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Le sceau

Alucard und Integra
von

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La mort

Gedankenverloren starrte sie auf das alte, vergilbte Buch vor ihr, sie musste sich nicht mehr bemühen die alte Handschrift zu entziffern den sie kannte es in und auswendig, konnte jeden Satz zitieren. Leise seufzte sie und riss den Blick los von den gelben Seiten hin zu dem großen Fenster, um dann wieder nur die dunklen Regenwolken, die in einer seltsam schönen Anmut vom Mond beschienen wurden, der gerade am Horizont aufging, zu starren. Das Geräusch der Regentropfen die gleichmäßig und unnachgiebig gegen die Fensterscheibe fielen hörte sie schon lange nicht mehr, in ihrem Kopf herrschte Stille.

Wieder wendete sie sich ihrer Lektüre zu und blätterte vorsichtig, darauf bedacht die zerfallenden Seiten nicht zu zerstören oder zu beschädigen einige Seiten weiter, warum nur stand hier nichts darüber. Warum hatte ihr Großvater nur wage hinweise hinterlassen, nichts was man sich auch so hätte denken können, was hatte er sich dabei nur gedacht, wahrscheinlich war sich Abraham van Hellsing auch noch schlau dabei vorgekommen diese wichtigen Informationen so geheim zu halten das sie nicht einmal seine eigene Familie, seine Nachkommen denen er diesen Fluch aufgehalst hatte davon hätten profitieren können. Das Schriftstück, mochte es ein Buch, ein Stück Papier oder auch nur ein Schmierzettel sein, auf den er in seinen halb verfallenen Tagebüchern, die der Zeit hilflos ausgeliefert waren und schon die nächste Generation nicht mehr erleben würde, wenn es so eine Generation überhaupt geben sollte, hinwies, war schon jetzt zum Mythos geworden, ihr Vater hatte oft genug betont dass es jenes gegeben hatte, aber ebenso bestimmt nie behauptet das es noch existieren würde.

Ihr Verstand sagte ihr dass sie niemals finden würde was sie sich erhoffte trotzdem trieb sie etwas dazu immer wieder die fein säuberlich notieren Tagebucheinträge zu lesen. Irgendwas musste zwischen den Zeilen stehen, irgendein Hinweis etwas das ihr weiterhalf.

Mit einem lauten ‚plop’ klappte sie das Ledergebundene Buch wieder zu, ungeachtet dessen was dieses Buch schon alles mitgemacht hatte und lehnte sich in ihrem großen, bequemen Stuhl zurück. Dieser verdammte, verrückte, nichtsnutzige Vampir, und sie hatte ihn am Hals, was für ein Wortspiel, da wäre er wohl gerne.

Wenn sie nur schon an ihn dachte kamen die altbekannten Kopfschmerzen und hämmerten mit nicht zu überhörender Lautstärke gegen ihren Kopf, schnell öffnete sie ihre Schreibtischschublade und nahm ein kleines Döschen heraus in dem winzige Kopfschmerztabletten, die aber eine sehr zufrieden stellende Wirkung hatten, verborgen waren und schluckte zwei davon hinunter, Wasser brauchte sie nicht, wozu auch, die Dinger waren ohnehin so klein das man sie kaum merkte.

Nach einigen Minuten in denen sie nur die Decke angestarrt hatte stand sie auf und blickte wieder auf den wolkenverhangenen Nachthimmel. Ihre Gedanken kehrten, wie in letzter Zeit zur Gewohnheit geworden, wieder zu ihrem unlösbaren Problem zurück, nicht das es ihr einziges gewesen wäre, aber immerhin doch das größte und Auslöser für eine Menge ihrer anderen Probleme.

Dieses Siegel und dieser Vampir, zwei Dinge in ihrem Leben die sich nicht in Einklang mit allem anderen bringen könnte, und das störte sie auf das Empfindlichste. Es war geradezu unerträglich, bedachte man dass das Siegel eigentlich eine Gute Sache war, abgesehen davon das man es nicht ohne Vampir geliefert bekam. Das hatte sich Abraham van Hellsing ja fein ausgedacht, mit dem Siegel den gefährlichsten Vampir seiner Zeit, so hatte er es in seinen Tagebüchern immer wieder betont, an sein Blut zu binden, um, wenn er ihn schon nicht töten konnte auch umgekehrt der Bestie nicht zum Opfer zu fallen. Der unangenehme Nebeneffekt war nur, und daran hatte der schlaue Herr wahrscheinlich nicht gedacht, das sein Blut eben auch in seinen Nachfahren floss, und noch unangenehmer, nur verdünnt, was, wie sie persönlich dachte und fürchtete, auch Einfluss auf die Magie des Siegels hatte.

Immer wieder musste sie feststellen das Alucard sich Dinge herausnahm, die eigentlich nicht möglich waren, zumindest wenn man die Tagebücher des Alten Hellsing kannte. Dort stand geschrieben dass der Vampir allen Befehlen genaustens folge leisten müsse, was auch so in etwa stimmte, aber eben auch nur so ungefähr, obwohl Alucard ihre Befehle befolgte kam es immer häufiger vor das er sie so befolgte wie er wollte und nicht wie sie es befohlen hatte, da konnte von genaustens keine Rede sein. Weiter stand darin das der Vampir sich nur biss auf fünf Schritte näher dürfe, und schon wieder falsch, Alucard konnte sie von unten bis oben begrabschen wenn er es nur wollte und das lag ganz sicher nicht daran das er mit seinen Händen fünf Schritte weit langen konnten.

In Gedanken versunken steckte sie die Hände in die Taschen ihrer Hose, immer noch aus dem Fenster starrend, wusste Alucard etwas über die Magie des Siegels, etwas was sie nicht wusste und ihm einen Vorteil verschaffte. Wüsste sie doch nur was für ein Zauber es war, wie er funktionierte, woher ihn Abraham hatte und vor allem was er alles mit Alucard angestellt hatte dass dieser wirklich zum gefährlichsten Wesen, das sich die Welt vorstellen konnte, wurde. Sie konnte nämlich nicht glauben das Alucard immer so unbesiegbar gewesen war, wie es jetzt der Fall war, sie konnte sich gut vorstellen das des Abraham van Hellsing so vorgekommen sein musste, Alucard war ein mächtiger Vampir, schon immer gewesen aber unbesiegbar hatte ihn erst das Siegel gemacht, da war sie sich sicher, es hatte etwas verändert was nie hätte verändert werden dürfen und vielleicht war es nur die gerecht Strafe für beide Seiten. Dafür das Alucard an das Blut der Hellsings gebunden war, wurde er wahrlich unsterblich und das war Strafe genug für beide Seiten, er konnte die Ewigkeit nicht genießen da er den Befehlen gehorchen musste und die Hellsings, für sie war Alucard zwar keine Gefahr aber dafür hatten sie den verrückten Vampir am Hals und wurden ihn nicht los.

Vielleicht war die einzige Möglichkeit das Siegel zu brechen das Ende der Blutlinie der Hellsings, dann wäre er frei, dann gab es kein Blut mehr an das er gebunden war aber würde ihn das auch wieder zu einem herkömmlichen Vampir machen den man mit Silberkugeln oder Sonnenlicht in die Hölle schicken konnte?

Sie blickte auf die Pulsadern ihres Handgelenks, sie würde nie Ruhe vor ihm haben, ihr ganzes Leben nicht, egal was geschah, da musste sie schon sterben, und das war keine akzeptable Lösung.
 

Am nächsten Morgen, sie Sonne ging gerade über England auf überfiel sie ein solche Schwäche, wie sie es nicht für möglich gehalten hatte, es war ihr nicht einmal möglich das Bett zu verlassen, ihr war kalt und heiß zugleich, sie fühlte sich Elend wie sie es noch nie erlebt hatte. Als Walter nach mehrmaligem unbeantwortetem Anklopfen, unaufgefordert ihr Zimmer betrat konnte sie aus dem halb geschlossenen Augen sehen wie die Farbe aus seinem Gesicht wich, anscheinend war ihr äußerlich anzusehen wie sie sich innerlich fühlte, nach einigen besorgten Worten, von denen sie aber das meiste schon wieder vergessen hatte bevor er das Zimmer verließ, verging eine Ewigkeit, in der sie sich immer wieder unfähig etwas zu sagen oder zu tun hin und her wälzte.

Es fühlte sich an als würde der Tod mit seiner kalten, klapprigen Hand nach ihr greifen, langsam und qualvoll, mit sadistischer Lust ihr Leben fordern.

Kurze Zeit später, so vermutete sie, den Zeit war ein dehnbarer begriff, und besonders in ihrer Verfassung nicht mehr wirklich greifbar, betrat Walter mit ihrem Hausarzt wieder das Zimmer, wo dieser ihr Fragen stellte und sie untersuchte.

Als er gegangen war schlich der Tag endlos langsam dahin, sie pendelte immer wieder zwischen wach, Halbschlaf und Delirium hin und her, bekam nur wage mit wie Walter ihr immer wieder mit besorgter Mine Tee einflößte und ihr beruhigende Worte zusprach, die sie aber meist nicht erreichten.

In den kurzen Klaren Augenblicken dachte sie daran das nun ihr Ende gekommen war und ein paar Stunden mehr oder weniger auch keinen Unterschied machten, wie einfach es doch wäre die geladene Pistole aus ihrem Nachttischchen zu nehmen und dem Schmerz und Leid ein Ende zu setzten.

Als sie wieder aus einer ihrer kurzen Halbschlaffasen aufwachte bemerkte sie dass es dunkler wurde, und im ersten Moment dachte sie mit Erleichterung daran das es nun zu endgültig zu Ende sein würde, aber die Schmerzen ließen nicht nach und ihr wurde klar das es nur die Dunkelheit der Nach war. Walter betrat wieder leise ihr Zimmer, schaltete die Nachttischlampe ein und streichelte ihr väterlich über die Stirn: „Der Arzt wird in kürze die Analyse der Blutuntersuchung schicken, dann wird es euch bald besser gehen…“

Obwohl sie nicht viel mitbekam, so sah sie doch das verräterische Glitzern in seinen Augen und die Sorge, die ihm ins Gesicht geschrieben stand. Sie versuchte zu Lächeln, seinetwegen, denn sie selbst glaubte schon nicht mehr daran dass ihr auch noch irgendwas auf dieser Welt ihr helfen würde, aber es gelang ihr nicht recht.

Später, viel später, in der Zwischenzeit hatte sie schon versucht die kleine Pistole aus ihrem Nachttischchen zu benutzen, was ihr nicht gelungen war, denn jemand hatte sie herausgenommen, in weiser Vorrausicht, was ihr dann doch ein kleines Lächeln abrang, Walter dachte an alles, das musste man ihm lassen, kam der Arzt zurück, er blickte nicht mehr so finster drein wie bei seinem ersten Besuch, zog geduldig eine Spritze auf und machte sich daran eine Vene zu suchen, sie spürte nichts, merkte aber wie eine bleierne Müdigkeit sie überfiel.

Das Letzte was sie mitbekam war wie der Arzt Walter leise Anweisungen gab, dieser ernst nickte und sie beide das Zimmer verließen, dann verfiel die der Dunkelheit.
 

Walter schreckte aus einem kurzen, unruhigen Schlaf auf. Er hatte vor der Türe ihres Zimmers im Büro auf einem Stuhl platz genommen, er wollte sie einfach nicht alleine lassen, fand es aber unpassend als ihr Bediensteter neben ihrem Bett zu sitzen, also hatte er die schwere Holztüre einen Spalt offen gelassen um ihr jeder zeit zu Helfen falls sie nach Hilfe verlangte.

Aber es war nicht Integra die ihn geweckt hatte, vor ihr stand ein äußerst schlechtgelaunter Vampir, der auf ihn hinunterblickte: „Was ist eigentlich hier los, irgendwas stimmt hier doch nicht…“

Walter stand, noch etwas benommen auf und ging ein paar Schritte, immerhin war er nicht mehr der Jüngste und da konnte es schon sein das seine Gelenke sich etwas steif anfühlten. Nach kurzem Schweigen, indem die Ungeduld des Vampirs überdeutlich im Raum stand erwiderte er seufzend: „Heute Morgen war sie so schwach dass sie nicht einmal aufstehen konnte, der Arzt hat festgestellt das sie eine Art Vergiftung hat, gegen die es aber Gott sei Dank ein Heilmittel gibt das gut anschlägt, in ein paar Tagen sollte es ihr besser gehen…“

Er starrte Walter verblüfft an: „Was heißt hier Vergiftung, wie konnte denn das passieren, wer würde ihr das antun wollen, natürlich, mir würden da so einige einfallen… aber wer hatte die Mittel dazu, das kann doch nicht so einfach sein!“

Walter hingegen schüttelte ratlos den Kopf: „Das ist es auch nicht, es ist praktisch unmöglich, jeder Koch isst unter meiner Aufsicht selbst von dem was er kocht und dann erst bringe ich persönlich Sir Hellsing das Essen. Aber der Arzt meinte auch es wäre nichts was sich unter das Essen oder in den Tee mischen lässt…“

Kaum hatte Walter ausgesprochen schob sich Alucard auch schon vorbei an ihm in ihr Zimmer, sein Blick war ernst, noch ernster als der von Walter der ihn versuchte daran zu hindern: „Sie schläft jetzt endlich, wir müssen ihr diesen Schlaf gönnen und dürfen sie nicht stören…“

Ohne Walter weiter zu beachten ging er mit großen Schritten, nachdem er einen kurzen besorgten Blick auf sie geworfen hatte, durch den Raum auf das angeschlossene Bad und machte sich daran die Kästen zu durchwühlen. Als Walter empört auf ihn einredete, das dies nicht angemessen wäre und das nicht einmal er sich das erlauben könne und schlussendlich Anstalten machte, den Vampir ernsthaft daran zu hindern die persönlichen Sachen von Integra zu durchsuchen, zog jener kurzerhand seine Casull, zielte auf Walter, was diesen Augenblicklich zum schweigen brachte, und fuhr mit, nun nur noch einer Hand fort nach etwas zu Suchen, von dem er nur ahnte das es vielleicht hier war: „Walter, ich habe Respekt vor ihnen, es gibt überhaupt nur zwei Menschen vor denen ich Respekt habe, aber wenn sie versuchen sollten mich daran zu hindern, werde ich sie erschießen.“

Walter hatte die Botschaft mehr als nur verstanden, und war auf der einen Seite auch froh nun nichts mehr tun zu können, denn er selbst war schon auf die Idee gekommen, aber er hatte es für unangebracht gehalten die persönlichen Dinge von Sir Hellsing zu durchwühlen als wäre er ein Einbrecher.

Als Alucard seine Pistole schließlich wieder hinter seinem langem Mantel verschwinden hatte lassen, öffnete eine weitere Schublade und stieß schließlich ein merkwürdiges Seufzen aus das Walter nicht wirklich zuordnen konnte. Ihm wurde ein kleines, leeres Döschen, von denen offensichtlich noch mehrere in der Schublade verstaut gewesen waren, entgegengehalten, was schließlich ein schuldbewusstes Verstehen in seinem Gesicht erscheinen ließ. Er hatte es nicht gewusst, obwohl er es hätte wissen sollen.

Alucard hingegen schien nicht erschrocken oder überrascht zu sein, mit ein paar weiteren entschlossenen Schritten durchschritt er wieder das Zimmer, in dem die schlafende Integra nichts von alledem ahnte und öffnete die Schubladen ihres Schreibtisches, wobei ihm die Schlösser daran nicht wirklich hinderten, leerte den Inhalt kurzerhand auf dem Tisch aus und blickte Walter viel sagend an: „DAS stimmt hier nicht…“

Honeymoon-Suit

Langsam und nur widerwillig erwachte sie aus dem erholsamsten Schlaf den sie seit langem gehabt hatte, in ihrem Kopf dröhnte es, ihre Arme und Beine schmerzten während sie ihre Hände und Füße kaum spürte. Sie fühlte sich immer noch schwach aber die Schmerzen waren erträglich geworden, als sie sich jedoch aufsetzen wollte merkte sie dass ihr sogar dafür die Kraft fehlte. Wenig später betrat Walter das Zimmer schweigend und ohne anzuklopfen, was ihm nicht ähnlich sah, er öffnete bedächtig die geschlossen vorhänge und ließ dann frische Luft in den Raum, trat an ihr Bett und setzte sich immer noch schweigend auf einen Stuhl, der daneben stand. In seiner Hand hielt er etwas das sie erst auf den zweiten Blick erkennen konnte, aber schließlich Sinn ergab, sein betroffenes Schweigen, das sie nicht kannte und ihre Schwäche: „Was habt ihr euch dabei nur gedacht, mir nichts davon zu sagen…“ Sie schloss kurz die Augen, um nicht die Enttäuschung in seinen Augen sehen zu müssen: „Ich…“

Weiter kam sie nicht den schon war Walter kopfschüttelnd aufgestanden: „Ihr seid mir keine Rechenschaft schuldig, junge Herrin, trotzdem, tut so etwas nie wieder oder ich schwöre, mich interessiert nicht was mit euch ist und ihr werdet ganz langsam den qualvollen Tod sterben, der die Konsequenz aus so einer Dummheit ist…“

Damit verließ er das Zimmer.
 

Sie verbrachte den ganzen Tag damit untätig im Bett herumzuliegen und sich Gedanken darüber zu machen, wie es wohl für Walter ausgesehen hatte und wie sie ihm verständlich machen konnte dass es nicht so war wie es schien.

Auch fragte sie sich wie lange es dauern würde bis sie wieder auf den Beinen war, den die Arbeit wartete nur ungern, und zweifellos würden sich ein paar alte Herren maßlos darüber aufregen was ihr einfiel krank zu werden, gerade jetzt wo alles genau so war wie immer, immerhin bedrohte in der Zwischenzeit bestimmt ein verrückter Vampir-Clan die Bewohner Londons.

Ihre Frage wurde zu ihrer Überraschung und auch zu ihrem Unmut schon bald beantwortet als ein gutgelaunter Arzt das Zimmer betrat, nach einigen ermahnenden Worten, die jedoch ihrem Rang entsprechend höflich verpackt wurden, verkündete er das sie sich mindestens noch zwei Wochen zu schonen hatte und danach auch nur bedingt Arbeiten konnte. Darauf konnte man im allgemeinen bauen, den dieser Arzt wusste wie wichtig sie war, sonst wäre er nicht hier, er würde keine Minute länger Ruhe empfehlen als nötig.
 

Als sie irgendwann in der Nacht mit einem unerträglichem Gefühl von Durst aufwachte hörte sie zwei Stimmen aus dem Büro, ihrem Büro nebenbei gesagt, durch die angelehnte Tür, dementsprechend konnte sie nicht sehen wer da ein Gespräch führte, was aber nach wenigen Augenblicken nicht nötig war, den diese zwei Stimmen würde sie immer erkennen, die eine weil sie das angenehmste war was sie kannte und die andere weil sie das unangenehmste war was sie sich vorstellen konnte.

„Also sind wir uns einig…“

Ein längeres Schweigen, das sie irgendwie beunruhigte.

„Sorgen sie nur dafür das keiner was mitbekommt und tragen sie nicht zu dick auf, das erregt nur Verdacht.“

Wieder eine längere Pause.

„Machen sie sich keine Sorgen, ich werde mich um sie kümmern. Sie wissen, mir liegt ebensoviel daran wie ihnen, auch wenn das nicht immer so offensichtlich ist…“

Dieses mal nur eine kurze Pause.

„Und sie wissen, wenn dem nicht so sein sollte, wird die Sonne bald im Westen aufgehen!“
 

Dieses Gespräch, das sie nur gedämpft aber immer noch deutlich genug hörte um jedes Wort zu verstehen machte ihr mehr Sorgen als alles andere über das sie sich bisher den Kopf zerbrochen hatte. Was aber noch schlimmer war, es ängstigte sie, wenn sie bedachte das Walter nur zwei Sätze gesprochen hatte, den ersten und den letzten, was zwangsläufig bedeutete, das Alucard den Rest gesagt hatte und was hieß hier er würde sich ‚um sie kümmern’. Das klang geradezu bedrohlich, wollte Walter sie loswerden und überließ dem Vampir die Drecksarbeit, so wie sie es schon so oft befohlen hatte.

Sie lag die halbe Nacht wach und kämpfte gegen das Gefühl an dass es ihr nun an den Kragen gehen würde vor allem da sie jetzt so schwach und wehrlos war, obwohl sie sich immer wieder sagte das Walter nie zulassen würde das ihr etwas passierte.

Irgendwann jedoch sank sie doch in unruhigen Schlaf aus dem sie plötzlich hoch schreckte als jemand ihren Namen rief.
 

„Zeit zu gehen, Liebes! Deine Koffer sind gepackt und die Honeymoonsuit reserviert.“

Damit griff jemand nach ihrer Hand, jemand den sie nur undeutlich im Halbdunkeln der Dämmerung als Alucard ausmachen konnte. Sie wollte noch nach Walter rufen, denn Panik stieg in ihr auf, diese Situation hatte sie immer gefürchtet, wehrlos diesem Verrückten ausgeliefert zu sein.

Aber bevor sie auch nur irgendwas tun konnte fühlte sie sich in dunkle Schwerelosigkeit versetzt die ebenso schnell vorüber war wie sie gekommen war und fand sich in einem fremden, großen Bett, das mit frischer weißer Bettwäsche überzogen war wieder.

Sie wollte gerade protestieren aber da war Alucard mit einer angedeuteten, sie verspottenden Verbeugung auch schon in der nächsten Wand verschwunden und hinter ihm ging die Sonne auf und warf ihre wärmenden Strahlen durch das große geöffnete Fenster des unbekannten Zimmers.

Honeymoon-Suit II

Sie blinzelte der aufgehenden Spätsommersonne entgegen und lehnte sich erschöpft gegen die großen, weichen und wohlriechenden Kissen ihres neuen Krankenbettes, denn obwohl sie nicht wirklich verstehen konnte was hier los war, so dämmerte ihr doch was passiert war, und das gefiel ihr gar nicht.

Doch bevor sie sich weiter die letzten Tage, von denen sie eigentlich nicht mehr viel wusste, durch den Kopf gehen lassen konnte, um wenigstens ein wenig Ordnung in das Chaos zu bringen, klopfte es leise an der Türe.

Mühsam setzte sie sich auf und blickte sich noch einmal schnell in dem großen, ungewohnten Raum um und blickte dann schließlich neugierig zur Türe: „Herein!“

Schon als sie es sagte, fragte sie sich ob es eine gute Idee gewesen war, aber was blieb ihr schon anderes übrig, vermutlich wäre derjenige sowieso herein gekommen. Zu ihrer Überraschung erwartete sie keine Katastrophe als die Türe aufschwang, nur ein junges Mädchen, das sie vielleicht auf sechzehn Jahre geschätzt hätte, das fröhlich lächelte und ein Tablett trug, auf dem zu ihrer Freude Tee serviert wurde.

Langsam und leise kam sie näher, stellte das Tablett ab und wollte sich wieder davon machen: „Moment, warte doch mal… wer bist du und wo sind wir hier?“ Das Mädchen drehte sich noch mal lächelnd um und erwiderte: „Ich darf nicht mit ihnen sprechen, Meister Alucard wird ihnen alles erklären, sie müssen keine Angst haben…“ und damit war sie schon durch die Tür geschlüpft die sich nun wieder leise hinter ihr schloss.

Sie starrte fassungslos in Richtung Tür und schüttelte langsam den Kopf, was hieß hier Meister Alucard, und keine Angst haben, wusste dieses naive Ding denn nicht was dieser Meister Alucard alles so trieb.

Sie schüttelte immer noch ungläubig den Kopf als ihr in den Sinn kam, dass ein Schluck Tee ihre Lage zwar nicht bessern würde, aber vielleicht zu ihrem Wohlbefinden, das nicht gerade bestens war, beitragen konnte.

Nachdem sie nun untätig aus dem Fenster gestarrt und dabei immer wieder an dem Tee genippt hatte kam ihr die Idee aufzustehen, um wenigstens nicht ganz hilflos zu sein wenn die Sonne unterging, und sie konnte jetzt schon ahnen was dann hier los war. Diesen Plan verwarf sie jedoch schneller wieder als er ihr eingefallen war, denn kaum hatte sie einen Fuß aus dem Bett geschwungen wurde ihr auch schon schwindlig und die Welt verlor an Kontur und der gewohnten Festigkeit. Also blieb sie liegen und versuchte die Puzzelteile die zu dieser Situation geführt hatten zusammenzufügen.

Nach scheinbar endlosen Stunden in denen sie die vergangene Zeit nur am Gang der Sonne erahnen konnte war ihr so einigermaßen klar was hier im Gange war, die würden beide was erleben, der Verrückte Vampir ebenso wie ihr Butler, der ihrer momentanen Meinung nach mehr als nur einmal Anschreien verdient hatte.

Im laufe des Tages kam das Mädchen vom Morgen noch zwei mal, brachte ihr Essen, das sie aber kaum hinunterbrachte, alles schweigend, auf alle versuche sie etwas zu fragen oder ein Gespräch mit ihr zu beginnen, reagierte sie mit höflichem Lächeln, das Integra schon beim ersten mal nicht hatte ausstehen können.

Irgendwann zwischen Mittag und dem frühen Abend, nach einem kleinem Nickerchen, fühlte sie sich dann doch so gut dass sie hatte aufstehen können, zu ihrem Bedauern war sie nicht weit gekommen, bevor ihre Knie anfingen zu zittern und der Schweiß auf ihre Stirn trat, also ließ sie sich auf einem großen, bequemen, gepolsterten Sessel nieder und starrte wie schon den ganzen Tag die Wände an und dachte sich aus wie sie Alucard köpfen und vierteilen würde, und das immer und immer wieder, schließlich brachte dies ihn ja nicht um und ließ somit Raum für mehr.

Sie fragte sich sowieso warum er sich bei Sonnenaufgang wie ein herkömmlicher Vampir verkroch, wo er doch in seiner Eitelkeit so darauf bedacht war immer wieder zu betonen wie mächtig und einzigartig er doch war. Immerhin wusste sie doch dass Sonnenlicht ihn nicht umbringen konnte, dafür ahnte sie das es wahrscheinlich nicht gerade angenehm für ihn war, überhaupt, was einen anderen Vampir tötete bereitete ihm nur Schmerzen, so vermutete sie zumindest, denn das letzte mal da sie auf ihn geschossen hatte, was schon mal vorkam in der Hitze des Gefechts, wenn er einfach nicht sein Schandmaul hielt und sie sowieso schon gereizt war, kam er ihr fast wehleidig und schmollend vor. Natürlich hatte der Supervampir kein Wort darüber verloren, aber sich doch verdächtigerweise eine ganze Woche seine nervenden Sprüche verdrückt.

Seufzend lehnte sie den Kopf auf den abgestützten Arm und starrte auf den Boden, der mit der Abenddämmerung immer mehr an Farbe verlor und in einen schummrigen Grauton wechselte.
 

Eine tiefe, samtige Stimme riss sie aus ihren Gedanken, die sie so beschäftigt hatten das sie nicht einmal gemerkt hatte wie die Sonne, über die sie sinniert hatte, hinter dem Horizont verschwunden war.

„Guten Abend, Lady Hellsing…“

Sie blickte auf, sich bewusst das sie den ersten Schreck über die zerstörte Stille nicht hatte verbergen können und erblickte ihn nur ein paar Meter entfernt, ihr gegenüber, ebenfalls auf einem Stuhl sitzend, obwohl, sie hätte schwören können, da war eben noch kein Stuhl, aber was hieß das schon, nach allem was sie erlebt hatte, was machte es da schon wenn ein Stuhl plötzlich aus dem nichts auftauchte. Langsam lehnte sie sich in den großen Stuhl zurück und beobachtete ihren ungebetenen Besucher kritisch und als er nichts weiter tat als sie anzustarren und sie damit zu provozieren platzte es aus ihr heraus: „Was geht hier vor, was fällt dir ein mich hier her zu verschleppen, ich verlange sofort wieder nach hause gebracht zu werden oder ich werde…“ Ihre Stimme war aus Gewohnheit immer lauter geworden, doch nun unterbrach er sie mit noch lauterer, dröhnender Stimme, die von den Wänden wiederzuhallen schien: „Was wirst du, wirst du noch mal versuchen dir das Leben zu nehmen, dachtest wohl es wär schlau was?“
 

Dann herrschte Stille, erdrückende Stille die den nun ausgesprochenen Vorwurf unerträglich werden ließ. Sie war unfähig etwas zu sagen, weil ihr Kopf noch nicht verarbeitet hatte was man ihr hier vorwarf, sie und Selbstmord, das war so absurd dass die beiden Worte zusammen keinen Sinn für sie ergaben. Dachte dieser Durchgeknallte Untote wirklich sie hätte versucht sich umzubringen, sie wusste ja nicht mal was passiert war.

Nachdem sie ihn längere Zeit fassungslos und entgeistert angestarrt hatte, wobei ihr beunruhigender weise auffiel, das er bisher kein einziges mal gegrinst hatte, wie er sonst immer zu tun pflegte, entglitt ihr selbst ein leises lachen.

„Nun sind endgültig alle Sicherungen durchgebrannt, gütiger Gott… wird mir als nächstes untergeschoben, ich hätte mich davon geschlichen um mit ein paar Junkies ne Party zu feiern.“ Damit verklang ihr Lachen schlagartig und wich einem ernsten Gesicht: „Und wenn es so wäre, dich würde es am aller wenigsten was angehen, verstanden!?“

Er schüttelte, scheinbar müde den Kopf, blickte lange auf den Boden um irgendwann doch noch Mitleid mit der betroffenen Integra zu haben, er konnte es ihr ansehen, er konnte ihre angst riechen und hören wie ihre wirren Gedanken versuchten alles zusammenzuhalten. Er wusste das sie es nicht mit Absicht getan hatte, aber das machte eigentlich keinen großen Unterschied, sie war alt genug, wenn auch noch unanständig jung für seine Verhältnisse. Sie wusste es, irgendwie hatte sie es gewusst und es war ihr egal gewesen, vielleicht hatte sie eine solche Heftigkeit nicht erwartet, aber unmöglich konnte sie, gerade sie mit ihrem scharfen Verstand, der alles zwanghaft unter Kontrolle haben musste, es nicht gewusst haben.

Er hätte sie anschreien sollen oder sie zumindest mit unangebrachten Zynismus strafen können, aber er blickte sie nur freudlos an und erwiderte Ruhig: „Es geht mich vielleicht von allen existierenden Wesen dieser Welt am wenigsten an, auch wenn ich nicht dieser Meinung bin, immerhin ist mein Blut an deines gebunden, und umgekehrt, aber ich gehöre zu den wenigen, die es interessiert. Ich hätte mir gewünscht du wärst dümmer gewesen, hättest dich wenigstens auffällig benommen… dann hätten wir dem armen Walter seinen beinahe Herzinfarkt ersparen können.“

Sie blickte Alucard betroffen an, Walter, sie hatte bis jetzt noch nicht mal richtig darüber nachgedacht wie es Walter ging, er war der einzige Mensch auf dieser Welt der sich wirklich etwas aus ihr machte, was musste er nun von ihr denken.

Gereizt zischte sie: „Du wirst mir jetzt sofort sagen…“

Wieder wurde sie jäh unterbrochen, er hatte sich nach vorne gelehnt, beide Ellenbogen auf die Knie gestützt und starrte sie an: „Walter hat dich vor zwei Tagen in deinem Bett gefunden, schon halb in der nächsten Welt, nebenbei bemerkt, einen ganzen Tag musste er um dich bangen, hat ihm wahrscheinlich ein paar Lebensjahre gekostet. Na auf jeden Fall hab ich ihm wenig später auf die Sprünge geholfen, der gute Walter hätte dir das doch nie zugetraut.“

Er machte eine kurze Pause um sich wieder gegen den Stuhl zu lehnen: „Hast dir wohl nicht viel dabei gedacht, was?“

Er blickte sie besserwisserisch an, was wiederum Wut in ihr aufsteigen ließ, was bildete sich dieser Idiot ein, dachte er wirklich… sie schüttelte genervt den Kopf: „Du und ich wissen genau das es nicht so war wie es vielleicht aussah, also lass die Show und bring mich nachhause.“

Damit stand er grinsend auf und schlich irgendwie glücklich, so hatte sie den Eindruck, und das beunruhigte sie, durch den Raum.

Bis er plötzlich stehen blieb und sie immer noch grinsend anglotzte: „Das geht leider nicht, ihr befindet euch offiziell auf einer Mission, die so dringend und geheim ist dass es eure persönliche Anwesenheit in einem weit, weit entfernten Land benötigt, jenes natürlich nicht genannt werden kann… und jetzt das Beste, ihr kehrt erst in zwei Wochen wieder nach London zurück.“

Honeymoon-Suit III

An dieser Stelle möcht mich mich noch mal bei LadyHellsing bedanken, da waren einfach 3 Kapitel und 4 Kommentare, und drei davon waren von dir. Kaum hab ich was on hast du's auch schon gelesen, das freut einen natürlich ungemein. Da lohnt sichs auch nur für eine Person ne story zu schreiben - nochmal danke ^^
 

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Sie starrte auf den leeren Stuhl auf dem vor wenigen Augenblicken noch Alucard gesessen hatte. Jetzt wusste sie was hier los war, und es wäre ihr lieber gewesen sie hätte es nicht gewusst, Unwissenheit konnte ein Segen sein, aber das war gerade für jemanden wie sie nichts Neues.

Starr vor Überraschung, Entsetzen und anderen unangenehmen Gefühlen, für die sie keine Worte gefunden hätte, ließ sie die letzten Wochen immer und immer wieder Revue passieren. Alucard hatte Recht, sie hatte sich nicht wirklich viel dabei gedacht, wenn sie es getan hätte wäre es nie soweit gekommen.

Andererseits war ihr auch nicht viel übrig geblieben, wie hätte sie einfach mal Urlaub machen können, wo doch bei der unbedeutensten Kleinigkeit schon die Queen und der gesamte nichtsnutzige Rat, der sie überwachte benachrichtigt wurde. Man hätte ihr wieder Unfähigkeit und Schwäche vorgeworfen, und das hätte sie nicht auf sich sitzen lassen können. Deshalb hatte sie weiter gemacht, wie sie es immer getan hatte auch wenn sie an manchen Tagen, in letzter Zeit immer öfters, kaum hatte einen klaren Gedanken fassen können, es eine Qual war nach drei oder vier Stunden wieder aus dem Bett zu kommen.

Jetzt fühlte sie sich zwar schwach, aber es war nichts im Vergleich mit den letzten zwei Wochen, gegessen hatte sie fast gar nichts mehr da sie es einfach nicht hinunterbrachte, wenn sie aufstand hatte sie öfters das Gefühl gehabt gleich umzufallen, ihr ganzer Körper hatte geschmerzt, Magen und Kopfschmerzen waren gar nicht ohne Schmerzmittel zu ertragen gewesen, darum hatte sie einfach immer mehr davon genommen, ungeachtet der empfohlenen Tagesmenge, die sie zuletzt um das dreifache überschritten hatte.

Sie war wirklich dumm gewesen, spätestens dort hätte sie sich einen Tag frei nehmen müssen um sich einfach einmal auszuschlafen, aber irgendwie war immer etwas noch wichtigeres auf ihren Schreibtisch gelandet, das keinen Aufschub geduldet hatte.

Himmel, sie war 23 Jahre alt, und musste sich mit Schmerzmitteln voll pumpen um den Tag zu überstehen, was für ein Leben führte sie eigentlich.

Seufzend schleppte sie sich zum Bett und setzte sich, wieder starrte sie in die Leere des Raumes.

Wo war sie hier, nicht in England vermutete sie, den wenn sie aus dem Fenster blickte erstreckte sich vor ihr ein weites Tal, soweit heute Nachmittag hatte sehen können unbewohnt, nur Wiesen und Wälder, Berge und Täler so weit das Auge reichte. Ihre Gedanken schweiften zu dem jungen Mädchen, sie hatte einen Akzent, nur schwach, aber doch ließ er vermuten dass englisch nicht ihre Muttersprache war, vielleicht französisch, etwas anderes viel ihr nicht ein. Sie würde hier wohl nicht wegkommen, zwei Wochen, das war eine Ewigkeit, wer kümmerte sich um all die Dinge für die sie verantwortlich war, all die Missionen die geplant, durchgeführt und über die berichtet werden musste. Wie sie Alucard kannte hatte er dafür gesorgt das sie hier bleiben würde, sie würde hier kein Telefon oder andere Kommunikationsmittel finden mit denen sie mit der Aussenwelt hätte Kontakt aufnehmen können, sie konnte wahrscheinlich hier aus dem Haus spazieren, was ihr aber ebenso wahrscheinlich nichts brachte, da sich im Umkreis von Tagen nichts befand, nur Wald und Wiesen, Täler und Berge.

Es war die richtige Strafe für jemanden der sich so eine Dummheit geleistet hatte, deshalb beugte sie innerlich das Haupt davor, denn wie sie wusste hatte auch Walter damit zu tun gehabt, es aber höchst wahrscheinlich nicht so gesehen, weniger Strafe als viel mehr verdiente Erholung, aber mit Alucard, vielleicht würden die nächsten zwei Wochen schlimmer werden als die letzten zwei.
 

Am nächsten Morgen erwachte sie mit dem Sonnenaufgang, und fühlte sich zum ersten Mal seit Monaten wirklich ausgeschlafen und erholt. Ihr kam der Gedanke das doch mehr von ihr abgefallen war als sie gedacht hatte, sie fühlte sich leicht und beschwingt, geradezu glücklich, was sie irgendwie beunruhigte, andererseits, warum sollte sie nicht genießen was sie zwangsweise sowieso ertragen musste.

Vorsichtig verließ sie das Bett, überrascht das ihre Füße sie leichter trugen als sie erwartet hätte und öffnete die riesigen verglasten Türen am anderen Ende des Zimmers, durch die Augenblicklich frische, klare Bergluft in das Zimmer strömte. Sie duftete nach Bäumen, deren Blätter der Jahreszeit entsprechend langsam alle möglichen Farben annahmen, nach Gras und Blumen, die wenige Meter weiter sich sanft in der warmen Brise bewegten. All das rang ihr ein Lächeln ab, sie hatte so viele Jahre nicht einmal die Zeit gehabt irgendwelche Blumen zu bewundern oder daran zu denken wie schön doch ein Morgen sein konnte.

Sie drehte sich wieder um und blickte in ihr Zimmer, anscheinend war dies hier ein altes Haus, mit hohen Räumen aus dunklem Holz, klassisch eingerichtet, geradezu geschmackvoll, ganz anders als ihr eigenes Schlafzimmer oder ihr eher düsteres Büro, schien der Raum hier trotz der dunklen Möbel hell und freundlich.

Der Raum hatte zwei Türen die aus ihm hinausführten, die eine, so vermutete sie würde sie in die restlichen Räume des Hauses führen, und die andere, so wusste sie, da sie gestern schon gebrauch davon gemacht hatte, führte in ein nicht all zu großes Badezimmer das jedoch im Gegensatz zu diesem Zimmer hoch modern war. Sie hatte darin alles gefunden was man brauchte, und verschwand nun darin.

Als sie sich gerade Wasser ins Gesicht spritzte hörte sie wie die andere Türe geöffnet wurde und leise Schritte auf sie zukamen. Vorsichtig spähte sie hinaus in den großen Raum, mit klopfendem Herzen, bereit jeden Angreifer niederzustrecken, aber sie sah nur das junge Mädchen wie es mit frischer Bettwäsche und einem Lächeln zu ihr herüberblickte. „Entschuldigen sie, ich hatte angenommen sie würden noch schlafen, ich werde ihnen gleich ihr Frühstück bringen“

Ohne auf eine Antwort zu warten war sie auch schon wieder verschwunden und tauchte wenig später mit einem üppigen Frühstückstablett wieder auf.

Integra setzte sich an einen kleinen Tisch, nahe der großen geöffneten Glastüre, der durch ein hohes Regal, optisch vom Rest des Raumes getrennt war, ließ sich Tee einschenken und blickte das Mädchen das sich daran machte das Bett neu zu beziehen neugierig an.

Schließlich rief sie hinüber: „Ich weiß, sie sollen nicht mit mir sprechen, aber sagen sie mir wenigstens ob hier noch andere Leute wohnen.“

Die Angesprochene blickte nicht auf, voll auf ihre Arbeit konzentriert, und Integra erwartete schon gar keine Antwort mehr: „Nein, nur sie und ich, und natürlich Meister Alucard.“

‚Meister Alucard’, das störte Integra aufs empfindlichste, wie konnte sie diesen Verrückten nur als Meister akzeptieren, denn das tat sie anscheinend, obwohl sie kein Vampir zu sein schien, aber wer wusste schon was diese Bestie mit dem armen Mädchen gemacht hatte, sie wollte auch nicht darüber nachdenken, viel wichtiger war im Moment vielleicht noch einige Informationen aus ihr herauszubekommen. „Wissen sie eigentlich wer ich bin?“

Das Mädchen blickte nun doch von ihrer vollendeten Arbeit auf und lächelte sie wieder an „Nein, ich weiß nur das Meister Alucard wünscht das ich mich um sie kümmere, ich glaube ihm liegt viel an ihnen...“ Sie machte eine kleine Pause in der sie die benutze Bettwäsche vom Boden aufhob; „Ich bringe ihnen gleich etwas Frisches zum Anziehen, dann können sie hinaus und einen kleinen Spaziergang machen, wenn sie das möchten.“

Damit war sie auch schon wieder durch die Türe verschwunden, und Integra blickte verblüfft an sich hinunter, ihr war Kleidung noch nie wichtig gewesen aber nun war sie doch froh etwas Frisches zum anziehen zu bekommen, denn ihr Schlafanzug, eine einfache Stoffhose und ein Shirt hatte sie nun doch schon drei Tage lang angehabt.

Wenig später, sie trank gerade den letzten Schluck aus ihrer zweiten Tasse Tee, betrat das Mädchen wieder unaufgefordert ihr Quartier, einige zusammengelegte, weiße Kleidungsstücke in den Händen: „Hier sind ein paar Unterkleider für die nächsten Tage.“ Legte sie vorsichtig auf einer massiven Kommode ab und öffnete nur ein paar Schritte weiter einen großen massiven Schrank: „Hier können sie sich aussuchen was sie möchten, es müsste alles ihre Größe sein…“

Integra die inzwischen aufgestanden war, starrte sie verblüfft an: „Kleider? Ich trage niemals Kleider…“

Das Mädchen lächelte unbeirrt weiter: „Oh, etwas anderes kann ich ihnen leider nicht anbieten, soll ich ihnen beim Ankleiden helfen?“

Integra schüttelte nur sprachlos den Kopf, womit das freundliche, mit nichts aus der Ruhe zu bringende Mädchen den Tisch abräumte und sie darauf hinwies, sie müsse nur an der gegenüberliegenden Türe klopfen wenn sie etwas brauche, das Zimmer verließ.

Kleider, sie ging zu dem Schrank und zog einen Kleiderbügel heraus, das hatte sich Alucard ja fein ausgedacht, wohl um sie zu demütigen, denn das war es, sie konnte jetzt entweder nackt herumlaufen oder etwas anziehen was er für sie ausgesucht hatte und das war mehr als demütigend, es war entwürdigend und erniedrigend, ganz das was ihm gefiel, ein weiteres seiner kleinen Machtspiele.

Sie atmete einmal tief durch, erst einmal würde sie unter die Dusche springen.

Als es schließlich darum ging sich anzuziehen, hätte sie gewünscht sie hätte das Mädchen nicht zu voreilig weggeschickt, andererseits war es ihr peinlich sie extra für so etwas Banales zu holen. Natürlich wusste sie wie so ein Kleid anzuziehen war, aber das alles gestaltete sich dann doch etwas schwieriger als sie gedacht hatte. Erst einmal bereitete ihr das Unterkleid Schwierigkeiten, das weder Reisverschluss noch Knöpfe hatte und nur zu schnüren war, nachdem sie das geschafft hatte suchte sie sich das einfachste Kleid heraus das sie fand, ein blassblaues, das sich nicht wirklich in Schnitt und Model von den anderen Unterschied, aber doch nicht so schwer und altertümlich wirkte.

Alucards Geschmack war offensichtlich nicht wirklich mit der Mode gegangen, obwohl man eine Dame in solchen Kleidern auch noch heute auf einem Ball oder ähnlichem als elegant bezeichnet hätte.

Nachdem sie das alles hinter sich gebracht hatte, schlüpfte sie in das bequemste Paar Schuhe das sie in der Kommode fand und begab sich nach draußen.

Sie verbrachte den gesamten Vormittag damit über Wiesen und durch Wälder zu laufen und sich immer wieder einzureden, das sie bei Sonnenuntergang nicht die Beherrschung über so viel Anmaßung verlieren würde.

Zum Mittagessen kehrte sie zum Haus zurück, das tatsächlich kleiner war als sie es zuerst gedacht hatte. Sie hatte einen riesigen Hunger, fühlte sich jedoch schon nach wenigen Bissen satt, und verbrachte dann den ganzen Nachmittag wieder draußen, wobei sie sich so entspannt wie lange schon nicht mehr fühlte. Nicht einmal Alucards Unverschämtheiten machten ihr etwas aus.

Als die Sonne schon die ersten Bergspitzen zu streifen drohte macht sie sich auf den Weg zurück, wobei sie doch länger brauchte als sie gedacht hatte, so trat sie erst kurz nach Sonnenuntergang durch die geöffnete Zimmertür in die inzwischen gewohnte Umgebung.
 

Auf dem kleinen Tischchen brannte eine einzige Kerze und verbreitete schummriges Licht in dem sonst immer düster werdenden Raum. Sie setzte sich etwas misstrauisch und blickte auf die Bäume hinaus, die im schwindenden Licht zu unheimlichen Riesen wurden, eigentlich hätte sie erwartet das es kälter werden würde so bald es dunkel wurde, aber wie auch morgens war es ungewöhnlich warm, besser gesagt angenehm, nicht so wie in London, wo um diese Jahreszeit Abends eine beißende Kälte unter den Türen in die Räume schlich.

La confession

ahh, oje, da war der Titel der letzten zwei Kapitel schon nicht berauschend und jetzt das, egal ich lad es trotzdem on, kann man ja bei besseren eingebungen immer noch ändern - jeah, Alucard ist wieder da, endlich
 

ich entschuldige mich schon mal jetzt für die eventuell vielen und gravierenden Fehler, habs grad geschrieben und keinen Bock irgendwie Korrektur zu lesen - also viel spaß - unverständliche Sätze einfach selbst ergänzen oder überlesen
 

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Er stand seitlich einige Meter hinter ihr in Schatten, sie saß am Tisch und starrte hinaus in die dunkel und still werdende Welt, er konnte ihr Gesicht nicht sehen aber offensichtlich war sie in Gedanken versunken, sonst hätte sie seine Anwesenheit schon bemerkt. Sie sah sogar von hier aus bezaubernd aus, und er konnte es kaum erwarten ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, doch nun wollte er sie noch einen Moment einfach bestaunen, und ihm wurde klar welch ein Verlust es für die Welt, für seine Welt, gewesen wäre, würde es sie nicht geben. Ihre sonst so geraden Haare fielen ihr in großen, weichen Wellen über den Rücken, sie hatte sie wohl zusammengebunden als sie draußen gewesen war, wie er von Jeanne, die er gebeten hatte sich um sie zu kümmern erfahren hatte.

Die Kerze flatterte kurz in einer Brise, die von draußen durch den Raum zog, worauf sie zusammenzuckte, offenbar aus ihren Gedanken gerissen. Sie blieb noch einen Moment sitzen bevor sie ruckartig aufstand und sich langsam zu ihm umdrehte, offenbar hatte so etwas Bescheidenes wie das flackern einer Flamme ihre Instinkte geweckt und die Zeit in der er sie andächtig bewundern hatte können war vorüber.

Einige Momente blickten sie sich nur schweigend an bis sie schließlich leise und ernsthaft fragte: „Das soll wohl ein Scherz sein?“

Er setzte lediglich sein berühmtes Grinsen auf und blickte sie weiter bewegungslos an. Weitere Augenblickte verstrichen bis sie schließlich hilflos mit den Schultern zuckte an sich hinunter sah: „Kleider? Du bist ernsthaft gestört Alucard!“

Sein grinsen wurde noch breiter und er ging mit anmutigen, großen Schritten auf sie zu: „Keineswegs, etwas anderes hatten wir nicht zur Hand, und nebenbei bemerkt siehst du ganz bezaubernd darin aus.“

Er ging an ihr vorbei und setzte sich auf den gegenüber liegenden Stuhl, sie hingegen blieb noch einen Moment stehen und sagte lautlos, mehr zu sich selbst: „Natürlich…“

Schließlich setzte auch sie sich und blickte in schweigend und offen feindselig an.

Er hingegen öffnete seelenruhig eine Flasche Wein, von der sie wirklich nicht wusste woher sie kam, stellte zwei Gläser auf den Tisch und schenkte zuerst ihr, und dann sich selbst ein. Er hob elegant das Glas: „Auf die nächsten 14 Tage, oder sollte ich besser Nächte sagen…“

Sein anzügliches Grinsen brachte sie schon wieder auf die Palme, also griff sie nach dem Glas und leerte es auf einen Zug, um ihn wieder wütend anzustarren.

Gelassen schenkte er ihr noch einmal ein und blickte sie wieder grinsend an: „Trink langsam, sonst machst du es mir zu einfach…“

Sie griff nach dem Glas und trank noch einmal aus Protest einen großen Schluck: „Verdammt noch mal, ich hab einen Fehler gemacht, deswegen hab ich noch lange nicht verdient einem Verrückten Vampir wie dir ausgeliefert zu sein…“

Sie fühlte sich plötzlich merkwürdig hilflos, geradezu ausgeliefert, hätte er jetzt im Sinn einfach über sie her zu fallen, er könnte es wahrscheinlich tun. Es ängstigte sie, aber wenn sie genau darüber nachdachte konnte er das auch überall tun, und hätte sich nicht die Mühe machen müssen sie hier her zu bringen. Er hätte es tun können als sie halb tot in ihrem Bett lag, als sie in der Nacht zuvor die Missionsberichte durchsah, also was sollte dieses Theater.

Sein Grinsen erstarb und bevor er etwas sagte nahm auch er einen großen Schluck aus seinem Glas: „Einen Fehler, so kann man es wohl kaum bezeichnen, du wärst fast an einer Überdosis Schmerzmittel gestorben, du hattest Glück das du nicht irgendwann einfach umgekippt bist, dann wäre wahrscheinlich alles zu spät gewesen. Ich wusste dass du ab und zu mal was einwirfst, aber das du dich selbst so schamlos betrügst…“

Erstaunt Besorgnis in seinen Worten mitschwingen zu hören beugte sie sich über die Tischkante, sich nicht bewusst welch sinnlichen Einblick sie Alucard gewährte, und sah ihre Chance: „Nehmen wir an…“ sie machte eine wegwerfende Handbewegung, „es wäre so gewesen, hättest du nicht der Erste sein müssen der sich gefreut hätte, immerhin wäre die Blutlinie mit mir gestorben und du hättest dich deinem blutrünstigen Naturel wieder voll und ganz hingeben können.“

Er lehnte sich wieder Grinsend zurück, griff nach dem Glas und spielte gelangweilt damit, wenn sie wusste welch betörende Wirkung sie auf ihn hatte, beherrschte sie das kleine Spiel zwischen ihnen besser als er. Einen Moment würde er noch die Aussicht genießen, immerhin wurde sie ihm nicht alle Tage gewährt. Nach langem schweigen Antwortete er leise: „Irgendwann verliert auch das Blutvergießen seinen Reiz, und andere Dinge erscheinen interessanter…“

Diesen anzüglichen Blick am Ende dieses Satzes konnte sie nicht übersehen, und schneller als der rational denkende Teil von ihr saß sie wieder kerzengerade auf ihrem Stuhl, sich nun bewusst welchen Ausblick so ein Grinsen auslöste.

Schon wieder fühlte sie sich gedemütigt und dumm, wie eine einfältige Dirne, und das konnte sie auf den Tod nicht ausstehen. Wieder griff sie zum Glas, wobei sie erstaunt feststellte wie gut ihr dieser Wein schmeckte, bedachte man das sie doch kaum Alkohol und wenn, dann nur etwas Whiskey trank. Trotz der mahnenden Stimme, die ihr sagte sie solle nicht so viel trinken, nahm sie einen weiteren Schluck und stellte das Glas wieder sanft auf den quadratischen Holztisch. Sie fühlte sich etwas schummrig und merkte schon wie ihr das süße Getränk zu Kopf stieg, aber was machte das schon, vielleicht war seine Anwesenheit so einfacher zu ertragen, vielleicht war das Leben dann einfacher oder vielleicht konnte sie dann einfach besser schlafen, egal wie, ihr war danach sie haltlos zu betrinken, gerade jetzt in diesem Moment, also warum eigentlich sollte sie es nicht tun, wen kümmerte es schon.

Sie blickte ihn erschöpft von den kindischen Spielereien an: „Lassen wir das, wie wär’s wenn wir einfach mal wie zwei Erwachsene Personen, tot oder nicht, miteinander reden, tun wir so als wärst du nicht geisteskrank, nur für diese eine Nacht…“

Er grinste sie einfach nur weiter an, wartend was sie als nächstes wohl tun würde.

„Ich meins ernst, was ist es, was dich… sagen wir mal, so besessen von mir macht, der Hang zur Selbstzerstörung, das Organisationstalent oder doch die blonden Haare, sag’s mir, ich würd’s wirklich gerne wissen.“

Zu ihrem eigenen Erstaunen beugte nun er sich nun leicht nach vorne, und blickte sie ernst an, etwas mit dem sie nicht gerechnet hatte. Eher war sie davon ausgegangen er würde sie auslachen, irgendeinen seiner anzüglichen Sprüche ablassen und versuchen sie zu demütigen, indem er sie als naives Mädchen, das mit dem bösen Wolf versuchte Geschäfte zu machen, darzustellen.

„Keine Spielchen mehr…“ sein Blick schweifte nach draußen, wo aus der Ferne ein Gewitter aufzog und helle Blitze den sonst so friedlichen Nachthimmel für kurze Augenblicke geisterhaft erhellten. „Etwas grundlegendes hat sich geändert, und ich kam nicht umhin es zu bemerken, vielleicht liegt es daran das du eine Frau bist, vielleicht liegt es an dem verfluchten Siegel selbst, um ehrlich zu sein, es ist mir egal ich frage nie lange nach dem ‚Warum’…“

Obwohl sie scheinbar ungerührt auf ihrem Stuhl saß, so schlug ihr Herz augenblicklich schneller, erhielt sie jetzt die Antwort, die sie so lange schon suchte. Wusste er was es mit der Magie des Siegels wirklich auf sich hatte und noch wichtiger, würde er es ihr, ausgerechnet ihr sagen. Sie glaubte nicht wirklich daran, er war immer nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht, warum sollte er dann sein größtes Geheimnis preisgeben, etwas womit er sie bis zum heutigen Tage immer wieder an die Wand gedrängt hatte.

„Dein und mein Blut, das ist die Verbindung zwischen uns, die Stärkste, die es auf dieser Welt gibt, ich kann es spüren, seit unserer ersten Begegnung… das Siegel, das mich ursprünglich bannen sollte ist auch auf dich übergegangen.“

Er lehnte sich wieder, anscheinend zufrieden das nun losgeworden zu sein, wieder in seinen Stuhl zurück. In ihrem Kopf jedoch arbeitete es auf Hochtouren, sie wusste die Lösung war ganz nah, aber irgendwie konnte sie den Sinn hinter seinen Worten nicht fassen. Die Ratlosigkeit ins Gesicht geschrieben starrte sie ihn einfach nur Fragend an, was ihn schließlich doch dazu veranlasste lässig weiterzureden: „Im Grunde ist es ganz einfach, stirbst du, hat es direkte Auswirkungen auf mich, welche kann auch ich nicht sagen, ich hab auch nicht vor es herauszufinden, zufrieden? Nun kennst du die Antwort.“

Sie war sprachlos, so unendlich viele Möglichkeiten hatte sie nächtelang durchgedacht, immer wieder und wieder Versucht Erklärungen zu finden, und diese simple Antwort sollte nun die Wahrheit ihres Lebens sein. So einfach und verständlich die Antwort auch war, umso schlimmer erschien sie ihr. Tausend wirre Gedanken schossen durch ihren Verstand, keinen davon konnte sie fassen und zu ende denken, bis ihr innerliches Chaos von Leere verschluckt wurde. Sie starrte einfach auf ihre Hände, die ihr locker im Schoß lagen. Sie kannte dieses Gefühl der ungewollten Entspannung wenn sie zu lange an ein und derselben Sache gearbeitet hatte, wenn alles bedacht und durchgearbeitet war und dennoch keine Lösung in Sicht war. Vielleicht hätte man es stille Hoffnungslosigkeit ohne den gewohnten Hauch von Verzweiflung nennen können, einen kurzen Augenblick indem nichts mehr etwas bedeutete, indem man hätte die Ewigkeit verbringen können, so angenehm leicht war dieser Zustand.

Dumpfes Donnergrollen schreckte sie aus ihrem zufrieden stellenden Zustand auf und brachte sie zurück in die verfahrene Wirklichkeit, in der ihr Verstand versuchte, Vorteile, Nachteile, Möglichkeiten und Konsequenzen abzuwägen. Sie bewegte stumm und unauffällig ihre Finger, die sich seltsam taub anfühlten, so als wären sie noch dort, an diesem Ort, wo all das bedeutungslos war, aber auch sie mussten in diese Welt zurückkehren: „Heißt das…“

Bevor sie auch nur wusste was sie sagen wollte unterbrach er sie mit amüsiertem Lächeln: „Ich könnte niemals zulassen das dir etwas geschieht, auch nicht wenn ich es wollte. Ich könnte tun wonach mir der Sinn steht, das Siegel hat in diesem Sinne schon lange keine Bedeutung mehr, was ich jedoch nicht kann ist dir den Rücken kehren und dich vergessen, um Ehrlich zu sein, nicht nur aus diesem Grund, das ist nur die halbe Wahrheit…“

Je ne veux pas....

Da, der Teil den ich vergessen hab hochzuladen ^^'
 

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Sie blickte auf, direkt in seine Richtung, doch sein Blick hing an den dunklen Gewitterwolken, die stetig weiter in ihre Richtung zogen. Ein Blick der sie einhalten ließ, die Antwort auf diese Art Äußerung kannte sie genau, sie konnte sie im schlaf brüllen, so oft schon hatte Alucard ihr seine Angebote für alles Mögliche unterbreitet, doch nun verschwand diese Antwort im Nichts. So oft er seine anrüchigen Vorschläge vorgebracht hatte, genau so oft hatte er dabei auch anmaßendes gegrinst, aber nun lag eine erdrückende Ernsthaftigkeit in seinem Blick, etwas was ihr den Atem raubte, weil sie geglaubt hatte ihn genau zu kennen, seine hinterhältige Art, wie er alles und jeden versuchte in den Wahnsinn zu treiben weil es ihm gefiel Macht über die Menschen zu haben, Macht über sie zu haben, es ging immer nur darum.

Sie war irgendwie sprachlos, so etwas wie Traurigkeit und Bedauern in seinem Gesicht zu sehen, war sie doch der Überzeugung gewesen er würde nur das Gefühl der Befriedigung nach einem Blutrausch kennen, oder die Freude wenn er sie dazu gebracht hatte wütend die Türen zu zuschlagen.

So saß sie nun da und starrte in das Profil des mächtigsten Vampirs den die Welt je gesehen hatte und fragte sich ob hinter dem Grinsen und den unangebrachten Sprüchen doch noch mehr war. Ihr Verstand sagte ihr unangenehm deutlich, das dies nur eine weitere Masche war, sie dazu zu bringen was er wollte, wie er es immer versuchte, das er, ebenso wie sie, nur den Augenblick nutzte.

Leider sagte ein anderer Teil in ihr, sie konnte nicht wirklich sagen welcher es war, ihr Gefühl, Intuition oder doch der schwere Rotwein, das dies ein außergewöhnlicher Augenblick sein musste, ein Moment den sie noch nicht erlebt hatte und höchst wahrscheinlich nie wieder erleben würde. Das sie vielleicht Respekt davor haben sollte und sie kein Fünkchen Anstand besäße, würde sie jetzt ihre Standardabwehrhaltung einnehmen, was eigentlich nur bedeutete ihn zehn bis fünfzehn Minuten mit einer, immer wieder leicht veränderten Reihe von Argumenten, Beschimpfungen und Drohungen anzuschreien, in der Hoffnung, das selbst er eines Tages seinen Spaß daran verlieren würde. Wenn sie genau darüber nach dachte, blieb ihr entweder dieses oder Schweigen, den sie hatte für solche Fälle keinen Notfallplan, also schwieg sie.

„Sprachlos?“ damit blickte er sie wieder direkt an, sein altbekanntes grinsen im Gesicht und sie hätte dabei wirklich in die Luft gehen können. Verdammt noch mal, sie hatte sich reinlegen lassen und er wusste es genau so wie sie. Sie hätte sich selbst auslachen können, hatte sie doch gerade eben noch so etwas wie ein Gefühl der Zuneigung für ihn, in sich aufkeimen lassen.
 

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Ihr Blick sprach Bände, so entrüstet und gleichzeitig wütend, sie kaute auf ihrer Unterlippe herum, was ein eindeutiges Zeichen dafür war, dass es in ihr kochte.

Ungehalten stand sie auf, trat schnell durch die große offene Türe die auf eine Art Veranda führte und blickte verbittert in den immer dunkler werdenden Nachhimmel: „Ich bin es leid… diese Spielchen, um Macht oder Respekt… oder um was auch immer.“

Ihre Körperhaltung sagte ihm dass sie wütend war, doch ihre Stimme klang traurig, fast verzweifelt.
 

Ihre Stimme ließ das geübte Grinsen aus seinem Gesicht weichen. Er wusste, dass er es nun wieder zu weit getrieben hatte. Etwas höchst ungewöhnliches regte sich in ihm, so etwas wie ein Gewissen, dass ihm sagte er habe sie mit seinen kleinen, zugegeben geschmacklosen, Scherzen schon zu oft verletzt und noch ungewöhnlicher, der Wunsch sie zu trösten.

Obwohl sie nur ein Mensch war, konnte sie sich sehr wohl mit ihm messen und doch war sie im Gegensatz zu ihm ein Kind, das nicht wusste mit Gefühlen umzugehen. Er hatte beinahe drei Jahrhunderte Übung darin Gefühle zu verdrängen oder zuzulassen. Er wusste den stärksten Instinkt eines Vampirs zu unterdrücken, aber darin war sie auch nicht schlecht, etwas zu unterdrücken hatte sie von klein auf gelernt und nun war sie unfähig ein Gefühl außer Selbstzweifel, die sie weiter trieben und Wut, die meist die Menschen um sie einschüchterte, zuzulassen.

Ein dumpfer Laut, einem unterdrücktem Seufzen gleich entwischte ihm, bis in alle Ewigkeit hätten sie beide dieses Spiel so oder so nicht spielen können, so amüsant es für ihn gewesen war, vielleicht auch für sie, zumindest zeitweise. Zum einen hatte Integra im Gegensatz zu ihm keine Ewigkeit, genau genommen war die Zeit in der ihr Verstand dies aushalten konnte schon überschritten – denn obwohl sie eine der größten Persönlichkeiten war, die er je kennengelernt hatte, sah er Zunehmens die Erschöpfung als Konsequenz ihres Lebens am Abgrund. Menschen waren nicht dafür geschaffen in zwei Welten zu leben, zumindest nicht auf Dauer. Sie hatte es lange durchgehalten, länger als er es ihr zu Anfang zugetraut hatte, aber nun musste das eine ein Ende haben, sonst würde sie der Zwiespalt, der sich zeitweilig auch schon in ihren Launen zeigte, zerreißen und nichts mehr von ihr übrig lassen. Nun war der Moment in dem sich überdeutlich zeigte das ihre Fassade, mit der sie alles zusammenhielt, bröckelte.

Nach einem weiteren Augenblick in dem er einfach nur auf ihre zierliche Gestalt, die sich geisterhaft vom Nachthimmel abhob, geblickt hatte stand er langsam auf und ging mit bedachten, ruhigen Schritten auf sie zu. Er konnte ihr Gesicht nicht sehen, denn sie blickte in die Dunkelheit hinaus, ganz so wie es ihre Position oder Bestimmung immer von ihr verlangt hatte. Aber er wusste mit welchem Blick sie in ihre düstere Zukunft starrte, er kannte ihn nur all zu gut, wenn sie dachte niemand würde sie beobachten zeigte sich manchmal für kurze Momente die Angst in ihrem Gesicht, die Gewissheit das sie für ihre Sache sterben würde und das Bedauern das sie nie ein Leben gehabt hatte. Sie wusste das von ihr Nichts als ein bescheidener Grabstein bleiben würde, auf dem stand, dass sie dem Königreich gedient hatte. Sie war nicht dumm und sich dessen vollkommen bewusst, deshalb hatte sie sich auch auf ihn eingelassen, und das hatte sie, mehr als es ihre Pflicht von ihr verlangte. Er gab ihr einen Hauch Privatleben, wenn sie ihren eigenen Gefühlen freien Lauf lassen konnte, und mochte es auch nur Wut sein.

Er stand dicht hinter ihr, spürte ihren Herzschlag, ihre Atemzüge und musste sich beherrschen nicht um ihre Hüften zu fassen und sie an sich zu drücken, denn das Bedürfnis sie zu besitzen, sie zu berühren und noch viele andere Dinge mit ihr zu tun, ließ ihn fast die Beherrschung verlieren. Leise flüsterte er ihren Namen, spürte wie ihr Herzschlag augenblicklich schneller wurde, sich bewusst, dass auch sie sich tief in ihrem inneren nach all diesen für sie unanständigen, unmöglichen Dingen, von denen sie nicht einmal wirklich wusste, sehnte.

Er blickte über ihre Schultern ebenfalls in die dunkel gewordene Welt, die nun immer öfters geisterhaft und nur für Sekundenbruchteile von Blitzen erhellt wurde: „Du und ich, wir gehören zusammen, das Blut verbindet uns...“ er machte eine kleine Pause, während dunkles Donnergrollen über sie hinweg zog, „aber nicht nur deswegen…“
 

Einen Augenblick herrschte vollkommene Stille zwischen ihnen, dann drehte sie sich in einer einzigen geschmeidigen Bewegung um, stieß ihn mit aller Kraft von sich und schleuderte ihm mit zitteriger Stimme entgegen: „Hör auf damit… hör endlich auf mich im einen Moment mit diesem Blick anzusehen, hinter mich zu schleichen und mir all diese Dinge zuzuflüstern, nur um mich dann im nächsten Moment mit deinem saudummen Grinsen bloßzustellen, um mir zu zeigen wie einfältig, leichtgläubig und dumm ich doch bin…“ sie musste eine Pause machen um einmal tief Luft zu holen, „schlag mich doch einfach ins Gesicht, wenn du das Bedürfnis hast mich zu verletzen…“. „Schhhh…“ mit einer unerwarteten Handbewegung, die sie befürchten ließ er würde sie wirklich schlagen, brachte er sie zum schweigen. Sie zuckte vor seiner übergroßen Gestalt zurück, doch bevor sie die Flucht nach hinten ergreifen konnte fasste er ihre Hand und presste sie Mitten auf seine Brust. Ihr schwacher Wiederstand konnte gegen seinen kraftvollen Griff nichts ausrichten und von Sekunde zu Sekunde in der sie sich schweigend ansahen wurde ihr mehr bewusst, dass nur der dünne Stoff seines Hemdes zwischen seiner und ihrer Haut lag. Mit der einen Hand hatte er ihr Handgelenk umfasst, während er nun die andere auf die ihre legte und es ihr nun endgültig unmöglich machte, sich aus der erzwungenen Nähe zu winden. Seine Hand fühlte sich auf ihrer warmen Haut sehr kühl an, doch keineswegs unangenehm. Zu ihrer Überraschung sehr weich und lebendig, gar nicht so wie sie es im ersten Moment erwartet hatte.

Nach dem ersten Schreck holte sie einmal tief Luft und in diesem Moment wurde ihr auch bewusst das sie seinen Atem spürte, wie sich seine muskulöse Brust gleichmäßig hob und senkte, wie sein ruhiger Herzschlag durch ihre Fingerspitzen in ihrer ganzer Hand zu vibrieren schien. Sich plötzlich seines Herzschlages bewusst, wusste sie auch dass er den ihren, mit Sicherheit rasend schnellen Puls spüren würde. Und einen weiteren Moment später, führte sie sich vor Augen, welch verlockende Melodie ihr Körper wohl für ihn trommeln mochte, Panik ergriff von ihr Besitz und verzweifelt versuchte sie sich von ihm zu lösen und etwas Abstand zwischen ihn und sich selbst zu bringen.

Unbeeindruckt und ungewohnt ernst blickte er auf sie hinab, sein Griff lockerte sich keine Sekunde und nach einer kleinen Ewigkeit gab sie ihre Versuche sich von ihm zu lösen auf und blickte ihn ebenfalls an, fragend, ängstlich, verunsichert, ganz so wie sie immer reagierte wenn er einen Schritt auf sie zumachte, aber in dieser Nacht würde er sie nicht mehr loslassen… nie wieder.
 

„Ich mag ein Geschöpf der Dunkelheit sein, doch in meiner Brust schlägt ein Herz, das fähig ist zu lieben…“ Seine Worte wurden von der Dunkelheit verschluckt, aber zuvor lösten sie etwas in Integra aus, dass sie so gefürchtet hatte. Ihr Verstand konnte nicht wirklich erfassen was gerade zwischen ihnen passierte, aber ein anderer Teil von ihr, den sie immer unterdrückt hatte ließ ihre Knie weich werden, ihren Herzschlag für einige Sekunden aussetzen. Ihre Welt stand Kopf, ihr war heiß, kalt, sie glaubte nicht mehr stehen zu können und all dass wich plötzlich Freude, echter Freude darüber dass sie jemand auf dieser Welt wirklich liebte, mochte es auch ein verrückter Vampir sein, ein Untoter, Alucard…

„Alucard…du…“ weiter kam sie nicht, denn er hatte sie schon sanft an sich gezogen, drückte bestimmt, aber nicht grob oder gar zwingend ihren Kopf an seine Schulter, ihre Hüften an die seinen: „Ich liebe dich, so sehr dass ich verzweifle wenn du dich auch nur einen Augenblick von mir abwendest und dich anderen Dingen widmest…“

Durch sein dünnes Hemd konnte sie angenehm kühl seine Haut auf ihren glühenden Wangen spüren, seine Hand wie sie sanft durch ihre Haare strich und schließlich ihren Rücken hinab und…. zum ersten Mal in ihrem Leben wurde sie sich ihres eigenen Körpers bewusst.

Zögernd löste sie sich aus seiner Umarmung und blickte ihn verwirrt aber irgendwie glücklich an, was ihre Worte schließlich Lügen strafte: „Ich könnte niemals… du und ich, wir könnten… es ist unmöglich, ich kann nicht!“

Nachsichtig aber bestimmend antwortete er: „Heute Nacht habe ich das Sagen und solange du mir nicht ins Gesicht blickst und mir sagst das du nicht WILLST, werde ich mit dir all das machen wonach mir der Sinn steht!“ Damit zog er sie erneut an sich, so nah dass sich ihre Lippen beinahe berührten und sie seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren konnte. „Sag mir dass du nicht willst was ich gleich mit dir mache…“

Aus einem ersten Reflex heraus versuchte sie vor so viel Nähe zurückzuweichen, was auch dieses Mal nicht funktionierte, da er es ihr verwehrte. Und obwohl er sie fest bei sich hielt, hatte sie doch das Gefühl die Lage im Griff zu haben, auf eine merkwürdige Art und Weise. Denn obwohl sie wusste dass sie schon viel zu viel mit sich hatte lassen machen, so kamen die Worte ‚Ich will nicht‘ nicht über ihre Lippen. Und mit einem Mal wusste sie auch warum, weil sie gar nicht wollte dass er aufhörte, sie wollte all das mit ihm tun was sie nicht einmal in ihren Träumen zu tun gewagt hatte.

Sanft senkten sich seine Lippen auf die ihren, liebkosten ihren Mund und sie glaubte ihre Beine würden nachgeben, hätte er sie nicht besitzergreifend an sich gedrückt. Ihre Augen fielen wie von selbst zu, sie spürte nur seine weichen Lippen auf den ihren und mit einem mal waren all ihre Zweifel wie fortgeweht, sie wollte nur noch das er niemals mehr damit aufhörte, sie nie wieder loslassen würde.

Und dann lösten sich seine Lippen wieder von den ihren, zögerlich und bedauernd, hinterließen ein brennendes Prickeln. So unschuldig dieser Kuss auch war, er hatte in ihr das Bedürfnis nach mehr geweckt, nach viel mehr.

Leise und schwer atmend flüsterte er: „Sag es, sag das du nicht willst…“ Er rang mit seiner Selbstbeherrschung, er wollte sie noch fester an sich spüren, sie leidenschaftlicher küssen, ihr die Kleider vom Leib reißen und… aber er musste ihr die Chance lassen selbst zu bestimmen.

Confiance

Überrascht blickte sie in sein ernstes Gesicht, er meinte es wirklich ernst, wenn sie jetzt sagte dass sie nicht wollte würde er nichts weiter tun. Obwohl sie manchmal, in viel zu langen Nächten, daran gedacht hatte, dass er vielleicht eines Tages über sie herfallen würde und sie sich möglicherweise nicht mehr dagegen wehren konnte, so war es doch trotzdem keine große Überraschung, dass er sie nun nach ihrer Einwilligung fragte.

Selbst er würde keinen Gefallen daran finden würde sie sich die Seele aus dem Leib schreien wenn er sie berührte. Und noch wichtiger, er dachte wahrscheinlich dass sie sich dann das Leben nehmen würde, womit er womöglich recht hatte, aber so genau hatte sie diese Situation noch nicht bedacht. Nur schon bei dem Gedanken daran, hatte sie das Gefühl etwas Unmoralisches und Falsches getan zu haben.
 

Andererseits setzte es ihm eventuell aus, würde sie sagen, dass sie nie wieder von ihm berührt werden wollte. Sie musste sich nichts vormachen, in ihm steckte eine Bestie, die immer auf einen schwachen Moment wartete, in der er sich nicht unter Kontrolle hatte. Wer wusste schon wie er auf eine Zurückweisung reagieren würde, vielleicht war sie ihm tot lieber als sie nicht besitzen zu können. Wenn er ihr Herz schon nicht erobern konnte, vielleicht würde er es ihr dann lieber aus dem Leib reißen…
 

Zögernd löste sie sich nun von ihm, trat ein, zwei Schritte zurück und brachte somit den nötigen Abstand zwischen sie beide damit ihr Verstand wieder richtig funktionieren konnte: „Alucard… ich bin nicht bereit…“ die Stimme versagte ihr, wie konnte sie ihm sagen was sie wollte, wusste sie es nicht einmal selbst. Denn kaum hatte sie sich aus seiner Umarmung gelöst, quälten sie auch schon Schuldgefühle, dass sie zugelassen hatte was passiert war.
 

Er machte sich keine Mühe seine Enttäuschung zu verbergen. Entnervt trat er ebenfalls einen Schritt zurück und blickte in Richtung der dunklen Gewitterwolken, die fast schon vollständig den nächtlichen Himmel bedeckt hatten. Es war unglaublich, jede andere wäre in der Zwischenzeit schon längst in seinem Bett gelegen, nur sie nicht, sie die immer alles unter Kontrolle haben musste. Aber nur sie wollte er, seit er sie kennengelernt hatte, gab es keine andere mehr die sein Interesse wecken konnte.

Er blickte sie wieder an, wie sie da stand, unschuldig und unwissend was ihr entging, welch Freuden sie zusammen teilen konnten würde sie nur das bisschen Nähe zulassen.

Kopfschüttelnd lehnte er sich gegen einen Balken der hinter ihm den oben liegenden kleinen Balkon stütze und musterte sie von der Seite. Sie brachte nicht einmal den Mut auf ihm ins Gesicht zu sehen. So erwachsen sie in allen anderen Dingen des Lebens war, so kindlich war sie, wenn es um ihre eigenen Gefühle und Bedürfnisse ging. Und sie hatte Bedürfnisse, auch wenn sie es nicht wahrhaben wollte, sie sehnte sich nach jemandem der sie in den Arm nahm, nach jemanden der echtes Interesse an ihrer Person und nicht nur an ihrer Leistung zeigte.

Ja mehr noch, in dem kurzen schönen Moment, indem ihrer beider Lippen sich berührt hatten konnte er spüren wie sie auch nach seinen Berührungen verlangte, endlich eine Frau zu sein und von einem Mann begehrt zu werden.

Aber all dass ließ sich in ihrer kleinen weiß-schwarzen Welt nicht vereinen.
 

Den Blick auf den Boden gerichtet, mit sich selbst ringend konnte sie seinen Blick förmlich spüren. Ihre Lippen brannten immer noch wie Feuer und dort wo er sie berührt hatte verspürte sie ein angenehmes prickeln auf der Haut. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Einerseits wusste sie wie absurd diese ganze Situation, die letzen 5 Minuten und dieser Kuss waren. Sie, ausgerechnet sie, deren Lebensaufgabe es war Vampire und ähnliche Gestalten der Nacht zu bekämpfen, auszulöschen, ja sogar auszurotten und er, ausgerechnet er, ein Vampir, mächtig, blutrünstig, gefürchtet und ihr Untergebener. Andererseits, sie war eine erwachsene Frau, der niemals die Zeit geblieben war, in all den Jahren, auch nur einen Mann kennenzulernen, der in ihr mehr als Sir Hellsing gesehen hatte. Und wenn sie ehrlich zu sich selbst war sah sie Alucard schon länger nicht mehr nur als den lästigen Nachlass ihrer Vorfahren an. Natürlich, ihr war immer und überall klar, was er war, aber ihre Sicht darauf, wie er war hatte sich in vielen kleinen Momenten, in denen sich ganz andere Charakterzüge, als von einem Vampir üblich, zeigten, geändert.

Genau das hatte ihr Kopfzerbrechen bereitet, deshalb hatte sie so verzweifelt versucht das seine Schicksal von dem ihren zu trennen, eine Möglichkeit zu finden, das Siegel wieder in seiner ursprünglichen Form zu nutzen. Sie wusste, in dem bisschen Zuneigung, dass er sich in den Jahren, in denen sie zusammengearbeitet hatten, verdient hatte, würde sie sich über kurz oder lang verlieren, denn es war abgesehen zu Walter die einzige Private Beziehung, die sie sich erlaubte.

Sie musste es sich eingestehen, Alucard war in ihrer Gefühlswelt, von einem Verrückten Vampir, dem sie nicht eine Sekunde den Rücken zugekehrt hätte, zu dem einzigen Vertrauten, der ihre Gedanken verstand, geworden. Er war nicht länger nur der Vampir, er war auch ein Mann der sie begehrte, jemand der auf dem gleichen Level spielte.

Welches Gespräch hätte sie wohl mit einem Mann ihres Alters aus dem normalen Leben geführt ‚Hallo Liebling… heute Nacht haben wir wieder einmal ein Vampirnest auffliegen lassen, die königlichen Ratgeber sitzen mir im Nacken weil nicht alles nach Plan lief, aber mein verrückter, dreihundert Jahre alter Hausvampir hat dann alles wieder hingebogen. Und wie war’s bei dir im Büro?‘.

Fast hätte sie lächeln müssen, bei dem Gedanken daran, aber sich der Lage bewusst vermied sie es. Im Grunde war Alucard er Einzige, mit dem sie ernsthaft eine erwachsene Beziehung hätte führen können, zugegeben merkwürdig und kurios, aber immer noch nicht so abwegig wie mit jedem anderen.

Im Grunde gab es nur zwei Möglichkeiten, für alle Ewigkeit, oder besser gesagt, die paar Jahre, nebenbei bemerkt, wenn sie Glück hatte, die sie lebte allein, verbittert und unglücklich, und das war sie, hatte sie doch zu Anfang ihre Aufgabe als wichtig und sich selbst als unentbehrlich gesehen, so wurde ihr jetzt immer deutlicher wie ersetzbar sie war, wie sie immer wieder damit übergangen wurde, und wie ihre zahlreichen Feinde schon lange versuchten sie los zu werden, zu verbringen. Oder… sich wenigstens das bisschen an Normalität, wenn man es denn als solches beschreiben konnte, zu gönnen und auch mal ein wirkliches Privatleben zu führen.

Aber diesen Zwiespalt kannte sie nur all zu gut, immerhin war es nicht das erste mal das Alucard ihr dieses verlockende Angebot unterbreitet hatte.
 

Sie blickte vorsichtig zu ihm hinüber, als würde ein Blick schon genügen um sie davon zu überzeugen, dass Anstand und Pflichtbewusstsein Dinge waren, die sie nicht zu kümmern hatten. Wieder spürte sie Hitze in sich aufwallen, wie er dastand, die feinen Gesichtszüge, die trotzdem maskulin waren. Ein Blick, der ihr schon immer viel mehr versprochen hatte, als sie zu denken wagte und doch irgendwie bekümmert, zurückgezogen und enttäuscht, was er ohne Zweifel war.

Ihre Hände verkrampften sich zu Fäusten, einmal in ihrem Leben würde sie es doch schaffen nur an sich zu denken, nicht an ihre Bestimmung, die ihr aufgezwungen wurde, nicht an Normen und Vorschriften, die nur dann gelten, wenn es zum Vorteil anderer war und vor allem nicht an Moralvorstellungen, die von normalen Menschen für ein normales Leben ausgelegt waren.

„Hör zu…“ ihre Stimme klang laut und durchdringend nach dem langen Schweigen zwischen ihnen, obwohl sie leiser sprach als sie es gewohnt war, „ich bin nicht bereit mich willig in deine Arme zu werfen… ich bin keines von deinen kleinen Abenteuern, die dich für ein oder zwei Nächte beschäftigen. Wenn du morgen Nacht wieder aus irgendeiner dunklen Ecke auftauchst…“
 

Ungestüm wurde sie von ihm unterbrochen: „Integra…“ Schneller als sie gedacht hätte war er mit zwei großen Schritten schon wieder bei ihr, zog sie an sich und küsste sie, leidenschaftlich, verzweifelt und gefühlvoller als sie es ihm zugetraut hätte. Zum zweiten Mal in dieser Nacht blieb die Welt um sie stehen und drehte sich erst weiter als er von ihr abließ um sie Luftholen zu lassen, nur um sie dann erneut, noch intensiver und verzweifelter zu küssen.

Sie wusste gar nicht recht wie ihr geschah, bis er sein Gesicht in ihren Haaren vergrub und ihr schwer atmend ins Ohr flüsterte: „Das warst du nie… du warst nie eine von vielen. Ich kenne deine Gedanken, deine Zweifel…“

Er sprach nicht weiter, obwohl sie das Gefühl hatte, er hätte ihr noch etwas zu sagen gehabt. Sie bedauerte seine samtig-weiche und dunkle Stimme nicht mehr zu hören, doch schon im nächsten Moment entdeckte sie, dass die Alternative zu einem Gespräch noch ansprechender war. Langsam, genüsslich und sanft bedeckte er ihren Hals mit kleinen Küssen und wanderte hinab zu ihrer Schulter. Als er sie an der Stelle liebkoste, an der jeder andere Vampir spätestens jetzt zugebissen hätte, schreckte sie zurück. Doch er hielt sie nur noch fester und vertiefte seine Zärtlichkeiten an genau dieser empfindlichen Stelle. Ein leises stöhnen entkam ihrer Kehle, Angst und Lust mischten sich zu gleichen Teilen mit dem Adrenalin, das ihr Körper nun massenhaft ausschüttete. Als seine Zunge, die ein unbekanntes Gefühl auf ihrer Haut hinterließ, weiterwanderte flüsterte er schließlich: „Vertrau mir…“

Leises Lachen war zu vernehmen: „Dir vertrauen… niemals!“ Damit grub sie ihre Hände in seine seidigen, weichen, nachtschwarzen Haare und klammerte sich wie eine Ertrinkende an ihn.



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Kommentare zu dieser Fanfic (20)
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Von: abgemeldet
2009-08-17T09:10:46+00:00 17.08.2009 11:10
Boha O.o wie geil ist das den...Alucard als liebhaber...mhmmmmmmm könnte ich mir wirklich gut vorstellen.
Und du bist sicher das du nicht weiterschreiben möchtest????
Wäre wirklich schade drum.

Tay
Von: abgemeldet
2009-06-13T12:30:52+00:00 13.06.2009 14:30
Bitte weiterschreiben! Bettel bettel.
Ist so spannend!
Von: abgemeldet
2009-02-28T13:31:16+00:00 28.02.2009 14:31
schnieff wann geht es den weiter? *liebfrag*

will wissen wie es weiter geht und ich denke viele leser auch. schnüfff
Von: abgemeldet
2009-02-23T00:12:23+00:00 23.02.2009 01:12
ich schreib mir selbst ein kommi ^^

egal...

ich trau mich nicht das nächste kapitel hochzuladen... das gehört eindeutig in die adult ecke, werd schon rot wenn ich nur dran denk... ahhh, was man nicht alles in einsamen langen nächten zusammenschreibt.
Von: abgemeldet
2008-07-17T19:01:17+00:00 17.07.2008 21:01
Ich find die story wird immer besser ^^
Du bist echt gut.
Hoff es kommt bald mehr, schau schon alle 5 minuten ^^

Von: abgemeldet
2008-07-17T17:53:30+00:00 17.07.2008 19:53
Jippiiiiii noch ein Kapi
Ich habe es verschlungen *reste der Chipstüte und krümmel von sich pustet*
so ne richtig geile Lektüre zum futtern und genießen.

Es war wie immer super, einmalig, fantastisch. Ich hoffe es kommt bald wieder mehr^^
Von:  sleeping_snake
2008-07-17T09:42:24+00:00 17.07.2008 11:42
Haaach... *träum*
Ich hab alles in einem Zug durchgelesen.
Wunderbar. Grossartig.
Du hast Intis Psyche voll im Griff.
Dein Schreibstil gefällt mir sehr gut. Er ist sehr packend und detailiert. Liest sich wie von selbst. ^^
Ich bin schon ganz gespannt, was die beiden in den 2 Wochen treiben werden. *eg*
Schreib schnell weiter.
lg S_S
Von: abgemeldet
2008-07-16T19:19:16+00:00 16.07.2008 21:19
Hey.
Hab die Geschichte früher mal gelesen und fand sie da schon super.
Toll das es jetzt weitergeht.
Ich hoff das schnell ein neues Kapitel kommt.
Du schreibst echt super.
Von: abgemeldet
2008-07-16T19:18:56+00:00 16.07.2008 21:18
Hey.
Hab die Geschichte früher mal gelesen und fand sie da schon super.
Toll das es jetzt weitergeht.
Ich hoff das schnell ein neues Kapitel kommt.
Du schreibst echt super.
Von: abgemeldet
2008-07-16T14:10:08+00:00 16.07.2008 16:10
Herrliches Kapitel. Dafür das es so lange gedauert hat fast mehr als 7 Monate, ist es richtig gut geworden und eine richtig gute Entschuldigung dafür jeder Leser soooo lange warten musste^^.

Ich hoffe das nächste Kapi ist etwas schneller da^^


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