9. Kapitel
Sephiroth schlug mit einem Schlag nicht nur den Dummy sondern auch das Übungsschwert in seiner Hand entzwei. Verdammt! Verdammt, verdammt, verdammt! Er kochte innerlich, auch wenn er äußerlich kaum eine Miene zog. Das konnte doch alles nicht wahr sein!
Invalidität, Mord, Blut, all diese Begleiterscheinungen des Krieges, ja, sie nahmen ihm seine Kadetten und Soldaten, damit musste er leben. Aber Angriffe innerhalb der Truppen? Übergriffe auf Jüngere? Vergewaltigungen? Er schlug die Überreste des Dummies mit dem Rücken seiner rechten Hand davon, sodass diese an der fernen Wand zerbarsten.
„Was ist los mit dir?“, fragte Angeal ruhig.
„Gar nichts.“, brachte Sephiroth nur halb kalt, halb knurrend hervor.
„Schon klar.“, der Ältere zog zwei Übungsschwerter und warf Sephiroth eins zu, „Komm, lass uns ein wenig dein Gemüt kühlen.“
Sephiroth hatte die Waffe kaum gefangen, da war Angeal schon bei ihm und setzte den ersten Schlag. Seine Kraft prasselte nur so nieder, doch der Silberhaarige hatte genug dagegen zu setzen. Ein paar Sekunden und er hatte das Angriffsmuster erkannt, durchschlug die Serie und hätte beinahe einen Treffer gelandet, wäre der andere nicht ausgewichen.
Sephiroth betrachtete ihn einen Moment lang, bevor er noch einmal zuschlug, sodass Angeal konterte. Der Silberhaarige legte jedoch so viel Kraft hinein, dass er durch die Hebelwirkung des kürzeren Schwertes Angeal seins einfach aus der Hand schleuderte.
„So schlimm?“, fragte der Ältere, diesmal mit Sorge im Gesicht und hob die Hände.
Sephiroth schüttelte nur den Kopf und ließ das Übungsschwert einfach los, bevor er einen Moment später antwortete: „Ich kann meine eigene Wut kaum fassen. Wie konnten sie nur...“
„Was ist passiert?“, Angeal trat heran und legte eine Hand auf seine Schulter.
„Unwichtig.“, die Hände des Generals ballten sich zu Fäusten.
„Es bedrückt dich. Sprich darüber, Sephiroth. Friss nicht alles in dich hinein.“, ihre Blicke trafen einander und hielten einige Sekunden, „Es gibt Menschen, denen du vertrauen kannst, weißt du?“
„Woher hast du diese sentimentale Ader?“, Sephiroth schnaubte.
„Nun, ich habe zwei beste Freunde, die das beide brauchen.“, die Hand drückte kurz zu, „Du und Genesis, ihr müsst alles immer mit euch selbst ausmachen. Dabei ist es in Ordnung sich auch an andere zu wenden.“
Der Silberhaarige schüttelte nur den Kopf und wandte ihn schließlich ab. Mit verschränkten Armen betrachtete er einen Moment lang die Überreste des Dummies, bevor er flüsterte: „Sie haben versucht ihn zu vergewaltigen.“
„Vergewaltigen? Wer? Wen?“, Angeal machte einen Schritt auf ihn zu.
„Weißt du...“, Sephiroth seufzte und wandte sich ihm zu, „Strife? Der Kadett? Den sie ausgelacht haben, weil er so klein war?“, Angeal nickte, „Einer der Typen, den ich dafür angefahren habe...“, seine Züge verzogen sich in Wut und Missfallen.
„Der hat versucht Strife zu vergewaltigen? Als Rache, weil du ihn klein gemacht hast?“, fragte der Schwarzhaarige einige Sekunden später nach, worauf Sephiroth kaum sichtbar nickte, „Und du hast ihn gerettet?“, wieder ein Nicken, „Und jetzt bist du sauer? Auf diesen Kerl?“
„Auch.“, meinte Sephiroth nur einsilbig und wandte sich ganz ab.
„Auch? Auf wen noch?“, er ging, doch wurde von Angeal mit einer Hand zurück gehalten, „Seph, nicht wegrennen, reden. Auf wen noch?“
„Auf mich, verdammt!“, der General fuhr herum und schlug mit einer Hand nach seinem Kollegen, „Weil es meine Schuld ist!“
Angeal wich aus, musterte ihn stumm und seufzte schließlich, bevor er meinte: „Seph, das ist absoluter Mist. Schuld ist dieser Kerl. Lass uns Genesis suchen und einen trinken gehen, du brauchst dringend eine Auszeit.“
