Zum Inhalt der Seite

Grow Up

Take you to Rio
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Auch Wolkenkratzer haben mal als Keller angefangen.

Was gab es besseres als zu dritt in einem Wagen zu hocken und mitten im Stau zu stecken? Oh, es kam noch besser!
 

Mit Elias hatte ich an diesem Tag noch kein einziges Wort gewechselt. Seit er mir offen gestanden hatte, wie es ihm ging, wusste ich einfach nicht worüber ich mit ihm reden sollte. Jedes Mal, wenn ich ihn ansah, kam kein Wort über meine Lippen.
 

Also hockten wir hier aufeinander, mitten im Stau und sprachen kein einziges Wort miteinander!
 

Das Leben war manchmal wirklich beschissen! Ich war nun mal kein Mensch der stundenlang seinen Mund halten konnte. Ich konnte auch nicht stundenlang auf meinem Hintern sitzen!
 

Ich sah zu Lake auf der Rückbank. „Schreibst du wieder mit Jason?“, fragte ich ihn und wünschte mir, ich könnte mit Lake tauschen. Ihm machte das alles hier überhaupt nichts aus. Es interessierte ihn nicht einmal!
 

„Ja, was sonst?“, meinte Lake lachend und sah zu mir. „Er schreibt mir viel was er auf der Arbeit macht und von seinem Training. Ich würde ihn zu gerne mal beim Trainieren sehen!“, schwärmte er und ich musste zugeben, dass ich schon ein wenig neidisch war.
 

Ich schielte zu Elias und betrachtete ihn von der Seite. Er wirkte noch verschlossener. War das jetzt meine Schuld? Was war so schlimm daran, dass ich mehr über den Unfall wissen wollte?
 

Er trommelte ungeduldig mit seinen Fingern auf dem Lenkrad herum und starrte aus dem Fenster. Scheinbar ging nicht nur mir der zähe Verkehr auf Dauer auf die Nerven.
 

Dabei mussten wir heute diesen merkwürdigen Freund seines Vaters finden und wir hatten keine Ahnung, ob wir ihn zu Hause antreffen würden, oder in irgendeiner Spelunke. Ich hatte keine Lust einen auf Kopfgeldjäger zu machen, wenn es nicht mal eine Belohnung dafür gab.
 

Ich sah aus dem Fenster und beobachtete die anderen Fahrer, die heute scheinbar genauso genervt zu sein schienen wie wir.
 

„Wieso hast du dich eigentlich auf Jason eingelassen? Ich meine, ihr werdet euch doch kaum sehen und die ganze Zeit nur über Handy zu kommunizieren ist doch auch doof!“, meinte ich zu Lake.
 

Dieser zuckte nur mit den Schultern. „Mich störts nicht sonderlich. Ich gehöre nicht zu den Leuten, die ihrem Freund den ganzen Tag lang auf den Hacken hängen. Wir brauchen beide unseren Freiraum und von daher passen wir doch perfekt zueinander. Und wenn er wieder hierher kommt, verbringen wir ja wahrscheinlich doch nur den ganzen Tag miteinander im Bett. Was will man mehr?“
 

Ich grummelte. „Manchmal kannst du echt widerlich sein!“, murrte ich. Lake lachte. „Ja? Danke!“ Nicht einmal das konnte ihn aus der Ruhe bringen. Ich starrte Lake eine Weile lang an, bis er zu mir aufsah. „Was ist?“
 

„Mir ist langweilig!“, meckerte ich und sah ihn auch dementsprechend an. „Tja, da kann ich nun mal nichts machen. Du wirst eben warten müssen, bis der Stau sich gelegt hat!“, erwiderte Lake und sah wieder auf sein Handy.
 

Elias startete den Motor und fuhr los. Erfreut drehte ich mich wieder um und setzte mich richtig auf den Sitz, nur um ein paar Meter weiter feststellen zu müssen, dass wir wieder ausharren mussten, da die Autos vor uns erneut anhielten.
 

So langsam ging es mir wirklich auf die Nerven und ich war stark am Überlegen, ob ich mir tatsächlich einen Führerschein anschaffen wollte. Das sollte ich mir dann wohl doch noch einmal überlegen. Es gab ja auch noch Bus und Bahn, redete ich mir ein.
 

Guadalupe war doch gar nicht so weit entfernt, wieso brauchten wir jetzt nur so lange? Wir verbrachten hier den halben Tag im Stau, dabei könnten wir schon lange in der Stadt sein. Genervt verschränkte ich meine Arme vor der Brust. Mir taten die Beine weh und ich wollte sie endlich ausstrecken, aber hier im Auto ging das nun mal nicht so einfach. Lake hatte es da wesentlich einfacher. Er konnte es sich auf der Rückbank gemütlich machen.
 

Vielleicht sollte ich mal auf der Rückfahrt mit ihm tauschen? Aber dann gab es bestimmt keinen Stau mehr. Ich hatte doch immer solch ein Pech!
 

„Warst du schon mal in Guadalupe?“, fragte ich Elias. Leider erhielt ich nur ein Kopfschütteln. Musste er es mir so schwer machen?
 

Ich sah aus meinem Fenster und betrachtete gelangweilt was sich dort so tat. Nämlich nichts! Die Autos standen auf ihren Plätzen und es gab einfach kein vorankommen. Die Autofahrer fand ich noch am lustigsten. Während die meisten Männer ebenfalls kurz vor dem Ausrasten standen, saßen die Frauen da schon wesentlich geduldiger im Auto und beschäftigten sich mit Heften oder dem Inhalt ihrer Handtaschen. Spätestens wenn sie auf Toilette mussten waren sie wahrscheinlich genauso schlecht drauf wie die Männer.
 

Ich seufzte und lehnte meinen Kopf an das kühle Fenster. Man merkte langsam dass das Wetter wieder umschlug. Bald war der Sommer wieder vorbei. Schade, dass es so schnell zu gehen schien. War ja sowieso kein toller Sommer gewesen. Momentan ging alles drunter und drüber und das es wieder so schlecht mit mir und Elias lief, war auch nicht so toll.
 

Mein Blick glitt zu unserem Fahrer und am liebsten würde ich ja mit ihm reden, aber es brachte nun mal nicht allzu viel, wenn er nicht vor hatte mir zu antworten. Zu dumm aber auch! Vielleicht wäre es ja sogar besser gewesen, wenn ich einfach daheim geblieben wäre? Dann hätten wir ganz bestimmt nicht so viel Ärger miteinander.
 

Das Auto setzte sich wieder in Bewegung und endlich konnten wir mal mehr als zwei Meter weiter fahren. Zum Glück war es nicht so heiß, sonst würden wir hier wirklich noch im Auto eingehen!
 

Mein Fuß wippte auf und ab und ich wollte langsam wirklich von der Autobahn runter. Das nervte einfach nur.
 

„Können die Leute nicht fahren? Die sollten lieber Zuhause bleiben, wenn sie nicht in der Lage sind zu fahren!“, meckerte ich aufgebracht und ließ meinem Unmut freien Lauf.
 

„Meistens liegt es an Baustellen, dass Staus entstehen. Würde jeder im gleichen Tempo fahren, würde es auch nicht zu einem Stau kommen. Man sollte sich mal ein Beispiel an Ameisen nehmen. Hast du mal die Arbeiter beobachtet? So eine kleine Ameisenstraße bleibt ständig in Bewegung, weil alle das gleiche Tempo haben.“, erklärte Elias.
 

Ich sah erstaunt zu ihm. „Ameisen?“, fragte ich ihn belustigt. Elias verzog seinen Mund. Da war ich wohl schon wieder in ein Fettnäpfchen getreten.
 

„Das hört sich interessant an! Woher weißt du das?“, fragte ich ihn, um die Situation noch zu retten.
 

„Aus dem Fernsehen!“, meinte Elias und damit war unser Gespräch auch schon wieder vorbei. „Aha...“ Ich wusste nicht, was ich dazu noch sagen sollte. Mir wollte einfach nichts einfallen. Ich ließ den Kopf hängen und sah auf meinen Schoß. Es brachte mir wohl mehr, wenn ich die Fahrt einfach verschlafen würde.
 

Wir fuhren Stück für Stück weiter und so langsam ging es auch endlich mal schneller voran. Der Stau begann sich zu lösen und die Autos verteilten sich wieder. Es war wirklich eine Baustelle, die wahrscheinlich schon seit Monaten hier unvollendet war. Beendete hier jemand eigentlich mal seine Arbeit?
 

Wir fuhren an der Baustelle vorbei und konnten dann die Spur wechseln. Elias steigerte das Tempo und so kamen wir ein gutes Stück vorwärts, ohne noch einmal in einen Stau zu geraten. Wir hatten Glück, dass auf unserer Strecke nur ein Hindernis war.
 

„Hol schon mal die Karte heraus.“, meinte Elias und endlich bekam ich wieder eine Beschäftigung. Wir mussten nämlich das Haus suchen, in dem dieser Frank Heyes wohnte. Da wir uns nicht auskannten, mussten wir einen Stadtplan zur Hilfe nehmen, den wir uns am Computer im Hotel ausdrucken konnten. Ich öffnete das Fach vor meinen Beinen und nahm die Karte heraus. Ich faltete sie auseinander und suchte nach der Straße zu der wir wollten. Wie gut, dass Elias' Oma die Adresse kannte, sonst wären wir aufgeschmissen gewesen. Wer wusste, wie viele Frank Heyes es hier gab?
 

Wir brauchten eine ganze Weile um die Straße zu finden, da sie ziemlich versteckt lag. Der Appartement-Komplex sah nicht sehr einladend und ziemlich heruntergekommen aus. Überall an der Hauswand waren Graffiti und Jugendliche tummelten sich in einer Seitengasse herum, rauchten und tranken. Nicht sehr einladend.
 

„Wollen wir da wirklich rein?“, fragte ich Elias entsetzt, dem das Grauen ebenso ins Gesicht geschrieben stand. Das war ja schlimmer als ein Horrorfilm!
 

Lake nahm uns die Entscheidung ab, denn er hatte das Auto längst verlassen, während wir noch fassungslos auf das Haus sahen. „Na los! Wird’s heute noch was mit euch beiden verschreckten Hühnern?“
 

Ich brummte und stieg aus dem Auto, als Lake die Tür einfach so aufriss. Ganz wohl war mir bei der Sache dann doch nicht. Wahrscheinlich war dieser Heyes ein Trinker und bestimmt nicht erfreut mit uns über die schöne alte Zeit zu reden. Wir wollten ja nur Elias Vater finden, aber ob Heyes uns helfen würde war eine ganz andere Frage.
 

„Vielleicht sollten wir es doch lieber mit einem Detektiv versuchen?“, meinte ich vorsichtig zu Elias. Ich war nicht scharf drauf Prügel einstecken zu müssen.
 

„Wir ziehen das jetzt durch! Ich habe nicht umsonst so lange im Stau gesteckt, nur um wieder heim zu fahren! Ich will es endlich hinter mir haben und meinen Vater finden!“, meinte Elias stur und ging festen Schrittes zum Haus herüber.
 

Ich sah zu Lake, der mal wieder blöd grinste und folgte den beiden Jungs. Ich trat auf etwas und nahm meinen Fuß zurück. Mir stellten sich die Nackenhaare auf, als ich die zerbrochene Spritze auf dem Fußgängerweg liegen sah. Das würde ganz sicher kein gutes Ende nehmen!
 

Hastig holte ich auf und ging zögerlich hinter den Jungs her zur Haustür. Elias suchte nach dem Klingelknopf, fand ihn und drückte drauf. Nichts passierte. „Scheint kaputt zu sein...“, stellte er fest. Wen wunderte das?
 

Elias griff nach der Tür, doch die war leider verschlossen. „Und jetzt?“, fragte er in die Runde.
 

Lake trat einen Schritt vor und betätigte einfach alle Klingelknöpfe. Der Summer ertönte und wir sahen ihn an, als käme er von einem fremden Planeten. „Was ist?“, fragte er nur belustigt und öffnete die Tür. Wir folgten ihm. Der Junge überraschte mich irgendwie immer wieder aufs Neue.
 

Langsam gingen wir hinein und folgten dem langen, nur spärlich beleuchteten Flur, bis wir eine Treppe erreichten. Sobald Lake seinen Fuß darauf gesetzt hatte, knarzte es und ich bekam Angst, dass die Stufen noch unter uns zusammenbrechen würden.
 

„Elias? Kann ich nicht im Auto warten?“, fragte ich und blieb am Treppenabsatz stehen. Ich wagte mich kaum die erste Stufe zu nehmen. Elias sah zu mir herunter. „Na komm schon!“, meinte er und hielt mir seine Hand entgegen. Ich presste meine Lippen aufeinander und nach kurzem Zögern nahm ich seine Hilfe doch an.
 

Lake hatte bereits den nächsten Stock über uns erreicht und schnell folgten wir ihm. „Ich hab's!“, rief er uns zu und zeigte neben der Tür auf eine Klingel auf der ein Name stand. Heyes.
 

Lake klingelte. Wir warteten ab, doch es tat sich nichts. Er probierte es erneut und wieder kam nichts. Er hob seine Hand und hämmerte gegen die Tür. „Mr. Heyes? Sind Sie da? Mr. Heyes!“, rief er nun lauter.
 

Ich hörte ein knarzen und sah zu der Treppe. Ein Mann kam uns entgegen. Er war nicht sehr groß, hatte schütteres dunkles Haar und einen dichten Bart. Er wirkte irgendwie chaotisch auf mich. Seine Kleidung schien länger nicht gewaschen worden zu sein. Er roch extrem nach Alkohol und Rauch. Er sah aus wie ein Obdachloser.
 

„Was wollt ihr?!“; blaffte er uns gereizt an und fischte aus der Hosentasche seine Schlüssel. Er drängte Lake unsanft zur Seite und öffnete die Tür.
 

„Sind sie Frank Heyes?“, fragte Lake.
 

Der Mann drehte sich zu uns um, kratzte sich an seinem dicken Bauch und zeigte mit den Schlüsseln in der Hand auf sein Klingelschild. „Wer sonst! Was wollt ihr?!“
 

„Sie sind ein Freund meines Vaters, richtig?“, fragte Elias ihn nun. „Joseph Holden.“
 

Heyes zog seine Augenbrauen zusammen und sah Elias prüfend an. „Du bist groß geworden!“, stellte er fest. „Was ist mit Joseph?“, wollte er nun wissen und sah Elias noch immer skeptisch an.
 

„Nun, das wollen wir eigentlich wissen. Ich bin auf der Suche nach meinem Vater. Er hat mich und meine Mutter, Evelyn, damals sitzen gelassen. Ich will ihn finden. Meine Großmutter meinte, Sie müssten wissen, wo er steckt!“, klärte Elias den Mann auf.
 

„Gott, ich hab Joseph schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen!“, meckerte Heyes. „Ich will ihn auch nicht mehr sehen! Der Kerl hat mir mein Geschäft vermasselt!“
 

„Was für ein Geschäft?“, fragte Elias lauernd.
 

„Das geht euch nichts an! Verschwindet und lasst euch hier nicht mehr sehen!“, meinte Heyes aufgebracht. Er wollte die Tür hinter sich schließen, doch Lake schien das anders zu sehen. Er stellte seinen Fuß zwischen Tür und Angel und hinderte Heyes so daran.
 

„Wir brauchen wirklich Ihre Hilfe! Bitte! Sie müssen doch wissen, wo er sich so herumgetrieben hat!“, meinte er eindringlich.
 

„Wenn wir uns getroffen haben, dann nur ein paar Straßen weiter in einer Bar. Wir haben uns volllaufen lassen und irgendwann wollte er in meine Geschäfte einsteigen, als er erfahren hat, wie viel Geld es einbringt. Ein Fehler, sag ich euch! Er hat mir die ganze Tour vermiest! Ich hätte mich nicht darauf einlassen sollen!“, meckerte Heyes.
 

„Ja, aber wo kann er jetzt stecken?“, fragte Elias ihn eindringlich, damit Heyes endlich mal auf den Punkt kam.
 

„Was weiß ich?! Als es drunter und drüber ging, ist er untergetaucht! Sein Glück! Sonst hätten diese Kerle ihn wohl kalt gemacht! Wenn ihr ihn findet, richtet ihm aus, er soll sich nie wieder hier blicken lassen!“
 

Heyes wirkte ziemlich einschüchternd auf mich mit seinem wütendem Gesicht, wenn er rot anlief und seine wilde Gestik ließ auch vermuten, dass er nicht zu Scherzen aufgelegt war.
 

„Haben Sie denn wirklich keine Ahnung, wo er sein könnte?“, fragte Lake noch einmal.
 

„Wie oft denn noch?! Nein! Ich will es auch nicht wissen!“, erwiderte Heyes genervt.
 

Unschlüssig sahen wir uns an. Das half uns wirklich nicht sehr weit. War das schon unser Ende? Mussten wir aufgeben? Brauchten wir jetzt doch einen Detektiv?
 

Heyes griff nach seiner Tür. „Seht zu, dass ihr verschwindet!“ Die Tür knallte vor unserer Nase zu.
 

Deprimiert gingen wir den Flur entlang, die Treppe herunter und verließen das Haus. Was sollten wir jetzt nur tun? Wir waren für nichts und wieder nichts nach Guadalupe gefahren.
 

„Ich dachte wirklich, Heyes könnte uns weiterhelfen...“, meinte Elias und sah sich die heruntergekommene Wohngegend an. Ich sah zu ihm und wusste auch nicht weiter, ebenso wie Lake.
 

„Vielleicht weiß er es ja und wollte es uns nicht sagen, weil er etwas zu verbergen hat?“, vermutete Lake.
 

„Gehst du jetzt unter die Ermittler?“, fragte ich Lake belustigt.
 

Lake blickte zu mir. „Irgendwie müssen wir ja zu einem Ergebnis kommen und wenn Heyes uns nicht helfen will oder kann, dann müssen wir nach einer Alternative suchen.“
 

„Ich komme mir langsam vor, wie bei den drei Fragezeichen!“, erwiderte ich seufzend.
 

„Sam, das ist ein Abenteuer! Das müssen wir ausnutzen!“, meinte Lake lachend und ging zurück zum Auto. „Wie geht’s weiter Maestro?“, fragte Lake und wandte sich an Elias.
 

„Ich habe die Nummer von einem Detektiv. Ich hatte eigentlich gehofft, dass wir es selber schaffen könnten, aber das wird wohl nichts...“, meinte Elias und fuhr sich mit der rechten Hand durch die Haare.
 

„Was ist mit der Bar?“, wollte Lake wissen.
 

Elias und ich sahen ihn verwundert an. Was sollte damit sein?
 

„Sie haben sich immer in einer Bar getroffen. Hier in der Gegend. Sie haben ihre Geschäfte dort abgewickelt! Vielleicht kannte jemand deinen Vater und weiß etwas über ihn?“, schlug Lake nun vor.
 

Elias schüttelte den Kopf. „Auf keinen Fall! Lake, ich will meinen Vater finden, keinen Machenschaften nachgehen! Es interessiert mich nicht, was er gemacht hat und ich will keinen Ärger kriegen! Wir wissen nicht, was das für Leute sind! Ich werde den Detektiv anrufen, der alles weitere für uns erledigen wird!“
 

Lake schlug die Tür des Wagens wieder zu, nachdem er sie geöffnet hatte. „Nichts da! Wir haben Stunden in diesem elenden Stau verbracht. Heyes war keine Hilfe! Ich will nicht umsonst hierher gekommen sein! Ihr könnt ja hier warten, wenn es euch zu brenzlig wird, aber ich gehe mich hier mal umsehen und schaue ob ich die Bar finde!“
 

Gesagt, getan. Lake ging an uns vorbei, steckte sich die Hände in die Hosentaschen und ging den Fußgängerweg entlang. Ich sah Elias an und knabberte auf meiner Unterlippe. Was jetzt? „Gehen wir ihm nach?“, fragte ich den Jungen neben mir.
 

„Natürlich! Lake reitet sich sonst nur wieder in irgendwelchen Mist rein!“, erwiderte Elias, griff nach meinem Handgelenk und zerrte mich auch schon hinter sich her.
 

Wir holten schnell auf und gesellten uns zu Lake, unserem scheinbar neuen Anführer. Ich wusste noch nicht so genau, ob es wirklich eine gute Idee war. Aus dem Fernsehen kannte ich die Kneipenschlägereien und in so eine wollte ich nun nicht so gerne hineingeraten. Dafür war mir mein Leben doch zu wertvoll.
 

Wir sahen uns die Seitenstraßen an, aber irgendwie fanden wir nichts was auf eine Bar hindeutete. Lake ging eine Straße zurück und sah sich die Gasse an. Er sah zu uns und winkte uns zu sich. Neugierig was er wohl gefunden haben mochte, gingen wir zu ihm.
 

„Hast du etwas gefunden?“, fragte Elias Lake. Dieser nickte und zeigte zu einer unscheinbaren Tür, die wir beim ersten Mal, als wir vorbeigegangen waren, nicht bemerkt hatten. „Das ist sie!“, meinte Lake und ging vorweg auf die Tür zu. Ich wusste nicht, wie er sich da so sicher sein konnte, aber ich folgte ihm mit Elias im Schlepptau, neugierig darauf, was uns erwarten würde.
 

Lake griff nach der Türklinke, da es keine Klingel gab und öffnete die Tür. Sie scharrte über den Asphaltboden und von weiter hinten konnte ich leise Musik wahrnehmen. Lake schien recht gehabt zu haben. Scheinbar waren wir hier ja doch noch richtig.
 

Wir gingen ein paar Stufen herunter, in einen langen dunkel beleuchteten Flur. Es wirkte ordentlich und nicht so heruntergekommen, wie diese Kneipen und Bars in den Filmen, eher etwas für die reichere Schicht. Nur wieso ausgerechnet in so einem Kaff wie diesem?
 

Ich schielte zu Elias. Was hatte sein Vater hier wirklich gemacht? Hatte er etwa mit Drogen gedealt? Oder war da noch mehr? Etwas von dem wir nicht wissen konnten?
 

Lake ging den Gang entlang und blieb vor einer dunkelbraunen Tür stehen. Er sah kurz zu uns, ehe er sie öffnete und den Raum betrat. Von drinnen kamen gedämpfte Stimmen und leise Musik. Von hier kam es also. Ich folgte Elias und schloss die Tür wieder hinter mir. Ein mulmiges Gefühl machte sich in mir breit. Was erwartete uns nun?
 

Ich fühlte mich wie auf dem Präsentierteller. Es war nicht sehr voll, nur vereinzelt saßen Männer in Anzügen herum und unterbrachen ihre Unterhaltungen, als sie uns eintreten sahen. Der Barkeeper stand an der Coctailbar und sah uns entgegen. Wirklich vertrauenserweckend sah es nicht aus und wäre ich alleine, hätte ich wohl schleunigst den Heimweg angetreten.
 

Lake ging zielstrebig zur Bar und ignorierte die Blicke der Männer, die er auf sich zog. Doch auch uns ließen sie nicht aus den Augen. Scheinbar kamen selten so junge Leute wie wir hierher?
 

„Euch ist klar, dass ich euch noch keinen Alkohol ausgeben darf?“, fragte der Barkeeper uns. Lake lächelte und machte es sich auf einem Hocker bequem. „Deswegen sind wir auch nicht hier!“, meinte er und verhielt sich dem Mann gegenüber so, als wären sie alte Bekannte. Worauf wollte er nur hinaus?
 

Elias und ich taten es ihm gleich, nur um nicht länger den nervigen Blicken der Fremden ausgeliefert zu sein. Ich fühlte mich hier wirklich nicht sehr wohl. Ich rückte näher an Elias heran und sah mich immer wieder um, als würde jeden Augenblick eine Schlägerei beginnen oder womöglich sogar eine Razzia!
 

„Was wollt ihr dann?“, fragte der Barkeeper Lake und verschränkte seine Arme auf dem Tresen. Er beugte sich vor und sah Lake interessiert an. Würde ich nicht wissen worum es ging, würde ich glatt denken, die beiden flirteten miteinander. Ich beobachtete sie. Würde Lake wirklich so etwas machen?
 

Würde er. Lake lächelte ihn an und zeigte offen sein geheucheltes Interesse an dem Mann. Erstaunlicherweise sprang dieser darauf an. War ich hier im falschen Film? Wie konnte Lake wissen, dass der Mann schwul war? Ich hatte es ihm nicht angemerkt.
 

„Wir suchen einen Joseph Holden. Haben Sie schon mal von ihm gehört?“, fragte Lake den Mann vor sich und betrachtete ihn unverhohlen. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen.
 

„Hm, nein, der Name kommt mir nicht bekannt vor.“, meinte der Barkeeper und fuhr sich durch seine schwarzen Haare. Er sah wirklich gut aus, wenn man ihn mal näher betrachtete. Wäre Lake nicht schon mit meinem Bruder zusammen, wäre ich wohl dafür, dass die beiden ein gutes Paar abgeben würden.
 

„Ah, jetzt fällt es mir wieder ein! Er hieß nicht Holden, sondern Joseph Deklin! Er war öfter hier, aber nach einiger Zeit hatte er sich hier nicht mehr blicken lassen!“, meinte der Barkeeper gut gelaunt zu Lake. Dieser hob seine Augenbraue, auch wir sahen ihn verwirrt an. „Sind Sie sicher?“, hakte Elias nach. Der Barkeeper nickte.
 

Wieso hatte Joseph Evelyns Nachnamen verwendet?



Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück