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Drachenjagd

Die Himmelsgöttin
von

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Izara

Warme Sonnenstrahlen kitzelten ihre Nase. Ein Lufthauch umwehte das bleiche Gesicht und mit flatternden Lidern öffnete Izara langsam ihre Augen. Grelles Licht benetzte die Iris, Izara sog die Energie der Sonne auf, empfing das Licht, als wäre sie tagelang in der Finsternis umhergewandert. Den Sommer hatte sie schon immer geliebt; die heiße Mittagssonne, das Glitzern der Bäche, die weißen Nächte - womöglich waren es alles Anzeichen gewesen. Versteckte Hinweise auf ihre wahre Natur. Wenn Izara nur ein klein wenig mehr auf den Drachen in sich gehört hätte, wären ihr so einige Probleme erspart geblieben. Das begriff sie jetzt. Für Izaras Begriff ein wenig zu spät, denn Einsicht linderte ganz sicher keine Schmerzen. Ihr Kopf fühlte sich wie ein aufgequollener Schwamm an, zu viele Bilder flackerten vor ihrem geistigen Auge, dass sie keine Orientierung hatte. Ein Dejavue, ging ihr durch den Kopf, während sich die kleinen schwarzen und roten Pünktchen nach und nach in Luft auflösten. Allmählich lüftete sich der Schleier der Verwirrung, die Bilder verpufften wie Rauch und langsam klärten die Umrisse ihrer Umgebung auf. Das flauschige Bett, dazu die hellen, klaren Möbel - sie war in ihrem Zimmer. Wann und vor allem wie sie hierher gekommen war, konnte sie sich nicht erklären. Das Letzte, woran sie sich erinnerte, war der Kampf in der Schlucht. Für den Bruchteil einer Sekunde war die Welt wie eingefroren. Unbeschreibliche Angst breitete sich in schwingenden Wellen aus, Izara fasste sich an die Brust, fühlte ihr Herz, das nicht annähernd so schnell schlagen wir zerbrechen konnte. Izara richtete sich auf. Zu schnell für ihren erschöpften Geist. Erst begannen sich nur die Wände zu bewegen, dann drehte sich das Bett und schließlich glaubte Izara, selbst zu rotieren. Mit der linken Hand die Stirn berührt, senkte sie den Kopf und kniff die Augen zusammen. Es war zu viel. Ihr wurde übel und nur mit Mühe konnte sie dem Drang, sich zu übergeben, widerstehen.

"Prinzessin!", die vertraute Stimme ließ Izara kurz die Augen aufschlagen. Vor der Tür stand Kyia, die Leibwächterin hatte eine Schüssel Wasser in der einen und einen Lappen in der anderen Hand. Den Bergdrachen wohlbehalten zu sehen, linderte ein wenig den Schmerz in ihrer Brust.

Vollgepackt  eilte sie auf Izara zu, stellte alles auf die Kommode ab und berührte Izaras Schläfe.

"Ihr seid aufgewacht", flüsterte der Bergdrache zur eigenen Bestätigung. Kyia klang verändert. Fast schon zu zärtlich für Izara, die Kyias rohe Seite zu schätzen gelernt hatte.

"Mehr oder weniger", entgegnete Izara. Sie versuchte es mit einem Lächeln, aber das ließ sie schnell wieder sein. Es war, als hätte sie ihre erste Erweckung durchlebt. Ja, genau! Deshalb glaubte sie, dieses Gefühl zu kennen. Es war genauso wie damals, nur dass König Devon nirgends zu sehen war…
 

"Was ist passiert?", fragte Izara, nachdem ihr Kyia den Schweiß von der Stirn getupft hatte. Es war ihr peinlich, so von Kyia bemuttert zu werden. Diese Hingabe und Fürsorglichkeit waren zu viele Veränderungen auf einmal und gerade Kyia, die sie als raubeinige, etwas steife Persönlichkeit kennengelernt hatte, kam ihr wie ein völlig anderes Wesen vor.

"Ihr habt lange geschlafen, Prinzessin", antwortete die Leibwächterin und tunkte den Lappen erneut in das Wasser. "Drei Tage, um genau zu sagen. Die Regeneration hat etwas länger gedauert als gedacht."

"Regeneration?", wiederholte Izara und hätte sich fast an dem Wort verschluckt. Kyia wischte eine feuchte Strähne aus Izaras Stirn, dann nahm sie die Glaskaraffe und schenkte Izara etwas in den Becher. Alles war sorgfältig auf einem weiteren Beistelltisch abgestellt worden, an der Anordnung erkannte Izara, dass Linnora hier gewesen sein musste.

"Nach dem Kampf", fuhr Kyia fort, erhob sich und lief auf das Fenster zu, um es weit aufzureißen, "ward Ihr schwer verwundet."

"Nach dem… Kampf", langsam kehrten die Erinnerungen zurück. Ein falscher Bürgermeister Flatsch. Silas Halsband. Die Eier.

"Kyia!", rief Izara, die Augen weit aufgerissen.

"Sch", machte Kyia, ihre Hand drückte sich auf Izaras Oberkörper, der Druck war enorm, obwohl Kyia behutsam war und ganz sicher nur die Absicht hatte, Izaras Leib zurück auf das Kissen zu befördern. Beide Weibchen tauschten intensive Blicke aus. Izara konnte ihre Augen in Kyias ruhelosen Seelenspiegeln erkennen. Ein warmes Leuchten reflektierte auf die treue Leibwächterin, die kaum ihre Gefühle beherrschen konnte. Trauer und Wut vermischten sich zu einer quälenden Fratze schlechten Gewissens.

"Ihr wärd fast gestorben", raunte Kyia, den letzten Rest an Selbstdisziplin erhaltend, während ihre Nüstern gefährlich zu beben begannen.

"Kyia", hauchte Izara. Obwohl der Bergdrache seine Tränen zurückhielt, wischte Izara mit dem Daumen über deren hitzige Wange. Kyia mochte als ihre Leibwächterin auserkoren worden sein, aber Izara spürte, dass auch sie eine Verantwortung zu tragen hatte. Um das zu begreifen, hätte sie sich beinahe selbst geopfert. Das Brennen wurde unerträglich und so sickerten die Tränen aus Izaras leuchtenden Augen, als wollten sie den Kummer aus Kyias Herzen vertreiben.

"Prinzessin", Kyia ließ von ihr, den Körper aufgerichtet stieß sie ein tiefes Seufzen aus, "versprecht mir, nie wieder Euer Leben für uns aufs Spiel zu setzen."

"Ich weiß nicht, ob ich das kann, Kyia", entgegnete Izara ehrlich.

"Es ist meine Aufgabe, Euch zu beschützen…und ich habe versagt."

"Das hast du nicht."

"Ihr braucht es nicht schön reden", knirschte der Bergdrache mit den Zähnen, "ich hätte vorsichtiger sein müssen. Die Palastmauern wurden zur Sicherheit der Himmelsdrachen erbaut, die Schutzmagie unseres Königs ist stärker als tausend Paladine, ich…" Die Kraft schwand, Kyia sackte auf die Knie, die Hände den Boden berührend, stieß sie einen leisen Fluch aus. "Ich werde meine Strafe hinnehmen", sagte sie demütig und legte das Kinn an die Brust. "Wenn Ihr eine neue Leibwächterin an Eurer Seite wünscht-"

"Nein", Izara bekam es mit der Angst zu tun. Eine andere Leibwächterin als Kyia? Niemals!

"Du bist die beste Leibwächterin, die man sich nur wünschen kann", Izara wischte sich mit dem Ärmel ihres Nachtgewands die Tränen aus dem Gesicht.

"Das stimmt nicht, Prinzessin."

"Doch! Und weißt du auch, wieso? Weil du deine Freundin beschützt hast, als sie dich am meisten gebraucht hat."

Kyia sah überrascht auf.

"Du hättest Sila aufhalten können, nicht wahr? Du bist viel stärker als sie, du hättest sie ganz leicht bezwingen können. Aber selbst als sie dich angegriffen hat, hast du dich lieber selbst in Gefahr gebracht, als Sila auch nur ein Haar zu krümmen. Ich finde das bewundernswert." Izara lächelte traurig. "Sila hatte mehr zu verlieren, als ich jemals haben werde. Natürlich musstest du sie beschützen. Sie ist die Anführerin der Weibchen. Wenn Sila fällt, dann sind sie alle verloren."

"Prinzessin", Kyia war sprachlos.

"Genau deshalb", sagte Izara und rutschte ein Stück nach vorne, dass sie nur eine Armlänge von Kyia entfernt war, "genau deshalb kann es keine bessere Leibwächterin für mich geben. Du bleibst doch an meiner Seite, oder?"

"Wenn Ihr wünscht, mein Leben lang", schwor Kyia und senkte den Blick, "Ihr habt Euch wirklich verändert."

"Meinst du?", lachte Izara gequält, "ich habe eher das Gefühl, als wäre ich wieder ein kleines hilfloses Mädchen."

"Oh nein, Prinzessin. Ist es Euch noch nicht aufgefallen? Der Schleier. Ihr habt ihn abgelegt."

"Wirklich?", verblüfft fasste sich Izara an den Nacken, als würde dort die Antwort auf sie warten. Jetzt, wo Kyia es sagte, spürte Izara, zwischen den Kopf- und Gliederschmerzen, tatsächlich etwas. Selbstzufriedenheit. Dabei hatte sie keine Ahnung, wie es dazu gekommen war.

"Ihr solltet noch etwas schlafen", riss sie der Bergdrache aus ihren Gedanken. Geistesabwesend nickte sie, tatsächlich war es keine schlechte Idee, noch ein wenig die Augen zu schließen.

Kyia schüttelte die Decke, Izara gab ein leises Grummeln von sich und ließ sich zurück aufs Kissen fallen.

"Kyia, warte!" Hielt sie ihre Leibwächterin an, die sich gerade umdrehen wollte.

"Sag', was ist mit Sila und-"

"Sila geht es gut", antwortete der Bergdrache, "alles Weitere erfahrt Ihr, wenn Ihr Euch erholt habt."

Izara wollte protestieren, das Brennen in ihrer Brust wurde stärker, doch Kiya machte im Absatz kehrt und marschierte aus ihrem Zimmer.



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