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Magierblut – Die neue Generation

von
Koautor:  Felana

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Eigensinniger Nachwuchs

Aramis sah überrascht aus und wendete sich schließlich an seine Schwester. "Ich weiß nicht, Chi? Ich müsste da nicht unbedingt hin, weil da sowieso nur Verbrecher gefangen sind. Erst heute haben sie wieder welche eingebuchtet, hab ich gehört. Und ich denke Skadi wird auch nicht so begeistert sein, wenn wir uns da herumtreiben. Du kennst sie ja, wie mürrisch sie sein kann.“

„Feigling!“, rief die Blauschwarze und rannte einmal um ihren Bruder herum. „Dann gehen eben nur Erin und ich. Du kannst ja zu unserer Mutter rennen und petzen.“

Eigentlich verstanden sich die beiden gut, aber ab und zu kamen eben die typischen Geschwisterstreitereien zustande.

„Komm schon“, meinte die junge Magierin zu ihrer neuen Freundin und wie es ihre Art war, rannte sie unbedacht und sorglos voraus.

Starke Neugierde hatte sie schon immer gelenkt, gepaart mit ihrer Naivität und ihrem unvorsichtigem Vorgehen, war das eine ziemlich gefährliche Mischung.

Das Gebiet selbst wirkte nicht sehr einladend, aber das hinderte die zwei Jungfähen nicht daran weiter vorzudringen. Wachen waren in diesem Moment keine zu sehen, aber es konnte sich wohl jeder denken, dass es sie irgendwo gab, auch wenn das Gefängnis sicherlich über und über mit Zaubern geschützt wurde. Nicht magische Wesen konnten dem kaum entkommen. Auch den Geruch empfand Chiyo abstoßend, aber was erwartete man anderes von einem Kerker? Dann erblickte sie einen Eingang, der in eine Höhle führte.

„Sollen wir uns da hineinwagen?“, fragte sie ihre Begleiterin.

Diese sah die Höhle stumm an. Sie schluckte, konnte sie doch erahnen, was sich darin verbarg.

"Nun ja...jetzt wo wir schon da sind..."

Plötzlich hörten sie Stimmen. Schnell versteckten sich die beiden hinter einem Felsen. Zwei Wölfe waren in Anmarsch, wie Erin erfühlen konnte. Ihr Herz pochte laut. Sie sah zu Chiyo, die nicht weniger geschockt aussah. Doch warum fürchteten sie sich so sehr? Im Grunde war es ja nicht verboten, doch dann konnte man sie schon sehen: Zwei große, kräftig gebaute Rüden nahmen ihren Platz als Wachposten ein. Die wirkten irgendwie schon ziemlich bedrohlich.

"Was sollen wir nun machen?“, flüsterte die Graue.

„Uns einen anderen Eingang suchen, wird wahrscheinlich nicht klappen, es dürfte nämlich keine weiteren geben. Vielleicht ist das wirklich ein Nummer zu groß für uns und wir sollten wieder zurück zu den anderen“, meinte Chiyo enttäuscht. „Mein Bruder könnte uns auch verpetzten und du willst doch nicht gleich am ersten Tag Ärger haben, oder?“

Es war nicht so, dass sie den Plan schon komplett verworfen hatte, doch im Moment machte es einfach keinen Sinn. Man durfte zwar das Gelände betreten, aber die Höhlen der Gefangenen sicher nicht ohne guten Grund. Die kräftigen Rüden schüchterten die junge Fähe dann doch etwas ein, auch wenn sie für eine Wölfin nicht unbedingt die Kleinste war.

Erin nickte entschlossen. "Ja du hast recht, heute ist nicht der richtige Zeitpunkt."

Sie dachte kurz an ihren Bruder Pavan, doch verwarf den Gedanken sofort, aus Angst vor einer Vision. Langsam schlichen sich die beiden wieder fort. Als sie aus Reichweite der Wachen waren, rannten sie schnell wieder zurück. Oben auf dem Felsen, von dem man die Kerker sehen konnte, saß nach wie vor der unschlüssige Aramis. Als er die beiden kommen sah, wedelte er freudig mit dem Schwanz.

"Irgendwie habe ich geahnt, dass ihr es da unten nicht lange aushaltet!"

Chiyo sah ihren Bruder mit einem leicht arroganten Blick an. „Wenigstens sind wir nicht so feige wie du und haben uns ganz gedrückt.“

Daraufhin stolzierte sie in Richtung Lager zurück.
 

Die Tage waren ins Land gezogen und so langsam neigte sich der Sommer eindeutig dem Ende zu. Die ersten Blätter der Bäume färbten sich ein, die Nächte wurde ein wenig kälter, nur am Tage merkte man noch ab und zu die Wärme des Sommers, der noch nicht ganz verschwinden wollte. Nimrod spürte den nähernden Herbst in seinen alten Knochen und irgendwie bekam er das Gefühl nicht los, dass das sein letzter Winter sein würde. Die Grenze des Ordensrevier lag nun ganze vier Sonnenaufgänge hinter ihnen und bis jetzt hatten sie nichts als Wiesen und Wälder durchquert. Von Wölfen gab es so gut wie keine Spuren, nur ein Rudel musste sich einmal einige Kilometer nicht allzu weit weg befunden haben, denn man hatte sie heulen gehört, doch das lag nun auch schon zwei Tag zurück. Die meiste Zeit liefen die Gefährten stumm nebeneinander her, das macht aber nichts, da sie keine Worte brauchten, um sich zu verstehen.

Doch nun beschloss der Graue die Stille zu durchbrechen: „Glaubst du, wir laufen in die richtige Richtung? Auras Sohn hat den Orden vor so langer Zeit verlassen, wer weiß schon, ob er nicht doch wo ganz anders ist.“

Den weißen Wolf wollte er nicht erwähnen, denn er glaubte immer noch nicht daran. Nach ihm zu suchen, würde nur unnötige Zeit verschwenden und selbst wenn es ihn gab, warum sollte er ihnen helfen? Was ging ihn das Schicksal irgendwelcher Wölfe an, die meilenweit von seinem Revier entfernt lebten?

Akira sah ihren Gefährten traurig an. "Ich weiß es nicht, aber ich denke wir sind auf der richtigen Spur... zumindest hoffe ich das. Wir sind schon weit vom Orden entfernt und bestimmt schon im Revier der Wilden. Seltsam, dass wir niemanden begegnet sind bisher."
 

Aus sicherer Entfernung beobachte sie neugierig ein Rüde. Er blickte von einem Felsen herab. Der Wind lag günstig, weswegen ihn das Paar nicht bemerkte. Gespannt blickte er auf die beiden Wölfe. Er war eingeteilt Wache zu halten. Normal gab es an den äußeren Grenzen nicht viel zu sehen außer Steinen, doch er mochte diesen Wachposten, da er recht gerne alleine war. Im Grunde bereute er es, dass er Felana begleitet hatte. Hier würde ihm ohnehin die Vergangenheit einholen und wenn er den beiden so zusah, bekam er das Gefühl nicht los, dass es wohl früher war als gedacht.
 

„Wir sind wirklich schon sehr weit ins Gebiet der Wilden vorgedrungen. Hier war ich noch nie“, merkte der graue Rüde an. „Vielleicht sollten wir eine Pause einlegen. So langsam knurrt mir der Magen und die Sonne geht sowieso bald unter. Was hältst du von den Felsen da drüben als Übernachtungsplatz? Sicher gibt es dort den ein oder anderen Unterschlupf für uns.“

Also drehten sie und liefen auf das steinige Gebiet zu. Dort angekommen machte sich Nimrod daran einen hohen Punkt zu finden, um einen guten Ausblick auf das umliegende Gebiet zu haben. Verzweifelt versuchte er sich nicht anmerken zu lassen, wie mühsam es für ihn war den felsigen Untergrund zu besteigen. Oben angekommen, schnappte er kurz nach Luft und sah sich dann um. Die Umgebung war auch von hier aus schlecht einsehbar, da viel Vegetation die Sicht versperrte. Früher, als er noch fit und stark gewesen war, hätte er wohl alles genau abgesucht, doch dafür fehlte ihm jetzt die Kraft.

„Ich denke hier können wir bleiben.“ Seinen alten Körper ließ er auf den Boden gleiten, um sich vor der Jagd noch etwas auszuruhen.

Die Graue machte sich Sorgen um den alten Wolf. Zwar hatte sie Auras Zaubertrank noch immer dabei, aber sie glaubte nicht daran, dass er ihn nehmen würde.

So sagte sie sanft: "Na gut, dann lass mich mal ein wenig umschauen und uns etwas zu fressen suchen. Bleib du hier und halte Wache!"

Dass ließ sich der Graue nicht zweimal sagen. Dankbar blickte er die Fähe an und sah ihr dann nach, wie sie sich davon machte. Müde versuchte er die Gegend so gut es ging im Auge zu behalten, bis sie zurückkehrte.
 

Der geheimnisvolle Rüde hielt sich versteckt, die ganze Zeit beobachtete er die beiden Wölfen. Eigentlich hätte er die Eindringlinge sofort melden müssen, aber irgendetwas hielt den kräftig gebauten Wolf mit Federschmuck in den Haaren davon ab.
 

Wild stürmte Chiyo herum und vergaß dabei, wie so oft, völlig die Zeit. In den letzten Wochen trainierte sie häufig so weit draußen, weil man sie an diesem Ort nicht störte. Ihre Mutter wollte zwar nicht, dass sie sich an den Rand des Revieres wagte, doch da die junge Wölfin gerne rebellierte, hörte sie natürlich nicht auf sie. Das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter war sowieso ziemlich angespannt, da Chiyo sich wünschte eine große Kriegerin zu sein, Lexie sie aber lieber als defensive Heilerin sehen würde. Das bot sich sogar an, da die Jungfähe eine ziemlich talentierte Heilerin abgab, doch sie wollte halt einfach nicht in diese Rolle gedrängt werden, deswegen übte sie hier die Kampfkünste in allen Variationen, etwas was ihr allerdings kaum lag, doch Aufgeben entsprach nicht dem Wesen dieser Wölfin. Nach stundenlangen Ausführen von Zaubern hatte sie ihren Plan geändert und versuchte nun ihre Ausdauer zu verbessern. Seit einer halben Stunde rannte sie nun schon an den äußeren Grenzen des Rebellenrudels entlang, bis ihr plötzlich ein fremder Geruch in die Nase stieg. Schnell stoppte sie und sah sich genau um. Vor ihr lagen eine Menge Büsche, die ihre die Sicht versperrten. Langsam schlich sie hinein und bewegte sich immer weiter auf ihr Ziel zu. Von Weitem entdeckte sie schließlich einen muskulösen Wolf, der auf etwas lauerte. Er gehörte zu Felanas Rudel, das wusste sie, also war es nicht er gewesen, den sie gerochen hatte. Sie betrachtete den Rüden ganz genau, konnte sich aber nicht erinnern jemals mit ihm gesprochen zu haben. Aufgefallen war er ihr allerdings sehr wohl, immerhin fand sie ihn ziemlich attraktiv. Verlegen starrte sie zu Boden. Was gingen ihr da für Gedanken durch Kopf? Jetzt sollte sie doch mehr interessieren, was hier vor sich ging. Gab es hier vielleicht einen Eindringling? Da sie nicht entdeckt werden wollte, musste sie sich wohl oder übel weiterhin versteckt halten, sonst bekam sie sicher Ärger.

Der weiße Wolf, sein Name war Cesare, bemerkte einen weiteren Duft. Er kannte ihn, es war eine Wölfin aus dem Rebellenlager um Skadi und den anderen Führern. Ob sie die Fremden auch wahrgenommen hatte? Er blickte kurz in Chiyos Richtung. Es reichte um zu erkennen, dass es sich um eine Jungwölfin handelte. Da er sich fast sicher war, dass sie die Eindringlinge noch nicht bemerkt hatte, wandte er sich ab, um sie weg zu locken. Erst einmal wollte er die Information für sich behalten. Anmutig erhob sich der cremefarbene Wolf. Sein Fell glitzerte leicht golden in der Sonne. Er blickte gebannt zu Chiyo.

Die junge Wölfin zuckte mit den Ohren und starrte ebenfalls zurück. Leider hatte er sie bemerkt, genau das was sie gerne verhindert hätte.

Geduckt ging sie auf den großen Rüden zu und flüsterte: „Ich wollte dich nicht bei deinem Rundgang stören. Verzeih.“

Er roch gut, so anziehend, sie wusste aber auch, dass sie viel zu jung für ihn war. So ein Wolf würde sich sicher eine erfahrene Fähe in den besten Jahren suchen, keine kleine, naive Wilde wie sie.

„Durch Zufall kam ich hier vorbei und erschnüffelte Fremde. Deswegen wollte ich nachsehen, ob alles in Ordnung ist.“

Cesare nickte. "Kein Problem, Kleine! Hier ist alles sicher, du kannst wieder zurück nach Hause gehen." Er musste die Wölfin los werden, sie sollte von den Fremden vorerst nichts mitbekommen. "Ich begleite dich ein Stück, komm mit! So kann dir auch wirklich nichts passieren!" Der große Wolf ging voran und bedeutete Chiyo ihm zu folgen.

Kleine? Genau das war sie wohl in seinen Augen. Etwas traurig senkte sie den Kopf, da sie gerne gehabt hätte, dass er sie als erwachsene Wölfin sah, doch wenn sie ehrlich war, das entsprach eben einfach nicht der Wahrheit. Chiyo hatte eine beträchtliche Körpergröße, wodurch man sie älter schätzen konnte, aber sie blieb ein Lehrling, der seinen Platz im Rudel noch finden und sich dann beweisen musste. Etwas verwundert darüber, dass er sie begleiten wollte, schritt sie hinter ihm her und holte schließlich auf.

„Sind hier jetzt Eindringlinge? Ich habe da doch etwas gerochen“, fragte sie offen heraus.

Er blieb kurz stehen und antwortete knapp: "Da hast du dich sicher geirrt, ich rieche nichts. Nun komm endlich!" Er sah zu Chiyo. "Sag mal, wie heißt du eigentlich? Und was genau für Funktionen hast du in dem großen Rudel? Ich bin ja noch nicht so lange da und weiß fast gar nichts darüber."

„Komm schon, ich bin doch nicht dumm. Keine Sorge, ich werde nicht durch die Gegend laufen und allen davon erzählen. Sicher hast du irgendwelche Befehle von unseren Anführern. Ich verstehe schon, wenn du nichts sagen darfst, aber ich weiß, was ich gerochen habe.“ Dann sah sie verwundert an, weil sie so viel Interesse an ihrer Person gar nicht erwartet hätte. Schließlich entgegnete sie: „Oh, ich bin Chiyo. Ich bin…naja…wie soll man sagen? Ich bin noch in der Ausbildung, allerdings bald fertig. Welche Aufgabe ich haben werde, steht aber noch nicht fest. Ich wäre gerne eine Kriegerin, aber alle drängen mich dazu ein Heilerin zu sein, da ich Talent dafür habe. Das ist auch der Grund, warum ich mich so weit vom Zentrum des Reviers aufhalte. Hier draußen kann man unheimlich gut, und vor allem ungestört, trainieren.“ Warum erzählte sie das eigentlich alles diesem fremden Wolf? Er musste sonst was von ihr denken. „Und bist Cesare, oder?“ Das war neben Felana der einzige Name, den sie sich von den Neuankömmlingen gemerkt hatte. „Welche Aufgabe hast du in deinem Rudel?“

Er musste lachen und sprach: "Da wo ich herkomme, da wurden die wenigsten Fähen zu Kriegerinnen ausgebildet. In der Regel mussten sie die Kinder der Krieger gebären, die unter ihnen keine Gefährtin fanden! Außer sie hatten magische Kräfte. Heiler waren sehr selten, du solltest dich geehrt fühlen. Sicher könntest du eine Menge von Felana lernen, die ist da sehr gut auf dem Gebiet. Die kennt auf sehr viele Heilpflanzen." Er schwieg einen Moment. "Ja, ich bin Cesare, ich bewache die äußeren Grenzen!"

„Auch hier hält man nicht so viel davon Fähen als Kriegerinnen auszubilden, da Rüden ja angeblich mehr körperliche Kraft zur Verfügung haben. Aber sieh mich an. Ich bin recht groß für ein Weibchen und dazu noch stark. Und mutig bin ich auch. Dazu sind wir keine Gebärmaschinen, auch wir sollten die Wahl haben dürfen über unsere Zukunft zu entscheiden. Nicht jede Fähe sieht es als ihre Hauptaufgabe neues Leben in die Welt zu setzen.“ Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie ein klein wenig übermütig gesprochen hatte. „Mir ist natürlich klar, dass du ja auch nichts dafür kannst und es ist ja auch nicht so, dass ich Heiler keinen Respekt entgegenbringe. Sie sind wichtig für uns alle, aber auch als Kriegerin kann ich diese Fähigkeit nutzen. Das Eine schließt das Andere ja nicht aus.“

Amüsiert musste er grinsen. Die junge Wölfin hatte Mumm, das musste man ihr lassen. "Nun denn", sprach er. Dann trottete er weiter. "Weißt du, der Krieg da draußen ist aber nicht besonders schön, du musst zusehen, wie andere sterben, womöglich deine eigenen Familienmitglieder und Freunde. Kämpfen alleine ist nicht alles. Man muss damit auch klar kommen können, wenn vor deinen Augen andere zerfleischt werden und so. Das ist nicht schön, wenn Blut an deinen Pfoten klebt, dein Fell rot gefärbt ist. Und ja, könntest du jemanden töten?"

„Über diese Frage denke ich ständig nach. Ich will nicht behaupten, dass ich gerne töten würde, aber ein Krieger sollte Töten auch nicht als Spaß sehen, oder? Es ist notwendig, doch wenn es zu vermeiden ist, dann tut man es nicht. Genau deshalb würde ich eine gute Kriegerin sein. Kämpfen dient zu Verteidigung. Wir kämpfen selbst in einer Schlacht für unsere Freiheit und für Gerechtigkeit. Das sind Dinge, die man verteidigen muss, damit wir irgendwann in einer friedlichen Welt leben können, wo unsere Welpen das Wort Krieg nicht einmal kennen. Ich will nicht Kriegerin werden, um anderen Schaden zuzufügen, sondern zum Schutz derer, die sich nicht so gut verteidigen können.“

Nach ihrer Ansprache sah sie verlegen weg. Was dachte sie sich eigentlich dabei? Vor ihr stand ein erfahrener Krieger und sie hatte nichts Besseres zu tun, als ihm Vorträge über ihre Beweggründe vorzutragen. Er würde sicher alle Gründe kennen, die einen auf den Weg des Kämpfers schickten. Als sie nach vorne sah, merkte sie, dass sie den Höhlen schon ganz nahe waren und Bedauern stieg in ihr auf, weil die Zeit mit Cesare sich dem Ende entgegen neigte. Wahrscheinlich kämen sie nie wieder zu einem Gespräch, immerhin hatten sie so gut wie nichts miteinander zu tun.

Also nutzte sie die letzte Chance um ihn etwas zu fragen, was sie einfach brennend interessierte: „Ist deine Gefährtin eigentlich auch mitgekommen, um hier zu helfen?“

Er war von der jungen Wölfin sehr überrascht. Sie war reif für ihr Alter, doch die letzte Frage war ihm unangenehm. Peinlich berührt sah er kurz zur Seite, um schnell zu antworten: "Du solltest nun besser nach Hause gehen, es ist spät."

Cesare wollte noch etwas fragen, doch er traute sich nicht, es der Wölfin nachzurufen, da sie bereits ein paar Meter vor ihm stand.

Die junge Fähe unterdrückte ihre Enttäuschung über die unzureichende Antwort. Warum hatte sie auch erwartet, dass er ihr das verraten würde, wo sie doch fast noch ein Kind in seinen Augen sein musste?

„Du hast wohl Recht, meine Mutter macht sich sicher schon Sorgen. Dann mach es gut, Cesare. Vielleicht unterhalten wir uns ja irgendwann wieder.“

Mit einem Satz drehte sie sich den Höhlen zu und rannte davon. Eigentlich hatte sie ja noch weiter trainieren wollen, aber das lohnte sich jetzt nicht mehr wirklich, da es bereits dunkel wurde. Sich um diese Uhrzeit an den Grenzen aufzuhalten, brachte nur Ärger, den die junge Wölfin nicht gebrauchen konnte.

Cesare atmete tief durch. Er war schon zu nah an das Lager herangekommen. Als er kehrte machte, sah er wie sich Felana näherte.

"Na, hast du schon eine Freundin gefunden?", neckte sie ihn.

Der Rüde sah peinlich berührt zur Seite. Er mochte so etwas nicht. Es war ihm peinlich, dass er noch keine Gefährtin gefunden hatte. In seinem Alter waren die meisten bereits liiert und hatten Welpen. Er hatte jedoch noch nie eine Gefährtin gehabt. Ohnehin war er in Gegenwart von Fähen eher schüchtern, wahrscheinlich war dies auch der Grund. Felana war eine Ausnahme, immerhin war sie seine Mentorin. Sie nahm ihn damals auf und lehrte ihm vieles über Kampf und Magie. Er war ein guter Schüler, doch an seinem Selbstbewusst sein musste er noch arbeiten.

"Oh, hallo Felana,", entgegnete er schließlich. "Sie ist mir nur zufällig über den Weg gelaufen, sonst nichts. Ich kenne sie nicht."

"Nun ja, vielleicht ist es auch besser so."

"Wieso?", fragte er fast etwas zu interessiert.

"Ich kann dir leider keine Antwort darauf geben, dass musst du selbst herausfinden."

Cesare schnaubte. "Aber du weißt ja sonst auch alles, immerhin kannst du in die Zukunft sehen und Gedanken lesen!"

Felana nickte und sprach: "Dies ist wahrlich eine mächtige Fähigkeit, doch genau deswegen, darf man sie nicht missbrauchen! Du musst deinen eigenen Weg finden, Cesare!"

Er sah etwas beleidigt zu Boden, dann sprach er knapp: "Ich gehe wieder zurück auf meinen Posten!"

Auf seinen Vater würde er ohnehin früh genug treffen, wenn es stimmte, dass er hier war. Ganz in Gedanken rannte er los, die zwei Fremden fielen ihm plötzlich ein. Er musste sie unbedingt weiter beschatten. Hoffentlich waren sie keine Gesandte des Ordens, nicht dass sie ihn noch kannten.



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