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Death Note - Another Note

L & Liz
von

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Goodbye

Page eighteen:

Goodbye
 

Zu dieser Zeit, schnackelten den Angestellten von Sakura TV im Besprechungsraum die Ohren. Sie wurden von ihrem aufsässigen Chef ordentlich zurecht gewiesen. „Wie bitte?! Ist das alles, was euch einfällt? Glaubt ihr wirklich, ein schlecht gemachtes Special über Kira genügt?! Unsere Zuschauer erwarten von uns die brandneusten Infos und Fakten, die sonst keiner hat! Wir brauchen Fakten! Fakten! Fakten! Irgendwas, das mich vom Hocker haut!“ Er schlug mehrere Male erbost auf den Tisch. Er war ein dicklicher und ungepflegter Mann, skrupellos und machthungrig. Zudem stank er auch noch fürchterlich nach Zigaretten.

„Wie sollen wir das denn machen? Die Polizei schweigt sich aus…“, versuchte einer der Reporter.

„Trottel! Es müssen ja nicht die echten Fakten… Denk dir was Schönes aus!“

Der Publizist sah ihn leicht verängstigt und verwirrt an. „Aber die Ermittlungsbehörde hat uns ohnehin schon auf dem Kieker.“

„Wir sollten besser aufhören, in Umlauf zu bringen, dass Kira ein Volksheld sei.“, stimmte ein Kollege mit ein. Der Chef räusperte sich kurz. „Keine Sorge! Die Polizei weiß doch selbst nicht, was wahr ist und was gelogen! Die können uns nichts!“ Er zündete sich eine weitere Zigarette an und öffnete sich eine Dose Bier. „Passt auf! Wir tun einfach so, als hätte eine Befragung von 100.000 Leuten ergeben, dass über 50% auf Kiras Seite seien und belegen das mit ein paar schönen Diagrammen. Das ist das Mindeste, sonst schaltet jeder weg!“

Auf mehr schien der Boss nicht zu kommen, doch seine Sendung sollte noch gerettet werden…
 

••

Im Krankenhaus Ibaraki hatten sich bereits Raito, L und Yash versammelt, um nach Raitos Vater Soichiro zu sehen. Hausfrau Yagami war ebenfalls anwesend. Der vom Herzanfall geschwächte Inspektor lag erschöpft in seinem Bett, an der Infusion gefesselt.

Seine 4 Besucher hockten unruhig und besorgt auf 4 Stühlen, die um sein Bett standen.

„Und das kam wirklich nur durch Überarbeitung?“, fragte Raito.

„Raito! Worauf willst du hinaus?!“, strömte es aus seiner Mutter heraus.

„Na, ist doch wohl logisch bei einem Herzanfall! Da denkt doch jeder sofort an Kira…!“ Soichiro schwieg, setzte aber einen ernsten und festen Blick auf. Er fühlte sich nicht krank, solang er seinen Ehrgeiz besaß, Kira zum Schafott geleiten zu dürfen.

„Ich muss zugeben, dass mir bei meinem Zusammenbruch derselbe Gedanke durch den Kopf schoss.“, gab er zu und seine Frau atmete entsetzt auf.

„Als Leiter der Ermittlungszentrale sind Sie mehr als nur ein wahrscheinliches Ziel für Kira. Allerdings ist bisher noch keiner seiner Mordversuche fehlgeschlagen…“, berichtete L. Yagami Sachiko zitterte. Sie überkam die Angst.

„Sachiko, geh ruhig nach Hause. Raito ist ja hier und ich fühle mich ganz gut. Sag Sayu bitte nichts. Ich möchte nicht, dass sie sich aufregt.“

Breitgeschlagen stand Sachiko auf, verabschiedete sich liebevoll von Ehemann und Sohn. „ich schaue morgen wieder vorbei. Pass gut auf ihn auf, Raito!“

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass das nicht Kira war. Der Stress mit Vorgesetzten und Untergebenen, die Furcht, von Kira getötet zu werden, der Schlafmangel… Das war wohl alles zu viel.“

„Sicher spielte auch eine Rolle, dass Ihr Sohn unter Verdacht steht… Kein Wunder!“, warf Ryuzaki ein. Empört darüber, dass der Meisterdetektiv mit dieser Feststellung seinen Vater weiter belastete, warf Raito seinem Kontrahenten einen böse überraschten Blick zu.

„Er weiß alles. Auch, dass ich L bin.“

Verwundert suchte Raito Bestätigung seines Vaters. Er nickte. „Es stimmt. Er ist L. Wir nennen ihn zwar nur »Ryuzaki«, um seine Tarnung beizubehalten, aber er ist L.“

//Das ist also wirklich L… Vater hat es selbst gesagt… Das ist L! Wenn ich ihn und die gesamte Zentrale ausschalte… Aber so einfach geht das nicht. Ich darf nichts überstürzen. Alles mit der Ruhe… Im Moment bin ich Yagami Raito, der sich um seinen Vater sorgt.//

„Nun, Ryuzaki? Haben sich Ihre Zweifel bezüglich meines Sohnes verflüchtigt?“

„Nein. Sie wurden sogar genährt, da er zu viele treffende Hinweise liefern konnte.“

„Hey! Hör auf, meinem Vater in seinem Zustand zusätzlich Stress zu bereiten! Du bist echt total unsensibel!“ Raito schien wütend und erhob die Stimme.

„Schon gut, Raito. Mir ist es lieber, ich erfahre die Wahrheit sofort. Außerdem bist du ja nur in sehr begrenztem Maße verdächtig.“

„Eben“, stimmte L zu, „Du scheinst da etwas miss zu verstehen, Yagami. Wie schon gesagt, stehst du nur zu einem geringen Prozentsatz unter Verdacht. Lass es mich dir nochmal erklären. Kira hat die 12 in Japan befindlichen FBI Agenten ermordet. Das ergibt sich aus der Tatsache, dass alle 12 am 27.12. in Besitz der Akte waren und an diesem Tag starben. Außerdem steht fest, dass Kira interne Informationen aus der Zentrale erhalten hat. Ich weiß zwar nicht wie, aber ich nehme an, das Computersystem war schlecht gesichert.“ Raitos Blick schweifte kurz zu Liz über. Die Blicke trafen sich und beinahe beschämt trennten sie sich wieder. Raito sah zu Boden, während L fortfuhr.

„Die Wahrscheinlichkeit, dass Kira Zugriff auf die Daten eines Mitglieds der Zentrale hatte, ist hoch. Doch obwohl er die FBI Agenten getötet hat, hat er noch keinen aus der Zentrale umgebracht. Auch das lässt darauf schließen, dass Kira persönlichen Bezug zur zentrale hat. Wobei einer wie Kira wohl kaum davor zurückschrecken würde, jemanden aus seinem Umfeld zu töten.“

„Verstehe…“

„Bei einem der FBI Agenten, Raye Penber, war uns eine Unregelmäßigkeit aufgefallen. Inzwischen ist auch seine Verlobte, die mit in Japan war, spurlos verschwunden.“

Raito verschränkte die Arme. „So bist du also auf die Kitamuras und uns gekommen?“, schlussfolgerte er.

„Ja“

„Bisher bin ich nicht darauf gekommen, daraus, dass Kira wohl Japaner ist, zu schließen, dass es ihm schwer fallen müsste, unschuldige Japaner zu töten. Aber es stimmt, die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Kira sich unter den von dem getöteten FBI Agenten Observierten befindet.“ Er richtete seine Augen auf einen Punkt im Raum und starrte ihn entschlossen an. „Er ist ein verwöhntes Kind.“

„Ein verwöhntes Kind? Interessant…“

„Wenn er wirklich nur durch Gedankenkraft töten kann… Falls Menschen überhaupt über diese Fähigkeit verfügen können… und er benutzt sie, um Verbrecher zu töten und die Welt zu einem besseren Ort zu machen… Das wäre typisch für das Alter von Ende Grundschul- bis High School-Zeit. Ein jüngeres Kind würde diese Kraft aus Angst wohl nicht anwenden oder wenn dann gegen Menschen in seiner direkten Umgebung, die es hasst. Ein Erwachsener würde sie für sein persönliches Glück verwenden… Also für Karriere oder Geld. Es gäbe einige Möglichkeiten, diese Kraft zu Geld zu machen. Kira hat sich eine gewisse Reinheit bewahrt… Wie ein wohlbehütetes Kind. Ich tippe auf einen Mittelschüler, der mit eigenem Handy, PC, Fernseher etc. ausgestattet ist.“

L lutschte am Daumen und ließ Raitos Worte revue passieren. //Reinheit…? Außer in diesem Punkt stimmen seine Schlussfolgerungen mit den meinen überein. Ist ihm überhaupt klar, dass er selbst exakt in dieses Profil passt?//

„Das Profil, das du soeben erstellt hast…“ Liz sprach mit leerem Blick mit dem Boden. „Klingt das nicht sehr… sehr nach… naja…“

Ihr Bruder nahm ihr das Wort.

„Nach Yagami Sayu.“

Und auf einmal schien Raito zu explodieren. Er hielt sich zurück, als er aufsprang und sich fast mit voller Wucht auf L stürzte. Er schrie voller Kraft und allein Liz’ mahnender Blick schien ihn zu zähmen. Er schrie: „Lass diese böswilligen Unterstellungen! Denk doch mal eine Sekunde an den Gesundheitszustand meines Vaters!!!“

Unterworfen sagte L: „Ich habe nur deine Logik weiterverfolgt, Yagami.“

„Hört auf, ihr beiden! Wenn ihr euch streiten wollt, dann bitte draußen!“, mahnte auch Soichiro. Schweigend erhob sich die kleine Schwester des Meisterdetektivs und verließ den Raum sowie das Krankenhaus. Kurze Stille. Raito seufzte.

„Ich bin mir ganz sicher, dass Sayu auf keinen Fall Kira ist. Sie hat einen viel zu weichen Charakter dafür… Das würde sie nicht übers Herz bringen.“, fuhr der Kranke fort.

„Mag sein“, stimmte L mit ein.

Ryuku, der sich mal wieder fast durchgehend schweigend das Dilemma mit ansah, amüsierte sich prächtig und kam nach Stunden wieder zu Wort: „Dir traut er’s offensichtlich eher zu, hehe!“

„Kira ist böse… So viel steht fest. In letzter Zeit frage ich mich allerdings oft, ob das eigentlich Böse nicht die Kraft ist, die das Töten möglich macht.“

Diese harten Worte seines Vaters, machten Kira überhaupt nichts. Er mied den Blickkontakt, lauschte weiterhin seinem kranken Vater.

„Es ist ein Unglück für jeden Menschen, diese Kraft zu besitzen. Wie er es auch anstellt, das Töten von Menschen kann ihn niemals wirklich glücklich machen.“

„Sie haben Recht. Wenn Kira ein normaler Mensch ist, der diese Kraft zufällig erhalten hat, ist er zu bedauern.“, sagte L.

Raito schwieg.

„Ryuzaki! Ich verspreche Ihnen, ich bin bald wieder auf den Beinen!“

„Vater! Du musst dich in Ruhe auskurieren! Überstürze ja nichts!“

„Ihr Sohn hat Recht!“

Der Angesprochene seufzte. „Wenn ich hier liege, fühle ich mich wie tot! Ich will Kira fassen, solange ich dazu in der Lage bin!“

Es klopfte und die Schwester betrat das Zimmer. Die Besuchszeit war vorbei und sie bat Yagamis Gäste heraus.

Sie taten wie ihnen gesagt und verabschiedeten sich. Die beiden verließen das Gebäude und als die Eingangstür hinter ihnen ins Schloß gefallen war, hatte Raito noch eine letzte Frage.

„Ryuga! Gibt es irgendeinen Weg, dir zu beweisen, dass ich nicht Kira bin?“

„Wenn du nicht Kira bist, hast du doch keinen Grund, mir das beweisen zu müssen?“ Es fuhr eine schwarze Limousine vor und hielt genau vor L an.

Raitos Nerven waren in Sachen Hideki am Ende. Genervt erhob er erneut die Stimme. „Jetzt hör mir mal zu! Was meinst du denn, wie es sich anfühlt, so verdächtigt zu werden?!“

L überlegte kurz. „Beschissen.“, antwortete er trocken.

„Ich könnte mich doch einen Monat lang irgendwo unter Beobachtung einsperren lassen ohne Kontakt zur Außenwelt…?“, schlug Kira vor. Dies verwirrte L.

//So weit würde er gehen, um den Verdacht zu klären…? Das ist doch nicht normal!// „Das geht nicht. Wir können ja schlecht die menschlichen Grundrechte außer Acht lassen. Außerdem hat es wenig Sinn, den Vorschlag eines Verdächtigen anzunehmen.“

„Ach so…“

„keine Sorge. Wenn du nicht Kira bist, wird sich das irgendwann auch herausstellen. Der Umgang zwischen dir und deinem Vater hat mich schon fast überzeugt.“ L stieg in das schwarze Auto. „Sag deinem Vater Gute Besserung!“

„Warte mal! Ich habe dir zwar meine Hilfe angeboten, aber solange mein Vater im Krankenhaus ist, werde ich kaum Zeit haben.“

„In Ordnung. Also dann…!“

L schloss die Tür und die Limo fuhr an.

//Hideki Ryuga… Ryuzaki… Das ist also mein Gegner L. Wie mag er wohl wirklich heißen?//

//Yagami Raito… Ob er nicht doch Kira ist?//

Raito steckte lässig die Hände in seine Hosentaschen.

„Ryuku!“

„Ja?“

„Ich habe es kein einziges Mal als Unglück empfunden, das Death Note gefunden zu haben. Ich bin überglücklich über diese Kraft, die mir zuteil wurde. Damit kann ich eine ideale Welt erschaffen!“

„Mir ist es völlig egal, ob dich das Death Note glücklich oder unglücklich macht. Allerdings enden die Menschen, die von einem Todesgott besessen waren, normalerweise im Unglück.“

Raito wandte sich ab und ging mit Ryuku nach Hause.

„Dann werde ich dir eben beweisen, dass es auch anders geht!“

Ryuku lachte amüsiert und schon bald waren sie bei Raito angelangt. Es war bereits dunkel und er holte seinen Schlüssel aus seiner Tasche, als er jemanden auf der Fußmatte sitzen sah. Zusammengekauert sah Liz zu ihm auf.

„Ich dachte… wir…“

Raito schloss auf.

„Warte hier.“

Er ging kurz rein, stürmte in sein Zimmer und holte eine Jacke. Ryuku grinste ihn breit an. „Das Death Note scheint aber nicht alle Teile deines Glücks abzudecken, was?“

Raito antwortete nicht und stürmte die Treppe wieder runter und verließ das Haus. Er sah Liz an und legte ihr die Jacke um.

„Danke.“, sagte sie.

„Lass uns eine Runde gehen…“

Das Mädchen nickte und kuschelte sich in die Jacke ihres Begleiters. Sie war betrübt, geknickt. Sie wusste nicht, wohin mit sich, mit ihm und mit Kira.

Lange gingen sie die Straße entlang, schweigend. Sie bogen ab in einen ruhigen Park, schweigend. Sie gingen an einem Teich vorbei, an angereihten Bäumen, einem großen Kirschbaum. Und sie schwiegen immer noch. Beide sahen zu Boden und suchten nach den richtigen Worten für das, was sie fühlten, oder sie suchten nach dem, was sie fühlten.

Plötzlich blieb Raito stehen.

„Yash…!“ Sie stoppte überrascht und sah ihn erwartungsvoll an. Er sah so anders aus. So friedlich und glücklich. Ausgeruht und zufrieden und leicht hilflos. Ganz anders als sonst.

„Ich… Ich lie… Ich liebe diese nächtlichen Spaziergänge…“

In diesem Moment brach Ryuku in so heftiges Gelächter aus, sodass Raito Angst bekam, dass jeder es hören konnte.

Liz seufzte und sah erneut zu Boden. Raito hatte mit Ausspruch der nächtlichen Spaziergänge sein altes Antlitz erlangt; cool, abgebrüht und nachdenklich. Ein cleverer Pessimist stand erneut vor ihr.

Raito hatte Glück gehabt, er hatte sich gerade noch gefangen. //Dieses Mädchen macht mich verrückt! Das ist so… absurd!!! Das muss ein Ende haben!//

Die beiden setzten ihren Gang fort.

„Du zweifelst genauso wie ich… nicht wahr?“, fragte Liz leise.

„Nur nicht an dem, woran du zweifelst.“

Wieder Stille.

Raito blieb stehen und wieder sah er etwas hilflos aus, nach Liebe suchend. „Was soll das denn? Bist du nur der kleine Spion von deinem Bruder?! Deshalb hast du immer auf Abstand gehandelt! Ich bin doch nicht blöd! Ich habe sogar das Gefühl, es macht dir Spaß! Du… Du … ich weiß doch auch nicht! Bei dir ist mal Hü und mal Hott!“

„Das ist nicht wahr!!“

„Du… Du nutzt mich aus! Du willst nur herausfinden, ob ich Kira bin oder nicht!“

„Nein!“

„Du bist nur eine weitere Schachfigur von diesem Freak! Ich weiß noch nicht mal deinen Namen! Du…!“

„Hör auf!“

„Wer bist du überhaupt? Hideki Yashiro? Sicher doch…! Du bist Engländerin! Die haben keine japanischen Namen. Du bist eine Jill oder eine Hillary!“

„Sei endlich still, bitte!“

„Jetzt flehst du mich an… vor ein paar Wochen hab ich noch gefleht und ich wurde eiskalt abgewiesen. Wir sind ein Paar, sind es nicht…“

„Bitte!!!“

„Ich will nur eins wissen: Ist es dein Spiel, oder Ryugas?!“

Liz hatte es aufgegeben. Irgendwo war sie dann doch sensibel und verletzlich. Sie kam mit der ganzen Situation sichtlich nicht klar. Sie verstand Raitos Reaktion, aber darauf sollte es doch niemals hinauslaufen. Sie hielt mit aller Kraft ihre Tränen zurück und drehte sich von Raito weg.

Er sah sie kurz an, wandte sich dann auch ab.

„Nun gut, wenn das alles ist… Dann denk dir doch bitte eine andere Strategie aus. Wenn es nicht zu viel verlangt ist, lass mich bitte daraus.“ Mit diesen Worten drehte er um und ging.

„Geh nicht!“, rief sie ihm verzweifelt nach. Doch er hörte nicht, er ging weiter.

„Mann, oh Mann!“, machte Ryuku beeindruckt.

„Du bist so feige! Lass mich doch versuchen es dir zu erklären!!! Ich dachte dir liegt etwas an mir, aber wenn du mich so schnell abschreiben kannst…“

Raito schnaufte. „Ich geb dir 40 Sekunden…!“

„Ich und L, wir wussten bis vor ein Jahr nichts voneinander. Ich wurde von meinem Waisenhaus hierher geschleust und man zeigte mir meinen Bruder. Meine Eltern sind tot. Dann kam das mit Kira auf. Wir sind nach Japan gegangen, als wir herausfanden, dass sich Kira hier aufhält. Ich wollte ein normales Leben führen und ihm ein wenig bei den Ermittlungen helfen. Also meldete er mich mit Decknamen an unserer alten Schule an und da warst du. Ich hab dich gehasst und... ich weiß nicht. Ich mochte dich aus Prinzip nicht. Dann bist du unter Verdacht gefallen… Ja, ich sollte dich aushorchen… Aber es ist anders gekommen und dann soll ich dich als Feind entlarven… Das geht nicht!“

Raito schloss die Augen.

„Richtig… Das geht nicht.“ Er blieb schweigend stehen und sah zu Boden. „Komm… ich bringe dich nach Hause.“

„Nein danke.“, lehnte sie ab. Sie klang ernst und kalt.

„Ich möchte es aber. Ich fühle mich nicht wohl dabei, dich im Dunkeln alleine zu lassen.“

„Und ich fühl mich nicht wohl dabei, mit dir im Dunkeln alleine zu sein.“

Raito seufzte. Liz war wie gewandelt. Sie hatte ihre Gedanken geordnet und schien wieder einen eisernen Willen zu haben.

„Du kannst wirklich gut schauspielern.“, sagte Raito leise.

„Danke. Kussszenen kann ich besonders gut.“

Und sie zischte an ihm vorbei. Ihr Ziel: Gefriertruhe. Sie brauchte Pommes.

Ryuku lachte laut. „Ihr Menschen seit lustig.“

Raito sah ihr nach. Er folgte ihr mit Abstand bis zu ihr nach Hause. So konnte er sicher sein, dass sie wohlbehalten angekommen war.

„Jetzt kann ich mich endlich auf das Wesentliche konzentrieren.“, sagte er beruhigt. „Sie war nur eine Last. Es gibt genug andere.“

„Und was war mit dem Gott und seiner Göttin?“

Raito schwieg und wiederholte: „Es gibt genug andere.“

Liz stapfte zur Gefriertruhe und holte ein Kilo gefrorene Pommes raus, setzte sich auf den Boden und riss den Sack auf. Sie nahm eine Pommes, stopfte sie sich in den Mund und schloss die Augen. Sie beugte sich kurz über die offene Tüte und entdeckte einen nassen Flecken auf dem Frost einer Pommes. Eine Träne? Sie ertastete ihre Wangen und spürte Nässe unter ihren Fingerspitzen.

„Echt nicht! Wegen so ’nem Pilzkopf! Ich bin so ein Weichei geworden! So’n Hässlon ohne Freunde! So’n Spaten! Und überhaupt?! Und behaarte Füße sind sowieso eklig! Ja, okay, er hat keine behaarten Füße, aber allein die Tatsache, dass ich es mir vorstellen kann… echt abturnend! Ich hasse ihn! Hat der seinen Namen eigentlich schon mal rückwärts gelesen? Das Standesamt hat bei der Namensgebung bestimmt ’nen Buchstabendreher reingebracht, damit das nicht jedem auffällt… aber ich bin Engländer, ich weiß was dein Nachname wirklich über dich sagt! Der Pfarrer hat sich bei der Taufe bestimmt schlappgelacht, als er deinen Namen rückwärts gelesen hat! Oh mein Gott, wenn ich mit ihm zusammen wär, vielleicht hätte ich ihn geheiratet und dann würd ich auch so heißen! Und Raito… Das hört sich an wie Light. Und wenn man Light rückwärts liest ist das Thgil und das heißt »The Gil« und Gil ist echt mal ein schwuler Name.“
 

Einen Tag später genoss Liz ihre Ruhe und teilte diese mit einem Kilo Tiefkühlpommes. Auch heute zeigte sie wenig Interesse daran, an den Ermittlungen teilzunehmen. Ihr Bruder musste Rücksicht auf ihre pubertären Probleme nehmen.

Es klingelte. Die junge Engländerin bekam unerwarteten Besuch. Sie raffte sich jauchzend auf und öffnete die Tür. Es war Yagami. Yagami Sayu.

Kurz irritiert sah Liz zu der Schwester des Nummer 1 Schülers und legte den Kopf schräg. Sayu hatte sie schon ganz vergessen. Einige Gespräche hatten die beiden hinter sich. Sie hatten sich sehr gut verstanden, und lachten bei Gelegenheit. Sie teilten das Alter und Interessen, es war, als kannten sie sich schon länger und so wirkte die lange Funkstille nicht merklich; Ein vertrautes Gesicht stand Yash gegenüber.

„Hey…“, sagte Liz zögerlich. Sie lächelte breit. Sayu machte ihr gute Laune.

„Hallo, Hideki-san. Ich wollte dich mal wieder besuchen, wir haben uns so lange nicht mehr gesehen.“, beteuerte sie.

Natürlich ließ Liz sie herein und Sayu bewunderte ihr kleines Appartement. Die beiden Freundinnen setzten sich auf die Couch. Sayu betrachtete konfus den Sack Pommes.

„Willst du welche?“, fragte Liz mit einem Hauch von Selbstverständlichkeit in ihrer Stimme.

„Nein, danke“

„Vielleicht etwas anderes?“

Liz schenkte ihrem Gast einen Saft ein und die beiden tratschen eine Weile. Sie lachten und Liz hatte endlich mal wieder unbeschwerten Spaß.

„Jungs? Da gibt es wirklich einige Idioten!“, lachte Sayu.

Liz sah kurz zu Boden. „Ja… Die gibt es sehr wohl.“

Sayu sah Liz kurz eindringlich an. „Du denkst an meinen Bruder, oder?“ Liz schwieg. „Ich will ehrlich sein, ich hatte nicht nur Sehnsucht nach dir. Ich wollte wissen, was gestern los war. Raito kam gestern ganz niedergeschlagen nach Hause. Er war so ernst und sein Blick war so verloren… Ich erlebe ihn selten so. Ich mache mir Sorgen.“

Normalerweise wäre Liz diese Erzähl-Forderung ziemlich auf den Geist gegangen, aber es war in letzter nichts mehr normal. Sie hatte niemanden zum Reden, Mello war nicht da und ihr Bruder würde kein Verständnis zeigen, erst Recht nicht, was Raito anging. Sayu kam ihr gerade Recht, nur musste sie etwas improvisieren, die Geschichte anders erzählen…

„Weißt du… Ich bin neu hier hin gezogen und dein Bruder war gleich da. Er hat mich ziemlich genervt…“ Liz lachte.

„Ja… Eigentlich strengt er sich bei Mädchen nicht sonderlich an. Sie kommen eben meistens zu ihm, aber bei dir war das anders…“ Sayu lächelte.

„Aber der Reiz war immer da. Ziemlich lange Geschichte… Sagen wir es einfach so: Manche Blumen sind wunderschön, solange man nicht dran gerochen hat. Wir haben sehr empfindliche Nasen. Es ist für uns beide besser, nicht dran zu riechen.“

Sayu musste einige Zeit über das Gesagte nachdenken. Sie verstand.

„Ihr wollt, aber könnt nicht?“

„So in der Art, nur noch komplizierter…“

Liz sah betrübt zur Seite. Das Verhältnis zwischen ihr und Raito mit einer stinkenden Blume zu vergleichen war nicht in ihrem Sinne. Es könnte doch so schön sein, wenn es nicht so stinken würde… Es machte sie traurig, sehr sogar und vor Sayu konnte sie es nicht verbergen.

„Falls es dich tröstet: Ihm geht es genauso.“

Liz seufzte und betrachtete weiterhin die dunkle Mahagonimasserung ihres Fußbodens. Sie musste es beenden, sonst würde sie mit Kira untergehen.

„Hideki-san… Du musst abspannen! Ich seh dich immer alleine oder mit meinem Bruder, so kannst du nicht über ihn hinwegkommen.“

„1. Lass dein Hideki-san stecken! Ich bin Yash, und 2. Da ist nichts zum drüber hinwegkommen. Er hat schließlich nicht mit mir Schluss gemacht und wenn, wär’s mir egal, weil ich keinerlei Gefühle für ihn empfinde.“

Sayu grinste breit. „Yash, wir müssen viel arbeiten.“ Sie lachte und Liz stimmte mit ein.

„Okay, Schichtbeginn heute um 18h im Hauptgebäude der Yagami-GmbH. Wir beginnen mit ein paar DvDs über die Arbeitstechnik von Camaron Diaz in „Love Vegas“ und hören auf mit Bridget Jones.“

„Wie soll ich über etwas hinwegkommen, wenn ich bei dir bin und dieses Etwas direkt nebenan von deinem Zimmer ist?“

„Der ist heute nicht da. »Studientreffen«“

„Ahja… ganz sicher? Das wäre nämlich extrem unpassend. Lass das lieber hier machen“

„Nein, du musst aus deinem alten Trott raus. Also, beschlossene Sache!“

Eine weitere Stunde verging und allein das war Entspannung genug: eine Freundin zu haben.

Sayu flitzte zum Mittagessen nach Hause und Liz versetzte sich einen Tritt und ging zur Zentrale. Ihr Bruder empfing sie ausnahmsweise mit einem Lächeln und sie futterten Erdbeeren. Langsam wurde der Fall langweilig, sie kamen nicht weiter.

Viertel vor 6. Liz sputete sich und kam um 10 vor bei ihr zu Hause an. Sie machte sich frisch und packte ihre Sachen, schloss ab und hastete in die nächste Straße zu dem kleinen Haus mit Garten, was ihr doch so bekannt war. Auch wenn sie Sayus Wort hatte, dass Raito nicht da sein würde, fühlte Liz sich nicht gut bei der Sache. Sie stand einige Sekunden gefühlt deplatziert vor der Tür. Sie war sehr nervös. Sie holte tief Luft und drückte die Klingel.

//Nicht Raito, nicht Raito, nicht Raito…//, dachte sie. Doch ihre Gebete wurden nicht erhört.

Die Tür öffnete sich und ein großer sportlicher junger Mann stand im Türrahmen. Liz weitete die Augen und alles zog sich in ihr zusammen. Raito sah sie und murrte etwas vor sich hin, bevor er zornig die Tür zuschlug. Liz begriff nicht. Was war mit dem Studientreffen?!

Raito hastete genervt und gestresst die Treppe rauf und beachtete seine kleine Schwester gar nicht.

„Wer war das?“, fragte Sayu.

Keine Antwort. Sayu ging die Treppe herunter und öffnete die Tür. Liz saß völlig niedergeschlagen auf dem kleinen Treppensims.

„Du sagtest doch, er sei nicht da…“

„Das dachte ich auch…“

Sayu setzte sich zu ihr und legte einen Arm um sie.

„Er reagiert ziemlich empfindlich auf dich. Ich hab ihn lange nicht mehr so erlebt… Lass uns reingehen.“

„Die Mädchen schlichen die Treppe rauf und sahen in Sayus Zimmer einen Film nach dem anderen. Liz verdrängte und lachte. Endlich hatte sie eine gute Freundin gefunden. Nach »Bridget Jones« machten die beiden sich bettfertig und bezogen die Klappcouch, die in Sayus Zimmer vor dem Fernsehtisch stand und sagten einander gute Nacht. Sayu schlief schnell ein, im Gegensatz zu ihrem Gast. Liz lag in ihrem Gästebett und sah zur Decke. Das alles ging ihr nicht aus dem Kopf. Kurz spielte sie sogar mit dem Gedanken, es sei alles besser, wenn sie nichts von dem Verdacht ihres Bruders wüsste, aber diesen Gedanken schlug sie sich schnell aus dem Kopf. Das konnte sie sich auf Dauer nicht leisten. Sie versuchte krampfhaft einzuschlafen. //Komm schon, Elizabeth, schlaf ein!!!// Aber es funktionierte nicht. Es ging ihr nicht aus dem Kopf, dass Raito nebenan seelig schlief. Kurz brannten bei ihr alle Sicherungen durch: Sie schlich sich leise aus Sayus Zimmer und hinein ins Nebenzimmer. Als sie in gewohntem Territorium war, atmete sie kurz durch. Ihr Zielobjekt schlief… Vorsichtig schlüpfte sie mit unter seine Decke und gerade, als sie sich niedergelassen hatte, schien bei ihr wieder alles zu funktionieren.

//OH MEIN GOTT!!!// Kurzerhand setzte sie sich auf und war drauf und dran, den Rückzug anzutreten, aber Raito war schon längst erwacht, denn auch er konnte schlecht schlafen. Er legte einen Arm um sie und drückte sie zurück.

„Es tut mir leid! Ich wollte das nicht! Das… Das war ’ne ganz blöde Idee!!! Ich werde am besten sofort wieder gehen… Ich konnte nicht schlafen, die Couch war so hart und die Lavalampe…“, prustete Liz los. Sie redete schnell und wie gewohnt sehr hektisch. Raito legte ihr sanft den Zeigefinger auf die Lippen.

„Lass uns so tun, als könnte das für immer so sein…“, flüsterte er ihr ins Ohr und sie entspannte sich. Sie schloss die Augen und kuschelte sich an den größten Massenmörder der Menschheitsgeschichte und sie genoss diesen Moment mindestens genauso, wie ihr Nebenmann es tat.

Raito wurde wach, Ryuku hatte ihn genervt. Sein Shinigami forderte Äpfel. Raito ging runter in die Küche, und holte das Verlangte. Er legte sich wieder in sein Bett und betrachtete die Schwester seines Rivalen L. Er streichelte ihre Wange und schien kurz verliebt zu lächeln. Er genoss diesen Moment. Er war einfach nur Yagami Raito, nicht Kira. Da lag sie: Friedlich und zufrieden. So hatte er sie kennen gelernt, hektisch und scharfsinnig. Er beugte sich über sie und schloss die Augen. Es sollte ein Abschiedskuss sein.

„Wie schleimig…!“, bemerkte Ryuku und lachte spottend. Raito beachtete ihn nicht. Er drückte sanft seine Lippen auf die Liz’ und er genoss es sichtlich.

Liz erwachte und riss die Augen weit auf. Sie versuchte sich zu wehren, aber Raitos halber Körper lag auf ihr und sie war zu schwach. Sie drückte ihn weg, er gab nicht nach. Er öffnete die Augen und sie schaute tief in die seine, braun und mit einem so liebenswerten und treuen Ausdruck. Sie gab nach und erwiderte den Kuss und kurz nachdem sie dies tat, spürte sie den Schmerz in ihrer Brust. Sie spürte ihre Angst, nie glücklich zu werden mit diesem Leben. Sie löste den Kuss und setzte sich auf.

„Hm… Ich schätze das war’s dann…“, sagte sie entschlossen. Raito schien verwundert über diese Wendung. Liz schien von Tag zu Tag launischer zu werden.

„Das kommt aber… plötzlich^^°“

„Na ja, das war ein Abschiedskuss, für Romantik ist es zu spät.“

Raito schwieg.

Sie stand auf und ging.

„Danke…“, murmelte sie, als sie auf die Tür zuging.

„Wofür?“

„Das Bett war wesentlich bequemer als die Couch.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Enyxis
2009-08-18T18:23:30+00:00 18.08.2009 20:23
Mann, mann, mann! Kaum ist man ma 5 Minuten nich da un schon geht alles drauf un drüber XD
Geiles Kapi
Ich kes mir gleich die nächsten noch durch *süchtig*


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