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Tage wie diese

Buch 1: Simon
von

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Gefühlswirrwarr

Wir sitzen vor dem großen Bett in dem Clemens Körper viel zu schmächtig wirkt. Er liegt im Krankenhaus und Robert und ich sind mehr als besorgt um unser Küken. Das war schon ein Schock ihn bewusstlos am Küchenboden vorzufinden.

Die Krankenschwester hängt eine neue Infusion auf und prüft Clemens Werte.

„Es ist nur eine leichte Anämie. In einigen Stunden sollte es ihm besser gehen. Wir behalten ihn aber sicherheitshalber einen Tag hier.“ Aufmunternd lächelt sie uns zu.

Ich beobachte Roberts besorgte Miene. Er hält eisern Clemens Hand.

„Sorry, Jungs. Ich wollte euch nicht beunruhigen.“ Clemens lächelt matt.

Ich ringe mir ein Lächeln ab. „Wir haben uns echt erschreckt, aber ich bin froh, dass es nichts allzu ernstes ist.“

Clemens lächelt.

Ich beschließe die beiden ein wenig allein zu lassen, verlasse das Zimmer und werfe einen letzten Blick auf die beiden.

Ich sehe wie jemand im sterilen, weißen Flur angelaufen kommt und eine Krankenschwester anspricht.

„In welchem Zimmer ist Clemens Schneider?“ Die Krankenschwester wirkt im ersten Moment etwas überrumpelt und mehr als ein 'ähm' bekommt sie nicht heraus.

„Malte! Er ist hier!“, rufe ich ihm zu und winke.

Er blickt zu mir und kommt auf mich zugerannt. Ohne ein weiteres Wort verschwindet Malte im Krankenzimmer.

Kurz darauf kommt Robert heraus. Er wirkt geknickt und voll von Sorge um Clemens.

„Du solltest aufhören ihn so zu bemuttern.“ Ich lächele leicht. Robert weicht meinem Blick aus.

„Ich weiß wie du dich fühlst, Robert.“

Er kommt ein paar Schritte auf mich zu und lehnt seine Stirn an meine Schulter. Ich schließe ihn in meine Arme und kann gut nachempfinden wie es ihm gerade jetzt im Moment geht.

Es ist echt scheiße, wenn man jemanden liebt, den man nicht haben kann...
 

„Was für ein Chaos heute...“, murmele ich erschöpft und schaue auf dem Heimweg durch die Stadt in die Auslagen der Fenster. Noch ein paar Blocks und ich bin wieder zuhause.

„Hoffentlich fragt Clemens nicht wieso ich bei Robert war. Wäre echt peinlich...“ Wir versuchen unser Verhältnis vor ihm zu verbergen. Für uns beide ist es ohnehin nichts ernthaftes. Keiner erwartet etwas vom jeweils anderen.

„Simon?“

Ich drehe mich um und sehe wie Jonas aus einem Kiosk kommt.

„Was treibt dich denn tagsüber nach draußen, du Vampir?“, frage ich ihn lächelnd und spüre wie mein Herz einen Tick schneller in meiner Brust klopft.

„Na ja, ich muss gleich zur Arbeit und wollte mir vorher noch ein paar Knabbersachen kaufen.“

„Was machst du?“, frage ich ihn. Ich habe ihn nie direkt gefragt was er eigentlich arbeitet.

„Ich arbeite halbtags in einer Tierhandlung. Willst du mitkommen?“

„Eh? Ja, klar! Gerne.“ Freudig stimme ich zu.
 

Es dauert nicht lange bis wir dort ankommen. Wir müssen ein Stück zu Fuß gehen und fahren dann mit einem überfüllten Bus kurz vor das Stadtzentrum. Hier ist es noch etwas ruhiger und nach wenigen Metern erreichen wir die Tierhandlung. Zwischen all den anderen Geschäften sticht sie jedoch auf den ersten Blick nicht unbedingt heraus.

„Wow!“, entfährt es mir als wir den Laden betreten. Er ist geräumig und größer als es den Anschein hat. Es gibt sogar Tiere dort. Meerschweinchen, Hamster, Kaninchen und Vögel. Sogar ein paar Reptilien und Fische.

Begeistert sehe ich mir alles an.

Jonas wirkt amüsiert über mein Benehmen, lacht sogar ein wenig und mir wird es schnell peinlich, also versuche ich mich mit meiner Begeisterung etwas zurückzuhalten.

„Du magst Tiere. Wie kommt es das du keine hast?“, fragt Jonas und tritt zu mir als ich vor einem Hamstergehege stehe und die Tiere beobachte.

„Na ja, ich weiß auch nicht. Ich habe neben der Uni nicht viel Zeit für ein Haustier und tagsüber bin ich sowieso beinahe ständig unterwegs.“

„Stimmt auch wieder.“ Jonas wirkt nachdenklich.

„Jonas! Da bist du ja!“

Wir drehen uns um. Sofort kommt ein Mädchen auf uns zugelaufen und umarmt Jonas stürmisch. Sie trägt ein weißes kurzes Kleid und darunter schwarze Leggins sowie Ballerinas. Ihre Haare sind blond und die Augen blau. Der Traum eines jeden Mannes. Sie strahlt etwas Natürliches aus und ihr Gesicht ist dezent geschminkt. Als die beiden sich küssen dreht sich mir der Magen um.

Das Mädchen ist zu meinem Leidwesen sehr hübsch und nun sehe ich auch endlich mal die unbekannte Frau an Jonas Seite. Wie soll ich mit so einer perfekten Frau konkurrieren?

Ich wende mich von den beiden ab und starre die Auslage mit Utensilien für Tiere an. In mir brodelt die Eifersucht und es fällt mir schwer jetzt noch hier zu bleiben, statt einfach aus der Tierhandlung zu stürmen. Jonas weiß schließlich nicht wie es in mir drinnen aussieht und ich will nicht, dass er mich für einen Sonderling hält, weil ich meine Gefühle nicht im Griff habe.

„Ah, das ist meine Freundin Luisa.“ Jonas erinnert sich scheinbar, dass ich auch noch da bin, stellt uns einander vor und widerwillig mache ich gute Miene zum bösen Spiel.

„Hi!“, grüßt sie mich lächelnd. Zurückhaltend nicke ich ihr kurz zu „Hallo.“

„Willst du ein Haustier kaufen?“, fragt sie. Im ersten Moment verstehe ich ihre Frage nicht, dann wird mir aber klar, dass sie es wohl daraus schlussfolgert, da ich gerade vor einem Hamsterkäfig stehe.

„Äh...“

„Warum nicht?“, fragt Jonas lächelnd. „Hamster sind nachtaktive Tiere. Tagsüber schlafen sie fast die meiste Zeit.“

„Ach so?“ Interessiert blicke ich zu einem kleinen grauen Hamster. „Na ja, wieso nicht.“

„Luisa, kannst du ihm ein Starterpaket zusammen stellen?“

„Ja, sicher.“ Lächelnd zieht sie endlich von dannen und verlegen blicke ich zu Jonas.

„Meinst du echt ich sollte mir einen Hamster zulegen?“

„Tiere sind gut für die Seele.“ Lächelnd sieht Jonas zu dem kleinen Hamster, der sich geschäftig die Backen mit Körnern füllt.

Als ich ihn so sehe presse ich die Lippen fest aufeinander. Wieso muss er immer ins Schwarze treffen? Hat er mitbekommen, dass ich in letzter Zeit ein wenig gestresst bin? Wenn er nur wüsste, dass das alles seine Schuld ist...
 

„So, das wäre dann alles.“ Wir stehen mit Luisa an der Kasse. Sie packt mir alles in eine Plastiktüte und reicht mir die kleine Schachtel mit meinem neuen Untermieter. Zaghaft nehme ich die Schachtel an mich. Mein erstes Haustier.

„Du siehst glücklich aus.“ Luisa lehnt sich auf das Laufband an der Kasse und sieht mir ins Gesicht. Irritiert wende ich den Blick ab, linse zu Jonas und auch er lächelt mich an, so dass mir das alles so peinlich wird, dass ich eilig den Laden verlasse.

„Bye“, murmele ich hastig und suche schleunigst das Weite.

„Warte!“, ruft Jonas mir nach. „Luisa, kannst du mich heute krank melden? Ich gehe heim und helfe Simon.“

„Geht klar.“ Sie grinst schelmisch.

Jonas läuft zu mir und irgendwie freut es mich sehr, dass er mich von sich aus begleiten will. Vielleicht wird der Tag ja doch noch ganz gut?
 

Daheim angekommen will ich den Hamster gleich aus der Schachtel holen, doch zu meinem Ärger beißt er mir sofort in die Hand als ich sie in die Schachtel schiebe.

„Aua!“, meckere ich und sehe auf meinen Finger.

Jonas lacht. „Du machst ihm Angst. Mach den Käfig erst mal fertig und lege dann die Schachtel hinein damit er von alleine rauskommen kann.“

Ich tue schmollend was Jonas von mir verlangt. Hätte er mir das nicht schon eher sagen können?

Es dauert nicht lange, dann kommt der Hamster auch tatsächlich zögernd aus der Schachtel und flüchtet sofort in sein neues Häuschen, das aus mehreren Etagen und Klettereinheiten besteht.

„Hast du schon einen Namen für ihn?“, will Jonas wissen und schaut in den Käfig.

„Ist es ein Junge?“, frage ich verblüfft und lehne mein Kinn auf den Tisch. Mit den Händen halte ich mich daran fest.

„Ja.“

„Hm...vielleicht Peppy?“

Jonas grinst. „Klingt süß.“

Bei seinem Anblick laufe ich automatisch rot wie eine Tomate an. Er macht es mir nicht gerade einfacher, wenn er so dicht neben mir hockt und solche Sachen von sich gibt.
 

Am nächsten Morgen jogge ich durch die Nebenstraßen meiner Stadt. Neben der Lernerei und dem Zocken tut es ganz gut mal draußen ein wenig durch die Gegend zu laufen und nebenbei Musik zu hören.

Soll ich Luisa wirklich den Freund ausspannen? Die beiden wirklich so glücklich zusammen. Jonas ist ja nicht schwul. Er weiß nicht mal, dass ich es bin. Jedenfalls scheint er bisher nichts davon bemerkt zu haben.

Wenigstens schenkt er mir jetzt endlich mal etwas mehr Aufmerksamkeit.

Leider weiß ich immer noch nicht wie ich ihn in dem Computerspiel finden kann. Anhaltspunkte habe ich dummerweise immer noch nicht gefunden. Ich traue mich auch nicht so recht ihn zu fragen.

Ich bleibe stehen und ringe nach Atem. Meine Hände stütze ich auf den Knien ab und beuge mich leich vornüber.

Langsam gehe ich heimwärts und verspüre erneut ein wenig Frust in mir aufkeimen.

Vielleicht sollte ich mich mal wieder mit Robert treffen? Wir könnten uns gegenseitig trösten. Wahrscheinlich hat er aber eh keine Zeit, weil er sich solche Sorgen um Clemens macht. Wir zwei haben wirklich so gar kein Glück...

Deprimiert betrete ich mein Wohnhaus und fahre mit dem Fahrstuhl nach oben.
 

In der Wohnung gönne ich mir eine Dusche und binde mir anschließend ein Handtuch um die Hüfte mit dem ich mir vorher kurz die Haare trocken gerubbelt habe.

Mich zieht es ins Wohnzimmer. „Jonas, ich bin fertig mit duschen. Willst du ins Bad?ˮ Jonas schläft auf dem Sofa. Scheinbar hat er mal wieder die Nacht durchgezockt. Er wirkt so friedlich auf mich und schläft seelenruhig. Der Anblick lässt mich nicht gerade kalt.

Ich blicke auf ihn herunter und greife nach der Sofalehne, ehe ich mich langsam herunter beuge. Langsam, Stück für Stück, senke ich meinen Kopf und bin kurz davor ihn zu küssen. Nur einmal will ich ihn küssen. Mein Herz hämmert in meiner Brust, mein Blut rauscht in meinen Ohren und aufgeregt versuche ich die letzten Zentimeter zu überbrücken. Seine Lippen sind so nahe und wirken so einladend.

Unerwartet öffnet Jonas seine Augen. Mir schießt das Blut in die Wangen und für einen Moment weiß ich nicht was ich tun soll. Er ist noch ganz verschlafen und reibt sich mit der Hand über die Augen, während er sich langsam aufrichtet.

„Simon?“

„Äh... Ich wollte nur das Buch hier holen!“, stammele ich und greife über Jonas hinweg auf einem Tisch neben dem Sofa nach einem Buch.

Eilig laufe ich mit dem Buch in der Hand aus dem Zimmer. Mit geröteten Wangen lehne ich mich an die Wand im Flur und halte mir das Buch ans Gesicht. Nur ein kleines Stück, ein winziges Stück und ich hätte ihn küssen können...
 

Abends logge ich mich auf meinem Laptop im Spiel ein. Inzwischen habe ich ein klein wenig gelevelt.

„Pearl! Da bist du ja wieder! Ich dachte schon, du hast keine Lust mehr auf das Spiel.“

Ich lächele als ich Norio erblicke, der auf mich zugelaufen kommt.

„Mir ist der Bildschirm letztens eingefroren.“

„Oh. Egal, es gibt eine Quest. Machst du mit? Es gibt tolle Belohnungen!“ Norio ist Feuer und Flamme und irgendwie bringe ich es nicht über mich seine Bitte abzulehnen. Warum auch nicht?

„Okay. Was müssen wir denn tun?“, frage ich skeptisch.

„Ein Zweierteam aus Mann und Frau muss die Quest zusammen erledigen. Es gibt ein rares Item, das ich unbedingt haben will!“ Norio blickt mich eindringlich an. Dann muss meine Suche nach Jonas wohl mal wieder warten. Schade aber auch. Mit ihm würde ich die Quest ja viel lieber erledigen.

„Okay, aber worum geht es jetzt genau in der Quest?“, hake ich neugierig nach.

„Wir müssen fünf Artefakte finden. Auf jedem davon befindet sich ein Wort. Beim Questmaster müssen wir daraus eine Geschichte erzählen.“

„Eine Geschichte?“ Klingt eher lästig. „Na gut.“

„Super! Ich habe gehofft, wir können die Quest zusammen machen!“ Norio sieht mich begeistert an.

„Dann schicke ich gleich mal unsere Anmeldung ab!“ Seine Figur bewegt sich nicht mehr, also scheint er wohl gerade die Anmeldung zu erledigen. Seufzend warte ich ab.
 

Ich sitze auf meinem Bett, hole Peppy aus dem Käfig und lasse ihn auf meinem Bett herumlaufen. Wie soll ich denn Jonas finden, wenn ich dauernd abgelenkt werde? Dieser Norio ist zwar ein interessanter Kerl, aber er lässt mir kaum Zeit nach Jonas zu suchen.

„Na, Peppy? Was soll ich machen?“

Der Hamster sieht mich nur mit den kleinen Knopfaugen an. Für meine Sorgen hat er nichts übrig, denn er entdeckt gerade die große weite Welt, die zurzeit nur aus meinem Bett besteht.

Ich muss wieder an den beinahe-Kuss mit Jonas denken. „Ich hätte ihn echt gern geküsst“, flüstere ich Peppy zu und male mir in Gedanken aus wie wir im Wohnzimmer übereinander herfallen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  tenshi_90
2015-02-04T19:25:39+00:00 04.02.2015 20:25
Oha, da hat Simon sich aber fast in ne peinliche Situation gebracht XD

Bei dem Hamster musste ich irgendwie an "Hamtaro" denken :D
Antwort von:  Shunya
04.02.2015 20:33
Oh ja, ich liebe die Szene! Wird noch ein Spaß sie zu zeichnen. XD lol
Fehlt nur noch, dass der Hamster ausbüxt und sich mit anderen Hamstern zusammen tut. Hach ja, Hamtaro habe ich auch immer gerne geguckt. X3
Antwort von:  tenshi_90
05.02.2015 20:02
Das wäre doch mal was XD Lass die Gedanken des Hamsters frei :3
Antwort von:  Shunya
05.02.2015 20:57
Ja, so als Gimmick. Mal sehen ob es sich in den nächsten Kapiteln anbietet. lol


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