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Child of Wisdom

Fortsetzung von Lost Prince
von

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2. Der Anfang von Desterals Ende

Motorgeräusche schmissen Siri früh morgens aus dem Bett. Eigentlich war es nicht ihre Absicht mit Lyze aufzustehen, aber diese einfach ungewohnten Geräusche bei seiner Abfahrt ließen ihr keine andere Wahl.

Es war später, als wenn Lyze zu Fuß zur Arbeit ging – die Sonne war immerhin schon voll, knapp über dem Horizont, zu sehen. Nicht nur sie wurde geweckt, sondern auch Aria. Sie hatte das Motorrad noch gar nicht gesehen und lief umso überraschter aus ihrem Zimmer, als sie dieses laute Geräusch hörte.

Wenn sie schon zusammen wach waren, konnten sie genauso gut gemeinsam Frühstücken. Siri erklärte dem Mädchen nebenbei, was es mit dem Motorrad auf sich hatte. Ihre Reaktion war natürlich Begeisterung, sie wollte die Maschine am Liebsten sofort sehen – da musste sie sich allerdings bis zum Abend gedulden.

Nach dem Frühstück begleitete Siri sie zur Schule. Zwar glaubte die junge Frau nicht, dass Furah für das Kind gefährlich werden könnte, aber vielleicht lief er ihnen ja über den Weg – und dann könnte man doch gleich fragen, ob er nicht mal zum Essen vorbeischauen möchte. Lyze würde dies sicher nicht gefallen. Aber wenn man es untertags macht, erfährt er davon vielleicht auch nichts.

Auf dem Weg nach draußen bemerkte Siri, dass der Halbengel seinen Kommunikator auf dem Beistelltisch neben der Tür vergessen hatte. Wollte er sich nicht heute mit Avrial zum Magietraining treffen? Wenn er nun Lyze erreichen möchte, würde niemand reagieren; außer vielleicht Siri, die ihm sagen würde, er sei noch bei der Arbeit.

Nachdem es auf dem Hinweg zur Schule keine Spur von Furah gab, holte sie Aira auch noch von der Schule ab. Der Magier ist immerhin auch letztens auf dem Nachhauseweg aufgetaucht. Doch auch dort kreuzte er nicht ihre Wege. Vielleicht war er gestern auch nur zufällig in der Nähe und hatte noch zufälliger genau Aira und ihre Freundinnen getroffen – und wusste dabei nicht, dass es sich um die kleine Schwester von Lyze handelte. Demnach könnte Aira ab übermorgen wieder alleine zur Schule gehen; Siri würde sie auch morgen zur Sicherheit noch einmal begleiten, Lyze würde es so wollen.

Ihr Gespräch von Gestern hatte die junge Frau schon fast Vergessen gehabt. Wie peinlich es doch nicht war. Siri wollte ihm endlich sagen, was sie für ihn empfand, konnte aber nicht. Lyze schien auch gar nicht mitbekommen zu haben, worum es ging… ob er ihr überhaupt richtig zugehört hatte?

Vielleicht war es auch einfach nicht der passende Moment. Gut, es war ein schöner Sonnenuntergang und Lyze spielte einsam Gitarre, aber dass Aira jeden Moment dazwischen platzen könnte, damit hätte Siri rechnen müssen…

Endlich daheim angekommen, bereitete die junge Frau auch gleich das Abendessen vor. Aira beschloss dieses Mal gleich die Hausaufgaben in ihrem Zimmer zu machen, dann hatte sie den ganzen Abend zeit für spaßigere Dinge. Noch schnell bereitete Siri das Backblech vor, heute würde es endlich mal wieder einen Braten geben. Beim Gehen durch die Küche schweifte ihr Blick zum Fenster, an dessen Landschaftshorizont schon wieder die Sonne sank. Avrial hatte sich auch noch nicht gemeldet. Siri konnte nicht wissen, wie und wann sich die Jungs absprechen, doch war sie sich sicher, dass es immer gegen Nachmittag sein müsste, eigentlich.

Den Braten fertig zubereitet, schob sie ihn in den Ofen, machte ihn zu und stützte sich erstmals, schweiß von der Stirn wischend, an die Küchentheke.

Es kam unerwartet.

Ohne Vorwarnung.

Ein lauter knall in der Ferne, der nicht nur die Gewürze im Regal ins rütteln brachte. Völlig überrascht lief Siri zum Türstock und hielt sich fest – was war das? Ein Erdbeben? Nein, es war zu kurz dafür. Denn gerade als ihr diese Gedanken durch den Kopf gingen, war es auch schon vorbei – nur ein tiefes Grollen raunte jetzt durch die Luft, es war Ohrenbetäubend.

„SIRI!“, hörte man Aira durch obigen Flur rufen, „Siri, was ist das!?“

„Ich weiß es nicht-“, sie kam zu den Stufen, streckte Aira, die die Treppe hinab lief, die Hand entgegen. „Keine Angst, ich bin mir sicher, es ist gleich vorbei.“

Doch dem war nicht so. Noch Minuten lang raunte das Grollen durch die Luft, so gleichmäßig wie der Ton war, brachte er sogar die Fensterscheiben ins wellen. Nun mischte sich ein zweites Geräusch hinzu. Siri sah überrascht, mit Aira an sich geklammert, auf, als Vogelgeschrei lauter wurde.

Sie konnte nicht anders und lief vor das Haus. Aira lief ihr nach und starrte genauso fassungslos wie sie gen westlichen Horizont, bis hin zu über ihren Köpfen, wo tausende Vögel vorüber flogen.

„Wovor flüchten sie Siri!?“

„Ich…“, Siri schluckte, „Ich weiß es nicht…“, tatsächlich aber konnte man den Grund am Horizont sehr wohl erkennen. Es war undefinierbar und schwarz.

Es war, als würde die Nacht hereinbrechen, obwohl am Ende des Horizontes die Sonne noch schien. Wie eine Nacht, die langsam dem Himmel zu verschlucken schien.

Das gefiel Siri ganz und gar nicht. Zum einen deutete dieses Ereignis mit Sicherheit ein weiteres Unglück für Desteral an, zum anderen befand sich bekanntlich Destercity im Westen – und diese Finsternis schien sich von dort auszubreiten…

„Lyze…“, begann sie laut nachzudenken, wobei sich Aira wieder an ihr Kleid klammerte. Dem Mädchen war sehr wohl bewusst, dass sich ihr Bruder höchstwahrscheinlich in mitten dieser eigenartigen Gefahr befand.

„Keine Sorge Aira.“, meinte Siri und versuchte dabei zu lächeln, „Lyze ist sicher bereits auf dem Weg nachhause, ihm wird nichts geschehen.“, hoffte sie zumindest.

Endlich war das tiefe Grollen vorbei. Es war auf einmal ganz still. So still, dass man eine Stecknadel fallen hören könnte. Die Tür zum Haus stand offen und knarrte im beginnenden Wind hin und her.

Da hörte man einen elektronischen Ton. Siri sah dabei zum Haus, denn er kam eindeutig von drinnen. Mit ein wenig Mühe befreite sie sich aus Airas Griff, um in den Vorraum zu gelangen. Da es plötzlich so dunkel wurde, griff Siri nach dem Lichtschalter, doch er funktionierte nicht. „Keine Energie…?“

Der elektronische Ton meldete sich abermals, er war kurz und kam von dem Beistelltisch unter Siri. Sie erkannte schnell, dass es Lyzes Kommunikator war, der sich meldete – nicht umsonst blinkte das Display wie verrückt.

Schnell nahm sie es in die Hände und probierte alle drei Knöpfe durch, um das Gerät in gang zu kriegen. Als es dann ein „Biep“ von sich gab und das Display dauerhaft leuchtete, war ihre erste Frage: „Lyze!?“ Auch wenn es in ihrer Panik war, war es blöd. Immerhin konnte sich Lyze doch nicht selbst anrufen, oder?

„Siri?“, hörte man aus dem Gerät relativ undeutlich, „Siri, kannst du mich hören?“

Es dauerte ein bisschen, bis das rauschen am Display verschwand und das Gesicht eines schwarzhaarigen Mannes mit dunkelroten Zylinder zu erkennen war.

„Avrial!“, freute sie sich, „Oh bin ich froh, dich zu sehen! Du glaubst nicht was bei uns passiert, der Himmel ist plötzlich-“

„Ja, ich weiß, ich weiß es. Bei uns auf Ikana geht es auch schon los.“

„Was geht los? Avrial, was ist das denn?“

„…Wo ist Lyze?“

„Er… er ist noch nicht zuhause. Aber wahrscheinlich ist er bereits am Heimweg.“

„Nein… das ist schlecht.“, Avrial murmelte etwas vor sich her, ehe er wieder aufsah, „Das ist egal. Siri, hör mir jetzt gut zu: Du musst auf der Stelle mit Aira den Zug nach Norden nehmen. Sprich mit niemanden und reise mit wenig Gepäck.“

„Aber sollten wir nicht auf Lyze-“

„Nein!“, Avrial schien es todernst zu meinen, „Er wird nicht kommen. Siri, du musst sofort von dort weg, ihr könnt nicht warten. Nimm den nördlichen Zug und komm zu mir ins Schloss, verstehst du mich?“

„Was ist hier eigentlich los?!“, ihr ging Avrials Satz „Er wird nicht kommen“ durch den Kopf, „Was passiert denn in Destercity?!“

„…Das ist nicht der richtige Zeitpunkt, ich erkläre es dir im Schloss.“, im Hintergrund sah man ein Mädchen durch das Bild laufen.

„Huh? Wer war das, Avrial?“

„Uhm-“, er bemühte sich, sich kurz zu halten, „Du wirst es mir nicht glauben – das Kind der Weisheit ist bei mir…“

„Das Kind der Weisheit!? Woher hast du-“

„Sie kommt aus der Zukunft.“

Siri sah nach der Antwort einfach nur doof aus der Wäsche.

„Siehst du, ich sagte doch, du wirst es mir nicht glauben. Ich… ich erkläre dir alles Später, versprochen. Mach dich jetzt auf den Weg, uns bleibt nicht viel Zeit. Bis bald.“

Das Bild am Display verschwand und leuchtete nicht mehr.

Noch immer ungläubig stand Siri da, im dunklen Zimmer und starrte auf den ausgeschalteten Kommunikator. Erst nach ein paar Sekunden sammelte sie sich und sah hinaus in die dunkle Weite. „Aira, komm zu mir!“
 

Im selben Augenblick, weit entfernt im Westen, konnte man selbst von hoch oben die brennende Hauptstadt erkennen. Es gab keine Energie, nur wenige Feuerwehrwagen fuhren durch die zerstörten Straßen, und überall konnte man Menschengeschrei vernehmen.

Die wichtigste Stadt des Landes lag in Trümmern.

Die, die weit genug entfernt waren, flüchteten aus der Stadt und wagten es nicht, sich umzudrehen.

Im Zentrum der Stadt, im höchsten Gebäude und gleichzeitig ältesten Schloss, saß verängstigt der rundliche Bürgermeister in einer Ecke und bangte um sein Leben. Denn indem Moment kam eine riesige, pechschwarze Welle durch das Haupttor gekrochen und machte erst halt, nachdem es das ganze Schloss in sich verschlungen hatte. Kurz vor dem Bürgermeister hielt das glibberige Ding schließlich und stellte sich Deckenhoch auf. Es wellte sich abermals ganz wild, als ein Teil der Masse sich löste und vor ihm auf dem Boden die Gestalt einer unheimlichen Kreatur annahm. Ein wahnsinnig langer Körper. Drei Krallen an den Händen und Füßen. Der Körper schwarz wie die Nacht, sodass man eigentlich nur die Konturen erkennen konnte – bis auf die eisblau stechenden Schlitzaugen.

Die Kreatur baute sich vor dem verängstigten Bürgermeister groß auf, bevor sein Arm nach ihm ausfuhr und ihn eng am Hals packte. Als der rundliche Mann zwei Meter über den Boden, dicht vor dem Gesicht der Kreatur baumelte, begann das Monster, mit tiefer, weiblicher Stimme zu Sprechen: „Wo sind eure Herrscher?“

„E-es ähm… i-ich bin der Bürgermei-“

„Wo ist die königliche Familie!?“, die Kreatur hatte überhaupt keine Geduld und drückte dem Mann den Hals zusammen, „Sprich!“

„Es gibt keinen König!“, der Mann versuchte den Griff der Kreatur zu lockern und rang nach Luft, „Die königliche Familie endete vor zwanzig Jahren, wir sind keine Monarchie mehr!“

„Unmöglich!“, die Kreatur wurde nicht gerade Glücklicher mit dieser Antwort, „Die Familie wird niemals Enden, es muss Nachkommen geben! Wo sind sie? Versuche sie nicht zu verstecken, oder du bezahlst mit deinem Leben!“

Ehe der Bürgermeister antworten konnte, brach ihm die Kreatur sein Genick. Sie drehte sich nur mehr zu der gewaltigen schwarzen Masse und ließ den leblosen Körper fallen. „Sucht die Nachkommen Desterals! Ich will unsere Rache. Und wir werden sie kriegen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Azahra
2013-10-27T09:56:06+00:00 27.10.2013 10:56
Uhuhu......
DAS Kapitel ist ja mal wirklich hart O.o
Ohje, die arme Siri und die arme Aria! Und was ist nur los mit Lyze?! Omg....
wie kannst du nur so gemein sein und alles kaputt machen *dich hau*
Schäme dich!!!!

Aber ich werde dennoch weiterlesen. Es sei dir verziehen ;)

Liebe Grüße,
Azahra
Antwort von:  Ireilas
27.10.2013 15:02
Eheheheeh >:D
Jetzt gehts erst so richtig los - man macht es putt und baut es langsam wieder auf. :B
Danke fürs bisherige lesen und viel Spaß beim weiterlesen ^^
Von:  SunnyFlower
2010-08-06T20:17:36+00:00 06.08.2010 22:17
Der Kapiteltitel verheißt nichts Gutes....°-°

"Lyze würde dies sicher nicht gefallen. Aber wenn man es untertags macht, erfährt er davon vielleicht auch nichts."

Ah~ Furah als Gast stelle ich mir lustig vor! x3 Möchte Siri ihm nun domestizieren? :P

"Siri wollte ihm endlich sagen, was sie für ihn empfindet, konnte aber nicht. [...]"

Er hat ihr sicher zugehört, aber er ist nur ein Mann! xD *lach* Die sind alle begriffsstutzig, besonders Lyze x3~ Es WAR der perfekte Moment, wie in einem Film und dann kommt Aira dazwischen, wie gemein óo

"„Ich weiß es nicht…“, tatsächlich aber konnte man den Grund am Horizont sehr wohl erkennen. Es war undefinierbar und schwarz."

Ah! óo Das ist so gruselig >< Ich hoffe ja, Lyze ist wirklich nichts passiert, aber irgendwie habe ich eine dumme Vorahnung :<

"„Nein… das ist schlecht.“,"

Uaaah, man kann wirklich spüren, dass Avrial ihr die Anweisung mit Druck in der Stimme gibt >< Siri tut mir Leid, sie hat sich schon soviele Gedanken gemacht und dann sagt er auch noch "er wird nicht kommen" óo

"„Sie kommt aus der Zukunft.“
Siri sah nach der Antwort einfach nur doof aus der Wäsche."

Das würde ich auch tun! °-°

"Die Kreatur baute sich vor dem verängstigten Bürgermeister groß auf, bevor sein Arm nach ihm ausfuhr und ihn eng am Hals packte"

Der arme Bürgermeister óo Er hat ihm doch garnichts getan, warum muss er ihm gleich genickbruchen?! >< Dieses Vieh ist gruselig, es scheint seine Gestalt ändern zu können °.° Ich frage mich, was es so sicher macht, dass die Monarchie doch nicht ausgestorben ist...?

*Schüssel schwarze M&Ms dalass* Ich bin gespannt, wie es weitergeht ^-^

Sun :3


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