Zum Inhalt der Seite

Das Hirngespenst

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

A/N: Hier kommt meine erste richtige FF. Es heißt absichtlich "Hirngespenst" und nicht "Hirngespinst", da Bella Edwards Hirngespenst ist. Aber das erklärt sich noch. Die Kurzbeschreibung gibt den Inhalt dieses Schriftstückes nicht im halben Ausmaß wieder... obwohl - eigentlich schon, nur dass im Text viel mehr schmückende Worte gemacht werden^^ Dieses erste Kapitel spielt als Vorgeschichte. Es soll sowohl die Einführung in Bellas Geisterleben darstellen, als auch gleich in die eigentliche Geschichte begleiten. Leider wird es kein wirkliches Happy End geben - zumindest nicht im Sinne von "Alle-sind-glücklich-Juhu-Friede-Freude-Eierkuchen"^^ Aber trotz dieser bösen Vorahnung sollte das nicht abschrecken, eine Liebesgeschichte zu lesen, die noch interessanter ist als die zwischen Mensch und Vampir. In dem Sinne: Viel Vergügen!
 


 


 

Ich konnte mich schon gar nicht mehr richtig daran erinnern, wie es zu meinem Tode kam. Und darüber war ich sehr froh, denn ich würde wohl immer wissen, dass es eine schrecklich verstörende Begebenheit war. An das Gesicht meines Mörders konnte ich mich nicht erinnern, nur noch an den Schatten der Intensität der Schmerzen, die mir seine Folter verschafft hatte.

Trotz meiner Umgebung wollte ich mir den Gedanken daran verbieten. Es war nicht ihre Schuld. Ich wusste, es war keiner von den Menschen hier gewesen; ich hatte seine Andersartigkeit wohl bemerkt. Die Stärke, die Schnelligkeit, seine bräunlich-roten, von einem schwarzen Schleier überzogenen Augen... Bis heute wusste ich nicht genau, was er gewesen war. Doch eines stand fest: Hier, in Chicago, in diesem stickigen und mit dem Husten Todkranker belasteten Saal voller Betten, hatte ich nach unzähligen Jahren jemanden gefunden, der ihm ähnlich war.
 

Nicht dass er Leute zum Tod folterte. Im Gegenteil: Er wollte den Menschen helfen. Soweit wie ich informiert war, befand ich mich hier in der Vorlagerstätte späterer Leichen, eingegangen an der spanischen Grippe.

Hätte mich dieser Doktor nicht so gefesselt, hätte ich mich schon vor Wochen aus dem Staub gemacht. Doch schon als ich das erste Mal gedankenverloren durch diese Säle hier streifte, machte seine Gelassenheit mich stutzig. Jeder, der hier die Kranken versorgte, schaute seinem eigenen Tod ins Auge. Doch es schien fast so, als gälte das für diesen ominösen Dr. Carlisle nicht. Deshalb beschloss ich, hier zu bleiben und ihn mir genauer zuvorzuknöpfen. Irgendetwas musste ich ja mit aller Zeit der Welt und dieser ungemein vorteilhaften Unsichtbarkeit anfangen.
 

Ich verbrachte die Tage, und nunmehr schon Wochen, im Schlafsaal des Krankenhauses, in dem sich besagter Mann am häufigsten aufhielt. Immer wenn er an mir vorbei oder eben gerade mal durch mich hindurch lief, fiel mir etwas Neues an ihm auf. Zuerst war da seine abnormale Schönheit. Ebenmäßige Haut, vornehme Blässe, ein Gesicht, dessen Formvollendung den Liebreiz keinesfalls trübte. Beim nächsten Mal traf ich in diesem Gesicht auf die honigfarben leuchtenden Augen. Bald darauf, als er das erste Mal direkt durch mich hindurch lief, spürte ich diese unglaubliche Kälte seines Körpers, welche keinesfalls normal für einen Menschen sein konnte. Er war sehr oft anwesend und wenn er einmal gekommen war, war er ausdauernd und lange mit seiner Arbeit beschäftigt, ohne auch ein einziges Mal das winzigste Anzeichen von Müdigkeit durchblicken zu lassen.
 

All das passte, abgesehen von seiner Güte und der absonderlichen Augenfarbe, haargenau zu dem Mann, dem ich meine Dematerialisierung zu verdanken hatte.

Und all das fiel auch einer der im Sterben liegenden Frauen auf.
 

Trotz des Fiebers, das ihr wohl langsam aber sicher die Sinne zu nehmen schien, hatte sie sich um den jungen Mann im Bett neben ihr gekümmert. Die beiden ähnelten sich sehr: Sie hatten die Haare im selben bronzenen Farbton und die Augen waren beiderseits von einem milchig-grauen Grün durchzogen. Ihre Gesichter erschienen wie eine Art Spiegelbild, wenn man sie nebeneinander betrachtete. Ich tippte auf Mutter und Sohn. Sie würde ihn verlieren und er würde so jung sterben wie ich. Wie melodramatisch.

Allerdings erschien mir diese Frau höchst intelligent, denn auch sie bemerkte, dass Dr. Carlisle etwas Eigenartiges an sich hatte. Dass er wie der perfekte Mann erschien. Es war wirklich zum verrückt werden. Ich konnte diese Erkenntnis in ihren müden Augen sehen, doch jedes Mal, wenn ich hoffte, sie würde ihn darauf ansprechen, unterließ sie es wieder - wohl weil ihre Kraft nicht mehr reichte.
 

Und trotzdem blieb ich dort und beobachtete diese fremdartige Szenerie. Auch wenn ich wusste, dass es mir nie helfen würde, wollte ich wissen, was dieser Mann für ein Geheimnis hatte - vielleicht konnte er mir eine Erklärung für mein rätselhaftes Ableben aufzeigen. Und ich wollte wissen, wie diese Frau, Masen war wohl der Name, ihr Wissen offenbarte. Außerdem fesselte mich nun auch der junge Mann, den Mrs. Masen immer mit ‚Edward’ ansprach. Er hatte große Hände und in seinem Gesicht waren Güte und Reinheit zu lesen. Wenn er einmal zu sich kam und etwas Unverständliches murmelte, löste seine schöne Stimme ein Kribbeln in mir aus. Wo weiß ich nicht - ich konnte mich schon längst nicht mehr definieren dank der Unsichtbarkeit. Es schien sehr schlecht um ihn zu stehen. Ich kannte den Tod und konnte ihn förmlich um seinen schwachen Körper herum erfühlen. Dabei war er so ein hübscher Junge gewesen. Es machte mich traurig.
 

Anders als erwartet machte bald Mrs. Masen einen schlechteren Eindruck als ihr Sohn. In den Tagen zuvor hatte sie es immer geschafft, sich aufzurappeln und ihren Sohn zu pflegen. Doch nun schien ihr das nicht mehr möglich zu sein. Dr. Carlisle schien dies auch gleich zu bemerken, als er an diesem einen Abend nach den Kranken sehen kam. Als er den Raum betrat, sah sie ihn eindringlich an. Ihre Augen waren längst nicht so tot wie ihr Körper.

"Retten sie ihn!", wisperte sie bestimmt in seine Richtung.

Der Doktor nahm ihre Hand. Spürte sie die Kälte nicht? "Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht", versprach er ihr.

"Sie müssen", klagte die Frau und schien ihn festzuhalten. Anscheinend ging es ihr doch besser, als ich dachte. "Sie müssen alles tun, was in ihrer Macht steht. Was andere nicht tun können, das müssen sie für meinen Edward tun."
 

Ihre Worte schockierten mich. Würde er die Macht haben, Edward ebenfalls als Zwischenkreatur ewig umherwandeln zu lassen? Das wäre sicher nicht das, was sie sich wünschte. Aber was wusste sie? Was erwartete sie von Dr. Carlisle?

Niemand würde eine Antwort darauf bekommen. Sie sank in die Bewusstlosigkeit und ich wusste, dass ihre Zeit nun gekommen sein musste.
 

Einen Moment stand Dr. Carlisle dann überlegend neben ihrem Bett, schaute zu Edward hinüber und brachte die Tote bald darauf hinaus. Ich begab mich zum Bett des jungen Mannes und musterte ihn.

Was wohl jetzt mit ihm passieren musste? Ob er seinem Schicksal durch den Tod entrinnen konnte?

Urplötzlich hoben seine Lider sich schwerfällig und seine Augen waren stur geradeaus gerichtet - direkt auf mich. Es war nicht wie sonst, wenn die Menschen hindurch sahen... es war ein intensives Starren. Aber er konnte mich nicht sehen. Das konnte nicht sein. Es war die reine Unmöglichkeit!

Mich traf dieser Blick dennoch so sehr, dass ein Ruck mich durchfuhr und ich an der anderen Seite des Raumes landete. Seine Augen folgten mir nicht.

Ich hatte es mir wohl doch nur eingebildet.
 

Dann kam der Doktor wieder herein. Er packte Edward und begab sich mit ihm zur Hintertür - ich folgte den beiden. Draußen angekommen sprang Dr. Carlisle mit dem Jungen im Arm in nur einem Satz auf das nächstbeste Dach. Und da hatte ich meine Antwort: Dieser Mann war genau wie mein Mörder. Vielleicht war er es ja?
 

Über den Dächern, in der Dunkelheit der Nacht, hatte ich Schwierigkeiten, das Tempo zu halten, aber ich schaffte es, die Silhouette nicht aus den Augen zu verlieren und fand mich dann in einer kleinen Wohnung wieder; wohl die Behausung des Arztes. Er legte Edward in sein wohl frisch bezogenes Bett.

Und was dann geschah hätte ich mir nicht in den wildesten Träumen einfallen lassen können: Er beugte sich über den Jungen und biss ihn. Er biss ihn! Zuerst in den Hals; dann in die Arme und an den Fußgelenken. Blut floss.

Erst stand ich starr vor Schreck, dann fing ich an zu schreien und wollte auf den Wahnsinnigen einschlagen - wohlwissend, dass mir das rein gar nichts brachte. Dann hörte ich erstickte Schmerzensschreie aus dem Mund des Jungen, doch Dr. Carlisle hatte schon von ihm abgelassen und betrachtete sein Werk mit einem... gequälten Gesichtsausdruck? Wieso tat er so etwas, wenn es ihn Qual kostete?
 

Ich war zu verwirrt, um sinnlos darüber nachzudenken, was ich tun könnte. Was konnte ein Geist schon gegen einen Vampir ausrichten?

Ja, so war es. Ich war ein mickriger Poltergeist und dieser Carlisle war ein Vampir, der gerade dem halbtoten Edward Masen ein sich anscheinend schmerzvoll ausbreitendes Gift eingeflößt hatte. Und das schlimmste war: Ich wurde von einem seiner Freunde einst getötet.
 

All diese Erkenntnisse sickerten nur langsam zu mir durch, während ich ewig damit verbrachte, den sich vor Schmerz windenden Edward anzustarren. Es war ein absolut gräuliches Bild. Es hätte mir in der Seele wehgetan, wenn ich noch im Besitz einer solchen gewesen wäre.

So dauerte es, bis mir bewusst wurde, was geschehen würde: Dieser liebreizende junge Mann würde, wenn er das nächste Mal seine Augen auftun wird, ein ebenso kaltblütiges Wesen sein. Als Mensch hätte ich für mich selbst eine Hexenverbrennung angefordert, hätte ich einen solchen Schwachsinn auch nur gedacht aber nun, da ich selbst ein umstrittenes Wesen aus Nichts war, fiel es mir nicht schwer, solch märchenhafte Dinge zu glauben.
 

Ich wollte nicht dort bleiben. Zum ersten Mal seit Tagen, Zeit war mir in den letzten Jahren sehr egal geworden. blickte ich mich um und prägte mir das Bild des Vampirs Carlisle ein, damit ich wusste, wovor ich mich im nächsten Leben zu hüten hatte, und dann schaute ich zu Edward, der gerade die Luft aus seinen Lungen presste.
 

Und die Augen aufschlug.
 

Blickte ich vor kurzen Tagen noch in graugrüne Tiefen, so fraß mich nun der blutrote Blick einer wilden Bestie.
 

Ich wand mich schleunigst ab und verschwand. Weit, weit weg lautete die Devise. Ich hatte Zeit. Ich könnte so weit weg, wie es nur irgend möglich war.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2010-01-27T23:21:30+00:00 28.01.2010 00:21
schön gemacht und ja ganu schnell weiter schreiben !!!!
LG Bella_Edward_
Von: abgemeldet
2010-01-21T20:38:27+00:00 21.01.2010 21:38
schreib bitte schnell weiter^^
mir gefällt der anfang sehr und ich bin schon gespannt wie es weiter geht^^
lg, alice


Zurück