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Magierblut – Die neue Generation

von
Koautor:  Felana

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Die erste Unterrichtsstunde

Talon wirkte nicht sehr beeindruckt, aber er schätze es, dass Artus seine Tochter mit dieser Entschlossenheit verteidigen wollte, obwohl er sicher wusste, dass er ihm in Sachen Magie in allem überlegen war. Aber der Schwarzbraune konnte spüren, dass der schwarze Rüde große Kraft in sich trug und durchaus fähig wäre eine Weile einen Kampf durchzustehen.

„Ich will euch nichts tun. Glaubt ihr tatsächlich ich gehöre noch zum Orden? Die Führung gehört nun dem dunklen Wolf und Vin. Es gibt dort keinen Platz mehr für mich und ich hatte auch nicht beabsichtigt auf euch zwei zu treffen. Dass ihr noch lebt freut mich allerdings und auch Shaana wird diese Nachricht glücklich machen.“

„Wo ist meine Mutter?“, fragte Lexie freudig.

„Bei den Rebellen. Wir sammeln uns und werden eines Tages den Orden zurückerobern. Und genau aus diesem Grund bin ich auch hier. Ich suche nach Wölfen, die sich dieser Sache anschließen.“

Er konnte kaum glauben, so nahe bei seiner Tochter zu sein, aber er versuchte dieses Gefühl zu unterdrücken, da sie ja um ihre Verwandtschaft nicht wusste.

Artus sah den Anderen missmutig an: "Wieso sollen wir dir glauben? Und wieso sollen wir dir helfen? Wollte der Orden nicht bis vor kurzen noch alle Wilden lieber tot als lebendig sehen? Wollte er nicht bis vor kurzem Lexie töten?" Artus' Stimme wurde lauter: "Wieso sollen wir uns euch anschließen? Für uns ändert sich sowieso nichts. Wir werden nie dem Orden beitreten. Warum sollten wir dir helfen an die Macht zurückzukehren? Im Grunde ist es ja egal von wem man verachtet wird, doch wir werden mit Sicherheit nicht unser Leben für diesen elendigen Orden aufs Spiel setzen!" Er war sehr wütend. Was bildete sich Talon nur ein?

„Ich habe alles getan um Lexies Leben zu schützen und hätte niemals zugelassen, dass sie hingerichtet werden würde“, erwiderte der Schwarzbraune herausfordernd.

Daraufhin trat die Blaugraue vor: „Warum hättest du das tun sollen? Eine Wilde zu retten sieht nicht nach deiner Art aus, da du mit strenger Pfote gegen sie vorgegangen bist.“

„Ich“, er ließ den Kopf hängen, „habe ich geirrt, mich in alten verstaubten Regeln verfangen und nicht selbst nachgedacht. Anstatt Wilde auszulöschen, hätte wir ihnen zeigen sollen, wie sie ihre Macht sicher nutzen können. Und um auf deine Fragen zurückzukommen, Artus: Ich habe nicht vor wieder über den Orden zu herrschen. Mein Versagen in dieser Rolle ist unverzeihlich. Das Einzige was ich will, ist den Orden von diesen Tyrannen zu befreien.“ Dann seufzte er angestrengt. „Und meine Absichten sind auch teilweise egoistischer Natur. Ich möchte meine Gefährtin zurück. Bitte denkt doch über mein Angebot nach. Der Orden wird seine Gebiete ausdehnen und jeden Wilden, den sie finden ausrotten, damit nur sie alleine über die Magie gebieten. Eines Tages kommen sie auch hierher und nichts mehr verspricht dann Sicherheit. Wollt ihr euer ganzes Leben nur noch Gejagte sein?“

Die Worte des Alten trafen den schwarzen Wolf sehr, denn er sprach genau das aus, was er schon lange befürchtete. Der ausgesprochene Alptraum.

Artus schluckte. "Gut wir werden darüber nachdenken, doch ehe ich handle, will ich eines von dir wissen: Was wird aus meiner Familie? Sie ist mir wichtiger als alles andere auf der Welt. Unser Nachwuchs ist viel zu klein für den Krieg und Lexie ist nicht dafür gemacht zu kämpfen! So lange sie nicht in Sicherheit sind, werde ich mich keinem anschließen!“

Bei dem Wort Nachwuchs wurde es Talon ganz anders. Er war Großvater! Am liebsten hätte er vor Freude laut geschrien, aber er hielt sich unter Kontrolle.

„Die Rebellen besetzen ein ziemlich großes Gebiet, das sich außerhalb des Reviers des Ordens befindet. Es liegt so, dass es kaum einnehmbar ist und gilt als ziemlich sicher. Dort leben viele Familien, die sich vor dem Einfluss des Ordens schützen wollen. Dazu ist es mit vielen Zaubern geschützt. Viele sind von mir persönlich und die sind kaum zu überwinden, wie ihr sicher wisst.“

„Ts, Angeber, die Zauber der dunklen Magie sind viel mächtiger... leider. Daher bezweifle ich die Sicherheit, aber dennoch weiß ich, dass es hier auf Dauer nicht so friedlich bleiben kann. Ich mache dir einen Vorschlag, Talon: Da ich das nicht alleine entscheiden will, möchte ich mich vorher noch mit Lexie absprechen! Treffen wir uns hier morgen wieder bei Sonnenuntergang und ich teile dir unsere Entscheidung mit!" Seine Stimme war selbstsicher und in seinen Augen spiegelte sich Entschlossenheit.

„Glaube mir, es gibt nur einen der mir gewachsen ist und das ist der dunkle Wolf“, murrte Talon, denn der Gedanke an seinen ehemaligen Schüler erfüllt ihn mit Wut. „Er müsste also schon persönlich bei uns auftauchen. Das hat nichts mit Angeberei zu tun. Ich wurde mit diesen Fähigkeiten geboren. Das Universum hat es in dieser Hinsicht eben gut mit mir gemeint.“ Dann neigte er zustimmend den Kopf. „Ich werde morgen bei Sonnenuntergang wieder hier sein.“

Er sah noch einmal seufzend zu Lexie, die verwirrt über diesen Blick den Kopf schief legte, und verschwand dann im Gebüsch.

Die Blaugraue wusste nichts zu sagen. Sie war viel zu überrascht über diese Entwicklung.

Artus musste seufzen: "Ich habe befürchtet, dass so etwas eines Tages auf uns zukommen wird." Traurig sah er zu Lexie. Lange Zeit sagte er nichts, bis er schließlich sprach: "Was meinst du, mein Liebling? Sollen wir uns den Rebellen anschließen?“

„Ich“, sie ließ den Kopf hängen, „weiß es nicht. Beginnt jetzt alles wieder von vorne? Warum können wir nicht einfach in Frieden leben?“ Geknickt ging sie zur Höhle, wo ihre zwei Welpen warteten. „Lass uns das morgen früh noch einmal besprechen. Eine Nacht darüber schlafen, wird uns dabei helfen zu entscheiden, was das Beste ist.“

Sie ging in den Bau und blickte auf das kleine Knäul, das ihre Jungen gebildet hatten, um aneinander gekuschelt zu schlafen. Mit bitterem Gefühl in der Magengegend legte sie sich zu ihnen und wärmte sie.

„Ich wünschte, ich könnte euch vor all dem beschützen“, flüsterte sie mit angelegten Ohren, „aber das werde ich wohl nicht können.“

Artus sah ihr traurig nach. Auch er hätte seine Familie gerne besser geschützt, aber der Alptraum schien nicht zu enden. Lange blieb er noch vor der Höhle sitzen und dachte nach. Betrübt sah er in den klaren Sternenhimmel. Plötzlich konnte er eine Sternschnuppe sehen. Dann nach einer Weile legte er sich vor ihrer Behausung nieder, damit nichts und niemand seiner kleinen Familie was anhaben konnte, doch der Schlaf wollte ihn nicht so recht übermannen. Auch wenn er kurz einnickte, war er doch vor Sonnenaufgang wieder hellwach. Er hoffte, dass er mit Lexie noch einmal darüber sprechen konnte, ehe die Kleinen aufwachten. Allerdings hatte er seine Entscheidung bereits gefällt.
 

Lexie hatte unruhig geschlafen, aber wenigstens ein paar Stunden Erholung gehabt. Die Wärme ihrer Jungen wirkte so beruhigend, dass sie selbst die schlimmsten Sorgen eine Weile vergessen konnte. Die Vögel zwitscherten und das weckte sie schließlich. Langsam stand sie auf. Die beiden Welpen wachten zwar auf, aber kuschelten sich dann noch einmal zusammen und dieses Mal ließ sie sie schlafen. Langsam kam die Blaugraue aus der Höhle und sah zu ihrem Gefährten. Ihr Gesichtsausdruck war todernst.

Artus spürte, dass Lexie aufgewacht war und langsam näher kam. Er drehte sich um und sah sie an.

Die beiden schwiegen sich eine Weile an, dann sprach der Schwarze: "Ich habe nachgedacht. Ich denke das Beste wäre, sich den Rebellen anzuschließen!“

„Ja, ich weiß.“ Traurig sah sie zurück zur Höhle. „Wir können dem nicht entkommen. Noch weiter zu reisen und immer auf der Flucht zu sein, hätte nicht viel Sinn. Was wären wir für Vorbilder, wenn wir unseren Kindern vorleben, dass man bei Schwierigkeiten am besten dem Schwanz einzieht und davon läuft, anstatt zu kämpfen? Wir haben keine Wahl, auch wenn ich wünschte, wir könnten einfach abhauen und die Rebellen ihrem Schicksal überlassen. Doch wir sind nun einmal ein Teil dieser Welt und auch dafür verantwortlich, dass unsere Enkel und Urenkel und alle die danach kommen mögen in Frieden leben können. Wenn wir es nicht versuchen, wer dann?“

"Gut, dann werden wir heute Abend mit Talon aufbrechen. Ich denke, dass wir es den Kleinen auch langsam sagen sollten, was auf sie zukommt." Er sah ihre Richtung und dann zu Lexie.

Die Wölfin nickte daraufhin nur und ging mit gesenktem Kopf zum Bau: „Aufstehen, ihr zwei Schlafmützen! Euer Vater und ich müssen mit euch sprechen.“

Freudig kamen die Welpen auf sie zu. Chiyo sprang um ihre Mutter herum und wurde erst wieder ruhig, als sie den ernsten Ausdruck auf den Gesichtern ihrer Eltern bemerkte.

„Was ist denn los?“, fragte sie verwirrt

Auch Aramis spürte, dass mit ihrer Mutter etwas nicht stimmte. Langsam ging er auf sie zu und schaute sie fragend an. Sofort fiel ihm auf, dass auch sein Vater den gleichen Gemütszustand hatte.

Unruhig meinte nun auch der kleine Wolf: "Ja, erzählt es uns, was ist los?“

„Wisst ihr, meine Kleinen, wir werden unser Revier leider verlassen müssen“, erklärte Lexie ruhig. „Wir schließen uns einem Rudel an, das für den Frieden in unserer Welt kämpft.“

„Aber haben wir denn keinen Frieden?“, wollte ihre Tochter verwirrt wissen.

„Das ist eine sehr lange Geschichte. Aber ihr wisst doch vom Orden, oder?“ Beide nickten. „Er wird von zwei bösen Wölfen angeführt und das muss gestoppt werden. Versteht ihr?“

Aramis schüttelte ungläubig den Kopf: "Nein, nein, wieso? Warum müssen wir kämpfen? Ich will hier nicht weg, ich möchte hier bleiben!“ Tief in seinem Herzen fühlte er, dass sich das Leben seiner Familien verändern würde. Das machte ihm große Angst.

„Ich verstehe dich“, meinte die Blaugraue. „Auch dein Vater und ich möchten hier nicht weg, aber irgendwann werden sie auch hierher kommen und dann müssen wir vor ihnen fliehen. Willst du ein Leben lang davon laufen oder lieber für das kämpfen, was dir wichtig ist, mein Sohn?“

Sie wollte ihm zeigen, was der richtige Weg war. Dass man für das einstand, was man liebte und bereit sein musste, dafür etwas auf sich zu nehmen.

Der Kleine blickte zu traurig zu Boden: "Du hast recht Mama, aber das ist so gemein, wieso passiert das ausgerechnet uns?" Schutzsuchend kuschelte er sich an seine Mutter.

„Irgendwann wird alles wieder gut werden“, sagte sie beruhigend, aber sie wusste, dass das eine Lüge war.

Niemand konnte vorhersehen, ob es je wieder besser wurde. Ein Wolfsleben würde vielleicht gar nicht ausreichen, um einen neuen Frieden wieder mitzuerleben.

„So, ihr zwei, dann werden wir uns etwas zu fressen suchen und uns für unsere Reise stärken.“

Chiyo rannte motiviert vor, während ihre anderen Familienmitglieder folgten.
 

Nimrod kam gerade vom Trainingsplatz zurück, wo er seine Söhne zur ersten Übungsstunde abgeliefert hatte. Zusehen war ihm untersagt worden und so musste er wohl oder übel warten, bis sie ihm am Abend alles berichteten. Er ging zurück zur seinem Bau und schlüpfte hinein, wo schon Akira und seine Tochter warteten.

„So, Erin, nun ist es Zeit dich zum Palast zu bringen. Du sollst heute einige Magierschüler kennenlernen, um dich etwas einzuleben.“

Der Welpe wirkte nicht begeistert. Sie wusste, dass sie es nicht ändern konnte, sah aber trotzdem flehend ihren Vater an: "Muss denn das wirklich sein?" Dann stand sie auf und ging auf ihn zu. Traurig kuschelte sie sich an seine Vorderbeine, da sie nicht größer war.

„Du kennst du Antwort darauf“, sagte er nur und klang dabei ein wenig kalt, etwas was er manchmal nicht ganz abstellen konnte.

Er stupste sie an und schob sie in Richtung Ausgang, dann übernahm er die Führung. Dass seine Tochter den Kristallpalast noch nie von innen gesehen hatte, flieh ihm gerade ein. Für sie würde es ein spannendes Erlebnis werden und ihre Brüder wären neidisch. Das Ganze brachte Unruhe in seine Familie und das passte ihm so gar nicht.

Missmutig folgte die kleine Erin ihrem Vater. Stillschweigend trotteten die beiden so dahin. Jeder war bedrückt, doch plötzlich sah Erin etwas, was ihre Augen zum Strahlen brachte: den Kristallpalast! Noch nie zuvor hatte sie ihn gesehen, auch wenn er nahe dem Lager stand. Die Bäume versteckten ihn gut und interessiert hatte er sie zuvor auch noch nicht.

Staunend lief sie ein Stück voran, dann sprach sie zu ihrem Vater: "Papa, ist das der Ort an dem ich ausbildet werden soll?“

Er konnte ihre Faszination verstehen, aber es gefiel ihm nicht, denn sie würde vielleicht Geschmack daran finden und eines Tages ihre einfache Jägerfamilie vergessen. Irgendwie fühlte er sich so, als würde seine Tochter ihm durch ihre Ausbildung entgleiten, weil er bei vielen nicht mehr mitwirken könnte.

„Ja, das ist der Ort. Der Kristallpalast, von dem du sicher schon viel gehört hast. Dort leben die Magier und Magierinnen.“ Seine Stimme klang neutral, wo wahrscheinlich jeder anderer mit Ehrfurcht gesprochen hätte. „Wir treffen uns am Eingang mit Blackeye, also beeile dich etwas, Erin.“

Sein Schritt wurde schneller, damit er das so schnell es ging hinter sich bringen konnte.

Sie nickte und folgte ihrem Vater gehorsam. Doch sie war noch immer sehr beeindruckt und spürte sogar schon so etwas wie Vorfreude auf ihre Ausbildung. Wobei sie zugleich auch ängstlich war, da sie nicht aus einer Magierfamilie stammte. Aber in solchen Momenten versuchte sie so stark wie ihr Papa zu sein.

Auf einmal begann ihr kleines Herz schneller zu schlagen, denn sie erblickte Meister Blackeye, der ruhig wartete bis die beiden ankamen, dann wendete er sich an Nimrod: „Jäger, ich werde mich gut um deine Tochter kümmern. Bei Sonnenuntergang kannst du sie hier wieder abholen.“

Der Graue war unzufrieden, weil er nun auch noch seine Tochter alleine lassen musste, aber er wusste genau, dass man ihn niemals beim Training der Magier zusehen lassen würde, so verabschiedete er sich von Erin mit einem Nicken und entfernte sich.

„Nun, komm kleine Wölfin. Ich werde dir den Palast zeigen. Du kennst ihn ja noch nicht, oder? Und ich möchte dir noch jemanden vorstellen. Deine Oma.“

Erin machte große Augen: „Was ich darf den Palast sehen? Und meine Oma? Ich wusste gar nicht, dass ich eine Oma habe! Das ist ja voll toll!" Ihr Unmut war auf einmal wie weggeblasen. All die neuen Eindrücke machten die kleine Wölfin sehr neugierig. Schnell waren ihr Vater und die Jägerkarriere vergessen. Zumindest vorerst.

„Oh, du hast noch sehr viel mehr Familienmitglieder, von denen du nicht einmal etwas ahnst. Dein Vater stammt aus einer großen und angesehenen Magierfamilie. Aber vorerst reicht es, wenn du deine Oma kennenlernst. Du bist jetzt eine Magierschülerin und wirst hier ein und aus gehen.“ Blackeye lächelte verständnisvoll. „Aber zuerst stelle ich dir deine Klasse vor. Wir unterrichten in sehr kleinen Gruppen und ich werde eurer Klassenlehrer sein. Magiekunde ist mein Gebiet, doch du wirst auch andere Fächer haben. Kampf- und Elementzauber zum Beispiel. Als junge Schüler lernt man noch von allem etwas, irgendwann legt man sich dann auf eine Richtung fest. Aber das hat noch Zeit.“

Er führte sie in den Palast zu einem großen Platz, auf dem einige Beete angelegt waren. Dort wuselten vier Welpen herum, die alle etwas suchten.

„Pflanzenkunde“, erklärte Blackeye. „Sie haben wohl die Aufgabe bestimmte Kräuter zu finden. Warte hier, ich schaue wo die Lehrerin ist.“

Nachdem der große, braune Wolf verschwunden war, löste sich ein grauer Welpe mit langem, schwarzem Nackenfell von der Gruppe und stolzierte zu Erin herüber.

„Du bist sie, oder? Die Jägerin, die eine Magierin sein möchte?“, dröhnte er arrogant.

Erin sah den Welpen verwundert an. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass man sie hier mit Ablehnung begrüßte, waren doch alle anderen Magier so nett gewesen.

Doch sie war nicht auf ihren Mund gefallen, schnippisch antwortete sie: "Ich habe auch einen Namen du Möchtegern, ich heiße Erin! Und glaub mir, wenn ich es mir aussuchen könnte, dann wollte ich viel lieber ein Jäger sein, als so ein schnöseliger Magier, wie du es bist! Doch man hat mich leider dazu berufen Magierin zu sein, weil in mir eine große Kraft schlummert. Und überhaupt. Wer bist du es eigentlich, dass du es wagst, mich so zu behandeln?" Sie sah den Wolf arrogant an. Das hatte ich noch gefehlt von so einen Schnösel beleidigt zu werden.

„Ich bin Tristan!“, posaunte der Graue. „Und du solltest doch wissen, dass ich der Sohn von Vin dem Großen bin. Deinem Anführer!“

Eine kleine Wölfin, deren Fell schon fast orange aussah, verdrehte die Augen, als sie die Angeberei mitbekam. Zum Glück drehte Tristan ihr den Rücken zu.

„Also habe Respekt, denn mit deinem von Jägern verseuchtem Blut hast du hier gar nichts zu melden.“

Er hob den Schwanz und begann wieder zu suchen, woraufhin die genervte, orange Wölfin sich näher an Erin heranwagte und flüsterte: „Mach dir nichts draus. Er ist zu keinem freundlich, aber zu dir wahrscheinlich noch unfreundlicher als zu uns normalem Magiern.“ Dann fuhr sie laut fort: „Ich bin übrigens Sina.“

"Mein Name ist Erin, schön, wenn wenigstens nicht alle so unfreundlich sind wie der Blödmann." Sie schnaufte wütend: "Wie kann man nur so eingebildet sein?" Dann beobachte sie den arroganten Wolf eine Weile. Ihr brannte es auf er Zunge, ihm einen blöden Spruch anzuhängen, doch irgendwie sagte ihr eine innere Stimme, dass sie es lieber lassen sollte. Plötzlich kam Unruhe in die Gruppe, so wie es schien, ging der Unterricht weiter.

Sina sah sie etwas mitleidig an: „Du wirst sicher von vielen nicht akzeptiert werden. Ich selbst stamme aus einer niedrigen Magierfamilie und auch auf mich gehen sie los. Und meine Eltern sind beide Magier.“

Sie verstummte, als die Lehrerin vor die Klasse trat.

„Habt ihr die Kräuter gefunden, die ihr suchen solltet?“, fragte die Fähe.

Von den gefragten Welpen kam ein Nicken.

„Gut, bevor ihr sie mir vorführt, möchte ich euch eure neue Klassenkameradin vorstellen.“ Sie zeigte auf die neue Schülerin. „Das ist Erin. Sie muss ein wenig Stoff aufholen, also helft ihr alle.“

Tristan blickte sie dabei mit bösem Blick an, der verriet, dass er wohl vor hatte ihr das Leben schwer zu machen und nicht ihr zu helfen.

Plötzlich knurrte die junge Fähe wütend auf und alle Selbstbeherrschung viel von ihr ab: "Sag mal, was fällt dir eigentlich ein, dich hier aufzuspielen? Wir sind hier alle Magierschüler. Oder glaubst du etwas Besseres zu sein?" Alle waren still, niemand wagte es ein Wort zu sagen. Erin blickte um sich, schon im selben Moment bereute sie das, was sich gemacht hatte. Doch wie sollte ein Welpe die große Kunst der Selbstbeherrschung schon können?

„Erin!“, dröhnte es auf einmal von der erwachsenen Fähe. „Was soll das? Du solltest lernen dich zu benehmen!“

Tristan grinste breit, aber so dass die Lehrerin das nicht sehen konnte.

„Hör auf damit“, meinte Sina leise. „Lady Karan kommt auch aus einer hohen Familie. Sie wird es so sehen wie die meistens hier.“

Die kleine Magierin verstummte, als sie den Blick von Karan sah.

„Also lasst uns mit dem Unterricht fortfahren. Kommt alle mit ins Gewächshaus.“

Die Klasse folgte der Älteren. Sina blickte Erin nur traurig an und flüsterte im Vorbeigehen: „Gewöhne dich daran. So ist das hier.“

Erin brummte nur leise. Sie wollte sich nicht damit abfinden, hier so behandelt zu werden. Ach wie sehr sie es doch hasste eine Magierin werden zu müssen. Wieso konnte sie nicht einfach eine Jägerin sein, wie der Rest ihrer Familie? Im Gewächshaus angekommen musste sie erst einmal staunen. So viele Pflanzen und Kräuter gab es hier. Lady Karan fing an zu sprechen, doch die neue Schülerin hörte ihr nicht zu. Ihr Augenmerk lag auf einer riesigen Pflanze. Fasziniert blickte sie das Gewächs an. Die Pflanze hatte dicke grüne Ranken, die Blüte sah aus wie ein Kopf ohne Augen, aber vielen scharfen Zähnen.

Was war das nur für ein seltsames Gewächs?

Sie merkte nicht, wie Sina sich ihr näherte: "Erin pass auf, das ist eine fleischfressende Pflanze, wenn du ihr einen Schritt zu nahe kommst, dann wird sie dich verschlingen!" Plötzlich drehte sich Lady Karan zu ihnen um, weil sie das Gerede wahrgenommen hatte, konnte dann aber nicht ausmachen, wer es gewesen war und fuhr einfach mit ihrem Unterricht fort.

Sina flüsterte ihr noch vorsichtig zu: "Der Name der Pflanzeist Lancino Planta.“

Nun wurde dem grauen Welpen bewusst, dass die Welt, die sie bisher gekannt hatte, nicht mit dem hier zu vergleichen war. Diese für sie neue Welt beherbergte wundervolle Magie und unglaublichen Dinge. Ein Welt, die sie für sich erfahren durfte, nicht so wie der Rest ihrer Familie, dem dies für immer verwehrt bleiben würden. Das machte sie zu etwas Besonderem, doch auch zu etwas anderem als sie. Noch wusste sie nicht, ob sie das als Fluch oder als Segen betrachten sollte.



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