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Drachenjagd

Die Himmelsgöttin
von

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Izara

"Du musst die Schutzmauer in der Höhle errichten. Sonst können andere sie sehen", sagte er, dass Izara mit zwei Sprüngen zurück in der Höhle war. Er nahm ihre Hand, Izara sah dabei zu, wie er ihren Handteller auf die Steine legte.

"Egal, was du tust", er schaute sie an, dass sie nicht anders konnte, als seinen Blick zu erwidern, "denk' daran, die Kontrolle zu behalten. Kontrolle ist der Schlüssel zum Erfolg. Es ist deine Kraft, Izara. Lass' nicht zu, dass das Himmelsblut über dich bestimmt. Glaub' mir, ich weiß, wovon ich rede."

Sie hätte gerne mehr darüber erfahren, doch Devon ließ ihre Hand los und fuhr fort: "Sobald du deine Kräfte spürst, musst du dich konzentrieren. Lass' die Magie nicht sofort aus dir heraus. Sie gehört dir, lass' sie das spüren."

"In Ordnung", hauchte Izara zurück. Sie wandte sich ab und richtete ihre Augen auf das kalte, feuchte Gestein.

"Angeborene Magie ist intuitiv", erklärte Devon, "stell dir deine Kraft als Luftballon in deinem Bauch vor. Je mehr Luft hineingedrückt wird, umso größer wird er. Dasselbe passiert mit deiner Magie. Du musst sie wachsen lassen…kontinuierlich, in gleichmäßigen Schüben. Dafür brauchst du nur deine Atmung kontrollieren."

Sie spürte seinen Blick, dicht neben sich. Er war eindringlich, so intensiv, dass sie schlucken musste. Gut, dann mal los! Izara versuchte, sich aufs Atmen zu konzentrieren. Das Himmelsblut regte sich. Schneller als sie erwartet hatte. Die Magie fühlte sich einfacher und leichter an. Sie kitzelte Izara, ließ sie eine Mischung aus Vorfreude und Misstrauen empfinden. Wie ein fremdes Bewusstsein, schien es Izaras Gedanken zu kennen und die Stellen anzuregen, mit denen sie sich nie groß herumschlagen wollte. Sie kniff die Augen zusammen, verstaute ihre Kräfte mitsamt der Angst in ihr Innerstes.

"Halt die Augen geöffnet", sagte Devon sanft, aber bestimmt. Konnte es sein, dass auch er ihre Unsicherheit spürte?

"Ich glaube nicht, dass ich das kann", entgegnete Izara. Ihre Finger wurden rutschig, sie begann an den Händen zu schwitzen. Schon jetzt war sie vollkommen aus der Puste, und das nur, weil sie ihre Kräfte unter Verschluss halten wollte. Sie fragte sich, wie sie die letzten neunzehn Jahre damit das Himmelsblut unterdrücken konnte.

"Konzentriere dich, Izara", seine Stimme drang wie ein Echo in sie ein. Izara öffnete zaghaft ihre Augen. Sie atmete ruhig, obwohl ihr Herz wie ein Hammer auf sie einschlug.

"Du brauchst keine Angst haben", versicherte Devon, "ich bin da. Ich pass' auf, dass dir nichts passiert." Sie spürte, wie seine Worte wie Sirup durch ihr Innerstes rutschten. Izara probierte es auf ein Neues.

Ja, Devon war hier. Er würde auf sie aufpassen, und Izara würde im Gegenzug alles dafür tun, um auf ihn aufzupassen. Die Magie formte sich in ihrem Bauch. Sie spürte ein heißes Kribbeln unterhalb ihres Nabels. Hitze stieg in ihre Augen.

"Versuch' die Magie durch deine Hände fließen zu lassen", Devons Stimme dicht hinter ihr war Ruhe und Aufregung in einem. Er war erst der Grund, weshalb ihr Himmelsblut so aufgeregt war. Mit aller Macht verdrängte sie ihre Hormone. Sie atmete tief ein, stellte sich vor, wie ihre Kräfte durch ihren Arm direkt in ihre Hand flossen. Aus Vorstellungskraft wurde Realität. Ein warmes, einladendes Leuchten umhüllte ihren Oberarm, wanderte als Schlange weiter ihren Ellenbogen entlang, bis es in ihrer linken Hand innehielt.

"Sehr gut", lobte Devon, und Izara konnte ein triumphierendes Grinsen nicht unterdrücken.

"Jetzt", sagte der Drachenkönig und lenkte ihre Aufmerksamkeit zurück auf das Wesentliche, "versuche dir mithilfe deiner Magie die Höhle vorzustellen."

"Wie meinst du das?", Izara sah ihn fragend an.

"Größe und Struktur, ihr Aussehen, die Form… Wenn du dich auf deine Kräfte konzentrierst, werden sie dir alles sagen, was du wissen musst."

Sollte sie etwa die Steinmauern befragen? Izara hatte keine bildliche Vorstellung von dem, was Devon von ihr erwartete. Aus seinem Mund klang es so unglaublich einfach. Als müsste man nur seine Kräfte anzapfen, damit sie ihm sagten, was man wissen wollte. Aber für Izara war das alles viel zu abstrakt. Sie spürte, wie die Unsicherheit an ihren Fähigkeiten nagte. Das Leuchten wurde blasser, dass Izara die Zähne zusammenbiss und die Kräfte zurück in ihre Hände beorderte. Erkenntnis traf sie. Vielleicht hatte Devon recht und es war so einfach.

Wenn sie ihren Kräften sagen konnte, dass sie sich zurückziehen sollten, würden sie vielleicht auch Antworten geben, wenn sie danach verlangte. In ihrem Kopf entstand die Frage - oder eher eine Bitte. Izara spürte, wie ihre Worte wie Rauch verpufften, an der Wand zerschepperten als hätte sie mit Seifenblasen um sich geworfen. Also probierte sie es von Neuem. Die Luft eingeatmet, ließ sie sich auf die Wärme in ihrer Hand ein. Der Handteller begann zu pulsieren, und wenn sie sich noch stärker darauf fokussierte, spürte sie auch das Pulsieren des Gesteins. Es erinnerte Izara an einen Herzschlag. Ein wildes Pochen, ein Sprinter auf seinen letzten Metern gleichgesetzt. Sie konnte es sogar hören. Das stetige Hämmern einer zum Leben erwachten Höhle. Auf einmal roch sie Dinge, die sie vorher noch nicht bemerkt hatte. Den abgestandenen Atem des Bären, der mehrere Meter von ihnen eine Maus verspeiste. Eine Quelle irgendwo in der Mitte und ein paar Sträucher wilder leeren, die sie nicht kannte.

In der Höhle gab es so viel mehr als Feuchtigkeit und einen grummeligen Zottelbären. Sie war gewaltig, beeindruckend. Allein schon, dass sie ihn fühlte, ließ sie Dinge sehen, die ein Auge nicht wahrnehmen konnte.

Ehrfürchtig stieß Izara den Atem aus. Natur hatte sich noch nie so echt, so…lebendig angefühlt. "Es ist unglaublich", flüsterte sie.

"Das ist dein Himmelsblut", sagte Devon. Er war so dicht hinter ihr, dass er seine Worte in ihren Haaransatz raunte. Gänsehaut breitete sich auf ihrem ganzen Körper aus.

"Jetzt musst du nur noch die Barriere errichten."

"Was muss ich tun?", wollte Izara wissen. Gerade fühlte es sich an, als könnte sie alles schaffen.

"Alles hängt mit deinem Willen zusammen", meinte Devon, "wenn du ganz genau weißt, was du willst und warum du es willst, kannst du fast alles erreichen."

"Was ich will und warum", wiederholte Izara leise und nickte. Sie wollte eine Barriere errichten. Einen Schutzwall durch die Kraft ihrer Himmelsmagie. Das Leuchten in ihrer Hand flackerte wie eine Kerze im Wind. Ungehalten und doch genügte ein falscher Lufthauch, dass sie erlöschte. Izara atmete weiter. Sie dachte daran, wie ihre Magie durch Devon geflossen war, als er sie so dringend benötigt hatte. Ihr Innerstes begann, weitere Magie zu formen. Der Luftballon zerteilte sich. Viele kleine Blasen schwebten in ihr, sie spürte das Kribbeln und den Druck. Sie begriff, dass ihre Magie leichter heraufbeschworen wurde, wenn sie dabei an Devon dachte. Ihn wollte sie beschützen, und wenn sie dafür die gewaltigste Barriere der Welt errichten musste. In ungleichmäßigen Schüben traten die Blasen aus ihrer Handfläche. Weiß-blaue Leuchtkugeln, die sich an den Wänden verteilten. Es wurden immer mehr. Die Blasen klebten sich an dem Gestein fest, leuchteten greller und greller-

"Izara", Devons Stimme gebot ihr Einhalt. Sie starrte auf ihre Hand. Blut quoll aus ihren Nägeln.

"Denk' daran - du hast die Kontrolle." Seine Worte zwangen Izara dazu, sich zu konzentrieren. Das Leuchten wurde schwächer. Die Blasen verteilten sich nach und nach. Ein letztes Schimmern, dann waren die Blasen verschwunden.

"Es hat geklappt?!", sagte Izara und konnte es selbst kaum glauben. Die Höhle sah aus wie immer, aber Izara spürte ihre Magie durch die Wände fließen. Izara wandte sich an Devon.

"Das hat es", bestätigte er. Izara lächelte, bevor sie sich eine Strähne hinters Ohr klemmte und ganz schnell ihren Blick zur Seite drehte.



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