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Useless Pride

von

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Es geht nicht mehr schlimmer – oder doch?

Kapitel 1: Es geht nicht mehr schlimmer – oder doch?
 

„Caym! Caym…! Wo bist Du? CAYM!“, hallte es laut auf dem von Felsen umgebenen Weg. Immer wieder dasselbe, immer verzweifelter, immer drängender erklang es dort.

Wie lange würde er wohl noch nach seinem Bruder – Halbbruder, wenn man genau sein wollte - suchen müssen? Er war inzwischen schon fast eine Stunde unterwegs, obwohl er anderes zu tun hatte. Zusehends verfiel er in seine alte, lästige Angewohnheit an seinen Fingernägeln zu knabbern. Das war ein Zoll, den er in diesen schweren Zeiten zu zahlen hatte.

Und jetzt musste er suchen, bis er fand was er sollte. Vater hatte gerade ihn geschickt und er wusste nicht wirklich wieso. Er hätte fast daran zweifeln können, dass er geliebt wurde, aber nein - er schüttelte den Kopf - in Wahrheit wusste er, dass sein Vater ihn geschickt hatte, weil er ihm über alle Maßen vertraute und ihn schätzte. Seine Eltern liebten ihn wirklich und er verstand nicht, wieso gerade sie dieses Schicksal durchmachen mussten.

Er seufzte leicht verzweifelt. Wo sollte er denn noch nach Caym suchen? Er überlegte, kramte in seinem Gehirn, das mit anderen Dingen voll ausgelastet war und lenkte seine Schritte in eine andere Richtung – zum Wald hin. Sein Bruder liebte es, versteckt Bücher zu lesen oder mit seinem Schwert Dinge zu bearbeiten – Schwertkampf nannte er das, und er war erstaunlich gut damit. In seinen Augen war es aber eher malträtieren der Luft. Caym hatte Talent, Verstand und Geschick, aber er war zu faul um es wirklich weiter zu trainieren. Er trieb fast jeden Lehrer ob seines Unwillens etwas zu tun, was ihm keinen Spaß machte, in die Verzweiflung. Schon öfter war geflüstert zu hören, dass er sich nur gegen Anordnungen wehren würde, um zu rebellieren. Atris war neidisch auf seinen Bruder, der so viel Talent hatte. Er musste hart dafür arbeiten dasselbe zu erreichen wie Caym, der es fast im Schlaf schaffte. Ein Seufzer entrang sich seiner Kehle. Schon wieder waren seine Gedanken abgeschweift, und nicht einmal in die Richtung, in die sie sollten.

Er musste suchen und noch mehr Zeit vergeuden, wo er doch hätte Trost spenden können, und, was noch viel wichtiger war: Er wollte endlich wieder in die Bibliothek kommen, in der er schon die letzten Wochen intensiv verbracht hatte, damit er eine Lösung fand. Die Ärzte und Schamanen hatten doch keine Ahnung. Sie hatten seine Mutter schon längst aufgegeben und ihn für verrückt erklärt, als er den Himmel oder etwas anderes zu Hilfe rufen wollte. Er war in der absoluten Minderheit mit seinem Glauben an die alten Schriften, die andere Welten beschrieben. Diese Sicht passte nicht mehr in die moderne „Wahrheit“ der Dinge.

Er fuhr sich mit beiden Händen durch die blonden Haare und vergrub seine Finger darin, krallte sich fast an seiner Kopfhaut fest, so dass es schmerzte. Wieso nur? Wieso nur strafte der Himmel gerade seine Mutter. Sie war gläubig und was konnte sie dafür, dass der Mann, den sie liebte, einer anderen versprochen war? Seine Gebete, seine Rufe - nichts war von Erfolg gekrönt gewesen.

Sie war eine gute Frau, eine liebevolle Mutter. Sie stand bedingungslos hinter denen, die sie liebte und selbst Caym hatte sie immer gut behandelt und ihn zusätzlich zu ihrem eigenen Kind groß gezogen, nachdem dessen Mutter in viel zu jungen Jahren aus eigenem Antrieb verschieden war. Die Last war wohl zu groß für die Frau geworden: Einsam und allein neben einem Mann, der eine andere liebte. Selbst Cayms Mutter war von seiner Mutter mit großem Verständnis behandelt worden, denn sie hatte im Gegensatz zu der armen Frau alles bekommen was sie wollte.

Doch jetzt hatte das Schicksal auch sie eingeholt.

Atris hatte gar nicht bemerkt, wie er gedankenverloren den Weg weitergegangen war und etwas davon abgekommen war. Jetzt sah er schon die ersten Bäume und Büsche, einzeln verteilt und doch eine gute Tarnung darstellend. Blumen wuchsen auf dem Boden und verströmten einen sanften Duft, der am Abend zu einem wunderschönen Geruch werden würde. Sommer hier in diesem Land, in der Grafschaft seines Vaters war wirklich traumhaft. In vielen Gedichten hatte er selbst schon die Schönheit des Landes gepriesen, doch jetzt war er einfach mit anderem beschäftigt und hatte weder Augen noch Nase für die Idylle.

„Caym! Caaaaaym…“ rief er mit aller Kraft, die seine Lunge zuließ und so laut er konnte. Hier war ein perfekter Ort für seinen Bruder. Vielleicht hatte er ja zur Abwechslung wieder einmal Glück, nachdem in letzter Zeit so vieles nicht funktionierte. Schlimmer konnte es wohl kaum noch werden.

Er hörte ein Rascheln. Da? Konnte es wirklich sein?

„Hmmmm? Atris, was willst Du denn?“, hörte er eine gelangweilte Stimme aus dem Gebüsch, die nicht deutlich zu erkennen war, weil sie etwas schläfrig klang.

Man hörte, wie kleinere Zweige brachen, die größeren zur Seite geschoben wurden, so dass dann endlich das Gesicht auftauchte, nach dem er schon so lange verzweifelt gesucht hatte. Golden schimmerndes braunes Haar, das ein wohlgeformtes Gesicht umrahmte, grüne Augen, die trotz des leichten Schlafes intelligent und wachsam fragend in die seinen blickten

Die kurzen Haare standen wild in alle Richtungen ab. Das und das Buch in der Hand zeigten, dass der Besitzer wohl über der Lektüre an diesen schönen Sommertag in der perfekten Idylle eingeschlafen war. Kein Wunder bei der Umgebung und dem Buch. Atris erkannte den dicken Wälzer schon alleine durch den Einband.

Jetzt wollte Atris dieses Kapitel schnell abschließen und seufzte kurz erleichtert. Endlich kam er weg von hier: „Vater will dich sprechen. Beeil dich lieber, denn es ist wahrscheinlich ernst. Vielleicht hast Du etwas angestellt. Wenn er mich schickt, solltest Du dir Sorgen machen. Und ich bin jetzt weg…“

Nach diesen Worten drehte er sich um und lief so schnell er konnte wieder zurück in die Stadt und zur Bibliothek. Er hatte seine Aufgabe als Botenjunge erfüllt und konnte sich endlich schwierigerem und den wichtigeren Dingen widmen.
 

Atris sah nicht mehr, wie Cayms Augenbrauen seine Stirn zu suchen schienen, diese aber nicht ganz erreichten und Caym schlussendlich einen tiefen Seufzer ausstieß.

Er sah das Buch in seiner Hand kurz an und seufzte noch einmal laut und deutlich. Ein Buch über die neuesten Erkenntnisse der Wissenschaften und eines, das selbst für ihn nicht einfach zu lesen war. Von der wunderschönen Umgebung, dem sanften Rauschen der Blätter und dem süßen Geruch war er eingelullt worden und hatte kaum ein dutzend Seiten gelesen. ‚Verdammt…so war das nicht geplant gewesen… Und jetzt muss ich zu Vater. Wenn er Atris geschickt hat, dann ist er wohl ernstlich verstimmt und ich kann meine Freizeitbeschäftigungen wieder für die nächsten Tage vergessen. Kann er mich nicht einfach mein Leben leben lassen?’

Caym richtete sich auf, steckte das Buch in die Umhängetasche, die er mitgenommen hatte und hängte sie sich um die Schulter. Dann klopfte er noch schnell den Staub und die Blätter und das ganze andere Grünzeug von seiner Kleidung und fuhr sich mit seinen Händen durch die ungebändigten, zerzausten Haare. Noch mehr Gründe ihm böse zu sein wollte er seinem Vater nicht liefern. Der Graf war immer streng zu ihm und behandelte ihn außerhalb der „Pflichten“ fast wie Luft, ignorierte ihn förmlich. Das störte ihn nicht wirklich. Leicht würde er es ihm sicher nicht mit ihm machen. Er grinste verschmitzt. Dafür war er ja bekannt: Es allen schwer zu machen.

Nur wenn es darum ging ihn zurechtzuweisen oder vorzubereiten auf seine „Zukunft“ war er für seinen Vater existent. Nachdem er siebzehn geworden war, passierte das immer öfter. Dabei wollte er alles andere, nur nicht der Graf werden und diese Ländereien erben. Nur weil er der einzige „eheliche“ Sohn war hatte er dieses Schicksal zu erdulden. Atris wiederum war zu beneiden. Dieser würde er genug Güter bekommen um seinen Lebtag gemütlich mit seinen Hobbys zu verbringen. Wie er ihn beneidetet für die Freiheit…

Aber nein, Vater musste ihn so behandeln. Er stampfte kurz und ging dann den Weg entlang, den Atris genommen hatte, wobei er seine Füße aber wütend mit jedem Schritt auf den Boden rammte, dass er so tiefe Abdrücke im weicheren Untergrund hinterließ. ‚Immer ich…’
 

Etwas später kam Atris außer Atem in der Bibliothek an. Niemand schien ihn noch groß zu beachten, da sie seine Anwesenheit schon gewohnt waren. Niemand kam auf die Idee den Sohn des Grafen aufzuhalten. Er konnte in alle Bereiche der Bibliothek, was für einen normalen Bürger sehr ungewöhnlich gewesen wäre, und wirklich keiner interessierte sich dafür, was er las. Und das war auch wahrlich besser so.

Mit der Zeit hatte er sich von normalen Schriften hin zu immer obskureren Texten vorgearbeitet, da er in keinem der bisherigen Werke fand, was er suchte. Je tiefer er in den Gewölben der Bibliothek grub, desto merkwürdiger wurden die Schriften, aber umso mehr Hoffnungen machte er sich auch. Er war inzwischen weit von vernünftiger oder nachvollziehbarer Literatur entfernt. Obwohl er älter als sein kleiner Bruder Caym war, war er naiver und gutgläubiger, und das wusste er auch. Ihm fiel es nicht schwer ernsthaft an Magie und andere Wesen als Menschen zu glauben - an andere Ebenen wie den Himmel, doch der war ihm anscheinend nicht gewogen.

Also hatte er sich langsam den Büchern zugewandt, die die Beschwörung von Wesen aus der Dunkelheit, von Dämonen, Teufeln und ähnlichem beschrieben und dokumentierten. Bisher war aber jede Mühe vergeblich und nur sinnloses Zeug zu finden gewesen – zumindest so weit er es verstehen konnte.

Jetzt suchte er wieder in den versteckten Bereichen, wie so oft zuvor, doch plötzlich sah er ein Buch, das einen seltsamen roten Einband hatte und sehr auffällig war. Es schien ihn fast magisch anzuziehen. Mit seiner Hand fuhr er darüber und spürte die Wärme des Buches und schreckte erstaunt zurück, starrte es mit großen Augen an. Minuten vergingen, bevor er einen Entschluss fasste, sich kurz umsah und es herauszog.

Auf den ersten Blick waren merkwürdige Zeichen, Zahlen und Zeichnungen darin zu erkennen. Die Farbe, in der alles niedergeschrieben war, war pures rot, so rot wie der Einband.

Ihn erschauderte, machte sich Hoffnungen, die aber sofort wieder zerbrachen, als er mit aller Kraft versuchte in dem Wirrwarr einen Sinn zu finden. Entweder er verstand es nicht, oder es war nur eine Fälschung.

Als er versunken mit dem Buch noch immer vor dem Regal stand, aus dem er es gezogen hatte, spürte er eine kalte Hand auf seiner Schulter und erschrak fast zu Tode. Seine Hände zuckten nach oben und das Buch fiel klappernd auf den Boden. Erschreckt drehte er sich um und sah eine alte Frau, die sich nach dem Band bückte und ihn aufhob. Er stand mit schreckensgeweiteten Augen vor ihr und hörte nur noch sein Herz laut pochen. Es schien ihm, als wollte es ihm aus dem Hals springen, so aufgeregt war er und so ertappt fühlte er sich. Jemand hatte jetzt entdeckt, was er so trieb, wo er suchte. Und das als Sohn des Grafen – wenn auch als unehelicher.

Atris war versucht an seinen Nägeln zu kauen, konnte aber seine Arme nicht wirklich bewegen. Er war vor Schreck fast zu einer Salzsäule erstarrt.

„Interessantes Buch, das Ihr da lest.“, flüsterte die Frau mit sanfter und sehr leiser Stimme.

Atris zuckte zusammen und sah mit noch immer schreckgeweiteten Augen in die ihren. Tiefes Braun war darin zu sehen, das ihn fast an fruchtbare Erde erinnerte, und die Haare waren Schneeweiß. Das Gesicht faltenfrei, doch die Augen und die Haare zeichneten sie für Atris als alte Frau aus.

Sie lächelte kurz. „Ihr braucht keine Angst zu haben. Ich habe nicht vor jemandem etwas hiervon zu erzählen. Und selbst wenn: Für jeden Unwissenden steht hier nur sinnloses Gebrabbel. Übrigens ist mein Name Salome.“

„Wa…Was…?“ Atris konnte nur stottern. Er verstand sie nicht wirklich, obwohl sie dieselbe Sprache wie er sprach und auch verständlich klang.

„Ihr fragt, was ich will? Oder warum ich das weiß?“ Sie lachte ganz kurz auf. „Jedem Wohlinformierten im Land ist bekannt, dass die Geliebte des Grafen – eure Mutter - krank ist. Und Ihr seid täglich in der Bibliothek und kramt in diesen Gefilden herum.“

Atris sah sie erschreckt an. Wieso wusste die Frau, diese Salome, von all dem?

„Tja, ich selber liebe diese Bereiche auch und sah euch des Öfteren, falls Ihr euch fragt, woher ich das weiß. Viele der Bücher habe ich selber gelesen. Und das meiste ist purer Schwachsinn. Ihr habt eure Zeit vergeudet.“ Sie machte kurz eine rhetorische Pause und sah ihn scharf an, bevor sie weiter sprach: „Aber DIESES Buch hier ist anders. Ein Grimoire, eine Schrift, die beschreibt, wie man ein Portal öffnet und seine Wünsche von einem Dämon erfüllen lässt. Wahrlich dunkle Schriften und mehr als geheim. Deswegen wurde es verschlüsselt geschrieben. Ich kann euch helfen euren Wunsch in Erfüllung gehen zu lassen – wenn ihr mir im Gegenzug dafür helft.“

Sie sah ihn erwartungsvoll an, während er versuchte sich noch auf den Beinen zu halten. Das ganze klang zu unglaublich um wahr zu sein.

Und woher sollte er wissen, dass sie ihn nicht verriet, ihm etwas antat, ihn erpresste oder noch schlimmeres. Er hob seine Hände und fing an, an seinen Nägeln zu kauen. Verdammt…

Aber hatte er denn eine Wahl? Seine Mutter lag im Sterben – das war selbst für einen Laien weithin sichtbar. Ihr Körper war abgemagert, ihre Geist abwesend und sie war nicht mehr ansprechbar. Aber konnte er dafür alles aufs Spiel setzen?

„Was wollt Ihr? Und wie kann ich sicher sein, dass ich Euch vertrauen kann?“, fragte er sie schließlich.

„Ihr kennt mich nicht, also könnt Ihr mir nicht vertrauen.“ Sie lächelte trotz dieser Aussage herzlich, bevor sie fast flüsterte: „aber ihr habt keine Wahl. Und was ich will ist einfach: Zugang zu allen Bereichen der Bibliothek und ein Haus im Grünen, wo ich ungestört sein kann. Sicher kein hoher Preis für das, was ich Euch biete, oder?“

Es war unglaublich, mit welcher Selbstsicherheit sie das sagte, und keinen Widerspruch zu dulden schien. Und er wusste, wieso. Er hatte keine Wahl. Er hatte schon zu tief gegraben, um jetzt aufzugeben. Seine Mutter war für ihn das wichtigste auf der Welt.

„Besprechen wir das woanders. Das Buch wird sicher niemand vermissen.“ Sagte er und nahm wieder das Buch aus ihren Händen und ging voran, sicher, dass sie ihm folgen würde.
 

‚Typisch, TYPISCH. Immer dasselbe.’

Vater hatte sich wieder einmal über die Unzuverlässigkeit von Caym geärgert, hatte sich in langen Tiraden darüber ausgelassen, dass er doch dankbar dafür sein sollte, dass er der Erbe war und weiteren Schwachsinn dieser Art geäußert.

Er konnte nichts dafür, dass er als Sohn seiner Mutter auf die Welt gekommen war, als Sohn der ungeliebten Frau des Grafen. So war er der einzige „eheliche“ Sohn und trotzdem nicht gewollt. In der Nacht entstanden, in der die beiden Eheleute miteinander nach dem Gesetz schlafen mussten – in der Hochzeitsnacht.

Tja…und damit war er der rechtmäßige Erbe, und das noch immer, trotz aller seiner Rebellionsversuche. Er musste wohl zum Brandstifter werden, um sein Erbe zu verlieren, aber darauf und auf alles andere, was er tun hätte können um das zu erreichen, stand die Todesstrafe. Und am Ende war ihm sein Leben dann doch etwas zu wertvoll, um das dann doch nicht zu wollen.

So begnügte er sich damit zu rebellieren, dabei unterbewusst nur nach der Anerkennung seines Vaters zu suchen und gleichzeitig seine Freiheit zu verteidigen.

Er kam an der Bibliothek vorbei und wunderte sich darüber, dass er seinen Bruder mit einem Buch im Arm, gefolgt von einer jungen Frau mit weißem Haar zu sehen bekam.

Merkwürdig…oder spielten ihm seine Sinne einen Streich? Atris saß normalerweise immer sehr lange in der Bibliothek, und kam nur heraus um seine Mutter zu besuchen oder zu schlafen. Mit Frauen hatte er seinen Bruder noch nicht gesehen.

Er rieb sich die Augen. Ein Schlaf am Nachmittag war wohl nicht so gut, obwohl der Tag wirklich schlecht verlaufen war. Sehr schlecht. Nach den „Gesprächen“ mit seinem Vater vergrub er sich immer am liebsten im Bett. Denn wer wusste schon, was noch danach kam? Schlimmer konnte es immer werden. Seine Erfahrung hatte ihn das gelehrt. Was die Leute sich bei dem Spruch „Schlimmer geht es nicht mehr“ gedacht haben mögen war ihm ein Rätsel.

Aber das war jetzt auch egal. Immer schweiften seine Gedanken ab…

Er lenkte seine Schritte zu seinem Zimmer, öffnete die Tür schnell, schmiss die Umhängetasche in eine Ecke, was einen dumpfen Aufprall zur Folge hatte – das schwere Buch war schließlich noch in der Tasche - zog sich die Schuhe aus und streifte die Jacke ab. Dann warf er sich aufs Bett, zog die Decke über sich und sinnierte so lange weiter, bis er die Welt durch den Schlaf vergaß, der ihn übermannte.
 

Stunden später fanden sich vor derselben Tür, in die Caym verschwunden war, 3 Männer. In dunkle, gedeckte Farben gekleidet und leise redend wirkten sie fast wie Einbrecher, doch die Anwesenheit von Atris als einer dieser Männer zerstörte diesen Eindruck schnell wieder. Denn er lebte auch in dem Haus, hatte sein Schlafzimmer ganz in der Nähe von Cayms.

„Die Tür ist nie abgeschlossen und er schläft immer tief und fest. Ich glaube selbst ein Kampf neben seinem Bett würde ihn nicht aufwecken. Seid aber trotzdem vorsichtig. Es wird einfacher für alle, wenn er nicht mitbekommt, was passiert.“, flüsterte er den beiden anderen Männern zu. Sie waren stattliche Gestalten, muskelbepackt der eine und athletisch der andere. Beides wahre Könner und Leute, mit denen Atris schon öfter zusammengearbeitet hatte bei anderen „legalen“ Sachen. Er konnte ihnen vertrauen.

„Hier…“, mit diesen Worten gab er ihnen einen Sack, den der Athletische entgegennahm, „ein Betäubungsmittel, das schon auf einem Tuch verteilt ist – haltet es einfach über seinen Mund und die Nase – und einen Knebel und Fesseln, die Ihr ihm anlegt, wenn er betäubt ist. Den Rest haben wir schon besprochen. Er hat mich beauftragt das zu tun, also keine Sorge.“, sagte er und log damit die Männer an. Er hatte es ihnen schon glaubhaft erklärt: Die Simulation einer möglichst realen Entführung und Training, wie man vielleicht aus den Fesseln entkommen konnte, wie lange es dauerte, bis ihn jemand vermisste und fand. Leicht unglaubwürdig, aber es war anscheinend gut genug.

„Die Belohnung bekommt Ihr dann vor Ort, hier ist der Vorschuss.“ Gleich darauf gab er ihnen einen kleinen Beutel, dessen Inhalt klimperte.

„Ich muss jetzt weg. Bitte beeilt Euch.“ Er drehte sich um und schlich aus dem Zimmer, während er hörte, wie der Griff der schweren Eichentür herunter gedrückt wurde und die Tür aufschwang…
 

Er floh regelrecht von dem Haus weg, wo das stattfand, woran er nicht denken wollte, er wollte unter keinen Umständen dort sein. Er hasste seinen Bruder nicht, doch hatte er keine Wahl. Entweder Caym oder seine Mutter und Caym würde wahrscheinlich nichts passieren. Salome hatte einen interessanten Plan entwickelt, aber trotzdem war es ein Risiko und unstatthaft. Er war bereit, seinen Bruder zu verlieren. Bei dem Gedanken verkrampfte sich sein Magen zusehends, und das Gefühl wurde nicht besser, sondern wuchs mit jedem weiteren Schritt an. Das Unterbewusstsein hatte ihn fast automatisch in die richtige Richtung gelenkt. Merkwürdigerweise war er den Weg heute schon einmal gegangen. Es war der Weg zum Wald. Und dort hatte es auch etwas mit seinem Bruder zu tun gehabt. Das war wohl ein Zeichen, dass es so laufen musste, wie es gerade lief, alles zusammen war einfach zufiel für einen Zufall. Am Ende war er eben doch ein abergläubischer Mensch.

Der Wald um ihn herum sah gespenstisch schön aus. Er war in ein fast zauberhaftes Mondlicht gehüllt, das ihn wie einen Märchenwald wirken ließ. Die Blätter rauschten ganz sanft in der warmen Brise, die Blumen strömten den unwiderstehlichen süßlichen Duft aus und die Grillen zirpten in einem Konzert. Und doch färbte die Stimmung in keinster Weise auf ihn ab, sondern verstärkte sein Unwohlsein sogar noch mehr – wie konnte er es denn wagen an so einem Abend das zu tun? Er wusste ja noch nicht einmal, ob alles klappen würde, ob Salome vielleicht nicht doch eine Betrügerin war oder er einem Irrglauben hinterherlief, in Wahrheit Leute wie Caym Recht hatten und es nur diese eine Welt gab.

Er beschleunigte seine Schritte, wollte nicht mehr darüber nachdenken müssen, nicht mehr die quälenden Gedanken in seinem Kopf spüren. Er lief geradezu über den holprigen Weg, der sich am Waldrand auflöste und nur noch den einheitlich bewachsenen Boden zurückließ. Mit viel Schwung sprang er über die Steine, über die riesigen Wurzeln der Bäume, seine Sicht durch den entstehenden Schweiß und die einzelnen Tränen geblendet. Seine Lunge krampfte, sein Herz pochte ihm bis zum Hals und er lief trotzdem noch etwas schneller. Passte nicht auf und stolperte über eine große Wurzel, fiel vornüber mit voller Wucht Knie voran auf die Hände. Schmerzen durchzuckten ihn und er schien aus seiner Trance zu erwachen. Er klopfte sich schnell ab, richtete sich wieder auf und ging langsamer weiter. Es hatte keinen Sinn so zu rasen, er konnte nicht vor seinen Problemen davonlaufen. Er lief ihnen sogar noch entgegen…
 

Den Rest des Weges verbrachte er selbst in Gedanken schweigend, bis er die ersten Lichtstrahlen eines sanften Flackerns wahrnahm. Da musste es sein – der Ort, den er heute verlassen hatte um Caym zu „holen“.

Er ging weiter und sah zusehends das Licht einen größeren Bereich einnehmen, mehr werden, aber nicht wirklich merklich stärker. Er trat durch ein paar Bäume und stand am Rand einer Lichtung, die sich aus unbekannten Gründen gerade hier gebildet hatte. Salome hatte gesagt, dass es an den Energieströmen lag und dass sie deswegen das Ritual hier vollführen mussten.

Der Ort sah so anders aus als noch etwas früher. Ein riesiger Kreis prangte in der Mitte der Lichtung, war tief in die Erde geritzt worden. In seiner Mitte befand sich ein immenses Kreuz, dass von einer furcht erregenden Schlange bewacht wurde und an die rechte Innenseite geschmiegt befand sich ein Oval, das einen spitzen Fortsatz hatte, der bis zu dem Kreuz reichte.

Der große Kreis war umgeben von vielen Kerzen, die wie zufällig verteilt waren und vier Symbolen, die in die vier Himmelsrichtungen zeigten und in denen jeweils eine kleine Fackel steckte. Die Flammen waren alle entzündet und tauchten die Lichtung in eine Stimmung, in der man ein Fest hätte feiern können – hätte man nicht gewusst, was hier passieren sollte. Atris sah sich kurz weiter um und entdeckte Salome in dem letzten Kreis, der links vom großen lag – zwei Meter war die kürzeste Entfernung zwischen den Kreisen - und ohne jegliche Zierde fast deplatziert wirkte. Salome stand mitten im Kreis und rezitieren wohl aus dem roten Buch, doch auf Atris machte es den Eindruck, als würde sie nur sinnlose Aneinanderreihungen von Lauten von sich geben.

Er ging zielstrebig zum Kreis und stellte sich neben sie.
 

„Wo ist euer Bruder?“, fragte sie, ohne auch nur vom Buch aufzusehen. Sie schien nicht erfreut.

„Sie werden ihn gleich bringen. Ich konnte nicht dabei bleiben oder es gar selbst tun. Das müsst Ihr verstehen Salome.“ Er schaute sie an und versuchte etwas in ihren Augen zu lesen, die sich ihm aber nicht zuwandten.

„Es ist eure Entscheidung. Wir haben nicht lange Zeit, also…“ Noch als sie die Worte sagte, hörte man, wie zwei Männer die Lichtung betraten. Der Stärkere von beiden hatte ein Bündel Decken über die Schulter geworfen. Sie sahen kurz zu Atris und der Frau, worauf Atris den Kreis wieder verließ und schweigend von außen zum Oval ging und drauf zeigte. Der Mann mit dem Bündel ging als einziger dorthin und legte das Bündel an den angezeigten Ort.

Atris nahm schnell mit zitternden Händen zwei kleine Beutel und gab jeweils einen dem starken Mann, und den anderen dem Athletischen, der inzwischen auch dort stand, wo sein Partner sich gerade befand. Sie sahen kurz hinein, nickten dann zufrieden und eilten schnell wieder fort. Alles war schweigend abgelaufen und Atris pries alle Götter, dass die beiden nicht die Intelligentesten waren.

Dann sah er das Bündel an und machte sich daran, es sanft von den Decken zu befreien. Drei hatten sie benutzt, um das einzuwickeln, was sich darin befand. Erst kamen die schönen braunen Haare, wild durcheinander geraten, zum Vorschein, die im Mondlicht golden glitzerten, dann das Gesicht, das wie schlafend wirkte. Doch etwas störte die Idylle: Der Knebel, der im schlafenden Mund versenkt worden war. Atris strich einmal sanft über die Haare von Caym, der so ruhig vor ihm lag. Vielleicht tat er es um Caym zu beruhigen, doch vielleicht eher sich selbst, bevor er die restlichen Decken rasch entfernte. Die Hände waren auf dem Rücken gefesselt worden, die Füße ebenfalls mit Fesseln versehen.

Atris sah entschuldigend auf Caym und versuchte ihn „bequem“ hinzulegen.

„Beeilt euch endlich. Die Kerzen brennen nicht ewig und wenn sie ausgehen, dann sind wir in Schwierigkeiten. Verabschiedet euch von ihm – für alle Fälle.“ Rief ihm Salome nervös zu.

„Bruder, es tut mir leid. Ich wollte das nicht, aber ich habe keine andere Wahl. Ich hoffe Du wirst nie mitbekommen, was hier passiert – auf die eine oder die andere Art.“, flüsterte Atris seinem Bruder ins rechte Ohr, bevor er sich aufrichtete und zu Salome in den Kreis ging.

„Denkt daran, Euch die Hände vor die Augen zu halten, wenn ich die Beschwörung gesprochen habe. Wir wissen nicht, was genau passieren wird.“, sagte Salome noch einmal mit eindringlicher Stimme. Einen potentiellen Erben der Grafschaft wollte sie wohl nicht verletzt sehen, oder auch nur das Risiko eingehen, dass etwas passierte.

Sie schaute ihn fragend an und er nickte kurz sprachlos.

Auf das Zeichen hin las sie noch ein paar Zeilen laut aus dem Buch vor, bevor sie es zuschlug, auf den Boden vor ihre Füße legte und ihre Hände bedeutungsschwanger hob.

„Hört unser Rufen. Hört unser Rufen! HÖRT UNSER RUFEN!“ Die Lautstärke ihrer Stimme wuchs immer mehr an: „Wir rufen Euch hierher, an diesen Ort großer Energie. Oh großer Dämon. Astaroath. Astaroath! ASTAROATH!“

Ihre Stimme hallte über die ganze Lichtung, die Flammen, die überall verteilt waren, hatten bei ihren ersten Worten schon angefangen zu flackern und die Änderung im Licht war immer stärker geworden. Fast schien die ganze Lichtung zu pulsieren.

Sie sah Atris schnell an, bevor sie sich die Hände vor das Gesicht hielt. Er erschrak kurz, sah noch wie die Flammen plötzlich immer heller wurden und schloss die Augen reflexartig und riss seine Hände plötzlich vor sein Gesicht.

Trotz der Maßnahmen merkte er, wie das Licht fast zu explodieren schien, ein lauter Knall zu hören war und man einen Luftschwall spürte, der entsetzlich stank. Das musste dann wohl der Gestank der Hölle sein, dachte er fast.

Als er sich wieder ein wenig sicherer fühlte, konnte er seine Aufregungen nicht mehr zügeln. Erst öffnete er die Augen um damit durch hastig gespreizte Finger nach außen zu schauen.

Sein Mund öffnete sich wie von selbst vor Staunen, um sich dann schnell zu schließen ob des anhaltenden Gestanks, der von Demjenigen kam, der jetzt auf dem Symbol in der Mitte des großen Kreises stand.

Seine Hände fühlten sich so schwer an wie Blei und konnten ihre Position nicht halten, fielen der Schwerkraft zum Opfer und endeten auf beiden Seiten. Seine Füße wurden schwach und seine Knie waren kurz davor, zu versagen ob des Anblicks vor ihm. Die Augen, die ihn fixierten, waren stechend und Furcht erregend. Er zitterte am ganzen Leib, die Angst war in seinem Körper so präsent wie noch nie zuvor.

Er sah kurz zu Salome und bemerkte, dass sie genauso verängstigt war wie er. Was hatten sie da gerufen? Verschreckt sah er sich um, hoffte, betete inständig, dass die Barrieren halten würden.

Sein Blick wanderte wieder zurück zu dem unglaublich stinkenden Wesen, das dort stand. Wahrlich ein grausames Wesen, dem man nie ohne Schutz begegnen wollte, ja, niemals begegnen wollte. Ein Wesen der Unterwelt. Und das war deutlich sichtbar.

Ganz in Burgunderroten Samt gekleidet, seine Haut rot, selbst seine Haare waren in der Farbe des Blutes. Unglaublich.

„RRRRRRHHHHHH….“, hörte es das Wesen ausstoßen, zuckte vor Schreck zusammen und stolperte fast. Er hatte Angst, unbändige Angst. Als er sah, wie es einen Schritt vorwärts ging, eine Handbewegung machte und ein immer stärker werdender Wind um es herum entstand, zitterte er nur noch stärker. Magie…das war MAGIE. Trotz des Staunens wich er noch weiter zurück. Er wollte diesem Wesen nicht zu nahe kommen.

Der Wind verwandelte sich schnell in eine dunkle stinkende rote Wolke, die das Monster umkreiste und schließlich gänzlich verdeckte. Plötzlich sah Atris eine Hand, die eine Bewegung seitwärts machte, woraufhin die Wolke den Dämon mit einem kleinen Knall verließ und in den Wald zu flüchten schien. Damit war der Gestank, der so grausam war, dass Atris sich fragte, wie Caym dabei noch bewusstlos bleiben hatte können, wie weggeblasen. Doch die Gedanken starben schnell ab, als er sah, wie der Dämon JETZT aussah. Denn er hatte sich gänzlich verändert und das rot war fast vollständig verschwunden.

Im Kreis stand jetzt ein in einen schwarzen, schweren Mantel gehüllter, sehr gut gebauter Dämon mit heller, schokoladebrauner Haut. Schwarze Zeichnungen waren auf den Händen zu sehen, so schwarz wie die Krallen, die lang und spitz auf den Fingern prangten. Ein jadegrünes Hemd, das die prallen Muskeln mehr betonte den verbarg lag über die Haut gespannt. Eine enge schwarze Hose bedeckte den unteren Teil des Körpers, die stattlichen Muskeln der Beine weithin sichtbar, nebst zwei schwarzen Handschuhen, die in einer Tasche der Hose hingen. Schwarze Stiefel kleideten die Füße – ob sie wohl auch Krallen hatten?

Die langen Haare waren schwarz mit einem deutlichen unheimlichen Rotschimmer. In ihnen, auf der Stirn, waren zwei kleine schwarze – wie Obsidian wirkende – Hörner? Vielleicht so um die zehn Zentimeter lang und ganz glatt. Doch das unheimlichste waren die Augen…diese goldgelben, mit geschlitzten Pupillen versehenen Augen, die vor Hass und Wut nur so zu brennen schienen und einem fast das Herz aus der Brust zu reißen suchten. Das riesige Schwert auf seinem Rücken – der Schwertgriff, der über die Schulter ragte, spiegelte das wieder – half auch nicht ihn weniger bedrohlich wirken zu lassen.

Atris zitterte am ganzen Leib: Hände, Arme, einfach alles. Er konnte sich nur mit Mühe aufrecht halten und sein Herz raste förmlich, wollte ihn dazu treiben wo weit weg wie nur möglich davonzurennen.

Als der Dämon – sie hatten ihn als Astaroath gerufen – mit den Fingern in der entstandenen Stille fast ohrenbetäubend laut knackte, zuckte er zusammen und trat fast aus dem Kreis hinaus, wurde aber von Salome zurückgehalten.

„Ihr verdammten MENSCHEN.“ Er spuckte das Wort „Menschen“ beinahe aus, absolute Missachtung zeigend. „Ihr wagt es mich zu rufen auf diese dreckige Ebene, voll von euch Gewürm? Und dabei kennt Ihr nicht einmal meinen richtigen Namen und hüllt mich in dieses stinkende Etwas? IHR WAGT ES MICH, EINEN FÜRSTEN, ZU RUFEN?“, schrie er den letzten Satz donnernd heraus.

„Verehrter Dämon Astaroath“, begann Salome, nur um durch die Tot versprechenden Augen des Dämons zum Schweigen gebracht zu werden.

„Astaroth, ASTAROTH, nicht Astaroath, Ihr dämlichen Menschen. Und vergeude meine Zeit nicht mit Einschmeichelungen. Sagt, was Ihr wollt, damit ich wieder gehen kann, und gebt mir meine Belohnung, damit wird das ganze schnell hinter uns bringen können.“

„M…Meine Mutter. Ich will, dass Ihr sie heilt verehrter Astaroth. Sie ist todkrank und ich will, dass sie wieder gesund wird und lange lebt.“, antwortete Atris mit zitternder Stimme. Er hätte es gerne Salome überlassen, aber die Forderung musste er stellen. Seine Zähne klapperten dabei vor Aufregung.
 

Astaroth schaute sich kurz um und sah auf den Opferkreis. Ein Mensch? Das war wieder einmal der übliche Humor der Menschen. Sie dachten, dass ein Menschenleben irgendeine Bedeutung oder einen Wert für ihn hätte. Was sollte er mit einem Angehörigen dieser Würmer? Schwache, unzuverlässige, dumme, ängstliche und hässliche Wesen waren sie. Nur Furcht und Angst stand immer in ihren Gesichtern geschrieben, das wusste jeder Dämon.

Sie hatten wohl jemanden getötet und dachten, dass wäre Ausgleich genug, dachten er könne sich die Seele einverleiben oder ähnliches. Er achtete gar nicht mehr richtig darauf, was da im Kreis lag. Die Mühe war es nicht Wert, so ein Ungeziefer näher zu studieren.

Er machte einen grollenden Laut, hob eine Hand und eine Frucht erschien dort, die er sonst immer in seiner Tasche trug. „Ihr seid wirklich dumm. Wegen der Kleinigkeit hättet Ihr mich nicht rufen dürfen. Wenn Ihr es noch einmal wagt mich zu rufen oder mir unter die Augen kommt, dann werde ich dafür sorgen, dass Ihr einen schmerzhaften, langen Tod sterbt, während dem ihr Euch wünscht nie geboren worden zu sein oder lieber 1000 Tode zu sterben, als gefoltert zu werden.“ Mit diesen Worten, die vor Hass nur so strotzten, warf er die Frucht Atris zu und machte eine Handbewegung. „Damit ist der Handel besiegelt. Verfüttert das eurer wertlosen Mutter. Jeder hat seinen Teil damit erfüllt, habe ich nicht Recht?“ Seine Worte ließen keinen Widerspruch zu und bei der Frage nickten Atris und Salome nur schweigend.

„Und damit Ihr mich nie wieder rufen könnt…“ Mit diesen Worten und dem Senken seiner krallenbewehrten Klaue zerfiel das rote Buch vor Salomes Füßen zu Asche. Sie schreckte zurück und Astaroth grinste nur zufrieden.

Astaroth wandte sich um und wollte gehen, entlassen aus der Bannung durch das schreckliche Grimoire. Er, wie auch alle Dämonen verfluchten den Menschen Salomon noch jeden Tag dafür diese Dinger geschaffen zu haben. Doch langsam hätten doch alle zerstört worden sein sollen, oder hatten sie so viele übersehen?

Weg von der stinkenden Ebene, war das einzige was er im Moment wollte, als seine Jagdinstinkte sich plötzlich meldeten und er sich blitzartig dem Opfer zuwandte. Das war wohl doch nicht so tot, wie er gedacht hatte. Amüsant. Es wand sich leicht, offensichtlich nicht gewohnt an die Fesseln, versuchte sich zu befreien und schien noch halb im Schlaf gefangen. Als er näher trat, schossen die Lider, die noch kurz zuvor die Augen bedeckt hatten, auf und unglaublich grüne Augen starrten ihn an. Da war etwas, was ihn erstaunte, was ihn wirklich erstaunte. In den Augen fehlte jegliche Furcht. Da war Erstaunen, Unglauben, Neugier und Wissensdurst, aber keine Furcht.

Er war amüsiert über diesen Menschen. Da war wohl ein seltenes Exemplar, das nicht ganz so hässlich war und vielleicht nicht ganz so dumm. Und da war Mut, fehlte die Furcht. Er ging näher heran und sah, wie ihm die Augen folgten, der Körper des Menschen aber von ihm wegzuwandern suchte.

„Caym…es tut mir leid.“, hörte er die leise flüsternde leicht gebrochene Stimme des männlichen Etwas, das ihn gerufen hatte. Dieser Mensch hatte wohl nicht angenommen, dass er ihn hören konnte.

Also war Caym der Name des Opfers. Er fuhr mit einem Fingernagel über die zarte, ach so zerbrechliche Haut von Cayms Hals und drückte etwas fester zu, so dass die Haut brach und der rote Lebenssaft herausträufelte. Und da war die Furcht. Er grinste schon zufrieden und wollte zu dem Todesschlag ausholen, als er sah, wie die Angst von Entschlossenheit überdeckt wurde und plötzlich Wut zu sehen war.

Astaroth lachte laut los. Das war nun wirklich amüsant. Er würde ihn wohl noch etwas quälen, bevor er ihn tötete und zurückkehrte. Die Schmerzensschreie wollte er sich nicht entgehen lassen, und so bewegte er seine Kralle, die über die Haut ritzte, nach hinten zum Verschluss des Knebels und öffnete ihn. Mit der linken Hand zog er ihn hinaus und als er mit der rechten Hand wieder über dem Hals schwebte, zuckte er erstaunt zusammen. Plötzlich war etwas gänzlich Unerwartetes geschehen. Er spürte einen Druck auf seiner Hand. Der Mensch hatte die Chance genutzt und hatte sich wohl todesmutig in seiner Hand zu verbeißen versucht. Der Druck, den er ausübte, musste seinem Kiefer schon Schmerzen bereiten – schön – und zu Astaroths Erstaunen sah er, wie einige Tropfen schwarzrötliches Sekret seine Hand hinuntertropften. Er riss die Augen auf, als ihm die Erkenntnis kam, dass dieser Caym ihn gebissen hatte und sein Blut zum Rinnen gebracht hatte. Ihm wurde ganz heiß, als er daran dachte, dass dieses Wesen, so schwach und klein wie es war, gegen ihn rebellierte. Instinktiv wusste er, wie er dieses aufsässige kleine Etwas am besten zu Tode quälen konnte – die Chance das zu überleben war nämlich verschwindend. Er vergrub seine linke Hand in dem goldbraunen sanften Haar von Caym und ergriff die Haare. Mit einem Ruck, der gerade nicht so groß war, um diesem das Genick zu brechen, riss er den Kopf zurück, so dass Cayms Mund löste sich. Der kleine Mensch stöhnte und Astaroth spürte, wie ihm das Blut durch den Körper schoss. Daraufhin hob er seine rechte Hand und schlug dem Menschlein hart auf den Kopf, der daraufhin ohnmächtig umfiel. Astaroth betrachtete ihn noch einmal näher. Klein, zerbrechlich, rebellisch und vielleicht intelligent – über die Eigenschaft konnte man streiten, wenn er sich in einem Dämon verbiss. Und irgendwie sah er jetzt nicht mehr so unscheinbar aus, viel verführerischer als es ein solches Wesen eigentlich sein sollte. Vielleicht gab es doch einen interessanten Menschen – zumindest noch.

Er lachte noch einmal schallend auf, warf das bewusstlose Bündel Mensch über seine Schulter, Kopf auf seinem Rücken rastend, und fühlte nach dem Gesäß. Er lächelte ob dessen, was er tun würde und verschwand lachend aus dem Kreis und aus der Welt – mitsamt Caym.
 

Die Flammen erstarben in dem Augenblick, da der Dämon verschwand.

„Was…Was wird jetzt aus Caym?“, fragte Atris Salome mit zitternder Stimme.

„Er wird nicht lange leiden – höchstens etwas. Er ist schon tot. Dämonen halten nichts von Menschen, wie Ihr gesehen habt.“, sprach Salome selbstsicher, doch in Wirklichkeit war sie sich da vielleicht nicht so sicher. Sie wirkte verunsichert auf Atris, so als ob etwas Unerwartetes geschehen wäre.

„Geht und bringt die Frucht eurer Mutter und gebt sie Ihr zu essen. Wenn nötig flößt sie Ihr ein.“, forderte Salome Atris auf.

Atris wischte sich mit einem Ärmel den Angstschweiß und die vereinzelten Tränen aus dem Gesicht, sah die rote, unförmige Frucht kurz an und sprintete dann los. Er hatte heute genug gesehen, vielleicht zu viel. Vielleicht würde es ihm gelingen alles, was er heute gesehen hatte, zu vergessen. Caym war einfach rebelliert und hatte die Flucht ergriffen. Ja, dass war es…

Und so rannte er, Lunge brennend und Herz schwer, zu seiner Mutter…

Reale Alpträume

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Das Spiel beginnt

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...und wird nicht so bald enden

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Verkehrte Welt - Teil 1

Verkehrte Welt
 

Astaroth ging, noch immer lachend, aus dem Zimmer, verschloss es wieder mit etwas Magie und hörte, wie hinter ihm etwas gegen die Tür prallte. Hatte der Kleine es wohl noch einmal aus Wut versucht – wirklich zu amüsant das ganze. Er hätte nie gedacht, dass ein Mensch so viel Unterhaltung bieten konnte. Gewöhnlich war Caym ja offensichtlich nicht wirklich und jetzt würde er wohl noch etwas ungewöhnlicher werden. Bis in alle Ewigkeit würde der Mensch sein Spielzeug bleiben und Manieren würde er in der Zwischenzeit auch noch lernen.

Aber dafür hatte er noch genug Zeit. Jetzt war anderes wichtiger. Sein Unterbewusstsein lenkte seine Schritte automatisch zum nahe gelegenen Arbeitszimmer, das nur ein paar Meter von seinen Privatgemächern entfernt lag.

Die Tür war aus massivem schwarzem schwerem Holz gefertigt und öffnete sich nachdem er wieder etwas gemurmelt hatte, fast wie von selbst. Innen war ein relativ karger Raum, in dem nur ein großer Ebenholztisch und ein paar Stühle standen. An den grauen, schimmernden Wänden hingen ein paar Waffen – von Lanzen über Schwerter bis hin zu Peitschen.

Astaroth ging hindurch und bewegte sich zum Tisch, schwang sein Schwert mitsamt Scheide vom Rücken und legte es griffbereit auf den Tisch und setzte sich wartend hin. Minuten vergingen, bevor eine fast unsichtbare Gestalt, die man nur durch den Luftzug bemerkte, durch die noch offene Tür huschte, sie schloss und sich dann vor dem Tisch postierte, nicht ohne sich vollständig sichtbar zu machen. Es war offensichtlich ein weiblicher Dämon, dessen Haut goldgelb schimmerte. Die kurzen Haare waren von der Farbe puren Goldes und die tiefschwarzen Augen bildeten einen starken Kontrast zu dem restlichen Erscheinungsbild. Sie kniete sich auf den Boden vor dem Tisch, fast mit dem Kopf den Boden berührend und wartete ergeben.

„Du kommst spät Shani.“, sagte Astaroth mit einem Stirnrunzeln. Diese Unpünktlichkeit war er von einer seiner treuesten Dienerinnen nicht gewohnt. Auf sie war eigentlich immer Verlass – sie war so gut wie unsichtbar, aufmerksam und tödlich. Und sie war normalerweise absolut verlässlich.

„Verzeiht Fürst. Ich war überrascht davon, dass ihr zu dieser Zeit auftaucht, aber ich kam, sobald ich wahrnahm, dass ihr euer Arbeitszimmer betreten habt.“ Shani sprach leise, aber deutlich. Ehrfurcht und Ehrerbietung schwangen deutlich in ihrer Stimme mit.

„Shani…dein nächster Auftrag wird einer der wichtigsten sein, den du je hattest. Versage nicht und hör mir aufmerksam zu.“ Er nahm wahr, wie der weibliche Dämon aufsah und noch immer kniend begierig darauf wartete, was man ihr auftragen würde. Astaroth hatte ihr vor langer Zeit – als sie frisch entstanden war – das Leben gerettet und sie in den Künsten unterrichten lassen. Sie würde für ihn sogar in den Tod gehen.

Astaroth atmete einmal tief durch: „Bevor ich weiter ins Detail gehe, möchte ich wissen, ob du mir bis zu deinem Tod, bis in die Folter hinein, bei dieser Aufgabe treu sein kannst. Du weißt, was mit Spionen geschieht – aber du darfst unter keinen Umständen etwas verraten oder dich äußern.“

Shani schaute aus ihren tiefschwarzen Augen auf: „Natürlich Fürst. Ich wurde für diese Aufgaben erzogen und unterwiesen. Ich würde euch nie schaden. Mein Leben gehört euch.“ Sie hätte als schwacher Dämon nicht lange überlebt oder wäre anderen Dämonen zum Opfer gefallen, aber der Fürst hatte sie aufgenommen und nach altem Recht war sie ihm verpflichtet. Er sorgte auch dafür, dass es ihr an nichts mangelte, wenn sie keinen Auftrag hatte. Im Gegensatz zu anderen, die aus ihrer Linie entstammten und nicht viel besser als Abfall behandelt wurden, hatte sie Ansehen – kein anderer Fürst würde ihr das bieten.

„Forcas, dieser elende Hund, plant sicher eine Menge. Meine bisherigen Versuche ihn ausspionieren zu lassen, sind gescheitert. Alle Spione wurden gefasst, angeheuert oder gleich getötet. Ich brauche jemanden verlässlichen, der möglichst viele Informationen sammelt – und du bist eine meiner fähigsten Diener in dem Bereich.“ Eine kurze Pause, damit sie sich dessen bewusst wurde, was er gerade gesagt hatte. Lob war bei Dämonen sehr selten – niemand wollte eingestehen, dass der andere vielleicht besser war - spornte sie aber normalerweise zu Höchstleistungen an. „Morgen wird ein Spion beauftragt, der dieselbe Aufgabe wie du haben soll. Aber da die sehr wahrscheinliche Möglichkeit besteht, dass einer meiner höheren Untergebenen ein Verräter ist, wir dieser Spion sehr bald enttarnt werden. Das ist die Möglichkeit für dich, dich einzuschleichen. Forcas ist sehr gewitzt, aber niemand weiß noch über deine Existenz bescheid und er wird nicht vermuten, dass ich zwei Spione gleichzeitig schicke.“

Shani schaute Astaroth aufmerksam an. „Du sollst – wie auch immer, die Mittel stehen dir frei – möglichst viele Informationen sammeln. Besonders wer der Verräter oder die Verräter bei uns sind, was Forcas vor hat und was er schon getan hat. Außerdem welche seiner Leute durch welche Hilfsmittel „überzeugbar“ wären.“ Er machte eine kurze Pause: „Und du darfst niemandem verraten, das ich dich beauftragt habe oder wozu. Hast du das alles verstanden?“

„Ja Fürst. Ich werde mich gleich auf den Weg machen.“ Sie verbeugte sich wieder tief vor, bis ihr Kopf den Boden berührte, und wartete.

„Du bist entlassen.“ Mit den Worten wurde Shani wieder fast unsichtbar und verschwand wie sie gekommen war – wie in Luft aufgelöst.
 

Astaroth saß noch eine Weile nachdenklich hinter dem Tisch, die Hände am Schwertgriff. Jetzt hatte er seine „Geheimwaffe“ aktiviert, die er nur in Notfällen heranzog. Aber irgendetwas stimmt nicht, da war er sich sicher. Es lag etwas Unheilvolles in der Luft, die Atmosphäre hatte sich drastisch verändert. Und das vermehrte auftreten von Verrätern war äußerst beunruhigend – wie viele waren ihnen noch entgangen?

Wenn der Satan – der jetzige war nicht gerade ein gutes Aushängeschild für den Posten - nicht diese unselige Regelung aufgestellt hätte, hätte er schon lange versucht Forcas am Schlachtfeld zu beseitigen oder Meuchelmörder geschickt. So konnte er weder das eine noch das andere, ohne seine Stellung als Fürst zu verlieren oder das ihm noch schlimmeres widerfuhr. Forcas und er waren aus der Sicht von dem Satan wichtig, um die Balance zu halten. Entweder beide oder keiner sollten existieren als Fürsten. Alles unter dem Deckmantel, die Stärke der Dämonen zu erhalten um sich gegen Angriffe und Übergriffe der Engel zu schützen. Wie er Engel hasste…diese hinterhältigen Wesen. Sie übertrafen die schmutzigen Menschen – Caym war eindeutig eine Ausnahme - noch bei weitem.

Doch das lange sinnieren würde nichts bringen, seine Gedanken drehten sich im Kreis und er verschwendete nur Zeit. Er brauchte etwas Entspannung – schon wieder wollte er sich in dem Menschen vergraben, ihn kosten und in ihm versinken. In einem Wesen, das ihn fast schon abhängig machte und langsam zu einer Droge wurde. Das Gefühl der Gefahrlosigkeit hatte etwas Ungewöhnliches, etwas Berauschendes an sich.

Astaroth stand auf, nahm sein Schwert und befestigte es wieder an seiner Halterung am Rücken, ging dann aus dem Zimmer und verschloss es mit einem Murmeln. Wie immer waren die Gänge absolut leer und der kurze Weg zu seinen Privatgemächern kam ihm fast wie eine Ewigkeit vor. Als er vor der großen Tür stand, löste er den Bann und öffnete den Eingang zu dem Zimmer. Er sah schon das Bett und sein schlafendes Spielzeug – es war wohl erschöpft – als er einen aufgeregten Ruf hörte, der ihn stoppte: „Fürst Astaroth, Fürst Astaroth!“. Der Dämon keuchte schwer und war sichtlich außer Atem, eine große Fleischwunde an seinem rechten Arm ließ das Blut langsam auf den Boden tröpfeln. „Verzeiht Fürst, für mein Eindringen, aber es ist wichtig. Ein Trupp Engeln ist in unsere Sphäre eingedrungen.“ Er machte eine kurze Pause, während derer er eine Hand auf die Wunde legte und zudrückte – ein verzweifelter Versuch den Lebenssaft in sich zu behalten.

„Und wieso sollte mich das interessieren? Du dringst hier ein, in meine Privatbereiche und berichtest mir so etwas?“ Astaroth sah nicht sehr erfreut aus. „Ver…Verzeiht Fürst…ich bin noch durcheinander. Sie sind gerade einmal drei Kilometer vom Palast entfernt, genau beim Außenposten angelangt und ich konnte gerade noch zu euch kommen um Nachricht zu erstatten…sie sind auf dem Weg hierher.“ Der Dämon zitterte offensichtlich vor Angst – vor den Engel aber im Moment besonders vor dem großen Fürsten, der nicht gerade für seine Gnade bekannt war.

Sie waren so nahe? Er musste etwas unternehmen, und das schnell. Die Tür schloss sich hinter ihm mit einem dumpfen lauten Geräusch, nachdem er sie mit vollem Schwung zugeworfen hatte. Astaroth musste jetzt so schnell wie möglich zu den Stallungen und der kürzeste Weg war durch den Garten. Er fing an zum nächstgelegenen Ausgang zu rennen und schrie dabei im Befehlston: „Benachrichtige den Hauptmann der Garde. Einheiten 3, 4 und 7 sollen mit mir kommen. Geh JETZT. SOFORT!“ Der Dämon erschrak, stürmte dann aber davon, einzelne Blutstropfen zeigten den Weg an, den er genommen hatte. Widerrede war keine Option, Ungehorsam würde mit harten Strafen geahndet und das wusste er.

Astaroth beachtete ihn nicht mehr weiter und rannte wie blind durch den engen Gang hinaus ins Freie, sah die ihm wohlbekannte Umgebung nicht weiter an und lief durch den gesamten Privatgarten zu der kleinen Öffnung, die zu den Stallungen führte. Ein paar gemurmelte Worte, und innerhalb nur eines kurzen Augenblicks war sie sichtbar und offen.

Er rannte zu den Stallungen, die sich gleich vor ihm erstreckten – groß und offen gestaltet mit wunderlichen Kreaturen, die dort ein neues zu Hause gefunden hatten. Ein Wiehern war zu hören, das deutlich machte, dass da etwas wusste, dass sein Herr gekommen war. Zielstrebig fand Astaroth seinen Weg in die Richtung, vorbei an Zwingern für furchtbare Wölfe, Behausungen für kleinere Drachen und noch andere Tiere, bis er dort ankam, wo das Geräusch hergekommen war. Er öffnete die Gittertür und heraus trabte ein immenses schwarzes Pferd mit flammendem rotem Haar – besser gesagt hatte es Flammen anstatt des Haares und leuchtende, fast brennende rote Augen. Der Nachtmahr Hiuma, der seit seiner Geburt an den Dämon fixiert worden war und ihm als treues Reittier diente. Ein Brandzeichen in der Form des Zeichens des Fürsten zeigte deutlich den Besitz an. Astaroth ging in den Bereich hinein, aus dem das Tier gekommen war, und nahm sich ein Kettenhemd, das dort an der Wand hing, und streifte es sich schnell über. Dann ging er zurück zu Hiuma, schwang sich in einer fließenden Bewegung auf den Rücken des Tieres, auf dem sich eine stark vereinfachte Version eines Sattels befand. Er gab durch ein kurzes Andrücken seiner Schenkel das Zeichen für den Start und bestimmte die Richtung durch leichtes Drücken auf der jeweiligen Seite. Zügel waren unnötig, behindernd und nur eine Gefahr im Falle eines Kampfes.

Das edle Ross stürmte davon, durch die saftigen gelben Wiesen und durch einen engen Tunnel hinaus ins Freie. Hinten im öffentlichen Bereich der Stallungen konnte man zu dem Zeitpunkt hören, wie die Garden sich bereit machten und ihre Tiere bestiegen – doch Astaroth achtete nicht darauf, sondern spornte seinen Nachmahr noch weiter an, damit er möglichst schnell die Pest von Engeln vernichten konnte. Damit er Zeit hatte, sich seinen wichtigeren Problemen zu widmen. Seinen Frust über den Spion und das Verbot Forcas umzubringen, konnte er sicherlich an den Engeln auslassen und sie dafür in Dutzenden sterben lassen. Er grinste, während sein Pferd fast über den Weg flog und die silberstämmigen, schwarz belaubten, krummen Bäume sich in einem irrwitzigen Tempo abzuwechseln schienen.

Nach nur wenigen Minuten konnte er schon förmlich den Gestank dieser Kreaturen riechen – widerliche Engel waren hier in der Welt fehl am Platz und fingen schon beim Eintritt in die Sphäre an zu verrotten, zu verfallen und einen unheimlichen Gestank in seine Nase zu wehen. Weit war er nicht mehr von ihnen entfernt. Er brachte sein Ross zum stehen und wartete, bis die Garden auf ihren viel zu langsamen, kleineren Nachmahren mit blauem Haar nahe genug waren, bevor er sein Schwert zog und ein Grinsen aufsetze. Blut würde fließen – das vermaledeite blaue Blut dieser grässlichen Himmelswesen. Mit Genugtuung würde er sich vorstellen, dass er all das Forcas antat, was jetzt kommen würde. Astaroth lachte noch einmal laut auf, stieß dann einen ohrenbetäubenden Kampfschrei aus und gab seinem treuen Hiuma das Signal vorzupreschen. Das Tier wieherte aufgeregt auf, bäumte sich und hob die Vorderhufe, nur um sie dann so kräftig in den Boden zu rammen, dass Abdrücke zurückblieben und stieß sich dann wieder vom Boden ab - eine Wolke schwarzen Staubes hinterlassen. Es preschte mit einer unglaublichen Geschwindigkeit vor. So schnell, dass keiner der Dämonen der Verstärkung hinterherkommen konnte und sie abermals nur weit abgeschlagen ihrem Herrn folgen konnten.
 

Zur selben Zeit wachte Caym an einem ganz anderen Ort wieder einmal auf. In seinem Dämmerzustand hatte er einen dumpfen Schlag wahrgenommen, ihn aber ignoriert, bis sein Körper ihm eindeutig das Signal zum Aufwachen gegeben hatte. Diesmal war er besser aufgewacht und nicht gerade nachdem er auf diese erniedrigende Art und Weise benutzt worden war. Das änderte aber nicht viel daran, dass sein Rücken ihn fast umbrachte, sein After sich anfühlte, als hätte jemand ihn mit einer Bürste grob bearbeitet und ihn sonst auch alles schmerzte. Zu allem Überfluss meldete sich langsam das Bedürfnis sich zu erleichtern. Er hob kurz seine Arme und drehte seinen Kopf, um zu kontrollieren, ob er überhaupt die Möglichkeit bekommen hatte einen annehmbaren Ort zu suchen – hier in diesen vier Wänden. Das Halsband war noch immer an seinem Hals, aber er war nicht wieder an das Bett gefesselt und seine Hände waren diesmal nicht mit Fesseln „verziert“ worden. Er widerstand dem Impuls sich an der in letzter Zeit zu häufig benutzten Stelle, die zu allem Überfluss noch juckte, zu kratzen und setzte sich langsam im Bett auf – nur um ein unangenehmes Stechen zu spüren, dass er geflissentlich zu ignorieren suchte. Der Schmerz hatte ihn dazu brachte, seine Hände als Entlastung auf dem Bett aufzustützen. Dabei traf seine rechte Hand die Wasserflasche, die er nahm und ein paar Schlucke daraus trank – durstig war er noch immer. Caym schaute sich ein wenig um, nur um sicherzugehen, dass der Dämon nicht irgendwo lauerte, stand dann langsam vom Bett auf und ging gemächlich – so schnell es eben seine Schmerzen zuließen – zu dem „Badezimmer“. So hatte er das Zimmer mit den ganzen Wasserspielen für sich getauft und es schien zu passen.

„Verdammter Astaroth, Verdammter Astaroth…“ fluchte er auf seinem scheinbar langem Weg immer wieder. Irgendwie hatte sich der Name des Dämons eingeprägt und er konnte nicht anders, als beim Gedanken an ihn nicht mehr einfach an ein Wesen der Unterwelt zu denken, sondern an den einen Namen. Er wusste auch genau wieso. „Verdammter Astaroth…ich HASSE ihn.“ Es war zum verzweifeln…

Als er schlussendlich im Badezimmer ankam, fand er, was er suchte – ausnahmsweise hatte er einmal Glück nach den ganzen Tagen. An der rechten Seitenwand befand sich eine Steinplatte mit Löchern, unter der offensichtlich ein Rinnsal floss. Caym ging hin und erledigte sein Geschäft, nicht ohne dabei noch ein paar Mal über die Behandlung, die ihm der Dämon zuteil hatte werden lassen, zu fluchen und bei dem Gedanken daran stark zu erröten. Jetzt wurde es nur noch deutlicher, was für gravierende Nachteile das ganze hatte neben der Erniedrigung, die es bedeutete. Er wollte nicht wirklich länger hier bleiben und weiter über Sachen sinnieren, die er noch nicht ändern konnte. Ihm wurde nur zu deutlich bewusst, dass er immer noch nackt war, seine Kleidung war weg und es gab ein Ankleidezimmer hier. Vielleicht sollte er etwas suchen, was nicht ganz so groß war und es ausborgen – auch auf die Gefahr hin, dass Astaroth wütend wurde. Das Bad war schnell verlassen und er durchquerte das Zimmer bei weitem schneller als vorher, nur um im Ankleideraum ratlos die viel zu großen Sachen einzeln zu betrachten. War er wirklich so klein geraten? Eines nach dem anderen musste er wieder zurückhängen – wenn er schon Ärger mit dem Dämon bekommen sollte, dann sicher nicht weil er die Kleidung durcheinander gebracht hatte - bis er es verzweifelt aufgab etwas Passendes zu finden und sich einfach die kleinste schwarze Hose, das engste Hemd und einen Gürtel mit Emblem – es gab keine ohne – schnappte. Er zog alles an und sah sich in dem Spiegel, den er beim anprobieren entdeckt hatte und der nicht aus poliertem Silber zu sein schien, an. Er musste laut auflachen als er sein Spiegelbild betrachtete. Alles wirkte zu lächerlich und besonders in der Kombination. Die schwarze Hose hing tief auf seinen Hüften und drohte immer herunterzurutschen, hätte sie nicht der Gürtel, der nur noch seine „Rundungen“ betonte, an Ort und Stelle gehalten. Das Hemd in einem kräftigen Rot war viel zu weit und fiel immer wieder an einer Schulter herab und entblößte sie. Caym schüttelte den Kopf und ging dann hinaus. Was sollte er tun? Fluchtmöglichkeit gab es im Moment wohl keine und zu tun gab es auch nichts. Unterbewusst lenkte er seine Schritte schon zum Bett, als ihm die Tür wieder ins Auge fiel. ‚Ich muss einfach schauen…ich will hier weg…schlimmer als hier kann es doch kaum noch werden.’ Nun gut, von Dämonen wusste er nicht viel – vielleicht gab es schlimmere Exemplare wenn er es logisch durchdachte, aber dass würde sich wohl rausstellen, falls er je die Möglichkeit hatte zu entkommen.

Seine rebellische Natur zwang ihn fast dazu zur Tür zu gehen, aber als er dort ankam und sie anfassen wollte, zuckte seine Hand wie von selbst immer wieder kurz vor dem Ziel zurück. Erfahrung, eingeprägte Erinnerungen – alles nicht zu seinem Vorteil. Er stampfte einmal wütend mit dem Fuß auf und griff dann die Tür beherzt an – nur um fast vor Erstaunen auf den Boden zu fallen. Da war kein Stromschlag, keine Sache, die ihn zwang von seinem Vorhaben abzulassen. Er drückte die Schnalle hinunter und öffnete das, was ihn von der Freiheit am dringendsten trennte, einen Spalt und schaute hinaus. Alles war leer, wirkte wie ausgestorben. Die Wände sahen auch draußen aus, als wären sie aus dem Stein geschlagen und kein Geräusch war zu hören. Er fasste sich ein Herz, stieß die Tür auf und trat mit einem Seufzer aus dem Zimmer auf den Gang hinaus – erst ein Fuß, dann der andere.

Langsam und vorsichtig, die Ohren weit offen ging er einen Schritt nach dem anderen immer weiter vom Zimmer weg – nicht ohne die Tür zu schließen und so ein Zeichen für sich zu setzen, dass er dieses Kapitel in seinem Leben auch beendet hatte.

Caym wusste nicht wohin, sah sich öfter ratlos um. Vor ihm erstreckte sich ein sehr langer Gang, der nur von einigen wenigen Türen durchbrochen wurde. Wenn er diesem folgen müsste, wäre die Gefahr entdeckt zu werden sicher sehr groß. Nervös kratze er sich immer wieder am Kopf und überlegte, ging vorsichtig weiter und wischte sich den Schweiß, der durch seine Nervosität zu fließen angefangen hatte, von der Stirn. Das Hemd, das ihm immer wieder runterrutschte, nervte ihn und er schob es immer wieder hoch um seine Schulter zu bedecken. Warum musste auch Astaroth so groß sein? Oder er so klein?

Schlussendlich schlich er sich, an die Wand angelehnt, schon fast angeschmiegt, durch den Gang weiter, immer auf der Hut, immer wieder zusammenzuckend wegen jedes kleinen Windhauchs. Verschreckt schaute er sich andauernd um, beäugte die Tür, an der er vorbei schlich, und machte einen kleinen Bogen rundherum. Die an der anderen Wand, starrte er gebannt an, immer fürchtend, dass etwas dort herausspringen könnte. Sein Herz schien in einer Lautstärke zu klopfen, mit der es jeden aus einem Kilometer Entfernung auf seine Spur hätte bringen müssen und sein Blut pochte in seinen Ohren und rauschte wie ein Wasserfall. Es machte ihn fast taub und er hatte Angst nicht zu hören, wenn sich etwas gefährliches ihm näherte. So schien sich der Gang bis ins Unendliche auszudehnen, er kam nur schleppend voran, bis sein Blick auf einen kleinen Lichtschimmer auf dem Boden an der gegenüberliegenden Seite fiel, der ihn an draußen, an die Freiheit erinnerte. Was ihn dort erwartete, wusste er nicht, aber das Risiko war sicher nicht größer, als hier länger zu verbringen. Er löste sich vorsichtig von der Wand, eine Hand nach der anderen, schaute sich noch einmal verschreckt um und rannte so leise er konnte hinüber. Und da war wirklich eine Öffnung, ein Tunnel der nach draußen zu führen schien. Die Luft, die ihm sanft um die Nase wehte, trug einen leicht süßlichen, ihm vertrauten Geruch mit sich, den er aber im Moment nicht zuordnen konnte. Das Licht versprach Freiheit und er folgte dem Versprechen, ging langsam den engen Tunnel entlang und konnte beobachten, wie es immer heller wurde. Seine Schritte beschleunigten sich, bis er endlich die Öffnung vor sich sah. Geblendet von Licht blieb er kurz stehen, atmete einmal tief durch und seufzte laut. Reflexartig schoss seine Hand vor und legte sich auf seinen Mund. Angst gehört und entdeckt worden zu sein beschlich ihn, er drehte sich ruckartig um und starrte gespannt mit weit geöffneten Augen in die jetzt dunkel scheinende Richtung, aus der er gekommen war. Dann fasste er sich ein Herz, schüttelte sich kurz, drehte sich wieder und ging weiter…

Verkehrte Welt - Teil 2

Astaroth konnte die wütenden und zugleich entsetzten Gesichter der Engel sehen, als er sich ihnen näherte, und stieß einen Freudenschrei aus. Er würde die paar dutzend niedermetzeln, bevor seine zu langsamen Truppen überhaupt eine Gelegenheit dazu hatten nachzukommen.

Seine Hand verirrte sich automatisch zum Griff des mächtigen blauen Schwertes und zog es mit einer eleganten Bewegung aus der Scheide. Er spornte Hiuma mit einem Druck seiner Schenkel weiter an, der Nachmahr wieherte auf, seine Augen glühten wie die seines Herrn und es schien scheinbar auf die Engelsbrut zuzurasen – mitten in sie hinein. Das Schwert surrte auf die rechte Seite in einem eleganten schrägen Schlag nach unten und forderte sein erstes Opfer. Die weiße Bekleidung des Engels färbte sich blau, während er krampfhaft mit seiner Hand den Hals hielt, unter der das Blut trotzdem weitersprudelte. Er sank auf die Erde, wo das Pferd über ihn trampelte, was ihm aber keine besonderen Qualen mehr bereitete, da sein Körper nur noch automatisch zuckte. Währenddessen hatten sich die Himmelswesen wieder beruhigt und ihre Bogen und Schwerter gezogen. Doch durch eine geschickte Bewegung zur Seite wich Astaroth dem ersten Pfeil aus, der an seinem Kettenhemd abprallte und schon fand sein Schwert den nächsten Engel, der blutend zu Boden fiel. Astaroth stützte sich mit einer Hand auf seinem Pferd ab, sprang dann auf den Sattel, bevor er sich mit den Beinen abstieß und mit beiden Händen den Griff des Schwertes umklammernd zuschlug. Ein Arm fiel auf die Erde und ein Schrei war zu hören, doch Astaroth stoppte nicht, sondern verfiel in einem Kampfrausch, einen Durst nach Blut. Eine kleine Drehung und ein Schlag nach unten und der nächste fiel mit einer blutenden Wunde auf die Erde. Immer mehr färbte sich die Kleidung des Dämons mit dem blauen Saft und seine Augen glitzerten vor Kampfeslust, sein Verstand war in anderen Sphären und ein grimmiges Lächeln war auf seinem Gesicht. Er wehrte zwei Schläge von Engeln ab, die dachten, dass sie so eine Chance hatten, sprang zur Seite und schlug einem der beiden den Kopf ab. Dessen Augen starrten ihn wie erstarrt an, kurz bevor er auf den Boden aufschlug und der Körper leblos zusammensank. Der nächste Pfeil traf ihn unvorbereiteter, doch prallte er von seinem Kettenhemd ab und würde nur einen blauen Fleck hinterlassen. Der Schütze schrie auf, als ihn Hiuma mit seinen Hinterläufen traf und das monströse Pferd ihm die Rippen brach. Das spornte ihn nur noch mehr dazu an, zuzuschlagen und immer schneller zu werden. Das Schwert nahm eine atemberaubende Geschwindigkeit an und schien in seinen Händen schon fast zu pulsieren, lebendig zu werden, umso mehr Blut es aufnahm. Es glühte förmlich blau, die Flecken auf ihm tauchten es in ein unheimliches Licht. Der nächste Schlag traf einen Engel, der gerade die Flucht nach hinten ergreifen wolle und durchtrennte einen Flügel, bevor es sich durch das Fleisch grub und das Blut auf den Boden träufeln ließ. Der Schrei war grässlich, doch in Astaroths Ohren genau das richtige. Noch ein Engel wurde abgewehrt und einer traf ihn am Arm, doch durch einen geschickten Sprung nach hinten konnte er ausweichen und trug nur einen Kratzer davon. Er schlug dem Kämpfer mit dem Schwertgriff ins Gesicht und drehte sich dann schnell um, um dem Störenfried die Hand abzuhacken, bevor sich das Schwert in die Rüstung bohrte und das Herz stoppte, nur um dort kurz stecken zu blieb. Der Dämon wandte sich in seinem Blutrausch dem nächsten zu – einen Bogenschützen – fasste seinen Kopf mit beiden Händen und drehte ihn mit einem starken Ruck. Man hörte ein Knacken und sah, wie sich die Augen verdrehten, bis anstatt der Farbe nur noch weiß sichtbar war. Nur um dann wieder das Schwert am Griff zu packen, dessen Scheide, als das jetzt der Körper diente, auf den Boden gefallen war, mit einem Fuß zu fixieren und es mit einem Ruck heraus zu ziehen. Mit dem Schwung schlitzte er einen herbeigeeilten, der die Gunst der Stunde nutzen wollte, noch auf. Er knurrte einmal kurz, suchte nach neuen Gegner, doch alle waren im Rückzug begriffen – die Augen auf die Nachhut gerichtet, die jetzt angekommen war. Astaroth stand mit vor Blut triefendem Schwert da, die Zähne gefletscht und sein Blut kochte vor Aufregung förmlich. Es war noch nicht genug…er wollte mehr. Einer der Engel wollte noch vorstürmen, doch dann hörte er noch flüsternde Worte: „Unsere Aufgabe ist erledigt…Rückzug.“ Und damit waren alle Flügel der Engel weithin sichtbar und glühten förmlich – bis sie in einem gleißenden Licht verschwanden.

„Verdammt.“, knurrte Astaroth. Etwas stimmte hier nicht. Sein Vergnügen hatte sich gerade verabschiedet und noch dazu mit so merkwürdigen Worten – und das nach so kurzer Zeit und nachdem gerade seine kleine Truppe angekommen war. Irgendetwas störte ihn daran, doch sein Verstand war noch vernebelt und er roch noch immer den Gestank von lebenden Engeln – schwach aber doch. Er bohrte sein Schwert in einen wimmernden Körper vor sich, der offensichtlich nur einige schwere Kopfverletzungen davongetragen hatte, und drehte es genüsslich in der Wunde um, um es dann mit einem Ruck herauszuziehen. Noch immer der Gestank…und dann diese ominöse Aufgabe. Und das so kurz nach einer Beschwörung in die Menschenwelt.

Und da traf es ihn wie ein Blitz. „Hiuma – HIERHER“, rief er und sprang mit einer Bewegung, in der er das Schwert wieder in die Scheide gleiten ließ, ohne es zu reinigen, auf das Pferd, dass sofort gekommen war. Er drückte stark zu und trieb es an, so schnell es konnte. Seine Gardeleute, an denen er vorbeirauschte, als wäre die gesamte Armee der Engel hinter ihm her, sahen ihn verdutzt an und waren ratlos. Doch es interessierte ihn nicht – wie hatte er sich so täuschen und in die Falle führen lassen? Aber damit rechnete doch keiner. Er wünschte sich, dass er schneller reiten konnte, spornte seinen Nachmahr weiter an, um doch noch rechtzeitig einzutreffen, bevor das schlimmste passierte. Er roch den Gestank stärker, als er dem Palast näher kam und stieß einen wütenden Schrei aus, während er zielstrebig auf die Stallungen zuraste…
 

Viel zu helles Licht. Das war es, was Caym sah, als er aus dem Tunnel heraustrat und das ihn dazu zwang, seine Augen zu schließen und seine Hände davor zu halten. Irgendetwas stimmte hier nicht. Als er seine Augen vorsichtig wieder öffnete und erst nach oben schaute, fiel ihm auf, dass da keine Sonne, sondern zwei am Himmel standen – eine rote und eine strahlend weiße. Er schüttelte seinen Kopf, bevor sein Blick über die Bäume mit der goldenen und silbernen Rinde und dem Schwarzen Blattwerk weiter zu dem Platz schweifte, von wo das grelle Licht gekommen war. Jetzt standen dort mehrere Wesen, die mit riesigen ausgebreiteten Flügeln und einer extrem blassen Haut unwirklich und zerbrechlich aussahen und doch genauso wirkten, wie sie in allen Büchern beschrieben worden waren. Engel…das mussten Engeln sein. Da war er sich sicher. Und so wie sie um denjenigen mit langem weißem Haar mit einer einzelnen violetten Strähne versammelt standen, war er der Anführer. Wenn die Geschichten wahr waren, dann würden sie ihn retten und ihn befreien. Der Gedanke, der sich in sein Gehirn geschlichen hatte, dass Astaroth nicht so schlimm sei und vielleicht etwas nicht stimmte, wurde sofort wieder verbannt. Vorsichtig wollte er sich ihnen nähern und etwas sagen, als die stechenden eisblauen Augen des Anführers auf ihn fielen und ihn erstarren ließen. Gütig war etwas anderes und sein Herz schien ob des eisigen Blickes zu erstarren. Angst stieg in ihm auf. Er wollte umdrehen und fliehen – alles in seinem Körper wollte dem Impuls folgen, doch sein Stolz ließ es nicht zu. Gab es etwas schlimmeres, als wie eine Frau benutzt zu werden? Es war verpönt und geächtet in der Grafschaft – fast in der ganzen Welt. Die Antwort, die sich in seinem Kopf anfing einzuschleichen wurde durch das, was er hörte, unterbrochen.

„Ein menschlicher Verräter…“ hörte er die verächtlich klingende Stimme des Engels. „Kyriel, bringen wir ihn doch gleich um.“ Kam die ungebetene Antwort eines anderen. Also war der Name des Anführers Kyriel.

„Ich bin kein Verräter, ich bin ein Gefangener.“ Sagte er mit harter Stimme, trotz der zitternden Knie – wieso hatte er dieses Gefühl der puren Angst nie bei Astaroth, aber bei diesen himmlischen Wesen zitterte er… Und nach alle dem was er hier erlebt hatte und durchmachen musste, wagten sie es ihn Verräter zu nennen?

Kyriel sah ihn mit verächtlichem Blick an, runzelte die Stirn und hob die Augenbraue: „Jeder Mensch, der nach dem Kontakt mit Dämonen noch lebt, ist ein Verräter. Jeder Mensch, der nicht auf unseren Befehl hierher kam, um sich zu opfern und zu sterben, ist ein Verräter. Die Menschen gehören uns, sind unser Werkzeug, unsere Opfer. Wer uns nicht gehört, ist ein Verräter.“ Der Engel zog sein Schwert langsam aus der Scheide und ging näher, die Flügel auf den Rücken gelegt und mit einer Hand auf Caym zeigend: „Und du bist das schlimmste, was ich seit langem gesehen habe. Gekleidet wie ein Dämon, mit dem Zeichen eines Dämons, das dich unter seinen Schutz stellt und völlig ohne Wunden. Ich werde dich vernichten und deine Seele auslöschen, in die tiefsten Tiefen der Qualen verbannen.“ Er grinste, bevor er das Schwert hob um zuzuschlagen. Caym hatte nicht bemerkt, dass das Himmelswesen schon so nahe gekommen war und fing an zurückzuweichen. Im Vergleich dazu war Astaroth das, was man als Engel bezeichnete. Mit weit aufgerissenen Augen sah er die Mordlust und wünschte sich in seiner Verzweiflung nie geflohen zu sein – rebellisch sein hatte die Grenze da, wo sie ihn ausweglos in die Augen des Todes blicken ließ, ihn in den Abgrund des als guten getarnten Bösen sehen ließ. Seine Weltsicht war dabei zu zerbrechen, in kleine Staubkörner zu zerfallen. Alles hatte sich in den letzten Tagen verändert und nun auch noch das. Alles war verkehrt. Und er wünschte sich in dem Augenblick nur, nicht zu sterben und das ihn irgendetwas retten würde. Er drehte sich um und rannte so schnell er konnte weg, nur um von einer eiskalten Hand am Hals gepackt und nach hinten gezogen zu werden und einen kalten Körper an seinem zu spüren. Er wurde gedreht, um den Engeln, die noch immer an ihrer Ankunftsstelle warteten, in die Augen zu sehen und ein Schwert legte sich an seine Kehle. Er stand nur mit aufgerissenen Augen und zitternden Händen da, schon fast am aufgeben. Jede Bewegung brachte ihn näher an das Mordinstrument, das danach trachtete sein Blut zu ziehen. „Schauen wir einmal, wie dieser Verräter quieken wird, wenn wir ihn aufschlitzen.“ War die inzwischen für ihn furcht erregende Stimme von Kyriel zu hören. In dem Augenblick wehte ein warmer Wind einen süßlichen, vertrauten Geruch zu ihm und Caym sah auf, seine Augen weit geöffnet, als ihm die Erkenntnis kam, an was ihn der Duft erinnerte. Eigentlich wollte er ihn verfluchten, aber im Moment war er nur froh.

Astaroth kam auf einem Pferd, das in Flammen zu stehen schien, in den Garten gerast, sah Caym erstaunt an und sprang dann mit einer eleganten Bewegung vom laufenden Ross herunter. Er zog das blaue Schwert, das grimmig zu glühen schien, aus seiner Scheide. „Verdammtes Engelspack“ war das einzige, was er zu ihnen sagte – mehr waren sie nicht wert. In der Luft lag purer Hass, der schon fast greifbar war, keine Seite rührte sich, doch es war nur eine Frage der Zeit, bevor sie aufeinander losgehen würden. „Ich werde jetzt den Verräter – deinen Verräter – umbringen.“ Und damit wusste Caym, dass sein Todesurteil gesprochen war. Mit dem Schwert an seiner Kehle, Astaroth so weit weg und er im Schussweg, hatte er keine Chance. Wut stieg in ihm hoch. Wenn er schon der Spielball für einen war, dann wollte er nicht noch für den nächsten einer werden – besonders, wenn der dabei war ihn umzubringen. Er schüttelte den Kopf und dabei ritzte ihm das Schwert als Erinnerung daran, was kommen würde, die Haut auf und ließ einige Blutstropfen seinen Hals entlang rinnen. Seine Hände, vorher nutzlos und einfach nur lästig, suchten verzweifelt nach einem Ausweg, nach einer Möglichkeit sich aus dieser auswegslosen Situation zu befreien. Immer wieder erschaudernd bei der Kälte, die der Körper hinter sich ausstrahlte, fand er schließlich etwas, dass wärmer war und anders wirkte. Er ertastete es vorsichtig und hoffte, dass es das war, was er dachte. „Ich wünsche dir alles Schlechte, Verräter. Ich werde deine Beschreibung weitergeben und dafür sorgen, dass du als genau das in die Analen eingehst.“ Flüsterte ihm Kyriel mit eiskalter Stimme ins Ohr und erhöhte den Druck auf das Schwert langsam, so dass die Haut langsam brach und mehr Blut zu fließen begann. Das war alles was Caym brauchte. Er griff zu und schloss seine Hand um das, was er gefunden hatte, holte aus und stach mit aller Hoffnung, die er noch hatte, zu. Am Widerstand und dem Schrei, der nun folgte, war deutlich zu erkennen, dass er Recht gehabt hatte. Es war eine Waffe – offensichtlich ein Stichwaffe. Er drückte mit aller Kraft weiter, bohrte es tief ins Fleisch und drehte das Instrument in der Wunde. Der Engel schrie abermals auf, sein Bein aufgespießt und malträtiert von seiner eigenen Waffe, von einem schwachen Menschen, einem Verräter, verwundet. Caym spürte, wie das Schwert, das ihn fast ins Jenseits befördert hatte und die ganze Zeit über an seinem Hals gewesen war, sich löste und hörte, wie es zu Boden fiel. Er zog sein Hilfsmittel noch mit einem Ruck aus Kyriel, duckte sich und rannte so schnell er konnte in Richtung Astaroth, immer darauf bedacht, den Angriffweg freizulassen. Nur weg von diesen Monstern, die sich als Engel tarnten.

Doch sein Glück war ihm wohl nicht länger hold. Ein anderes Himmelswesen zog einen Dolch, hob die Hand zum Schuss bereit, und wollte ihn damit offensichtlich aufspießen. Er schloss schon die Augen, ließ das Instrument in seiner Hand achtlos fallen, während er weiter rannte, versuchte damit das unausweichliche auszublenden. Doch anstatt eines Schmerzes war das einzige was er wahrnahm, dass er gepackt und gedreht wurde. Er spürte eine angenehme Wärme und nahm den vertrauten Geruch wahr. Als seine Augen sich öffneten, sah er Astaroth, der sich vor ihn gestellt hatte und dort blutete, wo wie ein Zahn, der sich ins Fleisch gebohrt hatte, etwas aus der Schulter ragte. Caym schaute ihn mit großen ungläubigen Augen an, zog den Dolch schnell heraus und schleuderte ihn mit einer Bewegung zum Absender zurück – genug Übung im Kampf hattet er, nur sein Körper hatte sich die ganze Zeit geweigert, ihm zu gehorchen. Jetzt handelte er reflexartig. Astaroth fletschte die Zähne, atmete tief ein und stieß einen Kampfschrei aus, bevor er – die Augen voller Blutdurst – auf die Gruppe der Himmelswesen zustürmte und Caym ungläubig stehend zurückließ. Die Welt hatte sich verkehrt, war auf den Kopf gestellt und er konnte es nicht glauben. Vor ihm lagen jetzt wahrlich die Scherben seines Weltbildes – von allem, was er je gelernt hatte. Alles musste neu aufgebaut werden.

Er sah, wie der Dämon mit hoch gehobenem Schwert vorstürmte, ausholte und den ersten Engel wie einen Baum fällte, bevor die anderen nur noch „Rückzug“ flüsterten und ihre Flügel hektisch ausbreiteten um in einem gleißenden Licht zu verschwinden – so wie sie gekommen waren. Zurück blieb der tote Engel und Kyriel, der sein Bein mit beiden Händen festhielt. Er fing an zu fluchen, als er wahrnahm, dass seine Untergebenen geflohen waren, ohne ihn mitzunehmen.
 

Mit dem Verschwinden der Feinde, hatte sich Astaroths kochendes Blut langsam wieder beruhigt, nur der unglaubliche Gestank eines Engels stach noch in seiner Nase. Die Tatsache, dass sein Spielzeug hier und nicht in dem Zimmer war, ärgerte ihn unglaublich. Er hatte sich absolut merkwürdig verhalten und sein Körper hatte sich fast automatisch bewegt und so seinen Besitz vor dem sicheren Tod gerettet.

Doch zuerst zu dem Engel. Astaroth näherte sich dem Gegner, der in ansah, als ob er ihn mit seinem Blick töten wollte, und sah die violette Strähne. Der Dämon hörte nun auch, wie seine Soldaten endlich ankamen und spürte ihre erstaunten Blicke in seinem Rücken. „Ein Thron? Hahaha.“ Ein herzhaftes Lachen. „So viel Glück muss gerade ich haben.“ Ein grausames Lächeln erschien auf seinem Gesicht, eines das Qual und Martyrium versprach, bevor die Welt das Himmelswesen zerfressen hatte. Er wandte sich um und sagte zu seinen Soldaten: „Fesselt ihn und bringt ihn in die Folterkammer. Und findet so viel heraus wie möglich, bevor er stirbt.“

Damit war die Sache für ihn erledigt und er konnte sich seinem anderen Problem widmen und steckte sein Schwert wieder in seine Scheide, als er sich umdrehte. „Ein Dämon mit einem Mensch als Schoßtier…zu komisch. Du musst der wohl schwächste Dämon sein, der mir je untergekommen ist, wenn du so etwas brauchst.“ Ein Lachen, nur unterbrochen von einigen Hustern, folgte der Aussage. Der Engel wusste wohl nicht, wann man aufhören sollte. Die Dämonen schauten ratlos hin und her, der Mensch war ihnen auch schon aufgefallen und sie hatten sich gewundert. Astaroth wand sich noch einmal um und trat ihm mit dem Fuß mit voller Wucht in die Eingeweide. Dann schüttelte er seinen Fuß übertreibend, hielt seine Nase mit einer Hand und sagte nur kühl: „Tja…das muss so ein stinkender unterentwickelter Abfall wie du sagen. Bringt ihn sofort weg und falls er noch etwas in der Richtung sagen sollte, schneidet ihm die Zunge ab.“ Astaroth drehte sich um und sah seine Männer warnend an. Daraufhin rannten sie förmlich zu dem Wesen, das so dumm war den Fürst zu beleidigen, packten es und schleppten es unter wiederholten Schlägen aus dem Garten in Richtung Stallungen. Sie selbst schien der Wunsch anzutreiben, aus den Augen des Fürsten zu verschwinden, bevor sein Zorn sie traf.

Der Fürst wartete noch ein wenig, bevor er sich Caym zuwandte, der noch immer wie angewurzelt an der Stelle stand, an der er ihn zurückgelassen hatte. Der Mensch schüttelte immer wieder ungläubig den Kopf, einzelne Tränen rannen die geröteten Wangen herunter.

Sein Körper bewegte sich automatisch zu seinem Spielzeug und bevor er es realisieren konnte stand er schon vor dem Menschen, hob die Hand und schlug für seine Verhältnisse fast sanft zu. Das führte zu einer sofortigen Reaktion: Caym schaute wütend auf, alle Sorgen und Tränen waren aus den Toren zur Seele verschwunden. Die ganze Aufmerksamkeit galt ihm, dem Dämon. Astaroth überlegte sich innerlich schon die passende Bestrafung für sein ungehorsames Schoßtier – wie der Engel den Menschen genannt hatte. Er packte ihn am Nacken, beschloss dabei endgültig, dass er ihm ein Halsband maßschneidern lassen würde und fing an ihn in den Palast zu zerren. „Lass los, LASS LOS. Ich habe die Nase voll von alle dem. Ich bleibe hier, ich gehe nicht wieder zurück.“ Caym drehte sich mit einem Ruck um, versuchte sich aus dem Griff zu winden, der aber nur stärker wurde und starrte dann auf die Blutstropfen, die von Astaroths Schulter auf die Erde vergossen wurden. Der Kampf hörte sofort auf und der Dämon sah, wo der Blick seines Kleinen lag. „Alles wegen dir…alles wegen DIR. Du wirst dafür bestraft werden, dass du aus dem Zimmer gegangen bist – ich habe es dir nicht erlaubt.“ „Von einem Verbot habe ich aber auch nichts gehört.“ Entgegnete Caym wütend – wenigstens konnte er sich mit dem Dämon unterhalten. „Ich dachte du wärst intelligent genug und nicht dumm. Dämonen töten Menschen normalerweise und was Engel machen, hast du ja gerade bemerkt. Außerdem gehörst du mir.“ „Ich gehöre niemandem.“ Wie oft hatte er das schon gedacht und gesagt? „DU GEHÖRST MIR.“ Der Ton der Stimme war kalt, die Hand um den Hals des Menschen drückte sich enger zusammen. „Und du wirst für dein Benehmen bestraft, bis du verstehst, dass du mir gehörst – für immer und ewig und darüber hinaus. Außerdem schuldest du mir eine Menge.“ Das Blut das auf den Boden tropfte schien sich mit seinem Ursprung verschworen zu haben, lockte Cayms Blick auf sich und lenkte ihn ab. Mit den Worten lockerte Astaroth seinen Griff am Hals, packte beide Arme seines Spielzeugs und schmiss den Kleinen unsanft über seine Schulter. Ein herausgepresster Atemstoß war zu hören. Astaroth spürte erst ein Strampeln und dann einen stechenden Schmerz dort, wo er verwundet worden war und wo er von den Befreiungsversuchen des Menschen getroffen wurde. Er stieß einen leisen Laut des Unwohlseins aus und nahm dann wahr, wie sein Caym ruhig in sich zusammensank.

Es ging durch den Garten, wieder hinein in den Palast, in das Zimmer, wo der Dämon den Sack neben dem Bett nahm, weiter zum Arbeitszimmer, wo er eine Peitsche von der Wand zog, bevor ihn dann seine Schritte wieder zurück in den Garten führten. Während der ganzen Zeit war Caym ruhig auf seiner Schulter gelegen – offensichtlich bedacht nicht noch mehr Schaden an der Wunde zu verursachen. Das beruhigte Astaroths Wut und so würde die Strafe weitaus milder ausfallen, als zu Anfang angedacht…

Muss Strafe wirklich sein?

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Kleinigkeiten?

Kleinigkeiten?
 

Astaroth strich mit seiner Hand über Cayms Rücken und wunderte sich, wie verletzlich doch Menschen waren. Es war zwar bekannt in der Dämonenwelt, aber wirklich eines dieser Wesen lebendig gesehen hatten noch nicht viele, erst Recht nicht lange genug um es zu studieren. Er ließ seine Gedanken schweifen, während seine Finger über die zarte, viel zu empfindliche Haut wanderten. Eine seiner Krallen ritzte dabei über den Körper und hinterließ eine rote Spur auf dem rosafarbenen Untergrund.

Caym zuckte zusammen und wand sich instinktiv ein wenig, doch dann er rührte sich nicht weiter. Offenbar war er noch viel zu erschöpft, um aus seinem Halbschlaf zu erwachen. Astaroth lächelte kurz zufrieden und entfernte die Kralle von der Haut, denn er wollte seinen Besitz nicht weiter beschädigen. Er hatte seinen Menschen gewaschen und noch mit einer Heilsalbe die Wunden behandelt, was ungewöhnlich für ihn war, denn normalerweise kümmerte er sich um seine Sexpartner nicht weiter und scheuchte sie nach dem Geschlechtsverkehr davon. Ein Spielzeug, das beschädigt war, das Narben aufwies, war nicht das was er wollte. Wenn er seine Befriedigung bekam, wollte er auf die glatte Haut schauen, wollte immer wieder die roten Spuren sehen, die er und nur er verursachen würde.

Astaroth spürte wie diese Gedanken ihn wieder in Stimmung brachten etwas zu tun, was ihm allzu sehr gefiel. Das Blut wanderte in die Bereiche, die dafür die größte Aufmerksamkeit verlangten und sein Glied fing an leise aber beständig nach einer Scheide zu verlangen. Seine Hand wanderte den Rücken, auf dem sie noch immer lag, hinab, bis sie eine der runden Backen erreichte und dort hinein kniff. „Au…was soll das?“, kam wie automatische die Antwort aus dem Munde seines Menschen, der sich auf seine Arme aufgerichtet hatte und ihm seinen Kopf zuwandte. Grüne Augen starrten ihn aus halbgeschlossenen Lidern an, an denen noch etwas Schlaf klebte. Der Mund war leicht geöffnet und schien Astaroth fast wie eine Einladung, die er auch sofort annahm. Seine Lippen fanden die warmen Cayms, seine Zunge strich erst vorsichtig über die Zähne, die trotz ihrer Härte keinen Widerstand versuchten und fand dann ihren Gegenpart. Es war ein Spiel, das die beiden Muskeln ausführten, warm und feucht ineinander verschlungen, sich immer wieder um die Herrschaft streitend. Die Oberhand und die Führung übernahm dabei einzig und allein Astaroth, der mit einer Hand weiter über das Gesäß wanderte und dabei dem immer näher kam, wo er eindringen wollte. Die andere strich über den Hals des Menschen, wie eine stille Ermahnung nichts zu versuchen, was das Spiel unterbrechen könnte. Er spürte, wie der Kleine anfing nach Atem zu ringen, wie das Blut ihm in den Kopf und in die gegenteilige Richtung gleichzeitig zu schießen schien. Sah, wie die Wangen sich rot färbten und die Augen sich ungläubig öffneten, der Schlaf nun vollständig aus dem Gesicht gewichen war. Der Anblick war mehr als erregend und sein Bedürfnis mehr zu tun, wuchs von Minute zu Minute an, das Pochen wurde stärker und verlangte nach Aufmerksamkeit. Bevor seinem Menschen die Luft ausging, löste er seinen Mund, entfernte sein Gesicht nur etwas, so dass noch einzelne Fäden sie verbanden. Er wollte Cayms Körper näher an seinen bringen, die Wärme, die so offensichtlich präsent war durch die neue Färbung der Haut, auf sich spüren – doch dazu kam es nicht mehr.

„Fürst Astaroth? Fürst, es ist wichtig.“, hallte es laut durch seine Privatgemächer. Automatisch wandte sein Kopf sich der Tür zu und die Wut war so deutlich in seinen Augen zu sehen, dass der Dämon sicherlich das Weite gesucht hätte, wenn er es nur hätte bemerken können. Astaroth strich noch einmal über Cayms Hals und betrachtete kurz seinen Menschen, der die dünnen Decke mit seinen Händen umklammerte und mit weit aufgerissenen Augen auf den Eingang starrte. Immer wieder spürte der Dämon, wie sein Kleiner versuchte die Decke hochzuziehen, was ihm aber kläglich misslang, da noch sein volles Gewicht darauf lastete.

„Fürst, ich hatte bisher keine Zeit mit Euch zu sprechen seit dem kleinen Zwischenfall. Aber ich muss JETZT mit Euch sprechen.“, sprach die halbdurchsichtige Figur, die im Zimmer vor der Tür stand. Astaroth erkannte den Dämon sowohl an seiner Stimme als auch an seinem Aussehen, auch wenn jede Farbe fehlte. Vom Bett aufstehend knurrte der Dämonenfürst genervt ob der Störung, während sein Körper sich im Moment danach sehnte sich in Caym zu vergraben. Die Distanz zu der durchsichtigen Figur hatte er in Windeseile überwunden und er riss die Tür mit einem plötzlichen Ruck auf, nachdem er schon vorher ein paar Worte gemurmelt hatte. Vor ihm stand ein hoch gewachsener Dämon mit violetter Haut und pechschwarzen Haaren, die sich in zwei geschwungenen langen schwarzen Hörnern teilweise verfingen. Die Hand, die ausgestreckt auf der Tür geruht hatte, senkte sich schnell, als Astaroth den Störenfried mit seinen goldgelben Augen musterte. Damon, seine rechte Hand, der ihm eigentlich die Kleinigkeiten vom Hals halten und ihn entlasten sollte, störte ihn gerade sehr. Seine ganze Haltung zeigte deutlich wie unerfreut er war und seine Aura versprach einen schnellen Tod, wenn es nicht eine anständige Begründung hierfür gab. Die gelben Augen seines Dieners waren noch immer starr auf ihn gerichtet, bevor der Dämon einmal deutlich schluckte, seine Emotionen unter Kontrolle brachte und seinen Herrn gefasst ansah.

„Fürst Astaroth, verzeiht die Störung, aber das ist wichtig.“, sagte Damon mit nur noch leicht bebender Stimme.

„Was ist so wichtig, das du mich HIER störst?“, kam die Antwort in kürzester Zeit. Astaroth starrte seine „Rechte Hand“ noch immer an. Er fand es unfassbar, dass dieser es wagte hierher zu kommen, ohne vorher die Erlaubnis dafür bekommen zu haben. War er so unzuverlässig und würde er sich einen neuen Diener suchen müssen? Bisher war Damon gehorsam und loyal gewesen, aber das Verhalten gerade war seltsam.

„Fürst, ich habe gehört ihr wärt in der Menschenwelt gewesen und hättet etwas von dort zurückgebracht.“ Kurz stoppte der Dämon seine Rede und schaute erst seinen Herrn an, bevor seine Augen weiter schweiften und den Menschen auf dem Bett erblickten. Astaroth wusste genau, was Damon erblickte und seine Wut vergrößerte sich nur noch mehr. Das war sein Zimmer, sein Caym und niemand hatte ein Recht in seine Privatsphäre zu schauen. Er knurrte einmal laut und die gelben Augen seines Dieners wandten sich ihm blitzartig wieder zu. Die Haltung zeigte eindeutig, dass er sich ertappt fühlte, dass er wusste, dass er etwas Verbotenes getan hatte.

„Ähm…verzeiht Fürst.“, kam es leise und fast demütig aus Damons Mund, der seinen Kopf senkte, bevor er weiter sprach. Der Blick Astaroths lastete aber noch immer auf ihm, und der Fürst wusste genau, dass sein Diener es spüren würde. „Ich… Ich…“, kam es noch zögernd aus dem Mund Damons, bevor er endgültig all seinen Mut, von dem er sonst genügend hatte, zusammen nahm und weiter sprach: „Ich habe Gerüchte gehört, dass Ihr einen ekelhaften Menschen mitgebracht habt und er noch lebt. Und jetzt sehe ich ihn in Eurem Zimmer, wohlbehalten und nicht ausgeweidet. Ich will es mir nicht anmaßen, aber das wird Eurem Ruf schaden – schon jetzt fangen einzelne Dämonen an zu munkeln Ihr würdet mit diesem…diesem…Ding Sex haben, dass Ihr so schwach geworden wärt, dass Ihr es nicht mehr mit einem Dämon machen könnt. Ihr solltet dieses Gewürm töten und allen zeigen, dass die Gerüchte falsch sind.“ Damon wartete und sah seinem Fürsten in die Augen, in die langsam blutrote Farbe lief, die anfing das Weiß des Augapfels zu ersetzte und die fast Funken zu sprühen schienen.

Astaroth ging langsam auf seinen Diener zu, der mit weit geöffneten Augen zurückwich, immer nur genug um die Distanz zu wahren. Die Tür wurde zugeschlagen und das Geräusch hallte unwirklich durch den ganzen Gang.

Als kein bisschen weiß mehr zu sehen war, schossen mit einem kleinen Knall tiefschwarze lederartige Flügel aus dem Rücken Astaroths und mit einem lauten Schrei, der unglaublichen Hass und Wut ausdrückte, schossen die Krallen des Fürsten vor, um seine Beute zu zerfleischen. Damon konnte nur entkommen, weil er schneller war als fast jeder Dämon und erkannt hatte, was vorging. Er schoss auf die Seite und knallte gegen eine Wand, weil er nicht mehr rechtzeitig abbremsen konnte. Ein Stöhnen entwich dem Diener, bevor er seine Augen wie ein gehetztes Tier wieder dem furchtbaren Monster vor sich zuwandte.

„Verzeiht…Verzeiht Fürst. Das war nicht meine Meinung. Ich versuche Euch nur zu beschützen Fürst. Verzeiht. Ich habe nie gedacht, dass Ihr schwach seid. Verzeiht.“ Während er die Worte murmelte, wich er weiter nach hinten, alle seine Sinne forderten ihn auf zu fliehen.

„Geh. GEH! Wenn du mir heute noch einmal unter die Augen kommst, dann töte ich dich, werde dich häuten, flüssiges siedendes Metall trinken lassen, deine Eingeweide um einen Baum wickeln und noch vieles mehr. Wenn ein Dämon so etwas erzählt wirst du ihn eigenhändig töten oder ihn mir ausliefern! Und jetzt GEH!“, schallte die jetzt unheimlich tiefe Stimme durch den gesamten Gang, hallte von den Wänden wieder und umgab den zitternden Damon von allen Seiten.

„J…Ja…Fürst. Natürlich. Verzeiht. Ich gehe und werde mich an Eure Befehle halten.“, stotterte er, bevor er mit der ihm größtmöglichen Geschwindigkeit davonrannte, so schnell wie möglich aus den Blickfeld Astaroths verschwindend.

Der Fürst sah seinem Diener mit noch immer blutroten Augen nach, die Hände öffneten und schlossen sich immer wieder während die Krallen sich bei jeder neuen Bewegung in die Haut bohrten, die sich schon wieder geschlossen hatte, bevor all das wieder von Neuem begann.

Astaroth atmete schwer und knurrte bei jedem Mal, bei dem er die Luft ausstieß und versuchte sich noch immer im Gang stehend zu beruhigen. Minuten vergingen, bevor seine Gedanken sich wieder ordneten und er spürte, wie seine Flügel langsam wieder verschwanden und er wusste, dass seine Augen langsam wieder ins Weiße übergingen. Wieso hatte Damon ihn auch dermaßen reizen müssen. Ihn so weit bringen, dass er ihn ohne zögern in der Luft zerrissen hätte? Er würde seinen Diener ab jetzt genau beobachten. Noch eine Verfehlung und es würde ihn sein Leben kosten. Astaroth atmete noch einmal tief durch, bevor er wieder zu seinem Zimmer ging, ein paar Worte murmelte und die Tür öffnete. Caym saß im Bett, die Decke über die Beine und hoch bis fast an den Hals gezogen.

Als er Astaroth sah, starrte er ihn so lange an, bis der Dämon sich fragte, ob er noch Spuren seiner Verwandlung aufwies, doch das war unmöglich. All seine Gedanken wurden mit einem Mal jäh unterbrochen, als sein widerspenstiger Mensch anfing zu sprechen, eher zu schreien: „Was sollte das? Was sollte das?“ Der Kleine sah Astaroth aus seinen grünen Augen mehr als wütend an, fast ein Spiegel der Emotionen, die der Dämon gehabt hatte, bevor er aus dem Zimmer gegangen war. Er musste lächeln und ging näher zum Bett, doch bevor er es erreichte, schoss Caym hoch, aus dem Bett und schlug mit einer Faust auf das Gesicht vor sich. Eine der Hände des Dämons fing sie auf, umklammerte sie und drückte sie bestimmt nach unten. Das Lächeln war verschwunden und die Wut wieder zurückgekehrt.

„Lass das. Du gehörst mir.“, sagte er mit bedrohlich leiser Stimme, die Augen starr auf seinen Menschen gerichtet.

„Lass du das doch. Ich gehöre…“, doch Caym sprach diese Worte lieber nicht aus, nicht nach dem was heute passiert war. „Auf jeden Fall will ich wieder nach Hause. Bring mich zurück, ich habe hier nichts zu suchen.“, verlangte er mit nur leicht zitternder Stimme.

Bevor Caym noch weiter reagieren konnte, hatte Astaroth seine Faust losgelassen, sich gebückt um etwas aus dem Sack zu holen und befestigte das in Windeseile am Halsband. Er strich einmal sanft über die Wange des Menschen, bevor er an der Kette, die in seiner Hand lag und das war, was er eingehakt hatte, kurz zog. Der Kleine fiel durch den Ruck auf ihn und der Dämon packte ihn am Kinn, zog seinen Kopf hoch und küsste ihn unsanft, Besitz ergreifend. Die starken Lippen pressten sich mit großem Druck auf die zarteren, Astaroth schob seine Zunge ohne große Vorwarnung in die Mundhöhle des anderen und drängte den Muskel dort zurück, zeigte von Anfang an seine Dominanz. Sein Mensch schmeckte süß, verlockend und sein eigenes Blut pochte in seinen Lenden stark und wollte mehr, so viel mehr. Trotz der unsanften Behandlung spürte er, wie Caym wärmer wurde, sich aber gleichzeitig verzweifelt versuchte mit seinen Armen von ihm weg zu drücken. Eine Hand des Dämons schlang sich schnell um die Hüfte und massierte eine Pobacke, während die andere Hand noch immer die Kette fest hielt. Seine Zunge massierte die Cayms, spielte mit ihr nach seinem Takt, bis er das Gefühl hatte, dass der Mensch Luft brauchte. Er löste den Kuss, ohne sich aber von seinem Kleinen zu lösen, hielt ihn dabei immer noch fest an sich gedrückt.

Schwer atmend stand Caym vor ihm, sein Gesicht rot angelaufen durch die Aktivität und den Luftmangel.

„So, und jetzt gehen wir etwas besorgen. Und du wirst brav sein und nicht versuchen wegzulaufen oder zu reden, wenn du nicht gefragt wirst, oder ich werde dich wieder bestrafen – aber diesmal so, dass du mehrere Tage keinen Schritt mehr gehen kannst.“ Dabei rieb Astaroth sein Gemächt gemächlich an Caym, so dass dieser auch verstand, was er meinte. Offensichtlich funktionierte das auch, denn der Mensch sah den Dämon mit weit geöffneten Augen an, die Hände noch immer auf der Brust seines Gegenübers liegend, aber er versuchte sich nicht mehr von ihm wegzudrücken.

Caym grummelte einmal, bevor er dann sagte: „Okay, ich habe es verstanden. Lass mich jetzt bitte los.“ Das Wort „bitte“ versah er mit einem sarkastischen Unterton, der Astaroth nicht entging. Dieser musste daraufhin laut lachen, ließ den Menschen los und ging, leicht an der Kette ziehend, in Richtung Anziehraum.

„Ich bin kein Hund…also lass das. Ich kann selbst gehen.“, murrte Caym, während er mit seinen Händen selber versuchte an der Kette zu ziehen, was er schnell aufgab, als der Dämon ihn wütend anstarrte. „Ja, ich bin ja schon brav…ganz furchtbar brav.“, gab Caym seinen ungebetenen Kommentar ab.

Astaroth wusste genau was er tun wollte, den Anblick seines Menschen im Garten hatte er noch genau in Erinnerung. Leider auch den der dreckigen Engel, aber den verdrängte er schnell wieder, denn der Gefangene würde noch genügend leiden, bis die Welt ihn von innen aufgefressen hatte. Doch jetzt zu etwas amüsanterem.
 

Nur Minuten später fand sich Caym voll bekleidet – fast genauso bekleidet wie bei seinem Fluchtversuch – vor der Türe wieder. Der einzige Unterschied war, dass das Hemd größer war und nur noch mehr offenbarte. Die Hose, die anscheinend aus dehnfähigem Material war, war trotzdem zu groß und wurde nur von einem Gürtel auf den Hüften gehalten. Caym rollte mit den Augen bei dem Gedanken daran wie er aussah mit der Kleidung und der Kette, die von seinem Halsband ausging. Warum musste er das alles nur durchmachen? Aber besser jetzt einmal mitzuspielen, als Peitschenhiebe oder das was der Dämon ihm angedroht hatte, durchmachen zu müssen. Er rieb sich kurz mit der Hand über den Rücken und spürte dort fast keine Wunden mehr. Astaroth hatte ihn also wirklich mit irgendetwas eingerieben und es war kein Traum gewesen. Das war fast schon nett, aber wahrscheinlich wollte er „seinen Besitz nicht beschädigen“. Caym schnaufte einmal und merkte dann einen Zug an der Kette. „Hey, du brauchst nicht zu ziehen. Ich habe schon gesagt, dass ich dir folgen werde.“, sagte er wie immer viel zu jovial. Der Blick der ihm daraufhin entgegenkam, lies ihn erschaudern. Diese Augen drückten so viel Stärke aus und trugen so viele Emotionen in sich.

„Wenn wir aus der Tür heraus sind, dann sprichst du nur noch wenn du dazu aufgefordert wirst und du bleibst in meiner Nähe. Verstanden?“, fragte Astaroth den Menschen eindringlich. Caym nickte nur kurz und schloss dann schnell zu dem Dämon auf, damit dieser nicht wieder auf die Idee kam an der Kette zu ziehen.

Caym beobachtete und hörte, wie Astaroth ein paar Worte murmelte und dann die Tür öffnete, die ihm selbst so oft den Durchlass verweigert hatte. Gemeinsam gingen sie hinaus auf den Gang den er schon von seinem kleinen Ausflug kannte. Doch diesmal ging es nicht hinaus in den Garten und an die frische Luft, sondern an dem offenen Durchgang zur rechten vorbei und weiter geradeaus, dem gewundenen Weg folgend, dessen Steinwände an der Seite nur selten von Türen zu beiden Seiten unterbrochen wurden. Caym wunderte sich insgeheim, was wohl hinter diesen Wänden zu finden wäre, doch beim Gedanken an die blutrünstigen Engel und den Dämon, der ihn vorher angesehen hatte, als ob er etwas Ekel erregendes wäre, verflog die Neugier, die sonst immer so präsent war, schnell wieder. Immer wieder schien Astaroth, der ihn gerade an einen ihm völlig unbekannten Ort zu einem ihm völlig unbekannten Zweck schleifte, nur darauf hinweisen zu wollen, dass er ohne ihn schutzlos war und nicht lange überleben würde. Caym seufzte noch einmal laut auf. Wie sollte er von hier entkommen ohne jeglichen Verbündeten. Die zwei Sonnen hatten ihm mehr als deutlich gezeigt, dass er nicht mehr auf seiner Welt war und so sicherlich Magie nötig war, um zurückzukommen.

„Halt.“, unterbrach ihn die tiefe Stimme des Dämons in seinen Gedankengängen. „Wir sind da.“ Mit diesen Worten öffnete Astaroth eine Tür, die den Blick auf eine Art Werkstatt frei gab, in der ein einzelner Mann stand, der den ganzen Raum mit seiner Präsenz beherrschte. Doch alles war leicht verraucht, so dass er nichts genau erkennen konnte. Caym öffneten schon seinen Mund, doch schloss ihn schnell wieder, als er den Blick Astaroths auf sich bemerkte. Diesmal gewann der Verstand über den Impuls und er blieb stumm.

„Usol, ich brauche deine Dienste.“, rief Astaroth als er in das Zimmer trat, leicht an der Kette ziehend, die er in der Hand hatte. Das wäre aber nicht notwendig gewesen, da Caym nicht vorhatte zu fliehen - Wohin auch? - und er ärgerte sich darüber.

„Fürst Astaroth, welche Ehre Euch hier zu haben. Womit kann ich Euch dienen?“, kam sofort die Antwort von der Gestalt, die jetzt auch für den Menschen immer deutlicher zu erkennen war. Der Dämon – denn ohne Zweifel war er einer – war sehr kräftig gebaut. Die Muskeln waren von einer Größe wie Caym sie noch nie zuvor gesehen hatte, was im Zusammenhang mit der dunkelblauen Farbe der Haut merkwürdig wirkte. Der Kopf war kahl, kein einziges Haar war zu sehen und als sie näher kamen, konnte man erkennen, dass eine riesige Narbe quer über das rechte Auge verlief und das andere war violettweißlich gefärbt, schien aber nicht wirklich in ihre Richtung zu schauen.

Usol rümpfte die Nase, bevor er wieder ein Wort verlor: „Habt ihr vor kurzem Menschen getötet? Hier riecht es sehr intensiv danach.“

„Nein.. Ich habe einen Auftrag für dich: Du sollst ein Nar-Gach für einen Menschen anfertigen. Das Beste, das du je gefertigt hast. Und ja, das Wesen lebt noch und du riechst es im Moment. Du wirst darüber Stille bewahren. Bevor ich es vergesse…ich bestelle hiermit auch gleich Kleidung für den Menschen. Du dürftest ja in Kürze wissen wie groß er ist und wie er ungefähr beschaffen ist.“ Das war alles was Astaroth sagte und Usol verlor kein Wort, verzog keine Miene sondern stampfte mit schweren Schritten an ein anderes Ende des Raums und fing dort an zu arbeiten. Was er genau machte konnte Caym nicht sehen, da dieser Dämon mit dem Rücken zu ihnen saß. Es wurde langweilig, er wurde ungeduldig und hätte selbst eine Unterhaltung mit Astaroth als wünschenswert empfunden. Doch die Androhung einer Strafe hing noch immer unheilvoll in der Luft. Es war zum Verzweifeln, dass in dieser Welt anscheinend der einzige, mit dem er irgendetwas machen konnte gerade der Dämon war, der ihn zu Sex gezwungen hatte.

„Fürst. Kommt ihr bitte mit dem Menschen her?“, schallte es plötzlich von hinten, nachdem schon einige Zeit vergangen war. Caym spürte nur, wie Astaroth sofort nach diesen Worten an seiner Kette zog, murmelte daraufhin leise, kaum hörbare Flüche und erntete dafür nur einen wütenden Blick des Dämons. Er dachte sich, dass er sich vielleicht einmal merken sollte, dass dieses Wesen offensichtlich sehr gut hören konnte.

„Nehmt ihm das alte ab und legt ihn auf den Tisch hier.“, kam es von Usol, sobald die beiden den hinteren Teil des Raumes erreicht hatten. Caym wich beim Anblick des kleinen Steintischs mit den komischen Verzierungen instinktiv zurück, wurde aber sofort von den starken Armen seines Dämons gepackt und auf den Tisch gesetzt. Er hatte Angst, wollte nicht hier bleiben. Wer wusste schon, was ihm passieren würde, aber er hatte keine Wahl. Hier aufmüpfig zu werden, würde ihm eine Strafe einbringen, der er lieber entging.

Leicht zitternd blieb er auf der kalten Platte liegen. Gleich darauf entfernte Astaroth das Halsband, an dem die Kette lag, doch trotz der scheinbaren Freiheit rührte sich Caym nicht, denn er wusste, dass er keine Chance hatte aus dem Raum zu entkommen und war noch viel zu geschafft vom bisherigen Tag. Er sah, wie Usol ein neues Halsband übergab. Es war schwarz wie die Nacht, schien dabei aber regelrecht zu strahlen. Das rote Symbol in der Mitte, das nur ein wenig von dem wohl unvermeidlichen Ring verdeckt wurde, wirkte, wie aus Edelsteinen gefertig, als ob die Farben lebten und sich bewegten. Der Ring, der an dem Halsband befestigt war und nur einen kleinen Teil des Kreuzes verdeckte, schimmerte golden mit braunen Intarsien in der Farbe der Haut seines Dämons. Als sich der Gegenstand in Astaroths Hand seinem Hals immer mehr näherte, verschwand es aus seinem Blickfeld. Er spürte nur noch, wie es sich locker um seinen Hals legte, hörte wie Worte von zwei Seiten gemurmelt wurden, während eine Hand seines Dämons ihm über den Kopf fuhr und ihn beruhigte. Er wusste nicht wieso, aber die Berührung gab ihm ein Gefühl von Sicherheit. Caym war sehr müde, spürte, wie die Kraft ihn verließ und seine Augen sich langsam schlossen. Bevor er noch etwas sagen oder machen konnte, schlief er mit den leise gemurmelten Worten der zwei Dämonen in seiner Nähe im Ohr, ein.
 

So wie es aussah, hatte alles funktioniert. Astaroth betrachtete seinen Menschen, der ruhig und friedlich auf der Platte schlief, verziert mit dem neuen Halsband und strich einmal mit der Hand darüber. Es war perfekt, einfach perfekt. Sogar besser als er es sich vorgestellt hatte.

„Gute Arbeit, Usol. Die Entlohnung wird wie immer direkt an dich entrichtet und ich hoffe deine Arbeit mit der Kleidung wird genauso vorzüglich. Ich lasse dir freie Hand dabei.“, sagte der Fürst, die Augen dabei aber immer fest auf Caym gerichtet. Jetzt, wo alles besprochen war, wollte er nicht mehr länger warten, nahm seinen Menschen hoch und trug ihn, in seinen Armen liegend, davon. Ruhige Atemgeräusche waren das einzige, das die Stille unterbrach, als Astaroth das Zimmer verließ und den dämonenleeren Gang entlang schritt.

In seinen Privatgemächern angekommen, ging er zur Schlafstätte und legte seinen Kleinen vorsichtig auf das Bett. Lange konnte Astaroth sich diesem Anblick nicht entziehen, seine Augen wanderten immer wieder zurück zu seinem Menschen, der dort so friedlich lag. Das Bedürfnis Caym zu berühren führte dazu, dass seine Hand sich unter dessen Hemd verirrte, die weiche Haut auf dem Bauch streichelnd. Astaroth knurrt einmal laut, bevor er die Kleidungsstücke von seinem Menschen, der keine Gegenwehr zeigte, entfernte. Er schmiss sie achtlos auf die Seite, denn sein Blut pochte schon zu laut in seinen Ohren, sein Verstand verlangte zu sehr nach etwas anderem als der Aufmerksamkeit für diese Unwichtige Kleinigkeit. Der rote Saft, der auch durch seine Adern pulsierte, schoss ihm bei dem was er da sah, nur noch schneller in die Lenden, er wollte noch einmal das Gefühl genießen, dort vergraben zu sein. Immer wieder über die Hüften seines Gespielen streichelnd, wartete er auf eine Reaktion. Einen Aufschrei, ein Stöhnen, ein Ausdruck des Widerwillens, der sich im Laufe der Zeit in pure Lust verwandelt würde, wollte er hören. Doch es kam nichts. Caym blieb still und friedlich schlafend auf dem Bett liegen, schien nichts von all dem zu bemerken. Offenbar hatte die Zeremonie zu viel Energie gekostet und Menschen waren eben schwächer als Dämonen. Seine Erektion ebbte so schnell wieder ab, wie sie gekommen war und Astaroth war mehr als enttäuscht von seinem Körper. Frustriert seufzte er einmal. Vielleicht sollte er ausruhen und Kräfte sammeln für die morgige Besprechung? Mit diesen Gedanken im Kopf entledigte er sich schnell seiner Kleidung, um diesen Tag jetzt so schnell wie möglich ausklingen zu lassen und legte sich ins Bett. Er zog Caym zu sich, umklammerte den kleinen Körper so, dass dessen Rücken zu ihm lag, die Wärme mehr als präsent. Schnell zog er noch die Decke über sie beide. Dann schlief er so ein, mit beiden Armen den Menschen fest umklammernd.

Auftakt

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Wie die Zeit vergeht…

Wie die Zeit vergeht…
 

Caym seufzte einmal leise, bevor er das Buch, das er noch Momente zuvor angestarrt hatte, mit mehr Kraft als nötig zuschlug. Es war zum Verzweifeln. Inzwischen saß er schon Tage in diesem viel zu leeren Zimmer fest und musste sich die Zeit mit diesen merkwürdigen Werken dämonischer Schreibkunst vertreiben. Der Raum hatte noch immer nicht mehr zu bieten als das Bett und den Schrank, der inzwischen immer oben war und aus dem er sich bedienen konnte. Die Leere nagte immer mehr an seinen Nerven, wenn er es nicht mehr aushielt die Ergüsse der Dämonen zu lesen und versuchte sich anderweitig abzulenken.

Dadurch, dass das Essen immer verfügbar war, würde er nicht verhungern, dafür hatte Astaroth offensichtlich gesorgt, aber gegen seine Langeweile bekam er nur ausgewählte Sachen zu lesen, die so ganz und gar nicht sein Geschmack waren. Erst hatte er noch gedacht, dass er darin vielleicht Hinweise entdecken würde, wie er aus dieser fremdartigen, merkwürdigen Welt entkommen oder zumindest mehr Wissen und Verständnis für die Abläufe hier und deren Bewohner finden könnte – doch das war eine grobe Fehleinschätzung gewesen. Inzwischen war er von den brutalen Texten, den halb unverständlichen Ausführungen über Magie und den inkonsistent geschilderten, geschichtlichen Abläufen nur noch genervt. Dabei hatte er hier nichts anderes zu tun, keine andere Beschäftigung. Alle Fluchtversuche waren mehr als nur gescheitert. Die Erinnerungen an die drei Dutzend Stromschläge und die blauen Flecken, die er sich bei dem Versuch geholt hatte, die viel zu kleinen Löcher für das Wasser im Baderaum zu untersuchen, waren eindeutig noch sehr lebendig in seinem Kopf. Auf den nassen Steinen konnte man den Halt leicht verlieren und offenbar hatten sich einige Algen gebildet, die die Oberfläche rutschig machten – ein Fehltritt und schon landete man schmerzhaft dort, wo man nicht hinwollte. Inzwischen hatte er es aufgegeben so den Weg in die Freiheit zu suchen.

Zu seinem Entsetzen sehnte er sich schon seit Tagen immer wieder nach Gesellschaft, wartete voller Ungeduld darauf, dass Astaroth endlich wieder in dem Zimmer auftauchte und zumindest ein paar Worte mit ihm wechselte – bis dann wieder die allabendliche Betätigung begann, die er lieber ausgelassen hätte. Kein anderer war in Sichtweite und selbst wenn, dann hatte er nach der Lektüre, die er hier zu lesen bekommen hatte, das Gefühl, dass sie ihm eher den Hals umgedreht hätten, als nur eine Silbe mit ihm zu sprechen. Wie es schien, hatte er es mit seinem leicht sexsüchtigen, übermächtigen Dämon nicht so schlecht erwischt, auch wenn jedes Gespräch schon nach wenigen Minuten immer mit dem Einen zu enden schien. Doch selbst dagegen wehrte er sich zu seiner wachsenden Betroffenheit nicht mehr so, wie ganz zu Anfang. Vielleicht war es inzwischen Gewohnheit – nach geschätzten zwei Wochen in der Fürsorge Astaroths – aber er hatte inzwischen sogar angefangen es zu genießen, auch wenn er das niemals seinem Sexpartner gegenüber zugeben würde, solange er bei Verstand war. Seine Überlegungen in der Richtung, zu denen er ja genügend Zeit hatte, hatten ihn zu der Erkenntnis geführt, dass das nicht mehr die Schuld von Aphrodisiaka sein konnte, außer Astaroth selber war eines. Bei dem Gedanken wurde er rot und versuchte all die Erinnerungen, die ihn dabei bestürmten, zu verdrängen. Wieso musste sein Verstand inzwischen schon so perverse Einwürfe machen? Es reichte ja wohl, dass er trotz der schlechten Meinung der Leute in seiner Grafschaft der Beschäftigung nicht mehr ganz so widerstrebend nachging, auch wenn er sich noch nie besonders viel aus den Konventionen gemacht hatte, die man ihm hatte vermitteln wollen. Er rätselte immer wieder, wieso er noch nie versucht hatte, sich für das erste Mal, das ihm aufgezwungen worden war – nicht das die anderen Male es nicht auch in gewisser Weise waren – zu rächen, wieso er den Dämon dafür nicht verfluchte. Er liebte ihn sicher nicht, doch irgendwie war ihm auch bewusst, dass er ihn nicht hasste. Was stimmte nicht mit ihm? Wieso also hatte er angefangen es zu genießen, wieso wehrte er sich nicht mehr so stark dagegen? Doch diesen Gedankengang unterbrach er schnell und versuchte all das in die hintersten Ecken seines Geistes zu drängen und dort vor seinem Bewusstsein zu verstecken.

Wenn sein Dämon ihn wenigstens hin und wieder rauslassen würde aus diesen viel zu engen, unabwechslungsreichen vier Wänden oder öfter da wäre – bei dem Gedanken schüttelte Caym den Kopf, jetzt war er schon so weit sich nach seiner Gesellschaft zu sehnen – dann würde er vielleicht nicht solch merkwürdigen Ideen nachhängen. Aber es passierte weder das eine noch das andere. In der letzten Woche verschwand Astaroth immer wieder für mehrere Stunden am Stück und schien bei seiner Rückkehr nicht mehr viel Muße zum Reden zu haben, wobei Caym das nicht wirklich beurteilen konnte, da ihm Vergleichswerte fehlten.

Noch einmal seufzte er laut, bevor er das Buch fast schon auf den Boden neben sich schmiss und sich im Bett auf seinen Rücken fallen ließ. Diese ganzen Gedanken brachten ihn auch nicht weiter sondern verwirrten ihn nur immer mehr. Vielleicht würde er heute einmal die Gelegenheit bekommen etwas länger mit seinem Dämon zu reden und ihn dazu bringen, ihn endlich raus zu lassen, damit er endlich wieder begann normaler zu denken. Diesmal würde er sich nicht so leicht abschütteln lassen wie sonst.

Er starrte noch ein wenig auf die Steindecke, bevor er gelangweilt die Augen schloss und versuchte zu schlafen um so dem Alltagstrott für ein paar Augenblicke zu entfliehen.
 

Astaroth knurrte leise. Er war inzwischen äußerst gereizt und angespannt und versuchte auch gar nicht mehr das zu verbergen. Wenn er gewusst hätte, wie viel Arbeit seine „rechte Hand“ ihm abgenommen hatte, wäre er wahrscheinlich schneller damit gewesen die unschöne Angelegenheit zu beenden. Im Moment hatte er nicht einmal Zeit dafür, sich genügend Gedanken über alles zu machen und dann Damon zu verhören. Laut seinen Informationen, die ihm Shani heimlich hatte zukommen lassen, zog Forcas seit einer Woche seine Truppen zusammen und so musste er jetzt seine ganzen Armeen koordinieren und in der nahe gelegenen Hauptstadt seines Fürstentums alle Sicherheitsmaßnahmen überwachen. Besser zu viel Vorsicht in dieser Hinsicht, als durch einen Überraschungsangriff das ganze Reich zu verlieren, das er mit viel Mühe an sich gerissen hatte. Wenn er es einbüßte, dann würde er zwar dank des Erlasses von Satan nicht sein Leben lassen, aber alle seine Besitztümer würden auf Forcas übergehen und das inkludierte unter Umständen auch seine letzte Obsession – den Menschen. Wie er schon über eine Woche lang immer stärker feststellen musste, nahm Caym einen stetig größer werdenden Platz in seinen Gedanken ein und weckte Gefühle, die er nicht haben sollte, die jeder Dämon immer versuchte zu unterdrücken. Der Kleine war inzwischen zu seiner größten Schwäche geworden und er war sich dessen schon von Anfang an bewusst – und doch konnte und wollte er nichts dagegen unternehmen, band ihn nur noch stärker an sich und machte immer genau das Gegenteil von dem, was er sollte. Damit zeigte er zwar auch Stärke, allerdings nur indem er seine Schwäche immer mehr festigte. Er schüttelte den Kopf und schlug sich mit der Hand kurz auf die Stirn.

Mit einem neuerlichen leisen Knurren, das durch den Gang vibrierte, der nur noch wenige Meter lang war, bevor er zu seinen Privatgemächern führte, beendete er diese unnützen Gedankengänge und murmelte wie gewohnt die Worte zum Öffnen der Tür, griff auf die Schnalle und stieß den Eingang auf. Der Anblick ließ wie so häufig ein fast nicht sichtbares Lächeln auf seinem Gesicht erscheinen.

Caym lag offensichtlich völlig entspannt auf dem Bett, die provisorische Kleidung, die er sich von Astaroth „geborgt“ hatte seit ihrem kleinen Ausflug zum Schmied, hatte er noch immer an, eine Hand hing über den Bettrand herunter und das Buch, dass er lesen sollte, lag achtlos auf dem Boden neben ihm.

Mit etwas lauteren Schritten als nötig machte sich der Dämonenfürst auf den Weg zur Schlafstelle, nachdem er die Tür absichtlich mit einem lauten Knall hatte zufallen lassen. Er wartete im Endeffekt nur darauf, dass sein Mensch die Augen aufschlagen würde und ihn wütend anstarrte, bevor er sich fasste und wieder Fragen stellte um der allabendlichen Beschäftigung zu entgehen, die Astaroth nur allzu sehr genoss und auf die er nicht mehr verzichten konnte.

Als sich der Schlafende bei den lauten Geräuschen regte und schließlich die Augen aufschlug, beschleunigte der Dämon seine Schritte. Doch als der Blick seines Gegenübers auf ihn traf blieb er erstaunt stehen. Irgendetwas in den Augen war anders als an den anderen Tagen und der laute, leicht frustrierte Seufzer, den Caym ausstieß, als er sich im Bett aufrichtete, unterstütze die Theorie nur noch. Langsam setzte Astaroth sich wieder in Bewegung, legte den Kopf leicht seitlich, versuchte herauszufinden, was sich verändert hatte. Plötzlich hob sein Mensch das Buch vom Boden auf, starrte ihn wütend an, hob es über seinen Kopf, wie um es ihm entgegenzuschleudern, doch schmiss es dann mit einem lauten Aufschrei zurück auf den Boden, so dass ein leises Knall durch das ganze Zimmer hallte. Das war jetzt mehr als merkwürdig, besonders da noch immer kein einziges Wort gefallen war. Er war zwar einiges gewohnt, aber ein solches Verhalten hätte er nicht erwartet.

„Was soll das?“, fragte er Caym, der ihn immer noch tief atmend anschaute.

„Was das soll? Was das soll?“, schrie der Mensch schon beinahe, so dass die Worte sich durch das Echo schon fast selbst wiederholten. „Ich muss hier den ganzen Tag in diesem verdammt stinklangweiligen Raum verbringen, in dem gerade mal ein verdammtes Bett und der dämliche Schrank stehen, bekomme irgendwelches unverständliches Dämonenzeug zu lesen, sehe keine Sonne, bekomme keine frische Luft und jedes Mal wenn ich versuche etwas zu fragen, endet es immer mit Sex, Sex und nochmals Sex. Und aus irgendeinem mir unerklärlichen Grund bin ich inzwischen nicht mal mehr so müde, dass ich direkt danach einschlafen kann. Das nervt…es nervt einfach nur noch verdammt. Immer dasselbe. Bist du ein sexsüchtiger, sexfixierter Dämon, der nur von einem unfreiwilligen ‚Gast’ zum nächsten geht und dort seinen Spaß hat?“ Caym schnaufte hörbar und holte nach diesem langen Monolog erstmal Luft. Astaroth wurde das Gefühl nicht los, dass er gleich noch etwas sagen wollte, aber dazu würde der Kleine keine Gelegenheit bekommen.

Der Dämon stürmte mit einem leisen Knurren in einer einzigen flüssigen Bewegungen nach vorne, ergriff den Ring am Halsband seines Menschen und riss seinen Kopf mit Gewalt nach vorne, drückte seine Lippen auf die Cayms ohne darauf zu achten, dass es sanft war oder auch nur einem wirklichen Kuss ähnelte. Er wollte ihn einfach nur zum Schweigen bringen, leckte kurz mit seiner Zunge über die weiche Haut, bevor er die Berührung schon nach Sekunden beendete.

„Du gehörst mir. Nur mir – und das bedeutet nicht, dass du dir alles erlauben kannst. Ich lasse dir schon genug Freiheiten und du hast mehr als genug Spaß bei dem ganzen. Dass du dich anscheinend schon an unsere Atmosphäre und die ungewohnte „Tätigkeit“ gewöhnt hast, ändert nichts und du wirst auch weiterhin deinen Pflichten nachgehen. Du gehörst mir und ich bin schon nett genug, dass ich dir überhaupt etwas zu lesen gebe. Außerdem hast du genügend Fluchtversuche gestartet – oder glaubst du ich wäre so dumm das nicht zu bemerken? Deine Blutergüsse, die Spuren der elektrischen Schläge? Und jetzt ist die Diskussion zu Ende.“, schnaufte nun Astaroth und damit war für ihn die Sache erledigt. Er erlaubte seinem Menschen schon weit mehr als nötig, ließ ihn Sachen machen, für die andere normalerweise ihr Leben verloren hätten. Ein ernster Blick folgte und der Dämon schlang seinen rechten Arm um die Hüfte seines Kleinen, um jetzt endlich seinen Spaß zu haben.
 

Caym konnte es nicht fassen. Wie immer wollte Astaroth die Debatte schnell beenden und jetzt wieder Sex haben Eine Hand hielt den Ring an seinem Halsband, das er nicht einmal mehr wahrnahm, weil er sich auch daran schon viel zu sehr gewöhnt hatte, und die andere lag auf seiner Hüfte, begann seine Pobacken zu streicheln.

„Aus! Jetzt reicht es mir.“, schrie Caym wütend und versuchte den Dämon mit seinen Händen, die auf die Brust des anderen gewandert waren, von sich wegzudrücken, obwohl er wusste, dass das eine unnütze Aktion darstellte.

„Ich weiß noch immer nicht, warum du denkst, dass ich dein Besitz wäre – kein Mensch würde so etwas tun…einen anderen verkaufen. Aber verdammt noch mal: Kannst du nicht einmal an etwas anderes als an Sex denken? Ich bin kein Spielzeug, das rund um die Uhr funktioniert und keine Bedürfnisse hat. Verdammt, ich will auch mal mit jemandem reden und nicht nur hier immer die gleichen kahlen Wände anstarren und nichts zu tun haben und nur irgendetwas lesen, was ich nicht verstehe, was mir auch keiner erklärt. Ich bin ein Mensch verdammt noch mal. Ein Mensch…ja…genau…das was alle Dämonen so zu hassen scheinen – dich wohl eingeschlossen, wenn du mich hier nur als Sexspielzeug hältst. Ich hasse dich…ich hasse dich…ich…“ Caym flüsterte am Ende fast nur noch, während ihm langsam aber sicher ein paar einzelne Tränen die Wangen herunter rannen. Eine Mischung aus Frustration, Trauer, Wut, Ausweglosigkeit und Verzweiflung hatte sich in ihm breit gemacht und bahnte sich nun ihren Weg nach draußen. Das alles passierte ihm nur sehr selten, aber jetzt war das Fass sozusagen übergelaufen. Mit seinen Fäusten hämmerte er mit voller Kraft gegen die Brust des Dämons der ihn jetzt erstaunt anstarrte und hielt den Kopf gesenkt, um wenigstens etwas von diesem merkwürdigen Gefühlsausbruch zu verheimlichen.

„Verdammt…Verdammt…Verdammt…wieso passiert mir das, wieso führe ich mich so dumm auf?“, murmelte Caym inzwischen kaum noch hörbar und starrte dann Astaroth durch den Tränenfilm hindurch an und versuchte dabei böse zu schauen, was ihm jedoch kläglich misslang.

Es herrschte minutenlanges Schweigen, währenddessen der Dämon Caym nur anstarrte, bevor er eine Augenbraue hochzog und wohl gleich ansetzen würde etwas zu sagen. Doch anstatt etwas zu äußern wanderte die Hand von dem Halsbandring zu den Haaren und wuschelte sie zu Cayms Erstaunen einmal kräftig durch. Das hatte er sicher nicht in tausend Jahren erwartet.

Erst dann fing der Dämon mit seiner Ansprache an, während der er zur Verwunderung des Menschen immer wieder durch die Haare strich und keine Anstalten machte, ihn zum Sex zu bewegen: „Also…erstens hör endlich auf dieses Wort dauernd zu sagen. Das wird ja schon inflationär und nervt mich. Und benimm dich nicht so merkwürdig…du bist widerspenstig, hartnäckig und sehr leicht erregbar.“ Bei dem letzten Wort lachte der Dämon laut auf, was ihm einen leichten Schlag mit der Faust in die Magengegend und einen wütenden Blick einbrachte. Caym hatte sich mit der anderen Hand die Tränen weggewischt und wunderte sich noch immer, was ihn zu diesem Ausbruch verleitet hatte und insbesondere warum sein Astaroth so verständnisvoll reagierte. War er vielleicht nicht nur ein Ding für den Dämon, nur ein Sexspielzeug von vielen?

„A…“, setzte er schon an, wurde aber unterbrochen von einer Hand, die sich auf seinen Mund legte und ihm das Wort schon abschnitt, bevor er noch die Gelegenheit bekam es ganz auszusprechen.

„Nichts ‚aber’. Jetzt lässt du mich ausreden du kleiner verdammter Mensch.“, konterte Astaroth und erstaunte Caym mit seinen nahezu hellseherischen Fähigkeiten. Entweder hatte sein Dämon ihm ein paar spezielle Talente verschwiegen, oder er war schon viel zu durchschaubar geworden. Auf jeden Fall fühlte er sich schon etwas besser, war nicht mehr ganz so unzufrieden, jetzt, wo er schon etwas länger reden konnte und seinen Frust losgeworden war. Vielleicht konnte er jetzt klarer denken und endlich einen Weg finden zu fliehen. Es war, als wäre zumindest etwas besser geworden, aber irgendwie wartete er nur darauf, dass das nächste Unglück ihn heimsuchte…

„Jetzt hast du mich schon mit dem Wort angesteckt…siehst du, was du anrichtest? Ich kann mich in deiner Gegenwart kaum beherrschen. Du bist wie ein süßes Gift, dass meine Gedanken immer mehr einnimmt.“, fuhr Astaroth mit seiner tiefen grollenden Stimme zu Cayms Erstaunen fort, der seine Augen immer weiter aufriss. „Du bist nicht der einzige, der Probleme hat, die zu allem Überfluss noch klein und unbedeutend sind. Ich habe hier ein ganzes Fürstentum zu führen, Spione über Spione, die mein Erzfeind Forcas, der mir mein ganzes Gebiet entreißen will, schickt. Meine ‚rechte Hand’ wurde als einer von seinen Leuten enttarnt, und ich habe ihn nur wegen deines Einflusses nicht getötet und ich weiß noch immer nicht wieso. Forcas zieht seine Armeen zusammen und als Fürst habe ich die Pflicht alle Verteidigungsmaßnahmen zu überwachen. Und wenn ich nach einem langen Tag komme und MEINEN Menschen sehe, dann überkommt mich immer das Bedürfnis mich in ihm zu vergraben und ich sehe keinen einzigen anderen an – denn selbst wenn ich es versuche, regt sich bei mir nichts. Ich kann mir mein Verhalten nicht erklären, handle irrational und gefährde schon allein damit, dass ich dich am Leben lasse meinen Ruf, der wahrscheinlich schon nicht mehr existent ist. Meine Feinde denken ich wäre schwach geworden und werden sicher immer öfter Anschläge und Putsche versuchen und trotz alle dem kann ich nicht los lassen.“, schnaubte Astaroth düster und schüttelte ungläubig den Kopf dabei. Caym starrte ihn jetzt nur noch mit offenem Mund und fassungslosem Blick an, ungläubig ob dessen was er da gehört hatte. Das war wie aus einem dieser kitschigen, mehrere hundert Seiten langen Liebesromane, die viele der Frauen in der Grafschaft gerne lasen – gut, in keinem war seines Wissens ein Dämon vorgekommen und zwei Männer schon gar nicht und diese verdrehte Situation sicher auch nicht.

Irgendetwas war hier gerade schief gelaufen…eindeutig.

„Äh…Äh…was?“, stammelte Caym nur völlig verwirrt und geschockt von den Geständnissen Astaroths und ergriff mit einer Hand das lange, schwarze, rötlich schimmernde Haar seines Gegenübers, das immer perfekt zu liegen schien und zog einmal kräftig daran. Das musste ein Traum sein…ganz sicher…ein Alptraum, aus dem er gleich aufwachen sollte und wenn er den Dämon an den Haaren zog, dann würde er aufwachen, dann würde sich durch das Verhalten des anderen zeigen, dass er munter werden musste. Irgendetwas stimmte an der Logik nicht, aber Caym war zu verwirrt um großartig nach dem Fehler zu suchen.
 

Noch immer schüttelte Astaroth seinen Kopf, wie um die Gedanken, die da nicht sein sollten, zu vertreiben. Wieso nur hatte er das alles gesagt? Zwar war es unwahrscheinlich, in seinen Augen sogar eher unmöglich, dass sein Mensch eine Gefahr für ihn darstellte, aber wieso nur hatte er ihm all diese Sachen erzählt, wo er doch nur sein Besitz sein und ihm immer zur Verfügung stehen sollte. Und warum handelte er so merkwürdig, bemerkte, dass Caym etwas fehlte und versuchte das zu beheben? Dämonen waren natürlich keine gefühllosen Wesen sondern eher das Gegenteil, aber normalerweise lernten sie schon sehr früh Emotionen zu unterdrücken und zu kontrollieren und nur die zuzulassen, die hilfreich waren. Mitgefühl, Sorge und Zuneigung waren gefährlich und wurden allzu oft in der langen Geschichte denjenigen mit hoher Stellung, die sie jemandem entgegenbrachten zum Verhängnis – denn sie waren eine Schwäche in den Augen der Feinde, die man gnadenlos ausnutzen konnte. Wie so oft riss ihn wieder etwas in die Realität zurück – diesmal wortwörtlich. Caym zog an seinen Haaren und sah ihn dabei absolut verwirrt an und offenbarte eine weitere Facette seiner Persönlichkeit. Offenbar war sein Mensch auch nicht immer nur stark und selbstsicher und würde vielleicht hier unter genügend Druck zerbrechen. Diese Vorstellung behagte Astaroth nicht – er wollte zwar, dass der Kleine nur ihn ansah, nur ihm gehörte und sich weniger sträubte, aber er wollte keine leblose Puppe. Wie es schien waren die Lebendigkeit, die Sturheit im Angesicht eines übermächtigen Gegners, der Mut und auch die amüsanten Macken etwas, was ihn reizte und den Kleinen nur noch interessanter machte.

Mit einem Kopfschütteln wandte er sich dann endgültig Caym zu, der noch immer an seinen Haaren zog und löste die Hand vorsichtig, nahm das Kinn des anderen und hob es hoch, um den Blick seines Menschen auf sich zu richten und gab dann seinen Gefühlen nach.

„Wir gehen jetzt in den Garten und reden dort weiter und dann bekomme ich vielleicht auch noch eine kleine Belohnung…“, säuselte er verführerisch und konnte sich dabei ein Lachen nur schwer verkneifen, schmunzelte dafür aber kräftig. Mit einer schnellen Bewegung ergriff er den Ring, der ein Teil des Halsbandes war, steckte einen Finger hindurch und zog Caym mit sich hoch, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Er zog immer wieder leicht und brachte so seinen noch immer völlig verwirrten Menschen auf die Beine, der mit weit geöffneten Augen und immer wieder Laute wie: „A…A…“ von sich gebend hinter dem Dämon herstolperte.

Astaroth musste sich die ganze Zeit über beherrschen, damit er bei dem Weg hinaus aus den Privatgemächern und zum Garten nicht laut loslachte. Obwohl die ganze Situation merkwürdig war und seine Gefühle im Moment dauernd schlagartig von einem Extrem ins andere umschlugen, war das ganze doch amüsant und es war wohltuend den Stress abzubauen. Immer wieder blieb sein Kleiner stehen und versuchte seine Hand zu lösen, doch all die Versuche waren vergebens, da er anscheinend noch zu sehr in Gedanken versunken war und die Kraft eines Menschen nie dafür ausreichen würde. Wie es aussah, war Astaroth nicht der einzige, der über sein Benehmen mehr als erstaunt war und es sich nicht erklären konnte.

Als die beiden nun endgültig nach dem langen engen Gang in den von Sonnen beschienenen Garten traten und Astaroth ein paar Worte gemurmelt hatte, blieb Caym abrupt stehen, beide Hände auf den Arm gelegt, der ihn die ganze Zeit gezogen hatte. Der Dämon starrte seinen Kleinen mit leicht gehobenen Augenbrauen an und wartete auf das, was jetzt als nächstes kommen würde. Die Reaktionen seines Menschen waren nie vorhersehbar und jede Minute konnte etwas Neues bieten.
 

„BELOHNUNG?“, presste Caym jetzt etwas verspätet durch die Lippen hindurch. „BELOHNUNG? Ich hatte mich schon gewundert, ob ich träume und das hier alles meiner Fantasie entspringt – oder ich gänzlich verrückt geworden bin. Sag doch gleich, dass du nur Sex an einem anderen Ort haben wolltest…hier im Garten. Dann hättest du dir dieses stümperhafte Süßholzgeraspel sparen können, dass so absolut nicht zu dir passt. Hierher geschleppt hättest du mich doch so oder so.“, fing er an seinen Frust loszuwerden. Wieso hatte er sich HIERHER bringen lassen? Er sah sich kurz um, wo er jetzt war. Der ganze Weg war wie im Halbschlaf an ihm vorüber gezogen, als er versuchte irgendeinen Sinn in dem Wortwechsel vorher zu finden und wo er im Schlaf die Abzweigung in die richtige Welt verpasst hatte. Doch jetzt war wieder alles klar und fast schon beruhigend normal, so dass er sich jetzt wieder in seiner Wut und seinem Frust verlieren konnte.

„Und was zum Henker meintest du damit, dass meine Probleme sowieso nur so klein wären? Bist du entführt worden? Bist du gegen deinen Willen zu Sex gezwungen worden? Bist du immer und immer wieder nur als etwas benutzt worden, an dem man seinen Trieb ausleben kann – und noch dazu an einer Stelle, die dafür nie und nimmer benutzt werden sollte? Hast du erleben müssen, wie du gegen deinen Willen langsam anfängst es nicht mehr zu hassen, nachdem du mit einem Aphrodisiakum vollgepumpt wurdest? Und das nachdem du vergewaltigt worden bist? Irgendwann merkst, dass du es auch so nicht mehr hasst und es dir gefällt, obwohl es eine der Sachen ist, die man in deiner Welt mit Abscheu betrachtet. Bist du in einer fremden Welt gefangen, in der dich anscheinend alle außer dem, der jeden Tag mindestens einmal Sex mit dir hat, hassen? Ist dein Weltbild zerstört worden, nur damit auf den letzten Resten davon noch rumgetrampelt wird?“, fing Caym an, bis er am Schluss der Rede regelrecht schrie und immer wieder mit beiden Fäusten, die er langsam geballt hatte und deren Nägel sich in seine Haut bohrten, stetig stärker werdend gegen die Brust des Dämons schlug. Die ganze Zeit über rannen ihm dabei einzelne Tränen über die Wangen, während er am ganzen Körper vor Wut und Aufregung zu Zittern angefangen hatte.

Eine einzelne Hand ergriff Caym am Hinterkopf, vergrub sich in seinen Haaren und fixierte ihn so, den Blick auf die goldgelben Augen Astaroths gerichtet. Caym fuhr mit einer Hand hinauf und legte sie auf die seines Dämons, doch bevor er sie umschließen konnte um sie zu lösen und zu entfernen, verharrte er in der Bewegung, als er die Augen seines Gegenübers sah. Die Farbe hatte sich langsam verändert und einzelne rote Adern durchzogen die sonst so makellosen Iris.

„DU bist nicht der einzige mit Problemen. Ich habe kein ‚Süßholz geraspelt’ und gerade das ist eines meiner Probleme. Bist du der Herrscher über ein ganzes Fürstentum und musst jeden Tag damit rechnen, dass dir jemand einen Dolch in den Rücken rammt, damit er deinen Platz einnehmen kann? Oder wie wäre es mit den ganzen weiblichen Dämonen, die nur mit mir schlafen, damit sie die besten Gene für ihr Kind bekommen, das mich dann natürlich vom Thron stoßen soll? Oder den restlichen, die mir während dem Akt eigentlich nur Geheimnisse entlocken wollen oder vielleicht auch ermorden, wenn ich unachtsam bin? Ist ja bisher nur ein paar Mal vorgekommen…Dann wäre da noch Satan, der sich überall einmischt, Forcas, von dem ich dir schon erzählt habe und meine „Rechte Hand“, die als sein Spion enttarnt wurde. Aber das schlimmste ist, dass ich ihn nicht getötet habe, sondern mich die Begegnung mit dir dazu bewogen hat, alles noch einmal zu überdenken. Hast du die ganze Verantwortung die ich habe? Ich wurde in eine fremde Welt gegen meinen Willen gerufen und habe dort offensichtlich mein Verhängnis aufgegabelt – DICH. Ich sollte dich umbringen, kann es aber nicht. Ich sollte mich nicht so wohl in deiner Gegenwart fühlen, kann es aber nicht verhindern. Ich sollte nicht dauernd an dich denken, tu es aber. Ich sollte nichts für dich riskieren und besonders sollte ich nichts für dich empfinden. Ich sollte dir nicht so bedingungslos vertrauen, wie ich es tu und ich tu es trotzdem. Ich sollte dir all das hier eigentlich gar nicht erzählen und du solltest für mich höchstens ein Spielzeug sein nein, eigentlich nicht einmal das. Ich kann mir NICHTS von dem erklären und muss wegen meinen Gefühlen, die ich eigentlich unter Kontrolle haben sollte, nur noch mehr aufpassen. Und jetzt sag noch einmal, dass DU so große Probleme hättest…“, fauchte Astaroth Caym grollend an, während die rote Farbe langsam wieder aus seinen Augen wich und sein Kopf leicht vor Wut zu zitterte.

Er starrte den Dämon an, schüttelte den Kopf und versuchte sich einen Reim darauf zu machen, was an diesem Tag los war und wieso sein Gegenüber so viel mit ihm redete. Als er einen Schritt zurückwich, erschrak er über eine Berührung einer braunen Ranke, die er böse beäugte und der er beinahe automatisch einen deutlichen Tritt versetzte, als er sich an seine bisher einzige Begegnung mit so etwas erinnerte, so dass sie sich zurückzog. Während er versuchte alles zu verarbeiten, wanderte sein Blick durch den Garten, den er bisher noch nie wirklich hatte betrachten können. Gras in den verschiedensten Farben von rot über gelb und braun wogte im sanften Wind, der die ganze Stimmung, die gerade herrschte, überhaupt nicht unterstützte. Die Bäume, von denen er gedacht hatte, dass sie schwarze Blätter haben, hatten weiter oben eine andere Farbe, die sich mit dem Schwarz mischte oder sogar ganz dominierte – von blau über rot, grün gelb und alle möglichen Mischungen davon. Rechts vom Eingang war ein Wasserfall, der den steilen bergartigen Abhang hinunterrauschte und in einem klaren Teich mündete. Der Anblick beruhigte ihn etwas und er spürte langsam, wie seine Wut begann zu verrauchen und sich nach diesen Ausbrüchen Erschöpfung in ihm ausbreitete. Als seine Augen wieder die von Astaroth fanden, schüttelte er aber noch immer ungläubig den Kopf.

„Äh…Ähm…Was?“, fragte er schlussendlich leicht stupide mit zusammengekniffenen Augenbrauen und einem wahrscheinlich sehr merkwürdigen Gesichtsausdruck. „Warte mal...du fühlst dich bei mir wohl? Wenn du mich nicht als puren Gebrauchsgegenstand siehst – wahrscheinlich einen von vielen – wieso sperrst du mich dann den ganzen Tag ein?“, brachte Caym endlich hervor, um irgendwo anzufangen und seiner Verwirrung die im Laufe des Gesprächs nur noch angewachsen war, nicht noch mehr Platz zu bieten und seine Wut vielleicht wieder etwas anwachsen zu lassen.

„Wieso rede ich überhaupt mit dir und wieso habe ich dir die Bücher gegeben? Verstehst du den Inhalt nicht?“, schnaufte Astaroth daraufhin verärgert.

„Was denn? Habe ich dich darum gebeten?“, konterte Caym. „Ich habe dich um nichts gebeten…besonders nicht darum, mich mit jedem Tag mehr zu verwirren und mich wie einen Gefangenen zu halten. Mir irgendwelche unverständlichen Bücher in die Hand zu drücken und nie mit zu reden…Und ich bin NICHT dumm, verdammt noch mal!“, schoss er noch hinterher.

„Ich verwirre dich? Du verwirrst mich ständig…und machst ohne Unterlass damit weiter. Und du bittest doch ständig darum, dass ich dir etwas erkläre.“, schnaubte Astaroth. „Ich sage das jetzt nur einmal – ich wiederhole mich langsam ständig: Dämonen haben auch Gefühle und sind sich dessen stärker bewusst als ihr Menschen wie es scheint. Und ich habe meine dir gegenüber nicht mehr unter Kontrolle. Oder wieso denkst du, dass du der erste und einzige bist, der in meinen Privatgemächern sein darf, der einzige, an dem ich nicht nur für gerade mehr als eine Nacht Interesse habe? Wenn du ein Gebrauchsgegenstand wärst, hätte ich dich sicher nicht beschützt, als die Engeln gekommen sind und hätte dich garantiert auch nicht all das machen lassen, was du gemacht hast. Glaubst du, ich lasse mir von einem Ding etwas sagen, lasse mich mit ‚Du’ ansprechen? Ich als Fürst? Du genießt weitaus mehr Privilegien, als ich es überhaupt jemals zugelassen habe. Und wieso ich dich einsperre? Wie sieht es mit deinen Fluchtversuchen aus? Hast du deinen Verstand einmal eingeschaltet und nachgedacht, was jeder andere Dämon mit dir getan hätte, wenn du ihm vor die Krallen gekommen wärst?“, knurrte Astaroth wütend, während er Cayms Kopf immer näher an den seinen brachte: „Und bevor du wieder damit anfängst: Ich werde sicher nicht auf meinen Spaß verzichten und erzähl mir nicht, dass es dir nicht gefällt…du hast es doch schon selbst zugegeben.“

Caym zuckte leicht zusammen, die Worte trafen zum Teil gekonnt. Schlussendlich murmelte er leicht abwesend: „Ich hasse dich…ich hasse dich…ich hasse dich...“

„Du hasst mich.“, flüsterte Astaroth mit gehobener Augenbraue.

„Du hast mich gegen meinen Willen zum Sex gezwungen, hast mich eingesperrt, hast mich als Besitz gekennzeichnet.“, flüsterte Caym, während er mit seiner Hand, die auf Astaroths geruht hatte, dessen Hals hinunterwanderte und dabei immer wieder einzelne Strähnen ergriff und daran mit viel Kraft zog, bevor er sie wieder los ließ. Dabei schaute er die ganze Zeit über auf die Brust seines Gegenübers und verhinderte es, ihm ins Gesicht zu blicken.

„Du hasst mich…“, setzte Astaroth mit neutralem Ton fort, während er seinen Griff löste und die Haare entlang fuhr.

„Du hast mich eingesperrt, verwirrst mich ständig und hast mich fast zwei Wochen lang alleine gelassen, so dass ich mich schon nach deiner Gegenwart für ein paar Worte gesehnt habe.“, sagte Caym inzwischen lauter und strich mit seinen viel zu langen Nägeln langsam über die Brust seinen Gegenübers, was bei jedem Menschen eine Blutspur hinterlassen hätte.

„Du hasst mich?“, fragte sein Dämon herausfordern mit einem tiefen Grollen in seiner Stimme.

„Ich mag deine Berührungen, und ich fasse es nicht, dass ich es mag. Ich finde dich nicht abstoßend, obwohl du mein ganzes Weltbild zerstört hast und ich scheinbar verrückt geworden bin…“, antwortete Caym, jedes Wort viel zu stark betonend, während er mit seiner Handfläche mehrmals gegen die Brust von Astaroth schlug, wie um ihn von sich zu drücken.

„Hasst du mich?“, kam nun die Frage des Dämons herausfordernd, ein selbstsicheres verschmitztes Lächeln auf seinen Lippen.

„NEIN! Verdammt, ich hasse dich nicht. Ich wollte, ich könnte es. Ich sollte es. Alles was ich bisher gelernt habe, verlangt, dass ich dich hasse. Ich kann mir vorstellen, wie grausam du bist und trotzdem hasse ich dich nicht. Ich führe mich auf, als wäre ich jemand ganz anderes, als wäre ich verrückt geworden. Ich will sogar mit dir reden...Zufrieden?“, sagte er mit einem leicht ironischen Unterton. „Ich will nicht mehr darüber nachdenken…“, flüsterte er mehr für sich selbst und so leise, dass selbst der Dämon es wohl nicht würde hören können. „Und jetzt sag nichts mehr!“, schrie Caym förmlich, bevor er seine Hand um Astaroths Hals schlang, dessen Kopf, der keine Gegenwehr zeigte, nach unten zog und sich auf die Zehenspitzen stellte und sich nach oben beugte. Er presste seine Lippen in einer schnellen Bewegung auf die seines Gegenübers und verharrte dort Momente, bevor er seine Zunge aus ihrer Höhle lies und über die Haut des Dämons, die er umschlossen hielt, fuhr. Es war ein merkwürdiges berauschendes Gefühl selber der Aktive zu sein, alle Gedanken hinter sich zu lassen und sich auf das einzulassen, was gerade vorging. Selbst die Kontrolle zu übernehmen und einmal der Stärkere zu sein. Als er spürte, wie die Hand an seinem Kopf langsam anfing ihn zu streicheln, ihn näher an sein Gegenüber zu pressen und sich schlussendlich der Spalt weit genug öffnete, über den sein Muskel langsam strich, drang dieser in den ihm fremden Mund ein und die Wärme durchströmte alle Gegenden seines Körpers, ein Hochgefühl wie selten fing an, in seinem Kopf zu pulsieren. Fast schon sanft strich er über die andere Zunge, bevor er die Augen schloss und den Kuss abrupt unterbrach. Schwerer atmend als er sollte, blieb er in dem festen Griff, der sich inzwischen um seine Hüfte gelegt hatte, hängen und genoss das Gefühl in seinem Kopf, dass alles anfing an seinen Platz zu rücken.
 

Astaroth lächelte wie so häufig in letzter Zeit, obwohl er inzwischen leicht verwirrt von dem aggressiven Verhalten seines Menschen war. Im Endeffekt war alles, seit er Caym heute nach den Amtsgeschäften wieder gesehen hatte, ein einziges Chaos gewesen, während dessen er sich von Verwunderung über Wut bis hin zu, für ihn absolut unverständlichem, Verhalten bewegt hatte. Sachen wurden gesagt, die offensichtlich weder er noch sein Gegenüber je hätten aussprechen wollen – und doch hatten sie es getan. Jetzt hielt er seinen Kleinen in der Hand – sprichwörtlich - nachdem dieser ihn zu seiner absoluten Verwunderung aus freien Stücken geküsst hatte. Er sah so friedlich aus, wie er nur von den Händen des Dämons gehalten wurde und tief einatmete, das Gesicht sanft gerötete und der Mund leicht geöffnet. Der Anblick reizte wie so oft seine Bedürfnisse, ließ sein Blut in Wallung geraten und beförderte es in die Gegenden, die er, seit er den Menschen das erste Mal gesehen hatte, täglich in den Tiefen seines Kleinen versenken musste. Doch irgendwie wirkte es fast so, als hätte der Mensch im Moment die Kontrolle übernommen und das wollte er garantiert nicht lange so bestehen lassen.

Mit einem leisen Lachen, das sich seiner Kehle entrang, lies er Caym plötzlich los, so dass dieser den Halt verlor, auf den er sich wohl verlassen hatte, die Augen erschreckt aufriss, mit den Händen unnütz wedelte und schlussendlich mit dem Rücken auf dem weichen grasbedeckten Boden landete. Astaroth lachte jetzt laut und sah mit einem gierigen Blick auf den jetzt liegenden Caym, der ihn mit wachsender Wut anstarrte.

„AU! Waa…Was soll das?“, stotterte der Kleine verdutzt, offenbar alle Sorgen für den Moment vergessen und genau das wollte der Dämon jetzt erreichen. Einfach nur versinken und den Augenblick genießen.

„Ich sagte doch, dass ich nicht auf DAS hier verzichten werde. Außerdem wollte ich eine Belohnung, und das weißt du.“, flüsterte Astaroth mit tiefer Stimme, während er sich selbst schnell seiner gesamten Kleidung entledigte und sie auf den Boden warf. Sein Schwanz bewegte sich schon jetzt aufgeregt hin und her. Inzwischen hatte er ihn beim Anblick seines Menschen nicht mehr unter seiner Kontrolle.

„Ohhhh…das ist ja wieder mal typisch…nur deine eigenen Interessen im Sinn. Kannst du nicht EINMAL an etwas anderes denken?“, murmelte Caym angespannt, bevor er gerade so leise flüsterte, dass er noch gehört wurde: „Oh…sorry, stimmt ja. Die Antwort ist natürlich ‚Nein’.“

Bei diesen Worten sah der Dämon, wie sein Mensch ihn kurz anstarrte, bevor dieser den Blick schnell abwandte und die Muskeln sich wie zum Sprung bereit anspannten.

Der Anblick ließ Astaroth kurz lächeln, bevor er seinen Mund öffnete, mit seiner Zunge seine Lippen befeuchtete um dann langsam in die Knie zu gehen und mit seiner Hand etwas in seiner Kleidung zu suchen, ohne dabei aber seine Augen von seinem Gegenüber abzuwenden. Ein Beutel mit dem gewünschten, gel-artigen Inhalt fand sich schneller als gedacht in seinem Besitz wieder. Langsam, wie um jede Bewegung besonders zu betonen, öffnete er es und drückte sich etwas von dem Inhalt auf die Hand, nur um sie in Richtung seines Menschen zu bewegen, der noch immer direkt neben ihm lag, dessen Oberkörper sich jetzt aber langsam aufrichtete. Astaroth lächelte, als er sah, wie die Muskeln sich noch mehr anspannten und Caym mit einem Satz aufsprang und in Richtung Stallungen rannte. Er richtete sich ganz langsam auf, drückte noch etwas von dem Gel in seine Hand und schloss sie dann zu einer Faust, bevor er seiner Beute nachjagte. Endlich wieder ein spannendes Spiel, das ihn all das Merkwürdige des heutigen Tages vergessen ließ. Seine Herzen begannen schneller zu schlagen. Langsam ging er seinem „Spielgefährten“ hinterher und leckte sich immer wieder die Lippen in Erwartung dessen, was unweigerlich kommen würde – der Garten war komplett mit Magie verschlossen und das würde Caym noch früh genug merken. Das viel zu große Hemd drohte immer von der Schulter seines Menschen zu rutschen und entblößte mit jedem Schritt mehr der leicht gebräunten Haut, die mit Bissspuren verziert worden war; die Hosen schlotterten an den Beinen und brachten den Träger öfter fast zum Sturz, doch er fing sich immer rechtzeitig und kam so schwer atmend am Tor zu den Stallungen an, wo er sich beim ersten Griff in die Richtung einen Schlag einfing

„Verdammmmmmmmt.“, hörte Astaroth die laute schmerzverzerrte Stimme seines Kleinen. Kurz darauf sah er, wie dieser sich umdrehte und mit größtmöglicher Geschwindigkeit in Richtung des engen Ganges lief. Das Gesicht war rot, Schweißperlen rannen das junge Gesicht hinab und der Dämon konnte hören, wie der Atem immer keuchender und schneller wurde, während Caym lief und unweigerlich am Seeufer vorbeikommen würde, wenn er dem Dämon nicht direkt in die Arme laufen wollte. Nur noch wenige Meter trennten den Menschen von dem See und jetzt war es an der Zeit. Astaroth machte sich für einen Sprint bereit, sein Blut begann schon schneller zu fließen und sein Atem beschleunigte sich. Er lachte einmal laut auf und rannte dann los, um seinem Zielobjekt den Weg abzuschneiden. Der Wind kühlte seine Haut und nur mit Mühe konnte er bei der Geschwindigkeit das Gel in der Faust behalten. Als er Caym fast greifen konnte, schaute der ihn im letzten Moment erschreckt an und blieb plötzlich und unerwartet stehen, so dass der Dämon, der langsam wurde, ihn nur mit der ausgestreckten Hand am Hemd zu fassen bekam und ihn die letzten Schritte bis zum See mitschleifte, wo sein eigentliches Ziel von Anfang an gelegen hatte. Mit einem lauten Knurren bremste er seine Schritte und umschlang seine Beute mit seinem Arm, drückte sie an sich, seine Brust am Rücken des anderen. Ganz so war die Aktion nicht geplant gewesen, doch er hatte ihn gefangen, hatte seine Belohnung nun mehr als verdient. Seine zwei Herzen jagten sein Blut noch immer mit voller Kraft durch seinen ganzen Körper, doch jetzt, wo das verlockende so nah war, pumpten sie das Blut auch stärker nach unten und ließen sein Glied stetig anschwellen und es fast wie ein drittes Herz pochen. Seine Beute wehrte sich, versuchte zu entkommen. Doch er fuhr nur die Krallen aus und zerriss das Hemd in einer einzigen flüchtigen Bewegung, während er mit seiner Zunge über den weichen Hals nach oben fuhr, bis er zu den Ohren kam, wo er anfing leise etwas zu flüstern: „Du hattest doch nicht gedacht, dass ich dir die Chance lasse, zu entkommen, oder?“ Es klang fast triumphierend und er lächelte wie in letzter Zeit viel zu oft, bevor er fortfuhr, mit seinem Mund ganz nah an das rechte Ohr seines Menschen gebeugt, dort leise weiter zu necken: „Natürlich habe ich abgeschlossen. Und jetzt werden wir unseren Spaß haben, nicht wahr?“ Dabei wanderte seine krallenbewehrte Hand hinunter, zog das Hemd herunter und löste den Gürtel, so dass die viel zu weite Hose schnell und nahezu lautlos zu Boden glitt.

Das Gefühl der nackten Haut auf der seinen war fast schon berauschend und er konnte nicht mehr länger warten. Die Faust, die er die ganze Zeit geschlossen gehalten hatte, wanderte nach unten zu dem Ort, der ihm die größte Freude bereiten würde, und öffnete sich geschickt so, dass das Gel sich auf dem Steißbein sammelte. Mit der Handfläche verrieb er es fast schon, während seine andere Hand vorne das kleine Etwas seines Menschen fast schon sanft streichelte, doch immer wieder mit den Krallen leicht ritzte und so stetig leise Seufzer entlockte.

„Au…Aus…“, stöhnte Caym regelrecht, während Astaroth spürte, wie dieser mit seinen Händen versuchte den starken Griff um sein Glied zu lösen, um wohl zu entkommen. Der Dämon griff fester zu und entgegnete auf den Widerstand nur fröhlich: „Nein…meine Belohnung will ich jetzt und du willst es auch. Schau dir doch dein gerötetes, hartes Fleisch an…“ Dabei lachte er leise.

„Du…Du…“, fauchte der Kleine und Astaroth sah, wie dessen Kopf sich senkte und sich dann ruckartig auf die Seite drehte.

Diese Gelegenheit wollte der Dämon nicht verstreichen lassen und wanderte schnell mit seinem Finger in den schon etwas weicheren Eingang am Gesäß. Cayms Kopf schoss nach hinten und traf auf die Brust des Dämons, während Astaroth keine Sekunde verstreichen ließ und die mit Gel befeuchteten Finger einen nach dem anderen in die Tiefen gleiten ließ, das Fleisch dort von innen bearbeitete und dehnte, alles bereit machte für das was kommen würde. Er suchte mit geübten Bewegungen den einen Punkt, der seinen Partner fast alles vergessen ließ, zu finden, während er ihn vorne immer heftiger und schneller streichelte. Als er ihn fand, war die Reaktion sofort da – er hörte ein lautes, kehliges Stöhnen, das ihm selbst das Blut noch stärker in sein Glied schießen ließ.

„Ahhhh…lasss…“, kam es unerwartet von seinem Spielgefährten, bevor dieser erneut laut aufschrie, als das Beabsichtigte wieder getroffen wurde und das Stück in Astaroths Händen langsam deutlich pochte und sein Glied sich danach sehnte, von seiner Scheide umgeben zu sein.

Er konnte nicht mehr länger warten, er war inzwischen viel zu ungeduldig und hielt es nicht mehr aus. Mit einer einzigen Bewegung entfernte er seine beiden Arme von Caym, so dass dieser leicht schwankte, ließ sich dann fast ans Ufer fallen, das mit weichem Gras bewachsen war. Seine beiden Beine hingen ins Wasser und er ergriff seinen Menschen.

Eine fast schon unmögliche Bewegung später, in der er seinen Kleinen gedreht hatte, schwebte dieser mit seinem Gesäß über seinem Glied, nur gehalten von seinen starken Armen. Die rechte Hand wanderte zu der Öffnung, spreizte sie leicht und lenkte seinen Penis in die richtige Stellung, die Handfläche berührend, bevor er mit der anderen auf das Becken wanderte und ihn hinunterdrückte. Alles war perfekt, als er in den warmen Tiefen versank, die er jeden Abend genoss, aber selten so ungewöhnlich: Das warme Wasser um seine Beine fließend, die Wärme sein Glied umschlossen haltend. Er seufzte einmal erleichtert auf, bevor er beide Hände auf Caym Seiten legte und ihn noch weiter hinunterdrückte, um tiefer in ihn einzudringen. Sein Gehirn fing an Sprünge zu machen, als er seinen Menschen hochhob und fast aus ihm glitt, nur um ihn dann fast schon gewalttätig wieder runterzudrücken. Als Caym laut aufstöhnte und anfing seine Muskeln immer wieder anzuspannen, konnte selbst Astaroth oft nicht anders, als leise, gepresste Laute von sich zu geben, um den Druck, der sich in ihm bildete, etwas zu verringern. Sein Verlangen wurde immer deutlicher, alles pochte, verlangte von ihm zunehmend schneller zu werden und sich ganz der Tätigkeit hinzugeben. Er wanderte mit seinen Händen kurz zu den Beinen seines Menschen, um sie noch etwas weiter auseinanderzudrücken, als sie schon waren, und streichelte sie kurz, bevor eine ihre Position an dessen Glied einnahm, die andere sich auf eine der Pobacken legte und diese streichelte. Inzwischen bewegte sich Caym von selber auf und ab und Astaroth begegnete dem, indem er selber seine Hüften nicht ruhen ließ. Immer schneller und inniger wurden das Spiel der beiden und der Dämon spürte, wie er selber sich stetig dem Lust versprechenden Ende näherte. Stärker, schneller und tiefer musste es jetzt werden und sein Partner half dabei, wie so häufig in letzter Zeit, selber aktiv mit durch seine Bewegungen, das Kreisen der Hüften, das Astaroth fast vor Begeisterung hätte laut aufschreien lassen und durch die verlockenden Töne, die immer häufiger und drängender wurden. Sein Schwanz strich immer wieder leicht über eines von Cayms Beinen. Nur noch ein wenig…nur noch ein wenig…
 

Caym spürte wie er sich seinem Höhepunkt näherte. Er hatte es längst aufgegeben zu versuchen sich gegen das zu wehren, was sein Köper anscheinend nicht abstoßend fand und was ihm inzwischen weitaus mehr Freude als Schmerzen bereitete. Seine eigenen Keuch- und Stöhngeräusche im Ohr bewegte er sich freiwillig auf und ab, kreiste leicht und drückte seine Muskeln zusammen, um das in ihm stärker zu spüren und dafür zu sorgen, dass es länger und intensiver über den Punkt streifte, der ihn jedes Mal einen farblosen Schleier vor die Augen zauberte. Sein Blut rauschte laut in seinen Ohren und das Geräusch wurde immer lauter, bis plötzlich alles um ihn herum wie durch einen Zauber alles verstummte, er sich aufbäumte, als der Punkt besonders intensiv getroffen wurde und seine Zehen, die im warmen Wasser hingen, auseinanderspreizte. Er schrie auf, packte mit seinen Händen die Beine seines Dämons und zog sich mit voller Kraft hinunter, damit er mehr spüren konnte – zu viel. Der Schleier wurde zu deutlich, er zuckte angenehm zusammen und kam, am Höhepunkt angelangt. Ein warmes Gefühl durchströmte seinen ganzen Körper, befreite ihn von der Anspannung und ließ ihn aufstöhnen. Alle Muskeln verengten sich, und trotzdem spürte er Astaroth noch immer in sich, wie er sich mühsam bewegte, immer wieder leise keuchte, bevor dieser laut aufschrie und seine Zähne danach wie so oft in seiner Schulter vergrub, während Caym die Hitze, die sich in ihn ergoss, spürte. Selbst der Biss war zu gewohnt, um ihm noch etwas auszumachen. Er ließ seine Hände sinken und lehnte sich zufrieden nach hinten, die Beine sanft im Wasser bewegend. Er wartete nur darauf, dass Astaroth, der inzwischen einen Arm um seine Brust geschlungen hatte, ihn losließ und er runter konnte. Der leicht arhythmische Herzschlag, den er hören konnte, als er seinen Kopf drehte und sein Ohr auf der Brust seines „Kissens“ legte, beruhigte ihn langsam wieder und so wurde das Bedürfnis sich zu bewegen nach und nach geringer.

Aus dem Griff konnte er auf keinen Fall entkommen – dafür war sein Dämon viel zu stark – also musste er warten, bis dieser ihn losließ und konnte sich ruhig ausruhen. Seine Augen waren immer noch geschlossen, als er den sanften Atem auf seinem Ohr spürte, bevor er die leise, leicht unterbrochene Stimme seines Gegenübers hörte: „Siehst du…“ Er spürte fast das Lächeln, dass der andere bei diesen Worten mit Sicherheit auf seinen Lippen hatte. „Jetzt können wir ein wenig reden.“, folgte noch die ironische Bemerkung mit einem Lachen, während sich der Dämon anfing wieder zu bewegen – noch immer in ihm vergraben und Caym noch immer auf dem Glied „sitzend“.

Caym seufzte missmutig, schlug die Augen auf rollte sie demonstrativ nach oben, wo sie länger blieben. Seine einzigen Gedanken kreisten um die Frage, womit er diesen sexsüchtigen Teufel verdient hatte. Er holte mit einem seiner freien Arme aus, zog diesen nach vorne, nur um dann seinen Ellenbogen mit voller Wucht nach hinten in sein „Opfer“ zu rammen.

Ein leises unzufriedenes Stöhnen zeigte ihm, dass er sein Ziel getroffen hatte, bevor seine Arme ergriffen und von einer großen Hand über seinen Kopf gezogen wurden.

„So ungezogen. Du denkst doch nicht, dass mir das was ausmacht, oder?“, stichelte Astaroth etwas, während er mit seiner freien Hand über die Brust seines „Gefangenen“ strich, immer weiter seine Spur mit den Krallen nach unten ziehend.

„Hörte sich aber ganz so an…“, erwiderte Caym herausfordernd, doch etwas müde und zu seiner eigenen Verwunderung völlig entspannt und beruhigt.

Die Zunge des Dämons fuhr über die Bissstelle an seiner Schulter, hielt dort kurz inne, bevor Astaroth sich nach hinten fallen und seine Hand nach unten gleiten ließ. Sie lösten sich mit einer geschickten Bewegung, die dieser vollführte, voneinander und lagen ein paar Momente nebeneinander auf dem feuchten Gras, die Beine noch immer ins Wasser hängend.

„Also wenn du noch so viel Energie hast, sollten wir das weitere Reden vielleicht etwas verschieben.“, stellte Astaroth neutral fest – für Caym fast schon zu bemüht wirkend.

Er spannte seinen Körper kurz an, um den Versuch zu entkommen zu starten, doch als er sich gerade fast aufgerichtete hatte, die Füße und Hände am Boden, spürte er einen festen Griff auf seinem Bauch, seufzte resignierend, während er noch einen letzten Trittversuch startete, als seine Beine den Boden verließen. Diesmal war das Glück ihm nicht hold und er landete mit den Händen auf dem Rücken des Dämons, während dieser sich schon auf den Weg zu dem Zimmer machte, das Caym so lange „genossen“ hatte.

„Typisch….verdammter Dämon…immer nur Sex…“, nörgelte er lautstark, während er mit den Fäusten auf den Rücken seines Trägers nicht ganz so stark einschlug wie er hätte können.

Eine Hand traf auf eine seiner Pobacken und er schrie nur: „Au…verdammt.“

„Wenn du dich einmal benehmen könntest, dann würde ich dich vielleicht öfter rauslassen und öfter mit dir reden. Man könnte ja glatt denken, dass du noch jünger als Vierzig bist…“, betonte Astaroth seine letzten Worte, als würden sie besonders hart treffen.

„Also mit Siebzehn bin ich das sicher…“, flüsterte Caym etwas erstaunt daraufhin. Irgendetwas musste er wohl überlesen haben, denn der Dämon blieb kurz abrupt stehen, schnaufte überrascht, bevor er wieder weiterging.

„Okay…das…wir reden später weiter.“, kam es leicht verwirrt, „Jetzt steht etwas anderes auf dem Plan.“, setzte Astaroth fort.

Caym hatte es inzwischen aufgegeben zu protestieren und hing nur noch über der Schulter, klopfte leicht auf den Rücken vor sich und fing dank der leichten Schaukelbewegungen an einzudösen. Was kommen würde, konnte er sowieso nicht verpassen, also wieso nicht ein wenig Ruhe genießen und Kraft sammeln.

Mit diesen Gedanken driftete er in einen leichten Schlaf ab…

Ungewöhnliche Maßnahmen - Teil 1

Ungewöhnliche Maßnahmen
 

Das erste, was er wahrnahm war, dass etwas seinen Hals entlang strich, seine Haut dabei befeuchtete und so Kühle spendete. Es kitzelte ganz leicht, doch aus einem unerfindlichen Grund störte das ganze seinen Körper nicht, der sich bei dem Gefühl nur langsam entschloss, seine Temperatur viel zu schnell zu erhöhen. Er musste etwas dagegen unternehmen, bevor die Wärme, die drohte, zu seinem Glied zu wandern, auch dort ankam. So wirklich bewusst, wieso er das verhindern wollte, war ihm nicht – dafür fühlte es sich irgendwie zu gut an. Seine Hand schoss hoch und traf auf weiche, fließende Haare, die eindeutig nicht ihm gehörten. Daraufhin öffnete er seine Augen erschrocken, drehte den Kopf halb panisch und starrte mit weiten Augen auf Astaroths Kopf, dessen Zunge anscheinend seine Schulter kosten wollte.

Caym befand sich wie so oft auf dem riesigen Bett in dem viel zu großen Zimmer, das sehr viel mehr Einrichtung hätte vertragen können. Das Gefühl unter sich kannte er, er lag nicht auf der Matratze, sondern auf der Decke.

„Hör auf!“, murmelte er noch halb verschlafen und schwor sich, das nächste Mal mehr nachzudenken, bevor er sich auf der Schulter eines Dämons zur Ruhe begab. Er hätte wissen müssen, dass er nach so einem kurzen Schlaf und den ganzen Anstrengungen vorher, nur noch müder aufwachen würde und Zeit bräuchte, bis er wieder ganz bei Kräften war. Und wie war er überhaupt auf die Idee gekommen, gerade dort einzunicken? Hatte er sich schon dermaßen stark an die Gesellschaft des Dämons gewöhnt?

Anstatt einer Antwort, spürte er die Zähne seines Gegenübers auf seiner Haut, die langsam auf ihr entlang fuhren und ihm damit eindeutig zeigten, was als nächstes kommen würde. Bisse waren etwas, das anscheinend zum „Liebesspiel“ dieses Exemplars gehörten und die immer frisch gehaltenen Spuren auf seiner Schulter zeugten eindeutig davon. Zwar wurde er regelmäßig mit Salben, die Schmerzen und Wunden in einer unglaublichen Zeit verschwinden oder verblassen ließen, behandelt, aber sobald alles wieder heil war, erfolgte ein neuer Biss – fast wie um ihn zu markieren. Als ob das verdammte Halsband, das er nicht einmal mehr richtig realisierte, diese Funktion für seinen Geschmack nicht schon viel zu gut erfüllte.

Aber wozu machte er sich darüber jetzt Gedanken? Er hatte heute schon ein extrem langes Gespräch mit dem Dämon geführt, das eigentlich nur in absoluter Verwirrung seinerseits geendet hatte und seine Wut merkwürdigerweise viel zu schnell hatte verrauchen lassen.

Wollte er nicht irgendwie fliehen, sobald sich eine wirkliche Gelegenheit ergab? Doch bevor er den Faden weiterspinnen konnte, spürte er, wie sich die Zähne Astaroths in seinen Hals bohrten und leichte Schmerzen durch ihn zuckten.

„Auu…Verdammt!“, schrie er und griff mit seiner Hand, die noch immer auf den Haaren seines „Partners“ lag, zu und zog mit aller Kraft daran. Wie immer brachte das herzlich wenig. Die kräftigen Finger des Dämons, die sich praktisch sofort auf den seinen wieder fanden, packten zu und zwangen ihn, loszulassen, wenn er nicht größere Schmerzen erleiden wollte – und das war eindeutig nicht der Fall.

Was Caym aber am meisten an der ganzen Aktion schockierte, war, dass der Biss nicht so schmerzte, wie er eigentlich sollte. Wie, als ob er sich schon viel zu sehr daran gewöhnt hätte.

Als das ganze endlich endete, wäre er am liebsten im Erdboden versunken, kaum, dass er das Gesicht Astaroths sah. Dieser leckte sich mit der Zunge langsam über die rot befleckten Lippen und lächelte dabei so eindeutig, dass Caym genau wusste, was ihm gleich bevorstand. Noch eine Runde braucht er jetzt aber nicht wirklich. Vielleicht konnte er das Gespräch fortsetzen? Irgendwie waren die Worte heute nur so aus beiden herausgesprudelt und hatte ihn zumindest für eine Zeit lang vor dem Sex - den er inzwischen viel zu sehr genoss - bewahrt und ihn aufgemuntert.

Als er die starken Hände auf seiner nackten Haut spürte, die Spuren von Wärme auf seinem Körper hinterließen, griff er eine Aussage auf, die er vor seinem Schlaf ziemlich merkwürdig gefunden hatte und ihm deswegen stark im Gedächtnis geblieben war: „Was sollte diese Bemerkung von wegen, als ob ich noch Vierzig wäre? Sehe ich etwas so alt aus?“

Astaroth hielt in der Bewegung inne und die Lust fing an aus seinem Gesicht zu schwinden, wurde schwächer. Anscheinend war er noch immer in Redelaune und Caym wollte das gerne ausnutzen.

„Habe ich dir keines der Bücher über die Entwicklung von Dämonen gegeben?“, fragte Astaroth wohl mehr sich selber als Caym, der trotzdem den Kopf zur Antwort schüttelte, teils auch, weil er so erstaunt darüber war, dass der Dämon ihm so bereitwillig antwortete. Er entfernte sich etwas von ihm, bevor er fortfuhr: „Bei den Dämonen – von denen es mehrere Rassen gibt, wie du vielleicht wissen solltest – ist das durchschnittliche Alter, in dem sie langsam anfangen geschlechtsreif zu werden, Vierzig.“ Irgendwie wirkten die Worte am Anfang an einer Stelle merkwürdig betrübt, so als ob etwas unangenehmes darin verborgen lag.

Caym ignorierte das ganze, weil er viel zu erstaunt war. „WAS? Vierzig? Bei uns werden die Kinder so ungefähr mit Dreizehn geschlechtsreif. Wie alt bist du? Und wie alt werden Dämonen dann maximal?“, brachte Caym nur ganz erstaunt heraus, während er sich aufsetzte und auf seine Hände gestützt Astaroth anstarrte. Aller Frust war vergessen und die Neugier siegte gerade mit einem unglaublichen Vorsprung vor allen Emotionen.

„Dreizehn? Das ist sehr jung. Wie könnt ihr in dieser Zeit genug Informationen sammeln, um zu überleben? Okay…das erklärt andererseits auch, wieso du keine Ahnung davon hast, wie man sich seinem Herrn gegenüber benehmen sollte, wie man anständig überlegt, sich verteidigt...“, erwiderte Astaroth leicht lächelnd und vielleicht nicht ganz ernst darauf.

Wirklich einschätzen konnte Caym seinen Dämon noch immer nicht ganz. Doch bevor der Mensch noch groß Gelegenheit bekam, etwas darauf zu erwidern, fuhr sein Gegenüber fort: „Mein Alter? 1300 Jahre bin ich alt und schon ein paar Jahrhunderte Fürst dieses Gebiets.“ Eine kurze Pause folgte, die jedoch schnell von der tiefen, warmen Stimme unterbrochen wurde, die schon Augenblicke vorher das Zimmer beherrscht hatte: „Maximales Alter? Was soll das sein? Dämonen sterben eigentlich immer gewaltsam, doch das variiert von Dämon zu Dämon.“

„Wa…Was?“, stotterte Caym absolut erstaunt davon. „Wie soll ich das verstehen? Jedes Lebewesen hat doch eine maximale Lebenszeit…Menschen sterben spätestens mit Hundert Jahren, Hunde maximal Fünfzehn Jahre und so weiter…Und du siehst höchstens aus wie Dreißig…so ungefähr…höchstens…wenn ich das halbwegs einschätzen kann…“, setzte er fort, während er sich weiter vorgebeugt hatte, um dem Dämon näher zu kommen und so jede kleine Bewegung wahrnehmen zu können.

So entging ihm nicht das leichte Zucken, das nur kurz auf Astaroths Gesicht sichtbar wurde, bevor dieser etwas verwirrt sagte: „Dämonen sind an sich unsterblich. Wie es scheint Menschen nicht...das ist nicht gut.“ Das letzte schien er mehr für sich selbst hinzuzufügen, bevor er seinen Kopf leicht schief legte und anfing, Caym anzustarren.

„Was? Ähm…Halt…“, fing der Mensch von dem Blick etwas irritiert an und brach dann schnell ab. Er konnte seine Gedanken nicht fassen, obwohl er wusste, dass da noch etwas war, was ihn gestört hatte. Als es ihm einfiel, sprudelte es nur so aus ihm heraus: „Was sollte das Gerede von wegen ‚seinem Herrn gegenüber’? Du bist nicht mein…“ Doch bevor er seinen Satz beenden konnte, spürte er eine Hand auf seinem Nacken, die seinen Hals wie in einer Schraubzwinge fest hielt und ihn seine Worte verschlucken ließen.

Langsam strich eine Hand über sein Halsband, bevor der Dämon wieder anfing zu sprechen - diesmal langsam und eindringlich: „Du gehörst mir und wirst es für immer tun. Für immer. Ich dulde keinen Widerspruch in dieser Hinsicht, egal, wie sehr mir deine widerspenstige Art auch gefällt. Ich bin ein Fürst und auch wenn du keine Ahnung davon hast, wie Herrscher vielleicht arbeiten und was sie sind, so bin ich doch der Herr aller in meinem Reich.“ Langsam strich der Dämon mit seiner anderen Hand dabei dem erstarrten Caym über die Brust. „Und jetzt sollten alle Fragen beantwortet sein. Ich werde dich wohl noch einmal gründlich waschen müssen – wie schon vorher.“ Dabei schlich sich wieder einmal ein lüsterner Blick auf das Gesicht des Dämons, der dem Menschen verriet, was genau er damit meinte, und dass das Waschen vorher sich auf den Sex im See bezog.

Bevor Caym sich noch genau überlegen konnte, was er sagte, fing er an zu sprechen, während sich seine Worte dabei beinahe überschlugen: „Was? Ich habe keine Ahnung? Ja…sicher…ich wurde nur seit meiner Geburt darauf vorbereitet Graf zu werden – na ja, zumindest sollte ich darauf vorbereitet werden. Und…ich bin ein Mensch…kein Tier, dass einen Herrn bräuchte.“
 

„Du gehörst mir.“, sagte Astaroth mit leicht bebender und sehr eindringlicher Stimme, während er Cayms Kopf mit seiner Hand näher an den seinen brachte. Sein Mensch würde es schon noch verstehen, dass er ihm gehörte – für immer. Ein Opfer war ein Opfer und gehörte demjenigen, dem es gegeben wurde.

Seine Augen ruhten auf den sanft zitternden Lippen, die ihn in ihren Bann zogen und mit einer raschen Bewegung verschloss er sie mit seinen. Das Gefühl war dämonisch gut. Die weiche, leicht kühle und sehr empfindliche Haut unter der seinen zu spüren, war unglaublich. Er wollte es genießen, ließ seine Zunge aus ihrem warmen, feuchten Gefängnis um Caym zu kosten. Bei den Empfindungen, die ihn dabei überkamen, schnurrte er fast, ein warmes, angenehmes Gefühl breitete sich in seinem Körper aus. Wieso nur wurde es für ihn immer schöner, immer unverzichtbarer diesen Menschen bei sich zu haben? Wieso konnte er sich nicht beherrschen und wieso hatte er das Gefühl ihm bedingungslos vertrauen zu können, dass er ihm nicht einen vergifteten Dolch in den Rücken rammen würde, wenn er einmal kurz nicht aufpasste? Er hegte keine Zweifel daran, dass sein Kleiner grundlegend anders war, als die meisten Dämonen…

Seine Zunge fand einen Weg hinein in den Mund seines Partners, nachdem sie drängend über die Lippen gestrichen war und versucht hatte, sie auseinanderzudrängen. Seine Sinne spielten verrückt, als die beiden Muskeln sich trafen und sich langsam betasteten um ein wenig miteinander zu spielen. Es war warm und sein Blut schoss in zwei verschiedene Richtungen, wärmte ihn noch mehr auf und pulsierte laut in seinen Ohren – immer asynchroner wurde der Takt. Nach jedem erfolglosen Versuch seines Menschen, ihn aus der feuchten Höhle zu vertreiben, folgte ein Lächeln. Erst als jener seinen Widerstand aufgab und ein leises Seufzen zu hören war, wurde er vorsichtiger und tastete sich mit seiner Hand, die langsam von der Brust auf den Rücken gewandert war, weiter hinunter, bis er plötzlich inne hielt und den Kuss abrupt beendete. Mit beiden Händen ergriff er das Gesicht seines Menschen, dessen Lippen leicht geschwollen waren, der schwer atmete und dessen Wangen leicht gerötete waren, und hielt es fest. Astaroths Schwanz hatte sich wieder verselbstständigt und wedelte jetzt hinter ihm hin und her, verfing sich dabei leicht in der Bettdecke, wodurch er kaum noch sichtbar war. Ein deutliches Zeichen dafür, dass er aufgeregt war.

Caym starrte ihn überrascht aus halb geschlossenen und merkwürdig schimmernden leicht feuchten Augen an. Der Anblick war verführerisch und ließ das Blut nur noch schneller in Astaroths Lenden schießen. Auch wenn er jetzt mehr wollte, viel mehr, war das, was ihm gerade in den Kopf geschossen war, wichtiger.

Leise flüsterte er mehr zu sich selbst: „Was der Tag nicht brachte, wird der Abend noch bringen müssen.“

Er streichelte leicht über die Wange seines Menschen und sprach dann lauter: „Geh dich waschen. Wenn du dich benimmst und das Rätsel lösen kannst, dann nehme ich dich öfter mit nach draußen. Und damit du dann nicht auf die Idee kommst zu entkommen noch eines: Hast du eine Naht bei deinem Halsband entdeckt?“ Bei den letzten Worten fuhr er mit einer Hand hinunter zu dem angesprochenen Gegenstand.

„Das hier lässt sich von niemand anderem lösen als von mir und jeder wird erkennen, wem du gehörst. Da inzwischen schon Gerüchte – welche Schlange auch immer sie verbreitet hat – darüber aufkamen, dass ich an einem Menschen hänge, wird auch jeder wissen, wer du bist. Es gibt nämlich nicht wirklich andere Menschen hier. Und wenn dich ein Dämon erwischt, wird er dich entweder ausliefern oder töten. Sollte dich einer von Forcas Männern erwischen und dich ausliefern, dann wird dieser dich nicht nur nach Informationen fragen, sondern auch foltern und zum Schluss garantiert umbringen. Hast du das verstanden?“, setzte er voller Ernst fort. Caym starrte ihn erst ungläubig an, bevor dieser dann seufzte und nickte.

Wie viel zu oft in letzter Zeit grinste er leicht und ging dann ins Ankleidezimmer, damit er schnell das holen konnte, was noch nötig war, damit sein Mensch ohne Probleme aus dem Zimmer in die öffentlichen Bereiche konnte. Es sollte ihn keiner jemals mehr nackt sehen.
 

Caym rollte mit den Augen, als der Dämon sich wohl anziehen gegangen war und stand missmutig auf. Wieso hörte er überhaupt darauf, was dieser wollte? Und diese versteckte Drohung war auch wieder so typisch, doch er konnte nicht an den Worten Astaroths zweifeln. Wirklich angelogen hatte er ihn noch nie – auch kein Wunder bei den wenigen Sätzen, die sie bisher miteinander gewechselt hatten. Und dass er hier mehr oder weniger einer zum Abschuss freigegebenen, recht hilflosen Spezies angehörte, war ihm selbst nur allzu klar.

Eigentlich wollte er dem Dämon nicht gehorchen, aber er fühlte die Überreste des letzten „Liebesspiels“ allzu deutlich auf und in seinem Körper, also stapfte er mit extra lauten Schritten zum Badezimmer und wunderte sich kurz, wieso Astaroth es nicht für nötig empfand, sich zu waschen.

Schnell war er im Wasser und entfernte all den Schmutz, der sich auf seinem Körper angesammelt hatte und schüttelte verzweifelt den Kopf, als er damit fertig war und dem plätschern des fallenden Wassers lauschte. Alles lief immer anders als er wollte, wurde verrückt und trieb ihn nur noch mehr in die Arme des Dämons. Anders konnte man das ja nicht mehr sehen. Mit jedem Versuch zu entkommen, kam er ihm nur näher und sah weniger und weniger Möglichkeiten aus dieser Welt zu entkommen. Endlich konnte er wieder klar denken. Soweit er es bis jetzt verstanden hatte mit seinem wenigen Wissen, war Forcas der Erzfeind von Astaroth und würde ihn wohl als Besitz oder Verbündeten seines Feindes schnell umbringen. Zu seinem Entsetzten machte das auch noch viel Sinn.

Er lehnte sich zurück und schloss die Augen, als er das Schließen der Tür hörte. Astaroth war anscheinend gegangen um was auch immer zu erledigen.

Es schien eine Ewigkeit zu vergehen, bis er sich dazu durchringen konnte, sich nicht weiter vom Wasser aufweichen zu lassen. Seine Fingerkuppeln schon ganz schrumpelig von der aufgesogenen Flüssigkeit.

Als er seine Augen öffnete um sicher aus dem Becken zu steigen, fiel sein Blick auf die glatte Oberfläche, die zu seinem Entsetzen wie ein Spiegel aussah und ihm das Halsband, das ihn noch immer zierte, deutlich zeigte. Er strich darüber und fuhr mit größter Vorsicht über die gesamte Länge, fand dabei aber keine einzige Unebenheit, keine Spur einer Naht. Einmal seufzte er noch laut, bevor er aus dem Wasser stieg und an der Wand, die an den Ausgang grenzte ein Tuch ergriff, mit dem er sich abtrocknete.

Als er mit der Säuberung fertig war, schlurfte er zurück zum Bett und setzte sich darauf, sich wundernd, wieso die Laken nie schmutzig wurden oder ob jemals jemand die alten durch neue saubere ersetzte.
 

„Usol“, sagte Astaroth nur kühl, als er durch die Tür, die zum Schmied und Schneider führte, schritt.

„Fürst?“, fragte der Angesprochene, während er von seiner Beschäftigung mit Metallen aufsah und sich kurz verbeugte. „Womit habe ich die Ehre Eures Besuchs verdient?“, fuhr er fort.

„Ich will abholen, was ich in Auftrag gegeben habe und weswegen du mich des Öfteren mit Fragen gelöchert hast. Ich denke du hattest jetzt genug Zeit, es fertig zu stellen.“ Mehr brauchte der Fürst nicht zu sagen.

Usol schloss kurz nickend die Augen und ging dann in einen verschlossenen Teil des Raums, kramte dort leise herum, bevor er mit einem großen Beutel zurückkam. Er hielt ihn dem Fürsten hin, dessen Gedanken immer wieder zu dem zurückkehrten, was er eigentlich machen wollte. Vielleicht war es eine schlechte Idee, Caym zu vertrauen, aber vielleicht war er doch nützlicher als gedacht, sollte er mit den Taktiken der menschlichen Herrscher vertraut sein und einen neuen Blickwinkel einbringen können. Als Usol ihm den Beutel hinstreckte, nahm er ihn und schaute kurz hinein.

Kleidungsstücke und mehrere Gegenstände aus Metall befanden sich darin und Astaroth nickte zufrieden.

„Ich bin zufrieden. Lass dir die Entlohnung und den Bonus auszahlen.“, sagte der Fürst, bevor er sich zum Verlassen des Raums umdrehte, dann aber noch inne hielt und ernst hinzufügte: „Behalte das für dich. Ich vertraue auf deine Verschwiegenheit. Es gibt schon genug Gerüchte.“

Usol sah mit seinem Auge, dem Astaroth fast Sehkraft hätte zusprechen können bei der Schärfe, die es besaß, zu seinem Fürsten und flüsterte nur leise mit seiner unglaublich tiefen Stimme: „Ich schweige immer. Ihr seid der Fürst und Ihr werdet wissen was Ihr tut. Ich vertraue darauf, dass Ihr Euch nicht vertreiben lasst und gewinnt – ob Ihr mit einem Menschen oder mit einem Dämonen Euren Spaß habt, ist dabei unerheblich.“

Astaroth sah ihn erstaunt an, da so etwas das letzte war, was er erwartet hatte. Usol war ihm immer treu ergeben gewesen und in vielen Schlachten hatte er seinen Wert bewiesen, hatte sogar sein Augenlicht in seinem Dienst verloren. Doch so ein direkter Ausdruck seiner Meinung war dem Fürsten noch nie untergekommen.

„Ich bin der Fürst und ich werde es bleiben – sei dessen versichert.“, erwiderte er darauf nur kurz während er sich umdrehte, als er Usols ungewöhnlich tiefe Verbeugung sah. Schnell verließ er den Raum und schloss die Tür hinter sich mit einem dumpfen Geräusch.

Jetzt hatte er alles was er brauchte und er war mehr als gespannt auf das, was Usol für Caym gefertigt hatte. Die beiden Handreifen aus Metall waren ihm schon auf den ersten Blick aufgefallen und er lächelte bei der Vorstellung, wie sein Mensch auf die Spezialfähigkeit der beiden reagieren würde. Seine Schritte beschleunigten sich jetzt nur noch, denn er wollte all das schnell hinter sich bringen, damit er endlich wieder seiner Lieblingsbeschäftigung mit dem Menschen nachgehen konnte – das wonach sein Körper auch jetzt leise verlangte, weil er den viel zu erregenden Caym zu lange angestarrt hatte.

Dank seiner Ungeduld war der Weg schnell zurückgelegt, denn er wollte nicht länger warten, musste alles so rasch wie möglich erledigen. Er stieß die Tür zu seinen Privatgemächern auf, nachdem er die Worte geflüstert hatte, die den Zauber deaktivierten und erstarrte gleich darauf wieder bei dem Anblick, der sich ihm dabei bot. Nur mit Mühe konnte er sich diesmal zurückhalten, als er Caym nackt auf dem Bett sitzen sah, die Beine weit gespreizt nach vorne gebeugt und die Decke zwischen den Händen genau musternd. Ein Knurren entkam Astaroths Kehle und der Blick des Menschen fiel plötzlich auf ihn, während dessen Körper noch immer in dieser verlockenden Position verharrte. Astaroth musste laut los lachen, als Caym mit unglaublicher Geschwindigkeit rot anlief, die Augen erschreckt aufriss, die Beine schnell schloss und die Decke irgendwie verzweifelt über sich warf.

„Wa…Wa…Was gibt es…es da zu sehen.“, stotterte der Mensch mit hochrotem Kopf, während Astaroth nur grinsen konnte. Caym bemühte sich verzweifelt böse zu schauen, doch diese Fähigkeit ging ihm wohl ab und verlieh der Situation in den Augen des Dämons eine wirklich amüsante Note.

Schnell griff er in den großen Beutel, den er mit sich trug, tastete etwas darin herum, bis er das Gesuchte an dem kühlen Gefühl auf seiner Haut erkannte und zog es heraus. Die Kette schwankte leicht in seiner Hand und glitzerte etwas in dem sanften Licht, das von der Decke strahlte und den Raum erfüllte.

„Nein. Nein! NEIN!“, rief Caym, während er sich nach vorne lehnte und dabei die Decke in seinen Händen noch fester hielt. „Du hast gesagt, dass ich brav sein soll, und nicht, dass ich wie ein Hund an die Leine genommen werde.“, fauchte er vor sich hin, doch nicht leise genug, damit Astaroth es nicht hätte hören können.

Mit ein paar unglaublich schnellen Schritten war die Entfernung zum Bett augenblicklich überwunden und die Kette schloss sich automatisch um den Ring des Halsbandes, als sie ihm nahe genug gekommen war – pure Magie. Caym reagierte zu langsam und seine Hand konnte nur die schon befestigte Kette ergreifen um vergeblich daran zu ziehen. Nach ein paar Sekunden, die ihm wohl bewusst machten, dass es sinnlos war, atmete er fest aus und starrte Astaroth dann unter seinen leicht gesenkten Augenlidern hindurch an. Der Dämon hielt dem Blick lächelnd stand und schwenkte die Kette, die sich an seine Finger zu schmiegen schien, nur sanft hin und her.

„Ich nehme nicht an, dass du mich freilassen wirst, wenn ich das Rätsel löse?“, fragte Caym mit einer halb hochgezogenen Augenbraue, während Astaroth darauf nur mit einem leichten Kopfschütteln antwortete.

„Lange reden ist nicht das, was ich jetzt vorhabe. Ich verrate dir aber eines – da du anscheinend die Bücher wirklich nicht genau gelesen hast – Magie funktioniert hier und für Dämonen allgemein anders. Selbst wenn einer wollte, könnte er nicht wirklich jemanden in die Menschenwelt schicken.“, kam es kalt, während er an der Kette zog und seinen Menschen ins Ankleidezimmer manövrierte. Astaroth wollte nicht darüber nachdenken, dass Caym noch immer entkommen wollte, aber es war auch egal. Die Möglichkeiten wieder in die Menschenwelt zu kommen, waren mehr als gering.
 

„Hey…halt…du kannst mir doch nicht so etwas sagen und dann…au…“ Caym fluchte die ganze Zeit, aber langsam gab er den Widerstand auf und ging selbstständig hinter dem Dämon her, nachdem er keine großartigen Chancen auf erfolgreiche Rebellion mehr sah – im Moment. Wo auch immer ihn der Dämon nachher hinzerrte, so würde er wohl dort nicht entkommen können. Wenn es stimmte, was er gesagt hatte, war er mit größter Wahrscheinlichkeit hier für alle Ewigkeit gefangen. Wahrlich schöne Aussichten, doch damit würde er sich erst abfinden, wenn er alles versucht hatte. Offensichtlich musste er die Bücher genauer lesen, um die Bedeutung wirklich zu erfassen. Mit flüchtigem Lesen verstand er anscheinend gar nichts. Aber im Moment hatte er andere Probleme.

Sie waren im Ankleidezimmer angekommen und der Dämon hatte die große Tasche, aus der die Kette stammte und die er in der Hand getragen hatte, auf den Boden fallen lassen. Caym atmete einmal kurz durch und machte sich auf das Schlimmste gefasst. Er stand angespannt da, schloss die Augen kurz und wartete. Was auch immer an perversen Spielzeugen dort jetzt erscheinen würden – er würde es überstehen und nicht noch weiter seinem Körper und dessen Bedürfnissen nachgeben.

„Entweder du ziehst das selber an, oder ich muss nachhelfen.“ Caym schreckte aus seinen Gedankengängen hoch, öffnete die Augen und erkannte, was Astaroth wohl gemeint hatte. Dieser hielt nämlich ein Bündel weißen Stoffs in die Höhe und starrte ihn erwartungsvoll an. Er hatte anscheinend auch die Kette losgelassen, die jetzt von dem Halsband herunter hing.

Caym sah das Bündel an, als würde es ihn gleich anspringen und wartete einfach nur. Je mehr Augenblicke verstrichen, umso aufdringlicher wurden die Blicke des Dämons, fingen an ihn von unten bis oben zu mustern, ihn regelrecht mit seinen Augen zu streicheln. Die Schamesröte stieg ihm langsam ins Gesicht, bis er schlussendlich mit einem: „Es reicht!“, die Kleidung wütend ergriff und kurz erwartungsvoll zum Dämon schaute, der aber nur weiterhin seinen Körper begutachtete.

„Könntest du dich bitte umdrehen, damit ich mich anziehen kann?“, murmelte Caym fast unverständlich.

„Wieso? Zieh dich jetzt an, oder ich helfe dir beim An- und Reinziehen.“, flüsterte ihm der Dämon ins Ohr. Caym konnte dabei den heißen Atem auf seiner Haut spüren, der ihm eine Gänsehaut bescherte. Plötzlich spürte er wie sich zwei kühle Gegenstände um seine Handgelenke legten und schaute hinunter. Es waren zwei Armreife, die golden glänzten und auf denen Astaroths Symbol prangte. Ein kurzer Seufzer entkam seinem Mund, beruhigt, dass es keine Handschellen oder ähnliches waren.

Doch wie konnte sich dieses Wesen nur immer so schnell bewegen?

Rascher als er eigentlich wollte, legte er die Kleidung mit diesem Gedanken an und spürte, wie der Dämon ihn drehte, so dass er genau in den großen Spiegel im Ankleidezimmer starrte. Er war von Kopf bis Fuß in reinweißen Stoff gekleidet. Die Hose saß perfekt und war bei den Beinen angenehm weit und harmonierte wunderbar mit dem Oberteil, dass eine Weste war, die er vorne mit goldenen Schnallen geschlossen hatte. Die Füße zierten weiße Stoffschuhe, die mit schwarzen Schnüren zugebunden waren, in die er aber ohne diese zu öffnen schlüpfen konnte. Auf der linken Seite des gesamten Ensembles zogen sich feine schwarze Schnörkel von dem Fuß hoch bis zur Schulter. Es war ein verwirrendes Muster, wie ein Labyrinth, dem die Augen nicht folgen konnten, ohne sich zu verirren. Doch eine Stelle auf der Weste nahe der Hüfte fiel ihm auf, denn dort sah es fast so aus, als ob ein Kreuz mit der Schlange – Astaroths Zeichen – dargestellt wurde. Zugegebenermaßen konnte das auch reine Einbildung sein, denn die Schnörkel schienen fast zu leben und sich über die gesamte Länge zu schlängeln. Caym schüttelte nur den Kopf und fragte sich, ob es auch an Magie lag, dass alles dermaßen perfekt passte, wo der Macher dieser Stücke offensichtlich nicht die besten Augen hatte.

„Und was sollen die Armreifen? Ich bin nicht so versessen auf Schmuck…“, nörgelte er jetzt ein wenig, nachdem er sich umgedreht hatte und den Dämon anstarrte.

Doch die einzige Antwort auf die Frage war ein Angst einflößendes Lächeln und er beschloss es lieber dabei beruhen zu lassen als Astaroth zu ärgern.

Nach nur kurzem Warten und weiteren begutachtenden Blicken hörte Caym den Dämon vor sich sagen: „Hm…gefällt mir. Und jetzt können wir gehen, wenn du das hier noch umwirfst.“ Mit diesen Worten hielt er Caym einen schwarzen Stoffballen hin und ergriff in einer fließenden Bewegung wieder die Kette.

Mit einem Seufzer nahm der Mensch das Bündel, drehte sich wieder zum Spiegel um und warf sich den schwarzen Umhang mit Kapuze um, der von einer Brosche zusammengehalten wurde, die sich perfekt in den silbernen Rand einfügte, der von der Mitte der Kapuze am Saum entlang über die Schnalle auf die andere Seite und dort am Rand entlang bis ganz hinunter lief. Weiße Linien fanden ihren Ursprung überall dort, wo das Silber existierte und zogen sich wie Adern Zentimeter weit in den Stoff und gaben ihm fast ein lebendiges Aussehen.

Mit einem unhöflichen Ruck wurde Caym aus dem Bestaunen des Umhangs gerissen und starrte den Dämon wütend an, der ihn an den Schultern ergriffen hatte und ihn mit einer Bewegung zu sich gedreht hatte. Wütend schrie er: „Was soll das denn verdammt? Ich kann mich schon selbst umdrehen, wenn du etwas sagst…bin kein widerspenstiges Haustier.“ Er ergriff die Kette und versuchte daran zu zerren und dem Dämon so etwas Kontrolle zu entreißen.

„Du bist kein widerspenstiges Haustier?“, Astaroth lachte bei der Bemerkung und legte seine freie Hand um Cayms Finger. „Nachdem du minutenlang in den Spiegel gestarrt hast, war es an der Zeit dich wieder zu ‚wecken’. Und noch ein Hinweis: Wenn wir aus dem Zimmer gehen, dann benimm dich. Du wirst mir nicht einfach so widersprechen, nicht versuchen zu fliehen und keine Bemerkungen machen, die keiner hören muss. Und jetzt gehen wir.“ Mit seinen letzten Worten löste er seine Hand, strich damit einmal über die Wange, die durch den Schatten der Kapuze schwer erkennbar sein musste, und ging dann los.

Da er nicht viel Wahl hatte, folgte er diesmal ohne viel Murren. Es ging aus dem Raum, die Tür hinaus und auf den Gang, den er schon kannte und weiter in Richtung dorthin, wo der Dämon namens Usol gewesen war. Doch bevor sie dort ankamen, bogen sie nach rechts ab. Die Wände veränderten sich leicht, waren nicht so glatt behauen und hatten mehr Unebenheiten – was ihm nur deswegen auffiel, weil er versuchte sich alles genau einzuprägen. Man konnte ja nie wissen, ob sich nicht irgendwann die Gelegenheit ergab zu fliehen, wenn er wusste, wie er nach Hause kommen konnte. Nach einer insgesamt beachtlichen Strecke öffnete Astaroth eine kaum sichtbare Tür auf der linken Seite – mit dem üblichen Gemurmel - die eine Treppen offenbarte, die nach unten führte. Kalte Luft kam Caym von dort entgegen und der Geruch war seltsam „sauber“, als ob sie gefiltert wurde.

Viel Zeit nachzudenken hatte er auch diesmal nicht, denn der Dämon schob ihn mit sanftem Druck hinunter und schloss hinter ihnen die Tür. Auf ein lautes, nicht verständliches Wort hin gingen zu beiden Seiten Lichter an, die von merkwürdigen pilzförmigen Objekten ausgingen, die aus den Wänden zu wachsen schienen. Astaroth stieß ihn leicht am Rücken an, was ihm wohl klar machen sollte, sich zu bewegen. Doch er war zu fasziniert von den eigenartigen Objekten. Es war, als wäre die ganze Wand damit übersät. „Wa…“, wollte er schon fragen, doch verstummte, als der Druck auf seine Schulter daraufhin nur größer wurde und setzte sich missmutig in Bewegung.

Die Treppen schienen fast endlos zu verlaufen, bis Caym um eine Ecke bog und ein lautes „Halt!“ hörte und das Blitzen des Lichts auf einem Speer bemerkte, der sich genau auf ihn gerichtet hatte. „Was habt ihr hier zu suchen?“, fragte die Dämonenwache weiter.

„Das ist meine Sache.“, erwiderte Astaroth daraufhin nur eiskalt, als er aus dem Hintergrund hervortrat. Caym zuckte nur kurz zusammen, blieb dann aber still stehen und beobachtete erstaunt die Reaktion des Wächters. Dieser machte den Mund kurz sprachlos auf, verbeugte sich bevor er dann anfing deutlich, aber leise zu sprechen, Ehrerbietung in seiner gesamten Haltung: „Natürlich mein Fürst. Kann ich sonst noch etwas tun?“

„Ich will, dass sich alle Wachen aus dem Kerkerbereich entfernen. Sofort. Und ihr bleibt hier stationiert.“, sagte Astaroth nur darauf. Der Angesprochene eilte sofort durch eine Tür, die nach einem leisem Murmeln erst erkennbar wurde, und kam nach gut zwei Minuten mit drei weiteren Dämonen zurück, die sich alle verbeugten und den Weg frei machten. Keiner von ihnen schaute ihren Fürsten dabei an, aber einige starrten Caym und die Kette an. Einer – der Sprecher – rümpfte die Nase und sah aus, als ob er ihn gleich anspringen wollte. Offenbar wirkte die Verkleidung nicht bei allen.

Caym schüttelte nur den Kopf, als ihm wirklich bewusst wurde, an wen er hier geraten war. Zu behaupten, dass man ein Herrscher ist, ist leichter, als es wirklich zu sein, doch sein Dämon war jemand, der seinen Untergebenen ungeheuren Respekt einflößte. Mit diesen Gedanken ging es – Astaroth voran, der leicht an der Kette zog – in den Raum, den die anderen geräumt hatten.

Wie in dem ganzen Gang roch es hier merkwürdig sauber und neutral, aber die Wände, die auf der einen Seite mit Gitterkäfigen ausgestattet waren, wiesen eigenartige rötlich-schwarze Flecken und Muster auf. Das Licht, dass auch hier von den leuchtenden Pilzen gespendet wurde, gab dem ganzen nur noch ein unheimlicheres Aussehen. Auf der anderen Seite standen merkwürdige Gerätschaften, die teils mit sehr starken Spitzen, Handschellen und Rädern ausgestattet waren, über deren Zweck Caym angesichts der Dolche, spitzen Stöcken, Keulen, Peitschen und Ähnlichem, lieber nicht nachdenken wollte.

Tiefer und tiefer ging es hinein in den länglichen, an fast allen Ecken abgerundeten Schlauch von verbundenen Räumen. Zwei weitere sahen fast so aus wie der erste, nur hatten sie an den Ecken Gitterstäbe, die jeweils einen kleinen Bereich abtrennten. Der Vierte, der durch eine Tür verschlossen war, die Astaroth mit dem üblichen Spielchen öffnete, zeigte ein anderes Bild. Ein weiter, aber diesmal runder Raum, in dessen Mitte ein Gitter stand, das so von allen Seiten zugänglich war. In der Mitte dieser Abgrenzung saß ein Dämon in sich zusammengesunken, der violette Haut hatte – wenn er das unter dem ganzen Schmutz richtig erkannte – war etwas weniger kräftig gebaut als Astaroth und hatte schwarze runde Hörner, die von Haar in derselben Farbe umgeben waren. Die wenige Kleidung, die der Dämon anhatte, war zerrissen und der Rücken von einigen Striemen geziert. Der Gefangene schnüffelte ein wenig, verzog dann die Nase und richtete sich gerade auf, die Hände über den Boden kratzend.

Caym sah, wie die Augen sich öffneten und gelbe, stechende Pupillen sich auf ihn richteten und voller Hass ansahen.

Doch bevor das Gefühl zu unangenehm werden konnte, stand Astaroth schon zwischen ihm und dem Gefangenen und fing an zu sprechen: „Damon…ich habe mich noch nicht entschieden, was mit dir passieren soll. Das werde ich heute tun und deswegen bin ich hier.“ Eine kurze Pause, in der nichts passierte, bevor es weiter ging: „Ich verlange dein Schweigen über das, was hier vorgeht und deine Kooperation.“

Auf die letzten Worte hin kam ein Schnaufen und Caym legte seine Hände auf den Rücken Astaroths, dessen Gewand aus einem merkwürdig weichen schwarzen Stoff mit rotem Muster, das seinem sehr ähnlich sah, gemacht war. So abgestützt beugte er sich etwas zur Seite, um etwas zu erkennen. Der Kopf des so aufmerksam gemachten drehte sich um und schaute auf den Menschen herunter. Caym flüsterte nur so leise er konnte: „Will auch sehen und ich will wissen, warum ich hier bin.“

„Das will ich auch wissen.“, fing Damon an, während Astaroth langsam zur Seite ging und so Caym wieder den uneingeschränkten Blick auf den Gefangenen frei gab. „Was macht dieser dreckige Mensch hier? Sind die Gerüchte etwa doch wahr? Seid ihr so schwach geworden?“, spuckte Damon fast aus. Caym zuckte nur zusammen und strich mit seiner Hand seine Kapuze vom Kopf, da sie in seinen Augen nicht mehr nötig war und nur seinen Blick einschränkte. Er öffnete schon den Mund, um etwas zu sagen, doch besann sich schnell wieder, als er im Augenwinkel seinen Dämon sah.

„Ruhe! Ich will nichts mehr davon hören. Ich bin weder schwach noch ist mein Mensch dreckig. Ich überlege gerade ernsthaft, ob ich einem dermaßen unfähigen Dämon wirklich eine Chance geben soll, oder ob ich dich nicht gleich quälen und vierteilen lassen sollte.“, sprach Astaroth mit tiefer, dröhnender Stimme.

Damon zuckte daraufhin deutlich zusammen, seine Augen wurden blasser und er flüsterte nur leise: „Verzeiht Fürst, aber ich habe nichts mehr zu verlieren. Wenn ein Dämon des Verrats beschuldigt wird, dann hat er so oder so sein Leben verwirkt. Damit habe ich mich abgefunden und auch damit, dass Ihr mich quälen wollt. Aber dass Ihr einen Menschen mitnehmt, und mich damit quält, kann ich nicht verstehen.“

„Wer ist er? Und was geht hier vor?“, flüsterte Caym ganz leise seine Frage an Astaroth, während er unbewusst leicht an dessen Kleidung zupfte. Trotz der Angst und der Anspannung hier zu sein und in Gegenwart eines anderen Wesens, gewann langsam seine Neugier die Oberhand.

„Ganz was ich erwartet hatte. Das ist das Rätsel, dass du lösen sollst: Ist er schuldig oder nicht. Und wenn nicht, was bestünde für ein Grund ihn verurteilen zu lassen.“, kam von Astaroth daraufhin.

„Und warum sollte ich?“ Die Frage war für Caym offensichtlich.

Zu gewinnen schien es nichts zu geben, aber die Antwort, die er darauf erhielt, klang auch mehr als zweideutig: „Dafür erhältst du eine Belohnung und ich werde dich vielleicht öfter mitnehmen…“ Sein Dämon grinste dabei wieder so schön auffällig und der Mensch verdrängte vorsichtshalber alle „bösen“ Gedanken aus seinem Gedächtnis. Vielleicht half ihm das ja einen weiteren Verbündeten in dieser feindseligen Welt zu finden, mehr über die Welt zu erfahren oder einfach nur Astaroth einige Probleme zu nehmen – damit er weiterhin mehr Ruhe und Frieden vor den redearmen Launen seines Dämons hatte. Alles in seinem Gehirn war etwas widersprüchlich, seine Gefühle unklar, aber inzwischen hatte er sich schon etwas an die neue Umgebung gewöhnt und es fügte sich langsam immer mehr zu einem Bild. Nur seine Neugier konnte ihn wohl von hier befreien, denn sein „Gastgeber“ würde ihn kaum von selber nach Hause gehen lassen, also musste er alles in Erfahrung bringen, was möglich war.

„Und wie soll ich das anstellen? Als ob ein Dämon mir antworten würde…“, nörgelte Caym an Astaroths Plan herum.

„Mir sagen, was dir auffällt bei den Fragen und es mir zuflüstern.“, kam die Antwort unversehens von dem Dämon, der selbstsicher vor im stand.

„Ähm…“ Caym wusste einfach nicht, wo er anfangen sollte ohne irgendwelche Informationen und wartete darauf, dass Astaroth etwas unternahm, doch dieser schien ihn plötzlich zu ignorieren, hatte die Kette aber noch fest um die Finger geschlungen.

„Damon…du hattest eine Kommunikationskugel in deinem Besitz, die dir absolut private Gespräche mit Forcas ermöglichte. Du hast das nicht gemeldet und es war eindeutig in deinem Zimmer – dem Zimmer, zu dem keiner Zugang hat außer dir und denen, denen du es erlaubst. Aber kein Dämon wäre so dumm, jemanden ohne Aufsicht dort zu lassen. Dazu noch die Informationen, die von einem Insider stammen mussten und die Forcas seit längerem sehr präzise zu bekommen scheint – alles deutet auf dich als Verräter hin.“ Astaroths Stimme dröhnte durch den ganzen Raum und Caym spürte, dass an seiner Kette gezogen wurde. Ihm wurde langsam auch bewusst, dass sein Dämon mehr gesagt hatte, als nötig gewesen wäre – vieles war Damon sicher selbst bekannt und bewusst. Also wirklich eine Hilfestellung für ihn?

Ganz leise beugte er sich zu Astaroth, seine Neugier absoluter Gewinner gegen jedes andere Gefühl und flüsterte einem plötzlichen Gedanken folgend: „Vielleicht hat jemand anders etwas in seinem Zimmer versteckt? Wenn es nur freiwillig geht, vielleicht jemanden, den er freiwillig rein gelassen hatte. Du lässt mich ja auch in deinem Zimmer schlafen – ich glaube zumindest, dass es dein Zimmer ist.“

Er erschrak fast, als sich sein Begleiter plötzlich umdrehte und ihn mit großen Augen anstarrte – offensichtlich hatte es „Klick“ gemacht. Sein Gegenüber senkte den Kopf, so dass sein Mund über der Ohrmuschel Cayms lag, und blies kurz hinein, so dass er mit der Hand das merkwürdige Gefühl verjagen wollte. Doch die Finger wurden kurz vor ihrem Ziel gestoppt, während der Übeltäter leise ein paar Worte in sein Ohr wisperte: „ Menschliche Denkweise...ungewöhnlich und dabei trotzdem intelligent.“ Merkwürdigerweise fand er dieses nicht ganz eindeutige Kompliment fast schon schmeichelhaft. In der Menschenwelt war nie jemand mit seinen Leistungen zufrieden gewesen. Aber bevor zu abwegige Gedanken Fuß fassen konnten, verdrängte er sie schnell und versuchte die Röte, die ihm vor Aufregung ins Gesicht geschossen war, zu verbergen, indem er sich umdrehte.
 

„Ich will eine ehrliche Antwort. Bekomme ich diese nicht und habe das Gefühl, dass du mich anlügst, werde ich nicht nur dich als Verräter hinrichten lassen, sondern deine ganzen Blutsverwandten gleich mit.“, fing Astaroth mit tiefer, drohender Stimme an, machte dann eine kurze Pause, um das gesagte sinken zu lassen, bevor er fortfuhr: „Hast du jemanden in deine Privaträume gelassen oder sogar dort allein gelassen?“

Der Fürst starrte den Gefangenen an, die Miene regungslos um zu verbergen, welche Gedanken ihm durch den Kopf gingen. Wenn sein Mensch Recht hatte, wäre das eine sehr intelligente Erklärung für alles. Er selber hätte sich früher nie vorstellen können, ein Wesen in die Privatgemächer mitzunehmen, geschweige denn alleine zu lassen, aber Caym war harmlos und er vertraute ihm. Vielleicht war da auch mehr, wenn er es sich genau überlegte, aber er hatte jetzt keine Zeit dafür weiter darüber nachzudenken.

Andere Dämonen waren für Gefühle anfälliger oder mussten noch lernen, wie sie sie unterdrücken konnten, und so fähig er sich als Fürst sah, so wusste er doch, dass ihm nicht alles über seine Untertanen bekannt war.

„A…“, durchbrach plötzlich eine angefangene Silbe die Stille, die in dem Raum geherrscht hatte. Astaroths Blick schoss zu Damon, von dem das Geräusch gekommen war, doch dieser war wieder verstummt.

Als nach Minuten des Schweigens noch immer nichts Weiteres kam, reichte es dem Fürsten langsam. Die Wut stieg immer höher in ihm. Er wusste, dass langsam die rote Farbe in seine Augen kroch und sah den Gefangenen mit seinem eisernen Blick an, dem so gut wie niemand widerstehen konnte.

„A…Aber…“, fing Damon an. Die Angst war deutlich in seinem Gesicht abzulesen, denn jetzt war wohl etwas betroffen, bei dem dieser nicht so gleichgültig sein konnte – seine Verwandten. Das zeigte Astaroth nur, dass Damon seine Gefühle sicher nicht vollständig unter Kontrolle hatte und ließ ihn zweifeln, ob er damals bei der Wahl seiner rechten Hand die richtige Entscheidung getroffen hatte. Hätte er doch lieber Nomas einsetzen sollen, anstatt ihm den weniger guten Posten als oberster Diener zu geben?

Ein kurzer Seufzer war zu hören, ein Flackern in den Augen des Gefangenen zu sehen, bevor der Fürst endlich das hörte, was er wollte – Damon, der erzählte: „Ariel. Sie war die einzige, die Zugang zu meinem Raum hatte und ich habe sie auch alleine gelassen, weil ich ihr vertraute – schließlich war sie meine Geliebte und handelte nur in Eurem Interesse.“

Ein kurzer Zug an seiner Kleidung, woraufhin er ein leises Flüstern hörte: „Wer ist Ariel? Geliebte? In deinem Interesse?“ Caym wollte anscheinend mehr wissen.

„Ariel ist ein…ein unbedeutendes Miststück, die wie alle nur nach Macht giert…Damon ist ein Idiot.“, murmelte er seinem Menschen verächtlich und vor allem leise zu, so dass Damon es sicher nicht hören konnte. Sein Kleiner starrte ihn mit gehobenen Augenbrauen an, und wollte schon zu einer weiteren Frage ansetzen, doch ein Finger auf seinem Mund ließ ihn verstummen. Astaroth wollte jetzt den einen Punkt ansprechen, den sein Mensch wissen wollte – wieso auch immer: „Wieso in meinem Interesse?“, richtete er seine nächsten Worte an Damon.

Es dauerte einige Momente, bis die leicht zitternde Stimme auf die Frage antwortete: „Sie erzählte mir als erste davon, dass ihr mit Eurem Menschen sogar im Garten spielt und dass das Euren Ruf ruinieren würde. Daraufhin sprach ich euch an – in der Zeit war sie alleine.“

„…Und das war am Vortag der Besprechung.“, führte Astaroth fort, während er kurz zu Caym sah, der alles mit einem offensichtlich erstaunten Blick verfolgte. Es war, als wäre ein Schleier von seinem Verstand genommen worden und das offensichtliche endlich klar – alles fügte sich zu einem großen Ganzen zusammen. Sein Mensch, der offenbar nur durch seine Anwesenheit eine Kette von Ereignissen in Gang gesetzt hatte, die endlich Klarheit brachte, war mehr als nur ein dummes Spielzeug, so viel war klar. Ein paar einfache Fragen und schon war das scheinbare Geheimnis gelüftet.

Niemals würde er auf seinen Kleinen verzichten. Niemals.

Jetzt war alles geklärt: „Ariel ist also die Verräterin – wenn du es nicht warst. Sie sollte schon tot sein, doch ich werde den Wachen die Order geben, nach ihrer Leiche oder ihr zu suchen – falls sie noch lebt. Du Damon, wirst in dein Zimmer geführt und bleibst dort für eine Weile, und die Nachricht von deinem Tod wird verbreitet – damit dürfte in jedem Fall das richtige passieren. Wir werden ja sehen, ob das alles der Wahrheit entspricht, was du erzählt hast…es wird nachgeprüft werden.

Nach der Angelegenheit werde ich überlegen, ob du weiterhin meine rechte Hand sein kannst. Wenn etwas davon nach außen dringt, wirst du auf der Stelle hingerichtet, genauso wie alle, die sonst noch davon wussten.“

„Äh?“, kam es leise und verwirrt von Caym. „Wie willst du das feststellen? Was sollte das ganze? Erklär mir doch alles…warum hast du das nicht selbst herausgefunden und was geht bei euch Dämonen vor?“

„Ich habe meine Mittel. Vielleicht verrate ich es dir später, wenn du länger folgsam warst.“, antwortete er schnell, um endlich von hier wegkommen zu können. Dem zweiten Teil der Aussage folgte ein Augenrollen seines Menschen, bevor dieser seufzte und kurz mit den Schultern zuckte. Anscheinend hatte er es aufgegeben – für den Moment.

Die Garde musste er später noch verständigen, damit sie Damon beobachteten und in seinem Zimmer hielten und Nachforschungen anstellten, um herauszufinden, ob Ariel die Schuldige war. Aber so wie sich die Schlange verhalten hatte, waren seine Zweifel sehr gering. Damon schien ihm dumm genug, dass er das Gesagte auch getan hatte.

Nach diesen Worten drehte sich Astaroth schon um und wollte gehen, doch wurde von Damon gestoppt: „Und was ist mit dem Menschen?“, fragte dieser.

„Ich bin der Fürst. Du hast mir nicht zu widersprechen oder mich zu hinterfragen. Ich gehe meinen Pflichten weiterhin nach und du wirst kein Wort über den Menschen verlieren. Aber du solltest ihm dankbar sein, denn er hat dein Leben gerettet.“, fauchte Astaroth. Es reichte langsam mit dem Ungehorsam in den höheren Stellungen.

„Ja, Fürst.“, war die kurze und ehrliche Antwort Damons, der sich tief verbeugte, während der Fürst mit einem etwas erstaunten und seufzenden Caym an der Kette den Raum verließ.

Am Ausgang hielt er kurz und sagte den vier Wärtern, die noch immer an der Stelle standen, an der er sie zuletzt gesehen hatte: „Bringt Damon in sein Zimmer, ohne dass es jemand merkt. Fingiert eine Hinrichtung und sagt, es wäre Damon gewesen. Und wenn etwas davon nach außen dringt oder von dem, was ihr heute gesehen habt, dann töte ich jeden von euch ohne Ausnahme.“ Ähnliche Worte hatte er schon zu Damon gesagt und er war sich sicher, dass die einfacheren Untergebenen zuverlässig waren – nach dem Desaster mit dem Engel hatte er alle, die ihm unterstellt waren, noch einmal überprüfen lassen.

„Ja, Fürst.“, kam wieder wie ein Spiegel der Unterhaltung mit Damon die Antwort von den vier Dämonen, die sich tief verbeugten und dabei mit großen Augen hinter ihm anstarrten. Er drehte sich kurz um und sah Caym, der leise seufzend weiterhin mit gesenkter Kapuze da stand, das Haar noch ungeordneter als vorhin, die Wangen auch noch leicht gerötet.

Sein Körper reagierte auf den Anblick, wie schon gewohnt, damit, das Blut dorthin schießen zu lassen, wo es nicht unbedingt hin gehörte und er musste sich dazu zwingen, seine Augen von seinem Menschen abzuwenden und die Treppe hinauf zu steigen, stärker an der Kette ziehend als nötig. Lautes Pochen schien in seinen Ohren zu herrschen, als seine beiden Herzen das Blut immer eiliger herunter beförderten, wenn er auch nur kurz an sein „Spielzeug“ dachte.

Die Treppen waren schnell überwunden und als er oben ankam, hielt er kurz an – was sollte er jetzt tun? Er überlegte kurz. Seine Privatgemächer waren der Ort, an dem sie üblicher Weise Sex hatten, aber diesmal wollte er es anders haben, wollte Caym „belohnen“ und gleichzeitig etwas mehr Anhänglichkeit sehen. Bei dem Gedanken kam ihm eine Idee, die ihm auf Anhieb gefiel. Kurz drehte er sich um und fand den gelangweilt und ärgerlich schauenden Menschen hinter sich stehen, die Augen immer wieder in deutlichen Bewegungen befindlich, die den Blick an die Decke suchten und wieder zurück, mit einer Hand gegen den Oberschenkel klopfend. Astaroth musste lächeln und zog leicht an der Kette, worauf sich die Wut sofort sehr schnell auf ihn richtete und er sich umdrehte und fast den Gang zurück in Richtung seines Privatzimmers eilte.

Der Weg verlief für ihn fast wie in einem Rausch, konzentriert darauf sein Ziel zu erreichen, doch er ging für diesen Zustand in einem für ihn fast unerträglich langsamen Tempo. Das einzige was ihn davon abhielt schneller zu werden, war der Mensch, der immer wieder wütend schnaubte, und an der Kette zog, als Astaroth nur etwas mehr Tempo zulegte.

Trotz, dass die Zeit für ihn fast unerträglich lang wurde, gelangte er schon nach Kurzem zu dem Gang, der zum Garten führte und blieb dort kurz stehen.

Durch das laute Schnaufen hindurch hörte er den Menschen etwas herauspressen: „Heißt das, dass meine Belohnung wieder ein ‚Ausflug’ in den Garten ist?“ Eine Augenbraue war gehoben und der Mensch fuhr sich gedankenverloren über eine Hüfte und rieb dort kurz, was Astaroth nur ein Lächeln entlockte – einerseits weil es so wahr war, andererseits weil es wie immer ein interessantes Spiel werden würde.

„Nein, das heißt es nicht. Diesmal zeige ich dir etwas anderes…du kommst noch weiter raus als in den Garten.“, flüsterte er so harmlos es ihm nur möglich war und schritt durch den engen Gang. Währenddessen hörte er ein Seufzen des Menschen und dann die schweren Atemgeräusche, die wohl die Erschöpfung zeigten, die die höhere Geschwindigkeit förderte. Menschen brauchten wohl länger, bis sie sich an die veränderte Umgebung gewöhnt hatten.

Astaroth achtete nicht auf seine Umgebung, ignorierte jede eventuelle Änderung und murmelte an dem großen Tor, das am anderen Ende des Gartens stand, wieder ein paar magische Worte.

Ungewöhnliche Maßnahmen - Teil 2

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Der Sturm zieht auf - Teil 1

Der Sturm zieht auf
 

Die Dunkelheit, die ihn im Moment noch umfing, konnte ihn nicht darüber hinwegtäuschen, dass alles zu schwanken schien. Was für einen merkwürdigen Traum hatte er nur wieder? Doch irgendetwas an diesem Gedankengang stimmte nicht. Im Traum war alles realer und er war sich dessen nie bewusst – also musste er wach sein. Und dort würde er auch nicht die warmen Arme unter seiner Schulter und in seinen Kniekehlen spüren, die immer wieder leicht wanderten und seine Haut streichelten. Bei diesem Gedanken sprangen seine Augen wie von selbst auf und er drehte seinen Kopf schneller als er sollte. Ein kurzes „Nnngh“ entwich ihm als ein stechender Schmerz davon kündete, dass sein Muskel etwas zu sehr beansprucht worden war. Wie schon fast gedacht, wurde er von Astaroth auf Händen getragen – und das diesmal wortwörtlich. Erst wollte er sich winden um zu entkommen, wurde sich aber ob des Schwankens bewusst, dass das sicher keine so gute Idee war. Auf dem Boden wollte er nun wirklich nicht landen.

„Was soll das? Lass mich runter!“, schrie er, während er mit seinen Händen den Arm ergriff, der seine Schulter umfasste. Er hielt sich dort fest, um zumindest das Gefühl von etwas Kontrolle in dieser merkwürdigen Situation wieder zu bekommen. So stark, wie er dabei zudrückte, hätten sich seine Nägel, die inzwischen viel zu lang waren, mit Sicherheit in den Arm gebohrt, wenn das vor ihm kein Dämon gewesen wäre.

Als er schließlich in das Gesicht seines Trägers blickte, erkannte er darin nur wieder einen amüsierten Ausdruck, der ihn gleich sehr wütend machte.

„Und was ist so lustig daran? Ich bin kein Prinzesschen, das getragen werden muss. LASS MICH RUNTER!“, fauchte er immer lauter werdend, während er immer wieder an dem Arm zog, den er noch immer festhielt.

„Hahahah. Dir gefällt doch alles was ich mache. Oh, Korrektur – du willst es selber machen, wie du vorher bewiesen hast.“, erwiderte darauf Astaroth sehr zufrieden klingend.

„Wa…“, fing Caym an, bevor er sich selber stoppte und rot anlief. Er wollte im Boden versinken, als er sich dessen bewusst wurde, was er gerade vor – wie lange es auch immer her war – veranstaltet hatte. Wieso nur hatte er sich so hingegeben, sich sogar aktiv beteiligt? Das durfte nicht freiwillig gewesen sein, sollte es nicht. Doch im gleichen Moment, in dem er es abstreiten wollte, drängte sich das gute Gefühl in seinen Erinnerungen an die Oberfläche, das er bei dem Akt empfunden hatte. Er wusste, dass er es gewollt hatte, dass er sich immer mehr danach sehnte und sich in dem Moment besonders nach der Stärke und dem Schutz von Astaroth gesehnt hatte. Aber er wollte nicht so schwach sein…

„Du…ich…du Vergewaltiger!“, fauchte er verzweifelt, um sich abzulenken und nicht wirklich die Wahrheit suchen zu müssen. „Lass mich runter…ich…das war sicher nicht…argh…lass mich runter! Jetzt!“, schrie er so laut er konnte, während er anfing die Wärme des Dämons viel zu deutlich zu spüren.

„Vielleicht solltest du dich etwas abkühlen.“, sagte Astaroth darauf nur trocken, während das Schwanken stärker wurde und darauf schließen ließ, dass er jetzt schneller ging.

Momente später, in denen der Garten immer rascher an Caym vorbeigezogen war, hörte er ein sanftes Rauschen, bevor seine Hände ergriffen und fast schon sanft geöffnete wurden.

Plötzlich verlor er jeden Halt, den er vorher durch die warmen, starken Arme gehabt hatte. Mit einem lauten Platschen kam er auf dem Wasser auf und durchbrach die Oberfläche, nur um schlussendlich ganz in dem See unterzugehen. Er strampelte verzweifelt mit den Füßen und bewegte seine Arme fanatisch, um wieder an Luft zu kommen. Als er das, was er so verzweifelt suchte rasch fand, schnappte er nach Atem, den er gar nicht nötig hatte. Dann, als seine Füße den Boden fanden, bemerkte er schnell, dass er in dem Wasser stehen konnte und strich sich kurz durch die jetzt feuchten Haare, die zum Teil an seiner Stirn klebten, bevor er mit seinem Blick den Dämon suchte. Er strengte sich an, möglichst böse zu schauen, was ihm angesichts der Lage auch wirklich hervorragend gelang.

„Wwwww…Was…“, schnaubte Caym wütend, kaum noch fähig das Wort auszusprechen, als er sich immer mehr in den Zorn hineinsteigerte und wieder alle Sorgen vergaß, die er vorher hatte. Er atmete einmal tief durch, bevor er sein ganzes Lungenvolumen in einem Schrei verbrauchte: „WAS SOLLTE DAS!“. Seine Arme hatte er in einer dramatischen Bewegung gehoben und damit noch etwas Wasser durch die Gegend gespritzt. Jetzt tropfte er wirklich vollends wie ein begossener Pudel.

Der Dämon schaute ihn nur bedenklich lange an, starrte fast schon, als ob er ihn ausziehen wollte und trieb ihm wieder die Röte ins Gesicht, so dass er seine Arme senkte und über seiner Brust kreuzte. Er wurde wirklich immer merkwürdiger, je länger er mit diesem Wesen in Berührung kam. Und wieso war der Blick seines Gegenübers so merkwürdig, obwohl sie beide die ganze Zeit über schon splitterfasernackt waren?

„Wasch dich.“, kam der Befehl kühl, doch an dem Gesichtsausdruck, der diese Aussage begleitete, stimmte etwas nicht: Die Mundwinkel wanderten immer wieder bedenklich nach oben. Das war so gar nicht das, was er erwartet hatte und so starrte er dem Dämon nur verwirrt nach, wie dieser in einer unglaublichen Geschwindigkeit davonrannte und ihn verdattert stehen ließ. Was sollte das ganze? In seiner Frustration schrie er ihm dann endlich: „Sicher nicht!“, nach, obwohl er selbst loswerden wollte, was noch in ihm war.

Frustriert schlug er mit der Faust auf die Wasseroberfläche, um sich wieder beruhigen zu können, bevor er anfing aus dem Wasser zu gehen. Er dachte nicht daran dem Befehl dieses Dämons zu folgen, auch wenn er sich gerne gewaschen hätte.

„Du bleibst im Wasser. Und entweder du wäscht dich freiwillig, oder ich erledige das.“ Caym schreckte auf und sein Kopf knackste bei der plötzlichen Bewegung fast. Er starrte ungläubig auf den Haufen neben Astaroth, der die gesamte Kleidung der beiden darstellte und das Schwert das vorher nicht im Garten gewesen war. Wie hatte er das nur geschafft in der kurzen Zeit?

Als er noch starrte, kam der Dämon schon näher und begann ins Wasser zu steigen – die Erregung deutlich sichtbar. Caym wich Schritt um Schritt zurück und stotterte dabei nur wütend und verzweifelt: „Ich…kann…das…auch selber machen.“. Verzweifelt versank er schnell im kühlen Wasser, bis sein ganzer Körper außer seinem Kopf aus dem Blickfeld verschwunden war. Alle Spuren waren schneller entfernt als er gedacht hatte, alle Indizien, die auf den Sex hinwiesen weg. Immer mehr näherte sich Astaroth mit verdächtig langsamen Schritten, die aber so grazil und mühelos wirkten, als wäre das Wasser nichts weiter als einfache Luft.

Doch bevor sein Dämon ihn noch erreicht hatte, sprang er hastig auf und versuchte ihn zu umrunden. Caym kämpfte sich durch das Wasser, das sich ihm widerspenstig entgegendrückte und ihn langsam ermüdete. In einem weiten Bogen versuchte er Astaroth zu entgehen, der ihn mit seinen Augen unerbittlich fixiert hielt und ihm so unglaublich gemächlich nachkam, als hätten sie alle Zeit der Welt.

Inzwischen dachte er schon, dass er das Ufer nie erreichen würde. Doch er schaffe es wider Erwarten und stieß einen erleichterten Seufzer aus. Mit einem Satz stürmte er zu der Kleidung, die sich auf einem wild zusammen gewürfelten Haufen stapelte. Schnell bückte er sich und griff nach dem, was auf dem Boden vor ihm lag, bevor sein Dämon noch auf dumme Gedanken kam. Das Schwert berührte er nicht, da es viel zu groß und schwer wirkte. Er nahm sich gleich die Sachen, die ihm passten und gehörten – die weiße Kleidung, die er schon vorher getragen hatte. Als er seine Hose schon angezogen hatte und sich mit den Schnallen beschäftigte, spürte er plötzlich von hinten eine feuchte Hand. Die Wärme schien sich durch die Stelle, an der er berührt wurde, durch seinen ganzen Körper zu ziehen, sich unweigerlich auszubreiten. Der Geruch brachte Erinnerungen mit sich, die er jetzt nicht brauchte. Sein Blick schoss vor Schreck hoch und er erstarrte kurz, bevor er versuchte sich etwas davon wegzubewegen. Doch das war ihm unmöglich, denn er wurde an einem Arm festgehalten.

„Was soll das? Lass mich. Ich will mich anziehen. Lass los!“, maulte er wütend. Wieso nur musste Astaroth ihn ständig berühren und ihn andauernd an alles erinnern?

„Hm…du warst so langsam – ich denke ich sollte dir helfen. Außer, du willst dich eigentlich nicht anziehen, sondern hast mich absichtlich so gereizt…“, erwiderte darauf hin sein Gegenüber nur, indem er ihm leise ins Ohr flüsterte und dabei mit den Fingern über den Arm streichelte, den er gerade zuvor noch fest gehalten hatte.

„WAS? Ich…ich will mich anziehen.“ Bei der Bemerkung Astaroths hatte sich Caym mit einem Ruck umgedreht und wollte ihn an seinem Hemd ergreifen – jetzt lagen seine Hände auf dessen Brust, als er wütend und stotternd seine Antwort regelrecht geschrieen hatte. Langsam wanderten seine Augen auf seine Hände, durch die er die Wärme und das merkwürdige Pochen spüren konnte. Ruckartig hob er sie von dort weg, als ob er sich daran verbrennen würde. Kurz verharrten seine Finger in der Luft, bevor er damit etwas ungelenk weiter an seiner Kleidung fummelte. So recht wollte jetzt keine der Schnallen mehr zusammenpassen und er versuchte verzweifelt die Röte zu unterdrücken, die in ihm aufstieg.

Ein leises Lachen ließ ihn innehalten und das amüsierte Gesicht seines Gegenübers ließ wie immer wieder seine Gefühle außer Kontrolle geraten: „WAS? Lass das! Was ist daran so lustig…du…du…du Dämon. Alles ist deine Schuld!“ Die Träne, die sich in sein Auge zu verirren drohte unterdrückte er und schrie weiter auf den Dämon ein, starrte ihn wütend an und trommelte mit seinen Fäusten auf dessen Brust ein.

„Alles deine Schuld! Jetzt kann ich nicht mal mehr die Kleidung zumachen…und das wollte ich auch nicht sagen. Verrrrrrrrrrrdammt!“, fauchte er Astaroth an, der ihn nur lächelnd anstarrte.

„Jetzt sag doch endlich auch etwas!“, fügte er noch hinzu. Seine Augen wanderten verloren durch die Gegend und als er das nicht mehr ganz leblose Glied erblickte, schrie er gleich noch: „Und kein Sex verdammt. Ich brauche auch eine Pause, damit ich noch gehen kann!“, wobei er ganz leise für sich selbst flüsterte: „Was weiß ich, was Dämonen für Sexmonster sind…unglaublich…“.

Damit hatte er sich abgelenkt, seinen Frust wiederholt herausgeschrieen. Das schallende Gelächter, das auf seine fast schon standardmäßigen Ausbrüche genauso standardmäßig folgte, ließ seinen Blick nur noch mehr verfinstern. Dabei fühlte er sich aber unerklärlicherweise gut und genoss diese Auseinandersetzungen beinahe schon.

Die warme, tiefe Stimme riss ihn aus seinen Überlegungen, genauso wie die Hände, die sein Oberteil zuknöpften: „Hm…nach der flammenden Rede hast du wohl noch genug Energie für eine Runde, aber wir müssen los – jetzt. Aber ein kleiner Spaß…“ Mit diesen Worten ergriff Astaroth ihn im Nacken und beugte sich vor. Caym spürte, wie die Lippen seines Gegenübers die seinen berührten und eine Zunge sanft auf dem Zwischenraum entlang strich, nach Einlass bat und seine Nerven reizte. Er spürte die Wärme, das angenehme Gefühl, dass seinen Körper flutete und kitzelte. Langsam öffnete er den Mund schon fast reflexartig, ließ den Muskel passieren und nahm ihn in sich wahr. Seine Zunge suchte die fremde, die nicht mehr so ungewohnt war, kämpfte um Dominanz und spürte das angenehme Kitzeln, das die Nerven so verstärkten, dass es sein Blut singen ließ. Er genoss das Spiel, dass sich entfaltete vollends. Sein Herz pochte laut und sein Atem ging schneller, seine Arme fanden den Weg zu dem Hals des Dämons und umschlossen diesen, drückten ihn noch näher heran.

Das er etwas machte, was er nicht sollte, war ihm bewusst, aber wozu noch dagegen wehren? Er genoss es und er hatte keine Chance dagegen.

Das ganze schien zu seiner Freude eine Ewigkeit und zu seinem Bedauern doch nur Augenblicke zu dauern, als Astaroth seine Zunge sanft an seinem Gaumen und an der Zahnreihe entlang nach außen gleiten ließ, um damit noch einmal über die Lippen zu fahren und Caym einen leisen Seufzer zu entlocken. Doch das musste irgendeine Magie dieses Dämons sein, die er von Anfang an auf ihn anwandte – wie sonst war es zu erklären, dass er es immer mehr genoss?

„So…fertig. Fehlen nur noch die Schuhe.“ Caym starrte den Dämon verwirrt an, während er wahrscheinlich einen seltsamen Eindruck machte mit leicht geschwollenen Lippen, über die er gedankenverloren mit den Fingern fuhr, bevor er sich schüttelte und nur leicht stotternd sagte: „Ähm…ja. Solltest du nicht auch…“, während er auf den Kleiderberg starrte und mit einer Hand über das jetzt geschlossene Oberteil fuhr.

„Hahahahaha“, war die einzige Antwort die er daraufhin erhielt und nur ungläubig starren konnte, wie sein Gegenüber seine Kleidung in Windeseile anlegte, das Schwert auf den Rücken schnallte und Caym den Umhang mit einer Hand entgegenhielt. Der Silberstreifen, der diesen zierte, schien länger geworden zu sein. Aber das konnte nicht sein…
 

Das Lachen purer Zufriedenheit zu unterdrücken war für Astaroth nicht ganz so einfach, aber er versuchte nur zu lächeln bei dem Anblick seines Menschen, der von Verwirrung über Wut bis hin zu Erregung alle Gefühle zeigte.

Während ihm der Mantel fast entrissen wurde und Caym sich diesen über die Schultern warf, befestigte er die Kette mit einer schnellen, kaum sichtbaren Bewegung an dessen Halsband.

Er zog kurz an der Kette und erntete dafür wieder ein wütendes Grummeln, dass gleich darauf von einem Blick abgelöst wurde, der wohl hätte beängstigend sein sollen.

„Was…nicht schon wieder.“, hörte er nur seinen Menschen verärgert schnaufen, während dieser mit den Augen rollte. „Ich brauche keine Kette…wo soll ich denn hin. Argh…lass dieses verdammte Ding…ich bin kein Hund…“

Astaroth nahm die Kette und ging elegant los, zog leicht, als er den Widerstand spürte, bis der Mensch sich auch bewegte. Die immer wieder ausgestoßenen „arghs“ in den Ohren erwiderte er nach ein paar Momenten nur kurz: „Ich weiß ohne jeden Zweifel immer, wo du bist – glaub mir besser. Es hat keinen Zweck zu fliehen. Aber nicht das du dich dort verirrst, wo wir jetzt hineilen…“, während er sich ein Schmunzeln verkneifen musste.

„Waaaaaas?“, kam der Schrei von hinten und ein starkes abruptes Ziehen an der Kette. „Ich…mich…verirren? Hast du den Verstand verloren? Wa…“, wurde der letzte Satz unterbrochen, als Astaroth einen kurzen Lacher nicht unterdrücken konnte. Caym redete sich immer so schnell in Fahrt und lies seine angenehme hohe Stimme durch den halben Garten erschallen.

„Findest du das etwas lustig? Machst du das nur, um mich zu ärgern?“, fauchte ihn der Mensch entrüstet an. Astaroth zog leicht an der Kette und ging weiter, hörte das wütende Grummeln hinter sich und nahm dann wahr, wie die Schritte wieder einsetzten. „Jetzt halt mal. Tust du das etwa…“, fragte Caym ihn wohl etwas außer Atem, nachdem er die Schritte in Richtung Stallung beschleunigt hatte, bevor es mit den Worten weiter ging: „Halt. Wo gehen wir denn hin? Und bekomme ich noch eine Antwort.“

„Wozu eine Antwort?“, erwiderte Astaroth nur belustigt und drehte sich kurz um, um seinem Menschen in die Augen zu schauen. „Wohin denkst du denn, dass wir gehen?“

„Nei…Nein. Ich war nicht schlimm – alles, nur nicht da hin.“, entsprang es aus Cayms Mund, dessen Gesicht leicht erbleicht war.

„Keine Angst – die Wölfin ist weg. Sie bekommt ihre Jungen an einem anderen Ort. Und auf das Angebot auf alles komme ich gerne zurück.“ Das musste er ausnutzen, denn während des anstehenden Krieges würde er garantiert wenig Spaß haben und seinen Menschen auf das Schlachtfeld mitzunehmen, wo es von Dämonen wimmelte, die diese Wesen hassten, war wohl eine bescheidene Idee.

„Oh nein…nicht schon wieder. Dreh nicht immer meine Worte im Mund um. SO war das nicht gemeint…du…du sexsüchtiger…sexsüchtiger…Dämon, du!“ Bei jedem Wort zog Caym immer wieder ruckartig an der Kette, blieb aber nicht stehen, sondern ging leicht aufstampfend weiter.

„Das ganze klang aber vorher noch ganz anders mein Kleiner.“, meinte er nur grinsend, während er durch das Tor zu den privaten Stallungen ging – den missmutigen Menschen im Schlepptau. Schon war das Tor zu Hiumas Gehege erreicht und dessen Gatter geöffnet, aus dem das schwarze Ross sofort heraustrabte und Astaroth fast erwartungsvoll anstarrte, die Flammen aufgeregt flackernd.

„Und was wird das jetzt? Das – der Nachtmahr oder was auch immer - da sieht nicht sehr einladend aus. Ich will mir nicht alles verbrennen. Was…soll das?“, grummelte Caym jetzt leiser hinter ihm, während die Kette wieder gespannt über seinen Fingern lag.

Mit einer Hand klopfte er auf den Hals Hiumas, bevor er anfing es zu streicheln und mit der anderen Caym näher an sich heranzuziehen, der darüber nicht begeistert schien: „Jetzt zier dich nicht so. Wenn ich dich hätte Grillen lassen wollen, hätte das mein Drache besser besorgen können.“

„Ähm…verdammt…“, hörte er daraufhin nur hinter sich, während der Mensch etwas näher kam, dabei aber noch immer einen sehr großen Respektsabstand einhielt.

„Hiuma - Dieses Wesen hier präge dir gut ein. Deine Flammen sollen ihm nichts anhaben sondern ihn unberührt lassen. Lass ihn auf dir reiten, doch nimm keine seiner Befehle an. Hast du mich verstanden?“, flüsterte er dem Pferd in sein vor Aufregung leicht zitterndes Ohr, das dabei öfter wackelte. Als er sich etwas entfernte, flackerten die Flammen kurz violett auf, nachdem Hiuma zu Caym gesprungen war und nun an ihm schnupperte. Sein Mensch hatte nicht schnell genug reagiert um dieser Begegnung ausweichen zu können. Astaroth lachte fast wieder, als er sah, wie sein Mensch zusammenzuckte und davon springen wollte, als das Pferd sein flammendes Haupt senkte und sich die Flammen um den Kopf seines Kleinen schlossen, ihm aber nichts taten.

„Aaa…“, kam es nur erstickt von dem zitternden Caym.

„Lust auf Sex?“, konnte sich Astaroth nicht verkneifen, bevor er fortsetzte: „Du bist nicht verbrannt. Also - keine Aufregung.“

Sofort hatten die grünen stechenden Augen wieder zu ihrem alten Glanz gefunden und sein Kleiner starrte ihn durch die roten Flammen, die sich schnell wieder von ihm entfernten, an. Hiuma kam wieder zu ihm zurück.

„Waaa…? Bist du verrückt? Ich habe es schon einmal gesagt…“, fing sein Kleiner an, bevor er sich selber unterbrach und Hiuma erstaunt anstarrte. „Du verdammter…du verdammter Dämon. Findest du es eigentlich lustig mich dauernd abzulenken und zu erschrecken?“, fauchte Caym.

„Hm…Ja?“, stichelte Astaroth genüsslich.

„Du…du…“, kam es, bevor Caym die paar Schritte auf ihn zu stürzte und ihn am Hemd packte, um ihn wütend zu sich zu ziehen. Dabei hatte sein Mensch wohl nicht ganz beachtet, dass er als Dämon etwas standfester und schwergewichtiger war.

Mit einer fließenden Bewegung ergriff er ihn an der Hüfte, drehte sich und setzte ihn auf den Rücken von Hiuma, bevor er sich selbst mühelos auf das Pferd schwang. Einer seiner Arme umschlang seinen Menschen bei der Hüfte drückte ihn an sich, während die andere Hand am Kopf des Nachtmahrs landete.

Ein kurzer Druck mit seinen Schenkeln reichte, damit Hiuma wieherte und sich mit einem Satz in Bewegung setzte. Er spürte, wie sein Kleiner erstarrt vor ihm saß und sich unwillkürlich in seine Umarmung drückte. Der Duft den sein Mensch verströmte, stieg ihm deutlich in die Nase.
 

Caym blieb wie erstarrt auf dem Pferd sitzen, auf dem er zu seinem Erstaunen und Entsetzen so schnell gelandet war. Wo war hier der Sattel oder das Zaumzeug, an dem man sich festhalten konnte? Das einzige, was ihn vor dem Absturz in die Tiefe bewahrte war die Hand um seine Hüfte, die ihn festhielt und seinen Unterkörper deutlich an den von Astaroth presste. Den Blick auf den Boden bereute er sofort wieder. Es sah aus, als wären die einzelnen Grashalme zu einer farbigen Fläche verschmolzen. So schnell konnte sich doch kein Tier bewegen, dass alles so verschwamm. Die Bäume zogen viel zu rasch an ihm vorbei, wechselten sich in einem aberwitzigen Tempo ab, so dass seine Augen sie nicht mehr fixieren konnte, als er versuchte ihnen zu folgen. Ihm wurde langsam schwindlig, als er wieder auf den Boden schaute. Sein ganzer Körper erstarrte, verkrampfte sich deutlich. Er schloss die Augen ganz fest und drückte sie zusammen, um nichts mehr sehen zu müssen.

Fast automatisch lehnte er sich langsam stärker nach hinten in den einzigen Halt, den er hier hatte und finden konnte. Dabei war er aber sehr darauf bedacht sich nicht unnötig zu rühren und keine falsche Bewegung zu vollführen. Mit jedem Zentimeter, den er sich zurücklehnte, nahmen die Wärme und die Berührung zu, die er am Rücken spürte und schienen fast wie ein Versprechen auf Schutz. Als er fühlte, wie der Arm um seine Hüfte ihn stärker an seinen „Sitz“ presste, entspannte er sich ganz leicht und blieb mit geschlossenen Augen in der „Umarmung“. Das leichte Schwanken, dass fast wie eine sanfte Wiegebewegung war, und das er erst jetzt richtig wahrnehmen konnte in Verbindung mit der Wärme, die fast schon Geborgenheit zu versprechen schien, schläferten seine Ängste nach und nach ein. Langsam begann er müde zu werden und ins Land der Träume zu driften. Er seufzte kurz und legte seinen Kopf auf das Kissen hinter ihm, in das er sich kuscheln wollte. Ein angenehmes Bett.

Ein plötzlicher Atemhauch mitten in sein Ohr, gleich gefolgt von einem Biss in das Läppchen weckte ihn recht unsanft aus seinem Dämmerzustand. Er zuckte nach vorne, um dem was ihn gerade störte, zu entkommen. Die Hand, die vorher so unschuldig einzig und allein Halt gegeben hatte, hatte sich unter sein Hemd geschlichen und streichelte sanft seine Haut.

„W…WAS?“, stotterte er noch halb verwirrt. Langsam fügten sich die Gedanken, die gerade eben noch etwas wirr waren, zu einem Muster zusammen: Astaroth als Kissen und dessen Hand auf seinem Bauch konnten nichts gutes Bedeuten – oder besser gesagt nichts Harmloses. „DU! Lass mich sofort runter!“, fauchte er. Wer wusste schon, was auf einem Pferd noch so alles passieren konnte mit diesem Dämon hinter sich. Die aufkommenden Ideen unterdrückte Caym alle sofort und versuchte sie so gründlich wie möglich ganz weit von sich zu schieben.

Langsam lehnte er sich noch weiter vor - so weit, wie es ihm möglich war - und versuchte sich mit den Händen an dem Hals des Nachtmahrs abzustützen. Doch dann spürte er plötzlich wie der Arm um seine Hüfte kräftiger zog und so seinen Rückzug, seinen Fluchtversuch stoppte.

Eines seiner Ohren wurde wieder zum Anschlagsziel und von einem leichten Atemhauch gekitzelt, der der Stimme seines Mitreiters voranging: „Schau doch mal hinunter. Ist es wirklich ratsam sich von mir wegzubewegen?“ Leise und fast geflüstert kamen die Worte und klangen schon fast wie eine rhetorische Frage. Auf die Aufforderung hin schaute er auch gleich unterbewusst herunter und sah wieder die schnell vorbeirauschende Ebene unter sich. Reflexartig lehnte er sich wieder ein Stück weiter zurück, noch bevor die restlichen Worte gesprochen worden waren und starrte nur noch geradeaus auf die weite Ebene vor ihnen, an deren Horizont Wälder und Berge sichtbar waren.

Als dann die Hand des Dämons auch noch anfing ihn stärker zu sich zu ziehen und dessen Finger an seinem Bauch ihn mit den Krallen leicht kratzten, bevor sie ihn streichelten, verdrehte er die Augen nur und seufzte laut. Schon wieder nur das eine im Sinn wie es aussah. Viel stärker als eigentlich nötig ließ er sich vollends auf seinen Dämon zurückfallen. Wie konnte er dem diesmal nur entkommen? Auf dem Pferd wollte er sicher nicht DAS machen. Er schaute kurz fragend auf das Pferd und dann auf seine Handgelenke, die immer noch knapp über dem Hals des Nachtmahrs schwebten, die goldenen Reifen weiterhin darauf befestigt.

Einer plötzlichen Eingebung folgend, drehte er sich um und fragte einfach: „Wie kam ich eigentlich genau hierher? Also in deinen…“, er schluckte kurz. Ihm war das Wort einfach unangenehm und es konnte fast wie ein Eingeständnis wirken. Trotzdem setzte er nach einiger Zeit fort: „…Besitz?“ Offensichtlich wirkte es.

Die nicht mehr wirklich fremde Hand hörte kurz auf ihn zu streicheln und Astaroth fing an im Befehlston zu sprechen: „Hiuma. Lauf nach Musewa.“ Mit den Worten hob der Dämon seine Hand von dem Hals des Nachtmahrs und umfasste Cayms Hüfte auch noch damit.

Voller Schrecken schrie er nur laut: „B…Bist du wahnsinnig? Da…Das…ist…Wahnsinnig!“

„Keine Sorge – wenn Hiuma jemanden auf sich reiten lässt, dann sorgt er auch dafür, dass er nicht herunterfällt. Beruhige dich.“ Die Worte waren viel zu sanft für Astaroth und Caym schaute kurz verwirrt hin und her, als er auch noch das sanfte Streicheln über seinen Bauch spürte. Das ganze war merkwürdig.

„Ähm…äh…“, stotterte er nur sinnlos.

„Also“, fing Astaroth an, „ich fange ganz allgemein an. Menschen verfügen eigentlich nicht mehr wirklich über irgendwelche eigenständigen magischen Kräfte sondern bedienen sich entweder der der Dämonen oder der Engel – und dazu sind auch nur die fähig, die Kontakt mit magischen Wesen hatten.“ Wieso nur erzählte ihm Astaroth das ganze? Doch lange konnte er sich darüber keine Gedanken machen, denn die ruhige, tiefe Stimme des Dämons setzte die Ausführungen gleich wieder fort: „Nach der Katastrophe versuchten die Menschen verzweifelt immer wieder Dämonen zu rufen. Erst nur um Kontakt zu bekommen, dann aber immer mehr um ihre sehnlichsten Wünsche zu erfüllen, die sie mit menschlichen Methoden nicht für ausführbar oder erreichbar hielten. Damit die Dämonen aber auch wieder verschwanden, gaben sie ihnen im Austausch für deren Dienste Opfer – und irgendwie hat sich wohl der Irrglaube eingebürgert, dass Menschenopfer besonders wertvoll wären. Wie sie auf die Idee kamen, dass wertloses Gewürm einen Wert haben könnte, war mir auch ein Rätsel.“ Immer wieder wurde Caym von Astaroth bei den Ausführungen gestreichelt und vergaß langsam alles um sich herum, während er den Worten lauschte und versuchte sich alles zu merken. Wissen war immer gut. Er legte seinen Kopf in den Nacken und fing an seinen Dämon anzuschauen.

„Welche Katastrophe? Wieso nicht…“, fing er an, doch ein Finger legte sich schnell auf seinen Mund.

„Lass mich erzählen, bevor du mich unterbrichst. Du bist immer so ungeduldig wenn du etwas willst. Das merke ich jedes Mal bei unseren Vergnügungen.“, sagte der Dämon bemüht ernsthaft.

„Du…du…immer nur…ich habe das nicht…ich bin nicht ungeduldig.“, fauchte Caym aufgebracht. „Wie kommst du überhaupt auf die Idee, dass du mich besitzt? Ich kann mich nicht daran erinnern und ich habe mich dir sicher nicht freiwillig hin…äh…geopfert. Also beweis es mir.“, schnaufe er wütend.

„Glaubst du ich lasse mich auf diese Spielchen ein? Du gehörst mir und du wirst mir immer gehören. Du wirst mich lieben, mich benötigen…und sonst noch so vieles.“, flüsterte sein Dämon nur todernst und seinerseits wohl aufgebracht.

„Du…Du…argh…! Es hat sowieso keinen Sinn. Erzähl mir einfach wie du zu mir oder ich zu dir oder was auch immer kam.“ Wieso nur musste es immer bei so etwas enden? Er schüttelte resignierend den Kopf und hoffte nur, dass Astaroth einfach weitererzählte. Doch Minuten vergingen und die Stille wurde schon fast bedrückend. Selbst das Streicheln über seinen Bauch vermisste er und es schien so kalt an der Luft zu sein. Er zitterte leicht. Hier auf dem Pferd allein mit einem mürrischen Dämon, der das einzige war, was ihn vor dem Absturz und vor einem grausamen Schicksal in dieser Welt bewahrte. Er versuchte es noch einmal: „Bitte erzähl es mir. Ich werde auch nicht mehr mit solchen Gedankenspielchen anfangen. Bitte.“ Seine Zähne waren sehr versucht auf seine Zunge zu beißen, die dem Dämon gegenüber viel zu freundlich war. Jedes Wort hatte Überwindung gekostet.

„Hm…nun gut. Dafür bekomme ich hoffentlich später auch eine anständige Entschädigung.“, fing Astaroth an, während Caym spürte, wie dessen Hände jetzt beide langsam wieder anfingen über seinen Bauch zu streichen und ihn zu wärmen. Er ignorierte geflissentlich den letzten Satz und entspannte sich einfach wieder.

„Ich wurde schon vor ein paar Hundert Jahren von Salomon, diesem verfluchten Menschen gerufen. Er muss wohl ein paar Bücher mit Instruktionen hinterlassen haben, die es erlauben mich zu beschwören. Wie es scheint sind noch ein paar erhalten, obwohl ich dachte, dass alle mit seinem etwas verfrühten Tod vernichtet worden wären. Dieser Bastard hätte noch mehr dafür leiden sollen, dass er mich überhaupt je gerufen hat.“ Ein wütendes Knurren machte deutlich, wie sehr Astaroth diesen Salomon wohl noch hasste. Caym wusste wirklich so gut wie nichts über den Dämon, mit dem er jetzt schon zwei Wochen oder länger verbrachte – wenn auch nicht freiwillig. „Eines von seinen Büchern muss wohl denen, die dich geopfert haben, in die Hände gefallen sein. Sie haben mich gerufen und du warst das Opfer, das mir angeboten wurde. Merkwürdigerweise hatten sie dich noch am Leben gelassen – rechneten aber damit, dass du durch meine Hand stirbst.“ Astaroth machte eine kurze Pause, bevor er weiter erzählte: „Aber dich wird wohl etwas anderes mehr interessieren. Weil ich dich…mag…werde ich es dir auch erzählen. Diejenige, die mich gerufen hat, war eine weißhaarige junge Frau mit braunen Augen, die mich irgendwie an Salomon erinnerte. Doch der Bittsteller - der der dich als Opfer darbrachte - war ein Mann. Er dürfte nicht viel älter als du gewesen sein, hatte dunkelblonde Haare und braune Augen. Seine Gesichtsform ist der deinen nicht so unähnlich und er war ungefähr so groß wie du. Im Austausch für dein Leben wollte er ein Mittel, um seine todkranke Mutter zu heilen. Ihm hast du das alles hier zu verdanken, bist von deiner Welt getrennt worden, gehörst nicht einmal mehr wirklich zu ihr.“ Gleich nach den letzten Worten, die ihn mehr als erschreckten, spürte Caym eine Hand auf seinem Kinn und gleich darauf sah er, wie die Lippen des Dämons sich den seinen näherten. Den abwehrenden Kommentar verbiss er sich. Er war noch immer leicht geschockt davon, dass ein Dämon zu ihm gesagt hatte, dass er ihn mögen würde. Vielleicht ein Hörfehler? Er streckte seinen Hals und kam seinem Gegenüber entgegen, öffnete seinen Mund noch bevor ihre Lippen sich trafen. Die Wärme, die ihn durchströmte, als er die empfindliche Haut des anderen auf der seinen spürte und die Hand, die sanft über seine Wangen streichelte, ließ das Blut in seinen Ohren wieder vor Aufregung pochen. Er erlaubte seiner Zunge sich von ihrem Platz zu entfernen, gestattete ihr die Freiheit die andere zu suchen und so trafen sich die beiden Muskeln das erste mal in der Mitte und spielten auf gleicher Ebene, liebkosten sich, bevor seine in ihre Höhle zurückgedrängt wurde und dort weiter die intimen Zärtlichkeiten genoss. Er gab sich dem ganzen hin und spürte, wie seine Wangen rot anliefen, das Atmen langsam schwerer wurde und er nach mehr Luft rang. Das leichte Kitzeln auf seiner Zunge nahm ein sanftes Ende, als die andere an ihr entlang hinaus glitt und Astaroth und Caym sich trennten.

„Hmmmm…ich denke das akzeptiere ich als Vorauszahlung für die Belohnung.“, kam es mit einem zufriedenen Lachen von dem Dämon, der Caym wieder zu sich zog, und seinen Kopf auf Astaroths Brust legte. Ein paar Minuten blieb er so liegen, bevor seine Augen sich plötzlich weiteten und er realisierte, warum er vorher so erschreckt war. Das konnte nicht sein.

„Verdammt…“, flüsterte er. „Nein…Nein…Nein…Er war es?“, setzte er fort.

„Hm? Wer war was?“, fragte ihn Astaroth überrascht.

„Er…Er…das war mein Bruder. Mein HalbBRUDER!“, schrie Caym entsetzt und mit einer Träne in den Augen. Er war der einzige, auf den die Beschreibung passte, der eine kranke Mutter hatte und noch dazu die Möglichkeit in sein Schlafgemach zu gelangen. Hasste er ihn so sehr, dass er ihn loswerden wollte? Die Menschenwelt wurde gerade unheimlich ungastlich und Astaroth schien im Moment wie ein strahlender Held im Vergleich zu denen, die er kannte.

„Verdammt…Verdammt…“ Einzelne Tränen stahlen sich aus seinen Augen und rannen seine Wangen entlang, während er seinen Kopf drehte und ihn auf die Brust des Dämons legte. Niemand würde ihn dort oben vermissen und Atris würde ihn dort sicher diskreditiert haben, würde seinen Platz als Erbe des Grafen einnehmen. Astaroth wuschelte ihm durch das Haar, streichelte über seinen Nacken und blieb ganz ruhig, sagte für Minuten kein Wort, während Caym einzelne Tränen vergoss.

„Ein wenig Ablenkung gefällig? Wie wäre es jetzt mit meiner verdienten Belohnung?“, fragte ihn der Dämon plötzlich und unterwartet nach einer Weile, während dessen Hand langsam in Cayms Hose rutschte. Alle Probleme von vorher waren plötzlich nebensächlich. Er riss seine Augen auf, packte mit beiden Händen den Eindringling und zog an dem Arm, so fest er konnte. „Lass das! Du…du unverschämter Dämon!“, fauchte er, während er dabei fast lächelte. Irgendwie fühlte er sich schon jetzt besser und der Streit mit dem Dämon, den er doch hätte hassen sollen, ließ alles so normal erscheinen. Die Welt der Menschen war jetzt im Moment sowieso nicht erreichbar und Graf wollte er nie werden. „Du sexsüchtiger…unverschämter…Dämon. Lass los! Jetzt!“, fauchte er weiter. Die viel zu forsche Hand legte sich wieder auf die Haut seines Bauches, während Astaroth schallend lachte. „Was gibt es da zu lachen? Was denn?“, fragte Caym, während er sein Gegenüber bemüht wütend anstarrte.

„Sei einfach einmal ruhig und genieß die Landschaft – du wolltest doch raus.“, murmelte Astaroth leise und zufrieden.

„A…Ab…Äh…“ So wirklich fand er jetzt nicht die richtigen Wörter, gab es auf und lehnte sich in seinem „Sitz“ zurück, die Welt um sich herum betrachtend und doch nicht wirklich sehend.

Nach längerer Zeit, in der er nicht wirklich sah, was hier war, erblickte er eine Wüste, in deren Mitte eine gerade Struktur stand, die wie eine verwitterte Stadtmauer aussah. Die schneeweiße Öde wurde nur von ein paar merkwürdig aussehenden Dornbüschen unterbrochen, unter denen sich Knochen türmten. Jetzt wurde er wieder wach und starrte das an, dem sie sich mit rasender Geschwindigkeit näherten und das man immer besser erkennen konnte. Die Wüste, deren weißer Sand einen fast blendete, folgte dem Stadtverlauf genau und wirkte wie künstlich angelegt. Die Umfassung wurde langsam besser sichtbar und jetzt konnte man erkennen, dass sie nicht verwittert war, sondern von einem Netz an Stämmen überzogen, die zu einer oder mehreren Kletterpflanzen gehörten. Es waren kaum Blätter auf den Stämmen und es wirkte so, als ob die Pflanzen in Kürze sterben würden.

„Hiuma…rund um die Stadtmauer und dann hinein.“, befahl Astaroth plötzlich und das Pferd rannte wie der Blitz in die Wüste und fing an dem Verlauf der Mauer zu folgen.

„Versteht dich das Pferd? Und wieso um die Stadtmauer herum?“, fragte Caym verwundert, um endlich wieder zu reden und die Stille zu durchbrechen.

„Wieso sollte es mich nicht verstehen? Und ich muss die Mauer überprüfen, denn diese Stadt ist die größte und wichtigste in meinem Reich, also sollte sie nicht in die Hände von Forcas fallen, falls er angreift.“ Astaroth schaute ihn dabei nicht an, sondern starrte auf die Mauer.

Wenn der Dämon ihm schon so bereitwillig etwas erzählte, dann wollte er mehr wissen und sich damit vielleicht auch ein wenig ablenken: „Wie…“, fing er an zu reden, doch eine Hand legte sich vor seinen Mund und er spürte, wie die Kapuze des Mantels über seinen Kopf gezogen wurde.

„Jetzt bleib ruhig. Ich sage es noch einmal: Dämonen sind nicht gut auf Menschen zu sprechen und hier gibt es viele davon. Bleib bei mir und sei still – ich bin der einzige, der dich beschützt. Der einzige, der dich in dieser Welt am Leben hält.“, flüsterte Astaroth neben seinem Ohr, während sie durch das Stadttor ritten.

Caym grummelte nur, während er mit aufgerissenen Augen auf das starrte, was er jetzt zu sehen bekam. Als sie durch die Öffnung ritten, ragte die Mauer über ihnen viel zu weit hinein – zumindest schien es so. An ihr entlang waren über die ganze Länge Häuser zu sehen, die man aber nur an den Türen erkennen konnte, weil sie vollständig mit Kletterpflanzen überwuchert waren. Ein riesiger See, auf den das Pferd durch die Hand Astaroths, die wieder an Hiumas Hals lag, zusteuerte füllte eine riesige Fläche der Stadt aus. Der ganze Boden glich einer Hügellandschaft, überzogen von Kriechpflanzen, die in der dämmrigen Umgebung wuchsen, die durch die dicht an dicht wachsenden Bäumen geschaffen wurden. Alle Pflanzen hier waren mit bunten Früchten dicht behangen. Als er kurz zum Himmel aufschaute, wunderte sich Caym über die merkwürdige Farbe und über das Gefühl der Hitze, seit er in dieser merkwürdigen Stadt war.

Immer wieder wichen Dämonen hektisch aus und verbeugten sich schnell, als sie das Pferd sahen, was Caym dazu brachte sich zu wundern, wie sie Astaroth bei dem Tempo überhaupt erkennen konnten.

Noch bevor er zu sehr in Bewunderung oder Staunen ob der eigenartigen Umgebung ausbrechen konnte, stoppte Hiuma plötzlich und er spürte, wie ihn sein Dämon von dem Nachtmahr hob und auf den Boden setzte. Die Hand an seinem Rücken zeigte ihm deutlich, dass Astaroth hinter ihm stand, während er selber auf den See vor sich blickte und erstaunt einen haarlosen, schuppigen grün-schwarzen Kopf entdeckte.

„Hol Ruhn.“, befahl sein Begleiter dem Dämon im See, der daraufhin nur: „Ja, Fürst.“, gluckste und verschwand. Die Hand auf seinem Rücken streichelte diesen unter dem Umhang langsam entlang, bevor sie sich um seine Hüfte schlang, als ein roter Kopf aus dem Wasser auftauchte. Das rote Haar war gemischt mit den Schuppen, die der andere Dämon als „Kopfbedeckung“ besessen hatte, und beides wirkte wie mit Gel bestrichen. Langsam wurde der muskulöse Körper mit roter Haut und dunkelroten Wellenmuster darauf sichtbar, von dem das Wasser abperlte sobald er aus dem See stieg. Mit einer eleganten Bewegung strich sich der Dämon durch seine Haare und löste eine einzelne Strähne, die dann ins Gesicht hing. Die milchig-roten Augen starrten erst Astaroth an, um kurz auf Caym ruhen zu bleiben, wobei eine Augenbraue sich hob. Als die Beine aus dem Wasser auftauchten, verwandelten sich die Schuppen, nun sichtbar, schnell in Haut und das einzige, was den muskulösen Körper bedeckte, war ein Lendenschurz. Caym starrte ungläubig auf dieses Wesen, als Astaroth ihn mit einem Ruck näher zu sich zog.

„Fürst Astaroth. Womit habe ich diese Ehre eures Besuchs verdient? Darf ich auf etwas hoffen…?“, fragte der Wasserdämon mit einem Lächeln im Gesicht, während seine Zunge kurz über die dunkelroten Lippen fuhr.

„Ruhn – ich will nichts mehr davon hören. Wie steht es mit den Gewässern und wie ist der Zustand der Stadt? Und wieso ist die Stadtmauer nicht vollständig intakt? Ich habe dich nicht zum Vorstand gemacht, damit du fröhlich im Wasser untertauchst, ohne etwas zu tun.“, erwiderte Astaroth nur kalt, wobei Caym das Gefühl bekam, dass dessen Stimme die Luft hier mit jedem Wort um ein paar Grad kälter werden ließ.

„Fürst…ich bitte vielmals um Entschuldigung.“, fing Ruhn in einem Tonfall, der in den Ohren des Menschen nicht ganz ernst klang, an. „Die Stadtmauern werden gerade ausgebessert und das dauert seine Zeit. Die Stadt hat genügend Vorräte um einer Belagerung Monate lang zu widerstehen und gerade um die Gewässer sauber zu halten muss ich dort untertauchen.“ Caym wurde das Gefühl nicht los, dass jedes Wort ein wenig zu forsch und herausfordernd klang. „Ich hoffe, dass euch die Antworten zufrieden gestellt haben. Wollt ihr mir nicht euren kleinen Begleiter vorstellen? Ich könnte ihm ein wenig die Stadt zeigen – ich nehme doch an, dass er eure hm…neue rechte Hand ist, nachdem ihr euch Damons entledigt habt.“ Mit diesen leicht sarkastischen Worten kam der durch und durch rot gefärbte Dämon auf Caym zu, der versuchte einen Schritt zurückzuweichen.
 

„Lass deine Finger von meinem Begleiter.“, knurrte Astaroth mehr als wütend. Nachdem er kein Interesse an Ruhn hatte, wollte dieser sich wohl an Caym vergreifen. So dumm konnte ja auch nur ein Wasserdämon mit seinen unterentwickelten Riechorganen sein.

Er zog seinen Kleinen ganz nah an sich heran und knurrte einmal laut, bevor er noch schnell etwas sagte: „Wenn du näher kommst…“

„Hm…verstehe. So ist das also. Dann verzeiht. Ich will euch doch nicht eurer…euer was auch immer abspenstig machen.“, sagte Ruhn, während er lächelnd nur eine angedeutete Verbeugung vollführte.

Astaroth kochte noch immer vor Wut und drückte seinen Menschen ganz nah an sich, während er nur noch „Verschwinde“, knurrte. Doch Ruhn gehorchte nicht gleich, sondern sah ihn nur lächelnd an, was ihn dazu brachte, seine Krallen auszufahren. Ein plötzliches Piepen lenkte seine Aufmerksamkeit dann aber auf seine Jackentasche. Wieso gerade jetzt?

Er holte die Scheibe heraus und drückte mit seiner Handfläche darauf, worauf sofort eine Stimme begann zu sprechen: „Verzeiht Fürst, aber es ist dringend. Der Wachposten hat gemeldet, dass die rechte Hand Satans sich auf dem Weg zum Palast befindet – und etwas von euch will. Die Nachricht wurde als wichtig eingestuft.“

Ein genervter Seufzer entwand sich seinem Hals, während er die Scheibe wieder einsteckte und Ruhn noch einmal anstarrte: „Das nächste Mal werde ich dein Herz an die Geier verfüttern. Erledige deine Aufgaben mehr als gut, oder du wirst dein schlagendes Herz mit eigenen Augen sehen.“ Mit diesen Worten drehte er sich um, packte Caym und setzte ihn wieder auf Hiuma, bevor er sich selbst auf den Nachtmahr schwang. Der erstaunte Blick des Wasserdämons mit einem Schimmer von Erkenntnis durchsetzt war das letzte, was er während seines kurzen Besuchs in Musewa sah.

„Zum Palast Hiuma. Und diesmal so schnell wie möglich.“ Das Pferd wieherte daraufhin und galoppierte so schnell los, dass man hinter ihm nur noch Staubwolken erkennen konnte, brachte ihn weg aus Musewa.

Was wollte dieser verdammte Sitri ausgerechnet jetzt von ihm? Wollte ihn Satan abermals behindern, ihm weitere Steine in den Weg legen?

Während seine Hand sich nur fester um den Bauch von Caym legte, raste Hiuma zurück nach Hause.

„Was war das?“, hörte er Caym verwirrt stottern.

Er schaute auf seinen Kleinen. „Was meinst du? Ruhn, dem der Verstand wohl kurz vernebelt war? Oder die Nachricht?“, schnaufte er. Eigentlich wollte er im Moment nicht reden, aber der Duft seines Menschen stieg ihm in die Nase und entspannte ihn wieder merklich, beruhigte ihn.

„Ich bin nicht schuld an dem ganzen…also bitte. Und…Satan existiert?“, fragte ihn sein Mensch ahnungslos.

Kurz seufzte er, bevor er seine Hand wieder unter dem Hemd des Kleinen vergrub und über die zarte, weiche Haut streichelte. Das war so beruhigend und angenehm. „Jein. Satan ist tot, aber jetzt ist es zu einem Titel geworden, den der mächtigste Dämon in der Unterwelt hat. Alle befolgen seine Anweisungen und er ist es, der uns davor bewahren sollte, den Engeln zu unterliegen. Und jetzt lehn dich zurück und sei ruhig…ich muss mich konzentrieren.“

„Tz…meinetwegen. Aber nur weil…weil…weil ich so nett bin.“, konterte Caym darauf, bevor Astaroth spürte, wie sich der Mensch zurücklehnte und er sah, wie dessen Augen sich schlossen.

Während des ganzen Ritts überlegte er, was Sitri von ihm wollte und wieso er gerade jetzt persönlich zu ihm kam. Vielleicht hatte Forcas etwas angestellt? Oder eine Befragung über den Angriff der Engel? Aber dafür war doch keinen Besuch der „rechten Hand“ Satans nötig.

Zu allem Überfluss zog jetzt auch noch ein Sturm auf, den er nicht auf Hiuma erleben wollte. Wie immer kam es unerwartet und plötzlich – diesmal passend zu seiner Stimmung. Die Wolken hingen tief am Himmel und versprachen nichts Gutes, doch die ersten Regentropfen fielen erst auf den Boden, als der Berg, in dem sein Palast sich befand, schon sichtbar war.

Kaum in den Stallungen angekommen, sprang er vom Pferd und hob Caym herunter, legte ihn über seine Schulter, während die Regentropfen langsam fester niederprasselten. Ein paar Schritte und er war im Palast und nach noch einigen mehr setzte er seinen Menschen ab und drehte ihn zu sich, starrte ihm tief in seine grünen Augen: „Egal was passiert – sag nichts. Absolut gar nichts. Und achte darauf, dass dein Umhang immer oben bleibt. Das ist sehr wichtig mein Kleiner.“ Mit den Worten ergriff er schnell die Kette und ging voran in Richtung Thronsaal, wo Sitri garantiert schon auf ihn warten würde. Hiuma war einer der schnellsten Nachtmahre in der Welt, doch wurde er noch von den Pferden des Satans und seiner rechten Hand geschlagen was die Geschwindigkeit anbelangte.

„Ah…Astaroth. Ich dachte schon ich müsste noch länger auf dich warten.“ Sitris Stimme war schon zu hören, bevor er überhaupt in Sichtweite war.

„Lord Sitri. Was führt euch hierher?“ Astaroth musste sich sehr zurückhalten um nicht unhöflich zu werden, nachdem ihn sein Gesprächspartner geduzt hatte. Das erste was bei dem Dämon ins Auge fiel, waren seine langen schwarzen Haare. Seine imposante, schwarze engelsgleiche Flügel waren auf seinem Rücken gefaltet und seine leicht braune Haut sichtbar. Die stechend schwarzen Augen in dem markanten Gesicht betrachteten Astaroth erwartungsvoll und ein Unbehagen machte sich in ihm breit. Irgendetwas stimmte nicht. Er drehte sich kurz um und starrte auf Caym. Wenn er ihn jetzt zurückschickte, wäre das zu auffällig. Jetzt konnte er nur noch darauf hoffen, dass der Umhang inzwischen seine Funktion erfüllen würde. Schnell fuhr er mit der Hand, in der er die Kette hielt, den silbernen Streifen entlang und flüsterte ein paar zusammenhanglose Worte, bevor er endgültig in den Thronsaal trat, der bis auf die engsten Berater und Nomas leer war.

Der Sturm zieht auf - Teil 2

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Vorboten…

Vorboten…
 

Im Moment fühlte er sich so wohl, dass er nicht aufstehen wollte. Das leichte Atmen seines Menschen, das er auf seiner Brust spürte und die sanften Bewegungen auf ihm waren entspannend, genau so wie das Gewicht, das er durch den sanften Druck wahrnahm. Sein Arm war um den leichten Körper auf ihm geschlungen und die Hand, die auf der Schulter seines Kleinen lag, streichelte sanft über die zarte Haut. Alles wirkte friedlich und so perfekt, sein unkontrollierter Ausbruch vor kurzem war dank der Mithilfe seines Menschen schon fast vergessen, etwas, das er früher nie für möglich gehalten hatte.

Astaroth atmete einmal tief ein, bevor er seine Augen aufschlug und seinen Caym betrachtete, wie er halb auf ihm lag, der kleine Oberkörper auf dem seinen, die Hand quer über seiner Brust und der Kopf direkt über einem seiner Herzen.

In Wirklichkeit wollte er nicht aufstehen, aber er musste jetzt handeln und alles vorbereiten, denn wer konnte vorhersehen was passieren würde, wenn Sitri bei Forcas weilte? Nach seiner standhaften Weigerung den Menschen herauszugeben – auch wenn er vorgab keinen zu besitzen – konnte er mit keinerlei Unterstützung oder Milde mehr rechnen. Wenn sein Feind einen Fehler beging oder sich nicht an die Anweisungen hielt, würde das jetzt sicher nicht so schnell bestraft werden, wie seine Verfehlungen.

Er seufzte einmal kurz, bevor er seine Arme um seinen Kleinen schlang, ihn hochhob und neben sich legte. Das unzufriedene Grummeln, das er daraufhin erntete, ließ ihn lächeln. Auf diese Reaktion hin musste er einmal mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck durch das braune, leicht wellige und vollkommen zerzauste Haar seines unwiderstehlichen Menschen streicheln.

Wie nur hatte dieses Wesen ihn so in den Bann ziehen können? Solange er auch über diese Frage nachdachte, so wenig konnte er eine Antwort finden. Seine Gefühle gehorchten ihm in dieser Hinsicht nicht und er wollte sie auch gar nicht mehr kontrollieren. Er wollte so für seinen Menschen empfinden…

Mit einer schnellen Bewegung setzte er sich auf und schwang sich aus dem Bett. Noch lange hier untätig zu sitzen würde seine Probleme nicht lösen. Er musste in Musewa noch das erledigen, was er bei dem letzten Besuch dank Sitris Ankunft nicht hatte vollenden können. Die Truppen mussten inspiziert, die Vorräte überprüft und Anweisungen hinterlassen werden.

Da die Kleidung noch immer verstreut vor dem Bett lag, hatte er sich schnell angezogen und war bereit zum Aufbruch. Nachdem er sein Schwert umgeschnallt hatte, streckte er seine Hand aus, um seinen Kleinen zu wecken – nur um mitten in der Bewegung inne zu halten.

Die Erinnerung an die kleine Episode mit Sitri vor kurzem tauchte auf, gleich gefolgt von Bildern von Ruhn, der sich Caym viel zu schnell und aufdringlich genähert hatte.

Er atmete einmal tief ein, bevor er mit seiner Hand nur über die Haare streichelte und sich zum Gehen umwandte.

„Hmm…“, hörte er gleich darauf leise hinter sich. „Was hast du vor? Wo gehst du hin?“, kam es verschlafen von seinem Menschen, der ihn unter seinen noch halb geschlossenen Lidern hervor anstarrte, während er sich dabei auf einen Arm stützte.

„Schlaf weiter…oder hast du so viel Sehnsucht nach mir?“, erwiderte er darauf nur lächelnd und versuchte bei dem Anblick seines Kleinen sein Blut von seinem viel zu empfänglichen Bereich fern zu halten.

„Arrrrgh…typisch. Aber diesmal funktioniert das nicht. Du hast dich ja schon angezogen.“ Irgendwie war die rote Farbe, die sich in die Wangen Cayms geschlichen hatte fast schon zu anziehend. Er leckte sich mit seiner Zunge die Lippen und schaute in die grünen faszinierenden Augen, wanderte mit seinem Blick den Hals entlang immer weiter hinunter. Ein Kuss nur und er würde sicher alle Entschlüsse wieder vergessen und stattdessen seinen Trieben nachgeben.

„Ähm…du starrst. Ähm…was meinte dieser komische Sitri mit Halbblut?“ Dieser letzte Satz riss Astaroth sehr abrupt aus seinen Gedanken.

„Was?“ Es dauerte etwas, als er versuchte herauszufinden, woher diese plötzliche Änderung des Themas herkommen konnte und wieso Caym sich gerade das hatte merken müssen. Leicht wütend schnaubte er: „Das geht dich nichts an.“

Caym starrte ihn aufgebracht an. „Du hast mich hier unfreiwillig hergebracht, täglich mindestens einmal Sex mit mir und dabei bist du anscheinend der einzige, der mich leiden kann und nicht auf einem Grill rösten will, nachdem er mir alle Eingeweide herausgeschnitten hat.“ Eines der vielen Kissen vom Bett flog in Astaroths Richtung, traf ihn aber nicht, sondern landete seitlich hinter ihm ohne ein Geräusch zu verursachen. „Ich will es wissen…ich habe das verdient. Du…du sexsüchtiger Dämon, du…“, fauchte sein Kleiner ihn jetzt an, während er ein weiteres Kissen, bereit zum Schleudern, in Händen hielt. Der wütende, verlangende Blick, der ihn fixiert hielt war amüsant und mehr als unterhaltsam.

Im Grunde genommen war das alles hier merkwürdig und überraschend für ihn. Einige Momente lang stand er verwirrt da, überlegend was er tun sollte und was dann passieren würde, bevor er anfing zu lächeln. Eine Hand schlich sich auf den Nacken seines Kleinen, drückte ihn leicht zu sich, während sein Mund den seines Menschen suchte und ihm einen kurzen Kuss zu stehlen. Der süße Geschmack seines zarten Caym war verführerisch und er musste sich mit aller Macht dazu zwingen das Erlebnis wieder zu beenden. Alles was mit Caym zu tun hatte war ihm ein Rätsel. Selbst das genervte Starren unter den jetzt wieder halb geschlossenen Lidern hindurch und die leicht befeuchteten, glänzenden Lippen waren für ihn so verführerisch wie nichts je zuvor. Vielleicht hatte er seinen Verstand wirklich verloren.

„Nun gut. Du wirst es wohl kaum anderen Dämonen erzählen, nicht wahr?“, fing er betont ernst an, während er sich seine Lippen leckte, um den letzten Rest des süßen Geschmacks noch auskosten zu können und sein Blut oben zu halten.

„Sehr witzig…“, kam ein kurzer Zwischenkommentar, während Caym das Kissen fast drohend in seiner Hand auf und ab schwenkte. Astaroth grinste nur.

„Ich bin kein reinrassiger Dämon, sondern eine Mischung aus zwei verschiedenen Rassen. Da eine Mischung dazu führt, dass die Eigenschaften verwässert werden sieht man solche Halbblüter als schwach an und sie überleben meist nicht sehr lange. Deswegen wissen nicht viele davon, dass ich nicht reinrassig bin und es so soll es auch bleiben.“, begann er, bevor er mit einem tieferen Ton fortfuhr: „Vielleicht solltest du dich jetzt schon vorbereiten. Wenn ich zurück komme will ich dich wieder spüren. Wie muss ich dir wohl nicht erklären – du wirst dir mit Sicherheit eine schöne Stellung einfallen lassen, mein Kleiner.“ Das ganze erklärte er mit sehr ernster Miene und immer wiederkehrenden Blicken auf die Gegenden auf die er sich dabei bezog.

„Sehr witzig…wirklich. Ich werde gar nichts machen – was sollte ich hier auch großartig machen, wenn ich eingesperrt bin.“, grummelte Caym, während er sich demonstrativ auf das Bett zurückfallen ließ, nachdem er inzwischen schon aufrecht gesessen hatte. Das Kissen hatte er inzwischen losgelassen.

Astaroth wunderte sich, dass nicht mehr Fragen kamen. Sein Mensch war sonst nicht so zurückhaltend, wenn er die Chance witterte, Informationen zu bekommen oder ihn abzulenken. Irgendwie hatte er fast das Gefühl, als würde der Kleine ihn schonen und das war für ihn ein merkwürdiger Gedanke. Aber war nicht alles, was Caym betraf merkwürdig und ungewohnt?

„Na dann mein Kleiner, werde ich mir eine schöne Methode überlegen, wie ich dich aus dem Schlaf wecken kann.“ Mit diesen Worten drehte er sich laut lachend um und ging in Richtung Tür, nur um von einem weichen Kissen im Rücken getroffen zu werden.

„Du…du…Arrrrgh…Ich habe nichts getan. Und ich will nachher raus…das habe ich verdient.“, sagte Caym noch immer liegend, doch neben ihm fehlte ein Kissen.

„Du kannst es dir verdienen. Träum von mir und der Methode!“, rief Astaroth noch, während er aus der Tür ging und das nächste Kissen gegen die Wand prallen hörte. Vielleicht sollte er bei seiner Rückkehr ein, zwei Polster verwenden…

Mit amüsierter Miene und sehr anregenden Gedanken machte er sich auf den Weg zu Hiuma. Dort angekommen sah ihn das Pferd mit wackelnden Ohren und auf die Seite gelegtem Kopf an, wohl verwundert über die ungewohnte Stimmung seines Herrn. Astaroth klopfte gegen seinen Hals, nachdem er das Gatter geöffnet hatte und erntete dafür ein aufgeregtes Flackern der Feuermähne.

„Los…nach Musewa. Und das so schnell wie möglich – ich will den Kleinen, den ich dir heute vorgestellt habe nicht lange warten lassen.“, flüsterte er dem Nachtmahr ins Ohr und schwang sich auf sein schwarzes Ross. Sofort galoppierte Hiuma davon, als würde es von einer Horde Engeln verfolgt werden…
 

Immer wieder drehte er sich im Bett von einer Seite auf die andere und versuchte erfolglos einzuschlafen. Obwohl es bequem unter der Decke war, angenehm warm und eigentlich einschläfernd, fand er dennoch keine Ruhe, denn seine Gedanken bewegten sich wild im Kreis und hielten ihn wach.

Nachdem Astaroth gegangen war, hatte er sich rasch gewaschen und schnell eine Hose angezogen, obwohl er keine Ahnung hatte, wieso. Das ganze würde das Vorspiel höchstens um drei Sekunden verlängern – denn mehr Zeit beanspruchte es wohl nicht seine Kleidung auch ohne sein Einverständnis zu entfernen. Und jetzt lag er wach im Bett und überlegte, warum er Astaroth immer sympathischer fand. Er konnte sich nicht erklären, warum er diesen sexsüchtigen, eigensinnigen, starrsinnigen, egoistischen und Besitz ergreifenden Dämon inzwischen freiwillig machen ließ, was dieser wollte, sich nicht mehr so körperlich wehrte, wie er hätte können. Eine Erklärung wäre dessen physische Überlegenheit, aber vor kurzem hatte er sogar noch fast bereitwillig seine Beine für ihn „gespreizt“, und das hatte er sicher nicht aus Angst getan. Momentan bezweifelte er ernsthaft, ob in seinem Kopf noch alles richtig funktionierte. Doch sein Dämon hatte ihn verteidigt, hatte ihn beruhigt und abgelenkt, als er die Wahrheit über seinen Bruder erfahren hatte, hatte ihn gestreichelt und getröstet, ihn immer wieder wie einen gleichwertigen Gesprächspartner behandelt…

Ein plötzliches Knacken riss ihn aus seinen Gedanken. War Astaroth schon wieder zurück? So früh, ohne ihm Zeit zu lassen sich richtig auszuruhen? Vielleicht hatte sein Dämon auch nur etwas vergessen und wollte es jetzt holen?

Sich daran erinnernd, was der Dämon vor dem Gehen über Aufwecken gesagt hatte, murmelte er jetzt einfach nur: „Zu spät.“, um dem Dämon die Chance zu nehmen einen Sieg einzufahren. Er wartete auf eine Reaktion, die nicht und nicht kam, obwohl er ganz deutlich das Gefühl hatte beobachtet zu werden.

Irgendetwas stimmte hier eindeutig nicht. Langsam bekam er eine Gänsehaut. „Astaroth?“, flüsterte er halb fragend, bevor er dann schnell lauter fort fuhr: „Jetzt antworte doch, du sexsüchtiger Dämon…“

Seine Nackenhaare stellten sich auf und er riss seine Augen auf, um zu schauen, warum Astaroth nicht antwortete – nur um erschreckt inne zu halten. Anstatt seines normalen Bettgenossen kam der merkwürdige blassblaue Dämon, der ihm öfter in Gegenwart von Astaroth aufgefallen war, mit einem eigenartig starren Blick auf ihn zu. Die blauen Augen waren so fixiert auf ihn, dass er erst nach ein paar Momenten bemerkte, was dieser Dämon in seiner Hand hielt: Einen Stachel. Erschrocken zuckte er bei dem Anblick zusammen, nur um dann wütend zu rufen: „ Nein! Was soll das? Raus…das ist nicht dein Zimmer…Raus!“

„Ich bin ein Dämon und lasse mir nichts von einem dreckigen Wurm befehlen. Astaroth hat mich geschickt.“, sagte der Dämon fast schleimig und ließ Caym zusammenzucken.

„Blödsinn. Astaroth würde so etwas nie tun! So dumm bin ich nicht, dass ich das glaube!“, schrie Caym und sprang aus dem Bett, bevor er in Richtung Bekleidungszimmer rannte. Er hatte Angst, wollte niemals wieder einen Stachel spüren müssen und dieser Dämon jagte ihm eiskalte Schauer über den Rücken. Irgendwo musste sich eine Waffe finden lassen, musste er eine finden. Das letzte Mal hatte er gerade in dem Raum mit den Kleidungsstücken etwas Brauchbares gefunden.

Doch plötzlich spürte er, wie einer seiner Arme mit einem Ruck zurückgerissen wurde und ein fester Griff ihm fast das Blut abschnürte. Mit einem schnellen Dreher versuchte er denjenigen, der ihn festhielt, zu treten, aber der Dämon hielt ihn fest. Bevor er noch reagieren konnte sah er nur eine Bewegung seitlich und spürte daraufhin einen stechenden Schmerz im Bein. Das Gefühl trieb einen Schrei aus seiner Kehle und seine freie Hand suchte die Stelle, aus der jetzt ein Stachel ragte.

„Ahhhhhh…du verdammter…“, fauchte Caym, während er verzweifelt versuchte den Dorn aus seinem Oberschenkel zu ziehen. Doch je fester er daran rüttelte, desto mehr durchzuckte ihn ein stechender Schmerz und jedes Mal bildete sich eine kleine Beule, anstatt dass dieser furchtbare Stachel herauskam. Mit jeder Sekunden die bei diesen Versuchen verging, tropfte immer mehr Blut auf den Boden.

Dieses Ding hatte einen verdammten Widerhaken und hatte sich in seinem Fleisch festgesetzt. Er schrie fast vor Wut auf und rüttelte so fest er konnte mit dem Arm, der festgehalten wurde, um ihn frei zu bekommen. Doch der Dämon drückte einfach fester zu, bohrte ihm die Nägel schmerzhaft in die Haut, während er bösartig grinste. Jeder von Cayms Versuchen sich zu wehren wurde schon im Keim erstickt durch gezielte Schläge auf seine Arme, die von immer mehr Blutergüssen geziert wurden. Schmerzen durchzogen langsam seinen ganzen Körper.

„Du Aas…du verdammtes Aas. Lass mich los.“, schrie er wütend, bevor er sein verletztes Bein hob und trotz der Qual zutrat – nur um laut aufzuschreien, als ihm die Luft fast genommen wurde. Die Faust seines Gegners hatte seine Magengegend getroffen, weil er nicht aufgepasst hatte. Sein Arm war zwar jetzt wieder frei, doch seine Hände hatten sich beide zu seinem Bauch verirrt, der sich verkrampfte und zitterte. Womit hatte er das verdient?

Und jetzt wurde ihm auch noch langsam schwarz vor Augen. Entweder hatte er sich verausgabt oder dieser Stachel war wie der, den er von Astaroth verpasst bekommen hatte, mit einem Mittel versetzt.

„Hahahahaha. Du hast keine Chance.“, hörte er die grässliche Stimme des Angreifers, den er am liebsten zum Schweigen gebracht hätte. Ein unglaublicher Schmerz durchzuckte ihn, als sein verletzter Oberschenkel von einem Bein getroffen wurde. Der Dämon ergriff einen seiner Arme, während er von dem Tritt abgelenkt war und begann daran zu zerren. Caym schrie wieder auf und versuchte sich irgendwie loszureißen, nur um mitten ins Gesicht geschlagen zu werden. Die Wucht des Aufpralls ließ ihn seinen Kopf drehen. Langsam bemerkte er trotz des Stechens in der Wange das unangenehme Pochen, das in immer mehr Regionen seines Körpers herrschte. Ihm wurde immer schwärzer vor Augen und sein Gleichgewichtssinn wurde immer unzuverlässiger. Er schwankte leicht bei jeden erzwungenen Schritt. Seine Kraft ließ langsam nach und jede Bewegung wurde schwerer, fühlte sich fast wie in Zeitlupe an.

„Gib es auf. So dreckiges Gewürm wie du sollte sein Schicksal akzeptieren – nämlich tot zu sein. Das man dadurch auch noch die Gunst Satans erhalten kann ist das einzige, was dich irgendwie wertvoll macht. Wenn der Fürst zu dumm und schwach ist, ist das seine eigene Schuld…er soll untergehen wie du…“, kam es wieder in diesem arroganten Tonfall, während Caym immer stärker mitgeschleift wurde.

Nicht noch einmal einen Stachel, der ihm aufgezwungen wurde und gegen den er sich nicht wehren konnte. Nicht noch einmal von zu Hause entführt werden, nur um in einer fremden Welt zu landen, wo alle einem unbekannt waren. Nicht noch einmal die verlieren, die ihm etwas bedeuteten und sein ganzes Weltbild in Scherben sehen müssen. Nicht noch einmal…

„Neiiiiiiin“, schrie er so laut seine Lungen es zuließen, während er mit seiner Hand den Stachel ergriff – so fest, dass er wohl Abdrücke davon zurückbehalten würde. Es tat weh, doch er fing an daran zu ziehen. Immer fester und fester, ist die Schmerzen ihn fast in Ohnmacht fallen ließen und der Schrei der einzige Weg war noch bei Bewusstsein zu bleiben. Mit einem letzten markerschütternden Aufschrei, der stetig lauter wurde, holte er den Stachel Stück für Stück weiter heraus, zog ihn Zentimeter für Zentimeter aus seinem Fleisch, bis die Tränen in seinen Augen die Welt fast wie in einen Schleier tauchten. Diesmal konnte er sich wehren, würde sich nicht einfach entführen lassen. Sein Schicksal lag in seiner Hand und er würde bei der einzigen Person, dem einzigen Wesen, bleiben, das ihm hier jetzt etwas bedeutete. Er wurde bei Astaroth bleiben…

Den Kopf zurückgerissen, riss er den Stachel genau in dem Moment heraus, als er dachte nicht mehr zu können und gleich umfallen zu müssen. Sofort spürte er, wie das Blut anfing aus seinem Schenkel zu fließen. Er verlor direkt das Gleichgewicht, als sein Bein nachgab, zu schwach um noch gute Dienste zu leisten. Auf einem seiner Knien gelandet, spürte er einen Tritt gegen die Brust, der ihn vollends auf den Boden zwang, so dass er auf mit dem Rücken auf dem kalten Grund lag. Er stöhnte, hielt sich mit seiner freien Hand das Bein, aus dem warme Flüssigkeit viel zu schnell entrann. Während sich einzelne Tränen aus seinen Augen stahlen, fluchte er leise. Jetzt hatte er keine Kraft mehr aufzustehen. Sein ganzer Körper fühlte sich immer kälter an, er hatte fast das Gefühl betäubt zu sein, so wenig wie er die Schmerzen im Moment spürte. Sein Bewusstsein drohte immer stärker auszusetzen und ihn der Ohnmacht zu überantworten, in der er hilflos und wehrlos wäre. Und zu allem Überfluss spürte er auch noch einen Druck auf seinen Lungen, konnte kaum noch atmen.

„Du kleines, widerspenstiges Stück Dreck. Das wird mich nicht aufhalten.“ Bei diesen Worten spuckte ihm der Dämon ins Gesicht und der Druck auf seiner Brust wurde größer. Caym zwang sich aufzuschauen. Sein Feind stand mit einem Bein auf ihm und beugte sich vornüber, holte gerade mit einer Hand aus, um ihn zu schlagen.

Jetzt, jetzt war die richtige Zeit – die letzte Möglichkeit. Solange er noch bei Bewusstsein war, würde er nichts unversucht lassen.

Er kratzte die letzten Reserven zusammen, die er noch hatte, holte mit dem zitternden und viel zu schwerem Arm aus, dessen Hand den Stachel noch immer fest umklammerte und überantwortete er genau in dem Moment, als der Dämon ihm am nächsten war, der Schwerkraft und dem letzten bisschen Kraft, das er noch hatte. Mit einem lauten Schrei richtete sich sein Gegner wieder auf, als sich die „Waffe“ in seine Haut bohrte und wurde damit zu seinem unwilligen Helfer, indem er sich den Stachel Zentimeter um Zentimeter tiefer ins Fleisch trieb - so weit, bis er in der Seite fast vollständig versenkt war.

Ein kurzes Lächeln huschte über Cayms Gesicht. Einen kleinen Sieg hatte er errungen. Erschöpft sank sein Arm zu Boden.

„Aaaaaahhh…du Mistvieh.“, schrie der Dämon, bevor er ihm einen Tritt auf den Kopf verpasste. Sein Gesicht konnte er gerade noch wegdrehen, so dass sein Hinterkopf getroffen wurde. Der plötzliche Druck ließ ihn kurz das Bewusstsein verlieren, bevor er langsam wieder anfing zu sich zu kommen und wieder etwas anderes als schwarz zu sehen. Immer schwerer atmend konnte er sich so gut wie gar nicht mehr bewegen.

„Ich muss ihn raus…du verdammtes…ich muss mich beeilen, bevor ich mein Bewusstsein verliere.“, fluchte sein Gegner laut, während dieser Cayms verletztes Bein ergriff und ihn mitschleifte.

Ohne die Kraft sich zu wehren, betäubt vom Schmerz, der dumpf durch seinen Körper strömte, konnte er jetzt nichts mehr machen. Alle Chancen verspielt, alles verloren. Er wollte nicht sterben. Nicht hier und nicht jetzt.

Wenn doch nur Astaroth hier wäre. Astaroth würde ihn sicher retten. Er wollte ihn zumindest sehen – den einzigen hier, dem er etwas bedeutete. Das einzige Wesen, das ihn immer so akzeptiert hatte, wie er war und ihn nicht zu einem besseren Menschen, Grafen oder was auch immer machen wollte. Mit Tränen in den Augen dachte er an den großen starken Dämon, der so widersprüchlich wirkte…

‚Astaroth…ich will dich sehen. Astaroth…hilf mir…bitte hilf mir…’
 

Mit einem wütenden Tritt schloss er die Tür hinter sich. Sitri brachte jeden seiner Pläne durcheinander und von zufällig konnte hier wohl kaum die Rede sein. Wieso sollte er ausgerechnet zum selben Zeitpunkt wie er nach Musewa wollen?

Astaroth knurrte wütend, während er bei jedem Schritt seinen Fuß fast in den Boden zu rammen schien. Jetzt musste er die Truppen hier inspizieren, obwohl die Stadt weitaus wichtiger war. Das war mehr als ärgerlich. Er hatte wertvolle Zeit vergeudet, nur um Sitri aus dem Weg zu gehen und war extra wieder hierher zurück geritten.

Langsam beschlich ihn die Angst, dass sich die halbe Dämonenwelt gegen ihn verschworen haben könnte. Bevor er noch die Gelegenheit ob dieser Ungerechtigkeit zu knurren hatte, hörte er einen lauten Schrei, der aus dem Palast kam – aus seinen Privaten Bereichen. Seine Schritte beschleunigten sich sofort und im dunklen Tunnel überkam ihn ein merkwürdiges Gefühl. Er wurde immer schneller, nur um mit weit aufgerissenen Augen plötzlich zu stoppen, als er am Gang angelangt war.

Die Blutspur, die sich vor ihm abzeichnete durfte nicht hier sein. Sein Blick folgte ihr über einen Stachel, der blutüberströmt achtlos am Boden lag, bis zu seinen Privatgemächern und seine Herzen beschleunigten sich immer mehr. Langsam wanderten seine Augen die rote Spur in die andere Richtung entlang, bis er etwas sah, was ihm das Blut gefrieren ließ. Caym wurde über den Boden geschleift. Von seinem Bein, das in der Luft festgehalten wurde, tropfte immer wieder Blut und das Gesicht sah blass aus. Er wirkte fast tot, nur mit Mühe konnte man noch sehen, wie sich die Brust schwach hob und wieder senkte.

Mit steigendem Puls wanderten seine Augen weiter auf den, der es wagte seinen Menschen, seinen Besitz, seinen Ge…Ge…, auch nur anzufassen.

Langsam sah er immer röter. Als er Nomas erblickte, von dessen Seite das restlichte Blut tropfte und der es gewagt hatte das zu tun, färbten sich seine Augen fast schlagartig rot – so rot wie das Blut, das von niemandem außer ihm hätte vergossen werden dürfen. Mit einem Schrei brach seine Wut durch alle Dämme, die er hatte aufbauen könnten, suchte sich den Weg nach draußen und er spürte, wie seine Flügel durch die Haut brachen, in der sie sonst immer versteckt lagen. Seine Krallen wuchsen und er stürmte nach vorne, nur um inne zu halten, als der Blick der wunderschönen grünen Augen seines Kleinen auf ihn fielen. Kurz, nur kurz war seine Wut gezähmt von dem was er da sah und er starrte seinen Menschen an, für den er jetzt Furcht erregend aussehen musste.

Er sah keine Angst in Cayms Augen, nur einzelne Tränen, die sich ihren Weg suchten und das blasse Gesicht noch kränker aussehen ließen. „As…Ast…“, kamen ein paar geflüsterte Worte, während ein Lächeln fast über die Lippen zu huschen schien und eine Hand sich ein paar Zentimeter hob, nur um daraufhin zu fallen, als die Augen sich schlossen und der Kopf leblos zur Seite fiel.

‚Nicht Caym…Nicht Caym…’ Er konnte viel verlieren, aber nicht seinen Menschen.

„Du elender Dreck. Halt deinen Mund.“, hörte er Nomas, der in Kürze nur noch eine Blutlache an der Wand sein würde. Rot um seine Wut zu nähren und für jeden Tropfen tausendfach zu bezahlen, den dieser dreckige Schuft seinen Menschen gekostet hatte.

Mit einem Knurren stürzte er auf den Dämon, der ihn jetzt erschreckt anstarrte. Mit einem zufriedenen Grinsen spürte er, wie seine Krallen sich durch Nomas ekelhafte Haut bohrten und ihn mit voller Wucht mitrissen, um in an die Wand zu drücken. Seine Nägel bohrten sich immer tiefer in den Bauch seines ehemaligen Dieners. Astaroth grinste zufrieden und fauchte Nomas nur an: „Wieso?“

„Fürst…das war alles nur zu eurem Vorteil. Ihr solltet mich genauso wenig töten wie Damon – hört mich erst an.“, hörte der Fürst Nomas nur durch die Hand, die dessen Hals zusammendrückte, herauspressen.

„Hahahaha. Du elender dummer Wurm. Dumm. Wieso das ganze?“, knurrte Astaroth nur, während er seine Krallen tiefer ins Fleisch bohrte und den Darm unter seinen Fingern spürte.

„Ich wollte…euch ein Problem vom Hals schaffen. Satan wäre sicher erfreut darüber gewesen. Und dieser Dreck da wird sicher sterben, also müsst ihr euch keine…“ Nomas konnte den Satz nicht beenden, sondern schrie mit weit aufgerissenen Augen, als würde ihm bei lebendigem Leib etwas herausgerissen. Das wurde es auch. Astaroth knurrte nur: „Fehler!“

Mit einer Bewegung hatte er seine Hand durch den Darm weiter in den Bauch gebohrt und hielt nun das schlagende Herz in seinen Händen, spürte die Bewegung.

„Niemand wird Caym je wieder ein Haar krümmen. Ihn als Dreck zu bezeichnen reicht schon aus – was ich liebe ist sicher kein Dreck. Also halte endlich dein Maul!“, schrie er fast schon, während er das Herz umschloss und seine Krallen langsam durch die Gefäße bohrte, bevor er den pochenden Motor des Lebens aus seiner Verankerung riss. Ein grauenhafter Schrei, der durch den ganzen Palast zu hören sein musste, war sein Dank dafür. Dieser elende Nomas sollte ruhig sein – für immer. Mit einer kräftigen Bewegung rammte er ihm das noch zuckende Herz in den dreckigen Mund, der jetzt weit geöffnet war. Die blauen Augen starrten ihn noch Momente fassungslos an, der Schrecken deutlich in ihnen zu lesen, der Tod immer präsenter. Das Blut zu seinen Füssen hatte schon fast einen kleinen See gebildet, in dem er seelenruhig stand. Als das Herz, das durch die jetzt kraftlosen Zähne nicht gehalten werden konnte, auf den Boden fiel, war es, als ob ein kleiner Teil seines Verstandes zurückkehrte.

Mit schreckensgeweiteten Augen drehte er sich um, wischte sich das Blut schnell an seinem Hemd ab und sprang die paar Schritte zu Caym, der leblos am Boden lag.

Es konnte nicht alles umsonst gewesen sein, er musste leben, selbst wenn er sein ganzes Reich dafür opfern musste. Ohne seine Einwilligung durfte der Kleine nicht gehen…niemals und nirgendwohin. Besonders nicht dorthin, von wo er ihn nicht zurückholen konnte. Er brauchte ihn jetzt und für immer.

Die kleine Brust bewegte sich immer langsamer. Er hatte keine Zeit mehr und er konnte sich nicht beruhigen. Schnell riss er ein Stück seines Hemdes ab und band damit das Bein ab. Mit einer fließenden Bewegung fuhr er mit beiden Armen unter den leichten Körper seines Menschen und hob ihn behutsam hoch, bedacht darauf ihn nicht zu verletzten. Er konnte sich nicht erklären, wieso er in diesem Zustand noch klar denken konnte oder etwas anderes empfand als Wut, aber es war egal.

Er beachtete Nomas, der in einer riesigen Blutlache lag und einen roten Fleck an der Wand hinterlassen hatte, nicht weiter. Er rannte den Gang entlang, aus seinen Privatgemächern heraus und stürzte förmlich durch die Tür gegenüber der Kaserne, in der der Heiler seine Zimmer hatte.

„Wa…“, wollte der weißhäutige, silberhaarige Dämon mit nur einem weißen Horn mitten auf der Stirn ihn fragen, bevor er innehielt. Während Astaroth noch von den schwarzen Augen des Heilers angestarrt wurde, fegte er mit einer Hand alles von dem Tisch, der ihm am nächsten war und legte Caym behutsam darauf.

„Heile ihn!“, befahl er nur mit fester Stimme.

„Ähm…“, stotterte der Heiler nur, bevor er mit fester Stimme fortfuhr: „Das ist ein Mensch. Ich kann so etwas nicht heilen. Außerdem sieht er aus, als würde er in Kürze sterben, Fürst.“

Das war ein Fehler. Astaroth fühlte deutlich, wie die Wut in ihm wieder zu voller Blüte erwachte und stürzte sich auf den dummen Dämon. Wie konnte er es nur wagen. „Entweder du heilst meinen Menschen, oder ich werde mir für dich ein paar besonders interessante Foltermethoden überlegen, mit denen ich dich zu Tode quäle. Wenn er stirbt, dann wirst du und jeder Angehörige deiner Rasse sterben. Wenn irgendwelche Verletzungen zurückbleiben, dann stirbst du auch einen qualvollen Tod.“, knurrte er dem von ihm jetzt gewürgten und an die nächste Wand gedrückten Heiler entgegen. „Mir egal, ob es unmöglich ist oder nicht. Heile ihn! Hast du verstanden?“

Daraufhin nickte der weiße Dämon nur ängstlich, wohl bedacht darauf dem Griff zu entkommen und sein Leben zu retten.

„Und denk erst gar nicht darüber nach zu entkommen. Das würde zum gleichen Ergebnis führen: Tod.“, fügte Astaroth noch hinzu, während er dem Heiler folgte, der schnell Fläschchen, Dosen und vieles andere zum Tisch trug, auf dem Caym lag. Der weiße Dämon raste förmlich durch den ganzen Raum, um alles so schnell wie möglich zum Tisch zu karren.

Er starrte nur auf seinen Menschen, der sich kaum bewegte und schaute, wie der andere Dämon seinen Kleinen untersuchte und immer wieder den Kopf schüttelte, während der Heiler sichtlich zitterte. Ein Messer ließ Astaroth knurren und er wollte schon etwas tun, als sein Gegenüber nur leise und offensichtlich eingeschüchtert flüsterte: „Ich muss die Hose entfernen ohne ihm viel zu tun, damit ich die Wunde behandeln kann, Fürst.“

Astaroth beruhigte sich langsam etwas und holte seine Kommunikationsscheibe heraus, legte die Hand darauf, während er noch immer den viel zu blassen Caym anstarrte. „Ich will den Kommandanten der Garde hier beim Heiler haben. Sofort.“, sagte er nur in einem eiskalten Ton. Immer noch beäugte er jeden Schritt den der Heiler tat, jede Bewegung, damit er seinem Kleinen nicht zu nahe kam oder etwas antat. Inzwischen hatte er sich schon fast wieder beruhigt und seine Flügel waren wieder verschwunden.

Minuten vergingen, bevor ein Klopfen den ankündigte, den er zu sich zitiert hatte. Ohne großartig auf den Kommandanten zu achten, befahl er nur kurz und bündig: „Wachen vor das Zimmer des Heilers. Er wird bei jedem Schritt verfolgt, bis ich den Befehl aufhebe. Schick ein paar Soldaten in Nomas Quartiere und lass sie durchsuchen. Lass außerdem die Überreste von dem unwürdigen Dämon in meinen Privatbereichen entsorgen – wirf sie den Wölfen vor. Und geh zu den Quartieren von Damon und bring ihn in zwei Stunden zu meinem Quartier.“ Auf die kurze Regung im Gesicht seines Kommandanten achtete er nicht und nahm nur wahr, wie dieser sich mit einem kurzen „Ja Fürst.“, verbeugte und ging.

Nachdem alles erledigt war, starrte Astaroth weiterhin gebannt auf Caym und den Heiler, dem Schweißperlen auf der Stirn standen. Immer wieder konnte er leises Gemurmel hören und sehen, wie Dosen und Fläschchen neben vielerlei andere Sachen benutzt wurden.

Caym musste überleben – er würde überleben, sonst würde es ein Blutbad geben, wie es die Dämonenwelt nie zuvor gesehen hatte.

Wie lange vergangen war, konnte er nicht sagen, als der jetzt noch blasser aussehende weißhäutige Dämon plötzlich vor ihm stand.

„Ich…er wird wieder gesund werden mein Fürst.“ Mit zitternder Hand zeigte der Heiler auf den nackten Caym, dessen verletztes Bein jetzt nicht mehr blutete, doch die Wunde war von einem silbernen Geflecht umgeben und überdeckt, durch das hindurch man die silbernen Adern in der Haut sehen konnte.

„Alle Spuren werden verschwinden mein Fürst. Ihr könnt diesen…Menschen wieder mit euch nehmen. Er wird aber mindestens zwei Tage schlafen – ich habe ihn nur knapp vor dem Tod bewahren können und der Schlaf wird helfen ihn zu heilen. Er wird wahrscheinlich länger nicht ganz bei Kräften sein.“ Mit diesen Worten warf der Heiler Caym ein Tuch über, das vorher über seinem weißen Gewand gehangen hatte und wie ein Kleidungsstück wirkte, bevor er auf den Boden sank und sich den Kopf hielt. „Das ist alles was ich tun konnte. Ich muss…“ Ein leises Atmen war noch zu hören, bevor ein leises Schnarchen folgte.

Astaroth hob eine Augenbraue ob dieses merkwürdigen Verhaltens, bevor er den Kopf schüttelte und sich nur noch Caym widmete, ihn genau ansah. Der Kleine sah wieder etwas weniger blass aus, doch noch immer so klein und zerbrechlich, von unzähligen blauen Flecken übersäht. Sanft strich seine Hand über die braunen fast seidigen Haare, die mit Blut verklebt waren. Er würde seinen Kleinen waschen müssen. Einen fast scheuen, ganz kurzen Kuss stahl er von den leicht geöffneten und viel zu trockenen Lippen, bevor er sanft in das Ohr seines Menschen flüsterte: „Ich brauche dich. Komm schnell wieder zu mir zurück.“, bevor er Caym vorsichtig hochhob und aus dem Zimmer an den starrenden Soldaten vorbei trug…

Veränderungen

Veränderungen
 

Perfekt. Die zarte Haut, über die er mit seinen Fingern langsam strich, war so warm und weich unter seinen Händen – einfach nur perfekt. Lebendige Farbe war wieder zurückgekehrt und alles hätte so richtig gewirkt, wenn nicht die langsam verblassenden Blutergüsse und das silberne Netz am Oberschenkel gestört hätten.

Sein Caym lag inzwischen schon den dritten Tag bewusstlos hier und war in dieser Zeit kein einziges Mal aufgewacht, hatte keine Regung gezeigt. Zwar war Astaroth von Anfang an ungeduldig gewesen, doch inzwischen überlegte er sich immer schmerzhaftere Arten, den Heiler zu töten. Wenn sein Kleiner starb, dann würden alle darunter leiden müssen. Er brauchte Caym, war fast abhängig von ihm.

So klein und schwach und trotzdem so anziehend. Jedes mal wenn er in diese grünen Augen starrte, wartete er nur auf ein fauchen, auf das Flackern von Widerstand, der sich dann in den Wogen der Lust verlor. Ein Widerstand, der nie bedeutete, dass er selbst in Gefahr war.

Mit einem Kopfschütteln löste er sich von diesen Gedanken. Die Regierungsgeschäfte nahmen keine Rücksicht auf persönliche Probleme und Forcas würde seine Truppen nicht ewig an der Grenze halten, sondern einmarschieren, sobald Sitri sich aus Astaroths Reich verabschiedete. Dieser hatte kurz nach dem Vorfall angekündigt seinen Aufenthalt zu verlängern und ihm so effektiv Zeit gegeben, seine Truppen in Stellung zu bringen um Forcas zu überraschen oder zumindest seine Pläne zu stören. All das musste er jetzt ausnutzen, um seine gesamten Ländereien zu verteidigen, egal wie sehr er anderes im Sinn hatte.

Damon hatte seinen Wert in den letzten Tagen mit großen Bemühungen bewiesen, hatte plötzlich Stärke und Treue gezeigt, die er irgendwo verborgen gehalten haben musste. Kein böses Wort über Astaroths Menschen kam über die Lippen seiner „rechten Hand“, kein Fehler schlich sich in seine Ausführungen und Handlungen. Trotz der anfänglichen Überraschung hatten sich alle Untergebenen schnell gefügt und Damon war akzeptierter als je zuvor. Auch den Besuch in Musewa hatte seine „rechte Hand“ übernommen, wonach dort alles gesichert und auf einen Angriff seitens Forcas vorbereitet war.

Wieder schweiften seine Gedanken zu seinem Menschen, durch dessen braunes Haar er gedankenverloren streichelte, bedacht die Kopfwunde nicht zu berühren. Alles so weich und zerbrechlich, trotzdem hatte er ihn dazu gebracht ein paar Sachen anders zu machen, als er gewohnt war.

Alles war die Schuld von Nomas, der seinen Caym verletzt hatte. Bei der Durchsuchung seines Zimmers durch die Garde waren Hinweise aufgetaucht, dass dieser Ariel, die Verräterin gepflegt hatte. Doch von ihr war keine Spur zu sehen, kein Hinweis auf ihren Verbleib zu finden. Wenn er sie in die Finger bekam, würde er sie für all das leiden lassen, was sie ausgelöst hatte…

Astaroth schüttelte kurz seinen Kopf. Er hatte keine Zeit für lange Überlegungen wie diese, er musste noch so vieles erledigen, wie die Inspektion der Tiere und den Anweisungen für deren Abrichtung. Und Sitri verlangte schon die ganze Zeit seit seiner Rückkehr eine Unterredung mit ihm, die er nicht ewig verhindern konnte.

Langsam richtete er sich auf und starrte noch einmal auf Caym, der wie friedlich schlafend da lag. Einem plötzlichen Impuls folgend lehnte er sich vor, legte seine rechte Hand auf den Kopf seines Menschen und flüsterte ihm ins Ohr: „Wach auf mein Kleiner, wach endlich auf. Du gehörst mir und ich brauche dich. Ich befehle dir wieder aufzuwachen.“ Wieder und wieder hatte er Caym solche Sätze zugeflüstert, doch wie immer hatte der widerspenstige Kleine seinen Befehlen nicht Folge geleistet. Dabei verführte sein Mensch ihn ständig mit dem süßen Geruch, der seine Nasen kitzelte und sein Verlangen danach steigerte, in ihm zu versinken. Sich endlich wieder in den Tiefen seines Kleinen vergraben. Allein der Gedanke ließ seine Herzen schon schneller pochen.

Seine Hände strichen langsam über den Halsreif, der Caym als seinen Besitz markierte, seinen alleinigen. Nur noch eines bevor er ging, etwas brauchte er, nachdem der süße Duft seines Menschen ihn so verführt hatte…

Seine Lippen suchten die weichen seines Kleinen und als er sie fand, strich seine Zunge sanft über sie, bevor sein Mund sich über den seines Menschen legte. Wie sehr wollte er hinein, spüren, wie Caym zitterte und wärmer wurde, doch die Reaktion blieb ihm verwehrt, sein Kleiner war noch immer bewusstlos. Leise seufzend löste er sich und stand auf um zu gehen, als er plötzlich ein sanftes Rascheln hörte.

„As…“, kam es heiser vom Bett. Er riss seine Augen auf und drehte sich in Windeseile um, starrte in die nur minimal geöffneten grünen Iris seines Menschen. Wach! Sein Kleiner war wirklich wach, doch die von Schlaf halb verklebten Augen fingen schon wieder an sich zu schließen.

„Nein! Nein! Bleib wach!“, befahl er fast hektisch, worauf sich die Augen seines Menschen wieder etwas mehr öffneten und in seine starrten. Kein Funke von Abscheu war darin zu erkennen, obwohl sein Kleiner ihn mit seinen Flügeln gesehen hatte. Im Gegenteil – es huschte ein schwaches Lächeln über die Lippen, die er gerade zuvor berührt hatte, bevor sich die Lider entgegen jeder Anweisung wieder schlossen. Widerspenstig wie immer sein Kleiner, aber diesmal nicht. Caym musste wach bleiben. Er lebte, er war wieder erwacht und musste bei ihm bleiben!

„Bleib wach!“, befahl Astaroth, während er mit seinen Krallen über die Schulter seines Menschen strich.

„Hm…Auhh. Lass…das. Müde. Schlafen. Reden….nachher.“, antwortete Caym immer leiser werdend, während Astaroth spürte, wie sich eine Hand auf seinen Arm legte. Sein Kratzen einstellend seufzte er einmal leise, bevor er seinen Partner noch kurz küsste und sich umdrehte, um zu gehen.

Irgendetwas würde sich sicher im Garten oder in den Stallungen finden lassen, das seinen Kleinen wach hielt und womit er seinen Willen bei seinem Menschen durchsetzen konnte. Dabei konnte er wie geplant die Tiere inspizieren und die Anweisungen hinterlassen, die nötig waren.

Noch ein letzter Blick als er durch den Raum ging und hinaus auf den Gang trat, nur, um wie erstarrt stehen zu bleiben.

Sitri lehnte gegen eine Wand und starrte ihn mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht an. Ein Fluchen unterdrückend ging Astaroth scheinbar ungerührt weiter, als hätte er die „rechte Hand“ Satans nicht gesehen.

„Astaroth! Welch ein Zufall, dass ich dich hier treffe.“, hörte er Sitri nur zufrieden und gespielt überrascht sagen. Dabei war es so offensichtlich, dass das hier kein Zufall war. Sitri hatte auf ihn gewartet, nachdem er sich geweigert hatte ein längeres Gespräch mit ihm zu führen. Was führte er jetzt wieder im Schilde?

„Wirklich ein großer Zufall, Lord Sitri. Das hier sind meine privaten Bereiche, zu denen eigentlich nur ich Zutritt habe und ich muss jetzt wichtiges erledigen.“ Schnell machte er noch eine nicht sehr ausladende Handbewegung und schritt eilig in Richtung seines Gartens davon, darauf hoffend, dass Sitri den Wink verstand und ihm nicht folgte.

Doch der nächste Satz zerstörte jede dieser unrealistischen Hoffnungen wieder: „Noch so ein Zufall. Genau in dieselbe Richtung wollte ich auch Astaroth. Dein Garten hat ja hier schon fast einen legendären Ruf wie es scheint. Seltene Tiere befinden sich wohl manchmal dort und noch seltenere Begebenheiten sollen sich dort zutragen. Und deine Stallungen beherbergen sicher einige der merkwürdigsten Tiere, die es gibt, nicht wahr?“ Alles aus dem Mund Sitris klang doppeldeutig. Der Dämon war sich seiner Macht viel zu bewusst. Einer Macht, die er nie bewiesen hatte. Astaroth sah nur wieder, wie selbstverliebt Sitri seine langen Flügel leicht streckte und sie so offensichtlich zur Schau stellte. Wie er sich wünschte den ungebetenen Gast los zu werden, um wieder Ruhe zu haben und Caym in völliger Sicherheit zu wissen. Doch Sitri war im Moment das einzige, was Forcas von einem Angriff abhielt.

„Dann seid doch mein Gast.“, murmelte er und machte eine einladende Bewegung in Richtung des schmalen Ganges, der in den Garten führte. Umso schneller er ihn abschütteln konnte, desto besser.

Ungeachtet seines „Verfolgers“ rannte er förmlich durch den Garten und beachtete die Umgebung nicht, war ständig darauf bedacht alle Tore so zu öffnen, dass sein Gast nicht mitbekam, wie er es gemacht hatte.

„Wieso so eilig Astaroth? Ich habe zwar nichts gegen körperliche Betätigung, aber ich glaube, so bemüht um mein körperliches Wohl musst du nicht sein…“, flüsterte Sitri hinter ihm, so dass Astaroth es nur dank seines ausgezeichneten Gehörs noch verstand.

„Ich will euch nur so schnell wie möglich die Stallungen zeigen. Ihr seid doch ein beschäftigter Mann, Lord Sitri und ich will euch nicht aufhalten euren Pflichten nachzugehen.“, entgegnete er, während er durch das Tor in die privaten Bereiche der Stallung kam.

Ein leises Lachen hinter ihm lies ihn stoppen. „Immer so besorgt um mich. Ich bin gerührt. Im Vorbeilaufen betracht war dein Garten wenig interessant – irgendwie fehlte da wohl das gewisse Etwas, welches für die ganze Aufregung hier im Palast verantwortlich war.“

Astaroth bemerkte, wie Sitri sich die verschiedenen Käfige anschaute und musste ein Knurren unterdrücken, besonders bei den andauernden doppeldeutigen Bemerkungen. Auch die nächste Aussage von Sitri war nicht deutlicher: „Wirklich außergewöhnlicher Drache, den du da hast. Etwas langer Hals würde ich sagen, aber du bist wohl jemand, der gerne Sachen außerhalb der Norm schätzt und sammelt. Vielleicht wäre der Drache hier ja ein gutes Geschenk für Satan, bis etwas Besseres kommt.“

„Dieser Drache gehört mir, genauso wie alles andere hier. Und Satan hat schon genug von mir bekommen. Meinen Besitz behalte ich.“ Langsam war Astaroth wahrlich verärgert. Was hatte Sitri gegen ihn?

„Immer ‚mein’. Vielleicht lernst du mit dem Alter, das teilen manchmal besser ist, wobei du das als Großfürst eigentlich schon wissen müsstest.“, sprach Sitri unbeeindruckt weiter, während er gemütlich im Kreis um Astaroth herum ging.

Langsam verlor er wirklich seine Geduld. „WAS wollt ihr Lord Sitri? Ich habe keine Zeit für lange Gespräche, in denen alles in der zweiten Ebene abläuft. Ich habe keine Zeit für Beleidigungen. Wollt ihr für Forcas spionieren? Das ist sicher sinnlos, denn der dürfte schon alle Informationen besitzen, die er braucht, wenn er seine Armee aufmarschieren lässt. Sagt was ihr wollt, damit ich meinen Pflichten nachgehen kann. Vielleicht kennt ihr so etwas auch, Lord Sitri.“ Bei diesen Worten starrte er in Sitris pechschwarze Augen und wartete ungeduldig auf eine Reaktion.

Die direkte Antwort darauf war ein lautes Lachen, dass ihn ärgerte wie alles, was die „rechte Hand“ Satans tat. Die Zweite kam gleich darauf: „Immer so ungeduldig mein lieber Astaroth. Ob das wohl vererbt wurde? Naja, wie auch immer…du bist für mich genauso bedeutend oder unbedeutend wie Forcas. Ihr seid nur unbedeutende Fürsten, die leicht ersetzt werden können, auch wenn ihr Großfürsten seid. Das einzig amüsante ist euer Streit und die Berichte von Forcas, dem dein Spion entkommen zu sein scheint.

Aber um zum Punkt zu kommen der eigentlich offensichtlich sein sollte mein lieber Astaroth: Ich will den Menschen haben und ich bin mir sicher, dass du ihn hier hältst, bei deinen ganzen anderen Tieren. Gib ihn mir, oder ich mache dir dein Leben nicht ein Stück einfacher und mir könnte die kleine Tatsache herausrutschen, dass du nicht reinrassig bist, mein Wehrtester Astaroth.“ Noch immer lächelte Sitri ihn an, doch diesmal mit versteinerter Miene, absolut kalt wirkend.

„Ich halte hier keinen Menschen und eure Drohungen könnt ihr euch wahrlich sparen. Und wenn d…ihr schon so ehrlich seid, dann möchte ich euch auch gleich darum ‚bitten’ meinen privaten Bereich zu verlassen und nicht wieder dorthin zu gehen, wo ihr nichts zu suchen habt.“ Ein Fauchen unterdrückend, erwiderte Astaroth das alles nur eiskalt.

Sitri legte seinen Kopf leicht schief, starrte ihn noch immer an, bis eine der Augenbrauen sich hob und die Zweite gleich darauf folgte. „Die Gerüchte, dass du einen Menschen hast, sind inzwischen so dicht, dass sie die Wahrheit sein müssen. Und deine steigende Unhöflichkeit, der nicht vorhandene Geruch eines Menschen hier…Wie es scheint hast du wohl ein größeres Problem, mein lieber Astaroth. Erzähl mir nicht, dass du Gefühle für diesen Dreck entwickelt hast. Nein, warte, du musst es mir nicht erzählen, ich sehe es. Und lass mich raten: Du hältst dieses giftige verräterische Wesen dort wo niemand hin darf – in deinen Gemächern.“ Ein Kopfschütteln folgte, bevor Sitri fort fuhr: „Du bist wirklich schwach, viel zu schwach. Liefere mir den Menschen und ich vergesse all das wieder und du wirst dabei noch den Bonus haben, dass ich dich von der Last befreit habe.“

„LAST? Ich gebe euch nichts, was mir gehört und ich lasse mich nicht einschüchtern. Glaubt was ihr wollt – das tut ihr so oder so. Wenn ich irgendetwas bejahe, dann denkt ihr Recht zu haben, wenn ich es verneine, dann würdet ihr trotzdem glauben, dass ich den Menschen habe. Egal was ich tue, ihr habe eure eigene Meinung. Und mir ist es egal, was ihr von mir denkt, denn ich weiß, dass ich fähig bin – im Gegensatz zu den kriechenden Fürsten, die vor euch zittern. Und jetzt RAUS HIER! Ich will euch nicht mehr in meinem Privatbereich sehen. Die Höflichkeit diesbezüglich ist bei euch als erstes zu vermissen gewesen, also nehme ich mir die Freiheit sie euch auch abzusprechen. RAUS!“, schrie er langsam immer lauter werdend.

Die Antwort war ganz anders, als er gedacht hatte. Ruhig und abschätzend starrte ihn Sitri an, bevor dieser lächelte und fast eine leichte Verbeugung machte. „Das hätte ich nicht erwartet. Ich hatte Recht und du hast einen Menschen und wirst ihn wohl nicht hergeben. Es hilft wohl nichts, dich daran zu erinnern, was mit Satan passiert ist, der der gleichen Leidenschaft erlegen ist…Ich will den Menschen noch immer haben, aber mir so vehement zu widersprechen ist eine Leistung für sich. Normalerweise solltest du vor Furcht vor mir erzittern. Tja, ich lasse mir zwar nichts von dir befehlen, aber du bist offensichtlich stärker als ich dachte und kein wimmernder Halbblütler. Aber denke nicht, dass ich deine Unhöflichkeit vergessen werde – ich werde dafür sorgen, dass Satan dir dann Hilfe untersagt, wenn du sie am nötigsten brauchst und dein Status dadurch nicht gefährdet wird. Ich bleibe noch vier Tage von heute an, doch dann werde ich zu Forcas aufbrechen und du weißt was das bedeutet.“ Mit den letzten dieser Worte drehte sich Sitri um und ging, was Astaroth verwundert und fast geschockt starren ließ.

Was war das gerade gewesen? War er mehr oder weniger gelobt worden und hatte Aussicht auf etwas Ruhe, wenn auch zu dem Preis, dass ihm einmal Hilfe untersagt wurde, die er sowieso nie in Anspruch nehmen wollte? Leicht verwirrt ging er weiter in den öffentlichen Bereich der Stallungen, wo alle Tiere eine Unterkunft fanden, die nicht nur für ihn zur Verfügung standen.

„Fürst? Kann ich euch bei irgendetwas helfen?“ Leicht verwundert starrte Astaroth auf den Dämon der ihn angesprochen hatte und eine tiefe Verbeugung vollführte. Das war einer der Zuständigen hier und wohl noch nicht so lange im Einsatz, wie seine fehlenden Narben verrieten.

Kurz nickte der Fürst bevor er anfing zu sprechen: „Wie sieht es mit den Tieren aus? Anzahl wie gewünscht und wie läuft es mit dem Abrichten aus? Wie geht es den Welpen der Wolfsdämonin? Bald bereit für den Einsatz?“ Wolfsdämonen waren selten, besonders aber die in Gefangenschaft geborenen – und andere konnte man für den Kampf nicht gebrauchen, weil sie unkontrollierbar waren. Freie Wölfe, die in Gefangenschaft gerieten, waren viel zu wild, vermehrten sich nicht freiwillig und waren unbrauchbar. Selbst gefangene Tiere brachten so selten Nachwuchs zur Welt, dass Wölfe in keiner anderen als seiner Armee, weil es einfach zu aufwendig war, sie zu züchten für den Nutzen, den es brachte. Aber er hatte wirklich eine Vorliebe für seltene und außergewöhnliche Tiere.

Während Astaroth sprach hatte der Pfleger immer wieder genickt und antwortete gleich ausführlich auf jede Frage, wohl bemüht seinen Fürsten zufrieden zu stellen: „Die Nachtmahre sind alle in gutem Zustand und warten schon voller Ungeduld auf den Kampf – besonders mit dem neuen Geschirr, dass ihr in Auftrag gegeben habt. Die Tiere, die im Kampf im Einsatz sein sollen, werden oder sind schon scharf gemacht, ganz so wie ihr es befohlen habt. Die Welpen der Wölfin – da gibt es ein Problem. Sie hat drei Junge bekommen, doch nur zwei davon sind geeignet. Die beiden sind stark und groß genug und versprechen schnell zu wachsen. Das dritte ist klein, schwach und wurde von seiner Mutter verstoßen. Es ist einfach nutzlos. Ich wollte es noch heute entsorgen, damit die anderen Welpen nicht noch angesteckt werden.“

Einer plötzlichen Eingebung folgend, befahl Astaroth: „Bring mir den Welpen, den du entsorgen wolltest. Ich möchte es sehen.“

Mit einer schnellen Verbeugung machte sich der Dämon auf den Weg, den Befehl zu befolgen, während Astaroth überlegte. Klein und schwach bei einem Wolfswelpen bedeutete in der freien Wildbahn den sicheren Tod und deswegen trennte sich eine Mutter von solchen Nachkommen sofort. Aber für seinen Menschen könnte so ein Wesen genau das sein, was ihn vom schlafen abhielt, während er nicht da war. Und vielleicht war in dem „nutzlosen“ mehr verborgen, als die engstirnigen reinrassigen Dämonen sehen konnten.

„Fürst, hier ist es. Ich werde es gleich nachher weiter verwerten.“ Der Pfleger hielt ihm einen grauen Fellball entgegen, der erst erkennbar wurde, als er umgedreht wurde. Am Genick gehalten knurrte das sehr kleine Etwas ihn an, obwohl die roten Zähnchen absolut harmlos aussahen. Die gespaltene Zunge war deutlich zu erkennen und die viel zu großen pechschwarzen Augen wirkten deplaziert. Der buschige Schwanz war zwischen den kleinen Beinen eingeklemmt. Es hatte eindeutig Angst, zitterte und war viel zu dünn und viel zu klein mit seinen vierzig Zentimetern. Es war genau das, was er gesucht hatte.

„Du brauchst es nicht zu entsorgen. Gib es mir und sorge anschließend dafür, dass entsprechende Nahrung für diesen Welpen so schnell wie möglich zu meinen Privatgemächern geschafft wird. Ansonsten sorg dafür, dass die Tiere in gutem Zustand sind und nach und nach dorthin gebracht werden, wo sie sein sollten.“ Mehr brauchte er wohl nicht zu sagen. Schnell griff er nach dem Welpen, der sich nur schwach wehrte, und hielt ihn in seinen großen Händen. Der Pfleger wusste was gemeint war und damit war alles erledigt.

Er konnte wieder gehen und zumindest kurz wieder zurück zu seinem Menschen. Nach allem was passiert war, brauchte er auch eine Pause. Er hörte nur noch hinter sich den Pfleger: „Ja Fürst, natürlich. Ich werde es sofort erledigen.“, murmeln.

Die privaten Stallungen waren schnell erreicht, während er Welpe immer wieder eher mit lachhaften Anstrengungen versuchte ihn zu beißen und dabei doch wie ein Fellhäufchen zitterte.

Widerspenstig – das kannte er irgendwo her. Aber er konnte nicht zulassen, dass dieses Wesen seinen Caym gefährdete. Gehorsam war ein Muss. Also drehte er das Kleine Häufchen Elend um und starrte in seine großen Knopfaugen: „Lass das. Du wirst mir gehorchen, oder ich werde dich wieder zurückbringen, wo du weder etwas zu essen bekommst, noch dein Leben behalten kannst. Haben wir uns verstanden?“

Die einzige Antwort war ein stärkeres Zittern und ein Wimmern, doch die Beißversuche hörten auf. Wirklich glauben wollte Astaroth nicht, dass der Welpe ihn verstand, doch die Botschaft war wohl angekommen.

Schnellen Schrittes eilte er zu seinem Zimmer zurück, das inzwischen eingerollte Fellknäuel in Händen und war gespannt auf die Reaktion seines Menschen. Bei dem Gedanken musste er lächeln und konnte alle Sorgen zumindest kurz zur Seite schieben.

Der Anblick, der ihn in seinen Räumen erwartete, ließ sein Blut wieder in gewisse Gegenden schießen. Caym war offensichtlich wirklich wieder auf dem Weg der Genesung. Wilde Falten waren in der Decke, in der sich das Gesunde Bein halb verfangen hatte und so das verletzte freilegte und dabei die delikaten Bereiche, die sich während gewisser Stunden sehr rot verfärbten, viel zu deutlich sichtbar machte. Der Kopf lag auf der Seite, neben ihm eine Hand, während die andere entspannt auf dem sichtbaren Bein ruhte.

Astaroth wäre am liebsten hingestürzt und hätte sich in seinem Menschen vergraben, doch er musste ihn wohl noch ein bisschen schonen – aber sicher nicht mehr lang, ganz sicher nicht. Leise und vorsichtig ging er zu dem Bett und setzte den kleinen Wolf, der ihn aus dem großen Augen anstarrte, auf die Decke, während er ihm zuflüsterte: „Schau ihn dir an, schau dir meinen Caym an. Und merk dir genau, was ich dir sage: Er ist der einzige Grund, warum du am Leben bist. Wenn er stirbt, stirbst du auch. Wenn du ihn verletzt musst du mit meiner Rache rechnen.“, obwohl es eigentlich nicht viel Sinn machte, denn der Welpe verstand ihn wohl noch nicht. Die Intelligenz würde sich erst mit der Zeit entwickeln.

Das Wölfchen saß erst noch zitternd auf dem Bett und starrte erschreckt auf alles, was sich auch nur rührte, bis Caym plötzlich seine Hand, die neben dem Kopf geruht hatte, nach unten bewegte und sich leicht rührte. Der Welpe schreckte hoch, knurrte und fauchte den Eindringling an. Der kleine Wolf biss so stark er konnte zu, während Astaroth nur amüsiert zusah.
 

Etwas piekste ihn und riss ihn aus seinem Schlaf. „Au, lass das Astaroth“, murmelte er nur leise, während er die Hand schüttelte, die sich so merkwürdig anfühlte. Sein ganzer Körper fühlte sich schwer an, er war noch immer müde und er wollte weiter schlafen. Wieso ärgerte ihn sein Dämon nur ständig?

Das leise Knurren und Fauchen ließ ihn dann doch seine müden Augen einen Spalt öffnen, nur um sie dann erschreckt noch weiter zu öffnen. Ein kleines Fellknäuel, das wie ein Welpe aussah, biss ihn in seinen Arm, doch offensichtlich war es nicht stark genug um auch eine Wunde zu erzeugen. „Du…lass das.“, befahl er dem zitternden Etwas, das sich nicht rührte. So packte er es müde im Nacken und zog es von seiner Hand herunter.

Eigentlich sah es harmlos aus und ganz niedlich, doch das dachte er nur, bis er die Zunge sah, die kurz aus dem Mund kam – eine gespaltene Zunge. Er hatte so etwas schon einmal gesehen und er starrte nur noch kurz auf das Fellknäuel, bevor er hoch schreckte. Völlig panisch rutschte er noch sitzend schnell im Bett nach Hinten, nicht darauf achtend, dass er sein verletztes Bein etwas zu sehr benutzte und es schmerzte. Nur weg von diesem gefährlichen Wesen, das sich rasant entfernte, bis er das Geländer und die Wand im Rücken spürte und ein schallendes Gelächter hörte.

Seine Augen suchten die Quelle davon und fanden sie auch gleich. Er hätte es wirklich wissen müssen.

„Willst du mich umbringen? Das…das ist eines von diesen Monstern. Und…aua…mein Bein.“, schrie Caym Astaroth laut an.

Lachend antwortete ihm der Unruhestifter: „Betrachte deine Hand einmal eindringlich und schau dir den Welpen genau an. Fällt dir nichts auf? Und dein Bein dürfte bald wieder gut sein, wenn du es schon dermaßen benutzen kannst.“

„Was sollte…“, begann Caym schon zu reden, während seine Augen Astaroths „Befehlen“ folgten und erst seine unverletzte Hand und dann das zitternde Etwas am anderen Ende des Bettes suchten. Irgendwie schien sein Körper dem Dämon viel zu sehr zu gehorchen. Dieses Wölfchen, auf dem seine Augen landeten, starrte ihn fast ängstlich an, war offensichtlich genauso vor ihm geflohen wie er und hatte ihn nicht einmal beißen können. Er fühlte sich so dumm. Seine ganze Panik war einfach nur sinnlos gewesen.

Er fing noch einmal an zu reden: „Okay. Was soll das dann? Und warte…wieso hattest du Flügel und du hast mich gerettet, oder?“ Viel zu schnell strömte ein Gedanke nach dem anderen auf ihn ein, während er sich wieder beruhigte und zu dem kleinen Wolf rutschte, um ihn vorsichtig zu berühren und vielleicht etwas zu streicheln. Das kleine etwas zuckte zwar erst zusammen, doch blieb es dann ruhig sitzen. Es zitterte zwar noch immer unter seinen Händen, doch wurde es immer ruhiger und leiser.

„Hm…du brauchst etwas Gesellschaft, wenn ich nicht da bin. Und ja, hatte ich. Wenn ich wütend bin, dann sehe ich so aus, kann mein Aussehen nicht mehr kontrollieren. Und ja, ich habe dich gerettet. Ich hätte dich nie gehen lassen, ich werde dich nie dorthin gehen lassen, woher ich dich nicht wieder zurückholen kann. Du gehörst für immer mir…“, während dieser Worte bemerkte Caym, wie Astaroth immer näher kam und sich schließlich auf das Bett setzte, nur um gleich darauf anzufangen ihn sanft am Hals zu streicheln, so wie er den Wolf streichelte.

„Äh…ich bin noch verletzt – nicht jetzt schon wieder. Ich will jetzt nicht.“, murmelte Caym, während er gewisse Ahnungen hatte, was der Dämon wollte. Die Erregung war kaum zu übersehen und er konnte seinen Körper nicht dazu bringen, ruhig zu bleiben, sich nicht leicht zu der Hand zu beugen und immer wärmer zu werden.

„Hm. Wieso habe ich das Gefühl, dass du nicht ganz ehrlich bist mein Kleiner?“, antwortete darauf nur Astaroth leicht lachend. „Aber gut, ich lasse dich noch ein wenig ausruhen, jedoch habe ich mir wohl eine Belohnung verdient, meinst du nicht? Außerdem gehörst du mir.“

Caym seufzte kurz, bevor er wieder etwas entgegnen wollte, doch von einem lauten Grummeln seines Magens gestört wurde. Er sah erschreckt an sich herunter und verfluchte seinen verräterischen Körper. „Ähm...wie lange habe ich überhaupt geschlafen? Und…“, noch bevor er den Satz vollenden konnte stand Astaroth schon auf und ging zum Kasten, öffnete ihn und holte dort ein paar Dinge hervor, bevor er wieder zurück kam, während er dabei die ganze Zeit lächelte.

„Drei Tage. Hier etwas zu trinken und zu essen und noch etwas für den Welpen, um den du dich ab heute kümmern wirst.“ Eins nach dem anderen wurde auf das Bett gelegt – angefangen von einem Wasserschlauch über ein paar Früchte und einem weiteren kleinen Schlauch. Caym starrte die Sachen kurz an, bevor er Astaroth wieder anstarrte und die Decke daraufhin hastig hochzog. Wie hatte er das nur vergessen können? Sein Partner sah gut aus, die schwarzen Haare mit dem Rotschimmer, der muskulöse Körper, der sich unter dem Hemd abzeichnete und das was weiter unten verborgen lag und er nur zu gut kannte. Die zarten und doch manchmal harten Berührungen, die seinen Körper zum erzittern brachten. Und was darauf folgte…

Er hätte sich am liebsten selbst für diese Gedankengänge geschlagen. Und wieso nur musste sein Körper so erregt auf den Anblick des Dämons reagieren, seinen Duft so gut finden und jetzt wahrscheinlich rot anlaufen? Schnell versuchte er an kalte Duschen zu denken, um die unpassenden Gedanken los zu werden. Drei Tage…drei Tage und allein der Anblick des Dämons aus der Nähe war fast zu viel für ihn, seine Gedanken alles andere als rein.

„Ähm…äh…ja. Danke.“, stotterte Caym schnell, während er den Wasserschlauch nahm, hastig trank und sich so ungeschickt anstellte, dass das Wasser zum Teil an seinem Mund vorbeischoss und seinen Hals herunter rann. Seine Kehle war zu eng und noch zu trocken, um alle Flüssigkeit fassen zu können und er überschätzte sich wieder einmal maßlos.

„Verdammt. Hast du irgendetwas mit mir angestellt, während ich wohl bewusstlos war?“, murmelte Caym leicht zerstreut, während er versuchte die Flüssigkeit mit einer Hand abzuwischen, nachdem er den Schlauch zur Seite gelegt hatte. Aber er wurde schnell von einer starken Hand abgehalten, die ihn zu Astaroth zog. Das nächste was er spürte war schon eine Zunge auf seiner Haut, die ihn fast verrückt machte. Er konnte das Stöhnen nur schwer zurückhalten, als die starke, warme Zunge leicht über seine Lippen strich. Sein Kopf wurde sanft gedreht, bis er in das Gesicht seines…seines Gegenübers blicken konnte. Als die Zunge drängender wurde, öffnete er bereitwillig seinen Mund und schloss seine Augen mit einem Seufzer. Alles war wie ein Traum und fühlte sich so richtig an. Die Wärme, die Lippen auf den seinen waren so angenehm, so warm und erregend. Einer seiner Arme schlang sich schnell um den Nacken seines Dämons und der zweite folgte gleich, damit er sein Gleichgewicht behalten konnte, damit er ihn festhalten konnte. Die Zunge in ihm streichelte fast sanft über die seine, spielte mit ihr und ließ das Blut in seinen Ohren ohrenbetäubend rauschen. Irgendwie war alles so unwirklich, so entrückt und er hätte ewig so bleiben können. Selbst die leicht kratzenden Finger auf seinem Rücken wollte er, steigerten das Gefühl des Glücks nur noch weiter. Aber viel zu schnell wurde der Kuss gelöst und seine Lippen fühlten kurz eine Kälte nach dem Entzug der Wärme. Drei Tage ohne Berührung und ohne Gesellschaft, nach der er sich hier immer so sehnte.

Völlig rot angelaufen starrte er aus großen Augen den zufrieden schauenden Dämon an. Nicht seinen Gedanken und Gelüsten einfach nur nachgeben…

„Vorauszahlung. Und wenn du mich weiterhin so verführst, breche ich jede Rücksicht und nehme dich hart. Ich habe einiges aufzuholen mein Kleiner.“, hauchte ihm Astaroth entgegen und holte Caym so aus seiner Trance.

„Was? Das…das war ganz anders…ach…vergiss es. Ich werde jetzt…Essen…und den Wolf füttern und…ich bin noch müde. Also…Schlafen…da kann ich dich sicher nicht verführen. Nachher vielleicht…“, stotterte er, während er gedankenverloren mit der Zunge über seine Lippen fuhr und den Geschmack auf ihnen auskostete. Den Blick auf ihm bemerkend lief er wahrscheinlich noch röter an, packte den Schlauch für den Wolf und stupste ihn immer wieder damit an, bis dieser zubiss und zu saugen anfing. Derweil verschlang Caym eine Frucht nach der anderen und versuchte krampfhaft nicht auf den Dämon zu schauen und seinen Körper zu ignorieren – seinen und den von Astaroth. Er war wirklich verrückt, aber sein „Partner“ war so warm und hatte ihn gerettet. Sein Körper dürstete förmlich nach Berührung, nach der Sicherheit, die in ihr lag und er nach Gesellschaft – auch der des Dämons.

„Kleiner – Nachher nehme ich wörtlich. Also schlafe schnell, damit das nachher schnell kommt.“, hörte er sein Gegenüber verführerisch flüstern, während dieser wieder mit seiner rechten Hand über seinen Hals und das fast vergessene Halsband strich.

Schnell stopfte sich Caym noch hastig die letzte Frucht in den Mund, als der kleine Wolf sich müde einkringelte.

„Ähm…wie heißt der Welpe überhaupt? Und sag nicht, ich soll ihm einen Namen geben!“, sagte er gleich vorsorglich. Irgendwie ahnte er so etwas und er hatte keine Lust sich entscheiden zu müssen.

„Hm…eigentlich hatte ich genau das vor. Aber nun gut, nennen wir ihn doch…Askavi. Aber kümmere dich nicht zu viel um ihn – ich sollte deine Hauptpriorität sein.“, erwiderte der Dämon daraufhin nur verschmitzt lächelnd.

„Meine Hauptpriorität? Ja…keine Sorge. Bei deiner Fürsorge kann ich dich sicher nicht vergessen. Gute Nacht.“, murmelte er leise und ließ sich auf seinen Rücken fallen, bevor er noch flüsterte: „Und danke. Danke für alles. Ich…ich…“, die Worte die er dachte brachte er nicht heraus. Er mochte den Dämon immer mehr, fühlte sich immer stärker zu ihm hingezogen, aber das sollte dieser nicht wissen. Schnell schloss er die Augen, während er noch spürte, wie er sanft auf den Mund geküsst wurde und seine Haare durcheinander gebracht wurden. So angenehm…

Vertrauen, Bedürfnisse und mehr - Teil 1

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Vertrauen, Bedürfnisse und mehr - Teil 2

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Das Chaos ist der Feind jeder Planung - Teil 1

Das Chaos ist der Feind jeder Planung
 

Mit einem leisen Zischen fuhr der Stab durch die Luft bis der Arm, der ihn geschwungen hatte, wieder auf dem Bauch lag, nur eine kurze, fast nicht-existente Rast lang. Sofort ging es weiter auf dem Weg, der eine liegende Acht beschrieb. Hoch, bis der Stock waagrecht über der Erde schwebte, nur um dann mit immer größer werdender Geschwindigkeit wieder von oben schräg hinunter sausen zu lassen und die Luft dabei förmlich zu zerteilen.

Caym liebte diese einfachen Übungen zum Aufwärmen, die ihm aber auch gleichzeitig halfen einen Rhythmus und Takt für den Schwertkampf zu finden. Doch im Moment benutzte er die monotonen Bewegungen, um sich von der Situation, in der er gerade war, abzulenken. Tagelang waren sie durch die Gegend geritten, gefolgt von einem immer größer werdenden Heer. Mehr und mehr Dämonen waren es mit jeder Rast geworden. Auf dem Pferd hatte Caym vor Astaroth sitzen müssen und stundelang, tagelang hatte er die Wärme seines Dämons hinter sich gespürt, gespürt, wie dieser auf seine Gegenwart reagiert hatte. Jede Nacht kam das übliche Spielchen, in dem er sich nach der zermürbenden Tagesbeschäftigung nur zu gerne ablenken hatte lassen. Ein leichtes Rot färbte seine Wangen sanft in der Farbe des Blutes und er wechselte schnell die Richtung, in der die Acht beschrieben wurde. Falscher Gedanke, wohl zu viel eintönige Übung ohne Abwechslung.

Doch am Ende war der Ritt nach drei Tagen – so schätzte er zumindest - vorbeigegangen und der ganze Tross hatte sich in einem Lager versammelt, das eilig aus dem Boden gestampft wurde. Ein Hügel auf der einen Seite der Basis wurde schnell mit einem Wachposten versehen, von dem aus man die Umgebung gut überblicken konnte. Er hatte den Verdacht, dass das Lager aus gerade dem Grund hier errichtet worden war. Wenn sie hier wirklich in den Krieg mit einem der größten Feinde Astaroths zogen, machte das durchaus Sinn. Vorsicht war schließlich besser als Nachsicht, besonders im Krieg. So viel hatte er bei seinen Lehrstunden zu Hause noch mitbekommen, die er als zukünftiger Graf über sich ergehen hatte lassen müssen.

Doch kaum hier angekommen, wurde er ständig von Furcht erregenden Dämonen in dunkelroter Rüstung und Masken, die wie Fratzen aussahen, bewacht. Jedes Mal, wenn er versuchte das Zelt zu verlassen, folgte ihm ein Tross dieser Bewacher und zog so die Blicke aller anderen auf ihn, den Menschen. Der merkwürdige Umhang den Astaroth ihm gegeben hatte, und der wohl seine Geruch überdeckte - wenn das was sein Dämon ihm erzählt hatte stimmte - half so nichts. Allein die Gesellschaft der merkwürdigen Bewacher wies ihn wohl als das aus, was er war und als etwas, das Astaroth nicht hergeben wollte. Er war etwas, was man nicht anfassen durfte. Zweimal hatte er es geschafft sich alleine aus dem Zelt zu schleichen, um sich in Ruhe umzuschauen, und ein paar Schritte durch das riesige Lager zu gehen, aber jedes mal war nach nur recht kurzer Zeit sein Dämon wie von Geisterhand aufgetaucht, hatte ihn recht unsanft über die Schulter geworfen und zum Zelt getragen. Danach hatte er es aufgegeben sich im Lager umsehen zu wollen, denn wirklich amüsant war es nicht wie ein Unikum angestarrt zu werden. Am Ende wusste wohl jeder Dämon, dass der Umhang zum Menschen gehörte. Jede Tarnung war so unmöglich geworden und seine Lust auf Ausflüge hatte einen Nullpunkt erreicht.

Kurz stach er mit dem Stab in der Luft waagrecht nach vorne, bevor er die kreisende Bewegung wieder aufnahm.

Schlussendlich war er so wieder zu einem Leben in Astaroths Gemächern verdammt. Also war alles fast wie immer, nur das sie jetzt auf freiem Feld waren und alle angespannt durch das Lager liefen. Zumindest wenn nicht gerade die andere häufige Beschäftigung am Plan stand, konnte er ein wenig mit seinem Dämon reden. Wie immer lief ihm bei dem Gedanken ein kleiner wohliger Schauer den Rücken hinab. Wie passend…

Für ein wenig Abwechslung sorgte nur Navi, der sich hin und wieder ins Zelt schlich, weil ihm offensichtlich sehr langweilig war. Navi starrte ihn aber immer sehr merkwürdig an, antwortete ihm oft ausweichend und verschwand schnell wieder, bevor Astaroth zurückkam.

Und immer noch war er keinen einzigen Schritt weitergekommen bei der Beantwortung der Frage, wie er wieder nach Hause kam. Das einzige was er wusste war, dass Menschen sich vor vielen tauschenden von Jahren wegen eines Vorfalls bei den Dämonen so unbeliebt gemacht hatten. Viele Dämonen starben damals, nach einem Verrat der Menschen und einer versuchten Invasion der Engel. Mehr hatte er aus Navi nicht herausbekommen können, der sich wohl nie wirklich für Geschichte interessiert hatte und nur rudimentäre Kenntnisse besaß.

Wieder sauste der Stock hinunter, obwohl er langsam spürte, wie sein Handgelenk ermüdete. Es war angenehm sich einmal so zu verausgaben und nicht wegen einer anderen Tätigkeit.

„Willst Du schauen, wie lange es braucht, bis dein Handgelenk bricht?“, durchbrach eine ihm nicht ganz unbekannte Stimme die Stille. Erschreckt drehte er sich um, vergas fast seine Bewegung und spürte ein kurzes Stechen in der Schulter, als der Stock etwas zu lang im Schwung geblieben war und er sich leicht überanstrengt hatte.

„Wa…Wa…Was machst Du hier? Was soll das? Raus hier!“, stotterte Caym halb, mit weit aufgerissenen Augen, seine Waffe von sich gestreckt. Nur ein paar Momente später hatte er sich wieder gefangen. Nachdem Navi hier schon öfter aufgetaucht war, war er schon gut auf ihn vorbereitet. Im Hintergrund hörte er Aki knurren, der schon angetapst kam. Wie immer war der nicht mehr ganz so kleine Wolf schnell zur Stelle und fast noch anhänglicher als Astaroth.

„Und nein, ich bin kein dummer Mensch. Ich habe einfach etwas geübt. Aber wozu erzähle ich dir das überhaupt?“, fuhr Caym den Eindringling halb an und beantwortete so Navis noch halb im Raum schwebende Frage.

Als der Dämon ein paar Schritte näher kam, drückte die Hand um den Stock noch fester zu, während der kleine Wolf immer lauter knurrte und sein buschiger, halb aufgeplusterte Schwanz wild hin und her fegte.

„Aus, Askavi. Sitz.“, murmelte er dem nicht mehr ganz so kleinen Fellknäuel zu, nachdem er gesehen hatte, wie der Eindringling Aki anstarrte. Gleichzeit ging er noch einen kleinen Schritt nach hinten, nur um sich danach scheinbar auf dem Stock abzustützen.

Schnell erschien ein Stirnrunzeln auf dem Gesicht des Dämons, der plötzlich anhielt und anfing zu sprechen: „Keine Angst. Ich komme dir sicher nicht noch einmal zu nahe.“, dabei rieb er sich gedankenverloren den Hals, bevor er zugab: „Das eine mal hat mir gereicht. Ich wollte nur noch einen weiteren kurzen Blick auf den berühmt-berüchtigten Menschen, Astaroths Schoßtier, seinen liebsten Besitz, werfen. Ich werde noch immer nicht aus dir schlau…“

Caym knirschte fast hörbar mit den Zähnen bei diesem Ausdruck. Wunderbar, inzwischen war er schon zu einem Schoßtier in den Augen der Dämonen geworden.

„Hast du noch etwas anderes vor, als mich zu beleidigen?“, schnaufte er, während er mit den Augen rollte und die Decke immer wieder anstarrte.

Ein leises Lachen war die erste Antwort, die zweite folgte gleich darauf: „Lass mich überlegen. Hm. Nein?“ Jetzt war das Lachen herzhaft und laut. „Im Ernst: Lernt ihr Menschen denn nicht, wie man ein Schwert richtig führt, oder bist Du unbegabt? Vielleicht solltest du Astaroth fragen – ich denke er wird dir viele Wünsche erfüllen.“, dabei zwinkerte der Dämon mit den Augen, während er noch immer grinste.

„Wenn dir langweilig ist, dann kannst du dich auch in eine Grube mit Wölfen werfen oder von irgendjemandem vierteilen lassen.“, antwortete Caym daraufhin nur genervt. Jedes Mal war es dasselbe. Wenn das, was Astaroth mit Worten machte, reizen war, dann war das, was Navi machte, ihn zur Weißglut zu treiben.

Sein einziger Lohn war eine kurze Stille, die sofort wieder von dem Lachen unterbrochen wurde: „Lustig. Wirklich. Ich weiß, warum ich immer wieder hierher komme. Kampf macht in einem Krieg nur einen Bruchteil der Zeit aus – und der Rest ist Langeweile. Ich kann mir schon vorstellen, wieso Astaroth dich mitgenommen hat. Ein kleines Maskottchen…“

„MASKOTTCHEN? Masko…Das geht dich alles nichts an. Gar nichts…Du…Du…Wieso rede ich überhaupt mit dir?“, bei den Worten schwang er seinen Stock einmal hin und her.

„Weil ich der einzige außer Astaroth bin, der mit dir redet vielleicht? Du bist ein Mensch, ein niederes Wesen. Ein geborener Verräter. Ich weiß noch immer nicht, was dich so besonders machen soll. Astaroth hat wirklich einen eigenartigen Geschmack. Nüchtern betrachtet bist Du weder besonders schön, noch besonders stark und kannst nicht einmal mit einem Stock richtig umgehen. Wo liegen nur deine Qualitäten? Im Bett? Oder hat Astaroth ein Problem?“, während dieses ganzen Wortschwalls musterte ihn Navi und Caym sah, wie dieser sich bemühen musste, nicht zu lachen.

Das war jetzt wirklich zu viel. Mit einem Satz sprang er nach vorne, schwang seinen Stock mit voller Wucht – und stolperte fast, nachdem er sein Ziel verfehlt hatte. Dort wo noch vor einem Moment sein Gegenüber gestanden hatte, war nichts mehr, nur noch Luft. Verwirrt blickte er sich schnell um, um Navi von einer starken Hand an eine Zeltstange gedrückt zu sehen.

„Äh…äh…“, stotterte Caym nur sinnlos, während er mit seiner freien Hand in die Richtung des Geschehens zeigte. Astaroth stand halb knurrend vor dem nicht mehr fröhlich aussehenden Dämon und drückte an der Kehle fest zu.

„Wie war das? Willst du das vielleicht alles noch einmal wiederholen?“, hörte er den Dämonenfürsten nur eiskalt fragen.

„N…Nein. Das war alles nur ein Scherz.“, flüsterte der etwas atemlose Navi halb verzweifelt, während Caym noch immer völlig verwirrt die Szene betrachtete.

Doch so schnell endete das ganze wohl nicht.

„Ich überlege gerade, wie ich dich hinrichten lassen soll. Eigentlich hast du mir einen guten Dienst erwiesen, aber Du bist jetzt gerade in MEINE Gemächer stolziert, hast mich beleidigt und meinen Besitz noch dazu. Was denkst Du was wohl…“, erklärte Astaroth eiskalt, doch unterbrach ihn Caym, der noch immer halb verwirrt an dessen Mantel zupfte – wie immer, wenn er seine Aufmerksamkeit wollte, ohne als Folge zu viel Zuneigung zu bekommen.

„Ähm…also, ich glaube er hat wirklich nur gescherzt. Er war ja schon öfter hier…“, fing er an, doch unterbrach sich selbst, als er die bohrenden Augen seines Dämons auf sich spürte. Vielleicht war das doch keine so gute Idee gewesen. Als er ein paar Schritte nach hinten gehen wollte, wurde er von einer Hand davon abgehalten, die seinen Arm ergriffen hatte.

„Um dich kümmere ich mich gleich.“, flüsterte ihm Astaroth jetzt zu, bevor er sich wieder zu seinem Gefangenen umwandte: „Wenn ich dich noch einmal in meinem Zelt sehen, bist Du tot. Und nichts wird dich davor retten. Wenn Du von mir noch einmal nur als ‚Astaroth’ sprichst, bist du tot. Wenn Du noch einmal andeutest, dass ich ein ‚Problem’ hätte, bist Du tot. Und wenn du meinen Menschen noch einmal als minderwertig oder ähnliches bezeichnest, bist Du tot.“ Die Hand lockerte sich und Caym hörte den knapp dem Tode entronnenen erleichtert aufatmen und schon die ersten Schritte zum Ausgang gehen, doch ein paar Worte folgten noch: „Im übrigen wirst du bei der nächsten Schlacht in der ersten Reihe stehen und an vorderster Front kämpfen – Du dachtest hoffentlich nicht, dass Du für das unerlaubte Betreten meiner Gemächer und dem mangelnden Respekt vor deinem Fürsten ohne Strafe davon kommst?“

„Aber…Ähm…Sicher nicht Fürst Astaroth. Ich bin auf dem Weg.“, erwiderte der erblasste Navi mit einem Seufzen in der Stimme, bevor er sich verbeugte und fast aus dem Zelt rannte.

Als die „Gemächer“ wieder leer war, fiel Astaroths harter Blick ohne Ablenkung wieder auf Caym. Er starrte von einer Seite zur anderen, auf die Decke, nur nicht in die Augen des Dämons vor ihm. Vielleicht half ignorieren ja…

…oder auch nicht. Momente später fand er sich in einer Umarmung wieder, gefangen von den übermenschlich starken Armen, die er schon zu gut kannte.

„Und jetzt zu dir, mein Kleiner.“, hörte er die tiefe Stimme viel zu nah an seinem Ohr und spürte, wie er immer stärker an den anderen Körper gepresst wurde. Die Wärme war deutlich, der Atem strich fast sanft über seine Haare, während er versuchte sich angestrengt auf irgendetwas anderes zu konzentrieren, um nicht die falschen Gedanken zu bekommen. Vielleicht die schöne Zeltwand in der schwarz-roten Farbe?

Doch seine Bemühungen wurden schnell zunichte gemacht. Eine Hand fand den Weg unter sein Hemd und strich langsam über seinen Bauch, während der Dämon in sein Ohr flüsterte: „Es war öfter Besuch hier, ohne meine Erlaubnis, ohne meine Anwesenheit? Und du hast mir kein Wort davon gesagt? Dafür werde ich dich bestrafen müssen mein Kleiner. Lass mich kurz überlegen, was ich alles mitgenommen habe…wobei dir das alles zu gut gefällt, als das es unter Strafe fallen könnte…“ Caym lief rot an, verdrehte seine Augen und versuchte sich auf das Gefühl der Wut zu konzentrieren, das gerade in ihm aufstieg. Wieso hatte er gerade das alles schon fast erwartet?

„Ich…ich bin dir keine Auskunft schuldig. Außerdem…also…wozu hast du diese komischen Wachen denn hier vor der Tür? Ich bin…aber Du…argh…Du weißt was ich meine.“, stolperte Caym über seine Gedanken, die immer wieder die falsche Richtung einschlugen und versuchte sie immer wieder in die richtige zu lenken. Astaroth meinte mit Bestrafung sicher wieder etwas, wie beim letzten Mal und vorletzten Mal und dem Mal davor. Irgendwie fand er sich dann immer am Ende in Situationen, in denen er am Schluss dem Dämon nicht böse sein konnte. Wie er es hasste.

Ein lautes Lachen war wie immer die Folge. War er so witzig aus der Sicht der wenigen Dämonen, die ihn nicht töten wollten?

„Mein Kleiner, Du solltest inzwischen wissen was Du und ich sind, nicht wahr?“, dabei wanderte Astaroths Hand immer weiter nach unten.

Mit einem wütenden Schnauben hob Caym sein Bein und rammte es, so stark er konnte, auf den Fuß seines Dämons. Da seine Hände noch immer in der Umarmung gefangen waren, konnte er damit nichts machen und der Stock wäre dann doch etwas zu viel des Guten gewesen.

„DU…da…was? Dämon und Mensch…und damit Ende.“, fauchte Caym noch gleich danach, nur um schon wieder das laute Gelächter zu hören, das er so gut kannte.

„Au?“, hörte er seinen Dämon halb spöttisch fragen. „Sollte das etwas schmerzhaft sein? Und zu der Frage was wir sind…“, fing Astaroth an, nur um dann Cayms Kinn zu ergreifen und seinen Kopf zur Seite zu drehen. Die geschlitzten Augen in dem halb amüsierten und viel zu nahen Gesicht starrten ihn kurz an, bevor er die Lippen seines Partners schon auf den seinen spürte und seine Augen gleich schloss. Fast schon automatisch öffnete er seinen Mund, als er die warme Zunge über seine zarte Haut dort streicheln spürte. So feucht und warm, das es ihm einen sanften Schauer über den Rücken jagte. Das Kribbeln wanderte mit dem viel zu forschen Muskel immer weiter, überall dorthin, wo er berührt wurde. Seine Zunge traute sich erst zaghaft aus ihrer Höhle, nur um bei der ersten Berührung sanft über die andere zu streicheln und sich von ihr zu einem Spiel herausfordern zu lassen. Cayms Blut schoss fast durch seinen gesamten Körper, sein Herz pochte schneller, ließ ihn seine Lippen viel zu stark spüren und brachte den roten Saft an die falschen – richtigen – Orte.

Astaroth kratzte einmal mit seinen scharfen Zähnen über die zarte Haut, so dass Caym leise stöhnen musste. Wieso nur reagierte er immer so stark darauf?

Doch so plötzlich wie alles angefangen hatte, endete der Kuss auch wieder, obwohl sein Partner aussah, als ob er deutlich mehr wollte und er auch die Anzeichen dafür an einer anderen Stelle spürte – an seinem Rücken.

„Wa...Was…?“ Halb atemlos murmelte Caym verwirrt eine Frage, bevor er einen Kniff in seinen Allerwertesten spürte und „Au“, schrie.

„Was soll das jetzt wieder? Und nein…was…Du…natürlich sollte es dir wehtun…irgendwie…vielleicht.“, keifte er wütend, während er während dem Reden einen Gedanken nach dem anderen verwarf. „Na ja, und da Du mich sowieso bestrafen willst – JETZT hast du einen Grund dafür. Ich lasse mich doch nicht für das andere bestrafen.“, murmelte er noch kaum hörbar hinterher.

„Hahahaha. Ehrlich gesagt würde ich jetzt gerne noch ein wenig länger bleiben und sofort einen Teil der ‚Strafe’ vollziehen, die Du ja so unbedingt haben willst. Und ja, ich weiß…Du willst nicht, Du magst es alles gar nicht – zumindest willst du es nie zugeben, aber dein Körper verrät dich jedes Mal. Und Du gehörst mir, mein Kleiner, und ich kenne dich langsam.“ Astaroth strich bei den Worten über Cayms Wangen und lächelte. Wieso war dieser Dämon nur immer so gut gelaunt in seiner Nähe? Gut, er wusste wieso…

„Und jetzt muss ich zum Kampf. Wir sehen uns wieder.“, sagte sein Dämon halb belustigt, während er ihn los lies und ihm einen Klaps auf seine Pobacke gab, bevor er sich umdrehte und ging.

„Halt…Du…ich…komm jar zurück. Ich habe ältere Rechte an dir…äh…dich zu…mich noch an dir zu rächen.“, rief Caym ihm halb rot hinterher. Besser Astaroth als ein anderer Dämon. Schlimmer ging es bei weitem wirklich immer.

Mit einem ungewöhnlichen ernsten Gesichtsausdruck schaute ihn sein Zimmergenosse noch einmal an, bevor sich die Lippen zu einem wirklich zufriedenen Lächeln verzogen, dass die scharfen weißen Zähne offenbarte, ohne dass man eine neckende Absicht darin erkennen konnte.

„Wenn das so ist…Ich muss dich ja noch bestrafen. Keine Angst. Ich werde nicht zulassen, dass ein anderer dich bekommt. Niemals. Und meinen Glücksbringer für die Schlacht habe ich mir ja schon abgeholt. Also…“, mit den Worten drehte er sich um und ging endgültig aus dem Zelt, nur um Caym über sich selbst rätselnd dort zurückzulassen…

Doch das Rätsel löste sich nicht. Er war in nicht vorhandenen Gedanken gefangen, sein Kopf war leer und noch immer starrte er auf den Eingang, aus dem vor ein paar Minuten sein Dämon verschwunden war und fragte sich, wieso er so merkwürdig gewesen war.

Aus dieser merkwürdigen Stimmung riss ihn ein Stups an seinem Bein, etwas, das seine Aufmerksamkeit haben wollte. Mit einem Seufzer riss er sich aus seiner halben Starre und schaute herunter, nur um das zu sehen, was er fast erwartet hatte. Die großen schwarzen Augen seines Akis starrten ihn an und der Wolf fing sofort lautstark an zu zwitschern, als er den Blick auf sich bemerkte.

„Das meinst Du jetzt nicht ernst, oder? Du frisst wie ein Drescher und hast noch dazu gerade erst was bekommen. Nein, du brauchst mich jetzt nicht so anstarren, du kannst noch etwas warten.“, belehrte er Askavi, der aber irgendwie alles getrost ignorierte und noch lauter zu Zwitschern anfing und dabei immer wieder ans Bein stupste. Immer lauter wurde der Lärm im Zelt.

„Du bist wirklich eher ein Vogel…Ja…ich…Moment. Meinetwegen…ich suche ja schon.“, erklärte er dem Wolf schnell und schaute sich im Zimmer um – und fand auch gleich auf einer Kommode die schon fast riesige Flasche, die scheinbar mit Aki mit gewachsen war. Es war ein dummer Vergleich, weil er wusste, dass sie nur ausgetauscht wurde, aber der Wolf war in so kurzer Zeit unglaublich viel größer geworden und war inzwischen schon so groß wie ein kleiner erwachsener Hund. Als er den ersten Fuß in Richtung Flasche setzte, verstummte der Wolf, trabte fast fröhlich hinter ihm her und ließ seinen Schwanz aufgeregt von Seite zu Seite schwingen. Caym musste bei dem Anblick schmunzeln. Dieser halbe Vogel von einem Wolf verstand mehr, als man ihm zutraute, und brachte ihn viel zu oft dazu, nachzugeben.

Beim Tisch angekommen entdeckte er, dass dort nicht nur die Flasche, sondern auch noch ein Buch lag. Darüber war ein Zettel gelegt, auf dem in der schön geschwungenen Schrift von Astaroth nur ein kurzes: „Viel Spaß beim Lesen“, stand. Caym verdrehte die Augen, zerknüllte den Zettel und warf ihn hinter sich, nahm dann aber doch das Buch und die Flasche und ließ sich auf das Fell vor der Bettstatt fast fallen. Lieber hier auf dem warmen Boden als das Bett, das Astaroth nur wieder auf die üblichen Gedanken bringen würde – oder zumindest schneller.

Die Position seiner Wahl war diesmal ein Schneidersitz, und noch bevor er sich lange einrichten konnte, saß Aki auch schon auf seinem Schoß.

Er starrte den Wolf an und fragte: „Was soll das? Runter da…habe ich dir das erlaubt?“, doch als Antwort blinzelten die schwarzen Augen nur kurz, während die Schnauze sich in Richtung Flasche bewegte. Fast automatisch ließ Caym sie daraufhin herunter und stützte sie auf seinem Bein ab, während der Wolf langsam mit geschlossenen Augen genüsslich daran nuckelte.

Irgendwie schaffte er es anscheinend nicht sein Tier zu erziehen, es war eher umgekehrt. Aber wenn sein Wölfchen schon so gemütlich auf ihm saß, konnte er ihn genauso gut als Stütze verwenden. Schnell war das Buch mitten auf Askavis Rücken ausgebreitet und er fing an, die merkwürdige Lektüre zu lesen – nicht weil Astaroth es wollte, sondern nur weil er einfach nichts anderes zu tun hatte.

Gerade, als er einen Faden in dem Buch zu finden glaubte, dass einen merkwürdigen Krieg zwischen zwei Dämonenfürsten behandelte, wurde er durch ein klapperndes Geräusch aus seiner Lektüre gerissen. War Astaroth schon wieder da? Sich an die Strafe erinnernd, blieb er demonstrativ sitzen. Doch dann sprang Aki von seinem Schoß und das Buch fiel mit einem dumpfen Laut auf den Boden.

„Fürst?“, flüstere eine leise weibliche Stimme in die Fast-Stille hinein.

Caym schreckte hoch. Das war eindeutig nicht Astaroth. Er ließ die Flasche auf den Boden fallen, sprang auf und drehte sich mit einem Ruck um.

Vor ihm im Eingang stand eine wirklich beeindruckend schöne Dämonin mit güldener Haut und goldenen Haaren, schwarzen Augen und einem perfekten Bau. Und trotz alledem war er enttäuscht, dass nicht Astaroth im Eingang stand, nichts regte sich bei ihm.

Noch während er seufzte, starrte sie ihn verwundert an, der Blick wanderte über seinen ganzen Körper, bis er bei seinem Kopf hängen blieb und plötzlich Erkenntnis in ihren Augen aufflackerte.

„Wo ist der Fürst? Wo ist Fürst Astaroth?“, wiederholte sie die Frage noch einmal und klang dabei noch gehetzter als schon vorher.

„Ist das hier ein Besucherraum?“, murmelte Caym leicht genervt, auch weil er sich ärgerte, dass er eigentlich Astaroth hatte sehen wollen. „Und wer bist du…überhaupt? Und wozu?“, setzte er jetzt lauter fort und starrte zurück. Askavi beäugte die Besucherin zwar kritisch und fletschte mehrmals seine Zähne, knurrte aber nicht. Also war es wohl im Moment noch sicher und sie keine Gefahr.

Sie schüttelte kurz ihren Kopf, bevor sie sprach: „Shani. Und ich suche den Fürsten. Es ist wichtig. Also bitte sag mir wo er ist. Ich weiß, dass du sein Scho…sein Mensch bist.“ Die ganze Zeit über knackste sie mit ihren Fingern, spreizte sie und schloss sie dann plötzlich wieder. „Ich habe keine Zeit für lange Erklärungen, also bitte…“, fügte sie noch hinzu und schaute fast verzweifelt.

„Astaroth kommt sicher bald wieder…ich bin mir ganz sicher. Du könntest draußen auf ihn warten.“, schlug Caym vor, während er sich wunderte, warum die Dämonin seinen Dämon so dringend sprechen wollte. Astaroth würde doch nichts angestellt haben, nichts mit dieser Dämonin…

Ein verzweifelter Aufschrei unterbrach diesen Gedankengang: „WAS? Er ist schon weg? Auf das Schlachtfeld? Oh nein…alles zu spät. Er wird nie wieder zurückkommen, die Falle…die Engel…“

„Ja…Schlachtfeld. Was? Was…?“ Caym starrte sie fragend an. Allein die Erwähnung von Engeln jagte ihm einen Schauer nach dem anderen über den Rücken, erst recht in Verbindung mit einer Falle. Nervös zuckten seine Augen von einer Seite zur anderen.

„Es ist eine Falle. Forcas hat ihm eine Falle gestellt und ist nicht dort, weil er weiß, dass die Engel kommen. Ich habe keine Zeit, vielleicht schaffe ich es noch, obwohl er mit dem Drachen weg ist.“, mit den Worten drehte sie sich um, ohne Caym noch groß weiter zu beachten, und rannte aus dem Zelt.

Astaroth in Gefahr? Sein Herz schlug schneller und seine Gedanken rasten ohne Sinn und Ziel. Aber er musste zurückkommen. An den verdammten Engeln wollte er sich vielleicht auch noch rächen, konnte es. Und Astaroth hatte ihm schon zweimal das Leben gerettet.

Schnell drehte er sich um, ergriff seinen Stock und stopfte ihn in die Schlaufe, die sein Gürtel dafür hatte, rannte gehetzt aus dem Zelt, nur um vor Hiuma stehen zu bleiben, der viel zu groß war, um aufzusteigen. Er versuchte hoch zu springen, doch erreichte sein Ziel damit nicht.

Verzweifelt flehte er das Pferd an: „Bitte, beug dich…lass mich aufsteigen…bitte.“, das ihn nur mit schief gelegtem Kopf musterte. „Bitte…bitte. Astaroth ist in Gefahr. Ich muss zu ihm. Sofort, so schnell wie möglich!“ Wieder rührte sich nichts. „Astaroth…die Engel…ich muss ihn warnen, ihn retten. Bitte, lass mich aufsteigen. Ich kann Astaroth doch nicht sterben lassen, ich brauche ihn.“ Bei diesen Worten schlug er sich die Hand vor den Mund, während alles Blut wohl aus seinem Gesicht wich. Was hatte er da gesagt?

Doch lange musste er nicht darüber nachdenken, denn der Nachtmahr beugte sich so weit hinunter, wie man es so einem großen Tier nie zugetraut hätte und nickte zustimmende mit dem Kopf, wobei die Flammen wild flackerten. Caym starrte erst ungläubig, bevor er auf den Rücken des schwarzen Pferdes sprang und gleich darauf das weiche Fell von Askavi vor sich spürte.

„Runter Aki…runter! Du bleibst zu Hause.“, belehrte er seinen Wolf und wollte sich diesmal nicht von dem Blick beeindrucken lassen, doch es war zu spät. Er spürte einen merkwürdigen Druck auf seinen Beinen und einen leichten Wind durch seine Haare streifen, während die ganze Welt langsam zu einem einzigen fließenden Gemälde wurde.

Hiuma hatte wirklich auf ihn gehört und rannte jetzt mit einer unglaublichen Geschwindigkeit zu Astaroth. Er würde sicher nicht zu spät kommen. Mit dieser Hoffnung drückte er den Wolf vor sich näher an sich…
 

Jeder Flügelschlag dieser immensen weißen und doch irisierenden Schwingen, brachte ihn näher an sein Ziel. Die große Menge an Soldaten war von hier oben sichtbar, selbst die des Gegners konnte man von hier oben noch schematisch als Masse erkennen. Alles war genauso, wie er es befohlen hatte: Die erste Reihe Infanterie, gepanzert und mit Schild und Speer ausgerüstet, die Schwerter auf den Rücken geschnallt wie er selber es auch trug. Die Zweite bestand aus den Schützen, die ihre tödlichen Pfeile abfeuern würden, bevor sie sich mit ihren Nahkampfwaffen in das Schlachtgetümmel warfen, und die Reihen danach bildeten wieder Kämpfer mit Nahkampfwaffen. Ganz hinten, und schon von der eigentlichen Schlacht entfernt, standen vereinzelt die Schützen, die Deserteure ihrer gerechten Strafe zuführen würden: Dem sofortigen Tod.

Jetzt fing der Drache langsam an, an Höhe zu verlieren und sich im Gleitflug dem Boden zu nähern. Immer tiefer sanken sie, bis die einzelnen Dämonen schon gut erkennbar waren, die „Landebahn“ schon zum Greifen nah war. In weiser Voraussicht hatten seine Männer einen Platz freigelassen, an dem er landen konnte und er in Position gehen würde.

Unmengen an Erde wurde aufgewirbelt und bildeten eine wirbelnde Wolke, als der Drache mit einem lauten Aufprall aufsetzte, mit den Flügeln wild in eine andere Richtung als beim Flug schlug und mit dem restlichen Schwung nach vorne rannte, bis er endlich zum Stehen kam. Mit der unfassbaren Präzision, die man im Flug so sehr vermisste, kam die Echse auf den letzten hundert Metern zum Stehen. Sie streckte den Hals nach vorne, drehte ihn ein wenig auf alle Seiten, um sich zu orientieren, bevor sich der federleichte Flaum zu harten Schuppen umbildete, die in der Luft nur stören würden. Das hier machte die Unfähigkeit der Drachen im Flug bei weitem wett. Angeblich hatte es früher auch Arten gegeben, die in der Luft an Eleganz und Geschick kaum zu überbieten gewesen waren, doch das war heute kaum noch vorstellbar.

Astaroth glitt den langen, mit einer Verdickung versehenen Schwanz des Drachen hinunter, um sich noch ein letztes Mal mit dem zuständigen General zu unterhalten. Elegant landete er mit einem dumpfen Laut auf dem Boden, der gleich zum Ort dieser Schlacht werden würde, und wandte sich einem herbeieilenden Dämon zu. Dessen blauer Helm mit zwei geschwungenen Hörnern zeichnete diesen eindeutig als General aus. Er beachtete seinen Untergegebenen nur halb, ließ seinen Blick lieber über seine Truppen schweifen und befahl dabei: „Alles ist in Stellung, wie ich sehe. Gut. Wir fahren fort wie geplant – Angriff erfolgt auf mein Zeichen. Der Nachrichtenoffizier soll in meiner Nähe bleiben.“

Der Dämon nickte nur. Mehr war auch nicht nötig, da schon alles besprochen worden war. Jetzt sollte der Kampf so schnell wie möglich zu Ende gehen und Forcas den bitteren Geschmack der Niederlage spüren.

Sein Heer war größer geworden als erwartet und alle warteten begierig darauf sich mit dem Feind zu messen und vielleicht eine Belohnung zu bekommen für ihren Einsatz. Diese Begeisterung musste man jetzt nutzen. Außerdem hatte er besseres zu tun als gegen die Truppen zu kämpfen, die Forcas nie hätte herbringen dürfen, doch er würde diesem hundegesichtigen Abschaum zeigen, was man nicht machen durfte.

Astaroth schüttelte kurz den Kopf, und rannte dann mit vollem Schwung wieder auf seinen Drachen. Sein rotes Kettenhemd klirrte dabei leise, sein Helm aber blieb an seinem Ort und bewegte sich nicht. Alles war wie es sein sollte. Er würde als Sieger aus dieser Schlacht hervorgehen.

Noch einmal schweifte sein Blick über sein Heer, er sah, wie ihn einige Dämonen Erwartungsvoll anschauten, vor Begeisterung schon die Zähne fletschten und die Schwerter fest in der Hand hielten, die Bögen gespannt in Position verharrten.

Mit einem Ruck ließ er sein blaues, jetzt fast leuchtendes Schwert, aus der Scheide gleiten, hielt es vor sich hoch in die Luft gestreckt und schrie gleichzeitig in ohrenbetäubender Lautstärke: „ANGRIFF!“

Der Lärm wuchs fast ins Unermessliche, als die ersten Pfeile durch die Luft sausten und immer wieder Kriegsschreie zu hören waren. Die Gegner, die dank ihrer grünen Einheitstracht gut erkennbar waren, stürmten nach vorne, um dem Pfeilhagel zu entgehen, rannten mit Geschrei auf seine Truppen zu, während die wenigen Bogenschützen ihrerseits den Himmel mit den Geschossen verdunkelten.

Bevor noch die ersten ihre Schwerter an seinen Dämonen testen konnten, rasten die Speere durch die Luft und fällten viele der Soldaten oder machten deren Schilde unbrauchbar. Die Speere waren Spezialanfertigungen und nur einmal brauchbar, danach waren sie verbogen.

Jetzt stürmten auch endlich seine Männer und Frauen nach vorne, schwangen ihre Schwerter, die aus den Scheiden herausgezogen wurden, und stürzten sich mit Geschrei in die Schlacht, während sie ihre Zähne fletschten.

Überall rann das Blut herab, schnitten sich die beißenden Waffen durch die Rüstungen oder in die ungeschützten Bereiche und verstümmelten die Feinde gnadenlos durch die Hand der Besitzer. Schmerzenschreie und Siegesgröhlen ertönten nebeneinander immer wieder wie Siegfanfaren. Mehr und mehr vermischten sich die Heere, tobte der Kampf überall und entwickelte sich zu seinen Gunsten. Forcas hatte miserabel geplant und aufgestellt, dazu viel zu wenige Truppen aus dem Boden gestampft. Mit zufriedenem Gesichtsausdruck nahm er die Meldung zur Kenntnis, dass seine Reiterschaft jetzt von hinten angriff. Der Feind war in der Zange, hatte so gut wie verloren. Er wollte schon von seinem Drachen herunter gleiten, um selbst noch etwas an dem „Spaß“ teilhaben zu können, als dieser plötzlich den Hals wendete, und in dieser Position verharrte. Sein Blick folgte dem der Echse und er erstarrte wie vom Blitz getroffen, vergaß die Schlacht um ihn herum für den Moment völlig.

Hinter seinem Heer war ein Feuer in Form einer überdimensionalen umgedrehten Glockenblume zu sehen, deren Stempel zu weit herausragte und eine einzige Flamme darstellte. Er kannte dieses Bild nur zu gut, die Farbe war außerdem unverkennbar. Was machte sein Nachtmahr dort, wieso war Hiuma hier?

Entschlossen wandte er sich dem Nachrichtenoffizier zu, und befahl nur in harschem Ton, mit einem Nicken in die Richtung, in der das Feuer zu sehen war: „Meldung!“

Der angesprochene erblasste kurz, bevor er eine Kommunikationsscheibe an Astaroth reichte und Meldung erstattete: „Euer Nachmahr, auf dem ein Mensch sitzt, Fürst. Er schreit anscheinend etwas von ‚Engeln’ und ‚Falle’. Sollen wir ihn beseitigen?“

Da traf es ihn wie einen Blitz, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Wieso war die Schlacht so leicht, alles so unglaublich einfach?

„Wenn Du nur noch einmal etwas von ‚beseitigen’ im Zusammenhang mit MEINEM Menschen sagst, wirst Du sehr leiden. Soldaten in der hinteren Reihe SOFORT umdrehen, die Schützen sollen anlegen. Reiter SOFORT zurückziehen und zurückkommen.“, befahl er nur noch knapp und schrie dabei fast schon. Der Offizier nickte nur erblasst, und ergriff eine Scheibe, die er sofort bediente um die Befehle auszuführen.

Das Schwert noch immer in der Hand, überlegte er nur kurz, bevor er vom Drachen herunter sprang und „Bleib hier, achte auf Veränderungen und komm im Notfall.“, diesem zuflüsterte. Die Echse würde alles normal erscheinen lassen und dem Feind nichts von dem kleinen „Problem“ offenbaren.

Dann rannte er, so schnell er konnte in Richtung Nachtmahr und Mensch. Egal, ob die Engel kommen würden oder nicht, Caym musste vom Schlachtfeld weg und seine Generäle waren zuverlässig, er konnte ihnen die Koordination des Kampfes überlassen.

Doch alle Hoffnungen, dass es vielleicht doch keine Falle war, wurden durch das Flimmern am Horizont zerstört. Mit jedem Moment wurde es heller und heller dort, die Winde wuchsen an und er sah, wie Hiuma Schwierigkeiten hatte, die Position zu halten. So war das alles nicht geplant gewesen. Ein lauter Knall hallte über die Ebene und das Pferd stürzte, warf vorher noch seinen Reiter ab. Und schon sah man das gleißende Licht, dass die Ankunft dieser elenden Wesen ankündigte.

Mit einem ohrenbetäubenden Knurren, stürmte er noch schneller vor, spürte die Wut in sich anwachsen und seine Herzen wild pochen. Niemand würde seinen Menschen auch nur noch ein einziges Mal verletzten…
 

Der Boden war viel zu hart, als das er von dem Sturz nicht blaue Flecken davontragen würde. Leise fluchend richtete er sich auf uns wollte Hiuma vorwurfsvoll anstarren, als sein Blick auf das immer heller werdende Leuchten in seiner Nähe fiel. Schnell drehte er seinen Kopf weg und hielt sich die Hand vor die Augen, bis dieses furchtbare gleißende Licht vorüberging. Doch als er auf die Stelle starrte, von der es ausgegangen war, erstarrte er vor Schreck, der Mund und die Augen weit geöffnet.

Engel. Das war eine ganze Armee von Engeln und er war direkt vor ihnen, stand zwischen Dämonen und Engeln, doch viel zu nah an Zweiteren. Jetzt wünschte er sich wirklich am sehnlichsten, näher bei Astaroth zu sein. Seine Augen suchten bei dem Gedanken schnell das Dämonenheer, das er zu warnen versucht hatte, bevor Hiuma ihn so unsanft abgeworfen hatte. Offensichtlich hatte sich seine Mühe gelohnt, denn durch die blinkenden Waffen war selbst für ihn leicht zu erkennen, dass sie die Engel bemerkt hatten und nicht durch einen Überraschungsangriff im Rücken niedergemetzelt werden würden.

Das plötzliche Geschrei hinter ihm, ließ ihn umfahren. Die Geflügelten Wesen stürmten jetzt in seine Richtung. Ohne lange nachzudenken ergriff er seinen Stock, ließ ihn aus der Schleife sausen und schlug mit voller Wucht auf den ersten ein, der seine Bahn kreuzte. Der Engel fiel blutend zu Boden und schon raste Cayms Stock wieder durch die Luft. Ein Schwung von unten nach oben traf den unvorbereiteten nächsten Feind an der Schläfe und ließ ihn wie einen Sack zu Boden gehen. Doch jetzt hatten ihn die Engel bemerkt. Einer, der besonders heraus stach, starrte ihn aus Augen an, die nur eine Spur kälter wirkten als die der anderen, doch dieselbe eisblaue Farbe aufwiesen. Nur seine Haare waren auffällig, denn er war der einzige, der nicht weiße, sondern braune hatte.

Caym sah, wie er auf ihn zeigte, und eine ganze Horde Engel auf ihn losstürmte. Er musste weg hier, hatte keine Chance bei dieser Übermacht. Mit einem Satz sprang er über den niedergestreckten Gegner und rannte so schnell es ihm sein lädiertes Bein erlaubte. Sein Atem ging immer schwerer, er keuchte schon und seine Lunge brannte – und noch immer waren die Dämonen zu weit entfernt.

Die ersten Bögen wurden gespannt und er riss die Augen auf, als die ersten Pfeile an ihm vorbeirasten und die ersten Engel fällten. Vielleicht schaffte er es doch noch?

Doch der Schlag, der ihn unerwartet zu Boden riss, belehrte ihn eines besseren. Er umklammerte den Stock noch fester und rollte sich auf den Rücken, um seinem Feind wenigstens noch einen anständigen Schlag versetzen zu können, um kurz zu erstarren. Diese Augen, diese violette Strähne kannte er. Er schwang seine Beine nach oben, um mit einer flüssigen Bewegung wieder auf die Beine zu kommen, und schwang gleichzeitig seinen Stock in Richtung Kyriel – den Namen würde er nie wieder vergessen können – aber diesmal hatte er kein Glück. Seine Schulter wurde von einem kräftigen Schlag getroffen, und seine einzige Waffe fiel geräuschlos auf den Boden, während er sich mit der Hand die schmerzende Schulter hielt.

Er strauchelte und versuchte noch wegzulaufen, doch schon im nächsten Moment hatte er ein Messer an der Kehle und hörte eine zufrieden klingende Stimme: „Was haben wir denn da? Gott war uns wohl diesmal gnädig gestimmt und hat mir diese Genugtuung gegönnt. Das kleine Schoßtier, der Verräter der menschlichen Rasse. Ich werde persönlich dafür sorgen, dass Du deine Strafe erhältst.“ Die Waffe ritzte etwas seine Haut auf, und einzelne Blutstropfen rannten herab. Der Lärm um sie herum schien nicht zu existieren, während dieses Gesprächs. Caym Herz pochte viel zu laut, um noch viel anderes zu bemerken. Wieso immer er?

„Und Engel, die in Wahrheit die Dämonen sind. Ich glaube da bin ich lieber auf der anderen Seite…“, fauchte Caym Kyriel an und schlug dann mit seinem Ellbogen nach hinten aus, traf den unvorbereiteten Engel, der kurz den Griff etwas lockerte. Ein wenig wand er sich, rutschte nach unten und machte schon den ersten Satz weg von diesem grauenhaften Wesen, doch ein Stich in seinem ehemals verletzten Bein hinderte ihn daran. Er schrie vor Schmerzen auf, als sich das Messer fast in dieselbe Stelle bohrte, an der er vor kurzem schon eine Wunde erlitten hatte und der Schmerz immer mehr anwuchs. Als er das Messer ergreifen wollte, spürte er, wie es mit einem Ruck herausgezogen wurde und schrie noch einmal laut auf, bevor es wieder seinen Platz an seiner Kehle einnahm, während er nur mit zusammengepressten Zähnen keuchte.

„Du verfluchter…Du…ich…ich HA…HASSE Engel. Astaroth…bitte…“, murmelte er vor sich hin und hoffte diesmal wieder auf Rettung, Rettung von dem Dämon, der immer für ihn da war.

„Nein – diesmal nicht. Ich werde dich in die Engelswelt bringen und dort wirst Du schnell verbrennen, du kleines Verrätervieh. Und wenn Du noch einmal etwas versuchst, wird die Klinge diesen Ekel erregenden Hals durchtrennen.“, fing Kyriel mit giftiger Stimme an zu reden, wurde aber dann unterbrochen.

Der braunhaarige Engel stand vor Caym und betrachtete ihn mit leicht gehobener Augenbraue. „Das ist also der Mensch, der Verräter? Wieso blutet er, Kyriel? Du weißt genau, dass wir Menschen nicht unnötig quälen sollen und dieser hier soll von den Menschen verurteilt und hingerichtet werden, damit sie uns damit ihre Treue beweisen.“, kam es nur kalt und emotionslos von dem merkwürdigen Engel, der ebenso fehl am Platz wirkte, wie die ganze Szene auf dem Schlachtfeld.

„Aber…General Ezekiel, er versuchte zu fliehen. Es war die einzige Möglichkeit ihn zu stoppen. Und…“, begann Kyriel jetzt, und drückte das Messer wieder etwas stärker an Cayms Hals, der zurückweichen musste und dadurch die Kälte des Engels nur noch deutlicher spürte.

„Übergib ihn mir Kyriel. Ich weiß genau, dass du wütend auf diesen Menschen bist, aber du als Thron hättest gar nicht hier herkommen dürfen – und wir wissen alle, wieso es diese Regel gibt. Ich habe schon den Rückzug befohlen, da die Dämonen gewarnt wurden. Noch eine Schuld, die dieser Mensch zu tragen hat. Geh mit der Armee zurück, ich kümmere mich um diesen Verräter hier.“ Und schon befand sich Caym, der die Augen immer wieder vor Schmerzen schloss, in den Händen dieses Dämons namens Ezekiel, der genauso kalt war, wie Kyriel. Sein Bein brannte regelrecht.

„Keine Sorge. Du wirst nicht allzu lange leiden. Du kannst auch noch einmal deinem Dämon in die Augen schauen.“, flüsterte ihm sein Feind leise zu, woraufhin Caym die Augen ungläubig aufriss und einen heranstürmenden, blutüberströmten Astaroth sah, der weit vor seiner Armee durch das Engelsheer „watete“.

Sein Dämon mähte mit seinem blauen, jetzt blutbefleckten Schwert durch die Reihen wie ein Schnitter das Gras, während die schwarzen Schwingen auf seinem Rücken rot schimmerten. Das Hemd war zerschnitten und selbst von der Weite konnte man blutende Wunden entdecken, die den sonst so makellosen Körper entstellten.

Dabei starrten ihn diese unglaublich roten Augen die ganze Zeit an, waren völlig auf Caym fixiert, während Astaroth immer wieder laut knurrte und den nächsten Engel aus dem Leben beförderte, Gliedmaßen abtrennte und selbst mit den bloßen Krallen der freien Hand Gegner erledigte.

Caym streckte seine Hand trotz der Schmerzen aus und rief laut „Astaroth!“, als dieser fast da war, nur um ein helles Licht um sich herum zu sehen, während die Welt verschwamm. Mit einem lauten „NEEEEEIN!“, auf den Lippen, hörte er einen Schrei hinter sich und spürte, wie das Messer von seiner Kehle rutschte, während sich alles um ihn herum änderte…

Das Chaos ist der Feind jeder Planung - Teil 2

Astaroth stand ungläubig da und starrte auf den Fleck Erde, auf dem gerade eben noch Caym zum Greifen nah gewesen war. Er ignoriert die Schmerzen, die er auf seinem ganzen Körper spürte, die blutenden Schnittwunden, die ihn fast vollständig bedeckten, und versuchte die Wut noch halbwegs zu kontrollieren, während er so laut schrie, wie er konnte.

Die Engel, die konnten, waren alle weg. Zurück blieben nur die Verwundeten und Toten, doch dafür hatte er im Moment keine Augen. Diese verfluchten, verabscheuungswürdigen Engel hatten Caym mitgenommen, hatten ihn vorher verwundet, diese Missgeburten, die nie existieren hätten sollen. Jemand würde dafür mehr als leiden müssen. Wenigstens hatte der kleine Wolf seinen Wert bewiesen und denjenigen, der Caym das Messer an die Kehle hielt und mit ihm verschwand, gebissen.

„Sofort herkommen!“, schrie er niemandem Besonderen an, doch sein Nachrichtenoffizier kam sofort herbei gestürmt.

„J…Ja, Fürst Astaroth“, kam die kleinlaute Antwort mit zitternder Stimme.

„Ich will, dass ihr Forcas Truppen ausradiert und jeden Dämon umbringt, der es noch wagt auf seiner Seite zu kämpfen. Und was die Engel betrifft: Pfählt sie, spießt sie hier auf, damit sie nicht entkommen können und hier elendig verrotten. Diejenigen von ihnen, die etwas sagen, bekommen als Entlohnung einen schnellen Tod: Reißt ihnen das Herz heraus. Ich will wissen, wohin sie Caym – meinen Menschen – gebracht haben. Und wenn ihr das nicht herausbekommt, werde ich euch eigenhändig ausweiden.“ Seine Wut war so stark geworden, dass sie plötzlich Verstand zuließ. Er würde seinen Menschen zurückbekommen – koste es was es wolle.

Astaroth wollte sich schon dem ersten röchelnden Engel zuwenden, als er die unheimliche Stille bemerkte, die so gar nicht in den Schlachtlärm passte. Schnell drehte er sich um und starrte auf das Pferd, das so wie Hiuma aussah, nur mit einer etwas gelblicheren Flamme. Sitri war hier. Noch einmal schaute er sich um, und bemerkte, dass sein Pferd langsam zu ihm zurück trottete, und dabei ein Bein nachzog. Das musste versorgt werden, bevor er den Nachtmahr noch einmal genau erklärte, was er durfte und was nicht. Aber jetzt gab es wichtigeres.

Ein Knurren später war die kleine Ratte Sitri auch schon da und stieg von seinem Pferd, nur um gelassen festzustellen: „Die Schlacht ist beendet, Astaroth. Forcas wird für das hier seine Strafe bekommen. Und du solltest dich langsam wieder beruhigen – so ist es etwas auffällig, welcher anderen Rasse du noch angehörst.“ Der letzte Satz wurde schmunzelnd vorgetragen, woraufhin Astaroth fast explodierte.

„Sitri, wenn du mich nur verärgern willst, dann lass es lieber. Sag mir, was das alles sollte, bevor ich dich eigenhändig erledige, bevor du auch nur blinzeln kannst“, fauchte er, während er jede Etikette völlig missachtete.

„Ich werde dir diese Unhöflichkeit noch einmal durchgehen lassen, weil Du offensichtlich nicht ganz bei Sinnen bist. Forcas hat schon seit längerer Zeit versucht die Anweisungen des Satans dich betreffend zu umgehen – und dafür Engel zu benutzten. Er hat die Schwachstellen in der Energie ausgenutzt und sie angelockt. Jetzt haben wir den Beweis und er wird dafür mit Konsequenzen rechnen müssen. Und was dich angeht:“, Sitri machte dabei kurz Pause und legte den Kopf etwas schief, bevor er fort fuhr: „Sei froh, das du deine Schwachstelle losgeworden bist.“

Astaroth riss die Augen auf, und wollte zu Sitri stürmen, doch zwei seiner Generäle hielten ihn an den Armen zurück. Er war noch zu geschwächt durch die ganzen Wunden, wollte aber trotzdem umfahren, zitterte am ganzen Leib vor Wut. Wer wagte es, ihn zurückzuhalten? Doch dann flüsterte ihm einer der Generäle etwas zu: „Fürst, einer der Engel hat sofort geredet. Sie haben euren Menschen in die Menschenwelt verschleppt, und wollten ihn dort von Menschen verurteilen lassen – zum Tode. Und wenn ihr Sitri jetzt angreift, dann könnt ihr ihm nicht mehr helfen.“ Diese Worte von Belial, der er immer hatte vertrauen können, beruhigten ihn etwas.

„Lasst mich sofort los!“, knurrte er seine Untergebenen trotzdem an, die seinem Befehl auch sofort Folge leisteten.

„Und jetzt zu EUCH, Lord Sitri. Ich bitte um Zugang zu dem Portal, von dem gemunkelt wird, dass ihr es habt. Dann vergesse ich all das, was ihr hier veranstaltet habt.“, presste Astaroth zwischen seinen Fangzähnen hervor, während er sich schnaubend bemühte möglichst höflich zu bleiben.

„Mein lieber Astaroth – Kannst du dich noch daran erinnern, was ich dir gesagt habe? Ich werde dir eine Bitte abschlagen und dafür Sorgen, dass sie dir nie erfüllt wird. Jetzt ist der Moment, an dem sich deine Unhöflichkeit rächt. Sei froh. Du bist dieses Ungeziefer los und deine Schwäche wird schon noch vergehen. Ich hätte nie gedacht, dass gerade Du dich so in deinen Gefühlen verlieren könntest.“, mit diesen Worten drehte sich Sitri um und sprang auf seinen Nachmahr. „Sei froh, dass ich so viel Verständnis für dich habe.“, rief er noch im Galopp nach.

„DU. DU. Das wirst du mir büßen Sitri. ICH werde das sicher nicht vergessen.“ Wutentbrannt drehte sich Astaroth um und rammte sein Schwert in den nächstgelegenen Engel und drehte es mit einem wütenden Knurren.

„Sorgt dafür, dass jeder einzelne von diesen Engeln so viel leidet wie nur möglich. Und ich will dass alle, die sich in meinem Reich mit Magie näher beschäftigen, sich schnellstmöglich in meinem Palast einfinden. Und wenn einer von Forcas Leuten angetroffen wird: Tötet ihn langsam und schmerzvoll. Die, die überlaufen, werden geschont. Ich will außerdem Attentäter, die Forcas Tag und Nacht quälen.“ Die Generäle nickten nur schweigend.

Er sah noch einmal auf seine anderen Untergebenen, die zum Teil förmlich zitterten und ihn ungläubig anstarrten, pure Furcht in ihren Augen. Viele hatten ihn noch nie in dieser Form gesehen, aber es war ihm egal.

Mit einem lauten Knurren ging er zu seinem Drachen und machte sich auf den Weg zu seinem Palast. So würde das ganze sicher nicht enden…
 

Noch immer flackerte die Welt um ihn herum, während ihm fast schlecht wurde und sein Magen sich leicht drehte, doch mit einem kurzen Lichtblitz wurde plötzlich alles wieder klar. Er starrte fassungslos auf die jetzt so anders aussehende Umgebung: Grünes Gras, rundherum Bäume mit brauner Rinde und grünen Blättern.

Doch bevor er sich noch viele Gedanken darüber machen konnte, erinnerte er sich wieder an den lauten Schrei, und bemerkte, dass er noch immer da war und der Griff um ihn sich gelockert hatte. Das Messer war nicht mehr an seiner Kehle.

Kurz entschlossen holte er mit seinem Ellbogen aus und rammte ihn dem Engel hinter sich in den Magen, nur um dann schnell davon zu stolpern, während er die Schmerzen in seinem Bein fast nicht mehr spürte. So schnell er konnte, rannte er humpelnd davon, drehte sich um und blieb bei dem Anblick wie erstarrt stehen.

Ezekiel zerrte an Aki, der sich im Unterschenkel des Engels verbissen hatte, und schrie dabei immer wieder: „Verfluchtes Dämonenpack!“, bevor er mit dem Dolch ausholte. Caym riss die Augen auf und rief entsetzt: „AKIIIII!“, doch der Wolf war schon aus der Bahn gesprungen und wich fauchend und knurrend zurück – in Richtung Caym.

Jetzt fand der Blick des Engels, der sich mit einer Hand die blau blutende Wade hielt, ihn. „Du hast diesmal Glück, aber glaube nicht, dass du so davon kommst. Die uns treuen Menschen werden dich schon noch finden und bestrafen, dich Verräter und Liebling der Dämonen und Liebhaber von Astaroth.“, hallte die Stimme durch die Lichtung, auf der sie sich gerade befanden. Das Blut tropfte langsam auf die Erde und färbte das Gras mit einzelnen Tropfen unnatürlich blau.

Caym starrte den Engel mit weit aufgerissenen Augen fassungslos an. „WAS?“, schrie er ungläubig heraus. „Lieb…LIEBHABER?“, stotterte er weiter. Der Engel musste den Verstand verloren haben.

„Inzwischen…Inzwischen weiß wohl jeder in der Dämonenwelt und auch in der Engelswelt von dir. Und in der Menschenwelt werden sie dich auch bald jagen – dafür werden wir schon mit unseren Verbündeten sorgen.“, sprach Ezekiel noch einmal, bevor er seine Flügel ausbreitete und in einem gleißenden Licht verschwand – nicht ohne noch einmal über den furchtbaren Wolf zu fluchen.

„Liebhaber?“, murmelte Caym verwirrt, während er Aki anstarrte. „Das…wie kommen die nur auf…auf so eine Idee?“ Er fiel recht unsanft auf die Knie, als seine Beine ihren Dienst versagten, während er die Umgebung anstarrte, in der er jetzt war: Eine große gelbe Sonne, normales Gras, normale Bäume. Er strich mit seinen Händen über das so lebendige Grün unter sich. Fast verwirrt schaute er auf seine Hand, als er die einzelnen Tränen bemerkte, die darauf tropften. Wieso weinte er? Mit leicht verschwommenem Blick rieb er sich die Augen, starrte auf seine Hände, bevor er vornüber fiel, seine Arme den Boden berührten und er anfing zu weinen. Jetzt konnte er sich nicht mehr zurückhalten.

Zu Hause. Er war zu Hause nach all dem, was er erlebt hatte. Endlich sein Ziel erreicht. Endlich. Doch da war etwas, was an ihm nagte, was seine Freude trübte. Immer wieder erschien das Bild der beiden fast sehnsüchtig starrenden tiefroten Augen, die so unverrückbar auf ihn fixiert waren, die das letzte waren, was er in der Dämonenwelt gesehen hatte. Je mehr er sich konzentrierte, je mehr er der Erinnerung zu entfliehen suchte, umso deutlicher wurde jetzt Astaroth, wie er sich durch das Engelsheer gekämpft hatte, von Wunden übersäht. Ob er noch lebte? Astaroth konnte doch nicht tot sein, trotz all der Wunden.

Caym schüttelte den Kopf. Er war wieder in seiner Welt, wieso dachte er jetzt daran? „Wieso nur“, flüsterte er. „Wieso nur…ich sollte alles vergessen.“, versuchte er sich selbst zu überreden und die Bilder in seinem Kopf zu ignorieren. Er wischte sich mit dem Hemd die Augen trocken, bevor sein jetzt klarer Blick auf Aki fiel, der ihn anstupste und zwitscherte. Aki, den er von Astaroth bekommen hatte, Aki, der ihn genauso wie der Dämon beschützt hatte.

Nichts würde je wieder so werden wie früher, gar nichts. Akis weiches Fell war beruhigend unter seinen Fingern, die den Wolf unbewusst angefangen hatten zu streicheln. Es war so beruhigend.

Mit einem lauten Seufzer und noch immer verschwommenem Blick fasste Caym einen Entschluss: Er musste herausfinden, wie es Astaroth ging, bevor er all das ruhen lassen konnte. Er schuldete seinem Dämon viel, trotz allem. Und das was der Engel gesagt hatte, war wie immer nur gesagt worden, um ihn zu reizen, da war er sich sicher. Doch das Wort „Liebhaber“ nagte an ihm. Wirkten sie so auf alle anderen? Aber er war jetzt zu Hause und konnte hier bleiben, war nicht mehr der Gefangene eines Dämons.

„Komm Aki“, forderte Caym seinen Wolf, seine Verbindung zum Dämonenreich, auf, während er mit einem Seufzer aufstand und loshumpelte. Seine Wunde schmerzte leicht, doch das musste er ignorieren. Nach ein paar Metern fand er im Wald einen geeigneten Ast, den er als Stütze nehmen konnte. Das war schon weit besser und zumindest ein hinreichender Ersatz für seinen Stock, den Astaroth ihm geschenkt und die Engel ihm aus den Händen geschlagen hatten.

„Und wo ist jetzt zu Hause?“, frage er sich selbst laut, woraufhin er ein aufgeregtes Fiepen hörte. „Nicht DAS zu Hause…ich meinte dort, wo ich in der Menschenwelt zu Hause war…bin.“, verbesserte er sich selbst und wunderte sich schon gar nicht mehr, warum er mit Aki redete. Dieser starrte ihn kurz aus seinen schwarzen Kopfaugen an und legte seinen Kopf schief, bevor er davon trabte. Ob das Wölfchen ihn verstanden hatte? Selbst wenn nicht, so war die Richtung sicher genauso gut wie jede andere. Und so folgte er dem nicht mehr wirklich kleinen Fellknäuel…

Der Wald war schnell zu Ende und er fand sich vor einer Art Straße wieder. Aki hatte ihn zielsicher aus dem Meer von Bäumen manövriert und sprang mit wedelndem Schwanz weiter, blieb immer wieder stehen und wartete auf Caym, um dann wieder vorzupreschen.

Nach ein paar Minuten auf der Straße kam ihnen ein älterer Mann entgegen, der auf einem Esel „ritt“. Er musste ein Bauer sein, denn sonst benutzte keiner diese störrischen Tiere. Caym seufzte und rollte mit den Augen, als Aki vor den Esel sprang und knurrte, woraufhin der Esel starr stehen blieb und ein paar Schritte zurück wich. Der Bauer fluchte sehr ausführlich, bevor er abstieg und mit seinem Stock, mit dem er den Esel angetrieben hatte, ausholte.

„HALT!“, rief Caym ohne großartig zu überlegen. Der Stock blieb mitten in der Luft stehen und der Besitzer schaute Caym erstaunt an.

„Wat soll dat men Jung? Dat is ne Bestie, wat soll dat?“, fragte der Bauer mit einem Dialekt, den der Sohn des Grafen nur zu gut kannte. Konnte das sein?

„Askavi…komm her! Wo bin ich hier?“, erkundigte er sich, nachdem Aki sofort zu ihm zurück gesprungen war.

Der Bauer sah ihn verwirrt an und beäugte ihn kritisch, beantwortete aber dann doch die Frage: „Dat is Sibu. Wat haste den gedacht? Un wat bist du für ener?“ Bei der letzten Frage schien der Blick bei Cayms Hals hängen zu bleiben. Unbewusst fuhr er mit einer Hand hoch und spürte das Halsband, das dort schon seit Wochen prangte. Das hatte er fast vergessen, doch wie sollte er das erklären? Er konnte das Ding nicht selbst abnehmen und er bezweifelte, dass es sich überhaupt abnehmen ließ, aber das wollte er auch nicht wirklich. Dieser letzte Gedanken riss ihn aus seinen Überlegungen und er schüttelte sich. Das war falsch, so falsch, und er musste noch immer herausfinden, wie er nach Hause kam.

„Und wo ist Graf Duncans Anwesen von hier aus gesehen?“, lenkte er sich mit der Frage ab, die er dem Bauern stellte.

Dieser beantwortete sie auch gleich, während er immer eindringlicher auf das Halsband zu starren schien: „Dat is die Straß in die Richtung lang, nich weet“, dabei zeigte er mit der Hand in eine Richtung, bevor er die Augenlider etwas senkte und fort fuhr: „Un wat is dat an denem Hals?“

„Das…Das ist nichts. Danke für die Auskunft. Ich muss schnell weg.“, antwortete er schnell und drehte sich in die angezeigte Richtung, um so schnell davon zu humpeln, wie er konnte. Aki knurrte einmal laut in Richtung Bauer und schon hörte Caym diesen fluchen: „Bestie dat! Bleb stehn, du dumm Esel! Bleb enlich stehn!“

Dafür, dass die Stimme sich schnell von ihm entfernte, war er sehr dankbar. Er seufzte erleichtert und schaute Aki an. Amüsiert sprach er zu dem kleinen Wolf: „Danke, Du kleine Bestie, Du.“, bevor er laut zu lachen anfing und Aki ihn mit dem Kopf stupste. „Jaja, ich lasse das schon. Gehen wir weiter.“, sagte er mit besserer Laune und humpelte auf dem Stock weiter, bis er plötzlich stehen blieb.

Eigentlich humpelte er doch wegen der Wunde an seinem Bein, die er bisher völlig ignoriert hatte. Er riss die Augen erstaunt auf. Wie dumm konnte er nur sein? Schnell bückte er sich, sah sich um, und zog dann die Hose herunter. Seine Augen folgten seinen Fingern, die langsam auf die Wunde wanderten, die mit einem feinen silbernen Gespinst überzogen war und keine Spur von Blut aufwies. Das war wirklich merkwürdig, denn genau dieses Netz hatte er schon bei seiner damaligen Verletzung gesehen. Seine Finger fuhren vorsichtig über die Wunde, die nicht einmal dabei schmerzte, nur um dann schnell die Hose zu ergreifen und wieder hochzuziehen.

„Das…kann doch nicht sein…oder? Asta…Astaroth…was ist das nur?“, fragte er kopfschüttelnd den Dämon, der für all das verantwortlich war, und gerade jetzt nicht da war. Wie es ihm wohl ging?

Doch das waren alles müßige, unsinnige Gedanken, die er jetzt nicht brauchte. Entschlossen stützte er sich auf den Stock und ging weiter, folgte der ausgetretenen Straße. Er musste nach Hause, er musste aber vorher noch etwas finden, um das Halsband zu verdecken.
 

Der Stoff kratzte ein wenig, aber was wollte man auch von einem Leintuch erwarten, dass Aki freundlicherweise zerrissen hatte? Er zupfe den improvisierten Schal zu Recht, und fuhr vorsichtig mit seinen Fingern den ganzen Hals entlang, damit nichts von dem Halsband zu sehen war.

Nach einem langen Marsch und einer kurzen Pause, kam er seinem früheren, oder besser: richtigen zu Hause wieder näher. Die Landschaft hatte sich zusehends geändert und jetzt waren die ihm bekannten Felder und die gelegentlichen Scheunen sehr gut erkennbar. Schritt um Schritt näherte er sich dem Sommeranwesen seines Vaters, aber irgendwie fühlte er sich dabei nicht wirklich wohl. Sein Magen knurrte, doch er hätte sich nicht getraut etwas zu essen, so unwohl war ihm zu Mute.

Als er die ersten Gebäude – die altbackenen Bauernhäuser, die zum Anwesen gehörten – sah, atmete er einmal tief durch und seufzte. Zu Hause. Was ihn wohl erwarten würde?

„Sir Caym?“, hörte er eine erstaunte Stimme rufen und sah im nächsten Moment einen Wachmann, der auf ihn zu kam und ihn durch zusammengekniffene Augen betrachtete. Seine grüne Uniform mit dem silbernen Bären als Emblem, die Pike in der Hand und der silberne Helm waren eindeutig. Er war einer der Männer seines Vaters. „Sir, was macht ihr hier draußen? Seid ihr wieder gesundet?“, setzte der Mann erstaunt fort.

Caym starrte ihn verwirrt an: „Gesundet? Wieso gesundet? Ich war doch nie krank…“, fing er an, doch der absolut erstaunte Blick des Wachpostens ließ ihn stoppen. Was war hier erzählt worden, als er weg war?

„Aber Sir, ihr wart doch schwer krank. Ich glaube, ich muss meinen Vorgesetzten holen.“, murmelte der Mann jetzt nur hilflos, verbeugte sich und ließ Caym verdattert zurück.

„Äh…was sollte das jetzt?“, fragte Caym niemandem im Besonderen. War das die „offizielle“ Version, was mit ihm während der ganzen Zeit passiert war?

Langsam setzte er sich wieder in Bewegung, und humpelte ohne zu warten, in Richtung Hauptgebäude. Doch lange dauerte es nicht, bis der ihm nur zu bekannte Vorgesetzte des Wachmanns alleine auf ihn zukam. Die kurzen schwarzen Haare, die immense Größe, der kräftige Körperbau und diese intelligenten, stechenden Augen gehörten eindeutig Lakur, der ihn auch schon in Schwertkampf und an den Messern unterrichtet hatte.

„Sir Caym, ihr seid endlich wieder da.“, sagte Lakur und klang dabei erleichtert, klopfte Caym kurz auf die Schulter. „Der Graf hat sich große Sorgen gemacht Sir Caym. Er ließ ein paar Eingeweihte, Vertrauenswürdige überall nach ihnen suchen, hat dabei aber darauf geachtet, dass niemand davon erfuhr. Alle dachten, dass Sie krank wären.“, erzählte ihm sein ehemaliger Lehrer.

Caym schüttelte nur den Kopf. „Du weißt genau, dass ich diese…förmliche Anrede nicht ausstehen kann, Lakur. Und seit wann bin ich weggelaufen? Ich…“, entgegnete er, während er den Angesprochenen anschaute und stoppte, als Lakur die Augenbrauen hochzog.

„Ihr wisst genau, dass ich Euch mit eurem Titel anreden muss. Ihr sollt nicht weggelaufen sein? Wo wart ihr dann? Aber das ist nebensächlich. Der Graf hat angeordnet, dass er euch sofort sehen will, wenn ihr gefunden werdet.“, stellte Lakur fast trocken fest, bevor dessen Blick auf Askavi fiel, der schon die ganze Zeit seine Zähne fletschte. Ein Schwert surrte aus seiner Scheide, bevor der Hauptmann der Wache fast aufgeregt: „Sir Caym, geht weg von dieser Bestie!“, rief, und vorstürmen wollte.

„Halt!“, schrie Caym schon fast genervt, und stellte seinen improvisierten Stock vor Aki, bevor er selber langsam vorhumpelte. „Was soll denn…das? Muss denn jeder denselben Schwachsinn anstellen?“, seufzte er leise. „Das ist mein ‚Hund’, also keine Gewalt gegen den kleinen, unschuldigen ‚Freund des Menschen’.“, log er ohne jegliches Schuldbewusstsein. Irgendwie war Aki ja vielleicht eine Art ‚Hund’.

Und schon wieder dieses merkwürdige Missverständnis. Vielleicht war ein Wolfsdämon doch ein wenig auffällig, aber Aki konnte er nie und nimmer zurücklassen.

„Aber dieser ‚Hund’ hat rote, extrem lange Zähne und er wirkt mehr als gefährlich. Besser ein Tollwütiges Tier gleich töten.“, entgegnete Lakur verwirrt, ließ sein Schwert aber sinken.

„Das…Das…äh…das ist nur…wegen einer Krankheit, die er hatte. Alles ganz harmlos.“ Krankheit war das erste was ihm eingefallen war – nicht zuletzt wegen der Behauptung, er selber wäre krank gewesen. „Und jetzt bring mich zu Vater.“, fügte er noch hinzu, um die Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu lenken. Wenn jemand anfing nachzufragen, dann würde er irgendwann in Erklärungsnot geraten.

Wie sollte er das alles nur seinem Vater erklären? Und Atris…Er knirschte mit den Zähnen und folgte Lakur, der nach einem Nicken sein Schwert wieder in die Scheide gleiten ließ und in Richtung Haupthaus ging. Lakur drehte sich immer wieder um, um unsicher einen Blick auf den ihm wohl suspekten Wolf zu werfen.

Alles sah wie immer aus. Sie kamen an zwei „Bauernhäusern“ vorbei, bevor linkerhand die Barracken und Gebäude der Wachmannschaft zu sehen war – alles recht unspektakulär und in Brauntönen gehalten. Geradeaus sah Caym den großen Bibliotheks- und Schulkomplex, und rechts lag das reinweiße Haupthaus. Er zitterte bei diesem Anblick leicht, ging aber scheinbar unberührt weiter. Irgendwann musste er sich dem stellen. Die große, schwarze Eichentür des Haupthauses öffnete sich, und gab den Weg in den Vorhof frei, in dessen Mitte das eigentliche Gebäude stand. Das andere war lediglich ein Verteidigungswall, der den unwissenden Betrachter täuschen sollte.

Er biss die Zähne zusammen, und flüsterte ganz leise: „Aki...bitte nicht knurren oder Zähne fletschen oder sonstiges…bitte.“ Hoffentlich hielt sich der Wolf daran. Normalerweise verstand dieser ihn immer erstaunlich gut, und er wollte seinen kleinen Gefährten auf keinen Fall verlieren, weil sein Vater in ihm eine Bedrohung oder etwas „Unpassendes“ sah. Die eigentliche Tür – ganz aus Eisen geschmiedet – schwang auf, und Caym versuchte den Kloß in seinem Hals herunterzuschlucken, bevor er eintrat ein.

Währenddessen hörte er nur leise hinter sich: „Sir Caym, ihr kennt den Weg. Ich werde hier draußen warten.“

Er wunderte sich noch kurz darüber, dass Lakur nicht mitkam, doch als er die Stimme seines Vaters aus dem großen Zimmer hörte, verflogen all diese Gedanken. Das letzte Mal hatte ihm Graf Duncan, sein Vater, angedroht, ihn mit einer Herzogstochter aus einem Nebenkönigreich zu verheiraten, wenn er weiter so rebellisch wäre. Natürlich hatte er sich geweigert, und war wütend aus dem Haus gerannt. Was danach folgte, war seine Gefangenschaft bei Astaroth. Irgendwie ein sehr makaberer Scherz der Schicksalsgötter. Einen Partner abgelehnt, dafür einen anderen bekommen.

Seine Mutter hatte unter so einer adeligen Zwangsheirat so lange gelitten, bis sie sich selbst das Leben nahm. Er würde sicher nicht so enden, auch wenn die Realität verlangte, dass er aus politischen Motiven jemanden heiraten musste. Wieso sollte er sich zwingen lassen, jemanden zu heiraten, den er nicht kannte, für den er nichts empfand? Nur weil er als Grafensohn geboren wurde, musste er leiden? Nur um das gesellschaftliche Ansehen zu erhalten, die Macht zu erhalten?

Selbst Astaroth war nachsichtiger gewesen und hatte sich alles andere als um sein Ansehen gekümmert. Immer wieder hatte Caym die verächtlichen Blicke vieler Dämonen gesehen. Auch wenn sein Dämon ihn gezwungen hatte, so hatte er doch erstaunlich viel Rücksicht auf ihn genommen – besonders wenn man bedachte, wie Dämonen eigentlich sein sollten. Astaroth war nicht schlecht oder böse…

Er schüttelte den Kopf und vertrieb diese dummen Gedanken, während er durch den Türknauf herunter drückte. Wieso nur nahm er den Dämon in Schutz? Das passte nach all dem, was er durchmachen musste, nicht, nach all dem, was ihn der Dämon angetan hatte. Vergaß er denn, dass dieser ihn ohne seine Zustimmung zu DEM gezwungen hatte? Aber andererseits wollte ihn Astaroth unbedingt, verletzte ihn nicht mehr wirklich, sorgte eher noch für seine gute Laune. Wie es dem Dämon jetzt ging? Wieso wanderten seine Gedanken immer wieder dorthin? Doch das war jetzt alles nebensächlich – er war zu Hause.

Kaum hatte er die Tür geöffnet, waren alle Augen auf ihn gerichtet und seine Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf die Anwesenden.

„Ca…Caym?“, kam die erstaunte Frage seines Vaters, der ihn überrascht anstarrte, während er noch immer hinter dem großen braunen Holztisch saß, auf dem sich die Unterlagen stapelten. Der Raum war wie immer spärlich eingerichtet, nur ein paar einfache Sessel, zwei Regale und ein paar Wandteppiche sorgten für Ablenkung von der Leere, die hier herrschte.

Das Aussehen der grünen Augen hatte er fast vergessen, obwohl sie doch seinen so ähnlich waren. Die große Narbe über einem Auge erinnerte an irgendeine Schlacht, und die blonden Haare, die fast dieselbe Farbe wie die von Atris hatten, ließen ihn kurz die Fäuste ballen.

Atris, dieser Schuft, dem er all das zu verdanken hatte und der ihn jetzt ungläubig und verwirrt anstarrte, während er neben dem Tisch stand. Offensichtlich hatte er die beiden bei einer Unterredung gestört.

„Ich…ich…gehe jetzt. Draußen…“, murmelte Atris, und stürmte schnell an ihm vorbei, aus dem Zimmer hinaus, während er jeden Blickkontakt vermied.

„Du bist zurück?“ Das klang nicht wie sein Vater. Caym schaute ihn verwirrt an, als Duncan trotz seines Bierbauchs erstaunlich grazil aufsprang, den Tisch umrundete und ihn schließlich umarmte. „Endlich bist du wieder da.“, setzte der Graf fort, während Caym wie versteinert dastand. War er in einer anderen Welt gelandet? Das hier passte einfach nicht, wirkte falsch. Oder war das jetzt seine Entschädigung für die Zeit in der Dämonenwelt? Schließlich konnte wohl alles möglich sein, wenn schon Dämonen und Engel existierten.

Doch ein harter Schlag in sein Gesicht riss ihn aus diesen Betrachtungen. Er schaute verdutzt zu seinem Vater, dessen Hand sich gerade wieder an die Seite legte, und hielt sich die brennende Wange. „Was…Was sollte das?“, fragte er jetzt wütend. Irgendwie schien das wohl doch die richtige Welt zu sein.

„Was das sollte? Weißt du welche Sorgen ich mir um dich gemacht habe?“, fing der Graf an, und stoppte wohl wegen des ungläubigen Blicks den Caym ihm entgegenbrachte. „Ich bin dein Vater, trotz allem. Ich habe dafür gesorgt, dass nur die absolut Vertrauenswürdigen darüber Bescheid wussten, dass du weggerannt bist; alle anderen glauben, dass du krank warst. Damit dürfte dein Ruf unbeschadet bleiben.“

„WAS? Alles was dich interessiert ist DEIN Ruf, oder? Ich werde geschlagen für etwas was ich nicht getan habe! Und du nennst dich meinen Vater? Seit wann warst du das jemals? Tu dies, tu das, heiraten die, lass das, verbessere dich dort. Immer nur ist dein Interesse an mir, dass ich dein Nachfolger werde und ein möglichst gutes Bild auf dich werfe. Dich interessiert doch nur das, und dass Atris alles bekommt, was er will. Und das nimmt er sich sowieso...“, fauchte Caym jetzt förmlich, und wedelte mit den Händen in der Luft. „Ich bin nicht weggelaufen – wieso auch? Glaubst du ich hätte das nicht schon längst getan, wenn ich gewollt hätte? Verdammt – glaub mir doch endlich einmal!“

„Lüg nicht, Caym. Deine Unhöflichkeit, und dass du jeglichen Titel ignorierst, reicht schon völlig. Ich bin nicht dumm, ich erkenne, dass du gegen mich rebellierst - mit allen Mitteln. Du hast Atris erzählt, dass du am liebsten von hier verschwinden würdest, und bist schlussendlich mit einer beträchtlichen Anzahl Goldmünzen auf und davon. Man hat die fehlende Kleidung auch bemerkt. Du hast wahrscheinlich schon alles aufgebraucht, und bist nur zurückgekommen, weil du sonst verhungern müsstest. Ehrliche Arbeit, mit Menschen zu Recht zu kommen, liegt dir nicht. Du bist ein egoistischer, verzogener Bengel. In Lumpen und mit einem verlausten Etwas kommst du hierher. Also sein ruhig und benimm dich endlich deinem Stand entsprechend!“, fuhr ihn der Graf an und ergriff ihn dabei an den Schultern, schüttelte ihn. War Atris dermaßen auf den Titel des Grafen aus, dass er ihn dermaßen diskreditieren musste?

„Ich bin nicht weggelaufen! Wieso glaubst du mir nicht, wenn du doch behauptest mein Vater zu sein? Weil Atris dir lieber ist? Weil du seine Mutter mehr liebst? Und lass mich endlich los!“, platzte es aus ihm heraus. Alles was sich so lange angestaut hatte, brach aus ihm heraus.

„Sei ruhig! Jetzt wo Rebecca endlich gesund ist, lasse ich dich so etwas nicht mehr sagen. Bist du weggerannt, weil sie gesund wurde? Weil du dann weniger Aufmerksamkeit bekommst? Du wirst auf jeden Fall keinen Schritt mehr ohne Überwachung gehen – Atris, Lakur oder sonst jemand Vertrauenswürdiger wird dich auf Schritt und Tritt überwachen, in der Nacht wirst du in dein Zimmer gesperrt, dass schon umgebaut wurde.“ Sein Vater ließ ihn los. Alles klang aus dem Mund des Grafen wie ein Urteilsspruch, nur war es die Verurteilung eines Unschuldigen. Keine Sympathie, kein Verständnis lag in der Stimme.

„Du…Du…hast mir noch nie zugehört. Verdammt noch mal. Selbst Astaroth war einsichtiger. Hör mir doch endlich ZU! Siehst Du nicht zufälligerweise einen Zusammenhang zwischen der Gesundung deiner ‚Geliebten’ und meinem Verschwinden? Frag doch mal deinen tollen Sohn, was das soll! Er hat mich verkauft wie Vieh, als ob ich nichts wert wäre! VERKAUFT! Verdammt…Verdammt…hör doch endlich auch auf mich. Hör auf mich!“, schrie Caym, während er Tränen unterdrückte und sich mit der Hand durch die Haare fuhr, sich dort verkrallte. Jedes Mal endeten die Gespräche in einem Kampf, den er verlor. Wieso nur war seinem Vater sein Bruder so viel lieber?

Doch die Antwort war nur ein eiskalter Blick, gefolgt von einer mindestens so gefühllosen Stimme: „Caym, ich habe genug von deinem Rebellentum. Du wirst der nächste Graf, und daran wirst du nichts ändern. NIE. Dein Neid auf Atris ist unausstehlich und ich werde mir deine Andeutungen und Beleidigungen meines Sohnes nicht mehr länger anhören. Geh jetzt! Draußen wartet sicher Atris, und wird dich überwachen. Du kannst deine Freiheit wiederbekommen, wenn du einsichtig bist, dich bei Atris entschuldigst, und der Hochzeit zustimmst. Das hast du dir selbst zu verdanken. Und jetzt geh…“ Damit drehte sich sein Vater um, und zeigte ihm die kalte Schulter, ignorierte ihn völlig.

„Du…Du…“, wollte Caym schon etwas entgegnen, schwang die Arme hoch, bevor er sie fallen ließ, und kopfschüttelnd nur fortsetzte: „vergiss es. Es hat sowieso keinen Sinn.“

Halb resignierend, halb wütend sagte er: „Wieso mache ich mir jedes Mal Hoffnungen, dass Du gerecht sein könntest…“

Damit wandte er sich um, und nickte Aki kurz zu, der die Zähne fletschte, bevor er hinter Caym her, aus dem Zimmer tapste. Kein weiteres Wort fiel zwischen ihm und seinem Vater.

Sobald er außer Sichtweite war, holte er aus, und schlug mit einer Handfläche kräftig gegen die weiße Wand, die durch die spärliche Beleuchtung dunkler aussah. Immer er. Er fühlte die Wärme, die sich dort jetzt ausbreitete und ihn ablenkte. Alles war genauso, wie er es hätte erwarten sollen. Sein Vater hatte immer Atris den Vorzug gegeben, hielt ihn für vertrauenswürdiger. Egal, es war alles besser als in der Dämonenwelt, in der ihn so gut wie jeder hasste, gefangen zu sein. Gut, Astaroth hasste ihn nicht, er sah ihn als Spielzeug, als was-auch-immer - er war sich einfach nicht darüber sicher, was er für ihn war. Damon war ihm dankbar und Navi ärgerte ihn gerne. Und da war natürlich auch Aki, der ihm immer folgte und an ihm hing. Wo war eigentlich der große Unterschied zwischen Dämonen und Menschen? Beide hatten Emotionen, beide konnten grausam sein. Dämonen waren etwas extremer in allem und sahen anders aus – aber sonst? Dämonen hassten Menschen, das war der große Unterschied.

Als er aus dem Haus kam, sah er Lakur und Atris leise miteinander reden, während sie beide nah an der Mauer standen. Wieder seufzte er. Eigentlich wollte er nichts mit seinem Halbbruder zu tun haben, aber Aki, der ganz leise fiepte, hatte wohl Hunger.

„Lakur, kannst du etwas für meinen kleinen ‚Hund’ zu Essen besorgen?“, fragte er hoffnungsvoll.

„Sir Caym, ich muss auf sie aufpassen – das hat der Graf schon kurz nach ihrem Verschwinden angeordnet.“, entgegnete ihm dieser.

Das hieß, dass sein Vater das schon vor längerer Zeit beschlossen hatte, denn Lakur hatte sicher nichts von dem Gespräch mitbekommen. Kein Wunder, dass er so stur blieb – einmal beschlossen, änderte der Graf seine Meinung kaum.

„Atris ist hier, du kannst also gehen. Bring mir bitte viel Milch für meinen ‚Hund’, wenn es sich auftreiben lässt.“, bat Caym mit knirschenden Zähnen. Sich selbst diesem Verräter Atris auszuliefern war ihm nicht geheuer, aber andererseits hatte er seinen Stock und Aki.

Mit einem kurzen Nicken verschwand Lakur, und Cayms Blick fiel auf Atris, der ihn anstarrte und immer wieder den Mund öffnete, wie um etwas zu sagen. Seine Augen schimmerten leicht, während der Kiefer leicht zitterte.

Caym atmete ein paar Mal durch, und schaute auf das grüne Gras zu seinen Füßen. Wenn er seinen Bruder jetzt sprechen hörte, wenn er ihn jetzt ansah, konnte er sich sicher nicht mehr zurückhalten. Atris war ein mieser, kleiner Verräter, der an allem Schuld war, schon immer alles bekam und sich jetzt auch noch alles nahm, was er wollte.

„Ca…Caym? Wo…wo warst du?“, hörte er seinen Bruder zitternd sagen.

Cayms Blick schoss hoch, und er starrte diese Mistkröte nur Momente an, bevor er auf ihn zustürmte, ausholte, und ihm eine schallende Ohrfeige verpasste. Seine Handfläche brannte wieder, doch das war ihm egal.

„DU Mistkröte! Die hier bekam ich von Vater, doch sie gehört dir. Du bist ein Aas, hältst mich auch noch für dumm, oder wie? Du bösartiges Etwas hast mich verkauft, verkauft an einen verdammten Dämon, in eine verdammte Dämonenwelt! Und versuch es erst gar nicht zu leugnen. Du kleine Mistkröte. Sei froh, dass ich ein netter Mensch bin und verschwinde aus meinem Blickfeld. Gesteh deinem Vater, was du getan hast, und ich werde mir überlegen, ob ich dir ein wenig verzeihe!“, schrie Caym heraus, während er immer wieder mit einer Faust gegen die Brust seines Bruders schlug, der wie erstarrt dastand, sich die Wange mit einer Hand hielt und Tränen zurückhielt. Die getroffene Haut verfärbte sich rot, genau wie die Handfläche, die sie geschlagen hatte.

„Aber…Aber ich habe doch nur das Richtige getan. Mutter lebt noch, sie ist gesund – und dir ist nichts passiert. Und ich bin niemand, der nichts fühlt. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht, habe Vater erzählt, dass du dem Druck nicht mehr standgehalten hast…“, fing sein Bruder an zu erzählen, worauf Caym wieder ausholte und diesmal die andere Wange schlug, während er vor Wut zitterte.

„DU…DU…“, schnaufe Caym und starrte Atris erbost an, schäumte fast. „Hast du deinen Verstand völlig verloren, du Vollidiot?“, schrie er jetzt, während er seine Hände zu Fäusten ballte, eine um den Stock herum, und sich dabei die Nägel in seine Haut bohrte. Sein Bruder starrte ihn nur zitternd an, und hatte die Augen wie zu einem Hundeblick verzogen. Nein, bei ihm würde das nicht funktionieren.

„Du hast mich an einen Dämonen verkauft, du Verräter. Ich dachte, du wärst mein Bruder, dabei bist du nur eine schmierige Mistkröte, die sowieso alles bekommt, und dann noch nur auf den eigenen Vorteil bedacht ist. Du…Du…Du hast keine Ahnung, wie es mir erging. Was hast du geglaubt, was Dämonen machen? Ein nettes Abendessen servieren?“, fauchte er förmlich, während er immer wieder nach vorne wippte, und seinen Arm wie zum Schlag hob. Sein Bruder zuckte jedes Mal zusammen und versuchte dem zu entkommen.

„Und erzähl mir nicht, dass du kleine Mistkröte irgendetwas davon für jemand anderen getan hättest. Du hättest dich selber opfern können, wenn du wirklich etwas hättest tun wollen. Aber nein, du musstest mich opfern, mich, der dir sicher nur im Weg steht für den Titel des Grafen. Du hättest nicht einmal einen Menschen opfern müssen. Als ob Dämonen Menschen als irgendetwas anderes als Abfall betrachten würden. Und dann hast du noch die Frechheit, die Dummheit, die absolute Arroganz, und sagst mir, dass du diese nette Lügengeschichte nur für mich erfunden hast? Du Vollidiot. Man sollte dir ein Gehirn verpassen. Wer hätte wohl mehr darunter gelitten, wenn raus gekommen wäre, dass DU mich an einen DÄMON verkauft hast. Hm? Hm? Ich glaube die Frage ist nicht mal zu schwer für dich. Selbst Dämonen sind noch netter als du, du, mit deiner unehrlichen, falschen Art. Du betrügst, belügst und verkaufst die, die dir nahe stehen. Du bist widerlich.“, schloss Caym seinen Monolog ab, und wollte sich umdrehen, um seinen Bruder nicht noch einmal zu schlagen. Hoffentlich blieb er jetzt ruhig, verschwand aus seinem Leben.

„Wo…Woher weißt du das überhaupt alles, Caym? Ich wollte wirklich nichts Böses – ich dachte doch selber nicht, dass alles funktionieren würde. Und Salome hat mir versichert, dass ein Opfer in gleichem Wert der Bitte abgegeben werden muss. Salome sagte auch, das man sich nicht selbst opfern kann – und hätte ich Mutter mit meinem Verschwinden geholfen? Nein. Ich musste dich opfern. Dein Verschwinden mit deinem Wegrennen zu erklären, hat Vater sicher zum überlegen gebracht, ob er dich nicht gut genug behandelt. Und Mutter hat dich auch immer gut behandelt, es war zu deinem Besten.“, sagte Atris jetzt recht leise, während er Caym eindringlich anstarrte, und ihm die Hände auf die Schultern legte.

Caym explodierte fast vor Wut, holte mit seiner Faust aus, und schlug sie seinem unausstehlichen Bruder auf die Brust, woraufhin dieser nach hinten stolperte, und auf seinen Allerwertesten fiel. Wie dumm konnte man sein?

Jetzt stand er wütend über seinem Bruder, die Faust noch geballt, und hielt sich mühevoll zurück, Atris nicht auch noch zu treten. Er hörte irgendwo Aki knurren, sagte nur kurz: „Nein Askavi. Das ist meine Sache.“, bevor er seinen Stock neben dem Kopf seines Bruders in die Erde rammte. Jetzt schwieg Atris und schaute ihn immer wieder kurz an, nur um bei dem ersten Blickkontakt die Augen wieder abzuwenden.

„Du…DU…ZU MEINEM BESTEN? Sei froh, dass ich zu freundlich bin. Jeder andere hätte dich längst umgebracht – und das hättest du auch wahrlich verdient, du kleine Mistkröte. Nein warte, eigentlich ist das eine Beleidigung für alle Mistkröten. Was für ein Aas bist du? Zu meinem Besten? Du meinst mich zu verkaufen, weil dir irgendjemand das gesagt hat, ist in Ordnung? Das ist deine Mutter, also hättest du dich schön brav selber opfern können. Wenn du schon jemand anderen dabei hattest, hättest du sie alles erledigen lassen können. Du kleines Aas hast keine Ahnung davon, was ich alles durchmachen musste. Zu meinem Besten… Was für ein Schwachsinn. Verdammt, denkst du auch einmal über das nach, was du sagst? Du bist widerlich, absolut widerlich. Und dumm, dumm bist du dazu auch noch. Was glaubst du, wer wohl der Graf wird, wenn ich weg bin, und wie es jemandem hilft, wenn man den Grafen erpressen kann? Aber wozu sage ich das überhaupt? Zu meinem Besten? Ein Gefangener, ein Spielzeug eines Dämons zu sein war noch die nette Variante. Eigentlich hassen sie Menschen wie die Pest und ich wäre gestorben, hätte er nicht irgendwas an mir gefunden…hätte er mich nicht ins Herz…hätte er nicht…“ Caym stoppte schnaufend, und trat seinen Bruder jetzt doch kurz in die Seite und schob den Schal kurz von seinem Hals. Atris starrte das Halsband mit schreckgeweiteten Augen an. Das Zeichen war ihm wohl bekannt.

„Da! Siehst du das, du durchgedrehtes Aas? Du hast keine Ahnung…keinen blassen Schimmer, verdammt. Und dabei war Astaroth noch nett zu mir, hat mich nicht einfach irgendjemandem ausgeliefert – im Gegensatz zu dir. Er hat mich nicht im Stich gelassen, hat mich niemandem ausgeliefert, obwohl es ihm große Vorteile gebracht hätte. Du bist mehr Dämon als er, du kleines Aas. Und jetzt will ich, dass du mich zu dieser Salome führst, sonst werde ich Aki hier“, dabei zeigte er auf seinen Wolf, „sagen, dass er sich nicht mehr zurückhalten muss.“ Er war zwar wütend, hätte seinen Bruder aber nie getötet, aber das musste dieser nicht wissen. Atris konnte ruhig leiden, sehr leiden, und diese Salome schien zu wissen, wie man Dämonen rief. So konnte er vielleicht einen kurzen Blick auf Astaroth werfen, um zu wissen, ob er noch lebte. Das war er ihm schuldig. Sein Dämon hatte ihm so oft das Leben gerettet…

„Und du wirst deinen Mund halten, aber das kannst du sowieso sehr gut.“ Mit diesen Worten zupfte er sich den improvisierten Schal zu Recht, bevor er seinem Bruder noch einen fast sanften Tritt in die Seite verpasste, und fort fuhr: „Und jetzt steh auf, und sag Lakur, dass du mir etwas zeigen willst. Dann gehen wir zu Salome, und du hast kein Einspruchsrecht dabei!“

Damit sah er seinen Bruder noch einmal an, der auf dem Boden lag und ihn anstarrte, als wäre die ganze Welt zerbrochen. Woher kannte er nur das Gefühl?

„Aber, aber ich kann dich nicht zu ihr bringen. Sie wollte absolute Verschwiegenheit.“, stotterte der noch am Boden liegende.

Caym ergriff den Stab wieder, der in Boden steckte, und zog ihn mit einem Ruck heraus, worauf Atris zusammenzuckte und schnell nach hinten rutschte.

„Du…wirst mich zu Salome…bringen.“, stellte er nur noch kühl fest. Sein Bruder war nicht einmal eine Emotion wert.

„Caym…es…es tut mir leid?“, murmelte Atris leise, während Caym ihn schon gar nicht mehr anschaute, sondern auf die sich langsam nähernde Figur starrte. Lakur kam wieder zurück, und hatte einen großen Trinkbeutel in der einen Hand, und einen der Übungsstäbe, mit denen er ihm den Schwertkampf beibrachte, in der anderen.

„Was ist hier los?“, hallte die Stimme des Hauptmanns in der jetzt fast unheimlichen Stille und löste so ein wenig die angespannte Lage.

„Nichts. Atris…ist nur gestolpert.“, antwortete Caym trocken, und blickte auf seinen Bruder, der jetzt aufstand, und sich fast vorsichtig seine Kleidung abklopfte.

„J…Ja.“, stotterte dieser, und starrte Aki furchtsam an, bevor seine Augen auf Caym fielen. „Und ich will Caym etwas zeigen…ich will es ihm alleine zeigen.“, setzte er unsicher fort.

Lakur schüttelte den Kopf und runzelte die Stirn. „Irgendetwas war hier los, ist hier los. Ich bin nicht dumm, aber ihr seid die Söhne des Grafen, und ich nur ein Untergebener. Aber eines:“, dabei schaute er erst Caym, und dann Atris genau an, „wenn einer dem anderen etwas antut, dann bekommt er es mit mir zu tun, verstanden?“ Lakur atmete einmal tief aus, bevor er Caym erst den Stab, und dann den Flüssigkeitsbeutel in die Hand drückte. Caym hatte den improvisierten Stock weggeschmissen, sobald er den Stab in der Hand hatte, der sich weit besser anfühlte, und eine Art schwarzen Griff mit Handschutz besaß. „Milch, und ein anständiger Stab für euch Sir Caym. Ihr humpelt.“, bemerkte Lakur fast nebensächlich.

Ein kurzes Nicken war die erste Antwort Cayms, bevor er leise: „Danke.“, sagte, den Beutel öffnete, und Aki trinken ließ, der auch sofort anfing zu gurren. Wie erwartet, öffneten sich die Augen und die Münder der beiden anderen Anwesenden schnell bei dem Geräusch, bevor sie sich wieder fassten. Doch noch immer war pure Verwirrung in den Gesichtern zu lesen.

„Ich werde jetzt gehen, und euch beide alleine lassen.“, kam es mit einer Verbeugung von dem Hauptmann, bevor dieser sich umdrehte und schnell ging.

Als er schließlich außer Hörweite war, und Aki genug getrunken hatte, befahl Caym Atris mehr oder minder: „Und du führst mich jetzt zu Salome.“, drehte sich um, und ging aus dem Vorhof des Haupthauses hinaus in die „Freiheit“.

„Warte Caym. Willst du dich nicht erst ausruhen, oder umziehen?“, schlug jetzt sein Bruder leise und mit fast sanfter Stimme vor, worauf Caym stehen blieb und seinen Bruder nur mit einem abfälligen Blick bedachte.

„Von DIR brauche ich keine Ratschläge, wir gehen JETZT zu dieser Salome. Danach kann ich mich ausruhen. Und jetzt geh endlich vor…zeig mir den Weg…und beeil dich.“, kam es wie selbstverständlich aus seinem Mund, während er den Stab ein wenig hin und her schwang, bevor er sich wieder darauf stützte.

Sein Bruder starrte ihn kurz an, öffnete den Mund, schloss ihn dann aber wieder ohne ein Wort herausgebracht zu haben. Atris schaute schnell weg, und rannte förmlich an ihm vorbei - hoffentlich in Richtung Ziel.

Das Chaos ist der Feind jeder Planung - Teil 3

Nach zwei Stunden anstrengendem Fußmarsch schmerzte langsam Cayms Schulter, die am meisten wegen der ungewohnten Bewegung litt. Gestützt auf den Stock war alles anstregender als er gedacht hatte. Die Welt um ihn herum bot einen entspannten, harmlosen und fast kitschigen Eindruck. Sanfter Wind wehte, das Gras war saftig grün, die Blumen in voller Blüte, und die erst vereinzelten Bäume, die sich immer wieder zu kleinen Wäldchen gruppierten, waren so gewohnt. Alles sah so harmlos aus, so anders als in der Dämonenwelt. Hier würde man sicher keine lebendigen Ranken finden, die einen festhielten. Er lächelte kurz bei dem Gedanken an das - warum auch immer.

Doch trotz all dem fühlte er sich unwohl. Jeder Blick auf seinen kleinen Wolf, war eine stete Erinnerung, jedes Ziehen im Bein brachte ihm die Bilder des besorgten Astaroths vor sein geistiges Auge. Immer wieder sah er den schwer verletzten Dämon, wie er auf ihn zustürmte und dabei nur ihn im Auge hatte.

Caym schüttelte den Kopf. Er driftete ab, wurde langsam wohl zu müde. Inzwischen waren sie wieder in einem der Wäldchen, in denen das Gehen noch anstrengender wurde. Jeder Schritt schien doppelt so schwer zu sein.

„Sind wir…bald da?“, stöhnte er halb, und wechselte den Stock in die andere Hand.

Ein Räuspern und eine ausgestreckte Hand, der sein Blick automatisch in die angedeutete Richtung folgte, beantworteten seine Frage. Dort stand ein kleines, noch leicht von den Bäumen verdecktes Haus auf einer Lichtung. Mit seinen braunen Wänden und dem grünen Dach wirkte es fast wie die natürliche Fortsetzung der Bäume, schwer zu erkennen und gut versteckt.

„Bitte, tu ihr nichts Caym.“, flüsterte plötzlich sein Bruder besorgt, als sie von der braunen Eingangstüre nicht mehr weit entfernt waren.

„Lass…mich einfach machen. Oder denkst du…denkst du ich wäre so wie du?“, stichelte Caym wütend, ohne sich umzudrehen. Seine Müdigkeit war allgegenwärtig.

Er öffnete die Tür mit einem Ruck, nur um in dem kleinen Haus eine weißhaarige Frau zu sehen, die er dumpf in Erinnerung behalten hatte. Das war die Frau, mit der Atris am Tag seiner Entführung unterwegs war. Irgendwo in der Nähe der Bibliothek hatte er die beiden gesehen. Das war also Salome. Er steckte seinen Stock in die Schlaufe, die auf seinem Gewand war.

„Atris…was…“, begann die Frau zu fragen, bevor sie die Augen vor Schreck aufriss, nach hinten wich und dabei ein paar Flaschen zu Boden warf, die auf einem Tisch gestanden hatten. Sie schnappte nach Luft, warf ihren Blick wie ein gehetztes Tier von einer Seite zur anderen, wie um einen Fluchtweg zu finden.

„Nein, Nein, Nein.“, stotterte sie nur, bevor sie zum Treppenaufgang rennen wollte, wo Aki sich aber blitzschnell postierte und knurrte. Mit einem Schrei und mit wie zur Abwehr nach vorne gestreckten Armen, wich sie wieder von dort zurück, und starrte schlussendlich Caym an.

„Was…Was wollt ihr?“, fragte sie zitternd, während sie Askavi immer wieder wie einen wahr gewordenen Alptraum anstarrte.

„Willst du nicht auch reinkommen, Atris…oder willst du mich hinterrücks niederschlagen und dem fast sicheren Tod überantworten?“, fragte Caym seinen Bruder noch immer wütend, woraufhin dieser zögernd in den Raum trat und betreten auf den Boden starrte.

„Und Du…“, dabei zeigte er auf Salome, die in der Ecke kauerte, die am weitesten von Aki und Caym entfernt war, „…Du weiß noch wer ich, wer ich bin, oder?“, fragte er mehr rhetorisch, und ging ein paar Schritte nach vorne in das große Zimmer, dass einen Tisch, mehrere Schränke und eine größere Menge Bücher beherbergte. Mit einem Ruck schloss er die Tür und meinte nur trocken, seine Stimme voller Doppeldeutigkeit: „Da wären wir alle wieder…gesund…oder so ähnlich.“

„Was…was wollt ihr? Astaroth hätte euch doch töten sollen, und Forcas… Atris, was soll das? Ihr hattet mir versprochen, dass niemand hierher kommt, dass mir niemand Schaden…“, fing sie an, wurde jedoch von Caym unterbrochen, der einmal sehr betont und laut seinen Atem ausstieß.

„Du bist schuld an all dem hier, und jetzt will ich Antworten!“, klärte er sie schnell auf, bevor er sich gegen die Tür lehnte, die nach innen aufgeschwungen war. Er war müde, wollte sich eigentlich ausruhen, aber er musste hier Auskunft bekommen. Sie hatte Forcas und Astaroth erwähnt.

„Und was ich will? Ich will wissen, warum...warum Du mich unbedingt opfern lassen wolltest, warum du Atris diesen Schwachsinn erzählt hast und wie du Astaroth rufen konntest. Und was hast du mit Forcas zu schaffen?“, setzte er scharf nach. „Und sei lieber ehrlich. Mein kleiner…’Freund’ hier“, dabei zeigte er auf Aki, der auch gleich knurrte, „erkennt eine Lüge sehr gut.“ Wieder eine Lüge, zumindest soweit er wusste, aber bei seinem kleinen Wolf konnte man sich nie sicher sein. So oder so konnte sie aber ruhig etwas vor Angst schwitzen für all das, was sie ihm angetan hatte.

„Wieso sollte ich…“, entgegnete Salome und wollte sich von der Wand lösen, doch beim ersten Knurren von Aki, wich sie sofort wieder zurück und stützte sich ängstlich mit den Händen ab.

„Das…Das ist ein DÄMON!“, schrie sie jetzt entsetzt, und mit weit aufgerissenen Augen. Caym verdrehte die Augen, starrte auf die Decke und schüttelte den Kopf.

„Natürlich...ich dachte du…kennst dich mit Dämonen aus. Aber jetzt…will ich meine Antworten.“, sagte er nur noch - bemüht gelassen zu wirken - während er in ihre tiefbraunen Augen starrte. Antworten waren das einzige, was ihn jetzt interessierte.

„Erpressung. Atris…“, wandte sie sich an den Angesprochenen, der aber nur betreten auf den Boden starrte und „Es tut mir Leid, Salome.“, flüsterte.

„Nun gut. Ich hätte ahnen müssen, dass ein Handel mit einem Dämon und der Versuch die Grafschaft von einem verzogenen Balg zu befreien, scheitern würde. Der Fluch, der auf meiner Familie lastet eben…“, fing sie erstaunlich gefasst an, und zupfte ihre Kleidung zu Recht. Der plötzliche Wechsel passte so gar nicht.

Caym schnaubte. „Verwöhntes Balg? Du…DU bist kein Opfer, du bist eine bösartige…“, schnaubte er wütend.

„Jaja…eine bösartige Hexe, eine Ausgeburt des Bösen. Ich kenne all die Begriffe und es ändert nichts daran, dass ich jederzeit mit meinem Tod rechne.“, sagte sie mit rollenden Augen und ausladenden Gesten. Alles ein extremer Widerspruch zu ihrem vorigen, fast ängstlichen Verhalten. „Und jetzt willst du kleines verzogenes Balg Antworten? Die werde ich dir liefern.“

Caym hätte geknurrt, wenn er gekonnt hätte, doch das übernahm Aki Passenderweise und fletschte auch gleich noch die Zähne. „Du…erzähl einfach. Es geht bei dir wohl nicht ohne Beleidigungen…Astaroth...“, brachte er zwischen Seufzern heraus, mit denen er sich beruhigen wollte. Er brauchte Informationen, später konnte er sie noch immer anschreien.

„Pfff…Ich stamme aus einer alten, verfluchten Familie, weswegen mein Haar auch so weiß wie Schnee ist, und mich alle meiden. Nur mit Magie kann ich meinen spärlichen Lebensunterhalt verdienen, und muss immer wieder damit rechnen, alles zu verlieren.“, fing sie langsam an zu erzählen, während sie sich weiterhin ihr Kleid zurechtzupfte.

„Ich will nicht deine Lebensgeschichte hören…“, unterbrach er sie, woraufhin sie ihn anstarrte, beide Hände in einer theatralischen Geste nach oben streckte, bevor sie sie wieder fallen ließ.

„Gut. Um dem Fluch zu entkommen, habe ich einen Dämon namens Forcas gerufen, der aber als Gegenleistung noch etwas wollte: Nämlich, dass ich den Dämon Astaroth genau einen Monat später rufe. Erst war ich verzweifelt, doch dann kam mir eine Idee. Es war in gewissen Kreisen bekannt, dass Sir Atris nach einem Heilmittel für seine Mutter suchte, und dass sie mit irdischen Mitteln nicht wieder gesund werden würde. Also habe ich ihn etwas beobachtet, eines der Grimoire in der Bibliothek platziert und ihn angesprochen.

Und Dämonen wollen ein gleichwertiges Opfer, also habe ich es Atris auch genau so gesagt. Dass seine Wahl auf dich fiel, war mehr als günstig und vielleicht auch ein wenig beabsichtigt. Wozu braucht die Grafschaft einen selbstsüchtigen, egoistischen Nachfolger, der keine Lust auf den Titel und die Verantwortung hat? Atris ist sicher besser dafür geeignet.“, dabei fixierte sie Atris, der sie inzwischen mit geweiteten Augen betrachtete.

Caym hatte während des ganzen Monologs nur den Kopf geschüttelt, und lachte jetzt nur noch verzweifelt. „Als ob ich jemals darum gebeten hätte, Nachfolger zu sein. Wenn so eine egoistische, verdammt egoistische Hexe, die keine Ahnung von irgendetwas hat, mein Leben einfach beenden lassen will, soll ich da ruhig bleiben?“ Er schlug sich mit der Hand vor den Kopf. Das konnte alles nicht wahr sein.

„Und du…verdammt, du hast nicht einmal eine Ahnung, was du eigentlich angerichtet hast und findest das alles auch noch ganz toll, nicht wahr? Kannst du dir eigentlich vorstellen, was es heißt als Mensch in der Dämonenwelt zu sein? Warte mal…ich beantworte das gleich für dich: Sicher nicht. Und darüber machst du dir keine Gedanken, weil die Menschen schon von den Dämonen umgebracht werden, nicht wahr? Und weil sie es ja nicht anders ‚verdient’ haben. Warst du überrascht? Hat das den Plan durcheinander gebraucht, den du für dieses Aas Forcas hast ausführen solltest? Ich hoffe es, ich hoffe er kommt wieder und zeigt DIR, wie ‚nett’ Dämonen zu Menschen sein können.“, tobte Caym fast am Ende.

„Pffff. Anscheinend sind Dämonen sehr nett zu dir gewesen, wenn du mit einem Dämonen…hund hier erscheinst und völlig unversehrt bist. Du bist und bleibst ein arrogantes, verwöhntes Balg, das besser in die Dämonenwelt passt. Dort gehörst du hin. Und jetzt lass mich in Ruhe, ich habe dir alle deine Fragen beantwortet.“, sprach sie jetzt fast arrogant und ging langsam und selbstbewusst in Richtung Treppe.

„DU…DU…“, fauchte Caym und ging auf sie zu, streckte seine Arme aus. Mit aller Kraft, die er hatte, erfasste er sie, und drückte sie an die nächstgelegene Wand, Aki knurrte laut neben ihm und machte die Stimmung damit nur noch aggressiver.

„Caym, bitte. Sie hat dir deine Fragen beantwortet.“, versuchte Atris ihn zu beruhigen, doch Caym schenkte ihm nur einen wütenden Blick, und wandte sich wieder Salome zu, die ihn halb erschreckt, halb erstaunt anstarrte.

„Diese…diese Hexe hat keine Ahnung. Du bist ein Trottel, ein verräterischer Trottel, aber sie ist berechnend und giftig.“, erklärte er fast gefasst, bevor er wieder in ihre Richtung gewandt, deutlich an Fahrt gewann: „DU hast keine Ahnung, du Hexe. Du hast keine Ahnung, keine Ahnung von dem was ich durchmachen musste. Es ist ja furchtbar nett, der Besitz eines Dämons zu sein, und keine Freiheit zu haben. Ach…und verge…gezwungen zu werden, ist auch furchtbar freundlich, du HEXE. Wäre es nicht Astaroth gewesen, wäre ich wahrscheinlich jämmerlich dabei verblutet, aber das hätte dich sicher gefreut.“, dabei schüttelte er sie ein wenig. „Oh nein, du kannst dir das alles nicht vorstellen. Gehasst von so gut wie allen. Am liebsten hätten mir dort die Dämonen die Kehle herausgerissen. Ich wurde fast von Engeln umgebracht, fast entführt. Alles ganz nett, SICHER. Du bist unglaublich.“, schloss er mit Tränen in den Augen. Wieso musste er das alles durchmachen, wieso nur war Astaroth trotz dessen, was er ihm angetan hatte, noch immer derjenige, den er nicht hassen konnte?

Er ließ Salome los und trat ein paar Schritte zurück, nur um innezuhalten, als sie auf seinen Hals zeigte und dabei schelmisch lachte.

„Hahahaha. SO ist das also. Du bist unter dem Schutz Astaroths, bist ein Verräter an den Menschen und wurdest deswegen von den Engeln fast umgebracht. Du bist ein Vertrauter, ein Gelieber der Dämonen. Gib es doch zu: Du passt dort perfekt dort hin und müsstest mir dankbar dafür sein.“, provozierte sie ihn unaufhörlich.

Caym schüttelte den Kopf, fragte sich, ob sie verrückt geworden war oder lebensmüde, ballte seine Hände zu Fäusten, nur um sie wieder zu lösen. Sein ganzer Körper zitterte. Wie konnte sie es wagen?

Mit einem Frustschrei auf den Lippen holte er aus und schlug mit seinen Armen gegen ihre Brust.

„RUHE! Du hast keine Ahnung, also halt deinen Mund! Astaroth war der einzige, der einzige! Wenn du sterben willst, dann stürz dich von einer Brücke, erhäng dich, aber lass mich in Ruhe, du Hexe. Ich bin nicht dumm!“, brachte er zwischen heftigen Atemgeräuschen heraus, die von ihm stammten. Hielt sie ihn für dumm? Sie wollte offensichtlich, dass er sie angriff und tödlich bedrohte, aber warum, war ihm nicht klar. Doch nie und nimmer würde er ihre Wünsche erfüllen…

„Und jetzt gib mir das Grimoire, das beschreibt, wie man Dämonen rufen kann – und erzähl mir nicht, dass du keines hättest. Wenn, dann ist es mir egal, ich will es haben, und wenn du dafür zaubern musst.“, erklärte er nur noch entnervt mit einem Blick, der keinen Widerspruch zuließ. „JETZT!“, fügte er noch hinzu.

Sie seufzte einmal kurz, bevor sie die Schultern senkte und leise: „Gut, verzeiht.“, murmelte, bevor sie an Caym vorbeiging und zielsicher zu einem Regal auf der Seite steuerte. Ihre ganze Haltung, alles hatte sich wieder ganz plötzlich geändert und war wie am Anfang.

„Wieso, Salome?“, hörte Caym Atris flüstern, der sich inzwischen aus seiner Erstarrung befreit hatte.

„Ich will lieber gleich sterben, als langsam gefoltert, und dann auf dem Scheiterhaufen verbrannt zu werden. Jetzt wo euer Bruder wieder da ist, ist mein Schicksal besiegelt.“, brachte sie nur noch gleichgültig heraus und zuckte mit den Schultern, während sie Atris fast mitleidig ansah.

Caym rollte wieder mit den Augen, und sagte nur noch seufzend: „Ich bin nicht so wie ihr, ich bin kein Verräter, ich bin kein Mördern. Also nimm nichts an, was nicht ist. Und jetzt gib mir das Buch, und dann will ich dich nie wieder sehen.“ Er wollte nur noch das Grimoire haben, und dann nach Hause. Inzwischen spürte er langsam die nachlassende Wut und die steigende Müdigkeit, die sich in all seinen Gliedern festsetzte. Sein Bein schmerzte etwas und seine Augen fühlten sich schwer an. Langsam fuhr er sich mit einer Hand über das Bein und starrte auf die nicht sichtbare Wunde, während er den Schal um seinen Hals wieder zurechtlegte.

„Hier“, riss ihn die Stimme von Salome aus seinen Betrachtungen. Sie hatte ein schweres Buch in der Hand, rot wie das Blut, das in den Adern von Dämonen pulsierte. „Aber es wird euch nichts bringen – ihr werdet es nicht verstehen.“, erklärte sie ihm mit einem resignierenden Ausdruck im Gesicht, in dem aber immer wieder so etwas wie Hoffnung mitschwang.

Ohne lange zu zögern griff er zu und nahm das warme Buch in seine Hände, schlug es vorsichtig auf und betrachtete erstaunt die tiefrote Schrift, die die Buchstaben fast lebendig machte.

„Wie man einen Dämon ruft. Abschnitt null: Einleitung. Abschnitt eins: Die Regeln. Abschnitt zwei: Die Vorbereitungen. Abschnitt drei: Das Ritual. Und so weiter… Was ist daran schwer zu verstehen?“, fragte Caym, während er das Buch wieder zuschlug und nur bemerken konnte, wie Atris und Salome ihn mit Erstaunen betrachteten.

„Aber…man kann das nur lesen, wenn man mit Magie umgehen kann – und das ist etwas Vererbtes.“, brachte jetzt endlich Salome stotternd heraus. „Das ist…“

Caym schnaufte, bevor er nur noch müde entgegnete: „Ich war jetzt wie lange in der Welt der Dämonen und in Kontakt mit…egal…ich gehe jetzt und nehme das Buch mit. Und jetzt lasst mich einfach in Ruhe.“

Er zog seinen Stock aus der Schlaufe und stützte sich darauf, um sein Bein etwas zu entlasten, das immer mehr Aufmerksamkeit auf sich zog, stach und leicht brannte. Mit einem Arm drückte er das Buch fest gegen seine Brust und spürte die merkwürdige Wärme, die von ihm ausging. Inzwischen war er furchtbar müde wie es aussah, alle Anspannung drohte von ihm abzufallen und nicht einmal für Wut hatte er noch genügend Energie.

Noch einmal sah er die beiden anderen im Raum kopfschütteln an und verzog seine Lippen, nur um sich dann umzudrehen und sich auf dem Weg zur Tür zu machen.

„Aki, komm.“, rief er seinem Wolf zu, während er die Tür öffnete und heraustrat.

„Warte Caym…bitte“, kam es fast schüchtern von Atris, doch Caym drehte sich nicht um, sondern ging weiter.

Mit einem fast unsichtbaren Kopfschütteln und ohne sich umzuwenden sagte er nur: „Lass…mich…in...Ruhe, Atris. Bleib bei deiner Salome, mit der du dich ja so gut verstehst, oder was auch immer. Lass mich einfach heute ganz in Ruhe.“

Damit ging er weiter und schleppte sich regelrecht von dem Haus und dem Wald weg, achtete nicht darauf, dass sein Bruder ihm nach einiger Zeit wieder folgte, sondern ignorierte ihn einfach völlig.
 

„Aaaaaahhhhh“, hallte es durch die große Halle, während alle Augen wie gebannt an dem Spektakel hingen, das sich gerade vor ihnen ereignete. Astaroth lächelte grausam, während er seine Krallen tiefer und tiefer in das Handgelenk des rothaarigen Dämons bohrte, der bei weitem zu viel Selbstvertrauen hatte. Das Blut tropfte langsam auf den steinernen Boden, doch bevor der Dämon sich aus dem eisernen Griff befreien konnte, ließ er das Messer in seiner Hand vor Schmerz fallen, das von Astaroth ohne jede Mühe aufgefangen wurde. Ein Blick in die schreckensgeweiteten Augen machten die Angst nur zu deutlich sichtbar, das Zittern des Kiefers und der Hände war zu offensichtlich, um auch nur den Hauch eines Zweifels daran zu lassen, dass der Attentäter wusste, was ihn gerade erwartete.

„Damit wolltest du mich vom Thron stoßen?“, amüsierte sich der Fürst über das Messer, dass er hochhielt und dem Delinquenten zeigte.

Als dieser sich trotz der Schmerzen vorbeugte und nach der Waffe greifen wollte, drehte Astaroth das Messer schnell in seiner Hand, holte aus und rammte es in den Bauch des Dämons, der aufschrie, mit den Fingern nach dem Messer tasten wollte, das sich aber schon weiterbewegte und die Haut ohne Mühe teilte.

„Ne…Ne…“, gurgelte das jetzt hilflose Opfer Astaroths, während dieser nur mit seinen roten Augen das ganze Spektakel leicht amüsiert betrachtete, als würde nicht er gerade das Messer führen.

Nur wenige Augenblicke später ließ er den Dämon und das Messer in dessen Körper los, wischte die beschmutzte Hand an seinem Gewand ab, und stieß mit der andren leicht gegen den zitternden Körper. Ohne den Halt sackte der Attentäter zusammen, zitterte noch ein wenig, bevor der Atem stoppte. Mit einem letzten Tritt in den jetzt leblosen Körper versicherte sich Astaroth, dass dieser Dumme tot war und schaute auf die immer größer werdende Blutlache, die sich um den Körper herum bildete.

„Räumt das hier weg! Futter für die Wölfe.“, befahl er trocken, bevor er sich wieder den versammelten Dämonen zuwandte, aufstand, und seine schwarzen Flügel ausstreckte.

„Noch jemand, der von mir aus dem Leben befördert werden will?“ Er ließ seinen Blick über alle Anwesenden schweifen, wobei viele davon zusammenzuckten und ihn fast ängstlich anstarrten. Viele schüttelten schnell den Kopf und verbeugten sich, um nicht in seine tiefroten Augen blicken zu müssen. Feiglinge allesamt.

Während er aus dem Augenwinkel mitbekam, wie die Leiche abtransportiert wurde, fing er wieder mit seinem „Vorschlag“ an, bei dem er von dem Attentäter unterbrochen worden war: „Schafft eine Möglichkeit, damit ich in die Menschenwelt gelangen kann, oder etwas von dort bekomme. Koste es was es wolle. Wenn ihr ‚Magiekundigen’ das nicht hinbekommt, werdet ihr die Konsequenzen zu spüren bekommen.“, drohte er, während er seine Zähne fletschte und mit seinen Fingern knackste. „Und jetzt geht gefälligst an die Arbeit und denkt nicht, dass ihr mir entkommen könnt.“, setzte er noch mit ausgebreiteten Flügeln nach, bevor er sich wieder auf seinen Thron fallen ließ und sein Schwert in die Hand nahm, es fast nachdenklich betrachtete und immer wieder mit der Spitze auf die Anwesenden zeigte. Kurz blieben noch alle wie erstarrt stehen, bevor sie förmlich aus der Halle stürmten und nur zwei Dämonen noch die Gesellschaft des Fürsten suchten.

„Was wollt ihr beiden schon wieder?“, fragte Astaroth missmutig, ohne die beiden eines Blickes zu würdigen. Er wollte seinen Caym wiederhaben, so schnell wie möglich. Schon allein die Reise zurück in den Palast hatte ihn einen Tag gekostet, obwohl er sein Heer einfach verlassen hatte. Caym…er musste Caym wieder haben. Alles andere war nebensächlich, unwichtig.

„Verschwindet!“, befahl er schlussendlich und starrte sein Schwert nachdenklich an. Wieso hatte er es nicht geschafft, seinen Menschen zu retten? Er würde ihn wiederbekommen. Caym gehörte ihm, gehörte ihm für immer und ewig, mit Haut und Haar. Alles an ihm gehörte ihm.

Ein Räuspern zog seine Aufmerksamkeit kurz auf die beiden Anwesenden, die er auch sofort erkannte: Navi und Damon, die ihn beide fast besorgt anstarrten.

„Fürst, bitte, ihr müsst etwas essen und versuchen euch zu beruhigen.“, lieferte Damon ihm einen unnützen gut gemeinten, völlig sinnlosen und unangebrachten Ratschlag. „Ihr…langsam weiß die ganze Dämonenwelt von eurem Zustand und denkt, ihr währet angreifbar. Bitte Fürst, ihr müsst versuchen Caym zu vergessen, es gibt keine Möglichkeit…“, fuhr er ungebeten fort.

Astaroth starrte noch einen Moment auf sein blaues Schwert, bevor er aufsprang, es durch die Luft sausen ließ und genau vor Damons Kehle stoppte. Er fletschte seine Zähne, und knurrte ihn an.

„ICH entscheide, was ich will. Und ich brauche keine Ratschläge, also sei lieber ruhig, bevor ich dir die Kehle herausreiße. Caym gehört mir, nur mir allein und ich werde ihn wiederbekommen. Verschwinde, wenn du ihn mir nicht wiederbringen kannst, und nimm deinen Navi mit“, fauchte er wütend, während er sein Schwert noch näher an die Kehle brachte.

Damon starrte Astaroth unbeeindruckt an, trat einen Schritt zurück und verbeugte sich.

„Wie ihr wünscht, Fürst. Dann hoffe ich, dass Caym bald gefunden wird, bevor ihr alles verliert und das Fürstentum den Aasgeiern in die Hände fällt.“, setzte er noch nach, bevor er sich umdrehte und hinauseilte.

Navi starrte Astaroth noch einen Moment an, flüsterte: „Er hat Recht.“, bevor er sich ebenfalls umwandte und Damon nacheilte.

„Ich weiß was ich tue! Ich dulde keinen Widerspruch!“, schrie er ihnen nach und ging wieder langsam zu seinem Thron, um dort den Stock zu nehmen, der dort unauffällig lehnte.

Langsam ließ er sein Schwert sinken, und stellte es sachte daneben, bevor er den Stab ergriff und ihn fast sehnsüchtig anstarrte, während sich vor seinen Augen das Bild seines Kleinen formte, wie er im Zelt den Stock schwang. So zart, so widerspenstig, so unwiderstehlich. Er strich einmal mit seinen Krallen über das Material, bevor er laut aufbrüllte und wütend schrie: „MEIN, MEIN, MEIN!“

Caym gehörte zu ihm, er brauchte ihn. Klappernd fiel der Stock auf den Boden, ergriff er das Schwert und holte aus. Sein ganzer Arm vibrierte, als die Schneide mit voller Wucht auf den Thron traf und dort eine Kerbe schlug. Wieder und wieder befreite er das Schwert aus der unpassenden Scheide und ließ es auf das einzige in dem Raum rauschen, das nicht aus Stein war. Caym gehörte ihm, Caym gehörte ihm.

Er bohrte seine Krallen in seine Hände, aus denen langsam Blut auf den Boden tropfte, fast wie Tränen, die er nie besessen hatte.

Bei dem letzten Schlag prallte das Schwert ab, glitt ihm aus den Händen und segelte durch den Raum, um mit einem lauten Knall gegen die Wand zu schlagen und unbeschadet am Boden zu landen. Caym gehörte ihm.

„ARRRRRRRGHHHHHHHHH!“, rief er voller Verzweiflung, nur um sich gleichzeitig auf seinen ramponierten Thron zu stützen und mit ausgebreiteten Schwingen und gesenktem Kopf dort seine Verzweiflung heraus zu schreien.

„Caym…“
 

Caym schlug das in seinen Händen so warme Buch mit einem Seufzer wieder zu, und legte es neben sich auf das Bett. Aki lag mit dem Kopf auf seinem Schoß und schlief unbeeindruckt von dem Geräusch weiter.

Jetzt hatte er dieses „Werk“ inzwischen schon zweimal gelesen und alle Sachen besorgt, die für sein Vorhaben notwendig waren. Er starrte auf die Kerzen, die Stöcke und Steine, die er mit Atris gemeinsam zusammengesammelt hatte. Noch immer galt die Regelung, dass er nicht alleine sein durfte, doch Atris hatte so große Schuldgefühlte entwickelt, dass er alles machte, was sein Halbbruder von ihm verlangte. Caym hatte nicht vor, das nicht auszunutzen, um endlich zu erfahren, ob Astaroth überhaupt noch lebte.

Immer und immer wieder fragte er sich selbst, warum er das überhaupt machen wollte, und ob er nicht schon seinen Verstand verloren hatte. Das Buch war schon öfter vor Wut an der Wand gelandet und dabei heil geblieben, was ihn verwunderte. Irgendwann hatte er sich damit abgefunden, dass er es einfach wissen musste – sei es nun aus Neugier, aus Dummheit, oder weil der Dämon ihm etwas bedeutete. Und dabei waren seit seiner Ankunft zu Hause erst fünf Tage vergangen.

„Askavi! Steh auf, mir sind die Beine schon fast eingeschlafen“, sagte er leicht amüsiert, woraufhin sich der von Fell bedeckte Kopf nur ein wenig drehte und die schwarzen Knopfaugen ihn aus noch halbgeschlossenen Lidern anstarrten, bevor sie sich wieder schlossen.

„Nein, jetzt wird nicht weitergeschlafen. Husch, Husch.“, befahl er dem kleinen Wolf, während er ihn sanft schubste. Aki gurrte etwas, bevor er sich streckte und fast vom Bett fiel, sich dann aber wieder fing und grazil auf dem Boden landete.

Caym stand auf, nahm den flatternden Seidenschal und drapierte ihn um seinen Hals, um sein Halsband wie immer zu verdecken. Ein kurzer Seufzer entkam ihm, während er an die goldenen Armreifen dachte, die noch immer an seinen Handgelenken prangten und die auch schon ein paar merkwürdige Blicke auf ihn gezogen hatten. Astaroth und seine merkwürdigen Ideen eben.

Schnell ergriff er das Buch und die Tasche, in der er all seine Utensilien gesammelt hatte. Er löschte das Licht der Öllampe, die den Raum erhellte, den er sein eigen nennen durfte und der sein Gefängnis sein sollte. Er schlich sich langsam zur Tür und drehte den Schlüssel, der innen im Schloss steckte – dort wo er nicht sein sollte. Eigentlich hätte er den nicht haben dürfen, aber mit etwas Überredungskunst und ein paar Goldstücken hatte er ihn erhalten. Solange er vorsichtig war und ihm niemand auf die Schliche kam, würde ihm nichts passieren.

Langsam öffnete er die Tür und steckte seinen Kopf verstohlen hinaus, um in den düsteren Gang zu starren. So wie es aussah, war niemand da. Sein Herz pochte laut, und so hörte er nicht viel, also musste er sich auf seine Augen verlassen. Leise tapste er auf seinen weichen Lederschuhen hinaus, während er den Schlüssel abzog und danach die Tür damit wieder verschloss, nur um ihn mit einem Faden um Akis Hals zu hängen. Niemand sollte seine Abwesenheit bemerken, sonst wäre all die Mühe umsonst gewesen.

Unbemerkt durchquerte er das gesamte Gebäude, schlich vorsichtig um jede Ecke und schaute sich immer unsicher um, nur um es schlussendlich doch ins Freie zu schaffen. Er rannte schnell von dem Gebäudekomplex davon, der sich um das Haupthaus scharrte. Ohne sich umzudrehen wusste er, dass Aki hinter ihm war. Sein Wolf wich nie von seiner Seite, und seit dem Vorfall mit den Engeln erst Recht nicht. Selbst bei den „Besprechungen“ mit seinem Vater war er nicht zu verscheuchen gewesen und die Wachen hatten nach einer Weile jeden Versuch eingestellt.

„Besprechungen“ waren es nicht gewesen, eher Standpauken, wie er sich doch eigentlich verhalten sollte. Sein Vater fragte immer drängender nach einer Erklärung, wo er gewesen sei und wo all da Geld und die Kleidung geblieben waren. Jedes Mal schwieg er nur beharrlich zu dem Thema und starrte oft Aki an, der der einzige „freundliche“ und vertraute Anblick in diesen Verhören darstellte. Nach einiger Zeit gab sein Vater es immer auf, und ließ nach Atris rufen.

Dieser kam natürlich immer wie ein braver Nachkomme, doch seine Schuld löste wohl seine Zunge. Obwohl Caym wenig Interesse an einer Unterhaltung mit dem hatte, der ihn einfach so verkauft hatte, erzählte ihm sein Bruder immer, wie Leid es ihm täte und das Graf Duncan sich große Sorgen um ihn gemacht hätte. Suchtrupps waren aufgebrochen, falsche Begründungen in die Welt gesetzt worden, die den Ruf Cayms nicht schädigten. Trotz allem hatte ihr Vater heimlich für die Rückkehr seines Sohnes gebetet. Caym schüttelte jedes Mal ungläubig den Kopf, aber insgeheim war er glücklich darüber, dass sein Vater ihn vielleicht nicht nur hasste.

Jetzt neigte er den Kopf zur Seite und konzentrierte sich auf die jetzige Aufgabe, die vor ihm lag, die Dummheit, die er diese Nacht begehen wollte.

Er schaute auf. Endlich war er weit genug von dem Gebäudekomplex entfernt, und konnte beruhigt rennen, ohne sich jede Minute umschauen zu müssen. Er atmete einmal tief durch und entspannte sich ein wenig bei dem Anblick von Aki, der jetzt neben ihm lief und all das sichtlich genoss.

Den Platz, den er für die Zeremonie gewählt hatte, war genau der, an dem er seine Freiheit verloren hatte. Irgendwie ironisch, dass er diesmal auf der anderen Seite stand.

Das Buch hatte beschrieben, dass nur bestimmte Plätze mit hohen Energieströmungen geeignet waren, und die am besten seien, an denen schon einmal eine Beschwörung stattgefunden hatte. Dort wäre die Grenze, die Balance zwischen den Welten, am schwächsten.

Während er durch die Nacht ging, war alles um ihn herum merkwürdig ruhig, nur hin und wieder erklang ein Rascheln und der Wind rauschte sanft über die Felder, ließ das Korn wehen. Er stellte sich schon vor, was er zu Astaroth sagen würde. Vielleicht so etwas wie „Hallo“? Nein, das passte auch nicht und irgendwie war sein Kopf im Moment merkwürdig leer.

Noch bevor er es fassen konnte, stand er mitten auf einer Lichtung – der Lichtung, die seinem Lieblingsplatz so erschreckend nah war und die für das schaurige Spektakel diese Nacht die Kulisse liefern würde.

Er schaute sich noch einmal um. Alles schien unberührt, nur hier und da waren ein paar unpassende Steine zu sehen und schienen die Bäume leicht angesengt.

Ein Seufzer entrang sich seiner Kehle und er ließ die Tasche fallen, kniete sich nieder und legte das Buch auf die Erde. Die Seite mit den Zeichnungen, die für das Ritual nötig waren, hatte er schnell gefunden und nahm einen spitzen Stein, den er ausprobierte. Langsam fuhr er eine Linie entlang und war zufrieden, als sie gut sichtbar herauskam.

All die Arbeiten schienen ewig zu dauern und immer wieder musste er Linien korrigieren, weil sein Zeichentalent schwer zu wünschen übrig ließ. Doch nach einer halben Ewigkeit hatte er das Muster auf die Erde gezeichnet. Es war wohl alles so wie bei dem „ersten“ Mal, von dem er aber herzlich wenig mitbekommen hatte. Nur, dass diesmal kein Symbol im großen Kreis prangte und seine Linien wahrscheinlich ein wenig ungeschickter aussahen. Es war aber auch kein Symbol nötig, denn er kannte Astaroth, konnte ihn sich bestens vor Augen rufen – und das war eine der Möglichkeiten den gewünschten Dämon herbeizurufen. Entweder man kannte das Symbol, oder man kannte den Dämon gut genug.

Er klopfte sich den Staub schnell von der Hose, bevor er das Buch noch immer geöffnet hochhob und in einer Hand balancierte, um seine Tasche zu nehmen. Wie beschrieben verteilte er die Kerzen, so dass sie wie zufällig verteilt aussahen. Das Muster dahinter konnte er nicht erkennen. In die vier Symbole, die in die vier Himmelsrichtungen wiesen – oder sie zumindest darstellen sollten – steckte er je eine Fackel und seufzte dann einmal leise. Jetzt war sein Beutel so gut wie leer und es fehlte nur noch das „Opfer“, das er nicht wirklich hatte, und die Entzündung all der Leuchtstellen.

Noch einmal griff er in die Tasche und zog zwei Gegenstände heraus, bevor er die Tasche achtlos zu Boden warf und das Buch zuschlug und zwischen seinen Arm und seine Seite klemmte. Ein Messer blitze in seiner Hand im Mondschein, und trennte ein Haarbüschel von seinen inzwischen wieder gekürzten Haaren ab, bevor er das Messer auf die Tasche fallen ließ und zu dem „Opferkreis“ ging, wo er das Haarbüschel sanft niederlegte. Er würde nichts und niemanden aus dieser Welt opfern, also musste sich Astaroth mit einer „Geste“ zufrieden geben.

Dann nahm er das sperrige Feuerzeug, und betätigte es, sodass eine kleine Flamme in der Folge des mechanischen Vorgangs entstand, mit der er eine unnötig dort abgestellte Kerze entzündete, bevor er das Feuerzeug fallen ließ und mit der Kerze alles zum Leuchten brachte.

Als seine Arbeit getan war, löschte er die unnötige Kerze, stellte sie neben die Fackel, die er als letzte entzündet hatte und betrachtete sein Werk. Die ganze Lichtung war sanft erleuchtet und alles sah perfekt aus. Er seufzte und zögerte nur wenige Momente, bevor er in den kleinen, unverzierten Kreis ging, der etwas von dem großen und aufwendigen entfernt lag, während sich Aki dort neben ihn setzte.

Langsam fing er an die merkwürdigen, sinnlosen Zeilen zu rezitieren, die in dem Buch als Intonation aufgeführt waren, während er immer wieder auf den Kreis starrte. Solange niemand der Rufenden aus dem Kreis trat und keine Kerze verlosch, musste der Dämon nach dem Handel wieder verschwinden. Immer lauter wurde seine Stimme, als er das Ende vor sich sah, und die Stellen kamen, mit denen man das gewünschte Wesen rufen konnte.

Die letzten sinnlosen Zeilen schrie er schon fast – wie im Buch angegeben – bevor er das Grimoire zusammenklappte und auf den Boden legte. Er atmete ein paar Mal durch, versuchte sein pochendes Herz zu beruhigen, doch nichts schien die Aufregung zu vertreiben, an der er litt. Schlussendlich starrte er kurz Aki an, bevor er sich wieder dem großen Kreis zuwandte und begann.

„Hört unser Rufen. Hört unser Rufen! HÖRT UNSER RUFEN!“, hallte es durch die Lichtung, während die Flammen langsam zu flackern anfingen. „Wir rufen euch hierher, an diesen Ort großer Energie. Oh großer Dämon. Astaroth. Astaroth! ASTAROTH!“ Während er den Namen seines Dämons aussprach, stellte er ihn sich vor, stellte ihn sich vor, wie er ihn lüstern anstarrte, wie er ihn rettete, wie er sich durch ein Heer von Engeln gekämpft hatte, um zu ihm zu gelangen und nur er in seinen Augen existiert hatte.

Das Licht pulsierte immer stärker bei jedem einzelnen Wort, bis es seine Bestimmung gefunden hatte und immer stärker anschwoll, so dass Caym seine Augen schließen musste, und sich schnell die Hände vor das Gesicht hielt. Ein plötzlicher lauter Knall ließ ihn automatisch zusammenzucken, und selbst durch seine verdeckten Augen hatte er das immense Licht bemerkt, dass irgendwann die ganze Lichtung erhellt haben musste.

„WER WAGT ES?“, hörte er das wütende Grollen einer ihm nur zu bekannten Stimme, die die Stille wie ein Schwert durchschnitt und ihm eine Gänsehaut bescherte. Er nahm die Hände zögernd, fast ängstlich von seinem Gesicht und öffnete gleichzeitig die Augen, nur um dann die erste Träne zu spüren, die ihm bei dem Anblick über die Wange lief.

Vor ihm stand wirklich Astaroth in voller Pracht, doch nicht so, wie er ihn normalerweise kannte, sondern genau so, wie er ihn das letzte Mal gesehen hatte. Die großen schwarzen Schwingen, die beißend roten Augen, die sich in die Seele zu bohren schienen, die langen Krallen an den Fingern, die das blaue Schwert fest umgriffen und erhoben in der Luft hielten. Die Haut, war bis auf ein paar Narben fast unversehrt und der Körper noch immer genauso groß, stark und muskulös wie immer.

Caym atmete einmal tief ein und aus, während er versuchte seinen Blick von dem Dämon zu lösen, der ihn ohne zu blinzeln fast rührungslos anstarrte, bevor dessen wütender Gesichtsausdruck verschwand und der Mund sich öffnete, ohne etwas zu sagen. Fast lautlos fiel das blaue Schwert zu Boden, während Astaroth seine Hände beinahe sehnsüchtig in Cayms Richtung ausstreckte und wie von Sinnen: „Caym…Meins…“, flüsterte, doch mit seinen Händen auf eine unsichtbare Mauer traf.

„Ich…geh...bitte“, murmelte Caym verwirrt, während ihm noch eine Träne über die Wange lief. Sein Dämon sah so verzweifelt, so auf ihn fixiert aus, dass er ihn am liebsten von all dem befreit hätte. Er wollte ihn angreifen, ihn beruhigen, doch er wollte nicht wieder…nicht wieder…

Schritt um Schritt schlurfte er unbewusst näher an den Rand des Kreises und stoppte sich knapp bevor er aus ihm herausgetreten wäre. Was machte er hier? Er starrte wieder auf Astaroth, der an der unsichtbaren Wand kratzte, und ihn die ganze Zeit mit diesen unglaublich roten Augen fixierte. Bei dem Anblick zitterte er leicht. Astaroth kratzte weiter wie von Sinnen an der unsichtbaren Mauer, knurrte und stieß immer wieder Schreie aus, die Caym bis ins Mark erschütterten.

Plötzlich fegte ein kräftiger Windstoß durch die ganze Lichtung, und alle Lichter verloschen. Caym starrte überrascht von einer Seite zur anderen, bis er schließlich auf seinen Fuß hinunterblickte, der über die feine Linie ragte. Wieso hatte er nicht aufgepasst?

Er zuckte zusammen, als er die warmen, starken Finger seines Dämons auf seinen Oberarmen spürte, und sah, wie Astaroth an ihm roch. Die Nase verzog sich und er hörte die Riechgeräusche. Schnell riss ihm sein Partner den Schal vom Hals, und fuhr fast ungläubig mit seinen Fingern über das Halsband. Caym war verwirrt, mehr als verwirrt, als sein Dämon ihn halb skeptisch und halb fragend anstarrte, wie um Erlösung bittend.

Er schloss die Augen, während sich noch ein paar ungebetene Tränen aus seinen Augen stahlen, und gab auf.

Wenn er es selbst unterbewusst wollte, wieso noch länger leugnen? Und sein Dämon hatte ihm das Leben gerettet. Mit einem fast erleichterten Seufzer streckte er sich entschlossen hoch, schlang seine Arme um den Hals seines Dämons, und schaute noch einmal auf das für ihn perfekte Gesicht, das immer so viele Emotionen zeigte, ihm so vertraut war. Sein Mund fand ganz automatisch den Weg und legte sich sanft auf den seines Partners, der seine Hände um Cayms Hüften schlang, und ihn stärker zu sich zog.

Als seine Zunge sanft über die Zähne Astaroths strichen, der seinen Mund ohne zögern schon vor der ersten Berührung geöffnet hatte, spürte er, wie sie kürzer wurden. Er hörte fast das erleichterte Seufzen dass der andere ausstieß, bevor sie sich auch dort wieder trafen und Caym die Augen schloss. Die Wärme strömte wieder angenehm und so gewohnt durch seinen Körper, dass er selbst erleichtert seufzte. Irgendwie hatte er das hier vermisst. Jetzt verlor wieder alles um ihn herum an Bedeutung. Alle Fragen, alle Probleme waren im Moment bedeutungslos. Seine Hände schlangen sich noch enger um Astaroth Hals, während dieser ihn immer fester drückte. Alles schien so richtig.

Er ließ sich einfach fallen, genoss das sanft streichelnde Gefühl, den wohligen Schauer, der durch seinen ganzen Körper strömte.

Plötzlich löste Astaroth den Kuss, und Caym riss die Augen erstaunt auf. Sein Dämon sah wieder „normal“ aus, die goldgelben Augen glänzten fast, und die Lippen umspielte ein zufriedenes Lächeln.

„Endlich, endlich. Du gehörst zu mir.“, murmelte Astaroth nur zufrieden, während er mit einem Finger über Cayms Lippen strich, bevor er ihn hochhob und in seinen Armen hielt.

„Ähm…ähm“, stotterte Caym verwirrt, und fuhr mit seinen Fingern fast selbstvergessen über seine eigenen Lippen, bevor er sich wieder fing. „Lass mich runter! Ich bin keine Prinzessin! Und ich gehöre dir nicht, verdammt noch einmal! Also…und…du wirst nicht einfach wieder anfangen, mich ins Bett zu schleifen!“, fauchte er fast, doch konnte er sich ein Lächeln nicht verkneifen. Irgendwie hatten ihm die Neckereien gefehlt – alles wirkte so unbeschwert.

„Du gehörst ZU mir! Außerdem hast du dich mir doch selbst geopfert.“, entgegnete ihm Astaroth fast entwaffnend, bevor er noch hinzufügte: „Und Bett brauchen wir nun wirklich keines, oder haben wir uns je darauf beschränkt?“ Das herzhafte Lachen hallte durch die ganze Lichtung, während der Dämon Caym mit einer geschickten Bewegung die schon fast getrockneten Tränen von den Wangen wischte.

„DU! Verdammt…so war das nicht gedacht…Argh…ich bin so ein Idiot…du verdammter Dämon du…dabei wollte ich nur wissen, ob du noch lebst…ich Idiot.“, fluchte Caym jetzt, während er immer wieder sanft auf Astaroths Brust klopfte.

„Nein…MEIN Idiot.“, verbesserte ihn Astaroth, der dafür einen wütenden Blick erntete, aber darüber scheinbar unbekümmert lachte.

„Argh…trag mich wenigstens etwas ‚würdevoller’“, gab Caym auf, und wurde gleich darauf über die Schulter geworfen und seine Pobacke mit einem kurzen Klaps in der neuen Position „begrüßt“.

„Also…Baum, Boden oder Bett?“, fragte Astaroth lachend und streichelte über Cayms Schenkel, nur um wieder mit einem sanften Schlag auf den Allerwertesten die Bewegung zu beenden.

„Arggggh. Du bist unmöglich. Duuhuuuu…“, entgegnete ihm Caym schnaubend, während er rot anlief und mit seinen Fäusten gegen Astaroths Rücken trommelte. Sein Dämon lachte dabei noch immer herzhaft weiter.

Alles war wie immer…

Wieder vereint - Teil 1

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Wieder vereint - Teil 2

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Auf, Auf und Davon

Auf, Auf und Davon
 

„Akiiii…Ruhe…sei doch endlich ruhig…“, murrte Caym und kuschelte sich wieder auf seine wohlig warme Unterlage, nur noch enger an den Untergrund auf dem er lag, mit dem Wunsch weiter zu schlafen. Sein Kopf lag auf duftender Haut, auf seinem Rücken fühlte er den sanften Druck eines Arms, der ihn sicher hielt und über allem spürte er noch den leichten Stoff der Decke. Dabei streichelte hin und wieder etwas sanft an seinem Bein vorbei. Alles war so angenehm…

Mit einem Ruck öffnete er die leicht klebrigen Lider, als er sich seiner Gedanken klar wurde und rollte seine Augen hoch zur weißen Decke. Jetzt war er wirklich schon ein anhänglicher, halb liebeskranker Idiot, wie es aussah. Sein Unterbewusstsein machte ihm ständig einen Strich durch die Rechnung, wenn er sich eigentlich beherrschen wollte.

„Aufstehen…“, fauchte er seinen Bettpartner jetzt an, als dieser den Arm bei jedem Versuch sich von seinem Dämon zu entfernen, nur noch fester schloss. Er musste aufstehen und noch ein wenig seiner Würde bewahren, aber Astaroth schien das in seinem Halbschlaf verhindern zu wollen – Besitz ergreifend wie immer.

Irgendwo neben dem Bett zwitscherte Aki wie jeden Morgen schon fast ohrenbetäubend laut und verlangte so nach Essen. Er brauchte gar nicht hinunter schauen, um sich die schwarzen riesigen Knopfaugen vorzustellen und die immer wieder herausschlängelnde Zunge.

„Das Essen kommt ja gleich“, erklärte er dem Wolf wie jeden Morgen und wurde sich dann dessen bewusst, was er gerade gesagt hatte. In ein paar Minuten würde Lakur kommen, die Tür aufsperren und ihm Essen bringen – und dabei sicher wieder einen kurzen Blick in das Zimmer werfen, in dem nur an diesem Morgen zufälligerweise ein Dämon war.

Caym zuckte leicht zusammen, wand sich stärker in dem Griff, bis er plötzlich nach oben schnellte und fast nach hinten fiel. Jetzt lag der Arm beinahe unschuldig neben seinem Bettgenossen und wie immer sah er sich im Blickfeld zweier goldgelber Augen, die ihn genauso fröhlich anstarrten, wie der lächelnde Mund vermuten ließ.

„Was sollte das?“, fuhr er seinen Dämon jetzt an. „Du…wir…argh…verdammt. Was mache ich jetzt? In ein paar Minuten kommt Lakur und du…du…Dämon…“ Die ganze Zeit über fuhr er sich verzweifelt durch die Haare, schloss seine Augen immer wieder und zog dauernd hektisch daran, suchte im Geist nach irgendeiner Lösung.

„Und das Problem dabei ist nun welches, mein Kleiner?“, hörte er die tiefe, angenehme Stimme ohne jede Sorge sagen. „Ein Schlag und alles ist vorbei. Dann haben wir wieder Ruhe.“ Offenbar hatte sein Dämon seinen ungläubigen Blick ein wenig falsch gedeutet – nun gut, Astaroth war ein Dämon, was hatte er erwartet? Der saß unbekümmert da und stützte seinen Kopf auf einem Ellbogen auf, nur um ihn lächelnd und fast schon einladend anzusehen.

„Du…Du kannst doch nicht jeden umbringen, der dich sieht…“, erwiderte er darauf nur völlig verdattert. Caym beugte sich mit weit geöffneten Augen vor und atmete ein paar Mal tief durch, um sich zu beruhigen und noch einmal neu zu starten: „Also…“, er schluckte kurz, „bitte…könntest du möglichst keine Menschen umbringen? Das…ähm…wäre auffällig…also…ich…ich…ich komme doch sowieso freiwillig mit.“ Dabei versuchte er so gut wie möglich bittend zu schauen.

Doch beim ersten Lachen Astaroths rollte er wieder mit den Augen und blies sich Luft in die Haare. „Was ist jetzt wieder so lustig daran?“, fragte er nur noch Zentimeter von seinem Dämon entfernt, auf die Arme gestützt. Bevor er noch reagieren konnte, spürte er schon die warmen Lippen auf den seinen, das angenehme Kribbeln, das viel zu schnell endete. „Wa…Was?“, stotterte er kurz, schloss dann die Augen und lehnte sich vor. Sein Mund fand den des Dämons, drückte sich sanft darauf, um das Gefühl wieder zu bekommen, dass er nur so kurz hatte spüren können. Ganz vorsichtig öffnete er seinen Mund, ließ seine Zunge über die kräftigen Lippen streichen und seufzte innerlich auf, als er endlich Astaroths spürte. Langsam strichen sie übereinander, liebkosten sich fast, bis ein Klopfen Caym aus seiner Trance riss und seine Augen sich vor Schreck weiteten.

„OH VERDAMMT!“, fluchte er und sprang vom Bett, zog die Decke herunter und legte sie schnell um seinen Körper, um damit alle Spuren der „Liebesnacht“ zu verdecken, die sicher da waren. „Verdammt, verdammt…“, murmelte er noch vor sich hin, starrte dann schnell nach hinten zu Astaroth und bat ihn: „Bitte nicht auffallen…versuch dich NICHT bemerkbar zu machen.“, nur um sich dann rasch wieder zu der Tür umzudrehen, die sich gerade öffnete.

„Sir Caym, ich bringe euer Essen und die Milch für euren Hund.“, kam die Stimme von Lakur noch etwas gedämpft an seine Ohren. So schnell wie möglich platzierte sich Caym jetzt vor dem Türspalt und ergriff den Türstock mit der einen, das bewegte Holz mit der anderen und stoppte so den Hauptmann der Garde.

„Was macht ihr da, Sir Caym?“ Die Frage klang verwirrt, und eine kräftige Hand schlich sich durch den Spalt nach innen, legte sich auf Cayms und drückte dagegen. „Ich muss herein“

Ein tiefes Knurren ließ ihn kurz umfahren und er sah Astaroth, der schon begann sich aufzurichten. „NEIN!“, schrie er jetzt fast panisch, bedrängt von zwei Seiten, die einander nicht in die Quere kommen durften. Ihm blieb nur ein Augenblick, um seinen Dämon genervt anzuschauen, um dann die Hand auf der seinen mit kräftigen Bewegungen abzuschütteln.

Mehr als nervös erklärte er immer wieder stockend: „Ich…das ist…mein Zimmer, Lakur, und ich bin nicht angezogen. Also bitte schieb das Essen durch, und lass mich Askavi in Ruhe füttern. Und…ich möchte nachher baden…und ja, ich weiß, dass der Graf davon nichts halten wird. Das…Das ist mir aber egal.“

Lakur verstand den Wink wohl, denn er schob den üblichen Beutel durch den Türspalt, quetschte ihn fast hindurch, und antwortete dann: „Ich sperre wieder ab und komme in ungefähr einer Stunde wieder, wenn der Zuber bereit steht.“

Bei diesen Worten ließ Caym erleichtert die Tür los und sah nur Momente darauf, wie sie geschlossen wurde, hörte, wie das Schloss einrastete und ihn wieder in diesem Zimmer einschloss. Mit einem lauten Seufzer fiel er beinahe nach vorne, stützte seinen Kopf und seine Arme auf dem jetzt geschlossenen Eingang ab. Er schloss seine Augen und atmete tief durch, spürte, wie ihm das Laken langsam vom Körper rutschte. Doch es war ihm egal. Alles war gerade noch gut gegangen, aber wie lange würde das wohl mit einem Dämon in der Menschenwelt noch so laufen?

Ein beinahe sanfter Hauch an seinem Ohr und die warmen Hände, die seine Seiten hinaufwanderten, ließen ihn leicht erschaudern. Er lehnte sich in die Berührungen, die ihn beruhigten, ablenkten. Es könnte alles so angenehm sein…

Und dann riss es ihn förmlich aus seinen Gedanken, als die Hände weit von Unschuldig entfernt nach vorne wanderten. Sein Kopf knackste beinahe, als er sich drehte, damit seine jetzt wieder offenen Augen in die eines lächelnden Dämons blicken konnten. „WAS?“, rutschte ihm heraus.

„Hm…eine Stunde reicht völlig.“ Astaroth schmunzelte dabei deutlich sichtbar und Caym spürte, wie die Hände weiter wanderten, sich langsam auf seinen Bauch schlichen. Sein Körper lehnte sich wie von selbst in die Berührung, genoss es und sein Blut fing ganz leise an überall zu pochen, während die ganze Zeit über das Zwitschern von Aki an seine Ohren drang.

So sollte es nicht laufen. Entschlossen atmete er tief ein und ließ sich gleichzeitig etwas nach vorne fallen, nur um in die Knie zu gehen und so der Umarmung zu entfliehen. „Nicht jetzt…Aki hat Hunger und ich auch.“ Wie auf Kommando knurrte sein Magen laut und deutlich zur Unterstützung seiner Argumentation.

Astaroth lachte laut auf und sagte dann sichtlich amüsiert: „Ich will ja nicht, dass du verhungerst. Aber aufgeschoben bedeutet nicht, dass es nicht passiert.“, nur um ihm im nächsten Moment einen Klaps auf seinen Allerwertesten zu geben. Während Caym fast fauchte, ging sein Dämon endlich einen Schritt zurück.

„Argh…“, war die fast resignierte Antwort. Caym wartete nicht lange, sondern kramte in dem Beutel herum, nahm den riesigen Milchbeutel heraus und streckte ihn seinem Dämon entgegen, während seine andere Hand sich einen Überblick über das Essen verschaffte. „Fütter doch bitte mal Aki…“, kam aus seinem Mund, ohne dass er vorher nachgedacht hätte.

So schnell wie sich die rechte Augenbraue Astaroths hochhob, so schnell kam auch die Antwort: „Mein Kleiner, ich bin noch immer ein Fürst. Außerdem ist das dein Haustier…“ Damit ging er weiter zurück und ließ sich auf das Bett fallen, um sich dort breitbeinig hinzusetzen und verschmitzt zu lächeln.

„DU…DU…dummer Dämon“, fauchte Caym, nahm den ersten Gegenstand, der ihm in dem Beutel in die Hände fiel und schleuderte ihn seinem Dämon entgegen. Doch wie immer fing dieser den Apfel – denn das hatte er erwischt bei seiner Suche – mit der Hand auf und biss einmal davon ab.

„Nicht schlecht. Wenigstens etwas Geschmack. Aber dass du dich so um mich sorgst…ich bin fast gerührt.“, erklärte der Dämon schmunzelnd und aß bedächtig weiter, ohne den Blick von ihm abzuwenden.

Kopfschüttelnd murmelte Caym nur leise: „Dämonen…eingebildet, sexsüchtig…argh…“, nur um dann lauter in Akis Richtung zu rufen: „Komm her, du Nimmersatt.“, und gleichzeitig den Beutel zu schütteln. Der Wolf sprang auf, die Augen groß und lief mit wild wedelndem Schwanz auf ihn zu, biss sofort in den Beutel und nuckelte genüsslich daran. Langsam schlossen sich die großen schwarzen Augen und Aki lag schon im nächsten Augenblick entspannt gurrend am Boden, während Caym sich auf den Boden fallen ließ und den Beutel auf seinem Oberschenkel abstützte. In seiner anderen Hand hielt er inzwischen eine Birne und aß hungrig, ignorierte alles andere um ihn herum.

Noch immer etwas gedankenleer schreckte er hoch, als ein lautes: „Also“, die Stille durchbrach. Er drehte sich um und starrte seinen Dämon an, der ihn mit einem merkwürdigen Blick musterte. „Jetzt hast du dich genug um den Wolf gekümmert. Komm her und setz dich doch neben mich.“ Dabei klopfte Astaroth einladend auf das Bett und schmunzelte wie immer mit einem nicht ganz unschuldigen Blick im Gesicht, der ein wenig lüstern wirkte.

Das einzige, was Caym hervorbrachte, war ein nervöses Husten, bevor er sich wieder beruhigen konnte. „DU…Das ist nicht witzig!“ Im nächsten Moment zeigte er seinem Dämon schon die Zunge und setzte dann fort: „Ich werde jetzt ein paar Bücher zusammensammeln, die ich mitnehmen will, dann gehe ich baden und dann werde ich mich verabschieden von den Leuten und dieser Welt. Und hoffentlich bleibst du hier drin. Das wäre wirklich am sichersten für…die Welt da draußen.“

„Sicher nicht, mein Kleiner. Ich werde mich doch nicht in einem Zimmer einsperren lassen. Ich bin noch immer ein…“, fing der Dämon an und Caym fuhr in den Satz und beendete in leicht genervt: „…ein Dämonenfürst…ja, das hatten wir schon. Aber…könntest du möglichst niemanden umbringen?“

Astaroth lachte laut auf, lachte ehrlich und lange und schaute dabei so gar nicht dämonisch aus – abgesehen von den Hörnern, den ungewöhnlichen Augen und dem ganzen Rest. Es war ansteckend und Caym konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, obwohl er nicht wusste, wieso sein Dämon lachte. „Hm...mit dir als Ausnahme sind Menschen schwach und unbedeutend. Solange sie mir nicht in die Quere kommen, sind sie mir egal – eigentlich wäre ein Massaker pure Zeitverschwendung. Und wenn wir zurück sind, werde ich mir meine Belohnungen für all das hier tausendfach holen, bis in alle Ewigkeit.“, erklärte Astaroth noch immer amüsiert, nachdem langsam wieder etwas Stille in das Zimmer eingezogen war.

Wieder hustete Caym gezwungen und schaute seinen Dämon böse an, nur um den inzwischen leeren Milchbeutel auf sein Gegenüber zu schleudern. Der fing es wie immer gekonnt auf und warf das nutzlose Ding in die Ecke. „DU…argh…Menschen sind nicht schwach und unbedeutend. Naja, schwächer als Dämonen…aber…egal. Und Belohnung…argh…SEXSÜCHTIG!“, schrie er fast, nur um dann etwas ruhiger hinzuzufügen: „Ich wiederhole mich und ich bin verrückt, dass ich freiwillig mit dir gehe und…dich noch immer…mag…“, flüstere er das letzte Wort ganz leise.

Aki trabte derweil zum Bett, sprang hinauf und stieß mehrmals gegen Astaroth, wie um ihn von dort zu verjagen. Ein Knurren und der kleine Wolf zog sich zurück, starrte dann aber böse sein Gegenüber an.

Die ganze Szene war absolut unwirklich und Caym lachte ganz leise darüber, beruhigte sich wieder gänzlich und sagte dann resignierend: „Ich lasse mich aber auch immer von dir reizen…und NEIN, ich meine es nicht SO! Also…ich weiß nicht, was daran so amüsant ist, aber was soll’s…“, und stand auf, um seine Lieblingsbücher zusammenzusammeln.

Den Blick seines Dämons spürte er die ganze Zeit auf sich, ignorierte ihn so gut es ging, obwohl sein Körper sich etwas erwärmte, während er einen kleinen Stapel formte, auf den er noch ein paar andere Kleinode packte. Sein Werk betrachtend seufzte er und suchte dann im Kleiderschrank etwas zum anziehen, nahm das erstbeste, was ihm in die Hände fiel und drehte sich kurz um: „Das brauche ich, also zerreiß es nicht gleich wieder – mir egal, ob es dir gefällt. Ich will nicht nackt durch die Gegend laufen“

Er sah förmlich den Widerwillen im Gesicht seines Dämons, sah die gerümpfte Nase. „Nur solange, bis wir wieder zu Hause sind – und nur, weil dich keiner so sehen darf wie ich.“ Dann stand Astaroth auf und kam langsam auf ihn zu, während er sich immer mehr beeilte, sich möglichst schnell anzuziehen. Gerade als er das letzte Kleidungsstück übergestreift hatte, hatte sein Dämon ihn erreicht, umarmte ihn und küsste ihn ganz leicht auf den Mund, leckte über die Lippen, die sich bereitwillig öffneten. Die Zunge wanderte ganz langsam hinein, trieb Caym zu seinem Entsetzen das prickelnde Blut in sein Gesicht, und verleitete seine Augen dazu, sich langsam zu schließen. Doch dann löste sich sein Dämon plötzlich und starrte ihn nur zufrieden an. „See, Bett, Gras, Baum, Thron…überall…“

„Thron? Lieber noch zwei Mal See…“, rutschte es Caym heraus, und er schlug sich die Hand überrascht vor den Mund. „Das habe ich nie…das kam nicht von mir…“, stotterte er etwas herum, als der Dämon ihn etwas zu zufrieden anschaute.

Ein Klopfen befreite ihn aus dieser unangenehmen Lage und lenkte seine Aufmerksamkeit auf die Tür. „Sir Caym? Das Bad steht bereit, ich mache die Tür auf.“

Nach einem bemüht ernsten Blick in Astaroths Richtung eilte er zur Tür und platzierte sich wieder davor, nur um sofort aus dem Zimmer zu springen, als diese weit genug geöffnet war und so Lakur die Möglichkeit nahm hineinzuschauen. „Endlich…“, murmelte er, schlug die Tür hinter sich zu und bemerkte den erstaunten Blick in Lakurs Gesicht. „Ähm…ich…habe schlecht geschlafen und möchte mich baden. Du brauchst die Tür nicht abzuschließen, Aki ist drinnen und…na ja…wenn etwas passiert…“, erklärte er, nur um sich umzudrehen und schnell zum Bad zu stürmen und so den Wachmann abzulenken.

Zu seiner Erleichterung folgte ihm Lakur, hatte sein Plan funktioniert. Dieser ließ die Tür dabei unberührt, so dass die erste Hürde genommen war. Der Weg zum Badezimmer war nur kurz, da es im selben Haus lag. Dessen Eingang öffnete sich schnell unter dem leichten Druck seiner Hände, und ein Schwall feuchtwarmer Luft wehte ihm aus dem Raum entgegen. Der schmucklose, einfache Brunnen für das Wasser beherrschte die Mitte, daneben stand der Holzofen, der für Wärme sorgte und in den verschiedenen Ecken lagen versteckt hinter Halbwänden und Vorhängen die Zuber und die Duschen.

Lakur überholte ihn und schloss die Tür fast unhörbar, deutete dann nach vorne: „Der hier ist vorbereitet, Sir.“, und platzierte sich vor dem Eingang.

Ein kurzer Seufzer und Caym ging nach hinten durch den Vorhang zu der hölzernen Wanne die dort stand. Er entledigte sich seiner Kleidung so schnell, wie es normalerweise nur Astaroth ihn von jeder Form von Stoff befreite, und setzte sich in den Zuber, nur um damit zu beginnen, jeden auch noch so kleinen Hinweis auf die gestrige „Liebesnacht“ zu beseitigen. Endlich konnte er das leichte Jucken und das Gefühl, dass alles klebte, los werden, dass seinen ganzen Körper in unabgelenkten Minuten heimgesucht hatte. Langsam fuhr er mit seinen Händen über die Haut, seifte sich ein, schrubbte sich ab. Immer wieder schüttete er sich Wasser mit dem hölzernen Schöpflöffel über den Kopf und genoss das Gefühl des klaren Wassers, das seinen Körper hinab rann und ihn sanft reinigte.

Endlich, als er sich sauber fühlte, ließ er sich in das Wasser sinken und lehnte sich seufzend zurück, schloss seine Augen und spürte, wie das Nass um ihn herum sich beruhigend bewegte, ihn fast einschläferte. Mit Mühe versuchte er wach zu bleiben…

Wieso hatte er Astaroth wirklich gerufen? Das merkwürdig warme Gefühl, dass sich allein bei dem Gedanken an seinen Dämon ausbreitete, half ihm nicht wirklich dabei, die Frage ernsthaft zu beantworten. Mochte er ihn wirklich so sehr? Aber selbst wenn, so sträubte sich sein Verstand bei dem Gedanken, für den Rest seines Lebens in der Welt der Dämonen verbringen zu müssen. Er gehörte nicht dorthin, egal, was Astaroth sagte. Als Mensch war er dort fehl am Platz, so unglaublich deplatziert und gefährdet. Und doch konnte er nicht anders, als mit zu gehen. Natürlich konnte er seinen Dämon nicht in der Menschenwelt lassen, aber da war auch noch die Sorge, die er jedes Mal im Gesicht Astaroths lesen konnte, wenn ihm etwas zustieß. Trotz allem wusste er genau, dass er ihn nie daran dachte, ihn zu verkaufen, sich immer um ihn kümmern würde – und dabei immer Sex wollte, was ihm langsam selber gefiel. Er grummelte leise und tauchte mit seinem Kopf gänzlich unter Wasser, genoss das Gefühl fast zu schweben. Es hatte keinen Zweck weiter darüber nachzudenken. Mit jedem Moment länger, gelangte er nur tiefer in eine Sackgasse zwischen dem Wunsch hier zu bleiben und dem Verlangen, doch Astaroth in seiner Nähe zu haben.

„Sir Caym?“ Überrascht schreckte er bei der Frage hoch, so dass Wasser über den Rand des Zubers schwappte und mit einem klatschenden Geräusch auf den Boden auftraf bei seinem Versuch sich aufzurichten. Lakur musste schon sehr nahe sein.

„Was ist los?“, wollte er noch immer verwirrt wissen, während er aus der Wanne stieg, um sich mit einem Handtuch abzutrocknen und anschließend seine unteren Regionen zu bedecken. Es reichte schon, wenn Astaroth ihn andauernd nackt sah…

Ein Räuspern, gefolgt von der durch die Wand gedämpften Stimme war zu hören: „Ich denke es ist Zeit aus dem Bad zu kommen und mit dem Training zu beginnen, Sir Caym. Graf Duncan…“

„Jaja, ich weiß. Ich soll meine Zeit nicht verschwenden, brav sein und der ganze Rest, der in den ‚Gesprächen’ mit meinem Vater immer vorkommen…heute sagt jeder das Offensichtliche, verdammt. Dann…eben Stock, und danach ein paar Besuche – und ja, ich weiß, dass du mir wie ein Dackel hinterher rennen musst…“, beschwerte sich Caym, zog sich schnell an und trat aus der Kabine heraus, wo ihn Lakur mit leicht verwirrtem Blick erwartete. Offenbar hatte er ihn mit dem letzten Ausbruch deutlich überrascht.

Ohne weiter auf seinen „Wachhund“ zu achten, marschierte er durch das Haus zielstrebig in Richtung Übungsplatz und schnaufte dabei immer wieder betont. Die Regelung seines Vaters war absolut sinnlos, aber der Graf würde das natürlich nie einsehen. Doch das alles gehörte bald der Vergangenheit an, auch wenn es anders lief, als er gehofft hatte. Er wollte Freiheit, doch die kam wohl nur zu einem Preis. Im Endeffekt hatte schon jetzt etwas Bestechungsgeld gereicht und Caym hatte seine Freiheit in der Nacht wieder zurückbekommen – zumindest bis ihm Astaroth den Schlüssel abgenommen hatte. Er rollte noch stärker mit seinen Augen. Daran hatte er gar nicht mehr gedacht, was ihn ärgerte. Irgendwie schien sein Dämon inzwischen wirklich seine Welt zu beherrschen.

So in Gedanken versunken trat er aus dem Haupteingang und erblickte das leergefegte Gelände. Es war merkwürdig, so untypisch, dass um diese Uhrzeit kein einziger Mensch hier war, kein Soldat übte und keiner die Bibliothek besuchen wollte. Der Platz vor der Kaserne sah fast staubig aus in seiner Kahlheit mit dem sandigen Grund, auf dem er das Training mit den Waffen immer vor den Augen aller vollführen musste. Leicht schnaufend trat er durch die Öffnung im Zaun, der den Exerzierplatz umgab, und ergriff einen der Stöcke, die an der Kasernenwand lehnten.

Einladend schwang er den Stab hin und her und schaute Lakur erwartungsvoll an. „Sag mal Lakur, wo sind denn alle?“, fragte er den einzigen anderen Menschen in Sichtweite. Irgendwie war es doch unheimlich in diese Leere zu starren.

„Sir Caym, es sind Besucher aus der Republik Ama hier, und haben eine Audienz mit Graf Duncan. Ich glaube sie waren den Leuten genauso unheimlich wie mir auch.“, gestand der Hauptmann der Wache mit etwas mehr Emotion in der Stimme, der sich inzwischen selbst mit einem Stock ausgerüstete hatte. „Sie sind erst vor kurzem eingetroffen – voll bewaffnet und ein Teil der Delegation sehr merkwürdig gekleidet.“ Lakur schwang den Stab probeweise und ging dann in Position: „Und jetzt fangen wir an, bevor wir weiter Zeit verschwenden. Stellung!“

Und damit begann wie immer das Training. Lakur korrigierte ihn, scheuchte ihn über den halben Platz, kreuzte mit ihm die Stöcke und gab Kommentare ab, wieso er den seine Waffe so nachlässig hielt. Immer und immer wieder wurde Caym zurückgedrängt und mühte sich ab, um mitzuhalten.

Doch jetzt – nach wer weiß wie langer Zeit – reichte es ihm. Er ergriff den Stock fest mit beiden Händen und holte leicht aus. Wie immer dachte der Hauptmann wohl, dass er die nächste Bewegung erkannt hatte, aber als der Stock seines Gegenübers auf ihn zuraste, drehte Caym seinen Stab und blockte den Schlag, nur um seinem Trainingspartner einen Tritt auf den Fuß zu verpassen.

Lakur sprang zurück und schaute ihn mit einer Mischung aus Überraschung und Unzufriedenheit an. „Was sollte das? Das ist kein Kampfmanöver, dass ist lächerlich, Sir Caym“, presste dieser durch die Lippen hindurch.

„Hm…es hat…funktioniert, oder? Hat mir schon öfter…na ja…nicht wirklich, aber du hetzt mich nur durch die Gegend und ich habe genug davon, ein Spielball zu sein. So lerne ich sicher nichts. Und jetzt will ich nicht mehr.“ Bei den Worten ließ er den Stock auf den Boden fallen und setzte sich demonstrativ daneben.

„So funktioniert das…“, hörte er Lakur mit der Stimmlage beginnen, die er immer bei Lektionen benutzte und dann plötzlich verstummen. Der Hauptmann drehte seinen Kopf und starrte in Richtung Haupthaus. Cayms Blick folgten der Bewegung. Man sah eine eigenartige Prozession, in sichtlich teure Gewänder gehüllte schwarzhaarige Diplomaten, begleitet von Soldaten, die in reines Dunkelblau gehüllt waren. Das auffälligste aber war das weiße Haar, dass all die Soldaten besaßen und das sie von allen anderen abhob. Die riesigen Waffen, die fast alle trugen, wirkten einschüchternd und Caym stand auf, um ein paar Schritte zurückzuweichen. Diese weißen Haare in dieser Menge erinnerten ihn an die Engel, brachten Bilder von Blut, Kampf und so vielem anderen wieder vor sein geistiges Auge. Er zitterte leicht, schreckte panisch hoch, als er einen Stoß gegen sein Bein spürte, und wollte wieder nach dem Stock greifen – nur um dann mitten in der Bewegung zu erstarren und unglaublich erleichtert aufzuatmen.

„Aki…du…was machst du hier?“, fragte er den kleinen Wolf glücklich und kraulte ihn auf dem Kopf. Der Schwanz zischte wild durch die Luft und Aki sah ihn aufgeregt und freudig an, nur um sich dann umzudrehen und laut in Richtung der Delegation zu knurren, von der jetzt ein paar Mitglieder zu ihnen herüber starrten und die Richtung wechselten und jetzt direkt auf den Exerzierplatz zugingen, dabei immer schneller wurden. Die Gesichter waren absolut emotionslos und konnten einem einen Schauer über den Rücken jagen.

Caym versuchte sich darauf einen Reim zu machen und kraulte seinen Wolf jetzt nur noch wilder und bemühte sich wieder ruhiger zu werden, bevor er schließlich zu Lakur gewandt leise flüsterte: „Was wollen die? Sind das die aus Ama?“

„Ja“, erwiderte der Hauptmann sehr wortkarg, ließ die Übungswaffe fallen und legte seine Hand um den Griff seines Schwertes, dass auf dem Rücken hang. „Ich glaube ihr solltet…“, begann er, doch schon war der erste weißhaarige, unglaublich schlanke Mann am Zaun angelangt und kletterte leichtfüßig darüber nur um vor Caym stehen zu bleiben. Er trug eine merkwürdige Waffe mit einem Griff und einem Gewicht an einer langen Kette, die diese beiden verband, bei sich.

Lange musterte ihn dieser merkwürdige „Soldat“, verzog dann den Mund in kleinen Gesten des Widerwillens und sprach schlussendlich salbungsvoll: „Wir wissen was ihr seid. Diese Grafschaft wird von dummen und verblendeten Herrschern geführt, die die Wahrheit nicht erkennen wollen, doch ihr hier seid der Gipfel der Verblendung. Einer der großen Engel hat uns von eurem Verrat, von der Unglaublichkeit eures Verbrechens berichtet, und wir sind gekommen, um euch mitzunehmen und zu bestrafen.“

Caym schaute sich kurz um. Lakur stand von mehreren Soldaten umzingelt inzwischen mehrere Meter von ihm entfernt, und Aki knurrte so laut, dass man die Stimme fast nur noch dumpf verstanden hatte.

„WACHEN!“, rief Lakur laut, versuchte wohl angesichts der Situation noch sein Schwert zu greifen, doch ein Schlag auf den Kopf betäubte ihn. Caym sah nur noch, wie der Hauptmann bewusstlos zu Boden sank und riss die Augen auf. Das hier geriet langsam außer Kontrolle…

„Was für ein…was? Engel? Ihr habt den Verstand verloren. Welches Verbrechen soll ich begangen haben? Ich war einen Monat lang krank und bin gerade erst wieder gesund geworden.“, log Caym und verfluchte sich jetzt dafür, dass er seinen Stock fallen hatte lassen. „Ich will nicht weiter mit euch reden, also…danke für das Gespräch.“, setzte er so beherrscht wie möglich fort und wollte sich umdrehen, nur um einen kalten Griff auf seiner Schulter zu spüren. Langsam übertrieben es diese „Besucher“ wirklich bei weitem. Am liebsten hätte er ihnen ihre Dummheit entgegen geschleudert, die absolute Idiotie sich mit Monstern wie den Engeln zu verbünden, doch dann hätte er sich verraten – und sie waren in der Überzahl. Er musste sich beherrschen.

Sein Gegenüber rümpfte noch einmal die Nase in Richtung Aki, den jetzt ein anderer Soldat mit seinem Speer bedrohte, und fing an unbeeindruckt weiterzureden: „Das hier ist ein dämonisches Tier. Glaubt ihr wir sind blind? Und eure Beschreibung passt genau auf die, die uns der erhabene Engel schenkte. Also kommt freiwillig mit uns mit und stellt euch eurer Strafe als Verräter der Menschheit, als Schoßtier eines Dämons“, bei den Worten zog der Sprecher ihm den hohen Kragen des Hemdes etwas hinunter und lächelte zufrieden, „wie das hier beweist. Leugnen ist zwecklos, also stellt euch, oder wir werden diese Grafschaft, in der die Dämonen wohl verehrt werden, die Engel aber geleugnet, angreifen müssen. Dämonen sind zu gefährlich, blutdurstig und bösartig, als dass sie hier leben dürften.“ Damit löste sein Gegenüber kurz den Griff und Caym stolperte hastig ein paar Schritte zurück, um dieser unheimlichen Gesellschaft zu entkommen, während er am ganzen Leib zitterte – vor Angst und Wut zugleich.

„Ihr seid verrückt. Dämonen existieren nicht, also lasst mich in Ruhe.“, brachte er noch völlig überrascht zu seinem eigenen Erstaunen hervor. Er schaute sich um. Diese Männer aus Ama waren verrückt, Verbündete der Engel, der Engel, die ihn einfach verurteilt hatten. Sie schauten siegessicher, eitel und arrogant auf ihn herab, erwarteten so etwas wie ein Geständnis. Wofür? Dafür, dass er lieber mit einem sexsüchtigen Dämon, dem er etwas bedeutete, als mit Engeln die ihn ohne zu fragen verurteilten, zusammen war? Was sollte das alles? Er zitterte schon vor Aufregung, Angst und Zorn.

Langsam brach die Wut durch alle Barrieren, und er konnte nur noch seinen Frust heraus schreien: „Eure verdammten Engel sind die wahren Dämonen, also lasst uns in Ruhe und befreit die Welt von diesen Monstern!“, nur um sich dann die Hand vor den Mund zu schlagen. „Verdammt“, brachte er noch heraus, bevor er sich noch schnell umsah und nach vorne stürmte, um den Stock am Boden zu ergreifen.

„Also jetzt hast du es zugegeben. Wir haben schon in deiner Abwesenheit das Urteil gesprochen über den Verräter an der Menschheit: Tod!“, hallte es wie ein Schuldspruch über den Exerzierplatz, der noch immer so merkwürdig leer war.

„WACHEN! Komm her! Sofort!“, rief Lakur jetzt unerwartet und mit wackliger Stimme erneut, stand mit dem Schwert in der Hand vor seinen Gegnern. „Was wollt ihr? Verschwindet und lasst Sir Caym in Ruhe!“, befahl er wütend und schwang sein Schwert unbeholfen, so dass alle Gegner beinahe mühelos ausweichen konnten. Er musste wohl noch etwas betäubt sein.

Doch Caym hatte keine Zeit lange darüber nachzudenken, sondern nutzte die Ablenkung sofort, um auszuholen, seinen Stock durch die Luft rasen zu lassen. Der Stab fand sein Ziel und krachte mit einem unangenehmen klingenden Knacksen auf den Kopf des Soldaten, der Aki bedrohte. Der Wolf sprang sofort nach vorne und biss den Soldaten kräftig, der schon mit einem ohrenbetäubenden Schmerzensschrei zu Boden fiel, dessen Augen dabei zuckten. In diesem Moment wandten sich jetzt wieder alle Augen dem Hauptaugenmerk zu: Ihm. „VERDAMMT!“, fluchte Caym, bevor er sich umdrehte und schwer atmend davon rannte, vor der Übermacht an Gegnern, die ihn jetzt wieder entdeckt hatte. „SOLDATEN!“, versuchte er es selbst noch einmal verzweifelt, doch keiner kam. Es war wie verhext. Und schon im nächsten Moment legte sich etwas um sein Bein, schlang sich darum, nur um ihm den Halt zu rauben. Er stolperte, fiel mit einem leisen „Au“, nach vorne auf den harten Grund. „VERDAAAAAAMMT!“, schrie er laut und blickte schnell nach hinten. Die merkwürdige Kette des einzigen Soldaten, der geredet hatte, lag um sein Bein geschlungen. Jetzt konnte er nicht mehr entkommen. Er drehte sich rasch um, schwang den Stock und sah, wie Aki sich laut knurrend vor ihm platzierte. Bei jedem Versuch sich aufzurichten, zog die Kette ihn wieder auf den Boden. Ohne Kampf würde er aber sicher nicht untergehen.

Schon schwang die erste Lanze in seine Richtung, läutete sein Ende ein – nur um an einem riesigen, überdimensionalen blauen Schwert abzuprallen.

Noch während er mit großen Augen auf den Dämon starrte, schlug dieser schnell die Kette durch und wandte sich knurrend den Soldaten zu. „Dafür werdet ihr bezahlen. Ihr habt es gewagt, meinen Caym zu bedrohen, anzugreifen. Und ekelhafte Unterstützer der Engel seid ihr dazu, ihr seid sicher Nachkommen der Verräter aller Verräter.“, spuckte er fast aus, schwang dabei sein Schwert und köpfte den ersten seiner Gegner fast mühelos, bevor er sich dem nächsten zuwandte, während der Kopf auf den Boden traf und diesen mit Blut bedeckte.

Aki stürmte nach vorne und verbiss sich ebenfalls in einem Gegner, Lakur starrte kurz mit großen Augen, bevor sich seine Miene versteinerte und er das Schwert schwang und einem der Weißhaarigen eine tiefe Wunde auf einem Arm zufügte.

Caym ergriff die Kette, löste sie und sprang dann auf, um seinen Stock zu schwingen. Er würde sicher nicht hilflos hier liegen bleiben…
 

Seine Augen waren am Rand in leichtes Rot getaucht, doch seine Wut war nicht so groß, seine Gegner nicht stark genug, um seinen wahren Zorn zu rechtfertigen. Fast mühelos pflügte sein Schwert durch diese weißhaarigen Menschen, die ihn an Engel erinnerten, an die wenigen flügellosen Engel, die manchmal kämpften. Was er hier nicht alles lernen konnte. Schon lag der nächste Feind blutend am Boden, wand sich vor Schmerzen. Neben ihm kämpfte Caym verbissen und immer wieder schreiend, weiter vorne ein Mensch, der offenbar im Moment auf ihrer Seite stand und Aki biss sich in jedes Ziel das er finden konnte.

Ein zufriedener Ausdruck schlich sich auf seine Lippen bei dem Anblick der verängstigten und überraschten Männer, die immer wieder den Kopf schüttelten, nur um dann nach vorne zu stürmen und zu unterliegen und unter seinem Schwert vor Schmerzen stöhnend auf den Boden zu fallen. Die kleinen Schnittwunden, die sie ihm zufügten quittierte er nur mit einem verächtlichen Lachen.

„RÜCKZUG!“, schrie jetzt wohl der Anführer fast aller seiner Mannen beraubt, bevor er ihn nur noch mit schreckensgeweiteten Augen ansehen konnte, als sich das blaue Schwert in seinen Bauch versenkte. Gurgelnd fiel der Gegner zu Boden und löste so das einzige, was die Wunde noch versiegelte, riss die Augen auf, aus denen alles Leben wich, während nun das Blut heraus floss und den Grund in ein hässliches rot-braun tauchte.

„Denkt ihr, ich lasse auch nur einen einzigen von euch entkommen?“, knurrte Astaroth und lief den letzten beiden Soldaten nach, die sich immer wieder angstvoll umblickten. Er hatte sie schnell eingeholt und schwang sein Schwert mit einem letzten Knurren. Beide fielen schreiend auf den Grund, schrieen, flehten kurz um ihr Leben, bevor er ihnen mit einem schnellen Stich ins Herz das Leben raubte. Menschen waren langsam und schwach und seine Zeit nicht weiter wert. Er schüttelte kurz sein Schwert aus, steckte es wieder in seine Schlaufe und wollte seinen Kleinen wieder anschauen, der mit dem blutigen Stock in der Hand verwirrt auf die Leichen starrte.

„Sir Caym, passt auf! Das Monster!“, rief jetzt der Mann mit den schwarzen Haaren und streckte das Schwert in seine Richtung. Noch einer, den er übersehen hatte? Egal, es war nur ein normaler Mensch, kaum der Rede wert. Schon war seine Hand am Griff seines Schwertes, als er einen dumpfen Aufprall hörte, sich schnell umdrehte und sah, wie Caym auf dem Boden saß und seine Augen rollte, laut seufzte und mit dem Kopf schüttelte. Er wirkte ratlos.

„Muss hier alles so schief laufen? Was habe ich getan, um das zu verdienen? Lakur, steck dein verdammtes Schwert weg…das ist kein Monster, er hat uns geholfen, er hat mir geholfen. Er würde mir nie etwas in der Richtung antun…Astaroth ist ehrlich…“, sagte sein Kleiner emotionslos, als ob er müde wäre, bevor dieser den Kopf schüttelte und den Stock in eine andere Richtung schleuderte. „Verdammt…womit habe ich das verdient? Jetzt ist alles aus. Ist das ein schlechter Scherz des Schicksals, das es nicht geben sollte?“

„ER? Aber das ist ein…ein Monster, ein Dämon Sir Caym“, ignorierte der merkwürdige schwarzhaarige Mann die Ausführungen seines Kleinen.

„Ha…ich und ein Monster. Ich bin kein einfacher Dämon, ich bin ein Großfürst, ich bin DER Astaroth.“, erklärte er wie selbstverständlich, nur um gleichzeitig sein Schwert zu ziehen und es diesem Wurm von Mensch an den Hals zu halten. „Und jetzt…“, fing er an und holte mit seiner Waffe aus. Doch ein lautes „Nein!“ stoppte ihn mitten in der Bewegung, so dass er seinen Kleinen fragend anschaute, der ihn offenbar aufhalten wollte.

„Nicht schon wieder…“, erklärte Caym jetzt mit nach oben verdrehten Augen und richtete sich auf, klopfte seine Kleidung ab. „Ich komme mir vor wie in einem schlechten – nein – miesen Buch. Das ist ja fast schon Kindergarten. ARGH. Lakur, Astaroth hat uns das Leben gerettet, hat es mir schon öfter gerettet und…ich…ach egal.“ Nach diesen Worten wandte er sich wieder zu ihm, ging auf ihn zu und holte mit seinem Arm aus. Die kleine Faust traf ihn im Bauch, ohne jeden Schmerz mehr wie eine Geste, so dass er nur zweifelnd die Augenbraue hob. „Und du lässt ihn leben! Er hat an unserer Seite gekämpft und in ein paar Stunden wirst du ihn nie wieder sehen…“, kurz machte sein Kleiner eine Pause, bevor er leise hinzufügte: „…genau wie ich.“

Dann drehte sich sein Caym wieder um und starrte mit immer größer werdenden Augen auf die Leichen, beugte sich vor und griff mit zitternder Hand an den Hals einer der Leichen, stand wieder auf und machte dasselbe bei der nächsten. „Oh verdammt“, hörte er seinen Menschen fluchen, der aufsprang und ein paar Schritte zurückwich. „Oh du. Verdammt…das…ist…schlecht.“, setzte sein Kleiner fort, und eilte aufgeregt vor und zurück. Was hatte er?

„Sie sind alle…tot.“, klang es fast erschüttert. „Was machen wir jetzt? Lakur? Das…waren Gesandte?“ Caym schaute verzweifelt von einem Ort zum nächsten, wirkte fast gehetzt.

„Sir Caym, sie haben euch angegriffen. Das ist ein Akt der Feindschaft gewesen.“, erwiderte der andere Mensch nur gefasst, während er Astaroth noch immer misstrauisch beäugte.

Er verstand nicht wirklich, wieso sein Kleiner ihn davon abgehalten hatte diesen Lakur umzubringen. Langsam ließ er jetzt sein Schwert wieder in die Scheide an seinem Rücken sinken und ließ es los, begann erst dann zu reden: „Sie waren schwach, sie sind tot. Wo ist das Problem?“ Irgendwie schien ihm die ganze Szene reichlich sinnlos. Er wollte seinen Kleinen ganz für sich, ohne Zuschauer, ohne Störungen. Jetzt.

„Was das Problem ist?“, rief Caym, während er seine kleinen Finger in den braunen Haaren verkrallte. „Das hier ist die Menschenwelt! Wenn das entdeckt wird, bricht ein Krieg aus – sie werden sich rächen wollen, werden einfallen und nach den Schuldigen suchen. Und Ama ist groß, mächtig, hat viele Verbündete. Das wäre das Ende von Sibu. Verdammt…wieso läuft mein Leben so daneben? Wenn ich weg bin, werden hier die Horden einfallen. Was habe ich getan um das zu verdienen? Ich kann nicht…das…ich weiß nicht, was ich tun soll…ich…das…“ Sein Kleiner klang wirklich verzweifelt, zog immer fanatischer an seinen weichen Haaren.

„Lass das.“, befahl Astaroth nur, trat vor seinen Menschen und umarmte ihn fest, fuhr mit seinen Händen über den schmalen Rücken, spürte den beschleunigten Atem auf seiner Brust. Er wollte nicht, dass sein Kleiner unglücklich wurde, wollte ihn stark und unbetrübt sehen und so überlegte er schnell, wie man das Problem lösen konnte. Die verschiedensten Szenarien tauchten in seinen Überlegungen auf, die er mit Mühe auf die schwächliche Menschenwelt zu übertragen versuchte und ignorierte dabei gekonnt den verwunderten, fast entsetzten Blick dieses Lakurs.

Wie eine Offenbarung erschien die rettende Idee: „Wir müssen nur vortäuschen, dass diese Engels-Menschen alle von mir umgebracht wurden. Die anderen Gesandten können nicht wissen, dass sie dich gefunden haben, mein Kleiner. Lakur muss verletzt werden und bewusstlos etwas abseits liegen, dann kann er davon berichten, wie ein furchtbarer Dämon dieses Massaker veranstaltet hat und lenkt den Verdacht damit von diesem unbedeutenden Reich hier. Menschen sind leichtgläubig, leicht zu täuschen und dumm, also sollte das funktionieren. Und du mein Kleiner kommst mit mir mit.“

Er spürte die Hände auf seiner Brust, hörte, wie sein Kleiner durchatmete und dann wieder sichtlich beruhigt flüsterte: „Das…macht sogar Sinn. Aber wieso passiert das alles mir? Es…das…“, stockte sein Mensch, bevor er noch einmal tief durchatmete und weiter redete: „Ich habe keine Wahl und sie werden sicher gleich wieder kommen. Also…“

Jetzt stieß Caym sanft gegen seine Brust, schaute ihn mit erwartungsvollen Augen an, so dass er los ließ, nachdem er die Geste richtig gedeutet hatte. Das nächste, was sein Kleiner tat, war zu Lakur zu gehen und diesen still anzustarren. „Lakur, hast du das gehört? Das ist deine Pflicht als Hauptmann, als Beschützer dieser Grafschaft. Bitte – tu mir diesen einen Gefallen. Und du solltest noch herausfinden, warum die Wachen nicht kamen, nicht kommen. Aber ich habe keine Zeit mehr…“, seufzte Caym jetzt noch ein letztes Mal.

„Aber Sir Caym…“, wollte Lakur beginnen, noch immer leicht entsetzt zwischen ihm, dem Dämon, und seinem Kleinen hin und her schauend. Doch Astaroth sah, wie sein Mensch den Kopf schüttelte, die Augen voll von Bedauern und damit den anderen unterbrach, bevor dieser weiterreden konnte. „Das ist alles so unglaublich, dass ich es glauben muss. Ich hoffe sie müssen ihr Opfer nicht zu sehr bereuen.“, schloss dann Lakur resignierend.

„Das ist kein Opfer, er gehört zu mir.“, mischte sich jetzt Astaroth ein und überbrückte die Entfernung schnell, um seinem Kleinen den Arm um die Hüfte zu legen, während er sein Schwert wieder aus der Scheide zog. Langsam fand seine Geduld ein Ende – die ganze Sache dauerte schon weit länger als nötig. Seine Hand umfasst den Schwertgriff.

„Duuuu…“, meckerte sein Mensch wie immer, rammte ihm das Bein auf den Fuß und setzte dann fort: „Mir wird schon nichts passieren. Es tut mir leid Lakur, es tut mir wirklich leid. Ich kann nichts dafür…Atris war so dumm…“, nur um mitten im Satz aufzuhören, als Lakur von Astaroths Schwertgriff getroffen ohnmächtig zu Boden sank und etwas Blut an der getroffenen Stelle sichtbar war. „Was…?“, fuhr ihn sein Kleiner an.

„Überraschend ist immer besser. Und jetzt sollten wir gehen.“, erklärte er und zeigte dabei auf Askavi, der mit aufgeplustertem Schwanz und leicht knurrend da stand. Feinde waren in der Nähe und alle Mühe umsonst, sein Kleiner unglücklich, wenn sie jetzt auf diese Verräter von Menschen trafen.

„Aber…ich wollte doch noch…“ Caym schien nicht begeistert von der Idee jetzt schon seine Heimat aufzugeben. „Verdammt. Und wo sollen wir jetzt hin?“, hörte er ihn fragen.

„Wir gehen noch einmal in dein Zimmer, holen das sinnlose von dort, dass du mitnehmen wolltest, und dann in den Wald, der optimale Deckung bietet. Damit verlieren wir zwar Zeit, gewinnen aber die Überraschung.“, beschloss er für sie beide, ließ sein Schwert wieder in die Scheide gleiten und zog seinen Kleinen, der merkwürdig still geblieben war, am Arm in Richtung Haus. Er wollte Caym aus der Gefahrenzone bringen, so schnell wie möglich.

So war das schmucklose Haus rasch erreicht, die Tür aufgestoßen und sein Kleiner stolperte nach einem leichten Schubs in das Zimmer, stand Momente ratlos dort, während Astaroth ihm ganz automatisch folgte, ohne den Blick von seinem Menschen auch nur einmal zu lösen.

„Nimm nur mit, was du wirklich brauchst.“, forderte er ihn auf, worauf sein Partner sich umdrehte und den Mund öffnete, wohl um eine scharfe Bemerkung darauf zu entgegnen, nur um dann ein kurzes: „Jaja…ich werde schon…“, zu entgegnen. Dann ergriff sein Kleiner die Sachen auf dem Stapel und fing an sie eins nach dem anderen in die Tasche zu stopfen, die er plötzlich in Händen hielt. Es war unglaublich mit welcher Ruhe Caym in dieser Hektik noch jeden einzelnen Gegenstand betrachten konnte, wirklich faszinierend, doch unpassend. Beinahe sehnsüchtig starrte sein Kleiner auf viele der sinnlosen, hässlichen Dinge aus dieser Welt, die gar nicht zu ihm passten, zu seiner Einzigartigkeit. Besonders etwas merkwürdig Felliges hatte wohl eine ganz besondere Anziehungskraft.

„Beeil dich, mein Kleiner. Das ist doch unnötig.“ Ewig war nicht mehr Zeit und sein Mensch brauchte nichts von alle dem, das nicht einmal eines genaueren Blickes würdig war, doch offenbar war inzwischen endlich alles erledigt. Im nächsten Moment erkannte er den wütenden Blick seines Kleinen und sah, wie dieser ihm eine Hand entgegenstreckte, an der die Tasche baumelte, ihn dabei auffordernd ansah.

„Wenn du mich hetzen willst, dann nimm du die Tasche. Dann bin ich sicher viel schneller…du als großer starker Dämon…“, murmelte Caym mit einem deutlich ironischen Unterton.

„Mein Kleiner, du bist doch so widerspenstig und willst dich beweisen. Wobei – gegen eine anständige Belohnung…“ Das in Gegenwart seines Menschen so präsente Lächeln schlich sich wieder auf sein Gesicht, als er bei jedem weiteren Wort die immer größere Fassungslosigkeit bei seinem Partner erkannte.

„Wa…da…du sexsüchtiger…argh…verdammt“, fluchte sein Kleiner noch, bevor er leicht rot anlief und an ihm vorbei aus dem Zimmer rauschte. „Wieso lasse ich mich immer von dir ablenken“, hörte er noch ganz leise hinter sich.

Mit einem Blick suchte er kurz Askavi, der mit deutlich aufgeplustertem und stetig stärker wedelndem Schwanz da stand und ihn verwirrt anstarrte. Die Feinde waren nah und er konnte, nein wollte seinen Caym nicht aus den Augen lassen. Außerdem mussten sie jetzt wieder zurück in seine Welt – dorthin wo sein Kleiner jetzt auch gehörte.

„Such einen Weg zu der Stelle, an der ich aufgetaucht bin, einen langen Umweg.“, befahl er dem Wolf, bevor er sich umdrehte und den Arm seines Partners ergriff, der nur wenige Meter weit weg kopfschüttelnd stehen geblieben war, wohl in Gedanken versunken.

„Wir gehen.“, erklärte er dann seinem Gegenüber, nur um im nächsten Augenblick dem Wolf zu folgen, der aufgeregt voraus rannte und langsam anfing zu knurren. Die Feinde waren nah…
 

Caym konnte nicht denken. Sein Verstand raste, und brachte doch keinen einzigen Gedanken hervor. Er spürte nur, wie sich seine Beine bewegten, während das Gewicht der Tasche an dem Arm baumelte, der von seinem Dämon umfasst wurde und an dem er herumgeführt wurde.

„Wa…“, stotterte er mit großer Verzögerung und starrte auf Astaroth, der sich nur kurz umdrehte und den ausgestreckten Zeigefinger quer über den Mund hielt. Caym schüttelte den Kopf und ließ seine Beine die Arbeit machen, während er krampfhaft über etwas anderes nachdachte, versuchte überhaupt etwas zu denken.

Er wunderte sich über das, was er da in die Tasche gesteckt hatte, über die Bücher, ein paar Münzen und das kleine Stofftier, das ein Andenken war – an wen wusste er nur nicht mehr. Irgendwie fragte er sich noch immer, wieso er überhaupt etwas mitnahm. Es würde doch sein Heimweh sicher noch schlimmer machen, ihm vor Augen führen, was er nicht mehr hatte.

Und jetzt? Jetzt würde er all das in die Dämonenwelt mitnehmen, in die er von Astaroth verschleppt, nein, geführt wurde. Alles verlief im Moment merkwürdig.

Er schaute sich um. Die Umgebung hatte sich drastisch verändert, sie waren schon im Wald angelangt, ohne dass er es wirklich bemerkt hatte. War er wirklich so abgelenkt gewesen?

„Wieso müssen wir so überstürzt von dort weg?“, wollte er in seiner Neugier wissen, und eigentlich dabei doch nicht. Seine Zunge war wieder einmal schneller als sein Gehirn gewesen.

„Weil du dich ständig in Gefahr bringst, weil du ihr Hauptziel bist, mein Kleiner. Ich könnte sie alle erledigen, aber sollte einer mir entkommen und dich töten, dich auch nur verletzten, wäre jede Mühe umsonst gewesen. Noch einmal lasse ich es nicht zu, dass du verletzt wirst. Du gehörst zu mir und ich werde niemanden auch nur noch einen Finger an dich legen lassen. Außerdem ist die Welt der Menschen eintönig, schwach, langweilig und es nicht wert länger meine Gegenwart zu genießen. Und da du zu mir gehörst…“, hörte er seinen Dämon sagen und hielt nur mit Mühe Kommentare zurück, nur um alles mitzubekommen.

Doch am Ende kam es doch wie es kommen musste. „Ich bin kein Schwächling. Du musst mich nicht beschützen, verteidigen oder so etwas ähnliches. Ich bin stark genug, verdammt. Es muss ja nicht jeder ein muskelbepackter Ober-Dämonen-irgendwas-Astaroth sein, um sich verteidigen zu können. Und deine Gegenwart könnte diese Welt nicht lange genießen, im Übrigen. Und was soll dieser bescheidene Umweg?“, meckerte er zum Schluss noch.

Doch sein Dämon blieb still und zog ihn nur weiter unbeirrt den Weg entlang, über Stock und Stein. Mit jedem Schritt wurde Caym wütender, wollte Antworten, wollte die ungeteile Aufmerksamkeit seines Gefährten haben.

„Jetzt halt an! Ich will das wissen!“, versuchte er zu befehlen, zog dabei immer wieder an dem Arm, der ihn festhielt. „ASTAROTH!“, schrie er schlussendlich und brachte seinen Dämon so zu einem abrupten Halt.

„Mein Kleiner: RUHE! Du bist stark, sonst hättest du dich niemals in meine Gedanken schleichen können, wie ein Gift, dass einen nicht mehr los lässt, eines, auf das man nicht mehr verzichten kann. Doch du bist schwach im Vergleich zu anderen, siehst das nicht und übernimmst dich, anstatt taktisch und überlegt zu handeln. Und ich werde nicht zulassen, dass du deswegen verletzt wirst.“, erwiderte sein Dämon und streichelte ihm kurz mit einem Finger sanft über die Wange. „Und jetzt haben wir wohl genug geredet, nicht wahr? Du weißt doch selber schon alles, also ist das hier sinnlos, außer du hast noch ein paar andere Hintergedanken.“ Dabei lächelte er wieder einladend…

Völlig perplex starrte Caym Astaroth mit offenem Mund an, bevor er wieder fort gezogen wurde und mit seinen Gedanken allein war, die sich beinahe überschlugen. Er fühlte sich wohl, wenn sein Dämon ihm Aufmerksamkeit schenkte, wusste es. Was würde er wohl noch alles zugeben müssen, wenn er mit dem Dämon für den Rest seines Lebens zusammen war?

Während er versuchte sich einen Reim auf alles zu machen, änderte sich die Landschaft um sie herum immer wieder, lenkte ihn mit wogenden Wiesen und schattigen Wäldern ab, nur um ihn immer wieder seinen Gedanken zu überlassen, die sich nicht wirklich regten. Er war noch immer viel zu müde und die dumpfen Rufe eines Teils von ihm, der ihm sagen wollte, dass er seinen Dämon selber nie wieder verlassen wollte, wollte er im Moment nicht mehr wahrnehmen.

Alles ging wie ein Traum vorbei, bis seine Füße aufhörten, sich zu bewegen und er sich leicht verwirrt umschaute. Die Lichtung, die vielen Kerzen, die großen Kreise und die Tasche, die er jetzt vor sich sah, bedeuteten nur eines: Sie waren schon an ihrem Bestimmungsort. Wie war die Zeit so schnell vergangen?

„Du musst alles vorbereiten, mein Kleiner. Zieh die Kreise nach, die zerstört sind, damit wir schnell wieder nach Hause können. Ich schaue mich nur kurz um.“, erklärte Astaroth und riss ihn so völlig aus seiner halben Trance. Als er noch etwas erwidern wollte, war sein Dämon bereits fort und hatte ihn allein gelassen in dieser Stille und Einsamkeit.

Er verzog sein Gesicht ein wenig und schaute dann Aki an, der immer wieder auftauchte, dann beim ersten Blickkontakt auf ihn zu rannte. Der Wolf, der die ganze Zeit bei ihm gewesen war, der nie von seiner Seite wich, genauso wie Astaroth, der ihn nie wieder hergeben würde. Er mochte beide, mochte Astaroth so gerne, dass sich dieses eine Wort immer wieder an den Rand seines Bewusstseins drängte, von wo aus er es nur noch mit Mühe zurückdrängen konnte.

Doch er wollte noch immer nicht weg von hier. Am Ende war er nichts anderes als ein Mensch, viel zu schwach für die Welt der Dämonen, in der er jeden Kampf verlor und auf den Schutz eines Stärkeren – nämlich seines Partners - angewiesen war. Es war alles fremd, alles anders und so falsch. Irgendwo musste es einen Ausweg aus der ganzen Misere geben, eine Weg, wie er hier bleiben konnte, ohne von irgendwelchen Fremden verfolgt zu werden, ohne von den heuchlerischen Engeln zu einem Feind der Menschheit erklärt zu werden und von Verrückten verfolgt zu werden, ohne die Welt zu gefährden durch Astaroth. Doch es kam keine rettende Idee…

Langsam sank er auf die Knie und streichelte Aki, der immer wieder an seine Hand stupste und Aufmerksamkeit wollte.

Wen versuchte er noch zu täuschen? Er wusste, dass er keine Wahl hatte, dass Astaroth ihn wenigstens niemals verraten würde und so gut wie alles für ihn tat - das war inzwischen mehr als offensichtlich. Seine Hand fand fast wie von selbst einen Stock, wonach er wieder aufstand, sich umschaute, um die Lücken in den Kreisen zu finden und sie zu schließen. Es war wie es war und er konnte nichts mehr daran ändern. Etwas mehr Kraft, mehr Übung, und er würde auch noch den Dämonen ebenbürtig werden – na ja, zumindest in seinen Träumen. Wenigstens hatte er in der anderen Welt den Stock, mit dem er etwas anrichten konnte.

Jedoch wollte er im Moment an nichts mehr denken und konzentrierte sich lieber darauf, die Kreise zu vervollständigen, betrachtete sein Werk immer wieder und schaute schlussendlich zufrieden auf seine Arbeit herab. Es sah wieder so aus wie am Abend zuvor, bevor er mit dem Ritual begonnen hatte. Die Kerzen und Fackeln würde er entzünden, wenn Astaroth kam – denn die Lichter hatten geleuchtet, als das Ritual unterbrochen wurde und er so sein Schicksal in diese merkwürdige Richtung gelenkt hatte.

„Caym?“, hallte es leise über die Lichtung.

Er schreckte auf und ließ alles fallen, was er in der Hand hatte, ließ den kleinen Stock auf den Boden fallen, und drehte sich um, nur um seinen Bruder zu sehen, dessen Augen wild hin und her eilten, als ob er Angst hätte, entdeckt zu werden.

Es war unglaublich. „Du bist wohl der größte Idiot in dieser Welt – oder überall. Hast du den Verstand verloren? Verschwinde von hier, bevor dich Astaroth entdeckt, bevor du stirbst. Jetzt! Außerdem will ich nicht mit dir reden.“, fauchte Caym jetzt mit gedämpfter Stimme und starrte seinen Bruder ungläubig und entsetzt an.

„Aber Bruder“, fing dieser jetzt an, schaute sich noch hektischer um, Panik und Angst blitzten immer wieder in den Augen auf, „alle sind in Aufruhr. Du bist verschwunden, ein Blutbad wurde unter den Fremden angerichtet und Lakur hat ihnen erzählt, dass ein Dämon alle niedergemetzelt hätte. Das konnte nur dieser Dämon Astaroth sein, der dich entführt hat, also musste ich dich suchen – du warst verschwunden und die Fremden haben die Truppen, mit denen sie angereist waren zusammengetrommelt und sind auf der Suche nach ihrem ‚Feind’ wie sie sagen. Und sie hatten eine Beschreibung, die auf dich passt…sie suchen nach dir aus irgendeinem Grund…“ Sein Bruder kam ihm immer näher, sah ihn fast flehentlich an. „Bitte komm schnell zurück. Vater wird dich sicher beschützen.“

Caym schüttelte nur den Kopf und wollte sich umdrehen, doch Atris ergriff seinen Arm und hielt ihn fest, bettelte regelrecht: „Bitte, ich weiß, dass ich einen Fehler gemacht habe. Aber, aber sich einem Dämon als Rache auszuliefern ist falsch…bitte Caym, wir lieben dich doch alle.“ Die Augen seines Bruders wirkten verzweifelt, die Hand, die seinen Arm hielt, zitterte wie Espenlaub, genau wie seine Stimme. Atris schaute ihn fast flehentlich an. „Es tut mir wirklich leid, Caym. Verzeih mir doch…“

„Das sollte es auch, du Wurm.“, konnte Caym noch im nächsten Moment hören, bevor er eine Gestalt erkennen konnte, die an ihm vorbeiraste und Atris gegen einen Baum schleuderte. Astaroth war da.

Nur noch kopfschüttelnd starrte er seinen Bruder an und flüsterte: „Ich habe es dir doch gesagt…geh!“, doch alles schien zu spät.

Sein Dämon knurrte, schlug mit einer Hand zu und verpasste seinem „Opfer“ blutende Kratzer auf der Wange, nur um dann die Krallen in der Schulter zu versenken und Atris so an den Baum zu drücken. Caym wandte sich kurz ab, hörte den Schmerzensschrei seines Bruders, fühlte fast dessen Qualen, hin und her gerissen zwischen seinen Gefühlen, bis die der Schuld überwogen. „Astaroth, bitte…“, wollte er einen Satz anfangen, nur um von einem ernsten Blick seines Dämons unterbrochen zu werden.

„Er hat diese dreckigen Engelsverbündeten hierher geführt – in wirklich großer Zahl, die seinen Tod sicher bemerkt hätten. Sonst würde er schon irgendwo tot liegen. Dreckiger Wurm.“ Atris stöhnte erneut auf, als Astaroth seine Hand bewegte. „Ich habe keine mehr Zeit dafür.“, hörte Caym die eiskalte Stimme. Im nächsten Augenblick sah er, wie sein Bruder mit der Dämonenhand noch immer in der Wunde, hochgehoben wurde, nur um gleich durch die Luft zu fliegen und mit einem lauten Knacksen an einen Baum zu krachen und am Stamm liegen zu bleiben – bewusstlos, wie er annahm, hoffte. Astaroth drehte sich schnell um und deutete auf die Lichter mit einem „Schnell“ auf den Lippen.

Caym starrte ihn an, dann wieder seinen Bruder, dessen Brust sich noch schwach hob und senkte. Beruhigt ergriff er das noch am Boden liegende Feuerzeug, zündete die daneben liegende Kerze an, mit der er die Fackeln und Kerzen entzündete. Die Lichtung erstrahlte in Windeseile wieder in diesem unheimlichen Glanz, ließ ihn fast zittern. Jetzt war alles bereit.

In der Ferne hörte er jetzt leise Trommeln, die seinen Körper zum Zittern brachten.

Eine Hand gab ihm eine Tasche und ein Buch, legte sich dann auf seine Hüfte und zog ihn in den großen Kreis, in dem Astaroth vor einem Tag aufgetaucht war. Der Arm, der auf seinem Bauch lag, drückte ihn jetzt nur noch fester an seinen Dämon, der so vertraut war, dass sein Körper sich langsam wieder beruhigte. Die Wärme, die Stärke, das Gefühl, ihn so gut zu kennen und dieser Geruch, der ihm jetzt wieder in die Nase stieg und sein Herz laut pochen ließ, waren unverkennbar. Er betrachtete das Buch halb gedankenverloren, hörte die Trommelschläge, die immer näher kamen und jetzt gemischt wurden mit leisem, metallischem Klappern. Was sollte er jetzt tun?

Das Buch in seinen Händen wurde von einer von Astaroths Händen aufgeschlagen, deren Zeigefinger auf eine Stelle tippte, während sein Dämon ihm gleichzeitig etwas ins Ohr flüsterte: „Lies hier weiter, mein Kleiner.“, nur um dann den zweiten Arm um seine Brust zu legen. Aki knurrte inzwischen aggressiv und schlug mit dem Schwanz wild hin und her, stellte sich direkt vor sie. Die ganze Lichtung hallte wieder von den Geräuschen, die anfingen sich zu mischen zu einer Kakophonie der Töne: Trommeln, Knurren, Knistern und dieses furchtbare metallische Klappern.

Sein Blick fiel auf die wenigen Wörter, die im Buch standen, schaute noch einmal kurz auf und in Richtung Atris. Er hatte sich doch noch verabschieden wollen, doch nichts kam, wie es sollte. Mit einem tiefen Atemzug fing er laut an, die Zeilen zu lesen, die vor ihm mit roter Tinte geschrieben standen und immer wieder vor seinen Augen verschwammen. Selbst hörte er nicht mehr was er sagte, fühlte nur, wie sich Tränen ihren Weg in die Freiheit erkämpfen wollten, seine Augen sich dagegen wehrten und die Flüssigkeit zurückzuhalten versuchten.

„DA! Schnell, tötet sie!“, schallte eine laute Stimme durch die Lichtung, während er noch das letzte Wort sagte und das Buch zuschlug, es fest an sich drückte. Die ersten weißhaarigen Gestalten rasten auf sie zu, die verschiedensten Furcht erregenden Waffen in der Hand. Doch langsam verschwammen sie, wurden undeutlich, genau wie die restliche Welt um sie herum.

„Nach Hause…“, flüsterte Astaroth neben ihm, als die Welt zusammenbrach und sich neu aufbaute…

Unerwartete Wendungen - Teil 1

Unerwartete Wendungen
 

Seine Arme schlangen sich noch enger um den verführerischen Körper seines Kleinen, während die Welt sich beständig veränderte und doch noch immer nicht das war, was sie sein sollte. Unter seinen Fingern, die beständig über Cayms Brust strichen, spürte er die Wärme allzu deutlich. Selbst durch die hässliche Kleidung hindurch konnte er das Gefühl genießen, auf das er nicht mehr verzichten konnte, den süßen Duft atmen, der seine Nase umströmte. Langsam wurde der sanfte Wind, der ihn schon die ganze Zeit über umfloss, stärker, zerrte an seiner Kleidung und blies bestimmt das Wackeln der Welt davon.

Mit einem leisen Knall löste sich die Welt endgültig in Klarheit auf, nur damit er sich im nächsten Moment direkt vor seinem Palast wiederfinden konnte, seinen leicht zitternden Menschen in den Armen. Noch einmal drückte er zu, genoss das warme Gefühl, dass ihn durchströmte, bevor er ihn los ließ und mit einem Lächeln bemerkte, wie Caym sich zurücklehnte. Doch dann drehte sich sein Kleiner um und starrte ihn aus großen Augen an, schüttelte kurz den Kopf und schnaufte dann hörbar.

„Und jetzt?“, fragte ihn sein Kleiner leicht zitternd, während die Tasche dabei hin und her schwang, angetrieben von der nervösen Hand. „Was…was soll ich jetzt machen?“ Es klang beinahe hilflos, ahnungslos und so traurig. Es war einfach falsch.

„Jetzt bleibst du bei mir – für immer. Der Rest ist egal, mein Kleiner. Deine Sorgen sind unnötig, mein Kleiner...“, fand er dann doch Worte, drehte dann verwundert den Kopf in Richtung des Eingangs. Von dort drangen jetzt merkwürdige Geräusche an seine Ohren, die so nicht hätten sein dürfen. Die Halle sollte bei seiner Abwesenheit leer sein, völlig in Ruhe getaucht – nur für ihn sollte sie sich mit Leben füllen.

Jetzt war er nicht mehr zu beschäftigt, zu abgelenkt, um die relativ leisen Schreie, das Klirren und das Brüllen zu hören, dass in der Halle laut wiederhallen musste, um bis hierher zu dringen. Er schüttelte den Kopf und stupste dann seinen Kleinen bestimmend in die Richtung, in die er gehen sollte. Am Ende stellte man sich lieber schnell dem, was einen erwartete.

„Bleib bei mir, bleib direkt bei mir und hör auf das, was ich sage…oder die Strafe, die ich dir erteile, wird deine geringste Sorge sein.“ Irgendetwas war hier aus dem Lot geraten, ließ all seine Sinne in Alarmbereitschaft wechseln. Mit jedem weiteren Schritt, wurde das bedrückende Gefühl stärker, verirrte sich seine Hand immer näher zum Schwertgriff, bis sie ihn berührte und umfasste.

Sein Kleiner wurde immer wieder langsamer vor ihm, blieb stehen und schaute zu ihm, bevor er weiterging. Die Stimmung war merkwürdig, unwirklich und der Gang schien sich endlos zu ziehen, trotz seiner Kürze, bis er sich endlich zu der großen Halle weitete. Astaroth ergriff in dem Moment Cayms Hemd, nur um ihn mit einem sanften Ruck zum Stehen zu bringen, bevor er mitten in den Saal treten konnte, in dem jetzt Gefahr lauerte. Sein Mensch starrte ihn mit großen Augen an, die sich bei dem unglaublichen Anblick, der sich ihnen bot, geweitete hatten. Erschreckt wich sein Kleiner zurück, stoppte erst, als er beinahe wieder an ihm lehnte, er schon die Wärme seines Begleiters spüren konnte und so wieder sie beide im Schatten verschwunden waren, der am Übergang zur Halle herrschte.

Vor ihm in dem Thronsaal, der eigentlich leer sein sollte, standen grölende, sich gegenseitig anfeuernde und blutrünstige Dämonen herum, alle Blicke auf zwei Kämpfer gerichtet, die sich gerade duellierten. Astaroth atmete einmal tief ein, wieder aus, ein und versuchte die unbändige Wut zu bekämpfen, die in ihm aufstieg. Er presste seine Zähne zusammen, hielt das Knurren zurück und beherrschte sich, um nicht wieder dieselben Fehler zu machen, die ihn so oft etwas kosteten. Erst einen Überblick verschaffen, und dann handeln. In der Nähe seines Throns standen schwer bewaffnet Navi, Usol, Belial und noch ein paar andere seiner treuesten Untertanen. Sie starrten dabei wie gebannt auf die Kämpfer, waren sichtlich erschöpft und unterdrückten ihre Emotionen. Das viele Rot auf der Kleidung und den Händen, die Leichen um den Thron herum, die in ihren eigenen und den fremden Blutlachen ruhten, sprachen für Kämpfe, die stattgefunden hatten – hier, im Thronsaal. Angewidert schüttelte er den Kopf. Das konnte nicht sein. Er war einen Tag weg, und schon brach Chaos aus, kämpften die Dämonen ohne Sinn und Zweck und vergaßen, wer hier Herrscher und der Stärkste war. Ganz leise knurrte er, und presste dann die Zähne noch stärker zusammen, bohrte seine Krallen in das Fleisch seiner Handfläche, die zum Teil auf dem Schwertgriff lag, um seine Wut weiter zu beherrschen und zu unterdrücken. Es war einfach unglaublich…

Endlich, als er sich wieder auf die Umgebung konzentrieren konnte, wandte er sich dem Fokus der Aufmerksamkeit zu: Inmitten einer grölenden Menge, die zweigeteilt jeweils die andere Gruppe mit Gesten bedrohte und anknurrte, standen Damon und ein äußerst muskulöser Dämon, die sich duellierten. Seine „rechte Hand“ schrie auf, als er von einem schweren zweihändigen Schwert an der Seite getroffen wurde, unfähig der Wucht vollständig zu entgehen, und darauf nach hinten stolperte. Sein Gegner wollte ihm den Todesstoß verpassen, riss die Augen dann aber erstaunt auf und wankte getroffen zurück. Das Schwert fiel klappernd auf den Boden, während der Dämon sich mit der Hand den Hals hielt, aus dem langsam Blut strömte und auf den Boden floss. Damon atmete schwer, raffte sich dann auf und holte noch einmal aus und ließ sein Schwert durch die Luft sausen, um es im nächsten Moment im Herz seines Gegners zu versenken. Ein erstickter Laut war alles, was die Szene beendete und noch zu hören war, bevor der Kontrahent tot zu Boden sank.

Astaroth beobachtete das Ganze gespannt und erstaunt, und verringerte den Druck auf seine Handfläche merklich. Damon kämpfte gut, doch noch war nicht klar für wen. Die Frage wurde aber schon im nächsten Augenblick beantwortet:

„Ich lasse nicht zu, dass ihr den Thron bekommt. Der Fürst ist einen Tag weg, wie schon so oft, und kommt sicher wieder. Jeder von euch Verrätern muss an mir vorbei, gemäß den Regeln den Zweikampf gewinnen! Und jetzt geht!“, hallte die von Erschöpfung gezeichnete Stimme Damons durch den großen Raum, während sich der Dämon dabei auf dem Schwert abstützte und immer wieder die Zähne zusammenpresste. Er atmete schwer und es war für jeden erkennbar, dass er am Ende seiner Kräfte war.

Astaroth schüttelte nur den Kopf bei der Szene. Es war zwar eine wahrlich gute Wahl gewesen, seine „rechte Hand“ am Leben zu lassen, doch dabei hatte er übersehen, was sich in seinem Reich zusammenbraute. Alles war aus den Fugen geraten, anstatt Furcht herrschte Aufruhr, kein Respekt, keine Angst vor ihm. Sein Blick wanderte kurz zu seinem Kleinen, dessen Augen immer wieder hin und her flitzten zwischen ihm und der Szene, die sich hier abspielte. Alles nur wegen Caym, doch er war es tausendfach wert, unendlich mehr wert. Jetzt wo er ihn wieder hatte, würde ihn nichts mehr von ihm trennen. Er riss seine Gedanken wieder zurück zu den akuteren Dingen. Noch ein wenig warten, und sein Auftritt würde alle vor Angst erzittern lassen und sie wieder in ihre Schranken weisen. Zufrieden lächelte er und ließ seine Hand einmal durch die weichen Haare seines Kleinen fahren, der noch immer an seiner Seite war – für jetzt und immer.

„Pffff…als ob du und der Haufen Verrückter das ewig durchhalten könntet. Ihr seid genauso dumm und schwach wie der vorige Herrscher - Astaroth. Die anderen vorher waren schwach, kein Vergleich zu MIR! Ich werde dich zermalmen und mich zum Großfürsten aufschwingen, ich der große Imaris!“, prahlte ein Aufschneider, der Astaroth völlig unbekannt war. Das alleine zeigte schon, wie unbedeutend diese Made war. Dazu war dieser Dämon so dumm, dass er sich sicher nie lange auf einem Thron halten würde, seine großen Muskeln, so übertrieben nur ein all zu deutliches Zeichen dafür, dass er zu wenig Zeit in andere Dinge investiert hatte. Es war erbärmlich und lächerlich, dass dieses Nichts seinen Thron wollte. Wütend fletschte er seine Zähne, legte sich seine Hand immer enger um das blaue Schwert, das diesen Aufschneider niederstrecken sollte und wollte.

Schon im nächsten Moment wurde seine Aufmerksamkeit wieder auf etwas anderes gezogen. Mit einem lauten Husten richtete sich Damon zu seinem Erstaunen wieder auf, hielt das Schwert zitternd vor sich, blutend aus so vielen Wunden, und sagte dann nur bestimmt: „Nur über meine Leiche. Und die wirst du nicht mehr mit eigenen Augen sehen.“

Imaris lächelte daraufhin nur siegessicher, schwang seine Lanze ein paar Mal hin und her und hob sie unter begeisterten Rufen schon in einer Bewegung puren Triumphs, bevor er spottete: „So wie der unfähige Herrscher, so seine Untertanen. Dumm, schwach, lassen sich selbst von Menschen beherrschen. Aber wen wundert es bei einem Halbblut? Endlich wissen wird, wieso er so unfähig war. Eigentlich eine perfekte Kombination: Das dreckige Halbblut und der verräterische Dreck von einem Menschen, der das Halbblut abrichtet. Wahrscheinlich hat sich Astaroth sogar ne…“

Doch der Satz blieb unvollendet, ging unter in dem Wutschrei, den Astaroth nicht mehr zurückhalten konnte und der seinen Zorn wie ein Beben durch den Saal hallen ließ. Er zitterte jetzt vor Wut und Tatendrang, schrie laut. Verwirrt und rätselnd richteten sich alle Augen auf den Eingang, bevor diese Gefühle dem puren Entsetzen wichen, als er knurrend aus dem Schatten trat und dabei seinen Kleinen vor sich herschob. Seine Hand verkrallte sich in dem Hemd seines Cayms, den er trotz allem nicht aus den Augen lassen würde in dieser Meute von Idioten, die keinen Blick wert waren.

Jetzt schwankten die Blicke zwischen purem Entsetzen und Panik hin und her, zitterten die Dämonen, die sich für so stark gehalten hatten, merklich, je näher er ihnen kam. Die Augen weit aufgerissen stotterten sie unhörbare Dinge.

Jeder einzelne Schritt war ein Triumph, bei jedem weiteren Meter wichen die, die vorher noch über ihn und seine Treuen gespottet hatten, angsterfüllt zurück und machten ihm Platz, verbeugten sich zitternd. Inzwischen hatte sich ein Gang geformt, der direkt zu seinem Thron reichte und nur noch die beiden Kämpfer von vorher standen ihm im Weg. Er lächelte zufrieden und beachtete sie nicht weiter, doch sie würden dafür alle noch bezahlen. Als er endlich an diesem Aas Imaris vorbeikam, zuckte seine Hand nur ganz kurz, ließ das Schwert durch die Luft surren und trennte den Kopf schnell und sauber von dem Körper. Keine Emotion war dieses Etwas wert und keine bekam es. Ohne einen Laut sank der Körper zusammen und benetzte den Boden mit nur noch mehr Blut, während der Kopf mit dem entsetzten Ausdruck im Gesicht etwas nach hinten rollte.

„Geh zum Thron und nimm deinen Stab, mein Kleiner.“, flüsterte er jetzt Caym zu, der erstarrt war, als er seinen Feind getötet hatte. Ein kurzer, leicht entsetzter und reichlich verwirrter Blick huschte über die Augen seines Menschen, als er sich ihm zuwandte, doch der verschwand so schnell wieder, wie er aufgetaucht war. Sein Kleiner nickte schnell, drehte sich dann um und rannte im nächsten Moment beinahe durch den offenen Gang zum Thron, wo er sich umschaute, und dann den Stock ergriff.

Die Dämonen im Raum hielten den Atem an, zitterten noch immer merklich und schauten verwirrt zwischen dem Thron, dem toten Idioten und ihm hin und her. Jetzt lächelte er fast, nur eine Andeutung, aber voller Selbstsicherheit. Alle fürchteten ihn und seine Rache, weil sie nicht wussten, was er vorhatte. Jeder, an dem er bei seinem Marsch vorbeikam, verbeugte sich tief, halb erstarrt vor Angst und versuchte dabei möglichst unschuldig auszusehen.

Es wäre fast amüsant gewesen, wenn es nicht gerade ihn getroffen hätte.

„Dachtet ihr wirklich, dass ihr mich nie wieder seht? Ich bin der Großfürst Astaroth, niemand anderer wird je meine Position einnehmen. Und ihr werdet dafür zahlen, dass ihr mich verraten habt!“, dabei wandte er sich kurz zu denen, die ihm treu waren: „Tötet diejenigen, die sich noch mit euch messen wollten, die MEINEN Thron wollten. JETZT! Tötet jeden, der sich noch gegen mich zu stellen wagt. Metzelt sie nieder, wie sie es verdient haben und beweist mir eure Treue! Wer sich ergibt, der wird beim kleinsten Fehler die härtesten Strafen erleiden – und am Ende Futter für die Wölfe sein.“ Seine Stimme war bei dem Befehl emotionslos. Sie waren unwichtig, einfach nur ein Problem, das gleich erledigt sein würde. Schon setzten sich die ihm treuen Dämonen in Bewegung und schlachtete ihre Feinde mit einem zufriedenen Ausdruck im Gesicht ab, erstickten damit den Keim der Rebellion für ihn. Schwerter prallten aufeinander, Blut spritze immer wieder, wenn ein Gegner getroffen wurde und die Leichen mehrten sich. Alles war, wie es sein sollte.

Sein Blick schweifte noch einmal zu Damon, der noch immer zitternd und unsicher auf den Beinen stand, und abwechselnd ihn und seinen Kleinen anstarrte. „Fürst Astaroth. Verzeiht, was ich gesagt habe. Ich hatte wirklich unrecht.“, kam es fast schon geflüstert aus seinem Mund, bevor er die Augen verdrehte und ohnmächtig auf den Boden sank.

„Kümmert euch um ihn.“, befahl er niemandem im Speziellen, als er am Thron ankam, obwohl Navi schon zu Damon eilte und ihn in Richtung Privatgemächer und Heiler schleppte. Es war egal wer sich darum kümmerte; das einzig wichtige war, dass diejenigen überlebten, die ihm treu waren.

Seine Augen wanderten zu Caym, der ihn wieder verwirrt anschaute. „Wa…“, wollte sein Kleiner ihn fragen, doch Astaroth brachte ihn mit dem Zeichen – dem Finger über dem Mund – zum Schweigen. Als er sich auf seinen Thron setzte, das Schwert in der Hand und vor ihm auf den Boden aufgestützt, seufzte er. Jetzt war alles wie es sein sollte und er noch immer so kalt wie schon die ganze Zeit, emotionslos.

Vor ihm wütete noch immer der wilde Kampf zwischen denen, die ihr Glück im Zweikampf hatten suchen wollen und seinen Anhänger, die langsam einen nach dem anderen mit Gebrüll und spürbarer Entschlossenheit, Zufriedenheit auf der richtigen Seite gestanden zu haben, erledigten. Währenddessen sah er aus dem Augenwinkel heraus, wie sich ein Dämon in dem Chaos von hinten anzuschleichen versuchte, vorbei an seinem Menschen und ihn mit dem lächerlichen Messer wohl töten wollte. Er drehte das Schwert ein wenig, spannte seinen ganzen Körper an, um im richtigen Moment den Feind zu töten.

Nur noch ein paar Sekunden, dann war es soweit. Seine Hand zuckte schon, als ein dumpfer Laut zu hören war. Er fuhr um, sein Kopf schnellte fast in die Richtung des Geräusches und schaute überrascht. Kurz vor seinem Thron lag der, der ihn töten wollte mit verdrehtem Hals und einer blutenden Wunde am Kopf, während Caym mit einem wütenden Ausdruck im Gesicht und dem rot beschmierten Stock über seinem „Opfer“ stand und schnaufte. Ganz von alleine zuckte seine Augenbraue bei dem Anblick hoch, bevor sich ein Lächeln auf sein Gesicht schlich. Hatte sein Kleiner versucht ihn zu beschützen? Der Gedanke allein steigerte seine Zufriedenheit, er war fast glücklich, obwohl es mehr als unvernünftig war deswegen so zu empfinden.

„WAS? Schau mich nicht so an! Ich habe das nicht…nicht für dich getan. Du musst gar nicht so zufrieden lächeln. Aber er schlich sich einfach an mir vorbei, als wäre ich unfähig etwas zu tun. Ich bin nicht dumm und ich kann auch kämpfen. Und du bist doch der einzige in der Dämonenwelt, der…argh…“, murmelte sein Kleiner und fixierte dabei irgendeinen Punkt neben ihm.

„Hmhm“, war seine Antwort, doch gleich darauf konnte er sich nicht mehr beherrschen und lachte laut und herzhaft auf, während die umstehenden Dämonen alle mehr als verdutzt die Szene betrachteten.

„Du…Du…argh…es ist doch sinnlos. Wenn ich jetzt was von wegen ‚kein Sex‘ sage, dann ende ich bei mindestens drei Mal, und bin erschöpft…“, maulte Caym leise und stützte sich auf seinen Stock, starrte wütend in die Menge, die ihn noch immer verwundert anschaute, alle Augen auf ihn gerichtet. Sein Kleiner schnaufte noch einmal, bevor es förmlich aus ihm herausplatzte: „Was starrt ihr so? Mir reicht es! Wenn ich hier schon für den Rest meines – wahrscheinlich kurzen – Lebens hier bin…dann halte ich sicher nicht meinen Mund. Hört auf damit! Ich habe keine Lust, wie ein verhasstes Etwas angestarrt zu werden. Und ich bin NICHT schwach. Ich bin ein Mensch, und ich bin kein Verräter, ich habe Astaroth nicht verhext“, er machte eine kurze Pause und fügte dann ganz leise an: „eher er mich“, nur um dann wieder normal weiter zu schreien: „Wenn es euch nicht passt, dann schaut mich nicht an. Und ich kann im Übrigen hören, sehen und auch REDEN! Also wenn euch etwas nicht passt, dann sagt es mir. Ich hatte bisher nicht das Gefühl, dass Dämonen so schüchtern sind…“

Der ganze Saal war nach diesem Monolog seines Kleinen in Schweigen getaucht, absolute Stille herrschte und der seltene Anblick absolut ratloser Dämonen bot sich ihm. Zu Astaroths Freude starrten sie immer wieder von ihm zu seinem Kleinen, der schnaufend und jetzt mit dem Stock herum schwingend, neben ihm stand. Es war einfach zu köstlich, er konnte sich nicht mehr zurückhalten.

Sein lautes Lachen durchbrach die Stille und blieb nicht alleine. Nach und nach fing ein Dämon nach dem anderen an, wahrhaft zu lachen, alle entspannt und die Rebellion schon vergessen, trotz der Leichen, die überall lagen.

„WAS?“, schrie sein Kleiner jetzt wütend und versuchte den Lärm zu übertönen. „Das ist NICHT witzig!“, versuchte er es weiter, bist Astaroth, der aufgestanden war, ihm durch die Haare wuschelte, ihn umrundete und dann von hinten seine Hüften umfasste.

Er war gut gelaunt und flüsterte seinem Caym mit einem Lächeln im Gesicht zu: „Du bist lustig, mein Kleiner, aber das ist auch gut so. Jetzt werden sie dich sicher nicht mehr als Verräter sehen und sie haben gesehen, dass du einen meiner Feinde erledigt hast. Also steht dem dreifachen Sex nichts im Wege.“ Ein Schlag mit dem Ellbogen in die Rippen brachte ihn nur noch mehr zum Lachen. Es war wirklich alles, wie es sein sollte.

„Höchstens zwei mal“, flüsterte sein Kleiner so leise, dass es kaum hörbar war.

So glücklich und zufrieden wie er sich fühlte, wollte er noch schnell etwas darauf entgegnen und dann in seine Privatgemächer verschwinden – bis ihn jemand unterbrach.

„Wirklich eine sehr gelungene Vorstellung, Astaroth. Dein Mensch ist gut abgerichtet.“ Diese Stimme ließ seine Wut sofort wieder aufflammen und sein Arm, der um seinen Kleinen geschlungen war, drückte diesen nur noch fester an ihn, während er sein Schwert vor ihnen hoch hielt. „Und den rechtmäßigen Versuch deinen leeren Thron zu erobern haben deine Treuen verhindert. Du hast wahrlich treue Untertanen – und das, obwohl du ein Halbblut bist. Irgendwie beachtlich.“

Langsam kam der Sprecher auf sie zu, durch die Menge, die sich teilte und anfing panisch zu flüchten. Voller Selbstsicherheit streckte Satans „rechte Hand“ immer wieder seine riesigen Flügeln hinter sich aus.

„SITRI! Verschwinde sofort von hier.“, betonte er jedes einzelne Wort mit eisiger Stimme, die in seinen Ohren schon fast so klang, als könnte sie Wasser gefrieren lassen. „Ich habe nichts mehr mit dir zu bereden, außer du willst, dass ich die Rechnung, die noch mit dir offen ist, sofort begleiche.“

„Was heißt hier abgerichtet? Ich mache, was ich will…“, mischte sich sein Kleiner ein, doch bevor Caym weiterreden konnte, flüsterte er ihm schnell zu: „Sag nichts…“.

Inzwischen waren fast alle der vorher so ausgelassenen Dämonen aus dem Saal verschwunden, bis er leer war, und nur noch seine treuesten Diener herum standen. Navi gesellte sich in dem Moment zu der kleinen Gruppe, die etwas vom Thron entfernt stand.

„Hahaha. Ein Mensch mit eigenem Willen? Vielleicht ist es dann doch wahr, dass er dich abgerichtet hat und du ihm als…“, wollte Sitri ihn reizen, brachte ihn damit langsam zur Rotglut. Er ließ Caym los und schob ihn sanft zur Seite, während er nach vorne ging, das Schwert hoch erhoben.

„Das geht zu weit, Lord Sitri. Ihr müsst den Fürsten nicht beleidigen…“, mischte sich Navi ungefragt ein und schaute dabei unpassend unschuldig, woraufhin ihn Sitri wütend anstarrte.

„Wie kannst du es wagen, du unbedeutender Dämon? Ich werde mir genau merken, was du getan hast. Wenn ich hier fertig bin…“, drohte er ihm. Astaroth reichte es inzwischen endgültig. Sitri hatte hier nichts zu suchen, hätte ihn nicht unterbrechen sollen und hätte schon längst ein grausames Schicksal erleiden sollen. Navi und seinen Einwurf ignorierte er dabei geflissentlich. Er konnte für sich selbst sprechen, alles andere war eine Beleidigung.

„Du hättest nicht hierher kommen und mich beleidigen dürfen. Duellier dich mit mir. So viel wie du von dir hältst, dürfte dein Stolz es doch sicher nicht zulassen, das mit der Begründung, du seist Satans rechte Hand, abzulehnen, nicht wahr? Wenn du nicht so große Angst vor mir hast, dann wirst du annehmen.“, forderte er ihn heraus, Schwert hoch gehoben und die Spitze in Richtung seines Gegner gestreckt, der nur noch ein paar Meter weit weg stand. In seine Augen schlich sich bei dem Anblick an den Rand seiner Sicht immer mehr Rot, drohte ihn wieder in Rage zu bringen. Er war wütend. Wie konnte es Sitri wagen, herzukommen und ihn aus seiner Zufriedenheit zu reißen. Schon spürte er, wie seine Krallen länger wurden, doch nicht sollten. Ein kurzer Blick auf seinen Kleinen, und er beruhigte sich genug, um noch seinen Verstand zu behalten.

„Denkst du, ich würde mich auf dieses Spiel einlassen, Astaroth? Wenn ich so kurzsichtig und dumm wäre, würde ich nicht schon so viele tausende von Jahren leben. Deine Unhöflichkeit, dein Mangel an Respekt und all das andere rechtfertigen es schon längst, dich deines Postens zu entheben und dich in die tiefsten Tiefen der Bedeutungslosigkeit zu stürzen, in die ein Halbblut eigentlich gehört. Zu allem Überfluss weigerst du dich deinen Menschen auszuliefern, lässt ihn leben und bewaffnest ihn auch noch – einen Menschen, einen Erzverräter. Wenn es nach mir ginge, würde ich dich sofort töten lassen, oder zumindest verbannen in die Eiswüste – aber es geht nicht nach meinem Willen, sondern nach dem des großen Satans.“, erklärte ihm Sitri trocken und mit deutlichem Unwillen in der Stimme.

Bevor Astaroth noch etwas darauf erwidern und dieses Ekel in seine Schranken verweisen konnte, setzte sein Gegenüber fort: „Mein Auftrag, dessen wegen ich hier schon seit gestern bin, war ein anderer, aber nach deinem Verschwinden und deinem plötzlichen Auftauchen hat er sich jetzt kurzfristig geändert. Der Satan befiehlt deine sofortige Abreise zu dem Palast in den grünen Ebenen, um dich vor ihm zu rechtfertigen. Außerdem will der Satan deinen Menschen sehen, weswegen du ihn zu der Audienz mitbringen sollst.“

„Ich weigere mich. Als ob der Satan etwas anderes als eine Marionette wäre, um die Ordnung aufrecht zu erhalten.“, spuckte Astaroth beinahe aus. Es war lächerlich, es war unglaublich, ihn dazu zwingen zu wollen, vor den Satan zu kommen, der nichts aus eigener Kraft erreichen musste. Er drehte sich schon um, um zu seinen Privatgemächern zu gehen.

„Warte. Bevor du noch mehr sagst: Die Konsequenzen sind eindeutig. Solltest du dich weigern oder auch nur eine Stunde länger als gewährt warten, bevor du nach Musewa aufbrichst, wo der Wagen stationiert wurde, der dich zu dem Palast bringen wird, wirst du alles verlieren. Dein Titel wird dir für ewig aberkannt, dein Reich genommen und du gebrandmarkt und in die Eiswüste verbannt“, dabei lächelte Sitri zufrieden, was Astaroth ein Knurren entlockte, „die sicher nicht sehr erbaulich ist. Natürlich ohne jede Chance der Bedeutungslosigkeit zu entkommen, einsam bis zum Ende deiner Tage. Aber da das wahrscheinlich nicht genug ist, gibt es noch eine kleine Erweiterung nur für dich: Dein Mensch wird natürlich getötet, aber erst, nachdem wir ihn entsprechend lange gefoltert haben – auf alle erdenklichen Methoden, die er bewusst erleben kann. Und sei versichert, dass der Satan genug Truppen hat, um deine Treuen tausendfach zu besiegen.“

Astaroth schnaufte, bohrte seine Krallen in die Handflächen und knurrte wütend. Seine Augen wurden langsam rot, kein Ausweg möglich und nur die Ablenkung durch den Schmerz hielt ihn jetzt noch bei Verstand. Dieses Ekel Sitri kannte seine Schwachstellen genau.

„Was soll das? Ich bin kein Schwächling und ich lasse mich nicht von irgendeinem Dämon herum stupsen. Ich kann mich verteidigen, ich werde mich nicht foltern und gefangen nehmen lassen. Ich bin Caym und nicht irgendjemand. Astaroth…Astaroth muss sich das nicht gefallen lassen.“, durchbrach sein Kleiner die Stille und legte die zitternde Hand auf seine, aus der langsam Blutstropfen liefen. Wieso nur?

„Hahaha“, lachte Sitri, „es ist amüsant. Ich denke ich weiß, wieso ein Halbblut so etwas verfallen konnte. Idiotisch, aber interessant. Es gibt keinen Ausweg. Selbst deine Getreuen werden sich nicht gegen Satan stellen. Du musst laut Anweisung des Satans in zwei Stunden nach Musewa aufbrechen und darfst nur vier deiner Leute mitnehmen. Wenn nicht, werde ich sofort dafür sorgen, dass deine Strafe vollzogen wird.“ Sitri starrte ihm lange in die Augen, selbstsicher und siegesbewusst, bevor er die Frage stellte: „Wirst du in zwei Stunden zum Satan aufbrechen?“

„Ja.“, antwortete Astaroth kurz und schwor sich dabei wütend, den Satan zu stürzen und Sitri bei der ersten Gelegenheit, die sich ihm bot, zu töten - schmerzhaft. Wie konnten sie es wagen ihn zu erpressen, zu bedrohen und seinen Kleinen als Drohmittel einzusetzen? Keiner spielte mit ihm. Seine Hand legte sich um den Arm Cayms, der ihm so nahe war. Niemand würde seinem Kleinen je wieder etwas antun, und wenn es ihn alles kostete, was er besaß.

„Gut“ Sitri drehte sich mit einem zufriedenen, triumphierenden Gesichtsausdruck um und fing an zum Ausgang zu stolzieren. Endlich ging dieser eingebildete und doch so nutzlose Dämon. Astaroth rümpfte die Nase und zog seinen Kleinen näher an sich, um den dreckigen Geruch Sitris mit dem süßen zu übertönen und zu ersetzen. Noch einen Moment, und er hatte wieder sein Reich für sich. Doch kurz vor dem Ausgang blieb der ungewollte Gast stehen und starrte ihn noch einmal an, sprach dann: „Ach, noch eine Kleinigkeit: Ich werde dich natürlich nach Musewa begleiten und warte vor deinen Stallungen auf dich, damit du dich nicht in der Zeit irrst. Natürlich gelten die üblichen Regelungen, wonach dein Reich während deiner Abwesenheit unantastbar ist – du kennst sie ja, nicht wahr? Also, dir bleiben jetzt schon weniger als zwei Stunden, um alles zu organisieren. An deiner Stelle würde ich mich beeilen.“ Dabei machte Sitri eine ausladende Handbewegung in die Richtung, in der der Ausgang lag und setzte ein falsches Lächeln auf. Es war als wollte er Astaroth weiter herausfordern, noch mehr reizen, aber er würde nicht darauf eingehen. Er ballte seine freie Hand zu einer Faust, drückte immer fester zu, um sich ein wenig abzulenken. Mit einem letzten Wink in Richtung Ausgang drehte sich Sitri endlich nach viel zu langer Zeit um und stolzierte los. Unglaublich langsam ging er, schien ihn nur noch weiter reizen zu wollen mit jeder Minute, die er länger brauchte, um den Raum zu verlassen.

Gepresst atmete er aus, schnaufte wütend und starrte in die Richtung, in der der Störenfried endlich verschwunden war. Er holte tief Luft, wollte sich beruhigen, doch dann war alles vergeblich und auch sinnlos. „VERDAMMMT!“, schrie Astaroth so laut er konnte, brüllte regelrecht. Seine Herzen pochten wütend in seiner Brust, wild und laut. Ein sanfter Stoß und sein Kleiner war kurz aus dem Weg, als er zum Thron rannte und seine Faust mit voller Wucht in die Seite rammte, die schon halb zerstört von Schwerthieben war. Noch einmal ließ er seinen Arm durch die Luft sausen, spürte den betäubenden Schmerz, der von seinen Fingerknöcheln hoch bis zu seinen Schultern vibrierte, als das Ziel knackte und zitterte. Alles verlor in dem Moment an Bedeutung, wurde nebensächlich. „Wie kann er es wagen?“, hallte seine wütende Stimme durch den ganzen Saal, nur um dann an seine Ohren zu dringen. „Dieser, Dieser…“

Ganz in seiner eigenen Wut verloren, brannte die ungewohnte Berührung fast, die er auf seinem Arm spürte. Er fuhr erschreckt um, ließ seine Faust in die Richtung der vermeintlichen Bedrohung fliegen, seine Augen rot umrandet und bereit für jeden Feind – nur um bei dem Anblick der grünen Augen innezuhalten. Da war nur sein Kleiner, war immer nur sein Kleiner gewesen, der ihn jetzt mit ganz leichtem Kopfschütteln anstarrte, beinahe unschuldig. Doch nur beinahe. Im nächsten Augenblick sah er schon die kleine Faust auf sich zufliegen, ließ sie gewähren, als sie schmerzlos seinen Oberarm traf. Sein Zorn war bei dem Anblick seines Menschen wie durch ein Wunder verraucht, während sein Verstand sich müde anfühlte. Was hatte sein Kleiner vor? Er suchte nach einer Antwort in den großen Augen, die ihn ohne Verständnis betrachteten, als die Faust wieder zu einer Hand wurde und sich auf seinen Arm legte.

Sein Caym kniff die Augen zusammen, noch immer voller Fragen, nur um sich gleich darauf in plötzlicher Erkenntnis zu weiten. „Ähm…Ähm…lass das. Das bringt doch nichts. Wenn du dich verletzt, was wird dann…Und solltest du nicht irgendwas anderes tun, als irgendwas schlagen? Und seit wann bin ich hier eigentlich derjenige, der logisch sein soll? Und was soll das alles hier, verdammt noch mal?“, schnaufte Caym und drückte gegen seinen Arm, schleifte mit dem Stock über den Boden und erzeugte dabei ein kratzendes Geräusch.

Astaroth schüttelte ungläubig den Kopf, lächelte aber dann doch und ließ das Schwert, das immer noch in seiner Hand lag, zurück in die Scheide gleiten und atmete tief durch. Er genoss diesen Moment, schloss seine Augen und vergaß für einen Moment alles um ihn herum. Sein Kleiner machte sich Sorgen um ihn. Der süße Duft stieg ihm wie eine Verführung in die Nase, beruhigte und erregte ihn zugleich. Nur noch ein paar Augenblicke, und er würde ganz darin versinken, sich nach mehr sehnen und die Zeit völlig vergessen. Dann würde es ihm egal sein, was passierte. Langsam machte er seine Augen wieder auf, kehrte in die Realität zurück. Er hatte keine Zeit dafür, musste dem Befehl Folge leisten und seinen Kleinen beschützen.

„Jetzt sag schon was…“, maulte Caym und drückte dabei immer stärker, zog damit die Aufmerksamkeit auf sich, die er schon längst hatte. Sein Kleiner war wie immer ahnungslos, was die Dämonenwelt anging, wusste nicht, was das hier alles bedeutete. Jetzt, wo er aber für immer hier blieb, sollte sich das schnell ändern.

„Der Satan beherrscht hier alles, mein Kleiner. All diese dummen Dämonen folgen diesem Aufschneider und machen es so jedem vernünftig denkendem unmöglich, sich gegen dieses System zu stellen. Alles zum Schutz vor den Engeln“, dabei verzog er das Gesicht und knurrte leise, „Das ich nicht lache. Ich habe also keine Wahl, als zu der Audienz zu gehen, wenn ich dich nicht verlieren will – und das werde ich nicht, niemals. Also – ich, nein wir, haben keine Zeit mehr“, erklärte er schnell und ergriff Cayms Arm, der ihm am nächsten war. Er warf noch einen letzten Blick in den Thronsaal, und zog dann gleich seinen überraschten Kleinen hinter sich her in Richtung Privatgemächer.

Unerwartete Wendungen - Teil 2

Die Gänge zogen an ihm vorbei, einer wie der andere, und brachten ihn immer näher zu dem Zimmer, in dem er schon so viel Zeit verbracht hatte. Sein Kopf war leer, einzig auf die Wände, die ihn noch immer an teuren Stein erinnerten, war seine ganze Aufmerksamkeit gerichtet - und auf den Dämon, der ihm immer mehr Rätsel aufgab. Es war alles wie verhext, und schon im nächsten Moment sah er die viel zu bekannte Tür, die sich wie von selbst öffnete und sah sich schon im nächsten Moment im Zimmer, schüttelte verwirrt den Kopf. Mit einem leisen Klappern fiel der Stock auf den Boden, rollte ein wenig nach hinten. Anstatt der gähnenden Leere begrüßten ihn ein paar Kästen, Regale, in denen Bücher standen und sogar ein paar weich aussehende Kissen, die überall herum lagen. Selbst das Bett sah fremd aus: Ganz in einem schimmerndem Schwarz gehalten, das wie Astaroths Haare rot glänzte, nur von einzelnen weißen Streifen auf der Bettdecke durchbrochen, die sich wie ein feines Muster über den Stoff wanden. Irgendwie trieb ihm dieser Anblick ein wenig Blut in die falschen Regionen, während er noch versuchte zu verstehen, was hier los war. Es sah so einladend aus, fast wie etwas, das man „zu Hause“ nennen konnte – wäre das hier nicht die Dämonenwelt.

„Was ist hier…?“, wollte er seinen Dämon fragen, als er sich umdrehte und in die goldenen Augen starrte, die ihn wohl die ganze Zeit beobachtet hatten. Sein Blick wanderte weiter, sah dahinter die geschlossene Tür und Aki, den er ganz vergessen hatte, friedlich davor sitzen und sich mit der großen Zunge putzen. Es wirkte alles so friedlich, beruhigte ihn und brachte ihn fast selbst zum Lächeln. Doch als er aus dem Augenwinkel heraus sah, wie Astaroth lächelte, schnellte seine ganze Aufmerksamkeit wieder zurück zu ihm und er konnte nicht anders, als zu maulen: „Was? Ich habe nichts Witziges getan oder gesagt!“ Er ließ seine Tasche lautstark auf den Boden fallen, und verschränkte die Arme beinahe trotzig vor der Brust. Wieso nur lächelte jeder immer über ihn? Und dann geschah es: Alle Dämme brachen, ein Gedanke nach dem anderen blitzte auf, fügte sich in das Bild und ließ eine Frage nach der anderen zurück, die nach Beantwortung drängte. „Das, also, ich…was geht hier vor? Wieso immer ich? Jetzt bin ich auch noch in der Dämonenwelt ein Gejagter? Und wieso darf der Satan – wer ist er überhaupt? Wieso darf er…“, sprang er von einem ins nächste, nur um dann unfreiwillig zu stoppen.

Er spürte die angenehmen Lippen, die er so gut kannte, auf den seinen, fühlte, wie sie sich über seinen Mund legten und ihm so die Sprache verschlugen. Die Zunge strich sanft über die Haut, fand ihn nur zu willig vor und spielte beinahe mit ihm, während sein Blut langsam in seinen Ohren pochte und er seine Augen schloss. Seine Hände suchten sich ihren Weg von alleine, fanden die lagen Haare seines Partners, in denen sie sich fest hielten, verkrallten und sich näher heran zog. So unglaublich langsam wanderten die Hände seines Dämons über seine Seite, streichelte ihn sanft im Takt mit dem Herzschlag, der immer schneller ging. Er war aufgeregt, erregt, während die Welt an Bedeutung verlor und ihn dieses angenehme Gefühl, dieses sanfte, wohlige Prickeln durchströmte. So sollte es immer sein, so war alles richtig, alles unbedeutend außer dem hier. Doch das alles endete viel zu schnell. Brutal wurde er aus dieser Hochstimmung gerissen, als sich die Lippen lösten und er die kalte Luft auf ihnen spürte, das Brennen, das nach mehr verlangte.

„Was…“, murmelte er unzufrieden und öffnete seine Augen langsam, die Hände noch immer in den Haaren vergraben, die er langsam zu sich ziehen wollte. Was wollte er vorher?

Beinahe sehnsüchtig starrte ihn sein Dämon an, löste dann seine Finger aus den langen Haaren, hielt sie in einer Hand fest und seufzte, bevor er sprach: „Mein Kleiner, du hast es selber gesagt: Ich habe keine Zeit. Wir werden noch mehr als genug haben auf der Reise“, dabei verzog er unwillig den Mund, „aber jetzt muss ich mich um alles kümmern. Deine Sachen sind in einem der Kästen – zieh das an, was ganz vorne hängt. Wenn es sein muss, ziehe ich dich an – nachdem ich dich ausgezogen habe und mich vergewissert, dass alles noch an seinem Platz ist.“ Dabei lächelte Astaroth wieder zufrieden, lüstern wie immer, bevor er wieder ernst wurde. Caym hatte schon seinen Mund geöffnet, doch schloss ihn wieder und rollte mit den Augen. Widerspruch war so wirklich zwecklos. „Such dir zusammen, was du für einen längeren Ausflug – ein paar Tage – brauchst, und steck es in die Tasche, die du dort findest.“, setzte sein Dämon fort, fuhr dann noch einmal über seine Wange und wuschelte zum Abschluss durch das Haar. „Ich werde Sitri dafür umbringen…grausam“, murmelte Astaroth dabei beinahe unhörbar leise, drehte sich dann um und hob den Stab, der direkt vor seinen Füssen lag, auf.

„Dreh hier dreimal, dann wird er klein. Dreh noch einmal, dann wird er wieder groß. Du solltest eine Waffe haben.“, erklärte ihm sein Dämon und führte ihm auch gleich vor, wie der Stock bei der Behandlung mit einem leisen Zischen kleiner wurde. Cayms Augen waren noch immer vor Erstaunen geweitet, bis ihm das jetzt vielleicht armlange Stück Waffe gereicht wurde. „Hier. Behalte es, steck es in die Tasche, die bei der Hose ist und lass es nie liegen. Ich komme wieder und dann werden wir aufbrechen, mein Kleiner. Die Tür wird abgeschlossen sein, also würde ich davon abraten sie anzugreifen. Du dürftest schon genug Erfahrung damit haben…und nein, das ist nur zu deiner eigenen Sicherheit. Sitri wird dir kein Haar krümmen, mein Kleiner, niemals.“, hörte er den bestimmenden Ton, in dem Sorge mitschwang.

Völlig überrascht spürte er darauf einen kurzen, flüchtigen Kuss auf seinen Lippen, noch einmal ein Wuscheln durch seine Haare, bevor sein Dämon aus dem Zimmer eilte, ohne ihm eine Möglichkeit auf Einspruch zu lassen.

„Was…?“, flüsterte er zum wiederholten Male und unsinnigerweise in das bis auf ihn und Aki leere Zimmer und starrte fassungslos auf die Tür. „Das kann doch nicht wahr sein! Komm zurück!“, rief er dann, um sich im nächsten Moment die Hand vor den Mund zu schlagen und sich so auf die Zunge zu beißen.

„Au, verdammt. Das ist…ach was soll’s“, gab er auf und ging zu dem großen Kasten, der nach Kleiderschrank aussah. Die Probleme blieben bestehen, auch wenn er sich darüber Gedanken machte und er brauchte Astaroth – für die Beantwortung der Fragen. Sein Blick wanderte über den Kasten. Allein die Farbe ließ ihn ungläubig staunend zurück: Es war bei näherem Anblick genau dieselbe wie die der Wand, aber dabei fühlte sich das Material warm unter seinen Händen an. Bei der ersten Berührung öffneten sich die Türen fast geräuschlos, verschwanden in der Einfarbigkeit des Hintergrundes und gaben ein schwach leuchtendes Inneres Preis.

Doch bei dem Anblick verdrehte er die Augen, starrte zur Decke und schnaufte einmal, zweimal, nur um dann laut: „NEIN, das ist NICHT wahr!“, zu schreien. „Das ist ein Witz. Das ziehe ich nicht an, niemals, NIE-MALS!“ Das, was ganz vorne hing, schien ihn herausfordern zu wollen. „Nein“, erklärte er zum Kleidungsstück gewandt noch einmal bestimmt, als er ein Ziehen an seiner Hose spürte und sich erschreckt umschaute.

Aki kratzte und zog daran, fing an das Stück Stoff zu ruinieren. „Askavi, AUS!“, befahl er dem Wolf, der darauf nur unschuldig hochschaute und mit seinen Krallen weiter die Hose in Streifen zerlegte. „Hör auf! Oder hast du dich auch schon mit Asti…Astaroth verschworen? Du untreue Seele…argh…“, regte sich Caym auf, versuchte Aki wegzuziehen und gab dann auf, als seine Hose nur noch unbrauchbarer wurde. „Meinetwegen…hier hast du was zum ruinieren. Aber das vergesse ich nicht. Keine Streicheleinheiten heute. Nein, auch nicht, wenn du mich mit deinen Kulleraugen anschaust…“ Irgendwie wusste er, dass er dem Wolf nicht lange böse sein konnte. Noch während er seine Hose auszog, verbiss sich Aki schon darin und zog das Stück Stoff davon, zerriss es förmlich.

Er drehte sich um und starrte in den Schrank, zog die Kleidung heraus und betrachtete sie lange, bevor er zum Bett ging und sich darauf fallen ließ, die zwei Stücke Stoff hoch hielt und noch einmal genervt mit den Augen rollte. Vor ihm auf einem Kleiderhaken hing ein Oberteil, das bis zu den Hüften reichte und mehr als eng tailliert war. Schwarz wie die Nacht hätte man sagen können, wenn es nicht von den feinen weißen Gespinsten überzogen gewesen wäre, die sich auch auf der Bettdecke fanden. Die Knöpfe, die schräg von oben nach unten liefen und so den asymmetrischen, tiefen Ausschnitt nur noch betonten, glitzerten Gold wie seine Armbänder und durchbrachen das Zeichen Astaroths, das auffällig auf der Brust, über dem Herzen, gestickt hervorstach. Die Ärmel weiteten sich am Ende und hingen auf einer Seite hinunter. Die Hose war eng, betont und so schneeweiß, wie das Oberteil schwarz war, mit feinen schwarzen Linien verziert, die sich hinten – genau dort – sammelten und zum Zeichen Astaroths wurden. Knöpfe waren keine vorhanden, nur eine goldene Schnalle oben und noch ein paar Bänder an den Hosenbeinen, die alles nur noch mehr betonten. Doch das schlimmste von allem war das Stück Stoff, das noch daran befestigt war und beinahe ein Rock hätte sein können – wenn es nicht auf einer Seite gar nicht vorhanden gewesen wäre, viel zu kurz gewesen wäre und zur anderen Seite hin länger wurde.

Trotzdem wirkte es, als wäre es für ein Mädchen gemacht worden. „Du…das werde ich…argh…dämlicher Dämon“, maulte Caym, während er schon in die Hose schlüpfte und das Oberteil anzog. Beides schmiegte sich wie gewohnt an seine Haut, war angenehm und wie nicht vorhanden.

Mit einem Seufzer ließ er sich auf das Bett fallen und machte die Augen zu, genoss die Ruhe, die jetzt herrschte, bis vor seinem Auge wieder die Bilder von vorhin erschienen und er sich aufrichtete, die Worte Astaroths in seinem Kopf wiederhallten. So konnte das nichts werden. Er ging zum Kasten und packte die ersten paar Gewänder ein, achtete nicht darauf, was er nahm. Schlimmer als das, was er gerade anhatte, konnte es nicht werden. Ein paar Schuhe warf er in Richtung Bett und steckte noch ein, zwei Bücher ein. Man konnte ja nie wissen, was einen erwartete an Langweile. Dann ging er wieder zum Bett und ließ sich darauf fallen, fummelte mit dem Stock herum, probierte ihn aus und vergaß die Zeit vollkommen, ganz in seine Beschäftigung vertieft.

Ein lauter Knall ließ ihn hochschrecken, so dass der den Stab auf das Bett fallen ließ und sich mit einem Ruck zur Tür drehte. Wie er es eigentlich hätte erwarten sollen, stand davor Astaroth in voller Pracht, lehnte mit geschlossenen Augen dagegen – ein gänzlich ungewöhnlicher Anblick. Caym rieb sich die Augen.

„Dieser verdammte Sitri…ich…“, hörte er ihn murmeln, bevor sein Dämon die Augen schlagartig öffnete und ihn lange eingehend betrachtete, sich von der Tür löste und auf ihn zu kam. Erst waren die Schritte noch gemächlich, wurden aber mit jedem weiteren schneller und schneller. „Bist du fertig? Wir müssen gehen. JETZT, mein Kleiner.“

Anstatt direkt auf ihn zuzukommen drehte Astaroth ab und ging zu dem noch immer geöffneten Kasten, zog den schwarzen Mantel mit der silbernen Verzierung aus irgendeiner offensichtlich gut verborgenen Ecke hervor. Dann drehte dieser sich um, starrte ihn kurz an und kam auf ihn zu, nur um ihm den Mantel umzuhängen und vorne zu schließen. Sanft streichelte eine Hand seine Wange entlang, der Blick halb entrückt und dabei doch auf ihn fixiert, als gäbe es nichts Begehrenswerteres als ihn zu berühren. Es wirkte alles so friedlich in dem Moment.

Caym ließ den Stock in die Halterung gleiten, die am rechten Hosenbein versteckt war, schloss kurz die Augen und atmete dann einmal tief durch, als ob er Anlauf nehmen müsste, Kraft sammeln für etwas Anstrengendes.

„Ja, fertig. Ich bin fertig, in mehrlei Hinsicht. Verdammt…egal. Muss die Schuhe anziehen“, versuchte er so gelassen wie möglich zu sagen und beugte sich vor, um die Schuhe zu suchen, die er in Richtung des Bettes geschleudert hatte, und die am Fußende lagen. Er fand sie und wunderte sich nicht wirklich, dass die Stoffschuhe, die jede Kleidung mit ihrer schwarz-weißen Musterung perfekt ergänzten, ihm wie angegossen passten. Sie glitten beinahe auf seine Füße und schmiegten sich an. Etwas verwundert schaute er sie noch an, schüttelte den Kopf ob der sinnlosen Gedanken und sprang vom Bett. Keinen Meter weit weg lag die Tasche, die er ergriff und die er dann hin und her schwingen ließ, dabei Astaroth bemüht ungeduldig ansah. Besser selbst entscheiden, als entschieden werden. „Und jetzt? Gehen wir?“, wollte er wissen.

„Ja, mein Kleiner, jetzt gehen wir, obwohl ich gerne etwas anderes machen würde. Askavi, du kommst auch mit.“ Der Blick, der von Lust getrübt war, verschwand schnell und sein Dämon ergriff bei den Worten seinen Arm und zog ihn aus dem viel zu kurz genossenen heimeligem Zimmer hinaus auf den Gang. Sie verloren keine Zeit, rannten beinahe durch den Garten, der in Dunkelheit getaucht war, so schnell, dass Caym kein Wort vor Anstrengung herausbrachte.

Hinter sich hörte er Aki, der immer wieder gurrte und knurrte, wohl nicht ganz sicher, ob es ihm gefallen sollte oder nicht. Caym wunderte sich dabei ein wenig, wie er vergessen hatte können, dass es noch Nacht war – die Tageszeit, während der man schlafen sollte.

„Solange Sitri in der Nähe ist, halte dich zurück, mein Kleiner. Er ist gefährlich, sehr gefährlich, besonders für Menschen. Und du weißt das selbst, also…“, versuchte ihm sein Dämon einzuschärfen, womit er ihm wirklich nichts neues erzählte. Jedes Mal wenn dieser merkwürdige schwarz geflügelte Sitri im selben Raum wie er war, fuhr ihm ein Schauder nach dem anderen durch den Körper. Er war mehr als unheimlich mit diesen Flügeln, die einem Engel hätten gehören können und dem selbstsicheren, arroganten Auftreten.

Als sie durch den Bereich gingen, der die Tiere beherbergte, die nur Astaroth zugänglich waren und in die öffentlichen Stallungen kamen, wurde klar, wieso sein Dämon ihm das gesagt hatte. Dort standen jetzt fünf Pferde, die den ganzen Bereich um sie herum mit ihren verschiedenfarbigen Flammen erhellten und vor denen mit nur einer Ausnahme je ein Reiter stand. Hiuma war von allen das einzige Ross das alleine war, fast hochnäsig in ihre Richtung blickte und mit seiner roten Mähne am auffälligsten aussah. Die anderen ließen das Feuer blau flackern, nur eines davon hatte gelbe, überdimensional in die Höhe züngelnde Flammen, die alle stets an Größe übertrafen. Und genau vor diesem Tier stand Sitri, seinen Kopf schief gelegt und mit einem grausamen, zufriedenem Lächeln auf den Lippen. „Langsam wurde es wirklich Zeit. Ich dachte schon, du würdest dich verspäten und ich müsste dann gezwungenermaßen Maßnahmen ergreifen. Das wäre mir sicher sehr schwer gefallen.“, triefte die Stimme des unausstehlichen Dämons vor Ironie, „Die kleine Verkürzung der Zeitspanne sollte einem Großfürsten keine Probleme machen, nicht wahr? Illustre Runde bisher, die du hier zusammengestellt hast, aber das passt zu einem Halbblut.“ Sitri zeigte wenig Begeisterung und nicht vorhandene Wertschätzung mit jedem einzelnen Wort, mit jeder Geste, die er in Richtung der Angesprochenen machte. „Und jetzt brechen wir auf. Der Satan reagiert auf Verspätungen nicht allzu gut, und du bist schon längst zu spät, Astaroth“, sagte er, winkte in Cayms Richtung und sprang leichtfüßig auf sein stampfendes Pferd.

Er wollte diesen unausstehlichen Dämon nicht länger ansehen, ließ seinen Blick zu den anderen wandern. So erkannte er Usol im fahlen Licht, der mit einem ausdruckslosen Gesicht da stand und sich kaum bewegte. Es wirkte fast, als ob ihm all das hier nichts anhaben konnte, die offensichtlichen Beleidigungen Sitris ihn nicht berührten. Navi trat von einem Fuß auf den anderen und hob die Augenbrauen jedes Mal, wenn er in Richtung Sitri starrte – und rümpfte die Nase in Unmut. Die letzte Gestalt in der Runde war weiblich, hochgeschlossen und in voller Kampfmontur, die schwarzen Haare verknotet, wodurch die seitlichen, spiralförmigen und mächtigen widderartigen Hörner nur noch deutlicher sichtbar wurden. Das alabasterfarbene Gesicht wurde von den schwarzen, spitzen, langen Zähnen durchbrochen und die Hände schlossen sich mitsamt der schwarzen langen Krallen um den Schwertgriff.

Erstaunt schaute Caym noch genauer hin. Die Dämonenwelt war wirklich jedes Mal gut für eine Überraschung und seine Neugier meldete sich auch gleich wieder. Wer war das? Sie gehörte wohl zu Astaroths Truppe, aber er hatte sie noch nie gesehen. Lange hatte er nicht Zeit darüber nachzudenken, denn das nächste was er spürte, waren starke Hände auf seiner Hüfte, die ihn gleich auf Hiuma hochhoben und setzten und ihm die Tasche abnahm, die irgendwohin verschwand. Aki, der unten unzufrieden zwitscherte, hatte er im nächsten Moment als ruhiges, hundegroßes Fellbündel in der Hand und platzierte ihn schnell vor sich, wo sich der Wolf seine Beine an beiden Seiten herunterhängen ließ und zufrieden gurrte, als er anfing ihn zu streicheln. Und dann schwang sich auch endlich Astaroth auf das Pferd hinter ihn, schlang den Arm um seine Hüfte und hielt ihn fest an sich gedrückt, unmöglich irgendwie dem Griff zu entkommen. Er seufzte kurz und lehnte sich zurück, flüsterte ganz leise: „Wer ist das?“, und zeigte dabei ganz dezent auf den weiblichen Dämon.

„Belial, sie ist ein General und sehr loyal. Sie wird ein Auge auf dich haben und dich im Notfall mit ihrem Leben beschützen. Natürlich darf sie dich nur im Notfall anfassen. Und jetzt ruhig, mein Kleiner.“, antwortete ihm sein Partner mindestens so leise wie er gefragt hatte, bevor er lauter in Richtung der anderen, die inzwischen auch aufgesattelt hatten, rief: „Wir reiten nach Musewa. Los!“, und dem Pferd die Sporen gab.

Der Garten zog schnell an ihnen vorbei, die verschwimmende, vorbeirasende Umgebung um sie herum so gut sichtbar, weil die flackernden Flammen der Nachtmahre alles erleuchteten. Die Stille wurde nur von dem leisen Klappern der Hufe und den üblichen Geräuschen der Nacht unterbrochen. Alles hier wirkte unheimlich, besonders aber, wie sich alle anschwiegen und die Anspannung mit jedem Moment größer wurde. Sitri drehte sich immer wieder um, um seine Augen über ihn schweifen zu lassen, als ob er ihn einschätzen oder abschätzen wollte. Astaroths Arm legte sich bei jedem dieser Versuche enger um seine Hüfte, drückte ihn stärker an sich, stärker an die Wärme, die er inzwischen in der Kälte suchte, die nicht nur durch die Luft erzeugt wurde. Caym lehnte sich zurück und schloss die Augen um all dem zu entgehen, streichelte sanft über Akis Fell, der fröhlich dabei gurrte. Die Hand, die auf ihm lag, fuhr beruhigend über ihn und verführte ihn zu einem Dämmerschlaf.

„Was findest du nur an diesem Menschen Astaroth? Du weißt genau, dass er deinen Untergang bedeutet – oder glaubst du, dass der Satan das zulässt?“, hörte er plötzlich fast neben sich und riss die Augen auf, drückte Aki näher an sich, sein Schlaf jäh unterbrochen. Er erkannte schon im nächsten Augenblick Sitri, der jetzt neben ihnen ritt.

„Lass mich in Ruhe Sitri. Ich muss nicht mit dir Reden und will es nicht. Wie du die rechte Hand des Satans geworden bist, frage ich mich schon gar nicht mehr. Wir erreichen Musewa gleich, dann werde ich wohl in dem Zug eingeschlossen wie alle anderen, bis wir den Palast erreichen. Also belästige mich nicht weiter, oder ich werde dir zeigen, was ich vor meinem Untergang noch alles tun kann…“, knurrte ihn Astaroth förmlich an, während das Pferd schneller lief und so eine gewisse Entfernung zwischen sie brachte, Belial Platz machte, die sich mit ihrem Nachtmahr dazwischen drängte und so dem ungebetenen Gast alle Möglichkeiten nahm.

„Wehrter Lord Sitri, wollt ihr nicht lieber nach Musewa Ausschau halten?“ Er hörte sie das erste Mal sprechen und war verwundert über die so unschuldig klingende Stimme, die dabei diesen Vorschlag mit vollem Ernst vortrug. Die einzige Antwort war ein Schnaufen, ein abschätziger Blick und die wieder schlagartig eintretende Stille, die Caym jetzt mehr als angenehm war. Alles war besser, als etwas von diesem Sitri zu hören.

Die Umgebung zog weiter an ihnen vorbei, brachte sie näher an ihr Ziel, bis nach einiger Zeit, in dieser düsteren, angespannten Stimmung, endlich etwas anderes als die dunkle Einöde zu sehen war. Ein schwaches Leuchten wurde erkennbar, das mit jedem Meter stärker wurde. Je näher sie kamen, desto deutlicher wurde das Bild von Musewa bei Nacht – denn das war es sicher: Die Wüste glitzerte immer wieder weiß, während über der Stadt eine leuchtende violette Kuppel lag. Die Mauer wurde jetzt nicht von dem krank aussehenden Geflecht überzogen, sondern von einer Pflanze, von der die riesigen grünen Blätter schon von aller Ferne erkennbar waren. Der Staub unter den Füßen der Pferde wirbelte höher als irgendwo sonst, als sie durch das unheimliche Weiß ritten, in dem die kahlen Büsche sich jetzt bewegten und die ihre Äste immer wieder in ihre Richtung ausstreckten. Ein leises Krachen lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf die Stadt, auf die riesigen Tore, die sich öffneten. Ob sie erwartet worden waren? Das erste was Caym in der leuchtenden Stadt erblickte, war ein immenses grünes Gefährt, das direkt am Eingang stand und vor dem die Pferde mit einem Ruck anhielten. Es wirkte nicht sehr vertrauenserweckend.

Wieder suchte er nach Ablenkung, sah die überall verteilt stehenden schwarzen Bäume, die mit leuchtenden Früchten behangen waren, die sich sanft im Wind bewegten. Allerlei Rieseninsekten ließen sich davon täuschen und schwirrten um die Lichtquellen herum wie Motten um Flammen. Caym zuckte zusammen, als einer dieser „Bäume“ eine violette Zunge hervorschießen ließ, eines der Opfer fing und in Windeseile in einen gefräßigen Mund in der Mitte zog, nur um ihn dann wieder schnell zu schließen und die Illusion zu wahren. Er schüttelte nur den Kopf und suchte wieder das riesige grüne Gefährt, das wohl doch nicht so merkwürdig war.

Langsam bewegte sich eines der Enden, das wie eine überdimensionale Nacktschnecke wirkte, die genau wie der Rest über dem Boden schwebte. Er rieb sich die Augen. Das ganze Ding schwebte wirklich über der Erde und hatte dabei die Form eines halben Fischs.

„Also, hier ist Musewa“, erklärte Sitri unnötigerweise in Richtung Belial gewandt, die mit genauso kaltem Gesichtsausdruck da stand, wie Usol, „und damit fängt die Reise für die nächsten Tage an. Wobei du noch einen Dämon auswählen kannst Astaroth – dieses Recht werde ich dir sicher nicht streitig machen.“

Sein Dämon sprang vom Pferd, hob ihn hinunter und wuschelte einmal durch seine Haare. Aki strich beinahe zeitgleich um seine Beine. „Ich komme gleich wieder.“, war die ungefragte Antwort, die sein Partner daraufhin gab und gleich darauf verschwand. Bevor noch irgendetwas passieren konnte, stand Belial schon mit dem Rücken zu ihm, direkt zwischen ihm und Sitri, was ihm ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Es war wirklich für alles gesorgt und wenn sein Lie…sein Dämon etwas sagte, dann geschah es auch.

„DIESEN Dämon willst du mitnehmen?“, hörte er nach kurzem Warten die entsetzte Stimme des Stellvertreters des ominösen Satans. „Das kann nicht dein Ernst sein, Astaroth. Ein Wasserdämon? Das sind die einzigen, die nicht zu Seinem Herrschaftsgebiet zählen, die einzigen die sich dem glorreichen Satan nie angeschlossen haben.“

Neugierig legte er den Kopf schief und suchte seinen Dämon, der mit Ruhn vor dem grünen Ding stand. Dieser hatte die Arme vor seiner Brust verschränkt und schaute Sitri ungefähr so erfreut an, wie dieser ihn. Caym fragte sich, ob sie gleich mit den Waffen, die sie umgeschnallt hatten, aufeinander losgehen würden.

„Doch, es ist mein Ernst. Es wurde nie eingeschränkt wen ich mitnehmen dürfte und Ruhn hat mir die Treue geschworen, also sollte das kein Problem darstellen.“, kam die Antwort gleich von der tiefen Stimme, die er so gut kannte, in einem sehr zufriedenen Tonfall. „Und eigentlich hattet ihr es doch so eilig, Lord Sitri“, fügte sein Dämon noch an, betontet dabei jede eigentlich höfliche Anrede so, als ob sie eine Beleidigung darstellen würde. Das brachte ein Lächeln auf sein Gesicht, besonders als in den Zügen des Angesprochenen der Unwillen deutlich erkennbar war. Die Mundwinkel bewegten sich immer mehr nach unten, die Hand auf dem Griff der Waffe krampfte sich immer wieder zusammen, so als ob ein Angriff kurz bevorstand. Doch dann entspannte sich der Ausdruck wieder, kehrte Emotionslosigkeit in das Gesicht zurück.

„Du weißt, was dir bevorsteht Astaroth, und deine unhöfliche Höflichkeit macht es nur noch schlimmer. Ich werde sicher nicht auf deiner Seite stehen. Und jetzt müssen wir aufbrechen, also…“, bei den Worten ging Sitri zu einem Ende des grünen Gefährts, murmelte ein paar Worte, so dass sich ein Teil löste und sich wie eine Zunge zu Boden rollte, so eine Rampe bildete und ein Loch hinterließ. Mit einer Hand deutete jetzt Satans „rechte Hand“ zur Öffnung, in der man nichts erkennen konnte. „Hier ist dein Bereich. Dein Mensch wird am anderen Ende...“, wollte dieser jetzt sagten, doch wurde von einem lauten Knurren Astaroths unterbrochen, der jetzt direkt neben Caym stand und entschlossen einen Arm packte.

„Caym wird bei MIR schlafen.“, erklärte sein Dämon nur bestimmt, ohne eine Widerrede zu akzeptieren und zog ihn mit sich in Richtung der Öffnung. Umso näher er dem merkwürdigen Gefährt kam, desto mehr erkannte er die beinahe blattartige Struktur, die Stacheln, die dort überall in die Höhe ragten, spürte den sanften Windhauch zu seinen Füssen und sah, dass das Ding wirklich in der Luft schwebte, ein paar Zentimeter über dem Boden. Eines der Enden drehte seinen Kopf, in dem zwei schwarze kleine Augen ruhten, die sich wie auf Stielen immer wieder hin und her bewegten. Es sah aus noch immer aus wie eine überdimensionale grüne Nacktschnecke, die einen aufgeblähten Rücken hatte und an einem Wagen befestigt war.

„Was ist das?“, murmelte er halb zu sich selbst in absolutem Erstaunen und vergaß dabei für den Moment alles um sich herum, als er dort langsam hineingezogen wurde.

Astaroth stieß ihn über die Rampe sanft ins Innere, wo Caym sich wieder umdrehte und hinaus starrte, und dann flüsterte: „Ein Gefährt, was sonst?“, bevor er sich um- und wieder Sitri zuwandte und ihn beobachtete. Sein Blick folgte dem seines Dämons.

Eine gehobene Augenbraue war im Gesicht der „rechten Hand“ Satans zu erkennen und eine langsam anwachsende Belustigung. Dann schüttelte der Beobachtete den Kopf und erklärte beim Öffnen weiterer merkwürdiger Löcher: „Astaroth, wenn ich gewusst hätte, dass du so schnell dein Ende besiegeln würdest, hätte ich dir schon längst einen Menschen gebracht. Deine Schwäche ist so offensichtlich, dass es beinahe an Dummheit grenzt sie zu ignorieren. Was das wieder über Forcas aussagt…“ Der letzte Teil wirkte wie ein laut ausgesprochener Gedanke. „Und jetzt geht alle in die Kabinen. Satan wartet nicht gerne.“ Dabei ging er selbst ganz nach hinten ans Ende, wo sich wie ein Blatt der Eingang ausrollte und eine größere Öffnung freigab, durch die er trat. „LOS!“, kam der Befehl, auf den hin alle in dem Gefährt verschwanden, gedrängt von den sich langsam verbiegenden Aufgängen. Astaroth schob ihn mit der Tasche in der Hand hinein, ohne noch lange zu warten.

Mit einem leisen, beinahe schmatzenden Geräusch rollte sich die Brücke wieder auf, schloss sie langsam ein in der Dunkelheit. Als der letzte Lichtstrahl von der Stadt aufhörte sie zu erreichen, ging mit einem Zischen ein Licht an und tauchte den Raum in Sichtbarkeit. So entdeckte Caym als erstes an der gegenüberliegenden Seite – kaum drei Meter entfernt – ein Bett, dass gerade groß genug für einen war, ein Waschbecken an der linken Wand mit hin und her schwappendem Wasser. Neben dem Bett stand noch etwas weiter entfernt ein großzügiger Waschzuber, bevor eine Tür an der rechten Wand in dem stärker werdenden Licht sichtbar wurde und die man nur an den Rändern erkennen konnte, die die Wand brachen. Das Bett schmiegte sich an die Innenseite des merkwürdigen Gefährts und wirkte dabei eher wie eine Ausstülpung mit geschwungenen Gittern, die sich von der Schlafstätte bis hin zum Boden rankten. Er wollte es näher anschauen, doch etwas, was in seinen Augenwinkeln vorging, lenkte seine Aufmerksamkeit auf das Becken. Erschreckt riss er die Augen auf: Die Ränder bewegten sich immer wieder und verhinderten so, dass das sanfte Schwanken, dass jetzt eingesetzt hatte, auch nur einen Tropfen Wasser hinausbeförderten. Über dem Becken befanden sich ein Schlauch, aus dem immer wieder etwas herunter tropfte und ein Drehrad, dessen Funktion ihm ein Rätsel war.

Sonst waren in dem Raum nur noch der Waschzuber, den er schon gesehen hatte, und ein kleiner Kasten, den er jetzt bei näherem Hinsehen entdeckte und der wie die Wand aussah. Dämonen hatten wohl eine Vorliebe für einfarbige Dinge. Er wollte ihn näher anschauen und wunderte sich kurz, wieso sich der Boden unter seinen Füßen so merkwürdig anfühlte, schaute hinunter und öffnete den Mund kurz. Es sah aus, als wäre er komplett mit Moos ausgelegt, leicht feucht und weich, einladend zum hinlegen und genießen. Kurz bückte er sich und griff mit der Hand vorsichtig hin, fühlte die Oberfläche und spürte das sanfte Gefühl des Polsters, erinnerte sich dabei an etwas, an etwas, das ihn langsam warm werden ließ und sein Blut nach unten pumpte. Die sehr intimen Stunden in der Menschenwelt auf dem Moos, die unglaubliche Geborgenheit schlich sich in seine Gedanken. Erschreckt fuhr er hoch und drehte sich um, suchte nach Astaroth, den er mit Aki redend vor der Tür vorfand, die Tasche und das große Schwert in einer Ecke des Raumes liegend. Verzweifelt schüttelte er den Kopf, als die Bilder nur noch stärker wurden und dieses wohlige Gefühl in ihm anwachsen ließen. Irgendwie musste er sich jetzt ablenken in diesem kleinen Raum, so nah an anderen Dämonen.

„Was ist das hier?“ Caym wollte sich nicht den Bedürfnissen hingeben, die sein Körper im Moment haben wollte, atmete ein paar Mal tief durch und deutete mit wackelndem Zeigefinger in Richtung Waschbecken, bevor er eine allumfassende Geste machte. „Und wann kommen wir hier raus? Und wie lange, wie weit, WO sind die restlichen Sachen?“, ließ er ein Wort nach dem anderen immer schneller hinaus. Die Frage, warum sein Dämon ihn bei sich haben wollte, stellte er nicht, denn das war unnötig. Er fühlte sich sicher bei ihm, gut, war sogar froh darüber, dass er ihn hatte. Wenn er etwas brauchte, war er garantiert für ihn da, würde ihn immer beschützen – auch wenn er das nicht brauchte – und langweilig wurde es auch nie mit Astaroth. Schon wieder meldete sich sein Körper mit mehr Hitze, dem halb drückenden Gefühl auf der Brust, das langsam durch ihn strömte und ihm allein beim Anblick des starken Dämons eine gefühlte Röte ins Gesicht trieb.

Schnell wandte er seinen Blick ab. „Verdammt…“, fluchte er leise, zog den Mantel aus, um ihn von sich zu werfen und ging zum Becken, wo er sich abkühlen wollte, nur um dort wieder zu erstarren. Die Seiten bewegten sich immer wieder hin und her, wurden höher und niedriger und ließen es jetzt nur noch lebendiger wirken. Langsam wich er einen Schritt zurück und bliebt abrupt stehen. Wie eine Wand fühlte sich das an, was er in seinem Rücken hatte: Stark und beständig. Doch da war auch noch Wärme, die von dort ausging und ihn beruhigte; er spürte, wie sich eine Hand auf seine Hüfte legte und sie sanft entlang streichelte. Immer wieder fuhr ein leichter Windhauch durch seine Haare und streifte über seine Wange. Erstarrt blieb er stehen und atmete aufgeregt andauernd schneller, während sein Blut langsam in Wallung geriet, ihn anstachelte etwas zu tun. Er versuchte sich gegen das Gefühl zu wehren, das ihn zu überschwemmen drohte, ihn dazu bringen wollte, sich einfach zurückzulehnen und die Berührung zu genießen, mehr zu wollen. Sein ganzer Körper zitterte, sein Glied pochte leise, aufgeregt bei den Bildern, die vor seinem geistigen Auge erschienen und in Erinnerung riefen, was seinem Körper so gefiel. Je mehr Zeit verging, desto schwächer wurde sein Verstand, seine Gegenwehr gegen die Verführung hinter ihm und desto mehr lehnte er sich nach hinten. Wieso wolle er es überhaupt verhindern, wenn er es genoss?

Sein Herzschlag beschleunigte sich, als ein leises: „Mein Kleiner“, in sein Ohr gehaucht wurde, und er nicht anders konnte, als die Augen kurz zu schließen und sich langsam fallen zu lassen. Die Hand auf seiner Hüfte strich weiter hinunter und stoppte nicht, glitt forsch unter seine Hose und kratzte über seine Haut. Es kribbelte, brannte, war unerträglich.

„Hm…wie“, begann sein Dämon, doch er schnitt ihn das Wort ab. Schnell drehte er sich um, schlang seine Arme um Astaroths Nacken und zog sie näher zueinander. Seine Lippen kribbelten bei der ersten Berührung, verlangten nach so viel mehr und genossen das bekannte, nahe Gefühl. Sein Blut pochte laut in seinen Ohren, überschwemmte ihn und ließ ihm keine Wahl, als seinen Mund in einem Seufzen zu öffnen und Astaroth Zugang zu gewähren. Sanft strichen die Zungen übereinander, während er die kräftigen Hände auf seinem Rücken spürte, die ihn langsam immer höher zogen, weg vom Boden und ihn dabei ständig stärker drückten. Alles war unwichtig, nur die Berührungen das einzige was zählte, was existierte.

Irgendwie registrierte er noch aufgeregter, dass die Erregung seines Dämons so deutlich und unverkennbar zu spüren war, ihn einlud mehr zu tun. Wild entschlossen vergrub er seine Hände in den langen, glatten Haaren, schloss die Augen und genoss es beinahe über dem Boden zu schweben, dabei sicher gehalten und endgültig verloren in seinen Gefühlen.

Unerwartete Wendungen - Teil 3

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Unerwartetes kommt selten allein… - Teil 1

Unerwartetes kommt selten allein…
 

Seine Augen folgten unter den kaum geöffneten Lidern dem einzig Interessanten hier, das wie immer seinen Blick auf sich lenkte. Caym zog sich die Kleidung an, die hier für ihn als einzige zu finden war – das schwarz-weiße Ensemble – und bewegte sich dabei wie immer verführerisch von einem Fuß auf den anderen bei dem Versuch die enge Hose über die Beine zu streifen. Dabei fluchte er leise ein wenig und murmelte Unverständliches, drehte sich immer mal wieder zu ihm um und brachte ihn mit diesem Anblick in Verführung. Astaroth unterdrückte den Impuls aufzustehen und seinen Kleinen zu umarmen, fest zu umschließen und wieder auf das Bett zu drücken, um die Flut der Gefühle zu genießen, die sein Lohn sein würden. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen, um genauso schnell wieder zu verschwinden. Er wollte wissen, was sein Mensch vorhatte und genoss die entspannte Stimmung gerade viel zu sehr, obwohl er die Wärme neben sich schon vermisste. Die zarte Haut streicheln, das Beben unter sich spüren und die Mischung aus Widerspenstigkeit und Hingabe von seinem Geliebten zu fühlen war unglaublich verlockend. Seine Zunge strich einmal kurz über die Lippen, bevor er sie schnell wieder in ihre Heimat verbannte. Er war wirklich abhängig von seinem Kleinen, sein Körper genauso wie sein Geist – und er wollte das nie wieder ändern.

Askavi streckte sich neben ihm und sprang jetzt vom Bett, tapste zu Caym und gurrte laut, als er um die Beine schlich, deren Berührung Astaroth vorbehalten sein sollte. Der kleine Wolf erntete für die Bemühungen ein leises und aufgeregtes „Pssst…“ von seinem Herrn, der sich dabei schnell umdrehte und verspannt auf ihn starrte, um sich wohl zu versichern, dass er noch schlief, während die kleinen Hände langsam durch Askavis Fell strichen. Mit einem Seufzen entspannte sich sein Kleiner und drehte sich um, schlich vorsichtig zur Tür und hinaus in den Gemeinschaftsraum. Sein unvorsichtiger Mensch, allein in diesem Zimmer, in das jeder Zugang hatte. Langsam tauchten Bilder von der letzten Begegnung mit Sitri wieder in seinen Gedanken auf, wie sein Caym wie immer widerspenstig gewesen war und nicht über die Konsequenzen nachgedacht hatte. Gefährlich.

Schnell sprang Astaroth mit einem Satz vom Bett, zog sich die Kleidung hastig über, ohne auf den Sitz zu achten und ergriff sein blaues Schwert. Sein Atem ging immer gehetzter, doch nicht wegen der Anstrengung, sondern wegen der Sorge, die sich seiner bemächtigte, den Bildern eines blutenden Cayms, über dem ein lachender Sitri stand, die Hände rot gefärbt. Nur über seine Leiche. Er riss die Tür auf, ein leises Knurren auf den Lippen und hielt sein Schwert hoch erhoben, bereit zum Schlag – und blieb dann wie erstarrt stehen. Der Anblick, der sich ihm bot, war so ganz anders, als erwartet.

Am Fenster, das nur von dem verschwommenen Weiß der Eiswüste erfüllt war, und an dessen Rand das Grün der Hölle unverkennbar von der baldigen Ankunft kündete, stand sein Kleiner wie gebannt und streckte seine Hand aus, legte sie auf die Scheibe und wanderte diese mit seinen Fingern beinahe ungläubig entlang. „Unglaublich“, konnte man die Stimme hören, in der Überraschung und Erstaunen sich mischten.

„Stimmt“, kam die Antwort ungebeten von Ruhn, der in einer anderen Ecke stand. Astaroths Augen verengten sich. Wieso mussten sich immer Dämonen an seinen Kleinen heranschleichen, sich ohne seine Einwilligung einmischen? Mit einem wütenden Blick fixierte er Ruhn, doch dieser schien ihn gar nicht zu bemerken, blieb ungerührt stehen und machte zu dessen Glück keine Anstalten sich seinem Menschen zu nähern. Anstatt dessen lehnte sich der dritte im Raum gegen die Wand und starrte genauso beim Fenster hinaus, schüttelte den Kopf, während er weiter sprach: „Die Eiswüste…fasziniert wohl jeden. Ein unglaublicher und dabei so erschreckender Ort. Eine Welt voller Wasser, ohne dass auch nur ein Tropfen davon zugänglich wäre. Für uns Wasserdämonen ist das hier grausamer als die Hölle – die grünen todbringenden Ebenen, in denen sich der ach so große Herrscher Satan eingenistet hat und alle Dummen regiert.“ Man spürte die Abneigung des Wasserdämons bei jedem Wort und die unwillige Miene in dem Gesicht sprach wie immer Bände. Astaroth entspannte sich wieder und beobachtete weiter, was sich aus diesem Gespräch ergeben würde. Denn offenbar hatte Ruhn kein Interesse an Caym, was ihm wohl bekommen würde.

„Ähm…wieso redest du eigentlich gerade mit mir?“, war das erste, was von seinem Kleinen zu hören war, bevor dieser sich umdrehte und den Kopf schüttelte. „Hö…Hölle? Das ist ein Scherz, oder? Ganz furchtbar heiß, überall gequälte Menschen…oder Dämonen eben…und Feuer überall vielleicht? Wieso grün? Und kann es sein, dass du diesen ‚Satan‘ nicht magst?“, wollte sein Mensch wissen, ließ eine Frage nach der anderen heraus schießen und achtete wie üblich gedankenverloren nicht mehr auf seine Umgebung.

Von Ruhn war kurz ein lautes Lachen zu hören, bevor er anfing zu erklären und sich langsam Caym näherte: „Nein, in der Hölle ist es nur grün, elendig warm und gefährlich. Grün spricht immer von Gefahren, von dem, was man meiden sollte – das weiß jedes Kind…aber das wirst du schon noch sehen denke ich. Gequält werden dort sicher Dämonen, Menschen lassen sich in der Dämonenwelt eigentlich nicht finden…sterben auch zu schnell…aber eigentlich kommen nicht einmal viele Dämonen hierher – ein Glück. Und nein, ich halte gar nichts von Satan oder diesem System. Wir Wasserdämonen waren stark genug uns dem nicht zu unterwerfen, haben seinen Vormarsch gestoppt und jeden seiner Feldzüge gegen uns niedergeschlagen, alle seine Truppen, die gegen uns zogen, vernichtet.“ Ruhn zeigte wieder das Gesicht, dass Astaroth schon so lange kannte: Das des stolzen Wasserdämons, der das System genauso verachtete wie er selbst. Nur war er immer ein klein wenig zu Stolz auf etwas, was er nicht geleistet hatte, das Gesicht nur noch von dem zufriedenen Ausdruck beherrscht.

„Aber dieser vermaledeite Satan konnte sich nicht damit abfinden und hat jeden Wasserdämon, der ihm in die Hände fiel hierher in die Eiswüste verbannt - zum Sterben. Umgeben von dem Element, dass wir brauchen, das vor Augen und doch unfähig es zu erreichen. Ich verachte die meisten Landdämonen – diese Meute hat ihn unterstützt und sich an der Qual der Wasserdämonen erfreut, daran gelabt und geweidet“, regte sich Ruhn auf, schüttelte sich wütend, „und nichts dagegen getan. Und bevor du fragst: Ich diene Astaroth, weil er vernünftig ist und Wasserdämonen als gleichwertig betrachtet, uns vertraut und einen Ort zum Leben gewährt hat – und mir die Herrschaft über die wichtigste Stadt übertragen hat. Er ist einer der wenigen vernünftigen…“ Die geballten Fäuste, die die ganze Zeit durch die Luft hin und her geschwungen waren, ließ der Wasserdämon jetzt fallen und bewegte sich weiter auf Caym zu. „Was er wohl so interessant an dir findet…ich möchte es wirklich wissen. Wie kann jemand so starker einem gewöhnlichen Menschen verfallen, der nicht einmal besonders reizvoll aussieht…“, fing er an, streckte seine Hand neugierig nach vorne, doch stoppte schnell, als er das Knurren hörte, dass sich Astaroths Kehle entrang.

Mit ein paar Schritten war der Fürst bei seinem Kleinen, schlang seinen Arm in einer bestimmenden Bewegung um die verführerischen Hüften und zog ihn an sich, drückte ihn gegen seine Brust. Im nächsten Moment starrten ihn die grünen Augen verwirrt an, bevor ein Seufzen zu hören war und sein Mensch halbherzig versuchte sich aus dem Griff zu befreien. „Das geht dich nichts an, Ruhn…er gehört mir und das ist alles was du wissen musst. Du bist immer noch mein Untergebener. Schön, dass du ihm einiges erklärt hast – nur halte immer einen anständigen Abstand von ihm ein…“, knurrte Astaroth ihn jetzt an.

„Ich gehöre dir ni…“, wollte sich sein Kleiner einmischen, verstummte dann jedoch und drückte sich erstaunlicherweise näher an seine Brust, zitterte dabei leicht. Das langgezogene „Duuuuu“, das folgte, wurde von einem Fingerzeig in Richtung der anderen Seite des Zimmers begleitet, aus deren Schatten jetzt Sitri trat. Entschlossen drückte Astaroth noch fester zu und hob sein Schwert vor sich und seinen Kleinen. Im nächsten Augenblick lag auch schon eine Hand seines Menschen auf seinem Arm und der ausgefahrene Stock in der anderen, schleifte leicht über die Erde und beschützte so die Beine.

„Hm…wirklich interessantes Gespräch, an dem ihr mich so großzügig teilhaben habt lassen“, fing Sitri wie immer süffisant an, „aber das nächste Mal solltet ihr es wohl besser nicht so offen sagen. Ich werde Satan davon berichten und für diese Dreistigkeit werdet ihr bezahlen, aber was erwartet man schon von solch merkwürdigen…Gestalten, mit denen ich meine Zeit vergeuden muß.“ Die schwarzen Flügel streckten sich wie immer selbstgefällig wie sein Besitzer aus, flatterten in dem engen Raum und blockierten so den Durchgang, in dem inzwischen wohl ob des Lärms Belial, Navi und Usol erkennbar waren. Ruhn hatte in einer Hand ein Messer, fauchte leise in Richtung Sitri und beherrschte sich nur mit Mühe.

„Duuu…sei endlich ruhig!“, keifte Caym und durchbrach die eigenartige Stille, die zuvor noch geherrscht hatte. Er zog den Stock immer wieder über den Boden, wedelte damit ein wenig hin und her, während Askavi mit einem lauten Knurren mit einstimmte. „Du kannst nichts anderes als irgendwelche Drohungen von dir zu geben, die nicht einmal mich einschüchtern.“ Das Zittern, dass Astaroth dabei spürte, sagte dabei aber etwas gänzlich anderes. Ungewollt schlich sich beim dem Mut, den sein Kleiner wieder bewies, ein Lächeln auf seine Lippen. „Also lass uns in Ruhe und geh wieder in deine Prunkgemächer oder wo immer du auch haust…und ärger jemand anderen.“

Sitris Gesichtsausdruck spiegelte seinen Unmut deutlich wieder bei jedem Wort, das gesprochen wurde. „Du bist ein unbedeutender Wurm, ein Krächzen irgendwo, auf das niemand achten sollte und würde, wenn er bei Verstand ist. Nur weil Astaroth verblendet und dumm ist lebst du noch. Ich würde dich qualvoll töten für die Frechheiten, die du dir leistest, allein dafür, dass du ein Mensch bist, hast du abertausende von Toden verdient. Würde der Satan dich nicht sehen wollen, würde ich dich hier auf der Stelle quälen, bis du mich um Gnade anflehst, um den Tod anbettelst und am Ende nur noch Blut bist.“

„Würdest du, wenn du dürftest. Vielleicht solltest du deine Emotionen ein wenig mehr unter Kontrolle bringen – du widersprichst dir. Und jetzt lasst uns vorbei Lord Sitri. Wie ich annehme sind wir gleich da und ihr seid eurer ledigen Pflicht entbunden“, erklärte Usol, während er dem Angesprochenen seine Hand auf die Schulter legte. Keine Spur von Furcht war in der Stimme des Schmieds und zu seinem Erstaunen klang dieser gerade wie jemand, der weit mehr Rechte besaß als Sitri. Was hatte Usol bisher vor ihm verborgen?

Schon im nächsten Moment hörte man das wütende Schnaufen von Satans rechter Hand, bevor dieser zur Seite trat und dorthin stampfte, wo eine Tür nach außen sich ganz dezent in der Wand abzeichnete. „Wenn jetzt schon alle hier sind, erspart mir das die Mühe euch zu holen. Alle bleiben hier und keiner geht mehr zurück in die Räume. In ein paar Minuten sind wir vor den Toren des Palastes und da der Satan nicht warten will, wird die Anhörung gleich stattfinden – ohne Verzögerung.“, ignorierte Sitri alles, was gerade geschehen war und zeigte damit nur seine Schwäche, zeigte wie dumm und unsinnig das System war und wie leicht der Satan zu stürzen sein sollte, wenn man keine Schwäche hatte. Doch so wie es jetzt war, musste er vorsichtig sein, durfte nicht zulassen, dass Caym etwas passierte.

Astaroth zog seinen Kleinen nur noch näher an sich.
 

Caym lehnte sich unbewusst zurück, näher zu der Wärme, die er so gewohnt war, dass er nicht mehr auf sie verzichten wollte und konnte. Hier lief wie immer alles ganz anders als geplant und sein Mund hatte unkontrolliert die ersten Gedanken wiedergegeben, die ihm gekommen waren und ihn so in Schwierigkeiten gebracht. Aber wie sollte er sich auch bei dem Anblick dieses selbstgefälligen Ekels beherrschen? Immer wenn Sitri kam, fing er an ihn mit seiner selbstgefälligen Art zu ärgern und Astaroth zu beleidigen.

Die Hand um seine Hüfte drückte ihn jetzt noch stärker an die Brust hinter sich, während sich das Fenster langsam giftgrün verfärbte, so giftig wie die Stimmung die hier im Moment herrschte. Alle schwiegen sich eisern an, suchten mit ihren Augen immer wieder die Situation einzuschätzen indem sie ihren Blick von Gesicht zu Gesicht wandern ließen.

Mit einem plötzlichen Ruck hielt das Gefährt an, Caym immer noch gehalten von seinem Dämon, der das Schwert jetzt wieder in die Scheide fahren ließ. Er schluckte einmal, als sich auf ein Murmeln des Ekels hin die Wand nach außen stülpte und anfing sich einzurollen. Jetzt war es so weit, und dass, wo Satan, Hölle, grün und gefährlich nicht sehr erfreulich oder vertrauenserweckend klangen.

„Bleib in meiner Nähe, mein Kleiner“, riss ihn die leise, bestimmte Stimme seines Dämons aus seinen Gedanken und seinen Ängsten zurück in die Realität. Inzwischen hatte sich die Wand vollständig geöffnet, einen Ausgang in das Unbekannte geschaffen, durch den gerade Ruhn zögernd trat. Im Raum selbst war jetzt niemand mehr außer Astaroth und Caym. „Es ist gefährlich. Bleib für immer bei mir, mein Kleiner…“, flüsterte sein Dämon den letzten Satz kaum noch hörbar in sein Ohr, brachte ihn mit dem Streicheln über seine Wange nur dazu, noch verwirrter zu sein. Was erwartete ihn da draußen wohl? Sein Körper bewegte sich selbst nach einem sanften Stoß nicht vom Fleck, wehrte sich dagegen sich der Gefahr zu stellen. „Wir müssen hinaus“, erklärte ihm Astaroth und gab ihm einen Stups, der ihn aus seiner Lethargie befreite und den ersten gestolperten Schritt zur Folge hatte. Unwillig ging er langsam vorwärts in Richtung des gedämpften Lichts, die Hand seines Dämons immer im Rücken, die ihm ein wenig Sicherheit schenkte.

Endlich, als er nach einer gefühlten Ewigkeit im Eingang stand, blinzelte er ungläubig. Vor ihm breitete sich eine Wand aus Bäumen aus, deren grünes, saftiges Blätterdach weit oben erkennbar war, deren Stämme durch die glitzerenden riesigen Blüten aber so gut wie unsichtbar waren. Überall hörte man sanftes Vogelgezwitscher, grünes Gras wuchs auf der Erde und auf den weiter entfernten Bäumen waren schmackhaft aussehende rote Äpfel zu erkennen. Er seufzte erleichtert und trat jetzt mutiger hinaus auf den Übergang, wunderte sich über die noch immer getrübte Stimmung und die Dämonen, die alle möglichst weit weg von den Bäumen standen. Das hier war nicht die Hölle, sondern das Paradies.

Fasziniert von diesem so bekannt und doch überirdischen Wald löste er sich von der starken Hand, die in seinem Rücken lag und ging näher an die Blumen heran, um sie genauer zu betrachten. Er schaute sich kurz um, ging dabei noch langsam weiter. Wald war wohl doch das falsche Wort. Hier waren Bäume über Bäume, die sich höher und höher in den Himmel erstreckten und so der Sonne beraubten. In der Mitte der „Wand“, vor der er jetzt stand, ragte ein kleines Tor auf, braun und von grünen Ranken bewachsen. Alles wirkte wirklich so wie in der Welt der Menschen und zog ihn in den Bann. Inzwischen war er schon fast bei den wunderschönen Blumen angelangt und streckte seine Hand aus, nur um mit einem Ruck und einem Aufprall wieder die Brust seines Dämons zu spüren. „Ich sagte doch, du sollst bei mir bleiben, mein Kleiner“, fluchte Astaroth und drückte ihn beinahe schmerzhaft an sich.

„Wieso denn…was soll das…ich wollte nur die…“, begann er verwirrt zu stottern, während sein Blick der jetzt ausgestreckten Hand folgte und die Blumen näher betrachtete. Die ihm am nächsten gelegene bewegte ihre Blätter – nicht sanft im Wind, sondern merkwürdig schnell hin und her. In der Mitte war jetzt ein Knubbel erkennbar, der immer wieder zu einer Art kleinem Tentakel wurde, der sich durch die Luft tastete und merkwürdig zu verzweigen anfing, bevor er sich wieder zurückzog. Und auf den Blättern, die so schön glitzerten, waren überdimensionale Insekten in allen Stadien der Verwesung zu erkennen. Caym erschauerte. „Verdammt…grün gefährlich. War das damit gemeint? Hier ist alles verdreht und falsch. Das Paradies in Wahrheit eine Hölle, die so gar nichts mit einer Hölle zu tun hat. Was kommt noch? Ein netter Satan?“, grummelte er wenig begeistert und lehnte sich unbewusst in die starke Umarmung.

„Wunderbar. Das ist ekelhaft. Wirklich Astaroth…diese Zurschaustellung von Liebe…“ Sitri verzog sein Gesicht, als hätte er etwas Falsches gegessen, trat zu der Tür, die sich jetzt mit einem Knacken öffnete. „Gebt eure Waffen hier ab – sie werden für die Dauer eures Aufenthaltes versiegelt. Solltet ihr auch nur eine einzige vergessen wird das die übliche Konsequenz nach sich ziehen.“ Damit trat er durch die Öffnung, an der sich die Ranken anfingen zu bewegen und nur knapp an ihm vorbei in die Luft schossen mit einem Geräusch wie ein Peitschenschlag. „Jetzt“, wurde noch angefügt, als der Sprecher in der Dunkelheit verschwand, die der Raum hinter der Tür versprach.

Alle Augen richteten sich jetzt auf Caym, starrten ihn an, wie um auf seine nächste unbedachte Aktion zu warten oder seine Reaktion zu sehen, bevor Usol und Ruhn schließlich dem Ekel folgten und Belial und Navi sich hinter ihm und Astaroth platzierten.

„Gehen wird“, sagte sein Dämon mit trockener Stimme, die wenig begeistert klang, der Blick fixiert auf die Öffnung und eine Hand zu einer Faust geballt. Jetzt bekam er Angst, langsam kroch die Panik in ihm hoch, je länger er die Reaktionen aller sah, den Unwillen, und desto länger er in die Dunkelheit vor ihm starrte. Er wollte dort nicht hinein, aber er wollte auch nicht nachgeben, keine Furcht zeigen. Kurz schloss er seine Augen, biss die Zähne zusammen und atmete tief ein. „Ich werde dich beschützen, mein Kleiner“, durchbrach sein Partner die Stille, hauchte ihm die Worte leise ins Ohr, trieb ihn aus seinen Gedanken heraus und brachte ihn dazu seine Augen wieder zu öffnen. Der Bann war gebrochen und mit einem letzten Seufzer setzte er sich in Richtung Abenteuer, Verdammnis oder was auch immer ihn dort erwartete in Bewegung.

„Ich schütze mich schon selbst…“, murmelte er zurück, entgegnete etwas, was er nicht wirklich dachte. Wie sollte er gegen Horden von Dämonen auch alleine bestehen?

Auf dem ganzen kurzen Weg, der ihm wieder wie eine Ewigkeit vorkam, konnte er nicht anders, als mit seinem Blick immer wieder Astaroth zu suchen, der direkt hinter ihm ging, den Arm immer in Reichweite. Die beiden anderen Dämonen mit ihrem steinernen Blick, der wild hin und her raste, erinnerten ihn an Wachen. Er schüttelte den Kopf. Sein Dämon hatte wirklich an alles gedacht. Mit diesem einen Gedanken trat er durch die Tür in die Dunkelheit, nur erhellt von einem schwachen Licht und blinzelte. Der Gang der sich hier vor ihm erstreckte schien schier endlos, blendete ihn mit kleinen aufblitzenden Lichtern immer wieder und machte es ihm unmöglich etwas zu erkennen. Die starke Hand auf seinem Rücken lenkte und leitete ihn durch die Enge, an die er immer wieder stieß, wenn er geblendet taumelte, fing ihn auf, bevor er stolpern konnte. Wie nur hatte er jemals auf Astaroth verzichten können? Womit hatte er das hier alles verdient?

Nach einem schier endlosen Marsch durch die blendende Dunkelheit prallte er gegen seinen Vordermann – wer auch immer das war – und konnte sich ein leises „Au“ nicht sparen. Wie er seine vorschnelle Zunge manchmal hasste…

Hier – wo immer das auch war – konnte er im Moment nichts erkennen, nur das dumpfe Pochen hören, das die Stille jedes Mal wie ein Herzschlag zerriss und ihm ein mulmiges Gefühl bescherte. Mit jedem Schlag wurde die Dunkelheit klarer, enthüllte was da war. Caym riss die Augen auf, als er das Ding sah, dass die Mitte des kleinen Raumes beherrschte, schreckte zurück und spürte im nächsten Moment schon, wie er den einen Dämon berührte, dessen Wärme so unverkennbar war. Außer Atem stoppte er und atmete einmal tief ein, um sich zu beruhigen. Die Bewegungen des „Dings“ halfen nicht unbedingt dabei.

So etwas sollte es nicht geben. Er schüttelte den Kopf. Wieso war er eigentlich noch überrascht von der Dämonenwelt?

Das Ding bewegte seine Tentakel ganz langsam hin und her, beherrschte den riesigen, überdimensional hohen Raum, in dem nur noch die immense schwarzgrüne Tür irgendwie auffällig war, weil von ihr ein schwaches Leuchten ausging. Einer der Tentakel kam näher, berührte ihn an der Hose und er konnte sich in letzter Sekunde mit einem erschreckten Aufschrei retten, während sein Herz wild pochte und in seinen Ohren das dumpfe, regelmäßige Geräusch übertönte. „Waaaaa…?“, rief er und schaute sich fragend um, erstarrte, als er sah, wie die Tentakel Waffen in „Händen“ hielten, die zuvor noch die Dämonen getragen hatten und eines an ihm vorbeizischte, das seinen Stock an ihm vorbeitrug. „Das ist meiner…“, regte er sich auf und vergaß wie immer alles um ihn herum, wollte dem Ding nachspringen, bis eine starke Hand ihn festhielt.

„Bleib hier, mein Kleiner. Wir müssen die Waffen abgeben vor der Audienz. Dummes System, das nur zeigt, wie schwach der Satan ist.“, flüsterte sein Dämon ihm ganz leise ins Ohr, nachdem er ihn ganz nah an sich gezogen hatte. Die Tentakel hielten sich jetzt fern von ihm, kreisten um ihre Mitte - eine riesige Säule, die bis zur Decke reichte.

„Ruhe“ Sitri stand mit verschränkten Armen vor den Toren, tappte mit dem Fuß auf den Boden und versprach mit seinem Blick Tod und mehr. Nicht sehr beeindruckend. „Wenn ich…“, begann er verärgert, nur um sich selbst zu stoppen und in neutralem Ton fort zu setzen: „Benehmt euch gebührlich. In den Hallen, die folgen, thront der Satan, der Herrscher aller Dämonen.“ Ein Blick auf den fauchenden Ruhn verriet Caym, dass dieser wenig Begeisterung für diese Aussage empfand.

„Eingebildeter Pfau...“ Die Bemerkung, die ein leises, ehrliches Lachen und einen Klaps auf seinen Po zur Folge hatte, hatte er sich wie so oft nicht verkneifen können.

Unberührt davon fuhr Sitri fort, irgendetwas Unverständliches zu murmeln und mit den Flügeln dabei besonders theatralisch zu flattern. Mit einem lauten Knacken öffnete sich die Tür einen Spalt, aus dem sofort Licht den Raum flutete und das Ding in der Mitte nur noch bedrohlicher aussehen ließ. Unbeirrt davon und ohne sich auch nur einmal umzudrehen, schritt der eingebildete Pfau durch die immer größer werdende Öffnung in den Gang dahinter, der sich jetzt offenbarte, während er mit der Hand großspurig deutete, ihm zu folgen. Das aufgebrachte Schnaufen aller anderen Anwesenden war die erste Antwort, bevor sie ihm dann doch alle folgten. Genau wie Caym es auch tat. Schlimmer als dieser Raum mit dem Tentakelding konnte es ja kaum werden.

Als er in den Gang trat, berichtigte er sich schnell wieder. Die überall grün gemusterte rote Umgebung verschwamm immer wieder vor seinen Augen zu einem großen Ganzen und brachte ihn mehrmals aus dem Gleichgewicht. An den Seiten, die so meilenweit entfernt schienen wie die Decke, standen ganz in schwarz bemalte Statuen, die bedrohlich auf sie hinab zu starren schienen. Sie bildeten einen starken Kontrast zu den sich vermischenden Farben. Selbst Augen oder Haare existierten unter den überdimensionalen Helmen nicht. Die in rot bemalten, wie in Blut getauchten Speere halfen auch nicht, das ganze weniger bedrohlich wirken zu lassen.

Caym sprang buchstäblich in Astaroths Arme, als sich eine der geglaubten Statuen bewegte, ihren Speer nur ein paar Zentimeter senkte, bevor sie sich wieder in Reih und Glied begab und wieder unbeweglich da stand.

„Da…Das…bewegt…was…Statue“, stotterte er mit weit aufgerissenen Augen und krallte sich an das Hemd seines Dämons, der inzwischen auch stehen geblieben war. Er zog weiter an dem Stück Stoff, das im Moment seine einzige Stütze darstellte, forderte eine Erklärung. „Verdammt…ich…das…“, fluchte er über seine eigene Schwäche.

„Es soll Furcht in den Besuchern hervorrufen. Ein paar der vermeintlichen Statuen sind wirkliche Soldaten. Aber“, dabei wuschelte ihm sein Dämon wie so häufig durch das Haar und strich ihm dann über die Lippen, „du hast keine Angst, mein Kleiner.“ Dabei löste er die Hände von dem Hemd und gab ihm einen leichten Klaps auf den Allerwertesten und einen Schubs in die Richtung, in der jetzt Ruhn neugierig schaute. Caym fuhr ein paar unsichtbare Kreise mit seinem Fuß am Boden nach, und ging dann weiter dorthin, wo ihn etwas erwartete. Wenn er weiter so ängstlich war, konnte er sich gleich zu einer der dummen, wehrlosen Frauen in den Liebesschnulzen erklären lassen.

„Es gibt nichts zu schauen…“, erklärte er dem neugierigen Wasserdämon grummelnd beim Vorbeigehen, was ihm wieder ein Lachen von Astaroth einbrachte. Ein wenig Normalität – wenn man es denn so nennen konnte – in dieser verrückten Umgebung.

Der Weg schien kein Ende zu finden. Er kniff seine Augen immer wieder zusammen und versuchte die nächste Tür zu sehen, um endlich eine Vorstellung von der Länge zu bekommen, doch jedes Mal verschwammen wieder diese Farben vor seinen Augen und brachten ihn dazu, mehrmals „verdammt“, zu flüstern. Langsam glaubte er, dass dieser Tunnel nie ein Ende finden würde, bist Sitri plötzlich und unvermittelt stehen blieb vor einer Wand, die in derselben verdammten Farbe wie der Rest bemalt war. Jetzt war klar, wieso die ganze Zeit über kein Ende erkennbar war. Ein Windhauch später zerriss die vermeintliche Wand, rollte sich auf beide Seiten und gab den Blick auf einen im Vergleich zu dem Gang beinahe kleinen Raum frei, dessen hinterster Teil zum Teil im Schatten lag. Er blinzelte und versuchte zu erkennen, was dort war, gab es aber auf, als sein Blick an der eigenartigen Gesellschaft davor hängen blieb, die jetzt in ihre Richtung starrte. Vier unbedeutende, wenn auch kräftige Soldaten mit Kleidung, auf der ein brennender Schädel erkennbar war, standen sinnlos ohne Waffen in dem Raum herum. Nur die von ihnen scheinbar beschützten zwei Gestalten, die ihn in ihrer Eitelkeit sofort an Sitri erinnerten, schienen von Bedeutung zu sein. Gerade das, was er gebraucht hatte – noch jemand wie dieser eingebildete Dämon. Er rollte mit den Augen.

Die Frau war komplett blau von den Füßen bis zu den Haarspitzen, dabei in ein sehr tief ausgeschnittenes Kleid gewandet und sah ihn an, als ob sie ihn am liebsten ins Jenseits befördert hätte. Der Dämon, der neben ihr stand, und seine Hand besitzergreifend um ihre Hüfte geschlungen hatte, schien mit einem ähnlichen Blick Astaroth zu mustern. Die weißen Haare erinnerten Caym viel zu sehr an Engel, der kräftige Körperbau und die rote mit weißen Musterungen durchzogene Haut eigentlich nur an das, wie man sich einen bösen Dämon in der Menschenwelt vorstellte. Doch die Ohren, deren Spitzen nach unten hingen, gaben diesem ein lächerliches, hundeartiges Aussehen und entlockten ihm ein kurzes Schmunzeln, das sofort wieder erstarb, als sich die Hand seines Dämons um seine Hüften schlang und fest zudrückte.

„Ariel…diese Verräterin zusammen mit Forcas diesem hundegesichtigen…“, knurrte sein Partner mit tiefem, unverblümten Hass und bohrte ihm dabei seine Krallen in die Haut. Er schnaufte einmal laut und drückte mit einer Hand auf den Arm, der ihm die Schmerzen bereitete. Sofort lösten sich die Krallen. „…diese verdammte Brut.“

„Verehrter Satan“, ignorierte Sitri alle Geräusche und betonte jedes Wort besonders salbungsvoll, „wie von euch gewünscht ist Großfürst Astaroth mit seinem Menschen und der gestatteten Begleitung erschienen.“ Jetzt verbeugte sich der Sprecher und zeigte mit einer ausladenden Geste in Richtung der Dunkelheit.

„Majestät…Astaroth ist…“, hörte er den Dämon, dessen Name wohl Forcas war, sprechen, bevor er durch ein einfaches, leises „Ruhe“, zum Schweigen gebracht wurde und sich daraufhin tief verbeugte. Die Stimme wirkte vornehm, selbstsicher, darüber hinaus jedoch mehr als schwer einschätzbar.

Ein einfaches Fingerschnippen, auf das hin die ganze Decke anfing sanft zu leuchten, folgte und ließ Caym mit offenem Mund zurück.

Jetzt erst konnte man den ganzen Raum richtig sehen. Im Gegensatz zu dem verwirrenden, eigenartigen und unbeschreiblichen Teil, durch den sie gekommen waren, herrschte hier purer Prunk und Eleganz. In der Nähe der Wände standen Säulen, die wie mit Gold durchwirkte Baumstämme aussahen, behangen mit goldroten Früchten. Die Wände funkelten wie Edelsteine in den verschiedensten Farben und warfen das Licht gebrochen zurück, tauchten den schwarzen Marmorboden in eine unheimliche Aura. An den Wänden waren riesige Wandbilder erkennbar, Wandteppiche und anderes, was als Schmuck diente. Und über allem thronte auf einem Podest ein Thron, der vollständig Schwarz und Violett war. Nur die zwei Schädel, die erkennbar waren, leuchteten weiß gebleicht. Einer von ihnen prangte am Kopfteil in der Mitte mit zwei Rubinen als Augen, die einen funkelnd anstarrten. Zu Füßen war ein zweiter Schädel, mit einem Messer durchbohrt.

„Deine Anhörung ist zu Ende, Forcas. Geh in deine Gemächer und nimm all deine Gefolgsleute mit. Sofort und ohne einen einzigen Laut. Ich kenne deine Sicht zur Genüge und du hast genug meiner Zeit beansprucht.“ Dabei beachtete die Frau, die gerade vom Thron aufgestanden war, Forcas mit keinem einzigen Blick. Das brauchte sie bei dem befehlenden Ton, der wie Magie durch den ganzen Raum hallte und den Angesprochenen zusammenzucken ließ, auch nicht.

Jede ihrer Bewegungen betonte ihre Rundungen, die durch das violette, enge und tiefgeschnittene Hemd mit den schwarzen Streifen schon genug hervortraten, noch stärker. Die Hose war genauso betont geschnitten, wie der Rest der Kleidung. Um die Hüften fand sich ein ein schwarzes Tuch, das Caym an seine eigene Hose erinnerte, sich im Gegensatz dazu am langen Ende jedoch anfing sich um ein Bein zu schlingen. Auf der anderen Seite war ein mit Edelsteinen besetzter Dolch zu erkennen, der am Oberschenkel befestigt war. Doch das, was ihn erschreckte, waren die roten Haare, die schwarz schimmerten und die blutroten Augen, die er zuvor nur bei Astaroth gesehen hatte. Blasse Haut, die von Narben „verziert“ war, wirkte in diesem beinahe perfekten Gesicht verkehrt und dabei doch richtig. Die riesigen ledrigen Flügel, die alles überragten und immense Schatten warfen, waren genau so, wie die, die sein Dämon besaß. Furcht erregende Krallen und die scharfen Zähne halfen nicht gerade, den Anblick vertrauenserweckender zu gestalten. Trotz allem war das hier kein ‚Der‘, wie in ‚Der Satan‘…

„Das kann doch nicht Satan sein…“, murmelte er und schaute zu Astaroth, der etwas überrascht wirkte.

„Doch, kann ‚er‘, Mensch.“, ertönte darauf die Stimme der Frau, vor der Forcas und seine Gesellschaft gerade eilig flüchteten. „Sitri – du bist für heute entlassen. Ich habe genug von dir. Geh!“, befahl sie jetzt noch, woraufhin sich der Angesprochene tief verbeugte und verschwand.

„So, und jetzt zu euch“, fing sie an zu sprechen und durchbohrte sie mit ihrem Blick fast. „Wirklich interessante Gesellschaft, aber bei diesem ‚Herrn‘ war das doch fast zu erwarten. Eine vom kriegerischen Volk, fast ausgerottet; ein Spion, der Forcas zum Wahnsinn zu treiben drohte; ein Wasserdämon, der mich gerade äußerst erfreut anschaut“, dabei lachte sie, „vielleicht sollte ich dich in die Eiswüste schicken, damit dein Blick mit Qualen durchsetzt gefriert für alle Ewigkeit? Aber das wäre ein Bruch der Tradition…wie schade.“ Caym riss die Augen auf. Meinte diese Dämonin es ernst? Jeder Ton wirkte so unbeschwert, so schwer einzuschätzen, so dass er es im ersten Moment für einen Spaß hielt. Das Lächeln auf ihren Lippen wirkte ehrlich, doch der Blick auf seine Gefährten, die starr und ernst da standen, ließ wieder Zweifel aufkommen. Satan hatte doch grausam und böse zu sein in dieser Welt, oder?

„Dann noch einen Ältesten, was wirklich merkwürdig ist. Der Gipfel ist natürlich der Mensch, einer der Verräter, zu dem das Halbblut eine merkwürdige Zuneigung entwickelt hat…“ Jetzt fixierten ihre Augen ihn, suchten jeden Zentimeter seines Gesichts ab und brachten ihn dazu, näher an Astaroth zu rücken, so nah, bis er die Wärme spüren konnte. „Belial, Navi und Ruhn, ihr seid entlassen. Geht in eure Gemächer“, dabei neigte sie den Kopf ganz leicht zu der Seite, die genau gegenüber von der lagen, in die Forcas verschwunden waren, „Sofort.“

Wie vom Blitz getroffen eilten die Angesprochenen davon, schauten sich nicht einmal mehr um. „Usol – bitte geh jetzt.“, mischte sich mehr Freundlichkeit in den Befehlston und führte zu einem erstaunten Räuspern von Astaroth. Usol hatte ihm wohl einiges verschwiegen.

Nur wenige Augenblicke später war der Raum bis auf sie drei leer.

„Gut, jetzt haben wir Ruhe. Oh, wieso der erstaunte Blick, Astaroth? Und dein Mensch schaut auch nicht wirklich sicherer aus.“, lachte die Satanin – irgendwie musste Caym sie ja nennen – und ging wieder zu ihrem Thron zurück, um sich dort fallen zu lassen. „Ich nehme an, du hast ihm nichts erklärt in deinem Eifer anderes zu tun, nicht wahr?“

Astaroth schnaufte und brachte ein paar Wörter heraus, die wie eine Beleidigung wirkten: „Majestät, was ich mache ist meine Sache. Und seit wann sind die Higuren so angesehen, dass einer von ihnen ein Satan wird?“

„Mein lieber Astaroth…du hast es noch immer nicht gelernt, nicht wahr? Beherrschung hätte dich schon weiter gebracht als deine sinnlosen Rebellionsversuche. Ich kenne dich schon länger, schon bevor ich Satan wurde. Du warst immer etwas, was nicht sein sollte. Halbblut und dazu noch zur Hälfte von den Higuren…und unbeherrschbar. Deine Unverfrorenheit hat dir schon beinahe das Todesurteil beschert – dein Schicksal ist so gut wie besiegelt.“ Die Miene der vorher so ausgelassen wirkenden Satanin hatte sich verändert, war ernst geworden. Ihre Augen fixierten jetzt offensichtlich Astaroth, während eine ihrer Hände mit dem Messergriff spielte und die andere über den Schädel auf dem Thronkopf strich. Sein Dämon zitterte vor Wut, bohrte seine Krallen in seine Handflächen und biss sich mit den Zähnen in die Lippen, wohl um nichts mehr zu sagen. Hier herrschte gerade eine Kälte, die der Eiswüste sicher mühelos den Rang ablaufen würde. Hieß das, dass Astaroth sterben sollte?

„Das…Was…er hat nichts getan. Das ist dämlich…“, rief er im Überschwang der Emotionen und griff nach seinem Stock – der nicht da war. „Verdammt…dummes Tentakelding“, fluchte er noch, bevor er seine Hände zu Fäusten ballte und sie erschreckt hochhielt. Was hatte er sich gleich noch dabei gedacht?

Bei dem Geräusch, das darauf folgte, zuckte er erschreckt zusammen und wich ein paar Schritte zurück. Noch zitternd wurde es deutlicher und lauter, hörte er, wie ein Lachen jetzt durch den Raum hallte. Verwirrt schaute er zur Satanin, die eine Hand auf den Bauch gelegt hatte und jetzt voller Inbrunst ihre Belustigung zur Schau stellte. Wieso lachte jeder Dämon über ihn?

„Das ist NICHT witzig!“, fauchte er und starrte sie böse an, bis ihm der Gedanken kam, dass das hier die mächtigste Frau im ganzen Dämonenreich sein sollte und er seine Zähne mit einem Knacken zusammenbiss.

„Ist es. Aber ich verrate dir etwas, das ich noch lustiger - oder trifft es erstaunlich eher? - fand: Ariel hat sehr glaubhaft geschildert, wie sie über den gezähmten, willigen und äußerst anschmiegsamen Astaroth ‚gestolpert‘ ist und voller Schreck bei dem Anblick davon gelaufen ist. Sie meinte, dass er sich von seinem Menschen, also dir, hat befehlen lassen, dass du ihn ausgepeitscht hättest, nur um ihn dann zu nehmen. Forcas bestätigte dies, hätte es von seinen Spionen berichtet bekommen. Wie vielleicht jeder, selbst ein Mensch mit keiner Ahnung von dieser Welt, denken kann, wäre das ein äußerst ungebührliches Verhalten für einen mächtigen Dämon. Bei einem Fürsten müsste das zu einer sofortigen Absetzung führen.“ Das alles hatte die Satanin mit vollem Ernst in der Stimme vorgetragen, schaute ihn dabei die ganze Zeit beinahe erwartungsvoll an. Caym konnte nicht anders, als mit offenem Mund dazustehen und fing bei der Behauptung, dass er Astaroth - er konnte es nicht einmal denken, es war einfach nur verkehrt - an laut zu Husten. Zwischen den Hustern brachte er am Ende der unglaublichen Behauptung nur ein verdattertes: „WAS?“ heraus, während ihn das Schweigen seines Dämons, der nur knurrte, in den Wahnsinn trieb. Es starrte auf seine Füße und versuchte seine Gedanken zu ordnen, bevor sein Kopf hoch schoss und er wieder die Satanin anstarrte, als ob sie den Verstand verloren hätte – was sie wohl hatte.

„WA-HA-S!“, schrie er sie jetzt an, völlig in seiner Rage versunken, „Hast du den Verstand verloren? Wie kann man so etwas behaupten, so etwas glauben? AAARGH! Verdammt. Als ob Astaroth sich je von jemandem unterwerfen lassen würde. Soll ich dir zeigen, wer hier wen beherrscht?“ Jetzt zog er sein Hemd zum Teil hinunter und offenbarte so Biss- und Kratzspuren und sonstiges, was nur so „Sex“ schrie. Dann tippte er auf sein Halsband und streckte seine Arme nach oben, an denen die goldenen Reifen hin und her rutschten. „Mehr habe ich auch noch aufzuwarten, aber das befindet sich unterhalb der Gürtellinie. Und ich glaube kaum, dass sich jemand, der einen anderen beherrscht, so was anlegen lässt. Nimm diese dämliche Behauptung zurück…ich fasse es nicht. Das…Das…“ Seine Hände verkrallten sich in seinen Haaren, zogen verzweifelt daran in dem Versuch ihn abzulenken, ihn wieder zu Verstand zu bringen. Irgendwo in seiner Rage glaubte er ein Kichern zu hören und wunderte sich, wieso Astaroth nichts sagte. Gerade als er sich umdrehen wollte, stand sein Dämon vor ihm und schirmte ihn halb von der ärgerlichen Frau ab. „Wieso sagst du nichts, verdammt…sag endlich etwas. Ich…Ich habe mich schon genug blamiert…argh“, maulte er ihn jetzt an und schlug sanft mit einer Faust gegen den Rücken seines Dämons, nur um von einem lauten Lachen unterbrochen zu werden.

„Wirklich zu amüsant. Das war mindestens ein Fürstentum wert.“ Sie stand wieder elegant auf und kam auf sie zu. „Warum Astaroth nichts sagt? Weil er intelligenter ist als du, zumindest hier seine Emotionen unter Kontrolle hat.“ Wieder hallte das Lachen durch den ganzen Raum und erfüllte ihn, brach die merkwürdige Stimmung und ließ Caym mit offenem Mund da stehen. Was war hier los?

„Ich wusste schon längst, dass das alles nur absolut unverschämte Versuche waren, die meiner Intelligenz spotteten. Aber es hat seinen Zweck erfüllt. Es ist wirklich zu lustig zu sehen, wie der sonst immer so unabhängige Astaroth sich gerade vor dir positioniert, um einen eventuellen Angriff abzuwehren und dich zu beschützen. Und langsam verstehe ich, warum er wohl so einen Narren an dir gefressen hat. Du bist wirklich ein interessantes Haustier. Vielleicht sollte man der Tradition wahrlich folgen und wie der ursprüngliche Satan einen Menschen als Haustier halten – wäre einen Versuch wert.“, erklärte sie lächelnd und ging dabei auf und ab, kam aber stetig näher, bis sie fast in Reichweite war.

Caym stand noch immer verdattert da und schaute sich verwirrt um. Es war alles nur ein böser, perfider Scherz gewesen, um sich wieder über seine Reaktion zu amüsieren? Die Dämonen hatten wirklich ein großes Problem und es ärgerte ihn langsam, wie jeder sich über ihn amüsierte.

„Hände weg! Er gehört mir!“, knurrte Astaroth plötzlich, hob seine Hände dabei wie eine Waffe und ließ sie immer wieder durch die Luft sausen. „Wenn du ihm auch nur ein Haar krümmst, wird dich nichts mehr beschützen. Ich werde dafür sorgen…“

„…du wirst dafür sorgen, dass alles in Schutt und Asche liegt, alle Qualen erleiden und ich mich winde zu deinen Füßen und so weiter.“, setzte die Satanin gelangweilt fort, als hätte sie das alles schon zu oft gehört. „Wirklich interessant…aber jetzt hat der Spaß wohl ein Ende. Ich habe dich aus einem Grund hierher bestellt, Astaroth“, begann sie mit jetzt neutralem Gesicht und absolut emotionslosem Ton, „und du weißt worum es geht. Ich will deine Version der Geschehnisse hören, wie du zu dem Menschen gekommen bist, wieso Engel so oft in deinem Reich auftauchten, wieso du in den Krieg gegen Forcas gezogen bist – entgegen aller Verbote - und natürlich wieso du Engel entkommen hast lassen.“ Sie ging langsam wieder zu ihrem Thron zurück, zog ihr Messer und ritzte damit Muster in das Material, die sofort wieder verschwanden und nur eine glatte, ebene Fläche zurückließen. „Und halte dich kurz“, fügte sie mit einem scharfen Tonfall und beinahe brennenden Augen an.

Die plötzlichen Änderungen der Stimmung dieser absolut ungewöhnlichen Satanin fanden im Sekundentakt statt. Caym griff mit einer Hand nach Astaroth, schloss seine Finger um den Arm, den er zu fassen bekam und ging so nahe an ihn heran, dass er die Wärme spüren konnte. Er starrte nur noch schweigend von der Satanin zu Astaroth und wieder zurück. Diesmal würde er nichts sagen. Sie konnte über irgendjemand anderen lachen. Er war ja schließlich nicht zu ihrer Belustigung da und sie war gefährlich.

„Und Forcas bekam wahrscheinlich viermal so viel Zeit, wie ich, nicht wahr?“, knurrte sein Dämon mit merkbarem Unwillen in der Stimme. „Aber da ich keine Wahl habe“, dabei drehte sich sein Partner um und fixierte ihn mit den Augen für einen Moment, bevor er wieder den Blick zurück schweifen ließ und weiter redete, „mache ich es kurz. Forcas will noch immer das, was er schon von dem Zeitpunkt an wollte, an dem ich Großfürst wurde: Mein Reich, meinen Tod und meinen Untergang. Dafür hat er sich mit einem Menschen verbündet, diesen dazu gebracht mich zu rufen und so die Barriere geschwächt. Engel nahmen das wahr und sind in mein Reich eingedrungen, hätten mich wohl im besten Fall töten sollen, aber zumindest dieser Verräterin Ariel die Zeit verschafft, einem meiner Treuen falsche Beweise unterzuschieben. Forcas stand schon mit den Truppen bereit, um mein Reich in den Wirren zu erobern, oder zumindest Teile davon. Da das aber nicht funktionierte, verschob er seine Truppenso lange, bis er eine Schwachstelle fand, bei der die Engel einer Einmischung nicht widerstehen können würden und mit Freuden kommen würden. So wollte er mich in die Falle locken. Und wie glaubwürdig Forcas ist, dürfte seine Behauptung bezüglich meiner ‚Unterwürfigkeit‘ schon genug gezeigt haben…“ Damit drehte sich Astaroth, zog Caym zu sich und schlang seinen Arm um seine Hüften in einer Geste der Besitzergreifung, und flüsterte ihm zu: „Sag nichts mehr, mein Kleiner. Dir darf nichts geschehen.“

Caym zitterte unmerklich bei den Worten, fühlte irgendeine Bedeutung hinter ihnen, die er nicht bemerken wollte, aber kein Laut kam ihm über die Lippen, während einer seiner Füße wieder nervös Muster in den Boden zeichnete.

„Unglaubwürdig“, war die niederschmetternde Wertung der Frau auf dem Thron, der Urteilsspruch über diese Darstellung. „Forcas hat etwas weit Blaubwürdigeres gesagt. Wieso sollte er so etwas Riskantes machen, wenn der Erfolg so zu wünschen übrig lässt?“

„Häh?“, rutschte es Caym heraus. Er kratzte sich am Kopf, um irgendeinen Sinn zu sehen, um das zu sehen, was hier gerade vorging. Es gelang ihm nicht, frustrierte ihn. Astaroth war nervös, wollte ihn beschützen – vor dem was passieren würde, wenn er Unrecht bekäme? Wie ein Puzzle fügte sich ein Teil ins andere und er explodierte förmlich, schrie heraus, was ihm in den Sinn kam: „Was soll…das ist ja verdammt dämlich. Umso waghalsiger der Plan, umso unglaubwürdiger? Wenn es nicht ganz so läuft, ist man unschuldig? Funktioniert so die Dämonenwelt? Logik aus, Unlogik an?“ Die Hand die sich auf seine Lippen legte, zerrte er schnell wieder hinunter. „Wie noch mal wurdest du Satan? Beim Würfelspiel?“ Die hochgezogene Augenbraue und das Knurren der Satanin hielten ihn jetzt nicht mehr auf. Niemals würde er zulassen, dass seinem Astaroth etwas geschah. Nicht nach allem, was er für ihn getan hatte. Er stampfte mit einem Fuß wütend auf den Boden ein, ballte seine Hand zu einer Faust und schlug aufgeregt mit seinen Armen die Luft.

„Verdammt…ich bin der Störfaktor hier!“, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen und er rief es gleich mit aller Kraft hinaus, „Wegen mir…wegen mir hat das Ganze nicht funktioniert! Astaroth hat sich nicht so verhalten, wie er sollte, weil ich da war! Und ich habe den Menschen gesehen, mit dem Forcas einen Handel eingegangen ist – eine Frau, weißhaarig, jung, dumm und hieß Salome. Von ihr hatte ich das Buch, mit dem ich Astaroth wieder rufen konnte, nachdem mich diese verdammten widerlichen Engel verschleppt hatten. Frag doch diese Frau, frag Forcas…frag wen auch immer, aber lass Asti in Ruhe!“ Er schrie, stampfte mit seinem Fuß so stark auf, dass er Schmerzen spürte und fauchte immer wieder, hörte halb, wie Aki in sein Wutgezeter mit einstimme und knurrte.

„Vielleicht doch kein angemessenes Haustier“, war die einzige Antwort, die er darauf erhielt. Kalt und erstarrt war die Miene der Satanin, während die Augen loderten und das Messer mit einem lauten Knall in den Thron gerammt wurde, nur um von dort von dem Material langsam hinaus gedrückt zu werden. „Ich habe deine Version gehört Astaroth und werde darüber nachdenken, was ich von dem hier halten soll.“ Jetzt stand sie wieder auf, nahm das Messer, bevor es umfiel, und ging auf Caym zu. „Und dir sollte man die Zunge herausschneiden“

„Wagt es meinem Kleinen etwas anzutun, und ihr könnt eure Einzelteile in allen Ecken des Dämonenreiches zusammensuchen.“, drohte sein Dämon ihr, bäumte sich auf und streckte seine Hand langsam bedrohlich aus, an denen die Krallen schnell immer länger wurden.

„Ich habe keine Angst vor dir, Astaroth. Du bist auch nur ein kleines Rad in diesem Reich, ein kleines Stück im Plan. Aber ich werde deinen Menschen nicht anfassen. Er weiß nichts von dieser Welt, kennt wohl nichts – weiß nichts von dir. In seiner Naivität ist er amüsant, auch wenn ich ihn für die nächste Übertretung gebührlich bestrafen werde.“ Sie trat immer näher, spielte ein wenig mit ihrem Messer und warf es in die Luft, um es dann mühelos wieder zu fangen, als ob es nie ihre Hand verlassen hatte. „Und jetzt fahr deine Krallen wieder ein. Wir wissen alle, dass du ein Halbblut bist. Außerdem gibt es weit wichtigeres. Und wer jetzt nicht schweigt, verliert seine Zunge!“ Der Befehl drang an sein Ohr, klingelte dort wieder und wieder, wie Magie. Seine Lippen kitzelten eigenartig wo die Luft sie berührte.

„Wo fange ich am besten an, dir die Augen zu öffnen durch Wissen? Am besten am Anfang der Geschichte, nicht wahr?“ Jetzt kicherte sie wieder unschuldig, als wäre gerade eben nicht eine recht brutale Drohung ausgesprochen worden. Konnte es sein, dass sie noch verrückter war, als andere Dämonen? Er legte seine Hand auf den Arm seines Dämons, der noch immer auf seinem Bauch lag und atmete tief ein, biss vorsorglich auf seine Zunge. „Wann der Krieg mit den Engeln angefangen hat, weiß keine Seite mehr – ich denke er währt schon ewig“, seufzte sie und setzte sich wieder auf den Thron, lehnte sich zurück. Caym hatte noch immer die Hoffnung, dass sie dort endlich sitzen blieb und nicht mehr in ihre Nähe kam. „Wir hassen uns und das reicht. Sie nutzen jede Möglichkeit um hier einzufallen und möglichst große Verwüstungen anzurichten – schon seit Urzeiten. Dabei ist ihnen egal, was aus ihnen wird, dank ihres Glaubens, dass sie bei solch einem Tod mächtiger wiedergeboren werden. Fatal, da Dämonen eine sehr…bescheidene Zeugungsfähigkeit haben.Wohl Nachteile des langen Lebens…“ Die Satanin schlug die Beine übereinander und lehnte ihren Kopf auf die Hand, starrte ihn herausfordernd an, so als ob er etwas sagen sollte. Doch diesmal sicher nicht. Er schüttelte nur den Kopf, wie um eine stille Antwort zu geben.

„Mit den Menschen verband uns bis vor einigen tausend Jahren keine Feindschaft. Schwache, aber amüsante Wesen waren sie, von denen eigentlich keines es lange bei uns aushielt. Die Magie zog sie an, ihre Neugier – so vieles. Wir waren anders organisiert als heute, als ein Dämon namens Satan kam um in einem glorreichen Feldzug alle Dämonen unter sich zu vereinen und die Welt zu befrieden – bis auf die störrischen Wasserdämonen natürlich.“ Sie drehte sich um und tippte behutsam auf den Schädel, der über den Thron wachte und mit roten Augen alle anstarrte. „Er war mächtig, unglaublich stark und eine Persönlichkeit…und er hatte einen Menschen als Gefährten.“ Schnell beugte sie sich hinunter, zeigte auf den Schädel, auf dem ihre Füße ruhten, bevor sie weiter sprach: „Nichts und niemand konnte die beiden trennen. Doch dann…dann geschah es eines Tages. Ein riesiges Heer von Menschen und Engeln – verbündet – fiel ein in unser Reich und metzelte tausende von Dämonen nieder. Die Menschen, die sich hier aufhielten hatten uns verraten, die Tore und Türen geöffnet und fielen uns in den Rücken.“ Das Schütteln, das durch ihren Köper fuhr, verriet, dass sie sich an das erinnerte, daran litt.

Ob die Narben wohl daher kamen?

Sie lachte traurig. „Es war sinnlos. Am Ende der Schlacht, die Tage dauerte, hatten sich wahre Berge von Leichen angehäuft. In dem Palast Satans fand man ihn und seinen Menschen in einem versperrten Raum tot auf, Satan mit einem Schwert in der Brust, das der Mensch noch mit der kalten Hand hielt. Gestorben im selben Augenblick wie der Satan. Rund um sie herum lagen Engel und Dämonen. Niemand war entkommen und beinahe alle Berater des Satans waren tot. Der Mensch wird für ewig mit dem gezeichnet, womit er unseren großen Führer betrog und niederstreckte. Dieser elende Verräter.“ Das Schwert im Schädel schien bei den Worten zu glitzern, zu blinken und alle Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Wie hatte ein Mensch mit so einem kleinen Ding einen mächtigen Dämon niederstrecken können? Er wollte fragen, doch aus seinem Mund kam kein einziger Ton, so sehr er auch versuchte zu schreien. Was war hier los? War das Magie?

Unbeirrt von seinem immer wieder geöffneten Mund fuhr die Satanin fort: „Aber zurück zur ‚Geschichtsstunde‘, denn ewig will ich hier nicht mit diesen Erklärungen verbringen.“ Es klang, als wäre es im Moment eher eine Last. Wieso tat sie es dann?

„Nach diesem Verrat, der niemals gesühnt werden kann, drohte das Reich der Dämonen in Streitigkeiten zu zerfallen – wie es mit jedem Reich passiert, dass von einem starken Herrscher ohne gebührende Nachfolger erobert wurde. Jeder wollte einen Teil, ein Herrschaftsgebiet erhalten, wenn nicht das Ganze. Die Engel hätten in dem Chaos, das für immer geherrscht hätte, eine Freude sondergleichen gefunden – eine Möglichkeit uns immer und immer wieder zu schaden. Also beschlossen die überlebenden Berater des Satans und einige der älteren Dämonen das System einzuführen, wonach ein gebührlicher Vertreter erwählt wurde, der all die Macht erhalten sollte, zu herrschen. Fand sich ein besserer, wurde dieser nach dem Willen der ‚Weisen‘ ersetzt – meist blutig. Und so kam endlich auch jemand wie ich zu dieser Ehre – eine Higure, eine von einer Rasse, die fast ausgerottet ist…“ Jetzt lächelte sie, offenbarte wieder ihre viel zu langen Zähne und spielte mit ihrem Messer, warf es in die Luft, um es wieder zu fangen. Sie war wirklich eigenartig.

„Und was die Menschen angeht“, vehement schüttelte sie den Kopf als hätte jemand etwas furchtbar dummes getan, „so haben sie ihre Dummheit wohl nur gesteigert. In Ritualen rufen sie uns, schaffen so den Engeln Durchgänge – und für was? Für ihre kleinlichen Wünsche, die sie sich selbst besser erfüllen könnten. Wie tief sind sie gesunken, dass sie nicht ahnen, dass die Gerufenen nur die Magie der Welt, des Kreises in dem sie sich befinden, nutzen, um die Sachen zu erschaffen, die gewünscht werden?“ Ein erschöpfter Seufzer erklang, während die Satanin sich endlich zurücklehnte und mit den Spielchen aufhörte.

„Und bevor ich dir eine Wahl lasse, werde ich dir noch etwas über Astaroth sagen: Ein Halbblut ist er, unbeherrscht und wild, grausam und impulsiv. Er hat sich seine Stellung mit Blut erkauft, erkämpft durch seine Grausamkeit. Gnade ist ein Fremdwort für ihn.“

Die Luft schien sich gegen ihn verschworen zu haben. Er schrie mit voller Kraft, wollte ihr sagen, dass er es nicht hören wollte, dass es egal war, doch es kam kein Wort heraus. Langsam kochte er förmlich, fühlte, wie seine Hände sich verkrampften und er bei jedem ihrer Laute sein Herz lauter schlagen hörte.

„Du musst wissen, dass Halbblütler in unserer Welt aus einem Grund als die niedrigsten gelten: Entweder sie sind Mischungen, die nur je die Hälfte der Fähigkeiten haben und so schwach sind, in keinem Gebiet überragend; oder sie sind wie Astaroth roh und wild, nur ungenügend durchmischt und mit einer Seite, die durchbrechen kann und in der sie keinen Verstand besitzen. Eines Tages wird er dich töten, dich zerfetzen – spätestens, wenn du ihn wie jeder Mensch verrätst. Mehr habe ich dir hier nicht zu sagen. Die Wahl ist deine, doch welche es ist, erfährst du in einem anderen Raum. Dieselbe wird Astaroth haben.“, erklärte sie ihm jetzt ermüdet und stand auf. Es reichte ihm. Wie konnte sie es wagen, das alles zu behaupten, zu sagen? Wütend schrie und schrie er in die Luft, stampfte mit den Füßen auf, schlug mit seinen Händen in ihre Richtung aus.

Und dann, dann hörte er endlich seine eigene laute Stimme, die mit voller Wucht durch den Raum hallte: „Verdaaaaaaaaaaaaamt.“ Als er das hörte und den erstaunten Blick in ihrem Gesicht sah, verstummte er kurz, nur um sich gleich noch deutlicher zu beschweren: „Hast du mir den Mund verboten? Argh…das ist unglaublich. Verdammt, und du bist Satan? Sollte man da nicht etwas beherrschter, mächtiger oder sonst was sein? Und was soll dieses sinnlose Gebrabbel über Astaroth? Als ob jemand etwas dafür könnte, wer seine Eltern sind…das ist dämlich, dämlich. Und Astaroth ist nicht…er ist vernünftig – manchmal. Wieso will ihn eigentlich immer jeder beleidigen? Ist das eure Absicht? Könnt ihr ihn nicht einfach in Ruhe lassen? Das ist…“ Er sah noch immer rot, wollte weiter schreien, dieser absoluten Ungerechtigkeit ein Ende machen, doch sein Redefluss wurde von einer Hand gestoppt, die seinen Mund versiegelte.

„Mein Kleiner…bitte…“, flüstere ihm sein Dämon ins Ohr und deutete mit einem Finger auf die Satanin, die zitternd da stand und ihn mit zornigen Augen musterte. Dieser Anblick ließ ihn erstarren, brachte seinen Körper zum Zittern und erstickte die Wut sofort.

„Wie kannst du es wagen? Ich sollte dich…“, fing sie an, ballte ihre Hände, bis Blut auf den Marmorboden tropfte und selbst von ihrem Mund, in den sie biss, rot ihr Gesicht hinab lief. Sie war keine Spur beherrschter als Astaroth, wenn er Flügel besaß. Nur war sie nicht Astaroth, der ihn beschützte, ihn mochte. „Aber nein“, knurrte sie halb, „ich werde dir die Wahl lassen. Komm mit mir – schweigend, oder ich werde dich umbringen.“ Ihre Augen verließen ihn, wanderten nur ein kleines Stück weiter. „Und bevor du etwas sagst, Astaroth: Schweig. Wenn er nicht mitkommt, werde ich nicht nur ihn, sondern auch dich töten. Sei dir dessen gewiss. Und ich habe keine Geduld mehr…“ Es klang absolut, niederschmetternd und ohne jede Wahl. Kein Funken von Humor oder Stichelei war zu erkennen. Jede ihrer Gesten versprach Qual, wenn er sich weigerte, Tod, wenn er nicht mitkam – und diesmal nicht nur für ihn.

Doch der Griff um ihn wurde nur enger, sein Dämon zog ihn näher an sich mit einem Knurren auf den Lippen. Astaroth war nicht bei Verstand, war besitzergreifend wie immer. Langsam löste er den Arm ein wenig, machte sich dünner, um unter dem starken Griff hindurch zu rutschen und sich mit einem „Ich komme gleich wieder“, in Richtung Satanin zu quälen. Er wollte nicht, aber er hatte keine Wahl. Schwer waren seine Schritte, unwillig sein ganzer Körper, aber die Konsequenzen selbst ihm zu viel zu hoch um es zu riskieren. Die Tür auf der Seite sah alles andere als verheißungsvoll aus. Dunkelheit in Form von reinem Schwarz nahm immer mehr seines Blickfelds ein. Wieso nur er?

Unerwartetes kommt selten allein… - Teil 2

Astaroth starrte seinem Kleinen fassungslos hinterher. Wie konnte der Satan auch nur daran denken das zu tun? Wie konnte sie es wagen, ihm seinen Menschen wegnehmen zu wollen? Er knurrte leise, fletschte die Zähne und wollte schon losstürmen, als er sich ihre letzten Worte wieder in Erinnerung rief. Caym war seine Schwäche, seine Stärke zugleich und er würde nicht mehr zulassen, dass seinem Kleinen etwas geschah. Langsam bohrten sich die Krallen seiner Finger in die Handfläche, brachen die Haut und brachten das dunkelrote Blut zu Tage. Die Schmerzen betäubten die Wut, hielten sie im Zaum und lenkten seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes. Mit Mühe unterdrückte er das Rot, dass in seinen Augen genau dieselbe Farbe widerspiegelte, die gerade auf den Marmorboden tropfte. Seinen Verstand sollte er jetzt benutzen, nicht seine Emotionen. Doch Caym war nicht hier.

Er schüttelte seinen Kopf wie um ihn von den Gedanken zu befreien, die jetzt nicht sein durften. Logisch denken und sich beherrschen, sonst würde er seinen Kleinen verlieren.

Tief atmete er ein und aus, beruhigte sich mit jedem Atemzug und mit jedem Tropfen Blut, der auf den Boden fiel, etwas mehr. „Diese verdammte Satan…“, fluchte er leise und mußte lächeln, weil er wieder das Wort verwendete, das sein Mensch immer so gerne sagte. Sein Mensch, der gerade bei dem Satan war, der offensichtlich etwas vorhatte. Sonst würden weder er, noch Caym noch leben nach dem, was dieser sich schon geleistet hatte. Wieder schlich sich das Lächeln auf seine Lippen und entspannte ihn ein wenig mehr. Nie konnte sich sein Kleiner zurückhalten, vor niemandem zeigte er die Angst, die er hatte.

Wieder wanderte sein Blick auf die schwarze Tür, die beinahe nach ihm schrie, ihn reizte durch sie hindurchzuschreiten. Egal was der Satan befohlen hatte, er mußte seinen Kleinen jetzt sehen. Ein Fuß bewegte sich von alleine nach vor, einen Schritt weiter und näher an die Tür. Doch bevor noch ein zweiter gemacht werden konnte, öffnete sich das Ziel und heraus trat der Satan.

„Wo ist Caym, Majestät?“, spuckte er die Worte aus, betonte die Höflichkeitsfloskel so, dass es einer Beleidigung gleich kam. „Wo ist er? Ich will ihn sehen – sofort. Wenn ihr ihm etwas getan habt, dann…“

„Hüte deine Zunge Astaroth“, erklärte sie, fixierte ihn mit den roten Augen, die ihn herausfordernd anstarrten, „oder ich werde mir doch noch überlegen ihm etwas anzutun.“

Noch bevor er ihre Drohung abzuschmettern in der Lage gewesen wäre, setzte sie ihre Rede fort: „Und jetzt schweig und hör mir zu, genauso wie dein Mensch es getan hat – oder auch nicht. Du wirst ihn unversehrt wiedersehen – das verspreche ich dir bei meinem Leben, meiner Ehre, bei allem, was ich besitze.“ Sie ging wieder zu ihrem nutzlosen, viel zu prunkreichen Thron, den keiner dieser Bastarde verdient hatte, und ließ sich mit Schwung darauf fallen, kippte nach hinten und blieb dort müde angelehnt sitzen. Als ob ihre Ehre etwas wert wäre, und als ob er ihr Leben so einfach nehmen konnte. „Ich bin es leid mir eure Beleidigungen anzuhören, aber ich habe mir geschworen, euch diese Wahl zu lassen. Und ja, das heißt dir und deinem Menschen.“

Irgendetwas stimmte hier nicht. Ihre ganze Verhaltensweise war merkwürdig, seltsamen Schwankungen unterworfen, als würde hinter einer Fassade die Wahrheit immer wieder durchbrechen. Erst jetzt fiel es ihm wirklich auf. Was auch immer – sie sollte sich beeilen, damit er sich versichern konnte, dass Caym ohne jeden Schaden war.

Sie lächelte, bevor sie fort fuhr: „Deinem Menschen geht es gut. Auch wenn ich in deinen Augen nutzlos bin und ähnliches, und du das System hasst“, bei seinem erstaunten Blick lachte sie laut auf, „so würde doch kein Satan sein Wort brechen. Oh ja, alle hier wissen von deiner Einstellung dem System gegenüber – und das war auch der Grund, warum du erst zum Großfürsten wurdest. Die Rache des letzten Satans an den ‚Weisen‘ war wahrlich ein Meisterstück.“ Sie schüttelte den Kopf. „Aber ich schweife ab und das sind Dinge, die du nicht wissen mußt, eigentlich nicht darfst.“, erklärte sie und lehnte sich auf dem Thron vor. „Aber zurück zum Thema, denn ich habe nicht ewig Zeit und Lust: Dein Mensch ist deine größte Schwäche, macht dich verwundbar und an dem Tag, an dem er stirbt, wirst du den Verstand verlieren, dich deiner unterdrückten Hälfte hingeben und so viel Verwüstung anrichten wie du kannst, nur um den Schmerz ein wenig zu lindern. Oh ja, Astaroth, in deiner Verblendung hast du übersehen, dass Menschen nur eine sehr kurze Lebensspane haben.“

Mißmutig schüttelte er den Kopf. Wie konnte sie es wagen? Er wußte genau, was los war, doch er würde seinen Kleinen nie gehen lassen, auch wenn er die ganze Welt dafür vernichten sollte, auch wenn er den Tod dafür besiegen mußte.

„Mach dir keine Hoffnungen Astaroth – den Tod kannst auch du nicht besiegen. Also stelle ich dich vor dieselbe, und doch eine andere Wahl wie deinen Menschen: Entweder du legst diese Schwäche ab, wirst wieder zum großen und gefürchteten Dämon, oder du behälst sie und bindest sie an dich – für immer. Also entweder du läßt deinen Menschen zurück in die Menschenwelt gehen, zeigst damit noch mehr, dass du ihn liebst, oder du verdammst ihn zu einem Leben in der Dämonenwelt, bar jeder Möglichkeit ihn von dir zu stoßen, auf ewig an dich gebunden. Überlege gut, bevor du dich entscheidest – diese Entscheidung ist unauslöschlich und für immer.“, belehrte sie ihn unnötigerweise, während die letzten Worte immer wieder an seine Ohren drangen und dort wiederhallten. Für immer…

„Wozu sollte ich überlegen? Ich werde mich nie von meinem Caym – meinem Menschen – trennen. Niemals. Er ist keine Schwäche, er ist eine Stärke – meine Stärke, mein Kleiner. Bring…Bringt ihn wieder zu mir zurück, sofort…Majestät.“ Mit Mühe hielt er noch die Formalitäten ein, ohne derer sie einen Grund hatte, ihm alles zu nehmen. Im Moment konnte er es sich nicht leisten, den Satan zu erzürnen, während sein Kleiner hier war. Sein Blick huschte zu der scharzen Tür.

„Und wenn ich dir sage, dass dein Mensch dieselbe Wahl hatte und sich dafür entschieden hat, in seine Heimat zu gehen, weil er dich nicht liebt?“, wollte sie wissen.

Er lachte kurz, bevor er ihr die sinnlose, unnötige Antwort zukommen ließ: „Dann sage ich euch, dass ihr lügt. Mich zu verlassen wäre Verrat und mein Kleiner würde mich nie verraten. Niemals. Und jetzt will ich ihn sehen, Majestät“, beharrte er auf seiner vorigen Aussage.

„Nicht, bevor er sich nicht…“, wollte sie offensichtlich anfangen, doch wurde durch einen lauten Knall unterbrochen.

„Ich habe genug von diesen verdammten…Spielchen. Erst mir den Mund verbieten und dann in diesem verdammten, überfrachteten Zimmer zurücklassen mit so einer dämlichen Wahl. Was soll das? Hälst du mich für dumm, verdammt noch mal?“, schrie sein Kleiner den Satan an, während er so durch den Raum stampfte, als ob er mit jedem Tritt den Boden etwas niedriger machen wollte. Er fächelte sich mit der Hand Luft zu, worauf sich Astaroth schnell fragte, was das zu bedeuten hatte. Die Tür ging ob der Wucht langsam wieder auf und offenbarte einen golden glänzenden Vorhang, der alles bis auf eine schimmernde Wand verbarg. „Wozu soll ich warten, wenn ich mich doch schon längst entschieden habe. Und nein, ich habe keine Lust mehr, in diesem stinkenden, überparfümierten Raum zu warten, verdammt noch mal.“

Die Aufmerksamkeit des Satans lag jetzt nicht mehr auf ihm, sondern auf seinem Menschen, der mit auf den Hüften abgestützten, abgewinkelten Armen da stand und sie mit unverholenem Missmut anschaute.

„Es ist eine Entscheidung für immer – für ewig, die du nie wieder ändern kannst. Nimm dir die Zeit zu entscheiden. Und ich bin mit ‚Majestät‘ anzusprechen.“, wollte sie ihn wohl belehren, worauf Astaroth nur grinsen konnte. Wie wenig sie doch seinen Kleinen kannte.

„Mit ‚Majestät‘?“, brachte er zwischen erzwungenen Hustern hervor, „mit Majestät soll ich dich ansprechen? Nur über meine Leiche…denn ich wüßte nicht, womit du das verdient hast. Und nein, ich brauche nicht länger, ich habe mich schon längst entschieden – als ob ich in diesem ‚duftenden‘ Raum eine Sekunde nachdenken hätte können.“ Kurz schaute ihn sein Kleiner an, schaute etwas hinter ihn, wo Askavi auf dem Boden saß und die Szene mit wedelndem Schwanz beobachtete – ganz vergessen von ihm in seiner Wut.

„Ach, und da ich auch ganz sicher gehen will, dass es verstanden wird, mache ich es extra-ausführlich und lang, damit solche Fragen nicht mehr kommen müssen.“, maulte sein Caym wie immer und kam bei jedem Wort ein kleines Stück näher zu ihm. Er konnte sich nur mit Mühe zurückhalten, wollte nach vorne stürmen und ihn an sich ziehen, genau schauen, ob ihm auch wirklich nichts passiert war – und das überall. Ein Grinsen schlich sich auf seine Züge, als er daran dachte, was er mit seinem Kleinen danach machen wollte.

„Hattest du gedacht, dass ich mich in Abwesenheit von Astaroth anders verhalte, als hier?“, unterbrach sein Mensch seine Gedankengänge und lenkte alle Aufermsamkeit auf sich. „Und für was halten mich die Dämonen hier eigentlich alle? Für dumm, verdammt? Und wo soll da kein Haken sein?“

Astaroth hatte im Moment keine Ahnung, wovon sein Kleiner redete, wußte nur, dass der Satan ihn wohl auch vor eine Wahl gestellt hatte. Doch wie immer, schoss sein Kleiner gleich weiter ein Wort nach dem anderen in die Welt: „Es ist nicht besser, weil Astaroth nichts davon weiß. Aber da ja offenbar eine kurze Antwort nicht reicht, mache ich das jetzt wirklich in aller Ausführlichkeit. Und nein, ich werde jetzt nicht ruhig sein…“ Caym fauchte jetzt schon beinahe und hörte nicht auf zu sprechen. „Ich will nichts mehr davon hören, dass er grausam oder irgendwas sein soll. Er würde mir nie etwas antun – außer wenn es um Sex geht“, bei der Stelle hüstelte sein Kleiner kurz und widmete ihm einen kurzen, wütenden Blick, „aber das ist auch egal. Was soll das für eine Wahl sein? Entweder in die Menschenwelt und nie wieder hierher können, nie wieder irgendjemanden oder irgendetwas von hier sehen, oder für immer hier bleiben und gebunden an den ‚impulsiven‘ Astaroth?“

Also war das die Wahl gewesen, vor die sie seinen Kleinen gestellt hatte. Astaroth schaute zu Satan, die seinen Menschen die ganze Zeit ohne jede Regung beobachtete und dabei merkwürdig gefasst war, mit keiner Wimper zuckte. Sollte sie nicht in Rage über seine Unhöflichkeit ausbrechen?

Seine Aufmerksamkeit wurde wieder auf Caym gezogen: „Was habe ich denn in der Menschenwelt? Ja, ich liebe meine Eltern – irgendwie vielleicht – aber mein Vater glaubt mir nicht und sieht in mir nur einen Erben, mein Bruder ist so dumm, dass ich schreien könnte, und zu guter Letzt sind da auch noch die Menschen von Ama, die hinter mir her sind. Und wieso das ganze? Weil diese miesen Engel, die eigentlich dämonischer als Dämonen sind, ihnen irgendetwas von meinem ach so großen Verrat erzählt haben. Alles nur, weil ich etwas mit Astaroth zu tun habe. Wirklich toll…und hier werde ich nur dafür, dass ich ein Mensch bin, als Verräter bezeichnet.“ Die Hände seines Menschen fuhren durch die sanften Haare, verkrallten sich dort und zogen daran. Er wollte hineilen, ihn in seinen Armen einschließen und festhalten, doch etwas hielt ihn zurück: Noch immer wollte er wissen, was sein Kleiner sagen weiter würde.

Caym schloss seine Augen und entzog sich ihm so, holte tief Luft, wie um Anlauf zu nehmen und wirkte dabei wie in seiner eigenen Welt verloren. „Wieso überhaupt ich? Aber ich kann nicht anders…“, flüsterte sein Kleiner ganz leise und öffnete dann seine Lider wieder, schaute ihn mit leicht feuchten Augen an, bevor der Blick weiter zu Satan wanderte. „Ich habe mich schon längst entschieden, schon längst. Ich mag Astaroth, auch wenn du das nicht glauben willst – von wegen ‚du hasst ihn, das sehe ich in deinen Augen‘. Er hat mich gezwungen, mir keine Wahl gelassen, aber er empfindet etwas für mich, will immerzu…naja, das musst du nicht wissen. Doch was zählt ist, dass er mich braucht, mich will wegen dem wer ich bin, nicht wegen dem was ich darstelle. In der Dämonenwelt gibt es auch noch andere - wie Aki - die mir am Herz liegen und denen ich etwas bedeute.“ Askavi stand auf, wedelte mit dem Schwanz und strich jetzt Caym um die Beine, gurrte dabei fröhlich, wie um die Worte zu unterstreichen. Der Wolf war wahrlich eine gute Wahl gewesen. „Wer mich nicht mag, der kann mich ja ignorieren. Und damit ist die Frage wohl beantwortet: Ich bleibe…bleibe hier bei Astaroth.“ Damit schloss sein Kleiner den Mund, betrachtete den Boden ein wenig zu intensiv und schwieg eisern, ignorierte alles um ihn herum gänzlich.

„Dummer Mensch du. Überlege es dir wirklich gut. Wenn du dich für ihn entscheidest, für das bleiben, dann wirst du sein Schicksal teilen – im Guten wie im Schlechten. Wenn ich ihn verurteile, wenn ich ihn quälen lasse, wenn ich ihn töten lasse, dann wirst du verurteilt, gequält oder getötet. Bedenke, was das bedeutet“, ermahnte sie seinen Kleinen, wollte seine Entscheidung, die einzig richtige Entscheidung wieder in Frage stellen. Wieso tat Satan das alles? Wieso nicht schnell und effektiv handeln?

Sein Mensch schnaubte nur, hörte auf mit seinen Füßen Kreise in den Boden zu malen und entgegnete weit lauter als nötig, gerade ohne zu schreien: „Langsam wird es langweilig, idiotisch und alles andere. Ich bleibe hier, auch wenn du etwas dagegen hast. Und es ist mir völlig egal, was irgendwer davon hält. Und Astaroth wird sich von dir sicher nicht töten lassen und mich schon gar nicht. Ich bleibe hier, ich liebe ihn…“ Das letzte schleuderte er ihr mit voller Wucht entgegen, erstarrte und wurde dann Rot. Er stotterte etwas von wegen: „Das…so war das…nicht…“, bevor er in die Luft schaute.

Völlig von Sinnen rannte Astaroth jetzt auf ihn zu, überwand die wenigen Schritte und schlang seine Arme um seinen überraschten Kleinen, ließ seine Hand über den Rücken gleiten und die andere sich auf das Kinn legen. Er ignorierte den verwirrten, erstaunten Ausdruck des Satans und führte seine Lippen zu denen seines Kleinen, bis sie sie berühren konnten, den Geschmack genießen durften. Seine Herzen pochten aufgeregt, pumpten das Blut durch den ganzen Körper und dorthin, wo es jetzt nicht sein sollte. Entschlossen öffnete sich sein Mund, machte seiner Zunge den weg frei, um den ersehnten Genuss zu bekommen, über die weiche, empfindliche und leise pochende Haut zu fahren. Widerspenstig drückte sein Kleiner gegen seine Brust, wollte sich befreien und öffnete dabei gleichzeitig seinen Mund, streichelte mit seiner kleinen Zunge über seine und lud ihn fast dazu ein mehr zu machen. Wie von Sinnen wanderte seine Hand weiter hinunter, griff auf die verlockenden Rundungen seines Menschen, während sich das ersehnte Kribbeln langsam von seinen Lippen aus überall hin ausbreitete. Sein Glied verlangte nach Aufmerksamkeit – jetzt – und er war nur zu bereit zu folgen. Caym hatte inzwischen die Hände um seinen Hals geschlungen, verloren in dem Kuss, und spielte schon beinahe mit ihm…bis ein lauter Knall sie beide erschreckt hochfahren ließ.

Astaroth knurrte mißmutig und suchte nach der Quelle der Störung, bereit den Verursacher in seine Schranken zu weisen. Der Satan stand jetzt vor seinem Thron, in dessen Armlehne das Messer nur noch durch den Griff erkennbar war, und der noch immer leicht bebte, als ob er von einer großen Wucht getroffen worden wäre.

„Hört…“, der Satan hustete bemüht, als ob sie etwas verschluckt hätte, „hört damit auf. Es reicht.“ Sie schaute sie nicht an, sondern etwas an ihnen vorbei, während Astaroth seinen Kleinen noch immer festhielt und vor sich platzierte, den Bauch entlang streichelte und dafür einen Schlag ernetete. Das Lachen darauf konnte er sich trotz des Anblicks des Satans nicht sparen.

„Ihr zwei seid wirklich unmöglich, aber auch entschlossen.“, stellte jetzt die noch immer verwirrt scheinende Dämonin fest. „Ich bin zufrieden mit dem, was ich gesehen habe. Ihr habt euch beide ohne den Hauch eines Zweifels füreinander entschieden, gegen jedes Angebot, jede Drohung, die ich euch gemacht habe. Ich akzeptiere eure Entscheidung und werde dem Menschen den Status eines Nicht-Verräters verleihen. Er würde dich offenbar nie verraten, und sollte er es eines Tages machen, so hast du dafür die Verantwortung zu tragen, Astaroth. Er wird die Konsequenzen in dem Moment spüren, in dem du dem Tode anheim fällst. Oder um es dem Menschen zu erklären, der so frech ist:..“ War das von Anfang an ihr Ziel gewesen, ihr Plan? Was führte dieser Satan im Schilde und besonders wieso? Astaroth wartete gespannt auf die Antwort, die sicher noch folgte.

Jetzt wandte sie sich zu seinem Kleinen, beachtete ihn ihm Moment nicht: „Für dich habe ich ein altes Ritual ausgraben lassen, dessen Verwedung seit dem großen Verrat untersagt ist. ‚Durch ein Meer an Schmerzen, hin zu der ewigen Bindung ‘, so lautet der eigenartige Titel. Das einzige was ich darüber weiß ist, dass es dich am Ende unversehrt an Körper und Geist, doch ab da gebunden an einen Dämon entläßt. Merke dir, dass es deine Entscheidung war und ich dich gewarnt habe. Und jetzt habe ich genug von euch beiden und dem Schauspiel, das ich so lange habe durchhalten müssen.“ Sie setzte sich wieder, schien ermattet, und lächelte dabei trotzdem glücklich.

Astaroth knurrte leise. Er wollte fragen, vorstürmen, doch sein Kleiner in seinen Armen war wichtiger und der Satan anscheinend auf ihrer Seite – vielleicht.

„Und was ist mit Forcas und dem ‚Urteil‘?“ So lange war das Thema ein anderes gewesen, doch das hier war mindestens genauso wichtig. Den Tod wollte er selbst nie kennenlernen. Wenn sie ihn davon ablenken hatte wollen…

„Forcas? Forcas wird seine gerechte Strafe bekommen, wenn es nach mir geht. Ich hasse diesen widerwärtigen Dämon, doch die ‚Weisen‘ sind auf seiner Seite – aber noch geht es nach meinem Willen und sie haben kein Mitspracherecht“, triefte ihre Stimme von Unwillen und Abscheu.

„Sitri!“, rief sie schnell nach ihrer rechten Hand, nachdem sie Astaroths Neugierde mit ihrem weithin spürbaren Haß auf seinen Feind befriedigt hatte und beruhigt hatte.

Mit einem „Majestät“ auf den Lippen kam der Gerufene angerannt und verbeugte sich tief.

„Es ist erledigt, Sitri. Du kannst dich also wieder deinen wichtigen Aufgaben widmen, also sei beruhigt. Astaroth und sein Mensch werden zusammen in die Analen der Dämonen eingehen oder gemeinsam aus dem Gedächtnis aller entschwinden. Auf jeden Fall gemeinsam, so wie ich es gehofft hatte“, erklärte sie und schloss die Augen. „Bring sie in ihre Gemächer. Sie werden geholt, wenn die Vorbereitungen abgeschlossen sind.“ Ein Fingerschnippen erklang, auf das hin der Thron wieder in der Dunkelheit versank, in die er zuvor gehüllt gewesen war. Damit war offensichtlich die Audienz beendet bis zu dem ominösen Ritual, von dem er noch nie zuvor gehört hatte.

„Kommt mit…ihr bekommt unsere besten Gästeräume, nachdem ihr den Satan zufrieden gestellt habt und deine Anhänger Zimmer daneben – ein seltenes Privileg. Sei froh Astaroth, dass dein ‚Tier, das du nicht hast‘ doch bei dir war. Du hast sie beeindruckt, wie dein Mensch wohl auch, und hast damit ihre Hoffnungen erfüllt. Aber das bedeutet nicht, dass du dir weiterhin deine Unhöflichkeit erlauben kannst, und dein Mensch sollte seine Zunge erst Recht hüten. Bring ihm endlich Benehmen bei, sonst treibt er dich in den gemeinsamen Untergang“ Die ganze Belehrung über beachtete ihn Sitri nicht, zeigte stattdessen ständig auf den Eingang, aus der Caym zuvor gestürmt war. „Und jetzt gehen wir, denn das Ritual braucht Raum und Zeit in der Vorbereitung und wie es verlangt wird, dürft ihr nicht dabei sein.“

Ohne weiter auf ihn zu warten, schritt die rechte Hand Satans eilig, beinahe gehetzt voran und ging durch die noch immer offene Tür. Caym seufzte, zuckte einmal mit den Schultern und folgte dann dem Dämon nach einem Blick nach hinten, der Astaroth befriedigte. Sein Kleiner dachte an ihn. Wie von selbst arbeiteten seine Füße, griff seine Hand nach dem Arm seines Partners, der bei ihm bleiben musste, und zog ihn wieder zu sich – so nah, bis er endlich den süßen Duft riechen konnte. Das Schütteln an seiner Hand, mit dem sein Mensch versuchte den Griff zu lösen, dauerte nicht lange, verhallte nach nur einem Blick in seine Augen. Sein Kleiner seufzte, ließ den Arm fallen und wartete, um mit ihm gemeinsam weiter zu gehen – ganz wie es sein sollte. Astaroth musste bei dem Gedanken lächeln.

So wieder in gute Stimmung versetzt, rümpfte er die Nase, als sie an dem Vorhang vorbeigingen, der schon von aller Weite her sichtbar gewesen war. Der penetrante Gestank betäubte seine Nase ein wenig, brachte seinen Mund dazu sich widerwillig zu verziehen. Kein Wunder, dass sein Kleiner so schnell aus diesem Raum geflohen war. Kein Dämon würde das freiwillig länger über sich ergeen lassen – beinahe eine Qual. Zu viel von einem Duft, der anregend wirkte, schlug immer ins Gegenteil um, oder brachte den Tod mit sich. In Satans Palast waren zu viele offensichtliche Lücken, zu viele Dinge, die nicht unter Kontrolle waren und die ein Schwachpunkt darstellten. Doch im Moment war das nicht interessant, denn Sitri hielt nicht an, sondern raste förmlich an dem Zimmer vorbei, den Gang weiter entlang ohne auf sie zu achten. Mit einem Ruck blieb sein Kleiner stehen, legte den Kopf in den Nacken und starrte die Fäden fasziniert an, die von oben herab hingen, drehte sich immer wieder, um es näher zu betrachten. Die Fäden leuchteten, schwangen alle gemeinsam hin und her, wenn sie berührt wurden, als ob sie ein großes ganzes waren. Sonst fand sich auch keine andere Lichtquelle im ganzen Gang. Die freie Hand seines Kleinen streckte sich jetzt weiter in Richtung Decke, bis Sitri ihn mit einem deutlich ungeduldigen Ton stoppte: „Meinetwegen nimm etwas von dem Moos mit – nur geh weiter und endlich in das Zimmer.“ Caym schüttelte noch immer gedankenverloren den Kopf, doch davon ließ sich die rechte Hand Satans nicht aus der Ruhe bringen: „Du bist wirklich sehr eigenartig und ich werde wohl nie verstehen, was jemand an dir findet…“ Kurz streckte Sitri seinen Arm aus, nur um dann wie verbrannt zurückzucken und den Kopf wieder weg zu drehen.

Damit winkte er nach vorne, bedeutete ihnen weiter zu gehen und ignorierte sie wieder gänzlich. Gut für ihn, denn hätte er es gewagt seinen Kleinen anzufassen, hätte er sich gewünscht, gleich gestorben zu sein. Lange konnte Astaroth sich offenbar nicht mehr beherrschen. Mit einem Stubs brachte er seinen Menschen dazu nach vorne zu stolpern und mit einem „Du…“, zum Weitergehen zu animieren. Askavi sprang dabei fröhlich an ihm vorbei und vor Caym, zwitscherte hungrig und nach Aufmerksamkeit heischend.

Der Gang wand sich ein paar Mal, während immer nur auf einer Seite Türen zu finden waren – auf der, auf der auch der Vorhang platziert gewesen war.

Dann endlich blieb Sitri stehen. „Endlich“, verkündete dieser gleich darauf und starrte wenig begeistert auf den Wolf, der jetzt vor ihm saß, den Weg versperrte und ihn mindestens genauso freudig ankurrte, als er an ihm vorbeigehen wollte.

Astaroth lächelte nur amüsiert, zog seinen Kleinen näher an sich und sah die Tür, die sich mit einem Murmeln Sitris in der Wand offenbarte und langsam immer größer wurde. Der einfache, schwarze Stein teilte sich, gab einen immer größer werdenden Lichtspalt frei, bis endlich eine weitere Wand zu sehen war, die jedoch grün und weich aussah.

„Hier ist das Prunkzimmer. Und nein, das ist kein Scherz – die Wand hier dient nur dazu das Zimmer vor neugierigen Augen etwas länger zu verbergen. Geht jetzt hinein, ganz wie Satan es befohlen hat – sofort, wenn ich Bitten dürfte.“, erklärte Sitri mit einem hochnäsigen Unterton in der Stimme und deutete mehrmals mit der Hand auf die grüne Wand. Langsam wich er zurück und machte ihnen Platz, worauf Askavi kurz schnupperte und an ihm vorbei in das Zimmer sprang, ohne eine Gefahr anzuzeigen.

So ungern Astaroth auch irgendeinem „Vorschlag“ der Art folgte, so gerne wollte er seinen Kleinen für sich alleine haben und es schien sicher. Ein entschlossenes Knurren und ein paar Sekunden später zog er seinen Caym durch die Tür, die sofort anfing sich zu schließen.

Die Tür schloss sich ohne dass er den Spruch wusste, um sie zu öffnen. Auf seinen wütenden, zweifelnden Blick hin, kam eine Antwort von Sitri: „Sie hat befohlen, dass ihr hier eingeschlossen werden sollt, bis das Ritual beginnt – damit euch nichts passiert und ihr es euch nicht anders überlegt. Eure Entscheidung ist für immer und ewig und niemand darf bis sie vollzogen wurde, etwas daran zu ändern suchen.“ Kaum waren die Worte gesprochen, überwand die Tür die restliche Strecke mit einem Knirschen, gefolgt von einem lauten Knall, versiegelte den Eingang spurlos. Sitri hatte sich so mit einem Lächeln Astaroths „Halt!“ entzogen.

Doch es war zu spät und er konnte nur noch mit der Hand, die sich schon im Schwung befand, gegen den glatten Stein schlagen. „Dieser Sitri wagt es mich einzusperren…“

„Moos…schon wieder…“, hörte er seinen Kleinen überraschend hinter sich hauchen. Ruckartig drehte er sich um und sah, wie Caym mit der Hand die Wand langsam entlang fuhr, die grüne, bedeckte Wand abtastete und dabei am ganzen Körper zitterte. „Wieso nur überall…und wieso mir?“ Leise wurden die Worte beinahe unhörbar geflüstert, bevor sein Kleiner den Kopf auf das vermeintliche Moos sinken ließ und seine Finger dort verzweifelt fest krallte. „Was habe ich getan? Ist das die Strafe dafür?“

Er konnte nicht anders, als seinen Menschen zu beachten wie ein Abhängiger seine Sucht. Einen Schritt nach dem anderen kam er näher und hielt schließlich erst dann inne, als er die Wärme schon fast spürte, ohne aber seine „Droge“ zu berühren. „Du liebst ‚Moos‘ mein Kleiner, nicht wahr?“ Caym so nah war eine Verführung für sein ganzes Wesen, ließ sein Blut langsam hinunterstürzen in die Region, die sich ob der Aufmerksamkeit freudig bewegte und nach mehr verlangte. Das Zittern, das bei seinem Menschen nur noch stärker wurde, verlangte nach etwas Beruhigung. Er wollte seinen Kleinen stark und selbstsicher, widerspenstig und eigenwillig. Nie würde er zulassen, dass jemand anderer die Gedanken seines Partners beherrschte. „Du hast es endlich zugegeben, mein Kleiner. Und jetzt bekommst du deine Belohnung und gleichzeitig die Strafe dafür, dich so sehr in Gefahr gebracht zu haben. Du gehörst mir, mir allein und ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert – selbst wenn du mich damit verteidigen möchtest. Ich werde dich niemals gehen lassen…“, ließ er dieses Versprechen auf seinen Partner wirken indem er ihm das ins Ohr hauchte und dabei endlich den Körper berührte, der ihn in den Wahnsinn getrieben hatte, ihn um den Verstand brachte. Allein die Finger auf der Haut seines Kleinen brachten ihn dazu, gleich mehr zu wollen und seinen Kopf in der Suche nach einem geeigneten Ort zu drehen.

„Wa…WAS?“, fing sein Mensch erst leise und dann immer lauter werdend an, während er sich umdrehte und ihn mit leicht geröteten Wangen anstarrte. Diese funkelnden Augen voller Leben, aus denen jede Sorge für den Moment verschwunden war, genauso wie die darin verborgene Lust brachten seine Herzen nur noch dazu, lauter und schneller zu pochen. Seine Hände fielen fast auf die Wand und schlossen seinen Kleinen so halb ein. „Mich bestrafen? Was soll…warte…zugegeben…ich…ähm…“, stotterte jetzt sein Caym gegen Ende hin immer deutlicher, bis sich die Augen schreckhaft weiteten und die Wangen noch röter wurden. Es war fast süss das zu sehen und zeigte nur, wie verrückt er inzwischen war. Dabei genoss er es noch in vollen Zügen. „Nein, ich hasse das…ich bin nicht…“, kam es noch kurz, bevor sein Kleiner wie erschöpft in die Knie sank, sich bückte, unter seinen Armen hindurch tauchte und in den Raum rannte, nur um mit einem erstaunten „Ohhhh…“, stehen zu bleiben. Langsam folgte er seinem Menschen, sicher, dass dieser ihm nie entkommen würde. Mit jeder Reaktion steigerte Caym seine Gefühle nur noch, vergrößerte das Bedürfnis nur noch, als ob er in dazu bringen wollte sich weiter zu verlieren. Doch als er um die Ecke bog und Caym in Griffweite gelangte, schaute er selbst einen Moment erstaunt auf das, was seinen Menschen so faszinierte: Der ganze Raum war mit weichem Grün bedeckt, durchzogen von braunen Stämmen, auf denen Blätter wucherten und alles in einen Wand-Wald verwandelten. Auf den Stämmen waren kleine Blüten, die glitzerten und die Luft um sie herum so flackern ließen, als wäre große Hitze um sie herum. Das erstaunlicheste aber, und das, worauf die Augen seines Kleinen gerade fixiert waren, war die Decke. Von ihr hingen dicht an dicht Früchte, in deren Innerem ein Licht beständig leuchtete und den Raum in beinahe taggleiche Helligkeit tauchte. Sein Blick blieb aber nicht dort hängen, sondern wanderte weiter zu dem Bett, auf dem sich Askavi breit gemacht hatte und zufrieden gurrte. Die Unterlage schwappte leicht hin und her, als ob es mit Wasser gefüllt war, was den Wolf keineswegs zu stören schien. Er lächelte. Sicher auch ein guter Platz für ihre Aktivitäten, aber nicht perfekt. Schnell schaute er sich weiter um und erkannte den offenen Durchgang, aus dem das Rauschen eines Bades zu hören war. Ein zufriedenes Grinsen schlich sich auf seine Lippen, als er sich vorstellte, wie sein Kleiner unter seinen Händen, mit Wasser benetzt, versunken in seiner Lust stöhnen würde. Das war es…

„Was…ist…das?“, fragte sein Mensch fasziniert und gänzlich abgelenkt. Zu verführerisch, zu unwiderstehlich war die Gelegenheit. Beherzt ergriff er seinen ahnungslosen Caym, zog ihn zu sich und schlang seine Arme um den Körper, den er begehrte – jetzt. „Du…du…“, wollte sein Kleiner beginnen, stoppte dann und starrte ihn mit offenem Mund an, biss sich auf die Lippen und schloss dann die Augen, ließ den Kopf sinken. Das Verhalten seines Menschen war ungewöhnlich.

Er wollte ihn schon davon tragen, wach rütteln, um all die Gedanken auf sich zu lenken, bis sich ohne Vorwarnung die Arme um seinen Hals legten und ihn hinunter zu ziehen versuchten. In Windeseile legten sich die Lippen auf die seinen, strich die süße Zunge, die er so oft schon geschmeckt hatte, über seine Haut und reizte alles an ihm. Seine Hand legte sich auf den Körperteil, zwischen dem das lag, was Erfüllung versprach, wonach sich sein Glied sehnte und laut danach pochte. Die andere drückte seinen Kleinen näher an sich, wollte die Verführung zu sich ziehen und noch intensiver schmecken. Doch bevor er es konnte, riss sich Caym von seinen Lippen los und legte die Finger einer Seite auf die Region, die Astaroths Lust am deutlichsten zeigte, und zog ihn gleichzeitig an dem Hemd zu sich hinunter.

Verblüfft schüttelte er den Kopf bei dem Anblick der leicht glasigen grünen Augen, in denen Tränen erkennbar waren. „Ich will…ich kann…ich wollte nie…ich bestimme…gehöre dir nicht…ich will es selber…dich in mir…meine Entscheidung“, murmelte sein Kleiner mit einem merkwürdigen Unterton in der Stimme und blinzelte mehrmals, wie um Tränen zurück zu halten und sich wieder zu fassen. „Ich gehöre dir nicht…ich will bei dir bleiben“, erklärte sein Mensch ihm jetzt, legte die Arme wieder um seinen Hals, zog sich daran hoch und schlang die gelenkigen Beine um seine Hüfte.

Es war endgültig zu viel. Mit einem Knurren stieß er einen leisen Schrei aus, krallte sich im Rücken seines Menschen fest und rannte förmlich ins Badezimmer, während sein Glied schon schmerzhaft nach Befreiuung rief und seinen Verstand in Beschlag nahm, in Lust ertränkte. Seine Finger juckten danach auf der zarten Haut Spuren zu hinterlassen und sie als seinen Besitz zu markieren. Jäh fanden seine Gedanken ein Ende, als sein Kleiner sich bewegte und so seine empfindlichste Zone nur noch weiter reizte und ihm ein Stöhnen entlockte. Schneller, es mußte schneller gehen, bevor er sich um die reizvolle Vorstellung seines mit Wassertropfen bedeckten Cayms brachte. Er stürmte eilig durch das viel zu große Zimmer, ignorierte alles um sich herum und fing an an der Kleidung der Verlockung zu zerren, zog die Hose irgendwie ein Stück hinunter, bevor er den Rest auf später verschob. Kaum im Bad angekommen, für das er keinen Blick übrig hatte, löste er die Glieder, die sich um ihn geschlungen hatten, und entledigte seinen verdutzen, zitternden Kleinen all dieser störenden Gewänder, die die zarte, leicht rötliche Haut bedeckten. Endlich stand er in aller Glorie vor ihm, so köstlich und unwiderstehlich wie nichts auf dieser Welt. Und mit jeder Sekunde, die verging, wurden jetzt seine eigenen Kleider nur enger, immer unangenehmer auf seiner Haut. Er fing an sich seiner Kleidung zu entledigen, behielt nur ein wenig des Inhaltes der Tube auf einer Hand, bevor er sie in hohem Bogen nach hinten warf. Sein Blick landete sofort wieder auf seinem Kleinen, nachdem er den Ort für das, wonach alles in ihm schrie, schon entdeckt hatte. Zufrieden grinsend ergriff er den Arm seines Partners und zerrte ihn frömlich zur Dusche.

„Lass…ich kann…ich will selbst…“, murmelte Caym, zerbrach so die Stille mit seiner leisen Stimme, bevor er den Arm mit seinen Händen ergriff und vor rannte – genau in die Richtung, die Astaroth angesteuert hatte. Vor dem Becken, in dem das Wasser fußhoch stand, stoppte sein Kleiner und starrte ihn an, dann wieder in die andere Richtung. Ein Tropfen nach dem anderen fiel beharrlich von den Stalaktiten auf jeden Fleck und war so perfekt für das, was er vor hatte. Auf einer Seite rann ein Wasserfall hinunter und speiste nur noch mehr Flüssigkeit ein, doch wirklich interessant war die andere. Dort war der perfekte Ort für ihr Spiel: Glitschig, aber dafür bewachsen mit ungefährlichen grauen Ranken, gerade richtig um sich daran festzuhalten. Weiter oben hingen milchige Früchte hinab, die ebenfalls ungefährlich wirkte und in der Farbe an das erinnerte, was sicher noch vergossen werden würde. „Das…oh nein…“ Jetzt erhöhte sich der Druck auf seinen Arm und es wurde daran gezogen, während dabei das Glied seines Menschen eine deutliche Sprache sprach.

„Doch, mein Kleiner. Du willst es doch selber, hast mich hierher gelockt…“, stichelte er jetzt und erntete den wütenden Blick, den er so liebte, nicht ohne dabei noch besonders auffällig mit seiner Hand seine deutliche Erregung mit dem Gel einzureiben.

„Du…ich…ich…ich…verdaaaaammt. Ich hasse dich dafür, dass ich dich liebe!“, fluchte und schrie ihn jetzt sein Partner an, ließ jetzt seinen Arm los, um mit seinen freien Händen auf seine Brust zu schlagen. Ein Moment verging so, bevor die Hände plötzlich liegen blieben und die grünen Augen sich voller Schrecken weiteten, der Mund zitterte und das Entsetzen deutlich wurde. Astaroth rechnete damit, dass sein Kleiner alles zurücknahm, schreien würde, dass er es nicht so gemeint hätte, doch im nächsten Moment spürte er warme Finger auf seinem Glied, einen Kuss auf seinen Lippen. Die Lippen pressten sich angestrengt auf die seinen, während die Zunge fast um Einlass flehte, um Aufmerksamkeit bettelte. Sollte das hier nur eine Ablenkung sein? Wut machte sich langsam breit neben Enttäuschung über den entgangenen Kampf.

Beinahe erlag er noch der Versuchung, gab sich seinem steigenden Verlangen völlig hin, doch etwas hielt ihn zurück. „Nein. Nicht, um mich abzulenken. Schau mich an…“, verlangte er mit sicherer und kühler Stimme, die in so starkem Gegensatz zu dem war, was in ihm vorging.

„Ich…Ich…verdammt“, fing sein Kleiner an und krallte sich in seinen Haaren fest, „als ob ich das deswegen machen würde. Ich…verdammt. Schau dir DAS hier doch an!“, schrie sein Kleiner und zeigte auf das glänzende Glied, auf dem schon ein paar Tropfen standen. Das verführerische Gesicht färbte sich im selben Moment rötlich, die Finger zerrten an den Haaren und wie eine Sirene zog ihn sein Mensch immer näher an das Becken, nur um ihm dann auf den Fuß zu treten. „Idiot…“, kam es noch vor dem nächsten kurzen Kuss, der all seine Bedenken endgültig zerstreute und ihn überzeugte. Caym gehörte ihm, ihm allein.

Mit einem Stoß drängte er seinen Kleinen in das Becken, immer näher zu der rankenbewehrten Wand, und fühlte die Auswirkungen jedes Schrittes deutlich in seinem ganzen Körper. Das leise Stöhnen Cayms stachelte seine Gier nur noch schneller und stärker an, nahm ihm seine Beherrschung, bis er nicht mehr konnte. Gehetzt und unsanft riss er die Finger aus seinen Haaren, mißachtete jeden Schmerz dabei, ergriff die Hände seines Kleinen und drückte sie gegen die rankenbewehrte Wand. Er konnte nicht mehr, wollte nicht mehr warten. Ohne auch nur eine weitere Sekunde zu verschwenden, strich er mit seinen Fingern über das Glied seines Kleinen, hielt ihn an der Hüfte fest, und versenkte sich mit einem kräftigen Stoß. Sein ganzer Körper bebte und bewegte sich wie von selbst, trieb sein Blut schneller und schneller hinunter. Alles pochte schmerzhaft und all zu deutlich in ihm, verleitete und verführte ihn. Das Stöhnen, das sein erster Lohn war, stachelte ihn weiter schmerzhaft an. Die Tropfen, die er gar nicht beachtet hatte, nicht fühlte, rannen langsam den zitternden Körper seines Kleinen hinab und verzierten die Haut so wunderbar und doch so unpassend. Sein Körper bewegte sich wie in Trance von selber nach vorne und zurück in einem Rhythmus mit den Tropfen, die langsam auf ihn niederprasselten. Er musste stöhnen, biss mit den Zähnen auf seine Lippen um sich noch etwas zu beherrschen. Mehr, schneller. Überall um ihn herum schien unglaubliche Enge zu herrschen, die ihn drückte und liebkoste, antrieb und festhielt. Weiter, schneller – das war alles was sein Verstand inzwischen noch fähig war zu begreifen. Seine Krallen fuhren langsam über die reizvolle Haut, die nur ihm gehören durfte, nur er berührten durfte, während der andere Arm seinen Liebhaber fest hielt und den Druck nur noch verstärkte.

Nicht sichtbare, nicht greifbare Blitze durchzuckten seinen Körper, steigerten das Kribbeln überall nur noch mehr und ließen sein Glied aufgeregt zucken. Mehr, Schneller, hallte es in seinem Körper wieder, der bar jeden Verstandes weiter funktionierte. Wie in Trance ließ er seine Krallen über die zarte Haut fahren, strich mit den Fingern über das kleine Glied. Sein ganzes Wesen kannte nur noch die Bewegung, die Enge und die Wärme, die ihn immer mehr einnahm und die bei jedem Stoß immer stärker wurde.

Es roch so gut, betäubte seine Sinne nur noch mehr und ließ ihn in eine Welt eintauchen, in der das Wasser unmerklich auf seine Haut traf, während ein merkwürdiger Takt alles bestimmte und vereinnahmte. Nach Erlösung schrie sein Glied, schrie alles in ihm, doch gleichzeitig wollte er länger, wollte seinen Kleinen vollständig vereinnahmen. Liebe. Das Wort kam ihm in den Sinn, als er das verlockende Stöhnen vernahm. Sein Kleiner hatte es gesagt, es gestanden. Allein der Gedanke trieb ihn weiter und tiefer, beschleunigte seinen Puls und seinen Rhythmus, der mit jeder Sekunde drängender wurde. Er war verloren in seinen Gefühlen, schon jetzt glücklich und zufrieden. Als er wieder die wohlige Wärme verließ, die ihn umfangen hatte, knurrte er, wollte die Kälte, die ihn zittern ließ mit dem Geräusch vertreiben. Zu lange blieb er dort, wartete sehnsüchtig, nur um dann die Hüften seines Kleinen zu umfassen und sich mit voller Wucht hinein zu bewegen in die ersehnte Tiefe. Alles um ihn herum verengte sich darauf, umfasste ihn nur noch stärker und zog ihn tiefer hinein, streichelte ihn an allen Stellen und machte es ihm beinahe unmöglich sich noch zurückzuhalten. Immer wieder fühlte er, wie ihm sein Kleiner entgegenkam und sich bewegte. Ein Stöhnen entkam ihm im gleichen Moment da sein Geliebter es ausstieß.
 

Caym krallte sich verzweifelt an den Ranken fest, die auf der Wand fest gewachsen waren. Der Untergrund war so schlüpfrig, wie er sich fühlte. Mit voller Wucht riss er den Kopf zurück, als Astaroth wieder seinen einen Punkt traf, während sein Glied schmerzhaft hin und her schwang bei der Bewegung, und sich nach Erlösung sehnte. Doch jede Berührung seines Dämons an seinen empfindlichen Stellen war mehr Qual denn Befreiung, brachte ihn näher an die Erlösung und hielt ihn doch immer kurz vorher zurück. Er ließ sich in den Takt fallen, bewegte sich mit und versuchte mehr zu spüren, mehr davon zu bekomen. Jedes Mal ließ es diese kleinen, wunderbaren und doch grausamen Punkte vor seinen Augen erscheinen, die ihn zu mehr trieben und unbefriedigt zurück ließen. Je öfter sie kamen, desto drängender wurden seine eigenen Bewegungen, genau wie die seines Dämons, der genauso stöhnte wie er selbst und sich nicht mehr unter Kontrolle hatte. Das allein trieb ihn weiter, brachte ihn dazu sich nach hinten zu drücken und sich hin und her zu wiegen. Die Wassertropfen, die beständig auf seinen Rücken prasselten, machten ihn nur noch verrückter, drangen in seine Wunden ein und verstärkten so das wunderbare Gefühl nur noch mehr, wenn sie kurz nicht mehr zu spüren waren.

Alles lief wie in Zeitlupe ab, seine Finger langsam immer schwächer, und doch entschlossen nicht los zu lassen. Dazu genoß er das alles zu sehr. Schon beinahe vergessen waren sein ungewolltes Geständnis und die Anschuldigung seines Dämons, dass er sich mit dem Liebesspiel nur ablenken wollte. Er wollte sich ablenken, doch nur von der Welt, von allem was ihn bedrückte, und sich fallen lassen in die Arme des starken Partners, der ihn nie fallen lassen würde und ihn immer zur Erfüllung führte und ihn begehrte – Ihn, nicht seinen Titel.

Ein Schrei riss ihn zurück aus der Versunkenheit in die Realität – sein Schrei. Langsam fühlte er sich, als ob er gleich wahnsinnig wurde. Immer fester krallte er sich an die Ranken, bewegte sich seinem Geliebten, der zugleich sein Peiniger war, entgegen, wollte mehr von dem unbeschreiblichen Gefühl, dass ihn wie eine Belohnung durchzuckte, nur um dann das Verlangen als Strafe zurückzulassen. Wild pochte sein Glied, drückte und schmerzte, lenkte ihn fast von dem puren Erlebnis ab, das stetig durch seinen ganzen Körper schwemmte und ihn zucken ließ. Wieder stieß sein Dämon in ihn, füllte ihn aus und erfüllte ihn gänzlich. Es war wundervoll und grausam zugleich, wie er sich fallen lassen konnte und darin seinen ganzen Verstand verlor. Die Wärme breitete sich langsam wie ein strömendes Glühen von dort aus und brachte das unglaubliche Kribbeln in seinen ganzen Körper, betäubte alles, außer dem, was vor Freude bei jeder Bewegung mit neuem Leben sprang. Die Tropfen nahm er nicht mehr war, seine Hände waren inzwischen taub, doch es war wundervoll.

Er war schon so weit von der Realität entfernt, so nah an der Erfüllung, dass er sie fast greifen konnte. Nur noch ein…ein einziger Stoß würde reichen, eine Berührung. In freudiger Erwartung beugte er seinen Rücken durch, als die Wärme aus ihm wich, nur um dann mit voller Wucht zurückzukehren und ihn zu erfüllen, während er sich ihr entgegen streckte und mit einem Schrei den Druck weichen spürte, wie einen Rückschlag die Welle durch seinen Körper flutete.

„Nnnngh…Asta…roth…“, flüsterte, nein schrie er halb heiser.

Vor seinen Augen verschwamn die Welt in Perfektion, in Unbedeutsamkeit und hinterließ nur das Gefühl der Existenz. Alle Sorgen waren für den Moment wie weggeblasen. Der Biss, den er schon erwartet hatte, ließ ihn nur noch tiefer sinken in die Empfindung und zauberte ein zufriedenes Lächeln auf sein Gesicht. Sein ganzer Körper beruhigte sich und fühlte sich so leicht und schwer zu gleich an, während seine Beine drohten nachzugeben. Doch es war alles egal.

Hinter ihm legten sich starke Hände um seine Hüften, zogen die Wärme aus ihm. Das entlockte ihm ein unzufriedenes Murren, bevor er gedreht wurde und er den glücklich grinsenden Dämon erkennen konnte, in dessen Augen die Lust noch immer flammte. Halb legte er noch seine Arme um den Hals seines Astaroths, bevor seine Beine ihren Dienst versagten und sich fallen ließen. Doch kein Aufprall erwartete ihn, sondern die starken Hände seines Partners, die ihn fest hielten und ihn so vor Schmerzen bewahrten. Nur sein Kopf war jetzt ohne Halt, lag in den Nacken gelegt, während er auf die Decke starrte, von der noch immer Wasser tropfte, bis er die Augen schloss und das schwebende Gefühl genoss. Das Gefühl, dass er so sehr mochte, nicht wollte, dass es vergeht – nur um mit einem lauten „Au“, aus Allem gerissen zu werden.

Irgendetwas hatte ihn getroffen. Sein Kopf schmerzte leicht und als er mit der Hand darüber fuhr, war da etwas Flüssiges – wie zu viel öliges Wasser. Jetzt war er wieder hellwach, blinzelte unzufrieden und suchte nach der Ursache der Störung. Sein Dämon schaute unschuldig auf seine Schulter und deutete so darauf, während Cayms Blick der Bewegung folgte. Mit einem leisen Schrei und aufgerissenen Augen sprang er entsetzt davon, als er eine der milchigen Früchte dort liegen sah, die wenig unschuldig aussah und immer wieder hin und her zuckte. Er ergriff das Ding ohne weiter nachzudenken und warf es mit voller Wucht in das Becken, wo es in aberzählige Teile zersprang und einen kleinen weißen Fisch freigab, der anfing im Wasser seine Kreise zu ziehen – absolut unbeeindruckt von all den Vorgängen.

Völlig verdattert stand er da und zeigte mit dem Finger auf das ehemalige Ding. „Wa…Wa…Was…?“, stotterte er verwirrt, die Gedanken noch immer in anderen Gefilden.

„Oh. Wohl ein Felsenfisch. Selten. Aber bei weitem nicht so interessant wie ich“, erklärte ihm sein Dämon offenbar reichlich amüsiert und zufrieden und hob ihn hoch.

„Was…soll das…ich kann selber laufen“, fand er am Schluß seine Worte wieder. Abwechselnd lagen seine Augen auf dem Fisch und seinem Dämon, um sich am Schluß wirklich für das Interessantere zu entscheiden. Er hätte dem eingebildeten Astaroth zwar gerne gesagt, dass es der Fisch war, aber in Wirklichkeit war es einzig und allein sein Partner. „Der Fisch ist interessant. Aber jetzt schlafen…“, entschloss er sich dann doch widerspenstig zu sein, als ihn die langsam ausbreitende Müdigkeit umfing. Er konnte einfach nicht anders.

Sein Kopf fand von alleine, ganz wie von selbst den Weg auf die Schulter des Dämons, lehnte sich daran nur mit den Händen als Unterstützung, die um den Hals seines Astaroths lagen.

„Hm…Nein, das denke ich nicht. Ich habe noch viel vor...“ Selbstbewußt wie immer kamen diese Worte von seinem Partner, klangen in seinen Ohren, bis er sie entschlüsselt hatte.

„Oh nein…nicht schon wieder…“, grummelte er nur, wollte sich erst wehren, ergab sich aber dann in sein Schicksal, zu dem ihn sein Körper verdammt hatte. Sein Glied zuckte inzwischen ganz leicht wie um ihn zu ärgern und fing an die Müdigkeit schnell zu vertreiben.

So seufzte er leise auf dem Weg ins Schlafzimmer und ließ sich fallen…

Wie der Dämon so spielt... - Teil 1

Wie der Dämon so spielt…
 

Etwas verwundert drehte er die längliche, beinahe fleischfarbene, gurkenförmige Frucht in der Hand hin und her. Bei der ersten Begegnung mit diesem Ding war er rot angelaufen und hatte Astaroth entgeistert angestarrt, bis der erste Bissen dann doch gezwungenermaßen in seinem Mund gelandet war. Schnell schüttelte er seinen Kopf, um die Gedanken an das, was er dabei gedacht hatte, wieder zu verbannen. Nicht jetzt und nicht schon wieder.

Seine Augen fanden gleich wieder die Frucht in seiner Hand, die nur unschuldig nach Erdbeeren und Äpfeln schmeckte, manchmal zu süß für seinen Gaumen, aber nicht nach dem, was ein Teil seines Gehirns vermutet hätte. Zu seinem Erstaunen war das wirklich alles, was er dabei fühlte. Keine merkwürdigen Wallungen, keine Ohnmacht, kein gar nichts. Während er so in Gedanken versunken war, nahm er noch einen Biss von der Frucht und stillte so seinen Hunger endgültig. Endlich war er wieder satt.

Zufrieden seufzte er und fing an sich wieder umzuschauen, bis sein Blick wieder bei den Händen hängen blieb, die er schon die ganze Zeit fühlte. Langsam wanderten diese beständig über seine Oberschenkel, brachen nie den Kontakt mit der Haut und hinterließen jedes Mal ein leichtes Kribbeln. Keinen einzigen Augenblick verließen diese allzu bekannten Finger seine Beine, streichelten sanft, zeigten dann aber wieder plötzlich die Krallen und bescherten ihm einen Schauer von Gefühlen, ein Schaudern, das sich durch seinen ganzen Körper wälzte. Caym seufzte und schaute den neben sich liegenden Verursacher der widersprüchlichen und doch so sinnigen Momente an, dessen Blick nur hin und wieder auf ihn gerichtet war, der die meiste Zeit aber nur nachdenklich die Decke musterte.

Er seufzte. Wieso bekam er so wenig Aufmerksamkeit, nur die Art von Aufmerksamkeit?

„Was…was…“ Die Worte, die er suchte, fehlten ihm gerade, aber er wusste was er wollte - vielleicht. „Ich…ich bin kein Kuscheltier, verdammt“, begann er bemüht zu meckern und schwang die noch halb vorhandene Frucht in der Luft hin und her, „ und irgendetwas stimmt doch nicht. Du ignorierst mich, dabei bist du normalerweise nie und nimmer so, so ‘harmlos‘ und starrst Löcher in die Decke…Nicht, dass du das jetzt missverstehst“ Das letzte fügte er noch rasch aus Vorsicht an, weil es ihm richtig und passend erschien. Irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass er garantiert missverstanden werden würde, es in einem kleinen Winkel seines Gehirns sogar wollte, denn da war noch das ungelöste Problem…

Langsam fing er an rot zu werden. Wieso war sein Dämon gerade jetzt so merkwürdig, lenkte ihn ab und zwang seine Gedanken in diese Richtung, von der sie wieder zurückprallten und ungewollt wieder Sorgen mit hervorbrachten. Die Ängste vor dem unbekannten, noch bevorstehenden Ritual kamen wieder an die Oberfläche, fingen an seinen Verstand zu beherrschen und die Nervosität in den Vordergrund zu rücken. Sein Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen, fing an ihn zu quälen und mit dem immer kräftiger werdenden Pochen nahe an den Rand des Wahnsinns zu treiben. Was er im Moment denken sollte, wusste er nicht. Er suchte einen Ausweg, einen anderen Gedanken, doch jedes Mal rebellierte sein Magen wieder und bescherte ihm dieses eigenartige Gefühl wieder. Was er im Moment spürte, war ihm ein Rätsel – war es Angst oder doch eher eine Art Nervosität, Vorfreude? Kurz schwenkte sein Blick auf der Suche nach Ablenkung zu Aki, der voller Genuss auf einer Art Melone kaute und wild mit dem Schwanz wedelte, bevor seine Augen wieder wie magisch von Astaroth angezogen wurde, der ihn mit diesem gierigen Lächeln musterte, das Caym nur zu gut kannte. Sein Dämon fuhr sich betont langsam mit der Zunge über die Lippen, setzte sich ohne Mühe auf. Im nächsten Moment fühlte er schon schwach den Atem seines Partners auf seinem Hals, die Hände immer näher an seiner empfindlichsten Stelle und das bessere der beiden Gefühle rasant die Oberhand gewinnen. Sein Atem ging schneller, sein Magen war ganz vergessen.

Caym verdrehte kurz die Augen, ließ das Grinsen nur kurz in seinem Gesicht zu und maulte dann mit ein wenig Erregung in der Stimme: „Nein…nicht jetzt, nicht schon wieder. Ich…“ Die Finger trieben seinen Verstand schneller und schneller in den Schlaf, verführten ihn dazu sich vollends hinzugeben und die Probleme zu vergessen. Längst hatte er es aufgegeben sich etwas vorzumachen und Ausreden für alles zu suchen. Er wollte es, genoss allein das Gefühl, wie sein Herz in freudiger Erwartung pochte und wie sein Dämon ihn berührte. Langsam streckte er seine Hände aus, um den ersten Kuss zu ergattern. Es war einfach perfekt - bis Aki mit einem lauten Knurren die Stille zerriss, die Zähne fletschte und immer wieder den Kiefer mit einem lauten Knacken öffnete. Der aufgeplusterte Schwanz peitschte wild durch die Luft.

„Was ist…?“ Caym schaute verwirrt, wollte noch mehr fragen, doch schon im nächsten Moment riss er die Augen halb panisch auf und fing an zu fluchen, während er jetzt zusätzlich ein Knurren neben sich hörte. „DU? Du verdammter…was verdammt…“ Die Frucht fiel auf das Bett und blieb dort unbeachtet liegen. Unbewusst lehnte er sich zurück, starrte auf das, was er als letztes hier sehen wollte. Trotz aller Drohungen dachte er nicht daran still zu sein, wenn dieser Trottel sich hier befand und sowieso gleich wieder anfangen würde sie zu beleidigen.

Wieso gerade dieser Idiot? Sitri wirkte gleichzeitig amüsiert und interessiert, schien abzuwägen was mehr Bedeutung bekommen sollte, bevor sich seine Miene in Sekunden wieder versteinerte und er die Arme vor der Brust verschränkte.

„Die Zeremonie ist vorbereitet, eure Anwesenheit jetzt sofort Pflicht. Kein Aufschub wird gewährt, besonders da ihr eure Zeit lieber mit diesem süßlichen, widerlichen Sex verschwendet habt“, klang die Stimme kühl, in den letzten Worten bemüht Ekel ausdrückend. Alles wirkte dabei merkwürdig unglaubhaft und gezwungen.

Caym schüttelte den Kopf und sah noch kurz den wütenden Blick in Astaroths Gesicht, der wohl kurz davor war, etwas zu sagen. „Idiot. Trottel“, rutschte es ihm schnell und nicht ganz unbeabsichtigt heraus, bevor sein Dämon etwas sagen konnte. Ruhe von und vor diesem Quälgeist war alles was er wollte.

„Du bist sicher nur neidisch auf den Sex, den ich genießen kann…habe…also…oder so… Und süßlich ist…nein…nicht…argh…ich glaube ich muss es nicht sagen“ So beherrscht wie möglich hatte er seine Stimme nur ein wenig lauter werden lassen, um dann aber über seine eigenen Worte zu stolpern. Wieso musste er inzwischen andauernd zugeben, dass es ihm gefiel? Astaroth hatte ihn angesteckt mit dieser merkwürdigen Art von Ehrlichkeit.

Sitri schaute ihn weiter mit versteinerter Miene an, schien gänzlich unbeeindruckt und zog nur einen Mundwinkel leicht angewidert hoch. Er flatterte aufgeregt mit den Flügeln und bohrte mit seinem Blick Löcher in was auch immer, während er näher auf sie zukam.

„Raus hier“, unterbrach die emotionslose Stimme seines Dämons endlich jeden weiteren Gedanken und lenkte all die Aufmerksamkeit in dem Raum auf sich, stoppte den Trottel auf der Stelle. „Ich will nichts mehr hören und wenn du noch einmal ungefragt in diese - jetzt meine - Räume eindringst, dann schützt dich nichts und niemand mehr. Wir kommen, wenn wir fertig sind. RAUS!“, herrschte Astaroth Sitri voller Selbstbewusstsein an, nachdem er sich aufgerichtet hatte und flüsterte noch kaum hörbar „Idiot“ hinterher.

Wie getroffen von der Gewalt die in der Stimme lag, wich der Trottel zurück, fasste sich dann aber offenbar wieder und begann schon seinen Mund zu öffnen, nur um mit einer letzten Ermahnung zu verschwinden: „Tz. Ich gebe euch drei Minuten und der Wolf“, dabei zeigte er auf Aki und rümpfte die Nase theatralisch, „bleibt hier, oder ich werde ihn vierteilen lassen. Deine Leute werden ihn zu gegebener Zeit mitbringen.“ Damit war er schon aus dem Blickfeld.

„Ich hasse ihn“, maulte Caym, stand dann auf, um seine Sachen zusammenzusuchen und sich anzuziehen. Er streichelte noch kurz Aki und schaute ihn mit einem Seufzer an. „Du musst hier bleiben, Aki. Brav sein“, flüsterte er ihm zu, bevor er sich seinen Schuhen zuwandte.

„Wie kann man ihn nicht hassen?“ Die Stimme so nah erschreckte ihn, und beruhigte ihn gleichzeitig im selben Maße. Es war fast unheimlich wie sehr er die Sicherheit genoss, die sein Dämon ihm schenkte. Als er sich endlich wieder fasste und umdrehte, war Astaroth schon wieder gänzlich bekleidet. Kopfschüttelnd fragte er sich wieder einmal, wie dieser so schnell sein konnte – und ausdauernd, und noch dazu noch so unglaublich anzieh… Schnell stoppte er seine Gedanken, drehte sich um und wollte schon zur Tür gehen, während er sich noch schnell das Hemd anzog. Seine Beine hatten den ersten Schritt bereits getan, doch ein Griff auf seinem Arm hielt ihn abrupt zurück, zog ihn zu dem Dämon, bei dem er sich so wohl fühlte.

„Ich brauche dich mein Kleiner und du gehörst zu mir. Verlass mich auf keinen Fall – ich li…“, hörte er das immer leiser werdende Flüstern in seinem Ohr, das am Schluss nur noch ein Windhauch war, der die letzten Worte verschluckte. Dabei streichelten die starken Hände über seine Wange, bevor er ohne jede Vorwarnung wieder frei war und im nächsten Moment in Richtung Tür gestoßen wurde.

Wütend drehte er sich um, klopfte gegen Astaroths Brust und packte ihn am Hemd, versuchte sich zu ihm zu ziehen. „Was soll…“, begann er, bevor ihn ein quietschendes Geräusch unterbrach, das sein Herz fast aus der Brust jagte. Vor lauter Schreck war er Astaroth in die Arme gesprungen, ihm so nah, dass er sich einbildete, den Herzschlag hören zu können.

„Die drei Minuten sind…“, hörte er Sitri sagen, der schon wieder im Zimmer stand.

„DUU…Du…du Idiot, Trottel, Spanner…DUUU…DU Idiot! Ich hasse dich! Raus hier, Raus, Raus, Raus!“, schrie er wütend, schnaufte und fuchtelte mit seinen Armen wild herum, nachdem er sich umgedreht hatte. „Das waren sicher noch keine drei Minuten, du…du…du…“ Wieso musste dieser Trottel auch jedes Mal im ungünstigsten Moment kommen und seine Dummheit nur weiter unter Beweis stellen? Wütend ballte er seine Hände zu Fäusten, wollte noch weiter schreien und seinen Emotionen freien Lauf lassen, bis sich ein Arm um seine Hüfte schlang und warme Finger sich auf seinen Mund legten. Obwohl er weiter machen wollte, lehnte er sich zurück und fühlte wie sich seine Aufregung legte.

„Schhh mein Kleiner. Gehen wir…“, flüsterte ihm sein Dämon wieder zu, leckte dann voller Genuss langsam mit seiner Zunge den Hals entlang und brachte damit all sein Blut dazu wieder auf Wanderschaft zu gehen. Seine Emotionen fingen an sich in die falsche richtige Richtung zu bewegen und er fühlte, wie er rot anlief – zumindest innerlich. Doch Astaroth genügte das offenbar nicht, denn er starrte Sitri triumphierend an, der schäumte und den Eindruck machte, als ob er kurz vor einem schmerzhaften Ausbruch stand. „Ich will nichts hören. Gehen wir“, ein kurzes Lächeln erschien auf dem Gesicht seines Dämons bei dieser Bemerkung, nur um gleich darauf wieder zu erstarren. Niemand hatte eine Möglichkeit zu Wort zu kommen, als sein Astaroth seine Macht so deutlich demonstrierte. Ohne irgendwelche Einwände stupste er Caym vor sich her aus dem Raum und auf den Pfad zum Thronsaal, wie er annahm.

Auf dem Weg schwiegen alle beharrlich. Sein Herz pochte mit jedem Meter, mit jedem Schritt den er dem Saal näher kam, immer stärker vor Aufregung und Anspannung. Die Stimmung um ihn herum war angespannt, kalt und kurz vor dem Gefrierpunkt. Einzig Sitris Flügel störten immer wieder die Stille, wenn sie wild hin und her flatterten und die Leuchtfäden in ihrer Einheit zum Schwingen brachten und damit auch das ganze Licht. Dabei tauchte dieser merkwürdige Wechsel alles in eine noch merkwürdigere Atmosphäre und das einzige, was ihn noch halbwegs beruhigte bei dem ganzen Wahnsinn, war Astaroths Hand auf seinem Körper, die nie den Kontakt brach. Ohne diese kleine große Hilfe wäre seine Nervosität sicher schon unterträglich gewesen.

Inzwischen wurde es aber mit jedem Schritt beständig schwerer, sich zusammenzureißen: Sein Magen rebellierte schon jetzt gegen die Aussicht sich wieder einer Tortur auszusetzen, während die Luft immer weniger wurde, weil sich ein Knoten in seinem Hals versteckt hatte. Er wollte nicht, hasste das Schweigen, das seine ganze Aufmerksamkeit auf das drohende Vielleicht-Unheil lenkte. Wie immer biss er die Zähne zusammen und ging scheinbar unbeeindruckt den Weg weiter, während sein Herz lauter und lauter pochte und er sich langsam so fühlte, als ob er sich bald übergeben müsste.

„Du solltest erst wieder etwas sagen, wenn der Satan dich fragt, Mensch“, riss ihn Sitri aus seiner Nervosität und seinen nicht vorhandenen wirren Gedanken. „Folgt beide wortlos den Anweisungen seiner Majestät. Sie ist im Moment gereizt und ihr würdet euer Unheil beschwören, wenn ihr ihr widersprecht.“, gab er ihnen wohl einen guten Ratschlag, war fast zu freundlich, nur um dann wieder voll und ganz arrogant zu werden: „Und wenn ihr mich noch einmal beleidigt, dann werde ich dafür sorgen, dass ihr nicht lange genug lebt um das zu genießen“. Die Drohung hallte durch den Gang, in dem sie bereits vor der Tür zum unliebsamen Ziel standen, die sich genau in dem Moment öffnete, als Caym sie ansah.

„Geht“, befahl Sitri noch halb mit ernster Miene, die sich auflöste und mit einem Seufzer der Erleichterung wich, er sich umdrehte und rasch davon eilte. Er verschwand so schnell um die Ecke, dass man fast glauben konnte, er wollte den Raum im Moment meiden.

Caym blieb verdattert und wie angewurzelt stehen, starrte auf den immer größer werdenden Spalt. Sein ganzer Körper schrie danach zurückzuweichen vor der Gefahr, warnte ihn, doch sein Verstand befahl ihm sich zu stellen, keine Furcht zu zeigen. Mit aller Kraft rang er dem Boden einen Schritt ab, ballte seine Hände zu Fäusten und atmete immer schwerer. Die Entfernungen schienen unendlich und dabei doch viel zu kurz, jeder Zentimeter eine Qual. Kurz noch gönnte er sich eine Rast vor der Tür, die das letzte Stück Weg bei ihrer Öffnung zurücklegte und schaute zur Vorsicht in den Saal, der in vollem Licht erstrahlte.

Noch bevor er viel erkennen konnte, stolperte er auch schon dank eines kurzen Stoßes auf seinen Rücken in den Raum, in dem die Satanin mit auf den Seiten aufgestützten Armen wartete und sichtlich gereizt wirkte. Ihre Augen glühten förmlich rot. Vor ihr befand sich ein Kreis aus schwarzen Messerklingen ohne jeden Griff, tief in dem Marmor des Bodens gerammt. Es wirkte unheimlich Stahl so tief in Stein vergraben zu sehen, der so gänzlich unbeschadet davon war. Symmetrisch angeordnet befanden sich in dem großen Gebilde zwei von je einem Dolch durchbohrte Eier. Die Waffen waren so weit versenkt, dass sie nur an ihren Griffen erkennbar waren. Es wirkte unheimlich, Angst einflössend und so verkehrt.

„Es ist soweit. Ich habe das Ritual vorbereitet. Tretet in den Kreis – jeder zu einem der markierten Punkte“, dabei zeigte sie mit dem Dolch in ihrer Hand auf die Eier, „umfasst die Griffe und zieht sie dann auf meinem Befehl hin heraus.“ Als sie nicht sofort handelten, schnaufte sie wütend und rammte ihre Waffe kurz in den Thron, der erzitterte. „Jetzt, oder die Abmachung ist dahin“, setzte sie mit einem Donnern in der Stimme nach und breitete ihre Flügel gefährlich flatternd aus.

Caym bewegte sich wie von selbst auf den Kreis zu. Es war besser das hier schnell hinter sich zu bringen, als lange zu warten. Rasch schaute er noch zu Astaroth, der die Satanin mit Wut und nichts sonst bedachte.

„Ich will keine Widerrede hören, ich will nichts hören von euch bis das Ritual vorbei ist, sonst werde ich euch ächten, töten, quälen…“, drohte sie, was nach einem Knurren von Astaroth zu urteilen wohl den gewünschten Effekt zeigte. Sein Dämon stieg mit deutlich in seinem Gesicht erkennbaren Unwillen über die Messer und platzierte sich vor dem anderen Ei.

Jetzt schaute Caym sich die merkwürdigen weißen „Markierungen“ genauer an. Das runde Ding schien zu pochen, bewegte sich auf und ab, während das Messer immer wieder hoch und hinunter wanderte. Der Griff lud mit seiner blutroten Farbe und den dornenartigen grünen Mustern auch nicht gerade dazu ein, ihn anzufassen. Schwer atmend und mit einem Gefühl, als ob ihm Luft fehlte, schaute er auf und starrte die Satanin ungläubig an. Er hoffte noch immer, verschont zu bleiben von dem hier.

„JETZT!“, donnerte ihre Stimme durch die ganze Halle und ließ ihn in halber Panik zurückspringen. Keine Wahl - es weiter hinauszuzögern machte es nicht besser. Er atmete tief ein, schloss kurz seine Augen und ergriff den Dolch schnell, wartete gespannt und ängstlich auf das was kommen würde. Doch nichts passierte. Erleichtert seufzte er und öffnete die Augen, wollte den angehaltenen Atem hinaus lassen, als er plötzlich zuckte. Die Schmerzen, die sich durch seinen Körper jagten, schienen wie aus dem Nichts zu kommen. Viel zu schnell wanderten sie seine Hanfläche entlang, wanderten weiter und ließen ihn panisch nach unten blicken. Es war, als ob tausende Nadeln gleichzeitig auf seine empfindliche Haut einstachen, tausend Nerven gleichzeitig quälten. Ranken erschienen, wickelten sich in Windeseile um seine Hand, nur um im nächsten Moment Dornen in die empfindlichsten Stellen zu bohren und dort hängen zu bleiben. Alles brannte höllisch, jede Stelle an der die grüne Monstrosität ihn berührte, trieb ihm fast die Tränen in die Augen.

Erschreckt wollte er loslassen, ohne es zu können, versuchte an den Ranken zu ziehen, die sich bei jedem Versuch nur noch enger um ihn wickelten, sich tiefer und tiefer bohrten. Das Messer klebte förmlich an seiner Hand, bewegte sich keinen Millimeter, während die grüne Pest sich immer schneller um seine Gliedmaßen wickelte und dann anfing sich noch tiefer in seiner Haut zu vergraben und sich dort langsam zu bewegen. Es juckte und pochte als ob sich etwas seinen Weg mit Säure bahnte, brannte höllisch. Mit weit aufgerissenen Augen und einem stummen Schrei auf den Lippen versuchte er mit den noch wenigen freien Fingern die Schmerzen zu vertreiben, seine Hand zu erreichen, nur um jetzt endgültig alle Bewegungsfreiheit einzubüßen: Als das Messer das Ei verließ schossen mit einem lauten Knall unzählige Ranken hoch, giftgrün wie die Dornen. Wie die Pest, die sie waren, wanden sie sich um seinen ganzen Körper, ließen keinen einzigen Teil außer seinem Gesicht, keinen anderen Zentimeter Haut unbedeckt. Jede Möglichkeit sich zu wehren wurde ihm genommen, während diese Quälgeister sich riesigen Mücken gleich in seine Haut wühlten, zustachen und ihn zittern ließen. Schmerzen durchzuckten jede Stelle, pflanzten sich fort und vermehrten sich in rasender Geschwindigkeit, gleicht den Ranken, die immer mehr wurden. Jedes Mal, wenn er schrie, hallte nichts in seinen Ohren wieder, während er sich fast übergab vor Anstrengung. Unter seiner Haut pochten die Ranken wie etwas Lebendiges, suchten sich ihren Weg weiter durch sein Innerstes und trieben ihm unzählige Tränen in die Augen. Wie ein Irrer versuchte er wieder zu schreien, öffnete seinen Mund ständig, während sich jeder Ton verweigerte. Die Luft flimmerte jetzt auch noch wie von Feuer erhitzt vor seinen Augen und versperrte ihm so jede Sicht auf Astaroth - seinen Dämon, den er sehen wollte. Eine Qual, nichts als eine Qual. Es war alles nur noch ein Brennen, Schmerzen überall.

Mit aller Kraft versuchte er sich aus der festen Umklammerung zu winden, sich zu befreien, auch wenn jede Bewegung die Wunden nur noch mehr brennen ließ und Fleischstücke davon riss. Alles besser als weiter dieser Agonie ausgesetzt zu sein, weiter zu leiden. Er wollte nur dem Pochen unter seiner Haut und dem Gefühl entfliehen, das ihn mit jeder Sekunde mehr in den Wahnsinn trieb. Doch die grausamen Ranken drückten nur immer stärker zu, bohrten sich weiter in seine empfindliche Oberfläche und verwandelten jeden Zentimeter seines Körpers in einen einzigen lodernden Herd - ziehend, reißend. Wieder durchzuckte ein Gefühl wie tausend stechende Nadeln ihn, drang langsam in seine Muskeln ein und erfasste sein Herz, so dass er seine Augen vor Schreck aufriss. Er fühlte sich, als ob er sterben müsste, fühlte eine unbekannte Panik in ihm aufsteigen, bemerkte wie er immer kurz vor der Ohnmacht war. Aber nur beinahe. Gefangen in dieser Hölle, dieser echten Hölle wurde er gehalten in einem Zustand, den er nie für möglich gehalten hatte. Er schrie und schrie wieder und wieder, fühlte wie die Tränen heiß und kalt seine Wangen hinab liefen, selbst diese kleine Berührung seine Haut dazu brachte sich wie lebendiges Feuer anzufühlen, und sein Magen dabei rebellierte, sich drehte und er immer wieder würgen musste. Mit Mühe behielt er noch den Inhalt bei sich, schluckte das hinunter, was sich nach oben gekämpft hatte, was sich mit dem Geschmack von Eisen mischte. Blut? Es war grausam, ekelhaft und sein einziger Gedanke war nur noch, dass es aufhörte. Selbst wenn er dafür betteln musste, war es ihm recht. Es sollte nur aufhören. Seine Augen drehten sich nach oben, sein Hals glich einem Knoten und brannte wie Feuer, brannte, als hätte man ihm Säure zu trinken gegeben.

„Du hast Glück – das Nar-Gach erleichtert das Ritual ungemein. Es bindet dich schon an Astaroth, hat dein Leben mit dem seinen verknüpft, ohne das er es gewusst hat. Die Schmerzen halten sich so in Grenzen.“ Die verzerrte Stimme der Satanin klang wie purer Hohn in seinen Ohren. Wieder zuckte er zusammen, gequält bis zum Äußersten und jeder Erleichterung beraubt. Er wollte um Gnade flehen, darum, dass das Pochen endlich aufhörte, doch er hatte keine Möglichkeit dazu. Kein einziger Ton kam über seine Lippen, obwohl er sie so oft öffnete und seine Pein mit der letzten Kraft, die ihm blieb, hinaus schrie. Langsam mussten die Tränen schon auf den Boden fallen, sein ganzer Kopf kurz davor zu platzen, während er sich anfühlte, als ob er zwischen Hammer und Amboss gefangen war. Er wollte Astaroth sehen, wollte ihn sehen, bevor er nicht mehr konnte und ihn die Schmerzen umbrachten, er sicher starb. Sicher kam der Tod bald. Doch die Luft flimmerte weiterhin, während er seine Augen nur noch mit Mühe offen halten konnte. Von der Anstrengung zitterte er, wand sich immer wieder, während sich rot langsam in sein Blickfeld schlich und immer mehr davon einnahm. Verzweifelt versuchte er den Kopf zu schütteln, wenigstens seine Sicht zu behalten, was die Ranken zu verhindern wussten. Sie bohrten sich unerbittlich in seinen Hals, in seinen Mund und stacheln wie unmengen an Nadeln gleichzeitig auf ihn ein, während sein Blickfeld purem Rot wich, das alles beherrschte und das einzig existierende neben dem unerträglichen Schmerz wurde. Innerlich schrie er verzweifelt auf, wollte nur noch, dass es endlich endete. Sein Herz begann sich zu verkrampfen, fühlte sich an, als ob es durchbohrt und zusammengedrückt wurde, sein Brustkorb gleichzeitig von einem uendlichen Gewicht belastet war. Sein Atem wurde schwächer, jedes Quäntchen Luft musste er mit größter Mühe einsaugen und die Angst mit jedem Moment nur noch stärker. Sein Tod war ihm sicher und schon so nah. Tränen rannen ohne Unterlass seine sinnlos gewordenen Augen hinab.

Nur noch ein letztes Mal wollte er Astaroth sehen, seine Berührungen spüren. In letzter Verzweiflung versuchte er noch seine Hand auszustrecken…
 

Astaroth starrte fassungslos auf seinen Kleinen, der sich vor Schmerzen wand und den von Ranken halb durchbohrten Mund in einem stummen Schrei geöffnet hatte. Es war unglaublich, der Anblick eine einzige Qual für ihn, die seine Wut durch seinen ganzen Körper pumpte, seine Augen bluten ließ. Seine Flügel schossen mit voller Wucht aus der Haut, brachen sie ohne jedes Geräusch und flatterten wild hin und her, bevor die Ranken sich um sie schlangen, sich in sie bohrten und festhielten wie alles andere auch. Schmerzen sollten sie ihm bereiten, doch nichts war mit dem vergleichbar was sich vor seinen Augen abspielte, was ihn bis ins tiefste Mark erschütterte und seinen ganzen Körper stärker vor Wut und Tatendrang pulsieren ließ, als jedes andere Ereignis es je gekonnt hatte. Alles worauf sein weniger Verstand jetzt noch gerichtet war, was ihn zusammenhielt, war sein Mensch, sein Caym. Das Rot, gedacht als Erlösung, half ihm diesmal nicht. Wild schlug er um sich, nahm dabei Verletzungen ohne mit der Wimper zu zucken in Kauf, ohne sich jedoch befreien zu können. Seine Wutschreie verhallten ungehört in der Luft, in diesem widerlichen Ritual, für das der Satan büßen musste und würde. Seinen Menschen durfte niemand quälen, niemand ihm etwas antun, niemand ihn berühren. Er fletschte seine Zähne in Wut, stellte sich vor, wie er den Satan in der Luft zerreißen würde. Doch etwas war im Moment wichtiger, nahm seinen ganzen Verstand, seine ganze Wut sofort wieder für sich in Anspruch. Bedeutender als alles andere war, seinen Kleinen in die Arme zu schließen, die Ranken von ihm zu reißen und ihn von den Schmerzen zu befreien und sicher zu gehen, dass er lebte. Mit Wucht riss er an den Ranken, die kurz nachgaben, nur um sich dann wieder mit voller Kraft um seinen Körper zu winden, noch stärker zuzudrücken und sich tiefer in ihn zu bohren.

Sein Blick streifte kurz die beiden Kreise, die sich um ihn und Caym ausgebreitet hatten – rot der seine, grün der seines Menschen, verbunden durch Ranken, die auf dem Boden liegend und pochend einen Spalt bildeten. Langsam fingen die Farben an ineinanderzulaufen, während sein Kleiner anfing wild zu zucken. Er musste zu ihm. Jetzt. Nichts würde ihn aufhalten.

Er schrie auf, biss mit seinen Zähnen in die widerlichen Ketten und fühlte das Feuer, das sich auf seinem Mund ausbreitete, ihn verbrannte wie Säure und tiefer bohrte. Es war egal, alles war egal. Sein Kleiner atmete mit jeder Sekunde hektischer, zuckte immer wieder zusammen und würgte, bis er sich übergab. Die wunderschönen Augen waren aller Farbe beraubt, nur noch Rot in Rot, während Tränen aus Blut die Wangen hinab rannen. Er musste zu ihm. Schmerzen waren ohne Bedeutung, existieren nicht. Er biss kräftiger zu, riss mit seinem Mund wieder und wieder an den Ranken, deren Inhalt sich einen Weg in seiner Kehle ätzte.

Doch seine Bemühungen waren vergeblich. Für jede zerstörte Kette schossen zwei neue aus dem Grund, stachen in seine Haut und fingen an ihn zu lähmen. Immer schwieriger wurde es, Gegenwehr zu leisten, immer anstrengender all seine Kraft aufzubringen. Aber so würde er sicher nicht untergehen. Er knurrte und wollte alles was er hatte auf einmal aufbieten, selbst wenn es ihn zu viel kostete – nur um von einem lauten, ohrenbetäubenden Knall gestoppt zu werden.

Bar jeder Stütze fiel er geschwächt und ohne Halt auf die Knie, auf den violetten Boden, der sich unter ihm ausbreitete. Alle Ranken schwebten kurz in der Luft nachdem sie sich von seiner Haut gelöst hatten und dabei Stücke von Fleisch mitgezogen hatten. Blut quoll aus unzähligen Stellen, die schneller als sonst zu heilen anfingen, seinen Schmerz aber nicht zu vermindern vermochte. Mit einem lauten hohen Klingen platzten die Ketten und verstreuten ihre Farbe auf dem Boden, während der Dolch aus seiner Hand glitt und aufprallte. Nur kurz starrte er darauf, überlegte nicht lange, sondern richtete sich auf und raste mit pochenden Herzen zu seinem Kleinen, der wie tot in Reichweite lag und das Messer noch mit der steifen Hand umfasst hielt. Er sah viel zu blass aus, viel zu blass, beinahe tot.

Der Schrei, der sich ihm bei diesem Anblick seiner Kehle entrang, dröhnte durch den ganzen Saal, hallte wider und wieder und war doch nicht genug, um seine ganze Verzweiflung auch nur ansatzweise auszudrücken. Sein Kleiner blutete aus dutzenden Wunden, die Augen rot und starr, der Körper kalt und tot. Wieder und wieder hallte sein Schrei durch die Halle, ließ die Wände erzittern und sollte von der ganzen Welt gehört werden. Das konnte nicht passieren, konnte nicht sein. Sobald er da war, dort wo er hingehörte, schlang er seine Arme um den kleinen Oberkörper, drückte Caym an sich, schüttelte ihn mit voller Verzweiflung, bohrte seine Krallen in die Haut, nur um irgendeine Reaktion zu erhalten. Doch es kam nichts. Das Blut quoll langsam aus den Wunden, der Körper weiterhin kalt und starr. Panisch krallte er seine Finger in den nassen, matten Haaren fest, strich durch sie mit einem Gefühl, als ob seine ganze Welt zerbrach. Nicht so, niemals so. Er beugte sich vor, roch an seinem Kleinen, ohne den Geruch wahrzunehmen. Nicht so, niemals so. So konnte er ihn nicht verlieren, niemals. Sein ganzer Körper verkrampfte sich, seine Finger juckten und alles zerbrach mit einem Mal.

Die Welt sollte dafür büßen, sollte untergehen, dafür, dass sie ihm das Wichtigste genommen hatte. Blut, er wollte alles nur noch in Rot getaucht sehen. Für jeden Tropfen sollten Gallonen fließen, Meere entstehen. Langsam fing sein Verstand an zu weichen, der Wut Platz zu machen die mit jedem fehlendem Herzschlag seines Kleinen jetzt alles war, was noch zählte. Verzweifelt strich er über das Gesicht, den Mund, der trocken von der Qual war, trocken von dem Mangel an Leben.

„Nein…Nein…“, flüsterte der letzte Rest seines Ichs, seines Verstandes noch, gab seinen letzten Gedanken noch eine Stimme, bevor sie endgültig verlöschen würden. „Ich brauche dich, ich liebe dich mein Kleiner…“ Der letzte Funke wehrte sich standhaft dagegen zu verlöschen, die Hoffnung aufzugeben, doch sein Kleiner war noch immer so kalt, so unglaublich kalt. Astaroth warf seinen Kopf in den Nacken, schrie seine ganze Verzweiflung heraus und knurrte dann nur noch laut, seine Zunge unfähig Sinnvolles hervorzubringen. Es war zu spät, alles verloren.

Sein Blick blieb auf Satan hängen, dem Verursacher des Ganzen. Sie würde als erste leiden, sich vor Schmerzen winden bis ans Ende ihrer Tage. Langsam richtete er sich auf, knackte mit den Fingern und knurrte wütend, während sich eine Hand standhaft weigerte seinen Caym los zu lassen, der letzte Rest darauf beharrte nicht aufzugeben und weiter um das zu kämpfen, was er brauchte, was er liebte...

Wie der Dämon so spielt... - Teil 2

Gerade als seine Finger den Widerstand aufgeben wollten, der letzte Funke endgültig verlosch, flammte er erneut auf, stärker als je zuvor. Er fühlte, wie sein Hemd schwach nach unten gezogen wurde und sein Blick darauf voller Verzweiflung und Hoffnung in die Richtung seines Kleinen schoss.

„D…D…Du…“, brachte ihn die leise Stimme zum Stoppen, seinen Atem zum Stocken. Alles um ihn herum verschwamm in Unwichtigkeit. Voll von Hoffnung hielt er seinen Atem an und fühlte seine Herzen laut pochen, alle Rachegelüste für den Moment vergessen. Mit einem Krachen kamen seine Knie auf dem Boden auf, zu Fall gebracht von seinem Verstand. Er starrte auf seinen Kleinen, fühlte, wie alle Wut mit einem Schlag wich und verpuffte und seine Augen sich genauso schnell wieder goldgelb färbten. Zeitgleich floss das Blut aus Caym Augen, gab den Blick auf das so unersetzbare Grün wieder frei, während die rote Flüssigkeit Tränen gleich über die weichen Wangen rann. Jetzt blinzelte sein Kleiner kurz.

Warm, er war warm und lebte.

„I…Ich…verla…lasse…sicher…nicht“, erklärte ihm sein Mensch so unglaublich langsam mit einer heiseren Stimme, deren Klang in seinen Ohren widerhallte. Sein Kleiner verkrallte sich trotz aller Wunden weiter in seinem Hemd. „Und…Und…du…nicht so…laut“

Bei dieser Aussage musste er lachen, befreit von allen Sorgen und zufrieden. Er strich mit seinen Fingern über das Blut, wischte es von den Wangen und genoss die Wärme, die jetzt wieder da war und die von dem Leben kündete, das niemals verlöschen durfte. Das einzige was im Moment zählte war sein Kleiner, das einzige was für ihn existierte, war sein Kleiner.

„Ich…dich…auch…“, flüsterte sein Geliebter ihm zu und bewegte sich wieder mehr. Ob er das meinte, was Astaroth verstand? Es war egal. Mit einem Lächeln drückte er ihn an sich, drückte den Kopf auf seine Brust und starrte die Wunden an, die er überall sehen konnte. Über den Öffnungen, mit denen der ganze Körper übersät war, spann sich silbernes Gespinst, das alle Blutungen stoppte und alles verschloss. Es war unglaublich, wie sich mit jedem Blinzeln mehr die Wunden schlossen – in der gleichen Geschwindigkeit wie seine. Langsam legten sich die zitternden Arme um seinen Hals und brachten unendliche Zufriedenheit mit sich.

Er war abhängig von seinem Kleinen, konnte nicht mehr ohne ihn, und jetzt hatte er ihn wieder, noch immer und für ewig. Sein Blick verhärtete sich und suchte den Satan, der mit einem Lächeln da stand. Sie hatte kein Recht dazu, Schuld an allem, was hier vorgegangen war. Seine Wut bahnte sich in rasender Geschwindigkeit ihren Weg nach vorne und rang ihm ein Knurren ab.

„Ihr, nein DU!“, schrie er, während er seinen Kleinen noch in den Armen hielt und sich weigerte ihn los zu lassen, ihn nur noch fester an sich drückte. „Du wirst dafür büßen, wirst dafür in deinem eigenen Blut baden - für das was du ihm angetan hast. Du wirst…“, drohte er und ignorierte die Konsequenzen. Die Wut auf sie wurde immer stärker, wuchs ständig an und verlangte, dass er seine Krallen in ihre Haut bohrte, sie aufriss und zerfetzte, sie mehr als nur leiden ließ. Sein Kleiner ließ los und blieb zitternd vor ihm sitzen, zog an seinem Hemd.

„RUHE!“, schrie sie, worauf mit Wucht Ranken aus dem Boden schossen, seine Arme und Beine umschlangen und ihn niederzudrücken versuchten. Sie ketteten ihn an den Boden und verhinderten jede Bewegung – schon wieder. Er knurrte und fletschte die Zähne. Die Luft weigerte sich, seinen Groll weiterzutragen, als er den Mund öffnete und all seinen Emotionen freien Lauf ließ. Diese vermaledeite eingebildete Dämonin. „Ich hatte gesagt, dass er am Ende des Rituals unversehrt sein würde und ich habe das ‚Meer der Schmerzen‘ nicht verheimlicht. Er wird am Ende unversehrt sein. Sieh hin! Seine Wunden heilen schon jetzt schnell. Er ist jetzt ein Teil von dir, seine Sterblichkeit an deine gebunden. Wenn du untergehst, wird er mit dir gehen…zwei und doch vereint“, sie kam mit jedem Schritt näher, während sie mit Begeisterung ihre Arme im Takt mit ihrer Stimme schwang, jede Anspannung gewichen und sich scheinbar der Gefahr nicht bewusst, die ihr drohte, „Ihr werdet eingehen in die Geschichte, selbst wenn ihr untergeht. Sieh dir den Kreis an: Es ist das Violett der Herrscher geworden, umrahmt von dem gelben Rand der Eifersucht. Du solltest mir dankbar sein für diese Chance und dafür, dass ich über all deine Verfehlungen hinweggesehen habe. So wird Forcas sicher nicht siegen und meine Position…“ Sie war wie ausgewechselt, wirkte eigenartig befreit und schürte so nur noch seine Wut. Er sollte dankbar sein für das alles, für die Qualen und dafür, dass sie seinen Kleinen so hatte leiden lassen? In ihm brodelte der Zorn, seine Augen sahen schon den roten Rand, der sich immer weiter ausbreitete. Die Wachen, die jetzt hinter ihr standen, Sitri, der neben ihr eine Lanze hielt, würden ihn nicht davon abhalten ihr die Kehle herauszureißen. Ein Knurren und er stand auf, wollte losstürmen – bis die Ranken ihn wieder brutal zu Boden rissen. Schnell kratzte er sie auf, zerriß sie, doch sie kamen wieder und wickelten sich nur noch stärker um seinen Arm. Es war zum Verzweifeln aussichtslos, doch nichts würde ihn aufhalten.

„Wenn du mich jetzt angreifst wirst du sterben und mit dir dein Mensch. Du bist jetzt nicht mehr nur für dich verantwortlich, sondern auch für deinen Menschen. Meine Geduld hat jetzt ein Ende. Noch eine Unhöflichkeit, und du wirst dafür mit Blut und Knochen bezahlen“, erklärte sie mit einem scharfen Blick und wandte sich Sitri zu: „Du weißt was zu tun ist, sollte er sich noch einmal widersetzen“

Astaroth knurrte nur, unbeeindruckt von ihrer Drohung, während er innerlich noch immer kochte. Sein ganzer Körper zitterte vor Wut darüber, dass er gefangen war, unfähig sich auf seine Beute zu stürzen, bis sich Hände um seinen Hals legten und seinen Kopf mit aller Gewalt zu Caym drehten.

„Verdammt…ich bin hier der Impulsive und du der Vernünftige“, erklärte ihm sein Kleiner voller Emotion, zog dabei kräftig an seinen Haaren und ließ dann los, um mit einer Faust gegen seine Brust zu schlagen. „Du Idiot. Mir geht es wieder…irgendwie…so halbwegs…meine Wunden sind schon geschlossen…“ Bar jeder Furcht schien sein Kleiner diese Wörter jetzt zu äußern, streckte die Arme aus und starrte darauf, deutete dorthin, wo jetzt nur noch silberne Fäden erkennbar waren, die sich über die Haut ausbreiteten. „Das…“

„Hör auf deinen Menschen. Ich habe das alles nicht ohne Grund getan – du bist ja offensichtlich abhängig von ihm, hast dich für ihn entschieden. Deine Schwäche gefährdet mich, gefährdet das Chaos, das du bedeutest. Jetzt wird Forcas kein leichtes Spiel mehr haben dich zu übertrumpfen und die ‚Weisen‘ zu überzeugen…aber was rede ich. Alles was zählt ist, dass es vollbracht ist und dein Mensch nicht nach sechzig Jahren sterben wird, sondern von Natur aus erst dann, wenn du niedergestreckt wirst. Sei mir dankbar dafür, denn eine andere Möglichkeit gibt es für das nicht“, klang es halb wie Hohn, halb wie Ehrlichkeit in seinen Ohren. Die Hände auf seiner Brust fummelten an seinem Hemd herum, zogen immer wieder an seinen Haaren.

„Was woll..“, wollte er fragen, bevor er von einem höhnischen Lachen unterbrochen wurde. Seine Augen rasten zu der Stelle, an der die viel zu bekannte, gräßliche Stimme ihren Ursprung nahm. Forcas mit Ariel der Verräterin und seinen Männern standen dort triumphierend. Er balle seine Hände zu Fäusten und knurrte laut, sein ganzer Zorn wechselte das Ziel schlagartig. Auf der anderen Seite kamen gerade Belial, Navi, Ruhn und Usol angerast, die ob der fehlenden Bewaffnung in dieser Situation gut hörbar mit den Zähnen knirschten. Askavi rannte hinter ihnen her, knurrte und fletschte die Zähne, während Navi immer wieder versuchte den Wolf zurückzuhalten, ohne ihm zu nahe zu kommen.

„Hahahaha. Wirklich ein mehr als lustiger Anblick. Astaroth, der schwache Menschendiener in einem Beschwörungkreis der Farben der Herrscher und bei ihm natürlich sein Herr, der Mensch. Und der ach so beeindruckende Satan ein Hilfesteller, um Astaroth nur noch schwächer zu machen – alles um die Position zu behalten, die ein Higure nie hätte bekommen dürften. Jeder weiß es, jeder sieht…“, versprühte Forcas sein Gift, während die Ranken sich von Astaroth mit einem Ruck lösten und ihm die Freiheit wiedergaben.

„Du eingebildeter Idiot“, klang der Satan jetzt beinahe wie sein Kleiner, „wirst niemals meine Position bekommen. Dir fehlt alles dafür und ich werde dir alles nehmen und dich leiden lassen, wie es dir gebührt für deinen Verrat.“ Der Zorn war deutlich erkennbar, die Augen glühten beinahe rot und sie bohrte ihr Messer in ihre Handfläche, um sich noch zu beherrschen. Er wusste, was in ihr vorging. „Wachen! Nehmt ihn gefangen und all seine Diener. Ich will dass er leidet, bis er nur noch ein winselndes Etwas ist.“ Ihr Befehl duldete keinen Widerspruch, doch die Wachen zögerten. „Worauf wartet ihr?“, schrie sie jetzt wütend und die Veränderungen wurden immer deutlicher, ihr Gesicht veränderte sich zunehmend.

Forcas lächelte siegessicher, schritt wie ein Herrscher durch den Gang, ein Schwert in der Hand. Ihm folgte ein Heer von Soldaten in Satans Farben gekleidet, die dem Satan treu sein sollten, doch auf seiner Seite standen. Astaroth riss die Augen auf und deutete schnell mit seinem Kopf in Richtung Caym, den er zu seinen Getreuen stieß, bevor er seine Hände kampfbereit hob.

„So wirst du dein Ende finden Astaroth, so wie es dir gebührt: Sang- und Klanglos untergehen, während ich zum Herrscher über alle aufsteige und der Satan werde.“, prahlte Forcas und schwang dabei sein Schwert hin und her.

„WAS? Greift ihn sofort an, SOFORT! Ich befehle es…GREIFT AN, GREIFT AAAAAAAN!“, befahl der Satan, schrie aus vollem Hals. Sie forderte ihre Soldaten auf, die nur weiter unentschlossen warteten und auf die Überzahl an Unterstützern von Forcas starrten. Der Satan redete weiter, fluchte und schrie, doch alle ignorieren sie, der hundegesichtige ekelhafte Verräter ganz besonders.

„ Endlich, nach all den Jahrhunderten, in denen ich daran gehindert wurde, dich zu töten wegen des Beschlusses des scheidenden Satans, ist es soweit. Eine Rache sollte es sein, eine Rache wurde es für mich wirklich. Endlich…Die ‚Weisen‘ sind wahrlich weise mich auszuwählen.“ Forcas triumphierte schon mit jeder Bewegung, schwang sein Schwert auffordernd hin und her, provozierte seinen eigenen Untergang, bevor er noch nachsetzte: „Und deinen Menschen werde ich vorher vor deinen Augen schänden, foltern, abschlachten, nur damit du in Panik und Verzweiflung aufheulst, wenn du dabei schon dem Tod nah zusehen musst. Es wird mir eine besondere Freude sein. Und jetzt komm her mit deinen stumpfen Krallen und lass dich von mir besiegen“ Astaroth kochte vor Wut, fühlte, wie seine Flügel mit voller Gewalt durch seine Haut brachen, seine Krallen länger wurden. Mit einem Satz sprang er nach vorne, stürmte vor, um seinem Erzfeind endlich die Kehle zu entreißen und ihn zum Verstummen zu bringen. In seinen Ohren war nur noch das Pochen seiner Herzen zu hören.

Ein Schritt nach dem anderen hechtete er auf seinen Feind zu, schwang die Krallen in der Luft um seinen Gegner zu verwirren und im richtigen Moment zuzuschlagen und stieß einen lauten Kampfschrei aus. Nur noch ein kleines Stück. Forcas war schon zum Greifen nah, als ein gellendes „HALT!“, die aufgeregten Rufe von allen Seiten übertönte. „Halt, oder ich töte deinen Menschen!“ Die Stimme ließ seine Wut nur noch stärker aufflammen, die Stimme der Verräterin, die alles ins Chaos gestürzt hatte. Er kannte sie viel zu gut, dieses selbstsichere Gehabe dieser schwachen, widerwärtigen Dämonin. Schnell rasten seine Augen nach hinten, sahen Ariel, die den Rücken halb zu ihm gewendet hatte und blieb erstarrt stehen, der Blick auf seinen Kleinen fixiert, auf dessen Kehle ein Messer ruhte, mitgeschleppt von diesem widerwärtigen Ding. Von allein löste sich ein Schrei voller Hass und Wut, bohrten sich seine Krallen jetzt in seine Handflächen, unnütz und hilflos. Von Cayms Kehle rann langsam Blut den Hals hinunter, tropfte auf die Kleidung mit jedem Atemzug, der das Messer immer wieder zu tief in die Haut bohrte und steigerte mit jedem Tropfen seine Wut. Zornig zitterte Astaroth, beherrschte sich nur mit Mühe, als seine Augen von seinen hilflosen Dienern hin zu Forcas und wieder zurück zu seinem Kleinen rasten. Seine unnützen Untergebenen gingen mit geballten Fäusten oder ausgestreckten Krallen langsam der Verräterin nach, während sie sich immer wieder hin und her drehte.

„Haltet dieses Vieh zurück“, befahl sie, als Askavi mit einem Knurren auf sie zuspringen wollte und setzte die Klinge auf die Seite, an der die Aterien pochten. „Wenn sich jemand nähert, dann töte ich dieses Nichts, diesen Abschaum in wenigen Sekunden. Nur wegen diesem Menschen…Nomas, meinen Bruder hat er auf dem Gewissen und mich hast du abgelehnt, wegen so etwas widerwärtigem niedrigem. Ich werde ihn langsam töten und dann…“, begann sie, schaute Astaroth an und schwieg kurz unentschlossen.

„Das ist meine Geliebte! Ich suche mir starke Partner aus im Gegensatz zu Astaroth, der vor einem Menschen niederkniet“, triefte Forcas Stimme vor Hohn und voller stolz, während er einen Schritt näher kam und seinen Männern bedeutete Ariel zu helfen. „Seht ihr! Ich habe euch doch gesagt, dass er widerwärtig ist und jetzt seht ihr es mit eigenen Augen. Schwach, so wie der Satan, der ihn unterstützt und so dumm ist. Ich habe euch gesagt, dass ich der nächste Satan werde – Klug, intelligent und stark, das bin nur ICH, nicht diese Higure, die geköpft und mit aufgespießten Herzen vor dem Palast sein sollte und sein wird!“

„DU! Ich habe immer Recht.“ Dieses eine Mal schien der ganze Saal den Satan zu hören im Gegensatz zu all den anderen Gelegenheiten. Ihr Gesicht war zu einer Fratze verzerrt, zu dem geworden, was ein vollblütiger Higure in seiner Wut immer war. „Greift an, Greift an, GREIFT AN!“, schrie sie immer drängender, immer unbeherrschter und schlug dem ihr am nächsten stehenden Soldaten mit ihren Krallen den Kehlkopf aus dem Hals, schleuderte die blutige Masse auf den Boden, während der Getroffene stumm nach hinten fiel, die Hände auf den Hals gedrückt. Ein Zittern ging um im ganzen Saal. Nur noch ein Tropfen fehlte bis der Kampf begann, alles außer Kontrolle geriet. Doch niemand traute sich etwas zu tun.

Astaroth knurrte, atmete angestrengt, um sich noch irgendwie zu beherrschen. Sein Blut kochte, sein Kopf verlangte nach Rot, nach Vergeltung für all das. Niemand durfte seinem Menschen etwas antun. Unentschlossen schaute er noch einmal auf seinen Caym, dem der Ärger und all die Emotionen deutlich anzusehen waren. Sein Caym. Das Blut tropfte langsam den Hals hinunter, brachte seine Finger dazu zu zittern. Doch dann fanden die grünen Augen die seinen, bewegte sich der Kopf in einem unmerklichen Nicken, während sich die Hände auf den Arm zubewegten, der seinen Kleinen festhielt. Wie eine Botschaft blitzte ein Messer jetzt auf dem Oberschenkel seines Menschen auf. Das war der richtige Zeitpunkt. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als er sich umdrehte und beinahe lautlos auf seinen Feind zustürmte. Jetzt…
 

„ARIEL!“, hallte der Ruf von Forcas durch den ganzen Raum. Seine Hände bewegten sich viel zu langsam, so schwer und widerspenstig, sein Herz pochte vor Aufregung immer lauter und ließ die wilden Schreie in seinen Ohren leise klingen. Alles brach schneller in Chaos aus, als er ihm folgen konnte. Beine bewegten sich, Schwerter wurden in die Luft gehoben – bereit zum Angriff und nur noch auf das letzte Wort wartend.

„ANGRIFF!“Die Stimmen mischten sich, rasten durch den Raum und hallten wieder. Es war nicht mehr erkennbar, wer aller rief, doch es wirkte. Alle Anwesenden setzten sich in Bewegungen, der ganze Saal verwandelte sich in aufeinander zustürmende Wellen. Mordlust in den Augen fauchten sie sich an, knurrten und fluchten, während die Schwerter hoch gehoben nach vorne geschlagen wurden. Forcas und Astaroth waren in ihrer eigenen Welt, rasten mit blinder Fokusierung aufeinander zu. Astaroth schwang seine Krallen und schwebte zeitweise beinahe in der Luft, die Satanin stürzte sich mit einem markerschütterten Schrei auf ihre Feinde. Jeder, den er kannte rannte mit vollem Tempo auf den Kampf zu.

„Was? Halt…“, kam es verwirrt von Ariel, die kurz den Griff lockerte, das Messer in ihrer Torheit, ein wenig von seinem Hals löste.

„Drei mal“ flüsterte er nur für diese dumme Dämonin hörbar, „Drei Mal. Und ich bin NICHT schwach!“ Mit voller Wucht schmetterte er die letzten Worte in dem Augenblick heraus, als seine Finger den Arm fanden, der ihn hielt. Seine Finger krallten sich an dem Arm fest, sein Leben davon abhängig, kratzten daran. In der Verwirrung seiner Entführerin hatte er seine Möglichkeit, drückte den Arm mit voller Wucht hinunter, ließ seinen Oberkörper dabei nach vorne rasen, um sich so zu befreien. Das Messer kratzte nur noch kurz über seinen Hals, bevor es von dort weg war, auf seinem Bauch zum Liegen kam und dort verharrte. Seine Hand hielt es auf seinen Körper gepresst, der andere Arm wollte ausholen und fand überrascht etwas Hartes, um das sich die Finger sofort schlossen. Ein Messer hoffentlich. Er zog es heraus, holte aus und stach mit einem Schrei und Tränen in den Augen nach hinten. Die Klinge fand ihr Ziel, bohrte sich mühelos in das weiche Fleisch. Er war nicht schwach, niemals schwach gewesen. Langsam drehte er das Messer voller Wut, stieß stärker zu und hörte das Stöhnen hinter sich, bis seine Hand zu kribbeln anfing. Es war ein merkwürdig bekanntes Gefühl, das ihn durchzuckte und seine Finger wie von selbst öffnete. Voller Schreck ließ er die Waffe so schnell wie möglich los, stieß den Arm auf seiner Brust weg in purer Panik, beseelt von dem Trieb zu fliehen. Ohne Mühe rutschte er unter dem Arm hinaus, befreite sich und rannte schwer atmend davon, während er versuchte den Kämpfenden auszuweichen. Er wollte nicht genau hinsehen in der Angst etwas zu entdecken was er nicht wollte. Trotzdem hörte er um sich herum die Schwerter aufeinander prallen, sah Blutspritzer und wich immer wieder Teilen aus, die er nicht näher identifzieren konnte.

„AHHHHH!“, verfolgte ihn der Schmerzensschrei seines Opfers, der allen Kampflärm übertönte. Voller Qual war die Stimme, hallte immer wieder von den Wänden wieder. Um ihn herum, vor ihm und hinter ihm kämpften Dämonen miteinander, knurrten, ließen Schwerter aufeinenander prallen, bohrten Krallen ineinander und zerrissen sich gegenseitig. Kurz schaute er zwei Kämpfende an, von denen einer nur noch ein halbes Gesicht hatte und trotzdem weiter mit seiner Waffe versuchte den anderen zu treffen, auswich und dann mit letzter Mühe seinen Gegener köpfte, bevor er selbter umfiel. Blut spritzte überall bei jedem neuen Angriff auf den Boden, während hier und dort Gliedmaßen zuckten, Dämonen stöhnten und Sachen aus dem Innersten vor seinen Füßen landeten. Immer wieder musste er ausweichen, sah viel zu oft zitternde Halbtote sich am Boden winden, die verzweifelt den letzten Kampf verloren und teilweise brutal niedergemetztelt wurden, obwohl sie am Ende waren. Wieder stieß jemand eine Lanze in so einen Soldaten, knurrte zufrieden und lächelte grausam dabei, bevor er sich wieder umwandte. Es war keine Schlacht mehr, kein Krieg, sondern pures Gemetzel. Ein Kopf rollte an ihm vorbei, die Augen voller Schreck geweitet und der Mund in einem stummen Schrei geöffnet. Es sah aus, als würden die Augen noch blinzeln. Caym durchfuhr ein Schauder. ER hatte keine Waffen hier, nichts um sich zu verteidigen gegen diese mordlüsternden Dämonen.

Schon im nächsten Moment hörte er ein Knurren, einen Aufprall und drehte sich erschreckt um. Aki starrte ihn blutverschmiert an, die Zähne in einer Kehle verbissen, die nur noch durch den Ort erkennbar war, an dem sie einmal gewesen war. Der Dämon, der ihn offensichtlich hatte angreifen wollen, bewegte sich nur noch reflexartig, lag in einer roten Lake. Caym zuckte zusammen, als er eine Berührung spürte, schloss seine Faust und schlug damit los, stoppte gerade noch rechtzeitig, als er Ruhn erkannte.

„Du…Ihr müsst weg von hier“, kam es gehetzt und ungewöhnlich höflich. „Schnell“, wurde noch rasch hinzugefügt, während er sich immer wieder umdrehte, bis Belial auftauchte. Sie schirmten ihn ab von dem Kampf, von dem er nur Bruchteile mitbekommen hatte.

„Nein…Astaroth“ Caym wollte nicht gehen, bevor er ihn gefunden hatte und sicher war, dass er noch lebte und sicher ging, dass er weiter leben würde. Seine Augen rasten kurz zu seinem Dämon, der gerade ein Herz in der Hand hielt und es davonschleuderte, bevor er sich wieder dem Schwert zuwandte, das auf ihn zuraste. Caym zuckte zusammen, als Astaroth getroffen wurde, unfähig dem letzten Schlag vollständig auszuweichen. Forcas grinste dabei zufrieden, doch der Ausdruck verschwand, als Astaroth den Treffer nutzte, sich drehte und die Krallen über das Gesicht kratzte und dabei deutlich sichtbare Wunden schlug. Der Gegener heulte auf, bevor sie wieder mit voller Wucht zusammen stießen, immer schneller wurden und es für Caym fast nicht mehr erkennbar war, wer was machte. Sie schienen in ihrer eigenen Welt, streckten immer wieder heran eilende Feinde nieder, wie in Trance. Jeder Eindringling wurde sofort wieder verbannt aus ihrem Kreis, in den Tod geschickt. Bei jedem neuen Schlag zuckte Caym zusammen, starrte auf Astaroth und hoffte, dass alles gut gehen würde. Er musste dorthin, wollte ihm helfen. Schon wollte er laufen, doch die Hand auf seinem Arm drückte nur noch fester zu, hielt ihn zurück und änderte sein Blickfeld etwas. Im Wettstreit zwischen Angst und Drang zu helfen gefangen ließ er seinen Kopf hin und her rasen, bis sein Blick an etwas Erschreckendem hängen blieb.

Jetzt zuckte er zusammen, zitterte merklich. Ariel wand sich stumm in einem Meer aus Tentakeln, das sich um sie gewunden hatte und sich deutlich bewegte. Ihre Hände waren durchbohrt, knapp über dem Messer aufgespießt worden das die Ursache all dessen war, der Ausgangspunkt dieser Masse. Nun erkannte er die Klinge auch, die ihn selbst so sehr gequält hatte, wohl irgendwie an seinen Oberschenkel gelangt war. Er zuckte zusammen bei dem Gedanken und wollte wegsehen und fand Astaroth noch immer mitten im Kampf, aber seine Augen wurden wie magisch von Ariel angezogen. Mit jedem einzelnen Augenblick wurde Ariel blasser, schien in sich einzusinken im gleichen Maßen wie die Ranken anwuchsen. Knospen bildeten sich auf dem Grün, alle blassrosa und harmlos, während die größte sich auf dem Messergriff breit machte. Caym starrte fasziniert auf das Spektakel, erschreckte immer wieder, wenn sich das Opfer der Tentakel wieder voller Verzweiflung wand in den letzten Zügen seines Lebens. Nach nur wenigen Minuten fingen die Blüten plötzlich an sich zu öffnen.

„WEG HIER!“, schrieen immer mehr Dämonen, während der Kampf anfing sich zu wenden. Voller Entsetzen starrten jetzt die Anhänger von Forcas auf das, was einmal Ariel war, kämpften immer halbherziger und zitternten merklich, während einige sich umdrehten und davon rannten.

„Seht ihr! Ich habe immer Recht! Dieser Mensch ist stärker als ihr alle! Die Geliebte von Forcas ist das Opfer, unterlegen und schwach. Seht es euch an und steeeeeerbt!“, erschallte der Ruf der Satanin durch den Raum, die aussah wie ein Monster aus Legenden. Die Zähne waren Hauer, die Augen hervorgetreten und umrahmt von Rot, die Haare wild und die Flügel voller monströser Stacheln.

Irgendwo hörte er ein Schwert klirrend auf den Boden fallen, suchte die Quelle und sah, wie Astaroth seinen Gegner auf den Boden warf. Mit voller Wucht prallten die Beiden auf den Grund in genau dem Moment, in dem sich der Großteil der Dämonen entweder auf den Boden warf, oder davonzurennen versuchte. Doch ehe er darüber nachdenken konnte, landete er selber auch auf dem harten Marmor und fühlte eine schwere Last auf sich. Er schaute sich um. Belial hatte sich über ihn gelegt, drückte ihn mit voller Kraft nach unten und nahm ihm jeden Spielraum, während Aki jetzt vor ihm stand und selbst unten kauerte. Er wollte sich schon aufrichten, als ein Donnergrollen durch den ganzen Saal hallte und ihn erbeben ließ. Die Erde zitterte, während kurz eine unheimliche Stille einkehrte, bevor es wieder lauter wurde, die Geräusche anschwollen, bis alles in einem ohrenbetäubenden Knall endete. Ein Schwall unglaublich heißer Luft raste durch den Raum und breitete dort vollends aus. Kleine Pfeile zischten mit unglaublicher Geschwindigkeit durch die Luft und erfüllten sie wie kleine Nadelgeschosse. Entsetzt sah er, wie sie mit voller Kraft alles durchbohrten, was noch stand, sich in allem Lebendigen festsetzten und sich dort anfingen Wurzeln zu schlagen. Die Getroffenen wurden blass, durchzogen mit grünen Adern, keuchten und schlugen wild mit den Armen ohne sich jedoch weiter zu bewegen, bis sie krank und weißlich zu Boden sanken – tot. Kleine Ranken wanden sich nach unten und verschwanden so schnell im Boden wie sie zu sehen waren. Langsam fühlte er seinen nicht mehr vorhandenen Mageninhalt nach oben streben, bemühte sich zu beherrschen. Ängstlich wanderte sein Blick zu Ariel, die jetzt nicht mehr zu sehen war. Die Ranken waren dafür jetzt übersäht mit blassrosa Blüten in den verschiedensten Farben, glitzerten und schossen noch die letzten Pfeile ab, bevor ein Blatt nach dem anderen zu Boden fiel und die Blüten so schnell verschwanden, wie sie gekommen waren. Die Tentakel wurden langsam braun und hörten auf sich zu bewegen, brachten dann Blätter hervor, die sich durch die Oberfläche drückten und das ganze langsam zu einem Busch machten, während das Messer herausgedrückt wurde, die Knospe noch immer auf dem Griff zu deutlich erkennbar.

Caym musste den Reflex zu würgen weiter unterdrücken, vergrub seinen Kopf in seinen Armen, schloss seine Augen. Das konnte alles nicht passiert sein.

„Duuuuu!“ Forcas schrie gerade wütend und viel zu selbstsicher. Astaroth…

All sein Entsetzen vergessend schnellte sein Kopf hoch und seine Augen suchten seinen Dämon. Er wollte aufstehen, um sicher zu gehen, nur etwas hinderte ihn noch daran, während er bei dem Anblick, der sich ihm bot, erleichtert aufatmete.

Forcas strampelte nur in einem festen Griff, das Schwert neben ihm, dafür aber ein dutzend anderer Klingen auf dieses Aas gerichtet. Blut floss den Körper hinab, ein Ohr abgeschlagen, eine Gesichtshälfte völlig zerkratzt. „Du hast meine…dein verfluchter Mensch hat meine Gefährtin getötet! Das wirst du mir bereuen“ Doch seine Hasstiraden beeindruckten offenbar niemanden. Die Satanin schlug ihm von hinten auf den Kopf, riss an seinen Haaren und bohrte eine überdimensionale Kralle in ein Auge, bis es binnen Sekunden nur noch eine einzige blutige Masse war. Forcas Schreie brachten nur ein Lächeln auf ihre Miene, worauf Caym nur kräftig schlucken konnte. Grausam...

Wie der Dämon so spielt... - Teil 3

„Hier wird niemand mehr etwas bereuen, außer dir“, lachte sie Forcas von der Seite aus, zeigte dabei auf seine Männer, die tot um ihn herum lagen, während die letzten paar niedergemetzelt wurden – geköpft, Herz herausgerissen oder noch weit Schlimmeres. Caym schaute bemüht in eine andere Richtung. Er wollte das nicht sehen. „Verräter sterben, doch diese hier hatten es zu leicht, starben zu schnell. Du wirst für Jahre leiden, bis ich zufrieden bin und dir die ewige Qual schenken werde. Du dachtest wohl, du könntest dich mit mir anlegen, nicht wahr? Dumm, einfach nur dumm“

„Er gehört mir für das, was er meinem Menschen angetan hat“, unterbrach Astaroth sie, knurrte sie an und kratzte an der Kehle, auf der seinen Finger lagen, seine Flügel noch immer ein deutliches Zeichen für die Wut.

„Nein…verschwinde hier, er gehört mir, oder du wirst es bereuen“, knurrte sie zurück und fing an ihre Hauer zu zeigen, bedrohte ihn. Die Lage war wieder so gespannt wie zuvor, kurz vor dem Ausbruch und es sah fast so aus, als ob sie sich gleich an die Kehlen gehen würden.

„HALT!“, schrie er, sprang auf und mischte sich ein, rannte los und erstarrte kurz, als er fühlte, wie etwas gegen seinen Oberschenkel prallte. Die entsetzten Blicke, die ihm jetzt begegneten, brachten ihn dazu, kurz nach unten zu schauen, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder Astaroth zuwenden wollte. Doch seine Augen rasten sofort wieder voller Schreck nach unten, als sein Gehirn registrierte, dass dort etwas nicht stimmte. Dort, wo er den Aufprall gefühlt hatte, lag jetzt ein Messer, nein, das Messer. Die Knopse hatte sich violett verfärbt, mit einem gelben Rand und die Klinge hatte sich mit den grünen Ranken einen eigenen Platz an seinem Bein geschaffen. Ohne lange zu überlegen griff er danach, zog daran und schleuderte das Messer davon, nur um zu bemerken, wie es mit einer Ranke an seinem Arm hing und sich wieder zurück zu ihm bewegte.

„Aaaaah! W…Waaaaass…?“, stotterte er außer sich, schüttelte den Kopf und starrte immer wieder auf das Unglaubliche, was sich hier abspielte. Er ließ seinen Arm durch die Luft sausen, versuchte an der Ranke zu zerren, doch nichts half. Schon lag das Meser wieder an seinem Oberschenkel - unverrückbar.

Als er wieder daran ziehen wollte, hörte er die Satanin plötzlich deutlich ruhiger sagen: „Vergiss es. Das hier wirst du nicht mehr los. Versuch es wegzuwerfen, und es wird sich nur noch stärker an dich binden – sehr selten so ein Ereignis, aber wenn eines der seltenen Ritualmesser nach dem Ritual nicht zerstört wird, weil es sich demjenigen zugehörig fühlt, den es gequält hat, dann kann man dagegen nichts tun. Du bist wahrlich gesegnet.“ Er wollte ihr schon widersprechen, doch sie kam ihm zuvor, an Astaroth gewandt: „Du kannst ihn quälen, wenn du willst – doch nicht töten. Aber er wird unter meinen Krallen weit mehr leiden und du hast dein Reich und noch etwas anderes, um das du dich jetzt kümmern solltest. Ich schwöre dir, dass er in meiner Obhut weit mehr leiden wird, als du es ihn je spüren lassen könntest. Und wenn du auf das hier verzichtest, wirst du in Zukunft meine volle Unterstützung haben und nicht Bekanntschaft mit meiner Armee machen. Ich denke du weißt, was das bedeuten würde.“ Sie wirkte wieder völlig normal, die Hauer zu Zähnen geschrumpft und alles andere genauso wie am Anfang. Er betrachtete verzweifelt jedes einzelne Detail, nur um sich von dem abzulenken, was da noch immer an seinem Schenkel ruhte. Ein Zittern durchfuhr ihn allein bei dem Gedanken daran.

Kribbelnd bemerkte er einen Blick auf sich, schaute auf, nur um Astaroth zu sehen, der kurz überlegte. „Wenn ihr ihn entkommen lasst, dann werde ich – ihr wisst, was ich dann werde.“ Mit einem letzten Tritt gegen Forcas Bein, der diesen zu Boden zwang, wollte er sich offenbar umwenden.

„Du bist schwach, widerlich. Schaut ihn euch doch an! Abhängig von einem schwachen Menschen, der, der zu nichts fähig ist. Ich…“, begann Forcas und verstummte mit einem gurgelnden Geräusch, als die Satanin sich mit einem grausamen Lächeln an seiner Zunge zu schaffen machte – der Zunge in ihrer Hand. Ihre Krallen bohrten sich immer wieder hinein, verwandelten das Stück Fleisch langsam in eine einzige blutige Masse. Wann und wie der noch zuckende Muskel aus dem jetzt von Rot eingenommenen Mund dorthin gekommen war, wollte Caym gar nicht wissen. Konzentriert starrte er nur noch auf Astaroth, der: „Einverstanden“ sagte und sich dann entgültig von dem Geschehen abwandte, um sofort auf ihn zuzurennen. Magie gleich verschwanden die Flügel, wurden die Augen mit jedem Schritt von mehr Rot befreit, bis sie wieder so waren, wie sie sein sollten – goldgelb und klar, das so gewohnte Grinsen auf dem Gesicht

Im nächsten Augenblick fühlte er schon den leichten Aufprall, lächelte wie ein Idiot, als die kräftigen Hände seine Hüfte umschlagen und ihn näher an die Wärme zogen. Ohne weiter nachzudenken streckte er sich seinem Dämon entgegen, krallte seine Finger im Hemd fest und legte seine Lippen auf die seines Dämons. Schneller als er hätte denken können, überschwemmte ihn dieses wohlige Gefühl, die Erleichterung, dass alles vorbei war. Sanft strich Astaroth mit der Zunge jetzt über den Mund, liebkoste ihn, während die Finger seines Partners sich unter seine Kleidung schlichen und langsam, genüsslich, über seine Haut streichelten. Caym stöhnte leise, öffnete seine Lippen bereitwillig, um alles von ihm zu fühlen und mehr dieser Wonne zu bekommen. Sofort berührten sie sich mit den Zungen, verschlungen ineinander die Empfindungen und Körper, innig und so einzigartig gewohnt. Alles um ihn herum verlor jede Bedeutung, während das Blut laut wie ein Wasserfall in seinen Ohren rauschte und sich seinen Weg wild nach unten pochte. Kribbeln erfüllte sein ganzes Wesen, schlängelte sich schnell überallhin und brachte seine Empfindungen ganz durcheinander. In ihm schrie alles danach, endlich mehr zu bekommen, seinen Astaroth ganz und gar zu fühlen um die Höhen wieder zu erklimmen, die ihn jedes Mal um den Verstand brachten. Er konnte sich nicht mehr beherrschen und seine Hände wandterten von ganz alleine wieder hoch, legten sich um den Hals seines unersetzlichen Dämons, nur um sich näher heranzuziehen und seinen Trieben nachzugeben. Sein Lohn kam sofort, als seine Zunge nur noch stärker die Wärme und die Berührung fühlte, sein ganzer Körper ein einziges Verlangen, da das Aroma seines Partners seinen Geschmackssinn vernebelte, seine Augen nur noch erfüllt von dem glorreichen Anblick vor ihm, seine Haut ein einziges warmes Kribbeln. Verstand blieb ihm nicht mehr viel, denn der zog sich mit jedem Augenblick weiter in die Tiefen zurück, um der freudigen Erwartung auf mehr Platz zu machen.

Die forschen Finger wanderten jetzt immer weiter seine Haut entlang, schlichen sich unter seine Hose und brachten ihn dazu, seine Augen in purer Erwartung zu schließen. Langsam fühlte er, wie das Pochen in seinem Körper überhand gewann, dort unten immer lauter und deutlicher wurde und sich seine Hüften wie in Trance den Händen entgegenschob, nach hinten drückte. Mit jeder Sekunde wurde das Blut nur noch wärmer, füllte alles auf seinem Weg mit diesem wohligen Gefühl, bis hinunter, wo es sich zu einer Glut steigerte. Er wusste was kommen würde und wollte es, streckte sich immer mehr seinem Partner entgegen. Vergessen war die Welt um ihn herum…

„Hrmhrmhrm“, riss ihn ein lautes Räuspern aus seiner Glückseeligkeit brutal in die Realität zurück. Eine kalte Dusche hätte nicht schlimmer sein können. Mehr als missmutig suchte er die Quelle der Störung, wunderte sich noch halb entrückt über die Dämonen, die in alle möglichen Richtungen schauten, immer bemüht den Blick von ihm abgewandt zu haben und in alle Richtungen schauten. Doch dann und wann streifte ihr Blick ihn, blieb ein wenig länger auf ihm liegen, gerade lang genug, um den Verdacht auf Beobachtung nicht aufkommen zu lassen. Völlig unpassend stand die Satanin mit einem betretenen Lächeln da und hustete immer wieder, wohl um Aufmerksamkeit zu bekommen.

Irgendwie wunderte ihn das ganze, bis sein Verstand sich wieder an die Oberfläche gekämpft hatte. Jetzt traf es ihn wie einen Schlag, die Erkenntnis ließ ihn stammeln, rot anlaufen und mit Rekordgeschwindigkeit riss er seine Augen auf. Die kalte Dusche vorher war nur ein Vorgeschmack auf die jetzige gewesen, die ihn gerade traf.

„Oooooh…verdammt…“, fluchte er laut und zog an Astaroths Haaren, „hättest…das ist peinlich...du bist schuld, weil du so verführeri…argh…“. Wild wedelte er mit den Händen und klopfte immer wieder gegen die Brust seines Geliebten, versuchte alle Blicke zu ignorieren – eher vergeblich. „Ich will gehen…jetzt…und ich bin kein Kuschel…“, maulte er und wand sich im selben Augenblick in der starken Umarmung, unter dem halb lüsternen, halb amüsierten Blick, der auf ihm ruhte. „Du willst doch nicht…nein, NICHT hier – nachher, draußen…“, murmelte er und starrte auf den Boden, zog wieder mit seinen Füßen Kreise ob des Eingeständnisses, das er abgegeben hatte.

Astaroth lachte laut, drückte ihn näher an sich und ließ ihn dann los, nur um ihn nach einer Drehung wieder zu sich zu ziehen.

„Mein Kleiner, du bist unersetzlich…unwiderstehlich…“ Sein Dämon hauchte ihm diese Worte leise und nur für ihn hörbar in sein Ohr. Und wie immer verriet sein Körper sich durch ein Zittern, ein Kribbeln, das ihn durchströmte.

„Ja, ähm, du bist entlassen Astaroth. Mein Versprechen steht und dein Mensch ist bereits an der ewigen Wand“, dabei deutete sie auf einen Vorhang, der nur noch halb an seinem Platz hing und Unmengen an Portraits offenbarte, „verewigt. Ich denke du hast wohl keine Geduld mehr…aber denke nicht, dass das das letzte Mal war, dass ich dich rufen ließ. Es gibt noch wichtige Angelegenheiten und Ereignisse, die ich in Gang setzen werde.“ Kurz legte sie dabei den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und stand wie verzaubert da und lächelte. „Dein Gefährt steht bereit und wird abfahren, sobald du es betreten hast.“, erklärte sie dann noch, bevor sie sich umwandte und mitsamt aller Soldaten aus dem Raum verschwand. Forcas wurde gurgelnd hinter ihr hergezogen, wehrte sich nur noch ungelenk, während immer wieder ein Tritt nach dem anderen diesen traf und der ganze Körper dabei vibrierte. Schnell waren alle bis auf Sitri aus dem Raum verschwunden. Gerade der, den er nicht sehen wollte, war noch da.

In der anderen Ecke sah er Aki, der scheinbar nichts mehr beachtete, sondern nur freudig sein Geschäft an dem neu entstandenen Baum verrichtete und ihn an etwas böses erinnerte. Nur nicht daran denken.

Einem Blitzen in seinem Blickwinkel folgend schaute er zu der Wand, die noch halbwegs ungefährlich aussah. Neugierig und abgelenkt löste sich Caym darauf hin aus der Umarmung und ging zu dem Ort, an dem dutzende Bilder untereinander hingen, die immer deutlicher wurden, je näher er ihnen kam. Das oberste, größte und scheinbar alles beherrschende zeigte die Satanin – ein wenig übertrieben beschönigend. Ein paar Narben fehlten und sie wirkte furchteinflössender, als sie es wirklich war. Darunter fanden sich fünf noch immer große und etwas weiter unten unzählige kleinere. Eines von den Fünf zog seine ganze Aufmerksamkeit wie von selbst auf sich, stach mit dem gelben Rand vor allen anderen hervor. Er fiel fast um, als er erkannte, was darauf zu sehen war: Astaroth umarte ihn da mit einer Hand von hinten, die sich verdächtig in seine Hose schlich, während die andere das riesige blaue Schwert wie einen Schutzwall in den Boden gerammt hatte. Seine eigenen Finger ruhten dabei auf dem Arm, der sich um ihn schlang, während die anderen den Stock in der Luft hielten, als ob er sie beide damit schützen konnte. Selbst das merkwürdige Messer war auf dem Bild zu erkennen dank der grünen Ranken, die von dort ausgingen. Irgendwie erinnerte ihn das „Portrait“ an etwas, doch er war viel zu geschockt, um darüber weiter nachzudenken und machte schnell einen Schritt zurück, während er mühevoll die Ranken ignorierte. „Das ist doch…wie kann das so schnell…und so…das…das…“ Mehr als das brachte er nicht hinaus. Er stolperte beinahe in seinem Drang weiter von der Wand weg zu kommen und landete wie immer in Astaroths Umarmung. Es war, als ob ihn immer etwas dorthin zurückführen würde.

„Magie, mein Kleiner. Und jetzt lass uns gehen. Ich muss mir anschauen, ob du noch überall unversehrt bist“, hörte er seinen Dämon und wusste genau wie sein Partner dabei sicher grinste und lächelte. Bei der ersten Gelegenheit würde er ihn seiner Kleidung berauben und dann schnell und hart…

Er wurde in Windeseile wieder rot und fühlte die Wärme und das Pochen zurückkehren. So schnell wie die Gedanken kamen, so rasant schnellte diesmal auch seine Hand hinauf und schlug auf seine eigene Wange. Doch das half genauso wenig wie der Versuch tief einzuatmen und sich zu beruhigen. Sein Verstand gab langsam wieder auf und gab sich dem wohligen Gefühl hin, das gerade wieder aufflammte. Der Atem, der um sein Ohr strich und die Wärme in seinem Rücken lenkten ihn nur weiter in die Richtung ohne dass er sich wehren konnte. Langsam schloss er die Augen, seufzte und wollte sich schon Astaroth hingeben, als er einen Blick spürte und ihm schlagartig der Beobachtung und der vielen Augen bewusst wurde. Beunruhigt öffnete er seine Lider und schaute sich um.

Noch während er Usol entdeckte, der sich ihnen schnell von der Seite näherte, fing dieser schon an zu sprechen: „Fürst, ich werde nicht mit euch zurückkommen“ Die Arme hatten sich enger um ihn gelegt, nur um jetzt wieder lockerer zu lassen.

„Du störst, aber jetzt will ich wissen, was das alles soll, Usol. Was hast du alles vor mir verborgen und was wusstest du? Bist du ein Spion, der mich beobachten sollte, mich zu Fall bringen?“, herrschte Astaroth jetzt Usol an, klang wütend und enttäuscht zugleich, so als ob ihn jemand verraten hätte. Caym fühlte die Wut auch ohne dass er sie sah, wunderte sich darüber, was mit Astaroth war. Was hatte er jetzt, und wieso war er so unbeherrscht? Fragen über Fragen drängten sich auf, wurden aber gleich wieder verdrängt. „War es deine, nein eure Absicht, meinen Kleinen in Gefahr zu bringen? Seid ihr deswegen so unfähig gewesen im Kampf, um ihn in die Arme dieser Schlange zu treiben?“ Das Zittern der Hände machte die Rage mit jedem Wort nur noch deutlicher. Caym fühlte die Krallen selbst durch seine Kleidung hindurch immer wieder auf die Haut drücken und schüttelte nur den Kopf. Die Stimmung war dahin und Astaroth wieder völlig idiotisch. Hatte er etwas verpasst? Er seufzte und hoffte, dass das alles nicht wegen ihm passierte, doch er ahnte übles. Mit einem Seufzer rollte er seine Augen in Richtung decke und starrte kurz dorthin.

„Seid ihr gegen…“ Jetzt reichte es endgültig. Kurz nahm er Schwung, holte aus, rammte seinen Ellbogen nach hinten und gleichzeitig seinen Fuß nach unten auf den seines Dämons, nur um gleich danach mit einer Hand an den Haaren zu ziehen.

„ARGGGGHHH. VERDAMMT! Jetzt…was soll das? Mußt du die Stimmung so...? Verdammt. Ich bin stehen geblieben, wollte mich wieder umdrehen und da hatte sie mich. Deine Leute konnten mich nicht mehr erreichen und haben mich dann doch beschützt…was soll das alles? Du hast keinen Grund dafür! Argggh…und dabei fühlte ich mich gerade eben so woh…wollte mit dir…vergiss es.“ Er schnaufte noch einmal, ließ die Haare los und drückte gegen die Arme, die ihn festhielten und deren Krallen sich noch immer in seinen Bauch bohrten. Seine Mühen waren umsonst, aber es war egal. Alles was zählte war, dass er seine Meinung sagte.

„Au…“, maulte er und spürte sofort, wie der Schmerz nachließ, der Druck aber größer wurde. Gleich darauf küsste ihn Astaroth am Hals, liebkoste ihn damit beinahe und ließ die Zunge kurz darüber gleiten. „Wa…“, begann er die Frage, wurde aber sofort unterbrochen.

„Du hast Recht, mein Kleiner. Ich werde noch genug Gelegenheit haben dich zu genießen. Und jetzt wieder so, wie es sein sollte…“, flüsterte ihm sein Dämon ganz leise ins Ohr und küsste ihn dann an der Stelle direkt darunter, was ihm ein überraschtes Stöhnen entlockte. Das Gefühl verschwand auch nicht völlig, sondern wurde von einem sanften Windhauch ersetzt, der beständig weiter über seinen Hals strich. Die Arme um ihn herum fuhren jetzt nur noch sanft über seinen Körper, ließen ihm endlich die Freiheit zu gehen, wann er wollte, ohne ihn jedoch los zu lassen. Zufrieden lehnte er sich zurück und genoss die Aufmerksamkeit, die Normalität, die wieder da war.

Ein Räuspern lenkte sein Interesse wieder auf Usol, der noch immer da stand und nur bedingt erfreut aussah. „So werdet ihr – nein wirst du nie Satan werden, Astaroth“, erklärte jetzt ihr Gegenüber, das sie genau musterte und immer wieder den Kopf schüttelte. „Wobei du andererseits nicht mehr Stimmungsschwankungen als der jetztige hast und dein Mensch dich merkwürdigerweise bewahrt. Du hasst das System mit einer Inbrunst, die unglaublich ist, nicht wahr? Und für deinen Menschen würdest du wahrlich alles opfern, alles was es gibt und Welten für ihn Versenken, wenn du nur stark genug wärst. Er läßt dich deine Beherrschung verlieren und bringt sie dann doch wieder zurück.“ Jetzt verstand Caym gar nichts mehr. War Usol nicht eigentlich ein Diener von Astaroth? Das hier passte so gar nicht dazu.

„Usol, was soll das. Ich werde deine Unhöflichkeiten nicht dulden. Meine Vermutungen waren meine Vermutungen und als Fürst habe ich das Recht dazu meine Untergebenen…“, fing Astaroth an, klang dabei so wie immer und wieder normal, ließ aber mit einer Hand los, die er in die Luft hob – wie zum Angriff bereit. „Erklär mir sofort, was das alles soll!“

„Astaroth, ich werde dir zumindest etwas verraten: Du bist wichtig im Gefüge der Welt, gerade weil du für die meisten Weisen ein unberechenbarer Faktor bist. Du warst schon immer interessant, außergewöhnlich und widerspenstig. Für mich aber wurdest du nur noch interessanter, als der letzte Satan dich als letztes, gerade als er wusste, dass er untergehen würde in einem Meer aus seinem eigenen Blut, noch zum Großfürsten ernannt hat. Doch damit nicht genug, hast du mir einen Grund gegeben endlich dieser Eintönigkeit endgültig zu entfliehen. Das Chaos, das nicht beherrscht werden kann, das bist du und damit hast du als einziger in meinen Augen das nötige Potential und damit auch das Privileg meine Gedanken zu erfahren. Du bist so, wie Satan immer sein hätte sollen, es aber doch nie war. Wie die Welt wohl aussähe, wenn du es gewesen wärst?“, sinnierte er, bevor er sofort weiter sprach und dabei sowohl Astaroths wütenden Blick, als auch Caym gelegentliche Einwürfe ignorierte: „Der jetzige Satan weiß nicht, was er damit in die Wege geleitet hat, aber jetzt bist du wahrlich einer der Großen. Ich will, dass du auf diesem Thron sitzt und die Welt beherrscht“. Usol klang mehr als begeistert von dem Ganzen, achtete scheinbar nicht auf seine Umgebung. Astaroth schnaufte hinter ihm, fing immer wieder zu reden an, worauf Usol einfach lauter sprach und damit die Worte eigenartigerweise übertönte. „Du bist der Richtige und Satan war damals schon der Falsche. Sie werden es auch noch einsehen müssen mit der Zeit, und sich meinem Willen beugen. Du bist mein Kandidat und du wirst Satan werden. Deswegen muß ich hierbleiben und meine Position wieder einnehmen. Forcas war die dümmste Idee, die sie je hatten. Engel, Überfälle…er hat alles benutzt um zu Macht zu kommen und scheiterte dann doch. Das geschieht ihnen Recht…“ Usol schüttelte den Kopf, noch immer in seiner eigenen Welt und ohne auf jemand anderen zu achten. „Egal. Wenn wir uns wiedersehen, wirst du Satan sein.“, erklärte der Sprecher jetzt mit voller Überzeugung und verbeugte sich mit einem leisen „Satan“ vor Astaroth.

„Jetzt reicht es Usol, es reicht endgültig. Du bist einer der Weisen. Deswegen werde ich nicht mehr Respekt vor dir haben, dich nicht höher ansehen. Am Ende bist du entweder mein Untergebener oder sagst dich von mir los. Ich werde mich nicht einem System unterordnen, das nach Tod stinkt und verfault bis ins Innerste ist. Ich wollte es nie und werde es nie. Wenn, dann erobere ich etwas und nehme mir keinen wertlosen Titel, der nur von ein paar Wichtigtuern ohne Ahnung verliehen wird, die…zu wenig zu tun haben? Deine Dienste waren gut, und deswegen verschone ich dich, aber ich will den Thron nicht, sondern ihn zerschmettern.“ Astaroth ballte seine erhobenen Finger zu einer Faust, drohte damit vor Cayms Augen, bevor er wütend fort fuhr: „Und ich bekomme alles, was ich brauche durch meine Leistung alleine.“. Dabei umarmete ihn Astaroth, zog sein Kinn zu sich hoch und küsste ihn leicht und so unglaublich kurz, beinahe nur ein Hauch. Seine Hand schoss schon hoch, um Astaroth wieder zu sich zu ziehen, doch der Blick, den er spürte, ließ ihn inne halten.

Unterwarteterweise lächelte Usol nur zufrieden und nickte, als ob alles wie geplant laufen würde. Er musste verrückt sein. Caym hob nur die Augenbrauen und versuchte wieder aus Astaroths Umarmung zu entkommen, nur um sich selbst abzulenken oder dessen Aufmerksamkeit auf sich – er wußte es nicht genau. Aber wie immer war sein Dämon stärker und hielt ihn fest.

„Was soll das?“, maulte er schlussendlich in Richtung Usol, der ihn mit diesem selbstgefälligen Blick langsam wahnsinnig machte. Aber keine Anwort kam darauf, einzig Sitri bewegte sich auf sie zu, schnaufte wütend.

„Der jetzige Satan wird sicher nicht gestürzt. Sie ist viel zu fähig und dieser liebeskranke…“, begann der Trottel voller Gift in der Stimmte, die dank Akis lautem Knurren schlecht hörbar war, bevor der Idiot abrupt zum Schweigen gebracht wurde. Usol hielt eine Hand über dessen Mund und schüttelte nur den Kopf.

„Komm mit Sitri und geh brav zu deiner Herrin“, beschwichtigte er ihn beinahe wie man es mit einem kleinen Kind tun würde, während er ihn langsam in Richtung Ausgang zog. Die schwarzen Flügel zitterten und schlugen ohne jeden Effekt aus, während kein weiteres Wort aus dem verschlossenen Mund kam.

Caym wollte noch etwas zu diesem Idioten sagen, doch gerade in dem Moment verschwand Usol mit einem letzten Satz: „Ihr werdet Satan, Fürst Astaroth…“

Doch Astaroth ließ das nicht unbeantwortet. Die kräftige Stimme hallte durch den Raum, verstärkte die Aussage: „Ich werde nicht Satan, ich BIN Astaroth!“, immer wieder.

Kaum waren die beiden verschwunden, fing der Raum an immer dünkler zu werden. „Bin ich hier in einem schlechten Theaterstück?“, fragte Caym niemand im Besonderen. All das erinnerte ihn an einen Abgang. Die anderen Dämonen warteten noch immer schweigend, jedoch schon nahe am Ausgang und Aki putzte sich scheinbar seelenruhig das Fell und ignorierte alles um sich herum.

„Gehen wir. Sofort!“ Astaroth befahl das an die restlichen Anwesenden gewandt, ergriff dann seine Hand und zog ihn mit sich aus dem Saal, ohne auch nur einen Augenblick länger zu warten. Caym wollte zumindest etwas sagen, aber er kam nicht mehr dazu. Alles lief so schnell ab, dass ihm kaum ein Atemzug blieb, bevor er davon gezogen wurde. Das plötzliche Schweigen wurde nur unterbrochen von Akis Gezwischter und den gelegentlichen Atemgeräuschen der Dämonen, die mitrannten. Sein eigenes Keuchen wurde immer lauter und sein Blut pochte in seinen Ohren vor Anstrengung immer stärker, als sie den Gang in irrwitzigem Tempo entlangrasten. Zwar kamen sie endlich von dem Ort des Geschehens, von den ganzen Grausamkeiten weg, aber irgendwie beschlich ihn immer wieder ein schlechtes Gefühl dank der grausamen Farben, die hier herrschten. Mit dem Gedanken daran, dass er endlich der Hölle entfliehen konnte, versuchte er sich zu beruhigen und Schritt zu halten. Sein Atem ging inzwischen schon schwerer, ihm rann der Schweiß nach der kurzen Strecke rot-grüner-Verwirrung in Strömen hinunter, während er mühevoll versuchte die Umgebung zu ignorieren. Das Gefühl, dass ihn die Statuen anstarrten, gewann aber immer wieder die Oberhand und machte alle Bemühungen zunichte. Sie schienen sich zu bewegen, manche von ihnen sich gar leicht zu verbeugen oder einfach nur nach ihm schnappen zu wollen.

Als sie den Gang verließen, wollte er schon aufatmen, erinnerte sich ob des lauten Pochens jedoch daran, was hier auf sie wartete. Erschreckt drückte er sich so weit von der Mitte weg wie möglich, um den Tentakteln zu entkommen, von denen er in letzter Zeit für seinen Geschmack schon mehr als genug gesehen hatte. Er zitterte leicht, als der erste an ihm vorbeirauschte. Das Pochen machte ihn fast wahnsinnig, erinnerte viel zu sehr an unglaublich laute Herzschläg. Wieso nur musste das alles ihm passieren? Er hasste diese Räume, er hasste die Hölle und ihm war klar, wieso dieses Ding so hieß. Nur raus hier.

„Verdammt…“, murmelte er leise und schüttelte den Kopf.

„Bei mir, mein Kleiner…“, flüsterte ihm Astaroth dieses sinnlose etwas zu und strich ihm über die Wange, während die Stimmte ihn schon längst beruhigt hatte. Mit einem lauten Zischen rauschte einer dieser Tentakel wieder an ihm vorbei und bescherte ihm wieder ein mulmiges Gefühl. Gerade als er sich wieder gefasst hatte, berührte ihn einer dieser Ranken am Bein. Schreck durchzuckte ihn, der Drang wegzuspringen wurde übermächtig und er biss sich beinahe auf die Zunge, presste die Zähne aufeinander, um scheinbar ungerührt und heftig zitternd stehen zu bleiben. Als endlich nichts mehr zu fühlen war, starrte er zaghaft hinunter, sah den Stock neben dem unheimlichen Messer, das mit einem kleinen grünen Tentakel die große Ranke durchbohrt hatte, die sich bemühte zurück zu zucken. Er zitterte. Schnell schaute er auf und sah an Astaroths Rücken das große blaue Schwert. Noch etwas pulsierte die Ranke neben seinem Bein, auf das er nicht mehr schauen wollte, bevor sie lautlos an ihm vorbeiraste und in der Mitte verschwand, die wütend puslierte. Aki sprang um das große Etwas herum, fauchte es an und eilte dann wieder zurück zu Caym und gleich weiter in Richtung der von Lichtblitzen durchzuckten Dunkelheit zu rennen.

Noch ehe er es sich versah, befand er sich schon dort, wurde immer wieder geblendet, verwirrt, während ihn der starke Griff nie los ließ und ihn so schnell durchschleifte, dass ihm fast schwindlig wurde. Immer wieder blinzelte er, schloss die Augen um die Lichtblitze auszublenden, bis er endgültig geblendet in die Freiheit hinaus trat und die Hand über die Augen hielt. Sie waren wieder dort, von wo sie gekommen waren, fast in Freiheit. Direkt vor dem Eingang stand das merkwürdige grüne Gefährt, geöffnet und beinahe einladend.

„Endlich“, hörte er seinen Dämon neben sich sagen, als Aki schon durch die Öffnung ins Innere trabte, genau wie die anderen Begleiter in der Runde. Verdattert starrte er auf das grüne Ding, konnte nicht glauben, dass es schon so weit war. Alles war so gehetzt und schnell abgelaufen, dass er es noch nicht fassen konnte und sich noch immer fragte, wie sie so rasch draußen sein konnten, ohne dass er es gemerkt hatte. Um ihn herum wirkte die Natur so unschuldig im Vergleich zu dem, was dort drinnen vorgegangen war. Noch einmal drehte er sich um und starrte auf die schwarze Öffnung, die mit einem lauten Krachen hinter der Tür verschwand.

„Gehen wir“, kam noch, bevor er den Halt auf dem Boden verlor und sich im nächsten Augenblick in den Händen seines Dämons befand – getragen wie eine Prinzessin.

Nur kurz blinzelte er verdutzt mit den Augen, drehte sie zum Himmel, auf dem die zwei Sonnen hell strahlten und fing dann an zu murren: „Lass mich…verdammt, lass mich runter, ich bin keine Prinzessin oder schwach. Ich kann selber…“ Bemüht wütend ergriff er das Hemd seines Astaroths und zog sich näher zu ihm hinauf, um beim nächsten Geräusch sofort wieder zurück in die Umarmung zu fallen.

Das laute Lachen hallte in dem Wald hin und her und Caym schüttelte nur den Kopf. Das Grinsen war zu deutlich, die Stimmung wieder ausgelassen und so, wie sie immer war, wenn sie beide zusammen waren. Schritt um Schritt kamen sie dem Inneren des Gefährts konstant näher, gingen schon die Rampe hinauf – zumindest Astaroth. Caym verdrehte wieder die Augen.

„Lass mich runter…verdammt…“, verlangte er lauthals und immer röter werdend von seinem Dämon, während er sich wieder an dem Hemd hochzog. Das dumpfe Gefühl, was als nächstes passieren würde beschlich ihn langsam und er fühlte schon, wie sein Körper schon jetzt mehr als einverstanden damit war.

„Mein Kleiner…“, war die einzige Antwort, die er bekam, als ein Kuss ihn zum Schweigen brachte. Heiß, innig und alle Sinne betäubend war er, brachte sein Blut zur Wallung und seine freudige Erwartung zum Vorschein, noch im selben Moment, in dem sich hinter ihnen die Tür schloss und das Gefährt mit einem Ruck startete. Der Kuss endete viel zu schnell, ließ seine Lippen prickelnd und warm zurück.

„Du Schuft…ich laufe schon nicht weg…“, flüsterte er, fühlte den sanften Aufprall auf der weichen Unterlage, schaute sich um. Unter ihm war ein Bett, groß und beinahe so breit wie der ganze Raum. Er wusste es, er wusste, was ihn erwartete und fühlte die Wärme durch jede Ader strömen ob der Vorstellung.

Mit seinen Händen, die noch immer am Hemd festhielten, zog er seinen Astaroth zu sich, um den Kuss wieder zu bekommen - und so viel mehr. Sein Mund fand den seines Dämons sofort.

Sein Herz, nein, sein ganzer Körper pochte und sein Verstand zog sich in Windeseile zurück in die Tiefen, um der Freude und Erwartung Platz zu machen. Die Lippen auf den seinen brachten das Kribbeln zurück, das durch die Finger auf seiner Haut nur noch schneller durch seinen Körper zuckte. Als er die Kälte spürte, die das Fehlen der Kleidung plötzlich hinterließ, seufzte er befreit und gab sich seinen Gefühlen vollends hin.

Endlich...

Alle guten Dinge… - Teil 1

Alle guten Dinge…
 

Es war so unglaublich eng um ihn herum, berührte ihn an jeder Stelle wie ein allumfassendes Etwas. Wie im Rausch bewegte sich sein Körper von selbst, verlor sich in der Wärme, die ihn umgab und die sich in jede Pore schlich, um dort vergeblich verschwinden zu wollen. Sein Atem ging schwer, jedes Stoßen, jedes Herauszögern war nur noch eine Qual, als er das Ende nahen spürte, sein Verstand schon in die hinterste Ecke verdrängt war und in der Lust untergegangen war. Das einzige was ihn noch antrieb war das Gefühl in ihm und um ihn, der Blick auf seinen Kleinen, der sich unter seinen Bewegungen immer wieder wand und streckte, stöhnte und ihn mit jeder Sekunde nur noch stärker umfasste und seine empfindlichste Stelle völlig durch die Berührung vereinnahmte. Wieder und wieder verengte sich die Wärme um ihn herum, immer stärker, obwohl es schon längst unmöglich schien. Seine Stimme wollte nicht mehr in der Kehle bleiben, wollte hinaus. Ein leises Knurren, ein Seufzen – seines – war zu hören, als Caym sich nach oben streckte, ihn nur ganz kurz küsste und die Hände um seinen Hals schlang, um sich so gestützt fallen zu lassen.

„Ast…“, murmelte, stöhnte sein Kleiner unter ihm, das Gesicht rot von der Anstrenung und von Schweiß bedeckt, so verführerisch wie es nicht anderes auf der Welt sein konnte. Sein Verstand versagte ihm bei dem Anblick jeden Dienst, trieb ihn nur noch schneller weiter vorwärts, näher zur Erfüllung hin.

Seine Hände wanderten immer drängender auf die Beine seines Menschen, umfassten sie und drückten sie weiter nach oben, zitterten schon bei der Berührung vor Lust. Die Kälte und das Fehlen trieben ihn nur noch schneller vorwärts, trieben ihn dazu sich tiefer zu versenken und so seinem Körper einen wohligen Schauer von Gefühlen zu bescheren. Es war einfach unglaublich, unbeschreiblich, wie all das hier jede Empfindung so unbedeutend erscheinen lassen konnte.

Jetzt gab es kein Halten mehr. Sein Glied zitterte erwartungsvoll in der Umarmung, in der es sich so geborgen und gefangen, so beengt und befreit fühlte. Die Bewegungen wurden immer drängender, immer notwendiger, um den Druck, der inzwischen überall, besonders an seiner empfindlichsten Stelle herrschte, endlich los zu werden. Es sollte gleich geschehen, ihn den Anblick seines stöhnenden Kleinen bescheren, der sich in einem unvergleichlichen Gefühlsausbruch in den Wogen verlieren würde, die Astaroth auslöste. Wieder drückte sich sein Körper nach oben, nach vorne, nur tiefer hinein in die allumfassende Enge, um noch ein wenig, dass in ihm hochkroch, immer schneller anwuchs und seinen Körper in eine einzige Glut verwandelte.

Bewegung um Bewegung genoss er die Gefühle, schauderte wann immer er aus der Wärme glitt und stöhnte jetzt auch wieder unzufrieden, nur um mit voller Kraft wieder mit Geist und Körper zu versinken.

„ASTAROOOOTH!“, schrie Caym plötzlich laut, während sich die kleinen Hände in seinen Haaren verkrallten und kräftig daran zogen, die perfekte Haut anfing zu zittern und die Lust selbst in den geschlossenen Augen noch zu sehen war. Jetzt war es so weit. Noch einmal stieß er tiefer hinein, bevor die Enge ihn festhielt, ihn umfasste und bis aufs Äußerste reizte. Das Gefühl kroch von der Spitze, von jeder einzelnen Pore seiner Haut hinein und hinauf, pflanzte sich fort, bis es förmlich explodierte und den Druck mit einem Mal von ihm nahm. Er schrie laut auf, bleckte die Zähne und legte die Hände um den Rücken seines Kleinen, der noch immer zitternd und schwer atmend seine Haare zog, bevor er seinen Mund über das köstliche Fleisch legte und es brach. Blut – so süß wie nichts anderes auf der Welt – kroch auf seine Zunge, brachte ihn nur noch höher hinauf. Vor seinen Augen verschwamm die Welt zu einem einzigen unbedeutenden Nichts, trug ihn hoch zur endgültigen Erfüllung im Nichts. Nichts hatte noch eine Bedeutung in diesem Moment außer ihm und seinem Kleinen, der alles war. Der letzte Rest seines Verstandes sah noch den merkwürdigen Schleier, während die Erleichterung durch jede Zelle schwemmte. Alles war in jetzt völlig ohne Bedeutung, nur länger darauf bedacht das hier zu haben.

Er genoss jeden Augenblick, der wie eine Ewigkeit erschien, in der er sich schon wieder nach diesem Moment des Glücks sehnte, bevor eine Stimme ihn jäh von seinem Himmel riss: „Fürst, wir sind in Sichtweite von Musewa und…“

Astaroth stockte mitten in der Bewegung, löste die Zähne aus dem süßen Fleisch und knurrte laut und deutlich verstimmt. Wie konnte irgendjemand es wagen, wie konnte es Navi wagen, ihn anzusprechen. Bilder eines zerfetzten Untertanen schossen ihm durch den Kopf, doch die Wärme um ihn herum und das nachlassende Glücksgefühl besänftigten diese so schnell wieder wie sie gekommen waren – beinahe zumindest. „RUHE, oder ich bringe dich qualvoll um, ramme einen Pfahl von unten nach oben durch dich hindurch und…“

„Hmmmm…“, unterbrach ihn Caym in seinem Drohmonolog, zog an seinen Haaren und sah aus, als ob er noch immer völlig in seiner eigenen Welt gefangen war. Die weiche Zunge fuhr über die leicht geschwollenen Lippen und betonte den Mund so nur noch mehr, lenkte seine ganze Auferksamkeit wieder magisch hin zu seinem Bettpartner. Sein Blut pochte wieder in seinen Ohren, sein Glied zuckte, doch irgendetwas zwang ihn dazu, seine Triebe zu unterdrücken. Er knurrte wieder laut. Sie waren gleich da, und niemand durfte seinen Kleinen so sehen. Mit einem mehr als unzufriedenen Laut glitt er hinaus aus der unwiderstehlichen Enge in die Kälte und stieß einen Seufzer aus. Widerwillig rang er mit sich selbst, beugte sich wieder nach vorne, um dann bei dem Ruckeln, das zu spüren war, einen Entschluss zu fassen. Zu seinem Bedauern waren sie jetzt sicher gleich da.

„Hm? Asta…Astaroth? Verdammt…gerade so angenehm…“, maulte ihn sein Kleiner an und hielt weiter an den Haaren fest, zog unzufrieden daran und starrte aus nur halb geöffneten Augen genau in seine Richtung. Einfach unwiderstehlich.

Ohne lange zu überlegen beugte er sich vor, legte seine Lippen auf die so schönen und ließ seine Zunge genüßlich darüber streichen, bis die so wohlbekannte andere sie berührte und er die Wärme, das Kribbeln und die sanften Berührungen genießen konnte. Jeder Augenblick kostete ihn mehr seines Verstandes, der sich schneller zurück zog als er fassen konnte, nur um dem Platz zu machen, das ihn immer so schnell zum Sex trieb. Jeder Augenblick war kostbar, bis ihn der nächste Ruck jäh unterbrach und in die Realität zurückriss. Wieder knurrte er laut und löste sich endgültig, bevor er nicht mehr widerstehen konnte. Im Palast würde er sich für all das hier gründlich entschädigen…

„Steh auf, mein Kleiner, bevor wir da sind. Ich würde ja noch zu gerne…aber ich glaube nicht, dass du SO gesehen werden willst“, erklärte Astaroth Caym, während er seine Kleidung fand und sich anzog. „Wobei du mir so am besten gefällst – wenn ich alle wegschicke…“

Er fuhrt sich mit der Zunge über die Lippen, worauf sich die grünen Augen seines Kleinen schlagartig weiteten und ihn deren Besitzer hellwach anblinzelte. Völlig perplex war der Blick, der auf ihn gerichtet war, beinahe ungläubig, bevor sich der Mund öffnete und nach ein paar wortlosen Sekunden endlich etwas zu hören war, das seine Stimmung sicher gleich heben würde. „Du perverser…du verdammter perverser Dämon. Ich würde nie…also, du…verdammt. Zu Hause. Und ich zieh mich jetzt an.“ Caym fuchtelte wild mit den Armen hin und her. „Nicht so nah…ich…da…kann ich nicht verdammt“.

Sein Kleiner hatte sich aufgerichtet, gab den Blick auf die leichte Erregung frei, was Astaroths schon große Zufriedenheit nur noch weiter steigerte. Das Lächeln erschien schon automatisch, als eine Hand sich über die eine Stelle legte und die andere Kleidung hektisch zusammensammelte, die Hose bei dem Versuch sie mit Gewalt über die Beine zu ziehen deutlich streckte. „Verdammt…ich bin nicht so…“, murmelte sein Kleiner die ganze Zeit über und starrte ihn dabei an – mit diesem Blick, der zwischen Wut und Erregung schwankte – nur um dann im nächsten Moment wild mit den Armen um sein Gleichgewicht zu kämpfen. Ein unbedachter Schritt und er war rückwärts über Askavi gestolpert, der vor dem Bett lag und verwirrt aufschaute. Unter Astaroths amüsiertem Blick verlor sein Kleiner entgültig jede Balance, taumelte mit einem verschluckten Schrei nach hinten und landete mit dem Rücken auf dem großen, weichen Bett, von dem er selbst erst vor so Kurzem aufgestanden war. Das Hemd halb über die Brust gefallen, die braunen Haare noch immer ganz durcheinander und der Mund halb offen war Caym ein Anblick, der zu verführerisch war. Astaroth schüttelte wieder den Kopf und versuchte seinen Körper noch unter Kontrolle zu halten, sein Glied wieder ein wenig zu beruhigen.

Alles war falsch, viel zu intensiv und das nur, weil er um seine Zeit gebracht worden war. Doch nur kurz, dann hatte er wieder alle Ruhe in seinem Palast, um endlich alles zu tun was er wollte. Mit diesem Versprechen an sich selbst schien alles geklärt.

„Aki!“, hörte er wie so oft die leicht vorwurfsvolle Stimme seines Kleinen, der sich gerade auf dem Bett kurz entspannte und sich fast in den Bettlaken räkelte. Sein Herz pochte lauter und er verfluchte Navi inzwischen deutlich für das was hier passierte. „Hast du irgendein Wachstumsmittel genommen?“, unterbrach die Frage seine Gedankengänge, während sein Kleiner den Wolf liebevoll streichelte und kraulte, diesem damit weit zu viel Aufmerksamkeit schenkte, wenn er sie in Wahrheit haben sollte.

„Oder du bist einfach kleiner geworden, mein Kleiner“ Necken war immer gut, um wieder das zu bekommen was er wollte. Es war beinahe ein amüsantes Spiel, mit dem er sein Ziel auch gleich erreichte. Cayms Augen schossen wieder zurück zu ihm, fixierten ihn, während das gurrende Haustier nur noch mit einer Hand gestreichelt wurde.

Wie ein Fisch im Wasser öffnete sein Kleiner den Mund, fing an in das unverwechselbare Stottern zu verfallen, welches genauso amüsant wie alles andere an ihm war: „Ich bin nicht klein, du…du…argh, verdammt. Vergiss es“ Damit drehte sich Caym scheinbar beleidigt um und zog den Rest seiner Kleidung mit dem Rücken zu ihm an. Doch das machte es nur verführerischer. Der Biss stach ihm als erstes ins Auge, schon jetzt halb verblasst, die Haut noch immer deutlich sichtbar gerötet und mit Schweiß bedeckt. Sein ganzer Körper handelte ohne seinen Verstand zu fragen, bewegte sich wie magisch angezogen zu seinem Partner, ging Schritt um Schritt in die Richtung, um seinen Kleinen an sich zu drücken und zu fühlen. Was er gerade noch vorher machen wollte, war vergessen, das einzige was er wollte war seinen Caym wieder auf das Bett zu drücken und alles zu genießen.

Fast war er da, schon zum Greifen nahe, bis ein jäher Ruck und ein ungewöhnliches Licht ihn wieder zurück in die Realität rissen. Schon in der nächsten Sekunde sah er Musewa vor sich durch den Spalt in der Wand, der sich immer weiter öffnete, bemerkte, wie Askavi an ihm vorbeirannte und durch die Öffnung preschte.

„AKI! Du…Halt!“, schrie sein Kleiner dem Wolf noch nach, während das Haustier nur glücklich anfing sich am nächsten Baum zu reiben und sein Geschäft zu verrichten. Sein Blick wanderte wieder zurück zu seinem Caym, der inzwischen mit einer Tasche in der Hand verdattert in Richtung Askavi starrte, dabei das unnütze Ding in der Hand hin und her schwang und ihn dann schlußendlich wieder entdeckte. Die großen Augen blinzelten, bevor mit einem verdatterten „Was?“ das Schweigen gebrochen wurde. „Was ist? Ich…ich bin bereit nach…Hau…argh, eben bereit zu gehen.“ Füsse malten wieder nervös Kreise in den Boden.

Jetzt konnte Astaroth das Lächeln nicht mehr unterdrücken. Zu Hause. Ohne lange zu warten raste er auf seinen Kleinen zu, der überrascht seine Tasche fallen ließ, als er hochgehoben wurde und im Eilschritt aus dem viel zu beengten Raum an die frische Luft getragen wurde. Astaroth fühlte die Erleichterung sofort, als er endlich wieder in seinem Reich war. Hier war er Herrscher über alles und musste sich nicht mehr zurückhalten – ganz so wie es überall sein sollte. Er atmete tief ein, atmete den süßen Duft seines Kleinen ein. Es war perfekt.

„Lass…Lass mich runter. Ich bin noch immer keine Prinzessin, also lass mich runter…zum Hundersten Mal.“ Anstatt wie erwartet geschrieen, wurden die Worte nur gemurmelt, was alles weit amüsanter machte. Seine Arme schlossen sich noch fester um seinen Kleinen, das Lächeln wurde nur noch deutlicher, bis Hiuma angetrabt kam und Astaroth seinen Caym beinahe fallen ließ, um ihn dann genau im richtigen Moment wieder aufzufangen, so dass er den Rücken, der ihn vorher so gereizt hatte, deutlich fühlte.

„Aaaah…was…?“, schrie die Verführung in seinen Armen, verkrallte sich mit den Fingern in seinen Armen und starrte ihn wütend an – Kopf in den Nacken gelegt. Wie so oft stieg ihm der Geruch verführerisch in die Nase, meldete sich immer mehr seines Körpers mit dem Bedürftnis endlich die Haut unter seinen Händen zu spüren, die Röte zu sehen, die sich über die Haut ausbreitete, wenn sie sich beide in den Wogen verloren…

„Verdammt…was…“, fing sein Kleiner an, nur um von Ruhn unterbrochen zu werden: „Hrrmm…ähm…verzeiht Fürst“

Astaroth schnaufte unzufrieden, als er sich daran erinnerte, dass noch andere hier waren und er wohl noch länger nicht das genießen konnte, was er wollte. In seinen Armen hatte sich sein Kleiner kurz versteift und lehnte jetzt nur noch näher an ihm.

„Ich werde mich jetzt verabschieden. Es war wirklich sehr – aufschlußreich – und ich bleibe euch weiter treu, was auch immer ihr vorhabt. Ihr als Satan wärt sicher eine Bereicherung für die Welt und besonders für uns. Jemand der nicht den alten Ideen nachhängt…“ Scheinbar vergessen wurden die letzten Worte gemurmelt und die Ehrlichkeit verwunderte ihn deutlich.

Bevor Astaroth jedoch noch etwas erwidern oder fragen konnte, wandte sich Ruhn schon seinem Kleinen zu: „Oh, und ihr…du pass gut auf Fürst Astaroth auf. Du als sein Partner – sein sehr offensichtlicher Partner beim Sex - bist hoffentlich seine Rettung, wenn er mal wieder…“ Doch den Satz beendete Ruhn nicht mehr, lachte kurz auf und sprang so schnell mit einem Sprung ins Wasser, dass es schien, als ob er nie da gewesen wäre. Astaroth knurrte noch immer ob dessen, was sein Untertan da gerade angefangen hatte anzudeuten. Seit wann waren seine Untergebenen so aufsässig?

„WAS? Ich…muss das jeder nicht nur wissen, sondern sogar noch SAGEN? ARGH, verdammt. Und ICH soll auf ihn aufpassen? Verdammt…was“, schrie Caym noch ins Wasser nach, und wedelte wild mit den Armen, während Askavi inzwischen jedes Wort mit zwitscherte und dem ganzen eine komische Note verlieh. „Sind jetzt alle verrückt? Wozu frage ich das überhaupt? Verdammt…wollen mich alle immer nur ärgern?“ In seiner ganzen unnötigen Aufregung war sein Kleiner wieder rot angelaufen, atmete stark ein und aus und sah beinahe aus, als ob er gerade von seiner liebsten Beschäftigung kam…

„Also ich glaube du bist einfach zu…süß…Astaroth…“, unterbrach gerade die Stimme seinen Menschen, die er jetzt als letztes hören wollte. Astaroths Blick raste förmlich zu Navi, der unverschämt grinste und seinen Kleinen viel zu lange anstarrte. Das war zu viel. Er ließ los, raste mit einem lauten Knurren auf den Verursacher seiner derzeitigen Verstimmung zu, rammte ihm die Hand an die Kehle und stieß ihn mit voller Wucht zurück an das Gefährt, wo er ihn festhielt. Der Hals unter seinen Fingern bebte und die Angst in den Augen – nur mit Mühe zurückgehalten - wurde langsam sichtbar. So sollte es sein, so sollte es immer sein.

„Wenn du es noch einmal wagen solltest mich zu unterbrechen in so einem Moment wie vorhin, dann wird jede Drohung freundlich wirken“, knurrte er seinen Untergebenen weiter drohend an, bohrte langsam seine Krallen in den Hals, bis die ersten Blutstropfen hinunter rannen. „Und solltest du es wagen, mich noch einmal nur mit ‚Astaroth‘ zu bezeichnen, dann werden alle Qualen der Hölle harmlos wirken. Denk nicht, dass du irgendeine Bedeutung hättest dir diese Freiheiten herauszunehmen. Ich bin dein Fürst, dein Herrscher und du bist mein Untergebener. Haben wir uns verstanden?“ Astaroth bemerkte bei den letzten Worten mit Genugtuung das starke Zittern unter seinen Fingern, sah, wie Navi blass geworden war und sich die Augen nach unten gesenkt hatten. Das Grinsen war aus dem Gesicht verschwunden und seine Wut ebbte bei dem Anblick langsam wieder ab, war zufrieden bei dem Gedanken, dass sie seinen Emotionen freien Lauf hatte lassen können und seine Untertanen noch immer unter Kontrolle hatte.

„Ja, Fürst Astaroth“, erwiderte der Gefangene nur kleinlaut und blicke starr in irgendeine andere Richtung. Die letzte Aktion, die er Navi noch erteilen wurde, wurde von einem deutlichen Zerren an seinem Hemd verhindert. Er schaute nach unten, wo sein Kleiner ihn mit einem wütenden Blick bedachte und immer stärker an seinem Hemd zog. „Hast du…verdammt. Das ist dämlich! Ich…du kannst doch nicht einfach…er hat doch nichts getan…“, stotterte sein Mensch und schüttelte dabei den Kopf immer wieder wild hin und her. „Jetzt sag doch etwas, verdammt!“ Ein leises Knurren war von weiter unten zu hören.

Astaroth ließ los, schüttelte den Kopf und ergriff Caym, setzte ihn mit einem Ruck auf Hiuma und schwang sich hinter ihn. Laut rief er dann: „Auf zum Palast“, ohne auf seine Untergebenen zu achten. Aus den Augenwinkeln konnte er erkennen, wie Askavi dem Pferd hinterherrrannte, während die Zunge immer wieder nach Luft zu schnappen schien, aber der Wolf dabei trotzdem zu seinem Erstaunen Schritt hielt.

„Mein Kleiner“, fing er an seinem Caym schlußendlich ins Ohr zu flüstern und damit die noch in der Luft schwebende Frage zu beantworten, „wenn ich Schwäche zeige, zu viel zulasse, dann werden mehr Dämonen mich zu stürzen versuchen als es jetzt schon tun. Niemand darf auf die Idee kommen, dass ich angreifbar wäre und meine Untergebenen müssen meinen Befehlen immer Folge leisten, ohne zu Fragen oder zu zweifeln.“

Sein Kleiner drehte sich mit einem Ruck um, schnaufte und zog ihn hinunter - die Finger noch immer im Hemd verkrallt - um dann wieder los zu stürmen: „Und dafür dieses völlig unnötige, dämliche Gedrohe? Verdammt…geht hier nichts normal?“

„Das ist normal“ Irgendwie war es amüsant sich mit seinem Kleinen darüber zu unterhalten, besonders wenn er so nah war und er die Aufregung spüren konnte. Bei jedem Schritt fühlte er, wie ein Teil seines Körpers berührt wurde, das Pochen ganz langsam und quälend anfing wieder seinen Verstand zu beherrschen, nachdem es nie ganz verebbt war. Sein Kleiner war jetzt so nah, dass er nicht widerstehen konnte. Mit einer Hand ergriff er das Kinn, streckte sich nach vorne und legte seine Lippen auf die seines Kleinen, genoss das warme Gefühl, das anfing sich wie ein Wirbel in ihm auszubreiten. Alles drohte diese Wahrnehmung wieder zu vereinnahmen und alles in ihm verlangte nach mehr, nach so viel mehr. Sein Verstand kroch schon in die hintersten Ecken, doch bevor er sich noch vollständig verlieren konnte, sich in dem Geschmack, der auf den Knospen seiner Zunge ein Prickeln hinterließ verlieren konnte, löste er sich, nur um beinahe sehnsüchtig mit seinen Fingern über die roten, weichen Lippen zu fahren, die noch immer offen standen. Kurz schlossen sich seine Augen und er seufzte. „Zu Hause“, versprach er sich ganz leise und war sich jetzt nur noch umso sicherer, dass Navi die Drohung mehr als verdient hatte. Eine neue Regelung war wohl angebracht.

„Astaroth…was…?“, hörte er das Hauchen und sah den leicht entrückten Ausdruck, der sofort wieder aufklarte. „Du willst mich nur ablenken…argh…verrückt alles…Askavi?“ Damit schaute sich sein Kleiner um und blinzelte verwirrt, bevor er sich mit einem Seufzer zurück lehnte und schnaufte. „Meinetwegen. Zu Hause…“

Das war das Letzte, das während des ganzen Rittes gesagt wurde. Die wohlige Wärme auf seinem Körper, der angenehme Geruch ließen die Zeit viel zu kurz und dabei gleichzeitig unendlich lang erscheinen. Mit Mühe hielt er sich zurück, versuchte das leise Pochen zu unterdrücken, das sich immer wieder bemerkbar machte, wenn Caym sich bewegte. Immer deutlicher schwanden seine Sinne ob der Verführerung vor ihm, so dass er deutlich erleichtert aufatmete als er endlich seinen Palast sah – nur um sich gleich darauf wieder zu versteifen.

Vor den Toren standen Dämonen, die sonst in allen Winkeln seines Palastes und der Umgebung verstreut lebten, versperrten eigenmächtig als Masse den Zugang zu den Privatstallungen und ließen ihm nur den Weg in seinen Thronsaal als Ausweg. So groß wie die Menge war, schien es beinahe, als ob sich jeder seiner Untertanen aus einem weiten Umkreis hier versammelt hatte. Die Menge war so immens, dass selbst er sie nicht überschauen konnte.

„Merkwürdig“, flüsterte er und spürte, wie sein Kleiner sich gerade vor ihm bewegte und wohl aus seinem leichten Schlaf erwachte.

„Hm…?“ Die Frage war noch zögerlich und langgestreckt, bevor plötzlich ein lautes: „Was ist das?“ folgte. Sein Mensch schwankte ein wenig, hielt sich mit einer Hand an seinem Arm fest, der diesen noch immer sicher hielt.

Viel Zeit für weitere Unterhaltungen blieb jetzt aber nicht mehr. Hiuma blieb mit einem Ruck vor dem Eingang stehen und wartete offenbar darauf, was als nächstes geschehen sollte. Astaroth schaute sich um und zögerte nicht lange, ließ seinen Kleinen los, um hinunterzuspringen, nur um sich im nächsten Moment umzudrehen und Caym schon hinter sich zu sehen.

„Ich brauche keine Hilfe“, murrte der ihn wohl vorsorglich an, wirkte dabei aber keinesweges besonders sicher, so wie er mit einem Bein wieder Muster in den Boden zeichnete und ungerührt stehen blieb. Kein Wunder bei diesen Massen an Dämonen, die sie beide mit anstarrten und nur dann den Blick abwendeten, wenn Astaroth sie fixierte. Was war hier los?

Ohne viel zu überlegen, ging er hinter seinen Kleinen, gab ihm einen Klaps auf den weit zu verführerischen Hintern, was ihm einen wirklich guten Ton bescherte und ein wenig fauchen noch dazu, bevor er ihn nach vorne stupste – in Richtung Thronsaal.

Darauf erntete er einen wütenden Blick und dem Versuch ihn zu ignorieren, der spätestens, als er seinen Arm um die Hüfte seines Menschen legte, zum scheitern verurteilt war. Anstatt jedoch wieder zu kämpfen oder zu versuchen sich herauszuwinden, rief sein Kleiner einfach nur laut: „Akiiii!“, worauf der Wolf sofort angesprungen kam. Die Dämonen auf den Seiten, die nur einen Teil des Ganges frei ließen schauten erschreckt auf das Wesen und drückten sich noch weiter an die Wand. Als das Haustier endlich ankam, rannte es ein paar Mal aufgeregt um seinen Herrn, ließ sich kräftig streicheln und gurrte dabei lauthals. Endlich befriedigt plusterte Askavi seinen Schwanz auf und ging neben Caym her – wie ein Wachhund, der immer mit halb gefletschten Zähnen jeden Feind schon durch seinen Blick erschreckte.

Astaroth lächelte zufrieden. Alles war so wie es sein sollte und die Dämonen an der Wand begannen sich immer tiefer zu verbeugen und ihre Augen zu senken, je näher er dem Thronsaal kam. Er konnte die Ungewissheit, die Angst, die Neugier beinahe riechen, so stark waren die Gefühle hier. Kein Zweifel bestand daran, dass er hier der Herrscher war und alles so war, wie es sein sollte.

Jetzt endlich gabelte sich auch die Dämonenmasse, mündete in dem Saal, den sie beinahe ausfüllte. Der einzige Platz der frei blieb, wurde von einer Truppe aus merkwürdig gekleideten, ihm unbekannten Dämonen gebildet und von seinem Thron, um den herum Damon, Shani und weitere seiner Getreuen standen und sich tief verbeugten.

„Willkommen zurück, Fürst Astaroth und Sir Caym“, begrüßte ihn Damon ungewöhnlich förmlich, verbeugte sich noch tiefer und trat ein paar Schritte zurück. „Der Thron ist noch immer euer und unberührt. Ich habe auch ein Geschenk für euch.“ Dabei deutete seine rechte Hand jetzt in Richtung zweier Dämonen, die große Körbe mit sich trugen und die Tücher bei der Anweisung entfernten. Mehrere Köpfe, darunter auch einige von bekannten Verrätern oder Spionen waren darunter zu finden. Die Augen weit aufgerissen, die Zungen zum Teil entfernt war es ein Anblick, der wirklich erfreulich war. „Mein Dank an euch, dass ihr mir so viel Vertrauen geschenkt habt und ein Geschenk zu Ehren dessen, was bei Satan vorgefallen ist. Jetzt seid ihr mehr wie ein lebender Sa…“

„Schweig!“, schnitt ihm Astaroth das Wort ab, bevor Damon den Satz beenden konnte. Es reichte völlig, wenn Usol diesem Irrglauben anheim hing und seine Unertanen ihn damit in Ruhe ließen. „Ich will nichts mehr davon hören. Und du solltest wieder so reden, wie es sich gebührt.“, fügte er noch an. Er schaute sich noch einmal im Raum um, um dann bei der Gruppe von Gestalten hängen zu bleiben, die zwar alle in die gleichen Farben gekleidet waren, ansonsten jedoch wie eine wilde Mischung aussahen. Manche trugen keine Rüstung, nur normale Kleidung und dazu Messer, Dolche oder ausgefallenere Dinge, während andere stachelbesetzte Platten, schwere Schilde und mächtige Waffen ihr Eigen nannten. Astaroth versuchte die Rassen zu erkennen, jedoch hielten sie alle die Köpfe tief gebeugt und die Kopfbedeckungen – von einfachen Mützen bis hin zu schweren Helmen – verdeckten die Gesichter vollständig. Hin und wieder blitzten eigenartige Farben hervor, die er aber nicht zuordnen konnte und die unpassend erschienen. Es störte ihn, irgendetwas stimmte nicht, aber er konnte nicht erkennen, was es war. Bei näherer Betrachtung wirkten die Farben auch eigenartig. Bis auf den schwarzen Helm war die Kleidung komplett in braun gehalten und mit einem grünen Mustern durchzogen, während auf den Seiten vom Hals ausgehend rote Streifen wie Blut hinabrannen. Wer waren diese Dämonen? Sein Blick schweifte kurz zu Damon, der zufrieden lächelnd auf die Truppe starrte und mehr als glücklich aussah. Als Astaroth wieder die merkwürdige Einheit betrachtete, fiel ihm das goldene Emblem auf, das irgendwo in Höhe der Brust und auf allen Schilden angebraht war. Es war sein Emblem, nur ergänzt um eine merkwürdige Blume, die dahinter zu sehen war und die ihn an das erinnerte, was er bei Satan gesehen hatte.

Mit einem Kopfschütteln wandte er sich Damon zu, der sicher der Urheber all dessen war – ohne seine Zustimmung. „Was soll das, Damon? Was hast du getan?“, verlangte er wütend zu wissen und zeigte auf die Gestalten, die noch immer tief verbeugt in der Ecke knieten. Er wollte Antworten. Jetzt.

„Das“, dabei ließ Damon seine Hand in Richtung all der Angesprochenen hin und her schwingen, die der Bewegung zu folgen schienen, „sind Freiwillige, die sich dem Schutz eures Menschen verschrieben haben. Es ist meine Verantwortung. Ich hatte die Idee dafür, da ihr immer um den Schutz eures Menschen besorgt seid und er wichtig ist. Diese Dämomen wollten ohne zu zögern seine Schutztruppe sein, waren begeistert, je mehr ich ihnen von dem Menschen erzählte. Ich weiß, dass sie perfekt sind: Sie sind loyal bis in den Tod, sehr fähig und jeder Meister seines Faches. Eine Mischung, die perfekt ist, auch wenn…“

Astaroth erkannte unter einem Helm ein merkwürdiges weißes Gesicht und wusste sofort, was Damon meinte. „…auch wenn jeder von ihnen ein Ausgestoßener ist, habe ich nicht recht?“ Jetzt wusste er, was ihm merkwürdig vorgekommen war. „Dämonen, die ansonsten nie die Möglichkeit haben höher zu steigen. Dämonen, die sich gegen ihre Rasse wenden oder solche, die nirgends zugehörig sind.“ Jetzt starrte ihn jeder einzelne der Truppe fragend an, während die Dämonen leicht zitterten und offensichtlich um die neu gewonnene Aufgabe zitterten, ohne zu kämpfen. Verärgert schüttelte er den Kopf. Furcht war deutlich in den Gesichtern aller zu erkennen. Wenn das das Beste war, was Damon mit der Idee aufgertrieben hatte, war er doch nicht so fähig wie gedacht, doch eine Möglichkeit hatten sie noch.

„Doch ICH würde nie jemanden ablehnen, der fähig und loyal ist.“ Damit ließ er seinen Kleinen unwillig los und ging langsam auf die Dämonen zu, betonte jedes einzelne Wort. „Wieso wollt ihr meinen Menschen beschützen? Ich will eine ehrliche Antwort. Liefert sie mir, oder ich werde euch die Zungen herausreißen…“, drohte er und jeder musste wissen, dass er es sehr ernst meinte.

Alle guten Dinge… - Teil 2

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

…finden (k)ein Ende

AN: Dieses eine Mal ein Autorenkommentar nach der Geschichte. Bitte unbedingt lesen!
 


 

…finden (k)ein Ende
 

„ ‚…und dann lebten sie glücklich bis ans Ende ihrer Tage‘, wie findest du das? “

„Welches Ende? Du denkst doch wohl nicht, dass das jemals enden wird, oder, mein Kleiner?“

„Arggggh…verdammt. Das ist nur ein normales Ende für Märchen – eine Phrase. Schau mich nicht so an, es geht nicht um uns. Als ob ich je de…hoffen würde, dass es mal zu Ende geht. Wieso lächelst du jetzt so? Immer wenn du so lächelst hast du etwas vor. Nein...Finger weg. Nicht jetzt, Astaroth…halt…wie wäre es dann mit ‚und die Moral von der Geschichte…‘?“

„Mein Kleiner – ich will dir nur helfen. Du genießt meine Berührungen doch offensichtlich so sehr…und Moral ist ein Konzept, das keiner braucht. Stell dir vor, wir könnten nicht jeden Tag das hier genießen.“

„Lass mich endlich diese Geschichte fertig schreiben, du sexsüchtiger perverser Dämon…“

„…den du liebst“

„Ruhe! Meinetwegen machen wir ‚und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute‘ – in Ordnung? HEY, Finger weg…lass…ahhhh…das…“

„Ich denke das trifft es recht gut, mein Kleiner. Aber wie wäre es mit ‚sie leben ganz sicher noch heute, erobern sich einen Platz in der Geschichte und haben noch immer unendlich viel Spaß zusammen bei der schönsten Beschäftigung der Welt - Sex‘. Natürlich wäre das nur passend, wenn du über uns geschrieben hättest…also wie wäre es…“

„Ru…ahhh…Ruhe. AKI…Astaroth will mit dir spielen…komm doch und spring auf das Bett“

„Mein Kleiner, dein vermeintlich kleines Haustier wird sicher nicht herein kommen. Wenn er sich auf das Bett setzt, dann ist kein Platz für uns mehr und er weiß, was gut für ihn ist. Wobei das Bad auch keine schlechte Idee wäre…“

„Nein, nicht…ahhhh…das hatten wir schon in der Früh…“

„Stimmt…mmmmhhh…also komm jetzt wieder mit mir zurück ins Bett. Ich hätte hier noch etwas, was ich ausprobieren wollte…“

„Aaaaastaroth…argh…ahhhh…ich…du verdammter perverser Dämon…ich…“

„…liebe dich?“
 

Alles was die Leibgarde vor der Tür jetzt noch hörte war ein lautes Lachen, auf das immer öfter Stöhngeräusche folgten, die sie geflissentlich ignorierten. Neben ihnen saß das furchteinflössende Tier ihres Herrn, dem keiner wirklich gerne nahe kommen wollte – größer als jedes Pferd und mit Zähnen, die den Kopf eines Dämons ohne Mühe vom Hals trennen konnten – und putzte sich direkt vor der Tür, knurrte nur hin und wieder unzufrieden und sah sonst völlig entspannt aus.

Die Wachen wandten sich wieder ihrer Aufgabe zu und ignorierten die Geräusche, die von innen kamen…wie jeden Tag…mehrmals – egal ob sie kurz vor einer Schlacht standen oder in einem gemütlichen Raum übernachteten. Nichts würde sie dabei stören und wenn jemand Fürst Caym zu nahe kam, riss ihm entweder die Leibgarde, der furchteinflössende Askavi oder der grausame Fürst Astaroth das Leben aus dem Körper.

Wie immer ignorierten die Wachen weiterhin was sie hören hätten können…
 


 

EPILOG ENDE
 


 

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AN(richtig):

Damit ist die geplante Handlung abgeschlossen - bis auf die Specials, die noch kommen. Also fröhlich weiterlesen!
 

Und einmal ein großes offizielles Danke an alle Leser und besonders die, die kommentieren (in welcher Form auch immer)!

Special 1: Lichtfest, Dämonen und andere Kleinigkeiten…

Kurze Anmerkung: Das Special entstand schon vor einiger Zeit. Hoffe es gefällt euch wie immer.
 

Special 1: Lichtfest, Dämonen und andere Kleinigkeiten…
 

„Also…wie war das noch mal?“ Navi war offensichtlich verwirrt und kratzte sich am Kopf, während er Caym gleichzeitig rätselnd und ratlos anstarrte.

Der seufzte nur kurz, rollte mit seinen Augen und fixierte schlussendlich einen der blätterlosen Bäume, über die er sich schon gar nicht mehr wunderte. „Wenn du mir nicht zuhörst, dann kannst du auch gleich wieder gehen.“, mokierte er sich über den Mangel an Aufmerksamkeit. Navi war zwar ein Gesprächspartner, aber nicht unbedingt sein liebster und außerdem jemand, der immer zur falschen Zeit am falschen Ort war – nämlich in seiner Nähe. Astaroth hörte ihm weit konzentrierter zu, zumindest wenn er nicht gerade wieder etwas anderes im Sinn hatte, was zugegebenermaßen fast immer der Fall war. Jedes Mal fiel dann sein Dämon mit halb entrücktem Blick über ihn her, brachte ihn dazu DAS zu tun und sich in den Wogen zu verlieren. Schon fühlte er, wie er rot wurde bei den Gedanken, die er nicht haben sollte.

Ein kurzer Seufzer entkam ihm, um sich wieder auf etwas anderes zu konzentrieren und die Aufmerksamkeit auf sein Gegenüber zu richten. Ablenkung brauchte er jetzt nicht wirklich.

Navi vollführte eine entschuldigende Geste mit seinen Händen, aber das verschmitzte Lächeln zerstörte auch nur den geringsten Verdacht, dass er es Ernst gemeint haben könnte. „Ach komm schon. Wie soll ich so etwas Merkwürdiges verstehen oder mir vorstellen? Ein ominöses Lichtfest, an dem man freiwillig Geschenke macht, und dafür nicht einmal eine Gegenleistung verlangt?“, dabei lachte Navi kurz, aber laut. „Sagen wir einmal ich glaube diese abstruse Geschichte. Wem würdest du dann etwas schenken? “

Caym spürte den fragenden Blick auf sich, drehte sich um, um wieder einen der Bäume anzustarren, der ihn so kahl wie jetzt an seine Heimatwelt erinnerte. Selbst in der Dämonenwelt verloren manche der Pflanzen ihr gesamtes Blattwerk. Gleichzeitig wurden die Tage merklich kühler und die Sonnen zeigten sich immer kürzer. Angeblich würde das hier nur kurz vorherrschen, bevor alles wieder zu neuer Pracht erstrahlen würde – Ranken inklusive. Er schüttelte den Kopf, um endlich bei einem Thema zu bleiben, bei dem Thema. Wem würde er etwas schenken? Seiner Familie hatte er im Endeffekt nichts zu verdanken, außer einem Leben in der Dämonenwelt, und dafür würde ihnen niemand mit Verstand dankbar sein, außer wohl ihm…

Er schluckte kurz, als seine Gedanken ihm nach ein paar Sekunden Überlegung immer wieder das Bild eines großen, gut gebauten, schwarzhaarigen Dämons vor Augen führte, den er viel zu gut kannte, obwohl er es mit aller Macht versuchte zu unterdrücken. Wieso nur musste er jetzt an Astaroth denken, an seinen Dämon, der schon genug seiner Zeit, seiner Gedanken für sich beanspruchte?

Schließlich seufzte er, und murmelte immer leiser werdend: „Man schenkt denen etwas, die einem etwas bedeuten. Meist sind das die Eltern, Geschwister, Kinder…Geliebte, Freude, Verwandte oder ähnliches.“ Caym schloss die Augen, und flüsterte nur hoffentlich unhörbar: „Hier? Ähm…Astaroth…“, nachdem er sich die Hand über den Mund gelegt hatte und verstohlen zum Himmel aufschaute.

„Hm? Wie war das? Naja. Eigentlich kann ich mir die Antwort denken. Du würdest doch sicher Astaroth etwas schenken. Du liebst ihn ja so sehr, dass du nicht von ihm lassen kannst.“, neckte ihn Navi, und sprang lachend in Richtung Ausgang – nicht ohne ein wenig von der jetzt kahlen Erde aufzuwirbeln.

Caym riss die Augen auf und seufzte gleichzeitig erleichtert. Offensichtlich hatte Navi nichts von dem gehört, was er gesagt hatte. „Du…sicher, immer doch. Flieh ruhig in dein Zimmer!“, schrie er dem schon entschwundenen Navi hinterher.

Endlich ein wenig Ruhe, aber langsam wurde ihm ohne die Ablenkung die Kälte wieder bewusst, die hier draußen herrschte. Langsam schlich sie sich unter seine Kleidung und bescherte ihm eine Gänsehaut. Er schüttelte sich und zupfte den dünnen, schwarzen Umhang etwas zu Recht, um sich wenigstens etwas zu schützen, bevor er sich umdrehte und nach seinem seinem stattlichen Wolf suchte, der nirgends zu sehen war. „Aki?“, rief er laut und wunderte sich nur, dass sein „Freund“ nicht erschien. Langsam stapfte er weiter durch den Garten auf der Suche nach seinem Aki und schaute sich dabei immer wieder um, ob er Mitglieder seiner Truppe fand, die ihn heimlich beobachteten, doch keine Spur von ihnen war zu entdecken. Ein kurzer erleichterter Seufzer, bevor er sich wieder auf die Suche machte und weiter durch den Garten schlich.

„AKI!“, rief Caym nach einer Weile hin und her schon etwas verärgerter. Wo war der Wolf, wenn man ihn einmal suchte? Wirklich leicht zu übersehen war er ja nicht bei der beängstigenden Größe, die er inzwischen besaß. Und Aki würde laut Astaroth noch größer werden, noch weit immenser. Caym schüttelte den Kopf. Die Dämonenwelt war wirklich merkwürdig, denn wie sonst konnte aus einem kleinen Wölfchen ein beängstigender Riese werden?

Ein Rascheln, ein Geräusch hinter ihm, das immer näher kam, ließ ihn hochschrecken. So schnell wie er konnte drehte er sich nach einem abrupten Halt um, und versuchte so leise wie möglich zu sein. Gehetzt griff er nach seinem Stock, ließ ihn mit einem Surren aus der Halterung am Gürtel schwingen und blieb so stehen – kampfbereit und aufmerksam. Besser Vorsicht walten zu lassen, als Nachsicht zu haben, auch wenn in letzter Zeit wohl auch dank seiner Truppe die meisten Dämonen ihn lieber ignorierten und keiner es wagte ihn anzugreifen.

„Wer ist da?“, fragte er jetzt mit leicht zitternder Hand, und suchte mit rasenden Augen die Umgebung ab. Wo war Aki nur, wenn man ihn brauchte? „Ich bin bewaffnet.“, fügte er noch an, nur um sich gleich darauf über seinen viel zu schnellen Mund zu ärgern. Dumm, einfach nur dumm.

„Hahaha. Also wenn du deinen Gegner warnen willst – perfekt durchgeführt.“, hörte er eine Stimme von hinten und schreckte hoch. Navi war da, hinter ihm und im gleichen Moment fühlte er etwas Weiches an seinem Hals, an viel zu vielen Stellen dort.

Mit einer schnellen Bewegung drehte er sich ruckartig um, schwang den Stock mit voller Wucht in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war – und verfehlte seinen „Gegner“ um Haaresbreite. „Sei ruhig! Du…du dummer Dämon! Verdammt! Und was war das eben?“, fauchte er in Gedanken an das komische weiche Etwas um seinen Hals.

„Da will man nur einmal nett sein, und wird schon fast geschlagen. Keine Sorge, ich würde mich nie trauen dich auch nur anzufassen – an vorderster Front zu kämpfen bis ich endlich tot bin war noch nie so ganz mein sehnlichster Wunsch. Das war nur eine Überraschung.“, erwiderte Navi kichernd und schaute Caym mit einem breiten Grinsen an.

Langsam fuhr Caym sich über den Hals, auf dem der Blick des Dämons ruhte, und schaute dann erschreckt hinunter. Wo eigentlich nur sein Halsband saß, war jetzt eine große, etwas ungelenk geknüpfte rote Schleife. Es sah fast wie die Verpackung eines Geschenks aus – womit er dann wohl das Geschenk war.

„DU…DU…“, fauchte er wütend, fluchte noch ein paar Mal lautstark, bevor er seinen Stock abermals in Richtung Navi schwang, der lachend davonrannte, ohne auch nur einmal getroffen worden zu sein. So würde er ihm sicher nicht entkommen. So schnell er konnte fasste er sich wieder, sprang von der Stelle und verfolgte den Dämon, der ihn so geärgert hatte mit vollem Tempo. Eine Schleife auf seinem Hals, er ein Geschenk, war einfach zu viel.

Gerade noch sah er Navi in den Eingang zum Palast rennen, der noch halb außer Atem: „Caym hat ein Geschenk für euch, mein Fürst. Er traut sich nur nicht, es euch zu geben.“, rief, nur um lachend in dem dunklen Gang zu verschwinden.

Caym schaute sich verwirrt um, während er weiter in die Richtung rannte, in die Navi geflüchtet war. Was hatte er mit Fürst gemeint? Schon im nächsten Moment fiel sein Blick auf Astaroth, der mit verschränkten Armen direkt neben dem Eingang an der Mauer lehnte, auf gleich darauf auf Aki – die untreue Seele – der direkt daneben saß. Hier war also sein Wolf geblieben, hatte sich wohl versteckt vor ihm.

„Was?“, fragte er verwirrt und kam mit einem Ruck direkt vor dem einen, vor Astaroth, zum Stehen, der jetzt den Eingang blockierte. „Was soll das?“, maulte er, während sein Stock sich wie von allein senkte und er das Lächeln auf dem Gesicht seines Dämons erblickte, als dieser mit einer Hand die Schleife an seinem Hals berührte. Wie immer konnte er nicht verhindern, dass er rot wurde, irgendetwas aufkeimen fühlte, was nicht wegen dem hier da sein sollte.

Caym erstarrte kurz, bevor er sich mit einem anderen Thema abzulenken versuchte. „Aki, du untreuer…du untreue Seele.“, schimpfte er mit seinem Wolf, der in alle Richtungen schaute, nur nicht in seine, während Astaroth weiter beinahe gedankenverloren über seinen Hals fuhr und immer deutlicher und zufriedener lächelte.

Jetzt reichte es ihm. „Wieso lächeln, lachen oder kichern Dämonen eigentlich so gerne auf meine Kosten und scheinbar andauernd, wenn ich in der Nähe bin? Noch immer! Es…also…verdammt. Außer natürlich, wenn sie versuchen mir etwas anzutun…“, regte er sich auf, während er den Stock wieder in seine Schlaufe fallen ließ und mit beiden Händen Astaroths Hemd am Hals packte. Navi war im Moment vergessen, sein ganzer Fokus lag auf seinem Dämon.

„Hahahaha“, lachte der nun herzhaft, „weil du amüsant bist?“. Dann wurde Astaroth jedoch ernster: „Aber wenn dich jemand wirklich auslacht, dann werde ich dafür sorgen, dass er nie wieder einen Ton von sich geben kann. Du bist ein Teil von mir, gehörst zu mir.“ Das Schweigen, das folgte, war beängstigend.

Caym räusperte sich, um die unangenehme Stille zu unterbrechen. „Ähm…Du…ich kann mich selber wehren.“ Er brauchte nicht den Schutz eines Dämons, auch nicht den eines großen Dämonenfürsten, auch wenn es „sein“ Dämon war. Wozu hatte er Aki, seinen Stock und den Dolch?
 

„Also was hat Navi diesmal angestellt? Vielleicht sollte ich ihn diesmal hart genug bestrafen, damit er diese Späße lässt. Du und mir etwas schenken, ist zwar eine nette, aber gänzlich unpassende Vorstellung…“, wechselte Astaroth das Thema elegant, während er mit seinen Händen wieder die rote Schleife entlangfuhr. Caym gehörte ihm, niemand außer ihm amüsierte sich auf seine Kosten, oder er würde die Konsequenzen tragen müssen. Doch die Schleife hier wirkete so verführerisch, so passend um den Hals seines Kleinen. Sie war wie ein Vorbote des Rots das kommen würde.

Zu seiner Überraschung spürte er plötzlich einen Zug an seinem Hemd, das sein Kleiner noch immer fest in den Händen hielt, spürte gleich darauf die zarten Lippen seines Menschen auf den seinen. Langsam fuhr er mit den Fingern den zarten Hals entlang nach hinten, bis er den Nacken spürte, legte die andere Hand auf die weichen Rundungen seines Kleinen, nahm sie in Besitz. So warm war sein Caym, so verfüherisch roch er. Instinkte erwachten jetzt wieder wie von alleine, der Geschmack auf seiner Zunge unwiderstehlich. Langsam tastete er sich über die zarte, so leicht zu verletztende Haut, während seine Herzen laut pochten und sein Blut hinunter jagte, scheinbar nur noch die Richtung nach unten kannte.

Irgendetwas fehlte jetzt aber noch. Seine Finger juckten, bewegten sich fast von allein und kniffen seinen Menschen in die runden Backen, zwischen denen die Stelle lag, die ihn jedes Mal wie magisch anzog. Als Dank für die Liebkosung öffnete sein Kleiner mit einem verschluckten erstaunten Laut den Mund und öffnete ihm so den Weg. Seine Zunge schlich sich hinein, genoss das leicht kitzelnde, warme und unbeschreibliche Gefühl, die Entgegnung und das sanfte Spiel das sich darauf entfaltete. Inzwischen kribbelte schon sein ganzer Körper, in dem sich alles mit jedem Herzschlag schneller und schneller ausbreitete, Geduld unmöglich machte. Die wohlige Wärme, die ihn jedes Mal umfing, wenn er seinen Menschen hatte, „Kontakt“ mit ihm hatte, war zu heiß, zu drückend, nährte das immer stärker werdende Verlangen, das der Anblick Cayms, der mit geschlossenen Augen und den Händen in seinem Hemd verkrampft hing, schwer atmete, nur noch verstärkte. Die Wangen leicht gerötet, die Hände zitterten, war es nur eine Einladung mehr endlich weiter zu machen.

Astaroths Hände drückten seinen Partner nur noch näher an sich, während er das Gefühl dieses warmen Körpers, der sich an ihn schmiegte, so furchtbar genoss. Genau so sollte es immer sein, für immer und würde es auch.

Doch dann spürte er die Kälte, lösten sich die Lippen so schnell, wie sie den Kontakt gefunden hatten, während er Caym dennoch fest in seinem Armen hielt, der ihn leicht zitternd und ungläubig anstarrte.

„Also…Also…wenn Lichtfest wäre…wenn Lichtfest wäre, dann würde ich dir etwas schenken.“, stotterte sein Kleiner jetzt unerwartet und riss ihn wieder etwas in die Realität zurück, starrte auf den Boden und zeichnete mit seinen Füßen Muster in den kahlen Grund. „Und…also…das war meine Idee. Ich…das…ähm…“, dabei zupfte sein Mensch an der Schleife, „Du…das…ach vergiss es.“

Astaroth musste sich zurückhalten, um nicht laut loszulachen. Sein Kleiner hatte ihm schon seit die ersten Blätter angefangen hatten zu fallen, von dem „Lichtfest“ erzählt, an dem man Geschenke austauschte. Da aber keiner wusste, wann genau es war, hatte Caym es wohl irgendwann aufgegeben, auf ein Wunder in der Dämonenwelt zu hoffen.

„Wieso nicht.“, riss sich Astaroth schließlich aus seinen Gedanken, fuhr mit seinen Händen in die entsprechende Position, und hob seinen Partner hoch. Auf beiden Armen liegend, starrte ihn Caym erst verdutzt an, bevor er wieder mit den Augen rollte und ein wenig hin und her schwang. Jetzt lachte Astaroth laut los.

„DU…nicht schon wieder. Was soll das? Ich kann gehen! Lass mich runter…“, befahl sein Kleiner wie immer lautstark, wenn er so getragen werden sollte.

Astaroth lächelte nur und ging unbeirrt seines Weges in Richtung Schlafgemächer. „Ich will doch nur mein ‚Geschenk’ auspacken und genießen. Das ist doch so üblich, nicht wahr? Und ich werde doch ein wertvolles Geschenk nicht einfach so ungebührlich tragen oder gar riskieren, dass es zu Schaden kommt.“, neckte er nun wieder Caym, der ihn mit weit geöffneten Augen anstarrte, und noch immer die Hände in seinem Hemd vergraben hatte.

„WAS? Ich…Geschenk?“, hörte er ihn bei jedem Wort deutlich ausatmend, sagen.

„Also…Argh…Du…“, folgte noch, bevor sein Kleiner einmal laut schnaufte, und sich in seine Arme fallen ließ. „Und was ist dann mit meinem Geschenk?“, raunte Caym noch, was Astaroth nur ein Lachen entlockte. Jede Minute mit seinem Partner war Genuss und Entspannung, siw kein anderer ihm geben konnte, die kein anderer je bekommen würde und die er nie von jemand anderem haben wollte. Nur Caym.

„Das werden wir im Bett weiter besprechen, wenn ich meinem Geschenk die nötige ‚Aufmerksamkeit’ zukommen haben lasse. Außerdem bin ich doch wohl Geschenk genug, oder?“, erwiderte er nur amüsiert, während er den bemüht bösen Blick seines Kleinen, der im gleichen Moment kam, genoss.

„Du…eingebildeter…Dämon.“, wurde es ganz leise geflüstert, worauf er nur: „Sicher“, entgegnete. Der gereizte Caym war verführerisch wie immer, ohne es wohl zu wissen, seine Reaktion amüsant und erregend zugleich.

Schneller als gedacht stand er in seinem Zimmer. Das kleine Gespräch hatte die Zeit wie im Flug vergehen lassen und ihn an sein Ziel gebracht. Nur ein paar Schritte später stand er vor dem Bett, auf das er Caym mit der nötigen Sorgfalt fallen ließ, bevor er sein eigenes Schwert vorsichtig auf den Boden legte und sich in Windeseile entkleidete. Sein Kleiner starrte ihn mit immer größer werdenden Augen an, die Hände scheinbar nutzlos auf dem Bett liegend.

„Was?“ Sein Mensch hauchte die Worte fast nur noch voller Unglauben.

Astaroth konnte inzwischen nur noch lächeln, als er den erstaunten Blick auf seinem nicht mehr ganz unschuldigen Glied bemerkte.

„Ich muss mein Geschenk natürlich auspacken.“, erklärte er amüsiert, während er sich neben Caym, der inzwischen aufrecht saß, auf das Bett setzte. Genüsslich fing er an den Umhang zu öffnen, den er bar jeder Sorgfalt lieber schnell neben das Bett warf, bevor das grüne Hemd vor Eile alle Knöpfe einbüßte, und mitsamt der braunen Hose und den Schuhen in der Nähe des Umhangs landete. Ohne lange zu warten suchte seine Hand die zarte Haut, die er selbst so gierig betrachtete. Schon alleine diese Berührung jagte ihm die kleinen Gefühlsausbrüche durch jede Zelle, jagte einen wohligen Schauer durch seinen Körper. Sein Verlangen sich das zu nehmen, was ihm gehörte, steigerte sich mit jedem Moment mehr nur noch. Über den kleinen Bauchnabel, in dem ein schöner Stein gut und gerne Platz hätte finden können, wanderte seine Hand über den Körper seines Menschen, den er so begehrte, nach dem er so verlangte. Mit jeder Minute erhöhte sich sein Puls drastisch, pumpten seine Herzen immer fanatischer Blut durch seinen Körper, lauter und intensiver, schneller und fanatischer. Wie jedes Mal musste er wieder seufzen, als er seinen Kleinen endlich wieder unter sich spürte und die Vorfreude schon laut in seinen Ohren surrte. Erst jetzt bemerkte er den Blick seines Menschen, der fragend beobachtete und immer wieder verstohlen nach unten blickte. Diese grünen, intelligenten Augen, die er so liebte…

Mit immer lauter pochenden Herzen wanderten seine Finger langsam über die Brust, streichelten sanft und dennoch nur unglaublich kurz über die verräterischen Brustwarzen, bevor er seinen Kleinen mit einem schnellen und bestimmten Stoß auf das Bett drückte, nur um neben seinem Menschen zu knien, sein Oberkörper über ihn gebeugt.

Keine Pause gönnte er sich, keine Pause konnte er sich gönnen. Sein Verstand ließ langsam nach, während er sich mit der Zunge über die Lippen fuhr, die sich so trocken anfühlten, so distanziert und so fremd.

Wie in Trance wanderten seine Finger weiter, bis er bei der Schleife inne hielt, und dieses auffällige Rot fragend betrachtete. Sein Geschenk, das er auspacken sollte, Blut, das fließen würde? Nur Augenblicke verharrten seine Hände dort, bevor sie weiter sanft den Hals entlang fuhren, die Schleife vollständig abtasteten, unter denen das Halsband zu spürten war. Darunter hörte, fühlte er das nervöse Pochen eines Herzens, das mit jeder Sekunde stärker wurde, sich mit dem seinen beinahe messen konnte. Langsam fing er an mit seinen Krallen über das Band zu fahren, ohne seinen Kleinen dabei jedoch zu verletzten, während er sich vorstellte dieses rote Pochen um sich zu spüren, das er am Hals so stark wahrnahm, dieses pulsierende Leben zu fühlen.

„Wa…Was machst du da?“ Caym war offensichtlich unruhig, seine Wangen leicht gerötet. Die Hände seines Menschen lagen jetzt auf seiner Brust, drückten fast unscheinbar dagegen. Cayms Lippen zitterten dabei leicht, die Augen suchten irgendetwas, worauf sie sich konzentrieren konnten, und erste Schweißtropfen standen auf der makellosen Stirn. Bei diesem Anblick wanderten die Finger seiner linken Hand nur zart über den Mund, der gerade gesprochen hatte, und an dessen Kuss er sich noch gut erinnern konnte. So verführerisch, so köstlich war alles.

„Mein Geschenk auspacken – aber das sagte ich schon vorher. Man muss so etwas genießen.“ Seine Finger lösten sich wieder von den Lippen und fanden ihren Platz am Halsband. Das Schmunzeln konnte er sich bei den weit aufgerissenen Augen nicht verkneifen. Er nutzte die folgende Verwirrung, um eine Hand zum Nachttisch verirren zu lassen, wo er in einer Lade etwas Nötiges suchte. Nach nur ein paar Bewegungen und etwas Rascheln, hatte er eine Tube in der Hand, die er auf dem Bett neben sich deponierte, ein Grinsen im Gesicht. Jetzt war alles vorbereitet und er konnte dem Drängen seines Körpers nachgeben.

Sein Lohn darauf war das Rollen der Augen seines Kleinen, und dessen gespielte Unlust mit einem gestöhnten: „Natürlich…“. Caym starrte die Tube wie einen Feind an, während ihn sein Körper mit seiner Reaktion verriet, das Spiel zu erkennen gab. Sein Kleiner war langsam erregt, und konnte das nicht mehr verbergen. Zufrieden gab er ihm einen Klaps auf die Seite seiner Pobacke, die so versteckt auf dem Bett lag.

„Natürlich.“, antwortete er, während er sanft mit einer Hand an der widerspenstigen Schleife zog. Die andere fand ihren Weg von der Seite über die Beine nach innen, immer tiefer hinunter, bis sie umkehrte und Innen wieder nach oben wanderte. Das leichte Zittern unter ihm kostete ihn stetig an Selbstbeherrschung, während die Schleife sich nicht löste und er schon mit einem Knurren daran zog. Mit einem wütenden Grummeln nahm er die zweite Hand zu Hilfe und löste das widerspenstige Ding endlich von Cayms perfektem Hals, dessen einzige Zierde nur das Halsband sein durfte. Schnell wickelte er das nun gelöste Band um seinen rechten Arm, denn man konnte nie wissen, wofür es vielleicht noch nützlich sein konnte. Jetzt, da sein Mensch wirklich nackt war, suchten seine beiden Hände einen verführerischeren Ort, den verfüherischen Ort, und landeten fast schon grob wieder auf den Beinen seines Kleinen. Doch lange blieben sie dort nicht, denn Astaroth musste seinem steigendem Bedürfnis nachgeben, das ihn vorwärts drängte mit seinem Pochen, mit dem Druck. Eine wanderte nach vorne zu dem kleinen, leicht angeschwollenen Körperteil, die andere nach hinten, in die versteckten Niederungen, die die höchsten Erfüllungen versprachen.

„NEIN! Nicht so!“, riss ihn ein Schrei aus seiner Konzentration, bevor die beiden Hände, die noch immer auf seiner Brust lagen, den Druck erhöhten. Mit vollem Schwung stieß sich sein Kleiner ab, rollte sich zur Seite, schwang die Beine nach oben und setzte sich beinahe elegant auf. Der Brustkorb hob und senkte sich ob der Anstrengung leicht und der Mund war geöffnet, wie in Überlegung.

Etwas erstaunt wanderte sein Blick von dem vertieften Geschichtsausdruck auf die schon deutlich sichtbare Erregung. Doch noch ehe er sich über etwas klar werden, oder etwas unternehmen konnte, spürte er die kleinen Finger seines Menschen auf seinem Glied, die immer wieder wie zur Probe darauf stießen, und immer wieder zaghafte Versuche unternahmen, darauf zu bleiben und entlang zu fahren. Wie ein Schock durchfuhr das Gefühl seinen Körper, das der Kleine damit auslöste.

Caym starrte mit immer wieder aus dem Mund gestreckter Zunge und jetzt noch röteren Wangen auf die Stelle. Astaroth hätte gelacht, hätte er nicht immer wieder die vorsichtigen Streichelversuche gespürt, die ihn neckten, reizten, beinahe zum Wahnsinn trieben. Mit jeder Sekunde wuchs seine Begierde dieses Spiel zu unterbrechen, und in die Tiefen zu versinken, nach denen sich sein leicht pochendes Glied inzwischen so sehr sehnte. Umfangen zu sein von so viel Wärme…

Doch wie eine Welle raste die Erregung durch seinen Körper, als sein Kleiner konzentriert mit seiner Hand über sein Glied strich, die Zunge immer wieder über die Lippen fahren ließ. So ungewohnt, so erregend war es, dass sein Kleiner von sich aus aktiv wurde, ihn ohne Aufforderung verwöhnte.

Einem kleinen Feuer gleich knisterte es in seinem Kopf, während sich ein Stöhnen seiner Kehle entrang und er erstaunt die Augen öffnete. Das jetzt war anders, fühlte sich feucht und weicher an, als die Hände. Mit Erstaunen sah er, wie Caym langsam und vorsichtig mit der Zunge über ihn fuhr, während die Finger immer wieder das berührten, was näher an seinem Körper war, nur um dann wie verbrannt wieder zurückzuschrecken. Zitternd tastete sich Caym weiter vor, seine Zunge verzog sich immer wieder erschreckt in ihre Höhle, nur um dann wieder dort weiterzumachen, wo sie aufgehört hatte. Der Anblick alleine war so unglaublich, dass Astaroth den Druck immer stärker spürte, das Verlangen immer größer wurde. Fast quälend langsam wanderte die Zunge über sein Glied, trieb sein Blut weiter hinunter, aber nicht genug, bei weitem nicht genug. Es verlangte nach mehr, nach Befreiung und nach Enge, während immer wieder kleine aufzuckende Blitze aus Lust ihn peinigten. Immer stärker wurde sein Bedürfnis nach der allumfassenden Wärme, nicht dem Kitzeln an einzelnen Stellen, das ihn fast schon quälte. Seine Finger verkrampften sich in den braunen Haaren, griffen beherzt zu und streichelten über den Kopf.

„Genug jetzt.“, flüsterte er nur. Jetzt reichte es. Ein kurzer Ruck an den Haaren, sein Kleiner hob den Kopf und starrte ihn mit feuchtem, leicht gerötetem Mund an.

„Wa…Was?“ Caym räusperte sich kurz, und fuhr sich dann mit einem Finger über seinen Mund, während sein Blick Astaroths Glied streifte.

„Wenn…Du bist mein Geschenk. Ich will etwas anderes.“ Erklärungen waren das letzte, das er jetzt abgeben wollte, geschweige denn konnte. Er drehte sich kurz um, ergriff die Tube und drückte sie Caym in die Hand, nur um sich auf den Rücken zu legen und kurz auf sein Glied und danach auf Cayms Allerwertesten zu zeigen. Er musste sich beherrschen, doch die Aussicht auf das waren das alles mehr als wert.

„DAS…Nein…Das meinst du nicht ernst, oder?“, stammelte Caym verdattert und starrte die Tube in seiner Hand erschreckt und dann Astaroth mit großen Augen an.

Die einzige Antwort, die er seinem Menschen gab, war ein Lächeln, das von einem Nicken begleitet wurde, und dem Heben des Arms mit der Schleife daran.

Mit einem Grummeln öffnete sein Mensch das Gefäß und starrte den Inhalt konsterniert an, bevor er ein wenig davon auf den Fingern einer Hand verteilte, es wieder wie einen Feind und mit nach unten verzogenem Mund betrachtete. Die Erregung, die überall an Caym zu erkennen war, verriet ihn dabei aber die ganze Zeit, während beinahe eine Ewigkeit verging, auch wenn es nur Sekunden waren.

Dann endlich wanderten die Finger nach hinten, zu ihrem Bestimmungsort. Astaroth schaute zufrieden und versuchte nur noch, seine Triebe mit letzter Kraft zu unterdrücken, den Druck zu ignorieren, während hier etwas in den Ort eindrang, den er selbst gleich einnehmen wollte. Immer wiederverschwanden die Finger dort hinten in den Tiefen, bewegten sich hinein und hinaus.

Er wollte warten, wollte es genießen zuzusehen, während die Hand seines Kleinen Nachschub holte und schließlich in langsame, rhythmische Bewegungen verfiel. Die anfänglich zusammengekniffenen Augen öffneten sich zögernd und der Blick Cayms fiel auf ihn, während eine Hand sich fast unnatürlich scheu über das Glied legte. Endlich war es soweit, er konnte sich fast nicht mehr zurückhalten. Seine eigene Erregung pochte schon fast schmerzhaft und verlangte nach Aufmerksamkeit, nach Leben.

„Du…Dämon.“, kam es nun fast heiser von seinem Menschen, der alle Hände von seinem Körper löste und fast schleichend auf ihn zukrabbelte – rot im Gesicht und schwer atmend. Das war zu verführerisch, er konnte nicht mehr. Er schnaufte angestrengt, hielt sich mit aller Kraft davon zurück auf seinen Menschen loszustürmen und sich mit einem Ruck in ihm zu vergraben, zu versenken, nur um dann in wilde Bewegungen zu verfallen. Sein Verstand wanderte immer weiter nach unten und seine Augen blieben wie magnetisch an seinem Kleinen hängen. Viel zu langsam. Es reichte.

Mit einem Ruck richtete Astaroth sich schließlich auf, ergriff Caym am Arm und zog ihn mit einer schnellen Bewegung zu sich. „Jetzt“, befahl er, und ließ sich wieder auf den Rücken fallen. Sein Mensch starrte ihn fast betroffen an, bevor er ein Bein über Astaroths Schenkel schwang.
 

Caym starrte das Glied vor sich an, und überlegte, was er hier machte. Sein Körper schrie nach Erlösung, und er war nicht einmal versucht zu widersprechen – so wie viel zu oft in letzter Zeit, eigentlich andauernd. Mit einer beherzten Bewegung ergriff er das Glied, richtete sich auf und bewegte sich noch etwas weiter nach vorne. Jetzt war es perfekt. Mit geschlossenen Augen, um den gierigen Blick seines Dämons nicht sehen zu müssen, platzierte er das große, pochende, lebendige Etwas und drückte sich langsam hinunter, ignorierte das merkwürdige Gefühl, das er dabei spürte. Die Wärme, die es ausstrahlte, die Größe, war unglaublich. Sein Gesicht verzog sich, als er die große Spitze spürte, die sich zwischen seinen gespreizten Fingern hindurch in ihn bewegte und ihn unglaublich dehnte. Mit einem finalen Ruck ließ er sich während eines Atemstoßes fallen, drückte sich hinunter, während er versuchte sich zu entspannen. Er wollte es schneller in sich spüren, schneller die unglaublichen Berührungen in sich erhalten. Jeder Zentimeter, der sich tiefer in ihn bewegte, pochte so lebendig und füllte ihn gänzlich aus, ließ ihn mit seinem Dämon verschmelzen.

Die Arme auf ihm, die ihn langsam hochhoben, ließen ihn nur leise stöhnen, bevor er nach vorne fiel und sich auf der Brust seines Dämons abstützte und innehielt. Schwer atmend verharrte er einen Moment lang, bevor er sich wieder abdrückte und das unglaublich große Glied wieder in seine Tiefen aufnahm. Eine Welle der Lust durchflutete ihn, als es etwas in seinen Tiefen berührte, es an so vielen Stellen gleichzeitig berührte. Mit einem erstaunten Stöhnen, das er nicht mehr zurückhalten konnte, riss er seine Augen auf, und ließ sich alles vergessend fallen. Er ließ das drängende Geräusch heraus, spürte überall das Kribbeln, das ihn in den Wahnsinn treiben wollte. Sein ganzer Körper suchte mit immer drängenden Bewegungen mehr von dem Gefühl, spannte alles an, um das in ihm noch tiefer in sich zu leiten.

Seine Augen suchten fast verzweifelnd immer wieder das Gesicht seines Dämons, der sichtlich schwerer atmete, mit seinen Händen Cayms Hüften umklammerte und sicher wieder Blutergüsse provozierte. Wie von allein kreisten seine eigenen Finger über die harte, braune Haut unter der er den Schlag der zwei aufgeregten Herzen fühlte. Fasziniert und selbstvergessen beugte er sich kurz nach vorne und leckte mit seiner Zunge über die perfekte, schwarz verzierte Haut, die ihn so reizte, bevor ein leises Knurren folgte. Ohne Zeit zu reagieren, wurde er von starken Händen an den Armen ergriffen und mit vollem Schwung auf seinen Rücken geworfen, während er noch immer mit Astaroth verbunden war. Schwer atmend und mit erstauntem Blick starrte er den Dämon an, der ihn mit glasigen Augen kurz und eindringlich betrachtete, bevor er mit voller Wucht nach vorne stieß, er Caym gleichzeitig an den Schultern festhielt. Ein leiser Schrei war alles, was ihm blieb, während er seine Hände noch immer auf der Brust des Dämons hielt, dessen Herzen jetzt noch schneller schlugen, kurz vor jeder Bewegungen langsamer wurden, um dann wieder an Fahrt zu gewinnen. Wie von Sinnen hörte Caym nur noch auf das Pochen der Herzen unter seinen Fingern, auf das Pochen seines eigenen Herzens, das sich dem unglaublichen Takt anpassen wollte. So gut es ging, streckte er seine Hüfte seinem Liebhaber entgegen. Liebhaber? Sein Geist wollte sich kurz gegen die Formulierung wehren, doch sein Körper wand sich unter dem gefühlvollen, harschen Takt und streckte sich seinem Dämon entgegen. Immer wieder traf sein stattlicher Partner sein Innerstes, immer intensiver spürte er den Nebel vor seinen Augen, das unglaubliche Kribbeln und die Hitze, die sich langsam in seinem ganzen Körper ausbreitete. Er atmete immer schneller, drückte seine Muskeln zusammen und schlang seine Arme erwartungsvoll um den Hals seines Astaroths, der ihn mit starr fixierten Augen ansah und sich mit der Zunge langsam und genüsslich über die Lippen fuhr.

Zu viel, das war einfach zu viel. Mit einer Anstrengung hob Caym seinen Kopf und küsste den Dämon kurz und innig. Seine eigene Zunge fuhr über die warmen Lippen, er spürte selbst das Blut darunter pochen, bildete es sich ein. Doch bei der ersten Berührung löste er den Kuss, ließ sich auf das Bett sinken, wollte lächeln. Noch bevor er seinen Triumph auskosten konnte, stieß der Dämon härter zu als je zuvor und Caym musste aufschreien, als der Nebel zu einem Schleier aus Lichtpunkten wurde. Fast fanatisch rieb er sich am Dämon, beugte seinen leicht schmerzenden Rücken und verkrampfte seine Hände um den Hals des Dämons.

„Bi…Bitte“, stöhnte er, während er seine Hüften auf und ab bewegte.
 

Astaroth spürte die Wärme um sich, fühlte, wie Caym ihn wie einen schützenden, engen Mantel umfing und er langsam nicht mehr lange konnte. Sein Kleiner starrte ihn fast flehentlich an, so köstlich der angestrengte Ausdruck auf dem erröteten Gesicht, durch dessen Adern das Blut rasen musste, und die schon halb entrückten Augen.

Doch Caym würde für den unterbrochenen Kuss zahlen müssen. In einer Bewegung aus seinem Kleinen heraus löste er mit einer geschickten Handbewegung das Band um seine rechte Hand und band es um das erregte, leicht gegen seinen Bauch reibende Glied seines Menschen, um es mit einer Schleife zu versehen. Mit einem Lächeln betrachte er kurz sein Werk, bevor er seinen Blick wieder Caym zuwandte, der ihn fassungslos anstarrte, während er sich erregt wand. „Meins“, flüsterte er ihm ganz leise ins Ohr, stieß dann mit voller Kraft wieder zu, versenkte sich und entlockte seinem Menschen einen heiseren Schrei. Die schon leicht benebelten, grünen Augen seines Kleinen schlossen sich, während der hochrote Kopf mit voller Kraft gegen das Bett geworfen und dagegen gedrückt wurde. Unterdessen hielt sich Caym noch immer mit beiden Händen an Astaroths Hals fest, klammerte fest zu und stöhnte laut auf.

„D…Bitt…“, kam jetzt leise zwischen heftigen Atemstößen in der verführerischen Stimme.

„Kuss…“, erwiderte Astaroth nur darauf, und stieß wieder zu, worauf sein Kleiner nur mit den Zähnen in seine eigenen Lippen biss, die Augen aufschlug und ihn kurz ratlos und gequält anstarrte.

Mit einem Lecken über seinen eigenen Mund lenkte er die Aufmerksamkeit seines Partners dorthin, nur um im nächsten Moment die süßen, so einzigartig köstlichen Lippen wieder auf den seinen zu spüren. Ein verschluckter Schrei öffnete den Mund, schuf die Möglichkeit für ihn mehr zu fühlen, mehr zu erhalten und die Zunge seines Kleinen zu berühren. So zart, so widerspenstig, so willig war alles an Caym. Er liebte es. Mit einem Stöhnen ob des immer stärker werdenden Druckes um seine empfindliche Stelle herum, löste er den Kuss, strich mit seinen Finger über den leicht geöffneten, zitternden Mund und wanderte weiter hinunter. Sein Körper zeigte ihm immer deutlicher, dass er nahe am Höhepunkt war. Der Druck stieg stetig an, wurde unterträglich, während er sich nach Erlösung sehnte, jede Faser danach schrie und er der Anblick seines Kleinen, der ihn mit halb geschlossenen, glasigen Augen anstarrte, nur noch mehr reizte.

Schnell fand seine Hand die Schleife, umfasste das Glied und versenkte sich endlich wieder vollständig in diesen warmen, dunklen Höhlen, während er das kleine Etwas seines Menschen mit bestimmten Bewegungen rieb.

Unglaublich stark war der Druck jetzt, bis er die stärker werdende Bewegung um sich herum spürte, die die Enge noch weiter steigerten. Er stieß ein lautes Knurren aus, während sein Kleiner laut „Assss…“, stöhnte und er eine warme Flüssigkeit auf seiner Faust wahrnahm. Seine Umgebung verwandelte sich in eine rote, nebelige und rauschende Lichtwelt, die doch so ähnlich der Realität war, sein ganzer Körper wurde von einem Impuls nach dem anderen durchströmt. Wie ein wohliger Schauer legte sich Zufriedenheit über ihn, fühlte er den Drang dieses Gefühl weiter auszukosten. Er riss seinen Kopf kurz zurück, bleckte seine Zähne, und senkte sie mit einem zufriedenen Laut zu ihrem Ziel hinunter.

Nur kurz dauerte es, bis er die Haut auf seinen Lippen spürte, sie unter seinen Zähnen brach und er das süße Blut schmeckte, während er sich gleichzeitig weiter bewegte und das leise Stöhnen hörte. Die sanfte Enge um ihn herum wurde nur noch deutlicher, nur um dann fast schlagartig nachzulassen.

„La…Lass…ah…“, stotterte sein Kleiner erregt und drückte jetzt mit den Armen gegen seine Brust, woraufhin Astaroth sich löste und ihn anstarrte. Die feuerroten Wangen, die gänzlich geschlossen Augen, die inzwischen flachen Atemgeräusche und die leicht geschwollenen Lippen brachten ihn zum Lächeln. Vorsichtig stellte er jede Bewegung ein, fuhr mit der Hand über die feuchten Überreste auf dem Bauch seines Kleinen und löste sein erschlafftes Glied aus der engen Umarmung. So „befreit“ legte er sich neben Caym, der inzwischen die Augen geschlossen hatte. Mit einer ausladenden Bewegung ergriff er seinen Menschen, zog ihn zu sich heran und schlang seine Arme um die sich nur noch langsam hebende und senkende Brust. Zufrieden lächelnd genoss er das Gefühl jemanden in der Nähe zu haben, dem er völlig vertrauen konnte, bis ein Grummeln ihn aus seinem leichten Schlummer weckte.

„Hm?“, fragte er nur bedingt willig zu reagieren.

Ein Räuspern und der Versuch seines Kleinen sich aus der Umarmung zu befreien, führten nur dazu, dass er die Arme enger schlang. „DAS…Könn..Könntest du DAS hier…entfernen? Bitte…“, murmelte Caym peinlich berührt.

Astaroth hob den Kopf und folgte dem Blick nach unten, wo die Schleife leicht befeuchtet noch immer an ihrem Platz war.

„Hm…Nein.“, brachte er nur lachend, völlig entspannt und zufrieden heraus. „Du bist mein Geschenk. Ich finde das sieht nett aus.“ Sein Lohn war ein versuchter Stoß, den sein Kleiner mit dem Gesäß ausführte. „Willst du mich zu noch einer Runde verführen?“, brachte er die Frage zwischen lauten, ehrlichen Lachern hervor.

„DUUUUU…“, fluchte Caym, der er sich noch ein wenig wand und Astaroth kurz darauf die weichen Haare auf seinem Hals spürte. „Meinetwegen…wenn ich schon das Geschenk zum Lichtfest bin...Fest der Liebe…so war das sicher nie gemeint…“, seufzte sein Kleiner, schloss die Augen und lehnte den Kopf gegen seine Brust. Offensichtlich war sein Partner sehr erschöpft.

Astaroth überlegte schnell, löste die Umarmung und tastete mit seinen Fingern wieder in dem Nachttisch herum, bis er das gefunden hatte, was er suchte. Mit einer gewinnenden Geste ließ er das glitzernde Geschenk vor dem Gesicht seines Kleinen baumeln, der die Augen öffnete und mit seinen Händen ungläubig den Anhänger berührte, der im fahlen Licht einen merkwürdigen Schein ausstrahlte.

„Wa…?“ Caym klang ungläubig und hatte anscheinend schon wieder alle Wut in seiner Faszination vergessen. Er liebte den Kleinen einfach für seine ehrliche Art und für so vieles andere. Er liebte ihn einfach.

„Deines. Sag meinen Namen zweimal hintereinander, und es leuchtet von alleine. Sag ihn dreimal hintereinander und das Leuchten hört auf.“ Damit ließ er den goldenen Anhänger, in dessen Mitte ein klarer, leicht rötlich schimmernder und von feinem Gewebe überzoger Stein lag, mitsamt der Kette auf das Bett neben Caym fallen.

Ungläubig und zögernd ergriff dieser die Kette, setzte sich auf. Er hielt den Anhänger in seiner Hand und murmelte dann leise: „Astaroth, Astaroth“, worauf die Kette langsam ein immer stärkeres Licht ausstrahlte und der Anhänger mit einem erschreckten Laut auf das Bett fiel, so als ob Caym Angst hatte, sich zu verbrennen. Dort erstrahlte er in vollem Schein und erhellte die gesamte Umgebung. Vorsichtig berührte sein Kleiner den Anhänger immer wieder, bis er ihn schließlich in die Hände legte. „Astaroth, Astaroth, Astaroth“, klang es jetzt gehetzt und das Licht verlosch mit einem leisen Zischen.

„Danke“, flüsterte sein Kleiner ganz leise und hängte ihn sich um den Hals. Schneller als Astaroth reagieren konnte, drückte sein Partner ihn auf das Bett, legte seinen Kopf auf seine Brust über eines seiner Herzen, und schlang die Arme um seinen Hals.

Ganz leise, fast unhörbar streifte die so verlockende Stimme sein Ohr: „Ich liebe dich.“

Ungläubig schaute er sich um, doch Caym hatte schon die Augen geschlossen und weigerte sich selbst bei einem Schütteln zu reagieren, selbst die Schleife, die noch auf dem kleinen, erschlafften Glied prangte, schien ihn nicht mehr zu stören. Ein zufriedenen Lächeln erschien auf Astaroths Gesicht, bevor er beiden Arme wieder um seinen Menschen schlang und ein wenig die Ruhe und Geborgenheit genoss.

„Ich liebe dich auch.“

Special 2: Alle Jahre wieder…

Special 2: Alle Jahre wieder…
 

Caym drehte seinen Kopf schnell zur Seite, viel zu kräftig und hörte im nächsten Moment schon sein Genick schmerzlich knacken, während er noch die Vorhänge zur Seite schob. Endlich wieder frische Luft, zumindest Abwechslung von diesen braunen Wänden, die ihn nur ständig an Astaroth erinnerten und an all das, was sie normalerweise taten, wenn sie zusammen waren. Er rieb kurz an seinem Nacken, schüttelte dann seinen Kopf wieder, um auf andere Gedanken zu kommen und atmete tief durch. Gerade jetzt wollte er sich nur die Beine vertreten, doch noch bevor er ein paar Schritte hatte machen können sah er schon aus den Augenwinkeln, wie zwei seiner Leibwächter sich neben ihm platzierten. Weniger als diese zwei hatte er hier nie durchsetzen können, obwohl sie ihm eigentlich alle gehorchen sollten – theoretisch zumindest und solange sie sich sicher waren, dass ihm nichts passieren konnte. Er seufzte. Der Gesichtsausdruck der Dämonen war so ernst wie jedes Mal, die Hände scheinbar locker auf den Waffen liegend und der Gang täuschte einen Zustand nahe dem Schlaf vor, aber das war so weit von der Realität entfernt, wie nur möglich. Sobald seine Wachen eine Gefahr witterten, würden die Waffen nach vorne schnellen – so wie jetzt.

Mit einem Ruck rutschten ihm bei dem lauten gellenden Schrei, der sich im nächsten Moment in ein Gurgeln verwandelte, die Zeltwände aus der Hand. Cayms Kopf schnellte in die Richtung des unangenehmen Geräusches, nur um es sofort zu bereuen. Jetzt schluckte er schwer und versuchte vergeblich den Blick abzuwenden.

Auf dem Platz in der Mitte des Kriegslagers, das von riesigen, blutverschmierten Pfählen eingerahmt wurde, kniete ein gefesselter Dämon, um den herum sich eine immer größer werdende rote Lache bildete. Aus den Mundwinkeln tropfte es nicht, sondern rann in Strömen hinunter und vergrößerte die Pfütze mit jeder Sekunde immer mehr, das Gesicht rot eingefärbt und die immer wieder gurgelnden Geräusche mehr als beängstigend. Caym fühlte, wie sich der Kloß in seinem Hals vergrößterte und bei jedem Schlucken immer wieder unangenehm drückte und rieb. In den Fingern des offensichtlich Vorgesetzten zuckte etwas immer wieder, bevor der es mit voller Wucht auf den grasbedeckten Boden schleuderte. „Das wird dich lehren deine vorlaute Zunge gegen den Fürsten zu benutzen. Jetzt liegt sie dort, wo sie hingehört. Sei froh, dass deine Strafe so milde ausgefallen ist“, hörte er wie diese grausamen Worte gelassen ausgesprochen wurden, musste sich dabei beherrschen seinen Mageninhalt bei sich zu behalten. Wieder schluckte er und suchte mit seinen Augen den Boden ab. Er wollte das hier nicht sehen, das was hier so normal war und er nicht ändern konnte, was wirklich eine milde Strafe war. Umdrehen war die einzige Lösung hier auf dem Weg zur Schlacht, ohne Ahnung, was er mit einem falschen Wort anrichten konnte. Mit einem Seufzer bewegte er sich so unauffällig und beherrscht wie möglich dort weg, ohne sein Gesicht zu verziehen.

„Der Fürst hat dir eine Möglichkeit gegeben dich zu beweisen und du stellst seine Weisheit in Frage, seine Eroberungen und diesen Krieg? Ich will nichts mehr davon hören, oder du wirst mehr als deine Zunge verlieren…hast du mich verst…“, verfolgte Caym die Stimme, die er nicht hören wollte. Wieso nur mussten Dämonen andauernd so übertrieben grausam sein? Einzig Astaroth war vernünftiger – irgendwie, zumindest wenn es nicht um Sex ging.

Kopfschüttelnd versuchte er die Gedanken zu vertreiben, die gerade anfingen sich in sein Gehirn zu schleichen und die Bilder von vorhin zu verdrängen. Es war besser, doch das schnellere Pochen, das merkwürdige Kribbeln wollte er in dieser Umgebung nicht haben, nicht fühlen. Doch wie so oft lenkte wieder etwas anderes seine Aufmerksamkeit um.

Caym fühlte einen Stups gegen seinen Rücken, der bei der Stärke nur von Aki sanft gemeint sein konnte, ihn jedoch das Gleichgewicht verlieren ließ. Stolpern und Strauchelnd fiel er fast zu Boden bevor er sich wieder fangen konnte. „Akiiiii…!“, maulte er seinen kleinen Riesenwolf nur halbernst an, drehte sich um und kraulte sein glücklich gurrendes Haustier, das mehr als verwöhnt fröhlich die fast weißen Zähne zeigte. Langsam fuhr er weiter durch das Fell - viel zu weich für so ein immenses Tier, das schon ein paar Dämonen den Kopf buchstäblich abgerissen hatte. Inzwischen lehnte sich der Wolf immer weiter nach vorne, streckte sich und schmiegte sich in die Hand. Immer weiter bewegte sich sein Haustier und würde sich wohl gleich fröhlich am Boden wälzen um dann dreckig von Astaroth in den nächsten See gejagt zu werden. Und am Schluss des ganzen war dann immer er derjenige, der die Wassermassen abbekam, wenn Aki sich schüttelte und ihn ablecken wollte…

Caym konnte das Lächeln nicht unterdrücken, das langsam zu einem Lachen werden wollte. Jedes Mal dasselbe und er vergass gerade für einen Moment, dass er hier in einem Lager voller kriegslüsterner Dämonen an der Grenze zu einem Reich stand, das in ein paar Tagen schon Astaroth gehören sollte. Irgendwann des Nächtens hatte ihm Astaroth erklärt, dass dieser Fürst etwas planen würde, ein Spion ihm das rechtzeitig mitgeteilt hatte und jetzt nur ein Präventivschlag in Frage kam. Dämonen eben. Verhandlungen oder Verbündungen waren etwas nahezu undenkbares in dieser Welt, in der er jetzt lebte. Lieber zog man in Schlachten, metzelte seine Gegner der Reihe nach ab und zeigte wie stark und klug man war.

Caym seufzte. Inzwischen hatte er schon oft genug versucht Astaroth irgendetwas in der Richtung zu erklären, nur um dann wieder am Ende hochrot etwas ganz anderes zu machen. Neunzehn, er war noch nicht einmal Neunzehn und schon auf dem Schlachtfeld, wenn nicht gerade in einem Bett. Irgendein Gedanke kratzte dabei vehement in seinem Kopf und wollte hinaus, bevor ein lauter Ruf jeden Versuch unterband. Voller Schreck schnellte seine Hand zu seinem Stock, als er den Schrei hörte: „Tod dem Verräter! Tod dem Menschen!“

Panik stieg auf, sein Herz raste, als er gänzlich wach einen sanften Windhauch spürte, der von einem lauten Knacken beendet wurde. Rote Spritzer flogen durch die Luft, begleiteten ein Geräusch, das ihm jedes Mal einen Schauder über den Rücken jagte und ihn ganz leicht zittern ließ. Dieses Knacken hatte er inzwischen zu oft gehört…

Mit einem mulmigen Gefühl konzentrierte er sich, suchte den Ursprung und fand Askavi. Sein Haustier stand über den Überresten eines nicht mehr erkennbaren Körpers und kaute genüsslich daran und biss immer wieder große Stücke Fleisch ab. Der Kloss in seinem Hals war wieder da, als er den freudig hin und her wackelnden Schwanz sah und das rot verschmierte Maul. Aki wollte ihn nur beschützen, aber das hier war trotzdem beängstigend real und gefährlich. Sein Wolf war etwas, wovor sich selbst Dämonen zitternd zurückzogen, davonrannten, wenn er sie nur zu laut anknurrte und das hier zeigte, wie recht sie hatten. Aber Aki war trotzdem sein Haustier, sein Freund, und nichts würde das ändern.

Noch halb geschockt bemerkte er nicht, wie seine Leibwächter mit gezogenen Waffen vor ihm standen, während sein Stock gerade stupide den ersten Schwung hinter sich brachte, sinnlos in der Luft seine Bewegungen ausführte.

Wie in Trance starrte er wieder auf den Leichnam, der von Sekunde zu Sekunde mehr verschwand und so den Beweis für das jüngste Attentat vernichtete. Jetzt erst wurde es ihm langsam klar, brach sich seinen Weg durch die Leere in seinem Kopf. Wieder jemand, der seinen Tod wollte. Caym verdrehte die Augen aus purer Verzweiflung und ließ seinen Gedanken freien Lauf, nur um sie nicht mehr denken zu müssen: „Verdammt, Verdammt, Verdammt!“ Seine Waffe fiel wieder zurück in ihre Scheide, während er vehement den Kopf schüttelte und mit einem Fuß Muster in den Boden zeichnete. „Wieso immer ich, verdammt noch mal? Ich muss hier schon mit einem…den ich…argh…und dann schleppt er mich noch mit auf jedes Schlachtfeld, während ich meiner Leibwache nicht einmal befehlen kann mich ganz alleine zu lassen, solange nicht gerade mein…kommt. Und wenn…dann…ich bin noch nicht einmal volljährig…“, sprang er nur so hin und her, folgte keiner Logik und achtete nicht auf seine Umgebung, nur um genau hier zu stoppen und zu blinzeln. „Oder…? Geburtstag…verdammt, wann war mein Geburtstag? Hätte der nicht schon längst sein müssen…? Verdammter Astaroth, der mich dauernd ablenkt und meine Gedanken immer nur um das eine…andere…“ Plötzlich juckte sein Gesicht, fühlte sich warm an, brachte ihn dazu sich zu kratzen und spätestens so die rote Färbung, die schon längst da sein musste, noch deutlicher zu machen. Wann hatte ihn Astaroth noch gleich angesteckt mit dieser Bessesenheit bezüglich…

„Also deinen Geburstag hattest du sicher schon“, riss ihn Navi aus seinem Monolog. Gerade der, den er als letztes hören wollte. „Denn sonst würdest du wohl kaum hier stehen sondern noch im Bauch deiner Mutter weilen – oder wie auch immer es bei euch Menschen so funktioniert…“

„Duuu…Du…Vollidiot. Ich meinte nicht DEN Geburtstag sondern den Geburtstag, der jedes Jahr kommt. Und was machst du überhaupt immer in meiner Nähe, wenn ich dich eigentlich nicht sehen will?“, herrschte Caym jetzt den viel zu häufigen Gesprächspartner an, der mit einem breiten Grinsen neben Aki stand. Das leise Knurren zeigte, dass dieser nicht gerade erfreut darüber war, aber der Wolf widmete sich trotzdem weiter seinem Mahl. Wieso nur war Navi immer zur Stelle?

„Außerdem…“, wollte er wieder einmal beginnen, nur um von der tiefen Stimme, die seinen Körper inzwischen wie im Reflex mit einem wohligen Schauer beglückte, unterbrochen zu werden: „…solltest du ganz schnell von hier verschwinden. Kümmere dich um wichtigere Dinge und finde heraus, wie dieser Abschaum so nah an meinen Kleinen kommen konnte, oder willst du öfter in der ersten Angriffsreihe kämpfen? JETZT!“

„Natürlich Fürst Astaroth“, hörte Caym Navi flüstern, sah dessen Lächeln und wie der Blick zu Astaroth wanderte, dann doch etwas weiter zu einem Dämon hinter diesem. Dieser war mit seinen kurzen roten Haaren und Haut in derselben Farbe, die nur von schwarzen Mustern unterbrochen wurde, viel zu auffällig, um ihn auch nur ansatzweise zu übersehen. Voval. Als dieses Wesen in das Lager gekommen war, hatten ihm seine Wachen den Namen zugeflüstert, doch mehr Informationen waren von niemandem verfügbar gewesen. Während Navi schon hinter den Zelten verschwand, die ihnen am nächsten standen, verbeugte sich der fremde Dämon scheinbar, musterte ihn dabei jedoch mit stechend grünen Augen von oben bis unten. Viel zu lange blieb der Blick in seine Richtung fixiert, starrte ihn immer länger an. Caym schüttelte den Kopf, presste die Lippen zusammen um nicht gleich etwas Unvernünftiges zu sagen, wandte sich ab und suchte erst Aki, der noch immer an Knochen kaute, bevor er bei Astaroth hängenblieb, dessen Gesichtsausdruck langsam immer verstimmter aussah.

„Voval…wenn DU nicht sofort deinen Blick von MEINEM Menschen abwendest, brauchst du keine Gedanken mehr über unsere Abmachung verschwenden, denn dann werde ich dein Reich zer…“, riss ihn Astaroth mit dieser Drohung wieder in die Realität zurück. Die Eifersucht, die Wut waren viel zu deutlich und brachten Caym dazu aufgebracht zu schnaufen. Wie konnte er nur schon wieder? Er konnte schon selbst für sich sorgen und sich selber beschützen. Entschlossen stampfte er zu seinem Dämon, krallte seine Finger in dem Hemd fest und zog kräftig daran.

„Ich kann für mich selber sorgen, verdammt noch mal! Außerdem muss nicht dauernd jeder jeden wegen jeder Kleinigkeit bestrafen…argh. Ich hätte schon noch etwas gesagt, wenn du nicht schon wieder… Außerdem kann es dir doch egal sein. Ich würde nie mit jemandem anderen als dir…“, herrschte er Astaroth nicht ganz ernst an, und ignorierte dabei das Schmunzeln Vovals nur kurz. „Und du bilde dir nichts ein, verdammt noch einmal. Mir ist es völlig egal, wer du bist – ob du der Oberbösewicht sein willst oder der Ober-Dämonen-Fürst.“, dabei stampfte er kurz auf und rollte verärgert mit den Augen, „ich habe trotzdem keine Angst vor dir. Astaroth ist der einzige, den ich liebe und du kannst mich fünfmal …“, fing er an und stoppte dann schnell, als er merkte was er hier in aller Öffentlichkeit von sich gab. Im nächsten Augenblick klatschte eine Handfläche gegen seine Stirn. Sein Partner machte ihn jedes Mal verrückt und brachte ihn dazu das merkwürdigeste von sich zu geben…

„So war das…“, wollte er schnell seinen Fehler korrigieren, sich zumindest etwas herausreden, doch seine Bemühungen wurden von zwei kräftigen Händen auf seinem Allerwertesten und einem warmen Mund verhindert. Schneller als sein Verstand es begreifen konnte, breitete sich das wohlige Kribbeln dort aus, wo die ersehnten Lippen sich auf die seinen legten und die Zunge langsam über Haut strich, sie reizte und ihn damit herausfoderte, nur um ihn dann in dem Moment zurückzulassen, in dem er gerade mit seinen Fingern seinen Dämon näher zu sich ziehen wollte. Die bittere Kälte strich über die Stelle, die noch immer kitzelte und nach Berührung verlangte. Leicht zitternd, drückten ihn die starken Arme nur fester an den Körper, der ihn gleichzeitig beruhigte und dabei im gleichen Atemzug sein Herz zum Rasen brachte. Eine Droge, der er entkommen hätte sollen, solange er die Möglichkeit dazu hatte. Caym wand sich ein wenig im Griff, bis er sich umgedreht hatte und hoffentlich halbwegs vernünftig aussah.

„Wie du siehst ist mein Mensch stark und aus eigenem Willen bei mir. Mein Kleiner gehört trotzdem nur zu mir und wer ihn berührt wird mit den Konsequenzen zu leben – oder besser zu sterben – haben. Ich denke wir haben alles besprochen und sind uns einig.“ Astaroth klang wieder beruhigt, beinahe entspannt, während sich dessen Hände wenig unschuldig unter sein Hemd schlichen. Caym seufzte. Wenn es so anfing, dann würde als nächstes wieder das Zelt auf dem Plan stehen und dann das Bett, wo er selbst dann nichts mehr dagegen machen konnte, weil er es dann immer wollte. Sein eigener Körper betrog ihn schon jetzt die ganze Zeit und schmiegte sich freiwillig an seinen Dämon, während er verzweifelt versuchte in seinem Verstand einen Grund für etwas Ablenkung zu finden – nur etwas, um zumindest den Schein zu wahren.

„Natürlich, Fürst Astaroth. Verzeiht mein Verhalten. Wie besprochen begebe ich mir unter eure Herrschaft und werde euch unterstützen im Austausch für euren Schutz und die Sicherung meiner Herrschaft. Und damit verabschiede ich mich lieber – ich denke ihr habt wohl eine besser Beschäftigung für diese Nacht, als weiter mit mir zu reden“, erklärte auch dieser Dämon lächelnd und hinterließ in Caym wieder einmal die Frage, was er falsch machte. Jeder, den er hier traf hasste ihn entweder abgrundtief oder fand ihm höchst amüsant. Doch lange hatte er nicht um ihr nachzugehen, denn schon im nächsten Moment war Voval verschwunden und er auf dem Weg in Richtung Zelt.

Jedes Mal wenn er stehen bleiben wollte, um seine Gedanken kurz zu ordnen, fühlte er einen leichten Schubser, einen Kniff in den Allerwertesten oder etwas Ähnliches, der ihn vorwärts trieb. Bei einem besonders kräftigen Kniff reichte es ihm endgültig. Mit einem lauten Schnaufen blieb er abrupt stehen, drehte sich um und starrte seinen Dämon unter halb geschlossenen Augenlidern an. „Du…ich bin kein…was auch immer. Ich brauche keine Schubser, verdammt noch mal. Und ich kenne den Weg selber“, erklärte er bemüht wütend und öffnete dann mehrmals seinen Mund ohne etwas zu sagen, weil ihm schlicht die Worte fehlten. „Ähm…und…und…“ Verzweifelt versuchte er einen Anfang, irgendeine Spur zu finden, der er folgen konnte. „Ähm…feiern Dämonen eigentlich keine Geburtstage…ich müsste meinen eigentlich schon gehabt haben und…“, äußerte er das Erstbeste, das ihm in den Sinn kam und schüttelte dann kurz den Kopf über seine eigene Dummheit. Das hier klang wirklich eigenartig.

Gegen jede Hoffnung half es aber tatsächlich und er bekam eine kurze Pause auf dem Weg. „Feiern? Wir feiern Erfolge, Siege, Eroberungen, aber keine Jahre, die wir hinter uns bringen. Vielleicht ist es bei Menschen wichtiger, wenn sie die Jahre zählen, bis sie sterben? Aber darüber musst du dir keine Sor…“

„Argh…danke für die Erinnerung daran, dass ich mir KEINE Sorgen machen muss. Das hat mir der Angriff vorher wunderbar bestätigt.“, schnaufte er. „Und nein, es geht einfach um das Feiern, so wie bei dem Lichtfest. Mit der Familie oder Freunden zusammen feiern, Geschenke bekommen…“, fing er an zu erklären und stoppte kurz, als er Astaroths Lächeln sah. Sofort war ihm klar, woran sein Dämon gerade dachte, woran auch er jetzt denken musste und was ihm langsam das Blut immer tiefer hinunter trieb. Seine Atmung wurde immer schneller und gehetzter. „Nein, schau mich nicht so an, du sexbesessener, perverser Dämon. Denkst du eigentlich auch einmal an etwas anderes? Ich werde mir sicher keine Schleife umbinden lassen, auch wenn du jetzt beschließt, dass du plötzlich Geburtstag hast.“ Dabei legte er die Hände schützend um seinen Hals, berührte das Halsband, dass er schon gar nicht mehr bemerkte, und versuchte dabei Schritt um Schritt langsam zurückzuweichen, als das Grinsen immer deutlicher zeigte, was sein Astaroth vorhatte. Nur noch ein paar Sekunden, um etwas zu tun…

„Du kannst dir die Schleife auch selber umbinden, mein Kleiner. Wenn du Geburtstag hast, dann sollten wir das auf jeden Fall gebührend feiern…“ Näher, immer näher kam ihm sein Partner, trieb ihn zu ihrem Zelt. Er hatte sich kurz umgeschaut, es entdeckt auf der Suche nach einem Fluchtweg, nach einer Möglichkeit kurz in Ruhe nachzudenken.

„Nein, Nein, Nein! Du…so war das nicht gemeint. Verdammt noch mal, wieso habe ich das nur erwähnt…“ Eine weiche Wand schnitt ihm den Rückzug ab, hinderte ihn daran weiter zu kommen und brachte so Astaroth ständig näher. Seine Augen rasten hin und her, suchten nach einem Pfad, auf dem er zumindest noch etwas länger ausweichen konnte, bis ER beschloss, dass er wollte. Er musste nur schnell sein, unter den Armen seines Dämons durchtauchen und schon konnte er ausweichen. Die neugierigen Augen seines Partners beobachteten ihn, weiteten und verengten sich, starrten ihn beinahe wie eine Beute an, bevor ein mehr als zufriedener Ausdruck auf dem Gesicht erschien. Jetzt oder nie. Schnell atmete er noch tief ein, duckte sich und sprang los. Doch wie immer war ihm das Glück nicht hold – naja, oder zumindest nicht so wie es sollte. Anstatt ein wenig Zeit zu gewinnen, landete er in der warmen Umarmung, in den Armen, die sich um ihn schlossen, ihn hochhoben. Nur kurz versuchte er sich zu befreien, sich zu wehren und fluchte ein wenig, während sein Körper schon wieder wie magisch anfing zu reagieren. Unvergleichlich war der Duft, der ihm in die Nase stieg, ihn an so vieles erinnerte und ihm die Röte ins Gesicht trieb. Das leise Pochen, die harte Stelle, die er in dem festen Griff spürte, waren so deutlich und ansteckend. Verzweifelt krallte er sich im Hemd fest und rollte die Augen zur Decke, die gerade über ihm erschien.

„Nei…al…“, fing er an zumindest noch etwas Widerstand aufzubringen, als er die braunen Wände erblickte, die er nur zu gut kannte und die in Verbindung mit dem weinroten Bett eine Erinnerung nach der anderen hervorbrache und mit ihnen die Emotionen. Unvermeidlich fühlte er das Prickeln, das sich von all den Stellen ausbreitete, die von seinem Dämon berührt wurden, das immer tiefer hinein kroch und sich ausbreitete. Es ließ ihn am ganzen Körper zittern, sein Herz unglaublich schnell rasen. Infiziert, angesteckt von all dem verlangte sein Glied schon jetzt lautstark nach Beachtung, pochte im gleichen Rhythmus in dem das Blut durch den Körper gejagt wurde. Es wollte von dem Stoff befreit werden, der es quälte, ohne es zu liebkosen, ohne ihm das zu geben, was eine einfache Berührung seines Dämons sofor auslösen würde. Ohne auf ihn zu hören wuchs es, zog seinen Verstand mit sich in die Tiefe, ließ ihn nur noch das immer stärker werdende Rauschen in seinen Ohren zu hören.

„Lass mich…ich…Astaroth…verdammt…aber ich will es, und nicht du…“, gab er schließlich auf, gab sich seinen Gefühlen hin und schlang seine Arme um den Hals seines Dämons, der glücklich lächelte. Die entrückten Augen, die auf ihm ruhten, schienen nur ihn zu kennen, nur ihn in ihrem Blick zu haben. Es war als zogen sie ihn nur noch tiefer in die Erregung, die ihn jetzt schon vereinnahmte, die seinen ganzen Körper im Takt pochen ließ und erwartungsvoll auf das wartete, was kommen sollte. Das Bett – im nächsten Moment schon fand er sich auf dem Bett wieder, fühlte einen merkwürdigen Luftzug auf seiner Haut und schaute sich nur kurz um. Seine Kleidung war wie von Geisterhand verschwunden, so wie immer weg, während Astaroth in voller Glorie so nackt über ihm stand, wie er es war. Sein Dämon sah zufrieden aus, leckte sich mit der Zunge über die Lippen und steckte Caym mit damit nur noch mehr mit der merkwürdigen Zufriedenheit an. Es war einfach nur perfekt.

Doch schon im nächsten Moment fing sein Verstand wieder an weiterzuwandern, sich zu ändern und zurückzuziehen, der Wärme Platz zu machen, die sich in seinem Körper ausbreitete, ihn gänzlich einhüllte und dort entflammte, wo er berührt wurde. Krallen fuhren immer wieder sanft über die Haut, brachen sie dann wieder und brachten ihn dazu zu schaudern und sich danach zu sehnen. Der Schmerz vergessen, sobald er nachließ und die wunderbare Erleichterung zurückließ.

„Mein Kleiner…“, hörte er das Hauchen ganz nah an seinem Ohr, fühlte, wie die geschickten Hände über sein Glied eilten und ihn fast dazu brachten laut zu stöhnen. Er riss die Augen auf, durchzuckt von einem Blitz aus kleinen prickelnden Wellen, der doch viel zu unbedeutend war. Sein Verstand fragte sich etwas, wollte etwas wissen, was schon im nächsten Augenblick wieder in seinen Emotionen unterging. Wieder und wieder fühlte er die unsichtbaren Blitze, das Zucken, das ihn mit einer fast grausamen erwartungsvollen Spannung zurückließ. Sein ganzer Körper sehnte sich immer schon wieder nach Berührung bevor sie nachließ, nach dem Duft, der ihm in die Nase stieg, dem sanften Rauschen, dem starken Pochen, dass alles beherrschte und sich anfühlte, als würde sein Herz an jedem Ort gleichzeitig sein. Weiter und weiter wanderten die Finger, lenkten ihn ab, trieben ihn nahe zum Wahnsinn, bis sie sich zu der einen Stelle schlichen. Voller Erwartung seufzte er, spürte schon die Anspannung und die heiße Kälte, endgültig betrogen von seinem Körper, den eine Welle durchströmt hatte, die ihn aller Geduld beraubte. Jetzt oder nie, jetzt oder er würde verrückt werden durch den Druck, der in ihm herrschte, der sich seinen Weg nach außen bahnen wollte. Der Duft über ihm, der erotische, so perfekte Körper seines Geliebten war alles, was noch in seinem Sinn war, was er jetzt wollte.

Völlig verloren in sich selbst, in der Lust, die laut schrie, setzte er sich auf, schlang seine Arme um den Hals seines Dämons und fand sich nur Sekunden später wie durch ein Wunder über dessen Beinen wieder, auf den Knien, schwebte förmlich über der deutlicher Erregung, die ihm die Röte ins Gesicht trieb und ihn kurz wegschauen ließen. Das Grinsen, in dem sich so viele Emotionen mischten, brachte ihm trotz allem nicht die Berührung, sondern verstärkte den Drang noch mehr endlich das zu tun. Er wollte es doch, wollte es wollen, wusste, dass er Astaroth uneingeschränkt vertrauen konnte. Mit einem Seufzer schloss er die Augen und ließ sich fallen…
 

Er konnte es nicht fassen. Nach der Qual seinen Kleinen eine Ewigkeit so unwiderstehlich direkt über seinen Glied schweben zu sehen, so kurz davor ihn mit der Berührung zu beglücken, fühlte er jetzt, wie sich dieser ersehnte Ort schnell näherte, ihn langsam aufnahm und Stück um Stück umfing. Jede Faser seiner Erregung schien gleichzeitig gereizt zu werden, von dem Druck, der überall herrschte getrieben zu werden. So eng wurde er umschlossen, so ungaublich lebendig war es um ihn herum, trieb seine Gedanken hinaus. Verbunden mit seinem Geliebten konnte er jede Zelle seines Körpers spüren, die sich alle vereinten und nur noch ein großes Ganzes bildeten, das pulsierte. Sein Verstand bestand nur noch aus Gefühlen, aus dem Verlangen nach mehr, wärhend deas wilde Pochen, die allumfassende Wärme ihn immer höher trieb, immer tiefer hinab zog. Das Reiben, dass er ständig spürte, das ihn nie los ließ schien ihn mit jedem Stück tiefer nur noch näher an den Wahnsinn zu treiben, der schon bei dem Anblick seines Kleinen, der mit halbgeschlossenen Augen auf ihm verharrte, Realität zu werden drohte.

Endlich, nach einer quälenden Ewigkeit war er umfangen, vollständig in den Tiefen, die er nie wieder missen wollte, konnte er es kurz genießen, verlor sich in den Wogen. Dem leisen Atmen und dem Herzschlag seines Kleinen hörte er zu, verharrte nur kurz, bevor das Verlangen zu groß wurde, die Hitze zu stark und seine Krallen in die Hüfte bohrte. Halb verzweifelt, verrückt vor Caym, knurrte er leise, hob seinen Geliebten hoch, zerrte ihn fast hoch, bis die Kälte, die sich im gleichen Maß ausbreitete, ihn stach und alles nur noch unerträglicher machte, zu groß wurde. Genau da, als er es nicht mehr aushielt, ließ er los, drehte alles um und drückte seinen Kleinen mit Hilfe der Schwerkraft hinunter. Schneller, immer schneller fühlte er wie die Wärme ihn umgab, ihn umschloss und vereinnahmte, sich in jede Faser schlich und alle Zellen in Brand steckte. Alles was jetzt noch zählte war die Bewegung, die er ständig drängender, getriebener wurde, jetzt sein musste, durch den köstlichen Anblick, die roten Rinnsale auf der hellen Haut seines Kleinen nur noch nötiger wurde. Die Geräusche, die er hörte, das Stöhnen, das laute, schwere Atmen, der Zug an seinen Haaren, in denen sich Finger verkrallt hatten, machten alles nur noch wahnsinniger.

„Ast…Ast…“, war alles was er an Worten noch zu hören bekam, ihm einen Schauer über den ganzen Körper jagte und ihn näher an den Punkt der Glückseeligkeit zu bringen schien, ohne ihn jedoch dorthin zu lassen. Es war unfassbar, unglaublich. Mit einem Knurren wurden seine Bewegungen nur noch drängender, schneller, während er einen Weg suchte, sich von diesem Glühen zu befreien, dem Druck, der ständig wuchs, alles enger, unerträglicher und wundervoller machte. Er war kurz davor sich zu befreien und in die Perfektion zu gelangen, gänzlich eins zu werden mit seinem Kleinen, doch immer nur kurz davor. Das Kribbeln wurde langsam unerträglich, trieb ihn ständig dazu sich weiter und schneller zu bewegen.

Das Bett war ungreifbar, unsichtbar für ihn, während die kleineste Berührung an seinem Glied seinen ganzen Körper in Erregung versetzte, unwichtig war im Verglich zu den Regungen, die sein Kleiner zeigte und mit denen den Teil streichelte, quälte, der seinen Verstand beherrschte. Die Enge wurde inzwischen unerträglich, das Pochen das einzige, was er noch wahrnahm und was seinen ganzen Geist inzwischen beherrschte. So kurz davor, er war nur so kurz davor…

Als sein Kleiner die Augen schloss und den Kopf nach hinten warf, lächelte er. Einer Welle gleich jagte es durch seinen Körper, blendete ihn ohne ein Licht zu erzeugen. Seine Augen füllten sich mit Nebel, der nichts verdeckte, seine Ohren wie bedeckt, während sich langsam dieses erhebende Gefühl ausbreitete und alles bedeungslos machen würde. Doch im Moment wurde die Enge nur unterträglich, quälte ihn und hielt ihn fest, gefangen in den Tiefen, bis er mit einem lauten Knurren noch fester die zitternden Hüften ergriff. Erlösung versprachen sie ihm fast mit jeder Bewegung, während er sich hinaus zog, so schnell er es konnte. Es war so unglaublich schwer dieser Versuchung nicht zu erliegen, sein Verstand schrie danach einfach da zu bleiben, ein anderer danach rascher zu handeln, nur noch kräftiger zu tun, was er tat. Doch sobald er einige Momente ohne die Wärme war, nur der kleinste Teil noch davon bedeckt, konnte er nicht schon nicht mehr. Er fletschte die Zähne, warf den Kopf zurück, nur um sogleich jede Bewegung zu verkehren, sich wieder in die ersehnte lebende, allumfassende Tiefe zu versenken und den Mund zu dem verführerischen Hals zu bewegen. Die zarte, leicht salzige Haut brach unter seinen Zähnen genau in dem Augenblick, als die Enge unerträglich wurde, und der Druck mit einem unglaublichen Rückschlag von ihm wich und durch seinen ganzen Körper wallte. Ohne seine Einwilligung versteifte sich sein Körper um das hier noch länger zu genießen, sich vollends hinzugeben und in der Welt ohne Bedeutung, ohne Probleme zu versinken. Der Nebel vor seinen Augen breitete sich aus, brachte ihn nur noch tiefer in die Perfektion, nur noch näher dorthin in die Welt, die gleichsam erschaffen wurde und nur ihm und seinem Kleinen gehörte, nur sie beherbergte. Nichts zählte mehr, nichts war mehr von Wert, nur die Gefühle, die alles so richtig erschienen ließen. Die Hände auf seinen Schultern kribbelten, der Geschmack auf seiner Zunge war das Beste was er je geschmeckt hatte, was nichts übertreffen konnte, ihn kitzelte und noch höher hob in diese gedankenlose Perfektion.

Wie von selbst bewegte sich sein Körper langsam weiter, drängte hinauf und doch wieder hinunter, während sein Kleiner zitternd auf ihm saß und sich im selben Rhythmus bewegte, merkwürdig leise, jedoch ein seeliges Lächeln auf den Lippen. Es schien eine Ewigkeit zu dauern oder doch nur einen Moment, bevor es immer langsamer wurde, verschwommener, bis nur noch ein Hauch der Perfektion übrig blieb.

„Astaroth…du…per…ver…ser…“, hauchte Caym jetzt müde, und brachte ihn dazu endgültig zu stoppen.

Es traf ihn wie einen Schlag, brachte ihn mit einem einzigen Gedanken in die Realität zurück. Bei der Idee, die er gerade hatte, musste er überdeutlich grinsen. Es war einfach zu gut.

„Und zu was macht das dann dich?“, flüsterte er seinem Kleinen ins Ohr und fühlte darauf das Zucken, wie sich wieder alles verengte und das Spiel gleich wieder von neuem beginnen würde.

„Was? Das…ich…also…ich…“, stotterte Caym hochrot, wischte sich mit einer Hand über die schweißgebadete Stirn und fing an seinen Kopf hin und her zu drehen, als ob er einen Fluchtweg suchen würde. „Ach verdammt. Ja, ich mag es auch, aber ich nutze nicht jede Gelegenheit um…verdammt. Es ist alles deine Schuld!“, beschloss sein Kleiner dann doch und trommelte mit Fäusten gegen seine Brust. „Außerdem…hätte ich Geburtstag gehabt und nicht du! Und das hier ist…nicht als Geschenk geeignet. Und nein, ich binde mir keine Schleife um…“ Damit fühlte er schlagartig die Wärme um ihn herum weichen, fühlte die Kälte und sah darauf Caym neben sich sitzen, die Decke irgendwie halb um sich geschlungen und viel zu verführerisch in dem Versuch etwas zu verstecken, was er zu gut kannte.

Gleich würde er es wieder genießen, doch vorher wollte er noch eine kleine Überraschung genießen, die Idee umsetzen, die ihm eingefallen war. Schnell stand er auf, ging zu einem Regal, aus dem er ein in braune Blätter verpacktes Buch zog und um das er schnell die Masche wickelte, die sein Kleiner damals getragen hatte. Er musste bei dem Anblick des fertigen Buches lächeln, dass er eigentlich für sein eigenes Vergnügen hatte anfertigen lassen.

„Hier das wirkliche Geschenk“, erklärte er so gefasst wie möglich, nachdem er sich umgedreht hatte und präsentierte es Caym, der erst zweifelnd, dann neugierig darauf starrte, nur um dann aufzustehen und es zu nehmen. Sein Kleiner tastete darauf herum, drückte es, schüttelte es und sah dann sichtlich erleichtert wieder zu ihm auf.

„Fühlt sich wie ein Buch an…und nicht wie ein merkwürdiges Spielzeug. Also…“, murmelte er den Rest nur noch unverständlich und schoss dann zurück ins Bett, wo er sich wieder die Decke sinnloserweise über die Beine legte. Ohne auf ihn weiter zu achten, löste sein Kleiner die Schleife und fluchte jäh, als er sich schnitt und das Blut auf die Verpackung tropfte.

Astaroth lächelte. Alles verlief genau so, wie es sollte und machte ihn neugierig auf das Ergebnis.

Als Caym das Buch ausgepackt hatte, übersah er wohl das Zeichen, dass jetzt dort auf dem Umschlag war. Astaroth sah es kurz und wusste genau, wie es aussah: Sein Symbol mit einer blasseren Blume als sonst – eine perfekte Mischung ihrer zweier Wappen auf einem braunen Hintergrund, umrahmt von den Früchten, die Caym so nervös gemacht. Anstatt dessen blätterte sein Kleiner erst noch neugierig durch die Seiten, während schon von weitem erkennbar war, wie die Röte langsam erschien, der Mund sich immer wieder öffnete und zusammengepresst wurde, die Augen dabei immer weiter wurden. Der Anblick allein war schon so köstlich, die Vorstellung, wovon sein Kleiner so beeinflusst wurde genug, um das Blut wieder nach unten rasen zu lassen. Mit jeder Sekunde kam er dem Bett näher, bis er in genau dem Moment dort anlangte, in dem das Buch wütend in seine Richtung geschleudert wurde und er es so elegant fangen konnte

Caym richtete sich auf, fuchtelte mit den Händen wild in der Luft hin und her, bevor er laut anfing zu schreien: „DUUUUU perverser, verdammter perverser, sexgeiler, idiotischer, verdammter Dämon. Verdammt, wieso nur hatte ich etwas anderes erwartet, verdammt noch einmal?“ Jetzt ergriff sein Kleiner schnell wieder das Buch, das er in Händen hielt und blätterte wild darin herum, bis die Rötung erriet, dass er an einer sehr netten Seite angelangt war. Das alles war einfach perfekt, zu verführerisch, um lange zu widerstehen. „HIER! Sieh dir das an. So würde ich nie…“, erklärte sein Partner, stürzte sich in sein eigenes Verderben, als er mit seinem Finger auf eine Doppelseite zeigte, in der Caym an den Händen gefesselt war, in der Erregung verloren, die so deutlich zu sehen war. Die rote Schleife um das Glied gewickelt, dass einzelne Tropfen zeigte, schien zu zeigen, wie er nur darum betteln würde.

Einfach nur perfekt.

Das Buch sollte das zeigen, was er sehen wollte, mischte endlich seine und Cayms Gedanken, Sehnsüchte und Wünsche, nachdem es von ihrer beider Blut bekommen hatte und es hatte sich bewährt. Es hatte wirklich diese unvergleichlichen Bilder geschaffen, die er alle wahr machen würde.

„Das mein Kleiner, werden wir gleich sehen“, hauchte er leise und hechtete mit der Schleife in der Hand nach vorne, um die Arme seines Kleinen zu ergreifen und schon jetzt das Rasen seiner Herzen zu fühlen, die Erregung und Spannung.

Kurz wehrte sich sein Partner noch, trat aus und versuchte seinem festen Griff zu entkommen –ohne Erfolg. Das einzige, was er erreichte war, dass das Buch, das erst auf das Bett gefallen war, nun von Füssen getreten auf den Boden krachte – genau so, dass die letzte und schwerste Seite aufgeschlagen wurde. Astaroth konnte aus den Augenwinkeln heraus darauf einen Thron in einem Lichtermeer erkennen, auf dem er mit Caym auf dem Schoß saß, bevor ein Stöhnen ihn schnell wieder ablenkte. Er wandte sich wieder seinem Kleinen zu, der inzwischen mit gefesselten Händen verzweifelt auf das rote Band in Astaroths Fingern starrte.

„Nein…Nein…lass…ich…wir haben…verdammt“, fauchte sein Caym beinahe, worauf er nur mit einem Lächeln antwortete und sich langsam mit der ehemaligen Schleife dem Ort näherte, den sie verzieren sollte.

Perfekt…

Special 3: Zwischen Vergangenheit und Zukunft…

Special 3: Zwischen Vergangenheit und Zukunft…
 

Gelangweilt zupfte er gerade an den roten Bändern herum, die sich ein paar Mal um seinen Bauch uns eine Hüfte wickelnten, ihn halb einschnürten und die sich beharrlich weigerten endlich aufzugehen. Dabei fiel sein Blick viel zu oft auf sein von gelben und violeten Wellen eingerahmtes Symbol, das von dem ärgerlichen Geflecht an Rot halb verdeckt wurde. Vertrackte Konstruktion.

„Hier und hier“, lenkte eine weibliche Stimme seine Aufmerksamkeit wieder auf das eigenartige schimmernde Brett und weg von den störenden Bändern, an denen er noch immer zog, „befinden sich noch Truppen des bald vernichteten Fürsten, Fürst Astaroth.“ Kurz leuchtete ein Fleck in der Nähe des blauen Etwas, das das Wasser symbolisierte, auf, bevor mehr und mehr Lichter aufstrahlten. Kriegsrat konnte man es nennen, Langeweile wäre die bessere Beschreibung dafür gewesen, obwohl alle Dämonen äußerst ernsthaft und konzentriert auf das Brett starrten. Naja, fast. Caym seufzte und verdrehte die Augen, als er eine Hand auf seinem Oberschenkel spürte und die forschen Finger an seiner Kleidung, den Bändern, die ihn in sein Hemd schnürten, anfingen zu zupfen. Allein die Geste, die Berührung und die Erinnerung an ein paar Gelegenheiten mit einem ganz ähnlichen Stoffstück ließen ihn innerlich rot werden und pumpten sein Blut schnell in die falsche Richtung. Irgendwann würde er Navi für die Sache mit dem roten Band damals umbringen – ganz sicher und sehr schmerzhaft.

Während Belial weiter erklärte, was der Fürst machte oder machen konnte, ließ ihn sein Partner nicht in Ruhe, fuhr sanft und doch bestimmt über jeden Zentimeter, taste sich vor und hinterließ eine Spur des Kribbelns und ein unerfülltest Verlangen. Selbst nach dieser langen, sehr intensiven Nacht, bei der er irgendwie nichts, außer Ruhe und etwas mehr Schlaf vermisst hatte, gab es keine Pause. Immer unersättlich, allzeit bereit, das war Astaroth - genau wie er selbst mit dem ständig stärker werdenden Verlangen, das seinen ganzen Körper zittern ließ. Bei dem Gedanken schlug Caym eine Hand auf die Stirn, versuchte die verwirrten Blicke der wenigen Anwesenden zu ignorieren und angestrengt an kalte Bäder, Massaker oder irgendetwas anderes zu denken. Nur nicht Astaroth nachgeben, nur nicht seinen Trieben nachgeben und sich ausliefern in dieser Situation. Wie konnte sein Körper ihn nur ständig so verraten?

Es sollte ja eigentlich reichen, dass er hier wieder auf ein Schlachtfeld mitgeschleppt worden war, zu jeder noch so sinnvollen oder sinnlosen Besprechung „eingeladen“ wurde und inzwischen schon keinen einzigen Schritt mehr ohne seine Schatten – seine zwei treuesten und fähigsten „Diener“ machen konnte. Jedes Mal beobachtet von vielen Augen. Das, und dazu noch Aki, der hier irgendwo im Zelt schlief, nur im richtigen Moment aufzuwachen und alle mit seiner Größe alleine zu Tode zu erschrecken.

Wenigstens konnte er sich darauf verlassen, dass alle seine Untergebenen freundlicherweise ignorierten, was zwischen ihm und seinem Partner vorging. Mitbekommen mussten sie es aus den Perspektiven, die sie bei der Bewachung hatten garantiert – so wie jetzt.

Wieder schüttelte er den Kopf und versuchte sich auf das zu konzentrieren, was Belial sagte, während Astaroth so ernst und unabgelenkt wirkte, als ob seine Hand nicht gerade viel zu nah an Cayms empfindlichsten Stellen irgendetwas zu suchen schien. Wie konnte er nur so ruhig und gelassen bleiben, wenn er das tat?

„Voval hat seine Truppen wie versprochen hier“, jetzt schimmerte am rechten Rand, direkt am Wasser, wieder etwas auf und bewegte sich langsam auf die Feinde zu, „in Stellung gebracht. Damon hat seine auf der anderen Seite in Position gebracht. Es läuft alles nach Plan und Kakrot bleibt jetzt nur noch das Verderben im Wasser oder der Tod durch unsere Hand – auch wenn wir dabei ein paar Verluste erleiden werden, sie werden den Preis durchaus wert sein.“ Damit beendete Belial mit einer ausladenden Geste ihren Vortrag, verbeugte sich und trat zwei Schritte zurück. Einer Statue gleich stand sie da und wirkte, als ob sie auf etwas wartete.

Verluste und Zeitaufwand waren weit untertrieben. Mit vielen „verdammt“ und einigen Seufzern aus seinem Mund hatte er das alles schon viel zu oft gehört, ständig zur Untätigkeit verdammt, weil ihn jeder beschützten wollte.

„Sehr gut. Das wird ihn lehren sich über…“, begann Astaroth wohl mit dem Ziel die Besprechung endlich zu beenden, bis ein lautes Geräusch ihn mitten im Satz unterbrach. Caym schreckte hoch, schaute verwirrt nach hinten, als plötzlich ein dumpfer Aufprall zu hören war und die Geräusche mit jeder Sekunde lauter wurden. Wie einstudiert drehten sich alle um, starrten auf den Eingang, der sich jetzt teilte und in dem ein paar viel zu bekannt wirkende Gestalten erschienen und dabei etwas über den Boden schleiften. Unhörbar verpuffte die Illusion der Karte so schnell wie sie gekommen war, wurde zum Opfer des ersten Lichtstrahls, der sich den Weg von draußen in den Raum gebahnt hatte. Alles was blieb war ein kahler Tisch.

Caym ahnte wer hier herein kam, erkannte seine Untergebenen schneller als ihm lieb war und wunderte sich dabei, was ihn jetzt für eine Überraschung erwarten würde. Neugier gewann immer stärker die Oberhand, immer beharrlicher versuchte er sich zur Seite zu neigen und etwas zu sehen, bis er mit einem verdatterten, zu sich selbst gemurmeltem „Wa…?“ erkannte, was hier durch den Raum geschleift wurde. Sein Mund öffnete sich wieder, blieb offen stehen, bis er endlich das halbe Wort, die Frage: „Was?“, herausbrachte.

Die Gestalt vor ihm wurde nur von zwei Armen gehalten, während das über den Kopf gewickelte Tuch verdeckte, was das für ein Dämon war. Gegenwehr war kaum erkennbar, was Caym im Moment auch nicht wirklich wunderte, wenn er das blutige, schwarz gefärbte Tuch wieder ansah.

Irgendwie wusste Caym genau, dass er nicht wissen wolle, wie es unter der Bedeckung aussah, schauderte bei dem Gedanken daran. Doch das war ihm nicht vergönnt. Mit einem kräftigen Stoß wurde der Gefangene nach vorne gedrängt, stolperte, während das blutige Stück Stoff mit einem lauten Ratschen von dem ehemaligen Gesicht gerissen wurde. Stöhnend krachte darauf die Gestalt, auf den Boden, wimmerte leise vor sich hin und zitterte am ganzen Leib. Irgendwo unter der blutigen Masse konnte Caym Kakrot erkennen, beinahe bemittleidenswert.

Dieses Wesen war so zerstört, so gequält, dass Caym sich zusammenreißen musste, um den Knoten in seinem Hals irgendwie hinunterzuschlucken, überhaupt zu schlucken. Wieder und wieder wurde ihm grausam vor Augen geführt, wie diese Welt funktionierte und selbst jetzt, nach der erneuten Erinnerung, nach all den Jahren konnte er sich nicht daran gewöhnen. Er zuckte erschreckt zusammen, als die Gestalt noch ein paar Mal getreten wurde und dabei Blut auf die Erde tropfte, bis Kakrot endlich zu Boden fiel und dort reglos liegen blieb.

Unbeeindruckt und unberührt von dem Spektakel wandten sich seine Truppen auf einmal zu ihm um, starrten ihn mit glasigen Augen an und verbeuten sich so tief, wie möglich. Wieim Chor verkündten sie stolz: „Das hier ist der Abschaum, der es wagte euch zu beleidigen. Mit seiner Gefangennahme ist der Krieg gewonnen, wird ein schnelles Ende finden – ganz wie ihr es gewünscht habt. Er gehört euch, Fürst Caym…“

Sie warteten auf etwas, schauten ihn mit freudiger Erwartung an, während sich der Boden langsam immer schwärzer färbte und ihn ablenkte. So hatte er „ein schnelles Kriegsende“ nicht gemeint, so wollte er es nicht beenden, nicht auf die dämonische Art. Er schaute sich hilfesuchend um, wartete auf etwas, auf einen Gedanken in dieser bedrückenden Stille, bis er wieder bei seinen Dienern landete. Nur das sanfte Streicheln von Astaroths Fingern lenkte ihn etwas ab, beruhigte ihn genug.

Zähne zusammengebissen, schluckte er noch einmal kräftig und nickte halb anerkennend.

„Ja, ähm..verdamm…Danke…für euren Einsatz, der den Krieg schnell beenden wird. Ihr könnt wieder auf eure Posten gehen“, murmelte Caym unsicher ob dieser bedingungslosen, fast fanatischen Treue und versuchte sich ein Lächeln abzuringen. Irgendwie hatten sie ja schließlich geschafft, was kein anderer hier zu Stande gebracht hatte.

„Euch zu Ehren!“, kam die Antwort voller Inbrunst gleich darauf, von einem kräftigen Schlag seiner Soldaten auf die Brust unterstützt, klackten die Stiefel zusammen und das Strahlen im Gesicht wurde nur noch deutlicher. Nur Momente vergingen bevor sie sich scheinbar glücklich tief verbeuten und wie einstudiert synchron aus dem Raum marschierten.

Kopfschüttelnd fing er an zu überlegen, was er falsch gemacht haben könnte, was er ändern konnte, um nicht mehr mit dieser eigenartigen Verehrung bedacht zu werden. Irgendwie konnte aber keinen klaren Gedanken fassen, weil etwas anders war, zu fehlen schien, bis es ihm auffiel: Die Hand, die ihn ständig gestreichelt hatte, war nicht mehr da. Caym schaute verwirrt, suchte nach dem Grund für die Veränderung, bis sein Blick wieder auf den verwundten Kakrot fiel, dessen Aussehen und letzte Zuckungen ihn hart schlucken ließen.

Der Windhauch kam wieder und er erkannte Astaroth, der jetzt neben ihm stand und „Beeindruckend“ flüsterte, bevor er sich dem auf dem Boden liegenden Fürsten zuwandte. „Ich denke hier ist nichts mehr zu sagen. Werft ihn in den Kerker, bestraft ihn angemessen für das, was er sich geleistet hat. Wer mich oder meinen Gefährten beleidigt muss mit den Konsequenzen leben. Und jetzt bringt ihn weg. Ich will diese Sitzung beenden jetzt endgültig beenden.“, schloss er und wandte sich um, während der schlaffe Körper ohne jeden Widerstand davongeschleift wurde. Keinen in diesem Raum interessierte die Gestalt, die nur eine blutige Spur als Zeichen ihrer Anwesenheit hinterließ. Was mit dem Fürsten passieren würde, wollte sich Caym nicht genau ausmalen; die ungefähre Vorstellung reichte ihm schon völlig, das Lächeln in Astaroths Gesicht ein sehr schlechtes Zeichen. Und er war Schuld an dem ganzen…

„Fürst Astaroth“, unterbrach jetzt wieder eine neue Stimme seine Gedankengänge, bevor er sich zu sehr darin verlieren konnte und lenkte die Aufmerksamkeit zurück auf die Tür. Ruhn stand in voller Pracht und in nur in strahlendes Rot gekleidet da, während die grünen Fäden, die die Hose vollständig bedeckten, merkwürdig und komisch bei jeder Bewegung mitschwangen. Alles war für den Moment vergessen. Caym musste sich wirklich mehr als bemühen nicht laut loszulachen, hielt sich die Hand vor den Mund, um das Schmunzeln zu verbergen.

„Verzeiht die Unterbrechung“, fing Ruhn unaufgefordert an zu sprechen, beugte eines seiner Knie um in der Mitte des Raumes direkt neben dem Tisch seinen Platz einzunehmen, „aber ich habe sehr wichtige Nachrichten und sie scheinen noch passender zu sein im Angesicht dessen, was sich gerade hier abgespielt hat.“ Bei jedem Wort, jeder Geste schwangen die grünen Fäden wild hin und her und lenkten Cayms Aufmerksamkeit immer wieder darauf. Wie hatte jemand nur so etwas anziehen können?

Neben ihm schnaufte Astaroth hörbar, setzte sich dann mit einem Nicken langsam wieder. Die Anspannung jedoch war noch da, die Ungeduld seines Partners viel zu deutlich erkennbar durch die Bewegungen der Finger, die sich immer schneller, deutlicher und intensiver an seine empfindlichste Stelle heranschlichen, eher rasten.

„Fass dich kurz, Ruhn, sehr KURZ. Du bist – wie du wohl schon gemerkt hast – nicht die erste Unterbrechung und ich habe noch andere…Sachen zu tun. Strapaziere meine Geduld nicht. Und jetzt komm schnell zum Punkt.“ Die Stimme seines Dämons zeigte die Ungeduld nur zu deutlich, jede Regung, jede Bewegung schrie danach, zeigte Caym, was nach dieser Besprechung kommen würde. Und das wahrscheinlich inklusive roter Bänder. Ohne eine andere Wahl, während sein Körper schon dabei wieder zu reagieren, das leise Pochen sich ausbreitete, verfluchte er innerlich Ruhn, Navi und besonders seinen Körper.

„Natürlich, Fürst Astaroth. Kurz gesagt: Der Wasserkönig Sondei hat einem Treffen mit euch zugestimmt, nach den langen Verhandlungen endlich und recht unerwartet zugestimmt. Er erklärt hiermit ab jetzt Waffenstillstand und ist für einen dauerhaften Frieden nur mit euch bereit – oder sogar mehr. Und er hat noch mehr Zugeständnisse gemacht: Der Ort der Verhandlung ist die Grenze an der Land und Wasser sich vereinen, Truppen sind von eurer Seite aus so viele erlaubt, wie euch passend erscheinen…“

Jetzt stockte der Redefluss doch kurz und Caym konnte in seinem Kopf schon das laute, deutliche „aber“ hören, dass sicher gleich kommen würde.

„Aber“, kam es wie bestellt, „er verlangt, dass Fürst Caym den Verhandlungen beiwohnt und bei diesem Punkt ließ er nicht mit sicher verhandeln. Er will ihn sehen, sich wohl versichern, dass er anders ist als der Mensch des Satans. Verzeiht, aber das ist die einzige Möglichkeit, da ich es bis zum Schluss nicht schaffte ihn zu überzeugen.“

Die unerwartete Stille, die jetzt im ganzen Raum herrschte machte Caym nervös und ließ ihn ahnen, was kommen würde. Neben sich spürte er regelrecht, wie die Muskeln seines Dämons sich versteiften, die Anspannung größer wurde und sicher gleich ein lautes „Nein“ kommen würde, wieder einmal ohne ihn zu fragen. Sein Schutz schien auf jederdämons Seite - solange derjenige überhaupt auf seiner Seite stand - immer oberste Priorität zu haben. Egal, ob sinnvoll oder nicht. Eine Möglichkeit wie diese bot sich nie an, so gut wie nie. Sein Kiefer zitterte. Langsam, ganz langsam kroch Wut in ihm hoch. Er konnte denken, selbst entscheiden und das würde er auch machen, besonders nach den ganzen Jahren.

Caym nahm einen tiefen Atemzug, nahm all seinen Mut im Angesicht seines immer schneller pochenden Herzes zusammen, schlug mit seinem Ellbogen beinahe sanft in Richtung Astaroth aus, stand auf und ergriff dann die Initiative: „So viele Truppen wie wir wollen? Ich willige ein…irgendwie…egal wer mit will oder nicht…“, und wurde durch einen Ruck an seinem Hemd unterbrochen, der ihn unsanft sanft auf dem Schoss seines Partners landen ließ. Arme schlangen sich sofort um ihn.
 

„Wir kommen, jedoch wird selbst der Wasserdämon Sondei meinem Zorn nicht entkommen wenn…“ Den Rest musste Caym gar nicht mehr wirklich hören, um zu wissen, was gesagt wurde. Er war viel zu abgelenkt von seinem eigenen noch rasenden Herz, der Hand, die an seiner Hose spielte, immer weiter nach unten wanderte und dabei eine Spur der Wärme hinterließ. Die Versuchung sich ihr einfach entgegenzustrecken wurde ständig größer, die Verführung deutlicher mit jedem Atemzug, der zeigte, wie viel mehr noch kommen konnte, würde oder vielleicht sogar sollte? Wann würden die anderen noch einmal verschwinden?

„…heute Abend“, riss es ihn aus seiner schönen Welt, in der er sich schon verloren hatte. Die einzige Zeitangabe in dem ganzen Gespräch, das hier noch immer stadtfand, war so unglaublich, so knapp bemessen, dass es nicht sein konnte. Es dämmerte ihm etwas. Er riss die Augen auf, schrie laut: „Was? WAS?“, und wurde mit verwirrten Blicken bedacht. Diese Art von Aufmerksamkeit wollte er garantiert nicht erhalten.

Seine Zunge war wieder einmal schneller als alles andere gewesen. „Verdammt…“, versuchte er seinen Schnitzer wieder auszugleichen, „ähm…also…das ist doch kurz, geht sich sicher nicht aus, oder? Also das ist zu wenig Zeit um dorthin zu kommen…“

Wieder erntete er nur betretenes Schweigen, spürte im gleichen Zug den warmen Atem, der schon die ganze Zeit seinen Hals entlang strich, nun immer stärker werden, während sich Finger in seine Hose schlichen, unter sein Hemd fuhren und langsam auf seiner Haut auf und ab wanderten. Er konnte nicht anders als kurz zu erschaudern, das unglaubliche verfluchte Kribbeln überall, wo er berührt wurde, trieb ihn in den Wahnsinn. Jeder kleinste Teil seines Körpers schien in Freude und Erwartung zu verfallen, seinen Verstand für sinnlos zu erklären. Rasend schnell floss sein Blut, stürzte mit unglaublicher Geschwindigkeit hinab, rauschte laut in seinen Ohren, mischte sich mit seiner Nervosität und versuchte zu verdrängen, was da noch war. Er riss die Augen auf, als ein leises Flüstern in seinem Ohr ihn aus seiner Trance riss: „Ich denke wir sollten hier bleiben und uns dem hier“, jetzt strich etwas viel zu nah an seinem Glied vorbei und ließ ihn in Erwartung zittern, „widmen. Die Besprechung sollte schon längst enden, mein Kleiner und wir wissen beide…“ Sein Körper freute sich regelrecht darauf, zitterte und bebte in Erwartung, kribbelte und verlangte nach mehr Berührung, nach mehr Zuwendung, während er die Augen schloss. Immer schneller pochte sein Herz und drohte seinen Verstand auszuschalten, nach unten zu treiben, seine Gefühle die Oberhand gewinnen zu lassen. Doch da waren noch Stimmen in Form von zaghaften Räusperern und Blicke, die nicht da sein sollten und die seine perfekte Welt störten. Ein lauter Huster schließlich brachte alles zum Einsturz. Genervt riss er die Augen auf um den Schuldigen zu finden, starrte kurz auf die anwesenden Dämonen, die alle verlegen in andere Richtungen schauten und dann auf Astaroth, der zufrieden lächelnd weiter seinen Körper berührte. Sein Verstand meldete sich laut und er konnte nur noch mit dem Kopf schütteln, wütend auf sich selbst und auf alle Anwesenden. Wieso nur verlor er sich ständig in den Berührungen, wollte es so sehr, dass er immer alles um sich herum zu vergessen schien? Er war schon genau so pervers wie sein Dämon…

„Wir gehen JETZT!“, grummelte er gereizt und stieß seinen Ellbogen mit halber Wucht in Richtung seines Partners. „Ich bin kein Spielzeug…und nicht hier verdammt“, fauchte er Astaroth an, versuchte sich aus dem Griff, der ihn noch immer festhielt zu winden, murrte nur noch stärker, unfähig sich aus der Umarmung zu befreien, noch immer mit diesem eigenartigen Kribbeln verflucht. „So nicht…“, beschloss er leise und befahl dann lauter: „Askavi, komm her. Ich werde auf dir reiten, da Astaroth furchtbare Lust darauf hat alleine auf seinem Pferd zu sitzen.“ Und sah dabei, wie die Dämonen zurückwichen, bei einem leisen Gurren zu Zittern anfingen und spürte wie er gewonnen hatte. Er ruschte förmlich aus dem Griff heraus, drehte sich mit einem Lächeln um, fand Aki neben seinen beiden Dienern stehend vor und zu seinem Ärgernis einen sehr glücklichen Astaroth gleich dazu. Die Zufriedenheit die in dessen Gesicht zu sehen war, die Lust, die noch immer in den Augen glimmte, doch noch viel mehr die Freude darüber brachten ihn beinahe zur Weißglut. Zu allem Überfluss herrschte schon wieder diese Ruhe, die ihn fast in den Wahnsinn trieb, ihn dazu zwang sich auf das zu konzentrieren, was sich in seinem Körper noch immer nicht beruhigt hatte. Und ständig fühlte er den Blick auf sich, der ihn nie verließ und ihn mehr als nervös machte.

„WAS?“, fuhr er schließlich um, packte Astaroths Hemd, eine Antwort erwartend.

Eine Hand fuhr über seine Wange, dort entlang. „Nichts mein Kleiner. Wir werden nachher sehr viel Spaß haben – so wie ich es will.“, kam es ganz leise und beinahe unschuldig.

„Oh verdammt…“, war alles was Caym sagte, bevor seine Finger vom Hemd gelöst wurden und er langsam in Richtung Ausgang gestupst wurde. Sein ganzes Gesicht musste jetzt sicher glühen bei den Gedanken die er hatte, dem Wissen was der „Spaß“ bedeutete. Am besten war nicht daran zu denken…

So in Bemühungen versunken ging alles wie im Traum an ihm vorbei, geschah von selbst und kam ihm unwirklich distanziert vor. Langsam gelangte er aus dem Zelt hinaus, das sich leerte, stieg auf Askavi, vor dem alle zurückwichen. Hinter ihm reihten sich seine beiden Beschützer und ein ganzer Tross seiner Truppe sinnvollerweise ein, ritt neben einer gleich großen Gruppe von Astaroths Beschütztern und Armee, die wundersamerweise alle zur richtigen Zeit am richtigen Ort bereit gestanden hatten. An die wild fauchenden eigenartigen Reittiere seiner Mannschaft, die wie eine Mischung aus Pferden und Großkatzen aussahen, hatte er sich noch immer nicht gewöhnt und schaute sich weiter um, während sich langsam alles in Bewegungen setzte.

Neben sich konnte er seinen Partner mit erstarrtem Gesicht sehen, den er dank Askavi sogar überragte. Die versteinerte Fassade brach nur auf, wenn er sich ihm zuwandte, brachte ein verschmitztes Lächeln hervor, das nur ihm galt. Wie immer freute er sich innerlich darüber, krallte sich stärker in dem Fell unter sich fest, um der Verführung nicht zu erliegen und schaute bemüht beleidigt weg. Irgendwie musste er doch beweisen, dass er hier der Stärkere war – irgendwie…

Die Zeit verging wie im Flug und doch so quälend langsam. Mit jeder Minute mehr fühlte er, wie er etwas vermisste, die Blicke zu wenig wurden, und doch zu viel waren. Sie verhinderten, dass sich sein Körper beruhigte, reizten ihn und ärgerten ihn ständig, hielten das Kribbeln am Leben, das auch nach dem zehnten Versucht an kaltes Wasser zu denken kein bisschen erträglicher wurde. Am Ende all seiner Bemühungen seufzte er, schaute gen Himmel, der sich langsam verdunkelte und durchbrach die nur von den Huftritten und Windgeräuschen unterbrochene Stille: „Astaroth…wie…“, fing er nach einer Weile an, ließ seiner Zunge freien Lauf. „Also…wieso…sind die ganzen Truppen so schnell da gewesen und…wie lange müssen wir hier noch durch diese“, jetzt machte er eine ausladende Geste über die grasbedeckte Landschaft, die wie ein einziger Farbklecks ohne besondere Höhepunke an ihm vorbeiglitt, „…Ödnis reiten? Und verdammt noch mal, schau mich nicht immer so an…“

„Wie schaue ich dich denn an?“, kam keine Antwort mit einem Grinsen garniert.

„SO, verdammt noch mal. So als würdest du mich gleich ausziehen wollen und…verdammt…“ Jetzt hatte er sich selber wieder in die falsche Situation gebracht, fühlte wie bei den Gedanken an diese Sachen sein ganzes Gesicht glühte, sein Körper danach verlangte und biss sich auf die Zunge, um sich endlich wieder zusammenzureißen. Der Schmerz half kurz, aber nicht genug. Was war heute nur los mit ihm? „Egal…egal. Du hast meine Fragen nicht beantwortet…“

„Sie wissen es eben. Deine Truppe, mein Kleiner, ist inzwischen selbst mir ein Rätsel und scheint schon bald deine Gedanken im Voraus zu kennen und meine ist sehr schnell…“, bekam er jetzt endlich eine Aussage mit einem beinahe nicht sichtbaren Schulterzucken serviert, „und lange wird es wohl nicht mehr dauern, bis wir am Meer angelangt sind. Und nach dem ganzen…“

„…wirst du mich aufs Bett schmeißen, fesseln und die ganze Nacht lang quälen…“, setzte er fort und schloss die Lider, vor denen gleich unerwünschte Bilder erschienen. Erschreckt riss er sie wieder auf, entdeckte das Schmunzeln und rollte seine Augen demonstrativ in Richtung Himmel.

„…und du wirst es genießen und mich auf deine Art anflehen weiter zu machen…“

„…in deinen Träumen…“, schoss Caym wütend zurück, sah den amüsierten, glücklichen Ausdruck Astaroths und wusste, dass das hier genau das war, was dieser wollte. „Ach verdammt…ja, ich werde es genießen, genau wie du. Und jetzt will ich nicht mehr reden…muss meine Stimme dann für die Nacht schonen“, änderte er die Richtung völlig, versuchte das leise Pochen zu unterdrücken und schaute weg. Nicht mehr beachten, bis sie ankamen war wohl die einzige Möglichkeit.

So quälte er sich durch den Ritt, spürte die ganze Zeit über wieder den Blick auf sich, der ihn einfach nicht zur Ruhe kommen ließ, das Kribbeln weiter am Leben erhielt. Der Gedanke, dass er genauso perves wie sein Dämon wirken musste, ließ ihn nicht mehr los, hielt ihn gefangen und steigerte sich immer mehr. Ständig ging es auf und ab, während die Landschaft sich langsam veränderte und immer mehr Bäume zu bieten hatte, die Luft immer feuchter roch und ihn alles andere als beruhigte. Das Licht verschwand langsam und machte der Nacht Platz. Immer wieder versuchte er verstohlen auf die Seite zu schauen, Astaroth zu finden und was er tat, doch es gelang ihm nie wirklich. Es ärgerte ihn, ärgerte ihn irgendwann so sehr, dass er wieder alles über Bord warf, sich umdrehte und schließlich: „Verdammt…nur dass du es weißt: Ich bin nicht so pervers wie du, keine Spur. Ich…ich…ich bin auch nur ein Mann und reagiere! Es fühlt sich gut an und daran bist nur du Schuld. Ich…würde nie…also…argh…verdammt!“, in den Wind schrie.

Wie so oft, viel zu oft, erntete er nur ein lautes Lachen, amüsierte Astaroth damit sichtlich und verdrehte wieder die Augen. „Alles deine Schuld…ständig Sex, ständig dieses warme Gefühl, es genießen, leben in der Dämonenwelt…alles deine Schuld, verdammt. Wieso habe ich mich je in dich verliebt?“, murmelte er leise und hoffentlich unhörbar zu sich selbst und zwirbelte ein wenig Akis Fell zwischen den Fingern, um sich abzulenken – ohne Erfolg.

Astaroths tiefe Stimme unterbrach jeden Versuch: „Weil ich unwiderstehlich bin.“

Caym fuhr wie getroffen hoch, starrte seinen Dämon entgeistert mit riesigen Augen an, öffnete den Mund ob dieser unglaublichen Aussage mehrmals, ohne dass ein sinnvoller Ton herauskam, bis endlich etwas durchbrach. „Du…Du…eingebildeter, perverser, sexsüchtiger, idiotischer Dämon…du…du…argh…verdammt, ich wiederhole mich schon andauernd, während ich versuche irgendwie…hör auf mich dauernd zu reizen. Das ist NICHT lustig – nicht wirklich. Ich…irgendwie…wenn ich könnte, würde ich dich auf Entzug von DEM setzen. Tagelang nichts…Verdammt, verdammt, VERDAMMT!“ Das laute Lachen, dass seine Aussage begleitete, half nicht wirklich und er war inzwischen schon fast in ein Schreien verfallen, wollte schnell weiterreden.

„Wenn du könntest, mein Kleiner. Aber da wir das gleiche empfinden…“, beschwichtigten ihn die leisen, viel zu sanften Worte sofort wieder. Viel zu warm und freundlich, viel zu verführerisch war Astaroth, der ihn mit einem ehrlichen und ein wenig lüsternen Grinsen bedachte. Caym wusste schon längst, dass er verloren war und gewonnen hatte…

Doch bevor er darauf etwas erwidern konnte, sprintete ein Pferd an ihnen vorbei, während sich Ruhn – der Reiter – halb umdrehte und mit ausgestreckter Hand: „Wir sind da!“, rief, nur um schneller nach vorne zu galoppieren.

Beinahe wie bestellt flammten plötzlich unzählige Lichter um sie herum auf, offenbarten eine riesige, von steilen Klippen umschlossene Bucht, in der das Wasser sanft hin- und herschwappte. Die Felsen sahen beängstigend aus, wirkten wie eine Falle, bei der es nur zwei Wege zu entkommen gab und schimmerten in einem unheimlichen Grünton.

„Was…?“, stellte Caym die Frage an niemandem im Besonderen, während der wohl vermeintliche Treffpunkt immer näher kam und die Details besser erkennbar wurden. Auf den Felsen glitten riesige Schnecken, die in den verschiedensten Farben pulsierten, langsam auf und ab, schlangen sich um genauso überdimensionale Muscheln und ließen scharfe Zähne beim lauten Knacken der Schalen erkennen. Das Glitzern auf diesen Hauern wirkte so fehl am Platz bei diesen Nackttieren, die verletzlich sein sollten, so abartig. Die einzige Lichtquelle, die dieses makabere, eigenartige Spiel beleuchtete, waren schimmernde Kugeln, die in Form eines Halbkreises um mehrere Wesen schwammen und einen Korridor zum Land frei ließen. Immer wieder brach das Wasser auf, offenbarte eine immense schuppige Gestalt, die dort entlang glitt und wieder verschwand. Den Dämonen – so viel war inzwischen erkennbar – machte dieses überdimensionale Etwas, dass direkt an ihnen vorbeiglitt, offenbar keine Angst.

Askavi knurrte inzwischen laut, kündigte seine Ankunft an und versteifte sich spürbar unter Cayms Beinen um dann mit einem plötzlichen Ruck stehen zu bleiben, als auf ein Handzeichen eines der Wesen im Wasser eine riesige Schlange hinter diesem auftauchte. Unmöglich schnell verbog es sich, wand sich, bis es beinahe eine Art Thron bildete.

„Willkommen“, hallte eine hohe Stimme, deren Ursprung die Gestalt war, von den Klippen wieder, an deren Anfang sie standen. „Ihr könnt unbesorgt sein. Wie ihr seht habe ich, der große Sondei, meine Truppen im Meer gelassen um die Verhandlungen möglichst angenehm zu führen. Bitte steigt doch von euren Reittieren und setzt euch.“ Dabei deutete er auf weich aussehnde kissenartige Sitze, bei denen nur der kleinste Teil von Wasser umspült wurde. Sondei selbst war inzwischen vom Licht beleuchtet erkennbar, umgeben nur von ein paar anderen Wasserdämonen, die Ruhn ähnlich sahen. Er stand bis zur Brust im Wasser – oder saß auf der Schlange, aber das wollte sich Caym nicht vorstellen - die fast gänzlich unbedeckt war, während der schwere, übermäßig bestickte Mantel im Wasser unterging. Immer wieder glitzerten die Steine darauf im Licht auf, schimmerten Perlen und spiegelten die blau-weiße Haut wieder. Wie eine Krone standen mehrere pastellfarbene rote Schuppen senkrecht in die Höhe und ließen die gleichfarbigen Haare dahinter beinahe verschwinden. Eigentlich wirkte er für einen Dämon normal, bis die pechschwarzen Augen zu sehen waren, die ihn ohne jede Scheu anstarrten, begutachteten und abschätzten. Caym wollte etwas in diesen unheimlichen Augen sehen, doch es war unmöglich irgendetwas darin zu erkennen oder zu deuten. Jedes Mal, wenn der Blick intensiver wurde, erschauderte er unangenehm berührt.

Das laute Knurren neben sich lenkte die Aufmerksamkeit des Wasserdämons zu seiner Freude wieder in eine andere Richtung und gab so Caym die Möglichkeit unbeachtet scheinbar zur gleichen Zeitwie die ganze Truppe abzusteigen. Er ging langsam hinter Astaroth her, zu den merkwürdig wirkenden Sitzen, die nebeneinander aufgereiht auf dem inzwischen deutlich als schwarz erkennbaren Strand, tastete ein wenig darauf herum und fand keine Gefahr. Am Ende ließ er sich mit zusammengekniffenen Lidern förmlich darauf fallen, nachdem sein Partner schon vorher selbstsicher Platz genommen hatte. Es war merkwürdig angenehm, begleitet von dem Gefühl des sanft um seine Füsse spülenden Wassers nur noch besser und ließ ihn fast vergessen, wo er war und dass die ganze Armee sich sicherlich schon hinter ihnen aufgereiht hatte.

Zeit etwas zu genießen, sich auszuruhen oder sich über die immer wieder vorbeischwimmenden braunen und grünen Teppiche, aus denen Augen hervorstierten, nur um gleich wieder zu verschwinden, zu wundern, blieb ihm nicht.

„Wieso so dringend, Herrscher Sondei“, knirschte Astaroth neben ihm und legte einen Arm auf seinen Rücken, streichelte immer wieder langsam dort entlang.

„Oh Bitte Fürst“, das Wort betonte der Wasserdämon unhöflich, spuckte es fast aus, „Astaroth. Keine Notwendigkeit für Förmlichkeiten. Du redest hier nicht mit einem schwächlichen Landdämon, der sich mit Titeln abheben muss, sondern mit dem großen Sondei, dem Herrscher über alle Dämonen des Wassers.“

Inzwischen schien die Temperatur ein paar Grade gefallen zu sein, so kalt wie die Stimmung hier gerade wurde. Cayms Blick raste immer wieder zwischen Astaroth und Sondei hin und her, nur beruhigt, von dem sanften Streicheln auf seinem Rücken, fing an Askavi, der sich inzwischen neben ihn ins Wasser gesetzt hatte, zu kraulen.

„Gut, denn ich halte auch nichts von Titeln, die nicht erkämpft wurden.“ Dabei schaute Astaroth den Wasserdämon ernst und mit halb fragendem, halb herausforderndem Blick an. „Aber selbst wenn wir hier unformell reden, habe ich nicht unbeschränkt Zeit und noch eines: Lass die Finger und die Augen von meinem Partner“, fauchte sein Partner das Letzte regelrecht und stricht immer festern und eiliger Cayms Rücken entlang.

„Oh, fährst du die Krallen aus, weil dein Mensch Aufmerksamkeit auf sich zieht? Wie es scheint stimmen alle Gerüchte und du bist ihm wirklich völlig verfallen. Gut zu wissen, aber das würde mich zur nächsten Frage…“, spottete Sondei fast und ließ Caym zusammenzucken. Das hier war der Kampf zweier Giganten mit Worten, zweier Dämonen, die sich ihrer Kraft nur zu bewusst waren und die ihn gerade wie ein Streitobjekt behandelten. Wie er so etwas hasste. Immer wieder grinste das Wasserwesen deutlich, machte ausladende Gesten und setzte sich immer gerader auf seinem Schlangenthron auf.

„…die da wäre, wann wir über die vereinbarten Sachen reden, die da der Waffenstillstand oder das angebliche Mehr wären. Wenn das hier nur ein Anlass sein soll, um mich auszuforschen oder Stärke zu beweisen, dann können wir das sofort beenden. Ich habe besser zu tun, als zu raten, was deine wahre Absicht ist.“ Inzwischen wirkte Astaroth mehr als aufgebracht, hielt sich wohl nur noch mit letzter Kraft zurück und machte den Eindruck gleich aufspringen zu wollen, während Caym hier gefangen zwischen diesen beiden war – wie immer.

„Meine wahre Absicht ist meine Sache. Ich biete etwas an, etwas gänzlich Einzigartiges und dafür erwarte ich Kooperation. Du hast einen Menschen bei dir, einen der Verräter, hast ihn an dich gebunden. Ihr Landdämonen habt uns schon immer gejagt und getötet, in die Eiswüste verbannt und verraten. Und der schlimmste aller war Satan, dieser Verräter mit seinem ekelhaften Menschen, der…“ Jetzt verlor sich Sondei in einem Monolog, blitzte in den sonst so uneinschätzbaren Augen purer Hass auf, der Caym nur schnaufen ließ. Nicht nur ein Spielball, sondern noch dazu wurde er schon wieder mit diese eigenartigen Menschen auf eine Stufe gesetzt und als Verräter beschimpft. Langsam kroch in ihm dieses brodelnde Gefühl hoch, ließ ihn leicht zusammenkrampfen und die Hände zu Fäusten ballen. Alle waren angespannt, so angespannt, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis es außer Kontrolle geriet.

Astaroth hörte jetzt auf ihn zu streicheln, die Hand glitt langsam nach unten und weg. Er würde sicher gleich aufstehen, losstürmen oder Ähnliches. Lange würde es nicht mehr dauern. „Womit ich nichts zu tun habe. Lass mich mit diesen alten Geschichten in Ruhe, mit denen ich nichts zu tun habe. Ich bin hier für den einen Zweck und nicht um ausgeforscht zu werden oder mit Satan verglichen zu werden, dessen Titel ich verabscheue. Und wenn du es wagen solltest meinen Menschen mit dem des Satans zu vergleichen, dann wirst du es bereuen – Wasserkönig oder nicht“, knurrte sein Dämon jetzt laut, fing an sich aufzurichten. Cayms Augen rasten hin und her, um sich zu versichern, dass noch alle auf ihrem Platz saßen, noch keine Dolche durch die Lüfte flogen und seufzte erleichtert. Immer wieder ging es am Ende um ihn, ohne dass sie ihn einbezogen.

Als ob er Luft wäre. Wütend schnaufte er, schloss die Augen und fing an leise zu murmeln: „Immer ich, immer ich. Verdammt, können Dämonen nicht einmal vernünftig sein? Jedes Mal Geschichten und Vergleiche. Ich bin nicht dieser ominöse Vollidiot, ich liebe Astaroth. Und Astaroth ist nicht Satan. Lächerliche Idee. Immer ich…verdammt.“ Und schaute auf, als ihm die Stille bewusst wurde. Sein Partner betrachtete ihn mit einem Lächeln und strich wieder mit seinen Fingern langsam am Rücken entlang, während der Wasserdämon ihn wieder abschätzend betrachtete und am Ende schließlich in ein lautes Lachen ausbrach. Schon wieder der Nächste.

„WAS? Das ist nicht lustig. Ich bin NICHT lustig. Wieso muss jeder verdammte Dämon, der mich nicht umbringen will, mich amüsant finden? Und verdammt noch mal: Ich habe nichts mit diesem Menschen von diesem Satan zu tun und würde Astaroth niemals verraten. Wie oft muss ich das noch sagen? Und dieses lächerliche Machtspielchen geht mir auf die Nerven. Entweder du rückst mit der Sprache raus, oder ich gehe oder hetze…Askavi…oder…meine Truppe auf dich. Und mir ist es völlig egal dass du ein Wasserdämon bist. Ich bin ein Mensch, verdammt noch mal, und nicht der Mensch und kein Verräter. Ich gehöre zu Astaroth und das für immer. Mir egal, wer sich hier bekriegt. Wenn du noch nicht mitbekommen hast, dass Ruhn auch ein Wasserdämon ist und Astaroth dient, dann…dann…bist du ein Vollidiot“, redete sich Caym in Rage, wedelte mit den Armen, bis er merkte was er getan hatte und mit seinen Fingern das Messer um sein Bein suchte. „Ähm…oder so…“, hüstelte er daraufhin und schaute sich schnell nach einem Fluchtweg um. Jetzt verfluchte er wieder einmal seine vorschnelle Zunge, wie so oft. Wieso konnte er sie nicht unter Kontrolle bringen? Und wieso musste er ständig alles zugeben? Seine Augen rasten weiter hin und her, bis ein lautes Lachen seine Aufmerksamkeit wieder auf den Wasserdämon lenkte, der noch immer gänzlich amüsiert wirkte und in dessen Gesicht keine Spur von Wut zu sehen war.

„Das ist nicht witzig…verdammt!“, schrie Caym noch einmal, während er das dumpfe Gefühl sich ständig zu wiederholen nicht los wurde.

Jetzt endlich hörte das Lachen auf, doch ein Lächeln blieb auf dem Gesicht Sondeis noch immer, als er von seinem Schlangenthron aufstand und mit seiner Hand eine allumfassende Geste über das Wasser machte.
 

„Hier ist mein Reich, mein Herrschaftsgebiet Mensch“, fing der Herrscher der Wasserdämonen an zu sprechen, bedachte seinen Partner mit viel zu wenig Respekt, nachdem er sich schon über ihn amüsiert hatte.

Astaroth knurrte leise, strich schneller und schneller mit den Fingern über die Kleidung, unter der die warme Haut ruhte und versuchte sich so zu beruhigen, diese einmalige Gelegenheit so gut wie möglich zu nutzen – um mehr Macht zu bekommen, mehr Sicherheit für seinen Kleinen zu schaffen.

Jetzt fiel der abschätzende Blick, der die Intelligenz seines Gegenübers verriet, auf ihn. Ein kurzer Augenblick und Sondei breitete die Hände aus, beugte sich etwas vor und sprach dann weiter: „Oh, keine Sorge Astaroth – ich hatte nie vor deinen Menschen zu beleidigen. Es stimmt alles, was mir berichtet wurde. Ein neuer Wind, ein neues Zeitalter ist dabei anzubrechen, geleitet und begleitet von einem Menschen, der so anders ist als der Verräter.“

Irgendetwas stimmte hier nicht. Jede Geste, jeder Blick war kontrolliert, dosiert und die Worte unsinnig lang, als ob Zeit geschunden werden musste. „Komm zum Punkt“, beschloss Astaroth und spannte jeden Muskel in Erwartung einer unliebsamen Überraschung an, schaute sich nach seinen Männern um, deren Hände wie auf ein Zeichen hin zu den Waffen glitten.

„Das wird nicht nötig sein, Astaroth. Der Waffenstillstand hängt hiervon ab und deine Ungeduld wird dich irgendwann noch viel kosten, wenn du sie nicht unter Kontrolle bringst.“, belehrte ihn der Dämon fast. Doch als er sich bewegen wollte, spürte Astaroth eine Hand auf seinem Bein und erkannte Caym, der mit seinen Fingern mehrmals auf die Stirn tippte, dann in Richtung Sondei und wieder von vorne anfing. Das Lächeln, die Entspannung, die daraufhin durch ihn floss, konnte er nicht mehr unterdrücken, denn er kannte das Zeichen für Verrücktheit.

„Gut, dann kann ich ja fort fahren und deiner Ungeduld Rechnung tragen. Dein Gefährte – wie du ihn nennst – ist etwas Besonderes und das, worauf ich all die Jahre wartete. Er ist das, was von Anfang an hätte sein sollen, ein ehrlicher und offener Mensch, der wirkliche Gefühle empfindet. Ich bin mir sicher, dass er dich nie verraten würde, im Gegensatz zu dem arroganten Verräter, der an Satans Seite war. Doch ich schweife ab. Ich habe zwei oder drei gute Überraschungen für euch“ Jetzt machte der Dämon eine Pause, während hinter ihm eine mit Totenköpfen über und über besetzte Schüssel aus dem Wasser gehoben wurde.

„Erstens bin ich nicht nur bereit einen Waffenstillstand zu schließen, sondern will ein Bündnis nur mit dir, Astaroth. Jeder Dämon, der dir feindlich gesonnen ist und zu nah an meine Gestade gerät, wird in den Fluten untergehen – solange du und dein Mensch glücklich miteinander vereint seid, was bis in alle Ewigkeit sein sollte. Und die Wasserdämonen, die sich deinem Menschen anschließen wollen, werden nicht mehr ausgeschlossen, sondern dürften offiziell in seine Dienste treten, so wie mein Sohn auch, der jetzt als Ausgestoßener leben muss…“ Inzwischen floss die Schale vor ihm hin und her, schwankte in der Strömung, bevor Sondei seine Hände darauf legte.

Was war das für eine Schüssel? Und der Sohn des Sondei diente in der Truppe seines Kleinen? Astaroth schaute sich um und erkannte, wie einer von Cayms Schatten etwas zusammenzuckte sein Gefährte genau diesen anstarrte.

Mit einem lauten Knall, der ihn und alle um ihn herum zusammenzucken ließ, wurden alle Gedanken wieder verdrängt. Lautes Klirren war zu hören, trieb seine Hand zu der Waffe, nach der er schnell greifen wollte, doch an seiner Schulter hatte sich sein Kleiner festgeklammert und saß kurz mit zusammengekniffenen Augen da, bevor er ihn anstarrte und den Kopf schüttelte. Wenn das hier Magie der Wasserdämonen war, war es eine einzigartige Gelegenheit mehr herauszufinden und sich etwas davon zu eigen zu machen, zu nutzen.

„Das hier ist mein Geschenk an Caym, denn der Versuchung hat er meines Wissens schon oft genug widerstanden. Möge das Opfer der Dämonen, die sich ihm anschließen wollten, nicht umsonst gewesen sein.“, erklärte Sondei ominös, während das Flackern verschwand und von einem Blick auf eine andere Realität abgelöst wurde.

Wie in Zeitlupe veränderte sich die Wand aus Luft oder Wasser, wurde dichter und immer klarer, offenbarte eine Gestalt in einem schweren Kettenhemd, die vor einer weißen Statue kniete, deren Fuss auf einer riesigen Feder stand. Ein großes zweihändiges Schwert lag vor dem Knieenden auf dem Boden.

„Verzeih mir. Verzeih mir. Mein Fehler wiegt schwer, immer schwerer und ich kann ihn nicht ungeschehen machen. Ich habe es versucht, doch all meine Bemühungen fangen an zu scheitern und meine Rufe erreichen dich nicht. Verzeih mir, Caym.“, hörte Astaroth, erkannte die Gestalt, als sie sich umdrehte auch deshalb, weil sein Kleiner neben ihm anfing leise „Wa…Was?“, zu stottern und immer fester zudrückte.

Das war eindeutig Cayms Bruder, der tot in einem Grab hätte liegen sollen für alles, was er seinem Kleinen angetan hatte, für all die Respektlosigkeiten. Doch hier stand er, nur von einer tiefen Narbe, die sich quer über das Gesicht zog, gezeichnet und etwas älter. Langsam schwenkte der Blick des Wasserfilms auf die Statue und ließ selbst ihn erstarren.

Überlebensgroß stand Caym auf einen Stab gestützt da, während in der anderen Hand eine kleine Version von ihm selbst zu sehen war. Eine einzelne Träne rann angedeutet über die perfekte weiße Haut der Statue.

„WAS? Lasst das, das ist…du bist ein Aas verdammt! Mir so etwas zu zeigen, du verdammter…“, fluchte und regte sich sein Kleiner jetzt auf, verbarg sein Gesicht halb in seinem Arm.

„Das hier ist die Wahrheit, die Vergangenheit, die wird hier sehen können. Es ist mein Geschenk an dich, der Blick in deine Vergangenheit, von der du nichts mehr zu befürchten haben solltest. Er kann dich nicht sehen“, kam ein leiser Kommentar hinter dem Wasserfilm hervor, während das Bild unverändert Cayms Bruder folgte und sein Kleiner inzwischen wieder dorthin starrte.

„Ich…aber nur…ich…Atris lebt…“, murmelte sein Partner, drehte immer wieder den Kopf und schaute ihn an, ohne seinen Arm auch nur eine Sekunde los zu lassen. Vielleicht war das hier doch keine schlechte Idee…

„Ist alles bereit?“, lenkte die Stimme seine Aufmerksamkeit wieder auf den Schirm zurück, auf dem jetzt wohl der Teil einer Armee zu sehen war, die nicht mehr gut in Form war. Eine dunkelhäutige Menschenfrau in schwerer Rüstung und mit zwei gekreutzen Schwertern auf dem Rücken ging schnell auf Atris zu, umarmte und küsste ihn.

„Alles ist bereit Atris. Wir sind bereit für den letzten Kampf. Unser Kind ist in Sicherheit, aber ich werde mit dir gehen, wenn die Zeit gekommen ist – bis in den Tod. Besser als sich diesen Engelsbanden, diesen Verrätern an der menschlichen Rasse zu ergeben“, spuckte die Frau aus und überraschte ihn mit dem offensichtlichen Hass auf die Engel deutlich. „Möge der große Beschützer Caym über uns wachen.“, kam es wie eine Beschwörung, während sie ihre Hand dabei ihren Kopf nach vorne beugte und mit der Hand auf die Stirn und die Brust tippte, bevor sie sich wieder umdrehte und ihre Waffen wie zur Probe zog.

„Neila, das ist mein Kampf und ich möchte nicht dich auch noch verlieren. Du weißt, was sie mir angetan haben, was sie mir alles genommen haben. Meinen Bruder vertrieben, verjagt und dann zu einem Erzverräter erklärt, meinen Vater hinterrücks ermordet…“, kam eine Antwort, während sich Cayms Bruder in Richtung eines großen Kreises bewegte. „Und das hier wird der größte Frevel sein, den ich begehe. Doch sie lassen mir keine Wahl…“

„Und für deine Entschlossenheit liebe ich dich, Atris. Ich werde mit dir gehen – selbst in die Hölle, wenn es uns bestimmt ist, nur nicht in den Himmel, in dem die Engel die ewige Qual bereiten werden.“ Neila drehte sich jetzt um, küsste Atris und lächelte. „Und jetzt bringt diese Salome. Sie soll ihren Teil leisten für diese blutige Schlacht, die kommen mag.“

Bei dem Anblick der weißhaarigen Frau, die jetzt durch eine Öffnung in einer riesigen Mauer erschien, zuckte Astaroth kurz zusammen und murmelte einige Flüche. Das konnte nichts Gutes bedeuten.

Aber bevor etwas passieren konnte, flimmerte das Bild und brach in sich zusammen.

„WAS? Wo ist…was passiert noch…?“, schrie sein Kleiner aufgeregt, verlangte nach einer Antwort und starrte dabei geradeaus wie gebannt in die Richtung der Vorführung.

Der Wasserdämonenkönig jedoch zuckte nur kurz, fuhr um und riss eine Schuppe der Schlange, die seinen Thron bildete, aus, nur um sie im nächsten Moment ins Wasser fallen zu lassen. Dabei murmelte er die ganze Zeit über unverständliche Worte.

„Was hast du vor?“, wollte Astaroth wissen, bevor er einen lauten Schrei neben sich hörte und sich mit einem Ruck entsetzt zu seinem Kleinen drehte. Caym fuhr wie wild in den Haaren umher, zog verzweifelt daran, wie um etwas herauszuziehen. Immer wieder blitzte dabei eine blau-weiße Strähne hervor. „WAS HAST DU GETAN?“, brüllte Astaroth endgültig, drehte sich gerade noch rechtzeitig um, um die Lichter, die aufflammten und sie mitsamt der Armee einschlossen, zu sehen. „WAS HAST DU GETAN!“, hallte es von den Wänden wütend wieder.

„Nichts. Nur eine kleine Hilfe leisten. Meine dritte Überraschung und der Grund für dieses übereilte Treffen.“, erklärte Sondei, während Astaroth sein Schwert zog und laut knurrte. „Und dein Kleiner hat das wertvollste Geschenk erhalten, dass es gibt. Die Möglichkeit euch zu Herrschern der gesamten Dämonenwelt zu machen, habe ich nicht recht Usol?“

Und damit fing alles an aus den Fugen zu geraten. Von oben, von den Klippen hallte ein zufriedenes Lachen bis hinunter und ließ ihn vor Wut zittern. Usol stand dort, einsam und alleine wie ein Herrscher, der die Figuren beobachtete, die nach seinem Willen geschoben wurden. Unglaublich. „Du wirst sicher Satan werden und alles beherrschen…“, bestimmte Usol, verschwand wie ein Geist, während hinter Astaroth ein lautes Platschen zu hören war, bevor er noch die Möglichkeit hatte sich umzudrehen.

„Haltet ihn auf! Angriff! ANGRIFF!“, brüllte er laut, da er ahnte was passiert sein konnte. Doch es war zu spät. Sein Kopf raste zur Seite, doch er sah nur noch einen halb im Meer verschwundenen Wasserdämon, nur noch das Gesicht sichtbar.

„Mein Sohn, diene ihm gut…“, war noch von diesem zu hören, bevor Sondei in den Tiefen versank und mit ihm alles bis auf die Lichter und die Schale, die etwas konnte, was sie nicht können sollte und inzwischen gefährlich wirkte. Die Totenköpfe erinnerten Astaroth an ein Gerücht, dass das Blut und das Leben der Wasserdämonen Magie freisetzen konnten…

„Seid ihr euch sicher, dass ihr das tun wollt“, erklang es mit einem leisen Zischen wie aus dem Nichts wieder von genau dort. Der Schirm erstrahlte von Neuem und zeigte etwas, das er nie wieder sehen wollte.

Atris stand jetzt in der Mitte eines Kreises, der wiederum von einem zweiten umschlossen wurde, in dem Astaroths Zeichen prangte. Salome fing an leise zu murmeln, die Worte zu rezitieren, die die Menschen schon vor Urzeiten hätten vergessen sollen, die Worte um einen Dämon zu beschwören.

„Nein…du Idiot…nein…nicht Astaroth…“, murmelte Caym neben sich und zitterte, krallte sich immer fester an ihn.

Doch das war nicht mehr aufzuhalten, war die Vergangenheit. Er spürte schon, wie die Welt um ihn herum anfing zu verschwimmen und alles ungewöhnlich schleppend aus den Fugen geriet.

„Nein…NEEEEEEEEIN!“, schrie sein Kleiner jetzt gleichzeitig mit unzähligen Stimmen aus dem Schirm.

Atris Frau schwang ihr Schwert nach vorne und starrte auf etwas in der Ferne, purer Schrecken im Gesicht. „Sie kommen. Die Engel kommen! Beeilt euch doch! Schneeeeell!“

Salome schlug das Buch zu, ließ es erschreckt fallen und fing an die vermaledeiten Worte zu rufen: „Hört unser Rufen. Hört unser Rufen! HÖRT UNSER RUFEN!“ Es kam wie ein Urteilsspruch die unausweichliche Formel, während er hier untätig und unfähig sich zu wehren saß, seiner eigenen Beschwörung beiwohnen musste, schon jetzt vor Wut kochte. Sie würden dafür bezahlen ihn von seinem Kleinen zu trennen, würden in ihrem eigenen Blut baden. Er knurrte wütend, schlug mit seinen Krallen in die Luft. „Wir rufen euch hierher, an diesen Ort großer Energie. Oh großer Dämon. Astaroth. Astaroth! ASTAROTH!“

Die Welt verschamm entgültig, die einzige Konstante blieb der feste Griff seines Kleinen, das Knurren Askavis, das er immer lauter hörte.

Noch ein letzte Mal schaute er auf das Bild über der Schale, in dem jetzt wieder Atris erschien, der die Augen geschlossen hielt und leise murmelte: „Diesmal mache ich es richtig, mein Bruder. Ich werde für meinen Fehler bezahlen wie ich es hätte sollen…verzeih mir Caym“

Er drehte seinen Kopf ein letztes Mal, erkannte, wie sein Kleiner die Tränen unterdrückte und sich immer fester an ihn drückte, bevor die Welt mit einem dumpfen Geräusch zerbröckelte und sich schmerzhaft wieder zusammensetzte. Dabei blieb das Bild, das Cayms Bruder darstellte immer erhalten, wurde klarer und klarer.

„Atris! Das ist unglaublich! Der Beschützer…“, lenkte eine Frauenstimme seine Aufmerksamkeit auf die jetzt viel zu reale Menschenwelt, in der er alleine war. Oder doch nicht? Irgendetwas stimmte nicht, denn er spürte noch immer den Druck, hörte das Knurren und die betretenen Flüsterer, worauf er sich umsah. Hinter ihm standen die gesamten Truppen, die er und sein Kleiner zu dieser Falle, dieser unglaublich offensichtlichen Falle, mitgenommen hatten. Doch viel wichtiger war, dass neben ihm das Wichtigste, das Bedeutenste, das Einzige was zählte war: Sein Kleiner, unverändert und für immer bei ihm. Erleichterung breitete sich sofort aus, bis er die blinkenden Waffen um sich herum wahrnahm und die wenigen Menschen jetzt die Augen starr aufrissen. Sie stierten in die Ferne, wichen zurück und zitterten am ganzen Leib.

Alles schien so unglaublich langsam zu laufen, bis ein gellender Schrei die unheimliche Stimmung durchbrach:

„Sie sind da! Sie kooooommeeeeeeen!“
 

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AN: Okay, sorry für das Ende, aber das war das was mir die ganze Zeit bei dem Gedanken an das Kapitel vorschwebte. Und weil ich weiß, wie gemein es ist, habe ich jetzt doch ein viertes Special geschrieben.

Special 4: …herrscht Chaos und Ordnung - Teil 1

Special 4: …herrscht Chaos und Ordnung
 

Cayms Augen rasten hin und her, während er sich ohne Pause fest an seinen Dämon klammerte, die Wärme fühlte, die er brauchte - seine Versicherung, dass er noch nicht verrückt war. Mit Mühe versuchte er seinen Bruder zu ignorieren, der ihn mit weiten Pupillen wie ein Wunder anstarrte. Tränen waren in seinen Augen und Atris kniete mit immer tiefer gebeugtem Kopf auf dem Boden, dutzende Entschuldigungen auf den Lippen, während die lauten Schreie Caym immer wieder kurz zusammenzucken ließen. Chaos überrannte alles.

Das Knurren der Truppen um sich herum, die voller Wut in die Ferne starrten, in der jetzt ein metallisches Glitzern zu erkennen war und die mit ihren Krallen, Waffen und allem was sie hatten vergeblich versuchten die unsichtbaren Mauern zu durchbrechen waren beinahe beängstigend. Verzweifelte Blicke der Menschen außerhalb, von Panik durchsetzt, begegneten ihm immer wieder, bevor sie sich etwas hinter ihm zuwandten.

Schon im nächsten Moment knurrte Astaroth neben ihm immer lauter: „Engel, Engelspack“. Cayms Herz klopfte wild, raste immer schneller, als ob es seinen Hals erklimmen wollte. Das laute Pochen in den Ohren, wanderte seine Hand automatisch zum Stock, drückte so fest zu, dass sie schon schmerzte, ohne dass die andere die Sicherheit verließ, die sie hatte – Astaroths Hemd.

Wieso war er hier, wieso waren die Engel hier? Diese Fragen führten seinen Blick gleich wieder zurück zu seinem wimmernden Bruder, der scheinbar von allen vergessen in einer Sicherheit war, die dieser Verräter nicht verdient hatte. Sein elendiger Bruder, der an jeder Misere Schuld trug, die sich in seinem Leben ereignet hatte, der an allem Schuld war. An allem Schuld. Langsam breitete sich dieses drückende Gefühl in seiner Brust aus, machte das Herzklopfen zu etwas anderem, zornigem, bis dieses Drängen, diese unbändige Wut mit voller Wucht aus ihm herausplatzte: „Du verdammtes elendiges Aas, du selbstsüchtiger Trottel. Was hast du getan? WAS HAST DU GETAN? Wolltest du mich töten, wolltest du mir alles nehmen was ich jetzt habe? Was wolltest du, verdammt noch mal? WAS? Du elender, verfluchter verdammter…du bösartige verräterische Made“ Er kochte fast über, spürte nur noch Zorn und das laute Pochen in seinen Schläfen. Eine Antwort wollte er, irgendetwas, nur nicht diesen Blick nach unten, diese gemurmelten, sinnlosen „Es tut mir leid, ich hatte keine Wahl“, hören. Jedes Wort brachte ihn näher zu seinem Bruder; sein Stab inzwischen zu voller Größe gewachsen schwebte dabei gefährlich in der Luft, zitterte im Takt mit seinem Herzschlag.

„Sag etwas, sag irgendetwas Sinnvolles, bevor ich mich vergesse“ Wie zur Untermalung knurrte dabei Aki bei jedem Wort immer lauter und ließ Atris zusammenzucken „Du hast mich in die Welt der Dämonen, in die vermeintliche Hölle, den Tod verbannt, nein, verkauft. Du hast mich für das verurteilt, was ich dort gefunden habe und jetzt nimmst du es mir? Du willst mir Astaroth nehmen, weil er…weil du…warum? WARUM? ANTWORTE ENDLICH, VERDAMMT!“, schrie er, brüllte so laut er konnte mit diesen verdammten Tränen in den Augen.

Doch das einzige was ihm begegnete war das elendige Schweigen in dem Chaos der Geräusche um ihn herum, in dem Schreien und den Rufen, die er nicht verstand. Alles was da war, war das Pochen in seinem Kopf, der Druck dort und in der Brust, in der es brannte. Feuer, Wut, war alles, was er noch kannte. Seine Lippen zitterten, während der Stock immer wilder durch die Luft schwang, bis er endlich mit einem lauten Schrei voller Wucht auf die Erde niederraste, dagegen krachte und dieses elendige Aas nur knapp verfehlte. Doch es war nicht genug. Sein Fuß schnellte hoch und traf Atris Seite, wütend hineingerammt.

„Du verdammtes Aas, du Made, du verdammter…“, fluchte er mit Tränen in den Augen und zitternden Händen, die ständig danach trachteten, dieses Aas zu schlagen, den Frust loszuwerden. Keine Antwort kam, keine Beruhigung für ihn und schon hob sich sein Fuß erneut, bis eine sanfte Berührung fast schmerzhaft alles verpuffen ließ und ihn die Realität zurückriss. Die warme Brust an seinem Rücken war alles, was jetzt noch existierte.

„Engel, mein Kleiner, Engel. Vergiss diesen Wurm hier im Moment – er wird seine Strafe bekommen und tausendmal leiden, wenn ihn sein Schicksal am Schlachtfeld nicht erwartet. Du bist alles was zählt…wir haben keine Zeit“, drangen die Worte an sein Ohr, beruhigten ihn wie die Krallen, die langsam über sein Hemd fuhren.

Sein Verstand war wieder klarer, seine Aufmerksamkeit war wieder da und fiel auf das Meer aus Weiß, das langsam viel zu klar erkennbar wurde zwischen dem Blinken der unzähligen Schilde. Meter um Meter drängten die Truppen näher, umgaben die auf den Pferden thronenden Engel wie eine Schutzmauer. Dumme Menschen…

„Engel…verdammt…“, flüsterte er geschockt. Sie waren gefangen, gefangen in einer Glocke, die jeden Moment zusammenbrechen konnte – an vorderster Front.

Hinter ihm rief Atris Frau immer lauter, bellte Anweisungen. „Bleibt hier, bleibt stark. Kämpft hier für eure Freiheit oder geht unter in der Herrschaft derer, die nur ihre Regeln zulassen. Wer flieht wird von mir persönlich getötet“, drohte sie jetzt, schwang ihre zwei Schwerter hin und her, um mit ihnen auf einen Deserteur zu zeigen, der schnell rannte, weg von dem Tod, der gleich alles beherrschen würde.

Caym wunderte sich nur kurz, denn im nächsten Augenblick fällte ein Pfeil den Fliehenden fast geräuschlos. Die Dämonenwelt war auch nicht grausamer…

„Haltet die Stellung! Folgt meinen Anweisungen! Haltete die Stellung!“, kommandierte sie scharf, während sich viele nur noch verzweifelter umschauten, Augen voller Angst und Furcht. „Öffnet die Augen, ihr Blinden, werdet sehend! Hier, mitten unter euch steht der große Beschützer, der große Caym inmitten einer Armee von Dämonen, die ihm gefolgt sind, um uns beizustehen. Es ist wie prohezeit: Wenn ihr glaubt und kämpft, dann wird er in eurer größten Not erscheinen und euch beistehen. Kämpft mit allem was ihr habt, dann wird der große Caym mit uns siegen, wird diesen geflügelten Geiern zeigen, wo ihr Platz ist! KÄMPFT!“ Das hier war unglaublich, unglaublich dumm. Eine Predigt, in der er ein großer Retter der Menschen war und die alle Blicke auf ihn lenkte. Als ob jemand sie ausgewechselt hätte, wurden alle ruhig, starrten viel zu lange in seine Richtung, bis ein Freudenschrei nach dem anderen voller Inbrunst geschrieen wurde: „Der Beschützer!“, und alle grimmig ihre Waffen umfasste. Nirgends war mehr die Angst zu sehen, nur Entschlossenheit und dieses merkwürdige Glühen in den Augen, das er schon viel zu gut kannte und ihn immer noch erschreckte. Doch bei Atris Frau fehlte es gänzlich, als sie sich Schritt für Schritt dem Kreisrand näherte, alles um sie herum in wahre Blindheit umschlug, die wahre Gefahr von allen ignoriert wurde. Sahen diese Dummen nicht die Dämonen, die Engel, die sie jederzeit töten konnten?

Neila war die einzige, die alles steuerte, die nicht blind an ihre Worte glaubte und diejenige, die alle Befehle erteilte und immer näher an den Rand rutschte.

Was war hier los?

„Beschützt Caym um jeden Preis“, schreckten ihn ein Befehl und das Fehlen von Wärme auf. Die Hände, die ihn halten sollten, waren nicht mehr da und eine unerklärliche Furcht beschlich ihn, eine Vorahnung, als er seinen Astaroth mit riesigen schwarzen Flügeln hinter sich erblickte, riesige Heere im Hintergrund.

„Nein, bleib bei mir…“, flüsterte er, schüttelte den Kopf und wollte nach ihm greifen, als sich sein Dämon schon auf Hiuma schwang. Das blaue Schwert blitzte auf.

Und jetzt war es zu spät. Die Unterstützer der Engel marschierten zielstrebig an ihnen vorbei, kreisten sie so ein, während sie sie halb ignorierten. Neila war ihr Ziel, während diese gerade am Rand des Kreises stand, nur noch eine Fuß breit entfernt von dort, vom Ende der Mauer zwischen ihnen und den feindlichen Truppen, die sie umkreist hatten…

Caym riss panisch die Augen auf. „NEIN! Verdammt! Ker, Tritei…irgendjemand…ich will…ihr müsst ihn beschützen, um jeden Preis!“, schrie er, als ihm klar wurde, was Atris Frau vorhatte, während sein unfähiger Bruder noch immer zitternd und regungslos fast neben ihm saß…

„Du Aas…Du Aas…Du Aas…Du wolltest Astaroth kämpfen lassen, du wolltest ihn opfern für deinen Erfolg, wolltest mir alles nehmen, was ich noch habe. Ich werde dir nie verzeihen, nie wieder, du Made. VERDAMMT! Ich werde Astaroth nicht aufgeben!“ Bei den Worten ergriff er ihn am Hemd, zerrte ihn mit einer Hand hoch, schnaufte, zitterte, als er seinen Astaroth auf dem Nachtmahr sah, wie er die Trupen um sich versammelte. Ein Stich in seinem Bauch, ein grausames Ziehen zuckte durch seinen ganzen Körper. Das konnte nicht wahr sein. Er konnte nicht mehr und ließ los. Im gleichen Moment ballte er seine Finger zu einer Faust und schlug mit aller Kraft, die er hatte gegen Atris Gesicht. Ein Schrei war zu hören, der Idiot taumelte nur, während seine eigene Hand brannte, und die Made wagte es dann sogar zu sprechen: „Es tut mir…Caym, ich hatte keine Wahl. Er ist mächtig und er war unsere einzige Möglichkeit, das hier zu erhalten, unser Sibu zu erhalten. Ich wollte mich ihm opfern, um meinen Fehler wieder gut zu machen und nicht noch einen Unschuldigen zu…aber jetzt bist du da, du bist wieder da und lebst und bist endlich wieder zurück in deiner Heimat…“

Er wollte es nicht hören, wollte diese Idiotie seines Bruders nicht hören und den hoffnungsvollen Blick nicht sehen, während sein Dämon sterben konnte. „HEIMAT? Du Vollidiot! Meine Heimat ist dort wo Astaroth ist – und daran bist du schuld. Und jetzt hast du…du hast uns in eine Falle gelockt, du hast uns…du IDIOT! Euer Plan? Erledigt eure Angelegenheiten gefälligst selber, verdammt noch mal. Ich werde dir nie mehr verzeihen, aber wenn du jetzt nicht eine Waffe nimmst und kämpfst, werde ich dich auf der Stelle für das umbringen, was du getan hast. Und ich werde mich nie von Astaroth trennen…“, fauchte er dieses Aas an, griff sich ein Schwert eines seiner Untergebenen und drückte es Atris in die Hand. „Kämpf selbst du Vollidiot!“, erklärte er noch, drehte sich um und ließ seinen verdatterten Bruder stehen, ohne ihn weiter zu beachten.

Doch lange hatte er keine Ruhe, denn schon im nächsten Moment hallte die viel zu laute Stimme eines ihm viel zu bekannten Wesens über die Ebene. „Dämonen? Das ist keine Gefahr, solange ihr auf unserer Seite steht. Glaubt an uns und ihr werdet siegen. Aber seht ihr, wie diese Verräter die Welt immer weiter schädigen und euch alle in Gefahr bringen? Sie wollen euch in die Verdammung ziehen, euch verkaufen. Kämpft, löscht sie aus und…“, stoppte die Stimme, die nur von Kyriel kommen konnte, als dessen eisblaue Augen ihn erblickten und die Flügel wild anfingen zu flattern. „ER? ER ist hier? Der Erzverräter Caym ist hier unter seinesgleichen, unter den Dämonen, denen er sich willig angeschlossen hat, mit denen er ekelhafte Orgien praktiziert. Der Verderber, der Erzverräter ist hier! Bringt ihn um, bringt ihn mir tot oder lebendig. Tötet ihn! Der, der das vollbringt, wird mit mir auffahren in den Himmel! Greift an, tötet sie alle! Für eure Sicherheit! Für euer Seelenheil!“ Daneben flatterten die anderen Engel auf ihren schneeweißen Pferden genauso wild mit ihren Flügeln, zückten ihre roten Schwerter und murmelten grausam klingende Flüche.

„Ehrt ihn, ehrt den Beschützer, der hinabstieg in die Tiefen und dort für uns sprach. Ehrt den Beschützer, der kommen wird, wenn wir in unserer größten Not sind – solange wir nur glauben! Ehrt den Beschützer, an dessen Seite die Dämonen kämpfen, die ihn beschützen und lieben. Ehrt ihn, denn er wird die Weißen zertreten, die Flügel brechen und uns die Freiheit schenken. Kämpft mit allem was ihr habt und ihr werdet an seiner Seite die Erlösung finden!“, brach ein unpassendes Lied durch all die Flüche hindurch. Der merkwürdige Singsang wurde von einer Truppe ganz in tiefes Rot gekleideter, schwer gerüsteten Menschen vollführt, bei denen nur die braunen Streifen etwas anders als Blut erahnen ließen. Die riesigen Waffen wirkten zu groß, zu unhandlich. „Für den Beschützer!“, schrieen sie, standen einen Moment lang wie erstarrt in seiner Nähe, verbeugten sich, um dann mit einem entrückten Lächeln nach vorne zu stürmen. Und damit setzte sich alles in Bewegung, schneller und schneller.

„Tötet sie, Tötet sie alle. Für die Engel“, riefen die Feinde und schwangen ihre Speere. Der blaue Mond auf den Schilden fuhr zitternd hin und her, minderte das grausame metallische Glitzern nur wenig.

„Verdammt…“, fluchte er noch, als alles vor seinen Augen endgültig zusammenbrach.

Der Wind wurde plötzlich stärker, blies, bis alles in einem lauten Knall endete, der die ganze Umgebung mit enem Beben erschütterte. Und dann sah die Welt eigenartig klar aus – und es wurde ihm so schmerzlich bewusst: Der Schutz war weg.

Die Dämonen stürmten wild knurrend und brüllend vorwärts, rammten ihre Speere, Schwerter, Waffen mit voller Wucht in die überraschten Feinde, spießten die Träger mitsamt den Schilden auf. Siegesschreie hallten bis zu seinen Ohren, als der Boden anfing sich schon jetzt rot mit dem Blut von Menschen zu färben.

Der Kampf hatte begonnen.

Schwert prallte auf Schild, auf Schwerter, die zerbrachen und sich in Fleisch bohrten. Beine verloren den Halt, Arme fielen nutzlos zu Boden und zuckten dabei noch weiter, zogen eine Spur aus Blut mit sich und hinterließen kreischende, schmerzverzerrte Opfer. Immer wieder wurden weiße Knochen sichtbar, so unschuldigen im Vergleich zu dem Rot, dass rundherum floss. Mit wuchtigen Schlägen wurden Gließmaßen in unglaubliche Winkel gezwungen, von schweren Waffen getroffen, verbogen bis sie nach hinten schnappten.

Caym schluckte, versuchte auf etwas anderes zu schauen. Das hier war ein Gemetzel, ein Schlachtfeld, auf dem Rot die einzige Farbe war, die noch herrschte, Schmerzensschreie, Krämpfe und Flüche allgegenwärtig wie der Tod.

Und immer wieder kamen Bilder, Ängste, wie Astaroth etwas passieren konnte, wie er blutüberströmt da lag und ließen ihn nicht mehr los.

Caym drückte so fest den Stock in seiner Hand wie er konnte, um sich wieder zu beherrschen, suchte verzweifelt Astaroth, bis er ihn entdeckte: Das blaue Schwert so unglaublich schnell hin und her geschwungen, dass es nur noch eine blaue Spur war, schmetterte einen nach dem anderen nieder, ohne dass jemand reagieren konnte. Doch es waren so viele, so unglaublich viele Gegner.

Auf einmal rissen ihn Schreie und das Klirren von Waffen aus seiner Trance, während er niedergeworfen wurde und unsanft auf den Boden prallte. Er fühlte flüssige Wärme, die gleich darauf auf ihm klebte und metallisch stank, viel zu bekannt war. Er tastete mit den Fingern danach und erschreckte. Blut. Einer seiner Männer lag tot neben ihm, Augen starr, doch mit einem Lächeln auf den Lippen trotz des riesigen Schwertes, das in seinem Bauch steckte, gehalten von den zerschnittenen Händen. Andere seiner Soldaten stürzten sich voller Wut auf die weiß gekleideten Menschen, die viel zu nah waren, die sie umkreist hatten und Astaroth in den Rücken fallen konnten, wenn…

„Verdammt! VERDAMMT! Angriff! Haltet sie zurück! Haltet Astaroth den Rücken frei, tötet diese vermaledeiten Engel, tötet ihre Unterstützer…tut es für mich! Tut es für euren Fürsten Caym!“, brüllte er verzweifelt und rappelte sich unter seinem toten Untertan wieder auf, um noch zu sehen, wie sich fast alle seiner Untertanen auf die Menschen stürtzen, die er gemeint hatte. Aki neben ihm heulte laut auf, knurrte und sprang den nächsten an, der ihm unter die Zähne kam. Mit einem lauten Knacken brach etwas, stürtze der Mann gurgelnd zu Boden, zwischen den großen Hauern nicht wirklich sichtbar und doch schon wieder vergessen, als Askavi seine blutverschmierten Zähne in den nächsten Körper rammte.

Ein Zischen viel zu nah an seinem Kopf vorbei, erinnerte ihn wieder daran, dass er nicht denken sollte - sondern handeln musste. Schnell duckte er sich, schwang seinen Stock in weitem Bogen dorthin, wo der Feind sein musste und spürte den Widerstand, als dieser mit voller Wucht gegen sein Ziel prallte und jemand neben ihm umfiel.

„Achtung!“, hörte er noch gerade rechtzeitig, sprang so schnell wie möglich zur Seite, bevor ein Schwert genau dort vorbeifegte, wo er gestanden hatte. Wieder raste der Stock durch die Luft – nur um mitten auf einem Schild abzuprallen.

„Verdammt, töte doch endlich schneller“, ärgerte er sich über seine Waffe, sprang zurück, duckte sich und lief ein paar Schritte weg. Er drehte sich um, wollte wieder zuschlagen, doch sein Feind lag schon am Boden, wand sich voller Verzweiflung, gefällt von anderen und hielt die Finger über eine riesige klaffende Wunde gelegt, durch die etwas Pochendes zu sehen war. Caym wandte sich wieder um, versuchte die Bilder zu ignorieren, die Realität zu ignorieren und schwang lieber weiter seinen Stab, der sofort krachend auf einen Hals traf, der sich unnatürlich verdrehte. Keine Zeit blieb ihm, keine Zeit für Gedanken oder Gefühle. Er musste seinen Stock wieder hochziehen und in hohem Bogen auf den nächsten niedersausen lassen, zurückspringen und sich ducken, um nicht mehr als Kratzer zu erleiden.

Wieder und wieder sprizte Blut und noch andere Sachen, die er lieber nicht sehen wollte, durch die Gegend. Trotz aller Mühe, trotz aller Toten, die am Boden lagen, aller Verwundeten, die sich schon in Schmerzen wanden, wurden es nicht weniger Gegner, sondern mehr. Immer schwerer atmend fühlte er langsam, wie er unter der Anstrengung ermüdete, wurde unachtsam. Mit einem lauten Schrei wurde er getroffen, verletzt von Waffen – immer wieder – und nur noch das laute Rauschen in seinen Ohren verdrängte alles und peitschte ihn unerbittlich weiter. Die Wunden pochten und zogen, schmerzten und machten es ihm langsam schwerer sich zu bewegen, während er immer öfter nach Astaroth Ausschau hielt, der wild kämpfte.

Etwas in seinen Augenwinkeln blitzendes ließ ihn umfahren. „Verdammt…Verdammt“, keuchte er, duckte sich schnell unter einem langsamen Schwert. Er stieß den Stock mit aller Gewalt nach vorne, ignorierte seine krampfenden Muskeln, die jetzt endgültig zu versagen drohten und sich nur noch durch seinen Willen bewegten. Mit einem lauten Krachen prallte sein Stab auf den Schild, rutschte durch seine viel zu müden Finger, rutschte, nach hinten schoss und klappernd auf die Erde hinter ihm fiel. Verzweifelt starrte er kurz auf seine leeren Hände, sah wie sich das Schwert wie in Zeitlupe hob und griff mit letzer Hoffnung auf seinen Oberschenkel, der gerade anfing zu kratzten und jucken. Dort, fast vergessen, bewegte sich der Dolch, bohrte langsam erste Ranken in seine Kleidung und krallte sich bei der ersten Berührung an seinem Arm fest. Panisch, ohne Zeit, die Waffe nur noch wenige Augenblicke von seinem Gesicht entfernt, ergriff er die letzte Hoffnung. Geduckt hechtete er nach vorn, schloss seine Lider hoffungsvoll, verzweifelt. Die Waffe zischte aus ihrer Halterung nach oben. Caym drehte sie einmal, um sie dann mit weit geöffnetem Mund und einem lauten Stöhnen mit aller Kraft nach vorne zu rammen. Der Schrei noch auf seinen Lippen, die Augen langsam wieder öffnend, konnte er fühlen, wie er auf Widerstand traf und ihn durchbrach. Langsam, so unglaublich leicht bohrte sich die Waffe durch die Rüstung in die Haut, immer tiefer und rutschte noch weiter. Der Angreifer taumelte nach hinten, die Augen im Schreck aufgerissen, während das so große Schwert nutzlos in der Bewegung verharrte und schließlich zu Boden fiel.

Dann fing es an. Aus dem Dolch fingen die Ranken an zu sprießen, verbreiteten sich in unglaublicher Geschwindigkeit und bohrten sich in den Feind, drückten seine Hand weg, bis er los ließ. Immer mehr, immer schneller vermehrten sie sich.

Er kannte es, doch es war jedes Mal erschreckend und er schluckte, atmete heftig, in der Bewegung erstarrt, während die grünen Tentakel den Körper vor ihm in eine wuselnde Masse verwandelten, starrte viel zu lange.

Ein Lufthauch auf der Seite brachte ihn mit einem Schlag wieder zur Vernunft. Er duckte sich wieder schnell, sein Kopf raste hin und her, suchte nach einem Weg und fand das Glitzern seines Stockes. Über ihm zischte eine Axt hinweg, skalpierte ihn fast, verfehlte ihn nur um Haaresbreite, bevor ein letzter verzweifelter Schrei zu hören war und er endlich seinen Stab unter seinen Handballen spürte. Er griff hoffnungsvoll zu, rollte sich weiter und schlug noch am Boden liegend nach oben – und traf. Die Beine des Angreifers krachten, gaben unter der Last über ihnen nutzlos nach und fällten den Riesen mit der Axt, der noch im Fallen von einem Schwert geköpft wurde. Ein kurzer Blick und er sah einen seiner ständigen Schatten – Ker – der kurz grimmig schaute, ihm eine Hand reichte und ihn hoch zog, bevor er sich wieder umdrehte, seine immense Waffe weiter schwang und dabei rote Tropfen durch in alle Richtungen schleuderte und zwei Feinde auf einmal köpfte. Das spritzende Blut fand keinen unbefleckten Platz mehr und Ker verschwand wieder so schnell im Gemetzel, dass es fast Einbildung hätte sein können.

Gerade als er sich aufrichten wollte, entdeckte er aus den Augenwinkeln die Köpfe, die noch am Boden lagen, die Gesichter, die ihn nur kurz anstarrten, während die Augen noch wild hin herrasten, unglaublich geweitet. Caym schüttelte sich kurz, versuchte den Knoten zu schlucken, der sich gerade in seinem Hals bildete und seinen Mageninhalt bei sich zu behalten, während er sich aufrappelte und wegdrehte. Nur noch auf das konzentrieren, was wichtig war, nur noch kämpfen und alles andere ignorieren. Keine Gefühle…

Und schon sprang er wieder zur Seite, bevor er getroffen werden konnte, wich dem Schwert aus, das sich ihm genähert hatte und schwang seinen Stock in einem weiten Bogen nach oben. Es reichte nicht aus, zu langsam und er wurde gestreift, fühlte wie seine Haut brach und Blut heraustropfte, gerade als er den Widerstand spürte und der Feind getroffen zu Boden fiel.

Sein Atem ging jetzt schneller und schwerer, zu viele Feinde in seiner Gegend, zu oft getroffen, bis neben ihm endlich die Ranken seines Messers aufhörten sich wie etwas Lebendiges um ihr Opfer zu winden, seinen Blick abzulenken und anfingen Knospen zu bilden. Nicht mehr lange, und die größte Grausamkeit würde auch in der Menschenwelt ihren Platz finden. Nicht mehr lange, und sie würden die größte Möglichkeit bekommen, die einzige. Nicht mehr lange, und sie würden alle in Gefahr sein. Immer wieder schüttelte er den Kopf um die Bilder zu vertreiben, die ihm dabei kamen, die unnötigen Gedanken, die ihn ablenkten. Unvorsichtig schreckte er hoch, als neben ihm jemand aufstöhnte und sah noch, wie einer seiner Untergebenen getroffen zu Boden fiel. Ein Speer ragte aus dessen Seite, nur Zentimeter von seiner eigenen Brust entfernt gestoppt. Er schüttelte den Kopf, schrie auf und schlug seinen Stab voller Wut in die Richtung des Angreifers und traf. Der Schädel barst under der Wucht, platzte auf, bis rote, graue Masse hervortrat. Der Gegner fiel sofort tot nieder und offenbarte jetzt dahinter das, was er die ganze Zeit befürchtet hatte.

Die erste so unschuldig aussehende Blüte fing an sich zu öffnen und zog verwunderte und bewundernde Blicke der Menschen auf sich, so harmlos wie sie schien. Dumm, so dumm. Alle Dämonen ließen sich wie tot fallen, starrten ängstlich auf das Schauspiel, bis die Blüte schließlich in voller Pracht erstrahlte. Ein leiser Knall ertönte, lautes Zischen war zu hören, während noch immer keiner der Menschen sich rührte. Alle die gerade eben noch fasziniert das Schauspiel betrachtet hatten, fielen jetzt gurgelnd und keuchend zu Boden, kratzten wie wild an den Stellen, an denen sie getroffen wurden. Sie starrten nach vorne, suchten einen Ausweg, den es nicht gab. Caym wusste, sah, wie ihnen das Leben ausgesogen wurde, die grünen Adern sich durch die Körper schlängelten und auf ihrem Weg nur Blässe hinterließen. Die letzten Schreie verstummten kraftlos, verzweifelt schlugen die Menschen noch um sich, versuchten sich über den Boden zu zerren, bevor sie von den jetzt sprießenden Tentakeln aufgespießt im Boden verankert wurden und sich in letzten Qualen wanden. Münder weit geöffnet, von Schaum bedeckt, verstummten sie schließlich – Augen weit aufgerissen und reinweiß, die Haut blass und fahl, jeder Farbe beraubt – tot.

„Oh Gott, OH GOTT!“, hallten jetzt Rufe über die Ebene, klirrten Schwerter und Schilde aufeinander, achtlos zu Boden geworfen, während die Besitzer panisch davonzulaufen versuchten. Mit weit aufgerissenen Augen rannten sie so angsterfüllt davon, so egoistisch, dass sie selbst ihre Kameraden umrannten, sie niedertrampelte, wenn sie fielen, nur um zu entkommen. Caym schüttelte den Kopf. In Panik vergessen rannten sie selbst den Dämonen in die Arme, nur um wehrlos zerfetzt zu werden. Doch es war zu spät für sie, für alle, die davonrannten. Die Blumen öffneten sich langsam zu voller Blüte…

„AAAACHTUNG! DUCKEN!“, brüllte er so laut er konnte, hörte Aki neben sich aufheulen und betete nur noch, als er nach vorne hechtete und auf den Boden prallte. Immer wärmer, immer heißer wurde die Luft um ihn herum, nahm an Geschwindigkeit zu und fegte über ihn hinweg. Mit einem Beben, einem ohrenbetäubenden Knall, pfeiften und zischten die Geschosse über ihn hinweg, während er seinen Kopf verzweifelt in den Boden drückte, weil er das Schauspiel nicht sehen wollte...
 

Astaroths Kopf schnellte nach hinten, wo die Rufe seines Kleinen sich über den Kampflärm erhoben hatten, bevor dieser sich auf den Boden warf. Den Gegner, den er gerade mit einem sauberen Streich tötete, war für ihn unwichtig, vergessen, als er bemerkte, wie dort alle in Panik ausgebrochen waren, die Menschen sich wie nutzlose Idioten gegenseitig zu Tode trampelten und die Dämonen sich niederwarfen im Angesicht sich windender Tentakel. Auf den Ranken waren schon glitzernde Blüten erkennbar, die inzwischen nur noch Momente davon entfernt waren, sich zu öffnen und damit Cayms Symbol widerzuspiegeln.

„RUNTER!“, schrie er den Befehl, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, schlug den nächsten Angreifer mit einem kräftigen Hieb nieder, ignorierte das, was in seine Richtung spritzte und herausquoll nicht, sondern sprang von Hiuma. Wie ein Stein ließ er sich fallen, zog Hiuma mit sich herunter. „RUUUUNTER! SOFORT!“, hallte sein Ruf über die Ebene, wurde von seinen Truppen aufgegriffen und laut, eilig wiederholt. Jeder der Dämonen, der es hörte, fiel wie getroffen zu Boden, während die Feinde ratlos Sekunden untätig dastanden, nur wie das Schlachtvieh, das sie waren im Angesicht der Gefahr starrten.

„RUNTER!“, hörte er jetzt einen der idiotischen Engel noch schreien – doch zu spät. Die heiße Luft fegte in einem Schwall über ihn hinweg, der Knall klingelte in seinen Ohren wieder, geflolgt von dem unablässigen Zischen von Geschossen. Lautes Brüllen, verzweifletes Gurgeln folgte, schmerzverzerrte Rufe waren überall zu hören.

Neben ihm krachten die ersten sich wild kratzenden Menschen röchelnd auf den Boden, ruderten mit den Händen, griffen nach Luft, ohne eine Erlösung zu finden. Durchzogen von grünen Tentakeln, immer bleicher im Angesicht des Todes und überzogen von blutigen Wunden, mit ihren Nägeln weiter über die Haut fuhren, bohrten, während sie vor Schmerzen schrieen. Einige ergriffen ihre Waffen, stachen damit durch ihre Haut, versuchten sich die grün überwucherten Gliedmaßen abzuschneiden – ohne jeden Erfolg. Glasige Augen starrten voller Angst und unfokusiert in alle Richtungen, rasten hin und her in den von Entsetzen zerfurchten Gesichtern. Von Krämpfen erschüttert zuckten die Gefallenen noch mit dem ganzen Körper, die Münder am Schluss nur noch zu stummen Schreien geöffnet, schluckten panisch, ohne Luft zu bekommen. Der ganze Boden war inzwischen von einer Masse an sich windenen, von grünen Tentakeln überzogenen Menschen übersäht. Perfekt.

Zufrieden lächelnd stand Astaroth jetzt langsam auf und betrachtete kurz das Schlachtfeld, auf dem die wertlosen Menschen das Schicksal ereilt hatte, das sie verdienten. Doch es waren noch zu viele am Leben, abgeschirmt von den jetzt fast toten Opfern, die am Boden ihre letzten Minuten so erlebten, wie sie es verdient hatte. Sein Fuß schlug gegen einen, der seine Hand in seine Richtung auszustrecken wagte und wandte sich um. Jetzt war die richtige Zeit. Nutzlos und dumm standen die Überlebenden geschockt herum, bereit abgeschlachtet zu werden. Perfekt.

„ANGRIFF!“, rief er und wusste, dass der Sieg ihnen gehörte. Wie eine Einheit sprangen die Dämonen daraufhin auf, fingen an die ahnungslosen Idioten niederzuschlagen, niederzumetzeln, während diese nur erstreckt starrten.

Er selbst jedoch suchte nur seinen Kleinen, schwang sich auf sein Pferd und ritt los, bis er ihn endlich erblickte: Caym richtete sich gerade auf, starrte mit großen Augen und schnellem Kopfschütteln auf das Schlachtfeld, hielt sich den Kopf, bevor er sich wieder zu fangen schien. Umgeben von grimmig schauenden Dämonen, die Lobeshymnen anstimmten und scheinbar unverletzt. Den Stock schwang sein Kleiner gleich wieder durch die Luft, wild hin und her, bis er gegen den nächsten Gegner krachte und sein Partner sich geschickt duckte.

„Fürst Caym zu EHREN!“, war von den Dämonen zu hören, wurde ständig lauter über das Schlachtfeld gerufen und selbst von seinen eigenen Truppen aufgenommen. Wie in Trance stürzte sich die Armee auf die Gegner, die langsam wieder aufwachten, doch zu spät. Sie waren schon so gut wie besiegt.

„Ehre dem Beschützer!“, kam es von irgendwo weiter hinten, unbeachtet von den Dämonen, übertönt von so vielen anderen Rufen und dem Schlachtlärm, von den nutzlosen Menschen.

„Tötet den Erzverräter, TÖÖÖÖTET diese Pest!“, kam ein Ruf, ein Aufruf, den er nicht ignorieren konnte. Er knurrte wütend und gab Hiuma das Zeichen auf diese geflügelten Pesten zuzuhalten. „Tötet den Erzverräter, tötet ihn, tötet ihn, oder seine Ranken werden euch treffen!“

Astaroth ließ sein riesiges blaues Schwert unbeeindruckt durch die Luft nach vorne schwingen, während sein Ross immer schneller trabte, fällte jeden, der es wagte, in seine Bahn zu geraten und brach jeden Widerstand.

Die Engel, die widerlichen Pesten waren sein Ziel, sollten sich in ihrem eigenen Blut vor unerträglichen Schmerzen winden, winden dafür, dass sie es wagten den Tod seines Kleinen zu verlangen, bis sie nach der Erlösung bettelten, die sie nie bekommen würden. Hiuma fing an wie ein Wirbel über das Schlachtfeld zu fegen, trampelte dabei jeden, der ihm in den Weg kam nieder, während immer mehr Tote auf ihrer Bahn lagen und eine Spur bildeten – zu den Engeln hin. Starr hatte Astaroth die Augen auf die geflügelten Gestalten gerichtet, die jetzt selbst Waffen schwangen und auf deren weißer Kleidung die roten Tropfen neben den blauen beinahe leuchteten. Federn lagen überall auf dem Boden verstreut.

Meter um Meter kämpfte er sich weiter, achtete nicht mehr auf seine Umgebung, auf die dummen Marionetten, gesteuert von den Engeln, die bald alle tot da liegen würden und die immer wieder unsicher und ängstlich in die Richtung seines Cayms schauten, bis ein lautes Horn über die Ebene hallte – wieder und wieder. Überrascht drehte er sich um, um in der Ferne zu beiden Seiten schwer gerüstete Armeen zu sehen, die mit blinkenden Waffen auf die Unterstützer dieser geflügelten Pesten zumarschierten und ständig Hörner bliesen.

Jetzt ändete sich alles schlagartig. Erschreckt und starr ließen die ersten Diener der Engel Waffen fallen, rannten so schnell sie konnten.

„General Lakur! General Lakur ist gekommen!“, wallten die Begeisterungsrufe durch die Reihen der Menschen, übertönten jetzt alles. „SIEG! Der Beschützer, der Beschützer! Ehre dem Beschützer! IIIIIAAAAAHHH!“, klang es frenetisch, während neue Kraft die vorher so unnötigen, unbeachtenswerten Menschen erfasste und sie sich mit Gebrüll nach vorne stürtzen, Tränen in den Augen und ein Lächeln auf dem Mund.

Sein Kleiner war wahrlich etwas Besonderes, im Mittelpunkt aller und doch nur sein. Niemandem außer ihm gehörte er.

Im Angesicht des Sieges fiel seine Aufmerksamkeit sofort wieder auf die Engel, die dafür zahlen sollten, die dafür leiden mussten, dass sie ihn herausgefordert hatten – und der elendige Thron würde sterben für alles, was er getan hatte. Er gab Hiuma das Zeichen noch schneller zu rennen. Wild flammte sein Pferd auf, wieherte laut, zerteilte die Ebene mit einer Schneise, die er hinter sich herzog und fegte über den Boden.

„Rückzug“, befahlen die Engel sich selber, fingen an sich mit ausgestreckten Flügeln in die Lüfte zu erheben und wurden von einem sanften Licht umgeben.

Astaroth knurte laut. Diese geflügelten Aasgeier wollten fliehen und sich ihrer Strafe entziehen…

„AAAAAARGH! Schießt! SOFORT! AUF DIE ENGEL!“, brüllte er noch im Ritt, befahl seinem Ross „Schneller!“, während Hiuma davon raste wie nie zuvor, unglaubliche Geschwindigkeit erreichte. Er beugte sich nach vorne, fühlte die Luft über sich hinwegpfeifen, wie sie anfing an ihm zu ziehen und hielt dabei sein Schwert nach vorne gestreckt wie eine Lanze. Immer heller wurde das Licht, die Engel zum Greifen nah, doch zu hoch, zu weit weg.

Doch sie durften nicht entkommen, mussten zahlen mit ihrem Blut, mit ihrem Leid. Mit lautem Knurren richtete er sich auf, flatterte wild mit seinen so lange ungenutzen Flügeln, viel zu schwer und ungelenk. Wild entschlossen biss er die Zähne zusammen, stieß sich mit einem Arm ab und erhob sich allen Schmerz ignorierend in die Lüfte. Er schlug rücksichtslos mit den Flügeln, die Augen geschossen und fühlte wie er ungelenk und viel zu langsam immer höher schwebte, bis alles anders wurde. Plötzlich glitt er fast ohne Mühe durch die Lüfte, riss die Lider mit einem grausamen Lächeln im Gesicht wieder auf. Vor sich das Ziel, zum Greifen nah, packte er das Schert mit beiden Händen, streckte es wie eine Lanze nach vorne gerichtete – auf Kyriel, der den Mund nur Momente vor dem Aufprall öffnete, der Blick starr und groß. Astaroths Waffe bohrte sich so leicht, so unglaublich leicht in den Engel, während er zufrieden und grausam lachend die Pest nur immer tiefer auf die Klinge spießte und mit sich durch die Lüfte zerrte. Mund aufgerissen starrte ihn der Thron erschreckt an, stotterte wortlos, bis das er blaues Blut spuckte. Die weißen Flügel flatterten wild und ungelenk, zitterten in der Luft so fehlerhaft, dass der Thron sich nur noch bis zum letzten wunderbaren Zentimeter in das Schwert rammte, aufstöhnte und vor Schmerzen brüllte. Verzweifelt schrie Kyriel nach Hilfe, doch es war zu spät. Das Licht wurde langsam glühend hell und zu gefährlich.

Astaroth schloss die Augen, ließ kurz los, nur um sofort verkehrt, mit den Daumen zu ihm gerichtetet zuzupacken, als er seine Flugbahn vollendet hatte und die Parabel ihren Höhepunkt überschritten hatte und er nach unten raste.

Jetzt überkam langsam Erkenntnis sein Opfer, das nach dem Schwert griff, mit seinen krallenlosen, nutzlosen Fingern an seinen Händen kratzte und laut: „HELFT MIR! NEEEEEEIN!“, schrie. Doch es half alles nichts. Astaroth fühlte sich großartig als die Luft an ihm vorbeisauste, die Erde immer näher raste und er im Sturzflug das Ende nahen sah. Noch einmal drehte er genüsslich das Schwert in der Wunde, hörte das wahnsinnige Brüllen des Throns, der sich verzweifelt wand.

Nur Bruchteile von Sekunden vor dem Aufprall ließ er mit einem Knurren los. Sein Schwert krachte auf den Boden, bohrte sich in die Erde, während er elegant mit einigen Flügelschlägen und einem Lächeln landete. Tiefer und Tiefer versenkte sich seine Waffe, zog den hilflosen Thron mit sich hinunter, dessen Flügel beim de Aufprall wunderbar knackten und sich in alle Richtungen verbogen. Federn regneten um sie herum herab, auf Kyriel nieder, der angenagelt auf der Erde Blut spuckte. „Ahhh…“, war das einzige, was dieser noch von sich gab, Augen geschlossen und blaue Blutspuren auf dem ganzen Körper.

„Wie schön, dass Engel etwas mehr Schmerzen aushalten, als ich gedacht hatte“, murmelte Astaroth genüsslich, schritt näher heran und zog das Schwert heraus, um es kurz zu betrachten. Gerade als der Thron keuchend aufatmete, rammte er es mit einem Lächeln wieder in den Bauch, in dem es vorher gesteckt hatte. „Was? Keine Befehle mehr, die du großspurig von dir gibst? Keine Befehle meinen Caym zu töteten?“

Darauf bewegte sich der Kopf krampfartig zur Seite, zuckte, und ein leises, gebrochenes Flüstern war zu hören: „Veh…rr…r...“

Astaroths Blick folgte, sah die Truppen seines Kleinen. Zu viel. Er biss die Zähne knirschend zusammen, knurrte laut und holte mit seinem Bein aus. „Mein Caym ist kein Verräter“, presste er heraus, trat mit voller Wucht gegen den Kopf des Engels, wieder und wieder, „ sondern der einzige, der von diesen dummen, dreckigen Menschen würdig ist. Und du wirst dafür leiden…“

Voller Emotionen schwang er seinen Fuß weiter, ließ ihn durch die Luft sausen, bis er endlich den Thron fand, dagegen krachte und unter der Wucht die Knochen mit einem Krachen brachen – ohne auch nur noch eine Reaktion von dem leblosen Körper zu bekommen. Es war uninteressant, so unbefriedigend. Jetzt, wo sein Caym irgendwo da draußen war – ohne ihn. Das Bild seines Kleinen blieb vor seinem geistigen Auge, Vorstellungen von Wunden und Blut keimten auf und ließen ihm keine Wahl mehr. Er musste ihn sehen, musste sicher gehen, dass es ihm gut ging, ihn berühren und fühlen - wissen.

Astaroth drehte sich sofort um und suchte auf dem Schlachtfeld, zwischen den jubelnde Menschen, nach seinem Kleinen, zu dem am Ende immer wieder alle Gedanken irrten. Dort, inmitten seiner Truppen und von den meisten Leichen umgeben stand er auf seinen Stock gestütz und schüttelte den Kopf.

Ein paar seiner Soldaten in der Nähe bekamen ein Handzeichen in Richtung des Throns. „Sorgt dafür, dass er am Leben und bei Bewußtsein bleibt. Ansonsten dürft ihr mit ihm machen, was ihr wollt. Entkommt dieser Engel, dann werdet nicht nur ihr leiden, sondern alle, die euch kannten…“, drohte er, zog sein Schwert ohne einen Blick auf den Engel zu werfen mit einem Ruck hinaus und schwang sich auf Hiuma. Ohne auch nur ein Wort sagen zu müssen, trabte sein Pferd in Richtung Caym, beschleunigte mit einem Flackern der Flammen und brachte ihn näher zu seinem Kleinen, der den Kopf hob und ihn anstarrte.

Die jubelnden Menschen, die er passierte, verstummten nur kurz in ihren Jubelschreien und Freudentänzen, als sie ihn sahen, zitterte, bevor sie sich nicht mehr zurückhalten konnten und ihn ignorierten. „Sieg! Sieg! Wir haben gesiegt!“, hallte es wieder und wieder über das Feld, getragen von hunderten Stimmen, während Astaroth nur eine hören wollte und sein Blick nur eine kannte.

Schnell und doch viel zu langsam kam er näher, sah seinen Kleinen langsam auf ihn zukommen, hinter ihm der große Wolf, der laut knurrte und die Truppen, die jeden, der ihm zu nahe kam niederschlugen. Er konnte nicht anders als bei dem Anblick seines unverletzten Menschen zu lächeln, sein Schwert zufrieden wegzustecken.

Special 4: …herrscht Chaos und Ordnung - Teil 2

„Du verdammter Idiot!“, hörte er seinen Kleinen, der ihn mit feuchten Augen anstarrte, schimpfen, sah wie er dauernd blinzelte, wie um die Tränen zurückzuhalten, die keinen Platz in diesem perfekten Gesicht hatten. „DU Idiot, wie konntest du nur?“, kam ein Fauchen, als er von Hiuma sprang und genau vor seinem Caym landete. „Wie konntest du mich nur verlassen…was wenn du, wenn du nicht zurück…“, murmelte sein Kleiner und schlug mit den Fäusten gegen seine Brust, während er nicht anders konnte als zu Grinsen.

„Ich würde dich nie verlassen, genauso wie ich dich nie gehen lassen würde, mein Kleiner. Niemals, nirgendwohin“, erklärte er, als er mit seinen Fingern die warmen Wangen berührte, die Erleichterung fühlte, die ihn dabei durchströmte und ihn beruhigte, seine Wut in Nichts verwandelte. Er spürte wie seine Flügel mit seinem Zorn verschwanden und die unbeschreibliche Zufriedenheit an ihre Stelle trat. Das war seine Droge, das einzige, worauf er nicht mehr verzichten konnte und für das er alles opfern würde. Er streichelte sanft weiter die Wange, fuhr langsam weiter hinunter über die roten Lippen.

„Und deswegen…deswegen bist du einfach gegangen, in die Schlacht gestürzt, ohne darauf zu achten, dass sie dir in den Rücken hätten fallen können, wenn meine Truppen nicht stark genug gewesen wären? Idiot! Hättest mich alleine gelassen, du Idiot?“, maulte sein Kleiner, während die ersten Tränen, die Caym wohl nicht mehr zurückhalten konnte, auf seine Hand fielen bevor sein Partner mit einem frustriereten Schrei ausholte und ihn in die Seite schlug. „Verlass mich nie wieder, verdammt!“

Finger vergruben sich in seinem Hemd, zogen ihn mit einem Ruck hinunter, nur um ihn mit mit dem besten Gefühl zu belohnen. Im nächsten Augenblick fand er die verführerischen Lippen seines Kleinen auf seinen wieder, so unwiderstehlich. Wie von Raserei erfüllt pochten seine Herzen schon jetzt viel zu stark, ließen das Blut durch seinen ganzen Körper rauschen, immer tiefer hinab, während er das unglaubliche Kribbeln fühlte, die Berührung, deren Wärme sich wie ein Glimmen in seiner Haut verbreitete. Seine Hände wanderten von ganz alleine durch die Luft, hin zu dem was sie so dringend benötigten, bis eine sich auf dem Rücken seines Cayms wiederfand und dort genussvoll nach unten strich und immer weiter streichelte, während die Finger der anderen sich wild in den Haaren seines Kleinen vergruben und ihn sanft nach vorne drückten. Er wollte mehr, so viel mehr und unendlich lange das fühlen, was jetzt gerade durch seinen Körper raste und seine Sinne steigerte. Der Duft, der ihm ständig in die Nase stieg, dieser süße verführerische Geruch erfüllte alles und war das einzige, was er noch riechen und schmecken wollte – überall. Er wollte darin versinken, sich darin vergraben und alles andere vergessen, so wie sein Verstand jetzt schon anfing langsamer zu werden. Sein ganzes Wesen vibrierte förmlich mit dem Verlangen den Hunger zu stillen, seinen Trieben nachzugeben, jeder Augenblick zu kostbar um ihn ungenutzt verstreichen zu lassen, jede Trennung zu viel für ihn. Wie eine Droge berauschte ihn sein Geliebter mit seinen nur so leicht geröteten Wangen, den glasigen Augen und den halb geöffneten Lidern, deren Anblick das Pochen nur noch drängender werden ließen. Das Verlangen ließ sich nicht mehr besiegen, wurde nur noch angestachelt, als sein Caym den Mund willig öffnete und er die weiche, warme Zunge fühlte, die sich ihm einladend engegenstreckte, die die Berührungen nur noch steigerte, das Kribbeln in unermessliche Hitze verwandelte. Heißer und heißer brannte es. Sein Verstand fing an, an Bedeutung zu verlieren, die Umgebung, die ihn nie interessiert hatte, gänzlich unwichtig erscheinen zu lassen und hinterließ nur noch dieses eine rasende Gefühl.

Inzwischen strich seine Hand schon die verlockenden Rundungen entlang, immer näher zu dem Ort hin, in dem er sich versenken wollte, jetzt die unglaubliche Enge und Tiefe erfahren musste – bis ein leises Krächzen ihn aus seiner Trance riss.

„Caym?“, störte jemand unsäglich dummer und riss ihn wieder in die Realität. Er fühlte wie alles endete und in sich zusammenbrach. Wütend knurrte er, ließ seine Hände fallen und drehte sich um, bereit den Störenfried so grausam wie nur möglich umzubringen, nur um wieder in den Genuss seines Kleinen zu kommen.

„Caym?“, kam es schon wieder und Astaroth knurrte nur noch lauter, als er diesen nutzlosen Menschen Atris sah, der schon längst hätte tot sein sollte. Auf ein Schwert gestützt und aus einigen Wunden blutend, sah er noch weit zu lebendig aus für das was er getan hatte. Zorn breitete sich aus und schon wollte er losstürmen, seine Krallen in dem Fleisch vergraben und das Herz herausreißen, nahm den ersten Schritt – doch sein Caym stürmte an ihm vorbei, ballte seine Finger und ließ sie noch im Laufen durch die Luft sausen.

Überrascht sah er, wie die Faust mit einem lauten Schrei und einem Knacken auf die Wange krachte, ein lautes „Ahh“ zu hören war und diese bald tote Made taumelte und ungelenk auf den Boden fiel, das Schwert nutzlos neben ihr aufkam.
 

„Du…Du…“, brüllte Caym, zitterte noch immer vor Wut und schüttelte seine schmerzende Hand, „du Mistmade!“ Überall um ihn herum Leichen, Tote, über die auch dieser dumme Idiot gestolpert war. Blut bedeckte die weißen Uniformen der Feinde genauso wie die seiner treuen Soldaten. Es war einfach zu viel. Er schüttelte den Kopf, biss die Zähne zusammen, bis er nicht mehr konnte.

„Du Trottel, du unsäglicher verdammter egoistischer Verräter!“, fauchte er seinem Bruder entgegen, stürmte nach vorne und packte den verwirrt Schauenden am Hemd, zog ihn hoch und schüttelte ihn durch. „Wie konntest du das nur tun? Hast du gar keine Ehre, keinen Verstand mehr?“

Wieder bekam er keine Antwort, nichts, worauf seine Hand gegen die rot angelaufene Wange knallte. „Sag etwas. SAG verdammt noch einmal etwas, du feige Aasfliege! Wieviele Leute wolltest du noch mit dir, für dich in den Abgrund führen? Du bist so widerlich…so unglaublich widerlich. Wenn du nicht mein Bruder gewesen wärst, wenn ich nicht so nett wäre, dann würdest du jetzt in deinem eigenen Blut liegen, hier neben all denen…“ Wie Brocken musste er die Worte ausspucken, die Tränen unterdrücken, die ihm immer wieder zu kommen drohten, wenn er das hier sah und ihm die Bilder der Schlacht, die Bilder von Astaroth kamen, der in seinem eigenen Blut liegen hätte können. Es war zu viel, zu schlimm. Mit voller Wucht prallte seine Faust gegen den Magen seines Bruders, der nur schwieg und nichts sagte.

„Du…du feige Made. Wieso sagst du nichts? Du hast alle hier“, dabei zerrte er Atris, dessen Gesicht die Schmerzen zeigte, die er hatte, gnadenlos durch die Gegend, drückte seinen Kopf runter, um ihm die Leichen zu zeigen und unterdrückte dabei die Tränen, die noch immer zu entkommen drohten, „auf dem Gewissen, nur damit du der große Herrscher sein kannst. Du hast MICH auf dem Gewissen, hast mich einfach geopfert, mir die Welt genommen und jetzt, wo ich eine neue fand, eine bessere, willst du mir das wieder nehmen? Wolltest mir den Einzigen nehmen…? Du bist ekelhaft, der größte Verräter, den es gibt und suhlst dich noch in Bewunderung, verdrehst alles und stellst dich als strahlenden Helden dar – und machst mich zum willigen Opfer, zum idiotischen Beschützer? Du…du…“ Verzweifelt ließ er los, stieß seinen Bruder nieder und drehte sich um. In Wut und purer Ausweglosigkeit vergrub er seine Finger in seinen Haaren und zog daran in der stillen Hoffnung, dass sein dummer Bruder noch etwas sagen würde.

Doch hinter sich hörte er nur das leise Wimmern, das furchtbare Schweigen, das die Gewissheit brachte, dass sein Bruder ihn nur benutzte, ihm alles nehmen wollte und es wieder tun würde. Die erste Träne rann sein Gesicht hinunter bei dem Gedanken der sich ihm aufdrängte. Er konnte nicht zulassen, dass sein Bruder weiter machte, was er wollte und er wollte es niemand anderem aufdrängen. Langsam verschwamm sein Blick, als er seinen Stock wieder aus seiner Scheide zog und verlängerte, er unklar in seinen Augen groß wurde.

„Sag etwas…sag, dass du mich in Ruhe lassen wirst, nie wieder Astaroth rufen wirst und mich einfach vergessen wirst. Sag es! SAG ENDLICH ETWAS!“, schrie er am Schluss verzweifelt, in letzter Hoffnung und drehte sich erwartungsvoll um – nur um den resignierten Blick und das niederschmetternde Kopfschütteln zu sehen.

„Ich kann nicht…es tut mir leid…“, zerschmetterte Atris jedes seine Hoffnung.

Mit zitternden Händen griff er fester zu, zweifelte, haderte gefühlte Ewigkeiten, bevor er ausholte und am höchsten Punkt verharrte, nicht konnte. „Dein Platz ist hier und nicht dort…ich muss meinen Fehler wieder begleichen…“, folgte, brachte Bilder der Schlacht wieder herauf, Vorstellungen eines Lebens ohne Astaroth, ohne seine Wärme und Zuneigung, ohne die Liebe. Die Leere war unerträglich, schnürte das Gefühl in einer Brust ab und ließ die Tränen schlußendlich die Grenze überwinden und zu Boden fallen.

Kein Ausweg mehr, keine Möglichkeit. Jetzt konnte er nicht mehr, schloss die Augen, aus denen er nichts mehr klar erkennen konnte, und gab den Widerstand auf. Sein Stock raste Atris entgegen, während er laut „AAAAARGH“schrie, das laute „STOP!“ irgendwo registrierte, aber ignorierte.

Doch plötzlich wurden seine Arme schmerzhaft in der Luft aufgehalten, fühlte er, wie der Stab ihm aus den Fingern gezogen wurde und wieder in der Scheide endete. Jetzt konnte er nicht mehr. Alle Kraft verließ ihn und er ließ sich in die Umarmung fallen, die ihn jetzt umfing, ihn vor allem beschützte – auch vor sich selbst. Langsam kehrte sein Verstand zurück, schrie laut und wütend, was er gerade hatte tun wollen, dass er fast seinen Bruder hatte umbringen wollen, wenn diese Hände ihn nicht beschützt hätten. Verzweifelt fing er an zu zittern, unfähig noch etwas zu tun.

„Ast…Astaroth…“, schluchzte Caym, lehnte sich gegen die Schultern, vergrub sein Gesicht in der Brust, die er nur zu gut kannte in der Hoffnung alles zu vergessen.

„Ruhig, mein Kleiner“, hörte er die tiefe Stimme, fühlte die Finger zart über seine Wangen streichen, von denen diese magische Wärme ausging. „Du bist stark und weinst nicht. Und du bist nicht derjenige, der diesen…Menschen“, dieses Wort spuckte sein Dämon nur so aus, „umbringt. Das ist meine Aufgabe…und du bleibst du.“ So furchtbar verdreht, so furchtbar eigenartig es auch war, so beruhigend waren die Worte.

„NEIN! Bitte nicht!“, kam jetzt die flehentliche Stimme von Atris Frau und zwang ihn dazu sich aus seiner Sicherheit zu begeben, seine Augen zu öffnen und sie zu sehen, wie sie vor ihrem Mann kniete, wie sie ihn mit vor sich gekreuzten Schwertern mit ihrem Leben beschützt hatte. „Er ist nicht schuldig, er fühlt sich nur schuldig. Alles was er tat, tat er nur um seinen Fehler wieder gut zu machen. Ich bitte euch: Bitte verschont ihn. Ich brauche ihn, so wie ihr euch braucht“, bettelte sie regelrecht mit weit aufgerissenen Augen und senkte ihre Schwerter langsam zu Boden, verbeugte sich tief, „verehrter Caym und verehrter Dämon.“

„Wa…Was?“, stotterte Caym darauf und schaute verzweifelt, versuchte weiter zu verdrängen, was er fast getan hätte, konzentrierte sich nur noch auf das, was um ihn herum war. „Wenn…“, stockte er kurz, schüttelte seinen Kopf und atmete tief durch, schloss die Augen. Der Duft, der in seine Nase kroch, die Wärme die ihn umgab und beschützt halfen ihm, brachten ihn wieder zu sich selbst. Seine Tränen waren umsonst, trockneten und er wischte sich über die Wangen, bevor er wieder die Lider öffnete und Neila anstarrte.

Selbstsicher fing er wieder an zu reden: „Er hat keine Schuld? Und wieso bin ich dann hier, nachdem er mich an einen Dämon verschachtert hat? Nachdem er mich verkauft hat, wie ein Stück Vieh“, jetzt drückten die Arme fester zu, drückten ihn an die starke Brust, „und nicht damit gerechnet hatte, dass ich das überlebte, sogar etwas fand, das besser war als alles, was ich hier hatte? Nur um dann, als ich wieder da war, mich dafür zu verurteilen und mir sogar Engel auf den Hals zu hetzen? Das nennst du ‚keine Schuld‘?“ Er stieß ein paar ungläubige Lacher aus und schüttelte wieder vehement den Kopf. „Und deswegen weigert er sich auch etwas zu sagen, weil er so furchtbar unschuldig ist?“

„Nein, Nein. Er wollte sich dem Dämon Astaroth opfern und damit endlich seinen Fehler wieder ausgleichen, den er vor so vielen Jahren beging. Er hat sich mit dem Tod abgefunden, um uns alle zu retten. Er ist kein schlechter…“, begann sie, doch dann hielt sie eine Hand vor ihrem Mund ab. Caym beobachtete verwirrt, wie die andere sich um ihre Hüfte legte – fast so, wie Astaroths um die seine lag.

„Bitte Neila, lass es. Er hat jedes Recht dazu mich zu töten. Alles was ich getan habe in den letzten Jahren war nur der Versuch meine Schuld zu begleichen – ohne dass ich es je kann. Durch seine Hand zu sterben ist das einzige was…“, meldete sich jetzt sein Bruder mit sanfter Stimme zu Wort und schaute ihn mit einem traurigen Lächeln an, das zu viel war.

„WAS? Du wolltest dich mir…du wolltest mich zu einem Mörder machen, um deine Schuldgefühle loszuwerden…?“, dämmerte es Caym und er starrte nur noch mit weit geöffnetem Mund ungläubig den Idioten an. Seine Faust zitterte, gerade noch so beherrscht und mit dem dringenden Gefühl ihn noch einmal zu schlagen für das, was er ihm antun hatte wollen, nur beruhigt von den Armen, die sich jetzt so eng um seine Brust geschlungen hatten. „Du..Du…Mistmade, du verdammtes ekelhaftes Aas“, schäumte er, „das…jetzt SAG mir endlich, was du getan hast, wenn du deine Schuld wirklich begleichen willst. Was ist passiert? JETZT!“ Müde und erschöpft lehnte er sich zurück und hoffte bar jeder Hoffnung, dass sein Bruder zumindest noch einen Funken Verstand besaß, ein wenig Ehre und biss seine Zähne mit aller Macht zusammen, um sich von der pochenden Wut abzulenken, die durch seinen Kopf jagte.

„Es tut – nein, es tut mir wirklich leid Caym“, fing Atris wieder mit seinen üblichen Entschuldigungen an, den sinnlosen bedeutungslosen Phrasen, die nicht halfen. Schon wollte er ihn stoppen, nach vorne stürmen und ihm seine dreckigen Ausreden entegegenwerfen, in den Mund stopfen, doch sein Bruder umarmte seine Frau mit beiden Armen und wirkte für diesen einen Moment glücklich, nur um ihm im nächsten das Wort abzuschneiden, bevor er noch einen Ton hatte sagen können: „Und das meine ich ernst, aber es tut mir leid. Ich bitte dich, mir zuzuhören. Ich habe den schwersten Fehler begangen, den man machen kann – in meiner Dummheit, meiner Kurzsichtigkeit habe ich dich an diesen Dämon verkauft“, dabei deutete sein Bruder auf seinen Astaroth, „und dann fiel alles auseinander und fing an aus den Bahnen zu geraten. Mutter überlebte zwar, doch du warst weg und ich hatte Angst, war dumm und feige und habe meine Spuren verwischt. Ich war dumm, so dumm – aber das weißt du schon. Als du wieder kamst, hätte ich mich freuen sollen, doch ich Idiot habe dich nur verurteilt, war viel zu geschockt, als ich sah, mit wem du Sex hattest. Mit einem Mann, einem Dämon. Ich war ein Idiot, ein unglaublicher Idiot und meine Versuche es hier wieder gut zu machen, die Liebe zwischen Partnern wie euch zu legitimisieren waren – ich kann es nicht wieder gut machen. Meine Schuldgefühle blieben immer da, immer. Es tut mir unglaublich leid, Caym.“ Wieder dieser wehmütige Blick, als ob sein Bruder das Opfer wäre. Er wollte ihn schlagen, ihm diesen Ausdruck aus dem Gesicht treiben. Doch Caym ergriff nur den Arm seines Astaroth, drückte ihn und versuchte sich mit zitterndem Kiefer zu beherrschen.

„Doch die Soldaten von Ama habe ich nicht zu euch geführt, wirklich nicht. Sie folgten mir einfach und haben mich am Ende gerettet, als ich gerade verblutete. Erst dachte ich, dass es Glück war, doch wie alles, was ich anfasste, war es anders, kam es anders. Alles zerfiel.“ Eine merkwürdige Pause folgte, in der sein Bruder ihn plötzlich mit traurigen Augen anschaute, aus denen einzelne Tränen rannen. Der Kopf bewegte sich in Unglauben und wie zur Untermalung wild hin und her, während Neila mit einer Hand über Atris Wange strich. All das erinnerte ihn an etwas, aber er wollte nicht daran denken und konzentrierte sich auf das, was ihn so beruhigte.

Caym fühlte seinen Dämon, hörte das leise Atmen, spürte die Stärke und die Sicherheit und schüttelte sich, als seine Gedanken wieder Ähnlichkeiten zu der Frau ausmachten. Da konnten keine sein, durften nicht existieren. Er wollte nur wissen, warum der Idiot das alles getan hatte. Also entspannte er sich krampfhaft, versuchte es und bemühte sich zuzuhören – zumindest solange, wie er seinen Bruder ertragen konnte.

„Sie wussten wie du aussahst, bekamen wohl irgendwie heraus, dass du der Sohn des Grafen warst. Sie kamen zu Vater, drohten ihm sein Reich zu erobern, wenn er dich nicht auslieferte oder sich zu ihrem furchtbaren Glauben bekannte – als Wiedergutmachung dafür, dass er so etwas wie dich hervorgebracht hatte, so etwas abgrundtief Böses. Er hasste sie dafür, doch sie waren zu mächtig. Es war grauenhaft. Jeden Tag kamen diese weiß gekleideten Gestalten, redeten von Schuld, Bösartigkeit, Abartigkeit und bekehrten immer mehr in unserem Land, bis Vater sie wütend des Landes verwies und um Hilfe beim König ansuchen wollte. Er war schon zum Aufbruch bereit, alles ruhig bis…“ Caym starrte verwirrt zu seinem Bruder, der stoppte, zitterte und mit seinen Armen seine Frau beinahe zu erdrücken schien. „Er war tot Caym…tot. Und es war genauso meine Schuld wie alles andere. Sie hatten ihn umgebracht, weil er sich weigerte. Wir fanden ihn mit einem Schwert durch das Herz, auf dem noch eine Schlange aufgespießt war – und einen lachenden Boten, der verkündete, dass dieses Land ein Hort von Dämonenverehrern wäre, wir alle verdorben und uns zum wahren Glauben bekehren sollten. Sonst würden wir alle in der Hölle enden, gequält von unseren Sünden. Selbst als ich ihn voller Wut tötete, verstummten die Stimmen nicht mehr. Mutter starrte mich damals an…starrte mich solange mit dieser bodenlosen Verzweiflung in den Augen an, bis ich nicht mehr konnte. Ich…ich erzählte ihr…aus…Verzweiflung“, langsam rannen Tränen über die Wangen seines Bruders und seine eigenen konnte er nur noch mit Mühe zurückhalten, „ dass du dich geopfert hättest, um mich zu retten, sie zu retten, uns alle zu retten und die Engel nur Angst vor dir hatten. Ich wollte nicht, dass sie mich hasst, wollte, dass sie Hoffnung hat und mich nicht auch noch verlässt - doch alles war vergebens. Ich konnte nicht. Sie starrte mich ungläubig an und dann…Weg…sie war weg und ich…nie wieder…habe ich sie gesehen. Durch diesen einen Fehler habe ich alles verloren…“

„Soll ich jetzt Mitleid haben?“, konnte Caym die Bemerkung nicht mehr unterdrückten, bereute es aber fast wieder, als er den verletzten Ausdruck in Atris Gesicht sah und die bösen Blicke, die ihm dessen Frau entgegnete. Sein Vater war tot, umgebracht, doch irgendwie rührte sich merkwürdig wenig in ihm. Das einzige, was gerade in ihm herrschte, war eine eigenartige Leere. „Verdammt. Vergiss es…erzähl einfach weiter…“

„Ich…ich…danach war ich der Graf und Sibu…zerfiel zwischen meinen Fingern, zerfiel. Ich hatte keine Ahnung, wurde wie ein Aussetziger behandelt. Der Bastard, der nutzlose und du warst ein Hochverräter an der Menschheit und ich dein Bruder, der genauso verdorben sein musste – und damit hatten sie auch Recht. Du warst kein Verräter, aber ich...“, kam das Geständnis, die leeren Worte, die ihm nicht halfen.

„Die Engel fingen an dich zum Feind zu machen und uns so jede Unterstützung zu kosten. Wer wollte schon mit solchen Verrätern zu tun haben? Selbst der König verstieß unser Sibu aus seinem Reich, um nicht in die Schußlinie zu geraten - und wir waren verloren…“ Wieder eine Pause, in der Neila merkwürdig lächelte. „Immer wieder waren mir Gerüchte über den Retter, den Beschützer der Menschen zu Ohren gekommen, doch bis zu dem Tag, an dem ich die Delegation aus Querta sah, Neila das erste Mal erblickte, wusste ich nichts. Doch da fiel alles zusammen und entstand neu. Mutter hatte offenbar bei ihrem Weg durch die Welt, verwirrt, von ihrem großen Sohn Caym erzählt, der sich geopfert hatte, hatte meine Lüge weitergetragen, bis sie dort wo die Menschen anders aussahen, fremd waren, als Prophetin verehrt wurde, als Hellseherin, die von der Erlösung kündete. Die Mutter des großen bamherzigen Beschützers. Und so kamen sie jetzt mit einer Armee, mit Unterstützung und halfen mir alles wieder aufzubauen – besonders Neila, ohne die ich nie besser geworden wäre.“ Jetzt streichelte sein Bruder über den Bauch seiner Frau, lächelte glücklich und seufzte.

„Und ich habe ihm geholfen“, sprach jetzt sie weiter, „etwas Ordnung zu schaffen. Gemeinsam bauten wir wieder alles auf und ein Weg musste gefunden werden, wie Sibu sich gegen die Vowürfe der Amaner wehren konnte, dass sie ein Hort von Verrätern der Menschheit wären. Diese fiesen Engelsunterstützer verbreiten Lügen wie der Bauer Samen auf der Erde.

Und so wurden Sie für uns zum Beschützer, dem, der die Dämonen zähmen konnte, während die Amaner Sie, Caym langsam zum Erzverräter machten. Umso mehr Sie zur Leitfigur, zum Symbol des Widerstandes gegen die Engel wurden, umso mehr wurdet Ihr für die anderen zur Hassfigur, zum Verderber der Menschen in so vielen Bereichen. Der, der für die Verführung von Männer steht, dem Verrat an den Menschen, dem Bündnis mit einem Dämon…einfach alles. Und dann konnten wir es nicht mehr stoppen, konnten die Legende nicht mehr aufhalten. Es entwickelte seine eigene Dynamik, glitt uns aus den Händen. Es wurde immer deutlicher, je mehr Hoffnung die Menschen auf Freiheit hatten. Langsam entstand eine Bewegungn daraus und als die große Prophetin auf ihrem Stebebett ihre Arme mit einem entrückten Lächeln ausstreckte und Euch als strahlende Gestalt sah, und mit ihren letzten Worten weissagte, dass Sie wiederkommen würden um uns alle zu retten…was sollten wir da noch tun? Die Nachricht verbreitete sich wie alles so schnell, wie ein Lauffeuer und Sie waren das einzige, das dieses Land noch zusammenhielt in den ständigen Kämpfen, die wir führen mussten. Das einzige, das den Leuten Hoffnung gab in den dunklen Stunden, in denen wir am Abgrund waren, zitternd und hungernd den nächsten Kampf zu kämpfen hatten. Und wider aller Erwartungen schafften wir es auch dieses Königreich zu erobern, dass sich von uns losgesagt hatte und uns als Fraß den geflügelten weißen Geiern überlassen hatte, hörten immer wieder die Lobgesänge auf Sie, selbst als wir doch wieder vor der unbesiegbaren Übermacht standen. In den Jahren die ich hier verbrachte, den Jahren, die ich hier in der Kälte verbrachte um meinem Geliebten zu helfen, meiner einzigen Liebe, wart Ihr für die Menschen der einzige Hoffnungsschimmer – selbst wenn Ihr ein Hirngespinnst wart, an das selbst ich nicht glaubte. Ich wollte nur die verfluchten Engelsunterstützter zurückhalten. Wir kämpften, wehrten uns, schafften so viel, nur um dann doch hier, jetzt, vor dem endgültigen Aus zu stehen. Was sollten wir noch tun? In unserer Verzweiflung, riefen wir die letzte Hoffnung, riefen wir den Dämon Astaroth, den einzigen, den Atris rufen wollte und konnte, und hofften wider jeder Hoffnung.“

Jetzt machte sie eine ausladende Bewegung. „Und sie erfüllte sich…sie erfüllte sich wirklich. Jetzt kann nicht einmal mehr ich die Wahrheit leugnen…wir sind gerettet“ Sie strahlte bei den Worten förmlich, das merkwürdige Glitzern in ihren Augen und lehnte sich mit einem glücklichen Lächeln zurück.

Caym starrte die beiden, die sich zufrieden in den Armen lagen, völlig verwirrt an. Das alles konnte nicht ernst gemeint gewesen sein, durfte es nicht. Sein Vater war tot, Rebecca war tot, nur noch sein dummer Bruder übrig und er war eine Gallionsfigur, ein Opfer für alle, ein Mythos den sie geformt hatten um zu gewinnen und selbst jetzt war er es nicht, war er nicht was sie aus ihm gemacht hatten. Der einzige, der ihn als das nahm, was er war, hielt ihn sicher in seinen Armen. Der einzige, der jetzt noch von Bedeutung war, war Astaroth. Schmerzhaft war es, wieder die Wahrheit vor Augen geführt zu bekommen, zu wissen, dass er selbst nie von Bedeutung für jemanden gewesen war, außer für seinen Dämon. Fester legten sich seine Finger um die Sicherheit unter sich, drückten zu.

„Verdammt, wieso immer ich?“, ließ er endlich seinen Gedanken freien Lauf und ignorierte das noch immer dumpf pochende Gefühl in seiner Brust, war so unglaublich müde. Er wollte dem nicht mehr weiter zuhören. Alles was er wollte war, von hier weg, von dieser Heuchelei wegzukommen. „Du hast alles runiniert, mich in die Hölle gestoßen und du dachtest, dass es in Ordnung wäre, mich weiter zu benutzen, wie es dir passt? Du dachtest, dass irgendetwas wieder gutmacht, was du getan hast, du verdammter Idiot? Und jetzt…weißt du wieviel du mir wirklich damit angetan hast? Hast du eine Ahnung?“ Wie erwartet bekam er keine Antwort darauf, nur die von ihm abgewandten Blicke.

„Argh…vergiss es, es hat keinen Sinn mehr. Du bist nicht mehr mein Bruder, du bist nichts mehr für mich“, brachte er zwischen Seufzern hervor, unterdrückte wieder Tränen, „ich will nichts mehr mit dir zu tun haben und nur wieder zurück nach Hause. Wenigstens sind dort Wesen, die mich ohne Vorbehalte nehmen, wie ich bin. Verdammt…wieso nicht hier? Und bring diesen Mist endlich wieder in Ordnung, erklär den Leuten, dass ich nur ein normaler Mensch bin und kein Beschützer, Erlöser oder sonstwas und dass alle Prophezeiuungen Humbug sind. Tu es JETZT, verdammt, und dann möchte ich nur die Zeit in Ruhe irgendwo verbringen, ohne weiter diese Heuchelei ertragen zu müssen.“

Resignierend ließ er los, drehte sich wie zum Gehen um, wischte sich mit seinem Ärmel die halb getrockneten Tränen ab und biss sich auf die Zunge bei dem Gedanken daran, wie er geweint hatte wie ein Mädchen. Es ärgerte ihn, denn er hatte alles was er brauchte…

„Welche Wahrheit sollte ich ihnen erzählen?“, riss ihn Neilas Stimme wieder zurück in die Welt. Sie machte eine ausladende Bewegung mit ihren Armen und schloss die Augen, bevor sie ganz ruhig weitersprach: „Das was hier vorgefallen ist, kann niemand leugnen und so viele haben es gesehen und werden es weitertragen. Ein Feuer, das man nicht mehr stoppen kann und alles in Brand stecken wird.

Was sollte ich ihnen sagen? Dass sie die Wahrheit, die sich vor ihren Augen zugetragen hat, ignorieren und vergessen sollen? Ihr SEID gekommen mit einem Heer von Dämonen, die euch beschützt und an eurer Seite gekämpft haben. Ihr habt unglaubliche Verwüstungen mit diesen wunderschönen Blumen angerichtet, habt uns zum Sieg geführt in unserer dunkelsten, ausweglosesten Stunde. Ihr habt die Prophezeiung wahr werden lassen und selbst ich kann mich dem nicht mehr verschließen, obwohl ich sie nur benutzt habe. Sie ist wahr…“

„WAS? Verdammt, wer bei Verstand…wer würde so einen verdammten Schwachsinn glauben?“ Er schüttelte den Kopf, drehte sich um und sah Ker, der wie eine Statue hinter ihm stand, der ihn daran erinnerte, was er in der Dämonenwelt war und wie gut seine Versuche gewirkt hatten, das zu verhindern. „Wieso…wieso nur immer ich? Ich bin kein Symbol, ich bin nichts Besonderes und ich will nicht…ich will nicht mehr. Habe ich irgendwo ein Zeichen, dass ‚macht mich zu eurem Symbol, zu etwas Verehrtem‘ sagt? Habe ich das? Verdammt…ich will endlich weg von hier – JETZT!“ Zu Ker gewandt fügte er noch mit letzter Beherrschung an: „Sorg dafür, dass unsere Toten die nötige Aufmerksamkeit bekommen und die Verwundeten überleben“, worauf dieser nur nickte und anfing Befehle zu erteilen.

Damit war alles gesagt. Er wollte nur noch weg von hier. Caym atmete immer schneller, um sich zu beruhigen und fühlte, wie die Welt eigenartig unwirklich wurde. Sein Blick kannte nur noch Astaroth, dessen Lächeln wie die einzige Konstante hier wirkte, der der einzige war, der ihn als das sah was er war – bis er sich vorbeugte und ihm etwas ins Ohr flüsterte: „Du bist etwas Besonderes, mein Kleiner – und du gehörst nur mir...“ und alles wieder zurecht rückte. Alles war wieder wie es sein sollte und die Emotionen die jetzt durch ihn jagten, waren eine Befreiung, nahmen ihn gefangen.

„WAS? Ich gehöre dir nicht – wenn man diesen Idioten glauben will, dann gehörst du mir…“, rasten die Worte nur so von seiner Zunge, bis er sie nach vorne streckte und lächelte, ihn ein starker Arm umfing und an den warmen Körper presste, ihm einen gewissen Zustand viel zu deutlich zeigte. „Sag nicht…nein…nicht hier…“

„Oh, mein Kleiner…keine Sorge. Ich werde mir alle Zeit der Welt lassen und dir die nötige Aufmerksamkeit schenken, die du gerade so vehement verlangt hast und die ich dir natürlich nicht vorenthalten darf.“, erklärte sein Dämon mit dieser unnachahmlichen Stimme, strich über das Halsband, ergriff sein Kinn und gab ihm einen kurzen, viel zu sanften Kuss bevor er sich an irgendjemand Unbedeutenden hinter ihnen wand. „Ihr hab genau achtzehn Stunden Zeit. Sucht alle Bücher, die Dämonen beschwören können und bringt sie hierher. Findet ihr jemanden, der die Fähigkeit hat…ihr wisst, was ich will. Und Ruhn – du solltest dir überlegen, wie du deinen Fehler wieder gut machen kannst – deinen schweren Fehler.“

Eine kurze Pause kehrte ein, in der er überlegte, ob er wirklich weiter nachdenken sollte, was Astaroth wollte und wie sein Körper darauf reagierte, nur um bei der ersten Erkenntnis lieber die Leere zu genießen, die sich in seinem Kopf breit machte.

„Und du Wurm: Bring uns an einen anständigen ungestörten Ort und in sechzehn Stunden will ich alle, die für das Ritual verantwortlich waren, wieder hier vorfinden – und alle Vorbereitungen abgeschlossen. Wenn nicht, dann wird euer Sieg sich in euer größtes Desaster verwandeln und die Engel euer kleinestes Problem sein. Und wenn du meinen Caym noch einmal mit deinen selbstgefälligen Bemerkungen störst, bist du ein Fetzen Fleisch“, drohte Astaroth wieder so eigenartig, drehte ihn um und stieß ihn sanft ihn Richtung Aki.

„Ich kann selber gehen – und ich kann mich selber…verteidigen…“, maulte er, stieg dann doch auf Askavi und starrte seinen Dämon gespielt böse an. „Grandios, verdammt. Und was jetzt?“

Noch bevor er eine Antwort bekam sah er schon, wie Hiuma hinter seinem Herrn auftauchte und leise wieherte, während die Flammen sich wild in die Höhe schlangen.

„Jetzt“, wurde seine Aufmerksamkeit wieder auf seinen Partner gelenkt, „brechen wir auf.“

In seinen Augenwinkel sah er dabei den, der sie führen sollte. Atris schwankte hinter ihnen gefährlich hin und her, konnte sich nur noch mit der Hilfe seiner Frau auf den Beinen halten und schaute gequält in die Richtung, wo die einzigen Pferde standen. Immer wieder tropfte Blut von seinen Fingern hinunter und Caym fühlte ein wenig Mitleid, das beim Anblick seines Dämons sofort wieder verschwand. Sie wären fast gestorben wegen dieses Idioten – auch wenn es sein Bruder war.

Doch dann wurden seine Gedanken wie so oft unterbrochen, als Astaroth laut knurrte und gefährlich ungeduldig „SOFORT! Oder…“, anfügte, als er sich auf Hiuma schwang und alle Menschen nur noch ein paar Schritte weiter zurückwichen. Die Drohung musste nicht ausgesprochen werden, damit sie alle verstanden und Caym seufzte nur ratlos.

„Bitte…Bitte großer Dämon. Ich weiß den perfekten Ort für euch. Es ist der beste, passenste Ort – ruhig, schön und nur wenig weit von hier entfernt. Ich bitte euch – lasst mich gehen. Mein Mann kann kaum noch stehen und er braucht eine Pause.“, mischte sich Neila mit klarer Stimme ein und stand dabei erstaunlich selbstsicher mit gebeugtem Kopf da, flehte und bewahrte dabei doch noch genug ihrer Würde.

„Dieser Wurm soll uns führen…“, fing Astaroth mit einem sehr unzufriedenen Gesichtsausdruck an, während Caym schon seine Finger zu dem Schwert wandern sah.

„…aber wenn du dich beeilst, kannst du das auch machen“, beendete Caym den Satz schnell ungefragt und schaute seinen Dämon dabei zufrieden lächelnd an, der ihn nur kurz erstaunt anstarrte, bevor sich dieses viel zu verräterische Grinsen in die Züge schlich.

Und schon sprintete Neila mit einem: „Danke…Danke…wehrter Beschützer“, auf den Lippen davon, stolperte fast, bis sie endlich das erste Pferd in ihrer Nähe erreichte, es hastig ergriff und unglaublich ungelenk aufsprang. Beinahe fiel sie auf der anderen Seite wieder hinunter und taumelte hin und her, so dass Caym sich schon wunderte, ob sie es noch schaffen würde. Völlig außer Atem kam sie schließlich auf dem Ross wieder angaloppiert, verbeugte sich dutzende Male unter Entschuldigungsbekundungen, bis sie sich wohl endlich bewußt wurde, wie Astaroth im Moment gerade schaute und mit ihrer Hand hastig in Richtung des entfernten Waldes deutete.

„Mein Kleiner“, fing sein Dämon an leise zu flüstern, während sie sich in Bewegung setzten, „du bist heute wohl zu gierig nach meiner Aufmerksamkeit“ und grinste so, dass Caym keine andere Wahl hatte, als es richtig zu verstehen und den Anfang dieses viel zu bekannten Kribbelns zu spüren.

„Oh nein…nein…nicht jetzt…nachher…“, murmelte er die Antwort und suchte nach irgendetwas, um nicht gerade jetzt an das zu denken und so zu handeln, wie es immer endete. Neila war fremd, jemand, der nichts von ihm wissen musste. Jetzt, wo er an sie dachte und sie kurz aus den Augenwinkeln beobachtete, fiel ihm auf, wie langsam sie trotz vollen Galopps war und beinahe auf ihrem Pferd dahinschlich, selbst die kleine Truppe hinter ihr mühelos mithalten konnte. Caym blinzelte ein paar Mal. Die kleine Truppe?

Völlig überrascht riss er bei der ersten Erkenntnis die Augen auf, drehte sich nach hinten und starrte wie gebannt auf den Anblick. Er rieb sich über das Gesicht, doch selbst nachdem er seine Lider ein paar Mal geschlossen und wieder geöffnet hatte, rannten dort noch immer einige Dämonen in einem irrwitzigen Tempo und hielten mit ihnen Schritt.

„Wie…Was…?“, begann er die Frage, doch stockte in der Mitte. Es waren Dämonen und Mitglieder seine Einheit, die immer noch ein Rätsel für ihn war, das er irgendwann ergründen musste – wenn Astaroth ihn nicht gerade so anstarrte wie jetzt und ihn mit diesem lüsternen Blick bedachte. Er fühlte regelrecht, wie die Augen ihm überall hin folgten, über seinen Nacken strichen und dort ein warmes, so wunderbar gewohntes Gefühl hervorzauberten. Wärme breitete sich von selbst aus und er strich sich unbewusst über die Stellen, die so eigenartig brannten. Beinahe fühlte er schon die Hände auf seinem Körper, das Glühen, das sich in Erwartung der „Aufmerksamkeit“ ausbreitete. In seinen Ohren pochte sein Herz laut hin und her und langsam drehte er seinen Kopf bei den Gedanken in die Richtung, in der sein Geliebter war. Da war dieses Verlangen in den goldgelben Augen, die nur ihn kannten, nur ihn anstrahlten, ein Lächeln nur für ihn, das seine Gefühle so gut widerspiegelte und ihm keine Wahl ließ.

Sein eigener Körper sehnte sich nach Berührung, ließ seinen Verstand immer mehr an Macht verlieren, bis er anfing unwillkürlich Richtung Astaroth zu steuern, der so verführerisch aussah – und über seine eigenen Gedanken stolperte. Wild schüttelte er den Kopf, holte langsam mit seiner Hand aus und schlug sich damit auf die Wange.

„Verdammt…nicht schon wieder…nicht hier…“, schimpfte er mit sich selber, versuchte seinen Körper davon zu überzeugen endlich einmal ihm zu gehorchen und das Blut wieder nach oben zu befördern, dieses ständig anwachsende Pochen, das bei jedem zufriedenen Grinsen seines Dämons nur noch stärker wurde, zu stoppen. Doch nichts half. Caym kam der Ritt jetzt unendlich lang vor, furchtbar unbequem, während er immer wieder versuchte sich mit dem Zählen von Bäumen abzulenken und an kaltes Wasser zu denken, auch wenn sein Blick unwillkürlich immer wieder zurück zu seinem Partner wanderte, bis er am Ende nicht mehr konnte.

„Nein, NEIN, NEIN, verdammt noch mal. Ich bin nicht so sexsüchtig wie du und…wir haben Gesellschaft. Verdammt, ich habe doch nichts…und…also…verdammt.“, stotterte er nur noch herum, stolperte ständig über seine nicht vorhandenen Gedanken, die sich mit jeder Minute weiter auflösten und stoppte. Vorsichtig tastete er mit einer Hand auf seine Wange, fühlte, wie sie beinahe glühte und schüttelte den Kopf. „Verdammt…ich hätte es wissen müssen, du verdammter sexsüchtiger Dämon…du hast mich irgendwann angesteckt…“ Doch selbst er nahm die Vorwürfe nicht ernst und seufzte nur resignierend. Immer wieder ließ er sich von Astaroth verführen, verführte sich selbst bei seinem Anblick. Nach all den Jahren war das das, was ihn all die Dinge vergessen lassen würde, die hier vorgefallen waren.

„Kommen wir jetzt endlich bald an?“, murrte er schließlich zu Neila gewandt und versuchte seinen Körper so gut zu ignorieren wie es ging und erstarrte, als sie durch den Wald auf eine riesige Lichtung gelangten.

„Ja, wir sind da“, kam die unnötige Antwort, während seine Augen sich von dem immensen Steingebilde vor ihnen nicht abwenden konnten. Es war unglaublich, passte so gar nicht hierher in seine frühere Heimat, in der alles normale Größe haben sollte.

Doch hier stand etwas, das so lang und breit war, sich nach hinten bog wie ein Kreis und auf dessen linker Seite zwei Flüsse entsprangen. Caym sah, wie einer der beiden aus dem Klotz durch einen von drei Bögen floss – dem einzigen, der nicht vollständig von Pflanzen überwuchert war. Dabei war das Gebilde nicht das einzige, das auf der Lichtung stand. Wie eine Siedlung umringten Häuser und Hütten aus einfachem Stein oder Holz dieses Ding, bildeten mit ihrer normalen Größe einen so starken Kontrast, dass es eigenartig wirkte. So unpassend wie das große beherrschende Gebäude, so passend wirkten die Felder und Häuser, die immer wieder von Steinen und Erdhaufen umgeben waren.

Caym rieb sich ungläubig die Augen, während sie zur Rampe gelangten, die genau so überdimensioniert wie dieser Steinklotz war, sich vom Boden kaum abhob und elendig langsam anstieg. Als er sich umdrehte, sah er, wie sich langsam seine Truppe anfing zu zerstreuen und blickte auf den von Schneisen durchfurchten Wald hinter sich. Der Anblick kam ihm bekannt, viel zu bekannt vor, doch er konnte ihn nicht zuordnen.

Und wieso hatte hier jemand etwas derartig Größenwahnsinniges geschaffen, hier in der Menschenwelt?

Special 4: …herrscht Chaos und Ordnung - Teil 3

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Special 4: …herrscht Chaos und Ordnung - Teil 4

Astaroth strich langsam über die Haare seines Kleinen und lächelte dabei zufrieden, als dieser sich ihm entgegenstreckte. Alles war perfekt – zumindest fast alles, denn sie waren noch immer in der Menschenwelt, in der nur wertlose Würmer ohne Verantwortung und Kraft waren, die sich nicht selbst helfen konnten. Doch bald war das vorbei.

Die merkwürdige Sonne war vor einiger Zeit wieder aufgegangen und glitt langsam über den Himmel wie die ihre. Es musste schon einige Zeit vergangen sein und ihre Reise rückte endlich näher.

Wieder wandte er sich seinem Caym zu, entschlossen die letzten Minuten zu genießen, bis sein Kleiner aufwachte und ihn wieder voller Feuer reizte. Stetig und ruhig atmend, zog ihn sein Geliebter immer wieder an den Haaren, nur um dann den Kopf wieder in seine Brust zu drücken und zufrieden zu seufzen. Wie von selbst erschien das Lächeln bei diesem Anblick auf seinen Lippen.

Er konnte noch immer nicht fassen, wie schön es war, wie sehr ihn diese einfachen Gesten und die pure Anwesenheit seines Kleinen inzwischen erfreuten und so flüsterte er halb zu sich selbst: „Weißt du eigentlich, wie sehr ich dich liebe, mein Kleiner?“ - und meinte es.

„Mmmmhhh…ich liebe dich…bleib bei mir…für immer…“, hörte er das verfüherische Murmeln, während ein starker Ruck an seinen Haaren ihn fast dazu brachte seinen Kopf zu bewegen und schaute erstaunt hinunter, erwartete fast, dass sein Caym schon wach war. Aber sein Kleiner schlief seelenruhig weiter und schien sich noch näher an ihn zu kuscheln.

Es war einfach zu unwiderstehlich. Seine Finger fuhren langsam weiter hinunter, bis seine Hand auf einem der beiden Hügeln lag – und zu kniff.

„Auuu…“, schreckte sein Mensch auf, starrte halb verschlafen und gänzlich verwirrt in seine Richtung, bis etwas Erkenntnis sich dazu mischte. Offensichtlich wütend zog sein Partner an seinen Haaren und er konnte nicht mehr anders als laut zu lachen. „Duuu…duuuu“, hörte er zwischen dem Hämmern auf seine Brust, „nicht lustig. Ich will…wollte weiter schlafen…“ Damit rollte sich sein Kleiner von ihm hinunter, stand auf und stampfte zornig auf, nur um dann in Gedanken versunken stehen zu bleiben.

„Aber es ist noch nicht so spät, verdammt“, wurde ihm mit einem Fingerzeig in Richtung der gelben Sonne erklärt, „und ich wollte doch…“

Der Anblick war einfach zu köstlich, der Körper vor ihm, der ihm immer so viel Glück bescherte, so völlig schutzlos gegen seine Attacken.

„Nein…Nein…Nein…ich will mich anziehen, ohne dass du über mich herfällst, du perverser Dämon…“, murrte sein Kleiner und hielt sich seine Hände vor den Intimbereich, sich offensichtlich bewusst, was er dachte.

„…aber das wäre doch Verschwendung, wenn wir es beide wollen…“, entgegnete er entwaffnend und schmunzelte glücklich ob der Auseinandersetzung, die sie gerade hatten, diesem Spiel, das seine Herzen zum Rasen brachte.

„…verdammt, nein. Ich will ni…argh…nicht jetzt…“ Jetzt stammelte sein Caym nur noch hilflos und er sah beinahe, wie das Blut durch die Adern jagte und den ganzen Körper in ein dezentes Rot tauchte. Und dann schoss die Zunge hervor und sein Kleiner sprang mit einem Satz davon.

Hastig sammelte sein Mensch die Kleidungsstücke ein, ließ sie vor lauter Aufregung beinahe wieder fallen, und zog sie so schnell an, wie möglich, nur um sich dann umzudrehen, als er alles an hatte. Das Hemd stand halb offen, gab den Blick auf die mit Kratzern und Bissspuren verzierten Stellen frei, die ihn an die Freude erinnerte, die er dabei gehabt hatte, den Körper damit zu verzieren. Die roten Bänder, die alles zusammen halten sollten waren auseinandergerissen und baumelten nutzlos im Wind. Wild versuchte sein Kleiner sie irgendwie zusammenzubinden, zu verknoten und scheiterte jedes Mal, stolperte bei seinen Versuchen schließlich in Askavi, der hinter ihm aufgetaucht war, schaute kurz nach hinten und dann wieder ihn absolut vorwurfsvoll an.

„Und was soll ich jetzt machen, verdammt?“ Wieder dieser absolut unwiderstehliche Ausdruck, der zwischen halber Wut, Erkenntnis und Lust schwankte, während die Bänder weiter von den Fingern bearbeitet wurden, bis die Augen sich weiteten.

Ohne die Antwort abzuwarten, wandte sich sein Caym plötzlich um, den Blick von ihm ab zu dem großen Wolf und fing an ihn zu ignorieren. Astaroth nutzte den Moment und fing an sich anzuziehen, ließ dabei aber dieses amüsante Spiel keinen Moment aus den Augen.

„Und du untreue Seele…verdammt…schau mich nicht so an…du solltest mich doch beschützen und jetzt schau dir mein Hemd an!“ Wieder kamen die Bänder zum Einsatz, während das große Schoßtier offensichltich ungerührt mit der riesigen Zunge über die Hand leckte und gurrte. „Nein…glaub jar nicht, dass ich das vergesse…du…argh…“, murrte sein Kleiner weiter und fing schließlich wie immer in Rekordzeit an dieses riesige Tier zu kraulen, bis es völlig zufrieden gurrte und sich an seine Seite kuschelte.

„Ja, du…vergiss es. Ich hab dich ja auch lieb“, hörte er und fühlte den Drang seinen Kleinen in die Arme zu nehmen, ihn zu streicheln und für sich zu vereinnahmem, ging langsam auf ihn zu. Er erstarrte, als sein Mensch ihn mit einem Schmunzeln bedachte, absolut selbstsicher und dabei winkte. „Eifersüchtig? Wie…süß…komm doch…“, neckte ihn Caym jetzt fröhlich, lachte laut auf und sprang dann davon, stürzte davon. „Aber ich mag dich trotzdeeeem...“, hörte er noch im selben Ton, bevor sein Kleiner um die Ecke stürzte und blieb Momente stehen, als er nur noch den hechelnden Wolf mit wedelndem Schwanz hinterher rennen sah.

Süße Worte, unvergleichliche Verlockung. Er schüttelte zufrieden den Kopf.

Astaroth lachte laut auf und rannte seiner Verführung mit rasenden Herzen nach, fühlte das Pochen, erfüllt von dem warmen Gefühl, das ihn die ganze Zeit beherrschte. Alles außer seinem Kleinen war unwichtig, war ersetzbar.

Er sammelte nur halb bewusst sein Schwert an der Treppe ein und flog die wenigen Stufen förmlich nach oben – und landete in der mehr als überraschenden Umarmung seines Kleinen, der sich auf ihn geworfen hatte und kicherte.

„Hab dich…“, hörte er das leise Flüstern und fühlte wie sein Blut nach unten abzusacken drohte. Mit der größten Mühe hielt er sich zurück, schlang seine Arme wie zur Beruhigung um seinen Partner und atmete den süßen Duft ein, schloss die Augen und genoss die Ruhe, das leise Pochen der Herzen.

„So wie ich dich…“, murmelte er als Antwort, als sein Verstand langsam drängte, ihn daran erinnerte, dass noch etwas zu erledigen war. Seufzend löste er die Umarmung. „Es wird Zeit, mein Kleiner.“

„Noch nicht…ich muss noch etwas klären.“ Dabei fuhr sein Kleiner mit den Fingern über die blaue Strähne und atmete sichtbar tief ein, wie um Kraft zu sammeln.

„Tritei! Komm her – ich weiß, dass du da bist“, befahl sein Caym schließlich einem seiner Schatten, die sonst immer in der Nähe waren und ihn beschützten. Und wie erwartet trat im selben Augenblick einer der schwarz behelmten Dämonen hervor, in das übliche braungrüne Gewandt gekleidet. Diesmal fielen Astaroth das erste Mal dessen Augen auf: Sie hatten dieselbe Farbe wie der Helm, blitzten in dem hellblauen Gesicht so hervor, wie die des Wasserdämons Sondei. Konnte das sein, was er dachte?

„Ja, Fürst?“, kam die übliche Anrede mit einer Spur von Furcht, während sich der Soldat tief verbeugte, dabei aber merkwürdig steif blieb.

Wieder atmete sein Kleiner tief durch und er konnte nicht anders, trat näher und umarmte ihn von hinten, ließ seine Hand unter das offene Hemd wandern und strich sanft über die Haut, die er unter seinen Finger spürte und ihn wie magisch anzog.

„Mein Kleiner…frag…“, flüsterte er ihm zu, selbst gespannt, ob seine Vermutung stimmte.

„Tritei“, began sein Caym, lehnte sich in seine Umarmung, „du bist einer meiner treuesten Diener und ich will etwas wissen, bevor ich dir einen Auftrag erteile. Naja, ich will eher…mehrere Dinge wissen.“

Die Verbeugung des Angesprochenen schien noch tiefer zu werden, bis dieser sich auf die Knie fallen ließ und „Alles, mein Fürst“, flüsterte.

„Bist du der Sohn dieses merkwürdigen Sondeis?“ Eine klare Frage ohne jeden Vorwurf, wie sie nur sein Kleiner stellen konnte.

„Ja und Nein, mein Fürst. Er ist mein Vater, aber er ist es auch nicht mehr. Jeder der euch dienen wollte, musste sich von den Wasserdämonen lossagen, seine Familie aufgeben, um die Wasser verlassen zu dürfen – wenn er es überlebte.“ Astaroth wunderte sich, ob dahinter die tiefere Bedeutung der offiziellen Erlaubnis stecken konnte. Wollte Sondei seinen Sohn wieder aufnehmen und benutzte diese Möglichkeit?

„Und ich denke nicht, dass sein Vorschlag darauf abzielte mich wieder zu seinem Sohn zu erklären, zumindest nicht wirklich. Er hat etwas anderes vor, mein Fürst…und ich würde euch nie verraten.“, antwortete Tritei auf die Fragen, die Astaroth sich gestellt hatte und bewies damit wieder wie intelligent die meisten und wie loyal alle von Cayms Kriegern waren.

„Ich weiß, dass mich keiner von euch je verraten würde. Also: Wenn wir zurückkehren…wahrscheinlich an den verdammten Strand…dann such Sondei und bring ihn zum Strand – egal wie und so schnell wie ihr könnt. Als Sohn…hast du einen Vorteil. Ich will ein Gespräch allein mit ihm – naja, allein mit Astaroth…“, fügte sein Kleiner das Letzte noch an und brachte ihn dazu ihn noch fester an sich zu dürcken, während sein Partner gerade die blau-weiße Strähne nach oben streckte und wild hin und her schwang. „Und ich will jetzt wissen, was das soll. Ich will es wieder loswerden…erklär mir, was das da ist!“

„Es wird erst wieder verschwinden, wenn der neue König der Wasserdämonen bestimmt wird.“, fing der Dämon an, „Ihr müsst wissen, dass der König für seine Macht und sein Ansehen einen Preis dafür zahlt: Im Tausch dafür gibt er sein Leben, sein ewiges Leben auf und bekommt dafür die Macht über alles. Er als einziger kann die Antwärter mit den Schuppen der Schlange bestimmen, bestimmt den weiteren Verlauf der Geschichte mit, in der die einzige Konstante die alte Prophezeiung ist, der Fluch, der uns verfolgt: ‚Das Wasser unendlich und nah, trüb und doch so klar für die Sehenden, das Leben spendet und den Tod bringt, fordert unerbittlich Tribut. Nur der Dämon willig zu zahlen wird Herrscher. Monate, Jahre, Jahrhunderte – sein Leben rinnt dahin, verdampft wie Wasser in der Sonne. Sein Leben an der Seite der Schlange wird endlich sein, denn Macht hat ihren Preis.‘ Und er hat…“, jetzt stoppte Tritei, und hinterließ ihn mit einem Gedanken, der ihm nicht gefiel und der Zorn wie die einzige Konstante durch seinen Körper pumpte.

„Was bedeutet die Strähne?“, knurrte Astaroth jetzt förmlich, musste es jetzt sofort wissen. Er würde seinen Kleinen nie aufgeben oder verlieren, selbst wenn die ganze Welt gegen ihn war. Jeder würde dafür zahlen mit ihn zu spielen. Seine Krallen bohrten sich beinahe in die Haut, als er wie zur Bestätigung seinen Caym immer stärker an sich drückte.

„Mein Vater herrscht schon länger als der letzte König, lang genug und sein Tod marschiert unaufhaltsam heran. Das Schicksal, das jeder König ereilt. Ich glaube es selbst kaum, aber er hat die einzige Möglichkeit gefunden, den Nachteil zu durchbrechen, die einzige Möglichkeit den Fluch zu brechen und für einen König unwirksam zu machen: Ein Mensch ist nicht an die Prophezeiung gebunden, ist der einzige, der ewig herrschen könnte, wenn sein Leben ewig ist. Als Mensch stirbt man nicht als Herrscher“, wich Tritei der Antwort aus, bevor er den Kopf hob und die schwarzen Augen regelrecht funkelten und bedingungslose Ergebenheit zeigten. „Die Strähne ist das Zeichen eines Antwärters, derer die nach dem Tod des Königs als einzige werden dürfen, was er war. Jeder Wasserdämon kennt es, jeder wird sich dem Zeichen beugen. Und wenn ihr der König werdet, dann werdet ihr bis in alle Ewigkeit herrschen.“

Astaroth überlegte, wie verzweifelt Sondei schon sein musste und was sich hinter all dem verbarg. Wie konnte er es wagen?

„Wa…Was?“, flüsterte sein Mensch, bevor er losbrüllte: „WAS? Ich bin ein Mensch und deswegen…kein Fluch, aber…verdammt…“ Sein Kleiner winkte mit der Hand wild vor seinem Gesicht hin und her – das Zeichen, dass er das für absolut verrückt hielt - bevor sein Caym wieder laut weiter fluchte: „Hat er den Verstand verloren? So weltfremd…weltenfremd? Oder blind? Ich bin nicht einmal ein besonders guter Schwimmer, geschweige denn irgendwie fähig unter Wasser zu atmen. Verdammt, ist Sondei dumm? Ufff…sind denn alle verrückt, egal in welcher Welt, welchem Element, verdammt? Ich bin nichts…ach, verdammt…“

Astaroth spürte, wie sein Kleiner seinen Arm drückte und seufzte. Er selbst konnte nur mit Mühe seine Gefühle unterdrücken und wartet jetzt, wo sein Partner sicher war, wie sich alles weiter entwickelte.

„Ach verdammt. Bring mir einfach Sondei, wenn wir zurückkehren – egal, was du dafür tun musst. Ich weiß, dass ihr es könnt. Und jetzt kannst du gehen und alles vorbereiten – wir werden bald aufbrechen.“, befahl sein Caym und nickte kurz mit dem Kopf, worauf Tritei nur ein „Zu Befehl, Fürst“, erwiderte, aufstand und davon eilte ohne einen weiteren Ton zu sagen.

Minuten vergingen in Stille, in der nur das leise Atmen und der stetige Herzschlag zu hören war. Die Gedanken an Sondei und die Bestrafung, die er verdient hatte, schwirrten weiter durch seinen Kopf, doch er fand keine befriedigende Lösung, bis sein Kleiner sich ihm zuwandte und ihn ablenkte.

Die grünen unwiderstehlichen Augen starren ihn aus einem von der Aufregung leicht geröteten Gesicht an, brachten das Blut wieder dazu tief zu fließen. „Und jetzt?“, fing sein Kleiner an und beantwortete die Frage gleich selbst: „Ich möchte nach Hause…gehen wir…“

Das warme Gefühl konnte er jetzt endgültig nicht mehr zurückhalten, als er seinen Caym drehte und die verführerischen Lippen sah, die ihn anlockten und die er fühlen musste. Langsam fuhr er durch das Haar, drückte den Kopf näher an sich und wusste, dass sein Kleiner dasselbe empfand, als er sich ihm entgegenstreckte, bis sie sich berührten. Er spürte es, das Kribbeln, das die Wärme durch seine Adern jagte. So süß und einzigartig kitzelte der Geschmack jede seiner Zellen, drängte seine Zunge, jagte seine Herzen immer höher und weiter, seinen Verstand immer mehr davon, während seine Hände dem Drang nachgaben und nach unten wanderten. Sein Verlangen schon fast zu groß, gelangte seine Vernunft wieder in die Höhe, bis er ihr nachgab und den Kuss löste.

„Gehen wir, mein Kleiner“, murmelte er unzufrieden und rief laut nach Hiuma, der sofort angaloppiert kam.

Das Grummeln das er hörte, als sein Kleiner sich auf den Wolf setzte, ließ ihn lachen und vergessen, dass etwas nach Aufmerksamkeit verlangte. „Du…bist…gemein…“ Fast hatte er das Gefühl, als würde sein Caym schmollen, doch dann drehte dieser sich zu ihm zurück und schaute wie immer bemüht böse, bevor er ganz leise anfügte: „Das nächste Mal…nicht…aufh…und ich hab das nie gesagt…“

Sein Lachanfall, der darauf folgte und mit dem er auf Hiuma aufstieg hallte durch die ganze Konstruktion. Noch immer in ausgelassener Stimmung wies er seinem Pferd die Richtung und schmunzelte nur stärker, wenn die gegrummelten: „Das ist nicht witzig, verdammt…“ Bemerkungen kamen. Die Stimmung war einfach nur perfekt, ausgelasen, als sie durch dieses nicht mehr ganz so feindlich wirkende Grün ritten und sich immer wieder Blicke zuwarfen, ohne ein Wort zu sagen. Denn die waren nicht nötig.

„Vergiss es einfach…“, murmelte sein Caym plötzlich und erinnerte ihn dadurch wieder an alles, was er gesagt hatte.

„Oh nein, mein Kleiner. Du hast natürlich Recht und ich werde das nächste Mal unsere Lieblingsbeschäftigung nicht mehr unterbrechen und mir Zeit nehmen, wenn du schon so unter Entzug leidest…“, reizte er seinen Geliebten und wurde wie jedes Mal belohnt.

Dieser erschreckte, verlegene Gesichtsausdruck, mit diesen kleinen weißen Punkten war einfach köstlich. „Nein…ich habe das nie…verdammt. Ich und Entzug? Wir haben täglich…mehrmals…egal wo…du bist… Und das ist nicht meine Lieblingsbeschäftigung, sondern deine, du sexsüchtiger Dämon! Du hast mich höchstens damit angesteckt“, fuhr ihn sein Kleiner an und fummelte dabei nervös an Askavis Fell herum, schwieg beharrlich, selbst als er in einem Versuch ein „Nachher…“, entgegnete.

So flog die Landschaft an ihnen vorbei, die harmlosen Bäume, bis sie wieder die riesige offene Fläche erreichten, auf der nur noch die Blutflecken und die riesigen Leichenberge von der Schlacht zeugten, die dort stattgefunden hatte. Die Schlacht, die die unfähigen Würmer nicht selber bestreiten konnten. Der Baum, der jetzt dort einsam stand, aus den verholzten Ranken entstanden, würde sie wenigstens daran erinnern, was sie heraufbeschworen hatten und was ihnen blühen konnte.

In der Mitte war der Kreis schon zu sehen fast vollständig wiederhergestellt, der kleine etwas davon abgesetzt schon fertig und die nötigen Menschen beschäftigt. Überall waren seine Truppen zu sehen – scheinbar vollständig. Alles war so wie es sein sollte.

„Fürst?“, unterbrach Ruhn seine Gedankengänge, als er gerade bei dem großen Kreis ankam und abstieg. „Wir haben eure Anweisungen befolgt und eure Truppen sind mit den Büchern zurückgekehrt“, erklärte Ruhn und zeigte dabei auf einen erstaunlich großen Haufen. „Was sollen wir damit tun und wie sind eure weiteren Befehle?“

„Wir nehmen sie mit. Und noch eine kleine Anweisung“, jetzt senkte er seine Stimme bis er flüsterte, „tötet diese Salome, sobald der kritische Punkt der Beschwörung überschritten wurde und niemand uns mehr aufhalten kann. Außerdem sorgt dafür, dass dieser Atris seine Fähigkeit zu sprechen für immer verliert. Niemand kommt ungestraft davon, wenn er meinen Kleinen so behandelt, wenn er so viele Fehler begeht und mich reizt. Und ich hoffe der geflügelte Mist lebt noch. Denn ich will, dass er in unserer Welt unter den größten Qualen verrottet, die es gibt.“ In Erinnerung der letzten Fluchtaktion dieser Made verengten sich seine Augen und knirschten seinen Zähnen, um das Knurren zu unterdrücken.

„Der Engel ist unter strengster Bewachung und lebt noch, ganz wie befohlen. Die Vorbereitungen für das Ritual sind beendet und die Menschen werden es nicht wagen es zu unterbrechen. Ich werde alles in die Wege leiten, Fürst“, entgegnete Ruhn mit einem selbstsicheren Lächeln, verbeugte sich und marschierte dann Befehle erteilend wieder zu den Soldaten zurück. Scheinbar versuchte sein Diener jetzt alles richtig zu machen, um seinen Fehler auszugleichen. Doch dafür musste er noch weit mehr tun.

„Gut…“, murmelte Astaroth zu sich selbst, bevor er hinter sich seinen Caym hörte: „Was ist gut…?“

„Die Vorbereitungen sind abgeschlossen und wenn du noch etwas hier zu erledigen hast, solltest du dich beeilen, mein Kleiner“ Er drehte sich um und ignorierte den fragenden Blick, der Besorgnis verriet und nur schleichend einem interessierten wich.

„Du hast nichts…oder? Und was sollte ich hier? Ein Bruder der mich verriet, eine Religion, die auf mir beruht und mich als Retter ansieht oder doch die andere Seite, die mich als den Bösen schlechthin ansieht, gut finden? Oh, und da hätten wir noch die Tatsache, dass meine Ziehmutter offensichtlich verrückt geworden ist und sie und mein Vater tot sind. Naja, nicht, dass es in der Dämonenwelt so viel besser wäre.“ Mit einer Handbewegung deutete sein Kleiner nach hinten, wo sich seine Truppen wieder versammelten, mit Gefässen an den Gürteln, in denen die Asche der Toten sein musste. „Dort bin ich…welch Wunder…ein Symbol für eine Veränderung und habe eine ständig wachsende Armee an beängstigend ergebenen Dämonen, die alles – wirklich alles – für mich tun würden. Und ein absolut verrückter Wasserdämonenkönig, der scheinbar blind und dumm ist und gemeinsame Sache mit einem anderen macht, der dich zu etwas machen will, was du nicht sein willst. Und jeder Versuch das zu ändern scheint immer schief zu gehen und mich am Ende…verdammt. Grandios, nicht wahr? Verdammt.“, war das letzte nur noch seufzend zu hören. „Aber das ist egal, alles egal, solange du bei mir bist…“, flüsterte sein Kleiner das letzte und jagte damit ein warmes Gefühl durch seinen ganzen Körper, das ein Grinsen auf sein Gesicht zauberte.

„Mein Kleiner“, fing er an und konnte nicht anders als ihn zu umarmen, bevor er weitersprach, „nichts und niemand wird uns je trennen. Wer es versucht, wird sterben und selbst die Zeit wird sich mir beugen…“, und durch das weiche Haar wuschelte, einen kurzen Kuss von den sanften Lippen stahl, die ihn förmlich anstrahlten, bevor sie seine eigenen Empfindungen so deutlich widerspiegelten und ihn verschmitzt anlächelten.

„Du bist fast schon kitschig…wirst du irgendwann noch lieb und sanft…?“, neckte ihn sein Kleiner, rutschte durch seine Umarmung und hüpfte ein paar Schritte zurück.

„Wenn du so dringend wieder etwas mehr Härte bei unserer Lieblingsbeschäftigung willst, erfülle ich dir den Wunsch natürlich gerne“, entgegnete er und folgte seinem Geliebten langsam, Schritt für Schritt immer näher.

„Du…Du…ich…also…“, stotterte sein Kleiner nur noch mit weißen und roten Punkten auf den Wangen und schaute sich kurz um, nur um ganz leise zu flüstern: „Ich mag es so, wie es ist, so wie du bist. Ich weiß, wie grausam du sonst bist, aber ich liebe dich…ich Idiot…“ und rannte dann in Richtung seines gerade im Blickfeld auftauchenden Bruders, gefolgt von Askavi.

„Und ich dich, mein Kleiner…“, war seine leise Antwort, während er überlegte, was er als ‚Strafe‘ verhängen sollte und sich an dem Gedanken erfreute ohne jedoch die Umgebung zu vergessen. Es war wirklich alles vorbereitet und bereit für das letzte Mal, dass dieses unsinnige Ritual durchgeführt werden konnte. Die wenigen Menschen, die hier standen, trauten sich voller Angst nicht näher an die Dämonen, obwohl sie mit Wehmut in Richtung seines Kleinen starrten und immer wieder leise Gesänge von sich gaben – ständig die Gleichen, die Caym als Beschützer bezeichneten. Solange sie ihre Finger von seinem Menschen ließen, durften sie weiter leben…

„Verrückt“, murmelte er kurz, als er zu dem kleinen Kreis kam, in dem Caym in ein Gespräch mit den Beschwörern verwickelt war und in dem Salome als einzige mit hin und her rasendem Blick stand, als ob sie ahnte, was ihr ‚Lohn‘ für ihre Taten sein würde. Astaroth lächelte zufrieden. Niemand entzog sich seiner Strafe.

„Wie lange noch?“, unterbrach er das Gespräch, das vor ihm stattfand und nur die leeren Entschuldigungen dieses Feiglings Atris enthielt.

Alle Augen richteten sich mit Schreck auf ihn. „Es ist so weit, wehrter Astaroth“, ergriff Neila das Wort und zeigte wieder einmal den erstaunlichen Mut, den sie schon vorher bewiesen hatte ohne dabei Respekt vermissen zu lassen. Vielleicht gab es ein paar Menschen, die nicht ganz so dumm waren, doch niemand war wie sein Kleiner.

„Abzug!“, rief Astaroth plötzlich laut und deutete mit der Hand auf den großen, wieder vollständigen Kreis in dem sein Symbol in der Mitte prangte. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich sein Befehl und seine Soldaten versammelten sich einer nach dem anderen in dem Kreis, manche ausgerüstet mit den Büchern und einige mit dem Engel im Schlepptau, doch vor allen wichen die Menschen in Angst zurück.

„Wir gehen…“, rief Caym nach ein paar Augenblicken und so unglaublich wie immer, schien seine Armee zu wissen, was er wollte. Sie standen schon nah am Kreis und raste nach wenigen Momenten beinahe wie zentral gesteuert dorthin, wo noch nicht einmal seine eigene vollständig versammelt war. Es schien als hätten sie schon vorher etwas geahnt, so nahe wie am Ziel sie schon gestanden hatten. Wie immer fast ein Wunder, selbst für ihn.

Gleich darauf ergriff sein Kleiner seine Hand und zog daran, zog ihn aus dem kleinen Kreis und starrte kurz einmal wütend nach hinten, wo Atris gerade den Tränen nah die Hand vor den Mund hielt.

„Bitte Caym…bitte bleib hier. Du gehörst hierher. Nach all diesen Jahren, nach diesen zwölf Jahren… Ich mache meinen Fehler wieder gut und…“, rief dieser in seiner Dummheit noch einmal hinterher und entlockte ihm nur ein Knurren, unbändige Wut, die alles verdrängte außer dem Bedürfnis seine Krallen tief in dieses verdorbene Fleisch zu rammen und dort in Blut zu baden. Die vorlaute Zunge wollte er herausreißen, mit dem schlagenden Herz den Mund stopfen, doch der stetige Zug, das warme, so bekannte Gefühl und der süße Duft hielten ihn wie Magie zurück.

„Halt den Mund! Ich werde Astaroth nie verlassen und ich bleibe auch nicht hier. Die Dämonenwelt ist meine Heimat und ich will nur Astaroth, egal wen DU als meinen perfekten Partner sehen willst! Also halt den Mund, bevor ich loslasse und du tot da liegst, du verdammter Vollidiot. Und jetzt fangt mit dem verdammten Ritual an – SOFORT!“, brüllte sein Caym wütend, mit zitterndem Kiefer und rammte dabei bei jedem Schritt seine Füsse auf den Boden, bis sie in dem Kreis angelangt waren, in dem inzwischen alle Dämonen versammelt waren. Dort drehte sich sein Kleiner um, lehnte sich gegen seine Brust und zog den Arm, den er noch immer festhielt, um sich herum und schnaufte.

Astaroth folgte der Bewegung nur zu gerne und schloss die Umarmung, drückte seinen Partner fest an sich und deutete einem der Soldaten, der ein Buch in Händen hielt.

„Nimm es, mein Kleiner“, flüsterte er seinem Caym ins Ohr, während der Dämon das Buch übergab, um sie herum gerade Lichter entzündet wurde – die letzten, die den Kreis schlossen. Das sinnlose Gemurmel dieser Salome musste er auch nicht mehr lange ertragen, denn sie würde gleich einen qualvollen Tod sterben, so wie sie es verdient hatte. Es war soweit, zum letzten Mal und er würde endlich seine wohlverdiente Rache bekommen.

Ein überraschter Blick fiel von unten auf ihn, gefolgt von einer Frage: „Wieso? Du hast doch nichts vor, oder?“, die große Sorge verriet.

„Lies einfach hier weiter, mein Kleiner und mach dir keine Sorgen. Alles wird gut …“, beruhigte er ihn wahrheitsgemäß und öffnete das Buch, tippte auf eine Stelle, um dann fester zuzudrücken und küsste sanft eine Stelle am Nacken, an der die Bissspur deutlich zu sehen war.

Seufzend began sein Kleiner daraufhin zu Lesen wie schon bei dem letzten Mal, das sie gemeinsam erlebt hatten. Die Umgebung fing langsam an zu verschwimmen, die Welten zu vereinen und zu trennen. Es war Zeit.

Schnell nickte er mit dem Kopf in Richtung Ruhn. „Jetzt“, formte er das Wort mit dem Mund und sah, wie sich einige Schützen mit immesen Blasrohren und Pfeilen erhoben und schossen.

Die Geschosse flogen rasend bis sie durch auf die Barriere trafen und dort scheinbar stehen zu bleiben, dahin zu kriechen, nur um auf der anderen Seite wieder zu rasen und ihre Beute zu finden. Mit einem lauten Schmerzenschrei fiel Salome vornüber, krampfte zusammen, während das Blut aus ihrem Mund tropfte und von weißem Schaum ersetzt wurde. Sie zitterte, Augen weit und starr, von immer mehr Pfeilen durchbohrt, die langsam immer tiefer ins Fleisch drangen und sie noch lange genug leiden lassen würden.

Atris taumelte, landete in den Armen seiner Frau mit weit aufgerissen Augen und den giftigen Geschossen tief im Hals versenkt, öffnete den Mund immer wieder wie ein Fisch an Land, unfähig ein Wort zu äußern – für den Rest seines Lebens.

Astaroth nickte und lächelte zufrieden.

„Nein…NEIIIIIN!“, rief Neila verzweifelt und starrte ihn durch den immer dichter werdenden Nebel durch an. „NEIN! Bitte Beschützer, helft mir!“ Tränen rannen ihr über die Wangen, während sie ihren Mann fest in Händen hielt und hin und her wiegte.

Dann war alles ohne Bedeutung. Das Buch aus Cayms Händen fiel klappernd auf den Boden und die Augen starrten ihn vorwurfsvoll an, bevor sie sich schlossen und Tränen hinab rannen. „Astaroth…du…verdammt…du…“, stotterte sein Kleiner und rammte ihm im nächsten Moment den Ellbogen in die Seite, als die Schreie von außen endgültig verstummten und die Welt zerfiel, bevor sie sich wieder aufbaute.

Momente vergingen im Nichts, im Alles, bis langsam wieder der Strand in der Dunkelheit auftauchte und der Nebel der Stille verschwand und dem sanften Rauschen gegen die Klippen wich.

Neben sich sah er, wie eine Einheit der Armee seines Kleinen auf das Wasser zu stürmte und dort in den Wellen verschwand, bevor noch jemand anderer sich rühren konnte.

„Du…“, zitterte sein Caym in seinen Armen und starrte ihn wieder vorwurfsvoll an, rammte seinen Fuss auf seinen. „Du hattest mir versprochen, dass alles gut werden würde. GUT, nicht absolut TOT! Und jetzt sag nicht, dass DU nicht gewusst hast, was ich wissen wollte, was ich meinte. Ich bin kein dummer Held aus irgendeiner Geschichte und ich kenne dich! …WIESO? WIESO? Wieso hast du meinen Bruder getötet, verdammt?“

„Mein Kleiner, es gibt Dinge, die anders nicht gut werden. Das hier wird den Menschen eine Lehre sein, sich nicht mit mir, nicht mit dir anzulegen, aber selbst so, wurde dein Bruder verschont. Niemand legt sich ungestraft mit mir an, niemand benutzt mich ohne dafür zu büssen. Diese Salome ist tot, aufgespießt und von Gift durchflutet wie es ihr gebührt als dreckiger Mensch, aber dein Bruder wurde verschont, nur für dich. Und die Strafe, die er bekommt, ist passend, nach all dem was er an Idiotie von sich gegeben hat: Nie wieder wird ein Wort seine Lippen verlassen, was ihn intelligenter machen sollte. Keine Sorge…“, beruhigte er seinen Kleinen und strich ihm langsam über die Wange, trocknete die Tränen, die schon versiegten. So sollte es nicht sein, so durfte es nicht sein.

Sekunden, Minuten starrten ihn die grünen Augen an, wogen ab, bis schließlich ein letzter Schlag in seine Seite, viel sanfter als die vorigen alles beendeten und sein Caym sich selbst über das Gesicht wischte.

„Wenn ich nicht…wenn du nicht…ich hasse es, dass ich dir das vergeben hätte. Ich bin verrückt, blind. Aber du…danke. Du bist…unglaublich, aber…Danke!“, hörte er das Murmeln und musste wie so oft lächeln. Inzwischen wurde das beinahe zum Dauerzustand, wenn er in dieser unersetzlichen Gesellschaft war, die Wärme und Nähe fühlte und am Ende das bedingungslose Vertrauen genoß. „Und jetzt…warten, oder?“

„Wir haben wohl beide noch etwas mit Sondei zu bereden“, antwortete er mit einem Knurren und fuhr dabei über die blaue Strähne im Haar seines Kleinen. Jeder der ihm etwas antat musste leiden…

„Bringt den Engel sofort in die Kerker des Palastes. Ihr haftet mit eurem Leben, mit dem Leben aller die ihr liebt und die euch etwas bedeuten dafür, dass er dort stirbt, voller Qualen und verrottet an der Welt“, befahl er schließlich nach einigen Minuten der bedrückenden Stille. „Und organisiert den Truppenabzug sofort.Bringt die Bücher in den Palast“ Nachdem Kakrot besiegt war, musste die Armee so schnell wie möglich wieder zurück. Feinde lauerten überall, würden jede Möglichkeit nutzen und er hatte keine Zeit zu verlieren.

Sofort nickten seine Truppen, brüllte Ruhn als Höchstrangiger Befehle, bis der Großteil abmarschierte, nachdem sie am Rand die zurückgelassenen Reittierte wiedergefunden hatten, die noch immer dort verharrten. Nur eine kleine Leibgarde blieb neben Cayms Soldaten zurück, die sich wie immer keinen Millimeter ohne den Befehl ihres Herrn rührten.

Gerade als der größte Teil seiner Armee anfing zu verschwinden, schnaubten die übrigen Reittierte und trampelten aufgeregt hin und her, während Askavi laut knurrte und sich demonstrativ vor seinem Kleinen positionierte. Sein Blick folgte der Aufregung auf das Wasser, auf dem jetzt immer größer werdende Wellen erkennbar wurden. Mit einem leisen Platschen brachen mehrere Köpfe durch die Oberfläche.

„Fürst“ Er konnte Tritei erkennen, viel schneller wieder hier als er erwartet hatte. Hinter diesem schwebte Sondei mit verschränkten Armen im Wasser, noch immer voller Selbstbewußtsein und so gekleidet, wie bei ihrer letzten Begegnung, während er von der Einheit bewacht wurde, die bei ihrer Ankunft losgestürmt war.

„Wie ich sehe war es doch eine gute Entscheidung zu warten. Ich wusste, dass ihr mich sehen wollen würdet. Und nein Astaroth, ich werde nicht aufgespießt auf deinen Klauen landen, denn wenn ihr mich verliert, verliert ihr mehr als nur ein Ärgernis – nämlich den wichtigsten Verbündeten, den ihr habt und die Möglichkeit…“ Wie schon einen Tag zuvor war keine Spur von Furcht oder Ärger in der Stimme zu finden, sondern nur Zufriedenheit und Selbstsicherheit. Wie konnte er es wagen ihn zu verspotten? Astaroth fühlte den Zorn aufsteigen, fing an zu knurren wie der Wolf vor ihm, bis ihn ein kräftiger Stoß gegen die Rippen traf und die Stimme seines Kleinen alle Gedanken auf sich zog.

„Verdammt, hör endlich auf in Rätseln zu sprechen. Und verdammt, reiz Astaroth nicht…Idiot. Also du hast uns in die Menschenwelt geschickt, mit unseren Armeen…und damit…Astaroth gerettet. Und du hast mir diese verdammte Strähne verpasst, wegen…irgendwas von wegen Nachfolger, aber was, WAS zum Geier willst du? Ich bin ein Mensch, ein MENSCH! Wasseratmen steht nicht ganz zur Auswahl und…verdammt, wieso ich? Ich werde nicht…

Verdammt, was hast du vor! Und wenn du jetzt nicht klar redest, wird Astaroth deine geringste Sorge sein. So…“, brüllte sein Kleiner, wedelte mit der Haarsträhne in der Hand immer wieder durch die Luft, nur um am Schluss seine Hände über der Umarmung zu verschränken und wieder bemüht einschüchternd zu schauen. Er wollte ihn wohl halten, bis er eine Antwort bekam und Astaroth knurrte nur zustimmend: „JETZT!“

„Tja“, began der Dämon jetzt, machte eine ausladende Bewegung über das Meer und fuhr sich dann mit den Fingern über das Gesicht, „nachdem ihr jetzt wieder hier seid, habt ihr wohl auch das Recht zu erfahren. Damit ihr meine Unterstützung zu schätzen wisst.“ Bei den Worten tauchte die Schlange hinter dem Dämon auf, blieb Momente starr, bevor sie sich wieder zu einem Thron verbog. „Der König ist der Herrscher, egal ob er ein Wesen des Wassers ist oder nicht. Die Schlange ist der Thron, das Symbol für die Macht, die man erhält, für den Fluch, den man dafür auf sich nimmt. So wie ich es auch getan habe, als ich zweimal erwählt wurde.“

Jetzt war ein Seufzen zu hören und für einen kurzen Moment schien der Wasserdämon verletzlich, bot eine Angriffsfläche, bevor sich die Miene wieder versteinerte. „Ich fühle, wie mein Leben sich dem Ende nähert, mir wahrscheinlich nur noch Jahrzehnte bleiben. Ich musste erleben, wie mein Sohn alles ablegte und sich mit glühender Begeisterung einem Menschen anschloss, der ihm Hoffnung brachte. Hoffnung darauf, trotz seines unreinen Blutes akzeptiert zu werden. Er ließ sich nicht davon abbringen und zwang mich dazu ihn zu verstoßen.“

„Zwang? Pfff…“, regte sich sein Kleiner auf und verstummte dann wieder.

Sondei breitete die Arme scheinbar ungerührt aus um sie dann wieder vor seiner Brust zu kreuzen. „Tja, ich haderte mit meinem Entschluss, hasste es, keine Wahl zu haben. Mein Tod rückt immer näher und mein Älterster dient einem Menschen, doch das war es, was mir die Augen öffnete. Ein Mensch! Ein Mensch war kein Dämon und ist von der Prophezeiung nicht betroffen. Er ist der einzige, der die Wasserdämonen für immer beherrschen könnte, wenn er denn ewig lebt, gebunden an einen Dämon – und genau das warst du. Es war wie ein Wunder zum richtigen Zeitpunkt, ein Wunder das schon so viel Beachtung auf sich zog. Und als mir die Begeisterung wieder in den Sinn kam, in der mein Sohn und so viele andere entbrannt waren, musste ich es wissen.

Usol suchte und sucht noch immer Unterstützung und war wie eine sprudelnde Quelle, die alles preis gibt. Endlich fügte sich alles: Ein Dämon der das Land beherrschte, sein Geliebter, der an seiner Seite für ewig die Wasser regierte und die Feindschaft so für immer überwinden konnte. Ein Paar, das alle Rassen überwand.“

„Ähm...alle verrückt“, murmelte sein Kleiner leise, wedelte mit seiner Hand wieder vor seinem Gesicht und drückte sich noch näher an ihn. Er hatte Recht. Scheinbar verloren einige Dämonen mit steigendem Alter ihren Verstand und wurden verrückt. Mit aller Macht zu versuchen im Alter zu ändern, was man im Leben nicht konnte, war schwach und lächerlich. Sie wollten der Welt noch vor ihrem Tod ihren Stempel aufdrücken und sie formen. Doch nicht mit ihm.

„Aber bevor ihr in eurem Übermut eure Krallen ausfahrt: Ich werde euch nicht auf Usols Weg zwingen. Ich habe Caym das Zeichen eines möglichen Nachfolgers verliehen und die Schlange wird am Ende entscheiden, ob er der Herrscher werden kann -und er allein wird entscheiden, ob er es wird. Doch bis dahin wird es kein Wasserdämon mehr wagen sich gegen euch zu stellen, denn so sind die Gebote – und ihr könnt euren Weg so wählen, wie ich meinen selbst wählte.“ Die Schlange bewegte sich dabei merkwürdig, rutschte fast auf die Seite und schien mit ihren tiefschwarzen Augen seinen Kleinen zu fixieren, während Askavi immer lauter knurrte und zum Wasser stürmte und mit wütendem Zischeln bedacht wurde.

„Askavi!“, befahl jetzt Caym, worauf der Wolf noch immer unzufrieden rückwärts zurückkehrte. „Also noch einmal, ohne diese bedeutungsschwangeren unsinnigen Worte: Wieso hast du uns zusammen weggeschickt? Und was willst du – kurz und knapp, verdammt und nicht wieder...“

„Ich habe euch mit euren Armeen zusammen zurückgeschickt, damit ihr überlebt, denn ich wusste, dass nur der Tod euch dort erwarten würde. Wenn ihr tot seid, könnt ihr hier nichts ändern, und genau das will ich von euch. Ihr seid anders, so anders als dieser verfluchte Satan und sein Geliebter, die uns nur töten wollten und uns verrieten, uns in einen immerwährenden Krieg zogen. Die sich gegenseitig verrieten und betrogen, den Schein wahrten und alles verurteilten, weil sie nicht selbst verurteilt werden wollten. Verlogen bis ins Mark und trotztem verehrt – so ist die Welt des Landes. Die Welt kriecht im Schatten dieser Kreaturen dahin und beugt sich den Sagen. Ich hasse es.“ Sondei fiel dabei fast von seinem Thron und zeigte das erste Mal deutliche Krallen, die er in die Luft erhob, bevor er anfing zu schwärmen.

„Ich will, dass die Kinder aus Wasser und Land überall akzeptiert werden, ich will dass jeder sich aussuchen kann, was er tun will. Ich wünschte, dass die Wasserdämonen unter einer Hand für alle Ewigkeit vereint würden, einer Hand, die Regeln schafft, die beständig sind.

Ich bin zu alt, zu nah am Tod um nicht wenigstens den Versuch zu starten die Welt zu ändern, in der ich mich so lange den Regeln beugen musste. Doch ihr entscheidet über euer Schicksal und nicht wir Alten. Also entscheidet weise.“

Jetzt sackte der Wasserdämon in sich zusamnmen und atmete ein paar Mal tief durch, nur um sich wieder aufzurichten und seine Arme vor seinem Gesicht an den Handgelenken zu kreuzen. Hoffentlich war er bald mit seinem Vortrag zu Ende, dieses leere sinnlose Gerede und zeigte seine Schwäche. Er spürte, wie Caym immer wieder seufzte und wohl nur mit Müh und Not ruhig blieb, so wie er in seinen Armen hin und her schwankte.

„Ich erkläre euch zu Verbündeten der Wasserdämonen. Wesen des Wassers, ehrt den Nachfolger und ehrt unsere Regeln, gewährt ihm euren Schutz. Tötet die Feinde und bringt Frieden an die Gestade“, rief er laut, während sich das Wasser um ihn herum immer höher türmte, unglaublich hoch und dort schlußendlich in Form mehrerer Schlangen still stand, einen Käfig bildete. Es glitzerte, schwebte Momente unbewegt, bevor es über Sondei zusammenbrach, als dieser „Wir sehen uns“, rief.

Astaroth knurrte. „Feigling“, spuckte er aus. Die Möglichkeit würde sich sicher noch ergeben - er hatte Zeit.

Im Moment war das Wasser merkwürdig still, die Soldaten wohl verschwunden um Sondei zu suchen. So still war es, als ob sich nichts gerührt hätte, keine Welle zu sehen, bis sich Minuten später wieder etwas bewegte und das feine Kräuseln zurück kehrte.

Cayms Truppe schritt aus dem Meer, mit gesenkten Blicken und die Soldaten verbeugten sich tief. „Verzeiht Fürst für unser Versagen. Wir sind bereit für unsere Strafe“, entschuldigten sie sich für die Flucht.

„Besser so. Zufrieden…also ich bin zufrieden. Ihr habt es gut gemacht…“, murmelte sein Kleiner, worauf die Soldaten mit freudestrahlenden Gesichtern aufblickten und wieder zurückeilten zu ihren Kameraden, die jetzt schon auf ihren Tieren saßen, bereit für den Aufbruch.

„Verrückt, nicht wahr? Ich glaube das Alter tut niemandem gut…du wirst doch nicht so, oder?“, wandte sich sein Kleiner jetzt an ihn. „Und was machen wir jetzt?“

„Nein, mein Kleiner, solange ich dich ans Bett fesseln kann werde ich sicher nicht so verrückt. Und das werden wir auch gleich machen und viel Spaß dabei haben.“ Das Schmunzeln auf seinem Gesicht, als er den verdatterten Ausdruck in dem einzigartigen Gesicht sah, war den Schlag gegen seine Rippen mehr als wert.

„Du…du willst mich nur ablenken, verdammt“, hörte er die scheinbar wütenden Worte, doch das Grinsen auf den süßen Lippen war so deutlich, dass er wieder dieses warme Gefühl spürte, das sich in seinem ganzen Körper ausbreitete und auch dorthin wanderte.

„Die Strähne werde ich wohl so schnell nicht mehr los, aber ich werde sicher kein dummer Wasserdämonenkönig, verdammt. Und du wirst wohl Usol nicht so schnell los, der dich zum Satan machen will. Verdammt…wir werden wohl nichts los, aber ich lasse mir nichts aufzwingen…“, murmelte sein Partner und schien dabei zu überlegen.

Seine Arme schlossen sich bei den Worten noch enger um seinen Kleinen.

„Ich werde nicht Satan werden, sondern Astaroth bleiben, DER Astaroth, und aus eigener Kraft meine Macht erobern. Und du mein Kleiner, du wirst bei deinem Glück sicher der König der Wasserdämonen“, erwiderte er lachend, reizte seinen Caym, der ihn daraufhin mehr als beleidigt anstarrte. Er genoss den Anblick, grinste zufrieden. „Aber das ist alles egal, mein Kleiner. Denn was auch passiert: Nichts wird uns trennen, nichts wird uns je trennen.“

„Das ist ja fast roman…“, wollte sein Geliebter schon anfangen zu sagen, doch er unterbrach ihn: „Und natürlich werden wir viel Spaß miteinander haben bei deiner Lieblingsbeschäftigung: Unter meinen Fingern zu stöhnen und ‚Schneller‘ zu verlangen…“

„Duuuu…verdammter sexsüchtiger Dämon…“, hörte er die Flüche, sah das mit zartem Rot bedeckte Gesicht, bevor sich Finger in seinem Hemd festkrallten und ihn hinunterzogen in einen Kuss, der wie alles unbeschreiblich war. Die weichen Lippen prickelten, reizten jede Faser seines Wesens, glühten förmlich vor Wärme und ließen seine Herzen immer lauter pochen. Mehr, er brauchte mehr von diesem süßen Geschmack, diesem perfekten Erlebnis, das auf seiner Zunge prickelte, als er die seines Kleinen berührte, die ihn verführte und in ihren Bann zog. Seine Finger vergruben sich in den weichen Haaren, drückten den Kopf immer mehr an sich, immer näher, während seine andere Hand am Rücken entlang nach unten wanderte und das suchte, was ihn so sehr reizte.

Und dann war es wieder zu Ende, so schnell wie es angefangen hatte, als Arme ihn wegdrückten. Die feuchten, so roten Lippen auf dem Gesicht seines Kleinen waren wie eine Strafe.

„Also…auf zu neuen Abenteuern“, brachte sein Caym zwischen lauten Lachern hervor. „Nein, ernsthaft, das musste ich einmal sagen. So eine lustige Zeile in den Büchern…“, murmelte sein Geliebter wie zu sich selbst. „Gehen wir lieber. Ein bisschen deiner Lieblingsbeschäftigung brauche ich wohl auch…“, flüsterte sein Kleiner das Letzte ganz leise und schwang sich auf den Wolf, der freudig hechelte und davon sprang.

Schon im nächsten Moment saß er auf seinem Hiuma, ritt durch die Nacht, begleitet von dem Duft, der ihn ständig verführte und dem unvergleichlichen Lächeln seines Kleinen, der sich immer wieder umdrehte und „Schneller…oder willst du nicht?...Ich schon…“, rief.

Das Schmunzeln auf seinen Lippen schien nicht mehr weichen zu wollen und so verging die Zeit wie immer wie im Flug…
 

Astaroth schaute seinen Kleinen an, der sich an seine Brust kuschelte, ein Bein auf seine gelegt. Er fühlte das beruhigende Gewicht auf seinem halben Körper, während sein Caym noch im Schlaf immer wieder an seinen Haaren zog und dabei zufrieden seufzte. Sein Kleiner, der so unersetzlich war und ohne den er nicht mehr leben konnte, nicht wollte, der ihn verzaubert hatte.

Er war glücklich gefangen in seinen Empfindungen und lächelte, als er langsam über das braune Haar strich. Das warme Gefühl in jeder Pore und seine Gedanken sagten ihm leise das, was er schon wusste:

Alles war perfekt. Egal was passieren würde, das hier würde ewig sein, die Liebe ewig bestehen.

Für immer…
 


 

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AN: So, das war jetzt der letzte Teil des Specials.

Hoffe euch hat die Geschichte gefallen!

Auf jeden Fall vielen Dank für die Kommentare - ich freue mich über jeden einzelnen wirklich sehr.



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Von:  schatz123
2016-10-14T14:05:30+00:00 14.10.2016 16:05
Die ist so was von geil ^^ was mich intersiert wird er König der wasserdemonen und Astaroth Satan^^



Von:  LeslieJorden3660
2012-12-16T20:35:08+00:00 16.12.2012 21:35
Lange gesucht und endlich wieder gefunden
hab deinen fanfiktion vor einer ganzen weile mal gelesen
weiß nicht mehr ob ich da je ein kommi hinterlassen habe, und dann war mein account defekt und jetzt hab ich es endlich wieder gefunden *freu*
ich liebe es einfach und wollt dir sagen das es einfach etwas total geniales ist was du da erschafen hast :)
Lg Leslie
Von:  Luma_
2012-10-12T13:35:35+00:00 12.10.2012 15:35
Ich weiß nicht so genau wie oft ich diese Geschichte schon gelesen habe, aber 4 oder 5 Mal wird es wohl gewesen sein.
Und was mir immer wieder durch den Kopf gehen ist: "Wenn man alle Sex-Szenen aus der Geschichte rausschneiden würde, wieviel Text bliebe dann wohl noch übrig? Weniger als die Hälfte?^^" Ich glaube, ich echt noch nie ne Story gelesen die so lang und dabei so sexlastig ist.
Aber es sind wirklich sehr symphatische Charaktere, die einem gerade wegen ihrer zum Teil doch recht speziellen Art schnell ans Herz gewachsen sind. Und trotz all der Gewalt ist es einfach eine echt niedliche Happy-ever-after Geschichte. So hab ich das am Liebsten.^^
Hast echt was Tolles hiermit geschaffen.
Werde die Geschichte sicherlich noch einige Male lesen und mir einige Stunden auf nette Art damit vertreiben. Vielen Dank dafür.
Liebe Grüße
Luma
Von:  Kris18
2012-05-28T21:28:12+00:00 28.05.2012 23:28
Da hat das Schoßhündchen echt glück gehabt XD
Von:  Kris18
2012-05-28T21:01:24+00:00 28.05.2012 23:01
wuhu
die freiheit so nahe
Von:  Kris18
2012-05-28T20:36:22+00:00 28.05.2012 22:36
ach je
er hats aber echt nicht leicht
aber das wird schon
und er hatte ja zumindest seinen spaß XD
mehr oder weniger
Von:  Kris18
2012-05-28T20:36:22+00:00 28.05.2012 22:36
ach je
er hats aber echt nicht leicht
aber das wird schon
und er hatte ja zumindest seinen spaß XD
mehr oder weniger
Von:  Kris18
2012-05-28T15:27:43+00:00 28.05.2012 17:27
Schön das wenigstens er gut schlafen kann xD
Von:  Kris18
2012-05-28T14:18:55+00:00 28.05.2012 16:18
Also echt
wie kann er nur seinen eigenen Bruder verkaufen
Von:  Kris18
2012-05-28T14:18:06+00:00 28.05.2012 16:18
ach je der arme
was für ne harte erste Nacht


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