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Magierblut – Die neue Generation

von
Koautor:  Felana

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Mit dem Alter kommt die Weisheit

Nimrod erhob sich erst wieder als die Sonne schon nicht mehr zu sehen war. Nur noch ein rötlicher Streifen am Horizont erinnerte daran, dass sie noch vor einigen Minuten tief am Himmel gestanden hatte. Der alte Wolf fühlte sich ein wenig erholt, trotzdem saßen die Strapazen ihres langen Laufs noch immer in seinen Knochen. Wehmütig dachte er an seine Jugend. Damals wäre er die doppelte Strecke ohne Probleme gelaufen und hätte dann noch erfolgreich Wilde zur Strecke gebracht, doch das war heute gar nicht mehr denkbar. Auch der Drang Wilde zu jagen, regte sich in ihm nicht mehr. Früher hatte alles für ihn Sinn ergeben, aber jetzt empfand er den Orden schlimmer als das Übel der Wilden. Ihm wurde bewusst, dass das Alter ihm auch Weisheit geschenkt hatte. Der Weg des Ordens entsprach nicht dem Richtigen. Anstatt die Wilden zu töten, hätte man sie ausbilden müssen, damit sie ihre Kräfte beherrschten und keinen Schaden anrichten konnten. Aber hier ging es wohl immer nur um Macht und ihnen beizubringen Magie zu beherrschen, war niemals im Sinn des Ordens gewesen, da man so viele Magier nur schlecht kontrollieren konnte und sich neue Gruppierungen vielleicht erhoben und die Herrschaft an sich gerissen hätten.

Müde ging der alte Graue ein paar Schritte. Als seine Glieder wieder zu schmerzen begannen, dachte er an den Trank, den Aura ihnen gegeben hatte. Es könnte alles so einfach sein und trotzdem weigerte er sich. Auch wenn der Hauptgrund seine Abscheu vor Magie war, es gab noch andere Erkenntnisse, die ihn davon abhielten sein Leben auf diese Art zu verlängern. Die Magier hatten einfach verlernt den Tod zu akzeptieren und nahmen selbst Nebenwirkungen in Kauf, die weitreichende Folgen haben könnten. Auch wenn er die Erinnerung immer so gut es ging verdrängte, dieses Mal konnte er nicht anders, als an seinen Großvater zu denken, der damals ebenfalls auf einen Verjüngungstrank zurückgegriffen hatte. Geklappt hatte es durchaus, aber er verlor dabei sein Gedächtnis, wusste nicht einmal mehr etwas von seinen Kindern und Enkeln. Magie hat seinen Preis, hatte seine Großmutter daraufhin immer gesagt. Sie nahm diesen Trank nicht und starb ohne ihren Gefährten an der Seite, da dieser nicht mehr gewusst hatte, wer sie war. Traurig legte Nimrod die Ohren an. Daran sollte er nicht denken, es gehörte der Vergangenheit an.

Plötzlich schoss ihm ein Geruch in die Nase, als der Wind überraschend die Richtung änderte. Erschrocken drehte er sich in dessen Richtung und lief darauf zu. Nachdem er sich durch eine Menge Büsche gekämpft hatte, kam er auf eine freie Fläche, die ihm einen besseren Überblick erlaubte. Und da rannte ein Wolf genau auf ihn zu. Sein helles Fell verriet ihn selbst in der Nacht. Sofort schlüpfte der alte Jäger zurück ins Gebüsch und lauerte dort. Wer das wohl war?
 

Cesare blieb abrupt stehen. Er witterte etwas.

Verdammt, dachte er sich. Da ist jemand. Was soll ich nur tun? Bestimmt hat mich der andere bereits gerochen. Ich habe nicht aufpasst, der Wind weht auch noch in die falsche Richtung und mein Fell...

Er hasste sein helles Fell. Ein Erbe seiner Mutter. Seine Mutter schimmerte am Tage golden und bei Nacht silbern. Er mochte dies an seiner Mutter, es passte zu ihr. Aber zu ihm? Zum Glück war es nicht so schlimm bei ihm, sein Pelz schimmerte nur bei Sonnen- oder Mondlicht. Bei trüben Wetter war er einfach weiß. Cesare stand unsicher auf dem Feld, er hasste sich dafür so zu sein. Er schluckte, dann beschloss er langsam auf den Fremden zuzugehen. Sein Gefühl sagte ihm, er war alleine.
 

Der alte Jäger musste sich zurückhalten um nicht zu fluchen, als der Unbekannte ihn bemerkte. Genau das hatte er verhindern wollen, aber da es jetzt sowieso zu spät war, schlüpfte er einfach aus dem Gebüsch und wartete geduldig auf die Ankunft des hellen Wolfes. Ihm kam ein starkes Exemplar seiner Art entgegen und Nimrod wusste, dass Vorsicht nun das oberste Gebot sein würde. Vor ein paar Jahren wäre er so arrogant gewesen und hätte nichts und niemand gefürchtete, eine Eigenart, die ihn auch manchmal in Gefahr gebracht hatte, doch zu diesem Zeitpunkt war er noch stark gewesen und wenn nötig wurde so ein Problem von ihm eben mit roher Gewalt gelöst. Doch jetzt fiel das weg. Klar, er konnte noch kämpfen und war sicherlich noch zu kräftigen Attacken fähig, aber er musste sich seine Kraft auch einteilen, außerdem hatte die Reise ihn erschöpft. Als Cesare bei ihm ankam, hielt der Graue seinem Blick stand, Schwäche zu zeigen, sollte man in so einem Moment auf jeden Fall verhindern.

„Ich habe keine bösen Absichten, falls du das denkst“, sprach der Alte mit tiefer Stimme.

Der Weiße atmete innerlich durch. Der Eindringling war alleine. Zudem handelte es sich um einen alten Wolf, mit dem er im Falle eines Angriffes leicht fertig werden würde.

Cesare antwortete dem Grauen: "Das ist schön und gut, aber was machst du hier? Dies ist nicht dein Revier. Woher kommst du und was ist deine Absicht?"

Er war neugierig und wollte so viel wie möglich über den Fremden erfahren. Zum Glück waren sie weit abseits des Lagers und er der Einzige, der hier Wache hielt. Niemand würde den Eindringling bemerken.

Da fiel ihm noch ein: "Und wo ist eigentlich der andere? Ihr wart zu zweit!"

Plötzlich gab es ihm einen Stich, er spürte, wie sich der andere Wolf näherte. Noch war er nicht da, aber er konnte fühlen, dass er oder sie wieder zum Alten zurückkehrte.

„Mhm…es scheint sich hier allerdings um ein Grenzgebiet zu handeln, denn ich konnte keine eindeutige Markierung entdecken“, kam als Antwort zurück. „Auch wenn ich nicht gezwungen bin mich zu erklären, ist mein Anliegen kein Geheimnis und ich kann es dir gerne erzählen. Ich suche einen Wolf. Seine Mutter schickt mich, um ihren Sohn zu finden. Natürlich kommen wir aus dem Ordensgebiet, der Gestank des Ordens wird noch immer an uns haften und es zu leugnen wäre Schwachsinn. Es wäre genauso, wenn du behaupten würde, du wärst kein Wilder, man sieht es dir an und selbst meine alte Nase erkennt es auf kilometerweite Entfernung. Es spielt allerdings keine Rolle für mich. Mein Bestreben gilt nur der Suche nach diesem Wolf, nicht mehr und nicht weniger. Und wie du siehst bin ich alt und wohl kaum ein Gefahr für irgendjemanden.“ Jetzt spielte er seine Kraft zwar herunter, aber es war von Vorteil unterschätzt zu werden, falls er sich doch verteidigen musste. „Und ja, wir sind zu zweit. Meine Gefährtin begleitete mich. Sie wollte ein wenig für uns jagen. Sind damit alle deine Fragen beantwortete, junger Wolf?“

Auffordernd blickte er ihm in die Augen.

Der jüngere Rüde knurrte leise. Bei dem Wort "Wilde" zuckte er zusammen. War er wirklich ein Wilder? Er, der einst stolze Sohn des Ordens. Er hatte es zudem geahnt, sie waren aus diesem Orden. Doch welchen Wolf sollten sie suchen? Er befürchtete fast, es war SEINE Mutter die nach ihm schickte. Wer sonst würde diese Autorität besitzen, als sie, Aura? Er musste den alten Wolf bei Laune halten, ehe seine Gefährtin zurückkam. Wer wusste, wie die drauf war, aber er wollte unbedingt mehr erfahren.

"So und welchen Wolf genau sucht ihr? Vielleicht kann ich dir ja weiterhelfen. In unserem Rudeln sind mehrere aus dem Orden. Oder suchst du etwa die Gefangenen? Wenn ja, dann hast du hiermit Pech gehabt und ich würde es dir raten zu verschwinden, ehe es zu spät ist. Ich werde dir nichts tun, ich sehe, dass du keine schlechten Absichten hast, aber ob all die anderen hier es auch so sehen werden oder so sehen wollen? Immerhin haben die jungen Wölfe auch noch kein verdorbenes Herz, leiden jedoch im Kerker!" Cesare war richtig mutig, er hoffte jedoch nicht zu viel preisgegeben zu haben.

„Gefangene?“ Nimrods Ohren zuckten bei dieser Frage neugierig. „Ich will mal nicht hoffen, dass der Wolf, den ich suche, dazu gehört. Wenn ihr Jäger festhaltet, solltet ihr damit rechnen, dass noch mehr nachkommen werden. Mein Rat wäre eure Grenzen noch verstärkter zu bewachen, immerhin war es für meine Gefährtin und mich ein Leichtes hier einzudringen und wir hatten nicht einmal die Absicht das zu tun.“

Was war hier los? Gab er jetzt schon Wilden Tipps, wie sie sich besser gegen seinesgleichen schützen konnten? Ihm wurde plötzlich bewusst, wie wertvoll so jemand wie er für den Widerstand sein könnte, trotzdem hielt er es für besser im Orden zu bleiben und von innen heraus an seinem Sturz zu arbeiten.

„Junge Wölfe sagst du? Hast du sie gesehen? Ich frage nur, weil…“, er wollte natürlich wissen, ob einer seiner Söhne dabei war,„…vielleicht ist es jemand, den ich kenne. Um auf deine Frage zurückzukommen: Wir suchen den Sohn der Ordensanführerin Aura. Sie schickte uns in diese Richtung, weil sie ihn hier vermutet.“

Chesare zuckte zusammen. Er ahnte es.

Unsicher begann er zu antworten: "Tut mir leid, dieser Wolf ist nicht bei den Gefangenen dabei. Wie soll der Sohn dieser Wölfin denn aussehen? Bei den Gefangenen handelt sich um zwei Jungwölfe grau und braun, sowie einen erwachsenen Wolf mit braunem Fell. Der Graue schaut dir etwas ähnlich. Vielleicht kennst du ja diesen Wolf? Leider kann ich dir nicht mehr dazu sagen. Zu der Bewachung der Grenzen: Es gibt mehrere Wölfe hier, doch sie stehen unter dem Kommando einer Wölfin, die erst seit kurzem angekommen ist. Sie weiß, dass Eindringlinge sich herumschleichen, doch bis dato wurde es noch nicht gemeldet, also seid auf der Hut!"

Dann machte Cesare kehrt und rannte davon, mitten in ein Gebüsch. Ein weißer Falke flog erregt in die Höhe. Im selben Moment kam Akira mit einem Hasen angetrabt.

Verwundert frage sie ihren Gefährten: "Was war das?“

Erschrocken blieb Nimrod zurück. Seine Gedanken drehten sich nur um die beschriebenen Gefangenen. Natürlich mussten es nicht sein, dass es sich um einen seiner Söhne handelte, denn es gab viele graue Wölfe im Orden, doch dass der erwachsene womöglich Rhodri sein könnte, war dem alten Rüden nicht entgangen. Und Pavan sah seinem Vater tatsächlich ähnlich. Sehr sogar. Allein die roten Augen waren verräterisch.

Auf die Frage, wie der Sohn der Wölfin aussah, konnte der Graue gar nicht mehr antworten, denn der Helle war ja einfach verschwunden. Sein seltsames Verhalten machte ihn irgendwie verdächtig. Könnte es sein, dass er…? Nimrod schüttelte den Kopf, das wäre schon ein ziemlich großer Zufall. So einfach würde sie Auras Nachkommen nun auch nicht finden. Seine Konzentration galt nun seiner Gefährtin, die genauso überrascht aussah, wie er selbst.

„Wenn ich das nur wüsste. Ich erzähle dir die ganze Geschichte beim Essen.“
 

Cesare ruhte sich auf einem Felsen aus. So viel ging ihm durch den Kopf. Warum nur er? Er wusste, dass sie nach ihm suchten. Er war schon immer der Liebling seiner Mutter gewesen. Ein Grund mehr, warum er von allen verspottet wurde damals im Orden. Vor allem von seinem Bruder, der ein viel besserer Krieger war als er. So selbstsicher. Cesare seufzte. Was war wohl aus ihm geworden? Er interessierte sich früher für dunkle Magie, aber heute? Und wann würde er seinem Vater gegenüber treten? Er hatte Angst vor diesem Moment, denn auch er hielt ihn früher eher für einen Versager, der das Anrecht auf den Thron nicht verdient hatte. Ein Grund mehr, warum er damals den Orden verließ.
 

Nachdem sie ihr Mahl verspeist hatten, fühlte sich Nimrod wieder besser. Er hatte Akira alles genau berichtet, auch das womöglich Pavan einer der Gefangenen war. Nun lagen sie da und schwiegen. Der Rüde dachte genau nach, wie sie mit der Sache umgehen sollten. Sein Sohn hatte ihn verraten und er würde ihn am liebsten einfach hier lassen, doch ganz so einfach erwies sich dieser Gedanken nun auch nicht.

Schließlich wendete er sich an seine Gefährtin: „Wenn wir in das Gefängnis einbrechen und nachsehen, wird es mit Sicherheit damit enden, dass auch wir darin landen. Es muss also eine bessere Lösung geben. Der Wolf von eben hat mich gewarnt hier zu bleiben, aber ich denke er weiß mehr über Auras Sohn, als er zugibt. Wollen wir unsere Mission erfolgreich beenden, müssen wir also versuchen mehr herauszufinden. Nur es wird schwer. Ich wette es gibt hier genug, die uns kennen und uns am liebsten die Kehle herausreißen würden. Auch Runa wird hier sein und uns sicher verraten, wenn uns kein anderer erkennen sollte. Trotzdem müssen wir probieren uns irgendwie in dieses Rudel zu einschleichen. Wir könnten mit den Anführern sprechen und ihnen unser Anliegen vorbringen. Vielleicht hat Aura auch hier den ein oder anderen Freund, der für uns sprechen würde. Es ist allerdings ein großes Risiko. Was meinst du?

Akria überlegte. "Ich weiß nicht, Runa hasst uns doch wie die Pest, ich glaube, die würde alles daran setzen, dass wir da auch rein kommen zu den Gefangen. Und hinterher ist Pavan gar nicht dabei. Was ist mit diesem seltsamen, großen Wolf? Vielleicht kann er uns ja helfen.“

Nach kurzem Überlegen erwiderte der Graue schließlich: „Ob er uns tatsächlich etwas sagt? Immerhin ist er einfach abgehauen, fast so als hätten wir einen wunden Punkt bei ihm getroffen. Vielleicht sollten wir eine Weile an den Grenzen bleiben und die Lage beobachten. Womöglich könnten wir herausfinden, wo die Gefangenenlager sind. Mit mehr Informationen wird es uns sicher einfacher fallen einen Plan auszuhecken. Und die Wahrscheinlichkeit den hellen Wolf noch einmal zu treffen ist groß, immerhin scheint er für diesen Sektor hier verantwortlich zu sein. Außerdem werden uns ein paar Tage Ruhe vom Reisen sicher gut tun.“

"Du hast recht, etwas Ruhe tut uns beiden bestimmt sehr gut. Beobachten wir sie eine Weile.“



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