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Magierblut – Die neue Generation

von
Koautor:  Felana

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Erins Dickkopf

Die Welpen erreichten schnell die Höhle wieder und spielten noch davor, bis es zu dämmern begann und Nimrod sie hereinholte. Auch wenn die Drei beteuerten, dass sie nicht müden waren, sie schliefen innerhalb von Minuten ein und im Bau herrschte plötzlich Stille. Der graue Rüde legte sich zu seiner Gefährtin und leckte ihr über die Schnauze.

„Wir sollten schlafen. Morgen wird ein anstrengender Tag. Schließlich werden unsere Welpen begutachtet“, flüsterte er und legte seinen Kopf auf den Boden.

Akira nickte stumm. Sie genoss die Nähe zu ihrem Gefährten sehr, doch heute Abend bedrückte sie etwas.

"Ja, du hast Recht und eigentlich sollte ich keine Zweifel haben, aber ich fürchte mich irgendwie vor morgen, weil ich Angst habe, dass dem Orden etwas nicht passt, du weißt, dass Rhodri ein guter Freund von Vin ist und was ist, wenn er uns was auswischen möchte?"

„Mach dir keine Sorgen. Selbst Rhodri weißt, dass der Orden nicht auf Kämpfer verzichten kann. In dem Krieg vor zwei Jahren sind so viele gestorben, dass wir Nachwuchs brauchen. Ich mag ihn nicht, aber er ist nicht dumm und wird sich dem sicher nicht in den Weg stellen. Mir macht etwas anderes Sorgen. Es betrifft Erin…Glaubst du, dass sie…dass…“, er konnte es kaum aussprechen, zwang sich aber dazu, „…dass sie Magie anwenden kann? Manchmal befürchte ich da etwas bemerkt zu haben.“

Für ihn eine unerträgliche Vorstellung, aber bei seinem Stammbaum glich es einem Wunder, dass nur bei seiner Kleinen der Verdacht bestand, dass sie magische Fähigkeiten besaß.

„Das ist mir auch schon aufgefallen. Ich denke aber, dass sie überwiegend kämpferische Fähigkeiten in sich trägt. Ich kann mir außerdem nicht vorstellen, dass es von Nachteil wäre, wenn sie zusätzlich noch etwas Magie anwenden könnte. Das wäre sicher ein Gewinn und keiner der Gegner würde das vorher ahnen. Wir sollten es dem Gildenführer sagen, nicht dass sie Schwierigkeiten bekommen. Ich hoffe nur, dass er sie dann nicht zu einer Magierin ausbilden möchte."

Er sah sie kurz an und seufzte dann: „Ich bin daran schuld. Meine Gene müssen nur so mit Magieranlagen vollgestopft sein. Verdammte Magie.“

Dass er glaubte, dass sie Erin auf alle Fälle zur Magierin ausbilden wollten, sagte er aber nicht. Zwar gab es schon den ein oder anderen Jäger, der ein wenig Magie beherrschte, aber nur so gering, dass sie meistens fast gar nichts damit anfangen konnten. Bei seiner Tochter würde das wahrscheinlich nicht so sein, nicht wenn sie nach seiner Familie kam. Er hoffte einfach das Beste und schloss die Augen.

„Schlaf gut, mein Schatz“, flüsterte er.

Akira stupste ihn zärtlich an: "Ach, mach dir keine Sorgen, das wird schon, da bin ich mir sicher!" Dann legte auch sie sich schlafen.
 

Das sanfte Licht der Sonne drang langsam in die Höhle der Jäger und kitzelte die kleine Erin wach. Verschlafen blinzelte sie in das Licht.

Heute scheint wieder ein schöner Tag zu werden, dachte sie vergnügt.

Sie lag eng an ihre Geschwister gekuschelt. Dann sah sie sich vorsichtig um. Der Rest ihrer Familie schien noch zu schlafen. Sie überlegte kurz, was sie machen sollte, denn sie wollte so gerne die Höhle verlassen. Dies war aber nicht erlaubt. Sie wägte ab, denn sie wusste, dass ihre Eltern ziemlich streng sein konnten, vor allem ihr Vater, doch dann überkam sie doch die Neugierde. Vorsichtig versuchte sie aus dem Wirrwarr ihrer Geschwister zu entkommen.

"Bloß keinen aufwecken", meinte sie zu sich selber, wobei ihr Pavan sicher gefolgt wäre.

Mit leisen, vorsichtigen Schritten tapste sie aus dem elterlichen Bau.
 

Carth lief mit erhobenem Haupt durch das Lager. Gerade hatte er einen Auftrag hinter sich gebracht und wollte nun zurück zum Gildenführer, um ihm Bericht zu erstatten, allerdings würde er noch ein wenig warten müssen, weil es noch sehr früh am Morgen war und die meisten Jäger noch ruhten. So nutzte er die Zeit, um sich etwas die Füße zu vertreten. Als er an der Höhle von Akira und Nimrod vorbeiging, entwich ihm ein Lächeln. Am liebsten hätte er sie besucht, aber damit die Welpen aufzuwecken, wollte er nicht riskieren. Der Rote mochte es an seine Ausbildung zu denken, auch wenn er sich manchmal schämte, was er doch für ein dummer, junger Trottel gewesen war. Heute sah man in ihm nichts mehr davon. Plötzlich bewegte sich etwas am Bau, was Carths Aufmerksamkeit erregte. Er versteckte sich hinter einem Stein und beobachtete die kleine Erin, die sich nach draußen schlich, was ihr Vater ihr sich nicht erlaubt hatte.

Ja, der jugendliche Leichtsinn, grinste er stumm in sich hinein.

Er wollte erst einmal sehen, was der Welpe machte, aber er würde ein Auge auf sie haben und darauf achten, dass der Kleinen nichts passierte.
 

Erin sah sich vorsichtig um. Sie konnte niemanden sehen, so spazierte sie sorglos aus der Behausung. Neugierig beschnupperte sie die Umgebung, aber dies wurde ihr mit der Zeit zu langweilig, da sie die Gerüche schon alle kannte. Nun stand sie da und wusste nicht wohin.

„In welche Richtung soll ich jetzt am besten gehen? Links, rechts, gerade aus, oder doch lieber zurück? Mh....“, murmelte sie zu sich selber.

Plötzlich beschlich sie ein seltsames Gefühl, so als würde sie jemand beobachten. Sie blickte sich um, konnte aber nicht erkennen.

"Muss ich mich wohl geirrt haben..."

So ging sie einfach geradeaus ins Lager hinein, denn der elterliche Bau lag ziemlich am Rande.
 

Der Rote nahm unauffällig die Verfolgung auf. Im Lager war nichts los, so dass der kleine Welpe auch niemandem auffiel, weil die meisten immer noch ruhten. Der Jäger glaubt zu erkennen, dass Erin überhaupt nichts vorhatte, sondern einfach nur einen unerlaubten Ausflug machte. Als sie schon ziemlich weit von der Höhle entfernt war, beschloss er sich ihr zu erkennen zu geben und sie zurückzuschicken. Geschwind holte er sie ein und stellte sich demonstrativ vor sie.

„Was machst du denn hier?“, fragte er eindringlich.

Erschrocken sah sie den roten Wolf an, doch sie hatte sich schnell wieder gefasst.

Mutig sprach sie: "Wieso sollte ich dir das sagen?"

Sie war gegenüber Carth wenig respektvoll, denn zum einen war er ein Freund der Familie, zum anderen hatte ihr Nimrod viele Geschichten aus der Vergangenheit erzählt, wo der Rüde noch Lehrling gewesen war.

„Die Welpen heute werden auch immer unverschämter“, bemerkte der Rote, klang dabei aber nicht verärgert. „Wissen denn deine Eltern, wo du dich herumtreibst? Mhm?“ Ohne das sie antworten konnte, fuhr er fort: „Natürlich nicht. Junge Dame, du handelst dir gerade viel Ärger ein und ich bin noch so nett und will dich davor bewahren, aber wenn du so mit mir redest, dann kann ich auch gleich zu deinem Vater rennen und ihm von deinem Ausflug hier erzählen.“

Innerlich grinste er, aber sein Gesichtsausdruck blieb ernst.

Erin sah ihn patzig an und rümpfte die Nase: "Nur zu, wenn du dich traust! Ich habe keine Angst. Vor niemanden!"

Sie wusste, es wäre besser, seine Hilfe anzunehmen, denn sie bekam sicherlich viel Ärger, aber sie war zu stolz, es sich einzugestehen.

„Jetzt reicht es!“, schimpfte Carth und packte die Kleine am Nacken.

Dabei fiel ihm auf, dass sie seit dem letzten Mal ziemlich gewachsen war und nun dementsprechend wog, doch er konnte sie trotzdem noch tragen, auch wenn es etwas mehr Kraft kostete.

„Mal sehen was dein Vater dazu meint“, fügte er noch hinzu, auch wenn man kaum verstand was er sprach, weil er ja den Mund voll hatte.

Schnurstracks ging er zurück zur Höhle.

Die junge Wölfin wusste, dass sie jetzt tief in der Patsche saß. Entschuldigen wollte sie sich nicht. Sie überlegte kurz, dann fing sie an hin und her zu schwingen, da Carth nicht darauf gefasst war, konnte sie ihm entkommen. Hart fiel sie auf den Boden. Sie schüttelte sich, dann lief sie davon. Die Konsequenzen würde sie ohnehin tragen müssen, demzufolge konnte sie jetzt auch die Freiheit auskosten.

Kopfschüttelnd ließ Carth sie laufen. Es war an der Zeit Akira und Nimrod hinzuzuziehen, weil die ihre Tochter besser unter Kontrolle bringen konnten als er und er auch keine Lust mehr auf dieses Spiel hatte. Die Höhle war nicht mehr weit entfernt und er schlüpfte hinein und ging herüber zu dem Elternpaar. Wie er erwartet hatte, bemerkten sie ihn sofort, was bei zwei so erfahrenen Jägern absolut kein Wunder war.

„Was ist denn Carth?“, fragte Nimrod.

„Deine Tochter macht eine kleine Erkundungstour da draußen.“

„WAS?!“, brummte der Graue wütend.

Akira war ebenso entsetzt wie ihr Gefährte, dann musste sie aber schmunzeln: "Ach Nimrod, da sieht man doch, dass sie deine Tochter ist. Stur, eigensinnig und ein kleiner Dickkopf." Sie sah ihren Gefährten liebevoll an: "Ich denke wir suchen sie jetzt besser. Ich glaube zwar nicht, dass sie hier im Lager in Gefahr ist, aber man weiß ja nicht. Vielleicht hat ihr Carth einen solchen Schrecken eingejagt, dass sie Hals über Kopf aus dem Lager flüchten musste." Sie zwinkerte dem jungen Rüden schelmisch zu.

„Hach, ich glaube mehr, dass sie mir so einen Schrecken eingejagt hat, dass ich jeden Grund dazu hätte aus dem Lager davonzulaufen“, scherzte der Rote grinsend. „Eure Kleine ist ganz schön frech.“

„Oder du kannst einfach nicht richtig mit Welpen umgehen“, erwiderte Nimrod.

Das war zwar ein Witz, aber aus seinem Mund klang es wie immer ziemlich ernst, so dass man schwer einschätzen konnte, wie er es meinte. Nach all den Jahren lag ihm Humor immer noch nicht so, aber er bemühte sich zumindest.

„Wir sollten sie schnell finden“, fügte der Graue noch hinzu. „Heute kommt der Gildenführer und wie ich ihn kenne, wird er ziemlich früh da sein. Carth, du musst wohl mal kurz auf unsere zwei Jungs auspassen.“

Der Rote nickte und Akira und Nimrod schlüpften aus dem Bau. Der Jäger schnüffelte, konnte aber seine Tochter nicht riechen, also suchte er den Boden mit seiner Nase ab und fand schließlich ihre Spur.

„Da entlang. Das ist ja fast wie früher, als wir auf der Jagd gewesen waren. Nur jagen wir jetzt unseren Kindern hinterher. Wie sich die Zeiten ändern.“

Akira musste lächeln: "Ja da hast du Recht! Es war eine schöne Zeit damals mit dir, auch wenn du ein alter Brummbär warst." Sie zwinkerte. "Aber jetzt finde ich es noch schöner!"

„Mhm, bin ich das nicht noch immer?“, fragte der Graue, während er der Spur seiner Tochter folgte.

Nicht unweit von den beiden entfernt hatte sich Erin in einem Busch verkrochen. Sie wusste dass sie nun Probleme bekommen würde, aber sie war nicht bereit kampflos aufzugeben. So wartete sie in der Hoffnung nicht entdeckt zu werden.

Nimrod hatte natürlich längst bemerkt, dass sie unter dem Busch hockte, schließlich hing ihr Geruch deutlich in der Luft und für so eine geschulte Nase wie seine, war das schon gleich zweimal nicht zu überriechen. Und sicher hatte auch Akira das längst bemerkt. Der Rüde machte sich einen Spaß daraus vor dem Gestrüpp hin und her zu laufen und so zu tun, als würde er suchen, doch dann packte er plötzlich zu, zog die Kleine am Nackenfell aus ihrem Versteck und setzte sie vor sich ab.

„Also junge Dame? Habe ich deinen Geschwistern und dir nicht gesagt, dass ihr nur mit Erlaubnis die Höhle verlassen dürft? Wir sind hier in einem Jägerlager und auf keinem Spielplatz. Was hast also zur deiner Verteidigung zu sagen?“

Der Welpe sah ihren Vater mit unschuldsbewussten Augen an. Ein Hundeblick war nichts dagegen.

"Es tut mir leid, Paps, aber weißt du, ich wollte nicht so weit weg, doch Carth hat mich erschreckt. Ich will doch nur so mutig sein wie du, damit du stolz auf mich sein kannst."

„Erst einmal solltest du dich schämen die Schuld auf Carth zu schieben. Du kennst ihn und weißt, dass er dir nie etwas tun würde, also höre auf damit. Das ist nicht nett“, belehrte der Graue sie. „Und Mut hat nichts damit zu tun, dass du allein hier im Lager herumschleichst.“ Er beugte sich zu seiner Kleinen herunter. „Du wirst irgendwann deinen Mut beweisen können, aber jetzt bist du noch ein Kind und solltest tun, was deine Eltern dir sagen. Wir wollen nur das Beste für euch Welpen und unsere Verbote sollen euch nur schützen und nicht ärgern. Das weißt du doch, oder? Außerdem bin ich immer stolz auf dich, egal ob du mutig bist oder nicht."

Erin sah geknickt zu Boden, aber sie hatte Schlimmeres erwartet.

"Es tut mir ja wirklich leid, aber Carth hat mich trotzdem erschreckt!", beharrte das junge Wolfmädchen trotzig, dann fügte sie aber noch schnell hinzu: "Aber ich weiß, es ist dumm von mir zu glauben er würde mir etwas antun. Vielleicht sollten wir besser wieder zurück?" Sie sah den Großen auffordernd an.

„Muss ich mich wirklich wiederholen?“, knurrte dieser erbost. „Wenn du noch einmal Carth beschuldigst, dann gibt es wirklich Ärger. Ach ja, du hast vier Tage Höhlenarrest.“

Er drehte sich um und ging davon aus, dass seine Tochter ihm folgen würde.

„Fähen sind sogar in diesem Alter schon ziemlich anstrengend“, meinte der Graue zu seiner Gefährtin. „Ich werde euch wohl nie wirklich verstehen.“



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