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Space of World - von Freiheit der Evolution

- ein utopischer Roman -
von

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Erwachen

Er konnte nur noch verschwommen sehen. Er merkte wie ganz langsam und allmählich die Kraft aus ihm wich. Kälte zog in seinen Körper ein. An der Stelle, an der er getroffen wurde, fühlte er eine Befremdlichkeit, die er noch nie zuvor gespürt hatte. Seine Gedankenfäden bildeten Schlieren hinter sich. Das Konzentrieren fiel ihm immer schwerer. Dunkelheit schloss sich um ihn, legte in Kreisen größer werdende schwarze Flecken in sein Sichtfeld. Die Farben verliefen ins Grau. In seltsamer Zeitlupe erlebte er alles um sich herum. Unbehagen setzte in ihm ein angesichts der unaufhaltsamen Ereignisse. So machtlos hatte er sich noch nie befunden. Seine sensorischen Fähigkeiten wurden schwächer bis er schließlich nur noch einzig und allein seinen eigenen Körper wahrnehmen konnte.

Außerstande sich zu bewegen und so drastisch mit sich selbst und seinem Inneren konfrontiert, blieb ihm nichts anderes übrig. Natürlich hatte er sich schon jede Menge Gedanken gemacht, was ihn selbst betraf, aber diese neue Perspektive verschaffte andere Blickwinkel. Er war nicht das, was man einen klassischen Cyborg nennen würde. Halb- halb. Vielmehr war es eine symbiotische Verstärkung seines menschlichen Körpers mit technologischen Elementen unter Kontrolle eines maschinellen Verstandes. Aber war das tatsächlich alles? Steckte da nicht etwas mehr dahinter? Konnte man nicht mehr sein als nur das? Schließlich hatte die Menschheit Jahrhunderte damit verbracht die Frage nach ihrem Dasein zu lösen und das obwohl sie sich sicher waren Menschen zu sein. Erschuf Bewusstsein und die Erkennung einer eigenen Persönlichkeit automatisch diesen inneren Konflikt? Dahinter musste eine tiefere Bedeutung stehen. Für Luke waren diese abstrakten Denkmuster zu schwer. Philosophie konnte er nicht greifen, gar sie nachvollziehen, außerdem war sein Körper in miserabler Verfassung, was es nicht gerade erleichterte.

Mit Mühe und Not versuchte er sich zu bewegen. Gewichte tonnenschwer und unnachgiebig fesselten ihn aber an den Boden. Ganz dumpf, als wären die Geräusche durch tausende Filter gelaufen und etliche Kilometer weit weg, vernahm er eine Stimme. Zu hoch um von seinen Begleitern zu sein. Ein Kribbeln durchdrang seine Wunde.
 

*******

Metall. Wand. Lampen. hell. kalt. hart. Brummen. Raum. Herzschlag.

Einsamkeit.

Erste Worte die ihm durch den Kopf eilten. Zunächst ergaben sie keinen Sinn.

Bewegung. Schritte. Tür. Ferne. Weite. Welt.

Ich.

Wie ein Schlag ins Gesicht war er sich plötzlich bewusst. Ganze Einheiten von Informationen stürmten nun auf ihn zu. Alle zugreifbar mit ebensolchen Stichworten, wie er sie wahrgenommen hatte. Einer riesigen Karteikartenbibliothek gleich mit elektronischem Speichersystem. Assoziativdenken. Oder zumindest die vereinfachte Form davon.

Vor ihm tauchte ein Gesicht auf. Ein herbes gealtertes Gesicht. Ein Dreitagebart umgab das leichte Grinsen. Seine dunklen Augen leuchteten wie zwei große runde Köpfe. Kurzgeschorenes blondes Haar auf seinem Kopf. Eine Hand griff hinter ihn und drückte Armaturen. Grün-weißes Licht spiegelte sich kaum wahrzunehmen auf der Haut. Anzeigen wurde aufgerufen und angesehen. Mit einem Kopfnicken drehte sich das Gesicht wieder zu ihm um.

„Wie ist dein Name?“

„Einheit L“ antwortete er automatisch.

Die Bedeutung blieb ihm verschlossen. Ein weiteres Kopfnicken und das Gesicht verschwand wieder. Schritte um ihn herum. Ein weiteres Mal öffnete sich die Tür. Er drehte den Kopf. Seinen eigenen. Ein Gang war zu sehen. Steril und kalt wie der Raum in dem er lag.

Sein Eigen. Ein Körper. Er steuerte seinen Kopf zurück. Eine kurze Pause. Bewegung in seinem Oberkörper, sich anspannende Muskelfasern. Ein komplexes System aus Vorgängen automatisiert durch einen vorprogrammierten Verstand.

Er nahm nun den ganzen Raum war. Die Tür, verschlossen, mehrere leuchtende Monitore, technische Geräte, ein grauer glatter Boden. Zwei Männer. Das Gesicht, das vor ihm aufgetaucht war, trug einen weißen Kittel, hatte etwas wie ein Klemmbrett in der Hand. Der andere ein einfaches schwarzes langes Shirt. Die Beiden drehten sich zu ihm. Der alte Mann kam auf ihn zu, immer noch mit einem Grinsen, machte an seinen Gliedmaßen Reflexkontrollen und schien mit dem Ergebnis zufrieden. Er bekam plötzlich ein umfangreicheres Gefühl für seine Möglichkeiten und Bewegungsabläufe. Er schwang die Beine von der kalten Metallplatte und ließ sie herunterhängen, während sein Arme den Oberkörper stützten. Fragen drängten sich ihm auf. Er konnte sie aber nicht formulieren.

Stillschweigend ging die Szenerie weiter. Nur begleitet von dem Summen der Geräte.

********
 

Worauf hatte sie sich nur eingelassen? Vielleicht war es Neugier die sie bewogen hatte und die nun nach dem ersten Untersuchen größer wurde. Was war dieser Typ nur für ein Mensch? War er es überhaupt? Ein kompliziertes Gebilde von lebendem Gewebe und maschinellen Teilen lag vor ihr. Wie war es gekoppelt? Was konnte sie entfernen ohne etwas zu beschädigen? Schweiß rann ihr über die Stirn. Sie wischte es weg. Sie entschied sich einfach nur die Blutung zu stoppen. Das wäre wohl das Beste. Er musste gerettet werden. Andernfalls läge ihre Zukunft höchstwahrscheinlich in Einzelteilen in dem Magen dieses Tigers. Das mochte sie nun gar nicht.

Die Begleiter dieses… was auch immer, waren aus ihrer Sichtweite verschwunden. Was sie bloß vorhatten nachdem ihr Kumpane verarztet war? Hierbleiben? Das war nicht sehr wahrscheinlich. Schließlich lauerte hier in der Gegend immer noch dieser Typ mit dem Glatzkopf und ihr war nicht so ganz klar, warum er die Leute für den Augenblick in Frieden ließ. Überhaupt hatte sich die Begebenheit in ein ihr unbekanntes Schauspiel verwandelt. Ihr war nicht wohl zumute den Plot nicht zu kennen. Zu viel hieran warf Fragen auf. Mittlerweile machte sie sich auch ernsthafte Sorgen um ihre Bezahlung. Die Typen sahen nicht nur abgebrannt aus, sondern ließen auch jede Vorausplanung mangeln. Sie seufzte herzhaft.

Schlussendlich gelang es ihr nicht nur die Kugel zu entfernen, was sich als ganz schöne Fummelei erwies, aber das war es ja immer, sondern auch die Blutung zu stoppen. Sie war gerade dabei seinen Oberkörper zu verbinden, als sie die ersten Bewegungen ihres Patienten vernahm. Offenbar kam er wieder zu Bewusstsein. Der Himmel über den Häuserdächern hatte sich in die allseits bekannte orangerote Abenddämmerung verwandelt und kündigte von der kommenden Nacht. Sie befestigte das Ende der Mullbinde und sah wie sich die Augen ihres Verarzteten öffneten.

„Hey, keine Sorge. Ich bin Pia. Deine Begleiter sind mal eben austreten.“ Sie schenkte ihm ein beruhigendes Lächeln, das allerdings ohne Reaktion blieb. Der Schwarzhaarige blinzelte ein paar Mal, rieb sich die Augen und machte Anstalten sich aufzusetzen.

„Das ist keine…“ Doch ihr Rat wurde ignoriert mit einer abwinkenden Handgeste. Ihr Patient schaute sich um.

„Könntest du sie holen?“ Sie war ein wenig verwirrt, nickte dann aber.

Pia richtete sich auf und lief zu ihrem zeitweiligen Wohnort. Nach einigem Hin- und Herlaufen fand sie die beiden schließlich in etwas jämmerlichen Posen. Sie sahen sehr besorgt aus. Der Blonde hatte den Blick gesenkt und saß mit angezogenen Beinen da, während der Tiger mit verschränkten Armen und geschlossenen Augen in der Ecke stand. Seltsamerweise erinnerte sie das Bild an besorgte Eltern. Sie musste schmunzeln.

„Ihr könnt jetzt zu ihm.“ Mit einem schiefen Kopfnicken bedeutete sie ihnen hinauszugehen. Das ungleiche Paar wirkte sichtlich erleichtert und tat wie befohlen.

Auf dem Weg nach draußen hielt der Blonde den Tiger fest und drehte sich zu ihr um.

„Sag mal, ist der Tote da noch?“ Ein leichtes Zittern und Unbehagen schwang in seiner Stimme mit.

„Nun ja schon, was…“ Doch sie wusste den Grund. Das bedarf nun wirklich keiner Frage. „Okay, ich wird sie zu decken. Gut?“ Die Beiden nickten und warteten. Eilig lief Pia die Stufen hinauf zu ihrem Lager. Eigentlich war es schade drum ihre Decke dafür zu verwenden, aber was tat man nicht alles? Seit ihrem Elternvergleich sympathisierte sie extrem mit ihnen. Es erinnerte sie an etwas, dass sie längst verloren hatte. Wehmütig nahm sie sich die Decke. Ihr Blick schweifte durch die leere Kammer. Vielleicht brauchte sie keine richtige Entlohnung, sondern nur echte und ehrliche Gesellschaft.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  blacksun2
2007-10-24T07:59:38+00:00 24.10.2007 09:59
*seuf* was soll ich noch anders sagen, als dass es wieder einmalig war, ich weiß ich wiederhol mich, weil ich das jedesmal schreibe

ich glaub Luke würde von dem Elternvergleich nichts hören wollen, okay Tiger würde er vielleicht noch ertragen, aber Ben o.O, wenn dann wäre Ben wohl die Mutte4*g*
um Luke zu behandeln wäre wohl ne Mischung aus Mechaniker und Arzt ganz praktisch ^^
ich glaub nachdem sie ne Weile mit Ben zusammen war, würde sie die Einsamkeit wieder bevorzugen, oder sie ist genau der richtige Gesprächspartner für ihn, ich will dem ARmen jetzt schließlich auch nicht so runtermachen, denn so nervig ist er ja auch wieder nicht
Von:  shadowcat45
2007-10-22T12:01:45+00:00 22.10.2007 14:01
Herrlich das Kapitel.

Sätze wie "Seine Gedankenfäden bildeten Schlieren hinter sich" - Traumhaft. Oder auch "Ihr könnt jetzt zu ihm" - an der richtigen Stelle eingebaut.

Weiter so.

Grüsse

Adrian
Von:  Thuja
2007-10-21T15:33:43+00:00 21.10.2007 17:33
hey, hey, ich bin die ertse

super Kapitel. Man merkt, dass du die richtige Motivation hast "g"

Ben und Tiger als Eltern von Luke "lol" was für ein Vergleich. Na ja wenigstens ist Luke erstmal gerettet.
Frag mich nur, was er mal in der Vergangenheit war. Klang ein bisschen so, als wäre er mal mensch gewesen. Naja wenn du heut noch ein paar Kapitel machst, erfahr ich es ja schnell


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