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Eternal's Serenade

Seinarukana
von

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Spieluhr

[Eternity] a moment standing still forever.

~ John Milton, 17. Jahrhundert
 

Obwohl die Spieluhr geöffnet war, herrschte eine bedrückende Stille im Zimmer, die umso gespenstischer erschien, da kein Laut aus der Uhr ertönte.

Schon lange fragte ich mich, weswegen der kleine Kasten aus dunkelbraunem Holz keine Melodie mehr spielte, aber es schien keine Antwort darauf zu geben. Ich würde es wohl nur herausfinden, wenn ich ihn auseinandernehmen würde – aber das brachte ich nicht über mich.

Die Spieluhr war eines meiner letzten Andenken an mein früheres Leben und auch wenn aus ihr keine Melodie mehr erklang, so wollte ich sie nicht zerstören. Stattdessen wollte ich warten, bis sie irgendwann wieder zu spielen anfing. Immerhin hatte ich alle Zeit der Welt und Wunder waren mir nicht mehr fremd in meinem jetzigen Leben.

Ich befand mich in einer Welt ohne Elektrizität, ohne fließend Wasser, ohne Fernseher oder Radio. Inzwischen erschienen mir die selbstverständlichen Dinge von früher wie Luxus – Luxus, den man nicht zum Leben brauchte, der es einem aber erleichterte. Und für die Leute hier wäre es sicherlich ein Wunder, wenn Wasser aus einem Hahn laufen würde.

Ich schloss den Deckel der Spieluhr, als etwas in einer dunklen Ecke des Zimmers erschien. Es war kein Mensch, aber die Aura war mir vertrauter als die eines jeden Menschen.

Auf vier Pfoten trottete das Wesen heran. Im Halbdunkeln konnte ich den Rubin auf seiner Stirn leuchten sehen.

„Wie sieht es aus, Karfunkel?“, fragte ich leise.

Eigentlich wären keine Worte vonnöten gewesen. Das grüne fuchsartige Wesen mit den drei Schweifen und den Ohren eines Hasen war mit mir verbunden und konnte meine Gedanken hören als wären es ausgesprochene Worte.

Doch der Klang meiner Stimme vertrieb meine Einsamkeit, die mich stets umgab.

Einsamkeit, das war auch der Name meiner Waffe, der Name meines Schicksals.

Karfunkel öffnete nicht seinen Mund, während er mit mir sprach, er redete direkt in meine Gedanken, während sein Gesichtsausdruck sich nicht veränderte: „Es sieht schlecht aus. Er hat einen unerschöpflichen Vorrat an Mana und an Lakaien. Und du bist die einzige hier, die ihn bekämpfen kann.“

Ich seufzte leise. „Dann brauche ich Hilfe... Hilfe von einem Eternal, am besten einem, der in der Nähe ist. Karfunkel, weißt du von einem?“

Das Wesen nickte knapp. „Er kommt von der Erde, aus Japan – zumindest sein früheres Ich. Und er ist nicht allein. Jedenfalls haben er und seine Gruppe im Zeitbaum für Ordnung gesorgt. Sie haben Et Ca Repha und Naru Yaga besiegt.“

Ein Eternal, der im Zeitbaum andere Eternal besiegte – was für eine Leistung. Ich konnte nicht anders als zu schmunzeln, denn im Zeitbaum, in dem es Unmengen von Mana gab, war es für jeden Eternal leicht, einen Feind zu besiegen, besonders wenn er nicht allein war.

„Aber das ist nicht alles. Erinnerst du dich an Sharivar? Er hat viele Eternal außerhalb des Zeitbaums getötet und Welten zerstört – aber dieser eine hat ihn besiegt.“

Das überraschte mich schon mehr. Sharivar hatte nicht nur über Stärke, sondern auch über treue Anhänger und Charisma verfügt. Die Person, die ihn besiegt hatte, musste wirklich über großes Können, Geschick und Stärke verfügen. Also fragte ich Karfunkel nach dem Namen des Eternal.

„Sein Name ist Murakumo no Nozomu.“

„Murakumo?“

Ich war wirklich überrascht, denn ich hatte nicht gewusst, dass Murakumo – oder Kusanagi, wie es allgemein auf der Erde genannt wurde – auch ein Shinken gewesen war.

Ob Susanoo, der Gott, der das Schwert gefunden hatte, auch ein Eternal gewesen war?

Doch schnell verwarf ich den Gedanken wieder, darüber konnte ich ein andermal nachdenken.

„Hast du auch ein Bild von ihm?“, fragte ich Karfunkel neugierig.

Der Rubin auf seiner Stirn leuchtete auf, das Bild eines braunhaarigen Jungen in einer blauen Schuluniform erschien.

Ich runzelte nachdenklich meine Stirn. „Der sieht aus wie ein kleiner Junge, meinst du wirklich, dass er der Richtige ist?“

„Du siehst auch nicht unbedingt aus wie eine erwachsene Frau.“

Ich schnaubte. Diese Diskussion hatten wir schon zu oft geführt, ich wollte sie nicht noch einmal durchmachen. Aber Karfunkel anscheinend schon.

Ich ging nicht weiter darauf ein. „Okay, dann... wie konnte er einen Pakt mit Murakumo schließen?“

„Er ist etwas ganz Besonderes. Er ist Jiruols Wiedergeburt – und er hat Narukana und Salbar bei sich in der Gruppe.“

Als ich die drei Namen hörte, zog sich alles in mir zusammen. Ich wusste, wer Jiruol war, ich hatte in meiner kurzen Zeit als Eternal viel gelernt. Und auch die Namen Narukana und Salbar waren mir nicht fremd. Ich war sicher, dass diese Drei die einzigen waren, die mir helfen konnten, diesen Feind zu besiegen.

„Gut, gib der Gruppe die Koordinaten, ich werde sie hier erwarten.“

Karfunkel senkte den Kopf als wolle er sich verbeugen und verschwand plötzlich wieder.

Er ließ mich zurück in der Stille, mit einer Kerze, die fast heruntergebrannt war, wie ich feststellte.

Eine Woge von Einsamkeit überkam mich. Und auch eine Welle von Neid. Jiruol, der Gott der Zerstörung, der in einer Gruppe reiste, ich, die ich nie etwas getan hatte, die allein reisen musste. Und wie in meinem alten Leben musste ich feststellen: Es war verdammt unfair.

Aber vielleicht würde ich meine Meinung ändern, wenn ich ihn persönlich treffen würde. Wenn er schon den Zeitbaum gerettet und Sharivar getötet hatte, hatte er sich womöglich wirklich geändert.

Ich war gespannt auf ihn.

Doch bis sie ankommen würden, würde noch ein wenig Zeit vergehen.

Ich öffnete die Spieluhr wieder, legte mich auf das Bett und fiel, während ich innerlich die Musik von damals hörte, in einen tiefen und traumlosen Schlaf.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  LeanaCole
2008-09-11T20:36:03+00:00 11.09.2008 22:36
Jetzt weiß ich ja, wie Adina aussieht. Meine Vorstellung von Cissnei ist weg *freu* *lach*

Der Prolog gefiel mir sehr gut (besonders Karfunkel). Und mein Shari wurde auch erwähnt. Muhahahaha, er war eben gefürchtet XD
Aber jetzt isser ja net mehr da (Danke, Nozomu and friends XD), also muss ein anderer böööööser Bubi her XD

Du kritisieren habe ich im Moment nichts. Mal sehen, wie das beim ersten Kapitel aussehen wird XD


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