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Child of Wisdom

Fortsetzung von Lost Prince
von

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Das Wiedersehen

Niemand auf der Insel Ikana bekam etwas von den angriffen der finsteren Wesen mit. Die altmodischen Leute wunderten sich zwar über den plötzlichen Wintereinfall, kamen aber nicht auf den Gedanken, der Weltuntergang könnte dahinter stecken. Vielmehr dachten sie, sie haben den angeblichen „Gott der Jahreszeiten“ aus irgendeinem unauffindbaren Grund erzürnt, weshalb sie begonnen hatten, ihre jungen Nutztiere zu „opfern“.

Nur ein Mann hoch oben im Schloss schüttelte den Kopf über ihre Taten. Er war nun bald der am längsten auf Ikana Lebende, dennoch konnte er sich dem niemals weiterentwickelnden Volk nicht gänzlich anpassen. Gut, die Menschen in Ikana kamen bisher noch nie mit dem Fenduskristall in Berührung, weshalb sie im Moment die einzigen in Desteral waren, die nicht mit den Monstern zu kämpfen hatten; dennoch war es schon oft allein Avrial zu verdanken, dass das Volk immer noch so unbekümmert leben konnte – und sie selbst hielten ihn bis heute für einen Tyrannen.

Wie Ameisen, die denken, sie haben die totale Kontrolle – und in Wirklichkeit wird ihre Lebensweise von einer Person bestimmt, von der sie glauben, er lebe abgeschottet nur für sich allein.

Während Avrial am Fenster stand und genau darüber nachdachte, lief Limiu an ihm vorbei und suchte nach Aira. Sie spielten verstecken und in einem so großen Schloss konnte eine Runde schon mal sehr lange dauern. Sie suchte unter den Sofas und Tischen, Schränken und geheime Winkel. Schließlich stellte sie sich Arme hinter den Rücken verschränkt zu Avrial und sah zu ihm hoch. Eine ganze weile schaute sie ihn so an – sein Blick war immer gerade aus aufs weit entfernte Meer gerichtet. Schließlich blinzelte er und sah zum schwarzhaarigen Mädchen hinab.

„Suchst du noch nach Aira?“

„Jap.“, sie lächelte, „Du machst dir sorgen um meinen Vater…“

Er sah sie einen kurzen Moment an und lächelte dann ebenfalls. „Nicht nur. Was wäre, wenn Siri ihn nicht findet…?“

„Dann würde ich nicht hier stehen.“

Avrial kniete sich hinab, auf Limius Höhe. „Machst du dir denn sorgen…?“

„…Nur manchmal.“, sie zuckte mit den Schultern, „Ich will nur, dass sich Aira nicht allzu große Sorgen macht. Umso länger ich hier stehe, desto mehr Zeit hat sie über Siri und meinen Vater nachzudenken.“

Lächelnd wuschelte ihr Avrial durch ihre Haare. „Dann lauf und suche sie.“

Noch kurz nickend, lief die Kleine dann los und aus dem Zimmer.

Vielleicht wusste das Mädchen um das Schicksal der Beiden. Zweifel war immer spürbar, doch ein optimistisches Kind der Weisheit war sicher besser als ein pessimistisch orientiertes.
 

Weißes Licht drang in die dunklen Zimmer des verlassenen Gasthofes. Der Morgen war da und auch Siri begann sich, Augen reibend, aufzusetzen und umzusehen.

Wie spät war es? Hatte sie Furah durch das gestrige Gespräch vertrieben?

Siri hoffte, dass dem nicht so war. In Zeiten wie diesen ist man froh, jemanden an seiner Seite zu haben; und wenn er noch so verrückt und unhöflich war.

Schnell noch die Schuhe angezogen, ging sie zur Holztüre und öffnete diese. Draußen am Flur war alles still und niemand weit und breit zu sehen. Wäre auch seltsam, wenn die Bewohner des verlassenen Dorfes wieder hier wären. Beim Überschreiten der Türschwelle musste Siri an die Bewohner und den ganzen Kindern denken – ob sie am Leben waren?

Plötzlich stolperte sie, flog vorwärts zu Boden: irgendetwas war da im Weg!

Grummelnd rieb sie sich sitzend das Schienbein, ehe sie sich nach hinten drehte, um die Ursache für eine Tollpatschigkeit zu sehen.

„Furah!“, meinte sie laut, wahrscheinlich nicht zum letzten Mal.

Zusammengerollt lag er da, vor Siris Tür. Bei ihrem Ausruf murmelte er kurz, bevor er sich aufsetzte und breit streckte.

Eigentlich sollte Siri dies nicht mehr überraschen – und doch sah sie ihm fragend beim Strecken zu. „Was äh- was tust du hier?“

„Oh.“, meinte Furah, leicht verschlafen, „Du bist wach.“

„Ja, wie du siehst?“

„Na ja, ich hielt deinen Vorschlag gestern für gar keine so schlechte Idee.“, er stellte sich taumelnd auf die Beine, „Nur Rückenschmerzen habe ich davon.“

Mit offenem Mund gaffte Siri ihn an, als sie sich an ihre eigenen Worte „Dann schlaf von mir aus vor meiner Tür“ zurückerinnerte.

„Aber-“, sie stand ebenfalls auf, „Aber das hättest du doch nicht wörtlich nehmen sollen!“

„Habe ich aber.“

„Wieso?“

Nur mehr seufzend sah er zu ihr herab. „So halt.“, dann setzte er sich in Bewegung, die Treppen hinab.

Siri würde nie ganz verstehen, aus welchem wirklichen Grund er vor ihrer Tür geschlafen hatte, dies war aber auch nicht mehr wichtig. Denn nach dem Frühstück ging es weiter, sie verließen das Geisterdorf mit ein paar Konservedosen, als der Arcaner gerade den wichtigen Satz aussprach: „Ich glaube, ich weiß, wo Lyze ist.“

Ohne auch nur einen Moment zu warten, entfleuchte Siri ein „WO!?“, und zerrte an seinem Ärmel, bis er stehen blieb. „Bitte Furah! Du musst mich zu ihm bringen! Tust du das für mich?“

Kurz schaute er sie schief an, eher er nickte. „Ich dachte aber, wir wären seit Anfang an auf dem Pfad?“

Wortlos spiegelte ihr glückliches Gesicht ein „Danke“ wieder. Dieses aber verschwand dann in einer sich schuldig fühlenden Mimik. „Es tut mir Leid wegen gestern. Ich hätte nicht so wütend werden dürfen... es ist einfach passiert, als ich an ihn denken musste.“

„Schon okay.“, lachte Furah, „Und vergiss nicht: wenn dich die Eifersucht zerfressen hat, kannst du immer noch zu mir kommen!“

„Ja…“, Siri verbarg die Trockenheit in ihrer Stimme – der Magier hatte gerade ihre Super-Entschuldigung zunichte gemacht, „Danke, oder so.“

Eine ganze Weile lang gingen die zwei den Weg außerhalb des Dorfes entlang. Es schneite wieder und die Straßen waren langsam unter einer Schneedecke begraben. Es führte sie über Hügel und einsame Gegenden, an Berge und zugefrorenen Seen vorbei. Siri kontrollierte immer wieder einmal mit ihrer Karte die Richtung, während Furah stets ein Ohr für ungewöhnliche Geräusche offen hatte. Den ganzen Weg entlang wurden sie kein einziges Mal von schwarzen Monstern attackiert. Zufall, oder ein Plan?

Furah glaubte nicht daran, dass die finsteren Kreaturen so schlau waren. Immerhin raffte das Monster in Menschengestalt auch beim Portal im Baum nicht, dass es sich hierbei um einen Durchgang hielt – wie sollten sie dann erst Pläne entwickeln? Er beruhigte Siri zusätzlich damit, dass er die Monster, als sie kurze Zeit getrennt waren, in eine falsche Richtung führte.

Irgendwann begann der Magier, Siri immer wieder einmal anzustarren. Nach einer Weile merkte sie es natürlich – und nach noch einer längeren Weile, fragte sie schließlich auch, ob sie etwas im Gesicht habe.

„Ich finde, du hast dich verändert.“, begann er, „Du bist nicht mehr so… beweglich und aufgeweckt, so wie früher.“

„Willst du damit ausdrücken, ich bin Reifer?“

„Wollte ich das?“

„Ich musste mich verändern.“, Siri sah seufzend, aber lächelnd zu Boden, „Wenn man Verantwortung für einen Haushalt trägt, wird man älter.“

„Ja, Seelisch.“

„Du hast dich auch verändert.“, kurz wartete sie, bis der Arcaner sie ansah, „Nicht mehr ganz so… ähm…“

„Verrückt?“

„…Ja,... das.“

Er lachte, „Dann muss ich mich wohl bedanken.“, er verbeugte sich – absichtlich auf Avrials Gentleman-Art – vor ihr. „Dankeschön.“

Gerade wollte Siri lachend ein „Du alter Witzbold.“ sagen, da verschwand der Arcaner in den schneebedeckten Baumkronen über ihr.

„Furah!?“, überrascht schaute sie noch nach oben, als er auf einen der Äste erschien: „Hier trennen sich unsere Wege, Süße.“

„Wie meinst du das?“, Siri verstand nicht. Hatte der Dunkelmagier vor, sein versprechen zu brechen? „Du wolltest mich doch nach Destercity bringen!“

„Ha, da rein? Ich mag verrückt sein, aber nicht Lebensmüde.“, er lächelte noch einmal und zeigte auf eine leichte Spur im Schnee, bevor er endgültig verschwand: „Ich sagte, ich bringe dich zu Lyze. Nicht mehr und nicht weniger.“

Wieder einmal ließ er die junge Frau, die mit offenen Mund da stand, allein zurück. Noch einen kurzen Moment starrte sie an die Stelle, an der gerade eben noch Furah saß. Dann drehte sie sich um und sah langsam hinab, auf die Spuren, die er ihr noch angedeutet hatte: da waren Reifenabdrücke – eines einspurigen Gefährtes!

Sofort mit dem Bild eines bekannten, weißenblauen Motorrades im Kopf, lief Siri los, immer der Spur nach.

Konnte es wahr sein? Hatte sich Lyze rechtzeitig aus der Großstadt, bisher gerettet? Oder gehörte das Motorrad vielleicht jemand anderen…? Möglich währe es, denn viele motorisierte Räder hatte Siri bisher ja noch nicht gesehen. Sie hoffte jedenfalls, die Spur würde irgendwo hin führen; und das tat sie auch, bis sie plötzlich an einer Gabelung endete. Völlig aus der Puste atmete Siri ein und aus und suchte nach Hinweisen: sie konnte doch nicht so weit gekommen sein, mit dem Ergebnis, dass die Spur einfach im Nichts endete!

Die junge Frau musste sich für einen Weg entscheiden. Der eine führte weiter auf einer Landstraße entlang, der andere in einen weiteren, dunklen Wald – und man konnte sich denken, dass da mit Sicherheit irgendwelche finsteren Kreaturen bereits auf sie warteten.

Links oder rechts? Den hellen, oder den dunklen Pfad?

Leicht verzweifelnd klopfte sie sich auf den Kopf, ehe sie sich hinhockte und versuchte, logisch zu überlegen.

Da blitzte etwas vor ihr im weißen Schnee, blau!

Gespannt und voller Erwartung, buddelte sie an der glänzenden Stelle, bis sie auf Metall stieß. Fragend stand Siri auf, packte es und zog das schwere Etwas hoch, sodass der Schnee abfiel – und schließlich Lyzes Motorrad zum Vorschein kam. Er musste mit Sicherheit zu Fuß weitergehen, weil das Gefährt keine Energie mehr hatte, oder durch die Kälte nicht mehr anspringen wollte. Siri sah in die Richtung, in die der Lenker zeigte – und folgte den Pfad, in den dunklen Wald.

Angst vor Monstern hatte sie plötzlich nicht mehr. Ihr ging nur die Hoffnung durch den Kopf, Lyze Lebend zu finden; und weit konnte er ohne Winterausrüstung nicht gekommen sein. An einer Sackgasse mitten im Wald blieb sie stehen: vor ihr eine hohe Felswand, links und rechts dichter Unterwald. Es war schwierig zu sagen, wohin Lyze gegangen war, da seine Spuren im Schnee längst nicht mehr zu erkennen waren. Siri drehte sich um und wollte die Umgebung noch einmal erkunden, als sie plötzlich nur mehr eine schwarze Masse vor sich stehen hatte. Im ersten Moment gar nicht begriffen, was ihr da im Weg stand, schaute sie schluckend immer weiter nach oben, zum Kopf mit den eisblauen Schlitzaugen – bis Lyze hinter dem Monster weit ausholte und dem Vieh seine Gitarre über den Kopf zog, die wiederum mit dieser Tat überhaupt nicht gerechnet hatte und grölend zu Boden ging.

Nur mehr schnaufend, erschrocken und erleichtert, blickten beide sich gegenseitig ins jeweils andere Gesicht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SunnyFlower
2010-10-27T19:30:14+00:00 27.10.2010 21:30
Yaaaaaaaaaaay! Ein neues Kapitel! :D *schmunzel* Doch hast du im Titel einen Buchstaben vergessen ;3

"Vielmehr dachten sie, sie haben den angeblichen „Gott der Jahreszeiten“ aus irgendeinem unauffindbaren Grund erzürnt [...]"

Oh man, an Avrials Stelle wäre ich schon längst von diesen Ort weggezogen, das ist ja wie im Mittelalter bei denen xD° Vor allen Dingen ist Avrial alles andere als ein Tyrann |D

"„Du machst dir sorgen um meinen Vater…“ [...]"

Awwwww~ Ich glaube wirklich, Avrial wäre ein guter Vater gewesen x3 Limiu ist sehr klug für ihr Alter, da ist es niedlich, dass sie mit Aria verstecken spielt^^

"„Na ja, ich hielt deinen Vorschlag gestern für gar keine so schlechte Idee.“, er stellte sich taumelnd auf die Beine, [...]"

*lach* Oh man, das war irgendwie zu erwarten! xD

"„Du bist nicht mehr so… beweglich und aufgeweckt, so wie früher.“"

Furah ist schon ein komischer Kauz - In einen Moment total taktlos und schadenfreudig, im nächsten ganz nett, aber immer mit Hintergedanken xD° Es ist aber eine niedliche Umschreibung dafür, dass sie reifer geworden ist^^

""Verrückt?"

Lass mich raten, genau das Wort wollte Siri nicht sagen! xD

"„Hier trennen sich unsere Wege, Süße.“ [...]"

Wieso habe ich das Gefühl, Siri sei Alice und Furah die Grinsekatze, wenn ich die Stelle lese? oo xD°

"[...] bis Lyze hinter dem Monster weit ausholte und dem Vieh seine Gitarre über den Kopf zog, [...]"

Oh nein! Jetzt ist die Gitarre sicher hin T.T *kichert* Es ist toll, dass die beiden sich endlich wiedergefunden haben :D *Schneeflocken werf* Ich bin schon gespannt, wer etwas zu erst sagt~ ^-^ Und wann Siri Lyze das mit der kleinen Limiu erklären will, ohje...^^°

*dir eine Schüssel Wörter hinstell* Viel Spaß beim Weiterschreiben! :D

Sun^^


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