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Wie Schwarz und Weiß

von

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Jahrmarktrendezvous

Hallöchen allerseits,
 

tut mir Leid, dass es mit Kapitel 15 so lange gedauert hat.

Aber einige private Angelegenheiten in den letzten Wochen haben mir die Zeit geraubt, um es mal vorsichtig auszudrücken. Ich kann daher auch nicht versprechen, dass Kapitel 16 und die folgenden schneller fertig sein werden, aber ich versuche es zumindest.

Na ja, erfreut euch jetzt erst mal an
 

Kapitel 15: Jahrmarktrendezvous
 

Den restlichen Schultag hatten sich Michael und Thomas gänzlich ignoriert.

Zwar hatte Michael eindeutig die Blicke des Größeren auf sich gespürt, doch er hatte sich gezwungen, nicht zurückzublicken.

Auch jetzt, eine Woche später, war er nach wie vor vom Schlag getroffen.

Er hatte versucht, sich das vor allem vor Thomas nicht anmerken zu lassen, doch dessen Worte hatten ihn sehr verletzt.

Thomas hatte praktisch mit ihm „Schluss“ gemacht, noch bevor sie überhaupt etwas gehabt hatten, was man hätte „Beziehung“ nennen können.

Allerdings war Michael mit der Zeit ein wenig einsichtiger geworden.

Zunächst hatte er Thomas einfach nur für feige gehalten.

Immerhin hatte er ihn damals geküsst und dann hatte er sich plötzlich so einfach der Verantwortung entzogen.

Doch schließlich hatte Michael sich von zwei ihm bekannten Neonazis, Christoph und Markus, anpöbeln lassen müssen (wobei er nicht ganz unschuldig gewesen war) und er wusste, dass Thomas sie zu seinen engsten Freunden in dieser Nazi-Clique zählte.

Erst da war ihm der Gedanke gekommen, wie seine Freunde reagieren würden.

Patrick und Jan wären sicher nicht sehr begeistert, wenn er einen Rechtsradikalen anschleppen würde – egal ob Junge oder Mädchen.

Und da hatte er Thomas besser verstehen können.

Bei Thomas war es nicht nur die Politik, sondern auch ihr Geschlecht, das zwischen ihnen und seinen Freunden stehen würde.

Eine Liebe, die gegen alle Menschen – Freunde, Verwandte, Bekannte – ankämpft; das war doch eher Stoff für Filme und Romane.

Das war selten die Realität – und das wusste Michael.

Also hatte er ebenfalls resignierend aufgegeben.

Niemand konnte von Thomas verlangen, dass er sein ganzes Umfeld für einen Jungen aufgab, mit dem er gerade mal einen Kuss geteilt hatte.

Michael wusste, dass Neonazi-Cliquen häufig die Familien der Mitglieder ersetzten und dementsprechend waren sie mit „Blut“ gleichzusetzen, während er nur jemand gewesen war, der so nebenbei hineingeplätschert war. Wie „Wasser“ eben.

Ein weises Sprichwort hatte einmal gesagt, Blut sei dicker als Wasser.

Und es stimmte.

Zumindest in den meisten Fällen.

In ihrem Fall.

Er selber würde auch nicht Patricks und Jans Freundschaft aufgeben, für einen kleinen Kuss, bei dem noch nicht einmal sicher war, dass mehr daraus werden würde.

Die Art rosarote Brille hatte ihn überhaupt nicht mehr an die Konsequenzen denken lassen.

Ja, er konnte Thomas verstehen. Und doch tat es weh.

Michael konnte sich nicht helfen, aber er hätte es wenigstens gerne versucht.
 

Auch wenn es nicht so wirkte, für Thomas war die Situation ebenfalls nicht leicht.

Zwar hatte er bereitwillig dem ersten Gedanken, der ihm gekommen war, Folge geleistet und Michael klar gemacht, dass aus ihnen nichts werden konnte, doch mittlerweile litt er unter seiner eigenen Entscheidung.

Es war merkwürdig, wie konfus er manchmal war, wenn er neben dem jungen Punk in der Schule saß und sich seine Gedanken um ihn drehten und nicht um den Unterrichtsstoff, wo sie eigentlich hingehörten.

Ebenfalls war es nicht selten, dass er sich bei dem Verlangen ertappte, Michael zu berühren; zufällig, kurz, eher flüchtig – aber dennoch wollte er es tun.

Nur mit großer Selbstbeherrschung gelang es ihm manchmal, sich zurückzuhalten und seine Finger bei sich zu lassen und nicht allzu sehr auf die weichen Lippen zu starren und sich dabei erneut das Gefühl vorzustellen, wie diese Lippen seine Eigenen küssten.

Es war fast schon peinlich, wie er sich danach sehnte, wo sie doch nur einen kleinen Kuss miteinander geteilt hatten.

Ihm war klar, was das zu bedeuten hatte.

Er erwiderte die Gefühle, die Michael für ihn hegte.

Es kam ihm suspekt vor, dass ausgerechnet er sich in einen Jungen verlieben musste und dann auch noch in einen, dessen Einstellung seiner eigenen komplett widersprach.

Aber es war so.

Und er wusste nicht einmal warum.

Vielleicht war es, weil Michael ihm praktisch seine Nähe aufgezwungen hatte, als sie zusammen Deutschhausaufgaben erledigen mussten.

Wenn die Situation mit seinem Vater nicht so eskaliert wäre, wäre es sicher nicht soweit gekommen. Möglicherweise hätte Michael sich dann auch nie in ihn verliebt.

Auch jetzt noch bereute er es, dem Punk so viel von sich gezeigt zu haben, selbst jetzt, wo er ähnlich empfand wie dieser.

Er war eben nicht der Typ, der gerne seine Schwächen preisgab.

Aber Michael schien in diesen Momenten wohl irgendetwas an ihm entdeckt zu haben, was ihn dazu gebracht hatte, ihn zu lieben.

Thomas fragte sich, ob diese Gefühle für ihn immer noch dieselben waren, nachdem er Michael von sich gewiesen hatte.

Er wusste immer noch nicht, ob er wirklich eine Beziehung wollte. Eine heimliche Beziehung.

Er wusste auch nicht, ob Michael ihm überhaupt noch eine Chance geben würde.

Aber er würde es wenigstens gerne versuchen.
 

Groß und bunt prangten die Schilder hoch an jeder Ortseinfahrt und auch im Kern der Kleinstadt und zeigten an, dass vom vierten bis zum siebten August eine Kirmes in der Stadt sein würde.

Wie jedes Jahr fand sie am ersten Augustwochenende statt und die meisten Jugendlichen verbrachten ihre Nachmittage, Abende und Nächte auf dem Jahrmarkt.

So waren auch heute, am Freitag und ersten Tag der Kirmes, Michael und seine Freunde im Stadtinneren. Die Kirmes war nicht sonderlich groß, eher mittelmäßig, aber dennoch war es meistens lustig. Man trank, unterhielt sich mit Leuten, feierte, ging ab und zu auf Karussells und verbrachte so einfach den Abend.

„Zuckerwatte!“, rief Lara begeistert und guckte mit gierigen Augen auf den Süßwarenstand und die silberne Maschine, die gerade für ein kleines Mädchen weiße Zuckerfäden um einen hölzernen Stil wickelte.

Mit einem leisen Seufzen, aber ohne nachzudenken, zückte Patrick sein Portemonnaie und reichte es seiner Freundin.

„Du musst mir das nicht bezahlen, Pat“, erwiderte sie, als sie die Geldbörse annahm. „Ich hab auch selber Geld bei.“

„Nein, nein“, wehrte dieser ab. „Ich bin dein Freund. Ich werde dir gerade so eben noch Zuckerwatte für zwei Euro kaufen können.“

Lara grinste, als hätte sie einen fiesen Spruch auf der Zunge liegen, doch anscheinend schluckte sie ihn runter und wandte sich zu der Verkäuferin, um ihren Wunsch zu äußern.

Jan, der sich bis jetzt an Michaels mittlerweile feuerroten Haaren vergnügt hatte, wandte sich nun an Patrick. „Patty? Willst du mir nicht auch eine Zuckerwatte kaufen?“

Mit einem unüberhörbaren Grummeln und einem gespielt genervten Blick drehte Patrick sich zu ihm.

„Jan-Baby, es tut mir Leid, aber ich bin noch nicht zum Multimillionär ernannt worden. Geld scheißen kann ich auch nicht“, verneinte er Jans Frage spaßend.

Der Jüngere grinste.

„Nein? Oh schade. Na, dann frag ich mal Bill Gates!“

Michael lachte.

„Oh klar, du rufst eben in Amerika an und fragst ihn, ob er dir eine Zuckerwatte kauft?“

„Japp“, sagte Jan nickend.

Patrick schmunzelte und zog dann schließlich die Augenbrauen hoch.

„Du weißt doch nicht mal, was Zuckerwatte auf Englisch heißt!“

Jan zuckte mit den Schultern. „Du doch auch nicht.“

„Candy Floss. Na ja, aber wenn du in Amerika anrufen willst, sagst du lieber Cotton Candy“, warf Lara aus dem Hintergrund ein und nahm ihre eigene Zuckerwatte entgegen.

„Sei nicht so besserwisserisch, Schatz“, spottete Patrick neckend über sie und griff schließlich nach ihrer Hand, als plötzlich eine Gruppe von fünf Neonazis auf den Süßwarenstand zukam.

„Ey, nee, da kauf ich nix. Da waren ja schon die Zecken dran!“, rief ein Stämmiger, Großer von ihnen und blieb sofort stehen, sobald er die Gruppe von Punks erkannte. „Also das könnt’er vergessen. Da geh’ ich net hin.“

Mit ihm zusammen streikten zwei andere Neonazis, die beide ungefähr Mitte zwanzig waren. Einer wirkte recht unsicher und der andere etwas missmutig.

Die Drei machten kehrt und verschwanden in der Menge weiter zum Part der Kirmes, wo sich eher die Karussells für Jugendliche befanden.

„Man, gehen die mir auf den Sack!“, sagte schließlich einer der beiden Zurückgebliebenen und als sie näher an den Stand traten, erkannte Michael, dass es dieser Christoph war, mit dem Thomas immer zusammenhing.

Der andere war Markus, den Michael schon oft mit Christoph und Thomas gesehen hatte.

„Reg dich nicht drüber auf, du weißt ja, wie Tielmann ist“, meinte Markus beschwichtigend und lehnte sich an den Tresen des Wagenstandes, während sein Kumpel sich gebrannte Mandeln kaufte.

„Ja ja, leider“, erwiderte Christoph hörbar genervt und gab der Verkäuferin das zu zahlende Geld. „Was soll’s. Kommt Saskia heute noch?“

Michael sah, wie Markus mit den Schultern zuckte.

„Keine Ahnung. Sie meinte, sie wolle erst noch zu der neuen Perle von Matthias. Jasmin oder wie die heißt. Aber ich denke, danach wird sie wohl nachkommen.“

Christoph nickte nur als Antwort und drehte sich schließlich mit der Tüte gebrannter Mandeln wieder zu Markus.

„Na, Hauptsache Thomas kommt. Nils meinte, es wäre noch nicht sicher“, sagte er und klang dabei, als würde er sich beschweren. „Ey, wenn Tommi nicht kommt, dann sind’s nur wir zwei und Nils gegen mindestens sechs Idioten, die sich um Tielmann scheren, bis Matthias da ist. Und Tobias wird sich wieder aus allem raushalten, der Kerl hat eh keine eigene Meinung.“

Die beiden entfernten sich wieder von dem Stand.

Markus grinste schräg. „Deine Laune in allen Ehren, Chris, aber-“

Weiter konnte Michael ihnen nicht zuhören, da die Geräuschkulisse aus Musik und Gerede zu laut war und von den beiden nur noch ihre kahlen Köpfe in der Masse zu sehen waren.

Ein merkwürdiges Gefühl überkam ihn.

Er hatte überhaupt nicht darüber nachgedacht, dass Thomas eventuell auch hier sein würde.

Und er wusste nicht, ob er den jungen Neonazi überhaupt sehen wollte oder nicht.
 

Es war bereits dämmerig.

Doch die Kirmes war durch die Lichter der Fahrgeschäfte noch hell erleuchtet.

Obwohl es erst gegen halb Elf war, waren schon viele Jungendliche, aber auch Erwachsene angetrunken, wenn nicht sogar kurz vorm Umkippen.

Um 22 Uhr hatte es sogar vor einem Überschlagskarussell eine Schlägerei zwischen einem betrunkenen Mann mittleren Alters und seinem jüngeren Bruder gegeben.

Die beiden hatten erst aufgehört, als die Polizei sie gewaltsam auseinander gezerrt hatte.

Wahrscheinlich verbrachten die beiden die restliche Nacht nun in getrennten Ausnüchterungszellen.

Ansonsten waren keine bemerkenswerten Zwischenfälle gewesen.

Die Neonazis verhielten sich, wie die letzten Jahre, relativ ruhig.

Sie wussten, dass die Polizei ihre Gruppe im Auge hatte und eine Einbuchtung wollte kaum einer von ihnen kassieren.

Wenn die meisten von ihnen ehrlich waren, würden sie nicht einmal was tun, wenn keine Polizisten auf sie aufpassen würden.

Mittlerweile war Thomas auch eingetroffen und stand in einer kleinen Gruppe zusammen mit Markus, Tobias, Christoph und Nils.

Tobias hatte wie sonst auch die meiste Zeit eher weniger gesprochen und Nils war irgendwann mit Tatjana aus ihrer Klasse verschwunden und seit fünfzehn Minuten nicht wiedergekommen.

Christoph und Markus dagegen hatten schon einiges an Alkohol intus und waren alles andere als nüchtern.

Thomas überlegte, ob sie vielleicht schon vor der Kirmes etwas getrunken hatten oder ob es einfach nur sehr hochprozentige Getränke waren, die sie zu sich genommen hatten, denn ansonsten waren die beiden nicht so schnell betrunken.

Lallend stützen sie sich aufeinander, während sie Thomas etwas von Markus’ Großtante Friedchen erzählten, wobei Thomas sich sicher war, dass diese nicht einmal existierte.

Schließlich sanken sie zu Boden und setzten sich zunächst auf die Bordsteinkante, ehe sie sich zur Seite auf eine Pappabdeckung für die Kabel sinken ließen.

Markus’ Kopf kam auf Christophs Brust zu liegen und irgendwie hatte Thomas das dumpfe Gefühl, dass die beiden in den nächsten Minuten nicht aufwachen würden.

Er bemerkte, wie jemand auf ihn zukam und drehte sich zur Seite.

Saskia stand neben ihm und stupste ihm kumpelhaft in die Seite.

„Scheint mir, als wäre mein Freund eingeschlafen?“, fragte sie ihn, obwohl sie die Antwort schon längst kannte.

Thomas nickte. „Sie haben zu viel getrunken.“

„Ja, stimmt“, antwortete sie und blickte auf ihren schlafenden Freund. Dann zögerte sie kurz. „Er hängt fast immer nur mit Christoph ab. Manchmal denke ich, er ist ihm wichtiger als ich.“

Thomas fragte sich, was er nun dazu sagen sollte.

Ausgerechnet er.

Saskia war seine Exfreundin.

Sie waren bis vor einem Jahr noch zusammen gewesen und er fand, er war wirklich der schlechteste Ansprechpartner, was ihre Liebesprobleme anging.

„Du warst nie so“, sagte sie schließlich, als er nicht antwortete und lächelte ihn an. „Als wir noch zusammen waren, hattest du wenigstens Zeit für mich, aber bei ihm heißt es immer nur Christoph, Christoph, Christoph.“

Thomas zuckte mit den Schultern.

„Was soll ich dazu sagen, Saskia?“, fragte er sie ehrlich, denn er wusste nicht, was sie von ihm erwartete. „Chris ist sein bester Freund. Er hat immer schon an ihm gehangen. Rede mit ihm, wenn es dich so stört.“

Saskia blickte ihn etwas enttäuscht an. „Ich dachte, du könntest vielleicht-“

„Saskia!“, meinte Thomas seufzend und rollte mit den Augen. „Ich bin dein Ex. Red mit Markus! Das wird schon klappen.“

Sie nickte stumm. „Ich – ähm – ich werd’ mal auf Klo gehen.“

Mit diesen Worten verschwand sie aus seinem Blick und Thomas blickte frustriert auf Markus, der mittlerweile von Chris’ Brust runtergerutscht war.

Schließlich drehte er die Flasche Bier in seiner Hand und blickte sich auf der Kirmes um.

Wie jedes Jahr standen sie in der Nähe des Autoscooters, neben dem sich ein Getränkewagen befand.

Gelangweilt setzte er die Bierflasche an seine Lippen und hätte sich beinahe verschluckt, als er plötzlich etwas Rothaariges hinter dem Autoscooter verschwinden sah.

Michael.

Sein Herz begann zu rasen.

Was sollte er jetzt tun?

Sein Ziel war es eigentlich gewesen, sich möglichst bald mit dem Punk zu unterhalten und jetzt schien die Gelegenheit günstig zu sein. Immerhin waren seine Freunde nicht bei ihm und seine eigenen Kameraden waren abgelenkt. Er musste es jetzt tun.

Sich umguckend, ob auch wirklich niemand ihn beobachtete, verließ er langsam das Grüppchen seiner Freunde und Bekannten.

Auf dem Weg bis hinter dem Autoscooter gingen ihm tausend Gedanken durch den Kopf, sodass es ihm wie eine Ewigkeit vorkam, bis er endlich hinter dem Gerüst ankam.

Seine grauen Augen starrten auf den in einer Lederjacke verpackten Rücken des Punks.

Was sollte er jetzt sagen?

Eigentlich wusste er immer noch nicht so genau, was er hundertprozentig wollte.

„Hallo“, sagte er schließlich mit leicht brüchiger Stimme. Das war doch schon mal ein Anfang.
 

Michael zuckte zusammen.

Seine Hand war immer noch an dem Reißverschluss seiner Hose, den er gerade wieder zu gezogen hatte.

Er brauchte sich nicht einmal umzudrehen, um zu wissen, wer hinter ihm stand.

Seine Glieder verspannten sich, seine Hände bebten und sein Hals fühlte sich rau an.

„Was… willst du?“, fragte er ohne den anderen anzublicken.

Es vergingen einige Momente des Schweigens und Michael wollte sich schon gerade umdrehen, um den anderen fragend anzublicken, als Thomas doch anfing zu sprechen.

„Reden“, sagte er knapp und Michael wunderte sich, dass er für dieses eine Wort so lange gebraucht hatte.

„Worüber?“, fragte er mit gefasster Stimme, auch wenn in seinem Inneren ein Kampf tobte. „Ich dachte wir hätten alles geklärt. Du wolltest nicht - und damit hatte sich das doch erledigt, oder nicht?“

Er spürte Thomas’ Blick in seinem Nacken und hörte den Schotter unter dessen Springerstiefeln knirschen, so als würde Thomas unruhig seine Füße über den Boden schieben.

„Das stimmt, aber ich – ich wollte noch einmal darüber reden, denn ich… vielleicht hab ich auch einen Fehler gemacht?“ Thomas’ Stimme klang angespannt.

Michael schloss die Augen.

Er hatte sich alles gewünscht, nur nicht das.

Denn das ließ wieder Hoffnung in ihm aufkeimen, obwohl er es nicht wollte.

„Aha, einen Fehler also…“, wiederholte er Thomas’ Worte langsam und starrte auf einen unbestimmten Punkt in den dunklen Silhouetten vor ihm.

Er hörte den anderen näher kommen und fühlte, wie sein Magen sich noch mehr verkrampfte.

„Bleib da stehen“, zischte er leise, aber Thomas schien es gehört zu haben.

Die Schritte verstummten.

„Dann dreh dich verdammt noch mal wenigstens zu mir um!“, sagte der Größere und klang dabei harscher, als er gewollt hatte.

Michael schluckte trocken, wandte sich aber zu ihm.

„Und jetzt?“

Er sah in Thomas’ Gesicht und bemerkte, dass dieser mindestens genauso nervös wirkte, wie er selbst sich fühlte.

„Scheiße, jetzt, wo du mich anguckst, ist es noch schwieriger“, gab Thomas zu und fuhr sich hastig über die nackte Haut an seinem Schädel.

Michael konnte sich ein schiefes Grinsen nicht verkneifen.

„Soll ich mich wieder umdrehen?“, fragte er ironisch, aber nicht minder aufgeregt und versenkte seine bebenden Hände in seine Hosentaschen.

„Ähm – nein“, erwiderte Thomas und spielte mit dem Reißverschluss seiner Jacke. „Hör zu, ich denke, ich war nicht ganz ehrlich. Nicht zu dir und auch nicht… zu mir.“

Er brach ab und atmete tief ein.

„Es ist wirklich schwer. Ich bin nicht gut in so was, Michael“, versuchte er vergeblich nach Worten zu ringen. „Als ich letztens gesagt hab, dass zwischen uns wird nichts, da hab ich einzig und allein nach meinem Kopf entschieden, aber es… war ein Fehler. Denn ich will es selber auch.“

Der Klos in Michaels Hals schien größer zu werden, während sein Herz seinen Brustkorb fast zu sprengen drohte.

„Du willst was?“, fragte er ihn direkt und biss sich auf die Lippe.

Das kann doch jetzt nicht wahr sein, dachte er, als er wie gelähmt vor dem Größeren stand.

Thomas schien es ähnlich zu gehen.

Starr blickte er auf Michael hinunter, bis er schließlich wieder zu sprechen begann.

„Dich“, erwiderte er einfach nur schlicht.

Sowohl er als auch Michael schienen perplex von dieser einfachen, aber direkten Aussage.

Michael hätte nicht erwartet, so etwas zu hören und Thomas hätte nie erwartet, dass er jemals so etwas aussprechen würde.

„Oh“, begann der junge Punk als Erster wieder zu sprechen. „Das ist – wow. Ähm, was… machen wir jetzt?“

Thomas lachte leise und brüchig, was von seiner angestauten Anspannung kam.

„Diese Situation ist echt krank“, erwiderte er und Michael konnte sich ein breites Grinsen ebenfalls nicht verkneifen.

Schließlich streckte Thomas eine Hand aus und strich langsam über die weiche, aber leicht klebrige Haut an Michaels Wange.

„Hast du dich mit diesem ekeligen Zeugs von der Krake voll sprühen lassen?“, meinte Thomas schmunzelnd.

„Du durchschaust aber auch alles.“ Michael grinste immer noch.

Auf einmal hatte er das Gefühl, sie würden gar keine weiteren Worte brauchen, um diese Situation wirklich zu klären.

Er ging den letzten Schritt, der sie trennte, auf Thomas zu und streckte sich ein wenig, um die Lippen des Größeren mit seinen eigenen zu berühren.

Es fühlte sich noch besser an, als er es in Erinnerung gehabt hatte.

Seine Augen schlossen sich langsam, als er seine Lippen ein wenig öffnete und Thomas’ Zunge Einlass in seine Mundhöhle gewährte.

Als sie sich wieder voneinander lösten, bemerkte Michael, dass Thomas’ Hand unter seine Jacke und sein T-Shirt gewandert war und über seinem Steißbein Halt gemacht hatte.

„Aha, jetzt kannst du es also nicht mehr lassen?“, neckte er ihn liebevoll, was den Größeren zum Lachen brachte.

„Durchschaut“, erwiderte er, zog seine Hand aber gemächlich zurück. „Aber hey, eine Sache ist dir doch klar. Wir… müssen das hier schon geheim halten.“

Thomas fand es wichtig, dass besser jetzt anzusprechen, bevor Michael sich Hoffnungen auf eine offene Beziehung machte.

Doch Michael reagierte anders, als er gedacht hatte.

„Schon klar, oder denkst du, meine Freunde würden sich überschlagen, wenn sie uns sehen?“

„Allerhöchstens vor Schock“, erwiderte Thomas sarkastisch, lächelte dann aber.

Wenn Michael es sich genau überlegte, hatte er noch nie ein so ehrliches Lächeln von dem jungen Neonazi gesehen und es ehrte ihn irgendwie.

„Ich hab’ selber auch darüber nachgedacht und du hattest Recht, was das angeht. Wir sollten es wirklich nicht an die große Glocke hängen“, stimmte Michael ihm zu.

Als er einen scharfen Blick aus grauen Augen bemerkte, fügte er hinzu: „Es bleibt unser Geheimnis. Keiner wird es erfahren. Das meinte ich damit, echt.“

Thomas schenkte ihm ein gutgläubiges Nicken.

„Denkst du nicht, deine Freunde fragen sich, warum du solange pissen bist?“, wechselte er nun abrupt das Thema und Michael sah ihn für einen Augenblick erstaunt an.

„Oh ja, stimmt. Ähm, und deine Nazi-Freunde fragen sich sicher auch schon, wo du bleibst.“

Thomas beugte sich noch einmal zu ihm runter und küsste kurz seine Lippen.

„Ich ruf dich an, okay? Ähm… morgen Nachmittag?“

Michael nickte und lächelte, während er sich erneut auf die Lippen biss.

„Tu das“, sagte er und küsste Thomas’ rechten Mundwinkel, ehe er ihn losließ und hinterher sah, wie er in der Menge auf dem Weg zu seinen Kameraden verschwand.

Tief atmete er durch und lehnte sich an die Stahlwand des Autoscooters.

Ihm war gerade danach ganz laut zu schreien, doch er unterdrückte es mühevoll.

„Oh – mein – Gott – Michael, merk dir den vierten August als den turbulentesten, geilten Tag deines Lebens“, sagte er zu sich selbst, ehe er sich von der Wand abstieß und zu seinen Freunden zurückkehrte.
 

TBC
 

Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen.

Ich habe beschlossen jetzt mal kurzen Prozess zu machen und Thomas dazu zu bringen, es nicht mehr auszuhalten xD

Er ist ein Mann - die sind eh ungehaltener *lach*

Bis Kapitel 16 dann, was hoffentlich etwas schneller fertig sein wird ^_^
 

Motte
 

Add.: Ich hoffe, die Leute, die mich persönlich kennen, verstehen die Anspielung, die ich mit Markus und Christoph machen wollte :)



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Kommentare zu diesem Kapitel (10)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  JoeyB
2007-05-01T17:27:20+00:00 01.05.2007 19:27
Großtante Friedchen... XDDDD *prust* (sorry, das musste ich mal loswerden)

Jetzt zum Kapitel:
Hammer.
Der absolute Hammer!
Ich hab vorhin erstmal gedacht, dass es odch recht früh ist, aber... das war schon Kapitel 15 O.O Scheiße, mir ist die FF gar nicht so lang vorgekommen o.o
Das Kapitel war so klasse!
Immer diese Sprünge von Michael zu Thomas und zurück. Das war toll. Und auch sonst.. awww... Das war alles hammergeil!

Ich find es gut, dass Thomas Michael nochmal angesprochen hat. Und ich finde es auch klasse, dass Michael keinen Aufstand gemacht hat, weil er eine offene Beziehung will. Denn ich denke, dass Michaels Freundeskreis besser damit klarkommen würde als Thomas'... Aber irgendwann muss es ja raus. Ich finde es jedenfalls schön, dass die beiden jetzt zusammen sind *strahl*
Aber dass die sich da offen auf der Kirmes geküsst haben... Heikel xD

Ich freu mich schon auf Kapitel 16 ~^-^~
*knuddl*
Joey
Von: abgemeldet
2007-04-30T14:48:16+00:00 30.04.2007 16:48
miaaaaaaaaaaaaaaaaaaauuuuuuuuuuuuuuu
=^.^=

omg.... wie niedlich.........
wie süß... mau.... der kuss.... hach ja... ich bin glücklich...
klasse kapitel ^^
weiter so
Von:  Onichanjo
2007-04-30T03:05:00+00:00 30.04.2007 05:05
hach wie niedlich xD~
Von: abgemeldet
2007-04-29T18:54:43+00:00 29.04.2007 20:54
geiles Kapi O____O""
I love it!!!! *____*
Echt genial, ich hoffe das nächste Kapi kommt bald, bin total gespannt wies weiter geht ^-^
Von: abgemeldet
2007-04-29T17:31:51+00:00 29.04.2007 19:31
och ist das GEIL XDDDD ich muss michi zustimmen. der turbulentesten, geilten tag seines lebens. grenzen-überschreitende bezihungen sind täh luv. *fähnchen schwenk* XD

jetzt bin ich eh schon überdreht gewesen, als ich zu lesen angefangen hab - und dann auch noch SOWAS. mädl, du bist nicht gut für meinen adrenalin-haushalt ^^ der kuss war ja ABSOLUT putzig *alle beide herz*

auf alle fälle: yay for secret-luv, yay for the boys, yay for you. (yay for the NEXT chapter xDDD)

*winkewinke* & hab dich lieb ^-^
Von: abgemeldet
2007-04-29T15:18:51+00:00 29.04.2007 17:18
Hoi O.O
*jetzt erstmal baff ist*
Da serviert Tohmas Michael erst ab und kurze ZEit später sagte er das er doch will
NEee das verstehe einer
Aber ich finds klasse das es jetzt mal endlich geklappt hat zweischen den Beiden auch wenn ich das Gefühl hab das das nicht alzu lange andauern wird o.O
Naja jedenfalls bin ich schon seeeeeeeehhhhhhhhhhr gespannnt auf dne nächsten Teil ^^
Byby
Soma
Von:  Fraeulein_Euvanessa
2007-04-29T14:52:47+00:00 29.04.2007 16:52
hi danke und war echt toll^^
wird bestimmt heikel auch wenn thomas es geschafft hat
sich zu überwinden. auch fand ich toll die gedanken,
die sich michael sich im nachhinein gemacht hat.
ps: ich weiß nicht ob das an meinem shonen-ai überladenem gehirn liegt, aber ist da was zwischen marcus und christoph?
und ich freu mich auf das nächste kappi!^^
grüßle blutkind
Von: abgemeldet
2007-04-29T11:35:54+00:00 29.04.2007 13:35
jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa juhuuuuuuuuuuu
so toll so toll so toll!!!!!!
DAS IS ECHT TOLL... ich wiederhole mich XD
ich freu mich so für beide! aber ob das mit dem geheimhalten lang funzt ... das wird noch turbulent ^^
freu mich wahnsinnig auf das nächste kapi! das lange warten lohnt sich bei der klasse storry auf jeden fall!
bis zum nächsten teil!
arre
Von:  Erdnuckel
2007-04-29T11:18:04+00:00 29.04.2007 13:18
*rofl*
hab grad ne ähnliche situation
denn als klassenpärchen wird man oft genug aufgezogen ^-^"
aber man hat ja noch den nachmittag ;)
klasse kap
mit einem riiiiiiesen grinsen im gesicht
wünsch ich dir einen schönen nachmittag ^-^
baba
>Erd<i
Von:  Miez
2007-04-29T08:03:14+00:00 29.04.2007 10:03
Oh mein Gott das war ja so geil wohooo *~*
Wie niedlich ist das denn *miez*
Die Küsse waren ja so goldig und Thomas war so niedlich zu Michael und seine Hand auf seinem Rücken...
Ich freu mich schon rießig auf Teil 16!!


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