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V-M4: A Long Way Home

Virus M4 - Ryan & Vik
von
Koautoren:  Silver-Rele  b4mb4m  Sinyata  Mothgirl

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Die Suche nach Wasser

Vik richtete ihren Blick nach vorn, versuchte sich nicht weiter abzulenken und huschte wieder von Schatten zu Schatten. An der Kreuzung blieb sie an einer Ecke stehen und schaute vorsichtig in die nächste Straße. Aber sie war scheinbar frei und somit überquerten die beiden auch diese Stelle. Damit kamen sie an den Rand des Parks, der von einer Mauer umgeben war. Selbst der ehemals tadellos gepflegte Steinwand sah man den Zahn der Zeit an, im fahlen Licht der Dämmerung konnte man die Moos überwachsene Oberfläche erkennen, einige der Steine wurden bereits aus der massiven Formation heraus gesprengt. Dort blieb Viktoria kurz stehen. „Der Haupteingang für den südlichen Teil des Parks liegt noch ein Stück geradeaus. Dort müsste es auch eine Karte von dem Park geben, aber so weit ich weiß ist hier hinter gleich der Rosengarten. Da müsste es ebenfalls einen Brunnen geben, daher könnten wir auch direkt über die Mauer...“, schlug sie vor und sah den Soldaten einen Moment erwartungsvoll an. „Wir können auch gern drinnen ein Stück zurück gehen, aber ich weiß nicht wie sicher der Eingang ist. Zumindest wäre es wohl auch ‘ne gute Stelle um Leute abzufangen, die in den Park wollen...“, gab sie kurz zu bedenken. Sie war zwar nicht so oft im südlichen Park unterwegs, aber auch hier waren ihr schon seltsame Typen und teilweise auch die Wölfe begegnet. Ihr Vorteil war, das sie bisher immer alleine über die Mauer kam und somit schneller flüchten konnte. Mit ihrer kleinen Verletzung würde es vielleicht schwieriger werden, aber dafür konnte ihr Ryan zur Not auch helfen.

Dieser nickte ihr knapp zu. So drückte Ryan seinen Rücken an die Wand und sorgte um einen festen Stand, ehe er leicht in die Hocke ging und seine Handflächen zu einer Räuberleiter zusammenschloss. Er bedachte Vik mit einem Lächeln, ehe er das Wort ergriff: „Okay Vizzy, diesmal bist du zuerst dran. Denk dran was dein Hausarzt dir gesagt hat: Schonen ist das A und O! Denk nur daran mir noch eine Hand zu reichen wenn du oben bist…“

„Dann tu ich doch lieber, was mein Hausarzt mir sagt, bevor es schlimmer wird. So viele Dosen hat die privat Patientin dann doch nicht dabei, um mehr 'Doktorspielchen' zu bezahlen“, erwiderte sie noch mit frechen Grinsen, während sie mit den gesunden Bein auf seine Hände stieg, um mit den Fingerspitzen den Rand der Mauer zu erreichen. Als Vik den kalten Stein zu fassen bekam, zog sie sich ohne große Probleme ein Stück hoch, sodass sie über die Mauer blicken konnte. Auf der andere Seite standen mit einem kleinen Abstand einige Bäume und Büsche, wodurch niemand im Park sie auf der Mauer sehen konnte. „Die Luft ist rein“, murmelte sie ihm zu, zog sich dann gänzlich hoch und setzte sich rittlings hin, um Ryan nun ebenfalls zu helfen. Nervös ließ sie kurz den Blick über die Straße und die anliegenden Häuser wandern, doch noch immer war alles still. Erst dann beugte sie sich so weit es ging zu ihm hinab und streckte die Hände nach ihm aus. Während sie ihm zu sich zog, hoffte sie, dass seine geprellten Rippen ihn dabei nicht zu sehr quälten. Als sie ihn dann wieder so nah bei sich hatte, versuchte sie den Impuls zu unterdrücken, ihren Soldaten mit einem Kuss hier oben zu empfangen und sah doch lieber fast verlegen auf die andere Seite der Mauer hinunter.

Oben angekommen nutzte Ryan einen kurzen Augenblick die erhöhte Position, um flüchtig den Park zu überblicken. Auch dem Park an sich sah man das vergangene, schwarze Jahr der Menschheitsgeschichte seit dem Ausbruch an. Es war noch kein Urwald, aber die ehemals begrenzten Grünflächen hatten sich schon ohne einen wachsamen, fleißigen Gärtner die Gehwege zurückerobert, die früher akkurat geschnittenen Wiesen wucherten unregelmäßig. Durch das dichte Buschwerk war die Sicht trotz dem Licht der Dämmerung stark eingeschränkt.

Währenddessen sah Vik die Mauer hinab und so machte sich wieder die Sorge in ihr breit. Mit seiner Verletzung wäre es nicht einfach schmerzfrei runter zu kommen. Abschätzend sah sie ihn kurz an. „Schaffst du das?“, fragte Viki ihn zur Sicherheit und musste doch leicht schmunzeln, als sie bemerkte, wie ähnlich die Situation zu heute morgen war, wo sie an einer eingestürzten Treppe runter gesprungen waren. Allerdings hatten sie da beide noch nicht diese Verletzungen. „Ich komme zumindest ohne Hilfe da runter, soll ich dir von unten irgendwie helfen? Kurz werd‘ ich dich auf meinen Schultern schon aushalten...“, schlug sie vor und meinte das auch durchaus ernst. Auch wenn es schon eine Weile her war, bei ihren Sportkursen hatten sie ähnliche Spielchen gemacht.

„Klar, du kannst mich ja auffangen und ich spring dir von hier oben in die Arme, das dankt dir sicher auch dein Bein. Ich bin ja nur doppelt so schwer wie du… Nein, du weißt doch, grazil wie eine Katze, ich lande immer auf den Füßen…“ Bei den Worten zeigte er spaßeshalber mit dem Daumen auf sich selbst.

„Wie grazil du fallen kannst, hab ich durchaus gemerkt“, antwortete Viki schon fast gekränkt, als er ihre Hilfe zurückwies. Diese Aktion hier war unnötig. Er hielt ihr noch vor, dass sie sich schonen sollte und er selbst machte das Gegenteil. Da konnte auch sein Zwinkern nicht verhindern, dass sie ihn kurz missbilligend ansah, bevor er schon von der Mauer sprang.

„Aber herunter kommen wir ja alle, Schwerkraft sei Dank“, mit den Worten stieß er sich bereits von der Mauer ab, um auf der anderen Seite auf einer weicheren Wiese tief in die Knie zu gehen, um dem Sprung den größten Teil der Energie zu nehmen. Als er dann unten ankam, zog Viki besorgt die Stirn in falten. In einer stillen, gespielt überschwänglichen, triumphalen Geste, als er die Arme hochriss, feierte Ryan seine geglückte Landung, ehe er zur Mauer schritt und nun derjenige war, der die Hilfestellung beim Hinabsteigen anbot.

„Du solltest dich vielleicht mal an deine eigenen Ratschläge halten“, warf Vik ihn doch noch vor. Seufzend schüttelte sie nur den Kopf, während sich doch wieder ein Schmunzeln auf ihre Lippen schlich, als er seinen erfolgreichen Sprung feierte. Dann zog sie ihren Rücksack von den Schultern und ließ ihn in seine Arme fallen. „Ich zeig dir mal wie sowas geht“, meinte sie noch mit frechen Blick, als sie sich auf der Mauer hinstellte. Kurz schloss sie konzentriert die Augen, während sie schmerzlich etwas Anlauf vermisste. Auch ihr linkes Knie wäre wohl hinderlich, aber einen kurzen Sprung wollte sie nun doch riskieren - sei es nur um Ryan kurz zu ärgern und zu beweisen, dass sie nicht so hilflos war, wie er sie einschätzte. Ohne zu zögern sprang Viktoria ab, machte sogar noch einen Salto und landete hauptsächlich auf den rechten Bein, wobei sie sich über die Schulter weiter abrollte und hockend zum Stillstand kam. Ein leises, erleichtertes Keuchen entwich ihr, als die Nervosität von ihr ab fiel. Kunststückchen wie einen Salto hatte sie sich seit einem Jahr verkniffen, aber es schien noch zu klappen. Den kleinen, pochenden Schmerz im Knie, nahm sie dafür gern in kauf. Nun war sie es, die mit einem triumphierenden Lächeln über ihre Schulter sah, bevor sie aufstand und sich grinsend ihren Rucksack zusammen mit einen kurzen Küsschen wieder abholte.

Langsam ließ Ryan von der Wand ab und mit Viktorias Rucksack in den Händen schritt er ihr einige Meter entgegen, wobei er mit dem Rucksack in den Händen ein stummes Klatschen andeutete. Sein Gesicht strahlte von einem beinahe schon erstaunten Lächeln. „Alte Angeberin…“, flüsterte er leise, während er ihr den Rucksack überreichte und immer noch lächelnd den kurzen Kuss in Empfang nahm.

Mit einem Schmunzeln nahm Viki sein leichtes Erstaunen zur Kenntnis. „Das war doch gar nichts. Aber vielleicht würde dir ein Turnkurs auch gut tun“, erwiderte sie nur frech. Viki hatte natürlich noch mehr Tricks drauf, aber mit dem Bein konnte sie ja schlecht mit den anderen Sachen angeben.

„So viel zum Betreten des Parks, als nächstes den Rand entlang in nördliche Richtung und nach Wasserquellen Ausschau halten… Ich hoffe nur es hatten nach dem Regenfall nicht allzu viele um diese Uhrzeit dieselbe Idee…“, überlegte Ryan. Mit einem kurzen Griff kontrollierte er den Sitz des halb geladenen Revolvers, den er vor kurzem erbeutet hatte und sah an seinem Bein hinab auf die Messerscheide, die immer noch sicher verschlossen war.

Mit Ryan setzte sie sich in Bewegung und versuchte erstmal irgendwie zum Hauptweg zu kommen. Nebenbei sah sie sich weiter wachsam um, sah sogar hoch in die Bäume. Wer wusste schon wer oder was sich hier alles aufhielt? Die Büsche waren auch ein gutes Versteck, um sie erst zu beobachten und dann irgendwann anzufallen. Den östlichen Teil sollten sie auf jeden Fall meiden. Dort war sie einer kleineren Gang mal begegnet, die sich dort breit machte. „Dein Plan klingt ganz gut. Sicher gibt es hier irgendwo irgendeinen kitschigen Brunnen mit Engelchen oder so. Aber ich mach mir nicht nur wegen den Leuten sorgen ... Ich hab hier schon mal ein paar Tiere aus den ehemaligen Zoo gesehen ...“, Vik warf ihm aus den Augenwinkel noch einen Blick zu, der ihm versichern sollte, das dies kein Scherz war. Zumindest Wölfe hatte sie hier schon gesehen und war dann geflüchtet. Wer wusste was hier noch laute? Vielleicht sogar Affen oder andere Raubtiere? Ihr reichten schon die Miniausgaben in den betretbaren Gehegen. Diese Mistviecher hatten ihr damals schon fast das hüftlange Haar ausgerissen. Sie wollte nicht wissen, was die großen mit ihnen anstellen würden.

Ryans Blick wanderte unablässig und etwas hektisch über das Buschwerk um sie herum, solange bis er ihr kurz einen verwunderten Blick zu warf. „Na… einen Giraffenhals hatte ich bisher noch nicht erblicken können… Schade eigentlich, vielleicht könnte man sich eine als Reittier domestizieren“, erwiderte er schmunzelnd.

Viktoria sah sich genauso vorsichtig um. Ihr war der Park einfach nicht geheuert, da es so viele mögliche Gefahren gab. Sie folgte dem Soldaten so dicht wie möglich und noch immer ging ihr Blick dabei des öfteren in die Baumkronen, war sie doch gar nicht scharf drauf auch noch von oben angegriffen zu werden. Zudem sah sie einfach weniger als Ryan, wenn sie versuchte über die Büsche hinweg zu sehen, da ihr doch merklich ein paar Zentimeter ihm Vergleich zu ihm fehlten. Die Vorstellung von der Giraffe lies sie ebenfalls kurz schmunzeln, auch wenn sie weiterhin nervös auf alles um sich achtete. Eine Giraffe wäre wenigstens noch ein Tier, was sie gerne hätte treffen wollen. Da fielen ihr schon ein paar schlimmere Exemplare ein. Aber ein Reittier wäre in dieser Stadt bestimmt hilfreich, am besten noch eines, was andere noch von einem fern hielt. „Ein Tiger wäre da aber doch schon cooler. Wenn wir einen finden kannst du mir den ja- ...“, sie verstummte sofort, als Ryan sie mit einem stummen Handzeichen zum Stillstand aufforderte.

Als er den nächsten Busch durchschritten hatte, ging Ryan instinktiv in die Hocke. Sein Lächeln war nun verschwunden, eine konzentrierte Miene war an ihren Platz gewichen.

Viktoria sah, dass sie an eine Lichtung kamen und hockte sich neben ihn. „… zähmen“, beendete sie murmelnd ihren Satz während sie ihren Blick nun über den Platz schweifen ließ.

Ein neues Bild hatte sich vor den beiden aufgetan. Der Rasen war vor ihnen von jeglichem Buschwerk befreit, eine Kreisrunde Lichtung auf der der Rasen kurz gehalten war, war nicht gemäht aber von vielen Schuhen und eventuell Pfoten und Hufen platt getrampelt. Auf den ersten Blick schien die Lichtung derzeit verlassen, in der Mitte türmte die Quelle, die solch eine Fluktuation anzog: Ein tiefer Brunnen. Auch ihn hatte der Zahn der Zeit gezeichnet. Drei Löwen, die als Wasserspeier fungierten, zierten den Rand, sie alle waren enthauptet worden und offenbarten angerostete Kupferrohre, die aus den offenen Hälsen ragten. Verschiedene Schmierereien und Graffitis zierten die Löwen sowie die Ränder des Brunnens, ein mögliches Zeichen für anwesende Gangs, die sich eventuell in der Nähe aufhielten.

An diesem Brunnen war Viktoria vor einiger Zeit schon gewesen, aber das letzte Mal war nun einige Wochen her. Die Graffitis waren bei jedem Besuch andere. Dieses Mal dominierte ein rotes Zeichen, was über die meisten anderen gemalt war. Der Anblick des kaputten Brunnens ließ sie manches Mal etwas wehleidig an früher denken. Damals war sie ein paar Mal mit ihren Geschwistern hier gewesen, die an heißen Sommertagen nur zu gern auf den Löwen herumgeturnt waren und dabei klitschnass wurden.

Ryans Hand wanderte zu seinem Hosenbund, aus dem er langsam den Revolver befreite, welchen er sogleich entsicherte. Für einen Moment wandte er den Blick von der Lichtung ab und sah Viktoria an. „Was meinst du? Einer gibt Deckung von hier, der andere füllt die Flaschen? Sagen dir von den Graffitis irgendwelche etwas? Eine bekannte Gang?“ Seine Stimme war kaum ein Flüstern, seine Frage aber durchaus interessiert gestellt.

Ernst sah Vik ihn aus den Augenwinkel an, während sie ein Nicken andeutete. „Das rote kenne ich. Es ist von einer Gruppe, die sich 'die Wölfe' nennen. Sie sind, soweit ich weiß, zehn bis fünfzehn Personen und hauptsächlich im östlichen Bereich des Parks unterwegs. Meist bewaffnen sie sich mit Sachen aus der Umgebung, wie Rohren, ein Brecheisen, Kanthölzern, Nagelkeulen, sogar Heckenscheren und Gartenhaken haben ich gesehen. Zumindest einer hatte ‘ne auch Knarre. Ich hab schon öfters gesehen, dass sie kurzen Prozess machen, wenn sie vermuten das man das Virus hat. Ansonsten kann man fast mit ihnen auskommen, sogar mit ihnen handeln. Dennoch, mit einem Husten sollte man nicht in ihre Nähe“, ihre Worte waren ebenso leise wie seine. Nochmals sah sie über den Platz und starrte zum Brunnen, während sie zögerlich auf ihrer Unterlippe ‘rumkaute. „Ich gehe“, sagte sie dann bestimmend, aber deutlich angespannt. „Mit dem Ding kann ich nicht umgehen und bestenfalls bin ich schneller am Brunnen als du“, meinte sie mit einem Nicken zu seiner Waffe. Bevor Vik damit irgendwas traf, hätte sie sich schon selbst angeschossen. Schon zog sie den Rucksack von den Schultern und kramte ihre Flasche raus.

Mit einem knappen Nicken bestätigte er ihre angedachte Aufteilung. Ohne den Revolver abzulegen ließ auch er nun seinen Rucksack von seiner Schulter in das Gras vor ihm gleiten. Seine Stimme die im selben Moment ertönte war weiterhin kaum zu verstehen, so leise flüsterte er. „Pass auf dich auf, ja? Sollte es ganz schlecht laufen, pfeif‘ aufs Auffüllen und mach dich aus dem Staub, ja?“ Ein gedämpfter Seufzer entfuhr ihm, „Aber was versuch‘ ich dir schon zu erklären, hm? Keine Sorge, du weißt ja was mir an deinem Hintern liegt, ich werde schon darauf aufpassen, ich bin kein schlechter Schütze, also sei unbesorgt.“ Mit einem Schmunzeln wandte er sich knapp seiner Tasche zu, kramte nur kurz, ehe er ihr auch seine eigene leere Wasserflasche anreichte und daraufhin den Rucksack wieder auf seinen Rücken warf.

Vik kramte weiter in ihrer Tasche, war doch die Flasche nicht das einzige, was sie gerade suchte. Als sie die Antibiotika endlich gefunden hatte, nahm sie eine Tablette und ließ sie in die Hosentasche gleiten. Immerhin hatte ihr Arzt gesagt, dass sie die Abends noch einnehmen sollte und wenn sie gleich schon das Wasser testete, dann konnte sie die ebenso gut kurz ‘runterspülen. Fast amüsiert sah sie Ryan aus den Augenwinkeln an, als sie gleichzeitig schon den Deckel von ihrer Falsche abschraubte und zur Tablette in die Hose steckte. „Ist schon okay und mach dir mal keine Gedanken! Ich bin schneller wieder da, als du meinen Hintern vermissen kannst“, flüsterte sie frech, auch wenn sie leicht nervös war.

Sein Ausdruck versteinerte Augenblicklich, als er sich erneut umsah und die Waffe wieder in Anschlag nahm. „Die Luft scheint derzeit frei zu sein, schnell rein und wieder raus, okay?“

Viktorias Blick blieb leicht skeptisch an seiner Pistole hängen. „Spar‘ dir deine Kugeln, ich glaub dir auch so, dass du damit umgehen kannst“, meinte sie ernst. Zudem wollte sie auch nicht aus versehen eine im Rücken haben und das ging auch schneller als man dachte. Nebenbei nahm sie ihm die Wasserflasche ab und öffnete diese ebenfalls schon, während er ihren Rucksack nahm.

Danach sah sie sich wieder auf der Lichtung um. Letztes Mal war das hier noch nicht so eindeutig das Gebiet der Wölfe gewesen, die anscheinend ihr Revier vergrößert hatten. Nochmals starrte sie kurz auf das rote Zeichen an den Löwenstatuen, bevor sie mit ein paar tiefen Atemzügen ihre Konzentration wieder fand. Ryan gab ihr ein kurzes Handzeichen und nur noch ein Nicken kam von ihr als Antwort, als sie schon los sprintete. Nebenbei schlug sie doch ein paar Haken, aber es fiel kein Schuss aus irgendeiner Richtung. Dennoch sah sie sich beim Rennen etwas an den Rändern um, konnte aber nichts in den Büschen oder Bäumen sehen. Schon kam sie am Brunnen an, warf sich auf ihr rechtes Knie, als sie hinter der kleinen Brunnenmauer Deckung suchte. Keuchend sah sie sich abermals um, aber noch immer war es still. Viki war trotzdem angespannt. Ohne weiter zu zögern nahm sie ihre Plastikflasche, füllte diese etwas auf, während die rechte Hand kurz Ryans Flasche los ließ und die Tablette ‘rauskramte. Viel war in ihrer Flasche noch nicht drin, als sie diese aus dem Wasser nahm und sich die Flüssigkeit kurz genauer ansah, während sie gleichzeitig schon die Tablette in den Mund legte. Bisher sah es durchaus brauchbar aus, sie hoffte nur im Stillen, dass es nicht verseucht war, als sie den ersten Schluck nahm. Genießbar war es jedenfalls schon mal, stellte sie fest. Nun nahm sie beide Flaschen wieder zur Hand und tauchte sie unter.

Was sie nicht bemerkte war, dass sich zwei Gestalten von der anderen Seite der Lichtung gerade ebenfalls zum Brunnen aufmachten. Genau in Viks Sichtfeld stand noch eine der große Statuen, die diese Leute verdeckte. Glücklicherweise hatten sie Viki deswegen ebenfalls noch nicht bemerkt, die nun die vollen Flaschen zwischen ihre Beine klemmte, um sie wieder zu verschließen. Erst als sie die Stimmen der Unbekannten plötzlich hörte, fuhr ein eiskalter Schauer über den Rücken. Sofort rutschte sie ein Stück tiefer, presste sich an die kalte Steinmauer und wandte ihr Gesicht zu Ryan. Mit einer beschwichtigenden Handbewegung versuchte sie ihn zu beruhigen. Vielleicht konnte sie die Sache schlicht aussitzen. Vik konnte nur hoffen, das sie nicht zusehen war, zumindest wäre ihr Gesicht ebenso bleich wie der Stein hinter ihr. Ihr Atem ging flach, während ihr Herz wild gegen die Brust hämmerte. Wieder versuchte sie nicht in Panik zu geraten und zu verstehen was die beiden da redeten.

Einer schien sich darüber zu beschweren, das sie Wasser holen mussten, der andere erwiderte nur, dass sie auch die Grenzen kontrollieren sollten. Seltsamerweise kam Vik die eine Stimme durchaus bekannt vor, wagte es aber nicht zu den beiden zu sehen. Als sie merkte, das die beiden langsam um den Brunnen herum gingen, presste sie so lautlos wie möglich die Flaschen mit dem linken Arm an sich, währen die vorsichtig rückwärts um den Brunnen kroch. Noch immer faselten die beiden irgendwas darüber, das sie bald neue Markierungen außerhalb der Mauer machen wollten, was Vik aber gerade nicht mehr interessierte. Das Gespräch der beiden endete abrupt, als sie mit den Fuß leicht gegen die Mauer kam und ein loser Stein daraus zu Boden polterte.

„Was war das?“, rief einer aus, während beide ihre Waffen zogen. Nur einen flüchtigen Blick riskierte Vik. Der Dunkelhaarige, scheinbar ältere Typ hatte ein Messer dabei, der andere blonde eine Brechstange. „Komm raus! Zeig dich!“, orderte der ältere Vik auf.

Nun bekam sie wirklich Angst, aber es war nicht das erste Mal, dass sie in solch einer Situation war. Sie machte sich eher Sorgen darum, das Ryan jetzt die Nerven verlor, wo ein Schuss bestimmt mehr Leute anlocken würde, zumindest mehr von den Wölfen, die Wissen wollten, was in ihrem Gebiet los war. Mit der freien, rechten Hand zog sie ihren Dolch, sammelte sich kurz und sprang mit einem Satz aus ihrer Deckung, den Dolch dabei drohend vor sich haltend.

Als der Dunkelhaarige sie sah, senkte er leicht verwundert ein wenig sein Messer. „Vik! Was machst du hier? Ich dachte wir hätten klar gemacht, dass du dich hier nicht mehr ‘rumtreiben sollst“, meinte er etwas grimmig, bedeutete dem anderen aber die Brechstange ebenfalls etwas runter zu nehmen.

Auch Viki gab ihre Kampfhaltung etwas auf und hoffte, das Ryan bemerkte was los war. „Hi Marko. Ich hatte Durst ...“, meinte sie knapp und deutete mit einem Nicken auf die Flaschen in ihren Arm. „Ich wusste ja nicht, das ihr schon wieder so expandiert habt. Scheinbar habt ihr auch ein paar Neue ... dieses Mal hab ich aber leider nichts zum tauschen dabei. Hätt‘ ich gewusst, das du in der Nähe bist, hätt‘ ich die Zigaretten doch noch mit genommen ...“, meinte sie leicht nervös und ging doch lieber noch ein paar Schritte zurück.

Als der jüngere Marko fragend ansah, erklärte dieser nur: „Vik hat in den letzten Monaten hin und wieder mit mir Sachen getauscht, schon bevor ich zu den Wölfen kam. Der Typ ist in Ordnung und bisher sauber.“ Dennoch sah der Blonde sie skeptisch an. „Vielleicht war er sauber. Jetzt hat er vielleicht den Brunnen vergiftet“, meinte der Jüngere und nickte zu ihrem Bein.

Wieder ging Viki ein Zittern durch den Körper. Woher wusste der Typ, dass sie verletzt war? Sie hatte darauf geachtet nicht falsch aufzutreten und zumindest bewusst hatte sie das Bein nicht nachgezogen oder Schmerzen gezeigt.

„Was?“, rief Marko ungläubig und sah nun auch den Verband durch die kaputte Hose durchschimmern.

Vik nahm ihren Dolch wieder hoch und ging ein paar weitere Schritte zurück. „Jungs, macht nun keinen Scheiß. Ich bin heute beim Gewitter nur auf die Fresse gefallen. Also lasst mich einfach gehen, ansonsten wird mein Freund mit der Knarre hinten im Gebüsch vielleicht nervös“, versuchte sie zu erklären und deutete erneut mit den Kopf in Richtung Ryan.

Doch die beiden kamen langsam hinter ihr her, wollten nicht mal in die angedeutete Richtung schauen. „Vik, wir können kein Risiko eingehen, das weißt du. Zudem hast du immer darauf bestanden, alleine ‘rumzuziehen. Warum sollte das nun anders sein?“, meinte Marko ruhig, während er sein Messer ebenfalls wieder kampfbereit hoch nahm.

Das war nicht gut, das war ganz und gar nicht gut, stellte Viki fest. Im Kopf ging sie wieder verschiedene Möglichkeiten durch. Wenn sie einen der beiden angriff, dann würde Ryan den anderen erschießen, das würde mehr Leute anlocken, die sie bis ans Ende der Stadt verfolgten. Sie könnte noch versuchen Marko zu überzeugen, dieser schien aber gerade gar nicht auf ein Gespräch aus zu sein und sich für den auszuziehen, nur um ihre Wunde zu zeigen und zu beweisen, das sie gesund war, kam erst recht nicht in Frage. Blieb nur noch rennen. So schnell und weit es ging ... Das klang doch gar nicht so schlecht ... Bevor sie weiter überlegte, drehte sie sich um und rannte zu Ryan zurück, wobei sie nur noch hoffen konnte, nicht gleich Markos Messer im Rücken zu spüren. In ihrem Rücken spürte sie ein Kribbeln, als würde sie jede Sekunde dort ein Messer erwarten. Doch sie wusste auch, dass Marko kein guter Werfer war, zumindest vor einiger Zeit noch nicht. Das hielt sie aber nicht davon ab den Abstand zwischen ihnen weiter vergrößern zu wollen. Daher versuchte sie nochmals ihr Tempo zu steigern und das Letzte aus sich raus zu holen.

Dabei bekam sie nicht mit, wie Ryan sich aus ganz anderer Richtung näherte.

Die beiden Männer waren kurz von Viks plötzlichen Drehen überrascht gewesen, einen kurzen Moment hatten beide gezögert, ehe sie ihre Verfolgung aufnahmen. Viktoria hatte in dem kurzen Augenblick schon eine gewisse Distanz zwischen ihren Verfolgern gebracht.

Reaktionsschnell verließ Ryan seine Deckung hinter der Gruppe. Kurz nachdem Viktoria ihn zurück gelassen hatte, hatte sich auch Ryan in Bewegung gesetzt, jedoch deutlich bedachter, nur ein kleines Stück am Rande der Lichtung entlang, nicht das seine Position für jemanden der Viktoria gesehen hatte offenbart wurde. Als er sah wie Viktoria sich von den beiden Männern abwandte und los rannte, rannte er nun selbst, aus dem entstandenen spitzeren Winkel den Personen entgegen. Den Abstand den Viktoria gewann, verkürzte Ryan seinerseits in einem ähnlichen Tempo. Von der Seite aus schloss er stetig zu Vikis Verfolgern auf, schienen sie tatsächlich so engstirnig zu sein, dass sie ihn noch nicht realisiert hatten.

Auch Viki bekam zuerst nicht mit, dass Ryan sich ihr aus ganz anderer Richtung näherte. Erst als Vik hinter sich jemanden zu Boden fallen hörte, wagte sie erschrocken ein Blick über die Schulter. Als sie Ryan dann entdeckte, stolperte sie selbst fast wegen dem unerwarteten Schock. Das plötzliche Abbremsen sorgte zumindest dafür, das ihr Knie kurz schmerzhaft weg knickte, doch Vik biss nur die Zähne zusammen, um jetzt nicht doch noch zu fallen. Einen Moment blieb sie verwirrt stehen, wobei sie hastig atmend die neue Szene vor sich anstarrte. Es dauerte ein paar Sekunden, in den sie versuchte den entgangenen Zusammenhang zu begreifen. Der Mann am Boden war vermutlich wegen Ryan gefallen und hatte sein Stahlrohr verloren. Vielleicht geschlagen, umgeschubst oder gar mit ganzen Körper umgeworfen? Letzteres jagte ihr einen kalten Schauer durch den Rücken. Wehe Ryan hätte wegen ihr seine Rippen weiter strapaziert! Das hätte er auch sicher anders lösen können. Es reichte wenn sie schon an ihre Grenzen ging. Jedenfalls müsste er für diese Aktion selbst von hinten oder der Seite gekommen sein, wobei er vermutlich zuvor am Rand entlang geschlichen war.

„Woawoa! Halt die Klinge im Zaun und lass uns ziehen! Ich würd‘ nur ungern einen meiner fixen, kleinen Freunde losschicken, die allesamt recht tödlich sind.“ Ryans Stimme war fest und bestimmend ohne laut zu werden, seine Schritte setzte er rückwärts unbeirrt fort, um die Distanz zu Viktoria zu verkürzen, während er die Waffe auf Marko richtete, der sein Messer nun verdutzt sinken ließ.

Erst die Drohung ihres Soldaten riss sie aus den Gedanken. Sie ziehen lassen, … genau … sie sollten hier weg. Mit den dummen Flaschen in den Händen war sie ihm so keine Hilfe, also blieb ihr weiterhin nichts übrig, als auf die abschreckende Wirkung der Waffe in Ryans Händen zu vertrauen. Mit einem stechenden „ich hab dich ja gewarnt“-Blick sah sie den perplexen Marko an, bevor sie weiter zu dem schützenden Gebüschen sprintete. Dieses Mal zog sie aber doch ihr Bein zwei, drei Schritte nach, bevor sie normal weiter lief.

Hinter dem Blattwerk angekommen, blieb sie stehen und lehnte sich schwer keuchend mit der Schulter an einem Baum, während sie zu sah, wie Ryan vorsichtig, aber so schnell wie möglich rückwärts zu ihr kam. Immerhin ermöglichte er es ihr kurz Luft zu holen und ihren Dolch endlich weg zu stecken. Kurz legte sie auch die Hand auf ihr schmerzendes Bein. Damit konnte sie nicht wie gewohnt flüchten. Meist hing sie die Verfolger durch Hindernisse ab, aber mit Ryan würde das eh nicht gehen, da müssten sie sich was anderes einfallen lassen.

Bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, erreichte Ryan sie schon. Mit einem kurzen Blick sah Viki, dass er weiter rennen wollte, daher drehte auch sie sich um und suchte einen Weg durchs Unterholz. Am liebsten hätte sie erst die Flaschen in die Rucksäcke gesteckt oder zumindest ihren Rucksack wieder von Ryan abgenommen, um ihn zu entlasten, aber er bedeutete direkt weiter zu wollen. Er hatte ja recht, erst wenn sie die beiden abgehängt hatten, würde sie sich ein paar Sekunden Zeit nehmen. Viki bezweifelte dennoch, das sie ihnen nun direkt folgten. Vermutlich würden sie eher den anderen Wölfen Bescheid geben und dann versuchen sie aufzuspüren. Ryan sollte das wissen, schoss es ihr durch den Kopf. Sie mussten sich unbedingt weiter absprechen, aber zuerst sollten sie zur Vorsicht doch weiter.

Viktoria drehte sich dauernd um, einerseits wegen den Wölfen, andererseits um Ryan nicht zu verlieren. Ohne Gepäck kam sie zwar schneller voran, dennoch machte der weiche Boden und die unter dem Laub versteckten Wurzeln und Äste es ihr schon nach kurzem schwer auf dem linken Bein die Stabilität zu behalten. Als sie dann wieder plötzlich zu stolpern drohte, ließ sie ihre Flasche fallen, um sich am nächsten Baum fest zu halten. Immerhin konnte sie so einen Sturz verhindern und die ungeplante Pause nutzen, um sich gleichzeitig nochmal nach Ryan und den Verfolgern umzuschauen. Die Wölfe waren nicht zu sehen, aber Ryan blieb nun auch kurz stehen. „Mir … mir geht’s … gut … ehrlich!“, sagte sie sofort, während sie noch keuchend nach Atem rang. Von dem ganzen Rennen brannte ihre Lunge bereits, aber mehr Sorgen machte sie sich im Stillen doch um ihr Bein, nur zugeben würde sie wieder nicht, dass es gerade schmerzte. „Ich sollte nur … vielleicht wieder auf die Straße … oder Parkweg …“, gab sie dann doch zu. „Gib mir den Rucksack … ich muss diese … Flaschen los werden … ich brauch zur Not freie Hände …“, verlangte sie dann keuchend.

Ryan sagte nichts dazu, aber sein skeptischer Blick verriet, dass er ihr nicht glaubte. Er verstaute bereits wieder die gesicherte Waffe und nahm seine nun gefüllte Flasche von Vik entgegen, die er ebenfalls wegsteckte.

Während sie ihm seine wieder gab, packte sie ihre ein. Um keine Zeit zu verlieren versuchte sie ihm gleichzeitig mehr über die Situation aufzuerklären: „Die Wölfe haben mich ‘ne Weile toleriert … Ich hab Waren getauscht … jedoch gab es da ein kleines Missverständnis … sie jagten mich raus und ich bin über die Mauer, … später bin ich dennoch wieder gekommen und wieder über die Mauer … Da wird Marko uns jetzt vermutlich als erstes suchen … Zuerst trommelt er schnell einige seine Kollegen zusammen … wir können versuchen schneller weg zu sein und in die Viertel flüchten oder hier im Gestrüpp weiter nach Norden durch zuschlagen, bis es zu dunkel wird und hoffen, das sie uns hier nicht suchen.“ Das war zumindest alles was ihr auf die schnelle einfiel und auch alles was er vorerst wissen musste.

Ryan hörte nun aufmerksam ihrem kurzen Anschnitt von den Geschehnissen zu, während er sich selbst eine kurze Verschnaufpause gönnte, seine Arme auf seinen Oberschenkeln abstützte und die kühle Nachtluft tief inhalierte, bemüht dabei wieder zur Ruhe zu kommen. Seine Sätze kamen abgehakt heraus, wurden durch seine unregelmäßigen Atemzüge unterbrochen. „Missverständnis, eh?“, wiederholte Ryan.

Als er das Missverständnis ansprach, konnte sie nur kurz entschuldigend Lächeln, wobei ihr Atem ebenfalls noch beschleunigt war. „Später … “, meinte sie beschwichtigend. Wenn sie mehr Zeit hatten, würde sie ihm das vielleicht erklären, aber so interessant war die Geschichte auch nicht. Immerhin waren alle lebend davon gekommen, so weit sie wusste.

Einen kurzen Moment überlegte er, bevor er seine Entscheidung traf: „Ich würde die Mauer wählen,… wir haben einen gewissen Vorsprung, besonders wenn dieser Marko erst seine Kumpanen zusammentrommeln wird… Ich denke unsere Chancen unbemerkt zu fliehen sind dort am größten…“ Noch während er sprach richtete Ryan sich langsam wieder auf und stieß ein weiteres angestrengtes Mal die Luft aus.

Nun setzte Viktoria sich den Rucksack wieder auf, während sie kurz seinen Vorschlag mit einem Nicken bestätigte. Wenn sie Glück hatten, dann würde an der Mauer wirklich keiner auf sie warten, dennoch hatte sie leichte Bedenken. „Ich hoffe du hast recht. Sie sind recht schnell, wenn sie ihre Leute rufen“, meinte sie nur zwischen den hastigen Atemzügen. Welche Mittel sie zur schnellen Kommunikation benutzten oder ob sie feste Punkte hatten, wo sie sich aufhielten, dass hatte sie noch nicht rausbekommen. Als Viktoria bemerkte, wie er mit seiner Atmung und der Verletzung kämpfte, blieb ihr Blick besorgt an seinen Rippen hängen. Doch bevor sie ihn darauf ansprechen konnte, drängte er sie wieder zum Aufbruch.

„Dann bleibt uns leider nur keine Zeit zum Verschnaufen Vizz, wenn wir den Vorsprung auch nutzen wollen…“ Sein Rucksack befand sich bereits wieder auf seinem Rücken, sein Blick war mit noch leicht sorgenverhangener Miene auf Viktoria geheftet.

„Ich weiß“, gab sie zu, denn jetzt nachlässig zu werden wäre wirklich gefährlich. So wandte sie sich selbst schon zum gehen, bevor sie noch über die Schulter zu ihm zurück sah.

„Geht’s wirklich noch gut? Sag am besten Bescheid, wenn es nicht mehr reicht um mich abzuhängen.“ Unter einem gezwungenen Lächeln wandte er sich weiterhin schwer atmend ab und ging in Richtung Mauer davon. „Sag das dann bloß früh genug, um planen können…“

Bei seinem ebenso sorgenvollen Blick konnte sie nicht anders als kurz bitter zu schmunzeln. „Es wird schon gehen, es muss einfach. Kommst du denn überhaupt über die Mauer?“, fragte sie und wusste eigentlich schon, was er sagen würde. In der Hinsicht schien er genauso stur wie sie zu sein. Also blieb wieder nichts anders übrig, als darauf zu vertrauen, dass sie beide sich nicht zu viel zumuteten.

Als er dann los ging, setzte sie sich auch wieder in Bewegung. Das Tempo der beiden zog wieder merklich an. Mehr als einmal kam Ryan bei dem feuchten Boden und dem dichten Buschwerk ins Straucheln, blieb aber von verhängnisvolleren Stürzen verschont, sodass sie nach kurzem Lauf bereits in Sichtweite der Mauer kamen.

So schnell wie sonst, kam Viktoria auch nicht voran. Sie hielt sich dicht in seiner Nähe und ließ ihn durch die Sträucher vorgehen, damit sie sich nicht ebenfalls schwer durch kämpfen musste. Zudem konnte sie sich ein paarmal an ihm fest halten, als sie selbst wieder wegzurutschen drohte.

Kurz darauf zügelte Ryan sein Tempo, bewegte sich auf die Mauer zu und stützte sich schwer atmend gegen eben jene, um das Kunststück zu wiederholen mit dem sie schon in den Park hineinkamen.

Etwas erleichtert, war Viki schon, als die beiden endlich an der Mauer ankamen. Wenn sie Glück hatten, dann würde sie gleich wieder die Straße unter sich haben, was ihr gerade doch deutlich lieber war. Dennoch machte sich die Anspannung in ihr breit. Die Wölfe kannten sich hier sicherlich besser aus, hatten vielleicht schon ihre Trampelpfade, die an Büschen vorbei führten. Möglich wäre es, dass sie Ryan und Vik eingeholt hatten. Nervös sah sich Viki um, aber viel konnte sie wegen den Büschen und Sträuchern eh nicht sehen. Mit mulmigen Gefühl, sah sie wie Ryan ihr wieder an der Mauer hoch helfen wollte. Schnell stieg sie auf seine Hände, erreichte wieder den Rand der Mauer und zog sich hoch. Um sich oben großartig umzusehen, war keine Zeit. Entweder kamen sie nun über diese Parkgrenze oder sie waren in Schwierigkeiten. Nur einen flüchten Blick hatte Viki gerade für die scheinbar ruhige Umgebung in und außerhalb des Parks übrig, bevor sie sich schon zu Ryan runter beugte, um ihn zu helfen. Sie zog ihn ein Stück an den Händen hoch bis er den Rand selbst zu fassen bekam und versuchte ihn dann weiter zu unterstützen, auch wenn sie ihm dadurch den Schmerz wohl nicht ersparen konnte. Nebenbei ging ihr Blick nervös in den Park hinein. Viel konnte sie zwischen den Blättern nicht erkennen. Doch plötzlich meinte sie eine Bewegung zu sehen. „Ryan … “, sagte sie mit leicht zitternder Stimme, die doch ein wenig höher war als sonst. „Ryan, sie kommen …“, meinte sie mit leichter Panik, während sie einen Moment fast starr auf der Mauer saß.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das die Suche nach Wasser mal so bedeutsam wird, hätte ich nie gedacht. Die NPCs, die ich kurz eingeführt hatte, sollten eigentlich schon bald vergessen sein. Aber wie das beim RPG nunmal so ist, wurde alles anders als man denkt. Damit fängt nun quasi unser Hauptteil der Geschichte an. Komplett anzeigen

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