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Death Note - Another Note

L & Liz
von

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Turning Point

DEATH NOTE

ANOTHER NOTE

L & Liz
 

Page one:

Turning point
 

August 2002, Winchester.

Sie schmiss sich gelangweilt auf ihr Bett und griff erneut nach ihrem Buch, wie sie es immer tat. Lesen schien der einzige Ausweg aus dem alltäglichen Trott, der hier, jeden Tag, in Wammys Haus, herrschte. Sie las unglaublich schnell. Dies war auch der Grund dafür, dass sie täglich in die häusliche Bibliothek gehen musste, um sich neuen Lesestoff zu besorgen. Eigentlich erwartete sie den ganzen Tag den Abend, denn da konnte sie ihre Langeweile etwas loswerden, indem sie sich mit ihren Freunden, außerhalb des Waisenhauses, traf und die Straßen und Clubs Englands unsicher machte. Das zeichnete sie aus: Das junge Mädchen mit den besten Noten und dem schlimmsten Benehmen.

Sie war das schwarze Schaf, doch zugleich das Vorzeigekind.

Im Grunde ging es ihr genauso wie ihrem 2 Jahre jüngeren Kumpel Mello. Jedoch flüchtete er nur selten aus den kalten Mauern der Intelligenz, schließlich war er viel zu sehr damit beschäftigt, an seiner heißgeliebten Schokolade zu knabbern. Sie und Mello verbrachten zwar viele Nachmittage miteinander, allerdings kam da nichts Gutes bei raus; Die beiden versuchten den anderen Bewohnern Streiche zu spielen, erst Recht dem armen Near, den die beiden besonders auf dem Kieker hatten. Das lag nicht nur daran, dass sich der Konkurrenzkampf zwischen Mello und Near immer mehr zuspitzte, nein, es lag auch daran, dass Near einfach anders als alle anderen war, und sich somit vom Farbfeld abhob.

Das alles ging schon so weit, dass die beiden nicht mehr miteinander „verkehren“ durften, wie es ihr Direktor formulierte. So wurden die Tage noch langweiliger und träger, als sie es zuvor schon waren.

Kurz schien Lärm vom Hof aus in ihr Zimmer zu dringen. Sie stand auf und ging ans Fenster. Sie sah die anderen Kinder, wie sie sich auf dem Gelände von Wammys Haus vergnügten und spielten. Die eine Fraktion spielte Fußball, die andere Schach. Ein paar Kinder Schaukelten, die älteren spielten Karten und ein paar Mädchen saßen auf dem Boden und malten fantastische Kreidebilder. In dieser Welt fand sich unser Mädchen nicht wieder. Sie würde schließlich schon bald 15 werden und interessierte sich für Jungs, Rockmusik und Mode. Es erweckte bei ihr kein sonderliches Interesse, wenn sie Codes knacken oder Rätsel entschlüsseln sollte, die auf Codes basierten, obwohl sie damit keine Probleme hatte. Im Gegenteil, sie schaut sich das Problem an, und die Lösung scheint ihr ins Auge zu springen.

Sie seufzte kurz und sah in die Ferne. Sie würde bald gehen, das war sicher.

Es klopfte an der Tür. Sie dachte an Mello. Die beiden hielten sich nicht an ihr Verbot, es wäre doch viel zu langweilig gewesen.

„Herein“, erwiderte sie und sah immer noch raus.

Doch es war nicht Mello, der ihre Nähe suchte. Es war ein alter Mann, der in diesem Haus durchaus bekannt und willkommen war. Wie alle in Wammys Haus, trug auch dessen Gründer einen Decknamen: Watari trat in den kleinen Raum, schloss sanft die Tür und sah sich kurz um. 2 große Bücherregale bedeckten die rote Zimmerwand des rechteckigen Raumes, daneben stand ein kleiner Sessel, der zum Sitzen einlud. Rechts standen ein kleines Bett aus Buchenholz, daneben ein Nachttisch, wo ein Buch lag und ein Bilderrahmen stand. Auf dem darin geklemmten Foto war eine kleine Familie zu sehen, ein kleines Mädchen mit ihren Eltern.

„Hallo, Elizabeth“, sagte Watari mit ruhiger Stimme und lächelte. Elizabeth drehte sich erschrocken um. Sie kannte diese Stimme nicht, und woher kannte der alte Mann ihren richtigen Namen?!

„Wer sind Sie?! Woher kennen Sie meinen Namen?!“, entgegnete sie. Watari lächelte sie immer noch an und setzte sich auf den Sessel.

„Mein Name ist Watari, und ich kann dich natürlich auch Yashiro nennen, wenn du das möchtest.“ Er lächelte immer noch. Sein Lächeln war so gütig und warmherzig, dass Elizabeths Misstrauen sofort verschwand.

Natürlich wusste Elizabeth, wer Watari war, schließlich gründete er dieses Waisenhaus und im Unterricht wurde ihnen diese Geschichte mehr als genug eingebläut.

„Oh, Watari-sama!“, sie verneigte sich kurz, „Es tut mir leid, Sie so begrüßt zu haben. Ich wusste nicht… Was führt Sie zu mir?“ Die Sache mit ihrem Namen schien sie gar nicht mehr zu interessieren.

„Ich wollte dir mal wieder einen Besuch abstatten, junge Dame. Und wie ich hörte, hast du dich prächtig entwickelt.“ Er grinste und Elizabeth wurde leicht verlegen und fuhr sich durchs Haar. Aber was meinte er mit „mal wieder einen Besuch abstatten“? Liz setzte sich auf ihr Bett, mit einem großen Fragezeichen im Gesicht und voller Erwartungen, ein paar spannende Geschichten zu hören. Und das sollte sie auch…

„Du fragst dich sicherlich, was ich hier suche und woher ich deinen Namen kenne.“ Sein gegenüber nickte gebannt.

„Nun gut, weißt du, wie deine leiblichen Eltern verstarben?“

Sie schluckte kurz.

„Ja, meine Mum wurde von einem Zug überfahren, kurz nach meiner Geburt. 2 Monate später hatte mein Vater ein Autounfall.“ Sie sah kurz zu Boden.

„Richtig. Vor 15 Jahren kurz nach Weihnachten fand ein schrecklicher Autounfall statt, wo ein verwitweter Familienvater sein Leben verlor und 2 Kinder hinterließ. Ein 3 Monate altes Mädchen, noch ein Baby und ein 8 Jahre alter Junge. Ich vermittelte das Baby an ein Pärchen, welches selbst keine Kinder bekommen konnte und nahm den Jungen bei mir auf. Schon nach kurzer Zeit stellte sich das unglaubliche Kombinationsgenie des Burschen heraus und nach einem Jahr Hilfsarbeit bei der Polizei, war er in der Lage unter einem Decknamen seine eigenen Ermittlungen zu führen. Heute, 16 Jahre später ist er der beste Privatdetektiv der Welt und bekannt unter dem Namen L. Ich gründete dieses Haus im Jahr 1989 und meine eigentliche Absicht dabei war, Ls Genie beizubehalten und Nachfolger zu ermitteln.“ Er sah Liz an. Diese hörte allerdings nur besonnen und interessiert zu und wartete auf die Fortsetzung. Watari grinste kurz, bevor er fortfuhr.

„Nun sind wir schon in der 4. Generation, was die potentiellen Nachfolger Ls angeht, und leider stellte sich heraus, dass bis jetzt nur schwarze Schafe geeignet waren, in Ls Fußstapfen zu treten.“

Liz unterbrach ihn. Ihr dämmerte etwas.

„L ist tot?! Wie?! Ich soll seine Nachfolgerin werden?“ Sie konnte es gar nicht fassen. Vor lauter Aufregung und Erschütterung wäre sie fast aufgesprungen.

„Um Gottes Willen, nein!“, beteuerte Watari und kurz wich das Lächeln des Forschers von seinem in Falten geschlagenen Gesicht. „Dass du gleich an so was denkst, meine Liebe. L geht es gut, und ich denke, ihm wird es noch viel besser gehen, wenn er von der Sache erfährt, die ich gerade versuche, dir zu erzählen.“

„Sie teilen mir eine Neuigkeit vor L mit?! Was ist denn in Sie gefahren?!“

„Ich bitte dich, lass mich doch erzählen.“, bat er ruhig und gesonnen. „Genug von dem Jungen. Die Geschichte von L kennst du sicher in und auswendig, soweit sie bekannt ist.“

„Sicher, tu ich das.“, sie grinste kurz in sich hinein. //Wer tut das nicht?//

„Interessiert dich auch, was mit dem Baby passiert ist?“

„L hat ’ne Schwester?!“ Elizabeth war geschockt. Das hatte sie echt umgehauen. Auch wenn sie das schon längst aus Wataris Erzählungen hätte erschließen können, bzw. müssen, sie musste es noch einmal hinterfragen, so unglaublich fand sie es.

Watari sah kurz zu Boden, um im Stillen zu klären, ob die Kleine auch wirklich hier hin gehörte.

„Ja, hat er. Sie weiß gar nichts von ihrem Bruder.“

„Dann muss ihr schnell jemand etwas davon erzählen! L ist ihr Bruder! Die wird vor Freude in die Luft gehen!“

„Ja, das würde sie, wenn du mich endlich ausreden lassen würdest! >_<°“

„Oh, tut mir leid^^°“, Liz grinste mal wieder verlegen und setzte sich anständig hin.

„Das Baby kam in eine Adoptivfamilie und führte ein ganz normales Leben, nur mit dem kleinen Unterschied, dass sie Hochintelligent war und somit Privatunterricht bekam.“ Watari sah Liz an und hoffte, dass seine Worte endlich bei ihr ankommen und fruchten würden, aber vergeblich. Nach einem kurzen Seufzen erzählte er weiter: „Doch leider erwartete sie mit 10 Jahren ein weiterer Schicksalsschlag: Bei der Geiselnahme in London vor 5 Jahren verlor sie erneut ihre Elternteile und somit wurde sie erneut eine Waise.“

Langsam aber sicher schien Liz zu begreifen. Ihr Blick fixierte sich auf einen Punkt im Raum und sie schien total ruhig und konzentriert.

„Sie kam aufgrund ihrer Intelligenz hierher, nach Wammys Haus, und den Rest der Geschichte kennst du besser als ich es je tun werde. Jedenfalls bist du ein Rätsel für deine Betreuer und Lehrer. Anscheinend bist du ein bisschen zu… „normal“.“

Liz sah auf den Boden und schwieg. Das musste sie erst mal verarbeiten.

„Ich bin wirklich seine Schwester?“, fragte sie vorsichtig. Watari nickte, als ob er gerade bestätigt hätte, dass sein eigener Sohn Klassenbester in Physik wäre; voller Stolz.

Kurz darauf beschloss Elizabeth aufzuspringen, einen Koffer unter dem Bett hervor zu kramen und tonnenweise Klamotten hinein zu manövrieren. Watari sah überfordert dem Geschehen zu.

„Was tust du da?^^°“

„Packen.“ Sie war schon ganz außer Atem.

„Wofür?“

„Sie, Watari, der Gründer von diesem totlangweiligen, aber genialen Waisenhaus, kommen einfach hierher, wegen mir, erzählen mir meine Lebensgeschichte, von der ich gar nichts wusste und, dass ich mit L, dem Vorbild und Idol, nein, dem Gott aller Bewohner hier, nah, sehr nah verwandt bin und haben nicht so eine Reaktion erwartet?! Ich habe alle meine Verwandten verloren, selbst meine Adoptiveltern und nun erfahre ich, dass ich einen Bruder habe? Dem werde ich gleich einen Besuch abstatten!^^“ Voller Elan versucht sie mit aller Kraft ihren Koffer zu schließen, der aber deutlichen Widerstand leistete. Als sie sich drauf setzte, ein wenig drauf rum sprang und noch mal fest zudrückte, schnappte das Schloss endlich ein und sie wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Sie lächelte Watari an. Der lächelte zurück und stand auf. //Da werden 2 Welten aufeinander treffen. Hoffentlich geht das gut//, dachte er.

„Nun gut, dann lass uns gehen.“ Er nickte und ging voraus. Liz schnappte noch schnell ihr Buch und Ihre Jacke und schleifte den Koffer hinter sich her. Als die beiden auf den Flur kamen, fiel ihr noch etwas ein.

„Warten Sie bitte einen Moment! Ich hab da etwas vergessen!“ Liz ließ alles fallen und drehte um. Sie rannte schnell den Flur entlang, die Treppe runter in den Jungenaufgang.

„Mello!!!“, rief sie. „Mello, Mello!!!“ Immer wieder rief sie ihn, bis sie endlich vor seiner Tür stand. Sie klopfte nicht, sie riss die Tür einfach auf und stürzte rein. Mello sah sie erschrocken an.

„Yash?! Was ist los? Hast du Near sein Puzzle weggenommen?“, fragte er. Er sah sie schräg an und biss von seiner Tafel Schokolade ein dickes Stück ab.

„Ich gehe. Ich fahre weg. Keine Ahnung wohin. Aber zu L. Ich bin seine Schwester! Ist das nicht unglaublich?!“

Mello sah sie ungläubig an. Als er merkte, dass sie es toternst meinte, hörte er auf zu kauen und schaute verdutzt drein.

„Wie… Was?!“

„Erzähl ich dir später, ich muss los! Ich schreib dir ’ne Karte oder so!“ Sie umarmte ihn schnell. „Wir sehen uns! Mach’s gut!“ Mit diesen Worten war sie auch schon verschwunden. Mello trat kurz auf den Flur und sah ihr nach.

„Mach’s besser…“, murmelte er zu sich und nahm noch einen Bissen von der Schokolade. Irgendetwas sagte ihm, dass der Kontakt zwischen den beiden für lange Zeit unterbrochen sein würde.

Liz rannte wieder auf den anderen Flur. Doch anstatt Watari und ihren Koffer anzutreffen, war der Aufgang leer; keine Menschenseele vor Ort. Sie sprintete weiter Richtung Eingang und dort fand sie auch Watari, der vor seiner Oldtimer-Limo schon für sie die Tür aufhielt und auf sie wartete. Sie lächelte und rannte weiter, sprang in die Limo und atmete tief durch. So richtig realisiert hatte sie noch nichts, sie tat einfach das, was ihr Herz ihr zuflüsterte. Watari schloss die Tür und stieg ein.

„Wo soll’s denn hingehen?“, fragte er aus Jux, um seine Position als Chauffeur zu verdeutlichen.

„Atlantic City!“, erwiderte sie, ebenfalls aus Spaß.

„Nun gut, ganz so weit ist Ls Zentrale auch wieder nicht.“

„Wo ist sie denn?“

„In Silverstone“

Silverstone ist ein mittelgroßes Dorf, mit ca 2000 Seelen und liegt etwa zwischen Oxford und Northampton. Das Dörfchen ist Recht populär aufgrund der Formel-1 Rennstrecke Silverstone-Circuit.

„Das sind ca 85 Meilen, also ungefähr 100 Minuten Fahrt, richtig?“

„Richtig.“

Liz sah aus dem Fenster. Watari war schon losgefahren. Sie war so aufgeregt und hippelig, dass sie nicht stillsitzen konnte.

„Wie ist er so?“, fragte sie nach einer Weile.

„Ganz anders als du“, lautete die Antwort.

Sie verstand die Botschaft und legte sich zurück. Sie musste sich wohl gedulden und warten, bis er vor ihr stand. In diesen Momenten ging es ihr nicht darum, dass es L war, dem sie in ca 1 ½ Stunden antreffen würde, es war die Tatsache, dass es ihr Bruder war, ein leiblicher, und vor allem lebender Verwandter.

//Hoffentlich ist es nicht so ein W.o.W-Spieler. So ein Freak… Vielleicht ist er sportlich? Vielleicht ist er schwul? Nein… der ist nicht schwul. L darf sich um so was keine Gedanken machen. Vielleicht ist er ja musikalisch oder so…// In ihrer Fantasie malte sie sich den perfekten Bruder aus: Blond, komischen Geschmack, was Klamotten anging, Schokosüchtig und… ein jüngerer Bruder. Sie dachte an Mello. Erst jetzt wurde ihr klar, dass das vielleicht locker ein Abschied für immer gewesen sein könnte. Sie sah erneut raus und begann schon, ihn zu vermissen. So oft hatten sich die beiden geickert. Liz ließ gerne ihre Aggressionen an ihm aus, wenn sie im Lacrosse verloren hatte. Sie spielte Lacrosse im Verein. Das wurde ihr ausnahmsweise gestattet, als der Direktor sah, wie sehr sie sich gelangweilt hatte.

Sie seufzte kurz und wand ihre Gedanken zum Trost an ihren richtigen Bruder, dem sie bald zum ersten Mal gegenüber treten würde.

Wie würde er reagieren? Würde er sich freuen? Lachen? Weinen? Liz suchte etwas, worin sie sich spiegelte. Vielleicht würde er sich bei ihrem Anblick auch sofort übergeben...

Weiter fuhren die beiden nach Norden, Richtung Silverstone. Eine Frage hatte Elizabeth schon immer auf dem Gewissen, seit dem 23. August, als in der Zeitung stand, dass man den Strohpuppenfall von L.A. aufgeklärt habe.

„B wollte nur besser sein als L, richtig? L hat diese FBI-Agentin doch nur als seine Marionette genutzt, hab ich Recht? Viel habe ich von dem Fall nicht mitbekommen, aber diese ganze Vorgehensweise war einfach zu ausgefeilt und doch zu sehr ein „Zufall“.“

„Ja, das ist auch korrekt. Ich denke, L wird dich darüber unterrichten, wenn du das wünschst.“

Mit diesen Worten trat wieder Stille ein und Liz wartete geduldig ab, bis die Limo in den Ort Silverstone fuhr. Durch das Kaff, in einen abgelegenen Teil… Herunter gekommene Plattenbauten, Bauschutt und Graffitis; Sie waren im Ghetto.

Liz sah sich verwundert um.

„Sind wir…da? ^^°“ Watari nickte stumm und stieg aus. Mit strammen Schritten schritt er um die Limo und öffnete Elizabeth die Autotür. Sie stieg aus und sah sich irritiert um.

„Ist das nicht irgendwie… zu offensichtlich? ^^° Ich meine, wenn jemand wirklich L finden wollen würde, dann würde er sich fragen, wo er L am ehesten vermuten würde. Also, ich persönlich denke da an ein Luxushotel und dann an…“ Sie sah sich kurz um, „ das hier. Ist das nicht viel zu offensichtlich? Sicher, diese Frage würden sich viele auch stellen und sich dann erneut eine andere Frage stellen, nämlich, wo sie L nicht vermuten würden und dann würden sie sicher da suchen. Aber was ist mit denen, die das einkalkulieren oder für die, die erst gar nicht so weit denken?“

Watari sah sie kurz an.

„Das Luxushotel hatten wir vor 3 Tagen.“

Wieder verstand Liz die Botschaft. Weil alle Menschen verschieden sind und denken, und so auch Ls Feinde, wurde der Ort der Zentrale von Zeit zu Zeit geändert.

Watari ging voraus und das Mädchen, das sehnsüchtig ihren nichts ahnenden Bruder erwartete, folgte ihm nervös. Sie gingen in einen der großen Betonbauten und stiegen etliche Treppenstufen hinauf, da der Fahrstuhl defekt war. Es wunderte Liz, dass der alte Mann noch so fit war und locker 8 Stockwerke aufstieg. Watari blieb vor einer hölzernen Tür mit Guckloch stehen. Sie sah ganz normal aus, genau, wie die gegenüberliegende. Keine Sicherheitsvorkehrungen, gar nichts. Für kurze Zeit wunderte Liz diese Tatsache, doch dann spielte sie mit dem Gedanken, dass es einfach zu auffällig gewesen wäre. Watari zog einen Schlüssel und schloss auf. Elizabeth konnte es gar nicht glauben; Erst heute Morgen hatte der Tag ganz normal begonnen, wie jeder andere, und nun war sie nur wenige Schritte von ihrem Bruder entfernt.

Sie trat auf einen Flur und sah sich kurz um. Kahle weiße Wände, trister, verrannster Teppichboden. Die Wohnung war leer. Als sie die ersten Schritte machte, sah sie auf eine offene Tür, die in einen großen, leeren Raum führte daneben eine verschlossene Tür. Gleich neben ihr befand sich ein kleiner Raum, die Tür stand offen, mit Toilette, Dusche und Waschbecken. Der Flur wurde breiter, je rechts und links befanden sich 2 weitere mittelgroße Räume. Rechts die Küche, die aber auch nur spärlich möbliert war. Watari führte sie durch die offene Tür, in den großen, ebenfalls leeren Raum.

„Bitte warte kurz hier.“, bat er sie, und Liz tat wie ihr befohlen. Sie stand unschlüssig im Türrahmen und versuchte einen Blick in den kargen Raum zu erhaschen, doch sie konnte nichts Weiteres erkennen, als Risse in der Wand oder vereinzelte Flecken auf dem Putz oder auf dem Teppich. Vor lauter Nervosität trat sie vom einen Fuß auf den anderen. Was würde jetzt passieren?
 

••

Watari ging in den Raum, rechteckig und genauso kahl, wie der Rest der Wohnung. Der Raum war leer und es gab keine weiteren Türen. War L unsichtbar geworden?

Watari griff in seine Anzugtasche und holte ein Mobiltelefon hervor. Er tippte eine Nummer ein und eine Treppe schwebte schnell von der Decke. Watari steckte das Handy weg und stieg die Treppe hinauf. L hatte ihn schon erwartet. Es kam so gut wie nie vor, dass Watari unabgemeldet einfach wegging. Der Forscher gelangte durch die Geheimtreppe in die vom Aufbau haargenau selbe Wohnung, nur war diese komplett eingerichtet und schien weit aus lebendiger. Das Wohnzimmer wirkte nur noch halb so groß, da Schränke und Lampen den Platz nahmen. Vorkopf in der Ecke stand eine Eckcouch mit passendem Tisch. Auf der Couch kauerte ein junger Mann in sonderbarer Sitzposition. Sie soll angeblich das Denkvermögen um 40% steigern. Vor dem Herrn standen ein hochwertiger Laptop, ein Head-set, Drucker, Scanner und 2 Bildschirme, die jeweils an eine Kamera angeschlossen waren. Die erste Mini-cam befand sich an der Tür der leeren Wohnung, am Guckloch. Auf dem ersten und 2. Blick fiel sie gar nicht auf, aber wenn man genau hinsah, erkannte man einen „Dreckfleck“. Die Zweite befand sich im Wohnzimmer des unbewohnten Appartements. Das zusammen gekauerte Geschöpf hatte schwarzes, verwuscheltes Haar, schwarze Pandaaugen, die es auf seinen Gast richtete und es kaute fasziniert an seinem Daumennagel. Die zweite befand sich im Wohnzimmer des unbewohnten Appartements. Die geheime Treppe fuhr langsam geräuschlos wieder in sich zusammen.

„Guten Tag, Ryuzaki-kun.“, begrüßte er den jungen Mann.

„Sie haben einen neugierigen Gast mitgebracht, Watari-san?“, fragte er ruhig. Er wirkte sehr kindlich, als er zu Watari aufschaute. Ryuzaki stellte gerne rethorische Fragen und er starrte interessiert auf einen der 2 Bildschirme. Er beobachtete ein Mädchen dabei, wie es das Wohnzimmer nach irgendetwas genau absuchte. Sie schien ziemlich verwirrt. Warum wohl?

„Sie müssen wissen, dass diese junge Dame eine der klügsten Köpfe Wammys’ Haus ist“

Ryuzaki beobachtete noch immer unbeeindruckt Liz und zeigte keine Reaktion.

„Sie sieht ihrer Mutter sehr ähnlich, finden Sie nicht?“

Ryuzaki sah ihn fragend an.

Watari rang um Worte. Wie sollte er es ihm auf die schnelle beibringen?

„Sie erinnern sich sicher an ihre kleine Schwester?“

Ryuzaki sah schlagartig wieder auf den Bildschirm. Er schien noch blasser geworden, als er es ohnehin schon war. Er drückte auf eine Taste auf seinem Laptop und die geheime Treppe fuhr wieder aus.
 

••

Liz war gerade in der hintersten Ecke und suchte nach leichten Vertiefungen oder ähnlichem, als sich hinter ihr auf einmal ein Zugang zu dem machte, was sie suchte. Sie drehte sich um und erschrak. Sie beobachtete die Treppe, während sie ihre letzten Zentimeter wuchs. Sie fackelte nicht lange und stürzte die Treppe hoch, im wahrsten Sinne des Wortes. In ihrem Eifer stolperte sie in das nächste Stockwerk doch schnell stand sie wieder auf. Sie war in der 2. Wohnung. Sie hatte kaum Möglichkeit sich groß umzusehen, denn irgendjemand, und natürlich wusste sie wer, umarmte sie fest und wollte sie am liebsten nie wieder loslassen. Sie erwiderte die Umarmung und drückte sich an ihn.

„Ich dachte, du seist tot…“, flüsterte L.

Watari lächelte und wusste, dass er eine gute Tat vollbracht hatte. Ryuzaki lächelte leicht. Lange ist es her, als er solch ein Gefühl empfunden hatte, überhaupt ein richtig „menschliches“ Gefühl empfunden hatte.

Die beiden lösten die Umarmung und sahen einander an.

Ryuzakis Blick fiel auf ihr schwarzbraunes Haar, in ihre schwarzen Kulleraugen, über ihr pinkschwarz kariertes Oberteil, welches ihr locker über die Hüften hing, auf die schwarze Jeans, die ihre langen Beine sehr betonte. Elizabeth inspizierte ihr Gegenüber ebenfalls. Sie konnte ihre Gedanken gar nicht ordnen, sie war so glücklich, wie seit langem nicht mehr. Fasziniert sah sie ihn an. Er kam ihr unheimlich vertraut vor. Endlich meldete sich Ryuzaki zu Wort.

„Du… Du siehst Mutter so ähnlich.“

Sie sah ihn verlegen an. „Danke, ich würde gern etwas erwidern, aber ich kann mich leider an nichts mehr erinnern…“ Sie sprach sehr leise und sie hatte auch irgendwie Angst davor, ihre Stimme zu erheben.

Peinliche Stille. Liz’ Blick schweifte von L ab und sie erkannte etwas sehr verlockendes zwischen dem Mediengelürre: Eine Schale Erdbeeren.

„Erdbeeren!“, rief sie und rannte auf die Schale zu, in der Hoffnung, das ganze würde die Situation zusätzlich ein wenig auflockern.

Watari kam sich ziemlich überflüssig vor, als die beiden Geschwister sich um Erdbeeren stritten und sich ickerten. Das ganze schien auf Anhieb zu klappen. Selbst Ryuzaki schien zu lächeln, als er die Schale hoch in die Luft streckte, in unerreichbarer Höhe seiner Schwester. Diese sprang aufgeregt auf und ab, um doch noch an die Erdbeeren ranzukommen.



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