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Das Erbe der Drachen - Band 1

Der Drachenkrieg
von

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Das Schloss von Ektorn

Kapitel 3: Das Schloss von Ektorn
 

Der Tunnel war inzwischen so hoch, dass Ryu und Lionheart aufrecht gehen konnten. Lionheart bewegte sich nur langsam vorwärts und hielt Abstand zu den zahlreichen Spinnweben, die überall hingen. Lionheart drehte den Kopf und sah sich die Wände an. Schließlich sah er wieder nach vorne - in dem Moment, als eine faustgroße schwarze Spinne sich vor ihm an einem Faden runterließ. Lionhearts ohnehin blasses Gesicht verlor jegliche Farbe und mit einem Aufschrei stürzte er sich hinter Ryus Rücken. Die Spinne verlor vor Schreck das Gleichgewicht, der Faden riss und sie stürzte zu Boden, wo sie eilig Richtung Kirche stürmte. Ryu sah der Spinne hinterher und fragte: >>Habt Ihr etwa Angst vor Spinnen, Lionheart?<<

Lionheart nickte langsam. Die Farbe kehrte nur langsam in sein Gesicht zurück. Ryu hätte nie gedacht, dass jemand, wie Lionheart, Angst vor etwas wie einer Spinnen haben konnte. Der Leibwächter schüttelte sich, trotz der Wärme, wie unter einem Kälteschauer und meinte: >>Von allem, was Ladon mit Hilfe seines Gottes erschaffen hat, sind Spinnen mit Abstand das Ekligste. Aber echt!<<

Ryu runzelte die Stirn und entgegnete: >>Alle Lebewesen sind wertvoll. Jedes hat einen Sinn. Spinnen sorgen zum Beispiel dafür, dass es nicht allzuviele Fliegen gibt.<<

>>Ich hätte lieber eine Fliegenplage.<<

Lionheart rümpfte die Nase. Ryu gab es seufzend auf und lief weiter. Lionheart sah sich noch einmal nach Spinnen um und folgte dem Kaiser misstrauisch.

Ohne Probleme (und ohne einer weiteren Spinne zu begegnen) gelangten Ryu und Lionheart an eine kurze Treppe, die an eine Steinmauer grenzte, auf der ein orangener Schalter angebracht war.

>>Na, bitte.<<, sagte Ryu.

Lionheart klopfte sich Staub und Spinnweben von seinem Mantel und schwieg. Ryu ging wortlos die Stufen hinauf und drückte auf den Schalter. Die Wand sprang zur Seite und gab den Blick auf einen gigantischen Raum frei, der als Speisekammer zu dienen schien. Alles Mögliche war hierin verstaut: Fleisch, getrockneter Fisch, Wein, Kartoffeln, Zwiebeln, Knoblauch und noch viel mehr. Der Geruch von Knoblauch überdeckte fast alles andere und biss Ryu heftig in der Nase.

Der Weg vom Geheimgang zur Küchentür war ungefähr zwanzig Meter lang und wurde von Regalen gesäumt. Lionheart schloss die Geheimtür hinter sich und sah sich erleichtert um. >>Hier gibt es bestimmt keine Spinnen.<<

Ryu seufzte und zuckte die Schultern. Zusammen liefen beide an die andere Tür und öffneten sie.

Die Küche war sogar noch gigantischer und sah eher aus wie eine Kirche. Köche und Dienstmädchen liefen geschäftig herum und beachteten Ryu und Lionheart nicht.

Der Kaiser räusperte sich und eines der Dienstmädchen blieb stehen und sah sie fragend an. Plötzlich flammte in ihren Augen ein Schimmer von Wiedererkennung auf und glücklich rief sie: >>Kaiser Ryu, Ihr seid gekommen! Prinz Culgan erwartet Euch schon. Folgt mir bitte.<<

Sie lief voraus und führte Ryu und Lionheart aus der Küche hinaus.

Die Flure des Schlosses waren mit roten Teppichen ausgelegt und rote Banner hingen an den Wänden. Auf jedem Banner war das Zeichen der flügellosen Drachenritter, allerdings in Gold, abgebildet. Ein kalter Wind fuhr durch das Schloss und Soldaten patrouillierten auf den Gängen und sahen Ryu teils misstrauisch, teils freundlich an. An Lionheart wurde nicht einmal ein Blick verschwendet, doch dieser scherte sich gar nicht darum, denn auch er warf keinen Blick zu den Wachen hinüber, sondern sah stur zu Boden.

Vor einer Tür blieb das Mädchen stehen und klopfte kurz. Ohne eine Antwort abzuwarten öffnete sie die Tür und bat Ryu und Lionheart einzutreten. Das Zimmer erinnerte Ryu an das kaiserliche Zimmer in Drakani, nur dass es sogar noch protziger zu sein schien. Ein junger Mann und eine Frau traten aus einer zweiten Tür. Beide hatten platinblonde Haare und stahlblaue Augen. Ryu erkannte sofort, dass Pater Johnson ansatzweise recht gehabt hatte: die Güte und Wärme der beiden strahlten ihnen aus den Augen, aber über die Augen der Frau hatte sich ein kaum sichtbarer Schleier gelegt.

Prinz Culgan lächelte, während Prinzessin Rose keine Miene verzog.

>>Ich freue mich, dass Ihr kommen konntet, Kaiser Ryu.<<, sagte Culgan.

>>Nun ja, irgend etwas muss ich doch tun, damit mein Volk nicht mehr leiden muss.<<

>>Denkt Ihr wirklich nur an Euer Volk?<<, fragte Rose spitz. >>Ich bin sicher, Ihr denkt nur an Euch und sonst niemanden.<<

>>Rose!!<<

Culgan sah seine Schwester erschrocken an. Ryu ballte seine Hände zu Fäusten und versuchte seine Wut zu unterdrücken. Es war für einen Kaiser nicht angemessen Wutausbrüche zu bekommen, wie Argus immer sagte.

>>Rose, wie kommst du dazu so etwas zu sagen?<<, fragte Culgan.

Die Prinzessin hob arrogant den Kopf und verschränkte die Arme, so dass jede Wärme von ihr wich. >>Albus de Silverburgh war egoistisch, arrogant und selbstherrlich - und so wird sein Sohn auch sein. Wie der Vater, so der Sohn. Er ist doch bestimmt nur hergekommen, weil das Leben im Palast so langweilig war.<<

Ryu senkte den Kopf und fing an vor Wut stark zu zittern. Das Schlimmste war: sie hatte recht!

Lionheart legte beruhigend seine Hand auf Ryus Schulter und murmelte etwas, was Ryu nicht verstehen konnte. Culgan packte Rose an der Schulter und zischte ihr etwas zu, worauf sie beleidigt in den hinteren Raum zurückkehrte.

>>Verzeiht meiner Schwester, Kaiser. Sie hat eine unerträgliche Wut gegen den letzten Kaiser Albus und darum denkt sie Ihr seid auch so.<<

Ryu atmete tief aus und zählte in Gedanken bis drei. >>Wir wollen nur das Drachenauge und dann so schnell, wie möglich wieder gehen.<<

>>Ich verstehe, Kaiser. Kommt mit mir.<<

Culgan führte sie über die Flure des Schlosses zu einem dunklen Gang mit nur einer Tür. Der Raum dahinter war nicht möbliert. Eine blaue Tür war das einzige, was Ryu sehen konnte und diese Tür schien von einem Drachensiegel umgeben zu sein. Culgan lief an die Tür und sagte: >>Wir kriegen diese Tür nicht auf. Vielleicht schafft Ihr es.<< Ryu zuckte mit den Schultern und trat näher an die Tür. Ein seltsamer Schimmer ging von ihr aus. Ryu hob misstrauisch seine Hand legte sie auf die Klinke und drehte daran.

Klack!

Die Tür sprang auf und gab den Blick auf eine dunkle Treppe frei. Culgan sah Ryu noch einmal an und sagte:>>Viel Glück, Kaiser Ryu."

Ryu nickte, obwohl er das Gefühl hatte, dass das Glück ihn auch diesmal wieder im Stich lassen würde. Er betrat die erste Stufe. Die Stufe begann zu leuchten und nacheinander leuchteten auch die anderen Stufen in einem grellen goldgelb. Am Ende der Treppe war eine schwarze Tür zu erkennen. Der Anblick dieser Tür jagte Ryu Angst ein, aber er wusste nicht warum und wollte es auch gar nicht wissen.. Es war nur eine Tür - aber von dieser Tür ging etwas Unheimliches aus, das Ryu nicht beschreiben konnte.

Er schluckte und stieg langsam die Stufen hinunter. Lionheart folgte ihm, aber legte sicherheitshalber die Hand auf den Griff seines Schwertes. Culgan schloss die Tür hinter ihnen wieder und Ryu hatte das Gefühl in die Ecke gedrängt worden zu sein. Er wollte nicht weitergehen, aber er konnte auch nicht zurück. Ryu verscheuchte den Gedanken wieder und merkte, dass er bereits an der Tür angekommen war. Langsam legte er seine zitternde Hand auf die schwarze Klinke. Ein kaltes Gefühl strömte durch Ryus Hand, durch seinen Arm in seinen Körper.

Ein erneutes Klack!

Die Tür öffnete sich wieder und Ryu und Lionheart wurden von einer unsichtbaren Kraft in den nächsten Raum gestoßen. Die Tür flog mit einem lauten Knall zu und wieder standen beide in der Dunkelheit.

>>Was kommt jetzt?<<, fragte Lionheart.

Ein Licht flammte auf, beleuchtete aber nur einen Altar auf dem ein Amulett lag. Sein Gefühl sagte Ryu, dass es das Drachenauge war.

>>Das ist es.<<, sagte Lionheart.

Ryu sah ihn erstaunt an und fragte: >>Woher wisst Ihr das?<<

Lionheart deutete auf ein kleines Schild am Sockel, auf dem Drachenauge stand.>>Also, Kaiser Ryu, nehmt das Auge und lasst uns verschwinden.<<

Ryu wollte nach dem Amulett greifen, hielt aber inne und sagte:>>Das ist zu leicht. Etwas stimmt hier nicht.<<

Ryu zog die Hand zurück und sah sich weiter um. Nirgends war eine Tür zu sehen oder eine sonstige Art von einem Ausgang.

>>Das ist eine Falle<<, sagte Ryu.

>>Wie kommt Ihr darauf?<<

>>Der Weg nach unten war viel zu kurz und unbewacht; dabei ist dieses Amulett viel zu wertvoll.<<

Lionheart runzelte die Stirn. >>Da ist was dran. Aber ich denke, da wir sowieso nirgends mehr rauskommen, können wir das Amulett nehmen.<<

Ryu nahm das Drachenauge vom Altar und plötzlich verschwand der Raum um sie.

Wieder leuchtete ein Licht auf und diesmal konnte Ryu erkennen, dass sie sich in einem Raum befanden, der aussah wie eine Kampfarena. Die Tribünen waren überfüllt mit Menschen, die mit gierigen, nach Blut dürstenden Augen auf Ryu und Lionheart herabsahen. Die beiden stellten sich Rücken an Rücken aneinander und legten die Hände auf die Griffe ihrer Schwerter. Ein schmieriges Lachen ertönte von der Haupttribüne. Ryu erkannte den amtierenden König Luke von Ektorn. Sein Aussehen war unverkennbar: sein silberblondes Haar klebte durch zuviel Gel an seinem Schädel und ein verschlagener Ausdruck lag auf seinem Gesicht. Luke sah nach unten und sagte verächtlich: >>Jetzt haben wir die beiden Drachen gefangen. Das wird euer Ende!<<

Ryu schluckte und sah tatenlos wie die Soldaten auf sie zukamen.
 

***
 

Der Junge war inzwischen mehr als zwei Stunden gelaufen, aber fühlte sich trotzdem nicht müde, nur hungrig und durstig. Ein Dorf war in der Ferne zu sehen und das gab ihm die Kraft weiter zu laufen. Weitere zehn Minuten später kam er im Dorf an, aber niemand war zu sehen.

>>Hallo?!<<, rief er.

Der Klang seiner eigenen Stimme kam ihm fremd vor. Und niemand antwortete.

Langsam ging der Junge durch das Dorf und fand schließlich die Bewohner, die an einem Wasserloch standen. Erst konnte er nicht sehen, was die Bewohner machten, aber dann erkannte er, dass eines der Kinder am Boden lag und weinte, während fünf der Erwachsenen den Puma in Schach hielten, der sich auf das Kind stürzen wollte. Er wusste nicht was über ihn kam, aber er wollte verhindern, dass dem Puma und den Menschen etwas geschah. Er rannte nach vorne durch die Masse der Menschen, die so verblüfft waren, dass keiner ihn aufhielt. Er stellte sich zwischen die regungslosen Männer und den Puma, der ihn neugierig ansah. Der Junge hob die Arme und sagte zu dem Puma: >>Los! Verschwinde!<<

Der Puma sah ihn seltsam an und schien zu überlegen, ob er den Jungen zerfleischen oder weggehen sollte. Der Blickkontakt zwischen den beiden brach für zwei Minuten nicht ab, dann trottete der Puma davon. Die Dorfbewohner blickten verwirrt dem Puma hinterher und sahen dann auf den Jungen. Er hatte seine Arme wieder fallen lassen und sah befriedigt der schwarzen Raubkatze hinterher. Plötzlich wurde tosender Applaus laut und verwirrt drehte der Junge sich um. Die Menschen strahlten und riefen Dinge, die er nicht verstand. Einige Erwachsene nahmen den Jungen und hoben ihn auf ihre Schulter. So trugen sie ihn in die Dorfmitte zum größten Haus in das er gebracht wurde. Das Haus war zwar sehr groß, aber es gab nur einen großen Raum, sonst nichts. Nicht einmal ein Fenster war zu sehen. Im Kamin am anderen Ende des Raumes knisterte ein Feuer und verbreitete spärliches Licht - und Wärme. Doch dem Jungen wurde es schon zu warm und am liebsten wäre er wieder hinaus an die frische Luft gegangen. Ein alter Mann mit einem langen weißen Bart saß auf einem Sessel und sah den Jungen freundlich an. Einer der Männer sagte zu ihm, dass er sich setzen könne und kaum saß er, begann der alte Mann zu reden:>>Ich heiße dich bei uns willkommen, Junge. Ich bin der Dorfälteste und wie heißt du?<<

>>Ahh...ich weiß nicht.<<

>>Was?<<

>>Ich erinnere mich nur daran, dass ich vor einiger Zeit in einem Wald aufgewacht bin. Mehr weiß ich nicht.<<

>>Oh, gut, gut. Dann geben wir dir einen Namen. Was hältst du von Kai? Es ist ein kurzes Wort, aber es heißt bei den Drachenmenschen soviel wie der Verlorene.<<

>>Kai? Na gut.<<

>>Also heißt du ab jetzt Kai. Aber sage mir: wie hast du den Puma vertrieben?<<

>>Ich habe einfach gesagt, dass er gehen soll.<<

Einer der Dorfbewohner stand auf und sagte:>>Das stimmt. Ich habe es genau gesehen. Er hat nur seine Arme gehoben und gesagt, dass er verschwinden soll. Darauf ist der Puma weggegangen und dabei hat er sich nicht einmal von unseren stärksten Kämpfern vertreiben lassen.<<

Der Dorfälteste strich sich bedächtig durch den Bart und sagte dann:>>Erstaunlich. Es scheint, als wärst du etwas ganz Besonderes.<<

Kai zuckte mit den Schultern und sah fragend auf den Ältesten.

Woher sollte er wissen, ob er etwas Besonderes war oder nicht?

Als ob der Älteste seine Gedanken erraten hätte, lächelte er noch breiter und sagte:>>Aber woher solltest du das auch wissen? Ich bin ein dummer alter Mann. Du hast einen Jungen aus diesem Dorf gerettet, also lasst uns ein Fest feiern!<<

Die anderen Dorfbewohner stimmten freudig und laut ein und machten sich an die Festvorbereitung.
 

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Ich danke allen, die das hier lesen und auch kommentieren. ^^ Ich hoffe, ich werde euch nicht enttäuschen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2004-04-07T15:49:51+00:00 07.04.2004 17:49
Hallo!

Bin wieder zurück! Danke erst mal für deine Antworten- die Drachen tauchen also wieder auf (dumme Frage, ich habe schließlich schon einen Verdacht in Bezug auf grünes LIcht spuckende Kreaturen)? Das freut mich (ich mag Drachen)!
MS ist eine Abkürzung für Mary Sue- oder ihren männlichen Gegenpart, Gary Stue. Beide sind meine erklärten Feinde- ich versuche, sie mit aller Kraft zu bekämpfen *zückt ihre Anti-MS-Laserbrille*.

Abgesehen davon, dass mMn das Tempo der Geschichte stellenweise etwas zu hoch ist (zwischen dem Eindringen in den Palast und der Gefangennahme, beispielsweise) fand ich in diesem Teil besonders die Umgebungsbeschreibungen beeindruckend- und Ryus Spinnenangst nett (meine beste Freundin hat Arachnophobie... das ist aber nicht mehr lustig, sie wird fast ohnmächtig, wenn sie einen normalen Funnelweb Spider sieht).
Edens Geheimnis bleibt weiterhin sehr schön vernebelt- ich vermute aber, eine seiner Fähigkeiten ist, mit Tieren zu sprechen? Musst die Frage nicht beantworten, wenn sie deine geplante Handlung kompromittiert ^.^!

Freue mich schon auf weitere, ebenso spannende Kapitel!

Bis dann!

Brandy


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