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Das Hirngespenst

von

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A/N: "Ich bin dabei, bist du dabei, bin ich dabei uns zu verlier'n?" Das ist alles, was in letzter Zeit aus Kopfhörern oder Lautsprechern in meiner Umgebung dringt, weil ich mich genau das den lieben langen Tag über frage. 'Gewinner' von Clueso (http://www.youtube.com/watch?v=kgDDsAZ7zLk"]http://www.youtube.com/watch?v=kgDDsAZ7zLk) ist ein ziemlich trauriges und nachdenkliches Lied und ich befürchte, dass sich diese Gesamtstimmung meiner Person auf das Kapitel übertragen hat :/

Ich bitte vielmals um Nachsicht T_T
 

Außerdem hat mich der Ideenschwund gepackt. Seid also gewarnt!
 


 


 


 

Niemand hatte nach seiner aufrichtigen Feststellung auch nur einen Laut von sich gegeben, stattdessen war Edward irgendwann plötzlich aufgestanden und hatte sich zu mir gesetzt um sich neben mir mit dem Rücken ins Gras sinken zu lassen. Nach einem kurzen Blick auf sein schwach funkelndes Gesicht tat ich es ihm gleich und seit diesem Moment hatten wir den Mond bei seinem Untergang betrachtet. Wäre nicht Edwards leiser, stetiger Atem gewesen, hätte es mich viel eher überkommen und ich hätte mich vergewissern müssen, ob dieser seltsame Wandler zwischen Leben und Tod noch neben meiner luftigen Gestalt situiert war.
 

"Danke", antwortete ich ihm irgendwann in den dämmrigen Morgenstunden. Nachdem er mich so nachdenklich gemustert hatte, beschloss er, dass diese Erscheinung meines Wesens, wie auch immer er sie sehen würde, als 'schön' zu befinden war. Ich konnte mir das nicht ansatzweise vorstellen; der Tod war nichts Schönes. Er konnte nicht 'schön' aussehen; Edward war ein seltsam schönes Geschöpf mit seiner Grazie, den ebenmäßigen Gesichtszügen und seinen warm leuchtenden Augen - aber ich war es sicher nicht. Der Tod hatte mich zu einem Gefangenen der ewigen, dunklen Nacht gemacht, die Edward durch sein Auftauchen, sein Vertrauen und diesen neuen Namen in einen grell strahlenden, unvergesslichen Sommertag verwandelt hatte - obwohl wir völlig Fremde waren.

Edward hatte gezaubert.
 

"Es gibt nichts zu danken", holte er mich mit gedämpfter Stimme in die Surrealität zurück.

Das sagte er so leicht.
 

Es war ein Wunder, dass die Wolkenlosigkeit sich gehalten hatte. Den Mond hatten wir verfolgt, bis er hinter dem dichten Blätterdach über dem Rande der Lichtung ein Versteck vor unseren neugierigen Blicken gefunden hatte. Wieder übten wir uns im Schweigen, welches alles andere als unangenehm war. Zu hören war lediglich in weiter Ferne das zarte Plätschern eines Baches und Edwards regelmäßige Atemzüge.

"Warum musst du eigentlich atmen?", fragte ich nach einer ganzen Weile des ergebnislosen Nachdenkens.

Auf meine Frage hin stockte er beim Einatmen, stieß die Luft dann zischend wieder aus und etwas raschelte; wahrscheinlich hatte er den Kopf gedreht. Also neigte ich mich ebenfalls zur Seite, um meinen Blick auf ihn richten zu können.

Irgendwie freute mich das.

Sein Gesicht war ganz nah, den Atem hatte er angehalten. Trotz des nun ausgeblieben Mondlichts leuchtete der Honig in seinen Augen wie eigene kleine Sonnen und ihr Anblick kostete mich das Wissen über den Inhalt der Frage, die ich gerade selbst noch gestellt hatte.

"Es ist eigentlich nicht nötig. Stört es dich?", flüsterte er spitzbübisch.

Unwillkürlich musste ich lachen. Sein Lächeln wurde breiter, er schloss die Augen und drehte sein Antlitz wieder gen Himmel. Ich musterte sein Profil; nach einigen Minuten nahm er wieder einen Atemzug, hielt die Luft aber erneut an.

"Es stört mich nicht, Edward. Sei nicht albern!", sagte ich beschwichtigend.

"Ich möchte dich besser hören."

"Was?"

"Nun ja, mein Gehör ist ... recht gut und meist höre ich ab und an Bewegungsgeräusche, Atemzüge, Herzschläge ... von meinem Nebenan; es ist ungewohnt, dass das bei jemandem, der nicht in meiner Familie ist, nicht der Fall ist", erklärte er.

"Tut mir leid", war alles, was ich darauf sagen konnte. Eine märchenhafte Vorstellung, was er alles hörte.

"Ach was! Als ob du etwas dafür könntest.", zischte er, während er sich, diesmal komplett, zu mir umdrehte.

"Danke."

"Ich weiß, die Ewigkeit ist schwer", würgte er das Thema ab.
 

Nun war es an ihm, mein Gesicht zu mustern, bevor seine goldenen Iriden sich wieder intensiv in meinen Blick brannten. Er stützte sich auf seinen Arm auf, während ich mich auf die Seite zu ihm drehte.

Meine Hand kam zwischen uns zum Liegen und er richtete seinen Blick darauf. Unter diesem befangen spannte ich sie unbewusst zu einer lockeren Faust an. Seine Hand machte eine kleine Bewegung in meine Richtung er hielt dann aber inne.

"Darf ich?"

Ich nickte nur schüchtern.

Er legte sie auf meine Faust nieder, welche sich augenblicklich noch mehr anspannte. Es war unbegreiflich, wie er ein unwirkliches Wesen wie mich so unbeschwert und bedenkenlos berühren konnte. Hatte er keine Angst vor etwas Totem?

Er begann, mit dem Daumen kleine Kreise auf meine... 'Haut' zu malen.

"Sei nicht so nervös; ich fürchte mich nicht oder sonstiges derartiges. Es ist ... interessant ...", raunte er.

Es war mir furchtbar peinlich, dass er das bemerkt hatte, doch zu meinem Erstaunen schien er mich nicht darauf festnageln zu wollen.

Durch die seltsam vertrauten und verständnisvollen Blicke, die wir direkt von Angesicht zu Angesicht austauschten, bekam die Atmosphäre etwas furchtbar Intimes.
 

Die Zeit über unserer kleinen Zweisamkeit verstrich weiter und ich begann zu spüren, wie die Luft sich langsam erwärmte und hörte das Summen der Zikaden nach und nach verstummen. Bald kamen die ersten Sonnenstrahlen durch die Blätter und gaben mir zu erkennen, was sich im Mondschein der vergangenen Nacht nur als verzauberter Hauch angedeutet hatte: An den Stellen, an denen die müde Morgensonne Edwards Haut küsste, erschien sie noch weißer als Papier und funkelte, als wäre sie mit tausenden von unsichtbaren Diamanten besetzt. Das Licht brach sich und warf Unmengen kleiner Regenbögen in die Umgebung. Es war blendender und unendlich viele Male schöner als jeder Sonnenaufgang sein konnte.
 

Als er meinen überfordert begeisterten Blick erkannte, legte sich seine Stirn in Falten.

"Ist das nicht grauenhaft?", fragte er mit bitter vibrierender Stimme und hatte sich mir schon im nächsten Moment entzogen.

Ich erblickte ihn ein paar Meter von mir entfernt stehend, nachdem ich mich umständlich wieder aufgesetzt hatte; seinen Rücken zu mir gekehrt.

Er war in den Schatten geflohen.

"Nein!", rief ich energisch. "Wie kommst du auf so etwas? Du bist ... du ...“, doch das Wort wollte irgendwie einfach nicht über meine Lippen kommen.

"Ja? Was denn? Schrecklich? Ekelhaft? Verstörend?", fuhr er mich an.

Sein rapider und boshafter Stimmungswechsel machte mich schlagartig traurig.

"Nein", sagte ich. "Wunderschön."
 

Seine Gesichtszüge entglitten und er starrte mich mit einer Miene der Unfassbarkeit an. Damit ... hatte er wohl nicht gerechnet.

Gerade als ich dachte, dass er sich genug gesammelt hatte, um mich erneut anzublaffen, zog sich einer seiner Mundwinkel nach oben und kurz darauf begann er schallend zu lachen. Auf eine seltsame Art und Weise war das ein unsagbar erfüllendes Geräusch; es steckte mich mit Frohsinn an.

"Wunderschön, Bella!", schmunzelte er, nachdem er sich beruhigt hatte. Ich war überrascht, dass er mich tatsächlich so ansprach.

"Diese Haut ist unzerstörbar, sie gehört einem Mörder", sagte er. Sein Lächeln verschwand und er bedachte mich mit einem eindringlichen, warnenden Blick. "Ich habe Menschen getötet."
 

Für einen kleinen Moment hingen diese Worte wie die drückende Schwüle vor einem Gewitterregen über uns, bis mir klar wurde, was er eigentlich gesagt hatte.

"Ich bin aber kein Mensch. Ich habe keine Angst." Er musste genau dieselben Empfindungen haben, wenn er über sich dachte, wie ich. Weder tot noch lebendig und trotzdem mit der Ewigkeit gestraft. Hätte ich noch eine Seele gehabt, hätte ich geschworen, meinen Seelenverwandten getroffen zu haben.

"Nein Bella, das ist es nicht", fuhr er plötzlich fort. "Ich möchte, dass du mich kennst. Ich kann dir nicht erklären, warum, aber ich will nicht, dass du nur die Lüge siehst."

"Ich weis, was ich gesehen habe. Und ich kann sehen, was jetzt vor mir steht. Und das ist vollkommen identisch. Du scheinst mir ein guter Mensch zu sein."

"Du redest wirr", lachte er wieder. Wenigstens das konnte ich schaffen - sein Lachen zurückbringen.
 


 


 

Nur wenig später lagen wir wieder nebeneinander im Gras, diesmal in der prallen Sonne. Ich konnte mich kaum an diesem unfassbaren Bild seines Funkelns satt sehen. Je höher die Sonne stieg, umso mehr veränderte es seine Erscheinung. Die Farben wurden greller, bis sie sich in einem stechenden weiß verloren. Dennoch war es ... wunderschön.
 

Er erzählte mir, dass er schon vor 70 Jahren mit seiner 'Familie' hier in Forks gewesen sei, sie dann allerdings weiter gezogen sind. Den Grund hierfür verschwieg er mir.

Er berichtete von seinen Familienmitgliedern, was für traumhafte Fähigkeiten sie hatten und wer von ihnen am unmöglichsten war. Er sprach über diese einst fremd zu ihm gestoßenen Wesen wirklich wie über richtige Geschwister und zwei von ihnen bezeichnete er sogar als 'Mum' und 'Dad'.

Er erschien mir gar nicht wie jemand, der nun bereits, wie er erwähnt hatte, seit 1901 auf Erden weilte und unvorstellbar viel Lebensweisheit in einer, für ihn offenen, materiellen Welt gesammelt hatte. Es kam mir eher vor, als wäre er in seinem Herzen immer noch ein 17-jähriger. Und das für die Ewigkeit.
 

Dieser Gedanke machte mich glücklich. Ich fühlte mich, als wäre ich ewig eingesperrt gewesen und Edward war nun gekommen und befreite mich aus meinem Verlies. All die Bitterkeit verschwamm mit seinem Lächeln und trat in den Hintergrund, ganz so als wäre er dazu in der Lage gewesen, meine trostlose Welt mit seiner Güte und seinem Charisma in bunte Farben zu tauchen.
 

Nach einer Weile, in der wir wieder geschwiegen hatten, setzte er sich auf und schaute von oben auf mich herab.

"Es wäre mir eine Freude, wenn ich Ihnen nun meine werte Familie vorstellen dürfte, Miss Bella", grinste er mit einem schiefen Lächeln.



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