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Child of Wisdom

Fortsetzung von Lost Prince
von

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4. Rückweg nach Ikana

Ungläubig und doch erleichtert sich zu sehen, standen sich Lyze und Siri endlich gegenüber. Die junge Frau musste sich zusammennehmen, um ihm nicht um den Hals zu fallen – in Gedanken hatte sie dies längst getan.

Nach einer Zeit der Stille begann sie schließlich zu reden: „Lyze…“, sie lächelte überglücklich, „Ich bin so froh dich zu sehen! Und es geht dir gut! Wie- wie hast du das geschafft?“

Lächelnd sah er sie an, dann seine in zwei gebrochene Gitarre. „Ich wusste, dass Avrial oder du kommen würdet… aber… hier ist nicht der richtige Ort, um lange zu reden. Komm mit hinein, dann erkläre ich dir alles – schließlich will ich auch wissen, wie du mich gefunden hast.“

Siri nickte und folgte ihm. Überrascht sah sie, wie Lyze zur Felswand ging, hängende Pflanzen zur Seite schob und ein schmaler Eingang einer Höhle freigelegt wurde: So wurde er von den finsteren Wesen nicht gefunden und hatte einen Unterschlupf in dieser kalten Zeit.

Bei einem warmen Feuer im Versteck wollte Lyze schließlich alles wissen – wieso es so kalt war und was es mit den Monstern auf sich hatte. Siri zog die Beine an, um Wärme zu sparen, ehe sie begann zu erklären: „Die finsteren Monster sind die Auslöser für diesen plötzlichen Wintereinfall. Avrial meint, der immer weniger gewordene Fenduskristall hatte nicht mehr genug Einfluss auf den Schlaf der Viecher, weshalb sie schließlich erwacht sind und Desteral verwüsten. Aber Avrial und-“, Siri stockte. Ihr fiel es schwer, das Kind der Weisheit auch nur zu erwähnen; drum ließ sie diesen Teil vorläufig aus. „Avrial hat einen altarcanischen Plan entwickelt, um die Monster wieder zu versiegeln… wie genau das Funktionieren soll, weiß ich noch nicht, aber er braucht uns beide, damit wir in die Vergangenheit reisen und die fehlenden Teile des altarcanischen Spruches holen können.“

„Wow…“, Lyze blinzelte zu ihr rüber, „Das ist nicht gerade unkompliziert…“

„Ich weiß…“, sie seufzte, „Und… wie sieht es in Destercity aus? Furah meinte, man müsste Lebensmüde sein, um in die Stadt zu gehen – und wenn das Furah sagt, dann heißt das was.“

„Glaub mir, du willst nicht wissen, wie Destercity aussieht. Moment… du bist Furah begegnet?“

„Ohne seine Hilfe hätte ich dich gar nicht gefunden; sei also nicht böse… ich fand dein Motorrad im Schnee, das hat mich schließlich zu dir geführt.“

„Verstehe…“, Lyze sah ins Feuer, „Ich musste es liegen lassen, mir war die Energie ausgegangen; zum Fliegen war es viel zu kalt und ohne Winterausstattung kam ich nicht weit.“, er sah lächelnd zu ihr, „Darum habe ich mich hier niedergelassen und gehofft, dass ihr mich finden würdet.“

Einen Moment lang lächelte Siri zurück, ehe sie in ihrer Tasche kramte: „Da fällt mir ein…“, sie zog einen Wintermantel heraus, „Den hat mir Avrial für dich eingepackt. Fast hätte ich ihn Furah gegeben; aber nur fast!“, und gab ihn Lyze. Er nickte dankbar und zog ihn gleich an. Am Ende war er aufgestanden, breitete die Arme aus und stellte fest, dass der Mantel ein wenig zu groß war. „…Ist das etwa Avrials Wintermantel?“

„Einer von ihnen.“, Siri lächelte, „Ja denkst du denn, Avrial hat einen für sich zu kleinen Mantel zuhause? Sei froh dass er dunkelgrau und nicht weinrot ist!“

Nur mehr schmunzelnd setzte sich der Halbengel zurück an seinen Platz am Feuer und gab ein leises „Stimmt wohl.“ von sich.

Bei Tagesanbruch traten die Zwei den Rückweg an. Sie hatten sich entschieden, nicht denselben Weg durch den Wald zu nehmen, sondern eine Route weiter nördlich einzuschlagen. Nebeneinander gingen sie her, Lyze hatte seine zerstörte Gitarre immer noch bei sich. Siri meinte, vielleicht kämen sie an ein kleines Dorf vorbei, indem der Halbengel sie reparieren lassen könnte; auf der Karte war immerhin eines in paar Kilometer Entfernung eingezeichnet. Wenn dort allerdings genauso, wie in dem Dorf zuvor, die schwarzen Monster bereits eingefallen waren, oder sogar noch immer dort wüteten, wäre es besser, einen bogen um die Ansiedlung zu machen.

Immer wieder einmal sah Siri zu ihm rüber. Sie war froh, ihn endlich gefunden zu haben und nun mit ihm gemeinsam zurückgehen zu können. Fast fühlte es sich so an, wie früher, als die zwei quer durch Desteral auf der Suche nach dem Prinzen von Azamuth latschen mussten.

Wenn Lyze dann zu ihr sah, wandte Siri schnell den Blick gen Bäume oder Himmel. Auch wenn sie sich lange kannten, war es für die junge Frau immer noch schwer, ihm ihre Gefühle zu gestehen; und ob sie dies nun überhaupt noch tun sollte, war für sie fraglich geworden.

Es fing wieder an zu schneien. Kleine Flocken landeten auf den Mänteln der beiden, die kurz stehen geblieben waren, um nach oben zu sehen.

Nach einer Weile begann Lyze zu reden: „Weißt du noch, wie wir mit Aira im letzten Winter eine Schneefestung gebaut hatten?“

„Ja.“, Siri lachte, „Und als sie fertig war, hatte sie sich mit vollem Anlauf hineingestürzt!“

Dies brachte wiederum ihn zum lachen. „Man könnte meinen, die ganze Arbeit wäre um sonst gewesen – wenn sie nicht so Glücklich gelacht hätte!“

„Gelohnt hatte es sich darum alle mal.“, Siri ging ein paar Schritte weiter, „Was meinst du? Schauen wir, dass wir rechtzeitig zu ihrem Geburtstag im Schloss sind!“

Der Halbengel hatte zuerst fraglich den Kopf verdreht, ehe er ihr nachkam. „Aira hat Geburtstag?“

Nun musste Siri sich ganz schön zusammenreißen, um ihm nicht, lachend, auf den Hinterkopf zu Schlagen: „Sie ist deine Schwester, Lyze! Sie hat in knapp einer Woche Geburtstag. Bis dorthin sollten wir ja wohl in Ikana sein, huh?“

„Ja.“, er war sich da sicher, „Wenn du es in binnen von eineinhalb Tagen geschafft hast mich zu finden, werden wir wohl genauso schnell wieder im Schloss sein.“

Die junge Frau sah zu ihm, „Nicht ganz. Furah hatte mich bei einer Verfolgungsjagd durch einen… Baum geportet. An die andere Seite eines großen Waldes.“

Ehe Lyze ihren Satz hinterfragen konnte, sprach sie weiter: „Da gibt es etwas, was ich dir vergessen habe zu erzählen…“, sie senkte kurz nachdenklich den Kopf, „Einer der finsteren Kreaturen hatte mich in Gestalt eines Menschen verfolgt.“, dann sah sie wieder zu ihm, „In der Form sind sie noch unheimlicher, als in ihrer wahren Gestalt. Ich glaube, das einzige an den man sie erkennen kann, sind ihre eisblauen Augen.“

Lyze nickte. „Die sind mir bisher auch immer aufgefallen… wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, an denen kann man ihre reine Herzenskälte erkennen.“

„Nicht nur dass…“, Siri schluckte und griff sich auf den Kopf, „Schau ihnen bloß nie zulange in die Augen. Ich glaube, die Dinger können dein Gehirn zerstören.“

„…Oder deine Seele aussaugen.“

„Ja. Das klingt irgendwie besser.“, da hörte man ein tiefes Grummeln. Beide Reisenden wussten, dass es sich hierbei nicht um eine erneute Katastrophe, sondern um Siris Magen hielt. Sie wiederum sah bittend in Lyzes Richtung.

„Schon gut.“, er seufzte, „Ich habe auch Hunger. Vielleicht können wir ein paar Beeren oder so auftreiben.“

Nun nickte Siri. „In Ordnung – ich glaube, es geht schneller wenn wir uns aufteilen.“

„Gut.“, Lyze bog nach links ab, „Aber bleibe ganz dicht in diesem Umkreis. Sonst verlieren wir uns noch einmal.“

„Noch einmal…“, Siri wiederholte seinen Satz. Irgendwie gab dieser ihr das Gefühl, Lyze liege etwas mehr an ihr, als nur Freundschaft… und Familie. Als er außer Sichtweite hinter den Sträuchern war, bog Siri schließlich nach rechts in den schneebedeckten, verwachsenen Wald ab. Schon nach wenigen Metern fand sie einen Strauch mit roten Beeren. Sie sahen Essbar aus, weshalb die junge Frau begann, diese zu Pflücken; ob sie genießbar waren oder nicht, würde später beim Ausmustern entschieden werden.

Nachdem sie mit dem Strauch fertig war, wanderte ihr Blick nach oben, zu einem Baum hinter dichtem Gebüsch: Da hingen doch tatsächlich Kirschen dran! Selbstverständlich siegte ihr Hunger und Verlangen nach süßen Früchten über ihre Vernunft – sie stieg hin drüber weg, durch das dichte Gebüsch. Beim Baum angekommen, hielt sie sich an einem niedrigen Ast fest und stemmte den Fuß, zum klettern bereit, gegen den Kirschbaum. Dabei geriet der Ast ins Wanken und feine Blätter, vermischt mit pulvrigem Schnee, rieselte auf sie hinab. Sie ließ sich davon nicht weiter irritieren und versuchte mit einem Ruck auf den ersten Ast zu kommen – als sie abrutschte und mit dem linken Fuß zurück ins Gebüsch landete, musste sie dabei irgend ein wildes Tier verschreckt haben: beim erneuten Hochziehen spürte sie ein schnelles Zwicken am Knöchel, ehe sie reaktionsartig mit einem „Au!“, zurückfiel und halb in den Sträucher landete. Gerade noch so konnte sie neben sich ein schlangenartiges Tier, mit zwei breiten Stacheln an dessen Schwanzenden erkennen; auf und davon wieder ins Unterholz.

Siri blieb sowohl verblüfft als auch verschreckt in den Büschen liegen und starrte dem Tier eine Weile lang nach.

„Was war das?“, Lyze hatte den Fall gehört und kam durch das dichte Gebüsch herbei.

„Schau Lyze, ich habe Kirschen gefunden!“, sie zeigte dabei, liegend, hinauf zum Baum. Ob sie seine Frage nicht gehört hatte, oder gekonnt nicht näher darauf eingegangen ist, wusste er nicht. Lyze sah hoch zum Baum, anschließend beugte er sich hinab zu ihr. „Bist du vom Baum gefallen?“

„Nein…“, sie zuckte verlegen mit den Schultern, „Ich denke, ich habe ein Tier verschreckt, jedenfalls hat es dann mich erschreckt, woraufhin ich zurückfiel. Hast du Beeren gefunden?“

„Ja, sie sehen auch essbar aus.“, dabei klopfte er einmal auf seine Tasche. Als er weiterreden wollte, wurde er von einem Ruckartigen „Aua!“, von Siris Seite unterbrochen, da sie sich aufsetzen wollte. Sie griff sich auf das linke Bein und stellte fest, dass das Tier von vorhin durch ihren hohen Stiefel hindurch gestochen hatte. „Oje...“

„Siri…“, seufzend griff sich der Halbengel kurz auf den Kopf; bestimmt durchging ihm gerade der Gedanke „Wenn man dich einmal alleine lässt…“.

Da verschränkte sie die Arme: „Jetzt tu’ mal nicht so. Wer musste das sichere Schloss verlassen, um einen gewissen Typen mit blauweißen Motorrad zu suchen?“

„Ja… stimmt schon.“, was hätte Lyze auch darauf antworten können, das nicht trocken klang? „Zeig mal her, vielleicht gehört das verbunden.“

Gleich darauf zog sie ihren Stiefel so weit runter, bis man die zwei Stichwunden sehen konnte: sie waren klein, aber baugrün angeschwollen.

„Mist.“, gab Lyze schließlich von sich, „Das war auch irgendwie klar…“

„Was denn?“, Siri betrachtete ihre Wunde, konnte aber nichts Außergewöhnliches feststellen, „Was war klar?“

„Wie sah das Tier aus? Konntest du es sehen? War es Schlangenartig?“

„Ich- ich glaube schon.“, die junge Frau beschrieb mit ihren Händen, „Viel konnte ich nicht sehen, aber der Körper war länglich und hatte am Ende zwei breite Stacheln. Ich glaube farblich, schwarz mit roten Streifen. Wieso?“

„Wer hätte gedacht, dass es die hier auch gibt?“, Lyze legte sich seufzend die Hände ins Gesicht, „Das Tier war giftig, Siri.“

„Was??“, nun untersuchte sie ihre Wunde noch einmal, „Wie giftig? Woran erkennst du das? Muss ich sterben!?“

„Nein. …jjja… nicht sofort.“

„Lyze!“, sie nun schon leicht in Panik. Da erhob sich der Halbengel, trat aus den Büschen heraus.

„Wo- Wohin gehst du!?“

„Wir brauchen so schnell wie möglich ein Gegenmittel; also müssen wir jetzt wohl oder übel doch das Dorf aufsuchen. Bis es soweit ist, suche ich nach bestimmten Pflanzen, die die Wirkung des Giftes unterdrücken.“ – ein Hoch auf Lyze, der seine Pubertät in der Natur verbrachte.

„Und was soll ich tun? Hier sitzen bleiben?“, Siri schluckte, „Was ist, wenn das Vieh zurückkommt!?“

„Das wird es nicht, es sticht nur einmal zur Verteidigung zu und versteckt sich, um seine verbrauchte Energie wieder aufzuladen.“

„Aber- aber...!“, weiter kam sie nicht, da der Halbengel aus ihrer Sichtweise verschwunden war.

„Keine Sorge.“, erklang es noch, „Die Pflanzen sollten in dieser Umgebung schnell gefunden sein. Bewege nicht möglichst wenig und verschrecke nicht noch mehr Tiere.“

„…Als ob ich das nicht wüsste…“, murmelte die junge Frau darauf, anschließend rief sie: „Komm aber schnell zurück!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SunnyFlower
2011-05-22T18:39:19+00:00 22.05.2011 20:39
YAAAAAAA~Y! Es geht endlich weiter! ^-^ *Autorin anspring und zu Tode knuddel* ♥ Das war ein ganz FIESER Cliffhanger! >o<

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> [...] in Gedanken hatte sie dies längst getan.

Awww~ Wäre es denn so schlimm, einer scheinbar verschollenen Person um den Hals zu fallen? Wenn sie sich doch so freut |3

> Ihr fiel es schwer, das Kind der Weisheit auch nur zu erwähnen [...]

"Ach, so nebenbei, deine Tochter wartet auf uns." *lach* xD Arme Siri, das ihn zu erklären wird noch schwer óo

> „Darum habe ich mich hier niedergelassen und gehofft, dass ihr mich finden würdet.“

Irgendwie war das seeeehr optimistisch von Lyze |3

> "Sei froh dass er dunkelgrau und nicht weinrot ist!"

Ich frage mich, ob Furah etwas anziehen würde, was seinen "Erzfeind" gehört und umgekehrt xD° Steht Lyze weinrot etwa nicht? :P

> und ob sie dies nun überhaupt noch tun sollte, war für sie fraglich geworden.

Awwwwwwwwwwww~ óò *Siri ganz lieb pat*

> „Aira hat Geburtstag?“

*facepalm* Er weiß den Geburtstag seiner kleinen Schwester nicht?! Oh man, Männer |D Die Szene mit der Schneeburg/festung ist aber niedlich, dieses Kind hat anscheinend zuviel Energie xD° Und Lyze lacht! :D *Foto schieß* xD°

> wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, an denen kann man ihre reine Herzenskälte erkennen.“

Brrrrr~ >.< Diese "Viecher" sind wirklich unheimlich D:

>„Was war das?“ „Schau Lyze, ich habe Kirschen gefunden!“

Das ist wiedermal typisch Siri~ |D

> „Wenn man dich einmal alleine lässt…“. [...]

Ohja, diese Frau zieht den Ärger wohl magisch an, Oh mann, fühlt sie sich nicht manchmal vom Pech verfolgt? |D

> „Nein. …jjja… nicht sofort.“

Was ist denn für eine Reaktion?! --° Irgendwie wirkt Lyze so kalt Siri gegenüber, obwohl sie vergiftet wurde - Vielleicht will er sie mit seiner Panik nicht noch mehr beunruhigen? ^^° Doch seine Ernsthaftigkeit in Ehren, kann er sie nicht erstmal beruhigen? Die zwei Minuten werden Siri schon nicht umbringen, geht er einfach weg, tze... Dx

> ein Hoch auf Lyze, der seine Pubertät in der Natur verbrachte.

Mein Lieblings-Nebensatz in diesen Kapitel! xD

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Tolles Kapitel Siri, ich mag vor allen Dingen den Anfang :3 Dein Schreibstil hat sich auch verbessert, die Handlung und die Beschreibungen/Erzählungen halten sich gut in Waage ^-^

Ich freue mich schon, weiterzulesen! ^o^ *Schneeflöckchen schmeiß*

Sunny~♥



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