Shining day
Shining day
Hell und warm verbreiteten sich die Sonnenstrahlen im Zimmer, durchbrachen vorwitzig den seidigen Vorhang, um Licht in alle Ecken zu verteilen. Kitzelten vorwitzig die Nase der jungen Frau, die sich müde, fast noch im Tiefschlaf, in ihrem großen Bett räkelte, gähnte, sich streckte, um dann die Augen blinzelnd zu öffnen. Mit ihren glänzenden Augen blickte sie durch ihr Zimmer, spähte auf die Uhr und seufzte tief.
09:30 Uhr.
Es war ihr bewusst, dass sie verschlafen hatte – wieder einmal.
Es war ihr bewusst, dass ihre Lehrerin das nicht erneut tolerieren würde.
Es war ihr bewusst, dass es ihr vollkommen egal war.
Sie zuckte mit ihren Schultern, sodass der Träger ihres blauen Tops von ihren nackten Schultern rutschte. Ihre zarte, beinahe zu weiße Hand, bewegte sich zu ihrem Gesicht und ihre langen, gradliniegen Finger rieben ihre Augen. Sie schlug die Decke zur Seite, warf ihre schlanken Beine aus dem Bett, stand wackelnd auf und bewegte sich auf ihren eichenfarbenen Schreibtisch zu, der direkt neben der großen Terrassentür stand. Pfeifend öffnete sie die Tür, ließ die frische Sommerbrise ins Zimmer hinein wehen und streckte sich erneut. Genüsslich ließ sie sich auf den Schreibtischstuhl fallen, lächelte, während sie den Bilderrahmen in die Hand nahm, der kunterbunt jedem ihrer Besucher ins Auge sprang. Ein weißer Rahmen, der beklebt war mit Blumen, Smileys und grellgelben Sonnen. Ein leises Lachen verließ ihre trockene Kehle. Ein Überbleibsel aus Kindergartentagen. Eine Erinnerung. Jede einzelne Person auf dem Foto war wichtig für sie. Ihre kleine Familie, ihr Halt, ihre Zuflucht, ihr Leben. Träumerisch fuhren ihre Finger die Konturen der Personen entlang. Alle lächelten. Alle – außer einer. Ihr Mund verzog sich zu einem Strich. Wie er da stand. Lässig. Eine kurze, schwarze Baggy-Pant, darüber ein weißes Hemd, welches locker über seinem Oberkörper hing. Seine Hemden knöpfte er selten zu, selbst seine Schuluniform wollte er nie zuknöpfen. Lehrer wiesen ihn jedoch immer wieder zurecht und so hing es dann (zugeknöpft) über seiner Hose, die rot-blau gestreifte Krawatte nicht fest angezogen. Hier sah er nicht wie der perfekte Sprössling einer erfolgreichen Familie aus. Er sah aus, wie ein normaler Teenager, der überaus schön war. Viel zu schön. Seine schwarzen Haare hingen ihm wirr ins Gesicht, seine linke Hand in der Hosentasche versteckt, der rechte Arm freundschaftlich um den blonden Chaoten gelegt. Und sein Mund? Ein Strich. Seine Augen? Dunkel, schwarz, onyxfarben. Sasuke Uchiha. In Kindertagen, als sie noch klein war – nicht größer als ihr Schreibtisch jetzt war, war sie in ihn verliebt. Hatte geschwärmt und rannte ihm immer hinterher. Als sie merkte, dass er ihre Gefühle einfach nicht erwiderte, hatte sie es aufgegeben. Wenn sie sich daran zurück erinnerte, dann hatte sie das Bedürfnis laut los zu lachen und gleichzeitig zu schreien, weil sie bis heute nicht verstand, was sie an dem Uchiha-Sprössling fand.
Dennoch war sie mit ihm befreundet. Und das jedoch nur, weil Hinata für seinen besten Freund Naruto Uzumaki schwärmte. So war es zu Beginn. Eine reine Zweckfreundschaft, denn insgeheim nahm die junge Frau es sich zu Herzen, dass Sasuke Uchiha im zarten Alter von fünf, keinerlei Interesse an der ein Jahr jüngeren hatte. Seufzend stemmte sie sich vom Schreibtisch ab, fuhr sich durch ihr rosa-gefärbtes Haar, das wirr in alle Richtungen abstand und bewegte sich auf ihre Tür zu. Zielstrebig in Richtung Badezimmer. Sie würde zur Schule gehen. Viel zu spät, aber rechtzeitig genug, um eine Veränderung in ihrem Leben zu erhalten. Unfreiwillig. Unscheinbar. Es war der Tag, an dem Sakura Haruno sich leise, still, ja stumm, veränderte.
Ich wusste nicht, dass Liebe heimlich entstehen konnte.
Wenngleich ich nie wirklich benennen konnte, was Liebe war.
Jung. Naiv. Stürmisch.
Das war ich. Bin ich. Werde ich wohl immer sein. Der Vorteil: keiner schätzte mich so ein.
Sie und ich waren befreundet. Gut befreundet. Schon von klein auf. Aber ich sah in ihr nie die Frau, die sie geworden war. Für mich war sie immer das kleine Mädchen, mit den fein gelockten Haaren und dem weißen Haarreif. Für mich war sie immer das kleine Mädchen, das lachend durch die Gegend rannte und sie war das kleine Mädchen, dem es egal war, wenn sein neues Kleid beschmutzt wurde.
Ich sah sie nie als Frau. Vielleicht war das der Grund, dass ich nicht schon viel früher wirklich aufmerksam auf sie wurde.
Sie war da. Aber nicht so da, wie sie jetzt da war. Verwirrend, aber trotzdem simpel.
Laut lachend kratzte er sich am Hinterkopf, betrachtete das kleine Missgeschick, das ihm wenige Sekunden zuvor widerfahren war. Sein Haar, unbändig wie die Mähne eines Löwens, in einem strahlenden Blond, durchgestuft und glänzend, wippte bei jeder seiner Bewegungen auf und ab. Sein lautes, dennoch melodisches Lachen ließ das schüchterne Mädchen neben ihm erröten, während sie immer wieder auf das Papier starrte. Die Hausaufgaben von Sasuke Uchiha, die nun geschmückt wurden von einem satten Braunton. Der Chaot hatte seinen Schokoladenpudding einfach fallen lassen. Einfach so. Ohne das er angestoßen wurde. Ohne das er angerempelt wurde.
„Pythagoras in allen Ehren. Aber gegen einen Schokoladenpudding kann selbst seine geniale Gleichung nichts ausrichten!“ „Naruto.“, mahnte sie leise, senkte ihren Blick und strich sich schüchtern ihr langes, bläuliches Haar hinter ihre kleinen Ohren. Ihr Pony fiel ihr vor das Auge, versperrten dem Uzumaki die Sicht auf ihre hellen, blauen Augen, die so oft nur weißlich erschienen, aber dennoch voller Schönheit schimmerten, voller Ehrlichkeit glänzten, vor Freude tanzten, wenn sie lachte. Hinata Hyuuga hatte zwei Gesichter. Waren sie beiden alleine, so war sie stets die Ruhige, Zurückhaltende, Schüchterne, Zögerliche. Waren sie inmitten ihrer Freunde, so war sie zwar immer noch die Zurückhaltende, Zögerliche, Ruhige, aber sie war offener, schien ausgelassener und jedesmal, wenn Naruto mehr darüber nachdachte, als es ihm lieb war, so stach es ihm ins Herz und er wusste nicht, weshalb. Konnte es nicht benennen. „Keine Sorge, Hina-chan. Er wird mich schon nicht umbringen.“ Ein Luftschnappen von ihr und er wusste, dass er sie erneut durch ihren von ihm erhaltenen Spitznamen in Verlegenheit brachte. Hina-chan „Er wird sehr wütend sein, Naruto.“ Er lachte erneut, hob den Becher in die Höhe und betrachtete den braunen Klecks. „Ich kratze es ab. Vielleicht merkt er es dann nicht.“, grinste er und griff nach dem Löffel. Ein Seufzen verließ ihre Lippen und sie hob ihren Kopf. „Nimm lieber ein Taschentuch.“ Ihre kleinen Hände fassten in ihre große, weiße Tasche und fischten ein Tuch heraus und ohne es dem Blondschopf zu überreichen, griff sie nach dem verdreckten Papier und fuhr darüber. „Danke, Hina-chan.“, lächelte Naruto und öffnete den zweiten Schokoladenpuddingbecher und stürzte sich gierig darauf. Sie schüttelte ihren Kopf. Lächelte. Spürte ihr Herz, das laut und fest pochte, spürte die Wärme, die sich in ihr breit machte. „Wo ist eigentlich Sakura?“ Hinata zuckte mit den Schultern, schüttelte den Kopf und antwortete leise: „Sie wird sicher auf dem Weg sein. Verschlafen. Wie immer.“ „Sie ist schlimmer als ich es je sein könnte.“, kicherte Naruto und stopfte sich den letzten Löffel in den Mund, schluckte es schnell hinunter und warf den Plastikbecher zielsicher in den Mülleimer. „Sie ist nicht schlimm. Etwas... unzuverlässig.“ Naruto nickte kräftig, ließ sich dann rücklings fallen, blickte in den tiefblauen Himmel und schloss genießerisch seine Augen. „Es ist Wochenende, Hinata.“ Die junge Hyuga kicherte: „Ich weiß, Naruto.“ „Das heißt, wir werden wieder was unternehmen.“ „Ja, das werden wir.“
Es war ein strahlendheller Tag. Voller Wärme. Voller Glück. Wer hätte ahnen können, dass dieser Tag so viel verändern würde? Wer hätte ahnen können, dass sich das Leben so vieler, heimlich veränderte? Wer hätte ahnen können, dass so viel Liebe entstand, so viel Liebe, die eigentlich bereits seit Jahren vorhanden war? Da war. Keiner bemerkte es. Jeder verschloss seine Augen. Alle. Sie. Ich. Wir.
„Du solltest wirklich weniger essen. Du platzt aus allen Nähten!“, kicherte die Blondine, die elegant ihr langes, seidiges Haar hinter ihre Schultern warf und etwas eingebildet mit ihren langen, schwarz getuschten Wimpern zu klimpern versuchte. „Nicht jeder kann Modelmaße wie du haben.“, brummte ihre brünette Freundin, die herzhaft in ihren Bananen-Schoko-Riegel biss und einen lauten Seufzer ausstieß. „Ino, du solltest wirklich nicht immer an anderen herummeckern.“, ermahnte die zweite Blondine, deren Haare dunkler waren, als die Inos. „Danke, Temari.“, wisperte die Brünette und hob ihre Tasche vom Boden auf, schulterte sie und stapfte aus der Cafeteria, dicht gefolgt von Temari und Ino. „Du könntest ruhig netter zu TenTen sein. Du weißt ganz genau, dass sich Neji von ihr getrennt hat.“ „Temari, Schätzchen, nur weil sie verlassen ist, heißt das noch lange nicht, dass sie sich so gehen lassen kann. Es gibt so viele andere Männer und Aussehen ist nun mal wichtig.“ Temari verrollte die Augen: „Merkwürdig. Du siehst doch auch gut aus, hast dennoch nicht deinen großen Schwarm für dich gewonnen, oder sehe ich das falsch?“ Ino Yamanaka, selbsternannte Mode-Prinzessin und Schuldiva knurrte auf: „Er will es nicht überstürzen. Tief in seinem Inneren weiß er ganz genau, dass er zu mir gehört.“ „Vielleicht bist du diejenige, die weniger zu sich nehmen sollte und damit meine ich nicht das Essen.“ „Mädels! Jetzt bewegt euch etwas schneller. Die Freistunde hat gerade angefangen und wir wollten das Wochenende besprechen. Also schnell jetzt.“, befahl TenTen und beschleunigte ihre Schritte.
Und auf ihrem Weg zu ihrem gemeinsamen Treffpunkt, unter der dicken Eiche, trafen sie einige ihrer Freunde. Gelassen standen sie noch vor den vielen Bänken. TenTen stockte, schluckte und betrachtete wehmütig, verletzt, enttäuscht, ihre ehemalige Liebe. Wie er das stand. Stolz sein Kopf in der Höhe. Das lange, braune, feine Haar, zu einem Zopf gebunden, zurückgehalten durch ein weißes Stirnband, dass er selbst im Sommer immer trug. Seine hellen Augen starrten auf einen unsichtbaren Fleck. Neji Hyuuga. Hinatas Cousin. Stolzer Erbe eines erfolgreichen Unternehmens. Ihre große Liebe. Ihr ehemaliger Freund. „TenTen.“, flüsterte Temari besorgt und folgte ihrem Blick, „Versuch stark zu sein. Vielleicht klärt sich alles wieder.“ „Na los. Hopp Hopp. Pumuckl schaut schon.“, kicherte Ino und deutete mit ihren eisblauen Augen auf die Freunde. „Er ist kein Pumuckl!“, brummte Temari, „Du sollst nicht so von meinem Bruder reden.“ Neben Neji, in gleicher Körpergröße, stand er. Kurzes, rotes Haar, welcher der Farbe eines vollmundigen Weines ähnelte, helle Augen. Gaara Sabakuno. In seiner rechten Hosentasche steckten seine Sticks. Drumsticks. Musiker aus Leidenschaft. Seine Liebe galt der Musik. Temari lächelte ihn an, winkte kurz und lief weiter, griff TenTen bei der Hand. Gelangweilt blickte ein Brünetter drein, gähnte, fuhr sich durch sein stacheliges Haar und begrüßte die Damen mit einem Nicken. „Hi, Shikamaru.“, hauchte TenTen und vermied den Blickkontakt mit Neji, „Wo ist Sai?“ „Sai ist noch mit Sasuke etwas zu trinken kaufen gegangen. Sie kommen gleich nach.“, antwortete Gaara und setzte sich in Bewegung. Die anderen folgten ihm lachend, stumm, erzählend.
Es war für uns beide der Anfang unserer gemeinsamen Geschichte. Ich stelle mir immer wieder vor, wie es wohl verlaufen wäre, wenn sie nicht gekommen wäre. Wenn sie ihren Tag in ihrem Bett verbracht hätte – wie es schon so oft geschah. Wahrscheinlich hätte das alles nichts geändert. Sie hätte trotzdem diese Rolle erhalten. Da bin ich mir sicher. Aber was wäre gewesen, wenn es nicht so gekommen wäre? Ich hätte sie nie so kennengelernt, wie sie war. Hätte ich dann wohl auch nie begriffen, wie sehr mein Körper, meine Seele, mein Herz, sich nach ihr verzehrte?
Ging es ihr genauso?
Ja. Es ging ihr genauso. Keiner sprach es aus. Worte waren überflüssig, Worte waren nichts wert, Worte waren nur Schall und Rauch, konnten nicht das wiedergeben, was wir füreinander fühlten, fühlen. Wie gern ich sie doch bei mir hätte, doch nur allzu bewusst ist mir die trügerische Wahrheit, die sich jahrelang versteckt hatte und über uns zusammenbrach wie eine unbändige, starke Welle. Die uns mitriss, auseinander riss. Schmerzlich traf. Entzwei. Zusammen. Vergessen. Real. Lüge.
Ich kann kaum klar denken. Kann meine Gedanken nicht ordnen. Ich weiß nichts. Rein gar nichts.
Ich weiß nur eins. Sie weiß nur eins. Wir gehören zusammen, doch auch das ist eine Wahrheit, die sich verstecken muss, die vergessen werden muss.
Wie es wohl in Romeo aussah, als seine geliebte Julia starb? In ihm starb etwas. Sein Wille zum Leben. Denn nur sie war es, die für ihn das Licht der Welt darstellte. Sie war sein Leben. Und so wie Julia war, so war auch sie – Sakura.
„Entschuldigt die Verspätung!“, rief die Rosahaarige schon von weitem. In ihrem Gesicht ein liebevolles, entschuldigendes Lächeln. „Wir sind es inzwischen gewohnt. Bei uns brauchst du dich nicht entschuldigen.“, winkte Temari ab. „Was wird deine Entschuldigung sein?“, kicherte Ino und trug sich zum dritten Mal an diesem Tag ihren Lipgloss auf. Sakura kam bei der Gruppe zum Stehen, ließ sich auf das grüne, saftige Gras fallen, tippte sich nachdenklich auf ihr Kinn, ehe sie zur Antwort ansetzte: „Bus verpasst.“
„Du fährst nicht mit dem Bus.“ Sakura zuckte unter dem strengen, aber monotonen Ton zusammen. Ihre Augenbrauen zogen sich wütend zusammen. „Das ist mir doch egal.“ „Den Lehrern nicht.“ Die junge Haruno seufzte und begann dann zu lachen: „Dann werde ich sagen, dass ich bei dir übernachtet habe, du mich einfach weiterschlafen gelassen hast und ich deshalb den Bus verpasst hab.“ „Du bist ein Genie, Sakura Haruno.“, hallte seine melodische Stimme. „Schön, dass es endlich erkannt wird.“ „Schön, dass du überhaupt etwas erkennen kannst. Wobei man schon sagen muss, dass in dieser Hinsicht keinerlei Erkenntnis da ist, denn es ist vollkommener Schwachsinn.“ „Sasuke ist wohl mit dem falschen Fuß aufgestanden.“ Sie verrollte ihre grünen Augen. „Hn.“ „Konzentriert euch lieber auf etwas Wichtigeres: Unser Wochenende!“, lachte Naruto und machte seinem Freund Platz. Sasuke Uchiha. Er sah genauso gut aus, wie an jedem anderen Tag auch. Sakura rümpfte ihre Nase. Sie konnte förmlich die Blicke spüren, die von den Mädchen in ihrem Umkreis auf dem Uchiha lagen. Wie konnte man nur so blind sein? Keiner von diesen Mädchen achtete auf seinen Charakter, blickten nur auf seine (makellose) Oberfläche. „Wir wollten doch zum See, oder?“, schaltete sich Sai ins Gespräch. Sai hatte ebenfalls schwarze Haare, kürzer als die Sasukes, blasse Haut, dunkle Augen. Man hätte meinen können, er wäre mit Sasuke verwandt. Er wies Ähnlichkeiten auf, aber er war noch lange nicht so makellos wie Sasuke. „Hm. Schwimmen und anschließend Lagerfeuer.“ „Ich weiß, wie das enden wird, Naruto.“, scherzte Schikamaru Nara. „Und wie?!“ „Wir werden Alkohol trinken und wissen nicht, wie wir nachhause kommen.“ „Zelten wir einfach dort.“, schlug Hinata vor, die liebreizend ihre Hände zusammengefaltet hatte. „Hina-chan hat immer die tollsten Ideen!“, rief Naruto begeistert. Wieder errötete die Hyuuga und senkte ihren Blick. Sakura lächelte. „Dann eben der See.“, hauchte Sasuke und lehnte sich gegen die dicke Eiche und schloss seine Augen. „Willst du etwa schlafen, Sasuke?“, fragte Sakura und piekte ihn in die Seite. „Zufälligerweise konnte ich nicht wie du, zuhause bleiben, um auszuschlafen.“
„Ach übrigens, hier ist noch die Liste von der Rollenverteilung.“, bemerkte Sai und kramte das Blatt aus seiner Tasche. „Rollenverteilung?“ Sakura legte ihren Kopf schief. Naruto lachte: „Du hättest eben pünktlich kommen müssen.“ „Halt die Klappe, Dobe.“ „Teme!“ „Jungs.“ „Wir werden Romeo und Julia aufführen. Kakashi-Sensei hat mit Tsunade die Rollen verteilt.“, erklärte Hinata, „Mitspielen werden alle aus unserer Stufe. Jeder erhält also einen Platz. Der eine einen größeren, der eine eben eine kleinere.“ „Achso. Warum ausgerechnet eine Schnulze?“ „Romeo und Julia ist nun mal ein Klassiker!“, schwärmte Ino und fiepte schon voller Aufregung, „Ich hab bestimmt die Rolle der Julia!“ „Warte einfach ab.“, schlug Neji vor und nahm Sai das Blatt aus der Hand. Seine Augen huschten über die feingeschwungene Schrift der Schulleiterin. „Und?“, fragten alle (außer Sasuke und Sakura), aus einem Mund. „Naja. Wie nicht anders zu erwarten, hat Sasuke den Part des Romeos, Naruto spielt Mercutio, Gaara ist Tybalt, Sai ist Paris.“ „Die Rollen interessieren mich nicht!“, knirschte Ino, „Wer ist die Julia?!“ „Sakura.“ „Was?“, schrie Genannte perplex. Sasuke lachte leise auf: „Na das wird ein Spaß werden.“ „Halt die Klappe, Baka!“, brummte Sakura. Die Augenbrauen des Schwarzhaarigen schossen amüsiert in die Höhe und abschätzend musterte er mit seinen dunklen Augen die Rosahaarige. „Da werdet ihr ja viel Zeit miteinander verbringen dürfen.“, lachte Naruto und klopfte Sakura aufmunternd auf die Schulter. „Ganz zu schweigen von euren innigen, liebevollen Momenten, die streng geübt werden sollten.“, stieg Shikamaru ins Lachen ein. „Das ist doch alles nur ein Scherz.“, murmelte Sakura betrübt und ließ ihren Kopf hängen.
Wir waren beide nicht begeistert. Sie war es, die über ihre Ablehnung mir gegenüber keinen Hehl machte. Ich war eher der Stumme, der innerlich aufseufzte.
Ich war beliebt. Verehrt, begehrt. Von allen. Die Rolle des Romeos würde mich nur noch beliebter machen. Ich hasste es. Es gefiel mir nicht. Oberflächlichkeiten. Sie war anders. Sie kannte meine Schwächen und dennoch blieb sie an meiner Seite.
Ist es richtig, etwas Verbotenes zu tun, wenn es in den Augen der Betroffenen richtig erscheint? Ist das richtig? Gab es keinen anderen Weg?
Wenn ich abends in meinem Bett liege und an sie denke, wehmütig, schmerzlich, dann weiß ich, dass wir nicht zusammen sein können. Dürfen. Dann schließe ich meine Augen und sie ist bei mir. Sie liegt neben mir. Lächelt mich an. Ihre schimmernden, grünen Augen sprühen vor Liebe. Ich fühle mich geborgen. Doch sobald ich meine Augen öffne, ist alles fort. Und es ist, als würde die Illusion von ihr, die Liebe mit sich nehmen, die ich verspüre, sodass ein großes Loch in mir ist, das nicht geschlossen werden kann. Nur wenn ich sie wieder sehe. Und sei es nur das feine Trugbild.
Ob es Romeo genauso erging?
Ich weiß ganz genau, dass niemand helfen kann.
Niemand. Selbst meine, unsere Freunde, wären nicht in der Lage, uns zu helfen, gar die Lage zu verstehen, in der wir uns befanden, befinden. Was denkt sie? Sakura, was denkst du?
Es war ein Tag, an dem wir beide keinerlei größere Gedankengänge an das Stück verschwendeten. Es war nur der Anfang. Einfach nur der Anfang.