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Das Gemälde des Sterbenden Knaben

Sequenz xx
von

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Kapitel 4 (Teil 2) P16

Zu seinem Glück stattete Leonardo schon am nächsten Tag dem Freudenhaus einen Besuch ab.

Ezio, welcher, so lange Teodora noch seine Assassinenausrüstung bearbeitete, als Übergang ein paar feine Seidengewänder trug, saß gerade im Eingangsbereich und spielte mit Anna Schach als er den Raum betrat. Zuerst hatte er ihn nicht erkannt. Er trug weder sein weites Wams, noch seinen exzentrischen Umhang oder sein Barett. Stattdessen war er in eine einfache, aber hübsche Leinentunika gekleidet und hatte sein Haar zu einem Zopf zurückgebunden. Zudem trug er eine simple, braune Maske und hatte einen kleinen Koffer bei sich. Ezio hielt ihn für einen unsicheren Besucher.

Erst als er mit Teodora ein paar Worte wechselte erkannte Ezio ihn.

„Die Mädchen warteten schon sehnlichst auf Euch.“ Sagte Teodora freundlich. Leonardo nahm indes seine Maske ab und lachte fröhlich und ein wenig schüchtern. „Es freut mich, dass beide Seiten daran Spaß finden.“ entgegnete er.

Schon kam ihnen eine schöne Dirne entgegen und nahm Leonardos Hand,

die Wangen gerötet.

„Ich wünsche euch viel Erfolg mit der Befriedung Eurer Bedürfnisse.“ sagte Teodora.

Leonardo nickte ihr freundlich zu und verschwand mit der Dame im oberen Stockwerk.

Nachdem er außer Sichtweite war warf sie einen Blick zu Ezio und nickte. Mit ihren Lippen formte sie stumm die Worte „Viel Glück“ und ging wieder

in ihre privaten Gemächer.

Ezio stand augenblicklich auf.

„Verzeih mir, meine Schöne“ Sagte er zu Anna und küsste sie auf die Stirn,

„Ich werde mich nachher weiter vor dir und deinen Schachkünsten blamieren. Jetzt habe ich etwas zu tun.“

Sie lächelte ihn an und nickte.

Er folgte Leonardo nach oben und lauschte an den Türen um zu erkennen hinter welcher er sich befand. Schnell hatte er die Richtige gefunden. Er zögerte. Sollte er wirklich jetzt schon eintreten? Normalerweise wäre das kein Problem für ihn, die Dirnen genierten sich nicht und auch sonst ging es in der Einrichtung recht offen zu. Allerdings war er etwas verunsichert

nachdem er letzte Nacht zu weit gegangen war.

Er entschied sich gegen die Vernunft und klopfte an.

„Ja?“ Fragte Leonardos frohgemute Stimme. Ezio trat ein und ertappte Leonardo dabei wie er gerade die Gelenke des Mädchens an die Bettpfosten knebelte. Ihre Wangen waren vor Erregung gerötet, ihre Lippen leicht geöffnet. Anscheinend erwartete sie Großes.

Leonardo warf ihm einen kurzen Blick zu, lächelte und widmete sich dann wieder den Fesseln.

„Ezio, so trifft man sich an den ungewöhnlichsten Orten. Komm herein und hilf mir.“

Ezio betrat den Raum irritiert. War er nicht mehr böse auf ihn?

„Ich hab auf dich gewartet.“ Beichtete Ezio ehrlich. „Ich wollte mit dir sprechen.“

„Warum kommst du mich dann nicht zu Hause besuchen? Ich bin nicht mehr wütend auf dich, Amico. Meinem besten Freund kann ich unmöglich wirklich böse sein. Verzeih mir meinen Ausbruch gestern.“ Sagte er entschuldigend und öffnete seinen Koffer. Er war voll von seltsam anmutenden Utensilien, darunter ein skalpellähnliches Ding, das statt einer Klinge ein Rädchen mit spitzen Nadeln hatte.

„Ich … wie … was ist das alles? Wobei soll ich dir helfen?“ Fragte er verwirrt. „Willst du das arme Mädchen etwa aufschneiden und untersuchen?“

„Natürlich nicht.“ entgegnete Leonardo, „Bitte verbinde der Schönheit hier

ihre Augen, und ich zeige es dir.“

Ezio tat zögerlich wie ihm geheißen und setzte sich neben die Mätresse aufs Bett. Auch wenn ihm das Ganze nicht wirklich geheuer war, er vertraute Leonardo. Das Mädchen erzitterte unter Ezios Berührungen, und er fragte sich unwillkürlich was sie denn erwartete, dass sie derartig erregt war.

„Bene?“ fragte er sie als er fertig war. Sie nickte.

Dann holte Leonardo sein Nadelmesser heraus.

„Heute machen wir an der Hüfte weiter, in Ordnung, Madonna?“ Fragte Leonardo und drehte das Rädchen. Das metallene Geräusch brachte die Dirne zum erzittern. „Ja, Signore“ brachte sie hervor.

„Leonardo…“ begann Ezio, „Was ist das?“

„Ursprünglich ein Folterinstrument. Es heißt Folterrad. Ein sehr nützliches Gerät.“ Sagte Leonardo und breitete ein paar Pergamentblätter auf dem Nachttisch aus. Dann stellte er ein kleines Tintenfässchen daneben und tunkte die Spitze seiner Feder in die schwarze Flüssigkeit, bereit zum Schreiben. In der anderen Hand behielt er das Folterrad. Und dann begann er mit seiner Arbeit.

Das Folterrad setzte er sanft an ihrer Hüfte an, so sanft, dass man es kaum wahrnahm. Dann bewegte er es sehr langsam über jeden Millimeter ihrer Haut. Die Mätresse erschauderte und keuchte, und Leonardo zeichnete währendem Punkte in eine vorgefertigte Skizze ihres Bauches.

Ezio bemerkte, dass sie manchmal lauter, manchmal leiser Stöhnte, und manchmal Begriffe wie „null“ und „vier“ von sich gab. Dementsprechend veränderte Leonardo die Punkte auf seiner Skizze, so dass sie mal dicker, mal dünner waren. Hie und da ließ er die Punkte komplett aus. So entstand nach einer Weile ein Muster, welches die Sensibilität des weiblichen Körpers auf das Folterrad darstellte.

Ezio sah fasziniert zu. Leonardo war mit vollem Herzen dabei, er lebte für seine Arbeit. Unter ihm lag eine der schönsten Mätressen die Ezio je gesehen hatte und sie war mehr als willig. Doch Leonardo konzentrierte sich vollends auf seine Arbeit und dachte allem Anschein nach nicht einmal daran sich durch sie sexuelle Befriedigung zu verschaffen.

Ihr Stöhnen wurde stetig lauter, was aber offenbar nicht daran lag dass er empfindliche Stellen traf, sondern an ihrer allgemeinen Erregung. Leonardo machte ungerührt weiter. Irgendwann fing das Mädchen schon förmlich an zu kreischen und rief nach Erlösung. Ezio musste sich am Bett festhalten um nicht über sie herzufallen.

„Ich kann nicht mehr!“ Schrie sie und wand sich unter dem Folterrad. „Bitte, bitte, Signore! Bitte!!“

Leonardo konnte keine Unterschiede mehr zwischen ihren Rufen erkennen und sah ein dass er nicht mehr weiterarbeiten konnte. Er legte die Feder weg.

„Bene. Ich danke dir vielmals, Francesca.“ Sagte er und legte seine große, zarte Hand zwischen ihre Beine. Ezio fuhr regelrecht zusammen und riss die Augen auf, denn die Mätresse erreichte augenblicklich ihre Ekstase. Sie schrie sich die Seele aus dem Leibe, riss an den Fesseln, dann war sie plötzlich still. Die beiden Männer stellten fest dass sie in Bewusstlosigkeit gefallen war.

„Oh.“ Sagte Leonardo und nahm die Hand von ihr. „Sie war wahrhaftig an ihren Grenzen.“
 

Ezio starrte Leonardo einfach nur fassungslos an. Er hatte die Frau zum Höhepunkt gebracht ohne jemals in sie eingedrungen zu sein. Er hatte sie nicht mal nicht mal richtig stimuliert, es nicht einmal darauf angelegt, nur seine Hand zwischen ihre Beine gelegt, genau wissend dass er sie damit erlösend würde. Dieser Mann war nicht nur ein Genie, er war ein Allmächtiger.

„Alles in Ordnung mit dir?“ Fragte Leonardo. „Du bist ganz blass.“

„Mein Blut ist woanders“ erwiderte Ezio knapp.

Leonardo lachte herzlich, während er seine Utensilien in den Koffer zurückpackte. „Soll ich dich auch erlösen?“

Ezio dachte unwillkürlich einen Moment darüber nach. Einen Höhenpunkt, der ihm das Bewusstsein raubte, eben wie diesem Mädchen hier, das wäre wahrlich eine interessante Erfahrung. Zudem war Leonardo neben seinem Onkel Mario der einzige Mensch bei dem er sich im bewusstlosen Zustand sicher fühlen würde. Vielleicht würde er irgendwann darauf zurückkommen, doch nicht jetzt. Er schüttelte den Kopf.

„Wäre das bei einem Mann anders, würdest du ihn analysieren? Könntest du da auch so ruhig bleiben?“ Fragte Ezio etwas atemlos.

Leonardo nickte, während er die Fesseln des armen Mädchens, welches immer noch bewusstlos war, löste. „Ja. Beantwortet das deine Fragen? Oder zumindest diese eine, die dir seit gestern im Kopf herumschwebt?“ Er zog eine Augenbraue hoch.

„Ich .. oh…“ Ezio stockte der Atem. Er hatte ganz vergessen, weswegen er überhaupt gekommen war.

„Leonardo … verzeih mir meine Direktheit. Ich wollte dir nicht zu nahe treten.“

„Schon gut“ Erwiderte Leonardo und deckte das Mädchen vorsichtig zu.

„Irgendwie ist deine Eifersucht ja auch schmeichelhaft.“

„Was? Eifersucht? Wie kommst du…? Nein! Das ist … ich meine … ja! Doch, ich bin schon … ich meine, ich kann diesen Jungen einfach nicht … ach“. Ezio stöhnte. „Gibt es denn Grund zur Eifersucht?“ fügte er hinzu.

Leonardo sah ihn an und blinzelte. Dann lachte er. „Hörst du dir eigentlich selbst zu, Amico mio?“

Ezio wurde rot. „Ich will einfach nicht dass du mit ihm verkehrst.“ sagte er.

„Du kennst meine Antwort darauf bereits. Der Junge ist meine Muse, und ich werde ihn nicht fortschicken, einzig und allein aufgrund deiner Eifersucht. Wobei es keinen Grund gibt, Ezio. Du bist und bleibst mein bester Freund, und außerdem bist du ihm in Etwas weit voraus: Du bist auch innerlich wunderschön.“ Sagte Leonardo und klopfte ihm auf die Schulter.

Ezio wusste nicht, was er sagen sollte. In seiner Brust herrschten gemischte Gefühle. Erleichterung, Freunde, aber vor allem eines: Verzweiflung. Salaj hatte Leonardo tief in seinen Fängen, und er, Ezio, konnte nichts dagegen ausrichten.

„Dann versprich mir bitte eines, Leonardo.“ Sagte Ezio flehend. „Pass auf dich auf. Es ist … es ist nur ein Gefühl, aber ich glaube, der Junge tut dir nicht gut. Bitte. Mir zuliebe.“

„In Ordnung.“ erwiderte Leonardo müde und seufzte. Erst jetzt bemerkte Ezio in dem fahlen Kerzenlicht die tiefen Furchen unter seinen Augen. Er sah furchtbar krank aus.



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