Prolog
Der Anfang
Der Regen versammelte sich, wie ein mächtiges Heer aus Soldaten und Kriegern, mit dem einzigen Unterschied, dass er aus tausenden von Wassertropfen bestand, die jedes Mal, wenn sie dem Boden zu Nahe kamen in genauso tausende Teile zersprangen.
Ich erinnere mich noch ganz genau an diese Nacht. Das klirren der Schwerter, das Prasseln der Flammen, das Geschrei und Wehklagen der Männer und Frauen und der Geruch nach Blut. Wie hatte es nur so weit kommen können?
Schreie, entsetzliche schreie, und Blut, überall so viel Blut.
Der Boden bedeckt mit Staub, der Wind weht ihn über die Flure.
Blutige Fänge, aufgerissene Kehlen. . .
Erst ist alles dunkel, friedlich und still. Alle Sorgen scheinen vergessen, Schmerzen sind verschwunden und alles scheint einfach nur gut zu sein. Ist das der Tod?
Dann wird es hell. Erst nimmst du alles nur verschwommen war, doch nach und nach entsteht ein Bild.
Am 21. Juni 1994 wurde ich geboren, an dem Tag wo die Sommersonnenwende begann.
Ich war ein merkwürdiges Baby, weil meine Haare schneeweiß waren, meine Augenfarbe war mittel grau. Das einzige was noch normal war, war meine Hautfarbe.
Mein Name hörte sich auch komisch an.
Langsame Schritte sind es, die mich durch das alte Gemäuer tragen. Ich kenne mich hier nicht aus. Ich weiß ja nicht einmal wie ich hier her gekommen bin. Plötzlich höre ich ein Geräusch hinter mir. Hastig drehe ich mich um, aber da ist nichts.
„Oh man“ seufzte ich. Nicht schon wieder so'n Tag, dachte ich angestrengt, alles lief schief .
Aber ich glaube ich sollte mich erst mal vorstellen. Mein Name ist Bell und bin 17 Jahre alt.
Trotz Gefühl der Realität entgegen zuschaun, entfaltete sich in mir, erneut, wie nun schon fast jede Nacht, das Gefühl, auf irgendeine Art und Weise unvollkommen zu sein.
Hinterlies ich in meinen Träumen etwa ein Teil von mir?
Es war nicht immer leicht, alle Erwartungen zu erfüllen, die einem auferlegt wurden.
Das war die erste Lektion, die Arina am Hof gelernt hatte – und es war die letzte gewesen, die von allen anderen Lektionen des Lebens am Ende übrig geblieben waren.
Es graute schon der Morgen. Die dunklen Schleier der Nacht hoben sich und sanfte Sonnenstrahlen glitten , über das so friedlich erscheine Land Famos. Der Wald atmete und hatte seine Nebelhaube noch nicht abgelegt, sodass es noch wie eingeschlafen wirkte.