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Child of Wisdom

Fortsetzung von Lost Prince
von

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Die Wahrheit (Teil 1)

„Wir brauchen Hilfe!“, konnte Siri hören. „Sie ist vergiftet“ und „Bringt sie zum Arzt“ vernahm sie wieder von anderen Seiten. Lyzes Stimme, einzelne Wörter und Satzfetzen begleiteten sie die nächsten Stunden, ehe sie in ihren tiefen Schlaf fiel. Er war nicht anstrengend, oder ungewollt. Entspannend und doch Traumlos.

Erst gegen Abend kam nach und nach ihr Bewusstsein zurück. So konnte sie den Luftzug spüren, welcher die Vorhänge der Fenster zum Flattern brachte und Siri um die Nase zog. Es roch nach kaltem Sommer, im Raum selbst nach Medizin. Auch konnte sie spüren, dass sie in einem weichen Bett lag und jemand neben ihr saß. Erst jetzt öffnete sie langsam ihre müden Augen und sah als erstes die weiße Decke des Raumes. Als sie den Kopf leicht nach rechts drehte, erblickte sie Lyze, der Kopf in den Armen gelegt neben ihrem Kissen schlief. Er saß auf einem Stuhl, was die Sache ziemlich unbequem aussehen ließ. Nur lächelnd hob Siri die linke Hand und wuschelte ihm kurz durch seine blonden Haare. Sie wusste, dass er dies nicht besonders mochte, so konnte sie auch schlussfolgern, dass er darauf hin aufwachen und sich die Haare richten würde – gesagt, getan.

Erschöpft sah er dann im Raum umher, eher sein zweiter Blick auf die schwach grinsende Frau fiel. „Siri-“, war die lächelnd überraschte Reaktion, „Zum Glück, du bist endlich wach…“

Sie nickte, ehe sie die Hände faltete und sprach. „Also, erzähle mir alles, was passiert ist.“ Gerade, als er beginnen wollte, fuhr sie ihm mit einem „Oh!“ ins Wort: „Übrigens, die Kerle waren Sklavenhändler. Die wollten mich an der Grenze von Azamuth verkaufen! Genau aus diesem Grund sollte es strengere Gesetze geben.“

„Das weiß ich doch. Wer sonst sollte dich in einen Käfig sperren?“, er musste schmunzeln, „Gut, dafür braucht niemand einen wirklichen Grund.“ Ehe Siri anfangen konnte zu schmollen, begann er zu erzählen. Von den schwarzen Monster, der den Sklavenhändlern, einen nach den anderen, das Leben nahm, von der geschickten Tat, um Siri wieder zu kriegen, von dem netten Dorf und den Leuten, die so freundlich waren, beide bei ihrem einzigen Arzt in der Praxis aufzunehmen. Auch erzählte Lyze, sie habe im Schlaf immerzu „Ich muss dir etwas sagen“ und „Es ist wichtig“ gemurmelt.

„H-hab ich das?“, so Siri, mit großen Augen.

„Ja…“, der Halbengel stützte sich ernst an ihrem Bett ab, „Irgendetwas willst du mir doch sagen. Sonst würde es nicht laut von deinem Unterbewusstsein, bis rauf in den Raum klingen.“

Siri sah traurig zur Seite. „Nun… da gibt es tatsächlich etwas…“

„Hat es etwas mit dem Kind der Weisheit zu tun…?“

Auf seine Frage hin schluckte Siri, fragte leicht schüchtern: „H-habe ich das etwa im Schlaf erwähnt?“

„Nein. Die schwarze Kreatur hatte es mir gesagt… sie meinte, du kennst das Kind der Weisheit und sie bräuchten dich, um an es ranzukommen.“

Unbemerkt atmete Siri erleichtert aus. „Ja… weißt du… als ich dir von den Monstern erzählt hatte, war ich nicht ganz ehrlich zu dir.“, sie setzte sich seufzend auf, ehe sie nach einer Pause begann zu sprechen. „Avrial hat den Plan um in die Vergangenheit zu Reisen nicht alleine Entwickelt… das Kind der Weisheit ist bei ihm. Sie ist dort zusammen mit Aira in Sicherheit.“, ganz beiläufig, hatte sie ‚vergessen’ zu erwähnen, dass sie aus der Zukunft kommt.

„Sie ist bei Avrial?“, ungläubig blinzelte Lyze, „Wieso hast du mir nichts davon gesagt?“

Verlegen lächelte sie ihn an, „Na ja, ich…. ich wollte es ja, aber dann kam der Zwischenfall mit dem Gift. Ich weiß nicht, wohl hatte ich auch Angst, du würdest es nicht verstehen. Immerhin weiß nicht einmal Avrial selbst, wie sie auf sein Schloss gekommen ist.“

Ernst wurde sie von Lyze angestarrt. Als sie immer kleiner wurde, lächelte er schließlich und legte ihr seine Hand auf den Kopf: „Hauptsache du hast es mir gesagt. Ich meine, im Schloss hätte ich es dann zwar von selbst gesehen, aber es ist gut, es vorher zu erfahren. Immerhin ist es auch gut zu wissen, dass das Kind der Weisheit auf unserer Seite steht. Wir können sicher schon fast gar nicht mehr verlieren!“

In diesem Moment fiel Siri ein großer Stein vom Herzen. Er hätte es auch anders verstehen können und nachgehakt, wer das Kind der Weisheit denn eigentlich ist.
 

Weit im Norden, auf der Insel Ikana, schienen sich die Bewohner wieder zu beruhigen. Sicherlich lag es daran, dass die schwarzen Kreaturen bisher keinen Fuß auf die Insel setzten, doch Großteils war es das Werk von Avrials Magie gewesen, die sich wie ein Schleier auf die Insel legte und das Klima so weit aufheizte, dass der plötzliche Wintereinbruch mitten im Sommer so mysteriös verschwand, wie er kam.

In einem der Wohnzimmer saß er, machte einen Schluck aus seiner Teetasse und las nebenbei die desteralische Zeitung. Im Gegensatz zur Zeitung von Ikana standen hier alle wichtigen Ereignisse drinnen, die in ganz Desteral passierten. Beim Überfliegen las er von neuen Bündnissen, von Morden und Diebstählen, wichtigen Hochzeiten und Festveranstaltungen (die dank des Unwetters ganz schön in Verzug kamen) und von einer Dämonenarmee, die in Destercity eindrang und versuchte die Zentrale der schwarzen Kreaturen, das Amtshaus-und Turm des Bürgermeisters, zu stürmen. Natürlich wusste Avrial schon seit längerem, dass es unmöglich war, diese Kreaturen ohne besondere Waffen oder Umstände zu vernichten; doch scheinbar wusste Azamuth dies nicht. Und selbstverständlich stand groß der Satz zum Schluss: „Invasion gescheitert, die Überlebenden zogen sich zurück.“

Gerade, als der Arcaner seufzend die Zeitung senkte, stand Limiu, Arme hinter dem Rücken verschränkt, vor ihm und räusperte sich.

„Oh, hallo Limiu. Wo hast du denn Aira gelassen?“

Das schlaue Mädchen hob die Schultern. „Sie sitzt im Wohnzimmer im fünften Stock beim Fenster. Da sie immerzu nur vom Fliegen redet und sich dadurch selbst ablenkt, habe ich ein paar Minuten für mich.“, sie kam näher, „Es wird dich vielleicht interessieren, dass nach meinen Berechnungen Siri und mein Vater auf dem Rückweg sind und bald Ikana erreichen müssten.“

„Das ist gut.“, Avrial schenkte sich Tee nach, „Demnach dürfte ihnen nichts passiert sein. Nichts schlimmes, zuminderst.“

Das Mädchen nickte, ehe sie weiter sprach: „Die Insel und das Meer rundum haben sich soweit stabilisiert. Es wird dich freuen zu hören, dass es langsam wärmer wird. Bald wird der Rest des Gefrorenen schmelzen und den Wolken keine Gelegenheit lassen, erneut Schnee fallen zu lassen... allerdings müssen wir dafür mit starkem Regen in den nächsten Tagen rechnen.“

„Das macht nichts. Es verläuft alles nach Plan und das ist gut so.“, er lächelte, „Wäre dem nicht so, würden all meine Anstrengungen umsonst gewesen sein... also, ein wenig Sommer-Regen wird niemanden schaden, der nicht aus Zucker besteht – ach ja!“", da schob Avrial einen Stuhl vom Tisch hervor, bot ihn Limiu an. „Setz dich doch, ich kann dir auch gerne einen Tee einschenken.“

Die Kleine nickte. „Vielen Dank.“, und setzte sich, „Ein wenig Tee wird nicht schaden. Es wird dir aber hoffentlich nichts ausmachen, dass ich in knapp zehn Minuten zurück zu Aira gehe – sie fragt sich bestimmt schon, wo ich bleibe.“

„Nein.“, der Arcaner nickte zufrieden, „Gehe ruhig, Aira wird es auch freuen zu hören, dass Siri und Lyze bald zurück sind.“
 

Zwei Tage waren vergangen, seitdem die beiden Reisenden das Dorf verlassen hatten, in dem sie rasteten und sich Siri von dem giftigen Stich eines Tieres erholt hatte. Auf ihrer weiterreise hatten sie sich einmal verlaufen und mussten nach dem Weg fragen, ein anderes Mal halfen sie, als sie das nördliche Meer entlang gingen, einer Schiffbrüchigen Katzendame den Weg nach hause zu finden.

Nun waren die Zwei beinahe zurück in Ikana. Alles was sie von der Insel trennte, war ein einsames Schiff, welches sich allmählich auf der Überreise befand.

Umso näher sie der Insel kamen, desto mehr kam in Siri ein mulmiges Gefühl auf: Lyze wusste nun, dass sich das Kind der Weisheit auf dem Schloss befindet - nicht aber, dass dort seine zukünftige Tochter wartet.

Die Zeit drängte immer mehr. Ihr blieb kaum noch Platz, Lyze rechtzeitig ihre persönlichen Gefühle zu gestehen...

„...Nicht wahr, Siri? Siri!“

„Uh, was?“, kopfschüttelnd war sie zurückgekehrt aus ihren Gedanken.

„Hach ich seh schon, du bist wieder wo anders.“

„Nein, i-ich war nicht wo an-„

„Ist schon gut. Denke nicht, ich erinnere mich nicht gern an die Zeit zurück, in der die Welt noch in Ordnung war.“, Lyze ging hinab zum Steg von Ikana, an dem das Schiff angelegt hatte, „Lass uns gehen. Damit die Welt bald wieder die Alte sein kann.“

Die junge Frau nickte noch lächelnd, ehe sie ihm folgte.

Im Dorf angekommen, blickten beide zuerst den Weg entlang, welcher sich durch die Gassen zog und erst oben am Berg, beim Schloss endete, bevor sie stehen blieben und sich fragend ansahen. Denn im nächsten Moment fiel ein Tropfen vom Himmel auf den Steinboden.

„Merkwürdig.“, so Lyze zu ihr, „Spührst du das auch? Es ist so warm hier... und Schnee liegt auch keiner.“

„Ja...“, Siri sah zu den dunklen Wolken über Ikana, „Und es scheint, als würde es gleich Regnen.“

„Das ist sicher Avrials Werk.“, der Halbengel setzte sich wieder in Bewegung, „Komm, lass uns schnell weiter gehen, ehe wir in ein Gewitter geraten.“

„Uhm Lyze...“, und schon wieder begann Siris Satz mit einer negativen Stimmung.

Nur fragend blieb er langsam stehen, als er sah, dass sie keinen Schritt weiter gegangen war. „Was ist denn?“

„Ich… ich muss dir etwas Dringendes sagen, ehe wir zum Schloss aufbrechen.“, die Wahrheit musste endlich ans Licht!

„…Hat das denn nicht zeit? Es regnet schon und das Schloss ist groß genug, um unter vier Augen zu re-“

„Nein!“, Siri hielt sich verkrampft in ihrem Mantel fest. Nebenbei hörte man die vermehrten Regentropfen fallen, ehe sie sich stetig summierten. „Es… es kann nicht warten… nicht mehr. Nicht schon wieder.“

Als Lyze endlich den Ernst in ihren Wörtern erkannte, drehte er schließlich um und ging, bis er schweigend vor ihr stand.

„Also… ich habe dir schon wieder nur die halbe Wahrheit über das Kind der Weisheit gesagt.“, sie schluckte schwer, da sie ihre Nervosität versuchte zu unterdrücken. Lyze sah sie bei ihrem Satz aufmerksam an. Nun, um seinen Blick zu umgehen, kniff sie fest ihre Augen zusammen: „Das Kind der Weisheit… Limiu… sie ist deine Tochter…!“

Zuerst die Augenbrauen hochgezogen, begriff Lyze schließlich ihre Worte; oder auch nicht. „WAS?“

„Sie kommt aus der Zukunft, Lyze. Ein schwarzhaariges Mädchen mit dem Namen Limiu… die Legende hatte sich um eine Generation geirrt.“

„Was- wie… wie konntest du…?“, Lyze hob die Hände zum Gesicht und ging kurz Rückwerts; es war für ihn einfach unbegreiflich. „Wieso hast du mir das nicht schon früher gesagt…?“

„Na ja ich… ich… weil…“, Siri stammelte vor sich her, versuchte ihn dabei nicht anzusehen. „Ich- äh… also… weil… ich… “

„Siri!“, da griff Lyze nach ihren Schultern und rüttelte sie leicht: „Wieso!? Weißt du denn nicht, wie wichtig das für mich ist? Hast du das beiläufig vergessen zu erwähnen oder wie?! Wieso sagst du mir das erst jetzt!?“

„Na weil-“, in dieser sehr angespannten Lage stieg in Siri die Wut. Es regnete nun heftig und Lyze schien keinerlei Verständnis zu zeigen. Weder für sie, noch für eine gemeinsame Zukunft.

„Siri! Beantworte meine Frage! Wieso hast du mir-“

„Weil ich dich liebe, verdammt!!“, in diesem nachfolgenden, kurzen, unangenehmen Moment der Stille, starrten sowohl Lyze, als auch Siri der Tatsache ins Auge. Im nächsten Augenblick entriss sich Siri aus seinem Griff und lief im strömenden Regen weg – auf und davon, dem Berg entgegen.

Auch der Halbengel blickte ihr zuerst völlig verwirrt nach. Dann drehte er sich wütend um; und verschwand in der Entgegengesetzten Richtung.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SunnyFlower
2011-06-10T21:30:51+00:00 10.06.2011 23:30
*sich mal vor der Pflicht drückt und dir ein Kommentar zu diesen tollen Kapitel schreib* :3

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> Es roch nach kaltem Sommer, im Raum selbst nach Medizin.

Kalter Sommer ist gut, draußen liegt Schnee~ x3 *Formulierung lieb*

> Er saß auf einem Stuhl, was die Sache ziemlich unbequem aussehen ließ.

Das muss wirklich ungemütlich sein, obwohl es auch ein sehr süßes Bild gibt ^-^

> Nur lächelnd hob Siri die linke Hand und wuschelte ihm kurz durch seine blonden Haare. [...]

Awwww~ ♥ Lyze hat wohl ein Verwuscheltes-Haar-System x3

> Sie nickte, ehe sie die Hände faltete und sprach. „Also, erzähle mir alles, was passiert ist.“

Siri ist echt ulkig manchmal - Nach einer langen Ohnmacht fragt sie erstmal ihren Freund aus xD°

> „H-hab ich das?“, so Siri, mit großen Augen.

Irgendwie stelle ich mir da eine Siri mit einen richtigen Neugieriges-Kätzchen-Blick vor x3~

> „Es wird dich vielleicht interessieren, dass nach meinen Berechnungen Siri und mein Vater auf dem Rückweg sind und bald Ikana erreichen müssten.“

Einerseits macht mir Limius Art zu reden Angst, weil sie doch ein kleines Mädchen ist, andererseits kannte ich ein Kind, dass wirklich so geredet hat |D *shrug* Sie kann solche Dinge tatsächlich berechnen?! oo Wie denn das? Mit einen Abakus? x3

> ein anderes Mal halfen sie, als sie das nördliche Meer entlang gingen, einer Schiffbrüchigen Katzendame den Weg nach hause zu finden.

Oh~ Ich kann mir die Szene gut vorstellen~ ^-^ Die Katzendame ist gestrandet und fragt die beiden erstmal aus, wo sie ist, noch klitschnass und voller Algen xD°

> „Uhm Lyze...“, und schon wieder begann Siris Satz mit einer negativen Stimmung.

Oh mein Gott, als ich das erste Mal das Kapitel gelesen habe, habe ich ab der Stelle mit jeden Satz mitgefiebert, ob sie es ihm endlich sagt oder nicht |D Das Kapitel war ja auch fast zu Ende, das machte es besonders spannend xD°

> „Das Kind der Weisheit… Limiu… sie ist deine Tochter…!“ „WAS?“ [...]

Armer Lyze, arme Siri, die beiden stehen wohl ziemlich unter Schock |D

> „Weil ich dich liebe, verdammt!!“, in diesem nachfolgenden, kurzen, unangenehmen Moment der Stille, starrten sowohl Lyze, als auch Siri der Tatsache ins Auge.

Yaaaay! Sie hat es endlich gesagt! :D Nur hat sie den Anhang "Und dieses kleine Kind zerstört mir jede Zukunft mit dir" vergessen, sonst wäre Lyze vielleicht auch nicht so wütend^^° Ich frage mich, ob die kleine Limiu solche Dinge auch berechnen kann x3 *hihi*

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♥ Supi Kapitel! ♥ Man merkt richtig, dass du Spaß beim Schreiben hattest ^-^ Siri kann einen schon leid tun, ihr fiel es so schwer, die Wahrheit zu sagen und Lyze hat vollkommen ungehalten reagiert^^° Obwohl ich nicht wüsste, wie ich reagieren würde, wenn ich erfahren würde, dass ich gleich mein Kind treffe xD°

Bis zum nächsten Kommentar~ :3 *dich knu*

Sunny~♥


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