Zum Inhalt der Seite

Abenteuer im Mittelalter

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Im Netz der Spinne

Nicht nur Kimie war von den anderen getrennt worden, auch die anderen Mitglieder der Gruppe mussten sich entweder allein oder nunmehr in einer kleineren Gemeinschaft weiter durchschlagen, wenngleich keiner von ihnen eine Ahnung davon hatte, wie das passieren konnte.

"So ein Scheiße!", fluchte Inu Yasha wütend. "Das ist doch unmöglich!? Wir haben uns doch gar nicht von der Stelle bewegt."

Im Augenblick war Inu Yasha gänzlich allein in diesem Sumpfgebiet. Nicht, dass er Angst gehabt hatte, aber er war sehr auf der Hut. Hier ging eindeutig etwas Seltsames vor.

Seinen Weg ein wenig fortsetzend, bemerkte Inu Yasha irgendwann, dass sich der Nebel so langsam wieder lichtete. Der Hanyou sah sich an vielen Stellen umgeben von Wasser und dieser faulige Geruch, der schon die ganze Zeit über in der Luft gelegen hatte, schien hier besonders stark zu sein. Der Gestank kam vom Wasser. Inu Yasha näherte sich diesem daher etwas, erschrak jedoch sehr als er sah, was sich in dem Wasser befand.

"Was zum Teufel...?!"

Unter der Oberfläche lagen mehrere tote Menschen, teilweise schon bis zur Unkenntlichkeit verwest. Ungläubig ließ Inu Yasha seinen entsetzten Blick schweifen.

"Wie ist so was denn nur möglich? Das kann doch nicht war sein!?"

Plötzlich zuckten seine Ohren. Schon wieder lag dieser eigenartig Klang in der Luft. Wie eine Melodie, die über den Ort vorüber zog. Während Inu Yasha noch versuchte, eine Erklärung für all das zu finden, wurde er plötzlich am Knöchel gepackt. Als er daraufhin nach unten sah, sah er, wie eine dieser Leichen ihn aus dem Wasser heraus ergriffen hatte. Sofort sprang der Hanyou mit einem Satz zurück und riss der Leiche dabei die schon skelettierte Hand vom Arm. Kaum hatte er sich aber dieses lästigen Griffs entledigt, tauchten aus dem Wasser zahlreiche andere untote Gestalten auf.

"Nervt mich nicht! Verschwindet!", brüllte Inu Yasha und griff an. "Sankontessou!"
 

"Hiraikotsu!"

Sango schleuderte ihren Bumerang soeben einem dieser fliegenden Ungetüme, die schon den Palast angegriffen hatten, entgegen. Zwar traf sie ihr Ziel, doch der Nebel behinderte ihre Sicht spürbar. Gerade noch so konnte Kirara verhindern, dass sie zusammen mit ihrer Herrin und Miroku mit einem anderen dieser Dämonen in der Luft zusammenstieß.

"Was hat das zu bedeuten?", fragte sich Sango. "Die anderen sind spurlos verschwunden und stattdessen tauchen nun von allen Seiten diese Dämonen auf."

"Das ist garantiert eine Falle gewesen!", vermutete Miroku. "Irgendjemand muss gewollt haben, dass wir hier herkommen und hat Kagome-sama als Köder benutzt!"

Als nun eine ganze Gruppe dieser fliegenden Dämonen sich zum Angriff bereit machte, öffnete der Mönch sofort sein Kazaana. "Kazaana!"

Die Dämonen wurden von dem gewaltigen Sog erfasst und eingesaugt. Nach getaner Arbeit schloss Miroku sein Kazaana wieder und wickelte die Gebetsperlen um seine Hand. "Vermutlich wurden wir getrennt, damit wir besser angreifbar sind. Wir müssen versuchen, die anderen zu finden und zwar schnell!"

Sango nickte zustimmend und wies Kirara an, das Gebiet gründlich zu überfliegen. Dabei stieß die kleine Gruppe jedoch immer wieder auf diese fliegenden Dämonen. Zwar konnten sich die drei gut behaupten, doch schienen immer wieder neue Feinde nachzurücken und auf die Dauer konnten sie dem Ganzen sicher nicht standhalten.
 

Unterdessen hatten Ashitaka, Shippou und Inuki mit einem anderen, wenngleich ähnlichen Problem zu kämpfen.

"Kitsunebi!" Shippou startete einen Angriff auf einen großen Schlangendämon, doch dieser erlitt keinerlei Schaden durch die Attacke des Kitsune. Ein lautes und bedrohliches Zischen ertönte, wodurch sich Shippou regelrecht die Haare sträubten und er die Flucht ergriff. "Uaah!! Hilfeee!!"

Und dieser Schlangendämon war nicht der Einzige gewesen, der hier sein Unwesen trieb. Ashitaka und Inuki hatten schon ein Weile mit anderen Feinden der selben Art zu kämpfen, konnten sich bisher aber gut behaupten. Eigentlich wäre es besonders für Ashitaka kein großes Problem gewesen, diese Schlangendämonen schnell und unkompliziert zu beseitigen, doch diese nutzten den Sumpf, um regelmäßig in dessen Gewässern zu verschwinden und so vor gegnerischen Attacken bewahrt zu werden. Dennoch konnte Ashitaka mit seiner Lichtpeitsche unter anderem noch den Schlangendämon ausschalten, der es auf Shippou abgesehen hatte. Ein trügerische Stille legte sich daraufhin über das Gebiet.

"Ist es... vorbei?", fragte Shippou vorsichtig und versteckte sich hinter Ashitakas linkem Bein. Ashitaka antwortete jedoch nicht, sondern ließ höchst aufmerksam und prüfend seinen Blick schweifen. Der Nebel hatte sich mittlerweile wieder etwas gelichtet, doch beschäftigte ihn und auch Shippou die Frage, wo die anderen so plötzlich geblieben waren. Sie waren auf einmal unbemerkt verschwunden. Aber auch diese Riesenschlangen schienen sich nunmehr in Luft aufgelöst zu haben. Doch dieser Eindruck sollte sich schnell als Täuschung herausstellen, als direkt neben Ashitaka, Shippou und Inuki ein besonders großes Exemplar dieser Dämonen aus dem Wasser emporgeschossen kam. Shippou quiekte sofort panisch auf und ohne überhaupt darauf zu achten, wohin genau er eigentlich sprang, fand er sich kurz darauf genau auf dem Gesicht von Ashitaka wieder.

"Shippou-chan! Geh wieder runter! Ich seh nichts mehr!", rief der Inu-Youkai sofort, noch bevor er sich so richtig auf den bevorstehenden Kampf hatte einstellen können, wenngleich er sein Schwert schon längst in der Hand hielt. Aber mit Shippou als Sichtblockade kämpfte es sich nicht besonders gut.

Shippou blieb ängstlich an Ashitakas Gesicht haften und schrie plötzlich laut auf: "Aah! Vorsicht! Er kommt von Links!"

Einfach nur auf die Worte des Kitsune hörend wandte sich Ashitaka in die besagte Richtung um, doch sofort protestierte Shippou lautstark: "Nein! Ich meine das andere Links!"

Da er im Moment ja einen anderen Blickwinkel hatte als Ashitaka, hatte Shippou von seiner eigenen Sicht aus die Richtung angegeben. Kein Wunder also, dass Ashitaka der Richtungsangabe beim ersten Anlauf nicht richtig hatte folgen können.

"Rutsch wenigstens ein Stück zur Seite! So kann ich doch überhaupt nicht kämpfen!", sagte Ashitaka, als er hörte, wie sich der Schlangendämon den beiden weiter zu nähern schien. Letztendlich wusste sich Ashitaka nicht mehr anders zu helfen und sprang mit einem Satz nach oben, wohin ihm dieses Kriechtier erstmal nicht folgen konnte. Dort fand er auch endlich die Zeit und pflückte Shippou von seinem Gesicht.

"Sag mal, dir ist schon klar, dass das verflucht hätte schief gehen können?", fragte er doch etwas tadelnd. Der kleine Kitsune entschuldigte sich sogleich reumütig, fragte dann jedoch: "Aber wir sind doch erstmal außer Gefahr, oder?"

"So würde ich das nicht sagen. Noch ist es schließlich nicht vorbei."

Die beiden landeten wieder auf dem Boden, wo auch Inuki wieder zu ihnen stieß. Doch wieder schien dieser Schlangendämon verschwunden gewesen zu sein. Inuki hatte ihn zuvor angegriffen, doch hatte sich das Ungetüm schnell wieder unter Wasser zurückgezogen. Wieder lag diese trügerische Stille in der Luft.

Shippou schaute sich ängstlich um, konnte jedoch ebenso wie Ashitaka und Inuki nichts Ungewöhnliches entdecken. Plötzlich tauchte hinter dem Kitsune jedoch wieder dieser Schlangendämon aus dem Wasser auf und wollte sich sofort auf sein Opfer stürzen, als Ashitaka Shippou jedoch noch rechtzeitig packte und aus der Gefahrenzone warf. Shippou kullerte kurz über den Boden, rappelte sich aber sofort wieder auf und erschrak als er sah, dass diese Schlange soeben Ashitaka verschluckt hatte. "Ashitaka!"

Sofort griff Inuki den Schlangendämon an und verbiss sich in dessen Kopf. Das Ungetüm fauchte, schleuderte seinen Angreifer aber sehr schnell wieder von sich ab. Inuki landete auf seinen Pfoten wieder auf den Boden und ließ ein bedrohliches Knurren verlauten.

"Hey! Spuck Ashitaka sofort wieder aus, du Ungetüm!", rief Shippou den Schlangendämon zu und attackierte ihn mit seinem Kitsunebi, blieb jedoch erfolglos. "Oh nein... Was soll ich nur machen...?", wimmerte der kleine Kitsune und fühlte sich richtig schuldig. Dieser Schlangendämon hatte Ashitaka gefressen, obwohl Shippou das eigentliche Ziel gewesen war. Und obwohl er kulinarisch schon hätte bedient sein müssen, wandte sich der Schlangendämon erneut dem Kitsune zu. Bevor es jedoch angreifen konnte, zuckte das Ungetüm plötzlich ganz eigenartig und schien als versuchte es, etwas wieder hervorzuwürgen.

"Was... Was ist denn jetzt los?", fragte sich Shippou irritiert, als der Schlangendämon mit einem Mal in der Mitte seines langen Körpers regelrecht in Stücke gerissen wurde und nunmehr tot ins Wasser fiel. Aus diesem tauchte nach einem weiteren kurzen Moment Ashitaka hustend auf. Shippou hatte sich zwar zuerst furchtbar erschrocken, war aber natürlich mehr als erleichtert gewesen.

"Ashitaka, du lebst ja noch!" Der Kitsune und Inuki liefen sofort auf ihren Kameraden zu, der soeben wieder aus dem Wasser kam.

"Meine Güte... Das war diesmal wirklich etwas eng", sagte Ashitaka. Noch etwas länger im Inneren dieses Ungetüms und es wäre wohl um ihn geschehen gewesen. Dann bemerkte er jedoch, wie sich Shippou an sein Bein geklammert hatte.

"Ich bin ja so froh! Ich dachte schon, du wärst tot... Das wäre nur meine Schuld gewesen..."

"Ach was! Es war doch nicht deine Schuld, Shippou-chan. Außerdem ist es doch gut gegangen. Mach dir keine Vorwürfe", erwiderte Ashitaka beruhigend. Shippou, spürbar beruhigt von diesen Worten, nickte und ließ wieder von ihm ab.

"Aber... was machen wir jetzt?", fragte der Kitsune nach einem Moment. "Und wie sollen wir die anderen hier jemals wieder finden?"

Doch auf diese Frage wusste Ashitaka ehrlich gesagt auch keine Antwort.
 

Inu Yasha hatte sich hingegen schon bald des Problems mit den untoten Gestalten entledigt. Sie waren wirklich keine ernstzunehmenden Gegner für ihn gewesen und nun konzentrierte er sich wieder darauf, die anderen zu finden. Er setzte seinen Weg fort und hob immer wieder prüfend die Nase in die Luft. Zumindest wurde sein Geruchssinn nicht mehr so sehr von diesem ekelhaften Leichengestank blockiert und tatsächlich hatte er schon bald eine Spur aufgenommen und er folgte dem Geruch.

Nach ein paar Minuten schien der Hanyou auch schon an seinem Ziel angekommen zu sein und fand sich vor dem Eingang einer dunklen Höhle wieder. Ganz eindeutig konnte Inu Yasha den Geruch von Kagome und auch Kimie wahrnehmen. Sie waren in dieser Höhle, aber da war noch etwas. Es war ebenfalls ein wohlbekannter Geruch, der dem Hanyou jedoch ganz und gar nicht gefiel. Diesen Geruch würde Inu Yasha auch noch zehn Meilen gegen den Wind erkennen. Das war ganz zweifellos der Geruch von Naraku gewesen. Stellte sich nur die Frage, ob es Naraku persönlich war oder ob er nur mal wieder einen seinen Abkömmlinge vorgeschickt hatte. Um das herauszufinden, blieb Inu Yasha jedoch keine andere Wahl, als die Höhle zu betreten und es selbst herauszufinden.

Plötzlich ertönte eine wundervoll beruhigende Melodie. Es war die selbe Melodie, die Inu Yasha auch zuvor schon gehört hatte und sie klang so, als würde jemand auf einer Flöte spielen. Der Klang kam direkt aus dem Inneren der Höhle.

"Ich werde wohl schon erwartet", vermutete Inu Yasha, zog Tessaiga und betrat sogleich die Höhle, wobei er jedoch stets auf der Hut war. Noch immer war die Luft erfüllt von dieser Melodie. Die Höhle war aber merkwürdiger Weise in ihrem Inneren etwas erleuchtet. Mehrere kleine Lichter flogen wie Glühwürmchen umher. Eigentlich hätte man diesen Ort auch als angenehm friedlich erachten können. Doch Inu Yasha war klar, dass der Schein diesmal hundertprozentig trog. Das wäre auch jedem anderen spätestens dann aufgefallen, als der erste schon teils skelettierte Körper eines Menschen mitten auf dem Weg lag. Mit einem Bogen ging Inu Yasha an diesem vorbei, bemerkte aber sogleich weitere Skelette und Leichen. Sie lagen entweder auf dem Boden oder lehnten an der Wand der Höhle. Eigenartig war jedoch, dass sie teils in diese weißen, dünnen Fäden gewickelt waren. Ein fauliger Geruch lag in der Luft, ebenso wie der von Narakus Abkömmling. Aber Inu Yasha roch auch noch etwas anderes, was darauf schließen ließ, dass sich hier noch ein paar andere Gestalten aufhielten. Er beschleunigte seine Schritte etwas. Er musste diese Sache möglichst schnell über die Bühne bringen und Kagome und Kimie schnell wieder hier rausholen.
 

Wie so oft, wenn Naraku seine Finger im Spiel hatte, so beobachtete er auch dieses Mal jeden Schritt von Inu Yasha ganz genau. Kanna, die vor Naraku saß, hielt ihm ihren Spiegel so entgegen, dass er problemlos alles mitverfolgen konnte. Der Hanyou wirkte sichtlich zufrieden mit dem, was er sah. "Geh immer nur weiter, Inu Yasha. Es wird Zeit mit dem Spiel zu beginnen."

"Und du bist allen Ernstes der Meinung, dieser Plan klappt diesmal, Naraku?", fragte Kagura skeptisch, während sie an der Wand des Zimmers lehnte, in welchem sich momentan alle aufhielten.

Auf die Frage seines Abkömmlings hin stahl sich ein hinterhältiges Lächeln auf Narakus Gesicht. "Sagen wir es so: Ich bin zuversichtlich, was den Erfolg anbelangt. Aber wir werden sehen, was passieren wird. Zumindest dürfte die Sache sehr unterhaltsam werden."

"Das klingt mehr so, als würdest du einen Misserfolg deines Planes nicht ausschließen", meinte Kuromaru daraufhin etwas herablassend, doch ließ sich Naraku davon nicht beeindrucken.

"Im Grunde muss ich mir keine wirklichen Sorgen machen", sagte er selbstsicher und betrachtete sein fast vollständig zusammengesetztes Shikon no Tama in seiner Hand. Egal, was auch passieren würde, Naraku hatte mit damit immer noch ein Trumpf Ass im Ärmel.

Kagura wurde aus Narakus Verhalten nicht ganz schlau. Wäre es ihm etwa egal, wenn auch dieser Plan fehlschlagen würde? Aber bei ihm wunderte sie eigentlich kaum noch etwas. Irgendwann wurde es der jungen Frau scheinbar zu langweilig, weiter mit zu beobachten, wie Inu Yasha durch diese Höhle stolperte. Also verließ sie schließlich den Raum, doch wurde sie dabei von Kuromaru verfolgt. Draußen auf dem Innenhof von Narakus Schloss stellte er sie plötzlich zur Rede: "Kagura! Was sollte eigentlich dieser merkwürdige Alleingang?"

Abrupt war Kagura stehen geblieben, drehte sich jedoch nicht zu Kuromaru um. "Was meinst du?", fragte sie misstrauisch.

Kuromaru fackelte nicht lange mit der Antwort herum: "Du brauchst nicht die Ahnungslose zu spielen. Ich weiß genau, was du gestern Nacht getrieben hast. Du hast diesen Ashitaka aufgesucht."

Schlagartig weiteten sich Kaguras Augen vor Schreck. Damit hätte sie niemals gerechnet. Sie war eigentlich der Meinung gewesen, ihr Vorhaben wäre unbemerkt geblieben. Nun doch deutlich verunsichert drehte sie sich zu Kuromaru um, dennoch darum bemüht, Haltung zu bewahren. "Woher weißt du das? Bist du mir etwa nachgeschlichen?"

"Das klingt irgendwie so negativ, aber wenn du es so nennen willst", antwortete Kuromaru wie nebenbei. "Es hat mich doch schon stutzig gemacht, was du wohl vorhaben könntest. Aber dass du daran denkst, Naraku auf so eine Art und Weise verraten zu wollen, das hätte ich weniger vermutet." Natürlich war Kuromaru nicht entgangen, dass Kagura Naraku ebenfalls überhaupt nicht ausstehen konnte, aber ihre Mittel wie sie sich erdacht hatte, ihn loswerden zu können, hatten ihn doch zugegebenermaßen etwas überrascht. Kurz darauf erschien jedoch ein niederträchtiges Lächeln auf seinem Gesicht, was die junge Frau doch etwas irritierte.

"Was ist daran so lustig?"

"Ach, ich denke nur gerade daran, dass du dir eventuell jemand anders suchen musst, der Naraku für dich aus dem Weg räumt. Sesshoumaru wird dir da sicher nicht weiterhelfen können, wenn ich ihn erstmal getötet haben werde. Und dieser Ashitaka steht auch nicht mehr lange. Er ist dem Tod einmal von der Schippe gesprungen, doch noch mal kriegt er das nicht hin, dafür werde ich sorgen. Ich dulde es nämlich nicht, wenn jemand, den ich gerne tot sehe, plötzlich wieder aufsteht und durch die Gegend läuft, als wäre nichts gewesen."

Kaguras Blick verfinsterte sich. Sollte Kuromaru mit seinem Vorhaben wirklich Erfolg haben, wären ihre Hoffnungen auf baldige Freiheit zunichte gemacht. Der einzige, der ihr dann noch irgendwie helfen könnte, wäre Inu Yasha, doch der würde lieber in der Hölle schmoren, als dass er Kagura in irgendeiner Form einen Gefallen tun würde. Es sei denn, er würde Naraku in naher Zukunft von sich heraus besiegen, aber wie lange sollte es bis dahin noch dauern?

Ihren Blick bemerkend, kehrte Kuromaru seiner Schwester schließlich den Rücken zu, sein Lächeln jedoch beibehaltend. "Keine Sorge, meine werte Kagura. Ich werde Naraku nichts von deinem kleinen Plan erzählen, zumal er mir ja so ziemlich egal sein kann. Mach also, was du willst, aber dann solltest du dich vielleicht etwas beeilen, bevor ich nämlich wieder in Aktion trete und sich deine Pläne unglücklich mit meinen kreuzen." Damit verschwand Kuromaru wieder im Inneren des Schlosses.

Noch einen Moment schaute Kagura ihm nach, wandte dann jedoch spürbar wütend ihren Blick ab. >Verflucht! Dieser Kerl macht, was er will! Der kann mir alles verderben. Ich muss handeln und das so schnell wie möglich!<

Kagura entnahm eine ihrer Federn aus ihrem Haar. Ein starker Wind kam auf und trug sie anschließend hoch in den Himmel empor.

>Ich lasse nicht zu, dass Kuromaru mir und meinen Plänen im Weg steht!<

Aus einem Fenster des Schlosses heraus beobachtete Kuromaru indessen, wie Kagura sich auf ihrer großen weißen Feder vom Schloss entfernte. Er kümmerte sich jedoch nicht weiter darum. Für ihn gab es nur das Ziel, Sesshoumaru im Kampf zu besiegen und sich auch Ashitakas Anwesenheit zu entledigen. Vielleicht würde er auch noch mal versuchen, sich Rin und Kimie vorzunehmen, aber das würde er erst zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden.

Als Kagura aus seiner Sicht verschwunden war, wandte sich Kuromaru wieder von dem Fenster ab.
 

Die Höhle besaß in ihrem Inneren mehrere weitere Gänge und Abzweigungen, doch der Geruch seines Widersachers würde Inu Yasha genau zu seinem Ziel führen. Noch eine Weile ging er durch den Gang und entdeckte schließlich eine hübsche junge Frau, die auf einem großen Felsen saß. Sie trug einen lavendelfarbenen Kimono mit dunkelblauer Musterung und ihr schulterlanges, schwarzes Haar, in welchem sie eine rote Blume trug, wehte wie bei einem leichten Wind sanft um ihr Gesicht. In ihren Händen hielt sie eine wunderschön gearbeitete Querflöte, auf der sie diese wundervolle Melodie spielte, die der Hanyou von draußen schon gehört hatte. Mit einem Mal verstummte die Musik jedoch.

"Du musst Inu Yasha sein. Ich habe dich schon erwartet. Herzlich willkommen bei mir", sagte die junge Frau mit ruhiger Stimme an ihren Besucher gerichtet. Sie wandte den Kopf zur Seite und ihre rubinroten Augen erfassten Inu Yasha, während ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen kam. Dieses war allerdings nicht gerade Vertrauen erweckend. Es hatte vielmehr etwas versteckt Hinterhältiges an sich.

Inu Yasha deutete daher sogleich mit Tessaigas Klinge auf die Frau. "Raus mit der Sprache, du Hexe! Wo versteckst du Kagome und Kimie?"

"Wie unhöflich", entgegnete die Frau gelassen und stand auf. "Ein Mann mit Anstand würde sich zumindest erstmal vorstellen. Aber das ist ja diesmal nicht nötig. Ich weiß ja, mit wem ich rede."

"Ich übrigens auch!", konterte Inu Yasha. "Du stinkst von oben bis unten nach diesem verfluchten Naraku! Gib es zu, du bist ein Abkömmling von ihm!"

Die junge Frau antwortete zunächst nicht, stattdessen lachte sie nur amüsiert. "Das hast du richtig erkannt, mein Süßer! Ich bin in der Tat ein Abkömmling von Naraku. Und mein Name ist Kaori."

"Ist mir egal!", erwiderte Inu Yasha patzig. "Lange wirst du eh nicht mehr sein! Glaub nicht, dass ich mich in irgendeiner Form zurückhalten werde, bloß weil du eine Frau bist! Naraku kann sich schon nach einem Ersatz für dich umsehen!"

Wieder lachte Kaori jedoch nur leise. "Wie amüsant! Aber ich mag Männer, die genau wissen, was sie wollen."

"Hör auf, hier so blöd rumzuquatschen! Ich bin bestimmt nicht hier, um mir dein unsinniges Geschwätz anzuhören!", fuhr Inu Yasha seine Gegnerin wütend an.

Wie aufs Stichwort lenkte Kaori das Thema mit einem Mal auch wieder auf das Anliegen des Hanyou zurück. "Ach ja, stimmt! Du hattest mich ja auf deine kleinen Freundinnen angesprochen." Sie schnippte einmal mit dem Finger, dann wurde hinter ihr der Blick frei auf ein großes Spinnennetz an der Wand der Höhle. Kagome und Kimie waren in diesem gefangen und wurden wie zur Schau Inu Yasha präsentiert.

"Kagome!", rief er eines der Mädchen sofort beim Namen, das jedoch irgendwie betäubt wirkte. Als sie aber seine Stimme hörte, öffnete Kagome die Augen und schaute auf.

"I-Inu Yasha...?" Ihre Sicht war zwar zunächst noch etwas verschwommen, doch legte sich das nach einem Augenblick wieder und jetzt erkannte sie den Hanyou wieder. "Inu Yasha! Ein Glück, du bist hier!" Zugleich bemerkte sie aber auch Kimie direkt neben sich und sprach sie an: "Kimie! Kimie, wach auf!"

Auch Kimie öffnete nun langsam ihre Augen. "Was...? Habe ich geträumt...?" Dann erkannte sie neben sich Kagome und auch Inu Yasha, der in einiger Entfernung vor ihnen stand. Doch die Tatsache, dass Kagome und sie momentan wie ein paar Fliegen in einem Spinnennetz hingen, sagte Kimie wirklich überhaupt nicht zu, ebenso wie ihr momentaner Aufenthaltsort im Allgemeinen. "Was soll das? Wo sind wir? Und was ist das hier für ein Drecksloch?!" Auch Kaori blieb den beiden Mädchen nicht verborgen, doch konnten sie diese fremde Frau zunächst gar nicht einordnen.

"Keine Panik, ihr zwei! Ich werde euch befreien!", rief Inu Yasha den Mädchen nun zu und hielt Tessaiga kampfbereit vor seinen Körper. Kurz darauf sprang er auch sofort an Kaori vorbei und auf das Netz zu, um die Spinnenfäden zu durchtrennen, doch wurde er sofort daran gehindert. Ein urplötzlicher Schlag aus der Dunkelheit warf den Hanyou zurück, noch ehe er überhaupt so richtig in Reichweite des Netzes gekommen war. Unsanft landete er wieder auf dem Boden.

"Nicht doch, mein Lieber! Glaubst du etwa, ich mache es dir so leicht?", lachte Kaori amüsiert auf. Nun leuchteten knapp über den Köpfen von Kagome und Kimie mehrere glühend rote Punkte, ähnlich wie Augen auf. Anschließend erschien eine große, schwarze Spinne, aus deren Maul noch einige klebrige Überreste ihrer Fäden herunterhingen. Sie hatte Inu Yasha zuvor mit einem ihrer langen behaarten Beine von ihrem Netz weggestoßen.

Kagome und Kimie hatten sofort nach oben geschaut. Zuvor hatten sie diese Riesenspinne, die der Spinne, die Prinz Shiro unter ihrer Kontrolle hatte sehr ähnelte, noch gar nicht bemerkt. Ihre Begeisterung hielt sich auch spürbar in Grenzen als sie das Ungetüm nur wenige Meter über sich von der Decke runterhängen sahen und welches sich nun ebenfalls in unmittelbarer Nähe zu den beiden Mädchen auf das Netz niederließ.

"Oje... Schülerinnen von Riesenspinne verspeist. So was hat es sicher auch noch nicht gegeben...", meinte Kimie trocken, als wollte sie versuchen, die Situation trotz allem etwas gelassener zu betrachten, wenngleich sie zugegebenermaßen eine Scheißangst hatte. Auch Kagome war alles andere als begeistert.

"Ich lass mich aber nicht von so einem Vieh fressen!", protestierte sie lautstark und versuchte, sich aus dem Netz zu befreien, doch lenkte sie damit lediglich die Aufmerksamkeit von Kaori auf sich.

"Das würde ich an deiner Stelle lassen, meine Kleine", meinte sie. "Es sei denn, du möchtest jetzt gleich von meinem achtbeinigen Freund gefressen werden."

Kagome warf Kaori einen finsteren Blick zu. Letztere richtete ihre Aufmerksamkeit hingegen wieder auf Inu Yasha, der sich inzwischen wieder aufgerappelt hatte und sich nun wieder an Kaori wandte: "So, jetzt hör mir mal zu! Lass die beiden lieber freiwillig wieder frei, sonst machst du Bekanntschaft mit meinem Schwert, du Miststück!"

Kaori schien aber nicht gerade beeindruckt gewesen zu sein. "Glaubst du etwa, dein kleiner Hundezahn macht mir Angst? Du solltest mich besser nicht unterschätzen." Wie die Ruhe in Person setzte sie sich nun wieder auf den großen Felsen. "Keiner meiner Geschwister war bisher in der Lage gewesen, dich oder einen deiner Kameraden zu beseitigen. Darum hat Naraku mich erschaffen. Die körperliche Auseinandersetzung finde ich jedoch unästhetisch. Ich habe meine eigenen Mittel und Wege, dich zu besiegen."

Kaori nahm ihre roten Blume aus ihrem Haar, hielt diese vor ihr Gesicht und pustete einmal leicht. Von der Blume löste sich glitzernder Blütenstaub, der genau auf Inu Yasha zuflog. Kaum, dass er mit dem Blütenstaub in Berührung gekommen war, fiel der Hanyou plötzlich auf die Knie. Sich an Tessaiga abstützend versuchte er, wieder aufzustehen, doch es war zwecklos. "Scheiße! Meine Kraft..."

"Inu Yasha, was ist los?!", rief Kagome entsetzt.

Inu Yasha war jedoch kaum noch dazu in der Lage, ihr zu antworten: "Ich... Ich habe keine Kraft mehr..."

Dass dieser Blütenstaub derartig schnell seine betäubende Wirkung entfaltete, kam völlig überraschend. Nicht mehr lange und Inu Yasha würde gänzlich sein Bewusstsein verlieren. Das ganze äußerst amüsiert beobachtend und der Meinung, Inu Yasha hätte erstmal genug, steckte Kaori ihre Blume wieder in ihr Haar, setzte dann ihre Flöte an ihre Lippen und spielte eine wunderschöne ruhige Melodie. Doch diese barg eine bösartige Kraft.

Jetzt regte sich die Spinne bei Kagome und Kimie und krabbelte langsam aber sicher direkt auf sie zu. Kurz unterbrach Kaori ihr Flötenspiel, um Inu Yasha zu erklären, was sie vor hatte: "Mit meiner Musik kann ich mir die Kontrolle über jeden Dämon und auch anderes sichern. Und jetzt schau zu, wie mein kleines Haustier deine Freundinnen verschlingt!" Kaoris Blick richtete sich auf Kimie. "Du bist zuerst dran!" Dann spielte sie erneut auf ihrer Flöte. Die Riesenspinne fackelte auch nicht lange herum und wollte Kimie soeben mit ihren Klauen ergreifen, als sie jedoch völlig überraschend von einem bläulichen Lichtstrahl regelrecht in Stücke gerissen wurde, ebenso wie ihr klebriges Netz. Abrupt unterbrach Kaori ihr Flötenspiel. "Was soll das?! Wer wagt es, sich hier einzumischen?!"

Kagome und Kimie waren unterdessen auf die Erde gefallen, wobei Kagome etwas unglücklich mit dem Hintern aufgekommen war. "Autsch!"

"Hast du dir was getan, Kagome?", fragte Kimie sofort, die etwas mehr Glück bei der Landung gehabt hatte und half ihrer Cousine beim Aufstehen.

Auf die Frage hin schüttelte Kagome leicht den Kopf. "Nein, es ist schon wieder in Ordnung. Hauptsache, wir sind diese Riesenspinne endlich losgeworden."

Bei der Erwähnung der Spinne richtete sich Kimies Blick sogleich den dunklen Gang der Höhle entlang, aus welchem zuvor der rettende Angriff gekommen war. Sie ahnte, wer dahinter steckte und wurde auch sogleich in ihrer Vermutung bestätigt, als nunmehr Sesshoumaru aus dem Dunkeln auftauchte, Toukijin in der rechten Hand haltend.

"Sesshoumaru!" Kimie war wirklich erleichtert und froh, ihn zu sehen. Scheinbar tauchte er immer genau dann auf, wenn es erforderlich war. Sesshoumarus Blick schweifte unterdessen über seinen sich noch am Boden befindenden Halbbruder.

"Hm! Du lässt dich von einer Frau so dermaßen vorführen, Inu Yasha?", fragte der Ältere mit herablassenden Unterton. Inu Yasha knurrte und stützte sich weiter auf Tessaiga, während er wieder aufstand. Die Wirkung des Blütenstaubs hatte ein wenig nachgelassen. "Na, du musst gerade reden, dafür, dass du erst jetzt hier auftauchst!"

"Sei froh, dass ich überhaupt hier aufgetaucht bin. Bilde dir jedoch nicht ein, ich wäre wegen dir hergekommen", entgegnete Sesshoumaru kühl.

Inu Yasha schulterte Tessaiga und erwiderte patzig: "Keh! Spielst wohl den edlen Ritter, der seine Frau retten will, was?" Dass er damit auf Kimie anspielte, war Sesshoumaru natürlich sofort klar. Der Blick, den er Inu Yasha nun jedoch zuwarf, zeugte nicht gerade von Wohlwollen. Inu Yasha bemerkte dies, zuckte aber nur unschuldig mit den Schultern. "Was gibt's denn da zu gucken? Es stimmt doch!"

Kagome und Kimie beobachteten die Szene zwischen den beiden Halbbrüdern unterdessen etwas unschlüssig.

"Kagome, glaubst du, das wird heute noch was?", fragte Kimie skeptisch, woraufhin Kagome aufseufzte: "Tja... Das ist die Frage."

Kimie war nicht überrascht darüber, dass Inu Yasha über sie und Sesshoumaru Bescheid wusste. Kagome hatte ihr erzählt, dass Sesshoumaru die Bombe beim Frühstück im Palast hatte platzen lassen. Zwar hätte sie selbst da noch gerne ein Wörtchen mitzureden gehabt, aber das war jetzt auch egal gewesen.

Kaori hatte sich inzwischen wieder von der anfänglichen Überraschung hinsichtlich Sesshoumarus plötzlichem Auftauchen erholt. Zunächst mischte sie sich nicht in das Gespräch zwischen den beiden Halbbrüdern ein, wandte sich schließlich aber doch Sesshoumaru zu: "So! Du bist also dieser Sesshoumaru, von dem ich schon so einiges gehört habe. Mein Bruder Kuromaru hat dich des Öfteren erwähnt."

Bei der Erwähnung dieses Namens richtete nun auch Sesshoumaru sein Augenmerk auf die junge Frau. Dass sie ein Abkömmling von Naraku war, hatte er schon längst an ihrem Geruch erkannt. Kaori ließ kurz ihren Blick von Inu Yasha zu Sesshoumaru schweifen, ehe sie weiter sprach: "Du scheinst mir der Stärkere von euch beiden zu sein. Ich verstehe jedoch nicht ganz, was Kuromaru gegen dich hat. Muss wohl an seinem Ego liegen, dass er dich nicht leiden kann." Kaori begutachtete Sesshoumaru einen Moment lang noch etwas genauer, dann setzte sie ein verführerisches Lächeln auf. "Beachtlich, du bist wirklich eine attraktive Erscheinung. Ich wünschte, Naraku hätte mich schon früher erschaffen, dann hätte ich dich früher kennen gelernt."

Im ersten Moment machte sich eine etwas unschlüssige Stimmung breit, ehe Inu Yasha entnervt aufseufzte: "Oh Mann, jetzt baggert die ihn auch noch an..."

Kimie hingegen wohnte dem ganzen mit äußerst viel Misstrauen bei. Ihre Augenbraue zuckte leicht und sie wippte etwas unruhig mit dem linken Fuß, während sie Kaori so sprechen hörte und auch Inu Yashas Bemerkung zu ihr vorgedrungen war. "Was soll denn das bitte werden, wenn's fertig ist?"

"Ganz ruhig! Reg dich bitte nicht auf", versuchte Kagome ihre Cousine wieder zu beruhigen.

Sesshoumarus Blick fiel unterdessen auf die Flöte, die Kaori in ihrer Hand hielt.

"Dann habe ich also richtig gehört", sagte er plötzlich. Als sich daraufhin alle Blicke, auch der von Kaori, auf ihn richteten, sprach er weiter: "Ich habe dein Flötenspiel schon gestern wahrgenommen. Damit kontrollierst du die Dämonen und dadurch kam es auch in der letzten Zeit zu den Übergriffen auf die umliegenden Siedlungen der Menschen. Der Spinnendämon, der diesen Menschen namens Shiro in Besitz genommen hatte, kam sicherlich auch von dir."

Bereits bevor die Gruppe den Palast betreten hatte, hatte Sesshoumaru die Klänge der Flöte gehört und Inu Yasha wurde nun ebenfalls klar, was er und auch Ashitaka gehört hatten, bevor die Dämonen den Palast angegriffen hatten. Das war mit Sicherheit auch Kaoris Flötenspiel gewesen und sie hatte vorhin schließlich auch etwas in der Art erwähnt, dass sie damit Dämonen kontrollieren konnte.

"Ich bin beeindruckt, du hast wirklich was drauf", meinte Kaori auf die Worte von Sesshoumaru hin. Jedoch nahm ihr Gesicht kurz darauf einen äußerst siegessicheren Ausdruck an. "Du magst zwar stark sein, aber auch deinen Willen werde ich brechen! Obwohl, eigentlich wäre es schade um dich, würde ich dich beseitigen. Einen Youkai wie dich trifft man schließlich nicht jeden Tag. Da muss man schon eine gewisse Portion Glück mitbringen. Wenn ich Naraku ganz nett darum bitte, überlässt er dich mir vielleicht."

"Und ich verpass dir gleich einen Satz heiße Ohren!", mischte sich Kimie plötzlich mit drohend emporgehobener Faust ein, bevor überhaupt jemand anders eventuell hätte das Wort ergreifen können. "Lass gefälligst dieses dämliche Gequatsche und such' dir woanders 'nen Typen!"

"Kimie..." Kagome trat verunsichert einen Schritt zurück. So hatte sie ihre Cousine noch nie erlebt. Doch Kaori ließ sich scheinbar überhaupt nicht aus der Ruhe bringen, eher im Gegenteil.

"Schweig, du menschliche Kreatur!", mahnte sie Kimie scharf. "Zu dir und deinen anderen Freunden komme ich noch früh genug."

"Ach ja? Warum klären wir die Sache nicht einfach gleich und ich verpasse dir eine kostenfreie Schönheits-OP mit allen Extras?!" Mit diesen Worten zog Kimie ihr Schwert, welches sie sogleich genau auf Kaori richtete.

Diese wirkte jedoch nicht gerade eingeschüchtert, vielmehr schien sie sogar etwas belustigt zu sein. "Für einen Menschen bist du ziemlich frech. Oder bist du einfach nur etwas dümmer als die meisten anderen Individuen deiner niederen Art?"

"Pah! Du kleines Flittchen solltest lieber schnell wieder zu Naraku verschwinden, bevor ich dir auch noch einen neuen Haarschnitt verpasse!"

Kaori drehte sich nunmehr zu Kimie um. Ein hinterhältiges Lächeln kam auf ihr Gesicht zum Vorschein. "Wenn du unbedingt mit mir spielen willst, dann kann ich dir diesen Wunsch gerne erfüllen." Mit diesen Worten hielt Kaori ihre Flöte vor ihren Körper. Das Instrument leuchtete daraufhin einen Moment lang auf, ehe es seine Gestalt zu verändern schien. Als das Licht wieder verblasste, hielt Kaori statt ihrer Flöte nun ein Naginata, ein Lanzenschwert, in ihrer Hand.

Kimie schaute im ersten Moment etwas unschlüssig und verdutzt drein. >Ach, du Scheiße! Anscheinend wird die Sache wohl etwas heftiger, als ich gedacht habe... Na gut, egal! Die soll mich kennen lernen!< Kampfbereit hielt Kimie ihr Schwert vor ihren Körper. Warum sie plötzlich diesen Drang verspürte, Kaori ganz allein aus dem Weg zu räumen, konnte sie sich selbst nicht so ganz erklären. Vielleicht lag es ja daran, dass Kimie endlich mal herausfinden wollte, ob sie auch allein gegen einen solchen Gegner bestehen konnte oder aber es lag daran, wie Kaori zuvor Sesshoumaru angesprochen hatte und Kimie kurz gesagt schlicht und ergreifend eifersüchtig gewesen war.

"Na gut, dann mach dich bereit!" Mit diesen Worten griff Kaori mit kampfbereit erhobener Waffe an. Den ersten Schlag konnte Kimie noch erfolgreich abwehren, ehe die Sache jedoch eine ungeahnte Wende nahm. Denn Kaori stieß nunmehr die völlig entgeisterte Kagome zu Inu Yasha und Sesshoumaru, ehe sie ein großes Spinnennetz errichtete, das die drei von ihr und Kimie trennte.

"Nur eine kleine Vorsichtsmaßnahme, damit ihr auch wirklich draußen bleibt", erklärte Kaori heimtückisch. Dann wandte sie sich wieder Kimie zu. "So, jetzt sind wir ungestört, Mädchen."

Jetzt war Kimie wohl wirklich auf sich selbst gestellt. Wenn es stimmte, was Kaori gesagt hatte dann konnte sie im Notfall nicht auf Hilfe bauen. Ein weiterer Grund für sie, diesen Kampf allein für sich zu entscheiden.

Inu Yasha schien sich von dem Netz jedoch nicht aufhalten lassen zu wollen. Tessaiga einsatzbereit in der Hand haltend spurtete er nun genau auf dieses zu. "Dieses Netz wird gleich Geschichte sein! Mit so was wirst du mich nicht aufhalten!" Inu Yasha schlug zu, doch kaum hatte sein Schwert das Spinnennetz berührt, wurde er von einem starken Energiestoß erfasst und zurückgeschleudert.

"Inu Yasha! Ist alles in Ordnung?" Sofort kniete sich Kagome zu dem Hanyou auf den Boden und stützte in an den Schultern ab.

"Verdammt! Das ist kein gewöhnliches Spinnennetz. Das ist eine Art Barriere", sagte Inu Yasha. Zwar hatte er so was schon geahnt, jedoch hatte er nicht erwartet, dass diese Barriere seinem Angriff stand halten würde. Aber dann brauchte er ja nur Tessaigas Fähigkeit, eben solche Hindernisse zerstören zu können, einzusetzen. Also stand er wieder auf, erneut mit bereitgehaltenem Schwert. Tessaigas Klinge verfärbte sich glühend rot. Bevor Inu Yasha aber erneut angreifen konnte, machte ihm Kaori einen Strich durch die Rechnung, indem sie nun mehrere dieser Riesenspinnen auf ihn, Kagome und Sesshoumaru hetzte. Allerdings waren diese Spinnen etwas kleiner, aber deswegen nicht weniger gefährlich.

"Das ist ja hier das reinste Spinnennest!", rief Kagome entsetzt aus, während Kaori die Situation höchst amüsiert beobachtete.

"Diese Spinnen kann ich auch so befehligen. Dazu brauche ich meine Flöte nicht unbedingt, wenngleich sie mit meiner Musik etwas 'zahmer' sind", erklärte sie triumphierend.

"Du laberst Blödsinn, Kollegin...", fuhr Kimie ihrer Gegnerin dazwischen. "Oder kannst du etwa nichts anderes?"

Mit einem eiskalten Lächeln wandte sich Kaori wieder dem Mädchen zu. "Nur keine Angst. Du wirst dich nicht langweilen, meine Kleine."

Kurz darauf griff Kaori erneut an.

"Argh! Diese bescheuerten Spinnen!" Inu Yasha zerschlug soeben ein weiteres dieser achtbeinigen Ungetüme mit Tessaiga, aber aus den Winkeln der Höhle schienen immer wieder neue aufzutauchen. Und nicht nur große, auch kleinere, handgroße Ausgaben dieser Spinnen ließen sich in größeren Gruppen Blicken. Kagome bekam eine Gänsehaut aller feinster Art.

"Igitt! Pfui Teufel! Haut ab, ihr Viecher!" Wenn die kleineren Spinnen ihr zu Nahe kamen, schlug Kagome sie entweder mit ihrem Bogen fort oder trat einfach zu, so gut sie es konnte. Was im Moment zwischen Kimie und Kaori ablief, konnten weder sie noch Inu Yasha so richtig mitverfolgen, da sie genug mit sich selbst beschäftigt waren.

Sesshoumaru schien hingegen keine großen Probleme damit zu haben, sich dieser lästigen Krabbeltiere zu entledigen, doch galt seine Aufmerksamkeit auch dem, was sich hinter der Barriere abspielte. Doch würde Kimie diesmal wohl allein klarkommen müssen.

Und Kimie hatte im Moment wirklich einiges zu tun. Kaoris Lanzenschwert auszuweichen, stellte sich als schwieriger heraus, als eventuell gedacht. Die Waffe hatte eine größere Reichweite als Raidon und somit konnte Kimie meist nur parieren, aber selbst nur selten angreifen oder zurückschlagen.

>Mist! Ich finde einfach nicht den richtigen Moment für einen wirkungsvollen Gegenangriff.<

"Was denn? Werden wir etwa schon müde?", fragte Kaori während einer kurzen Kampfpause herablassend und lachte leise.

Kimie funkelte sie wütend an. "Spare dir deine blöden Kommentare! Dir wird das Lachen schon noch im Hals stecken bleiben!"

"Du hast wirklich eine etwas zu große Klappe", meinte Kaori. "Die sollte ich dir vielleicht mal stopfen. Ha!" Erneut griff sie an, woraufhin Kimie ihr Schwert zur Abwehr hochhielt. Die Klingen der Waffen prallten aufeinander. Plötzlich aber drehte Kaori ihren Lanzenschwert und schlug genau so zu, dass der lange Holzstab Kimie im Bauchbereich traf und sie zu Boden geworfen wurde. Es ging so schnell, dass Kimie selbst nicht mehr rechtzeitig hatte reagieren können. Noch auf dem Boden liegend, sah sie erschrocken, dass Kaori nun dabei war, ihr die Klinge ihrer Waffe in den Körper zu rammen, doch drehte sich Kimie noch rechtzeitig zur Seite. Allerdings hatte die Klinge sie an ihrer Jacke auf der Höhe der linken Schulter gestreift und hinterließ auch einen Einschnitt in ihrer Haut. Kimie unterdrückte den aufsteigenden Schmerz und stand sofort wieder auf.

"Hm! Schwacher Mensch, schwache Kräfte. Das war ja von Anfang an klar gewesen", meinte Kaori. "Vielleicht solltest du besser aufgeben, Schätzchen. Dann schicke ich dich auch kurz und schmerzlos ins Jenseits."

"Das hättest du wohl gern! Das kannst du knicken!", entgegnete Kimie entschieden. Allerdings musste sie sich eingestehen, dass sie keine wirkliche Ahnung hatte, wie sie Kaori die Stirn bieten sollte. Im Moment sah die Situation nicht unbedingt rosig aus, so dass Kimie am Ende nur noch eine Möglichkeit sah. >Dann schocke ich sie eben mit meinem Raigeki.<

Jetzt kam es nur auf einen passenden Moment an, zumal der Bereich hinter Kaoris Barriere nicht gerade viel Raum für viel Bewegung oder Platz im Allgemeinen bot. Kimie hatte das Raigeki zuvor nie in geschlossenen Räumen eingesetzt. Vielleicht würden die Blitze ja irgendwo abprallen oder die Höhle würde in dem Bereich sogar einstürzen.

>Hm… Es kommt wohl auf den Versuch an<, dachte Kimie und sie hatte schließlich nichts zu verlieren.

Kaori schien zu ahnen, dass Kimie etwas vorzuhaben schien. Allerdings wirkte sie alles andere als beunruhigt. "Egal, was du dir momentan auch überlegst, Mädchen. Du wirst nicht gewinnen."

"Und du nervst mich mit deinem Gerede unheimlich! Hör auf, zu quatschen!" Kimie erhob ihr Schwert um das Raigeki einzusetzen, doch musste sie den Angriff abrupt wieder abbrechen und sich stattdessen wieder gegen eine Attacke seitens Kaori verteidigen und ihr Lanzenschwert abwehren.

Kaori lächelte überlegen. "Kleine, gib es doch endlich auf! Ich werde nicht zulassen, dass du mich in irgendeiner Form angreifst. Aber was kein gewöhnlicher Mensch schon groß ausrichten? Du kannst schon mal dein Testament machen."

In Kimie stieg die Wut auf. Diese herablassende Art ihrer Gegnerin ging ihr mittlerweile mehr als nur auf die Nerven.

"Hör zu! Ich mag ja nur ein Mensch sein und deswegen nicht besonders stark, aber das bedeutet noch lange nicht, dass ich vollkommen hilflos bin!", rief Kimie entschlossen aus und stieß Kaori mit ihrem Schwert mit aller Kraft von sich. Diese Aktion kam für Kaori doch etwas überraschend, so dass sie erst im letzten Moment mitbekam wie Kimie sie nun mit kampfbereit erhobenem Schwert angriff. Jetzt musste Kaori ihrerseits ihr Lanzenschwert zur Verteidigung erheben. Raidons Klinge traf auf den Holzstab auf. Im ersten Moment schien Kimies Angriff spurlos vorübergegangen zu sein, doch dann hörte man ein verdächtiges Knacken und kurz darauf zerbrach Kaoris Lanzenschwert in zwei Teile. Sie konnte es zuerst gar nicht fassen, funkelte Kimie dann jedoch bedrohlich an. "Argh! Du verfluchtes Biest!"

"Tja, so schnell kann's manchmal gehen! Jetzt hast du wohl ein kleines Problem, was?", meinte Kimie selbstsicher, doch dann fing Kaori plötzlich an, leise zu lachen, was Kimie nicht ganz nachvollziehen konnte. "Was ist denn so lustig? Habe ich irgendeinen Witz verpasst?"

"Du bist wirklich dümmer als ich dachte!", sagte Kaori. "Als ob ich keine anderen Waffen zur Verfügung hätte."

Und bevor Kimie das eben Gesagte so richtig registriert hatte, glühten die Augen ihrer Gegnerin mit einem Mal rot auf. Kimie trat verunsichert einen Schritt zurück, als Kaori in einem pechschwarzen Nebel verschwand, nur um Sekundenbruchteile später wieder aufzutauchen, doch sah sie deutlich anders aus, als zuvor.

"Das... Das ist doch...!?" Kimie war im ersten Moment wie erstarrt. Vor ihr stand nicht mehr eine junge Frau, sondern eine große, schwarze und behaarte Spinne.

"Du mickriges Menschenweib!", fauchte das Ungetüm. "Bildest du dir etwa wirklich ein, du könntest mich besiegen? Stirb!" Die Spinne schoss einen klebrigen Faden aus ihrem Maul, doch konnte Kimie dem Schuss noch rechtzeitig ausweichen. Allerdings war dies scheinbar kein gewöhnlicher Spinnenfaden gewesen, denn er fraß dort, wo er auf den Boden traf, ein Loch in diesen hinein.

>Da habe ich mich wohl etwas zu früh gefreut…<, dachte Kimie verärgert, während sie diesem achtbeinigen Ungetüm gegenüberstand. Doch die Segel streichen, wollte sie auf keinen Fall. Aber diese Sache musste möglichst schnell über die Bühne gehen, sonst sah sie wirklich alt aus.

>Etwas Insektenspray wäre im Moment vielleicht ganz angebracht...< Doch wo sollte Kimie so ein Zeug im Moment herholen? Zumal es ihr vielleicht auch nicht wirklich gegen dieses Mega-Monster geholfen hätte.

Immer wieder krabbelte die Riesenspinne auf das Mädchen zu und versuchte, es mit ihren scharfen Klauen zu packen, doch konnte Kimie immer rechtzeitig den Kopf aus der Schlinge ziehen und auch den Attacken mit den Spinnenfäden entging sie, wenn auch knapp. Diese Spinne war doch beachtlich schnell, was man angesichts ihrer Größe und Masse nicht erwarten würde. Allerdings würde Kimie dieses Katz und Maus-Spiel auf die Dauer nicht mehr lange mitmachen können. Jetzt war scheinbar der perfekte Moment gekommen, um den entscheidenden Angriff zu starten, also erhob sie kampfbereit ihr Schwert und fasste die Riesenspinne ins Auge.

"Du magst dich vom Aussehen her ja etwas verändert haben, aber deswegen schüchterst du mich noch lange nicht ein! Ob du's glaubst oder nicht, ich habe auch ein paar Tricks auf Lager! Das hier ist für dich! Raigeki!!"

Kimie schlug zu und ein greller Blitz - wohl der stärkste, den sie bisher freigesetzt hatte - entwich aus der Klinge ihres Schwertes, der genau auf die Riesenspinne zusteuerte. Diese wollte zuerst ausweichen, doch bot sich dafür nicht genügend Raum, zumal der Blitz fast wie eine Donnerwelle auf sie zukam. So gesehen hatte sich Kaori zuvor unbewusst ihre eigene Falle geschaffen.

Der Blitz traf letztendlich auf sein Ziel und zerriss es förmlich in Stücke. Kimie hob ihren Arm vor ihr Gesicht, um ihre Augen vor dem hellen Licht zu schützen, bis dieses schließlich wieder verblasste. Kimie schaute vorsichtig wieder auf. Die Spinne war verschwunden.

>Ist jetzt vorbei...?<
 

"Hä? Was ist denn jetzt los?" Inu Yasha verstand die Welt nicht mehr, als die restlichen Spinnen, die ihn, Kagome und Sesshoumaru bis eben noch zusetzten, plötzlich den Rückzug antraten und genauso schnell verschwanden, wie sie aufgetaucht waren. Doch erst als Kaoris Barriere sich auflöste, schien er zu bemerken, dass Kaori wohl besiegt war. Nur Kimie stand noch in dem Bereich der Höhle, der zuvor durch die Barriere für die anderen unzugänglich gewesen war.

"Ja!! Super! Du hast es geschafft, Kimie!", rief Kagome sofort voller Begeisterung aus und fiel ihrer Cousine um den Hals. Diese wirkte zunächst aber noch etwas irritiert.

"Hm? Wie jetzt? Ich habe gewonnen?" Das war in der Tat schneller gegangen, als sie es anfangs erwartet hatte.

Kagome bejahte die zuvor gestellte Frage erfreut und erst jetzt schien auch Kimie überhaupt zu realisieren, dass der Kampf wirklich vorbei war und ließ mit einem Seufzen ihr Schwert sinken. Das war wirklich haarscharf gewesen, zumal sie diesmal völlig auf sich selbst gestellt gewesen war. Keiner hatte in diesen Kampf eingreifen und ihr eventuell helfen können. Aber sie war wirklich noch mit einem blauen Auge davongekommen.

"Kimie! Du bist ja verletzt!", bemerkte Kagome nun und deutete auf Kimies linke Schulter. "Ist es schlimm?"

Kimie schaute kurz auf ihre Schulter und winkte ab. "Ach was! Das ist doch nichts. Mach dir keine Sorgen. Was ist mit euch dreien?"

"Bei uns ist alles in Ordnung, aber ich werde mir deine Schulter nachher trotzdem mal genauer ansehen."

Inu Yasha steckte unterdessen Tessaiga zurück in die Schwertscheide und auch Sesshoumaru steckte Toukijin wieder ein. Er hatte Kimies Kampf gegen Kaori die ganze Zeit aus dem Seitenwinkel mitverfolgt und musste für sich selbst zugeben, dass er doch auf gewisse Weise beeindruckt gewesen war, dass Kimie es ohne fremde Hilfe geschafft hatte, Narakus neuesten Abkömmling allein zu besiegen.

Plötzlich richtete sich die Aufmerksamkeit aller zur Decke der Höhle, die irgendwie zu verschwimmen schien, wie Nebel, der sich allmählich auflöste. Es dauerte nicht lange, dann standen die vier wieder im Freien. Es war noch Nacht. Um die Gruppe herum erstreckte sich eine große Wiese und es roch nach frischem Gras und klarer Nachtluft. Von dem Sumpf war hingegen nicht mehr zu sehen gewesen.

"Was bedeutet das?", fragte sich Kimie irritiert, woraufhin Sesshoumaru sagte: "Sowohl die Höhle, als auch der ganze Sumpf sind auf einen Zauber von Kaori zurückzuführen gewesen. Es ist nur natürlich, dass all das mit ihrem Verschwinden ebenfalls aufhört zu existieren."

"Inu Yasha!"

Als er seinen Namen hörte, wandte Inu Yasha den Blick zur Seite, ebenso wie die anderen. Sie erkannten Sango und Miroku die auf Kirara auf die Gruppe zuflogen, während Shippou, Ashitaka und Inuki von einer anderen Richtung zu ihnen stießen. Es schien, als wären die einzelnen Gruppen eigentlich gar nicht weit voneinander entfernt gewesen.

"Da seid ihr ja alle! Wo habt ihr denn gesteckt?", fragte Inu Yasha etwas tadelnd, woraufhin Shippou, der den Hanyou zuvor beim Namen gerufen hatte, etwas patzig entgegnete: "Na, du musst gerade reden! Das gleiche könnten wir euch aber auch fragen."

Nachdem sich alle gegenseitig erklärt hatten, was im Einzelnen geschehen war, schien die Sache etwas klarer zu sein, wenngleich sie noch einige Rätsel aufgab.

"Also war das alles nur so was wie eine Illusion und wir waren in Wirklichkeit gar nicht weit voneinander getrennt?", fragte Ashitaka noch einmal nach.

"Es scheint jedenfalls so", antwortete Kagome. "Aber das ist doch jetzt eigentlich egal. Die Hauptsache ist, es ist vorbei und wir sind wieder zusammen." Die anderen stimmten dem Mädchen in der Hinsicht zu.

"Nun gut, dann lasst uns wieder zum Palast zurückkehren", schlug Miroku vor und gemeinsam machte sich die Gruppe nun wieder auf den Rückweg.

"Und bei dir ist wirklich alles soweit in Ordnung, Kagome?", fragte Inu Yasha, das Mädchen, das mit einem Lächeln nickte.

"Ja. Danke, Inu Yasha." Und nach kurzem Zögern hakte sich Kagome in Inu Yashas Arm ein. Der Hanyou schaute zwar zuerst etwas verlegen drein, lächelte dann jedoch leicht.

Keiner aus der Gemeinschaft bemerkte im Moment wohl die junge Miko, die sie heimlich aus einiger Entfernung beobachtete. Eigentlich hatte Kikyou diese Gegend schon längst wieder verlassen, doch war sie noch einmal zurückgekommen, weil sie erfahren hatte, dass Inu Yasha in der Nähe war. In den Kampf hatte sie sich jedoch nicht eingemischt. Dafür beobachtete sie nun umso aufmerksamer, wie vertraut Inu Yasha und Kagome gerade miteinander umgingen.

"Inu Yasha..."

Was im Moment in Kikyous Gedanken vorging, war nicht zu erahnen gewesen.

Als die Gruppe sich immer weiter von ihrem Standort entfernte, wandte sich irgendwann auch die Miko wieder zum Gehen um und verschwand wie ein Geist in der Dunkelheit der Nacht.
 

Es dämmerte bereits, als die Rückkehr der Gruppe im Palast mit viel Freude und Erleichterung zur Kenntnis genommen wurde und besonders Rin und Jaken waren froh gewesen. Doch bereits nachdem die Sonne etwas mehr hinter den Bergen am Horizont zum Vorschein gekommen war, verabschiedete sich die Gruppe wieder von Azusa, Shiro und den anderen Palastbewohnern.

"Habt nochmals vielen Dank für Eure Hilfe", sagte Azusa und verbeugte sich dankbar, woraufhin Kagome gerührt erwiderte: "Nicht doch! Ihr bringt uns ja noch in Verlegenheit."

Auch Shiro verbeugte sich leicht vor der Gruppe. "Ich möchte Euch auch gerne meinen Dank aussprechen. Außerdem entschuldige ich mich für mein Verhalten besonders Euch gegenüber, Ashitaka-dono."

"Schon in Ordnung. Es war ja nicht Eure Schuld", meinte Ashitaka und reichte dem Prinzen freundschaftlich die Hand, der die Geste gern erwiderte. Man wünschte sich gegenseitig noch alles Gute, ehe die Gruppe den Palast schließlich wieder verließ und ihren Weg fortsetzte. Sie waren noch nicht lange unterwegs gewesen, als Kagome nach einer Weile noch einmal zum Palast zurückschaute.

"Ob es dort jetzt wieder sicher sein wird?"

"Bestimmt", meinte Miroku zuversichtlich. "Narakus Plan ist fehlgeschlagen. Hier wird er wohl nicht mehr versuchen, etwas zu erreichen. Außerdem glaube ich, dass die Leute hier in Zukunft auch ganz gut allein klarkommen werden."

"Ja, wahrscheinlich."

Damit ging die Gruppe weiter, doch es gab etwas, was besonders Inu Yasha irritierte, weshalb er sich nach einem Moment auf gleiche Höhe mit Kimie begab und ihr zuflüsterte: "Was ist eigentlich los? Ich dachte, Sesshoumaru wollte wieder allein weiterziehen und dich mitnehmen?"

Auch Kimie hatte sich deswegen schon ihre Gedanken gemacht, konnte aber nur mit den Schultern zucken. "Keine Ahnung. Er hat sich noch nicht dazu geäußert und ich hab ihn auch noch nicht gefragt."

Inu Yasha zog skeptisch eine Augenbraue hoch, während sein Blick zu Sesshoumaru schweifte, der etwas weiter vorne ging. "Na, da hast du dir ja einen ganz tollen Fisch an Land gezogen..."

Ein etwas verlegenes Lächeln stahl sich auf Kimies Lippen. Doch musste sie zugeben, dass auch sie es brennend interessierte, weshalb Sesshoumaru seine Meinung wohl geändert hatte und was ihn dazu bewegt hatte, nun doch bei Inu Yasha und den anderen zu bleiben.

Jaken schien die gleiche Frage zu beschäftigen, hatte er schließlich schon darauf gehofft, dass er Inu Yasha und die anderen bald wieder los sein würde. Aber er musste sich wohl damit abfinden, dass es bis zu diesem Moment noch etwas dauern dürfte. Jaken seufzte auf und murmelte in sich hinein: "Hach! Und das alles nur wegen diesem Menschenweib. Was findet mein Herr nur an der? Die ist doch nun wirklich kein Umgang für ihn. Da soll mal einer noch klar durchblicken..."

Während er weiter leise vor sich hinfluchte, achtete der Krötendämon nicht so wirklich auf seinen Weg, weshalb er fasst gegen Sesshoumarus Bein gelaufen wäre, als dieser mit einem Mal kurz stehen geblieben war. Verunsichert schaute Jaken zu seinem Herrn hoch, zumal dieser sich etwas zu ihm umgedreht hatte. Jaken musste nun doch etwas schlucken. "Äh... Stimmt etwas nicht, edler Herr?"

Zuerst passierte gar nichts, doch dann ging alles ganz schnell: Ein kurzer Schlag, ein kurzes "Au!" seitens Jaken und schon ging Sesshoumaru weiter, als wäre überhaupt nichts gewesen. Der Rest der Gruppe war daraufhin ebenfalls kurz stehen geblieben, die Blicke verdutzt auf den am Boden liegenden Krötendämon gerichtet, dessen Kopf nunmehr von einer netten Beule geziert wurde.

>Ich sollte meine Gedanken wohl nicht so oft laut aussprechen...<, dachte Jaken geknirscht, während Rin an seine Seite trat und leicht besorgt fragte: "Jaken-sama, ist alles in Ordnung?"

Zwar hatten die anderen nicht mitbekommen, weshalb Sesshoumaru Jaken mit einer Kopfnuss beglückt hatte, doch etwas amüsiert wirkten sie im allgemeinen schon, wenngleich Kagome zusätzlich dazu auch ein wenig mitleidig dreinschaute. Aber halt nur ein wenig.
 

Den Tag über wurde die Reise wie gewohnt fortgesetzt und nun war es bereits später Nachmittag. Die Gruppe hatte neben einem Wäldchen ihr Lager vorbereitet. Kimie saß zusammen mit Rin in der Nähe des momentanen Lagerplatzes unter einem Baum im Gras und beobachtete wie die Sonne allmählich unterzugehen begann und den Abend ankündigte. Es lag eine angenehme Ruhe in der Luft, geradezu perfekt, um sich mal richtig zu entspannen. Rin wollte jedoch alles über den letzten Kampf erfahren und löcherte Kimie mit allen möglichen Fragen, die ihr auch beantwortet wurden. Das kleine Mädchen hörte die ganze Zeit aufmerksam und interessiert zu. Schließlich richtete jedoch Kimie eine Frage an Rin, die sie schon länger beschäftigt hatte: "Sag mal, Rin, wie kommt es eigentlich, dass du mit Sesshoumaru unterwegs bist? Ich meine, wie hast du ihn getroffen?"

"Das war eigentlich Zufall", antwortete Rin bereitwillig. "Ich habe ihn verletzt im Wald in der Nähe des Dorfes, in dem ich lebte, gefunden. Zwar wollte er meine Hilfe nicht annehmen, aber er war der erste, der seit langer Zeit doch irgendwie freundlich zu mir gewesen ist. Und außerdem hat er mich gerettet und wieder zum Leben erweckt."

Rin erzählte Kimie nun, was sich zuletzt in ihrem Dorf abgespielt hatte und welche Rolle die Wölfe von Kouga dabei gespielt hatten. Jetzt wurde Kimie auch klar, weshalb Rin auf Kougas Wölfe anfänglich so ängstlich reagiert hatte, als diese erstmals im Rudel den Weg der Gruppe gekreuzt hatten.

Nachdem Rin ihr alles erzählt hatte, dachte Kimie verblüfft: >Hör sich das mal einer an! Sesshoumaru besitzt ja Seiten, von denen ich bis vor kurzem nie auch nur ansatzweise erwartet hätte, dass er sie hat.<

Kimie lehnte sich mit dem Rücken gegen den Baumstamm, als sie aus dem Seitenwinkel mitbekam, wie sich ihr und Rin jemand näherte. Das kleine Mädchen stand sofort auf und lief dem Besucher fröhlich entgegen. "Sesshoumaru-sama! Schön, dass Ihr hier seid!"

Hinter Sesshoumaru trottete Jaken den Weg entlang, doch wirkte er wenig begeistert, wie schon den ganzen Tag über. Mit Sesshoumaru hatte Kimie im Moment jedoch eher weniger gerechnet.

Nachdem Rin den Youkai begrüßt hatte, wandte sich dieser an das kleine Mädchen: "Rin, geh mit Jaken zurück zu den anderen."

Rin nickte einverstanden und eigentlich schien es eher so zu sein, dass sie den müde aufseufzenden Jaken zurück zum Lager brachte und nicht umgekehrt, wie es wohl eigentlich gedacht war. Kimie beobachtete die Szene mit einem etwas amüsierten Lächeln, bis Rin und Jaken aus ihrer Sicht verschwunden waren. Jetzt befand sie sich mit Sesshoumaru allein an diesem Ort.

"Rin ist wirklich süß", sagte Kimie nach einem Moment. "Ich muss zugeben, als ich anfangs von ihr gehört habe, dass sie dich auf deinen Reisen begleitet, war ich doch ziemlich verwundert und auch etwas erschrocken." Doch anstatt eventuell etwas darauf zu erwidern, musterte Sesshoumaru sie nur ausgiebig. Ein wenig irritiert schaute sie zu ihm hoch. "Was ist?"

"Zieh dich aus", wies Sesshoumaru Kimie urplötzlich an.

Im ersten Moment reagierte sie jedoch überhaupt nicht, sondern starrte ihn nur völlig entgeistert an. "Äh... Hast du 'n Knall...?"

Was diese Nummer jetzt sollte, konnte sich Kimie beim besten Willen nicht erklären und wie sie überhaupt darauf reagieren sollte, wusste sie erst recht nicht. Bis eben hatte sie noch völlig ahnungslos hier gesessen und praktisch von einem Moment zum anderen kam Sesshoumaru mit einer derartigen Aufforderung auf sie zu. Was sollte sie davon halten?

>Der hat Rin und Jaken doch nicht etwa weggeschickt, weil...!?<

Da Kimie auch auf Sesshoumaru nicht den Eindruck machte, als würde sie seiner Aufforderung nachkommen, kam er sich letztendlich auf sie zu, beugte sich zu ihr runter und streifte ihr ohne jede Vorwarnung die Jacke auf der Seite der linken Schulter ab und das nicht gerade zimperlich. Augenblicklich sträubten sich Kimie vor Schreck die Nackenhaare.

"Aah!! Sag mal, spinnst du?! Ansonsten geht's dir wohl gut!? Was soll denn das?!"

Kimie wäre im Moment am liebsten aufgesprungen, doch waren ihre Beine urplötzlich wie Pudding, als wäre sie kurz davor, vor Schreck ohnmächtig zu werden. Hinsichtlich Sesshoumarus Absichten gingen ihr einen Augenblick lang die verrücktesten Gedanken durch den Kopf, bis sie bemerkte, dass er lediglich den Verband an ihrem Arm in Augenschein nahm. Anscheinend wollte er sich lediglich nach ihrer Verletzung erkundigen.

>Mein Gott... Muss der mich denn immer so schocken...?<, dachte Kimie und seufzte innerlich erschöpft auf. Für einen Augenblick hatte sie sich schon sonst was ausgemalt

"Kagome hat sich vorhin darum gekümmert", sagte sie nach einem kurzen Moment. "Es ist alles in Ordnung, das ist wirklich nicht weiter wild."

"Ihr Menschen seid zu empfindlich, als dass ihr es euch leisten könntet, so nachlässig mit so etwas umzugehen", entgegnete Sesshoumaru im üblichen Ton und ließ wieder von Kimie ab, die ihre Jacke wieder hochzog.

"Na, du musst es ja wissen...", meinte sie trocken, bemerkte aber sofort diesen prüfenden Blick, mit dem Sesshoumaru sie bedachte. "Was guckst du so?"

"Kannst du mir mal erklären, warum du dich eben so aufgeregt hast?", fragte der Youkai, was Kimie aber doch etwas irritierte. Konnte er sich das etwa nicht denken?

"Ich habe mich eben erschrocken", antwortete sie etwas patzig. "Du hättest mich auch ruhig vorwarnen können! Was würdest du denn bitte denken, wenn ich plötzlich zu dir sagen würde 'Zieh dich aus'?"

"Ich hatte immerhin einen Grund, das zu dir zu sagen", konterte Sesshoumaru, woraufhin Kimie entgegnete: "Das kann ja sein, aber das hättest du auch anders ausdrücken können. Du musst mich doch nicht so überfallen!"

Sesshoumaru aber wirkte nun ein wenig belustigt. "Was dachtest du denn, was ich sonst gewollt haben könnte?"

"Äh..." Kimie war sich nicht sicher, ob Sesshoumaru sie nur aus der Reserve locken wollte oder ob er wirklich keine Ahnung gehabt hatte. Sie tippte ja mehr auf das erste und irgendwie schien sein Blick dies auch zu bestätigen. Also schenkte sie sich die Antwort auf seine Frage.

"Tse! Denk 's dir doch selbst!", sagte sie nur und drehte ihren Kopf weg, wobei sie dies eigentlich mehr deswegen tat, weil sie nicht wollte, dass Sesshoumaru sah wie sie wieder leicht rot wurde. Irgendwie schaffte er es immer wieder, sie in Verlegenheit zu bringen.

Natürlich wusste Sesshoumaru was Kimie gedacht hatte oder zumindest konnte er es sich sehr stark denken. Er hatte lediglich herausfinden wollen, ob sie es ihm gegenüber auch so direkt sagen würde, doch dies hatte sie nicht getan, was ihn aber nicht überraschte. Das hatte er schon erwartet. Kimie hatte indessen noch immer etwas schmollend den Blick abgewandt.

Eine Weile saßen die beiden nur schweigend nebeneinander, bis Sesshoumaru die Stille brach: "Du hast gut gekämpft."

Kimie horchte sofort auf und richtete ihren Blick wieder auf ihn. "War das jetzt etwa ein Kompliment?", fragte sie verblüfft. Zwar entgegnete Sesshoumaru nichts auf die Frage, aber Kimie fühlte sich dennoch ziemlich geschmeichelt. "Danke!"

Ein verlegenes Lächeln stahl sich nun auf ihr Gesicht. Kimie musste für sich selbst zugeben, es hatte irgendwie was, so ganz allein mit Sesshoumaru zu sein.
 

Doch so ganz allein war Kimie mit Sesshoumaru auch wieder nicht gewesen, denn in einiger Entfernung hockten drei heimliche Beobachter hinter ein paar Büschen.

"Was soll ich davon halten? Das widerspricht doch allem, was einigermaßen logisch zu erklären ist!"

Inu Yasha wusste wirklich nicht, wie er das, was er, Kagome und Shippou gerade beobachteten, einordnen sollte. Entgegen der Windrichtung, damit Sesshoumaru sie nicht eventuell witterte, saßen die beiden hinter den Büschen und verfolgten mit, was zwischen Kimie und Sesshoumaru ablief.

"Hm! Wie weit soll das mit den beiden überhaupt gehen?", fragte sich Inu Yasha, woraufhin Shippou neugierig fragte: "Was meinst du damit, Inu Yasha?"

"Ähm... Shippou-chan, dafür bist du wohl noch etwas zu klein.", mischte sich Kagome mit einem entschuldigenden Lächeln ein.

Der kleine Kitsune legte irritiert den Kopf etwas schief. "Hm?"
 

Unbemerkt von dem, was in einiger Entfernungen hinter den Büschen vor sich ging, saß Kimie nach wie vor mit Sesshoumaru zusammen.

"Sag mal, warum bleibst du jetzt doch bei Inu Yasha und den anderen? Ich dachte, du wolltest dich wieder von ihnen trennen", sagte sie nach einer Weile und war gespannt, was Sesshoumaru ihr darauf wohl antworten würde.

Doch der antwortete nur im üblichen Ton: "Sei doch zufrieden, denn so bleibst du weiterhin in ihrer Nähe. Das wolltest du doch ohnehin, wenn ich mich nicht täusche."

Kimie zog überrascht die Augenbrauen hoch. Es stimmte, einerseits wollte sie wirklich gerne auch bei Inu Yasha, Kagome und den anderen bleiben, doch hatte sie nicht damit gerechnet, dass Sesshoumaru das offenbar als Anlass dafür nahm, seine eigenen Pläne zurückzustellen und ebenfalls noch bei ihnen zu bleiben. Eigentlich hatte sie ihm auch nicht gesagt, was sie dachte, doch musste er das irgendwie für sich selbst herausgefunden haben.

>Wow! Er kann ja richtig nett und zuvorkommend sein<, dachte Kimie und musste etwas lächeln. Allerdings hoffte sie, dass sie Sesshoumaru unbewusst nicht zu sehr in seiner Entscheidung beeinflusst hat. Etwas zögerlich fragte sie daher nach einem Moment: "Sesshoumaru? Ist es... in gewisser Weise meine Schuld, dass du dich jetzt wieder anders entschieden hast? Ich meine, habe ich dich irgendwie beeinflusst? Das war nämlich eigentlich nicht meine Absicht."

"Mach dir darum keine Gedanken", entgegnete Sesshoumaru im üblichen Ton. "Ich treffe meine Entscheidungen immer noch selbst."

Kimie schwieg zunächst, wirkte aber dennoch erleichtert. "Okay."

Wieder zögerte sie kurz, rutschte dann jedoch etwas näher an Sesshoumaru heran. Sie schaute ihn an und sprach weiter: "Weißt du, denn eigentlich bin ich gern in deiner Nähe. Bei dir fühle ich mich sehr wohl, ehrlich." Die letzten beiden Sätze kamen praktisch wie von selbst, woraufhin Kimie doch reichlich verlegen den Blick senkte, während sie aus dem Seitenwinkel von Sesshoumaru in Augenschein genommen wurde.
 

Inu Yasha zuckte leicht mit den Ohren. "Fällt das unter die Kategorie 'Bettgeflüster'?"

"Inu Yasha, vielleicht sollten wir jetzt besser wieder gehen", meinte Kagome flüsternd, doch schien der Hanyou diesen Vorschlag nicht ganz nachvollziehen zu können.

"Wieso? Sie haben uns doch schließlich nicht gesehen."

"Genau darum geht es doch! Wir wollten schließlich nur kurz gucken, aber nicht hier hinter den Büschen sitzen, wie ein paar Voyeure!"

"Kagome, was sind Voyeure?", fragte Shippou nun, woraufhin das Mädchen antwortete: "Jedenfalls nichts Positives, wenn ich es mal knapp ausdrücke. Wir sollten wirklich besser wieder gehen."

Kagome ergriff Inu Yasha am Ärmel seines Kimonos und wollte ihn soeben wegziehen, als der kleinen Gruppe wohl der größte Schreck des aktuellen Tages in die Glieder fuhr, als sie plötzlich hinter sich eine Stimme fragen hörte: "Was macht ihr da?"

"Uaah!"

Kagome, Inu Yasha und Shippou fuhren wie von der Tarantel gestochen hoch und stolperten aus den Büschen, wobei sie natürlich auch Sesshoumaru und Kimie auf sich aufmerksam machten. Hinter den drei heimlichen Beobachtern stand Ashitaka noch hinter den Büschen und schien sich noch in gewisser Weise zu fragen, was hier im Moment eigentlich für eine Show ablief.

Kimie schaute aufgrund der unerwarteten Zuschauer ziemlich perplex drein, wohingegen Sesshoumaru scheinbar mal wieder nichts aus der Ruhe bringen konnte. Er hatte Kagome, Inu Yasha und Shippou zwar zuvor schon miteinander sprechen hören, sich aber nicht weiter darum gekümmert, weil ihm die Anwesenheit der drei so ziemlich egal gewesen war.

Als sie Kimies Blick bemerkte, tippte Kagome verlegen die Zeigefinger aneinander. "Äh... Hallo. Bitte denk jetzt nicht, wir wollten Sesshoumaru und dir nachschnüffeln oder so was... Wir wollten bestimmt nicht stören."

"Man müsste auf einem Bahnhof sein, da stören die vielen Leute überhaupt nicht", entgegnete Kimie trocken und stand auf. Kagome kratzte sich etwas beschämt am Hinterkopf.

Sesshoumaru hingegen nutzte die Gelegenheit, um sich Inu Yasha zuzuwenden: "Anscheinend schätzt du meine Gegenwart doch mehr, als ich es erwartet habe. Warum sonst solltest du mir so hinterher schleichen?" Natürlich war dies eine reine Provokationsbemerkung gewesen. Das war auch Inu Yasha klar, der mit einem leisen Knurren antwortete. Unbeeindruckt dessen ging Sesshoumaru nun an ihm und den anderen vorbei und schlug den Rückweg zum Lagerplatz ein, begleitet von einem etwas amüsierten Blick seitens Ashitaka. Er war zwar erst später hinzugekommen war, konnte sich aber denken, wobei er Kagome, Inu Yasha und Shippou überrascht hatte.

Nachdem sie sich noch ein paar Mal bei Kimie entschuldigt hatte, auch im Namen von Inu Yasha und Shippou, wobei sie auch die Köpfe der beiden wie zur Verbeugung runtergedrückt hatte, machte Kagome schließlich den Vorschlag, ebenfalls wieder zu den anderen zurückzugehen, doch blieb Kimie noch etwas mit Ashitaka zurück. Es gab nämlich etwas, was sie gerne in Erfahrung bringen wollte, weshalb sie ihn bat, noch einen Moment mit ihr an Ort und Stelle zu bleiben, während die anderen schon mal zum Lagerplatz zurückkehren sollten.

"Also, worüber wolltest du mit mir reden, Kimie-chan?", fragte Ashitaka, als er mit Kimie allein war.

Kimie schien sich noch mal vergewissern zu wollen, dass auch wirklich niemand anderes zuhörte, ehe sie zu sprechen anfing: "Ich würde gerne etwas wissen, was Sesshoumaru anbelangt und ich dachte, eventuell kannst du mir da weiterhelfen, weil du ihn ja schon etwas länger kennst."

Aufmerksam wartete Ashitaka ab. Kimie schien etwas verlegen gewesen zu sein und zögerte. Doch schließlich fragte sie doch gerade heraus: "Es mag zwar etwas blöd klingen, aber war er schon mal mit jemandem liiert?"

Überrascht zog Ashitaka eine Augenbraue hoch. "Hm? Wie kommst du denn jetzt auf so was?"

"Na ja, ich meine, er wird doch sicher schon mal die eine oder andere Affäre gehabt haben, oder?", entgegnete Kimie etwas scherzhaft. In der Tat konnte sie es sich ehrlich gesagt nur schwer vorstellen, dass Sesshoumaru bisher noch nie auch nur ansatzweise etwas mit einer Frau zu tun gehabt hatte. Ihn selbst danach zu fragen, hatte sie sich bisher nicht so recht getraut, zumal sie ihm gegenüber nicht aufdringlich wirken wollte.

Gespannt wartete Kimie daher nun darauf, dass Ashitaka etwas sagte, doch es dauerte etwas, bis dieser sich dazu äußerte: "Also, ich muss dir ganz ehrlich gestehen, ich habe keine Ahnung. Zu diesem Thema hat er sich nie geäußert. Natürlich weiß ich nicht, was in den letzten 200 Jahren mit ihm los war, aber als er und ich noch in den westlichen Ländern gelebt haben, habe ich nie wirklich auf so was geachtet, geschweige denn, ihn danach gefragt."

Kimie legte sich nachdenklich eine Hand ans Kinn. "Hmm... Verstehe." Einen kurzen Moment schien sie zu überlegen, fragte dann jedoch wie nebenbei weiter, wobei sie auch etwas grinste: "Aber sag mal, Ashitaka, wie viele Freundinnen hattest du eigentlich schon?"

Es mochte vielleicht etwas frech wirken, so direkt danach zu fragen, aber Ashitaka gegenüber brauchte man wegen so was nicht scheu zu sein. Auch diesmal nicht, obwohl er nicht klar und deutlich antwortete: "Eine etwas gewagte Frage, findest du nicht? Aber war das jetzt etwa ein indirektes Angebot deinerseits?" Natürlich war das nur ein Scherz gewesen, das war auch Kimie klar, weshalb beide nun doch anfingen zu lachen.

"Ich glaube, ich tue meiner Gesundheit einen ziemlich großen Gefallen, wenn ich so was nicht in Sesshoumarus Gegenwart verlauten lasse", meinte Ashitaka, als ihm auffiel, dass Kimie plötzlich merkwürdig nachdenklich wirkte. "Was hast du?"

"Nichts. Nur so ein Gedanke", antwortete das Mädchen zunächst knapp, sprach dann aber trotzdem aus, was sie beschäftigte: "Ashitaka, wie glaubst du wäre es weitergegangen, wenn Sesshoumarus Vater nicht so früh gestorben wäre? Ich meine, was seine Beziehung zu Inu Yashas Mutter anbelangt."

Ashitaka wurde nun etwas ernster. "Nun, ich nehme an, sie wären zusammengeblieben. Allerdings wäre sie dennoch wie jeder Mensch irgendwann gestorben und er hätte weitergelebt. Aber Inu Yashas Leben wäre an manchen Stellen wohl etwas anders verlaufen."

"Aber was ist aus Sesshoumarus Mutter geworden?"

Auf diese Frage schien Ashitaka zunächst jedoch nicht zu wissen, was er antworten sollte. Unschlüssig kratzte er sich am Kopf. "Na ja... Das mag jetzt zwar merkwürdig klingen, aber ich weiß es selber nicht."

"Was?"

"Ja, ich weiß, das ist etwas eigenartig", meinte er mit einem etwas verlegenen Lächeln, ehe er weiter sprach: "Ich weiß nur, dass sie noch lebt. Sie lebt irgendwo in diesem Land, aber ich habe keine Ahnung, wo sie momentan genau ist oder warum sie unseren Clan damals verlassen hat. Um ehrlich zu sein, kann ich mich nicht mal daran erinnern, wann genau sie fort gegangen ist. Meine Güte, hat mein Vater sich damals aufgeregt, als er davon Wind bekam. Die heftigsten Sachen hat er meinem Onkel an den Kopf geworfen."

In diesem Moment fiel es Kimie wieder ein. "Ach, stimmt ja! Dein Vater war ja der Bruder von Sesshoumarus Mutter, oder?"

Ashitaka nickte. "Ja, das ist richtig. Was dann zwischen ihm und meinem Onkel ausbrach, als Inu Yashas Mutter ins Spiel kam... Das war wirklich nicht mehr angenehm. Im Übrigen wurde die Meinung meines Vaters auch von einigen anderen Mitgliedern unseres Clans vertreten. Obwohl, mein Vater hatte eigentlich nichts gegen Menschen an sich, es ging ihm wohl mehr darum, dass eine Menschenfrau an die Stelle seiner Schwester getreten war."

Als Ashitaka an dieser Stelle stoppte und nicht von sich heraus weiter sprach, fragte Kimie vorsichtig: "Und... was ist aus deinem Vater geworden?"

"Na ja, aber er starb kurz darauf in einem Kampf", antwortete Ashitaka und in dem Moment hätte sich Kimie am liebsten dafür geohrfeigt, dass sie nachgefragt hatte.

"Tut mir Leid. Das war eine blöde Frage von mir. Ich..." Sie wollte sich entschuldigen, wusste aber nicht, wie sie das hätte richtig anstellen sollen.

Doch Ashitaka schüttelte mit einem freundlichen Lächeln den Kopf. "Nein, schon in Ordnung. Es liegt ja auch schon eine längere Zeit zurück. Aber meine Mutter lebt noch in den westlichen Ländern. Eigentlich war sie gar nicht damit einverstanden gewesen, dass ich vor 200 Jahren angekündigt hatte, ich wollte ein wenig das Land im Alleingang erkunden, ähnlich wie Sesshoumaru es ab diesem Zeitpunkt getan hatte. Ich spiele seit einiger Zeit auch mit dem Gedanken, mal wieder zu Hause vorbeizuschauen."

"Gute Idee. Deine Mutter würde sich sicher freuen", meinte Kimie, ehe sie nachdenklich den Blick senkte und erst nach einer Weile zögerlich weiterfragte: "Hältst du... es dennoch für in Ordnung, wenn ein Mensch mit einem Youkai zusammenkommt?"

"Nun, wenn es passiert, passiert es halt", sagte Ashitaka, woraufhin Kimie kaum hörbar erwiderte: "Ja, wahrscheinlich..."

Schließlich kehrten auch die beiden wieder zum Lagerplatz zurück, doch äußerten sie sich den anderen gegenüber nicht über das, worüber sie zuvor miteinander geredet hatten.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (17)
[1] [2]
/ 2

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Cerberus
2009-11-19T20:15:31+00:00 19.11.2009 21:15
Hey ^^

Wider mal ein super Kappi!!
Erstklassig geschrieben und das beste .... es war richtig spannend +.+

Ich finde es auch besonders gut, dass Kimie diesen Kampf alleine schaffen musste und Sesshoumaru-sama ihr nicht helfen konnte. Das bringt wieder ein bisschen Abwechslung rein.

Wo ich mich fast weggeschmissen hab vor Lachen war als, Sesshoumaru-sama gesagt hat "Zieh dich aus" xDDD
Einfach genial xD

Weiter so ;)
LG deine Chaos_Angel ~~
Von: abgemeldet
2005-12-31T12:06:33+00:00 31.12.2005 13:06
hey^^
mega sorry, dass ich noch kein kommi geschrieben habe und grad etwas hinterher hänge. aber das war ne stressige woche, tut mir wirklich leid!

so....sehr spannendes aber auch aufschlussreiches kapitel!
mit kaori hast du mal wieder bewiesen, wie gut du dir eigene charaktere ausdenken kannst, die auch noch authentisch sind. ich konnte mir richtig gut vorstellen, dass sie tatsächlich ein abkömmling narakus ist. großes lob an der stelle!^^

auch sehr schön war kimies eifersucht...ich hab mich echt weggeschmissen, total komisch und einfach niedlich. der kampf war gut beschrieben.

aber das gespräch zwischen sess und kimie war auch sehr gut. wieder mal kam der youkai nicht im geringsten OOC rüber und doch war es eine schöne, und bilderbuchmäßige atmosphäre, einfach herrlich!^^
das kagome, shippo und inu yasha gelauscht haben, dass passt wieder sehr gut zum anime/manga. da merkt man, wie gut du die serie kennst...

auch das gespräch zwischen ashitaka und kimie war interessant. gut, dass du die familienverhältnisse mal aufgestellt hast. so bekommt man einen kleinen einblick in ashitakas, aber auch inu yashas und sesshoumarus vergangenheit. und natürlich sprichst du auch die probleme einer beziehung zwischen mensch und dämon an, ein empfindliches thema und eine wichtige sache bei inu yasha. da hätte ich mir nur gewünscht, dass du vllt. im ganzen verlauf der story mehr darauf eingegangen wärst.

ansonsten bemühe ich mich jetzt, die nächsten beiden kapitel noch aufzuholen!^^

liebe grüße,
-phoenixfeder-
Von:  Haniel
2005-12-28T09:07:20+00:00 28.12.2005 10:07
deine kapis werden immer länger und länger, da kommt man mit dem lesen nur schlepend mit. *g* es war aber sehr spannend, und kimies eifersucht war echt putzig *knuddel*.
sess und kimie mal ganz alleine und harmonisch miteinander und dann müssen unbedingt inu und kagome 'nach dem rechten sehen' also echt das hätte ich nicht von denen gedacht
Von:  scippu
2005-12-25T19:11:46+00:00 25.12.2005 20:11
sooo toll=) ne wirklich klasse. ich fands voll toll....eyh ich bewunder dich. du schreibst so schnell und sooo viel und dann noch so verdammt geil das is der hammer.... an der story merkt man richtig das du dir gedanken über die story überhaupt machst^^ also mach weida so
freu mich schon wie es weitergeht...das soll doch n bissl mehr laufen gell?
l g
Von:  Askare
2005-12-25T15:45:31+00:00 25.12.2005 16:45
Diese Kapitel war echt toll! Am besten haben mir der Kampf mit der "Spinnenfrau" (hab den Namen vergessen) und der Schluss gefallen.

Mach schnell weiter.

schickst du mir bitte eine ens wenn es weiter geht?

lg Askare
Von:  Sasuke_Uchiha
2005-12-23T12:37:59+00:00 23.12.2005 13:37
Ich mag die Geschichte einfach.
Immer wieder lustige Dinge.
Von: abgemeldet
2005-12-22T20:00:48+00:00 22.12.2005 21:00
OOOhhh tolllooooo
geiles Kapitel....aber mach jetzt endlich mehr annährrungen zwischen den beiden, sonst werd ich verrückt!!! (Denk nich dass ich pervers bin oda so...okay vielleicht ein wenig...vielleicht ein wenig sehr..) Auf jeden fall müssen die sich vor dem ende noch mal mehr nähern als nur küssen...büddeee ^.^
^________^
Von: abgemeldet
2005-12-22T17:06:13+00:00 22.12.2005 18:06
Irgendiwe schien mehr zwischen Sesshoumaru und Kimie zu laufen, bevor er sich zu ihr bekannt hat, das war wohl eher ein Schritt zurück.
Kimie schlägt sich gut. die Idee mit der Spinne war genial. Hoffe du schreibst schnell weiter. Schickst du mir dann wieder ne ENS, wenns weiter geht?
Von: abgemeldet
2005-12-22T15:36:59+00:00 22.12.2005 16:36
Tolles Kapitel !
Mach weiter so :)
Von:  Tigerin
2005-12-22T15:01:52+00:00 22.12.2005 16:01
Super Kapitel!
Kimie ist aber neugierig... Jedenfalls war die Kampfszene echt gut beschrieben. Ich hätte mich bei den ganzen Spinnen geekelt... ich hätte kein Schwert mehr angreifen können... Die Szene mit Sesshoumaru war auch super, besonders der Satz: "Anscheinend schätzt du meine Gegenwart doch mehr, als ich es erwartet habe. Warum sonst solltest du mir so hinterherschleichen?" Tscha, wären sie mal nicht hinterhergeschlichen...
Schreib schnell weiter und schick mir ne Ens!^^

Bye Tigerin


Zurück