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Diagnose: Schreibblockade

Dreimonatige Challenge
von

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4.2.2024: orakelhaft

Sie stand auf der Bühne der kleinen Bar und kontrollierte ihr Equipment. Noch spielte die Musik vom Band, aber in einer knappen halben Stunde hatte sie wieder ihren großen wöchentlichen Auftritt. Sie verdiente nicht viel damit, aber es war ihr Ausgleich zum sonst so schnöden Leben, das sie unter der Woche führte: Als Musiklehrerin für zumeist untalentierte und oft unerzogene Kinder. Für Kinder, die nur allzu häufig in ihren Unterricht geschickt wurden, weil die Eltern sie anders nicht zu beschäftigen wussten oder ihre eigenen, unerfüllten Träume auf diese Weise ausleben wollten. Wer konnte es den Kindern da verübeln, dass sie nicht gern zu ihr kamen? Wobei… für so einige schien sie auch der Lichtblick im durchgetakteten Alltag voller Schularbeiten und privater Verpflichtungen zu sein. Die Kinder waren schon ähnlich in diesem System gefangen, wie sie selbst. Aber irgendwann würde sie es schaffen, daraus auszubrechen, da war sie sicher! Diese kleinen Auftritte waren für sie nicht nur Inseln, auf denen sie ihre wahre Leidenschaft ausleben und sie selbst sein konnte – sie sollten für sie auch die Fahrkarte in ein freieres Leben werden! Bis dahin musste sie ihre alte Gitarre aber erst noch zur Mitarbeit überreden. Etwas, das mit jedem Mal schwerer fiel, aber aktuell fehlte einfach das Geld für eine neue.

Mitten in diesen Gedanken drang ein Raunen an ihr Ohr und lockte ihre Aufmerksamkeit auf sich. Sie schaute hinüber zum Tresen und wusste schnell, dass es nur einen Grund für diesen Aufruhr geben konnte: Er war wieder da. Der großgewachsene Bursche überragte viele in der Bar und war den meisten hier längst gut bekannt. Jede Woche kam er, pünktlich wie ein Uhrwerk, kurz vor Beginn der Show. Selten kam er alleine, meist war er in Begleitung von mindestens einer hübschen Dame. Die Männer beneideten ihn und die Frauen wollten nur allzu oft an seiner Seite sein. Er hatte eine einnehmende Art, jeder freute sich ihn zu sehen und viele begrüßten ihn mit Handschlag. Es war wie immer ein Fest, wenn er den schummerigen Bierpalast betrat. Dann fühlte sie sich für einen kurzen Moment so, wie die Gäste, die sonst vor allem ihretwegen kamen: Fasziniert. Es lag aber nicht an seinem guten Aussehen oder Charisma, nein, er hatte etwas Orakelhaftes an sich und ein ums andere Mal fragte sie sich, was es war. Machte ihn sein verschmitztes Lächeln geheimnisvoll oder war es mysteriös, wie viele unterschiedliche Begleiterinnen er bereits mitgebracht hatte? Vielleicht. Aber sie spürte, dass noch mehr dahinter steckte. Was verbirgst du?, dachte sie, während er sich an seinen Stammplatz in der kleinen Loge gegenüber der Bühne verzog und mit einem breiten Grinsen auf ihren diesmaligen Auftritt wartete.



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