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SoulBlade

von

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Eine Träne im Sand

Ein leises Ticken ertönte, als Jakob, ein hochgewachsener, blonder Mann mittleren Alters und seines Zeichens Schneider, seine goldene Taschenuhr zur Hand nahm und einen kurzen Blick auf die Zeit erhaschte. Er verstaute sie wieder in der Brusttasche, seines olivgrünen Hemdes und ließ den Blick durch die Kleiderstube schwenken, während er wartete. Er musterte voller Stolz die unzähligen Kleidungsstücke, die hier ausgestellt und über die Jahre liebevoll von ihm entworfen und geschneidert wurden.

„Benötigt Ihr noch lange?“, fragte er in einem formellen Ton und blickte dabei leicht hinter sich zu einer kleinen Umkleidekabine.

„Nope!“ schallte es aus dieser, kurz bevor sich der Vorhang ruckartig öffnete und ein breit grinsender Exeon heraustrat.

Der Grünschopf war in einen schwarzen, knielangen Ledermantel gehüllt, der im sanften Licht der Öllampe grün schimmerte. Die Enden der recht kurzen Ärmel waren umgeschlagen und offenbarten das graue Innenfutter. Am Bund der Manteltaschen waren schmale, ebenfalls graue Linien eingearbeitet, die schräg nach unten verliefen und sich am Rücken trafen. Von dieser gingen zwei, seitlich versetzte Reißverschlüsse hinab bis zum Abschluss des Mantels, wo sich dieser in drei spitz zulaufende Enden aufspaltete. An der Kapuze des Mantels befand sich ein graues Stoff-Ornament, dessen Form an eine stark vereinfachte Fleur-de-Lis erinnerte. An der linken Schulter war außerdem ein silbern schimmernder Schulterpanzer, dessen drei übereinanderliegende Platten mit zwei braunen Ledergürteln, einer um den Arm und der andere um die Brust, befestigt waren.

„Und, wie gefällt er Euch?“, fragte der Schneider erwartungsvoll.

„Bestens! Der Mantel sitzt perfekt und ist total bequem. Vielen Dank, Jakob!“

Der Blondschopf hielt die Hand vor den Mund und kicherte leise.

„Ich bin Euch zu Dank verpflichtet. Schließlich habt Ihr unser Dorf verteidigt und dies ist das Mindeste, was ich im Gegenzug tun kann.“

Exeon lief rot an und fuhr sich durch sein leuchtend grünes Haar.

„Nun denn, Lord Erk wartet sicher schon auf Euch.“

„Stimmt, ich sollte mich wohl beeilen. Also, bis dann. Und nochmals danke!“

Jakob verbeugte sich leicht und mit einem Lächeln auf den Lippen schaute er dem, ihm zuwinkenden Exeon nach, wie dieser gerade durch die Tür schritt. Draußen stand bereits Erk, der ungeduldig mit dem Fuß auf und ab wippte und erstaunt zu dem Jugendlichen schaute, als dieser das Haus verließ.

„Ah, wie ich sehe bist du soweit.“

„Jap. Von mir aus können wir los!“, antwortete Exeon voller Tatendrang.
 

Zusammen marschierten sie die Hauptstraße Arcadias entlang, die bis vor kurzem noch Schauplatz des Kampfes gegen Taurus war. Einige Bewohner, sowohl Menschen als auch Drachen, reparierten gerade die Häuser, die währenddessen beschädigt worden waren. Exeon musste leicht schmunzeln, beim Anblick eines Drachen, der mit seiner Schweifspitze einen Hammer hielt und behutsam Nägel in die Dachbalken hämmerte.

Während der Grünschopf das aufgeregte Treiben der Einheimischen beobachtete, stupste er sanft mit seinem Ellenbogen in Erks Seite und fragte, etwas besorgt: „Ist es wirklich okay, wenn ich mit dir mitkomme?“

„Natürlich. Ich plante sowieso nicht, allzu lange hier zu verweilen und wenn ich mich schon auf den Weg mache, kann ich dich wenigstens aus der Wüste führen. Alleine würdest du den Weg ohnehin nicht finden.“

„Das stimmt wohl“, merkte der Schwertkämpfer an und fuhr sich verlegen durchs Haar.

Als sie ans Ende der Straße gelangten, reichte Erk seinem Wegbegleiter eine frisch gefühlte Wasserflasche.

„Du tätest gut daran, keinen Tropfen zu verschwenden. Der Weg ist lang und noch mehr würde uns nur behindern.“

Exeon nahm diese dankend an und nickte, bevor er sie an seinen Gürtel befestigte und kurz daran zog um sicherzugehen, dass sie auch hielt. Danach blickte er hoch zum Magier, der sich gerade die Kapuze seines Mantels überwarf und in die Wüste trat. Der Grünschopf tat es ihm gleich und folgte ihm hastig, wobei er sich etwas schwer tat aufgrund des ihm unbekannten Terrains. Jedoch gewöhnte sich Exeon schnell an den sandigen Boden, sodass er und Erk gut voran kamen. Nach knapp eineinhalb Stunden konnte Exeon einen gewaltigen Sandsturm ausmachen, der sich über den gesamten Horizont erstreckte, beinahe so, als würde er eine Mauer bilden wollen. Besorgt sah sich Exeon nach einer alternativen Route um und wurde immer unruhiger, je näher sie dem Sturm kamen.

„Kurze Frage: Wie sollen wir da vorbei kommen?“

„Keine Sorge, raus lässt einen der Sturm immer“, meinte Erk belustigt und lachte kurz auf.

Leicht verwirrt hastete Exeon an Erk vorbei und blieb vor dem Mann stehen.

„Was soll das denn heißen?“

„Es soll heißen, dass dies kein gewöhnliches Unwetter ist. Dieser Sturm wurde vor langer Zeit durch einen mächtigen Zauberer erschaffen, um Arcadia vor den Blicken möglicher Feinde zu schützen. Du hattest Glück, dass du innerhalb der Barriere gelandet bist, ansonsten wäre die Anreise um einiges beschwerlicher gewesen.“

Nachdem Erk seine Erklärung beendet hatte, marschierte er wieder los, geradewegs auf den Sandsturm zu, dicht gefolgt von dem erstaunten Grünschopf. Erks Worte bewahrheiteten sich nur wenige Minuten später, als der Sturm an einer Stelle ruhiger wurde und eine Art Tunnel frei gab, den die beiden Wanderer gefahrlos passieren konnten.

„W-wow...“, stammelte der Jugendliche und schaute ungläubig zu, wie sich die Wand aus Sand wieder hinter ihnen schloss.

Der Rest des Weges verlief ohne weitere Vorkommnisse und so vergingen die Stunden unter der sengenden Sonne, bis diese den Horizont berührte und es langsam immer dunkler wurde.
 

Erk deutete auf ein kleines, gemütliches Fleckchen, verborgen hinter den Überresten einer Marmormauer und einigen Kakteen.

„Dies sieht doch nach einem guten Rastplatz aus.“

Erschöpft ließ sich der Magier nieder und öffnete seinen Beutel, aus dem er zwei Wolldecken, sowie einige Äste, die er unterwegs aufgesammelt hatte, hervor holte. Eine der Decken gab er Exeon, bevor er sorgfältig das trockene Holz vor sich aufstapelte und kurz nachdem er den letzten Ast niederlegte, ging der gesamte Stapel in Flammen auf und brannte lichterloh. Erschrocken blickte Erk hoch und schenkte Exeon, der breit grinsend mit einer Flamme in der Hand auf seiner Decke saß, einen ungläubigen Blick.

„Du beherrschst ebenfalls Magie?“

Der Grünschopf löschte das Feuer in seiner Hand und antwortete: „Jep. Allerdings nicht annähernd so gut wie du.“

„Du steckst wahrlich voller Überraschungen...“, meinte Erk seufzend und wärmte sich ein wenig am Feuer. Inzwischen war die Sonne vollkommen untergegangen und hinterließ nichts außer dem klaren Sternenhimmel und der bitteren Kälte. Plötzlich hörte der Magier das Zischen des Windes und schaute sich perplex um, da gerade totale Windstille herrschte. Überrascht sah er Exeon dabei zu, wie er kleine Luftwirbel in seinen Handflächen erzeugte, jedoch nicht sonderlich zufrieden mit diesen wirkte.

„Sag mal, Erk... Wie hast du das gemacht, diese Windklingen?“

„Windklingen? Du meinst sicher Excalibur.“

Exeon starrte ihn nur fragend an, weshalb Erk begann zu erklären: „Excalibur ist ein mächtiger Windzauber, dem man nachsagt, dass er selbst durch die mächtigste Rüstung schneiden kann. Deswegen ist er auch kaum vergleichbar mit normaler Windmagie, die ausschließlich in Form von Wirbelwinden auftaucht. Hier, vielleicht hilft es dir ja.“

Erk streckte Exeon ein altes Lederbuch entgegen. Der Jugendliche nahm es entgegen und musterte die leicht vergilbten Seiten und den grünen Einband.

„Darin steht beschrieben, wie der Zauber funktioniert. Allerdings ist die Ausführung sehr schwer.“

„Vielen Dank!“

Sofort schlug Exeon das Buch auf und im sanften Schein des Lagerfeuers blätterte er voller Neugier durch dessen Seiten. Es dauerte jedoch nicht lange, bis Exeons Augen immer wieder kurz zu fielen während er las, weshalb er das Buch zur Seite legte und es sich so gemütlich wie möglich machte. Das sternenbedeckte Himmelszelt war das letzte, das der Grünschopf sah, bevor ihn der Schlaf übermannte.
 

Voller Panik und nach Luft ringend riss Exeon die Augen auf und schrak hoch.

„Nur ein Traum...“, flüsterte er, während er sich mit seinen Händen durchs Gesicht fuhr und langsam wieder zur Ruhe kam.

Noch bevor er die Augen schloss um weiter zu schlafen, durchfuhr in ein stechendes Gefühl, als eine gewaltige Aura, nicht weit von ihnen auftauchte. Der Jugendliche blickte zu seiner Rechten, und vergewisserte sich, dass Erk noch immer schlief, bevor er aufstand, sein Schwert nahm und in Richtung der Aura wanderte. Es dauerte nicht lange, bis Exeon die Sanddüne vor sich überquert hatte und die Silhouette eines Mannes erkennen konnte. Langsam, fast schon bedrohlich steuerte dieser geradewegs auf ihn zu, sein dunkler Umhang wehte im sanften Luftzug. Entschlossen blickte der Grünschopf den Mann an und zückte sein Schwert, welches er herausfordernd auf den Unbekannten richtete.

„Ha, du glaubst gar nicht, wie oft ich schon so begrüßt wurde“, spottete der Mann, der nur wenige Meter von Exeon entfernt stehen blieb.

Er hob die rechte Hand und in ihr entflammte eine rote Aurasphäre, die die Umgebung erhellte und einen besseren Blick auf den Mann gab. Einige rote Strähnen lugten unter seiner Kapuze hervor, eines seiner blutroten Augen funkelte Exeon interessiert an und ein diabolisches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.

„Derselbe hasserfüllte Blick wie immer. Manche Dinge ändern sich wohl nie...“

Perplex legte Exeon den Kopf schief und fragte: „Wovon redest du bitte? Ernsthaft, wer bist du?“

„Du weißt es also wirklich nicht mehr? Das trifft mich jetzt aber sehr!“, erwiderte der Rotschopf gespielt theatralisch.

Noch immer grinsend zog er sich die Kapuze herunter und gab endlich sein Gesicht, sowie seine verwuschelten Haare preis.

„Na, überrascht? Vielleicht klingelt's ja jetzt bei dir.“

Exeon wirkte nur noch verwirrter und schüttelte den Kopf, während er vollkommen trocken antwortete: „Nope. Hab dich noch nie vorher gesehen.“

„W-was?!“, brach es völlig empört aus dem rothaarigen Mann heraus.

„Willst du mich verarschen? Wie kannst du dieses Gesicht nicht erkennen?“

Ein tiefes Seufzen entrang seiner Kehle und er schüttelte ungläubig mit dem Kopf. Mit einer flinken Handbewegung löschte er die Sphäre und hinterließ den strahlenden Halbmond als einzige Lichtquelle. Es wirkte so, als schien der Rotschopf fieberhaft nachzudenken, bis er plötzlich mit den Fingern schnipste und auf Exeon deutete.

„Warte kurz hier! Bin gleich wieder da.“

Kaum hatte er den Satz beendet, verschwand der Mann in einem schwarzen Portal und ließ Exeon sprachlos zurück.
 

Kurze Zeit später erschien das Portal wieder und der Unbekannte schritt aus diesem heraus, in seiner Hand etwas, das für Exeon wie eine Kamera aussah.

„Vielleicht siehst du's ja im direkten Vergleich“, murmelte er, in der Zeit, in der er schnurstracks auf den Grünschopf zusteuerte und sich neben ihn stellte.

„Was zum Teufel wird das?“

„Klappe halten und lächeln!“

Er streckte den Arm aus, drückte den Auslöser, woraufhin ein Lichtblitz die Umgebung für den Bruchteil einer Sekunde erhellte und trat ein paar Schritte zurück. Während Exeon sich die geblendeten Augen rieb, druckte die Kamera ein Foto aus, das der Rotschopf grinsend in die Hand nahm, kurz schüttelte und seinem Gegenüber vor hielt.

„Wie sieht's jetzt aus?“

Mit zusammen gekniffenen Augen begutachtete Exeon das Bild genauer und schüttelte erneut den Kopf.

Das Grinsen wich aus dem Gesicht des Mannes und wich blankem Entsetzen.

„Dein verdammter Ernst? Alter, du machst mich fertig...“

Hektisch, beinahe krankhaft fuhr er sich mehrmals durchs Haar. Aus seiner Hosentasche kramte er einen roten Filzmarker und begann damit, hastig auf dem Foto herumzukritzeln. Als er sein Werk beendet hatte, drückte er Exeon dieses förmlich ins Gesicht.

„Du hast meine Haare rot angemalt?“

„Darum geht’s nicht! Vergleich uns beide mal genauer“, brüllte der Rotschopf.

„Ist ja gut...“

Exeon schaute konzentriert das Bild an, bis ihm der Atem stockte und er mit aufgerissenen Augen den Mann vor sich anstarrte.

„Wer... bist du?“ Entsetzen und Panik lagen in seiner Stimme.

Vergnügt beobachtete der Rotschopf Exeons Reaktion und hatte wieder sein typisch diabolisches Grinsen aufgesetzt.

„Endlich. Endlich erkennst du deinen lang vergessenen Zwillingsbruder - Lloyd. Aber du kannst mich ruhig Brüderchen nennen. Oder Onii-chan.“

Das letzte Wort betonte er mit gespielt quietschiger Stimme und zwinkerte breit grinsend.

„W-was zum..?“ Onii-chan?“, stammelte Exeon verwirrt.

Lachend erwiderte Lloyd nur: „Nicht so wichtig.“

Noch immer geschockt murmelte der Grünschopf: „Warte... dein Name ist Lloyd? Also wollte mich Tetsu vor dir warnen?“

„Was? Du hast Mister Grumpy getroffen und die einzigen Worte, die er über mich verliert sind eine Warnung? Also DAS trifft mich jetzt wirklich.“

„Ach, tu nicht so!“, fauchte Exeon und stach rasend schnell mit seiner Waffe zu.

Elegant wich Lloyd aus und betrachtete die Klinge seines Gegners genauer.

„Uh, neues Schwert? Schick!“

Nun zog auch er seine Waffe und erwiderte Exeons Angriff mit einem horizontalen Hieb. Der Jugendliche konnte den Schlag zwar abwehren, schlitterte jedoch mehrere Meter davon. Während er noch etwas überrascht von der Kraft Lloyds war, setzte dieser auch schon nach. Diesmal rollte Exeon zur Seite und feuerte im Aufstehen eine Aurasphäre, die Lloyd, zu seiner Überraschung, problemlos auffing. Vergnügt drehte er Exeons Sphäre in seiner Hand umher, wodurch sie sich langsam rot verfärbte, bis sie wie seine eigene Aura aussah und er sie schlussendlich zurückwarf. Hastig hechtete Exeon zur Seite und feuerte dieses Mal einige Windklingen ab, die formlos und nur langsam voran kamen. Bevor sie seinen Kontrahenten erreichten, verpufften diese, woraufhin dieser losprustete und sich vor Lachen krümmte.

„Bwahaha! Nein, war das niedlich. Kannst du das bitte noch mal machen?“

„Mit Vergnügen!“

Erschrocken blickte Lloyd hoch und auch Exeon drehte sich um, als Erks Stimme ertönte. Der Magier murmelte einige Worte und richtete seine Hand auf den Rotschopf, gefolgt von mehreren enormen Windklingen, denen Lloyd mit einem Rückwärtssalto auswich. Noch in der Luft raste eine Klinge nur knapp an seinem Gesicht vorbei und schnitt eine seiner feuerroten Haarsträhnen ab. Argwöhnisch schaute er zu Erk, der seinen Blick voller Entschlossenheit erwiderte und stieß ein verachtendes „Pah!“ aus. Ohne ein weiteres Wort verschwand er in einem Schattenportal, sehr zur Erleichterung der beiden.
 

Erk nahm eine entspanntere Haltung ein und wandte sich zu Exeon.

„Alles in Ordnung?“

„J-ja, ich meine... nein... Keine Ahnung.“

Verzweifelt sank der Jugendliche zu Boden und fuhr sich übers Gesicht. Er atmete tief durch und versuchte vergeblich das Chaos in seinem Kopf zu ordnen.

Erk zögerte kurz, bevor er fragte: „Wer war das?“

„Der Meister von Taurus... und anscheinend mein Zwilling.“

Eine Träne rann Exeons Wange hinab und tropfte auf den Sand unter seinen Füßen, gefolgt von einem wehleidigem Schluchzen.

„Ich dachte, ich hätte keine Familie mehr und jetzt taucht dieser Kerl auf und meint, er wäre mein Bruder... Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ob ich mich freuen oder fürchten soll. Ich bin gerade so verwirrt...“

Der Magier beugte sich zu Exeon hinunter, legte tröstend eine Hand auf dessen Schulter und lächelte ihm aufmunternd entgegen.

„Hey, nicht verzweifeln. Wir legen uns am besten wieder hin und machen das Beste aus dem, was uns noch von dieser Nacht verbleibt.“

Wenn auch unsicher, stimmte Exeon dem Vorschlag zu und so begaben sie sich zurück zum Lager.
 

Gefangen im Getümmel seiner Gedanken, konnte der Jugendliche die gesamte restliche Nacht über kein Auge zu machen und als die Sonne langsam empor stieg und ihre ersten Strahlen auf sein Gesicht trafen, stieß er einen tiefen Seufzer aus. Gähnend und streckend setzte er sich auf und kroch hinüber zu Erk, den er sanft wach rüttelte.

„Oh, guten Morgen, Exeon.“

Angesprochener quälte sich nur ein Lächeln auf und hob grüßend die Hand, bevor er sich umdrehte und begann alles zusammenzupacken. Erk klopfte ihm tröstlich auf den Rücken und half ihm daraufhin. Nachdem sie alles verstaut hatten, marschierten sie los um die kühlen Morgenstunden noch bestmöglich auszunutzen. Trotz Exeons Müdigkeit kamen sie gut voran und erreichten gegen Mittag das Ende der Wüste. Sie entschlossen sich zu einer kurzen Pause, nahe eines kleinen Wäldchens, wo sich Erk auf einem Baumstumpf niederließ und einen kräftigen Schluck aus seiner Feldflasche nahm.

„Wir sind besser voran gekommen, als ich erwartet hätte. Wenn wir dieses Tempo beibehalten können, sollten wir schon morgen im nächsten Dorf ankommen.“

Der Magier blickte zu Exeon, der es sich auf der Wiese gemütlich gemacht hatte und gedankenverloren in den Himmel starrte.

„Noch immer besorgt bezüglich der gestrigen Ereignisse?“

Aus seinen Gedanken gerissen, benötigte der Grünschopf einen Moment, bevor er antwortete: „Hm? J-ja, ich brauch wohl noch etwas Zeit, um das Ganze zu verarbeiten.“

Exeon seufzte und driftete auch schon wieder ab, als ihm plötzlich etwas einfiel und wie in Trance murmelte: „Alles Böse verdrängen...“

Verwirrt schaute Erk zum Jugendlichen hinüber und stieß ein perplexes „Wie bitte?“ aus.

„Das... das hat Lloyd bei unserer ersten Begegnung gesagt. Ich mein', ich erinnere mich nicht an meinen Zwillingsbruder oder generell an etwas aus meiner Kindheit. Ich hab' mir nie viel dabei gedacht, aber wenn ich jetzt genauer darüber nachdenke, frage ich mich, ob damals nicht etwas passiert ist. Etwas schreckliches, das ich einfach verdrängt habe... und damit auch meinen Bruder.“

„Klingt plausibel. Allerdings stellt sich mir dann die Frage, welch schreckliches Erlebnis das gewesen sein könnte“, erwiderte der Magier mit verschränkten Armen.

Exeon zuckte nur mit den Schultern.

„Keine Ahnung.“

Der Grünschopf lächelte schief und blickte Erk direkt in die Augen, die im sanften Schein der Sonne violett strahlten.

„Deine Augen...“

„Was ist mit ihnen?“

Panisch tastete er eines seiner Augen ab, bis Exeon lachte und ihm versicherte: „Nichts schlimmes, keine Sorge. Sie erinnern mich nur an die eines guten Freundes.“

Zu sich selbst flüsterte er: „Wie es ihm wohl gerade geht?“

„Jedenfalls...“

Bevor Erk seinen Satz fortführen konnte, erschienen, wie aus dem Nichts mehrere Another. Bedrohlich scharrten sie ihre Klingen und Klauen aneinander und beäugten die beiden mit ihren leuchtend roten Augen. Seufzend zog Exeon sein Schwert und begab sich in seine Kampfhaltung.

„Eigentlich kann etwas Ablenkung nicht schaden.“
 

Mit aller Kraft stieß sich Exeon nach vorne, mit dem Schwert voran und erledigte einen unachtsamen Another, der auch schon in Rauch aufging. Mit einer Drehung wehrte er den Angriff einer Klinge ab und wollte schon kontern, als ein Blitz von oben auf die Kreatur herabfuhr. Mit einem horizontalem Hieb setzte der Grünschopf nach und besiegte damit auch schon den nächsten Gegner. Im Augenwinkel sah er einige Another, die rasend schnell in den naheliegenden Wald sprinteten. Er blickte kurz zu Erk, der die Monster um sich herum mit Magiesalven eindeckte und eilte den Ausreißern hinterher. Die Gegner fest im Blick, rannte Exeon vorbei an unzähligen Bäumen, ließ sich nach hinten fallen, um unter einen umgefallen Stamm durchzurutschen und sprang über zahlreiche Hindernisse, bis die Another auf einer Lichtung stoppten.

„Hab ich euch!“

Der Jugendliche sprang hoch in die Luft und streckte sein Schwert empor, dessen Klinge grün aufblitzte. Als er landete, vollführte er eine mächtige Wirbelattacke, die dank seiner Aura über eine deutlich höhere Reichweite, sowie Kraft verfügte. Ein zufriedenes Lächeln zierte Exeons Lippen, während sich die Monster auflösten und wollte schon zurückgehen, als er wieder eine erschreckend mächtige Aura spürte. Hastig rollte sich der Schwertkämpfer zur Seite und entging so nur knapp einem Sprungkick. Lloyd, der aus dem Gehölz hinter Exeon gehuscht kam, landete etwas unbeholfen und wandte sich seinem Bruder zu.

„Dachtest wohl, du könntest fliehen, was?“, lallte der Rotschopf und zückte sein Breitschwert.

„Was willst du eigentlich von mir?“, keifte Exeon und stürmte auf Lloyd zu.

Dieser wich dem Angriff aus, indem er ein paar Schritte zur Seite stolperte und antwortete mit einem kraftvollen Hieb seinerseits. Schützend streckte Exeon seine Waffe aus und rutschte dank dem Aufprall etwas zurück. Erst jetzt bemerkte er die halbleere Rumflasche in der linken Hand seines Kontrahenten, aus der dieser einen kräftigen Schluck nahm und beinahe komplett leerte.

„Bist... bist du betrunken?“, fragte Exeon erstaunt in seiner Verwirrung.

Aufgrund der Frage konnte sich Lloyd das Lachen nicht verkneifen und musste den Schluck Rum gleich wieder aus prusten.

Mit einer übertriebenen Armbewegung wischte er sich übers Gesicht und gab lachend zurück: „Bwahaha! Die Frage sollte eher lauten: Wieso bist du nur betrunken?“

Nun wirkte Exeon sichtlich sprachlos.

„K-kannst du so überhaupt kämpfen?“

„Oh, ich kann weitaus mehr als das!“

Hastig leerte Lloyd die Flasche und schmiss diese nach dem Grünschopf, welcher sich zur Seite lehnte und so nur gestreift wurde. Während das Glas an einem Baum hinter ihm zerschellte und hunderte kleine Splitter in alle Himmelsrichtungen flogen, feuerte Lloyd rasend schnell mehrere Aurasphären ab, jedoch prallten diese alle am Auraschild ab, den Exeon in Sekundenschnelle vor sich hochzog. Kurz darauf drückte sich der Rotschopf vom Boden ab, und segelte, sein Schwert mit beiden Händen fest umklammert, durch die Luft. Lloyd schlug mit aller Macht zu, wodurch er einen gewaltigen Auraschwall entfesselte, der wie ein riesiges Beil auf Bäume, Felsen und dem Boden hinab stürzte. Allerdings verlor er dadurch auch das Gleichgewicht beim Landen, weshalb er einige Schritte nach vorne stolperte und so knapp sein Ziel verfehlte. Erstaunt musterte Exeon den klaffenden Riss in der Erde hinter sich, sowie unzählige zerteilte Baumstämme und Gesteinsbrocken und schluckte beängstigt. Jedoch fing sich der Jugendliche rasch und nutzte seine Chance, um seinen Gegner, in einem Kreuzfeuer voller Aurablitze zu begraben. Zum Abschluss sammelte er beinahe seine gesamte Energie in einer Aurasphäre, die er, begleitet von einem lauten Schrei, auf Lloyd warf. Benommen und paralysiert vom vorherigen Angriff, konnte dieser nicht mehr ausweichen und wurde von Exeons Attacke in all ihrer Macht getroffen und durch den halben Wald geschleudert. Hektisch schnappte der Grünschopf nach Luft, bis er sich etwas beruhigte und einen langen Seufzer der Erleichterung von sich gab. Während er der Spur, die Lloyd bei seinem Segelflug hinterließ, nachschaute, spürte er plötzlich eine altbekannte Aura. Ungläubig drehte er sich um und konnte seinen Augen nicht trauen. Ihm stockte der Atem und ihm kamen die Tränen.

„Ku... Kurix?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Codric
2016-07-02T21:52:21+00:00 02.07.2016 23:52
Das lang erwartete Aufeinandertreffen... Und kaum ist das überstanden, endet das Kapitel mit einem Cliffhanger. Wie wird sich das mit Lloyd und Exeon noch entwickeln? Was wird Kurix nun tun? WIR WERDEN ES SEHEN.

Jetzt konnte ich die Stelle, die Du mir vorab geschickt hattest, auch im Kontext lesen. War zwar für einen Lacher gut, ist davon ab aber tatsächlich eigentlich nicht unrealistisch. (Gibt da auch Studien zu, aber die kram ich jetzt nicht raus.)
Ich sehe mich annähernd täglich, oft mehrfach, in irgendwelchen Spiegelungen - aber würde ich mich auf der Straße erkennen? Vermutlich nicht.

Wie dem auch sei. Wie man sieht, kann ich jetzt lesen (wenn auch nicht betalesen) und kommentieren (wenn auch nicht betakommentieren), vielleicht schaffe ich das jetzt auch mal zeitnaher. xD

Mit freundlichen Grüßen,
Codric (wenn auch nicht Beta-Codric)
Antwort von:  ExeonAureas
05.07.2016 18:14
Ich fasse die Antworten für beide Kommentare mal in einem zusammen, will jetzt nicht zweimal antworten. xD

Ich vermisse Codric auch. Keine Ahnung, warum der noch ohne Geschichte dasteht. Wenn's bloß jemanden gäbe, der etwas daran ändern könnte. xD

Ja, bin auch schon gespannt, wie es dir gefällt. xD Aber im Endeffekt kannst du's dir wie das Mittelalter nur mit Drachen und Magie vorstellen. Und nicht ganz so verseuch von Krankheiten und Armut.
Wie ich dir ja schon erzählt habe, fehlt den Fire Emblem-Charakteren ein gesundes Maß an Misstrauen, aber ich nehm's auf jeden Fall zu Kenntnis und achte da in Zukunft besser drauf. ^^

Dann bis gleich.~

DAS UND VIEL MEHR ERWARTET EUCH IN DER NÄCHSTEN FOLGE VON SOULBLADE Z!

Das ist... tatsächlich ein lustiger Zufall, den ich natürlich abstreite und behaupte, dass das pure Absicht war. xD Ne, ich kann das gut nachvollziehen, würde mich auch nicht unbedingt auf der Straße erkennen.

Yay, dann kann ich endlich wieder antworten (wenn auch nicht betaantworten) und mich über deine Kommentare freuen (wenn auch nicht betafreuen) und das hoffentlich auch etwas zeitnaher. xD

Vielen Dank fürs Lesen und bis zum nächsten Kapitel.
Beta-Exeon (wenn auch nicht Exeon)
Von:  Gilgamesch09
2016-06-29T19:01:49+00:00 29.06.2016 21:01
hallolo
So nach der kleinen pause von dir wieder zurück ins Gefecht
also zuerst das war ein kapitel mit vielen Infos und man merkt jetzt wirds langsam ernst die Einleitung ist zu ende und mich würde es nicht wundern wen es im nächstem kapitel nun endlich ein ziel gibt das Exeon verfolgen kann.
zunächst aber eine Vermutung. ich glaube ja das Kurix jetzt nicht mehr sein freund ist ich glaube das der jetzt Lloyds einflus steht.
ansonsten finde ich es gut das du meine Kritik vom letztem mal dir zuherzen genommen hast
das Erk wirklich so heist habe ich gegoogelt der arme ist für sein leben gestraft finde ich. aber das ist nicht deine schuld.

zur Kritik....
habe ich diesmal keine
ein einfach perfektes kapitel hat sich das lange warten auf jedenfall gelohnt.

Gut das wars dann auch schon diesmal (wen die Kirtig weg fält ist der komentar echt nicht lang, naja ist halt mal so)
Also bis zum nächsten mal. Tschau. :D
Antwort von:  ExeonAureas
29.06.2016 21:28
Hey. ^^
Joa, hatte ein etwas längeres Tief, dass ich jetzt aber hoffentlich überwunden hab und nun wieder etwas regelmäßiger hochladen kann. ^^"
Zu deiner Vermutung sag ich jetzt mal nichts. =P

Ui, das ist schön zu hören! Ich versuche mich stetig zu bessern und es ist echt motivierend, dass es anscheinend klappt.
Vielen Dank!! >///<

Bis dann~ ^-^/


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