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Abenteuer im Mittelalter

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi, Leute! ^-^
Das ist meine erste FF zu Inu Yasha, aber ich hoffe, dass sie sich dennoch bewährt. *smile*
Im Vorfeld möchte ich aber erwähnen, dass ich nur den Anime kenne. Ich weiß ja nicht, inwiefern der sich vom Manga unterscheidet, was Informationen über Charas und Ähnlichem anbelangt. ^^'
Tja, mal sehen, wie euch das erste Kapitel so gefällt.
Und schon geht's los! ^^
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi! ^^
Und hier ist nun das zweite Kapitel. Danke noch für eure Kommis!
Und weiter geht's!
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi! Und hier kommt nun Kapitel drei! *smile*
Nur kann ich euch leider nicht sagen, welches Reisebüro denn für diesen Trip zuständig war. *Schulter zuck*
Tja, und wenn ich es wüsste, würde ich wohl selbst da vorbeischauen. XD
Aber genug geredet! Viel Spaß jetzt beim Lesen!
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Und hier kommt nun Kapitel vier! ^^
Und wie der Titel schon sagt, geht es diesmal u. a. auch etwas mehr um Inuki.
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi, Leute! ^^
Hier kommt nun das fünfte Kapitel! Danke für eure tollen Kommis, die ihr mir bisher geschrieben habt! *freu*
So! Und jetzt geht's weiter! ^-^
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallihallo! ^-^
Da bin ich wieder!
Vielen Dank für eure Kommis, die spornen einen richtig an! *smile*
Aber da auch Fragen gestellt wurden, will ich dazu auch noch kurz was sagen.
Also, was nun konkret mit Inuki ist, da würde ich euch bitten, noch Geduld zu haben, bis ich mich darüber auslasse. Die Story soll ja nicht schon nach den nächsten zwei Kapiteln enden, von daher will ich lieber nicht im Voraus quatschen. Aber mit Inuki habe ich noch was vor, das stimmt schon mal. ^^
Was Sesshoumaru in dem Zusammenhang anbelangt, so sage ich nur soviel, dass er etwas ahnt, aber wenn ich das jetzt ausplappern würde, wäre das nicht ganz in meinem Sinne. In einem der späteren Kapitel wird aber deutlich, was es mit Inuki auf sich hat. Ich weiß noch nicht genau, welches Kapitel das sein wird, da ich mir bis jetzt nur ein paar Notizen zu den nachfolgenden Kapiteln gemacht habe. Wenn ich genaueres weiß, werde ich es euch sagen. Ich versuche aber, in kurzen, regelmäßigen Abständen neue Kapitel hochzuladen, damit ihr nicht zu lange warten müsst, okay? ^-^
Ach, und mit den Emotionen ist das so eine Sache...
Ich weiß oft nicht wirklich, wie ich Gefühle rüberbringen soll, ohne dass es an einen schlechten Hollywood-Film erinnert. Das meine ich jetzt im Sinne von zu kitschig, klischeehaft oder übertrieben, und so. *drop*
Naja... Es ist eben noch kein Meister vom Himmel gefallen, ne? ^^'
Ich hoffe dennoch, dass euch das nächste Kapitel gefallen wird. Und nach dieser endlos langen Vorrede wünsche ich euch nun viel Spaß beim Lesen!
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi, Leute! ^^
Hier ist nun das 7. Kapitel. Ich erspare mir aber diesmal lange Vorreden, weil ich am Ende noch meinen Senf dazugebe. XD
Jetzt wünsche ich euch aber erst mal viel Spaß beim Lesen!
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Vorwort zu diesem Kapitel:
So! Und ohne langes Gerede: Hier ist Kapitel acht! ^-^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi, Leute! ^-^
Vielen Dank für eure tollen Kommis! Und hier ist nun das 9. Kapitel! Vorneweg möchte ich aber noch sagen, dass sich dieses Kapitel von der Handlung her etwas von den anderen unterscheidet. Ich habe nämlich entschieden, dass ich die FF allgemein noch etwas weiter ausbauen will, weshalb ich im weiteren Verlauf auch ab und zu auf die Beziehung zwischen Kagome und Inu Yasha und auch mal auf die zwischen Sango und Miroku eingehen will. Von daher gibt es in einigen der nachfolgenden Kapitel auch mal andere Schwerpunkte. Ich selbst möchte halt gerne auch mal etwas zu den anderen Charakteren schreiben. Hoffe, dass stört euch nicht allzu sehr? *sich unsicher umschaut*
Naja, ich wünsche euch dennoch viel Spaß beim Lesen! ^^
Und ich beeile mich auch mit dem 10. Kapitel.
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi, Leute!
So! Hier kommt nun das 10. Kapitel und diesmal mischt auch Sesshoumaru wieder mit! *smile*
Ja, sorry, dass er im letzten Kapitel nicht aufgetaucht ist, aber wie bereits im Vorwort des 9. Kapitels erwähnt, will ich gelegentlich auch ein paar andere Schwerpunkte setzen. Ich verliere die Handlung aber schon nicht aus den Augen, keine Sorge. ^^
Hmm... Aber hoffentlich komme ich nicht in ein zeitliches Chaos. Bei hat nämlich wieder die Schule angefangen... -.-'
Ach! Irgendwie kriege ich das alles schon unter einen Hut! *optimistisch ist*
Und jetzt wünsche ich euch noch viel Spaß beim Lesen!
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Huhu! ^-^
So! In diesem Kapitel geht es etwas mehr um Kagome und Inu Yasha. Aber keine Sorge, Sesshoumaru kommt auch darin vor! *smile*
Und ohne noch groß rumzureden, wünsche ich euch nun viel Spaß beim Lesen! ^^
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi, Leute! ^-^
Endlich geht's weiter! Hier ist das neue Kapitel!
Uff! Mit damit habe ich mich irgendwie schwer getan... -.-'
Ich weiß auch nicht genau, aber irgendwie hatte ich ein Brett vor dem Kopf. *seufz*
Naja, ich hoffe trotzdem, dass es euch gefällt. Also, viel Spaß beim Lesen! ^^
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi, Leute! ^-^
Und hier kommt wieder ein neues Kapitel. Danke für eure tollen Kommis! *euch knuddelz*
Noch eine Kleinigkeit zu Kapitel 12: Sesshoumaru wollte Kimie nicht küssen, sondern nur genauer anschauen. ^^
Aber wer weiß? Vielleicht kommt das ja noch. *g*
Und wenn sie nicht gestört worden wären... Tja! *smile*
Nun, und ob Kimie wieder mit Sesshoumaru mitreisen wird... Dazu schweige ich zunächst lieber. *g*
@duell-master: Danke noch für das Pic zu Kapitel 13! ^^
Aber das reicht erst mal an Vorreden. Hier ist nun das neue Kapitel! Viel Spaß beim Lesen!
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi, Leute! ^^
Endlich habe ich es geschafft! Hier ist das neue Kapitel! *aufatmet*
Boah! Mann, habe ich das oft umgeschrieben... *schwitz*
Irgendwie war ich mit voll vielen Dingen überhaupt nicht zufrieden. Bin ich jetzt eigentlich auch net wirklich... *drop*
Aber so, wie es jetzt ist, gefällt es mir immerhin besser, als die vorherigen Versionen.
Naja, jetzt habe ich aber genug gejammert. Viel Spaß nun beim Lesen! ^^
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallihallo! ^-^
Und hier kommt auch schon das nächste Kapitel! Viel Spaß beim Lesen! ^^
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi, Leute! ^-^
Da bin ich wieder mit dem neuen Kapitel und endlich erfahrt ihr genauer, was es mit Inuki auf sich hat.
Tja, mehr gibt's eigentlich von meiner Seite her nichts zu sagen, außer, dass ich euch noch für eure tollen Kommis danken möchte. *euch knuddelz*
So! Und jetzt wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen! ^^
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi, Leute!
Und wieder melde ich mich zurück. *wink*
Tja, ich kann eigentlich nicht viel sagen, außer: Viel Spaß beim Lesen! ^^
Und danke noch für eure tollen Kommis, die ihr mir bisher geschrieben habt! *euch knuddelz*
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallihallo! ^-^
Hier ist nun das nächste Kapitel! Danke für eure tollen Kommis und nun ohne lange große Vorreden: Viel Spaß beim Lesen! ^^
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo, Leute! ^-^
Und hiermit melde ich mich mit dem neuen Kapitel zurück! Sorry, wenn euch einige Kapitel momentan irgendwie zu kurz erscheinen, aber auf meinem Computer sieht's oft so viel aus und dann kann ich manchmal nicht so recht abschätzen, wie viele Seiten das dann letztendlich bei der Veröffentlichung ergeben. ^^'
Sicher beträgt auch dieses Kapitel dann wieder vielleicht nur vier Seiten oder so...
Naja, ich hoffe aber dennoch, dass es euch gefallen wird. Also, viel Spaß dann beim Lesen! ^^
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo, Leute!
Ja, sorry, dass es mit dem neuen Kapitel diesmal etwas länger gedauert hat, aber ich hatte in letzter Zeit mehrere Klausuren zu schreiben und nebenbei musste ich noch ein kleines Problem hinsichtlich eines Verdachts auf Kopie und Fremdverwendung meiner Texte in den Chara-Beschreibungen lösen...
Na ja, aber jetzt habe ich das neue Kapitel ja endlich fertig und ich hoffe, es gefällt euch. ^-^
Also, viel Spaß nun beim Lesen!
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi, Leute! ^-^
Und hier ist nun das neue Kapitel. Danke noch für eure tollen Kommis! *euch knuddelz*
So! Und jetzt wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen! ^^
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi, Leute! ^^
Wah! Sorry, dass es wieder so lange gedauert hat! *sich ganz tief verbeugt*
Eigentlich wollte ich ja schon letztes Wochenende das neue Kapitel hochladen, aber ich hab's nicht rechtzeitig fertig gekriegt... *drop*
Bitte nicht böse sein, ja? *fleh*
Und eigentlich will ich euch jetzt auch nicht weiter groß zulabern, sondern mich nur noch zu drei Dingen äußern, die angesprochen wurden.
1. Ja, den Namen "Ashitaka" habe ich aus "Mononoke Hime".
2. Was den Namen von Sesshoumarus und Inu Yashas Vater angeht: Ich wusste bis vor kurzem gar nicht, dass der eigentlich gar keinen Namen hat, oder dieser zumindest niemals genannt wird... ^^'
Schande über mich! XD
Na ja, aber ich hoffe, es juckt niemanden, wenn ich es dennoch erst mal dabei belasse, ihn "Inu no Taishou" zu nennen? Ist irgendwie praktischer, als z.B. immer von "Sesshoumarus und Inu Yashas Vater" zu reden.
Und 3. Ich habe im Moment noch gar keine Ahnung, wie lang die Story noch werden wird, obwohl ich mir natürlich bereits einige Stichpunkte hinsichtlich des Endes gemacht habe. *sich am Kopf kratz*
Ich wage aber trotzdem mal eine grobe Schätzung: Vielleicht noch so 6 oder 7 Kapitel (ohne das jetzige), wie es bis jetzt aussieht, aber sicher bin ich mir nicht so genau. Vielleicht fällt mir ja spontan noch etwas ein, was ich dann noch mit einbringe. ~.^
So! Jetzt habe ich aber wirklich genug gelabert! Jetzt wünsche ich euch nur noch viel Spaß mit dem neuen Kapitel!
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo, Leute! ^-^
Ja, endlich habe ich es geschafft und hier ist nun das neue Kapitel! *präsentier*
Sorry, aber die Vorbereitungen für das mündliche Abi haben mir Zeit geraubt und noch ist es nicht vorbei. Die Prüfung steht noch aus... *drop*
Na ja, was soll's?
Tja, eigentlich gibt es sonst nicht sonderlich viel zu sagen. Also lasse ich es einfach und wünsche euch nun viel Spaß beim Lesen! ^^
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi, Leute! ^^
Sorry, dass ich so lange nichts hab von mir hören lassen. Ich musste mich um einige Dinge kümmern und hab auch einige Veränderungen am weiteren Verlauf der Story vorgenommen. Ich musste mich zunächst auch irgendwie wieder in das Ganze einfinden. XD
Mit dem nächsten Kapitel versuche ich dann wieder etwas schneller nachzurücken. Und noch ein Danke an alle, die mir dennoch die Treue gehalten haben. *sich verbeugt*
Jetzt wünsche ich euch aber viel Vergnügen beim Lesen dieses Kapitels! ^-^
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo, alle miteinander! ^^
Hab mich diesmal mit dem neuen Kapitel etwas mehr beeilt. Danke noch, dass ihr mir trotz der langen Wartezeit auf das vorherige Kapitel nicht alle davongelaufen seid. XD
Dass die Story bei euch so gut ankommt, spornt mich irgendwie richtig an. Da macht mir das Schreiben gleich vielmehr Spaß! ^___^
Aber ich will euch ja nicht allzu sehr zutexten. Stattdessen wünsche ich euch nun viel Spaß mit dem neuen Kapitel! ~.^
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi, Leute! ^^
Tja, hier ist nun das nächste Kapitel. Eigentlich gibt es dazu nicht viel zu sagen, aber vielleicht muss ich in nächster Zeit wieder etwas kürzer treten. Morgen fange ich nämlich mit meinem Studium an und da muss ich erst mal sehen, wie sehr mich das einnehmen wird. Aber ich versuche dennoch, das nächste Kapitel und auch die weiteren möglichst bald zu veröffentlichen.
Viel Spaß erst mal mit diesem Kapitel! ^____^
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi, Leute! ^^
Hier ist nun das nächste Kapitel. Eigentlich sollte sich die FF ursprünglich so langsam dem Ende zuneigen (hatte vor der längeren Pause eigentlich noch mit etwa 6 Kapiteln gerechnet), aber mir sind noch ein paar Ideen gekommen, die ich gerne noch mit einbringen würde, obwohl das Ende schon feststeht. Aber die neuen Kapitel lassen sich noch ganz gut mit einfügen. Von daher wird's wohl doch noch etwas weitergehen. XD
So, jetzt aber genug der Vorrede. Viel Spaß mit dem neuen Kapitel! ^-^
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi, Leute! ^^
Danke für eure tollen Kommis und hier bekommt ihr nun das mittlerweile 30. Kapitel zu lesen. Ich selbst hatte anfangs nicht erwartet, dass es mal bis in die 30er reinreichen würde. XD
Ohne dieses hier wird es übrigens noch insgesamt vier Kapitel geben, dann ist die Geschichte an ihrem Ende angelangt. Mal sehen, wie lange es bis dahin noch dauert.
Uff! Aber mittlerweile ist bei Kapitel 13 'n kleines Problem aufgetaucht. Der Text ist nämlich verschwunden, obwohl die Wortanzahl noch angezeigt wird... Hab versucht, das selbst in Ordnung zu bringen, aber irgendwie bekam ich da nur Fehlermeldungen... *sich am Kopf kratz*
Na ja, hab mich jetzt nach Hilfe erkundigt und hoffe, das Problem behebt sich bald wieder.
So! Jetzt hab ich euch aber genug zugelabert. Viel Spaß nun mit dem neuen Kapitel! ^-^
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Tja, Leute, wir nähern uns dem Ende. Ich spare mir aber jetzt eine große Rede, mit dieser belästige ich euch dann im letzten Kapitel. XD
Also, dann sage ich nur noch: Viel Spaß beim Lesen! ^^
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Ein Trip ins Mittelalter

Kagome seufzte. Die Schule war wieder einmal beendet, doch war der Unterricht eine einzige Tortur gewesen. Sie hatte bereits so oft gefehlt, dass sie sich fragte, wie sie den Anschluss überhaupt noch wieder finden sollte. Na ja, zum Glück waren jetzt erstmal Ferien.

Als sie endlich wieder zu Hause ankam, hatte sie sich kaum ihrer Schuhe entledigt, als Souta schon ganz aufgeregt auf sie zugelaufen kam. "Nee-chan! Da bist du ja endlich! Schnell, komm mit!" Damit ergriff ihr jüngerer Bruder das Mädchen an der Hand und zog sie hinter sich her.

Kagome war völlig irritiert. "Souta! Was ist denn los? Zieh doch nicht so!"

Sie wollte ihm soeben eine kräftige Standpauke halten, als Souta die Schiebetür zum Wohnzimmer öffnete. Die Person, die Kagome jetzt in dem Zimmer sitzen sah, drehte sich lächelnd zu ihr um. "Hallo, Cousinchen!"

"Kimie! Ist das schön, dich zu sehen!" Kagome ließ Souta Souta sein und fiel ihrer Cousine überglücklich in die Arme. Die beiden hatten sich schon so lange nicht mehr gesehen.

"Ist das toll, dass du uns besuchen kommst! Aber habe ich dir nicht schon immer gesagt, du sollst mich nicht 'Cousinchen' nennen? Nur weil du älter bist", meinte Kagome und zog eine Augenbraue hoch.

Kimie lachte und klopfte ihr auf die Schulter. "Ach, jetzt sei doch nicht so! Nachdem wir uns fast drei Jahre nicht mehr gesehen haben. Wie ich sehe, scheint es dir ja sehr gut zu gehen. Wenn ich daran denke, was du in letzter Zeit alles für Krankheiten hattest."

Kagome stutzte. "Wie jetzt?"

"Großvater hat es mir erzählt", meinte Kimie und deutete auf den alten Mann, der gerade einen Tee trank. Kagome warf ihm einen reichlich geknirschten Blick zu.

"Opa..." Sie wollte lieber nicht wissen, was er sich diesmal für eine Krankheit hat einfallen lassen.

"Das arme Kind ist noch immer nicht vollständig genesen. Sie muss sehr auf sich aufpassen", sagte ihr Großvater mit mitleidigem Unterton und Kagome wäre am liebsten in die Luft gegangen.

"Opa! Mir geht's blendend!"

Plötzlich ertönte ein erfreutes Bellen hinter Kagome. Als sie sich überrascht umwandte, stand ein Hund mit schwarzem Fell vor ihr. Seine Ohren mit ihren weißen Spitzen wahren aufmerksam nach vorne gerichtet.

Kagome stutzte. "Kimie, ist das etwa...?"

Kimie nickte lächelnd und sofort umarmte Kagome den Hund erfreut.

"Ich glaub 's nicht! Inuki! (Ja, der Name ist abgeguckt, aber ich finde ihn eben toll! ^^')" Sie streichelte den Hund über dem Kopf. Inuki schien ebenfalls sehr erfreut darüber zu sein, Kagome zu sehen. "Als ich ihn vor drei Jahren das letzte Mal sah, war er noch ein Welpe und du hattest ihn gerade erst zu dir genommen, Kimie." Kagome stand wieder auf. "Aber sag mal, wie lange bleibst du denn?"

"Willst mich wohl wieder los werden, was?", fragte Kimie gespielt beleidigt und lachte. "Also, ich dachte da ursprünglich so an etwa einen Monat."

"Aber natürlich kannst du auch gerne länger bleiben, wenn du das möchtest, Kimie", meinte Kagomes Mutter lächelnd.

Kagome war glücklich. Endlich sah sie ihre Cousine mal wieder. Die beiden hatten zwar oft Telefonkontakt gehabt, doch lebten beide in verschiedenen Städten Japans und von daher bot sich eher selten die Gelegenheit, sich zu sehen. Aber gab es jetzt dennoch ein Problem: Sollte Kagome Kimie von Inu Yasha und den anderen erzählen? Ihre restliche Familie hatte dies wohl geheim gehalten, doch wie sollte sie das tun können? Vielleicht würde sie für diesen einen Monat dann mit ihren Ausflügen ins Mittelalter etwas kürzer treten müssen. Doch darüber musste sie noch mit den anderen sprechen.
 

Allmählich wurde es Abend.

Kagome und Kimie hatten die ersten zwei Stunden ihres Wiedersehens damit zugebracht, über alles mögliche zu reden. Kagome unterbrach das Gespräch schließlich mit der Aussage, sie müsse noch einmal kurz weg und eine Besorgung machen.

Vom Gästezimmer aus hatte Kimie den Blick frei auf den Hof. Auf ihrem Bett lag eine längliche Tasche. Kimie trainierte von klein auf Kendo und besaß auch ein echtes Schwert, welches sie in jener Tasche aufbewahrte. Sie konnte es ja wohl schlecht nur so mit sich herumtragen, wenn sie auf der Straße war.

"Vielleicht trainiere ich noch ein wenig", meinte Kimie zu sich selbst. Ein paar Übungen auf dem Hof würden ja wohl nicht schaden. Als sie gerade ihre Tasche an sich genommen hatte, fiel ihr Blick noch einmal aus dem Fenster. Sie stutzte. "Hm? Das ist doch Kagome! Wo geht sie denn hin?"

Inuki, der auf dem Boden gelegen hatte, horchte auf. Er stand auf und legte seine Vorderpfoten auf das Fensterbrett, so dass auch er hinausschauen konnte. Kimie verfolgte währenddessen weiterhin Kagome mit ihrem Blick.

"Der Schrein? Was will sie denn da? Wenn ich mich recht erinnere, dann ist da doch nur dieser alte Brunnen."

Plötzlich sah Kimie, wie Kagome etwas Glänzendes verlor, das auf den Boden fiel. Kagome selbst bemerkte es nicht und setzte unbeirrt ihren Weg zum Brunnen fort. Kimie wollte zuerst das Fenster öffnen und ihr nachrufen, doch entschied sie lieber dazu, ihrer Cousine zu folgen. Natürlich begleitete Inuki sie. Auf halbem Weg bemerkte Kimie allerdings, dass sie ihre Tasche bei sich trug, doch wollte sie nicht extra noch mal zurücklaufen und sie ablegen, also nahm sie sie mit.

Auf dem Hof lief Kimie zuerst zu der Stelle, wo das glänzende Objekt liegen musste. Aber sie fand es nicht auf Anhieb, dafür aber Inuki. Er machte sie mit einem kurzen Bellen darauf aufmerksam.

"Gut gemacht, Inuki!", lobte Kimie ihren Hund und hob das glänzende Objekt auf. Es war ziemlich klein.

"Was ist das? Ein Splitter...? Aber wovon?"

Kimies Blick fiel nun auf den kleinen Schrein, in dem sich der Brunnen befand. Sie stand auf und ging darauf zu, doch als sie die Schiebetüren öffnete, war Kagome nicht da.

"Kagome? Wo bist du?"

Das Mädchen ließ unsicher den Blick schweifen. Ihre Cousine war aber nirgends aufzufinden.

"Das ist aber eigenartig. Ich habe sie doch ganz eindeutig hier reingehen sehen."

Kimie war schon der Gedanke gekommen, dass sich Kagome vielleicht im Brunnen versteckt haben könnte, doch diese Idee kam ihr dann doch zu absurd vor. Eigenartigerweise schien Inukis Aufmerksamkeit aber genau diesem Brunnen zu gelten. Auf den Hinterbeinen stehend schaute er in diesen hinein und warf immer wieder einen Blick zu Kimie, als wollte er ihr etwas sagen. Kimie zögerte, trat dann aber doch an den Brunnen heran. Allerdings konnte sie noch nicht einmal den Boden erkennen.

"Kagome?", rief sie, doch es kam keine Antwort zurück. Kurz darauf schüttelte sie den Kopf. "So ein Quatsch! Doch nicht im Brunnen! Das ist doch lächerlich!", sagte sie zu sich selbst. Aber als Inuki einmal laut bellte und dann Anstalten machte, in den Brunnen zu springen, standen Kimie die Haare zu Berge. "Inuki! Bist du von allen guten Geistern verlassen?!"

Sie packte ihren Hund, doch dieser zog sie daraufhin mit sich in den Brunnen hinein. Kimie schrie einen Moment entsetzt auf und kniff die Augen zu, doch hatte sie plötzlich das Gefühl, als würde sie nicht fallen, sondern vielmehr schweben. Die Arme noch um ihren Hund geschlungen, öffnete sie zögerlich ihre Augen.

"Aber was...?!"
 

Kagome hatte ihre Freunde wie immer am Knochenfresserbrunnen getroffen und erklärte ihnen kurz die neue Lage.

Sango nickte. "Verstehe. Und weil du nicht weißt, ob du deiner Cousine alles erzählen sollst, musst du für einen Monat aussetzen."

"Ja, aber vielleicht auch für etwas länger. Tut mir wirklich Leid."

"Das muss es nicht, Kagome-sama", meinte Miroku ruhig, und auch Shippou zeigte Verständnis.

Nur Inu Yasha wirkte wenig begeistert. "Ein ganzer Monat? Vielleicht aber auch länger? Dann wäre es doch wesentlich einfacher, du erzählst ihr alles, Kagome. Oder hast du kein Vertrauen zu ihr?"

Kagome schüttelte den Kopf. "Nein, das ist es nicht. Aber ich will Kimie nicht in diese Sache mit reinziehen."

"IIIIEEEEK!!!" Dieser plötzliche Schrei von Shippou ließ alle erschrocken aufhorchen.

"Shippou-chan, was ist mit dir?", fragte Kagome besorgt, als der kleine Kitsune, der bis eben noch auf dem Rand des Brunnens gesessen hatte, in die Arme des Mädchens sprang.

"Irgendetwas hat nach meinem Schweif gegriffen!", erklärte Shippou noch leicht geschockt und starrte zum Brunnen. Inu Yasha hatte bereits die Hand griffbereit an Tessaiga gelegt, als sich zuerst eine, dann noch eine Hand am Rand des Brunnens festhielt.

"Meine Güte! Was war denn das für ein Schrei?", fragte eine Stimme aus dem Brunnen und kurz darauf zog sich ein Mädchen mit langen Haaren aus diesem hinauf.

Kagome schreckte hoch. "Uaaah!! Kimie! Du?!"

Kimie sah auf und sofort wuchs ein großes Fragezeichen über ihrem Kopf heran. "Kagome? Aber was...? Wer...?" Und es wurde noch größer, als Kimie die unbekannten Leute sah, die um Kagome herumstanden, von der Umgebung mal ganz zu schweigen.

"Was machst du denn hier? Wie bist du überhaupt hierher gekommen?", fragte Kagome weiter, nun aber nicht mehr so schockiert.

Kimie kletterte aus dem Brunnen und erwiderte etwas ratlos: "Wenn ich das wüsste, wäre ich dankbar..."

"Wer ist das, Kagome?", fragte Inu Yasha misstrauisch.

Kagome zögerte zunächst. "Na ja… Das ist meine Cousine Kimie, von der ich euch eben erzählt habe", antwortete das Mädchen dann auf die Frage.

"Ach! Sie ist das?", fragte der Hanyou und zog eine Augenbraue hoch. "Ihr seht euch aber gar nicht ähnlich."

Kimie warf ihm einen skeptischen Blick zu. Wie sollte sie das denn bitte verstehen?

"Eine wirklich nette Begrüßung...", meinte sie ironisch. "Wer seid ihr alle eigentlich?"

Kagome wandte sich wieder an ihre Cousine: "Also, Kimie, das hier sind Inu Yasha, Sango-chan, Miroku-sama und Shippou-chan. Freunde von mir."

"Ach so! Na dann! Schön, euch kennen zu lernen", erwiderte Kimie lächelnd und verbeugte sich höflich. Ihr kam das alles zwar noch recht seltsam vor, doch irgendwie war es auch aufregend. Auch die anderen begrüßten sie nun.

"Es ist eigentlich merkwürdig, dass sie es geschafft hat, hierher zu kommen. Ohne das Shikon no Tama ist es doch, außer vielleicht für Inu Yasha, gar nicht möglich, von Kagome-samas Welt in unsere Welt zu gelangen", meinte Miroku plötzlich und legte sich eine Hand ans Kinn. Daraufhin wurde Inu Yasha hellhörig.

"Hast du ihr etwa einen von deinen Juwelensplittern gegeben?", fragte er Kagome, die die Frage aber verneinte.

Kimie hörte dem Gespräch zu und holte dann den Juwelensplitter aus ihrer Hosentasche. "Meinst du mit Juwelensplitter vielleicht so etwas?"

"Das ist tatsächlich ein Juwelensplitter!", erkannte Shippou den kleinen Gegenstand, den Kimie zwischen Daumen und Zeigefinger festhielt. Die anderen waren sichtlich überrascht.

"Inuki hat ihn gefunden", erklärte Kimie und übergab Kagome den Splitter. Diese bedankte sich und steckte ihn wieder zu den anderen in ihre Tasche. "Er lag auf dem Boden vor dem Schrein und...", wollte Kimie erklären, doch plötzlich hielt sie inne und griff sich an den Kopf. "Oh nein, Inuki! Den hätte ich fast vergessen!" Sofort hatte sie sich zum Brunnen umgewandt und rief Inukis Namen in diesen hinein.

"Wie jetzt? Ist Inuki etwa auch hier?", fragte Kagome irritiert, doch als sie ein Bellen hörte, was aus dem Brunnen kam, war ihre Frage schnell beantwortet.

"Wer ist denn Inuki?", fragte Sango.

Kimie seufzte. "Das ist mein Hund. Eigentlich bin ich ja nur hier gelandet, weil er in den Brunnen gesprungen ist. Als ich ihn festhalten wollte, hat er mich mit hineingezogen."

Kagome wandte sich nun an Inu Yasha: "Inu Yasha, kannst du Inuki bitte aus dem Brunnen rausholen?" Der Hanyou willigte ein und sprang in den Brunnen. Kurze Zeit später kam er mit Inuki unter dem Arm wieder zum Vorschein. Der Hund kam sofort auf Kimie zu, die ihn erleichtert umarmte.

"Du bist mir ja auch einer, Inuki! Was machst du für Sachen?"

"Oh! Der ist aber hübsch!", fand Shippou.

Kirara, die bis eben hinter Sango stand, kam nun hinter ihrer Herrin zum Vorschein und schritt auf Inuki zu. Er war zwar deutlich größer als sie, doch Angst schien sie dennoch nicht zu haben. Neugierig beäugten sich die beiden.

Als Kimie Kirara sah, war sie begeistert. "Oh! Ist die niedlich! Darf ich sie streicheln?", fragte sie Sango, die lächelnd nickte.

"Sicher. Sie heißt übrigens Kirara."

Die Dämonenkatze ließ sich gerne von Kimie streicheln, bis Inu Yasha wieder auf ein vorheriges Thema zurückkam: "Damit wäre das dann wohl geklärt, wie Kimie hierher gekommen ist. Und jetzt haben wir noch mehr Ärger am Hals."

"Inu Yasha!" Kagome war empört. Das musste ja wieder so kommen...

Kimie schaute auf und wollte soeben etwas darauf erwidern, als ihr Blick wie gebannt an dem Hanyou haften blieb. Dieser zog nun skeptisch eine Augenbraue hoch. "Was ist? Was starrst du mich denn so an?"

"Einen Moment, bitte." Kimie kam auf Inu Yasha zu und streckte die Hände nach ihm aus. Er wich irritiert zurück, doch sie hatte ihn schon an seinen Ohren gepackt.

"Hey! Was soll das?!"

"Diese Ohren... Sind die etwa echt? Wow!" Völlig gebannt befühlte Kimie die Ohren des Hanyou, der die Prozedur reichlich geplättet über sich ergehen ließ. Zuvor war Kimie diese Besonderheit noch gar nicht aufgefallen.

Kagome musste unweigerlich anfangen, leise zu lachen. "Genau wie ich! Das habe ich auch zu allererst gemacht."

"Du bist doch kein Mensch!? Was bist du?", fragte Kimie verunsichert, noch immer mit den Händen an Inu Yashas Ohren. Doch Kagome gab ihr stattdessen die Antwort: "Ein Hanyou. Halb Hundedämon, halb Mensch."

Kimie überlegte kurz und lächelte dann. "Wie süß!"

"Süß?!" Inu Yasha glaubte, sich gründlich verhört zu haben. "Was ist süß?! Wer ist süß?! Ich bin nicht süß!"

"Alles, was irgendwie mit Hunden zu tun hat, macht Kimie schwach", erklärte Kagome lächelnd.

Schließlich ließ Kimie doch wieder von Inu Yasha ab. "Das ist echt unglaublich!"

"Ach ja? Ich finde es ganz normal", erwiderte er trocken und befühlte prüfend seine Ohren.

"Inu Yasha! Jetzt sei doch nicht immer so unhöflich!", schaltete sich Miroku ein und kam auf Kimie zu. Ehe sie reagieren konnte, hatte er schon ihre Hände genommen und sah ihr tief in die Augen. "Kimie, wir haben uns zwar eben erst kennen gelernt, dennoch möchte ich dich fragen, ob du dir vorstellen könntest, die Mutter meiner Kinder zu werden?"

"Bitte?!" Kimie fiel aus allen Wolken, während die anderen nur unter lautem Seufzen in sich zusammenbrachen. Außer Sango, sie wirkte eher reichlich geknirscht. Sie zögerte auch nicht lange und zog Miroku eins mit ihrem Bumerang über. Kimie wich zurück und wandte sich an Kagome. "Was war denn das eben?"

"Nichts Besonderes", winkte Kagome ab. "Das macht er immer. Ignoriere es einfach."

"Können wir mal beim Thema bleiben?", fragte Inu Yasha und wirkte leicht gereizt. "Auf noch mehr sinnloses Gepäck lege ich nämlich wirklich keinen Wert!" Er wandte sich Kimie zu. "Also mach, dass du wieder zurück in deine Zeit kommst!" Damit deutete er auf den Brunnen.

Kimie zog eine Augenbraue hoch und verschränkte dann demonstrativ die Arme vor der Brust. "Vergiss es! Jetzt bin ich schon mal hier und jetzt will ich auch mehr über all das hier erfahren. Mach lieber Sitz, Bello!"

"Also, das ist doch...!"

Wieder schaltete sich Kagome ein: "Kleinen Moment! Das geht so, Kimie." Damit wandte sie sich Inu Yasha zu. "Inu Yasha?", säuselte sie mit einer Unschuldsmiene und dann folgte ein "Osuwari!"
 

Nach etwa einer Stunde und ungefähr 100 mal "Osuwari!" von Kagome, ließ sich Inu Yasha doch noch dazu breittreten, Kimie im Mittelalter zu lassen. Nachdem sie Kimie selbst gefragt hatte, hatte Kagome keine Bedenken mehr deswegen. Doch Inu Yasha musste noch ein paar Sachen an Kimie verlauten lassen: "Eines gilt es klarzustellen: Wir spielen nicht deine Bodyguards! Wenn du hier bleiben willst, dann musst du dich schon selbst verteidigen können."

Kimie zuckte gleichgültig mit den Schultern. "Wie du meinst."

Inuki lag dösend im Gras, wobei seine Ohren aber ab uns zu lauschend die Gegend erkundeten.

"Inukis Name klingt ähnlich, wie der von Inu Yasha", bemerkte Shippou, doch Inu Yasha hörte gar nicht mehr wirklich zu.

Sangos Blick blieb nun an Kimies Tasche hängen, die sie bei sich trug. "Was ist denn in dieser Tasche drin?"

Kimie schaute auf ihren Rücken und nahm die Tasche in die Hand. "Ach, nichts Besonderes. Nur das hier." Als sie daraufhin ihr Schwert herausholte, ging doch ein erstauntes Raunen durch die Gruppe.

"Zum Glück, hast du es mitgenommen, Kimie", meinte Kagome. "Glaub mir, du wirst es bestimmt noch brauchen können."

"Das war wirklich nur Zufall. Eigentlich wollte ich ja nur ein paar Übungen machen, als ich dich zum Brunnen hab gehen sehen. Da hat doch meine Neugier gesiegt." Kimie steckte ihr Schwert wieder in ihre Tasche. Plötzlich hob Inuki seinen Blick und stand kurz darauf auf seinen Beinen, was ihr nicht verborgen blieb. "Inuki? Was ist denn?"

Doch auf einmal spurtete der Hund in den Wald hinein.

"Hey, Inuki! Komm zurück!" Kimie folgte im natürlich sofort und auch Kagomes Rufe hielten sie nicht mehr auf. "Kimie! Warte! Lauf lieber nicht alleine hier rum! Das könnte gefährlich sein!"

"Und schon haben wir Ärger am Hals", meinte Inu Yasha mit einem misstrauischen Blick in die Richtung, in der Inuki und Kimie verschwunden waren.

Kagome war von dieser Bemerkung wenig begeistert. "Hör auf, Inu Yasha! Kimie ist gar nicht..."

"Ich rede nicht von Kimie, sondern von dem, dessen Geruch ich eben wahrgenommen habe."
 

"Inuki! Wo bist du?"

Kimie musste sich etwas durch das Unterholz durchkämpfen, wobei ihr immer wieder einige Zweige im Weg hingen. Zusätzlich zog jetzt auch noch Nebel auf, was ihre Sicht noch mehr einschränkte. Als sie aber endlich aus diesem Blättergestrüpp hinausgefunden hatte, hörte sie das Rauschen eines Flusses. Daraufhin erblickte sie direkt vor sich eine Art Böschung. Sie lief darauf zu und schaute hinunter. Da war tatsächlich ein Fluss und da war auch Inuki.

"Inuki! Was machst du denn da?"

Der Hund stand wie gebannt an dem Fluss und schaute hochkonzentriert auf die andere Seite hinüber. Auch reagierte er nicht auf Kimies Rufe. Das war eigenartig, denn normalerweise hörte er immer sofort. Kimie glitt vorsichtig sich die Böschung hinab und lief zu ihm.

"Du kannst doch nicht einfach weglaufen, Inuki!", mahnte sie ihn, kniete sich auf den Boden und legte ihre Hand auf seinen Kopf. Doch noch immer schaute Inuki gebannt auf das andere Flussufer hinüber. "Hm? Was hast du denn?"

Kimie folgte dem Blick ihres Hundes und erspähte plötzlich auf der anderen Seite des Flusses eine ihr unbekannte Person. Der aufmerksame, aber auch kühle Blick haftete zuerst an Inuki, dann an Kimie.

"Wer… Wer ist das?", murmelte Kimie leise, während sie auf das andere Flussufer blickte. Irgendwie hatte sie ein ungutes Gefühl, obwohl sie zugleich auch fasziniert war. Zwar lag noch der Nebel in der Luft, doch konnte sie ganz deutlich das lange weiß-silberne Haar und die goldenen Augen erkennen. Kimie zögerte noch einen Moment und stand dann langsam auf.

"Sesshoumaru!" Mit einem Male sprang Inu Yasha hervor und landete direkt neben Kimie und Inuki. Kagome und die anderen waren ebenfalls da und glitten die Böschung hinab.

Kagome wirkte sichtlich geschockt. "Kimie! Ist alles in Ordnung mit dir?"

"Ja, es ist alles okay! Aber..." Kimies Blick schweifte wieder zurück. "Wer ist das?"

"Inu Yashas älterer Halbbruder. Sein Name ist Sesshoumaru, aber er ist keinesfalls auf unserer Seite", erklärte Kagome eiligst und Shippou fügte hinzu: "Du kannst froh sein, dass du noch heil bist! Mit Sesshoumaru ist nicht zu spaßen!"

Inu Yasha hatte währenddessen bereits Tessaiga gezogen und war bereit, sich seinem Halbbruder entgegenzustellen. Doch dieser wirkte wenig angetan von dem Vorhaben des Jüngeren. "Ich habe jetzt wirklich nicht die Zeit und die Lust, mit dir zu spielen, Inu Yasha."

"Pah! Als ob mich das interessieren würde! Du hast doch sicher wieder irgendwas vor, oder?!"

"Erstens geht dich das nichts an und zweitens werde ich dir darauf sowieso nicht antworten."

Jetzt war Inu Yasha erst recht auf 180. Ohne weiter zu zögern schnellte er auf Sesshoumaru zu und der übliche Geschwisterkampf entbrannte.

"Das wird zu gefährlich! Wir sollten uns lieber etwas abseits aufhalten!", meinte Miroku.

Sesshoumaru setzte währenddessen seine Peitsche gegen Inu Yasha ein, dieser konnte aber noch rechtzeitig ausweichen. Doch stattdessen schnellte sie nun genau in die Gruppe hinein. Zwar sprangen alle noch rechtzeitig zurück, doch Kimie stolperte dabei und fiel rücklings in den reißenden Fluss. Kagome sah geschockt zu ihr rüber. "Kimie!"

Die Strömung war sehr stark und immer wieder wurde Kimie unter Wasser gedrückt.

Inu Yasha spitzte die Ohren. Das Geräusch, was er hörte, klang alles andere als gut. "Verdammt! Da ist ein Wasserfall!" Damit ließ er Sesshoumaru Sesshoumaru sein und beeilte sich, Kimie noch rechtzeitig aus dem Wasser zu fischen. Diese war dem Wasserfall schon bedrohlich nahe gekommen und noch bevor Inu Yasha sie erwischen konnte, war es schon zu spät.

"AAAH!!"

"Kimie!!"

Kagomes Ruf bekam Kimie nur noch halb mit. Zu laut war das Rauschen des Wasserfalls. Wann sie am Ende ihres Falls angekommen war, bemerkte sie auch kaum, denn um sie herum war nur noch Wasser. Kimie bekam keine Luft mehr und hatte jeglichen Orientierungssinn verloren. Irgendwann erschlaffte ihr Körper und ihr wurde schwarz vor Augen.
 

"Verflucht! Ich habe sie nicht mehr erwischt!" Inu Yasha stand am Ufer des Flusses und ballte wütend die Hand zur Faust. Die anderen starrten entsetzt den Wasserfall hinab. Man konnte das Ende überhaupt nicht sehen.

"Dein eigenartiger Drang, Menschen zu helfen, ist eine Schande!", drang die kühle Stimme von Sesshoumaru zu den Ohren der Freunde vor.

Inu Yasha wandte sich zu seinem Halbbruder um. "Sei still! Das ist doch überhaupt nur deine Schuld!"

"Meine Schuld?", fragte Sesshoumaru, wenngleich es doch reichlich gleichgültig klang. "Wenn ich dich daran erinnern darf, Inu Yasha, dann warst du es doch, der mich zuerst angegriffen hat. Aber egal, was kümmert mich das schon?" Und mit diesen Worten verschwand Sesshoumaru im Nebel. Inu Yasha wollte ihm zuerst folgen, wurde aber von Miroku daran gehindert.

"Warte, Inu Yasha! Lass ihn! Wir müssen jetzt zuerst versuchen, Kimie wieder zu finden!"

Inu Yasha wusste natürlich, dass der Mönch recht hatte.

"Oh nein, Kimie! Hoffentlich ist ihr nichts passiert!", sagte Kagome besorgt.

Inu Yasha kam auf sie zu und legte ihr eine Hand auf die Schulter. "Keine Sorge. Wir werden sie finden."

Kagome nickte dankbar.

Inuki hatte bis eben den Wasserfall hinuntergestarrt, doch plötzlich sprang er wieder die Böschung hinauf und verschwand im Gebüsch, wie man am Rascheln der Blätter wahrnehmen konnte.

"Inuki! Inuki, komm zurück!" Kagome wollte dem Hund sofort folgen, doch Sango hielt sie davon ab.

"Nicht, Kagome-chan! Mitten in den Nebel hineinzurennen ist viel zu gefährlich!"

Tatsächlich war es jetzt wirklich sehr neblig geworden. Die Freunde sollten sich jetzt besser nicht voneinander trennen.

"Das ist ja nicht gerade toll gelaufen", meinte Shippou. "Kimie und Inuki sind weg und wir sitzen hier im Nebel fest."

"Schon möglich, aber die beiden kommen bestimmt zurecht", erwiderte Inu Yasha fest. Doch womöglich versuchte er somit hauptsächlich, Kagome zu beruhigen.

Angenehme und weniger angenehme Bekanntschaften

Kimie hatte Glück im Unglück. Zwar war sie ziemlich weit abgetrieben worden, doch lag sie nun doch wieder am sicheren Ufer des Flusses.

"Au, mein Kopf...", murmelte Kimie erschöpft, als sie langsam wieder zu Bewusstsein kam und die Augen öffnete. Was war geschehen? War sie nicht in einen Fluss gefallen? Zuerst dachte sie, sie hätte alles nur geträumt; der Fall in den Brunnen, das Treffen mit Inu Yasha und den anderen bis hin zum Fall in den Fluss. Aber jetzt musste Kimie erkennen, dass sie wohl doch nicht geträumt hatte. Sie befand sich in einer fremden Umgebung und war von oben bis unten total nass und durchgeweicht. Mühsam setzte sie sich auf.

"Was für ein Trip... Hoffentlich war das das erste und letzte Mal, dass mir so was passiert ist."

Nach einer weiteren kurzen Pause stand Kimie auf und ließ den Blick schweifen. Wo war sie? Und wie spät mochte es wohl mittlerweile sein? Aber jedenfalls ging die Sonne bereits unter.

Direkt hinter sich fand das Mädchen einen Wald vor. Überhaupt schien hier alles nur aus Wald und Bäumen zu bestehen.

"Hmm... Einen Förster werde ich hier wohl kaum antreffen...", murmelte Kimie ironisch. Einfach in den Wald zu gehen, wäre sicher nicht der richtige Weg gewesen. Natürlich könnte sie ihren Weg aber mit Hilfe des Flusses einfach wieder zurückverfolgen. Das tat sie dann auch und lief entgegengesetzt der Strömung den Fluss entlang.

Die Sonne schien währenddessen immer schneller zu verschwinden und bald würde es wohl völlig dunkel geworden sein. Kimie war sich nicht sicher, was sie dann tun sollte. Vielleicht einfach weitergehen? Aber im Dunkeln könnte das gefährlich sein. Wobei, jetzt anzuhalten, dabei war ihr auch nicht wohl.

Bis die Sonne völlig der Nacht gewichen war, war Kimie dem Fluss gefolgt. Jetzt konnte sie kaum noch was sehen und entschloss sich daher, auf den nächsten Morgen zu warten, wenngleich sie sich dabei etwas unwohl fühlte. Sie setzte sich an den Fluss und lauschte auf ihre Umgebung. Schlafen würde sie in dieser Nacht wohl kaum, oder auch gar nicht.

"Ob es hier gefährliche Tiere gibt?", fragte sich Kimie leise. Diese Frage sollte ihr schneller beantwortet werden als sie es vielleicht wollte, als sie auf der anderen Seite des Flusses nun zwei glühende Augen wahrnahm, die sie aus einem Gebüsch heraus direkt anstarrten. Doch schienen das nicht die Augen eines Tieres zu sein und wenn doch, dann war das ein wirklich großes Tier.

Plötzlich kam das Ungetüm hinter den Büschen hervorgesprungen und machte Anstalten, den Fluss zu überqueren. Das dürfte dem Vieh nicht schwer fallen, so groß wie es war. Es sah aus, wie eine zu groß geratene Eidechse mit mächtig viel Hunger auf Frischfleisch.

Sofort sprang Kimie auf und suchte nach ihrem Schwert, doch erst jetzt fiel ihr wieder ein, dass sie ihre Tasche nicht bei sich trug. Sie muss sie verloren haben, während sie vom Fluss mitgerissen wurde. Erschrocken starrte sie auf das Ungetüm, dass zielgenau auf sie zukam.

"Okay! Soviel zum Thema 'gefährliche Tiere'!" Damit lief Kimie geradewegs in den Wald hinein, der sich hinter ihr erstreckte. Sie konnte genau hören, dass das unheimliche Etwas sie verfolgte.

"Verschwinde! Ich schmecke doch sowieso nicht! Glaub mir, du kriegst nur ganz schreckliche Magenverstimmungen!", versuchte Kimie das Ungetüm zu überzeugen, jedoch ohne Erfolg. Also lief sie einfach weiter. Bald spürte sie aber die Erschöpfung und wusste sich keinen Rat mehr.

"Hilfe!! Bitte helft mir doch! Ist hier niemand?! Hilfe!!", rief sie, aber wer sollte sie hier schon hören? Ohne überhaupt noch genau auf den Weg zu achten, lief Kimie weiter, bis sie aber über etwas stolperte und fiel.

>Oh nein! Jetzt ist es aus!<, schoss es ihr durch den Kopf und sie wandte sich um. Das Vieh war direkt hinter ihr, setzte zum Sprung an und riss das Maul auf. Kimie kniff die Augen zu und kauerte sich auf den Boden. Doch der erwartete Angriff blieb aus, stattdessen hörte sie nur einen kurzen Knall, der sie an eine Peitsche erinnerte. Dann war es still...

Nachdem nach einigen Sekunden noch immer nichts passiert war, öffnete Kimie zögerlich wieder ihre Augen und wagte einen zaghaften Blick hinter sich. Da lag das Vieh, dass sie verfolgt hatte regungslos auf dem Boden. Dem Anschein nach, war es tot. Sie war so erleichtert, dass sie gar nicht überlegte, warum es überhaupt so plötzlich tot war. Bevor sie aber daran auch nur einen einzigen Gedanken verschwenden konnte, hörte sie eine Stimme, die wohl zu einem kleinen Mädchen gehörte: "Geht es Euch gut?" Gleichzeitig war da aber noch ein merkwürdiges Geräusch, das klang, als würde ein Tier schnaufen. Kimie wandte den Blick zur Seite und sprang sofort wieder auf.

"AAAH!!! Nicht noch einer!" Schon wollte sie erneut die Flucht ergreifen, als sie aber volle Kanne gegen einen Baum prallte. Diesmal stand sie aber nicht mehr auf, nachdem sie daraufhin erneut auf dem Boden lag.
 

Inu Yasha, Kagome und die anderen hatten sich kurz nach diesem Zwischenfall am Fluss in das nahe gelegene Dorf zurückziehen müssen. Dort hatten sie Kaede von den Geschehnissen berichtet. Abwartend darauf, dass sich der Nebel wieder lichtete und der nächste Tag anbrach, hatten sie überlegt, wie sie am besten an diese Sache rangehen konnten.

"Die Witterung aufzunehmen, wenn jemand von einem Fluss mitgerissen wurde, ist wirklich kein Zuckerschlecken", meinte Inu Yasha und Shippou fügte hinzu: "Außerdem müssen wir auch noch nach Inuki suchen."

"Ich nehme mal an, das dürfte sich erübrigen", erwiderte Miroku. "Wenn Inuki nämlich genau das tut, was ich vermute, also, wenn er auf eigene Faust nach Kimie sucht und wir annehmen, dass er sie auch tatsächlich gefunden hat, dann werden wir ihn automatisch auch dann antreffen, wenn wir Kimie gefunden haben."

"Kirara und ich suchen in der Luft. Von da haben wir einen guten Überblick. Das Beste wird sein, wir fliegen den Fluss ab", schlug Sango vor. Die anderen nickten einverstanden.

Kagome senkte den Blick und seufzte.

"Kagome, wie schätzt du deine Cousine ein?", fragte Kaede das Mädchen nun. "Glaubst du, sie kommt eine Weile allein zurecht, bis ihr sie gefunden habt?"

Kagome zögerte mit der Antwort. "Na ja... Kimie ist schon stark, aber mit Dämonen hatte sie es bisher noch nie zu tun gehabt. Von anderen Menschen lässt sie sich eigentlich gar nicht einschüchtern. Aber das, was hier passiert, kann man jetzt auch nicht mit dem vergleichen, was in unserer Zeit passiert."

"Ja, natürlich nicht", stimmte die alte Frau zu.

"Also, dann mache ich mich mal auf dem Weg", sagte Sango. "Die Sonne wird auch sehr bald aufgehen. Komm Kirara!"

Sofort sprang die Dämonenkatze an die Seite ihrer Herrin und verließ mit ihr die Hütte.

"Ich werde Sango bei der Suche helfen", meinte Miroku und verließ nun ebenfalls die Hütte.

>Hoffentlich haben die beiden Erfolg…<, dachte Kagome besorgt. Inu Yasha hatte währenddessen kommentarlos an der Wand gesessen. Er wollte sich lieber nicht ausmalen, was mit Kimie im schlimmsten Fall passiert sein könnte.

Draußen verwandelte sich Kirara und Sango stieg auf ihren Rücken. Miroku setzte sich hinter sie und machte Anstalten, sich direkt an ihr festzuhalten, wobei er aber natürlich noch andere Dinge im Kopf hatte. Doch bevor er das Vorhaben in die Tat umsetzten konnte, hatte Sango ihm ihren Ellenbogen entgegengerammt.

"Denkt nicht mal daran, Houshi-sama! Das lasst Ihr schön bleiben! Dafür ist jetzt nun wirklich keine Zeit!", mahnte sie ihn ausdrücklich. Miroku seufzte enttäuscht auf und kurz darauf flog Kirara los.
 

Kimie kam erst wieder zu Bewusstsein, als sie die Sonnenstrahlen auf ihrem Gesicht spürte. Nun waren ihre Erinnerungen aber wirklich im Eimer. Sie erinnerte sich kaum noch an das, was geschehen war. Nur daran, dass sie vor einem riesigen Tier oder so was ähnlichem davongelaufen war. Und dann war da diese Stimme und noch so ein Vieh gewesen. Dann kam ein Filmriss...

Nur eines wusste Kimie: hier war es warm und angenehm ruhig. Langsam öffnete sie ihre Augen. Die hellen Strahlen der Sonne schienen auf ihr Gesicht und sie hob die Hand um überhaupt etwas sehen zu können.

"Oh! Ihr seid aufgewacht!", ertönte plötzlich eine fröhliche Stimme. Kimie kam sie bekannt vor, irgendwo hatte sie sie schon mal gehört. Als sie den Kopf leicht zur Seite wandte, sah sie direkt in das lächelnde Gesicht eines kleinen Mädchens.

"Geht es Euch besser?", fragte das Mädchen.

Kimie war reichlich irritiert. "Wo bin ich? Was ist passiert?"

"Ihr ward bewusstlos. Ein Dämon hatte Euch verfolgt, aber zum Glück scheint es Euch wieder besser zu gehen. Wie heißt Ihr?"

"Äh... Kimie. Und... wer bist du?" Kimie setzte sich langsam auf. Dämon? Das "Tier" von letzter Nacht war also wirklich ein Dämon gewesen?

Das kleine Mädchen lächelte und antwortete fröhlich: "Ich heiße Rin."

"Aha..." Kimie ließ suchend ihren Blick schweifen. Dem Anschein nach befand sie sich noch immer in diesem Wald, doch schien außer ihr und Rin niemand dort zu sein.

"Bist du etwa allein?", fragte Kimie etwas verwirrt, doch Rin schüttelte den Kopf.

"Nein, ich reise mit Sesshoumaru-sama, Jaken-sama und Ah-Un. Sesshoumaru-sama hat Euch gerettet, indem er den Dämon tötete, der Euch gejagt hat. Ich sage ihm, dass Ihr aufgewacht seid." Und noch bevor Kimie etwas erwidern konnte, war Rin schon verschwunden.

Nach einem kurzen Moment war Kimie doch erleichtert gewesen. Zwar hatte sie das alles nicht geträumt, wie sie zuerst gehofft hatte, aber zum Glück war die Sache doch noch mal gut gegangen. Doch dann stutzte sie. Der Name, den Rin erwähnt hatte, kam ihr eigenartig bekannt vor. Sesshoumaru... War das nicht Inu Yashas Halbbruder?

Abrupt musste Kimie schlucken. Das hatte ihr gerade noch gefehlt! Zwar kannte sie Sesshoumaru gar nicht, doch was sie am Fluss mitbekommen und gehört hatte, als sie noch bei Kagome und den anderen war, hatte ihr gereicht. Sie war bestimmt nicht scharf darauf, jetzt auch noch diesem Youkai in die Arme zu laufen, nachdem sie bereits eine Hetzjagd mit einer Riesenechse hinter sich gebracht hatte. Innerhalb des Bruchteils einer Sekunde stand sie auf ihren Beinen und wollte sogleich das Weite suchen, als ihr aber jemand den Weg versperrte.

>Oh, Shit!<, schoss es Kimie durch den Kopf, als sie in diese kühlen, goldfarbenen Augen starrte. Sofort trat sie ein paar Schritte zurück. Sesshoumaru stand ihr nur stumm gegenüber und rührte sich nicht, ebenso wie Kimie selbst. Fast die selbe Situation, wie am Fluss. Da stand er ihr auch so gegenüber.

>Was mache ich jetzt?<, überlegte Kimie und von Rin war auch keine Spur zu sehen. Unsicher schaute sie sich um. Was sollte sie jetzt machen?

>Na ja... Vielleicht sollte ich mich wenigstens bei ihm bedanken. Schaden kann es ja nicht.< Daraufhin holte Kimie einmal tief Luft und verbeugte sich dann vor Sesshoumaru. "Ich habe von Rin gehört, dass du mir geholfen hast, wegen dem Dämon. Danke."

Keine Antwort.

>Hm? ... Und jetzt?< Kimie stutzte und traute sich gar nicht wirklich, wieder nach oben zu schauen. Aber schließlich rang sie sich doch dazu durch und schaute vorsichtig hoch. Noch immer stand Sesshoumaru auf der selben Stelle, doch wirkte er irgendwie, als habe er ihr gar nicht wirklich zugehört.

"Hallo? Äh... Ist jemand zu Hause?", fragte Kimie verunsichert und richtete sich wieder auf.

"Spar dir deinen Dank!", kam es plötzlich von dem Youkai zurück, so dass Kimie für einen kurzen Moment doch leicht erschrocken war. "Ich habe dich nicht aus Nächstenliebe, oder ähnlichem Unsinn gerettet."

Das Mädchen verstand im ersten Moment nicht so recht. "Und warum hast du es dann getan?", fragte sie, wenngleich es etwas genervt klang. Er musste sie ja nicht gleich so anblaffen, nur weil sie sich bei ihm bedankt hatte.

"Ganz einfach", erwiderte Sesshoumaru und kehrte ihr wieder den Rücken zu. "Rin hat mich darum gebeten, dass ich dir helfe. Sie hat deine Hilferufe gehört. Und abgesehen davon bist du mitten in unseren Lagerplatz hineingerannt. Von daher war es ganz natürlich, dass ich den Dämon unschädlich gemacht habe."

Kimie hatte stumm zugehört. Sie war mitten in den Lagerplatz hineingerannt? Wer oder was war dann aber dieses andere Ding, dass sie so angestarrt hatte?

"Du bist das Mädchen, dass ich gestern bei Inu Yasha gesehen habe", stellte Sesshoumaru mit einem kurzen Blick zurück fest, wenngleich er das schon in der Nacht erkannt hatte. Kimie nickte nur mit einem misstrauischen Blick und der Youkai sprach weiter: "Rin hat gefragt, ob du uns ein wenig begleiten kannst. Eigenartig, sie kennt dich so gut, wie gar nicht, scheint dich aber dennoch irgendwie zu mögen. Ich habe aber nicht vor, dich die ganze Zeit mit mir rumzuschleppen."

"Von mir aus! Dann gehe ich eben wieder!", meinte Kimie gleichgültig, drehte ihm den Rücken zu und wollte sich auch sogleich verabschieden, als sie aber im Weggehen wieder Sesshoumarus Stimme hörte: "Wenn du gefressen werden willst, dann tu dir keinen Zwang an. Hier gibt es nicht gerade wenige Dämonen."

Kimie blieb stehen. Das hatte sie im Moment völlig vergessen! Aber... was sollte sie dann jetzt machen? Sie drehte sich zu dem Youkai um, sagte aber nichts. Ihr Blick wirkte etwas geknickt und eingeschnappt, aber auch abwartend, was er ihr eventuell deswegen vorschlagen würde.

Tatsächlich sprach Sesshoumaru weiter, jedoch präsentierte er ihr keine wirkliche Lösung ihres Problems: "Früher oder später wird Inu Yasha wohl auftauchen, um dich zurückzuholen. Du scheinst ja besonders zu diesem Menschenmädchen aus der anderen Zeit eine gewisse Bindung zu haben. Umso mehr Grund für ihn, dich zu suchen und wenn er erst hier ist, dann kannst du ja wieder zu ihm gehen. Bis das aber passiert, verlange ich von dir, dass du mich nicht noch einmal duzt! Für ein so unbedeutendes Weib gehört sich das nicht. Wenn du schon mit mir sprechen musst, dann heiße ich für dich 'Sesshoumaru-sama'."

Dieser kalte Blick und allein schon die Art, wie er redete. Kimie musste schlucken. Angst hatte sie eigentlich selten - zählte man Dämonen nicht mit - und schon gar nicht vor Fremden, aber in diesem Fall hätte sie sich am liebsten auf der Stelle in Luft aufgelöst. Sesshoumaru war zwar auch ein Dämon, doch wirkte er im Gegensatz zu vielen anderen auf dem ersten Blick alles andere als Furcht erregend.

"Wenn ich du wäre, würde ich inständig hoffen, dass Inu Yasha nach dir sucht. Falls er jedoch wider erwarten nicht auftauchen sollte und du es wagen solltest, mir in irgendeiner Form auf die Nerven zu gehen, werde ich dich über kurz oder lang töten. Wie gesagt, ich will kein lästiges Gepäck", fuhr Sesshoumaru fort.

"Bitte?!" Kimie fiel aus allen Wolken. Dass dieser Typ nicht gerade ein Samariter war, war ihr mittlerweile schon klar, aber dass er so krass drauf ist, war für sie dann doch etwas zu viel des Guten. "Kannst du mir mal verraten, was ich dir getan habe, dass du mich um die Ecke bringen willst? Du spinnst wohl!? Hast du 'nen Knall?!", erwiderte sie teils geschockt, teils empört. Aber sie hätte wohl besser geschwiegen. Ehe sie sich versah, schoss Sesshoumaru auf sie zu, so dass sie vor Schreck einen Schritt nach hinten machte und mit dem Rücken nun gegen einen Baum stieß. Kimie schrie kurz entsetzt auf und kniff reflexartig ihre Augen zu, als der Youkai die Krallen seiner rechten Hand in ihre Richtung schlug. Neben ihrem Gesicht nahm das Mädchen erst ein lautes Geräusch war, das klang, als würde etwas unter einer gewaltigen Kraft zerbersten. Dann war es wieder still...

"Hast du mich eben nicht ganz verstanden? Oder bist du wirklich so besessen darauf, möglichst schnell zu sterben?", hörte man Sesshoumaru mit eisiger Stimme, die einem das Blut in den Adern hätte gefrieren lassen können, fragen.

Kimie glaubte, sich gründlich verhört zu haben. Hatte dieser Typ denn total ein Rad ab?

Noch hatte sie ihre Augen geschlossen, öffnete sie jetzt aber langsam. Das erste, was sie daraufhin sah, war, dass sich die Krallen Sesshoumarus direkt links neben ihrem Gesicht tief in den Stamm des Baumes geschlagen hatten. Er hatte sie nur knapp verfehlt, wobei das aber wohl Absicht gewesen war. Als sie daraufhin in sein Gesicht sah, erschrak sie. Das Gold seiner Augen war einem unheimlichen Rot gewichen, welches beide Augen völlig ausfüllte. Es war beängstigend und beunruhigte sie sehr.

Nichts tat sich weiter...

Es schien eine halbe Ewigkeit zu vergehen, ehe Sesshoumaru aber dennoch wieder von Kimie abließ und seine Hand nun wieder aus dem Baumstamm zurückzog. Der Baum selbst sah reichlich mitgenommen aus. Ein Wunder, dass er überhaupt noch stand… Kimie hingegen war aber noch immer so geschockt, dass sie unfähig war, sich irgendwie zu rühren. Nur ihren Blick senkte sie nach einem kurzen Moment.

"Ich rate dir, in Zukunft besser auf das zu achten, was du sagst", sagte Sesshoumaru kühl. Erneut sah sie zu ihm hoch. Seine Augen sahen wieder aus, wie vorher, aber wohler war ihr deshalb noch lange nicht. Ohne noch ein weiteres Wort zu sagen, drehte Sesshoumaru ihr aber endgültig den Rücken zu und ließ sie zurück. Als er fort war, sank Kimie zu Boden. Sie brauchte erst mal eine Weile um den Schock zu verdauen.

"Oje... Ich bin Hundefutter...", murmelte sie schließlich wenig begeistert und dachte doch noch intensiv über eine mögliche Fluchtgelegenheit nach. Obwohl, würde sie dann einem anderen Dämon über den Weg laufen, wäre es mit ihr weitaus früher aus gewesen.

>Das ist eine verdammte Zwickmühle... Was mache ich jetzt bloß?<

Kimie starrte in die Richtung, in der Sesshoumaru wieder verschwunden war. Dabei kam sie auch etwas ins Grübeln.

"Warum trägt der Typ eigentlich zwei Schwerter mit sich herum? Bisher hatte ich jedenfalls nicht den Eindruck, als ob er die brauchen würde..."

Plötzlich schüttelte sie jedoch heftig den Kopf und stand auf.

"Ach was! Pah! Der kann mich mal! Da lasse ich mich doch lieber von einer zu groß geratenen Echse fressen, als dass ich diesem Irren die Möglichkeit gebe, mir das Licht auszuknipsen! Ich soll ihn nicht nerven! Bitte! Wenn er das so haben will, dann mache ich mich eben vom Acker!" Und damit wollte Kimie auch schon verschwinden, wurde aber sogleich daran gehindert.

"Hallo!" Die fröhliche Stimme von Rin ließ sie in ihrer Bewegung inne halten und sie drehte sich um.

"Oh... Hallo."

"Worüber haben Ihr und Sesshoumaru-sama geredet, Kimie-sama?", fragte das kleine Mädchen, das auf einmal wieder hinter einem Baum aufgetaucht war, neugierig und lief auf Kimie zu.

"Äh... Nichts Besonderes! Ich habe mich lediglich bei ihm bedankt."

>Und dafür eine Todesdrohung bekommen...<, schob Kimie gedanklich hinterher. Dann lächelte sie aber und sah Rin freundlich an. "Aber hör mal, du kannst mich ruhig duzen."

Rin lächelte. "Okay! Dann nenne ich dich Kimie-san!"

Kimie nickte einverstanden. Rin war ihr sehr sympathisch und unheimlich süß. Kaum zu glauben, dass sie tatsächlich mit Sesshoumaru unterwegs war.

Kimie zögerte noch ein wenig, musste dann aber doch fragen: "Sag mal, Rin, hast du eigentlich gar keine Angst vor Sesshoumaru?"

Rin wirkte überrascht. "Nein. Warum?"

"Äh... Ich meine, du weißt schon, dass er ein Dämon ist, oder?"

Das kleine Mädchen lächelte fröhlich. "Ja, aber ich komme echt gut mit ihm aus und er ist wirklich nett."

>Nett?!< Kimie machte ein Gesicht, als hätte man ihr soeben erzählt, dass die Erde tatsächlich flach sei und der Mond allen Ernstes aus grünem Käse bestünde.

Rin sah sie nun doch etwas irritiert an. "Stimmt was nicht?"

"Hm? Nein! Schon gut!" Kimie winkte ab. >Ich kann ihr doch wohl schlecht erzählen, dass der Typ mich wohl irgendwann kalt machen will...<

Plötzlich griff Rin nach Kimies Hand. "Komm! Ich stelle dir jetzt Jaken-sama und Ah-Un vor!"

"Äh... okay." Kimie ließ sich hinter Rin herziehen, wobei ihr aber immer noch dieser Gedanke im Kopf herumspukte: >Ein kleines Mädchen, wie sie, bei so einem Kerl, wie dem? Da könnte man ja gleich einen Fuchs in einen Hühnerstall sperren...<

Und während sie sich noch ihre Gedanken machte, waren beide plötzlich raus aus dem Wald herausgekommen und direkt vor ihnen erstreckte sich nun eine Wiese. Kimie ließ ihren Blick schweifen und erblickte eine kleine Gestalt, die wartend im Gras saß. Ohne zu zögern zog Rin sie zu ihr hin.

"Jaken-sama! Das ist Kimie-san!", stellte Rin Kimie vor.

Jaken wandte den Blick um, wirkte aber wenig erfreut. "Ein Menschenweib, weiter nichts. Es wundert mich, dass mein edler Herr, Sesshoumaru-sama, seine Zeit damit zugebracht hat, jemanden wie dich vor einem Dämon zu retten. Aber er wird wohl seine Gründe gehabt haben."

"Auch schön, dich kennen zu lernen...", erwiderte Kimie sarkastisch. Herrlich! Jetzt gab es schon zwei Typen, deren Sympathie sie wohl nicht unbedingt für sich verbuchen konnte. Sie hatte nicht einmal bemerkt, wie Rin nun kurz verschwunden war, nur um jetzt mit etwas anderem im Schlepptau zurückzukommen.

"Und das hier ist Ah-Un!"

"Hm?" Kimie drehte ihren Kopf und sah hinter sich. "UAAH!!", entfuhr es ihr sofort, denn vor ihr stand jetzt ein zweiköpfiger Drache, der von Rin an Zügeln festgehalten wurde. Kimie war geschockt zu Boden gefallen und wagte kaum, sich zu rühren. Das war doch das Vieh, was sie in der Nacht so angestarrt hatte, nachdem dieser Echsendämon bereits tot gewesen war!

Rin musste lachen. "Keine Angst! Er ist ganz lieb." Sie streichelte Ah-Un an einem seiner Köpfe. Dieser ließ sich das nur zu gern gefallen.

Bei näherer Betrachtung empfand Kimie den Drachen wirklich als irgendwie niedlich. Sie stand auf und streckte vorsichtig eine Hand nach einem der Köpfe aus. Ah-Un schien wirklich nicht bösartig zu sein. Kimie lächelte und streichelte ihn nun unbefangen. "Du bist ja wirklich ein ganz Süßer!" Und auch Ah-Un schien Kimie zu mögen. Na ja, jetzt war die Sache wieder etwas ausgeglichen: Zwei konnten Kimie dem Anschein nach gut leiden, die anderen beiden daher wohl weniger.

"Du kommst doch mit uns, Kimie-san, oder?", fragte Rin plötzlich und sah Kimie abwartend an. Was sollte sie jetzt darauf antworten? Eigentlich wollte sie ja verschwinden. Doch als sie Rin so ansah, konnte sie sich nicht dazu durchringen, ihr das zu sagen, also nickte sie nur leicht lächelnd.

>Was soll's?<, dachte Kimie. >Ich mache einfach das Beste daraus, soweit das geht.<

Jaken saß hingegen noch immer im Gras und blickte missmutig zu dem Mädchen. Noch ein Mensch! Das hatte ihm gerade noch gefehlt!

"Wir brechen auf", drang plötzlich die kühle Stimme von Sesshoumaru zu den anderen vor. Der Youkai stand am Waldrand und hatte sich bereits zum Gehen umgewandt. Jaken war sofort aufgestanden, während Rin auf Ah-Uns Rücken kletterte. Kimie entschied sich, neben dem Drachen herzulaufen, während Sesshoumaru an der Spitze des kleinen Trupps ging, dicht gefolgt von Jaken. Für gewöhnlich hielt der Krötendämon Ah-Uns Zügel fest, doch hatte er wohl keine große Lust, neben Kimie herzutrotten. Also nahm sie das kurzerhand in die Hand und führte den Drachen neben sich her.

"Wo gehen wir eigentlich hin?", fragte sie Rin leise, doch diese schüttelte nur den Kopf.

"Weiß nicht. Aber Sesshoumaru-sama wird es wohl wissen."

>Ja, den werde ich aber kaum fragen!<, dachte Kimie und schielte zu dem Youkai. Bei dem Gedanken an das Gespräch zu Anfang und was darauf folgte, wurde ihr schlecht. Eigentlich hatte sie ja nicht vorgehabt, bereits im Alter von 17 Jahren das Zeitliche zu segnen und konnte wohl wirklich nur darauf hoffen, dass Kagome, Inu Yasha und die anderen sie möglichst recht bald finden würden.

>Sonst ende ich wirklich noch als Dosenfutter à la Pedigree Pal...<

Sesshoumaru verschwendete währenddessen nur einen kurzen Gedanken an Kimie. Er fragte sich lediglich, wie lange sie wohl mit der kleinen Gruppe mitreisen würde, wenngleich es ihm eigentlich egal war. Für ihn war es höchstens interessant zu wissen, wann Kimie vor ihm Reißaus nehmen würde. Aber sicherlich würde sie schon bald von allein verschwinden. Seine kleine Demonstration von eben hatte ja wohl den gewünschten Eindruck hinterlassen.
 

"Sango-chan! Miroku-sama! Habt ihr Kimie gefunden?"

Kagome trat aus Kaedes Hütte und lief den beiden aufgeregt entgegen, während Kirara zum Landeanflug ansetzte und nun sanft wieder auf dem Boden aufkam. Doch sowohl von Sango, als auch von Miroku kam nur ein Kopfschütteln zurück.

"Nein, leider nicht, Kagome-chan", musste Sango enttäuscht zugeben und stieg von Kirara ab. Miroku tat es ihr gleich und erzählte weiter: "Wir sind dem Fluss lange gefolgt. Wir dachten, vielleicht würde sie irgendwo am Ufer sein, aber da war nichts und niemand zu sehen. Irgendwann wurde der Fluss immer schmaler und bis dahin kann sie unmöglich abgetrieben worden sein."

"Und sie war wirklich nicht am Ufer oder noch in der Nähe?", fragte Kagome besorgt und wieder wurde die Frage verneint.

"Allerdings haben wir etwas gefunden", sagte Sango plötzlich und zeigte den anderen nun eine längliche Tasche. Kagome erkannte sie sofort.

"Die gehört Kimie! Darin hat sie ihr Schwert aufbewahrt!"

"Ja, aber die Tasche ist leer", erklärte Miroku und er hatte recht. Die Tasche war offen und es war nichts drin.

Shippou ließ verunsichert den Blick schweifen. "Ist das jetzt ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?"

"Das muss nicht zwangsläufig was Schlechtes bedeuten", meinte Inu Yasha. "Zumindest hat Kimie wohl nicht tot am Ufer gelegen. Das ist schon mal als positiv zu bewerten. Und wenn sich ihr Schwert nicht in ihrer Tasche befand, dann kann es doch sein, dass sie es irgendwohin mitgenommen hat."

"Vielleicht ist sie ja in den Wald gegangen, oder so was", meinte Shippou.

"Das könnte sein", stimmte Kagome der Vermutung zu, wenngleich sie es aber als höchst eigenartig empfand, dass Kimie ihr Schwert zwar mitgenommen, die Tasche aber zurückgelassen haben sollte.

Kaede trat nun ebenfalls aus der Hütte. "Wollen wir hoffen, dass sie das nicht getan hat."

Alle drehten sich zu ihr um.

"Und warum nicht?", fragte Shippou unsicher.

"Tja, wie soll ich sagen?" Kaede war sich nicht sicher, ob sie wirklich mit der Wahrheit rausrücken sollte. Nach kurzem Warten sprach sie aber weiter: "In dieser Gegend wimmelt es von Dämonen. Ich will ja niemanden beunruhigen, besonders nicht dich, Kagome, aber so sieht leider die Realität aus. Man kann nur hoffen, dass sie ihre Waffe gegebenenfalls gut einsetzt."

"Um Himmels Willen!" Kagome war geschockt und wandte sich Hilfe suchend an die anderen: "Wir müssen sie finden, bevor es vielleicht zu spät ist! Kimie hat doch noch nie gegen Dämonen gekämpft!"

Inu Yasha legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. "Beruhige dich, Kagome. Wir werden jetzt dem Fluss zu Fuß folgen und ich versuche, ihre Spur aufzunehmen. Ich bin mir sicher, dass es ihr gut geht."
 

Tja, zwar war Kimie noch nicht von einem Dämon gefressen worden, aber fraglich ist, ob das die anderen beruhigt hätte, hätten sie gewusst, in was für einer Lage Kimie stattdessen war. Sie durfte weiterhin hinter Sesshoumaru herdackeln und mittlerweile mussten ein paar Stunden vergangen sein. Wohin er wollte, wusste sie immer noch nicht und Rin hatte ja deswegen auch keine Ahnung. Jaken wollte Kimie nicht fragen. Auf noch mehr Stress hatte sie jetzt nämlich wirklich keine Lust. Ihr Blick fiel auf Sesshoumaru, der weiterhin an der Spitze des kleinen Trupps ging, dicht gefolgt von Jaken. Neben der Gruppe verlief noch immer der nahe gelegene Wald.

Rin beobachtete von Ah-Uns Rücken aus Kimie, wie diese nachdenklich neben dem Drachen herlief. "Stimmt was nicht?"

Kimie schaute auf und schüttelte leicht lächelnd den Kopf. "Nein, schon gut." Sie wollte Rin nicht mit ihren Problemen belästigen.

Den ganzen Tag lang waren sie unterwegs und machten hin und wieder nur kurze Pausen von gerade mal höchstens fünf Minuten. Rin aß während ihres Ritts auf Ah-Un ein paar Beeren und andere Früchte, die sie bei sich trug, und gab Kimie immer wieder welche ab. Diese war dafür sehr dankbar, sonst wäre sie wohl schon längst in sich zusammengeklappt. Dennoch kam sie nicht drum herum, einmal zu gähnen. Sie war noch immer todmüde.

"Und schon macht unser Neuzugang schlapp. Menschen sind eben doch nur schwache Geschöpfe.", hörte man Jaken spöttisch sagen.

Kimie funkelte ihn wütend an.

"Danke, für das Kompliment!", erwiderte sie sarkastisch. "Übertreibe es bloß nicht zu sehr mit deiner Freundlichkeit, sonst werde ich noch verlegen, du abgebrochener Zwerg!"

"So eine Unverschämtheit!" Jaken wandte sich an Sesshoumaru: "Mein Herr! Habt Ihr das eben auch gehört? Dieses Menschenweib ist eine reinste Zumutung!" Dann fügte er flüsternd hinzu: "Können wir uns nicht ihrer Anwesenheit entledigen, Sesshoumaru-sama?"

Der Youkai ging weiter und drehte sich auch nicht um, antwortete aber trotzdem: "Wenn ich es für richtig erachten sollte, dann werde ich mich darum kümmern."

Jaken gab sich mit dieser Antwort zufrieden und freute sich innerlich schon darauf, wenn sein Herr mit diesem Menschenweib kurzen Prozess machen würde. Das würde er sich bestimmt nicht entgehen lassen, wenn es soweit war. Er schielte zu Kimie zurück, doch prallte er kurz darauf gegen Sesshoumarus Bein. "Ah! Verzeiht mir, mein Herr! Ich habe eben nicht..." Jaken stutzte und schaute nach oben. "Sesshoumaru-sama, was habt Ihr denn?"

Der Youkai war aus irgendeinem Grund plötzlich stehen geblieben. Rin und Kimie bekamen das ebenfalls mit und Kimie ließ Ah-Un daraufhin ebenfalls zum Stehen kommen.

>Was für ein schräger Gedanke ist ihm wohl jetzt wieder gekommen?<, dachte Kimie misstrauisch.

"Da kommt etwas auf uns zu", sagte Sesshoumaru ruhig. Sofort horchten alle auf, doch konnte man zunächst keine Geräusche wahrnehmen. Erst nach einer Weile hörte man ein Rascheln im nahe gelegenen Gebüsch und konnte dann sehen, wie sich einige Zweige der Büsche bewegten.

>Ist das etwa... ein Dämon?<, fragte sich Kimie beunruhigt und sah auf das Gestrüpp, hinter dem plötzlich die weißen Spitzen von zwei Ohren hervorlugten.

Kimie stutzte. "Das ist doch..."

Kurz darauf sprang ein schwarzer Hund hinter dem Busch hervor. Rin war im ersten Moment ziemlich erschrocken, erinnerte sie dieser Hund doch sehr stark an die Wölfe, die sie und das Dorf, in dem sie lebte, mal angegriffen hatten. Ängstlich stieg sie von Ah-Un ab und versteckte sich hinter einem seiner Beine. Kimie hingegen lief sofort unbeirrt auf den Hund zu.

"Inuki! Du bist das!" Freudig bellend lief Inuki ihr entgegen und sie schloss ihn sogleich in ihre Arme. "Bin ich froh, dass du mich gefunden hast! Ich habe dich vermisst! Zum Glück geht es dir gut!"

Jaken wirkte reichlich irritiert. Sesshoumaru hingegen beobachtete das Wiedersehen schweigend. Er erkannte Inuki sofort wieder. Das war der selbe Hund, der ihn schon am Fluss so argwöhnisch beäugt hatte. Er hatte seinen Menschen also wieder gefunden.

Während Kimie Inuki erfreut streichelte, lugte Rin vorsichtig hinter Ah-Un hervor. "Kimie-san? Hast du gar keine Angst?"

"Nein! Nicht doch! Das ist mein Hund Inuki", erwiderte Kimie lächelnd.

Rin wirkte überrascht. "Dein Hund?"

"Ja, und er ist wirklich ganz lieb."

Plötzlich lief Inuki noch einmal in das Gebüsch zurück und kam kurz darauf mit Kimies Schwert, welches er im Maul hielt, wieder zum Vorschein.

"Du hast mein Schwert bei dir?" Kimie war erstaunt. Inuki musste es irgendwo am Fluss gefunden haben. Zwar fehlte nun die Tasche, aber das war jetzt sowieso unwichtig.

Sesshoumaru kam daraufhin auf Kimie und Inuki zu. Ohne zu fragen, nahm er das Schwert an sich, das Inuki vor dem Mädchen ins Gras abgelegt hatte.

"Sieh an! Du kannst also ein Schwert führen?", fragte der Youkai als er die Klinge aus der Scheide zog, wenngleich die Frage etwas prüfend geklungen hatte, mit einem leicht amüsierten Unterton. Es war, als wollte er sagen: "Du und ein Schwert? Das ich nicht lache!"

Wobei sich Kimie aber nicht so recht vorstellen konnte, dass dieser Typ überhaupt mal lachte und wenn, dann sicherlich nur aus Schadenfreude, oder ähnlichem.

"Ich trainiere Kendo, wenn du es genau wissen willst", antwortete Kimie leicht genervt auf die Frage. Super! Jetzt machte er sich bestimmt gedanklich über sie lustig!

"Auch eine Waffe macht einen schwachen Menschen nicht stärker", fuhr Sesshoumaru fort. Kimie verdrehte die Augen und erhob sich langsam, da sie bis eben noch auf dem Boden gehockt hatte. Als ob sie es geahnt hätte!

"Reizend... Kann ich es wiederhaben?" Sie hielt ihm auffordernd die Hand hin, doch sofort sprang Jaken hinzu und fing an zu zetern: "Falls du planen solltest, meinen Herren bei einer günstigen Gelegenheit heimtückisch mit deinem Schwert angreifen zu wollen, dann kannst du es gleich vergessen! Ein so gewöhnlicher Mensch wie du würde ihn sowieso niemals besiegen können! Schon gar nicht ein Menschenweib!"

"Habe ich etwa behauptet, dass ich das vor habe?", erwiderte Kimie verärgert. Hielt dieser Krötendämon sie denn für völlig bescheuert? Als ob sie Sesshoumaru wirklich angreifen würde… Dann könnte sie sich ihr Schwert auch gleich selbst in die Brust jagen oder Sesshoumaru dazu auffordern, er könnte sofort an Ort und Stelle dafür sorgen, dass sie von nun an die Radieschen von unten betrachtete! Zwar war sie noch nicht lange in dieser Welt und wusste auch so gut wie nichts über sie, aber dass mit Sesshoumaru nicht gut Kirschen essen war, war ihr schon klar. Da brauchte sie sich nur an seine nette Art von vorhin erinnern. Und auch, wenn er ihr mittlerweile mächtig auf die Nerven ging, wollte sie dennoch noch etwas länger am Leben bleiben.

"Und außerdem ist mein Name Kimie, nicht Menschenweib!", fuhr Kimie fort und verschränkte die Arme vor der Brust. Sesshoumaru steckte währenddessen das Schwert wieder in die Scheide und hielt es ihr hin.

"Zumindest scheinst du nicht so dumm zu sein, wie viele andere Menschen", meinte er, da er es genau in ihren Augen ablesen konnte, dass sie nicht mal im Traum daran dachte, ihn eventuell anzugreifen. Im Gegensatz dazu hatten schon viele andere Menschen und auch Dämonen versucht, ihn, Sesshoumaru, anzugreifen, doch alle haben sie diesen Versuch mit dem Leben bezahlt.

Mit einem leichten Grummeln nahm Kimie ihr Schwert wieder an sich. "Welch ein Kompliment! Darf ich mich jetzt etwa geschmeichelt fühlen?"

Sofort war da wieder dieser stechende Blick seitens Sesshoumaru.

"Komm wieder runter! Ich bin ja schon ruhig."

Kimie wollte sich abwenden, als ihr wieder seine Stimme ins Ohr drang: "Ich sagte dir schon vorhin, du hast mich 'Sesshoumaru-sama' zu nennen, wenn du mit mir sprichst! Oder muss ich mich noch klarer ausdrücken, damit selbst du es begreifst?"

Das Mädchen blieb stehen. Hatte dieser Kerl denn wirklich keine anderen Sorgen?

"Ich warte auf eine Antwort!", bohrte Sesshoumaru nach.

"Ja, ja! Ich habe verstanden!", antwortete Kimie mächtig genervt und würgte dann mühsam noch ein "Sesshoumaru-sama" hervor. Im nächsten Moment hätte sie kotzen können! Sie hatte das wirklich gesagt!

>Aber bilde dir jetzt deswegen bloß nicht ein, dass ich nach deiner Pfeife tanze!<

Damit wandte Kimie sich ab. Nachdenklich ruhte ihr Blick auf ihrem Schwert, während sie zu Ah-Un und Rin zurückging. Vielleicht konnte sie sich damit nicht gegen diesen Youkai verteidigen, falls er sie wirklich mal angreifen sollte, aber zumindest konnte sie sich so vielleicht ein paar schwächere Dämonen vom Hals halten, die ihr auf die Pelle rücken sollten.

>Zumindest bis Kagome und die anderen mich endlich finden.<, dachte Kimie.

Inuki folgte dem Mädchen. Rin hielt sich noch immer hinter Ah-Un versteckt, doch Kimie winkte sie zu sich. "Komm ruhig her. Er beißt wirklich nicht."

Zögerlich näherte sich das kleine Mädchen und sah Inuki an. Dieser warf ihr einen neugierigen Blick zu. Vorsichtig streckte Rin eine Hand nach dem Hund aus und berührte seinen Kopf. Sie bemerkte daraufhin schnell, dass er sie wirklich nicht beißen würde und lachte. "Der ist ja wirklich süß und hat ein ganz weiches Fell! Und er heißt Inuki?"

Kimie nickte lächelnd. Das war fast die gleiche Situation, wie die, als Rin ihr Ah-Un vorgestellt hatte. Doch sogleich blickte Kimie noch einmal vorsichtig zu Sesshoumaru. Würde er es überhaupt dulden, dass Inuki jetzt da war? Der Youkai aber sagte nichts, sondern begab sich wieder an die Spitze des Trupps. Seinen Blick konnte Kimie aber nicht deuten. Sie seufzte.

>Das nächste Mal buche ich meine Reise woanders...<

Dämonen können ganz schön nerven!

"Ich habe eine Spur! Kimie ist hier gewesen!"

Inu Yasha schaute in die Richtung der Strömung des Flusses.

"Kimie muss von da irgendwo gekommen sein. Anscheinend wollte sie ihren Weg zurückverfolgen. Allerdings führt die Spur jetzt mitten in den Wald." Der Hanyou schaute nun zu den Bäumen hinüber. Sango, die sich bis eben mit Kirara etwas abseits umgeschaut hatte, kam nun wieder zu den anderen.

Shippou kratzte sich etwas verwirrt am Kopf. "Warum sollte Kimie einfach in den Wald gehen? Es war doch eine gute Idee von ihr gewesen, dem Fluss zu folgen."

"Tja, sie hat wohl Gesellschaft bekommen. Allerdings keine, die man ihr wünschen sollte. Ein Dämon hat sie dem Anschein nach verfolgt", erklärte Inu Yasha und Kagome sah ihn erschrocken an.

"Oh nein! Hoffentlich hat er sie nicht..."

Sofort versuchte Inu Yasha, das Mädchen zu beruhigen. "Keine Panik, Kagome. Kimie muss noch rechtzeitig geflohen sein. Folgen wir weiter der Spur."

Damit führte er die Gruppe in den Wald hinein. Überall waren für ihn die Spuren ganz deutlich sichtbar, die die Verfolgungsjagd hinterlassen hatte.

"Hier war sie auch, ebenso der Dämon."

Immer tiefer ging es in den Wald hinein, bis Inu Yasha schließlich stehen blieb. Er schien etwas entdeckt zu haben, zumindest schaute er sich etwas sehr aufmerksam an. Shippou lugte hinter Inu Yashas Bein hervor und wollte den Hanyou soeben fragen, was los war, als er aber erschrak. "AAH!! Da liegt was!" Der Kitsune flüchtete sich auf Kagomes Arme. Sofort kamen alle auf Inu Yasha zu und erblickten einen toten Dämon auf dem Boden.

"Das muss der Dämon sein, der Kimie verfolgt hat", vermutete Miroku. "Der sieht aber nicht gerade lebendig aus."

Inu Yasha nickte. "Mausetot, so könnte man ihn nennen. Ich glaube aber kaum, dass das Kimie war. Nanu?" Plötzlich nahm er einen neuen Geruch wahr.

"Was ist, Inu Yasha?", fragte Sango neugierig und Kagome fügte hinzu: "Hast du eine neue Spur? Weißt du, wohin Kimie gegangen ist?"

Zunächst schwieg Inu Yasha allerdings, was die anderen nicht so recht verstanden. Dann wurde sein Blick merkwürdig ernst. "Vielleicht wäre es besser gewesen, dieser Dämon hätte sie gefressen."

"Wie kannst du das sagen?!", fragte Kagome erschrocken und schien wirklich wütend zu sein. Auch die anderen wirkten reichlich irritiert.

Bevor Kagome aber weiterreden konnte, hatte sich Inu Yasha zu ihr und den anderen umgewandt. "Wenn ich euch sage, in was für einer Lage sie jetzt dem Anschein nach ist, würdet ihr wohl auch so denken."

Sofort verstummte Kagome und ein unsicherer Ausdruck machte sich auf ihrem Gesicht breit. "Was... meinst du damit?"

Doch anstatt zu antworten, folgte Inu Yasha nun weiter der Spur, dicht gefolgt von seinen Freunden, bis er nach einigen Metern auf einen reichlich angeschlagenen Baum stieß. Der Stamm wirkte, als hätte etwas mit gewaltiger Kraft einen Teil davon herausgerissen, wie etwa ein Beutetier, von dem ein großer Teil mit den Klauen eines Raubtieres bearbeitet wurde.

Shippou schluckte. "Der sieht ja mitgenommen aus… Was ist denn hier passiert?"

"Die Handschrift kenne ich", sagte Inu Yasha und kratze mit der Kralle seines Zeigefingers prüfend an der Baumrinde. Er nahm eindeutig den Geruch von Kimie wahr, jedoch auch noch den von jemand anderes. "Kimie hat hier wohl noch mal Glück gehabt, allerdings stellt sich die Frage, ob und wie lange das anhalten wird."

Die anderen verstanden Inu Yasha noch immer nicht und wurden ungeduldig.

"Jetzt kläre uns doch endlich mal auf, Inu Yasha!", forderte Shippou nervös. "Wovon redest du da?"

"Kimie ist nicht mehr allein unterwegs", antwortete der Hanyou und drehte sich mit einem nun noch ernsteren Gesichtsausdruck zu den anderen um. "Sesshoumaru ist bei ihr."
 

Kimie fühlte sich sichtlich besser, jetzt, wo Inuki bei ihr war.

Die kleine Gruppe hatte ihren Weg inzwischen fortgesetzt und der schwarze Hund lief direkt neben dem Mädchen her. Rin ging ebenfalls neben Kimie und führte Ah-Un an den Zügeln neben sich. Jaken, der Sesshoumaru dicht folgte, drehte sich hin und wieder zu ihnen um, wobei er argwöhnisch Inuki in Augenschein nahm. Dies fiel Kimie irgendwann auf. "Was guckst du denn so? Hast du noch nie einen Hund gesehen? Dann schau doch einfach zur Abwechslung mal nach vorne!"

Diese Bemerkung war Sesshoumaru natürlich nicht entgangen. Er ersparte es sich aber, diesmal eine Antwort darauf verlauten zu lassen. Er würde sich doch nicht dazu herablassen, wegen jeder kleinen Bemerkung dieses Weibes eine Gegenbemerkung zum Besten zu geben. Das war es nun wirklich nicht wert. Irgendwann würde sie ihm schon den erforderlichen Respekt entgegenbringen und wenn nicht, dann wusste er schon, was er tun würde.

Jaken war da ganz anders und fing sofort an loszumeckern: "Hüte deine Zunge! So eine Unverfrorenheit! Wage es nicht, über Sesshoumaru-sama zu spotten!"

"Habe ich etwa seinen Namen erwähnt, Glubschauge?", fragte Kimie mit einer engelsgleichen Unschuldsmiene. Das war zu viel für Jaken. Er sprintete auf das Mädchen zu und stellte sich ihr direkt in den Weg. Ob sie wollte oder nicht, sie musste für einen Moment stehen bleiben.

"Du elender, gewöhnlicher Mensch! Was bildest du dir ein?! Du hast überhaupt nicht die Befugnis so zu reden! Das ist doch...!" Und so ging das bestimmt zwei Minuten lang. Rin war mit Ah-Un bereits vorausgegangen, ebenso wie Sesshoumaru. Als die beiden kaum noch zu sehen waren, wurde es Kimie doch zu blöd und sie stieg gekonnt über Jaken, der sie noch immer ins Gebet nahm, hinweg. Klein genug dafür war er ja immerhin. Inuki folgte ihr und schenkte dem Krötendämon, der vor lauter Frust knallrot anlief, keinerlei Aufmerksamkeit. Wütend zeterte er hinter ihnen her.

>Holt der bei all der Quasselei eigentlich auch mal Luft?<, fragte sich Kimie, während sie im Weitergehen noch Jakens Beschwerden wahrnehmen konnte. Sie beschleunigte ihren Schritt, um nicht vollends den Anschluss an Rin und Sesshoumaru zu verlieren. Aber bald hatte sie die beiden wieder eingeholt.

Plötzlich blieb Inuki stehen und schaute zum Waldrand hinüber. Sofort legte er die Ohren an und begann zu knurren. Kimie blieb daraufhin stehen und wandte sich um. "Was hast du, Inuki?", fragte sie überrascht und schaute ebenfalls zu dem Wald. Sie konnte aber nichts Auffälliges entdecken. Doch Sesshoumaru wusste genau, was Inuki beunruhigte. Er selbst hatte es auch bereits wahrgenommen.

"Dämonen. Sie folgen uns", sagte er gleichgültig.

Kimie horchte auf und sah sich suchend um. "Dämonen? Wo denn? Da ist doch gar nichts."

"Dass Menschen nicht in der Lage sind, eine Gefahr zu spüren, bevor sie ihr direkt gegenüberstehen, ist klar. Doch dein Hund spürt sie anscheinend. Wenn du also nicht als Dämonenfutter enden willst, dann würde ich dir raten, in der Nähe zu bleiben." Und damit war die Unterhaltung für den Youkai beendet und er setzte seinen Weg fort, dicht gefolgt von Rin. Kimie blieb jedoch noch einen Moment stehen und sah ihm schmollend nach. "Du willst mich doch eh killen. Was spielt es da noch für eine Rolle, ob ich nun wegen dir oder einem anderen Dämon das Zeitliche segne?", murmelte sie in sich hinein.

In diesem Moment hatte auch Jaken endlich wieder den Anschluss an die Gruppe gefunden. "Dass du mir nicht die wertvolle Zeit meines Herrn verschwendest, Menschenweib!", mahnte er Kimie streng. Diese winkte gelangweilt ab. Sie hatte schon längst damit aufgehört, sich über Jakens Gerede aufzuregen. Der Krötendämon deutete Kimies Schweigen damit, dass sie ihn wohl verstanden hatte und schritt triumphierend an ihr vorbei.

>Ich dachte schon, der wird gar nicht mehr fertig<, dachte Kimie. "Na ja. Komm, Inuki!", rief sie ihren treuen Freund, der ihr sogleich folgte.

"Menschen… Dumm wie eh und je!", meinte Jaken, der nun etwas vor dem Mädchen herlief.

Kimie zog skeptisch eine Augenbraue hoch. "Ach! Aber dein Name ist Albert Einstein, oder was?"

Jaken drehte sich irritiert um. "Albert... was?"

Doch Kimie hob nur abwehrend die Hand. "Vergiss es. Das ist für dich eh zu hoch."

Jaken kochte und blieb wütend stehen. "So eine Unverschämtheit! Wie redest du eigentlich mit mir, du...?!" Kimie ging wortlos an ihm vorbei. Die beiden und auch Inuki waren mittlerweile wieder etwas zurückgeblieben, während die anderen bereits vorgegangen waren.

Während Jaken noch weiter hinter Kimie herzeterte, bemerkte er aber nicht, wie sich ihm etwas langsam von hinten näherte.

Plötzlich wandten sich Inukis Ohren nach hinten und er blieb stehen. Dann drehte er sich zu Jaken um und fing auf einmal an, laut zu bellen. Jaken schreckte zurück. Wollte dieser Hund ihn etwa angreifen?

"Hey! Halte deinen nichtsnutzigen Köter gefälligst zurück!", rief Jaken aufgebracht, woraufhin Kimie sich ebenfalls umdrehte. Sie wollte sofort wütend losbrüllen. Ihr Hund war doch kein Köter! Und nichtsnutzig erst recht nicht! Allerdings wurde sie auf einmal deutlich blass um die Nase. Jaken dachte zuerst, er hätte einen vortrefflichen Konterschlag geliefert, doch als Kimie auf ihn zu rannte, nur um ihn am Kragen zu packen und dann wie von der Tarantel gestochen nach vorne sprintete und dabei nach Inuki rief, der ihr sofort folgte, drehte Jaken seinen Kopf nach hinten, soweit ihm das möglich war, und ihm stockte der Atem. Da war doch tatsächlich ein riesiger Dämon hinter den beiden her! Wieder so ein Modell einer zu groß geratenen Echse. Kimie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal so schnell gelaufen war, zählte man ihre letzte halsbrecherische Flucht durch den Wald nicht dazu, doch bis sie endlich wieder mit Jaken unter dem Arm und Inuki im Schlepptau den Anschluss an die Gruppe wieder fand, schien für sie eine halbe Ewigkeit vergangen zu sein.

"Hilfe!!", schrie Kimie, als der Dämon Jaken und sie fast erreicht hatte. Im nächsten Moment sah sie nur, wie ein Schatten an ihr vorbeischoss und dann war da nur noch ein schneidendes Geräusch. Als das Mädchen sich daraufhin umdrehte war der Dämon hinüber. Er lag tot im Gras und direkt vor ihm stand Sesshoumaru. Er hatte dieses Vieh mit nur einem Angriff erledigt. Völlig geschafft ließ Kime nun Jaken fallen und sank dann auf das Gras nieder. Inuki wirkte hingegen noch recht munter und beschnupperte neugierig den auf dem Boden liegenden Krötendämon.

"Ich habe dich gewarnt", sagte Sesshoumaru in seinem üblich freundlichen Ton an Kimie gerichtet. Diese war zu erschöpft um was zu erwidern. Sie beließ es einfach dabei.

"Kimie-san! Jaken-sama! Ist alles in Ordnung?", fragte Rin besorgt und kam mit Ah-Un an den Zügeln auf die beiden zu.

Jaken keuchte kurz und rappelte sich dann auf. "Mir ginge es besser, wenn dieses Weib mich nicht einfach in den Dreck fallen gelassen hätte!" Er klopfte sich etwas Staub von den Klamotten. Sofort schien es Kimie wieder besser zu gehen, denn sie sprang auf und war kurz davor, zu platzen. Mit einem Hieb ihrer Faust verpasste sie Jaken kurzerhand eine Kopfnuss.

"So sagt man also 'danke', ja?!", fragte sie sarkastisch. "Ich habe dir gerade deine schleimige Froschhaut gerettet! Natürlich hätte ich dich auch einfach da stehen lassen und als Mittagsmenü enden lassen können!"

"Ich bin ein Krötendämon!", korrigierte Jaken das Mädchen und wandte sich ab. "Außerdem habe ich dich nicht darum gebeten, mich zu retten!"

"Hm!" Kimie verschränkte die Arme vor der Brust. "Dann erinnere mich daran, dass ich dich das nächste Mal nicht mehr retten werde!"

"Es war Sesshoumaru-sama, der uns gerettet hat!", korrigierte Jaken sie erneut. Kimie kochte. Anscheinend legte dieser Typ es wirklich darauf an. Gut, er hatte schon irgendwie recht gehabt, aber wenn sie ihn sich nicht geschnappt hätte, wäre Jaken jetzt Vergangenheit. Im nächsten Moment überlegte sie, warum sie ihm eigentlich helfen musste.

"Ach, denk doch was du willst! Das ist mir echt so was von egal!", keifte sie schließlich. "Mal abgesehen davon hast du Inuki einen Köter genannt!" Und wieder gab es von Kimie eine Kopfnuss. "Merk dir eins: Mein Hund ist KEIN Köter! Klar?!"

Jaken rieb sich seine Beule und sah wütend zu ihr hoch. "Und ob er ein Köter ist! Er ist ein lausiger Köter, der...!"

Wieder eine Kopfnuss.

"Halt die Klappe! Ich hab's geschnallt! Du magst wohl keine Hunde!"

"Hunde sind nur dazu gut, dass man ihnen die Flöhe aus dem Fell fischt!", beschwerte sich Jaken. "Zu was anderem sind sie nicht..." Auf einmal hielt er aber inne und begann zu schwitzen. Unsicher drehte er sich dann zu Sesshoumaru um, der alles ruhig und kommentarlos mit angehört hatte.

"AAH!!" Sofort kniete Jaken auf dem Boden und verbeugte sich zigmal vor dem Youkai. "Sesshoumaru-sama! Versteht mich bitte nicht falsch! Ich habe nur von Hunden geredet, nicht von Hundedämonen, geschweige denn von Euch! Wobei es ja nur dieser Hund hier ist, den ich für völlig nutzlos und überflüssig halte! Bitte glaubt mir!"

Kimie sah sich das Schauspiel mit hochgezogener Augenbraue an. Das war ja vielleicht ein Schleimer!

>Ob es heute Abend Froschschenkel geben wird?<, dachte sie amüsiert.

Noch immer entschuldigte sich Jaken bei Sesshoumaru, der sich irgendwann aber wieder zum Gehen umwandte. Jaken bemerkte erst etwas später, dass sein Herr längst wieder fort war.

"Ich glaube, ich habe mein Leben gerade um 100 bis 200 Jahre verkürzt...", murmelte der Krötendämon, während er Sesshoumaru nachsah.

"Tja, das war wohl nix!", meinte Kimie amüsiert lächelnd und folgte dem Youkai, ebenso wie Inuki.

Jaken schmollte. "Halt du dich da raus, Menschenweib! Was verstehst du denn schon dav..." Er hielt inne und schaute auf ein Gebüsch des nahe gelegenen Waldes. Es raschelte verdächtig und ein Knurren war zu hören. Jaken schluckte und spurtete dann eiligst hinter der Gruppe her. "Mein Herr! Wartet auf mich, Sesshoumaru-sama!"
 

Inzwischen befanden sich Inu Yasha, Kagome und die anderen noch immer in dem Wald. Kimie lebte noch, das war bis dahin erstmal sicher, doch was könnte Sesshoumaru von ihr wollen? Das war die Frage, die sich jeder momentan stellte.

"Das ergibt doch gar keinen Sinn!", meinte Sango skeptisch. "Sesshoumaru wird Kimie ja wohl kaum aus Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft mitgenommen haben."

"Wie das Beispiel hier beweist..." Shippou schielte auf den von Sesshoumaru demolierten Baum.

Kagomes Sorgen vermischten sich mit einem Anflug von Wut. "Wenn dieser Kerl es wagen sollte, Kimie etwas anzutun, dann wird er das bitter büßen!"

"Wohl bemerkt hast du gegen ihn aber keine Chance, Kagome", warf Inu Yasha mit hochgezogener Augebraue ein und fing sich sogleich einen giftigen Blick von dem Mädchen ein.

"Das ist mir doch gleich!", erwiderte sie aufgebracht. "Und überhaupt sollten wir jetzt lieber weitersuchen, anstatt hier herumzusitzen und Löcher in die Luft zu starren!"

"Hey! Du musst mich nicht gleich so anbrüllen! Ich versuche genauso sehr wie du, Kimie zu helfen!", sagte Inu Yasha und Miroku fügte hinzu: "Jeder von uns will ihr helfen. Also sollten wir uns jetzt besser überlegen, wie wir weiter vorgehen wollen, anstatt uns zu streiten."

Daraufhin senkte Kagome den Blick. "Tut mir Leid, Inu Yasha", entschuldigte sie sich bei dem Hanyou. "Das war nicht gegen dich gerichtet, ehrlich nicht."

"Schon gut." Inu Yasha konnte Kagome schon verstehen. Sie machte sich halt Sorgen und das wohl zu recht. "Wohin Sesshoumaru gegangen ist, können wir leicht herausfinden", sagte er schließlich. "Ihm zu folgen wird kein Problem sein. Stellt sich nur die Frage, was wir dann machen. Entweder kämpfen wir oder wir versuchen auf eine andere Art und Weise, Kimie zu befreien."

"Na, du würdest doch sicher kämpfen wollen, oder?", fragte Shippou den Hanyou. Inu Yasha grummelte leicht vor sich hin. Immer diese vorlauten Bemerkungen!

Die anderen schienen sich aber nicht sicher zu sein, ob ein direkter Angriff eine gute Idee gewesen wäre.

"Denken wir darüber nach, wenn wir sie gefunden haben", schlug Sango schließlich vor und erntete einstimmiges Nicken. Die Gruppe lief nun weiter durch den Wald, wobei Inu Yasha an der Spitze ging. Ein Rascheln im Gebüsch ließ alle jedoch abrupt aufhorchen.

"Was war das?", fragte Kagome unsicher. "Da ist doch etwas."

Und tatsächlich tauchte hinter einem großen Busch nun ein riesenhafter Dämon auf. Shippou starrte ihn völlig entsetzt an. "WUAH! Der will uns doch nicht etwa fressen?!"

"Pah! Der wird schnell Geschichte sein." Inu Yasha sprang direkt auf das Ungetüm zu und holte mit der rechten Hand zum Schlag aus. "Sankontessou!"

Kurz darauf waren von dem Dämon nur noch Streifen übrig.

"Davon gibt es hier bestimmt noch einige andere", vermutete Inu Yasha.
 

Nach ein paar Stunden Fußmarsch wurde Kimie sichtlich müde und nahm daher dankend das Angebot von Rin an, wie sie ebenfalls auf Ah-Un zu reiten. Sie setzte sich hinter das Mädchen. Mit der Zeit schien Rin aber mehr von der Müdigkeit eingenommen zu sein, als Kimie, denn das kleine Mädchen lehnte schon sehr bald friedlich schlafend an ihr.

"Wir rasten hier", sagte Sesshoumaru plötzlich woraufhin Ah-Un stehen blieb. Der Drache ließ sich vorsichtig nieder, doch Kimie konnte im Moment aber schlecht absteigen, denn Rin schlief noch tief und fest. So blieb sie also sitzen und wartete ab. Sie hätte natürlich auch einfach Sesshoumaru fragen können, ob er ihr die Kleine kurz abnahm, doch diesen Gedanken verwarf sie ganz schnell wieder.

>Bevor der mir einen Gefallen tut, schaffe ich es wohl eher, ihm Stöckchenholen beizubringen…<, dachte Kimie ironisch und musste bei dieser Vorstellung nun doch leicht amüsiert grinsen.

"Was ist denn so lustig?", holte die kühle Stimme von Sesshoumaru Kimie wieder in die Realität zurück.

"Was? Äh... Gar nichts!" Sie senkte den Blick und versuchte, sich abzulenken. Plötzlich regte sich Rin und öffnete verschlafen die Augen.

"Was ist denn los?", fragte sie müde.

"Nichts, wir rasten nur", antwortete Kimie lächelnd.

Rin sprang auf und kletterte von Ah-Uns Rücken hinunter. Kimie tat es ihr gleich und sofort kam Inuki auf sie zugelaufen.

"Na, Inuki? Wie wäre es mit einem kleinen Spiel?", fragte sie den Mischling, während sie ihre helle Jacke auszog und sie sich um die Hüften band. Mittlerweile war es doch ganz schön warm geworden.

"Ein Spiel?" Rin sah sie neugierig an. "Darf ich zuschauen?"

"Sicher." Und so ging Kimie zusammen mit Rin und Inuki etwas weiter auf die Wiese. Im Gras fand sie einen Stock, den sie aufhob. Rin beobachtete sie aufmerksam, als sie dem Hund den Stock präsentierte. "So, Inuki. Den Rest kennst du ja."

Kimie holte aus und warf den Stock weit weg. Sofort spurtete Inuki hinter ihm her und trug ihn anschließend wieder zu dem Mädchen zurück. Erneut warf Kimie den Stock fort und wieder rannte Inuki hinterher.

"Wozu ist dieses Spiel gut?", fragte Rin interessiert.

"Na ja, es macht ihm Spaß und hält ihn fit. Er braucht ja schließlich Bewegung." Plötzlich kam Kimie der Gedanke, wenn nicht Inuki, sondern stattdessen Sesshoumaru an diesem Spiel teilnehmen würde. Der Gedanke daran war ihr zwar schon vorhin gekommen, aber wenn sie auch die ganzen Kommandos wie Sitz, Platz und so weiter mit einbezog, musste sie nun doch anfangen zu lachen.

"Kimie-san? Was ist denn?"

"Nichts! Ich habe nur gerade an etwas gedacht." Noch immer musste Kimie leicht lachen. Sie bemerkte nicht, wie auch Sesshoumaru aus einiger Entfernung dieses Spiel beobachtete. Ihm kam das ziemlich eigenartig vor. Dieses Mädchen warf den Stock, der Hund rannte los und holte ihn. Er brachte ihn zurück, dann warf sie den Stock wieder. Jetzt schien auch Rin es versuchen zu wollen und warf nun ebenfalls den Stock. Auch diesmal holte Inuki ihn wieder zurück.

"So ein Unsinn!", sagte Sesshoumaru zu sich selbst und wandte den Blick ab.

Nach einer Weile wurde das Spiel beendet und Kimie ging zusammen mit Inuki und Rin wieder zurück.

"Das hat Spaß gemacht!", sagte Rin fröhlich und setzte sich neben Ah-Un. Kimie setzte sich ebenfalls hin und streichelte Inuki über den Kopf. Um sie herum wuselte Jaken durch die Gegend und war eifrig dabei, Feuerholz zu sammeln. Anscheinend würde die Gruppe hier die Nacht verbringen, es dämmerte auch bereits.

So sehr in ihre Gedanken vertieft, bemerkte Kimie nicht, wie sich Sesshoumaru ihr nun näherte. Sie nahm ihn erst wahr, als er direkt neben ihr stand und prüfend auf sie herabsah.

"Ist was?", fragte sie misstrauisch. Der Blick des Youkai fiel nun auf das Schwert, welches das Mädchen am Gürtel trug.

"Ich war der Meinung, du könntest dieses Schwert führen", sagte er kühl. "Warum hast du dich nicht damit gegen den Dämon verteidigt?"

Die Frage klang ein wenig sarkastisch und natürlich spielte er damit auf den Dämon von vorhin an. Kimie warf Sesshoumaru einen skeptischen Blick zu. Mit ihrem Schwert? Das sollte doch wohl ein Witz sein!? Damit hätte sie doch keine Chance gegen diese Echse im Jurassic Park-Style gehabt! Sie fühlte sich gar nicht dazu in der Lage, gegen Dämonen zu kämpfen, die einen Menschen mit einem einziges Bissen runterschlucken konnten.

"Tja, vielleicht weil dieses Vieh eine Nummer zu groß für mich war und ich nicht unbedingt begierig darauf war, auf der heutigen Speisekarte zu landen?", fragte sie sarkastisch zurück und sah den Youkai leicht herausfordernd an. Sesshoumaru behielt den kühlen Ausdruck seiner Augen jedoch bei und wandte sich anschließend wortlos wieder um.

>Was sollte das denn?<, fragte sich Kimie irritiert.
 

Bis zum Anbruch der Nacht verging zwar noch einige Zeit, doch es sah wirklich nicht so aus, als ob die Gruppe ihren Weg heute noch fortsetzen würde. Kimie konnte dies nur recht sein. So müde wie heute, war sie sicher noch nie gewesen. Rin hingegen spielte mit sichtlich viel Spaß mit Inuki. Kimie beobachtete das und lächelte. Wie gut, dass Inuki so kinderlieb war. Jaken stocherte im inzwischen angezündeten Lagerfeuer rum, Ah-Un döste friedlich daneben. Kimie saß an einen Baum gelehnt und ihr Blick schweifte leicht zur Seite und dann nach oben. Auf dem Nachbarbaum saß auf einem Ast Sesshoumaru. Ob er bereits schlief, konnte Kimie aber nicht erkennen und eigentlich war es ihr auch so ziemlich egal.

Als die Nacht schließlich hereinbrach, war es so still, man hätte jedes kleinste Geräusch wahrnehmen können. Rin hatte sich an Inuki gekuschelt und sein weiches Fell hielt sie schön warm. Aber die Nacht war überhaupt sehr mild und angenehm. Jaken schnarchte neben dem mittlerweile erloschenen Lagerfeuer, ebenso, wie Ah-Un. Sesshoumaru hatte seinen Ruheplatz nicht verlassen und auch Kimie lehnte noch immer an ihrem Baum und schlief.

Mitten in der Nacht erwachte Inuki aber aus seinem Schlaf und hob den Kopf. Die Ohren gespitzt horchte er auf ein nahendes Geräusch. Vorsichtig stand er auf, ohne dabei Rin zu wecken, und trat auf ein Gebüsch zu. Kurz war es still, doch Inuki spürte, dass etwas nicht stimmte. Er knurrte leise. Und nicht nur er nahm die kommende Gefahr wahr, auch Sesshoumaru hatte sich von seinem Ruheplatz aus längst einen Überblick von der Lage beschafft.

Plötzlich bellte Inuki und riss somit Kimie aus dem Schlaf. Sie schreckte abrupt hoch und sah sich hastig um.

"Wie? Was? Wo?" Ihr Blick fiel auf Inuki, der bellend und knurrend vor einem Gebüsch stand, aus dem nun ein Dämon, der wie eine riesige Schlange aussah, hinausschnellte und nach dem Hund schnappte. Dieser war aber schnell zur Seite gesprungen und griff den Dämon an. Inuki biss einmal zu, ließ dann aber wieder von seinem Gegner ab, als er merkte, dass dies dem Anschein nach nichts bringen würde. Der Schlangendämon ließ ein bedrohliches Zischen verlauten, als sein Blick nun auf Kimie fiel. Es dauerte vielleicht gerade mal zwei Sekunden, dann schnellte er auf sie zu.

"Iiiiek! Verzieh dich!" Reflexartig zog Kimie ihr Schwert, welches sie die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte, aus der Scheide und schlug ohne weiter zu zögern zu.

Stille...

Kimie hatte die Augen zugekniffen, doch als sich nun nichts mehr tat, öffnete sie sie zögerlich wieder und schluckte. Ihr Schwert steckte mitten im Kopf von diesem Schlangendämon. Der schien zwar hinüber zu sein, anscheinend hatte sie ihn gut getroffen, aber dennoch scheute sich Kimie, ihr Schwert wieder zurückzuziehen. Es schien auch irgendwie festzustecken, wie sie feststellen musste, als sie doch etwas zögerlich daran zog. So was hatte sie auch noch nie erlebt. Noch nie hatte sie ihr Schwert ernsthaft gegen einen echten Gegner eingesetzt, geschweige denn damit getötet. Schließlich machte sich Kimie aber doch angeekelt daran, ihr Schwert wieder aus dem Kopf dieses Dämons herauszukriegen. Die Geräusche, die dabei entstanden, hörten sich an, als würde jemand mit einem breiten Löffel in einer dicken Schleimbrühe rumrühren. Als sie es endlich geschafft hatte, sah sie sich ihr Schwert an und rümpfte die Nase. Schwarzes, dickflüssiges Blut tropfte von diesem hinunter.

"Wirklich ganz toll...", murmelte Kimie leise und kramte in ihrer Hosentasche. Sie holte ein Taschentuch hervor und machte sich daran, zumindest den Großteil dieser ekligen Masse von ihrem Schwert zu entfernen. Allerdings ging sie nun zu den anderen an das etwas entfernte und inzwischen längst erloschene Lagerfeuer. Die Nacht neben einem toten Dämon zu verbringen, war wirklich keine angenehme Vorstellung gewesen. Da der Dämon aber teilweise im Gebüsch lag, fiel er einem erst bei genauerem Hinsehen auf. Das war jedoch egal. Allein das Wissen, dass da ein toter Dämon lag, reichte aus, um Kimie zu vertreiben. Sie sah sich um. Keiner schien diesen Zwischenfall bemerkt zu haben, denn alle schliefen seelenruhig. Sie seufzte leise, setzte sich dann neben Rin und machte sich daran, ihr Schwert zu säubern. Inuki setzte sich neben Kimie und beobachtete sie aufmerksam. War das ein Tag gewesen! Überall schien es nur so von Dämonen zu wimmeln. Die einen wollten Menschen wohl am liebsten auf dem Essensteller liegen haben und andere hielten dem Anschein nach liebend gern Gardinenpredigten. Und wieder andere schwiegen sich aus und bedrohten einen lieber mit kühlen Blicken.

>Dämonen... Die können wohl nur rumnerven!<, dachte Kimie und legte sich ins Gras, nachdem sie ihr Schwert wieder einigermaßen hinbekommen hatte. Inuki legte sich direkt zwischen sie und Rin. Es dauerte auch nicht lange, bis alle wieder schliefen. Das hieß, alle bis auf einer...

Wie schon gesagt, hatte Sesshoumaru diesen Zwischenfall ebenfalls mitbekommen. Auch er hatte den Dämon frühzeitig bemerkt, ebenso, wie Inuki. Doch anstatt sich diesmal einzumischen, wollte er stattdessen ein wenig den stillen Beobachter spielen. Er hätte schon noch eingegriffen, wenn die Gefahr bestanden hätte, dass der Schlangendämon sich auch über die anderen hergemacht hätte. Doch warum sollte er seine Zeit damit verschwenden, einem Menschenweib zu helfen, dass ohnehin bald mit großer Wahrscheinlichkeit durch seine Hand sterben würde? Bis jetzt war Inu Yasha nicht aufgetaucht und mittlerweile schien es Sesshoumaru auch irgendwie egal geworden zu sein, ob sein jüngerer Halbbruder sich überhaupt noch bei ihm blicken lassen würde. Sesshoumaru würde sich der Anwesenheit von Kimie bald entledigen. Vielleicht noch ein Tag…

Inukis Misstrauen

Inu Yasha und die anderen mussten ihre Suche während der Nacht unterbrechen.

Nach einer Weile hatten sie wieder aus dem Wald herausgefunden, nachdem sie zuvor aber noch von ein paar Dämonen in Beschlag genommen wurden. Die waren aber schnell hinüber gewesen, nachdem sie besonders mit Inu Yasha, aber auch mit Sango und Miroku Bekanntschaft gemacht hatten.

Nun ruhten die Freunde an einem Lagerfeuer am Waldrand. Shippou und Kirara schliefen bereits tief und fest und scheinbar ebenso Kagome. Sango saß etwas von ihnen entfernt auf einem größeren Stein und schaute in den nächtlichen Himmel hinauf. Von Miroku war zunächst nichts zu sehen, er meinte zuvor, er wollte sich noch etwas in der Gegend umsehen. Inu Yasha saß währenddessen mit dem Rücken an einen Baum gelehnt und ließ aufmerksam seinen Blick schweifen. Gefahr schien im Moment nicht in der Luft zu liegen. Die Aufmerksamkeit des Hanyou richtete sich dann aber auf Kagome, als diese sich mit einem leisen Seufzen aufsetzte.

"Kannst du nicht schlafen, Kagome?", fragte Inu Yasha ruhig.

Kagome schüttelte den Kopf. "Nicht wirklich."

Das Mädchen stand auf und kam auf ihn zu. Nachdem sie sich neben ihn gesetzt hatte, sah sie nachdenklich ins Lagerfeuer.

"Mach dich nicht so fertig", sagte Inu Yasha. "Davon wird die Sache auch nicht besser."

Kagome senkte den Blick. "Ja, ich weiß."

Wieder herrschte Schweigen.

Irgendwann ergriff Inu Yasha aber wieder das Wort: "Mach dir keine Sorgen, Kagome. Ich werde Kimie zurückholen. Das verspreche ich dir."

Das Mädchen schaute auf. Er nickte ihr aufmunternd zu und sie lächelte. "Danke, Inu Yasha."

Während Kagome und Inu Yasha noch ein wenig miteinander sprachen, kehrte Miroku wieder zu der Gruppe zurück. Allerdings setzte er sich nicht ans Lagerfeuer, sondern ging stattdessen zu Sango, die noch immer auf dem Stein saß.

"Seid Ihr nicht müde, Sango?", fragte der Mönch.

Die junge Dämonenjägerin drehte sich zu ihm um. "Nein, irgendwie nicht."

Miroku setzte sich neben sie auf den Stein. "Ihr macht Euch Sorgen, nicht wahr?"

Sango nickte. "Ich kann Kagome-chan gut verstehen. Wenn ich daran denke, wie wichtig mir mein kleiner Bruder Kohaku ist... Hoffentlich geht es Kimie-chan gut. Das hoffe ich nicht nur für Kagome-chan, sondern auch für Kimie-chan selbst."

"Inu Yasha sagte doch, dass Kimie lebt. Ihr geht es bestimmt gut", sagte Miroku und legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter.

Sango lächelte leicht. "Ja, Ihr habt wohl Recht." Ihr Blick schweifte wieder zum nachtblauen Himmel hinauf. "Die Nacht ist so schön ruhig."

"Stimmt." Der Mönch schaute ebenfalls nach oben. "Schaut nur, wie schön der Mond heute Nacht leuchtet, Sango", sagte er mit einem melancholischen Unterton.

Sango war überrascht. So hatte sich Miroku noch nie mit ihr unterhalten. Aber sie musste zugeben, dass es ihr gefiel, so, wie sie jetzt neben ihm saß. Auch sie betrachtete den Mond nun genauer. "Ja, Ihr habt Recht, Houshi-sama. Das ist wirklich wunder... Hä?!"

Sango hielt abrupt inne, als sie plötzlich Mirokus Hand auf ihrem Hintern wahrnahm.

"Das hat so was Romantisches, findet Ihr nicht auch?", säuselte er unschuldig, während sie jetzt vor lauter Wut knallrot anlief.

"Daran kann ich echt nichts Romantisches finden!" Und schon sprang Sango auf und gab ihm eine kräftige Kopfnuss. Miroku fiel daraufhin ziemlich mitgenommen von dem Stein und landete im Gras. Wütend hielt Sango ihre Hand zur Faust geballt empor und man hätte glauben können, sie würde jeden Moment explodieren.

>Das ist doch einfach nicht zu fassen!<, dachte Sango wütend.

Inu Yasha hatte sofort neugierig aufgeschaut, als er Sangos Wutanfall registriert hatte. Jetzt sah er Miroku im Gras liegen und eine ziemlich sauer dreinschauende Sango mit erhobener Faust daneben stehen.

"Was haben die beiden denn wieder für ein Problem?", fragte er sich, wenngleich er es sich auch schon denken konnte. Dann stutzte er. Eigentlich hatte er auch mit einer Bemerkung von Kagome gerechnet, doch diese äußerte sich nicht. Inu Yasha warf einen Blick auf sie. "Kagome?" Doch er schwieg sofort wieder. >Oh! Sie ist eingeschlafen.<

Kagome lehnte mit dem Kopf an Inu Yashas Schulter und schlief seelenruhig. Im ersten Moment errötete er leicht und wandte seinen Blick ab. Dann sah er sie aber doch für eine lange Zeit stumm an und schließlich kam ein leichtes Lächeln auf seine Lippen.
 

Der neue Tag kündigte sich mit dem Aufstieg der Sonne an. Langsam erstreckten sich die warmen Strahlen über das Land und weckten die noch schlafenden Gemüter.

Rin wuselte schon ganz freudig um Jaken herum, der noch etwas im Halbschlaf die Reste vom Lagerfeuer beseitigte. Ah-Un döste währenddessen noch etwas vor sich hin. Sesshoumaru ließ prüfend seinen Blick schweifen, als seine Augen an Kimie hängen blieben. Sie schlief noch immer und machte auch nicht den Eindruck, dass sie die nächste Zeit von selbst aufwachen würde. Neben dem Mädchen lag Inuki, allerdings war dieser bereits wach.

"Kimie-san schläft noch immer", stellte nun auch Rin fest. Das war das Stichwort für Jaken. Mit einem breiten Grinsen lief er nun zu Kimie hin.

"Ich mache das schon, mein Herr, wenn Ihr erlaubt", sagte er zu Sesshoumaru und beäugte prüfend das schlafende Mädchen. Jetzt kam der Kopfstab zum Einsatz. Jaken wuselte um Kimie herum und piekte sie hin und wieder mit dem unteren Ende des Stabes. "Hey! Los! Steh auf!"

Doch sie reagierte auf keine der Weckversuche und drehte sich stattdessen nur von einer Seite auf die anderen, und das stets so, dass Jaken immer hinter ihr war.

Inuki beobachtete den Krötendämon scheinbar etwas gelangweilt. Es schien, als würde der Hund in Jaken nur so was, wie einen kleinen Störenfried sehen, bei dem es nicht nötig wäre, ihn eventuell mit einem Bellen oder einem Knurren in die Schranken zu weisen.

Als Jaken nun direkt vor Kimie stand und sie wiederum mit dem Stab antippte, schlug Kimie aber nun mit der Faust genau in seine Richtung und verpasste ihm einen kräftigen Kinnhaken. Mit viel Vogelgezwitscher landete der Krötendämon im Gras.

"Jaken-sama, ist alles in Ordnung?", fragte Rin etwas besorgt, während Sesshoumaru alles kommentarlos mitverfolgt hatte.

"Was... für... ein... Schlag...", murmelte Jaken, als er sich nach einen Moment wieder aufsetzte und zögerlich seinen Kiefer richtete. Zu seinem Glück schien er aber noch heil zu sein. Als sein Blick wieder auf Kimie fiel, war diese nicht etwa wach. Nein, sie schlief noch immer seelenruhig, als könnte sie kein Wässerchen trüben.

Jaken machte nun einen großen Bogen um das Mädchen und ging auf Sesshoumaru zu.

"Sesshoumaru-sama, lassen wir sie einfach hier", schlug er seinem Herrn mit einem ärgerlichen Blick auf Kimie vor.

"Aber das können wir nicht machen, Jaken-sama!", widersprach Rin und sah Sesshoumaru abwartend an. Dieser ging nun auf Kimie zu. Noch immer lag Inuki neben ihr, doch als sich der Youkai näherte, stand der Hund auf. Er wirkte misstrauisch, was er auch mit einem warnenden Knurren signalisierte.

Sofort war Jaken wieder zur Stelle. "Du wagst es, Sesshoumaru-sama anzuknurren?! Das kommt einer Drohung gleich, du unverschämtes Tier!" Er fuchtelte mit seinem Kopfstab herum, was Inuki nur noch mehr zu reizen schien, denn plötzlich schnellte er nach vorne und schnappte mit einem Bellen nach Jaken, der aber noch rechtzeitig zurückwich.

"Das war keine gute Idee, Jaken-sama", meinte Rin. "Kimie-san hat mir gestern erzählt, dass Inuki es überhaupt nicht mag, wenn man versucht, ihm zu drohen."

Jaken sah das kleine Mädchen vorwurfsvoll an. "Und das hättest du mir nicht schon früher sagen können?"

Inuki wandte sich wieder knurrend Sesshoumaru zu. Dieser war von Inukis Verhalten schon ein wenig überrascht, wie er sich selbst eingestehen musste, es aber natürlich nicht zeigte. Noch nie war ihm ein Hund begegnet, der sich so offensichtlich gegen ihn, Sesshoumaru, behaupten zu wollen schien und sich ihm so bedingungslos in den Weg zu stellen versuchte. Der Youkai warf dem Hund nun einen warnenden Blick entgegen, den der Mischling scheinbar sofort deuten konnte, denn abrupt verstummte er. Dennoch wich er Kimie nicht von der Seite, sondern blieb noch immer nah bei ihr, als sich Sesshoumaru nun neben dem Mädchen auf den Boden kniete. Sie lag mit dem Rücken zu ihm auf der Seite. Inuki achtete haargenau darauf, dass der Youkai seiner Herrin nichts antat und ließ ihn keinen Moment aus den Augen. Hin und wieder ließ er noch ein kurzes Knurren verlauten, während Sesshoumaru sich nun daran machte, Kimie zu wecken.

"Los! Wach auf!" Er rüttelte leicht an ihrer Schulter, doch sie murmelte nur irgendetwas vor sich hin. Jaken setzte sich mürrisch ins Gras, während Rin alles aufmerksam beobachtete.

Wieder rüttelte Sesshoumaru an der Schulter des Mädchens, diesmal aber etwas kräftiger.

Kimie drehte sich daraufhin auf die andere Seite und bekam mit der Hand etwas zu fassen, was sie prüfend befühlte. Es war weich, weiches Fell. Im Halbschlaf überlegte sie, ob es sich dabei vielleicht um Inukis Fell handelte, immerhin hatte er die Nacht neben ihr verbracht.

"Inuki... Bist du das?", fragte sie leise. Ein kurzes Bellen ertönte hinter ihr. Skeptisch setzte Kimie sich endlich auf, ließ das Fell aber dennoch nicht los. Dann öffnete sie die Augen und entdeckte Inuki, wie dieser links neben ihr saß und sie aufmerksam anschaute. Das Mädchen stutzte und wandte den Blick zur anderen Seite um. Zuerst sah sie nur das helle Fell, welches sie noch festhielt, dann wanderte ihr Blick weiter und plötzlich sah sie direkt in Sesshoumarus Augen, die sie mit einem undefinierbaren Blick anschauten. Kimie glaubte, dass das ein schlechter Traum war. Da hielt sie doch allen Ernstes Sesshoumarus Fell, welches er stets über der Schulter trug, in der Hand! Abrupt sprang sie auf, wobei sie das Fell losließ, stolperte dabei aber nach hinten, woraufhin sie sofort wieder auf dem Boden saß.

"Himmel! Erschreck mich doch nicht so!", keuchte Kimie atemlos und spürte, wie ihr Herz heftig gegen ihre Brust hämmerte. Das war mit Sicherheit der Schock ihres Lebens gewesen und es verging ein kleiner Augenblick, bis sie sich wieder erholt hatte. "Na ja, trotzdem guten Morgen", fügte sie anschließend wie nebenbei hinzu.

Sesshoumaru stand nun wieder auf.

>Was hat er denn jetzt wieder?<, fragte sie Kimie unsicher, als er sie so anstarrte. >Mann, ist das kalt hier...< Tatsächlich hätte Sesshoumarus Blick wohl selbst die Sahara in eine Eiswüste verwandeln können. Doch entgegen Kimies Erwartungen hatte Sesshoumaru scheinbar keinerlei Absichten, sondern wandte sich nur wortlos um. Innerlich atmete sie erleichtert auf. >Uff! Keine Morddrohungen. Aber wirklich besser fühle ich mich ehrlich gesagt trotzdem nicht...<

Kimie wurde nun freudig von Inuki begrüßt und sofort schienen ihre Bedenken wie weggeblasen zu sein. "Guten Morgen, mein Süßer! Na? Geht's dir gut?" Der Mischling bellte und sprang um das Mädchen, das jetzt aufstand, herum. Ihr Blick fiel nun auf Rin. "Guten Morgen, Rin."

"Guten Morgen, Kimie-san." Rin lächelte fröhlich.

Kimie streckte sich und fragte dann: "Reisen wir gleich weiter?"

"Nein, Sesshoumaru-sama meinte, wir bleiben noch einen Moment hier."

"Schön, dann müssen wir uns ja nicht so abhetzen, wegen dem Frühstück und so." Dann wurde Kimie aber nachdenklich. "Apropos Frühstück, was können wir eigentlich essen?"

Rin deutete in den Wald. "Da gibt es bestimmt viele Beeren und Früchte. Wir müssen sie nur sammeln."

Irgendwie gefiel Kimie der Gedanke. Das war mal was anderes und machte sicher auch Spaß. Rin schien ihre Gedanken lesen zu können, denn sie ergriff das Mädchen bei der Hand. "Wollen wir nach ein paar Früchten suchen, Kimie-san?"

Kimie nickte einverstanden. "Gerne!" Doch bevor sie mit Rin in den Wald ging, fügte sie im Flüsterton hinzu: "Aber dürfen wir einfach so gehen? Ich meine, ist Sesshoumaru dann nicht...?"

"Ihr dürft", drang die Stimme des Youkais an die Ohren der beiden Mädchen. Kimie starrte reichlich überrascht in seine Richtung.

>Der hat mich gehört? Meine Güte...<

Tatsächlich stand Sesshoumaru einige Meter von den beiden entfernt und ein normaler Mensch hätte Kimies Aussage bestimmt nicht hören können. Tja, aber Sesshoumaru war halt kein Mensch. Rin machte sich darüber aber scheinbar überhaupt keine Gedanken, sondern lief nur fröhlich in den Wald hinein, mit Kimie im Schlepptau. Beide kamen an Jaken vorbei, woraufhin Kimie kurz stehen blieb. Irgendwie wirkte der Krötendämon angeschlagen, als wäre er in eine Prügelei geraten.

"Was ist denn mit dir passiert?", fragte sie Jaken, der sie sofort anfunkelte, da er genau wusste, was sie meinte.

"Das warst du!", schimpfte er aufgebracht. "Du hast mich im Schlaf geschlagen, als ich dich wecken wollte!"

"Ups! Tut mir Leid", antwortete Kimie, wenngleich es nicht wirklich mitfühlend klang. Dann erinnerte sie sich ganz schwach daran, dass sie das Gefühl hatte, etwas hätte sie im Schlaf immer wieder gepiekt. Ihr Blick fiel daraufhin auf den Kopfstab und sie zog skeptisch eine Augenbraue hoch. >Wenn meine Vermutung stimmt, dann tut es mir jetzt gleich viel weniger Leid<, dachte sie mit einem Anflug von Schadenfreude.

"Kimie-san! Komm schon!", rief Rin zog an der Hand des Mädchens. Kimie folgte ihr sogleich, ebenso wie Inuki, der so gut wie nie von der Seite seiner Herrin wich.

Sesshoumaru verfolgte den Hund, der nun hinter einem Busch verschwand, mit einem prüfenden Blick.
 

In diesem Wald gab es wirklich viele Beeren und Früchte, die auch wirklich gut schmeckten, wie Kimie feststellte, als sie mal zur Probe welche kostete. Nach einer Weile hatten die beiden Mädchen schon reichlich viel gesammelt, als Kimie plötzlich Rins Stimme hörte, die sie rief: "Kimie-san! Hier ist eine heiße Quelle!"

Kimie horchte auf und kam auf Rin zu, die aber inzwischen etwas außer Sichtweite war. Nachdem sie sich etwas durch die Büsche gekämpft hatte, entdeckte Kimie das kleine Mädchen, welches an einer heißen Quelle stand.

"Wow! Das ist echt toll!" Irgendwie überkam Kimie jetzt die Lust nach einem Bad. Das wäre jetzt wirklich nicht schlecht gewesen.

Und wieder schien Rin in ihren Gedanken gestöbert zu haben, denn sie sprach genau das aus, was Kimie durch den Kopf ging: "Ich werde Sesshoumaru-sama nachher fragen, ob wir ein Bad nehmen dürfen. Hast du Lust darauf, Kimie-san?"

"Sicher! Glaubst du, er erlaubt es?"

"Ich denke ja. Komm! Wir gehen wieder zurück. Was wir gesammelt haben, dürfte erstmal reichen."

Und damit folgte Kimie Rin wieder zum Lager. Allerdings fragte Rin Sesshoumaru nicht sofort wegen der heißen Quelle, zunächst aßen sie und Kimie die mitgebrachten Früchte. Rin gab Ah-Un welche ab. Dabei dachte Kimie unweigerlich an Sesshoumaru. Aß der eigentlich nie was? Es fiel ihr jetzt erst auf, dass sie ihn bis jetzt noch was hat essen sehen. Doch dachte sie nicht lange groß darüber nach. Sesshoumaru würde ja wohl nicht darauf warten, dass man ihm einen Napf hinstellen würde. Doch dieser Gedanke brachte Kimie kurz zum Schmunzeln.

Als sowohl Rin, als auch Kimie mit ihrem provisorischen Frühstück waren und auch Inuki von Kimie etwas von den mitgebrachten Früchten abbekommen hatte, wandte sich Rin an Sesshoumaru: "Sesshoumaru-sama, dürfen Kimie-san und ich zu der heißen Quelle gehen, die wir vorhin entdeckt haben?"

Der Youkai nickte nur stumm und kurz darauf waren Kimie und Rin auch schon wieder verschwunden. Inuki machte natürlich sogleich Anstalten, die Mädchen zu begleiten.

"Du!"

Inuki blieb sofort stehen und wandte sich zu Sesshoumaru um. Der Mischling wusste genau, dass der Youkai gerade ihn angesprochen hatte.

"Nichts gegen deine bedingungslose Treue zu deinem Menschen, aber du solltest in Zukunft lieber vorsichtiger sein", sagte Sesshoumaru mit mahnendem Unterton an den Hund gerichtet. "Bilde dir nicht ein, ich hätte eventuelle Hemmungen, dich schnell und einfach aus dem Weg zu räumen."

Ein eiskalter Blick traf Inuki, doch wirkte dieser davon wenig beeindruckt, obgleich er genau zu wissen schien, was Sesshoumaru zu ihm gesagt hatte. Der Hund knurrte einmal kurz und mit einem letzten misstrauischen Blick folgte er Rin und Kimie, die bereits vorausgegangen waren, in den Wald. Sesshoumaru sah ihm prüfend nach.

>Ein eigenartiger Hund. Er ist nicht wie andere, das steht fest.<

"Fragt sich nur, weshalb er so ist."

"Hm? Was habt Ihr gesagt, mein Herr?" Jaken kam sofort auf Sesshoumaru zu und sah ihn fragend an. Dieser antwortete aber nur kühl und ohne den Krötendämon dabei anzusehen: "Nichts, ich habe nur laut gedacht."

Jaken legte den Kopf etwas schief, fragte aber nicht weiter nach.
 

"Hach! Das nenn ich Leben", seufzte Kimie zufrieden.

Mittlerweile war bestimmt eine halbe Stunde vergangen seit sie und Rin zu der heißen Quelle gegangen waren. Während Kimie die Zeit nutzte und sich entspannte, planschte Rin fröhlich im Wasser. Irgendwann hüpfte sie jedoch hinaus, schnappte sich eines der beiden von ihr mitgebrachten Handtücher und schlüpfte dann in ihren Kimono.

"Darf ich ein wenig mit Inuki spielen?", fragte sie schließlich und sah Kimie bittend an. Diese nickte lächelnd.

"Natürlich. Ich bleibe währenddessen noch etwas hier."

Kurz darauf war Rin auch schon mit Inuki, der die ganze Zeit wartend unter einem Baum gesessen hatte, verschwunden, doch Kimie konnte noch das Lachen des kleinen Mädchens hören. Zufrieden schloss sie ihre Augen und ließ sich weiter in das Wasser gleiten. "Ich war lange nicht mehr so entspannt, wie heute. Da könnte man gleich jeglichen Ärger und Stress vergessen.", murmelte sie. Bald kam ihr aber der Gedanke, dass sie und Rin auch mal wieder zurückgehen mussten. Zum Abschluss tauchte sie einmal ganz ins Wasser und schwamm, sofern das bei dem niedrigen Wasserstand möglich war, auf die andere Seite der Quelle. Dort tauchte sie wieder auf und fuhr sich mit den Händen über die Haare. Die Augen hatte sie noch geschlossen, doch als sie sie jetzt öffnete, blieb ihr die Luft weg.
 

Ein lauter Schrei ertönte und erregte die Aufmerksamkeit von Rin und Inuki, die sich noch in der Nähe befanden.

"Das war Kimie-san!", stellte das kleine Mädchen fest und sofort lief Inuki zurück zu der heißen Quelle. Rin folgte ihm, doch als sie ihn eingeholt hatte, stand der Hund etwas planlos in der Gegend rum. Sie folgte seinem Blick und sah nun Kimie, die in der Quelle stehend, das verbliebene Handtuch vor ihrem Körper hielt und mit der anderen Hand einen faustgroßen Stein umklammert hatte. Direkt vor ihr auf dem Boden lag ein ziemlich mitgenommener Jaken. Auf seinem Kopf thronte eine dicke Beule und direkt neben ihm befand sich ein ähnlicher Stein, wie Kimie ihn im Moment in der Hand hielt.

"Kimie-san! Was...?"

Doch ehe Rin die Frage zu Ende stellen konnte, ertönte eine andere Stimme: "Was geht hier vor?"

Kimie drehte sich reflexartig um und schleuderte den noch vorhandenen Stein in die Richtung, aus der die Stimme kam. Im nächsten Moment hätte sie sich dafür aber am liebsten laut verflucht.

"Du wagst es, einen Stein nach mir zu werfen?", fragte Sesshoumaru, der auf einem der umherstehenden Felsen stand, kühl, in der Hand den geschleuderten Stein haltend. Der Youkai drückte kurz zu, dann war der Stein nur noch ein Haufen Kies.

Kimie tauchte jetzt bis zum Hals ins Wasser, als sie nach dem kurzen Schock feststellte, dass sie bis eben in der Quelle gestanden hatte und das nur mit dem Handtuch vor ihrem Körper.

"Selbst Schuld! Sag mal, haben wir hier heute Tag der offenen Tür, oder was?!", keifte sie aufgebracht. Jetzt war es ihr so ziemlich egal, wie Sesshoumaru reagieren würde. Zwar rechnete sie jeden Augenblick damit, dass er sie sofort an Ort und Stelle einen Kopf kürzer machen würde, doch sah er zu ihrem Erstaunen davon ab. Vielleicht lag es daran, dass Rin da war.

"Zieh dich an! Wir reisen weiter", sagte Sesshoumaru knapp und verschwand dann ebenso schnell, wie er aufgetaucht war. Rin hatte die ganze Zeit etwas irritiert an der Quelle gestanden und die Situation stumm beobachtet.

"Warum warst du eben so wütend und hast dich im Wasser versteckt?", fragte sie Kimie. Diese aber schüttelte nur leicht den Kopf und seufzte. Woher sollte Rin so was auch nachvollziehen können? Sie war ja schließlich noch ein Kind.
 

Kimie mied während des weiteren Weges und des restlichen Tages den erneuten Blickkontakt mit Sesshoumaru, soweit ihr das möglich war. Aber das war auch nicht weiter schwer, denn auf dem Weg lief sie ständig einige Meter hinter ihm und er drehte sich auch nie um. Mittlerweile hatte Sesshoumaru die Gruppe wieder in den Wald geführt und noch immer wusste Kimie nicht, wohin es gehen sollte.

Jaken rieb sich immer wieder seine dicke Beule auf dem Kopf, die er Kimie verdankte. Dabei hatte Sesshoumaru ihn lediglich beauftragt, nach den beiden Mädchen zu schauen und dann musste dieses Menschenweib ihm doch wirklich einen Stein an den Kopf werfen! Das hatte er Kimie noch lange vorgehalten, bis sie irgendwann aufgehört hatte zuzuhören. Sie blickte jetzt stattdessen verträumt und nachdenklich in den Himmel, sofern ihr das möglich war, da das Blätterwerk der Bäume nur wenig davon preisgab. Dabei achtete sie aber natürlich nicht auf ihren Weg, was sie jedoch erst bemerkte, als sie prompt in Sesshoumarus Rücken hineinlief.

"Hatschi!!" Kimies Nase kitzelte furchtbar, denn sie war mit dem Gesicht frontal in Sesshoumarus Fell geraten. Der Youkai drehte sich leicht zu Kimie um. Diese konnte den Blick ihres Gegenübers nicht so recht deuten und hob abwehrend die Hände. "Hey, sorry! Das war ein Versehen!"

Sesshoumaru zog prüfend eine Augenbraue hoch. "Sorry?"

"Ich meine damit 'Entschuldigung'", erklärte Kimie knapp. "Was ist denn los? Warum halten wir an?", fragte sie dann aber.

"Mach doch deine Augen auf, dann siehst du es!", murrte Jaken und spielte sich auf, wie ein allwissendes Genie.

Kimie hob langsam die zur Faust geballte Hand. "Du kleiner..." Sie schluckte die Beleidigung, die ihr auf der Zunge lag, aber hinunter und wandte stattdessen den Blick nach vorne. "Ein Fluss?"

Tatsächlich erstreckte sich vor der Gruppe jetzt ein etwas breiterer Fluss, der auch nicht wirklich flach wirkte. Wollte man rüberkommen, so brauchte man entweder eine Brücke oder man musste schwimmen.

Kimie ließ suchend den Blick schweifen. "Hier gibt es nicht zufällig eine Brücke, oder?"

"Wir brauchen keine Brücke", sagte Sesshoumaru, ohne eigentlich auf die Frage geantwortet zu haben. Kimie wirkte irritiert und starrte dann zum Fluss. Die Strömung wirkte auch nicht wirklich vertrauenswürdig.

"Du verlangst doch jetzt nicht etwa, dass wir da durchschwimmen?" , fragte sie ungläubig und sah den Youkai ebenso an. Doch wie schon zuvor, gab es auf diese Frage keine klare Antwort.

"Wir werden hier einen Moment rasten", wies Sesshoumaru die anderen stattdessen an.

"Hey! Kannst du vielleicht einmal klar und deutlich auf eine meiner Fragen antworten?", fragte Kimie nun etwas aufgebracht und sofort fing sie sich wieder einen dieser eiskalten Blicke ein.

"Nimm dich lieber in Acht, Menschenweib, sonst bereust du es später vielleicht noch!"

Doch Kimie machte nur eine wegwerfende Handbewegung. "Ach! Weißt du was? Deine Drohungen und dieses Pokerface stehen mir mittlerweile bis oben hin! Du nervst unheimlich! Du bist schlimmer, als ein Sack Flöhe! Und außerdem ist mein Name Kimie, ist das jetzt endlich mal angekommen?! Ki-mi-e!!"

Es wurde abrupt still, man hätte eine Stecknadel fallen hören.

>Hat der jetzt seine Zunge verschluckt?<, fragte sich Kimie unsicher, während sie Sesshoumaru gegenüber stand. Er sagte nichts und es war absolut nicht klar, was er gerade dachte.

Irgendwann wurde es Kimie scheinbar zu blöd, mit dem Youkai den Wettbewerb im Salzsäulestehen fortzuführen und sie wandte sich zum Gehen um.

"Kimie-san, wo gehst du denn hin?", rief Rin ihr verunsichert nach, woraufhin das Mädchen sich noch einmal kurz umdrehte.

"Nur ein wenig spazieren. Wenn der große Sesshoumaru-sama nichts dagegen einzuwenden hat!" Man konnte ganz deutlich den sarkastischen Unterton heraushören, besonders als sie seinen Namen ausgesprochen hatte. Jaken wollte sogleich wieder anfangen, rumzuzetern, doch Kimie hatte der Gruppe schon wieder den Rücken zugekehrt. "Das Schweigen deute ich als 'nein'. Komm, Inuki!"

Der Mischling folgte seiner Herrin sofort und damit blieb die restliche Gruppe am Fluss zurück.

"Warum ist Kimie-san denn so sauer?", fragte sich Rin etwas irritiert. Sie verstand nicht, weshalb Kimie plötzlich so mit Sesshoumaru geredet hatte und dann einfach weggegangen ist. Der Youkai hatte das Weggehen von Kimie und Inuki nur kommentarlos beobachtet. Dennoch schien er noch darüber nachzudenken.

"Wie gesagt, wir rasten hier einen Moment. Wartet hier", wies Sesshoumaru Rin und Jaken an und ging dann in die selbe Richtung, in die Kimie und Inuki verschwunden waren.

Die beiden waren inzwischen etwas weiter von den anderen entfernt. Kimie stützte sich schließlich mit der Hand genervt an einem Baum ab.

"Meine Güte! Jetzt habe ich echt große Probleme. Wenn ich jetzt zurückgehe, dann macht der mich doch ohne wenn und aber auf der Stelle kalt. Ich und meine große Klappe! Das war ja mal wieder typisch!", fluchte sie vor sich hin.

Inuki stupste sie mit dem Kopf an, woraufhin sie sich umdrehte und ihn mit einem etwas gequält wirkenden Lächeln ansah.

"Hey, Inuki… Was meinst du? Ob wir einfach 'ne Fliege machen sollten?"

Der Mischling legte den Kopf etwas schief und Kimie streichelte ihn sanft.

"Schade, dass du nicht sprechen kannst. Ich wüsste zu gerne, was du über all das denkst."

Sesshoumaru brauchte indes nicht lange um die beiden zu finden. Jetzt stand er an einem Baum gelehnt und ließ verborgen hinter den Ästen eines Busches und aus einiger Entfernung seinen Blick auf Kimie und Inuki ruhen. Nun, der Tag neigte sich allmählich dem Ende entgegen und Inu Yasha war noch immer nicht aufgetaucht.

Sesshoumaru wartete noch einen Moment, dann näherte er sich weiter.

Kimie bekam davon nichts mit. Noch immer überlegte sie, was sie am besten tun sollte.

Als Sesshoumaru nun doch sehr nah gekommen war, wandte Inuki den Blick in seine Richtung um. Er hatte den Youkai natürlich gehört und begann nun, leise und warnend zu knurren. Es schien, als ahnte der Hund, was Sesshoumaru vor hatte. Dieser blieb kurz stehen. Keinesfalls aus Vorsicht oder geschweige denn Angst, aber er wollte doch wissen, was dieser Hund nun tun würde.

"Inuki? Was ist denn los?" Kimie konnte den Grund für Inukis Verhalten nicht erkennen. Hier war alles so voll gestellt mit Büschen und Bäumen, dass es schwer fiel, überhaupt was zu sehen. Man sah wirklich den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Sie bemerkte erst, was Inuki beunruhigte, als Sesshoumaru schließlich hinter einem Baum hervorkam. Wieder begann Inuki zu knurren, doch Sesshoumaru wirkte wenig beeindruckt. Kimie war eher überrascht, aber auch etwas nervös. "Du?! Aber was...?"

Doch sie konnte ihre Frage nicht zu Ende stellen. Denn plötzlich sprang Inuki mit einem lauten Bellen auf den Youkai zu und biss sich oberhalb des linken Ärmels an dessen Haori fest. Kimie war völlig geschockt.

"Inuki! Lass das! Hör auf!"

Sie schaffte es, Inuki zu packen, doch er wollte dennoch nicht loslassen.

"Inuki! Lass ihn los!"

Allmählich begann die Panik in Kimie aufzusteigen. Was, wenn Sesshoumaru wegen Inuki so wütend werden würde, dass er ihn vielleicht töten würde? Das konnte sie sich sehr gut vorstellen. Und was würde ihn schon daran hindern?

Inuki zog weiter am Ärmel des Haori und erst jetzt bemerkte Kimie das, was ihr an Sesshoumaru die ganze Zeit über nicht aufgefallen war. >Sein... Sein Arm…!?<

In diesem Moment zerriss Inuki den Stoff.

"Jetzt ist aber Schluss!"

Kimie schaffte es doch noch, Inuki wegzuziehen und hielt ihn fest. Wütend starrte der Hund Sesshoumaru an und knurrte noch immer. Der Youkai warf einen kurzen Blick auf seinen etwas mitgenommenen Haori, ehe sein Augenmerk wieder auf den Hund fiel, der es gewagt, hatte ihn anzugreifen. Dieser wurde inzwischen von seiner Herrin wieder beruhigt.

"Ruhig, Inuki! Es ist ja alles gut." Sanft streichelte Kimie den Kopf des Hundes.

Sesshoumaru schwieg und bedachte die beiden nur mit einem kühlen Blick. Mit diesem Angriff hatte selbst er nicht gerechnet.

Eine unheimliche Stille lag in der Luft.

Als der Youkai schließlich einen Schritt auf die beiden zumachte, dabei immer den Blick auf Inuki gerichtet, und seinen rechten Arm wie zum Angriff hob, drückte Kimie ihren Hund schnell nach hinten, sodass sie sich nun zwischen ihm und Sesshoumaru befand.

"Warte! Lass Inuki bitte in Ruhe! Wenn du unbedingt deine Wut an jemanden auslassen musst, dann tu das bei mir!" Auf keinen Fall wollte Kimie, dass Inuki was zustieß. Auf dem Boden kniend und schützend vor ihrem Hund befindend, sah sie zu Sesshoumaru hoch. Sein Blick wirkte gleichgültig, als sie langsam aufstand und abwartete.

"Ist das dein Ernst?", fragte der Youkai prüfend und sah Kimie ebenso an. Diese nickte nur stumm.

Was Sesshoumaru nun getan hätte, ob er sie wirklich angegriffen hätte, oder nicht, darauf gab es keine Antwort, denn ein ängstlicher Schrei durchschnitt die Stille im Wald.

"Das war doch Rin!", erkannte Kimie die Stimme. Kurz darauf raschelte es im Gebüsch und Jaken kam zum Vorschein. Er wirkte sehr aufgeregt.

"Sesshoumaru-sama! Mein Herr! Da sind Banditen!"

Sofort machte Sesshoumaru kehrt und war zwischen den Bäumen verschwunden. Kimie hörte nur das Wort "Banditen" und lief ohne weiter zu zögern ebenfalls zum Lagerplatz zurück, dicht gefolgt von Inuki. Jaken hatte Mühe, den dreien zu folgen.

Gespräch mit einem Youkai

Rin schaute sich ängstlich um. Sie war mit Ah-Un allein an diesem Fluss zurückgeblieben und um sie herum waren jetzt diese unheimlichen Männer, etwa 30 bis 35 an der Zahl, auf ihren Pferden und sie hatten Waffen dabei; Schwerter, Speere, Pfeil und Bogen.

Ah-Un wurde ein paar Meter weiter von einer Gruppe dieser Männer in Schach gehalten und da er noch seine Maulkörbe trug, konnte er momentan auch keine Attacken einsetzen. Zu allem Überfluss konnte Rin Jaken nirgendwo entdecken.

"Hey, Kleine!", sprach ein Mann das kleine Mädchen plötzlich an. Rin zuckte zusammen und schaute mit ängstlichem Blick zu ihm hoch, als er sein Pferd auf sie zulenkte. "Bist du allein unterwegs?", fragte er bedrohlich. Rin antwortete nicht, sie zitterte nur vor Angst.

"Ich habe dich was gefragt! Antworte gefälligst!", befahl der Mann laut und mit scharfer Stimme, doch wieder erhielt er keine Antwort. Allmählich verlor er die Geduld. "Du kleine Göre! Ich werde dich das Sprechen schon noch lehren!" Er packte Rin grob am Arm, dass sie aufschrie.

Plötzlich erschien hinter den Büschen eine weitere Person auf der Bildfläche, die mitten in der Gruppe landete, dass die Pferde auseinander sprangen, und den Bandit mit einem gezielten Schlag von seinem Pferd beförderte. Dabei kam Rin wieder frei.

"Sesshoumaru-sama!" Erleichtert lief das kleine Mädchen auf den Youkai zu und versteckte sich hinter ihm. Sesshoumaru bedachte die Banditen, die jetzt einige Meter zurückwichen, mit einem kühlen Blick.

Der Bandit, den er soeben von dessen Pferd gestoßen hatte, rappelte sich wieder auf. Wütend starrte er Sesshoumaru an. "Sag mal, du hast sie wohl nicht mehr alle!? Was bist du eigentlich für ein Typ?"

"Hey, ihr! Bei kleinen Kindern fühlt ihr euch wohl besonders stark, was?", drang nun auch die Stimme von Kimie zu den Banditen vor. Das Mädchen kam soeben hinter einem Baum zum Vorschein, mit Inuki an ihrer Seite.

Unter den Räubern herrschte zuerst kurzes Schweigen, dann hörte man einen von ihnen mit einem Mal rufen: "Hey! Schaut euch die süße Kleine da an! Nicht schlecht, was? Die würde ich nicht von der Bettkante schubsen!"

Ein anderer stimmte mit ein: "Ja! Die nehmen wir mit! Dann werden die Nächte in Zukunft auch nicht mehr so einsam sein!"

Erst glaubte Kimie, sich gründlich verhört zu haben, doch dann tippte sie sich mit dem Zeigefinger an den Kopf. "Das könnt ihr knicken! Wofür haltet ihr mich eigentlich?! Ich spiele doch nicht euer Betthäschen! Nicht mal über meine tote Leiche!"

"Ach! Sind wir etwa noch Jungfrau?", fragte einer der Banditen höchst amüsiert und erntete daraufhin ein lautes einstimmiges Lachen von seinen Kumpanen. "Dabei hätte ich gerade schwören können, die Kleine da, wäre von dir." Er nickte zu Rin hinüber, die sich noch immer hinter Sesshoumaru verbarg und ängstlich zu den Männern schaute.

"Und der da ist der Vater, was?", meinte der Bandit, der Rin zuvor bedroht hatte, lachend und deutete auf Sesshoumaru. Nun brach die ganze Gruppe in schallendes Gelächter aus.

Kimie lief vor Wut knallrot an. Dann bückte sie sich nach einem Stein und warf diesen gezielt auf den Bandit, der zuletzt gesprochen hatte. Der Stein traf ihn genau am Kopf.

"Argh! Du blöde Ziege! Was fällt dir ein?!", schrie er Kimie an, doch sie streckte ihm nur die Zunge raus.

"Das war für Rin und eure blöden Sprüche!"

Der Bandit wollte soeben etwas darauf erwidern, doch kam er nicht mehr dazu, denn ein weiterer Bandit, dem Anschein nach der Anführer, ergriff plötzlich das Wort: "Das reicht! Das war genug Spaß für den Moment." Er wandte sich nun direkt an Sesshoumaru: "So, und jetzt überlass uns deine Wertsachen und das Weib, dann lassen wir dich auch ohne weiteres gehen!"

"Hey! Nenn mich nicht noch einmal Weib!", mischte sich Kimie wieder ein, ohne auf Sesshoumarus Antwort gewartet zu haben. "So was lasse ich mir von solch unverschämten Typen, die sich an kleinen Kindern vergreifen, nicht bieten! Zischt ab! Und zwar ganz schnell, oder..."

"Oder was?", fragte der Anführer herausfordernd, doch anstatt ihm eine Antwort zu geben, zog Kimie nun ihr Schwert und brachte sich in Kampfposition. Die Klinge vor ihren Körper haltend warf sie dem Anführer der Banditen einen durchdringenden Blick zu. Er und seine Gefolgsmänner starrten sich untereinander erst etwas perplex an, dann fingen alle an, wieder laut zu lachen. "Das soll doch wohl ein Witz sein!?", meinte der Anführer amüsiert. "Erwartest du jetzt etwa, dass wir Angst vor dir kriegen, Kleine?"

"Wäre besser, sonst werde ich gleich richtig ungemütlich!"

"Ha! Das ist doch wirklich nur noch zum Lachen!"

"Ach ja? Mal sehen, ob du das in ein paar Sekunden auch noch so siehst!" Kimie scherzte nicht. Im Gegenteil, sie meinte es durchaus ernst.

Der Bandit zog prüfend eine Augenbraue hoch. Dann lenkte er sein Pferd zu dem Mädchen hin, stieg ab und trat auf sie zu.

"Das traust du dich doch eh nicht!", sagte er überzeugt und baute sich vor ihr auf, doch Kimie wirkte wenig beeindruckt.

"Da wäre ich mir an deiner Stelle nicht so sicher!" Und damit griff sie den Mann an. Sie hob ihr Schwert über ihren Kopf um die Klinge anschließend niedersausen zu lassen. Bevor sie ihn aber erwischen konnte, sprang er zurück.

"Hey! Du bist wohl verrückt geworden!?", schrie er Kimie entgegen und zog nun ebenfalls sein Schwert. Ohne Rücksicht versuchte er, auf das Mädchen einzuschlagen. Kimie konnte aber jede seiner Attacken abwehren und wich scheinbar mühelos den anderen Schlägen aus. Die jahrelange Übung hatte wohl ihre Wirkung hinterlassen. Dann entschloss sich Kimie zum Gegenangriff, als der Bandit sein Schwert erneut auf sie niedersausen lassen wollte. Sie schlug mit einer Konterattacke das gegnerische Schwert weg. Zwar konnte der Mann es noch festhalten, aber in diesem kurzen Moment, in dem er ohne jegliche Deckung war, schlug Kimie erneut zu. Schnell ließ sie die Klinge ihres Schwertes von unten diagonal nach oben sausen. Der Bandit schrie kurz auf, dann spürte er etwas warmes, dass sein Gesicht hinunterlief. Es war Blut; sein Blut! Kimie hatte ihn mit ihrem Schwert an der linken Wange erwischt und nun eine tiefe Schnittwunde hinterlassen.

Ein Raunen ging durch die Gruppe der Banditen. Ihr Anführer knurrte wütend und wischte sich mit dem Handrücken das Blut von der Wange, doch sofort trat neues aus der Schnittstelle heraus. "Du elendes Miststück! Dafür wirst du büßen!"

Kimie hielt ihr Schwert erneut vor ihren Körper. "Das werden wir ja noch sehen!"

Nur auf ihren Gegner vor sich konzentriert, bemerkte sie nicht, wie einer der anderen Banditen hinter ihrem Rücken nun einen Pfeil hervorholte und diesen auf seinen Bogen spannte. Sein Anführer sah das natürlich und grinste siegessicher. Doch ehe sein Gefolgsmann den Pfeil abschießen konnte, wurde er von einem kräftigen Schlag von seinem Pferd geschleudert und auf den Boden geworfen. Der Angriff kam von Sesshoumaru. Der Bandit lebte noch, aber das würde wohl nicht mehr lange so bleiben.

"Jaken! Nimm Rin und Ah-Un und dann überquert ihr gemeinsam den Fluss. Geht anschließend einfach weiter", wies der Youkai seinen Diener, der ebenfalls wieder zurückgekommen und das Geschehen beobachtet hatte, an. Sesshoumaru gab Rin mit einem Nicken zu verstehen, dass sie zu Jaken gehen sollte, was diese dann auch tun wollte. Doch versperrte ihr plötzlich einer der Räuber den Weg.

"Wo willst du denn hin?", fragte er und grinste fies. "Du willst doch nicht etwa schon gehen?"

"Schnapp ihn dir, Inuki!", kam plötzlich das Kommando von Kimie. Ehe der Mann wusste, wie ihm geschah, wurde er von einem großen schwarzen Hund, ähnlich einem Wolf, von seinem Pferd gestoßen und auf dem Boden festgenagelt. Inuki fletschte wütend die Zähne und knurrte bedrohlich.

"Danke, Kimie-san! Danke, Inuki!", rief Rin den beiden zu und erreichte endlich Jaken und Ah-Un. Jaken gehorchte nun der Anweisung von Sesshoumaru und machte sich daran, zusammen mit dem kleinen Mädchen und dem Drachen weiterzugehen. Ein Versuch von zwei Banditen, die drei daran zu hindern zu verschwinden, wurde nun von Sesshoumaru vereitelt. Mit einem gezielten Angriff holte er beide Männer mit einem Mal augenblicklich von ihren Pferden. Er zerlegte sie aber noch nicht in ihre Einzelteile. Noch wartete er ab, bis Jaken mit Rin und Ah-Un den Fluss überquert hatte. Kimie sah nun zu ihrem Erstaunen, dass Ah-Un die Gabe besaß, zu fliegen. So überquerte der Drache mühelos den Fluss, mit Jaken und Rin auf dem Rücken. Nachdem sie sicher auf dem anderen Ufer gelandet waren, setzten sie ihren Weg fort, wie Sesshoumaru es angewiesen hatte. Jetzt ließ Sesshoumaru seine Lichtpeitsche für sich sprechen und beförderte die beiden Banditen, die vor ihm auf dem Boden lagen, ins Jenseits. Dann nahm er sich den Bandit vor, der so hinterhältig den Pfeil abschießen wollte. Der war auch schnell hinüber. Ein gezielter Stoß mit der Hand ins Herz erledigte das Problem schnell.

Die anderen Banditen schienen nicht genau zu wissen, was sie nun tun sollten. Mit so was hatte schließlich keiner von ihnen gerechnet.

Kimie hatte sich das alles mit gemischten Gefühlen angesehen. In so einer Lage war sie zuvor noch nie gewesen. Sie stand hier rum und attackierte tatsächlich andere Menschen mit ihrem Schwert! Und sie hatte auch bereits einen verletzt. Würde sie auch jemanden töten? Würde sie das überhaupt tun können? Obwohl, einen Dämon hatte sie ja bereits mit ihrem Schwert getötet, doch konnte man das mit dem Töten eines Menschen vergleichen? Sie musste sich eingestehen, dass sie es im Moment nicht wusste.

Inuki beteiligte sich weiterhin an dem Kampf. Er griff nun gezielt einen Banditen an, der gerade ebenfalls einen Bogen hervorholte und einen Pfeil aus seinem Köcher entnehmen wollte. Bevor er dies aber tun konnte, war der Hund bereits auf ihn zugesprungen und nagelte ihn auf dem Boden fest. Sesshoumaru erledigte währenddessen eine Gruppe von fünf Banditen mühelos mit seiner Lichtpeitsche.

"Du bist wohl völlig übergeschnappt!?", schrie der Anführer der Gruppe, während er Sesshoumaru beobachtete. So was hatte er auch noch nicht erlebt. Innerhalb von wenigen Augenblicken wurden mehrere seiner Leute von einer einzigen Person niedergemacht.

"Das kann unmöglich ein Mensch sein!", rief plötzlich einer der anderen Banditen mit einem entsetzten Blick auf Sesshoumaru. "Das ist ein Monster!" Und das war der letzte Satz dieses Mannes, denn schon hatte der Youkai ihn einen Kopf kürzer gemacht.

Der Anführer der Banditen war so wütend, er ging scheinbar ohne Sinn und Verstand erneut auf Kimie los. Diese konnte seine Attacken jedoch erneut abwehren. Während des Duells bekam das Mädchen aus den Augenwinkeln mit, wie Sesshoumaru einige weitere Banditen ausschaltete, die versuchten, sich einzumischen. Dies bekam auch ihr Anführer mit und genauso plötzlich, wie er Kimie eben angegriffen hatte, brach er seine Attacken ab.

"Verdammter Mist! Wir ziehen uns zurück!", rief er dem Rest seiner Bande zu, die Sesshoumaru noch nicht zu Schaschlik verarbeitet hatte. Der Mann sprang auf sein Pferd und warf noch einen letzten bedrohlichen Blick auf Kimie und Sesshoumaru, ehe er seine Bande vom Kampfplatz wegführte. Im schnellen Galopp liefen die Pferde davon und verschwanden hinter den Büschen und Bäumen des Waldes.

"Idioten...!", murmelte Kimie. Dass diese Kerle erst jetzt gemerkt hatten, dass Sesshoumaru für sie eine Nummer zu groß war, verstand sie nicht wirklich. Sie dachte aber nicht weiter darüber nach, denn glücklicherweise war die Sache doch noch gut ausgegangen. Mit einem Seufzen senkte sie ihre Hand, in der sie ihr Schwert hielt und ließ ihren Blick über den Kampfplatz schweifen. Da lagen bestimmt 10 bis 15 tote Männer auf dem Boden. Einige Leichen lagen auch teilweise im Fluss, dessen Wasser sich von ihrem Blut rot färbte. Die Strömung spülte das Blut jedoch schnell fort.

Etwas verunsichert wandte Kimie den Blick nun zu Sesshoumaru um. Er hatte diese Männer ohne mit der Wimper zu zucken getötet, doch zu Anfang nicht sofort. Sie vermutete, dass das an Rin lag. Dem Anschein nach tötete Sesshoumaru keine Menschen in ihrer Gegenwart.

>Sieh mal an! Anscheinend ist er doch fürsorglich, auf eine gewisse Art und Weise jedenfalls<, dachte sie.

Sesshoumaru zeigte keinerlei Emotionen, während er einen letzten prüfenden Blick auf seine Opfer warf. Sein Augenmerk blieb bald darauf an Kimie hängen. Diese ahnte, was nun kommen würde.

"Wenn ich mich recht erinnere, wurden wir gestört. Wir waren noch nicht fertig." Mit diesen Worten zog Sesshoumaru eines seiner Schwerter. Sofort war erneut Inukis Aufmerksamkeit auf den Youkai gerichtet.

"Nicht, Inuki!", hielt Kimie ihren Hund zurück, der daraufhin zwar etwas irritiert wirkte, aber dennoch gehorchte. Sie selbst steckte ihr Schwert zurück in die Schwertscheide. "Was ist jetzt?", fragte sie Sesshoumaru, der noch auf der selben Stelle stand, mit eigenartig gleichgültiger Stimme. "Wenn du mich töten willst, dann tu das bitte gleich. Und wenn nicht, dann lass es einfach. Aber ich möchte dich vorher noch bitten, dass du Inuki verschonst. Mit mir kannst du machen, was du willst."

Daraufhin kam Sesshoumaru auf sie zu, in der rechten Hand das Schwert haltend. Er erhob es und setzte es direkt rechts an Kimies Hals an. Die kalte Klinge auf ihrer Haut jagte ihr für einen kurzen Moment einen Schauer durch den Körper. Sie musste sich eingestehen, dass sie doch Angst hatte, auch wenn sie das nach Möglichkeit nicht zeigte. Aber na gut, wenn sie jetzt eben sterben sollte, dann sollte es halt so sein. Kimie würde nicht versuchen, gegen Sesshoumaru zu kämpfen, das wäre eh sinnlos gewesen, und wegzulaufen hätte ihr auch wenig genutzt. Um Inuki machte sich Kimie keine Sorgen. Er würde sicher zurecht kommen. Da Kagome und die anderen mit Sicherheit nach den beiden suchten, würde Inuki bestimmt bald gefunden werden.

Kimie sah noch einmal kurz in Sesshoumarus Augen, bevor sie ihre eigenen nun schloss und abwartete. Währenddessen lief Inuki nervös hin und her. Er schien überhaupt nicht zu wissen, was er tun sollte. Er wollte seine Herrin natürlich schätzen, doch hatte sie ihm ausdrücklich befohlen, nichts zu tun.

Kimie öffnete ihre Augen wieder, als sie völlig unerwartet ein Geräusch wahrnahm, das klang, als würde jemand ein Schwert wieder einstecken. Tatsächlich hatte Sesshoumaru sein Schwert nicht gegen das Mädchen eingesetzt und es ungebraucht wieder eingesteckt.

"Gehen wir!", wies der Youkai sie mit kühler Stimme an, kehrte ihr den Rücken zu und machte sich auch schon auf dem Weg.

>Wie jetzt?< Kimie war zugegeben reichlich überrascht. Sie war eigentlich davon überzeugt gewesen, Sesshoumaru würde sie jetzt töten. Sein Verhalten konnte sie sich nun überhaupt nicht erklären. Inuki hingegen schien mächtig erleichtert gewesen zu sein und lief erfreut auf seine Herrin zu.

>Den soll mal einer verstehen<, dachte Kimie, während sie dem Youkai nachsah. Schließlich folgte sie ihm in einem gewissen Abstand. Während sie aber an den Leichen der von Sesshoumaru getöteten Banditen vorbeiging, beschleunigte sie etwas ihren Schritt. Der Weg war aber schnell wieder zu Ende, denn der Fluss war natürlich noch immer da und eine Brücke fehlte nach wie vor.

>Und jetzt?<, dachte Kimie und schaute unsicher zu Sesshoumaru, der links neben ihr stand. Sie wusste nicht, was jetzt kommen würde und wie die beiden und Inuki über diesen Fluss kommen sollten.

Plötzlich spürte Kimie, wie Sesshoumaru ohne jegliche Vorwarnung seinen Arm um ihre Hüfte legte und sie festhielt. Anschließend sprang er scheinbar mühelos über den Fluss und landete sicher auf der anderen Seite, wo er wieder von ihr abließ. "Du wartest hier!", wies der Youkai das Mädchen an, als er noch einmal auf die andere Seite des Flusses zurückkehrte. Er wollte dem Anschein nach noch Inuki rüberholen, doch der Hund wirkte wenig begeistert, als er ahnte, was Sesshoumaru vor hatte. Immer, wenn dieser einen Schritt auf den Mischling zumachte, trat dieser zwei Schritte zurück, dabei immer ein leises Knurren verlautend.

Kimie überlegte einen Moment, dann rief sie ihrem Hund zu: "Inuki! Es ist gut! Sei brav und tu, was er von dir will!"

Inuki hatte dem Mädchen aufmerksam zugehört. Er wirkte daraufhin zwar wenig begeistert, ließ es dann aber dennoch zu, dass Sesshoumaru ihn nun ebenfalls über den Fluss trug. Der Hund war aber sichtlich erfreut, als der Youkai ihn wieder losließ, und lief auf seine Herrin zu.

"Brav, Inuki", lobte Kimie ihren Hund. Sesshoumaru ging an den beiden vorbei und wies sie in seinem üblichen Ton an, ihm zu folgen. Mit gemischten Gefühlen tat Kimie das dann auch, dicht gefolgt von Inuki. Im Weggehen schaute sie aber noch einmal zum Fluss zurück.

Die Sonne ging allmählich unter und ihre Strahlen fielen durch das Blätterdach der Bäume auf den Kampfschauplatz, dessen Spuren die friedliche Atmosphäre dieses Waldes mit einem dunklen Schatten überzogen.
 

"Hier haben sie Rast gemacht", sagte Inu Yasha und schaute auf die Überreste eines Lagerfeuers. Zwar sind die Asche und weitere Überreste von Holz zuvor beseitigt worden, dennoch waren die Spuren des Lagerfeuers für ein geübtes Auge noch zu sehen. "Ich vermute, sie haben etwa einen Tag Vorsprung."

Die Nacht hatte inzwischen Einzug gehalten und die Gruppe würde wohl erst morgen ihren Weg fortsetzen. Sie mussten sich aber beeilen, wollten sie nicht ewig hinter Sesshoumaru herhängen.

"Sobald die Sonne aufgeht, gehen wir weiter", entschied Inu Yasha und erntete zustimmendes Nicken. Der Hanyou nahm die Umgebung kurz genauer unter sie Lupe und nahm einen neuen Geruch wahr. "Hier muss irgendwo ein Dämon sein", sagte er und entdeckte diesen auch schnell. Hinter einem Gebüsch am Waldrand lag ein Schlangendämon im Gras.

Die anderen folgten Inu Yasha und warfen ebenfalls einen Blick auf dessen Entdeckung.

"Der sieht aber ziemlich tot aus, wenn ihr mich fragt", meinte Shippou mit einem prüfenden Blick.

"Sesshoumarus Wege sind gepflastert mit toten Lebewesen", sagte Inu Yasha mit einem Unterton von Sarkasmus. "Wir sind ohne Zweifel auf dem richtigen Weg."

Sango nahm den toten Dämon genauer in Augenschein. "Sieht nach einem gezielten Schwerthieb auf den Kopf aus", meinte sie und deutete auf den Kopf des Schlangendämons.

Inu Yasha beäugte diesen noch einmal prüfend. "Seltsam..."

"Was findest du seltsam, Inu Yasha?", fragte Kagome neugierig.

Der Hanyou verschränkte die Arme vor der Brust und antwortete ruhig: "Dieser Dämon riecht nicht nach Sesshoumaru, was aber eigentlich logisch wäre, hätte dieser in erlegt. Dafür riecht er aber irgendwie nach Kimies Schwert."

Die anderen starrten ihren Freund ungläubig an und besonders Kagome wirkte ziemlich aus der Bahn geworfen. "Willst du damit etwa sagen, dass Kimie diesen Dämon getötet haben soll?"

Inu Yasha nickte leicht. "Ist zumindest anzunehmen, wenn ich mir das hier so anschaue. Hoffentlich kommt sie deshalb aber nicht auf die dumme Idee, sie könnte etwas gegen Sesshoumaru ausrichten. Ihn sollte sie besser in Frieden lassen."

"Na, hoffentlich lässt er Kimie aber auch in Ruhe!", sagte Kagome verunsichert und mit einem letzten Blick auf den toten Dämon.

>Kimie, stell bitte nichts Blödes an! Mit Sesshoumaru ist wirklich nicht zu spaßen. Sie dich vor!<
 

Wenn Kagome geahnt hätte, wie sehr Kimie das Schicksal schon herausgefordert hatte, hätte sie wohl sofort an Ort und Stelle einen Herzstillstand erlitten. Aber auch Kimie selbst schien mittlerweile gemerkt zu haben, dass sie bis jetzt unwahrscheinlich viel Glück gehabt hatte. In Zukunft wollte sie es daher vermeiden, Sesshoumaru in irgendeiner Form zu reizen. Wer weiß, ob er beim nächsten Mal nicht wirklich ernst machen und sie doch noch töten würde.

Die Nacht war für Kimie sehr unruhig gewesen. Kurz nachdem sie, Inuki und Sesshoumaru wieder Anschluss an Jaken, Rin und Ah-Un gefunden hatten, schlug die Gruppe ihr Nachtlager auf. Kimie konnte aber die ganze Nacht kein Auge zutun und schlief erst bei Anbruch des nächsten Morgens für einen kurzen Moment ein, als sie aber von Rin wieder geweckt wurde.

Jetzt führte der Weg der kleinen Gruppe aus dem Wald hinaus und auf einen Weg, der den Wald entlang- und an ein Dorf vorbeiführte. Zum ersten Mal, seit sie sich in dieser Epoche befand, sah Kimie nun auch andere Menschen, die in diesem Land lebten. Einige Bauern arbeiteten auf den Feldern und ein paar Kinder spielten in der Nähe des Dorfes.

In einiger Entfernung, am Waldrand rastete die kleine Gruppe nun. Rin wollte sich gerne kurz etwas in dem Dorf umsehen, was Sesshoumaru ihr auch gestattete. Das kleine Mädchen spannte dabei auch noch gleich Kimie und Inuki ein, mit ihr zu kommen, was diese auch bereitwillig taten.

Die drei waren bestimmt eine halbe Stunde fort gewesen, als sie bald darauf wieder zurückkamen. Das Dorf war sehr klein und es gab nicht wirklich viel zu sehen, aber die Dorfbewohner hatten Rin aus Freundlichkeit ein paar Früchte mitgegeben und Kimie konnte etwas Fleisch für Inuki ergattern. Sie konnte ihn schließlich nicht nur mit Beeren und so was füttern. Aber sie hatte auch etwas anderes bekommen, um was sie eine ältere Frau gebeten hatte.

Mit einem etwas mulmigen Gefühl kam Kimie nun auf Sesshoumaru zu, der an einem Baum saß und sich mit dem Rücken an den Stamm angelehnt hatte.

"Störe ich?", fragte sie zögerlich, erhielt aber keine Antwort. Er sah sie nicht mal an. Kimie fuhr sich kurz verunsichert mit der Hand durch die Haare, dann sprach sie weiter: "Soll ich mich darum kümmern?"

Auf diese Frage hin sah Sesshoumaru zu ihr hoch. Das Mädchen deutete auf den zerrissenen linken Ärmel seines Haori.

"Ich meine deinen Haori", erklärte sie. "Soll ich mich darum kümmern? Eine Frau aus dem Dorf hat mir Sachen zum Nähen mitgegeben. Ich habe sie darum gebeten."

Der Blick des Youkai wirkte sehr gleichgültig und genauso war auch die Antwort von ihm: "Mach, was du willst!" Und schon schaute er wieder weg.

Kimie trat nun an Sesshoumarus Seite und setzte sich links neben ihm auf den Boden. Dann nahm sie den linken Ärmel des Haori in die Hand und sah ihn sich an. Inuki hatte wirklich ganze Arbeit geleistet, aber sie würde das schon hinkriegen. Nach einem kurzen Moment setzte Kimie den ersten Stich mit der Nadel in den Stoff und hatte sich recht schnell eingearbeitet.

Währenddessen döste Ah-Un friedlich im Gras, neben ihm saß Jaken und genehmigte sich ebenfalls eine kleine Schlafpause. Rin pflückte mit sichtlich viel Spaß ein paar Blumen und Inuki saß ein paar Meter von dem Baum, an dem Sesshoumaru nun mit Kimie saß, im Gras und beobachtete den Youkai genau.

Kimie und Sesshoumaru schwiegen sich scheinbar nur an. Worüber hätten sie auch reden sollen? Mal abgesehen davon, dass er wohl gar nicht mit ihr reden wollte. Aber da brannte ihr diese eine bestimmte Frage auf der Zunge, die sie unbedingt loswerden wollte. Jedoch war sie sich nicht sicher, wie er darauf reagieren würde. Ob er vielleicht wütend werden könnte oder so.

Schließlich rang sich Kimie aber doch noch zu der Frage durch, sprach aber sehr vorsichtig: "Ähm... Da gibt es etwas, was ich gerne wissen würde. Darf ich dich fragen, wie das passiert ist? Ich meine, das mit deinem Arm."

Keine Antwort.

Sofort senkte Kimie den Blick. "Entschuldige. Du musst es mir natürlich nicht sagen, wenn du nicht willst. Vergiss, dass ich gefragt habe."

Sie wollte nicht weiter auf das Thema eingehen und bereute es auch bereits, dass sie überhaupt damit angefangen hatte. Doch zu ihrer Überraschung kam nach einer Weile doch eine unerwartete Antwort zurück: "Inu Yasha hat das zu verantworten."

Kimie schaute auf und sah Sesshoumaru mit einer Mischung aus Überraschung und Irritation an. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er doch antworten würde, doch was er gesagt hatte, kam doch sehr unerwartet.

"Inu Yasha?", fragte sie ungläubig. "Aber wie...?"

"Mit seinem Schwert, Tessaiga", antwortete der Youkai im üblichen Ton, noch bevor Kimie ihre Frage zu Ende stellen konnte. Dann sprach er mit gleichgültigem Unterton weiter: "Aber das liegt schon eine längere Zeit zurück."

"Aber... schränkt dich das nicht ein?", fragte das Mädchen vorsichtig.

Sesshoumaru sah sie noch immer nicht an, antwortete aber erneut: "Ich bin immerhin ein Dämon. Euch Menschen würde so was wohl beeinträchtigen, doch mich garantiert nicht."

Kimie wandte langsam ihren Blick von ihm ab. "Hmm... Wenn du meinst." Und mit diesem Thema war auch ihre Arbeit beendet. Den Ärmel des Haori hatte sie wieder hinbekommen und das Ergebnis war auch durchaus ansehnlich. Sie trennte nun den restlichen Faden ab. "So, fertig! Nimm es Inuki bitte nicht übel."

Und während Kimie noch darüber nachdachte, was sie jetzt mit der Nadel anstellen sollte, beobachtete Inuki weiterhin misstrauisch, was gerade bei seiner Herrin und Sesshoumaru ablief. Der Mischling hatte alles bis jetzt ziemlich genau in Augenschein, wobei sein Blick stets auf den Youkai gerichtet war. Diesem blieb das natürlich nicht verborgen.

"Dein Hund ist entweder ziemlich mutig oder aber ziemlich leichtsinnig, dass er es gewagt hat, mich anzugreifen. Und das nur, um dich zu schützen", sagte Sesshoumaru mit einem prüfenden Blick auf den Hund. Kimie horchte auf und schaute zu Inuki rüber.

"Inuki kennt mich, seit er ein Welpe war. Er beschützt mich, wie ich ihn beschützen würde", erwiderte sie ruhig. "Wo wir gerade dabei sind, würde ich gerne noch eine Frage loswerden." Abrupt nahm ihre Stimme wieder diesen vorsichtigen Unterton an und mit einem leichten Blick zu Sesshoumaru fragte sie: "Wolltest du mich töten?"

Noch immer sah sie Sesshoumarus Gesicht nur von der Seite, auch, als er ihr erneut antwortete: "Lass mich dir mal eine Gegenfrage stellen: Was, wenn ich die Frage bestätige und dir sage, dass ich es gegebenenfalls noch einmal versuchen werde?"

"Hm, dann kann ich mich wohl kaum dagegen wehren. Dann frage ich mich aber auch, warum du mich diesmal noch verschont hast", meinte Kimie und wandte ihren Blick wieder ab. "Ich bin sicher nicht stark genug, um dich zu besiegen, ebenso wenig könnte Inuki gegen dich ankommen."

Und das stimmt auch. Warum sollte sie sich auch was vormachen? Kimie wusste genau, dass sie im Ernstfall nichts unternehmen konnte. Aus dem Augenwinkel schaute Sesshoumaru kurz prüfend zu dem Mädchen. "Deine Angst mir gegenüber scheint sich in Grenzen zu halten, wenn ich daran denke, was du bei den anderen Dämonen immer für einen Aufstand gemacht hast", meinte er plötzlich. "Jedenfalls konnte ich bei unserem ersten Treffen am Fluss keine Angst von deiner Seite aus wahrnehmen. Ich spüre, dass du momentan etwas unsicher bist, aber Angst hast du nicht wirklich. Woran liegt das?"

Daraufhin starrte Kimie ihn reichlich ungläubig an. "Dafür fand ich unser zweites Treffen erschreckend genug. Ich hätte fast einen Herzinfarkt bekommen, als du mich so plötzlich attackiert hast. Trotzdem noch zu deiner Frage: Hast du schon mal in einen Spiegel geschaut?"

Sesshoumaru drehte nun doch seinen Kopf zu dem Mädchen. Sein Blick war der selbe, wie üblich, dennoch machte er den Eindruck, als wäre er ein wenig irritiert. "Wie soll ich die Frage verstehen?"

Zuerst wollte Kimie antworten, sah dann aber davon ab und schüttelte den Kopf. "Ach, vergiss es! Ist nicht so wichtig." Als ob das nicht auf der Hand lag! Sesshoumaru wirkte wirklich alles andere als Furcht erregend, wenn man ihn sich so ansah. Wenn man dagegen ein paar andere Dämonen unter die Lupe nahm. >Aber an so was denkt er wahrscheinlich gar nicht<, überlegte Kimie mit einem Anflug von Müdigkeit.

Inuki saß noch immer auf der selben Stelle und wirkte äußerst skeptisch. Vielleicht lag es daran, dass seine Herrin bereits so lange mit diesem Youkai gesprochen hatte.

"Er misstraut mir", stellte Sesshoumaru fest und Inuki spitze aufmerksam die Ohren. Er hatte seinen Namen genau gehört.

Kimie schaute zuerst zu Inuki, dann zu Sesshoumaru. "Kannst du seine Gedanken lesen, oder was?"

"Nein, aber ich sehe es in seinen Augen."

Dabei kam dem Mädchen eine neue Frage in den Sinn. "Sag mal, du bist doch ein Hundedämon, nicht wahr?"

"Ja, das ist richtig."

Kimie kam nun nicht mehr drum herum, sie musste sich den Youkai genauer ansehen. Also stand sie auf und hockte sich anschließend direkt vor ihm wieder auf den Boden. Sie musterte Sesshoumaru genau, was diesen aber mit der Zeit ein wenig auf die Nerven zu gehen schien.

"Was ist?", fragte er kühl.

Kimie stützte den Kopf auf die Hand. "Wie ein Hund siehst du aber wirklich nicht aus, wenn ich mal ganz ehrlich sein darf", meinte sie trocken. "Wenn ich da an Inu Yasha denke, der sieht zwar auch irgendwie aus, wie ein Mensch, hat aber zumindest diese typischen Ohren."

"Das ist auch nicht meine wahre Gestalt, was du jetzt siehst", erwiderte Sesshoumaru und wandte erneut den Blick von ihr ab. Allmählich kam im das alles nur noch albern vor. Was sollte das denn jetzt? Es sah aber nicht so aus, als würde Kimie nun mit der Fragerei aufhören. Im Gegenteil, jetzt wirkte sie erst richtig interessiert.

"Äh... Wie jetzt? Siehst du etwa eigentlich anders aus?"

"Ja."

Das brachte Kimie nun wirklich zum Nachdenken. Wie sollte sie das denn jetzt wieder verstehen? Wie sah Sesshoumaru denn nun in Wirklichkeit aus? Nach einer Weile kratzte sie sich verunsichert an der Wange. "Ähm... Ich weiß ja nicht, wie deine wahre Gestalt so aussieht, aber ich muss dennoch sagen, so, wie du jetzt bist, gefällst du mir eigentlich ganz gut." Abrupt war Sesshoumarus Blick wieder auf das Mädchen gerichtet. Er zog prüfend eine Augenbraue hoch und wirkte auch ein wenig überrascht. Als sie bemerkte, was sie da eigentlich eben gesagt hatte, winkte Kimie hastig ab. "Jetzt guck nicht gleich so! Das meinte ich rein als Kompliment! Ich weiß ja nicht, was du gerade gedacht hast..."

In diesem Moment kam Inuki dazu und stellte sich zwischen Sesshoumaru und Kimie. Der Hund drückte seinen Körper gegen seine Herrin und stupste sie immer wieder mit dem Kopf an, als wollte er sie von dem Youkai wegdrängen.

"Inuki! Was machst du? Was soll das werden?" Kimie streichelte ihren Hund beruhigend. Er benahm sich wirklich eigenartig. Nicht aggressiv, sondern völlig anders. >Ist er etwa eifersüchtig auf Sesshoumaru, weil ich mit ihm spreche?<, dachte Kimie irritiert. Möglich wäre das jedenfalls, zumal Inuki den Youkai wohl nie besonders gut leiden konnte.

"Dein Hund ist anders, als die anderen", sagte Sesshoumaru und ruhte mit den Augen auf dem Mischling.

Kimie, noch immer Inuki streichelnd, schaute auf. "Anders? Ich verstehe nicht."

"Zuvor hat es noch kein Hund gewagt, mir so offensichtlich zu drohen, geschweige denn, mich ohne zu Zögern anzugreifen", erklärte Sesshoumaru. Kimie kraulte Inuki hinter einem seiner Ohren und überlegte. Vielleicht war Inuki wirklich ein bisschen anders, aber es war doch ganz natürlich, dass er seine Herrin beschätzen wollte. Viel eigenartiger fand sie aber, dass sie sich das erste Mal eigentlich normal mit Sesshoumaru unterhalten hatte.

>Na ja, vielleicht ende ich doch nicht so schnell als Tierfutter<, dachte Kimie mit einer Spur Ironie, fühlte sich jetzt aber weitaus besser, als zu Anfang.
 

Auf dem weiteren Weg von Inu Yasha, Kagome und den anderen tat sich nichts weiter Ungewöhnliches. Hin und wieder tauchte zwar mal ein Dämon aus dem nahe gelegenen Wald auf, aber der war dann auch ziemlich schnell Schnee von gestern gewesen.

Jetzt ging es für die Freunde in den Wald hinein und das änderte sich auch erstmal nicht.

"Mir will einfach nicht in den Kopf, was Sesshoumaru von Kimie wollen könnte", überlegte Kagome angestrengt und war damit garantiert nicht die einzige gewesen.

"Wer weiß, vielleicht genießen die beiden ja nur in vollen Zügen ihre traute Zweisamkeit. Warum sonst sollte Sesshoumaru Kimie so lange am Leben lassen?", meinte Miroku daraufhin nachdenklich und legte sich eine Hand ans Kinn. Die anderen verzogen bei so einer Vorstellung aber nur ihre Gesichter.

Sango winkte sofort ab. "Ich glaube nicht, dass Kimie da mitspielen würde..."

Und Inu Yasha pflichtete ihr bei: "Ebenso wenig, wie Sesshoumaru. Bevor der sich auf einen Menschen einlässt, beißt er sich wohl lieber selbst die Zunge ab."

"Das muss doch wehtun...", meinte Shippou und legte sich zögerlich die Hand auf den Mund. So eine Vorstellung behagte ihm gar nicht, doch etwas anderes beschäftigte ihn mehr. "Aber sag mal, Miroku, was meintest du denn mit 'trauter Zweisamkeit'?"

Mit einem unschuldigen Lächeln und belehrend den Zeigefinger emporgehoben, fing der Mönch an zu sprechen: "Tja, ich meine damit dass Kimie und Sesshoumaru vielleicht..."

"Stopp!", mischte sich Kagome empört ein. "Bis hierhin und nicht weiter! Shippou-chan ist noch zu klein und braucht sich so was gar nicht erst anzuhören!"

Miroku setzte eine Unschuldsmiene auf, während Sango nur seufzend den Kopf schüttelte. Shippou schaute etwas irritiert von einer Person zur anderen, nur Inu Yasha schien mit etwas anderem beschäftigt zu sein. Prüfend hielt er seine Nase in die Luft.

"Inu Yasha? Was hast du?", fragte Kagome den Hanyou schließlich. "Hast du etwas entdeckt?"

"Ich rieche Blut", antwortete Inu Yasha ernst und deutete mit der Hand nach geradeaus. "Es kommt aus der Richtung dort."

Die Gruppe beschleunigte ihre Schritte, bis alle das Rauschen einen Flusses hören konnten. An diesem endlich angekommen, bot sich ihnen kein sehr angenehmes Bild.

"Das ist ja furchtbar! Wie konnte so was passieren?", fragte sich Kagome entsetzt, während ihr Blick über die toten Männer schweifte, die nun vor den Freunden auf dem Boden lagen.

"Das war Sesshoumaru, dafür lege ich meine Hand ins Feuer", sagte Inu Yasha überzeugt und Miroku fügte hinzu: "Mir scheint, das sind Banditen."

"Hier endet auch gleichzeitig die Spur", sagte Inu Yasha weiter und trat direkt an den Fluss. "Sie müssen ihn überquert haben."

Sango schaute sich prüfend um. "Tja, dem Anschein nach haben sich diese Männer den falschen Gegner ausgewählt. Diesen Fehler haben sie mit ihren Leben bezahlt."

"Wir sollten sie begraben", meinte Miroku ruhig. "Das waren zwar mit Sicherheit keine Heiligen, aber es wäre dennoch besser. Ist das in Ordnung für Euch, Kagome-sama?"

Die anderen warfen dem Mädchen abwartende Blicke zu. Würde Kagome dem zustimmen, auch wenn sich der Vorsprung von Sesshoumaru dadurch wieder vergrößern könnte?

Nach kurzer Überlegung nickte Kagome aber einverstanden. "Sicher, natürlich."

Kimie in Gefahr

"Sesshoumaru lässt sich ja ganz schön Zeit..."

Kimie gähnte müde. Da hatte dieser Youkai die ganze Gruppe nun mitten in der Walachei zurückgelassen und mittlerweile warteten alle bestimmt schon drei Stunden. Bereits kurz nachdem sie aufgewacht waren, hatte sich Sesshoumaru ohne Erklärungen und nur mit der Anweisung, die anderen sollten hier bleiben und warten, vom Acker gemacht und er hatte Ah-Un mitgenommen.

"Für dich heißt er immer noch 'Sesshoumaru-sama'!", mahnte Jaken das Mädchen sofort und fuchtelte belehrend mit seinem Kopfstab herum.

Kimie wirkte aber wenig beeindruckt. Im Schneidersitz im Gras sitzend und den Kopf auf eine Hand abgestützt, ließ sie nur ein erneutes gelangweiltes Gähnen verlauten. >Jetzt fängt der auch noch damit an! Wieder die alte Leier...<

"Was macht er denn immer, wenn er allein weggeht?", fragte sie Jaken daraufhin, der seinen Blick sofort von dem Mädchen abwandte.

"Das geht dich nichts an, Menschenweib!", erwiderte er betont. "Sesshoumaru-sama hat seine Gründe, weshalb er eben handelt, wie er eben handelt."

Kimie zog eine Augenbraue hoch, dann kam ein prüfendes Lächeln auf ihre Lippen.

"Verstehe, du weißt es wohl auch nicht. Na ja, vielleicht vertraut er dir ja doch nicht so sehr, wie du denkst", behauptete sie amüsiert.

Sofort war Jaken auf 180 und begann wieder damit, rumzuzetern: "Was bildest du dir ein, du gewöhnlicher Mensch?! Sesshoumaru-sama hat keine Geheimnisse vor mir! Immerhin bin ich sein treuester und ergebenster Diener!"

"Und obendrein eine unheimliche Nervensäge! Kein Wunder, dass Sesshoumaru ab und zu abhaut. Er flüchtet wohl vor dir", fügte Kimie hinzu, woraufhin Jaken wohl am liebsten explodiert wäre. Aber wie es nun mal so ist, kam genau in diesem Moment Rin auf die beiden zugelaufen. Inuki begleitete sie.

"Hallo, Kimie-san! Hallo, Jaken-sama!", begrüßte sie die beiden erfreut und lachte fröhlich. "Mit Inuki zu spielen, macht echt einen Riesenspaß!"

"Freut mich, wenn du Spaß hast", sagte Kimie lächelnd und streichelte Inuki über den Kopf.

Rin ließ suchend ihren Blick schweifen. "Ist Sesshoumaru-sama etwa noch nicht zurück?", fragte sie mit einem leicht enttäuschten Unterton in der Stimme. Als Kimie und Jaken die Frage verneinten, senkte das kleine Mädchen nachdenklich den Blick. "Ich wüsste zu gern, wo er hingegangen ist."

"Macht er so was öfter?", fragte Kimie daraufhin.

Rin setzte sich nun neben sie. "Na ja, er geht schon manchmal weg, sagt aber nie oder eher selten, wo er war."

Kimie zog eine Augenbraue hoch. >Vielleicht in einem Freudenhaus für Dämonen?< Diesen als Scherz gemeinten Gedanken verwarf sie jedoch ganz schnell wieder, kam aber dennoch nicht drum herum, leise zu lachen. Sofort warf Jaken einen misstrauischen Blick auf das Mädchen.

"Was lachst du so, Mensch?"

"Das ist ja wohl meine Sache!", erwiderte Kimie betont. "Und falls du es vergessen haben solltest, ich habe auch einen Namen."

"Der interessiert mich aber reichlich wenig!", gab der Krötendämon patzig zurück.

Mit einem Mal mischte sich Rin ein: "Jetzt streitet euch doch nicht! Es ist doch so ein schöner Tag und das Wetter ist einfach toll!"

Da hatte das kleine Mädchen Recht, wie Kimie sich eingestehen musste. Die Sonne schien wohltuend vom Himmel herab und die Ruhe, die über diesem Ort lag, war sehr angenehm. Jaken schenkte dem Ganzen jedoch nur wenig Beachtung, als er sich von der Gruppe absonderte und sich neben einen Baum setzte, an dem er auch relativ schnell eindöste.

So vergingen vielleicht gerade mal zwei Minuten, als Inuki plötzlich die Ohren spitzte und begann, unruhig hin- und herzulaufen. Dann ließ er ein Knurren verlauten.

"Was ist denn mit dir, Inuki?", fragte Rin den Hund und sah ihn fragend an. Kimie war zunächst etwas irritiert, doch ahnte sie, dass wohl irgendetwas passieren würde. Ohne Grund hatte Inuki schließlich noch nie geknurrt. Sie stand auf und ließ suchend ihren Blick schweifen, konnte aber nichts Verdächtiges sehen oder hören. In ihr stieg ein eigenartiges Gefühl auf, das sie sehr beunruhigte. Eben wollte sie etwas zu Rin sagen, als plötzlich direkt vor ihnen etwas aus dem Boden geschossen kam. Erschrocken sprangen alle zurück und auch Jaken war nun endgültig wieder wach. Was sie alle jetzt vor sich sahen, darauf hätten sie eigentlich liebend gern verzichtet. Da war nun dieser Dämon, der an einen riesenhaften Wurm erinnerte, nur noch dazu ausgestattet mit langen, tentakelähnlichen Fangarmen. Es waren vier sowohl links als auch rechts an der Mitte seines dicken Körpers und sie wirkten, als wären sie wie Schlingpflanzen aus ihm herausgewachsen. Ein wenig sah es aber auch so aus, als wären die acht Arme ursprünglich zwei einzelne dicke Fangarme gewesen, die in vier Teile gespalten worden waren. Der Dämon schien aber keine Augen zu haben, sondern nur ein Maul, das sich ganz vorne an seinem spitz zulaufenden Kopf befand und mit einer Vielzahl scharfer Zähne ausgestattet war.

"Ist das ein hässliches Vieh!", stellte Kimie, nachdem er erste Schock verdaut war, fest. Der Dämon schien ihre Bemerkung gehört zu haben, denn er fauchte sie bedrohlich an. Kimie war sehr vorsichtig und hielt ausreichend Abstand zu dem Ungetüm.

>Das Ding hat zwar keine Augen, dafür scheint das Gehör aber umso besser zu sein<, dachte das Mädchen und fühlte sich irgendwie hilflos. Wie sollte man sich denn gegen so ein Ding verteidigen können, als gewöhnlicher Mensch? Einerseits hätte sie liebend gern die Flucht ergriffen, doch konnte sie doch nicht so einfach abhauen und besonders Rin mit diesem Vieh hier sitzen lassen!

Plötzlich schien die Aufmerksamkeit dieses Monsterwurms eben genau auf Rin gerichtet zu sein. Das kleine Mädchen schaute zitternd und ängstlich zu dem Ungetüm hinauf, unfähig sich von der Stelle zu rühren. Der Dämon wiegte sich eigenartig hin und her, als ob er etwas abschätzen wollte. Kimie kam ein Verdacht, was er wohl vor hatte, als er nochmals fauchte.

"Rin! Geh da weg!!" Sie lief zu Rin und versuchte, das Schlimmste zu verhindern. Mit aufgerissenem Maul stürzte sich der Dämon nun auf Rin, die entsetzt aufschrie, als ihm Kimie, ihr Schwert samt Scheide quer haltend, einen Strich durch die Rechnung machte. Das Ungetüm verbiss sich nun in der Waffe und versuchte, diese zu zerbrechen. Von der Kraft des Dämons wurde Kimie auf den Boden gedrückt, doch mit ihrem Schwert konnte sie ihn noch auf Abstand halten. Rin, die im letzten Moment von Kimie zur Seite gestoßen worden war, starrte völlig entsetzt auf das Szenario. "Kimie-san!"

"Los! Lauf weg! Verschwinde hier!", rief Kimie dem kleinen Mädchen zu. Rin zögerte zunächst. Ihr war nicht wohl bei dem Gedanken, jetzt einfach wegzulaufen, tat dann aber doch, was ihr gesagt wurde. Sie stand auf und lief zu Jaken hinüber.

"Jaken-sama! Wir müssen Kimie-san helfen!", flehte Rin den Krötendämon verzweifelt an und fasste ihn am Arm, doch was hätten die beiden tun sollen? Hätte Jaken beispielsweise seinen Kopfstab eingesetzt und den Dämon mit einem Feuerangriff geröstet, hätte dann wohl auch Kimie als Grillbeilage durchgehen können.

Kimie selbst hatte noch immer mit dem Dämon zu tun, der sie weiterhin auf den Boden drückte und noch immer ihr Schwert zwischen den Zähnen festhielt. Inuki war die ganze Zeit immer wieder auf den Dämon zugesprungen und hatte sich in ein paar der Tentakeln verbissen, doch nützten seine Angriffe überhaupt nichts. Er musste viel mehr darauf achten, dass er nicht von einem dieser Arme erschlagen werden würde.

>Verdammter Mist!<, fluchte Kimie gedanklich und war bald mit ihrem Latein am Ende. Auch hatte sie nicht länger die Kraft, den Dämon auf Abstand zu halten. >Wenn nicht ein Wunder geschieht, war's das!<

Plötzlich ertönte ein Geräusch, das sich zuerst nach einem leichten Knacken und dann aber sehr nach zerbrochenen Stahl anhörte. Im selben Moment ließ der Dämon von dem Mädchen ab und zog sich einige Meter zurück. Kimie konnte endlich wieder aufstehen, doch die Lage war dennoch nicht wirklich besser geworden.

"Das kann doch wohl nicht wahr sein!?"

Sie hielt nun völlig fassungslos nur noch eine Hälfte ihres Schwertes in der Hand, die andere Hälfte hielt der Dämon zwischen den Zähnen. Er kaute kurz darauf herum, als ob er testen wollte, ob es essbar war.

"Na? Schmeckt 's denn wenigstens?", fragte Kimie sarkastisch und es überkam sie ein Anflug von Wut. Der Wurm spuckte kurz danach das Bruchstück des Schwertes wieder aus. Scheinbar war es doch nicht ganz seine Geschmacksrichtung gewesen. Er verharrte kurz auf der Stelle, dann schoss er blitzschnell mit dem Kopf voran senkrecht auf den Boden zu und verschwand unter der Erde. Nur ein großes Loch im Boden blieb zurück, von dem Ungetüm fehlte nun aber jede Spur.

Nun doch etwas ratlos und wie bestellt und nicht abgeholt stand Kimie noch immer auf der selben Stelle.

"Wo... Wo ist er?" Sie ließ unsicher ihren Blick schweifen. Es war mit einem Mal totenstill geworden. Das kam ihr äußerst trügerisch vor. Irgendetwas war hier faul. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und unter einer solchen Anspannung hatte sie mit Sicherheit noch nie gestanden. Sie wagte kaum, zu atmen. Inuki schaute sich prüfend um und seine Ohren schienen krampfhaft nach verdächtigen Geräuschen zu lauschen.

"Kimie-san!"

Rin wollte soeben erleichtert auf das Mädchen zulaufen. Sie dachte, die Gefahr wäre nun gebannt, doch Kimie schien das anders zu sehen. Sie rief Rin sofort zu: "Rin! Bleib sofort stehen!"

Abrupt hielt Rin in ihrer Bewegung inne und wirkte auch ein wenig erschrocken. Sie verstand nicht, weshalb Kimie eben so reagiert hatte. Der Dämon war doch wieder weg, sie waren alle in Sicherheit. Doch kurz darauf war Schluss mit diesem trügerischen Schein.

Einer der tentakelähnlichen Arme schoss plötzlich direkt unter Kimie aus dem Boden hervor, umschlang ihre Hüfte und riss sie in die Luft.

"AAAAAH!!"

"Kimie-san!" Rin war völlig entsetzt. Dieser Dämon war wie zu Anfang mit einem Mal aus der Erde geschossen gekommen, hatte Kimie weit in die Luft gerissen und alleine konnte sie sich bestimmt nicht mehr befreien. Auch Inuki war machtlos. Er konnte nichts tun, dennoch griff er ein weiteres Mal den Dämon an. Doch schlug dieser mit einem weiteren seiner Tentakeln nach dem Hund, der gerade noch ausweichen konnte.

"Inuki! Nicht! Du darfst ihn nicht angreifen!", rief Kimie ihrem Hund zu, da sie wusste, dass er sonst hätte sterben können. Sie musste irgendwie versuchen, sich selbst zu helfen. Aber wie? Kimie musste sich eingestehen, dass sie ebenfalls völlig machtlos war. Unter sich sah sie das geöffnete Maul dieses Dämons und eine gewaltige Panik stieg in ihr auf. Verzweifelt versuchte sie, sich aus dem Klammergriff des Tentakelarms zu befreien, aber ohne Erfolg.

>Oh nein! Das war's dann wohl endgültig!<, schoss es Kimie durch den Kopf und sie kniff ängstlich die Augen zusammen. Sie hatte schon mit dem Leben abgeschlossen, als sie plötzlich einen eigenartigen Ruck verspürte und kurz darauf schien es, als hinge sie lose in der Luft. Als sie ihre Augen öffnete, sah sie, dass der tentakelähnliche Arm, der sie bis eben festgehalten hatte, von dem Dämon abgetrennt worden war. Das nächste, was sie spürte, war eine etwas harte Landung im Gras.

"Sesshoumaru-sama! Wie gut, dass Ihr hier seid!", rief Rin erleichtert und auch Jaken atmete auf. Bevor der riesige Dämonenwurm überhaupt so richtig mitbekommen hatte, was eigentlich passiert war, hatte Sesshoumaru ihn schon scheinbar mühelos mit einem Hieb seiner Klaue getötet. Jetzt lagen nur noch ein paar Überreste von dem Ungetüm im Gras, doch das war nicht das einzige. Rin lief nun auf Kimie zu, die regungslos auf dem Boden lag. Inuki war bereits bei seiner Herrin.

"Kimie-san?" Rin hockte sich auf den Boden und rüttelte das Mädchen leicht an der Schulter, was sich daraufhin wieder regte.

"Herrje...", stöhnte Kimie gequält auf und hielt sich angeschlagen den Kopf. "Kann sich mal bitte jemand das Kennzeichen von dem Lastwagen aufschreiben...?" Tatsächlich fühlte sie sich im Moment, wie von einem 20-Tonner überrollt.

Jaken blickte bei dieser Frage aber nur reichlich skeptisch drein. "Wovon redet die denn?"

"Vielleicht hat sie sich ja den Kopf gestoßen", vermutete Rin. "Geht es dir gut, Kimie-san?"

Kimie wandte den Blick zu Rin und es schien, als müsste sie erstmal wieder ihre Erinnerungen ordnen.

"Ich... glaube ja", antwortete sie schließlich und richtete sich langsam auf. Sich noch immer den Kopf haltend ließ sie kurz ihren Blick schweifen. "Wo ist dieses Vieh hin?"

"Sesshoumaru-sama hat es besiegt!", verkündete Rin sofort erfreut und lächelte. Jetzt fielen Kimie auch die Überreste des Dämon ins Auge, die überall verstreut lagen, als sie auch Sesshoumaru erblickte. Dieser stand ein paar Meter entfernt von den anderen auf der Wiese und schaute prüfend zu ihnen rüber. Kimie zögerte kurz, dann ließ sie aber ein kleines "Danke." verlauten. Irgendwie war ihr dieser Youkai noch immer nicht ganz geheuer, selbst, wenn sie gestern noch einigermaßen normal mit ihm gesprochen hatte. Doch kurz danach war Sesshoumaru wieder wie immer gewesen.

"Mir scheint, dein Schwert hat weitaus mehr abbekommen als du", sagte der Youkai plötzlich und Kimie horchte auf. Sofort fielen ihr die Bruchstücke ihres Schwertes, die im Gras lagen, ins Auge. Sie stand nun auf und sammelte zuerst die eine, dann die andere Hälfte ihres Schwertes auf.

"Herrje! Das ist ja wirklich perfekt!", seufzte Kimie mit ironischem Unterton auf. Im Grunde bestand das Schwert, oder zumindest das, was noch von ihm übrig war, nun aus insgesamt vier Teilen. Einmal aus der zerteilten Schwertscheide und dann noch aus der zerteilten Klinge.

"Das ist doch nicht zu fassen! So ein verdammter Mist!", fluchte Kimie wütend. Erst jetzt konnte sie sich so richtig darüber aufregen, davor war für so was ja keine Zeit gewesen. Jaken aber verstand die Aufregung nicht wirklich.

"Wieso regst du dich denn so auf?", fragte er gleichgültig. "Das ist doch nur ein ganz gewöhnliches Schwert!"

"Mit dem ich es nur zufälligerweise geschafft habe, den Dämon so lange in Schach zu halten, bis Sesshoumaru kam!", widersprach Kimie aufgebracht und war kurz davor zu platzen. Sie besann sich aber eines besseren, das hätte eh nichts gebracht. Die Bruchtücke in ihren Händen haltend seufzte sie auf. "Das kann ich ja dann wohl zum Altmetall bringen. Das taugt ja nicht mal mehr als Brotmesser."
 

Die Gruppe setzte kurz nach diesem Zwischenfall ihren Weg fort. Kimie, jetzt ohne Schwert, trottete grübelnd hinter den anderen her. Noch mehr konnte an diesem Tag eigentlich nicht schief gehen. Sie setzte ihre Grübeleien fort, als die Gruppe etwa um die Mittagszeit eine kleine Rast einlegte. Inuki saß die ganze Zeit vor Kimie im Gras und legte den Kopf schief. Von dem ganzen Rumsitzen schien das Mädchen aber nur Depressionen zu kriegen, also entschloss sie sich zu einem kleinen Spaziergang, während die anderen rasteten.

"Wo gehst du hin?", drang Sesshoumarus Stimme an Kimies Ohr vor, woraufhin sie in ihrer Bewegung inne hielt.

"Ich gehe nur etwas spazieren", antwortete sie knapp und drehte sich um. "Oder darf ich das nicht?" Sie war noch immer etwas angefressen, wie man an ihrer Stimme hören konnte.

Sesshoumaru warf ihr einen kurzen Blick zu, dann antwortete er kühl: "Wenn du willst, dann geh!"

Und das tat Kimie dann auch und ging zusammen mit Inuki weg. Rin sah den beiden etwas ratlos nach. Ihr war nicht entgangen, dass Kimie schon die ganze Zeit über irgendwie schlecht gelaunt war.

Während des Weges dachte Kimie über verschiedene Sachen nach. So machte sie sich zum einen Gedanken darüber, wie es jetzt wohl weitergehen würde und zum anderen, wann Kagome, Inu Yasha und die anderen sie wohl finden würden. Na gut, so schlimm, wie sie zu Anfang gedacht hatte, war es zwar nicht, bei Sesshoumaru zu sein, aber diese ganzen anderen Dämonen gingen ihr mittlerweile doch arg auf die Nerven.

Kimie und Inuki liefen eine ganze Weile durch die Gegend, bis sie einen kleinen Fluss erreichten.

"Hmm... Wir scheinen schon ziemlich weit weggegangen zu sein", meinte Kimie nachdenklich und drehte sich um. "Gehen wir lieber wieder zurück, Inuki."

Doch gerade, als die beiden sich auf den Rückweg machen wollten, hörte das Mädchen ein Geräusch, dass sich sehr nach dem Donnern von Pferdehufen anhörte. Kimie blieb stehen und wandte den Blick zur Seite. Da kam ein Reitergruppe geradewegs auf sie zu und hatte sie auch recht schnell erreicht. Als sie die Männer nun genau sah, stockte Kimie der Atem. Der Tag konnte doch noch schlimmer werden, als bisher, das war hiermit eindeutig bewiesen!

"Na, meine Kleine? So allein unterwegs?", fragte einer der Männer das Mädchen und grinste selbstsicher. Nachdem er sich kurz umgesehen hatte, fuhr er fort: "Dein Leibwächter ist ja diesmal wohl nicht in der Nähe."

Kimie wollte es nicht glauben. Das waren tatsächlich die Banditen vom letzten Mal! Oder besser gesagt, der klägliche Rest, den Sesshoumaru nicht zu Hackfleisch verarbeitet hatte. Und der Kerl, der sie angesprochen hatte, war ihr Anführer. Kimie erkannte ihn eindeutig, auch wegen der Verletzung in seinem Gesicht, die sie ihm zugefügt hatte. Vermutlich wollte er sich dafür an ihr rächen, aber kampflos würde sie sich jedenfalls nicht ergeben. Kimie wollte sogleich ihr Schwert ziehen, doch musste sie sich sogleich daran erinnern, was damit geschehen war.

>Verdammt! Es ist ja kaputt gegangen!<, fiel es ihr schlagartig wieder ein und sie hätte am liebsten sofort laut losgeflucht. >Shit! Jetzt stecke ich aber wirklich in der Klemme!<

Ihre Gedanken konnte sie aber nicht weiter fortführen, denn einer der Banditen packte Kimie nun von hinten und hielt ihr den Mund zu. So konnte sie unmöglich um Hilfe rufen, doch dafür schaltete sich Inuki plötzlich ein. Er sprang auf den Bandit zu und verbiss sich in dessen Arm.

"Argh! Schon wieder dieser blöde Köter!", fluchte der Mann, der Kimie dennoch nicht losließ, bis der Hund schließlich ein großes Stück Stoff von dessen Kleidung riss. Als Inuki erneut angreifen wollte, schoss ein Pfeil haarscharf an ihm vorbei.

>Inuki!< Kimie, noch immer nicht in der Lage zu sprechen, ahnte, dass dies für ihren Hund böse hätte enden können. Sie musste was tun. Aber was? In einem letzten verzweifelten Anlauf gelang es dem Mädchen doch noch die Hand des Banditen von ihrem Mund abzuschütteln und ehe sie wieder zum Schweigen gebracht werden konnte, rief sie Inuki zu: "Inuki, lauf weg! Los!"

Der Mischling schaute kurz zu Kimie, gehorchte aber sofort, nachdem ein weiterer Räuber einen Pfeil auf ihn abschoss. So schnell er konnte lief er über das Gelände und war bald aus der Sicht der Räuber verschwunden.

"Der Köter ist abgehauen!", rief einer der Männer, doch dem Anführer war dies dem Anschein nach egal.

"Lass ihn! Es ist nur ein Hund und wir haben eh, was wir wollten." Damit warf er einen Blick auf Kimie und grinste. "Ich hoffe du wirst deinen Aufenthalt bei uns genießen, meine Kleine."

Kimie wurde der Mund mit einem Knebel verbunden, anschließend wurde sie ziemlich unsanft auf eines der Pferde verfrachtet. Gleich darauf ritten die Männer wieder davon.
 

"Wo bleibt Kimie-san denn so lange?", fragte sich Rin verunsichert und wirkte auch etwas besorgt. Eigentlich wollte die Gruppe bald weiterziehen.

Jaken gähnte aber nur gelangweilt. "Ach, die kommt schon klar. Außerdem hat sie ja ihren Hund bei sich. Der wird schon auf sie aufpa..."

In diesem Moment ertönte ein lautes Bellen. Rin drehte sich um und sah Inuki auf einer kleinen Erhöhung stehen. Der Hund bückte sich kurz nach etwas, was er zuvor wohl auf den Boden abgelegt hatte, und lief dann auf die Gruppe zu. Rin lief ihm sofort fröhlich entgegen. "Da bist du ja wieder, Inuki! Wo ist denn Kimie-san? Kommt sie nach?"

Der Hund blieb bei dem kleinen Mädchen stehen und stupste es die ganze Zeit nervös mit dem Kopf an.

"Was hast du denn, Inuki?" Rin konnte sich das Verhalten des Mischlings, der unruhig vor ihr hin- und herlief, nicht erklären. Das alles kam ihr irgendwie eigenartig vor und sie wusste nicht so recht, wie sie darauf reagieren sollte. Dann ließ Inuki vor ihren Füßen etwas auf dem Boden fallen, was er bis eben im Maul getragen hatte. Das Mädchen bückte sich und hob es auf. "Ein Stück Stoff?" Nachdenklich drehte und wendete Rin den Fetzen hin und her, konnte aber nicht wirklich etwas mit ihm anfangen.

"Rin, gib mir das!"

Als Rin sich umdrehte, stand Sesshoumaru direkt hinter ihr. Ohne Widerworte übergab sie ihm das Stoffstückchen und beobachtete ihn neugierig, wie er es sich einen Moment lang ansah.

>Der Geruch von Menschen. Und er ist mir nicht unbekannt.<

Inuki beobachtete den Youkai erstmal nur und kam auch nicht näher. Er wirkte etwas verunsichert. Den Kopf leicht gesenkt, schaute der Hund seinen Gegenüber an.

"Ich glaube, ich weiß, was er hat", sagte Sesshoumaru, den Blick dabei auf den Mischling gerichtet. Auf die Fragen von Rin und Jaken, was denn nun eigentlich los sei, antwortete er nicht sondern ging geradewegs auf den Hund zu. Bei ihm angekommen, schaute Sesshoumaru prüfend zu Inuki hinunter. In dessen Blick waren mehrere Gefühle vereint. Es war, als wollte der Hund etwas sagen wie: "Ich habe dir noch nie vertraut und tue es auch jetzt nicht. Es ist wahr, dass ich dich angegriffen habe und du hast wirklich keinen Grund, mir zu helfen. Aber jetzt bin ich wohl oder übel darauf angewiesen. Nun stehe ich hier vor dir und bitte dich inständig um Hilfe."

Wie Inuki sich im Moment fühlte, konnte Sesshoumaru nur erahnen, aber der Youkai wusste mit Sicherheit, was dem Anschein nach geschehen war und was der Hund deshalb von ihm wollen könnte. Den Blick gesenkt und ohne ein Anzeichen von Aggressivität schien Inuki auf eine Reaktion zu warten.

Nach einem kurzen Moment traf Sesshoumaru eine Entscheidung.
 

Wie lange dieser unbequeme Ritt gedauert hatte, konnte Kimie nicht abschätzen. Ihr kam es aber wie eine Ewigkeit vor. Als die Pferde aber endlich anhielten, wurde Kimie grob von dem Pferd, auf dem sie lag, runtergezerrt und in eine Höhle, in der Nähe eines Waldes, geschleift. Dort wurde sie erst von dem Knebel befreit, dann warf man sie auf ein kleines Lager aus Stroh.

"Au!" Mit hasserfüllten Augen schaute Kimie die Männer an, die sich vor ihr aufgestellt hatten. Der Anführer trat hervor.

"So, meine Kleine! Ich glaube kaum, dass dein Macker uns bis hierher folgen wird. Also haben wir jetzt alle Zeit der Welt."

"Und wie entscheiden wir, wer zuerst seinen Spaß haben darf?", fragte einer der Männer, woraufhin sein Boss ihm sofort die Antwort gab: "Ich bin es natürlich! Ich bin euer Anführer!"

Kimie konnte sich nur zu gut denken, was diese Kerle vorhatten. Die Panik stieg in ihr auf. Es gab für sie keine Möglichkeit zu fliehen und ängstlich kroch sie bis zur Wand der Höhle. Aber sofort ergriff der Anführer der Banditen sie an ihrem Fußgelenkt und zog sie wieder von dort weg. Dann drückte er sie auf den Boden und hielt sie grob fest.

"Nein! Nimm die Dreckpfoten weg! Lass mich los!" Verzweifelt versuchte Kimie sich zu wehren, doch es half alles nichts. Sie schien diesen Männern hilflos ausgeliefert zu sein und das jagte ihr eine unheimliche Angst ein. So alleingelassen und unfähig, etwas zu tun, hatte sie sich in ihrem ganzen Leben noch nicht gefühlt.

Plötzlich bemerkte Kimie, dass der Bandit ihr die Jacke abstreifte. Wieder versuchte sie, ihn wegzustoßen, aber wieder ohne Erfolg. Es schien alles keinen Sinn zu haben, egal wie sehr sie auch versuchte, sich zu wehren, und die Verzweiflung in ihr wuchs.

"Hilfe!!", schrie Kimie aus Leibeskräften, inständig darauf hoffend, dass sie jemand hören und ihr helfen würde. Aber wer hätte ihr denn jetzt helfen können?

Der Bandit grinste dreckig und schaute triumphierend auf das Mädchen herab. "Schrei nur! Hier hört dich ja doch keiner!"

Für einen kurzen Moment hörte Kimie abrupt auf zu atmen, als müsste sie für sich selbst realisieren, dass dieser Kerl wohl Recht hatte. Sie spürte die Tränen in sich aufsteigen, Tränen der Angst und Verzweiflung. Jetzt wünschte sie sich nur noch, dass sie nichts von alldem mitbekommen würde, dass sie einfach das Bewusstsein verlieren würde. Also kniff sie ihre Augen zusammen und fing an zu beten. Eine wohlbekannte Stimme ließ sie aber mit einem Mal aufhorchen: "Seid ihr euch da wirklich so sicher?"

Sofort ging ein Raunen durch die Reihen der Banditen und alle wandten sich zum Eingang der Höhle um. Auch der Anführer ließ für diesen Moment von Kimie ab, um sich selbst ein Bild von der Lage zu beschaffen.

"Du?!", fragte er ungläubig und mit einem leichten Schock in der Stimme. "Wie hast du uns hier gefunden?!"

Kimie riskierte einen Blick und wandte den Kopf ebenfalls zum Eingang der Höhle. Da sie aber noch nichts genaueres erkennen konnte, setzte sie sich vorsichtig auf... und war sichtlich überrascht.

>Das ist doch Sesshoumaru!?< Also hatte sie es sich doch nicht eingebildet, dass sie seine Stimme gehört hatte. Sesshoumaru ließ seinen Blick durch die Höhle schweifen und wirkte auch dann nicht beeindruckt, als die Banditen ihre Waffen zur Hand nahmen.

"Ihr erbärmlichen Kreaturen seid wirklich eine Schande!", sagte der Youkai mit eiskalter Stimme und ließ anschließend seine Lichtpeitsche für sich weiter sprechen. Innerhalb von wenigen Augenblicken und ohne, dass die Banditen sich irgendwie hätten verteidigen können, beförderte Sesshoumaru einen nach dem anderen ins Jenseits. Den Anführer nahm er sich zuletzt vor und alles Winseln um Gnade brachte nichts. Kurz darauf war auch mit ihm Schluss gewesen.

Kimie hatte das alles schweigend mit angesehen und als es vorbei war, lehnte sie sich erleichtert gegen die Wand. Das war gerade noch mal gut gegangen. Doch wollte sie sich nicht ausmalen, was alles passiert wäre, wäre Sesshoumaru nicht rechtzeitig aufgetaucht.

Irgendwann kam der Youkai auf sie zu und kniete sich zu ihr hinunter. Etwas scheu senkte Kimie den Blick und traute sich zuerst nicht wirklich, ihn anzusehen.

Lange herrschte Schweigen. Weder Sesshoumaru noch Kimie sagten etwas. Doch irgendwann konnte Kimie nicht mehr anders, als zu weinen. Sie war schrecklich erleichtert, dass Sesshoumaru rechtzeitig aufgetaucht war, und das zeigte sie ihm auch, indem sie sich nun an ihm festhielt. "Du bist hier... Dem Himmel sei Dank! ... Ich bin so froh, dass du mich gefunden hast... Sesshoumaru..."

Zwar wusste sie nicht, wie er sie gefunden hatte oder warum er überhaupt wusste, dass sie hier war, aber das war ihr gleich. Jegliche Angst oder Unsicherheit gegenüber dem Youkai, die sie zuvor hin und wieder verspürte, war plötzlich wie weggefegt. Und auch, wenn diese Gefühle später wieder zurückkehren sollten, im Moment war das Kimie völlig egal. Eine Reaktion von seiner Seite konnte Kimie aber nicht mehr wahrnehmen, denn sie verlor ihr Bewusstsein. Das war alles doch zu viel gewesen.
 

Langsam erwachte Kimie wieder, doch etwas kam ihr komisch vor. Sie lehnte an irgendetwas; es war weich und flauschig.

"Du bist wach, wie ich sehe."

Sie schaute auf und erkannte nun, dass sie direkt neben Sesshoumaru saß und mit dem Kopf an seinem Fell lehnte. Abrupt setzte sie sich kerzengerade auf. Das war doch zugegeben ein leichter Schock für sie. Niemals hätte sie gedacht dass sie mal neben Sesshoumaru aufwachen würde. Die Erinnerungen an die letzten Geschehnisse waren aber durchaus noch in ihrem Kopf vorhanden. Dennoch konnte Kimie es nicht vermeiden, dass sie einen Moment lang leicht errötete. Schnell wandte sie ihren Blick ab. Das musste Sesshoumaru ja nicht unbedingt sehen. Hätte ihr jemand vor ein paar Tagen erzählt, dass ihr so was mal passieren würde, sie hätte denjenigen für komplett verrückt erklärt.

Nach einer Weile, in der niemand etwas gesagt hatte, schaute Kimie sich um. Dem Anschein nach befanden sich die beiden irgendwo in diesem Wald, wohin die Banditen das Mädchen verschleppt hatten.

"Wie... lange habe ich geschlafen?", fragte sie zögerlich und wagte nur einen flüchtigen Blick zu Sesshoumaru.

"Vier Stunden.", antwortete er knapp und stand auf. "Gehen wir! Es ist schon genug Zeit verloren gegangen." Damit ging er auch schon voran.

Sofort war Kimie auf den Beinen und folgte dem Youkai in einem gewissen Abstand. Nachdenklich ging sie hinter ihm her. Er hatte kein Wort mehr über diese Sache verloren.

>Warum hat er mich eigentlich gerettet?<, fragte sich Kimie. >Zum wiederholten Mal sogar... Dazu hat er doch gar keinen Grund gehabt.<

Aber darüber beschweren würde sie sich jetzt deswegen noch lange nicht, immerhin ging es ihr ja nur deswegen noch im großen und ganzen gut. Aber sie hatte sich noch gar nicht bei Sesshoumaru für seine Hilfe bedankt. Ob sie das jetzt noch nachholen sollte? Allerdings wirkte er auf sie nicht so, als ob er einen Dank erwarten würde. Sie traute sich nicht, etwas zu ihm zu sagen und schwieg daher lieber.
 

"Da seid Ihr ja wieder, Sesshoumaru-sama!"

Rin lief überglücklich auf den Youkai zu, als dieser zusammen mit Kimie wieder bei den anderen eintraf. Der Weg war kürzer gewesen, als Kimie gedacht hatte. Sie waren vielleicht gerade mal ein Stunde unterwegs gewesen. In dieser Zeit hatte sie aber kein Wort mit Sesshoumaru gesprochen. Irgendwie wurde sie aus ihm einfach nicht schlau. Weiter darüber nachdenken, konnte Kimie aber nicht, denn Rin kam auf sie zu, nachdem sie Sesshoumaru begrüßt hatte.

"Kimie-san! Endlich bist du wieder da! Geht es dir gut?", fragte das kleine Mädchen und sah Kimie abwartend an. Diese nickte lächelnd.

"Ja, es ist alles in Ordnung." Und jetzt wurde Kimie auch von Inuki begrüßt. Sie war erleichtert, zu sehen, dass es ihm gut ging und streichelte sanft seinen Kopf. "Hallo, Inuki!" Sie war wirklich unheimlich froh, dass diese Sache noch gut ausgegangen war. Es hätte schließlich auch ganz anders laufen können.

Rin lächelte fröhlich und streichelte Inuki dann über den Rücken. "Inuki ist ganz schön schlau! Er hat uns ein Stück Stoff gebracht und da wusste Sesshoumaru-sama ganz schnell, dass etwas nicht stimmte und du wahrscheinlich Hilfe brauchst."

Kimie schaute überrascht auf. >Deswegen wusste Sesshoumaru, dass ich...?< Niemals hätte sie gedacht, dass Inuki gerade Sesshoumaru um Hilfe bitten würde.

"Reden wir nicht weiter darüber", erwiderte der Youkai kühl und beendete damit das Thema.

Kimie bemerkte nun, dass Inuki Sesshoumaru genau anschaute. Langsam ließ der Hund dann von seiner Herrin ab und kam nun auf ihn zu. Bei dem Youkai angekommen, schaute der Mischling diesen kurz an, dann senkte er den Kopf, wie zur Verneigung. Es schien, als wollte er ihm danken.

>Sieh mal einer an!< Kimie war ehrlich überrascht. So was hätte sie von Inuki nicht erwartet, zumal er Sesshoumaru eigentlich nicht leiden konnte, wie es immer schien.

Als Inuki wieder aufschaute, nickte Sesshoumaru kaum merklich und kehrte der Gruppe dann wieder den Rücken zu.

"Mein Herr, wo geht Ihr hin?", fragte Jaken, der bis eben keinen Kommentar zu der ganzen Sache abgegeben hatte, doch erhielt er nur eine typische Anweisung als Antwort: "Ihr wartet hier!" Und damit verschwand Sesshoumaru wieder, wie es bereits am Morgen der Fall war.

>Wohin verschwindet er denn dieses Mal?<, überlegte Kimie. Aus Sesshoumaru würde sie wohl wirklich niemals schlau werden. Erst jetzt bemerkte sie den eigenartigen Blick, den Jaken ihr zuwarf.

"Ist was?", fragte sie den Krötendämon, der sich daraufhin von dem Mädchen abwandte und eingebildet antwortete: "Du machst meinem Herrn wirklich nur Umstände, Menschenweib!" Und prompt kassierte er für diese Bemerkung sogleich ein deftige Kopfnuss.

"Und du bist noch immer eine unheimliche Nervensäge!", erwiderte Kimie, triumphierend die Faust emporgehoben, während Jaken sich seine Beule rieb.
 

Inuki beschäftigte Sesshoumaru noch eine Weile. Dieser Hund hatte ihn erst vor kurzem angegriffen und es lag klar auf der Hand, dass er den Youkai nicht mochte. Er hatte zwar eine Vermutung, was Inuki anbelangte, war sich dessen aber nicht wirklich sicher. Dieser Hund war der erste gewesen, der ihm wirklich Rätsel aufgab. Aber jetzt war er zu ihm gekommen und hat ihn auf seine eigene Art um Hilfe gebeten. Und Sesshoumaru war tatsächlich auf diese Bitte eingegangen!

Der Youkai hatte irgendwie so ein nagendes Gefühl, dass ihn nicht mehr losließ. Er hatte irgendwie den Eindruck, als habe er etwas übersehen. Aber was? Konnte das denn überhaupt sein?

"Nun, ich werde es schon noch herausfinden."

Damit widmete sich Sesshoumaru wieder der Angelegenheit zu, die er eigentlich erledigen wollte, und setzte unbeirrt seinen Weg fort.
 

Mittlerweile waren wohl wieder 1 1/2 Stunden vergangen und Sesshoumaru war noch nicht zurückgekommen. Kimie hatte die Zeit genutzt um sich etwas zu erholen. Dieser Tag war bisher wohl der anstrengendste gewesen. Nachdem sie noch eine Weile darüber nachgedacht hatte, entschloss sie sich doch noch dazu, Sesshoumaru aufrichtig für seine Hilfe zu danken, wenn er wieder zurückkommen würde. Jetzt saß sie nachdenklich auf einem kleinen Hügel und schaute in den Himmel hinauf. Inuki lag dösend neben ihr. Rin, Jaken und Ah-Un waren am Lagerplatz geblieben, der sich in einiger Entfernung befand. Kimie hatte sich aber nicht so weit von den anderen entfernt, wie vorhin.

"Wie viele Tage sind eigentlich inzwischen vergangen?" fragte sich das Mädchen. "Hmm... Vor vier Tagen bin ich hier gelandet, glaube ich. Die Zeit ist irgendwie ziemlich schnell an uns vorbeigezogen, findest du nicht auch, Inuki?"

Der Hund schaute auf und sah seine Herrin aufmerksam an. Kimie streichelte lächelnd den Kopf des Hundes, dann stand sie auf. Gerade wollte sie sich mit ihm wieder auf den Rückweg machen, als sie jemanden ihren Namen rufen hörte: "Kimie!"

Kimie kannte die Stimme nur zu gut. Zuerst glaubte sie, sich verhört zu haben, drehte sich dann aber doch noch um.

"Kagome?", flüsterte sie, als konnte sie es immer noch nicht wahrhaben. Doch da war wirklich Kagome und nicht nur sie, auch Inu Yasha und die anderen waren da. Sie standen in einiger Entfernung auf einem anderen Hügel und Kagome winkte Kimie zu.

"Schaut nur! Inuki ist auch da!", rief Shippou fröhlich. Kagome lief nun auf ihre Cousine zu, die ihr entgegenkam. Überglücklich fiel die Jüngere ihr um den Hals.

"Mensch! Bin ich froh zu sehen, dass es dir gut geht!"

Auch Kimie war sehr glücklich über das Wiedersehen, und Inuki sprang erfreut um die beiden herum.

"Ist das schön, dich zu sehen, Kagome!", sagte Kimie erleichtert. In der Tat war sie sehr froh darüber, dass sie nun doch noch gefunden wurde.

"Du scheinst ja wirklich noch ganz gut drauf zu sein", sagte Inu Yasha ruhig an Kimie gewandt, als er und die anderen nun ebenfalls bei den beiden Mädchen eintrafen.

Kimie lächelte etwas verlegen. "Ihr habt wirklich alle nach mir gesucht?"

Kagome stieß ihr leicht den Ellenbogen in die Seite. "Na, hör mal! Das ist doch selbstverständlich! Was dachtest du denn?"

Kimie hob beschwichtigend die Hände. "Ist ja gut, Kagome!" Dann wandte sie sich an die versammelte Truppe: "Tja, dann danke ich euch sehr. Und entschuldigt bitte, wenn ich euch Unannehmlichkeiten bereitet habe."

"Kein Problem", erwiderte Sango lächelnd.

Nachdem die erste Wiedersehensfreude hinter ihnen lag, ließ Miroku suchend seinen Blick schweifen. "Sag mal, Kimie, wo ist Sesshoumaru eigentlich?"

"Das würde ich auch gerne wissen", fügte Inu Yasha ernst hinzu und schaute sich ebenfalls um. Kimie wollte soeben antworten und ihnen erklären, dass sie es selbst nicht wusste, doch da kam ihr eine Stimme noch vor ihrer Antwort zuvor: "Ich habe mich schon gefragt, wann ihr sie wohl finden werdet."

Sofort waren alle Blicke auf einen Hügel gerichtet, auf dem nun Sesshoumaru stand. Mit seinem üblich kühlen Blick sah er die Freunde an. Inu Yasha trat sofort hervor.

"So! Du lässt dich also doch noch blicken, Sesshoumaru. Gut, das erspart mir die Suche nach dir!" Und mit diesen Worten zog der Hanyou sein Schwert Tessaiga. Was nun kommen würde, war für jeden klar.

Die Wege trennen sich

"Sie an! Du hast also endlich hergefunden, Inu Yasha", sagte Sesshoumaru mit kühler Stimme und einem ebenso kühlen Blick auf seinen jüngeren Halbbruder. Dieser war sichtlich angefressen, schon allein wegen dieser Bemerkung.

"Halt deine Schnauze!", erwiderte Inu Yasha schroff und deutete mit Tessaiga auf seinen Gegenüber. "Ich habe endgültig genug von dir! Eigentlich hätte ich mir ja auch gleich denken können, dass du Kimie entführt hast! Wobei es mich aber sehr wundert, dass du sie nicht gleich erledigt hast. Hattest wohl keine Lust, dir diesmal die Finger schmutzig zu machen, was?!"

Kimie horchte auf. Das stimmte so eigentlich nicht, immerhin war sie ja freiwillig mit Sesshoumaru mitgegangen. Allerdings wusste sie nicht, wie sie das den anderen hätte erklären können, ohne das es allzu dämlich klang. Dem Anschein nach würde wohl keiner von ihnen freiwillig mit Sesshoumaru irgendwo hingehen oder gar bei ihm bleiben, wie sie es getan hatte. Zwar noch reichlich verunsichert, aber mit dem Wunsch, diese Sache aufzuklären, wandte sich Kimie an Inu Yasha: "Warte, Inu Yasha! Das ist alles ein Missver...!" Doch der Hanyou hörte ihr gar nicht zu, denn jetzt sprang er geradewegs auf seinen Halbbruder zu. Dieser wich dem ersten Schlag mit Tessaiga gekonnt aus und zog dann seinerseits sein Schwert Toukijin.

"Wie immer. Du fuchtelst mit Tessaiga nur wahllos in der Gegend herum", sagte Sesshoumaru herablassend.

Wütend funkelte Inu Yasha ihn an. "Ich sagte: Halt deine Schnauze! Ich werde dir schon noch zeigen, wer hier der Stärkere ist!"

Und damit griff er erneut an. Diesmal prallten die Klingen der Schwerter laut aufeinander.

Die anderen beobachteten den Kampf verunsichert und aus sicherer Entfernung. Keiner wusste, wie diese Sache enden würde. Kimie sah dem Zweikampf mit gemischten Gefühlen zu. Zwar wollte sie den anderen noch immer gerne erklären, dass die ganze Situation nicht so war, wie sie wohl dachten, doch bezweifelte sie, dass das irgendwas geändert hätte. Dem Anschein nach gab es immer wieder Auseinandersetzungen zwischen Inu Yasha und Sesshoumaru, wie sie auch bei ihrer Ankunft am Fluss feststellen konnte, und daran hätte sie auch nichts ändern können.

Sesshoumaru wehrte gerade einen erneuten Angriff von Inu Yasha ab und schlug ihn für eine kurzen Moment zurück.

"Inu Yasha, du brauchst wirklich noch sehr viel Übung. So wirst du mich niemals schlagen", meinte der Youkai selbstsicher.

"Du bist ja heute ein richtiger Klugscheißer, du Volltrottel!", knurrte der Hanyou wütend.

"Und du bist ein wertloses Halbblut!", erwiderte Sesshoumaru kalt.

Inu Yasha hätte platzen können. Dieses Rumgelaber seines älteren Halbbruders ging ihm nun wirklich nur noch auf die Nerven und machte ihn stinkwütend. Zu gerne würde er dieses Großmaul zum Schweigen bringen, doch das dürfte ein schwieriges Unterfangen werden. Sesshoumaru wiederum wirkte wie die Ruhe selbst. Man konnte ihm überhaupt nicht ansehen, was er gerade dachte oder wie er die Situation betrachtete.

Kimie hatte sich dieses Wortgefecht, ebenso wie die anderen, mit angehört, und zog nun doch skeptisch eine Augenbraue hoch. Irgendwie kam ihr dieser Streit für einen kurzen Moment wie ein typischer Konflikt unter übelgelaunten Geschwistern vor, wenn man von dem Einsatz der Schwerter absah.

"Geschwisterliebe ist doch wirklich was Schönes...", murmelte Shippou ironisch in sich hinein.

Miroku legte sich nachdenklich eine Hand ans Kinn. "Man kann sagen, was man will. Auch, wenn Sesshoumaru vielleicht im Kampf geschickter erscheint und seine letzte Bemerkung wirklich als Volltreffer zu werten ist, so ist doch wohl Inu Yasha verbal der überlegene Part."

"Das habe ich gehört, Miroku!", kam es von Inu Yasha zurück und er hob drohend sein Schwert in die Höhe. "Warte, bis ich mit Sesshoumaru fertig bin, danach kommst du nämlich dran!"

"Vielleicht würde es deiner Konzentration helfen, wenn du nicht gleich alles so ernst nehmen würdest, Inu Yasha!", erwiderte der Mönch mit schlichtender Absicht, goss somit aber wohl nur noch mehr Öl ins Feuer. Inu Yasha machte eine wegwerfende Handbewegung in Mirokus Richtung.

"Ach, halt die Klappe!" Damit wandte er sich wieder Sesshoumaru zu. Tessaiga angriffsbereit in der Hand haltend, startete der Hanyou sogleich den nächsten Angriff, wurde aber erneut von seinem älteren Halbbruder abgewehrt. Bevor Inu Yasha den verpatzen Versuch wiederholen konnte, wich Sesshoumaru aus und sprang mit einem Satz mehrere Meter davon.

"Für heute bin ich es leid, mit dir zu kämpfen, Inu Yasha", sagte der Youkai kühl und nickte in Kimies Richtung. "Nimm das Mädchen mit und lass es gut sein."

Inu Yasha glaubte zuerst, sich gründlich verhört zu haben. Seine Ohren zuckten eigenartig, als ob er sich das eben Gesagte erst noch einmal vergegenwärtigen müsste.

"Ich hab mich wohl verhört!?", rief er seinem Halbbruder ungläubig zu und wirkte auch nicht wirklich begeistert. "Seit wann bist du denn so feige?"

"Mit Feigheit hat das absolut nichts zu tun", erwiderte Sesshoumaru ruhig und steckte anschließend Toukijin wieder ein. Jetzt kam sich Inu Yasha wohl erst recht gründlich veralbert vor. Er vermutete schon, das wäre nur eine neue Finte seines Halbbruders, wobei dies aber absolut nicht dessen Stil gewesen wäre.

Auch Kagome und die anderen wussten scheinbar nicht wirklich, was sie von der ganzen Sache halten sollten. Verunsichert tauschten sie ihre Blicke untereinander aus. Kimie hingegen riskierte nun einen zaghaften Blick zu Sesshoumaru. Was er eben gesagt hatte, hieß ja wohl im Klartext, dass sie jetzt wohl wieder gehen konnte. Das hätte sie zwar auch schon vorher jederzeit tun können, denn immerhin hatte er ihr die freie Wahl gelassen. Aber irgendwie schien es für sie mit der Zeit ganz selbstverständlich geworden zu sein, dass sie in seiner Nähe geblieben war, auch wenn es nur wenige Tage gewesen waren. Jetzt würde sie aber mit Kagome und den anderen wieder zurückgehen, doch musste sie Sesshoumaru unbedingt noch etwas sagen. Etwas, was sie ihm schon vorhin sagen wollte.

Die Blicke der beiden trafen sich für einen kurzen Moment. Was Sesshoumaru gerade dachte, konnte Kimie nicht erahnen. Er wirkte so undurchschaubar wie immer, aber empfand sie seine goldenen Augen als noch genauso faszinierend, wie bei der ersten Begegnung am Fluss. Sie wollte noch einmal mit ihm sprechen. Doch noch bevor sie ihren Mund zum Sprechen geöffnet hatte, sprach der Youkai erneut, diesmal aber an die gesamte Gruppe gewandt: "Ich würde euch allen raten, so schnell wie möglich von hier zu verschwinden. Ich kann meine Meinung auch sehr leicht ändern." Und mit diesen Worten kehrte Sesshoumaru der Gruppe und Inu Yasha den Rücken zu und verschwand ohne ein weiteres Wort zwischen den Bäumen des nahe gelegenen Waldes. Inu Yasha rief ihm noch wütend ein paar Flüche hinterher, folgte seinem Halbbruder aber nicht. Mürrisch steckte er Tessaiga zurück in die Schwertscheide und trottete zu den anderen zurück.

"Dieser Kerl treibt mich noch irgendwann zur Weißglut!"

"Jetzt beschwer dich doch nicht, Inu Yasha", sagte Kagome ruhig. "Wir sollten lieber froh sein, dass alles noch mal gut ausgegangen ist."

Der Hanyou nickte leicht, hätte seinem Halbbruder aber zu gerne eins mit seinem Schwert übergezogen. Na ja, vielleicht beim nächsten Mal.

Shippou stand neben Inuki und streichelte fröhlich dessen Kopf. "Und Inuki ist bestimmt auch ganz erleichtert über diesen Ausgang der Geschichte. Oder?" Wie zur Bestätigung bellte Inuki einmal.

Kimie schwieg zunächst nur und schaute wie gebannt in die Richtung, in die Sesshoumaru verschwunden war. Erst die Stimme von Kagome holte sie wieder in die Realität zurück: "Kimie? Was ist los mit dir? Freust du dich etwa nicht?"

Als sie den unsicheren Ausdruck in Kagomes Augen sah, schüttelte Kimie sofort eiligst den Kopf. "Unsinn, Kagome! Natürlich freue ich mich!" Das war auch nicht gelogen gewesen, sie freute sich in der Tat, fühlte sich aber auch irgendwie komisch. Weiter darüber nachdenken konnte sie aber nicht, denn Inu Yasha erregte Kimies Aufmerksamkeit. Er beäugte sie zuerst eine ganze Weile mit prüfendem Blick und skeptisch hochgezogener Augenbraue, dann kam er näher auf sie zu und schnüffelte an ihren Klamotten herum. Na gut, Inu Yasha war zwar zur Hälfte ein Hundedämon, das wusste Kimie, aber das, was er gerade tat, kam ihr doch etwas fremd vor. "Was... Was schnüffelst du denn so?", fragte sie verunsichert.

Kurz darauf schaute der Hanyou sie an und antwortete trocken: "Dein Geruch gefällt mir nicht. Wenn ich du wäre, würde ich ein Bad nehmen."

>BITTE?!< Kimie hatte zuerst das Gefühl, als habe sie sich gründlich verhört und auch die anderen wirkten etwas geschockt. Inu Yasha nahm zwar so gut wie nie ein Blatt vor den Mund, aber das war dann doch etwas heftig gewesen. Als der erste Schock aber verdaut war, machte Kimie ihrem aufgestauten Ärger Luft: "So eine Unverschämtheit! Was bildest du dir eigentlich ein, mir so was so direkt ins Gesicht zu sagen?!"

Inu Yasha hielt sich sofort die Ohren zu und wich entsetzt zurück. Irgendwie hatte er für einen kurzen Moment so ein komisches Fiepen in seinem Ohr wahrgenommen. Sein empfindliches Gehör konnte einen derartigen Lärm nur schlecht ertragen.

"Jetzt schrei mich doch nicht so an!", erwiderte der Hanyou teils empört und teils gequält. "Ich meinte das doch nicht als Beleidigung! Aber überall an dir haftet der Geruch von Sesshoumaru und den kann ich nicht ab!"

Abrupt wich Kimies Wut der Irritation. "Wie bitte?"

Wieder kam Inu Yasha auf das Mädchen zu und schnüffelte erneut an ihrer Kleidung, diesmal aber aus einem gewissen Sicherheitsabstand.

"Und wie du nach ihm riechst!", bestätigte er seine Aussage und rümpfte die Nase. "Sag mal, was habt ihr denn gemacht? Wollte er dich fressen? Anders kann ich mir kaum vorstellen, wie du in seine Nähe hättest kommen sollen." Die Bemerkung über das Fressen war natürlich als solche nicht ernst gemeint gewesen, doch Inu Yasha interessierte es schon, was wohl zwischen Kimie und Sesshoumaru abgelaufen war. Auch Kagome wirkte neugierig und fragte ihre Cousine ebenfalls danach aus. Diese aber zögerte mit der Antwort. Erstmal musste sie für sich selbst überlegen, woher es wohl kam, dass sie Sesshoumarus Geruch mit sich herumtrug. Dann fielen ihr aber einige Möglichkeiten ein, die das erklären konnten. Einmal hatte Sesshoumaru Kimie ja über diesen Fluss getragen, dann war sie noch einmal in seiner Nähe gewesen, als sie sich um seinen beschädigten Kimono gekümmert hatte. Und letztendlich war da noch diese Sache mit den Räubern gewesen. Sie hatte sich an ihm festgehalten, ihr Bewusstsein verloren und wachte direkt an ihn gelehnt wieder auf. Doch sollte sie das den anderen so erzählen? Das musste doch zu absurd klingen! Kimie rang sich schließlich dazu durch, es bei der Sache mit dem Fluss zu belassen. Vielleicht würde sie Kagome irgendwann des ganzen Rest erzählen, aber momentan war ihr wirklich nicht danach. Die anderen gaben sich mit dieser Erklärung zufrieden, auch wenn Inu Yasha noch etwas skeptisch wirkte. Er fragte aber nicht weiter nach.

"Schade…", meinte Miroku aber plötzlich mit gespieltem Bedauern. "Ich hätte doch auf traute Zweisamkeit getippt."

"Haltet die Klappe, Houshi-sama!", fuhr ihm Sango aufgebracht dazwischen. Solche Bemerkungen gingen ihr wirklich mehr als auf die Nerven.

Kimie schaute irritiert von einer Person zur anderen. "Wovon redet ihr hier eigentlich?"

Kagome winkte eiligst ab und lächelte. "Ach, gar nichts! Am besten, wir vergessen das alles ganz schnell. Hauptsache, du lebst und bist gesund."

Kimie sah ihre Cousine an und nickte mit einem leichten Lächeln.

"Na ja, dein Schwert sah aber weniger gesund aus", warf Inu Yasha plötzlich ein. "So zweigeteilt macht es nicht wirklich ein gute Figur."

Kimie horchte auf. "Woher wisst ihr das?" Sie hatte ihr Schwert, oder besser gesagt die Überreste davon, an dem Ort zurückgelassen, wo dieser Dämonenwurm die Gruppe angegriffen hatte. Warum hätte sie es auch weiter mit sich herumtragen sollen?

Sango klärte die Situation auf: "Wir sind immer deiner Spur gefolgt. Inu Yasha hat deine Fährte aufgenommen und dann sind wir genau den selben Weg entlanggelaufen, wie du mit Sesshoumaru. Natürlich sind wir dann auch an den Überresten dieses Dämons vorbeigekommen und daneben lagen die Bruchstücke von deinem Schwert."

"Ach so."

"Ich hatte schon befürchtet, dir wäre was zugestoßen", sagte Kagome an Kimie gewandt. "Aber als Inu Yasha sagte, dass du lebst, war ich wirklich erleichtert. Stimmt es aber, dass du einen Dämon auch selbst getötet hast?"

Kimie nickte. Sie ahnte, was Kagome meinte und erinnerte sich noch gut an diesen Schlangendämon, der sie in der zweiten Nacht angegriffen hatte. "Ja, aber ich habe mehr aus einem Reflex heraus zugeschlagen. Dass ich ihn auf Anhieb so gut getroffen habe, war eher Zufall."

"Du hast wohl echt Glück gehabt", sagte Inu Yasha. "Aber diesen Wurm hat Sesshoumaru erlegt. Das bestätigte mir der Geruch." Er warf einen prüfenden Blick auf Kimie. "Aber erzähl mir jetzt nicht, dass er das Vieh erledigt hat, um dir zu helfen."

Auf diese Bemerkung wusste Kimie auch nicht wirklich, wie sie reagieren sollte. Sie musste sich eingestehen, dass sie es selbst nicht wusste. Vielleicht hatte Sesshoumaru diesen Dämonenwurm auch nur getötet, weil die ganze Gruppe in Gefahr war. Aber eigentlich war ihr das im Moment gleich. Worüber sie sich wirklich Gedanken machte, war die Tatsache, dass Sesshoumaru sie kurz darauf aus einer wirklich brenzligen Lage gerettet hatte. Doch einen wirklichen Grund hatte er dafür eigentlich nicht gehabt.

"Was hast du Kimie?", fragte Kagome plötzlich mit verunsichertem Unterton. "Du bist auf einmal so nachdenklich."

"Was?" Kimie sah die Jüngere kurz an, schüttelte dann aber mit einem leichten Lächeln den Kopf. "Es ist nichts. Ich bin nur müde."

"Das ist verständlich", sagte Sango. "Dann sollten wir jetzt wieder ins Dorf zurückgehen."

Die anderen nickten zustimmend und kurz darauf machte sich die Gruppe gemeinsam auf den Rückweg. Kimie schaute mit einem eigenartigen Gefühl noch einmal zurück in die Richtung, in die Sesshoumaru verschwunden war, und schloss sich dann den anderen an.
 

"Sesshoumaru-sama! Ihr seid wieder zurück." Jaken lief aufgeregt auf seinen Herrn zu, der sich wieder der Gruppe anschloss.

"Wir ziehen weiter", bestimmte der Youkai sofort im üblichen Ton und ohne Umschweife. Rin war von dieser Anweisung aber reichlich irritiert und sah ihn fragend an.

"Aber was ist mit Kimie-san und Inuki? Sie sind noch nicht zurückgekommen."

"Sie kommen auch nicht wieder", erwiderte Sesshoumaru und ging bereits voran. Rin konnte mit dieser plötzlichen neuen Situation nicht wirklich was anfangen.

"Wieso?", fragte sie den Youkai, der sich nicht zu ihr umdrehte, aber dennoch nach einem kurzen Moment für einen Augenblick stehen blieb und ruhig antwortete: "Sie sind nach Hause gegangen."

Damit setzte Sesshoumaru seinen Weg wieder fort, dicht gefolgt von Rin, Jaken und Ah-Un. Die drei wollten nicht unbedingt den Anschluss verlieren. Während Rin sich aber noch fragte, warum Kimie und Inuki auf einmal und ohne sich zu verabschieden gegangen waren, musste Jaken sich eingestehen, dass auch er etwas überrascht darüber war. Doch wirklich zu stören, schien ihn das nicht.

Sesshoumaru ging unbeirrt an der Spitze des Trupps und verlor auch während des weiteren Weges kein Wort mehr über dieses Thema.
 

Der Rückweg ging für Kagome, Kimie und die anderen etwas schneller von statten, da sie nun ja genau wussten, wo sie hinwollten. Ihr Weg führte geradewegs zum Dorf, welches sich in der Nähe des Knochenfresserbrunnens befand. Während Inu Yasha Kagome und Shippou auf seinem Rücken trug und so mit schnellen Schritten den Rückweg antrat, flogen Sango, Miroku und Kimie, die Inuki vor sich festhielt, auf Kirara zurück. Zwar legte die Gruppe während der Nacht noch eine Rast ein, doch am nächsten Morgen ging es sofort wieder weiter, so dass sie bereits am Nachmittag das Dorf erreicht hatten. Dort lernte Kimie auch Kaede kennen, die ebenfalls froh war über den guten Ausgang dieser Geschichte. Doch bereits am Abend machten sich Kagome und Kimie für ihren Rückweg in die Neuzeit bereit. Nachdem sie sich von Kaede verabschiedet hatten, ging die ganze Gruppe gemeinsam zum Knochenfresserbrunnen.

"Und du willst wirklich schon wieder gehen?", fragte Shippou Kimie mit einem traurigen Unterton in der Stimme. "Das wäre aber schade. Wir haben uns doch praktisch erst kennen gelernt. Kommst du denn mit Kagome noch einmal wieder?"

Kimie lächelte leicht und hockte sich auf den Boden, damit sie den kleinen Kitsune besser anschauen konnte. "Ich glaube, ich bleibe lieber in meiner Zeit. Wenn ich hier bleiben würde, würde ich euch sicher nur im Weg sein und das will ich nicht. Schon gar nicht, nachdem ihr meinetwegen bereits solche Umstände hattet. Ich glaube, das ist besser so."

Shippou senkte den Blick, nickte dann aber leicht. Er wollte Kimie nicht in ihre Entscheidung hineinreden. Inuki stupste den kleinen Kitsune sanft an, als wollte er ihn aufmuntern. Shippou streichelte den Kopf des Hundes und lächelte leicht.

"Dann wünschen wir dir alles Gute", sagte Miroku an Kimie gewandt, die dankbar nickte.

"Das wünsche ich euch auch."

"Ich komme mit euch", sagte Inu Yasha zu Kagome und Kimie und trat einen Schritt vor. "Irgendjemand muss ja schließlich Inuki aus dem Brunnen holen, wenn ihr wieder in eurer Zeit seit."

"Danke, Inu Yasha", bedankte sich Kagome bei dem Hanyou.

Auch Kimie bedankte sich bei ihm und wandte sich dann an den Rest der Truppe: "Also, macht's gut, Leute! Es war toll, euch kennen gelernt zu haben und danke, dass ihr gekommen seid, um mir zu helfen."

"Das war doch selbstverständlich", erwiderte Sango lächelnd. "Auf Wiedersehen, Kimie-chan." Kirara, auf Sangos Schulter sitzend, maunzte noch einmal zum Abschied.

Nun machten sich Kagome und Kimie für den Rückweg bereit. Inu Yasha nahm Inuki auf den Arm und trat an den Brunnen heran. Er würde als erster gehen. Bevor sich die kleine Gruppe aber auf den Weg machen konnte, wandte sich Shippou noch kurz an Kimie: "Wer weiß, vielleicht überlegst du es dir ja noch mal und kommst doch noch einmal auf einen kurzen Sprung vorbei."

Kimie drehte sich mit einem leichten Lächeln um und winkte ihm noch einmal zu. Als Inu Yasha dann in den Brunnen sprang, folgte sie ihm und dann kam Kagome. Als sie fort waren, war es für einen kurzen Moment ganz still.

"Tja, jetzt sind sie weg", sagte Miroku schließlich mit einem leichten Seufzen in der Stimme. Dann wandte er sich an die anderen: "Gehen wir ins Dorf zurück und warten dort auf Inu Yasha."

Sango und Shippou nickten und gemeinsam machten sie sich dann auf dem Weg.
 

Behutsam setzte Inu Yasha Inuki auf den Boden vor dem Brunnen ab, nachdem die Reise durch diesen ihr Ende gefunden hatte.

"Vielen Dank, Inu Yasha", bedankte sich Kimie bei dem Hanyou und auch Inuki schien sich bedanken zu wollen. Er stupste Inu Yasha sanft mit dem Kopf an.

"Keine Ursache", erwiderte Inu Yasha und streichelte Inukis Kopf. Kurz darauf wandte er sich an die beiden Mädchen: "Dann mach ich mich wieder auf dem Weg."

Kagome nickte einverstanden, während der Hanyou sich noch einmal an Kimie wandte: "Leb wohl, Kimie. Es war schön, dich kennen gelernt zu haben."

"Das Gleiche gilt für mich und danke für alles, Inu Yasha", erwiderte sie lächelnd. "Ach, und nichts für ungut, weil ich dich so angeschrieen habe und wegen der Sache mit den Ohren ganz am Anfang.", fügte sie etwas verlegen hinzu.

Inu Yasha winkte ab. "Schon vergessen, ich war ja anfangs auch nicht gerade freundlich zu dir."

"Dann sind wir wohl quitt, was?"

Der Hanyou nickte zufrieden und sprang dann auf den Rand des Brunnens. Noch einmal drehte er sich zu den beiden Mädchen um. "Also, bis dann! Wir sehen uns, Kagome!" Und mit diesen Worten kehrte Inu Yasha wieder in seine Zeit zurück. Die beiden Mädchen sahen ihm schweigend nach.

"Na gut, Kimie. Gehen wir ins Haus?", fragte Kagome schließlich und ging bereits vor.

Kimie nickte zwar und folgte der Jüngeren auch, blieb dann aber stehen und schaute noch einmal zum Brunnen zurück, als Kagome bereits die Tür erreicht hatte. Irgendwie kam ihr das alles jetzt so eigenartig vor. Jetzt war wieder alles so, als wäre überhaupt nichts passiert. Die letzten Tage kamen Kimie nun irgendwie unwirklich vor, als hätten sie nie existiert. Aber dieses nagende Gefühl in ihr blieb. So gerne hätte sie noch einmal mit Sesshoumaru gesprochen, bevor sie wieder in die Neuzeit zurückgekehrt war. Doch das ging nun nicht mehr. Wahrscheinlich hätte er auf ihren Dank eh keinen Wert gelegt, wie sie vermutete.

"Kimie? Kommst du?" Kagome war etwas irritiert an der Tür stehen geblieben, als Kimie ihr nicht mehr gefolgt war. Irgendwie hatte Kagome das Gefühl, als würde ihre Cousine etwas beschäftigen. Sie überlegte, ob sie sie einfach danach fragen sollte, verwarf diesen Gedanken aber wieder. Wenn Kimie etwas beschäftigte, dann sollte sie selbst entscheiden, ob sie mit Kagome darüber reden wollte. Kimie folgte nun ihrer Cousine zum Ausgang des Schreins, dicht gefolgt von Inuki.

"Alles in Ordnung?", fragte Kagome leicht besorgt.

Kimie lächelte und nickte ihr beruhigend zu. "Ja, es ist alles okay. Gehen wir. Ich glaube, wir müssen unserer Familie ein paar Dinge erklären. Hoffentlich haben sie wegen mir nicht die Polizei gerufen, oder so was."

Kagome musste bei dieser Bemerkung leicht schmunzeln. Aber vielleicht hatte ihre Familie schon geahnt, wohin Kimie und Inuki verschwunden waren.

Kurz darauf verließen die beiden Mädchen und Inuki den Schrein und Kagome schloss die Schiebetür hinter sich.

Gedanken

Das Zwitschern der Vögel erweckte Kimie an diesem Morgen langsam aus ihrem Schlaf. Die Augen noch geschlossen und noch im Halbschlaf überlegte sie zunächst, wo sie sich eigentlich befand. Doch als sie das weiche Kissen, auf dem sie lag, und die warme Decke wahrnahm, war ihr klar, dass sie sich in Kagomes Elternhaus befand.

Jetzt öffnete Kimie ihre Augen und fand sich im Gästezimmer wieder. Die Sonnenstrahlen drangen durch die Fenster in das Zimmer und erhellten den Raum auf eine sehr angenehme Weise.

>Für einen Moment habe ich geglaubt, ich wäre noch dort<, dachte Kimie und setzte sich langsam auf. Ihr Blick fiel auf Inuki, der neben ihrem Bett auf dem Boden lag und schlief.

Für sie war es kaum vorstellbar, dass sie und Kagome bereits seit einer Woche wieder in der Neuzeit waren. Aber Kimie hatte jeden Morgen aufs Neue das Gefühl, als wäre das alles erst gestern passiert. Sie seufzte.

>Eigentlich sollte ich ja zufrieden sein, aber irgendwie will mir das nicht gelingen.<

Schließlich schlug Kimie die Bettdecke zurück und stand auf. In diesem Moment hob Inuki seinen Kopf, erhob sich und begrüßte seine Herrin erfreut. Das Mädchen streichelte den Hund sanft über den Kopf. "Guten Morgen, Inuki. Hast du gut geschlafen?" Wie zur Bestätigung bellte der Mischling einmal. Kimie lächelte leicht. "Dann hast du mir ja in dem Sinne etwas voraus." Inuki legte den Kopf etwas schief, während sie sich nun ein paar Sachen zusammensuchte und dann das Zimmer verließ, um ins Bad zu gehen.
 

Beim Frühstück war Kimie sehr nachdenklich gestimmt. Wenn sie sich mit den Stäbchen einen kleinen Bissen in den Mund steckte, schien sie die Enden der Stäbchen eine endlos lange Zeit im Mund zu behalten, ehe sie sich eine neue Portion zurechtlegte. Kimie schien überhaupt nicht wirklich da zu sein, was Kagome und ihrer Familie natürlich nicht verborgen blieb.

"Cousinchen, geht es dir nicht gut?", fragte Souta neugierig. "Du bist schon eine ganze Woche so komisch, seit Nee-chan und du aus der anderen Epoche zurückgekehrt seit."

"Souta, sei nicht so neugierig!", mahnte Kagome ihren kleinen Bruder, wenngleich sie sich selbst eingestehen musste, dass sie auch zu gerne wissen würde, was Kimie beschäftigte. Aber gefragt hatte sie sie bisher noch nicht. Ob sie das vielleicht doch noch tun sollte?

Der Familie hatten die beiden Mädchen zwar erzählt, was in der anderen Epoche vorgefallen war, aber hatte Kimie ihren Teil der Erzählung lediglich auf ein paar grobe Einzelheiten beschränkt. Sie schien auch gar nicht wirklich darüber reden zu wollen.

Trotz der Mahnung seiner Schwester fragte Souta seine Cousine erneut: "Sag mal, dieser Typ, der nicht mitgenommen hat, also der Bruder von Inu Yasha, wie ist der denn so? Nee-chan sagt immer nur, er wäre keinesfalls das, was man als den freundlichen Kerl von nebenan bezeichnen könnte, und Inu Yasha selbst scheint ihn ja auch nicht sonderlich zu mögen."

"Souta! Hast du mir eben nicht zugehört?", fragte Kagome nun doch etwas gereizt. Beschwichtigend hob ihr Großvater nun die Hand. "Aber Kinder, jetzt streitet euch doch nicht schon am frühen Morgen! Wie heißt es doch so schön: Morgenstund‘ hat Gold im Mund, und daran sollten wir uns halten."

Kurz herrschte einheitliches Schweigen am Tisch, als müssten die Anwesenden das eben Gesagte erstmal ordnen, ehe Souta die Stille brach: "Opa, der Spruch war jetzt irgendwie unpassend…"

"Hm?" Der alte Mann warf seinem Enkel einen fragenden Blick zu, als Kimie nun ihr Geschirr zusammenräumte.

"Ich bin fertig." sagte sie knapp und stand auf.

Kagomes Mutter schaute ihre Nichte etwas überrascht an. "Du hast wieder nicht viel gegessen, Kimie. Das geht schon die ganze Woche so. Fühlst du dich nicht gut?"

"Nein, es ist nichts", antwortete Kimie leicht lächelnd und schüttelte den Kopf, während sie ihr Geschirr neben der Spüle abstellte. Anschließend setzte sie sich wieder an den Tisch.

"Und mit dir ist wirklich alles in Ordnung?", fragte Kagomes Mutter, woraufhin Kimie nickte.

"Ja, wirklich."

Nach dem Frühstück blieben nur noch Kagome und Kimie an dem Tisch zurück. Für eine Weile herrschte Schweigen, doch irgendwann sagte Kimie ruhig: "Sag mal, Kagome, willst du nicht mal bei deinen Freunden im Mittelalter vorbeischauen? Vielleicht wundern sie sich schon."

Kagome war nämlich ebenfalls eine ganze Woche nicht mehr in der anderen Epoche gewesen. Lächelnd schüttelte die Jüngere den Kopf. "Das ist schon in Ordnung. Ich dachte eigentlich, dass ich hier bleibe, solange du da bist. Das habe ich ihnen auch gesagt. Zumal du ja nicht wieder in die andere Epoche zurück willst, wie du gemeint hast. Sonst könnten wir natürlich beide dorthin gehen."

"Hm..." Kimie senkte den Blick.

Kagome beobachtete ihre Cousine besorgt. Sie wollte sie zwar nicht ausfragen, aber nur so zuzuschauen, behagte ihr auch nicht. Also atmete sie einmal tief durch und sprach dann erneut: "Kimie, ich werde das Gefühl nicht los, dass dich etwas bedrückt. Du bist schon die ganze Woche so anders."

"Es ist nichts, Kagome", erwiderte Kimie, wie sie es die ganze Zeit über schon getan hatte. Aber an ihrer Stimme konnte Kagome ganz deutlich heraushören, dass es ihrer Cousine nicht so toll ging, wie sie ihr Glauben machen wollte, doch um das festzustellen, genügte auch ein Blick. Nach einer kurzen Pause sprach Kimie weiter: "Ich denke nur noch ab und zu über die Ereignisse im Mittelalter nach."

Kagome horchte auf. So was in der Art hatte sie sich schon gedacht. "Hat es... was mit Sesshoumaru zu tun?", fragte sie zögerlich. "Hat er dir doch etwas getan?"

"Was? Nein!" Kimie hob sofort abwehrend die Hände. "Nein, das hat er nicht! Darum geht's auch überhaupt nicht!"

"Aber was beschäftigt dich dann so?", fragte Kagome besorgt.

Kimie antwortete nicht. So wirklich konnte sie sich ihr eigenes Verhalten wohl selbst nicht erklären.

Kagome schwieg einen Moment, ehe sie ruhig weiter sprach: "Weißt du, Kimie, eigentlich wollte ich dich nicht ausfragen, weil ich der Meinung war, wenn dich etwas beschäftigt, solltest du selbst entscheiden können, ob du darüber mit jemanden reden willst, oder nicht. Aber jetzt mache ich mir doch so meine Gedanken. Natürlich kann ich dich nicht zwingen, mir zu sagen, was dich beschäftigt, aber du sollst wissen, dass ich für dich da bin. Wenn ich dir irgendwie helfen kann, dann sag es mir, ja?" Lächelnd sah sie Kimie an, die zunächst schwieg, dann aber dankbar nickte.

"Danke, Kagome."
 

Aber Kimie verlor den ganzen Tag kein Wort mehr über die Ereignisse im Mittelalter. Die meiste Zeit verbrachte sie in ihrem Zimmer und dachte nach. Kagome ließ ihre Cousine in Ruhe, sie wollte sich ihr nicht aufdrängen. Dennoch machte sie sich natürlich weiterhin ihre Gedanken.

Mittlerweile war es Nachmittag. Kimie saß auf ihrem Bett, Inuki lag vor ihr auf dem Boden und beobachtete sie aufmerksam. Irgendwie schien er zu ahnen, dass seine Herrin etwas sehr beschäftigte.

Kimie seufzte. "Herrje... Seit ich wieder hier bin fühle ich mich irgendwie so anders. Als ob mir etwas fehlen würde..."

Sie richtete den Blick aus dem Fenster. Vereinzelt befanden sich einige kleine Wolken am Himmel, die langsam vorüber zogen.

"Was wohl gerade in der anderen Epoche los ist?", fragte sie sich nachdenklich. "Und was wohl mit Rin, Jaken und Sesshoumaru ist?"

Kimie musste sich eingestehen, dass sie sich mit der Zeit in Sesshoumarus Nähe sicher gefühlt hatte, auch wenn sie nicht lange bei ihm war. Er hatte sie davor bewahrt, als Dämonenfutter zu enden und vor allem hatte er sie vor diesen Banditen gerettet.

>Und ich habe mich nicht mal bei ihm bedankt...<, dachte Kimie mit einem Gefühl des Bedauerns. >Aber das ist ihm wohl sowieso ziemlich egal.<

Mit einem Seufzen senkte sie ihren Blick. Inuki hatte seine Augen die ganze Zeit nicht von ihr abgewandt. Jetzt stand er auf und kam er auf sie zu und legte seine Vorderpfoten direkt neben seiner Herrin auf das Bett. Der Mischling stupste sie sanft an. Kimie schaute Inuki an und streichelte mit einem leichten Lächeln seinen Kopf. "Na, Inuki? Ich gehe dir wohl ziemlich auf die Nerven, mit meiner Laune, was?"

Der Hund legte seinen Kopf auf Kimies Schoß. Es schien, als wollte versuchen, sie ein wenig aufzumuntern, doch dieses nagende Gefühl in ihr blieb.
 

"Ich vermisse Kimie-san und Inuki", sagte Rin mit traurigem Unterton. "Warum sind sie ohne was zu sagen einfach weggegangen?"

"Jetzt jammer‘ nicht rum, Rin! Das bringt nichts!", meinte Jaken daraufhin gleichgültig. "Egal, wie sehr dich das stört, die beiden werden nicht wiederkommen. Das ist eben so!"

Rin senkte enttäuscht den Blick. "Trotzdem..."

Sie streichelte einen von Ah-Uns Köpfen. Der Drache lag im Gras und döste vor sich hin. Die Gruppe hatte auf ihrem Weg eine Rast eingelegt und würde wohl auch die Nacht an diesem Ort verbringen. Es dämmerte auch bereits.

Während Jaken aber keine großen Gedanken mehr an den Verbleib von Kimie und Inuki verschwendete, richtete Rin ihren Blick nun zu Sesshoumaru, der etwas abseits von den anderen im Schatten eines Baumes saß.

"Und Sesshoumaru-sama ist in letzter Zeit auch ganz anders", meinte das kleine Mädchen nachdenklich, doch Jaken winkte ab. "Jetzt rede doch keinen Unsinn! Sesshoumaru-sama ist wie immer!"

"Nein, das ist er nicht!", widersprach Rin und senkte erneut den Blick. "Er benimmt sich anders, als früher."

Jaken stutzte. Er musste nun doch zugeben, dass das kleine Mädchen in diesem Punkt in der Tat Recht hatte. Sein Herr schien von Außen genauso zu sein, wie immer, aber ein wenig anders war er dennoch. Und eine weitere Sache stimmte den Krötendämon ebenfalls nachdenklich. >Ich wüsste zu gerne, was sich in diesem größeren, länglichen Bündel befindet, was Sesshoumaru-sama neuerdings immer bei sich trägt.<

Nach kurzem Zögern lief Jaken auf Sesshoumaru zu. Er wollte ihn jetzt direkt danach fragen.

Sesshoumaru saß schweigend und mit geschlossenen Augen im Schatten des Baumes. Allerdings schlief er nicht. Er nahm seine Umgebung durchaus wahr.

Nach einer Weile öffnete er seine Augen und ließ den Blick schweifen.

"Sesshoumaru-sama?" Die Stimme von Jaken erregte mit einem Mal Sesshoumarus Aufmerksamkeit und er schaute zu dem Krötendämon, der nun neben ihm stand. "Verzeiht mir, edler Herr. Ich will Euch bestimmt nicht stören, aber ich hätte da eine Frage an Euch." Jaken deutete auf das Bündel, das neben Sesshoumaru im Gras lag. "Es geht mich zwar nichts an, aber was ist da eigentlich drin? Ich meine, hättet Ihr die Güte, mir zu sagen, was es damit auf sich hat?"

Sesshoumaru richtete seinen Blick kurz auf das erwähnte Bündel, ehe er es an sich nahm und nun von seinem Ruheplatz aufstand.

"Was habt Ihr, edler Herr?", fragte Jaken irritiert. In der Tat kam ihm das Verhalten von Sesshoumaru nun doch reichlich merkwürdig vor. "Versteht mich bitte nicht falsch, aber in letzter Zeit seit Ihr irgendwie anders als sonst." Aber auf diese Bemerkung ging der Youkai gar nicht ein. Stattdessen wandte er sich nun von dem Krötendämon ab und ging davon.

"Mein Herr, wo geht Ihr denn hin?", fragte Jaken und kam sich ein wenig vor, wie bestellt und nicht abgeholt. Ebenso wie Rin konnte er dem Youkai nur schweigend nachschauen, während dieser sich etwas von der Gruppe absonderte. Schließlich blieb er auf einem kleinen Hügel stehen. Eine leichte Brise zog über das Land. Sesshoumarus Blick fiel auf den linken Ärmel seines Haori, der leicht im Wind wehte. Die Naht, die Inukis Angriff vertuschte, war bei genauerer Betrachtung leicht zu sehen gewesen.

>Eigenartiges Mädchen<, dachte Sesshoumaru für einen kurzen Moment. >Ein gewöhnlicher, schwacher Mensch und dennoch...<

Kurz verharrte der Youkai noch auf der Stelle, dann wandte er sich wieder zum Gehen um.
 

Kimie erwachte mitten in der Nacht. Als sie auf die Uhr schaute, stellte sie fest, dass es gerade mal zwei Uhr morgens war. Doch irgendwie konnte sie nicht mehr einschlafen.

>Ich hasse es, wenn so was passiert!<

Nach einer Weile des wach Liegens stand Kimie auf und ging zum Fenster. Sie schob die Vorhänge beiseite und öffnete das Fenster. Ein sanfter, milder Wind drang in das Innere des Zimmer. Kimie atmete die frische Luft ein und richtete ihren Blick dann zum nachtblauen Himmel hinauf, an welchem zahlreiche Sterne leuchteten und der sichelförmige Mond stand.

"Genau wie das Zeichen auf seiner Stirn...", murmelte Kimie verträumt, registrierte aber kurz darauf sofort, was sie da eben gesagt hatte. "Was denke ich denn hier?", fragte sie sich irritiert und schloss das Fenster wieder. "Die ganze Woche geht das schon so! Ich bin traumatisiert, das muss es wohl sein."

Von dem plötzlichen Lärm erwachte Inuki aus seinem Schlaf und warf seiner Herrin einen neugierigen Blick zu. Kimie, jetzt wieder ruhiger, setzte sich währenddessen wieder auf ihr Bett.

"Mache ich mir die ganze Zeit etwas vor? Beschäftigt mich das in Wahrheit doch so sehr? Das ist doch irgendwie verrückt.", murmelte sie in sich hinein. Sie hatte dieses eigenartige Gefühl, nicht zu wissen, was sie tun sollte. Aber was konnte sie dagegen unternehmen?

Aufmerksam beobachtet von Inuki stand Kimie schließlich wieder von ihrem Bett auf, zog ihren Pyjama aus und schlüpfte in ihre normalen Sachen. Anschließend öffnete sie leise die Tür ihres Zimmers. Als sie aber spürte, wie Inuki sie leicht mit dem Kopf anstieß, hielt sie in ihrer Bewegung inne.

"Ich komme gleich wieder, Inuki", flüsterte Kimie ihrem Hund zu. "Warte hier auf mich, in Ordnung?" Doch Inuki schien unbedingt mit seiner Herrin mitgehen zu wollen. Immer wieder stupste er sie an und winselte leise. Schließlich willigte Kimie ein. "Na gut, dann komm mit", sagte sie und verließ dann zusammen mit dem Mischling das Zimmer.
 

Jaken und Ah-Un schliefen bereits tief und fest, nur Rin konnte nicht wirklich einschlafen. Irgendwann setzte sie sich auf und schaute leicht verunsichert zu Sesshoumaru, der auf dem Ast eines Baumes in der Nähe saß. Ob er schlief? Das fragte sich Rin, während sie nun aufstand und langsam auf den Baum zuging. An diesem angekommen schaute sie fragend hoch. "Sesshoumaru-sama?"

"Rin. Du solltest eigentlich schlafen", kam es sofort von Sesshoumaru zurück. Er hatte nicht geschlafen, das tat er so gut, wie nie, auch wenn seine Augen geschlossen waren. Jetzt öffnete er diese aber und schaute auf das kleine Mädchen hinunter, das an dem Baum stand. "Ja, ich weiß", erwiderte Rin auf die Aussage des Youkai. "Aber irgendwie kann ich nicht einschlafen."

Sesshoumaru sprang nun von dem Baum hinunter und landete lautlos direkt vor dem Mädchen, das leise weiter sprach: "Mir fehlen Kimie-san und Inuki. Fehlen sie Euch denn nicht, Sesshoumaru-sama?"

Auf diese Frage war Sesshoumaru nicht wirklich gefasst gewesen, er zeigte aber kein Anzeichen von Unsicherheit oder ähnlichem, stattdessen antwortete er ruhig aber mit gleichgültigem Unterton: "Über so was mache ich mir keine Gedanken."

Rin senkte den Blick. Darauf wusste sie nicht wirklich etwas zu erwidern und schwieg daher. Irgendwann brach Sesshoumaru die Stille, die zwischen den beiden herrschte.

"Geh wieder zurück und versuch zu schlafen, Rin", wies er das Mädchen an, das einverstanden nickte und dann zu Jaken und Ah-Un zurückging. Nachdem Rin sich wieder hingelegt hatte, richtete Sesshoumaru seinen Blick zum nachtblauen Himmel hinauf. Erneut kam ein leichter Wind auf.

>Eigentlich absurd, dass sie mich wirklich dazu bringt, dass ich auch nur einen Gedanken an sie verschwende. Sie ist schließlich nur ein Mensch.<

Sesshoumaru nahm das längliche Bündel zur Hand, was er bei sich trug. Lange ruhte sein Blick darauf.

>Warum mache ich mir überhaupt Gedanken?<, fragte sich der Youkai und schaute wieder zum Himmel hinauf. Die Sterne standen in großer Zahl an diesem und das Licht des Mondes fiel auf die Erde. Eine vereinzelte Sternschnuppe fiel vom Himmel.

Noch eine Weile blieb Sesshoumaru so stehen, bis er seinen Blick letztendlich abwandte.
 

Kimie stand nachdenklich am Brunnen und schaute hinein. Es war aber viel zu dunkel, als dass sie den Boden hätte sehen können. Den Kopf auf die Hand abgestützt träumte sie scheinbar nur so vor sich hin.

>Was mache ich hier überhaupt?<, dachte Kimie nach einer Weile. >Ich habe mich entschieden nicht mehr in die andere Epoche zurückzugehen. Was soll ich da überhaupt? Die Sache ist doch erledigt!<

"Aber eigentlich..." Irgendwie hatte Kimie das Gefühl, hin- und hergerissen zu sein. Sie schaute zu Inuki, der direkt neben ihr saß. "Inuki, was meinst du? Verhalte ich mich dumm?" Der Mischling legte den Kopf etwas schief. Kimie pausierte kurz, dann sprach sie weiter: "Irgendwie komme ich mir im Moment ziemlich idiotisch vor. Einerseits sage ich mir immer wieder, dass diese Sache für mich abgeschlossen ist, aber auf der anderen Seite würde ich gerne noch einmal zurückgehen." Und das war die Wahrheit. Gerne würde Kimie noch einmal ins Mittelalter zurückkehren. Es gab da etwas, weswegen sie das tun wollte und es gab jemanden, wegen dem sie sich dazu entscheiden wollte, selbst, wenn sie das bisher immer versucht hatte zu leugnen.

"Ich möchte ihn noch einmal sehen", sagte Kimie schließlich leise und mit einem leicht traurigen Unterton. "Ich möchte noch einmal mit ihm sprechen können. Wenn ich das jetzt nicht tue, habe ich vielleicht nie mehr die Möglichkeit dazu. Nur noch einmal und selbst, wenn es auch nur für einen kurzen Augenblick wäre..."

Inuki schien genau zu wissen, was Kimie soeben für sich entschieden hatte. Er stupste sanft ihre Hand an, als wollte er sie in ihrer Entscheidung bestärken. Kimie lächelte leicht. "Also bist du auch der Meinung, ich sollte noch einmal zurückgehen? Obwohl du ihn nicht leiden kannst?", fragte sie mit einem prüfenden Unterton, woraufhin Inuki seine Vorderpfoten auf den Rand des alten Brunnens legte und sie auffordernd ansah. Das war für Kimie Antwort genug.

Plötzlich hörte sie, wie die Schiebetür zum Schrein geöffnet wurde und eine Stimme drang zu ihr vor: "Kimie, es ist doch mitten in der Nacht. Ich habe dich gesehen, wie du hergekommen bist. Was machst du denn hier?"

Kimie hatte sich sofort umgedreht und war im ersten Moment doch etwas erschrocken gewesen. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie um diese Zeit von jemandem im Schrein überrascht werden würde. Doch als sie sah, wer sich nun an der Tür befand, beruhigte sie sich schnell wieder.

"Kagome, du bist das", stellte Kimie erleichtert fest und atmete auf. Dann schaute sie noch einmal zum Brunnen und senkte den Blick. "Ach, nichts Besonderes. Ich denke nur nach." Kagome wirkte doch überrascht über diese Aussage und wollte ihre Cousine gerade etwas fragen, als Kimie aber weiter sprach: "Obwohl... Eigentlich ist das nur die halbe Wahrheit."

"Wie meinst du das?", fragte Kagome ruhig und kam auf sie zu.

Kimie zögerte zunächst, doch rang sie sich dann doch dazu durch, eine Frage an ihre Cousine zu richten: "Kagome, ich möchte dich etwas fragen. Wäre es möglich, dass ich dich noch einmal in die andere Epoche begleite?"

Kagome warf Kimie einen äußert verblüfften Blick zu. Damit hätte sie jetzt nun wirklich nicht gerechnet.

"Aber ich dachte, du wolltest nicht noch mal da hin", sagte die Jüngere und erntete ein leichtes Nicken.

"Ja, ich weiß, aber... Da ist noch was, weshalb ich gerne noch einmal zurückkehren würde. Bitte! Es wäre mir sehr wichtig!" Kimie sah Kagome bittend an und schien ungeduldig auf eine Antwort zu warten. Kagome stutzte zunächst. Anscheinend wollte Kimie ihr den genauen Grund für diese plötzliche Entscheidung nicht nennen.

Nach einem kurzen Moment lächelte die Jüngere aber wohlwollend. "Na dann! Wenn du willst, dann gehen wir gleich morgen früh."

Man konnte ganz deutlich sehen, wie froh Kimie war, als sie diese Worte hörte. Dankbar lächelte sie Kagome an. "Vielen Dank, Kagome."
 

Bis zum nächsten Morgen hatte Kimie kein Auge mehr zugetan. Sie war doch sehr aufgeregt und konnte es eigentlich auch kaum erwarten, bis Kagome und sie am nächsten Morgen nach dem Frühstück endlich soweit waren, erneut in die andere Epoche zu wechseln. Kimie hatte sich vorgenommen, zum richtigen Zeitpunkt über alles in Ruhe mit Kagome zu reden; warum sie wieder in die Vergangenheit wollte und was passiert ist, als sie bei Sesshoumaru war. Aber zuerst wollte Kimie Sesshoumaru finden. Das war schließlich der Hauptgrund, weshalb sie zurück wollte.

Nachdem sich die beiden Mädchen von ihrer Familie verabschiedet hatten, gingen sie sogleich zum Brunnen. Inuki begleitete sie. Bevor sie sich aber auf den Weg machten, überreichte Kagome Kimie noch eine Kleinigkeit. "Hier, Kimie. Nimm das."

Kimie schaute äußerst überrascht auf den kleinen Gegenstand, der in Kagomes Handfläche lag.

"Das ist doch einer deiner Juwelensplitter!", stellte sie fest und bekam den Splitter auch sogleich von ihrer Cousine überreicht.

"Den leihe ich dir", sagte Kagome lächelnd. "So kannst du auch uneingeschränkt zwischen den Epochen hin- und herreisen. Nur für den Fall, dass du früher umkehren möchtest oder so."

Kimie betrachtete den Juwelensplitter zunächst stumm, nickte dann aber dankbar und steckte ihn in ihre Tasche. "Danke, Kagome."

Jetzt machten sich die beiden Mädchen für den Weg durch den Brunnen bereit. Doch bevor eine von ihnen den ersten Schritt tun konnte, zog Inuki mit seinen Zähnen leicht an Kimies Jacke. Kimie drehte sich überrascht zu ihrem Hund um. "Willst du etwa auch wieder mitkommen, Inuki?" Eigentlich hatte sie ja vorgehabt, Inuki diesmal nicht mitzunehmen, aber der Mischling schien damit nicht wirklich einverstanden zu sein.

"Na gut. Dann gehen wir eben zu dritt", sagte Kagome, woraufhin Inuki erfreut bellte. Kimie lächelte ihren Hund wohlwollend an und nickte einverstanden.

Endlich konnte es losgehen. Kagome sprang als erste in den Brunnen, dicht gefolgt von Kimie, die Inuki festhielt. Wie beim ersten Mal überkam sie kurz darauf das Gefühl, als würde sie schweben, und am Ende gab es eine sanfte Landung und die drei fanden sich erneut in der Vergangenheit wieder.

"Da wären wir", sagte Kagome und schaute den Schacht des Brunnens hinauf.

Bevor es aber an den Aufstieg ging, wandte sich Kimie noch einmal an ihre Cousine: "Kagome, könntest du vielleicht schon mal vorgehen? Ich bleibe erstmal hier bei Inuki."

Kagome nickte einverstanden. "Ist gut. Dann hole ich Inu Yasha, damit er Inuki hier rausholt. Ich beeile mich auch." Es dauerte auch nicht lange, bis sie aus dem Brunnen herausgeklettert war. Kimie wartete indessen mit Inuki im Brunnen und nutzte die Zeit, um noch mal über alles nachzudenken. Sie hoffte, dass sie die Sache so erledigen konnte, wie sie es sich vorgestellt hatte.

Nach ungefähr fünf bis zehn Minuten hörte Kimie von oben schließlich die Stimmen von Kagome und den anderen.

Mädchengespräche

Ziemlich schnell nach Kagomes und Kimies Ankunft im Mittelalter und der anschließenden Begrüßung hatte sich die Gruppe bereits auf den Weg gemacht, um auf die Suche nach weiteren Juwelensplittern zu gehen. Immerhin war das ja ihr Hauptanliegen. Kimie bekam nun auch von den anderen erzählt, was es sich mit dem Shikon no Tama auf sich hatte und über was für Kräfte es verfügte.

"Aha, demnach macht bereits ein einziger Juwelensplitter einen Dämon also viel stärker, als er ohnehin schon ist?", fragte sie und erntete einstimmiges Nicken. "Und wisst ihr auch, wo sich die anderen Splitter befinden?"

"Wir hatten mal eine ganze Menge, die sich auch zu einem großen Splitter zusammengefügt haben, aber der wurde uns leider abgenommen", erklärte Miroku, ohne dabei aber zu erwähnen, dass es Kikyou gewesen war, die den Juwelensplitter von Kagome an sich genommen hatte. Das hätte Inu Yasha mit Sicherheit nicht so recht gefallen. "Jetzt müssen wir versuchen, wenigstens die übrigen zu finden."

"Und wie wollt ihr das anstellen?", fragte Kimie prüfend.

"Kagome kann die Juwelensplitter spüren. Das ist für uns alle ein großer Vorteil", erklärte Shippou, der in Kagomes Fahrradkorb saß, mit einem stolzen Blick auf Kagome.

Kimie war positiv überrascht. "Echt? Das ist ja toll!" Und mit einem leicht verschmitzten Lächeln fügte sie hinzu: "Du steckst wirklich voller Überraschungen, Cousinchen."

Kagome senkte etwas verlegen den Blick und lächelte leicht. "Na ja..."

Nach einer kurzen Pause fragte Kimie weiter: "Und wisst ihr, wer euren Juwelensplitter jetzt hat?"

Im ersten Moment verfinsterten sich die Gesichter der anderen, was Kimie nun etwas aus der Bahn warf. Hatte sie eben was Falsches gesagt? Sango gab dem Mädchen schließlich die Antwort auf die gestellte Frage: "Ein Hanyou namens Naraku. Vor dem müssen wir uns in Acht nehmen. Er ist sehr gefährlich."

"Und nicht nur er, auch seine Abkömmlinge haben es ganz schön in sich", fügte Shippou hinzu.

Kimie sah den Kitsune irritiert an. "Seine was?"

"Seine Abkömmlinge", sprach Miroku weiter. "Das sind Dämonen, die Naraku aus seinem eigenen Körper entstehen ließ. Einige haben wir schon kennen gelernt. Drei konnten wir besiegen, aber zwei laufen hier immer noch irgendwo in der Gegend herum. Kagura, die Windherrscherin, und Kanna, das Nichts."

"Ah..." Kimie musste sich diese neu gewonnen Information erstmal genauer durch den Kopf gehen lassen. Dass so ein Trip ins Mittelalter so einige Überraschungen auf Lager hatte, war ihr mittlerweile schon klar, aber so was wie das, was sie eben gehört hatte, verwirrte sie im ersten Moment doch etwas.

"Du siehst etwas blass aus, Kimie", stellte Kagome fest. "Willst du dich da doch lieber raushalten und umkehren?"

Doch auf diese Frage hin schüttelte Kimie sofort entschieden den Kopf. "Nein. Jetzt habe ich mich schon dazu entschieden, wieder hierher zu kommen und dabei bleibe ich auch."

"Ohne eine Waffe wirst du dich aber nur schlecht verteidigen können", meinte Inu Yasha nun und hatte damit wohl auch wirklich Recht. Das musste sich Kimie auch eingestehen und senkte nachdenklich den Blick. Kagome war aber optimistisch.

"Mal sehen, vielleicht finden wir ja irgendwo jemanden, der dir ein Schwert zur Verfügung stellt", meinte sie zu Kimie, die leicht nickte.

"Wäre wohl nicht schlecht. Hoffentlich passiert bis dahin nichts allzu Heftiges. Ich wäre euch nur ungern ein Klotz am Bein."

"Ach, mach dir keine Sorgen! Das wird schon alles gut gehen!", erwiderte Kagome zuversichtlich.

Die Gruppe ging noch ein paar Stunden ungestört ihren Weg und untereinander wurden noch so einige Gesprächsthemen ausgetauscht, als Kagome plötzlich stehen blieb und sagte: "Wartet! Ich spüre einen Juwelensplitter, der sich uns schnell nähert." Sofort waren alle Blicke auf das Mädchen gerichtet, das sich nun nach hinten umwandte. "Er kommt sogar wahnsinnig schnell direkt auf uns zu." Und noch bevor irgendjemand so recht wusste, was passierte, schoss mit hoher Geschwindigkeit etwas an der Gruppe vorbei und wehte einen unheimlich starken Wind auf.

"Du meine Güte! Was ist das denn das jetzt?", fragte Kimie, die Arme vor ihr Gesicht erhoben, um sich vor dem Wind zu schützen, als dieser mit einem Mal nachließ. Die Freunde schauten auf und entdeckten nun einen alten Bekannten.

"Hallo!" Ein junger Mann stand nun vor der Gruppe und hob die Hand zur Begrüßung.

"Du bist das, Kouga-kun!", stellte Kagome überrascht fest und nun kam Kouga direkt auf die Gruppe zu.

"Ich habe dich gewittert, Kagome, und mir gedacht, ich schau kurz vorbei."

Kimie verstand nur soviel, dass die anderen den Neuankömmling wohl zu kennen schienen. Flüsternd wandte sie sich an Sango, die neben ihr stand: "Wer ist das?"

"Das ist Kouga, ein Wolfsdämon", antwortete Sango, ebenso leise. "Aber keine Sorge, er ist kein Feind."

"Aha." Kimie schaute wieder nach vorn.

Gerade, als Kouga sich Kagome näherte, stellte sich Inu Yasha dem Wolfsdämon in den Weg und warf ihm einen finsteren Blick zu.

"Was willst du hier, Wölfchen?", fragte der Hanyou schroff. "Lass Kagome endlich in Frieden! Hast du verstanden?"

"Wölfchen?" Kimie zog irritiert eine Augenbraue hoch. Anscheinend konnte Inu Yasha Kouga nicht sonderlich gut leiden und das beruhte wohl auf Gegenseitigkeit, wie sie sogleich feststellen konnte.

"Mit dir habe ich nicht geredet, Hundefresse!", erwiderte Kouga nämlich sofort und sah Inu Yasha herausfordernd in die Augen.

"Hundefresse? Wie sind denn die drauf?" Kimie wandte sich erneut zu Sango um, doch diesmal gab ihr Shippou, der mittlerweile auf Sangos Schulter saß, die Antwort, wenn auch im Flüsterton: "Kouga und Inu Yasha streiten sich immer, wenn sie sich über den Weg laufen. Besonders, wenn es um Kagome geht. Kouga ist nämlich in sie verliebt und sagt ständig, sie wäre seine Frau. Und Inu Yasha ist deswegen jedes Mal richtig eifersüchtig auf ihn."

Kimie kratzte sich daraufhin etwas verunsichert an der Wange. "Ach herrje..."

Währenddessen war Inu Yasha mal wieder kurz davor, Kouga an die Gurgel zu gehen, als Kagome sich zwischen die beiden stellte und den Hanyou zurückhielt. "Inu Yasha, jetzt reg dich doch nicht wieder gleich so auf!" Und noch bevor Inu Yasha etwas darauf erwidern konnte, hielt Kouga Kagome plötzlich einen kleinen Blumenstrauß hin.

"Hier, Kagome. Eine kleine Aufmerksamkeit meinerseits", sagte er und lächelte sie an.

Kagome war zwar reichlich überrascht, nahm die Blumen dann aber mit einem erfreuten Lächeln entgegen. "Oh, vielen Dank, Kouga-kun! Das ist echt nett von dir."

Kouga warf daraufhin einen triumphierenden Blick auf Inu Yasha, der leise vor sich hingrummelte. "Schleimer..."

Die Augen des Wolfsdämons blieben kurz darauf an Kimie hängen. Etwas überrascht zog er eine Augenbraue hoch. "Ein neues Gesicht?"

"Ja", antwortete Kagome und winkte Kimie zu sich. "Kouga, das hier ist meine Cousine Kimie. Kimie, das hier ist Kouga. Er ist der Anführer eines Wolfsrudels."

"Hallo, freut mich", begrüßte Kimie Kouga, der erwiderte: "Ebenso. Du bist also Kagomes Cousine." Nun fiel sein Blick auf Inuki, der hinter seiner Herrin stand. "Ein wirklich schöner Hund", bemerkte er ehrlich.

"Danke. Sein Name ist Inuki."

Inuki kam nun hinter Kimie zum Vorschein und beschnupperte Kougas Hand, welche dieser dem Hund entgegenhielt. Kurz darauf schien der Mischling schon Vertrauen zu dem Wolfsdämon gefasst zu haben und ließ sich bereitwillig von ihm streicheln.

"Er erinnert mich ein wenig an die Wölfe aus meinem Rudel", meinte Kouga. Dem Anschein nach hatten die beiden schon Freundschaft geschlossen, was die anderen wohlwollend beobachteten. Nur Inu Yasha wirkte noch immer reichlich geknirscht.

"So, Kouga, und jetzt mach, dass du wieder wegkommst! Hast du verstanden?", sagte der Hanyou schließlich und zog sein Schwert Tessaiga. "Aber vorher hole ich mir noch die Juwelensplitter aus deinen Beinen!" Damit griff er Kouga an, der aber schnell auswich.

Kimie war vor Schreck einen Schritt zurückgesprungen. Jetzt war sie gründlich verwirrt. "Was geht denn jetzt ab?! Ich dachte, Kouga wäre kein Feind! Warum greift Inu Yasha ihn dann aber an?"

"Kouga hat zwei Juwelensplitter in seinen Beinen", erklärte Miroku. "Und die will Inu Yasha haben."

"Äh..." Kimie konnte ehrlich gesagt dennoch nicht so recht nachvollziehen, was jetzt bei Inu Yasha und Kouga ablief. Immer wieder versuchte der Hanyou den Wolfsdämon zu erwischen, doch dieser wich den Schlägen mit Tessaiga jedes Mal schnell und geschickt aus.

"Hör mal, Hundefresse, ich werde mich jetzt erstmal wieder verabschieden", sagte Kouga schließlich. "Bilde dir aber nicht ein, wir hätten uns zum letzten Mal gesehen. Du lässt deine Finger von Kagome und das so lange, bis ich Naraku erledigt habe! Danach werde ich sie nämlich zu mir nehmen!" Und mit diesen Worten und einem letzten Gruß an Kagome verschwand Kouga ebenso schnell, wie er gekommen war.

Inu Yasha rief ihm wütend ein paar Flüche hinterher, während Kagome seufzte. "Also, ehrlich! Musste das sein, Inu Yasha?" Inu Yasha brach daraufhin sofort wieder eine Diskussion zum Thema "Kouga" vom Zaun.

Nachdem sich die Gemüter aber wieder beruhigt hatten, fragte Kimie neugierig an die Gruppe gewandt: "Sagt mal, was hat Kouga eigentlich mit diesem Naraku zu schaffen?"

"Na ja..." Kagome senkte den Blick. "Durch eine Falle von Naraku wurden viele von Kougas Freunden getötet. Dafür will er sich jetzt natürlich rächen."

"Ach so." Kimie wurde nun noch nachdenklicher. Dem Anschein nach war dieser Naraku wirklich ein übler Zeitgenosse, dem man wohl besser nicht über den Weg laufen sollte. Ob die Freunde ihm früher oder später wohl auch gegenüberstehen würden?
 

Am Abend rastete die Gruppe in der Nähe eines Waldes. Kimie war zugegeben etwas enttäuscht, hatte sie immerhin gehofft, Sesshoumaru zu treffen. Allerdings war ihr schon klar, dass sie nicht erwarten konnte, dass sie ihm sofort wieder über den Weg laufen würde. Abwarten und Tee trinken, hieß wohl die Devise. Und anstatt sich weiter unnötig Gedanken darüber zu machen, nahm sie lieber an der Unterhaltung der anderen teil. Die Freunde saßen um das Lagerfeuer herum und über dem Feuer köchelte in einem kleinen Topf etwas Wasser vor sich hin. Kagome hatte nämlich ein paar Instant-Nudeln aus der Neuzeit dabei, die sie nun an die anderen verteilte. Besonders Inu Yasha war davon begeistert, wie Kimie feststellen konnte, denn der Hanyou schaute ganz gebannt auf das Wasser im Topf und schien sehnsüchtig darauf zu warten, bis es endlich heiß genug war.

"Du weißt ja, dass du trotzdem noch ein paar Minuten warten musst", sagte Kagome. "Immerhin müssen die Nudeln noch etwas in dem Wasser ziehen."

"Ja, ja, ich weiß!", erwiderte Inu Yasha wie nebenbei, noch immer den Blick auf den Topf gerichtet. Kimie musste nun doch leise lachen. Irgendwie empfand sie es als sehr angenehm, sich im Kreise der Freunde aufzuhalten. Auch, wenn sie eigentlich wieder zurückgekommen war, um Sesshoumaru noch einmal zu treffen, so musste sie zugeben, dass auch die Erfahrungen, die sie wohl mit den anderen machen würde, sie in ihrer Entscheidung ebenfalls bereicherten.

Sango stand auf und beugte sich etwas vor, um nach dem Wasser im Topf zu schauen.

"Es müsste eigentlich bald heiß genug sein", sagte sie zufrieden und wollte sich auch sogleich wieder hinsetzen, als sie aber abrupt in ihrer Bewegung inne hielt. Ihr Gesicht hatte plötzlich einen ganz merkwürdigen Ausdruck angenommen und bald erkannten die anderen auch den Grund dafür.

"Wenn Ihr das sagt, Sango, dann muss es wohl so sein", meinte Miroku während er mal wieder seine Finger nicht bei sich hatte behalten können und seine Hand auf Sangos Hintern gelegt hatte. Kurz darauf kassierte er von dem Mädchen eine deftige Kopfnuss.

"Ihr könnt es einfach nicht lassen, was?!", fragte Sango gereizt, während Miroku nun doch etwas mitgenommen auf seinem Platz saß. Eine nette Beule zierte seinen Kopf. Die anderen seufzten. Miroku würde sich wohl nie ändern. Nur Kimie hatte dem ganzen etwas irritiert zugeschaut.

"Was war das denn?", fragte sie Kagome flüsternd, die leise antwortete: "Frag nicht. Das ist normal."

"Hmm..."

Plötzlich richtete Sango sich auf und schritt auf den nahe gelegenen Wald zu. Kirara folgte ihr und sprang auf ihre Schulter.

"Sango-chan! Wo willst du denn hin?", fragte Kagome sofort.

Ihre Freundin antwortete: "Ich gehe nur noch nach etwas Feuerholz suchen."

"Warte! Ich komme mit!" Und mit diesen Worten war Kagome auch schon aufgesprungen und Sango gefolgt.

"Äh... Dann komme ich auch mit!", meinte Kimie und stand ebenfalls auf.

"Hey! Und wer kümmert sich jetzt um das Wasser?", rief Inu Yasha den Mädchen nach und deutete auf den Topf über dem Feuer. Kagome drehte sich kurz um und winkte lächelnd ab.

"Ach! Damit kommt ihr doch auch allein klar, oder? Ihr müsst das Wasser ja einfach nur in die Behälter mit den Nudeln gießen, wenn es heiß genug ist. Und nicht vergessen, sie noch etwas ziehen zu lassen!" Und damit verschwanden die drei Mädchen auch schon im Wald. Inu Yasha, Miroku, Shippou und Inuki blieben am Lagerfeuer zurück.

"Tja, jetzt sind wir Männer wohl unter uns", bemerkte Shippou nachdenklich, was Miroku leise aufseufzen ließ.

"Hach, manchmal ist das Schicksal wirklich grausam..."
 

"Hey, Sango! Miroku scheint ja einen richtigen Narren an dir gefressen zu haben", meinte Kimie leicht amüsiert, während sie mit Kagome und Sango nun nach Feuerholz suchte.

Auf Kimies Bemerkung hin erwiderte Sango jedoch möglichst gleichgültig: "Das bildest du dir ein! Er hat doch immer nur andere Mädchen im Kopf, sobald ihm welche über den Weg laufen." Aber während sie das gesagt hatte, hatte sie so einen merkwürdigen Unterton in der Stimme gehabt, was ihren Freundinnen nicht verborgen blieb.

"Aber du magst ihn, oder?", fragte Kimie, woraufhin sich Sango sofort zu ihr umdrehte.

"Den?! Soweit kommt's noch!", versuchte sie zu leugnen, doch hatte ihr Gesicht einen leichten rötlichen Schimmer angenommen.

Kagome lächelte. "Ach, Sango-chan! Wir sind doch jetzt unter Mädchen, also jetzt sei doch mal ehrlich zu dir."

Zuerst wollte Sango erneut widersprechen, senkte dann aber etwas verlegen den Blick.

"Na ja... Gut, ich gebe es zu, ich mag ihn schon irgendwie", gab sie zu. "Aber bei ihm scheint das wohl nicht so zu sein."

"Wie kommst du darauf?", fragte Kimie nun, woraufhin Sango sofort antwortete: "Sonst würde er doch nicht ständig anderen Mädchen nachschauen!"

Kimie zuckte mit den Schultern. "Vielleicht macht er das ja nur, weil er nicht weiß, dass du ihn eigentlich magst."

"Merken Männer so was überhaupt?", fragte Kagome nun. "Wenn man es ihnen nicht schriftlich gibt, dann kriegen die meisten das doch eh nie mit!"

"Das Gefühl habe ich irgendwie auch", stimmte Sango ihrer Freundin zu.

Dieses Gespräch brachte Kimie zu einer anderen Frage, die sie nun an Kagome richtete: "Sag mal, Kagome, wen magst du eigentlich lieber: Kouga oder Inu Yasha?"

Auf diese Frage war Kagome in diesem Moment gar nicht gefasst gewesen und entsprechend überrascht sah sie ihre Cousine an.

"So, wie ich das sehe, scheinen beide dich zu mögen", sprach Kimie weiter. "Wobei dieser Kouga das etwas mehr zeigt, als Inu Yasha, wie ich das bis jetzt mitgekriegt habe."

Nach einem kurzen Moment senkte Kagome den Blick.

"Inu Yasha ist aber in eine andere verliebt", sagte sie leise.

Kimie zog überrascht eine Augenbraue hoch. "Wie? Er hat eine Freundin?"

"Hatte. Sie ist schon lange tot. Etwa seit fünfzig Jahren", erklärte Kagome ruhig, doch für ihre Cousine schien diese Antwort etwas verwirrend zu sein.

"Er trauert einem Mädchen nach, das seit fünfzig Jahren tot ist?", fragte sie mit etwas ungläubigem Unterton, was zugleich die Frage in ihr aufwarf, wie alt Inu Yasha eigentlich war. Und wie alt mochte Sesshoumaru dann wohl sein?

Länger konnte Kimie aber nicht darüber nachdenken, da Kagome nun weiter sprach: "Ja, aber sie lebt wieder. Mehr oder weniger jedenfalls. Eine Hexe hat sie mit Magie wieder zum Leben erweckt. Ihr Körper wurde aus Knochen und Erde neu erschaffen."

"Auweia... Diese Welt steckt echt voller Überraschungen", meinte Kimie noch etwas irritiert, fragte aber gleich weiter: "Und weißt du genaueres über dieses Mädchen?"

Kagome zögerte kurz, gab ihrer Cousine aber dann doch die Antwort: "Ihr Name ist Kikyou und sie war eine Miko in dem Dorf, das sich in der Nähe des Knochenfresserbrunnens befindet. Außerdem ist sie Kaede-obaa-chans ältere Schwester. Sie hat das Shikon no Tama behütet. Na ja, und ich bin ihre Reinkarnation."

"Echt jetzt?! Ist ja irre!" Kimie sah Kagome teils ungläubig, teils völlig überrascht an. Das war ihr neu gewesen, hatten die anderen ihr bis jetzt schließlich noch nichts von Kikyou erzählt.

Nach kurzem Zögern sagte Sango: "Kikyou ist es auch gewesen, die Kagome-chan ihren Juwelensplitter abgenommen und ihn an Naraku übergeben hat."

Kimie hatte sich sofort zu der Dämonenjägerin umgewandt und ihr einen ungläubigen Blick zugeworfen. Sollte das etwa heißen, diese Kikyou war eine Gegnerin der Freunde? Dann verstand Kimie aber nicht, weshalb Inu Yasha weiterhin an ihr festhielt. Aber irgendeinen Grund musste das alles schließlich haben.

Kagome setzte sich nun neben einem Baum ins Gras. "Inu Yasha kann sie einfach nicht vergessen. Obwohl, ich glaube, ich kann eh nicht mit Kikyou mithalten. Sie würde mich mit links in die Tasche stecken." Sie seufzte und wirkte mit einem Mal auch irgendwie niedergeschlagen, was den anderen beiden Mädchen nicht verborgen blieb.

>Das macht ihr wirklich was aus...<, dachte Kimie besorgt. So hatte sie Kagome noch nie gesehen. Nach einem kurzen Moment kam sie aber auf die Jüngere zu. "Hey, Kagome! Ich kenne diese Kikyou zwar nicht, aber wenn ich du wäre, würde ich nicht so schnell die Flinte ins Korn werfen", sagte sie überzeugt, aber Kagome wirkte nicht sonderlich motiviert. Kimie wartete kurz, verschränkte dann demonstrativ die Arme vor der Brust und stellte dann die entscheidende Frage: "Kagome, du bist doch in Inu Yasha verliebt, oder?"

Sofort schaute Kagome auf und lief vor Verlegenheit rot an. "Hä?! Aber Kimie! Ich..."

"Leugnen ist zwecklos!", unterbrach Kimie sie sofort und lächelte. "Ich sehe es dir ganz genau an."

Zwar war Kagome noch etwas irritiert, senkte aber nach einer Weile wieder ihren Blick. Kimie hatte Recht, Kagome war in Inu Yasha verliebt. Aber was hieß das schon?

Kagome schaute erst wieder auf, als ihr Kimie einmal kräftig auf die Schulter klopfte.

"Los! Jetzt lass dich nicht so hängen!", forderte sie ihre Cousine auf und Sango stimmt dem zu: "Da muss ich Kimie Recht geben, Kagome."

Kagome schaute zunächst mit fragendem Blick von einem Mädchen zum anderen und lächelte dann leicht. "Na ja, wenn ihr meint..." Irgendwie fühlte sie sich jetzt doch besser. Es tat ihr gut, mal über dieses Thema reden zu können.

Nach dieser kurzen Gesprächseinlage machten sich die Mädchen aber wieder daran, etwas Feuerholz zu sammeln. Sie waren noch gar nicht lange dabei, als Kagome sich noch mal an Kimie wandte: "Kimie?"

"Hm?"

"Sag mal, bist du eigentlich verliebt?"

Auf diese Frage antwortete Kimie nicht sofort, wurde nun aber sowohl von Kagome, als auch Sango neugierig beäugt. Nach einem kurzen Moment schüttelte sie leicht den Kopf. "Nein, ich glaube nicht."

"Du glaubst nicht?", fragte Sango etwas irritiert. Diese Antwort kam ihr irgendwie eigenartig vor, ebenso wie Kagome, die weiterfragte: "Was soll das heißen? Kennst du etwa jemanden?"

"Flüchtig. Ist nicht der Rede wert", antwortete Kimie wie nebenbei und schien das Thema damit beenden zu wollen, aber Sango stieß sie leicht mit dem Ellenbogen an.

"Jetzt stell dich doch nicht so an!", forderte sie Kimie auf. Immerhin hatten Sango und Kagome selbst auch so einiges zu erzählen gehabt, also konnte Kimie nun auch ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern. "Erzähl! Wie ist er denn so?"

Auf diese Frage von Sango winkte Kimie aber sofort ab. "Ach, er ist arrogant, total unterkühlt, grob, brutal und bildet sich wohl ein, er sei die Krone der Schöpfung." Im nächsten Moment stockte sie. Eigentlich hatte sie das so nicht sagen wollen, auch wenn dies vielleicht anfangs ihre Meinung gewesen war.

Kagome schaute ihre Cousine daraufhin doch etwas irritiert an. "Also... Es wundert mich, dass du überhaupt einen einzigen Gedanken an so jemanden verschwendest."

Kimie zögerte zunächst und senkte etwas verlegen den Blick. Schließlich sprach sie aber doch weiter: "Na ja, vielleicht liegt es daran, dass er mir mal sehr geholfen hat."

"Inwiefern?", fragte Sango interessiert.

"Nun, ich wurde mal angegriffen und er hat mich gerettet", erklärte Kimie im Groben, woraufhin Kagome erwiderte: "Aber das heißt doch, dass er sich auch Sorgen um dich macht. Demnach kann er eigentlich kein so schlechter Kerl sein, oder?"

Kimie zuckte mit den Schultern. "Sorgen? Na ja, ich weiß nicht... Das ist doch eher unwahrscheinlich. Er ist irgendwie seltsam." Und in der Tat wusste sie nicht, wie sie die Sache einschätzen sollte.

"Wenn er brutal ist, dann würde ich meine Finger von ihm lassen", meinte Sango überzeugt. "So einer kann dir bestimmt nicht gut tun."

Kimie nickte leicht. "Da hast du wohl Recht, Sango. Aber ich glaube nicht, dass er hauptsächlich schlecht ist. Er ist auch stark, mutig und irgendwie habe ich das Gefühl, als hätte er doch einen guten Kern. Auf eine gewisse Art und Weise jedenfalls." Ihre Stimme hatte einen leicht schwärmerischen Unterton angenommen, während sie weiter gesprochen hatte.

Kagome bemerkte dies und musste leicht lächeln. "Kimie, mir scheint, du magst diesen Typen wirklich irgendwie."

"Na ja, vielleicht...", meinte Kimie verlegen. Darüber hatte sie sich zwar auch schon so ihre Gedanken gemacht, aber ob man das auch wirklich so sagen konnte?

Sango legte sich nachdenklich eine Hand ans Kinn. "Aber irgendwie klingt das alles etwas kompliziert, wenn ihr mich fragt."

Kimie musste ihr zustimmen. Sie selbst fühlte sich ja deswegen auch oft verwirrt. "Ich weiß ja auch nicht so recht. Anfangs war mir schon mulmig zumute, als ich ihn kennen gelernt habe. Aber am Ende habe ich mich in seiner Nähe doch irgendwie sicher gefühlt." Sie seufzte. "Ich werde aus ihm wohl nie schlau werden."

"Und wie denkt er über dich?", fragte Kagome, doch daraufhin zuckte Kimie nur mit den Schultern.

"Ich habe keine Ahnung. Vielleicht wäre es ihm ja auch am liebsten, wenn ich ihm nicht noch einmal über den Weg laufe." Dieser Gedanke war ihr schon oft gekommen und warf in ihr immer wieder die Frage auf, ob ihr Vorhaben eine gute Idee war.

"Macht dir das was aus?", fragte Sango auf die Bemerkung hin.

Kimie senkte nachdenklich den Blick. "Hmm... Eigentlich wollte ich ja noch einmal mit ihm über etwas reden. Aber wahrscheinlich interessiert es ihn eh nicht, was ich zu sagen habe."

"Ich würde trotzdem noch mal mit ihm sprechen", meinte Kagome entschieden. "Dann herrscht wenigstens Klarheit und du musst dir nicht länger den Kopf darüber zerbrechen."

Kimie nickte. Da hatte ihre Cousine wohl Recht, wie sie zugeben musste.

"Männer!", stöhnte Sango mit einem Mal genervt auf. "Verlass dich auf sie und dann bist du verlassen! Machen uns nur Kummer und bemerken es kein bisschen, wenn wir etwas von ihnen wollen!"

Kurz wurde es totenstill und Sango wandte ihren Blick zu Kagome und Kimie, die sie ungläubig anstarrten und keinen Ton von sich gaben.

"Was guckt ihr denn so?", fragte die Dämonenjägerin etwas irritiert, woraufhin Kagome antwortete: "So hast du ja noch nie geredet, Sango-chan. Das ist mal was ganz anderes."

Sango errötete daraufhin leicht und wandte ihre Augen kurz von den anderen ab. "Na ja... Irgendwann muss man ja mal sagen, was man denkt. Oder etwa nicht?"

Die Blicke der drei trafen sich und kurz darauf mussten sie doch anfangen zu lachen. Das war mal so ein typisches Gespräch unter Mädchen gewesen.

"Kagome! Sango! Kimie! Wo bleibt ihr denn? Das Essen ist fertig!", drang plötzlich die Stimme von Shippou zu ihnen vor. Hinter einem kleinen Busch kam der Kitsune nun zum Vorschein und winkte den Mädchen zu.

Kagome winkte zurück. "Wir kommen gleich! Danke, Shippou-chan!"

Das Holz, was sie gesammelt hatten, würde nun auch ausreichen, also machte sich die Gruppe wieder auf dem Weg zurück zum Lager. Shippou war bereits vorausgegangen, gefolgt von Kagome, Sango und das Schlusslicht bildete Kimie. Rein zufällig richtete sie ihren Blick kurz zum nächtlichen Himmel hinauf und blieb abrupt stehen. Irgendetwas flog knapp über den Wipfeln der Bäume über sie hinweg. Es waren eigenartige Wesen, drei an der Zahl, die Kimie ein wenig an Aale oder so was Ähnliches erinnerten. Nur konnten diese Wesen, wie schon erwähnt, fliegen und besaßen im vorderen Bereich ihres Körpers drei Beinpaare, in welchen sie leuchtende, kugelähnliche Objekte bei sich trugen. Sie flogen relativ schnell vorüber und verschwanden recht schnell wieder aus Kimies Sicht.

"Was waren denn das für komische Dinger?", fragte sie sich leise und erst die Stimme von Sango holte sie wieder aus ihren Gedanken: "Kimie-chan? Wo bleibst du denn?"

Kimie wandte sich sofort um. "Entschuldige, Sango! Ich war abgelenkt."

"Weswegen?"

"Nicht der Rede wert. Es gibt wohl nur so einiges in dieser Epoche, was doch reichlich fremd für mich ist."

Sango lächelte wohlwollend. "Kein Wunder. Aber wenn du erstmal eine Weile bei uns bist, dann legt sich das sicher bald. Wobei, die eine oder andere Überraschung erlebt man doch immer wieder."

Als die Mädchen kurz darauf endlich wieder am Lagerplatz zurückkamen, ließ sich Inu Yasha bereits eine Portion Instant-Nudeln schmecken.

"Was habt ihr denn solange gemacht?", fragte er kauend.

Während die Mädchen sich wieder an das Lagerfeuer setzten, antwortete Sango knapp: "Nichts Besonderes. Nur geredet."

"Und worüber habt ihr geredet?", fragte Miroku neugierig, doch Kagome legte sich nur den Zeigefinger an die Lippen und antwortete lächelnd: "Das ist ein kleines Geheimnis unter Frauen."
 

Die fliegenden Wesen, die Kimie gesehen hatte, flogen indessen unbeirrt weiter ihren Weg, bis sie schließlich an ihrem Ziel ankamen. Auf dem Ast eines Baumes saß eine junge Frau mit langen schwarzen Haaren, die einen Köcher mit Pfeilen und einen Bogen bei sich trug. Sie trug die Kleidung einer Miko und schien auf die Wesen gewartet zu haben, die nun direkt auf sie zuflogen. Bei der jungen Frau angekommen, ließen sie die leuchtenden Kugeln, welche sie bei sich trugen los, und kurz darauf verschwanden diese ihm Körper der Frau.

"Ich danke euch, meine Seelenfänger", sagte sie an die fliegenden Wesen gerichtet, die kurz darauf wieder davonflogen, scheinbar um weitere Seelen zu sammeln.

Die junge Frau lehnte sich an den Baum.

"Schon bald werde ich dich finden, Inu Yasha", sagte sie und richtete ihren Blick zum nachtblauen Himmel hinauf.

Sesshoumaru gegen Inu Yasha

"Alles ist so schön ruhig und friedlich", sagte Shippou zufrieden und atmete die frische Luft ein.

Kagome nickte zustimmend. "Ja, ich wünschte nur, das wäre die meiste Zeit so."

Die Freunde waren wieder auf den Weg und auf der Suche nach weiteren Splittern des Shikon no Tama. Sie durchquerten einen kleinen Wald, dessen Bäume mit ihren dichten Baumkronen nur wenig Licht bis zum Boden vordringen ließen. Dennoch strahlte dieser Ort etwas angenehmes aus. Nur Kimie schien nach etwas anderem zu suchen. Immer wieder ließ sie ihren Blick schweifen, nahm ihre Umgebung unter die Lupe und achtete auf jedes noch so kleine verdächtige Geräusch.

>Ich wüsste zu gerne, wo Sesshoumaru jetzt ist<, dachte sie, doch konnte sie die anderen ja wohl kaum so offen und direkt nach ihm fragen. Sie musste es irgendwie anders anstellen. Kagomes letzte Bemerkung schien in diesem Fall der perfekte Auslöser für ein Gespräch zu sein.

"Wie oft werdet ihr denn so in Kämpfe verwickelt?", fragte Kimie also, was sie auch ehrlich interessierte, doch konnte sie diese Frage im weiteren Verlauf vielleicht noch mit einer anderen verknüpfen.

Miroku gab dem Mädchen die Antwort: "Das ist unterschiedlich, aber wir sollten dennoch immer auf der Hut sein. Man kann nie wissen, ob vielleicht Naraku bereits wieder einen Angriff plant. Und es gibt auch noch genügend andere Dämonen, die uns das Leben schwer machen könnten."

"Aha. Und wie oft lauft ihr eigentlich Sesshoumaru so über den Weg?", fragte Kimie daraufhin und war ziemlich gespannt auf die Antwort. Keiner der anderen schien auch Verdacht zu schöpfen wegen dieser Frage.

"Die Frage sollte wohl eher lauten, wie oft er uns über den Weg läuft", erwiderte Inu Yasha und wirkte ein wenig angefressen. "Jedenfalls kreuzt der für meinen Geschmack viel zu oft bei uns auf." Wenn es um Sesshoumaru ging, dann war Inu Yashas Stimmung immer schneller im Keller, als man bis drei zählen konnte.

"Wieso fragst du, Kimie?", fragte Kagome ihre Cousine, die aber sofort mit einem leichten Lächeln abwinkte.

"Ach! Nur so." Leicht geknickt, fügte sie aber noch gedanklich hinzu: >Na, bravo! Das heißt dann ja wohl im Klartext, ich muss warten, dass er von sich heraus irgendwann auftaucht. Wenn er denn überhaupt auftaucht...<

Inuki war währenddessen die ganze Zeit neben Kimie hergelaufen und hatte aufmerksam seinen Blick auf sie gerichtet. Es schien, als wusste er genau, was in diesem Moment in ihrem Kopf vorging.
 

Was Sesshoumaru und seine Gruppe anbelangte, so setzten sie ebenfalls ihren Weg fort. Rin, die auf Ah-Uns Rücken saß, hatte nur noch wenig über Kimie und Inuki gesprochen. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sie so ziemlich die einzige war, die sich noch über die beiden Gedanken machte. Jaken war das alles wohl total egal, er schien vielmehr erleichtert darüber zu sein, dass die Gruppe nicht weiterhin noch mehr "Gepäck" mit sich herumtrug. Wie aber Sesshoumaru über diese Sache dachte, konnte man nicht wirklich erahnen. Weder verlor er ein Wort zu diesem Thema, noch zeigte er irgendwelche Anzeichen von vermeintlichen Gefühlen.

Ein leichte Brise kam nun auf und wehte leicht über die Landschaft. Mit einem Mal blieb Sesshoumaru stehen und das so plötzlich, dass Jaken fast gegen das Bein des Youkais gelaufen wäre.

"Mein Herr, was habt Ihr denn?", fragte der Krötendämon irritiert und sah seinen Herrn ebenso an.

Sesshoumaru ließ seinen aufmerksamen Blick zum nahe gelegenen Wald schweifen. Jaken tat es ihm gleich, konnte aber nichts ungewöhnliches entdecken.

"Sesshoumaru-sama, habt Ihr was entdeckt?", fragte er neugierig, erhielt aber wieder keine Antwort.

>Dieser Geruch…< Sesshoumaru wandte sich an seinen Diener: "Jaken, du bleibst mit Rin und Ah-Un hier!"

"Was?" Jaken war völlig überrumpelt. "Aber was habt Ihr denn vor, mein Herr?" Doch Sesshoumaru hatte sich bereits auf den Weg zu dem Wald gemacht und verschwand nach kurzer Zeit zwischen den Bäumen. Zurück blieben Jaken, Rin und Ah-Un, die dem Youkai reichlich perplex hinterher schauten.

"Was hat Sesshoumaru-sama denn auf einmal?", fragte sich Rin nachdenklich, doch eine Antwort bekam sie darauf nicht.
 

Inu Yasha und die anderen bahnten sich weiterhin ihren Weg durch den Wald. Mittlerweile hatte sich das ganze Gestrüpp etwas gelichtet und auch durch die Baumkronen drang nun mehr Licht hindurch. Noch immer unterhielten sich die Freunde über verschiedene Dinge, als Inuki jedoch plötzlich stehen blieb und aufmerksam seine Ohren spitzte. Kimie blieb daraufhin ebenfalls stehen, ebenso wie die anderen.

"Was ist mit dir, Inuki?, fragte Kimie ihren Hund. "Hast du was entdeckt?"

"Etwa einen Dämon?", fragte Shippou sofort und sah sich vorsichtig um. Die anderen ließen suchend ihre Blicke schweifen.

Kimie kniete sich zu Inuki auf den Boden und streichelte seinen Kopf. Der Mischling hatte etwas wahrgenommen, das war sicher. Aber was?

"Oh Mann!", stöhnte Inu Yasha plötzlich genervt auf. "Ich glaube, wir kriegen unangemeldeten Besuch, auf den ich liebend gern verzichten würde."

Sofort hatten sich alle Blicke zu dem Hanyou umgewandt.

Plötzlich raschelte es direkt vor Kimie und Inuki im Gebüsch und als Kimie wieder nach vorne schaute, war sie für einen kurzen Moment wie erstarrt. Ungläubig haftete ihr Blick auf die Person, die nun vor ihr stand. "Aber das..."

"Habe ich es doch geahnt! Das ist Sesshoumaru!", erkannte Inu Yasha den "Besucher" sofort und sprach somit das aus, was Kimie durch den Kopf gegangen war. Diese richtete sich nun langsam auf, wich aber nicht von der Stelle. Wie gebannt waren ihre Augen auf Sesshoumaru gerichtet, der sie ebenfalls anschaute. Was er in diesem Moment dachte, konnte man jedoch nicht erahnen. Schweigend standen sich die beiden gegenüber.

Auch Inuki hatte seinen Blick aufmerksam auf Sesshoumaru gerichtet, zeigte diesmal aber keinerlei Anzeichen von Aggression. Allerdings wirkte er ein wenig beunruhigt, was aber auch daran liegen konnte, dass er mitbekam, wie Inu Yasha nun seine Hand an den Griff von Tessaiga legte. Das konnte nur ein schlechtes Zeichen sein.

Noch immer haftete Kimies Blick auf Sesshoumaru. Jetzt, wo sie ihn so vor sich stehen sah, hätte sie ihm am liebsten sofort all das gesagt, was sie ihm unbedingt sagen wollte. Aber irgendwie wollte ihr das nicht so recht gelingen. "Ähm... Ich... Also..." Weiter kam sie nicht und hätte sich glatt dafür ohrfeigen können. Für einen kurzen Moment schaute sie weg.

>Na, ganz toll, Mädel! Jetzt sprich schon mit ihm! Auf die Gelegenheit hast du doch schließlich gewartet!<, redete Kimie sich selber ein, merkte aber nur, wie sie stattdessen leicht errötete, als sie wieder in Sesshoumarus Gesicht sah. >Shit! Warum passiert mir das ausgerechnet jetzt?!<

Sesshoumaru hatte die ganze Zeit seinen Blick aufmerksam auf Kimie gerichtet, die ihn zunächst nur schweigend angesehen hatte, dann aber etwas sagen wollte, wie er an ihrem kurzen Rumstottern feststellen konnte. Er musste zugeben, es amüsierte ihn auf eine gewisse Weise ein wenig, wie dieses Mädchen jetzt erneut den Blick von ihm abwandte, nur damit er ihr Gesicht nicht sehen konnte. Es war Sesshoumaru dennoch nicht entgangen, dass Kimie leicht rot geworden war.

Als Kimie weiterhin keine Anstalten machte, sich von Sesshoumaru zurückzuziehen, packte Kagome sie mit einem Mal eiligst am Arm und zog sie von ihm fort. "Kimie! Komm da wieder weg!" Kimie war so überrumpelt, dass sie nichts darauf erwidern konnte. Damit hatte sie in diesem Moment auch überhaupt nicht gerechnet. Beschweren konnte sich aber nicht. Wie hätte sie das dann rechtfertigen sollen?

Sesshoumaru war zugegeben anfangs auf eine gewisse Weise schon überrascht gewesen, Kimie und auch Inuki so schnell wieder zu sehen. Als er nun aber aus dem Seitenwinkel mitbekam, wie Inu Yasha sein Schwert Tessaiga zog, wandte er sich mit üblich kühler Stimme an seinen Halbbruder: "Wie schön, dich wieder zu sehen, Inu Yasha."

"Die Freude teile ich aber nicht wirklich!", erwiderte der Hanyou, wohl wissend, dass auch Sesshoumaru seine Aussage mit Sicherheit nicht so gemeint hatte, wie man es auch an der Tonlage seiner Stimme hatte heraushören können.

Während sich die beiden Halbbrüder prüfend beäugten, wandte sich Sango an die anderen: "Das riecht geradezu nach einer Auseinandersetzung."

Miroku nickte. "Du hast Recht. Wir sollten uns nach Möglichkeit da raushalten. Irgendwie habe ich das ungute Gefühl, dass Sesshoumaru diesmal nicht so schnell den Rückzug antreten wird, wie beim letzten Mal."

"Wie? Wollen die beiden etwa schon wieder gegeneinander kämpfen?", fragte Kimie erschrocken, woraufhin Kagome mit einem besorgten Blick zu Inu Yasha nickte.

"Ja. Immer, wenn sie aufeinander treffen, kommt es unweigerlich zum Kampf. Hoffentlich passiert Inu Yasha nichts."

Kimie schaute wieder zu den beiden Brüdern. Da die anderen sich deutliche Sorgen um Inu Yasha machten, sie selbst natürlich auch, stellte sich für sie nun die Frage, inwiefern dieser Kampf anders laufen würde, als der letzte, der eigentlich recht schnell und glimpflich sein Ende fand. Als Kimie sich dann noch in Erinnerung rief, wie schnell Sesshoumaru einen Gegner ins Jenseits befördern konnte, überkam auch sie ein mulmiges Gefühl. Sie hätte es nicht unbedingt gerne gesehen, wie Inu Yasha von seinem Halbbruder in kleine Streifen zerlegt worden wäre. Doch wusste sie, dass auch Inu Yasha über eine gewisse Kraft verfügte und sich wohl gegen Sesshoumaru zu verteidigen wusste. Aber eigentlich wollte sie es überhaupt nicht, dass die beiden gegeneinander kämpften und war mit dieser Meinung bestimmt nicht die einzige gewesen.

Inu Yasha hob nun sein Schwert kampfbereit in die Höhe. "Na los! Mach dich bereit, Sesshoumaru!" Und mit diesen Worten stürmte er auf Sesshoumaru zu, der dem ersten Schlag mit Tessaiga geschickt auswich, ehe er selbst sein Schwert Toukijin zog. Wenn Inu Yasha unbedingt einen Kampf haben wollte, dann sollte er ihn auch bekommen!

"Ganz wie du willst, Inu Yasha! Heute werde ich keine Rücksicht mehr nehmen!", rief der Youkai seinem Halbbruder zu. Dieser warf einen wütenden Blick auf den anderen.

"Pah! Als ob du das jemals getan hättest!"

Sesshoumaru war nach dem ersten Angriff von Inu Yasha auf dem Ast eines Baumes gesprungen und sah von diesem nun auf den Hanyou herab.

"So sollte man dich immer betrachten, Inu Yasha! Immer schön von oben herab!", meinte Sesshoumaru herablassend und schürte damit Inu Yashas Wut.

"Arroganter Mistkerl! Mal sehen, wer hier auf wen herabschauen wird!" Und damit sprang der Hanyou seinem Bruder hinterher und es entbrannte ein Kampf in den Wipfeln der Bäume. Immer wieder verschwanden die beiden Kontrahenten im dichten Blätterwerk der Bäume und man konnte dann nur noch das Aufeinanderprallen der Schwertklingen hören. Zahlreiche Blätter fielen auf die Erde herab.

"Herrje! Hoffentlich geht das gut!", hoffte Shippou und suchte immer wieder krampfhaft in den Blättern der Bäume nach Inu Yasha. Auch die anderen versuchten zu erahnen, was sich gerade über ihren Köpfen abspielte.

Kimie war völlig fertig. So hatte sie sich die Sache bei weitem nicht vorgestellt. Am besten wäre es ja gewesen, wenn sie allein mit Sesshoumaru hätte reden können. Doch wie sollte sie das jetzt noch anstellen? Kimie konnte außerdem wohl schlecht mitten in den Kampf reinbrüllen. Wie hätte sie das den anderen erklären sollen? Und wie würde dieser Kampf für die beiden Kontrahenten wohl ausgehen? Doch musste sie ihre Gedankengänge unterbrechen, denn was jetzt von oben alles auf die Gruppe niedersauste, hätte ihnen bestimmt bei einem direkten Aufprall alles andere als gut getan.

"Jetzt wird nebenbei auch noch der Wald ordentlich zurechtgestutzt!", bemerkte Shippou mit einem Anflug von Panik und konnte gerade noch so einem herab fallenden Ast ausweichen, bevor er sich auf Kagomes Arme flüchtete.

Inu Yasha und Sesshoumaru, die weiterhin in den Ästen der Bäume herumturnten und im Eifer des Gefechts immer wieder den einen oder anderen Ast von einem Baum mit den Klingen ihrer Schwerter abtrennten, waren total mit ihrem Kampf beschäftigt. Etwas Gutes hatte das Schwertergefecht in den Bäumen allerdings. Zumindest konnte man jetzt genauer sehen, was in den Baumkronen bei den beiden ablief, da ein Großteil der Äste nun auf dem Boden lag. Plötzlich waren beide Kontrahenten für alle gut zu sehen, als sie aus den Wipfeln der Bäume heraus aufeinander zusprangen. Noch einmal prallten die Klingen der Schwerter aufeinander, dann war es für einen Moment totenstill. Sowohl Inu Yasha als auch Sesshoumaru standen jetzt auf jeweils einem Ast eines Baumes und beäugten sich argwöhnisch. Die Luft war zum Zerreißen gespannt und mit etwas Einbildungskraft konnte man es in ihr auch knistern hören. Wenn Blicke töten könnten, wären wohl beide Kämpfer augenblicklich von ihren hohen Aussichtspunkten gefallen.

"Inu Yasha, sei vorsichtig!", rief Kagome dem Hanyou besorgt zu und fügte dann leise hinzu: "Hoffentlich handelt er nicht unüberlegt."

Genau, wie die anderen, so sah auch Kimie nach oben in die Wipfel der Bäume. Sie empfand diesen Kampf als vollkommen sinnlos und ihr wäre es wirklich lieber gewesen, wenn Inu Yasha und Sesshoumaru diese Sache jetzt beendet hätten und zwar ohne Kampf. Doch darauf konnte sie wohl nicht bauen, ebenso wenig, wie die anderen.

Inu Yasha machte sich inzwischen wieder angriffsbereit. "So! Ich finde, wir haben genug Zeit vertrödelt. Jetzt mach ich dich fertig!" Und mit diesen Worten sprang er direkt auf seinen Halbbruder zu, der aber nicht tatenlos auf der Stelle stehen blieb, sondern seinem Gegner jetzt direkt entgegen sprang, sein Schwert kampfbereit erhoben. Den anderen kam es im Moment so vor, als würde die Zeit in einer Art Zeitlupe vergehen. Mitten in der Luft prallten die Klingen von Tessaiga und Toukijin schließlich mit voller Wucht aufeinander. Funken und Blitze schienen aus den Schwertern zu entweichen als die beiden Kontrahenten nun kopfüber wieder zur Erde stürzten, noch immer in ihren Kampf verwickelt.

"Auweia!" Shippou traute sich gar nicht, hinzusehen. "Das gibt heftige Kopfschmerzen, wenn die nichts dagegen unternehmen!"

"Oh, mein Gott...", murmelte Kimie fassungslos. Dieser Kampf war in der Tat heftiger als der letzte. Keiner der beiden Gegner schien dem anderen diesmal nachgeben zu wollen.

Kurz bevor die beiden den Boden erreicht hatten, stieß Sesshoumaru Inu Yasha mit einem kräftigen Tritt von sich, drehte sich einmal in der Luft und kam scheinbar mühelos und lässig mit seinen Füßen wieder auf der Erde auf. Auch Inu Yasha landete mit beiden Beinen auf dem Boden, wirkte aber nicht so gelassen, wie Sesshoumaru. Im Gegenteil, er schien jetzt sogar richtig sauer zu sein. Die eine Hand hatte der Hanyou etwas angeschlagen auf seinen Bauch gelegt. Dort hatte Sesshoumaru ihn mit einem Tritt weggestoßen.

"Du verdammter Mistkerl!", fluchte Inu Yasha vor sich hin.

"Inu Yasha, du solltest versuchen, dein Temperament zu zügeln", sagte Sesshoumaru ruhig, aber mit üblich kühler Stimme. "So, wie du kämpfst, ist es kein Wunder, dass du niemals in der Lage sein wirst, mich zu besiegen."

"Halt deine Schnauze!", brüllte Inu Yasha seinen Halbbruder wütend an. Das war mal wieder typisch, dass Sesshoumaru mit einem altklugen Spruch daherkam! Dem Hanyou ging das mittlerweile so dermaßen auf die Nerven, dass die Wut in ihm weiter stieg.

Während die anderen das ganze aus einiger Entfernung beobachteten, sagte Miroku nachdenklich: "Ich will ja nichts sagen, aber auf eine gewisse Weise hat Sesshoumaru schon Recht. Inu Yasha neigt manchmal wirklich dazu, viel zu übereilt zu handeln. Und jetzt macht er auf mich auch nicht gerade den Eindruck, als hätte er sich vollkommen unter Kontrolle."

"Wenn Sesshoumaru auf der Bildfläche erscheint, dann ist das bei Inu Yasha aber mittlerweile wohl normal geworden", fügte Shippou, auf Kagomes Schulter sitzend, hinzu.

Kimie hatte dem kurzen Gespräch zugehört und wandte ihren Blick besorgt wieder den beiden Gegnern zu. Sie hoffte, dass weder der eine noch der andere irgendwelche schweren Verletzungen davontragen würde. Denn dieser Kampf schien noch lange nicht vorbei zu sein.

Es dauerte auch nicht lange und Inu Yasha griff seinen Halbbruder erneut an. Sesshoumaru wich aber nicht von der Stelle, sondern richtete nur sein Schwert auf seinen Gegner. Toukijin blitzte kurz auf, dann schossen mehrere kleine Lichtstrahlen aus der Klinge direkt auf Inu Yasha zu. Dieser hielt bei seinem Angriff gerade noch inne und hielt nun seinerseits schützend die Klinge von Tessaiga vor seinen Körper. Der Lichtstrahlen prallten an dem Schwert ab, doch wurde Inu Yasha von der Wucht des gegnerischen Angriffs um einige Meter zurückgeworfen.

"Inu Yasha!" Kagome starrte völlig entsetzt auf das Szenario, konnte aber nur tatenlos zusehen, ebenso wie die anderen. Inu Yasha hatte sich nach einem kurzen Moment wieder aufgerappelt und warf Sesshoumaru einen finsteren Blick zu.

>Na gut, wenn er es so haben will, dann soll er es eben so kriegen!<, dachte der Hanyou und hob erneut sein Schwert empor. Diesmal griff er aber nicht sofort an, vielmehr schien er auf etwas zu warten.

"Was soll das?", fragte sich Kimie etwas irritiert. Für sie sah es nicht so aus, als würde Inu Yasha erneut auf seinen Halbbruder zustürmen wollen.

"Ah! Ich glaube, ich weiß, was Inu Yasha vor hat!", sagte Kagome plötzlich, woraufhin Kimie sie fragend ansah.

"Was meinst du damit, Kagome? Was hat er denn vor?"

"Er will bestimmt die Windwunde einsetzen!", antwortete Shippou aufgeregt.

"Die was?" Kimie verstand kein Wort. Was sollte das denn schon wieder? Sie musste allerdings nicht lange auf eine Antwort warten, denn Miroku gab ihr die Erklärung: "Um es kurz zu fassen: Die Windwunde, oder auch das Kaze no Kizu, ist das Geheimnis zu Tessaigas ultimativer Kraft. Mit einem Schlag kann Inu Yasha damit hundert Dämonen auf einen Streich erledigen."

"Oh..." Kimie wirkte bei dieser Aussage nicht wirklich begeistert, wenngleich sie es unter anderen Umständen sicherlich gewesen wäre. Doch um dem ganzen noch eins draufzusetzen, fügte Sango noch hinzu: "Inu Yasha hat die Windwunde schon einmal gegen Sesshoumaru eingesetzt. Zwar konnte dieser sich damals noch retten, doch muss ihn dieser Angriff dennoch ganz schön geschadet haben."

Darauf wusste Kimie auch nicht mehr zu erwidern. Jetzt geriet die ganze Sache wohl vollends aus den Fugen.

"Äh... Ist es nicht allgemein etwas gefährlich, wenn Inu Yasha diese Windnarbe hier jetzt einsetzt?", fragte sie nach einem Moment zögerlich, wenngleich ihre eigentliche Sorge sich in eine andere Richtung richtete.

Kagome redete beruhigend auf ihre Cousine ein: "Solange Inu Yasha den Angriff nicht gegen uns richtet, haben wir nichts zu befürchten. Aber dafür kann er Sesshoumaru jetzt vielleicht besiegen."

"Aha... Ist ja beruhigend...", erwiderte Kimie, war aber selbst alles andere als ruhig. Angespannt beobachtete sie, wie die anderen, nun den weiteren Verlauf des Kampfes.

"Na los! Greif mich doch an, wenn du dich traust, Sesshoumaru!", forderte Inu Yasha seinen Halbbruder auf. Dieser warf erst einen prüfenden Blick auf seinen Gegner, fackelte dann aber auch nicht lange herum und stürmte auf ihn zu. Sofort hob Inu Yasha sein Schwert und machte sich zum entscheidenden Schlag bereit. Er konnte nun ganz deutlich die beiden Energieströme sehen und auch die Windwunde, die an der Reibungsfläche entstand. "Jetzt habe ich dich, Sesshoumaru! Kaze no Ki...!" Doch anders, als Inu Yasha es sich vorgestellt hatte, befand sich Sesshoumaru mit einem Mal direkt vor ihm und war nun vielleicht gerade mal einen halben Meter von ihm entfernt.

"So! Du wolltest mich also mit dem Kaze no Kizu besiegen, ja?", fragte Sesshoumaru mit einem triumphierenden, kalten Lächeln, ehe er Inu Yasha mit einem kräftigen Stoß von sich wegschleuderte. Der Hanyou wurde zurückgeworfen und landete reichlich unsanft auf dem Boden. "Wie bedauerlich jedoch, dass dieser Versuch leider nach hinten losging", sprach Sesshoumaru weiter, während sein Blick auf seinem Halbbruder ruhte, der reichlich angeschlagen auf dem Boden lag.

"Wie kann das sein?!", rief Shippou ungläubig. "Das ist doch unmöglich! Sesshoumaru ist dem Angriff ausgewichen, noch bevor Inu Yasha die Windwunde eingesetzt hat, und ist dann ganz plötzlich wieder vor ihm aufgetaucht! Als ob er es vorausgesehen hätte!"

Die Gruppe schreckte abrupt hoch, als sie nun Sesshoumarus Stimme wahrnahm, die sich an sie alle richtete: "Nicht, dass ich es sowieso bereits geahnt hätte, aber dennoch solltet ihr euch in Zukunft vielleicht etwas leiser unterhalten. Oder bildet ihr euch etwa ein, ich hätte den kleinen Kitsune nicht gehört, nur weil ich gerade mit Inu Yasha beschäftigt war?" Er deutete auf Shippou, der sich sofort erschrocken seine Hände vor seinen Mund schlug. Stimmt, er war es gewesen, der so lauthals verkündet hatte, dass Inu Yasha die Windwunde einsetzen wollte. Inu Yasha selbst richtete sich nun wieder etwas auf.

"Shippou, wenn ich dich zwischen die Finger kriege...", murmelte er mit einem mahnenden Blick in die Richtung der anderen.

Sofort verschwand Shippou hinter Kagome. "Das war doch keine Absicht, Inu Yasha! Bitte nicht böse sein!"

Sesshoumaru schenkte all dem eher wenig Aufmerksamkeit, stattdessen kam er nun zielgenau auf seinen jüngeren Halbbruder zu. "Sieht ganz so aus, als hätte ich dich mal wieder besiegt, kleiner Bruder", sagte er mit überlegenen Unterton.

"Inu Yasha!" Kagome wollte sofort zu Inu Yasha eilen, jedoch kam ihr Inuki zuvor. Mit schnellen Sprüngen war der Mischling bei dem Hanyou, der noch immer angeschlagen auf dem Boden saß, angekommen.

"Inuki! Was hast du vor?", rief Kimie ihrem Hund nach, der Inu Yasha nun sanft mit dem Kopf anstieß, als ob er ihm helfen wollte.

"Mach keinen Quatsch, Inuki!", sagte Inu Yasha betont. "Sieh lieber zu, dass du wieder wegkommst! Das hier dürfte nun wirklich eine Nummer zu groß für dich sein." Doch Inuki schien nicht wirklich daran interessiert zu sein, wieder zu verschwinden.

"Was ist los mit dir, Inu Yasha? Brauchst du jetzt etwa sogar den Schutz eines Hundes, um dich gegen mich behaupten zu können?", fragte Sesshoumaru mit herablassender Stimme.

Der Hanyou knurrte wütend. "Von wegen! Dich mache ich auch ganz allein fertig!" Sein Blick fiel auf Tessaiga, welches er zwar noch in der Hand hielt, allerdings hatte sich das Schwert mittlerweile wieder zurückverwandelt. Und wirklich fit fühlte sich Inu Yasha auch nicht mehr wirklich.

In Kagome stieg die Panik auf.

"Wir müssen etwas tun!", sagte sie verzweifelt. "Wir können doch nicht einfach nur zusehen!" Und damit lief sie geradewegs auf Inu Yasha zu.

"Kagome!" Kimie folgte ihrer Cousine, die Inu Yasha schnell erreicht hatte, sofort. Kagome hatte sich zu dem Hanyou auf den Boden gekniet und schaute wütend zu Sesshoumaru.

"Bleib wo du bist, du Mistkerl!", schrie sie ihn an. Sesshoumaru bedachte das Mädchen nur mit einem kühlen Blick, als nun auch Kimie bei ihnen eintraf. Sie sagte jedoch nichts, sondern schaute stattdessen nur wortlos zu Sesshoumaru. Ihr Blick war ganz klar zu definieren: Sie wollte, dass dieser Kampf aufhörte und zwar ohne schlimmere Folgen.

Man konnte im Moment das Gefühl bekommen, als stünde die Welt still.

Nach einer Weile wandte Sesshoumaru seinen Blick ab und steckte auch sein Schwert Toukijin wieder ein. Die anderen waren so überrascht, dass sie gar nicht wirklich darauf reagieren konnten, während der Youkai der Gruppe nun den Rücken zukehrte und ohne ein weiteres Wort davongehen wollte.

"Puh! Da haben wir ja noch mal Glück gehabt." Shippou atmete erleichtert auf, und auch die anderen entspannten sich nun wieder, wenngleich sie Sesshoumaru noch mit argwöhnischen Blicken folgten.

"Hey! Warte!", rief Kimie dem Youkai plötzlich hinterher und wollte ihm auch sofort folgen, doch er drehte sich nicht einmal um, als er nun mit einem Satz mitten in die Baumkronen sprang und aus der Sicht der Freunde verschwand. Es war auch nichts mehr zu hören. Kimie stand wie bestellt und nicht abgeholt auf der Stelle und schien erst einen Moment zu brauchen, um das eben Geschehene erst einmal zu ordnen. Doch kurz darauf schlug sie mit der Faust wütend gegen einen Baumstamm. "Mist! Verflucht! Das kann doch nicht wahr sein!", fluchte sie wütend. Da hatte sie bereits am zweiten Tag ihrer Ankunft im Mittelalter Sesshoumaru wieder getroffen und dann hatte sie es noch nicht einmal geschafft, mit ihm zu reden. Das hatte sie sich doch deutlich anders vorgestellt.

Noch eine Weile fluchte Kimie vor sich hin und erst die Stimme von Kagome erregte wieder ihre Aufmerksamkeit: "Äh... Kimie?"

"Was?!", fragte Kimie gereizt zurück, woraufhin die anderen sie doch reichlich irritiert anstarrten.

Nach kurzem Zögern sprach Kagome weiter, wenn auch vorsichtig: "Geht... Geht es dir gut?"

Erst jetzt schien Kimie so richtig mitbekommen zu haben, wie sie eben reagiert hatte.

"Oh... äh... K-Klar! Alles in Butter!", versuchte sie, die anderen zu überzeugen. "Mir ging es noch nie besser!"

"Sicher? Hast du vorhin auch wirklich keinen Ast auf den Kopf bekommen?", fragte Inu Yasha, der inzwischen wieder auf den Beinen war, das Mädchen trocken, das mit einem unschuldigen Lächeln die Fingerspitzen aneinandertippte.

Sango zog prüfend eine Augenbraue hoch. "Du benimmst dich aber wirklich eigenartig. Bist du sicher, dass mit dir alles in Ordnung ist?"

"Logisch! Mir geht's bestens!", versicherte Kimie den anderen noch immer mit diesem unschuldigen Lächeln auf den Lippen, wobei sie im Gedanken aber doch noch einen kleinen Fluch an ihre Aussage hinzufügte: >So ein Mist!<
 

Sesshoumaru hatte Kimies Flüche zwar noch gehört, sich aber nicht weiter darum gekümmert. Vielmehr erstaunte es ihn selbst, dass er den Kampf einfach so beendet hatte, obwohl es dafür wirklich keinen ersichtlichen Grund für ihn gab. Mit diesen Gedanken kehrte der Youkai wieder zu Rin, Jaken und Ah-Un zurück. Rin kam ihm sofort fröhlich entgegen.

"Ihr seid wieder da, Sesshoumaru-sama! Wie schön!"

Jaken war dem Mädchen sofort gefolgt und verbeugte sich nun vor seinem Herrn. "Es freut mich, Euch wieder zu sehen, edler Herr. Aber verratet mir doch bitte, was Ihr eben gemacht habt."

Sesshoumaru bedachte seinen Diener jedoch nur mit seinem üblichen Blick, woraufhin der Krötendämon demütig den Kopf senkte.

"Oh! Vergebt mir, mein Herr! Es geht mich ja auch eigentlich überhaupt nichts an. Verzeiht mir!"

Sesshoumaru schaute nun noch einmal zu dem kleinen Wald zurück. Rin und Jaken sahen ihn fragend an.

"Stimmt etwas nicht, Sesshoumaru-sama?", fragte Jaken vorsichtig, erhielt aber wieder keine Antwort.

Sesshoumarus Blick ruhte weiterhin auf dem Wald. >So, sie sind beide also tatsächlich wieder hier.< Und nach einem Moment fügte er mit einer Spur Ironie hinzu: >Tse! Und sie hat mich doch tatsächlich dazu gebracht, diesen Kampf einfach so zu beenden.<
 

>Na toll! Eigentlich hatte ich mir das alles ja irgendwie anders vorgestellt…<

Kimie saß an diesem Abend etwas abseits von den anderen neben einem Baum und grübelte vor sich hin. Die Gruppe hatte nach diesem Zwischenfall mit Sesshoumaru ihren Weg noch fortgesetzt, doch nun in dem Wald eine Rast eingelegt. Die Freunde würden ihre Reise erst am nächsten Morgen fortsetzen, da es auch bereits dunkel wurde. Das Lager war nicht weit entfernt, Kimie konnte die Stimmen der anderen hören, doch irgendwie musste sie einen Moment für sich allein sein. Nur Inuki lag neben seiner Herrin auf dem Boden und hatte den Kopf auf ihren Schoß gebettet.

Nach einer Weile seufzte Kimie auf. "Ich hätte wohl doch besser zu Hause bleiben sollen..."

"Warum? Hast du schon genug?"

Auf diese Frage hin, wandte sich Kimie zur Seite um und entdeckte Kagome, die sie mit einem Lächeln ansah.

"Kagome?"

Die Jüngere hielt ihrer Cousine eine kleine Getränkedose hin, die sie aus der Neuzeit mitgebracht hatte. "Hier."

Etwas überrascht nahm Kimie sie entgegen. "Oh! Danke."

"Darf ich mich zu dir setzen?", fragte Kagome nun, woraufhin ihre Cousine einverstanden nickte. Nachdem sie sich zu Kimie gesetzt hatte, fragte Kagome ruhig: "Worüber denkst du nach?"

"Ach, eigentlich nichts", antwortete Kimie und trank einen Schluck. "Na ja, eigentlich ein wenig über heute. Ich hatte schon ein mulmiges Gefühl, als Inu Yasha und Sesshoumaru heute gegeneinander gekämpft haben", sprach sie zögerlich weiter.

Kagome nickte. "Da geht es mir ähnlich. Immer wenn die beiden aufeinander treffen, gibt es Ärger. Ich habe mir wirklich Sorgen um Inu Yasha gemacht." Sie streichelte sanft Inukis Kopf. Der Hund hatte sich einen Platz zwischen den beiden Mädchen gesichert. "Wobei es mich aber schon interessieren würde, weshalb Sesshoumaru den Kampf so plötzlich abgebrochen hat."

"Vielleicht hatte er keine Lust mehr", erwiderte Kimie trocken, wobei sie diese Frage aber auch beschäftigte.

Kagome warf ihr einen undefinierbaren Blick zu. Irgendwie hatte Kimie sich nach diesem Kampf eigenartig benommen, das war ihr nicht entgangen. Aber auch als Sesshoumaru so plötzlich aufgetaucht war, hatte sie ganz merkwürdig reagiert. Kagome hatte nicht das Gefühl gehabt, dass Kimie vor ihm Angst gehabt hatte, oder so was. Und auch, wenn sich von den anderen kurze Zeit später keiner mehr Gedanken darüber gemacht hatte, Kagome selbst beschäftigte es noch immer.

Kimie war so sehr in ihre Gedanken vertieft, dass sie erst nach einer Weile bemerkte, dass ihre Cousine sie ganz eigenartig ansah.

"Was ist denn, Kagome?", fragte Kimie etwas irritiert.

Kagome antwortete nicht sofort, sprach dann aber zögerlich weiter: "Sag mal, Kimie, bist du vielleicht...?" Sie stoppte.

Kimie wartete einen Moment, doch ihre Cousine sprach nicht weiter. "Hm? Was ist?" Auf diese Frage hin winkte Kagome aber kurz darauf mit einem Kopfschütteln ab.

"Ach, gar nichts! Nur so ein dummer Gedanke. Vergiss es wieder!" Dann wandte sie den Blick ab. >Ich glaube, jetzt geht meine Phantasie mit mir durch. Obwohl... Könnte es trotzdem sein, dass...?< Aber ihre Gedanken behielt Kagome dann doch besser für sich.

Noch einen Moment saßen die beiden Mädchen so nebeneinander, dann stand Kagome wieder auf.

"Gehen wir wieder zu den anderen?", fragte sie Kimie, die einverstanden nickte.

"Okay."

Während des kurzen Weges zum Lager dachte Kagome noch kurz über das nach, was sie Kimie eigentlich fragen wollte. Sie unterließ es aber, die Frage eventuell noch einmal zu wiederholen, wenngleich es sie aber doch noch beschäftigte. Irgendwie wollte sie das nicht mehr loslassen.

Gefühlschaos

Das Lagerfeuer war bereits erloschen und die Freunde schliefen auch schon längst. Und auch, wenn Inu Yasha ebenfalls schlief, seine Sinne waren noch hellwach. Immerhin konnte jederzeit ein Dämon auf der Bildfläche erscheinen.

Irgendwann öffnete Inu Yasha aber seine Augen und ließ seinen Blick über seine schlafenden Freunde schweifen. Lange ruhten seine Augen schließlich auf Kagome, die ruhig und friedlich schlief. Wie üblich hatte sich Shippou an sie gekuschelt, doch galt Inu Yashas eigentliches Interesse dem Mädchen. Ein leichtes Lächeln huschte über seine Lippen. Dann erregte aber etwas anderes die Aufmerksamkeit des Hanyou. Als er seinen Blick zum Himmel wandte, sah er einen Seelenfänger, der eine Seele zwischen seinen Beinen festhielt, über sich hinweg fliegen. Dabei schoss Inu Yasha sofort nur ein Gedanke durch den Kopf: >Aber das heißt doch, dass sie hier in der Nähe sein muss!<

Sofort war er auf den Beinen und folgte dem Seelenfänger, jedoch ohne dabei die anderen aufzuwecken. Das fliegende Wesen flog ruhig über die Wipfel der Bäume hinweg, bis es sich allmählich in Richtung Boden bewegte.

>Da vorne irgendwo!<, dachte Inu Yasha und beschleunigte seine Schritte. Kurz darauf hatte er auch tatsächlich gefunden, wonach, oder besser wen er gesucht hatte. Soeben schwebte auch der Seelenfänger auf die Erde nieder und ließ die Seele, die er bei sich trug wieder frei. Sie schwebte geradewegs auf eine junge Frau, die neben einem Baum stand, zu und verschwand in ihrem Körper. Sie richtete ihren Blick nun auf Inu Yasha.

"Ich habe dich erwartet, Inu Yasha", sagte die Frau ruhig.

Inu Yasha sah sie wie gebannt an. "Du bist es also wirklich… Kikyou."
 

Irgendetwas war komisch. Kagome erwachte mit einem Mal aus ihrem Schlaf. Ihr war, als hätte sie etwas gehört. Als sie ihre Augen öffnete und sich kurz umsah, bemerkte sie, dass Inu Yasha nicht mehr da war.

>Inu Yasha? Wo ist er denn?< Suchend ließ Kagome ihren Blick schweifen. Die anderen schliefen noch immer und schienen nichts sonderbares bemerkt zu haben. Das Mädchen setzte sich langsam auf. >Eigenartig. Warum sollte er einfach so verschwinden?< Während sie sich weiterhin umsah, bemerkte Kagome plötzlich einen Seelenfänger, der über sie hinweg flog. Sofort kam ihr ein Verdacht auf. >Soll das etwa bedeuten, dass...?!<

Und ohne noch weiter darüber nachzudenken, war Kagome aufgesprungen und folgte dem Seelenfänger. Wenn das stimmte, was sie vermutete, dann würde er sie unweigerlich zum richtigen Ziel führen. Allerdings war Kagome bei ihrer Verfolgungsaktion nicht so vorsichtig vorgegangen, wie Inu Yasha, so dass jetzt auch Kimie aus ihrem Schlaf erwachte. Kagome war nämlich sehr knapp an ihrem Kopf vorbeigelaufen, so dass sie ihre Schritte in diesem Moment genau hören konnte. Müde hob Kimie nun den Kopf.

>Was ist denn los...? Hm? Nanu, wo ist denn Inu Yasha geblieben?< Noch aus dem Seitenwinkel bekam sie jetzt auch mit, wie Kagome hinter ein paar Bäumen verschwand. >Kagome? Wo geht sie denn hin?< Verunsichert stand Kimie auf und auch Inuki erwachte nun. Flüsternd wandte sich seine Herrin an ihn: "Inuki, bleib hier und warte."

Der Hund gehorchte und nun machte sich Kimie daran, Kagome zu folgen. Was mochte ihre Cousine dazu verleitet haben, mitten in der Nacht weiter in den Wald zu laufen?

Kimie konnte Kagome zwischen den Bäumen noch sehen und folgte ihr in einigem Abstand. Es schien, als würde Kagome immer in den Himmel schauen, als ob es da etwas gäbe, dem sie folgte. Auch Kimie schaute nun nach oben und entdeckte daraufhin ebenfalls den Seelenfänger, den sie sofort wieder erkannte.

>Schon wieder eines dieser eigenartigen, fliegenden Wesen! Ob das was damit zu tun hat?< Ohne sich aber davon beirren zu lassen, folgte sie weiter ihrer Cousine.

Kagome hatte nicht bemerkt, dass Kimie ihr folgte. Sie konzentrierte sich nur auf den Seelenfänger, der nun langsam in Richtung Boden schwebte.

>Ich muss fast da sein!<, schoss es ihr durch den Kopf und tatsächlich war sie kurz darauf an ihrem Ziel angekommen. Und nun sah sich Kagome in ihrer Vermutung bestätigt. Versteckt hinter einem Baum beobachtete sie nun das, was sich vor ihren Augen abspielte. >Inu Yasha und Kikyou!? Das glaube ich nicht! Wie kommt Kikyou denn hierher? Was macht sie hier überhaupt?<

Kagome bekam mit, wie sich Inu Yasha und Kikyou miteinander unterhielten. Es ging über einige verschiedene Themen, wie etwa um das, was vor fünfzig Jahren mit den beiden war und wie die Situation für die beiden jetzt aussah. Aber es ging auch um etwas anderes.
 

"Du willst dich also Naraku noch immer entgegenstellen?", fragte Inu Yasha und wirkte auch besorgt.

Kikyou nickte entschlossen. "So ist es. Und davon werde ich mich auch nicht abbringen lassen."

Der Hanyou senkte kurz den Blick.

"Kikyou, warum bist du hergekommen?", fragte er schließlich leise. Daraufhin kam die Miko langsam auf ihn zu.

"Inu Yasha, du hast es doch hoffentlich nicht vergessen, oder?", fragte Kikyou mit prüfendem Unterton und sah Inu Yasha ebenso an. Er wusste natürlich genau, was sie meinte. "Dein Leben gehört mir", sprach sie weiter. "Und wenn Naraku der Vergangenheit angehört, dann werde ich es mir nehmen."

"Ich weiß", erwiderte Inu Yasha ruhig. Kikyou wollte mit ihm zusammen sterben und er hatte schon vor einer Weile für sich entschieden, ihr diesen Wunsch zu erfüllen.
 

Hinter ihrem Baum konnte Kagome gut mit anhören, was die beiden beredeten. Sie wusste selbst, dass Inu Yasha seine Entscheidung schon lange für sich gefällt hatte, doch hatte sie auch danach noch immer gehofft, eventuell etwas dagegen unternehmen zu können. Ein Gefühl von Traurigkeit überkam Kagome. Sie wollte nicht, dass es so enden würde.

So sehr in ihre Gedanken vertieft, bemerkte sie nicht, wie sich Kimie ihr nun langsam von hinten näherte. Vorsichtig legte die Ältere ihrer Cousine eine Hand auf die Schulter.

"Kagome? Was ist los?", fragte Kimie leise. Kagome hatte sich sofort umgedreht, nachdem sie die Hand auf ihrer Schulter gespürt hatte. Im ersten Moment doch etwas erschrocken, jetzt aber wieder ruhiger, deutete sie mit einem Blick auf Inu Yasha und Kikyou.

Kimie war sichtlich überrascht, sprach aber dennoch leise weiter: "Das ist doch Inu Yasha! Aber wer ist das Mädchen?"

"Das ist Kikyou", antwortete Kagome ebenso leise. Kimie erinnerte sich nun wieder an ihr Gespräch, das sie zusammen mit ihrer Cousine und Sango geführt hatte.

>Aha. Das ist also Kikyou<, dachte sie und beobachtet nun genau wie Kagome, was weiter passierte. Dabei fielen Kimie auch die Seelenfänger ins Auge, die die ganze Zeit um Inu Yasha und Kikyou herumflogen. >Sie gehören wohl zu ihr... Dann war sie letzte Nacht vielleicht auch in der Nähe gewesen.<
 

Inu Yasha und Kikyou selbst schienen die Anwesenheit der beiden Mädchen nicht zu bemerken. Umso überraschender kam es nun, als die Miko plötzlich ihre Arme um den Hanyou legte.

"Erinnerst du dich noch an unseren Kuss?", fragte Kikyou Inu Yasha, der leicht nickte, ruhig.

"Sicher. Und das könnte ich auch nicht vergessen."
 

"Ich pack 's nicht! Was geht da ab?!", entfuhr es Kimie, jedoch schrie sie es nicht laut heraus. Irgendwie schockierte sie es schon, was sie da sah. Kagome wirkte sehr angespannt, konnte ihren Blick aber nicht abwenden. Auch dann nicht, als sich Kikyou nun langsam Inu Yashas Gesicht näherte.

"Ich liebe dich, Inu Yasha", flüsterte Kikyou. "Und genau deswegen, werde ich dich mit in den Tod nehmen."

Sie schloss ihre Augen und allmählich näherten sich ihre Lippen den seinigen.
 

>Auweia! Das ist ja unglaublich!<, schoss es Kimie durch den Kopf. Sie konnte es nicht fassen, dass Inu Yasha und Kikyou gerade im Begriff waren, sich zu küssen. Es war nicht der bevorstehende Kuss, der sie schockierte, es ging ihr in diesem Moment um Kagome, die sich das ebenfalls mit ansah. Doch scheinbar konnte sie dies nun nicht mehr. Noch bevor es zum Kuss zwischen Inu Yasha und Kikyou kam, machte Kagome plötzlich kehrt und lief blindlings vom Ort des Geschehens davon.

"Kagome!? Kagome, bleib stehen!" Kimie wollte nach der Hand ihrer Cousine greifen, doch sie war bereits fort.

"Kimie!?" Als sie ihren Namen hörte, wandte Kimie sich um und sah nun direkt in Inu Yashas teils überraschtes und teils erschrockenes Gesicht. Er hatte nicht damit gerechnet, dass man ihn und Kikyou beobachtet hatte. Zum Kuss der beiden war es aber nicht mehr gekommen, denn Sekundenbruchteile davor hatten Kimies Rufe nach Kagome dies verhindert.

Nachdem der erste Schock überstanden war, blickte Inu Yasha in die Richtung, in die Kagome verschwunden war. Leise flüsterte er ihren Namen: "Kagome..."
 

Kimie blieb noch einen Moment auf der Stelle stehen und sah den Hanyou mit undefinierbarem Blick an. Dann machte auch sie kehrt und folgte Kagome. Diese war inzwischen weiter in den Wald gelaufen, jedoch nicht zurück zum Lager. Es schien ihr auch egal zu sein, wo sie sich gerade befand. Sie kämpfte mit den in ihr aufsteigenden Tränen.

>Wie dumm von mir! Ich weiß doch, dass Inu Yasha Kikyou liebt und trotzdem fühle ich mich immer wieder schrecklich, wenn ich die beiden zusammen sehe! Ich bin so dumm!<

"Kagome! Kagome, jetzt bleib doch stehen!" Kagome horchte auf. Das war Kimie, die da nach ihr rief. Aber sie wollte nicht stehen bleiben, sie wollte nur noch weg von hier. Also lief Kagome einfach weiter. Plötzlich spürte sie aber einen Griff um ihr Handgelenk. Natürlich war es Kimie gewesen, die sie festhielt. Sie hatte Kagome schnell eingeholt.

"Lass mich los!", rief Kagome verzweifelt und wollte sich losreißen, doch Kimie hielt sie fest und versuchte, auf ihre Cousine einzureden: "Kagome, beruhige dich wieder! Bitte!"

Nach einem Moment schien es so, als ob Kagome nicht weiter versuchen wollte, wieder wegzulaufen. Allerdings konnte sie die Tränen nun nicht mehr zurückhalten. Langsam wandte sie ihren Blick zu Kimie um.

"Kimie..." Dann brach es schließlich aus Kagome heraus und sie fiel ihrer Cousine weinend in die Arme. "Kimie!" Kagome hielt sich an Kimie fest und weinte nur noch. Ihr Körper zitterte. Beruhigend strich Kimie ihr über das Haar.

"Beruhige dich, Kagome", redete sie auf die Jüngere ein und versuchte, ihr Trost zu spenden. Allerdings kam sie sich im Moment auch ein wenig hilflos vor. Wie sollte es jetzt weitergehen?
 

"Kagome..." Inu Yasha hatte, auch nachdem Kimie sich entfernt hatte, seine Augen nicht abgewandt. Noch immer schaute er in die Richtung, in der Kagome verschwunden war. Irgendwann konnte er nicht mehr anders und wollte ihr folgen. "Kagome!"

"Inu Yasha!" Kikyous Stimme und ihr Griff um seine Hand ließen den Hanyou in seiner Bewegung inne halten. "Du willst ihr also folgen?", fragte Kikyou mit einem etwas vorwurfsvoll klingenden Unterton. "Liebst du sie also doch mehr als mich?"

"Kikyou, ich..." Inu Yasha wusste nicht so recht, wie er auf diese Frage antworten sollte. Es stimmte zwar, dass er sich vor einiger Zeit dazu entschieden hatte, Kikyou ihren Wunsch zu erfüllen und irgendwann gemeinsam mit ihr zu sterben, aber jetzt kamen doch Zweifel in ihm auf. Kikyou schien das zu ahnen, denn sie ließ seine Hand los und entfernte sich nun langsam wieder von ihm.

"Inu Yasha, ganz egal, was passiert. Dein Leben gehört mir!", sagte sie entschlossen, während die Seelenfänger sich nun um die Miko versammelten und sie schließlich davontrugen. Ebenso geheimnisvoll, wie sie gekommen war, verschwand Kikyou nun wieder.

Inu Yasha hatte ihr bis zuletzt nachgesehen, machte sich gleich darauf aber sofort daran, Kagome zu suchen. Er musste sie finden! Er konnte diese Sache nicht einfach so im Raum stehen lassen.

Inu Yasha fand Kagome und Kimie auch recht schnell. Sie zu finden, war für ihn kein Problem gewesen. Was er aber jetzt sah, bereitete ihm ein mulmiges Gefühl. Er sah wie Kagome sich an Kimie festhielt und weinte. Die beiden Mädchen bemerkten den Hanyou nicht, der sich hinter einem Baum versteckt hielt. Irgendwann schien Inu Yasha aber zu ahnen, dass er Kagome im Moment wohl besser nicht gegenübertreten sollte.

>Es tut mir Leid, Kagome.<, dachte er traurig. Und mit diesem Gedanken wandte er sich schließlich ab.
 

Keiner der Freunde hätte in diesem Moment wohl daran gedacht, dass sich nicht unweit von ihnen außerhalb des Waldes noch immer Sesshoumaru mit seiner Gruppe aufhielt.

Mittlerweile war der nächste Morgen angebrochen und der Youkai hatte, zum Erstaunen von Jaken und Rin, noch nicht die Anweisung gegeben, weiter zu ziehen. Allerdings war Sesshoumaru für diesen Moment mal wieder abwesend, er hatte jedoch das Bündel zurückgelassen, was er neuerdings immer bei sich trug. Und eben dieses Bündel, was jetzt an einem Stein lehnte, ließ Jaken nicht mehr los. Immer wieder schaute er neugierig zu diesem hinüber und grübelte vor sich hin.

>Ich will das jetzt wissen! Was befindet sich in diesem Bündel?< Schließlich lief Jaken direkt darauf zu. Er schaute sich noch einmal verstohlen um, und als er der Meinung war, dass ihn niemand beobachtete, machte er sich daran, den Knoten der Schnur, mit der das Bündel zugeschnürt war, zu öffnen.

"Was machst du da, Jaken-sama?"

Der Krötendämon schreckte wie vom Blitz getroffen hoch und drehte sich panisch um. "Äh... Rin?!" Als er aber nur das kleine Mädchen vor sich stehen sah, atmete Jaken erleichtert auf. Kurz darauf warf er Rin aber einen tadelnden Blick zu. "Sag mal, musst du dich so hinterhältig anschleichen?"

"Tut mir Leid", entschuldigte sich Rin mit einem Lächeln. "Aber was hast du denn nun gemacht, Jaken-sama?"

"Äh... Nichts Besonderes!", winkte Jaken sofort ab, doch als Rin nun das Bündel hinter ihm liegen sah, kam ihr ein Verdacht.

"Du wolltest doch nicht ohne die Erlaubnis von Sesshoumaru-sama da reinschauen, oder?", fragte sie ungläubig.

Jaken zuckte kurz vermeintlich gleichgültig mit den Schultern. "Ist da was bei? Gegen einen kurzen Blick ist doch nichts einzuwenden."

"Aber Sesshoumaru-sama wird..."

"Du musst es ihm ja nicht verraten!", unterbrach der Krötendämon das Mädchen hastig.

Rin blieb noch einen Moment bei ihm stehen, und wandte sich dann wieder zum Gehen um. "Dann gehe ich lieber wieder zu Ah-Un zurück." Und mit diesen Worten verschwand das kleine Mädchen wieder. Jaken sah ihr noch kurz nach, dann wandte er sich wieder dem Bündel zu. Ungeduldig zupfte er an dem Knoten der Schnur herum.

"Dieser blöde Knoten sitzt aber wirklich verdammt fest! Wie soll ich den denn bitte...?" Jaken schwieg abrupt als er einen Schatten wahrnahm, der sich über ihn gelegt hatte. "Hm? Bist du das, Rin? Ich dachte, du wolltest zu Ah-Un gehen", sagte Jaken, ohne sich aber umzudrehen. Er erhielt allerdings keine Antwort, was ihn doch etwas irritierte. Er drehte sich schließlich um. "Rin? Was ist mit dir? Hast du...? Äh..."

Doch weiter kam der Krötendämon nicht mehr, denn ihm blieben die Worte im Hals stecken. Dafür wurde er nun wohl mit dem kühlsten Blick bedacht, den er je abbekommen hatte. Sofort warf Jaken sich auf die Knie.

"Uaah! Sesshoumaru-sama! Ihr dürft das jetzt auf keinen Fall falsch verstehen! Ich wollte doch nur... Also, eigentlich meine ich... Ich wollte... Äh..." Aber was sollte Jaken Sesshoumaru sagen? Sich so auf die Schnelle eine Ausrede einfallen zu lassen, gestaltete sich nun doch als etwas schwierig. Ängstlich und verunsichert schaute Jaken zu Sesshoumaru hinauf, der sich aber nur wortlos nach dem Bündel beugte und es aufhob.

"Vergebt mir bitte meine Unverfrorenheit...", bat Jaken den Youkai weiter und senkte demütig den Blick. Sesshoumaru aber verlor kein Wort wegen dieser Sache und wandte sich nun ab. Etwas von der Gruppe entfernt ließ er sich neben einem Baum nieder. Anscheinend wollte er noch immer nicht weiterziehen. Rin schien das nicht zu stören. Sie blieb gerne noch eine Weile auf dieser schönen Wiese und Ah-Un konnte hier so herrlich grasen. Jaken aber blieb noch immer wie versteinert auf der Stelle sitzen und warf einen unsicheren Blick zu Sesshoumaru.

"Ich glaube, ich gehe Sesshoumaru-sama erstmal eine Weile aus dem Weg...", murmelte er in sich hinein.
 

Kagome und Kimie waren in der Nacht noch zu den anderen zurückgekehrt. Diese waren auch wach gewesen. Nachdem Shippou bemerkt hatte, dass Kagome plötzlich nicht mehr da war, und da auch Inu Yasha und Kimie weg waren, hatte der kleine Kitsune Miroku und Sango ebenfalls geweckt. Natürlich wollten alle wissen, warum Kagome so aufgelöst war. Nachdem sie sich das Einverständnis von ihrer Cousine eingeholt hatte, erzählte Kimie kurz, was sich abgespielt hatte. Shippou, Sango und Miroku verstanden nun, wollten Kagome aber nicht mit nervenden Fragen belästigen und ließen sie daher in Ruhe. Allerdings war Inu Yasha während der Nacht nicht mehr zu den Freunden zurückgekehrt. Erst am Morgen hatte er sich wieder blicken lassen. Kagome war aber nicht dazu in der Lage gewesen, ihm in die Augen zu schauen. Inu Yasha selbst vermochte sich nicht zu den Geschehnissen der vergangenen Nacht zu äußern. Was die anderen im Moment wohl darüber dachten, konnte er ebenfalls nicht erahnen. Also zog sich der Hanyou für eine Weile zurück. Die Gruppe setzte daher ihren Weg auch nicht fort. Fraglich war auch, ob Kagome sie überhaupt weiter begleiten würde. Inu Yasha konnte sich sehr gut vorstellen, dass sie wieder in die Neuzeit zurückkehren würde und das hätte er auch verstanden. Nachdenklich saß er nun auf einem Baum und grübelte vor sich hin.

"Hallo, Inu Yasha!"

Der plötzliche Ruf nach seinem Namen ließ Inu Yasha aufhorchen und er schaute von seinem erhöhten Aussichtspunkt hinab.

"Kimie?" In der Tat war er überrascht gewesen. Er hätte nicht erwartet, dass Kimie, die von Inuki begleitet wurde, ihn aufsuchen würde. Oder war das eher Zufall gewesen?

"Was machst du denn da oben?", fragte Kimie weiter. Inu Yasha wandte seinen Blick kurz ab.

"Nichts", antwortete er leise. "Nur ein wenig nachdenken." Doch eine Frage, die ihn sehr beschäftigte, ließ ihn nicht los, und so fragte er Kimie nach einem Moment zögerlich: "Wie... geht es Kagome?"

"Na ja, sie soll es ihr schon gehen?", erwiderte Kimie, wenngleich es nicht böswillig klang. Vielmehr machte sie sich Sorgen, was auch verständlich war.

"Wo ist sie jetzt?", fragte Inu Yasha weiter.

"Sie ist mit Sango und Kirara ein paar Kräuter sammeln gegangen. Sie meinte, das würde sie ein wenig ablenken."

Inu Yasha senkte den Blick. Er fühlte sich gar nicht gut, aber wie musste sich Kagome dann erst fühlen? Er wusste beim besten Willen nicht, was er nun am besten tun konnte.

Kimie beobachtete den Hanyou eine Weile. Sie sah, dass er sich nicht wohl in seiner Haut fühlte. Schließlich sprach sie ihn erneut an: "Inu Yasha, ich will mich ja nicht einmischen und es geht mich ja auch eigentlich nichts an, aber was ist nun wirklich zwischen Kikyou und dir? Kagome hat mir zwar ein paar Sachen erzählt, dass ihr beide früher mal zusammen ward und so, aber dennoch würde ich gerne noch etwas wissen."

Inu Yasha hatte schon mit so was in der Art gerechnet, äußerte sich aber nicht dazu.

"Stimmt es, dass Kikyou eigentlich tot ist?", fragte Kimie ruhig weiter, woraufhin der Hanyou einmal nickte.

"Sie starb vor fünfzig Jahren."

Also war dies wirklich wahr. Kimie hatte Kagome zwar geglaubt, als sie das von ihr gehört hatte, wollte nun aber noch einmal eine Bestätigung dafür, die sie auch bekommen hatte. Kimie überlegte kurz und meinte dann: "Inu Yasha, nichts gegen deine Gefühle, aber das finde ich doch ein wenig fremd."

Inu Yasha sah sie etwas irritiert an. "Wie meinst du das?"

"Die Sache sieht ja wohl so aus: Kikyou ist tot und Kagome lebt. Nachdem, was ich gestern Nacht mitbekommen habe, willst du dem Anschein nach irgendwann mit Kikyou zusammen sterben, weil sie es so will. Aber ist das wirklich auch dein Wunsch? Folgst du nicht einem Trugbild, wenn du dir das einredest?"

Inu Yasha glaubte zuerst, sich gründlich verhört zu haben. Dass Kimie ihm so direkt sagen würde, was sie von der ganzen Sache hielt, hätte er jetzt bestimmt nicht erwartet. Zugleich wurde er aber auch ein wenig wütend. Er sprang nun von dem Baum und landete direkt vor dem Mädchen.

"Was verstehst du denn schon davon?!", fragte er Kimie schroff. "Du hast doch überhaupt keine Ahnung!"

Kimie aber blieb ruhig.

"Vielleicht hast du ja Recht", erwiderte sie. "Ich weiß nicht genug über dich und Kikyou, als dass ich mir ein Urteil erlauben könnte. Aber darum geht es mir auch nicht, es geht mir um Kagome. Und zu sehen, wie sie sich wegen dieser Sache quält, behagt mir gar nicht."

Abrupt wich Inu Yashas Wut. In diesem Sinne konnte er Kimie gut verstehen und er konnte sich nun auch erklären, weshalb sie ihn so direkt angesprochen hatte. Natürlich machte sie sich um Kagome Sorgen, sie war immerhin ihre jüngere Cousine.

"Ich verlange nicht von dir, dass du deine Entscheidung änderst", sprach Kimie kurz darauf weiter. "Aber tu mir bitte den Gefallen und versuch, dich wieder mit Kagome zu vertragen. Ich glaube, das wünscht sie sich auch, auch wenn sie es momentan nicht so zeigt."

Inu Yasha wirkte aber unentschlossen. War das wirklich so? Er hatte vielmehr das Gefühl, als wollte Kagome ihn am liebsten nicht mehr wieder sehen.

Nachdenklich senkte er den Blick, schaute aber sofort wieder auf, als Kimie weiter sprach: "Und außerdem, wenn Kagome dir im Gegensatz zu Kikyou wirklich nicht so viel bedeuten würde, dann wärst du doch wohl auch nicht so eifersüchtig auf Kouga, oder irre ich mich da?"

Inu Yasha sah das Mädchen völlig perplex an.

"Aber das... das hat damit doch überhaupt nichts zu tun!", widersprach er entschieden, errötete aber leicht, als Kimie prüfend fragte: "Wirklich nicht?"

"Ähm... Also, ich..." Inu Yasha fühlte sich total überrumpelt. Was sollte er darauf denn antworten?

Aber Kimie schien auch nicht auf eine Antwort gewartet zu haben. Lässig ging sie nun an ihm vorbei, wandte sich aber im Vorbeigehen noch einmal an den Hanyou: "Denk mal in Ruhe darüber nach, Inu-chan."

"Inu-chan?!" Inu Yasha starrte das Mädchen völlig irritiert an, doch Kimie ging nun nur mit einem leichten Lächeln auf den Lippen davon. Er selbst blieb mit Inuki zurück.

"Hey, Inuki! Sag mal, verhalte ich mich wirklich so verkehrt?", fragte Inu Yasha den Mischling nach einer Weile und warf ihm einen etwas überfragten Blick zu.

Inuki legte den Kopf etwas schief und beäugte den Hanyou aufmerksam. Dieser kratzte sich kurz am Kopf.

"Inu-chan?", wiederholte er murmelnd. "Na, hoffentlich wird das nicht zur Gewohnheit..." Daraufhin stupste Inuki ihn mit dem Kopf an. Inu Yasha lächelte leicht und streichelte den Kopf des Hundes. "Hast ja Recht, Inuki. Ich muss mich jetzt wirklich um wichtigere Dinge kümmern."
 

Kimie ging ein wenig durch den Wald, achtete aber darauf, dass sie noch den Weg zum Lager zurückfinden würde.

"Inu Yasha ist ja eigentlich ein netter Kerl. Ich glaube nicht, dass er Kagome absichtlich verletzen würde, aber irgendwie scheint das mit den beiden nicht klappen zu wollen", sagte sie zu sich selbst und seufzte leise. Sie hoffte, dass das mit Inu Yasha und Kagome doch noch was werden würde. Irgendwie passten die beiden zusammen, wie sie fand.

Ein eigenartiges Summen über ihrem Kopf ließ Kimie aber mit einem Mal in ihrer Bewegung inne halten.

"Hm? Eine Biene?", fragte sie sich irritiert und schaute nach oben.

"Uaah! Eine Riesenbiene!", entfuhr es ihr daraufhin und tatsächlich kreiste jetzt ein ziemlich großes Insekt über ihrem Kopf. Sehr Vertrauen erweckend sah es auch nicht gerade aus. Als es nun genau auf Kimie zusteuerte, schlug diese kurz mit der Hand nach dem Insekt. "Schwirr ab, du Vieh!", schimpfte Kimie genervt, woraufhin das fliegende Etwas auch tatsächlich den Rückzug antrat. Das Mädchen sah dem Insekt etwas irritiert nach. "Du meine Güte! Bin mal gespannt, was hier noch so alles auf einen wartet." Daraufhin entschied sie für sich, dass sie sich besser wieder auf den Rückweg machen sollte, als sie ihren Weg aber versperrt vorfand. "Huch!" Plötzlich stand Kimie einer Frau in Kimono gegenüber und das kam ihr doch reichlich eigenartig vor. >Wer ist das jetzt wieder?<
 

Währenddessen befand sich Sesshoumaru mit seiner Gruppe noch immer am Rande dieses Waldes. Ah-Un graste friedlich auf der Wiese, fröhlich beobachtet von Rin, und Jaken saß noch immer auf der selben Stelle und schien sich gar nicht zu trauen, sich auch nur einen Millimeter von der Stelle zu bewegen.

>Ob Sesshoumaru-sama noch wütend auf mich ist?<, fragte sich Jaken unsicher mit einem Blick zu seinem Herrn. >Irgendwie weiß ich momentan nie, woran ich eigentlich bin...<

Sesshoumaru saß noch immer unter einem Baum. Es war eigenartig, aber irgendwie ging ihm die Situation im Wald nicht mehr aus dem Kopf. Er hätte den Kampf gegen Inu Yasha ohne weiteres fortführen und ihn erledigen können, aber er hatte es nicht getan. Doch er hatte es nicht getan, weil er auf ungewöhnliche Art und Weise daran gehindert wurde.

>Das ist doch lächerlich!<, dachte Sesshoumaru nach einer Weile, konnte seine Gedanken aber dennoch nicht beiseite schieben. Sein Blick fiel nun auf das Bündel, was neben ihm im Gras lag. Auch darüber machte er sich so seine Gedanken.

"Hm!" Während seine Augen noch darauf ruhten, drang Sesshoumaru plötzlich ein Geruch in die Nase. Er richtete sich auf und schaute zum Wald hinüber.

"Hm? Sesshoumaru-sama, was habt Ihr denn?", rief Jaken dem Youkai zu, woraufhin auch Rin sich neugierig umwandte. Sesshoumarus Blick war noch immer aufmerksam auf den Wald gerichtet.

>Sie ist es wieder! Aber da ist auch ein anderer Geruch. Und an den erinnere ich mich gut.< Sofort griff sich Sesshoumaru nun das Bündel, welches noch auf dem Boden gelegen hatte und verschwand damit mit schnellen Schritten in Richtung Wald.

"Mein Herr! Wo geht Ihr hin?", rief ihm Jaken völlig überrumpelt hinterher, erhielt aber keine Antwort. Auch Rin wirkte irritiert.

"Was hat Sesshoumaru-sama denn plötzlich?", fragte sie sich nachdenklich.
 

Inu Yasha hatte noch eine Weile über das Gespräch mit Kimie nachgedacht und sich schließlich dazu durchgerungen, wieder zu den anderen zurückzugehen und mit Kagome zu sprechen. Er wurde von Inuki begleitet.

Wieder bei den anderen angekommen, war Miroku der Erste, der den Hanyou bemerkte. "Inu Yasha, da bist du ja wieder!"

Auch die anderen wandten ihre Blicke nun zu Inu Yasha um, sagten aber erstmal nichts. Kagome schaute nur zögerlich in seine Augen. Beide wollten unbedingt miteinander reden, das konnten sie sich gegenseitig ansehen. Die anderen schienen das zu ahnen und wollten sich auch schon zurückziehen.

Inu Yasha sah Kagome an und ergriff dann das Wort: "Kagome, ich..."

"Hey! Seht mal da!", unterbrach Shippou aber plötzlich das Gespräch, noch bevor es überhaupt angefangen hatte, und deutete aufgeregt in den Himmel hinauf. Abrupt schauten auch die anderen nach oben. Zahlreiche große Insekten flogen über den Wipfeln der Bäume hinweg. Inu Yasha und den anderen war sofort klar, was das zu bedeuten hatte.

"Aber das sind doch...!"

Das erste Gespräch nach dem Wiedersehen

Reichlich unschlüssig stand Kimie dieser Frau, die das Mädchen zunächst nur genauestens musterte, gegenüber. Dann kam ein eigenartiges Lächeln auf ihre Lippen, was ein ungutes Gefühl in Kimie weckte.

"Hm! Du bist also die Cousine von Kagome, ja?", fragte die Frau mit einem Mal, was Kimie noch mehr irritierte.

"Moment mal! Woher wissen Sie das? Wer sind Sie denn überhaupt?", fragte sie misstrauisch zurück. Irgendwie vermutete sie, dass es für sie selbst noch reichlich Ärger geben könnte.

"Du willst also meinen Namen erfahren?", fragte die junge Frau prüfend und öffnete ihren Fächer, welchen sie in ihrer Hand hielt. "Von mir aus! Ich bin Kagura, die Windherrscherin."

Kimie horchte auf. "Was? Sie sind...?" In diesem Moment kamen ihr auch die Erzählungen der anderen wieder in den Sinn. >Das ist also diese Kagura? Ein Abkömmling von diesem Naraku?<

Kagura wiederum schien die Reaktion von Kimie genau deuten zu können. "Deiner Reaktion entnehme ich, dass du bereits von mir gehört hast." Dann fuhr sie in einem bedrohlicheren Unterton fort: "Du hast etwas, das ich haben will, Mädchen! Und das ist dein Splitter des Shikon no Tama!"

Kimie schreckte hoch. >Die meint bestimmt den Splitter, den Kagome mir gegeben hat! Aber woher weiß sie, dass...?<

Aber weiter kam sie nicht mehr mit ihren Gedanken, denn nun hob Kagura ihren Fächer in die Höhe und ließ ihn anschließend wieder niedersausen. "Fuujin no Mai!" Und plötzlich flogen mehrere klingenartige Geschosse direkt auf Kimie zu. Zwar konnte sie noch rechtzeitig ausweichen, doch als sie dann sah, wie die Klingen im Vorbeiflug problemlos mehrere Bäume fällten, kam Panik in ihr auf.

"Du meine Güte!" Kimie wusste beim besten Willen nicht, was sie jetzt tun sollte.

Kagura lächelte hinterlistig. "Du bist schnell. Aber das wird dir auf die Dauer nichts nützen! Gleich bist du Geschichte!" Und wieder erhob sie ihren Fächer und Kimie sah sich bereits in kleine Stücke zerteilt, als plötzlich Inu Yasha hinter einem Gebüsch hinter Kagura zum Vorschein kam.

"Kagura, lass deine Finger von ihr!" Er schlug mit einer seiner Klauen nach der Frau, die dem Angriff aber auswich.

Als Kimie Inu Yasha sah, atmete sie erleichtert auf. "Danke, Inu Yasha!"

Der Hanyou nickte ihr zu.

"Kimie! Ist alles in Ordnung?", hörte Kimie Kagome nun rufen. Sie und die anderen erscheinen nun ebenfalls am Schauplatz.

"Ja, es geht mir gut!", antwortete Kimie rasch.

Die Gruppe fand sich nun wieder zusammen und beäugte Kagura abwartend und vorsichtig. Die junge Frau schien aber nicht sonderlich beunruhigt zu sein. Noch immer lächelte sie hinterlistig.

"Wie praktisch, dass ihr alle hier seid", sagte sie zufrieden. "Das erspart mir Arbeit, wenn ich euch jetzt alle gleichzeitig erledigen kann."

"Träum weiter, Kagura!", fuhr Inu Yasha die junge Frau an und zog sein Schwert Tessaiga. Er ahnte, was nun kommen würde und er hatte Recht. Jetzt tauchten mehrere Dämonen hinter den Bäumen und Büschen auf der Bildfläche auf und umzingelten die Freunde.

"Was geht hier vor?!", fragte Kimie entsetzt und schaute sich um. So viele Dämonen auf einmal hatte sie noch nicht gesehen. Kagome entnahm aus ihrem Köcher einen Pfeil und spannte ihn auf ihren Bogen.

"Das sind alles Narakus Dämonen", erklärte sie. Auch die anderen machten sich nun kampfbereit. Kagura gab ihren Dämonen ein Zeichen und dann griffen sie an.

"Hiraikotsu!" Sango schleuderte ihren Bumerang einer Gruppe Dämonen entgegen, die von der Luft aus auf die Freunde zuflogen und erledigte sie damit. Anschließend sprang sie auf Kiraras Rücken. Die Dämonenkatze hatte sich schon vor Beginn des Kampfes verwandelt und flog nun zusammen mit ihrer Herrin in die Luft, wo sie die Angreifer in einen Luftkampf verwickelten, empor. Miroku nahm sich einige Dämonen mit seinem Priesterstab und seinen Bannzetteln vor, während Kagome mit ihren magischen Pfeilen ein paar andere Dämonen in Schach hielt. Inu Yashas Angriffe mit Tessaiga konnten die Dämonen nicht standhalten. Schnell waren viele von ihnen erledigt. Allerdings schien immer wieder neuer Nachschub anzurücken.

"Ist hier irgendwo ein Nest, oder was?!", fluchte Inu Yasha genervt, während er wieder einige Dämonen erledigte.

Die einzigen, die momentan wohl überhaupt nicht helfen konnten, waren Shippou und Kimie. Inuki begnügte sich jedoch nicht damit, nur zuzuschauen. Er nahm sich einige kleinere Dämonen, die in etwa so groß waren, wie er selbst und gegen die er auch tatsächlich eine Chance zu haben schien, vor. Jedenfalls hatte er schon ein paar besiegt.

Shippou rief seinen Freunden immer wieder Warnungen zu und versuchte so, seinen Teil in diesem Kampf beizutragen. Aber Kimie kam sich im Moment reichlich nutzlos vor. Wie hätte sie den anderen auch helfen können? Dieses Gefühl, nichts tun zu können, machte sie fertig.

Als die Schar der neu heranrückenden Dämonen kein Ende zu finden schien, griff Miroku nach seinen Gebetsperlen, die um seine rechte Hand gewickelt waren. "Dann eben anders!"

Er riss die Perlen von seiner Hand und richtete diese dann auf die Dämonen, als Kagura sich aber mahnend an ihn wandte: "Nicht doch, Mönch! Du bist doch nicht wirklich so dumm, jetzt dein Kazaana einzusetzen."

In diesem Moment tauchten neben der jungen Frau zahlreiche dieser riesigen Insekten auf. Miroku zog wütend seine Hand wieder zurück und wickelte die Gebetsperlen wieder um diese herum. Kimie, die das Geschehene beobachtet hatte, war etwas irritiert.

"Was bedeutet das?" Sie hatte aus den Erzählungen der anderen schon von Mirokus Kazaana gehört und es schien eigentlich eine sehr wirksame Waffe zu sein, obwohl es ja eigentlich ein von Naraku auferlegter Fluch war.

"Das sind Saimyousho! Wenn die hier rumschwirren, kann Miroku sein Kazaana nicht einsetzen", erklärte Shippou ihr. "Es würde die Insekten mit einsaugen und ihr Gift könnte Miroku sogar töten."

"Oh nein..." Kimie richtete ihr Augenmerk wieder auf den Kampf. Zwar konnten die anderen die Dämonen weitestgehend in Schach halten, aber dass sie selbst nichts tun konnte, machte sie fast wahnsinnig. Gerne hätte sie den anderen geholfen. >Aber wie soll ich das machen? Ich kann doch ohne eine Waffe gar nicht kämpfen!<

Kagome schoss soeben einen weiteren Pfeil auf einen Dämon ab, wobei ihr Blick auf Shippou und Kimie fiel. Sie erschrak. "Shippou-chan! Kimie! Hinter euch! Passt auf!"

Die Angesprochenen wandten sich nach hinten um und erstarrten. Mit weit aufgerissenem Maul wollte sich nun ein riesiger, schlangenartiger Dämon auf die beiden stürzen. Kagome holte erneut einen Pfeil aus ihrem Köcher, doch noch bevor sie ihn überhaupt auf ihren Bogen spannen konnte, war der Dämon plötzlich hinüber. In zwei Teile gespalten fiel er zu Boden, direkt vor Shippou und Kimie.

"Iiiieeeek!" Shippou flüchtete sich eiligst auf Kimies Arme. Das Mädchen wiederum schaute sich völlig verwirrt um. Es sah für sie nicht so aus, als habe einer ihrer Freunde den Dämon besiegt. Immerhin waren alle noch mit den anderen Dämonen beschäftigt gewesen. Jetzt aber hielten alle in ihren Kampfhandlungen inne, sogar Kagura und ihre Dämonen.

"Das ist Sesshoumaru!", rief Kagome plötzlich und deutete auf den Ast eines Baumes, auf welchem Sesshoumaru stand. Sofort richteten alle ihre Blicke auf den Youkai.

Inu Yasha stöhnte entnervt auf: "Oh Mann! Jetzt taucht der auch noch hier auf! Ich glaub 's ja nicht!"

"Hat sich denn die ganze Welt gegen uns verschworen?!", jammerte Shippou und griff sich an den Kopf. "Das kann doch nicht wahr sein!"

Auch die anderen schienen nicht wirklich begeistert von Sesshoumarus plötzlichem Auftauchen zu sein. Lediglich Kimie atmetet innerlich erleichtert auf. Wieder hatte er sie gerettet, wobei sie sich aber allmählich fragte, warum er das eigentlich tat? Aber im Moment war ihr das egal, jedenfalls war sie ihm sehr dankbar.

"Du!"

"Hm? Wer? Ich?" Kimie schaute sich völlig irritiert um und blickte dann zu Sesshoumaru, der noch immer auf dem Ast des Baumes stand, hoch. Anscheinend hatte er mit ihr gesprochen, was er ihr jetzt noch mal verdeutlichte.

"Ja! Ich rede mit dir, Menschenweib!"

Sofort warf ihm Kimie einen müden Blick zu.

>Ich glaube, ich ändere meine Meinung. Er ist doch ein absoluter Nervtöter!<, dachte sie mit einem Anflug von Ärger. Dann stand sie auf und wandte sich direkt an den Youkai: "Nicht schon wieder! Hör auf, mich immer so zu nennen! Ich heiße Kimie, wenn das noch immer nicht in deinen Kopf rein gegangen ist! Ich hab's satt, mich dauernd wiederholen zu müssen und außerdem...!" Doch weiter kam sie nicht mit ihren Ausführungen, denn plötzlich warf ihr Sesshoumaru ein großes, längliches Bündel zu.

"Hier!"

Zwar war Kimie im ersten Moment total verwirrt, fing es aber dennoch auf. "Was... Was ist das?", fragte sie sich und begutachtete das Bündel prüfend.

"Mach es auf, dann siehst du es!", kam nun die Anweisung von Sesshoumaru. Ehe Kimie aber darauf reagieren konnte, mischte sich Inu Yasha ein.

"Das würde ich lassen!", sagte er betont an das Mädchen gerichtet. "Wenn ich du wäre, würde ich das Ding wegwerfen, Kimie!"

Die anderen schienen nicht genau zu wissen, was sie von alldem halten sollten. Kimie hingegen überlegte nur kurz, als sie sich schließlich doch daran machte, den Knoten der Schnur zu öffnen.

Inu Yasha starrte sie völlig entsetzt an und schien einem Herzinfarkt nahe zu sein. "Du machst es auf?! Bist du verrückt geworden?!"

Ohne aber auf den Hanyou zu achten, löste Kimie nun den Knoten und wickelte den Gegenstand, der in einem großen Tuch eingewickelt war, aus. Sie staunte nicht schlecht, als sie den Inhalt des Bündels nun in ihrer Hand hielt. "Aber das ist doch...!?"

"Ein Schwert?!", beendeten ihre Freunde den Satz völlig überrascht und ungläubig.

"Sieh es als einen Ersatz für dein altes Schwert an", sprach Sesshoumaru im üblichen Ton an Kimie gerichtet weiter und kümmerte sich nicht um die anderen. "Dieses hier wird zumindest stabiler sein."

Kimies Blick haftete noch immer auf dem Schwert. Es war anders als ihr altes, das hatte sie gleich gemerkt. Jetzt umfasste sie den Griff mit ihrer Hand und zog es aus der Schwertscheide. Anders als ihr altes Schwert besaß dieses hier keine einschneidige, sondern eine zweischneidige Klinge. Diese war aber scheinbar nicht aus Stahl oder etwas Ähnlichem. Zumindest wirkte es nicht so.

"Wow..." Kimie war sichtlich verblüfft von dem Schwert. Allerdings machte sie sich zugleich Gedanken darüber, warum Sesshoumaru ihr überhaupt ein neues Schwert zur Verfügung stellte. Auch die anderen wirkten davon etwas irritiert.

Lange konnte sich Kimie aber nicht mehr ihre Gedanken darüber machen, denn erneut griff ein Dämon an. Kagura hatte inzwischen wieder den Befehl zum Angriff gegeben und nun bewegte sich ein riesiger echsenartiger Dämon direkt auf Kimie zu. Diese sah den Angreifer zwar auf sich zukommen, wirkte im ersten Moment aber wie erstarrt, als wüsste sie nicht, was sie tun sollte.

"Greif an!" Als sie diese Worte hörte, schaute Kimie wieder zu Sesshoumaru. "Worauf wartest du noch?! Du sollst angreifen!", wiederholte er, diesmal schärfer. Und als der Dämon Kimie nun mit offenem Maul angriff, schien alles wie von selbst zu gehen. Sie hob ihr neues Schwert in die Höhe, sprang ihrem Angreifer entgegen und zog die blanke Klinge einmal vollständig durch den Körper des Echsendämons, so dass dieser einmal der Länge nach durchgeschnitten wurde. Dieser Gegenangriff ging scheinbar mühelos von statten und als sie den Dämon nun tot neben sich liegen sah, schaute Kimie völlig verblüfft auf ihr Schwert.

"Du meine Güte..."

>Das Schwert hat den Dämon mit einem Streich zerteilt, als wäre er bloß aus Butter!<, schoss es ihr durch den Kopf. So richtig konnte sie es noch immer nicht fassen.

"Das ist ja unglaublich!", sagte Miroku. "Wie kann das sein? Ein gewöhnliches Schwert wäre zu so etwas doch überhaupt nicht fähig!"

>Es ist ja auch kein gewöhnliches Schwert.<, gab Sesshoumaru gedanklich als Antwort, sprach sie aber nicht laut aus. Wozu auch?

Kagura hatte sich das alles wortlos mit angesehen, doch jetzt wich ihre anfängliche Siegessicherheit dem Ärger. So hatte sie sich das ganze nicht vorgestellt. "Ich habe allmählich genug davon! Dann werde ich euch eben selbst erledigen! Fahrt zur Hölle!" Die junge Frau hob ihren Fächer in die Höhe und ließ ihn sofort wieder niedersausen. "Fuujin no Mai!" Ihr Angriff war direkt auf Kagome gerichtet, die im Moment völlig schutzlos war.

"Kagome!! Pass auf!", rief Inu Yasha ihr entsetzt zu und konnte sie gerade noch so aus der Schusslinie von Kaguras fliegenden Klingen stoßen.

Für Kagome kam diese Aktion vollkommen unerwartet. Regungslos lag sie nun mit Inu Yasha auf dem Boden. Er war es, der sich zuerst wieder aufrichtete und sie besorgt ansah.

"Ist alles in Ordnung mit dir, Kagome?", fragte er und half ihr dann beim Aufstehen. Kagome nickte leicht.

"Ja... Es geht mir gut", antwortete sie und fügte dann leiser hinzu: "Danke, Inu Yasha."

Kurz trafen sich die Blicke der beiden. Nach anfänglichem Zögern, kam ein leichtes Lächeln auf Kagomes Lippen, was von Inu Yasha erwidert wurde. Erleichtert nahm er sie in die Arme. "Zum Glück ist dir nichts passiert."

Kagome war im ersten Moment reichlich überrumpelt. Doch dem Anschein nach schienen die beiden wieder miteinander auszukommen, und das machte das Mädchen sehr glücklich. Sie wusste zwar nicht, wie es in Zukunft weitergehen würde, aber im Moment schien ihr das auch unwichtig zu sein.

"Inu Yasha, seid wann bist du denn so hemmungslos?", fragte Miroku nach einem Moment amüsiert und legte sich eine Hand ans Kinn.

Sofort horchte Inu Yasha auf und ließ wieder von Kagome ab. Er räusperte sich und warf dann einen mahnenden Seitenblick auf den Mönch. "Jetzt laber‘ keinen Stuss, Miroku! Ich habe Kagome lediglich gezeigt, dass ich mich freue, dass es ihr gut geht. Ich habe ja keine Ahnung, was du dir wieder für Zeug zusammengedacht hast." Der Hanyou wandte seinen Blick von den anderen, die leicht schmunzelten, ab. Das war typisch für Inu Yasha. Doch jetzt richtete der Hanyou seinen Blick wieder auf die Dämonen, die sich erneut zum Angriff bereit machten.

"Mir reicht 's!", sagte er entschlossen und stellte sich ihnen in den Weg. "Jetzt ist endgültig Feierabend! Sprecht euer letztes Gebet!" Mit diesen Worten hob er Tessaiga in die Höhe nur um die Klinge anschließend wieder kraftvoll niedersausen zu lassen. "Jetzt seid ihr fällig! Kaze no Kizu!!" Und mit einer gewaltigen Kraft wurde das Kampffeld mit einem Mal in ein helles Licht getaucht. Die Dämonen wurde von der Windwunde erfasst und hatten keine Chance mehr. Schnell gehörten sie der Vergangenheit an.

Als das Licht wieder allmählich wieder verblasste, waren außer Kagura, die sich nicht in Reichweite der Windwunde befand, keine feindlichen Dämonen mehr da. Inu Yashas Angriff hatte sie alle restlos besiegt.

"Alle weg... Das ist ja unglaublich!", stellte Kimie fasziniert fest. "Das war also die Windwunde..."

>Und diese Attacke hat Sesshoumaru schon einmal überlebt? Aber wie konnte er...?< Der Blick des Mädchens richtete sich nun auf den Youkai, der sich nicht weiter in den Kampf eingemischt hatte, sondern von seinem Aussichtpunkt aus, alles nur beobachtet hatte.

Kagura wartete einen Moment ab und warf einen abfälligen Blick auf ihre Gegner. "Hm! Wartet es ab! Es ist noch lange nicht vorbei!" Sie nahm eine ihrer Federn aus ihrem Haar. Kurz wirbelte ein starker Wind auf und das nächste, was die anderen sahen war, wie Kagura nun auf einer riesigen Feder in den Himmel schwebte und davonflog.

"Kagura! Bleib hier, du feiges Miststück!", rief Inu Yasha ihr wütend nach, doch sie war bereits weit entfernt und schon bald aus der Sicht der anderen verschwunden.

Die Freunde konnten nun endlich verschnaufen und waren froh über den glimpflichen Ausgang des Kampfes. Doch anstatt sein Schwert Tessaiga wieder in die Schwertscheide zurückzustecken, wandte sich Inu Yasha nun an Sesshoumaru, der soeben von dem Ast des Baumes hinunter sprang. Sofort deutete der Hanyou mit der Klinge seines Schwertes auf seinen Halbbruder. "So, Sesshoumaru! Ich habe zwar keinen Schimmer, was du schon wieder hier verloren hast und auch nicht, was du damit bezweckst, dass du Kimie ein neues Schwert übergeben hast, aber ich hätte große Lust auf eine kleine Revanche! Mal abgesehen davon war unser Kampf noch nicht beendet."

"Inu Yasha! Lass das bitte!", mischte sich Kimie nun ein. Auf noch einen Kampf konnte sie im Moment wirklich dankend verzichten.

Ehe Inu Yasha aber etwas darauf erwidern konnte, hörte man eine Stimme aus einiger Entfernung rufen: "Sesshoumaru-sama! Wo seid Ihr, mein Herr?"

Wenige Augenblicke später tauchte Jaken hinter einem Busch auf. Als er Inu Yasha und die anderen sah, war er im ersten Moment reichlich irritiert, doch als er daraufhin auch Sesshoumaru erblickte, lief er sofort auf ihn zu.

"Da seid Ihr ja, edler Herr! Ich war in Sorge, weil Ihr so plötzlich verschwunden seid." Der Krötendämon warf einen misstrauischen Seitenblick auf die Gruppe von Inu Yasha. "Habt Ihr Ärger mit diesem Pack gehabt, Sesshoumaru-sama?", fragte Jaken, als er nun auch noch Kimie und Inuki erblickte. Er starrte die beiden reichlich erschrocken an. >Was machen die denn schon wieder hier?! Das kann doch nicht wahr sein!?<

Und während Jaken einem Nervenzusammenbruch nahe war, tauchte jetzt auch Rin mit Ah-Un hinter einem Gebüsch auf. "Sesshoumaru-sama! Da seid Ihr ja!" Sie lief auf den Youkai zu und schien Inu Yasha und die anderen im ersten Moment gar nicht wahrgenommen zu haben.

"Hallo, Rin!", begrüßte Kimie das kleine Mädchen nun erfreut. Rin wandte ihren Blick daraufhin zur Seite.

"Ah! Kimie-san! Inuki! Ihr seid wieder da!", rief sie erfreut und war auch sehr überrascht. Sofort lief das kleine Mädchen auf Kimie zu und fiel ihr in die Arme. Dann begrüßte sie auch Inuki erfreut. Sango schaute kurz zu Rin hinüber.

"Das ist doch die Kleine, die Sesshoumaru begleitet", stellte die Dämonenjägerin fest. (Ich weiß nicht, ob und inwiefern Inu Yasha und die anderen Rin kennen. Ich hab's daher jetzt einfach mal so gedreht, dass sie ihr schon einmal begegnet sind. ^^')

Während Rin nun Inuki streichelte, schaute Kimie wieder zu Sesshoumaru. Noch immer hielt sie das Schwert, das er ihr gegeben hatte, in der Hand. Der Youkai gab dem Mädchen jetzt noch mehr Rätsel auf. >Warum hat er...?<
 

Auf ihrem Rückweg zu Narakus Schloss machte sich Kagura noch so ihre Gedanken. Besonders darüber, in was für einer Beziehung Sesshoumaru wohl zu Kagomes Cousine stand. Das alles kam Kagura doch recht eigenartig vor. Warum hatte er den anderen geholfen? Aber sie würde schon noch herausfinden, was sich dahinter verbarg.
 

"Das gefällt mir nicht!"

Inu Yasha schaute immer wieder argwöhnisch zu den zahlreichen Bäumen hinüber. Der Hanyou und die anderen standen schon eine ganze Weile auf der Wiese vor dem Wald und warteten auf Kimie und Sesshoumaru. Rin stand mit Ah-Un und Inuki etwas abseits von der Gruppe und vertrieb sich die Wartezeit damit, den Drachen ab und zu mit Gräsern zu füttern und auch ein wenig mit Inuki zu spielen. So bekam sie auch nicht mit, wie Inu Yasha weiter sprach.

"Kimie sollte man lieber nicht allein mit Sesshoumaru lassen!", meinte er misstrauisch. Währenddessen lief Shippou ganz nervös hin und her.

"Ich hoffe nur, dass nichts Schlimmes passiert", flehte der kleine Kitsune und Sango fragte sich nachdenklich: "Warum wollte Kimie-chan überhaupt allein mit Sesshoumaru reden?"

"Mich wundert es ja vielmehr, dass er sich überhaupt darauf eingelassen und kein Wort dazu gesagt hat", fügte Miroku hinzu. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass er plötzlich seine nette Ader für Menschen entdeckt hat, auch wenn die Kleine da ihn ständig begleitet." Er schaute kurz zu Rin hinüber und legte sich nachdenklich eine Hand ans Kinn. "Es sei denn, da gibt es eine Kleinigkeit zwischen Kimie und Sesshoumaru, von der wir noch nichts wissen."

"Dann muss irgendetwas passiert sein, als Kimie-chan bei ihm war", vermutete Sango.

Auch Kagome machte sich ihre Gedanken. Sango und Miroku konnten mit ihren Aussagen mit großer Wahrscheinlichkeit Recht haben, wie sie sich eingestehen musste. Zwar hatte Kimie selbst Kagome gegenüber nur sehr wenig über die Zeit bei Sesshoumaru geredet, doch hatte die Jüngere schon seit einem gewissen Zeitraum einen Verdacht.

"Kimie wird schon zurechtkommen", sagte das Mädchen schließlich. "Ich glaube auch nicht, dass Sesshoumaru ihr was antun wird." Nach dieser Aussage waren alle Blicke sofort auf Kagome gerichtet. Besonders Inu Yasha wirkte reichlich irritiert.

"Woher denn dieser plötzliche Optimismus, wenn es um Sesshoumaru geht?", fragte er und zog eine Augenbraue hoch.

Kagome aber winkte ab und lächelte leicht. "Ach, Inuki ist doch auch ganz ruhig und er würde es sicher spüren, wenn mit Kimie etwas nicht in Ordnung wäre." Sie schaute zu dem Hund hinüber, mit dem Rin gerade ein wenig spielte.

Jaken hatte währenddessen die ganze Zeit etwas abseits der anderen schmollend neben einem Felsen gesessen. Nicht nur, dass er Inu Yasha und seiner Gruppe über den Weg laufen musste, jetzt war auch noch dieses Menschenweib mit ihrem Hund wieder aufgetaucht. Der Tag konnte für Jaken wirklich nicht noch schlimmer werden.

"Aber... das dauert schon irgendwie lange. Findet ihr nicht?", meinte Sango nach einer Weile und schaute zum Wald hinüber. In der Tat wartete die Gruppe schon eine längere Zeit.

"Zehn Minuten!", sagte Inu Yasha schließlich betont. "Wenn sie bis dahin nicht von selbst hier auftauchen, dann gehe ich sie holen!"
 

Etwas verunsichert stand Kimie nun Sesshoumaru gegenüber. Na ja, eigentlich stand er ja mit dem Rücken zu ihr, so dass sie ihn somit eigentlich gar nicht direkt ansehen konnte.

Die beiden befanden sich allein im Wald. Kimie hatte ihre Freunde zuvor gebeten, sie allein mit Sesshoumaru reden zu lassen. Zwar waren diese, besonders Inu Yasha, davon zunächst nicht wirklich begeistert gewesen und sie waren auch etwas irritiert, kamen der Bitte aber dennoch nach, wenn auch nur widerwillig. Auch Jaken wirkte alles andere als erfreut, als Rin ihn mit sich fortgeschleift hatte, obwohl Sesshoumaru ihnen gar nicht die Anordnung zum Gehen gegeben hatte. Das Gezeter des Krötendämons konnte man noch eine ganze Weile hören, bis eine Kopfnuss von dem genervten Inu Yasha ihn letztendlich doch noch zum Schweigen brachte.

Kimie atmete tief ein. >Endlich habe ich die Chance mit ihm zu reden! Also dann, los geht's!< Und mit diesem Gedanken machte sie nun einen Schritt auf ihn zu. "Ähm... Sesshoumaru? Ich wollte kurz mit dir reden, wenn das geht."

Da Sesshoumaru darauf nichts erwiderte und sich auch nicht zu ihr umdrehte, war sich Kimie nicht sicher, ob sie weiterreden sollte. Ihr Blick fiel kurz auf das Schwert, welches sie in der Hand hielt. Dann sprach sie zögerlich weiter: "Also... Eigentlich wollte ich mich ja nur bei dir bedanken. Für das Schwert, meine ich. Und außerdem..."

"Lerne, es richtig einzusetzen!" Diese plötzliche Entgegnung von Sesshoumaru überraschte Kimie im ersten Moment, da sie damit nicht gerechnet hatte. Sie brauchte einen kurzen Augenblick, um sich wieder zu fangen.

"Äh... Okay, alles klar. Aber eigentlich wollte ich ja noch was anderes sagen." Kurz zögerte sie und senkte den Blick. Sie überlegte, wie sie es am besten anfangen sollte, doch dann schüttelte sie entschieden den Kopf. Sie würde ihm einfach sagen, was sie sagen wollte und damit wäre die Sache erledigt gewesen! Also schaute Kimie Sesshoumaru wieder an und wollte weiter sprechen: "Also, es geht darum, dass..." Aber wieder wollte es ihr nicht gelingen, den Satz zu Ende zu bringen. Sie wusste einfach nicht, wie sie dieses Thema aufgreifen sollte.

Sesshoumaru drehte sich zwar nicht zu Kimie um, schaute aber aus dem Seitenwinkel kaum merklich hinter seinen Rücken zu ihr zurück. Ihm war völlig klar, dass sie ihm etwas sagen wollte, doch warum sagte sie es ihm dann nicht einfach, nachdem sie schon sogar die anderen alle weggeschickt hatte? Ihm selbst konnte es ja egal sein, ob und wie viele Personen bei diesem Gesprächsversuch dabei gewesen wären. Stattdessen stand Kimie jetzt aber nur da, wie ein hilfloses Etwas und brachte nun keinen vernünftigen Satz mehr zustande.

"Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du noch heute das sagen würdest, was du eigentlich sagen willst", sagte Sesshoumaru schließlich an Kimie gerichtet. "Ich habe wirklich was Besseres zu tun, als hier nur herumzustehen und auf irgendetwas zu warten. Ansonsten wird es dich wohl nicht stören, wenn ich jetzt gehe."

Doch kaum, dass er einen Schritt getan hatte, rief ihm Kimie nach: "Nein! Warte! Geh noch nicht! Es ist nur..." Wieder drohte ihre Stimme zu versagen, als sich Sesshoumaru nun zu ihr umdrehte.

"Was ist es denn nun, was du mir sagen willst?"

Kimie wartete einen Moment und senkte dann erneut leicht den Blick. Anstatt einfach das zu sagen, was sie sagen wollte, entschied sie sich nun dazu, das Thema mit einer Frage aufzugreifen, die sie beschäftigte: "Es geht um diese Banditen, die mich damals eingesackt und mitgenommen haben. Warum bist du ihnen gefolgt und hast mir geholfen?" Zögerlich schaute Kimie auf. "Dazu hattest du nun wirklich keinen Grund gehabt."

Und das stimmte auch. Sesshoumaru hatte in der Tat keinen Grund gehabt, Kimie zu helfen. Er aber schien von ihren Worten überhaupt nicht irritiert zu sein. Stattdessen erwiderte er: "Sei doch froh, dass ich es getan habe, oder wäre es dir vielleicht lieber gewesen, wenn ich den Banditen nicht gefolgt wäre?" Die Frage hatte Sesshoumaru mit einem Unterton von Ironie ausgesprochen, was Kimie natürlich nicht entgangen war.

"Echt witzig! Ich lache später!", antwortete sie nun doch etwas gereizt. Jetzt kam sie sich richtig schön blöd vor. Da hatte sie anfangs vor ihm rumgestottert, als hätte sie noch nie in ihrem Leben gesprochen und jetzt lief dieses Gespräch wieder in eine völlig andere Richtung. So hatte sie sich das ja nun wirklich nicht vorgestellt. Trotzig setzte sich Kimie nun neben einem Baum ins Gras.

Sesshoumaru beobachtete das Mädchen zwar kommentarlos, machte sich aber dennoch seine Gedanken. Irgendwie fand er, dass sie eigenartig war. Einerseits frech und ihm gegenüber sogar ziemlich unverschämt, andererseits verunsichert und dann wieder auf gewisse Weise schwach. Das merkwürdige war aber, dass Sesshoumaru bei Kimie, obwohl sie sich ihm gegenüber auch mal vorlaut verhielt, nicht wirklich den Drang verspürte, sie dafür zur Rechenschaft zu ziehen. Normalerweise würde Sesshoumaru jeden Menschen, der ihm nicht den Respekt erwies, der ihm zustand, ohne mit der Wimper zu zucken sofort der erforderlichen Strafe unterziehen.

Kimie hatte sich nach dieser kleinen Eskalation aber schnell wieder gefangen. Sie wollte nicht, dass die Sache dadurch eventuell aus dem Ruder laufen könnte. Nach einem kurzen Moment sprach sie Sesshoumaru erneut an, ohne ihn aber zunächst anzusehen: "Sesshoumaru? Wegen dieser Sache... Ich habe mich noch gar nicht bei dir bedankt." Sie wandte langsam ihren Blick zu ihm um. "Das war es, was ich dir eigentlich schon längst sagen wollte, aber irgendwie hat sich nicht wirklich die Gelegenheit dazu ergeben. Also... Danke, dass du mich gerettet hast."

Sesshoumaru musste zugeben, er war ein wenig überrascht, auch wenn er das nicht zeigte. Das war es also gewesen? Wegen einem einfachen Dank hatte dieses Mädchen sich die ganze Zeit so schwer getan? Noch dazu lag diese Sache mit den Räubern schon eine gewisse Zeit zurück. Sie hatte sich damals schon nicht bei ihm bedankt. Warum tat sie das dann ausgerechnet jetzt? Sesshoumaru war davon überzeugt, dass Kimie in der Zwischenzeit schon wieder bei sich zu Hause gewesen war. War sie etwa nur wegen einem einfachen Dank wieder zurückgekommen? So was konnte wohl wirklich nur bei Menschen vorkommen.

Kimie war etwas irritiert. Sesshoumaru sagte überhaupt nichts und sie konnte auch überhaupt nicht abschätzen, was er wohl gerade dachte.

Für einen Moment schwiegen sich die beiden nur an, bis der Blick des Mädchens wieder auf ihr neues Schwert fiel.

"Sag mal... Warum hast du mir eigentlich dieses Schwert gegeben?", fragte Kimie nach einer Weile zögerlich.

Sesshoumaru antwortete ohne lange zu warten im üblichen Ton: "Ich sagte es doch schon. Es ist ein Ersatz für dein altes."

"Schon klar, aber woher wolltest du denn wissen, dass ich wieder hier auftauche?", fragte sie weiter und sah ihn abwartend an. "Was wäre denn gewesen, wenn ich einfach zu Hause geblieben wäre?" Bei dieser Frage hatte ihre Stimme einen etwas prüfenden Unterton angenommen.

"Das wäre mir gleich gewesen", antwortete Sesshoumaru mit gleichgültiger Stimme und wandte seinen Blick ab.

"Ach..." Kimie hatte nichts anderes erwartet. So was in der Art hatte sie dich schon gedacht. Es hätte sie ehrlich gesagt auch sehr überrascht, wenn er auf diese Frage anders geantwortet hätte.

Nach einem kurzen Moment stand das Mädchen wieder auf.

"Na ja, dann wäre das dann wohl geklärt.", sagte Kimie mit einem leichten Seufzen. "Das war es eigentlich auch schon, was ich dir sagen wollte. Ich gehe jetzt wieder zu den anderen." Sie wandte sich von ihm ab. "Also, mach's gut", fügte sie leiser noch hinzu. Irgendwie fühlte Kimie sich nicht wirklich besser. Zwar hatte sie sich jetzt endlich bei Sesshoumaru bedankt, aber dennoch war da so ein schweres Gefühl in ihr. Jetzt würde wohl außerdem jeder wieder seinen eigenen Weg gehen.

Als sie ihm den Rücken zukehrte, richtete Sesshoumaru seinen Blick wieder auf Kimie. Eigentlich konnte es ihm ja egal sein, wenn sie jetzt wieder ging. Doch irgendwie hatte er ein etwas eigenartiges Gefühl bei dieser Sache.

Kimie, so sehr mit ihren Gedanken beschäftigt, achtete im Moment überhaupt nicht auf ihren Weg und so kam es, dass sie kurzerhand über eine größere Baumwurzel stolperte. "Uah!" Das hatte ihr gerade noch gefehlt! Würde sie in dieser Situation nun auch noch den Boden küssen, wäre die Blamage wirklich perfekt gewesen! Kimie sah sich auch schon bereits im Gras liegen, als sie aber plötzlich einen Griff an ihrem linken Oberarm wahrnahm, der sie vor dem drohenden Fall bewahrte.

"Vielleicht hätte ich dir besser eine Gehhilfe besorgen sollen, und kein Schwert", drang die Stimme von Sesshoumaru, der schnell reagiert und das Mädchen festgehalten hatte, an Kimies Ohr. Als sie daraufhin auch noch in sein Gesicht sah, wo sie glaubte, nun einen gewissen amüsierten Ausdruck vorzufinden, befreite sie sich sofort wieder von seinem Griff.

"Du bist wirklich so lustig!", erwiderte Kimie sarkastisch. "Hast du schon mal daran gedacht, Komiker zu werden?" Sie wandte den Blick von ihm ab. Das war ja mal wieder typisch gewesen! Doch eigenartigerweise hielt der Ärger bei dem Mädchen nicht lange an. Er verflog relativ schnell wieder und wich einem Gefühl der Verlegenheit.

Sesshoumaru beäugte Kimie zunächst wortlos. Schon wieder hatte sie sich so eigenartig benommen. Zuerst war sie vorlaut gewesen, doch jetzt wirkte sie wieder verunsichert. Da steckte etwas dahinter, das vermutete Sesshoumaru stark. Er wollte nun herausfinden, was es war.

"Warum bist du zurückgekommen?", fragte er Kimie daher auch sofort. Kimie selbst schaute den Youkai daraufhin völlig irritiert an. Was sollte das denn jetzt wieder? Sie verstand im ersten Moment auch nicht, was er eigentlich meinte. Als sie ihm nicht gleich eine Antwort gab, sprach Sesshoumaru weiter: "Du warst doch in der Zwischenzeit bestimmt wieder in deiner Zeit. Also, warum bist du noch mal zurückgekommen?"

Dem Blick, mit dem er sie ansah, konnte Kimie nicht standhalten, also schaute sie stattdessen zu Boden.

>Was soll das? Warum will er das denn jetzt wissen?<, fragte sie sich. >Als ob ihn das wirklich interessieren würde.< In der Tat konnte sich Kimie nicht vorstellen, dass Sesshoumaru die Antwort auf seine Frage wirklich hören wollte. Vielleicht wollte er sie auch nur aufziehen und bloßstellen, oder so was. Dieser Gedanke betrübte Kimie zugegeben auf eine gewisse Weise.

Es verging einige Zeit, ehe sie aber doch kaum hörbar flüsterte: "Ich wollte dich sehen..."

Doch sofort danach schreckte Kimie hoch und starrte geschockt ins Nichts. >Shit! Habe ich das eben etwa laut gesagt?<, schoss es ihr durch den Kopf und sie spürte einen Anflug von Panik in sich aufsteigen. Am liebsten hätte sie sich sofort an Ort und Stelle in Luft aufgelöst.

Sesshoumaru hatte Kimies letzte Aussage natürlich gehört und war von dieser zugegeben verblüfft. Demnach hatte sie ihm zuvor nicht alles gesagt. Wieder war da dieses eigenartige Gefühl, als er Kimie so ansah. Er fand sie seltsam. Einerseits war sie nur ein schwacher Mensch, doch andererseits...

"Du wolltest mich also noch einmal sehen?", fragte Sesshoumaru mit prüfendem Unterton und sah Kimie ebenso an.

Sie hingegen schaute ihn nicht an, sondern zuckte nur möglichst gleichgültig mit den Schultern. "Nun... Ja. Na und?" Auf keinen Fall wollte dieses Thema noch weiter breittreten und machte schon Anstalten, sich davonzumachen, allerdings wurde sie von Sesshoumaru daran gehindert. Er stellte sich ihr in den Weg.

"Warum wolltest du mich sehen?", fragte er und es war deutlich herauszuhören, dass er eine Antwort haben wollte. Doch um diese versuchte Kimie sich weiterhin zu drücken.

"Äh... Nun..." Sie sah sich Hilfe suchend um, aber natürlich war niemand in der Nähe.

"Ich habe dir eine Frage gestellt", kam es nun betonter von Sesshoumaru.

Kimie starrte irritiert in seine goldenen Augen. >Dieser Blick... Wieso starrt er mich so an?< Unruhig knibbelte sie mit ihren Fingern rum. "Ähm... Na ja... Ich... Ich wollte dich noch mal sehen, weil ich... weil ich dir halt danken wollte", antwortete sie schließlich, doch schien Sesshoumaru von dieser Antwort nicht wirklich überzeugt zu sein.

"Du erzählst mir nur die halbe Wahrheit", behauptete er überzeugt. "Das spüre ich genau."

Kimie wurde noch unruhiger. Was sollte sie darauf jetzt erwidern?

"Na ja... Und weil ich...", stotterte sie weiter, wollte aber eigentlich nichts mehr dazu sagen. Um nicht weiter seinem Blick ausgesetzt zu sein, schaute sie wieder zu Boden. Einerseits wollte sie ihm ja gerne sagen, was sie beschäftigte, aber sie hatte Angst. Angst vor seiner Reaktion.

Das Mädchen war sehr nervös, das konnte Sesshoumaru genau sehen. Er bezweifelte ein wenig, dass er so bald eine Antwort auf seine Frage erhalten würde. Also hob er nun seine rechte Hand und drehte Kimies Gesicht so zu sich, dass er in ihre Augen schauen konnte. Vielleicht würde er dort eine Antwort finden.

Kimie zuckte im ersten Moment regelrecht zusammen, als sie Sesshoumarus Hand an ihrem Kinn wahrnahm. Sofort wollte sie sich dem ganzen entziehen, doch da er sie nicht grob anpackte, ließ dieser Drang schnell wieder nach.

Abwartend sah Sesshoumaru das Mädchen an, welches nun in seine Augen schaute. Sie hatte keine Angst vor ihm, aber sie wirkte unschlüssig, das konnte er genau feststellen.

Völlig fasziniert schaute Kimie in Sesshoumarus goldene Augen. Irgendwie hatte sie das Gefühl, als hätte er sie vollkommen durchschaut. Aber gleichzeitig empfand sie diesen Moment, in dem die beiden so unter sich waren, auch als sehr angenehm. Ein wohlig warmes Gefühl breitete sich in ihr aus.

Nach einem Moment sprach Kimie langsam und leise weiter: "Ich wollte dich wieder sehen, weil... weil ich di..."

"AAAH!!! Sesshoumaru-sama! Was geht hier vor?!" Dieser plötzliche Schrei versetzte Kimie den Schock ihres Lebens und sofort hatte sie sich von Sesshoumaru entfernt und war mehrere Meter zur Seite gesprungen, nur um nun total verwirrt zu Inu Yasha, Kagome und Jaken, welcher eben so rumgebrüllt hatte, zu starren. Sesshoumaru aber zeigte keinerlei Reaktion, er bedachte die Besucher nur mit einem Blick.

"Äh... Stören wir?", fragte Kagome zögerlich und irgendwie schien ihr das Ganze auch ein wenig unangenehm zu sein. "Die anderen warten noch auf der Wiese vor dem Wald. Wir haben auch da gewartet, aber..."

"Nein! Ihr stört überhaupt nicht!", winkte Kimie sofort ab und wedelte mit den Händen in der Luft herum. Auf keinen Fall sollte jetzt ein verrückter Verdacht aufkommen.

Inu Yasha warf ihr einen etwas verunsicherten Blick zu. "Kimie? Geht es dir gut? Dein Gesicht ist ganz rot."

"Es geht mir ausgezeichnet! Es könnte mir nicht besser gehen!", versicherte sie ihm und kehrte den anderen nun den Rücken zu. "Was ist? Gehen wir jetzt zur Wiese?"

Und damit marschierte Kimie auch sogleich los, als sich Kagome aber etwas irritiert an sie wandte: "Äh, Kimie? Die Wiese liegt in der anderen Richtung. Du gehst den falschen Weg."

Abrupt blieb Kimie stehen und drehte sich wieder zu den anderen um. Ihre Cousine deutete in die entgegen gesetzte Richtung, als Kimie eben gegangen war. Verlegen lächelte das Mädchen nun und kratzte sich am Kopf. "Ups! Kleiner Navigationsfehler!"

Also machte sie kehrt und ging anschließend an den anderen vorbei. Als sie aber an Sesshoumaru vorbeikam, spürte sie, wie ihr Herz für einen Moment kräftiger anfing zu klopfen. Sie beschleunigte ihre Schritte um zu verhindern, dass nun alle mitbekamen, wie sie noch röter wurde, und verschwand dann hinter den Bäumen. Kagome folgte ihr nach einem kurzen Moment. Nur Inu Yasha, Sesshoumaru und Jaken blieben noch etwas länger in dem Wald zurück.

Jaken, der Inu Yasha und Kagome zuvor regelrecht gezwungen hatte, ihn mitzunehmen, damit er selbst nach Sesshoumaru sehen konnte, nutzte die Gelegenheit und wandte sich an seinen Herrn: "Sesshoumaru-sama, wenn ihr mir die Frage erlaubt. Was...?" Doch an dem Blick des Youkai erkannte Jaken schnell, dass dieser keine Fragen hören wollte. Sofort wich der Krötendämon zurück. "Verzeiht, edler Herr! Es geht mich ja auch gar nichts an."

Nachdem Sesshoumaru ihm kurz und knapp die Anweisung erteilt hatte, wieder zu gehen, verschwand Jaken auch ohne Widerworte wieder. Jetzt standen Inu Yasha und Sesshoumaru im wahrsten Sinne des Wortes allein im Wald. Es grenzte eigentlich an ein Wunder, dass die beiden sich nicht sofort an Ort und Stelle gegenseitig an die Gurgel sprangen. Dennoch warf der Hanyou seinem Halbbruder einen misstrauischen Blick von der Seite zu.

"Was sollte das denn eben, Sesshoumaru?", fragte Inu Yasha prüfend. Sesshoumaru war völlig klar, das er auf die Sache mit Kimie anspielte. Doch warum sollte der Youkai seinem Halbbruder etwas erzählen, was er schon Jaken nicht erzählt hatte?

"Das geht dich ja wohl überhaupt nichts an, Inu Yasha", erwiderte er also kühl und schritt ohne ein weiteres Wort an dem Hanyou vorbei. Inu Yasha sah Sesshoumaru grummelnd nach.

"Arroganter Großkotz!", murmelte er in sich hinein, bis auch er sich auf dem Weg zu den anderen machte.
 

Vermutlich dachte keiner aus den Fraktionen von Inu Yasha und Sesshoumaru im Moment daran, dass Naraku, obwohl selbst nicht anwesend gewesen, den letzten Kampf heimlich mitverfolgt hatte. Kanna hatte ihm mit Hilfe ihres Spiegels gezeigt, was geschehen war.

Während er nun auf die Rückkehr seines Abkömmlings Kagura wartete, schmiedete Naraku bereits einen neuen Plan.

"Ich glaube, ich weiß jetzt, wie ich am besten weiter vorgehen werde", sagte er zu sich selbst und lächelte siegessicher. Er würde Inu Yasha und die anderen schon noch ins Jenseits befördern, davon war Naraku fest überzeugt.
 

>'Ich wollte dich wieder sehen, weil ich dich mag und weil ich dich vermisst habe.' ... Bin ich denn bescheuert?! So was sage ich ihm doch nicht! Der macht sich doch glatt lustig über mich! Mit so was mache ich mich noch zum Gespött des ganzen Mittelalters und der nächsten zehntausend Jahre!<

Kimie hätte sich am liebsten selbst in den Boden gestampft. Was hätte sie Sesshoumaru nicht alles für Blödsinn erzählt, wenn Inu Yasha und Kagome nicht aufgetaucht wären? Obwohl, Blödsinn war es eigentlich nicht gewesen. Sie hätte Sesshoumaru die Wahrheit gesagt, wäre sie noch dazu gekommen. Als er ihr Gesicht berührt und sie so angesehen hatte, war sie wirklich kurz davor gewesen. Was hätte er dann aber darauf erwidert? Wie hätte er reagiert?

>Vermutlich hätte er sich entweder totgelacht, oder noch wahrscheinlicher hätte er behauptet, es wäre ihm piepegal<, dachte Kimie und seufzte. Im nächsten Moment überlegte sie, ob Sesshoumaru auch anders hätte reagieren können. Vielleicht ganz anders, als sie dachte. Doch dann schüttelte sie den Kopf und verscheuchte diese Gedanken schnell wieder.

>Hör auf, Mädchen!<, schalt Kimie sich selbst. >Bilde dir keine Schwachheiten ein! Jetzt driftest du wirklich gewaltig von der Realität ab.<

Sie konnte sich irgendwie nicht so recht vorstellen, dass Sesshoumaru anders reagiert hätte. Ihre Gedankengänge wurden aber mit einem Mal von Inu Yasha unterbrochen.

"Das war's dann wohl!", sagte er betont und mit vor der Brust verschränkten Armen. "Jetzt trennen sich unsere Wege wieder, Sesshoumaru! Also, auf nimmer Wiedersehen! Diesmal lasse ich dich noch ungeschoren davonkommen!" Damit kehrte der Hanyou Sesshoumaru und seiner Gruppe auch sofort den Rücken zu. Bis eben hatten alle zusammen auf dieser Wiese gestanden, doch jetzt würde wohl jede Gruppe wieder ihre eigenen Wege gehen. Rin war davon allerdings überhaupt nicht begeistert.

"Was?! Wollen Inuki und du etwa auch schon wieder gehen, Kimie-san?" Abwartend schaute das kleine Mädchen Kimie an, die leicht lächelte.

"Ja, tut mir Leid. Aber vielleicht laufen wir uns ja noch mal über den Weg", versuchte sie Rin aufzumuntern, doch diese senkte betrübt den Blick.

"Ich finde es trotzdem schade..."

Kimie musste zugeben, auch sie empfand ähnlich wie das kleine Mädchen. Doch was hätte sie schon tun sollen? Also wandte sie sich mit einem Abschiedsgruß und einem letzten Blick zu Sesshoumaru nun zum Gehen um, da auch ihre Freunde bereits Anstalten machten, ihren Weg fortzusetzen, als Rin aber plötzlich Kimie am Ärmel ihrer Jacke packte und leicht daran zog.

"Kimie-san? Kann ich dich aber noch etwas fragen?"

Kimie drehte sich noch einmal um, schaute zu dem kleinen Mädchen runter und nickte. "Sicher, Rin. Was ist denn?"

Inu Yasha und die anderen blieben nun noch einen Moment stehen und warteten darauf, dass Kimie ihnen folgte. Diese hörte sich nun die Frage von Rin, welche mit einem Mal wieder fröhlich lächelte, an: "Willst du nicht Sesshoumaru-sama heiraten?"

"WAAAAAAAS?!" Sofort waren alle Blicke auf das kleine Mädchen gerichtet und die Reaktionen waren alle die selben. Ungläubig und geschockt mussten die Anwesenden das jetzt erst einmal verdauen. Jaken schien einem Herzinfarkt nahe zu sein, Inu Yasha glaubte, sich gründlich verhört zu haben und die Reaktionen von Kagome und den anderen reichten von im ersten Moment total sprachlos bis völlig unfähig, überhaupt etwas zu sagen. Nur Sesshoumaru, der diese Frage natürlich auch gehört hatte, wirkte wie die Ruhe selbst, obwohl er innerlich auch etwas überrascht gewesen war.

Kimie starrte Rin reichlich irritiert an. Ehe sie aber etwas auf die Frage des kleinen Mädchens erwidern konnte, mischte sich Jaken, der den ersten Schock wohl mittlerweile verdaut hatte, eiligst ein: "Rin! Lass sofort diesen Unsinn!"

"Warum?", fragte Rin verständnislos. "Die beiden mögen sich doch, oder? Und sie haben sich bestimmt sehr gefreut, als sie sich endlich wieder gesehen haben!" Ihr Blick wechselte von Kimie zu Sesshoumaru und wieder zurück.

Jaken aber schüttelte heftig den Kopf. "Nein! Nein! Nein! Nein! Nein! Rede nicht so einen Blödsinn, Rin!"

"Aber warum sollte es denn nicht so sein?", fragte Rin und lächelte optimistisch. "Wenn Sesshoumaru-sama und Kimie-san heiraten, dann muss Kimie-san nicht wieder weggehen und Inuki kann dann auch bei uns bleiben. Das wäre doch toll!"

>Was für ein Plan...<, dachte Kimie mit einem Anflug von Ironie, fand es aber auch irgendwie süß, dass Rin glaubte, das Problem auf diese Weise lösen zu können. Doch so einfach, wie sich die Kleine das vorstellte, war die Sache aber doch wieder nicht.

"Ich glaube, mir wird schlecht...", murmelte Inu Yasha nach einer Weile. Sich das mit anzuhören schien ihn im Moment mehr Kraft und Selbstbeherrschung gekostet zu haben, als der Kampf gegen Kagura und Narakus Dämonen. Und während Kagome dem Hanyou ein wenig Halt gab, damit dieser nicht im nächsten Moment umfallen würde, versuchte Kimie Rin zu erklären, dass das alles nicht so einfach war, wie sie sich das eventuell vorstellte, als der Blick des kleinen Mädchens sich kurz zum Himmel richtete.

"Hm? Was ist das?"

"Was ist was?", fragte Kimie, woraufhin Rin nach oben deutete.

"Das da!"

Nun schauten alle nach oben zum Himmel hinauf. An diesem hatten sich mit einem Mal dunkle Wolken zusammengezogen und irgendetwas blitze kurz zwischen ihnen, wie ein kleiner Funken, auf. Plötzlich schoss ein Blitz herab und schlug nur wenige Meter von der Gruppe entfernt auf den Boden ein.

Raidon

Alle waren sofort zurückgewichen, als der Blitz auf der Erde einschlug.

"Was ist denn jetzt wieder los?", fragte Kimie erschrocken und hielt schützend ihre Arme um Rin. "Etwa wieder ein Angriff?"

Es dauerte nicht lange, bis sich der Staub gelegt hatte, und nun wieder den Blick freigab.

"Hm? Eine Kuh?", stellte Kimie nun irritiert fest. Da stand jetzt tatsächlich eine dreiäugige Kuh auf der Wiese und auf ihr drauf saß ein alter Mann.

"Das ist ja eine komische Kuh", fand Rin und legte den Kopf etwas schief.

Der alte Mann wirkte daraufhin etwas mürrisch. "Es ist ein Ochse! Und überhaupt, was ist denn das für eine Begrüßung? Etwas netter habe ich mir den Empfang schon vorgestellt."

Kimie zog eine Augenbraue hoch. Dieser Typ hatte vielleicht Nerven! Da tauchte der einfach so plötzlich wie aus dem Nichts hier auf und erwartete dann vielleicht auch noch, dass man das wohl als ganz normal betrachten würde. Von dem dreiäugigen Ochsen mal ganz zu schweigen. Allerdings fiel dem Mädchen jetzt auf, dass Inu Yasha und die anderen nicht wirklich verwirrt aussahen. Im Gegenteil, sie schienen den alten Mann zu kennen. Auch Sesshoumaru und Jaken zeigten keinerlei ungewöhnliche Reaktionen.

"Hallo, Inu Yasha-sama!"

Kimie horchte auf. Sie hatte gerade nur diese fremde Stimme, die jedoch nicht dem alten Mann gehörte, gehört, doch sehen konnte sie niemanden, egal wie suchend sie sich umschaute. Ihr Blick blieb an Inu Yasha hängen, der plötzlich mit seiner Hand auf seine Nase schlug.

"Was...?" Kimie begriff nicht, was diese Aktion jetzt sollte, bis sie aber bemerkte, dass der Hanyou einen prüfenden Blick auf seine Hand warf. Anscheinend hielt er etwas in dieser.

"Myouga-jijii! Dich gibt's auch noch?", fragte Inu Yasha mit hochgezogener Augenbraue und schaute auf seine Hand. Kimie trat nun auf ihn zu und schaute neugierig auf die Handfläche des Hanyou.

"Was ist das denn für ein Ding?", fragte sie als sie jetzt dieses kleine, von Inu Yashas Schlag etwas geplättete Etwas sah.

"Ich bin kein Ding!", protestierte das kleine Wesen sofort und sprang auf. "Ich bin ein Flohgeist und mein Name ist Myouga!"

"Ein Flohgeist?" Kimie überlegte kurz, einen verblüfften Blick auf Myouga gerichtet. So was hatte sie auch noch nie gesehen. Nach einem kurzen Moment seufzte sie aber nur noch erschöpft auf. "Oje... Warum bin ich eigentlich überrascht? Mittlerweile müsste ich doch abgehärtet sein..."

Kagome lächelte. "Dann stelle ich euch schnell vor. Also, Kimie, wie du schon gehört hast, ist das hier Myouga-jii-chan." Dann wandte sie sich an den Flohgeist: "Myouga-jii-chan, das hier ist meine Cousine Kimie."

"Hallo", begrüßte Kimie Myouga nun. Er grüßte zurück und musterte sie anschließend eingehend. "Was ist denn?", fragte das Mädchen etwas irritiert, als der Flohgeist aber mit einem Mal auf sie zusprang und sich auf ihre linke Wange setzte.

"Du gestattest doch?", fragte er scheinheilig und ehe Kimie überhaupt wusste, was passierte, stach Myouga mit seinem Rüssel in ihre Wange und wollte sich auch sogleich voll saugen.

"Was zum Teufel...?!" Reichlich empört schlug Kimie mit ihrer Hand auf ihre Wange.

"Aua...", stöhnte Myouga gequält auf und segelte anschließend, erneut reichlich geplättet, von der Wange des Mädchens auf den Boden hinab. Kimie zeigte aber wenig Mitleid.

"Was sollte das denn?", fragte sie mit einem strengen Blick auf den Flohgeist.

Inu Yasha winkte wie nebenbei ab. "Ach, das macht er so ziemlich bei jedem. Vor allem bei mir. Aber achte einfach nicht weiter darauf."

Weiter kamen die Freunde aber nicht mehr mit ihrem Gespräch, da sich der alte Mann, der noch immer auf dem dreiäugigen Ochsen saß, nun etwas empört einmischte: "Hey! Habt ihr mich etwa schon wieder vergessen?!"

Sofort waren alle Blicke auf ihn gerichtet.

"Das ist wahrlich eine Überraschung. Was macht Ihr denn hier, Toutousai-sama?", fragte Miroku den alten Mann, der jetzt suchend seinen Blick schweifen ließ.

"Ich suche nur eine Kleinigkeit. Und meinen Informationsquellen zufolge müsste ich es hier finden." Der Blick von Toutousai blieb mit einem Mal an Kimie hängen. Sofort stieg er von seinem Reittier ab. "Ah! Da ist es ja!" Als er nun von seiner Kuh stieg und auf sie zukam, schaute sich Kimie reichlich verwirrt um. Was könnte der alte Mann den von ihr wollen? Umso überraschter war sie, als er plötzlich seinen Griff um ihr Schwert, welches sie am Gürtel trug, legte. "Genau das hier habe ich gesucht", sagte Toutousai und sah anschließend Kimie mit einem prüfenden Blick, der ihr doch etwas unangenehm war, an. "Sag mal, woher hast du das Schwert?"

"Von mir", kam nun die kühle Antwort von Sesshoumaru, woraufhin Toutousai sich zu ihm umdrehte. Urplötzlich wurde der alte Mann leichenblass. Er ließ Kimies Schwert wieder los und versteckte sich eiligst hinter Inu Yasha.

"Uah! Sesshoumaru! Du?! Hier?!", fragte Toutousai und wagte nur einen vorsichtigen Blick auf den Youkai zu riskieren. Kimie sah den alten Mann ungläubig an. Hatte dieser Typ Sesshoumaru wirklich erst jetzt bemerkt? Dabei war er doch eigentlich die ganze Zeit gut sichtbar gewesen. Aber vielleicht hatte er ja einfach nicht auf ihn geachtet.

Auf die Frage von Toutousai erwiderte Sesshoumaru mit gleichgültigem Unterton: "Passt dir das etwa nicht?"

Ehe der alte Mann aber etwas darauf erwidern konnte, wenn er das überhaupt vor hatte, mischte sich Inu Yasha ein: "Moment mal, Toutousai! Was soll das alles?"

Mit einem leicht verständnislosen Blick schaute der alte Mann den Hanyou an. "Ich bin nur hier, um mir anzusehen, was mit meinem Schwert passiert ist."

"Welches Schwert?", fragte Shippou und verstand gar nichts mehr. Auch die anderen wirkten nicht gerade so, als würden sie das alles so recht nachvollziehen können. Daraufhin deutete Toutousai auf Kimie.

"Wisst ihr das etwa nicht?", fragte er die Gruppe verständnislos. "Das Schwert dort habe ich geschmiedet."

"Was?!" Alle blickten nun zu Kimie, die nicht weniger verblüfft war, als ihre Freunde. Aber auch Jaken und Rin schienen überrascht zu sein, wobei Jaken eher geschockt wirkte. Er hatte einen Verdacht, wollte diesen aber nicht wirklich selbst bestätigen.

"Aber warum habt Ihr wieder ein neues Schwert geschmiedet, Ojii-san?", fragte Sango den Waffenschmied.

"Am besten, ihr fragt Sesshoumaru", schlug Myouga, der sich inzwischen wieder erholt hatte und nun auf Kagomes Schulter saß, der Gruppe vor.

"Genau!", pflichtete Toutousai dem Flohgeist bei. "Sesshoumaru hat mich schließlich beauftragt, dieses Schwert herzustellen."

"Wie bitte?!" Inu Yasha fiel aus allen Wolken und schaute ungläubig zu seinem Halbbruder hinüber. "Sesshoumaru?!" Doch dieser kümmerte sich nicht um die Freunde und auch Jaken, der so was in der Art schon befürchtet hatte und jetzt unruhig vor seinem Herrn hin- und herlief und ihn mit irgendwelchen Fragen zutextete, schenkte der Youkai wenig bis gar keine Beachtung.

Kimie, die ganze Zeit nachdenklich den Blick auf ihr Schwert gerichtet, schaute erst wieder auf, als sie bemerkte, dass Toutousai nun wieder genau vor ihr stand. Ausgiebig nahm er das Mädchen mit seinem Blick unter die Lupe. "Du bist ein Mensch, wenn ich das richtig sehe." Er blickte zu Sesshoumaru. "Ich war eigentlich stets der Meinung, du würdest deinem Vater in diesem Fall nicht nacheifern wollen."

Sofort hatte Sesshoumaru aufgehorcht. "Und das habe ich auch jetzt mit Sicherheit nicht vor!", knurrte der Youkai auf diese Bemerkung wütend zurück, woraufhin Toutousai erstmal wieder zurückwich und sich erneut hinter Inu Yasha, der erschöpft aufseufzte, versteckte.

Kimie verstand im ersten Moment nur Bahnhof, als ihr aber einfiel, dass Kagome ihr mal erzählt hatte, Inu Yasha sei halb Hundedämon und halb Mensch. Sesshoumaru hingegen war ein vollwertiger Dämon. Da Inu Yasha halb Mensch war, hatte der Vater der beiden Halbbrüder wohl auch eine menschliche Frau gehabt. Was war dann aber mit Sesshoumarus Mutter geschehen?

>Etwa ein Seitensprung?<, fragte sich Kimie mit einer Spur Sarkasmus, verscheuchte diesen Gedanken aber schnell wieder. Es ging sie ja nichts an, aber irgendwie schwirrte ihr jetzt doch leicht der Kopf. Aber das lag nicht allein an dieser Sache, es war die Situation im allgemeinen. Irgendwie ging alles im Moment wirklich nur drunter und drüber.

Auf die Fragen der anderen begann Toutousai nun zu erzählen, wie sich die Sache mit Sesshoumarus Schwertbestellung abgespielt hatte.
 

*~Rückblick~*
 

Vor etwa 1 1/2 Wochen saß Toutousai, wie so oft, in seiner Höhle und dachte an nichts böses, als er aber plötzlich eine wohlbekannte Stimme wahrnahm, die kalt und befehlend seinen Namen aussprach: "Toutousai!"

Als der Schmied aufschaute, glaubte er zunächst an einen schlechten Traum, während Sesshoumaru über die Schwelle trat und sich ihm näherte. Und er hatte etwas bei sich.

"AAH! Sesshoumaru, was machst du denn hier?!", fragte Toutousai geschockt und wich zurück. Wahrscheinlich hatte er schon mit seinem Leben abgeschlossen, als Sesshoumaru aber ungerührt weiter sprach: "Ich trachte dir nicht nach dem Leben, Toutousai. Diesmal nicht."

Toutousai wirkte nun doch reichlich irritiert, beruhigte sich dafür aber auch schnell wieder. "Hä? Und was willst du dann hier? Ich glaube nicht, dass du mich aus purer Höflichkeit besuchen kommst."

"Richtig erkannt. Ich habe nämlich einen Auftrag für dich." Mit diesen Worten warf Sesshoumaru dem Schmied den Kopf eines erlegten Ungetüms vor die Füße. "Du wirst mir aus diesen Fangzähnen ein Schwert anfertigen!", wies er Toutousai, der sich den Kopf nun kurz ansah, an.

"Aus den Fangzähnen eines Drachen?", fragte er ungläubig. Es war eines jener Geschöpfe, die einen langen, schlangenähnlichen Körper besaßen und auch ohne Flügel in der Lage waren, zu fliegen. Auf dem Kopf trug der Drache ein Geweih mit jeweils drei Verästelungen.

Nachdem er sich den Kopf kurz angesehen hatte, schüttelte Toutousai aber entschieden den Kopf. "Vergiss es! Du hast bereits zwei Schwerter bekommen; Tenseiga und Toukijin. Wobei es Toukijin eigentlich gar nicht geben dürfte. Das hast du ja bei meinem unwürdigen Schüler Kaijinbou in Auftrag gegeben. Was willst du denn jetzt noch mit einem dritten Schwert? Es als Bratspieß benutzen?" Der Sarkasmus war ganz deutlich aus der Stimme des alten Mannes herauszuhören gewesen. Dennoch wirkte Sesshoumaru in keinster Weise beirrt.

"Wofür ich dieses Schwert haben will, kann dir doch eigentlich völlig egal sein", antwortete er kühl und sah Toutousai ebenso an.

Der Schmied wiederum setzte sich im Schneidersitz vor den Drachenkopf, der genau zwischen ihm und Sesshoumaru auf dem Boden lag. Ernst verschränkte der alte Mann die Arme vor der Brust. "Mal ganz abgesehen davon weißt du doch ganz genau, dass man aus den Fangzähnen toter Dämonen, Drachen oder anderer Lebewesen keine Schwerter schmieden kann." Und als wäre dies sein Stichwort gewesen, zog Sesshoumaru nun Tenseiga aus der Schwertscheide. Als er den Drachenkopf ins Auge fasste, konnte der Youkai ganz genau die Wesen aus der Unterwelt sehen, die sich an dem Kopf laben wollten. Sesshoumaru hob Tenseiga in die Höhe, ehe er es genau auf den Drachenkopf niedersausen ließ. Kurz blitzte ein helles Licht auf, dann begannen die Augen des Drachen zu glühen.

Toutousai hatte irgendwie geahnt, dass sein Besucher so was in der Art tun würde, wobei es ihn aber schon erstaunte, dass Sesshoumaru sein Schwert Tenseiga nun doch einsetzte, wobei er es in der Vergangenheit so oft als nutzlos bezeichnet hatte.

"So, hast du für Tenseiga also doch noch eine Verwendung gefunden", sagte der Schmied, erhielt aber von Sesshoumaru, welcher Tenseiga wieder in die Schwertscheide zurücksteckte, keine Antwort. Kurz nahm Toutousai den Drachenkopf noch einmal unter die Lupe, dann wandte er sich wieder an den Hundedämon: "Du überraschst mich, Sesshoumaru. Ich bin mir aber auch ziemlich sicher, dass du mit dem neuen Schwert bestimmt keine Brote schmieren willst." Dann machte er eine wegwerfende Handbewegung. "Vergiss den Auftrag! Wie gesagt, du besitzt bereits zwei Schwerter. Noch eine Klinge bekommst du garantiert nicht, jedenfalls nicht von mir!"

Damit wollte sich der alte Mann abwenden, als Sesshoumaru ihn erneut mit prüfendem Unterton ansprach: "Und wenn ich dieses Schwert nicht selbst zu verwenden gedenke?"

Sofort schaute Toutousai wieder zurück. "Soll das etwas heißen, du kommst im Auftrag von jemand anders, der ein Schwert haben will? Warum kommt dieser ominöse Jemand denn nicht selbst?", fragte er misstrauisch.

"Ich spiele nicht den Nachrichtenüberbringer für andere", erwiderte Sesshoumaru betont. "Der Auftrag kommt direkt von mir."

Nachdenklich schaute Toutousai wieder auf den Drachenkopf. "Soll das dann eine Art Geschenk werden?", fragte er skeptisch und schien diese Vermutung auch für äußerst unwahrscheinlich zu halten, wenngleich sie eh nicht wirklich ernst gemeint gewesen war. "Dir muss es ja schon irgendwie wichtig sein, dieses Schwert zu bekommen, sonst hättest du wohl kaum Tenseiga eingesetzt um dem Drachenkopf wieder Leben einzuhauchen. Das kann ich mir bei dir aber kaum vorstellen. Ehrlich gesagt, überhaupt nicht."

"Es ist mir egal, was du darüber denkst", erwiderte Sesshoumaru gleichgültig und wartete nun auf die Antwort von Toutousai. Dieser überlegte noch einen Moment, nickte dann aber zustimmend.

"Na gut, ich mache dir ja dein Schwert."

"Gut. Wie lange brauchst du, um es fertig zu stellen?"

"Komm in drei Tagen wieder, dann kannst du es mitnehmen", antwortete Toutousai, woraufhin Sesshoumaru sich zum Gehen umwandte.

"Ich rate dir, den Termin einzuhalten", fügte er im Weggehen noch hinzu und verschwand wieder aus der Höhle des alten Schmieds.

Toutousai kratzte sich nachdenklich am Kopf, während sein Blick wieder auf dem Drachenkopf ruhte. >Den soll mal einer verstehen...<
 

*~Rückblick ende~*
 

Alle, bis auf Sesshoumaru, hatten sich um Toutousai versammelt ins Gras gesetzt und seiner Erzählung gelauscht. Die Überraschung und das Erstaunen stand ihnen in den Gesichtern geschrieben, nur Jaken wirkte so, als habe er gerade den Schock seines Lebens erlitten.

>Dass mein Herr extra zu Toutousai geht, um ein Schwert für einen Menschen in Auftrag zu geben, ist für mich kaum zu glauben! Das ist doch absurd!<, dachte er ungläubig, hütete sich aber davor, seine Gedanken laut auszusprechen, damit er nicht eventuell Sesshoumarus Zorn auf sich lenken würde. >Das kann doch nur ein schlechter Traum sein! Ein Schwert für einen Menschen... Noch dazu eine Klinge, geschmiedet aus den Fangzähnen eines Drachen!< Jaken konnte es immer noch nicht fassen. Das war es also gewesen, was sein Herr die ganze Zeit in diesem Bündel mit sich herumgetragen hatte: ein Schwert für dieses Menschenweib! Aber warum hatte Sesshoumaru sich zu so was hinreißen lassen?

Die Gedankengänge des Krötendämons wurden schließlich von Toutousai unterbrochen.

"Ich habe dem Schwert den Namen 'Raidon' gegeben", sprach der Schmied weiter. "Und auch, wenn ich für die Herstellung nicht viel Zeit gebraucht habe, ich muss gestehen, dass dieses Schwert neben Tessaiga und Tenseiga zu meinen besten Arbeiten gehört."

Die anderen hatten dem alten Mann aufmerksam und auch fasziniert zugehört.

"Aha, Raidon also", wiederholte Kagome und schaute zu Kimie, die neben ihr saß. Diese hielt das Schwert in ihren Händen und hatte nachdenklich den Blick darauf gerichtet. Ihr kam das alles irgendwie eigenartig vor.

>Raidon... Aber warum hat Sesshoumaru...?< Sie schaute zu dem Youkai hinüber, der sich jedoch von der Gruppe abgewandt hatte. Etwas von ihnen entfernt stand er auf der Wiese und schaute auch nicht zu ihnen herüber.

Inu Yasha warf einen misstrauischen Blick auf seinen Halbbruder.

"Das sieht ihm aber absolut nicht ähnlich", murmelte der Hanyou und Shippou fügte kaum hörbar hinzu: "Vielleicht ist er ja krank, oder so was."

"Das glaube ich eher weniger", widersprach Sango, obwohl ihr das ganze auch reichlich fremd vorkam. Überhaupt wirkten alle reichlich irritiert. Nur Rin verstand das ganze Gerede nicht so ganz. Warum machten sich alle nur so viele Gedanken über diese Sache? Aber zumindest war ihr jetzt endlich klar, wohin Sesshoumaru an jenem Tag, nachdem er Kimie vor den Räubern gerettet und sie wieder zurückgebracht hatte, gegangen war. Er hatte bei Toutousai dieses Schwert in Auftrag gegeben.

"Ich muss zugeben, ich war wirklich mehr als überrascht, als ich von Sesshoumaru diesen Auftrag bekommen habe", sagte Toutousai und erneut blieb sein Blick an Kimie haften. Plötzlich wirkte der alte Mann aber etwas betrübt. "Um so mehr erschüttert es mich, feststellen zu müssen, dass sich mein kostbares Schwert nun in den Händen eines schwachen Mädchens befindet. Dieser Anblick..." Er stockte und sprach dann mit noch niedergeschlagenerer Stimme weiter, wobei er auch seinen Blick senkte: "...zerreißt mir regelrecht das Herz im Leib."

Kimies Augenbraue begann nun zu zucken und sie bedachte Toutousai mit einem finsteren Blick.

"Wenn du nicht gleich den Rand hältst, Alter, dann zerreiße ich hier gleich noch was ganz Anderes!", murmelte sie in sich hinein. Laut aussprechen wollte sie es nicht, dennoch hatte Kagome die Aussage ihrer Cousine gehört.

"Kimie, nimm das bitte nicht so ernst", versuchte sie zu schlichten, woraufhin die Ältere flüsternd erwiderte: "Wenn es doch aber wahr ist!"

Kagome winkte ab. "Ach, komm schon! Er ist zwar alt und auch etwas verrückt, aber dennoch kein übler Kerl. Sei ihm nicht böse."

"Ja, schon gut!" Kimie seufzte. Sie hatte keine Lust auf Stress, also beließ sie es dabei. Sollte Toutousai doch denken, was er wollte!

Inu Yasha, der Kimies Bemerkung ebenfalls gehört hatte, hingegen konnte die Reaktion des Mädchens gut nachvollziehen, da ihn das alles irgendwie an seine erste Begegnung mit Toutousai erinnerte. Damals hatte der alte Schmied den Hanyou auch auf eine ähnliche Weise auf die Palme gebracht. Allerdings kam es für die Freunde nun doch etwas überraschend, als Toutousai nun aufstand und genau auf Kimie zuging. Wieder griff er nach ihrem Schwert. "Gib 's her!"

"Was?!" Kimie war völlig überrumpelt, als der alte Mann seine Hand um das Schwert, welches sie noch in der Hand hielt, legte.

Belehrend sprach er weiter: "Du bist nur ein Mensch und obendrein ein Mädchen. Jemand wie du kann dieses Schwert sowieso nicht richtig einsetzen. Beim Altmetall wäre es besser aufgehoben. Du gibst es mir jetzt mit, damit ich es auf dem schnellsten Wege in zwei Teile brechen kann!"

Kimie fuhr sofort hoch. Innerhalb des Bruchteils einer Sekunde stand sie wieder auf ihren Beinen. Das sollte doch wohl ein schlechter Witz sein!? Der Typ spann wohl total!?

"Vergiss es!", erwiderte sie entschlossen und verpasste Toutousai wutentbrannt eine deftige Kopfnuss. Benommen taumelte er kurz zurück, während Kimie wieder das Wort ergriff: "Jetzt hör mir mal gut zu, du alter Knochen! Es ist mir piepegal, ob du dieses Schwert geschmiedet hast oder nicht! Es gehört mir! Und du kommst am besten nicht mehr in die Nähe davon, klar?!"

Die anderen waren sofort von dem Mädchen zurückgewichen. Kagome war zugegeben reichlich überrascht von dieser Reaktion seitens Kimie, obwohl sie ja wusste, dass diese auch sehr aufbrausend sein konnte, wenngleich das aber eher seltener vorkam. Allerdings hatte Kimie eben ziemlich genauso reagiert, wie Inu Yasha damals. Das war der Gedanke, der jedem der Freunde im Moment durch den Kopf schoss. Irgendwie hatten sie jetzt ein kleines Déjà-vu. Jaken hingegen erinnerte sich nun an die Kopfnüsse, die Kimie ihm schon verpasst hatte. Einer der Gründe, weshalb er sie nicht leiden konnte. Rin schaute etwas fragend von einer Person zur anderen, sagte aber nichts. Sie zog es vor, die Sache weiter still zu beobachten.

Toutousai hingegen hatte gar nicht mit so einer heftigen Reaktion gerechnet, zumal es sich bei Kimie ja auch um ein Mädchen handelte und hier hätte er so was schon gar nicht erwartet. Beschwichtigend hob er die Hände.

"Jetzt reg dich doch nicht gleich so auf! Das war ja nur so ein Gedanke", versuchte er Kimie wieder zu beruhigen, doch musste sich erst Kagome einschalten. Sie versuchte nun Kimie, die noch immer drohend die Faust emporgehoben hatte, wieder einigermaßen zu besänftigen.

"Kimie, jetzt beruhige dich doch bitte wieder!", bat Kagome, doch Kimie wirkte wenig überzeugt.

"Dann soll der alte Knacker seine Finger von dem Schwert lassen!", erwiderte sie betont. "Und wenn er es unbedingt haben will, dann kriegt er es nur über meine Leiche!"

"Warum regst du dich denn überhaupt so auf?", fragte Toutousai an Kimie gerichtet. Er verstand die ganze Aufregung nicht so wirklich. "So lange kannst du dieses Schwert doch noch gar nicht besitzen. Warum ist es dir dann so wichtig?"

Kimie schaute ihn nun reichlich irritiert an. Was sollte der Quatsch denn schon wieder? Es war doch völlig egal, wie lange sie das Schwert schon hatte!

"Genau genommen, hat sie es eben erst bekommen", erklärte Miroku knapp.

"Also, warum dann diese Verbissenheit?", fragte Toutousai weiter, worauf Kimie ihm aber keine Antwort gab. Plötzlich wirkte sie irgendwie verlegen und senkte verunsichert leicht den Blick.

"Na ja..."

Abwartend beäugten die anderen das Mädchen. Shippou überlegte kurz und dann schien ihm ein Licht aufzugehen.

"Das liegt bestimmt dran, weil es ein Geschenk war!", rief er sogleich aus und schaute zu Kimie. "Oder?"

"Äh..." Kimie wusste gar nicht, was sie darauf erwidern sollte. Antworten konnte sie aber nicht, denn jetzt ergriff Sesshoumaru plötzlich das Wort.

"Das war kein Geschenk, das war ein Ersatz", sagte er kühl, ohne aber einen Blick auf die anderen zu werfen. Inu Yasha wirkte ein wenig skeptisch und auch Toutousai schien nicht ganz überzeugt zu sein.

"Wenn ich mir das so durch den Kopf gehen lasse, drängt sich mir die Frage auf, Sesshoumaru, ob du nicht doch..."

"Du redest zu viel, Toutousai!", unterbrach Sesshoumaru den alten Schmied, der abrupt aufhorchte, schroff. Toutousai wirkte etwas empört darüber, dass er einfach so mitten im Satz unterbrochen wurde.

"Hä? Du weißt doch noch gar nicht, was ich sagen wollte!", beschwerte er sich, wobei er aber schon im Vorfeld wieder den Schutz bei Inu Yasha suchte.

Sesshoumaru drehte sich nun zu den anderen um, den Blick dabei streng auf Toutousai gerichtet. "Ich kann es mir aber denken und das genügt."

"Pump dich wieder ab, Sesshoumaru!", sagte Inu Yasha und wirkte auch etwas schadenfroh, als er weiter sprach: "Das muss dir doch nicht peinlich sein."

"Schweig, Inu Yasha!", befahl Sesshoumaru mit kalter Stimme und die anderen sahen schon den nächsten Streit in greifbarer Nähe, als Kimie mit einem Mal entnervt aufstöhnte.

"Jetzt hört doch mal auf, ihr beiden! Ihr benehmt euch ja, wie kleine Kinder!"

"Die beiden sind Brüder. Was erwartest du?", fragte Shippou das Mädchen und schüttelte erschöpft den Kopf.

Kimie seufzte auf, ehe sie sich wieder an die beiden wandte: "Hört mal! Könnt ihr nicht einen Waffenstillstand vereinbaren?"

"Nie und nimmer!", widersprach Inu Yasha entschieden, doch Sango meinte betont: "Ich finde, Kimie hat Recht. Reißt euch doch zumindest so lange zusammen, wie ihr euch gegenseitig ertragen müsst."

"Schön! Dann dürfte das ja nicht allzu lange dauern, weil wir jetzt nämlich verschwinden werden!", bestimmte der Hanyou sogleich. Doch als er sich schon auf dem Weg machen wollte, sprang Myouga auf seine Schulter.

"Moment noch, Inu Yasha-sama!"

"Was ist denn?", fragte Inu Yasha genervt.

Myouga räusperte sich kurz und sprach dann weiter: "Es gibt da noch ein paar Sachen, die Ihr besser bedenken solltet. Toutousai hat in gewisser Weise Recht: Kimie kann Raidon noch nicht in dessen Vollkommenheit einsetzen. Es wäre doch besser, wenn sie das erst lernen würde, bevor Ihr und die anderen euch wieder so Hals über Kopf auf den Weg macht."

"So ein Unsinn!", widersprach der Hanyou. "Kimie muss ihr Schwert doch gar nicht vollständig kontrollieren können! Mit den paar Dämonen, die hier rumschwirren, werde ich mit Tessaiga auch allein fertig! Das selbe gilt übrigens auch für Naraku!"

"Darum geht es doch überhaupt nicht!", motzte Myouga und schien so langsam die Geduld zu verlieren. "Was soll Kimie denn bitte mit einem Schwert, dass sie nicht richtig führen kann? Was, wenn sie sich mal verteidigen muss und keiner von euch in der Nähe ist?" Auf diese Frage hatte Inu Yasha zugegeben auch keine passende Antwort parat.

"Ich finde, das klingt ziemlich logisch, Inu Yasha", meinte Miroku. "Wir sollten uns anhören, was Toutousai-sama uns in diesem Fall vorschlagen kann."

Mürrisch stöhnte Inu Yasha auf. Es war weniger die Sache mit Kimie, die ihn ärgerte, vielmehr ging es ihm darum, dass sich Sesshoumaru noch immer in seiner Nähe befand. Doch schließlich stimmte er Myouga und Miroku zu und nachdem auch die anderen die Richtigkeit der Aussage des Flohgeistes bekräftigt hatten, schien die Sache geregelt zu sein.

"Dann mach du dich jetzt vom Acker, Sesshoumaru!", rief Inu Yasha seinem Halbbruder zu und machte eine wegscheuchende Handbewegung. Der Ältere wirkte aber gar nicht beeindruckt.

"Ich nehme keine Befehle von einem Halbblut entgegen", entgegnete er kühl, wie immer. Sofort drohte Inu Yasha wieder zu platzen, hielt sich aber mit viel Mühe zurück.

"Sesshoumaru-sama, müssen wir etwa wieder gehen?", fragte Rin den Youkai nun mit einem unsicheren Blick. "Und können Kimie-san und Inuki wirklich nicht mitkommen?"

>Besser wäre es!<, fügte Jaken in Gedanken hinzu. Er hoffte, Sesshoumaru würde sich bald zur Weiterreise entscheiden und zwar OHNE weiter auf das leidige Thema "Kimie und Inuki" einzugehen. Dieses Weib tat seinem Herrn nicht gut, davon war der Krötendämon felsenfest überzeugt.

Doch anstatt, wie von Jaken erhofft, nun weiter zu ziehen, wandte sich Sesshoumaru stattdessen an seinen Halbbruder: "Du wirst wohl damit zurechtkommen müssen, dass ich noch etwas länger in deiner Nähe bleiben werde, Inu Yasha."

Inu Yasha glaubte, sich gründlich verhört zu haben. Das konnte doch wohl nicht wahr sein!? Was sollte das denn jetzt wieder bedeuten?! War das überhaupt ernst gemeint gewesen?!

Die anderen tauschten untereinander fragende Blicke aus, während Kimie zu Sesshoumaru schaute. Irgendwie schien es ihr, als habe er etwas vor. Aber was? Irgendetwas musste er doch damit bezwecken, noch nicht weiterreisen zu wollen. Rin aber schien darüber sehr erfreut zu sein. Sie lachte und lief nun zu Kimie. Und während Jaken kurz vor einer Nervenkrise stand, bedachte Sesshoumaru die Gruppe nur mit einem Blick. Er hatte die Ausführungen von Myouga natürlich ebenfalls genau gehört und musste dem Flohgeist insgeheim Recht geben. Kimie war wirklich noch nicht dazu in der Lage, ihr neues Schwert voll zu nutzen. Zwar konnte sie bei ihrem ersten Angriff mit diesem einen der Dämonen von Naraku besiegen, doch war dies wohl eher Zufall gewesen. Ohne es richtig einsetzen zu können, nützte einem selbst das beste Schwert nichts. Sein Halbbruder Inu Yasha war für Sesshoumaru dafür der beste Beweis.

Als sein Blick kurz mit dem von Kimie zusammentraf, kam Sesshoumaru nun auf die anderen zu. Als diese das bemerkten, beobachteten sie den Youkai äußerst prüfend. Inu Yasha war reichlich misstrauisch und ließ seinen älteren Halbbruder keinen Moment aus den Augen. Sesshoumaru kam näher und blieb schließlich direkt vor Kimie stehen.

"Was den richtigen Umgang mit deinem Schwert anbelangt, darum werde ich mich kümmern", bestimmte er im üblichen Ton.

"Wie?!" Kimie fiel aus allen Wolken und auch der Rest der Truppe wirkte reichlich irritiert.

Toutousai kratzte sich skeptisch am Kopf. "Tja, dann kann ich dir wohl nur viel Glück wünschen, Mädchen."

"Hm?"

Kimie drehte sich fragend zu dem Schmied um, als dieser weiter sprach: "Ich kann dir zu dem richtigen Einsatz von Raidon nur ein paar Tipps geben. Ob du es letztendlich auch führen kannst, weiß ich nicht und da halte ich mich auch lieber raus." Während er das gesagt hatte, hatte Toutousai einen vorsichtigen Blick auf Sesshoumaru geworfen. Der alte Mann ahnte, was Sesshoumaru wohl vor hatte und konnte Kimie in diesem Fall wirklich nur viel Glück wünschen und für sie selbst hoffen, dass sie die Pläne des Youkai an einem Stück überleben würde.

Jaken hingegen war jetzt endgültig fertig mit der Welt. Wieso machte sich sein Herr nur solche Umstände wegen diesem Menschenweib? Warum kümmerte es ihn überhaupt, was aus ihr werden würde? Der Krötendämon verstand nichts mehr, er war nur noch am Verzweifeln.

Inu Yasha wirkte ebenfalls alles andere als begeistert, als ihm Sesshoumarus letzter Satz zu Ohren gekommen war. Was er davon halten sollte, wusste der Hanyou wirklich nicht. Auch die anderen wirkten verunsichert, doch schien Kagome die einzige zu sein, die das ganze etwas ruhiger betrachtete, wenngleich auch sie ein komisches Gefühl beschlich. In diesem Fall dachte sie ähnlich wie Toutousai.

Sesshoumaru wartete gar nicht erst die Antwort von Kimie ab. Er hatte ja schließlich schon entschieden, was in diesem Fall getan werden würde und deswegen würde es auch so passieren.

Nachdem er gesagt hatte, was er wollte, wandte sich Sesshoumaru wieder ab. Allerdings würde er schon bald sein Vorhaben in die Tat umsetzen.

Etwas verunsichert folgte Kimie dem Youkai mit ihrem Blick. Sie wusste nicht so recht, was sie davon halten sollte. Etwas mulmig war ihr schon zumute. Erst die Stimme von Rin, erregte wieder ihre Aufmerksamkeit.

"Inuki? Was hast du denn?", fragte das kleine Mädchen den Mischling, der mit einem Mal damit begonnen hatte nervös hin- und herzulaufen. Auch den anderen kam das Verhalten des Hundes nun mehr als eigenartig vor. Immer wieder drehte Inuki den Kopf nach hinten und versuchte, nach seinem Rücken zu schnappen, als ob etwas auf diesem sitzen würde, doch konnte keiner der anderen etwas entdecken. Schließlich legte sich der Hund auf den Boden und wälzte sich einmal gründlich herum. Als er kurz darauf wieder aufstand, hörte man eine gequälte Stimme sich beschweren: "Aua... Das hat weh getan! Immer auf die Kleinen!"

Jetzt erblickten alle, einen reichlich geplätteten, im Gras liegenden Flohgeist.

"Myouga...", stöhnten Inu Yasha und seine Freunde ermüdet auf. Der kleine Flohgeist konnte seinen unersättlichen Rüssel wohl wirklich nicht bei sich behalten.

Sesshoumarus Unterrichtsmethoden

Es war mittlerweile Nachmittag. Die beiden Gruppen - also die von Inu Yasha und Sesshoumaru - hatten ihren Weg erst mal gemeinsam (!) etwas fortgesetzt und rasteten nun an einem kleinen Fluss. Während die anderen sich ausruhten, hatte Toutousai Kimie inzwischen viel über ihr Schwert Raidon erzählt, doch irgendwie hatte sie das Gefühl, als wäre ihr das alles etwas zu hoch. Andauernd redete der alte Mann etwas vom Gleichgewicht der Kräfte, dem Einklang von Körper und Geist, dem Willen des Schwertkämpfers und so ein Zeug. Kimie kam sich vor, wie bei einem Kurs für autogenes Training für Leute, die unter zu hohem Stress litten, oder wie bei einer buddhistischen Sitzung für angehende Priester.

"Gibt es auch eine Bedienungsanleitung dazu?", fragte sie den alten Mann irgendwann leicht sarkastisch. Toutousai wirkte allerdings wenig begeistert von dieser Frage.

"Soll das ein Witz sein?", fragte er etwas schroff. "Stell dich nicht so an! So schwer ist das doch nicht zu verstehen!"

"Pöbel mich nicht gleich so an! Das war doch nur eine Frage!", erwiderte Kimie etwas gereizt, dennoch schafften sie und Toutousai es, das Gespräch noch auf angemessene Weise fortzuführen.

Irgendwann hatte der alte Schmied seine Ausführungen beendet. "So! Soviel zu deinem Schwert. Aber eigentlich ist all das, was ich dir eben gesagt habe, eh völlig unbedeutend, wenn du es nicht richtig führen kannst. Daher kann ich dir nur einen wirklich nützlichen Tipp geben, Mädchen: Immer fleißig üben."

"Ist gut", erwiderte Kimie und wie aufs Stichwort trat nun Sesshoumaru, der das Gespräch aus einiger Entfernung mitverfolgt hatte, auf die beiden zu.

"Wenn ihr jetzt fertig seid, dann folge mir", wies er das Mädchen sogleich an und hatte sich auch schon zum Gehen umgewandt.

Kimie war zwar etwas überrascht, hatte sie den Youkai die ganze Zeit auch gar nicht bemerkt, kam der Aufforderung aber dennoch nach. Als sie aufgestanden war, tat Inuki, der die ganze Zeit neben ihr gelegen hatte, das selbe. Als er jedoch Anstalten machte, Kimie zu folgen, wandte sie sich lächelnd zu ihrem Hund um. "Warte hier auf mich, Inuki. In Ordnung?"

Inuki gehorchte bereitwillig und ließ seine Herrin gehen. Kimie bedankte sich noch bei Toutousai für seine Hilfe und folgte dann Sesshoumaru, der schon einen größeren Vorsprung hatte.

Toutousai sah den beiden noch einen Moment nach, als er sich kurz darauf zu den anderen gesellte. Inuki folgte ihm und als sie die anderen erreicht hatten, lief der Mischling gleich zu Rin, die mit den anderen zusammen saß und ihm sofort erfreut das schwarze Fell streichelte. Jaken saß etwas von den anderen entfernt, während Ah-Un ein wenig graste, ebenso wie der Ochse von Toutousai. Für Jaken allerdings konnte die ganze Situation wirklich nicht noch schlimmer werden, hatte er eben auch beobachten dürfen, wie sein Herr allein mit diesem Menschenweib weggegangen war.

"Wo gehen die beiden denn hin?", fragte Sango Toutousai, der sich nun zu den anderen setzte. Natürlich hatten alle genau mitbekommen, wie Sesshoumaru mit Kimie weggegangen war.

Auf die Frage der jungen Dämonenjägerin antwortete Toutousai: "Ich vermute mal, Sesshoumaru gibt eurer Freundin eine private Trainingsstunde." Und kurz darauf fügte er leicht sarkastisch hinzu: "Ha! Sie kann froh sein, wenn er sie nicht kurz- und kleinlaut!"

"Ojii-san, jetzt übertreibst du aber...", fand Kagome. Na gut, ihr selbst war zwar auch etwas mulmig zumute, doch konnte sie sich nicht so recht vorstellen, dass Sesshoumaru es so dermaßen übertreiben würde, wie Toutousai es darstellte. Aber der alte Schmied wirkte wenig überzeugt.

"Bei Sesshoumaru weiß man doch nie!", meinte er. "Ich hoffe, das Mädchen hat ein Testament gemacht. Nur für den Fall der Fälle."

Rin hatte sofort fragend aufgeschaut. Um jedoch zu verhindern, dass jetzt irgendwelche eigenartigen Fragen aufgeworfen wurden, beendete Inu Yasha das Gerede von Toutousai sogleich.

"Du redest zu viel, Toutousai!", meinte der Hanyou und war eigentlich auch selbst etwas genervt.

Der alte Schmied wandte sich daraufhin schmollend ab. "Dann erspare ich es euch, mir noch länger zuhören zu müssen, indem ich jetzt wieder gehe."

"Wie? Jetzt schon?", fragte Shippou ziemlich überrascht, als Toutousai nun wieder auf seinen dreiäugigen Ochsen stieg.

"Ich habe Kimie alles gesagt, was sie über Raidon wissen muss", sagte er, jetzt wieder ruhiger. "Der Rest liegt an ihr selbst und an Sesshoumarus Art des notwendigen Unterrichts."

Er verabschiedete sich nun von den Freunden und ritt anschließend gemächlich davon.

"Myouga-sama, geht Ihr nicht mit ihm mit?", fragte Miroku den Flohgeist, der auf seiner Schulter saß.

Myouga schüttelte leicht den Kopf und erwiderte: "Ich glaube, ich bleibe noch etwas bei euch. Nur für den Fall, dass noch Fragen oder Probleme auftauchen könnten."

"Und wenn ein unvorhergesehener Kampf hinzukommen sollte?", fragte Inu Yasha prüfend und mit hochgezogener Augenbraue. Er wusste, ebenso wie die anderen, nur zu gut, was Myouga in so einem Fall tun würde.

Anstatt aber ehrlich auf diese rhetorisch gemeinte Frage zu antworten, kratzte sich der Flohgeist nun mit aufgesetzter Unschuldsmiene nur am Kopf. "Och..."
 

Sesshoumaru hatte Kimie inzwischen auf eine größere Wiese geführt, etwa fünf Minuten Fußweg vom Lagerplatz entfernt. Die Gegend konnte sich Kimie aber nicht genauer anschauen, denn Sesshoumaru machte ihr sofort klar, warum er sie hierher gebracht hatte.

"Um zu verhindern, dass du mit deinem Schwert auch nur planlos in der Gegend rumfuchtelst wie Inu Yasha, werden wir jetzt ein wenig üben", eröffnete er ihr wie nebenbei.

Sie zog eine Augenbraue hoch. "Üben? Wie jetzt?"

Kimie war sich nicht ganz sicher, wie Sesshoumaru das gemeint haben könnte. Na gut, dass er vor hatte, ihr den Umgang mit ihrem Schwert etwas genauer zu zeigen, hatte sie sich zwar schon gedacht, wusste aber nicht, wie er das anstellen wollte. Mal abgesehen davon hatte sie auch nicht damit gerechnet, dass er schon heute damit anfangen wollte.

Doch anstatt ihr eine Antwort zu geben, zog Sesshoumaru nun eines seiner Schwerter und griff Kimie ohne große Umschweife urplötzlich an. Bevor er sie aber mit seinem Schlag erwischen konnte, sprang sie zur Seite, oder besser gesagt, sie stolperte im letzten Moment davon.

"Hey! Bist du verrückt geworden?!", keifte sie aufgebracht und warf einen wütenden Blick auf Sesshoumaru. "Was soll das?!"

Sesshoumaru kümmerte sich aber nicht um ihre Beschwerden oder ihre Fragen.

"Zieh dein Schwert!", befahl er nur kühl und machte sich gut sichtbar für den nächsten Angriff bereit.

Kimie schluckte und hob abwehrend die Hände. "Hey! Jetzt übertreib' es doch nicht so! Wollen wir nicht erst ein wenig theoretischen Unterricht machen, bevor wir gleich zur Praxis übergehen?"

Doch von diesem Vorschlag schien Sesshoumaru nicht wirklich angetan zu sein.

"Hier gibt es keine Theorie!", erwiderte er betont. "Die hattest du schon bei Toutousai. Entweder du kannst dein Schwert führen oder du kannst es nicht. Und das kannst du nur herauszufinden, wenn du es auch wirklich benutzt." Er deutete mit der Klinge seines Schwertes auf das Mädchen. "Und wenn du nicht willst, dass ich dich in kleine Streifen schneide, dann unternimm gefälligst etwas dagegen!", forderte er Kimie drohend auf, dass es ihr eiskalt den Rücken hinunterlief.

"Äh..."

>Der will mich doch nicht wirklich umbringen... oder etwa doch...?< Kimie wusste gar nicht, was sie von alldem halten sollte. Doch als Sesshoumaru ihr ganz klar verdeutlichte, dass er sie gleich wieder angreifen würde, zog sie doch noch Raidon aus der Schwertscheide, wenngleich sie nicht gerade optimistisch war. >Ich bin so gut wie tot...<

Weiter kam Kimie aber nicht mehr mit ihrem Gedanken, denn kaum, dass sie ihr Schwert gezogen hatte, griff Sesshoumaru sie auch schon an. Reflexartig riss das Mädchen ihr Schwert hoch und hielt es schützend vor sich. Die Klingen krachten aufeinander und durch die Wucht des gegnerischen Angriffs taumelte Kimie nach hinten. Sie konnte gerade noch so verhindern, dass sie fiel.

"Ich hätte wissen müssen, dass diese Sache einen Haken hat!", murmelte sie bereuend in sich hinein und merkte im nächsten Moment, wie die Vibrationen der Klinge, welche durch den Angriff von Sesshoumaru verursacht wurden, sich nun langsam auch durch ihre Arme zogen. Nicht gerade ein angenehmes Gefühl.

"Mein Gott..." Kimie warf Sesshoumaru einen finsteren Blick von der Seite zu. "Willst du mir die Knochen brechen?!", fragte sie empört. "Du musst nicht gleich so übertreiben!"

Doch Sesshoumaru erwiderte nur ungerührt: "Glaubst du ernsthaft, das war schon alles? Das war nicht mal ein Bruchteil meiner Kraft."

Das hätte Kimie sich auch gleich denken können. Hätte Sesshoumaru wohl seine volle Kraft eingesetzt, wäre sie sicher schon Schnee von gestern gewesen.

"Du musst lernen, das Schwert richtig zu führen!", sprach der Youkai betont weiter. "Es unterscheidet sich von deinem alten Schwert."

"Das habe ich schon gemerkt! Trotzdem musst du ja nicht gleich so brutal werden!", motzte Kimie zurück, doch auch darauf hatte Sesshoumaru sofort die passende Antwort parat: "Im Ernstfall nimmt der Gegner auch keine Rücksicht auf dich!"

Kimie war einem Nervenzusammenbruch nahe. Na gut, Sesshoumaru hatte zwar schon irgendwie Recht, aber wenn er sie schon im Voraus in ihre Einzelteile zerlegte, dann brauchte sie diese Ratschläge auch nicht mehr.

"Willst du mich etwa doch umbringen?!", fragte sie ihn schließlich genervt. "Dann mach es lieber kurz und schmerzlos! Ich steh nämlich nicht auf lange Verzögerungen!"

"Deinem Gegner dürfte so was ziemlich egal sein", erwiderte Sesshoumaru trocken.

Jetzt langte es Kimie. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und wandte sich von ihm ab.

"Du sagtest doch vorhin, wir wollen nur üben!", versuchte sie, sich zu rechtfertigen. "Aber so, wie ich das sehe, willst du mich wohl langsam aber sicher fertig machen!"

"Wenn du das vermeiden willst...", sprach Sesshoumaru mit mahnendem Unterton weiter, der Kimie alles andere als geheuer war, "...dann wehre dich endlich!"

Und mit diesen Worten griff der Youkai sofort wieder an. Diesmal konnte Kimie ihr Schwert aber nicht mehr rechtzeitig zur Abwehr vor ihren Körper halten. Sie konnte nur versuchen, auszuweichen, schien aber zu spüren, dass Sesshoumarus Schwert sie dennoch am linken Arm erwischte.

"AAH!!" Diesen Schrei hatte sie mehr vor Schreck ausgestoßen und dabei auch die Augen reflexartig zugekniffen. Er hatte sie mit seinem Schwert getroffen, da war sich Kimie sicher, allerdings kam ihr etwas sehr eigenartig vor. "Hm? Nanu?" Als sie kurz darauf zögerlich wieder ihre Augen öffnete, erkannte sie, dass sie gar nichts abbekommen hatte. >Ich... bin unverletzt!? Aber wie ist das möglich? Er hat mich doch...!?< Kimie begutachtete sich ganz genau, doch sie war tatsächlich noch vollständig heil. Nicht mal einen Kratzer hatte sie abbekommen.

"Hä?" Ein großes Fragezeichen begann über dem Kopf des Mädchens heranzuwachsen. >Bin ich denn blöd?! Er hat mich doch eben voll erwischt!?<

"Gibt es ein Problem?", fragte Sesshoumaru kühl und hatte die Frage auch nicht wirklich aus Interesse gestellt, woraufhin Kimie ihn zunächst nur stumm ansah.

"Äh... Nein... Glaub nicht", antwortete sie nach einer Weile. Vielleicht hatte sie sich das ganze auch nur eingebildet. Eine Klinge, die nicht schneidet, so was gab es schließlich nicht, wie sie dachte.

Und kaum, dass sie auf seine Frage geantwortet hatte, setzte Sesshoumaru das Training auch schon fort, sehr zu Kimies Leidwesen.
 

Bis zum Abend scheuchte Sesshoumaru Kimie durch die Gegend, wobei "scheuchen" wirklich der am besten passende Ausdruck gewesen war. Ständig musste sie seinen Attacken ausweichen und konnte nur einige wenige parieren. Auch, wenn sie eigentlich ein Schwert führen konnte, im Moment kam sich Kimie jedoch vor, wie der blutigste Anfänger. So ging das die ganze Zeit, bis das Mädchen irgendwann die Segel strich und kapitulierte.

"Schluss! Aus! Feierabend!", entschied Kimie schließlich für sich selbst und ließ sich ins Gras fallen. Völlig am Ende saß sie jetzt nur rum und wirkte nicht so, als würde sie so bald wieder aufstehen. Doch Sesshoumaru wollte da dem Anschein nach nicht so recht mitspielen.

"Wenn du das zu deinem Gegner sagst, so dürfte dieser sich sicher freuen, dich so schnell und ohne Probleme beseitigen zu können", meinte er ungerührt und kam auf Kimie zu. Bei ihr angekommen, schaute er prüfend zu ihr hinunter. Und wie ein Vorgesetzter, der mit einem seiner Soldaten redete, wie Kimie fand, sprach er weiter: "Also, steh wieder auf!"

"Nein!", weigerte sich Kimie jedoch standhaft, während sie leicht schmollend zu ihm hoch schaute. "Wir hopsen seit Stunden hier rum und im Gegensatz zu dir scheine ich so was wie eine Leistungsgrenze zu haben. Ich bin müde und kann kaum noch aufrecht stehen. Können wir nicht morgen weitermachen?"

Sesshoumaru war von dieser Antwort nicht überrascht gewesen. So ein Verhalten war typisch für Menschen. Sie besaßen keine Ausdauer und keine Disziplin. Kein Wunder, dass viele von ihnen so oft als Dämonenfutter endeten. Allerdings interessierte Sesshoumaru dies herzlich wenig. Dieses Mädchen jedoch hatte sich einer Anweisung von ihm widersetzt, was ihm schon missfiel und allein der Blick, den sie ihm jetzt zuwarf, strotzte nur so von Ungehorsam und Widerwillen.

Nach einer Weile steckte Sesshoumaru sein Schwert wieder ein.

"Wie du meinst", sagte er gleichgültig. "Du musst ja wissen, was du für richtig hältst." Und mit diesen Worten wandte er sich von ihr ab und ging. Kimie blieb etwas irritiert im Gras sitzen und schaute ihm hinterher.

>Ups! Ist er jetzt sauer?<, fragte sie sich nun doch etwas verunsichert. Irgendwie hatte sie jetzt ein schlechtes Gewissen. Immerhin hatte Sesshoumaru seine ganze Zeit damit zugebracht, ihr den richtigen Umgang mit Raidon näher zu bringen. Zwar war er nicht gerade zimperlich mit ihr umgesprungen und hatte auch seine ganz eigene Methode, was das Training anbelangte, aber andererseits müsste er sich eigentlich gar nicht darum kümmern, dass sie ihre Waffe irgendwann richtig einsetzen konnte. Aber er tat es trotzdem. Warum er das tat, wusste sie zwar nicht, aber je mehr Kimie darüber nachdachte, umso mehr kam in ihr das Gefühl hoch, dass sie sich falsch verhalten hatte.

>Ich bin echt eine blöde Kuh!<, schalt sie sich selbst.

Sesshoumaru blieb nach einigen Metern stehen, als er merkte, dass das Mädchen ihm nicht folgte. Nach wie vor saß Kimie im Gras, doch kam es dem Youkai jetzt so vor, als ärgerte sie sich jetzt über etwas. Das wäre zumindest eine Erklärung dafür, warum sie sich jetzt die Hand an den Kopf schlug und leise vor sich hinfluchte.

"Sag mal, willst du da übernachten?", rief er nach einem kurzen Moment zu ihr zurück, woraufhin Kimie aufhorchte. Sie zögerte einen Moment, ehe sie stockend antwortete: "Ähm... Weißt du... Eigentlich können wir auch ruhig noch etwas weiterüben, wenn..."

"Nicht nötig!", unterbrach Sesshoumaru das Mädchen, welches ihn fragend anschaute. Der Youkai richtete seinen Blick auf den inzwischen rötlich gefärbten Himmel. "Die Sonne geht eh allmählich unter und ich bezweifle, dass du im Dunkeln überhaupt noch weißt, wo du mit dem Schwert hinschlägst. Wir machen morgen weiter."

Die Art, wie er eben gesprochen hatte, behagte Kimie irgendwie nicht wirklich. >Shit! Ich glaube, er ist doch sauer...< Zwar hatte Sesshoumaru im selben Ton, wie so oft geredet, dennoch blieb dieser Verdacht in den Gedanken des Mädchens zurück. Eigentlich war es ja nicht Kimies Absicht gewesen, dass die Sache so ihr Ende fand.

Völlig in ihre Gedanken versunken und noch immer im Gras sitzend, bemerkte sie auch überhaupt nicht, dass Sesshoumaru mittlerweile wieder zu ihr zurückgekommen war. Erst, als er direkt vor ihr stand, schaute Kimie etwas verunsichert zu ihm hoch.

"Los! Steh auf! Die Kraft dazu wirst du ja wohl noch aufbieten können." Und auch, wenn seine Tonlage die übliche war und der letzte Satz einen gewissen Sarkasmus beinhaltete, so hielt er ihr dennoch die Hand hin. Kimie war mehr als überrascht. Im ersten Moment glaubte sie, er wollte sie veralbern, doch als sie dennoch langsam nach seiner Hand griff, zog er sie tatsächlich wieder auf die Beine.

"Ähm... Danke", murmelte Kimie leicht verlegen und senkte etwas den Blick. Irgendwie kam sie sich nun doch etwas blöd vor. Sie wollte sich daher soeben bei Sesshoumaru für ihr Verhalten entschuldigen, als er sich aber schon wieder zum Gehen umgewandt hatte.

"Gehen wir."

Kimie konnte sich nun doch nicht dazu durchringen, etwas zu sagen. Sie nickte nur leicht. "Okay..."

Während des Rückweges schwiegen beide.
 

"Ah! Sesshoumaru-sama, Kimie-san! Ihr seid wieder zurück!" Rin lief lachend auf die beiden Zurückkehrenden zu und begrüßte sie erfreut.

"Ist alles in Ordnung, Kimie?", fragte Kagome ihre Cousine, die sich kurz darauf zu den anderen setzte, ruhig. "Wie war's?", fragte die Jüngere erwartungsvoll weiter und auch die anderen wirkten äußerst interessiert.

"Ich bin todmüde...", antwortete Kimie und klang auch wirklich ziemlich fertig. Sofort, nachdem sie sich hingesetzt hatte, kam Inuki auf seine Herrin zu und legte sich neben sie. Rin setzte sich anschließend daneben.

"Na ja, zumindest bist du in einem Stück zurückgekommen", meinte Inu Yasha und musste automatisch an Toutousais Aussage zurückdenken. In diesem Moment fiel Kimie auch auf, dass der alte Schmied gar nicht mehr da war. Als sie die anderen nach ihm fragte, erklärte Shippou ihr, dass er, kurz nachdem das Mädchen mit Sesshoumaru weggegangen war, die Gruppe ebenfalls verlassen hatte.

"Du musst noch viel lernen", drang die Stimme von Sesshoumaru mit einem Mal zu der Gruppe vor und beendete das Gespräch somit. Dass er Kimie angesprochen hatte, stand außer Frage. "So, wie es im Moment aussieht, wirst du gegen stärkere Dämonen nicht bestehen können", meinte der Youkai weiter.

Kimie war sich nicht ganz sicher, ob Sesshoumaru doch eventuell etwas verärgert war, wegen ihrem Verhalten. Nachdenklich senkte sie den Blick. "Hm..."

Die letzte Aussage seines Herrn war für Jaken, der etwas abseits von den anderen mit Ah-Un neben einem Baum saß, scheinbar der perfekte Anstoß für eine Predigt.

"Wie sollte ein gewöhnlicher Mensch auch ein Schwert führen können, das aus den Fangzähnen eines Drachen geschmiedet wurde?", fragte er herablassend und schaute Kimie ebenso an. "Selbst wenn Sesshoumaru-sama dich den Umgang mit dieser Waffe lehrt, glaube ich doch kaum, dass du sie je richtig gebrauchen kannst." Doch sofort, nachdem er das gesagt hatte, fiel der Blick des Krötendämons auf Sesshoumaru, der Jaken seinerseits prüfend ansah. Sofort versuchte sich Jaken wieder herauszureden und schwitzte dabei Blut und Wasser. "Äh... Ich wollte damit nicht sagen, dass Ihr ein schlechter Lehrer seid, Sesshoumaru-sama! Ganz und gar nicht! Nur bin ich der Meinung, dass ein Mensch ein solches Schwert niemals wird führen können, wobei ich aber keinesfalls Eure Entscheidung, diesem Mädchen das Schwert gegeben zu haben, in Frage stellen will! Niemals! Also, was ich eigentlich meinte, war..."

"Jaken!", unterbrach Sesshoumaru seinen Diener, der augenblicklich schwieg, nun leicht genervt.

Verunsichert schaute Jaken zu seinem Herrn. "Ja...?" Doch er bekam keine Antwort. Stattdessen bedachte Sesshoumaru ihn nur mit einem üblich kühlen Blick und wandte sich dann von den anderen ab.

"Du redest zu viel", meinte Kimie, die von Jakens Gelaber nun auch reichlich genervt war, irgendwann an den Krötendämon gewandt. "Versuch es in Zukunft doch einfach mal damit, die Klappe zu halten."

Jaken hätte platzen können. Was bildete sich dieses Menschenweib eigentlich ein? Als ob sie ihm Befehle oder Anweisungen erteilen könnte! Doch merkwürdigerweise schien Sesshoumaru das alles in keinster Weise zu kümmern. Früher hätte er jeden Menschen, der sich auch nur ansatzweise so verhielt, einen Kopf kürzer gemacht. Dass dieses Menschenweib seinem Herrn so dermaßen den Kopf zu verdrehen schien, behagte Jaken überhaupt nicht. Doch was sollte er schon dagegen tun oder sagen? Damit hätte er bestimmt nur Sesshoumarus Wut auf sich gezogen. Also nahm Jaken die Situation erstmal so hin, wie sie halt war. Wer weiß, vielleicht würde sich das alles ja noch mal ändern.
 

Es war bereits dunkel und alle schliefen schon seit einiger Zeit tief und fest. Nur Kimie konnte nicht so recht schlafen. Sie war zwar müde, doch kreisten ihr zu viele Dinge im Kopf herum, als dass sie hätte ruhig schlafen können. Nachdenklich schaute sie zum Sternenhimmel hinauf.

Irgendwann setzte Kimie sich auf und ließ ihren Blick schweifen. Um sie herum lagen die anderen und Inu Yasha saß an einen großen Stein gelehnt, wie er es so ziemlich immer tat, wenn er schlief. Nur von Sesshoumaru war nichts zu sehen, jedoch konnte sich Kimie daran erinnern, dass er zu der kleinen Baumgruppe, die sich etwas entfernt vom Lager befand, gegangen war.

Nach kurzem Zögern stand Kimie möglichst leise auf und entfernte sich von den anderen. Der Einzige, der das mitbekam, war Inu Yasha, der nun seine Augen öffnete und dem Mädchen mit einem prüfenden Blick folgte ohne aber etwas zu sagen. Er ahnte, wohin sie gehen wollte.

Bei den Bäumen angekommen, musste Kimie schon sehr genau die Augen offen halten. Eigentlich konnte sie kaum was sehen, also konzentrierte sie sich mehr darauf, auf eventuelle Laute zu lauschen. Doch es war zunächst totenstill.

"Suchst du etwas Bestimmtes?"

Kimie schreckte hoch, schrie aber nicht, das unterdrückte sie gerade noch so. Sie hatte sich zugegeben schon etwas erschrocken, als sie so plötzlich diese Stimme, die genau über ihr war, gehört hatte. Jetzt drehte sie sich um und schaute nach oben. Auf dem Ast eines Baumes saß Sesshoumaru. Die Augen hatte er geschlossen, doch öffnete er sie nun, als Kimie ihn nach kurzem Zögern ansprach: "Ich wollte nicht stören." Eine kurze Pause entstand. "Nun... Eigentlich wollte ich mich nur bei dir entschuldigen."

"Wofür?", fragte Sesshoumaru im üblichen Ton zurück, obwohl er sich schon denken konnte, um was es ging.

Verlegen senkte Kimie nun den Blick. "Dafür, dass ich mich vorhin so angestellt habe." Auf die Reaktion von dem Youkai war sie mehr als gespannt, sie traute sich aber nicht, ihn anzusehen.

Sesshoumaru beobachtete Kimie genau. Wie er vermutet hatte, ging es um den Vorfall am Ende des Trainings.

"Du brauchst dich nicht zu entschuldigen", erwiderte er nach einer Weile gleichgültig. Es überraschte Kimie jedoch, dass er überhaupt etwas darauf erwidert hatte. Sesshoumaru sprach sogleich weiter: "Es ist eine Eigenart von euch Menschen, mangelnde Selbstdisziplin zu besitzen."

"Ach..." Kimie Blick zu ihm nahm einen müden Ausdruck an. Das war mal wieder eine dieser typischen Antworten gewesen. Innerlich schüttelte das Mädchen verständnislos den Kopf und seufzte. >Einerseits ist er so was von zum Abgewöhnen, doch andererseits...<

Kimie wusste allmählich überhaupt nicht mehr, wie sie sich Sesshoumaru gegenüber verhalten sollte. Er war für sie so etwas, wie ein Buch mit sieben Siegeln. Sie horchte erst wieder auf, als er sie erneut ansprach, jedoch wieder mit abgewandten Blick: "Du solltest jetzt schlafen, damit wir morgen weitermachen können."

Kimie war mehr als überrascht. Er wollte sie immer noch trainieren? Obwohl sie sich so blöd verhalten hatte? Warum? Doch anstatt ihm diese Fragen zu stellen, bedankte sie sich nach einem kurzen Moment nur leise bei ihm. Erwidern tat er darauf jedoch nichts.

"Hm..." Scheinbar würde bei diesem Gespräch im Moment eh nicht viel mehr herauskommen, also wollte Kimie sich auch schon wieder auf dem Weg zurück zum Lager machen, als sie sich aber doch noch einmal an Sesshoumaru wandte. "Sag mal, warum hilfst du mir eigentlich?", fragte sie mit einem leicht prüfenden Unterton.

Sesshoumaru horchte auf, schaute das Mädchen aber nicht an. Mit dieser Frage hatte er in diesem Moment nicht wirklich gerechnet, hatte aber dennoch sofort eine passende Antwort parat.

"Damit tue ich mir im Endeffekt selbst einen Gefallen", meinte er, was Kimie jedoch etwas irritierte. Was hatte das denn bitte mit ihm selbst zu tun, ob sie ihr Schwert beherrschte oder nicht? Als ob er ihre Gedanken lesen konnte, sprach der Youkai nun weiter: "Wenn du dich selbst schützen kannst, dann muss ich das nicht übernehmen."

Dieser Satz machte die Verwirrung bei Kimie perfekt.

"Wer hat dich denn gebeten, mich zu beschützen?", fragte sie verständnislos und wartete gespannt auf eine Antwort, die jedoch ausblieb. Ohne etwas zu sagen oder sich zu rühren, saß Sesshoumaru auf dem Ast des Baumes. Wenn Kimie es nicht besser gewusst hätte, hätte sie glatt vermutet, er wäre erstarrt.

Nach etwa einer Minute ahnte Kimie, dass sie wohl noch bis zum nächsten Jahr hier stehen bleiben und auf eine Antwort hätte warten können, also entschloss sie sich letztendlich dazu, wieder zum Lager zurückzugehen.

"Na ja, egal. Dann gehe ich jetzt wieder. Gute Nacht!", sagte sie und verschwand kurz darauf wieder. Und obwohl sie Sesshoumaru nicht noch mal gefragt hatte, beschäftigte sie seine letzte Aussage noch eine ganze Weile. Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, hätte sie doch glatt in seine Worte hineininterpretieren können, dass er sie freiwillig beschützen würde, sollte es gefährlich werden. Doch dieser Gedanke war für Kimie irgendwie zu absurd, als dass er hätte wahr sein können. Allerdings hatte Sesshoumaru sie in der Vergangenheit schon öfters beschützt und auch, wenn er manchmal anstrengend oder vielleicht auch unausstehlich zu sein schien, sie fühlte sich in seiner Nähe trotzdem irgendwie wohl. Man konnte sagen, sie mochte ihn. Eigentlich sogar sehr...
 

Sesshoumaru tat für sich selbst, wie er fand, wohl das Richtige, als er nicht auf Kimies letzte Frage geantwortet hatte. Dass sie auch nicht weiter nachgefragt und sich auch recht schnell wieder davongemacht hatte, kam ihm daher auch sehr gelegen. Das war aber so ziemlich das erste Mal gewesen, dass Sesshoumaru etwas gesagt hatte, ohne darüber zuvor in irgendeiner Form nachgedacht zu haben. Dieser Satz war aber irgendwie wie von selbst gekommen. Und auch, wenn er nicht direkt gesagt hatte, er würde Kimie beschützen, konnte man das dennoch so interpretieren. Das wollte Sesshoumaru jedoch unbedingt vermeiden. Er würde doch nicht riskieren, besonders vor Inu Yasha sein Gesicht zu verlieren, indem er den Eindruck erwecken würde, er sorge sich um ein Menschenmädchen, wenngleich er Rin stets vor jeglicher Art von Gefahr beschützte. Das war aber auch was anderes gewesen, immerhin war Rin ein Kind. Aber niemals würde Sesshoumaru sich auf ein Menschenweib einlassen oder gar Anlass zu möglichen Spekulationen darüber geben!

Genau in diesem Moment fiel Sesshoumarus Blick jedoch auf seine Hand. Er hatte vorhin ganz kurz die Hand dieses Menschenmädchens gehalten, als er ihr beim Aufstehen behilflich war. Er hatte sie ihr sogar freiwillig gereicht!

>Was soll das?<, fragte sich Sesshoumaru insgeheim. >Sie ist doch nur ein Mensch! Schwach und unbedeutend! Aber warum mache ich mir dennoch Gedanken?<

Allerdings schien er sich schon recht bald nicht mehr allzu viele Gedanken darüber machen zu wollen. Es hatte alles keine Bedeutung! Bestimmt war dies nur eine unwichtige, belanglose Phase, die wieder verging. Dennoch kam Sesshoumaru nicht drum herum, noch einen Augenblick an diese Sache zu denken, ehe er anschließend für die Nacht ruhte.
 

Schweigend saß Kanna vor Naraku, der äußerst interessiert und aufmerksam die Situation beobachtete, die sein Abkömmling ihm im Spiegel zeigte.

"Gefühle...", murmelte Naraku geheimnisvoll. "Ich war eigentlich der Meinung, diese wären stets eine Schwäche der Menschen." Doch gleichzeitig zeichnete sich ein zufriedenes Lächeln auf seinen Lippen ab. "Was für eine nützliche Fügung des Schicksals, jedenfalls für mich."

Damit stand er auf und wandte sich an eine Person, die am Eingang des Zimmers, hinter einem Vorhang stand. Ihre Gestalt zeichnete sich nur wie ein Schatten auf diesem ab.

"Es ist Zeit für deinen ersten Kampf", sagte Naraku. "Du weißt, was du zu tun hast."

"Hm!" Und ohne eigentlich wirklich auf die Worte seines Gegenübers eingegangen zu sein, verschwand die Person nun wieder. Dennoch wirkte Naraku ziemlich zufrieden. Er hatte sich etwas einfallen lassen, was ihm seiner Meinung nach, den sicheren Sieg bringen würde, sowohl über Inu Yasha und seine Freunde, als auch über Sesshoumaru.

"Ich bin gespannt, wie ihr damit fertig werdet", sagte Naraku und es erschien ein hinterhältiges Lächeln auf seinem Gesicht.
 

* ~ * ~ * ~ * ~ *
 

"Heute werde ich weniger Rücksicht auf dich nehmen", kündigte Sesshoumaru Kimie an.

"Danke für die Warnung...", gab sie wie beiläufig zurück.

Mittlerweile war der neue Tag angebrochen. Gleich nach dem Frühstück hatte Sesshoumaru Kimie wieder mit auf die Wiese genommen, um das Trainingsprogramm vom vorherigen Tag nun fortzusetzen. Eine gewisse Zeit lang lief auch alles so ziemlich genau so ab, wie zuvor. Kimie konnte den meiste der Angriffe nur ausweichen, wenn sie nicht riskieren wollte, in kleine Stücke zerteilt zu werden. Aber einmal, als sie sich doch überraschenderweise zu einem ziemlich gewagten Gegenangriff entschloss, nur um zu testen, wie er reagieren würde, wich Sesshoumaru diesem gekonnt aus und holte mit seinem Schwert zum Schlag aus. Diesmal schrie Kimie jedoch nicht auf, wie am Tag zuvor, dennoch erschreckte sie sich gewaltig. Sie glaubte, wieder zu spüren, wie Sesshoumarus Schwert sie erwischte. Doch als sie erneut an sich hinuntersah, war wieder nichts zu sehen. >Aber... Das kann doch nicht...!<

Sesshoumaru wartete währenddessen darauf, dass seine "Schülerin" sich wieder ihm zuwandte, doch dem war nicht so. Würde sie sich auch in einem echten Kampf so unaufmerksam und leicht ablenkbar verhalten, wäre wirklich Hopfen und Malz verloren gewesen.

Nachdem sich Kimie auch nach einer Weile nicht gerührt hatte, sondern nur schweigend vor sich hinstarrte, sprach Sesshoumaru sie an: "Bist du zu Stein erstarrt?"

Sofort hatte sie aufgehorcht. Doch anders, als gestern wollte sie jetzt genaueres wissen. Hier stimmte doch was nicht! Da war sich Kimie sicher.

"Hey! Was war das eben?", fragte das Mädchen den Youkai äußerst prüfend. "Du hast mich mit deinem Schwert genau getroffen, das habe ich gespürt. Dennoch bin ich unverletzt. Wie ist das möglich? Das Gleiche ist gestern auch schon der Fall gewesen."

Sesshoumaru ließ sich aber nicht zu einem langen Vortrag hinreißen, sondern beließ es bei einer kurzen und knappen Entgegnung, die auch keine Antwort auf die Frage von Kimie war: "Sei doch froh darüber. Andere wären deswegen ziemlich erleichtert."

Leise grummelte Kimie vor sich hin, doch gleichzeitig ging ihr diese Sache nun nicht mehr aus dem Kopf.

>Das ergibt doch gar keinen Sinn! Er hat mich genau getroffen, so wie gestern, aber ich habe keinen einzigen Kratzer abbekommen.<

Sie wusste beim besten Willen nicht, was sie davon halten sollte und verstand genauso wenig, warum Sesshoumaru ihr keine klare Antwort gab, sondern stattdessen um das Thema herum redete.
 

Diesmal war sich Kimie absolut sicher gewesen und deswegen sprach sie während einer Trainingspause und zu einem günstigen Zeitpunkt auch ihre Freunde und Kagome auf das Thema an. Rin spielte währenddessen mit Inuki und bekam daher von dem Gespräch nichts mit, ebenso wenig wie Jaken, der noch immer vor sich hinschmollte. Ah-Un graste friedlich, wie so oft.

"Sesshoumaru hat mich zweimal mit seinem Schwert erwischt, aber dennoch habe ich keinen Kratzer abbekommen", erklärte Kimie den anderen, woraufhin Miroku nachdenklich meinte: "Wenn du dir darin wirklich sicher bis, dann gibt es dafür eigentlich nur eine plausible Antwort: Sesshoumaru muss wohl Tenseiga gegen dich eingesetzt haben."

"Hm?" Kimie verstand nicht ganz, was der Mönch damit meinte, als Kagome nun weiter sprach: "Tenseiga ist das Schwert, das Sesshoumaru von seinem Vater geerbt hat. Genauso wie Tessaiga wurde auch Tenseiga aus einem Fangzahn von Inu Yashas und Sesshoumarus Vater geschmiedet."

"Mit Tenseiga kann man niemanden töten, deswegen hat Sesshoumaru auch noch sein zweites Schwert Toukijin", fügte Miroku noch hinzu.

Kimie legte sich nachdenklich eine Hand ans Kinn. >Deswegen habe ich also nichts abbekommen!?< In diesem Zusammenhang drang sich ihr aber eine weitere Frage auf: "Aber was soll man mit einem Schwert, dass niemanden töten kann? Ich meine, als Waffe gegen Angreifer ist es dann doch wohl nicht zu gebrauchen."

"Aber Tenseiga ist das Schwert des Himmels und kann daher die Seelen von Toten zurückholen, sofern die Verstorbenen dem Schwertkämpfer wichtig sind", erklärte Sango daraufhin.

Dennoch wirkte Kimie irritiert. "Aber warum hat Sesshoumaru mir das denn nicht gleich gesagt, anstatt mich so zu Tode zu erschrecken?" Sie klang etwas wütend, während sie das gesagt hatte, doch auf diese Frage hatte Inu Yasha eine ganz eigene Antwort parat.

"Er wollte dich wohl aufziehen, wie mir scheint", meinte er und in der Tat konnte er sich das bei seinem Halbbruder durchaus vorstellen. Allerdings beschäftigte Inu Yasha eine ganz andere Sache weitaus mehr. Was genau lief eigentlich bei Kimie und Sesshoumaru ab? Der Hanyou hatte das Mädchen nicht danach gefragt, was sie in der vergangenen Nacht von seinem Halbbruder gewollt haben könnte und auch gegenüber den anderen hatte er darüber kein Wort verloren. Interessieren tat es Inu Yasha aber dennoch. Bei einer günstigen Gelegenheit würde er sich wegen dieser Sache schlauer machen. Auch, weil ihm Sesshoumarus Verhalten in letzter Zeit deutliche Rätsel aufgab. Es schien dem Hanyou so, als würde sein Halbbruder versuchen, Kimie auf eine gewisse Art und Weise zu helfen, doch diese Vorstellung sprengte jegliche Form von Realität, wie Inu Yasha fand.

Nachdem sie sich die Ausführungen der anderen angehört hatte, seufzte Kimie erschöpft auf. "Typisch...", murmelte sie in sich hinein. Dabei beschloss sie aber auch, Sesshoumaru wegen dieser Sache anzusprechen.
 

"Hättest du dir etwa auch nur ansatzweise etwas Mühe gegeben, wenn ich dir vorher gesagt hätte, was es mit Tenseiga auf sich hat?" Äußerst prüfend ruhte Sesshoumarus Blick nun auf Kimie, die leicht vor sich hinschmollte. Beide standen wieder auf dieser Wiese, um das Training wieder aufzunehmen. Kimie hatte Sesshoumaru jedoch zuvor mit dem konfrontiert, was sie über Tenseiga in Erfahrung bringen konnte, doch wie so oft sprang Sesshoumaru nicht auf ihre Fragen an.

"Aber das alles sollte doch nur Training sein, oder etwa nicht?", fragte das Mädchen nun und sah den Youkai etwas verständnislos an.

"Das schon, aber beim Training wird auch immer der Ernstfall geprobt", antwortete er betont und fuhr ebenso fort: "Und ohne richtige Übung wirst du im Kampf alleine keine drei Sekunden überleben."

Kimie seufzte innerlich. >Der klingt wie ein altkluger Lehrer, der seine Schüler zum Pauken verdonnert...<

Weiter kam sie mit ihren Gedankengängen aber nicht, denn erneut drang ihr Sesshoumarus Stimme ans Ohr: "Also, machen wir da weiter, wo wir vorhin aufgehört haben!"

"Ja, ja! Geht klar!", erwiderte Kimie bereitwillig, wenngleich sie noch immer etwas eingeschnappt war, dass Sesshoumaru ihr zuvor so einen Schrecken versetzt hatte.

Eine Weile ging das Training ohne Störungen über die Bühne. Kimie konnte die Angriffe von Sesshoumaru allmählich besser parieren, doch wusste sie selbst, dass es wohl noch eine längere Zeit dauern würde, bis sie Raidon vollkommen nutzen konnte. Auch setzte Sesshoumaru weiterhin nicht seine vollen Kräfte gegen das Mädchen ein, sonst wäre es ja schon in der Anfangsphase des Trainings aus gewesen. Er schien aber genau zu wissen, wie viel er Kimie zumuten konnte, ohne dass sie irgendwelche eventuellen Folgeschäden davongetragen hätte.

Irgendwann genehmigte Sesshoumaru Kimie eine kleine Pause. Bei Menschen war so was schon mal nötig, wenn man vermeiden wollte, dass sie mit der Zeit in sich zusammenbrachen.

Kimie saß aber vielleicht gerade mal zwei Minuten im Gras, als ihr auffiel, dass Sesshoumaru plötzlich merkwürdig ernst geworden war. Zumindest verriet ihr das sein Gesichtsausdruck.

"Was ist?", fragte sie etwas irritiert, während Sesshoumarus Blick sich nun zum Himmel, der sich jetzt langsam verdunkelte, hinauf richtete.

"Wir bekommen Besuch", sagte der Youkai und seine Stimme, welche einen warnenden Unterton angenommen hatte, kündigte Kimie an, dass das nichts Gutes bedeuten konnte.

Ein neuer Feind

Inu Yasha spitzte die Ohren und richtete sein Augenmerk dann zum verdunkelten Himmel hinauf.

"Etwas nähert sich uns", sagte er ernst. "Und zwar in großer Zahl."

Gespannt schauten auch die anderen zu den dunklen Wolken hinauf, die sich innerhalb kürzester Zeit am Himmel zusammengezogen hatten. Kurz darauf tauchten zahlreiche Dämonen aus diesen auf und bewegten sich zielgenau auf die Erde zu.

"Das sind Narakus Dämonen!", erkannte Inu Yasha sofort.

Rin schaute ängstlich zum Himmel hoch, während sie Jaken nervös an dessen Kimono festhielt. Das kleine Mädchen ahnte, dass Gefahr im Verzug war. Inu Yasha drehte sich zu den beiden um.

"Hey! Kröte!", rief er Jaken zu. "Du bleibst mit der Kleinen hier und passt auf sie auf! Für euch ist das nichts!" Und noch bevor Jaken etwas darauf erwidern konnte, war Inu Yasha schon davon gesprungen, dich gefolgt von seinen Freunden. Kirara verwandelte sich in einen Feuerball gehüllt, anschließend sprang Sango auf den Rücken ihrer treuen Dämonenkatze. Auch Inuki ließ es sich nicht nehmen, die anderen zu begleiten, sehr zum Leidwesen von Myouga, der auf dem Rücken des Mischlings saß. Bevor Narakus Dämonen auf die Gruppe aufmerksam werden konnten, mussten die Freunde verhindern, dass besonders Rin in diese Sache mit hineingezogen werden konnte. Es dauerte auch nicht lange, dann waren Inu Yasha und die anderen außer Sichtweite.

Nach einem kurzen Moment wandte sich Rin verunsichert an Jaken: "Jaken-sama, was ist denn eigentlich plötzlich los?" Sie verstand nicht, weshalb sie sich alle nun so plötzlich in einer solchen Gefahr befanden.

Jaken sprach ruhig mit dem kleinen Mädchen: "Ich weiß es nicht genau. Aber wir sollten wirklich besser hier bleiben und abwarten."

Rin nickte. "Gut. Aber was ist mit Sesshoumaru-sama und den anderen?"

"Die kommen schon zurecht", erwiderte Jaken, da er sich sicher war, dass Sesshoumaru keinerlei Probleme haben dürfte, diese Dämonen zu besiegen. Zusammen mit Rin und Ah-Un wartete der Krötendämon nun ab. Was anderes konnten die drei im Moment auch nicht tun.

Die Freunde machten sich auf dem schnellsten Weg zu Sesshoumaru und Kimie. Garantiert hatten es Narakus Dämonen auch auf die beiden abgesehen. Während sie sich beeilten, noch rechtzeitig bei den beiden anzukommen, wurde der Weg jedoch plötzlich von einigen Dämonen, die nun auf die Gruppe aufmerksam wurde, versperrt.

"Verschwindet, ihr Nervensägen!", rief Inu Yasha ihnen warnend entgegen und sprang mit erhobener Klaue auf sie zu. "Sankontessou!"

Kurz darauf war von den Dämonen nicht mehr viel übrig.

"Beeilung! Wir haben keine Zeit zu verlieren!", rief Sango und stieg mit Kirara nun in den Himmel empor. In der Luft schleuderte die Dämonenjägerin ihren Bumerang noch einigen anderen Dämonen entgegen, während die anderen ihren Weg auf dem Boden fortsetzten.
 

"Wo kommen diese Viecher denn nur her?!"

Kimie schlug einem Dämon, der gerade direkt auf sie zustürmte, die Klinge von Raidon entgegen. Diesen Teil, dem Gegner das Schwert direkt entgegenzuschlagen, beherrschte sie zugegeben schon recht gut. Die eigentlich kurze Zeit des Trainings schien doch eine gewisse Wirkung hinterlassen zu haben. Sofort war der Angreifer hinüber, aber immer wenn einer ausgeschaltet war, schienen zehn neue anzurücken. In großer Zahl tauchten immer wieder Dämonen aus den dunklen Wolken am Himmel auf.

"Das nimmt ja gar kein Ende! Was wollen die, zum Teufel?!", fragte Kimie, als genau in diesem Moment Sesshoumaru den neu anrückenden Dämonen direkt entgegen sprang und die meisten von ihnen scheinbar mühelos mit einem Streich seines Schwertes Toukijin erledigte. Für einen kurzen Augenblick wichen die anderen Dämonen zurück und beäugten ihre beiden Gegner nur argwöhnisch.

"Das sind Narakus Dämonen", antwortete Sesshoumaru nun auf die von Kimie zuvor gestellte Frage. "Und sie sind hinter uns her."

"Was?! Schon wieder dieser Naraku?", seufzte Kimie erschöpft auf. "Der hat wohl auch nichts Besseres zu tun!? Kann der Typ seine Midlife Crisis nicht mal überwinden?!"

Sesshoumaru warf einen unauffälligen Blick auf das Mädchen. Er wusste zwar nicht, was sie eben mit diesem Ausdruck gemeint haben könnte, aber mit Sicherheit war dies keine positive Bemerkung gewesen. Allerdings richtete der Youkai sein Augenmerk sofort wieder auf die gegnerischen Dämonen, die sich scheinbar wieder zum Angriff bereit machten. Auch Kimie bekam das nun mit und musste leicht schlucken. Bevor die Dämonen Sesshoumaru und sie das erste Mal attackiert hatten, hatte er noch zu ihr gesagt: "Du bist zwar noch längst nicht bereit, aber jetzt wirst du dennoch deinen ersten richtigen Kampf bestreiten müssen."

Hatte Kimie zuvor in der Tat mehr als Zuschauer an der Seitenlinie gestanden, musste sie jetzt wohl kräftig mitmischen. Sie hoffte, dass sie das einigermaßen gut hinkriegen würde. Denn dass sie bereits am zweiten Tag ihr neues Schwert voll nutzen konnte, daran zweifelte sie doch etwas.

"Denk nicht zu viel darüber nach", sprach Sesshoumaru das Mädchen plötzlich an, als hätte er genau gewusst, was in ihr vorging. "Konzentriere dich besser auf den Kampf."

Kimie zögerte einen Moment, nickte dann aber leicht. "Ist gut."

Natürlich hatte Sesshoumaru ihre Zweifel gespürt. Doch so was konnte er im Moment echt nicht gebrauchen. Wenn dieses Menschenmädchen jetzt auch noch anfangen würde, zu viel darüber nachzudenken, ob sie diesen Kampf bestreiten konnte oder nicht, wäre das jetzt wirklich fehl am Platz gewesen. Allerdings, und das wusste Sesshoumaru nur zu gut, war Kimie noch längst nicht dazu in der Lage, alles aus ihrem Schwert herauszuholen. Doch das ließ sich nun nicht mehr ändern.

"Konzentriere dich einfach und achte nur auf deinen Gegner", riet der Youkai dem Mädchen zu guter Letzt. Und auch, wenn dies mehr wie eine Anweisung, und weniger wie ein gut gemeinter Rat oder eine Hilfestellung klang, wurde Kimie nun doch etwas ruhiger. Was konnte sie auch anderes tun, als einfach nur ihr bestes zu geben?

Die beiden standen Rücken an Rücken nebeneinander, eingekreist und argwöhnisch beäugt von den feindlichen Dämonen. Mit einem Mal hob Sesshoumaru kampfbereit sein Schwert in die Höhe und das machte Kimie deutlich, dass der nächste Angriff bevorstand. Tatsächlich stürmten die Dämonen nun erneut auf die beiden zu. Kimie und Sesshoumaru, der im Gegensatz zu ihr die Ruhe in Person zu sein schien, waren bereit, den Angriff abzuwehren, doch da kam etwas unerwartetes dazwischen.

"Hiraikotsu!"

Ein großer Bumerang flog nun direkt auf die Dämonen zu und machte mehrere von ihnen mit einem Mal schnell einen Kopf kürzer. Kimie wusste nur zu gut, wer den Bumerang geworfen hatte und sie hatte Recht. Denn nun sah sie Sango, die soeben ihre Waffe wieder auffing, auf Kirara am Himmel fliegen.

Kimie atmete erleichtert auf.

"Danke, Sango!", rief sie der Dämonenjägerin, die ihr zunickte, zu. Und Sango war nicht die Einzige, die sich nun in den Kampf einmischte.

"Du hast dir ganz schön viel Zeit gelassen, Inu Yasha", sagte Sesshoumaru nun an seinen Halbbruder gewandt, der soeben mit Kagome, Miroku, Shippou und auch Inuki ebenfalls auf der Wiese auftauchte. Mit einem herablassenden Blick auf den Jüngeren sprach der Youkai weiter: "Nicht, dass ich deine Hilfe brauchen würde, aber könnte es sein, dass du allmählich noch mehr nachlässt?"

"Ach, halt doch deine blöde Klappe, du Idiot!", entgegnete Inu Yasha gereizt. Er schulterte Tessaiga, welches er zuvor aus der Schwertscheide gezogen hatte, und fuhr dann mit überlegenem Unterton fort: "Als ob ich gekommen wäre, um dir zu helfen! Du hattest ja Kimie im Schlepptau, von daher muss ich wohl oder übel eingreifen."

Kimie konnte irgendwie nicht so recht glauben, was da jetzt ablief. Sie alle waren von einer Schar mord- und kampflüsterner Dämonen umgeben und diese beiden Komiker mussten sich gerade jetzt doch tatsächlich mal wieder gegenseitig das Leben schwer machen!

"Hört auf, ihr beiden!", mischte sich Myouga, der auf Inukis Rücken saß, plötzlich ein und hüpfte aufgeregt auf dem Fell des Mischlings herum. "Streiten könnt ihr euch auch später noch! Jetzt müsst ihr erstmal ein anderes Problem beseitigen!"

"Ja, ja! Schon klar!", erwiderte Inu Yasha, als wäre das alles kein Problem. "Mach dir mal nicht ins Hemd, Myouga-jijii! Ich werde diese Dämonen mit einem Streich erledigen."

"Das bleibt abzuwarten", meinte Sesshoumaru jedoch und auf seinem Gesicht zeichnete sich ein leicht amüsiertes Lächeln ab. Inu Yasha hatte diese Bemerkung zwar gehört und hätte am liebsten Tessaiga für sich sprechen lassen, besann sich dann aber eines besseren. Wenn es denn unbedingt sein musste, dann konnte er sich seinen älteren Halbbruder auch noch nach dem Kampf vorknöpfen.

"Hm! Na, ihr seid mir ja vielleicht ein Haufen!", ertönte mit einem Mal die amüsiert klingende Stimme einer Frau.

Bis auf Inu Yasha und Sesshoumaru, die den Eigentümer dieser Stimme wohl sofort ausgemacht hatten, schauten sich alle zunächst suchend um. Doch erst, als einige der feindlichen Dämonen zur Seite traten, gaben sie damit daraufhin auch den Blick auf Kagura, die mit einem triumphierenden Lächeln auf die anderen herabsah, frei.

"Ihr macht euch doch schon gegenseitig das Leben schwer und dann wollt ihr allen Ernstes gegen uns ankommen? Dann dürfte es ein Kinderspiel werden, euch alle schnell und ohne große Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen", sprach sie weiter, ihren geöffneten Fächer vor ihrem Gesicht haltend. Auf ihre letzte Bemerkung hin, war Shippou sofort auf 180.

"Sei dir da bloß nicht so sicher! Wir werden dir und vor allem Naraku schon noch zeigen, wer hier am Ende als Sieger dastehen wird, du...!" Doch als einige der Dämonen daraufhin bedrohlich fauchten, sprang Shippou erschrocken zurück und flüchtete sich eiligst auf Kagomes Schulter.

Jetzt trat Miroku einen Schritt vor, mit seiner linken Hand die Gebetsperlen, die sein Kazaana unter Verschluss hielten, umschließend.

"In einem Punkt gebe ich dir Recht, Kagura", sagte er entschlossen. "Das hier dürfte schnell und ohne große Schwierigkeiten sein Ende finden!" Damit löste er die Gebetsperlen. "Kazaana!"

"Nein, Houshi-sama! Tut das nicht!", rief ihm Sango, noch immer mit Kirara in der Luft ihre Kreise ziehend, aber urplötzlich zu, woraufhin Miroku sein Kazaana sofort wieder schloss. Gerade noch rechtzeitig, wie sich herausstellte, denn jetzt schwirrten auch noch diese Saimyousho um Kagura herum.

Miroku stand die Wut ins Gesicht geschrieben. "War ja klar, dass Naraku es sich niemals trauen würde, seine Dämonen oder seine Abkömmlinge ohne die Saimyousho in einen Kampf zu schicken!"

"Was erwartest du?", fragte Kagome und war auch sichtlich wütend, wie ihr Gesichtsausdruck verriet. "Dieser Feigling traut sich ja noch nicht einmal, sich uns selbst in den Weg zu stellen!"

Sango flog mit Kirara nun näher über dem Boden, direkt auf Kagura zu.

"Hiraikotsu!" Die Dämonenjägerin schleuderte ihren Bumerang auf die Dämonin, doch diese wirkte davon wenig beeindruckt.

"Wie töricht du doch bist!" Mit diesen Worten drehte Kagura Sango den Rücken zu und jetzt kam plötzlich Kanna hinter ihrer Schwester zum Vorschein. Wie immer hielt sie ihren Spiegel in den Händen und dieser war direkt auf Sango gerichtet.

"Oh nein!" Kagome wusste, was nun kommen würde und sie hatte recht: Sangos Bumerang prallte an Kannas Spiegel ab und flog nun direkt zu seiner Besitzerin zurück. Um noch zu reagieren, dazu war es zu spät. Kirara wurde mit voller Wucht von der Waffe getroffen und zurückgeschleudert. Sango verlor den Halt und fiel nun gemeinsam mit ihrer Dämonenkatze zu Boden. Zwar waren sie nicht mehr allzu hoch geflogen, weshalb der Fall zur Erde nicht lebensbedrohlich hätte gewesen sein können, doch kam Sango so unglücklich auf den Boden auf, dass sie mit dem Kopf aufschlug und das Bewusstsein verlor. Kirara, von Sangos Bumerang außer Gefecht gesetzt, lag einige Meter neben ihrer Herrin und verwandelte sich nun von selbst wieder zurück.

"Verdammt! Sango!" Miroku lief sofort auf das Mädchen zu, was regungslos auf dem Boden lag. Vorsichtig hob er ihren Oberkörper etwas an. "Sango, wacht auf! Bitte!", bat er sie mit flehender Stimme, doch Sango reagierte nicht. "Sango..."

Fassungslos haftete Mirokus Blick auf dem bewusstlosen Mädchen.

Mit einem Mal verschwand sein besorgter Gesichtsausdruck jedoch und mit hasserfüllten Augen wandte er sich an Kagura und Kanna.

"Dafür werdet ihr büßen!", rief er ihnen zu.

Das war das erste Mal, dass Kimie auch Kanna zu Gesicht bekam; das Nichts, dass nicht wahrgenommen werden konnte. Sie wirkte zwar wie ein unscheinbares, kleines Mädchen, doch im totalen Gegensatz zu ihrem Äußeren, verbarg sich hinter Kanna doch eine ernstzunehmende Gegnerin. Während die Freunde deutlich erschrocken über das eben Geschehene waren, so zeigte Sesshoumaru jedoch keinerlei Anzeichen von irgendwelchen Gefühlsregungen. Er bedachte seine Gegner nur mit aufmerksamen und kühlen Blicken.

"So, ich finde, wir haben genug gespielt", sagte Kagura kurz darauf und ihr Lächeln konnte nichts Gutes verheißen. Sie hob ihren Fächer in die Höhe, bereit zum Angriff, doch eine scharfe Stimme ließ die junge Frau in ihrer Bewegung inne halten. "Ich übernehme ab hier!", entschied die Stimme kalt. Kagura brach den Angriff abrupt ab und wandte sich um. Sie wirkte zwar nicht wirklich begeistert, trat dann aber doch zur Seite, als ein neuer Gegner das Feld betrat. Allerdings wussten Inu Yasha und die anderen nicht so recht, was sie von diesem Neuling halten sollten.

"Äh... Sagt mal, habe ich einen Augenfehler?", fragte der Hanyou verwirrt, war anscheinend jedoch keiner weiteren Worte fähig, während er nun reichlich geplättet auf den Neuankömmling deutete.

Erst Kagome, die Inu Yasha zuvor bestätigte, dass sie genau das selbe sah wie er, sprach schließlich weiter: "Der hat Ähnlichkeit mit Sesshoumaru!"

Und tatsächlich sah dieser neue Kämpfer Sesshoumaru wirklich verdammt ähnlich. Unterschiede bestanden lediglich bei den dunklen Haaren, der Kimono hatte keine rote, sondern eine dunkle violettfarbene Musterung und die Linien im Gesicht besaßen eine bläuliche Färbung. Das ebenfalls vorhandene sichelmondförmige Zeichen auf der Stirn war tiefschwarz, seine Augen besaßen aber die selbe goldene Farbe, wie die von Sesshoumaru, waren jedoch etwas heller.

Nachdem Inu Yasha sich von seinem ersten Schock erholt hatte, machte er jedoch sofort deutlich, was er von der "doppelten Ausgabe" seines Halbbruders hielt.

"Zwei von der Sorte?", stöhnte er angenervt auf und griff sich mit einer Hand an den Kopf. "Na großartig! Ein Sesshoumaru hat mir bei weitem gereicht! Wer braucht denn bitte noch einen von der Sorte?!"

Der neue Kämpfer ließ seinen kühlen Blick prüfend über die Anwesenden schweifen, bis er mit den Augen an Sesshoumaru hängen blieb.

"Du bist also Sesshoumaru", stellte er sofort fest.

Der Youkai erwiderte nichts und zeigte auch keinerlei Anzeichen von Überraschung oder ähnlichem. Kimie, die vorsichtig hinter Sesshoumarus Rücken hervorschaute, hingegen war, wie ihre Freunde, doch sehr überrascht und auch verblüfft. Immer wieder wechselte ihr Blick von Sesshoumaru zu dem Neuankömmling und wieder zurück.

"Das ist ja voll verrückt...", murmelte sie in sich hinein, während der Blick ihres Gegenübers nun zu Inu Yasha schweifte.

"Dann bist du wohl Inu Yasha."

"Blitzmerker! Und was bist du für eine Witzfigur?", fragte Inu Yasha sofort frech zurück und erhielt auch prompt die Antwort: "Mein Name wird euch nicht viel bringen. Nur so viel sei gesagt: Ich bin ein Abkömmling von Naraku."

"Von Naraku?!", fragte Miroku, noch immer Sango festhaltend, fassungslos zurück. Auch Inu Yasha wirkte, wie Kagome, Kimie und Shippou, ebenfalls etwas überrascht. Der Hanyou hob kurz die Nase in die Luft.

"Na ja, du riechst zwar schon irgendwie nach Naraku, aber irgendetwas stört mich." Dann fuhr Inu Yasha jedoch mit herablassendem Unterton fort: "Tse! Aber Naraku wird wohl allmählich einfallslos, wenn er schon damit anfängt, Kopien von anderen zu erschaffen und diese dann als seine Abkömmlinge zu verkaufen!"

In der Tat war es allen ein Rätsel, warum Naraku einen Abkömmling von sich erschaffen hatte, der gerade Sesshoumaru ähnlich sah. Dem neuen Gegner der Freunde schien diese Bemerkung aber ziemlich kalt zu lassen.

"Naraku will euch alle nicht mehr unter den Lebenden sehen", sagte er nur drohend, was Inu Yasha aber nicht beeindruckte.

"Pah! Das ist uns nicht neu!", erwiderte er gleichgültig. "Hast du auch ein paar neue Nachrichten für uns?"

Doch anstatt dem Hanyou darauf eine Antwort zu geben, ließ Narakus neuer Abkömmling seinen Blick erneut zu Sesshoumaru schweifen. Genauso wie er, so sah auch der Youkai seinen Gegenüber kalt an.

"Mit dir werde ich beginnen", sagte Narakus Abkömmling plötzlich und ohne noch weiter darauf einzugehen, griff er auch schon an.

Kimie, noch immer hinter Sesshoumaru stehend, starrte wie versteinert nach vorn, unfähig sich zu rühren, doch wurde sie noch rechtzeitig von Sesshoumaru zur Seite gestoßen. Zwar landete sie relativ unsanft im Gras, während der Youkai mit einem geschickten Sprung dem Angriff auswich, doch zumindest war sie noch heil, was wohl nicht mehr der Fall gewesen wäre, hätte der Feind sie voll erwischt. Das ließ zumindest der laute Knall vermuten, der nun zu hören war. Nachdem sich der Lärm gelegt hatte, drehte Kimie sich um und erschrak.

"Oh, Shit...", fluchte sie, noch immer auf dem Boden liegend, leise als sie jetzt den reichlich demolierten Erdboden entdeckte. In diesem Moment erfasste Narakus Abkömmling das Mädchen mit einem eiskalten Blick, dass sie schlucken musste. Wollte er sie jetzt etwa angreifen?

"Ich dachte, du wolltest gegen mich kämpfen", ertönte daraufhin die Stimme von Sesshoumaru, der sich an Narakus Abkömmling wandte. Dieser drehte sich auch sogleich um und entdeckte seinen Gegner wenige Meter hinter sich stehend. Sesshoumaru sprach kühl und unbeeindruckt weiter: "Es sei denn natürlich, dich hat der Mut verlassen." Und mit einem herablassenden Blick bedachte er seinen Gegenüber, der sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen ließ. Er lächelte nur kalt.

Kimie stand nun langsam wieder auf und schaute verunsichert von einem Kämpfer zum anderen. Bevor es aber zum Kampf selbst kam, wandte sich Sesshoumaru noch einmal an das Mädchen, ohne es aber anzusehen.

"Mach, dass du wegkommst!", wies er Kimie im üblichen Ton an. "Hier gibt es für dich nichts mehr zu tun." Und damit hatte er wohl Recht. In der Tat konnte sie in dieser Sache wohl nicht mehr viel ausrichten. Also kam sie der Anweisung von Sesshoumaru nach und lief zu Kagome und den anderen, wenngleich sie sich noch ab und zu zu den beiden Kontrahenten umdrehte.

Sesshoumaru, der sein Schwert erstmal wieder eingesteckt hatte, wartete noch einen Moment und hob dann langsam seine rechte Hand.

"Mach dein Testament!", sagte er eiskalt und griff seinen Gegner dann mit seiner Lichtpeitsche an. Doch Narakus Abkömmling wich dem Angriff flink aus, sprang in die Luft und attackierte Sesshoumaru dann seinerseits mit dem selben Angriff. Eine blau schimmernde Peitsche verfehlte den Youkai knapp.

"Interessant", sagte Sesshoumaru ruhig. "Du beherrschst meine Technik. Sonst noch was?"

Doch sein Gegenüber lächelte nur hinterhältig. "Lass dich doch einfach überraschen.", erwiderte er mysteriös.

Kimie, Kagome, Inu Yasha und die anderen hatten diesen kurzen Schlagabtausch äußerst überrascht mitverfolgt. Allerdings mussten sie sich nun auch wieder um sich selbst kümmern, denn nach wie vor waren sie von Narakus Dämonen umzingelt. Inu Yasha hielt Tessaiga kampfbereit vor seinen Körper.

"Euch mach ich alle!", drohte er ihnen entschlossen. "Macht euch bereit!" Der Hanyou sprang einer Schar Dämonen direkt entgegen und zerschlug sie mühelos mit Tessaiga entzwei.

"Nicht schlecht, Inu Yasha", ertönte mit einem Mal eine weitere Stimme. "Aber das wird euch allen im Endeffekt auch nichts nützen."

Sofort hatte Inu Yasha in seiner Bewegung inne gehalten und genau wie die anderen schaute er nun geradewegs zu Kagura und Kanna neben denen nun ein weiterer alter Bekannter stand.

"Naraku!", sprach Miroku den Namen des Erzfeindes aus.

Kimie hatte sofort aufgehorcht. "Naraku?" Sie schaute verunsichert von ihren Freunden wieder auf den Unbekannten zurück. "Das ist also dieser Naraku?"

Irgendwie hatte sie sich ihn anders vorgestellt. Auf sie wirkte er eigentlich wie ein normaler Mensch, wenn man von den roten Augen absah. Unheimlich war er ihr aber dennoch irgendwie.

"So ist es", bestätigte Naraku das Mädchen. "Ich bin Naraku. Und du bist Kimie, wenn ich mich nicht irre."

"Hey! Woher weißt du meinen Namen?", fragte Kimie, nun etwas mutiger, zurück. Naraku ließ sich jedoch nicht zu langen Erklärungen hinreißen.

"Ich weiß vieles", antwortete er knapp und sah das Mädchen überlegen an.

Kimie verschränkte genervt die Arme vor der Brust und erwiderte sarkastisch: "Wie schön für dich! Dann geh doch in eine Quizshow!"

Zwar wusste außer Kagome und Kimie selbst keiner der Anwesenden was eine Quizshow eigentlich war, aber das schien auch völlig irrelevant zu sein, zumindest für Naraku.

"Deine vorlauten Sprüche werden dir schon noch vergehen. Euch allen dürfte noch so einiges vergehen, wenn ihr erst seht, was ich als nächstes für euch vorbereitet habe", meinte er bedrohlich und deutete mit einem Blick auf seinen neuen Abkömmling, der Sesshoumaru gegenüberstand.

"Wie ich sehe, habt ihr meinen neuesten Abkömmling bereits kennen gelernt", sprach Naraku weiter. Anschließend richtete sich sein Augenmerk herausfordernd auf Sesshoumaru selbst.

"Was soll das alles, Naraku?", fragte der Youkai kalt und sah seinen Gegenüber ebenso an. "Willst du mich beleidigen?"

"Nicht doch, Sesshoumaru!", erwiderte Naraku gelassen, als wäre das alles nur ein Spiel. "So solltest du das nicht sehen. Immerhin habe ich meinen neuesten Abkömmling unter anderem aus einem Teil von dir erschaffen." Ein überlegener Blick traf den Youkai. "Du erinnerst dich doch noch an deinen linken Arm?", fragte Naraku geheimnisvoll und sofort wurden alle anderen hellhörig.

"Wie bitte?!", fragte Kagome ungläubig und Inu Yasha sprach weiter: "Soll das etwa heißen, dass...?"

"So ist es!", sagte Naraku sofort, da er genau wusste, was den anderen soeben im Kopf herumspukte. Erneut wandte er sich an Sesshoumaru: "Meinen neuesten Abkömmling habe ich aus deinem linken Arm erschaffen, Sesshoumaru-sama. Selbstverständlich habe ich aber noch einen Teil von mir mit eingebracht." Und tatsächlich fiel den anderen nun auf, dass die Linienzeichnung, die sich wie bei Sesshoumaru jeweils auf der rechten und auf der linken Hand befand, bei Narakus Abkömmling auf der linken Hand rot, auf der rechten jedoch blau war. Er besaß also wirklich Sesshoumarus linken Arm.

Kimie brauchte einen Moment, um diese neuen Informationen erstmal zu verdauen. Hatte sie schon vor einer Weile von Sesshoumaru selbst erfahren, dass ihm Inu Yasha einst den linken Arm abgetrennt hatte, so hatte sie jetzt auch noch soeben gehört, dass eben jener Arm nun ein Teil von Narakus neuem Abkömmling war.

Sesshoumaru wirkte im Gegensatz zu den anderen weniger irritiert, als viel mehr verärgert. Zwar zeigte er dies nicht, doch meinte Kimie einen gewissen Ausdruck in seinen Augen zu sehen, als sie ihn sich kurz anschaute.

"Du wagst es allen Ernstes einen Teil von mir dazu zu verwenden, eine drittklassige Kopie von mir zu erschaffen, Naraku?", fragte Sesshoumaru mit eiskalter Stimme, die einem das Blut in den Adern hätte gefrieren lassen können.

Allerdings wirkte Naraku alles andere als eingeschüchtert. "Keineswegs! Keine Kopie, vielmehr einen ebenbürtigen Gegner. Ich möchte zu bedenken geben, dass alle deine Fähigkeiten auch in ihm vorhanden sind, zusätzlich zu den Kräften, die ich ihm noch auf den Weg gegeben habe." Naraku hatte so überheblich gesprochen, dass einem allein schon vom Zuhören alles hätte vergehen können.

"Dann ist dieser Abkömmling also genauso stark wie Sesshoumaru?", fragte Shippou ungläubig und starrte genauso fragend zu Naraku, wie Inu Yasha, Kagome und Miroku. Kimie hingegen wirkte auf die letzte Äußerung Narakus vielmehr ein wenig angefressen.

"Ach! Das ist doch nur eine billige Kopie vom Original!", rief sie überzeugt aus. In der Tat glaubte sie nicht, dass dieser Abklatsch von Sesshoumaru, diesen tatsächlich auch nur ansatzweise das Wasser reichen konnte. Naraku schien das jedoch ganz anders zu sehen.

"Ich bin gespannt zu erfahren, wer denn nun besser ist", meinte er gespielt nachdenklich. "Das Original oder die 'billige Kopie', wie du meinen neuesten Abkömmling nennst. Aber vielleicht stelle ich ihn euch noch vor, bevor er ernst macht. Sein Name ist..."

"Kuromaru", beendete Narakus Abkömmling den Satz und hatte nun auch seinen Namen preisgegeben. Mit einem überlegenen Blick schaute Naraku wieder zu Sesshoumaru. "Los, Sesshoumaru! Wenn du keine Furcht hast, dann kämpfe gegen ihn!", forderte er den Youkai auf. Sesshoumaru antwortete nicht sofort, zunächst schaute er wieder zu Kuromaru zurück. Aber allein schon die Aussage, er könnte sich eventuell fürchten, war schon äußerst gewagt gewesen.

"Wenn das nicht so primitiv wäre, würde ich jetzt anfangen zu lachen", sagte Sesshoumaru, etwa vier Meter vor seinem "Ebenbild" stehend, schließlich. Dann wandte er sich im üblichen Ton an Naraku: "Naraku, du wirst wirklich einfallslos. Was bezweckst du damit, wenn du einen minderwertigen Doppelgänger von mir in den Kampf schickst?"

Die Antwort kam nicht sofort.

"Nun, ich verspreche mir den sicheren Sieg davon", antwortete Naraku schließlich mit einem triumphierenden und siegessicheren Lächeln im Gesicht.

Allein schon dieser Anblick und die Art, wie er geredet hatte, ließ in Kimie die Wut aufsteigen. Sie trat nun einen Schritt vor und rief dann Sesshoumaru zu: "Brate diesem billigen Abklatsch kräftig eine über! Mach ihn fertig, Sesshoumaru!"

Der Kampf hatte zwar noch gar nicht angefangen, doch das kümmerte Kimie wenig. Sie machte ihren Standpunkt klar und zog damit jedoch sämtliche Blicke auf sich. Etwas irritiert schaute sie Kagome und Inu Yasha, die neben ihr standen an. "Was denn?", fragte Kimie verständnislos. "Darf ich ihn nicht anfeuern?"

"So was brauche ich nicht", erwiderte Sesshoumaru kühl und wandte sich Kuromaru zu. Kimie warf Sesshoumaru einen müden Blick zu.

"Reizend, wie eh und je...", murmelte sie in sich hinein.

Sesshoumaru sprach seinen Gegner überlegen an: "Nun gut, dann versuch doch, mich zu besiegen. Du wirst scheitern, das kann ich dir jetzt schon sagen."

Kuromaru wirkte jedoch wenig beeindruckt. "Das werden wir dann sehen."

Und schon griff er Sesshoumaru erneut an, doch konnte man die einzelnen Attacken der beiden kaum verfolgen. Sowohl Sesshoumaru, als auch Kuromaru bewegten sich mit ungeheurer Schnelligkeit über das Gelände, dass man ihnen schon mit den Augen kaum folgen konnte. Doch konnten Inu Yasha und seine Freunde sich nicht länger um Sesshoumarus Kampf kümmern, denn erneut mussten sie nun gegen Narakus Dämonen kämpfen, die natürlich noch immer da waren. Miroku beschützte die bewusstlose Sango und die verletzte Kirara so gut es ging und schlug die Angreifer mit seinem Priesterstab zurück. Kagome schoss immer wieder Pfeile in den Himmel, um herannahende Dämonen auszuschalten. Inu Yasha ließ Tessaiga für sich sprechen und auch Kimie setzte im Kampf Raidon ein. Myouga saß hingegen weiterhin auf Inukis Rücken. Der Mischling und der Flohgeist beobachteten das Geschehen aus sicherer Entfernung, wenngleich Inuki sehr unruhig wirkte. Er wollte sich an dem Kampf beteiligen und das schien Myouga genau zu ahnen.

"Mach lieber nichts dummes, Inuki!", warnte der Flohgeist den Hund eindringlich. "Gegen diese Dämonen kommst du nicht an. Lass uns lieber abwarten." Und als ob er ihn genau verstanden hätte, mischte sich Inuki auch tatsächlich nicht in den Kampf ein. Beobachten tat er ihn aber dennoch sehr aufmerksam.
 

"Nimm das!"

Kimie schlug mit Raidon soeben einen Dämon nieder und drehte sich dann suchend um. Sofort entdeckte sie Sesshoumaru, der weiterhin gegen Kuromaru kämpfte. An Schnelligkeit und Kraft schienen beide ebenbürtig zu sein. Im Moment konnte man keinen eindeutigen Sieger bestimmen oder erkennen, wer dem anderen überlegen war. Und auch, wenn man hätte meinen können, dass Sesshoumaru aufgrund seines fehlendes Armes in diesem Fall ein wenig benachteiligt wäre, so schien das doch nicht der Fall zu sein.

"Dieser Kampf ist ausgeglichen! Sie sind beide gleich stark!", rief Miroku, nachdem er erneut einen Angriff von den feindlichen Dämonen abgewehrt hatte. "Ich vermute, das liegt daran, dass Narakus neuer Abkömmling auch aus einem Teil von Sesshoumaru geschaffen wurde. Jede Bewegung und Attacke stimmt mit der von Sesshoumaru überein. Allerdings könnte es dennoch Probleme geben."

"Und was bedeutet das jetzt genau?", fragte Inu Yasha, mächtig genervt von den ganzen Dämonen, zurück.

Miroku stoppte einen Angriff von Narakus Dämonen mit seinen Bannzetteln, ehe er sie anschließend mit seinem Priesterstab endgültig ausschaltete. Dann sprach der Mönch weiter: "Es könnte sein, dass Kuromaru auch über Fähigkeiten verfügt, die Sesshoumaru selbst nicht besitzt. Das wäre aber auch kein Wunder, immerhin ist er ein Abkömmling von Naraku und könnte daher auch noch über andere Kräfte verfügen. Wenn das der Fall ist, dann könnte das die Sache für Sesshoumaru erschweren."

"Mönch, du redest zu viel!", kam es plötzlich im üblichen Ton von Sesshoumaru zurück. Er hatte die Worte von Miroku genau gehört, doch würde er doch nicht gegen eine solch billige Kopie von sich selbst verlieren! Mal abgesehen davon war der Kampf noch längst nicht vorbei, geschweige denn, schon entschieden.

Für einen kurzen Moment hielt Kuromaru im Kampf jedoch plötzlich inne. Sesshoumaru bedachte ihn mit einem herablassenden Blick.

"Schon am Ende?", fragte er kalt, doch sein Gegner ging nicht auf diese ohnehin nicht ernst gemeinte Frage ein.

"Ich möchte nur etwas mehr Abwechslung in den Kampf bringen", erwiderte Kuromaru und legte seine rechte Hand um den Griff seines Schwertes, welches er am Gürtel seiner Rüstung trug. Er zog es aus der Schwertscheide und die nachtschwarze Klinge blitzte bedrohlich auf. Sesshoumaru wirkte jedoch wenig beeindruckt.

"Das wird dir auch nicht helfen", meinte er kalt und zog nun seinerseits erneut sein Schwert Toukijin. Wenn Kuromaru auf diese Weise weiterkämpfen wollte, konnte Sesshoumaru das auch recht sein. Ihm war es egal, wie er seinen Gegner besiegen würde. Kurz darauf wurde der Kampf mit den Schwertern fortgesetzt. Die Klingen trafen laut aufeinander, woraufhin Blitze und Funken aus ihnen entwichen.

Während die anderen Dämonen sich um Inu Yasha und seine Freunde kümmerten, richtete Kagura nun ihr Augenmerk auf Kagome. Das Mädchen war momentan ungeschützt und ohne jegliche Deckung. Völlig damit beschäftigt mit ihren Pfeilen gegen die feindlichen Dämonen zu kämpfen, achtete Kagome dem Anschein nach gar nicht auf das, was um sie herum geschah. Das wollte Kagura sich zu Nutze machen und fackelte auch nicht lange herum. Sie sonderte sich etwas von Naraku und Kanna ab und hob angriffsbereit ihren Fächer in die Höhe, doch genau in dem Moment fiel Inu Yashas Blick auf die Dämonin.

"Fuujin no Mai!" Kagura startete ihren Angriff gegen Kagome, sehr zum Entsetzen von Inu Yasha. Er ließ die Dämonen Dämonen sein und eilte zu ihr.

"Kagome!!"

Auf seinen Ruf hin drehte Kagome sich um und sah die Klingen von Kaguras Angriff geradewegs auf sich zufliegen. Bevor sie aber getroffen werden konnte, wurde sie noch rechtzeitig von Inu Yasha gepackt und zur Seite gestoßen.

"Kagura! Du Miststück!", schimpfte der Hanyou wütend, ehe er sich an Kagome wandte. "Bist du verletzt, Kagome? Ist alles in Ordnung?", fragte er besorgt. Kagome nickte, wenngleich der Schock ihr noch etwas in den Gliedern saß. Inu Yasha atmete erleichtert auf, richtete sein Augenmerk aber sofort wieder auf Kagura. Tessaiga kampfbereit emporgehoben, machte er sich nun für den entscheidenden Angriff bereit. "Dafür wirst du büßen, Kagura! Kaze no Kizu!!" Mit aller Kraft ließ er die Klinge seines Schwertes niedersausen, doch hätte er diesen Angriff lieber nicht starten sollen. Er hatte in diesem Moment nämlich überhaupt nicht an Kanna gedacht. Diese tauchte nun plötzlich wieder neben Kagura auf. So kam es, wie es kommen musste: Der Angriff prallte an Kannas Spiegel ab und wurde auf Inu Yasha selbst zurückgeworfen. Von der vollen Wucht seines eigenen Angriff getroffen, wurde der Hanyou mehrere Meter weit weggeschleudert und blieb anschließend schwer verletzt auf dem Boden liegen.

Kagome war entsetzt. "Oh nein! Inu Yasha!!"

Sofort lief sie auf ihn zu und kniete sich neben ihn auf dem Boden. Inu Yasha lebte und war auch noch bei Bewusstsein, er war momentan aber nicht dazu in der Lage zu sprechen.

Kimie war geschockt. Niemals hätte sie gedacht, dass das alles so dermaßen aus dem Ruder laufen könnte. Gerade einen weiteren Dämon abwehrend, schaute sie dann erneut zu Sesshoumaru. Dieser kämpfte nach wie vor gegen Kuromaru. Dieser hielt aber erneut mit einem Mal mitten im Kampf inne. Ein scheinheiliges Lächeln kam auf seine Lippen.

"Schau mich mal genau an, Sesshoumaru", forderte er seinen Gegner ruhig auf. Sesshoumaru glaubte, Kuromaru wollte ihn für dumm verkaufen.

"Was soll das?!", fragte er kalt und schaute dabei unbewusst in die Augen seines Gegenübers, wie es normalerweise üblich war. Doch anscheinend war dies in diesem Moment genau das, was Kuromaru von ihm wollte. Dieser lächelte nun triumphierend und hob sein Schwert angriffsbereit in die Höhe. Sesshoumaru wollte dem bevorstehenden Angriff kontern, doch als er versuchte, ebenfalls sein Schwert hochzuheben, gelang ihm das nicht. Überhaupt gehorchte ihm sein Körper urplötzlich überhaupt nicht mehr. Er konnte sich auch nicht von der Stelle bewegen. Es war, als wäre er erstarrt, wobei sein Blick noch immer starr in die Augen seines Gegenübers gerichtet war.

Kimie hatte alles mitverfolgt, konnte nun aber nur noch tatenlos mit ansehen, wie Kuromaru Sesshoumaru nun mit erhobener Klinge angriff.

"Sesshoumaru!!"

Plötzlich spürte Sesshoumaru einen stechenden Schmerz in der Seite. Kuromaru hatte ihm sein Schwert durch den Körper gerammt. Es hatte die Rüstung des Youkai mühelos durchstoßen und nach und nach lief sein Blut die blanke Klinge entlang. Kurz darauf zog Kuromaru die Klinge wieder aus dem Körper seines Gegners heraus und stieß diesen dann grob von sich.

"So ein lähmender Blick hat große Vorteile, findest du nicht auch?", fragte er den auf dem Boden liegenden Sesshoumaru mit einem hinterhältigen Lächeln.

Sesshoumaru, jetzt wieder bewegungsfähig, richtete sich langsam auf. Kuromarus Angriff hatte ihn schwer getroffen, auch wenn er versuchte, sich möglichst nichts anmerken zu lassen. Mit hasserfülltem Blick sah er seinen Gegner an, mit seiner rechten Hand die blutenden Wunde haltend. Aber etwas war eigenartig. Eigentlich hätte diese Verletzung Sesshoumaru nicht gleich so fertigmachen können, aber irgendwie war sein Körper immer noch irgendwie wie gelähmt.

Kuromaru bedachte Sesshoumaru mit einem überlegenen Blick. "Ach ja! Ich hatte vergessen, die giftige Klinge meines Schwertes zu erwähnen. Ebenfalls sehr nützlich, wenn du verstehst. An dem Gift wirst du zwar nicht sterben, aber es schränkt dich auch weiterhin in deinen Bewegungen ein."

"Du elender Feigling! Das ist unfair!!", schrie Kimie, die alles mit angesehen hatte, Kuromaru wütend entgegen. Narakus Blick richtete sich nun auf das Mädchen.

"Wieso denn?", fragte er verständnislos zurück, wenngleich er sie aber nur reizen wollte. "Es ist ein ganz normaler Zweikampf. Nur scheint Kuromaru aber doch weitaus stärker zu sein, als Sesshoumaru."

Normaler Zweikampf… Darüber konnte Kimie wohl wirklich nur lachen, wenn die Situation eine andere gewesen wäre. Ehe sie aber etwas auf die Aussage von Naraku, der die ganze Zeit alles nur beobachtete, erwidern konnte, wurde sie darauf aufmerksam, wie Kuromaru mit der linken Hand Sesshoumaru jetzt am Hals packte und ihn wieder auf den Boden drückte. Anschließend hob er die rechte Hand angriffsbereit in die Höhe.

"Der Lord der westlichen Länder wird besiegt von einer 'billigen Kopie' von sich selbst", sagte Kuromaru sarkastisch und mit einem triumphierenden Blick auf seinen Gegner.

"Du verdammte Mistkerl!", erwiderte Sesshoumaru kalt und seine Augen schauten Kuromaru hasserfüllt an. Dieser aber ignorierte diese Bemerkung gleichgültig.

"Und jetzt werde ich dich töten, Sesshoumaru!", kündigte er ihm an. "Wie bedauerlich für dich, dass du gerade so aus dem Leben scheiden musst."
 

Jetzt hielt Kimie nichts mehr und geradewegs lief sie auf die beiden Kontrahenten zu. "Sesshoumaru!"

Sie ahnte jedoch, dass sie niemals rechtzeitig vor Ort sein würde, also wusste sie im Moment nichts besseres, als in einem letzten verzweifelten Anlauf eine ziemlich gewagte Aktion zu starten.

"Lass die Finger von ihm, du Mistkerl!", schrie sie Kuromaru entgegen, holte aus und schleuderte mit aller Kraft Raidon direkt auf Kuromaru zu. Dieser hob den Blick, sah das Schwert auf sich zufliegen, ließ daraufhin von Sesshoumaru ab und sprang zur Seite. Das Schwert bohrte sich kurz darauf etwa einen Meter vor Sesshoumaru zwischen ihn und Kuromaru in den Boden.

Narakus Abkömmling wirkte wenig beeindruckt. "Was sollte diese sinnlose Aktion? Reine Zeit- und Energieverschwendung."

Er wollte sich erneut Sesshoumaru nähern, doch als er für einen kurzen Moment direkt vor dem Schwert stand, blitzte dieses plötzlich auf und verpasste ihm einen Energiestoß, der ihn zwar nicht umhaute, aber dennoch auf Distanz hielt. Ein helles Licht stieg nun empor und anschließend baute sich von Raidon ausgehend eine Art Barriere zwischen den beiden Kontrahenten auf.

"Ein Bannkreis", erkannte Naraku schnell. "Sehr interessant."

"Ah! Kimie hat eine von Raidons geheimen Fähigkeiten entdeckt!", rief Myouga den anderen begeistert zu. Kagome horchte auf und wandte sich zu dem Flohgeist, der noch immer auf Inukis Rücken saß, um.

"Was ist das?", fragte sie ihn, woraufhin Myouga sogleich antwortete: "Das ist ein Bannkreis. Er verhindert, dass ein Feind einen bestimmten Bereich, um den das Schwert diesen Kreis gezogen hat, betreten kann. Jetzt kann Kuromaru nicht mehr an Sesshoumaru herankommen!"

Sesshoumaru hatte dies zugegeben reichlich überrascht mitverfolgt. Der hell leuchtende Bannkreis, welchen das Schwert errichtet hatte, hielt seinen Gegner weiterhin von ihm fern und verhinderte somit einen neuen Angriff. Doch auch, wenn Kuromaru den Bannkreis nicht betreten konnte, so konnte Kimie ihn jedoch betreten, wie sich herausstellte, als sie plötzlich neben Sesshoumaru stand und ihn aufgeregt fragte: "Ist alles in Ordnung?"

Naraku beobachtete das Geschehen auch weiterhin aufmerksam, wenngleich er sich nach wie vor nicht einmischte. >Sieh an! Sie will sich also einmischen.< Sein Blick ruhte auf Kimie, die sich nun neben Sesshoumaru auf den Boden kniete.

"Sesshoumaru? Bist du okay?", fragte sie erneut, nachdem sie zuvor keine Antwort erhalten hatte. Sesshoumaru entledigte sich sofort des überraschten Ausdrucks in seinem Gesicht und blickte das Mädchen dann ernst und auch irgendwie wütend an.

"Dummkopf! Was willst du hier?! Mach, dass du wegkommst!", fuhr er Kimie urplötzlich an, dass sie im ersten Moment gar nicht wusste, wie sie darauf reagieren sollte.

"Hey! Sag mal, bist du immer so freundlich, wenn man dir hilft oder versucht, dir zu helfen?", fragte Kimie nachdem sie sich wieder einigermaßen gefangen hatte mit einem Anflug von Ärger. Warum Sesshoumaru sich jetzt auf einmal so aufregte, verstand sie beim besten Willen nicht.

Sesshoumaru hingegen behielt seinen scharfen Unterton, während er mit einem finsteren Blick erwiderte: "Ich habe nicht nach deiner Hilfe verlangt! Verschwinde!"

Naraku beobachtete das Geschehen äußerst aufmerksam.

"Sesshoumaru, du sorgst dich doch nicht etwa um die Kleine, oder doch?", fragte er den Youkai prüfend. Sesshoumaru warf ihm daraufhin einen finsteren Blick zu.

"Nicht, dass es dich was angehen würde, Naraku, aber sie ist mir völlig egal!", erwiderte er eiskalt. "Sie steht mir nur im Weg!"

Sofort hatte Kimie aufgehorcht.

"Ach! Ich stehe dir also im Weg!?", wiederholte sie, während sie nun aufsprang und jetzt erst recht fertig war mit der Welt. Frustriert hob sie die Hände hoch und wandte sich dann von Sesshoumaru ab. "Fein! Dann lass dich doch von Kuromaru vermöbeln! Mir doch egal, wenn du ins Gras beißt!"

In diesem Moment verblasste plötzlich das Licht, welches von Raidons Bannkreis ausging, und dieser wurde nun auch stetig schwächer. Es dauerte auch nicht lange, dann war er ganz verschwunden.

"Oh nein! Der Bannkreis hat sich aufgelöst!", rief Myouga völlig entsetzt und griff sich an den Kopf. Kagome verstand nicht, was das zu bedeuten hatte.

"Aber warum?", fragte sie irritiert und auch Shippou schien mit den Nerven nun endgültig am Ende zu sein.

"Was sollen wir machen?!", fragte er panisch. "Wir können doch jetzt nicht so einfach von Naraku besiegt werden! Das ist nicht fair! Nachdem wir seinen Fängen schon so oft entkommen sind und uns ihm immer wieder in den Weg gestellt haben!"

Indes ahnte Sesshoumaru, dass Kuromaru nun wieder angreifen würde, nachdem sich der Bannkreis von Raidon wieder aufgelöst hatte. Allerdings schien Kimie das eben nicht wirklich mitbekommen zu haben.

"Verschwinde endlich wieder!", wies Sesshoumaru sie daher an, doch Kimie war noch zu sehr damit beschäftigt, ihrem Frust freien Lauf zu lassen. Auf seinen letzten Satz erwiderte sie daher reichlich sauer: "Hör endlich auf, mich anzuschreien! Was hast du eigentlich für ein Problem?!"

Kuromaru kümmerte sich nicht um das Wortgefecht der beiden. Er machte sich für den nächsten Angriff bereit. "Dann fahrt ihr beide eben zusammen zur Hölle! Ihr habt es nicht anders gewollt!"

"Kimie! Pass auf!!", schrie Kagome entsetzt, als Narakus Abkömmling nun wieder angriff.

Kimie sah in diesem Moment aber nur noch, wie Kuromaru genau auf sie und Sesshoumaru zustürmte, aber um noch zu reagieren, war es wohl schon zu spät. Sie hatte schon mit ihrem Leben abgeschlossen, als sie jedoch im letzten Moment gepackt und zur Seite geworfen wurde. Der Angriff von Kuromaru schlug fehl. Kimie hatte vor Schreck die Augen zugekniffen. Aber als sie sie wieder öffnete, war sie doch reichlich überrascht. "Sesshoumaru?!"

Völlig perplex schaute Kimie zu Sesshoumaru hoch. Er hatte sie noch rechtzeitig gepackt und war mit ihr zur Seite gesprungen. Er kniete auf dem Boden, sie unter seinem Arm tragend und sagte im üblichen Ton: "Dummes Mädchen! Du hättest dich nicht einmischen dürfen. Für dich wäre das besser gewesen." Dann ließ er sie wieder los. Kimie war so überrascht, dass sie im Moment nichts darauf erwidern oder reagieren konnte.

Doch Naraku hatte so was schon vermutet. >Genau, wie ich es vermutet habe<, dachte er triumphierend.
 

Miroku hatte genug. Er wollte sich diesen unfairen Kampf nicht mehr mit ansehen. Deshalb und auch für die anderen fasste er nun einen für sich selbst verhängnisvollen Entschluss. Miroku riss sich die Gebetsperlen von der rechten Hand und richtete diese anschließend direkt auf Narakus Dämonen. "Kazaana!"

Sofort wurden sämtliche Gegner in das Kazaana gezogen. Mirokus Freunde sahen dem Handeln ihres Kameraden erschrocken zu. Shippou versuchte, den Mönch von seinem Vorhaben abzubringen.

"Nein, Miroku!! Da sind doch noch diese Saimyousho! Das ist zu gefährlich für dich!", rief der Kitsune mit flehender Stimme, doch allen Warnungen zum Trotze setzte Miroku weiterhin sein Kazaana ein und sog somit alle feindlichen Dämonen in dieses hinein, aber natürlich auch die Saimyousho. Schon kurz darauf spürte er einen stechenden Schmerz in seiner rechten Hand, der sich langsam seinen Arm hinaufzog. Miroku hatte das Gesicht schmerzverzerrt, brach seinen Angriff aber so lange nicht ab, bis sämtliche umherstehenden Dämonen aufgesogen waren. Doch gegen Naraku und dessen Abkömmlinge konnte er den Angriff nicht anwenden, denn sonst wären auch seine Freunde in Gefahr geraten. So schloss Miroku sein Kazaana wieder und sank geschwächt und schwer angeschlagen auf die Knie. Zitternd hielt er seine rechte Hand fest.

Shippou lief nun eiligst auf den Mönch zu und sah ihn äußerst besorgt an.

"Miroku! Ist alles in Ordnung?", fragte der kleine Kitsune ängstlich, woraufhin Miroku leicht nickte und zu lächeln versuchte.

"Ja... es geht schon..." Doch man konnte ihm deutlich ansehen, dass es ihm wirklich sehr schlecht ging. Sein Atem ging schwer und er brauchte dringend ärztliche Versorgung.

"Keiner von euch kann noch kämpfen", sagte Naraku nun mit einem triumphierenden Blick auf das Schlachtfeld. Und damit hatte er anscheinend wohl oder übel Recht. Inu Yasha, Sango, Miroku und Kirara waren momentan nicht mehr in der Lage zu kämpfen. Allein Sesshoumaru schien noch einigermaßen auf dem Damm zu sein, doch angeschlagen war er dennoch. Genauso überlegen, wie er begonnen hatte, sprach Naraku nun weiter: "Und diejenigen von euch, die noch kämpfen könnten, sind keine ernst zu nehmenden Gegner." Damit richtete er sein Augenmerk auf Shippou, Kagome und Kimie. Diese drei konnten ihm wohl wirklich nicht viel gegen ihn aufbieten und das wusste Naraku. "Findet euch besser damit ab. Jetzt ist es endgültig vorbei mit euch!"

Kagome, noch immer neben dem verletzten Inu Yasha kniend, ballte wütend die Hand zur Faust und mit einem hasserfüllten Blick auf Naraku holte sie nun einen ihrer Pfeile aus ihrem Köcher.

"Du widerlicher Mistkerl!", schimpfte sie. "Du ekelst mich an!" Damit spannte sie den Pfeil auf ihren Bogen und zielte genau auf Naraku. Als Kagome den Pfeil jedoch abschoss, war sie von vornherein zum Scheitern verurteilt. In ein helles Licht eingetaucht flog das Geschoss jetzt nämlich zielgenau auf Kannas Spiegel zu. Kanna, die urplötzlich neben Naraku aufgetaucht war fing den Angriff ab. Zwar wurde der Pfeil nicht zurückgeschleudert, sondern vom Spiegel verschlungen, doch allein, dass die Attacke fehlschlug, war für Naraku Entschädigung genug.

"Ein Pfeil, der eine Seele hat", murmelte er nachdenklich, doch gleich darauf erschien ein fadenscheiniges Lächeln auf seinem Gesicht. "Aber trotz dieser Besonderheit wirst du auch weiterhin kläglich scheitern, Kagome."

Kuromaru kümmerte sich hingegen wenig um diesen kleinen Zwischenfall. Er wandte sich nun erneut Sesshoumaru und Kimie zu.

"Habt ihr noch ein paar letzte Worte, bevor ich euch in die Hölle schicke?", fragte er die beiden herablassend. Kimie, weiterhin auf dem Boden hockend, wusste nicht, was man jetzt am besten tun konnte. Sesshoumaru hingegen stand wieder auf und bedachte seinen Gegenüber mit einem eiskalten Blick.

"Wenn hier jemand zur Hölle fährt, dann bist du das!", erwiderte er betont, erntete aber nur ein amüsiertes Lächeln seitens Kuromaru.
 

Jetzt hielt Inuki sich nicht mehr zurück. Kurzerhand lief er geradewegs auf Kuromaru zu, wobei Myouga den Halt verlor und vom Rücken des Mischlings fiel.

"Inuki! Sei doch vernünftig!", rief der Flohgeist dem Hund nach, doch dieser reagierte nicht mehr darauf. Innerhalb kürzester Zeit war Inuki bei Narakus Abkömmling angekommen und sprang ohne zu zögern auf diesen zu.

"Inuki!" Kimie wollte ihren Hund bei seinem Vorhaben hindern, doch dazu war es schon zu spät.

Kuromaru hingegen wirkte wenig eingeschüchtert. Mit einem gezielten Schlag mit der linken Hand schleuderte er Inuki wieder von sich weg, noch ehe der Hund ihm angreifen konnte. Entsetzt starrte Kimie auf das Szenario. "Inuki! Nein!!"

Doch anstatt getroffen zu Boden zu fallen, drehte sich Inuki plötzlich einmal in der Luft und landete mühelos auf seinen vier Pfoten. Kimie war irritiert. "I... Inuki...?"

Regungslos stand Inuki nun auf der Wiese, den Kopf hatte er leicht gesenkt. Für einen Moment war es totenstill, doch dann war ein bedrohliches Knurren zu hören und als Inuki seinen Kopf wieder hob, erschrak Kimie. Der Blick des Mischlings hatte plötzlich einen ganz merkwürdigen Ausdruck angenommen. Er wirkte anders als sonst, wenn er seine Herrin beschützt hatte. Diesmal wirkte Inuki... unheimlich und bedrohlich. Zum ersten Mal in ihrem Leben, hatte Kimie Angst vor ihrem Hund.

Sesshoumaru schaute zu Inuki hinüber. >Ich verstehe. So ist das also. Jetzt wird mir alles klar.<

Mit einem lauten Bellen attackierte Inuki Kuromaru erneut. Doch diesmal verbiss er sich in seinem rechten Arm und ließ auch nicht mehr los.

>So hat er auch Sesshoumaru angegriffen...<, schoss es Kimie mit einem Mal durch den Kopf. In der Tat ähnelte dieser Angriff Inukis sehr dem Angriff auf Sesshoumaru. Und genau wie damals zerriss Inuki den Ärmel des Kimonos seines Gegners. Bevor der Mischling aber erneut angreifen konnte, sprang Kuromaru mit einem gewaltigen Satz davon. Einen kalten Blick auf den Hund gerichtet, hörte er nun, ebenso wie die anderen, die Stimme von Naraku.

"Oh! Das hätte ich nicht erwartet", sagte er etwas überrascht, aber keineswegs irritiert oder gar in seiner Siegessicherheit gedämpft. "Aber das ist nur ein kleines Hindernis." Mit diesen Worten richtete Naraku seinen Blick auf Kagura. Diese hob nun ihren Fächer in die Höhe und ließ einen mächtigen Wind aufkommen. Schützend hielten die anderen ihre Arme vor ihre Gesichter und als der Wind wieder nachließ, waren Naraku und seine Abkömmlinge verschwunden. Nur Narakus Stimme war noch einmal zu hören: "Freut euch aber dennoch, denn so dürft ihr alle noch etwas länger auf dieser Welt verweilen. Aber für heute ist es erstmal genug."

Kurz darauf war es wieder still und der Himmel klärte sich wieder auf. Es war vorbei. Erstmal...
 

"Inuki! Es ist gut. Es ist vorbei", sprach Kimie ihren Hund an und näherte sich ihm, um ihn zu beruhigen. Doch als sie ein paar Schritte auf ihn zugekommen war, drehte Inuki sich urplötzlich zu ihr um und bellte bedrohlich. Kimie schreckte zurück und blieb abrupt stehen.

"Inuki? Was hast du denn?", fragte sie völlig irritiert. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. Inuki knurrte und sein Blick hatte was Unheimliches, etwas Böses an sich.

Kurz tat Kimie nichts, als sie sich aber erneut Inuki langsam näherte.

"Inuki, beruhige dich bitte wieder", sprach sie weiter. "Ich bin es. Erkennst du mich denn nicht? Ich bin's, Kimie."

Inuki trat einen Schritt zurück, er knurrte noch immer. Kimie atmete einmal tief durch, ehe sie sich nun langsam auf den Boden kniete, dass sie ungefähr auf Augenhöhe mit ihrem Hund war. Vorsichtig streckte sie ihre Hand nach ihm aus.

"Inuki, ruhig. Ganz ruhig. Es ist alles gut", redete sie beruhigend auf den Mischling ein.

Kagome, Myouga, mittlerweile auf Kagomes Schulter sitzend, und Shippou beobachteten das Geschehen aus einiger Entfernung. Das Mädchen wirkte sichtlich verunsichert. "Was hat Inuki denn plötzlich? Warum verhält er sich so?"

"Er wird Kimie doch nicht etwa angreifen, oder?", fragte Shippou besorgt und lief unruhig hin und her. Myouga beobachtete alles stumm und aufmerksam. Gleichzeitig machte sich ein ernster Blick auf seinem Gesicht breit.

Sesshoumaru hatte ebenfalls sein Augenmerk genau auf Inuki gerichtet. Hatte der Youkai zuvor nur eine Vermutung gehabt, so war er sich jetzt jedoch ganz sicher, was es mit dem Mischling auf sich hatte. Das könnte wohl noch unweigerlich einige Probleme mit sich nachziehen.

Kimie hielt Inuki nach wie vor die Hand hin. Der Mischling schnupperte nun endlich etwas an ihr und nun schien seine Aggression doch allmählich nachzulassen. Letztendlich kam er auf seine Herrin zu und ließ sich beruhigend von ihr streicheln. Kimie atmete erleichtert auf, war aber dennoch irritiert.

"Was war denn eben mit dir los, Inuki?", fragte sie leise, doch darüber konnte sie sich im Moment keine weiteren großen Gedanken machen. Jetzt war es erstmal am wichtigsten, die Verletzten zu versorgen.

Sesshoumaru schien jedoch nichts von so was zu halten und schritt nun ohne ein Wort an den anderen vorbei. Dass er überhaupt noch aufrecht stehen, geschweige denn alleine gehen konnte, wunderte Kimie sehr. Immerhin hatte er so einiges abbekommen, andererseits würde er sich jetzt wohl auch kaum helfen lassen, selbst wenn er es nötig gehabt hätte, wie sie vermutete. Also, ließ sie ihn ziehen, holte ihr Schwert und ging dann zu Kagome, Myouga und Shippou.

"Was machen wir jetzt?", fragte Kimie etwas ratlos, während sie Raidon wieder in die Schwertscheide zurücksteckte.

Kagome antwortete möglichst gefasst: "Wir müssen Inu Yasha, Sango-chan, Miroku-sama und Kirara zum Lagerplatz zurückbringen. Die Frage ist nur, wie wir das anstellen sollen."

In der Tat war keiner der Verletzten im Moment dazu in der Lage, selbst den Rückweg anzutreten. Doch in diesem Moment ging Kimie ein Licht auf.

"Ich werde zum Lagerplatz gehen und Ah-Un holen", schlug sie vor und lief auch sogleich los, dich gefolgt von Inuki. Ah-Un konnte den Freunden sicher dabei helfen, die Verletzten zum Lagerplatz zurückzubringen. Währenddessen kümmerten sich Kagome und Shippou etwas um Inu Yasha, Sango, Miroku und Kirara.

Auf ihrem Weg zurück zum Lager kam Kimie nach einem kurzen Moment aber auch unweigerlich an Sesshoumaru vorbei. Einen Augenblick verlangsamte sie ihre Schritte und warf ihm einen besorgten Blick zu. Als er sie jedoch seinerseits nicht ansah, setzten sie und Inuki ihren Weg fort, wenngleich Kimie dabei kein wirklich gutes Gefühl hatte. Doch wusste sie ihm Moment auch nicht, was in Sesshoumaru vorging und irgendwie sagte ihr ihre innere Stimme, es wäre besser, wenn sie ihn jetzt lieber nicht ansprach.

Sesshoumaru konnte dies wohl nur ganz recht sein, denn so "gut", wie er es vorgab, ging es ihm nämlich bei weitem nicht. Abgesehen von seinem mächtig angekratzten Stolz machte ihm seine Verletzung durchaus zu schaffen, ganz zu schweigen von dem Gift, dessen Wirkung er noch immer spürte. Nachdem er sich kurz versichert hatte, dass Kimie und Inuki schon weit genug weg waren und auch die anderen ihm nicht folgten, lehnte sich der Youkai doch spürbar erschöpft mit dem Rücken an einen Baum. Einen solchen Kampf hatte er noch nie bestritten. Sein Gegner war mindestens genauso stark und schnell wie er selbst gewesen. Wäre dieser heimtückische Angriff nicht gewesen, wäre die Sache aber sicher anders ausgegangen. Dafür würde Naraku büßen, das stand für Sesshoumaru fest. Und auch dieser Kuromaru würde ihm nicht so ohne Weiteres davonkommen.

Ein Geständnis in Gedanken

"Ich verstehe nicht, warum wir sie nicht alle ganz einfach erledigt haben! Die Gelegenheit war doch perfekt!"

Kagura stand abwartend vor Naraku und beäugte ihn äußerst argwöhnisch. Seit der Rückkehr ins Schloss hatte sie ihn bestimmt schon mehrmals auf den plötzlichen Abbruch des Kampfes angesprochen, bisher jedoch keine einleuchtende Erklärung erhalten.

"Ich habe mir noch etwas anderes ausgedacht", antwortete Naraku schließlich geheimnisvoll, erntete zunächst aber nur einen verständnislosen Blick seitens Kagura.

"Was soll das heißen?", fragte sie ihn misstrauisch.

Naraku sprach ruhig weiter: "Warte es ab, Kagura. Das wirst du schon noch sehen."

Allerdings wirkte Kagura nicht gerade begeistert von dieser Antwort. Naraku schien das jedoch wenig zu kümmern.

Nach einer Weile wandte er sich wieder an die junge Frau: "Du kannst jetzt wieder gehen. Kuromaru ist bereits auf dem Weg."

"Hat die Anweisung, die du ihm und mir erteilt hast, vielleicht irgendetwas mit deinem neuen Plan zu tun?", fragte Kagura, ehe sie der Aufforderung von Naraku nachkam. Naraku selbst schien die Vermutung seines Abkömmlings nur mit einem hinterhältigen Lächeln zu bestätigen.
 

Unweit des Lagerplatzes befand sich glücklicherweise auch eine kleine verlassene Holzhütte, in dessen Nähe auch noch der Fluss floss. Die Gruppe verlagerte nach dem Kampf daher ihren Ruheplatz in die Nähe dieser Hütte. Während sich die meisten der Freunde jedoch draußen aufhielten, kümmerte sich währenddessen im Inneren der Hütte Sango um Miroku und Kirara. Miroku schlief auf einem Lager und erholte sich von dem Kampf, ebenso wie die kleine Dämonenkatze. Sango hatte sich relativ schnell wieder von ihrem Sturz erholt, nur ein kleines Pflaster am Kopf erinnerte noch daran. Jetzt saß sie neben Miroku und kümmerte sich ein wenig um ihn. Plötzlich regte er sich und schlug langsam die Augen auf. Sango beugte sich etwas nach vorne um ihn besser anschauen zu können.

"Houshi-sama! Schön, dass Ihr wach seid. Geht es Euch besser?", fragte sie besorgt, wirkte aber auch erleichtert. Miroku lächelte leicht, als er Sangos Gesicht sah und ihre Stimme gehört hatte.

"Ja, danke", antwortete er leise auf die Frage und erkundigte sich dann bei Sango nach ihrem Befinden. Diese bestätigte ihm lächelnd, dass es ihr gut ging.

"Kagome-chan hat mir erzählt, dass Ihr Euer Kazaana eingesetzt habt", erzählte Sango und wirkte nun wieder etwas ernster. "Houshi-sama, warum habt Ihr das getan?", fragte sie ihn und es klang auch ein wenig tadelnd, da sie ja auch genau wusste, wie gefährlich der Einsatz von Mirokus Kazaana war, wenn sich Narakus Saimyousho in der Nähe befanden.

Miroku schloss kurz seine Augen. "Ich wollte diesem unfairen Kampf nicht länger tatenlos mit ansehen", antwortete er ruhig. "Tut mir Leid, wenn Ihr Euch Sorgen gemacht habt, Sango. Aber wenn es den anderen und auch Euch gut geht und euch allen nichts Schlimmeres zugestoßen ist, war es mir die Sache wert." Ein aufmunterndes Lächeln kam auf seine Lippen und Sango konnte daraufhin nicht anders, als dieses zu erwidern.

"Vielen Dank, Houshi-sama!", sagte sie gerührt und nahm sanft seine Hand. Sie wollte soeben weiter sprechen, als sie aber urplötzlich erstarrte. Und anstatt der gut gemeinten Worte gab es nun eine kräftige Kopfnuss. Miroku konnte trotz allem mal wieder seine Finger nicht bei sich behalten und mit der anderen Hand einfach mal wieder Sangos Hintern betatscht.

Von draußen hörte man nun Shippou rufen: "Sango, ich bringe euch etwas Wasser. Fühlt ihr drei euch denn wieder besser?" Der kleine Kitsune betrat die Hütte und schaute sich neugierig um.

Sango drehte sich zu ihm um und antwortete trocken: "Soweit ja. Und unser Patient hier ist wohl auch wieder auf dem Weg der Besserung." Und während sie mit noch leicht emporgehobener Faust neben Miroku saß, hatte dieser nun unter der neu gewonnenen Beule an seinem Kopf zu leiden.
 

"Was war das wohl?"

Kimie saß nachdenklich etwas entfernt von den anderen unter einem Baum und beobachtete Inuki, der sich etwas abseits von der Gruppe bei Rin und Ah-Un aufhielt. Glücklicherweise hatte das Ablenkungsmanöver der Freunde funktioniert und Narakus Dämonen waren nicht auf Rin, Jaken und Ah-Un aufmerksam geworden. Zudem hatte Jaken das kleine Mädchen und den Drachen kurz darauf auch in den nahe gelegenen Wald geführt, wo sie zwischen den Bäumen und Büschen Schutz gesucht hatten. Inukis eigenartige Veränderung in dem Kampf, der mittlerweile schon ein paar Stunden zurücklag, hatte Kimie jedoch sehr erschreckt und beschäftigte sie auch weiterhin intensiv. Doch jetzt war der Mischling wieder wie immer und beobachtete im Gras sitzend ruhig die kleine Rin, welche Ah-Un gerade mit ein paar Gräsern fütterte.

"Hey! Du!"

Kimie horchte auf und drehte sich um. Neben ihr, direkt auf Augenhöhe, stand plötzlich Jaken, der sie misstrauisch beäugte.

"Was ist?", fragte sie ihn etwas genervt, woraufhin der Krötendämon ihr einen tadelnden Blick zuwarf.

"Das fragst du noch?", fragte er aufgebracht. "Ich will jetzt endlich wissen, was du mit meinem edlen Herrn angestellt hast! Was hast du ihm angetan?!"

"Was ich ihm angetan habe?", wiederholte Kimie verwirrt und verstand ehrlich gesagt kein einziges Wort.

Jaken fuchtelte wild mit seinem Kopfstab in der Gegend herum, während er weiter sprach: "Du weißt genau, was ich meine! Sesshoumaru-sama benimmt sich in letzter Zeit völlig wider seine Natur! Niemals würde er sich freiwillig in der Nähe eines Menschenweibes aufhalten!"

"Und was ist mit Rin?", fragte Kimie zurück und deutete mit einem Blick auf das kleine Mädchen, das von dem Gespräch jedoch nichts mitbekam, da es außer Hörweite war.

Jaken winkte aber sofort ab und schien jetzt nur noch aufgekratzter zu sein. "Das ist etwas völlig anderes! Rin ist ein Kind!"

Kimie starrte den Krötendämon verständnislos an.

"Worauf willst du eigentlich hinaus?", fragte sie genervt und war auch sehr gespannt auf die Antwort.

Jetzt legte Jaken aber eine wirklich Oscar reife Show ab und wurde sogar richtig theatralisch. Er griff sich an den Kopf und fing an zu jammern: "Warum nur lässt mein edler Herr Sesshoumaru-sama mich jetzt immer nur im Regen stehen und opfert seine Zeit stattdessen einem völlig sinnlosen Versuch, einem nutzlosen Menschenweib den Gebrauch ihres Schwertes näher zu bringen?! Und jetzt ist er einfach wieder verschwunden und hat mir gegenüber nicht einmal ein einziges Wort über den Kampf verloren!"

Kimie warf dem Krötendämon nur einen ermüdenden Blick zu. So ein Unsinn! Von wegen verschwunden. Immerhin hatten die anderen ganz kurz mitbekommen, dass Sesshoumaru nach dem Kampf in den nahe gelegenen Wald gegangen war. Sicher wollte er nur seine Ruhe haben.

Plötzlich deutete Jaken mahnend mit seinem Kopfstab auf das Mädchen, dass dieses leicht zurückwich um nicht eventuell noch erschlagen zu werden, und sprach dann ebenso mahnend weiter: "Komm mir nicht auf dumme Gedanken! Mein Herr würde sich auf so etwas sowieso nicht einlassen! Egal, was du mit ihm vorhast!"

Jetzt schien Kimie erst zu ahnen, worauf Jaken eigentlich hinaus wollte und konnte es ehrlich gesagt nicht so recht glauben, was er ihr da indirekt vorzuwerfen schien. Anstatt aber gleich die Beherrschung zu verlieren, ging sie zunächst etwas anders an die Sache heran.

"Jaken?", säuselte Kimie ruhig und mit aufgesetzter Unschuldsmiene, als könnte sie kein Wässerchen trüben, ehe sie aber urplötzlich aufsprang und dann lauthals losbrüllte: "Das ist ja wohl die Höhe, so mit mir zu reden!! Was glaubst du denn, was ich mit Sesshoumaru vorhabe?! Wofür hältst du mich eigentlich?! Und geh mir nicht länger auf die Nerven! Zisch ab!! Mach 'ne Fliege!!"

Damit packte sie Jaken am Kragen und feuerte ihn ohne Umschweife in den nahe gelegenen Fluss. Und während Jaken hustend wieder den Kopf aus dem Wasser steckte, stapfte Kimie wütend davon.

"Uff! Das kann doch wohl nicht wahr sein!", stöhnte sie mächtig genervt auf.

Kagome warf ihrer Cousine einen fragenden Blick zu, ebenso wie Inu Yasha, der sich mit dem Rücken an einen Baum gelehnt, von Kagome seine Wunden versorgen ließ. Die beiden hatten den kleinen Zwischenfall zufällig mitverfolgt.

"Was war denn eben los, Kimie?", fragte Kagome neugierig, als Kimie bei den beiden angekommen war, doch diese winkte nur kurz ab.

"Ach! Jaken hat nur mal wieder rumgenervt. Lassen wir das lieber."

Die Aufmerksamkeit der Freunde richtete sich nun auf Shippou, der gerade die Holzhütte wieder verließ und anschließend auf die anderen zulief.

"Und Shippou-chan? Wie geht es Kirara, Sango-chan und Miroku-sama?", fragte Kagome den Kitsune sogleich. Dieser setzte sich zu seinen Freunden.

"Miroku wird schon wieder", antwortete er. "Sango ist bei ihm geblieben und Kirara erholt sich auch langsam wieder."

Kagome nickte, während sich Kimie nun an Inu Yasha wandte: "Und wie geht es dir, Inu Yasha?"

"Ich werde auch schon wieder. So leicht kriegt man mich nicht klein", antwortete der Hanyou optimistisch. Inu Yasha schien sich in der Tat erstaunlich gut von seinen Verletzungen zu erholen, wenngleich er noch ziemlich geschwächt war.

Kimies Aufmerksamkeit war kurz darauf auf Rin gerichtet, die nun langsam auf die Freunde zukam, mit Inuki im Schlepptau. Als sie Rin ansah, war Kimie etwas besorgt. "Rin, stimmt etwas nicht?" Das kleine Mädchen wirkte seit dem Kampf sehr bedrückt und irgendwie konnte sie sich schon denken, woran das lag.

"Wie es Sesshoumaru-sama wohl geht?", fragte sich Rin nachdenklich und wirkte auch besorgt. Genau das hatte sich Kimie schon gedacht. Aber Sesshoumaru hatte auch wirklich kein Wort über den Kampf verloren oder auch darüber, wie es um ihn selbst stand. Er war einfach in den Wald gegangen und hatte es dabei belassen. Verständlich, dass Rin deswegen besorgt war, aber vielleicht wollte er sie wegen dieser Sache einfach nicht noch mehr beunruhigen, wie Kimie vermutete. Aufmunternd legte sie Rin sanft eine Hand auf den Kopf.

"Wenn es dich beruhigt, dann gehe ich mal nach ihm schauen", schlug sie vor, woraufhin das kleine Mädchen einverstanden nickte und auch leicht lächelte. So machte sich Kimie gleich auf den Weg. Sie hätte Rin auch mitnehmen können, doch wusste sie ja nicht, wie es momentan um Sesshoumaru stand und zuvor wollte sie sich lieber erst einmal selbst ein klareres Bild machen.
 

Sesshoumaru lag an einem Baum gelehnt im Gras, die Augen hatte er geschlossen. Es wirkte, als würde er schlafen.

Es dauerte zwar ein wenig bis Kimie ihn gefunden hatte, doch glücklicherweise hatte sich Sesshoumaru nicht allzu weit von den anderen entfernt. Als erstes fiel dem Mädchen die Verletzung des Youkai auf. Das Gras, auf dem er lag, hatte sich an dieser Stelle vom Blut rot verfärbt. Jedoch konnte Kimie die Wunde wegen der Rüstung nicht genau sehen. Eigentlich wäre es besser gewesen, Sesshoumaru würde sich deswegen versorgen lassen, wie sie fand.

Als Kimie sich ihm näherte, öffnete Sesshoumaru seine Augen plötzlich, schaute aber nur kurz zu dem Mädchen, ehe er seinen Blick wieder abwandte.

"Sesshoumaru?", sprach Kimie ihn vorsichtig an, erhielt aber keine Antwort. Sie konnte auch überhaupt nicht abschätzen, was gerade in ihm vorging oder was er dachte. Nach kurzem Zögern fragte sie weiter: "Wie... fühlst du dich?"

Sie kam einen weiteren Schritt auf Sesshoumaru zu, als dieser sie plötzlich anfuhr: "Kümmere dich um deinen eigenen Kram!"

Sofort blieb Kimie stehen. Auch, wenn er sie nicht angesehen hatte, so jagte allein der Ton in seiner Stimme ihr einen kalten Schauer über den Rücken. Da sie so was aber schon von ihm kannte, fing sie sich aber relativ schnell wieder.

"Ich wollte dich nicht nerven", sagte Kimie gefasst und auch etwas ernst. "Ich wollte nur wissen, wie es dir geht."

"Das geht dich nichts an!", erwiderte Sesshoumaru kalt, noch immer mit abgewandten Blick. Jetzt hatte Kimie genug.

"Entschuldige bitte, wenn ich mir Sorgen um dich mache!", entgegnete sie sarkastisch und stemmte die Hände in die Hüften. Als Sesshoumaru aber nur ein gleichgültiges "Das ist mir völlig egal!" verlauten ließ, wandte sich das Mädchen wütend wieder ab.

"Bitte! Dann gehe ich eben wieder!", sagte sie frustriert und im Weggehen fügte sie noch genervt hinzu: "Soll der werte Herr doch allein vor sich hinschmollen!"

Kurz darauf war sie wieder verschwunden.

Sesshoumaru konnte sich schon denken, was Kimie von ihm gewollt haben könnte. Sicher wollte sie ihm ihre Hilfe anbieten und ihn auffordern, er sollte besser seine Verletzung versorgen lassen. Doch darauf legte Sesshoumaru wirklich keinen Wert. Er brauchte keine Hilfe und schon gar nicht von einem Menschenmädchen! Was kümmerte es sie überhaupt, wie es ihm ging? Es konnte ihr doch eigentlich völlig egal sein, wie er fand. Und eigentlich konnte es auch ihm total gleichgültig sein, was aus ihr werden würde. Doch warum hatte er sie erneut beschützt, als Kuromaru drohte, die beiden anzugreifen? Sesshoumaru hätte dem Angriff doch auch allein ausweichen können, warum aber hatte er Kimie dann mit aus der Gefahrenzone geschafft? Als ob es ihn gekümmert hätte, wäre ihr etwas zugestoßen. Aber tat es das wahrscheinlich sogar, auch, wenn er das versuchte zu leugnen?

"Unsinn!", sagte Sesshoumaru zu sich selbst und versuchte, wieder an etwas anderes zu denken. Wie zum Beispiel daran, diesen Kuromaru auszuschalten und sich an Naraku zu rächen. Doch die Planung für dieses Vorhaben gelang ihm doch eher dürftig, als würde sich immer wieder etwas anderes nebenbei in seine Gedanken einmischen.
 

"Kimie, du bist ja schon zurück!", stellte Kagome etwas überrascht fest. Kimie gab nur ein kurzes "Hm!" von sich uns setzte sich missmutig neben ihrer Cousine ins Gras. Kagome fragte nach einem kurzen Moment vorsichtig weiter: "Was ist denn passiert? Bist du sauer?"

"Dieser Idiot lässt überhaupt nicht mit sich reden!", antwortete Kimie aufgebracht. "Stattdessen blafft er mich nur an und sagt, ich soll mich um meinen eigenen Kram kümmern!"

"Das ist nur sein angeknackster Stolz", meinte Inu Yasha, mit dem Rücken nach wie vor an einem Baum lehnend, trocken. Kagome hatte seine Wunden inzwischen versorgt und verbunden. "Der beruhigt sich schon wieder", sprach der Hanyou weiter. "Wir lassen ihn einfach ein Weilchen in Frieden, dann gibt sich das von allein, so wie ich ihn kenne."

In diesem Moment kam Rin mit Inuki zu den anderen gelaufen. Nachdem Kimie zu Sesshoumaru gegangen war, hatte sich das kleine Mädchen sich ein wenig die Zeit damit vertrieben, ein bisschen mit Inuki zu spielen, wenngleich sie sich die ganze Zeit auch weiterhin so ihre Gedanken gemacht hatte, und war jetzt natürlich dementsprechend neugierig wie es Sesshoumaru wohl ging. Rin fackelte daher auch nicht lange und wandte sich direkt an Kimie: "Kimie-san! Wie geht es Sesshoumaru-sama?"

"Er ist ein bisschen schlecht gelaunt, aber er wird schon wieder", antwortete Kimie. Sie wollte nicht erwähnen, dass Sesshoumaru eigentlich ziemlich angefressen wirkte und sie auch gar nicht wirklich mit ihm geredet hatte. Doch Rin schien dennoch beruhigt zu sein als sie hörte, dass es Sesshoumaru wohl nicht so schlecht ging, wie sie am Anfang befürchtet hatte.

"Wie gesagt, lassen wir ihn einfach ein bisschen allein", meinte Inu Yasha und wollte das Thema damit wohl abhaken, als Rin jedoch direkt auf das kleine Wäldchen, in dem sich Sesshoumaru zur Zeit aufhielt, zulaufen wollte.

"Vielleicht kann ich Sesshoumaru-sama ein wenig aufmuntern. Ich gehe mal zu ihm."

"Nein! Warte, Rin!", hielt Kimie sie aber sofort zurück und ergriff sie sanft am Handgelenk. Das kleine Mädchen durfte Sesshoumaru so nicht sehen, besonders nicht die Wunde. Sie würde sich sonst sicher nur noch mehr Sorgen machen. Rin wirkte zwar reichlich irritiert, hörte Kimie aber dennoch geduldig zu, als diese ruhig weiter sprach: "Ich glaube, Inu Yasha hat Recht. Lassen wir Sesshoumaru eine Weile in Ruhe. Okay?"

Das kleine Mädchen schien zwar nicht sonderlich begeistert darüber zu sein, nickte dann aber einverstanden. "Hmm... Na gut."
 

"Du weißt nicht zufällig mehr über Narakus neuen Plan, oder, Kuromaru?", fragte Kagura ihren Bruder mit einem prüfenden Blick. Kuromaru selbst saß teilnahmslos auf dem Ast eines Baumes, während Kagura unterhalb von diesem stand und zu ihrem Gegenüber hinaufschaute.

Kuromaru lächelte leicht und mit einem hinterhältigen Ausdruck in den Augen.

"Narakus Pläne sind mir ehrlich gesagt ziemlich egal. Ich habe nur ein Ziel, das ich konsequent verfolge", antwortete er auf die Frage der jungen Frau.

Kagura wirkte misstrauisch. "Und das wäre?"

Kuromaru warf Kagura einen überlegen Blick zu und hob demonstrierend seine rechte Klaue.

"Ich werde diesen Sesshoumaru töten", sagte er kalt, behielt aber sein hinterhältiges Lächeln. "Und damit werde ich auch gleich klarstellen, wer von uns beiden der Stärkere ist."

"Hm!" Was Kagura von dieser Aussage halten sollte, wusste sie wohl selbst nicht wirklich. Aber Kuromaru lebte nur für den Kampf gegen Sesshoumaru, das stand für sie fest. Naraku und dessen Ziele waren ihm egal, doch hatte Naraku dennoch die totale Kontrolle über ihn, da er auch Kuromarus Herz in seiner Hand hielt. Und eigentlich konnte es Naraku momentan wohl auch egal sein, was sein jüngster Abkömmling von ihm hielt, solange Kuromaru ihm dennoch einen nützlichen Dienst erwies, indem er Sesshoumaru schon bald endgültig aus dem Weg räumen würde.

"Gehen wir!", sagte Kuromaru plötzlich und stand auf. Während er kurz darauf mit geschickten Sätzen von Baum zu Baum sprang, folgte ihm Kagura auf ihrer Feder über den Luftweg. Während sie im Flug Kuromaru beobachtete, musste sie für sich selbst eingestehen, dass er ihr nicht geheuer war.
 

Es wurde Abend und die Sonne brauchte sicher nicht mehr lange, bis sie völlig hinter dem Horizont verschwunden war. Die Freunde befanden sich nun alle in der Holzhütte, während Ah-Un im Freien vor dieser lag und bereits schlief. Auch Rin war sehr müde und schlief daher ebenfalls, genauso wie Jaken und Inuki. Auch Kirara schlief und erholte sich so weiter von dem Kampf. Kagome deckte Rin nun vorsichtig und ohne sie zu wecken mit einer Decke zu und setzte sich dann wieder zu den anderen. Inu Yasha ging es mittlerweile wieder etwas besser und auch Miroku erholte sich langsam wieder, sehr zur Erleichterung der anderen. Ruhe war für beide aber noch vorgesehen. Es gab jedoch ein paar Dinge, über die die Freunde jetzt noch miteinander reden mussten. Bei dem letzten Kampf gab es immerhin noch eine Sache, die ihnen unklar war und das war der Bannkreis von Raidon und warum dieser so plötzlich wieder verschwunden war.

"Ich vermute, der Bannkreis hat sich aufgelöst, weil du sauer auf Sesshoumaru warst", sagte Myouga an Kimie gerichtet, während er auf der Schulter des Mädchens saß. Kimie verstand aber genau so wenig wie die anderen, was der Flohgeist damit meinte.

"Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun?", fragte Shippou neugierig.

Myouga räusperte sich kurz und sprach dann weiter: "Es ist eigentlich ganz einfach: Weil Kimie Sesshoumaru helfen wollte, konnte sie diese Kraft von Raidon freisetzen, aber nachdem er nicht gerade freundlich mit ihr umgesprungen ist, war sie so verärgert, dass der Bannkreis sich wieder aufgelöst hat." Nun wandte er sich direkt an das Mädchen. "Die Sache ist die: Du wolltest verhindern, dass Kuromaru Sesshoumaru tötet und das war der Auslöser von allem. Aber deine Stimmung hat ziemlich schnell wieder umgeschlagen und das wiederum hatte den Fall des Bannkreises zur Folge. Das soll jetzt nicht bedeuten, dass du Sesshoumaru nicht mehr schützen wolltest, du hast das halt nur irgendwie aus den Augen verloren."

Kimie zog eine Augenbraue hoch.

"Ist Raidon ein Stimmungsschwert, oder was?", fragte sie. Irgendwie musste sie in diesem Zusammenhang im Moment an einen Stimmungsring denken. War diese Bemerkung mehr als eine Art Witz oder beiläufige Bemerkung gemeint gewesen, so musste Miroku dem Mädchen jedoch zustimmen.

"So ganz abwegig ist dieser Ausdruck nicht", meinte er nachdenklich. "Wenn tatsächlich dein Wille über die Kräfte deines Schwertes entscheidet, dann stellt sich aber zugleich auch die Frage, über welche Fähigkeiten es wohl noch verfügt?"

"Schön und gut! Aber was nützt mir das, wenn ich das nicht beeinflussen kann?", fragte Kimie und warf einen prüfenden Blick auf Myouga. Dieser gab ihr zwar keine klare Antwort, aber einen Rat: "In der Hinsicht kann ich dir leider nur empfehlen, dass du versuchst, die Kräfte von Raidon zu kontrollieren. Also musst du üben, wie Toutousai es schon gesagt hat."

Kimie seufzte. Anscheinend hatte sie noch so einiges zu tun. Kagome lächelte sie wohlwollend an. "Jetzt schau nicht so betrübt, Kimie. Immerhin hast du Sesshoumaru dennoch helfen können."

"Wobei ich mich ja schon frage, warum du ihm überhaupt helfen wolltest", fügte Inu Yasha verständnislos hinzu. Auf diese Bemerkung erwiderte Kimie jedoch nichts. Sie senkte nur verlegen etwas den Blick.

"Wo wir gerade dabei sind: Sesshoumaru scheint ja auch ziemlich angeschlagen zu sein", meinte Sango nach einer Weile und Miroku fügte hinzu: "Na ja, es wird wohl ein wenig dauern, bis er wieder auf dem Damm ist."

"Inu Yasha, Kirara und Ihr werdet wohl auch noch etwas Ruhe brauchen", meinte Kagome, während Inu Yasha sich mit dem Rücken an die Wand lehnte.

"Wer hätte gedacht, dass Sesshoumaru mal dermaßen ausgeknockt werden würde? Das sieht ihm doch überhaupt nicht ähnlich", sagte er trocken.

"Es ist wohl weniger die Wunde an sich, es ist vielmehr das Gift, was ihm noch zu schaffen macht", erklärte Myouga ihm.

Kimie warf einen Blick aus dem kleinen Fenster. Die Sonne würde schon bald verschwunden sein, doch man konnte noch ihren rötlichen Schimmer am Himmel wahrnehmen.

Irgendwann stand das Mädchen langsam auf, woraufhin Myouga von ihrer Schulter sprang.

"Wohin gehst du, Kimie?", fragte Sango das Mädchen, als dieses zum Eingang der Hütte gegangen war.

Kimie lächelte leicht. "Ich komme gleich wieder, ich will nur noch kurz was erledigen."

Damit verschwand sie aus der Hütte. Nach kurzem Zögern stand Kagome jedoch auf und folgte ihrer Cousine. Shippou wollte ihr noch nachrufen, doch da hatte sie die Hütte schon verlassen.

"Warum laufen denn plötzlich alle weg?", fragte er sich etwas irritiert.
 

Kimie war wohl noch keine zehn Schritte gelaufen, als sie die Stimme von Kagome hinter sich hörte, die rief: "Kimie! Warte mal!"

"Was ist denn, Kagome?", fragte Kimie ihre Cousine, die nun bei ihr ankam. Kagome fackelte auch nicht lange damit, weiter zu sprechen.

"Sei ehrlich, du willst zu Sesshoumaru gehen, oder?", fragte die Jüngere, wenngleich es mehr so klang, als wüsste sie die Antwort schon längst. Kimie war im ersten Moment zwar etwas überrascht, dass Kagome jetzt davon anfing, bejahte die Frage aber ohne Bedenken. Kagome hatte sich das schon gedacht und sah ihre Cousine plötzlich ganz eigenartig an, dass diese im ersten Moment gar nicht wusste, was sie davon halten sollte.

"Stimmt etwas nicht, Kagome?", fragte Kimie etwas irritiert. Anstatt aber auf die Frage zu antworten, stellte Kagome ihr eine Gegenfrage: "Du machst dir Sorgen um ihn, stimmt 's?"

In diesem Moment schien Kimie zu ahnen, dass Kagome auf etwas Bestimmtes hinaus wollte. Ruhig antwortete sie auf die Frage: "Ja, du hast Recht, Kagome. Ich mache mir Sorgen um ihn."

"Ich glaube nicht, dass das rein aus Fürsorge der Fall ist. Den Verdacht habe ich schon eine Weile, ich wollte dich aber erst mal nicht darauf ansprechen." Kagome zögerte kurz. Sollte sie weiter sprechen? Da Kimie sie aber nicht unterbrach oder ähnliches, sondern im Gegenteil ihr sogar sehr aufmerksam zuzuhören schien, sprach sie weiter: "Kimie, der Typ, von dem du neulich in dem Gespräch mit Sango und mir geredet hast, das war Sesshoumaru, nicht wahr?"

Jetzt war er raus. Kagomes Verdacht, der ihr schon eine Weile im Kopf herumgespukt war. Kimie senkte nachdenklich etwas den Blick und lehnte sich leicht an einen Baum. Ruhig begann sie zu erzählen: "Als ich das erste Mal in dieser Welt war, wurde ich mal von Banditen angegriffen und weggeschleppt. Das war kurz bevor du, Inu Yasha und die anderen mich gefunden habt. Sesshoumaru hat mich gerettet. Ich wollte ihm danken und bin aus diesem Grund wieder hierher zurückgekommen."

Nun verstand Kagome Kimies Beweggründe genau und wusste jetzt auch, warum ihre Cousine sich zur Rückkehr ins Mittelalter entschlossen hatte. Doch es konnte nicht allein der Dank gewesen sein, der Kimie zu dieser Entscheidung gebracht hatte.

"Du magst ihn, habe ich Recht? Du magst ihn sogar sehr", behauptete Kagome vorsichtig. Und auch, wenn Kimie darauf nicht antwortete, schien das dennoch Antwort genug gewesen zu sein.
 

Sesshoumaru hatte sich nicht von seinem Ruheplatz entfernt. Nach wie vor lag er an einem Baum gelehnt im Gras. Das musste auch Kimie feststellen, als sie nun wieder bei ihm ankam. Sie konnte nicht erkennen, ob Sesshoumaru eventuell schlief und um ihn nicht eventuell zu stören, ging Kimie daher auch nicht näher an ihn heran, sondern blieb etwas entfernt hinter einem Baum stehen und lehnte sich mit dem Rücken an diesen.

Sesshoumaru schlief nicht, von daher hatte er Kimie natürlich schon längst bemerkt. Er sprach sie jedoch nicht an, er wollte erst mal unauffällig mitverfolgen, was sie jetzt wohl tun würde.

Kimie wusste ehrlich gesagt nicht, was sie jetzt tun sollte. Sie stand einfach nur so an diesem Baum, ohne sich zu rühren. Aber ihre Gedanken waren auf Hochtouren. Sesshoumaru hätte in diesem Kampf sterben können. Bei diesem Gedanken stieg urplötzlich eine gewaltige Angst in Kimie auf. Wäre ihm wirklich etwas Schlimmeres zugestoßen, sie wusste nicht, wie sie darauf wohl reagiert hätte. Oft hatte Kimie seit dem Kampf darüber nachgedacht, doch erst jetzt wurde ihr alles erst so richtig klar und genau das hatte sie kurz zuvor auch Kagome gestanden. Sie hatte wirklich Angst um Sesshoumarus Leben gehabt, sie machte sich Sorgen um ihn und das nicht aus fürsorglichen Gründen. Es war anders...

Kimie musste es sich nun eingestehen: Sie hatte sich wirklich in Sesshoumaru verliebt. Aber wie hatte das passieren können? Sie mochte ihn, dass hatte sie sich auch bereits eingestanden, aber sich sogar in ihn zu verlieben... Das hatte sie bis vor kurzem zugegeben nicht wahrgenommen oder sie hatte es einfach verdrängt, auch welchen Gründen auch immer.

"Wie ist das passiert?", murmelte Kimie leise in sich hinein. "Das ist doch dumm!"

Sesshoumaru horchte auf. Es interessierte ihn zugegeben schon ein wenig, was dieses Mädchen gerade damit gemeint haben könnte. Irgendwie wirkte sie verunsichert, wie er fand. Er würde sich jedoch hüten, sie danach zu fragen, sonst könnte womöglich noch der absurde Verdacht entstehen, es interessierte ihn wirklich. So neugierig war er deswegen auch wieder nicht, wenngleich sein Blick nun doch zu Kimie schweifte. Sesshoumaru konnte sie wegen des Baumes, an dem sie lehnte, zwar nicht genau sehen, doch das brauchte er auch nicht. Er bekam auch so mit, was sie tat.

Auf eine gewisse Weise fand Kimie das alles lächerlich. Warum machte sie sich deswegen plötzlich so viele Gedanken? Dabei war doch klar, dass das alles nur als eine belanglose Phase zu bewerten war. Immerhin gab es nichts, was sie und Sesshoumaru verband. Er war ein Youkai und sie nur ein Mensch. Na gut, das war vielleicht kein wirkliches Argument, aber mal abgesehen davon würde er sie wohl eh nur auslachen oder sich über sie lustig machen, sollte sie wirklich mal mit ihm darüber reden, wie sie vermutete. Vielleicht wäre es daher wirklich besser, sie vergaß alles ganz schnell wieder und beließ es einfach dabei. Das alles erschien ihr doch zu absurd zu sein.

Irgendwann entschloss sich Kimie dazu, sich wieder auf den Rückweg zur Hütte zu machen. Selbst, wenn sie mit Sesshoumaru hätte reden können, sie entschied, dass sie das besser doch nicht tun sollte.

Sesshoumaru war zugegeben etwas überrascht gewesen, als Kimie so ohne weiteres einfach wieder abzog. Wie er sie kannte, so hatte er eigentlich gedacht, sie würde ihn ansprechen, aber sie hatte wohl vermutet, er würde schlafen und wollte ihn wohl nicht stören. Dennoch war sie diesmal irgendwie anders, wie er gestehen musste. Sollte er dieser Sache bei Gelegenheit auf den Grund gehen? Und wieder ertappte er sich dabei, wie er sich Gedanken um dieses Mädchen machte. Allmählich wusste er wirklich nicht mehr, was er davon halten sollte. Und auch während der Nacht ließen ihn diese Gedanken nicht los, selbst, wenn er weiterhin versuchte, etwas daran zu ändern.
 

Am nächsten Morgen war Inu Yasha bereits sehr früh wach. Er fühlte sich deutlich besser und atmete die frische Luft ein. Kurz darauf nahm er hinter sich Schritte wahr und drehte sich um.

"Ah! Guten Morgen, Kagome!", begrüßte der Hanyou das junge Mädchen, welches nun auf ihn zukam. Allerdings wirkte Kagome merkwürdig ernst, was Inu Yasha natürlich nicht entging.

"Was ist denn mit dir?", fragte er sie. "Du siehst so nachdenklich aus."

Kagome zögerte einen Moment, ehe sie etwas darauf erwiderte.

"Inu Yasha? Kann ich mal kurz mit dir reden?", fragte sie ihn vorsichtig.

Inu Yasha wirkte zwar etwas irritiert, nickte aber. "Sicher. Worum geht es, Kagome?"

Kagome setzte sich ins Gras und forderte Inu Yasha anschließend auf, sich zu ihr zu setzen, was er auch tat. Daraufhin erklärte sie ihm kurz, was sie beschäftigte, woraufhin der Hanyou sofort aus allen Wolken fiel und erst mal nach hinten umkippte.

"WAS?! Das soll doch wohl ein schlechter Witz sein!?", rief Inu Yasha ungläubig und lautstark aus, nachdem er sich wieder aufgerappelt hatte.

Sofort hielt sich Kagome den Zeigefinger an die Lippen. "Schhht! Inu Yasha, jetzt brüll' hier doch nicht so rum!"

Inu Yasha fuhr den Pegel wieder runter und sprach jetzt zwar leiser, aber immer noch total perplex weiter: "Kimie soll sich wirklich und allen Ernstes in Sesshoumaru verliebt haben?! Das ist doch total verrückt!" Und trocken fügte er sogleich hinzu: "Was findet sie denn überhaupt an dem? Er ist arrogant, großkotzig und absolut unausstehlich!"

Irgendwie schweifte Inu Yasha im Moment mit seinen Gedanken ab und schien momentan den Kern der Aussage von Kagome aus den Augen verloren zu haben. Kagome packte ihn daraufhin an seinen beiden Haarsträhnen, die ihm über den Schultern hingen.

"Inu Yasha! Die Sache ist sehr ernst, also reiß dich gefälligst ein bisschen zusammen!", forderte sie ihn eindringlich auf, während er sie im Moment aber nur völlig irritiert anstarrte. Bevor sie aber weiterredete, blieb Kagomes Blick kurz an ihren Händen, die noch immer die beiden Haarbüschel umfassten, hängen.

"Huch! Tut mir Leid!", entschuldigte sie sich rasch und ließ Inu Yasha wieder los. Sie räusperte sich kurz, ehe sie ruhiger weiter sprach: "Versprich mir aber bitte, dass du das aber erst mal für dich behältst."

Inu Yasha nickte einverstanden.

"Ist gut. Aber weiß Kimie denn, dass du es mir gesagt hast?", fragte er prüfend, woraufhin Kagome aber nur leicht den Kopf schüttelte.

"Nein. Sie hat mich nicht darum gebeten, es geheim zu halten. Aber eigentlich hätte ich trotzdem nichts sagen sollen, schon aus Prinzip. Und obwohl ich deswegen ein schlechtes Gefühl habe, wollte ich dennoch mit dir darüber reden."

Inu Yasha senkte kurz nachdenklich den Blick, ehe er diesen wieder hob und Kagome nun etwas ernster ansah. "Das könnte Probleme geben, Kagome. Das ist dir doch wohl hoffentlich klar", meinte der Hanyou. Kagome erwiderte nichts darauf, sondern senkte nur nachdenklich den Blick. Auf eine gewisse Weise gab sie Inu Yasha zwar Recht, doch andererseits konnte sie auch Kimie gut verstehen. In der Hinsicht fragte sie sich auch, wie Sesshoumaru zu der ganzen Sache stand, auch wenn Kimie ihm gegenüber noch kein Geständnis abgelegt hatte, wie sie ihrer Cousine erzählt hatte.

Kagome und Inu Yasha waren so sehr in ihre Gedanken vertieft, dass sie im Moment gar nicht mitbekamen, wie Inuki nun ebenfalls aus der Hütte kam. Er streckte sich einmal, schüttelte sein Fell durch und als ob er einen kleinen morgendlichen Spaziergang machen wollte, lief der Mischling nun ein wenig den nahe gelegenen Fluss entlang.

Inuki folgte dem Gewässer eine Weile, bis er etwas weiter von der kleinen Hütte entfernt war, ehe er einen Moment stehen blieb und nun ein wenig von dem Wasser trank. Noch einen Moment setzte er sich an das Ufer und schaute auf die ruhig fließende Wasseroberfläche, ehe er sich nun wieder auf den Rückweg machen wollte. Doch kam Inuki bei diesem Vorhaben plötzlich etwas unerwartetes dazwischen. Er spitzte die Ohren und schaute sofort auf die andere Seite des Flusses.

"Hallo, Hündchen! Genau dich haben wir gesucht", drang eine kühle Stimme zu Inuki vor. Dann ging alles ganz schnell...

Die Wahrheit kommt ans Licht

Kimie ließ suchend ihren Blick schweifen, während sie sich in der näheren Umgebung der Holzhütte, in welcher die Freunde die Nacht verbracht hatten, aufhielt. Schon den ganzen Morgen hatte sie nach Inuki gesucht, ihn bis jetzt aber beim besten Willen nicht ausfindig machen können. Der Mischling schien wie vom Erdboden verschluckt zu sein.

"Eigenartig...", murmelte Kimie nachdenklich in sich hinein und machte schließlich wieder kehrt um zu der Gruppe zurückzukehren. Vielleicht wussten die anderen ja etwas über Inukis Verbleib. Im besten Fall, war er möglicherweise sogar bei ihnen.

Die Freunde befanden sich allesamt draußen vor der kleinen Holzhütte. Wie Inu Yasha, so ging es auch Miroku und Kirara wieder deutlich besser und überhaupt bot sich dieser Morgen perfekt für einen Aufenthalt im Freien an. Während die Freunde zusammen saßen und redeten, pflückte Rin etwas abseits von ihnen fröhlich ein paar Blumen. Die Sonne schien warm und wohltuend vom klaren blauen Himmel herab, sehr zur Freude von Ah-Un, der dösend auf der Wiese lag und sich die warmen Sonnenstrahlen auf die Haut scheinen ließ. Jaken, der schmollend neben dem zweiköpfigen Drachen saß, grübelte nach wie vor vor sich hin. Warum sein Herr sich in letzter so um dieses Menschenweib bemüht hatte, war ihm noch immer ein Rätsel. Erst rettete Sesshoumaru Kimie vor diesen Räubern, dann ließ er von Toutousai ein neues Schwert für sie anfertigen, er gab ihr Unterricht im Umgang mit dem Schwert und auch, wenn er sich von außen her nichts anmerken ließ, schon gar nicht, wenn die anderen dabei waren, so war so ein Verhalten doch sehr untypisch für Sesshoumaru, wie Jaken fand. Es ging sogar so weit, dass der Krötendämon die fixe Idee bekam, Kimie hätte Sesshoumaru gar eventuell verhext, oder so was. Doch irgendwie konnte sich Jaken dann doch nicht vorstellen, dass dieses Weib wirklich zu so was fähig war. Aber was war es dann? Ob Sesshoumaru sich vielleicht auch nur einen kleinen Spaß erlaubte, nur um das Weib am Ende fallen zu lassen, wie eine heiße Kartoffel? Jaken konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass sein Herr sich wirklich jemals auf ein Menschenweib einlassen würde. Die Vorstellung war zu absurd!

"Da bist du ja, Kimie-chan! Wo warst du?", fragte Sango das Mädchen, als dieses gerade wieder bei den anderen, die sich über die Abwesenheit von Kimie schon gewundert hatten, ankam. Kimie schaute sich kurz suchend um, antwortete jedoch nicht auf die Frage, was die Freunde nun doch etwas stutzig machte.

"Stimmt etwas nicht?", fragte Shippou das Mädchen daraufhin und schaute sie neugierig an.

"Das verstehe ich nicht", murmelte Kimie nun in sich hinein und mit nachdenklich gesenktem Blick.

Miroku sah sie fragend an. "Was ist denn, Kimie? Ist etwas passiert?"

Kimie schaute auf und fragte dann die anderen: "Sagt mal, hat einer von euch eine Ahnung, wo Inuki steckt?"

Die Freunde sahen sich kurz untereinander an und schüttelten dann aber einstimmig die Köpfe.

"Nein, wir haben ihn heute noch nicht gesehen", antwortete Inu Yasha, der auf dem Ast eines allein stehenden Baumes, der vor der Hütte stand, saß, woraufhin Kimie irritiert den Blick erneut senkte und sich eine Hand ans Kinn legte.

"Das ist aber eigenartig. Es sieht ihm gar nicht ähnlich, einfach so zu verschwinden."

"Vielleicht streunt er ja nur ein wenig in der Gegend rum", vermutete Kagome, wenngleich auch sie das alles etwas eigenartig fand.

Jaken hatte das Gerede der anderen zwar mit angehört, kümmerte sich aber nicht groß darum. Ihm war es auch zugegeben ziemlich egal, wo Inuki war. Wenn es nach dem Krötendämon ginge, dann konnte dieser Hund auch ruhig bleiben, wo der Pfeffer wächst und dieses Menschenweib am besten noch mit dazu! Dann würde sich sein Herr bestimmt auch endlich wieder normal benehmen und Jaken könnte endlich mit der Grübelei aufhören.

Irgendwann fiel der Blick des Krötendämons auf Rin, die noch immer Blumen pflückte und darin wohl so sehr vertieft war, dass sie auch von dem Gespräch der anderen nichts mitbekam, dann schaute Jaken auf eine kleine Blume, die neben ihm im Gras wuchs. Da kam ihm ein Einfall. Vielleicht würde er mit dieser alt beliebten Methode ja die Antwort auf seine Frage finden. Also pflückte er die Blume sogleich und begann, nach und nach die Blütenblätter abzuzupfen. Dabei murmelte er vor sich hin: "Es ist ernst... Es ist nur ein Scherz... Es ist ernst... Es ist nur ein Scherz..." Und so ging das die ganze Zeit, bis nur noch drei Blütenblätter übrig waren. Jaken zupfte das erste davon ab. "Es ist ernst..." Dann das vorletzte. "Es ist nur ein Scherz..." Und jetzt starrte er völlig ungläubig auf das letzte Blütenblatt. "Es ist ernst...? ... WAS?! Es ist ihm wirklich ernst?!" Sofort sprang Jaken auf und griff sich panisch an den Kopf. "Sesshoumaru-sama! Das kann doch nicht wahr sein!? Auf so was würdet Ihr Euch doch nie im Leben einlassen!? Sagt mir die Wahrheit! Lasst Euch doch nicht so dermaßen den Kopf verdrehen, Sesshoumaru-samaaaa!!"

Jaken hüpfte die ganze Zeit aufgebracht auf der Wiese herum, dass man den Eindruck hätte bekommen können, er studierte gerade einen neuen skurrilen Tanz ein. Dieser fand aber sein jähes Ende, als ein Stein angeflogen kam und den Krötendämon direkt am Kopf erwischte.

Ah-Un hob daraufhin seine Köpfe und wandte diese neugierig zur Seite. Jaken schaute ebenfalls zur Seite, als er sich nach der Steinwurfattacke wieder aufgesetzt hatte, und sprang sofort erfreut auf.

"Oh! Edler, edler Sesshoumaru-sama! Mein Herr, Ihr seid wieder da!!"

Die Blicke der anderen, die zuvor Jakens eigenartiges Verhalten kurz mit angesehen hatten, es sich aber nicht so recht erklären konnten, richteten sich sofort auf Sesshoumaru, als dieser nun zwischen den Bäumen hervorkam und auf die Wiese trat. Rin unterbrach das Blumenpflücken sofort und lief aufgeregt und erfreut auf den Youkai zu. "Sesshoumaru-sama! Wie schön, dass Ihr wieder da seid! Ich habe Euch vermisst."

"Ja?", fragte Sesshoumaru prüfend, als das kleine Mädchen bei ihm angekommen war, und sprach dann weiter: "Warst du auch brav, während ich weg war?"

Rin nickte lächelnd. "Ja! Kimie-san, Kagome-san und die anderen haben sich gut um mich gekümmert." Dann deutete sie auf Jaken, der seinen Herrn mit dermaßen leuchtenden Augen ansah, als stünde er einem leibhaftigen Gott gegenüber. "Aber Jaken-sama war die ganze Zeit schlecht gelaunt. Kimie-san hat ihn sogar einmal in den Fluss geworfen“, fügte sie zum Schluss etwas amüsiert hinzu.

Jaken schielte zu Rin und grummelte leise vor sich hin: "Dieses Menschenweib ist unverschämt und hat überhaupt keinen Respekt vor mir!" Damit hatte er natürlich Kimie gemeint.

"Hey! Sesshoumaru!", rief Inu Yasha, noch immer auf dem Baum sitzend, seinem Halbbruder plötzlich zu. "Haben wir uns endlich wieder aus unserem Schmollwinkel getraut?" Es war ein leicht amüsiert klingender Unterton herauszuhören gewesen.

Sesshoumaru ließ seinen Blick nun zu dem Hanyou schweifen.

"Wenn du jetzt schon wieder solche Töne spucken kannst, dann geht es dir wohl auch wieder besser, Inu Yasha", meinte er, woraufhin Inu Yasha eine Augenbraue hochzog.

"Jedenfalls gut genug, um dir kräftig eine überbraten zu können!", erwiderte er und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Dann wandte er sich trocken an Kimie: "Meine Güte, Kimie! Ich verstehe echt nicht, was du an diesem..." Doch bevor er den Satz beenden konnte, folgte urplötzlich ein lautstarkes "Osuwari!" von Kagome. So kam es, wie es kommen musste: Inu Yasha fiel vom Baum und fand sich sogleich mit dem Gesicht im Dreck und auf dem Boden liegend wieder.

Für einen Moment herrschte Totenstille und sämtliche Blicke hafteten auf den Hanyou.

Mühsam rappelte sich Inu Yasha schließlich wieder auf, einen verständnislosen Blick auf Kagome gerichtet.

"Wofür war das denn bitte?!", fragte er aufgebracht. "Was habe ich denn jetzt wieder falsch gemacht?!"

Kagome winkte sofort lächelnd ab. "Tut mir Leid, Inu Yasha! Das war ein Reflex."

Sie wollte nicht, dass die anderen eventuell noch Verdacht schöpften, doch natürlich hatte sie ihren Grund für dieses Tun gehabt. Inu Yasha wollte sich gerade wieder bei dem Mädchen beschweren, als ihm aber jetzt klar zu werden schien, warum Kagome das eben getan hatte. Er hatte ihr ja versprochen, kein Wort über Kimie und Sesshoumaru zu verlieren und das wäre ja beinahe passiert. Also beließ es Inu Yasha dabei, wenngleich ihm die Tatsache, dass Kimie wirklich in seinen älteren Halbbruder verliebt sein soll, noch immer nicht so recht in den Kopf gehen wollte und das würde es wohl auch eine ganze Weile noch nicht. Und Kagome hätte ihn auch anders an seine "Schweigepflicht" erinnern können, wie er fand.

Kimie hatte nur einen kurzen Blick auf Sesshoumaru erhascht und sich gleich wieder abgewandt. Mal abgesehen davon, dass sie ihm von nun an lieber etwas mehr aus dem Weg gehen wollte, machte sie sich noch immer Sorgen um Inuki. Wo konnte er nur sein?

"Was machen wir jetzt eigentlich wegen Inuki?", fragte Shippou plötzlich, als hätte er Kimies Gedanken gelesen. "Wenn er vielleicht verschwunden ist, macht es eventuell mehr Sinn, wenn wir gemeinsam nach ihm suchen."

In diesem Moment sprang Myouga ganz aufgeregt auf Kimies Schulter und hüpfte unruhig auf dieser herum.

"Das ist absolut nicht gut, dass er verschwunden ist! Es wäre besser, wenn wir ihn schnellstmöglich wieder auftreiben würden! Los! Sucht ihn! Aber dalli!", drängte er die Freunde, die die große Nervosität des Flohgeistes nicht so recht nachvollziehen konnten.

"Was ist denn mit dir los, Myouga-jii-chan?", fragte Kagome. "Warum bist du deswegen so aufgeregt?"

Myouga stockte kurz. "Äh... Na ja, wisst ihr..."

Es dauerte zwar noch einen Moment, aber nachdem die Freunde Myouga erneut um eine Antwort gebeten hatten, sprach dieser das aus, was ihm seit dem letzten Kampf gegen Naraku im Kopf herumgespukt war.
 

Kimie suchte weiter nach Inuki. Sie war sehr aufgeregt und konnte im Moment überhaupt nicht klar denken. Was Myouga ihr und den anderen erzählt hatte, war einfach viel zu unglaublich gewesen.

>Das ist doch Unsinn! Das glaube ich nicht! Das kann doch gar nicht sein!?<

Bestimmt musste sich der Flohgeist geirrt haben. Was er erzählt hatte, konnte doch nur ein großer Irrtum sein!

Verzweifelt rief Kimie nach ihrem Hund: "Inuki! Hey, Inuki!"

Mittlerweile war es bereits Nachmittag, aber noch immer war keine Spur von Inuki zu sehen, obwohl die Freunde bis jetzt intensiv nach ihm gesucht hatten. Die Gruppe hatte sich aufgeteilt, um so besser nach dem Hund suchen zu können. Doch nachdem schon Stunden ohne Erfolg vergangen waren, wurde Kimie immer unruhiger, sogar regelrecht panisch.

Sie rannte den Fluss entlang, in der Hoffnung, Inuki dort irgendwo in der Nähe ausfindig zu machen, aber ohne Erfolg.

"Los! Jetzt zeig dich doch endlich! Wo bist du?! Inuki!"

Irgendwann konnte Kimie nicht mehr weiter rennen und musste wohl oder übel stehen bleiben. Völlig außer Atem rief sie aber noch einmal nach ihrem Hund: "Inuki! ... Inuki!!"

Dann sank sie erschöpft ins Gras und musste erstmal nach Luft schnappen.

"Wo steckt er bloß...?", fragte sich Kimie verzweifelt. Sie wusste nicht, wo sie Inuki noch suchen sollte. Wütend schlug sie mit der Faust auf den Boden. "So ein verdammter Mist!"

Den Blick gesenkt, sah sie ihren Schatten, der auf das Gras fiel, da sie den Rücken zur Sonne gewandt hatte. Daher nahm Kimie auch plötzlich den Schatten von jemand anderem wahr, der sich ihr nun von hinten näherte. Als sie sich aber umdrehte um zu sehen, wer da auf sie zugekommen war, wandte sie sich aber sofort wieder ab.

"Ach, du meine Güte!", seufzte sie und rappelte sich wieder auf, als sie erkannte, dass es sich bei der Person um Sesshoumaru handelte. Gerade vor ihm so im Gras herumzusitzen, das wollte sie dann doch beim besten Willen nicht. Mit dem Rücken zu ihm gewandt, sprach Kimie kurz darauf weiter: "Was willst du denn jetzt? Beim Suchen helfen ja wohl kaum!"

Sie hatte seit gestern nicht mehr mit ihm gesprochen, ebenso wie er mit ihr. Und eigentlich wollte Kimie von nun an irgendwie vermeiden, dass sie nunmehr allzu oft in seiner Nähe war, zumal sie nicht wusste, wie und ob sie ihre Gefühle verbergen sollte und konnte. Sie hatte entschieden, dass sie ihm nichts sagen und alles möglichst schnell wieder vergessen sollte. Von daher schien Kimies abweisendes Verhalten jetzt so was wie ein kleiner Versuch gewesen zu sein, Sesshoumaru wieder zu vertreiben, wenngleich auch ihre Aufregung wegen Inuki sie so sehr mitnahm, dass sie im Moment wohl auch einfach keine Lust auf ein ergebnisloses Gespräch mit dem Youkai hatte.

"Ich habe es gewusst", sagte Sesshoumaru plötzlich ruhig, aber noch immer im üblichen Ton, woraufhin Kimie aufhorchte. Zögerlich wandte sie sich nun doch zu ihm um.

"Was meinst du damit?", fragte sie ihn misstrauisch.

Ihr Gegenüber sprach daraufhin weiter: "Beim Kampf gegen Kuromaru, wo dein Hund sich eingemischt hat, wurde es mir klar. Aber auch davor hatte ich eine Ahnung, was es mit ihm auf sich hatte."

Kimie starrte Sesshoumaru nur völlig ungläubig an. Also hatte er die ganze Zeit etwas geahnt, sogar gewusst und dennoch kein einziges Wort gesagt? Das konnte sie beim besten Willen nicht nachvollziehen und war nun dementsprechend höchst aufgebracht als sie jetzt auf Sesshoumaru zukam.

"Und warum zum Teufel hast du nichts gesagt?! Und komm mir jetzt nicht mit der blöden Antwort 'Mich hat ja keiner gefragt'!", fuhr sie ihn an, doch er zuckte nicht einmal mit der Wimper.

"Das hätte nichts geändert", erwiderte Sesshoumaru und schaute Kimie mit undurchschaubarem Blick an. Was er nun möglicherweise dachte, konnte man überhaupt nicht erkennen. Sie selbst konnte über diese Antwort aber nur den Kopf schütteln. Das war ja mal wieder so was von typisch, wie sie fand. Sie kehrte ihm wieder den Rücken zu und hob abwehrend die Hände.

"Ach! Weißt du was?! Das ist mir jetzt eigentlich auch egal! Lass mich einfach in Ruhe!"

Als Kimie nun drauf und dran war, weiterzugehen und auch schon ein paar Schritte getan hatte, horchte Sesshoumaru auf. Er hatte etwas gehört und nicht nur das; er nahm auch einen gut bekannten Geruch wahr.

"Bleib sofort stehen!", wies der Youkai Kimie plötzlich an.

Kimie blieb mehr vor Überraschung, als wirklich wegen der Anweisung stehen. Außerdem war sie noch immer ziemlich angefressen, wie man an ihrer Stimme hören konnte, als sie genervt fragte, ohne sich aber zu Sesshoumaru umzudrehen: "Was ist denn jetzt wieder?!" Allerdings erhielt das Mädchen keine Antwort. Kimie stutzte. Wollte Sesshoumaru sie veralbern?

Gerade, als sie sich erneut zu ihm umdrehen und ihm deswegen eine Standpauke halten wollte, sah sie, wie der Youkai seinen Blick zur Seite zu den nahe gelegenen Bäumen gewandt hatte und mit kalter Stimme in diese hineinrief: "Komm raus aus deinem Versteck!"

Kimie hielt ihre Worte daraufhin doch noch zurück und schaute nun ebenfalls zu den Bäumen, doch sie konnte nichts sehen oder hören.

"Kuromaru!", sprach Sesshoumaru plötzlich und mit eiskalter Stimme den Namen desjenigen aus, den er zuvor versteckt zwischen den Ästen der Bäume wahrgenommen hatte. Es war eine eindeutige Aufforderung an Narakus Abkömmling, sich endlich zu zeigen.

Kimie war ein wenig hoch geschreckt, als sie Sesshoumaru Kuromarus Namen hatte aussprechen hören. Wenn dieser Kerl sich jetzt auch noch in der Nähe befand, dann schrie das ja geradezu nach gewaltigem Ärger.

"Oh! Deine Sinne sind genauso wach, wie man es von dir erwartet, Sesshoumaru", drang nun die Stimme von Kuromaru zu Kimie und Sesshoumaru vor. Kurz darauf erschien Narakus Abkömmling auf dem Ast eines Baumes. Auf diesem stehend, die Arme vor der Brust verschränkt und mit dem Rücken an dem Baumstamm lehnend, schaute er mit prüfendem Blick zu den beiden herüber.

"Natürlich habe ich dich gleich bemerkt", erwiderte Sesshoumaru auf die Worte des anderen kühl. "Das war aber auch nicht schwer. Du machst mehr Lärm, als eine ganze Horde stumpfsinniger Oni."

Kimie schaute kurz zu ihm und zog leicht eine Augenbraue hoch. Na gut, sie selbst hatte zwar überhaupt nichts gehört, aber da Sesshoumaru wohl selbst im größten Berufsverkehr noch eine Stecknadel fallen hören würde, wunderte es sie auch nicht weiter, dass er Kuromaru sofort bemerkt hatte.

Auf Kuromarus Gesicht wurde nun ein leichtes Lächeln sichtbar, doch sein Blick wirkte hinterhältig.

"Du scheinst dich ja wieder ganz gut erholt zu haben", meinte er an seinen Gegenüber gerichtet. "Respekt! Das hätte ich ehrlich gesagt, nicht erwartet."

"Und ich hätte nicht erwartet, dass du so schnell wieder hier auftauchen würdest", erwiderte Sesshoumaru unbeeindruckt. "Willst du etwa erneut gegen mich kämpfen?"

Kuromaru hob kurz beschwichtigend die Hand. "Nur keine Ungeduld. Du wirst noch früh genug die Ehre haben, durch meine Hand zu sterben. Oder auch durch deine, wenn du verstehst." Mit diesen Worten hob Narakus Abkömmling den linken Arm, so dass der Ärmel des Kimonos etwas an diesem nach unten glitt. Die beiden roten Linien waren nun sehr deutlich an der Hand zu sehen. "Steht mir doch ganz gut, findest du nicht?", fragte Kuromaru Sesshoumaru mit einem überlegenem Lächeln. "Sei unbesorgt, dein Arm befindet sich in bester Gesellschaft."

Sesshoumaru zeigte es zwar nicht, doch man konnte doch sehen, dass er verärgert war. Dass Naraku gerade seinen linken Arm dazu verwendet hatte, einen neuen Abkömmling, der Sesshoumaru sogar noch so dermaßen ähnelte, zu erschaffen, war für den Youkai eine bodenlose Unverschämtheit und schrie geradezu nach Rache.

Kimie, den letzten Satz von Kuromaru hörend, stöhnte genervt auf. "Gott! Ist das ein Schwätzer!"

Zwar hatte sie das nicht allzu laut gesagt, dennoch hatte Kuromaru ihre Aussage durchaus gehört. Wenngleich Kimie ihm schon zuvor natürlich aufgefallen war, so wandte er sich nun direkt an sie: "Ach! Du bist doch Sesshoumarus kleines Anhängsel." Er lachte leise und es schien, als machte er sich nun über die beiden lustig.

"Was gibt's denn da so blöd zu lachen?", fuhr das Mädchen Narakus Abkömmling daher sofort an, während Sesshoumaru dazu aber schwieg.

Kuromaru fackelte nicht lange mit der Antwort: "Ihr beide seid mir ja wirklich ein seltsames Pärchen."

Kimie wirkte im ersten Moment, wie vom Blitz getroffen. Mit dem deutlich spürbarem Gefühl, dass sie nun drohte auf der Stelle knallrot anzulaufen, erwiderte sie eiligst und nicht gerade zurückhaltend: "Da sieht man mal, wie blöd du doch eigentlich bist! Bei der Vergabe von Intelligenz scheint Naraku in deinem Fall ja ziemlich gegeizt zu haben! Nur zu deiner Information: Wir sind kein...!" Doch ehe sie ihren Satz beenden konnte, mischte sich Sesshoumaru plötzlich wieder ein: "Ich nehme nicht an, dass du zum Plaudern hier hergekommen bist, Kuromaru." Ernst schaute er seinen Gegenüber an, während Kimie Sesshoumaru nur reichlich irritiert anstarrte. Was sollte das denn jetzt?

Kuromaru aber ging darauf nicht weiter ein.

"Da hast du Recht, Sesshoumaru", sagte er, sprang nun vom Ast des Baumes und direkt auf die beiden zu. Etwa fünf Meter vor ihnen landete er auf der Wiese. Dann deutete er mit der Hand genau auf Sesshoumaru und sagte betont: "Ich fordere dich zu einem erneuten Kampf heraus!"

Sesshoumaru erwiderte zunächst nichts auf die Herausforderung, doch bei Kimie machte sich sofort Unruhe breit. Sie trat nun näher an Sesshoumaru heran, bis sie relativ dicht neben ihm stand.

"Lass dich lieber nicht darauf ein!", flüsterte sie ihm zu. "Er wird garantiert wieder seine billigen Tricks anwenden."

Tatsächlich war Kimie natürlich durchaus besorgt. Selbst, wenn sie entschieden hatte, von nun an etwas mehr Abstand zu Sesshoumaru zu halten, so wollte sie dennoch nicht, dass ihm möglicherweise etwas zustieß. Doch ohne auf ihre Warnung einzugehen, machte Sesshoumaru nun einen Schritt auf Kuromaru zu. Reflexartig packte Kimie den Youkai daraufhin am Ärmel von seinem Haori.

"Hey! Warte mal! Bist du überhaupt wieder soweit, dass du gleich wieder kämpfen kannst? Was ist mit deiner Verletzung? Lass es lieber!", riet sie ihm, doch er erwiderte nur kühl: "Kümmere dich um deine eigenen Probleme! Ich weiß selbst, was ich tue."

Kimie glaubte, sich gründlich verhört zu haben. Sie ließ den Ärmel wieder los und stellte sich nun direkt vor Sesshoumaru.

"Du sturer Bock! Was ist denn schon dabei, einen gut gemeinten Rat anzunehmen?!", fuhr sie ihn verärgert an. Doch Sesshoumaru bedachte das Mädchen nur mit einem unbeeindruckten Blick und sagte kein Wort. Als Kimie ihn gerade deswegen erneut ansprechen wollte, rauschte er jedoch einfach so an ihr vorbei, ohne weiter auf sie einzugehen. Nun stand sie da, wie bestellt und nicht abgeholt.

>Ich fass es nicht! Der Kerl ist einfach unverbesserlich!< Kimie knirschte missmutig mit den Zähnen. Allmählich war sie wegen Sesshoumaru wirklich mit ihrem Latein am Ende.

Sesshoumaru stellte sich Kuromaru gegenüber und zog sein Schwert Toukijin.

"Also gut, Kuromaru", sagte er ruhig, aber weiterhin kühl. "Dann versuch eben erneut dein Glück."

Kuromaru mühte sich nur ein schwaches Lächeln ab, während er sein schwarzes Schwert aus der Schwertscheide zog. "Ich brauche kein Glück. Aber dir wünsche ich viel Vergnügen beim Verlieren, obwohl ich ja bezweifle, dass es für dich vergnüglich sein wird. Besonders, wenn ich dich erstmal getötet habe."

"Vielleicht solltest du aufhören zu reden und mich lieber erstmal besiegen, bevor du dich vorzeitig zum Sieger erklärst", erwiderte Sesshoumaru unbeeindruckt.

Für einen kurzen Moment schloss Kuromaru die Augen und senkte leicht den Blick. Ein hinterhältiges Lächeln kam auf seine Lippen und als er seinen Blick wieder hob, erwiderte er ruhig, aber siegessicher: "Das werde ich tun."

Damit war die Unterhaltung abrupt beendet und Sesshoumaru griff seinen Gegner an, der jedoch parieren konnte. Währenddessen starrte Kimie ungläubig auf das Szenario und schüttelte leicht den Kopf. >Und er tut's tatsächlich...<

In der Tat war sie doch sehr angefressen darüber, dass Sesshoumaru sich jetzt schon wieder in einen erneuten Kampf stürzen musste, aber höchstwahrscheinlich hätte Kuromaru auch dann einen Kampf provoziert, selbst, wenn er sich nicht auf die Herausforderung eingelassen hätte. Also schob Kimie ihren Ärger beiseite, wobei ihr wieder etwas einfiel, was im letzten Kampf von Sesshoumaru und Kuromaru eine entscheidende Rolle gespielt hatte. Mit einem Blick auf die beiden Kontrahenten, die immer wieder die Klingen ihrer Schwerter aufeinanderprallen ließen, rief sie Sesshoumaru warnend zu: "Sesshoumaru, pass auf! Du darfst ihm nicht in die Augen sehen! Denk daran, was das letzte Mal passiert ist!"

Als Sesshoumaru plötzlich die Stimme von Kimie vernahm, horchte er auf, ließ seinen Gegner aber dennoch nicht aus den Augen. Diese Tatsache hatte er zwar schon längst selbst bedacht. Das Mädchen hätte ihn also gar nicht zu warnen brauchen, doch dass sie die Gelegenheit nicht nutzte und sich in Sicherheit brachte, verwunderte ihn doch etwas. Wie auch schon im letzten Kampf, so schien sie sich auch jetzt überhaupt nicht darum zu kümmern, was mit ihr selbst war. Sesshoumaru konnte sich nicht wirklich erklären, woran das lag, aber glaubte er für einen Moment, wo er kurz zu Kimie rüberschaute, einen sehr besorgten Ausdruck auf ihrem Gesicht wahrzunehmen. Die Stimme von Kuromaru holte ihn aber schnell wieder aus seinen Gedanken heraus.

"Sesshoumaru, du brauchst doch nicht etwa wirklich die Hilfe von diesem Menschenmädchen, um mich zu schlagen, oder?", fragte Narakus Abkömmling spöttisch und ehe Sesshoumaru etwas darauf erwidern konnte, fügte Kuromaru hinzu: "Da fällt mir was ein. Es gibt da etwas, das ich gerne überprüfen würde." Mit diesen Worten schlug er mit seinem Schwert nach Sesshoumaru, der auswich, ehe er diesen Augenblick nutzte und sich zu Kimie, die etwas entfernt von den beiden stand, umwandte. "Und dazu nehme ich mir die Kleine einfach mal vor!" Kuromaru sprang mit einem einzigen Satz direkt auf Kimie zu, die Klinge seines Schwertes emporgehoben. Den Blick genau auf das völlig geschockte Mädchen gerichtet, sagte er mit einem hinterhältigen Lächeln: "Keine Sorge, ich mach's kurz und schmerzlos."
 

Inu Yasha und die anderen hatten sich inzwischen bei einem zuvor vereinbarten Treffpunkt versammelt. Nur Kimie fehlte noch.

"Sie müsste eigentlich auch gleich hier sein", meinte Kagome und schaute sich suchend um. Die Suche nach Inuki war bisher ohne Erfolg geblieben und es musste beraten werden, was man weiter hätte tun können.

Doch genau in diesem Moment deutete Shippou auf ein helles Licht, was nun in einiger Entfernung zu sehen war. "Schaut mal da! Was ist das?"

Als alle ihre Blicke daraufhin umwandten, sahen auch sie das Licht.

"Das ist Sesshoumaru!", erkannte Inu Yasha schnell und sprintete sogleich drauf los, gefolgt von den anderen. Was hatte sein Bruder jetzt wohl wieder angestellt?
 

Als Kuromaru sein Schwert auf Kimie niedersausen lassen wollte, konnte sie nicht mehr schnell genug reagieren um eventuell auszuweichen. Tausende Gedanken kreisten in diesem Moment im Kopf des Mädchens herum, bis kurz vor dem entscheidenden Angriff, und mit dem Blick starr auf Kuromaru gerichtet, stand Kimie wie versteinert nur auf der Stelle. Doch plötzlich befand sich etwas, oder besser gesagt jemand zwischen den beiden und verhinderte den Todesschlag im letzten Moment. Ein gleißendes Licht erschien und blendete das Mädchen im ersten Moment sehr. Vor Schreck war Kimie außerdem nach hinten gefallen und saß nun im Gras. Als sie aber sofort wieder aufschaute, nachdem das Licht verblasst war, war sie sprachlos.

"Such dir gefälligst einen ebenbürtigen Gegner, du Feigling!", knurrte Sesshoumaru, der Kuromarus Angriff mit Toukijin abgeblockt hatte, bedrohlich und schlug den Angreifer wieder zurück. Die beiden Klingen hatten im Moment des gegenseitigen Aufpralls einen hellen Lichtblitz erscheinen lassen. Kuromaru sprang nun mit einen Satz nach hinten und landete ein paar Meter entfernt von Sesshoumaru und Kimie wieder auf der Wiese.

"Ui! Da ist einer aber mächtig wütend, wie mir scheint", sagte Narakus Abkömmling mit amüsiertem Unterton. Dann deutete er mit einem prüfenden Lächeln mit seinem Schwert auf Kimie, die noch hinter Sesshoumaru im Gras saß und reichlich perplex zu diesem hoch schaute.

"Ich dachte, sie steht dir nur im Weg", sprach Kuromaru an Sesshoumaru gewandt weiter und schulterte gelassen sein Schwert. "Das hast du doch selbst gesagt. Eigentlich solltest du mir dann doch dankbar sein, wenn ich dieses überflüssige Geschöpf für dich beseitige."

Sesshoumaru sah seinen Gegenüber daraufhin mit einem irgendwie eigenartigen Blick an. Man konnte diesen nicht wirklich beschreiben.

"Über so was hast du nicht zu bestimmen!", erwiderte er kurz darauf kalt und warf eine finsteren Blick auf seinen Gegenüber.

Doch Kuromaru lächelte nur unbeeindruckt. "Wie süß! Der Lord der westlichen Länder beschützt eine wertlose Sterbliche. Was ist denn so besonderes an ihr, dass du dich dazu herablässt, sie zu beschützen?"

Genau diese Frage hatte sich Kimie auch schon oft gestellt. In dem Zusammenhang stimmte sie ausnahmsweise mit Kuromaru überein.

Sesshoumaru aber, verlor kein Wort über diese Sache, was sie doch etwas stutzig machte. Wollte er dazu nichts sagen oder konnte er es nicht?

"Kimie!"

Kimie hatte sich sofort umgedreht, als sie Kagomes Stimme ihren Namen hatte rufen hören. Und jetzt sah sie die Freunde, die eiligst zum Ort des Geschehens liefen.

Während Kimie nun wieder aufstand, ließ Kuromaru einen amüsierten Blick zu den Neuankömmlingen schweifen.

"Wie schön! Der ganze Verlierertrupp ist versammelt", sagte er äußerst amüsiert, was Inu Yasha, der mit den anderen inzwischen eingetroffen war, sofort wieder auf die Palme brachte.

"Verlierertrupp?! Ich zeige dir gleich, wer hier der Verlierer ist!" Damit zog er sein Schwert Tessaiga. "Du billige Kopie! Du hättest dich lieber nicht wieder hier blicken lassen sollen! Jetzt bist du dran!" Der Hanyou wollte Kuromaru soeben angreifen, als Sesshoumaru sich aber einmischte.

"Nein! Das wirst du nicht tun, Inu Yasha!", wies er seinen jüngeren Halbbruder mit scharfer Stimme an. Inu Yasha hielt mehr aus Irritation, als aus Gehorsam in seiner Bewegung inne und starrte nun zu Sesshoumaru, der sich wieder Kuromaru mit ein paar Schritten näherte.

"Kuromaru gehört mir!", bestimmte der Youkai kühl und mit ernstem Blick. "Misch dich da gefälligst nicht ein, Inu Yasha!"

Toukijin kampfbereit vor seinen Körper haltend machte sich Sesshoumaru auch sofort für den weiteren Kampf bereit, als er jedoch seinen Blick leicht zur Seite zu den den nahe gelegenen Büschen richtete, aus denen gerade eine weitere Person heraustrat.

"Ich störe ja nur ungern, aber ich muss die kleine Konversation jetzt doch einmal unterbrechen", sagte sie ruhig. Aus den Büschen trat nun Kagura, wie immer mit einem hinterhältigen Lächeln auf den Lippen, hervor.

Inu Yasha stöhnte genervt auf. "Die auch noch… Ich werd nicht mehr!"

"Tja, so schnell sieht man sich wieder, nicht wahr?", erwiderte Kagura gelassen.

Die anderen schenkten ihren Worten doch eher wenig Beachtung. Dass ihre Gegner nur auf neuen Ärger aus waren, war immerhin so gut wie sicher. Doch zu einer Kampfaufforderung der Freunde an ihre Gegner kam es nicht mehr, denn hinter den Büschen, vor denen Kagura stand, sprang mit einem Mal ein großer Schatten hervor und landete dann direkt neben ihr.

"Hä? Was ist das denn jetzt wieder für ein Vieh?", fragte Inu Yasha mit hochgezogener Augenbraue und schien ebenso ratlos zu sein, wie die anderen auch.

Neben Kagura stand jetzt ein Dämon, ähnlich einem zu groß geratenen Wolf. Er hatte pechschwarzes Fell, nur das Gesicht war hell, und die Augen glühten rot. Ein bedrohliches Knurren war zu hören.

"Was soll das? Ist das Narakus neues Haustier?", fragte Inu Yasha spöttisch, doch Kagura wirkte ziemlich unbeeindruckt.

"Inu Yasha. Vergisst du wirklich so schnell einen alten Bekannten?", fragte sie prüfend und auch gespielt tadelnd.

Inu Yasha verstand im ersten Moment nicht so ganz, was Kagura damit meinen könnte, ebenso wenig wie die anderen, doch Kimie hatte sich diesen neuen Dämon schon von Beginn an genau angesehen. Irgendetwas an ihm kam ihr bekannt vor. Dann fiel ihr Blick auf die weißen Spitzen seiner Ohren und sie erschrak. Konnte das sein?

"I... Inuki...?", flüsterte Kimie nun leise, aber dennoch für alle hörbar.

Die anderen starrten Kimie nun völlig ungläubig an, nur Sesshoumaru blieb ruhig und hatte den Blick aufmerksam auf den neuen Dämon gerichtet.

"Aber das ist doch unmöglich!", rief Shippou und schüttelte heftig den Kopf. "Das kann doch gar nicht Inuki sein!?"

Doch! Das war Inuki, da war sich Sesshoumaru sicher. Aber sein Geruch hatte sich verändert. Das war nicht mehr der Geruch eines Hundes, sondern der eines Dämons. Und außerdem war dieser Dämon weitaus größer als Inuki es war. Er war in etwa so groß wie Kirara, wenn diese sich verwandelt hatte. Also hatte Sesshoumaru doch richtig vermutet.

Die Freunde konnten das alles jedoch noch immer nicht so recht begreifen oder glauben. Kagura ließ sich dazu herab, der Verwirrung etwas mehr Klarheit einfließen zu lassen und erzählte ihnen nun das, was sie von Naraku zuvor erfahren hatte.

"Ich kläre euch gern auf, ich will euch ja nicht dumm sterben lassen", meinte sie herablassend, ehe sie nun doch zu erzählen begann: "Es ist eigentlich ganz einfach: Inuki besitzt den Geist und das Blut eines Youkai. Oder anders ausgedrückt: Er IST ein Youkai."

Die Blicke der Freunde waren erschrocken und ungläubig zugleich. Myouga, auf Mirokus Schulter sitzend, hüpfte aufgeregt auf und ab. "Genau so, wie ich es gesagt habe!"

Jetzt mussten die anderen wohl zugeben, dass der Flohgeist mit seinen Aussagen richtig lag, so sehr ihnen das in diesem Fall auch missfiel. Myouga hatte seit dem letzten Kampf gegen Naraku diesen Verdacht gehabt und ihn erst vorhin an die anderen preisgegeben und jetzt war alles offiziell bestätigt worden.

Kagura wartete einen Moment und sprach dann weiter: "Wie schon gesagt, Inuki ist ein Youkai. Er kann zwar anders als einige andere Youkai keine menschliche Form annehmen, doch seine Kräfte existierten dennoch nach wie vor in ihm. Jetzt sind sie wieder erwacht und mit ihnen auch sein Dämoneninstinkt."

Kagome war noch etwas irritiert.

"Aber wenn Inuki die Gestalt eines Hundes besitzt, ist er dann auch ein Hundedämon?", fragte sie vorsichtig und erhielt auch sogleich die Antwort: "Gewissermaßen. Wie schon erwähnt, er kann jedoch keine menschliche Form annehmen. Er ist mehr so was wie eine Art Unterrasse der bekannten und mächtigen Inu-Youkai, wie du einer bist, Sesshoumaru. Ihr gehört keinesfalls zur selben Gattung, aber das weißt du ja sicher schon längst." Kaguras Blick fiel auf Sesshoumaru, der bis jetzt wortlos dem ganzen gelauscht hatte und auch sein Blick war weiterhin der übliche.

Kimie konnte das alles noch immer nicht fassen. Sie wollte es auch nicht glauben. Das konnte doch nur ein böser Traum sein. Inuki konnte doch nie im Leben wirkliche in Dämon sein!?

Wie in Trance näherte sich Kimie nun ihrem Hund, die Hand leicht nach ihm ausgestreckt.

"Inuki...", brachte sie schwach hervor. "Komm wieder zur Vernunft... Ich bitte dich!"

Das Mädchen näherte sich ihm weiter und schien das bedrohliche Knurren ihres ehemals treuen Freundes und Wegbegleiters gar nicht wahrzunehmen. Je näher sie ihm kam, desto lauter wurde das Knurren.

"Rühr ihn nicht an!" Sesshoumaru trat hervor, packte Kimie am Handgelenk und zog sie wieder zurück. Gerade noch rechtzeitig, denn Inuki hätte sonst bestimmt angegriffen. Kimie wollte sich wieder losreißen, wurde aber von dem Youkai festgehalten.

Plötzlich schreckte Kagome hoch.

"Ich... Ich spüre einen Juwelensplitter!", sagte sie und schaute dann mit einem fassungslosen Blick zu Inuki. Konnte das wirklich sein?

"Es hat keinen Sinn!", sprach Kagura triumphierend weiter. "Der Inuki, den ihr kennt, existiert nicht mehr. Mit dem Juwelensplitter, den Naraku ihm in den Nacken eingepflanzt hat, hat er die totale Kontrolle über ihn gewonnen."

Unter Inukis Nackenfell leuchtete daraufhin ein leichtes Licht auf. Das war ganz eindeutig der Juwelensplitter.

"Wie bei Kohaku...", flüsterte Sango mit den Erinnerungen an ihren kleinen Bruder und die Wut in ihr stieg.

Kagura hielt sich ihren Fächer vor ihr Gesicht. "In Inuki floss schon von Anfang das Dämonenblut und dieses hat nun die Oberhand über ihn gewonnen. Bis jetzt ist es zwar nie zum Vorschein gekommen, doch es war schon immer da, schon von seiner Geburt an." Dann fiel ihr Blick auf Kimie, die noch immer völlig geschockt zu sein schien und wohl auch noch gar nicht so recht begreifen konnte, was überhaupt passiert war.

"Es muss schon ein schlimmes Gefühl sein, wenn man plötzlich denjenigen verliert, der einen immer beschützt und zur Seite gestanden hat, nicht wahr?", fragte Kagura und zuckte gleichgültig mit den Schultern. "Tja, aber nun braucht Inuki niemanden mehr zu beschützen. Das will er auch gar nicht mehr, denn jetzt kontrolliert Naraku ihn, mit der Hilfe des Splitters des Shikon no Tama!" Mit diesen Worten entnahm sie aus ihrem Haar eine ihrer Federn. "Für heute lassen wir euch noch einmal ziehen, aber soviel Glück werdet ihr nicht jedes Mal haben!"

Ein starker Wind kam auf und kurz darauf sahen die anderen Kagura auf ihrer Feder zum Himmel hinauf schweben.

Kuromaru schaute ihr kurz nach, steckte dann sein Schwert wieder ein und wandte sich noch einmal Sesshoumaru zu.

"Sesshoumaru, du wirst mir auf keinen Fall entkommen! Ich werde dich um jeden Preis töten! Egal wie!", sagte er kalt. Und damit sprang er mit einem gewaltigen Satz in Richtung der Bäume und verschwand zwischen diesen, ebenso wie Inuki, der sich nun ebenfalls abwandte. In diesem Moment lief Kimie aber erneut mit ausgestreckter Hand auf ihn zu und versuchte, ihn aufzuhalten.

"Nein!! Inuki! Geh nicht! Komm wieder zurück!"

Doch Inuki war bereits verschwunden, ebenso wie Kagura und Kuromaru. Keiner der anderen machte im Moment auch Anstalten, ihnen zu folgen. Der Schock saß bei den meisten noch zu tief.

Kimie war stehen geblieben, nachdem Inuki zwischen den Büschen und Bäumen wieder verschwunden war. Noch immer wie in einem bösen Traum gefangen, starrte sie ins Leere, ehe sie auf den Boden niedersank. Sofort lief Kagome auf sie zu und kniete sich zu ihr. "Kimie..." Doch was sie ihrer Cousine sagen sollte, wusste sie auch nicht.

Auch Kimie war keiner Worte fähig, nur den Namen ihres Hundes rief sie noch einmal und mit Tränen in den Augen aus: "Inuki!!"
 

Wie schon so oft hatte Naraku das Geschehen mit Hilfe von Kannas Spiegel von seinem Schloss aus mitverfolgt. Er war durchaus zufrieden.

"Sehr gut. Das könnte noch interessant werden", meinte er triumphierend. "Ich bin gespannt, wie sie alle damit fertig werden wollen."
 

Mittlerweile war es bereits dunkel geworden und das Licht des Mondes schien auf die Erde nieder, doch an Schlaf konnten die Freunde im Moment wirklich nicht denken.

Wieder zu der kleinen Holzhütte zurückgekehrt, hatte sich Rin, die mit Jaken und Ah-Un bei der Hütte geblieben war, natürlich sofort nach dem Erfolg der Suche nach Inuki erkundigt. Kimie, die versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, hatte dem kleinen Mädchen möglichst sorglos klingend zur Antwort gegeben, dass sie den Mischling zwar gefunden, ihn aber zu seiner eigenen Sicherheit nach Hause geschickt hätte. Auf keinen Fall durfte Rin die Wahrheit erfahren. Das kleine Mädchen war zwar etwas überrascht und auch ein wenig enttäuscht gewesen, zeigte aber dennoch Verständnis. Von Myougas Erzählungen über Inukis dämonisches Dasein hatte Rin zuvor nichts mitbekommen, da sie von den anderen vorsorglich da herausgehalten wurde.

Jaken hingegen kam die Aussage von Kimie hinsichtlich Inukis Verbleib doch recht eigenartig vor und er befragte zu einem günstigen Zeitpunkt Sesshoumaru deswegen. Doch als dieser ihm keine Antwort gab, wandte sich Jaken wohl oder übel an Inu Yasha und die anderen. Diese erklärten dem Krötendämon bereitwillig alles, unter der Bedingung, dass er Rin gegenüber darüber kein Wort verlor oder gar Kimie darauf ansprach. Jaken hatte eingewilligt und war deutlich verblüfft über diese Wendung der Ereignisse. So recht konnte nämlich auch er zuvor die Worte des Flohgeistes nicht glauben.

Während sich so ziemlich alle wieder in der kleinen Holzhütte aufhielten und Rin im Gegensatz zu den anderen schon längst schlief, hatte sich Kimie von der Gruppe abgesondert und sich ein wenig zu einer einsamen Stelle am Fluss zurückgezogen. Auf einem Stein sitzend schaute sie gedankenverloren auf das ruhig fließende Wasser.

"Inuki..."

So richtig konnte Kimie das Geschehene noch immer nicht so richtig begreifen. Auch, wenn Myouga sie und die anderen vorgewarnt hatte, das alles wirkte dennoch noch immer mehr wie ein böser Traum. Inuki war tatsächlich ein Dämon, er hatte diese Seite von sich bisher tief in seinem Inneren unter Verschluss gehalten und sich immer nur wie ein ganz normaler Hund benommen. Nein, er war ein normaler Hund gewesen. Doch jetzt war diese dämonische Seite in ihm endgültig erwacht und durch Naraku schien die frühere Persönlichkeit von Inuki sogar völlig verschwunden zu sein. Er war zu einem richtigen Dämon geworden.

Kimie legte sich die Hand an den Kopf.

"Vielleicht hätte ich verhindern können, dass so was passieren würde", murmelte sie leise und machte sich große Vorwürfe. Niemals hätte sie Inuki wieder mit ins Mittelalter bringen sollen, dann wäre er auch nicht Naraku in die Hände gefallen. Überhaupt schien es nur ein einziger großer Fehler gewesen zu sein, wieder zurückgekommen zu sein.

"Das hättest du nicht gekonnt", hörte Kimie plötzlich eine wohlbekannte Stimme, die auf die letzte Aussage des Mädchens antwortete, hinter sich sagen. Etwas überrascht drehte sich Kimie nun um.

"Sesshoumaru, du?"

Zwar hatte sie ihn schon an seiner Stimme erkannt, doch was er von ihr wollen könnte, war ihr ein Rätsel.

Sesshoumaru stand einige Meter von Kimie entfernt, kam nun aber langsam näher, während er ruhig weiter sprach: "Irgendwann wäre sein Dämoneninstinkt trotzdem zum Vorschein gekommen. Du hättest gar nichts dagegen tun können. Das ist nun mal so."

Dass er damit auf Inuki anspielte war natürlich klar gewesen, doch ehrlich gesagt, hatte Kimie keine große Lust darauf, sich das jetzt anzuhören.

"Hör auf mit diesen altklugen Sprüchen! So was kann ich im Moment echt am allerwenigsten gebrauchen!", erwiderte sie daher und wandte sich wieder von Sesshoumaru ab. Dieser blieb etwa zwei Meter hinter ihr wieder stehen. Sein Blick ruhte auf dem Mädchen, welches mit dem Rücken zu ihm und wie ein Häufchen Elend auf dem Stein saß.

"Du hast es gewusst...", sagte Kimie plötzlich leise, ohne sich aber rumzudrehen. Abrupt wurde sie aber lauter, während sie weiter sprach: "Du hast es schon eine längere Zeit gewusst und nichts gesagt! Dann kann ich jetzt erst recht auf dein Gerede verzichten!"

Sesshoumaru blieb ruhig. Dass Menschen zu solchen Gefühlsausbrüchen neigten, war ihm schon längst bekannt, von daher verwunderte ihn Kimies Verhalten nicht.

"Ich habe es dir schon einmal gesagt: es hätte sich nichts geändert, selbst wenn ich es dir gesagt hätte", erwiderte er, jedoch nicht mit der Absicht, sich zu rechtfertigen, sondern vielmehr um Kimie klar zu machen, dass das Geschehene wohl sowieso unausweichlich gewesen wäre.

Doch Kimie wirkte alles andere als überzeugt. Wütend sprang sie auf und drehte sich zu Sesshoumaru um. "Aber vielleicht hätten wir dann wenigstens verhindern können, dass Inuki Naraku in die Hände gefallen wäre!"

"Vielleicht, aber sicher ist das nicht", meinte Sesshoumaru. "Inuki hätte sich möglicherweise dennoch von dir abgewandt und früher oder später hätte Naraku ihn höchstwahrscheinlich eh zu sich geholt und ihn dann für seine Zwecke benutzt."

"Ich hätte Inuki wieder nach Hause bringen können, bevor das passiert wäre!", rechtfertigte sich Kimie aufgebracht, doch wieder hielt Sesshoumaru dagegen: "Dann wäre Inuki von allein hierher zurückgekommen. Sein Instinkt hätte das von ihm verlangt. Wie er in deine Zeit gelangen konnte, weiß ich zwar nicht, aber sein Ursprung befindet sich hier. Und hierher wäre er früher oder später zurückgekehrt."

Soeben wollte Kimie wieder etwas erwidern, als sie aber inne hielt. Abrupt fiel ihr wieder ein, dass Inuki beim ersten Mal, wo er und sie ihn diese Zeit gelangt waren, von sich heraus die Initiative ergriffen hatte und von sich heraus in den Brunnen gesprungen war, wobei er seine Herrin mit sich gezogen hatte. War das etwa ein Beweis für Sesshoumarus Worte gewesen?

Kimie senkte den Blick. Nun wusste sie nicht mehr, was sie darauf hätte erwidern können. Nur eine Frage brachte sie noch mühsam hervor: "Gibt es... denn wenigstens eine Möglichkeit, Inuki wieder zurückzuholen?"

Doch auf diese Frage erfolgte keine Antwort. Sesshoumaru schwieg dazu, zeigte aber wie so oft keinerlei Anzeichen davon, was er im Moment dachte und ob er die Antwort überhaupt wusste. Aber eines wusste er mit Sicherheit, sprach es jedoch nicht laut aus: Sollte Inuki nicht von selbst wieder zur Besinnung kommen, dann gab es nur eine einzige Alternative...

Unerwarteter Besuch

Es war nun schon drei Jahre her. Es hatte geregnet und Kimie hatte sich sehr beeilt, nach Hause zu kommen, da sie keinen Schirm bei sich gehabt hatte. Während sie eiligst die Straßen hinuntergeeilt war, war sie dabei auch an einer kleinen Gasse vorbeigekommen, aus welcher sie beim Vorbeilaufen plötzlich ein leises Winseln gehört hatte. Kimie hatte daraufhin nachgeschaut, was sich dahinter verbarg und zwischen zwei Mülltonnen einen kleinen Welpen entdeckt, der Schutz vor dem Regen gesucht hatte. Sein schwarzes Fell war bereits völlig durchnässt und auch verdreckt gewesen und er hatte vor Kälte gezittert. Der Kleine hatte außerdem kein Halsband getragen.

Vorsichtig um ihn nicht zu erschrecken, hatte sich Kimie auf den Boden gehockt und dem Welpen die Hand hingehalten. Zunächst hatte er sich ängstlich zurückgezogen, doch dann schien er doch ein wenig Vertrauen zu dem Mädchen gefasst zu haben und hatte ihre Hand beschnuppert. Irgendwann hatte er es auch zugelassen, dass sie ihn streichelte. Kimie hatte den kleinen Hund unmöglich so allein an diesem Ort lassen können, also hatte sie ihre Jacke ausgezogen und ihn darin eingewickelt um ihn ein wenig zu wärmen und vor dem Regen zu schützen. Anschließend hatte sie ihn mit zu sich nach Hause genommen und sich um ihn gekümmert. Dem Anschein nach schien auch keiner den kleinen Welpen vermisst zu haben, jedenfalls hatten ihre Erkundigungen nichts dergleichen ergeben. Nach ein paar Tagen schien es ziemlich sicher gewesen zu sein, dass der Welpe nie ein zu Hause bei einem Menschen gehabt hatte. Da sie ihn schon längst in ihr Herz geschlossen hatte, hatte Kimie den kleinen Hund behalten, zumal ihre Eltern auch nichts gegen den Wunsch ihrer Tochter einzuwenden hatten. So war der Welpe also bei Kimie geblieben und sie hatte ihm den Namen "Inuki" gegeben.
 

* ~ * ~ * ~ * ~ *
 

Langsam erwachte Kimie wieder aus ihrem Schlaf. Sie hatte geträumt. Die Nacht war, wie die Nacht davor nur wenig erholsam für sie gewesen.

Langsam setzte Kimie sich auf und schaute sich um. Die anderen schliefen noch und als sie den Blick durch das kleine Fenster der Hütte nach draußen richtete, sah sie, dass es noch dunkel war. Doch die ersten Anzeichen für das baldige Aufgehen der Sonne gab es bereits.

Leise seufzte Kimie als sie neben sich schaute. Anders als gewöhnlich lag Inuki nicht neben ihr. Er war nun schon seit zwei Tagen nicht mehr bei ihr. Die Freunde hatten sich am Morgen nach dieser Sache zur Rückkehr ins Dorf entschieden um sich besser auf das vorbereiten zu können, was nun vor ihnen liegen könnte. Und jetzt befanden sie sich alle in Kaedes Hütte.

Leise stand Kimie schließlich auf ohne die anderen zu wecken und verließ dann ebenso leise die Hütte. Sie wollte sich ein wenig die Beine vertreten und versuchen, auf andere Gedanken zu kommen. Allerdings bemerkte sie nicht, dass Inu Yasha dies jedoch sehr wohl bemerkt hatte, aber das war auch kein Wunder, er bekam so was schließlich immer mit, egal wie tief er zu schlafen schien. Der Hanyou sagte aber nichts und ließ Kimie daher ziehen. Stattdessen wartete er nun darauf, dass auch die anderen aufwachten. Ein unerträglich lautes Schnarchen ließ Inu Yasha aber abrupt aufhorchen und mit einem mürrischen Blick zur Seite schaute er nun direkt auf Jaken, aus dessen Nase eine dicke Schlafblase wuchs.

"Manno...", stöhnte Inu Yasha auf aber ohne die anderen zu wecken. Er hatte bis jetzt nicht verstanden, weshalb Sesshoumaru sich dazu entschieden hatte, die Freunde in das Dorf zu begleiten. Wobei er es ihnen noch nicht einmal wirklich gesagt hatte, sondern dem Trupp vielmehr unaufgefordert gefolgt war. Er hatte sich praktisch selbst dazu eingeladen.

"Was will dieser Idiot eigentlich? Warum verzieht er sich nicht einfach dahin, wo der Pfeffer wächst?", fragte sich Inu Yasha. Sesshoumaru gab ihm immer wieder neue Rätsel auf, was den Hanyou aber nur noch nervte.

"Dabei fällt mir ein: Wo steckt er eigentlich?"

In der Tat hatte Sesshoumaru die Nacht nicht bei den anderen verbracht. Er hatte sich wieder einen eigenen Ruheplatz gesucht.
 

Etwa zwei Stunden später war im Dorf bereits Hochbetrieb. Die Menschen machten sich an ihre tägliche Arbeit und einige Kinder spielten bereits fröhlich. Doch an einem Baum, der etwas abseits von Kaedes Hütte stand, hatte sich eine Gruppe Menschen versammelt und schaute neugierig und auch etwas verunsichert aus einiger Entfernung zu diesem hinüber. Das hatte seinen Grund, denn auf diesem Baum saß niemand anderes als Sesshoumaru. Er beachtete die Menschen in seiner Umgebung jedoch in keinster Weise, während diese sich leise miteinander unterhielten.

"Das soll der ältere Bruder von Inu Yasha sein?", fragte ein älterer Mann und eine Frau antwortete: "Ja, aber er ist wohl ein vollwertiger Youkai."

"Ist er gefährlich?", fragte eine andere Frau etwas ängstlich.

"Keine Ahnung", antwortete eine weitere Frau mit einem leichten Schulterzucken, woraufhin ein Mann erwiderte: "Bestimmt ist er das! Die meisten Youkai sind doch gefährlich. Und der da macht nicht den Eindruck, als wäre er harmlos."

Daraufhin wichen sie alle ein wenig zurück, die Blicke noch immer auf den Youkai gerichtet.

>Menschen...<, dachte Sesshoumaru abfällig, sparte sich jedoch einen Kommentar zu diesem Gerede. Warum sollte er sich auch dazu herablassen, mit diesen schwachen Kreaturen auch nur ein Wort zu wechseln? Eigentlich hätte er sich ihrer lästigen Blicke auch ganz einfach entledigen können, doch das hätte sicher wieder einen Beschimpfungsvortrag von Inu Yasha und seinem Gefolge hervorgerufen und auf dieses Gerede legte Sesshoumaru im Moment noch weniger Wert als auf das dieser Dorfbewohner.

In diesem Moment kam Rin aus Kaedes Hütte und sofort erblickte sie Sesshoumaru, der auf dem Baum saß. Fröhlich und ohne zu zögern lief sie auf ihn zu, sehr zum Erstaunen der Dorfbewohner, die das beobachteten. Direkt unter dem Baum blieb sie schließlich stehen.

"Guten Morgen, Sesshoumaru-sama!", begrüßte das kleine Mädchen ihn lächelnd. Sesshoumaru erwiderte den Gruß mit einem Nicken.

"Ich wollte Euch fragen, ob ihr vielleicht auch mit Inu Yasha-sama, Kimie-san, Kagome-san und den anderen mitkommen wollt?", sprach Rin weiter.

"Wohin?", fragte Sesshoumaru ruhig, da er ja nicht mitbekommen hatte ob und wohin Inu Yasha und die anderen eventuell gehen wollten.

Rin deutete auf den nahe gelegenen Wald. "Kagome-san hat gesagt, sie und Kimie-san würden jetzt nach Hause gehen."

Sesshoumaru hörte Rin zwar aufmerksam zu, verneinte ihre Frage dann aber jedoch. Das kleine Mädchen beließ es dabei und kündigte ihm an, sie würde die anderen begleiten. Der Youkai nickte und kurz darauf verabschiedete sich Rin auch schon wieder von ihm.

Später beobachtete Sesshoumaru vom Ast des Baumes aus, wie die Gruppe sich in den Wald begab. Lediglich Jaken und Ah-Un blieben im Dorf. Für einen kurzen Moment schaute Inu Yasha aus einiger Entfernung zu seinem Halbbruder, wandte sich aber sofort wieder ab. Der Hanyou war schlecht gelaunt, das konnte Sesshoumaru ganz genau wahrnehmen. Es passte ihm nicht, dass er die Gruppe weiterhin begleitet hatte. Dabei drängte sich Sesshoumaru aber die Frage auf, weshalb er das überhaupt tat? Eigentlich gab es für ihn dafür keinen wirklichen Grund. Was hinderte ihn also, einfach wieder seinen eigenen Weg zu gehen?

In diesem Moment fiel Sesshoumarus Blick auf Kimie, die sich mit Kagome unterhielt, während die Freunde ihren Weg fortsetzten. Ein eigenartiger Verdacht schlich sich in seine Gedanken. Lag es etwa doch an diesem Menschen? Aber wieso? Das war doch lächerlich! Zu so was würde er sich niemals herablassen!

Sesshoumaru dachte noch eine Weile darüber nach und wandte seinen Blick erst wieder ab, als die anderen zwischen den Bäumen und damit aus seiner Sicht verschwunden waren.
 

"Durch diesen Brunnen kommt ihr also nach Hause?", fragte Rin äußerst überrascht und verblüfft und schaute in den dunklen Schacht. "Ist Inuki dann auch auf diesem Weg wieder nach Hause gegangen?", fragte sie weiter.

Sofort zuckte Kimie bei der Erwähnung dieses Namens kurz zusammen. Sie schaffte es jedoch, ihre Fassung schnell wieder zu finden und antwortete leicht lächelnd: "Ja, das ist er. Und Kagome und ich gehen jetzt auch erstmal nach Hause."

Kagome hatte ihren Blick leicht zu Kimie gewandt. Ihr war nicht entgangen, dass ihre Cousine noch immer recht mitgenommen wirkte. Aber das wunderte sie auch nicht. So sehr in ihre Gedanken vertieft, wurde Kagome erst von einer weiteren Frage von Rin wieder aus diese herausgerissen: "Und geht ihr alle mit?" Das kleine Mädchen ließ fragend ihren Blick schweifen, doch Sango schüttelte den Kopf und erwiderte ruhig: "Nein, nur Kagome-chan und Kimie-chan gehen. Wir wollten uns lediglich verabschieden."

Daraufhin wandte sich Rin wieder den beiden anderen Mädchen zu.

"Bleibt ihr beide lange weg, Kimie-san?", fragte sie verunsichert, als Kagome und Kimie sich nun für den Weg durch den Brunnen bereit machten.

"Nein, wir kommen bald zurück", antwortete Kimie leicht lächelnd auf die Frage und Kagome fügte hinzu: "Wir gehen nur schnell los um neues Verbandsmaterial zu holen. Es dauert auch nicht lange."

"Wir warten dann im Dorf auf euch", sagte Inu Yasha. Die Mädchen nickten und sprangen dann nacheinander in den Brunnen; Kagome zuerst, dicht gefolgt von Kimie.

Rin staunte nicht schlecht als sie nach einem kurzen Moment in den Brunnen hineinrief, dann aber feststellen musste, dass die beiden wohl wirklich weg waren. Das brachte das kleine Mädchen auf eine weitere Frage, die sie sogleich an die anderen richtete: "Könnt ihr denn auch durch den Brunnen zu Kimie-san und Kagome-san nach Hause?"

"Nein. Von uns ist nur Inu Yasha dazu in der Lage", erklärte Miroku ihr und gemeinsam machte sich die Gruppe nun auf dem Weg zurück zum Dorf. Rin hatte noch so einige Fragen, die von den anderen bereitwillig beantwortet wurden.
 

"Kagome! Kimie! Schön, dass ihr wieder da seid!", begrüßte Kagomes Mutter die beiden Mädchen erfreut als diese das Haus betraten.

Kagome lächelte und begrüßte ihre Mutter ebenso: "Hallo, Mama! Wir bleiben aber nicht lange, wir müssen bald wieder zurück."

Auch Souta kam nun dazu und begrüßte seine Schwester und seine Cousine. Doch sofort fiel dem Jungen etwas auf. "Nanu? Wo ist denn Inuki?"

Kagome stockte einen Moment und überlegte schon, was sie darauf antworten sollte, als Kimie das jedoch für sie übernahm. Sie versuchte, möglichst gefasst zu wirken, was ihr auch gelang. "Er ist noch in der anderen Epoche. Da wir eh bald wieder zurückgehen, haben wir ihn dort gelassen." Dann wandte sie sich an Kagome: "Und? Holen wir jetzt die Sachen?"

"Ihr könnt doch aber sicher noch bis zum Mittagessen bleiben, oder?", fragte Kagomes Mutter aber sofort und sah die beiden Mädchen abwartend an. Diese wirkten daraufhin etwas ratlos. Eigentlich hatten sie ja nicht vor gehabt, bis zum Mittag in der Neuzeit zu bleiben. Doch schließlich willigten sie ein, was von Kagomes Mutter sichtlich erfreut aufgenommen wurde. Die beiden Mädchen begrüßten daraufhin noch schnell Kagomes Großvater, der im Wohnzimmer saß, ehe sie sich erstmal in Kagomes Zimmer begeben wollten.

"Kimie, ist alles in Ordnung?", fragte die Jüngere, als die beiden unter sich waren.

Kimie wusste, was Kagome damit ansprechen wollte und seufzte leise. "Na ja, es geht. Mach dir aber keine Sorgen, okay?" Sie lächelte leicht. Kagome war zwar weiterhin besorgt, nickte aber schwach.

"Hör mal, wenn du eventuell reden willst, ich höre dir immer gerne zu und versuche natürlich auch, dir zu helfen, wenn ich kann", sagte sie schließlich und lächelte aufmunternd.

Kimie nickte dankbar. "Danke, Kagome."
 

Von den anderen unbemerkt, hatte sich Sesshoumaru ebenfalls in den Wald begeben, nachdem nun bereits mehrere Stunden vergangen waren und es allmählich Mittag wurde. Jetzt stand der Youkai am Knochenfresserbrunnen und schaute aufmerksam in diesen hinein. Der Geruch dieser beiden Menschenmädchen lag deutlich in der Luft. Sie waren also wirklich durch diesen Brunnen in ihre Zeit zurückgekehrt. Aber warum kamen sie nicht wieder? So lange konnte das doch eigentlich gar nicht dauern. Aber Unzuverlässigkeit schien ebenfalls eine weit verbreitete Eigenart der Menschen zu sein.

"Was stehst du hier so rum wie bestellt und nicht abgeholt, Sesshoumaru?", ertönte plötzlich eine wohlbekannte Stimme, doch Sesshoumaru wirkte wenig überrascht, während er nur kühl erwiderte: "Und dich könnte ich fragen, was du hier verloren hast, Inu Yasha."

Tatsächlich hatte Sesshoumaru seinen jüngeren Halbbruder schon vor einer ganzen Weile bemerkt, schon seit dieser ihm möglichst heimlich gefolgt war, als er sich in den Wald begeben hatte. Anscheinend dachte der Hanyou, er könnte unbemerkt von Sesshoumaru diesen beobachten, doch dem war nicht so. Das schien Inu Yasha schon geahnt zu haben, denn er erwiderte auf die letzte Aussage seines Halbbruders etwas gereizt: "Ich habe aber zuerst gefragt!" Und leicht sarkastisch fügte er hinzu: "Was willst du hier überhaupt? Ist es dir auf deinem Baum zu langweilig geworden?"

Er sprang nun hinter einem Busch hervor und näherte sich dem anderen, wenngleich er doch noch einen gewissen Abstand zu ihm hielt. Weniger aus Vorsicht, vielmehr hatte Inu Yasha einfach keine Lust, direkt neben Sesshoumaru zu stehen. Dieser antwortete aber nicht auf die Fragen und schaute den Hanyou nicht einmal an.

Inu Yasha zog skeptisch eine Augenbraue hoch, als ihm aber abrupt die Idee kam, mit der er Sesshoumaru richtig schön aufziehen konnte. Mit einem triumphierendem Grinsen im Gesicht fackelte er daher auch nicht lange und sprang an die Seite des Youkai auf den Rand des Brunnens.

"Ah, ich verstehe!", sagte Inu Yasha mit möglichst geheimnisvollen Unterton und freute sich innerlich schon auf das Gesicht seines Halbbruder, als er kurz darauf weiter sprach: "Du hast Schiss, dass Kimie nicht wieder zurückkommt, was?"

Zwar wusste Inu Yasha nicht wie Sesshoumaru Kimie gegenüberstand obwohl sie ja wohl in ihn verliebt war, doch gegen einen kleinen Spaß war schließlich nichts einzuwenden. Aber die Reaktion von Sesshoumaru fiel anders aus, als von Inu Yasha gedacht. Der Ältere zuckte nicht einmal mit der Wimper, sondern holte nur kurz aus und schlug den Hanyou dann mit seinem Handrücken unbeeindruckt wieder vom Rand des Brunnens. Er hatte ihn dabei nicht einmal angesehen.

"Au! Hey, du Blödmann!", keifte Inu Yasha sofort und hob drohend die Faust, während er wieder aufsprang. "Was sollte der Scheiß denn nun wieder?! Du... Eh?" Doch er hielt abrupt inne und schaute nun ziemlich irritiert drein, als Sesshoumaru nun seinerseits leichtfüßig auf den Rand des alten Brunnens sprang. Inu Yasha verstand den Sinn dieser Aktion im ersten Moment nicht so ganz. "Was soll denn das jetzt wieder werden?"

"Das wirst du schon sehen", antwortete Sesshoumaru im üblichen Ton und jetzt schien Inu Yasha genau zu wissen, was sein Halbbruder dem Anschein nach vor hatte. Entschieden verschränkte der Hanyou die Arme vor der Brust.

"Pah! An deiner Stelle würde ich mir den Versuch sparen! Du kannst den Brunnen eh nicht benutzen. Wetten?", meinte er überzeugt. Dann fragte er skeptisch: "Was bezweckst du eigentlich damit? Willst du Kagome und Kimie etwa selbst wieder zurückholen? Die kommen auch von allein wieder."

"Was die beiden machen, ist mir egal. Aber ich warte nicht gerne lange, dazu ist mir meine wertvolle Zeit zu schade." Das war der einzige Kommentar, der von Sesshoumaru zu hören war, als er kurz darauf in den Brunnen sprang. Inu Yasha hatte ihn dabei aus dem Seitenwinkel beobachtet.

"So ein Idiot! Jetzt steht er sicher da unten rum und wundert sich", murmelte er in sich hinein, doch sofort stieg auch wieder diese Schadenfreude in ihm auf. "Hehe! Sein dummes Gesicht will zu gerne ich sehen! Das lasse ich mir garantiert nicht entgehen!"

Die Vorstellung wie Sesshoumaru nun völlig baff und irritiert auf dem Boden des Brunnens stand und die Welt nicht mehr verstand, beflügelte Inu Yasha förmlich und ohne große Umschweife rief er auch sogleich in den Schacht hinein: "Hey, Sesshoumaru! Wie ist die Luft da unten? War die Landung wenigstens angenehm?" Der Sarkasmus in der Stimme war unüberhörbar gewesen, allerdings erhielt Inu Yasha keine Antwort. Merkwürdigerweise nahm er auch sonst keinen Laut war. "Hm? Sesshoumaru? ... Er wird doch nicht etwa doch...?!" Doch genau dieser Verdacht bestätigte sich sogleich. Inu Yasha konnte nämlich Sesshoumarus Geruch nicht mehr wahrnehmen. Er lag zwar noch in der Luft, doch der Youkai selbst war verschwunden.

"Das ist ja wohl...!" Inu Yasha hätte platzen können. Immer musste Sesshoumaru ihm einen Strich durch die Rechnung machen! Wütend sprang der Hanyou daher sogleich ebenfalls in den Brunnen. "Na warte, Sesshoumaru! So kommst du mir nicht davon!"
 

Shippou gähnte müde und rollte ein wenig auf dem Boden von Kaedes Hütte umher.

"Wo bleiben die beiden denn? Es ist doch schon Mittag", maulte der kleine Kitsune und rieb sich die Augen. Dass Kagome und Kimie so lange wegbleiben würden, hätte er echt nicht erwartet.

"Jetzt sei doch nicht so ungeduldig", meinte Sango und lächelte. "Kagome-chan und Kimie-chan kommen schon wieder. Das haben sie doch gesagt."

"Dabei fällt mir ein, wo ist Inu Yasha überhaupt?", fragte Miroku und sah sich suchend um. Der Hanyou war zuvor ganz klammheimlich verschwunden.

Sango deutete auf die Frage des jungen Mönchs nach draußen. "Ich habe vorhin mitbekommen, wie er hinausgegangen ist. Keine Ahnung, wo er hin wollte."

Daraufhin setzte sich Shippou auf und seufzte laut. "Och, Mann! Alle lassen uns hier einfach sitzen!"
 

Kagome und Kimie saßen etwas unschlüssig im Wohnzimmer am Esstisch auf den Boden. Im Moment fragten sie sich sehr, was die anderen gerade machten.

"Ob die anderen sich schon wundern, wo wir bleiben?", fragte Kimie vorsichtig, doch Kagome zuckte nur mit den Schultern.

"Vielleicht. Aber es ist ja nicht so, dass wir sie hängen lassen würden", erwiderte sie mit einem Lächeln.

Der Tisch war bereits gedeckt und die Familie wollte soeben mit dem Essen beginnen, als Souta jedoch etwas hörte und zur geschlossenen Schiebetür schaute. "Hm? Das war doch die Eingangstür. Da kommt jemand."

"Aber wer?", fragte Kagomes Mutter überrascht. "Wir erwarten doch niemanden."

Von draußen war kurz darauf eine Art Streitgespräch zu hören, wenngleich jedoch nur eine Stimme, die laut zeterte, zu hören war. Kagome stutzte. "Aber das ist doch...!"

Plötzlich wurde die Schiebetür geöffnet und zwei Paare goldfarbener Augen spähten daraufhin in den Raum.

Kimie starrte fassungslos auf die Besucher, besonders auf einen von ihnen. "Äh... Sesshoumaru?"

Und auch Kagome wirkte etwas überrascht. "Inu Yasha? Was macht ihr zwei denn hier?"

Inu Yasha, der Sesshoumaru bis eben mit den wüsten Beschimpfungen zugemüllt hatte, mäßigte sich nun etwas und antwortete: "Na ja... Eigentlich gibt's dafür keinen besonderen Grund." Dann deutete er mit einem finsteren Blick auf Sesshoumaru, der neben ihm stand. "Fragt besser ihn. Er ist immerhin zuerst gesprungen."

Die Blicke der Familie hafteten nun auf dem Youkai, der die Menschen seinerseits genau musterte.

"Sesshoumaru? Dann ist das dein Halbbruder, Inu Yasha-no-niichan?", fragte Souta, der ja schon aus den Erzählungen von Kagome von Sesshoumaru gehört hatte, neugierig und stand vom Tisch auf. Sesshoumarus Blick ruhte wortlos auf dem Jungen als dieser nun direkt vor ihm stand. Souta zeigte keinerlei Anzeichen von Angst oder ähnlichem, stattdessen begrüßte er Sesshoumaru nun fröhlich: "Hallo! Wir haben schon einiges über dich gehört. Du bist aber zum ersten Mal in unserer Zeit, oder?" Abwartend sah der Junge den Youkai an, der aber nicht antwortete. Souta war zunächst etwas irritiert, glaubte dann aber zu wissen, warum Sesshoumaru schwieg. "Ach! Du kennst mich ja noch gar nicht. Ich bin Kagomes Bruder und Kimies Cousin Souta", stellte der Junge sich also vor, doch schon wieder kam nur ein Blick zurück. Der Junge zog etwas irritiert eine Augenbraue hoch. "Sehr gesprächig bist du aber nicht, was?"

"Äh... Souta? Ich glaube, das reicht erstmal, okay?", mischte sich Kagome ein und zog ihren kleinen Bruder am Kragen wieder zurück. Doch kaum war der eine aus der potenziellen Gefahrenzone hinausbefördert worden, tauchte schon der nächste Gefahrensucher auf. Kagomes Großvater stellte sich nun Sesshoumaru gegenüber und räusperte sich.

"Junger Mann, Sie wirken etwas angespannt. Da kann ich Ihnen einen Kräutertee und anschließend ein Aromabad empfehlen. So was wirkt Wunder." Belehrend fuchtelte der alte Mann mit seinem Zeigefinger vor Sesshoumarus Nase herum. Kagome hätte sich bei diesem Anblick im Moment wohl am liebsten erschossen.

"Opa, ich glaube auf deine Entspannungstipps legt Sesshoumaru nicht wirklich viel Wert...", versuchte sie ihren Großvater wieder von dem Youkai abzulenken, doch ohne viel Erfolg.

Der alte Mann meinte nur überzeugt: "Er sollte es aber trotzdem mal versuchen. Schaden dürfte es ihm jedenfalls nicht."

Während dieses Gespräches schaute Kimie möglichst unauffällig zu Sesshoumaru, der mal wieder keinerlei Anzeichen von dem gab, was er im Moment dachte. Er wirkte wie immer, kühl und reserviert.

Doch Kagomes Mutter schien ebenso wie Souta und Kagomes Großvater kein bisschen beunruhigt zu sein, sondern wirkte sogar eher angetan von dem unerwarteten Besuch.

"Ihr kommt genau richtig! Wir wollten nämlich gerade essen", sagte sie, als wäre gerade die freundlichen Nachbarn von nebenan zum Essen erschienen. Kagome und Kimie konnten über die Ruhe der Frau nur staunen.

"Ich nehme keine Menschennahrung zu mir", kam es nun von Sesshoumaru zurück.

"Hey! Du kannst ja doch reden!", rief Souta sofort.

Sesshoumaru bedachte den kleinen Jungen nur mit einem üblichen Blick. Dieser Junge duzte ihn doch tatsächlich einfach so und hatte dies sogar bereits schon mehrmals getan! Doch zur Rechenschaft ziehen, konnte der Youkai ihn nicht, denn jetzt drängelte sich Inu Yasha an seinem älteren Halbbruder vorbei, da dieser noch immer die Tür versperrte.

"Dann schau uns eben zu oder mach wieder 'nen Abflug!", erwiderte der Hanyou auf die letzte Aussage von Sesshoumaru und setzte sich auch sogleich neben Kagome auf den Boden an den Tisch, während Kagomes Mutter für ihn einen Teller und Stäbchen aus der Küche holte. Inu Yasha war einer kleinen Zwischenmahlzeit in der Tat durchaus nicht abgeneigt gewesen.

Aus dem Augenwinkel bekam Kimie nun mit, wie sich Sesshoumaru, zu ihrem Erstaunen, ohne ein weiteres Wort in eine Ecke des Zimmers zurückzog und sich dann ebenfalls setzte. Jetzt kam auch Kagomes Mutter mit dem Teller und den Stäbchen für Inu Yasha zurück.

"Und Sie wollen sich wirklich nicht zu uns gesellen?", fragte Kagomes Großvater mit einem Blick zu Sesshoumaru, der aber wieder nichts erwiderte und keinen der Anwesenden anschaute. Der alte Mann kratzte sich am Kinn. "Sie sollten es wirklich mal mit einem Aromabad versuchen."

Kurz darauf begannen die anderen mit dem Essen, während Sesshoumaru stumm abwartete.
 

Nach dem Essen halfen Kagome und Kimie Kagomes Mutter beim Aufräumen und Abwaschen des Geschirrs. Souta saß währenddessen Sesshoumaru auf dem Boden gegenüber, auf dem Schoß hielt der Junge die Katze der Familie. Diese verflüchtigte sich aber sehr schnell wieder als der Youkai kurz aufschaute.

"Was starrst du mich so an?", fragte Sesshoumaru plötzlich Kagomes kleinen Bruder, der daraufhin doch leicht zurückwich, kalt. Allmählich ging dem Youkai der Junge auf die Nerven.

"Äh... Es ist nichts!", erwiderte Souta rasch. Doch als er erneut damit anfing, Sesshoumaru zu beobachten, fing sich der Junge von dem Youkai einen derartig eisigen Blick ein, dass es ihm mehr als einfach nur eiskalt den Rücken hinunterlief. "Äh... Ich wollte nicht nerven! Ich bin schon weg!" Und damit verabschiedete sich Souta und lief eiligst in die Küche. Inu Yasha zog daraufhin prüfend eine Augenbraue hoch.

"Du hast auch nichts Besseres zu tun als kleine Kinder zu erschrecken, was, Sesshoumaru?", fragte er, doch Sesshoumaru wandte sich nur mit einem gleichgültigen Blick ab.

Kurz darauf kam Kimie aus der Küche zurück, in der Hand hielt sie eine Tasse. Sie stellte sich Sesshoumaru gegenüber und reichte sie ihm.

"Hier! An einer Tasse Tee wirst du wohl nicht eingehen", sagte das Mädchen trocken und wartete bis ihr die Tasse von Sesshoumaru abgenommen wurde.

"Was hast du eigentlich mit Souta angestellt? Er sieht aus, als wäre er seinem schlimmsten Albtraum begegnet", sprach Kimie nach einem Moment weiter, wobei die Frage mehr rethorisch gemeint gewesen war, da sie sich die Antwort schon irgendwie selbst denken konnte.

Irgendwann kam auch Kagome wieder ins Wohnzimmer zurück und wandte sich sogleich an ihre Cousine: "Kimie, ich glaube, es wird allmählich Zeit. Wir sollten jetzt die notwendigen Sachen zusammenpacken und dann wieder zurück gehen."

"Ist gut", willigte Kimie ein. Für sie galt es, nun ein wichtiges Vorhaben in Angriff zu nehmen.

Die beiden Mädchen ließen Inu Yasha und Sesshoumaru die Wahl, ob sie noch warten oder schon mal ins Mittelalter zurückkehren wollten. Inu Yasha entschied sich dazu zu warten und zum besonderen Erstaunen von Kimie tat Sesshoumaru das ebenfalls. So wollten sie und Kagome sich möglichst beeilen, damit die beiden nicht zu lange auf sie warten mussten.
 

Im Mittelalter kurvte indessen Jaken ganz nervös in der Gegend um das Dorf herum. Er konnte Sesshoumaru beim besten Willen nicht finden und das machte ihn fast wahnsinnig. Jaken suchte seinen Herrn so ziemlich überall, auch im Dorf selbst. Er schaute in so ziemlich jede Hütte mindestens dreimal rein, durchkämmte die Ställe, wo die Pferde standen, er durchwühlte sogar die Wäschekörbe der Frauen, fing sich dafür aber nur ein paar Beulen ein. Doch Sesshoumaru blieb wie vom Erdboden verschluckt.

"Ehrenwerter Sesshoumaru-sama! Habt Ihr mich etwa einfach links liegen gelassen und seid einfach ohne mich weiter gezogen?!"

Jaken griff sich an den Kopf und stand kurz vor einer Nervenkrise. Kurz darauf setzte er die Suche aber wieder fort, der erhoffte Erfolg blieb jedoch weiterhin aus.
 

Inzwischen hatten Kagome, Kimie, Sesshoumaru und Inu Yasha wieder den Weg zurück ins Mittelalter gefunden.

Kimie war mit dem festen Entschluss, Inuki wieder zu dem Hund zu machen, der er mal war, wieder hierher zurückgekehrt. Niemals würde sie ihn Naraku überlassen. Egal, was auf sie zukommen würde. Kimie hoffte inständig, dass ihr Vorhaben gelingen würde. Aber sie wusste auch, dass sie auf die Hilfe von Kagome und den anderen zählen konnte. Aber wie sah das bei Sesshoumaru aus? Er hatte das Mädchen zwar schon mehrmals gerettet, wofür sie ihm nach wie vor sehr dankbar war, doch wenn er sich weiterhin bei der Gruppe aufhielt, dürfte es Kimie doch schwer fallen, ihm aus dem Weg zu gehen. Und irgendwie schien sie auch nicht zu schaffen, ihn zu ignorieren. Aber irgendwie musste sie wohl damit klarkommen und wenn es sein musste, dann musste sie eben versuchen, möglichst wenig mit Sesshoumaru in Kontakt zu kommen. Aber niemals würde Kimie ihm das gestehen, was sie fühlte. Von daher würde sie es mehr begrüßen, würde er sich von den Freunden absondern und wieder für sich weiterziehen. Für das Mädchen wäre das vermutlich einfacher gewesen, anstatt ständig in seiner Nähe sein zu müssen. Aber wenn Sesshoumaru wirklich nicht mehr da wäre... Diese Vorstellung betrübte Kimie dann doch etwas. Irgendwie wusste sie im Moment selbst nicht so recht, was sie eigentlich wollte.

Doch irgendwann schüttelte Kimie diese Gedanken jedoch ab. Darüber konnte sie sich im Moment wirklich keine Gedanken machen. Das wichtigste war nun, Inuki zurückzuholen. Dafür würde sie jetzt kämpfen.

So kehrten die vier nun wieder ins Dorf zurück, wo sie auch bereits erwartet wurden. Besonders Jaken war über die Rückkehr von Sesshoumaru erleichtert gewesen, da er auf der Suche nach seinem Herrn auch schon damit begonnen hatte, den Ackerboden auf den Feldern umzupflügen. Sehr zum Missfallen der Dorfbewohner…
 

Was Inuki anbelangte, so befand sich dieser momentan ja in recht zweifelhafter Gesellschaft. Doch er schien sowieso all das vergessen zu haben, was seine Vergangenheit betraf.

Ruhig und den Blick aufmerksam auf ein vor ihm liegendes Dorf in näherer Umgebung der Berge gerichtet, saß Inuki momentan auf einem erhöhten Punkt und wartete geduldig.

"Tja, wollen wir dann mit dem Spiel beginnen?", fragte eine kühle Stimme nun und es trat ein weiterer Dämon an seine Seite. Es handelte sich dabei natürlich um Kuromaru.

"Naraku sagte, wir sollen dieses Dorf dem Erdboden gleich machen", sprach er weiter und lächelte hinterhältig. "Dann beginnen wir doch einfach damit."

Und wie auf ein Kommando hin sprang Inuki daraufhin von seinem Aussichtspunkt und lief geradewegs auf das Dorf zu. Kuromaru folgte ihm sogleich und die beiden führten ihren Auftrag schnell und ohne Probleme aus.

Soeben tötete Kuromaru den letzten Bewohner dieses Dorfes mit seinem Schwert und richtete dann seinen Blick zum inzwischen verdunkelten Himmel hinauf.

"Und genauso wird es auch dir ergehen, Sesshoumaru", sagte er und freute sich schon auf das nächste Zusammentreffen mit dem Lord der westlichen Länder.

Inuki und Kuromaru waren bei ihrem Tun jedoch nicht unbeobachtet geblieben. Kagura hatte die beiden begleitet, sich jedoch aus dem Gemetzel herausgehalten. Wie so oft hatte sie ein misstrauisches Auge auf Kuromaru geworfen. Je länger sie ihn nun schon kannte, umso weniger geheuer wurde er ihr.

Die junge Frau entnahm nun eine Feder aus ihrem Haar und verließ anschließend den Ort des Geschehens wieder. Zum einen wurde sie hier im Moment eh nicht gebraucht und zum anderen hatte sie jetzt etwas anderes zu erledigen.

Wiedersehen mit Kouga und die Frage, die alle beschäftigt

Es war der Tag nach der Rückkehr von Kagome, Kimie, Sesshoumaru und Inu Yasha aus der Neuzeit. Erneut hatten sich die Freunde auf den Weg gemacht und wieder wurden sie von Sesshoumaru, Rin und Jaken begleitet und natürlich war Ah-Un auch mit dabei. Doch die Beteiligten schienen ganz unterschiedliche Ziele zu verfolgten. Für Kimie war Inuki jetzt am wichtigsten. Natürlich würde sie dabei von Kagome und den anderen, die aber auch weiterhin nach den Splittern des Shikon no Tama suchten, unterstützt werden. Auf diese Weise würden sie mit großer Wahrscheinlichkeit sowieso recht bald wieder auf Naraku treffen und damit wohl auch auf Inuki. So würden sich wohl auch die besten Möglichkeiten bieten, Inuki helfen zu können.

Doch welche Ziele verfolgte Sesshoumaru? Diese Frage ging Kimie nicht aus dem Kopf. Dass er nicht am Shikon no Tama interessiert war, hatte sie mittlerweile schon gemerkt, aber was wollte er dann? Sesshoumaru sprach nicht darüber und zeigte auch keinerlei Anzeichen von dem, was er wollen könnte und was er damit bezweckte, Inu Yasha und die anderen weiterhin zu begleiten.

>Wahrscheinlich weiß er das selbst nicht wirklich...<, dachte Kimie trocken mit einem flüchtigen Blick auf den Youkai, der mit Rin, Jaken und Ah-Un etwas hinter den anderen ging, und beließ es dabei. >Ein einziges Rätsel, dieser Typ.<

Jaken trotte indessen schon die ganze Zeit reichlich irritiert hinter Sesshoumaru her. Das Verhalten seines Herrn gab ihm immer mehr Rätsel auf.

"Ehrenwerter Sesshoumaru-sama. Wenn ich mir die Frage erlauben darf: Warum folgen wir Inu Yasha und den anderen eigentlich?", fragte Jaken schließlich, da er seinen Herrn beim besten Willen nicht verstand. Sich in Inu Yashas Nähe aufzuhalten, war für Sesshoumaru bisher immer undenkbar gewesen, geschweige denn, mit ihm zu reisen!

"Das würde mich aber auch mal interessieren!", kam es nun von Inu Yasha, der soeben stehen blieb und sich zu seinem älteren Halbbruder umdrehte. Auch die anderen hielten nun an.

"Warum läufst du uns weiterhin hinterher?", fragte der Hanyou weiter und fügte dann sarkastisch hinzu: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass du plötzlich jemanden brauchst, der dir auf deinen Reisen dein Händchen hält."

"Jetzt mach dich nicht lächerlich, Inu Yasha!", erwiderte Sesshoumaru kühl und war mal wieder die Ruhe selbst. "Ich habe lediglich noch etwas zu erledigen. Das ist alles."

Inu Yasha zog skeptisch eine Augenbraue hoch. "Ach, wirklich? Und was soll das bitteschön sein?"

Kagome und die anderen seufzten. Das konnte ja noch heiter werden, wenn die beiden Brüder sich noch länger gegenseitig ertragen mussten.

"Herrje... Ich kriege Kopfschmerzen...", murmelte Shippou müde, dem die ständigen Wortgefechte zwischen Inu Yasha und Sesshoumaru mittlerweile auch nur noch aufs Gemüt schlugen. Und damit schien er nicht der einzige zu sein.

Irgendwann mischte sich Sango in die Diskussion der beiden Brüder ein: "Hey! Werdet ihr heute noch fertig oder können wir damit rechnen, dass wir heute doch nicht mehr weiterkommen werden?"

Auf eine Antwort auf diese Frage, konnte die junge Dämonenjägerin aber lange warten.

Mitten in der Diskussion mit seinem jüngeren Halbbruder richtete Sesshoumaru seinen Blick plötzlich zu einem Felsvorsprung, der sich unweit vor der Gruppe befand, hinauf. Und er war nicht der einzige, der das, was sich darauf befand, entdeckt hatte.

"Aah! Wölfe!", schrie Rin mit einem Mal ängstlich auf und klammerte sich krampfhaft an Ah-Uns Zügeln fest. Auch die anderen richteten ihre Blicke nun zu dem Felsvorsprung hinauf und tatsächlich standen mehrere Wölfe auf diesem und schauten aufmerksam auf die Reisenden hinab.

Sesshoumaru kannte den Geruch dieser Wölfe. Es waren mit hundertprozentiger Sicherheit die selben Wölfe, die Rin damals angegriffen und getötet hatten. Ihm entging nicht, dass das kleine Mädchen große Angst zu haben schien. Krampfhaft umklammerte Rin weiterhin die Zügel von Ah-Un und duckte sich, als ob sie versuchen würde, sich vor den Wölfen zu verstecken. Sesshoumaru fackelte nicht lange herum und ging nun geradewegs auf das Rudel zu, wobei er an Inu Yasha und den anderen vorbeikam.

"Sesshoumaru, was...?" Kimie schaute dem Youkai ratlos hinterher und auch die anderen schienen im ersten Moment nicht wirklich zu ahnen, was er vor haben könnte. Erst als Sesshoumaru direkt vor dem Felsvorsprung stehen blieb, prüfend zu den Wölfen hinaufsah und dann plötzlich mit einem Satz nach oben sprang, kam ihnen ein Verdacht.

"Ich spüre einen Juwelensplitter!", sagte Kagome plötzlich und die anderen horchten auf.

"Sesshoumaru! Warte!!", rief Inu Yasha seinem Halbbruder, der sich bereit machte, seine Lichtpeitsche einzusetzen, sofort zu. Der Hanyou ahnte, wer sich hinter dem Juwelensplitter, den Kagome spürte, verbarg. Doch gerade als Sesshoumaru angreifen wollte, sprang im selben Moment hinter den Wölfen noch jemand anderes hervor.

"Hey! Das lässt du schön bleiben! Klar?!", rief der Neuankömmling Sesshoumaru warnend zu und versuchte ihn mit der Faust zu erwischen. Doch Sesshoumaru wich dem Schlag scheinbar mühelos aus, nur um seinen Angreifer sofort mit der rechten Hand am Hals zu packen und zu Boden zu werfen.

"Wie kannst du es wagen, mich anzugreifen und dann wohl auch noch zu glauben, du wärst mir gewachsen?", fragte der Youkai kalt und seine Augen glühten rot auf, während er seinen Gegner auf den Boden drückte. Doch dieser wirkte dennoch wenig eingeschüchtert und fuhr Sesshoumaru wütend an: "Und wie kannst du es wagen, ohne jeglichen Grund meine Wölfe töten zu wollen?!" Im nächsten Moment stockte er jedoch, als er nun genauer in Sesshoumarus Gesicht sah. "A-Aber du bist doch...!?"

"Sesshoumaru! Warte bitte! Lass ihn los!", rief Kimie plötzlich mitten in die Auseinandersetzung hinein, ehe etwas Schlimmeres passieren konnte. Ohne sich jedoch zu dem Mädchen umzudrehen, erwiderte Sesshoumaru betont: "Nenn mir einen guten Grund, weshalb ich das tun sollte!"

Die Antwort darauf bekam er aber nun von Kagome, die sich nun ebenfalls einschaltete: "Wir kennen ihn. Das ist Kouga-kun, er ist ein Freund von uns und der Anführer dieses Wolfsrudels."

"Hm! Was du nicht sagst", sagte Sesshoumaru wenig beeindruckt und warf einen herablassenden Blick auf den Wolfsdämon, den er noch immer am Boden hielt. Das war also der Anführer dieser Wölfe.

Mit einem gewissen Gefühl von Widerwillen ließ Sesshoumaru aber schließlich doch wieder von Kouga ab. Dieser rappelte sich nun wieder auf, die Hand dabei auf seinen Hals gelegt. Mit einem finsteren Blick auf seinen Gegenüber fragte er: "Und wer bist du?"

Kagome kam nun auf Kouga zu und erkundigte sich nach seinem Befinden. Inu Yasha sah dem ganzen mürrisch zu.

"Schon wieder dieses Sorgengefasel...", murmelte er in sich hinein.

"Das ist Sesshoumaru. Er ist Inu Yashas älterer Halbbruder", erklärte Kagome nun dem Wolfsdämon, der über diese Information doch etwas überrascht zu sein schien.

"Ach, wirklich?"

Kougas Blick wechselte ein paar Mal von Sesshoumaru zu Inu Yasha und wieder zurück. Die beiden waren also Halbbrüder und Kouga brauchte nicht lange um festzustellen, dass Sesshoumaru im Gegensatz zu Inu Yasha ein vollwertiger Dämon war.

"Also noch eine Hundefresse?", fragte er plötzlich mit hochgezogener Augenbraue und vor der Brust verschränkten Armen. Doch bei dem Wort "Hundefresse" fing sich Kouga einen dermaßen eiskalten Blick von Sesshoumaru ein, dass es ihm für einen kurzen Moment doch ebenso eiskalt den Rücken hinunterlief, was er aber nicht zeigte. Vor Kagome wollte der Wolfsdämon garantiert keine Schwäche zeigen.

>Meine Güte! Wenn Blicke töten könnten...<, dachte Kimie mit einem mulmigen Gefühl im Bauch als sie Sesshoumarus Blick auf Kouga wahrnahm. Garantiert hätte er den Wolfsdämon schnell ins Jenseits befördert, wäre er nicht daran gehindert worden. Aber warum wollte Sesshoumaru die Wölfe aus Kougas Rudel überhaupt angreifen? Und das scheinbar ohne jeglichen Grund? Das waren die Fragen, die ihr doch einige Rätsel aufgaben. Na gut, Kimie hatte auch bemerkt, dass Rin wohl Angst hatte vor den Wölfen, aber das konnte doch nicht der wirkliche Grund für Sesshoumarus Vorhaben gewesen sein, selbst wenn er sie nur beschützen wollte. Aber hatte es vielleicht doch etwas damit zu tun?

Kimies Gedankengänge wurden mit einem Mal unterbrochen, als sich die Gemüter nun wieder etwas beruhigt hatten und sich Kouga, nun umringt von seinen Wölfen, an die Freunde wandte.

"Ich bin euch nicht rein zufällig über den Weg gelaufen", sagte er und wirkte irgendwie ernst. "Ich habe nach euch gesucht und bin eigentlich hier, weil ich euch etwas fragen wollte. Es geht um Inuki."

Rin, die sich bisher mehr im Hintergrund gehalten hatte, horchte nun auf. Sie hätte schwören können, eben Inukis Namen gehört zu haben. Neugierig blickte sie von Ah-Uns Rücken zu den anderen, als sich Sesshoumaru aber nun zu dem kleinen Mädchen umwandte.

"Rin, geh ein wenig spielen. Wir werden hier eine Weile rasten", sagte er ruhig.

Rin hörte dies zwar, war aber wegen der Wölfe, die nach wie vor da waren, verunsichert. Von daher traute sie sich nicht, die Sicherheit der anderen zu verlassen. Das blieb Sesshoumaru nicht verborgen.

"Die Wölfe werden dir nichts tun", sprach er nach einem kurzen Moment weiter, scheinbar um dem kleinen Mädchen die Angst zu nehmen, was ihm wohl auch gelang. Denn jetzt nickte Rin und stieg von Ah-Un Rücken ab.

"Gut, Sesshoumaru-sama."

Bevor das kleine Mädchen aber wegging, wies Sesshoumaru Jaken an, sie zu begleiten und auf sie aufzupassen. Jaken war zwar nicht gerade begeistert, tat dann aber doch das, was ihm aufgetragen worden war.

Kimie schaute Rin, wie sie soeben mit Jaken verschwand, einen Moment hinterher. Stimmt ja, das kleine Mädchen wusste ja nichts von dem, was mit Inuki passiert war. Also vermutete Kimie, dass Sesshoumaru Rin deshalb weggeschickt hatte, damit sie auch jetzt nichts davon mitbekam, wenn Kouga jetzt etwas wegen Inuki mit den anderen zu besprechen hatte. Aber was konnte das wohl sein?

Die Gedanken an Inuki betrübten Kimie auch weiterhin. Sie hoffte inständig, dass sie ihren Hund aus Narakus Fängen befreien und wieder zu seiner alten Persönlichkeit zurückführen konnte.

"Also, Kouga. Was gibt es denn für Fragen über Inuki?", fragte Inu Yasha schließlich prüfend und mit einem ernsten Blick auf den Wolfsdämon.

Kouga zögerte auch nicht lange und begann nun zu erzählen: "Das war so: Ich habe vor gar nicht allzu langer Zeit einen Dämon beobachtet. Er war unverkennbar größer als Inuki, sah ihm aber sehr ähnlich. Für einen Moment habe ich auch geglaubt, einen Splitter des Shikon no Tama in seinem Nacken aufleuchten gesehen zu haben."

Allen war sofort klar, dass es sich dabei tatsächlich um Inuki gehandelt haben musste. Die Nervosität in Kimie wuchs. War etwa was passiert?

Die Antwort darauf bekam sie prompt, als Kouga nun weiter sprach: "Er und so ein anderer Typ haben innerhalb kürzester Zeit ein ganzes Dorf niedergemacht und alle getötet." Und während die anderen das eben Gesagte erstmal verdauen mussten, fiel der Blick des Wolfsdämons kurz auf Sesshoumaru. "Und dieser Typ sah dem da sehr ähnlich, wenn ich ehrlich bin", fügte Kouga etwas leiser hinzu. Die anderen wussten gleich, wen er damit meinte.

"Das war bestimmt Kuromaru", sagte Miroku ernst. "Er ist Narakus neuer Abkömmling."

Kouga nickte. "Das habe ich mir schon gedacht. Sein Geruch ähnelte auch dem von Naraku. Allerdings hat er auch ein wenig nach dem da gerochen." Wieder kurzer Blick zu Sesshoumaru, ehe er weiter sprach: "Deswegen war ich am Anfang zugegeben etwas irritiert als ich den da gesehen habe. Ich dachte zuerst, er wäre dieser Kuromaru. Doch es bestehen gewisse Unterschiede zwischen den beiden, wie ich jetzt sehe."

Jetzt ließ Kouga für einen Moment aufmerksam seinen Blick schweifen.

"Ich sehe, dass Inuki sich nicht mehr unter euch befindet", stellte er fest. "War er es also wirklich? Oder irre ich mich doch?" An seiner Stimme konnte man heraushören, dass Kouga selbst nicht so recht daran zu glauben schien, dass es sich bei dem Dämon, den er gesehen hatte, wirklich um Inuki gehandelt hatte. Und Kimie wollte das am liebsten überhaupt nicht glauben, besonders jetzt nicht, nachdem sie gehört hatte, was der Wolfsdämon den anderen soeben gesagt hatte.

Von den Freunden bekam Kouga nun erzählt, was bisher vorgefallen war. Für ihn war so manches im ersten Moment irgendwie nicht so recht zu glauben, doch eigentlich überraschte den Wolfsdämon gar nichts mehr wirklich, wenn es um Naraku ging. So erfuhr Kouga nun auch davon, was es mit Kuromaru auf sich hatte und dass Inuki eigentlich schon immer ein Dämon war und jetzt mit Hilfe eines Splitters des Shikon no Tama von Naraku kontrolliert wurde.

Während die anderen Kouga alles erzählten, hatte Kimie nach einer Weile aufgehört alldem zuzuhören. Für sie war das alles noch völlig unbegreiflich. Inuki soll wirklich Menschen getötet haben?! Diese Vorstellung erschreckte sie so dermaßen, dass sie sogar daran zu zweifeln begann, ob ihr Vorhaben, ihren Hund wieder zurückzuholen, überhaupt eine Aussicht auf Erfolg hatte.
 

Nach einer Weile saßen die Freunde und Kouga beisammen und redeten noch ein wenig über die Lage. Um aber nicht irgendwann zu sehr in Depressionen zu versinken, lenkte Kagome das Gespräch bald in eine andere Richtung. Besonders Kimie ging das alles sehr an die Nieren, wie sie mitbekam und da Kouga das meiste nun sowieso erklärt bekommen hatte, konnten sie jetzt auch versuchen, über etwas anderes zu reden und sich ein wenig abzulenken.

Sesshoumaru hatte sich von den anderen abgesondert und saß unter einem Baum. Von Rin und Jaken war noch nichts zu sehen, aber der Youkai wusste, dass beide in der Nähe waren. Er konnte auch ab und zu das Lachen des kleinen Mädchens in einiger Entfernung hören.
 

Während die anderen sich unterhielten, nahm Rin ein wenig die Gegend unter die Lupe. Dabei entdeckte sie auf einem Baum ein Vogelnest, in dem vier kleine Küken aufgeregt zwitscherten, während ihre Mutter sie fütterte. Fasziniert beobachtete das kleine Mädchen die Vögel bis die Vogelmutter wieder davonflog um neue Nahrung für ihren Nachwuchs zu suchen. In diesem Moment drängte sich Rin eine Frage auf, die sie sogleich beantwortet haben wollte. Also lief sie wieder zu Jaken, der gelangweilt im Gras saß, zurück.

"Jaken-sama?", fragte Rin und schaute den Krötendämon mit ihren großen braunen Augen neugierig an. Jaken schaute hingegen ein wenig ratlos drein.

"Was ist denn jetzt wieder, Rin?", fragte er etwas mürrisch, doch das kleine Mädchen ließ sich davon nicht beirren und stellte sogleich ihre Frage. Als sie das aber getan hatte, starrte Jaken sie nur völlig ungläubig an und kam sogar ein wenig ins Schwitzen.

"Äh... W-Wie kommst du denn jetzt auf so was?", fragte er irritiert zurück.

Rin zuckte einmal mit den Schultern und antwortete: "Nur so. Es interessiert mich einfach."

"Oje..." Jaken schaute sich verunsichert um, ehe er aufstand und auf den Lagerplatz deutete. "Also... Frag besser jemand anderes! Das wäre wohl in dem Fall besser. Aber frag nicht Sesshoumaru-sama, sondern lieber einen der anderen!", schlug er Rin vor, die den Kopf etwas schief legte, dann aber zustimmend nickte.

"Okay! Dann frage ich Kimie-san!" Und mit diesen Worten lief Rin sofort wieder zum Lager zurück. Jaken folgte ihr etwas langsamer und auch zögerlich.

"Dieses Kind..."

Es dauerte nicht lange bis Rin wieder bei den anderen angekommen war. Sie begrüßte Sesshoumaru und lief dann geradewegs auf den Rest der Truppe zu. Kouga und die Wölfe waren zwar noch immer da, doch sich an die Worte von Sesshoumaru, der ihr gesagt hatte, dass die Wölfe ihr nichts tun würden, erinnernd, schien die anfängliche Angst von Rin nun wie weggefegt zu sein.

Das kleine Mädchen grüßte alle fröhlich und hockte sich dann direkt vor Kimie auf den Boden.

"Kimie-san? Kann ich dich was fragen?", fragte Rin erwartungsvoll, woraufhin Kimie ruhig nickte.

"Sicher, Rin. Um was geht es denn?"

Es dauerte auch nicht lange, bis die alles entscheidende Frage von Rin fiel: "Wo kommen eigentlich die Babys her?"

"Wie bitte?!"

Reichlich irritiert starrte Kimie das kleine Mädchen nun an, während die anderen ihr Gespräch abrupt unterbrachen. Alle Blicke ruhten nun auf den Beiden.

"Die... Babys?", wiederholte Kimie und blickte sich ratlos um. "W-Welche Babys denn?"

"Na, Menschen- und Dämonenbabys zum Beispiel", antwortete Rin fröhlich und wartete gespannt. Doch Kimie schien nun, ebenso wie die anderen, nicht so recht zu wissen, was sie darauf antworten sollte. Aber irgendetwas musste sie wohl sagen.

"Ähm... Tja... Na... Aus dem Bauch ihrer Mutter. Jedenfalls ist das bei Menschen so...", antwortete sie nach einem Moment und hoffte innerlich, das Thema wäre damit abgehakt, doch dem war nicht so.

Rins Blick wurde nun noch neugieriger und sie stellte sogleich die nächste Frage: "Und wie kommen die Babys da rein?"

"Was?! Äh..." Kimie wusste beim besten Willen nicht, wie Rin plötzlich auf so was kam, geschweige denn, was sie darauf antworten sollte. Etwas hilflos kratzte sie sich am Kopf. "Tja... Ähm... Uff! Schwierig, ähm... Na ja... Wie... das mit den Dämonen ist, kann ich dir nicht sagen, aber bei Menschen ist das normalerweise so, wenn sich ein Mann und eine Frau treffen und beginnen, sich gern zu haben, kann es passieren, dass sie sich ineinander verlieben. Dann... heiraten sie und kriegen Kinder...", antwortete Kimie schließlich stockend. Das war zwar die typische Version um sich weitere Fragen vom Hals zu halten und streng betrachtet lief das alles ja auch ein wenig anders, aber was hätte sie sonst sagen sollen?

Rin legte den Kopf etwas schief.

"Wenn man heiratet, dann kriegt man also Kinder?", fragte sie weiter, woraufhin Kimie zögerlich antwortete: "Ähm... Nicht unbedingt, aber... so in etwa..."

Rin überlegte einen Moment, schaute kurz rüber zu Sesshoumaru und wandte sich dann wieder an Kimie: "Würdest du dann also auch Kinder kriegen, wenn du Sesshoumaru-sama heiraten würdest?"

"AAAH!!! Nie und nimmer!!", hörte man plötzlich Jaken, der soeben zwischen ein paar Büschen zum Vorschein kam, aufgeregt kreischen. "Rin! Als ich sagte, du sollst deine Frage jemand anderes stellen, habe ich damit nicht gemeint, dass du sie so dermaßen ausbauen sollst! Lass das gefälligst!" Aufgeregt fuchtelte Jaken mit seinem Kopfstab in der Luft herum.

"Tut mir leid, Jaken-sama", entschuldigte sich Rin, wenngleich es ihr aber nicht wirklich leid zu tun schien. Vielmehr wirkte sie von Jakens Reaktion amüsiert.

Kouga ließ währenddessen einen skeptischen Blick zu Sesshoumaru schweifen. Die Frau, die den später mal abbekommen würde, tat dem Wolfsdämon jetzt schon leid.

Aber zumindest blieb Kimie erstmal die Antwort auf die von Rin zuvor gestellte Frage erspart. Aber... Kinder mit Sesshoumaru?! Rin hatte wirklich eine blühende Phantasie. Aber dennoch wurde Kimie bei diesem Gedanken so dermaßen knallrot und traute sich dann gar nicht mehr, einen anderen aus der Gruppe anzuschauen und schon gar nicht Sesshoumaru selbst. Diese Vorstellung sprengte ihrer Meinung nach jeglichen Realitätssinn und besonders Inu Yashas Begeisterung hielt sich wohl sehr in Grenzen.

"Mein Gott... Na, das Kind will ich sehen, das dabei herauskommt", meinte er mit einer Spur Sarkasmus und machte somit noch mehr deutlich, was er davon halten würde, auf so eine Weise Onkel zu werden.

Kagome gefiel der Unterton in der Stimme des Hanyou überhaupt nicht, ebenso wie die ganze Aussage, und das verdeutlichte sie ihm auch sogleich. "Inu Yasha! Osuwari!"

Mit einem Knall landete Inu Yasha sofort mit dem Gesicht im Dreck und das auch noch vor Kougas Augen, geschweige denn vor denen seines Halbbruders. Vor diesem war das jetzt ja schon das zweite Mal gewesen. In Kougas Anwesenheit war das zwar auch schon mal vorgekommen, aber gerade in der Gegenwart von beiden so dermaßen blamiert zu werden, war eine richtige Horrorvorstellung. Dementsprechend war auch Inu Yashas Laune, nachdem er sich wieder aufgerappelt hatte. "Verflucht noch mal! Kagome! Was sollte der Scheiß denn nun wieder?"

Doch noch bevor Kagome ein ernstes Wort mit dem Hanyou reden konnte, schaltete sich Kouga ein.

"Hey, Hundefresse! Was bildest du dir ein, so mit Kagome zu reden? Behandle sie gefälligst anständig! Ich lasse nicht zu, dass du so mit meiner zukünftigen Frau sprichst!", sagte er ernst und sah Inu Yasha fest in die Augen. Inu Yasha selbst war nun erst recht auf 180.

"Das ist doch wohl die Höhe!", beschwerte er sich lautstark. "Ehrlich mal! Ich kann euch nicht sagen wie sehr ihr mich alle abnervt! Jeder Einzelne von euch!"

"Inu Yasha?", säuselte Kagome plötzlich mit einer Unschuldsmiene und einem sanften Lächeln, ehe sie ihn aber wieder in seine Schranken wies. "Osuwari!"

Und wieder küsste Inu Yasha den Boden.

"Ungh... Ich hasse euch alle...", murmelte er in den Boden hinein.

Während die anderen das aber wohl nicht so ernst zu nehmen schienen, wirkte Rin doch etwas irritiert.

"Inu Yasha-sama, meint Ihr das ernst?", fragte sie verunsichert, wurde aber sofort von Kagome wieder beruhigt.

"Ach was!", meinte sie lächelnd. "Er tut nur so. Das liegt in seiner Natur."

"Ach so?"

Kimie kam diese kleine Einlage jedoch ganz recht. Sie hoffte, dass Rin ihre ursprünglich gestellte Frage nun wohl vergessen hatte, doch wieder zerplatzten ihre Hoffnungen wie Seifenblasen. Denn sogleich war Rin wieder bei ihr und hockte sich erneut vor ihr auf den Boden.

"Aber wie genau kommen den nun die Babys in den Bauch ihrer Mutter, Kimie-san?", fragte Rin erneut. Sie schien das wirklich möglichst genau wissen zu wollen, doch Kimie hatte wirklich keine Lust, dem kleinen Mädchen dieses Thema näher zu bringen.

"Wie?! Äh... Tja, also... ähm..."

Gedanklich wünschte sich Kimie jetzt irgendetwas herbei, das sie aus dieser misslichen Lage befreien würde. Im Moment war es ihr auch so ziemlich egal, was das gewesen wäre. Das hätte ein plötzlicher Angriff von irgendwelchen ominösen Feinden gewesen sein können oder auch ein sehr unwahrscheinlicher Meteoriteneinschlag in der unmittelbaren Umgebung, aber Hauptsache, es passierte irgendwas! Doch natürlich geschah nichts.

>Toll! Immer, wenn man's braucht...<

Kimie schaute kurz zu Rin und räusperte sich dann zögerlich: "Hmhm! Einen Moment, bitte."

Jetzt hielt sie dem kleinen Mädchen die Ohren zu und wandte sich dann flüsternd an den Rest der Truppe. "Verdammt noch mal! Jetzt helft mir doch schon! Was soll ich denn darauf antworten?"

"Das ist doch ganz einfach: Sag ihr die Wahrheit", schlug Miroku ohne Bedenken vor und fing sich sofort Todesblicke von Sango und Kagome ein, und auch Kimie wirkte alles andere als begeistert. Sofort hob der Mönch beschwichtigend die Hände. "Ist ja gut, ich bin schon ruhig..."

Okay, von dieser Seite war im Moment wohl eher weniger Unterstützung zu erwarten, also wandte sich Kimie an Sesshoumaru, wobei sie Rin weiterhin die Ohren zuhielt.

"Hey! Du bist hier ja wohl der Erziehungsberechtigte, also erledige du das gefälligst!", forderte sie ihn auf, doch Sesshoumaru schenkte dem ganzen doch eher wenig Beachtung.

"Über so etwas unterhalte ich mich grundsätzlich nicht", war die trockene Antwort des Youkai. Entnervt stöhnte Kimie auf.

"Toll... Jetzt weiß ich auch, warum du solo bist...", murmelte sie in sich hinein.

Das Mädchen schaute sich im Kreis der Anwesenden prüfend um. Ein abwartender Blick fiel auf Inu Yasha, der noch immer schmollend auf dem Boden saß. Als er Kimies Blick bemerkte, zog er sich sofort etwas zurück. "Mich brauchst du gar nicht so anzusehen! Da halte ich mich raus!"

Wieder nichts. Also auf zur nächsten Adresse.

"Kouga!", sprach Kimie den Wolfsdämon betont an, doch auch dieser wirkte alles andere als begeistert.

"Klärt das unter euch. Ich halte mich zurück", meinte er nur und machte jetzt stattdessen lieber weiter Kagome den Hof, immer kritisch beäugt von Inu Yasha.

Allmählich wusste Kimie nicht mehr, an wen sie sich noch hätte wenden können, denn auch Sango und Kagome hätten im Moment wohl nicht viel dazu sagen können, weil auch sie anscheinend genauso überfordert gewesen wären wie Kimie selbst. Jetzt blieb praktisch nur noch einer übrig, der den Kopf hätte hinhalten können.

"Jaken...?", fragte Kimie skeptisch, hätte sich die Frage aber wohl sparen können. Jaken schüttelte sofort den Kopf und wandte sich ab.

"Nie und nimmer! Damit habe ich nichts zu schaffen!", erwiderte er, hatte er sich doch schon zuvor fast damit rumquälen müssen.

Nach kurzer Überlegung schüttelte das Mädchen aber auch den Kopf. "Stimmt. Wenn du es Rin erklären würdest, dann wäre das arme Kind ein Leben lang traumatisiert."

>Tja, aber wer macht es dann? Können wir das Thema nicht einfach abhaken? Das ist doch im Moment sowieso total unwichtig und hilft uns eh nicht weiter!<, dachte Kimie und überlegte sich schon mal eine Ausrede, mit der sie Rin hätte vertrösten können, doch das schien sich sogleich von selbst zu erledigen als das kleine Mädchen plötzlich fragte: "Entschuldigung, Kimie-san?"

"Hm? Was ist denn, Rin?" Kimie nahm ihre Hände wieder von den Ohren des kleinen Mädchens.

"Ach, weißt du, irgendwie scheint sich das ganze so hinzuziehen", antwortete Rin etwas gelangweilt und stand wieder auf.

"Ich gehe Blumen pflücken", sagte sie lächelnd und wollte sich auch sogleich auf den Weg machen, als Kimie ihr jedoch etwas irritiert nachrief: "Äh... Und deine Frage?" Nicht, dass sie die jetzt doch noch beantworten wollte, aber dass Rin sich so plötzlich umentschieden hatte, überraschte das Mädchen doch etwas.

Rin blieb noch einmal stehen und antwortete: "Ach, wenn da so kompliziert ist, dann möchte ich es mir jetzt doch nicht unbedingt anhören."

Während Kimie dem kleinen Mädchen die Ohren zugehalten hatte, hatte dieses die ganze Zeit neugierig den Blick schweifen lassen und scheinbar war ihre Frage wirklich etwas kompliziert gewesen, sonst hätten die anderen sich auch nicht so lange untereinander darüber unterhalten müssen. Zwar hatte Rin nicht verstehen können, worüber alle diskutiert hatten, aber was sie mitbekommen hatte, schien ihr gereicht zu haben. Also beließ sie es dabei und suchte nun nach ein paar Blumen. Erneut schickte Sesshoumaru Jaken hinter dem kleinen Mädchen her. Der Krötendämon war zwar genauso wenig begeistert wie am Anfang, würde es aber nicht mal im Traum wagen, seinem Herrn zu widersprechen, also kam er der Anweisung nach.

Kimie atmete nun doch erleichtert auf. "Puh! Gerade noch so den Kopf aus der Schlinge gezogen..." Doch natürlich war es zum Ausruhen wie immer viel zu früh.

"Aber ich kapier 's immer noch nicht", mischte sich Shippou plötzlich ein und blickte neugierig in die Runde.

Die anderen schauten sich für einen Moment untereinander völlig perplex an, ehe sie alle erschöpft aufstöhnten: "Ach, Shippou! Nicht du auch noch!"

Auf eine zweite Runde zu diesem Thema hatte wirklich keiner der Beteiligten das Bedürfnis.
 

Gegen Abend hatte sich Kouga wieder von den anderen verabschiedet und war mit seinen Wölfen in die nahe gelegenen Berge zurückgekehrt, um anschließend seine Suche nach Naraku fortzusetzen. Aber natürlich war er nicht gegangen, ohne Kagome zuvor noch fest zu versprechen, dass er sie eines Tages zu sich holen würde. Inu Yasha hätte in diesem Moment wieder überkochen können vor Wut, war aber darum bemüht gewesen, sich im Zaum zu halten. Vor Sesshoumaru einen Tobsuchtsanfall wegen Kouga zu bekommen, wollte er möglichst vermeiden, auch, wenn es ihm schwer fiel.

Die Truppe hatte anschließend ihren Weg noch ein wenig fortgesetzt, ehe sie sich nach einer Weile daran machte, einen Platz für die Nacht zu suchen.

"Es ist schon ziemlich dunkel geworden", bemerkte Sango und schaute zum verdunkelten Himmel hinauf. "Aber wenn ich ehrlich bin, so halte ich diese Gegend für wenig geeignet um zu rasten."

Die Dämonenjägerin ließ ihren Blick schweifen. Die Gruppe befand sich noch in der Nähe der Berge, die von Wäldern umringt waren und hier liefen allerhand verschiedene Dämonen herum, besonders nachts. Der momentane Standort der Reisenden befand sich auf einer größeren Wiese am Waldrand.

Plötzlich horchte Inu Yasha auf.

"Da kommt etwas auf uns zu", sagte er und schaute über die Wiese in die Ferne.

"Reiter", fügte Sesshoumaru unbeeindruckt hinzu. "Etwa zwanzig an der Zahl."

Inu Yasha knurrte mürrisch.

"Pah! Klugscheißer...", murmelte er in sich hinein, während die anderen suchend ihre Blicke in die Ferne gerichtet hatten. Tatsächlich konnte man bald eine Gruppe von Reitern erkennen und sie lenkten ihre Pferde geradewegs auf die Reisenden zu. Es dauerte nicht lange, dann zügelten sie ihre Pferde und hielten direkt vor Inu Yasha und den anderen. Bei den Reitern handelte es sich ohne Zweifel um Soldaten.

"Wer seid ihr? Und was führt euch hierher?", fragte einer von ihnen betont und ein anderer fügte misstrauisch hinzu: "Ihr seht ziemlich verdächtig aus."

"Das sagen die Richtigen!", gab Inu Yasha sarkastisch zurück und wollte sich schon für eine eventuelle Auseinandersetzung bereit machen, er wurde aber noch von Kagome zurückgehalten.

"Inu Yasha, beruhige dich!" Dann wandte sie sich an die Reiter: "Hört mal, wir sind nur auf der Durchreise und haben bestimmt keine bösen Absichten. Wir haben lediglich nach einem Platz für die Nacht gesucht."

Die Männer schienen auf diese Erklärung hin ein wenig unschlüssig zu sein als in ihren Reihen nun eine weitere Stimme zu hören war: "Haltet ein!"

In diesem Moment erschien ein junger Mann, wohl der Befehlshaber, zwischen den einzelnen Soldaten und ritt direkt auf die Gruppe zu.

"So! Ihr seid also auf der Durchreise sagtet Ihr?", fragte er Kagome, die bejahend nickte, ruhig. Der junge Mann ließ nun prüfend seinen Blick von einer Person zur anderen schweifen und dabei fielen ihm einige Ungewöhnlichkeiten auf, wie etwa bei Ah-Un und Jaken, aber auch Inu Yasha entging ihm nicht.

"Eine ziemlich seltsame Gemeinschaft. Menschen und Dämonen, wenn ich mich nicht irre", meinte er und forderte dann betont: "Nennt mir Eure Namen und Eure Herkunft!"

Doch Inu Yasha wirkte wenig kooperativ. "Als ob wir jemandem wie dir Rechenschaft schuldig wären! Zieh lieber wieder ab, bevor ich...!"

"Inu Yasha! Keinen Streit, bitte!", bat Kagome den Hanyou inständig. Auf einen Kampf hatte sie im Moment wirklich keine Lust und wollte versuchen, diese Sache möglichst auf die friedliche Art zu lösen.

In dieser Sache kam ihr aber nun Miroku zu Hilfe. Er stellte sich dem jungen Befehlshaber gegenüber und begann dann ruhig zu sprechen: "Wenn ich eine Erklärung abgeben dürfte. Also, Ihr habt es schon richtig erkannt, wir sind eine Gruppe bestehend aus Menschen und Dämonen. Und wie schon gesagt, haben wir mit Sicherheit keine bösen Absichten." Dann stellte er jeden einzelnen aus der Gruppe einmal vor.

Der junge Befehlshaber der Soldaten schaute sich wieder jeden einzelnen prüfend an. Dabei blieb sein Blick auch an Kimie hängen. Diese schaute zunächst nur etwas irritiert zurück ehe sie sich jedoch abwandte.

>Warum schaut der mich denn so an? Passt ihm etwas an mir nicht, oder was?<, fragte sie sich verunsichert, während der junge Mann nun wieder sprach: "Und ihr sucht ein Nachtlager, wenn ich richtig gehört habe."

"Ja, so ist es", bestätigte Miroku die Aussage und setzte seine beste Unschuldsmiene auf.

Nach einem kurzen Moment sprach der Befehlshaber der Soldaten weiter: "Gut, ihr habt meine Erlaubnis, mit in mein Dorf zu kommen und die Nacht in meinem Anwesen zu verbringen."

"Ehrlich? Das ist ja super!", rief Kagome begeistert aus, doch wurde diese Euphorie nicht von allen geteilt. Inu Yasha zum Beispiel wirkte ziemlich misstrauisch und auch Sesshoumaru hätte die Nacht wohl eher im Freien verbracht, auch wenn sich mal wieder nichts anmerken ließ.

"Dann folgt mir!", wies der junge Mann die Gruppe nun an. Doch bevor seiner Aufforderung nachgekommen wurde, mischte sich Sesshoumaru ein.

"Wir sollten den Namen unseres Gastgebers kennen", sagte er kühl und unbeeindruckt und machte somit auch gleich deutlich, was er von der ganzen Sache hielt.

Der Befehlshaber zügelte nun sein Pferd und mit einem gleichgültigen Blick auf den Youkai stellte er sich nun vor: "Mein Name lautet Kagaya. Entschuldigt meine Unhöflichkeit." Diese Entschuldigung wirkte jedoch alles andere als ernst gemeint. Allerdings nutzte Kagaya diese Gelegenheit um sein Pferd nun direkt auf Kimie zuzulenken und es dann neben dem Mädchen zum Stehen zu bringen. Er lächelte als er sie fragte: "Wollt Ihr nicht lieber mit mir auf meinem Pferd reiten, anstatt den restlichen Weg zu Fuß zurückzulegen?" Und sofort hielt er ihr auffordernd die Hand hin.

Kimie fiel im ersten Moment aus allen Wolken. Irgendwie war das ja ein sehr nettes Angebot, doch wohl war ihr bei dieser Sache nicht wirklich. Also schüttelte sie nach kurzem Zögern leicht den Kopf und erwiderte: "Vielen Dank, aber ich glaube, ich laufe lieber."

Kagaya zog seine Hand daraufhin wieder zurück.

"Wenn Ihr das wünscht", sagte er, sein Lächeln beibehaltend und führte die Gruppe nun zusammen mit seinen Soldaten in sein Dorf.

"Irgendwas ist komisch an diesem Kerl", murmelte Inu Yasha leise an Kagome gerichtet, während sie und die anderen den Männern folgten.

Das Mädchen warf ihm einen etwas irritierten Blick zu. "Was meinst du damit, Inu Yasha?"

"Ich traue ihm nicht", antwortete der Hanyou sogleich. "Wir sollten aufpassen."

Kagome musste zugeben, dass Inu Yashas Worte sie beunruhigten. War es vielleicht doch ein Fehler gewesen, die Einladung anzunehmen?

Auch so manch anderer aus der Gruppe schien so seine Zweifel zu haben.

Erste Annäherung

"Für Euren Drachen ist gesorgt. Und Ihr könnt so lange bleiben, wie Ihr wollt", sagte Kagaya freundlich und blickte in die Runde. Die Reisenden, denen er gestattet hatte, in seinem Haus, das man aber mehr als eine Art altjapanische mittelalterliche Villa bezeichnen konnte, zu ruhen, bedankten sich bis auf wenige Ausnahmen für die Gastfreundschaft. In der Tat war es für die Gruppe doch eine kleine Überraschung gewesen zu erfahren, dass dieser Mann kein einfacher Hauptmann, sondern sogar ein Adliger war.

Doch Inu Yasha war nach wie vor dem jungen Herrn gegenüber misstrauisch und Sesshoumaru hatte sich, ebenso wie Jaken, etwas abseits von dem Kreis der Anwesenden in einen anderen Teil des Zimmers zurückgezogen. Das hielt den Youkai jedoch nicht davon ab, alles ganz genau mitzuverfolgen, worüber geredet wurde.

"Wir belästigen Euch auch sicher nicht lange", meinte Miroku auf Kagayas Aussage hin. "Wir reisen spätestens morgen früh weiter."

Kagaya nickte einverstanden. "Wenn Ihr das so wünscht, dann lasst Euch nicht aufhalten." Während er das aber sagte, fiel sein Blick auf Kimie, die neben ihm saß. Es schien als hätte er dies zuvor ganz genau so beabsichtigt, hatte er ihr immerhin schon zu Anfang den Platz direkt neben sich angeboten. Um nicht unhöflich zu erscheinen, war Kimie der Aufforderung nachgekommen, aber eigentlich war es ihr so ziemlich egal gewesen, neben wem sie saß. Im Moment hatte sie nämlich echt andere Sorgen.

"Wobei ich es aber sehr bedauern würde, wenn auch Ihr mich so früh wieder verlassen würdet", sprach Kagaya nun weiter an das Mädchen gerichtet.

"Hm?" Kimie war bis eben so sehr in Gedanken gewesen, dass sie nur am Rande mitbekommen hatte, worüber sich die anderen unterhalten hatten. Doch als der junge Herr plötzlich ihre Hand ergriff, war sie sofort wieder hellwach. "Äh... Was...?"

"Ihr seid etwas Besonderes. Das habe ich gleich gemerkt", sagte Kagaya, ehe Kimie aussprechen konnte, und schaute sie sich ganz genau an. "Ihr seid anders, als die anderen jungen Frauen in diesen Landen."

Er kam etwas näher, woraufhin sie sich leicht nach hinten neigte, als wollte sie ihm ausweichen.

"Und... das heißt?", frage Kimie zögerlich und mit einem skeptischen Blick.

Doch Kagaya lächelte nur. "Ich habe mir da etwas überlegt. Lasst Euch überraschen, ich werde es Euch schon bald mitteilen." Dann ließ er ihre Hand wieder los und stand auf, ehe er sich an die gesamte Gruppe wandte: "Es ist spät. Ihr solltet euch nun zur Nachtruhe begeben."

In der Tat waren die meisten schon sehr müde, besonders Rin und Shippou, und die Aussicht auf ein eine Mütze voll Schlaf klang wie Musik in ihren Ohren.

Kagaya wandte sich noch einmal freundlich an Kimie: "Für Euch habe ich ein Extrazimmer zur Verfügung stellen lassen."

"Äh... Okay, danke..." Das war das einzige, was Kimie im Moment als Antwort hervorbringen konnte, ehe Kagaya sich von seinen Gästen verabschiedete und nach einer Dienerin schicken ließ, die allen den Weg zu den Gästezimmern weisen sollte.

Einen Moment lang war die Gruppe unter sich.

"Hey, Kimie! Du fällst doch nicht etwa auf sein schmalziges Gesülze rein, oder?", fragte Inu Yasha mit prüfend hochgezogener Augenbraue und einem ebenso prüfenden Blick auf das Mädchen gerichtet, als Kagaya verschwunden war.

Kimie jedoch winkte wie nebenbei ab. "Ach, was! Er mag zwar wissen, wie man Frauen umgarnt, doch bei mir ist er damit an der falschen Adresse." Dann stand sie auf und streckte sich einmal. "Tut mir ja Leid für ihn, aber so ist das nun mal."

"Und außerdem gibt es ja noch diesen anderen Typen, nicht wahr?", meinte Sango mit einem gewissen Unterton und mit guter Erinnerung an das Gespräch, dass sie mal mit Kagome und Kimie geführt hatte. Sofort war Kimies überraschter Blick auf die junge Dämonenjägerin gerichtet.

"Hä?! Wer?! ... Ach, der!? Äh... Na ja..." Sie senkte etwas verlegen den Blick und bemühte sich sehr darum, nun nicht auch noch zu Sesshoumaru zu starren.

Rin, die dem ganzen nebenbei gelauscht hatte, wirkte etwas irritiert.

"Kimie-san? Was heißt das?", fragte sie das junge Mädchen, das aber sofort mit einem schüchternen Lächeln den Kopf schüttelte.

"Gar nichts, Rin! Das ist auch vollkommen unwichtig und hat überhaupt keine Bedeutung."

Und ehe dieses Gespräch weitergeführt werden konnte, öffnete sich die Schiebetür des Zimmers erneut und eine junge Frau im Kimono kam zum Vorschein. Höflich verneigte sie sich leicht vor den anderen und sagte ruhig: "Edle Herrschaften, wenn Ihr mir nun bitte folgen wollt. Ich führe Euch in Eure Zimmer."

Schweigend kamen alle der Aufforderung nach und folgten der jungen Frau nun durch die Gänge des Anwesens.

Es schien aber wohl eine halbe Ewigkeit zu vergehen, ehe die Gruppe endlich mal zum Stehen kam. Die junge Frau öffnete nun die Schiebetür zu einem Zimmer und deutete in dieses hinein.

"Hier ist Euer Zimmer, Kimie-sama", sagte sie, woraufhin Kimie einen kleinen Blick in das Zimmer warf. Es war gemütlich eingerichtet und auf dem Boden lag bereits ein Futon fertig ausgerollt und zum Schlafen zurechtgemacht.

"Danke. Aber warum kriege eigentlich ausgerechnet ich ein Einzelzimmer?", fragte das Mädchen nach einem Moment die junge Frau, die mit ruhiger Stimme antwortete: "Der junge Herr hat das so angeordnet." Dann verneigte sie sich leicht. "Ich wünsche Euch eine angenehme Nacht, Kimie-sama."

Sie bat die anderen, ihr nun wieder zu folgen, was diese auch bereitwillig taten.

"Gute Nacht, Kimie. Bis morgen früh", sagte Kagome im Weggehen an ihre Cousine gerichtet.

"Ja. Gute Nacht, euch allen", erwiderte diese. Doch erst, als sie die anderen nicht mehr sehen konnte, betrat Kimie das Zimmer und schloss langsam die Schiebetür hinter sich. Irgendwie hatte sie ein mulmiges Gefühl, während sie sich das ganze etwas mehr durch den Kopf gehen ließ. Was sollte sie von alldem nur halten? Und dieser Kagaya kam ihr ja auch irgendwie suspekt vor.

"Uff! Bin ich froh, wenn wir morgen weiterreisen...", seufzte das Mädchen schließlich auf und versuchte nun, das beste aus der Situation zu machen.
 

Kagome, Sango und Rin wurden in ein Zimmer geführt, Inu Yasha, Miroku, Jaken und Sesshoumaru in ein anderes. Während die Mädchen aber schon sehr bald tief und fest schliefen, war im Zimmer der Herren der Schöpfung noch eine kleine Unterhaltung am Laufen. Shippou war bei Kagome, Sango und Rin geblieben und Jaken war im anderen Zimmer momentan der Einzige, der sich bereits ins Land der Träume verabschiedet hatte.

"Dieser Kerl hat doch irgendwas vor", vermutete Inu Yasha stark und schielte immer wieder zur Schiebetür des Zimmers. "Warum sonst sollte er ausgerechnet Kimie ein Einzelzimmer geben?"

"Du bist ja richtig aufmerksam, Inu Yasha", meinte Miroku mit etwas amüsiertem Unterton, woraufhin der Hanyou aber nur etwas mürrisch dreinschaute.

"Tu doch nicht so unwissend, Miroku! Als ob du nicht das selbe denken würdest!"

Mit einem Mal wurde das Gesicht des jungen Mönchs aber wieder etwas ernster. "Es nützt überhaupt nichts, wenn wir uns darüber aufregen. Kimie ist alt genug und wird wohl selbst am besten wissen, was sie tut. Und außerdem..." Eine kurze Pause entstand, ehe er plötzlich mit einem fröhlichen Lächeln weiter sprach: "...scheint es ja wohl so zu sein, als wenn Kimie bereits schon einen Auserwählten für sich gefunden hat, wenn ich Sangos Aussage von vorhin richtig gedeutet habe. Von daher würde ich mir also keine allzu großen Gedanken machen."

>Ja, aber du ahnst ja gar nicht, WER der Auserwählte ist...<, dachte Inu Yasha müde und warf einen flüchtigen Seitenblick auf Sesshoumaru, der wieder mal für sich selbst in einem Teil des Zimmers saß.

Der Youkai hatte sich das Gespräch zwischen seinem jüngerem Halbbruder und dem Mönch bis jetzt kommentarlos mit angehört, doch anscheinend hatte er dazu jetzt keine wirkliche Lust mehr. Sesshoumaru stand nun auf und ging geradewegs auf die Schiebetür des Zimmers zu. Ohne was zu sagen, verließ er das Zimmer kurz darauf, schloss hinter sich die Schiebetür wieder und ließ seine drei Zimmergenossen allein zurück.

Inu Yasha und Miroku hatten ihm schweigend nachgeschaut.

"Was ist denn mit ihm?", fragte sich der junge Mönch etwas verwundert und fügte nach einem kurzen Moment hinzu: "Na, hoffentlich langweilt er sich nicht so sehr, dass er jetzt erstmal alles kurz- und kleinhaut. Ich hatte mich nämlich eigentlich auf eine ruhige Nacht eingestellt."

"Also, ehrlich. Du bist echt unmöglich!", seufzte Inu Yasha erschöpft auf und schüttelte den Kopf. Aber interessieren würde es ihn zugegebenermaßen schon, was sein älterer Halbbruder nun vor hatte und warum er überhaupt das Zimmer wieder verlassen hatte. Der Hanyou hatte einen kleinen Verdacht, verwarf diesen aber schnell wieder. Es kam ihm doch schlicht und einfach zu unwahrscheinlich vor. Vermutlich wollte Sesshoumaru einfach nur mal wieder die Nacht für sich allein verbringen, wie schon so oft.
 

Im Anwesen durchschritt Sesshoumaru lautlos die Gänge. Die meisten Bewohner schienen bereits zu schlafen, denn nur in wenigen Zimmern brannte noch Kerzenlicht.

Während er seinen Weg fortsetzte kam der Youkai dabei schließlich auch am Zimmer von Kagaya vorbei. Dieser schlief nicht, wie das schwache Licht einer Kerze, was durch die Schiebetür des Zimmers schimmerte, darauf hindeutete, sondern unterhielt sich mit einem seiner Bediensteten. Sesshoumaru kam nicht drum herum, kurz stehen zu bleiben und doch ein wenig dem Gespräch zu lauschen.

"Mein Herr, haltet Ihr das wirklich für eine gute Idee?", hörte er die Stimme des anderen Mannes vorsichtig fragen und kurz darauf Kagayas Stimme, die antwortete: "Ich habe meine Entscheidung getroffen. Ich werde dieses Mädchen zu meiner Frau nehmen."

Sesshoumaru brauchte nicht lange um für sich selbst zu erahnen, wen dieser Kagaya zu seiner Frau nehmen wollte. Aus irgendeinem Grund gefiel ihm diese Vorstellung aber nicht sonderlich. Dennoch hörte Sesshoumaru ruhig und ohne auf sich aufmerksam zu machen dem Gespräch weiter zu.

Erneut sprach der andere Mann, der mit Kagaya im Zimmer saß und wohl einer seiner Berater oder so was war: "Was wollt Ihr jedoch tun, sollte sie Euren Antrag ablehnen?"

"Nenne mir einen Grund, weshalb sie das tun sollte", konnte man Kagaya prüfend sagen hören und es schien, als halte er diese Möglichkeit für alles andere als wahrscheinlich.

"Nun ja, vielleicht ist sie schon einem anderen Mann versprochen", vermutete sein Gegenüber nachdenklich. "Eventuell sogar einem Eurer Gäste."

Für einen kurzen Moment herrschte Stille im Zimmer, doch dann ergriff der junge Herr wieder das Wort: "Nun, nehmen wir mal an, du hättest Recht. Für mich sieht es jedenfalls nicht so aus, als ob dieser Mönch derjenige wäre. Und dieser Hanyou, wenn ich das richtig mitbekommen habe, scheint auch keine nähere Bindung zu ihr zu haben." Wieder herrschte kurzes Schweigen, ehe er weiter sprach, diesmal anfangs etwas nachdenklich: "Bliebe also nur noch dieser rätselhafte Kerl. Er ist der Einzige, der nicht bereit gewesen war, mehr von sich preiszugeben als seinen Namen. Doch ich glaube nicht, dass er und Kimie-dono sich in irgendeiner Form näher stehen. Und wenn doch, dann ist das eine sehr eigenartige Beziehung. Sie haben seit sie hier sind ja noch nicht einmal miteinander geredet." Dann wurde Kagayas Stimme überzeugter: "Nein, es bleibt dabei. Kimie-dono wird meine Frau werden! Und morgen früh werde ich ihr als aller erstes den Antrag machen. Ich bin mir sicher, sie wird einwilligen. Was sollte sie schon daran hindern?"

"Hmm... Wenn Ihr das denkt, edler Herr", war die etwas zögerliche Antwort des anderen Mannes.

Sesshoumaru hatte genug gehört. Eigentlich hatte er sich auch gleich gedacht, dass hinter Kagayas Annäherungsversuchen an Kimie und seiner Gastfreundschaft mehr steckte als pure Freundlichkeit. Es war eigenartig, doch in diesem Moment verspürte Sesshoumaru plötzlich irgendwie den merkwürdigen Drang, die Schiebetür aufzureißen und diesen Menschen mal ordentlich ins Gebet zu nehmen. Er hielt sich aber zurück. Stattdessen schritt er kurz darauf weiter den Gang entlang und erreichte schon recht bald ein weiteres Zimmer. Hier war es zwar dunkel und es war auch nichts zu hören gewesen, doch Sesshoumaru wusste ganz genau, wer sich darin aufhielt.
 

Nachdenklich stand Kimie am Fenster und schaute zum nachtblauen Himmel hinauf. Die Nacht war sternenklar. Nur das Licht des Mondes schien ins Zimmer hinein und erhellte es auf diese Weise ein wenig.

Kimie seufzte. "Im Moment geht wirklich alles drunter und drüber. Wenn ich nur wüsste, was ich machen soll..."

In diesem Moment hörte sie, wie die Schiebetür zu ihrem Zimmer geöffnet wurde und drehte sich ruckartig um.

"Wer ist da?! Schon mal was von anklopfen ge...?!" Doch Kimie verstummte sofort, als sie den unerwarteten Besucher sah. Sie war sichtlich überrascht. "Sesshoumaru? Was... Was machst du denn hier? Hast du dich in der Tür geirrt?"

Doch anstatt ihr die Antwort auf ihre Fragen zu geben, meinte Sesshoumaru lediglich im üblichen Ton: "Du solltest eigentlich schlafen."

Kimie hatte eigentlich nicht wirklich mit einer Antwort auf ihre Fragen gerechnet, also hakte sie auch nicht weiter nach.

"Ich kann nicht schlafen...", erwiderte sie nur knapp und drehte sich dann wieder um, um erneut ihren Blick aus dem Fenster zu richten.

Sesshoumaru beobachtete das Mädchen eine Weile, ehe er sie erneut ansprach: "Schlaf jetzt besser, damit du morgen auf dem weiteren Weg nicht vor Erschöpfung zusammenbrichst." Es war ein leichter Sarkasmus herauszuhören gewesen. Dann fügte er mit etwas eigenartigem Unterton hinzu: "Es sei denn natürlich, du bleibst hier."

Sofort horchte Kimie auf und wandte ihren Blick zu ihm um.

"Wie kommst du denn darauf? Warum sollte ich denn hier bleiben wollen?", fragte sie irritiert.

"Dieser Kagaya jedenfalls würde das wohl sehr begrüßen", antwortete Sesshoumaru, ohne eigentlich wirklich auf die Frage des Mädchens geantwortet zu haben.

Kimie war noch immer etwas ratlos. Was kümmerte es Sesshoumaru denn, was Kagaya bevorzugen würde und was nicht? Das konnte ihm dich völlig egal sein.

Auf die Worte des Youkai zuckte das Mädchen aber nur mit den Schultern. "Tja, tut mir ja leid für ihn, aber ich bleibe bestimmt nicht hier! Immerhin habe ich mir vorgenommen, Inuki wieder zurückholen. Und außerdem..." Doch sofort brach Kimie ab und sprach auch nicht weiter.

"Außerdem was?", fragte Sesshoumaru prüfend, doch das Mädchen schüttelte nur den Kopf, während sie leise antwortete: "Ach, nichts."

Kimie schaute leicht zu Boden. Fast hätte sie ihm doch glatt auf die Nase gebunden, dass sie schon verliebt war und auch deswegen nicht hier bleiben würde! Denn keineswegs war Kagaya derjenige, der ihre Gedanken so oft fast vollständig einnahm.

"Woher willst du wissen, dass du deinen Hund wieder zurückholen kannst? Vielleicht ist es dazu auch längst zu spät", sagte Sesshoumaru plötzlich, nachdem einen Moment lang Stille im Raum geherrscht hatte. Kimie schaute daraufhin sofort wieder auf und war sichtlich empört.

"So ein Unsinn! Ich gebe Inuki nicht auf! Niemals!", erwiderte sie entschlossen, doch ihr Gesprächspartner wirkte wenig überzeugt.

"Man sollte wissen, wenn etwas aussichtslos ist."

In der Tat konnte sich Sesshoumaru nicht vorstellen, wie Inuki noch geholfen werden konnte. Er war nun ein Dämon ohne Erinnerung an seine Vergangenheit. Aber Kimie wollte so was scheinbar nicht hören und schüttelte energisch den Kopf.

"Halt die Klappe!", fuhr sie Sesshoumaru wütend an. "Was verstehst du denn schon davon?! Du hast doch überhaupt keine Ahnung! Ich werde alles versuchen, um Inuki zurückzuholen! Egal, was es mich kostet! Behalte deine altklugen Sprüche also für dich, du... du...!"

Doch Kimies Stimme versagte. Eigentlich sollte jetzt irgendein beleidigendes Schimpfwort fallen, doch sie konnte aus irgendeinem Grund nicht weiter sprechen.

"Du... du verdammter...!" Das war alles, was sie noch herausbringen konnte.

Schließlich gab Kimie es aber auf und hob abwehrend die Hände. "Ach! Weißt du was? Zieh einfach wieder ab! Geh! Ich kann das nicht mehr ertragen! Ich will nicht mehr!"

Sie kehrte Sesshoumaru den Rücken zu und stützte sich mit den Händen auf das Fenstersims ab. Warum sprach er sie auch ausgerechnet jetzt darauf an? Hatte er denn nichts besseres zu tun?

Kimie versuchte, herauszuhören, ob Sesshoumaru wieder ginge, doch sie hörte nicht das Geräusch der Schiebetür. Er stand also nach wie vor in dem Raum. Kimie konnte das beim besten Willen nicht verstehen.

>Warum gehst du nicht einfach wieder? Warum bist du überhaupt noch hier? Dazu gibt es doch überhaupt keinen Grund... Geh wieder! Bitte geh!<

Nach einer Weile schaute sie hinter sich. Wie sie es vermutet hatte, stand Sesshoumaru noch immer in dem Raum. Er tat nichts und sagte auch nichts, er schaute das Mädchen nur unverwandt an.

"Ist etwa noch was?", fragte Kimie schroff. "Wenn nicht, dann kannst du auch endlich wieder 'nen Abflug machen! Tschüss! Da ist die Tür!"

Sie deutete hinter ihn direkt auf die leicht offen stehende Schiebetür. Doch entweder wollte Sesshoumaru nicht hören, was sie sagte oder er ignorierte es schlicht und einfach. Jedenfalls machte er weiterhin keine Anstalten, der Aufforderung nachzukommen.

Kimie stand mittlerweile kurz davor zu platzen.

"Sag mal, bist du taub, oder was?! Was willst du hier überhaupt noch?! Verschwinde endlich! Ich kann dein Gesicht nicht mehr sehen! Verzieh dich doch irgendwo hin! Bloß weg von hier und vor allem weg von mir!"

Sesshoumaru war von Kimies Reaktion nicht wirklich überrascht gewesen. Menschen verloren immerhin schnell die Kontrolle über sich selbst und neigten zu Überreaktionen. Allerdings kam er nicht drum herum, nun doch etwas auf ihre letzte Aussage zu erwidern: "Vor noch gar nicht so langer Zeit wolltest du mich noch unbedingt wieder sehen." Der Unterton in seiner Stimme war sehr prüfend gewesen und er schien doch neugierig auf die Reaktion des Mädchens zu sein. Diese folgte auch prompt.

"Mittlerweile bereue ich es, dir überhaupt je begegnet zu sein!", erwiderte Kimie, noch immer wütend. "Wäre ich einfach zu Hause geblieben, dann wäre das mit Inuki nicht passiert und ich hätte dich nie getroffen und hätte mich auch nicht in di...!"

Abrupt brach sie jedoch ab und schluckte den Rest des letzten Wortes gerade noch so herunter. Im selben Moment starrte sie Sesshoumaru etwas panisch an und bastelte sich auf die Schnelle etwas neues zusammen.

"Dann... dann hätte ich mich auch nicht in di... in diese verdammte Lage gebracht!", korrigierte Kimie ihre Aussage rasch. Aber bei einem erneuten Blick auf Sesshoumaru konnte sie nicht erahnen, ob er ihr das abnahm, was sie eben gesagt hatte. Ob er jetzt sogar Verdacht schöpfte?

Allmählich schien ihr alles über den Kopf zu wachsen. Kimie wusste überhaupt nicht mehr, wie sie sich verhalten, was sie sagen oder was sie tun sollte. Eigentlich hatte sie niemals vor gehabt, solche Sachen zu Sesshoumaru zu sagen. So wollte sie sicher nicht mit ihm reden, doch in diesem Moment schienen irgendwie die Pferde mit ihr durchgegangen zu sein.

Langsam senkte sie ihren Blick.

Sesshoumaru war sich sicher, dass Kimie eigentlich was anderes hatte sagen wollen. Sie hatte auf ihn für einen kurzen Moment einen etwas erschrockenen Eindruck gemacht und wirkte auch allgemein ziemlich überfordert.

Irgendwann lehnte sich das Mädchen mit dem Rücken leicht gegen die Wand.

"Wenn ich doch niemals zurückgekommen wäre...", murmelte Kimie leise. "Wenn ich doch überhaupt niemals hier hergekommen wäre... So vieles wäre überhaupt nicht passiert. Mist... Verdammt..."

Ihre letzten Worte gingen jedoch in einem Schluchzen unter und jetzt tat sie das, was sie eigentlich nicht noch einmal vor Sesshoumarus Augen tun wollte um nicht vollends schwach zu erscheinen: sie fing an zu weinen. Nur einmal hatte sie das bisher in seiner Gegenwart getan.

Sie konnte sich schon denken, was er jetzt tun würde. Entweder würde er sich über sie lustig machen oder er würde wieder irgendeinen altklugen Spruch ablassen.

"Selbstmitleid wird dir jetzt auch nicht weiterhelfen", sagte Sesshoumaru im üblichen Ton und schien somit Kimies Vermutung zu bestätigen.

Das Mädchen aber erwiderte nur mächtig genervt: "Von wegen Selbstmitleid! Bitte verschone mich, mit solchen Sprüchen!"

Kimie wusste sich nicht mehr zu helfen und schien allmählich vollends die Kontrolle zu verlieren. So vieles ging ihr im Moment durch den Kopf. Innerhalb von so kurzer Zeit war so viel passiert. Sie war hier im Mittelalter gelandet, wurde von irgendwelchen Dämonen gejagt und bedroht, von Räubern verschleppt und ausgerechnet von einem Dämon gerettet. Nach ihrer Rückkehr in die Neuzeit, kam sie wegen ihm wieder ins Mittelalter zurück und alles kam ganz anders als zuvor gedacht. In genau diesen Dämon musste sie sich auch noch verlieben! Doch mit der festen Überzeugung, dass dieses Gefühl einseitig geprägt war, wollte Kimie es niemals preisgeben. Sie würde Sesshoumaru nichts sagen. Aber je öfter er sie beschützte und je öfter sie in seiner Nähe war, umso komplizierter schien es für das Mädchen zu werden. Warum beschützte er sie überhaupt? Warum hatte er ihr schon mehrmals geholfen? Und als ob dieses Chaos in ihrem Inneren nicht schon genug gewesen wäre, musste Inuki nun auch noch an einen Typen wie Naraku geraten. Inuki, der zuvor als Hund stets Kimies treuer Wegbegleiter war, war nun ein Dämon und hatte alles zuvor Geschehene vergessen. Ob Sesshoumaru mit seiner Vermutung vielleicht sogar Recht hatte? Konnte Kimie Inuki eventuell wirklich nicht wieder zurückholen? War ihr Vorhaben von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen?

Irgendwann sank sie mit dem Rücken zur Wand zu Boden, den Blick weiterhin gesenkt. Sie wusste sich keinen Rat mehr. Sicher, Kagome und ihre Freunde würden sicher versuchen ihr zu helfen und alles zu tun, was möglich war, aber gegen dieses innere Chaos in Kimie konnte höchstens sie selbst etwas tun. Doch wie sollte sie das anstellen? Im Moment schien die Antwort darauf in weiter Ferne zu liegen.

Ruhig und ohne ein Wort zu sagen hatte Sesshoumaru das Mädchen die ganze Zeit beobachtet. Sie war mit ihren Nerven am Ende, das konnte er deutlich sehen.

"Geh...", hörte er Kimie plötzlich leise sagen. Scheinbar wollte sie nicht, dass er sie weiterhin so sah, wie er vermutete. Doch anstatt der Aufforderung nachzukommen, näherte sich Sesshoumaru ihr nun und blieb direkt vor ihr stehen. Kimie schaute aber auch dann nicht zu ihm hoch, als er sich nun zu ihr auf den Boden kniete. Auch sagte sie nichts weiter.

"Wenn du weinst, wird es auch nicht besser.", sagte Sesshoumaru kurz darauf, woraufhin sie ihn doch anschaute, wenngleich sie verunsichert war.

Ihre Blicke trafen sich nun. Seine goldenen Augen, die Kimie in ihren Bann zogen, schauten sie unverwandt an. Aber etwas war eigenartig. Diesmal war sein Blick nicht der üblich kühle... er war irgendwie anders.

Langsam hob Sesshoumaru nun seine rechte Hand und legte sie an Kimies linke Wange, wo er ihr die Tränen wegwischte.

Kimie wich zunächst reflexartig etwas zurück, sofern ihr das möglich war, hatte sie in diesem Moment nicht mal im Traum mit so einer Reaktion von Sesshoumaru gerechnet. Doch dann musste sie sich doch eingestehen, dass seine Gegenwart sie beruhigte. Auch, wenn sie zuvor zu ihm gesagt hatte, er sollte gehen und sie bereue es, ihm überhaupt je begegnet zu sein. Das stimmte jedoch nicht, das war gelogen. Das einzige, was Kimie bereute, war, dass sie sich nicht dazu durchringen konnte, Sesshoumaru zu sagen, was sie für ihn fühlte. Noch immer fürchtete sie sich vor seiner Reaktion, sollte er es jemals erfahren.

"Sesshoumaru..."

Den Blick etwas verunsichert auf ihn gerichtet, versuchte Kimie, irgendetwas zu sagen, aber sie wusste nicht, was sie momentan hätte sagen können.

Sesshoumaru spürte, dass sich Kimie nun doch allmählich wieder zu beruhigen schien. Auch schien sie nun doch nicht mehr zu wollen, dass er wieder ginge und sie allein ließe.

Der Youkai war in gewisser Weise von sich selbst überrascht. Niemals hätte er es für möglich gehalten, dass er ein Menschenmädchen jemals so berühren würde. Warum tat er das überhaupt? Wollte er sie etwa trösten? Ihr in gewisser Weise in ihrer Verzweiflung und Angst zur Seite stehen? Waren das sogar Anzeichen dafür gewesen, dass er ihr helfen wollte und dass er sich sogar ein wenig um sie sorgte?

Doch wäre das für ihn in der Vergangenheit noch völlig undenkbar gewesen, fragte sich Sesshoumaru nun, was ihn zu seinem jetzigen Handeln verleitete. Wenn man mal davon absah, dass er Rin in der Vergangenheit mal das Leben zurückgegeben hatte, war dies für ihn im allgemeinen doch eine ziemlich neue Erfahrung. Niemals hätte Sesshoumaru gedacht, dass es mit ihm mal so weit kommen würde.

Keiner der beiden sagte etwas, nur ihre Blicke ruhten auf dem jeweils anderen. Doch Kimie schien das egal zu sein. Auch, wenn sie jetzt nicht miteinander sprachen, allein, dass Sesshoumaru da war, reichte ihr im Moment vollkommen aus.

Doch die Ruhe, die im Raum herrschte, fand schon bald ein jähes Ende.

"Kimie-dono! Geht es Euch gut?", drang plötzlich die Stimme von Kagaya zu den beiden vor. Der junge Mann hatte bemerkt, dass sie Schiebetür zu Kimies Zimmer offen stand und wollte daher nachsehen, ob etwas nicht in Ordnung war. Aber was er jetzt sah, damit hätte er nicht gerechnet. Kimie saß mit dem Rücken zur Wand auf dem Boden, vor ihr kniete Sesshoumaru, seine Hand auf ihrer Wange ruhend. Kagaya erkannte, dass das Mädchen wohl geweint haben musste. Und da er noch dazu Sesshoumaru in ihrem Zimmer vorgefunden hatte, schien für ihn alles klar gewesen zu sein.

"Was habt Ihr ihr angetan?", fragte der junge Mann daher sofort und mit einem finsteren Blick auf den Youkai gerichtet. "Und überhaupt! Was sucht Ihr hier? Es ist Euch nicht gestattet, einfach so dieses Zimmer zu betreten! Wenn Ihr nicht sofort wieder geht, lasse ich Euch streng bestrafen!"

Sesshoumaru ließ nun wieder von Kimie ab und richtete sich wieder auf.

"Ziemlich große Worte für einen einfachen Menschen", erwiderte er wenig beeindruckt, was Kagaya aber nur noch mehr zu verärgern schien. Er machte bereits Anstalten, seine Hand an den Griff seines Schwertes, welches er am Gürtel trug, zu legen.

Kimie sah bereits Riesenärger im Anflug und stand daher schnell wieder auf um sich zwischen die beiden zu stellen.

"Moment! Wartet!"

Ihr war klar, dass Sesshoumaru sein Schwert gar nicht erst hätte gebrauchen müssen, um Kagaya in Jenseits zu befördern, doch auf so was konnte das Mädchen im Moment wirklich gut und gerne verzichten.

"Es ist überhaupt nichts passiert! Das ist ein Missverständnis!", versuchte Kimie die Situation zu schlichten, da sie sich schon denken konnte, was Kagaya gedacht haben mag, als er sie und Sesshoumaru zusammen vorgefunden hatte und das hatte sie auch aus seiner Aussage heraushören können.

Kagaya warf dem Mädchen erst einen etwas irritierten Blick zu, wirkte aber dennoch nicht ruhiger, während er sich wieder mit mahnender Stimme an Sesshoumaru wandte: "Selbst, wenn das so ist, so kann ich dennoch nicht tolerieren, dass Ihr Euch meiner zukünftigen Frau genähert habt!"

Jetzt fiel Kimie vollständig aus allen Wolken und glaubte im ersten Moment, sich vollends verhört zu haben.

"WAS?! Wie jetzt? Was soll das heißen: zukünftige Frau? Habe ich irgendwas verpasst?!"

"Ich habe mich entschieden, Euch zu meiner Frau zu nehmen. Eigentlich hatte ich ja vorgehabt, Euch morgen früh darüber zu unterrichten", antwortete Kagaya sofort und jetzt schien Kimie wirklich fertig mit der Welt zu sein.

"Bitte?!", fragte sie ungläubig und schien auch etwas empört zu sein. "Und wer fragt mich?! Was ich darüber denke, ist wohl egal, oder was?!"

>Haben die Kerle in dieser Epoche denn alle einen an der Klatsche?!<, schob sie gedanklich hinterher und wusste gar nicht, was sie weiter dazu sagen sollte. Ihr fehlten wirklich die Worte zu diesem Thema.

Sesshoumaru äußerte sich nicht zu dem kleinen Dialog zwischen Kimie und Kagaya. Er wusste ja schon vorher, was dieser Mensch vorgehabt hatte und noch immer war diese Vorstellung ihm irgendwie wider.

Plötzlich ertönten von draußen laute, ängstliche Schreie und unerträglicher Lärm drang zu den dreien vor. Auch bebte für einen kurzen Moment der Boden unter ihnen.

Kimie erschrak. "Was... Was ist das?! Was ist da draußen los?!"

Im selben Moment stürmte einer der Soldaten in das Zimmer und wandte sich direkt an Kagaya: "Edler Herr! Kommt schnell!"

"Was ist los?", fragte der junge Herr, während er in das panische Gesicht seines Gegenübers schaute.

Der Soldat war sehr aufgeregt. "Da draußen! Es ist schrecklich! Da ist ein Monster!!"

Ehe Kagaya sich aber genauer bei ihm erkundigen konnte, hörte man von draußen jemanden rufen: "Ein Riesenhund! Lauft um euer Leben!!"

Kimie horchte abrupt auf.

"Ein Hund?!", fragte sie sich leise.

Wohl oder übel musste Kagaya die Sache wegen Kimie erstmal auf sich beruhen lassen und sich stattdessen um diesen unerwarteten Vorfall kümmern. Also verließ er mit einem ernsten Blick auf Sesshoumaru wieder das Zimmer und folgte seinem Soldaten nach draußen, wo bereits ein Höllenlärm herrschte.

Während Kimie noch etwas irritiert wirkte und nicht zu wissen schien, was sie jetzt tun sollte, schaute Sesshoumaru mit seiner üblich ruhigen Art kurz aus dem Fenster. Er schien bereits ganz genau zu wissen, wer für den nächtlichen Überfall verantwortlich war.

Im Schneesturm

Während des kurzen Moments, in dem der Boden bebte, schreckte Kagome abrupt aus ihrem Schlaf hoch, ebenso wie Sango, Rin und Shippou.

"Uah! Was... Was ist das?!", rief der kleine Kitsune erschrocken aus und sprang in Kagomes Arme. "Ein Erdbeben!?"

"Nein, das ist ein Dämon!", meinte Sango überzeugt, nachdem sie auch von draußen die ängstlichen Schreie der Leute wahrgenommen hatte. Auch Kirara horchte auf.

Wieder bebte kurz der Boden und Rin zuckte zusammen.

"Ich habe Angst...", wimmerte sie, woraufhin Kagome versuchte, sie zu beruhigen.

In der Zwischenzeit war Sango aufgestanden, hatte eiligst ihren Kampfanzug angelegt und griff nun nach ihrem Bumerang. "Ich gehe raus und schau mir das mal aus der Nähe an. Komm mit, Kirara!"

Sofort sprang die Dämonenkatze an die Seite ihrer Herrin und beide verließen nun das Zimmer. Kagome blieb mit Shippou und Rin vorerst dort, wo sie waren.
 

Nicht nur im Zimmer von Shippou und den Mädchen bekam man die Unruhen von draußen mit.

"Uah! Wa-Was ist denn jetzt los?!", rief Jaken nach dem ersten Erdstoß erschrocken aus und stieß sich beim Aufsetzen erstmal den Kopf an der Wand.

"Es sieht so aus, als hätten wir Gesellschaft gekriegt", sagte Inu Yasha mit einem misstrauischen Blick nach draußen.

Miroku stand auf und nahm seinen Priesterstab zur Hand. "Tja, das mit der erholsamen Nacht dürfte sich damit wohl erledigt haben."

Jaken verstand im ersten Moment nur Bahnhof, ehe unter ihm erneut die Erde bebte und die ängstlichen Schreie der Menschen zu ihm vordrangen.

"Da draußen ist wohl der Teufel los", meinte er und jetzt bemerkte der Krötendämon auch, dass Sesshoumaru nicht da war. Suchend schaute er sich um. "Nanu? Wo ist denn mein Herr?"

Doch wo sich sein Halbbruder im Moment aufhielt, schien Inu Yasha eher kalt zu lassen.

"Der taucht schon wieder auf", meinte er gleichgültig. "Aber erstmal kümmern wir uns um den ungebetenen Gast, der da draußen sein Unwesen treibt!" Und mit diesen Worten sprang der Hanyou aus dem Fenster, da der Umweg zur Tür und dann quer durch das ganze Haus ihm wohl zu umständlich gewesen wäre. Miroku warf einen kurzen, prüfenden Blick auf die Tür, entschloss sich dann aber dennoch, Inu Yasha auf dessen Weg zu folgen. Jaken blieb im Moment etwas irritiert allein im Zimmer zurück. Doch kurz darauf griff er nach seinem Kopfstab, lief zur Tür und machte sich dann im ganzen Haus auf die Suche nach Sesshoumaru. Bestimmt hatte sein Herr die Aufregung auch bemerkt.
 

Während die Bewohner des Dorfes versuchten, möglichst weit weg vor der Gefahrenquelle zu fliehen, schlug Kimie aber genau die entgegen gesetzte Richtung ein. Zahlreiche Menschen kamen ihr draußen entgegen und einige schienen sich auch zu fragen, ob das Mädchen nicht eventuell verrückt gewesen war, da es genau auf die Gefahr zuzulaufen schien. Doch das kümmerte Kimie im Moment nicht. Sie wollte nur erfahren, was das für ein Hund war, der das Dorf dem Anschein nach angriff.

>Ist das etwa Inuki?!<, schoss es ihr durch den Kopf und für diesen Augenblick schien es für sie auch völlig nebensächlich geworden zu sein, wo sich Sesshoumaru gerade aufhielt. Sie hatte kurz nachdem Kagaya mit dem Soldaten wieder gegangen war ebenfalls das Zimmer verlassen und wusste momentan auch nicht, wo sich der Youkai befand und ob er vielleicht sogar noch in dem Zimmer war. Er schien dem Mädchen auch nicht etwa gefolgt zu sein, jedenfalls war nichts dergleichen zu bemerken gewesen.

Aber selbst, wenn es sich bei dem Angreifer wirklich um Inuki handelte, was sollte Kimie dann tun? Sie musste sich eingestehen, dass sie es nicht wusste.

Der Lärm wurde lauter, demnach musste Kimie schon fast an ihrem Ziel angekommen sein. Es würde sicher nicht mehr lange dauern, dann würde sie erfahren, ob hier wirklich Inuki sein Unwesen trieb.

Das Mädchen kam soeben an einem größeren Haus an, als hinter diesem urplötzlich ein riesiger Schatten auftauchte. Etwas gewaltiges sprang jetzt über das Haus und Kimie hinweg und landete ein paar Meter weiter mit lautem Donner und Getöse wieder auf dem Boden. Kimie hatte sich vor Schreck an die Hauswand gedrückt und die Augen zugekniffen. Doch als sie jetzt wieder aufsah, erschrak sie gewaltig.

"Wuah!! Wa-Was ist das?!"

Wie erstarrt starrte Kimie auf das riesige Ungetüm, das mit dem Rücken zu ihr nun direkt vor ihr stand. Es schien in der Tat so was wie ein Hund zu sein, doch es war bestimmt nicht Inuki, da war sie sich ganz sicher. Dieser Hund war viel größer als Inuki in seiner Dämonenform. Wenn er sich zu voller Größe aufrichtete, ragte er mit Sicherheit über fast jedes Dach der Häuser des Dorfes hinweg. Sein Fell war fast vollkommen schwarz und im Licht des Mondes schimmerte es an manchen Stellen in einem leichten dunkelblauen Stich auf. Doch total im Gegensatz zu dem dunklen Fell stand das linke Vorderbein des Riesenhundes. Es war nicht schwarz, wie der Großteil des restlichen Körpers, sondern weiß. Auch das Fell an den Pfoten und das, was sich wie eine Art Pelz von seiner Brust aus über die rechte Schulter und über den vorderen Teil es Rückens legte, war hell.

Plötzlich drehte sich das riesige Ungetüm zu Kimie um. Die glühend roten Augen fixierten das Mädchen sofort. Auf der Stirn des gewaltigen Hundes war ein schwarzer Halbmond zu erkennen, der sich durch eine leichte helle Umrandung vom dunklen Fell abhob. Jeweils zwei hellbläuliche Streifen, die zum Hals hin zusammentrafen, befanden sich an den Seiten seines Gesichts.

Kimie starrte den Dämonenhund nur wie versteinert an und schien momentan gänzlich unfähig gewesen zu sein, sich zu bewegen oder überhaupt irgendetwas zu tun.

"Kimie-dono! Was tut Ihr hier?!", drang mit einem Mal die entsetzte Stimme von Kagaya zu Kimie vor und sie wandte ihren Blick zur Seite. Der junge Mann kam soeben mit mehreren Soldaten auf sie zu.

"Das ist zu gefährlich! Bringt Euch in Sicherheit!", wies Kagaya das Mädchen an und gab seinen Soldaten dann den Befehl zum Angriff auf den Riesenhund. Sofort spannten die Männer Pfeile auf ihre Bögen und schossen sie zielgenau auf den Gegner ab. Doch die Pfeile schienen für den Dämonenhund nicht mehr als ein paar Zahnstocher zu sein. Mit einem lauten Bellen sprang er nun genau auf die Männer zu um sie mit seinen Klauen zu zermalmen.

Kimie zuckte unter einem entsetzten Schrei zusammen, als bei der Landung des gewaltigen Ungetüms erneut die Erde bebte, wobei auch reichlich Staub aufgewirbelt wurde und somit die Sicht behinderte. Das Mädchen wusste nicht, ob und wie viele Menschen das Monster bei diesem Angriff getötet hatte und wollte auch nicht hinsehen um es zu erfahren. Erst als sie zwei Hände auf ihren Schultern ergriffen, schaute Kimie wieder auf. Als sie sich umdrehte, sah sie direkt in Kagayas besorgtes Gesicht.

"Seid Ihr verletzt?", fragte Kagaya, woraufhin das Mädchen leicht den Kopf schüttelte. Der junge Mann war zunächst erleichtert, bat Kimie dann aber erneut eindringlich, sich in Sicherheit zu bringen. Aber genau in diesem Moment wandte sich der Dämonenhund zu den Beiden um. Er würde sie angreifen, daran bestand kein Zweifel, und machte sich auch schon bereit. Die großen, scharfen Krallen seiner Klauen schlugen sich tief in die Erde und die blanken Zähne weckten äußerst unangenehme Vorstellungen. Nun machte sich das Ungetüm zum Angriff bereit.

"Hijinkessou!!"

Doch plötzlich flogen mehrere blutrote, sichelförmige Geschosse auf den Dämonenhund zu. Er wich dem Angriff jedoch mit einem Sprung aus und empfing nun weitere Gegner, die sich ihm in den Weg stellten.

Nach dem rettenden Gegenangriff hatte sich Kimie umgewandt und war sichtlich erleichtert, als sie nun Inu Yasha, Miroku und Sango mit Kirara auf sich zukommen sah.

"Entschuldigt bitte die Verspätung", meinte Miroku mit einem leichten Lächeln an Kimie und Kagaya gewandt.

Sango, die auf Kiraras Rücke saß und ihren Bumerang in der Hand hielt, schaute nun zu dem riesigen Hund. "Also, dieser Dämon treibt hier sein Unwesen."

Inu Yasha kamen beim Anblick des Dämonenhundes so einige Erinnerungen ins Gedächtnis. Er ahnte auch bereits, wer sich hinter der Gestalt dieses Ungetüms verbarg.

Sango wies Kirara nun an, sich dem Gegner von oben zu nähern. Sofort sprang die Dämonenkatze in die Luft und flog direkt über ihm hinweg, so dass ihre Herrin ihren Bumerang werfen konnte. "Hiraikotsu!"

Mit aller Kraft schleuderte Sango ihre Waffe dem Dämonenhund entgegen, doch dieser hob nur unbeeindruckt den Kopf und fing den Bumerang geschickt mit dem Maul auf. Mit einem einzigen kräftigen Biss seiner scharfen Zähne zerbrach er ihn scheinbar mühelos in drei Einzelteile, die zu Boden fielen. Ehe der Dämonenhund aber auch nach Sango und Kirara schnappen konnte, flogen diese noch rechtzeitig aus der Gefahrenzone.

"Er hat den Bumerang durchgebissen!?", rief Kimie ungläubig aus.

Miroku ergriff daraufhin die Gebetsperlen an seiner rechten Hand und meinte entschlossen: "Dann setze ich eben mein Kazaana ein!"

Dies schien im Moment wohl wirklich die schnellste und beste Lösung gewesen zu sein, doch sollte sich das Vorhaben als schwieriger gestalten, als anfangs gedacht. Von Kiraras Rücken aus konnte Sango sehen, dass dieser riesige Dämonenhund nicht die einzige Bedrohung war.

"Nicht, Houshi-sama!", rief sie dem Mönch warnend zu. "Da sind Narakus Saimyousho!"

Sofort hielt Miroku inne und erblickte auch recht bald die Insekten, ebenso wie die anderen.

"Narakus Saimyousho? Aber was machen die denn hier?", fragte er sich irritiert und richtete seinen Blick wieder auf den Dämonenhund. "Soll das etwa heißen, dieser Dämon gehört ebenfalls zu Naraku?"

In diesem Moment hörte man wieder Sango, die weiterhin mit Kirara über dem Kampfplatz und den Dämonenhund flog, rufen: "Moment mal! Da! Er trägt eine spinnenförmige Brandnarbe auf dem Rücken, genau wie Naraku und seine Abkömmlinge!"

Die Narbe war wegen dem dunklen Fell und der Tatsache, dass es Nacht war, zwar erst bei genauerem Hinsehen zu erkennen gewesen, doch war sie der endgültige Beweis dafür, dass dieser Dämonenhund von Naraku geschickt worden war.

Inu Yasha zog nun Tessaiga aus der Schwertscheide.

"Aber er ist keinesfalls ein Unbekannter! Das ist Kuromaru!", eröffnete er den anderen endlich und erntete von seinen Freunden reichlich ungläubige Blicke. Besonders Kimie schien das kaum glauben zu können.

"Was?! Dieses Vieh soll Kuromaru sein?!", fragte sie ungläubig. Mit einem Mal spürte sie aber erneut Kagayas Hand auf ihrer Schulter.

"Ihr kennt diesen Dämon?", fragte er überrascht.

Kimie kam daraufhin etwas ins Stocken. "Na ja... So in etwa... Ein wenig..."

"Vorsicht! Weg da!!", rief Miroku plötzlich laut in die Richtung der Beiden aus. Kagaya und Kimie schauten auf. Entsetzt stellten sie fest, dass Kuromaru wieder zum Angriff überzugehen schien und auch bereits mit weit aufgerissenem Maul auf die Beiden zukam. Inu Yasha machte sich schon bereit, ihn mit Tessaiga in seine Schranken zu weisen, doch ihm kam etwas unerwartetes dazwischen. Mit einem Mal erschien nämlich ein weiterer Kämpfer auf der Bildfläche. Mit unglaublicher Geschwindigkeit griff er Kuromaru an, hob die rechte Hand und stieß diese dann schnell und unvorhersehbar direkt in das geöffnete, linke Auge seines Gegners.

"Sesshoumaru!", rief Kimie den Namen des Youkai überrascht aber auch erleichtert aus, während sich Kuromaru nach dem Angriff aufbäumte und seinen Kopf unter unerträglichen Lauten von einer Seite zur anderen warf. Blut strömte aus seinem linken Auge und lief sein Gesicht hinunter.

Sesshoumaru landete leichtfüßig direkt vor Kagaya und Kimie auf dem Boden und musterte Kuromaru aufmerksam. An der rechten Hand des Youkai klebte noch das Blut seines Gegners.

Kuromaru erblickte Sesshoumaru und man konnte förmlich spüren, wie die Wut in dem Dämonenhund aufstieg. Sesshoumaru schenkte dem bedrohlichen Knurren jedoch eher wenig Beachtung.

"Na? Taucht der werte Herr auch mal hier auf? Wo hast du dich denn bis jetzt rumgetrieben?", rief Inu Yasha seinem älteren Halbbruder sarkastisch zu, wobei es dem Hanyou eigentlich relativ egal gewesen war, wo Sesshoumaru die ganze Zeit war und ob er sich überhaupt noch in den Kampf eingemischt hätte. "Den Auftritt hättest du dir schenken können. Ich hätte das auch allein hinbekommen."

"Du scheinst da aber etwas vergessen zu haben, Inu Yasha", erwiderte Sesshoumaru ohne seinen Gesprächspartner jedoch anzusehen. "Ich habe es schon einmal gesagt: Kuromaru gehört mir. Ich allein werde es sein, der ihn erledigt und niemand sonst!"

Inu Yasha schulterte Tessaiga und gab nur ein kurzes "Pah!" von sich. Das war mal wieder typisch für Sesshoumaru!

Kimie hätte zwar schon gerne gewusst, wo sich Sesshoumaru bis eben aufgehalten hatte, doch war sie im Moment nur erleichtert, dass er noch rechtzeitig vor Ort war.

Kagaya entging nicht, dass Kimie das Auftauchen des Youkai offensichtlich sehr begrüßte und sich auch auf gewisse Weise zu freuen schien. Aber zeitgleich erkannte der junge Mann auch etwas anderes als er seinen Blick erneut zu Sesshoumaru wandte.

"Er... ist kein Mensch!?", sagte Kagaya ungläubig, hatte er bis jetzt schließlich nicht geahnt, dass Sesshoumaru ein Youkai war. Kimie hatte seine Aussage gehört und wandte sich doch etwas verblüfft zu dem jungen Mann um.

"Wie? Habt Ihr das nicht gewusst?", fragte sie Kagaya, wenngleich sie aber zugeben musste, dass man Sesshoumaru auf den ersten Blick wirklich nicht unbedingt für einen Dämon halten konnte. Und wahrscheinlich hatte sich Kagaya bis jetzt auch gar nicht wirklich die Zeit genommen, um Sesshoumaru eventuell etwas genauer in Augenschein zu nehmen. Dazu hatte er auch gar keinen Grund gehabt.

"Hm! Interessant, Kuromaru. Du kannst dich also ebenfalls verwandeln", sagte Sesshoumaru in Gegenüberstellung mit dem riesigen Dämonenhund, wenngleich seine Aussage auch etwas spöttisch klang, was durch seine weiteren Worte noch deutlicher wurde. "Aber musst du das extra machen, damit du wenigstens ein bisschen das Gefühl hast, mir gewachsen zu sein? Scheint ja trotzdem nicht viel genützt zu haben, wie mir scheint."

Kuromaru knurrte wütend. Aus seinem linken Auge trat auch weiterhin Blut aus, welches an seinem Gesicht hinunterlief und tröpfchenweise auf den Boden fiel.

Sesshoumaru bedachte seinen Gegner mit einem herablassenden Blick. "Egal, ob du nun alle meine Fähigkeiten besitzt oder nicht, letztendlich wirst du mich doch nicht besiegen. Du bist nichts weiter als eine drittklassige Kopie!"

Kimie horchte auf. Irgendetwas an Sesshoumarus Aussage kam ihr merkwürdig vor. Aus seinen Worten musste sie schließen, dass er ebenfalls dazu in der Lage sein musste, seine Gestalt zu verändern. Er hatte so was in der Art ihr gegenüber ja auch mal angedeutet.

Kimies Blick fiel wieder auf Kuromaru. Konnte sich Sesshoumaru demnach also auch in so einen großen Dämonenhund verwandeln?

Was Kuromaru anbelangte, so schien dieser im Moment genug von dem Kampf zu haben. Er trat einige Schritte zurück, weiterhin sein Knurren beibehaltend, und sprang letztendlich mit einem gewaltigen Satz davon und verschwand in der Dunkelheit der Nacht. Auch Narakus Saimyousho, die noch in der Gegend herumschwirrten, flogen nun davon. Sesshoumaru und auch die anderen, machten aber keine Anstalten, Kuromaru eventuell zu folgen und ließen ihn entkommen.

"Ich glaube, der hat erstmal die Schnauze voll", meinte Inu Yasha trocken und steckte Tessaiga zurück in die Schwertscheide, während Sango mit Kirara wieder auf dem Boden landete.

Kimie, die mit Kagaya an der Wand eines der Häuser saß, atmete erleichtert auf. Es war vorbei.

"Geht es Euch gut?", fragte Kagaya besorgt, woraufhin das Mädchen nickte. Sofort fiel Kimies Blick aber wieder auf Sesshoumaru, der sie seinerseits nur kurz anschaute, ehe er wortlos an ihr und den anderen vorbeiging und den Schauplatz wieder verließ.

>Dieser Kerl ist also ein Youkai<, dachte Kagaya, bemerkte aber auch, dass Kimie Sesshoumaru mit einem ganz merkwürdigen Blick nachschaute. Der junge Mann ahnte jedoch, was es damit auf sich hatte und dieser Gedanke ließ ihn nicht mehr los.
 

Inuki lag in einiger Entfernung in der Nähe eines kleinen Wäldchens unter den Bäumen und döste ein wenig vor sich hin. Diesmal wollte er es allein Kuromaru überlassen, sich um das Dorf zu kümmern und wartete nun auf die Rückkehr von Narakus Abkömmling. In der Tat kehrte Kuromaru, der seine Gestalt inzwischen wieder verändert hatte, recht bald wieder zurück. Inuki spitzte nun die Ohren und hob seinen Kopf.

"Dieser verdammte Bastard!", fluchte Kuromaru wütend und warf einen Blick zurück auf das Dorf. "Dafür wirst du bitter bezahlen, Sesshoumaru!"

Noch immer lief Blut an seinem Gesicht hinunter und tropfte auch auf den Stoff seines Kimonos, während er mit seinem gesunden, rechten Auge nun Inuki erblickte, der Narakus Abkömmling genauestens musterte.

"Starr mich gefälligst nicht so an!", knurrte Kuromaru bedrohlich, doch Inuki wirkte wenig beeindruckt. Er konnte zwar nicht sprechen, doch schien er allein schon mit seinem sarkastisch wirkenden Blick etwas sagen zu wollen, wie: "Na? Hast du es etwa nicht geschafft?"

Doch nicht nur Inukis Augenmerk war im Moment auf Kuromaru gerichtet, wie dieser bemerkte.

"Was willst du hier, Kagura?", fragte er kalt, woraufhin die junge Frau hinter einem Baum zum Vorschein kam.

"Hm! Wie es aussieht hast du diesmal den Kürzeren gezogen, nicht wahr, Kuromaru?", fragte die Windherrscherin mit etwas herablassendem Unterton, was Kuromarus Wut nur noch mehr schürte.

"Spar dir deine Kommentare!", erwiderte er. "Dieser kleine Rückschlag bedeutet gar nichts!"

Kagura zog eine Augenbraue hoch.

"Kleiner Rückschlag?", wiederholte sie skeptisch und deutete mit ihrem geschlossenen Fächer auf das linke Auge ihres Gegenübers. "Wenn du das da so bezeichnest, dann will ich nicht wissen, was für sich ein großer Rückschlag wäre. Vielleicht, wenn Sesshoumaru dir beim nächsten Mal den Kopf abschlägt? Immerhin scheint er dich diesmal ja so schwer erwischt zu haben, dass du gezwungen warst, den Rückzug anzutreten."

In diesem Moment schoss Kuromaru blitzschnell direkt auf die junge Frau zu, hob seine rechte Klaue und schlug diese direkt neben ihrem Gesicht in einen Baumstamm. Kagura zuckte kurz zusammen, während Inuki das Szenario unbeeindruckt mitverfolgte. Es interessierte ihn nicht, was zwischen den Beiden abging.

"Hüte deine Zunge, Kagura!", warnte Kuromaru Kagura bedrohlich. "Sonst könnte es gut sein, dass du deine Worte irgendwann mal bereuen wirst."

Der Baumstamm begann, sich aufzulösen, was durch das Gift von Kuromarus Klaue verursacht wurde und ebenfalls auf eine Attacke von Sesshoumaru zurückzuführen war. Ehe der Stamm aber vollkommen durchgeschmolzen war, zog Kuromaru seine Hand wieder aus diesem heraus und kehrte der Windherrscherin den Rücken zu. Kagura schaute ihrem Bruder misstrauisch nach.

>Dieser Kerl macht keinen Unterschied zwischen Feinden und Verbündeten... Er ist völlig unberechenbar!<, dachte sie sich, da sie auch genau wusste, dass Kuromaru so ziemlich jeden und sogar Naraku einen Kopf kürzer machen würde, hätte er die Chance dazu. Doch da Naraku über jedes Leben seiner Abkömmlinge bestimmte, schienen auch seinem jüngsten Abkömmling hier die Hände gebunden gewesen zu sein.

Kuromaru schaute noch einmal zum Dorf zurück, wo mittlerweile wieder Ruhe einzukehren schien. Er sagte jedoch nichts weiter und wandte sich auch nicht noch einmal an Kagura. Wortlos verließ er den Ort des Geschehens nun wieder. Inuki erhob sich von seinem Ruheplatz und folgte ihm gemächlich, während Kagura zurückblieb und den Beiden mit ihrem Blick folgte.

>Das dürfte noch einigen Ärger mit sich ziehen<, dachte sie sich und entnahm aus ihrem Haar eine ihrer Federn. Der von ihr herbeigerufene Wind trug die Windherrscherin anschließend in die Lüfte hinauf.
 

Nachdem sich die Aufregung wieder etwas gelegt hatte, hatten Kagome und ihre Freunde Kagaya angeboten, ihm und den Dorfbewohnern ein wenig bei den Aufräumarbeiten zu helfen, doch dieser hatte das Angebot dankend abgelehnt. Er sagte, es wäre schon genug gewesen, dass sie dem Dorf im Kampf geholfen hatten. Der Bumerang von Sango konnte glücklicherweise wieder repariert werden und als der Morgen schließlich anbrach, wollte die Gruppe ihren Weg wieder fortsetzen. Ah-Un wurde von einem von Kagayas Bediensteten aus einem Stall zu ihnen geführt und sofort glücklich von Rin begrüßt. Das kleine Mädchen hatte von den nächtlichen Geschehnissen nicht Genaueres mehr mitbekommen und schien sich auch keine großen Gedanken mehr um den Vorfall zu machen. Auch verloren die anderen keine großen Worte mehr darüber, auch wenn Jaken, der wegen seiner Suche nach Sesshoumaru ja auch nicht so recht mitverfolgen konnte, was passiert war, seinen Herrn anfangs mit einigen Fragen gelöchert hatte. Doch da Sesshoumaru außer einem kühlen Blick nichts weiter zu dem Thema zum besten gab, hatte Jaken seine Fragerei schon sehr bald wieder eingestellt.

Am Rande des Dorfes wollte sich die Gruppe nun von Kagaya, der von vier Wachen und seinem Berater begleitet worden war, verabschieden.

"Ich wünsche Euch eine gute Reise", sagte der junge Mann.

"Vielen Dank. Und auch danke, dass wir bei Euch die Nacht verbringen durften", erwiderte Kagome freundlich und verbeugte sich leicht. Außer Inu Yasha, der lediglich einmal wie nebenbei nickte, Sesshoumaru und Jaken taten die anderen es dem Mädchen gleich. Doch ehe die Gruppe ihre Reise fortsetzte, kam Kagaya noch einmal auf Kimie zu. Diese schaute ihn etwas skeptisch an.

>Was will er? Hoffentlich kommt er jetzt nicht wieder mit dieser Heiratsgeschichte an...<, dachte sie misstrauisch.

Hinsichtlich Kimie hatte sich Kagaya noch so seine Gedanken gemacht, auch, was ihre offensichtliche Bewunderung Sesshoumaru gegenüber anbelangte. Noch in der Nacht hatte Kagaya deswegen eine Entscheidung getroffen. Aber anders, als von Kimie erwartet, lächelte er nur leicht und sagte: "Gebt auf Euch Acht."

Kimie war zwar zunächst etwas verblüfft, nickte dann aber, ebenfalls leicht lächelnd. "Sicher. Das werde ich."

Kagaya nahm noch einmal ihre Hand und verabschiedete sich, während sein Blick kurz auf Sesshoumaru fiel. Der Youkai schwieg, wie so oft.

Dann konnte die Gruppe ihren Weg endlich wieder fortsetzen. Kagaya und seine Leute schauten ihnen noch eine ganze Weile nach bis sie aus ihrer Sicht verschwunden waren. Der Berater des jungen Mannes wandte sich schließlich an seinen Herrn: "Edler Herr, ich dachte, Ihr wolltet dieses Mädchen zu Eurer Frau nehmen. Warum lasst Ihr sie dann ziehen? Hat sie Euren Antrag abgelehnt?"

"Ich habe sie nicht gefragt", erwiderte Kagaya ruhig, woraufhin sein Berater sichtlich überrascht wirkte.

"Warum nicht, edler Herr?"

Kagaya wandte sich nun um, um wieder ins Dorf zurückzukehren. Im Weggehen antwortete er mit einem leichten Lächeln auf die Frage: "Nun, gegen denjenigen, der sie bereits beschützt, komme ich mit Sicherheit nicht an. Und wahrscheinlich ist das auch besser so."

"Hm?" Der Berater verstand nicht so recht, was sein Herr damit gemeint haben könnte, doch folgte er Kagaya nun ebenfalls wieder zurück ins Dorf.

Der Weg der Gruppe führte sie indessen direkt in die Berge...
 

...Und hier gab es vor allen Dingen eines: Sehr viel Schnee. Er reichte den Reisenden bis über die Knöchel und Shippou wurde von Kagome getragen, da er sonst wohl unweigerlich im Schnee versunken wäre. Rin ritt wie üblich auf Ah-Un, der kaum Schwierigkeiten hatte, sich seinen Weg zu bahnen, ganz anders als Jaken, der mehr durch den Schnee schwamm, als dass er ging. Die Gruppe um Sesshoumaru ging ein paar Meter hinter Inu Yasha und den anderen.

"Das ist doch völlig hirnrissig!", beschwerte sich der Krötendämon irgendwann lautstark. "Muss ich mir das wirklich antun und durch diesen widerlichen, kalten Schnee waten?"

"Willst du dich etwa beschweren, Jaken?", hörte man daraufhin Sesshoumaru kühl und prüfend fragen, woraufhin der Krötendämon sofort wieder anfing zu schwitzen und eiligst nach einer zufrieden stellenden Erklärung für seine Aussage suchte: "Äh... Nein! Ganz und gar nicht, Sesshoumaru-sama! Das sollte überhaupt nicht heißen, dass ich finde, dass Ihr falsch handelt, mein Herr! Überhaupt nicht! Es ist nur, dass... Ach, eigentlich gibt es keinen Grund, dass ich mich beschweren müss... AUTSCH!"

Auf diesen Ausruf hin waren plötzlich alle anderen stehen geblieben und Inu Yasha und seine Freunde hatten sich überrascht umgewandt, um zu sehen, was passiert war. Jakens Gesicht war jetzt vollkommen mit Schnee bedeckt und der Verursacher für dieses Desaster fand sich in der Gestalt von Kimie wieder, die mit einem triumphierenden Lächeln zu dem Krötendämon schaute.

"Verflucht! Ist das kalt!", bibberte Jaken und kratzte sich notdürftig den Schnee vom Gesicht. Dann wandte er sich wutschnaubend an Kimie: "Hey! Du da! Was sollte das denn?!"

Das Mädchen, einen zweiten Schneeball in den Händen haltend, setzte eine engelsgleiche Unschuldsmiene auf und lächelte amüsiert. "Ach, weißt du, deine Beschwerden fingen an, mich zu nerven. Ich dachte mir, ich kühle dich etwas ab."

Jetzt war Jaken erst recht auf 180. Wütend deutete er mit seinem Kopfstab auf das Mädchen. "Du ekelhafter, normaler Mensch! Was bildest du dir überhaupt ein, du... AAH!" Und wieder bekam er einen Schneeball ab und fiel dabei auch direkt in den Schnee. Die anderen fanden das Schauspiel eher amüsant und setzten kurz darauf ihren Weg fort. Sesshoumaru schritt wortlos an Jaken, der noch immer im Schnee lag vorbei. Der Krötendämon rappelte sich nun wieder auf und befreite sich weitestgehend von der nasskalten Masse.

>Was habe ich nur verbrochen, dass ich so dermaßen bestraft werde?<, dachte Jaken verständnislos. >Sesshoumaru-sama bewirft mich mit Steinen und dieses Menschenweib mit diesem ekligen Schnee. Meine Zukunft geht den Bach runter...<

Aber um weiter Trübsal zu blasen, hatte er keine Zeit mehr, da er sonst wohl den Anschluss an die Gruppe verloren hätte. Doch während er eiligst hinter den anderen her dackelte, schaute Jaken auch einmal zum Himmel hinauf. Irgendetwas kam ihm seltsam vor.

"Hm? Der Himmel sieht irgendwie merkwürdig aus", murmelte der Krötendämon nachdenklich in sich hinein.
 

Und eine Stunde später waren alle auch schon mitten in einen heftigen Schneesturm geraten. Es war kaum möglich, die Hand vor Augen zu sehen.

"Verdammt! Durch diesen blöden Schneesturm haben wir vollkommen die Orientierung verloren!", fluchte Inu Yasha, dem es im Moment selbst vollkommen unmöglich schien, noch einen klaren Überblick über die aktuelle Lage der Gruppe zu bekommen.

Zwar hatten alle irgendwann gemerkt, dass wohl ein Schneesturm aufziehen würde, doch um eventuell umzukehren, war es bereits zu spät gewesen und bis jetzt hatte sich auch nicht die Möglichkeit geboten, irgendwo Schutz suchen zu können. Außerdem befand sich die Gruppe im Moment auch nicht wirklich an einem guten Ort. Direkt neben ihrem Weg ging es nämlich ziemlich steil abwärts.

"Wir müssen einen Platz finden, wo wir uns Schutz suchen können!", rief Kagome gegen das laute Pfeifen des Windes den anderen zu.

Rin hatte sich auf Ah-Uns Rücken zusammengekauert und versuchte so, sich wenigstens etwas vor dem Schneesturm zu schützen. Überhaupt kamen alle im Moment eher schleppend voran. Nur Sesshoumaru zeigte wie üblich keine Anzeichen von Erschöpfung oder ähnlichem. Seine Aufmerksamkeit richtete sich hauptsächlich auf seine Umgebung, als ahnte er, dass etwas passieren würde. Und in der Tat schien sich bald auch etwas zu tun. Zumindest konnte man mit einem Mal ein merkwürdiges Grollen hören, das immer näher zu kommen schien. Doch was es genau war oder woher es kam, konnte zunächst keiner so wirklich einordnen.

Plötzlich rief Miroku laut aus: "Eine Lawine! Geht in Deckung!!"

Ehe die anderen den Inhalt seiner Aussage so richtig nachvollzogen hatten, fiel auch schon die gewaltige Schneemasse von oben direkt auf die Gruppe hinab. Alle duckten sich und versuchten, sich an die Felswand des Berges zu drücken um nicht eventuell von der Lawine mitgerissen zu werden, während diese sich mit einer gewaltigen Kraft ihren Weg bahnte und alles unter sich begrub.

Als es kurz darauf wieder ruhig wurde, tat sich erstmal nichts, bis sich an einer Stelle der Schnee etwas hob und Kagome sich mühsam aus diesem herauskämpfte. Zunächst schaute nur ihr Kopf heraus, doch konnte sie auch bald ihre Arme befreien.

"Uff! Das ging gerade noch mal gut", sagte sie erleichtert, bemerkte aber recht schnell, dass sie im Moment so ziemlich die Einzige war, die wieder aus dem Schnee aufgetaucht war. Etwas panisch schaute sich das Mädchen um. "Wo seid ihr denn alle? Inu Yasha! Kimie! Hallo?"

In diesem Moment ragte ein Arm aus dem Schnee heraus und kurz darauf kam auch der Kopf von Inu Yasha zum Vorschein. Er war fast vollkommen mit Schnee bedeckt und seine Ohren ragten wie zwei kleine Berge aus diesem hervor.

"Mann! So was Blödes!", fluchte der Hanyou und schüttelte sich erstmal den Schnee vom Kopf.

Kagome atmete erleichtert auf, als sie ihn sah. "Inu Yasha! Ist alles in Ordnung?"

Inu Yasha richtete seinen Blick nun auf das Mädchen. Auch er war sehr erleichtert zu sehen, dass Kagome dem Anschein nach nicht verletzt worden war. "Ja. Aber wie geht es dir, Kagome?"

"Es geht mir gut", antwortete sie beruhigend. "Was ist mit den anderen?"

"Also, Shippou ist jedenfalls hier." Und damit zog der Hanyou mit der anderen Hand den kleinen Kitsune an dessen buschigen Schweif aus dem Schnee hervor. Inu Yasha konnte seinen kleinen Kameraden gerade noch festhalten, als dieser drohte, von der Lawine mitgerissen zu werden. Shippou brummte dennoch mächtig der Kopf.

"Hilfe... Alles dreht sich...", murmelte der kleine Kitsune gequält. Kagome nahm ihn nun in den Arm.

"Was sollen wir jetzt tun?", fragte sie Inu Yasha besorgt, doch ehe sie eine Antwort erhalten konnte, hob sich neben Kagome mit einem Mal der Schnee in die Höhe und wuchs wie eine Art Hügel heran. Unter diesem kam kurz darauf Ah-Un zum Vorschein. Er befreite sich von dem Schnee, ehe er seine beiden Köpfe wieder senkte und dann Rin und Jaken, welche er an ihren Kimonos festhielt, aus dem Schnee zog. Der Drache hatte die beiden vor der Lawine beschützt. Auch Kirara war bei ihnen, konnte sich aber selbst aus dem Schnee befreien.

"Ihr seid es! Ist alles in Ordnung mit euch?", fragte Kagome sofort, wobei sie sich besonders an Rin richtete. Ah-Un setzte sie und Jaken nun wieder ab, während das kleine Mädchen nickte.

"Ja… Mir ist nur kalt", antwortete Rin und Jaken ließ ein kräftiges Niesen verlauten.

"Wo sind Sesshoumaru-sama und die anderen?", fragte Rin plötzlich, woraufhin Kagome sich suchend umschaute. Doch von den anderen war nichts zu sehen gewesen.

"Sind die anderen vielleicht noch unter dem Schnee begraben?", fragte sie sich besorgt. "Dann müssen wir ihnen helfen!"

"Nein, Kagome. Sie sind nicht begraben worden. Sie sind weg", erwiderte Inu Yasha ernst, doch Kagome schien ihn im ersten Moment nicht so recht zu verstehen.

"Was soll das heißen?" Aber als sie einen Moment darüber nachdachte, schien sie doch zu ahnen, was der Hanyou gemeint hatte. "Du meine Güte! Du willst doch damit nicht etwa sagen, dass...?"

"Doch. Sie sind dem Anschein nach von der Lawine mitgerissen worden", beendete Inu Yasha den Satz und schaute den Abhang des Berges hinunter.
 

"Uff! Meine Güte, das war ja vielleicht heftig", keuchte Sango als sie sich gerade aus dem Schnee herauskämpfte. Sie war vollständig begraben worden und steckte noch immer bis zur Brust fest. Sie schaffte es aber, ihre Arme freizukriegen und dabei auch ihren Bumerang aus dem Schnee herauszuziehen. Nicht weit von der jungen Dämonenjägerin entfernt saß Miroku im Schnee. Er war zwar nicht begraben worden, dafür glich er aber mehr und mehr einem Schneehügel, je länger er da so im Schnee saß und nach und nach einschneite. Er wirkte ein bisschen wie bestellt und nicht abgeholt.

"Houshi-sama! Ist bei Euch alles in Ordnung?", rief Sango dem Mönch zu. Miroku wandte seinen Blick zu ihr um. Er war überrascht, sie zu sehen, da er eigentlich vermutet hatte, er wäre allein gewesen.

"Sango, Ihr seid hier?", fragte er verblüfft, nickte dann aber auf ihre zuvor gestellte Frage hin. "Ja, es geht mir soweit ganz gut. Und wie sieht's bei Euch aus? Ich könnte Euch gerne helfen." Es war Sango natürlich sofort klar, dass Miroku mit diesem Hilfsangebot auch was ganz anderes im Sinn hatte.

"Vergesst es! Das schaffe ich auch ganz gut allein", erwiderte sie daher sofort betont, woraufhin er enttäuscht aufseufzte.

Als erstes legte die Dämonenjägerin nun ihren Bumerang im Schnee ab, ehe sie sich selbst aus diesen hinauskämpfte. Sie hatte es auch bald geschafft und klopfte sich anschließend den Schnee von ihren Sachen. Um sich in dieser schneebedeckten Gegend besser bewegen zu können, hatte sie schon vor dem Aufstieg ihren Kampfanzug angelegt, der bei solchen Aktionen praktischer war, als ihr Kimono. Als sich Sango nun ein wenig umsah, schaute sie den Hang des Berges hinauf, von dem die Lawine hinuntergerollt war. Dem Anschein nach sind sie und Miroku von dieser mitgerissen worden, doch wie weit, konnten sie allerdings nicht feststellen.

"Wir sind von den anderen getrennt worden", erklärte Miroku der Dämonenjägerin, während er noch immer auf der selben Stelle saß. "Und jetzt stecken wir bis zum Hals im Schnee fest."

"Im wahrsten Sinne des Wortes, wie mir scheint", erwiderte Sango mit einem prüfenden Blick auf den eingeschneiten Mönch. Noch immer schneite es sehr stark und hier bleiben konnten die Beiden bestimmt nicht. Also ergriff Sango ihren Bumerang und kam auf Miroku zu.

"Wir sollten uns einen Unterschlupf suchen und dort abwarten, bis sich der Schneesturm wieder gelegt hat", schlug sie ihm vor. Miroku nickte einverstanden und stand nun auch endlich auf.

"Ich hoffe mal, dass den anderen bei diesem Zwischenfall nichts Schlimmes zugestoßen ist", sagte er, während er sich jetzt von dem Schnee befreite.
 

Nur langsam kam Kimie wieder zu sich. Sie konnte sich kaum an das erinnern, was passiert war. Nur, dass sie Miroku plötzlich laut hatte rufen hören, dass eine Lawine käme. Doch irgendwie war dann ein Filmriss. Was war passiert? War Kimie etwa mitgerissen worden, den Abhang hinuntergefallen und hatte dann das Bewusstsein verloren? Wobei sie aber im Moment noch immer nicht wirklich das Gefühl hatte, sie wäre wieder voll da.

Bei einem Versuch, ihre Augen zu öffnen, nahm Kimie die Umgebung um sich herum zunächst nur verschwommen war. Sie lag auf dem Rücken und über sich konnte sie nach einem Moment eine Gesteinsdecke erkennen. Anscheinend war das hier eine Höhle.

"Du bist also aufgewacht."

Sofort horchte Kimie auf und drehte ihren Kopf zur Seite, von wo die Stimme hergekommen war. Ein paar Meter von ihr entfernt saß Sesshoumaru an der Wand der Höhle gelehnt. Sein Blick war nach vorne gerichtet, als fixierte er einen bestimmten Punkt an der gegenüberliegenden Gesteinswand.

Langsam setzte Kimie sich nun auf und ließ ihren Blick schweifen.

"Was... Was ist passiert? Wo sind wir?", fragte sie nach einem Moment zögerlich.

"In einer alten Höhle", antwortete Sesshoumaru. "Wir sind wegen der Lawine von den anderen getrennt worden."

"Ach so..."

Kimies Blick blieb nun am Eingang der Höhle hängen. Draußen tobte noch immer der Schneesturm. Man hätte sicher kaum die Hand vor Augen erkannt, wenn man sich nach draußen gewagt hätte. Aber wie waren Sesshoumaru und sie in diese Höhle gelangt? Dass Sesshoumaru von der Lawine mitgerissen worden war, konnte sich Kimie nun wirklich nicht vorstellen. Hatte er sie etwa schon wieder gerettet? Allmählich wurde ihr das irgendwie peinlich, da sie befürchtete, er halte sie jetzt wirklich für vollkommen hilflos. Allerdings sprach sie ihn nicht darauf an.

"Hmm... Und was machen wir jetzt?", fragte Kimie nach einer Weile zögerlich und schaute abwartend zu Sesshoumaru, der daraufhin nach draußen schaute.

"Wir werden hier warten, bis der Schneesturm sich gelegt hat. Aber es wird bereits dunkel. Wir werden erst morgen wieder zu den anderen zurückgehen."

Kimie nickte zunächst einverstanden, doch als sie die Worte noch einmal gedanklich abspielte, wirkte sie doch etwas irritiert. Verunsichert fragte sie weiter: "Soll das etwa heißen, wir... übernachten hier? Nur... wir?"

"Ja", war die unbeeindruckte Antwort von Sesshoumaru.

Kimie stand im Moment nur da, wie vom Blitz getroffen.

>Oh Schreck! Die ganze Nach allein mit Sesshoumaru?!<, schoss es ihr durch den Kopf. Im nächsten Moment schob sie ihre Gedanken aber schnell wieder beiseite, obwohl sie gleichzeitig wieder an die Situation im Zimmer von Kagayas Haus zurückdenken musste.

Ohne aber weiter etwas dazu zu sagen, lehnte sich Kimie nun an die Wand der Höhle. Mehr als abwarten konnten die Beiden im Moment wohl wirklich nicht.
 

"Ein Glück, dass du diese Höhle gefunden hast, Inu Yasha", sagte Kagome erleichtert an den Hanyou gerichtet. Glücklicherweise war es Inu Yasha gelungen, doch noch eine kleine Höhle ausfindig zu machen und hier konnte die kleine Gruppe sicheren Schutz vor dem Schneesturm finden.

Kagome schaute zu Rin und Shippou hinüber, die an der verwandelten Kirara lehnten und ruhig schliefen. Kiraras weiches Fell bot den Beiden in der Kälte genügend Wärme. Ah-Un lag direkt daneben. Jaken lehnte an dem Drachen und schlief ebenfalls. Wobei er ja eigentlich mehr von Inu Yasha k. o. geschlagen worden war, da der Krötendämon den anderen die ganze Zeit mit irgendwelchen Jammereien wegen Sesshoumarus Verbleib in den Ohren gelegen hatte. Irgendwann war es Inu Yasha zu viel geworden und er hatte Jaken mit einer Kopfnuss zum Schweigen gebracht. Diese "Medizin" dürfte bis zum nächsten Morgen ihre Wirkung beibehalten.

"Ich mache mir Sorgen um die anderen. Hoffentlich geht es ihnen gut", meinte Kagome nach einer Weile und blickte zu Boden.

Inu Yasha versuchte, ihr einen Teil ihrer Besorgnis zu nehmen. "Ich glaube, hier gibt es noch weitere Höhlen. Bestimmt haben die anderen dort Schutz gefunden."

>Sofern die Lawine sie nicht zu sehr in Mitleidenschaft gezogen hat...<, schob er noch gedanklich hinterher, sprach es jedoch nicht laut aus. Bestimmt machte sich Kagome deswegen auch schon so ihre Gedanken und er wollte sie in der Hinsicht nicht noch mehr belasten. Allerdings entging Inu Yasha nicht, dass Kagome etwas zu frieren schien, was ihn aber nicht verwunderte. Er zog daraufhin seinen roten Umhang aus und legte diesen dem Mädchen um.

"Hier. Du erkältest dich sonst", sagte Inu Yasha, während er Kagome den Umhang umlegte.

Kagome blickte kurz zu ihm, ehe ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen kam. "Danke, Inu Yasha."

Inu Yasha riet ihr, ein wenig zu schlafen, während er selbst zur Sicherheit Wache halten würde. Kagome war auch tatsächlich recht bald an seiner Seite eingeschlafen und wie versprochen wachte der Hanyou über ihren Schlaf.
 

Auch Sango und Miroku hatten glücklicherweise eine kleine Höhle gefunden, die ihnen Schutz vor dem Schneesturm bot.

"Wenn Euch kalt ist, dann könnte ich Euch da aushelfen", meinte der Mönch mit ruhiger Stimme an seine Begleiterin gerichtet, die aber sofort ablehnte.

"Keine Chance! Ich komme schon klar."

Miroku zog eine Augenbraue hoch und legte den Kopf etwas schief. "Warum seid Ihr eigentlich immer so abweisend zu mir?", fragte er Sango leicht beleidigt, woraufhin sie versuchte, sich zu rechtfertigen: "Bin ich gar nicht! Aber ich weiß, was Ihr denkt und das gefällt mir nicht!"

Natürlich wusste Miroku sofort, worauf Sango hinaus wollte und seufzte auf. So ging das schon die ganze Zeit und irgendwie schien zwischen den beiden im Moment keine vernünftige Kommunikation zustande kommen zu wollen.

"Und... wenn ich Euch verspreche, anständig zu bleiben?", fragte der Mönch nach einem Moment vorsichtig und mit einem prüfenden Blick auf die junge Dämonenjägerin gerichtet. Sango sah Miroku daraufhin mindestens genauso prüfend an, schien gleichzeitig aber auch zu überlegen.

Irgendwann seufzte sich leise auf und meinte: "Na gut, von mir aus. Aber ich behalte Euch im Auge!"

"Wie Ihr meint. Ich werde daran denken", erwiderte Miroku lächelnd, woraufhin Sango nun doch etwas näher an ihn heranrückte und es sogar zuließ, dass er seinen Arm um sie legte. Und auch, wenn sie es selbst nicht zugab, so musste Sango sich doch eingestehen, dass sie es als alles andere als unangenehm empfand, dass Miroku sie so umarmte. Und er verhielt sich auch wirklich anständig, wie sie zugeben musste.

Es verging zwar noch eine gewisse Zeit, doch schließlich gewann doch die Müdigkeit die Oberhand über Sango und ihre Augen fielen zu. Schon bald war sie eingeschlafen, was Miroku nicht entging. Während er Sango so ansah, musste er leicht lächeln.

Auch Miroku selbst spürte kurz darauf, wie die Erschöpfung in überkam und so schlief auch er schon sehr bald ein. Morgen würden sie sich dann auf die Suche nach den anderen machen.
 

>Verdammt! Ist das kalt hier...<

Kimie saß mit dem Rücken an die Wand der Höhle gelehnt auf dem Boden und fror ganz schön. Würde sie wohl länger nur so herumsitzen, würde sie wohl zu einem Eisklotz erstarren. Doch was konnte sie in dieser Höhle schon groß tun?

Ihr Blick fiel kurz auf Sesshoumaru. Dieser schien gegen die Kälte so ziemlich immun zu sein, zumindest machte er nicht den Eindruck als würde er frieren oder so was. Die Tatsache, dass die Beiden sich bis jetzt aber so ziemlich nur angeschwiegen hatten, verbesserte nicht unbedingt sie Lage.

"Sag mal, ist dir überhaupt nicht kalt?", fragte Kimie irgendwann, da ihr diese Stille auch irgendwann auf 's Gemüt schlug.

"Ich bin nicht empfindlich", war jedoch alles, was Sesshoumaru als Antwort dazu zu sagen hatte und damit schien das Gespräch auch schon wieder zu Ende zu sein.

Kimie seufzte auf. "Natürlich nicht..."

Sie zog die Beine an den Körper und legte ihren Kopf auf ihre Knie.

"Wieso frage ich überhaupt?", murmelte sie leise weiter in sich hinein.

Wieder herrschte Schweigen. Doch weiterhin nur so herumsitzen, wollte Kimie irgendwann nicht mehr, also stand sie auf und vertrat sich etwas die Beine. Sie ging zum Eingang der Höhle. Der Schneesturm schien ein wenig nachgelassen zu haben, doch längst hatte die Nacht Einzug gehalten. Der Wind, der am Eingang leicht in die Höhle wehte, ließ Kimies Haare ein wenig aufwehen.

>Wie es den anderen wohl geht?<, dachte sie besorgt, wurde aber sogleich von einem heftigen Kitzeln in der Nase abgelenkt. "Hatschi!!"

Ein leichtes Echo hallte in der Höhle wider, was Kimie ein wenig unangenehm war, mal abgesehen davon, dass sie eine Erkältung im Moment wirklich überhaupt nicht gebrauchen konnte.

"Großartig... Das hat mir gerade noch gefehlt...", murmelte sie in sich hinein und entfernte sie wieder etwas vom Eingang der Höhle. Doch kalt war ihr nach wie vor.

Sesshoumaru horchte auf und schaute aus dem Seitenwinkel zu Kimie herüber. Dass ihr die ganze Zeit schon kalt gewesen zu sein schien, war ihm nicht entgangen.

Kurz darauf stand er auf und entledigte sich nun seiner beiden Schwerter und seiner Rüstung. Dies blieb nicht unbemerkt von Kimie.

"Was machst du da? Was soll das?", fragte sie ihn etwas irritiert, da sie es bis jetzt noch nie mitbekommen oder gesehen hatte, dass Sesshoumaru seine Rüstung und seine Schwerter abgelegt hatte.

"Du frierst", antwortete er auf ihre Frage knapp, doch wirklich viel anfangen konnte Kimie damit auch wieder nicht.

"Äh... Ja, und?"

Sie verstand nicht so recht, weshalb er ausgerechnet jetzt damit ankam und vor allem, was er damit bezwecken wollte.

Als Sesshoumaru sich schließlich seiner Schwerter und der Rüstung entledigt hatte, wandte er sich an das Mädchen: "Komm her!"

Kimie war nun noch irritierter und zögerte. "Hm? Wie bitte? Wozu denn?"

"Ich sagte: Komm her!", wiederholte Sesshoumaru diesmal schärfer, woraufhin das Mädchen jedoch nur mit einem äußerst skeptischen Blick einen Schritt zurückwich.

"Mit dem Ton verschreckst du einen eher, als dass du ihn zum näher Kommen bewegst", erwiderte Kimie mit etwas belehrendem Unterton.

>Und für einen kurzen Moment dachte ich wirklich, er hätte auch eine nette Seite...<, fügte sie gedanklich hinzu, wobei sie erneut an die Situation im Zimmer zurückdachte.

Nach einem kurzen Augenblick winkte sie jedoch ab. "Ich glaube, ich bleibe besser hier."

Sesshoumaru bedachte das Kimie mit einem etwas eigenartigen Blick, erwiderte zunächst aber nichts auf ihre Aussage.

"Komm her!", forderte er sie dann erneut auf, diesmal aber nicht so scharf.

Kimie schaute aus dem Seitenwinkel zu Sesshoumaru rüber. Zunächst zögerte sie noch kurz, seufzte dann aber leise auf. "Uff! Wenn es dich glücklich macht..." Gemächlich schlenderte sie daraufhin zu ihm rüber und stellte sich dann direkt vor ihm hin. "So! Da bin ich! Und was jetzt?"

Aber anstatt ihr eine Antwort zu geben, fasste Sesshoumaru Kimie ohne Kommentar urplötzlich am Arm und setzte sich zeitgleich wieder auf den Boden, wobei er sie mit sich hinunterzog.

"Was...?!"

Doch Kimie konnte ihre Frage gar nicht zu Ende stellen, da sie während dieses Manövers etwas ihre Balance verlor und dadurch regelrecht auf Sesshoumaru drauf fiel, nachdem er sich gesetzt hatte. Zuerst wollte sie sofort reflexartig wieder aufspringen, doch wurde sie von ihm festgehalten und somit an ihrem Vorhaben gehindert.

"Was... Was soll denn das? Lass mich wieder los!", protestierte Kimie und stemmte ihre Hände gegen die Brust des Youkai um sich wieder von ihm zu befreien. Mal abgesehen davon, dass sie diese Aktion von seiner Seite überhaupt nicht verstand, lief sie außerdem Gefahr, vor Verlegenheit jeden Moment knallrot anzulaufen. Aber Sesshoumaru hielt sie weiterhin fest.

"Schlaf jetzt!", sagte er knapp und wieder im üblichen Ton, woraufhin Kimie ihre Gegenwehr abrupt abbrach. Sie war völlig verwirrt und spürte, wie ihr nun die Röte ins Gesicht stieg. Auch traute sie sich gar nicht, Sesshoumaru ins Gesicht zu schauen und hielt auch dann noch ihren Blick gesenkt, als er kommentarlos einen Teil seines Fells um sie legte. Ihr Herz schlug mindestens genauso heftig wie in dem Moment, als sie allein mit ihm im ihrem Zimmer in Kagayas Haus war.

Die anfängliche Anspannung verflüchtigte sich jedoch schnell wieder und an Sesshoumarus Brust gelehnt schloss Kimie nach einem Moment einfach ihre Augen. Mal abgesehen davon, das ihr jetzt überhaupt nicht mehr kalt war, fühlte sie sich in seiner Nähe auch sehr sicher.

>Also... Eigentlich könnte ich mich auch daran gewöhnen.<, dachte Kimie mit einem gewissen Gefühl von Glück.

Nach einer Weile bemerkte sie, wie die Müdigkeit sie überkam. Im Halbschlaf und ehe sie vollkommen eingeschlafen war, sagte sie noch leise an Sesshoumaru gerichtet: "Du, Sesshoumaru? Als ich sagte, ich würde es bereuen, dass ich dir begegnet bin... Das war eine Lüge..."

Kurz darauf schlief Kimie auch schon ein. Ob sie eigentlich noch so richtig mitbekommen hatte, was sie da eben gesagt hatte, war unklar.

Irgendwann bemerkte Sesshoumaru, dass der Atem des Mädchens ruhig und gleichmäßig ging. Demnach war sie also eingeschlafen. Auf Kimies letzten Satz hatte er jedoch nichts mehr erwidert. Was er im Moment auch von seinem eigenen Verhalten halten sollte, schien er selbst nicht so recht zu wissen. War das etwa sogar der Beweis dafür gewesen, dass Sesshoumaru seinem Vater in dieser Hinsicht vielleicht doch nicht so unähnlich war? Was hätte der ehemalige Daiyoukai des Westens wohl dazu gesagt, dass sein Sohn, der ja eigentlich nie etwas mit Menschen zu tun haben wollte, sich nun so verhielt?

Diese Fragen und auch einige weitere kreisten im Moment in Sesshoumarus Kopf herum, während sein Blick auf der schlafenden Kimie ruhte. Aber eine klare Antwort auf seine Fragen fand er im Moment auch nicht.

Rückblicke in die Vergangenheit und ein unerwartetes Wiedersehen

Langsam erwachte Kimie wieder aus ihrem Schlaf. Irgendwie hatte sie das komische Gefühl, sehr merkwürdig geträumt zu haben. Aber als sie das weiche Fell, das sie warm hielt, wahrnahm und auch noch die Gegenwart der Person, an die sie sich geschmiegt hatte, bemerkte sie sehr schnell, dass sie wohl doch nicht geträumt hatte. Und ein zögerlicher Blick in das Gesicht von Sesshoumaru war der letzte endgültige Beweis.

Abrupt wurde Kimie rot um die Nasenspitze. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte und rutschte nun ein wenig von ihm weg. Sesshoumaru bedachte das Mädchen nur mit seinem üblichen Blick und schwieg.

"Ähm... Gu-Guten Morgen...", brachte Kimie nach einem Moment hervor und tippte mit gesenktem Blick die Fingerspitzen aneinander, während sie so vor ihm saß. Dabei fiel ihr auf, dass sie noch einen Teil von seinem Fell über der Schulter trug. Sie streifte es vorsichtig ab und hielt es ihm verschüchtert hin. "D-Danke..."

Sesshoumaru nahm es kommentarlos entgegen, während Kimie nun aufstand und sich etwas von ihm entfernte. Momentan kreisten ihr so viele Gedanken im Kopf herum und sie fühlte sich ganz eigenartig.

Während sich Sesshoumaru nun wieder seine Rüstung anlegte, fiel Kimie aber auf, dass es in der Höhle noch immer merkwürdig dunkel war. Ihr Blick schweifte daraufhin zum Eingang der Höhle, oder zumindest dorthin, wo dieser sich eigentlich befinden sollte.

"Was ist das denn?!", fragte sie völlig verwirrt. "Der... Der Eingang ist ja verschwunden!?"

"Das wundert mich nicht", erwiderte Sesshoumaru gleichgültig. Kimie drehte sich zu ihm um.

"Was soll das heißen? Hast du etwa mitbekommen, was hier passiert ist? Warum hast du denn dann nichts gesagt?"

Doch eine Antwort auf diese Frage bekam sie nicht.

"Gehen wir." Das war das einzige, was Sesshoumaru dazu zu sagen hatte und ging sogleich einem Gang, der sich vor ihm erstreckte entlang.

Kimie war nun noch irritierter. >Wo kommt denn dieser Gang plötzlich her?! Gestern war er jedenfalls noch nicht da. Was ist das für eine eigenartige Höhle?<

"Was ist das denn für eine komische Gegend, dass so was überhaupt passiert?", fragte das Mädchen Sesshoumaru nun auch direkt. "Mal abgesehen von dem ganzen Schnee, der draußen herumgelegen hat, von diesem Schneesturm ganz zu schweigen. Ich dachte, wir hätten Frühling."

"Die Berge in dieser Gegend sind bekannt dafür, dass sie zu jeder Jahreszeit schneebedeckt sind und es wurde schon immer gemunkelt, hier würden manchmal rätselhafte Dinge vorgehen."

"Ja, das habe ich mittlerweile auch mitbekommen. Und weiß man genaueres darüber?"

"Nein, denn jeder, der sich hierher begeben hat, ist nie wieder in seine Heimat zurückgekehrt, um darüber zu berichten. Das regt natürlich besonders die Fantasie der Menschen an."

"Na, das sind ja rosige Aussichten...", seufzte Kimie auf und folgte nun Sesshoumaru durch die Höhle. Was anderes konnten Beide im Moment wohl eh nicht tun.
 

"Ich habe Euch gewarnt, Houshi-sama! Das ist Eure eigene Schuld!"

Sango schritt selbstbewusst ein paar Meter vor Miroku, dessen Kopf mal wieder von einer Beule geziert wurde. Zwar hatte er sich die Nacht über wirklich zurückgehalten, doch am Morgen konnte er seine Finger doch nicht bei sich behalten und kassierte dafür prompt die Quittung.

"Aber ich bin wirklich nur ausgerutscht", versuchte der Mönch sich aus der Affäre zu ziehen und seine Grabschaktion an Sangos Hintern zu erklären, doch die Dämonenjägerin glaubte ihm kein einziges Wort.

"Wer's glaubt!", erwiderte sie wütend und ging einfach weiter. Miroku seufzte auf und schlich hinter ihr her. Die Beiden hatten sich gleich nach Sonnenaufgang auf den Weg gemacht und stiegen erneut den Berg hinauf um nach den anderen zu suchen. Der Schneesturm hatte in der Nacht aufgehört und der Himmel war an diesem neuen Tag nur mit wenigen Wolken behangen.

Während Miroku ein wenig seinen Blick schweifen ließ, glaubte er plötzlich in einiger Entfernung auf einem hohen Felsen eine Person zu sehen. Der junge Mönch war verwundert.

"Sango, schaut mal!", sagte er zu der Dämonenjägerin, die sich daraufhin umwandte. Miroku deutete auf die Person, die mit dem Rücken zu den Beiden stand und sie auch nicht zu bemerken schien. Dem Anschein nach war es ein junger Mann, der sein langes weiß-silbernes Haar zu einem Zopf nach hinten gebunden hatte. Er trug außerdem so was, wie einen Pelz über seinen Armen.

"Ganz schön gefährlich, wo der da steht", meinte Sango mit skeptischem Blick, da jeder normale Mensch wohl schon von vornherein von diesem Felsen, der nach oben hin sehr spitz zulief, gefallen wäre.

Ehe Sango und Miroku aber mehr darüber nachdenken konnte, sprang der Unbekannte mit einem Satz von dem Felsen und verschwand wieder aus der Sicht von den Beiden.

"Wer mag das gewesen sein?", fragte sich Sango nachdenklich. Aber wer der Unbekannte nun wirklich war, das würden sie und Miroku zumindest jetzt noch nicht erfahren.
 

"Irgendwie unbehaglich, hier drin...", murmelte Kimie irgendwann, während sie Sesshoumaru durch die Höhle folgte. Wohin sie der Weg führen würde, konnte sie nicht erahnen und Sesshoumaru hatte bis jetzt auch kein einziges Wort darüber verloren.

"Sag mal, weißt du überhaupt, wo wir hingehen?", frage Kimie schließlich und schaute abwartend zu dem Youkai, der unbeirrt weiterging, aber keine Antwort verlauten ließ. Zuerst setzte Kimie dazu an, ihn erneut zu fragen, ließ es dann aber doch besser bleiben. Sesshoumaru dürfte wohl schon seine Gründe haben, wenn er nicht antwortete.

>Hmm... Vielleicht weiß er ja tatsächlich nicht, wo wir hingehen und will es nur nicht zugeben.<, dachte Kimie und irgendwie amüsierte sie diese Vorstellung etwas. Mit Sicherheit würde Sesshoumaru niemals einem anderen gegenüber gestehen, wenn er mal nicht weiterwusste oder ähnliches. Er würde sicher immer versuchen, selbst eine Lösung zu finden.

Während sie sich noch so ihre Gedanken machte, ließ Kimie ein wenig ihren Blick schweifen. Alles sah hier so ziemlich gleich aus. Außer der selben eintönigen Gesteinswände gab es hier nichts sehenswertes, wie Kimie fand, wenn man mal von ihrer Begleitung ein paar Meter weiter vor ihr absah.

>Ach! Hör auf, Mädel! Das ist doch peinlich!<, schellte sich das Mädchen gedanklich selbst, als sie sich dabei ertappte, wie sie Sesshoumaru ganz gebannt angestarrt und zeitgleich wieder an die letzte Nacht zurückgedacht hatte. Aber gleichzeitig wünschte sie sich auch, dass das nicht das letzte Mal gewesen wäre, wo sie so nah bei ihm sein konnte.

Plötzlich fiel Kimies Blick auf die Gesteinswand links neben ihr. Irgendetwas war merkwürdig.

"Hm? Was ist das?", fragte sich das Mädchen und trat näher an die Wand heran. Kimie staunte nicht schlecht, als sie nach einem Moment ihr Spiegelbild in dem Gestein erkennen konnte. "Ein Spiegel?"

Fasziniert hob sie ihre Hand. Als sie die Oberfläche berührte, bildeten sich von ihrer Hand ausgehend Kreise auf der Oberfläche, ähnlich, wenn man die glatte Wasseroberfläche eines Sees berührte.

"Ist ja echt irre! Hast du so was schon mal gesehen?", rief Kimie Sesshoumaru verblüfft zu. Der Youkai, der seinen Weg unbeirrt weitergegangen war, blieb nun stehen und schaute zu dem Mädchen zurück.

"Wir haben keine Zeit für so was", sagte er unbeeindruckt und schien darauf zu warten, dass Kimie ihm wieder folgte. Sie selbst seufzte zunächst aber nur erschöpft auf.

"Jetzt sei doch nicht gleich wieder so schlecht drauf", sagte sie, wollte sich aber dennoch nun wieder zu ihm gesellen, als ihr auffiel, dass der eigenartige Spiegel ohne Fremdeinwirkung plötzlich wieder leichte Wellen schlug und kurz darauf ein Bild sichtbar wurde. Zu sehen war nun ein riesiges altjapanisches Gebäude, das bestimmt ein Schloss oder so was darstellte. Es stand inmitten einer prächtigen Umgebung, die einem Gemälde entstiegen gewesen sein könnte. Und das war nicht das einzige, was es zu sehen gab.

"Hm? Sesshoumaru, komm doch bitte mal her", bat Kimie den Youkai, der im Moment zwar nicht wusste, was sie von ihm wollen könnte, aber dennoch der Aufforderung nachkam.

"Was ist?", fragte Sesshoumaru knapp, woraufhin Kimie auf das Bild des Spiegels in der Wand deutete.

"Bist... du das?"

Auch Sesshoumaru schaute nun in den geheimnisvollen Spiegel und wirkte nun doch auf gewisse Weise erstaunt. Tatsächlich konnte er sich nun selbst darin erkennen. Allerdings nicht so, wie er jetzt in diesem Höhlengang stand, sondern sitzend unter einem großen Baum. Der Youkai wusste, was das für eine Gegend war, die er in diesem Spiegel sah.

"Was ist das für ein Ort?", fragte Kimie interessiert, musste allerdings einen Moment lang auf eine Antwort warten.

"Das da hinten, das ist das Schloss meines Vaters", antwortete Sesshoumaru schließlich mit dem Blick auf das prachtvolle Gebäude gerichtet.

Kimie staunte nicht schlecht. "Das Schloss von deinem Vater? Dann ist das da also dein Zuhause?"

Gebannt schaute sie weiter in den Spiegel. Anscheinend zeigte er die Vergangenheit. Der Blick des Mädchens richtete sich auf den Baum unter dem Sesshoumaru saß. Plötzlich fielen vereinzelte Blätter von den Ästen. Sesshoumaru schaute nach oben und blickte kurz darauf in das fröhliche Gesicht eines anderen Inu-Youkai. Dieser hing kopfüber direkt vor Sesshoumarus Blickfeld und schien sich prächtig zu amüsieren, während Sesshoumaru ihn nur schweigend ansah.

"Nanu? Wer ist denn das? Ist das ein Freund von dir?", fragte Kimie Sesshoumaru, der kurz und knapp antwortete: "Ein Bekannter."

"Hmm... Scheint ja ein ziemlich aufgeweckter Typ zu sein", meinte Kimie und schaute sich den anderen Inu-Youkai etwas genauer an. Das lange weiß-silberne Haar hatte er zu einem Zopf nach hinten gebunden und er trug einen blauen Kimono, der dem von Sesshoumaru ähnelte. Zu den Beiden gesellte sich kurz darauf eine dritte Person. Obwohl Kimie es eigentlich nicht wissen konnte, so hatte sie dennoch eine Ahnung, um wen es sich dabei handelte. Zögerlich fragte sie Sesshoumaru: "Ist das... dein Vater?"

"Ja."

"Wie ist sein Name?"

"Er trug den Titel 'Inu no Taishou'."

Kimie horchte auf. >Trug? Heißt das, er ist...?<

In diesem Moment fiel ihr wieder ein, dass sie eigentlich gar nichts über Sesshoumarus Familie wusste. Nur, dass sein Vater auch eine menschliche Frau, Inu Yashas Mutter, gehabt hatte. Und wie auf Kommando wechselte das Bild im Spiegel abrupt und unter einzelnen kleinen Wellen erschien nun eine neue Vision. Sie zeigte Inu no Taishou im Zusammensein mit einer eleganten und schönen Frau.

"Diese Frau... Wer...?" Aber bevor Kimie ihre Frage zu Ende stellen konnte, gab ihr Sesshoumaru schon die Antwort: "Inu Yashas Mutter." In seiner Stimme lag nun eine Spur von Verbitterung. "Sie war der Grund, wegen dem mein Vater zugrunde gegangen ist. Er hat sein Leben geopfert um dieses Menschenweib zu retten. Und das nur, weil er sich in sie verliebt hatte."

Kimie wich ein wenig von Sesshoumaru zurück. Er schien wütend zu sein.

"Ist... das der Grund, weshalb du Menschen hasst?", fragte sie ihn schließlich vorsichtig. "Weil dein Vater für eine menschliche Frau sein Leben gelassen hat?"

Es dauerte ein wenig, bis Sesshoumaru auf die Frage antwortete. "Ich habe nie verstanden, warum er das getan hat."

Kimie senkte etwas den Blick. Sie zögerte.

"Und... doch beschützt auch du gewisse Menschen in deiner Umgebung", sagte sie schließlich leise, woraufhin der Youkai seinen Blick auf sie richtete. Das Mädchen schaute auf und sprach weiter: "Ich rede beispielsweise von Rin. Und mir hast du ja auch schon öfters geholfen..."

Etwas verlegen senkte Kimie erneut den Blick. Sesshoumaru schwieg zu ihrer letzten Aussage.

Die Bilder im Spiegel verschwanden kurz darauf wieder und es erschienen auch keine neuen mehr.

"Gehen wir weiter", bestimmte Sesshoumaru daher sogleich und machte sich auch schon auf den Weg. Kimie folgte ihm nicht sofort. Irgendwie wusste sie nicht, wie sie sich ihm gegenüber nun verhalten sollte. Auf eine gewisse Weise konnte sie Sesshoumaru schon irgendwie verstehen. Aber hasste er seinen Vater vielleicht wegen dieser Sache mit Inu Yashas Mutter? Oder schämte er sich mehr wegen ihm? Das waren die Fragen, die Kimie nicht aus dem Kopf gehen wollten.

>Man kann doch deswegen nicht den eigenen Vater hassen oder sich für ihn schämen. Wie denkst du wirklich über ihn, Sesshoumaru?<

Zu gerne hätte sie ihm diese Frage gestellt, doch das wäre momentan wohl wirklich nicht der richtige Zeitpunkt dazu gewesen. Also beließ es Kimie erstmal dabei. Vielleicht würde sie ihn irgendwann mal fragen.

Als Kimie nun aber Anstalten machte, Sesshoumaru zu folgen, bemerkte sie nicht, dass dort, wo bis eben der eigenartige Spiegel war, plötzlich die Felsen ganz merkwürdig aus der Wand wuchsen, ähnlich wie Schlingpflanzen. Ehe sie sich versah, wurde Kimie von ihnen gepackt.

"Was...? Aaah!!"

Von dem Schrei alarmiert, drehte sich Sesshoumaru abrupt wieder um und sah nun, wie Kimie von den schlingpflanzenähnlichen Auswüchsen der Felswand genau in die hineingezogen wurde und schließlich gänzlich in ihr verschwand. Um eventuell noch etwas tun zu könne, war es schon zu spät gewesen.

Als er sich die Felswand genauer ansehen wollte, musste Sesshoumaru feststellen, dass sie jetzt nur noch aus Gesteinen bestand. Auch waren keine Anzeichen mehr von dem merkwürdigen Spiegel zu erkennen gewesen.

>Eine Höhle voller Tücken.<

Sesshoumaru konnte im Moment nicht viel tun. Vor der Felswand stehen zu bleiben, damit wäre ihm auch nicht geholfen und so machte er sich allein wieder auf den Weg. Er war sich sicher, dass Kimie ebenfalls noch irgendwo in den Gängen dieser Höhle war. Die Frage war halt nur, wo genau?
 

"Wo bin ich? Bin ich... in einem anderen Teil der Höhle?"

Verunsichert schaute Kimie sich um. Kurz nachdem sie in die Felswand hineingezogen worden war, fand sie sich in einem anderen dunklen Gang wieder. Doch von Sesshoumaru war weit und breit nichts zu sehen gewesen.

"Sesshoumaru? Sesshoumaru, wo bist du?"

Doch Kimies Rufe blieben ungehört und ohne Antwort.

"Na, ganz toll! Und jetzt?", fragte sich Kimie ratlos und ließ ihren Blick schweifen. Dieser Gang schien genauso tot zu sein, wie alles andere in dieser Höhle auch.

Irgendwann entschied sich Kimie dazu, einfach dem Gang zu folgen. Was hätte sie auch anderes tun können? Sie hoffte nur, dass sie bald einen Ausgang finden würde.
 

Naraku beobachtete indessen Sesshoumaru, der weiterhin durch den anderen Gang der Höhle ging, mit der Hilfe von Kannas Spiegel.

"Hmm... Ich bin gespannt, ob du sie noch rechtzeitig finden wirst, Sesshoumaru", sagte Naraku mit einem hinterhältigen Lächeln. Es konnte ihm nur recht sein, dass die Beiden jetzt in dieser geheimnisvollen Höhle feststeckten. Das würde das Ganze für ihn sicher noch interessanter gestalten.

Kurz darauf verschwand das Bild von Sesshoumaru im Spiegel und stattdessen erschien nun das von Kimie, die ebenfalls weiter durch die Höhle ging.

Naraku schaute äußerst amüsiert zu. Er wusste schon, was gleich passieren würde und war äußerst gespannt auf das bevorstehende Szenario.
 

Währenddessen folgte Kimie weiter dem dunklen Gang in der Hoffnung, sie würde irgendwann einen Ausgang aus der Höhle finden. Schon die ganze Zeit über hatte sie ein unbehagliches Gefühl. Dementsprechend erleichtert war sie, als sie tatsächlich endlich ein Licht am Ende des Ganges sah.

"Na, endlich! Das wurde auch langsam Zeit."

Kimie beschleunigte ihre Schritte und war auch schon bald an ihrem Ziel angekommen. Zunächst wurde sie von dem hellen Licht geblendet und kniff die Augen kurz zu. Die Hand schützend vor ihrem Gesicht erhoben, schaute sie sich daraufhin um und stellte fest, dass sie wirklich wieder im Freien war. Kimie stand am Hang eines Berges und hatte den Blick frei auf einen großen Wald, der sich unterhalb des Gebirges erstreckte. Doch die anfängliche Erleichterung wich recht schnell einem Gefühl der Ratlosigkeit.

"Na gut, jetzt bin ich zwar wieder aus dieser Höhle raus, aber wo ich bin, weiß ich trotzdem noch nicht. Und auch nicht, wo die anderen sind..."

Kimie ging ein paar Schritte nach vorne und schaute den Berg hinunter. Es ging ziemlich weit abwärts, hinunterfallen sollte man von daher besser nicht.

"Hmm... Und jetzt?"

Während Kimie nun überlegte, was sie jetzt am besten tun könnte, nahm sie plötzlich eine wohlbekannte Stimme hinter ihrem Rücken war.

"Da bist du ja!", hörte das Mädchen jemanden amüsiert und geheimnisvoll sagen. Im ersten Moment drehte sich Kimie nicht einmal um. Sie war so erschrocken, dass es schien, als wäre sie erstarrt.

"Das... Das kann doch nicht wahr sein!?", sagte sie zu sich selbst und wandte schließlich doch langsam den Blick nach hinten. Ihr Verdacht bestätigte sich sofort.

"Kuromaru!?", rief Kimie den Namen ihres Gegenübers ungläubig und auch mit einem Unterton von Panik aus. Aber jetzt völlig durchzudrehen würde ihr sicher nicht helfen, so versuchte sie, ruhig zu bleiben, soweit das möglich war.

Kuromaru stand auf einem Felsen und schaute mit einem hinterhältigen Lächeln auf das Mädchen herab. Sein Blick schweifte kurz von links nach rechts.

"So allein unterwegs? Das könnte aber gefährlich werden und besonders für kleine Mädchen."

Sein Blick nahm einen amüsierten Ausdruck an, was Kimie nun doch wurmte.

"Genauso eine nervige Labertasche wie immer. Hast du auch mal was Neues zu... Hm?" Plötzlich hielt sie in ihrer Aussage inne, denn etwas an Kuromaru kam ihr eigenartig vor. Irgendwas war anders und das Mädchen erkannte auch bald, was das war.

Kuromaru bemerkte, dass Kimie im Moment besonders sein linkes Auge aufzufallen schien. Es hatte nichts mehr von der ehemals goldenen Farbe, sondern war weiß getrübt. Kuromaru legte seine Hand kurz an sein Auge.

"Ach! Du hast es gemerkt?", fragte er leicht spöttisch, als wollte er sich über Kimie lustig machen. "Das hier ist ein kleines Andenken von Sesshoumaru. Du wirst dich wohl noch an unser letztes Zusammentreffen erinnern."

Natürlich konnte sich Kimie sehr gut an das letzte Zusammentreffen mit Kuromaru erinnern. Es lag schließlich gerade mal zwei Nächte zurück. Noch ehe sie aber etwas erwidern konnte, sprang Kuromaru plötzlich von seinem hohen Aussichtspunkt und landete ein paar Meter vor dem Mädchen leichtfüßig im Schnee. Sein Blick ließ nichts Gutes erahnen.

"So! Nun bin ich ja mal gespannt, wie du dich ohne Sesshoumaru gegen mich verteidigen willst. Eigentlich könntest du auch gleich aufgeben, dann mache ich es vielleicht kurz und schmerzlos."

Kimie wich einen Schritt zurück, musste aber gleichzeitig darauf achten, dass sie nicht den Abhang hinunterfiel.

Kuromaru wartete nur einen kurzen Moment ab, ehe er weiter sprach: "Aber andererseits könnte ich dich auch langsam und qualvoll deinem Ende entgegenführen."

Er hob seine rechte Hand und fasste Kimie genau ins Auge. Sie schluckte.

"Mach dich bereit, meine Kleine!", sagte Kuromaru bedrohlich und mit einem hinterhältigen Lächeln auf den Lippen. "Sag der Welt auf Wiedersehen!" Und mit diesen Worten schoss er sogleich auf Kimie zu. Sie konnte jedoch noch im letzten Moment zur Seite springen, so, dass er mit seinem Angriff lediglich einen kleineren Felsen zertrümmerte. Dennoch schien Kuromaru wenig beeindruckt zu sein. "Versuch nur, wegzulaufen! Letztendlich zögerst du dein Ende damit nur ein wenig hinaus. Sieh es doch ein! Ohne den Schutz von Sesshoumaru bist du hilflos, wie ein kleines Kind. Es wird Zeit, dass ich diesem Trauerspiel ein Ende bereite."

Kimie hatte Kuromaru wortlos zugehört. Irgendwie schien es so, als müsste sie sich eingestehen, dass er Recht hatte. Tatsächlich schien sie ohne Sesshoumaru fast gänzlich wehrlos zu sein und diese Erkenntnis machte sie irgendwie wütend auf sich selbst. Gleichzeitig fiel Kimies Blick auf ihr Schwert, welches sie am Gürtel trug. Raidon, das Schwert, was sie von Sesshoumaru erhalten hatte, was sie aber noch nicht vollkommen nutzen konnte.

>Ich kann doch nicht immer von Sesshoumaru abhängig sein!<, sagte Kimie gedanklich zu sich selbst. >Es muss doch möglich sein, es auch einmal ohne ihn zu schaffen!<

Das Mädchen legte ihre Hand an das Schwert, während sich ihr Blick wieder auf Kuromaru richtete. Narakus Abkömmling behielt den siegessicheren Ausdruck in seinem Gesicht und zog nun seinerseits sein Schwert mit der schwarzen Klinge aus der Schwertscheide.

"Und jetzt schneide ich dich in kleine Einzelteile!", sagte er amüsiert und machte sich zum Angriff bereit.

Kimie beobachtete ihn genau und fasste nun einen Entschluss.

>Na gut, vielleicht kann ich Kuromaru nicht besiegen, aber ich will nachher nicht sagen müssen, ich wäre nur ängstlich und wie erstarrt auf der Stelle stehen geblieben oder hätte nicht wenigstens versucht, mich zu verteidigen!<

Erneut griff Kuromaru an, diesmal mit der emporgehobenen Klinge seines Schwertes. Zeitgleich zog Kimie ihr eigenes Schwert nun aus der Schwertscheide.

"Na gut, Raidon! Dann zeig mal, was in dir steckt!" Und mit diesen Worten schlug sie die Klinge ihres Schwertes gegen Kuromarus Schwert, woraufhin kurz einige Funken und Blitze erschienen. Tatsächlich konnte Kimie den Angriff ihres Gegners so jedoch abwehren, sehr zur Überraschung von Kuromaru.

>Sie wehrt doch tatsächlich meinen Angriff ab!? Ein Menschenmädchen!<

Kimie war im ersten Moment selbst überrascht gewesen, doch sie hatte es wirklich geschafft und Kuromarus Angriff abgeblockt. Narakus Abkömmling ließ von dem Mädchen ab und sprang einige Meter zurück.

"Nicht schlecht", meinte er. "Aber damit kommst du auch nicht weit. Früher oder später wirst du an deine Grenzen stoßen. Und ich kann dir garantieren, dass dies nicht mehr lange dauern wird."

"Du nervst! Hör auf, zu quatschen!", erwiderte Kimie ernst und hielt Raidon kampfbereit vor ihren Körper. "Schon möglich, dass ich dich nicht besiegen kann, aber kampflos werde ich mich nicht ergeben!"

"Das erwartet auch keiner von dir", entgegnete Kuromaru wenig beeindruckt. "Im Gegenteil. So wird es mir eine noch größere Freude sein, dich zu erledigen. Wenn du nach deinen erbärmlichen Versuchen, gegen mich zu kämpfen, am Ende doch kläglich scheitern wirst."
 

Währenddessen hatte auch Sesshoumaru nun einen Ausgang aus der Höhle gefunden und ließ aufmerksam seinen Blick schweifen. Er konnte ganz eindeutig den Geruch von jemanden wahrnehmen, aber es war nicht der Geruch von einem seiner Reisegefährten. Dennoch war er ihm vertraut und gut bekannt.

Sesshoumaru folgte der Witterung eine Weile und hatte sein Ziel und die entsprechende Person auch recht schnell erspäht. Diese saß mit dem Rücken zu ihm auf einen Felsen und schaute Gedanken versunken auf die Landschaft unterhalb des Berges hinab.

"Ich habe es doch gleich geahnt", sagte Sesshoumaru gut hörbar, woraufhin die Person sich zu ihm umdrehte. Es war junger Mann, der einen blauen Kimono, der an den Ärmeln ein violettfarbenes blumenähnliches Muster aufwies aber ansonsten dem von Sesshoumaru ähnelte, trug und am Gürtel seiner Rüstung ein Schwert mit sich führte. Das lange weiß-silberne Haar war hinten zusammengebunden worden, wenngleich vereinzelte längere Haarsträhnen vor seinem Gesicht hingen. Er wirkte sichtlich überrascht.

"Sesshoumaru!? Du? Hier?", fragte er ungläubig und stand auf. "So eine Überraschung. Was machst du denn hier?"

"Das Gleiche könnte ich dich auch fragen, Ashitaka", erwiderte Sesshoumaru unbeeindruckt und kam nun auf den anderen zu. "Du bist noch immer so verträumt wie damals und lässt deine Umgebung dabei außer acht, sonst hättest du mich sicher bemerkt."

"Na ja..." Ashitaka kratzte sich etwas verlegen an der Wange, während Sesshoumaru erneut das Wort ergriff: "Es ist viel Zeit vergangen."

"Stimmt. Etwa 200 Jahre, nicht wahr?", meinte sein Gegenüber und setzte ein amüsiertes Lächeln auf. "Aber es freut mich, dich wieder zu sehen. Ich hätte wirklich nicht erwartet, dir ausgerechnet an so einem Ort zu begegnen. Was macht das Leben? Hm?"

Ashitakas Blick fiel nun auf den linken Ärmel von Sesshoumarus Kimono, der im leichten Wind wehte. Ashitaka brauchte nicht lange, um festzustellen, was Sesshoumaru dem Anschein nach widerfahren war.

"Wie ist das denn passiert?", fragte er irritiert.

"Nur eine kleine Auseinandersetzung", antwortete Sesshoumaru gleichgültig und musterte seinen Gegenüber einmal eingehend. "Aber dir scheint es ja ganz gut zu gehen."

"Ach, ich kann mich nicht beklagen", meinte Ashitaka mit einem leichten Lächeln. "Aber jetzt sag doch mal, was du hier eigentlich machst? Wohl kaum einen Spaziergang."

Doch anstatt darauf zu antworten, richtete Sesshoumaru nur seinen Blick zum Himmel hinauf. Ashitaka zog eine Augenbraue hoch. "Was ist? Stimmt etwas nicht, Sesshoumaru?"

In diesem Moment wurden die Beiden auf einen Blitz aufmerksam, der unweit von ihnen hinter einigen Felsen in den Himmel emporschoss.

"Was war das?", fragte Ashitaka irritiert, doch Sesshoumaru wusste sofort, was das gewesen war und sprang sogleich in die Richtung aus der der Blitz kam.

"Hey! Sesshoumaru!" Ashitaka folgte ihm sogleich und hielt ihn zunächst auch zurück. "Was hat das zu bedeuten? Was ist denn eigentlich los?"

"Wenn du das wissen willst, dann halte mich nicht unnötig auf, sondern folge mir!", erwiderte Sesshoumaru kühl und setzte seinen Weg sogleich fort. Ashitaka zögerte zunächst.

>Da trifft man sich nach 200 Jahren gerade mal wieder und schon geht alles wieder drunter und drüber<, dachte er, folgte ihm aber dann doch noch.
 

Der Blitz war durch das erneute Aufeinandertreffen der Klingen der Schwerter von Kimie und Kuromaru verursacht worden. Wie lange das Gefecht schon anhielt, wusste Kimie nicht, aber allmählich spürte sie, wie sie ermüdete und sicher nicht mehr lange standhalten konnte. Kuromaru musterte sie äußerst amüsiert.

"Machst du etwa schon schlapp, Kleine?", fragte er sie amüsiert. Der einzige Grund, weshalb Kimie nicht schon längst zu Kleinholz verarbeitet worden war, war wohl, dass Raidon über besondere Kräfte verfügte, die sie zusätzlich zu schützen schienen. Aber wirklich unter Kontrolle hatte sie das Schwert noch immer nicht, wie Kimie es sich eingestehen musste.

>Mist! Wenn nicht bald ein Wunder geschieht, sehe ich aber verdammt alt aus!<

Erneut griff Kuromaru sie an und schlug diesmal mit seinem Schwert so kraftvoll zu, dass er ihr Raidon aus der Hand schlug. Einige Meter entfernt bohrte sich das Schwert in den Schnee.

"Verdammt!", fluchte Kimie und konnte gar nicht mehr so schnell reagieren, wie Kuromaru sie mit seiner linken Hand nun genau am Hals packte und sie hochhob. Kimie versuchte, sich von seinem Griff zu befreien, doch sie schaffte es nicht. Außerdem bekam sie kaum noch Luft und sprechen konnte sie momentan erst recht nicht.

"Hm! Eben doch nur ein gewöhnlicher Mensch", sagte Narakus Abkömmling herablassend und hob nun seine rechte Klaue um den letzten Angriff zu vollziehen. "Deine Zeit ist nun gekommen. Sayonara!"

"Kuromaru!"

Der plötzliche Ausruf seines Namens veranlasste Kuromaru dazu, sein Vorhaben zu unterbrechen und sich umzudrehen. Jetzt stand er erneut Sesshoumaru gegenüber. Wo er so plötzlich herkam, wusste Kuromaru zwar nicht, genauso wenig wie Kimie, doch abgeneigt war er dem Erscheinen seines Widersachers dennoch nicht. Eher das Gegenteil schien der Fall zu sein.

"Sesshoumaru. Was für eine nette Überraschung", begrüßte er seinen Gegenüber, dessen Blick sich nun auf Kimie richtete, mit einem scheinheiligen Lächeln. Auch, dass Kuromaru auf seinem linken Auge seine Sehkraft verloren hatte, blieb Sesshoumaru nicht verborgen. Kuromaru entging das natürlich nicht.

"Ich habe mich noch gar nicht bei dir bedankt, für das, was du mit mir bei unserem letzten Kampf als Andenken hinterlassen hast. Das werde ich jetzt nachholen", sprach Narakus Abkömmling weiter und deutete dann mit einem Blick auf Kimie. "Was meinst du, Sesshoumaru? Soll ich sie lieber mit Gift töten..." Er hielt inne und hielt das Mädchen nun direkt über den Abgrund, der sich unterhalb des Hanges des Berges befand. "...oder vielleicht doch lieber einfach loslassen, damit sie in den Tod stürzt. Was würdest du tun?"

Doch Sesshoumaru antwortete nicht auf diese Frage seines Gegenübers. Kuromaru schien jedoch sichtlich seinen Spaß an alldem zu haben, zumal Kimie jetzt noch mehr versuchte, sich zu befreien, aber erneut erfolglos blieb.

"Warum plötzlich so sprachlos?", fragte er Sesshoumaru gespielt verblüfft. "Weißt du etwa nicht, was du sagen sollst?"

Einen Moment lang herrschte Stille, doch dann ergriff erneut Kuromaru das Wort: "Ach so! Ich verstehe. Sicher denkst du, dass das eh nicht von Bedeutung ist, da du ja Tenseiga hast, oder? Das Schwert, das Leben rettet." Ein kurzes Lachen entwich ihm, gefolgt von einem hinterhältigen Lächeln. "Das dürfte dir aber wenig nützen, wenn ich die Kleine hier so dermaßen bearbeite, dass selbst Tenseiga machtlos wäre. Soll ich ihr die Haut vom Körper ziehen oder doch lieber in kleine Streifen schneiden? Ich bin gespannt, wie du das mit deinem Wunderschwert dann noch hinkriegen willst."

Wieder erwiderte Sesshoumaru nichts auf die Worte von Kuromaru, doch er hatte ihm sehr genau zugehört. Aber was er im Moment dachte oder eventuell zu tun gedachte, blieb unklar.

Kuromaru wartete einen Moment und zuckte dann mit den Schultern.

"Na ja, aber das ist ja auch gerade mal der erste Schritt. Im weiteren Verlauf hatte ich mir ja vorgenommen, mir noch jemanden vorzuknöpfen, der dir wichtig ist. Ahnst du, wen ich meine? Ich rede von diesem kleinen Menschenkind."

Er richtete sein Augenmerk wieder auf Kimie.

"Zuerst die junge Dame hier und dann die kleine Göre. Nenn es ruhig töricht, dass ich dir mein Vorhaben unterbreite, aber das macht die ganze Sache doch erst so echt interessant. Findest du nicht auch?"

Jetzt schwieg Sesshoumaru nicht mehr. Er hatte genug gehört.

"Lass sie auf der Stelle los!", befahl er Kuromaru mit eiskalter Stimme und schaute ihn ebenso an. Kuromaru lächelte hinterlistig.

"Ganz, wie du willst", meinte er und richtete seinen Blick auf Kimie. Mit gespieltem Bedauern sagte er weiter: "Entschuldige bitte, meine Kleine, aber es war sein Wunsch. Alles Gute!"

Nun ließ Kuromaru das Mädchen los. Kimie fiel in die Tiefe, doch zur Überraschung von Narakus Abkömmling blieb Sesshoumaru merkwürdig ruhig.

"Nanu? Warum plötzlich so gleichgültig?", fragte Kuromaru prüfend. Sesshoumaru bedachte ihn mit dem finstersten Blick, den er wohl aufbieten konnte.

"Warte es ab, Kuromaru. Wenn ich mit dir fertig bin, dann wirst du dir wünschen, du wärst mir niemals begegnet", drohte er seinem Gegner, der jedoch wenig beeindruckt schien.

"Oje, du machst mir Angst."

"Du wirst schon noch sehen!", erwiderte Sesshoumaru kalt. "Du wirst die wahre Bedeutung des Wortes 'Angst' schon noch kennen lernen."

Bevor die Beiden ihren Konflikt aber weiter ausfechten konnten, tauchte noch eine weitere Person auf der Bildfläche auf.

"Hey! Ist es etwa seit neuestem Mode, junge Mädchen von irgendwelchen Bergen zu werfen?", fragte Ashitaka mit etwas sarkastischem Unterton. In seinen Armen hielt er Kimie, die im Moment etwas neben sich zu stehen schien, hatte sie ja schon mit dem Leben abgeschlossen.

"Hey, Sesshoumaru! Du überraschst mich immer wieder!", rief Ashitaka seinem Begleiter zu und deutete mit einem Blick auf Kimie. Es überraschte ihn schon sehr, dass Sesshoumaru ihm zuvor die Anweisung erteilt hatte, im Falle des Falls einzugreifen.

Kimie starrte den Unbekannten irritiert an. Ashitaka hatte goldene Augen und an seinen Wangen waren jeweils zwei rote Linien, wie auch bei Sesshoumaru. Seine Ohren waren spitz und das linke außerdem mit zwei Schmuckstücken ausgestattet.

"Alles in Ordnung mit dir?", fragte er sie nun lächelnd.

Während sie so in sein Gesicht sah, fand Kimie, dass Ashitaka etwas sehr jugendliches und abenteuerlustiges ausstrahlte. Sein Blick war offen und sehr freundlich, während er sie so vergnügt anlächelte.

"Wer...?", begann sie zögerlich, doch Ashitaka schien schon zu wissen, was sie ihn fragen wollte.

"Ach! Entschuldige bitte. Mein Name ist Ashitaka und ich bin ein Inu-Youkai", stellte er sich daher sogleich vor.

Kimie stand die Überraschung ins Gesicht geschrieben. "Ein Inu-Youkai?!"

Ihr Gesprächspartner nickte mit einem Lächeln. "Und mit wem habe ich das Vergnügen?"

"Ich... bin Kimie... Kimie Yamada."

"Aha. Kimie-chan, also. Schön, dich kennen zu lernen."

"Ja... Ebenso..." Zu mehr Worten war Kimie im Moment nicht in der Lage. Irgendwie kam ihr das alles ziemlich eigenartig vor, zumal sie auch überhaupt nicht wusste, woher Ashitaka so plötzlich kam.

>Erst diese komische Höhle und dann taucht wie aus dem Nichts dieser Typ hier auf...<

Aber Kimie hatte das Gefühl, als hätte sie Ashitaka schon mal irgendwo gesehen. Zuerst erinnerte sie sich nicht, doch dann fiel es ihr doch wieder ein: Er war mit ziemlicher Sicherheit der selbe Inu-Youkai, den sie in dieser Vision in diesem eigenartigen Spiegel gesehen hatte.

Während sie noch überlegte, fiel Kimies Blick auf Sesshoumaru, der ebenso wie Kuromaru zu ihr und Ashitaka herüberschaute.

"Sesshoumaru, was geht hier eigentlich vor?", fragte Kimie den Youkai irritiert, da es schon so zu sein schien, dass er und Ashitaka sich kannten. Doch auf eine Antwort musste das Mädchen wohl noch warten, denn im Moment gab es noch ein anderes Problem zu lösen.

Ashitaka schaute nun in die Richtung von Kuromaru.

"Und du bist also dieser Kuromaru, wenn ich richtig informiert bin?", fragte er prüfend, hatte er zuvor von Sesshoumaru ein wenig etwas über Narakus Abkömmling gehört.

"Er ist nur ein lästiger und billiger Abklatsch. Nichts weiter!", meinte Sesshoumaru mit einem eiskalten Blick auf seinen Gegner.

Während Kimie noch immer von Ashitaka auf dessen Armen getragen wurde und sich so ihre Gedanken wegen der neuen Situation machte, blickte sie kurz nach oben und erkannte nun auf einem hohen Felsen einen ehemals guten Freund wieder.

"Da ist Inuki!", rief sie aufgeregt aus, woraufhin sich alle Blick nach oben richteten. Tatsächlich stand der Mischling auf einem der hohen Felsen. Kurz darauf sprang er von diesem hinunter und landete ein paar Meter neben Kuromaru.

"Also, zwei gegen einen finde ich persönlich ja nicht besonders fair", meinte Ashitaka mit einem Blick auf Sesshoumaru und die beiden Gegner und setzte Kimie nun wieder ab. "Tja, sieht ganz so aus, als gäbe es hier etwas zu tun. Aber ich glaube, für dich ist das nicht wirklich was."

Und noch bevor Kimie irgendetwas sagen konnte, war Ashitaka mit einem Satz schon an Sesshoumarus Seite gesprungen.

"Du gestattest doch, dass ich dir noch ein wenig helfe?", fragte der Neuankömmling mit einem selbstbewusstem Lächeln.

"Mach was du willst", erwiderte Sesshoumaru kühl und ohne den anderen dabei anzusehen. "Aber du mischst dich nicht in den Kampf von mir und Kuromaru ein!"

"Wie du willst. Dann decke ich dir eben den Rücken", schlug er zuversichtlich vor und machte sich für die bevorstehende Auseinandersetzung bereit.

Währenddessen konnte Kimie dem Ganzen wohl nur reichlich irritiert zuschauen. Sie wusste im Moment überhaupt nicht, was sie von alldem halten sollte.

Der junge Inu-Youkai Ashitaka

"Sesshoumaru-sama!! Mein edler Herr, wo seid Ihr nur?! Jetzt antwortet mir doch bitte endlich!"

"Wenn dieser Kröterich hier weiter so rumschreit, dann reiße ich ihm die Zunge raus!"

Inu Yasha hätte platzen können und ballte schon die Faust. Schon seit dem Aufbruch der Gruppe schrie Jaken ihm fast die Ohren weg und das nur, weil er sich wegen Sesshoumaru so verrückt machte. Kagome, Rin und Shippou schienen das alles jedoch nicht so eng zu sehen, wie der Hanyou, oder sie verbargen es nur recht gut, ebenso wie Kirara und Ah-Un, während Jaken weiterbrüllte und man durch die Berge auch immer sehr gut das Echo wahrnehmen konnte.

"Sesshoumaru-samaaaaaaa!!!"

"Jetzt reicht‘s!!" Jetzt packte Inu Yasha Jaken am Kragen und schüttelte ihn etwas durch. "Hör endlich auf, hier so herumzuschreien, du Gnom! Mal abgesehen davon, dass du mir damit mächtig auf die Nerven gehst, braucht Sesshoumaru bestimmt kein Kindermädchen, dass nach ihm ruft! Für meinen Geschmack könnte er auch ruhig wegbleiben!"

"Inu Yasha! Osuwari!", kam es sogleich von Kagome und prompt lag Inu Yasha mit dem Gesicht im Schnee, woraufhin Jaken wieder freikam. Während sich der Krötendämon insgeheim wohl freute wie ein Honigkuchenpferd, warf der Hanyou dem Mädchen einen wütenden Blick zu.

"Was sollte denn dieser Scheiß wieder?"

Kagome kniete sich nun zu Inu Yasha auf den Boden und flüsterte: "Inu Yasha, halte dich bitte zurück!" Sie deutete auf Rin, die mit Shippou und der kleinen Kirara auf Ah-Un ritt. "Du weißt, dass Rin-chan Sesshoumaru sehr mag, also lass bitte diese Äußerungen, wenn sie in der Nähe ist, okay?"

Inu Yasha grummelte irgendetwas vor sich hin, während er sich nun wieder aufrappelte und sich den Schnee vom Kimono klopfte.

"Ja, ja! Ist ja schon gut!", meinte er trocken und mit einem letzten mahnenden Blick auf Jaken begab er sich wieder an die Spitze der Gruppe.

Rin hatte sich schon die ganze Zeit suchend umgeschaut und auch jetzt schweifte ihr Blick ununterbrochen durch die Gegend.

"Wo mögen Sesshoumaru-sama und die anderen nur sein?", fragte sie sich besorgt.

Kagome hörte das und versuchte, das kleine Mädchen etwas aufzumuntern. "Mach dir keine Sorgen, Rin. Wenn wir sie nicht finden, dann finden sie garantiert uns."

In diesem Moment hörte sie Inu Yasha rufen: "Hey! Schaut euch mal diese Höhle hier an!"

Sofort trat die Gruppe an die Seite des Hanyou. Doch während Rin, Shippou und Jaken eher misstrauisch in das Innere der Höhle schauten, hatte Kagome eine Vermutung: "Vielleicht sind die anderen ja da rein gegangen. Wäre doch möglich. Was meinst du, Inu Yasha?"

"Hmm... Könnte schon sein, aber sicher bin ich mir da auch nicht."

"Sollen wir mal nachsehen?"

Inu Yasha überlegte einen Moment, nickte dann aber. "Ist gut, aber wir sollten aufpassen. Man kann ja schließlich nie wissen, was einen erwartet."

Kurz darauf betrat die Gruppe das Innere der Höhle.
 

An einem ganz anderen Teil der Berge war indes ziemlich was los. Während Sesshoumaru gegen Kuromaru kämpfte, kümmerte sich Ashitaka um Inuki, wobei er es mehr darauf anlegte, den Hund abzulenken und zu verhindern, dass Sesshoumaru durch ihn eventuell aus dem Hinterhalt angegriffen werden konnte.

Kimie schien indessen nur aus einigermaßen sicherer Entfernung zusehen zu können. Was hätte sie auch sonst tun können? Ihr Blick schweifte hin und her zwischen Sesshoumarus Kampf und Ashitakas Ablenkungsmanövern.

"Auch mit der Unterstützung deines Freundes werden sich deine Chancen nicht verbessern, Sesshoumaru!", knurrte Kuromaru Sesshoumaru an, nachdem die Klingen ihrer Schwerter erneut aufeinander geprallt waren. Sesshoumaru selbst schien von dieser Aussage eher wenig bis gar nicht beeindruckt gewesen zu sein und ließ sich nicht im Geringsten aus der Ruhe bringen.

"Und so was kommt aus deinem Mund?", fragte er stattdessen leicht höhnisch. "Unsere letzte Auseinandersetzung scheinst du bereits verdrängt zu haben, wie mir scheint. Aber das wundert mich nicht. Wer erinnert sich schon gerne an eine Niederlage?"

"Tse! Halt die Klappe!" Kuromaru holte aus und wollte mit seinem Schwert zuschlagen, doch Sesshoumaru wich dem Schlag aus.

Indessen sprang Ashitaka zwischen den Felsen hin und her, immer dicht gefolgt von Inuki.

"So, Hündchen! Jetzt reicht es mir aber auch allmählich!", meinte der Youkai irgendwann und zog sein Schwert, welches er in einer Schwertscheide an seiner Rüstung bei sich trug.

Kimie, die in diesem Moment zufällig zu den Beiden rübergeschaut hatte, sah, wie Ashitaka sein Schwert zog um dieses scheinbar gegen Inuki anzuwenden. Sofort rief sie panisch aus: "Nein, warte! Tu ihm bitte nichts!"

Ashitaka horchte abrupt auf und hielt seinen Angriff zurück, noch bevor er ihn wirklich gestartet hatte. Einen Augenblick lang war er auch abgelenkt, was beinahe zur Folge gehabt hatte, dass Inuki ihn bei einer plötzlicher Attacke erwischte hätte. Doch Ashitaka konnte noch rechtzeitig ausweichen.

"Inuki! Inuki, bitte hör auf damit!", rief Kimie ihrem Hund zu, der sich jetzt nur wenige Meter von ihr entfernt befand. Sein Blick richtete sich nun auf das Mädchen, das ihn flehentlich ansah und weiter sprach: "Du kannst doch nicht wirklich alles vergessen haben!? Erkennst du mich wirklich nicht mehr? Inuki! Komm wieder zur Vernunft! Bitte!"

Aber es schien, als wäre Inuki vollkommen taub für die Worte des Mädchens. Er ließ nur ein bedrohliches Knurren verlauten, ehe er plötzlich direkt auf Kimie zuschnellte.

"Vorsicht!! Geh da weg!", rief Ashitaka entsetzt und wollte sofort eingreifen, da Sesshoumaru noch immer mit dem Kampf gegen Kuromaru beschäftigt war.

Kimie sah in diesem Moment nur, wie Inuki mit gefletschten Zähnen direkt auf sie zugelaufen kam. Reflexartig griff sie nun nach ihrem Schwert und hielt es mit der flachen Seite auf Inuki gerichtet schützend vor sich hoch. Der Hund sprang und als es schon so aussah, als ob er sie erwischen würde, schien er jedoch auf einer Art Barriere, die einen Angriff verhinderte, aufzukommen und zurückgeworfen zu werden.

>Schon wieder ein Bannkreis!<, schoss es Sesshoumaru, der natürlich alles mitverfolgt hatte, sogleich in den Kopf und erinnerte ihn an die Situation, in der Kimie mit Raidon zum ersten Mal einen Bannkreis errichtet hatte, um ihn vor Kuromarus Angriff zu schützen. Doch im Gegensatz zu dem ersten Bannkreis, der mehr wie eine Lichtsäule aussah, hatte dieser die Form einer schützenden Kuppel.

Ashitaka hielt überrascht inne und beobachtete nun erstmal, was weiter geschah. Inukis Angriff war fehlgeschlagen und genauso schnell, wie der Bannkreis erschienen war, verschwand er auch wieder. Kimie hatte die Augen zugekniffen, schaute nun aber wieder auf. Direkt vor sich, etwa nur vier Meter entfernt, sah sie Inuki stehen. Er musterte sie ganz genau.

"Inuki! Jetzt hör doch bitte auf! Ich will nicht gegen dich kämpfen!", sprach Kimie ihren Hund mit verzweifelter Stimme an und ließ ihr Schwert wieder sinken. "Bitte! Komm doch wieder zur Vernunft!"

Mit flehendem Blick schaute sie Inuki, der sich zunächst nicht rührte, an. Plötzlich verstummte aber das leise Knurren des Hundes und er trat, scheinbar etwas verstört, einige Schritte zurück.

"Was hat die blöde Töle denn auf einmal?!", fragte sich Kuromaru wütend, während er das Geschehene mitverfolgt hatte.

Für diesen kurzen Augenblick war er jedoch abgelenkt von seinem eigenen Kampf und dies nutzte Sesshoumaru für sich. Er erhob Toukijin und griff seinen Gegner sofort an. Kuromaru konnte zwar doch noch im letzten Moment ausweichen und landete mit einem Sprung auf einem etwas höher gelegenen Felsen, aber erwischte ihn Sesshoumaru mit seinem Schwert noch am Kimono und hinterließ einen Einschnitt im Stoff.

"Du elender...!" Doch weiter kam Kuromaru nicht mehr mit seinem Satz, denn jetzt bekam er mit, wie Inuki auf einmal das Feld räumte und mit geschickten Sprüngen über die Felsen vom Kampfschauplatz verschwand. Narakus Abkömmling konnte es nicht fassen und verstand die Welt nicht mehr. "Jetzt haut der auch noch ab!? Ich glaub 's nicht! Dieser Köter!"

"Tja, jetzt stehst du wohl ziemlich allein da, was?", sprach Ashitaka ihn nun an, wenngleich er sich nicht in den Kampf einmischte, und schulterte gelassen sein Schwert. Ein leicht schadenfroher Blick schweifte nun zu Kuromaru hoch. Dessen Augenmerk richtete sich nun genau auf Ashitaka.

"Hm! Ich habe zwar keine Ahnung, wer du eigentlich bist, aber lass dir eines gesagt sein: Wenn sich mir die Gelegenheit bietet, werde ich auch dich in deine Einzelteile zerlegen!", drohte Kuromaru dem Inu-Youkai und deutete mit der Klinge seines Schwertes auf diesen.

Ashitaka zog aber nur eine Augenbraue hoch. "Na, du bist ja schlecht drauf. Aber das überrascht mich nicht unbedingt."

Auf diese Bemerkung hin ließ Kuromaru aber nur ein leises Knurren verlauten, ehe er sich nun wieder Sesshoumaru zuwandte. "Fühl dich bloß nicht als Sieger dieses Kampfes, Sesshoumaru! Er ist noch nicht vorbei! Wir setzen das hier noch fort, das verspreche ich dir!"

"Wenn du dich traust, dich mir noch einmal entgegenzustellen", erwiderte Sesshoumaru unbeeindruckt. Kuromaru warf einen letzten verächtlichen Blick auf ihn und verschwand dann ebenfalls rasch vom Kampfschauplatz.

Kurz darauf wirkte die Gegend wieder so, als wäre überhaupt nichts vorgefallen.

"Inuki..." Kimie schaute noch einen Moment in die Richtung, in die ihr Hund verschwunden war, ehe sie Raidon wieder zurück in die Schwertscheide steckte. Ihr war aber nicht entgangen, dass Inuki sich plötzlich sehr eigenartig benommen hatte, bevor er davongelaufen war.

Ashitaka hatte sich schon gewundert, warum Kimie ihn an einem Angriff gegen Inuki gehindert und nahm sich vor, dieser Sache zu einem späteren Zeitpunkt noch nachzugehen. Erstmal schien er aber doch ganz froh darüber zu sein, dass die kleine Auseinandersetzung erstmal ihr Ende gefunden hatte und steckte sein Schwert wieder ein. Dann ging er langsam auf Kimie zu, den Blick dabei auf Sesshoumaru, der etwas entfernt auf einem Felsen stand, gerichtet.

"Hey, Sesshoumaru! Noch alles im grünen Bereich bei dir?", fragte Ashitaka. Sesshoumaru erwiderte ruhig, aber bestimmt, während er sich nun ebenfalls zu den Beiden gesellte und dabei Toukijin wieder einsteckte: "Du scheinst zu vergessen, mit wem du redest."

Das sollte soviel heißen wie: "Sicher! Was denkst du denn?"

Ashitaka lächelte leicht amüsiert. Sesshoumaru schien in der Tat genauso geblieben zu sein, wie er ihn in Erinnerungen hatte, wenngleich so manche Kleinigkeiten auch etwas anders geworden zu sein schienen. In der Hinsicht fiel Ashitakas Blick nun auf Kimie, die ihn nun ihrerseits genau ins Auge gefasst hatte. Als er ihren prüfenden Blick bemerkte, fragte Ashitaka etwas irritiert: "Was ist?"

Kimie antwortete nicht sofort auf die Frage, stattdessen wandte sie sich nun an Sesshoumaru, wobei sie auf den anderen Inu-Youkai deutete: "Sesshoumaru, ist das nicht der Typ, den wir in diesem Spiegel gesehen haben?" Diese Frage brannte schon die ganze Zeit auf ihrer Zunge.

Sesshoumaru horchte auf und erwiderte ziemlich gleichgültig: "Ja, das ist er."

Aber auch Ashitaka war auf Kimies Aussage hin hellhörig geworden. "Sag mal, du meinst nicht zufällig einen dieser Spiegel, die in diesen Höhlen zu finden sind?"

Kimie nickte durchaus überrascht. "Doch! Aber woher kennst du die?"

"Die habe ich nämlich auch schon ein paar mal gesehen", antwortete er und versuchte nun auch etwas genauer zu erklären, was es damit möglicherweise auf sich hatte: "Offenbar zeigen sie dem Betrachter immer Rückblicke in die eigene Vergangenheit oder in die Vergangenheit von Personen, die der Betrachter kennt."

"Und was für einen Sinn macht das?", fragte Kimie mit einem Anflug von Irritation.

"Tja, ich nehme an, dass das eigentlich Fallen sind, die das Ziel haben, Personen, die sich in den Höhlen aufhalten, dort festzuhalten. Deswegen verschwinden wohl auch manchmal die Eingänge, die aber irgendwann wieder auftauchen." Ashitaka lächelte leicht. "Es ist etwas eigenartig, ehrlich gesagt."

Kimie fand das alles ziemlich seltsam. "Und wozu sollen solche Aktionen gut sein?"

Ashitaka zuckte mit den Schultern. "Das weiß ich auch nicht, aber es ist eben so. Na ja, aber es kann halt auch passieren, dass die Höhlen jemanden auch mit Gewalt dazu bringen wollen, zu bleiben."

"Greifen sie dann etwa förmlich nach einem und ziehen ihn in sich hinein?"

"So weit habe ich es bei mir bisher zwar nicht kommen lassen, aber die Versuche gab es schon mal, ja. Ist dir das etwa passiert?" Ein leicht prüfender Blick, kombiniert mit einem ebenso wirkenden Lächeln traf Kimie, die kurz nickte und dann sarkastisch meinte: "Das müssen ja aber ziemlich dämliche Höhlen sein, wenn die mich gerade in einen Gang befördern, durch den ich dann wieder ins Freie finde."

"Tja, es sind wohl eben doch nur Höhlen", lachte Ashitaka amüsiert.

"Komische Gegend...", murmelte das Mädchen aber nur und ließ etwas ihren Blick schweifen. Allmählich hatte sie genug von diesen Bergen.

"Was mich auf die Frage zurückbringt, was du hier eigentlich zu suchen hast, Ashitaka", mischte sich Sesshoumaru, der bis eben geschwiegen hatte, nun ein und schaute den anderen Inu-Youkai abwartend an.

Dieser winkte aber nur kurz ab und erwiderte: "Ach, dafür gibt es eigentlich keinen besonderen Grund. Ich wollte mir diese Gegend einfach mal ansehen. Man hört ja immer so eigenartige Geschichten. Denen wollte ich zum Zeitvertreib mal nachgehen."

"Zum Zeitvertreib?", wiederholte Kimie ungläubig und zog eine Augenbraue hoch. "Ähm... Entschuldige, nimm es mir bitte nicht übel, aber irgendwie bist du seltsam..."

Aber Ashitaka lachte nur kurz auf und erwiderte etwas verlegen: "Ja, das haben mir schon viele gesagt. Unter anderem auch Sesshoumaru."

"Und es entspricht der Wahrheit", meinte der eben Erwähnte daraufhin knapp.
 

"Irgendwie ist diese Höhle unheimlich."

Kagome schaute sich misstrauisch um. In der Tat wirkte diese Höhle auf sie wenig Vertrauen erweckend, und auch Rin schien nicht gerade begeistert zu sein.

"Ich habe Angst…", wimmerte sie leise und kauerte sich auf Ah-Uns Rücken, auf dem auch die kleine Kirara saß, zusammen. "Lasst uns bitte schnell von hier weggehen."

Kagome trat an die Seite des zweiköpfigen Drachens, damit sie Rin beruhigend die Hand auf den Rücken legen konnte. "Du hast ja Recht. Wir suchen jetzt den Ausgang, okay?"

Als sie das aufmunternde Lächeln von Kagome sah, nickte Rin erleichtert. Die Ältere wandte sich nun an Inu Yasha, der die Gruppe anführte: "Inu Yasha! Hast du gehört? Suchen wir den Ausgang. Ich kann mir ehrlich gesagt doch nicht mehr so recht vorstellen, dass wir Kimie, Sesshoumaru oder einen der anderen hier finden werden."

Der Hanyou drehte sich nun zu dem Mädchen um.

"Ja, vielleicht", erwiderte er. "Ich kann auch keinerlei Anzeichen entdecken, die dafür sprechen würden. Es ist ganz eigenartig, aber hier scheint irgendwas vorzugehen. Wir gehen wirklich besser wieder zurück."

Die Gruppe machte also wieder kehrt und diesmal bildete Inu Yasha das Schlusslicht. Kagome, die mit Rin, Shippou, Kirara und Ah-Un voranging, dicht gefolgt von Jaken, beäugte während des Weges genauestens ihre Umgebung und wurde auch recht bald auf etwas sehr Ungewöhnliches Aufmerksam.

"Inu Yasha! Schau mal!", wandte sich das Mädchen an den Hanyou und ging näher an die Felswand der Höhle. Dort fand Kagome etwas vor, das sie an einen Spiegel erinnerte, zumindest konnte sie sich selbst darin erkennen. Doch als sie die Oberfläche leicht berührte, bildeten sich wie auf einer Wasseroberfläche kleine Ringe, die nach außen hin immer größer wurden.

"Wow! Das ist echt beeindruckend!", sagte Kagome fasziniert. Jetzt war auch Inu Yasha an ihre Seite getreten und schaute ebenfalls in den Spiegel. So was war ihm auch noch nie untergekommen.

"Das ist merkwürdig", meinte er misstrauisch. "Wir sollten besser weitergehen. Ich traue dem Ganzen nicht." Mit diesen Worten wollte der Hanyou auch sogleich seinen Weg fortsetzen, als Kagomes Stimme ihn noch einmal aufhielt.

"Warte, Inu Yasha! Schau mal, da! Das ist doch deine Mutter!?", rief Kagome ganz aufgeregt und deutete auf den Spiegel, dessen Bild sich mittlerweile verändert hatte und nun Platz gemacht hatte für eine ganze andere Szene. Inu Yasha hatte sofort aufgehorcht und seinen Blick wieder auf den Spiegel zurückgelenkt. Er war überrascht, aber auch irritiert. Das wurde nicht unbedingt besser, als in dem Spiegel nun auch noch eine weitere Person erschien. Kagome ahnte, um wen es sich dabei handelte. "Ist das... dein Vater?"

"Ja... Scheint wohl so...", antwortete Inu Yasha, wirkte aber irgendwie geistesabwesend. Wie gebannt starrte er auf das Bild im Spiegel, welches sich mit einem Mal verschwand und kurz darauf tentakelähnliche Auswüchse aus der Wand schlugen und nach dem Hanyou griffen.

"Was zum...?! Hey!"

Inu Yasha zerschlug die ersten beiden Auswüchse mit seinen Klauen, doch sofort krochen weitere aus den Wänden hervor und packten ihn um ihn anschließend zu sich zu ziehen. Shippou, Rin und Jaken starrten völlig hilflos auf das Szenario, während Kagome ihr Entsetzen ebenfalls nicht verbergen konnte.

"Inu Yasha!" Sie streckte sofort ihre Hand aus und ergriff Inu Yasha an den Haaren um ihn wieder zurückzuziehen. Der Hanyou war aber wenig begeistert von dieser Art eines Rettungsversuches.

"Aaah!! Kagome, hör auf damit!"

In diesem Moment griffen die Auswüchse auch auf das Mädchen über und packten es an den Armen.

"Kagome!" Inu Yasha konnte mit einem kräftigen Ruck seinen rechten Arm befreien und zerschlug die Auswüchse mit seiner Klaue. "Sankontessou!"

Als er sich selbst befreit hatte, brachte er eiligst Kagome aus der Gefahrenzone.

"Ich habe Angst! Lasst uns von hier verschwinden, bitte!", rief Rin ängstlich aus. Inu Yasha nickte und beäugte genauestens die Auswüchse, die noch immer leicht aus der Wand schlugen.

"Da gebe ich der Kleinen recht. Hauen wir ab!"

Die Gruppe verfolgte den Weg, den sie zuvor gekommen war, nun wieder zurück. Keiner von ihnen wollte noch länger als unbedingt nötig in dieser Höhle bleiben.
 

"Komm! Gebt mir Eure Hand, Sango!"

Miroku hielt Sango die Hand hin und zog die Dämonenjägerin anschließend zu sich hinauf. Der Bergsaufstieg gestaltete sich an manchen Stellen doch als etwas tückisch.

"Sind wir überhaupt auf dem richtigen Weg?", fragte Sango, nachdem Miroku ihr beim Aufstieg behilflich gewesen war.

Der junge Mönch schaute sich um. "So sicher bin ich mir da auch nicht, aber das müsste der Weg sein, den wir gestern gegangen sind."

Jetzt fiel Sango die Höhle ins Auge, die sich direkt vor ihnen befand. Sie wandte sich an Miroku: "Schaut mal! Eine Höhle."

"Hmm... Ob die anderen vielleicht da drin sind?", fragte sich Miroku nachdenklich, als man plötzlich aus dem Inneren der Höhle eine Mädchenstimme rufen hörte: "Kirara, warte auf uns!"

Sango und Miroku erkannten die Stimme sofort: Es war eindeutig die von Kagome!

Kurz darauf kam auch schon die kleine Kirara aus der Höhle gelaufen. Sie hatte Sango und Miroku sofort gewittert und sprang ihrer Herrin auch sogleich entgegen. Sango schloss ihre Dämonenkatze überglücklich in die Arme. "Kirara! Wie schön, dich wieder zu sehen!"

Jetzt tauchten auch Inu Yasha, Kagome, Shippou, Jaken und Rin auf Ah-Un aus der Höhle auf. Kagome war sichtlich erleichtert, als sie ihre beiden Freunde erblickte, wenngleich Inu Yasha sie zuvor ebenfalls gewittert hatte.

"Sango-chan! Miroku-sama! Es geht euch gut!" Kagome lief den Beiden eiligst entgegen und umarmte Sango erleichtert.

Nachdem die ersten Wiedersehensfreuden ausgetauscht wurden, ergriff Miroku das Wort: "Tja, wir finden wohl allmählich wieder zusammen, wie mir scheint. Aber zwei fehlen noch, wenn ich das richtig sehe."

"Eine. Und zwar Kimie", korrigierte Inu Yasha den Mönch trocken.

Shippou zog leicht irritiert eine Augenbraue hoch. "Inu Yasha, du hast Sesshoumaru vergessen."

"Habe ich nicht!", erwiderte der Hanyou betont und verschränkte die Arme vor der Brust. "Der kann von mir aus bleiben, wo der Pfeffer wächst! Wir suchen Kimie und damit hat's sich!"

Kagome war schon kurz davor, ihn wieder mit ihrem beliebten Kommando in seine Schranken zu weisen, doch hielt sie sich erstmal noch zurück.

"Und wenn die Beiden zusammen sind?", fragte Miroku nun prüfend, woraufhin Inu Yasha gleich einen ganz eigenartigen Gesichtsausdruck bekam. Er selbst hatte auch schon über diese Möglichkeit nachgedacht, aber daran denken wollte der Hanyou doch eher weniger.
 

Währenddessen wanderten auch Sesshoumaru, Kimie und Ashitaka durch das Gebirge. Die Zeit nutzte Kimie, um Ashitaka auch noch etwas mehr über die anderen zu erzählen. So erfuhr Ashitaka auch, was es sich mit Inuki auf sich hatte und warum Kimie nicht gewollt hatte, dass der Youkai den Hund angriff. Sesshoumaru, der ein paar Meter hinter den Beiden ging, hatte wohl nicht unbedingt das Bedürfnis gehabt, sich dazu zu äußern, weshalb Kimie allein für die Informationsweitergabe zuständig gewesen zu sein schien.

"Aha! Ihr seid also noch mit ein paar Freunden unterwegs? Und wo sind die im Moment?", fragte Ashitaka neugierig, doch Kimie schüttelte nur den Kopf.

"Keine Ahnung. Wir wurden gestern durch eine Lawine voneinander getrennt."

Daraufhin legte sich Ashitaka nachdenklich eine Hand ans Kinn. "Gestern war doch auch dieser Schneesturm. Hoffentlich geht es euren Freunden gut."

Kimie nickte. "Ja, das hoffe ich auch. Glücklicherweise hat Sesshoumaru diese Höhle gefunden. Ob die anderen auch einen sicheren Unterschlupf gefunden haben?"

Ashitaka bemerkte den besorgten Unterton in der Stimme des Mädchens. Nach einem Moment klopfte er ihr mit der Hand leicht auf den Rücken und versuchte, sie aufzumuntern. "Nun lass doch den Kopf nicht hängen! Wer weiß, vielleicht finden wir sie ja schneller, als du denkst. Oder sie finden uns. Es ist alles offen!"

Als er sie so anlächelte, konnte Kimie nicht anders, als dies zu erwidern.

"Ja, du hast wohl Recht", meinte sie doch etwas erleichtert

Irgendwann war sie aber so sehr in ihre Gedanken vertieft, dass sie gar nicht bemerkte, wie Ashitaka seine eigenen Schritte nun verlangsamte und sich irgendwann auf gleicher Höhe mit Sesshoumaru befand, während sie selbst einfach weiterging.

"So, so… Du und Kimie-chan, ihr ward also die ganze Nacht allein in einer kalten Höhle? Muss ich mir Sorgen um dich machen, Sesshoumaru?", fragte Ashitaka mit einem verschmitzten Lächeln. Doch sein Gesprächspartner machte sofort deutlich, dass er keinesfalls Wert auf eine Unterhaltung zu legen schien und auf eine solche schon gar nicht.

"Du redest zu viel, Ashitaka! Außerdem denkst du viel zu viel über Dinge nach, die dich nichts angehen."

Aber anstatt es nun dabei zu belassen, schien Ashitaka regelrecht darauf zu brennen, diese Unterhaltung weiterzuführen. Darauf schien zumindest sein Gesichtsausdruck zu deuten. Sesshoumaru beäugte ihn argwöhnisch.

"Gibt es etwa noch irgendetwas, was du mir gerne mitteilen möchtest?", fragte er kühl, doch Ashitaka winkte gelassen ab.

"Ach, nein! Lass mal! Das hebe ich mir für später auf."

Die Stimme von Kimie erregte nun die Aufmerksamkeit der Beiden.

"Hey! Warum trödelt ihr denn so? Machen wir etwa eine Pause?", fragte das Mädchen, das inzwischen stehen geblieben war und sich zu ihren beiden Begleitern umgedreht hatte. Auf ihre Frage hin, schüttelte Ashitaka mit einem unschuldigen Lächeln den Kopf.

"Nein! Wir haben uns nur etwas unterhalten."

"So? Worüber denn?", fragte Kimie neugierig, aber wieder winkte Ashitaka ab.

"Nichts Besonderes. Gehen wir weiter."

Als er aber daraufhin den Weg fortsetzen wollte, hielt er noch einmal für einen kurzem Moment inne und horchte auf. Ashitaka konnte ganz eindeutig die Stimmen von mehreren Personen hören.

"Hört ihr das? Da ist jemand", sagte er an Sesshoumaru und Kimie gerichtet. Natürlich hatte Sesshoumaru die Stimmen auch längst gehört, aber Kimie konnte außer dem leisen Pfeifen des Windes nichts hören. Mit einer Handbewegung machte Ashitaka deutlich, dass er der Sache mal nachgehen wollte und machte sich sogleich auf den Weg.
 

Inu Yasha und die anderen ahnten zu diesem Zeitpunkt wohl noch nicht, dass ihre Suche wohl schon ein baldiges Ende finden könnte.

"Diese Berge sind riesig. Weiß der Himmel, wo Kimie und Sesshoumaru sein könnten", meinte Shippou wenig optimistisch und ließ seinen Blick schweifen. Bevor aber einer der anderen etwas auf die Aussage des kleine Kitsune erwidern konnte, wurden sie plötzlich auf eine Stimme aufmerksam, die von oben rief: "Du musst Inu Yasha sein!"

Sofort war die Gruppe stehen geblieben und hatte die Blicke nach oben gerichtet.

"Wer will das wissen?", fragte Inu Yasha misstrauisch und beäugte den Fremden prüfend. Dessen langes, zu einem Zopf gebundenes weiß-silbernes Haar wehte leicht im Wind. Er stand auf einem Felsen und blickte mit einem leichten Lächeln auf die Freunde hinab.

"Ich muss schon sagen, du hast dich sehr verändert, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe", sagte er kurz darauf, doch Inu Yasha konnte mit dieser Aussage eher wenig anfangen. Sofort erwiderte er schroff: "Wer bist du? Und was sollte diese Bemerkung? Ich kenne dich nicht und ich lege auch keinen Wert darauf, dich kennen zu lernen!"

Der Fremde zog eine Augenbraue hoch und verschränkte die Arme vor der Brust. "Wir sind wohl etwas aufbrausend, was? Aber dass du dich nicht an mich erinnerst, wundert mich nicht. Immerhin warst du damals ja noch ein kleines Baby."

"Halt die Klappe!", kam es sofort von dem Hanyou zurück. "Und hör auf, so einen Unsinn zu reden! Was willst du? Etwa Ärger? Den kann ich dir gerne bescheren, wenn du unbedingt willst!"

Sofort legte Inu Yasha auch schon die Hand an sein Schwert, als Miroku jedoch mit einem Mal rief: "Moment mal! Das ist doch der selbe Typ, den wir vorhin gesehen haben, Sango!" Er schaute zu der jungen Dämonenjägerin, die die Aussage des Mönchs nur bestätigen konnte.

"Ja, Ihr habt Recht, Houshi-sama!"

Inu Yasha hielt daraufhin für einen Moment inne und diese Gelegenheit schien der Fremde nun für sich zu nutzen, indem er sich ihnen nun vorstellte: "Entschuldigt. Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Ashitaka."

Rin schaute sich Ashitaka etwas genauer an und legte dann den Kopf etwas schief.

"Er sieht irgendwie Sesshoumaru-sama ähnlich...", fand sie und auch Jaken musste dem kleinen Mädchen darin zustimmen.

"Ist er etwa auch ein Inu-Youkai?", fragte sich Kagome nachdenklich, woraufhin Ashitaka mit einem Lächeln erwiderte: "Richtig erkannt, schönes Fräulein."

Inu Yashas Blick nahm mit einem Mal einen ganz merkwürdig verstimmten Ausdruck an.

"Manno, der labert vielleicht was zusammen...", murmelte der Hanyou leicht genervt, doch Kagome schien das anders zu sehen.

"Also, nett ist er schon mal. Dagegen kann man nichts sagen."

"Ich hab mich wohl verhört!?", erwiderte Inu Yasha ungläubig und starrte das Mädchen, welches aber nur mit den Schultern zuckte, völlig entgeistert an.

"Mein lieber Bruder, mir scheint, du neigst noch immer dazu, deine Selbstbeherrschung zu verlieren", hörte man nun eine weitere Stimme im herablassenden Unterton sagen und alle wussten sofort, wem sie gehörte.

"Sesshoumaru...", stöhnte Inu Yasha, jetzt wohl endgültig fertig mit den Nerven, genervt auf. Sesshoumaru trat nun an Ashitakas Seite und blickte prüfend auf die Gruppe hinab. Während die anderen der Rückkehr des Youkai wohl eher passiv gegenüberzustehen schienen, waren Rin und Jaken heilfroh, ihn wieder zu sehen.

"Mein edler Herr! Ihr seid wieder daaaa!", rief Jaken überglücklich aus und wäre Sesshoumaru wohl am Liebsten entgegen gesprungen, wenn der große Höhenunterschied der Berghänge ihm dieses Vorhaben nicht verweigert hätte.

"Hallo, Leute! Alles klar bei euch?", drang nun auch Kimies Stimme zu Inu Yasha und den anderen vor. Kurz darauf tauchte das Mädchen hinter Sesshoumaru auf und lächelte den Freunden zu. Besonders Kagome war erleichtert zu sehen, dass es ihrer Cousine gut zu gehen schien.

"Ich sagte doch, sie sind zusammen", meinte Miroku nun und schielte mit einem leichten Grinsen aus dem Seitenwinkel zu Sesshoumaru und Kimie.

Sango warf dem Mönch einen eher zweifelhaften Blick zu. "Das klingt irgendwie zweideutig, Houshi-sama..."

"Ich habe euch doch gesagt, dass wir eure Freunde finden werden", sagte Ashitaka nun an seine beiden Begleiter gewandt. "Ging sogar schneller, als ich es erwartet hatte."

Inu Yasha und die anderen beobachteten die Ansprache Ashitakas an Sesshoumaru und Kimie durchaus überrascht.

"Wie jetzt? Die kennen den Kerl?", fragte sich der Hanyou, wirkte aber noch immer etwas misstrauisch.
 

"Also, wer bist du genau?"

Inu Yasha schien sich mit seinem Blick regelrecht in Ashitaka hineinbohren zu wollen, nachdem dieser sich zusammen mit Sesshoumaru und Kimie zu den anderen gesellt hatte. Zeit für die große Wiedersehensfreude blieb eher weniger, wenngleich Rin ihre Freude über Sesshoumarus Rückkehr kaum verbergen konnte, denn jetzt stand Ashitaka Inu Yasha gegenüber und musste sich so manche Frage gefallen lassen. Der Youkai blieb aber gelassen.

"Wie schon erwähnt: mein Name lautet Ashitaka und ich bin ein Inu-Youkai", erklärte Ashitaka freundlich.

Inu Yasha wirkte aber noch immer nicht so recht überzeugt von dem Unschuldsgetue seines Gegenübers und wandte sich an Sesshoumaru: "Kennst du den etwa, Sesshoumaru?"

"Ja", war die knappe und kühle Antwort.

"Wir sind uns aber schon seit etwa 200 Jahren nicht mehr über den Weg gelaufen", sprach Ashitaka stattdessen weiter. "Aber sagt mal, wollen wir unsere Unterhaltung nicht lieber woanders weiterführen?"

"Die Idee klingt gut", stimmte Kimie ihm zu. "Ich habe nämlich allmählich wirklich genug von diesen Bergen und dem Schnee."

Sofort deutete Ashitaka auf die Bäume, die sich unterhalb des Hanges des Berges befanden.

"Das Wäldchen da unten ist ziemlich behaglich. Da gibt es auch einen kleinen See. Schön ruhig und perfekt zum Ausruhen."

Und ehe überhaupt jemand etwas darauf erwidert hatte, war er schon davon gesprungen. Die anderen mussten ihm nun wohl oder übel folgen, wenn sie mehr in Erfahrung bringen wollten.

"Der Typ nervt irgendwie...", murmelte Inu Yasha mürrisch in sich hinein und trottete eher missmutig hinter den anderen her.
 

Nachdem es sich die Gruppe in dem Wäldchen ein gemütliches Plätzchen gesucht hatte, konnte die Befragung Ashitakas auch sogleich losgehen.

"Also, es ist ja wohl so, dass Ihr und Sesshoumaru euch kennt. Aber Ihr sagtet, ihr wärt euch schon seit 200 Jahren nicht mehr über den Weg gelaufen. Wie alt seid Ihr denn dann bitte, wenn man fragen darf?", fragte Kagome neugierig, wollte aber jedoch keinesfalls indiskret oder unverschämt wirken. Aber Ashitaka gab ihr bereitwillig die Antwort: "Moment, ich müsste jetzt genau... 324 Jahre alt sein. Also noch ein ziemlich junger Spund, wenn man es so nennen kann. Aber hört mal, ihr könnt mich ruhig duzen." Er lächelte erfreut.

"Also ein Teenager, was?", fragte Kimie mehr zum Spaß, als wirklich ernst gemeint. "Zumindest aus Dämonensicht." Dann fiel ihr ein, dass sie ja überhaupt nicht wusste, wie alt Sesshoumaru eigentlich war. Wie praktisch für sie, dass er im Moment direkt hinter ihr stand, so musste sie sich nur zu ihm umdrehen um ihn nun zu fragen: "Wo wir gerade dabei sind: Wie alt bist du eigentlich?"

Sesshoumaru hatte irgendwie geahnt, dass so eine Frage jetzt kommen würde.

"Ich habe längst aufgehört zu zählen", gab er als einzige Antwort zurück.

"Aber auf jeden Fall bist du über 900 Jahre alt, Sesshoumaru", mischte sich Ashitaka nun ein. "Zwar weiß ich nicht die genaue Zahl, aber das müsste stimmen, wenn ich richtig informiert bin."

In diesem Moment warf Sesshoumaru dem Jüngeren einen Blick zu, der etwas hätte sagen können wie: "Wer hat dich denn bitte gefragt?"

Kimie war im ersten Moment aber doch erstaunt. 900 Jahre sind immerhin eine ziemlich lange Zeit, zumindest aus menschlicher Sicht.

"Das wäre dann wohl Studentenalter, oder wie?", fragte sie nun und warf einen leicht amüsierten Blick zu Kagome. Diese schien im Moment in etwa das selbe gedacht zu haben, wie ihre Cousine.

"Ashitaka, da gibt es etwas, was mich doch interessieren würde", wandte sich Sesshoumaru plötzlich an den jüngeren Inu-Youkai, der sofort aufmerksam zu ihm herüberschaute.

"Ja?"

"Wo hast du dich die ganze Zeit über rumgetrieben, seit du die westlichen Länder verlassen hast?"

Sesshoumaru warf Ashitaka einen prüfenden Blick zu. Dieser zuckte aber nur kurz mit den Schultern. "Ich war mal hier, mal da. Bin einfach so durch die verschiedenen Gegenden gestreift."

Sesshoumaru erwiderte nichts darauf und schien sich mit dieser Antwort im Moment zufrieden zu geben, wenngleich er irgendwie das Gefühl hatte, dass in Wahrheit noch mehr dahinter steckte.

Ashitaka wandte sich seinerseits nun Inu Yasha zu: "Und du bist also tatsächlich Sesshoumarus Halbbruder, Inu Yasha. Du bist ja richtig erwachsen geworden."

Inu Yasha konnte mit dieser Aussage aber eher weniger anfangen, zumal er sich beim besten Willen nicht an Ashitaka erinnern konnte.

"Du erwähntest vorhin, dass du Inu Yasha schon einmal gesehen hast. Du kennst ihn also?", fragte Sango nun und sah den jungen Inu-Youkai neugierig an.

"Ich habe ihn nur einmal gesehen, als er noch ein Baby war. Deswegen erinnert er sich auch nicht an mich", antwortete dieser und mit einem Lächeln an den Hanyou, der aber nur den Kopf etwas schief legte, gerichtet.

"Dann kanntest du auch Inu Yashas Mutter?", hakte Kagome sofort nach und wartete gespannt auf die Antwort. Ashitaka kratzte sich leicht an der Wange, während er antwortete: "Kennen wäre zu viel gesagt. Ich habe sie auch höchstens zweimal gesehen. Aber gesprochen habe ich nicht mit ihr."

"Ashitaka! Hör auf mit diesen alten Geschichten!", fuhr Sesshoumaru ihm plötzlich mit kalter Stimme dazwischen und sein Blick zeugte auch nicht unbedingt von Wohlgefallen. "Das ist Vergangenheit und bedarf keiner erneuten Aufwärmung."

Damit machte Sesshoumaru kehrt und verließ die Gruppe ohne sich noch einmal umzudrehen. Während die anderen zum Teil überrascht bis irritiert wirkten, ließ Ashitaka nur ein leises Seufzen verlauten, nachdem der Ältere gegangen war. "Oje... Genauso eine Frohnatur wie vor 200 Jahren. Ich glaube, er ist mit mieser Laune schon auf die Welt gekommen. Von unserem Oyakata-sama (Oyakata: eine bewunderte Person, in etwa so etwas wie ein "Meister") hat er das aber nicht."

"In welcher Beziehung stehst du denn eigentlich zu Sesshoumaru?", fragte Miroku nun.

"Wir sind Cousins", antwortete der Youkai. "Seine Mutter war die Schwester meines Vaters."

Diese Aussage ließ den anderen aber sofort die Kinnladen herunterklappen.

"Wie bitte?! Ihr seid verwandt?!", fragte Shippou ungläubig und Kagome schaute völlig perplex zu Inu Yasha.

"Dann... Dann bist du ja aber auch... mit Inu Yasha...?" Nach einem kurzen Moment der Überlegung schüttelte sie aber den Kopf. "Ach, nein! Wohl doch nicht..."

Da hatte sie wohl zu schnell gedacht. Schließlich standen Ashitakas Eltern nicht in verwandtschaftlicher Beziehung zu Inu no Taishou und folglich war Inu Yasha nicht verwandt mit Ashitaka.

"Nein, verwandt sind wir so gesehen in der Tat nicht", meinte Ashitaka, da er schon wusste, was das Mädchen ansprechen wollte, fügte dann aber noch an Inu Yasha gerichtet hinzu: "Dennoch würde ich dich gerne meinen Cousin nennen, wenn ich darf? Schließlich bist du als Sohn unseres ehrwürdigen Oyakata-sama und Halbbruder von Sesshoumaru ebenfalls ein Teil der Familie."

Ashitaka hatte dem Anschein nach überhaupt kein Problem damit, in dem Hanyou ein vollwertiges Familienmitglied zu sehen. Inu Yasha zog zunächst aber nur eine Augenbraue hoch. Was er von alldem halten sollte, wusste er wohl nicht wirklich. Ungeahnte oder verschollen geglaubte Verwandte, sofern man sie unter Umständen so nennen konnte, schienen wohl allzu gerne einfach so aus dem Nichts aufzutauchen, ebenso wie manch anderes. Aber seiner Überraschung zum Trotze, stellte der Hanyou seinem Gegenüber nun auch eine Frage: "Und wie bist du mit Sesshoumaru zurechtgekommen?"

"Wir kamen eigentlich gut miteinander aus", erwiderte Ashitaka, fügte dann aber mit einem leicht ermüdeten Blick hinzu: "Nur beim Thema 'Menschen' standen ihm immer sofort die Haare zu Berge."

Mit dieser Aussage erzählte er den anderen wohl aber nichts Neues.

Nach einer kurzen Pause sprach der Youkai schließlich weiter: "Ich persönlich habe nichts gegen Menschen, wie auch dein Vater, aber Sesshoumaru war wohl schon immer gegen dieses Thema allergisch. Am besten war es immer, man erwähnte es in seiner Gegenwart erst gar nicht."

"Das verstehe ich nicht. Sesshoumaru-sama ist doch immer so nett", mischte sich Rin nun ein und schaute Ashitaka mit ihren großen braunen Augen fragend an. Er selbst wusste natürlich, wer das kleine Mädchen war, zumal er auch schon durch Kimie von ihr und auch von den anderen gehört hatte. Er lächelte. "Na ja, vielleicht hat sich seine Einstellung ja etwas geändert, wer weiß?"

Rin legte den Kopf etwas schief. Irgendwie fand sie, dass das, worüber alle im Moment redeten etwas verwirrend war. Also stand sie kurz darauf auf mit den Worten: "Ich gehe Blumen pflücken."

Jaken, der alles schweigend mit angehört und sich bisher nicht geäußert hatte, wusste natürlich, worauf das hinauslief: Er musste mal wieder Rins Aufpasser spielen. Also rappelte er sich auf und trottete hinter dem kleinen Mädchen her, das schon zwischen ein paar Bäumen verschwunden war.

"Ein süßes Kind", fand Ashitaka, während er Rin mit seinem Blick folgte.

"Du magst wohl Kinder", vermutete Kagome, woraufhin er erwiderte: "Ja, am allerliebsten gegrillt."

Für einen kurzen Moment herrschte Totenstille im Kreis der Freunde und alle starrten mit einem Mal merkwürdig verkrampft vor sich hin. Ashitaka konnte bei diesem Anblick nicht anders, als zu lachen.

"Das war doch nur ein Scherz! Jetzt schaut doch nicht so entsetzt!", beruhigte er die anderen, die erschöpft aufseufzten.

"Du bist ja vielleicht einer...", meinte Inu Yasha trocken. Doch in diesem Moment kam ihm wieder die Frage, die Sesshoumaru vorhin in den Raum geworfen hatte, in den Sinn. Der Hanyou zögerte zunächst, sprach die Frage aber dann doch erneut aus: "Jetzt aber mal genauer: Warum hast du die westlichen Länder verlassen? Und wann genau?"

Ashitaka horchte auf. Vorhin wollte er nicht so genau auf dieses Thema eingehen und auch jetzt schien er sich noch einmal etwas drum herumreden zu wollen. "Na ja... Das war kurz nach dem Tod deines Vaters. Danach bin ich nur noch kurz in meiner Heimat geblieben, ehe ich meine eigenen Wege gegangen bin. Ich wollte mal was von der Welt sehen und irgendwie war es zu Hause irgendwie eh nicht mehr so wie früher."

Inu Yasha zog sofort eine Augenbraue hoch und fragte sarkastisch: "Sesshoumarus Terrorherrschaft, was?"

"Was?" Ashitaka starrte ihn zunächst etwas verblüfft an, musste dann aber erneut anfangen, zu lachen. "Ha, ha! Du meine Güte! Nein, so war das nicht gemeint! Das kam jetzt wohl etwas falsch rüber. Nein, das hatte wirklich nichts mit Sesshoumaru zu tun." Nachdem er sich wieder beruhigt hatte, fügte er noch hinzu: "Zumindest nicht in dem Sinne. Ich musste einfach mal was alleine unternehmen und mein eigenes Leben führen. Das habe ich auch und es ist toll!"

Miroku nickte verständnisvoll. "Ja, das kann ich mir schon denken. Das Leben als Junggeselle hat schon so seine Vorzüge, nicht wahr?"

Ashitaka warf dem Mönch daraufhin einen etwas ratlosen Blick zu, doch in diesem Moment wurde Miroku von Sango am Ohr gepackt.

"Houshi-sama, Ihr müsst nicht immer von Euch auf andere schließen!", sagte sie betont und achtete nicht groß auf Mirokus kleinlaute Beschwerden hinsichtlich der Behandlung, die die Dämonenjägerin ihm momentan zukommen ließ. Die anderen belächelten das kleine Schauspiel und auch Ashitaka schien nach anfänglicher Überraschung wieder zu seiner alten Form zurückgefunden zu haben.

"Aber was soll's? Das Leben kann doch so schön sein, darum sollte man es genießen, wann immer sich das ergibt! Oder etwa nicht?", meinte er und blickte fröhlich in die Runde.

"Ehrlich, du bist ein merkwürdiger Kerl", fand Inu Yasha mit skeptisch hochgezogener Augenbraue.

Ashitaka lächelte daraufhin etwas verlegen und kratzte sich am Hinterkopf. "Ja, das höre ich oft und eure Freundin hier hat das auch schon gesagt." Er deutete auf Kimie und fuhr dann fort: "Sesshoumaru ist der selben Meinung. Ich bin ihm früher wohl schon öfters auf die Nerven gegangen."

"Und du bist trotzdem noch am Leben?", fragte Inu Yasha ironisch.

Ashitaka zuckte mit den Schultern und stand dann auf, da er bis eben mit den anderen im Gras gesessen hatte. "Ach! Eigentlich ist Sesshoumaru ganz in Ordnung. Man muss nur mit ihm umgehen können. Entschuldigt ihr mich bitte kurz? Wir können ja nachher weiterreden, okay?" Und mit diesen Worten verließ Ashitaka die Freunde nun ebenfalls.

"Ashitaka-kun ist sehr nett, oder?", meinte Kagome, nachdem der Youkai außer Sichtweite war.

Shippou nickte beipflichtend und fügte hinzu: "Ja! Und er ist auch so ganz anders als Sesshoumaru. Irgendwie kaum zu glauben, dass sie aus der selben Familie stammen sollen."

Sofort hatte Inu Yasha aufgehorcht und einen misstrauischen Blick auf den kleinen Kitsune geworfen.

"Ach! Aber ich könnte als Sesshoumarus Zwilling durchgehen, oder was?", fragte er sarkastisch und sein Blick war dermaßen bohrend, dass Shippou sich erstmal zu Kagome flüchtete. Diese wandte sich mit einem müden Blick an den Hanyou: "Na ja... Auf gewisse Weise ähnelst du ihm schon irgendwie. Aber auf der anderen Seite bist du auch das genaue Gegenteil."

Inu Yasha schaute das Mädchen wenig begeistert an. "Ich kann dir gar nicht genug für deine Worte danken..."
 

Sesshoumaru hatte sich etwas von den anderen abgesondert und saß auf einem Felsen an dem kleinen See. Während sein Blick auf der spiegelglatten Oberfläche des Wassers ruhte, bemerkte er auch, wie sich ihm jemand von hinten näherte.

"Hey, Sesshoumaru! Du hast doch sicher nichts dagegen, wenn ich mich zu dir setze?", fragte Ashitaka amüsiert und setzte sich auch sogleich im Schneidersitz rechts neben den Felsen, auf dem der Ältere saß, ins Gras, ohne überhaupt eine Antwort abgewartet zu haben. Sesshoumaru schaute den anderen mit seinem üblichen Blick an. Ashitaka zog eine Augenbraue hoch.

"Jetzt schau doch nicht so finster", forderte ihn der Jüngere schließlich auf und lächelte fröhlich. "Und du kannst auch gerne etwas sagen, wenn du willst. Oder soll ich dich lieber mit 'Sesshoumaru-sama' ansprechen, damit du mit mir redest, Cousin?"

Jetzt wurde der Blick von Sesshoumaru irgendwie merkwürdig und hatte auch etwas tadelndes.

Ashitaka seufzte und schaute mit einer abwinkenden Handbewegung kurz weg. "Sag nichts! Ich weiß schon, dass du das nicht leiden kannst, wenn ich dich so anrede."

"Und dennoch hast du mich schon in der Vergangenheit immer wieder so angesprochen", erwiderte Sesshoumaru kühl, woraufhin Ashitaka ein breites Grinsen aufsetzte.

"Weil ich dich damit immer so herrlich aufziehen konnte."

Aber Sesshoumaru schien das nicht wirklich witzig zu finden, was Ashitaka auch sofort mitbekam. Aber anstatt jetzt eventuell das Thema zu beenden, winkte er erneut nur ab.

"Ich habe nie verstanden, weshalb du es nicht leiden konntest, wenn ich dich als meinen Cousin bezeichnet habe. Das ist doch die Wahrheit. Jetzt schau nicht gleich wieder so finster! Das gibt doch nur Falten und für so was bist du wirklich noch zu jung. Ich meine, 900 Jahre und ein paar Zerquetschte, was ist das schon?"

Sesshoumaru wandte seinen Blick wieder von dem Jüngeren ab. "Und dir wäre ich verbunden, wenn du dich endlich deinem Alter entsprechend benehmen würdest."

"Du redest fast schon wie mein Vater früher", erwiderte Ashitaka wenig beeindruckt. "Du solltest mal etwas lockerer werden und nicht immer so ernst sein. Wenn man viel lacht, dann macht das Leben doch viel mehr Spaß! Aber du warst ja nie der Typ, der auf so was viel Wert gelegt hat."

Diesmal kam keine Gegenantwort zurück und auch Ashitaka schwieg für einen Moment. Doch währenddessen ruhte sein Blick fast ununterbrochen auf dem linken Ärmel von Sesshoumarus Kimono. Ashitaka hatte bis jetzt noch nicht in Erfahrung bringen können, wie der Ältere seinen linken Arm verloren hatte. In gewisser Weise war er auch überrascht gewesen, da er bis jetzt nicht vermutet hätte, dass gerade Sesshoumaru so was passieren würde.

"Sag mal, wie hast du eigentlich deinen linken Arm verloren? Hat dieser Kuromaru etwas damit zu tun, weil der ihn jetzt besitzt?", fragte Ashitaka schließlich, da er zuvor von Sesshoumaru selbst erfahren hatte, dass Narakus neuester Abkömmling nun im Besitz von dessen fehlendem Arm war.

Sesshoumaru horchte auf, antwortete aber nicht sofort auf die Frage. Ihm war jedoch nicht entgangen, dass Ashitakas Blick schon die ganze Zeit auf ihn gerichtet war.

"Nein, dieser Kerl ist lediglich unter anderem aus diesem Teil von mir erschaffen worden. Dass ich meinen Arm einbüßen musste, hat Inu Yasha zu verantworten", antwortete Sesshoumaru nun.

Als Ashitaka das hörte, pfiff einmal durch die Zähne. "Hui! Ihr Beiden seid wohl nicht unbedingt ein Herz und eine Seele, was?"

Keine Antwort.

Einen Moment lang herrschte wieder Schweigen zwischen den Beiden und ihre Blicke ruhten nur auf der Oberfläche des Sees.

"Aber trotzdem bist du mit ihm zusammen unterwegs. Und deine Freunde sind doch sehr nett, finde ich", meinte Ashitaka schließlich an Sesshoumaru gerichtet. Doch der Ältere erwiderte nur kühl und betont: "Das sind nicht meine Freunde! Und dass ich mit ihnen unterwegs bin, hat überhaupt nichts zu sagen!"

Ashitaka zuckte die Achseln. "Wenn du meinst."

Nun pflückte er einen Grashalm und kaute ein wenig auf diesem herum. Sesshoumaru beobachtete ihn aus dem Seitenwinkel.

"Du hast dich wirklich kein bisschen verändert", meinte der Ältere und es lag ein leichter Unterton von Tadel in seiner Stimme. Ashitaka war schon in der Vergangenheit oft sehr kindisch gewesen und nahm viele Dinge nicht so ernst, wie andere. So auch jetzt, als er mit einem Grinsen erwiderte: "Doch, ich bin älter geworden."

Jetzt wickelte Ashitaka sein Fell, welches er über seinen Armen trug, ab und rollte es zu einem übergroßen Fellball zusammen. Ein paar Mal warf er ihn leicht in Höhe und fing ihn dann wieder auf.

"Was man aber nicht vermuten würde", erwiderte Sesshoumaru trocken, und Ashitaka konterte: "Bei dir aber auch nicht. Für 900 Jahre hast du dich gut gehalten. Andere wären neidisch."

Sesshoumaru erwiderte nichts darauf. 900 Jahre waren für einen Youkai wirklich kein Alter, aber er wusste schon, wie die Bemerkung gemeint war. Ashitaka hatte schon immer gern Witze auf den Kosten des Älteren gemacht, meinte es aber niemals beleidigend oder dergleichen. Eher wollte er Sesshoumaru damit etwas aus der Reserve locken, damit dieser eventuell auch mal eine lockere und unbeschwerte Seite von sich zeigte. Bis jetzt war Ashitaka allerdings erfolglos geblieben, was ihn jedoch nie davon abgehalten hatte, es immer wieder zu versuchen.

"Und dieses süße, kleine Mädchen?", fragte der Jüngere plötzlich und mit einem abwartenden Lächeln. "Rin heißt sie, nicht wahr?"

"Was soll mit ihr sein?", fragte Sesshoumaru, doch etwas überrascht von diesem abrupten Themenwechsel, zurück, ohne Ashitaka jedoch anzusehen. Dieser zog prüfend eine Augenbraue hoch und deutete mit dem Finger auf seinen Gesprächspartner.

"Jetzt tu doch nicht so, Sesshoumaru! Wir haben uns zwar schon länger nicht mehr gesehen, aber trotzdem kann ich wohl behaupten, dass ich dich kenne und du hast immer wieder betont, dass du Menschen nicht ausstehen kannst."

Das Einzige, was Ashitaka jedoch an Reaktionen von Sesshoumarus Seite zu sehen bekam, war ein kurzer Blick, nichts weiter.

Als nach einem Moment noch immer nichts zurückkam, sprach der Jüngere einfach weiter: "Die Kleine scheint in dir so was, wie einen Vater zu sehen, was? Und dir macht es überhaupt nichts aus, wie mir scheint. Das ist nicht der Sesshoumaru, den ich von früher kenne."

Nun wandte Sesshoumaru seinen Blick doch zu Ashitaka, sah ihn ganz direkt an und fragte im üblichen Ton: "Hast du keine eigenen Sorgen oder Fragen, die dir Kopfzerbrechen bereiten, Ashitaka?"

Aber der Jüngere lächelte nur amüsiert. "Sesshoumaru, jetzt stell dich doch nicht so an! Ich habe dich beobachtet. Die kleine Rin bedeutet dir eine Menge, das kannst du nicht leugnen!" Damit spielte Ashitaka auf eine Situation kurz nach dem Wiedersehen an. Rin hatte Sesshoumaru ganz überglücklich umarmt und er hatte das ohne weiteres zugelassen.

Ashitaka verschränkte die Arme hinter dem Kopf und sprach nach einer kurzen Pause weiter: "Na ja, und Kimie-chan ist dir wohl auch nicht ganz egal. Und das behaupte ich nicht nur, weil ich sie für dich vor dem Absturz von dem Berg bewahren sollte. Ob sie dich mag? Du weißt schon, was ich meine." Er zwinkerte dem Älteren einmal kurz zu und fügte dann hinzu: "Ich finde, ihr zwei wärt so ein hübsches Paar! Dein Vater wäre sicher begeistert!"

Nun hatte sich Sesshoumarus Blick doch etwas verändert, zwar nicht gravierend, aber etwas ging in ihm vor.

Ashitaka entging das nicht und so sprach er auch gleich weiter, wobei er wie ein altkluger Lehrer den Zeigefinger erhob: "Ich kann mich aber noch gut an deine Worte von früher erinnern: 'Diese sterblichen Kreaturen sind schwach und unnütz, sie sind völlig wertlos und überflüssig. Allein der Anblick dieser niederen Geschöpfe ist für mich kaum zu ertragen!' So war das doch, oder?" Er pausierte und schaute dann mit einem breiten und amüsierten Grinsen zu Sesshoumaru hinauf. "Ich kann auch gerne noch weitermachen, wenn du willst."

"Hm!" Das war das Einzige, was Sesshoumaru jedoch entgegnete, ehe er seinen Blick wieder von Ashitaka abwandte. Der Jüngere kicherte kurz leise in sich hinein, dann stand er auf und streckte sich einmal.

"Na ja, was soll's? So! Ich leiste dann mal deinem Halbbruder und deinen Freunden... Ich meine, deinen Reisegefährten noch etwas Gesellschaft. Also, bis später!" Und mit diesen Worten und nachdem er sein Fell wieder entknäuelt hatte, verschwand Ashitaka nun wieder, während Sesshoumaru auf dem Felsen am See sitzen blieb.

Die Ereignisse überschlagen sich

In Narakus Schloss machte Kuromaru in Anwesenheit aller erstmal seinem Ärger Luft.

"Naraku! Was du mit diesem Köter überhaupt noch willst, verstehe, wer will! Ich verstehe es jedenfalls nicht! Dieses Vieh behindert mich nur bei meinem Vorhaben!"

Naraku hörte den Ausführungen seines Abkömmlings zunächst kommentarlos zu. Er wirkte sogar auf eine gewisse Weise desinteressiert. Kagura und Kanna schwiegen zu alldem.

Kuromaru hätte platzen können vor Wut. Dass Inuki mitten im Kampf so plötzlich das Feld räumen würde, kam völlig unvorhersehbar und überraschend. Aber Inuki selbst war im Moment nicht anwesend.

"Wo steckt die blöde Töle überhaupt? Kannst du mir das wenigstens sagen, Naraku?", fragte Kuromaru herablassend und noch immer deutlich wütend. Da er Inuki nach dem letzten Kampf aus den Augen verloren hatte, war er ohne ihn zum Schloss von Naraku zurückgekehrt. Dieser äußerte sich nun endlich zu dem Vorfall: "Zügel deinen Zorn, Kuromaru. Ich habe meine Gründe, weshalb ich ihn unter meine Kontrolle gebracht habe."

"Tse! Ich habe aber keinen Bock mehr auf diesen Mist!", erwiderte Kuromaru betont. "Eines kann ich dir sagen: Wenn dieses Vieh mir das nächste Mal über den Weg läuft, dann schicke ich es ohne wenn und aber ins Jenseits! Ich habe genug davon!"

"An deiner Stelle wäre ich vorsichtig, Kuromaru", meinte Naraku daraufhin bedrohlich und stand auf, da er bis eben auf dem Boden gesessen hatte. "Pass auf, was du sagst oder tust. Du scheinst zu vergessen, dass ich es bin, der über dein Dasein bestimmt."

Abrupt wurde Kuromaru still. Ihm war sofort klar, was Naraku damit gemeint hatte und so schwieg er nun.

Irgendwann machte er kehrt und verließ das Zimmer ohne noch etwas gesagt zu haben. Kurz darauf verließ auch Kagura den Raum.

Draußen stellte sie Kuromaru zur Rede: "Hey, Kuromaru! Wenn du dich gegen Naraku stellst, begibst du dich auf gefährliches Gebiet. Das dürfte dir ja wohl klar sein."

"Ach, und das sagst gerade du?", erwiderte Kuromaru mit herablassendem Unterton. "Komm mir nicht mit irgendwelchen altklugen Sprüchen an! Ich komme auch sehr gut allein zurecht!"

"Wie du meinst." Kagura zuckte gleichgültig mit den Schultern und ließ ihren Bruder gehen. Wohin er nun wollte, konnte sie sich denken.
 

Am Abend hatten sich Kagome, Sango und Kimie dazu entschlossen, noch ein Bad in einer heißen Quelle in der Nähe ihres aktuellen Lagers zu nehmen. Es war schon relativ spät, als die drei so unter sich im warmen Wasser saßen.

"Nach all der Aufregung tut das richtig gut", meinte Kagome erleichtert und erntete zustimmendes Nicken.

"Und nach all dem Schnee und der Kälte ist dies genau das Richtige", fügte Sango noch hinzu.

Die drei unterhielten sich noch eine Weile, als Kagome und Sango sich irgendwann dazu entschieden, nun wieder zu den anderen zurückzugehen. Allerdings wollte Kimie gerne noch etwas in der Quelle bleiben.

"Geht schon mal vor. Ich bleibe noch etwas hier", sagte sie daher zu den beiden Mädchen, die einverstanden nickten und sich schließlich auf den Rückweg machten.

Nachdem Kagome und Sango fort waren, lehnte sich Kimie mit dem Rücken gegen einen Felsen, der mitten in der Quelle stand und diese somit praktisch in zwei Bereiche unterteilte, wenngleich man problemlos von einer Seite zur anderen wechseln konnte, wenn man den Felsen umrundete.

"Darf ich mich jetzt bemerkbar machen?"

Als sie plötzlich diese Stimme hörte, musste Kimie einen erschrockenen, überlauten Schrei unterdrücken. Sie hatte die Stimme jedoch erkannt, aber den anfänglichen Schock minderte das zunächst nicht unbedingt.

"Mann! Hast du mich erschreckt! Wa-Was machst du denn hier?!", fragte Kimie leicht sauer, doch es kam nur die sorglose Antwort: "Ich war schon die ganze Zeit hier. Keine Bange, ich hab nicht geguckt."

Kimie seufzte. "Du hättest dich trotzdem ruhig früher bemerkbar machen können. Ich hätte eben fast einen Herzinfarkt bekommen, Ashitaka."

Ashitaka lachte amüsiert. "Tut mir leid. Das hatte ich nicht beabsichtigt. Aber ich unterbreche nun mal keine Gespräche unter Frauen."

"Aha..." Kimie wusste nicht wirklich, wie sie darauf reagieren sollte. Außerdem saß sie gerade allein mit einem Youkai in einer heißen Quelle. Mit einem Mann!

"Herrje... Irgendwie kann ich mir gar nicht vorstellen, dass du und Sesshoumaru wirklich verwandt sein sollt", sagte Kimie schließlich. "Ihr ähnelt euch vom Charakter her genauso sehr, wie Feuer und Wasser."

Ashitaka stimmte ihr belustigt zu: "Ja, das haben früher so ziemlich alle gesagt, die uns beide kennen. Sein Vater war auch dieser Meinung."

Als Ashitaka Inu no Taishou erwähnt hatte, kam Kimie abrupt wieder die Situation in der Höhle in den Sinn. Sesshoumarus Verhalten hinsichtlich des Verhaltens seines Vaters hatte ihr doch einige Rätsel aufgegeben. Nach einigem Zögern fragte das Mädchen schließlich: "Ashitaka? Kann ich dich in der Hinsicht vielleicht mal was fragen?"

"Sicher. Schieß los!"

Gespannt wartete der Youkai auf die Frage, die nach weiterem kurzen Zögern auch endlich gestellt wurde: "Mir fällt gerade ein, dass sich Sesshoumarus Vater doch in eine menschliche Frau verliebt hatte, die Mutter von Inu Yasha. Aber Sesshoumaru scheint davon ja nicht gerade begeistert zu sein. Ähm... Hasst er seinen Vater wegen dieser Sache?"

Ashitaka zog sofort überrascht eine Augenbraue hoch.

"Hassen?", fragte er ungläubig zurück. "Das kann ich mir nicht vorstellen. Sesshoumaru hat seinen Vater immer respektiert und er liebt ihn auch, wie es für einen Sohn ganz natürlich ist. Aber er zeigt seine Gefühle nun mal nicht und von daher kommen bei ihm Sachen manchmal ganz anders rüber, als vielleicht gedacht."

"Hmm..." Kimie senkte nachdenklich den Blick. Sesshoumaru schien wirklich so was, wie ein Buch mit sieben Siegeln zu sein. Ein einziges Geheimnis eben, dass wohl nicht großen Wert darauf legte, gelüftet zu werden.

"Aber warum fragst du?", fragte Ashitaka neugierig und riss Kimie somit wieder aus ihren Gedanken.

"Was? Ach, einfach nur so! Ich war nur neugierig."

Der weitere Vorgang des Bades verlief so, dass jeder irgendwann unbeobachtet vom jeweils anderen die heiße Quelle verließ, ehe man sich nach dem Anlegen der Kleider gemeinsam zum Lager zurückbegab.
 

Es war mittlerweile spät in der Nacht, als sich Sesshoumaru abseits von der Gruppe im Wald aufhielt. Er stand allein auf einem kleinen unbewaldeten Fleckchen Wiese und sein Blick war auf den am Himmel leuchtenden Mond gerichtet, als er merkte, dass er nicht allein war.

"Gibt es einen bestimmten Grund, dass du mich aufsuchst, Kagura?"

Kagura erschien daraufhin hinter einem Baum. "Du hast mich also bemerkt. Aber ich hätte auch nichts anderes von dir erwartet."

Sesshoumaru drehte sich nun zu der jungen Frau um, sagte aber zunächst nichts. Nur sein üblicher kühler Blick fiel auf sie.
 

In ihrem Lager schliefen die anderen schon längst. Nur Kimie erwachte mitten im Schlaf und war merkwürdigerweise putzmunter. Einschlafen konnte sie so schnell wohl auch nicht mehr. Vorsichtig schaute sich das Mädchen um. Alle anderen waren wohl im Land der Träume und da sie ohnehin mehr am Rand lag, konnte sich Kimie ohne große Probleme von den anderen absondern, ohne sie zu wecken. Einmal zuckten zwar Inu Yashas Ohren, er schaute aber nicht auf, woraufhin Kimie vermutete, er hätte nicht bemerkt, dass sie aufgestanden war und sich von der Gruppe abgesondert hatte.

>Vielleicht tut ein kleiner Spaziergang mir ganz gut.<

Allzu weit wollte sich Kimie zwar nicht von dem Lager entfernen, aber sie musste sich mal ein wenig die Beine vertreten. Außerdem fragte sie sich, wo Sesshoumaru abgeblieben war. Er hatte sich nicht mehr blicken lassen, seit er zuvor die Gruppe verlassen hatte, nachdem Ashitaka dazugekommen war.

>Bestimmt ist er hier irgendwo in der Nähe<, dachte Kimie. Es wunderte sie nicht, dass sie ihn nicht bemerkte, falls er hier irgendwo war. Aber daran hatte sie sich mittlerweile gewöhnt.

So sehr in ihre Gedanken vertieft, wusste Kimie bald nicht mehr genau, wie weit sie schon gelaufen war. Für einen kurzen Moment blieb sie stehen und schaute hinter sich. Sie konnte ihren Weg noch zurückverfolgen.

>Sich jetzt zu verlaufen, wäre wirklich nicht gerade gut...< Mit diesem Gedanken fragte sich Kimie nun auch, ob es in diesem Wald eventuell irgendwelche gefährlichen Dämonen gab. Aber davon hatte sie bisher nichts mitbekommen. Allerdings richtete sich ihre Aufmerksamkeit bald auf ein Gespräch, dass sie sehr schwach wahrnehmen konnte. Die beiden Stimmen kamen ihr allerdings sehr bekannt vor.

>Ist das...?<

Ohne noch weiter groß zu zögern, folgte Kimie den Stimmen und wühlte sich möglichst leise durch das Gebüsch, wobei sie aber mehr das Gefühl hatte, sie würde soviel Krach veranstalten, wie eine ganze Rodungstruppe mit Planierraupen und Bulldozern. Als sie einmal über eine Baumwurzel stolperte, musste sie einen Aufschrei unterdrücken, was die Landung im Gras aber nicht angenehmer machte.

>Das war mal wieder so was von typisch...!<, dachte das Mädchen genervt und traute sich erst gar nicht, sich wieder aufzurichten. Aber dann tat sie es doch, weil sie das Gespräch zwischen den beiden Personen doch interessierte und sie wollte wissen, ob sie mit ihrer Vermutung richtig lag, wer sich da nun unterhielt. Also lugte sie mit ihrem Kopf nun vorsichtig hinter einem Busch hervor und sah die beiden Gesprächpartner sich in einiger Entfernung gegenüberstehen. Im ersten Moment konnte sie es kaum glauben.

>Sesshoumaru und Kagura!? Was soll das denn?<

Kimie konnte sich nicht vorstellen, was Sesshoumaru gerade mit Kagura zu bereden hatte. Immerhin war sie doch ein Abkömmling von Naraku und somit auch ein Feind.

Ohne sich aber einzumischen, hörte das Mädchen dem Gespräch weiter zu.

"Du solltest wissen, dass Kuromaru fest entschlossen ist, dich zu töten", sagte Kagura an Sesshoumaru gerichtet, der aber minder beeindruckt über diese Information zu sein schien.

"Schön, dass ich jetzt erneut eine Bestätigung von der Aussage habe, die ich ohnehin schon von ihm vernommen habe. Gibt es einen bestimmten Grund, weshalb du mir das erneut erzählst?"

Kagura öffnete ihren Fächer.

"Hast du es etwa schon vergessen? Nicht nur du bist ab jetzt ein Ziel von Kuromaru. Die beiden Menschenmädchen, die du schon mehrmals beschützt hast, gehören jetzt auch dazu. Und seit heute wohl auch dein Cousin."

Ein geheimnisvoller Blick traf den Youkai, in Verbindung mit einem undurchschaubarem Lächeln.

Sesshoumaru erwiderte aber zunächst nichts auf diese Aussage. Kuromarus Drohungen hatte er schon selbst von ihm vernommen und hatte sich schon selbst einen Reim darauf gemacht.

"Wobei ich mich frage, was dich überhaupt diese beiden Menschenmädchen kümmern", meinte Kagura weiter und ihre Stimme hatte einen äußerst herablassenden Unterton angenommen. "Es sind doch schließlich nur schwache und unbedeutende Menschen."

In ihrem Versteck zog Kimie beleidigt eine Schnute.

>Na, vielen Dank auch für diese umwerfende neue Erkenntnis! Anscheinend labern so ziemlich 99% aller Dämonen den selben Kram...<

Da ihre Beine mittlerweile kurz davor waren, einzuschlafen, musste sich Kimie kurz bewegen, wobei aber auch vereinzelte Blätter des Gebüschs zu rascheln anfingen.

Sofort hatte Kagura ihren Blick zu den Büschen umgewandt.

"Hm! Dir scheint jemand nachzuschnüffeln."

Natürlich hatte Kimie das gehört und zuckte abrupt zusammen. >Oh, Shit!<

Und ehe sie sich versah, hatte Kagura schon ihren Angriff auf sie gestartet.

"Fuujin no Mai!"

"Wuah!!"

Reflexartig war Kimie zur Seite gesprungen, obwohl die Geschosse nicht mal auf sich zufliegen sah. Allerdings war von dem Busch, hinter den sie sich bis eben versteckt hatte, nach der Attacke nicht mehr viel übrig.

>Das war knapp...<

Als der erste Schock verdaut war, wagte Kimie einen zunächst zaghaften Blick auf Kagura und Sesshoumaru, die nun in ihre Richtung schauten. Als sie Kaguras amüsierten Gesichtsausdruck vernahm, sprang Kimie hinter den Büschen hervor.

"Sag mal, bist du bescheuert?! Was sollte denn das?!", beschwerte sich das Mädchen lautstark. Aber ungeachtet dessen meinte Kagura nur: "Anscheinend hat dir deine Mutter nicht beigebracht, dass man nicht bei fremden Gesprächen heimlich lauscht."

"Pah!"

Kagura hätte noch einmal angreifen können, ließ es aber und wandte sich stattdessen wieder Sesshoumaru zu.

"Wie auch immer. Es wäre besser, wenn du dich vorbereiten würdest. Kuromaru wird dich sicher bald wieder aufsuchen", meinte sie mahnend und entnahm eine Feder aus ihrem Haar. Nachdem kurz ein starker Wind aufgekommen war, schwebte die junge Frau auf ihrer Feder in den Himmel empor und verschwand von der Bildfläche. Zurück blieben Kimie und Sesshoumaru, aber keiner von beiden sagte zunächst etwas.

Kagura war es natürlich egal, was aus den beiden Menschenmädchen werden würde, sie interessierte sich nur dafür, dass Sesshoumaru Naraku irgendwann besiegen würde. Dazu wollte sie ihn bringen und musste verhindern, dass Kuromaru ihre Pläne eventuell durchkreuzte.

Mit diesen Gedanken flog sie nun auf ihrer Feder davon.

"Das hätte eben auch schief gehen können", meinte Sesshoumaru schließlich im üblichen Ton, was Kimie aufhorchen ließ.

"Hm?"

"Ihr Angriff hätte dich töten können, wenn du nicht ausgewichen wärst. Du hättest dir das erspart, wenn du dich hier nicht eingemischt hättest."

Allein schon die herablassende Art, mit der er mit ihr sprach, brachte Kimie im Moment locker auf hundertachtzig. Entschieden stemmte sie die Hände in die Hüften und erwiderte: "Entschuldige bitte! Aber soll ich denn bitteschön davon halten, wenn du mitten in der Nacht irgendwelche Konversationen mit Kagura führst? Gerade mit ihr! Ich dachte, sie wäre einer unserer Feinde!?"

Aber anstatt etwas darauf zu erwidern, lenkte Sesshoumaru das Gespräch wieder auf Kaguras Attacke zurück: "Du kannst dennoch froh sein, dass sie dich nicht mit ihrem Angriff erwischt hat."

"Und wenn schon! Was kümmert dich das?", fragte Kimie. "Dir war es doch sicher eh egal, sonst hättest du sie ja auch daran hindern können."

Diesmal kam allerdings keinerlei Antwort zurück.

Kimie war sich nicht sicher, ob sie mit ihrer Vermutung richtig lag. Eigentlich hatte sie das eben auch mehr aus Frust gesagt, als wirklich ernst gemeint. Immerhin konnte sie es nicht leugnen, dass Sesshoumaru sie schon mehrmals beschützt hatte. Hatte er sich diesmal nur deshalb nicht eingemischt, weil er erwartet hatte, dass sie dem Angriff ausweichen konnte? Gleichzeitig kam in Kimie aber auch der Verdacht auf, dass Sesshoumaru vielleicht auch einfach nur keine Lust mehr hatte, sie ständig vor allem und jeden zu schützen. Und wenn das die Wahrheit war, so konnte sie es ihm in der Hinsicht noch nicht mal verübeln. Wahrscheinlich ging sie ihm mit ihrer "Hilflosigkeit" ziemlich auf den Geist und irgendwann würde da wohl jeder seine Geduld verlieren.

"Was ich denke, spielt keine Rolle", erwiderte der Youkai schließlich auf die Aussage des Mädchens und kehrte ihr den Rücken zu. Aber so leicht wollte sich Kimie nicht abschütteln lassen.

"Und was hat es bitte damit auf sich, dass Kagura dich extra aufsucht um dir etwas über Kuromarus Absichten zu sagen, obwohl du diese ohnehin schon kanntest?"

"Das hat keinerlei Bedeutung."

"Für mich aber schon! Weich mir nicht aus! Ich will das jetzt ein für allemal klarstellen!" Aber alles Rufen schien Sesshoumaru dennoch nicht davon abzuhalten, sich nun vom Ort des Geschehens zu entfernen.

"Jetzt geh nicht einfach so weg! Bleib gefälligst stehen und hör mir zu!", rief Kimie, nun deutlich mit einem Unterton von Wut in der Stimme. Tatsächlich blieb Sesshoumaru nun kurz stehen, ohne sich aber zu dem Mädchen umzudrehen.

"Warum regst du dich überhaupt so auf?", fragte er ruhig, aber doch mit einer gewissen Kühle in der Stimme. "Im Grunde können dir die Gründe für mein Tun doch auch völlig gleichgültig sein."

"Das sind sie aber nicht!", erwiderte Kimie energisch. "Und der Grund dafür ist ganz einfach: Ich habe mich nämlich in dich verliebt!"

Es folgte ein schier endloser Augenblick der Stille. Es wehte ein leichter Wind auf, der vereinzelte Blätter vom Boden aufwirbelte und diese mit sich fort trug.

>Oh, Gott... Was... Was habe ich gesagt...?<

Kimie wagte kaum, sich von der Stelle zu bewegen. Wie versteinert stand sie auf der Stelle, den Blick starr auf Sesshoumaru, der weiterhin mit dem Rücken zu ihr stand, gerichtet. Was mochte er nun wohl denken? Würde er jetzt etwas dazu sagen?

Endlich zeigte der Youkai eine Reaktion, die den Anschein machte, dass er sich zu dem Mädchen umdrehen wollte.

Kimie ging daraufhin einen Schritt zurück, dann noch einen. Letztendlich wandte sie sich von Sesshoumaru ab und lief weg, noch ehe er sich vollends zu ihr umgedreht hatte. Es war ihr egal gewesen, wohin sie lief, sie wollte nur weg.

Wollte er wirklich etwas sagen? Kimie wusste es nicht. Sie wollte es auch irgendwie gar nicht wissen. Alles war in diesem Moment ziemlich außer Kontrolle geraten. Warum hatte sie auch ausgerechnet jetzt damit angefangen? Sie konnte es sich nicht erklären, aber es war in diesem Moment einfach so über sie gekommen.

Wie auf der Flucht vor einer großen Gefahr lief Kimie ziellos durch den Wald, bis sie schließlich auf einer Lichtung ankam. Völlig außer Atem musste sie erst mal nach Luft schnappen. Sie traute sich nicht einmal, sich umzudrehen, um nachzusehen, ob Sesshoumaru ihr eventuell gefolgt war. Aber warum hätte er das überhaupt tun sollen? Vielleicht höchstens, um sich noch mal zu vergewissern, ob sie sich wirklich dazu erdreistet hatte, gerade ihm, einen Youkai, etwas derartiges so direkt zu sagen.

Jetzt konnte Kimie ein Schluchzen nicht mehr unterdrücken. Sie wollte es nicht soweit kommen lassen und schon gar nicht, wollte sie Sesshoumaru das sagen, was sie fühlte. Aber jetzt hatte sie es doch getan und wusste nicht, was sie nun tun sollte. Sie bemerkte nicht mal, dass sich ihr nun eine Person langsam von hinten näherte.

"Kimie-chan! Ich habe dich schon gesucht. Inu Yasha und ich haben gemerkt, dass du vorhin weggegangen bist, deswegen bin ich dir gefolgt. Zuerst wollte ich das ja nicht, aber als du nicht wieder zurückgekommen bist, haben wir uns doch Sorgen gemacht."

Als sie die Stimme von Ashitaka erkannte, drehte sich Kimie zu ihm um. Dem Youkai fiel sofort auf, dass das Mädchen kreuzunglücklich war.

"Was ist mit dir? Hast du geweint?", fragte Ashitaka vorsichtig als er auf Kimies Gesicht die leichten Spuren von Tränen und auch einen schwachen salzigen Geruch von diesen wahrnahm. Vorsichtig kam er näher bis er nur noch etwa zwei Meter vor ihr stand. "Was ist denn passiert?"

Kimie antwortete nicht sofort, sondern senkte erst mal nur schweigend den Blick, als sie dann aber doch auf ihn zustürzte. "Ashitaka...!"

Kimie konnte im Moment nicht anders, als sich einfach nur Halt an dem Youkai zu suchen und vergrub ihr Gesicht in seinem Kimono. Ashitaka, der ja eigentlich mehr ein unbeschwerter und sehr spontaner Zeitgenosse war, fühlte sich nun zum ersten Mal in seinem leben wirklich irritiert und eine Spur weit hilflos.

"Was... Was ist denn los?", fragte er und schaute verunsichert auf Kimie herab, die sich noch immer an ihm festhielt. Als sie aber im Moment nur schluchzte und nicht wirklich etwas sagte, ließ er sie sich erstmal etwas ausweinen, ehe er sie bat, ihm zu erzählen, weshalb sie so fertig war. Das tat Kimie dann auch und nachdem sie sich wieder einigermaßen gefangen hatte, schilderte sie Ashitaka, was vorgefallen war.

Einen Moment lang herrschte Stille. Aber schließlich brach Ashitaka das Schweigen der beiden: "Du hast es ihm also gesagt."

Etwas verwirrt über diese ruhige Erwiderung des Youkai schaute Kimie zu ihm hoch. "Das klingt ja fast so, als hättest du es schon gewusst."

"Gewusst nicht, aber geahnt. Ich habe mitbekommen, wie du ihn angesehen hast und so."

Ein leises Seufzen entwich Kimie. "Großartig... Jetzt ist wohl endgültig Feierabend. Ich kann ihm doch nie mehr unter die Augen treten."

"Hat Sesshoumaru denn noch irgendetwas gesagt, nachdem du ihm alles gestanden hast?"

Das Mädchen schüttelt leicht den Kopf. "Ich bin weggelaufen, kurz nachdem ich es ihm gesagt habe."

"Also weißt du doch gar nicht, was er darüber denkt."

"Aber ich kann es mir vorstellen..."

Kimie kehrte Ashitaka den Rücken zu und entfernte sich etwa zwei Schritte von ihm. Der Youkai lächelte leicht und legte ihr eine Hand auf die Schulter. "Jetzt lass euch beiden doch etwas Zeit, darüber nachzudenken. Sesshoumaru wird dich schon nicht fressen, nur weil du ihm die Wahrheit gesagt hast."

"Nein, aber lustig machen wird er sich wohl darüber. Ich meine, ein gewöhnliches Menschenmädchen verliebt sich in einen Youkai, der noch dazu der Herr der westlichen Länder ist. Das klingt doch geradezu nach einer schlechten Seifenoper."

Ashitaka zog leicht verwirrt eine Augenbraue hoch. "Was für ein Opa?"

Aber Kimie schüttelte daraufhin nur den Kopf und winkte ab. "Vergiss es. Ist nicht so wichtig."

Ziemlich niedergeschlagen richtete Kimie ihren Blick zu Boden. Sie hatte beim besten Willen keine Ahnung, was sie jetzt am besten tun sollte. Wie sollte sie sich nur verhalten?

Ashitaka beobachtete das Mädchen eine Weile etwas besorgt, versuchte dann aber, es wieder aufzumuntern.

"Jetzt sei doch nicht mehr so niedergeschlagen. Verliebt zu sein, ist doch eigentlich etwas sehr Schönes. Du konntest ja nicht ahnen, dass es so weit kommen würde. Oder bereust du es deswegen etwa, Sesshoumaru begegnet zu sein?"

Auf diese Frage hin schüttelte Kimie leicht den Kopf. "Nein, eher im Gegenteil. Obwohl ich eine Zeit lang versucht habe, ihm genau aus diesem Grund aus den Weg zu gehen. Aber ich habe es nicht geschafft. Vielleicht wollte ich es auch gar nicht."

Erneut kam ein Lächeln auf Ashitakas Lippen. "Dann scheint dieser Punkt ja schon mal geklärt zu sein. Interessiert es dich denn dann nicht, was Sesshoumaru darüber denkt? Und bitte lass deine Spekulationen diesmal aus dem Spiel!"

"Na ja... Doch, schon... Aber..."

"Kein Aber! Lass dich nicht so hängen! Ich schlage vor, du fragst ihn einfach mal, um dir Klarheit zu verschaffen. Und dann haben auch diese ganzen Vermutungen ein Ende und du hast die Gewissheit. Okay?" Ashitaka legte eine Hand an Kimies Wange und wischte die Spuren ihrer Tränen weg. "Und? Wie sieht's aus? Nimmst du dir meinen Vorschlag zu Herzen?"

Als er sie so aufmunternd anlächelte, konnte auch Kimie sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen.

"Ja. Danke", flüsterte sie doch mit einem gewissen Gefühl von Erleichterung. Ashitaka hatte Recht. Nur herumzusitzen und Trübsal zu blasen würde ihr nicht helfen. Egal, wie Sesshoumaru über all das dachte, sie würde ihn fragen und sich Klarheit verschaffen.

Plötzlich richtete sich Ashitakas Blick jedoch zur Seite. Noch immer die Hand an Kimies Wange gelegt, erblickte er nun Sesshoumaru, der einige Meter von den beiden entfernt neben einem Baum stand.

"Sesshoumaru." Ashitaka ließ wieder von Kimie ab. Sie wiederum erblickte nun ebenfalls zu Sesshoumaru, der aber sogleich kehrt machte und ohne ein Wort zu sagen wieder ging. Aber etwas an seinem Blick war merkwürdig gewesen.

"Was hat er?", fragte sich Kimie etwas irritiert. "Er wirkte irgendwie wütend."

"Ich kann mir schon denken, woran das liegt", erwiderte Ashitaka und stand auf. "Ich werde ihm nachgehen und du, Kimie-chan, gehst besser wieder zu den anderen zurück."

Er deutete in die Richtung, in die das Mädchen gehen sollte, um sicher wieder ins Lager zurückzukommen. Kimie nickte einverstanden. Anschließend machte sich Ashitaka daran, Sesshoumaru zu folgen, noch eine Weile beobachtet von Kimie, ehe diese sich nachdenklich und zunächst auch etwas zögerlich auf den Weg machte.
 

Sesshoumaru wusste nicht genau, weshalb er Kimie überhaupt gefolgt war und vor allem, warum er so plötzlich wieder gegangen war, nachdem er sie zusammen mit Ashitaka gesehen hatte. Aber dieses Bild, wie sein Cousin seine Hand an das Gesicht des Mädchens gelegt hatte, hatte ihm sehr missfallen und auch auf eine gewisse Weise wütend gemacht. Er hatte zwar nicht mitbekommen, über was die beiden geredet hatten, weil er sich erst spät dazu entschieden hatte, dem Mädchen nachzugehen, aber das war Sesshoumaru egal gewesen. Allerdings war es nicht nur das gewesen, was ihn im Moment zugegebenermaßen etwas irritierte. Dieses Mädchen hatte ihm doch wirklich gesagt, das es in ihn verliebt war! Aber was sollte er selbst davon halten? Es erstaunte ihn, dass er sich gar seine Gedanken darum machte. Es konnte ihm doch eigentlich egal sein.

"Sesshoumaru! Warte einen Moment!"

Die Stimme Ashitakas ließ Sesshoumaru nun in seiner Bewegung inne halten. Er konnte genau hören, wie der Jüngere sich ihm nun langsam näherte, drehte sich jedoch nicht zu ihm um.

"Was willst du, Ashitaka?", fragte Sesshoumaru kalt.

"Mit dir reden", erwiderte Ashitaka ruhig und gefasst, als er seinen Cousin erreicht hatte. Der Jüngere hielt zwischen ihnen jedoch einen Abstand von etwa vier Metern ein. "Ich glaube nämlich, du verstehst da etwas falsch."

Sesshoumaru zog eine Augenbraue hoch, schaute seinen Gesprächspartner aber noch immer nicht an.

"Gab es denn etwas falsch zu verstehen? Mal abgesehen davon ist es mir gleich, was du treibst", meinte er nur mit herablassendem Unterton und war nicht wirklich auf die folgende Erwiderung des anderen gefasst gewesen.

"Jetzt tu nicht so! Gib es doch zu, du bist eifersüchtig!", kam es nämlich plötzlich wie aus der Pistole geschossen von Ashitaka, woraufhin Sesshoumaru sich doch noch zu ihm umwandte. Im ersten Moment glaubte er, er habe sich gründlich verhört.

"Wie bitte?!"

"Du hast mich schon richtig verstanden! Du bist eifersüchtig! Und zwar auf mich!", antwortete Ashitaka betont, ohne auch nur das kleinste Anzeichen von Zweifel zu zeigen.

Es war zwar nur für einen kurzen Moment, aber es schien dennoch so zu gewesen zu sein, dass Sesshoumarus Gesicht doch für den Bruchteil einer Sekunde einen sichtlich ungläubigen und auch entrüsteten Ausdruck angenommen hatte. Ziemlich schnell hatte er sich jedoch wieder gefangen und sprach im üblichen Ton weiter: "Deine Fantasie schlägt ziemlich große Wellen, Ashitaka. Aber das war bei dir ja schon immer so gewesen. Warum sollte ich gerade auf dich eifersüchtig sein? Als ob ich das nötig hätte."

Ashitaka verschränkte die Arme vor der Brust. Wieder sprach er ganz direkt und ohne scheu seinen Gedanken aus, wenngleich mit äußerst ernstem Unterton: "Das sieht doch ein Blinder! Du denkst, ich habe was mit Kimie-chan vor."

Ein leichtes herablassendes Lächeln kam nun auf Sesshoumarus Lippen zum Vorschein. Es schien, als würde er Ashitaka nicht wirklich ernst nehmen wollen. "Als ob ich mich dafür interessieren würde, ob du was mit einem sterblichen Mädchen zu schaffen hast. Aber nur mal angenommen, deine absurde Behauptung entspräche der Wahrheit, hätte ich dann einen Grund zur Eifersucht?"

Daraufhin nahm Ashitakas Gesicht einen leicht herausfordernden Ausdruck an.

"Vielleicht", antwortete er geheimnisvoll, als lege er es bewusst auf eine offene Auseinandersetzung mit seinem Cousin an. Dieser legte seine scheinbar gleichgültige Fassade abrupt ab und bedachte den Jüngeren mit einem eiskalten Blick.

"Ich warne dich, Ashitaka!", knurrte Sesshoumaru bedrohlich. "Solltest du es darauf anlegen, mich herauszufordern, dann kann ich dir schon von vornherein sagen, dass du das nicht überleben wirst!"

"Also hatte ich doch Recht!", meinte Ashitaka überzeugt und ohne sich von der klaren Drohung seines Cousins einschüchtern zu lassen, wenngleich der Jüngere wusste, dass dies keine leere Drohung gewesen war. Sicher, sie stammten aus der selben Familie, dennoch würde Sesshoumaru unter Umständen nicht zögern, Ashitaka zu töten, würde dies die Situation erfordern.

Die letzte Aussage des Jüngeren gab Sesshoumaru aber doch zu denken. Was bezweckte Ashitaka mit alldem?

"Ich wollte herausfinden, was wirklich mit dir los ist, Sesshoumaru", meinte Ashitaka schließlich wieder ruhiger. "Und deine Reaktion hat mich in meiner Vermutung bestätigt. Jetzt bin ich mir hundertprozentig sicher."

"Wovon redest du eigentlich?"

Sesshoumaru wusste zwar schon immer, dass Ashitaka anders war, als die meisten anderen Mitglieder seiner Familie, aber sein momentanes Verhalten gab ihm doch mehr zu denken, als es sonst der Fall war.

Ashitaka richtete auf die Frage des Älteren hin den Blick zum nachtblauen Himmel hinauf. Ein leichter Wind kam auf und ließ das weiß-silberne Haar der beiden Inu-Youkai sanft aufwehen. Mit sich trug die Brise den schwachen Geruch von Gras und vereinzelten Blumen. Aber der Wind verriet auch, dass es wohl bald zu regnen anfangen würde. Vereinzelt bedeckten auch schon einige dunkle Wolken die Sterne am Himmel.

"Soll ich dir die Wahrheit sagen, warum ich die westlichen Länder wirklich verlassen habe?", fragte Ashitaka plötzlich, woraufhin Sesshoumaru aufhorchte.

"Ich wollte stärker werden", fuhr der Jüngere fort. "Bei uns zu Hause hatte ich nicht das Gefühl, als könnte ich das erreichen. Irgendwie hatte ich immer den Eindruck, du würdest in mir keinen würdigen Gegner sehen und das wollte ich ändern. Ich wollte stärker werden, um somit wenigstens ansatzweise ein Gegner für dich sein zu können."

Sesshoumaru bedachte Ashitaka mit einem leicht skeptischen Blick. Sollte das etwa eine indirekte Herausforderung sein?

Nun schaute Ashitaka ihn wieder direkt an. Sein Blick war ernst, hatte aber auch was geheimnisvolles. "Sesshoumaru, ich habe in der Vergangenheit immer zu dir aufgesehen. Ich wollte unbedingt so werden wie du. Ich wollte auch so stark und selbstbewusst sein. Aber in einer Hinsicht wollte ich dir nie nacheifern."

Ohne etwas darauf zu erwidern, hörte der Ältere denn Worten seines Gegenübers zu.

"Du solltest etwas offener mit deinen Gefühlen umgehen und auch welche zulassen. Das wäre in mancher Hinsicht bestimmt besser."

Als dieser Satz gefallen war, bedachte Sesshoumaru Ashitaka nur mit einem herablassenden Blick von der Seite.

"Von welchen Gefühlen redest du bitte?", fragte er gleichgültig. "Da gibt es nichts, worüber es sich lohnen würde, seine Gedanken zu verschwenden."

"Hm." Ashitakas Blick nahm nun einen prüfenden Ausdruck an. "Sesshoumaru, ich weiß, dass du es nicht ausstehen kannst, wenn andere dir Vorträge halten. Auch bin ich bestimmt nicht der Richtige, um jetzt mit so was anzufangen, aber ich möchte dich dennoch gerne noch etwas fragen. Fürchtest du dich vielleicht?"

Jetzt glaubte Sesshoumaru erst recht, dass mit seinen Ohren etwas nicht stimmte. Dass ihn tatsächlich mal jemand so direkt fragen würde, ob er Angst hätte oder sich fürchten würde, hätte er nicht erwartet. Seine Entrüstung verbergend, erwiderte er nur kalt: "Fürchten?! Wovor sollte ich mich denn fürchten? Ich habe keine Angst, vor nichts und niemandem!"

Aber ohne sich diesmal dazu zu äußern, machte Ashitaka nun kehrt und ging wortlos davon. Sesshoumaru folgte ihm nicht und ließ ihn ziehen.

"Fürchten... Tse!"

Diese Dreistigkeit eine solche Frage an ihn zu richten, grenzte schon an eine Beleidigung. Eigentlich hätte Ashitaka dafür eine angemessene Quittung verdient, aber etwas in Sesshoumaru hinderte ihn daran, seinen Cousin ins Gebet zu nehmen. Doch was war der Grund dafür? Konnte es etwa sein, dass Sesshoumaru sich doch mehr Gedanken um die Aussagen des Jüngeren machte, als er es eigentlich tun wollte?

"So ein Unsinn!", sagte Sesshoumaru schließlich zu sich selbst, ehe er sich wieder auf den Weg machte.
 

"Sesshoumaru, du machst es einem wirklich nicht gerade leicht..."

Ashitaka ging gemächlich durch das kleine Wäldchen, bis er wieder zu der kleinen Lichtung kam, wo er zuvor mit Kimie gewesen war. Sehr schnell bemerkte er aber, dass er nicht allein war.

"Wer ist da?! Zeig dich!"

Doch es geschah nichts. Misstrauisch ließ Ashitaka seinen Blick langsam und aufmerksam schweifen, als ihm der Wind einen bekannten Geruch in die Nase trug.

"Ich kenne diesen Geruch", sagte der junge Inu-Youkai leise zu sich selbst und ahnte bereits, dass das, was nun kommen könnte, kein Sonntagnachmittagsspaziergang werden würde. Und seine Vermutung schien sich zu bestätigen, als er nun eine bekannte Stimme sagen hörte: "Sieh an, sieh an! Wen haben wir denn hier? Wenn das nicht der vorlaute Cousin von unserem werten Sesshoumaru ist."

Ashitaka richtete seinen Blick zu den Büschen, hinter denen nun Kuromaru zum Vorschein kam. Ein triumphierendes Lächeln war auf seinem Gesicht zu sehen.

"Also habe ich doch richtig vermutet", meinte Ashitaka als er sich seinem Gegenüber zuwandte. "Was willst du hier?"

"Als ob du das nicht wüsstest", erwiderte Kuromaru und zog sein Schwert. Mit der schwarzen Klinge deutete er genau auf den jungen Inu-Youkai. "Ich habe dir doch gesagt, dass ich mich auch noch um dich kümmern werde. Und ich pflege, meine Versprechen zu halten."

"Genauer gesagt meintest du, du würdest mich in meine Einzelteile zerlegen", fügte Ashitaka der Aussage noch hinzu.

Kuromaru lachte kurz auf und schulterte sein Schwert. "Du legst es wohl regelrecht darauf an, von mir ins Jenseits befördert zu werden, wie mir scheint."

"Nein, danke!", erwiderte Ashitaka und zog nun ebenfalls sein Schwert. "Eigentlich wollte ich noch etwas länger leben, wenn du gestattest und nichts dagegen einzuwenden hast."

Auch, wenn er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, so wusste Ashitaka dennoch, dass er wohl nicht wirklich eine Chance gegen Kuromaru hatte. Dieser war schließlich in etwa so stark wie Sesshoumaru und auch an diesen reichten Ashitakas Kräfte nicht heran. An Flucht war nicht zu denken und hätte ohnehin nichts gebracht. Ashitaka konnte im Moment nichts anderes tun, als sich zu verteidigen, so gut es eben ging.

"Und ob ich was dagegen habe!", rief Kuromaru plötzlich aus und schoss geradewegs auf seinen Gegner zu. Die Klingen der beiden Schwerter krachten aufeinander, als Ashitaka den Angriff abwehrte.

"Genieße die letzten Sekunden deines Daseins", sagte Narakus Abkömmling mit einem fiesen Lächeln im Gesicht. "Schade nur, dass du dich nicht mehr von deinen Freunden verabschieden kannst."

Mit einem kräftigen Stoß warf Kuromaru Ashitaka zurück, doch dieser hielt weiterhin den Attacken des anderen stand. Einem Schlag mit dem feindlichen Schwert entging der Inu-Youkai mit einem gekonnten Sprung.

"Gar nicht mal so übel, aber damit zögerst du dein Ende nur noch etwas hinaus", meinte Kuromaru überzeugt und hob seine linke Hand. Diese glühte in einem eigenartigen grünlichen Licht auf, ehe er erneut auf Ashitaka zustürmte. Zur Verteidigung hob dieser sein Schwert abwehrend in die Höhe, als Kuromaru aber das rechte Handgelenk des Inu-Youkai packte. Sofort spürte Ashitaka dieses gemeine Brennen an der Stelle, wo Kuromarus Griff ihn festhielt.

"Ich sagte doch, ich zerlege dich in deine Einzelteile. Fangen wir doch einfach mal mit deinem Handgelenk an!", sagte Kuromaru höchst amüsiert und mit dem Blick auf Ashitakas schmerzverzerrtes Gesicht gerichtet. Doch während sein Handgelenk drohte, sich allmählich unter Kuromarus Gift aufzulösen, griff Ashitaka seinen Gegner mit der freien Hand an und schlug mit seinen Krallen direkt in die Richtung von dessen Gesicht. Tatsächlich erwischte er ihn und hinterließ fünf blutige Striemen in Kuromarus Gesicht, genauer gesagt auf der echten Wange. Kuromaru ließ Ashitaka nach diesem Angriff los und sprang zunächst einige Meter von ihm weg.

"Du kleine Ratte!", knurrte er bedrohlich, während ihm das Blut am Gesicht hinunterlief.

"Na ja, sieh es doch mal positiv: Die Striemen ergänzen dein blindes Auge doch ganz hervorragend!", erwiderte Ashitaka, dessen rechte Hand durch den Giftangriff einiges abbekommen hatte, sarkastisch.

Kuromaru warf ihm einen eiskalten Blick zu. "Ich werde dir deine frechen Sprüche schon noch austreiben! Du sollst vor mir auf dem Boden liegen und um Gnade winseln!"

"Tse! Darauf kannst du lange warten! Bevor ich dir diesen Gefallen tue, lasse ich mich lieber bei lebendigem Leib von dir in kleine Streifen schneiden!", erwiderte Ashitaka betont und mit einem entschlossenen und kampfbereiten Lächeln.

"Pah! Wenn du dich da mal nicht täuschst!", meinte sein Gegner herablassend. "Aber den Gefallen kann ich dir dennoch gerne tun. Und wenn ich mit dir fertig bin, wirst du um den Tod betteln!"

Und wieder griff Kuromaru an, diesmal mit der emporgehobenen Klinge seines Schwertes. Ashitaka wich dem drohenden Schlag aus und konterte mit einem Angriff, ähnlich der Attacke von Sesshoumarus Lichtpeitsche. Der junge Inu-Youkai ließ mit seiner unverletzten linken Hand nun ebenfalls eine Art Energiepeitsche erscheinen, die er gegen das Schwert seines Gegners richtete. Wie ein Seil wickelte sich die Peitsche um die Waffe und machte es Ashitaka somit möglich, diese Kuromaru zu entreißen. Mit einem kräftigen Ruck riss er das Schwert aus der Hand seines Gegners. Einige Meter entfernt bohrte sich die Klinge in die Erde und blieb in dieser stecken.

"So, jetzt kämpfen wir beide ohne Schwerter", sagte Ashitaka, da er aufgrund seiner verletzten, rechten Hand nicht mehr in der Lage gewesen war, sein Schwert ordentlich zu führen. Es hätte ihn jetzt nur behindert.

Kuromaru ließ sich durch den Verlust seiner Waffe aber nur minder aus dem Konzept bringen. "Freu dich nicht zu früh, Kleiner! Auch ohne mein Schwert kann ich ohne Probleme mit dir den Boden aufwischen. Mach dich bereit!"

Jetzt ging es um Schnelligkeit und Geschick und darum, wer die größere Ausdauer haben würde. Ashitaka hatte aber in Trumpf-Ass im Ärmel, dass ihm einen Vorteil bringen konnte. Doch dazu brauchte er auch etwas Glück. Als sich ihm eine günstige Gelegenheit bot, ritzte er mit einer seiner Krallen hastig ein Symbol in den Stamm eines Baumes. Dann sprang er davon, um Kuromarus Angriff auszuweichen. Jetzt setzte Ashitaka wieder ein Symbol auf eine anderen Baumstamm und dann auf einen großen Felsen. Zuletzt ritzte er es noch in einen liegenden morschen Stamm, einen weiteren Felsen und noch einen Baumstamm. Er machte einen Satz nach hinten und wartete darauf, dass Kuromaru ihn wieder angriff. Das tat dieser auch, allerdings kam er zuerst langsam und gemächlich auf den jungen Inu-Youkai zu. Als er dann aber zum Sprung ansetzte und auf Ashitaka zuschnellen wollte, hob dieser seine Hand. Die Symbole, die er zuvor in sechs verschiedene Objekte in seiner Umgebung geritzt hatte, leuchteten auf, verbanden sich und bildeten einen Kreis. Ausgehend von diesem erstreckte sich nun von selbst eine Lichtsäule in die Höhe, in welcher Kuromaru nun gefangen war.

"Interessant. Du kannst also Bannkreise errichten." Kuromaru schaute ruhig um sich. Er hatte nicht die Möglichkeit, sich von selbst aus dem Bannkreis zu befreien, aber er hatte schon einen Plan, wie er das ändern konnte. "Was passiert aber, wenn deine Konzentration nachlässt?"

Kuromarus Blick richtete sich nun direkt auf Ashitaka. Die beiden sahen sich genauestens in die Augen, als Ashitaka plötzlich erschrak, als er seine Hand bewegen wollte.

>Ich kann... mich nicht mehr bewegen...!?<

Der Schock über diese Erkenntnis war so groß, dass Ashitakas Aufmerksamkeit für einen kurzen Moment der Aufrechterhaltung des Bannkreises abgelenkt war. Jetzt wurde dieser schwächer und für Kuromaru bot sich die Gelegenheit zu einem erneuten Angriff. Blitzschnell schoss er auf Ashitaka zu und hob seine rechte Hand. Noch ehe Ashitaka wusste, wie ihm geschah, stieß sein Gegner ihm diese mitten durch die Brust.

"Hm! Diese Runde geht wohl an mich." Kuromaru schaute herablassend auf seinen nunmehr besiegten Gegner. Während Narakus Abkömmling seine Hand wieder aus Ashitakas Körper herauszog, sank dieser zu Boden.

Vor Ashitakas Augen verschwamm die Umgebung. Geräusche um sich herum nahm er nur noch wage wahr. "Du... Du verdammter... Ungh..." Ashitakas Stimme versagte als er vorne über auf das Gras, welches sich sofort von seinem Blut rot verfärbte, fiel. Dann rührte er sich nicht mehr. Der Kampf war vorbei…

"Was für eine Art zu gehen", sagte Kuromaru ungerührt und leckte einmal über seine Hand, an welcher Ashitakas Blut klebte. "Aber so ist das Leben. Nimm es mir nicht allzu übel, Kleiner."

Mit diesen Worten nahm Kuromaru sein Schwert wieder an sich und entfernte sich wieder vom Kampfschauplatz.
 

In einiger Entfernung war Sesshoumaru soeben auf den Weg zurück zu den anderen, als ihn plötzlich dieses eigenartige Gefühl überkam. Es war wie ein Blitz, der durch seinen Kopf schoss und ihn für einen kurzen Moment regelrecht zu lähmen schien, ehe er sich umdrehte und in die Dunkelheit des Waldes, der sich hinter ihm erstreckte, blickte.

>Ashitaka...!?<

Kurz darauf hörte man in der Ferne ein Donnern und es fielen die ersten Regentropfen durch das Blätterdach der Bäume.

Dieses Gefühl...

Der Donner in der Ferne ließ Kimie aufhorchen. Ihr Blick richtete sich hinauf zum nun noch mehr verdunkelten Himmel, der zuvor wenigstens ein paar Sterne preisgegeben hatte. Kurz darauf fiel ein Regentropfen auf das Gesicht des Mädchens und es folgten weitere. Um nicht eventuell in einen Wolkenbruch zu geraten, beschleunigte Kimie nun ihre Schritte und erreichte das Lager nach einiger Laufzeit. Die anderen waren inzwischen aufgewacht und sahen das Mädchen nun auf sich zukommen.

"Kimie! Wo warst du?", fragte Kagome und kam ihrer Cousine ein Stück entgegen. "Inu Yasha hat gesagt, du wärst auf einmal einfach weggegangen."

"Tut mir Leid, Kagome", meinte Kimie entschuldigend. "Aber ich musste mir mal die Beine vertreten."

Was genau vorgefallen war, wollte das Mädchen erstmal für sich behalten. Vielleicht würde sie zumindest Kagome zu einem späteren Zeitpunkt mehr erzählen.

Kagome hingegen schaute sich indessen suchend um. "Und wo ist Ashitaka-kun? Inu Yasha meinte, er wäre dir gefolgt, um nach dir zu sehen."

"Er wollte mit Sesshoumaru reden. Ich habe keine Ahnung, wo genau die beiden jetzt sind", antwortete Kimie und musste für sich selbst zugeben, dass sie etwas besorgt war. Hoffentlich gerieten die beiden Youkai nicht eventuell in einen Konflikt.

"Die werden schon klar kommen", meinte Inu Yasha nun. "Ich schlage vor, wir suchen uns unter den Bäumen erstmal Schutz vor dem Regen und..." Plötzlich verstummte der Hanyou und auf seinem Gesicht machte sich mit einem Male ein ganz merkwürdiger Ausdruck breit.

"Was ist mit dir, Inu Yasha?", fragte Shippou neugierig.

Ein leichter Wind begleitete die Regentropfen auf ihrem Weg zur Erde und mit sich trug er einen schwachen, aber äußerst beunruhigenden Geruch, welchen Inu Yasha nun wahrnahm.

"Ich rieche Blut", sagte er schließlich und alle horchten auf.

"Blut? Und von wem oder was?", fragte Sango prüfend und mit einem Gefühl von Unruhe und Angst. Sie und die anderen konnten sehr schnell an Inu Yashas Gesichtsausdruck erkennen, dass sich wohl kein Unbekannter in extremen Schwierigkeiten zu befinden schien. Den Namen desjenigen aussprechen, konnte oder wollte der Hanyou im Moment aber wohl noch nicht.

"Sehen wir nach. Was meint ihr?", schlug Miroku vor, woraufhin die anderen zustimmend nickten.

"Was ist los?", fragte Rin aber plötzlich bevor sich die Gruppe auf den Weg machen konnte. "Ist jemand verletzt worden? Ist was mit Sesshoumaru-sama?"

Das kleine Mädchen war besorgt, das konnte man ihr ansehen. Kagome versuchte daher, sie etwas zu beruhigen. "Keine Angst, Rin. Mit Sesshoumaru ist bestimmt alles in Ordnung."

Sango überlegte kurz und machte dann einen Vorschlag: "Vielleicht wäre es besser, wenn die Kleine hier auf uns wartet."

"Der Meinung bin ich auch", stimmte Inu Yasha der jungen Dämonenjägerin zu. Dann wandte er sich an Jaken: "Okay, Kröte, hör mal zu! Wir gehen und sehen nach, was los ist. Und du wirst mit der Kleinen und dem Drachen hier bleiben und aufpassen! Klar?"

Die Art, wie der Hanyou ihm diese Anweisung erteilte, ließ Jaken vor Wurt das Blut in den Kopf steigen. Natürlich ließ er das nicht einfach so über sich ergehen und beschwerte sich mal wieder lauthals: "Was fällt dir ein, du unverschämter Mischling?! Wie kannst du es wagen, so mit mir...?! AUTSCH!!"

Weiter kam der Krötendämon jedoch nicht mehr, denn Inu Yasha hatte ihm das Gesicht mit dem Fuß auf den Boden gedrückt. Jaken zappelte zwar noch ein wenig, schien dann aber doch noch aufzugeben und sich seinem Schicksal zu fügen. Daraufhin hockte sich der Hanyou auf den Boden, packte den etwas mitgenommenen Jaken am Kragen und zog ihn auf Augenhöhe zu sich hinauf.

"So, und jetzt noch mal zum Mitschreiben: Wir werden gehen und du bleibst hier! Klar?"

"Klar... Hab verstanden...", antwortete Jaken kleinlaut und wurde auch sogleich recht unsanft von dem Hanyou wieder fallen gelassen. Nun machte sich die Gruppe auf den Weg und folgte Inu Yasha in die Richtung, in die er sie führte.

Kimie wurde stutzig. Das war so ziemlich der selbe Weg, den sie zuvor gekommen war und bald erkannte sie auch die Lichtung, auf welcher sie sich zuvor mit Ashitaka unterhalten hatte.

Inu Yasha war als erster am Ziel angekommen und richtete seinen Blick von einer kleinen Erhöhung hinunter auf die darunter liegende Wiese. "Ich habe es geahnt..."

Der Gesichtsausdruck des Hanyou wurde sehr ernst und als die anderen nun ebenfalls bei ihm ankamen, erkannten sie auch gleich, was ihn so aus der Fassung gebracht hatte.

"Da unten liegt jemand! Oh, mein Gott! Das ist doch Ashitaka!?", rief Shippou entsetzt aus. Auch Kagome und die anderen wirkten wie vom Donner gerührt.

"Aber das... Wie konnte das passieren...?!" Kagome starrte völlig entsetzt auf das Blut, welches sich unter Ashitakas Körper über dem Gras verteilt hatte. Aber die Gruppe bemerkte nun auch Sesshoumaru, der in unmittelbarer Nähe des Leichnams stand. Inu Yasha sprang mit einem Satz zu seinem Halbbruder, bald gefolgt von den anderen.

"Was ist passiert?", fragte der Hanyou, erhielt aber keine Antwort.

Vorsichtig trat Kagome nun näher, den Blick dabei auf Ashitaka gerichtet. "Ist er... tot?"

Eigentlich wusste sie es schon selbst, schien es aber nicht so recht wahrhaben zu wollen. Inu Yasha hielt kurz die Nase in die Luft.

"Das war Kuromaru", sagte er kurz darauf. "Sein Geruch liegt hier noch immer in der Luft."

"Oh nein! Das ist ja schrecklich!"

Für Kagome und die anderen schien es kaum vorstellbar gewesen zu sein, dass praktisch in unmittelbarer Nähe von ihnen etwas derartiges passiert war, ohne dass sie es gemerkt hatten.

Sesshoumaru hingegen sagte zu der ganzen Sache nicht ein einziges Wort. Er hatte seinen Blick die ganze Zeit über nur stumm auf den toten Körper gerichtet, der vor ihm und den anderen im Gras lag. Ashitaka war kein Idiot, das wusste Sesshoumaru. Einem derartigen Kampf wäre der Jüngere normalerweise entweder aus dem Weg gegangen oder hätte ihn noch rechtzeitig abgebrochen. Aber Kuromaru hatte ihm wohl keine Rückzugsmöglichkeit gelassen. Es wäre eh sinnlos gewesen.

Mit einem Male legte Sesshoumaru seine Hand um den Griff eines seiner Schwerter und zog es aus der Schwertscheide. Sofort waren alle Blick auf ihn gerichtet.

"Was... Was hast du vor?", fragte Kimie irritiert, während sie Sesshoumaru bei seinem Tun beobachtete. Nun erhob der Youkai das gezogene Schwert und ließ es kurz darauf direkt auf Ashitaka herabsausen.

Im ersten Moment schreckte Kimie erschrocken hoch, aber dann erinnerte sie sich schlagartig an etwas, was die anderen ihr vor einiger Zeit mal erzählt hatten. Also sagte sie nichts und wartete ab, ebenso wie die anderen.

Zuerst war nicht viel an Regung zu erkennen, aber schnell konnte man sehen, dass sich Ashitakas Hand leicht bewegte. Ein kurzes Seufzen war zu hören und langsam hob der junge Inu-Youkai seinen Kopf, als wäre er gerade etwas unsanft aus einem tiefen Schlaf gerissen worden. "Was... Was ist passiert?"

Kagome trat nun vorsichtig näher. "Ashitaka-kun...?"

Als Ashitaka seinen Namen hörte, wandte er sich um und erblickte nun die fast komplette versammelte Mannschaft, die ihn abwartend ansah. So richtig verstehen konnte er dieses Verhalten aber nicht.

"Hm? Nanu? Was macht ihr denn alle hier und warum schaut ihr so komisch?", fragte er verständnislos, während er sich aufsetzte.

"Ashitaka-kun! Du lebst wieder!", rief Kagome nun erfreut aus und atmete erleichtert auf, ebenso wie die anderen.

Ashitaka zog aber nur verwirrt eine Augenbraue hoch. "Wieso die ganze Aufregung? Was soll das heißen? War ich denn tot?"

"Mausetot", antwortete Inu Yasha nun und deutete auf die Rüstung des anderen. Ashitaka, noch im Gras sitzend, schaute daraufhin an sich hinunter und entdeckte auf der Höhe seiner Brust das Loch in seiner Rüstung und den großen Riss im Stoff seines Kimonos. Die Erinnerungen an den Kampf gegen Kuromaru kehrten sofort wieder in sein Gedächtnis zurück.

Mit einem Seufzen stand Ashitaka nun auf und klopfte sich den Dreck von seinem Kimono, soweit es ging.

"Tse! Na, dafür schuldet mir dieser Kuromaru aber einen Ersatz.", meinte er trocken, während er wieder einen Blick auf seinen Kimono warf.

Inu Yasha legte den Kopf etwas schief und zog eine Augenbraue hoch. "Witzbold! Eben noch tot und jetzt schon wieder rumscherzen."

"Worauf willst du hinaus?", fragte Ashitaka ruhig. "Wäre es dir denn lieber, wenn ich anfangen würde, zu fluchen? Davon hätte ich aber auch nicht viel."

"Da hat er allerdings Recht", stimmte Miroku dem jungen Youkai zu, woraufhin Inu Yasha nur leicht genervt mit den Augen rollte. Aber im allgemeinen war die Stimmung doch ziemlich gelöst und aufgelockert. Alle waren wohl froh, dass Ashitaka wieder unter ihnen war. Dieser Gedanke veranlasste Kimie nun dazu, aus dem Seitenwinkel zu Sesshoumaru zu schauen. Er hatte immer noch nichts gesagt, sondern nur sein Schwert Tenseiga wieder eingesteckt und sich zum Gehen Richtung Lagerplatz umgewandt. Während sie ihm nachblickte, fiel Kimie wieder die verfahrene Situation ein, in welche sie sich kurz zuvor noch gebracht hatte. Sie hatte Sesshoumaru ja völlig blind und unüberlegt an den Kopf geworfen, dass sie sich in ihn verliebt hatte. Für einen Moment hatte sie das völlig vergessen, doch jetzt kam alles wieder hoch. Was sollte sie deswegen machen und wie sollte sie Sesshoumaru von nun an unter die Augen treten?
 

Während einige Stunden darauf der Morgen anbrach, verbrachten alle noch ein wenig Zeit an ihrem Ruheplatz, ehe sie ihren Weg fortsetzen wollten. Ashitaka musste den anderen auf einige Aufforderungen hin erstmal erklären, was eigentlich passiert war. Allerdings ließ er dabei den Teil mit Sesshoumaru und Kimie außen vor, ebenso wie das vorhergegangene Aufeinandertreffen seines Cousins mit Kagura, von dem Ashitaka von Kimie erfahren hatte. Er stellte alles so dar, als hätte er Kimie nach kurzer Suche auf der Lichtung gefunden und sie nach einer kleinen Unterhaltung wieder zum Lager zurückgeschickt. Er selbst wäre noch etwas geblieben, als schließlich Kuromaru aufgetaucht sei. Und da Sesshoumaru sich schon öfters zurückgezogen und von den anderen abgesondert hatte, fragte hier auch keiner nach, wo dieser in der Zwischenzeit gewesen war.

Kimie war Ashitaka durchaus dankbar, dass er kein Wort über das verloren hatte, was sie ihm erzählt hatte und was er wusste. Während der ganzen Zeit traute sich das Mädchen nicht mal, den Blick zu heben und zu Sesshoumaru zu schauen, aus Angst, ihre Blicke könnten sich kurzzeitig treffen. Kimie war sich sicher, dass sich in seinen Augen nun vollends lächerlich gemacht hatte. Ein Seufzen entwich ihr und erregte Kagomes Aufmerksamkeit. "Kimie, ist etwas nicht in Ordnung?"

"Kannst du wohl sagen...", murmelte ihre Cousine in sich hinein.

"Warum? Was ist denn?", fragte Kagome noch mal nach.

Kimie hob den Kopf und warf einen flüchtigen Blick auf die anderen. Dann zupfte sie Kagome leicht am Ärmel und flüsterte: "Komm mal bitte mit."

Als sich die beiden Mädchen nun etwas von den anderen entfernt hatten und Kimie sich sicher war, dass sie niemand hörte, sprach sie weiter: "Ich habe eine Weile darüber nachgedacht, ob ich es jemandem sagen soll. Aber wenn ich es nicht tue, habe ich das Gefühl, ich müsste platzen."

Kagome zog daraufhin etwas irritiert eine Augenbraue hoch. "Was meinst du damit? Was ist denn los?"

Nachdem sie noch einmal tief durchgeatmet hatte, erzählte Kimie Kagome die Aspekte, die Ashitaka in seiner Erzählung zuvor ausgelassen oder umschrieben hatte. Die Jüngere war im ersten Moment wie vom Donner gerührt.

"Wie bitte?! Du hast WAS getan?!", rief Kagome fassungslos aus, da sie damit nun beim besten Willen nicht gerechnet hätte.

Hastig legte Kimie ihrer Cousine nun eine Hand auf den Mund, während sie sich mit der anderen den Zeigefinger an die Lippen hielt. "Schhhht! Nicht so laut!"

Die beiden Mädchen blickten sich kurz um, aber sie schienen noch immer unter sich zu sein. Nach einem Moment fragte Kagome: "Wie konnte das passieren? Du wolltest es doch für dich behalten, oder?"

Kimie aber zuckte nur hilflos mit den Schultern. "Keine Ahnung! Es war ein Unfall, es ist einfach so passiert." Nach kurzer Überlegung fuhr sie sich einmal mit der Hand durch die Haare und seufzte auf. "Oh Gott, das klingt irgendwie so, als wäre ich unfreiwillig schwanger geworden..."

Abrupt nahm Kagomes Gesicht einen ganz eigenartigen Ausdruck an. Sie schien auch ziemlich blass zu werden.

Kimie riss sofort die Arme hoch und schüttelte heftig den Kopf, da sie sich schon denken konnte, wohin die Gedanken ihrer Cousine gerade abzuschweifen schienen. "Um Himmels Willen! Guck nicht so! Das war doch nur so dahergesagt..."

"Und was jetzt?", fragte die Jüngere vorsichtig weiter. "Ich meine, was willst du machen?"

Kimie musste sich eingestehen, dass sie diese Frage im Moment selbst nicht beantworten konnte. "Keine Ahnung... Aber irgendwas muss ich ja wohl machen. Es sei denn, ich grabe mir ein Erdloch..."

Natürlich war dies keine Lösung und es war auch nicht ernst gemeint gewesen. Aber momentan hätte sich Kimie am liebsten wirklich irgendwo verkrochen.

Als die beiden Mädchen nach einer Weile wieder zu den anderen zurückkamen, waren sie aber nicht vollständig versammelt.

"Wo sind denn Sesshoumaru und Ashitaka?", fragte Kimie, woraufhin Miroku ihr antwortete dass Ashitaka etwas mit Sesshoumaru bereden wollte und dass sich die beiden kurz nach dem Verschwinden von Kagome und Kimie ebenfalls zurückgezogen hätten. Die anderen mussten nun wohl auf die beiden Cousins warten.

Als Sango die kleine Kirara etwas auf ihrem Schoß streichelte, bemerkte sie zufällig, dass sich Rin etwas eigenartig benahm. "Was hast du, Kleine? Du bist so ruhig."

Rin saß mit angezogenen Beinen an einem Baum und wirkte ziemlich müde.

"Ich habe Kopfschmerzen...", murmelte sie leise.

Kagome hörte das und ging zu ihrem Rucksack. Sie wühlte ein wenig darin herum, bis sie schließlich eine kleine Packung mit Tabletten hervorholte. Das Mädchen füllte etwas Wasser aus einer Flasche in einen Becher und löste darin eine der Tabletten auf. Anschließend reichte Kagome Rin den Becher. "Hier. Das ist eine Medizin gegen Kopfschmerzen. Vielleicht geht es dir besser, wenn du das trinkst."

Rin nickte leicht, nahm den Becher und trank den Inhalt ganz aus. Kimie setzte sich neben das kleine Mädchen und legte einen Arm um sie, woraufhin sich in gleich an sie anlehnte.
 

Abseits von den anderen unterhielten sich währenddessen Sesshoumaru und Ashitaka ungestört, wobei es wohl mehr Ashitaka war, der Lust auf ein Plauderstündchen zu haben schien.

"Danke übrigens, dass du mich wiederbelebt hast. Ich hätte es wirklich noch etwas zu früh gefunden, den Löffel abzugeben." Ein freundliches Lächeln erschien auf dem Gesicht des Jüngeren, aber Sesshoumaru schien wie immer unbeeindruckt von solchen Gesten zu sein. Ashitaka nahm es mit Humor, er kannte seinen Cousin schließlich schon lange genug. "Da tut der werte Herr mal was Gutes und dennoch schafft er es immer wieder, eine Miene wie sieben Tage Regenwetter zu ziehen. Also..."

"Du sagtest zu mir, du hast die westlichen Länder verlassen, weil du mir ebenbürtiger sein wolltest", schnitt Sesshoumaru dem Jüngeren plötzlich das Wort ab. "Aber das scheint ja alles hinfällig zu sein, nachdem dich Kuromaru so leicht ausschalten konnte. Immerhin sind er und ich so ziemlich gleich stark."

"Was heißt hier leicht?" Ashitaka zog skeptisch eine Augenbraue hoch und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Er setzte einen leichten Schmollmund auf. "Du tust ja gerade so, als hätte der Kampf nicht mal drei Sekunden gedauert. Vielleicht brauche ich auch einfach noch etwas mehr Übung."

"Nicht nur vielleicht."

"Hmm... Außerdem hätte er es nicht so leicht gehabt, hätte er mich nicht mit seinem eigenartigen Blick gelähmt." Ashitaka legte Ashitaka eine Hand auf die Brust, als wollte er prüfen, ob die von Kuromaru verursachte Wunde wirklich spurlos verschwunden war, nachdem Sesshoumaru sein Schwert Tenseiga eingesetzt hatte. Nach einem kurzen Augenblick schaute der junge Inu-Youkai seinen Cousin erneut an. "Im Übrigen habe ich das Gefühl, als hätte ich immer noch ein Loch in der Brust. Vielleicht hat dein Schwert einen kleinen Defekt."

Sesshoumarus Blick sagte daraufhin alles, woraufhin Ashitaka sofort abwinkte. "Nur ein Scherz! Jetzt guck nicht gleich wieder so!"

"Ich hätte dich wohl doch einfach liegen lassen sollen", erwiderte Sesshoumaru kühl. Ashitaka sagte zunächst nichts, schien dann aber doch etwas belustigt zu sein.

"Wenn du jetzt was anderes gesagt hättest, hätte ich mir Sorgen um dich gemacht. Und sonst?", fragte der Jüngere schließlich. "Willst du dich nicht mal mit Kimie-chan unterhalten?"

Sesshoumaru horchte auf.

"Wozu soll das gut sein?", fragte er, wenngleich es ziemlich gleichgültig klang.

"Ach, komm schon, Sesshoumaru!" Ashitaka kam auf seinen Cousin zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Willst du sie ewig darüber nachbrüten lassen, was du über die ganze Sache denkst? Im Übrigen würde es mich auch mal interessieren, was du dazu zu sagen hast."

Sesshoumaru brauchte nicht lange um festzustellen, dass Kimie Ashitaka dem Anschein nach erzählt hatte, was zuletzt zwischen ihm und ihr vorgefallen war. Anstatt aber etwas auf die Worte seines Cousins zu erwidern, schaute der Ältere zunächst nur auf die Hand auf seiner Schulter.

Ashitaka verstand diese Geste und zog sie wieder zurück. Ein leichtes Seufzen entwich ihm. "Hach! Du bist wirklich ein schwieriger Fall. Na ja, denk trotzdem mal darüber nach, ja?" Damit machte Ashitaka kehrt und machte sich auf dem Weg zurück zum Lagerplatz. Sesshoumaru folgte ihm nicht sofort, aber es war auch nicht wirklich klar, ob er tatsächlich über die Worte des anderen nachdachte.

Irgendwann entschloss aber auch er sich zur Rückkehr zu der Gruppe.
 

Bis zum späten Nachmittag ereignete sich nichts Auffälliges. Die Gruppe konnte ihren Weg ungestört fortsetzen. Allerdings schien es hier auch keine Dörfer zu geben. Das Einzige, was man sehen konnte, waren wie so oft in einiger Entfernung ein Wald, einige Berge und Wiesen.

"Ich bin müde...", drang plötzlich die ziemlich erschöpft klingende Stimme von Rin zu den anderen vor.

Die Gruppe hielt kurz inne. Obwohl das kleine Mädchen auf Ah-Un ritt, wirkte es dennoch sehr mitgenommen. Kagome kam ein Stück zurück und sprach das Mädchen an: "Hast du noch Kopfschmerzen?"

Rin verneinte leise die Frage: "Nein. Aber mir ist heiß..."

Kagome wurde stutzig. Eigentlich war es zu dieser Tageszeit eher angenehm. Es war weder zu warm, noch zu kalt.

Jaken wies Ah-Un nun an, sich hinzulegen, was der Drache auch sogleich tat. So konnte Kagome besser an das kleine Mädchen herankommen. Zunächst sah sie es nur an, legte dann aber ihre Hand auf die Stirn des Kindes.

"Du hast leichtes Fieber", erkannte die Ältere schnell und wandte sich an die anderen. "Rin-chan ist krank. Wir sollten für heute nicht mehr weiterreisen. Sie braucht Ruhe, damit es nicht eventuell schlimmer wird."

Natürlich war die Gruppe mit Kagomes Vorschlag einverstanden gewesen und schlug etwas weiter im Wald ihr Lager auf. Kagome stellte Rin ihren Schlafsack zur Verfügung und kümmerte sich zusammen mit Kimie um kalte Umschläge für das kleine Mädchen. Es schien sich nicht um was Ernstes zu handeln und wenn Rin sich entsprechend ausruhen würde, würde sie sicher schnell wieder auf den Beinen sein. Zu diesem Zweck war Kagome nun dabei, einen Tee aus speziellen Heilkräutern gegen Fieber zuzubereiten. Kimie beobachtete ihre Cousine dabei aufmerksam. "Das ist beeindruckend! Du hast hier ja eine ganze Menge gelernt, wie es scheint."

Kagome nickte lächelnd. "Das habe ich alles von Kaede-obaa-chan gelernt. Sie hat mir beigebracht, welche Pflanzen man gut für welche Beschwerden verwenden kann und wie sie entsprechend zubereitet werden."

Kimie hörte ihrer Cousine weiterhin sehr genau zu, bis der Tee fertig war und Kagome diesen nun Rin zu trinken gab. "Sei vorsichtig, er ist noch etwas heiß."

Rin trank den Tee nach und nach in kleinen Schlücken.

"Muss ich lange hier liegen bleiben?", fragte das kleine Mädchen verunsichert.

Kimie strich ihr einmal mit der Hand über das dunkle Haar und lächelte. "Na ja, etwas wirst du dich schon ausruhen müssen. Aber bestimmt wird es dir schnell wieder besser gehen."

Rin nickte hoffnungsvoll und trank weiter ihren Tee.

Es waren hauptsächlich Kagome und Kimie, die sich zusammen mit Sango und auch Shippou um das kleine Mädchen kümmerten. Kagome war für die medizinische Versorgung zuständig, Sango und Shippo kümmerten sich um eventuellen Kräuternachschub und Kimie sorgte für die kalten Umschläge. Die anderen achteten währenddessen darauf, dass nicht unerwartet ein Dämon oder gar einer von Narakus Handlangern angreifen würde, aber es passierte nichts dergleichen. Sesshoumaru hatte seine ganz eigene Art, über die Situation zu wachen und beobachtete von einem Baum aus die Mädchen und Shippo, wie diese sich um Rin kümmerten. Das kleine Mädchen schlief die meiste Zeit. So konnte es sich am besten erholen. Wenn Rin mal zwischendurch aufwachte, konnte sie immer genau den Youkai sehen, was sie sehr beruhigte. Aber nicht nur Rin war Sesshoumarus unmittelbare Anwesenheit aufgefallen. Auch die anderen und besonders Kimie schien die Blicke in ihrem Rücken immer förmlich zu spüren. Den genauen Augenkontakt mit dem Youkai suchte sie aber die ganze Zeit über nicht.
 

Es wurde beschlossen, dass während der Nacht immer abwechselnd darauf geachtet würde, ob sich Rins Zustand irgendwie veränderte. Während die anderen ruhten, passte immer einer aus der Gruppe auf das kleine Mädchen auf. Die Abwechslungen erfolgten stündlich.

Im Moment war es Jaken, der dran war, Wache zu schieben. Eigentlich hätte er lieber noch etwas geschlafen, aber allein schon aus Angst, dass Sesshoumaru ihn unter Umständen einen Kopf kürzer machen würde, passte der Krötendämon ziemlich genau auf Rin auf.

>Hach... Seid wir mit Inu Yasha und den anderen unterwegs sind, geraten wir ständig in die unmöglichsten und verrücktesten Situationen<, dachte Jaken. >Allmählich frage ich mich, ob ich den Rest meines Lebens dazu verdonnert bin, so weiterhin mein Dasein zu fristen...<

"Das ist nicht fair! Immer muss ich alles ausbaden!"

"Hast du etwa ein Problem?", ertönte plötzlich die prüfend klingende Stimme von Kimie hinter dem Krötendämon, der sich sofort umdrehte.

"Wenn du dich schon beschweren musst, dann tu das etwas leiser", sprach das Mädchen weiter, wobei sie selbst auf einen etwas leiseren Tonfall achtete. Jaken murrte nur leicht vor sich hin.

"Sag du mir nicht, wie ich zu reden habe! Das ist ja wohl immer noch meine Sache!", beschwerte er sich, setzte kurz darauf aber seinerseits eine prüfende Miene auf. "Was willst du eigentlich von mir?"

"Von dir will ich gar nichts. Ich bin jetzt nur zufälligerweise dran mit aufpassen", antwortete Kimie unbeeindruckt. Jaken war im ersten Moment zwar etwas überrascht, schien dann aber doch ganz zufrieden damit gewesen zu sein, dass er sich nun wieder auf 's Ohr legen konnte.

"Dann mach es aber auch richtig und schlaf nicht mittendrin ein!", meinte er dennoch noch mal frech ins Gesicht des Mädchens, bekam im Weggehen aber sofort von Kimie ein Bein gestellt und legte sich erst mal der Länge nach hin.

"Und wenn ich du wäre, würde ich erst mal richtig laufen lernen", erwiderte sie und setzte sich dann neben die schlafende Rin. Jaken warf Kimie noch einen bitterbösen Blick zu, schenkte sich aber zunächst eine weitere Bemerkung. Allerdings konnte man hören, wie er im Weggehen leise vor sich her schimpfte.

Kimie achtete aber nicht weiter auf Jaken und beobachtete stattdessen das kleine Mädchen, was vor ihr in Kagomes Schlafsack lag und schlief. Hin und wieder mussten auf die kalten Umschläge für ihre Stirn gewechselt werden. Zu diesem Zweck stand eine kleine Schüssel mit kaltem Wasser direkt daneben. Da sich Rins Zustand nun doch allmählich positiv zu verändern schien, hing Kimie nebenbei noch ihren Gedanken nach. Aber darüber hinaus vergaß sie natürlich nicht, sich weiterhin um das Mädchen zu kümmern.

Die eine Stunde schien wie im Flug zu vergehen und schließlich wurde Kimie von Miroku abgelöst. Danach würde Ashitaka die Wache übernehmen. Anstatt sich aber schlafen zu legen, sagte Kimie dem Mönch, sie würde sich etwas zurückziehen. Miroku war einverstanden, riet dem Mädchen aber, auf jeden Fall in Hörweite zu bleiben. Kimie nickte und sonderte sich dann etwas von der Gruppe ab.

In der Nähe des Lagerplatzes setzte sich Kimie auf das Gras einer Wiese. Wenn sie sich umdrehte, konnte sie noch den rötlichen Schimmer des Lagerfeuers sehen und sich auf dem Rückweg daran orientieren.

Nach einer Weile seufzte das Mädchen leicht auf. So im Gras sitzend und ab und zu den Sternenhimmel beobachtend, bemerkte sie gar nicht, wie die Zeit voranschritt. Mit ihren Gedanken schwankte sie auch irgendwie immer hin und her. Mal war es die Grübelei über Rins Zustand und dann wieder das Problem, dass sich Kimie selbst beschert hatte.

"Ich bin echt so eine blöde Kuh! Immer manövriere ich mich in die unmöglichsten Situationen!"

"Das ist doch aber noch lange kein Grund, sich selbst so runter zu ziehen."

Kimie schreckte sofort hoch. Sie spürte förmlich, wie ihr das Herz fast bis zum Hals schlug und schien einen Augenblick lang sogar das Atmen zu vergessen. Als sie sich kurz darauf umdrehte, erblickte sie Ashitaka und atmete schwer aus.

"Himmel... Musst du mich denn immer so schocken?", fragte das Mädchen leicht vorwurfsvoll, da dies schließlich nicht das erste Mal gewesen war, dass Ashitaka sie so überraschte.

Der junge Inu-Youkai setzte hingegen eine Unschuldsmiene auf und kratzte sich leicht an der Wange. "Sehe ich denn so Furcht einflößend aus?"

"Das nicht, aber du hast dieses unmögliche Talent, immer so überraschend aufzutauchen", erwiderte Kimie, sich noch etwas von dem Schock erholend.

Ashitaka hob daraufhin die rechte Hand und meinte amüsiert: "Ich gelobe Besserung." Anschließend setzte er sich zu Kimie ins Gras. "Ich bin gleich dran, auf Rin aufzupassen. Miroku meinte zu mir, du wolltest wohl etwas für dich allein sein. Lass das aber nicht zur Gewohnheit werden, besonders nicht nachts, okay? Man weiß ja nie, was passieren könnte."

Kimie lächelte leicht. "Ja, schon klar."

Kurzzeitig wurde nichts weiter gesagt. Nach einem Moment fragte Kimie aber vorsichtig: "Sag mal, Ashitaka, was hast du eigentlich heute Morgen mit Sesshoumaru beredet?" Diese Frage hatte sie nämlich schon den ganzen Tag über beschäftigt.

Ashitaka zögerte auch nicht lange mit der Antwort. "Ich habe mich nur dafür bedankt, dass er mich wiederbelebt hat", erklärte er, fügte aber nach einer kleinen Pause noch hinzu: "Und ich muss zugeben, ich habe ihn auch auf dich und ihn angesprochen."

Abrupt schien Kimie etwas blass zu werden.

"Das... heißt was?", fragte sie vorsichtig nach.

Ashitaka zuckte kurz mit den Schultern. "Es ist nichts Besonderes dabei herausgekommen, wenn du das meinst. Ich meinte nur, er sollte vielleicht mal mit dir reden."

"Aha..." Kimie wusste nicht wirklich, was sie darauf erwidern sollte. Sollte sie Ashitaka jetzt dankbar dafür sein, dass er ihr sozusagen etwas Rückendeckung gab oder sollte sie sich doch lieber wünschen, dass dieses Thema besser erstmal unter den Teppich gekehrt werden würde?

Während sie noch etwas darüber nachdachte, wandte Ashitaka den Blick auf einmal nach hinten. Er hatte Schritte gehört. Kimie folgte dem Blick des Youkai und im ersten Moment blieb ihr vor Überraschung doch leicht der Mund offen stehen.

>Sesshoumaru!? Was macht der denn hier?<, schoss es ihr sofort durch den Kopf, als sie diesen in unmittelbarer Nähe stehen sah. Er hatte seinen Blick kommentarlos auf die beiden gerichtet.

Im nächsten Moment bemerkte Kimie, wie Ashitaka aufstand und sich einmal streckte. "So! Ich gehe dann mal und trete meine Schicht zum Aufpassen an. Unterhaltet euch doch ein wenig, ihr zwei. Bis dann!"

Reflexartig hätte Kimie jetzt am liebsten Ashitaka am Kimono ergriffen und ihn zum Bleiben bewegt. >Nein! Ashitaka, bleib hier! Bitte!!< Das Mädchen wollte sich im Moment wohl zu gerne unsichtbar machen und sich in Luft auflösen. Sie wusste absolut nicht, was sie tun sollte. Kimie konnte nur zusehen, wie Ashitaka von dannen zog und sie mit Sesshoumaru allein ließ. >Hilfe...<

Irgendwann schweifte ihr Blick zu dem Youkai. Er hatte immer noch nichts gesagt. Seinen Blick schließlich nicht mehr standhaltend wandte Kimie sich ab und starrte stattdessen auf das Gras direkt vor sich.

>Und... was soll ich jetzt machen?<, fragte sie sich ratlos und grübelte intensiv nach.

"Ich habe noch nie viel von den Gefühlsschwankungen der Menschen gehalten", hörte Kimie plötzlich Sesshoumaru sagen. Ohne sich aber umzudrehen, fragte sie nach kurzem Zögern prüfend nach: "Was willst du mir damit sagen?"

Allerdings antwortete Sesshoumaru ihr nicht und sie konnte sich schon denken, weshalb er das tat.

>Toll! Jetzt antwortet er mir absichtlich nicht und wartet scheinbar nur darauf, dass ich es noch mal ausplappere, damit er dann über mich herziehen kann... Den Gefallen werde ich ihm aber nicht tun!< Trotzig stand Kimie schließlich auf und wollte an Sesshoumaru vorbeigehen. "Entschuldige bitte, aber ich bin müde und werde jetzt wieder schlafen gehen."

Als sie auf gleicher Höhe mit ihm war, hielt er sie plötzlich zurück: "Nicht, bevor du mir Rede und Antwort gestanden hast!"

Tatsächlich blieb Kimie daraufhin reflexartig stehen. Weshalb sie das tat, konnte sie sich selbst nicht ganz erklären und das verärgerte sie dann doch etwas.

"Menno! Was willst du eigentlich?", fragte sie schmollend und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich dachte, du kannst solche Gefühlsduselei eh nicht ab!? Und außerdem, solltest du nicht besser bei Rin sein?"

"Sie war eben kurz wach. Es geht ihr besser und das Fieber ist mittlerweile zurückgegangen."

Sesshoumaru schien wohl so ziemlich auf alles die passende Antwort parat zu haben, wie Kimie fand. Dennoch freute es sie natürlich zu hören, dass es dem kleinen Mädchen allmählich doch spürbar besser zu gehen schien. Aber eine andere Sache stand nach wie vor im Raum.

Während der ganzen Zeit standen Sesshoumaru und Kimie so zueinander, dass jeder nur das Profil des jeweils anderen sehen konnte, wenn der Blick mal kurz zur Seite huschte.

Es folgte ein Moment der Stille.

>Entweder wir stehen jetzt die ganze Nacht hier so rum oder jemand sagt endlich mal was...<, dachte Kimie und wurde allmählich nervös. Für einen Moment war ihre Nervosität zwar gewichen, doch jetzt kehrte sie umso stärker wieder zurück.

Plötzlich kniff das Mädchen die Augen zusammen. "Na gut! Du hast gewonnen! Wenn du es unbedingt noch mal hören willst!" Jetzt drehte sich Kimie direkt zu Sesshoumaru und sagte es nun noch mal klar und deutlich, was sie ihm zuvor schon einmal gesagt hatte: "Ja, es ist wahr! Ich habe mich in dich verliebt." Und bevor sie eventuell doch wieder der Mut verlassen würde, sprach sie ohne Pause einfach weiter: "Ich habe es erst vor kurzem wirklich gemerkt, aber ich habe mich nicht getraut, es dir zu sagen. Ich dachte, du würdest dich über mich lustig machen, oder so was. Aber dann ist es mir so rausgerutscht..."

Das letzte Wort war wieder sehr leise ausgesprochen worden und allmählich hatte sich auch Kimies Blick wieder gesenkt.

Im Moment kam noch nichts von Sesshoumaru zurück.

>Na ja, es ist ja auch albern. Ich meine, immerhin ist er ein Youkai und ich hingegen nur ein gewöhnlicher Mensch. So was wäre doch wirklich nur was für einen kitschigen Film!<, dachte Kimie währenddessen mit einem Gefühl von Wehmut.

Schließlich hob sie wieder ihren Blick.

"Hör mal, vergiss am besten wieder, was ich gesagt habe", meinte sie ruhig. "Es ist egal und ohnehin nicht von großer Bedeutung."

Eigentlich wollte Kimie nun wieder gehen, aber dieser Blick, mit dem Sesshoumaru sie gerade ansah, verunsicherte sie doch.

"Was ist los? Warum schaust du mich so komisch an?", fragte sie vorsichtig. "Wenn du dich über mich lustig machen willst, dann kannst du das gerne machen. Schlimmer kann es eh nicht mehr kommen."

Wieder verging ein Moment, in dem nichts gesagt wurde. Das einzige, was man mal hörte, war ein leises Pfeifen des Windes.

Kimie konnte den Blick von Sesshoumaru noch immer nicht deuten und wollte sich nun doch wieder zurückziehen. "Ich... gehe jetzt wohl wirklich besser." Sie ging einige Schritte und näherte sich nun wieder dem Wald.

"Du bleibst hier!"

Zuerst hatte sie nur seine Stimme gehört, aber kurz darauf fühlte Kimie auch Sesshoumarus Griff, der ihren Arm festhielt. Zuerst wollte sie sich reflexartig losreißen. "Was soll das?! Was willst du denn?" Als sie sich erneut wehrte und versuchte, weiterzugehen, drückte Sesshoumaru das Mädchen gegen einen Baum und hielt es weiter fest. Kimie war davon aber nicht gerade begeistert gewesen. "Hey! Sag mal, spinnst du? Lass mich los! Du tust mir weh!" Ehe sie sich versah, war er mit seinem Gesicht nur noch wenige Zentimeter von ihrem entfernt. >Was... was hat er vor...?<

Sesshoumarus Blick war ähnlich dem, mit dem er Kimie schon in Kagayas Haus angesehen hatte. Er hatte was eigenartig vertrautes.

Urplötzlich wandte das aber den Blick von dem Youkai ab und schaute zu Boden.

"Was soll das...?", fragte sie leise. "Ist das ein Spiel? Willst du mich testen?"

Einerseits fühlte Kimie diese unbeschreibliche Wärme in sich, aber andererseits plagte sie diese Angst, dass das alles wirklich nur ein Spiel war.

Mit einem Mal spürte sie, wie der Griff an ihrem Arm gelöst und stattdessen ihr Kinn leicht angehoben wurde. So schaute sie erneut in Sesshoumarus goldene Augen.

Langsam kam er mit seinem Gesicht nun näher an ihres. Verunsichert wich Kimie zunächst wie von selbst etwas mit ihrem Kopf zurück, bis sie hinter sich den Baumstamm spürte. Ehe sie sich versah, spürte sie auch schon die Lippen von Sesshoumaru auf ihren.

Die Augen zunächst vollkommen überrascht aufgerissen, entspannte sich Kimie sehr schnell wieder und schloss diese kurz darauf. Ihr kam das alles im Moment wie ein Traum vor. Aber es war real...

Auch für Sesshoumaru schien dieser Moment ein völlig neuer gewesen zu sein. Sicher hätte er selbst es bis vor kurzem niemals für möglich gehalten, dass er mal so etwas tun würde und hätte jeden, der ihm eine solche Vorhersage gemacht hätte, für vollkommen unzurechnungsfähig erklärt. Aber jetzt fand er sich wirklich in so einer Situation wieder. Im Endeffekt war er seinem Vater wohl also doch nicht so unähnlich gewesen.

Unklar war im Moment, ob Sesshoumaru wusste, dass man ihn und Kimie gerade beobachtete. Denn Ashitaka war nicht, wie zuvor gesagt, schon zum Lager zurückgegangen, sondern hatte sich in der Nähe der beiden ein Versteck hinter einem Baum gesucht und die Situation von da aus beobachtet. Auch jetzt war er noch da und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. >Ich habe davon geredet, dass sie sich etwas unterhalten sollen, aber das... Was dein Vater wohl dazu gesagt hätte, Sesshoumaru?<

Letztendlich kehrte Ashitaka aber doch wieder zu den anderen zurück und ließ Sesshoumaru und Kimie allein.

Eine Verkettung von nervenaufreibenden Ereignissen

Am nächsten Morgen ging es Rin sichtlich besser. Das Fieber war abgeklungen und sie lachte auch wieder fröhlich. Zwar war sie noch etwas geschwächt aber das würde sich mit der Zeit sicher auch wieder geben. Um jedoch kein unnötiges Risiko einzugehen, wollten die anderen noch warten, bis sich das Mädchen wieder vollkommen erholt hatte. Nach wie vor kümmerten sich Kagome, Kimie, Sango und Shippou und Rin, während Inu Yasha, Miroku, Ashitaka und Sesshoumaru die Umgebung im Auge behielten. Jaken passte indessen die meiste Zeit auf Ah-Un auf.

In Momenten, in denen sie mal etwas für sich war, machte sich Kimie hingegen immer wieder Gedanken um das, was in der Nacht geschehen war. So recht wusste sie nicht, was sie davon halten sollte.

>Eigentlich müsste ich ganz zufrieden sein, aber irgendwie will mir das nicht gelingen. Ich wüsste zu gerne, was er jetzt über mich denkt... Was bin ich jetzt eigentlich für ihn? Seine Freundin? Klingt irgendwie seltsam... Oder doch eher so was wie eine Affäre? Oder auch keines von beiden und vielleicht doch eher so was wie eine Art Experiment?<

Sesshoumaru hatte nach dem Kuss kein Wort mehr darüber verloren. Er war danach einfach wieder zum Lager zurückgekehrt, ebenso wie Kimie. An Schlaf hatte sie danach auch nicht mehr denken können, dafür ging ihr viel zu viel im Kopf herum.

"Hach, irgendein Wurm ist doch immer drin...", seufzte das Mädchen schließlich auf.

"Wo ist Ashitaka eigentlich schon wieder?", hörte man plötzlich die Stimme von Inu Yasha im ganzen Lager klar und deutlich fragen. "Der Typ kommt und geht wohl auch, wie es ihm gerade passt."

"Das kannst du ihm ja wohl kaum verbieten, Inu Yasha", meinte Kagome trocken.

"Darum geht es nicht!", erwiderte Inu Yasha. "Ich würde es einfach nur begrüßen, wenn er uns ab und zu wenigstens Bescheid sagen würde, wenn er..."

Mit einem Mal hielt der Hanyou jedoch inne, denn Kagome war plötzlich leicht zusammengezuckt.

"Was ist mit dir, Kagome?"

"Ich spüre einen Juwelensplitter!", antwortete das Mädchen sofort. "Hier irgendwo ganz in der Nähe und er kommt immer näher!"

Noch bevor die anderen diese Neuigkeit richtig aufgenommen hatte, tauchte in einigen Metern Entfernung hinter den hohen Bäumen des Waldes ein gewaltiger Dämon auf. Er hatte etwas von einer Schlange, war aber weitaus größer, als es diese Reptilien normalerweise werden. Bestimmt maß er mindestens 25 Meter an Länge und aufgerichtet ragte er mindesten 15 Meter in die Höhe empor.

Erschrocken hatte sich Rin sofort hinter Sesshoumaru versteckt und Shippou war auf Mirokus Schulter geflüchtet, während Jaken panisch von rechts nach links rannte.

Kagome deutete hingegen mit dem Finger auf den Dämon. "Dieser Dämon! Er hat die Splitter!"

"Wie viele sind es?", fragte Inu Yasha und zog Tessaiga aus der Schwertscheide.

"Ich glaube, es sind zwei!", antwortete Kagome auf die Frage des Hanyou.

Inu Yasha wollte sich sogleich daran machen, die Splittersammlung der Freunde um einige mehr zu bereichern, doch dann sprang genau dort, wo der Dämon zuvor aus den Bäumen erschienen war, ein weiterer hervor und verbiss sich in die riesige Schlange. Es war ein riesiger weißer Hund.

"Da ist ja noch ein Dämon!", rief Shippou ängstlich aus.

Während die anderen diesen zweiten Dämon aber wohl nicht so recht einordnen konnten, schienen hingegen Sesshoumaru und Inu Yasha in der Hinsicht mehr zu wissen oder zu ahnen.

Unter dem Kampf der beiden gewaltigen Dämonen bebte die Erde unter den Füßen der anderen und einige, wie etwa Jaken, verloren auch ihr Gleichgewicht. Den Kampf der Dämonen aber weiterhin mitverfolgend, bekamen nun alle mit, wie der riesige Hund seinen Biss nun genau knapp hinter dem Kopf der gewaltigen Schlange ansetzte und nach einem kräftigen Ruck diesen vom Rest des Körpers abtrennte. Dunkles, dickflüssiges Blut floss in großen Strömen zur Erde.

"Iiiieh! Ist das eklig..." Kimie hielt sich angeekelt eine Hand vor den Mund, ebenso wie Kagome, während Sesshoumaru den Blick der kleinen Rin von dem ganzen Kampfgeschehen abschirmte, indem er ihr einfach sagte, sie solle nicht hinsehen, was sie dann auch wirklich nicht tat. Dieser Anblick war wirklich nichts für das kleine Mädchen und auf gewisse Weise musste auch Sango als erfahrene Dämonenjägerin kurz schlucken, als der Körper der Reisenschlange schließlich mit einem lauten Donnern zur Erde fiel. Der Dämonenhund ließ kurz darauf auch den Kopf der Schlange fallen, den er bis eben seinem Maul festgehalten hatte. Dann richtete sich sein Blick auf die Gruppe. Im ersten Moment zuckten die meisten leicht zurück, als er sie mit seinen roten Augen so ansah, aber plötzlich wurde er in ein eigenartiges Licht gehüllt und nun schien es, als würde der Dämon immer kleiner werden.

Schlussendlich, als das Licht wieder verblasste, stand Ashitaka vor den anderen und hob wie zu einer ganz normalen Begrüßung die linke Hand. "Hallo, Leute!"

Die anderen staunten nicht schlecht, als der Inu-Youkai nun mit seinem typisch freundlichem Lächeln vor ihnen stand.

"Irgendwie habe ich jetzt ein kleines Déjà-vu...", murmelte InuYasha in sich hinein und schielte aus dem Seitenwinkel zu seinem Halbbruder. Ashitaka in seiner wahren Gestalt hatte in dem Hanyou gewisse Erinnerungen an die erste Begegnung mit Sesshoumaru nach den 50 Jahren von Inu Yashas Schlaf geweckt. Die beiden waren momentan aber wohl wirklich so ziemlich die einzigen gewesen, die in dem riesigen Hund Ashitaka wieder erkannt hatten. Während Inu Yasha ihn anhand des Geruchs identifiziert hatte, wusste Sesshoumaru hingegen schon aus der Vergangenheit, wie Ashitaka in seiner wahren Gestalt aussah. Er glich ihm selbst ziemlich, allerdings war Ashitaka um ein Minimum kleiner und das Fell, welches die Inu-Youkai auch in ihrer "menschlichen" Gestalt so ziemlich immer bei sich trugen, führte bei Ashitaka nicht wie bei Sesshoumaru über eine Schulter und dann über den Rücken, sondern legte sich wie eine Art Pelzkragen hinter seinem Hals über seinen Rücken und verlief über beide Schultern hinunter zur Brust. Auch trug Ashitaka nicht das für Sesshoumaru typische Symbol eines Halbmondes auf der Stirn.

Nachdem die erste Überraschung wieder einigermaßen verflogen war, näherte sich Kagome dem toten Dämon. "Hier sind die Splitter! Es sind wirklich zwei."

Das Mädchen deutete auf eine Stelle des langen schlangenähnlichen Körpers, knapp unter der Bissstelle von Ashitaka. Inu Yasha schnitt den Dämon an der Stelle, die Kagome ihm zeigte, mit Tessaiga auf und entdeckte sogleich die Juwelensplitter. Als der Hanyou diese entfernte, lösten sich die Überreste des besiegten Dämons in Rauch auf und schließlich verschwand auch das Skelett von diesem. Nun schien an diesem Ort fast nichts mehr an das zu erinnern, was kurz zuvor passiert war.

Sesshoumaru wandte seinen Blick zu der kleinen Rin um, die sich immer noch hinter ihm versteckte und die Augen nach wie vor geschlossen hatte. "Rin. Es ist vorbei, du kannst wieder hinsehen."

Gesagt, getan und sogleich hatte Rin ihre Augen wieder geöffnet. Als sie sich umsah, konnte sie nicht mehr von diesem Schlangendämon entdecken und schien richtig erleichtert darüber gewesen zu sein.

"Eigentlich verwandele ich mich nicht so gerne. Ich komme mir dann immer so überdimensional vor", meinte Ashitaka und streckte sich einmal, nachdem nach einem kurzen Moment wieder einigermaßen Normalität eingekehrt war.

"Und warum hast du es dann getan?", fragte Inu Yasha verständnislos nach.

Ashitaka lächelte leicht. "Na ja, ich wollte mal testen, ob ich es noch nicht verlernt habe und da dieser Dämon aufgetaucht ist, als ich etwas durch die Gegend spaziert bin, bot sich das gerade so gut an."

Inu Yasha warf seinem Gegenüber daraufhin einen etwas müden Blick zu. "Ich habe es zwar schon mal gesagt, sage es aber noch mal: Du bist eigenartig."

Dann schaute er aber zufrieden auf die beiden Juwelensplitter in seiner Hand und reichte sie an Kagome weiter. "Aber zumindest haben wir so wieder zwei Juwelensplitter mehr."

Ashitaka war hingegen jedoch nicht entgangen, dass sich die meisten aus der Gruppe über ihn erschrocken hatten, als er in seiner dämonischen Gestalt etwas die Gegend unsicher gemacht hatte.

"Übrigens, ich wollte euch nicht erschrecken. Tut mir Leid", meinte er entschuldigend und kratzte sich etwas verlegen an der Wange. Die anderen nahmen es ihm aber nicht übel.

"Schon gut", erwiderte Kimie. "Ach, übrigens... Du hast da noch was, Ashitaka."

Sie deutete mit dem Finger unter ihren Mund, um ihn zu zeigen, wo in seinem Gesicht noch kleine Spuren des Kampfes zu sehen waren. Ashitaka fuhr sich daraufhin einmal kurz mit dem Handrücken im Bereich des Mundes über das Gesicht. Bei den Spuren hatte es sich noch um etwas Blut des Dämon gehandelt.

"Also, als Hauptgericht würde ich so ein Teil ja nicht unbedingt serviert bekommen wollen. Ist mir irgendwie zu zäh und tranig", meinte der junge Inu-Youkai scherzhaft.

Lange genießen konnte die Gruppe die nun wieder hergestellte entspannte Atmosphäre jedoch nicht, denn schon schien sich ihnen wieder etwas anderes zu nähern.

"Hört ihr das auch?", fragte Kagome verunsicherte. "Klingt wie ein Donnern."

"Das sind Pferde!", erkannte Inu Yasha schnell. Es dauerte auch gar nicht lange, dann konnte man eine Gruppe von Reitern erkennen, die sich genau auf die Gruppe zu bewegte. Bei dieser angekommen, zügelten die Reiter, etwa 15 an der Zahl, ihre Pferde. Allerdings sahen sie alles andere als Vertrauen erregend aus.

"Sieh mal einer an! Recht ungewöhnlich, in dieser Gegend auf Reisende zu treffen", meinte einer der Männer an einen seiner Kumpanen gerichtet. Dieser nickte und fügte hinzu: "Sieht aber dafür umso viel versprechender aus!"

Ein kurzes amüsiertes Lachen ging durch die Reihen, als einer der Männer, wohl der Anführer, sich direkt an Inu Yasha und die anderen wandte: "Gut, dann rückt mal eure Wertsachen raus!"

Kaum, dass der Mann diese Anweisung ausgesprochen hatte, seufzte Kimie entnervt auf. "Na, großartig! Wieder so ein paar Banditen?"

Im Moment musste sie sich unweigerlich an die ersten Banditen erinnern, die ihr in dieser Epoche über den Weg gelaufen waren.

"Und die Mädchen sacken wir am besten auch gleich mit ein!", hörte man einen anderen Bandit schon erwartungsvoll rufen. Er fackelte auch nicht lange, stieg von seinem Pferd ab und ergriff Sango an ihrem Oberarm. Aber die junge Dämonenjägerin hatte andere Pläne.

"Davon träumt ihr wohl, ihr Spinner!", rief sie aus, riss sich wieder los und stieß dem Mann mit voller Wucht den Ellenbogen in die Magengegend. Taumelnd ging der Bandit zu Boden.

"Super, Sango! Klasse!", rief Shippou begeistert aus.

Von der Gegenwehr alles andere als begeistert, stieg ein weiterer Bandit nun von seinem Pferd ab. "Ihr wollt es wohl auf die harte Tour, was?!" Er zog sein Schwert und suchte sich sogleich Kagome als Ziel aus. Ehe er jedoch wirklich angreifen konnte, wurde er von Kimie gestoppt, die sich ihm mit ihrem Schwert in den Weg gestellt hatte.

"Und nun sag mir mal, dass das fair war, was du eben vorhattest!", meinte sie sarkastisch und mit einem kräftigen Schlag schlug sie ihrem Gegner das Schwert aus der Hand, welches sich in einigen Metern Entfernung in die Erde bohrte.

Wieder sprang Shippou euphorisch auf. "Richtig so! Toll, Kimie!"

"Aber mal abgesehen davon behandelt man so ohnehin keine Damen", mischte sich Ashitaka nun ein. Die Arme gelassen vor der Brust verschränkt, ließ er seinen Blick prüfend durch die Reihen der Banditen schweifen.

"Was bist du denn für ein Klugscheißer?!", fuhr der Anführer den jungen Inu-Youkai an. "Halte dich besser da raus, sonst kannst du gleich mal dein Testament machen!"

Sogleich stürmte der Bandit mit erhobenen Schwert auf Ashitaka zu. Kurz vor dem Ziel sauste die Waffe direkt auf dessen Kopf hinab. Aber gerade, als der Angreifer schon siegesgewiss grinste, wurde sein Angriff gestoppt. "Hä?! Aber was...?!"

Ashitaka hatte das Schwert im letzten Moment ganz gelassen und wie nebenbei an dessen Klinge ergriffen. Während sein Gegner sich nun wie ein Fisch an der Angel hin- und herwand, um den Griff des anderen wieder abzuschütteln, verzog der junge Inu-Youkai keine Miene, sondern zog nur skeptisch eine Augenbraue hoch.

"Das ist aber auch nicht gerade die feine Art", sagte er und dann hörte man nur noch ein kurzes Klirren.

Die gesamte Banditenbande blickte ziemlich ratlos und perplex drein, als sie sah, wie einfach und mühelos Ashitaka das Schwert seines Gegner praktisch nur mit einer kleinen Handbewegung entzwei gebrochen hatte. Jetzt hielt er etwa zwei Drittel der Klinge in der Hand, während der Bandit den kläglichen Rest noch sein Eigen nennen konnte.

Einen Moment lang war es totenstill.

"WUAH!! Ein Dämon!!", riefen die Banditen, die sich in ihrem Übermut bisher wohl nicht die Mühe gemacht hatten, sich einige ihrer potenziellen Opfer etwas genauer anzusehen, plötzlich lautstark aus und schienen es nun doch ziemlich eilig zu haben. Hastig sprangen diejenigen, die zuvor kurzzeitig von ihren Pferden abgestiegen waren, wieder auf diese auf und innerhalb von gerade Mal zehn Sekunden konnte man der Staubwolke hinterher sehen, die die davon stürmende Gruppe hinterließ.

"Na, die haben es ja auf einmal ziemlich eilig...", meinte Sango trocken und Kimie fügte hinzu: "Das sind ja auch ein paar Schießbudenfiguren... Kaum passiert etwas Unvorhergesehenes, nehmen sie die Beine in die Hand und laufen einfach weg."

"Auch gut, so müssen wir unsere Zeit nicht noch länger mit denen vergeuden", sagte Inu Yasha, ganz zufrieden damit, dass diese Banditen die Gruppe nicht länger belästigten. Dann wandte er sich an Ashitaka, der noch immer die abgebrochene Klinge des Schwertes seines Gegners in der Hand hielt: "Du bist wohl heute gut in Form, was?"

Ashitaka lächelte nur etwas verlegen. Im Übrigen schien keiner aus der Gruppe diese Banditen, die mehr wie eine Chaotentruppe der Extraklasse rüber kam, sonderlich ernst genommen zu haben. Besonders nicht Sesshoumaru, der nur kommentarlos zugesehen und sich kaum von der Stelle bewegt hatte.

Aber lange konnte sich die Gruppe nicht über die wieder eingekehrte Ruhe freuen, denn es dauerte nicht lange, da passierte wieder etwas Unvorhergesehenes. Mitten in die Gruppe hinein, schoss plötzlich ein Blitz vom Himmel auf die Erde hinab. Alle sprangen eiligst zur Seite, während dichter Rauch aufzog.

"Das gibt's doch wohl nicht!? Was ist heute eigentlich los?!", fragte Inu Yasha nun doch spürbar genervt von der ungewöhnlichen Anhäufung unerwarteter Ereignisse.

Als sich der Rauch wieder gelegt hatte, staunten sie Anwesenden aber nicht schlecht, als sie nun das zu Gesicht bekamen, was jetzt mitten unter ihnen stand.

"Das ist ja Mou-Mou, der Ochse von Toutousai-ojii-san!", erkannte Kagome überrascht. "Aber er ist allein."

Als alle wieder etwas näher traten, wurde Inu Yasha sogleich von einem alten Bekannten stürmisch begrüßt.

"Hallo, Inu Yasha-sama!", rief der Flohgeist Myouga fröhlich aus und saugte sich sogleich an der Nase des Hanyou fest. Es folgte das übliche Ritual: Inu Yasha schlug den kleinen Plagegeist mal kurzerhand platt und begutachtete ihn dann auf seiner Handfläche.

"Myouga-jijii, auch mal wieder im Lande?"

Die anderen hatten den Flohgeist nicht mehr gesehen, seit sie vor einiger Zeit in das Dorf am Knochenfresserbrunnen zurückgekehrt waren. Es schien wohl so zu sein, dass sich Myouga wieder zu Toutousai verzogen hatte.

"Schönen Tag auch, Myouga-jii-chan!", grüßte Ashitaka den Flohgeist lächelnd, nachdem dieser sich wieder etwas erholt hatte. "Erkennst du mich noch?"

Natürlich erkannte Myouga den jungen Inu-Youkai wieder. "Oh! Ashitaka-sama! Was für eine Freude, Euch wieder zu sehen! Es ist ja schon so lange her."

Und zur Begrüßung musste nun auch Ashitaka erstmal etwas von seinem Blut opfern. Aber in der Hinsicht schien er doch ähnlich zu denken, wie Inu Yasha und beendet sie Saugaktion des Flohgeistes sogleich wieder.

"Aber das ist doch kein Grund, mich gleich um mein ganzes Blut zu bringen", meinte Ashitaka, während er den nunmehr etwas mehr geplätteten Myouga auf seiner Handfläche begutachtete.

"Natürlich nicht, Ashitaka-sama...", erwiderte der Flohgeist kleinlaut.

"Und jetzt erzähl, was führt dich her, Myouga-jijii?", fragte Inu Yasha schließlich weiter. Sicher gab es irgendetwas, was der Flohgeist den anderen zu erzählen hatte.

Myouga fackelte daher auch nicht lange und wandte sich direkt an Kimie: "Toutousai hat mich geschickt. Hör mal, es gibt da etwas, was dein Schwert anbelangt."

Kimie horchte auf. "Ich höre?"

"Toutousai möchte an deinem Schwert noch einige Veränderungen vornehmen. Deshalb bittet er dich, dass du zu ihm kommst und es ihm kurzzeitig überlässt."

Einen kurzen Augenblick lang wurden fragende Blicke untereinander ausgetauscht.

"Ich soll zu ihm gehen?", fragte Kimie schließlich noch mal nach. "Warum kommt er denn nicht selbst?"

"Frag nicht! Sondern tu lieber, was er von dir will!", erwiderte Myouga und hüpfte aufgeregt auf Ashitakas Hand herum.

Kimie hob beschwichtigend die Hände. "Pump dich wieder ab! Ist ja gut! Und wie soll ich zu ihm hinkommen? Wo wohnt der Kerl denn?"

"Sein Ochse wird dich zu ihm bringen."

Als Myouga auf die dreiäugige Kuh deutete, legte Kimie den Kopf etwas schief. "Ich soll auf einem Rind reiten? Ist das ein Witz? Ich bin zwar schon des Öfteren auf Pferden geritten. Aber auf einem Ochsen..."

Gedanklich stellte sie sich schon das merkwürdige Bild vor, dass sich von ihr bieten würde. Aber in dieser Epoche war ja so ziemlich nichts wirklich ungewöhnlich.

"Na ja, was soll's..."

Schließlich ließ sich Kimie doch dazu breittreten und stieg auf den Rücken von Mou-Mou. Es dauerte nicht lange, dann hob dieser leicht vom Boden ab, was das Mädchen im ersten Moment doch etwas aus der Bahn warf. "Hilfe! Der fliegt ja!?"

"So, dann grüß Toutousai mal schön!", meinte Myouga noch und winkte Kimie hinterher. Dieses schaute sich daraufhin aber etwas irritiert um.

"Wie jetzt? Ich soll allein zu ihm gehen?"

Irgendwie hatte Kimie ein mulmiges Gefühl, so ganz allein in dieser Zeit von einem Punkt A zu einem Punkt B zu gehen. Aber Myouga schien sich in der Hinsicht keine großen Sorgen zu machen. "Keine Bange! Das wird schon!"

"Hmm... Wenn du das sagst..."

Wirklich überzeugt klang Kimie jedoch nicht und auch Kagome hatte wohl gewisse Bedenken. "Soll nicht doch besser zumindest einer von uns mitgehen?"

Aber wieder versuchte Myouga, die letzten Zweifel beiseite zu schaffen: "Jetzt stellt euch doch mal nicht so an! Was soll schon groß passieren?"

"Man weiß ja nie...", erwiderte Kagome nachdenklich.

"Ach! Aber hol nicht zu tief Luft, wenn du auf Toutousais Berg bist", riet der Flohgeist Kimie noch. "Und ich hoffe, Hitze macht dir nicht zu viel aus."

"Uhm..." Kimie schwieg dazu. Hitze und nicht zu tief Luft holen? An was für einem Ort wohnte der alte Schmied eigentlich?

Letztendlich einigte man sich aber doch darauf, dass das Mädchen auch allein zu Toutousai gehen konnte. Auf dem Luftweg konnte ihr zumindest weniger passieren, als auf dem Landweg.

"Na dann, man sieht sich!" Kimie winkte den anderen noch zu und wurde dann von Toutousais Ochsen fortgebracht.

"Na, wenn das mal gut geht...", murmelte Inu Yasha in sich hinein. Dabei meinte er nun wohl weniger Kimies Weg zu Toutousai, als vielmehr das, was sie bei dem Schmied selbst erleben könnte.
 

Zusammen mit Kimie auf ihrem Rücken flog Mou-Mou im gemütlichen Tempo über die Landschaft. Diese Art zu reisen hatte auch etwas für sich, wie Kimie sich eingestehen musste. Anfangs hatte sie zwar noch etwas scheu nach unten zur Erde geschaut, aber mittlerweile hatte sie sich an die Flughöhe gewöhnt und der Ochse flog schließlich auch keine urplötzlichen Kurven und behielt ihre Fluggeschwindigkeit stets bei.

Irgendwann veränderte sich aber die Landschaft und wo vorher noch grüne Wiesen, Flüsse und Wälder zu sehen waren, wurde nun alles dunkler und hatte etwas von einer Vulkangegend. Toutousais Ochse verringerte nun allmählich die Flughöhe und näherte sich dem Erdboden. Demnach war das Ziel wohl fast erreicht. Aber der Anblick der Lavafelder und des ganzen Rauches, der an mehreren Stellen emporstieg, gab Kimie nicht gerade ein angenehmes Gefühl. Das hatte Myouga also gemeint...

"In was für einem Höllenloch bin ich denn jetzt bitte gelandet? Ist das hier etwa das untergegangene Pompeji?"

Schließlich landete Mou-Mou direkt vor einer Höhle, deren Eingang aus einem großen Schädel mit einem Maul voller spitzer Zähne bestand. Dem Anschein nach war die Höhle von Toutousai über dem Skelett eines ziemlich großen Tieres oder vielmehr eines Dämons aufgebaut. Langsam ließ Kimie ihren Blick die Höhle rauf- und runterschweifen.

"Also... das Four Seasons ist das hier garantiert nicht..."

Zögerlich stieg sie nun von Mou-Mou ab und trat näher an die Höhle heran. Am Eingang rief sie zunächst etwas scheu in diese hinein: "Hallo? Bist du da, Toutousai? Ist jemand zu Hause?"

Als sie jedoch keine Antwort bekam, betrat Kimie die Behausung des Schmieds von sich heraus, wobei sie darauf achten musste, nicht eventuell über die untere Reihe spitzer Zähne des riesigen Schädels zu stolpern. Es gab allerdings keinerlei Anzeichen dafür, dass sich Toutousai momentan in der Höhle aufhielt. Allerdings entdeckte Kimie auf dem Boden einige Gefäße und die Reste von verschiedenen Materialen, die der Schmied wohl für seine Arbeit verwendet hatte.

"Hmm... Vielleicht ist er ausgegangen?"

Kimie kratzte sich ratlos an der Wange. Was sollte sie jetzt machen? Das Beste wäre wohl, auf Toutousai zu warten. Das wollte sie dann aber lieber draußen machen. Als sich das Mädchen wieder zum Eingang der Höhle drehen wollte, erschrak es jedoch gewaltig.

"AAH!!"

Reflexartig riss Kimie ihr Schwert samt dazugehöriger Scheide empor und hielt diese in waagerechter Position schützend über ihren Kopf. Gerade noch rechtzeitig, denn schon sauste ein gewaltiger Hammer auf sie herab.

"Sag mal, bist du bekloppt?!", keifte Kimie den Angreifer an, nachdem der Angriff erfolgreich abgeblockt werden konnte, wenngleich sich von dem Schlag, dem sie standhalten musste, einen Moment lang ein mächtig unangenehmes Gefühl durch ihre Arme zog.

"Was fällt dir ein, hier so einfach rein zu kommen?!", motzte hingegen Toutousai das Mädchen an. "Ich dulde keine Fremden in meiner Höhle!"

Plötzlich hielt der alte Waffenschmied jedoch inne und beäugte Kimie etwas genauer. Er kam ins Grübeln.

"Moment! Irgendwoher kenne ich dich doch... Ja, genau! Du bist doch das Mädchen, dass neuerdings mit Inu Yasha und den anderen unterwegs ist! Wie war noch mal der Name? Kiwi?"

"Kimie... Mit 'e'...", antwortete das Mädchen trocken, war aber froh, dass Toutousai sie letztendlich doch wieder erkannt hatte. Erleichtert ließ sie ihr Schwert wieder sinken, ebenso wie Toutousai seinen Hammer. Der alte Mann nickte und setzte sich nun auf den Boden.

"Ja, genau! Kimie! Also, was führt dich her und das so allein?"

Kimie zog irritiert eine Augenbraue hoch. "Hä? Was soll die Frage? Du wolltest doch, dass ich zu dir komme!? Zumindest hat Myouga das behauptet. Er meinte, es würde dabei um Raidon gehen."

Einen Moment lang herrschte Stille in der Höhle. Dann schlug sich Toutousai mit der linken Faust auf die rechte Handfläche. "Genau!"

Kimie ließ erschöpft den Kopf hängen.

>Soll ich jetzt lieber lachen oder weinen...?<, dachte sie sarkastisch, als sich der alte Schmied wieder an sie wandte: "Dann zeig das gute Stück mal her."

Daraufhin überließ ihn Kimie bereitwillig ihr Schwert. Toutousai zog Raidon aus der Schwertscheide und begutachtete es ausgiebig von allen Seiten.

"Sieht ja noch ganz manierlich aus", meinte er und legte es dann vor sich auf den Boden. "Also, ich werde ein paar kleine Ausbesserungen daran vornehmen, damit das Schwert in seiner Vollkommenheit genutzt werden kann."

"Was genau machst du jetzt?", fragte Kimie neugierig und hockte sich zu dem Schmied auf den Boden.

"Ich schärfe die Klinge noch mal ausgiebig und nehme, wie schon gesagt, noch ein paar kleine Ausbesserungen daran vor. Die fielen mir neulich noch ein und könnten sich als nützlich erweisen", erklärte Toutousai, wurde aber immer noch nicht konkreter, weswegen Kimie nochmals nachhakte: "Inwiefern?"

"Lass dich überraschen."

Zunächst reagierte Kimie nicht sonderlich ungewöhnlich auf diese Aufforderung, bekam dann jedoch einen ganz eigenartigen Gesichtausdruck, der Toutousai natürlich nicht verborgen blieb, da sie ihn genau anstarrte.

"Was soll dieser Schielblick?", fragte er prüfend. "Warum starrst du mich so an?"

Kimie wartete einen Moment mit der Antwort: "Komm mir besser nicht auf den dummen Gedanken, es eventuell doch zu zerbrechen oder dergleichen! Dass es hier im Mittelalter nämlich so was wie dritte Zähne gibt, bezweifle ich eher."

Natürlich war diese Drohung nicht ernst gemeint gewesen, dennoch verkniff sich Toutousai seine darauf folgende Bemerkung nicht: "Ich weiß ja nicht, wie du normalerweise so tickst, aber mir scheint dennoch, dass der Einfluss gewisser Individuen dir alles andere als gut tut."

Daraufhin sah Kimie den alten Schmied doch etwas fragend an. "Sprichst du etwa von Sesshoumaru?"

"Eigentlich habe ich Inu Yasha gemeint", erwiderte Toutousai, kam nun aber auf ein weiteres Thema zu sprechen. "Jetzt sag aber bloß, Sesshoumaru ist immer noch mit euch unterwegs."

"Was, wenn es so wäre?"

"Ich frage nur. Trainiert er dich dann eigentlich immer noch?"

"In letzter Zeit kamen wir nicht mehr dazu. Irgendwie ging alles drunter und drüber."

Kimie erzählte Toutousai nun im Groben, was in der letzten Zeit passiert war, wobei der alte Schmied ihr aufmerksam zuhörte. Es hatten sich viele seltsame Dinge ereignet, wie er zugeben musste. Besonders überrascht war er von der Tatsache, dass Naraku es geschafft hatte, einen Abkömmling von sich mit der Hilfe von Sesshoumarus verlorenen Arm zu erschaffen. Das, was mit Inuki passiert war, bedauerte Toutousai jedoch sehr. Zwar hatte er schon von Myouga davon gehört, ebenso wie von Kuromarus Auftauchen, aber die Geschichte noch mal aus Kimies Mund zu hören, war dann doch wieder etwas anderes gewesen. Eine weitere Überraschung für den Schmied war hingegen die Tatsache, dass die Gruppe seit kurzem um ein weiteres Mitglied reicher geworden war.

"Ashitaka ist also seit einiger Zeit bei euch? An den Jungen kann ich mich noch gut erinnern. War immer sehr freundlich und stets gut gelaunt. Hab ihn aber schon bestimmt seit 200 Jahren nicht mehr gesehen."

Diese Bemerkung von Toutousai brachte Kimie erneut ins Grübeln. >Der erinnert sich an jemanden, den er seit zwei Jahrhunderten nicht gesehen hat, vergisst aber kurzzeitig das Gesicht einer Person, der er erst vor kurzem über den Weg gelaufen ist...<

Nachdem die aktuellsten und wichtigsten Neuigkeiten weitergegeben wurden, nahm Toutousai wieder Kimies Schwert in die Hand.

"Ich werde für die Ausbesserungen etwas Zeit brauchen. Morgen müsste ich aber damit fertig sein. Ich bringe dir das Schwert dann vorbei. Du kannst also erstmal wieder zu den anderen zurückgehen."

Kimie nickte einverstanden und stand nun wieder auf. "Na gut. Sag mal, kann ich mir dann eventuell noch mal deinen Ochsen ausleihen?"

"Hä? Was willst du denn mit meinem Ochsen?", fragte Toutousai verständnislos. "Ich habe nur angeordnet, dass er dich herbringt, aber nicht, dass er dich auch wieder zurückbringt."

"Was?!" Kimie fiel aus allen Wolken. "Soll das etwa heißen, ich soll zurücklaufen?!"

"Warum denn nicht? Du bist doch noch jung", antwortete der Schmied wie selbstverständlich. Allerdings war Kimie alles andere als begeistert.

"Das kann doch alles nicht wahr sein!? Wenn ich laufe, bin ich ja zu Weihnachten noch nicht wieder bei den anderen!"

Das war zwar maßlos übertrieben gewesen, aber in der Tat hätte Kimie zu Fuß weitaus mehr Zeit gebraucht, als über den Luftweg mit Toutousais Ochsen, zumal diese unter anderem einen Wald und zahlreiche Flüsse überflogen hatte.

>Liegt es an dem ganzen Rauch, der hier die ganze Zeit herumfliegt, oder warum kriege ich allmählich Kopfschmerzen...?<

Kimie legte sich die Hände an die Seiten ihres Kopfes und versuchte beruhigend auf sich selbst einzureden, bis erneut Toutousais Stimme zu ihr vordrang: "Was ist nun? Ich dachte, du wolltest gehen."

Nun war Kimie endgültig fertig mit der Welt und ergriff Toutousais Hammer, der an der Wand der Höhle lehnte.
 

"Dieser Kerl hat doch den totalen Vollschuss! Echt mal! Ich kann nur hoffen, dass der wenigstens in seinem Job klarkommt!"

Wütend stapfte Kimie durch die Gegend. Als Abschiedsgruß hatte sie Toutousai eine Beule, die sie ihm mit seinem Hammer zugefügt hatte, zurückgelassen. Sie war so wütend gewesen, dass sie vor lauter Frust anschließend einfach drauf losgegangen war ohne darüber nachzudenken, dass sie zu Fuß niemals bis zum Abend wieder bei den anderen gewesen wäre. Außerdem sah vieles in der Gegend ziemlich gleich aus. Irgendwann verlangsamten sich ihre Schritte.

"Hmm... Also, vorhin ist Mou-Mou mit mir hier rüber geflogen, glaube ich... Oder war es doch da hinten? Oder doch eher dort drüben?"

Und so kam es letztendlich wie es kommen musste: Kimie stand am Rande eines kleinen Wäldchens und hatte die Orientierung verloren.

"Mist! Ich weiß es nicht mehr!"

Missmutig ließ das Mädchen den Kopf hängen und blickte nach einer Weile den Weg zurück, den es zuvor gekommen war. Ein Seufzen entwich ihr.

"Am besten, ich gehe noch mal zurück zu Toutousai. Zumindest kenne ich den Weg zu ihm zurück. Dann soll er mir wenigstens 'ne Landkarte oder 'nen Kompass geben!"

Kimie wollte sich gerade auf den Rückweg zu dem Schmied machen, als eine wohlbekannte Stimme sie daran hinderte: "Ich habe mir gleich gedacht, dass so was passieren würde."

Sofort war Kimie stehen geblieben und hatte sich umgedreht. Diese Stimme kannte sie, allerdings stand niemand hinter ihr und auch als sie ihren Blick einmal kreisen ließ, war noch niemand zu sehen gewesen. Erst der große Schatten, der sich direkt über sie gelegt hatte, veranlasste Kimie dazu, nun einen Blick nach oben zu erhaschen. Zunächst war sie recht erschrocken gewesen, als sie über ihrem Kopf nur dieses große Etwas sah und sprang einen Satz zurück. Dann entdeckte jedoch die Person, die sie eben angesprochen hatte.

"Sesshoumaru!?" Kimie staunte nicht schlecht, als sie den Youkai auf Ah-Un's Rücken über der Erde schweben sah. "Was verschlägt dich denn hierher?"

"Myouga erwähnte uns gegenüber, dass es etwas dauern würde, bis Toutousai seine Arbeit beendet haben wird."

Langsam kam Ah-Un dem Boden nun näher bis er schließlich gelandet war und Sesshoumaru seinen Blick einen Moment auf Kimie ruhen ließ. Da er aber nichts sagte, wusste sie auch nicht ob und was er eventuell von ihr wollen könnte.

"Was ist?", fragte er sie plötzlich im gewohnten Ton. "Willst du doch lieber zu Fuß gehen?"

Im ersten Moment schaute Kimie nur ziemlich überrascht drein. Damit hätte sie nun nicht gerechnet, dass Sesshoumaru andeuten wollte, sie sollte auf Ah-Un aufsteigen.

"Ist ja gut! Ich komme ja schon!", erwiderte sie dann doch etwas genervt von Sesshoumarus Tonfall, wenngleich sie doch erleichtert darüber war, dass ihr ein Solo-Trip quer durch die Wildnis erspart bleiben würde. So stieg sie nun hinter ihn auf Ah-Un's Rücken, schien jedoch unschlüssig darüber zu sein, wo sie sich festhalten sollte. Irgendwie traute sie es sich nicht, sich eventuell bei Sesshoumaru selbst festzuhalten und so musste der Sattel des Drachen herhalten.

>Hoffentlich schlägt er während des Fluges keine Haken...<

Mit einem Mal sprang Ah-Un nach oben und zwar so überraschend für Kimie, dass sie fast nach hinten von dem Drachen gefallen wäre. Reflexartig riss sie die Arme nach vorne und konnte sich im letzten Moment noch an Sesshoumaru festhalten. Eigentlich hätte sie erwartet, dass er ihr sofort sagen würde, sie sollte ihn wieder loslassen, aber das tat er nicht. Also lockerte Kimie ihren Griff lediglich etwas und hielt sich an seiner Rüstung fest, was dem Anschein nach auch kommentarlos akzeptiert wurde.

"Ähm... Danke übrigens, dass du mich abgeholt hast.", sagte sie nach einem Moment des Schweigens, erhielt jedoch keine Antwort.

>Er schweigt so schön laut...<

Eine Weile ging der Flug so weiter, bis Kimie erneut das Wort ergriff und Sesshoumaru die Frage stellte, die sie schon die ganze Zeit beschäftigt hatte: "Hey! Eine Frage hätte ich da noch und zwar geht es um die vergangene Nacht. Was denkst du jetzt eigentlich über mich? Du weißt doch wohl, was ich meine?"

Dass sie ihn das so direkt gefragt hatte, überraschte sie in gewisser Weise selbst. Aber sie wollte unbedingt Klarheit darüber haben. Gespannt wartete Kimie daher auf Sesshoumarus Antwort, die nach einem kurzen Moment auch kam: "Ich lege keinen Wert darauf, dass du mir von jetzt an wegen dieser Sache ständig hinterherläufst."

"Wie bitte?!" Kimie glaubte, sich gründlich verhört zu haben und machte erstmal ihrem Ärger Luft. "Ha! Na das sagt der Richtige! So eine Frechheit! Was bildest du dir überhaupt ein, du...?! AAH!!"

Leider hatte Kimie während ihrer Beschwerdeaktion derartig wild mit den Armen herumgestikuliert, dass sie schließlich das Gleichgewicht verlor und drohte, von Ah-Un zu fallen. Eiligst griff sie reflexartig nach Sesshoumarus Fell, welches während des Fluges leicht im Wind wehte, um sich noch festzuhalten. Allerdings rutschte dieses nun allmählich von der Schulter des Youkai und wahrscheinlich wäre Kimie zusammen damit letztendlich irgendwo zwischen den Wolken verschwunden, hätte Sesshoumaru das Fell nicht festgehalten und zusammen mit dem Mädchen im Schlepptau wieder nach oben gezogen.

"Du solltest dich lieber vorsehen. Nach meinem neuesten Wissensstand können Menschen nämlich immer noch nicht fliegen", sagte der Youkai im üblichen Ton, nachdem Kimie wieder auf Ah-Un saß und er das Fell wieder an seinen ordnungsgemäßen Platz zurückgerückt hatte.

Kimie, sich noch etwas von dem Schock erholend, zog schmollend eine Schnute.

"Haha! Sehr komisch! Und um noch mal zum Thema zurückzukommen: Wer ist hier denn wem hinterhergelaufen? Du bist es doch schließlich gewesen, der mich vorhin hier aufgegabelt hat! Ich habe sicherlich nicht darauf gewartet, dass du hier antanzt und mich abholst!" Und leise fügte sie noch hinzu: "Meine Güte... Männer..."

Aber natürlich freute es Kimie, dass sich Sesshoumaru wohl extra auf den Weg gemacht hatte, um sie wieder zurückzuholen, selbst wenn er es nicht sagte.

"Trotzdem, danke noch mal...", murmelte sie schließlich kaum hörbar, aber Sesshoumaru hatte es trotzdem wahrgenommen.

>Schlauer bin ich aber immer noch nicht wirklich...<, überlegte Kimie, da sie eigentlich keine klare Antwort auf ihre Frage bekommen hatte. Also musste sie wohl weiter darüber nachgrübeln, denn dass Sesshoumaru ihr nach erneuter Fragestellung wohl anders geantwortet hätte, bezweifelte sie doch sehr.
 

Währendessen hatten die anderen ihren Lagerplatz nach wie vor nicht verlassen.

"Wohin mein Herr wohl gegangen ist?", grübelte Jaken schon die ganze Zeit über nachdenklich vor sich hin. Er hatte sich etwas von den anderen abgesondert und lief nun auf einer kleinen Wiese nachdenklich von rechts nach links. Sesshoumaru hatte sich vor einiger Zeit urplötzlich mit Ah-Un auf den Weg gemacht und war mit den Drachen zu einem, für Jaken unbekannten Ziel, aufgebrochen. Mittlerweile war sein Herr schon eine geraume Zeit fort gewesen.

Als der Krötendämon jedoch nach einer Weile einmal nach oben sah, erblickte er sogleich den zweiköpfigen Drachen, der sich zusammen mit Sesshoumaru auf dem Rücken nun langsam der Erde näherte.

"Sesshoumaru-sama! Welche Freude, Euch wieder zu sehen", rief Jaken sogleich ganz euphorisch aus, als er jedoch auch Kimie, die hinter Sesshoumaru auf Ah-Un saß, entdeckte. Man hätte fast meinen können, der Krötendämon würde blassgrün werden. "AAH!! Das darf doch nicht wahr sein!? Das ist doch vollkommen unmöglich!?"

Fassungslos starrte Jaken auf das Bild, was sich ihm bot, als Ah-Un schließlich landete und Sesshoumaru von dessen Rücken abstieg. Auch Kimie stieg nun von dem Drachen ab. Sofort wurde Sesshoumaru, der nun wohl auf direktem Weg wieder zum Lagerplatz gehen wollte, von Jaken überschwänglich begrüßt. Kimie führte hingegen Ah-Un an dessen Zügeln hinter sich her, während sie Sesshoumaru in einem gewissen Abstand folgte.

Plötzlich stellte sich ihr jedoch Jaken in den Weg. "Hey, du da! Was sollte denn das?!"

"Was?" Kimie verstand nicht, was der Krötendämon eigentlich von ihr wollte, aber auf die Aufklärung musste sie auch nicht allzu lange warten.

"Was hast du ganz allein mit meinem Herrn gemacht?", fragte Jaken aufgebracht weiter und fuchtelte wild mit den Armen in der Gegend herum. "Du kannst mir nicht erzählen, dass Sesshoumaru-sama dir freiwillig gefolgt ist, um dich wieder zurückzuholen! Gib es zu, du Hexe, du hast ihn mit einem Fluch belegt!"

Auf diesen Vorwurf hin, ob nun ernst gemeint oder nicht, zog Kimie eine Augenbraue hoch und bedachte den Krötendämon vor sich nur mit einem zweifelhaften Blick. >Hält der mich vielleicht für Harry Potter?<

Schließlich seufzte sie einmal auf und legte sich die Hand an den Kopf.

"Jaken, lass mich bitte mit diesem Quatsch in Frieden. Im Moment habe ich wirklich keine Lust auf eine derartige Auseinandersetzung..."

Damit schritt Kimie an Jaken vorbei, dicht gefolgt von Ah-Un. Aber Jaken wollte sich keinesfalls auf diese Weise abschütteln lassen.

"So einfach kommst du mir nicht davon!", rief er dem Mädchen hinterher und schien ihr von hinten eines mit dem Kopfstab überziehen zu wollen, als die kühle und durchdringende Stimme von Sesshoumaru ihn jedoch daran hinderte: "Jaken! Lass sie gefälligst in Ruhe!"

Abrupt erstarrte der Krötendämon. Sesshoumaru war zwar schon einige Meter vorgegangen, hatte aber dennoch all das mitbekommen, was sich hinter seinem Rücken abgespielt hatte. Zwar hatte er sich nicht mal zu seinem Diener umgedreht, aber das musste er auch gar nicht, denn allein die Stimme seines Herrn wies Jaken in seine Schranken.

"Aber, mein Herr! Ich wollte doch nur...", versuchte sich der Krötendämon noch kleinlaut zu rechtfertigen, gab es aber gleich wieder auf, da er ahnte, dass Sesshoumaru darauf wohl keinen Wert legen würde. Also musste Jaken wohl oder übel zusehen, wie Kimie ungestraft von dannen zog.
 

"Und? Wie war es bei Toutousai-ojii-san, Kimie?", fragte Kagome ihre Cousine sogleich, nachdem diese zusammen mit Sesshoumaru und Ah-Un wieder am Lagerplatz angekommen war. Wenig später kam auch Jaken recht übel gelaunt hinterher getrottet. Dass Sesshoumaru Kimie wohl abholen gegangen war, hatten die anderen sich in gewisser Weise schon gedacht, wenngleich so mancher von ihnen deswegen überrascht gewesen war, als sich diese Vermutung wohl als wahr herausgestellt hatte.

Kimie erzählte den anderen nun, was ihr bei Toutousai widerfahren war, dass er sich zunächst gar nicht an sie erinnern konnte, dann nicht wusste, warum sie eigentlich bei ihm war, wie sie ihm die Ereignisse der letzten Zeit geschildert hatte und dass sie sich auf dem Rückweg beinahe verlaufen hätte, weil er ihr seinen Ochsen nicht noch mal ausleihen wollte.

"Ja, das ist typisch für den alten Toutousai", meinte Inu Yasha trocken. "Du darfst dich nicht wundern, der ist die meiste Zeit so drauf. Hoffen wir aber mal, dass er mit deinem Schwert nicht was ähnliches anstellt, wie einmal mit Tessaiga."

Kimie sah Inu Yasha fragend an. "Was meinst du damit?"

"Als Tessaiga einmal zerbrach, hat Toutousai es mit Hilfe eines Fangzahns von mir wieder repariert. Danach war das Schwert aber so schwer, dass ich es die erste Zeit kaum richtig hochheben konnte."

"Aha..." Diese Neuigkeiten ließen in Kimie schon sämtliche Horrorvorstellungen wach werden. Auf ein Schwert, das sie aufgrund des Gewichtes eventuell nur wie einen Pflug hinter sich herziehen konnte, hatte sie nicht unbedingt Lust.

"Lassen wir uns einfach überraschen! Es wird schon alles glatt laufen", meinte Kagome zuversichtlich. Allerdings gab es eine Sache, über die sie sich zwar schon Gedanken gemacht, es aber bisher nicht zur Sprache gebracht hatte. Und das war die die offensichtliche Tatsache, dass Sesshoumaru Kimie extra abgeholt hatte. Kagome stellte sich die Frage, ob eventuell etwas vorgefallen war, was ihre Cousine ihr bisher noch nicht erzählt hatte.
 

Allmählich brach die Nacht herein und die Gruppe hatte sich um das Lagerfeuer gesetzt. Mit Ausnahme der Mädchen und Shippou. Rin, die sich inzwischen wieder von ihrem Fieber erholt zu haben schien, hatte sich nämlich gerne den Sonnenuntergang ansehen wollen und weil das an der Stelle, wo die Gruppe rastete, nicht möglich war, war sie mit Kagome, Kimie, Sango und Shippou an einen besseren Platz gegangen.

Mittlerweile war die Sonne aber schon seit fast zwanzig Minuten verschwunden und sie alle waren noch immer nicht zurück. Sesshoumaru hatte daher vor einiger Zeit Jaken losgeschickt, um nach ihnen zu sehen. Inu Yasha war über das unerwartete lange Fortbleiben der Mädchen und Shippou nicht gerade begeistert gewesen, zumal diese Nacht einen sternenklare Neumondnacht war. "Ausgerechnet heute! Wenn sie in Schwierigkeiten geraten sind, könnte das übel ausgehen."

Inu Yasha hatte in dieser Nacht nämlich mal wieder seine menschliche Gestalt angenommen und war somit nicht in der Lage im Falle eines Kampfes mit gewohnter Stärke zu kämpfen. Sein eigentlich weiß-silberne Haar war nun tiefschwarz, die Augen waren dunkel und auch seine Hundeohren waren verschwunden. Mächtig wurmen durfte Inu Yasha aber wohl die Tatsache, dass er in seinem jetzigen Zustand unter anderem auch auf die Kampfkraft von Sesshoumaru vertrauen musste und in gewisser Weise von ihm abhängig war. Dieser Gedanke schien für den Hanyou pures Gift zu sein.

"Jetzt mal' doch nicht den Teufel an die Wand, Inu Yasha", meinte Ashitaka unbesorgt. "Es muss ja schließlich nicht immer etwas passieren."

"Dennoch solltest du dir im Ernstfall besser ein Erdloch suchen, wo du dich verstecken kannst", fügte Sesshoumaru mit einem leicht amüsierten Lächeln hinzu. Sofort war Inu Yasha wieder auf 180.

"Halt die Klappe, du Blödmann!", fuhr er seinen älteren Halbbruder wütend an.

Miroku schwieg zunächst, meinte dann aber: "Wie dem auch sei, du solltest dich im Falle des Falles wirklich zurückhalten, Inu Yasha." Und noch bevor der Hanyou heftigen Protest einlegen konnte, sprach der Mönch weiter: "In deinem jetzigen Zustand bist du nicht in der Lage zu kämpfen. Auch kannst du Tessaiga nicht einsetzen. Hoffen wir einfach mal, dass diese Nacht friedlich bleibt und sich keiner von uns eventuell die Finger schmutzig machen muss."

Myouga, der auf Mirokus Schulter saß, stimmte ihm in dessen Aussagen zu und während Inu Yasha noch etwas vor sich hinschmollte, konnte Sesshoumaru die rege Diskussion über die Sicherheit der Gruppe nicht ganz nachvollziehen. Als ob das Wohl der anderen allein von Inu Yasha abhängen würde. Der Youkai selbst hatte jedenfalls nicht vor, sich in irgendeiner Weise von einem der anderen helfen zu lassen. Er war schließlich schon immer ganz gut allein zurechtgekommen.

"Findet ihr nicht auch, dass die anderen ziemlich lange brauchen?", fragte Ashitaka nach einer Weile. "Es ist immerhin schon dunkel und von Jaken ist auch noch keine Spur zu sehen."

"Vielleicht haben sich die Mädchen auf dem Rückweg nur etwas in ihre Gespräche vertieft", vermutete Miroku. "Frauen reden schließlich gerne lange und ausgiebig über alle möglichen Themen."

"Da spricht wohl ein Kenner, was?", fragte Ashitaka amüsiert, woraufhin Miroku sich selbstbewusst eine Hand ans Kinn legte.

"Na ja, ich kann schon von mir behaupten, dass ich eine Ahnung davon habe, wie die meisten Frauen denken."

Inu Yasha zog skeptisch eine Augenbraue hoch. "Wenn dem so ist, warum kassierst du dann immer Prügel, wenn du dich einer Frau mal wieder unsittlich näherst?"

"Hey, verbreite hier keine Gerüchte über mich! Das ist etwas völlig anderes", versuchte Miroku sich sogleich aus der Affäre zu ziehen.

Während Ashitaka dem Gespräch der beiden recht belustigt zuhörte, wirkte Sesshoumaru ziemlich desinteressiert. Solche Themen hatten für ihn nichts, wo es sich lohnen würde, zuzuhören oder gar etwas dazu zu sagen.

"Sesshoumaru-sama! Sesshoumaru-sama!"

Die Aufmerksamkeit aller war urplötzlich auf Jaken gerichtet, der nun hinter einem kleinen grasbedeckten Hügel auftauchte. Er war jedoch allein und wirkte sehr aufgeregt, allerdings trug er etwas auf den Armen, dass fast so groß war wie er selbst und ihm das Rennen somit mächtig erschwerte. Es handelte sich dabei um die kleine Kirara, aber sie sah gar nicht gut aus.

Zweimal fast auf die Nase fliegend, während er im Eiltempo auf die anderen zu rannte, kam Jaken schließlich bei ihnen an. Sofort legte er Kirara ins Gras ab, warf sich dann vor Sesshoumaru auf den Boden und senkte demütig den Blick.

"Ich bitte vielmals um Vergebung, mein Herr! Aber es ist etwas Schreckliches passiert! Rin, sie... sie wurde entführt! Und die anderen Menschenmädchen und der Kitsune auch!"

Nun standen die Herren der Schöpfung in einem gewissen Sinne allein im Wald. Kaum, dass man mal nicht so recht aufpasste, kam dem Anschein nach irgendein Witzbold daher und klaute ihnen kurzerhand die Mädchen (und Shippou) unter der Nase weg. Und hätte dieser ominöse Jemand nicht auch noch Sango eingesackt, wäre Miroku zu dieser Situation sicher mal wieder ein Spruch eingefallen.

"Das kann doch nicht wahr sein!?" Inu Yasha sprang aufgebracht auf. "Wie konnte das passieren?!"

Jaken versuchte nun, das Geschehene im Groben zu erklären: "Gerade, als ich bei den Mädchen und dem Kitsune ankam, waren auch sie plötzlich da! Sie haben mich aber nicht entdeckt. Aber sie haben alle mitgenommen! Ich habe nichts tun können!"

"Wer sind 'sie'?", fragte Miroku ernst.

"Diese Frau, diese Kagura, und so ein eigenartiger Typ!", antwortete Jaken. "Er ähnelte Sesshoumaru-sama, hatte aber dunkle Haare und sah auch sonst etwas anders aus. Außerdem war er auf dem linken Auge blind, soweit ich das erkennen konnte."

"Dann muss das Kuromaru gewesen sein!", sagte Inu Yasha. Jaken hingegen hatte Kuromaru zuvor selbst noch nicht gesehen, sondern hatte nur aus den Erzählungen der anderen mal etwas über diesen aufgeschnappt.

Miroku kniete sich nun auf den Boden und nahm die verletzte Kirara auf den Arm. Die Dämonenkatze hatte wohl versucht, die Mädchen und Shippou zu beschützen, wurde jedoch besiegt.

"Dem werd' ich's zeigen!", verkündete Inu Yasha wütend und hob drohend die Faust. "Das ist doch sicher wieder auf Narakus Mist gewachsen! Na warte! Der wird mich noch so richtig kennen lernen!"

"An deiner Stelle wäre ich etwas zurückhaltender", bremste Sesshoumaru seinen jüngeren Halbbruder. "So, wie es momentan aussieht, wärst du kein ernstzunehmender Gegner. Nicht, dass das normalerweise anders wäre, aber jetzt bist du noch benachteiligter, als gewöhnlich."

"Benachteiligt?!", rief Inu Yasha empört aus. "Du arroganter Mistkerl! Komm ruhig her, dann werde ich dir schon zeigen, wer von uns hier benachteiligt ist!"

"Inu Yasha-sama, zügelt Euch bitte!", mischte sich Myouga nun ein. "Es bringt jetzt nichts, sich gegenseitig das Leben schwer zu machen. Unsere Freunde sind in großer Gefahr! Es muss etwas unternommen werden!"

Miroku senkte nachdenklich den Blick und seufzte einmal. "So schwer uns diese Entscheidung wohl fallen mag, aber wir werden wohl bis morgen früh warten müssen, wenn du kämpfen willst, Inu Yasha. Ohne deine dämonischen Kräfte wäre es ein Leichtes für Naraku und seine Anhänger, dich zu besiegen."

Inu Yasha wollte zwar sofort etwas darauf erwidern, wusste aber nicht, was er hätte sagen können, zumal Miroku ja eigentlich Recht hatte. Wie sollte er Kagome retten, wenn er sich momentan wohl kaum selbst richtig verteidigen konnte? Natürlich war auch Miroku beunruhigt. Bis zum Morgen würden noch Stunden vergehen und das war eigentlich wertvolle Zeit, die so verstrich.

Ganz und gar nicht mit den anderen in Übereinstimmung schien jedoch Sesshoumaru gewesen zu sein. Seine Gefährten scheinbar vollends ignorierend, wies er Jaken an, zusammen mit Ah-Un im Lager zu warten und machte sich dann auf den Weg.

"Sesshoumaru!", rief Ashitaka seinem Cousin nach. "Was hast du vor? Willst du etwa doch gehen? Allein?"

Ohne sich umzudrehen, antwortete der Ältere im üblichen Ton: "Lass dir eines gesagt sein, Ashitaka: Du und die anderen, ihr könnt machen, was ihr wollt! Ich hingegen habe es nicht nötig zu warten und Hilfe brauche ich erst recht nicht! Wenn ihr also hier bleiben wollt, dann tut das von mir aus!"

Und damit ging er weiter und reagierte auf keine weiteren Zurufe mehr.

"Egal, was du sagst, Sesshoumaru, aber so ganz allein lass ich dich nicht gehen!", meinte Ashitaka und wandte sich an Inu Yasha und Miroku. "Ich werde ihn begleiten."

Miroku nickte einverstanden und schon war Ashitaka Sesshoumaru dicht auf den Fersen. Inu Yasha ballte indessen wütend die Hand zur Faust, während er seinem Halbbruder und seinem Cousin nachsah. Er selbst kam sich im Moment so nutz- und hilflos vor, wie noch nie. Miroku hingegen hätte Sesshoumaru und Ashitaka zwar begleiten können, aber Inu Yasha allein zu lassen, wäre im Moment sicher nicht richtig gewesen. So schien auch der Mönch zum Warten verdammt gewesen zu sein.

Inukis Rückkehr

"Kagome! Kagome! Wach auf!"

Es dauerte eine Weile bis Kagome auf diese Rufe reagierte und nun langsam ihre Augen öffnete. Sie fand sich auf einem Holzboden liegend wieder. Um sie herum war alles dunkel, nur eine kleine Kerze bot ein wenig Licht.

"Was... Was ist passiert?", murmelte das Mädchen, während es seinen Blick hob und versuchte, etwas zu erkennen. Neben sich sah Kagome nun Shippou, Sango und Kimie sitzen. Letztere hatte sie aufgeweckt. Die drei waren bis vor kurzem ebenfalls bewusstlos gewesen.

"Ist alles in Ordnung, Kagome-chan?", fragte Sango besorgt, woraufhin ihre Freundin leicht nickte und sich aufsetzte. Kagome ließ kurz ihren Blick schweifen.

"Wir... Wir sind gefangen!?", erkannte sie, als sie im schwachen Licht der Kerze die Wände einer kleinen fensterlosen Holzhütte erkennen konnte. Schnell war klar, Kagura und Kuromaru hatten die vier hier eingesperrt.

"Vielleicht können wir die Tür ja aufbrechen", meinte Shippou nach einem kurzen Moment, aber Sango wirkte scheinbar wenig angetan von diesem Vorschlag.

"Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee wäre. Wenn sich hier in der Nähe noch Narakus Abkömmlinge oder seine Dämonen befinden, wovon ich sehr stark ausgehe, dann könnte unser Fluchtversuch schon enden, noch bevor er überhaupt richtig begonnen hat. Außerdem haben sie uns unsere Waffen abgenommen."

In der Tat waren Sango ihr Schwert und der Bumerang abgenommen worden und Kagome befand sich nicht mehr im Besitz ihres Bogens und ihres Köchers mit den Pfeilen. Shippous Zaubertricks würden die Gefangenen im Moment wohl auch nicht weiterbringen und Kimies Schwert befand sich im Moment bei Toutousai. Nachdenkliches Schweigen machte sich breit.

Plötzlich schreckte Kimie jedoch hoch und sah sich panisch suchend um. "Einen Moment mal! Wo ist Rin?!"
 

"Ich bin mir sicher, sie sind da unten", sagte Ashitaka, seinen Blick auf eine kleine Hütte gerichtet, die sich unterhalb eines kleinen Berghanges am Rande eines Waldes befand.

Mittlerweile war einige Zeit vergangen, seit Sesshoumaru und er sich auf den Weg gemacht hatten, Shippou und die Mädchen zu suchen. Ein paar Stunden waren es bestimmt gewesen.

"Du musst mich nicht weiter begleiten, ich schaffe das auch allein", meinte Sesshoumaru überzeugt an seinen Cousin gewandt, doch dieser ließ sich nicht so leicht vertrösten.

"Nicht, dass ich kein Vertrauen zu dir hätte, verehrter Cousin, aber ich würde doch zu gerne das Gesicht von diesem Kuromaru sehen, wenn er sieht, dass ich wieder unter den Lebenden bin."

Auf diese Aussage hin erwiderte Sesshoumaru nichts, sondern wollte sich nun scheinbar daran machen, die kleine Hütte etwas näher in Augenschein zu nehmen.

"Demnach hast du wohl nichts dagegen, dass ich dich weiterhin begleite?", fragte Ashitaka ohne Scheu und als ob er die Antwort bereits kennen würde und folgte dem Älteren.

Die beiden Youkai traten schließlich bis auf etwa zehn Meter an die Hütte heran, blieben dann jedoch stehen. Ashitaka ließ prüfend seinen Blick schweifen, aber es war nichts zu sehen gewesen.

"Sieht irgendwie ein wenig zu einfach aus", meinte er schließlich misstrauisch. "Außerdem liegt hier der Geruch von Dämonen in der Luft. Das kann ja eigentlich nur Eins bedeuten..."

Und wie auf Kommando drang nun eine wohlbekannte Stimme zu den beiden vor: "Sesshoumaru! Ich habe doch gewusst, dass du hier auftauchen würdest. Willkommen!"

Als Sesshoumaru und Ashitaka ihre Blicke daraufhin nach vorne richteten, war soeben Kuromaru auf das Dach der kleinen Hütte gesprungen. Neben ihm erschien nun auch Kagura auf ihrer fliegenden Feder. Kuromarus Blick blieb nach der Begrüßung sogleich an Ashitaka hängen.

"Sieh an! Du stehst wieder?", fragte er mit leicht hochgezogener Augenbraue.

Ashitaka stemmte selbstbewusst die Hände in die Hüften und erwiderte mit einem frechen Grinsen: "Tja, Unkraut vergeht eben nicht so schnell!"

"In manchen Fällen wäre das allerdings gar nicht so bedauerlich", fügte Sesshoumaru nun hinzu und spielte damit natürlich unter anderem auf Kuromaru an. Dann erfasste sein Blick Kagura, die natürlich auch Ashitaka aufgefallen war.

"Das ist ja eine Frau!?", sagte der Jüngere und blickte etwas überrascht drein. Auf ihn machte Kagura eigentlich nicht unbedingt den Eindruck, als wäre sie gefährlich, aber er ahnte, dass dies nur der äußere Schein vermittelte.

Die Windherrscherin beäugte indessen den fremden Inu-Youkai ganz genau.

"Hm! Du bist also der Cousin von Sesshoumaru." Eine kurze Pause entstand, ehe sie mit einem prüfenden Lächeln weiter sprach: "Dich würde ich auch zu gerne mal kämpfen sehen."

"Da gibt es nicht viel zu sehen, Kagura!", mischte sich Kuromaru ein. "Der Kleine gibt nicht viel her. Den haben wir schnell beiseite geschafft."

Ashitaka warf ihm daraufhin einen recht zweifelhaften Blick zu.

"Bist du immer so nett oder tust du nur so?", fragte er mit einem überdeutlichen Unterton von Sarkasmus.

Kuromaru ging aber nicht weiter darauf ein, sondern lenkte das Gespräch wieder auf das eigentliche Thema zurück. "Wie dem auch sei! Ihr seid doch sicher wegen eurer Freunde hier. Wenn dem so ist, was ich ja wohl annehmen darf, dann habe ich hier etwas für euch!"

Ein kurzes Schnippen mit dem Finger, dann erschien rechts neben der Hütte ein großer wurmähnlicher Dämon, der nur ein gewaltiges Auge besaß. Und er trug etwas in seinem Maul.

"Rin-chan!", rief Ashitaka den Namen des kleinen Mädchens, welches sich in der Gewalt des Dämons befand, erschrocken aus. Die Kleine wurde von dem Dämonenwurm an ihrem Kimono festgehalten und wie zur Schau den beiden Inu-Youkai präsentiert. Allerdings schien Rin bewusstlos zu sein, denn sie hatte nicht auf Ashitakas Ruf reagiert.

"Was ist mit euch? Wollt ihr sie denn nicht retten?", fragte Kuromaru seine beiden Gegner spöttisch. Sein selbstgefälliges Lächeln gefiel Ashitaka überhaupt nicht.

"Du Mistkerl!", beschimpfte er Narakus Abkömmling. "Lass die Kleine da gefälligst raus! Sie hat damit nichts zu tun!"

"Das sehe ich allerdings etwas anders", ertönte plötzlich eine weitere Stimme. Ashitaka kannte sie noch nicht, aber Sesshoumaru war sehr wohl bekannt.

"Naraku, du erweist uns also auch die Ehre mit deiner Anwesenheit?", fragte er unbeeindruckt. Und tatsächlich trat hinter einem Baum des nahe gelegenen Waldes nun der Hauptgegenspieler aller auf. Wie so oft trug Naraku das Pavianfell und die dazu entsprechende Maske und verbarg sich somit vor den anderen.

Ashitaka beäugte den Fremden zunächst wortlos, ehe er sich an Sesshoumaru wandte: "Sesshoumaru, ich nehme an, das da ist der Typ, von dem du mir mal erzählt hast. Der, der mit Hilfe deines linken Armes diesen Kuromaru erschaffen hat."

"Ja, das ist richtig", bestätigte Sesshoumaru den Jüngeren. "Das ist Naraku. Er hat diese ganze Sache hier eingefädelt."

Narakus Blick fiel nun auf Ashitaka, dem das natürlich nicht entging. "Wie ich sehe, hast du schon von mir gehört. Dich kenne ich auch, du bist Sesshoumarus Cousin und dein Name ist Ashitaka."

"Ist ja schön und gut, dass du mich zu kennen scheinst, aber jetzt lass gefälligst Rin-chan und die anderen wieder frei!"

Auf eine Konversation mit Naraku legte Ashitaka im Moment wirklich keinen Wert. Aber Naraku war natürlich nicht gewillt, der Forderung seines Gegenübers nachzukommen. "Das kann ich leider nicht tun. Ich habe nämlich noch meine Pläne mit ihnen. Aber wenn ihr eure Freunde retten wollt, dann könnt ihr gerne herkommen und sie euch holen!"

In diesem Moment erschienen zahlreiche Dämonen auf der Bildfläche, griffen aber noch nicht an. Für Ashitaka und Sesshoumaru war es momentan nicht möglich gewesen, auch nur in die Nähe der Hütte oder von Rin zu gelangen.

"Das ist ziemlich mangelhaft organisiert, Naraku", sagte Sesshoumaru nach einem Moment kühl. Auf die Frage von Naraku, was genau er damit meinte, antwortete der Youkai: "Das alles war viel zu plump und viel zu offensichtlich. Zum Einen die Tatsache, dass Kagura und Kuromaru Jaken haben entkommen lassen, damit er uns von dieser Entführung berichtet. Die beiden haben ihn nämlich ganz sicher bemerkt. Dann diese Hütte, die gut sichtbar hier in der Gegend herumsteht, und in welcher die Menschenmädchen und der Kitsune eingesperrt sind, anstatt dass du sie alle gleich auf direkten Weg in dein Versteck gebracht oder getötet hättest. Das alles diente nur zu einem Zweck: Du wolltest uns hier herlocken. Das war alles nichts weiter als eine Falle, ein ziemlich stümperhafter Hinterhalt!"

Einen Moment lang herrschte Stille unter den Anwesenden.

"Du hast es also gewusst", sagte Kuromaru prüfend. "Und dennoch bist du hergekommen, zusammen mit deinem kleinen Cousin."

"Hey! Nenn mich nicht immer 'klein', du Abklatsch eines Dämons!", protestierte Ashitaka nun lautstark. Eigentlich war so was ja nicht seine Art gewesen, aber allmählich ging ihm dieser Kuromaru wirklich mehr als auf den Geist.

Die kleine Auseinandersetzung seines Cousins mit Narakus Abkömmling aber außer Acht lassend, ergriff Sesshoumaru nun wieder das Wort: "Bist du wirklich so einfältig, Naraku? Glaubst du etwa wirklich, es ginge mir um deine Geiseln und dass ich wegen ihnen hier wäre?"

Auf diese Aussage hin blickte Ashitaka doch etwas irritiert zu Sesshoumaru. Was wollte er damit sagen? War das mal wieder eine Fassade des Älteren oder steckte doch mehr dahinter?

Auf die folgende Frage von Naraku, warum er dann hergekommen wäre, antwortete Sesshoumaru, während er sein Schwert Toukijin zog: "Ich habe allmählich genug davon, dass du mir ständig auf die Nerven gehst. Und deshalb werde ich dafür sorgen, dass das heute ein Ende haben wird!"

Der Youkai schwang sein Schwert in die Richtung des Erzfeindes, der durch einen gleißenden bläulichen Lichtstrahl auch tatsächlich getroffen wurde. Mit Leichtigkeit wurde sein Kopf von seinem Körper abgetrennt. Kurz darauf löste sich das weiße Pavianfell auf und zurück blieb nur ein Haufen Lehm oder Erde, in welchem sich eine kleine Figur befand.

Während Ashitaka im ersten Moment aber recht ungläubig und irritiert dreinschaute, hatte Sesshoumaru so was schon erwartet.

"Eine Puppe, wie ich es mir gedacht habe. Das passt zu diesem erbärmlichen Möchtegerndämon." Dann wandte er seinen Blick zu Kuromaru um. Jeden Augenblick würde der Kampf beginnen.

Kagura hatte das bisherige Geschehen kommentarlos mitverfolgt. Für sich selbst wünschte sie sich natürlich, dass Sesshoumaru in diesem Kampf nicht unterliegen würde, da sie ihn ja noch brauchte. Allerdings musste sie sich zumindest eine gewisse Zeit an dem bevorstehenden Kampf beteiligen. Naraku war ihr gegenüber schon misstrauisch genug, da sie sich ihm gegenüber schon zu oft rebellisch gezeigt hatte. Kagura würde sich wohl mit Ashitaka beschäftigen, zumal sie sich schon denken konnte, dass Kuromaru sich um Sesshoumaru kümmern würde.

Kaum hatte sie ihren Gedanken zu Ende gebracht, gab Kuromaru den umherstehenden Dämonen das Zeichen zum Angriff. Sofort wurden Sesshoumaru und Ashitaka scheinbar von allen Seiten attackiert. Allerdings standen die Dämonen in den vordersten Reihen nicht mehr lange, als Sesshoumaru erneut Toukijin für sich sprechen ließ. Die anderen Dämonen wichen daraufhin kurz zurück.

"Ich muss zugeben, deine Waffe ist erstaunlich", sagte Kuromaru mit einem hinterhältigen Lächeln. "Aber auf die Dauer wird das dir und deinem Cousin nicht helfen, Sesshoumaru!"

"Mir scheint, deine Worte haben mehr zu bieten, als deine Taten", erwiderte Sesshoumaru mit einem abfälligen Blick auf sein Ebenbild, sprach dann aber deutlich betonter weiter: "Kämpf gefälligst selbst gegen mich und schicke nicht diese drittklassigen Dämonen vor, du erbärmlicher Feigling!"

"Das kommt noch. Keine Sorge", meinte Kuromaru. "Vorausgesetzt natürlich, du stehst am Ende noch aufrecht."

Und wieder griffen die Dämonen an.

Jetzt mischte auch Kagura mit und richtete ihren Blick auf Ashitaka.

"Los! Dann zeig mal, was du kannst!", rief die junge Frau Sesshoumarus Cousin zu und schwang ihren Fächer. "Fuujin no Mai!!"

Ashitaka wich den herannahenden fliegenden Klingen mit einem Sprung aus.

"Eigentlich kämpfe ich aus Prinzip nicht gegen Frauen!", meinte er, musste nebenbei aber noch drei Dämonen mit einem Hieb seiner Klauen erledigen. "Aber ich glaube, hier mache ich mal eine Ausnahme!"

Damit zog Ashitaka nun ebenfalls sein Schwert, welches er nun in Kaguras Richtung schwang, als sie erneut mit ihren fliegenden Klingen angriff. Diese und der Lichtstrahl aus der Klinge von Ashitakas Schwert prallten aufeinander. Was folgte war eine Explosion mit reichlich aufsteigendem Rauch. Es dauerte eine Weile bis dieser sich wieder gelegt hatte und man wieder etwas sehen konnte. Ashitaka hatte in dieser Zeit offenbar seinen Standort gewechselt, denn jetzt befand er sich mehrere Meter von den anderen entfernt. Es schien, als warte er darauf, dass er erneut angegriffen werden würde. Zahlreiche umherstehenden Dämonen in seiner Nähe ließen da auch nicht lange auf sich warten und schnellten direkt von vorne auf ihn zu. Aber genau darauf hatte Ashitaka wohl gewartet. Er hob daraufhin seine Hand und plötzlich leuchtete es in der näheren Umgebung an sechs verschiedenen Punkten gleichzeitig auf. Die Punkte verbanden sich und bildeten einen Kreis, aus dem sich kurz darauf eine gigantische Lichtsäule in den Himmel erstreckte. Sämtliche Dämonen, die eben angreifen wollten, waren nun in Ashitakas zuvor vorbereiteten Bannkreis gefangen. Als das Licht des Bannkreises auf einmal grell aufleuchtete, dass man zunächst gar nichts mehr sehen konnte, und kurz darauf wieder verblasste, waren von den Dämonen nur noch ein paar wenige Aschereste übrig, die in der Luft herumflogen. Mit ihnen war auch der Bannkreis wieder verschwunden.

"Dauert zwar etwas, funktioniert dafür aber sehr zuverlässig", sagte Ashitaka ganz zufrieden.

Kagura hatte eigentlich vorgehabt, den jungen Inu-Youkai wieder anzugreifen, aber nach dieser Darbietung schien ihr diese Idee nicht mehr ganz geheuer gewesen zu sein. Allerdings machte sie sich nun auch ihre Gedanken darüber, ob eventuell auch Ashitaka mit diesen Fähigkeiten in der Lage wäre, Naraku zu erledigen. Würde er sich ihm sogar zusammen mit Sesshoumaru entgegenstellen, konnte eigentlich kaum noch etwas schief gehen.

Auch Sesshoumaru hatte Ashitakas Art, mehrere Dämonen gleichzeitig auszulöschen beobachtet. Er kannte diese Technik seines Cousins. Sie war schon in der Vergangenheit eine von seinen Spezialitäten gewesen. In Sachen Bannkreise spannen, sowohl für den Angriff, als auch für die Verteidigung, hatte Ashitaka schon immer die Nase vorn gehabt. Derartige Magie schien dem jungen Inu-Youkai im Blut zu liegen.

"Zugegeben, das war nicht schlecht", sagte Sesshoumaru, wenngleich es wie gewohnt etwas gleichgültig klang. Dennoch nahm Ashitaka die Aussage zur Kenntnis.

Auch Kuromaru hatte das Geschehen aufmerksam mitverfolgt und konnte sich nun sehr gut vorstellen, was ihm im Kampf gegen Ashitaka wohl hätte erwartet, hätte er ihn nicht zuvor ausgeschaltet.

>Das hatte er also vor<, dachte er, während er sich auch weiterhin nicht in den Kampf einmischte, sondern alles vom Dach der Hütte aus beobachtete. >Hmm... Die Sache könnte wohl doch noch interessanter werden, als ich gedacht habe. Lasst mal sehen, was ihr noch so drauf habt!<
 

Von dem Lärm, den der ausgebrochene Kampf verursacht hatte, horchten Kagome und die anderen in der Hütte gefangenen Freunde plötzlich auf.

"Was... Was ist da draußen los?", fragte Shippou ängstlich.

Kagome legte daraufhin ihren Kopf an die Wand der Hütte und versuchte, etwas genaueres zu hören. Nach einem Moment sagte sie: "Ich glaube, das sind Ashitaka-kun und Sesshoumaru!"

Die anderen sahen das Mädchen sofort höchst aufmerksam an.

"Dann sind die beiden hier, um uns zu helfen?", fragte Shippou verunsichert. Bei Ashitaka konnte er sich das zwar vorstellen, aber bei Sesshoumaru beschlichen den kleinen Kitsune doch einige Zweifel, wenngleich er doch erwartungsvoll auf Rettung hoffte. Währenddessen versuchte Kagome weiterhin etwas aus dem Kampfgetümmel von draußen herauszuhören. Aber sie konnte meist nur irgendwelche für Kämpfe typischen Geräusche wahrnehmen.

"Kuromaru und Kagura haben sie wohl hier hergelockt, um sie fertig zu machen", vermutete Kagome schließlich für sich selbst. "Aber Inu Yasha und Miroku-sama scheinen nicht dabei zu sein."

Das wunderte sie aber nicht. Schließlich wusste sie, dass es Neumond war und Inu Yasha nicht in der Lage war zu kämpfen. Miroku war wohl bei dem Hanyou geblieben, um ihn vor eventuellen Dummheiten zu bewahren, wie Kagome vermutete. Aber dass sich Inu Yasha dem Anschein nach so einfach zum Nichtstun verdonnern ließ, irritierte sie doch etwas.

"So leicht lassen sich Sesshoumaru und Ashitaka aber nicht fertig machen", meinte Kimie nun zuversichtlich. "Da müssen sich Naraku und seine Handlanger schon was Besseres einfallen lassen."

"Aber was machen wir jetzt?", fragte Shippou. "Wenn Sesshoumaru und Ashitaka im Moment da draußen kämpfen, wer holt uns dann hier raus? Es muss doch eine Möglichkeit für uns geben, hier raus zu kommen!"

"Aber welche?", fragte Sango zurück. "Wir können schließlich nicht durch die Wand verschwinden und die Tür ist verschlossen."

"Mal abgesehen davon würden wir wohl eh nicht weit kommen, würden wir die Tür benutzen", fügte Kagome nun hinzu. "Wir würden mitten in den Kampf reinplatzen und garantiert schneller als Dämonenfutter enden, als uns lieb wäre. Zumal wir ohne unsere Waffen gar nicht in der Lage sind, uns zu verteidigen."

Es sah in der Tat so aus, als wären Shippou und die Mädchen zum tatenlosen Rumsitzen und Abwarten verdonnert gewesen. Aber plötzlich hörten sie eine Stimme rufen: "Hey! Hallo, ihr da! Hierher!"

Alle waren zwar auf die Stimme aufmerksam geworden, konnten aber ihren Eigentümer zunächst nicht ausfindig machen. Dieser schien sich aber ebenfalls in der Hütte aufzuhalten. Schließlich entdeckte Sango den kleinen Flohgeist Myouga, der aufgeregt auf sie zugehüpft kam.

"Myouga! Du?!", riefen alle völlig überrascht aus.

"Psssst! Seid doch leise!", mahnte der Flohgeist die Freunde sofort und fuchtelte nervös mit seinen vier Ärmchen in der Luft herum. Kurz darauf winkte er sie aber hinter sich her und hüpfte auf eine dunkle Ecke in der Holzhütte zu, dicht gefolgt von Shippou und den Mädchen.

"Hier! Hier könnt ihr raus!", sagte Myouga schließlich und deutete auf ein kleines, kaum sichtbares Loch in der Holzwand der Hütte. Durch dieses war er zuvor selbst hineingelangt. "Das Holz ist hier schon morsch. Ihr müsst nur gegen die Bretter drücken. Gleich dahinter befindet sich ein Wald, da könnt ihr euch verstecken. Aber seid leise, hier lungern noch überall diese Dämonen rum!"

Die anderen tauschten kurz untereinander ihre Blicke aus. Kurz darauf drückte Kimie etwas mit der Hand gegen eines der Holzbretter, aber es war doch etwas hartnäckiger, als zuerst erwartet. Sie drückte daher etwas kräftiger zu, dann brach ein größeres Stück ab, doch das Loch war bei weitem noch nicht groß genug.

"Beeilt euch lieber! Man weiß nie, was als Nächstes passieren könnte", drängte Myouga.

Gerade als er sich selbst schon daran machen wollte, aus dem schon vorhandenen Loch zu verschwinden, hielt ihn Kimie jedoch kurz zurück: "Moment mal, Myouga! Wie kommst du eigentlich hierher? Bist du mit Sesshoumaru und Ashitaka hergekommen?"

Myouga hielt daraufhin kurz in seiner Bewegung inne und blickte etwas zögerlich zu dem Mädchen hoch.

"Äh... Nein, bin ich nicht. Ich... bin mit jemand anderes hergekommen", gestand er schließlich etwas stockend.

Kagome schoss es sofort wie ein Blitz durch den Kopf, als sie das hörte. "Soll das etwa heißen, dass...?!"
 

Sesshoumaru und Ashitaka hatten mit den Dämonen alle Hände voll zu tun, schienen aber ganz gut zurechtzukommen. Mitten in den Kampf platzten aber plötzlich auch noch Inu Yasha und Miroku rein. Die beiden waren Sesshoumaru und Ashitaka recht bald gefolgt, nachdem diese sich auf den Weg gemacht hatten.

"Was macht ihr zwei denn hier?!", rief Ashitaka sofort, wäre durch diese kurze Ablenkung jedoch fast von einem feindlichen Dämon erwischt worden. Gerade noch rechtzeitig war er dem Angriff noch ausgewichen und hatte den Angreifer seinerseits mit einem Hieb seines Schwertes erledigt.

"Ich habe versucht, Inu Yasha aufzuhalten, aber er ist störrisch, wie ein Esel!", antwortete Miroku nun auf die zuvor gestellte Frage und handelte sich sogleich einen gehörigen Protest von Inu Yasha ein: "Du musst gerade reden, Miroku! Soweit ich mich erinnern kann, warst du doch auch ganz wild darauf, herzukommen, oder täusche ich mich?!"

Der Mönch setzte daraufhin seine beste Unschuldsmiene auf und meinte nach einem kurzen Moment an Ashitaka gerichtet: "Na ja, andererseits können wir beide auch kaum nur tatenlos herumsitzen und mit ansehen, wie Sesshoumaru und du letztendlich die ganzen Lorbeeren einsammelt."

"Aber als Mensch kannst du doch nichts ausrichten, Inu Yasha!", sagte Ashitaka, da es ja immer noch Nacht war und der Hanyou dadurch weiterhin seine menschlichen Gestalt besaß. Bis die Sonne aufging, würde es zwar nicht mehr lange dauern, aber Zeit war im Moment etwas, was nicht zur Verfügung stand.

Inu Yasha ließ sich von Ashitakas zuvor geäußerten Worten aber scheinbar nicht wirklich aus der Ruhe bringen.

"Das ist doch jetzt egal!", erwiderte er betont. "Sag mir lieber, wo Kagome und die anderen sind!"

Ashitaka deutete daraufhin auf die kleine Holzhütte in einigen Metern Entfernung. "Dort in der Hütte! Aber es ist für uns momentan unmöglich, da hinzukommen."

Allerdings kam es Ashitaka schon etwas eigenartig vor, dass während seines Gespräches mit Miroku und Inu Yasha kein weiterer Angriff seitens Narakus Dämonen erfolgt war. Als der Youkai sich nun umdrehte, erkannte er auch den Grund dafür: Während er selbst den beiden Neuankömmlingen die Situation geschildert hatte, hatte Sesshoumaru ihnen die Dämonen vom Leib gehalten, wirkte nun aber etwas schlecht gelaunt.

"Wenn du dann mit deinem Vortrag fertig bist, Ashitaka, kannst du dich ja wieder dem widmen, weshalb du eigentlich mit mir mitgekommen bist!", meinte der Ältere kühl und schickte erstmal eine Gruppe von zehn Dämonen mit seinem Schwert Toukijin ins Jenseits.

Die Bemerkung seines Halbbruders ließ Inu Yasha etwas skeptisch zu diesem rüberschauen. "Ach! Wenn ich mich recht erinnere, meintest du doch noch im Lager, du bräuchtest keine Hilfe."

"Das tue ich auch nicht!", erwiderte Sesshoumaru betont. "Ich kann es nur nicht ausstehen, wenn man mir in einem Kampf so unnütz im Weg herumsteht, wie ihr drei das gerade tut!"

"Entschuldige, Sesshoumaru!", erwiderte Ashitaka daraufhin mit einem beschwichtigendem Lächeln und mischte sogleich wieder tatkräftig mit.

Während die beiden Inu-Youkai sich weiterhin um Narakus Dämonen kümmerten, schlug Miroku Inu Yasha vor, zu versuchen, die gefangenen Freunde aus der Hütte zu befreien. Dazu mussten sie jedoch erst irgendwie an Kuromaru vorbeikommen, der noch immer auf dem Dach der Hütte stand. Es schien, als wollte er sich so lange nicht in das Geschehen einmischen, bis Sesshoumaru und Ashitaka sämtliche Dämonen Narakus erledigt hätten, sofern der Nachschub von diesen irgendwann mal nachlassen würde, denn immer wieder schienen weitere aufzutauchen.

"Solange Kuromaru bei der Hütte ist, haben wir nur schlechte Chancen", vermutete Miroku und überlegte, was man machen könnte. Aber darauf schien Inu Yasha eher wenig Wert zu legen. Die Gefahr, welche ihm durch Kuromaru drohen könnte, scheinbar gänzlich ignorieren, spurtete er plötzlich los und lief genau auf die Hütte zu. Alle folgenden Rufe von Miroku, der den Hanyou aufhalten wollte, verhallten ungehört.

Natürlich hatte Kuromaru das Vorhaben von Inu Yasha längst erkannt. Er rief einen Dämon zu sich, der den Hanyou sofort angriff. Kuromaru selbst würde sich an diesem Abschaum, der sich sogar traute, in seinem momentanen Zustand als schwacher Mensch hier aufzutauchen, sicher nicht die Hände schmutzig machen. Zwar hatte er Inu Yashas Geheimnis bis jetzt nicht gekannt, aber es interessierte ihn scheinbar auch recht wenig. Mit Inu Yasha hatte Kuromaru schließlich nichts weiter zu schaffen, weshalb die Sache für ihn auch nicht weiter von Bedeutung gewesen war.

Inu Yasha stoppte, als er den herannahenden Feind bemerkte und griff reflexartig nach seinem Schwert Tessaiga. Als er dieses jedoch aus der Schwertscheide zog, verwandelte es sich nicht.

"Mist! Ich kann Tessaiga ja jetzt gar nicht benutzen!", fiel es Inu Yasha wieder ein. Ratlos sah er sich seinem Gegner gegenüber. Bevor der Dämon sein potenzielles Opfer jedoch erreichen konnte, wurde er durch einen kuppelähnlichen Bannkreis, der sich plötzlich über den Hanyou gelegt hatte, gestoppt. Kurz darauf war der Angreifer Schnee von gestern, als Ashitaka ihn mit einer Attacke seines Schwertes erledigte. Danach verschwand auch der Bannkreis gleich wieder.

"War der etwa von dir?", fragte Inu Yasha den Youkai mit einer Mischung aus Überraschung und Irritation.

Ashitaka schulterte sein Schwert und antwortete gelassen: "Nun, gewisse magische Fähigkeiten können ja nicht schaden."

Da schien wohl was dran zu sein. Inu Yasha bedankte sich für die Hilfe, war dann mit seinen Gedanken aber sogleich wieder bei der Holzhütte. Wie sollte er nur da reinkommen und Kagome befreien?

Jetzt lief Miroku auf Inu Yasha zu und wollte ihm gerade eine kleine Standpauke wegen dieser unüberlegten Aktion verpassen, als er jedoch mitbekam, wie sich ihm ein Dämon von hinten näherte. Der Mönch drehte sich um und warf einen Bannzettel auf diesen. Sofort stoppte der Dämon seine Attacke und wurde kurz darauf mit einem kräftigen Schlag mit Mirokus Mönchsstab erledigt.

"Die Mühen könnt ihr euch sparen!", sagte Kuromaru plötzlich an Inu Yasha und die andere gerichtet, während er das Geschehen beobachtete. "Ihr könnt nichts mehr tun! Es ist aus! Und das werde ich euch nun demonstrieren!"

Damit sprang er vom Dach der Hütte, so dass er sich genau über ihr befand.

"Eigentlich wollte ich mir das erst für später aufheben, aber jetzt ist auch ein guter Zeitpunkt."

Und ohne weiter Zeit zu verlieren, zog Kuromaru nun sein Schwert und schwang es in die Richtung der Hütte, in der Shippou und die drei Mädchen gefangen waren. Ein grelles Licht entwich aus der Klinge und steuerte geradewegs auf das marode Bauwerk zu. Sofortige Versuche, den Angriff eventuell zu stoppen oder abzuwehren, wurden allesamt von Narakus Dämonen vereitelt. So ging wertvolle Zeit verloren und letztendlich hatte der Lichtstrahl die Hütte erreicht. Ein erster kurzer Kontakt mit dem Licht und die ganze Hütte stand sofort lichterloh in Flammen, sehr zum Entsetzen von Inu Yasha und den anderen.

"Nein! Kagome!!" Inu Yasha wollte sofort zur Hilfe eilen, wurde jedoch erneut von Narakus Dämonen daran gehindert. Aber es war ohnehin zu spät, das Feuer war so stark, dass die marode Hütte schon Sekundenbruchteile später in sich zusammenfiel. Die Luft war erfüllt vom starken Geruch des aufsteigendes Rauches.

Es schien, als wäre die Zeit für diesen Moment stehen geblieben. Die Kampfhandlungen kamen urplötzlich zum Erliegen und alle Blicke waren nur starr auf die brennenden Überreste der Hütte gerichtet.

"Sango... Bitte nicht..." Miroku ließ seinen Mönchsstab fallen und sank wie in Trance zu Boden. Auch Ashitaka schien im Augenblick nicht fähig gewesen zu sein, etwas zu tun.

Nur wenige Sekunden später erschienen die ersten Sonnenstrahlen am Horizont. Vor den Augen der anderen verwandelte sich Inu Yasha nun wieder zurück. Sein Haar wurde weiß-silbern, die Augen bekamen ihre goldene Farbe zurück und auch seine Hundeohren waren wieder an ihrem Platz. Aber die Rückverwandlung kam zu spät.

"Kuromaru! Du... Du verfluchter Dreckskerl!!", beschimpfte Inu Yasha Narakus Abkömmling und sein Schwert Tessaiga, welches er noch in der Hand hielt, verwandelte sich sofort. "Das wirst du noch bereuen! Du wirst den Tag verfluchen, an dem Naraku dich erschaffen hat! Dich, Naraku und alle, die noch zu euch gehören, ihr werdet alle in der Hölle landen, wenn ich mit euch fertig bin!!"

So viel Wut und Verzweiflung hatte Inu Yasha wohl noch nie empfunden. So lange schon wollte er Naraku das Handwerk legen, nachdem dieser ihm Kikyou genommen hatte. Und jetzt hatte dieser intrigante Hanyou es durch einen seiner Abkömmlinge dennoch auch noch geschafft, Kagome endgültig aus Inu Yashas Leben zu verbannen. Und mit ihr noch mehrere Freunde von ihm; Shippou, Sango und auch Kimie.

"Dafür bezahlt ihr! Hörst du mich, Naraku?! Du und deine Bande von Feiglingen, ihr sollt allesamt zur Hölle fahren!!", brach es aus Inu Yasha heraus. "Ich werde Kagome und die anderen rächen und wenn es das Letzte ist, was ich noch tun werde! Das schwöre ich bei meinem Leben!!"

Zu allem entschlossen erhob Inu Yasha die Klinge Tessaigas in Höhe, nur um diese kurz darauf mit all seiner Kraft niedersausen zu lassen. Kuromaru ahnte, dass dieser Angriff mit dem Kaze no Kizu für ihn das Ende hätte bedeuten können. Er wich noch rechtzeitig aus, aber zahlreiche Dämonen Narakus hatten nicht so viel Glück. Sie wurden schlichtweg pulverisiert.

Als er bemerkte, dass sein eigentliches Ziel sich noch rechtzeitig davongemacht hatte, wuchs Inu Yashas Wut noch weiter.

"Lauf nur weg, solange du es noch kannst!", rief der Hanyou spöttisch. Aber es schien so, als könnte er das Kaze no Kizu nicht noch einmal einsetzen. Irgendwie fühlte sich Inu Yasha, als wären sämtliche Kräfte aus seinen Armen gewichen. Völlig unvorhersehbar sank er plötzlich auch noch zu Boden. Kniend und die Hände weiterhin krampfhaft um den Griff Tessaigas gelegt, stützte sich Inu Yasha an seinem Schwert ab. Den Blick hatte er nach unten gewandt, sein Haar fiel über seine Schultern und verbarg sein Gesicht.

"Kagome...", flüsterte Inu Yasha kaum hörbar. "Es tut mir so Leid. Ich konnte dich nicht retten. Verzeih mir..."

Langsam kam Ashitaka nun ihn zu und kniete sich zu ihm auf den Boden. Vorsichtig legte er ihm eine Hand auf die Schulter, doch wusste er nicht, was er hätte sagen können. Aber wahrscheinlich war es im Moment eh besser, wenn er schwieg.

Anders als Inu Yasha sagte Miroku zunächst jedoch nichts. Er kniete nach wie vor auf dem Boden, den Blick hatte er ebenfalls nach unten gewandt.

"Sango...", flüsterte er schließlich leise den Namen der Dämonenjägerin. Jetzt schien es so, als würde er zutiefst bereuen, dass er ihr nie gesagt hatte, wie wichtig sie ihm wirklich war. Warum nur hatte er es nicht getan? Er hatte doch oft genug die Chance dazu gehabt, also warum hatte er sie nicht genutzt? Doch jetzt war es wohl zu spät gewesen, sich darüber weiter Gedanken zu machen. Nun konnte Miroku Sango nicht mehr das sagen, was er ihr hätte schon längst hätte sagen sollen. Die drei kleinen Worte...

"Verdammt!", rief Miroku plötzlich laut aus und schlug einmal mit der Faust auf den Boden.

Den Kämpfern, die hergekommen waren, um Narakus Pläne zu durchkreuzen, konnte man genau ansehen, wie sie sich fühlten. Nur einer zeigte jedoch keinerlei weitere Regung. Langsam wandte Ashitaka seinen Blick nun in Sesshoumarus Richtung. Der Ältere stand mit dem Rücken zu seinem Cousin und den anderen. Er war der einzige, bei dem man nicht wusste, was er im Moment eventuell dachte.

"Aber, aber! Wer wird denn gleich so sehr die Fassung verlieren?", fragte Kuromaru schließlich äußerst herablassend. "Ich habe doch noch ein Trostpflaster für euch."

Er winkte den einäugigen Dämonenwurm zu sich, der erneut die kleine, noch immer bewusstlose Rin präsentierte.

"Vorausgesetzt natürlich, dass ihr die Kleine überhaupt noch retten könnt. Aber wenn ich euch so ansehe, scheint ihr mir ziemlich am Ende zu sein."

Auf ein Kommando hin übergab der Dämonenwurm die kleine Rin nun an Kuromaru. Mit der linken Hand hielt er das Mädchen fest, dass ihr Rücken zu ihm gewandt war. "Dann werde ich mir die Freiheit nehmen, die Göre zu euren schon verblichenen Freunden zu schicken."

Langsam erhob Kuromaru nun seine rechte Hand, bereit seine Krallen durch den kleinen Körper zu stoßen.

"Mach's gut, Kleine!", sagte er mit einem niederträchtigen Lächeln. "Und grüß deine toten Freunde von mir."

Dann war es soweit und Kuromaru ließ seine Klaue niedersausen. Bevor er diese jedoch durch Rins Rücken stoßen konnte, schnellte Sesshoumaru urplötzlich hervor und befand sich nun genau auf Augenhöhe mit Kuromaru. Sofort packte Sesshoumaru das Gesicht des Anderen mit seiner Klaue und setzte eine Giftattacke ein. "Dokkaso!"

Nun geblendet von dem starken Gift brach Kuromaru den für Rin gedachten Todesstoß ab. Als er daraufhin von Sesshoumaru zurückgeworfen wurde, ließ Narakus Abkömmling das kleine Mädchen los. Sesshoumaru fing es auf und sprang wieder zurück zu den anderen.

Kuromaru war kurzzeitig außer Gefecht gesetzt, stand aber recht schnell wieder auf seinen Beinen. Allerdings konnte er seine Umgebung momentan nur schwach wahrnehmen. Sesshoumarus Giftangriff hatte sein unverletztes Auge stark angegriffen. Aber davon beeindrucken lassen, wollte sich Kuromaru scheinbar nicht.

"Was sollte das denn, Sesshoumaru?", fragte er spöttisch. "Man könnte ja den Eindruck bekommen, dir läge wirklich etwas an dem kleinen Menschenkind. Dann müsste dich das Schicksal dieses anderen vorlauten Menschenmädchens ja ziemlich beschäftigen. Hast wohl Verlustängste, was?"

"Halt dein Maul, du Bastard!", erwiderte Sesshoumaru plötzlich lautstark, was alle anderen abrupt aufhorchen ließ. Auch Kuromaru wirkte nun etwas überrascht.

Während er die kleine Rin mit seinem Arm am Rücken abstützte, als sie an ihm gelehnt auf dem Boden lag, schaute Sesshoumaru seinen Gegner mit einem Blick an, der einem das Blut in den Adern hätte gefrieren lassen können.

Ziemlich schnell fand Kuromaru seine Fassung jedoch wieder. "Was ist denn los, Sesshoumaru? Du bist wütend, wegen eines toten sterblichen Mädchens und einer bewusstlosen kleinen Göre?"

"Halt endlich die Klappe!", kam es nun wütend von Ashitaka. "Ich habe allmählich genug von dir! Du erbärmlicher Feigling kämpfst nicht mal selbst gegen uns, sondern vergreifst dich lieber an denjenigen, die dir unterlegen sind und kommst dir dabei wohl auch noch richtig toll vor, was?!"

Kuromaru zog mit einem äußerst herablassenden Blick eine Augenbraue hoch. "Na so was! Da ist ja noch jemand ziemlich angefressen, wie mir scheint."

"Du arroganter Angeber! Sei endlich still!!"

Mit einem gewaltigen Satz sprang Ashitaka nun direkt auf Kuromaru zu, aber bevor er ihn überhaupt erreichen konnte, spürte er plötzlich, wie ihn etwas am linken Bein packte und wieder wegzog. "Was...?!"

Als er seinen Blick umwandte, erblickte Ashitaka einen Dämon, der ihn gepackt hatte und ihn nun mit aller Kraft wegschleuderte, direkt auf einen großen Felsen zu. Es gab einen gewaltigen Knall, der viel Staub aufwirbelte, als Ashitaka gegen diesen prallte. Die Blicke der anderen richteten sich nun auf die Staubwolke.

"Ashitaka, bist du verletzt?!", rief Miroku dem Youkai zu. Der Mönch war zwar teilweise noch immer wie gelähmt, dachte aber nicht daran, nun die Segel zu streichen. Er würde weiterkämpfen, das war er seinen Freunden schuldig.

Auf die Frage von Miroku, konnte man nun die Geräusche einiger rollender Steine hören, als kurz darauf Ashitaka aus dem Staub auftauchte. Dem Anschein nach war er trotz des doch etwas heftigen Aufpralls weitestgehend unversehrt geblieben.

"Nein, es geht mir gut!", antwortete der Youkai dem Mönch. Als Ashitaka seinen Blick dabei jedoch auf Miroku gerichtet hatte, rief er sogleich hinterher: "Miroku! Hinter dir! Pass auf!!"

Sofort hatte der Mönch sich umgedreht und sah sich erneut einem gewaltigen Dämon gegenüber. Soeben wollte er sich bereit machen, den Angriff abzuwehren, als man jedoch plötzlich einen lauten Ruf hörte: "Hiraikotsu!"

Abrupt weiteten sich die Augen der Anwesenden.

"Aber das...!?" Miroku war der Erste, der den Blick zum Himmel richtete und nun etwas Großes an diesem entlang fliegen sah, was geradewegs auf den Dämon, der ihn angreifen wollte, zusteuerte und ihn erledigte. Anschließend flog das Objekt den selben Weg zurück, den es zuvor gekommen war und wurde gekonnt von seiner Besitzerin aufgefangen.

"Sango!?", brachte Miroku den Namen der Dämonenjägerin kaum hörbar hervor. Aber Sango war nicht die Einzige gewesen, die den Kampfschauplatz betreten hatte. Auch Kagome, kampfbereit mit Pfeil und Bogen ausgestattet, sowie Shippou und Kimie waren da und bereit, nun ordentlich mitzumischen.

Kuromaru und Kagura konnten im ersten Moment nicht so recht glauben, was sie da sahen.

"Warum sind sie noch...?!", fragte sich Kagura, allerdings wurde ihr das Wort von Kagome abgeschnitten: "Tja, Kagura, es läuft eben nicht alles so wie du und der Rest von euch Dienern Narakus vielleicht denken!" Damit spannte das Mädchen einen Pfeil auf den Bogen und schoss ihn genau auf die junge Frau ab. Hell aufleuchtend bahnte sich der Pfeil seinen Weg zum vorgesehenen Ziel. Kagura manövrierte sich zwar noch rechtzeitig aus der Schusslinie, wurde aber dennoch an der linken Wange leicht getroffen. Ein kleiner blutiger Schnitt war nun auf ihrem Gesicht zu sehen.

"Lasst euch das eine Lehre sein!", rief Shippou euphorisch und sprang auf und ab. "Uns kriegt man nicht so leicht klein! Merkt euch das!"

Als einige von Narakus Dämonen daraufhin aber bedrohlich anfingen zu fauchen, verschwand der Kitsune jedoch eiligst hinter Kimies Beinen.

Die unerwartete Rückkehr der tot geglaubten Freunde wohl noch immer nicht ganz begreifend, saß Inu Yasha noch immer auf dem Boden, wirkte nun aber mehr, wie ein im Regen stehen gelassener Hund. Es war, als konnte man auf seinem Gesicht etwas ablesen wie: "Soll das jetzt etwa heißen, wegen nichts und wieder nichts habe ich mich eben so aufgeregt und mich vor aller Welt zum Idioten gemacht?!"

Allerdings verspürte er nicht den Drang, die Beherrschung zu verlieren und mit an Kagome gerichteten Vorwürfen um sich zu werfen. Vielmehr war er zutiefst erleichtert darüber, dass sie und die anderen gesund waren.

Auch Ashitaka atmetet erleichtert auf, als er erkannte, dass Shippo und die Mädchen keinen Schaden erlitten hatten, wie zunächst gedacht. Miroku stand zwar noch etwas unschlüssig auf der Stelle, aber auch seinem Gesichtsausdruck war deutlich zu entnehmen, wie froh er war. Es schien, als wäre soeben eine tonnenschwere Last von ihm gefallen.

Das Geschehen zugegebenermaßen doch auf gewisse Weise überrascht verfolgend, bemerkte Sesshoumaru hingegen nun, das Rin wohl wieder zu sich kam. Langsam öffnete das Mädchen die Augen, sprang aber sofort überglücklich auf, als sie in das Gesicht des Youkai blickte.

"Sesshoumaru-sama! Ihr seid hier! Ich wusste, Ihr würdet kommen und uns helfen!" Wenn man sie jetzt so ansah, hätte man nicht vermuten können, dass die Kleine bis eben noch bewusstlos gewesen war.

Rin schaute sich nach einem Moment aufmerksam um und erblickte dabei auch alle anderen, aber auch Narakus feindliche Dämonen. Vom Anblick dieser doch etwas eingeschüchtert, versteckte sie sich nun hinter Sesshoumaru, als dieser sich wieder aufrichtete.

"Rühr dich nicht von der Stelle, Rin!", wies er das kleine Mädchen an, dass zustimmend nickte, während Sesshoumaru kampfbereit erneut sein Schwert Toukijin zog.

Kagome und die anderen wollten hingegen soeben auf ihre Freunde zulaufen, als Kimie etwas Eigenartiges bemerkte. Der Boden unter Kagomes Füßen bekam plötzlich seltsame Risse, aber die Erde bebte nicht.

"Kagome, geh da weg!", rief Kimie mit einem Mal aus und stieß die Jüngere eiligst von ihrem momentanen Standort. Und als ob sie es vorhergesehen hätte, schoss nun wie aus dem Nichts ein tentakelähnlicher Arm aus dem Boden hervor und wickelte sich um Kimies Bein. Kurz darauf kam auch der Rest des Dämon, dem der Arm gehörte unter dem Erdboden zum Vorschein.

"Kimie!", rief Kagome entsetzt aus.

"Nein! Nicht schon wieder!!", schrie Kimie. "Lass mich los, du blödes Kriechtier!"

Der Dämon, der sie eben ergriffen hatte, hatte große Ähnlichkeit mit dem Dämonenwurm, mit dem sie zu Anfang ihres mittelalterlichen Trips die Bekanntschaft machen durfte. Aber dieses Vieh hier schien noch eine Ecke größer zu sein, außerdem hatte es an beiden Seiten des dicken Körpers nur jeweils einen gewaltigen Fangarm.

Kimie fühlte sich ein wenig, wie ein Fisch an der Angel, während der Dämonenwurm sie nach oben zog. Da hing sie nun kopfüber mehrere Meter über dem Erdboden.

"Nur keine Panik! Das haben wir gleich!", rief Sango und machte sich bereit, ihren Bumerang einzusetzen. Aber dazu kam sie gar nicht mehr, als plötzlich auch noch ein greller Blitz vom Himmel auf die Erde herab schoss, mitten unter den Anwesenden mit lautem Donnern aufkam und eine Menge Staub aufwirbelte. Einen Augenblick lang, herrschte nur überraschte und abwartende Ruhe, bis sich der Staub nun wieder zu legen begann.

"Toutousai!?", riefen die Freunde plötzlich völlig perplex aus, als sie den alten Waffenschmied nun auf seinem Ochsen sitzend erblickten.

"Wen habt ihr denn sonst erwartet? Seid froh, dass ich das Talent habe, euch immer und überall zu finden", erwiderte Toutousai wie selbstverständlich. Allerdings schien er im Moment nicht so recht bemerkt zu haben, dass er soeben mitten in einen Kampf hineingeplatzt war.

Kimie, noch immer kopfüber am Arm des Dämonenwurms in der Luft herumhängend, erblickte nun aber das Schwert, welches Toutousai bei sich hatte und erkannte es sofort wieder: Es war ihr Schwert! Sofort rief sie Toutousai daher laut zu: "Toutousai! Das Schwert! Gib mir das Schwert!"

Der Schmied wandte seinen Blick nun zur Seite und erblickte Kimie in ihrer misslichen Lage. Erst jetzt fielen ihm auch die übrigen Dämonen, sowie Kagura und Kuromaru auf. Die noch brennenden Überreste der ehemaligen Holzhütte waren auch nicht zu übersehen gewesen.

"Ähm... Nur eine kleine Frage: Ihr kämpft doch jetzt nicht gerade, oder?", fragte Toutousai die anderen etwas verunsichert, woraufhin Inu Yasha nur leicht eine Augenbraue hochzog und wie nebenbei erwiderte: "Doch, tun wir!"

Sofort schien man den kalten Schweiß auf der Stirn des Schmiedes erkennen zu können.

"Äh... Tja... Dann macht mal schön weiter, ich seh‘ euch dann später, Freunde!", meinte er und wollte sich mit Mou-Mou gerade eiligst vom Acker machen, als Kimie noch mal rief: "Hey! Toutousai, bleib hier! Du schuldest mir noch ein Schwert!"

"Ach! Als ob das nicht bis nachher warten könnte!", protestierte Toutousai noch während der Flucht, warf das Schwert dann aber dennoch in die Richtung des Mädchens, als wollte er es nun doch möglichst schnell los werden. Genau gezielt hatte er scheinbar jedoch nicht, denn Kimie konnte die Waffe nur gerade so noch auffangen. Aus dem Seitenwinkel bekam sie mit, wie der Schmied erneut das Weite suchen wollte, aber weit kam er nicht, denn sofort wurde ihm der Weg von Narakus Dämonen versperrt. So kehrte Toutousai schleunigst zu den anderen zurück und versteckte sich samt Mou-Mou hinter Inu Yasha, der nur entnervt aufseufzte.

Kimie hätte zwar einen erneuten Kommentar zum besten geben können, tat dies aber dann doch nicht. Vielmehr wollte sie sich endlich aus dem Griff dieses Riesenwurms befreien, also zog sie ihr Schwert, um ihm den langen, dicken Fangarm abzutrennen, was sie dann auch versuchte. Zwar erwischte sie den Dämonenwurm, aber dieser hatte sich gerade etwas unglücklich bewegt, weshalb sie ihn nicht richtig erwischt hatte und der Arm teilweise noch an seinem dicken Körper hing. Dennoch schien die Aktion wirksam genug gewesen zu sein, dass der Dämonenwurm das Mädchen nun doch noch unter lautem Fauchen losließ. Dabei hatte er Kimie aber mehr weggeworfen, als einfach nur losgelassen. Mit ziemlicher Wucht knallte sie daher schließlich gegen Miroku und beide landeten auf dem Boden.

Miroku war im ersten Moment von der Wucht des Aufpralls zwar etwas mitgenommen, setzte sich kurz darauf aber dennoch wieder auf und fragte an Kimie, die quer auf ihm drauf lag, gerichtet: "Bist du verletzt, Kimie?"

"Nein, alles in Ordnung", erwiderte sie und stützte sich mir den Händen auf dem Boden ab als sie den Mönch nun fragte: "Und was ist mit dir, Miroku?"

"Ebenfalls alles in Ordnung", antwortete Miroku.

Gerade als Kimie wieder aufstehen wollte, spürte sie jedoch Mirokus Hand an ihrem Hintern. Der Typ konnte wohl in jeder Situation nur an so was denken.

"Du unverschämter Lüstling!", keifte sie sofort und verpasste dem Mönch eine deftige Kopfnuss. "Behalte deine Finger gefälligst bei dir!"

"Aber ich wollte mich doch nur vergewissern, dass du unverletzt bist."

"Aber sicher doch!"

Aufgebracht stand Kimie nun wieder auf und ließ Miroku einfach sitzen. Mit sonderlich viel Mitleid konnte er aber im Moment eher weniger rechnen.

"Komm hierher!", hörte hingegen Kimie plötzlich Sesshoumaru sagen und wandte sich doch etwas irritiert zu ihm um. Dennoch kam sie der, wenn auch nicht gerade freundlich ausgesprochenen Aufforderung nach, denn auf einen Streit über angemessene Wortwahl und vernünftiges miteinander umgehen, wollte sie sich im Moment nicht unbedingt einlassen, obwohl ihr Gesichtsausdruck deutlich vermittelte, dass ihr Sesshoumarus Art nicht gerade zugesagt hatte. Als sie bei ihm angekommen war und ihn abwartend ansah, wandte sich der Youkai an Rin: "Rin, du bleibst in ihrer Nähe!"

Das kleine Mädchen nickte sofort einverstanden. Kimie hingegen blickte im ersten Moment etwas irritiert drein. Sollte das mit anderen Worten heißen, sie sollte Rin beschützen, falls es erforderlich wäre? Dass Sesshoumaru ihr eventuell zutraute, dass sie das könnte, überraschte sie im Moment doch etwas. Aber was sollte Kimie jetzt darauf erwidern? Ihr fiel nichts ein. Dann würde sie eben versuchen, so gut es eben ging, die Situation unter Kontrolle zu halten.

Sesshoumaru selbst nahm sich währenddessen wieder ein paar Dämonen vor, die daraufhin nicht mehr lange im Ganzen vorhanden waren.

Sango schleuderte soeben ihren Bumerang einem weiteren der zahlreichen Dämonen entgegen und traf ihr Ziel wie so oft meisterhaft. Allerdings wurde sie nun urplötzlich von hinten angegriffen. So schnell konnte Sango gar nicht gucken, wie der Dämon hinter ihr aufgetaucht war.

"Sango! Vorsicht!!", rief Miroku, der sich mittlerweile wieder aufgerappelt hatte, der Dämonenjägerin zu und wollte ihr sofort zur Hilfe eilen. Er stieß Sango sofort zur Seite, bevor der Dämon sie verschlingen konnte. Anschließend drehte sich Miroku eiligst zu dem Dämon um, bereit, die Gebetsperlen an seiner rechten Hand zu entfernen und den Dämon in sein Kazaana zu saugen. Doch bevor er dieses Vorhaben in die Tat umsetzen konnte, wurde der feindliche Dämon jedoch plötzlich von einer allseits treuen Begleiterin von Sango angegriffen.

Die Dämonenjägerin und auch Miroku weiteten überrascht ihre Augen. "Kirara!?"

Tatsächlich handelte es sich hierbei um Kirara, die den feindlichen Dämon angegriffen hatte und ihre scharfen Reißzähne nun in seinen Körper schlug. Der Dämon fauchte und schlug mit seinem peitschenartigen Schwanz nach der Dämonenkatze, die jedoch auswich, woraufhin Sango erneut ihren Bumerang zum Einsatz brachte und das feindliche Ungetüm ins Jenseits beförderte. Sofort landete Kirara neben ihrer Herrin und Miroku auf dem Boden.

"Kirara! Es geht dir gut, dem Himmel sei Dank! Ich hatte schon Angst, dir wäre was Schlimmes zugestoßen." Liebevoll streichelte Sango das weiche Fell von Kirara. Die Dämonenjägerin war sehr froh darüber, dass ihre Gefährtin wohl doch nicht so stark verletzt worden war, wie sie es nach der Entführung zuerst befürchtet hatte. Ihre treue Dämonenkatze war scheinbar nur etwas heftig ausgeknockt worden, was dem Anschein nach aber keine schwerwiegenden Folgen gehabt hatte. Sowohl bei Kirara, als auch bei Miroku bedankte sich Sango nun für die Hilfe.

Im ersten Moment völlig von Kiraras überraschtem Auftauchen abgelenkt, bemerkte Kimie erst durch einen kurzen erschrockenen Schrei seitens Rin, dass wohl etwas im Anflug war. Als sie sich umdrehte, sah sie auch sofort einen Dämon auf sich zufliegen. Rin versteckte sich eiligst hinter Kimie, die wiederum kampfbereit ihr Schwert bereithielt.

"Verschwinde! Dich brauchen wir hier nicht!", rief sie dem Dämon entschlossen entgegen und hob die Klinge ihres Schwert in die Höhe. Dabei hatte sie auf einmal aber den Eindruck, als würden kleine Funken oder so was aus der Klinge springen. Mehr instinktiv, als bewusst, ließ Kimie das Schwert daraufhin mit aller Kraft in Richtung des sich nähernden Dämons niedersausen. Bei diesem Manöver entwich ein greller Blitz aus der Waffe und flog direkt auf den Feind zu. Kaum war er mit dem Blitz in Kontakt gekommen, war der Dämon schon pulverisiert gewesen. Nur kleinere Überreste von ihm fielen nun zu Boden.

"Nanu? Was...?", fragte sich Kimie verwundert, als sie Toutousai rufen hörte: "Ah! Du hast das Raigeki entdeckt!"

Das Mädchen wandte seinen Blick daraufhin zu dem alten Schmied um. "Raigeki?"

"Ja, genau. Das war das Raigeki. Ein Blitzschlag, mit dem du auch gegen Gegner kämpfen kannst, die nicht direkt vor dir stehen", erklärte Toutousai.

Kimie blickte daraufhin recht fasziniert auf ihr Schwert. Wie zur Probe schwang sie es nach einem Augenblick in eine Richtung, aber diesmal tat sich nichts.

"So wird das nichts! Du muss dich konzentrieren, wie gerade eben!", rief Toutousai dem Mädchen zu, dabei immer sicher versteckt hinter Inu Yasha, der ziemliche Mühen hatte, mit dieser Klette im Schlepptau zu kämpfen. Währenddessen begutachtete Kimie weiterhin etwas ihr Schwert.

"Was für ein jämmerlicher Anblick!", kam es plötzlich höchst herablassend von Kuromaru, der die Versuche des Mädchens, mit dem Schwert herumzuhantieren, äußerst amüsiert beobachtete.

"Ach, halt 's Maul!", keifte Kimie daraufhin wutentbrannt und wandte sich zu Narakus Abkömmling um. "Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr du mich ankotzt! Mach endlich 'ne Fliege, du Nervensäge!"

Kuromaru genau ins Auge fassend, schwang Kimie ihr Schwert nun genau in seine Richtung und diesmal hatte sie wieder Erfolg. Sofort löste sich ein Blitz von der Klinge und steuerte geradewegs auf Kuromaru zu. Dieser wich dem Angriff zwar noch aus, aber sein Aussichtspunkt in Form eines Baumes, auf den er bis eben gestanden hatte, war Vergangenheit.

"Knapp vorbei ist eben auch daneben", meinte Kuromaru spöttisch und schürte damit Kimies Wut erheblich. Gerade, als sie etwas darauf erwidern wollte, mischte sich jedoch Sesshoumaru ein.

"Du hältst dich da raus!", sagte er an Kimie gerichtet. "Derjenige, der Kuromaru erledigt, werde ich sein! Du wirst währenddessen weiterhin auf Rin aufpassen!"

Zunächst schaute Kimie etwas fragend drein. Es wunderte sie in gewisser Weise noch immer, dass Sesshoumaru ihr mittlerweile wohl wirklich zuzutrauen schien, erfolgreich auf das kleine Mädchen achten zu können. Bevor sie aber etwas sagen konnte, war Sesshoumaru schon auf Kuromaru zugesprungen und hatte ihn mit Toukijin angegriffen. Der Angriff wurde zwar abgewehrt, aber das war erst der Anfang des Kampfes der beiden ebenbürtigen Gegner.

"Wie in unseren vorangegangenen Kämpfen beschützt du wieder deine kleinen Menschen", sagte Kuromaru herablassend. "Das wird dir noch irgendwann das Genick brechen, Sesshoumaru!"

"Du redest zu viel, Kuromaru!", erwiderte Sesshoumaru kalt. "Ich werde persönlich dafür sorgen, dass deine letzten Worte keine endlose Rede werden!"

"Ach, wirklich? Darauf bin ich ja mal gespannt!"

Während sich Sesshoumaru seinen momentanen Erzgegner vornahm, kümmerten sich die anderen weiterhin um Narakus Dämonen.

"So! Und jetzt gibt's Bratwurm!", sagte Kimie, den Blick auf den Dämonenwurm gerichtet, der sie zuvor gepackt hatte. Sie erhob ihr Schwert, fasste den Dämon ins Auge und schwang die Klinge anschließend kraftvoll von rechts nach links. "Raigeki!!"

Der Blitz steuerte sein Ziel genau an und zerlegte den riesigen Dämon anschließend ins eine Einzelteile.

"Wow! Absolut cool!", rief Kimie begeistert aus. Sie wandte sich zu Toutousai um und rief ihm zu: "Toutousai! Ich bin dir wohl was schuldig."

Daraufhin kratzte sich Toutousai nachdenklich etwas am Kopf, ehe er kurz darauf erwiderte: "In meiner Höhle könnte mal wieder aufgeräumt werden. Eine Daueraushilfskraft im Haushalt wäre aber auch nicht schlecht."

Daraufhin blickte Kimie aber wenig begeistert drein. "So habe ich das aber nicht gemeint..."

"Kimie-san! Da ist schon wieder einer!", rief Rin plötzlich aus und deutete auf einen weiteren Dämon, der sich den beiden soeben näherte. Kimie machte sich sofort bereit, den bevorstehenden Angriff abzuwehren, als jedoch ein großer schwarzer Schatten aus den nahe gelegenen Gebüschen geschossen kam, der den feindlichen Dämon direkt angriff. Bei dem Angreifer handelte es sich offensichtlich um einen größeren wolfs- oder hundeähnlichen Dämon, aber es war keinesfalls ein Unbekannter.

"Inuki!?", rief Kimie nach einem kurzen Moment überrascht und zugleich irritiert aus. Mit ihm hatte sie im Moment am allerwenigsten gerechnet. Auch die anderen wirkten überrascht.

"Wo kommt Inuki denn plötzlich her?", fragte sich Kagome und überlegte zugleich, ob Inuki sich eventuell wieder an seine Vergangenheit erinnern konnte, denn immerhin attackierte er gerade einen von Narakus Dämonen. Der Mischling hatte sich aber nicht in einen Hund zurückverwandelt, er befand sich nach wie vor in seiner dämonischen Gestalt.

"So! Die Töle ist also wieder da", bemerkte Kuromaru nun ebenfalls und sprang mit einem gewaltigen Satz von Sesshoumaru fort. Dieser hatte seine Kampfhandlungen im Moment ebenfalls eingestellt und wandte seinen Blick stattdessen zu dem Dämon um, der gerade von Inuki in die Mangel genommen wurde. Schließlich ließ Inuki aber wieder von dem Dämon ab und sprang zurück auf den Erdboden. Allerdings wollte nun der zuvor angegriffene Dämon angreifen, wurde aber von Kimie daran gehindert. Ein weiteres Raigeki zerlegte den Dämon bevor dieser Inuki erreichen konnte. Inukis Blick richtete sich daraufhin auf das Mädchen, dabei knurrte er aber leise. Also war er noch nicht wieder er selbst. Als er sich bewegte, reflektierte das Licht der aufgegangenen Sonne etwas auf seinem Nacken. Kagome sah nun genauer hin und entdeckte den Splitter des Shikon no Tama in Inukis Nacken. Allerdings schien es so, als ragte dieser zur Hälfte außerhalb des Körpers des Hundes heraus.

"Der Juwelensplitter muss sich irgendwie gelockert haben!", vermutete Kagome. Vielleicht war das auch gleichzeitig die Chance, den Splitter zu entfernen und Inuki endgültig aus Narakus Bann zu befreien. Wer weiß, vielleicht hatte der Kontrollzauber auch an Wirkung verloren, was zumindest Inukis aktuelles Verhalten erklären würde.

Momentan schien es jedoch so zu sein, als würde Inuki so ziemlich alles und jeden bekämpfen wollen, was seinen Weg kreuzte. Dennoch wollte Kimie das nicht tatenlos hinnehmen und näherte sich ihrem Hund nun vorsichtig. Auch das, was Kagome zuvor gesagt hatte, machte ihr dabei Hoffnung, Inuki nun eventuell wieder zurückholen zu können.

"Tritt zurück, Rin", sagte Kimie noch im ruhigen Ton an das kleine Mädchen gewandt, während sie selbst langsam auf Inuki zuging. Rin war zwar etwas irritiert, kam der Aufforderung aber dennoch nach.

"Kimie, pass auf!", bat Kagome ihre Cousine eindringlich. Diese nickte nur stumm, während sie leise auf Inuki einredete und sich ihm langsam weiter näherte.

"Inuki. Ruhig, ganz ruhig."

Aber Inuki knurrte zunächst wieder nur bedrohlich und trat einen Schritt zurück, während er das Mädchen misstrauisch beäugte.

"Komm schon, Inuki!", sprach Kimie weiter. "Du kennst mich doch. Du weißt doch, wer ich bin und wer die anderen sind. Wir sind deine Freunde, bitte erinnere dich wieder!"

Ob Inuki aber überhaupt verstand, was sie ihm gerade sagte, konnte man nicht erahnen. Sein Blick machte einem mehr Angst, als Hoffnung auf die eventuelle baldige Rückkehr seiner Erinnerungen. Aber es schien, als würde doch etwas in Inuki vorgehen. Zumindest hatte sein Knurren erstmal aufgehört und man bekam den Eindruck, als würde er überlegen.

"Inuki...?", fragte Kimie vorsichtig und streckte langsam eine Hand nach ihrem Hund aus. Dieser war zwar noch ein paar Meter von dem Mädchen entfernt, ihren Geruch konnte er aber dennoch wahrnehmen. Kimie winkte Inuki nun zu sich. "Komm her, Inuki. Bitte komm wieder zurück!"

Doch zunächst rührte sich Inuki nicht. Angespannt beobachtete Kimie ihren Hund und wartete auf eine Reaktion. Diese gab es schließlich auch, wenn jedoch völlig unvorhergesehen. Plötzlich lief Inuki nämlich mit einem lauten Bellen und ohne jegliche Vorwarnung geradewegs auf Kimie zu. Als er schließlich sprang und sie auf den Boden stieß, schrie Kagome kurz entsetzt auf und kniff die Augen zusammen. Aber als sie nach einigen Sekunden keine Schreie seitens ihrer Cousine hören konnte, schaute sie wieder zurück und war schlichtweg überrascht. Inuki hatte Kimie nicht etwa angegriffen und in kleine Stücke zerrissen. Im Gegenteil, er hatte sich über sie gebeugt und schleckte ihr freudig das Gesicht ab.

"Inuki! Lass das! Das kitzelt!", lachte Kimie und versuchte, ihren Hund etwas von sich weg zu schieben, aber da er momentan viel größer war, als sie es eigentlich gewohnt war, gestaltete sich das doch als etwas schwierig. So ließ es dabei und umarmte Inuki stattdessen überglücklich. "Inuki! Du kannst dich also wieder erinnern!"

Plötzlich hatte Kimie aber den Eindruck, als würde Inuki schrumpfen. Und als sie ihn ansah, schien sich dieser Eindruck zu bestätigen. Inuki wurde wirklich kleiner. Zudem verschwand das glühende Rot in seinen Augen und schließlich sah es so aus, als hätte er sich wieder in den Hund, den sie kannte, zurückverwandelt. Dabei fiel nun auch der Splitter des Juwels der vier Seelen gänzlich aus seinem Nacken und landete auf dem Boden. Als sie in die nunmehr wieder dunklen Augen ihres Hundes sah, umarmte Kimie ihn erneut. "Du bist wieder du selbst! Ich bin so froh, Inuki!"

Und wie zur Bestätigung bellte der Mischling einmal freudig.
 

"Er hat sich also endgültig meiner Kontrolle entzogen."

In seinem Schloss hatte Naraku die neue Entwicklung mitverfolgen können. Kannas Spiegel zeigte im wie üblich alles. Allerdings hatte Naraku seine Beobachtung erst kurz nach Inu Yashas Rückverwandlung begonnen, weshalb er von der menschlichen Seite des Hanyou auch weiterhin keine Ahnung hatte. Aber etwas anderes beschäftigte ihn im Moment dafür umso mehr: Nicht nur, dass sich Inuki aus seinem Einfluss befreit hatte, Naraku hatte außerdem einen seiner Juwelensplitter an Inu Yasha und dessen Freunde verloren.
 

Kimie hob nun Inukis Juwelensplitter vom Boden auf.

"Endlich bist du dieses Ding los, Inuki", sagte sie an ihren Hund gerichtet und streichelte seinen Kopf.

"Freut euch nicht zu früh! Noch ist die Sache nicht beendet!", sagte Kuromaru plötzlich, den Blick auf Inuki und Kimie gerichtet. "Selbst, wenn dieser Hund jetzt wieder der ist, der er vorher war, ich lasse es mir dennoch nicht nehmen, ihn jetzt zur Hölle zu schicken. Das hatte ich ohnehin vor. Und dich nehme ich mir auch gleich vor, Mädchen! Also, macht euer Testament!"

Bevor Kuromaru die beiden jedoch erreichen konnte, glühten Inukis Augen rot auf und plötzlich wurde er in eine Art Wirbelwind gehüllt. Kimie wich erschrocken etwas zurück und als der Wirbel wieder nachgelassen hatte, stand Inuki erneut in seiner Gestalt als Dämon vor der anderen. Die völlig überraschte Kimie wurde sofort von ihrem Hund auf dessen Rücken geladen und mit einem gewaltigen Satz sprang Inuki davon, um Kuromarus Angriff auszuweichen.

"Was zum...?!" Damit hatte Kuromaru nicht gerechnet. Er hatte eigentlich gedacht, Inuki wäre wieder ein normaler Hund. Da hatte er sich aber wohl getäuscht. Aber nicht nur er wirkte irritiert, auch Kimie wusste im ersten Moment scheinbar nicht, was sie von alldem halten sollte.

"Die dämonische Kraft ist wohl trotz des Verlustes des Juwelensplitters noch vorhanden!", erkannte Miroku. "Einmal geweckt, bleibt die Kraft scheinbar erhalten und kann nicht wieder versiegelt werden."

Kimie noch auf Inukis Rücken sitzend, schaute zunächst etwas unschlüssig drein. Inuki war ein Dämon, an dieser Tatsache gab es nichts zu rütteln. Aber war das unbedingt schlecht? Jetzt wohl nicht mehr. Im Gegenteil, seine neuen Kräfte, die er von nun wohl zum Nutze der Gruppe einsetzen würde, könnten eine große Hilfe sein.

"Gut gemacht, Inuki!", lobte Kimie ihren Hund für die gelungene Rettungsaktion.

"So! Den Rest erledige ich jetzt!", sagte Inu Yasha entschieden und trat hervor. Gerade in diesem Moment spuckten einige der übrig gebliebenen Dämonen so was wie Lichtblitze auf den Hanyou, der kampfbereit sein Schwert hob. "Ihr hättet die Gelegenheit besser beim Schopfe packen sollen, als ihr sie noch hattet, denn jetzt seid ihr fällig! Machen wir Schluss mit alldem! Bakuryuuha!!"

Mit aller Kraft schlug Inu Yasha die Klinge seines Schwertes dem feindlichen Angriff entgegen. Dieser schien nun um ein vielfaches stärker direkt auf seine Urheber zurückzukehren und ein gleißendes Licht erhellte den Schauplatz.

Als es wieder verblasst war, war keiner von Narakus Dämonen mehr da. Sie waren alle pulverisiert worden. Nur Kuromaru und Kagura waren noch anwesend, wirkten aber nicht so, als wären sie begierig darauf, noch weiterzukämpfen. Zudem hatten sie sich während Inu Yashas Angriff eiligst etwas vom Kampfschauplatz entfernt und hielten sich nun unter anderem im Schutz des aufsteigendes Rauches, welcher noch von der noch brennenden Hütte ausging, hinter einigen Bäumen versteckt.

"Was... war das denn?", fragte Kimie nach einem Moment, in dem sie das eben Gesehene erstmal verarbeiten musste.

Inu Yasha drehte sich daraufhin mit einem triumphierenden Blick zu ihr um. "Tja, das war mein Bakuryuuha! Ziemlich cool, oder?"

Dem musste Kimie zustimmen. Dieser Angriff hatte sie in der Tat zutiefst beeindruckt.

"Aber habt ihr mir nicht erst vor kurzem gesagt, das Kaze no Kizu wäre Tessaigas ultimative Kraft? Dieses Bakuryuuha scheint mir aber noch etwas heftiger zu sein, oder täusche ich mich?", fragte das Mädchen nun doch etwas irritiert und drehte sich zu Kagome um. Diese antwortete: "Na ja, das Bakuryuuha ist in der Tat noch einen Zacken schärfer, wenn man es so ausdrücken will."

"Wow..."

Für Kagura und Kuromaru schien es im Moment keine wirkliche Chance mehr auf einen Sieg zu geben, weshalb sie sich nun zum Rückzug entschieden. So machten beide nun, dass sie wegkamen und stiegen auf Kaguras Feder in den Himmel empor.

"Das war ja wohl wieder nichts", sagte Kagura, obwohl sie von sich nicht gerade behaupten konnte, dass sie das Fehlschlagen der geplanten Aktion bedauerte. Kuromaru ließ aber nur ein kurzes "Tse!" verlauten. Er war ziemlich frustriert. Wieder hatte er eine Niederlage gegen Sesshoumaru einstecken müssen.

Kagura hingegen war der Ausgang des ganzen Geschehens recht egal gewesen und da Sesshoumaru sich in diesem Kampf mal wieder behauptet hatte, war sie ganz zufrieden. Nach wie vor bestand für Kagura die Hoffnung auf die baldige Freiheit und die so ersehnte Unabhängigkeit von Naraku. Und vielleicht konnte sie sich für dieses Ziel auch noch die Kräfte eines Anderen zu Nutze machen.
 

Allmählich kehrte wieder Ruhe ein, und auch das Feuer der brennenden Hütte erlosch nun langsam wieder, da ihm die Nahrung ausging.

Kimie stieg nun wieder von Inukis Rücken ab, woraufhin der Hund sich kurz darauf wieder in seine gewohnte Gestalt zurückverwandelte.

"Ist es endlich vorbei?", fragte sie verunsichert.

"Sieht wohl so aus", meinte Ashitaka und steckte sein Schwert wieder ein. "Zumindest erstmal."

Kagome steckte ihren Pfeil, den sie zuvor noch auf ihren Bogen gespannt hatte, nun wieder zurück in ihren Köcher. Dann wanderte ihr Blick in Inu Yashas Richtung.

"Inu Yasha!" Kagome lief aufgeregt auf den Hanyou zu, der soeben Tessaiga wieder zurück in die Schwertscheide steckte. Bei ihm angekommen, fragte das Mädchen sofort äußerst vorwurfsvoll, noch bevor sich Inu Yasha eventuell nach ihrem Befinden erkundigen konnte: "Inu Yasha, was hast du dir denn bloß dabei gedacht?! Ist dir denn nicht klar gewesen, dass du in deinem Zustand als Mensch überhaupt nicht in der Lage warst, zu kämpfen?! Du hättest sterben können!"

Kagome war fassungslos. Inu Yasha war mitten in den Kampf hineingeplatzt, als er sich noch in seiner menschlichen Gestalt befunden hatte. Ihm hätte sonst was dabei zustoßen können. Dieser Gedanke war für sie ganz unerträglich. Wenn ihm wirklich etwas zugestoßen wäre, hätte Kagome wohl nicht gewusst, ob und wie sie das hätte überwinden können.

Auf die Aussage des Mädchens erwiderte Inu Yasha aber nur möglichst gleichgültig und mit etwas abgewandtem Blick: "Ach, was! So einfach kriegt man mich nicht klein! Wie dem auch sei, es ist ja alles noch mal gut gegangen, also beschwer dich doch nicht! Immerhin sind wir alle gesund und munter."

Im ersten Moment wirkte Kagome zwar etwas überrumpelt, seufzte dann aber doch erleichtert auf, da er ja recht gehabt hatte. Aber das war typisch für Inu Yasha. Bloß nicht bewusst zu viele Gefühle zeigen und besonders nicht in der Gegenwart von anderen. Und auch, wenn er es jetzt nicht zeigte, so war Inu Yasha in seinem Inneren doch mehr als glücklich über den guten Ausgang dieser Geschichte.

In der Zwischenzeit erkundigte sich Miroku nach dem Befinden von Sango.

"Geht es Euch gut, Sango?", fragte er sie besorgt, woraufhin die Dämonenjägerin mit einem beruhigenden Lächeln nickte.

"Ja, alles in Ordnung."

Miroku atmete erleichtert auf, hatte er ja einen kurzen Augenblick lang schon geglaubt, er würde Sango nicht mehr wieder sehen.

"Houshi-sama?", sprach sie ihn plötzlich wieder an, woraufhin er sie aufmerksam ansah.

"Ja?"

Sango schien einen Moment lang zu zögern und senkte leicht den Blick. Schließlich hob sie ihn jedoch wieder und sagte: "Vielen Dank!"

Für Miroku schien das wie eine Art Stichwort gewesen zu sein, denn nun ergriff er Sangos Hand und sah ihr ganz direkt in die Augen.

"Ich bin wirklich froh darüber, dass es Euch gut geht, Sango", sagte er. "Ich hätte es in der Tat wirklich sehr bedauert, wenn Ihr nicht mehr da gewesen wärt."

Abrupt wurde Sango rot im Gesicht. "Aber Houshi-sama..."

Schlagartig drehte sie dem Mönch den Rücken zu und schaute verlegen zu Boden.

>Was soll ich jetzt nur sagen?<, überlegte Sango. Sie fühlte sich wirklich sehr geschmeichelt von den Worten ihres Gegenübers. Vielleicht war das endlich die Gelegenheit, auf die sie so lange gewartet hatte. Vielleicht konnte sie ihm jetzt endlich sagen, was sie für ihn fühlte. Aber gerade, als Sango etwas auf Mirokus Aussage erwidern und sich wieder zu ihm umdrehen wollte, spürte sie wieder diese Hände an ihrem Hintern. Die romantische Stimmung der Dämonjägerin war nun wieder wie weggefegt.

>Nicht schon wieder! Er tut es schon wieder! Ich glaub 's einfach nicht!<, dachte Sango mit drohend emporgehobener Faust, als sie sich nun wieder zu Miroku umdrehte und ihm eine kräftige Ohrfeige verpasste. Den zurückgebliebenen Handabdruck auf seiner Wange würde der Mönch wohl nun eine Zeit lang mit sich herumtragen müssen.

"Na, wenn da mal keine romantische Stimmung aufkommt...", sagte Kimie leise zu sich selbst. Dass sowohl Kagome und Inu Yasha als auch Sango und Miroku etwas füreinander übrig hatten, wäre selbst für einen Blinden ganz klar und eindeutig gewesen. Aber die vier schienen sich in der Hinsicht wohl noch etwas schwer zu tun. Allerdings schien momentan auch bei Kimie eher so was wie Flaute zu herrschen. Sesshoumaru, der mal wieder keinen Kommentar abgab, war für sie noch immer wie ein Buch mit sieben Siegeln oder auch wie eine Schachtel Pralinen: Man wusste nie, was man kriegte.

Jedenfalls beobachtete Kimie im Moment, wie sich Rin noch mal ganz überglücklich bei Sesshoumaru für die Rettung bedankte und auch, wenn er es besonders in der Gegenwart der anderen nicht zeigte, so war sich Kimie dennoch ziemlich sicher, dass er ebenfalls froh darüber war, dass dem kleinen Mädchen nicht zugestoßen war.

Inuki saß währenddessen neben Kimie auf dem Boden, als Ashitaka schließlich auf die beiden zukam.

"Und das ist also Inuki", bemerkte er und kniete sich zu dem Hund auf den Boden. "Wir sind uns ja schon mal begegnet. Erinnerst du dich?"

Einen Moment lang legte Inuki den Kopf etwas schief. Es schien, als würde er kurz überlegen, aber dem Anschein nach konnte er Ashitaka wirklich wieder in sein Gedächtnis einordnen. Der Mischling beschnupperte nun etwas die Hand des Youkai, der ihn nun etwas am Kopf streichelte, was Inuki ohne weiteres zuließ.

"Aber eins verstehe ich nicht", sagte Rin plötzlich. "Kimie-san hat doch gesagt, Inuki wäre wieder bei sich zu Hause. Aber warum ist er jetzt wieder hier?"

Abrupt fiel es Kimie nun wieder ein: Stimmt ja! Sie hatte Rin erzählt, sie hätte Inuki wieder nach Hause geschickt. Dennoch hatte sie kein Problem damit, dem kleinen Mädchen recht schnell eine Antwort zu präsentieren: "Es muss dann wohl so gewesen sein, dass Inuki wohl von allein wieder hierher zurückgekommen ist. Vermutlich hatte er einfach nur Sehnsucht nach uns."

Einen Augenblick lang schien Rin zu überlegen und kam schließlich auf die nächste Frage: "Aber... warum sah er aus wie ein Dämon und hat sich anfangs so komisch benommen?"

Das war allerdings eine gute Frage gewesen! Was sollte man dem Mädchen darauf antworten? Mit der Wahrheit, sofern dies in Ordnung ging, war's vermutlich am besten getan und so erzählte Kagome nun dem kleinen Mädchen nun, was passiert war, wenn auch in etwas abgeänderter Form. So erzählte sie, dass Naraku Inuki wohl mit einem Juwelensplitter unter seine Kontrolle gebracht und versucht hatte, ihn zu beherrschen. Allerdings schien sich der Splitter etwas gelöst zu haben und somit konnte sich Inuki wohl Narakus Kontrolle entziehen. Dass Inuki zwischendurch aber eigentlich gar nicht wieder in der Neuzeit war und sich schon länger in Narakus Gewalt befunden hatte, ließ Kagome dabei selbstverständlich bewusst außen vor. Und was es mit Inukis zeitweise dämonischen Aussehens auf sich hatte, beantwortete sie wahrheitsgemäß damit, dass Inuki diese Seite unbemerkt schon immer in sich getragen hatte, sie aber erst mit der Kraft des Juwelensplitters zum Vorschein gekommen war. Allerdings wäre er dadurch aber jetzt keinesfalls böse geworden, sondern genau wie vorher, nur halt gelegentlich etwas anders im Aussehen.

Rin hatte Kagome die ganze Zeit aufmerksam zugehört. Dass Naraku Inuki für sich benutzen wollte, fand sie zwar sehr gemein, war aber froh, dass jetzt scheinbar alles wieder in Ordnung war. Auch, dass Inuki eigentlich ein Dämon war, erschreckte sie nach Kagomes Erläuterungen nicht. So ließ es sich das kleine Mädchen nicht nehmen, nach Beendigung der Erklärung, auf den Mischling zuzugehen und ihn ausgiebig zu streicheln.

"Aber sagt mal, wie seid ihr denn so unversehrt aus der brennenden Hütte herausgekommen?", fragte Ashitaka plötzlich an Shippou und die Mädchen gerichtet und richtete nun die Aufmerksamkeit aller wieder auf das vergangene Geschehen zurück.

Sango erklärte ihm daraufhin, was passiert war, zumal nun auch Inu Yasha und Miroku ihre Neugierde äußerten: "Wir waren schon eine Weile vor dem Ausbruch des Feuers draußen. Zum Glück war die Hütte schon ziemlich brüchig und in einer kleinen Ecke waren einige Holzbretter schon so morsch, dass wir sie fast problemlos abbrechen und dann durch ein kleines Loch rauskommen konnten. Darauf hat uns Myouga gebracht und er war es auch, der uns zu unseren Waffen geführt hat. Sie lagen etwas von der Hütte entfernt unter einem Baum. Und die ganzen Dämonen waren wohl so sehr mit dem Kampf gegen euch beschäftigt, dass sie auf uns gar nicht aufmerksam wurden."

Wie auf Kommando erschien nun auch Myouga wieder auf der Bildfläche und hüpfte auf Kagomes Schulter. Wo er jedoch während des restlichen Kampfes gewesen war, war jedoch unklar gewesen.

"Myouga-jijii, du alte Wanze! Was machst du denn hier?", fragte Inu Yasha sofort wenig höflich, als er den Flohgeist entdeckte. "Du bist doch während des Kampfes sicher wieder stiften gegangen, oder täusche ich mich?"

"Jetzt sei doch nicht so gemein zu ihm, Inu Yasha!", nahm Kagome Myouga entschieden in Schutz. "Er hat uns schließlich auf eine gewisse Weise gerettet." Und mit einem leichten Lächeln fügte sie noch hinzu: "Aber du und die anderen, ihr ward auch ganz gut!"

Eigentlich wollte Kagome Inu Yasha nur etwas ärgern, was ihr offenbar auch gelang, denn der Hanyou blickte daraufhin ziemlich mürrisch drein und verschränkte schmollend die Arme vor der Brust. "Recht herzlichen Dank auch... Überschlag dich bloß nicht vor Dankbarkeit!" Nach einem kurzen Moment schielte er aber prüfend zu Myouga und meinte: "Na ja, aber da warst du ja zur Abwechslung mal richtig nützlich, Myouga-jijii."

"Ich gebe immer mein Bestes, um Euch einen nützlichen Gefallen zu tun, Inu Yasha-sama", erwiderte der Flohgeist triumphierend, woraufhin Inu Yasha nur vor sich hinmurmelte: "Ja, schon klar..."

Plötzlich spürte er, wie ihm jemand auf die Schulter klopfte.

"Inu Yasha, jetzt tu doch nicht immer so abweisend!", sagte Ashitaka. "Vorhin warst du doch noch ganz anders."

Der Hanyou wusste im ersten Moment aber nicht ganz, worauf sein Gegenüber hinaus wollte. "Vorhin? Was meinst du damit?"

Ashitaka kam nun auf Inu Yashas Ausbruch von vorhin zurück, als er dachte, die anderen und besonders Kagome wären verloren gewesen. Dabei erzählte der Youkai alles haargenau und Inu Yasha war so perplex, dass er vollkommen vergaß, ihm den Mund zu verbieten.

"Argh!! Nein! Das hast du vollkommen falsch verstanden!!", widersprach der Hanyou schließlich vehement, aber Kagome fragte dennoch vorsichtig nach: "Ist das wahr, was Ashitaka-kun erzählt hat, Inu Yasha?"

Bevor Inu Yasha aber etwas darauf erwidern konnte, gab Miroku ihr die Antwort: "Logisch! Er war außer sich."

"Du doch aber auch, Miroku", meinte Ashitaka mit einem prüfenden Blick auf den Mönch, der daraufhin aber nur mit einem Unschuldsblick in den Himmel schaute, während Sango ihn neugierig beäugte. Inu Yasha hingegen stemmte sich wieder heftig gegen alle Äußerungen.

"Pah! Bildet euch bloß keine Schwachheiten ein!", sagte er entschieden und stemmte die Hände in die Hüften. "Ohne Kagome ist es für mich schließlich viel schwieriger, die Juwelensplitter zu finden, nur deswegen war ich so aufgebracht!"

"Und warum meintest du, du würdest auch uns rächen wollen?", fragte Shippou mit prüfend hochgezogener Augenbraue nach.

"Äh... Das... Das muss wohl einfach so über mich gekommen sein, hatte aber keinerlei Bedeutung!", meinte Inu Yasha und wandte sich von den anderen ab. "Man redet eben viel, wenn der Tag lang ist. Eure Fantasie geht mit euch durch! Als ob ich so was nötig hätte!"

Ziemlich geknirscht schien besonders Kagome diese Aussage aufzunehmen. Egal, ob Inu Yasha vorhin wirklich so verzweifelt gewesen war, wie Ashitaka es erzählt hatte, jetzt schien Kagome nur noch mächtig angefressen vom momentanen Verhalten des Hanyou gewesen zu sein. Dennoch ließ sie sich zunächst nichts anmerken, sondern setzte erstmal ihre beste Unschuldsmiene auf. "Inu Yasha?"

Als der Hanyou das Mädchen auf die Ansprache hin ansah, folgte sogleich das altbekannte Kommando: "Osuwari!"

Aber kaum, dass Inu Yasha den Boden geküsst hatte, brach der Vulkan erst recht aus und Kagome legte so richtig los: "Osuwari! Osuwari! Osuwari! Osuwari! Osuwari! Osuwari! Osuwari! Osuwari! OSUWARIIII!!"

Die anderen, sofern sie in Kagomes Nähe gestanden hatten, entfernten sich nun mehrere Meter von ihr und beobachteten nur stumm, wie Inu Yasha immer weiter im Erdboden versank. Schließlich war er gar nicht mehr zu sehen gewesen. Nun schien auch Kagome genug zu haben, außerdem rang sie schon nach Luft. Stattdessen stapfte sie jetzt nur wütend an dem Loch vorbei.

"Du bist echt ein Idiot! Ein Vollidiot!!", schimpfte Kagome noch im Weggehen, aber man konnte sie immer noch klar und deutlich hören, selbst, als sie schon etwas weiter weg war. Nur Inu Yasha hörte sie wohl nicht mehr. Dass er überhaupt noch lebte, grenzte an ein kleines Wunder, allerdings äußerten sich seine Lebenszeichen nur anhand kleinerer Zuckungen mit Armen und Beinen. Außerdem hätte man das Loch, in welchem er lag, glatt zu einem Gartenteich umfunktionieren können.

Während Kimie ihrer Cousine etwas unentschlossen nachsah, meinte sie mit einem etwas verlegenen Lächeln: "Tja, anscheinend hat sie noch genauso viel Temperament, wie früher..."

"Und wer von den beiden die Hosen anhat, ist ja wohl nicht schwer zu erraten...", murmelte Shippou daraufhin in sich hinein, woraufhin Kimie aus dem Seitenwinkel zu Sango und Miroku schielte. Auch da schien die Sache in der Hinsicht relativ klar gewesen zu sein.

Es war schließlich Ashitaka, der zögerlich an das Loch, in welchem Inu Yasha lag, herantrat und den Hanyou nun aus diesem heraushalf.

"Hey, Inu Yasha! Kagome-chan macht wohl keine halben Sachen, was?", fragte Ashitaka mit einem leichten Lächeln, aber Inu Yasha konnte daran wirklich nichts Lustiges finden und erwiderte ziemlich angefressen: "Ach... Halt doch die Klappe...! Wenn du nicht so viel geplappert hättest, wäre das gar nicht passiert!"

Ashitaka nahm diesen Vorwurf jedoch gelassen hin. Früher oder später würde Inu Yasha schon noch über seinen Schatten springen und diese Maske fallen lassen, wie er vermutete.
 

Bevor auch die anderen geschlossen zum Lagerplatz zurückkehrten, verabschiedete sich Toutousai noch bei ihnen und machte sich dann mit seinem Ochsen wieder auf den Weg. Erneut wurde er dabei von Myouga begleitet. Kimie bedankte sich bei dem alten Schmied jedoch noch mal für ihr verbessertes Schwert, ehe sich die Wege wieder trennten. Allerdings erklärte ihr Toutousai noch zuvor, dass er eigentlich nicht viel gemacht hatte. Das Raigeki hätte schon immer in Raidon gesteckt, Kimie musste nur noch lernen, es freizusetzen, was ihr nun wohl auch gelungen zu sein schien. Der alte Schmied wünschte den anderen noch viel Glück für ihre weiteren Vorhaben und zog schließlich wieder von dannen.

Nachdem alle zum Lagerplatz zurückgekehrt waren, wobei Kagome den anderen eine lange Zeit etwas weiter voraus war, war Jaken sogleich überglücklich auf Sesshoumaru zugestürmt und hatte zigmal seine Freude darüber geäußert zu sehen, dass es seinem Herrn gut ging. Nach einer Weile wurde aber entschieden, dass die Gruppe ihren Weg trotz der anstrengenden Nacht gleich fortsetzen würde. Diese Gegend wollten sie scheinbar schnell hinter sich lassen. Allerdings sollte es zunächst zurück zum Dorf am Knochenfresserbrunnen gehen. Kagome musste wohl sowieso einen kurzen Abstecher in die Neuzeit machen, von daher bot sich das ganz gut an. Allerdings verdonnerte sie Inu Yasha dazu, entweder zu laufen oder zusammen mit Sango und Miroku auf Kirara zu reiten, denn auf dem Gepäckträger ihres Fahrrades wollte sie ihn momentan nicht haben. Kagome war noch immer ziemlich beleidigt gewesen. Inu Yasha äußerte noch mal in aller Deutlichkeit seine Gleichgültigkeit über Kagomes Entscheidung und entschied für sich selbst, den Weg zu Fuß zurückzulegen. Für ihn war die Strecke schließlich kein Problem gewesen. Shippou durfte es sich hingegen in Kagomes Fahrradkorb bequem machen. Ah-Un trug hingegen Rin, Sesshoumaru und Jaken auf seinem Rücken, während Kimie die Reise auf Inuki reitend zurücklegen würde. In verwandelter Form war es für den Mischling überhaupt kein Problem, seine Herrin zu tragen. Für Kimie war dies zwar etwas ungewöhnlich, es hatte aber was, wie sie fand. Und damit Inu Yasha nicht ganz so allein dastand, wollte auch Ashitaka den Weg zu Fuß zurücklegen. Endlich waren alle startklar und die Reise konnte losgehen.

Es dauerte zwar doch etwas länger, als anfangs gedacht, aber schließlich hatte die Gruppe das Dorf erreicht. Zwischendurch waren jedoch noch kleinere Rastpausen eingelegt worden und mittlerweile stand auch der Mond bereits am Himmel. Kagome entschied daher, erst am nächsten Morgen kurz nach Hause zurückzugehen und die Nacht mit den anderen im Dorf zu verbringen.

Kaede begrüßte die "Heimkehrenden" erfreut und machte nun auch die Bekanntschaft mit Ashitaka, der mit seiner aufgeschlossenen und freundlichen Art gleich gut ankam. Und auch, dass Inuki wieder da war, freute die alte Frau. Es wurden noch eine Zeit lang einige Neuigkeiten ausgetauscht, ehe aber so ziemlich alle die Müdigkeit spürten. Alle befanden sich in Kaedes Hütte und wollten sich schlaffertig machen. Jetzt fiel Kimie jedoch auf, dass außer Rin auch Sesshoumaru nicht mehr da war. Er war mal wieder klammheimlich verschwunden, weshalb sie nach ihm suchen wollte. Sie vermutete zudem, dass Rin wohl bei ihm war. Was anderes hätte sie sich auch nur schlecht vorstellen können. So verließ Kimie nun die Hütte, wobei sie Ah-Un entdeckte, der neben der Hütte lag. Als der Drache das Mädchen bemerkte, schaute er kurz auf. Kimie kam daraufhin kurz auf ihn zu und streichelte einen Augenblick lang seine beiden Köpfe. Anschließend setzte sie ihren Weg fort und diesmal schien sie bei ihrer Suche auch relativ viel Glück gehabt zu haben, denn unweit der Hütte entdeckte sie den Youkai schließlich unter einem Baum am Rande des Dorfes sitzend. Und wie Kimie es erwartet hatte, war Rin bei ihm, aber eine kleine Überraschung gab es hier dennoch, denn Rin saß auf Sesshoumarus Schoß und war dem Anschein nach eingeschlafen. Sie musste ziemlich müde gewesen müde sein, was aber nicht verwunderlich war. Irgendwie war das aber ein süßes Bild, wie das kleine Mädchen sich in das weiche Fell gekuschelt hatte und sich leicht am Kimono des Youkai festhielt. Kimie überfiel die beiden daher nicht sofort, sondern beobachtete sie zunächst etwas. Dabei fiel ihr auf, dass Sesshoumaru seine Rüstung und seine beiden Schwerter abgelegt hatte. Alles lag links neben ihm im Gras.

>Ist ja süß!<, dachte Kimie und musste leicht lächeln. Auch, weil es sie wohl irgendwie an die Situation in der Höhle in den schneebedeckten Bergen erinnerte. >Das hat er wohl gemacht, damit Rin es etwas bequemer hat.<

Und als sie sich das Gesicht von Sesshoumaru und besonders seine Augen, die auf Rin ruhten, näher ansah, hätte Kimie glatt vermuten können, dass etwas wie Wärme in ihnen zu sehen gewesen war.

>Sieh mal einer an!<

Dass sich Sesshoumaru von den anderen abgesondert hatte, hatte seinen Grund gehabt. Er legte nämlich keinen Wert auf irgendwelche nervenden Kommentare seitens Inu Yasha, weil er die kleine Rin auf seinem Schoß schlafen ließ. Es war ohnehin so ziemlich das erste Mal gewesen, dass Sesshoumaru dies zugelassen hatte, aber unwohl fühlte er sich in dieser neuen Situation jedoch nicht. Als er Kimies Anwesenheit bemerkte, richtete er schweigend seinen Blick in ihre Richtung. Das Mädchen stand relativ gut sichtbar neben einem weiteren Baum. Als sie merkte, dass Sesshoumaru sie wohl gesehen hatte, kam Kimie schließlich näher.

"Ich wollte dir nicht nachschnüffeln, falls du das denken solltest, sondern lediglich nach dir sehen", erklärte sie, sprach aber nicht zu laut, um Rin nicht eventuell zu wecken. "Du hast nämlich dieses Talent, dich immer so klammheimlich aus dem Staub zu machen, da muss man halt ab und zu ein Auge auf dich werfen. Bei Ashitaka wäre das vermutlich auch mal angebracht, der taucht ja schließlich oft genug ganz unangemeldet und unvorhergesehen irgendwo auf."

"Wie du siehst, geht es mir gut", erwiderte Sesshoumaru nach einem kurzen Moment.

"Und Rin wohl auch, wie ich das sehe", meinte Kimie mit einem leichten Lächeln, als sie das kleine Mädchen beobachtete, das friedlich schlief.

"Übrigens... Danke noch für deine Hilfe", sagte Kimie nach einem Augenblick der Stille und senkte etwas verlegen den Blick. Damit sprach sie auf die Rettung nach der Entführung an. Bei Sesshoumaru konnte sie sich dafür zuvor noch nicht bedanken, weil sich irgendwie keine Gelegenheit geboten hatte, also tat sie es jetzt.

Allerdings musste Kimie etwas warten, bis eine Reaktion folgte, die aber anders ausfiel, als sie es vielleicht erwartet hatte. Sesshoumaru sagte nämlich: "Du bist besser geworden, was den Umgang mit deinem Schwert anbelangt."

Abrupt hatte Kimie wieder aufgeschaut. War das etwa ein Kompliment gewesen?

Schließlich erwiderte sie mit einem Lächeln: "Danke, aber ich hatte ja auch einen guten Lehrer."

"Das Raigeki hast du selbst entdeckt."

"Ja, schon. Aber du hast mir am Anfang sehr geholfen und vielleicht wäre ich ohne deine Hilfe nicht dazu in der Lage gewesen, das Raigeki schon heute einzusetzen." Nach einer kurzen Pause, fügte Kimie aber noch hinzu: "Apropos Raigeki. Sag mal, hast du geahnt, dass ich es einsetzen konnte, oder warum hast du Rin gesagt, sie solle in meiner Nähe bleiben? Was wäre denn gewesen, wenn...?"

"Es ist doch gut gegangen", unterbrach Sesshoumaru das Mädchen. "Also lass es auch dabei."

"Hm..."

Jetzt stand Kimie etwas unschlüssig vor Sesshoumaru. Sollte sie jetzt wieder gehen oder doch bleiben, sofern er nichts dagegen hatte? Allerdings schickte er sie auch nicht weg.

Schließlich gab sich Kimie einen Ruck und setzte sich rechts neben den Youkai, der jedoch schwieg. Nachdem auch sie eine Weile schweigend neben ihm gesessen hatte, entwich Kimie plötzlich ein kleines Gähnen. Sie war ziemlich müde, wie sie sich eingestehen musste, aber ausgerechnet in Sesshoumarus unmittelbarer Gegenwart zu gähnen, war ihr dann doch etwas peinlich.

"Ich nehme an, die anderen schlafen bereits", sagte Sesshoumaru, woraufhin Kimie murmelnd erwiderte: "Kann schon sein..."

Eigentlich war sie mittlerweile gar nicht mehr wirklich wach. Zwar nahm sie sich vor, wieder zu Kaedes Hütte zurückzugehen, aber dazu hätte sie ja aufstehen müssen und das wollte sie im Moment nicht. Dazu war sie 1. zu müde und 2. fühlte sie sich hier gar nicht mal so schlecht.

Sesshoumaru beobachtete eine Zeit lang aus dem Seitenwinkel, wie Kimie mit ihrer Müdigkeit kämpfte. Schließlich ging das so weit, dass ihr Kopf im Halbschlaf ab und zu nach vorne fiel, was sie immer wieder kurz wach werden ließ.

Irgendwann, als Sesshoumaru seinen Blick kurz abgewandt hatte, spürte er mit einem Mal ein leichtes Gewicht an seiner Schulter. Als er hinsah, sah er, dass Kimie nun doch eingeschlafen war und ihr Kopf auf seiner Schulter ruhte.

Eine angenehme Ruhe lag über der Gegend. Das ganze Dorf schlief bereits und das einzige, was man hörte, war das Zirpen einiger Grillen. Neben diesen hörte Sesshoumaru auch die ruhigen und gleichmäßigen Atemzüge von Rin und Kimie.

Nach einem Moment fielen dem Youkai aber plötzlich wieder seine Worte ein, die er vor dem Kampf an Naraku gerichtet hatte. Sie hallten wie ein Echo in seinem Kopf wider: //Bist du wirklich so einfältig, Naraku? Glaubst du etwa wirklich, es ginge mir um deine Geiseln und dass ich wegen ihnen hier wäre?//

Wenn er es aber wirklich so gemeint hatte, wie er es gesagt hatte, warum hatte er Kimie dann sogar einmal geküsst? Ursprünglich wollte Sesshoumaru ja nur herausfinden, inwiefern es der Wahrheit entsprach, was sie ihm gestanden hatte. Bei Menschen konnte man schließlich nie wissen, ob sie nicht nur mal wieder ihre typischen Gefühlsschwankungen durchlebten. Aber was hatte ihn das überhaupt interessiert? Und außerdem hätte er sie dazu doch nicht extra küssen müssen! Es sei denn, er hatte es so gewollt.

Als Sesshoumaru daraufhin seinen Blick kurz auf der schlafenden Rin ruhen ließ, schien es zugleich so, als würde er nebenbei auch noch das hören, was Ashitaka kurz nach ihrem Wiedersehen zu ihm gesagt hatte: //Rin-chan bedeutet dir eine Menge, das kannst du nicht leugnen!//

Und als seine Augen daraufhin wieder zu Kimie zurückwanderten, kam ihm auch das, was ihm sein Cousin erst vor kurzem geraten hatte, wieder in den Sinn: //Du solltest etwas offener mit deinen Gefühlen umgehen und auch welche zulassen.//

Irgendwie gingen Sesshoumaru im Moment mehrere Dinge durch den Kopf. So auch das, was Kuromaru zu ihm gesagt hatte: //Was ist denn los, Sesshoumaru? Du bist wütend, wegen eines toten sterblichen Mädchens und einer bewusstlosen kleinen Göre?//

Ein Gefühl wie Angst oder dergleichen war Sesshoumaru eigentlich fremd gewesen, aber der vergangene Tag hatte in ihm doch so einiges zu Tage gefördert, wie er es sich etwas widerwillig eingestehen musste. Vielleicht hatte Sesshoumaru wirklich auf eine gewisse Weise Angst gehabt. Die Angst oder die Befürchtung, etwas zu verlieren, was ihm doch nicht so egal war, wie es so oft zu wirken schien, und was im Laufe der Zeit für ihn an Wert und Bedeutung gewonnen hatte.

Die Tücken der Neuzeit

"Es ist erneut fehlgeschlagen. Und als ob das nicht schon alles gewesen wäre, habe ich auch noch einen meiner Juwelensplitter an diesen Inu Yasha verloren."

In seinem Schloss hatte Naraku seine Abkömmlinge um sich versammelt. Das zuletzt Geschehene hatte er soeben noch mal Revue passieren lassen und war nicht gerade begeistert von der erneuten Niederlage gewesen.

"Keiner von euch konnte sich Inu Yasha oder Sesshoumaru bisher wirklich entgegenstellen", sprach der Hanyou weiter. Aus dem Seitenwinkel fiel sein Blick dabei auf Kuromaru. "Nicht mal du, Kuromaru. Und das, obwohl ich dich sogar aus einem Teil von Sesshoumaru erschaffen habe."

Auf diese Bemerkung hin erwiderte Kuromaru aber nur ziemlich kaltschnäuzig: "Tse! Soll das etwa ein Vorwurf sein, Naraku? Vielleicht solltest du den Fehler lieber mal bei dir suchen und nicht immer bei mir oder einem anderen von uns!"

Sogleich wurde er jedoch von einem mahnenden Blick seitens Naraku getroffen. "Dein Ton gefällt mir nicht!"

Sofort verstummte Kuromaru und wandte spürbar wütend seinen Blick ab. Es fraß ihn förmlich auf, dass er Naraku so dermaßen ausgeliefert war, nur weil dieser ihn erschaffen hatte und sein Leben in der Hand hielt.

"Vielleicht muss ich mir noch etwas anderes einfallen lassen", überlegte Naraku und wies seine Abkömmlinge schließlich mit einer Handbewegung an, zu gehen. "Das war's erstmal, ihr könnt gehen."

Kagura, Kanna und Kuromaru kamen der Anweisung sogleich nach und verließen den Raum. Sie gingen über eine breite Holztreppe hinunter ins Erdgeschoss und betraten schließlich den großen Innenhofes des Schlosses.

Mit einem abfälligen Blick schaute Kuromaru auf das Gebäude zurück. "Es gibt wirklich Momente, da würde ich diesem Kerl mit großem Genuss die Eingeweide aus dem Leib reißen!"

"Sprich besser nicht zu laut", mahnte Kagura ihren Bruder sofort, wenngleich sie natürlich auch schon öfters das selbe gedacht hatte.

"Was denkt sich Naraku eigentlich?", fragte sich Kuromaru schließlich weiter und wirkte mehr als angefressen. "Während er nur tatenlos herumsitzt, hüpfen wir durch die Gegend und erledigen die Drecksarbeit für ihn."

Natürlich wollte sich Kuromaru Sesshoumaru selbst vorknöpfen, aber was Inu Yasha und die anderen anbelangte, sollte Naraku seiner Meinung nach doch selbst zusehen, wie er diese aus dem Weg räumen konnte.

"Wir haben keine andere Wahl", sagte Kanna plötzlich auf Kuromarus Aussage hin. Wie üblich sprach sie sehr ruhig und scheinbar teilnahmslos. "Er hat uns in der Hand. Jeden Einzelnen von uns. Wenn er es will, kann er unser Dasein jederzeit beenden."

Kagura und Kuromaru schwiegen zu Kannas Worten. Was sie eben gesagt hatte, war ihnen auch glasklar gewesen.

Nach einem Moment der Ruhe richtete Kuromaru seinen Blick zu dem Zimmer, in welchem sich Naraku aufhielt, hinauf. "Hat einer von euch eigentlich eine Ahnung davon, was Naraku diesmal wieder für eine Suppe kocht?"

Was er mit dieser Frage gemeint hatte, wussten Kagura und Kanna sofort. Sie hatten sie auch ganz deutlich gespürt; diese dunkle Aura, die sich neben Naraku in dem Raum. Sie kam aus einem der Gefäße, die auf dem Regal standen, welches an der Wand hing. Mit ziemlicher Sicherheit gingen die drei Abkömmlinge Narakus davon aus, dass ihr Schöpfer wieder etwas Neues bereithielt, um Inu Yasha und den anderen das Leben schwer zu machen.
 

* ~ * ~ * ~ * ~ *
 

"Kagome-chan und Kimie-chan sind bereits zwei Tage weg. Mich würde echt mal interessieren, wie es in der Welt der beiden so aussieht", sagte Ashitaka und kickte einen kleinen Stein fort. Unter einem Baum stehend beobachtete er wie die Leute im Dorf der Arbeit auf den Feldern nachgingen. Es war ein schöner sonniger Tag und angenehm friedlich. Eine willkommene Abwechslung zu den Kämpfen der letzten Zeit.

"Aber hier ist doch ganz nett, oder?", fragte Ashitaka schließlich Sesshoumaru, der auf einem Ast des Baumes saß und seinem Cousin kommentarlos zuhörte. Dieser ließ es sich nicht nehmen, munter weiterzureden, während er seinen Blick etwas schweifen ließ: "Also, mir gefällt es hier. Die Leute sind freundlich, es ist schön ruhig, man kann sich richtig gut entspannen. Weißt du, ich... Hm?" Als Ashitaka, während er sprach, schließlich wieder den Baum hinaufgesehen hatte, bemerkte er daraufhin, dass sein "Gesprächspartner" gar nicht mehr da gewesen war. Ashitaka stand allein da. "Sesshoumaru?"

Nachdem er sich einmal kurz umgesehen hatte, erblickte er den Älteren, wie dieser gerade in Richtung des Waldes ging. Sesshoumaru drehte sich nicht mal um. Schließlich war er ganz verschwunden.

Ashitaka zog Augenbraue hoch und stemmte die Hände in die Hüften. "Also wirklich! Lässt er mich einfach so stehen..."

Allerdings konnte er sich schon irgendwie denken, was Sesshoumaru jetzt wohl vorhatte und musste doch leicht lächeln. So beließ Ashitaka es einfach dabei und ging selbst nun wieder zu Kaedes Hütte zurück, wo auch die anderen waren.

"Hallo, Ashitaka-san!", grüßte Rin den Youkai sofort, als dieser die Hütte betrat, blickte dann aber hinter diesen, um eventuell Sesshoumaru zu erspähen, den sie aber natürlich nicht fand. "Wo ist denn Sesshoumaru-sama?"

"Der ist gerade weggegangen", erklärte Ashitaka. "Aber er kommt sicher bald wieder."

Rin nahm die Antwort so hin und setzte sich wieder zu den anderen.

"Wo bleiben die nur wieder?", fragte sich Inu Yasha ungeduldig und tippte dabei die ganze Zeit mit dem Finger auf dem Holzfußboden herum. Natürlich sprach er dabei von Kagome und Kimie, die sich momentan in der Neuzeit aufhielten.

"Jetzt sei doch nicht immer so ungeduldig, Inu Yasha!", meinte Miroku. "Außerdem tut eine kleine Erholungspause uns allen mal ganz gut."

"Das finde ich auch!", stimmte Shippou dem Mönch zu. Inu Yasha verzog aber nur missmutig das Gesicht, ehe er aufstand und die Hütte verließ.

Kaede seufzte leicht auf: "Hach! Wenn er doch wenigstens nur einmal ruhig irgendwo sitzen bleiben und einfach mal abwarten könnte..."

Ein einstimmiges Nicken ging daraufhin durch den Raum.
 

In der Neuzeit schien das Leben seinen ganz gewohnten Gang zu nehmen. Die Ferien genießend hatte Kagome endlich mal wieder das Gefühl, wegen der Schule nicht zu sehr unter Druck zu stehen. Dennoch musste sie einiges nachholen, weshalb sie die letzten zwei Tage schon intensiv zum Lernen genutzt hatte.

Kimie hatte es indessen so arrangieren können, dass sie noch etwas länger, als ursprünglich geplant, in Tokio bleiben würde. Da ihr das auch schon im Voraus von Kagomes Mutter angeboten wurde, bestand auch in der Hinsicht kein Problem. Im Moment saß sie mit Inuki zusammen in Kagomes Zimmer und unterhielt ich mit ihr etwas über den letzten Kampf.

"Ob Inu Yasha auch Kagura und Kuromaru mit seinem Bakuryuuha erwischt hat?", fragte sich Kimie nachdenklich. In der Tat hatte scheinbar niemand gesehen oder mitbekommen, ob die beiden von Inu Yashas Angriff erwischt worden oder doch geflohen waren.

Kagome, die an ihrem Schreibtisch saß und sich ein paar Schulbücher ansah, überlegte kurz. "Kann schon sein. Aber das werden wir wohl noch schnell genug erfahren."

"Ja, spätestens dann, wenn sie uns wieder über den Weg laufen sollten."

Es verging ein kurzer Moment der Stille, ehe sich Kagome etwas zögerlich an ihre Cousine wandte: "Kimie?"

"Hm?"

"Ich will ja nicht nerven, aber kann ich dich um etwas bitten?"

"Sicher! Worum geht es denn?"

"Du bist doch mit der Schule schon weiter als ich. Kannst du mir nicht etwas beim Lernen helfen? Durch meine Reisen ins Mittelalter habe ich unheimlich viel Stoff verpasst, und wenn ich mich nicht ranhalte, falle ich am Ende vielleicht sogar noch durch... Wenn wir wieder zurückgehen, werde ich auch einige Bücher mitnehmen müssen."

In der Tat musste Kagome wohl wirklich sehr aufpassen. Wenn sie noch mehr Klausuren in den Sand setzen würde, würde es gefährlich eng für sie werden. Abwartend schaute sie Kimie an, die mit einem Lächeln antwortete: "Kein Problem! Ich helfe dir gern, wenn ich es kann."

"Oh, vielen Dank! Du bist meine Rettung!", rief die Jüngere überglücklich und erleichtert aus. Mit etwas Hilfe an ihrer Seite hatte sie nicht mehr so sehr das Gefühl, mit ihren Problemen hinsichtlich der Schule zu sehr auf sich gestellt zu sein.

"Und sonst?", fragte Kagome nach einer Weile neugierig. "Ich meine, was ist jetzt mit dir und Sesshoumaru?" Als Kimie auf die Frage hin aber nur etwas unschlüssig dreinschaute, weil sie damit im Moment wohl auch gar nicht gerechnet hatte, fügte Kagome noch hinzu: "Du hast doch heute Nacht bei ihm geschlafen."

"Na ja... Also..."

Für Kagome war es scheinbar wirklich nicht schwer zu erraten gewesen, wo Kimie die Nacht über geblieben war. Als Kimie am Morgen aber wieder aufgewacht war, war Sesshoumaru schon längst fort gewesen. Nur Rin war noch da gewesen. Sie war aber zu diesem Zeitpunkt wohl schon eine Weile wach gewesen und hatte schon etwas mit Inuki gespielt, der im Laufe des Morgens hinzugekommen sein musste. Kimie hatte Sesshoumaru seither auch nicht mehr gesehen oder gesprochen, bevor sie mit Kagome in die Neuzeit zurückgekehrt war.

Während Kimie überlegte, fragte Kagome vorsichtig nach, was mit ihr los sei. Nach kurzem Zögern rang sich Kimie schließlich dazu durch, ihrer Cousine das zu erzählen, was vor kurzem zwischen ihr und Sesshoumaru vorgefallen war. Kagome hatte zunächst nur höchst aufmerksam zugehört, fiel dann aber regelrecht aus allen Wolken und ließ sogar vor Schreck ihr Schulbuch fallen, welches sie bis dahin in der Hand gehalten hatte.

"Was?! DAS hat er getan?!", rief sie ungläubig aus, woraufhin sich Kimie sofort den Zeigefinger an die Lippen hielt.

"Psssst! Bitte etwas leiser! Das muss ja nicht gleich ganz Japan mitbekommen!"

Kagome entschuldigte sich hastig, ehe sie aber darauf drängte, mehr zu erfahren: "Also, das muss du mir aber genauer erzählen!"

Sie schien sich nun doch ziemlich gut in die Situation ihrer drei Schulfreundinnen Yuka, Eri und Ayumi hineinversetzen zu können, wenn diese sie mal nach Inu Yasha ausgefragt hatten. Allerdings wollte Kagome Kimie keinesfalls auf die Nerven gehen. Diese erzählte ihrer Cousine nach einem Moment jedoch recht bereitwillig die Details. In der Zwischenzeit hatte Inuki Kagomes Schulbuch aufgehoben und es ihr zurückgegeben.

Als Kimie ihre Erzählung beendet hatte, war Kagome scheinbar hin und weg.

"Nein, ist das romantisch! Ein erster Kuss im Mondschein. Ein Traum!", schwärmte sie und bekam regelrecht leuchtende Augen. Aber gerade so was von Sesshoumaru? Wenn Inu Yasha das jemals erfahren sollte, würde der Hanyou wohl einen Herzinfarkt erleiden. Zumindest konnte sich Kagome das sehr gut vorstellen. "Gerade von Sesshoumaru hätte ich so was nun wirklich am allerwenigsten erwartet...", gestand Kagome schließlich Kimie gegenüber, wirkte aber immer noch äußerst entzückt. "Hach! Aber irgendwie beneide ich dich!"

"Wenn du es als beneidenswert empfindest, nach deinem ersten Kuss gleich einfach so stehen gelassen zu werden...", meinte Kimie trocken und stützte den Kopf auf die Hand, obwohl sie für sich selbst zugeben musste, dass sie gerne an diesen Moment zurückdachte.

"Aber es ist doch trotzdem ein wundervolles Erlebnis!", entgegnete Kagome auf die Aussage hin und schien ihrerseits nun etwas mit ihren Gedanken abzudriften. Kimie konnte sich schon denken, was gerade im Kopf ihrer Cousine vorzugehen schien.

"Du wünschst dir wohl, Inu Yasha würde mal die Initiative ergreifen, oder?", fragte sie mit einem prüfendem Blick nach, woraufhin sich Kagome aber scheinbar sofort wieder aufs Übelste in die Realität zurückgerissen zu fühlen schien.

"Ach! Darauf kann ich wohl lange warten...", meinte sie etwas mürrisch und verschränkte die Arme vor der Brust. "Und dann auch noch dieses Theater nach unserem letzten Kampf... Sicher ist er deswegen noch immer furchtbar beleidigt."

"Vertrag dich doch einfach wieder mit ihm und entschuldige dich", schlug Kimie wie selbstverständlich vor.

Kagome seufzte. "Würde ich ja gerne, aber wie soll ich das machen? Ich habe das Gefühl, eine einfache Entschuldigung wäre diesmal nicht genug..."

"Dann versuch es doch auf einem anderen Weg." Damit griff Kimie nach einer Zeitschrift, die auf dem Tisch lag und schlug eine Seite mit Tipps für den kleinen Hunger zwischendurch auf. Sie deutete auf eines der Fotos und sagte: "Fang am besten hiermit an. Du weißt doch, was man sagt: Liebe geht durch den Magen."

Kagome nahm die Zeitschrift an sich und ließ sich den Vorschlag noch einmal durch den Kopf gehen. "Hmm... Versuchen könnte man es ja mal..."

Während die Mädchen sich noch etwas unterhielten, lag Inuki dösend neben Kagomes Schreibtisch auf dem Boden. Der Familie hatten Kagome und Kimie jedoch nicht erzählt, was es wirklich mit dem Hund auf sich hatte und solange kein Grund dafür bestand, wollten sie es auch dabei belassen. Man musste ja schließlich nicht alles breittreten, zumal Inuki sich ganz normal verhielt und keinerlei Auffälligkeiten an den Tag legte.

Plötzlich spitzte Inuki jedoch seine Ohren und hob den Kopf. Sein Blick war genau auf die Zimmertür gerichtet. Der Hund stand auf und ging auf sie zu. Anschließend begann er, mit der Pfote leicht an der Tür zu kratzen.

"Was hast du denn, Inuki?", fragte Kimie verdutzt, als Inuki sich nun auch noch auf die Hinterbeine stellte und scheinbar die Türklinke runterzudrücken versuchte. Gerade, als er das auch geschafft zu haben schien, klopfte es kurz an der Tür, woraufhin Inuki wieder von dieser abließ. Als Kagome den Besucher hereinbat, stand Souta vor den beiden Mädchen.

"Nee-chan! Kimie! Da ist jemand für euch. Ein alter Bekannter, wenn man's so nennen will." Kaum hatte Souta die Tür geöffnet und das gesagt, war Inuki schon durch den geöffneten Türspalt geschlüpft und verschwunden. Scheinbar wollte er den Besucher als erster begrüßen.
 

"Diese verfluchte Trödelei! Wo bleiben die beiden nur?!"

Inu Yasha kurvte ungeduldig um den Knochenfresserbrunnen herum und fluchte dabei immer wieder leise vor sich hin. Er hasste es, zu warten und dass sich Kagome und Kimie nach seiner Ansicht derartig viel Zeit ließen, passte ihm überhaupt nicht. Zwar hatten seine Freunde gemeint, er solle sich nicht immer so aufführen, aber Inu Yasha hatte darauf eher wenig gegeben.

Irgendwann wurde es dem Hanyou zu viel und er sprang in den Brunnen. Wenn die Mädchen nicht von selbst zurückkamen, würde er sie eben holen gehen. Es wäre ja schließlich nicht das erste Mal, dass er aus diesem Grund in die Neuzeit kam. Dort angekommen sprang Inu Yasha auch sogleich aus dem Brunnen und huschte schnell und unbemerkt über den Hof. Er öffnete die Schiebetür des Hauses, wo er zielgenau das Wohnzimmer ansteuerte. Sie waren hier, da war er sich ganz sicher. Den Griff an die Tür gelegt, öffnete der Hanyou nun die Schiebetür und wetterte sogleich los, ohne vorher eventuell noch ein Wort des Grußes loszuwerden: "Kagome! Sagt mal, was macht ihr beiden denn so lange?! Ihr seid spät d...!"

Inu Yashas Worte blieben ihm aber sprichwörtlich im Hals stecken, als er außer der Familie nun noch jemand anders in dem Zimmer vorfand. Bevor er aber irgendetwas sagen konnte, fragte Souta überrascht: "Hallo, Inu Yasha-no-niichan! Was machst du denn hier?"

Anstatt jedoch auf die Frage zu antworten, deutete der Hanyou nur völlig entgeistert und auch irgendwie entsetzt mit dem Finger auf Sesshoumaru, der völlig ruhig und kommentarlos ebenfalls in dem Zimmer saß.

"Was hast DU denn hier verloren?!", fragte Inu Yasha, erhielt jedoch keine Antwort. "Hey! Ich spreche mit dir, du Idiot! Was hast du hier zu suchen?!", knurrte der Hanyou und kam auf seinen Halbbruder zu.

Sesshoumaru, der mit dem Rücken an der Wand lehnte, schaute InuYasha nicht einmal an, als er gleichgültig antwortete: "Nenne mir nur einen guten Grund, weshalb ich dir eine Antwort schuldig wäre."

Sofort ballte Inu Yasha wütend die Hand zur Faust, was aber sofort Kagome wieder auf den Plan rief. Eigentlich hatte sich das Mädchen bis eben mit ihrer Mutter und Kimie in der Küche aufgehalten, aber Inu Yashas Stimme war nicht zu überhören gewesen.

"Inu Yasha! Osuwari!", befahl sie knapp, ehe die Sache mit Inu Yasha und Sesshoumaru eventuell noch aus dem Ruder gelaufen wäre. Allerdings war der Hanyou wenig begeistert von dieser Aktion gewesen, denn jetzt lag er praktisch genau vor Sesshoumaru auf dem Boden und ein noch erniedrigendes Gefühl konnte es für den Jüngeren wohl nicht mehr geben.

"Kagome! Was soll denn das?!", fragte Inu Yasha aufgebracht. "Würdest du das bitte endlich mal sein lassen?!"

Kagome, die eine rosafarbene Schürze trug, stand im Türrahmen zur Küche. "Erst, wenn du aufhörst, immer gleich so einen Aufstand zu machen!", entgegnete sie betont und stemmte entschieden die Hände in die Hüften. Das war aber keinesfalls das Ende gewesen, denn jetzt ging die wilde Diskussion darüber los, warum die Mädchen nicht schon viel früher zurückgekommen waren und sich stattdessen immer noch in ihrer Zeit aufhielten.

Souta gähnte irgendwann gelangweilt und nahm die Fernbedienung vom Tisch, um den Fernseher einzuschalten. Während er jedoch durch die Kanäle zappte, fand er nichts, was ihn hätte interessieren können.

Den lautstarken Streit von Kagome und Inu Yasha mit dem einen und die eigenartigen Geräusche dieser seltsamen Zauberkiste mit dem anderen Ohr wahrnehmend, begann Sesshoumarus Augenbraue irgendwann etwas zu zucken. Schließlich schien er genug zu haben und er zerteilte mit seiner Lichtpeitsche den Fernseher in zwei Hälften. Funken sprangen aus dem Gerät und auch eine kleine Explosion blieb nicht aus. Am Ende stieg nur noch etwas Rauch aus dem zerteilten Apparat empor.

Sofort waren alle verstummt und auch Kimie kam nun aus der Küche hinzu, wobei ihr gleich der Fernseher ins Auge fiel. Es war ihr sofort klar, wer hier seine Finger im Spiel gehabt hatte.

"Was war das für ein Lärm? Was ist passiert?", fragte Kagomes Mutter schließlich und kam ebenfalls ins Wohnzimmer.

"Nichts Besonderes. Sesshoumaru hat nur den Fernseher geschrottet...", antwortete Kimie trocken und winkte ab.

Während aber besonders Souta und der Großvater mit offenen Kinnladen zu dem Youkai starrten und der Kater Buyo sich schon längst verflüchtig hatte, blickte Inuki nur mit einem fragenden Blick zu Kagome und den anderen.

"Na ja, wir wollten uns ohnehin einen neuen Fernseher kaufen", sagte Kagomes Mutter schließlich. "So brauchen wir das wenigstens nicht mehr vor uns her zu schieben."

Ungläubiges Schweigen herrschte daraufhin im Raum und von der Familie trafen die Frau auch ebensolche Blicke. Kagomes Mutter hatte mal wie immer die Ruhe weg und schien sich wirklich durch nichts aus der Ruhe bringen zu lassen. Nicht mal durch Sesshoumaru. Stattdessen kehrte die Frau nun wieder in die Küche zurück, als wäre nichts passiert. Zumindest schienen jetzt aber auch Kagome und Inu Yasha ihre Diskussion hiermit beendet zu haben. Kimie kam indessen auf Sesshoumaru zu.

"Soviel also zum Fernseher, aber könnten wir uns trotzdem darauf einigen, dass du wenigstens das Haus stehen lässt?", fragte sie ihn mit prüfend hochgezogener Augenbraue, als sie jedoch die Stimme von Kagomes Mutter wahrnahm, die rief: "Kimie? Kannst du mir bitte noch mal kurz etwas helfen?"

"Ja! Klar!", antwortete das Mädchen sofort. Bevor sie aber wieder in der Küche verschwand, fiel ihr Blick auf Inuki, der sich nun Sesshoumaru gegenübergesetzt hatte. Je länger man sich das so ansah, umso mehr hätte man den Eindruck bekommen können, die beiden würden ein kleines Gedankengespräch führen. Kurz darauf stand Inuki jedoch wieder auf und legte sich etwa einen halben Meter neben dem Youkai entfernt auf den Boden. Er schien Sesshoumaru gegenüber in keinster Weise mehr abgeneigt gewesen zu sein. Woran auch immer das gelegen haben mag.

Kimie war noch immer überglücklich, dass Inuki wieder bei ihr und den anderen war. Und abgesehen davon, dass er nun auch eine dämonische Seite besaß, hatte er sich in keinster Weise verändert. Dass er sich eventuell verändert haben könnte, war wohl eine von Kimies größten Sorgen gewesen, aber diese waren zu ihrer Erleichterung unbegründet gewesen.

Schließlich ging sie wieder in die Küche zurück. Auch Kagome wollte nun wieder ihrer Arbeit nachgehen, als Inu Yasha sie jedoch neugierig fragte: "Was machst du denn eigentlich, Kagome?"

Kagome drehte sich zu dem Hanyou um und antwortete mit einem geheimnisvollen Lächeln auf den Lippen: "Das ist noch geheim!"

Da sie ihm gegenüber momentan wohl nicht gewillt war, mehr zu sagen, setzte sich Inu Yasha einfach im Wohnzimmer auf den Boden. Mittlerweile war Buyo wieder aufgetaucht und so vertrieb sich der Hanyou damit die Zeit, etwas mit ihm zu spielen.
 

In der Küche war Kagome indessen eifrig damit beschäftigt, verschiedene Zutaten für ihr Vorhaben zusammenzusuchen, während ihre Mutter und Kimie das zuvor für das Mittagessen benutzte Geschirr abwuschen und in die Schränke zurückräumten.

"Ach je! Ich habe ganz vergessen, dass ich noch einkaufen gehen wollte", sagte Kagomes Mutter plötzlich. Kimie wurde hellhörig und schlug ihrer Tante vor, dass sie die Einkäufe doch erledigen könnte.

"Das ist nett von dir. Danke, Kimie", bedankte sich Kagomes Mutter und schrieb ihrer Nichte noch schnell einen Einkaufszettel.

"Kimie?", sprach Kagome ihre Cousine plötzlich an, die sich daraufhin zu ihr umdrehte.

"Ja? Was ist denn, Kagome?"

"Hör mal, kannst du mir in dem Zusammenhang vielleicht einen kleinen Gefallen tun?"

Als Kimie die Frage guten Gewissens bejahte, legte Kagome ihre Handflächen wie zum Gebet zusammen und bat: "Nimm Inu Yasha bitte mit. Wenn er die ganze Zeit hier bleibt, dann fühle ich mich so beobachtet..."

Da Kimie genau wusste, was Kagome plante, hatte sie kein Problem damit, ihrer Cousine diese Bitte zu erfüllen. "Klar! Kein Problem!"

Während Kimie von ihrer Tante noch den Einkaufszettel entgegen nahm, ging Kagome noch mal kurz in Wohnzimmer, wo sie sich sogleich an Inu Yasha wandte: "Inu Yasha!"

"Ja? Was ist denn?"

"Komm, begleite Kimie bitte zum Supermarkt."

Auf diese Aufforderung hin, blickte der Hanyou jedoch zunächst nur etwas irritiert drein. "Supermarkt? Wieso das denn?"

"Dann kannst du ihr beim Tragen der Einkaufstüten helfen", meinte Kagome mit einem Lächeln und griff nach etwas, was auf dem Wohnzimmertisch lag. "Ach ja! Und die hier solltest du besser aufsetzen." Damit setzte sie ihm eine Kappe auf den Kopf, um seine Ohren zu verstecken.

Inu Yasha legte zwar zuerst den Kopf etwas schief, stellte aber keine weiteren Fragen und ließ sich dazu breittreten, Kimie zu begleiten. Diese kam nun ebenfalls aus der Küche.

"Gut! Gehen wir?", fragte sie, nachdem sie noch ihre Tasche an sich genommen hatte. Inu Yasha nickte einverstanden und folgte dem Mädchen, das noch Inuki zu sich rief. Bevor sie aber mit ihm und Inu Yasha das Zimmer verließ, wandte sich Kimie noch einmal an Sesshoumaru: "Möchtest du nicht vielleicht auch mitkommen?"

Sofort hatte Inu Yashas Gesicht jedoch einen ganz abneigenden Ausdruck angenommen, der sich noch verschlimmerte, als Sesshoumaru vom Boden aufstand und somit wohl seine Einverständniserklärung abgab.

>Vor dem bin ich wohl nirgendwo sicher...<, dachte Inu Yasha mürrisch.
 

"Danke, dass ihr mitgekommen seid", sagte Kimie an ihre beiden Begleiter gerichtet, als sie sich auf den Weg zum Supermarkt befanden. Bevor es aber losgehen konnte, hatten Sesshoumaru und Inu Yasha noch ihre Schwerter ablegen müssen. Es hätte sicher für noch mehr Aufsehen gesorgt, wenn die beiden, die auch so schon auf eine gewisse Weise auffielen, auch noch mit ihren Waffen durch die Stadt gezogen wären.

Der Weg wurde zunächst eher schweigend fortgesetzt. Inu Yasha ließ aufmerksam seinen Blick schweifen, um die neuen Eindrücke besser einzufangen. Sesshoumaru hingegen schien nur starr nach vorne zu schauen. So gesehen, tat sich eine Weile nichts besonders. Als jedoch ein LKW an der kleinen Gruppe vorbeifuhr, hielt sich Inu Yasha sofort angewidert mit beiden Händen die Nase zu. "Urks! Wie das stinkt!"

"Autoabgase", erklärte Kimie entschuldigend. "Tut mir ja leid für euch, aber so was ist hier ganz normal."

Außer Inu Yasha schien aber auch Sesshoumaru dem typischen Geruch von Straßen, auf denen Autos entlangfuhren, mehr als abgeneigt gewesen zu sein. Zwar zeigte er es nicht so offen, wie Inu Yasha, aber auch Sesshoumaru rümpfte etwas die Nase und musste sich scheinbar auch einen kurzen Moment die Hand vor das Gesicht halten. Solche Gerüche war er schließlich nicht gewöhnt und sie brannten ziemlich gemein in der Nase. Aber nicht nur der Geruchssinn der mittelalterlichen Gäste wurde auf eine harte Probe gestellt. Auch ein ohrenbetäubender Lärm hallte nach einer Weile plötzlich durch die Luft.

"Argh! Was ist das jetzt für ein Krach?!", rief Inu Yasha entsetzt aus und legte sich beide Hände auf den Kopf, um seine unter der Kappe versteckten Ohren zu schützen. Dieses unerträglich laute Geräusch stammte von einem Presslufthammer.

"Das hier ist eine Baustelle. Hier wird ein neues Gebäude errichtet", rief Kimie gegen den Lärm an, wobei auch sie sich die Ohren zuhielt. Bevor sie aber deutlich machen konnte, dass es besser wäre, so schnell wie möglich weiterzugehen, verstummte der Lärm plötzlich und schnell war auch der Grund dafür erkannt: Sesshoumaru hatte den Presslufthammer einfach mit seiner Lichtpeitsche in seine Einzelteile zerlegt. Allerdings so schnell, dass keiner der umherstehenden Bauarbeiter etwas davon mitbekommen hatte. Alle starrten jetzt nur ziemlich perplex auf das zweigeteilte Objekt und rätselten, was eben passiert war. Inu Yasha, Inuki und Kimie sahen als einzige, wie Sesshoumaru seine Lichtpeitsche nach getaner Arbeit wieder zurückzog. Er zeigte keinerlei Regung, so dass man den Eindruck hätte bekommen können, er wäre die Unschuld vom Lande.

"Ähm... Gehen wir besser weiter...", schlug Kimie hastig vor, ehe eventuell doch jemand Verdacht schöpfen würde, wenn sie noch länger da so herumstehen würden, und winkte Inu Yasha und Sesshoumaru eiligst zu sich. Ohne noch weiter auf die Baustelle zu achten, setzten sie ihren Weg fort. Kimie bat währenddessen Sesshoumaru jedoch, wenigstens die Menschen heil zu lassen und nach Möglichkeit keine Dämonenkräfte zu gebrauchen, solange sie nicht wieder zurück im Tempel der Higurashis waren. Der Youkai hatte darauf mit Schweigen geantwortet, dennoch glaubte Kimie, er würde sich daran halten. Zumindest hoffte sie das.

So führte Kimie die beiden Gäste noch etwas durch die Straßen, als sie jedoch aus scheinbar unersichtlichem Grund an einer Ampel stehen blieb. Zumindest verstanden Inu Yasha und Sesshoumaru nicht so ganz, was das sollte, aber auch andere Leute standen scheinbar grundlos einfach so hier rum und schienen auf etwas zu warten. Nur auf was?

"Und warum bleiben wir jetzt stehen?", fragte Inu Yasha verständnislos, woraufhin Kimie auf die Ampel auf der anderen Straßenseite deutete und antwortete: "Die Ampel zeigt rot. Das heißt, die Autos dürfen jetzt fahren und die Fußgänger müssen stehen bleiben. Wenn die Ampel umspringt, ist es umgekehrt."

"Umspringt?"

Inu Yasha fasste die Ampel daraufhin ganz genau ins Auge. Es machte irgendwie den Eindruck, als warte er darauf, dass sie sich jeden Moment in Bewegung setzen und auf einen anderen Platz hüpfen würde. Aber das rote Licht wechselte lediglich seine Farbe und seine Position, woraufhin Kimie sagte: "Jetzt dürfen wir rüber. Es ist grün."

Während das Mädchen mit Inuki und die anderen Leute aber schon über die Straße gingen, blieben Inu Yasha und Sesshoumaru zunächst noch etwas auf der Stelle stehen.

"Kagomes und Kimies Welt ist ja viel eigenartiger, als ich gedacht habe...", murmelte Inu Yasha in sich hinein, ehe er Kimie schließlich folgte, ebenso wie Sesshoumaru. Auch er fand vieles befremdlich, aber auch etwas lächerlich. Die Menschen machten es anhand irgendwelcher bunter Lichter abhängig, ob sie liefen oder stehen blieben und sie fuhren in diesen merkwürdige Gefährten auf vier Rädern herum, die sie "Autos" nannten und die auch noch furchtbar stanken. Dazu kam an vielen Stellen der nervenaufreibende Krach hinzu, der aber scheinbar von keinem weitere Beachtung fand. Und abgesehen davon waren auch viele der Gebäude mehr als eigenartig. Sie ragten oft hoch in den Himmel empor, waren so gut wie gar nicht aus Holz oder ähnlichem und sahen auch sonst recht seltsam aus. Vor einem dieser Gebäude blieb Kimie schließlich stehen.

"Wir sind da! Das hier ist der Supermarkt", sagte sie und kramte in ihrer Tasche, aus der sie schließlich den Einkaufszettel hervorholte. "Mal sehen, wir brauchen Zwiebeln, Karotten, Milch, etwas Fleisch..."

Nachdem sie sich die Liste noch einmal angesehen hatte, winkte sie Inu Yasha und Sesshoumaru zu sich, um mit ihnen in den Supermarkt zu gehen. Anschließend wies sie Inuki an, vor dem Laden zu warten. Brav setzte sich der Hund daher auch neben der Eingangstür auf die Straße und beobachtete ruhig, wie die drei den Laden betraten.

"Warum hast du Inuki gesagt, er soll draußen auf uns warten?", fragte Inu Yasha, nachdem Kimie einen Einkaufkorb geholt hatte. Er fand es wirklich etwas befremdlich, dass wohl so ziemlich jeder in dieses Geschäft spazieren konnte, aber Inuki trotzdem draußen bleiben musste.

"Hunde dürfen nicht in den Supermarkt", antwortete Kimie auf die Frage. "Das ist so vorgeschrieben."

Als sie ihren beiden Begleitern jedoch nach Beantwortung der Frage kurz ansah, sahen diese etwas unschlüssig aus. Besonders Inu Yasha machte ein Gesicht, als hätte man ihm gerade eine völlig sinnfreie Story erzählt.

"Was guckt ihr denn so?", fragte Kimie, woraufhin Inu Yasha jedoch abwinkte.

"Nichts. Schon gut..."

Das Mädchen beließ es dabei und wollte sich nun daran machen, die Besorgungen zu erledigen. "Also, dann folgt mir bitte! Und bleibt in meiner Nähe, okay?"

Und während Kimie durch den Supermarkt ging und nach und nach die verschiedenen Lebensmittel in den Einkaufkorb legte, waren ihr Inu Yasha und Sesshoumaru stets auf den Fersen, wobei sie sich aber auch aufmerksam umsahen. Aber es gab nicht nur so einiges zu sehen. Auch viele verschiedene Gerüche kreuzten ihren Weg.

Was ihre Begleiter jedoch taten, bekam Kimie nicht wirklich mit, da sie momentan zu sehr mit den Einkäufen beschäftigt war und wohl fest davon ausging, dass die beiden schon nichts anstellen würden. Als sie sich jedoch einmal an sie wenden wollte, wurde sie schnell eines Besseren belehrt. "Hey, Männer! Sagt mal, was...? Äh..." Denn als sich Kimie zu ihren Begleitern umgedreht hatte, waren diese nicht mehr da gewesen. "Inu Yasha...? Sesshoumaru...?" Und je mehr sie sich auch umsah, von den beiden fehlte jede Spur. Kimie wirkte, wie vom Blitz getroffen.

>Nein! Das kann doch nicht wahr sein!? Wo zum Kuckuck sind die denn abgeblieben?!<

Eiligst klapperte sie jeden Winkel des Supermarktes ab, um die beiden wieder zu finden. Nicht auszudenken, wenn sie etwas dummes anstellen würden, was sie hätte auffliegen lassen können! Als sie aber nach etwa fünf Minuten noch immer keine Spur hatte, wurde Kimie langsam panisch. Aber endlich hatte sie doch Erfolg und entdeckte einen der Ausreißer.

"Inu Yasha!?", rief sie sofort den Namen des Hanyou, der sich auch sofort zu ihr umdrehte, jedoch nicht den Eindruck machte, als bereue er, dass er einfach abgehauen war.

"Oh! Hallo, Kimie!"

"Ja, von wegen!", entgegnete Kimie gereizt und stapfte auf Inu Yasha zu. "Ich habe dir und Sesshoumaru doch gesagt, dass ihr in meiner Nähe bleiben sollt!"

"Entschuldige, aber als ich die hier entdeckt habe, habe ich das völlig verdrängt." Inu Yasha deutete auf ein Regal voller Fertignudeln. Dass er diese besonders gerne aß, war Kimie mittlerweile auch klar, dennoch hätte er ihr ihrer Meinung nach ruhig vorher Bescheid sagen können.

"Können wir welche davon kaufen?", fragte Inu Yasha plötzlich und sah das Mädchen ganz erwartungsvoll an. Er hatte im Moment ein bisschen etwas von einem Kind, dass um etwas bat.

Nach einem kurzen Moment antwortete Kimie einverstanden: "Von mir aus. Welche willst du denn?"

"Hmm... Schwierig."

Inu Yasha ließ den Blick prüfend das Regal rauf- und runterschweifen. Aber er konnte sich einfach nicht entscheiden. Es gab so viele verschiedene Sorten seiner heiß geliebten Fertignudeln, dass ihm die Auswahl mehr als schwer fiel. Währenddessen versuchte Kimie, Sesshoumaru irgendwo zu entdecken.

"Sag mal, wo ist Sesshoumaru eigentlich?", fragte sie Inu Yasha, der sich aber scheinbar mehr auf seine Fertignudeln konzentrierte und nur mit den Schultern zuckte.

"Keine Ahnung."

Kimie überlegte kurz. "Nun, dann schlage ich vor, du bleibst hier und suchst dir in Ruhe das aus, was du haben möchtest, während ich ihn suchen gehe, okay?"

Inu Yasha nickte einverstanden und so machte sich Kimie auf den Weg, um Sesshoumaru zu finden. Allerdings wusste sie nicht genau, wo sie ihn hätte suchen sollen.

>Hmm... Wohin würde es Sesshoumaru in einen Supermarkt ziehen? Vielleicht in die Fleischabteilung? Oder Fisch? Oder ist er doch mehr vegetarisch veranlagt?< Und während sie sich so ihre Gedanken machte, kam Kimie so ziemlich an sämtlichen Abteilungen vorbei, bis sie ihren zweiten Begleiter schließlich mehr durch Zufall entdeckte. Aber wo sie ihn fand, ließ sie mehr als ungläubig dreinschauen. >Die Süßwarenabteilung?!<

Tatsächlich fand Kimie den Youkai in der Süßwarenabteilung wieder. Allerdings schien er sich lediglich etwas umzusehen, aber allein die Tatsache, dass er ausgerechnet hier war, ließ Kimie zuerst in dem Glauben, sie hätte Halluzinationen. Schließlich kam sie aber doch auf Sesshoumaru zu und sprach ihn an: "Sesshoumaru! Du hättest ruhig etwas sagen können, wenn du einfach so verschwindest! Inu Yasha ist da auch nicht besser! Er ist übrigens bei den Fertignudeln, sofern er sich in der Zwischenzeit nicht wieder woanders herumtreibt." Als Sesshoumaru aber nicht den Anschein machte, als hätte er ihr zugehört, zumal er sie auch gar nicht ansah, hakte Kimie nach: "Hallohoo! Ich rede mit dir. Hast du mir eben zugehört?"

Aber anstatt einer klaren Antwort kam nur eine Gegenfrage zurück: "Was soll das sein?"

Sesshoumaru deutete auf die ganzen Produkte in den Regalen. Woher sollte er so was auch kennen? Im Mittelalter gab es so was schließlich nicht.

"Das sind Süßwaren und Knabberzeug", antwortete Kimie sogleich. "Das sind so Kleinigkeiten, die man zwischendurch mal isst. Aber gehen wir jetzt lieber zu Inu Yasha zurück." Damit machte sie Anstalten, wieder zu gehen, als sie aber ein Geräusch hörte, das klang, als würde jemand nach einer Tüte greifen. Als Kimie sich umdrehte, sah sie gerade, wie Sesshoumaru ohne Hemmungen mit seiner Kralle eine der Bonbontüten aufschlitzte. Dem Mädchen fielen fast die Augen raus. "Hast du 'n Knall?! Du kannst doch nicht einfach die Tüte aufmachen!" Der anfängliche Schock wich schließlich einem erschöpften Seufzen.

>Ich bin ja auch selber Schuld! Was schleppe ich gleich alle beide mit in den Supermarkt...?<

"Ihr Menschen macht es euch scheinbar gerne umständlicher, als es nötig wäre", sagte Sesshoumaru plötzlich und riss Kimie wieder aus ihren Gedanken. "Wozu ist hier alles mehrmals verpackt?"

Wie zur Präsentation hielt er ihr die offene Tüte hin, in welcher sich mehrere, noch mal einzeln extra verpackte Bonbons befanden.

"Frag die Hersteller", antwortete Kimie müde. "Ich habe mir darüber noch nie den Kopf zerbrochen..." Anschließend nahm sie Sesshoumaru die Tüte ab. "Gib her! Ich muss die jetzt sowieso kaufen, nachdem du schon die Tüte aufgemacht hast. Ich weiß zwar nicht, was du damit bezwecken wolltest, allerdings sollte ich dir wohl der Fairness halber sagen, dass so ziemlich alles, was es hier gibt, Menschennahrung ist. Und darauf stehst du ja nicht wirklich, wenn ich mich recht erinnere."

Kimie führte Sesshoumaru zu den Fertignudeln, wo sie auch Inu Yasha wieder fanden. Er hatte sich mittlerweile für eine Sorte entschieden und griff sich den entsprechenden Karton heraus. Schließlich fanden sich alle drei an der Kasse wieder. Allerdings waren sie nicht die einzigen, denn auch andere Leute waren um diese Zeit mit ihren Einkäufen beschäftigt gewesen. Inu Yasha kam sich im Moment vor, wie in einer Sardinenbüchse, außerdem konnte er diese Warterei nicht leiden.

"Manno! Ist das ätzend, hier so herumzustehen!", beschwerte sich der Hanyou, woraufhin Kimie ihn gleich zurückpfiff: "Ist nun mal so. Hör bitte auf, dich zu beschweren! Die Leute gucken schon so komisch..."

Ob dies aber an Inu Yashas Äußerungen oder doch mehr am ungewöhnlichen Kleidungsstil von ihm und Sesshoumaru lag, sei mal so hingestellt. Aber spätestens nach Sesshoumarus folgender Aktion schien die Sache klar gewesen zu sein. Anscheinend hatte nämlich auch er nicht mehr wirklich das Bedürfnis, so planlos inmitten einer Menschenschlange herumzustehen, also machte er einfach einen Satz und sprang über die Köpfe der anderen hinweg auf die andere Seite der Kasse, wo der Andrang nicht so groß war. Ehe Kimie wusste, wie ihr geschah, war Inu Yasha seinem Halbbruder auf dem selben Weg gefolgt, da er ihm keinesfalls nachstehen wollte. Dabei hatte er aber auch den Karton mit den Nudeln mitgenommen.

"Viel besser!", sagte der Hanyou. "Da kommt man sich nicht so eingeengt vor."

Kimie stand jetzt aber nur da, wie zur Salzsäule erstarrt.

>Was habe ich nur verbrochen...?<, dachte sie verzweifelt und traute sich gar nicht, sich umzusehen, um eventuell die Reaktionen der umherstehenden Leute zu erkennen. >Jetzt kann ich mich eigentlich nur noch aufhängen...<

Die Situation wurde auch besonders nicht dadurch besser, dass diese akrobatische Aktion der beiden Halbbrüder nun doch für reichlich Gesprächsstoff unter den anderen Kunden sorgte. Einige Leute stellten gar die Vermutung auf, Inu Yasha und Sesshoumaru wären Artisten und aus irgendeinem Zirkus entsprungen.

Kimie schien währenddessen immer kleiner zu werden. Wäre es möglich gewesen, wäre sie wohl auf Flohgröße geschrumpft. "Nein, ich bin nicht hier... Ich bin unsichtbar..."

Bis sie endlich dran war mit bezahlen, hielt sie stets den Blick gesenkt und starrte auf den Boden. Allerdings musste sie der Kassiererin aber noch klar machen, dass der "entführte" Nudelkarton ebenfalls noch zu ihren Einkäufen gehörte. Somit wusste nun so ziemlich jeder, dass die beiden eigenartigen Kunden zu ihr gehörten. Als sie endlich die gekauften Sachen an der Kasse bezahlt hatte, scheuchte Kimie ihre beiden Begleiter sofort förmlich aus dem Laden und auf dem Rückweg führte sie sie die einsamste Straße entlang, die man im Augenblick wohl finden konnte.
 

Als die drei wieder zu Hause waren, fragte Kagome sogleich, ob alles gut gegangen war, woraufhin Kimie ihr erst nach anfänglicher Verweigerung doch noch völlig erledigt erzählte, was diese Einkaufstour für ein Spießroutenlauf gewesen war.

Nachdem sie alles gehört hatte, konnte Kagome jedoch nicht anders, als laut loszulachen: "Ahahahaha!! Das ist ja herrlich! Dann war das ja so gesehen auch ein richtiges Abenteuer! Ich wäre wirklich zu gern dabei gewesen!"

Kagome schlug mit der Hand auf den Wohnzimmertisch und kriegte sich fast nicht mehr ein. Kimie wirkte aber alles andere als belustigt. "Ja, ja! Wie heißt es doch gleich: Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen..."

"Jetzt guck doch nicht so mürrisch, Kimie!", winkte ihre Cousine mit einem beschwichtigenden Lächeln ab.

Die Ältere verschränkte aber nur die Arme vor der Brust und meinte entschieden: "Eines will ich klarstellen: Beim nächsten Mal bleiben die beiden hier, sofern es ein nächstes Mal geben wird!"

"Apropos! Können wir dann endlich wieder gehen?", murrte Inu Yasha daraufhin. "Ich werde wohl nie verstehen können, wie man nur so ätzend lange rumtrödeln kann!"

Kagome warf ihm daraufhin doch einen etwas beleidigten Blick zu, ehe sie kurz und knapp befahl: "Osuwari!"

Vor den Augen aller küsste Inu Yasha nun erneut den Boden.

"Ungh... Wofür war das denn schon wieder?!", fragte er wütend. Das fragte sich Kimie im ersten Moment allerdings auch etwas irritiert. Wollte sich Kagome nicht eigentlich wieder mit Inu Yasha versöhnen und hatte extra deswegen auch etwas vorbereitet?

>Hmm... Hat das vielleicht System?<, fragte sie sich nachdenklich.

Sesshoumaru entwich beim Anblick seines Halbbruder hingegen nur ein kurzes amüsiertes Lächeln, das auch etwas Herablassendes an sich hatte. "Inu Yasha, du stehst ja dem Anschein nach sehr unter der Kontrolle dieses Menschenmädchens. Aber zu einem Hanyou passt so was auch ganz gut."

Innerhalb des Bruchteils einer Sekunde stand Inu Yasha wieder auf seinen Beinen und hob drohend die rechte Faust.

"Suchst du etwa Streit?!", fragte er den Älteren aufgebracht, woraufhin Kimie sich nun entnervt einmischte: "Jetzt haltet mal die Klappe, ihr Streithähne! Es Ihr seid echt wie kleine Kinder! Fehlt nur noch, das sich einer von euch am Ende noch weh tut und anfängt zu heulen!"

"Wer heult denn hier?! Ich bin es doch schließlich nicht, der hier ständig rumpöbelt, sondern der Idiot da!", protestierte Inu Yasha und deutete mit dem Finger auf Sesshoumaru, der jedoch keine Miene verzog. Wie immer wirkte er wie die Ruhe selbst.

Plötzlich stand Kimie auf und meinte: "Ich geh auf mein Zimmer. Muss mich mal etwas hinlegen..."

Als sie das Wohnzimmer verließ, folgte Inuki ihr sogleich. Auch Kagome wollte etwas auf ihr Zimmer gehen, wobei sie von Inu Yasha begleitet wurde. Sesshoumaru war so gesehen noch der einzige gewesen, der sich im Wohnzimmer aufhielt. Nebenan arbeitete Kagomes Mutter etwas in der Küche. Wo aber Souta und der Großvater im Augenblick waren, war unklar. Vermutlich hatten auch sie etwas sich auf ihre Zimmer zurückgezogen.

Mit einem Mal machte aber auch Sesshoumaru Anstalten, das Zimmer zu verlassen. Kaum war er aus der Tür getreten, hörte er es jedoch an der Eingangstür läuten und kurz darauf die Stimme von Kagomes Mutter, die rief: "Kann mal bitte jemand zur Tür gehen?"

Anscheinend hatte sie nicht mitbekommen, dass so ziemlich alle sich etwas zurückgezogen hatten und Sesshoumaru im Moment der Einzige gewesen war, der in unmittelbarer Nähe zur Tür stand. Obwohl es ihm auch eigentlich hätte egal sein könne, öffnete er doch schließlich die Eingangstür und sah sich kurz darauf drei jungen Mädchen gegenüber.

"Oh! Hallo, guten Tag", grüßte ihn das Mädchen mit leicht gewelltem Haar scheinbar etwas überrascht von dem Fremden und das zweite, dass einen gelben Haarreifen trug, fügte hinzu: "Entschuldigen Sie bitte die Störung. Wir sind Freundinnen von Kagome. Können Sie uns bitte sagen, ob sie zu Hause ist?"

Diese Frage erübrigte sich jedoch, denn nun kam Kagome ebenfalls zur Tür, da sie das Läuten ebenfalls gehört hatte. Sofort erkannte sie ihre drei Freundinnen. Dass Sesshoumaru dabei war, schien sie im Moment eher weniger zu stören, stattdessen begrüßte sie nun die anderen Mädchen: "Hallo, Yuka! Eri! Ayumi-chan! Was macht ihr denn hier?"

"Wir wollten dich mal besuchen und fragen, wie's dir geht", antwortete Yuka. "Nicht, dass du eventuell einen Rückfall erlitten oder gar eine neue Krankheit bekommen hast."

"Nein, das habe ich nicht", entgegnete Kagome mit einem leicht verlegenen Lächeln. "Die Ferien eignen sich wirklich hervorragend zum Ausruhen."

Es wurden kurz kleinere Neuigkeiten untereinander ausgetauscht, als Ayumi erneut einen etwas zögerlichen Blick auf Sesshoumaru warf, der ebenfalls noch immer im Eingangsbereich des Hauses stand. "Und wer ist das?"

Erst in diesem Moment schien Kagome doch etwas in Erklärungsnot zu geraten. Verunsichert schaute sie hinter sich. "Äh... Tja, das ist... Äh..."

"Wer ist denn an der Tür, Kagome?", hörte man plötzlich Kimie fragen und kurz darauf stand diese ebenfalls im Eingangsbereich. Kagome atmete etwas erleichtert auf. Zumindest fühlte sie sich so gesehen nicht mehr so allein und ausgeliefert. Bestimmt würden ihren Freundinnen schließlich noch so einige Fragen einfallen.

"Nanu? Das ist doch Kimie-san!", erkannte Eri die Cousine ihrer Freundin sogleich. Auch Kimie erkannte die drei besten Schulfreundinnen von Kagome natürlich.

"Hallo! Lange nicht mehr gesehen", sagte sie lächelnd. "Wie geht es euch?"

"Sehr gut! Und dir?", fragte Ayumi, woraufhin Kimie antwortete: "Auch gut, danke! Wollt ihr Kagome besuchen?"

Yuka nickte. "Ja, genau. Sie hat uns aber noch nicht verraten, wer das da ist." Das Mädchen deutete mit dem Finger auf Sesshoumaru. Dabei fielen ihr besonders der Halbmond und die roten Zeichnungen in seinem Gesicht auf. "Sieht ja schon irgendwie interessant aus. Sind das Tätowierungen?" Aber auch sein weiß-silbernes Haar erregte die Aufmerksamkeit von Kagomes Freundinnen.

Bevor aber entweder Kimie oder Kagome etwas auf Yukas zuvor gestellte Frage erwidern konnten, fragte Eri äußerst neugierig: "Sag schon, Kagome! Ist das vielleicht sogar dein geheimnisvoller Freund?"

Sofort hatte Kagome verneinend die Hände gehoben und den Kopf geschüttelt, als Kimie nach kurzem Zögern sagte: "Also, eigentlich gehört er ja zu mir! Mehr oder weniger jedenfalls..."

Was hätte sie auch sonst sagen sollen? Eigentlich hatte sie das auch nur gesagt, um Kagomes Freundinnen von ihrer Cousine etwas abzulenken. Diese waren jedoch sogleich hellhörig geworden.

"Dann ist das also dein Freund, Kimie-san?", fragte Yuka.

"Freund?", fragte Kimie etwas irritiert zurück und kratzte sich verunsichert am Kopf. "Na ja, nicht wirklich... Also, nicht direkt..."

"Jetzt sag bloß nicht, du hast auch so ein Problem mit den Männern, wie Kagome!?", rief Eri völlig entgeistert aus. "Gibt es bei dir etwa auch mehrere Typen gleichzeitig, die hinter dir her sind?"

"Mehrere Typen gleichzeitig?" Kimie starrte etwas unschlüssig zu Kagome, die im Moment aber nur etwas hilflos mit dem Kopf schütteln konnte.

"Soll das etwa heißen, du hast ihr nichts davon gesagt, Kagome? Dass es gleich mehrere Kerle auf dich abgesehen haben?", fragte Yuka ungläubig nach, ehe sie sich zu ihren beiden Klassenkameradinnen umwandte. "Also, außer Houjou waren da doch noch zwei, oder?"

"Stimmt!", bestätigte Eri ihre Freundin. "Zum Einen ist da ja ihr eigentlicher Freund, dieser geheimnisvolle Typ, der immer so ungehobelt und unverschämt ist, und dann gibt's da noch diesen Kouga, auf den Kagomes Freund so eifersüchtig ist."

"Aber war da nicht noch einer?", fragte Yuka daraufhin. "Der, der jede Frau fragt, ob sie ein Kind mit ihm haben wolle und der auch Kagome das gefragt hat."

Während die drei Mädchen nun wild anfingen zu diskutieren, wandte sich Kimie flüsternd an Kagome: "Sag mal, was hast du ihnen denn alles erzählt?"

"Eigentlich nicht viel", antwortete Kagome ebenso leise. "Nur so ein paar Kleinigkeiten, aber die haben wohl gereicht, um ordentlich Gesprächsstoff zu produzieren..."

Als Ayumi aber plötzlich nach Sesshoumarus Namen und seiner Herkunft fragte, standen Kagome und Kimie sprichwörtlich die Haare zu Berge. Auf keinen Fall durfte dieses Thema noch mehr breitgetreten werden. Wer weiß, was in einem ungeachteten Moment eventuell noch alles ausgeplaudert werden würde? Und keinesfalls durfte den drei Mädchen doch noch auffallen, dass Sesshoumaru nicht der war, wofür sie ihn im Moment noch hielten. Also sagte Kimie nun wie aus der Pistole geschossen: "Tja, ich würde wirklich gerne noch etwas länger mit euch plaudern, aber ich muss jetzt wieder weg! Genauer gesagt: Wir müssen weg!" Damit ergriff sie mehr aus einem Impuls heraus Sesshoumarus Hand und zog ihn im Weggehen hinter sich her. "Also, schönen Tag noch!"

Glücklicherweise ließ sich Sesshoumaru widerstandslos wegziehen und so konnte Kimie ihn mit ins Gästezimmer, wo sie während ihres Aufenthaltes wohnte, befördern. Es ging die Treppe hoch und es schien, als würde die Anspannung zentnerweise von Kagome fallen, als sie die Zimmertür ins Schloss fallen hörte. Aber kaum waren Sesshoumaru und Kimie fort gewesen, hörte sie Yuka fragen: "Was ist denn plötzlich mit Kimie-san los?"

"Äh... Nichts Besonderes. Hehe... Lassen wir das, okay?"

Kagome bat ihre drei Freundinnen schließlich ins Wohnzimmer, wo sie sich in Ruhe etwas unterhalten konnten. Inu Yasha befand sich derweil noch in Kagomes Zimmer und hatte von ihr zuvor die Anweisung erhalten, sich nicht zu zeigen, was er auch wirklich nicht tat. Langweilig wurde ihm aber nicht, da er sich etwas mit Souta, der nach einem Moment ins Zimmer seiner Schwester gekommen war, unterhielt und dabei etwas mit Buyo spielte, wie er es meistens tat.

Währenddessen lag Kimie völlig mit den Nerven am Ende auf ihrem Bett in ihrem Zimmer und starrte an die Decke. Inuki saß daneben auf dem Boden und blickte neugierig zu dem Mädchen hoch, das in sich hineinmurmelte: "Was für ein Tag... Hoffentlich war das vorerst das letzte heikle Erlebnis..."

"Wozu die ganze Aufregung?", fragte Sesshoumaru verständnislos und spielte damit auch auf Kimies Nervosität während des Einkaufens an. "Gibt es dafür einen besonderen Grund?"

Kimie drehte sich daraufhin zur Seite und lenkte ihren Blick in seine Richtung.

"Ja, in der Tat", begann sie. "Die Menschen in dieser Zeit kennen nämlich keine Youkai oder so was, und wenn du oder Inu Yasha in der Öffentlichkeit mit euren Kräften auffallt, dann wäre hier ganz schön die Hölle los. Hier ist eben einiges anders, als in eurer Zeit."

Das hatte Sesshoumaru mittlerweile aber auch mitbekommen, äußerte sich aber nicht weiter dazu. Stattdessen ließ er seinen Blick etwas durch das Zimmer schweifen. Allerdings gab es nichts, was seine Aufmerksamkeit sonderlich auf sich zog. Irgendwann hörte er jedoch die ruhigen und gleichmäßigen Atemzüge von Kimie, wonach sie wohl eingeschlafen war. Auch mit Inuki war momentan scheinbar nicht viel anzufangen gewesen. Zwar schlief er nicht, aber er lag neben dem Bett und schien nicht gewillt gewesen zu sein, momentan groß was zu machen. Und Sesshoumaru? Er konnte im Augenblick auch nicht viel machen. Sicher wäre ihm so einiges eingefallen, aber dann hätte er nach der Aussage von Kimie zufolge wohl für einiges Aufsehen gesorgt. So setzte er sich einfach auf den Boden und wartete ab.
 

Es war inzwischen später Nachmittag. Kagomes Freundinnen waren schon seit einer Weile wieder fort und es schien so, als könnten sich alle nun noch etwas entspannen.

Inu Yasha hatte Kagomes Zimmer schon vor einiger Zeit wieder verlassen und saß nun auf dem Heiligen Baum, von wo er die kleinen vorbeiziehenden Wolken Himmel beobachtete. Plötzlich hörte er, wie eine wohlbekannte Stimme seinen Namen rief: "Inu Yasha!"

Als der Hanyou seinen Blick daraufhin nach unten richtete, entdeckte er Kagome, die am Baum stand und zu ihm hinaufsah.

"Was ist denn, Kagome?", fragte er, woraufhin sie ihn zu sich hinunterwinkte. Etwas irritiert kam Inu Yasha der Aufforderung nach und sprang von dem Baum. Gleich darauf hielt ihm Kagome mit einem freundlichen Lächeln ein kleines Päckchen, was in ein gelbes Tuch gewickelt war, entgegen.

"Hier, bitte."

"Was ist das denn?", fragte Inu Yasha während er das Present entgegennahm. Er entfernte das Tuch und zum Vorschein kam eine Lunchbox, wie sie Kagome für die Schule benutzte, um darin ihr zweites Frühstück zu transportieren. Als er den Deckel entfernte, entdeckte Inu Yasha in der einen Hälfte der Box eine ordentliche Portion Reis und in der anderen verschiedene Kleinigkeiten als Beilagen. Ein etwas unschlüssig wirkender Gesichtsausdruck fiel nun auf Kagome.

"Ich hoffe, es schmeckt dir. Das habe ich für dich gemacht. Als Entschuldigung", erklärte sie Inu Yasha, der daraufhin eine Augenbraue hochzog. "Entschuldigung?"

Kagome nickte etwas verlegen. "Ja, wegen gestern. Und das von vorhin tut mir auch leid, ehrlich. Das war nicht so gemeint."

Inu Yasha blickte noch einmal auf das Essen. Für sich selbst schlussfolgerte er, dass Kagome ihn vorhin wohl deswegen nicht in die Küche lassen wollte.

"Das war wirklich nicht gerade nett von dir, wenn ich das so nennen darf", meinte er jedoch schließlich auf die Aussage des Mädchens hin, was auch etwas vorwurfsvoll klang. Dies wurde unterstützt durch den leicht tadelnden Blick des Hanyou.

"Aber ich hatte ja aber wohl auch allen Grund, so zu reagieren!", rechtfertigte sich Kagome sogleich. "Immerhin hast du dich bei unserem letzten Kampf in höchste Lebensgefahr begeben! Dir hätte sonst was passieren können, hast du daran überhaupt einen einzigen Gedanken verschwendet?! Und dass du danach auch noch so abweisend warst, fand ich mehr als unverschämt von dir! Dabei habe ich mir solche Sorgen um dich gemacht!"

Inu Yasha schaute nun doch etwas irritiert drein. Eigentlich hatte er mit seiner Aussage auf Kagomes "Osuwari"-Kommandos von vorhin angesprochen. Er hatte nicht erwartet, dass Kagome seine Worte auf die Ereignisse des letzten Kampfes beziehen würde.

Kagome hingegen senkte nun ihren Blick. Irgendwie war eben alles wieder in ihr hochgekommen. Die Erinnerung daran, welche Ängste sie wegen Inu Yasha hatte. Der Gedanke, ihn eventuell verlieren zu können, war für sie ein Albtraum.

Auf die Aussage des Mädchen, legte Inu Yasha die Lunchbox kurz auf den Boden ab und erwiderte nach einem Moment ruhig aber betont: "Tut mir Leid, wenn du dir Sorgen gemacht hast, Kagome. Aber ich konnte nicht einfach nur tatenlos herumsitzen, ich musste etwas tun. Ich wollte dir helfen. Wenn dir etwas zugestoßen wäre, hätte ich mir das in meinem ganzen Leben niemals verzeihen können."

Kagome war sichtlich überrascht. So offen hatte sie Inu Yasha bisher wohl noch nie oder nur selten reden gehört und schon gar nicht, wenn es dabei um sie ging. Sie schaute auf und ein leichter Hauch von Röte legte sich auf ihr Gesicht. Und ehe sie wusste, wie ihr geschah, fand sie sich plötzlich auch noch in seinen Armen wieder.

"I-Inu Yasha...?"

"Ich muss dir etwas sagen", sagte Inu Yasha leise, woraufhin Kagome sofort verstummte und ihm zuhörte. "Ich hatte wirklich Angst... Ich hatte Angst, dich nie wieder zu sehen. Dass ich da war, als du in Gefahr warst und ich trotzdem nichts tun konnte, um dich zu retten... dieses Gefühl war furchtbar."

Als er sie so im Arm hielt, fühlte sich Kagome unbeschreiblich. Und seine Worte hörte sie noch eine ganze Weile, als würden sie sich in ihrem Kopf mehrmals wiederholen. Schließlich überwand sich auch Kagome dazu, ihre Arme um Inu Yasha zu legen, der sie daraufhin noch etwas mehr an sich drückte. Wie lange die beiden so unter dem Baum standen, wussten sie nicht. Es schien, als wäre die Zeit für sie in diesem Moment stehen geblieben.

Irgendwann löste Inu Yasha die Umarmung jedoch wieder und schaute Kagome direkt in die Augen. "Ich will dich niemals verlieren, Kagome. Was auch geschehen mag."

Kagome senkte zunächst etwas verlegen den Blick, sah dann aber wieder auf und erwiderte: "Das gleiche gilt auch für mich."

Als er Kagomes Blick wahrnahm, wandte Inu Yasha seine Augen nach einem Moment etwas verlegen von ihr ab. Man hätte vermuten können, auch er wäre leicht rot geworden. Kurz darauf schaute er jedoch wieder auf, woraufhin Kagome ihn anlächelte. Auch auf Inu Yashas Gesicht kam nun ein kleines Lächeln zum Vorschein.

"Nun... Ich glaube, jetzt werde ich mal dein Mitbringsel probieren", sagte er schließlich und hob die Lunchbox wieder vom Boden auf. Und während sich Inu Yasha nun mit den von Kagome mitgebrachten Stäbchen eine Portion des Essens in den Mund steckte, beobachtete Kagome ihn.

"Und?", fragte sie ihn nach einem Moment mit abwartendem Blick. Inu Yasha sah Kagome auf die Frage hin an und antwortete ehrlich: "Wirklich lecker!"

Kagome lächelte zufrieden. "Das freut mich!"

Zusammen mit Inu Yasha setzte sie sich nun unter dem Baum ins Gras. Solche Momente der Ruhe wünschten sich wohl beide zu gerne etwas häufiger.
 

Als es bereits Abend wurde, gab Inu Yasha sein Einverständnis, dass alle erst am nächsten Morgen ins Mittelalter zurückkehren würden. Jetzt lohnte sich dieses Vorhaben eh nicht mehr. Allerdings hatte Sesshoumaru kurz darauf wortlos das Haus verlassen, als der Beschluss gefasst worden war. Die anderen vermuteten, er wollte dennoch schon mal zurückkehren.

Nach dem Abendessen machten sich alle frühzeitig bettfertig. Kagome unterhielt sich in ihrem Zimmer jedoch noch etwas mit Inu Yasha. Die beiden saßen zusammen auf Kagomes Bett, während nur die kleine Nachttischlampe dem Raum etwas Licht spendete. Irgendwann legte sie sich jedoch schlafen, wobei Inu Yasha bei ihr blieb. Wie so oft im Mittelalter, so wachte er auch in dieser Nacht über Kagomes Schlaf.

Kimie schlief hingegen schon eine ganze Weile. Auch, wenn sie am Nachmittag schon etwas Schlaf gehabt hatte, sie war trotzdem ziemlich müde gewesen. Und außerdem mussten alle am nächsten Morgen zeitig zurück ins Mittelalter. Aber irgendwie schlief Kimie diesmal etwas unruhig. Sie wachte zwischendurch öfters auf und befand sich die meiste Zeit mehr in einer Art Halbschlaf.

Es verging noch eine gewisse Zeit, bis Kimie etwas hörte und das Gefühl bekam, jemand würde sie beobachten. Allerdings wusste sie nicht, ob dies nur Einbildung oder Realität war. Es schien sie zunächst auch nicht sonderlich zu beunruhigen, da Inuki keinen Mucks von sich gab.

Schließlich öffnete Kimie aber doch ihre Augen und drehte sich um. Als sie das jedoch getan hatte und als erstes diese Gestalt im dunklen Zimmer stehen sah, erschrak sie im ersten Moment heftig. Sofort saß sie aufrecht in ihrem Bett und dachte, ihr Herz würde stehen bleiben. Bevor sie aber eventuell noch laut los geschrien hätte, glaubte sie, die Gestalt zu erkennen. Kimie schaltete daraufhin das Licht ihrer Nachttischlampe ein und sah sich sogleich in ihrer Vermutung bestätigt.

"Sesshoumaru!?", erkannte sie den Besucher mit einer Mischung aus Überraschung und kleinem Schock. Der Youkai musste kurz zuvor durch das Fenster in das Zimmer gekommen sein. Das Öffnen und Schließen des Fensters war wohl auch das Geräusch gewesen, was das Mädchen zuvor gehört hatte. Kimie ließ einen lauten Seufzer verlauten: "Uff! Himmel, musst du dich hier so hereinschleichen? Ich hätte fast 'nen Herzinfarkt bekommen! Was machst du überhaupt noch hier? Ich dachte, du wärst schon wieder zurückgegangen."

"Ich war auch kurzzeitig wieder zurückgekehrt", gab Sesshoumaru unbeeindruckt zur Antwort. Kimie zog aber nur prüfend eine Augenbraue hoch. Warum war er dann jetzt wieder zurückgekommen?

Ein Blick auf ihren Wecker zeigte Kimie an, dass es kurz nach Mitternacht war.

"Schlaf jetzt wieder!", kam es plötzlich von Sesshoumaru, während er sich nun auf den Boden setzte und mit dem Rücken an die Wand lehnte. "Wir wollen zeitig aufbrechen."

Jetzt konnte Kimie aber beim besten Willen nicht mehr so schnell einschlafen. Dieser kleine Schock hatte es geschafft, sie hellwach werden zu lassen. Also stützte sie lediglich den Kopf auf die Hand, während sie sich wieder hinlegte und zu Sesshoumaru rüberschaute.

"Sorry, aber jetzt bin ich hellwach", meinte sie und fügte nach einer kurzen Pause hinzu: "Im Übrigen würde ich mich sowieso gerne mal etwas ausgiebiger mit dir unterhalten, Sesshoumaru. Die Gelegenheit passt doch. Jetzt hört auch kein anderer zu, wenn dich das ansonsten gestört haben sollte. Außerdem haben wir uns doch schon mal etwas länger unterhalten. Als wir uns kennen gelernt haben. Das war kurz nachdem Inuki dich angegriffen hatte."

"Ich erinnere mich", entgegnete Sesshoumaru knapp.

"Und außerdem bist du mir noch eine Antwort schuldig", meinte Kimie nun, woraufhin Sesshoumaru aufschaute. "Du weißt schon", hakte sie nach. "Ich habe dich letztens gefragt, was du jetzt über mich denkst. Du hast nur gemeint, ich solle dir nicht nachlaufen. Was auch immer das nach deiner Ansicht heißen mag..."

Es verging ein Augenblick der Stille. Die ganze Zeit über schaute Kimie Sesshoumaru aufmerksam an und wartete gespannt auf eine Antwort. Zunächst erwiderte er nichts, doch plötzlich sagte er: "Ob man meiner würdig, mache ich auch daran fest, ob man in der Lage ist, auch selbst zu kämpfen und sich zu verteidigen."

Aus dieser Aussage wurde Kimie zunächst aber nicht ganz schlau. "Wie? Ich verstehe nicht ganz..."

"Du hast gezeigt, dass du kämpfen kannst, wenn es darauf ankommt", antwortete er. Kimie setzte sich wieder auf und ließ sich das eben Gesagte noch einmal durch den Kopf gehen. Was genau wollte Sesshoumaru damit sagen?

"Nun gut, und was hat dir diese Erkenntnis jetzt gebracht?", fragte sie schließlich nach, woraufhin er antwortete: "Die Ansicht, dass du stärker geworden und auch in der Lage bist, dich selbst und gegebenenfalls auch andere zu verteidigen."

>Das ist ja alles schön und gut... Aber was habe ich jetzt davon?<, dachte Kimie irritiert und schaute auch ebenso drein. Und als ob er ihre Gedanken gelesen hätte, fuhr Sesshoumaru sogleich fort: "Ich stehe grundsätzlich zu dem, was ich tue oder wofür ich mich entscheide. Und wenn ich mich dazu entscheide, ein Menschenmädchen als meine Gefährtin auszuwählen, dann werde ich auch dazu stehen."

Zunächst schien es so, als müsste Kimie das eben Gesagt noch mal verarbeiten. Nachdem sie aber kurz überlegt hatte, schien der Groschen doch langsam gefallen zu sein. "Was?! Soll das etwa heißen... ich soll...?" Verunsichert deutete sie mit dem Finger auf sich selbst. Sesshoumaru antwortete sogleich: "Ja. Und da von deiner Seite her wohl keine Einwände bestehen dürften, dürfte das hiermit klar sein."

"Du bist ja sehr von dir überzeugt...", meinte Kimie trocken, nachdem die erste Überraschung wieder gewichen war. >Wie romantisch ist das denn bitte...?<, dachte sie ironisch, hatte aber so gesehen wenigstens endlich die Antwort auf ihre Frage erhalten. Diese noch mal gedanklich durchgehend, bedeuteten Sesshoumarus Worte ja aber eigentlich wirklich soviel wie, dass er sich zu ihr bekannte. Nur hatte er wohl seine eigene Art, das auszudrücken.

Kimie musste nun doch leicht lächeln. Eigentlich hätte sie Sesshoumaru nun zu gerne noch das eine oder andere gefragt, entschied sich jedoch dazu, es erstmal dabei zu belassen. Dennoch entwich ihr ein leises Kichern.

"Was ist daran denn so lustig?", fragte Sesshoumaru verständnislos, als er Kimies Kichern vernahm. Sie winkte jedoch ab.

"Nichts! Schon gut."

Jetzt löschte Kimie wieder das Licht ihrer Nachttischlampe und legte sich wieder ins Bett.

"Also, gute Nacht", sagte sie noch an Sesshoumaru gerichtet, ehe sie ihre Augen schloss.

Auch Inuki legte sich nun wieder schlafen, wobei er das Gespräch bis eben höchst aufmerksam mitverfolgt hatte. Es schien, als wusste er genau, was der Inhalt der Unterhaltung zwischen seiner Herrin und Sesshoumaru gewesen war. Bevor auch er zum Schlafen die Augen schloss, blickte Inuki aber noch einmal in die Richtung des Youkai, als wollte er sagen: "Jetzt ist die Katze wohl endlich aus dem Sack, was?"

Und als ob er das allein anhand des Blickes genau verstanden hätte, blickte Sesshoumaru zu dem Hund zurück. Als Inuki daraufhin jedoch die Augen schloss, richtete der Youkai seine Aufmerksamkeit wieder auf Kimie und beobachtete sie beim Schlafen. Bis zum Morgen würde er hier bleiben.
 

"Kagome und Kimie sind wieder zurück!" Freudig sprang Shippou vom Rand des Knochenfresserbrunnens, damit Kagome und Kimie aus diesem herausklettern konnten. Auch die anderen waren anwesend.

"Oh! Sesshoumaru und du habt die Nacht also bei den Mädchen verbracht?", fragte Miroku, wobei ihn die Tatsache, dass Sesshoumaru ebenfalls in der Neuzeit geblieben war, doch ziemlich überraschte. Und da war er wohl nicht der einzige gewesen.

Nachdem Inu Yasha als zweiter hinter Sesshoumaru aus dem Brunnen gesprungen war, half er Kagome beim rausklettern. Er reichte ihr die Hand und zog sie vorsichtig zu sich hinauf.

"Danke, Inu Yasha", sagte Kagome mit einem Lächeln. Und zur Überraschung aller half auch Sesshoumaru Kimie aus dem Brunnen. Bei diesem Anblick schien Jaken jedoch regelrecht das Herz stehen zu bleiben. Er brachte nicht mal ein vernünftiges Wort hervor. Scheinbar war sein Weltbild soeben in tausend Scherben zersprungen.

Rin lief sofort auf Sesshoumaru zu und begrüßte ihn erfreut: "Sesshoumaru-sama! Wie schön, dass Ihr wieder zurück seid!" Anschließend begrüßte sie noch die anderen Zurückgekehrten.

Zuletzt sprang Inuki aus dem Brunnen. Dank seiner neu gewonnen Kräfte war es für ihn nun auch im Normalzustand möglich, den Schacht von selbst und ohne Hilfe zu verlassen.

"Du hast heute Nacht also bei Kimie-chan geschlafen?", fragte Ashitaka Sesshoumaru in einem günstigen Moment und hatte dabei ein prüfendes Lächeln aufgesetzt. "Deshalb hast du gestern Abend also zu mir gemeint, ich solle ein Auge auf Rin haben." Der Blick von Sesshoumaru reichte Ashitaka um diesen in seiner Vermutung zu bestätigen. "Tja, so gesehen könnten wir uns eigentlich wieder auf den Weg machen, oder?", fragte Ashitaka die anderen, woraufhin Inu Yasha sofort voller Elan antwortete: "Darauf kannst du wetten! Also los! Packen wir's an!"
 

Endlich schienen alle Vorbereitungen soweit abgeschlossen zu sein. Mit Ausnahme von Sesshoumaru und Jaken verabschiedeten sich alle noch bei Kaede und traten dann mit großer Zuversicht erneut ihre Reise an.

Eifersucht und andere Probleme

Wolken verschleierten in dieser Nacht den dunklen Himmel und gaben weder den Mond noch die Sterne preis.

Geschmeidig flogen Kikyous Seelenfänger durch die Lüfte, während sie auf dem Rückweg zu ihrer Herrin waren. Sie hatten wieder neue Seelen für sie gesammelt und wollten diese nun an Kikyou übergeben. Diese erwartete ihre fliegenden Helfer bereits und nahm die mitgebrachten Seelen in sich auf. Ein sanfter Wind umspielte den Körper der wiedergeborenen Miko und ließ ihr langes schwarzes Haar leicht aufwehen. Mit einem Blick hinauf zum wolkenverschleierten Himmel sagte Kikyou mit ruhiger Stimme: "Es liegt etwas in der Luft. Diese Gegend wird schon bald nicht mehr sicher sein."

Zwar scheute Kikyou keine Gefahr, aber unnötigen Konflikten ging sie nach Möglichkeit dennoch aus dem Weg. Alles, was sie wollte, war, Naraku unschädlich zu machen und dann endlich gemeinsam mit Inu Yasha im Tode vereint zu sein. Und auf diesen Tag würde sie warten.

So verließ Kikyou ihren Standort schon bald wieder und zog gemeinsam mit ihren Seelensammlern weiter.
 

Auch die Gruppe um Inu Yasha und Sesshoumaru setzte ihren Weg fort. Es waren bereits einige Tage vergangen, in denen sich jedoch nichts Ungewöhnliches getan hatte. Weder waren die Reisenden auf Naraku oder einen seiner Abkömmlinge oder Dämonen gestoßen, noch hatten sie neue Splitter des Shikon no Tama gefunden. Dies stieß so manchem aus der Gruppe jedoch etwas sauer auf.

"Verdammt! Ich kann keinerlei Witterung von Naraku aufnehmen!", fluchte Inu Yasha frustriert, während er auf allen Vieren im Gras herumkroch und mit der Nase den Boden abschnüffelte. Dieser Tätigkeit ging er schon seit einigen Minuten nach, die durch den ausbleibenden Erfolg noch länger zu werden schienen. "Kein Naraku, keine sonstigen Dämonen, absolut nichts! Diese Gegend ist vollkommen tot!"

Na gut, tot war in diesem Zusammenhang vielleicht das falsche Wort gewesen. Die Gegend war gekennzeichnet von einer wunderschönen grünen Wiese, in dessen Nähe ein ruhiger Wald zu finden war. Auch gab es hier kleinerer Tiere, wie Vögel oder Eichhörnchen, aber eben keine Dämonen, wie es aussah.

"Vielleicht ist aber auch einfach nur deine Nase verstopft, Inu Yasha", wagte Shippou mit einem frechen Grinsen zu behaupten, woraufhin er sich sofort einen finsteren Blick von Inu Yasha einfing.

"Halt die Klappe, du Zwerg!", knurrte er. Shippou suchte eiligst Deckung hinter Kagome.

Kimie schaute flüchtig zu Sesshoumaru. "Kannst du auch nichts riechen, oder so was?", fragte sie den Youkai, der im üblichen Ton antwortete: "Nein. Daher gibt es auch keinen Grund, dass wir hier noch länger unsere Zeit verschwenden."

"Klugscheißer!", erwiderte Inu Yasha und richtete sich wieder auf. "Wenn du so schlau bist und weißt, wo sich Naraku aufhält, dann sag es uns doch einfach!"

"Wenn ich wüsste, wo sich Naraku aufhält, dann glaub mir, Inu Yasha, wärst du der Letzte, dem ich das sagen würde."

"Hey! Wenn du Streit suchst, dann kannst du ihn gerne haben!"

Inu Yasha legte die Hand an Tessaiga. Sesshoumaru griff hingegen noch nicht zu seinem Schwert, sondern sagte zunächst nur kühl: "Du legst es wohl immer wieder darauf an, von mir in Stücke gerissen zu werden."

"Im Gegenteil! Ich werde DICH in Stücke reißen!"

"Hey, ihr beiden! Jetzt lasst es doch gut sein!", mischte sich Ashitaka nun ein und stellte sich zwischen die beiden Halbbrüder. "Anstatt eure Energien für so was zu vergeuden, solltet ihr euch lieber etwas zusammenreißen."

"Der Meinung bin ich auch", stimmte Miroku ihm zu. "Solche Streitereien bringen uns keinen Schritt weiter. Wir sollten uns lieber überlegen, was wir tun können."

"Ich würde zunächst mal eine kleine Pause vorschlagen", meinte Kagome nun, was Inu Yasha aber etwas ungläubig dreinschauen ließ.

"Eine Pause?!", fragte er völlig perplex. "Wir haben doch erst vor zwei Stunden eine Pause gemacht."

"Das weiß ich ja! Aber so können wir doch etwas besser darüber nachdenken, welchen Weg wir einschlagen wollen. Und wer weiß, vielleicht passiert in der Zwischenzeit auch etwas, was uns weiterhelfen könnte."

Inu Yasha ließ sich Kagomes Worte noch einmal durch den Kopf gehen. Vielleicht hatte sie Recht und was hatte die Gruppe schon groß zu verlieren? Und da scheinbar auch sonst keiner etwas gegen Kagomes Vorschlag, eine Pause zu machen, einzuwenden hatte, rastete die Gruppe nun etwas auf der grünen Wiese, auf der sie sich gerade alle befanden. So hatte Kagome nun auch etwas die Gelegenheit, wieder etwas mehr für die Schule zu tun. Dass aufgrund der Ferien momentan auch nicht ständig neuer Stoff hinzukam, kam ihr da auch sehr gelegen. So nutzten Kagome und Kimie wie auch ab und zu in den Tagen zuvor ein wenig die Zeit, um etwas für Kagomes versäumten Schulstoff zu tun. Zu diesem Zweck hatte Kagome auch ihre Schulbücher mitgenommen. Die beiden Mädchen setzten sich nebeneinander unter einem Baum und gingen zunächst einige Dinge zum Thema "Mathematik" durch. Kimie musste sich erst wieder in einige Themen einfinden, da sie bei sich zuletzt was anderes gelernt hatte und das, was zuletzt in Kagomes Unterricht durchgenommen wurde, bei Kimie selbst schon etwas zurücklag. Aber recht bald hatte sie sich wieder eingefunden und ging mit Kagome die einzelnen Aufgaben und Formeln durch. Kagome war wirklich mehr als dankbar für die Hilfe. Anhand einer Beispielaufgabe, die in ihrem Buch stand, und bei welcher der Lösungsweg schon vorgegeben war, um den Schülern den Umgang mit den anderen Aufgaben zu verdeutlichen, überprüfte sie schließlich ihre Kenntnisse. Während sie sich die Aufgabe vornahm, hielt Kimie das Buch in der Hand und beobachtete ihre Cousine beim Rechnen. Als Kagome schließlich fertig war, überprüfte Kimie ihre Lösung mit Hilfe des Buches. Kurz darauf lächelte sie. "Das ist richtig, Kagome! Siehst du? Es klappt doch!"

Ein mehr als erleichtertes Seufzen entwich Kagome. "Gott sei Dank! Tut das gut, mal nicht das Gefühl zu haben, so sehr ins Hintertreffen geraten zu sein. Danke, Kimie!"

"Kein Problem!", erwiderte Kimie. "Ich bin ja selbst froh, dass ich mich wieder in diese Sachen eingefunden habe. Mit Mathe stehe ich ja eigentlich etwas auf Kriegsfuß."

"Da bist du nicht die Einzige..."

Als sich ihre Blicke kurz trafen, mussten Kagome und Kimie unwillkürlich anfangen, leise zu lachen. Das erinnerte sie irgendwie an ihre Grundschulzeit, in der Kimie noch in Tokio gelebt und nach der Schule oft zusammen mit Kagome gelernt hatte. Aber seit Kimies Eltern mit Kimies Wechsel zur Oberschule umgezogen waren, war dies natürlich anders. Umso schöner waren die Erinnerungen an die vergangenen Zeiten im Moment.

Während sich die beiden Mädchen etwas unterhielten und nebenbei Kagomes Schulstoff aufarbeiteten, ruhten die anderen in der näheren Umgebung, wobei sie meist in kleineren Grüppchen zusammenstanden oder -saßen. Sango und Miroku saßen nebeneinander auf einem Baumstamm und unterhielten sich etwas, wobei Sango aber peinlich genau darauf achtete, dass ihr Gesprächspartner nicht wieder über die Stränge schlug. Shippo saß mit Kirara bei den beiden auf dem Boden im Gras. Inu Yasha lehnte an einem Felsen, wobei sich in seiner Nähe auch Sesshoumaru aufhielt, der aber kein reges Interesse an einer Unterhaltung zu haben schien. Rin pflückte in der Zwischenzeit ein paar Blumen, während in ihrer Nähe Ah-Un und Inuki im Gras lagen und ein wenig dösten. Jaken, der in der Nähe mit dem Rücken an einem Baum lehnte, verbrachte hingegen die meiste Zeit damit, über Sesshoumaru und dessen Umgang mit Kimie nachzudenken. Sein Herr hatte sich diesem Menschenmädchen gegenüber in den letzte Tagen anders als sonst verhalten. Ein so großer Unterschied in seinem Verhalten war zwar nicht wirklich zu erkennen gewesen, aber etwas war dennoch anders. Dass Sesshoumaru wirklich etwas für ein Menschenweib übrig haben könnte, wollte Jaken beim besten Willen nicht glauben. Würde er Sesshoumaru jedoch einfach mal ganz direkt deswegen fragen, war sich Jaken sicher, dass er sich auch gleich von einer Klippe hätte stürzen könnte, das Resultat wäre wohl das selbe gewesen.

Der Einzige, der sich momentan nicht unmittelbarer Nähe der anderen aufhielt, war Ashitaka gewesen. Dieser hatte zuvor angekündigt, den nahe gelegenen Wald etwas genauer unter die Lupe nehmen zu wollen.

So verging eine gewisse Zeit, in der sich nichts weiter tat. Irgendwann bekam Rin dem Anschein nach jedoch etwas Hunger, weshalb sie die nahe gelegenen Sträucher des Waldes nun nach einigen Beeren absuchte. Tatsächlich fand sie auch welche und pflückte sie ab. "Genau das richtige für den kleinen Hunger zwischendurch."

An Gefahr dachte im Moment wohl keiner so wirklich. Alles war ruhig und friedlich. Nichts deutete auch nur ansatzweise auf eine bedrohliche Existenz hin, weshalb alle ruhigen Gewissens die Pause auf der Wiese genossen.
 

Ashitaka hatte sich hingegen weiter in den Wald hineingewagt und befand sich schon längst nicht mehr in unmittelbarer Nähe der Gruppe. Hier schien es aber wirklich nichts zu geben, was in irgendeiner Weise bedrohlich hätte sein können.

Ein Knurren, ließ Ashitaka aber mit einem Mal aufhorchen. Als er seinen Blick nach vorne richtete, sah er sich in einigen Metern Entfernung einem kleineren Wolfsrudel gegenüberstehen. Die Wölfe knurrten warnend, schienen aber nicht wirklich das Bedürfnis zu verspüren, den Youkai anzugreifen. Sie traten sogar vorsichtig einige Schritte zurück, als sein Augenmerk auf sie gefallen war. Ashitaka bedachte die Wölfe zunächst nur mit einem prüfenden Blick, als er jedoch auch eine Stimme hörte, die rief: "Die Wölfe sind hier, Ginta!"

Kurz darauf tauchte hinter den Büschen ein Wolfsdämon auf, wie Ashitaka erkannte, dicht gefolgt von einem zweiten. Die Wölfe schienen zu ihnen zu gehören. Die Wolfsdämonen erblickten Ashitaka aber auch sogleich, nachdem sie hinter den Büschen erschienen waren.

"Schau dir den mal an, Hakkaku!", sagte der zweite Wolfsdämon, dessen Name wohl Ginta war, zu seinem Kameraden und deutete mit dem Finger auf Ashitaka.

"Wer bist denn du?", fragte Hakkaku sogleich misstrauisch.

Ashitaka zog unbeeindruckt eine Augenbraue hoch und erwiderte mit vor der Brust verschränkten Armen: "Das gleiche könnte ich euch aber auch fragen."

"Wir haben aber zuerst gefragt!", konterte Ginta, meinte dann aber weiter: "Aber sicherlich hast du schon von uns gehört." Selbstbewusst stemmte er die Hände in die Hüften, ebenso wie Hakkaku und stellte sich nun vor: "Wir sind die treuen Kameraden von Kouga, dem Anführer des Wolfsdämonenrudels! Ich bin der starke Ginta!"

"Und ich bin der Furcht einflößende Hakkaku!", fügte der zweite Wolfsdämon hinzu. "Na? Du hast doch ganz sicher schon von uns gehört, oder?"

Einen kurzen Moment herrschte Stille, ehe Ashitaka leicht den Kopf schüttelte und trocken antwortete: "Nein, habe ich nicht."

Ginta und Hakkaku entwich ein niedergeschlagenes Stöhnen.

"Wie kann es sein, dass du noch nie von uns gehört hast?!", fragte Hakkaku empört.

Ashitaka wirkte aber eher etwas unschlüssig darüber, was er von den beiden Wolfsdämonen halten sollte. Er zog nur skeptisch eine Augenbraue hoch und bedachte sie mit einem etwas unschlüssigen Blick. Doch schienen Ginta und Hakkaku diesen Blick etwas anders zu interpretieren, denn abrupt wurden sie etwas blass um die Nasen und traten zwei Schritte zurück.

"Hey! Starr uns gefälligst nicht so an...!", sagte Hakkaku wobei er leicht zitternd mit der Hand auf Ashitaka deutete. Er und Ginta nahmen wohl an, sie hätten Ashitaka irgendwie verärgert und dass er ihnen wahrscheinlich gleich gehörig die Leviten lesen wollte.

>Was haben die denn?<, fragte sich Ashitaka. >Haben die etwa Angst?<

Bevor der Inu-Youkai aber etwas erwidern konnte, hörte er plötzlich einen ängstlichen Schrei, der durch den Wald hallte. Blitzschnell hatte sich Ashitaka umgedreht, ließ Ginta und Hakkaku einfach so stehen und sprintete den Weg zurück, den er zuvor gekommen war.

"Äh... Was ist denn jetzt kaputt...?", fragte sich Hakkaku verunsichert.

Es verging zwar erst noch ein Moment, dann atmete Ginta jedoch erleichtert auf: "Uff! Das war knapp... Irgendwie hatte ich bei dem Typen doch ein etwas mulmiges Gefühl... Der ist doch ein Hundedämon, wenn ich mich nicht irre. Dass es in dieser Gegend welche gibt, hätte ich nicht gedacht. Ob es hier noch mehr von der Sorte gibt?"

"Vielleicht sollten wir besser Kouga Bescheid sagen", schlug Hakkaku seinem Kameraden vor, der zustimmend nickte.

"Ja, glaube ich auch."
 

Die Stille auf der Wiese war urplötzlich jäh unterbrochen. Rin hatte mit einem Mal ängstlich aufgeschrieen und der Grund dafür war schnell erkannt: Ein großer tausendfüßlerähnlicher Dämon war urplötzlich und ohne jede Vorwarnung aus den Büschen hervorgeschnellt und schien sich nun auf das kleine Mädchen stürzen zu wollen. Die anderen konnten gar nicht so schnell gucken, wie Sesshoumaru daraufhin Toukijin gezogen hatte, um den Dämon anzugreifen. Ein Hieb genügte, und das Ungetüm gehörte der Vergangenheit an. Erleichtert atmete Rin auf. "Sesshoumaru-sama! Ihr seid wirklich eine Wucht!"

"So ein Wichtigtuer...", murmelte Inu Yasha in sich hinein, während sein Halbbruder in üblich gelassener Haltung sein Schwert wieder einsteckte.

Kurz darauf kam auch Ashitaka wieder bei den anderen an. Allerdings gab es hier nichts mehr zu tun.

"Was war denn hier los?", fragte er, als er den toten Riesentausendfüßler entdeckte.

"Du kommst zu spät", bemerkte Inu Yasha trocken. "Die Party ist schon wieder vorbei. Wo hast du dich eigentlich wieder rumgetrieben?"

Sofort fielen Ashitaka wieder die beiden Wolfsdämonen ein, die kurz zuvor getroffen hatte. Er erzählte er den anderen nun von ihnen und erntete so manch überraschten Blick.

"Ginta und Hakkaku sind hier?", fragte Kagome noch mal nach und bekam sogleich die Bejahung der Frage durch Ashitaka. Kimie hingegen konnte sich keinen wirklichen Reim auf die Namen der beiden Wolfsdämonen machen. Sie hatte Ginta und Hakkaku schließlich bisher noch nicht kennen gelernt. Fragen konnte sie aber keine mehr stellen, denn Inu Yasha begann plötzlich missmutig zu murren: "Herrje... Wenn die beiden hier sind, dann ist dieser Schwachwolf von Kouga sicher auch nicht weit..."

Und wie aufs Stichwort ertönte plötzlich Kougas Stimme: "Hat mich da jemand gerufen?"

Die Blicke der anderen richteten sich nach oben. Auf dem Ast eines großen Baumes stand Kouga, den Blick hatte er natürlich zu allererst auf Kagome gerichtet. Er sprang von seinem Aussichtspunkt und ergriff ihre Hand. "Hallo, Kagome! Ich freue mich sehr, dich wieder zu sehen.", sagte Kouga, wobei er Kagome tief in die Augen sah.

Sie hingegen lächelte nur etwas unschlüssig und erwiderte ebenso: "Ja, mich freut es auch, Kouga-kun..."

Sofort sträubten sich Inu Yasha die Nackenhaare und er schubste Kouga von Kagome weg.

"Verzieh dich sofort wieder, du Flohfänger! Und hör endlich auf, Kagome immer anzugraben!", knurrte der Hanyou.

Sofort erwiderte Kouga herablassend: "Wenn Kagome mit mir reden will, dann hast du dich da nicht einzumischen, du Hundefresse!"

"Sie will aber nicht mit dir reden, du Schwachwolf!"

Die verbale Auseinandersetzung ging noch einen Moment lang so weiter, bis sich Inuki jedoch unerwartet einmischte. Bevor er so richtig reagieren konnte, wurde Kouga nämlich von dem Hund angesprungen und umgeworfen. Freudig wurde der Wolfsdämon von Inuki begrüßt, den er sofort wieder erkannte. "Inuki! Das ist ja eine Überraschung! Du bist also wieder zurückgekommen."

Inuki bellte und schleckte Kouga einmal über das Gesicht. Inu Yasha stand im Moment scheinbar etwas auf verlorenem Posten und knirschte missmutig mit den Zähnen. "Was findet Inuki nur an diesem Idioten...?", fragte er sich verständnislos.

Ashitaka blickte hingegen etwas irritiert um sich. "Was ist hier eigentlich los? Ihr kennt euch alle?"

Kagome nickte und sagte: "Ja. Kouga-kun ist ein Freund von uns und der Anführer eines Wolfsdämonenrudels."

"Du bist also Kouga?", fragte Ashitaka mit einem Blick auf den Angesprochenen. "Dann gehören diese beiden Wolfsdämonen von vorhin also zu dir?"

"Wolfsdämonen?", wiederholte Kouga prüfend. "Redest du von Ginta und Hakkaku?"

In diesem Moment tauchten die beiden Erwähnten wie auf Kommando hinter den Bäumen auf, dicht gefolgt von ihren Wölfen.

"Kouga!", rief Hakkaku seinen Anführer sogleich und kam in etwa so außer Puste bei ihm an, wie Ginta. Kouga bedachte seine Kameraden etwas irritiert.

"Was ist denn mit euch los? Hat euch irgendetwas gestochen?"

"Wir wollten dir nur etwas sagen!", erklärte Ginta. "Hier irgendwo treibt sich nämlich so ein Hundedämon herum, der einen blauen Kimono und darüber ein Fell trägt und..."

Doch genau in diesem Moment fiel ihm und Hakkaku der besagte Hundedämon ins Auge, denn Ashitaka stand keine zwei Meter von ihnen entfernt. Er blickte etwas amüsiert drein und fragte: "Redet ihr zufälligerweise von jemanden, den ich kenne?"

So kam es auf dieser Weise also unerwartet zu einer etwas größeren Zusammenkunft.

"Und wir haben schon gedacht, hier würde nichts passieren...", murmelte Kimie etwas belustigt in sich hinein.
 

Kouga erfuhr nun, was seit seinem letzten Zusammentreffen mit Inu Yasha und den anderen passiert und wie es zu Inukis Rückkehr gekommen war. Zusätzlich wurde Kimie nun auch Ginta und Hakkaku vorgestellt und Ashitaka lernte die Wolfsdämonen ebenfalls besser kennen.

"Und wir haben schon gedacht, du wolltest uns ans Leder...", seufzte Ginta spürbar erleichtert auf, nachdem sich herausgestellt hatte, dass Ashitaka den Wolfsdämonen gegenüber keine bösen Absichten gehabt hatte.

"Sagt bloß, ihr hattet wirklich Angst vor mir!?", sagte Ashitaka leicht amüsiert, wobei er so was in der Art zuvor irgendwie schon geahnt hatte, woraufhin Hakkaku aber sofort verneinend den Kopf schüttelte und zu leugnen versuchte: "Was?! N-Nein! Überhaupt nicht! Wie kommst du denn darauf?"

>Das hat vorhin aber noch etwas anders ausgesehen...<, dachte Ashitaka, sprach es jedoch nicht laut aus.

Kouga hatte den jungen Inu-Youkai währenddessen genauestens gemustert. "Und vor ihm wolltet ihr mich warnen?", fragte er seine beiden Kameraden mit prüfend hochgezogener Augenbraue. "Glaubt ihr etwa, in einem Kampf hätte ich ihn nicht besiegen können?"

"Versteh das bitte nicht falsch, Kouga! Wir wollten nur... einen unnötigen Konflikt vermeiden", erwiderte Ginta beschwichtigend. "Und außerdem wussten wir nicht, ob Ashitaka der einzige Hundedämon in dieser Gegend war oder ob es eventuell auch noch andere gegeben hätte."

In der Hinsicht ließ Kouga seinen Blick nun von Inu Yasha zu Sesshoumaru und zu Ashitaka schweifen.

"Und jetzt sind es also drei Köter", sagte der Wolfsdämon und stützte gelangweilt den Kopf auf die Hand. "Ihr vermehrt euch wohl auch wie die Fliegen. Sind es beim nächsten Mal dann vier von eurer Sorte?"

Die Blicke der drei Angesprochenen reichten von leicht gereizt bis hin zu kühl und zu etwas unschlüssig. Besonders der kalte Blick von Sesshoumaru schien es jedoch besonders Ginta und Hakkaku eiskalt den Rücken hinunterlaufen zu lassen, weshalb sich Hakkaku sogleich flüsternd an Kouga wandte: "Kouga... Bitte übertreibe es nicht..."

Aber Kouga schien sich im Moment nicht wirklich aus der Ruhe bringen zu lassen und fragte seine Kameraden verständnislos: "Was habt ihr denn eigentlich für ein Problem, ihr zwei? Sagt bloß, ich fürchtet euch!? Welcher normale Wolf rennt denn bitte vor einem Hund davon?! Als ob ich nicht gegen so ein paar Schoßhündchen ankommen würde."

"Schoßhündchen?", wiederholte Ashitaka wenig begeistert, wohingegen Inu Yasha seinem Unmut gleich wieder Luft machte.

"Du blöder Bettvorleger! Wenn ich mit dir fertig bin, werden wir ja sehen, wer hier von uns hier das Schoßtier ist!" Damit ging der Hanyou auf den Wolfsdämon los, der jedoch geschickt auswich.

"Wolltest du mich etwa damit treffen, du Schnecke?", fragte Kouga belustigt, woraufhin Inu Yasha gleich zum nächsten Angriff überging. So kam es, dass die beiden Streithähne quer über die ganze Wiese sprangen und sich dabei verbal und gelegentlich auch mit kleineren Schlägen attackierten. Wirklich ernsthaft war dieser Kampf jedoch keinesfalls. Er war eben die typische Art von Auseinandersetzung, wie sie zwischen Inu Yasha und Kouga schon mal vorkam. Von daher machte sich auch keiner der anderen ernsthafte Sorgen. Während sie sich stattdessen noch etwas miteinander unterhielten, tobte Inuki mit den Wölfen aus Kougas Rudel auf der Wiese herum, wohl bemerkt in einiger Entfernung zu Inu Yashas und Kougas kleinem privaten "Schlachtfeld".

"Mit unseren Wölfen scheint sich Inuki ja echt gut zu verstehen", bemerkte Ginta, während er Inuki und das Rudel beobachtete, woraufhin Kimie mit einem kurzen Blick zu Inu Yasha und Kouga dachte: >Im Gegensatz zu manch anderen Beteiligten...<

Plötzlich machte Hakkaku aber eine Bemerkung, die das ganze Gespräch in eine völlig neue Richtung lenkte: "Aber irgendwas Eigenartiges geht in letzter Zeit in dieser Gegend vor..."

"Was meint ihr damit?", fragte Miroku nach und Ginta antwortete: "Na ja, angeblich tauchen hier neuerdings andauernd irgendwelche Dämonen auf, die Jagd auf die Menschen machen, die hier in den umliegenden Dörfern leben."

"Und dabei haben wir gehört, dass es in dieser Gegend bisher so gut wie gar keine Dämonen gegeben hat", fügte Hakkaku hinzu. "Und wenn doch, dann waren es nur unbedeutende kleine Nervensägen, aber keine echte Bedrohung. Wir sind auch schon auf ein paar dieser Dämonen gestoßen und mussten gegen sie kämpfen. Deshalb waren wir auch anfangs etwas misstrauisch Ashitaka gegenüber."

"Ach! Und was hat euch dennoch in diese Gegend geführt?", fragte Inu Yasha misstrauisch, dessen Streit mit Kouga wohl für diese paar Sekunden auf Eis gelegt worden war, sogleich aber wieder neu aufzutauen drohte. "Ihr räudigen Wölfe! Kommt ja nicht auf die Idee, ebenfalls eines der Menschendörfer zu überfallen!"

"Tse! Du hast uns überhaupt nicht zu sagen, Hundefresse!", entgegnete Kouga herablassend auf die Aussage des Hanyou. "Nur zu deiner Information: Wir suchen lediglich nach Naraku, damit ich ihn endlich erledigen kann! Nur deshalb sind wir hier vorbeigekommen."

"Das kannst du abhaken!", konterte Inu Yasha sofort. "ICH werde es nämlich sein, der Naraku beseitigt!"

Knurrend standen sich die beiden Streitenden gegenüber, als nun auch noch überraschenderweise Sesshoumaru das Wort ergriff, wobei er aber wie üblich keine Miene verzog: "Diese Diskussion könnt ihr euch sparen. Den nur ich werde gegen Naraku kämpfen und ihn besiegen!"

Jetzt schien sich das ganze auch noch zu einem Dreierkonflikt zu entwickeln, der jedoch nur mit warnenden Blicken untereinander ausgefochten wurde. Sich schließlich daraus lösend, eilte Kouga nun wieder zu Kagome, die unter einem der Bäume saß. Er kniete sich zu ihr und nahm ihre Hand. "Mach dir keine Sorgen, Kagome. Ich werde Naraku auf jeden Fall töten."

"Daran zweifle ich auch nicht...", entgegnete Kagome mit einem leichten Lächeln. Lange konnte Kouga sie aber nicht mehr so ansehen, denn sofort war Inu Yasha erneut zur Stelle und drängte den Wolfsdämon von dem Mädchen weg.

"Nimm endlich die Finger von ihr, du Idiot!", befahl der Hanyou gereizt, woraufhin Kouga betont erwiderte: "Du hast mir überhaupt nichts zu befehlen, du stinkende Töle!"

Sich das ganze kurz ansehend, murmelte Kimie schließlich müde in sich hinein: "Herrlich, diese Atmosphäre. So viel Liebe im Raum. Die Männer haben wohl im Moment einen leichten Testosteronüberschuss..."

Rin, die neben ihr saß, blickte daraufhin fragend zu dem Mädchen hoch. "Kimie-san? Was bedeutet Testo... Na ja, dieses Wort? Und was ist das überhaupt?"

Zunächst starrte Kimie etwas unschlüssig auf das kleine Mädchen. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass jetzt so eine Frage kommen würde, zumal sie nach eigener Ansicht gar nicht so laut gesprochen hatte. Nach kurzem Zögern antwortete sie: "Also, eigentlich ist das für dich wohl noch etwas kompliziert, wenn ich dir das jetzt erkläre..."

"Aber warum? Ist es was Schlimmes? Ist es eine Krankheit?"

"Nein, das ist es nicht. Keine Sorge", beruhigte Kimie Rin sofort wieder, da diese einen Augenblick lang wirklich etwas besorgt ausgesehen hatte. Schließlich versuchte sie, das kleine Mädchen zu vertrösten: "Hör mal, lassen wir das lieber erstmal, in Ordnung? Bei Gelegenheit kann ich ja versuchen, dir das zu erklären."

>Was aber in der nächsten Zeit aber hoffentlich nicht vorkommen wird...<, fügte Kimie gedanklich noch hinzu.

Rin legte etwas nachdenklich den Kopf schief, nickte dann aber einverstanden. "Na gut."

In der Zwischenzeit fochten Inu Yasha und Kouga noch immer ihren Kleinkrieg aus, wobei es diesmal noch immer um Kagome ging. In der Hinsicht brauchte sich Sesshoumaru nun nicht mehr einzumischen, da ihm Kagome ja so ziemlich egal war. Stattdessen wollte er nun etwas anderes geklärt haben und dazu kam er nun auf Kimie zu.

"Komm mit!", wies er sie kurz und knapp an und ging schon mal voraus. Kimie war im ersten Moment zwar reichlich perplex, folgte dem Youkai aber dennoch. Was er so plötzlich von ihr wollen könnte, interessierte sie schon.

Während die beiden sich etwas von den anderen entfernten, blickten diese ihnen etwas unschlüssig nach.

"Was kann Sesshoumaru denn von Kimie wollen?", fragte sich Shippou und legte den Kopf schief. Inu Yasha, der wegen seines andauerndes Konfliktes mit Kouga erst auf diese Frage hin bemerkt hatte, dass sein älterer Halbbruder mit Kagomes Cousine weggegangen war, meinte trocken: "Wer weiß, vielleicht frisst er sie jetzt..."

Kagome blitzte den Hanyou daraufhin wenig freundlich an, ehe sie kurz und knapp befahl: "Osuwari!"

Sofort fand sich Inu Yasha auf den Boden liegend wieder, sehr zur Schadenfreude von Kouga, während der Hanyou kaum hörbar murrte: "Das war unfair, Kagome..."

Jaken hingegen hätte wohl kein Problem damit gehabt, hätte Inu Yasha mit seiner, wenn auch nicht wirklich ernst gemeinten Aussage richtig gelegen. Schon seit ein paar Tagen machte sich der Krötendämon seine Gedanken. >Ist mein Herr seinem ehrwürdigen Vater am Ende wohl doch nicht so unähnlich? Ach, ich glaube nicht! Da muss etwas anderes dahinter stecken. Aber was?<

Jaken spielte schon mit dem Gedanken, seinem Herrn und diesem Menschenweib heimlich zu folgen, aber sollte Sesshoumaru ihn dabei entdecken, hätten sich die anderen am Abend wohl über Kröte am Spieß freuen (oder auch nicht freuen) können. So blieb Jaken wohl oder übel nichts anderes übrig, als abzuwarten.
 

Wohin Sesshoumaru mit ihr wollte, wusste Kimie beim besten Willen nicht. Allerdings fragte sie sich, wie lange er noch mit ihr durch die Gegend spazieren wollte. Ihm mit etwa zwei Metern Abstand folgend, begann Kimie irgendwann, ihre Umgebung zu begutachten, da Sesshoumaru auch kein Wort sprach. Plötzlich blieb er jedoch stehen und sie konnte es gerade noch so verhindern, ihm frontal in den Rücken zu krachen.

"Danke, dass du mich vorgewarnt hast!", beschwerte sich Kimie ironisch, sprach dann jedoch wieder normal weiter: "Im Übrigen könntest du eventuell etwas an deiner Art, mit anderen zu sprechen, feilen. So ein knappes 'Komm mit!' ist nämlich doch etwas dürftig. Und dein Tonfall könnte auch etwas netter sein, geschweige denn von deinem Blick, der... Hm? Sag mal, hörst du mir überhaupt zu?"

Dadurch, dass Sesshoumaru noch immer mit dem Rücken zu ihr stand und zunächst nichts sagte, wusste Kimie nicht, ob er sie mal wieder schlichtweg ignorierte. Aber irgendwie hatte sie diesmal ein etwas eigenartiges Gefühl.

"Was ist denn los, Sesshoumaru?", fragte Kimie schließlich vorsichtig nach. "Stimmt etwas nicht?"

Sesshoumaru drehte sich nun zu dem Mädchen um, das aus seinem Blick aber irgendwie nicht ganz schlau wurde. >Der ist doch jetzt nicht etwa beleidigt oder sauer, nur weil ich eben ein wenig meine Meinung geäußert habe, oder?<

"Es wird langsam Zeit, dass du dich entscheidest", sagte Sesshoumaru schließlich.

Kimie sah ihn aber nur fragend an. "Was? Ich verstehe nicht ganz..."

Sesshoumaru fackelte nicht lange herum und breitete ihr nun aus, was er gemeint hatte: "Ich habe nicht vor, es zur Gewohnheit werden zu lassen, mich weiterhin mit Inu Yasha und seinen Anhängseln abzugeben. Außerdem habe ich kein Interesse daran, mich an der Suche nach den Splittern des Shikon no Tama zu beteiligen. Und was Naraku angeht, den erledige ich auch allein. Dazu brauche ich keine Unterstützung und am allerwenigsten von Inu Yasha."

Jetzt sah Kimie klarer. Sesshoumaru wollte offensichtlich von ihr die Entscheidung, ob sie bei Inu Yasha und den anderen bleiben oder ihn, Rin und Jaken begleiten würde. Gleichzeitig führte Sesshoumaru Kimie damit aber unweigerlich vor Augen, dass sie anders als Kagome schon bald nicht mehr die Gelegenheit haben würde, jederzeit ins Mittelalter zu kommen, wenn sie es wollte. Das hatte sie momentan vollkommen vergessen oder es schlichtweg verdrängt.

Verunsichert fuhr sich Kimie schließlich einmal mit der Hand durch die Haare. Das kam für sie im Moment doch etwas plötzlich. Und als ob er ihre Unschlüssigkeit genau spürte, ging Sesshoumaru schließlich wortlos an ihr vorbei, wobei er zu ihr sagte: "Ich werde später darauf zurückkommen."

Kimie sah ihm zunächst nur stumm nach, folgte ihm dann jedoch wieder in einem gewissen Abstand, wobei sie nun aber noch langsamer zu gehen schien, weshalb sich ihr Abstand zu Sesshoumaru stetig vergrößerte. Während des ganzen Weges dachte das Mädchen über die Worte des Youkai nach.
 

"Es wird Zeit für mich, weiter zu ziehen. Aber keine Sorge, Kagome. Sobald ich Naraku getötet habe, werde ich dich zu mir nehmen und dich zu meiner Frau machen."

Wieder ergriff Kouga Kagomes Hände, als er sich nun von ihr verabschieden wollte. Inu Yasha konnte das nur Recht sein, schließlich hatten der Wolfsdämon und seine Kameraden die Gruppe geschlagene drei Stunden "belästigt". Aber das Kouga Kagome wieder so nahe kommen musste, ließ das Blut des Hanyou regelrecht überkochen.

Kouga zwinkerte Kagome noch einmal zu, ehe er sich wieder von ihr abwandte. "Wir sehen uns." Und schon war er in einem Wirbelwind verschwunden, der sich mit hoher Geschwindigkeit seinen Weg bahnte. Das Wolfsrudel heftete sich sogleich an die Fersen ihres Anführers.

"Warte auf uns, Kouga!", rief Ginta ihm nach, während sich Hakkaku vorher noch von den anderen verabschiedete: "Macht's gut, Leute!"

Und damit machten sich die Wölfe wieder auf den Weg.

"Dieser Kouga sagt wirklich ziemlich direkt, was er denkt und was er will", bemerkte Ashitaka.

Inu Yasha verschränkte hingegen nur mürrisch die Arme vor der Brust und knurrte: "Tse! Wenn der hier aber noch einmal aufkreuzt, dann ramme ich ihn ungespitzt in den Boden! Gehen wir lieber weiter! Wir haben wegen diesem Idioten schließlich schon genug Zeit verloren."

"Jetzt sei doch nicht so mürrisch, Inu Yasha", versuchte Kagome den Hanyou zu beschwichtigen und hakte sich kurzerhand in seinem Arm ein. Inu Yasha war von dieser Geste im ersten Moment so überrascht, dass er zunächst kein Wort herausbrachte. So zog Kagome ihn lächelnd mit der einen Hand unaufgefordert neben sich her, während sie mit der anderen ihr Fahrrad schob.
 

So setzte die Gruppe nun ihre Reise fort. Es ging vorbei an einigen kleinen Wäldern und Wiesen und ein paar Stunden geschah nichts ungewöhnliches, bis die Reisenden schließlich an einem großen Gebäude vorbeikamen, das besonders Miroku sofort ins Auge gefallen war.

"Wartet mal! Seht mal, Freunde!", sagte er und deutete auf das Gebäude. Die Gruppe blieb stehen und blickte in die Richtung, die Miroku ihnen zeigte.

"Das ist ein Palast", erkannte Kimie, verstand aber nicht, worauf Miroku hinaus wollte. "Was soll damit sein?"

Der Mönch drehte sich mit einem engelsgleichen Lächeln zu den anderen um und sagte: "Es wird allmählich dunkel. Hättet ihr nicht auch Lust auf eine ausgiebige Mahlzeit und einen gemütlichen Schlafplatz?"
 

Und ehe sie sich versahen, standen alle direkt vor den Toren dieses Palastes, während Miroku mit den beiden Wachen sprach.

"Böse Geister?", fragte einer der Männer skeptisch, woraufhin Miroku mit ernstem Gesichtsausdruck antwortete: "Genau! Ich spüre hier ganz eindeutig die Anwesenheit dunkler Geschöpfe. Deshalb sind wir hier, ich und meine Reisegefährten möchten euch gerne unsere Hilfe anbieten und die Geister für euch vertreiben."

"Ich kann mich nicht daran erinnern, dass er uns nach unserer Meinung gefragt hätte...", murmelte Kimie trocken in sich hinein. Von Mirokus Pseudoritualen hatte sie zwar schon gehört, aber jetzt wurde sie selbst Zeugin seiner Vorgehensart, wenn es darum ging, sich einen Schlafplatz zu ergaunern. Allerdings sagte keiner der anderen etwas dazu. Wahrscheinlich hatten sich Inu Yasha und die anderen schon längst an Mirokus Eigenheiten gewöhnt und Sesshoumaru war es wohl ohnehin egal, was die anderen veranstalteten, solange sie ihn nicht damit belästigten.

>Miroku ist ja ganz schön durchtrieben...<, dachte Kimie, während sie mit den anderen abwartete, ob der Mönch mit seiner Geister-Story weiterkam. Schließlich berieten sich die beiden Palastwachen etwas.

"Fragen wir am besten unseren Herrn", meinte einer der Männer, woraufhin der zweite jedoch entgegnete: "Aber du weißt doch, dass er momentan nicht in der Lage ist, Besucher zu empfangen. Besser, wir geben der Prinzessin Bescheid."

Der andere Mann war einverstanden und wandte sich dann an die Besucher: "In Ordnung. Dann folgt uns!"

Während Miroku zuversichtlich der Aufforderung nachkam, dicht gefolgt von den anderen, blieb Sesshoumaru für einen Moment jedoch stehen und wandte seinen Blick nach hinten um. Ihm war, als hätte er etwas gehört. Allerdings schien er da der Einzige gewesen zu sein.

"Was habt Ihr, mein Herr?", fragte Jaken neugierig, woraufhin auch Kimie kurz stehen geblieben war und sich umgedreht hatte.

"Sesshoumaru? Stimmt etwas nicht?", fragte sie etwas verwundert. Kurz darauf kam aber nur ein kurzes "Nein." von Sesshoumaru zurück, ehe er wortlos weiterging und an ihr vorbei schritt.

Kimie sah ihm fragend nach. >Was hatte er denn plötzlich?<

Sie schaute ebenfalls kurz in die selbe Richtung, wie der Youkai zuvor, konnte aber nichts entdecken, was seine Aufmerksamkeit hätte erregt haben können. Von daher eilte das Mädchen sogleich wieder hinter den anderen her, um den Anschluss nicht zu verlieren.
 

Zunächst musste die Gruppe im großen Innenhof des Palastes warten, bis ihnen jemand den Einlass ins Gebäude gewähren würde. Nachdem ein paar Minuten vergangen waren, kamen die beiden Wachen in Begleitung einer wunderschönen jungen Frau wieder zurück. Die Frau war etwa Anfang 20 und trug einen roten Kimono, der ein herrliches Blumenmuster aufwies. Das lange schwarze Haar war hinten leicht zusammengebunden. Bei den Besuchern angekommen, wanderten die dunklen Augen der Frau über diese hinweg. Allerdings wirkte ihr Blick irgendwie eigenartig bedrückt.

"Man sagte mir, Ihr wollt uns von bösen Geistern befreien, die sich hier herumtreiben sollen", sagte die junge Frau schließlich mit ruhiger Stimme. "Gestattet mir aber, mich Euch zunächst vorzustellen: Mein Name ist Azusa. Ich bin die Tochter des Schlossherrn." Die Prinzessin verneigte sich leicht vor den Gästen. "Es freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen."

"Das Vergnügen ist auch ganz auf meiner Seite, schöne Prinzessin", erwiderte Miroku und sofort fanden ihn alle direkt vor Azusa auf dem Boden kniend wieder. "Es ist mir eine große Ehre, Euch kennen zu lernen."

Ein kurzes entnervtes Seufzen ging durch die Gruppe.

"Jetzt geht das schon wieder los...", murmelte Shippou erschöpft in sich hinein, während besonders Sango Mirokus Annäherungsversuche an die Prinzessin mit äußerst prüfendem Blick beäugte.

Nachdem Miroku in der Zwischenzeit der Prinzessin seine Geistergeschichte noch mal unterbreitet und seine Hilfe angeboten hatte, sagte sie zu ihm und den anderen: "Gut, dann tut bitte was Ihr könnt, um die bösen Geister zu vertreiben. Für Eure Unterkunft lasse ich Euch entsprechende Zimmer herrichten und auch etwas zu Essen zubereiten."

"Habt vielen Dank, Prinzessin", bedankte sich Miroku mit einem freundlichen Lächeln. Azusa nickte leicht, ehe sie ruhig weiter sprach: "Entschuldigt mich bitte. Ich muss mich jetzt wieder um meinen Vater kümmern."

Bevor sie jedoch wieder gehen konnte, fragte Kagome leicht besorgt: "Fehlt ihm was? Ist er krank?" Das hatte sie sich schon vorhin gefragt, nachdem sie die beiden Wachen über den Schlossherrn hatte reden hören.

Azusa hielt in ihrer Bewegung inne. Nach kurzem Zögern antwortete sie bedrückt auf die Frage des Mädchens: "Er wurde vor zwei Tagen von einem Dämon angegriffen und schwer verletzt. Deswegen konnte er Euch nicht empfangen und ob er überleben wird, ist noch völlig ungewiss."

Kagome sprach ihr Bedauern aus, ebenso wie die meisten anderen.

"Es ist eigenartig", sagte Azusa weiter. "Eigentlich gab es in dieser Gegend bisher nie wirklich bedrohliche Übergriffe seitens irgendwelcher Dämonen. Aber seit ein paar Tagen hat sich das sehr verändert. Woher die Dämonen kommen, wissen wir nicht und wir haben bisher auch niemanden gefunden, der uns von ihnen erlösen konnte. Meist greifen sie nachts oder bei Sonnenuntergang an und die Angst der Menschen wächst mit jedem neuen Tag. Es ist furchtbar..."

Bedrückt senkte die Prinzessin ihren Blick. Ihre Worte waren scheinbar das erneute Stichwort für Miroku. Wieder ergriff er das Wort, wobei er sich auch hier direkt an Azusa wandte: "Fürchtet Euch nicht länger, edle Prinzessin. Ich werde mich persönlich dieser Sache annehmen und auch diese Dämonen zusammen mit den bösen Geistern für Euch unschädlich machen, auf dass sie Euch nie wieder bedrohen mögen."

Skeptische Blicke seitens der anderen trafen den jungen Mönch.

"So ein Schürzenjäger... Dabei hat er sich diese ganze Geisternummer doch nur mal so eben aus den Fingern gesogen...", murmelte Kimie in sich hinein. Im Zusammenhang mit dem wahren Problem, mit dem sich die Leute hier wohl rumschlagen mussten, war ihr hinsichtlich Mirokus Geschichte nun doch etwas mulmig zumute. Andererseits konnte der Mönch jetzt wohl schlecht zugeben, dass diese Geisergeschichte nur erfunden gewesen war. Damit wäre im Moment wirklich niemandem geholfen gewesen.
 

Jeder aus der Gruppe bekam schließlich ein eigenes Zimmer zur Verfügung gestellt, wobei Shippo bei Kagome bleiben wollte. Rin und Jaken würden hingegen bei Sesshoumaru bleiben. Sie hatten alle schon zu Abend gegessen, bis auf Sesshoumaru, der sich da wie üblich herausgehalten hatte, und befanden sich nun zusammen auf der Veranda, über welche die meisten der Gästezimmer zu erreichen gewesen waren. Ah-Un war in den Ställen untergekommen, aber einer aus der Gruppe fehlte bei dieser abendlichen Zusammenkunft.

"Wo steckt denn Miroku?", fragte Ashitaka, da er den Mönch seit dem Abendessen nicht mehr gesehen hatte. Auf seine Frage antwortete Inu Yasha trocken: "Der steigt sicher der Prinzessin hinterher. Das macht er doch bei jeder Frau, die nicht bei drei auf den Bäumen ist."

"Na und?!", kam es daraufhin höchst gereizt von Sango. "Lassen wir ihn doch mit der Prinzessin rummachen! Wenn er's nötig hat, soll er doch machen, was er will!"

Kirara, die neben Sango saß und zu ihr hinaufschaute, maunzte einmal leise. Sie spürte ganz genau, was die Dämonenjägerin wirklich über diese Sache dachte, ebenso wie die meisten der anderen.

Plötzlich hörte man Mirokus Stimme, die sagte: "Der Palast Eures Vaters ist wirklich atemberaubend. Genauso wie ihr, Prinzessin."

"Ihr schmeichelt mir, junger Mönch."

Und als alle ihre Blicke gehoben hatten, erblickten sie Miroku und Prinzessin Azusa, wie diese gerade gemeinsam über den Hof gingen. Wie üblich ließ der Mönch nichts aus, um die junge Frau um den Finger zu wickeln. Zuvor hatte er seine so genannte Geisteraustreibung vollzogen und schien nun wieder alle Zeit der Welt zu haben, sich ausgiebig auf Brautschau zu begeben.

Ein Blick der anderen auf Sango genügte, um genau erfassen zu können, was sie jedoch von Mirokus Flirtversuchen hielt. Die Dämonenjägerin brodelte innerlich regelrecht. Dabei hätte man eigentlich vermuten sollen, Miroku hätte sich nach dem letzten Kampf gegen Narakus Dämonen ein wenig gebessert.

Mit einem Blick auf Sango zog Inu Yasha nun prüfend eine Augenbraue hoch. "Täusche ich mich, oder bist du vielleicht doch ein klein wenig eifersüchtig, Sango?", fragte er, als wollte er Sango ein wenig aus der Reserve locken, da diese sich so oft unnahbar hinsichtlich Miroku zeigte. Sofort fing sich der Hanyou aber einen dermaßen stechenden Blick ein, dass ihm zunächst ziemlich mulmig wurde.

"Das bildest du dir nur ein!", entgegnete Sango scharf und wirkte regelrecht bedrohlich. Wenn Blicke töten könnten...

Inu Yasha suchte daraufhin eiligst Deckung hinter Kagome. Diese wandte ihren Blick sogleich zur anderen Seite, wo Kimie neben ihr saß. Anscheinend ging der Älteren im Moment so ziemlich das selbe durch den Kopf, wie ihrer Cousine.

"Hey, Miroku!", rief Kimie den Mönch daher sogleich, der seine Freunde wohl erst jetzt überhaupt wahrgenommen zu haben schien. Ziemlich verdutzt schaute er zu ihnen rüber. "Oh! Ihr seid es. Ich habe euch gar nicht gesehen."

"Das ist ja auch kein Wunder!", entgegnete Shippou trocken. "Kaum taucht 'ne hübsche Frau auf, hast du doch nur noch Augen für sie!"

Kagome schaute vorsichtig zu Sango. Man konnte förmlich sehen, wie sie so langsam aber sicher zu explodieren drohte. Daher verlor Kagome auch keine weitere Zeit und sprach Miroku ebenfalls an: "Miroku-sama! Könnten wir vielleicht kurz mit Euch reden?"

"Hat das nicht noch etwas Zeit?", fragte der Mönch bittend, woraufhin er das Mädchen aber scheinbar nur leicht zur Weißglut trieb.

"Nein! Hat es nicht!", erwiderte Kagome betont.

Bevor Miroku etwas darauf erwidern konnte, wandte sich Azusa an ihn: "Es ist in Ordnung. Ich muss jetzt sowieso wieder zurück."

"Der Gedanke, Euch allein lassen zu müssen, quält mich aber sehr, Prinzessin", entgegnete Miroku mitleidig, wobei er auch Azusas Hand ergriff.

Plötzlich stand Sango auf und verschwand ohne ein weiteres Wort in ihrem Zimmer. Mit einem nicht gerade leisen Knall schloss sie die Schiebetür hinter sich, wobei sie beinahe versehentlich Kiraras Schweife in dieser eingeklemmt hätte, als die Dämonenkatze ihrer Herrin gefolgt war.

Rin hatte der Dämonenjägerin etwas irritiert nachgesehen.

"Ist Sango-san sauer?", fragte das kleine Mädchen, das die genauen Zusammenhänge nicht genau erfassen konnte.

Shippou, der neben dem kleinen Mädchen saß, antwortete: "Sie ist böse auf Miroku, weil er sich mal wieder daneben benimmt."

Rin legte den Kopf etwas schief. Was machte Miroku denn falsch? Sie selbst konnte jedenfalls nichts abfälliges in seinem Verhalten erkennen, worüber Sango sich hätte aufregen können. Aber wahrscheinlich war dies mal wieder eines der Dinge gewesen, mit denen sich hauptsächlich die Älteren auseinanderzusetzen schienen.

Azusa verabschiedete sich in der Zwischenzeit nun doch noch von Miroku und den anderen, ehe sie in einem anderen Gebäude des Palastes verschwand. Miroku hatte ihr bis zuletzt ganz verträumt und schwärmerisch nachgesehen, als er jedoch plötzlich spürte, wie er von zwei Personen links und recht an den Armen gepackt wurde. Es waren Kagome und Kimie gewesen und diese zerrten den Mönch nun vom Innenhof zu der Veranda. Wie in einem Kreuzverhör in einem Gerichtssaal mit Schaulustigen, verkörpert durch den Rest der Truppe, wurde der Mönch nun von den beiden Mädchen gehörig ins Gebet genommen.

"Sag mal, Miroku, bist du eigentlich ein Idiot oder tust du nur so?!", fragte Kimie aufgebracht, aber irgendwie schien Miroku die Aufregung nicht ganz zu verstehen. "Ich... Ich verstehe nicht ganz..."

"Jetzt tut doch nicht so!", meinte Kagome betont. "Mal ganz abgesehen davon, dass Ihr der armen Prinzessin zusätzlich zu ihren Sorgen um ihren Vater einredet, es gäbe hier böse Geister, wie könnt Ihr nur so hemmungslos mit ihr rumflirten?! Das ist wirklich unter aller Kanone!"

Angesichts der beiden aufgebrachten Mädchen hob Miroku beschwichtigend die Hände. "Hey! Zwei gegen einen ist nicht gerade fair, wenn ihr mich fragt... Außerdem konnte ich im Nachhinein doch wohl schlecht gestehen, dass ich mir das alles nur ausgedacht habe, oder? Ich wusste doch schließlich nichts vom wahren Kummer der Prinzessin."

"Aber es geht doch nicht nur darum!", unterbrach ihn Kagome sofort und Kimie fügte hinzu: "Genau! Es geht hier um Sango! Miroku, eines kann ich dir sagen: Solltest du so weitermachen, wird sie dich irgendwann nicht mal mehr dann ansehen, wenn du vor ihr auf den Knien im Dreck rumrutschst!"

Ob Sango das wirklich machen würde, wusste Kimie zwar nicht, aber das war im Moment auch egal. Es ging hier schließlich um 's Prinzip!

Jetzt verstand Miroku jedoch die ganze Aufregung und warum Kagome und Kimie ihn so in die Mangel nahmen. Aber aus der Ruhe schien ihn das nicht wirklich zu bringen.

"Kimie, ich bitte dich", begann er ruhig und mit einem leichten Lächeln. "Die Prinzessin ist eine Schönheit, ganz ohne jeden Zweifel. Aber egal, wie viele andere Frauen auch noch meinen Weg kreuzen werden, keine werde ich je mehr zu schätzen wissen als Sango. Nur ihr gehört mein Herz."

Kimie hörte zwar genau zu, wirkte jedoch etwas skeptisch. "Bist du sicher? Du hast aber eine eigenartige Art, ihr das zu zeigen..."

"Ich bin eben auch nur ein Mann", seufzte Miroku mit einem Unterton von Niedergeschlagenheit. "Dagegen kann man nichts tun."

"Es gibt aber auch Männer, die nicht gleich jedem Rockzipfel hinterher steigen, der ihnen begegnet!", konterte Kimie und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust.

Kagome nickte und fügte hinzu: "Außerdem habt Ihr das doch überhaupt nicht nötig, Miroku-sama!"

Diesen Satz hätte sie aber jedoch besser nicht gesagt. Sofort fand sich Mirokus Hand nämlich an ihrem Hintern wieder, als er seinen Arm um Kagome gelegt hatte, während er sagte: "Aber Kagome-sama! Das habe ich ja gar nicht von Euch erwartet. Ihr hättet doch schon früher etwas sagen können."

Drohend hob Kagome nun ihre Faust. "Miroku-sama, Ihr..."

"Komm ja nicht auf blöde Gedanken, du scheinheiliger Mönch!", mahnte Inu Yasha Miroku aufgebracht und sprang zwischen ihn und Kagome, um ihn von ihr wegzudrängen. "Behalte deine Finger gefälligst bei dir oder betatsche Kimie von mir aus!"

"Hey! Ich bin doch kein billiges Flittchen!", beschwerte sich Kimie sofort lautstark und warf Miroku sogleich einen bedrohlichen Blick zu, als dieser sich wohl gerade Inu Yashas Vorschlag etwas genauer durch den Kopf gehen lassen wollte, wie sein Gesichtsausdruck es vermuten ließ. Aber scheinbar überlegte es sich Miroku doch noch mal anders.

Nun richtete Kagome wieder das Wort an ihn: "Also, eigentlich meinte ich mit dem, was ich eben gesagt habe, dass Ihr durchaus etwas mehr Rücksicht auf Sango nehmen solltet, Miroku-sama! Merkt Ihr denn gar nicht, was sie über Eure Eskapaden denkt?"

"Eben! Und dieses lüsterne Gehabe muss doch schließlich irgendwann mal ein Ende haben!", fügte Kimie hinzu.

Mit einem Mal war Mirokus Unschuldslächeln wieder da. "Ach, Kimie! Jetzt sieh das alles doch nicht so eng." Und als ob er ihr lediglich kurz die Schulter tätscheln wollte, hob der Mönch nun seine Hand. Nur legte er diese nicht auf Kimies Schulter ab, sondern auf ihre Brust. Dabei verzog er aber keine Miene. "Sehe ich etwa aus wie ein Mann, der von lüsternen Gedanken geprägt ist?"

Auf diese scheinheilige Frage erwiderte Kimie nichts, sondern verpasste dem Mönch nur einen kräftigen Tritt in die Magengegend. Reichlich angeschlagen taumelte er zurück und sank zu Boden, während Kimie versuchte, sich wieder einzukriegen und nicht eventuell noch einmal nachzuprügeln. Dabei fiel ihr Blick auch kurzzeitig auf Sesshoumaru, der eigentlich bei leicht geöffneter Schiebetür in seinem Zimmer gesessen hatte, plötzlich jedoch aufgestanden war und seinen Blick höchst aufmerksam auf sie und Miroku gerichtet hatte. Jetzt setzte er sich jedoch wieder und schaute weg. Ashitaka, der Sesshoumaru beobachtet hatte, konnte sich jedoch schon denken, was dem Älteren eben etwas sauer aufgestoßen zu sein schien. Aber auch Inu Yasha hatte Sesshoumaru Reaktion mitbekommen, konnte sich aber nicht wirklich einen Reim darauf machen.

"Sag mal, Sesshoumaru, leidest du seit neuestem unter Zuckungen?", fragte er stattdessen, um seinen Halbbruder etwas aufzuziehen. Sofort fing sich der Hanyou einen eiskalten Blick ein, woraufhin er sich mit einem leichten Murren wieder abwandte. Zwar hatte es Inu Yasha auch gewundert, dass Sesshoumaru letztens ebenfalls in der Neuzeit geblieben und zusammen mit ihm, Kagome, Kimie und Inuki wieder ins Mittelalter zurückgekehrt war, aber dass er nun wirklich mehr mit Kimie zu tun hatte, schien Inu Yasha doch etwas unwahrscheinlich gewesen zu sein, wenngleich so einiges darauf hinzudeuten schien.

In der Zwischenzeit schien sich Miroku wieder von dem erlittenen Tritt erholt zu haben. Mühsam rappelte er sich wieder auf und versuchte erneut, die Situation zu schlichten. "Jetzt beruhigt euch doch bitte wieder, Mädchen...", murmelte er noch etwas angeschlagen. "Macht doch nicht so eine große Sache daraus. Ich werde schon nichts Unanständiges tun."

"So? Meint Ihr wirklich?", fragte Kagome mit einem derart prüfenden Blick, der einen hätte auffressen können. Als Miroku aber nur erneut seine beste Unschuldsmiene aufsetzte, fragte Kimie noch mit den frischen Erinnerungen an Mirokus letzte Eskapade an Kagome gerichtet: "Das 'Osuwari' funktioniert nur bei Inu Yasha, nicht wahr?"

"Ja, leider...", antwortete Kagome. Kimie knackte daraufhin einmal demonstrativ mit den Fingern. "Dann müssen wir gegebenenfalls eben andere Seiten aufziehen."

"Tja, das ließe sich dann wohl nicht vermeiden."

Zwei mahnende Blicke trafen Miroku, der nun doch etwas hilflos von einem Mädchen zum anderen sah, ehe er sich verunsichert abwandte.

>Ich weiß nicht genau, wovor ich mehr auf der Hut sein sollte: Vor den Dämonen oder doch eher vor Kagome-sama und Kimie...<
 

Unbeobachtet von den anderen saß Sango indessen mit dem Rücken zur Wand in ihrem Zimmer. Die Beine hatte sie eng an ihren Körper angezogen und das Gesicht in den auf den Knien ruhenden Armen verborgen. Da draußen so langsam die Sonne unterging, wurde es in dem Zimmer auch allmählich dunkel. Aber eine Kerze anzünden wollte Sango im Moment scheinbar nicht und es schien, als wäre es ihr auch egal, wie dunkel es noch werden würde.

Ein leises Seufzen entwich der jungen Dämonenjägerin.

Kirara saß vor Sango auf dem Boden und schaute aufmerksam zu ihrer Herrin hoch. Leise maunzte sie einmal, woraufhin Sango aufschaute.

"Ach, Kirara... Anscheinend mache ich mir nur etwas vor...", sagte Sango traurig und senkte wieder den Blick. Kirara maunzte noch einmal und kam dann näher auf sie zu. Sanft stupste die Dämonenkatze ihre Herrin an, die ihre treue Freundin daraufhin über das weiche Fell streichelte.

"Wollen wir uns schlafen legen?", fragte Sango mit einem leichten Lächeln, ehe sie aufstand um sich schlaffertig zu machen. Schließlich unter der Decke auf dem Futon liegend und mit Kirara, die zusammengerollt neben dem Kopfkissen lag, schloss Sango ihre Augen, wobei ihr aber noch so manch wehmütiger Gedanke durch den Kopf ging.
 

Die anderen störten Sango nicht und ließen sie in Ruhe.

Etwas später am Abend hatte sich schließlich so ziemlich jeder in sein vorgesehenes Zimmer zurückgezogen, wobei Kimie und Kagome im Zimmer der Jüngeren zusammen saßen und sich noch etwas unterhielten. Shippou war anscheinend so müde gewesen, dass er schon tief und fest eingeschlafen war und dabei auch leise schnarchte.

In ihrem Gespräch unterhielten sich die beiden Mädchen indessen über mehrere Dinge, bis Kimie schließlich eine Frage einfiel, die sie jedoch erst nach kurzem Zögern an Kagome richtete: "Sag mal, Kagome, da gibt es etwas, was ich dich eigentlich schon längst mal fragen wollte... Hast du dir eigentlich schon mal überlegt, ob du vielleicht irgendwann nicht mehr hierher ins Mittelalter kommen kannst?"

Dass Kimie gerade jetzt auf dieses Thema kam, wunderte Kagome im ersten Moment zwar etwas, dennoch gestand sie nach einem Moment: "Ja, ab und zu... Aber daran will ich ehrlich gesagt nicht wirklich denken. Ich könnte es wohl auch gar nicht ertragen, Inu Yasha und die anderen nie wieder zu sehen."

"Kann ich verstehen."

Im Hinblick darauf dachte Kimie nun wieder daran, dass sie anders als Kagome schon bald wieder gehen müsste und dann zumindest für eine längere Zeit nicht mehr zurückkommen könnte. Auch der erneute Gedanke an Sesshoumarus Worte hatte sie nicht zuletzt dazu gebracht, ihrer Cousine diese Frage zu stellen.

Schließlich sprach Kagome weiter: "Ich weiß zwar nicht, was ich dafür tun kann, aber ich werde mir Mühe geben, den Kontakt zum Mittelalter nicht zu verlieren. Ich habe hier so viele Sachen mehr erlebt, als der gewöhnliche Durchschnittsschüler der 9. Klasse." Bei dem letzten Satz musste sie etwas lachen, fuhr kurz darauf aber fort: "Auch, wenn es oft gefährlich war und es wohl auch noch gelegentlich gefährlich und schwierig werden wird, auf keinen Fall will ich auf all das verzichten müssen. Schon gar nicht auf meine Freunde. Unsere gemeinsamen Erlebnisse haben uns zusammengeschweißt und die Erfahrungen, die wir zusammen machen durften, sind unbezahlbar."

Kagome richtete ihren Blick wieder zu Kimie, die plötzlich merkwürdig still geworden war. Die Jüngere war etwas irritiert. "Stimmt etwas nicht?"

Kimie schüttelte leicht den Kopf. "Nein, schon gut. Aber..."

Obwohl ihre Cousine an der Stelle nicht weiter sprach, konnte sich Kagome denken, was sie dem Anschein nach bedrückte und nun tat es ihr leid, dass sie kurz zuvor so viel erzählt hatte. "Entschuldige bitte, Kimie. Ich hatte im Moment nicht daran gedacht, dass du anders als ich nicht immer herkommen kannst, wenn du es willst."

"Mach dir keine Sorgen, Kagome", erwiderte Kimie ruhig. "Dafür kannst du ja nichts. Das ist ein Problem, mit dem ich selbst fertig werden muss."

Dann erzählte sie Kagome von dem, was Sesshoumaru zuvor zu ihr gesagt hatte. Kagome war über den Inhalt von Sesshoumarus Aussage zwar höchst überrascht, verlor aber auch nicht Kimies Problem in der Hinsicht aus den Augen. Sie verstand nur zu gut, wie sehr ihre Cousine das alles beschäftigen musste.

"Und... was willst du jetzt tun?", fragte Kagome vorsichtig nach, woraufhin Kimie aber nur einmal seufzte und dann leise antwortete: "Ich weiß es nicht..."

Einen Moment lang war es still in dem Raum. Es schien eine halbe Ewigkeit zu vergehen, ehe Kagome wieder das Wort ergriff: "Hör mal, du hast doch noch Zeit. Wenn du es möchtest, dann geh mit ihm mit. Die anderen würden das sicher verstehen, wenn wir es ihnen erklären, und so kannst du noch in Ruhe etwas mehr Zeit mit ihm verbringen."

Kimie schien sich Kagomes Worte noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Der Vorschlag war eigentlich akzeptabel gewesen, dennoch wirkte Kimie unschlüssig. Dann spürte sie Kagomes Hand auf ihrer Schulter.

"Schlaf am besten die Nacht darüber", schlug die Jüngere mit einem Lächeln vor. "Du musst dich ja nicht gleich entscheiden. Und lass dich nicht irgendwie beeinflussen. Entscheide dich so, wie du es möchtest."

Nach einem Moment nickte Kimie leicht. "Vielleicht hast du Recht. Danke, Kagome."
 

Kurz darauf hatte Kimie Kagomes Zimmer verlassen, um sich ebenfalls schlafen zu legen, wie die anderen es bereits getan hatten. Aber irgendwie konnte Kimie in dieser Nacht nicht so recht einschlafen, weshalb sie nach etwa zwei Stunden wieder aufstand und das Fenster ihres Zimmers öffnete. Am Fensterrahmen lehnend, dachte sie noch einmal über Sesshoumarus und Kagomes Worte nach. So recht wusste sie immer noch nicht, was sie jetzt machen sollte. Dann spürte sie, wie etwas sie leicht am Bein anstieß. Es war Inuki, der neugierig zu dem Mädchen hochsah. Leicht streichelte Kimie den Kopf des Hundes.

"Eigentlich würde aus jetziger Sicht wohl kein Problem mehr darin bestehen, würde ich mit ihm gehen", sagte Kimie ruhig. "Aber ich bin mir trotzdem irgendwie unsicher... Hast du nicht einen Rat für mich, Inuki?"

So recht wollte Kimie ihre letzte Zeit im Mittelalter nämlich nicht ohne Kagome und die anderen verbringen. Konnte Sesshoumaru sich denn nicht dazu durchringen, wenigstens so lange noch bei den anderen zu bleiben, bis sie wieder gehen würde? Allerdings wusste Sesshoumaru auch gar nicht, dass Kimie bald wieder zu sich nach Hause zurückkehren würde. Woher auch? Keiner hatte bisher ein Wort darüber verloren.

Irgendwann seufzte Kimie auf und kurvte leise fluchend im Zimmer auf und ab. "Mädchen, du bist echt total bescheuert! Hallo! Wo liegt eigentlich dein Problem? Er hat es dir doch schließlich angeboten. Sag doch einfach 'Ja'! ... Oje... Ich rede schon mit mir selbst... Das erste Anzeichen von Irrsinn..."

Währenddessen beobachtete Inuki seine Herrin aufmerksam und legte den Kopf etwas schief. Plötzlich Kimie jedoch inne und begann, sich wieder umzuziehen.

"Ich brauche etwas frische Luft."
 

Die anderen schienen hingegen schon tief und fest zu schlafen. Nur Sesshoumaru schien wie üblich schlafresistent gewesen zu sein. Während Rin schon längst friedlich schlief und Jaken leise schnarchend an der Wand lehnte, stand Sesshoumaru irgendwann wieder auf und verließ das Zimmer. Jaken, der das Öffnen und Schließen der Schiebetür gehört hatte, blinzelte müde.

"Sesshoumaru-sama... Wo geht Ihr hin...?", murmelte er müde in sich hinein, schien aber überhaupt nicht wirklich da gewesen zu sein. Denn Sesshoumaru hatte das Zimmer schon längst verlassen und auch Jaken war innerhalb von Sekunden wieder in Tiefschlaf zurückgefallen.
 

Während Kimie sich noch umzog, zuckten mit einem Mal Inukis Ohren leicht und er wandte den Kopf zur Schiebetür um. Es schien sich jemand dem Zimmer zu nähern, weshalb der Hund auch sogleich auf die Tür zulief. Überrascht blickte Kimie ihm nach, während sie soeben ihr T-Shirt anzog. "Inuki?"

Vor der Tür stehend schien Inuki gespannt darauf zu warten, dass die Tür geöffnet werden würde. Als dies dann auch geschah, wurde der Besucher sofort von dem Hund in Empfang genommen. Kimie war im ersten Moment etwas irritiert. "Sesshoumaru, was machst du denn hier?"

Während er noch ein wenig von Inuki umkreist wurde, antwortete Sesshoumaru: "Ich wollte mir von dir deine Entscheidung mitteilen lassen."

"Und das tust du mitten in der Nacht?", fragte Kimie daraufhin etwas verständnislos, wobei Sesshoumaru aber aufgrund der Laute, die aus dem Zimmer gekommen waren, schon geahnt hatte, dass sie wach gewesen war. Allerdings hatte er nicht damit gerechnet, dass sie sich wieder umgezogen hatte. "Was hast du vor?", fragte er sie daher.

Kimie griff sich noch ihre dünne Jacke, ehe sie antwortete: "Ich wollte etwas nach draußen an die frische Luft." Und nach einem kurzen Moment des Nachdenkens fragte sie Sesshoumaru: "Möchtest du vielleicht mitkommen?"

Sesshoumaru antwortete zwar nicht wörtlich auf die Frage, schien aber dennoch einverstanden gewesen zu sein. So verließ Kimie nun das Zimmer und ging mit ihm zusammen nach draußen. Inuki blieb von sich heraus im Zimmer. Er würde abwarten und legte sich wieder hin.

Auf dem Hof angekommen, richtete Kimie ihren Blick zum nachtblauen Himmel hinauf. Dass sie sich Gedanken über ihre Entscheidung machte, hatte sie Sesshoumaru bisher nicht gesagt.

"Im Übrigen hast du noch nichts auf meine Aussage erwidert", sagte der Youkai plötzlich, woraufhin Kimie sich zu ihm umdrehte. Da sie nicht sofort etwas erwiderte, sprach er weiter: "Ich rede von deiner Entscheidung, sofern du sie schon getroffen hast."

"Hmm..." Kimie drehte sich wieder um, ehe sie wieder zum nachtblauen Himmel hinaufschaute. Die Nacht war sternenklar und angenehm ruhig. Schließlich flog auch eine vereinzelte Sternschnuppe vorbei. Mit den Augen folgte Kimie der Flugbahn der Sternschnuppe, bis diese wieder verschwunden war. Auch Sesshoumaru hatte kurz zum Himmel hinaufgesehen, was Kimie nicht entgangen war, als sie sich wieder kurz zu ihm umgewandt hatte.

"Und?", fragte sie. "Irgendwelche Wünsche?"

Auf diese Frage hin, so hätte Kimie glatt vermuten können, blickte Sesshoumaru jedoch etwas unschlüssig drein. So ließ sie es sich nicht nehmen, es ihm näher zu erläutern: "Kennst du das etwa nicht? Wenn man eine Sternschnuppe sieht, dann darf man sich was wünschen. Allerdings muss man den Wunsch für sich behalten, sonst geht er nicht in Erfüllung."

Natürlich hatte Sesshoumaru schon von so was gehört, aber gekümmert hatte es ihn bisher nicht. Schließlich war das mal wieder so eine Vorstellung der Menschen gewesen.

"Und an so was glaubst du?", fragte er skeptisch, woraufhin Kimie aber nur leicht lächelnd erwiderte: "Gegen ein bisschen Träumerei ist doch nichts einzuwenden, oder?"

Diesmal entgegnete Sesshoumaru aber nichts weiter. Kimie senkte etwas den Blick. >Ich hätte ja schon einen Wunsch...<

Wieder trat ein Moment der Stille ein. Kimie wusste, dass sie ihre Entscheidung nicht ewig rauszögern konnte und das wollte sie auch nicht länger. Sich noch mal alles genau durch den Kopf gehen lassend, richtete sie schließlich wieder das Wort an Sesshoumaru: "Gut, ich werde dich begleiten."

Nachdem er ihre Antwort nun gehört hatte, erwiderte Sesshoumaru: "Dann werden wir morgen weiterreisen."

"So schnell schon?!", fragte Kimie völlig perplex, woraufhin der Youkai erwiderte: "Je früher, desto besser."

"Aber... da wäre eigentlich noch eine Kleinigkeit", entgegnete das Mädchen etwas zögerlich, als sich Sesshoumaru schon zum Gehen umgewandt hatte. Jetzt blieb er jedoch wieder stehen und blickte zu ihr zurück. "Ich höre."

Nach kurzem Zögern sprach sie weiter: "Ich... kann nicht mehr lange hier bleiben. Bald muss ich wieder in meine Zeit zurückkehren. Also, ich meine das nicht so, dass ich wie Kagome mal kurz gehe und dann wieder zurückkomme. Ich... werde dann wohl eine ganze Weile nicht mehr hierher zurückkommen können..."

Zwar konkretisierte Kimie ihre Aussage nicht wirklich, versuchte aber dennoch anhand von Sesshoumarus Blick zu erahnen, was er jetzt wohl dachte. Aber wie üblich konnte man ihn nicht durchschauen. Das ließ wiederum viel Spielraum für Spekulationen.

>Na, ganz toll...<, dachte Kimie. >Jetzt überlegt er es sich garantiert wieder anders und ich kann es ihm noch nicht mal verübeln. Obwohl man ja immer von Hunden sagt, sie wären treu...<

Etwas angespannt wartete sie darauf, dass Sesshoumaru schließlich doch etwas sagte, aber dazu kam es im Moment gar nicht mehr. Denn plötzlich konnte man hören, wie die Tore des Palastes geöffnet wurden und kurz darauf eine Gruppe von mehreren Reitern ihre Pferde in den großen Hof lenkten. Die Blicke von Sesshoumaru und Kimie richteten sich nun auf die Neuankömmlinge in einiger Entfernung.

>Die gehören wohl zum Palast<, vermutete Kimie.

Die Reiter hingegen hatten die beiden Unbekannten offensichtlich nicht bemerkt. Als sie an einem der Gebäude, die zum Palast gehörten, angekommen waren, stiegen sie von ihren Pferden. Während diese anschließend sogleich versorgt wurden, gingen die Männer in das große Hauptgebäude des Palastes.

Gefahr im Verzug

Aufgrund der Aussagen von Prinzessin Azusa und einigen anderen Palastbewohnern, nahm Ashitaka in dieser Nacht die nähere Umgebung des Palastes etwas genauer unter die Lupe. Dabei fielen ihm nach einiger Zeit auch die Reiter auf, die er als Soldaten des Palastes identifizierte und die in dieser Nacht wohl von einer Erkundung oder dergleichen zurückkehrten. Von daher schenkte Ashitaka ihnen schon bald keine genaue Aufmerksamkeit mehr. Er befand sich auf einem mit einer Weise bedeckten Hügel in der Nähe des Palastes. Den Blick auf die vor Landschaft, die sich vor ihm erstreckte, werfend, hielt er Ausschau nach verdächtigen Gestalten, als er nach einer Weile einen wohlbekannten Geruch wahrnahm. Sein Blick richtete sich sogleich auf eine kleine Baumgruppe. Ohne zu zögern schickte der Youkai einen Lichtpeitschen-Angriff zu den Bäumen, wobei er auch drei von diesen umlegte. Kurz bevor sein Angriff jedoch die Bäume erreicht hatte, war eine Gestalt aus diesen hervorgesprungen, die nun leichtfüßig unmittelbar neben Ashitaka wieder auf dem Boden landete und ihn wie selbstverständlich grüßte: "Hallo! Genau zu dir wollte ich."

Ashitaka brauchte nicht lange, um die junge Frau in sein Gedächtnis einordnen zu können, aber erfreut wirkte er nicht unbedingt, deswegen hatte er auch angegriffen. "Ich kenne dich. Du bist Kagura, ein Abkömmling von diesem Naraku."

"Du hast dir also meinen Namen gemerkt, obwohl ich mich dir bei unserer ersten Begegnung nicht direkt vorgestellt habe. Das freut mich", erwiderte Kagura mit einem mysteriösen Lächeln auf den Lippen. Es schien unter anderem aber genau dieses Lächeln gewesen zu sein, was Ashitaka wohl noch misstrauischer zu machen schien. Er legte sogleich seine Hand an sein Schwert.

"Was du vorhast, ist völlig unnötig!", hielt Kagura ihn sofort zurück. "Deinen Angriff eben hättest du dir auch sparen können. Ich bin nämlich nicht hier, um gegen dich zu kämpfen."

"So? Und was willst du dann von mir?", fragte Ashitaka prüfend zurück, ließ seine Hand aber wirklich wieder sinken, ohne sein Schwert gezogen zu haben. Dennoch blieb er Kagura gegenüber wachsam und behielt sie genau im Auge. Wenn sie hier war, steckte dann eventuell Naraku hinter den Dämonenangriffen der letzten Zeit?

Kagura sprach sogleich weiter: "Ashitaka, hör mir zu: Ich möchte dich um einen kleinen Gefallen bitten."

"Wie bitte? Einen Gefallen?"

Mal abgesehen davon, dass er sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte, was Kagura eigentlich von ihm wollte, überraschte es Ashitaka zusätzlich auch noch, dass sie wohl doch irgendwie vermutet haben musste, dass er ihr helfen würde. Dabei hätte er dazu allerdings nicht gerade einen Grund gehabt, eigentlich gar keinen. Und das sagte er ihr auch sogleich: "Und warum nimmst du an, dass ich dir helfen würde? Hast du nicht auch in Narakus Auftrag gegen mich und die anderen gekämpft?"

"Pah! Ich kann nicht gerade behaupten, dass ich für Naraku sonderlich viel übrig hätte! Der einzige Grund, weshalb ich ihm diene, ist der, dass er mir gegenüber ohnehin schon misstrauisch geworden ist. Ich muss aufpassen und darf keine Aufmerksamkeit erregen. Er gebietet nämlich über mein Leben und kann es jederzeit beenden, wenn er es will. Und aus dieser Abhängigkeit will ich endlich entfliehen!"

Ashitaka hörte zunächst kommentarlos zu, ehe er etwas auf Kaguras Worte erwiderte: "Ich wage mal die Vermutung aufzustellen, dass Naraku somit der Grund ist, weshalb du mich aufgesucht hast. Du willst von mir, dass ich ihn aus dem Weg räume."

Kagura nickte. "Nachdem ich deine Fähigkeiten näher in Augenschein nehmen konnte, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass du gegen Naraku ankommen könntest. Das Beste wäre natürlich, du würdest dann mit Sesshoumaru zusammenarbeiten. Ehrlich gesagt, habe ich in der Vergangenheit auch ihn schon mal angesprochen, aber er war damals nicht gewillt, mir zu helfen. Doch du könntest ja mit Sesshoumaru reden und versuchen, ihn doch noch zu überzeugen. Gemeinsam könntet ihr sicher nicht unterliegen. Und deine Bannkreise sind schließlich ziemlich effektiv, soweit ich das bisher beobachten konnte, und du bist ein guter Kämpfer."

Ashitaka zog eine Augenbraue hoch. Nach kurzem Schweigen fragte er: "Sag mal, soll das eine Anmache werden, oder was?"

Im ersten Moment schien es Kagura regelrecht die Sprache verschlagen zu haben. "Argh! Sag mal, hast du mir überhaupt zugehört?!", fragte sie jedoch sogleich deutlich gereizt, aber ihr Gegenüber schien momentan so was wie die Ruhe in Person zu sein.

"Tut mir Leid, ich hätte dir wohl sagen sollen, dass ich gelegentlich zu solchen Kommentaren neige." Das war die simple und mehr wie nebenbei präsentierte Erklärung seitens Ashitaka. Kagura bekam so langsam den Eindruck, er nehme sie nicht ganz für voll und mache sich auf gewisse Weise sogar lustig über sie.

"Lass diesen Unsinn!", forderte sie ihn auf. Doch dann blickte sie vorsichtig hinter sich zum Himmel hinauf.

>Verdammt! Ausgerechnet jetzt!<, fluchte Kagura gedanklich, denn sie hatte Narakus Saimyousho gehört, die sich in der Nähe irgendwo aufhalten mussten. Würden diese sie hier und jetzt entdecken, dann hätte die junge Frau gleich einpacken können. Bevor es soweit kam, musste sie etwas tun und wandte sich wieder Ashitaka zu. "Ich habe im Moment keine Zeit mehr, aber ich werde dich bald wieder aufsuchen. Denk in der Zwischenzeit über das nach, was ich gesagt habe, Ashitaka!"

Damit entnahm sie einer ihrer Federn aus ihrem Haar. Es wehte ein starker Wind auf und kurze Zeit später schwebte Kagura in den Himmel empor. Ashitaka folgte ihr noch eine ganze Weile mit den Augen.

"Hm! Eigenartige Sache...", murmelte er in sich hinein. Dass Kagura ihn in der Tat wieder aufsuchen würde, davon ging er aus, denn sie wirkte auf ihn nicht so, als würde sie einfach nur etwas dahersagen. So ganz wusste Ashitaka momentan aber nicht, was er von alldem halten sollte.
 

Die Nacht war im weiteren Verlauf ruhig geblieben. Diesmal blieb der Palast von angreifenden Dämonen verschont, doch das hatte noch lange nichts zu bedeuten gehabt. Nach wie vor galt es, vorsichtig zu sein. Dennoch schienen einige zu glauben, die Gefahr wäre gebannt.

"Vielleicht haben die Dämonen spitz gekriegt, dass wir hier sind und sich schon von selbst wieder verzogen", meinte Shippou triumphierend beim gemeinsamen Frühstück. Man hätte meinen können, er kam sich vor wie der Schrecken aller feindlichen Dämonen der Sengoku-Ära.

Inu Yasha zog hingegen nur prüfend eine Augenbraue hoch, ehe sich ein etwas fieses Grinsen auf sein Gesicht stahl. "Vielleicht warten sie aber auch einfach nur den richtigen Moment ab, um kleine vorlaute Dämonen wie dich zu verspeisen."

Shippou zog sofort höchst beleidigt einen Schmollmund und es gab eine kleinere verbale Auseinandersetzung zwischen dem Kitsune und dem Hanyou. Als Inu Yasha Shippou schließlich packen wollte, hüpfte dieser eiligst zu Kagome, die ihn schützend auf die Arme nahm. Triumphierend steckte er Inu Yasha nun die Zunge raus. Etwas mürrisch knurrte der Hanyou kurz, ehe er Shippou Shippou sein ließ und sich wieder seinem Frühstück zuwandte.

Zwischendurch unterhielten sich alle noch etwas untereinander, wobei Kimie diesmal jedoch etwas stiller war. Ab und zu schaute sie aus dem Seitenwinkel zu Sesshoumaru, der sich abseits von der Gruppe an die Wand gesetzt hatte und den Blick abgewendet hatte. Auf das, was Kimie ihm in der Nacht erzählt hatte, hatte er nichts wirklich eindeutiges erwidert, von daher grübelte sie nun besonders viel darüber nach.

>Vielleicht ist er doch sauer...<, dachte Kimie und seufzte innerlich auf. >Hach! So was Blödes... Immer passiert mir so etwas...<

Kimie war aber nicht die einzige gewesen, die an diesem Morgen etwas ruhiger gewesen war. Auch Ashitaka war für seine Verhältnisse zurückhaltender. Er hatte jedoch bisher niemandem von seiner Begegnung mit Kagura berichtet und schien das momentan auch nicht vor zu haben. Er wollte erstmal abwarten, bis sie ihn wieder aufsuchen würde, wie sie es angekündigt hatte.

Schließlich horchten alle auf, als sie ein Klopfen hörten und sich kurz darauf die Schiebetür des Zimmers öffnete. Dort stand Prinzessin Azusa, die sich nun leicht vor ihren Gästen verneigte und ihnen einen guten Morgen wünschte. Die anderen grüßten zurück.

"Ich wollte euch nicht stören, sondern nur fragen, ob alles zu eurer Zufriedenheit ist", sprach Azusa weiter, woraufhin Miroku mit einem freundlichen Lächeln erwiderte: "Es ist alles ganz hervorragend, Prinzessin. Vielen Dank! Sagt, dürfte ich mir eventuell erlauben, Euch nach dem Befinden Eures Vaters zu fragen?"

Auf diese Frage hin wirkte Azusa nunmehr jedoch sehr bedrückt. Nach kurzem Zögern fragte Kagome daher vorsichtig nach: "Was habt Ihr denn? Ist etwas passiert?"

Azusa senkte den Blick. Zuerst schien sie nicht wirklich antworten zu wollen, tat es dann aber doch: "Es ist wegen meinem Vater. Er... ist heute Nacht im Schlaf gestorben..."

Kurz wurde es still in dem Raum.

"Das... tut uns sehr leid...", sagte Miroku schließlich voller Bedauern. "Verzeiht bitte, wenn ich Euch mit meiner Frage verletzt haben sollte."

Azusa schüttelte jedoch leicht den Kopf. "Es macht nichts. Ihr braucht Euch nicht zu entschuldigen. Eigentlich habe ich schon geahnt, dass es so enden würde. Vielleicht ist es besser so. Jetzt muss er wenigstens nicht mehr leiden."

Ein weiterer kurzer Moment der Stille trat ein, ehe die Prinzessin ihre Gäste erstmal wieder allein lassen wollte. Doch plötzlich tauchte hinter ihr ein junger Mann auf, schätzungsweise 20 bis 25 Jahre alt. Er trug einen dunklen Kimono und sein schwarzes Haar hatte er nach hinten zusammengebunden. Prüfend schaute er von einer Person zur anderen. Azusa wirkte im ersten Moment zwar überrascht, stellte ihn aber sogleich den anderen vor, nachdem sie ihn begrüßt hatte: "Das ist übrigens mein Bruder Shiro. Er ist gestern Nacht ins Schloss zurückgekehrt."

Kimie horchte auf. Demnach war dieser junge Mann also einer der Männer gewesen, die Sesshoumaru und sie in der Nacht gesehen hatten. Shiros Blick ruhte hingegen nach wie vor auf den Anwesenden.

"Was sind das für Leute?", fragte er schließlich nach einem Moment mit einem leicht heraus hörbaren Unterton von Misstrauen.

Azusa antwortete jedoch ruhig: "Sie sind unsere Gäste, von denen ich dir gestern Nacht nach deiner Ankunft noch erzählt habe."

Doch Shiro wirkte alles andere als wohl gesonnen. Zwar sagte er nichts weiter, aber allein sein Blick sagte mehr als tausend Worte. Kurz darauf wandte er sich zum Gehen um, verließ das Zimmer und schloss mit einem Knall die Schiebetür hinter sich, dass einige aus der Gruppe doch etwas erschrocken hochfuhren. Erst nachdem Shiros Schritte im Gang verhallt waren, kam allmählich wieder etwas Regung unter die irritierten Anwesenden.

"Was war denn das gerade...?", fragte Inu Yasha verständnislos. Er verstand diesen Auftritt beim besten Willen nicht. Auch die anderen konnten sich auf das Verhalten des jungen Mannes keinen wirklichen Reim machen.

"Ich muss mich für sein Verhalten entschuldigen", sagte Azusa nach einem Moment und verneigte sich leicht. "Eigentlich ist mein Bruder ein herzensguter Mensch. Aber ich habe bereits gestern Nacht, als ich ihn nach seiner Rückkehr begrüßte, bemerkt, dass er irgendwie seltsam war. Er wirkte so kalt und abweisend... Und ich weiß nicht, was der Grund dafür sein könnte... Eigentlich war er ja mit einigen unserer Soldaten vor drei Tagen losgezogen, um in Erfahrung zu bringen, woher die ganzen Dämonen stammen, die uns in letzter Zeit nachstellen. Aber darüber hat er bisher kein Wort verloren und die Soldaten sagen, dass sie auch sonst nichts herausfinden konnten. Allerdings haben auch sie Shiros verändertes Verhalten bemerkt, können es sich aber ebenfalls nicht erklären."

Die Gruppe tauschte untereinander kurz ihre Blicke aus. Es verging noch ein Moment der nachdenklichen Stille, doch schließlich verabschiedete sich Azusa wieder von ihren Gästen und verließ den Raum, da sie sie nicht länger mit ihren eigenen Problemen belästigen wollte. Die meisten aus der Gruppe dachten dennoch noch eine Weile über das eben Geschehene und Gesagte nach. Nur Sesshoumaru schien die ganze Sache ziemlich kalt zu lassen. Was interessierte es ihn auch, was diese Menschen für Probleme hatten? Damit hatte er schließlich nichts zu schaffen gehabt und es kümmerte ihn auch nicht. Allerdings hatte Sesshoumaru etwas an Shiro bemerkt, was ihn doch zu denken gab. Irgendetwas stimmte hier in der Tat nicht...

"Vielleicht hat das ja irgendwie mit dem Tod seines Vaters zu tun", vermutete Sango nachdenklich. Miroku legte sich eine Hand ans Kinn. "Ja, das könnte sein. Aber vielleicht steckt auch etwas anderes dahinter..." Aber anstatt, dass der Mönch eventuell sagte, was er selbst vermutete, fand sich seine Hand stattdessen an Sangos Hintern wieder. Die anschließende Kopfnuss für ihn ließ nicht lange auf sich warten. "Nimm die Finger weg, du Grabscher!", schimpfte Sango wütend. Zusätzlich zu der Tatsache, dass sie wegen Mirokus Flirts gegenüber Prinzessin Azusa immer noch recht angefressen war, verbesserte die jüngste Aktion des Mönches ihre Stimmung nicht unbedingt.

Kagome und Kimie schauten sich kurz an und seufzten auf.

>Oh, Mann! Dieses Trampeltier!<, dachte Kimie, wobei sie natürlich Miroku meinte. Währenddessen war Sango aufgestanden und verließ nun zusammen mit Kirara den Raum. Dabei ging sie beim Schließen der Schiebetür nicht gerade zimperlich vor.

"Miroku, du bist ein Trottel!", brach es nun aus Kimie heraus, dass der Mönch erstmal nur ziemlich irritiert dreinschaute.

"Wie? Was habe ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht?"

"Ihr checkt es wohl nicht, was?!", meinte Kagome gereizt. "Eine Frau möchte nun mal nicht immer und überall begrabscht werden! Das gehört sich einfach nicht! Wie soll das denn mit Sango und Euch enden? Sagt ihr stattdessen doch einfach mal etwas Nettes. Sagt ihr zum Beispiel, dass Ihr sie mögt. Das ist doch nun wirklich nicht schwer!"

"Und zeige ihr auch, dass dir etwas an ihr liegt!", fügte Kimie hinzu. "Frag sie aber um Himmels Willen nicht, ob sie deine Kinder zur Welt bringen will und tatsch' sie nicht wieder bei der ersten sich bietenden Gelegenheit an!"

Miroku hörte zwar zu, wirkte aber allein schon dabei etwas erschöpft.

"Ich kapier 's immer noch nicht", warf Inu Yasha plötzlich ein. "Wenn Sango Miroku sowieso mag, warum regt sie sich dann immer so auf?"

"Ich habe es dir doch schon mal erklärt, Inu Yasha! Derartige Vertraulichkeiten verlangen nun mal nach einer angemessenen Atmosphäre. So was ergibt sich nicht auf Knopfdruck oder auf Kommando!", entgegnete Kagome betont. Eigentlich hatte sie vermutet, Inu Yasha könnte sich so etwas mittlerweile selbst denken. Doch scheinbar hatte er in manchen Punkten immer noch eine Art Brett vor seinem Kopf.

Miroku hingegen schien nun doch kurz zu überlegen, doch dann seufzte er auf. "Herrje... Vielleicht sollte ich mir unter diesen Umständen ein paar Sachen aufschreiben..."

"Das ist ja nun wirklich mehr als lahm...", meinte Kimie trocken, kam auf Miroku zu und setzte sich direkt vor ihm hin. "Wenn du nicht ehrlich meinst, was du Sango zu sagen hast, dann lass es lieber ganz bleiben. Wenn es nicht von hier kommt..." Damit tippte sie mit dem Zeigefinger auf seine Brust. "...dann hat es eh keinen Sinn!"

Der Mönch blickte kurz auf Kimies Finger, ehe er schließlich ihre ganze Hand ergriff. "Dann werde ich mir deine Ratschläge zu Herzen nehmen und gründlich darüber nachdenken", meinte er nun hörbar entschlossen.

Kimie war jetzt zwar schon irgendwie erleichtert, doch etwas störte sie. "Schön, aber könntest du mir trotzdem noch erklären, warum du jetzt meine Hand streicheln musst?" Misstrauisch schaute sie auf ihre Hand, die noch immer von Miroku festgehalten wurde.

Der Mönch setzte ein unschuldiges Lächeln auf. "Damit zeige ich dir lediglich meinen Dank für deine Worte."

Abrupt wich Kimie mit dem Oberkörper etwas nach hinten. "Dann erinnere mich für die Zukunft daran, dass ich es stets lediglich bei Worten belassen werde..." Damit zog sie ihre Hand auch wieder zurück und stand wieder auf. Da spürte Kimie, wie Inuki sie nun mit seinem Kopf leicht am Bein anstieß und leise Laute von sich gab. Er wollte dem Anschein nach etwas raus und drängte seine Herrin förmlich dazu, dass sie etwas mit ihm spazieren ging. Obwohl Inuki nunmehr eine dämonische Seite besaß, so hatte er wohl dennoch nichts von dem Hund in sich verloren. Also tat Kimie Inuki den Gefallen und wollte etwas mit ihm spazieren gehen. Rin begleitete die beiden, nachdem sie vorher um Erlaubnis gefragt hatte. Die anderen blieben unterdessen noch etwas in dem Zimmer und machten sich Gedanken über die Lage.

"Wir sollten wohl wirklich versuchen, etwas mehr über diese Sache in Erfahrung zu bringen", meinte Miroku, wobei er natürlich auf die Dämonen ansprach, die diese Gegend in letzter Zeit bedrohten, aber vielleicht sprach er auch etwas auf das eigenartige Verhalten des Prinzen an. Irgendwie schien sich mehr hinter dieser Sache zu stecken, als anfangs gedacht.

Während die meisten anderen dem Vorschlag nichts entgegenzusetzen hatten, richtete sich Sesshoumaru nun wieder auf und entgegnete kühl: "Ihr müsst euch wohl wirklich in alles einmischen. Ihr langweilt mich!"

Inu Yasha warf einen missmutigen Blick auf seinen Halbbruder. "Dann ignorier uns doch einfach! Das dürfte dir ja nun wirklich nicht schwer fallen, zumal du in solchen Dingen ja geübt bist. Oder mach endlich 'nen Abflug!"

Sesshoumaru schaute in üblich herablassender Art auf den Hanyou herab, ehe er antwortete: "In der Hinsicht dürfte es dich freuen zu hören, dass ich in der Tat vorhabe, mich wieder von dir und deinen Freunden zu trennen."

Zunächst sagte Inu Yasha nichts, doch kurz darauf verschränkte er demonstrativ die Arme vor der Brust. Er schien von dieser Neuigkeit sehr angetan gewesen zu sein. "Ha! Dass ich das noch erleben darf! Ich wusste ja gar nicht, dass ich heute Geburtstag habe!"

Jaken hatte sofort aufgehorcht. Auch er schien Sesshoumarus Worten alles andere als abgeneigt gewesen zu sein. Doch so ganz war sein Herr noch nicht fertig gewesen, denn er fügte nunmehr betont hinzu: "Allerdings werde ich das Mädchen mit mir nehmen!"

Abrupt trat kurzes irritiertes Schweigen ein.

"Das Mädchen?" Inu Yasha stutzte und ließ sich das eben Gesagt noch mal durch den Kopf gehen. Er glaubte nicht, dass Sesshoumaru eben auf Rin angesprochen hatte, die ihn sowieso stets begleitete. Und Kagome oder Sango hatte er sicherlich auch nicht gemeint. Dann blieb so gesehen eigentlich nur noch eine übrig. "Moment mal! Soll das heißen, du willst Kimie mitnehmen?!", fragte der Hanyou nun teils ungläubig, teils irritiert.

Auch Shippou schien sich keinen genauen Reim auf all das machen zu können. "Hä? Warum sollte er Kimie denn mitnehmen wollen?"

"Weil ich sie zu meiner Gefährtin bestimmt habe", erklärte Sesshoumaru unbeeindruckt von der Reaktion der anderen. "Und da ist es doch wohl selbstverständlich, dass ich sie nach Möglichkeit nicht zwangsläufig bei euch lassen werde."

Stille...

Diese Sprechpause war deutlich länger als die kurz zuvor. Es schien, als müsste besonders Inu Yasha die Worte seines Halbbruders erstmal verdauen, ehe er wieder zu einer Frage im Stande gewesen war: "Du... Du hast Kimie allen Ernstes zu deiner Gefährtin bestimmt?!"

Sesshoumaru bedachte den Hanyou mit dem üblich kühlen Blick. "Spreche ich neuerdings etwas undeutlich? Oder kannst du mir schlichtweg nicht mehr folgen, Inu Yasha?", fragte er sarkastisch, woraufhin Inu Yasha aufsprang und entschieden erwiderte: "Moment mal! Du kannst sie doch aber nicht einfach so einsacken und mitnehmen! Das ist doch...!"

"Sie hat bereits zugestimmt", konterte der Ältere sofort. "Also langweile mich nicht mit irgendwelchen Vorträgen!"

Die anderen sahen sich etwas rat- und hilflos an. Mit so was hätten sie nun wirklich nicht gerechnet. Lediglich Kagome wirkte, als habe sie diese Neuigkeiten recht schnell verdaut, zumal sie ja mit Kimie am Abend zuvor noch gesprochen hatte. Jaken hingegen war wohl gar nicht wirklich in der Lage gewesen, irgendetwas zu sagen. Ihm stand nur die Kinnlade so sperrangelweit offen, wie ein Scheunentor. Seine schlimmsten Befürchtungen hatten sich soeben bewahrheitet und das hieß unter anderem auch, dass er Kimie nun nicht mehr nach Belieben und wie es ihm gerade gefiel beschimpfen oder sonst wie unangebracht behandeln konnte, wenn er in irgendeiner Form an seinem Leben hing.

Auch die anderen konnten dem, was Sesshoumaru gesagt hatte, momentan wohl nicht wirklich was entgegensetzen, zumal nach seiner Aussage Kimie sich selbst dazu entschieden hatte, ihn zu begleiten.

"Und wann gedenkst du, weiterziehen zu wollen?", fragte Ashitaka seinen Cousin daher nach einem Moment ruhig.

"Eigentlich hätten wir schon längst auf dem Weg sein müssen, aber sie macht sich Sorgen wegen euch", antwortete Sesshoumaru auf die Frage mit einem Blick auf Inu Yasha und die anderen, wobei er beim nachfolgenden Satz jedoch betonter weiter sprach: "Sobald jedoch das Problem mit den hier neu aufgetauchten Dämonen beseitigt ist, werden sich die Wege wieder trennen." Damit verließ auch Sesshoumaru nun das Zimmer, allerdings ohne ein Wort darüber zu verlieren, wo er hinwollte. Jaken folgte ihm nach kurzem Zögern und schloss die Schiebtür anschließend wieder.

"Tse! Der Typ knallt wohl immer öfter durch..." Inu Yasha wandte sich nun Kagome zu, die bei alldem zum Erstaunen des Hanyou ziemlich ruhig gewesen war. "Sag mal, interessiert dich das überhaupt nicht?"

"Das ist es nicht, aber ich habe gestern Abend schon mit Kimie darüber gesprochen", antwortete Kagome ruhig. Bevor Inu Yasha sie jedoch fragen konnte, weshalb sie ihm und den anderen nicht schon früher etwas gesagt hatte, sprach das Mädchen weiter: "Wenn Kimie das so will, dann sollten wir das respektieren. Zumal sie ohnehin bald wieder nach Hause geht."

"Aber wie ist das mit den beiden bitte passiert?", fragte Miroku, doch dazu schwieg Kagome und schüttelte stattdessen nur den Kopf.

"Das ist doch jetzt unwichtig, aber ich kann euch versichern, dass es bestimmt Kimies eigene freie Entscheidung gewesen war."

"Was das auch immer heißen mag, wenn man mit Sesshoumaru zu tun hat...", meinte Inu Yasha trocken.
 

Jaken trottete unterdessen hinter Sesshoumaru her, während dieser durch die Gänge des Palastes ging. Schließlich rang sich der Krötendämon aber doch dazu durch, seinen Herrn einige Fragen zu stellen: "Sesshoumaru-sama, habt Ihr Euch das auch gut überlegt? Ich meine, dieses Mädchen ist doch schließlich ein Mensch. Wie seid Ihr also gerade auf sie gekommen? Denkt jetzt aber bitte nicht von mir, ich würde an Eurer Entscheidungsfähigkeit zweifeln oder so was, ich mache mir eben nur so meine Gedanken. Aber sagt mir doch, was Euch zu diesen Schritt bewogen hat."

Sesshoumaru blieb daraufhin kurz stehen und blickte über seine Schulter zu Jaken. Diesem lief sofort ein kalter Schauer über den Rücken und er trat zwei Schritte zurück, bevor er sich in Demut vor seinem Herrn verneigte. "Verzeihung, Sesshoumaru-sama! Vergebt mir bitte meine Unverfrorenheit! Ich weiß, es geht mich eigentlich überhaupt nichts an..."

Vorsichtig wagte Jaken nach einem Moment des Schweigens einen Blick auf Sesshoumaru zu erhaschen. Doch dieser sagte nichts, sondern wandte sich nach einem Moment wieder zum Gehen um. Innerlich seufzte Jaken auf. >Hach! Wie ich es schon mal gesagt habe, alles geht drunter und drüber, seit wir mit Inu Yasha und seinen Freunden unterwegs sind...< Dann trottete er weiter hinter seinem Herrn her.
 

Währenddessen spazierte Kimie mit Rin und Inuki in der näheren Umgebung des Palastes etwas über eine hügelige Wiese am Waldrand. Inuki lief dabei meist einige Meter vor den Mädchen, bis er sich irgendwann jedoch von ihnen absonderte und scheinbar etwas auf eine alleingängige Streiftour zu gehen schien. Kimie machte sich aber keine Sorgen um Inuki, da er sicherlich auf sich aufpassen konnte.

Nachdem es zunächst eine Weile eher schweigend zuging, fragte Rin schließlich: "Kimie-san, kann ich dich etwas fragen?" Als Kimie die Frage ohne weiteres bejahte, fragte das kleine Mädchen sogleich weiter: "Hast du dich mit Sesshoumaru-sama gestritten?"

"Was?" Abrupt war Kimie stehen geblieben. "Wie... Wie kommst du darauf, Rin?"

Rin blieb nun ebenfalls stehen und sprach sogleich weiter: "Na ja, ihr habt heute noch gar nicht miteinander gesprochen. Dabei hatte ich eigentlich das Gefühl, ihr versteht euch seit ein paar Tagen sogar besser als sonst."

Kimie zögerte zunächst mit der Antwort. Eigentlich wollte sie Rin nicht unbedingt erzählen, was mit ihr und Sesshoumaru war und vor allem, worüber sie sich momentan ihre Gedanken machte.

Nach einem Moment lächelte Kimie jedoch leicht und legte Rin eine Hand auf den Kopf. "Nein, wir haben nicht gestritten. Es gibt da nur eine Kleinigkeit, aber das legt sich bestimmt wieder."

Kimie wollte wie gesagt besser nicht ins Detail gehen, aber scheinbar reichte Rin das bereits völlig aus. "Okay! Solange ihr euch nicht gestritten habt, ist es auch gut!", meinte sie fröhlich und lief etwas voraus bis sie bei Inuki angekommen war. Kimie folgte den beiden im gemächlichen Gang.
 

Im Palast hatten unterdessen auch die anderen, kurz nachdem Sesshoumaru und Jaken gegangen waren, ebenfalls den Raum verlassen. Miroku zog es jedoch nicht zurück in sein Zimmer, er hatte noch etwas anderes zu erledigen.

Sango hatte sich hingegen gleich nachdem sie die anderen verlassen hatte in ihr Zimmer zurückgezogen. Sie saß nunmehr nachdenklich mit dem Rücken zur Wand auf den Boden und seufzte leicht auf. "Ich dumme Gans... Wie konnte ich nur so blöd sein?"

Mittlerweile schien Sango hinsichtlich Miroku so langsam die Segel zu streichen. Auch, wenn er ihr nach dem letzten Kampf gesagt hatte, dass er ihren Tod sehr bedauert hätte, mittlerweile überkam sie das Gefühl, das hätte er auch zu jeder anderen gesagt.

Kirara saß unterdessen neben ihrer Herrin und maunzte leise, als wollte sie Sango etwas aufmuntern. Sango legte ihrer Dämonenkatze eine Hand auf den Kopf und streichelte sie sanft.

"Vielleicht sollte ich mich besser damit abfinden, Kirara", meinte Sango leise. "Dann erspare ich mir wohlmöglich noch eine große Enttäuschung..." Wieder ertönte ein leises Maunzen von Kirara, das jedoch ein wenig klang, als wollte sie versuchen, Sango umzustimmen. In diesem Moment klopfte es an der Tür und Sango schaute auf. "Ja, bitte?"

Die Schiebetür öffnete sich sogleich und gab den Blick frei auf jemanden, den Sango im Moment wohl nicht wirklich erwartet hatte. Sie war sichtlich überrascht. "Houshi-sama?"

"Darf ich bitte reinkommen?", fragte der Mönch freundlich lächelnd. Sango nickte nur stumm. Als Miroku sich nun näherte, machte Kirara ihm sogleich Platz, damit er sich neben Sango setzen konnte. Diese fragte sich jedoch, was Miroku überhaupt von ihr wollen könnte, zumal er zunächst auch nichts sagte. Und Sango selbst wusste auch nicht, was sie hätte sagen sollen oder können. Schließlich war es Miroku gewesen, der die Stille im Raum brach: "Wisst Ihr, Sango, ich freue mich mal ganz mit Euch allein sein zu können. Ich bin gern in Eurer Nähe."

Sango hatte sofort aufgehorcht. Hatte sie sich eben verhört? So was hatte sie Miroku zum ersten Mal sagen hören. Im ersten Moment war sie sich auch nicht sicher, was sie darauf hätte erwidern können. Doch bevor sie Gefahr lief, von ihrem momentanen schmeichelnden Gefühl vollständig eingenommen zu werden, wandte sie den Blick von ihm ab und erwiderte kühl: "So? Ihr habt aber eine ziemlich eigenartige Art, mir das zu zeigen."

So leicht wollte es Sango Miroku nun auch wieder nicht machen. Wenn er wirklich ehrlich meinte, was er eben zu ihr gesagt hatte, dann sollte er ihr das auch beweisen. Nach kurzem Zögern fragte sie ihn daher: "Houshi-sama, ich möchte gerne etwas von Euch wissen. Das, was Ihr nach dem letzten Kampf gegen Narakus Dämonen zu mir gesagt habt... habt Ihr das ehrlich gemeint oder... war das nur so dahergesagt?"

Miroku antwortete nicht sofort. Warum, das konnte sich Sango nicht wirklich erklären. War er sich etwa nicht sicher, was er sagen sollte?

Plötzlich hob Miroku, für Sango nicht sichtbar, seine Hand. Erst, als sie mit einem Mal seine Hand auf ihrer Schulter spürte, schien Sango wieder aus ihren Gedanken geholt zu sein. >Was...?< Die Dämonenjägerin war sichtlich überrascht. Miroku legte doch tatsächlich seinen Arm um sie! Und das, ohne sie unsittlich zu begrabschen!

"Ich habe nicht gelogen, wenn Ihr das meinen solltet, Sango", sagte Miroku ruhig. "Im Gegenteil, es gibt da sogar noch etwas, was ich Euch schon seit längerer Zeit gerne sagen möchte."

Sangos Herz begann nun schneller zu klopfen und sie spürte wie sie leicht errötete. Dennoch versuchte sie, gefasst zu wirken. "Und... das wäre?" Gespannt wartete sie auf seine Antwort.

"Der letzte Kampf gegen Narakus Dämonen hat mir ein weiteres Mal klar gemacht, dass auch wir jederzeit besiegt werden können. Zwar ist noch alles gut gegangen, aber passieren kann immer etwas", antwortete Miroku hörbar ernst und schaute Sango nun ganz direkt an. "Für einen Moment lang habe ich gedacht, Ihr wärt für immer aus meinem Leben verschwunden. Das wäre das Schlimmste gewesen, was mir hätte passieren können."

Als sie seinen Blick wahrnahm, stellte Sango kurzzeitig sogar das Atmen ein. So hatte er sie noch nie angesehen und es war wirklich anders als die vielen Male, wenn er einer anderen Frau gegenüber mal wieder den unwiderstehlichen Frauenheld gegeben hatte. Bevor Sango auch nur daran denken konnte, eventuell etwas auf seine Worte zu erwidern, sprach Miroku weiter: "Ich hätte es Euch schon längst sagen sollen. Aber wahrscheinlich hatte ich bisher nicht genügend Mut oder mir fehlte schlichtweg die Einsicht. Dafür sage ich es Euch jetzt: Ich schätze Euch wirklich sehr und Ihr seid mir sehr wichtig, wenn Ihr versteht, was ich meine."

Sango schien nun noch röter zu werden. "W-was habt Ihr gerade gesagt...?", flüsterte sie kaum hörbar und ehe sie sich versah, fand sie sich in Mirokus Armen wieder. Wie er sie gerade festhielt, war für Sango, als befände sie sich gerade in einem Traum. Es war einfach ein wunderschönes Gefühl. >Unglaublich... Was mache ich jetzt nur?<

Sango war der Meinung, dass sie jetzt auf jeden Fall etwas auf Mirokus Aussage erwidern musste, aber sie wusste nicht, was genau sie im Moment hätte sagen können. Diese ganze Situation war für sie gänzlich neu gewesen.

"Stimmt etwas nicht?", fragte Miroku plötzlich und lockerte seine Umarmung wieder etwas.

Sango schaute sofort zu ihm hoch und entgegnete: "Nein! Nein, es ist alles in Ordnung. Es ist nur... Was Ihr mir eben gesagt habt..."

"Ja?"

Sango senkte verlegen den Blick. Sollte sie ihm jetzt wirklich das sagen, was auch sie beschäftigte? Schließlich gab sie sich einen Ruck und versuchte, zu sprechen: "Ich... Nun ja... Wisst Ihr, Houshi-sama, auch Ihr seid für mich..." Doch da stoppte sie wieder. Irgendwie wusste sie nicht, wie sie das alles rüberbringen sollte. Doch darüber musste sich Sango wohl keine Gedanken mehr machen, als Miroku nun ihre Hand nahm und mit einem leichten Lächeln erwiderte: "Ihr braucht nicht weiter zu sprechen, Sango. Ich verstehe Euch auch so."

Jetzt war es wohl endgültig um Sango geschehen. Völlig überwältigt von Mirokus Worten wollte sie nun doch noch mal selbst das aussprechen, was sie schon eben hatte sagen wollen, doch schon sträubten sich ihre Nackenhaare, als sie nach all den Worten, die eben gewechselt wurden, plötzlich die Hand des Mönchs auf ihrem Hintern wahrnahm.

"Anscheinend versteht Ihr aber nicht gut genug!", keifte Sango aufgebracht und verpasste Miroku die kräftigste Ohrfeige seit sie ihn kannte, dass ihr sogar kurzzeitig die Hand etwas weh tat.

Miroku hingegen musste sich erstmal von diesem Schock erholen, bevor er sich deprimiert die Hand an die Wange legte. "Und ich dachte... das wäre es gewesen, was Kagome-sama unter angemessener Atmosphäre versteht..."

Sango hatte diesen Satz wohl gar nicht mehr gehört. Völlig empört und kurz vorm Platzen hatte sie Miroku nunmehr in einem angemessenen Sicherheitsabstand wieder den Rücken zugekehrt und beleidigt die Arme vor der Brust verschränkt. Kirara schaute zugegeben etwas irritiert von ihrer Herrin zu dem Mönch und wieder zurück. Aber dennoch stahl sich nach einiger Zeit unbemerkt von Miroku ein leichtes Lächeln auf Sangos Gesicht. Es war seltsam, aber irgendwie konnte sie ihm diesmal nicht lange böse sein. Stattdessen stand sie nach einem Moment auf, schritt an Miroku vorbei und ging zur Tür.

"Wollt Ihr weggehen?", fragte der Mönch vorsichtig, noch immer die Hand auf seiner Wange gelegt.

Sango öffnete die Schiebetür etwas, ehe sie sich zu ihm umdrehte. "Ich möchte nur etwas in den Palastgarten." Und mit einem leichten Lächeln fuhr sie fort: "Möchtest du mich vielleicht begleiten... Miroku?"

Miroku wirkte höchst überrascht, hatte er schließlich vermutet, dass Sango noch immer stocksauer auf ihn gewesen war. Aber Sangos Gesichtsausdruck verriet ihm, dass sie ihre Frage ernst gemeint hatte. So stand auch er auf und antwortete: "Sehr gern sogar."

So verließen die beiden nun gemeinsam den Raum, wobei Kirara jedoch im Zimmer zurückblieb. Sie wollte Sango und Miroku jetzt lieber etwas allein lassen.
 

Bis zum Abend gab es keine weiteren Vorkommnisse.

"Kimie und Sesshoumaru... Damit hätte ich wirklich nicht gerechnet...", murmelte Inu Yasha nachdenklich in sich hinein, als er und Ashitaka an diesem Abend etwas durch die Gänge des Palastes gingen.

"Aber du hast doch auch gewusst, dass Kimie-chan in Sesshoumaru verliebt ist, oder?", fragte Ashitaka an Inu Yasha gerichtet, woraufhin dieser erwiderte: "Ja, Kagome hat es mir zwar erzählt, aber ich meine, dass Sesshoumaru sich selbst auf so was einlässt, das passt eigentlich gar nicht zu ihm."

"Überraschungen gibt es eben immer wieder", meinte Ashitaka und schaute lächelnd zu dem Hanyou. "Und du und Kagome-chan, ihr versteht euch doch auch recht gut, nicht wahr?"

"Das... das ist doch etwas anderes", erwiderte Inu Yasha sofort, wenngleich etwas zögerlich. Ashitaka blieb nun stehen. "Warum? Weil du ein Hanyou bist?"

Auch Inu Yasha war nun stehen geblieben. Auf die Frage des Älteren antwortete er nicht gleich. Denn eigentlich ging es mehr um Kikyou. Aber vielleicht war auch Ashitakas Vermutung zu einem Bruchteil ein Grund. In der Hinsicht dachte Inu Yasha wohl öfters an seine menschliche Mutter. Und daran, wie sie wohl seinen Vater kennen gelernt hatte.

Nach einem kurzen Moment der Stille sprach Ashitaka schließlich weiter: "Ich finde, in der Hinsicht sind sowohl viele Menschen als auch Youkai oft noch viel zu engstirnig. Wo steht denn geschrieben, dass Menschen und Youkai nur mit ihresgleichen zusammen sein dürfen?"

Inu Yasha horchte auf und fragte mit prüfend hochgezogener Augenbraue: "Sprichst du etwa aus Erfahrung?"

Ashitaka schüttelte zunächst etwas amüsiert den Kopf. "Nein, das nicht, aber ich habe in den vergangenen Jahren auch vieles beobachten können. Und immer wieder bin ich auch auf Hanyou gestoßen, die sich nirgendwo wirklich zugehörig gefühlt haben." Den letzten Satz hatte er mit einem Unterton von Bedauern ausgesprochen. Kurz darauf schien sich Inu Yashas Gesicht leicht zu verfinstern.

"Das ist ja auch kein Wunder!", meinte er auf Ashitakas letzte Aussage hin. "Youkai wollen nun mal keine Hanyou unter sich haben. Na ja, zumindest die meisten. Und Menschen sind in der Hinsicht in vielen Fällen auch nicht besser."

Inu Yasha konnte sehr gut nachvollziehen, was ihm Ashitaka eben erzählt hatte. Der Hanyou war in seiner Kindheit ja auch von den Menschen gemieden und von Youkai herablassend betrachtet worden. Auch das kleine Halbdämonenmädchen Shiori, mit deren Hilfe er vor einiger Zeit Tessaigas Kraft verstärken konnte, kam ihm nun wieder in den Sinn.

Ashitaka beobachtete den Jüngeren einen Moment lang, ehe er weiter sprach: "Ich habe mal von Kagome-chan gehört, dass du das Shikon no Tama dazu benutzen willst, um ein vollwertiger Youkai zu werden. Stimmt das?"

Abrupt zuckten Inu Yasha Ohren leicht, doch er sagte nichts. Es schien sogar, als traute er sich im Moment nicht mal seinen Gesprächspartner anzusehen. Ashitaka entging nicht, dass Inu Yasha unsicher wirkte.

"Ich glaube nicht, dass ich das überhaupt noch will", sagte der Hanyou schließlich leise. "Ich muss nämlich gestehen, dass ich nach einigen unangenehmen Erfahrungen angefangen habe, mich irgendwie vor mir selbst zu fürchten..."

Inu Yasha erzählte Ashitaka nun, was es mit seiner dämonischen Seite auf sich hatte und welche Rolle Tessaiga dabei spielte. Dass sein Schwert sein Dämonenblut unter Kontrolle hielt, weil er ansonsten Gefahr laufen würde, im Falle einer großen Gefahr für sein Leben unkontrolliert alles und jeden anzugreifen und zu töten.

"Anders als du oder Sesshoumaru scheine ich wohl nicht dazu bestimmt zu sein, ein vollwertiger Youkai zu sein", sprach Inu Yasha weiter und klang dabei auch etwas verbittert. "Zumindest nicht als solcher, der klar bei Verstand ist und weiß, was er tut oder wem er gegenübersteht. Und noch immer habe ich manchmal Angst, dass ich meine Klauen irgendwann dazu einsetzen werde, auch meine Freunde zu töten... und Kagome..." Nachdenklich schaute er auf seine Hand. Würde er seine Klauen wirklich mal gegen seine Freunde richten? Inu Yasha hoffte, dass dies zwar niemals geschehen würde, doch Angst hatte er dennoch davor. "So gesehen ist es wohl das Beste, ich bleibe so wie ich bin."

Ashitaka schwieg zunächst. Dass Inu Yasha diese Sache sehr beschäftigte, war unübersehbar gewesen. Schließlich kam Ashitaka aber auf ihn zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Aber eigentlich kannst du doch auch stolz darauf sein, ein Hanyou zu sein."

Inu Yasha schaute daraufhin doch etwas irritiert drein. "Wie meinst du das?"

"Nun, als Hanyou hat man ja schließlich sowohl einen menschlichen als auch einen dämonischen Elternteil. Dass so eine Verbindung zwischen Mensch und Youkai überhaupt zustande kommt, ist doch schon etwas besonderes, meinst du nicht auch? Ich meine, schau dir doch einfach mal an, wie Menschen und Youkai in so vielen anderen Fällen zueinander stehen."

Inu Yasha ließ sich das eben Gesagt noch mal durch den Kopf gehen. So gesehen hatte Ashitaka wohl gar nicht so Unrecht. Und eigentlich machte es Inu Yasha mittlerweile gar nichts mehr aus, dass er kein Youkai war.

"Sag mal, weißt du vielleicht... wie mein Vater meine Mutter kennen gelernt hat?", fragte der Hanyou plötzlich.

Ashitaka lächelte leicht. "Er hat mir mal davon erzählt. Ich kann es dir auch gerne erzählen, wenn du möchtest. Und auch etwas mehr über deinen Vater."

Inu Yasha nickte einverstanden. Während Ashitaka nun erzählte, hörte er ihm ganz genau zu. Das war so ziemlich das erste Mal gewesen, dass er wirklich mehr über die Bekanntschaft seiner Eltern und auch über seinen Vater in Erfahrung brachte. Vorher hatte er sich darüber ja eher weniger seine Gedanken gemacht.

Während sie so noch eine Weile miteinander redeten, kamen die beiden schließlich an einem der zahlreichen Räume vorbei, wurden dabei allerdings unfreiwillige Ohrenzeugen einer Auseinandersetzung zwischen einem jungen Mann und einer jungen Frau. Inu Yasha und Ashitaka waren momentan aber so ziemlich die einzigen gewesen, die sich zu diesem Zeitpunkt in diesem Gang aufhielten. Keiner der Bedienstete oder jemand anders war hier.

"Shiro, dein Verhalten vorhin war unangebracht!", hörten sie die Stimme der Frau sagen, woraufhin ihr Gesprächspartner aufgebracht entgegnete: "Was ich tue und warum, geht dich überhaupt nichts an!"

"Das sind die Prinzessin und der Prinz!", erkannte Ashitaka die beiden Gesprächspartner.

Inu Yasha zog prüfend eine Augenbraue hoch. "Hm! Der Typ ist wohl immer noch so mies gelaunt..."

Ashitaka war sich jedoch unsicher, ob dies der einzige Grund für das Verhalten des Prinzen war. Dann hörten die beiden Azusa auf die zuvor gemachte Aussage ihres Bruder fassungslos fragen: "Was ist nur mit dir los? Ich erkenne dich nicht wieder..."

"Na und?! Das ist mir doch völlig egal!", konterte Shiro sofort mit scharfer Stimme.

Unschlüssig standen Inu Yasha und Ashitaka in dem Gang. Irgendwann lotste Ashitaka den Hanyou jedoch hinter eine Biegung. Für den Fall, dass entweder Azusa oder Shiro plötzlich aus dem Zimmer kommen würde, wollten sie nicht den Eindruck erwecken, sie hätten absichtlich gelauscht. Nach einem Moment konnte man dann tatsächlich hören, wie sich die Schiebtür zum Gemach des Prinzen öffnete. Inu Yasha und Ashitaka beobachteten, was nun passierte. Und das, was sie sahen, machte sie doch regelrecht sprachlos: Shiro stieß seine Schwester grob aus dem Zimmer, dass diese beinahe gefallen wäre. Jedoch konnte sie ihr Gleichgewicht noch halten. Aber als Azusa daraufhin einen erneuten Versuch starten wollte, mit ihrem Bruder zu reden, schlug dieser völlig unerwartet zu und diesmal fiel die Prinzessin wirklich zu Boden. Mit schreckgeweiteten Augen starrte sie den jungen Mann an, die Hand auf ihre gerötete Wange gelegt. "Shiro..."

Während Azusa noch immer auf dem Boden lag, traf sie der eiskalte Blick ihres Bruders. So hatte sie ihn noch nie erlebt. Was war nur in ihn gefahren? Als Shiro jetzt einen Schritt auf seine Schwester zuging, mischten sich aber sogleich Inu Yasha und Ashitaka ein.

"Hey! Das reicht jetzt!", rief Inu Yasha mahnend und stellte sich zwischen Azusa und Shiro, während sich Ashitaka zu der Prinzessin auf den Boden kniete. Diese war doch sehr verblüfft vom plötzlichen Erscheinen der beiden.

"Ashitaka-dono... Inu Yasha-dono, was macht ihr denn hier?"

"Wir sind nur zufällig hier vorbeigekommen", antwortete Ashitaka ruhig und half Azusa beim Aufstehen. Inu Yasha nahm sich währenddessen Shiro vor. "Sag mal, du hast sie wohl nicht mehr alle, was?! Die eigene Schwester zu schlagen! Wie abartig bist du eigentlich?!"

Shiro bedachte den Hanyou jedoch nur mit einem kalten Blick. "Als ob ein wertloses Halbblut mir etwas zu sagen hätte."

"Ich hab mich wohl verhört!?", knurrte Inu Yasha sofort. "Für meinen Geschmack reißt du deine Klappe ein bisschen zu weit auf!"

Währenddessen sah Ashitaka den Prinzen äußerst prüfend an. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm, da war sich der Youkai sicher. Etwas eigenartiges ging hier vor.

Als ob er Ashitakas Blicke genau gespürt hätte, richtete Shiro sein Augenmerk nun auf den Youkai. Wenn Blicke töten könnten, wäre Ashitaka jetzt wohl Vergangenheit, ebenso wie Inu Yasha. Aber es schien als würde Shiro den Youkai weitaus mehr Verachtung entgegenbringen, als dem Hanyou.

Schließlich kehrte der Prinz den anderen jedoch den Rücken zu und verschwand wieder in seinem Gemach. Keiner machte Anstalten ihm zu folgen. Im Moment hätte eine weitere Konfrontation eh zu nichts geführt. Inu Yasha schnaufte jedoch einmal missmutig. "Keh! Der hat sie wohl nicht mehr alle..."

Ashitaka schwieg hingegen. Er warf einen vorsichtigen Blick auf die Prinzessin, die bedrückt den Blick gesenkt hatte. Auf die Frage des Youkai, ob es ihr soweit ansonsten gut ginge, nickte sie nur stumm und sagte auch sonst nichts weiter.

Schließlich brachten Inu Yasha und Ashitaka Prinzessin Azusa zurück zu ihrem Gemach, welches sich in der Nähe befand. Dort angekommen bedankte sie sich bei den beiden: "Habt Dank für eure Hilfe."

"Und es geht Euch wirklich gut?", fragte Ashitaka vorsichtshalber noch mal nach.

Azusa nickte und mühte sich ein leichtes Lächeln ab. "Ja, macht Euch bitte keine Sorgen, Ashitaka-dono." Dann verneigte sie sich leicht vor den beiden. "Ich wünsche euch eine angenehme Nacht. Und nochmals danke."

Damit ging sie in ihr Gemach und schloss sie die Schiebetür hinter sich.

"Irgendetwas ist hier faul", meinte Inu Yasha misstrauisch. "Ich kann nicht glauben, dass alles hier mit rechten Dingen zugeht."

Ashitaka nickte zustimmend. "Stimmt. Stellt sich nur die Frage, was hier verkehrt läuft..."

Mit einem Nicken verdeutlichte er Inu Yasha, dass sie jetzt besser wieder gehen sollten.

Während des Weges wandte sich der Hanyou wegen dieses Themas aber noch mal an den Youkai: "Sag mal, glaubst du, dieser Shiro könnte eventuell von einem Dämon besessen sein?"

"Hmm, kann schon sein", antwortete Ashitaka nachdenklich. "Merkwürdigerweise habe ich hier bisher aber keine dämonische Gegenwart spüren können."

"Wer weiß, diese primitiven Dämonen werden in Sachen Versteckspiel vielleicht allmählich gerissener. Wenn sie schon als Schwächlinge auf diese Welt kommen, müssen sie sich halt etwas einfallen lassen, um irgendwie ihr Dasein fristen zu können."

Noch eine Zeit lang gingen die Vermutungen hin und her, bis Inu Yasha und Ashitaka an ihren Gästezimmern angekommen waren. Dort trennten sie sich und zogen sich in ihre jeweiligen Räumlichkeiten zurück. Ashitaka dachte noch eine ganze Weile über diese Sache nach. Mittlerweile war er sich sogar ziemlich sicher, dass hier ein Dämon seine Finger im Spiel hatte. Aber warum fiel er ihm nicht auf? Er hätte ihn doch auf irgendeine Art und Weise bemerken müssen, wenn diese Vermutung denn der Wahrheit entsprach. Nachdenklich stand Ashitaka an der geöffneten Schiebetür, die auf die Veranda führte. Mit einem Mal hob er jedoch den Blick und lauschte. Ihm war, als hörte er etwas und es kam nicht aus dem Palast. Ein merkwürdiger Klang lag in der Luft und schien von der Ferne her zu diesem Ort zu wandern. Bevor sich Ashitaka dessen aber überhaupt genauere Gedanken machen konnte, bemerkte er, wie die zweite Schiebetür des Zimmers, die zu den Gängen des Palastes führte, plötzlich geöffnet wurde. Als er sich umgedreht hatte, stand er völlig überraschend Shiro gegenüber. Es schien, als hätte der Prinz den Youkai bewusst aufgesucht.

"Zu dir wollte ich", sagte Shiro auch sofort wie zur Bestätigung, machte aber alles andere als einen freundlichen Eindruck. Das war auch Ashitaka bewusst und er ahnte, dass jetzt nichts Gutes folgen würde, zumal der Prinz sein zuvor gezogenes Schwert einsatzbereit in der rechten Hand hielt.
 

Während Inu Yasha und Ashitaka ihren kleinen Streifzug durch den Palast unternommen hatten, hatte unterdessen Kimie in ihrem Zimmer vor sich hingegrübelt. Dabei knetete sie die ganze Zeit über ihr Kopfkissen.

"Du musst selbst wissen, was du tust...", murmelte sie in sich hinein, wobei sie genau die Aussage wiederholt hatte, die sie in der Nacht zuvor von Sesshoumaru als Antwort erhalten hatte. Aber anfangen konnte sie damit nicht wirklich etwas. "Wenn ich wenigstens in etwa wüsste WAS ich tun soll..."

Wenigstens hatte sie ihn in der vergangenen Nacht noch dazu überreden können, mit der Weiterreise wenigstens noch so lange zu warten, bis das Problem mit den Dämonen aus der Welt geschafft worden war und auch Inu Yasha und die anderen ihren Weg fortsetzen würden. Inuki lag die ganze Zeit neben Kimie auf dem Boden und hatte seinen Kopf auf ihren Schoss gelegt.

"Inuki, sei froh, dass du dich mit so was nicht rumschlagen musst", sagte Kimie plötzlich an ihren Hund gewandt. "Mein Rat an dich: Bleib single! Und wenn nicht, dann lass dich wenigstens nicht auf eine potenzielle Fernbeziehung ein!"

Inuki legte den Kopf schief und sah das Mädchen fragend an, dass zunächst einmal aufseufzte, ehe es leiser weiter sprach: "Eigentlich will ich ja nicht wieder zurück. Zumindest noch nicht... Aber ich kann zum gegebenen Zeitpunkt nicht hier bleiben. Aber wenn ich jetzt gehe und später irgendwann wieder zurückkomme, ist hier vielleicht wieder alles ganz anders. Was soll ich tun...? Inuki, kannst du mir nicht einen Rat geben?"

Inuki stupste Kimie leicht mit dem Kopf an, als wollte er sie etwas aufmuntern. Sie lächelte leicht und streichelte seinen Kopf.

"Tja, wenn du sprechen könntest... Ich wüsste zu gerne, wie du darüber denkst. Aber ich krieg wirklich noch mal 'ne Krise! Kaum scheint ein Problem einigermaßen aus der Welt geschafft zu sein, taucht auch schon wieder ein neues auf! Bald machen meine grauen Zellen da sicher nicht mehr mit..."

Kimie legte sich nun auf den Rücken, ihr Kissen dabei weiterhin im Arm haltend. Sie legte es auf ihr Gesicht und murmelte irgendetwas in dieses hinein. Sie lag noch gar nicht so lange da, als sie schließlich bemerkte, wie Inuki mit seiner Pfote leicht an ihr kratzte, als ob er ihr etwas sagen wollte. Also nahm Kimie das Kissen wieder von ihrem Gesicht und blickte, als sie nach oben zur Decke schaute, sogleich in das Gesicht von Sesshoumaru, der kurz zuvor in das Zimmer gekommen war und nun prüfend auf sie herabsah. Zunächst sagte sie jedoch nichts, was jedoch daran lag, dass sie doch etwas überrascht gewesen war.

"Also... Es ist von meiner Seite her wohl überflüssig, eventuell mit der Anklopf-Predigt anzukommen, oder?", fragte Kimie kurz darauf jedoch trocken, während sie noch immer auf dem Rücken liegend zu Sesshoumaru hochsah und nachdem die erste Überraschung wieder gewichen war.

"Ich habe geklopft, du hast mich aber dem Anschein nach nicht gehört", antwortete Sesshoumaru jedoch unbeeindruckt. Kimie schaute daraufhin deutlich überrascht drein und setzte sich wieder auf. Sesshoumaru hatte wirklich an ihre Tür geklopft? Oder hatte er das jetzt einfach nur so behauptet? Aber so was zu erfinden, passte nun wirklich nicht zu ihm. Allerdings war sie sich auch nicht sicher gewesen, was er jetzt von ihr wollen könnte.

Nachdem Sesshoumaru eine Weile jedoch nichts gesagt hatte, entschloss sich Kimie dazu, zuerst das Wort zu ergreifen, da sie in etwa ahnte, weshalb er zu ihr gekommen war. Außerdem bot sich die Gelegenheit wohl gerade ganz gut an. "Ich habe heute sehr viel nachgedacht. Ich nehme an, du weißt bereits, was ich meine."

Und nach einem kurzen Moment erwiderte Sesshoumaru wie zur Bestätigung ihrer Vermutung: "Ich zwinge dich nicht dazu, hier zu bleiben. Ein solches Verhalten ist Dienern gegenüber vielleicht angebracht, doch du als meine Gefährtin kannst gehen wohin du willst. Da mische ich mich nicht ein."

Kimie horchte auf. Sesshoumaru hatte zwar in seiner üblich kühlen Art gesprochen, aber irgendwie hatte sie doch ein eigenartiges Gefühl gehabt. War es ihm vielleicht egal gewesen? Er sagte auch nichts weiter, was sie noch mehr verunsicherte.

"Ist das... etwa alles, was du zu sagen hast?", fragte Kimie vorsichtig nach.

Sesshoumaru bedachte sie mit einem prüfenden Blick. "Was soll ich deiner Meinung nach noch sagen?"

Gute Frage, das wusste sie ehrlich gesagt auch nicht, aber er wirkte auf sie weiterhin trotzdem irgendwie eigenartig. Oder bildete sie sich das vielleicht auch nur ein, weil sie selbst sich im Moment irgendwie hin- und hergerissen fühlte?

Noch immer mit dem Kissen auf dem Boden sitzend, sagte Kimie schließlich leise: "Ich... bin bestimmt die Letzte, die dich in irgendeiner Form zu kritisieren hat, wenn du dich nun doch noch wieder anders entscheiden solltest."

Gespannt und auch etwas unruhig wartete sie auf seine Antwort. Diese ließ auch nicht lange auf sich warten, wenngleich sie etwas belehrend klang: "Ich war eigentlich der Meinung, ich hätte meinen Standpunkt längst deutlich gemacht, Kimie. Du schließt dem Anschein nach zu viel von mir auf euch Menschen."

Abrupt hatte Kimie aufgehorcht, wobei es jedoch weniger Sesshoumarus Aussage an sich war, die sie überraschte, sondern viel mehr eine andere Tatsache. Sofort wandte ihren Blick zu ihm um. "Augenblick mal, Sesshoumaru! Habe ich mich gerade verhört? Du mich gerade bei meinem Namen genannt!?"

Das war in der Tat das erste Mal gewesen, dass Sesshoumaru Kimie mit ihrem Namen angesprochen hatte. Wahrscheinlich war es etwas übertrieben gewesen, dass gerade das sie so sehr überraschte, aber irgendwie war es für sie ein völlig neuer Moment. Sesshoumaru schien die ganze Sache jedoch weniger beeindruckt zu betrachten.

"Mir scheint, nicht nur für Inu Yasha ist es mittlerweile schwerer geworden, meinem Wortlaut zu folgen", meinte er mit einem leichten Unterton von Sarkasmus.

Kimie wusste zwar nicht, was er eben damit gemeint hatte, schaute zunächst aber dennoch etwas eingeschnappt drein, ehe sie beleidigt den Kopf wegdrehte und patzig erwiderte: "Ich habe dich schon verstanden! Daran liegt 's nun wirklich nicht!"

Dass so eine Bemerkung kommen würde, hätte sie sich auch gleich denken können. So griff sie nun nach ihrem Rucksack und kramte kurz in diesem herum, bis sie eine Tüte mit Sahnebonbons gefunden hatte, die sie in der Neuzeit eingesteckt hatte.

"Auch einen?", fragte sie Sesshoumaru mehr wie nebenbei und hielt ihm die Tüte hin. "Das ist übrigens die Tüte, die du bei deinem Besuch in der Neuzeit freundlicherweise schon im Voraus geöffnet hast."

Doch Sesshoumarus Blick auf die Tüte sprach Bände. Er wirkte skeptisch und nicht gerade angetan.

"Guck nicht so! Das sind nur Sahnebonbons", meinte Kimie. Als Sesshoumaru dennoch keine Anstalten machte, ihr Angebot anzunehmen, nahm sie kurzerhand ein Bonbon aus der Tüte und drückte es ihm direkt in die Hand. "Überleg 's dir und versuch 's einfach mal bei Gelegenheit, wenn du magst, okay?", schlug sie vor und legte die Tüte wieder zur Seite.

Sesshoumaru erwiderte nichts, sondern bedachte zunächst das Bonbon in seiner Hand nur mit einem prüfenden Blick.

"Sag mal, willst du dich nicht vielleicht setzen?", fragte Kimie plötzlich. "Du machst mich nämlich ehrlich gesagt etwas nervös, wenn du hier die ganze Zeit so herumstehst."

Warum er sie deswegen nervös machte, konnte sich Sesshoumaru nicht erklären. Menschen waren in vielen Dingen eben einfach nur seltsam. Dennoch kam er der Aufforderung nach und setzte sich neben Kimie. Einen Moment lang herrschte Schweigen. Kimie fragte sich, was sie jetzt machen sollte, zumal sie im Moment auf kein mögliches Gesprächsthema kam. Doch schließlich fragte sie aus einem Impuls heraus: "Hey, findest du es nicht eigentlich ziemlich verrückt, wie sich das alles so entwickelt hat? Ich meine, wenn man so rückblickend betrachtet, dass du mich anfangs sogar um die Ecke bringen wolltest." Bei dem letzten Satz hatte Kimie wie bei einer Belehrung den linken Zeigefinger emporgehoben. Warum sie aber ausgerechnet jetzt wieder auf dieses Thema kam, wusste sie selbst nicht so genau. Vielleicht wollte sie einfach etwas finden, worüber die beiden sich etwas hätten unterhalten können.

Plötzlich ergriff Sesshoumaru Kimies noch hochgehaltene linke Hand. Kimie stutzte und schaute ebenso drein. Sie wagte kurz darauf dennoch einen vorsichtigen Blick auf Sesshoumaru zu erhaschen, spürte aber sofort, wie sie rot zu werden begann. Das Herz schlug ihr bis zum Hals und das Blut schoss ihr regelrecht in den Kopf. Zum Glück war es bereits dunkel, da konnte man das vielleicht nicht so gut sehen. Dennoch verbarg Kimie ihr Gesicht noch teilweise hinter dem Kissen, was schon irgendwie merkwürdig aussehen musste, wie sie damit so dasaß, während Sesshoumaru noch immer ihre Hand festhielt. Dabei war er keinesfalls grob oder dergleichen. Eher im Gegenteil, was sie besonders verwunderte.

"Woran... denkst du?", fragte Kimie nach einem Moment leise und mit einem etwas scheuen Blick. Sesshoumaru antwortete zwar nicht, doch spielte er momentan gedanklich so ziemlich alles, was in letzter Zeit geschehen war noch einmal durch. Und er musste Kimie so gesehen Recht geben. Eigenartig war diese ganze Sache wirklich auf eine gewisse Art und Weise gelaufen. Ungewiss schien es jedoch zu sein, wie es in naher Zukunft weitergehen sollte.

Genau das dachte auch Kimie im Moment und wünschte sich, sie könnte die Zeit anhalten. Aber das war unmöglich gewesen.

Nach einer Weile schaute sie etwas zur Seite, wobei ihr Inuki ins Auge fiel. "Hm?"

Auch Sesshoumaru wandte den Blick nun zu dem Hund um. Dieser saß etwa zwei Meter von den beiden entfernt und beobachtete sie ganz genau, als würde er in einem Kino sitzen. Es fehlte wirklich nur noch das Popcorn. Als sie ihn so ansahen, legte Inuki den Kopf etwas schief, ehe er den beiden jedoch den Rücken zukehrte, als wollte er sagen: "Lasst euch nicht stören. Ich schau auch nicht hin."

Irgendwie konnte Kimie jetzt nicht anders, als kurz leise zu lachen. Das erste Mal, als sie Sesshoumaru so gegenübergesessen hatte, hatte Inuki ja noch versucht, sie von ihm wegzudrängen, obwohl sie damals nur mit dem Youkai gesprochen hatte. Wenn Kimie jetzt daran dachte, was das anfangs für ein Theater mit Sesshoumaru gewesen war, kam ihr das alles irgendwie seltsam vor. Ihr Verhältnis zu ihm hatte sich eigentlich in relativ kurzer Zeit ziemlich verändert. Und schon wieder dachte sie daran, dass sie schon bald wieder nach Hause gehen würde und senkte den Blick. Sie begann ja schon jetzt damit, Sesshoumaru zu vermissen, obwohl er im Moment noch direkt bei ihr saß. Und noch immer hielt er ihre Hand. So wanderten Kimies Augen nun von ihrer Hand zu Sesshoumarus Gesicht und ihre Blicke trafen sich. Gerne hätte sie etwas gesagt, aber sie wusste nicht genau, was sie hätte sagen können. Aber irgendetwas wollte sie sagen.

"Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll...", begann Kimie schließlich, doch wartete sie einen Moment, ehe sie weiter sprach: "Sesshoumaru, ich möchte mich gerne bei dir bedanken. Für das, was du bisher für mich getan hast."

"Du hast dich bereits bei mir bedankt", entgegnete Sesshoumaru, doch Kimie schüttelte leicht den Kopf.

"Ich rede nicht nur davon, dass du mich schon öfters gerettet hast. Auch, wenn wir einfach nur mal miteinander geredet haben, hat mir das auch geholfen. Zum Beispiel als Inuki unter Narakus Einfluss stand und du in Kagayas Anwesen mit mir geredet hast." Es entstand eine kurze Pause, dann beendete Kimie ihre Aussage mit dem Satz: "Auch, wenn wir anfangs unsere kleinen Meinungsverschiedenheiten hatten, im Nachhinein bin ich wirklich glücklich und dankbar dafür, dass ich dich kennen lernen durfte."

Wenn Kimie sich so reden hörte, hätte man glatt vermuten können, sie würde sich bereits jetzt von Sesshoumaru verabschieden. Aber vielleicht hätte sie zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr den Mut gehabt, Sesshoumaru alles genau so zu sagen oder etwas anderes wäre ihr dazwischen gekommen.

Sesshoumaru hatte Kimie aufmerksam zugehört. Sie wirkte in seinen Augen zwar ruhig und gefasst, aber da war auch etwas anderes und er wusste, was das war.

Eine Weile herrschte noch diese Ruhe im Raum, als diese jedoch plötzlich von lautem Lärm zerstört wurde. Man hörte mehrere Rufe, die scheinbar von dem großen Innenhof des Palastes kamen.

"Was geht da draußen vor?", fragte sich Kimie beunruhigt. Zwar konnte sie den genauen Inhalt der gerufenen Worte nicht verstehen, aber es klang nach einem Streit oder so was in der Art. Auch Sesshoumaru und Inuki hatten den Lärm natürlich gehört.
 

Der Lärm stammte von einer Auseinandersetzung zwischen Ashitaka und dem Prinzen Shiro, wobei Letzterer den Youkai immer wieder mit einem Schwert attackierte. Ashitaka wich den Schlägen jedoch lediglich aus oder wehrte sie mit seinem eigenen Schwert ab, ohne selbst anzugreifen. Hätte er nämlich ernsthaft zurückgeschlagen, wäre von dem Prinzen wohl nicht mehr viel übrig geblieben.

Augenzeugen dieses Streites, der auf dem großen Innenhof ausgetragen wurde, waren Inu Yasha und die anderen, sowie Prinzessin Azusa, die ebenfalls durch den Lärm auf diese Auseinandersetzung aufmerksam geworden waren. Dabei standen noch vereinzelt einige Bedienstete des Palastes und Wachen, aber von denen griff keiner in die Auseinandersetzung ihres jungen Herrn mit dem Youkai ein. Die Irritation über das eigenartige Verhalten des Prinzen, schien die Männer zurückzuhalten.

"Shiro! Bitte hör auf!!", flehte Azusa ihren Bruder an, der jedoch nicht auf die Worte seiner jüngeren Schwester hörte und Ashitaka weiter angriff.

"Jetzt dreht dieser Typ total am Rad!", sagte Inu Yasha und wollte sich schon bereit machen, sich in die Auseinandersetzung einzumischen, als ihm jedoch jemand zuvorkam. Gerade als Shiro nämlich zu einem erneuten Schlag mit seinem Schwert ausholen wollte, wurde sein Arm plötzlich von Inuki mit dessen Zähnen gepackt.

"Argh! Verdammtes Biest!!"

Das Schwert fiel und Inuki warf den jungen Mann zu Boden. Den Arm des Prinzen weiterhin festhaltend, stand Inuki zusätzlich teilweise auf seinem Rücken, um ihn besser am Boden zu halten. Versuchte Shiro, sich loszureißen, knurrte der Hund bedrohlich und verstärkte seinen Biss am Arm etwas, bis er Kimies Stimme hörte: "Inuki! Es ist gut! Lass ihn los!"

Auf ihren Befehl hin ließ Inuki nun doch wieder von Shiro ab und trat etwas zurück. Aber für den Prinzen schien die Sache damit noch lange nicht beendet gewesen zu sein. Stattdessen wollte er sogleich nach seinem Schwert greifen, welches auf dem Boden lag, doch kam ihm Ashitaka dabei zuvor und nahm nun selbst das Schwert des Prinzen an sich, bevor dieser es tun konnte.

"Ich habe ja geahnt, dass hier etwas faul ist, aber damit hätte ich nicht gerechnet", sagte Ashitaka ernst und nun mischte sich auch Sesshoumaru in das Geschehen ein.

"Dürfte ich erfahren, was dieser ganze Unsinn soll?", fragte der Youkai ernst. Bei Shiro, der immer noch auf dem Boden lag, angekommen, blickte er herablassend zu ihm hinunter und fuhr fort: "Diesen Aufstand hättest du dir wirklich sparen können. Als ob jemand wie du auch nur ansatzweise jemals dazu in der Lage wäre, einen Youkai aus unserer Familie auch nur ein Haar zu krümmen. Halte dich besser etwas zurück, wenn du nur in irgendeiner Weise an deinem Leben hängen solltest! Im Gegensatz zu gewissen anderen Mitgliedern meiner Familie, habe ich nämlich keine Hemmungen damit, diejenigen aus dem Weg zu räumen, die mir auf die Nerven gehen."

Mit diesen Worten und einem kurzen flüchtigen Blick auf Ashitaka kehrte er dem Prinzen nun wieder den Rücken zu und wollte dem Anschein nach auch schon wieder gehen. Shiro stand nun jedoch wieder auf. So einfach wollte er sich wohl nicht abservieren lassen.

"Glaubst du vielleicht, deine lächerliche Drohung macht mir Angst?!", rief er Sesshoumaru hinterher und zückte plötzlich einen Dolch aus seinem Kimono, von dem er auch sogleich Gebrauch machen wollte. Sesshoumaru hatte Shiros Absichten jedoch schon längst erkannt und den Angriff abgewehrt, noch ehe dieser überhaupt richtig vollzogen werden konnte. Mit seiner Klaue packte er Shiro an dessen Hals und drückte ihn grob auf den Boden, wobei der Prinz den Dolch fallen ließ. Er versuchte, sich aus dem Griff des Youkai zu befreien, aber ohne Erfolg. Stattdessen blickte er jetzt nur in die kalten goldenen Augen seines Gegenübers.

"Du legst es scheinbar wirklich darauf an, zu sterben!", meinte Sesshoumaru bedrohlich und schien keinerlei Probleme damit zu haben, Shiro nun doch ohne wenn und aber ins Jenseits zu befördern. Aber gerade, als er ihn mit seiner Giftattacke erledigen wollte, stürzte Azusa auf Sesshoumaru zu und rief: "Hört auf! Bitte wartet!"

Vor dem Youkai warf sich die Prinzessin nun auf den Boden und senkte demütig den Blick, während sie mit flehender Stimme weiter sprach: "Bitte, edler Herr! Tut meinem Bruder nichts! Ich entschuldige mich auch inständig für ihn und für sein Verhalten, aber bitte lasst ihn am Leben! Ich habe schon meine Mutter und meinen Vater verloren, ich will nicht auch noch meinen Bruder verlieren... Verschont ihn bitte!"

Die anderen beobachteten den folgenden Moment verunsichert. Was würde Sesshoumaru nun tun? Würde er den jungen Mann wirklich töten? Besonders Rin schaute ziemlich verunsichert und versteckte sich etwas hinter Jaken. Einen Moment lang blieb es noch still.

"Dein Bruder ist nicht der, wofür du ihn hältst", sagte Sesshoumaru plötzlich mit kühler Stimme an Azusa gerichtet. Diese schaute verwirrt auf und auch die anderen schienen aus Sesshoumarus Worten zunächst nicht ganz schlau zu werden, obwohl Inu Yasha und Ashitaka sich schon denken konnten, was Sesshoumaru mit seiner Aussage gemeint hatte. Der Youkai hatte den Blick keinen Moment lang von Shiro abgewandt, der nunmehr mit geschlossenen Augen auf dem Boden lag, während er noch immer am Hals festgehalten wurde.

"Los! Zeig dein wahres Gesicht! Mir kannst du nichts vormachen", sagte Sesshoumaru plötzlich eiskalt.

Es trat ein erneuter kurzer Moment der angespannten Stille ein, als plötzlich etwas kleines, schwarzes aus dem Kragen von Shiros Kimono emporgeschossen kam. Es flitzte hastig über den Boden und nur Sesshoumaru konnte es für einen kurzen Moment sehen. Doch es dauerte nicht lange, dann zeigte das kleine Etwas seine wahre Gestalt und erhob sich in einiger Entfernung von der Gruppe zu einem großen schwarzen Ungetüm.

"Das ist ein Dämon! Er war von einem Dämon besessen!", rief Sango aus, während der besagte Dämon allmählich Gestalt annahm. Shiro lag regungslos auf dem Boden.

Sesshoumaru ließ den Prinzen nun los und packte ihn stattdessen am Kimono. Nachdem er Shiro aufgehoben hatte, warf er ihn Ashitaka zu, der ihn auffing. "Hier! Einer muss sich ja schließlich um dieses schwache Elend kümmern."

Ashitaka erwiderte nichts, sondern legte den bewusstlosen Menschen vor sich auf den Boden ab. Sofort war Azusa zu ihrem Bruder geeilt. Die Sorge stand ihr ins Gesicht geschrieben.

"Macht Euch keine Sorgen", beruhigte Ashitaka die junge Frau. "Er ist nur bewusstlos. Er kommt sicher bald wieder zu sich."

Währenddessen galt Sesshoumarus Aufmerksamkeit wieder dem Dämon, der nun im großen Innenhof stand. Das Ungetüm war im Grunde nichts anderes als eine Spinne in Übergröße; etwa fünf Meter lang und auf der Höhe des Kopfes etwa zwei Meter hoch. Die acht langen, behaarten Beine trugen scheinbar mühelos den doch recht massiv wirkenden Körper. Vier große rote Augen saßen vorne am Kopf der Spinne und an ihrem Maul befanden sich zwei lange Fänge.

"Igitt! Das ist ja widerlich!", sagte Kagome angeekelt und es lief ihr kalt den Rücken runter.

"Tse! Das Vieh wird uns aber nicht lange belästigen!", rief Inu Yasha nun und zog Tessaiga. Ohne noch lange groß zu zögern, griff er auch sogleich an. "Jetzt bist du fällig! Kaze no... Uaah!!" Doch noch ehe der Hanyou den Angriff vollenden konnte, hatte die Spinne ihm einen klebrigen Faden entgegen geschossen und ihn am nächst besten Gebäude befestigt. Inu Yasha hatte anfangs deutliche Mühe, sich wieder zu befreien, schaffte es aber dennoch mit dem Einsatz seiner Klauen. Die letzten klebrigen Überreste des Spinnenfadens von seinem Kimono zupfend, wandte er sich wieder dem schwarzen Ungetüm zu. "Und jetzt? Glaubst du, das beeindruckt mich? Jetzt sollst du mich kennen lernen, du Scheusal!" Mit einem Satz sprang Inu Yasha der großen Spinne erneut entgegen, Tessaiga kampfbereit erhoben. Mit ihren langen Beinen wollte die Spinne nach ihrem Angreifer ausschlagen, verfehlte ihn jedoch. Inu Yasha passte einen günstigen Moment ab und nutzte diesen für den entscheidenden Schlag. "So, und jetzt kriegst du die volle Ladung! Kaze no Kizu!!"

Mit aller Kraft schwang der Hanyou sein Schwert und der feindliche Dämon wurde von seinem Angriff regelrecht zweigeteilt. Der massive Körper ging zu Boden, wo er sich kurz darauf aufzulösen begann. Es dauerte nicht lange, dann war das Ungetüm verschwunden, ebenso wie seine dämonische Aura.

"Ein Glück! Er ist weg", seufzte Shippou erleichtert auf.

In der Zwischenzeit kam Shiro wieder zu sich. Er blinzelte erst ein paar mal, ehe er bemerkte, dass seine Schwester seinen Oberkörper abstützte.

"Shiro! Ein Glück, du bist aufgewacht!" Azusa war wirklich mehr als erleichtert gewesen.

Shiro hingegen wirkte noch etwas benommen, während er sich aufsetzte und sich irritiert umsah. "Was... Was war denn los...? Du bist hier, Azusa? Aber wie kann das sein? Warum bin ich wieder zu Hause?"

"Es ist alles wieder in Ordnung. Du warst von einem Dämons besessen.", erklärte Azusa ihrem Bruder ruhig. Dieser schien das, was seine Schwester ihm sagte jedoch erst gar nicht wirklich glauben zu können. Dann fragte sie jedoch weiter: "Aber was ist eigentlich passiert? Woran kannst du dich noch erinnern?"

Shiro überlegte einen kurzen Augenblick lang. "Da war da plötzlich so ein eigenartiger Klang in der Luft, wie eine Melodie. Dann spürte ich kurz etwas, als hätte mir was in meinen Nacken gestochen. Und dann... dann weiß ich nichts mehr." Prüfend legte Shiro die Hand an seinen Nacken. Als seine Schwester nachsah, bemerkte sie zwei kleine rote Punkte, als wäre ihr Bruder von etwas kleinem gebissen worden. Zweifellos stammte dies von dem Spinnen-Dämon, der sich zuvor gut versteckt unter Shiros Kimono an ihn festgebissen und ihn somit kontrolliert hatte.

"War's das etwa schon?", fragte sich Inu Yasha indessen und steckte Tessaiga zurück in die Schwertscheide. "Ist ja langweilig. Ich dachte, es gäbe hier etwas mehr zu tun. Haben wir uns etwa nur wegen so einer kleinen Spinne so viele Gedanken gemacht?"

In der Tat schien es so gewesen zu sein, dass es hier nichts mehr zu tun gab. Aber plötzlich richtete Sesshoumaru seinen Blick zum nachtblauen, von dunklen Wolken verhüllten Himmel empor. Schon wieder hatte er etwas gehört. Das selbe Geräusch wie am Tag zuvor, als die Gruppe den Palast zum ersten Mal betreten hatte. Doch diesmal war es nicht nur er, der darauf aufmerksam wurde. Auch Ashitaka und Inu Yasha lauschten nun.

"Was ist denn das?", fragte Inu Yasha mit gespitzten Ohren. "Das klingt ja wie..." Aber weiter kam er nicht mehr, denn nun ging die Party erst richtig los. Doch die Gäste, die hierzu erschienen, hätten auch gerne zu Hause bleiben können. Vom Himmel näherten sich nun nämlich zahlreiche Dämonen dem Palast. Fliegende, nicht gerade kleine Ungetüme, teilweise mit fledermausartigen Flügeln ausgestattet, die aber ansonsten vom Aussehen her wie Reptilien wirkten.

"Fabelhaft! Jetzt geht der Spaß wohl erst richtig los...", seufzte Kimie bei diesem Anblick wenig begeistert auf, doch im Gegensatz zu ihr schien so manch anderer Feuer und Flamme zu sein.

"Ha! Das dürfte in der Tat spaßig werden!", meinte Inu Yasha voller Elan. Er wartete die Ankunft der Dämonen kaum ab, da sprang er ihnen schon entgegen. "Sankontessou!!"

Mächtige Hiebe zerfetzten drei der angreifenden Dämonen in ihre Einzelteile.

Unterdessen schickte Ashitaka Azusa und Shiro fort und wies sie an, auch die Soldaten und Bediensteten wegzuschaffen und sich in Sicherheit zu bringen. In der Tat wären die Menschen im Moment wohl nur im Weg gewesen und hätten eh nicht viel ausrichten können. Von Sesshoumaru bekam wiederum Rin die Anweisung, sich ebenfalls einen sicheren Platz zu suchen, wobei Jaken auf das kleine Mädchen achten sollte. Jaken führte sogleich den Befehl seines Herrn aus und brachte Rin aus der potenziellen unmittelbaren Gefahrenzone.

Währenddessen war Sango bereits mit Kirara in den Himmel empor geflogen und steuerte genau auf die näher kommenden Dämonen zu. Kampfbereit erhob die Dämonenjägerin ihren Bumerang und schleuderte ihn auf ihre Gegner. "Hiraikotsu!!"

Rasch wurden mehrere der Ungetüme mit einem einzigen Wurf in zwei Teile geteilt und erledigt. Jetzt lösten die Dämonen ihre geschlossene Gruppe jedoch auf und griffen von verschiedenen Seiten an.

Inu Yasha packte mit seiner rechten Klaue seinen linken Unterarm. Mit seinem eigenen Blut startete der Hanyou nun einen weiteren Gegenangriff. "Hijinkessou!!"

Blutrote, fliegende Klingen steuerten genau auf einige angreifende Dämonen zu und erledigten sie.

In einigen Metern Entfernung zu Inu Yasha stand Kagome, die nun einen ihrer Pfeile auf ihren Bogen spannte. Als sie ihn abschoss, glühte der Pfeil auf und vernichtete im Flug mehrere angreifende Dämonen.

"Ha! Getroffen!", triumphierte Kagome, als sie kurz darauf jedoch Ashitaka warnend rufen hörte: "Kagome-chan! Duck dich!!"

Sofort ging das Mädchen reflexartig zu Boden, obwohl sie keine Ahnung gehabt hatte, was eigentlich auf sie zukam. Sie nahm nur noch eine Art Lichtblitz wahr und schaute erst wieder auf, als sie Ashitaka neben sich bemerkte. In seiner Hand hielt er sein Schwert, dessen Klinge noch etwas glühte. "Kagome-chan! Ist alles in Ordnung?"

Kagome nickte einmal. "Ja, danke. Aber was war das?"

"Einer der Dämonen wollte dich von hinten angreifen.", erklärte der Youkai und half Kagome beim Aufstehen. Auch Inu Yasha war nun zu ihr geeilt. "Kagome, bist du verletzt?"

Das Mädchen schüttelte mit einem Lächeln den Kopf. "Nein, es ist alles in Ordnung, Inu Yasha."

Der Hanyou wirkte sichtlich erleichtert und bedankte sich ebenfalls bei Ashitaka für die Hilfe. Inu Yasha hatte zwar ebenfalls bemerkt, wie Kagome angegriffen wurde, hätte es selbst aber nicht mehr rechtzeitig geschafft, sie zu retten.
 

Miroku nahm sich unterdessen einige anderen Dämonen vor und setzte seine magischen Bannzettel ein, durch deren Wirkung die Dämonen zu Staub zerfielen, während Shippo versuchte mit einigen Illusionszaubereien etwas auszurichten. Doch musste er danach meist die Flucht ergreifen. Ganz anders war da Sesshoumaru, der mit Toukijin schon so einige dieser Ungetüme erledigt hatte. Je schneller diese Dämonen schließlich beseitigt waren, umso schneller dürfte diese ganze Angelegenheit auch erledigt sein. Aber Sesshoumaru vermutete schon, dass es wohl nicht beim Bekämpfen dieser Dämonen bleiben würde. Irgendetwas anderes war hier noch im Gange. Stellte sich nur die Frage, was genau das war...

Mit dieser Frage beschäftigte sich unter anderem Kimie im Moment hingegen überhaupt nicht. Sie hatte schließlich genug andere Dinge im Kopf. Denn einer der fliegenden Dämonen steuerte nun mit aufgerissenem Maul genau auf sie zu. Ehe sie so richtig reagieren konnte, hatte das Vieh sie auch schon erreicht, also riss sie reflexartig ihr Schwert hoch und hielt es waagerecht vor sich. Der Dämon verbiss sich in der Klinge und schob das Mädchen nun rückwärts vor sich her und das nicht gerade langsam.

"So ein verfluchter Mist! Davon haben die Lehrer im Geschichtsunterricht über die Sengoku-Ära aber nie auch nur ein einziges Wort verloren!!", fluchte Kimie, immer darum bemüht, dass sie nicht doch noch im Maul dieses Ungetüms landete. Während der Dämon sie im Flug jedoch weiter vor sich her schob, blickte sie kurz hinter sich und sah nun die Wand eines Gebäudes, auf welches sie soeben zusteuerte. Ein eventueller Zusammenstoß hätte bestimmt mindestens so manchen Knochenbruch mit sich gezogen. Dementsprechend "begeistert" war auch Kimie gewesen. "Shit! Ein kleines Wunder wäre jetzt wirklich nicht schlecht!!"

Plötzlich und wie auf Kommando begann nun die Klinge ihres Schwertes zu leuchten. Ein greller Blitz entwich und röstete den Dämon nach allen regeln der Kunst. Ziemlich verkohlt und total am Ende fiel das Ungetüm nun qualmend zu Boden. Zunächst stand Kimie etwas unschlüssig vor dem nunmehr regungslosen und besiegten Dämon.

"Wow... Nicht schlecht und auch keine Sekunde zu spät." Dabei schaute sie erneut hinter sich. Sie war noch etwa zwei Meter von der Wand des Gebäudes entfernt gewesen. Ein erleichtertes Seufzen entwich ihr. >Ich bin zwar keine Katze aber war das jetzt mein sechstes Leben...? Ach was! Ich behaupte einfach mal, es war mein viertes...<

Was Kimie wohl nicht ahnte, war, dass Sesshoumaru sie beobachtet hatte. Er hätte zwar eingreifen und ihr helfen können, doch hätte er das schon noch getan, wenn sie wirklich Gefahr gelaufen wäre, gegen diesen Dämon zu unterliegen, wonach es ja zunächst aussah. Sesshoumaru hatte schon dazu angesetzt, sich einzumischen, doch dann hatte Kimie sich bereits selbst zu helfen gewusst, wenngleich es mehr ein Zufall gewesen war. Wie auch immer, momentan befand sie sich jedenfalls nicht mehr in Bedrängnis, weshalb sich Sesshoumaru wieder den Dämonen zuwandte, wobei er das Mädchen jedoch im Auge behielt.
 

Kirara flog etwa zehn Meter in den Himmel empor. Ein unvorhergesehener Angriff von der Seite stieß Sango jedoch vom Rücken ihrer Dämonenkatze. Kirara fauchte warnend auf, woraufhin Inuki, mittlerweile längst wieder in seiner Dämonenform, die Ohren spitzte und aufsah. Er verlor keine Zeit und sprang mit einem Satz nach oben, um Sango aufzufangen. Tatsächlich landete sie sicher auf seinem Rücken und ebenso sicher landete Inuki mit ihr wieder auf dem Boden.

"Vielen Dank, Inuki!", sagte Sango. Doch dann wurde sie auf ein weiteres Fauchen von Kirara aufmerksam. Als sie ihren Blick nach oben richtete, sah Sango, wie ihre Dämonenkatze von einem der feindlichen Dämonen von dessen schlangenartigen Körper umschlungen worden war und nun drohte, von diesem erstickt zu werden. Kirara wehrte sich zwar heftig, konnte sich jedoch nicht selbst von dem Griff befreien.

"Kirara!" Sango wollte sofort ihren Bumerang einsetzen, doch würde sie das tun, war die Wahrscheinlichkeit sehr groß gewesen, dass auch Kirara dabei verletzt werden konnte. Während sie noch hastig überlegte, was sie tun konnte, bemerkte Sango, wie Inuki plötzlich an ihr vorbeilief und erneut nach oben sprang. Als er auf der gleichen Höhe angekommen war wie Kirara und der feindliche Dämon, griff Inuki an und schlug seine Zähne in dessen Hals. Mit einem Ruck war der Kopf vom Körper abgetrennt. Der würgende Griff lockerte sich und Kirara war wieder frei. Sicher landeten sie und Inuki wieder auf dem Boden. Erleichtert kam Sango sofort auf Kirara zu und legte ihrem Arme um den Kopf ihrer Partnerin. "Zum Glück, Kirara! Ich bin so froh, dass es dir gut geht. Ich muss mich wohl noch mal bei dir bedanken, Inuki."

Inuki bellte einmal wie zur Antwort und auch Kirara schien sich bei ihm bedanken zu wollen. Doch dann ging der Kampf auch schon wieder weiter. Sango schwang sich auf Kiraras Rücken und kämpfte mit ihr erneut in der Luft weiter. Inuki richtete seinen Blick wiederum auf Kimie, die soeben Gefahr lief von hinten von einem Dämon attackiert zu werden, während sie einen anderen mit einem Raigeki erledigte. Sofort griff Inuki den feindlichen Dämon an und verbiss sich in dessen Körper. Das Ungetüm musste seinen Angriff abbrechen und floh zurück in den Himmel. Inuki ließ wieder von ihm ab und landete neben Kimie auf dem Boden. Sie hatte den feindlichen Dämon erst bemerkt, als Inuki ihn schon angegriffen hatte. Dementsprechend groß war ihre Erleichterung gewesen. "Das war knapp... Danke, Inuki."

Doch zum Ausruhen war es noch zu früh gewesen, denn der eben abgewehrte Dämon kehrte nun wieder zurück. Eiligst schwang sich Kimie auf Inukis Rücken und sofort sprang ihr Hund mit einem Satz davon, um dem drohenden Angriff auszuweichen. Er landete auf einem der Dächer der Häuser, doch der feindliche Dämon schien nicht locker lassen zu wollen. Immer wieder startete er neue Angriffe. Für einen Gegenangriff fehlte momentan irgendwie das richtige Timing, so dass Kimie und Inuki erstmal nur ausweichen konnten. Bei einem dieser Ausweichmanöver schlug der feindliche Dämon jedoch plötzlich mit seinem peitschenartigen Schwanz nach den beiden aus. Zwar traf er sein Ziel nicht, doch beim Ausweichen des Schlages verlor Kimie den Halt und fiel von Inukis Rücken. Sie kam allerdings nicht hart auf den Boden auf, sondern landete direkt auf dem Kopf des feindlichen Dämons. Mal abgesehen davon, dass ihr diese Art von Reittier überhaupt nicht zusagte, begann der Dämon nun auch noch damit, Haken zu schlagen, um das Mädchen wieder loszuwerden. "Neeeeiiiin!! Aufhören! Mir wird schlecht!"

Mit aller Kraft hielt sich Kimie an dem Dämon fest. Da er mit ihr nunmehr dreißig Meter in den Himmel empor flog, war die Alternative, eventuell zu springen, von vornherein ausgeschieden. Kimie wusste bei dieser Art von Rodeo-Ritt schon bald gar nicht mehr, wo eigentlich oben und wo unten gewesen war. Dass sie nicht schon längst gefallen war, grenzte zudem an ein echtes Wunder. Doch diese Glückssträhne verabschiedete sich abrupt, als der Dämon seinen Kopf hochwarf, woraufhin das Mädchen doch den Halt verlor. Einen Moment lang schwebte Kimie in der Luft, dann ging's aber auch schon abwärts. "Aaah!! Hilfeee!!"

Den immer näher kommenden Boden im Blick kniff Kimie die Augen zu, als sie jedoch einen Ruck verspürte und einen Griff, der sich um ihre Hand gelegt hatte. Als sie ihre Augen wieder öffnete, schaute Kimie genau in Sangos Gesicht.

"Keine Sorge, ich hab dich!", sagte die Dämonenjägerin beruhigend und zog Kimie zu sich mit auf Kiraras Rücken hinauf. Schließlich hinter Sango sitzend, entwich Kimie ein erleichtertes Seufzen: "Uff! Das war ja vielleicht was... Danke, Sango!"

Die Dämonenjägerin nickte. "Keine Ursache. Kannst du weiterkämpfen?"

"Ja, kein Problem", entgegnete Kimie.
 

Die anderen hatten unterdessen alles vom Boden aus mitverfolgt.

"Meine Güte... Das ist ja gerade noch mal gut gegangen", meinte Shippou erleichtert. Nachdem Kirara mit Sango und Kimie auf dem Rücken kurz darauf wieder auf dem Boden gelandet war, lief Kagome sofort auf sie zu und fragte ihre Cousine besorgt: "Kimie, ist alles in Ordnung?"

"Ja, alles bestens!", antwortete Kimie und stieg von Kiraras Rücken ab. Als Kagome vorsichtshalber noch mal nachfragte, mischte sich Inu Yasha ein: "Jetzt bleib mal ruhig, Kagome. Immerhin lebt sie doch und hat doch gesagt, dass es ihr gut geht."

"Hey, aber zu Kagomes Verteidigung: Mir ist während meines unfreiwilligen Ritts auf dieser Flugechse kurzzeitig mein Großvater väterlicherseits erschienen", entgegnete Kimie mit belehrend emporgehobenen Zeigefinger, woraufhin Inu Yasha doch etwas skeptisch eine Augenbraue hochzog. Bevor er aber etwas erwidern konnte, sprach Kimie weiter: "Aber schieben wir das mal beiseite, wir sind nämlich wohl noch nicht fertig." Damit deutete sie mit einem Nicken in Richtung einiger übrig gebliebenen Dämonen, die sich erneut zum Angriff bereit machten und auf die Gruppe zuflogen.

"Die werde ich übernehmen", sagte Miroku sogleich. Er löste die Gebetsperlen von seiner Hand und gab somit sein Kazaana frei. "Kazaana!"

Die übrig gebliebenen Dämonen wurden sofort vom starken Sog erfasst und eingesaugt. Nach getaner Arbeit schloss Miroku sein Kazaana wieder und wickelte die Gebetsperlen wieder um seine Hand.
 

"Ist es jetzt vorbei?", fragte Sango und blickte prüfend um sich. Es schien in der Tat so zu sein, als wäre der Kampf zu Ende, aber dieser Eindruck verflüchtigte sich schnell wieder, als der Boden plötzlich leicht zu beben begann.

"Ich fürchte, es ist noch nicht ganz vorbei!", meinte Ashitaka und ehe er und die anderen sich versahen, schoss direkt vor ihnen aus dem Boden ein riesiges Ungetüm hervor. Zuerst sah man nur diesen eidechsenartigen Kopf an dem langen Hals, als nach und nach aber auch die vorderen Pranken und der restliche Körper des Dämons aus dem Erdboden gekrochen kam. Dieses Vieh, das vom Körper her ein wenig aussah wie eine Schlange auf vier Beinen, war bestimmt zwanzig Meter lang und auf Schulterhöhe bestimmt fünf Meter hoch und mit dem langen Hals ragte es noch mehr in die Höhe. Eine pechschwarze schuppige Haut bedeckte den gesamten Körper, der peitschenartige Schwanz schwang hin und her und die glühend roten Augen ruhten aufmerksam auf der Gruppe. Ein lautes Brüllen drang aus der Kehle des Dämons.

Bei dem Anblick dieses Ungetüms musste Kimie schlucken. "Leute... Ich will mich ja nicht beschweren... Aber das Teil ist ziemlich groß, wenn ihr mich fragt..."

"Ach was! Den kann man doch nicht für voll nehmen!", meinte Inu Yasha entschieden. "Ein Schlag mit Tessaiga und der ist Geschichte. Und je größer sie sind, umso lauter fallen sie schließlich in sich zusammen!"

Entschlossen griff Inu Yasha das Ungetüm an und trennte scheinbar mühelos dessen Kopf vom Körper. Dieser sackte sogleich in sich zusammen und fiel zu Boden, ebenso wieder Kopf, der sich sofort in Staub auflöste. Triumphierend steckte der Hanyou sein Schwert wieder ein. "Seht ihr? Der hat echt nicht viel hergegeben. Der war zwar groß, aber mehr hatte der auch nicht zu bie... Hä?!"

Als Inu Yasha jedoch einen erneuten Blick auf den besiegten Dämon warf, verschlug es ihm zunächst die Sprache. Der Hals des Ungetüms bewegte sich ganz eigenartig, wie ein Wurm am Angelhaken und irgendetwas schien aus dem Inneren des Halses langsam an die Stelle zu wandern, wo ursprünglich der Kopf gesessen hatte. Ehe man sich versah, sprang dieses Etwas an der Wundstelle aus dem Hals, doch als die anderen sahen, um was es sich dabei handelte, konnten sie zuerst nur ziemlich ungläubig gucken.

"Igitt! Was soll denn das?!", rief Shippou erschrocken aus und zitterte am ganzen Körper.

"Der Kopf ist wieder nachgewachsen!?", erkannte Kagome mit einer Mischung aus Überraschung und Entsetzen und Kimie fügte hinzu: "Das ist doch verrückt! Aus welchem Fantasy-Film ist das Vieh denn bitte ausgebrochen?!"

Der Dämon richtete sich unterdessen wieder auf und schien wieder voll hergestellt gewesen zu sein. Inu Yasha wollte sich aber nicht beeindrucken lassen. Erneut zog er Tessaiga. "Pah! Dann spielen wir dieses Spiel eben noch mal, wenn dieses Vieh es unbedingt so haben will!"

Wieder griff er an und wieder trennte er den Kopf vom Rest des Körpers, diesmal jedoch knapp über dem Halsansatz an den Schultern. Wieder fiel der Körper mit der Bauchseite nach unten zu Boden und der Kopf samt Hals zerfiel zu Staub. Abwartend ruhten die Blicke der Gruppe auf den Dämon, der aber wieder zu zucken begann. Nach einem kurzen Moment schoss nicht mehr nur ein Kopf aus der Wundstelle, sondern einen langen Hals gab's diesmal auch mit dazu. Inu Yasha verstand die Welt nicht mehr. "Wie kann das sein?! Was ist das für ein Ding?!"

"Das Teil ist wohl so was wie eine Eidechse", meinte Kimie mit einem angewiderten Blick auf den Dämon.

"So wird das nichts. Wir müssen und was anderes einfallen lassen!", sagte Sango und wie aufs Stichwort war nun Miroku zur Stelle. "Dann sauge ich diesen Dämon eben einfach ein!"

Als ob der Dämon Miroku genau verstanden hätte, spuckte er plötzlich eine eigenartige, schwarze, schleimähnliche Substanz auf den Mönch. Zwar konnte dieser noch ausweichen, aber dort, wo die Substanz den Boden aufkam, fraß sich nun ein großes Loch in den Boden.

"Pfui! Was ist das denn?!", fragte Shippou angewidert. Ashitaka antwortete ihm: "Das ist eine Art Gift! Ihr dürft damit nicht in Berührung kommen!"

Der feindliche Dämon richtete sein Augenmerk nun auf Kagome und Kimie, die nebeneinander standen. Mit seinem peitschenartigen Schwanz wollte das Ungetüm sogleich zuschlagen. Kagome wurde jedoch noch im letzten Moment von Inu Yasha aus der Gefahrenzone rausgeschafft. Sesshoumaru griff sich unterdessen Kimie und sprang mit einem Satz nach oben. Der Schlag des feindlichen Dämons verfehlte sein Ziel.

"Was soll das denn bitte für ein Dämon sein?", fragte sich Kimie, während sie von ihrem momentanen Aussichtspunkt in der Luft einen besseren Blick auf das Ungetüm werfen konnte. "Dem Ding wächst beliebig oft der Kopf nach, es bespuckt uns mit Gift und ist obendrein auch noch potthässlich!"

"Aber auch dieser Dämon hat seine Schwachstelle", meinte Sesshoumaru und landete nun mit Kimie auf dem Dach von einem der Gebäude. Auf die zuvor gemachte Aussage, erwiderte das Mädchen: "Hast du auch eine Idee, worin diese Schwachstelle liegen soll? Der Kopf ist es dem Anschein nach ja wohl nicht..."

Der Dämon bespuckte soeben Sango und Kirara mit seinem Gift, doch verfehlte er erneut sein Ziel. In diesem Moment fiel Kimie etwas auf. "Nanu? Was ist denn das?"

Sesshoumaru horchte auf. "Hast du etwas entdeckt?"

"Schau mal da!" Kimie deutete mit dem Finger auf den Dämon. Auf der Höhe der Brust besaß er einen kleinen, grün schimmernden Stein. Immer, wenn das Ungetüm eine Attacke auf die anderen startete, leuchtete der Stein kurzzeitig auf, wie auch eben bei der Giftattacke. Der Stein war ansonsten pechschwarz und somit nicht von den schwarzen Schuppen des Dämons zu unterscheiden gewesen. Anscheinend befand sich darin die Kraftquelle des Dämons und vielleicht lag darin auch das Geheimnis der nachwachsenden Köpfe. Diese Vermutung teilte Kimie nun auch Sesshoumaru mit, ehe sie den anderen zurief: "Leute! Schlagt ihm noch mal den Kopf ab!"

Während die anderen jedoch etwas irritiert dreinschauten, entgegnete Inu Yasha lautstark: "Was ist denn das für ein dämlicher Vorschlag?! Was soll das bringen? Der wächst doch immer wieder nach!"

"Was heißt hier dämlich?! Das hat damit ja wohl wirklich nichts zu tun!", erwiderte Kimie leicht gereizt. Da Inu Yasha dennoch nicht gewillt zu sein schien, den Dämon erneut anzugreifen, übernahm Sango das kurzerhand für ihn. Sie visierte ihr Ziel an und warf ihren Bumerang. "Hiraikotsu!!"

Der Bumerang trennte den Kopf vom Körper, der daraufhin zur Seite fiel. Doch alles verlief genau so, wie schon zuvor bei den beiden Angriffen von Inu Yasha. Es verging eine kurze Zeit, dann war der Dämon wiederhergestellt.

"Tse! Hab ich's nicht gesagt?", fragte Inu Yasha schnippisch. Doch Kimie reagierte nicht auf diese Frage, sondern rief den anderen nunmehr zu: "Versucht, den Stein zu treffen!"

Inu Yasha spitzte die Ohren und schaute zu dem Mädchen auf das Häuserdach. "Welchen Stein denn?"

Kimie deutete nun auf den grünen Stein auf der Brust des Dämons. Dieser leuchtete noch schwach, von daher konnten auch die anderen ihn noch sehen, bevor er wieder seine schwarze Farbe angenommen hatte.

"Es ist nur eine Vermutung, aber vielleicht können wir dieses Ungetüm erledigen, wenn wir diesen Stein zerstören!", rief Kimie den anderen zu. Diese tauschten untereinander kurz ihre Blicke aus, schienen es aber dennoch versuchen zu wollen. Kagome entnahm daher einen Pfeil aus ihrem Köcher und zielte auf die Stelle am Körper des Dämons, wo sie den Stein vermutete. Damit der Dämon währenddessen nicht angriff, lenkte Sango ihn mit Kirara ab, indem sie immer wieder um seinen Kopf herumflog. Kagome visierte unterdessen ihr Ziel an und schoss. Der Pfeil glühte auf, blieb jedoch in der schuppigen Haut stecken. Für den Dämon schien das nicht mehr als ein kleiner Nadelstich gewesen zu sein.

"Mist! Ich kann den Stein nicht sehen", fluchte Kagome verärgert. "Wenn er wenigstens kurz aufleuchten würde..." Trotzdem wollte sie es erneut versuchen und spannte einen weiteren Pfeil auf ihren Bogen. Bevor sie diesen jedoch abschießen konnte, griff Sesshoumaru stattdessen urplötzlich den feindlichen Dämon an und setzte seine Lichtpeitsche ein, wobei er die Brust des Dämons anvisiert hatte. Bei dem Angriff traf er auch den Stein. Als dieser von der Lichtpeitsche getroffen wurde und einen leichten Riss bekam, glühte er auf und es traten kleinere Blitze aus dem Stein hervor. Der Dämon warf den Kopf nach hinten und brüllte laut. Seine roten Augen funkelten Sesshoumaru, der nunmehr einige Meter vor dem Ungetüm stand, bedrohlich an. Aber seine Kraft schien tatsächlich etwas nachzulassen. Jetzt zog Sesshoumaru Toukijin, schoss auf den Dämon zu und rammte die Klinge frontal in den grünen Stein. Als das Schwert den Stein durchstieß, bäumte sich der feindliche Dämon unter lautem Gebrüll auf. Sesshoumaru zog sein Schwert wieder aus dem Stein, aus welchem nun weitere Blitze zuckten ehe er in unzählige Bruchstücke zersprang. Doch dadurch war der Dämon noch nicht wirklich besiegt. Seine glühend roten Augen richteten sich erneut genau auf Sesshoumaru. Mit seinem peitschenartigen Schwanz schlug das Ungetüm nach ihm aus, doch der Inu-Youkai war schneller. Er sprang scheinbar mühelos nach oben bis er direkt auf Augenhöhe mit dem feindlichen Dämon war. Sesshoumaru erhob sein Schwert und ließ es direkt auf den Kopf seines Gegners niedersausen. Anschließend landete er wenige Meter entfernt wieder auf dem Boden. In den ersten zwei, drei Sekunden tat sich nichts, doch dann spalteten sich der Kopf und der Hals des feindlichen Dämons genau in der Mitte und er fiel mit einem lauten Donnern zu Boden, dass dieser kurzzeitig leicht bebte. Kurz darauf löste sich der Körper des nunmehr besiegten Dämons auf und seine bis zuletzt übrig gebliebenen Knochen zerfielen zu Staub.
 

"Tatsache, er ist besiegt", sagte Kimie erleichtert und atmete auf. Inuki sprang nun auf das Dach, auf welchem sie noch immer stand und brachte seine Herrin zu den anderen zurück.

Sofort fragte Inu Yasha: "Du hattest wirklich Recht, Kimie. Aber wie bist du darauf gekommen?"

Kimie stieg von Inukis Rücken und antwortete: "Das war im Nachhinein eigentlich ganz einfach. Immer, wenn der Dämon einen Angriff gestartet hatte oder als sein Kopf nach dem letzten Angriff durch Sango wieder nachgewachsen war, hat der Stein geleuchtet. Da dachte ich, vielleicht liegt darin ja auch sein Schwachpunkt."

"Dann war dein Vorschlag wohl doch nicht so blöd", meinte Inu Yasha.

Kimie zog aber nur eine Augenbraue hoch und entgegnete trocken: "Vielen Dank auch… Deine Worte kommen wohl echt von Herzen, was?"

Nach und nach trauten sich auch die Menschen wieder aus ihren Verstecken, auch Azusa und Shiro, die den Kampf von ihrem Versteck aus mitverfolgt hatten. Sie alle waren noch mit heiler Haut davon gekommen und auch an den Gebäuden waren keine größeren Schäden entstanden. Auch Rin und Jaken kamen nun wieder zum Vorschein. Sie hatten den Kampf ebenfalls mitverfolgt. Rin lief sogleich auf Sesshoumaru zu. "Das war großartig, Sesshoumaru-sama!"

Auch Jaken kam sogleich auf den Youkai zu und verbeugte sich ehrfürchtig vor ihm. "Wirklich, edler Herr, ein vortrefflicher Kampf! Wie man es von Euch gewohnt ist, nur noch besser!"

Kimie, in einigen Metern Entfernung noch bei den anderen stehend, schielte zu dem Krötendämon rüber. >Vorsicht! Ausrutschgefahr wegen Schleimüberflusses...<

Die Palastbewohner redeten unterdessen ganz aufgeregt miteinander und ließen das eben Geschehene noch mal einmal Revue passieren. Kagome atmete hingegen erleichtert auf. Der Kampf war endlich vorbei gewesen und war zugunsten der Freund ausgegangen. Kurz darauf beschlich sie jedoch so ein eigenartiges Gefühl, als würde etwas oder jemand von hinten auf sie zukommen. "Nanu? Was...?" Kaum hatte sich Kagome aber umgedreht, wurde sie auch schon von zwei Pranken an den Armen ergriffen und weggetragen. "AAAAH!!"

Erschrocken fuhr Inu Yasha sofort hoch. "Kagome!? Nein! KAGOME!!"

Er traute seinen Augen kaum. Tatsächlich hatte es wohl einer der Dämonen geschafft, sich bisher im Hintergrund aufzuhalten und war scheinbar erst jetzt zum Vorschein gekommen, um sich Kagome zu greifen. Nun flog er mit dem Mädchen auf und davon. Inu Yasha wollte zuerst einen Angriff mit Tessaiga starten, sah dann jedoch wieder davon ab, weil die Gefahr, dass er Kagome dabei verletzen könnte, zu groß gewesen war. Der Angriff des feindlichen Dämons war auch so überraschend gekommen, dass keiner im Moment auf die Schnelle wusste, wie ein Gegenangriff am besten hätte vollzogen werden können, ohne Kagome dabei zu gefährden. Aber selbst, wenn den anderen jetzt doch noch etwas eingefallen wäre, der Dämon hatte sich mit dem Mädchen mittlerweile zu weit entfernt.

"So eine Scheiße!!", fluchte Inu Yasha wütend und rammte die Klinge seines Schwertes in den Boden. "Das verdammte Vieh hat Kagome einfach mitgenommen!" Dann steckte er Tessaiga jedoch sogleich wieder in die Schwertscheide und nahm ohne länger zu warten die Verfolgung auf. "Na warte, du elendes Mistvieh! So leicht kommst du mir nicht davon!"

"Warte, Inu Yasha!", rief Kimie dem Hanyou nach und rief Inuki zu sich. Sofort war dieser an ihre Seite gesprungen, woraufhin sie sich auf seinen Rücken schwang. "Inuki, folge Inu Yasha! Schnell!" Und sofort spurtete Inuki hinter dem Hanyou her.

"Inu Yasha! Kimie! Nicht so stürmisch!", rief Miroku den beiden nach, als nun Kirara mit Sango auf dem Rücken an seine Seite sprang. Der Mönch setzte sich hinter die Dämonenjägerin auf Kirara, die daraufhin ebenfalls die Verfolgung aufnahm.

Einen Augenblick lang überlegte Shippou, ob er vielleicht besser im Palast bleiben sollte, da er seinen Freunden eventuell nicht im Weg stehen wollte. Aber er wollte nicht das Gefühl haben, sie und vor allem Kagome im Stich gelassen zu haben, also heftete er sich ebenfalls an ihre Fersen. Doch er war bei weitem nicht schnell genug gewesen, um mit ihnen mitzuhalten. Da schaltete sich Ashitaka ein, nahm den Kitsune auf den Arm und folgte den anderen. Sesshoumaru sah ihnen zunächst nur nach, dann wandte er sich in seiner üblich ruhigen Art an Rin: "Rin, du wirst zusammen mit Jaken und Ah-Un hier bleiben und warten."

Rin nickte einverstanden, woraufhin nun auch Sesshoumaru sich auf den Weg machte. Eigentlich war es ihm ja egal gewesen, was Inu Yasha und seine Freunde machten, aber da Kimie sich ja ebenfalls an dieser Aktion beteiligte, musste er das wohl ebenfalls tun.

"Passt bitte auf Euch auf!", hörte Sesshoumaru Prinzessin Azusa noch sagen, reagierte aber nicht darauf, während er sich nun vom Palast entfernte.
 

Kimie hatte Mühe, Inu Yasha im Auge zu behalten. Das lag zum einen an der Dunkelheit, aber jetzt zog auch noch ein dichter Nebel auf, der die Sicht noch mehr behinderte. Zum Glück war auf Inuki Verlass, der den Hanyou anhand von dessen Geruch weiter verfolgen konnte. Schließlich holte Kimie Inu Yasha doch noch ein, als dieser einen Moment stehen geblieben war.

"Inu Yasha! Warum hast du angehalten?"

"Irgendwas stinkt hier zum Himmel", antwortete der Hanyou und ballte die Faust. "Kagomes Geruch geht hier regelrecht unter. So ein Mist!"

Kimie musste zugeben, dass es hier in der Gegend wirklich etwas eigenartig roch. Wenn sie den Geruch lediglich als etwas unangenehm empfand, wie mussten dann Inu Yasha oder auch Sesshoumaru und Ashitaka ihn erst empfinden? Sogar Inuki schien der Geruch, der hier in der Luft lag, sehr zu stören. Er schüttelte den Kopf und gab zweimal schnaufende Laute von sich, als wollte er seine Nase von irgendetwas befreien. Als auch die anderen bei ihnen angekommen waren, rümpfte Ashitaka ebenfalls sofort wenig begeistert die Nase. "Meine Güte! Dieser Gestank ist ja fürchterlich! Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glatt sagen, das ist der Geruch von Leichen und verwestem Fleisch."

Kimie hatte sofort aufgehorcht. Das klang ja wirklich ganz hervorragend, natürlich im ironischen Sinne. Eigenartig war jedoch, dass man nirgendwo Tote entdecken konnte.

"Das ist ein Sumpf", erkannte Miroku den Ort, der vor der Gruppe lag. "Ob Kagome-sama hier irgendwo ist?"

"Ich weiß es nicht, aber das können wir wohl nur herausfinden, wenn wir da reingehen", entgegnete Inu Yasha und schritt sogleich als erster mitten in den Nebel hinein. Die anderen folgten ihm. Allerdings mussten sie sehr aufpassen, sich nicht eventuell aus den Augen zu verlieren.

"Ist das eine dicke Suppe! Man sieht ja die Hand vor Augen nicht mehr", sagte Shippou. "Man kann sogar den Boden kaum sehen..."

"Bleibt zusammen!", mahnte Sango die anderen warnend. "Wenn wir getrennt werden, dürfte es schwer werden, wieder zusammenzufinden. Und passt auf, wo ihr hintretet!"

Besonders Shippou schien sehr darauf zu achten, dass immer jemand direkt vor ihm ging. Als der kleine Kitsune aber kurzzeitig abgelenkt war und die Gruppe fast aus den Augen verloren hätte, wollte er noch sicherer gehen. Also wollte er sich einfach an seinem Vordermann festhalten und sich praktisch von diesem führen lassen. Shippou griff nach dem Erstbesten, den er zu fassen bekam. Allerdings handelte es sich dabei wohl nicht um Inu Yasha oder einen seiner menschlichen Kameraden. Der Kitsune hatte nämlich etwas fellartiges erwischt.

"Bist du das, Kirara? Oder Inuki?", fragte er prüfend, woraufhin sein Vordermann kurz stehen blieb. Shippou blinzelte zu diesem hoch und erstarrte im nächsten Moment. Statt Kirara oder Inuki hatte er doch tatsächlich Sesshoumaru an dessen Fell erwischt. Seine Augen schauten kühl zu dem kleinen Kitsune hinunter, der ihn sofort wieder losließ und sich hastig entschuldigte: "Ah! Entschuldigung!"

Eiligst trabte Shippou an Sesshoumaru vorbei, bis er Kirara neben sich erkannte und nun an ihrer Seite weiterging.

"Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber irgendwie ist es hier gruselig...", sagte Kimie nach einem Moment der Stille vorsichtig und auch spürbar etwas unruhig. Plötzlich hörte man ein verdächtiges Knacken, dass sich inmitten dieser unheimlichen Stille wie ein lautes Getöse anhörte.

"AAH!!" Kimie war sofort erschrocken hochgefahren und hatte sich an Sesshoumarus rechten Arm geklammert. Die anderen waren hingegen sofort in Kampfbereitschaft getreten, als sich die Aufregung jedoch als völlig unbegründet herausstellte.

"Entschuldigt, Leute!", hörten sie Ashitaka verzeihend sagen. "Das war nur ein kleiner Ast, den ich übersehen habe."

Nach einem Moment der ungläubigen Stille ging ein Seufzen durch die Gruppe.

"Das war absolut nicht komisch!", wetterte Shippou, der sich in seiner Schrecksekunde an Kiraras linkes Vorderbein geklammert hatte, aufgebracht. Auch Kimies Herz schlug scheinbar noch immer bis zum Hals. Von daher ließ sie auch dann Sesshoumarus Arm einen Moment lang noch nicht los, als die Gruppe ihren Weg wieder fortsetzte. Sesshoumaru sagte nichts dazu, sondern ließ Kimie gewähren. Nachdem sie aber ein wenig weitergegangen waren, schien sie sich allmählich wieder einzukriegen und ließ wieder von ihm ab, wenngleich sie noch ein wenig weiche Knie hatte. Dieser Sumpf war wirklich mehr als unheimlich und jeden Moment rechnete Kimie mit einem Angriff von irgendwas Zombieartigem, woran nicht zuletzt auch Ashitakas zu Anfang geäußerte Bemerkung Schuld gewesen war.

"Verdammt! Ich kann keine Witterung mehr von Kagome aufnehmen", fluchte Inu Yasha plötzlich frustriert. Egal, wie sehr es sich auch bemühte, dieser Gestank, der in der Luft lag, machte es ihm unmöglich, Kagomes Geruch hier ausfindig zu machen, sofern er denn überhaupt vorhanden gewesen war. Aber selbst das ließ sich nicht erahnen.

"Hm! Vielleicht sind das auch einfach nur die Schwächen eines Halbbluts", meinte Sesshoumaru herablassend, um seinen Halbbruder ein wenig zu reizen, woraufhin Inu Yasha sofort die Ohren spitzte und sich knurrend zu ihm umdrehte.

"Wie bitte?! Sag das noch mal, du arroganter Mistkerl!" Der Hanyou stapfte wütend auf seinen Halbbruder zu, wobei er ihn weiterhin verbal attackierte, woraufhin Sesshoumaru meist mit wenig nett gemeinten Worten konterte.

Kimie entwich ein entnervtes Seufzen. Sie stellte sich zwischen die beiden und drückte sie mit den Händen wieder auseinander. "Hey, Kain und Abel! Könntet ihr eure kleine Diskussion eventuell auch auf später verschieben? Im Moment haben wir doch wohl echt andere Sorgen!"

Die anderen blickten etwas irritiert drein. Mit den von Kimie eben genannten Namen konnten sie nun überhaupt nichts anfangen, aber zum Nachfragen war der Zeitpunkt momentan etwas schlecht gewählt. Irgendetwas eigenartiges ging nämlich in diesem Sumpf vor.

"Sagt mal, bilde ich mir das nur ein oder wird dieser Nebel jetzt wirklich immer dicker?", fragte Shippou nach einer Weile skeptisch in die Runde. Tatsächlich schien der Nebel mittlerweile viel dicker geworden zu sein. Wenn man sich die Hand genau vor Augen hielt, konnten man sogar diese nur noch schwach erkennen. Alle hätten im Moment auch mit Augenbinden durch die Gegend laufen können, es hätte keinen wirklichen Unterschied gemacht. Kimie drehte sich einmal um die eigene Achse, aber egal, wohin man blickte, alles sah gleich aus.

"Man kann wirklich überhaupt nichts mehr sehen", murmelte sie in sich hinein und plötzlich beschlich sie auch so ein merkwürdiges Gefühl. "Leute, seid ihr noch da?", fragte sie vorsichtig, erhielt jedoch keine Antwort, was sie sehr beunruhigte. "Hm? Hallo, Leute? Wo seid ihr denn? Sesshoumaru! Inu Yasha!" Aber egal, wie sehr Kimie auch rief, es kam nichts zurück. "Shit! Ich habe sie verloren."

Aber wie war das passiert? Sie hatte sich doch überhaupt nicht von der Stelle bewegt und dennoch ihre Freunde aus den Augen verloren. Waren diese etwa einfach weitergegangen? Aber dann hätte Kimie doch etwas gemerkt haben müssen. Aber wahrscheinlich war es im Moment ohnehin egal gewesen, wie es zu diesem Schlamassel gekommen war, denn jetzt stand sie allein mitten in dieser unwirklichen Gegend und wusste nicht, wohin sie nun gehen oder was sie überhaupt tun sollte.

"Okay, ganz ruhig! Denk einfach nach." Doch Kimie fiel nichts ein. Plötzlich überkam sie jedoch ein eigenartiges Schwindelgefühl und verunsichert trat sie einen Schritt zurück. >Was... Was ist plötzlich los? Mir wird so schlecht...<

Dieses Gefühl breitete sich scheinbar immer weiter in Kimies Körper aus und sie konnte kaum noch aufrecht stehen. Dann spürte sie, wie ihre Kraft sie gänzlich verließ und sie nach hinten fiel, ehe sie ihr Bewusstsein verlor.

Im Netz der Spinne

Nicht nur Kimie war von den anderen getrennt worden, auch die anderen Mitglieder der Gruppe mussten sich entweder allein oder nunmehr in einer kleineren Gemeinschaft weiter durchschlagen, wenngleich keiner von ihnen eine Ahnung davon hatte, wie das passieren konnte.

"So ein Scheiße!", fluchte Inu Yasha wütend. "Das ist doch unmöglich!? Wir haben uns doch gar nicht von der Stelle bewegt."

Im Augenblick war Inu Yasha gänzlich allein in diesem Sumpfgebiet. Nicht, dass er Angst gehabt hatte, aber er war sehr auf der Hut. Hier ging eindeutig etwas Seltsames vor.

Seinen Weg ein wenig fortsetzend, bemerkte Inu Yasha irgendwann, dass sich der Nebel so langsam wieder lichtete. Der Hanyou sah sich an vielen Stellen umgeben von Wasser und dieser faulige Geruch, der schon die ganze Zeit über in der Luft gelegen hatte, schien hier besonders stark zu sein. Der Gestank kam vom Wasser. Inu Yasha näherte sich diesem daher etwas, erschrak jedoch sehr als er sah, was sich in dem Wasser befand.

"Was zum Teufel...?!"

Unter der Oberfläche lagen mehrere tote Menschen, teilweise schon bis zur Unkenntlichkeit verwest. Ungläubig ließ Inu Yasha seinen entsetzten Blick schweifen.

"Wie ist so was denn nur möglich? Das kann doch nicht war sein!?"

Plötzlich zuckten seine Ohren. Schon wieder lag dieser eigenartig Klang in der Luft. Wie eine Melodie, die über den Ort vorüber zog. Während Inu Yasha noch versuchte, eine Erklärung für all das zu finden, wurde er plötzlich am Knöchel gepackt. Als er daraufhin nach unten sah, sah er, wie eine dieser Leichen ihn aus dem Wasser heraus ergriffen hatte. Sofort sprang der Hanyou mit einem Satz zurück und riss der Leiche dabei die schon skelettierte Hand vom Arm. Kaum hatte er sich aber dieses lästigen Griffs entledigt, tauchten aus dem Wasser zahlreiche andere untote Gestalten auf.

"Nervt mich nicht! Verschwindet!", brüllte Inu Yasha und griff an. "Sankontessou!"
 

"Hiraikotsu!"

Sango schleuderte ihren Bumerang soeben einem dieser fliegenden Ungetüme, die schon den Palast angegriffen hatten, entgegen. Zwar traf sie ihr Ziel, doch der Nebel behinderte ihre Sicht spürbar. Gerade noch so konnte Kirara verhindern, dass sie zusammen mit ihrer Herrin und Miroku mit einem anderen dieser Dämonen in der Luft zusammenstieß.

"Was hat das zu bedeuten?", fragte sich Sango. "Die anderen sind spurlos verschwunden und stattdessen tauchen nun von allen Seiten diese Dämonen auf."

"Das ist garantiert eine Falle gewesen!", vermutete Miroku. "Irgendjemand muss gewollt haben, dass wir hier herkommen und hat Kagome-sama als Köder benutzt!"

Als nun eine ganze Gruppe dieser fliegenden Dämonen sich zum Angriff bereit machte, öffnete der Mönch sofort sein Kazaana. "Kazaana!"

Die Dämonen wurden von dem gewaltigen Sog erfasst und eingesaugt. Nach getaner Arbeit schloss Miroku sein Kazaana wieder und wickelte die Gebetsperlen um seine Hand. "Vermutlich wurden wir getrennt, damit wir besser angreifbar sind. Wir müssen versuchen, die anderen zu finden und zwar schnell!"

Sango nickte zustimmend und wies Kirara an, das Gebiet gründlich zu überfliegen. Dabei stieß die kleine Gruppe jedoch immer wieder auf diese fliegenden Dämonen. Zwar konnten sich die drei gut behaupten, doch schienen immer wieder neue Feinde nachzurücken und auf die Dauer konnten sie dem Ganzen sicher nicht standhalten.
 

Unterdessen hatten Ashitaka, Shippou und Inuki mit einem anderen, wenngleich ähnlichen Problem zu kämpfen.

"Kitsunebi!" Shippou startete einen Angriff auf einen großen Schlangendämon, doch dieser erlitt keinerlei Schaden durch die Attacke des Kitsune. Ein lautes und bedrohliches Zischen ertönte, wodurch sich Shippou regelrecht die Haare sträubten und er die Flucht ergriff. "Uaah!! Hilfeee!!"

Und dieser Schlangendämon war nicht der Einzige gewesen, der hier sein Unwesen trieb. Ashitaka und Inuki hatten schon ein Weile mit anderen Feinden der selben Art zu kämpfen, konnten sich bisher aber gut behaupten. Eigentlich wäre es besonders für Ashitaka kein großes Problem gewesen, diese Schlangendämonen schnell und unkompliziert zu beseitigen, doch diese nutzten den Sumpf, um regelmäßig in dessen Gewässern zu verschwinden und so vor gegnerischen Attacken bewahrt zu werden. Dennoch konnte Ashitaka mit seiner Lichtpeitsche unter anderem noch den Schlangendämon ausschalten, der es auf Shippou abgesehen hatte. Ein trügerische Stille legte sich daraufhin über das Gebiet.

"Ist es... vorbei?", fragte Shippou vorsichtig und versteckte sich hinter Ashitakas linkem Bein. Ashitaka antwortete jedoch nicht, sondern ließ höchst aufmerksam und prüfend seinen Blick schweifen. Der Nebel hatte sich mittlerweile wieder etwas gelichtet, doch beschäftigte ihn und auch Shippou die Frage, wo die anderen so plötzlich geblieben waren. Sie waren auf einmal unbemerkt verschwunden. Aber auch diese Riesenschlangen schienen sich nunmehr in Luft aufgelöst zu haben. Doch dieser Eindruck sollte sich schnell als Täuschung herausstellen, als direkt neben Ashitaka, Shippou und Inuki ein besonders großes Exemplar dieser Dämonen aus dem Wasser emporgeschossen kam. Shippou quiekte sofort panisch auf und ohne überhaupt darauf zu achten, wohin genau er eigentlich sprang, fand er sich kurz darauf genau auf dem Gesicht von Ashitaka wieder.

"Shippou-chan! Geh wieder runter! Ich seh nichts mehr!", rief der Inu-Youkai sofort, noch bevor er sich so richtig auf den bevorstehenden Kampf hatte einstellen können, wenngleich er sein Schwert schon längst in der Hand hielt. Aber mit Shippou als Sichtblockade kämpfte es sich nicht besonders gut.

Shippou blieb ängstlich an Ashitakas Gesicht haften und schrie plötzlich laut auf: "Aah! Vorsicht! Er kommt von Links!"

Einfach nur auf die Worte des Kitsune hörend wandte sich Ashitaka in die besagte Richtung um, doch sofort protestierte Shippou lautstark: "Nein! Ich meine das andere Links!"

Da er im Moment ja einen anderen Blickwinkel hatte als Ashitaka, hatte Shippou von seiner eigenen Sicht aus die Richtung angegeben. Kein Wunder also, dass Ashitaka der Richtungsangabe beim ersten Anlauf nicht richtig hatte folgen können.

"Rutsch wenigstens ein Stück zur Seite! So kann ich doch überhaupt nicht kämpfen!", sagte Ashitaka, als er hörte, wie sich der Schlangendämon den beiden weiter zu nähern schien. Letztendlich wusste sich Ashitaka nicht mehr anders zu helfen und sprang mit einem Satz nach oben, wohin ihm dieses Kriechtier erstmal nicht folgen konnte. Dort fand er auch endlich die Zeit und pflückte Shippou von seinem Gesicht.

"Sag mal, dir ist schon klar, dass das verflucht hätte schief gehen können?", fragte er doch etwas tadelnd. Der kleine Kitsune entschuldigte sich sogleich reumütig, fragte dann jedoch: "Aber wir sind doch erstmal außer Gefahr, oder?"

"So würde ich das nicht sagen. Noch ist es schließlich nicht vorbei."

Die beiden landeten wieder auf dem Boden, wo auch Inuki wieder zu ihnen stieß. Doch wieder schien dieser Schlangendämon verschwunden gewesen zu sein. Inuki hatte ihn zuvor angegriffen, doch hatte sich das Ungetüm schnell wieder unter Wasser zurückgezogen. Wieder lag diese trügerische Stille in der Luft.

Shippou schaute sich ängstlich um, konnte jedoch ebenso wie Ashitaka und Inuki nichts Ungewöhnliches entdecken. Plötzlich tauchte hinter dem Kitsune jedoch wieder dieser Schlangendämon aus dem Wasser auf und wollte sich sofort auf sein Opfer stürzen, als Ashitaka Shippou jedoch noch rechtzeitig packte und aus der Gefahrenzone warf. Shippou kullerte kurz über den Boden, rappelte sich aber sofort wieder auf und erschrak als er sah, dass diese Schlange soeben Ashitaka verschluckt hatte. "Ashitaka!"

Sofort griff Inuki den Schlangendämon an und verbiss sich in dessen Kopf. Das Ungetüm fauchte, schleuderte seinen Angreifer aber sehr schnell wieder von sich ab. Inuki landete auf seinen Pfoten wieder auf den Boden und ließ ein bedrohliches Knurren verlauten.

"Hey! Spuck Ashitaka sofort wieder aus, du Ungetüm!", rief Shippou den Schlangendämon zu und attackierte ihn mit seinem Kitsunebi, blieb jedoch erfolglos. "Oh nein... Was soll ich nur machen...?", wimmerte der kleine Kitsune und fühlte sich richtig schuldig. Dieser Schlangendämon hatte Ashitaka gefressen, obwohl Shippou das eigentliche Ziel gewesen war. Und obwohl er kulinarisch schon hätte bedient sein müssen, wandte sich der Schlangendämon erneut dem Kitsune zu. Bevor es jedoch angreifen konnte, zuckte das Ungetüm plötzlich ganz eigenartig und schien als versuchte es, etwas wieder hervorzuwürgen.

"Was... Was ist denn jetzt los?", fragte sich Shippou irritiert, als der Schlangendämon mit einem Mal in der Mitte seines langen Körpers regelrecht in Stücke gerissen wurde und nunmehr tot ins Wasser fiel. Aus diesem tauchte nach einem weiteren kurzen Moment Ashitaka hustend auf. Shippou hatte sich zwar zuerst furchtbar erschrocken, war aber natürlich mehr als erleichtert gewesen.

"Ashitaka, du lebst ja noch!" Der Kitsune und Inuki liefen sofort auf ihren Kameraden zu, der soeben wieder aus dem Wasser kam.

"Meine Güte... Das war diesmal wirklich etwas eng", sagte Ashitaka. Noch etwas länger im Inneren dieses Ungetüms und es wäre wohl um ihn geschehen gewesen. Dann bemerkte er jedoch, wie sich Shippou an sein Bein geklammert hatte.

"Ich bin ja so froh! Ich dachte schon, du wärst tot... Das wäre nur meine Schuld gewesen..."

"Ach was! Es war doch nicht deine Schuld, Shippou-chan. Außerdem ist es doch gut gegangen. Mach dir keine Vorwürfe", erwiderte Ashitaka beruhigend. Shippou, spürbar beruhigt von diesen Worten, nickte und ließ wieder von ihm ab.

"Aber... was machen wir jetzt?", fragte der Kitsune nach einem Moment. "Und wie sollen wir die anderen hier jemals wieder finden?"

Doch auf diese Frage wusste Ashitaka ehrlich gesagt auch keine Antwort.
 

Inu Yasha hatte sich hingegen schon bald des Problems mit den untoten Gestalten entledigt. Sie waren wirklich keine ernstzunehmenden Gegner für ihn gewesen und nun konzentrierte er sich wieder darauf, die anderen zu finden. Er setzte seinen Weg fort und hob immer wieder prüfend die Nase in die Luft. Zumindest wurde sein Geruchssinn nicht mehr so sehr von diesem ekelhaften Leichengestank blockiert und tatsächlich hatte er schon bald eine Spur aufgenommen und er folgte dem Geruch.

Nach ein paar Minuten schien der Hanyou auch schon an seinem Ziel angekommen zu sein und fand sich vor dem Eingang einer dunklen Höhle wieder. Ganz eindeutig konnte Inu Yasha den Geruch von Kagome und auch Kimie wahrnehmen. Sie waren in dieser Höhle, aber da war noch etwas. Es war ebenfalls ein wohlbekannter Geruch, der dem Hanyou jedoch ganz und gar nicht gefiel. Diesen Geruch würde Inu Yasha auch noch zehn Meilen gegen den Wind erkennen. Das war ganz zweifellos der Geruch von Naraku gewesen. Stellte sich nur die Frage, ob es Naraku persönlich war oder ob er nur mal wieder einen seinen Abkömmlinge vorgeschickt hatte. Um das herauszufinden, blieb Inu Yasha jedoch keine andere Wahl, als die Höhle zu betreten und es selbst herauszufinden.

Plötzlich ertönte eine wundervoll beruhigende Melodie. Es war die selbe Melodie, die Inu Yasha auch zuvor schon gehört hatte und sie klang so, als würde jemand auf einer Flöte spielen. Der Klang kam direkt aus dem Inneren der Höhle.

"Ich werde wohl schon erwartet", vermutete Inu Yasha, zog Tessaiga und betrat sogleich die Höhle, wobei er jedoch stets auf der Hut war. Noch immer war die Luft erfüllt von dieser Melodie. Die Höhle war aber merkwürdiger Weise in ihrem Inneren etwas erleuchtet. Mehrere kleine Lichter flogen wie Glühwürmchen umher. Eigentlich hätte man diesen Ort auch als angenehm friedlich erachten können. Doch Inu Yasha war klar, dass der Schein diesmal hundertprozentig trog. Das wäre auch jedem anderen spätestens dann aufgefallen, als der erste schon teils skelettierte Körper eines Menschen mitten auf dem Weg lag. Mit einem Bogen ging Inu Yasha an diesem vorbei, bemerkte aber sogleich weitere Skelette und Leichen. Sie lagen entweder auf dem Boden oder lehnten an der Wand der Höhle. Eigenartig war jedoch, dass sie teils in diese weißen, dünnen Fäden gewickelt waren. Ein fauliger Geruch lag in der Luft, ebenso wie der von Narakus Abkömmling. Aber Inu Yasha roch auch noch etwas anderes, was darauf schließen ließ, dass sich hier noch ein paar andere Gestalten aufhielten. Er beschleunigte seine Schritte etwas. Er musste diese Sache möglichst schnell über die Bühne bringen und Kagome und Kimie schnell wieder hier rausholen.
 

Wie so oft, wenn Naraku seine Finger im Spiel hatte, so beobachtete er auch dieses Mal jeden Schritt von Inu Yasha ganz genau. Kanna, die vor Naraku saß, hielt ihm ihren Spiegel so entgegen, dass er problemlos alles mitverfolgen konnte. Der Hanyou wirkte sichtlich zufrieden mit dem, was er sah. "Geh immer nur weiter, Inu Yasha. Es wird Zeit mit dem Spiel zu beginnen."

"Und du bist allen Ernstes der Meinung, dieser Plan klappt diesmal, Naraku?", fragte Kagura skeptisch, während sie an der Wand des Zimmers lehnte, in welchem sich momentan alle aufhielten.

Auf die Frage seines Abkömmlings hin stahl sich ein hinterhältiges Lächeln auf Narakus Gesicht. "Sagen wir es so: Ich bin zuversichtlich, was den Erfolg anbelangt. Aber wir werden sehen, was passieren wird. Zumindest dürfte die Sache sehr unterhaltsam werden."

"Das klingt mehr so, als würdest du einen Misserfolg deines Planes nicht ausschließen", meinte Kuromaru daraufhin etwas herablassend, doch ließ sich Naraku davon nicht beeindrucken.

"Im Grunde muss ich mir keine wirklichen Sorgen machen", sagte er selbstsicher und betrachtete sein fast vollständig zusammengesetztes Shikon no Tama in seiner Hand. Egal, was auch passieren würde, Naraku hatte mit damit immer noch ein Trumpf Ass im Ärmel.

Kagura wurde aus Narakus Verhalten nicht ganz schlau. Wäre es ihm etwa egal, wenn auch dieser Plan fehlschlagen würde? Aber bei ihm wunderte sie eigentlich kaum noch etwas. Irgendwann wurde es der jungen Frau scheinbar zu langweilig, weiter mit zu beobachten, wie Inu Yasha durch diese Höhle stolperte. Also verließ sie schließlich den Raum, doch wurde sie dabei von Kuromaru verfolgt. Draußen auf dem Innenhof von Narakus Schloss stellte er sie plötzlich zur Rede: "Kagura! Was sollte eigentlich dieser merkwürdige Alleingang?"

Abrupt war Kagura stehen geblieben, drehte sich jedoch nicht zu Kuromaru um. "Was meinst du?", fragte sie misstrauisch.

Kuromaru fackelte nicht lange mit der Antwort herum: "Du brauchst nicht die Ahnungslose zu spielen. Ich weiß genau, was du gestern Nacht getrieben hast. Du hast diesen Ashitaka aufgesucht."

Schlagartig weiteten sich Kaguras Augen vor Schreck. Damit hätte sie niemals gerechnet. Sie war eigentlich der Meinung gewesen, ihr Vorhaben wäre unbemerkt geblieben. Nun doch deutlich verunsichert drehte sie sich zu Kuromaru um, dennoch darum bemüht, Haltung zu bewahren. "Woher weißt du das? Bist du mir etwa nachgeschlichen?"

"Das klingt irgendwie so negativ, aber wenn du es so nennen willst", antwortete Kuromaru wie nebenbei. "Es hat mich doch schon stutzig gemacht, was du wohl vorhaben könntest. Aber dass du daran denkst, Naraku auf so eine Art und Weise verraten zu wollen, das hätte ich weniger vermutet." Natürlich war Kuromaru nicht entgangen, dass Kagura Naraku ebenfalls überhaupt nicht ausstehen konnte, aber ihre Mittel wie sie sich erdacht hatte, ihn loswerden zu können, hatten ihn doch zugegebenermaßen etwas überrascht. Kurz darauf erschien jedoch ein niederträchtiges Lächeln auf seinem Gesicht, was die junge Frau doch etwas irritierte.

"Was ist daran so lustig?"

"Ach, ich denke nur gerade daran, dass du dir eventuell jemand anders suchen musst, der Naraku für dich aus dem Weg räumt. Sesshoumaru wird dir da sicher nicht weiterhelfen können, wenn ich ihn erstmal getötet haben werde. Und dieser Ashitaka steht auch nicht mehr lange. Er ist dem Tod einmal von der Schippe gesprungen, doch noch mal kriegt er das nicht hin, dafür werde ich sorgen. Ich dulde es nämlich nicht, wenn jemand, den ich gerne tot sehe, plötzlich wieder aufsteht und durch die Gegend läuft, als wäre nichts gewesen."

Kaguras Blick verfinsterte sich. Sollte Kuromaru mit seinem Vorhaben wirklich Erfolg haben, wären ihre Hoffnungen auf baldige Freiheit zunichte gemacht. Der einzige, der ihr dann noch irgendwie helfen könnte, wäre Inu Yasha, doch der würde lieber in der Hölle schmoren, als dass er Kagura in irgendeiner Form einen Gefallen tun würde. Es sei denn, er würde Naraku in naher Zukunft von sich heraus besiegen, aber wie lange sollte es bis dahin noch dauern?

Ihren Blick bemerkend, kehrte Kuromaru seiner Schwester schließlich den Rücken zu, sein Lächeln jedoch beibehaltend. "Keine Sorge, meine werte Kagura. Ich werde Naraku nichts von deinem kleinen Plan erzählen, zumal er mir ja so ziemlich egal sein kann. Mach also, was du willst, aber dann solltest du dich vielleicht etwas beeilen, bevor ich nämlich wieder in Aktion trete und sich deine Pläne unglücklich mit meinen kreuzen." Damit verschwand Kuromaru wieder im Inneren des Schlosses.

Noch einen Moment schaute Kagura ihm nach, wandte dann jedoch spürbar wütend ihren Blick ab. >Verflucht! Dieser Kerl macht, was er will! Der kann mir alles verderben. Ich muss handeln und das so schnell wie möglich!<

Kagura entnahm eine ihrer Federn aus ihrem Haar. Ein starker Wind kam auf und trug sie anschließend hoch in den Himmel empor.

>Ich lasse nicht zu, dass Kuromaru mir und meinen Plänen im Weg steht!<

Aus einem Fenster des Schlosses heraus beobachtete Kuromaru indessen, wie Kagura sich auf ihrer großen weißen Feder vom Schloss entfernte. Er kümmerte sich jedoch nicht weiter darum. Für ihn gab es nur das Ziel, Sesshoumaru im Kampf zu besiegen und sich auch Ashitakas Anwesenheit zu entledigen. Vielleicht würde er auch noch mal versuchen, sich Rin und Kimie vorzunehmen, aber das würde er erst zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden.

Als Kagura aus seiner Sicht verschwunden war, wandte sich Kuromaru wieder von dem Fenster ab.
 

Die Höhle besaß in ihrem Inneren mehrere weitere Gänge und Abzweigungen, doch der Geruch seines Widersachers würde Inu Yasha genau zu seinem Ziel führen. Noch eine Weile ging er durch den Gang und entdeckte schließlich eine hübsche junge Frau, die auf einem großen Felsen saß. Sie trug einen lavendelfarbenen Kimono mit dunkelblauer Musterung und ihr schulterlanges, schwarzes Haar, in welchem sie eine rote Blume trug, wehte wie bei einem leichten Wind sanft um ihr Gesicht. In ihren Händen hielt sie eine wunderschön gearbeitete Querflöte, auf der sie diese wundervolle Melodie spielte, die der Hanyou von draußen schon gehört hatte. Mit einem Mal verstummte die Musik jedoch.

"Du musst Inu Yasha sein. Ich habe dich schon erwartet. Herzlich willkommen bei mir", sagte die junge Frau mit ruhiger Stimme an ihren Besucher gerichtet. Sie wandte den Kopf zur Seite und ihre rubinroten Augen erfassten Inu Yasha, während ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen kam. Dieses war allerdings nicht gerade Vertrauen erweckend. Es hatte vielmehr etwas versteckt Hinterhältiges an sich.

Inu Yasha deutete daher sogleich mit Tessaigas Klinge auf die Frau. "Raus mit der Sprache, du Hexe! Wo versteckst du Kagome und Kimie?"

"Wie unhöflich", entgegnete die Frau gelassen und stand auf. "Ein Mann mit Anstand würde sich zumindest erstmal vorstellen. Aber das ist ja diesmal nicht nötig. Ich weiß ja, mit wem ich rede."

"Ich übrigens auch!", konterte Inu Yasha. "Du stinkst von oben bis unten nach diesem verfluchten Naraku! Gib es zu, du bist ein Abkömmling von ihm!"

Die junge Frau antwortete zunächst nicht, stattdessen lachte sie nur amüsiert. "Das hast du richtig erkannt, mein Süßer! Ich bin in der Tat ein Abkömmling von Naraku. Und mein Name ist Kaori."

"Ist mir egal!", erwiderte Inu Yasha patzig. "Lange wirst du eh nicht mehr sein! Glaub nicht, dass ich mich in irgendeiner Form zurückhalten werde, bloß weil du eine Frau bist! Naraku kann sich schon nach einem Ersatz für dich umsehen!"

Wieder lachte Kaori jedoch nur leise. "Wie amüsant! Aber ich mag Männer, die genau wissen, was sie wollen."

"Hör auf, hier so blöd rumzuquatschen! Ich bin bestimmt nicht hier, um mir dein unsinniges Geschwätz anzuhören!", fuhr Inu Yasha seine Gegnerin wütend an.

Wie aufs Stichwort lenkte Kaori das Thema mit einem Mal auch wieder auf das Anliegen des Hanyou zurück. "Ach ja, stimmt! Du hattest mich ja auf deine kleinen Freundinnen angesprochen." Sie schnippte einmal mit dem Finger, dann wurde hinter ihr der Blick frei auf ein großes Spinnennetz an der Wand der Höhle. Kagome und Kimie waren in diesem gefangen und wurden wie zur Schau Inu Yasha präsentiert.

"Kagome!", rief er eines der Mädchen sofort beim Namen, das jedoch irgendwie betäubt wirkte. Als sie aber seine Stimme hörte, öffnete Kagome die Augen und schaute auf.

"I-Inu Yasha...?" Ihre Sicht war zwar zunächst noch etwas verschwommen, doch legte sich das nach einem Augenblick wieder und jetzt erkannte sie den Hanyou wieder. "Inu Yasha! Ein Glück, du bist hier!" Zugleich bemerkte sie aber auch Kimie direkt neben sich und sprach sie an: "Kimie! Kimie, wach auf!"

Auch Kimie öffnete nun langsam ihre Augen. "Was...? Habe ich geträumt...?" Dann erkannte sie neben sich Kagome und auch Inu Yasha, der in einiger Entfernung vor ihnen stand. Doch die Tatsache, dass Kagome und sie momentan wie ein paar Fliegen in einem Spinnennetz hingen, sagte Kimie wirklich überhaupt nicht zu, ebenso wie ihr momentaner Aufenthaltsort im Allgemeinen. "Was soll das? Wo sind wir? Und was ist das hier für ein Drecksloch?!" Auch Kaori blieb den beiden Mädchen nicht verborgen, doch konnten sie diese fremde Frau zunächst gar nicht einordnen.

"Keine Panik, ihr zwei! Ich werde euch befreien!", rief Inu Yasha den Mädchen nun zu und hielt Tessaiga kampfbereit vor seinen Körper. Kurz darauf sprang er auch sofort an Kaori vorbei und auf das Netz zu, um die Spinnenfäden zu durchtrennen, doch wurde er sofort daran gehindert. Ein urplötzlicher Schlag aus der Dunkelheit warf den Hanyou zurück, noch ehe er überhaupt so richtig in Reichweite des Netzes gekommen war. Unsanft landete er wieder auf dem Boden.

"Nicht doch, mein Lieber! Glaubst du etwa, ich mache es dir so leicht?", lachte Kaori amüsiert auf. Nun leuchteten knapp über den Köpfen von Kagome und Kimie mehrere glühend rote Punkte, ähnlich wie Augen auf. Anschließend erschien eine große, schwarze Spinne, aus deren Maul noch einige klebrige Überreste ihrer Fäden herunterhingen. Sie hatte Inu Yasha zuvor mit einem ihrer langen behaarten Beine von ihrem Netz weggestoßen.

Kagome und Kimie hatten sofort nach oben geschaut. Zuvor hatten sie diese Riesenspinne, die der Spinne, die Prinz Shiro unter ihrer Kontrolle hatte sehr ähnelte, noch gar nicht bemerkt. Ihre Begeisterung hielt sich auch spürbar in Grenzen als sie das Ungetüm nur wenige Meter über sich von der Decke runterhängen sahen und welches sich nun ebenfalls in unmittelbarer Nähe zu den beiden Mädchen auf das Netz niederließ.

"Oje... Schülerinnen von Riesenspinne verspeist. So was hat es sicher auch noch nicht gegeben...", meinte Kimie trocken, als wollte sie versuchen, die Situation trotz allem etwas gelassener zu betrachten, wenngleich sie zugegebenermaßen eine Scheißangst hatte. Auch Kagome war alles andere als begeistert.

"Ich lass mich aber nicht von so einem Vieh fressen!", protestierte sie lautstark und versuchte, sich aus dem Netz zu befreien, doch lenkte sie damit lediglich die Aufmerksamkeit von Kaori auf sich.

"Das würde ich an deiner Stelle lassen, meine Kleine", meinte sie. "Es sei denn, du möchtest jetzt gleich von meinem achtbeinigen Freund gefressen werden."

Kagome warf Kaori einen finsteren Blick zu. Letztere richtete ihre Aufmerksamkeit hingegen wieder auf Inu Yasha, der sich inzwischen wieder aufgerappelt hatte und sich nun wieder an Kaori wandte: "So, jetzt hör mir mal zu! Lass die beiden lieber freiwillig wieder frei, sonst machst du Bekanntschaft mit meinem Schwert, du Miststück!"

Kaori schien aber nicht gerade beeindruckt gewesen zu sein. "Glaubst du etwa, dein kleiner Hundezahn macht mir Angst? Du solltest mich besser nicht unterschätzen." Wie die Ruhe in Person setzte sie sich nun wieder auf den großen Felsen. "Keiner meiner Geschwister war bisher in der Lage gewesen, dich oder einen deiner Kameraden zu beseitigen. Darum hat Naraku mich erschaffen. Die körperliche Auseinandersetzung finde ich jedoch unästhetisch. Ich habe meine eigenen Mittel und Wege, dich zu besiegen."

Kaori nahm ihre roten Blume aus ihrem Haar, hielt diese vor ihr Gesicht und pustete einmal leicht. Von der Blume löste sich glitzernder Blütenstaub, der genau auf Inu Yasha zuflog. Kaum, dass er mit dem Blütenstaub in Berührung gekommen war, fiel der Hanyou plötzlich auf die Knie. Sich an Tessaiga abstützend versuchte er, wieder aufzustehen, doch es war zwecklos. "Scheiße! Meine Kraft..."

"Inu Yasha, was ist los?!", rief Kagome entsetzt.

Inu Yasha war jedoch kaum noch dazu in der Lage, ihr zu antworten: "Ich... Ich habe keine Kraft mehr..."

Dass dieser Blütenstaub derartig schnell seine betäubende Wirkung entfaltete, kam völlig überraschend. Nicht mehr lange und Inu Yasha würde gänzlich sein Bewusstsein verlieren. Das ganze äußerst amüsiert beobachtend und der Meinung, Inu Yasha hätte erstmal genug, steckte Kaori ihre Blume wieder in ihr Haar, setzte dann ihre Flöte an ihre Lippen und spielte eine wunderschöne ruhige Melodie. Doch diese barg eine bösartige Kraft.

Jetzt regte sich die Spinne bei Kagome und Kimie und krabbelte langsam aber sicher direkt auf sie zu. Kurz unterbrach Kaori ihr Flötenspiel, um Inu Yasha zu erklären, was sie vor hatte: "Mit meiner Musik kann ich mir die Kontrolle über jeden Dämon und auch anderes sichern. Und jetzt schau zu, wie mein kleines Haustier deine Freundinnen verschlingt!" Kaoris Blick richtete sich auf Kimie. "Du bist zuerst dran!" Dann spielte sie erneut auf ihrer Flöte. Die Riesenspinne fackelte auch nicht lange herum und wollte Kimie soeben mit ihren Klauen ergreifen, als sie jedoch völlig überraschend von einem bläulichen Lichtstrahl regelrecht in Stücke gerissen wurde, ebenso wie ihr klebriges Netz. Abrupt unterbrach Kaori ihr Flötenspiel. "Was soll das?! Wer wagt es, sich hier einzumischen?!"

Kagome und Kimie waren unterdessen auf die Erde gefallen, wobei Kagome etwas unglücklich mit dem Hintern aufgekommen war. "Autsch!"

"Hast du dir was getan, Kagome?", fragte Kimie sofort, die etwas mehr Glück bei der Landung gehabt hatte und half ihrer Cousine beim Aufstehen.

Auf die Frage hin schüttelte Kagome leicht den Kopf. "Nein, es ist schon wieder in Ordnung. Hauptsache, wir sind diese Riesenspinne endlich losgeworden."

Bei der Erwähnung der Spinne richtete sich Kimies Blick sogleich den dunklen Gang der Höhle entlang, aus welchem zuvor der rettende Angriff gekommen war. Sie ahnte, wer dahinter steckte und wurde auch sogleich in ihrer Vermutung bestätigt, als nunmehr Sesshoumaru aus dem Dunkeln auftauchte, Toukijin in der rechten Hand haltend.

"Sesshoumaru!" Kimie war wirklich erleichtert und froh, ihn zu sehen. Scheinbar tauchte er immer genau dann auf, wenn es erforderlich war. Sesshoumarus Blick schweifte unterdessen über seinen sich noch am Boden befindenden Halbbruder.

"Hm! Du lässt dich von einer Frau so dermaßen vorführen, Inu Yasha?", fragte der Ältere mit herablassenden Unterton. Inu Yasha knurrte und stützte sich weiter auf Tessaiga, während er wieder aufstand. Die Wirkung des Blütenstaubs hatte ein wenig nachgelassen. "Na, du musst gerade reden, dafür, dass du erst jetzt hier auftauchst!"

"Sei froh, dass ich überhaupt hier aufgetaucht bin. Bilde dir jedoch nicht ein, ich wäre wegen dir hergekommen", entgegnete Sesshoumaru kühl.

Inu Yasha schulterte Tessaiga und erwiderte patzig: "Keh! Spielst wohl den edlen Ritter, der seine Frau retten will, was?" Dass er damit auf Kimie anspielte, war Sesshoumaru natürlich sofort klar. Der Blick, den er Inu Yasha nun jedoch zuwarf, zeugte nicht gerade von Wohlwollen. Inu Yasha bemerkte dies, zuckte aber nur unschuldig mit den Schultern. "Was gibt's denn da zu gucken? Es stimmt doch!"

Kagome und Kimie beobachteten die Szene zwischen den beiden Halbbrüdern unterdessen etwas unschlüssig.

"Kagome, glaubst du, das wird heute noch was?", fragte Kimie skeptisch, woraufhin Kagome aufseufzte: "Tja... Das ist die Frage."

Kimie war nicht überrascht darüber, dass Inu Yasha über sie und Sesshoumaru Bescheid wusste. Kagome hatte ihr erzählt, dass Sesshoumaru die Bombe beim Frühstück im Palast hatte platzen lassen. Zwar hätte sie selbst da noch gerne ein Wörtchen mitzureden gehabt, aber das war jetzt auch egal gewesen.

Kaori hatte sich inzwischen wieder von der anfänglichen Überraschung hinsichtlich Sesshoumarus plötzlichem Auftauchen erholt. Zunächst mischte sie sich nicht in das Gespräch zwischen den beiden Halbbrüdern ein, wandte sich schließlich aber doch Sesshoumaru zu: "So! Du bist also dieser Sesshoumaru, von dem ich schon so einiges gehört habe. Mein Bruder Kuromaru hat dich des Öfteren erwähnt."

Bei der Erwähnung dieses Namens richtete nun auch Sesshoumaru sein Augenmerk auf die junge Frau. Dass sie ein Abkömmling von Naraku war, hatte er schon längst an ihrem Geruch erkannt. Kaori ließ kurz ihren Blick von Inu Yasha zu Sesshoumaru schweifen, ehe sie weiter sprach: "Du scheinst mir der Stärkere von euch beiden zu sein. Ich verstehe jedoch nicht ganz, was Kuromaru gegen dich hat. Muss wohl an seinem Ego liegen, dass er dich nicht leiden kann." Kaori begutachtete Sesshoumaru einen Moment lang noch etwas genauer, dann setzte sie ein verführerisches Lächeln auf. "Beachtlich, du bist wirklich eine attraktive Erscheinung. Ich wünschte, Naraku hätte mich schon früher erschaffen, dann hätte ich dich früher kennen gelernt."

Im ersten Moment machte sich eine etwas unschlüssige Stimmung breit, ehe Inu Yasha entnervt aufseufzte: "Oh Mann, jetzt baggert die ihn auch noch an..."

Kimie hingegen wohnte dem ganzen mit äußerst viel Misstrauen bei. Ihre Augenbraue zuckte leicht und sie wippte etwas unruhig mit dem linken Fuß, während sie Kaori so sprechen hörte und auch Inu Yashas Bemerkung zu ihr vorgedrungen war. "Was soll denn das bitte werden, wenn's fertig ist?"

"Ganz ruhig! Reg dich bitte nicht auf", versuchte Kagome ihre Cousine wieder zu beruhigen.

Sesshoumarus Blick fiel unterdessen auf die Flöte, die Kaori in ihrer Hand hielt.

"Dann habe ich also richtig gehört", sagte er plötzlich. Als sich daraufhin alle Blicke, auch der von Kaori, auf ihn richteten, sprach er weiter: "Ich habe dein Flötenspiel schon gestern wahrgenommen. Damit kontrollierst du die Dämonen und dadurch kam es auch in der letzten Zeit zu den Übergriffen auf die umliegenden Siedlungen der Menschen. Der Spinnendämon, der diesen Menschen namens Shiro in Besitz genommen hatte, kam sicherlich auch von dir."

Bereits bevor die Gruppe den Palast betreten hatte, hatte Sesshoumaru die Klänge der Flöte gehört und Inu Yasha wurde nun ebenfalls klar, was er und auch Ashitaka gehört hatten, bevor die Dämonen den Palast angegriffen hatten. Das war mit Sicherheit auch Kaoris Flötenspiel gewesen und sie hatte vorhin schließlich auch etwas in der Art erwähnt, dass sie damit Dämonen kontrollieren konnte.

"Ich bin beeindruckt, du hast wirklich was drauf", meinte Kaori auf die Worte von Sesshoumaru hin. Jedoch nahm ihr Gesicht kurz darauf einen äußerst siegessicheren Ausdruck an. "Du magst zwar stark sein, aber auch deinen Willen werde ich brechen! Obwohl, eigentlich wäre es schade um dich, würde ich dich beseitigen. Einen Youkai wie dich trifft man schließlich nicht jeden Tag. Da muss man schon eine gewisse Portion Glück mitbringen. Wenn ich Naraku ganz nett darum bitte, überlässt er dich mir vielleicht."

"Und ich verpass dir gleich einen Satz heiße Ohren!", mischte sich Kimie plötzlich mit drohend emporgehobener Faust ein, bevor überhaupt jemand anders eventuell hätte das Wort ergreifen können. "Lass gefälligst dieses dämliche Gequatsche und such' dir woanders 'nen Typen!"

"Kimie..." Kagome trat verunsichert einen Schritt zurück. So hatte sie ihre Cousine noch nie erlebt. Doch Kaori ließ sich scheinbar überhaupt nicht aus der Ruhe bringen, eher im Gegenteil.

"Schweig, du menschliche Kreatur!", mahnte sie Kimie scharf. "Zu dir und deinen anderen Freunden komme ich noch früh genug."

"Ach ja? Warum klären wir die Sache nicht einfach gleich und ich verpasse dir eine kostenfreie Schönheits-OP mit allen Extras?!" Mit diesen Worten zog Kimie ihr Schwert, welches sie sogleich genau auf Kaori richtete.

Diese wirkte jedoch nicht gerade eingeschüchtert, vielmehr schien sie sogar etwas belustigt zu sein. "Für einen Menschen bist du ziemlich frech. Oder bist du einfach nur etwas dümmer als die meisten anderen Individuen deiner niederen Art?"

"Pah! Du kleines Flittchen solltest lieber schnell wieder zu Naraku verschwinden, bevor ich dir auch noch einen neuen Haarschnitt verpasse!"

Kaori drehte sich nunmehr zu Kimie um. Ein hinterhältiges Lächeln kam auf ihr Gesicht zum Vorschein. "Wenn du unbedingt mit mir spielen willst, dann kann ich dir diesen Wunsch gerne erfüllen." Mit diesen Worten hielt Kaori ihre Flöte vor ihren Körper. Das Instrument leuchtete daraufhin einen Moment lang auf, ehe es seine Gestalt zu verändern schien. Als das Licht wieder verblasste, hielt Kaori statt ihrer Flöte nun ein Naginata, ein Lanzenschwert, in ihrer Hand.

Kimie schaute im ersten Moment etwas unschlüssig und verdutzt drein. >Ach, du Scheiße! Anscheinend wird die Sache wohl etwas heftiger, als ich gedacht habe... Na gut, egal! Die soll mich kennen lernen!< Kampfbereit hielt Kimie ihr Schwert vor ihren Körper. Warum sie plötzlich diesen Drang verspürte, Kaori ganz allein aus dem Weg zu räumen, konnte sie sich selbst nicht so ganz erklären. Vielleicht lag es ja daran, dass Kimie endlich mal herausfinden wollte, ob sie auch allein gegen einen solchen Gegner bestehen konnte oder aber es lag daran, wie Kaori zuvor Sesshoumaru angesprochen hatte und Kimie kurz gesagt schlicht und ergreifend eifersüchtig gewesen war.

"Na gut, dann mach dich bereit!" Mit diesen Worten griff Kaori mit kampfbereit erhobener Waffe an. Den ersten Schlag konnte Kimie noch erfolgreich abwehren, ehe die Sache jedoch eine ungeahnte Wende nahm. Denn Kaori stieß nunmehr die völlig entgeisterte Kagome zu Inu Yasha und Sesshoumaru, ehe sie ein großes Spinnennetz errichtete, das die drei von ihr und Kimie trennte.

"Nur eine kleine Vorsichtsmaßnahme, damit ihr auch wirklich draußen bleibt", erklärte Kaori heimtückisch. Dann wandte sie sich wieder Kimie zu. "So, jetzt sind wir ungestört, Mädchen."

Jetzt war Kimie wohl wirklich auf sich selbst gestellt. Wenn es stimmte, was Kaori gesagt hatte dann konnte sie im Notfall nicht auf Hilfe bauen. Ein weiterer Grund für sie, diesen Kampf allein für sich zu entscheiden.

Inu Yasha schien sich von dem Netz jedoch nicht aufhalten lassen zu wollen. Tessaiga einsatzbereit in der Hand haltend spurtete er nun genau auf dieses zu. "Dieses Netz wird gleich Geschichte sein! Mit so was wirst du mich nicht aufhalten!" Inu Yasha schlug zu, doch kaum hatte sein Schwert das Spinnennetz berührt, wurde er von einem starken Energiestoß erfasst und zurückgeschleudert.

"Inu Yasha! Ist alles in Ordnung?" Sofort kniete sich Kagome zu dem Hanyou auf den Boden und stützte in an den Schultern ab.

"Verdammt! Das ist kein gewöhnliches Spinnennetz. Das ist eine Art Barriere", sagte Inu Yasha. Zwar hatte er so was schon geahnt, jedoch hatte er nicht erwartet, dass diese Barriere seinem Angriff stand halten würde. Aber dann brauchte er ja nur Tessaigas Fähigkeit, eben solche Hindernisse zerstören zu können, einzusetzen. Also stand er wieder auf, erneut mit bereitgehaltenem Schwert. Tessaigas Klinge verfärbte sich glühend rot. Bevor Inu Yasha aber erneut angreifen konnte, machte ihm Kaori einen Strich durch die Rechnung, indem sie nun mehrere dieser Riesenspinnen auf ihn, Kagome und Sesshoumaru hetzte. Allerdings waren diese Spinnen etwas kleiner, aber deswegen nicht weniger gefährlich.

"Das ist ja hier das reinste Spinnennest!", rief Kagome entsetzt aus, während Kaori die Situation höchst amüsiert beobachtete.

"Diese Spinnen kann ich auch so befehligen. Dazu brauche ich meine Flöte nicht unbedingt, wenngleich sie mit meiner Musik etwas 'zahmer' sind", erklärte sie triumphierend.

"Du laberst Blödsinn, Kollegin...", fuhr Kimie ihrer Gegnerin dazwischen. "Oder kannst du etwa nichts anderes?"

Mit einem eiskalten Lächeln wandte sich Kaori wieder dem Mädchen zu. "Nur keine Angst. Du wirst dich nicht langweilen, meine Kleine."

Kurz darauf griff Kaori erneut an.

"Argh! Diese bescheuerten Spinnen!" Inu Yasha zerschlug soeben ein weiteres dieser achtbeinigen Ungetüme mit Tessaiga, aber aus den Winkeln der Höhle schienen immer wieder neue aufzutauchen. Und nicht nur große, auch kleinere, handgroße Ausgaben dieser Spinnen ließen sich in größeren Gruppen Blicken. Kagome bekam eine Gänsehaut aller feinster Art.

"Igitt! Pfui Teufel! Haut ab, ihr Viecher!" Wenn die kleineren Spinnen ihr zu Nahe kamen, schlug Kagome sie entweder mit ihrem Bogen fort oder trat einfach zu, so gut sie es konnte. Was im Moment zwischen Kimie und Kaori ablief, konnten weder sie noch Inu Yasha so richtig mitverfolgen, da sie genug mit sich selbst beschäftigt waren.

Sesshoumaru schien hingegen keine großen Probleme damit zu haben, sich dieser lästigen Krabbeltiere zu entledigen, doch galt seine Aufmerksamkeit auch dem, was sich hinter der Barriere abspielte. Doch würde Kimie diesmal wohl allein klarkommen müssen.

Und Kimie hatte im Moment wirklich einiges zu tun. Kaoris Lanzenschwert auszuweichen, stellte sich als schwieriger heraus, als eventuell gedacht. Die Waffe hatte eine größere Reichweite als Raidon und somit konnte Kimie meist nur parieren, aber selbst nur selten angreifen oder zurückschlagen.

>Mist! Ich finde einfach nicht den richtigen Moment für einen wirkungsvollen Gegenangriff.<

"Was denn? Werden wir etwa schon müde?", fragte Kaori während einer kurzen Kampfpause herablassend und lachte leise.

Kimie funkelte sie wütend an. "Spare dir deine blöden Kommentare! Dir wird das Lachen schon noch im Hals stecken bleiben!"

"Du hast wirklich eine etwas zu große Klappe", meinte Kaori. "Die sollte ich dir vielleicht mal stopfen. Ha!" Erneut griff sie an, woraufhin Kimie ihr Schwert zur Abwehr hochhielt. Die Klingen der Waffen prallten aufeinander. Plötzlich aber drehte Kaori ihren Lanzenschwert und schlug genau so zu, dass der lange Holzstab Kimie im Bauchbereich traf und sie zu Boden geworfen wurde. Es ging so schnell, dass Kimie selbst nicht mehr rechtzeitig hatte reagieren können. Noch auf dem Boden liegend, sah sie erschrocken, dass Kaori nun dabei war, ihr die Klinge ihrer Waffe in den Körper zu rammen, doch drehte sich Kimie noch rechtzeitig zur Seite. Allerdings hatte die Klinge sie an ihrer Jacke auf der Höhe der linken Schulter gestreift und hinterließ auch einen Einschnitt in ihrer Haut. Kimie unterdrückte den aufsteigenden Schmerz und stand sofort wieder auf.

"Hm! Schwacher Mensch, schwache Kräfte. Das war ja von Anfang an klar gewesen", meinte Kaori. "Vielleicht solltest du besser aufgeben, Schätzchen. Dann schicke ich dich auch kurz und schmerzlos ins Jenseits."

"Das hättest du wohl gern! Das kannst du knicken!", entgegnete Kimie entschieden. Allerdings musste sie sich eingestehen, dass sie keine wirkliche Ahnung hatte, wie sie Kaori die Stirn bieten sollte. Im Moment sah die Situation nicht unbedingt rosig aus, so dass Kimie am Ende nur noch eine Möglichkeit sah. >Dann schocke ich sie eben mit meinem Raigeki.<

Jetzt kam es nur auf einen passenden Moment an, zumal der Bereich hinter Kaoris Barriere nicht gerade viel Raum für viel Bewegung oder Platz im Allgemeinen bot. Kimie hatte das Raigeki zuvor nie in geschlossenen Räumen eingesetzt. Vielleicht würden die Blitze ja irgendwo abprallen oder die Höhle würde in dem Bereich sogar einstürzen.

>Hm… Es kommt wohl auf den Versuch an<, dachte Kimie und sie hatte schließlich nichts zu verlieren.

Kaori schien zu ahnen, dass Kimie etwas vorzuhaben schien. Allerdings wirkte sie alles andere als beunruhigt. "Egal, was du dir momentan auch überlegst, Mädchen. Du wirst nicht gewinnen."

"Und du nervst mich mit deinem Gerede unheimlich! Hör auf, zu quatschen!" Kimie erhob ihr Schwert um das Raigeki einzusetzen, doch musste sie den Angriff abrupt wieder abbrechen und sich stattdessen wieder gegen eine Attacke seitens Kaori verteidigen und ihr Lanzenschwert abwehren.

Kaori lächelte überlegen. "Kleine, gib es doch endlich auf! Ich werde nicht zulassen, dass du mich in irgendeiner Form angreifst. Aber was kein gewöhnlicher Mensch schon groß ausrichten? Du kannst schon mal dein Testament machen."

In Kimie stieg die Wut auf. Diese herablassende Art ihrer Gegnerin ging ihr mittlerweile mehr als nur auf die Nerven.

"Hör zu! Ich mag ja nur ein Mensch sein und deswegen nicht besonders stark, aber das bedeutet noch lange nicht, dass ich vollkommen hilflos bin!", rief Kimie entschlossen aus und stieß Kaori mit ihrem Schwert mit aller Kraft von sich. Diese Aktion kam für Kaori doch etwas überraschend, so dass sie erst im letzten Moment mitbekam wie Kimie sie nun mit kampfbereit erhobenem Schwert angriff. Jetzt musste Kaori ihrerseits ihr Lanzenschwert zur Verteidigung erheben. Raidons Klinge traf auf den Holzstab auf. Im ersten Moment schien Kimies Angriff spurlos vorübergegangen zu sein, doch dann hörte man ein verdächtiges Knacken und kurz darauf zerbrach Kaoris Lanzenschwert in zwei Teile. Sie konnte es zuerst gar nicht fassen, funkelte Kimie dann jedoch bedrohlich an. "Argh! Du verfluchtes Biest!"

"Tja, so schnell kann's manchmal gehen! Jetzt hast du wohl ein kleines Problem, was?", meinte Kimie selbstsicher, doch dann fing Kaori plötzlich an, leise zu lachen, was Kimie nicht ganz nachvollziehen konnte. "Was ist denn so lustig? Habe ich irgendeinen Witz verpasst?"

"Du bist wirklich dümmer als ich dachte!", sagte Kaori. "Als ob ich keine anderen Waffen zur Verfügung hätte."

Und bevor Kimie das eben Gesagte so richtig registriert hatte, glühten die Augen ihrer Gegnerin mit einem Mal rot auf. Kimie trat verunsichert einen Schritt zurück, als Kaori in einem pechschwarzen Nebel verschwand, nur um Sekundenbruchteile später wieder aufzutauchen, doch sah sie deutlich anders aus, als zuvor.

"Das... Das ist doch...!?" Kimie war im ersten Moment wie erstarrt. Vor ihr stand nicht mehr eine junge Frau, sondern eine große, schwarze und behaarte Spinne.

"Du mickriges Menschenweib!", fauchte das Ungetüm. "Bildest du dir etwa wirklich ein, du könntest mich besiegen? Stirb!" Die Spinne schoss einen klebrigen Faden aus ihrem Maul, doch konnte Kimie dem Schuss noch rechtzeitig ausweichen. Allerdings war dies scheinbar kein gewöhnlicher Spinnenfaden gewesen, denn er fraß dort, wo er auf den Boden traf, ein Loch in diesen hinein.

>Da habe ich mich wohl etwas zu früh gefreut…<, dachte Kimie verärgert, während sie diesem achtbeinigen Ungetüm gegenüberstand. Doch die Segel streichen, wollte sie auf keinen Fall. Aber diese Sache musste möglichst schnell über die Bühne gehen, sonst sah sie wirklich alt aus.

>Etwas Insektenspray wäre im Moment vielleicht ganz angebracht...< Doch wo sollte Kimie so ein Zeug im Moment herholen? Zumal es ihr vielleicht auch nicht wirklich gegen dieses Mega-Monster geholfen hätte.

Immer wieder krabbelte die Riesenspinne auf das Mädchen zu und versuchte, es mit ihren scharfen Klauen zu packen, doch konnte Kimie immer rechtzeitig den Kopf aus der Schlinge ziehen und auch den Attacken mit den Spinnenfäden entging sie, wenn auch knapp. Diese Spinne war doch beachtlich schnell, was man angesichts ihrer Größe und Masse nicht erwarten würde. Allerdings würde Kimie dieses Katz und Maus-Spiel auf die Dauer nicht mehr lange mitmachen können. Jetzt war scheinbar der perfekte Moment gekommen, um den entscheidenden Angriff zu starten, also erhob sie kampfbereit ihr Schwert und fasste die Riesenspinne ins Auge.

"Du magst dich vom Aussehen her ja etwas verändert haben, aber deswegen schüchterst du mich noch lange nicht ein! Ob du's glaubst oder nicht, ich habe auch ein paar Tricks auf Lager! Das hier ist für dich! Raigeki!!"

Kimie schlug zu und ein greller Blitz - wohl der stärkste, den sie bisher freigesetzt hatte - entwich aus der Klinge ihres Schwertes, der genau auf die Riesenspinne zusteuerte. Diese wollte zuerst ausweichen, doch bot sich dafür nicht genügend Raum, zumal der Blitz fast wie eine Donnerwelle auf sie zukam. So gesehen hatte sich Kaori zuvor unbewusst ihre eigene Falle geschaffen.

Der Blitz traf letztendlich auf sein Ziel und zerriss es förmlich in Stücke. Kimie hob ihren Arm vor ihr Gesicht, um ihre Augen vor dem hellen Licht zu schützen, bis dieses schließlich wieder verblasste. Kimie schaute vorsichtig wieder auf. Die Spinne war verschwunden.

>Ist jetzt vorbei...?<
 

"Hä? Was ist denn jetzt los?" Inu Yasha verstand die Welt nicht mehr, als die restlichen Spinnen, die ihn, Kagome und Sesshoumaru bis eben noch zusetzten, plötzlich den Rückzug antraten und genauso schnell verschwanden, wie sie aufgetaucht waren. Doch erst als Kaoris Barriere sich auflöste, schien er zu bemerken, dass Kaori wohl besiegt war. Nur Kimie stand noch in dem Bereich der Höhle, der zuvor durch die Barriere für die anderen unzugänglich gewesen war.

"Ja!! Super! Du hast es geschafft, Kimie!", rief Kagome sofort voller Begeisterung aus und fiel ihrer Cousine um den Hals. Diese wirkte zunächst aber noch etwas irritiert.

"Hm? Wie jetzt? Ich habe gewonnen?" Das war in der Tat schneller gegangen, als sie es anfangs erwartet hatte.

Kagome bejahte die zuvor gestellte Frage erfreut und erst jetzt schien auch Kimie überhaupt zu realisieren, dass der Kampf wirklich vorbei war und ließ mit einem Seufzen ihr Schwert sinken. Das war wirklich haarscharf gewesen, zumal sie diesmal völlig auf sich selbst gestellt gewesen war. Keiner hatte in diesen Kampf eingreifen und ihr eventuell helfen können. Aber sie war wirklich noch mit einem blauen Auge davongekommen.

"Kimie! Du bist ja verletzt!", bemerkte Kagome nun und deutete auf Kimies linke Schulter. "Ist es schlimm?"

Kimie schaute kurz auf ihre Schulter und winkte ab. "Ach was! Das ist doch nichts. Mach dir keine Sorgen. Was ist mit euch dreien?"

"Bei uns ist alles in Ordnung, aber ich werde mir deine Schulter nachher trotzdem mal genauer ansehen."

Inu Yasha steckte unterdessen Tessaiga zurück in die Schwertscheide und auch Sesshoumaru steckte Toukijin wieder ein. Er hatte Kimies Kampf gegen Kaori die ganze Zeit aus dem Seitenwinkel mitverfolgt und musste für sich selbst zugeben, dass er doch auf gewisse Weise beeindruckt gewesen war, dass Kimie es ohne fremde Hilfe geschafft hatte, Narakus neuesten Abkömmling allein zu besiegen.

Plötzlich richtete sich die Aufmerksamkeit aller zur Decke der Höhle, die irgendwie zu verschwimmen schien, wie Nebel, der sich allmählich auflöste. Es dauerte nicht lange, dann standen die vier wieder im Freien. Es war noch Nacht. Um die Gruppe herum erstreckte sich eine große Wiese und es roch nach frischem Gras und klarer Nachtluft. Von dem Sumpf war hingegen nicht mehr zu sehen gewesen.

"Was bedeutet das?", fragte sich Kimie irritiert, woraufhin Sesshoumaru sagte: "Sowohl die Höhle, als auch der ganze Sumpf sind auf einen Zauber von Kaori zurückzuführen gewesen. Es ist nur natürlich, dass all das mit ihrem Verschwinden ebenfalls aufhört zu existieren."

"Inu Yasha!"

Als er seinen Namen hörte, wandte Inu Yasha den Blick zur Seite, ebenso wie die anderen. Sie erkannten Sango und Miroku die auf Kirara auf die Gruppe zuflogen, während Shippou, Ashitaka und Inuki von einer anderen Richtung zu ihnen stießen. Es schien, als wären die einzelnen Gruppen eigentlich gar nicht weit voneinander entfernt gewesen.

"Da seid ihr ja alle! Wo habt ihr denn gesteckt?", fragte Inu Yasha etwas tadelnd, woraufhin Shippou, der den Hanyou zuvor beim Namen gerufen hatte, etwas patzig entgegnete: "Na, du musst gerade reden! Das gleiche könnten wir euch aber auch fragen."

Nachdem sich alle gegenseitig erklärt hatten, was im Einzelnen geschehen war, schien die Sache etwas klarer zu sein, wenngleich sie noch einige Rätsel aufgab.

"Also war das alles nur so was wie eine Illusion und wir waren in Wirklichkeit gar nicht weit voneinander getrennt?", fragte Ashitaka noch einmal nach.

"Es scheint jedenfalls so", antwortete Kagome. "Aber das ist doch jetzt eigentlich egal. Die Hauptsache ist, es ist vorbei und wir sind wieder zusammen." Die anderen stimmten dem Mädchen in der Hinsicht zu.

"Nun gut, dann lasst uns wieder zum Palast zurückkehren", schlug Miroku vor und gemeinsam machte sich die Gruppe nun wieder auf den Rückweg.

"Und bei dir ist wirklich alles soweit in Ordnung, Kagome?", fragte Inu Yasha, das Mädchen, das mit einem Lächeln nickte.

"Ja. Danke, Inu Yasha." Und nach kurzem Zögern hakte sich Kagome in Inu Yashas Arm ein. Der Hanyou schaute zwar zuerst etwas verlegen drein, lächelte dann jedoch leicht.

Keiner aus der Gemeinschaft bemerkte im Moment wohl die junge Miko, die sie heimlich aus einiger Entfernung beobachtete. Eigentlich hatte Kikyou diese Gegend schon längst wieder verlassen, doch war sie noch einmal zurückgekommen, weil sie erfahren hatte, dass Inu Yasha in der Nähe war. In den Kampf hatte sie sich jedoch nicht eingemischt. Dafür beobachtete sie nun umso aufmerksamer, wie vertraut Inu Yasha und Kagome gerade miteinander umgingen.

"Inu Yasha..."

Was im Moment in Kikyous Gedanken vorging, war nicht zu erahnen gewesen.

Als die Gruppe sich immer weiter von ihrem Standort entfernte, wandte sich irgendwann auch die Miko wieder zum Gehen um und verschwand wie ein Geist in der Dunkelheit der Nacht.
 

Es dämmerte bereits, als die Rückkehr der Gruppe im Palast mit viel Freude und Erleichterung zur Kenntnis genommen wurde und besonders Rin und Jaken waren froh gewesen. Doch bereits nachdem die Sonne etwas mehr hinter den Bergen am Horizont zum Vorschein gekommen war, verabschiedete sich die Gruppe wieder von Azusa, Shiro und den anderen Palastbewohnern.

"Habt nochmals vielen Dank für Eure Hilfe", sagte Azusa und verbeugte sich dankbar, woraufhin Kagome gerührt erwiderte: "Nicht doch! Ihr bringt uns ja noch in Verlegenheit."

Auch Shiro verbeugte sich leicht vor der Gruppe. "Ich möchte Euch auch gerne meinen Dank aussprechen. Außerdem entschuldige ich mich für mein Verhalten besonders Euch gegenüber, Ashitaka-dono."

"Schon in Ordnung. Es war ja nicht Eure Schuld", meinte Ashitaka und reichte dem Prinzen freundschaftlich die Hand, der die Geste gern erwiderte. Man wünschte sich gegenseitig noch alles Gute, ehe die Gruppe den Palast schließlich wieder verließ und ihren Weg fortsetzte. Sie waren noch nicht lange unterwegs gewesen, als Kagome nach einer Weile noch einmal zum Palast zurückschaute.

"Ob es dort jetzt wieder sicher sein wird?"

"Bestimmt", meinte Miroku zuversichtlich. "Narakus Plan ist fehlgeschlagen. Hier wird er wohl nicht mehr versuchen, etwas zu erreichen. Außerdem glaube ich, dass die Leute hier in Zukunft auch ganz gut allein klarkommen werden."

"Ja, wahrscheinlich."

Damit ging die Gruppe weiter, doch es gab etwas, was besonders Inu Yasha irritierte, weshalb er sich nach einem Moment auf gleiche Höhe mit Kimie begab und ihr zuflüsterte: "Was ist eigentlich los? Ich dachte, Sesshoumaru wollte wieder allein weiterziehen und dich mitnehmen?"

Auch Kimie hatte sich deswegen schon ihre Gedanken gemacht, konnte aber nur mit den Schultern zucken. "Keine Ahnung. Er hat sich noch nicht dazu geäußert und ich hab ihn auch noch nicht gefragt."

Inu Yasha zog skeptisch eine Augenbraue hoch, während sein Blick zu Sesshoumaru schweifte, der etwas weiter vorne ging. "Na, da hast du dir ja einen ganz tollen Fisch an Land gezogen..."

Ein etwas verlegenes Lächeln stahl sich auf Kimies Lippen. Doch musste sie zugeben, dass auch sie es brennend interessierte, weshalb Sesshoumaru seine Meinung wohl geändert hatte und was ihn dazu bewegt hatte, nun doch bei Inu Yasha und den anderen zu bleiben.

Jaken schien die gleiche Frage zu beschäftigen, hatte er schließlich schon darauf gehofft, dass er Inu Yasha und die anderen bald wieder los sein würde. Aber er musste sich wohl damit abfinden, dass es bis zu diesem Moment noch etwas dauern dürfte. Jaken seufzte auf und murmelte in sich hinein: "Hach! Und das alles nur wegen diesem Menschenweib. Was findet mein Herr nur an der? Die ist doch nun wirklich kein Umgang für ihn. Da soll mal einer noch klar durchblicken..."

Während er weiter leise vor sich hinfluchte, achtete der Krötendämon nicht so wirklich auf seinen Weg, weshalb er fasst gegen Sesshoumarus Bein gelaufen wäre, als dieser mit einem Mal kurz stehen geblieben war. Verunsichert schaute Jaken zu seinem Herrn hoch, zumal dieser sich etwas zu ihm umgedreht hatte. Jaken musste nun doch etwas schlucken. "Äh... Stimmt etwas nicht, edler Herr?"

Zuerst passierte gar nichts, doch dann ging alles ganz schnell: Ein kurzer Schlag, ein kurzes "Au!" seitens Jaken und schon ging Sesshoumaru weiter, als wäre überhaupt nichts gewesen. Der Rest der Gruppe war daraufhin ebenfalls kurz stehen geblieben, die Blicke verdutzt auf den am Boden liegenden Krötendämon gerichtet, dessen Kopf nunmehr von einer netten Beule geziert wurde.

>Ich sollte meine Gedanken wohl nicht so oft laut aussprechen...<, dachte Jaken geknirscht, während Rin an seine Seite trat und leicht besorgt fragte: "Jaken-sama, ist alles in Ordnung?"

Zwar hatten die anderen nicht mitbekommen, weshalb Sesshoumaru Jaken mit einer Kopfnuss beglückt hatte, doch etwas amüsiert wirkten sie im allgemeinen schon, wenngleich Kagome zusätzlich dazu auch ein wenig mitleidig dreinschaute. Aber halt nur ein wenig.
 

Den Tag über wurde die Reise wie gewohnt fortgesetzt und nun war es bereits später Nachmittag. Die Gruppe hatte neben einem Wäldchen ihr Lager vorbereitet. Kimie saß zusammen mit Rin in der Nähe des momentanen Lagerplatzes unter einem Baum im Gras und beobachtete wie die Sonne allmählich unterzugehen begann und den Abend ankündigte. Es lag eine angenehme Ruhe in der Luft, geradezu perfekt, um sich mal richtig zu entspannen. Rin wollte jedoch alles über den letzten Kampf erfahren und löcherte Kimie mit allen möglichen Fragen, die ihr auch beantwortet wurden. Das kleine Mädchen hörte die ganze Zeit aufmerksam und interessiert zu. Schließlich richtete jedoch Kimie eine Frage an Rin, die sie schon länger beschäftigt hatte: "Sag mal, Rin, wie kommt es eigentlich, dass du mit Sesshoumaru unterwegs bist? Ich meine, wie hast du ihn getroffen?"

"Das war eigentlich Zufall", antwortete Rin bereitwillig. "Ich habe ihn verletzt im Wald in der Nähe des Dorfes, in dem ich lebte, gefunden. Zwar wollte er meine Hilfe nicht annehmen, aber er war der erste, der seit langer Zeit doch irgendwie freundlich zu mir gewesen ist. Und außerdem hat er mich gerettet und wieder zum Leben erweckt."

Rin erzählte Kimie nun, was sich zuletzt in ihrem Dorf abgespielt hatte und welche Rolle die Wölfe von Kouga dabei gespielt hatten. Jetzt wurde Kimie auch klar, weshalb Rin auf Kougas Wölfe anfänglich so ängstlich reagiert hatte, als diese erstmals im Rudel den Weg der Gruppe gekreuzt hatten.

Nachdem Rin ihr alles erzählt hatte, dachte Kimie verblüfft: >Hör sich das mal einer an! Sesshoumaru besitzt ja Seiten, von denen ich bis vor kurzem nie auch nur ansatzweise erwartet hätte, dass er sie hat.<

Kimie lehnte sich mit dem Rücken gegen den Baumstamm, als sie aus dem Seitenwinkel mitbekam, wie sich ihr und Rin jemand näherte. Das kleine Mädchen stand sofort auf und lief dem Besucher fröhlich entgegen. "Sesshoumaru-sama! Schön, dass Ihr hier seid!"

Hinter Sesshoumaru trottete Jaken den Weg entlang, doch wirkte er wenig begeistert, wie schon den ganzen Tag über. Mit Sesshoumaru hatte Kimie im Moment jedoch eher weniger gerechnet.

Nachdem Rin den Youkai begrüßt hatte, wandte sich dieser an das kleine Mädchen: "Rin, geh mit Jaken zurück zu den anderen."

Rin nickte einverstanden und eigentlich schien es eher so zu sein, dass sie den müde aufseufzenden Jaken zurück zum Lager brachte und nicht umgekehrt, wie es wohl eigentlich gedacht war. Kimie beobachtete die Szene mit einem etwas amüsierten Lächeln, bis Rin und Jaken aus ihrer Sicht verschwunden waren. Jetzt befand sie sich mit Sesshoumaru allein an diesem Ort.

"Rin ist wirklich süß", sagte Kimie nach einem Moment. "Ich muss zugeben, als ich anfangs von ihr gehört habe, dass sie dich auf deinen Reisen begleitet, war ich doch ziemlich verwundert und auch etwas erschrocken." Doch anstatt eventuell etwas darauf zu erwidern, musterte Sesshoumaru sie nur ausgiebig. Ein wenig irritiert schaute sie zu ihm hoch. "Was ist?"

"Zieh dich aus", wies Sesshoumaru Kimie urplötzlich an.

Im ersten Moment reagierte sie jedoch überhaupt nicht, sondern starrte ihn nur völlig entgeistert an. "Äh... Hast du 'n Knall...?"

Was diese Nummer jetzt sollte, konnte sich Kimie beim besten Willen nicht erklären und wie sie überhaupt darauf reagieren sollte, wusste sie erst recht nicht. Bis eben hatte sie noch völlig ahnungslos hier gesessen und praktisch von einem Moment zum anderen kam Sesshoumaru mit einer derartigen Aufforderung auf sie zu. Was sollte sie davon halten?

>Der hat Rin und Jaken doch nicht etwa weggeschickt, weil...!?<

Da Kimie auch auf Sesshoumaru nicht den Eindruck machte, als würde sie seiner Aufforderung nachkommen, kam er sich letztendlich auf sie zu, beugte sich zu ihr runter und streifte ihr ohne jede Vorwarnung die Jacke auf der Seite der linken Schulter ab und das nicht gerade zimperlich. Augenblicklich sträubten sich Kimie vor Schreck die Nackenhaare.

"Aah!! Sag mal, spinnst du?! Ansonsten geht's dir wohl gut!? Was soll denn das?!"

Kimie wäre im Moment am liebsten aufgesprungen, doch waren ihre Beine urplötzlich wie Pudding, als wäre sie kurz davor, vor Schreck ohnmächtig zu werden. Hinsichtlich Sesshoumarus Absichten gingen ihr einen Augenblick lang die verrücktesten Gedanken durch den Kopf, bis sie bemerkte, dass er lediglich den Verband an ihrem Arm in Augenschein nahm. Anscheinend wollte er sich lediglich nach ihrer Verletzung erkundigen.

>Mein Gott... Muss der mich denn immer so schocken...?<, dachte Kimie und seufzte innerlich erschöpft auf. Für einen Augenblick hatte sie sich schon sonst was ausgemalt

"Kagome hat sich vorhin darum gekümmert", sagte sie nach einem kurzen Moment. "Es ist alles in Ordnung, das ist wirklich nicht weiter wild."

"Ihr Menschen seid zu empfindlich, als dass ihr es euch leisten könntet, so nachlässig mit so etwas umzugehen", entgegnete Sesshoumaru im üblichen Ton und ließ wieder von Kimie ab, die ihre Jacke wieder hochzog.

"Na, du musst es ja wissen...", meinte sie trocken, bemerkte aber sofort diesen prüfenden Blick, mit dem Sesshoumaru sie bedachte. "Was guckst du so?"

"Kannst du mir mal erklären, warum du dich eben so aufgeregt hast?", fragte der Youkai, was Kimie aber doch etwas irritierte. Konnte er sich das etwa nicht denken?

"Ich habe mich eben erschrocken", antwortete sie etwas patzig. "Du hättest mich auch ruhig vorwarnen können! Was würdest du denn bitte denken, wenn ich plötzlich zu dir sagen würde 'Zieh dich aus'?"

"Ich hatte immerhin einen Grund, das zu dir zu sagen", konterte Sesshoumaru, woraufhin Kimie entgegnete: "Das kann ja sein, aber das hättest du auch anders ausdrücken können. Du musst mich doch nicht so überfallen!"

Sesshoumaru aber wirkte nun ein wenig belustigt. "Was dachtest du denn, was ich sonst gewollt haben könnte?"

"Äh..." Kimie war sich nicht sicher, ob Sesshoumaru sie nur aus der Reserve locken wollte oder ob er wirklich keine Ahnung gehabt hatte. Sie tippte ja mehr auf das erste und irgendwie schien sein Blick dies auch zu bestätigen. Also schenkte sie sich die Antwort auf seine Frage.

"Tse! Denk 's dir doch selbst!", sagte sie nur und drehte ihren Kopf weg, wobei sie dies eigentlich mehr deswegen tat, weil sie nicht wollte, dass Sesshoumaru sah wie sie wieder leicht rot wurde. Irgendwie schaffte er es immer wieder, sie in Verlegenheit zu bringen.

Natürlich wusste Sesshoumaru was Kimie gedacht hatte oder zumindest konnte er es sich sehr stark denken. Er hatte lediglich herausfinden wollen, ob sie es ihm gegenüber auch so direkt sagen würde, doch dies hatte sie nicht getan, was ihn aber nicht überraschte. Das hatte er schon erwartet. Kimie hatte indessen noch immer etwas schmollend den Blick abgewandt.

Eine Weile saßen die beiden nur schweigend nebeneinander, bis Sesshoumaru die Stille brach: "Du hast gut gekämpft."

Kimie horchte sofort auf und richtete ihren Blick wieder auf ihn. "War das jetzt etwa ein Kompliment?", fragte sie verblüfft. Zwar entgegnete Sesshoumaru nichts auf die Frage, aber Kimie fühlte sich dennoch ziemlich geschmeichelt. "Danke!"

Ein verlegenes Lächeln stahl sich nun auf ihr Gesicht. Kimie musste für sich selbst zugeben, es hatte irgendwie was, so ganz allein mit Sesshoumaru zu sein.
 

Doch so ganz allein war Kimie mit Sesshoumaru auch wieder nicht gewesen, denn in einiger Entfernung hockten drei heimliche Beobachter hinter ein paar Büschen.

"Was soll ich davon halten? Das widerspricht doch allem, was einigermaßen logisch zu erklären ist!"

Inu Yasha wusste wirklich nicht, wie er das, was er, Kagome und Shippou gerade beobachteten, einordnen sollte. Entgegen der Windrichtung, damit Sesshoumaru sie nicht eventuell witterte, saßen die beiden hinter den Büschen und verfolgten mit, was zwischen Kimie und Sesshoumaru ablief.

"Hm! Wie weit soll das mit den beiden überhaupt gehen?", fragte sich Inu Yasha, woraufhin Shippou neugierig fragte: "Was meinst du damit, Inu Yasha?"

"Ähm... Shippou-chan, dafür bist du wohl noch etwas zu klein.", mischte sich Kagome mit einem entschuldigenden Lächeln ein.

Der kleine Kitsune legte irritiert den Kopf etwas schief. "Hm?"
 

Unbemerkt von dem, was in einiger Entfernungen hinter den Büschen vor sich ging, saß Kimie nach wie vor mit Sesshoumaru zusammen.

"Sag mal, warum bleibst du jetzt doch bei Inu Yasha und den anderen? Ich dachte, du wolltest dich wieder von ihnen trennen", sagte sie nach einer Weile und war gespannt, was Sesshoumaru ihr darauf wohl antworten würde.

Doch der antwortete nur im üblichen Ton: "Sei doch zufrieden, denn so bleibst du weiterhin in ihrer Nähe. Das wolltest du doch ohnehin, wenn ich mich nicht täusche."

Kimie zog überrascht die Augenbrauen hoch. Es stimmte, einerseits wollte sie wirklich gerne auch bei Inu Yasha, Kagome und den anderen bleiben, doch hatte sie nicht damit gerechnet, dass Sesshoumaru das offenbar als Anlass dafür nahm, seine eigenen Pläne zurückzustellen und ebenfalls noch bei ihnen zu bleiben. Eigentlich hatte sie ihm auch nicht gesagt, was sie dachte, doch musste er das irgendwie für sich selbst herausgefunden haben.

>Wow! Er kann ja richtig nett und zuvorkommend sein<, dachte Kimie und musste etwas lächeln. Allerdings hoffte sie, dass sie Sesshoumaru unbewusst nicht zu sehr in seiner Entscheidung beeinflusst hat. Etwas zögerlich fragte sie daher nach einem Moment: "Sesshoumaru? Ist es... in gewisser Weise meine Schuld, dass du dich jetzt wieder anders entschieden hast? Ich meine, habe ich dich irgendwie beeinflusst? Das war nämlich eigentlich nicht meine Absicht."

"Mach dir darum keine Gedanken", entgegnete Sesshoumaru im üblichen Ton. "Ich treffe meine Entscheidungen immer noch selbst."

Kimie schwieg zunächst, wirkte aber dennoch erleichtert. "Okay."

Wieder zögerte sie kurz, rutschte dann jedoch etwas näher an Sesshoumaru heran. Sie schaute ihn an und sprach weiter: "Weißt du, denn eigentlich bin ich gern in deiner Nähe. Bei dir fühle ich mich sehr wohl, ehrlich." Die letzten beiden Sätze kamen praktisch wie von selbst, woraufhin Kimie doch reichlich verlegen den Blick senkte, während sie aus dem Seitenwinkel von Sesshoumaru in Augenschein genommen wurde.
 

Inu Yasha zuckte leicht mit den Ohren. "Fällt das unter die Kategorie 'Bettgeflüster'?"

"Inu Yasha, vielleicht sollten wir jetzt besser wieder gehen", meinte Kagome flüsternd, doch schien der Hanyou diesen Vorschlag nicht ganz nachvollziehen zu können.

"Wieso? Sie haben uns doch schließlich nicht gesehen."

"Genau darum geht es doch! Wir wollten schließlich nur kurz gucken, aber nicht hier hinter den Büschen sitzen, wie ein paar Voyeure!"

"Kagome, was sind Voyeure?", fragte Shippou nun, woraufhin das Mädchen antwortete: "Jedenfalls nichts Positives, wenn ich es mal knapp ausdrücke. Wir sollten wirklich besser wieder gehen."

Kagome ergriff Inu Yasha am Ärmel seines Kimonos und wollte ihn soeben wegziehen, als der kleinen Gruppe wohl der größte Schreck des aktuellen Tages in die Glieder fuhr, als sie plötzlich hinter sich eine Stimme fragen hörte: "Was macht ihr da?"

"Uaah!"

Kagome, Inu Yasha und Shippou fuhren wie von der Tarantel gestochen hoch und stolperten aus den Büschen, wobei sie natürlich auch Sesshoumaru und Kimie auf sich aufmerksam machten. Hinter den drei heimlichen Beobachtern stand Ashitaka noch hinter den Büschen und schien sich noch in gewisser Weise zu fragen, was hier im Moment eigentlich für eine Show ablief.

Kimie schaute aufgrund der unerwarteten Zuschauer ziemlich perplex drein, wohingegen Sesshoumaru scheinbar mal wieder nichts aus der Ruhe bringen konnte. Er hatte Kagome, Inu Yasha und Shippou zwar zuvor schon miteinander sprechen hören, sich aber nicht weiter darum gekümmert, weil ihm die Anwesenheit der drei so ziemlich egal gewesen war.

Als sie Kimies Blick bemerkte, tippte Kagome verlegen die Zeigefinger aneinander. "Äh... Hallo. Bitte denk jetzt nicht, wir wollten Sesshoumaru und dir nachschnüffeln oder so was... Wir wollten bestimmt nicht stören."

"Man müsste auf einem Bahnhof sein, da stören die vielen Leute überhaupt nicht", entgegnete Kimie trocken und stand auf. Kagome kratzte sich etwas beschämt am Hinterkopf.

Sesshoumaru hingegen nutzte die Gelegenheit, um sich Inu Yasha zuzuwenden: "Anscheinend schätzt du meine Gegenwart doch mehr, als ich es erwartet habe. Warum sonst solltest du mir so hinterher schleichen?" Natürlich war dies eine reine Provokationsbemerkung gewesen. Das war auch Inu Yasha klar, der mit einem leisen Knurren antwortete. Unbeeindruckt dessen ging Sesshoumaru nun an ihm und den anderen vorbei und schlug den Rückweg zum Lagerplatz ein, begleitet von einem etwas amüsierten Blick seitens Ashitaka. Er war zwar erst später hinzugekommen war, konnte sich aber denken, wobei er Kagome, Inu Yasha und Shippou überrascht hatte.

Nachdem sie sich noch ein paar Mal bei Kimie entschuldigt hatte, auch im Namen von Inu Yasha und Shippou, wobei sie auch die Köpfe der beiden wie zur Verbeugung runtergedrückt hatte, machte Kagome schließlich den Vorschlag, ebenfalls wieder zu den anderen zurückzugehen, doch blieb Kimie noch etwas mit Ashitaka zurück. Es gab nämlich etwas, was sie gerne in Erfahrung bringen wollte, weshalb sie ihn bat, noch einen Moment mit ihr an Ort und Stelle zu bleiben, während die anderen schon mal zum Lagerplatz zurückkehren sollten.

"Also, worüber wolltest du mit mir reden, Kimie-chan?", fragte Ashitaka, als er mit Kimie allein war.

Kimie schien sich noch mal vergewissern zu wollen, dass auch wirklich niemand anderes zuhörte, ehe sie zu sprechen anfing: "Ich würde gerne etwas wissen, was Sesshoumaru anbelangt und ich dachte, eventuell kannst du mir da weiterhelfen, weil du ihn ja schon etwas länger kennst."

Aufmerksam wartete Ashitaka ab. Kimie schien etwas verlegen gewesen zu sein und zögerte. Doch schließlich fragte sie doch gerade heraus: "Es mag zwar etwas blöd klingen, aber war er schon mal mit jemandem liiert?"

Überrascht zog Ashitaka eine Augenbraue hoch. "Hm? Wie kommst du denn jetzt auf so was?"

"Na ja, ich meine, er wird doch sicher schon mal die eine oder andere Affäre gehabt haben, oder?", entgegnete Kimie etwas scherzhaft. In der Tat konnte sie es sich ehrlich gesagt nur schwer vorstellen, dass Sesshoumaru bisher noch nie auch nur ansatzweise etwas mit einer Frau zu tun gehabt hatte. Ihn selbst danach zu fragen, hatte sie sich bisher nicht so recht getraut, zumal sie ihm gegenüber nicht aufdringlich wirken wollte.

Gespannt wartete Kimie daher nun darauf, dass Ashitaka etwas sagte, doch es dauerte etwas, bis dieser sich dazu äußerte: "Also, ich muss dir ganz ehrlich gestehen, ich habe keine Ahnung. Zu diesem Thema hat er sich nie geäußert. Natürlich weiß ich nicht, was in den letzten 200 Jahren mit ihm los war, aber als er und ich noch in den westlichen Ländern gelebt haben, habe ich nie wirklich auf so was geachtet, geschweige denn, ihn danach gefragt."

Kimie legte sich nachdenklich eine Hand ans Kinn. "Hmm... Verstehe." Einen kurzen Moment schien sie zu überlegen, fragte dann jedoch wie nebenbei weiter, wobei sie auch etwas grinste: "Aber sag mal, Ashitaka, wie viele Freundinnen hattest du eigentlich schon?"

Es mochte vielleicht etwas frech wirken, so direkt danach zu fragen, aber Ashitaka gegenüber brauchte man wegen so was nicht scheu zu sein. Auch diesmal nicht, obwohl er nicht klar und deutlich antwortete: "Eine etwas gewagte Frage, findest du nicht? Aber war das jetzt etwa ein indirektes Angebot deinerseits?" Natürlich war das nur ein Scherz gewesen, das war auch Kimie klar, weshalb beide nun doch anfingen zu lachen.

"Ich glaube, ich tue meiner Gesundheit einen ziemlich großen Gefallen, wenn ich so was nicht in Sesshoumarus Gegenwart verlauten lasse", meinte Ashitaka, als ihm auffiel, dass Kimie plötzlich merkwürdig nachdenklich wirkte. "Was hast du?"

"Nichts. Nur so ein Gedanke", antwortete das Mädchen zunächst knapp, sprach dann aber trotzdem aus, was sie beschäftigte: "Ashitaka, wie glaubst du wäre es weitergegangen, wenn Sesshoumarus Vater nicht so früh gestorben wäre? Ich meine, was seine Beziehung zu Inu Yashas Mutter anbelangt."

Ashitaka wurde nun etwas ernster. "Nun, ich nehme an, sie wären zusammengeblieben. Allerdings wäre sie dennoch wie jeder Mensch irgendwann gestorben und er hätte weitergelebt. Aber Inu Yashas Leben wäre an manchen Stellen wohl etwas anders verlaufen."

"Aber was ist aus Sesshoumarus Mutter geworden?"

Auf diese Frage schien Ashitaka zunächst jedoch nicht zu wissen, was er antworten sollte. Unschlüssig kratzte er sich am Kopf. "Na ja... Das mag jetzt zwar merkwürdig klingen, aber ich weiß es selber nicht."

"Was?"

"Ja, ich weiß, das ist etwas eigenartig", meinte er mit einem etwas verlegenen Lächeln, ehe er weiter sprach: "Ich weiß nur, dass sie noch lebt. Sie lebt irgendwo in diesem Land, aber ich habe keine Ahnung, wo sie momentan genau ist oder warum sie unseren Clan damals verlassen hat. Um ehrlich zu sein, kann ich mich nicht mal daran erinnern, wann genau sie fort gegangen ist. Meine Güte, hat mein Vater sich damals aufgeregt, als er davon Wind bekam. Die heftigsten Sachen hat er meinem Onkel an den Kopf geworfen."

In diesem Moment fiel es Kimie wieder ein. "Ach, stimmt ja! Dein Vater war ja der Bruder von Sesshoumarus Mutter, oder?"

Ashitaka nickte. "Ja, das ist richtig. Was dann zwischen ihm und meinem Onkel ausbrach, als Inu Yashas Mutter ins Spiel kam... Das war wirklich nicht mehr angenehm. Im Übrigen wurde die Meinung meines Vaters auch von einigen anderen Mitgliedern unseres Clans vertreten. Obwohl, mein Vater hatte eigentlich nichts gegen Menschen an sich, es ging ihm wohl mehr darum, dass eine Menschenfrau an die Stelle seiner Schwester getreten war."

Als Ashitaka an dieser Stelle stoppte und nicht von sich heraus weiter sprach, fragte Kimie vorsichtig: "Und... was ist aus deinem Vater geworden?"

"Na ja, aber er starb kurz darauf in einem Kampf", antwortete Ashitaka und in dem Moment hätte sich Kimie am liebsten dafür geohrfeigt, dass sie nachgefragt hatte.

"Tut mir Leid. Das war eine blöde Frage von mir. Ich..." Sie wollte sich entschuldigen, wusste aber nicht, wie sie das hätte richtig anstellen sollen.

Doch Ashitaka schüttelte mit einem freundlichen Lächeln den Kopf. "Nein, schon in Ordnung. Es liegt ja auch schon eine längere Zeit zurück. Aber meine Mutter lebt noch in den westlichen Ländern. Eigentlich war sie gar nicht damit einverstanden gewesen, dass ich vor 200 Jahren angekündigt hatte, ich wollte ein wenig das Land im Alleingang erkunden, ähnlich wie Sesshoumaru es ab diesem Zeitpunkt getan hatte. Ich spiele seit einiger Zeit auch mit dem Gedanken, mal wieder zu Hause vorbeizuschauen."

"Gute Idee. Deine Mutter würde sich sicher freuen", meinte Kimie, ehe sie nachdenklich den Blick senkte und erst nach einer Weile zögerlich weiterfragte: "Hältst du... es dennoch für in Ordnung, wenn ein Mensch mit einem Youkai zusammenkommt?"

"Nun, wenn es passiert, passiert es halt", sagte Ashitaka, woraufhin Kimie kaum hörbar erwiderte: "Ja, wahrscheinlich..."

Schließlich kehrten auch die beiden wieder zum Lagerplatz zurück, doch äußerten sie sich den anderen gegenüber nicht über das, worüber sie zuvor miteinander geredet hatten.

Die Herausforderung

Im morgendlichen Verlauf des nächsten Tages setzte die Gruppe wie gewohnt ihren Weg fort. Gegen Mittag legte sie eine kleine Rast an einem Fluss ein und grillte einige Fische über dem offenen Feuer. Bei der Verteilung der Fische fiel jedoch auf, dass Ashitaka nicht da gewesen war.

"Wo steckt der denn schon wieder?", fragte sich Inu Yasha, während er schon etwas an seinem Fisch kaute. "Den Kerl sollte man besser irgendwo anbinden, sonst geht er uns noch irgendwann verloren."

"Sehr komisch, Inu Yasha", entgegnete Kagome trocken. Aber nicht nur Ashitaka war nicht bei der Gruppe. Auch Sesshoumaru war nicht anwesend.

"Komisch. Vor einer Minute war er jedenfalls noch da", meinte Rin sich richtig zu erinnern. Doch war bei Sesshoumaru die Frage, wohin er immer ging, schon lange nicht mehr gestellt worden.

Kimie zuckte mit den Schultern. "Na ja, er kommt und geht wohl auch, wie es ihm gerade gefällt." Doch kaum hatte sie dies ausgesprochen, fand sich auch schon Jaken direkt neben ihr ein, um ihr sogleich eine saftige Predigt zu halten.

"So eine bodenlose Unverschämtheit! Du wagst es wirklich, meinen Herrn zu kritisieren, du dumme Gans?!", fragte er aufgebracht, woraufhin Kimie trocken erwiderte: "Das war keine Kritik! Das war eine Feststellung, du Gnom!"

"Gnom?! Ich werde dir gleich mal zeigen, über welche Kräfte ich verfüge, du...!" Drohend erhob Jaken seinen Kopfstab, doch Kimie schaltete sofort dazwischen und sagte: "Oh! Schau jetzt nicht hin, aber Sesshoumaru steht direkt hinter dir, Jaken!"

Der Krötendämon versteinerte regelrecht, kaum dass er das gehört hatte. Es stimmte, er durfte Kimie gegenüber ja eigentlich nicht mehr so frech sein, da sie ja nunmehr die Gefährtin seines Herrn war. Hastig drehte er sich daher um und verbeugte sich sofort zigmal. "Sesshoumaru-sama! Bitte vergebt mir mein Verhalten! Ich habe mich hinreißen lassen! Seit nachsichtig mit mir, ich flehe Euch an!" Den Blick demütig gesenkt und auf eine Reaktion wartend, hörte Jaken kurz darauf Kimie hinter sich leise Kichern und sie war nicht die einzige gewesen. Auch die anderen schienen sich über irgendetwas lustig zu machen.

Zögerlich hob Jaken daher seinen Blick wieder, doch was er sah, war nichts. Da stand kein Sesshoumaru, wie Kimie es ihm zuvor hatte weis machen wollen. Das war bloß ein billiger Trick gewesen. Ein stinknormaler Joke!

"Das war echt klasse, Jaken!", lachte Kimie höchst amüsiert. "Mach das doch bitte noch mal! Hab schon lange nicht mehr so gelacht!"

Jaken hätte platzen können vor Wut und schien sogar etwas rot anzulaufen. "Argh! Nur weil mein Herr die fixe Idee hatte, dich zu seiner Gefährtin zu nehmen, fühlst du dich jetzt doch so überlegen mir gegenüber, du Weib!", zeterte der Krötendämon aufgebracht, woraufhin Kimie mit einem prüfenden Lächeln fragte: "Nanu? War DAS vielleicht gerade eine Kritik an Sesshoumaru?"

"Hey! Verbreite hier keine Gerüchte über mich! Hast du verstanden?!", erwiderte Jaken sofort, wobei er aber sofort hinter sich blickte, als ob er sich vergewissern wollte, dass Sesshoumaru auch wirklich nicht in der Nähe gewesen war.

Kimie winkte auf die letzte Bemerkung des Krötendämons gelassen ab. "Pump dich wieder ab und reg dich nicht immer gleich so auf. Du leidest wohl unter Kalziummangel. Dagegen helfen bekanntlich getrocknete Sardinen."

Als sie ihn bei den letzten beiden Sätzen auch noch mit diesem amüsierten Blick begutachtete, motzte Jaken sofort beleidigt: "Und meinen Speiseplan stelle ich mir auch immer noch selbst zusammen!" Damit schulterte er seinen Kopfstab und ging schmollend davon, wobei ihm die Blicke der anderen noch ein Weilchen folgten, bis er sich schließlich in einiger Entfernung zu ihnen neben einen Baum setzte.

"Was hat er denn für ein Problem? Habe ich ihn etwa angewiesen, Sardinen zu essen?", fragte sich Kimie mit engelsgleicher Unschuldsmiene, war innerlich aber immer noch höchst amüsiert.

"Sollen wir jetzt eigentlich noch auf Ashitaka und Sesshoumaru warten?", fragte Shippou nun, während er seinen gerade fertig gegrillten Fisch in der Hand hielt. Doch diese Frage schien sich längst erübrigt zu haben, als sein Blick sich auf Inu Yasha richtete, der sich mittlerweile schon seinen zweiten Fisch gönnte. Als er diesen schon halb im Mund hatte, fielen ihm die etwas tadelnden Blicke der anderen auf, doch anfangen konnte er damit nicht wirklich etwas.

"Wasch ischt denn?", fragte der Hanyou mit vollem Mund, erhielt jedoch nur ein einheitliches Kopfschütteln als Antwort.
 

Was Ashitaka anbelangte, so erkundete dieser soeben die nähere Umgebung, wobei er aber etwas die Zeit aus den Augen verloren hatte. Als er sich jedoch wieder zur Rückkehr zu der Gruppe entschied, bemerkte er in einiger Entfernung zu einer Baumgruppe stehend schon sehr bald, dass er nicht allein an diesem Ort war.

"Ich weiß, dass du da bist, Kagura. Du kannst dich mir ruhig zeigen", sagte er betont, woraufhin Kagura hinter einem der Bäume zum Vorschein kam.

"Du hast mich also bemerkt, aber das wundert mich nicht."

Ashitaka drehte sich zu der jungen Frau um, die nun auf ihn zukam.

"Nun haben du und deine Kameraden auch noch Kaori besiegt. Ihr Auftritt war ja nicht von langer Dauer."

"Es war eigentlich Kimie-chan, die sie besiegt hat", entgegnete Ashitaka, während er Kagura genau im Auge behielt, bis sie schließlich genau vor ihm stand.

Mit einem kühlen Lächeln auf den Lippen erwiderte sie: "Das ist aber eigentlich auch egal. Deswegen bin ich nämlich nicht hier. Ich nehme jedoch an, du weißt, warum ich dich erneut aufsuche?"

"Sicher." Natürlich war Ashitaka klar gewesen, warum Kagura ihn erneut aufgesucht hatte, wie sie es ihm gegenüber auch schon bei ihrem vorherigen Treffen angekündigt hatte.

"Und?", fragte sie ihn. "Du hattest ja schließlich genug Zeit, um darüber nachzudenken. Wie lautet also deine Antwort?"

Ashitaka antwortete nicht sofort. Zuerst bedachte er Kagura nur mit einem ernsten Blick, ehe er schließlich doch das Wort ergriff: "Tut mir Leid, aber ich werde dir nicht helfen." Diese Ankündigung schien Kagura nun doch etwas aus der Bahn zu werfen, wie Ashitaka ihrem Gesichtsausdruck entnehmen konnte. Aber noch bevor die doch etwas geschockte junge Frau etwas erwidern konnte, sprach der Youkai weiter: "Wenn schon Sesshoumaru nicht gewillt war, dir zu helfen, wird das seinen Grund gehabt haben. Außerdem solltest du nicht vergessen, dass du und ich Feinde sind, auch wenn du nach eigener Aussage Naraku nicht unbedingt freiwillig dienst. Mal abgesehen davon, wenn die Sache schief gehen und Naraku im Kampf entkommen würde, wäre das sicher auch wenig vorteilhaft für dich, zumal du ohnehin schon aufpassen musst, wie du es selbst erwähnt hast."

Kagura schien wie vom Donner gerührt, doch schnell schlug ihre Stimmung um in Ärger und Wut. "Spar dir dieses Gerede! Das sind doch alles nur Ausreden! Du bist nur genau so ein elender Feigling wie Sesshoumaru!", fuhr sie Ashitaka aufgebracht an, der daraufhin jedoch nur vorsichtig nachfragte: "Das hast du aber nicht auch zu ihm gesagt, oder?" Doch konnte er an Kaguras Gesichtsausdruck erkennen, dass sie durchaus auch Sesshoumaru schon so etwas in ähnlicher Form an den Kopf geworfen hatte. "Wow, und du lebst noch? Scheinbar hatte er da gerade gute Laune."

"Erzähl keinen Blödsinn!", unterbrach ihn Kagura. "Ihr Inu-Youkai scheint wohl doch nicht die zu sein, wofür man euch hält! Ihr seid doch alle nur Feiglinge!"

Ashitaka verschränkte jedoch nur unbeeindruckt die Arme vor der Brust. "Sag mal, wie viele von uns kennst du denn, wenn ich fragen darf?"

Kagura wurde spürbar wütender. Wollte Ashitaka sie etwa für blöd verkaufen? Der Eindruck kam ihr mehr und mehr, je länger sie mit ihm redete. Es schien, als wollte er jetzt gar nicht mehr auf das eingehen, was sie ihm sagte und das schürte ihre Wut nur noch mehr. Doch plötzlich mischte sich noch eine dritte Person in das Geschehen ein. "Ashitaka, was soll dieser Aufruhr?"

Ashitaka wandte seinen Blick nach hinten und entdeckte Sesshoumaru, der auf ihn und Kagura zukam. Die junge Frau war Sesshoumaru natürlich schon längst aufgefallen. "Sieh an! Kagura, die Windherrscherin. Was führt dich denn hierher?"

"Hm!" Kagura bedachte die beiden Inu-Youkai nur mit einem finsteren Blick. Anscheinend würde sie hier nichts erreichen, weshalb es sich nicht lohnte, noch länger zu bleiben. "Ach, vergesst es! Mit euch beiden verschwende ich ja scheinbar nur meine Zeit." Mit diesen Worten ließ Kagura ihre große weiße Feder erscheinen und stieg in den Himmel empor, jedoch nicht ohne einen letzten finsteren Blick auf Sesshoumaru und Ashitaka zu werfen. Kurz darauf war sie aus deren Sicht verschwunden.

"Ziemlich temperamentvoll, die junge Dame...", meinte Ashitaka trocken. Auf Sesshoumarus Nachfrage hin, erzählte ihm der Jüngere nun, was sich zwischen ihm und Kagura abgespielt hatte. Sesshoumaru wirkte nicht wirklich überrascht, hatte er so was in der Art schon vermutet. "Sie ist doch sehr hartnäckig, das muss man ihr lassen."

"Aber stimmt es, dass sie dich mal wegen Naraku angesprochen hat und dass du ihn für sie beseitigen solltest?", fragte Ashitaka nach, woraufhin Sesshoumaru antwortete: "Das ist schon eine Weile her. Sie bot mir die Splitter vom Shikon no Tama an, die Naraku bisher gesammelt hat. Ich habe aber abgelehnt. Wenn sie ihn los werden will, soll sie sich selbst darum kümmern."

"Aber ich dachte, du willst Naraku ohnehin töten."

"Das stimmt, aber was das angeht, verfolge ich nur meine eigenen Interessen. Ich habe nicht vor, einem anderen damit einen Gefallen zu tun. Wenn ich Naraku getötet habe und dies irgendwelche Nebeneffekte mit sich bringt, dann kann es mir auch egal sein."

"Vorausgesetzt, Naraku hat Kagura bis dahin nicht schon ins Jenseits befördert...", meinte Ashitaka und blickte erneut zum Himmel hinauf. "Er scheint ihr gegenüber ja schon misstrauisch geworden zu sein. Jedenfalls hat sie das kurz erwähnt."

Scheinbar unberührt von alldem, wandte sich Sesshoumaru nun wieder zum Gehen um. "Das ist nun mal das Risiko, das man zu tragen hat, wenn man jemanden verrät oder zumindest mit dem Gedanken daran spielt." Und damit machte er sich wieder auf den Rückweg. Ashitaka blieb noch einen Moment auf der selben Stelle stehen, folgte seinem Cousin jedoch schließlich.

Als die beiden wieder am Lagerplatz angekommen waren, verloren sie den anderen gegenüber jedoch kein einziges Wort über das, was zuvor geschehen war.
 

Kagura hätte platzen können vor Wut. Was sollte sie denn noch alles tun, um endlich an ihr Ziel zu kommen? Allein konnte sie sich Naraku niemals in den Weg stellen.

"Es ist wohl nicht so gut gelaufen. Nicht wahr, Schwesterchen?"

Als sie plötzlich diese Stimme hörte, richtete Kagura ihren Blick nach unten. Dort stand auf dem Ast eines großen Baumes Kuromaru mit einem höchst amüsiert wirkenden Gesichtsausdruck. Obwohl sie eigentlich an ihm hätte vorbeifliegen können, steuerte Kagura ihre Feder nun in seine Richtung.

"Ich wüsste nicht, was dich meine Angelegenheiten groß angehen würden, Kuromaru", meinte sie schnippisch. "Und überhaupt, was hast du hier verloren?"

"Auch ich habe gewisse Dinge zu erledigen, meine Liebe", entgegnete Kuromaru unbeeindruckt. "Genau darum werde ich mich jetzt auch kümmern. Und dich will ich jetzt auch nicht länger aufhalten. Einen schönen Tag noch!" Und mit diesen Worten sprang er von dem Baum und verschwand wieder aus Kaguras Sicht.

Kagura konnte sich schon denken, was Kuromaru jetzt vor hatte. Aber da konnte sie sich wohl schlecht einmischen. So setzte sie schließlich ihren Weg fort, weiterhin daran denkend, was sie als nächstes tun könnte. Ans Aufgeben dachte Kagura trotz der jüngsten Rückschläge jedoch noch lange nicht. Irgendwann würde sie schon an ihr Ziel kommen und Naraku endlich los werden. Vielleicht musste sie einfach nur noch etwas Geduld haben. Der richtige Moment würde schon noch irgendwann kommen.
 

Kurz nach dem Treffen Ashitakas mit Kagura ging die Reise ohne Zwischenfälle weiter und am Nachmittag ruhten sich alle wieder ein wenig aus. Auch diese Gegend war ruhig und friedlich und es gab keine Anzeichen davon, dass hier irgendwelche Dämonen ihr Unwesen trieben. So ging jeder relativ sorglos seinen Beschäftigungen nach. Kagome saß an einem Baum gelehnt im Gras und paukte über ein paar Schulbüchern, wobei sie Gesellschaft von Shippou und Kimie erhielt. Miroku und Sango saßen etwas abseits der Gruppe zusammen und redeten ein wenig miteinander. Es sah eigentlich aus, wie ein gewöhnliches Gespräch, aber ihre Blicke für den jeweils anderen sprachen Bände. Inuki lag zusammen mit Kirara und Ah-Un dösend im Gras und Jaken hatte hingegen wieder die Aufsicht über Rin übertragen bekommen, während diese ein paar Blumen pflückte. Unterdessen nahm Inu Yasha zusammen mit Ashitaka doch vorsichtshalber die unmittelbare Umgebung unter die Lupe. Sesshoumaru tat momentan wohl das selbe, doch sicher konnte man sich da nicht sein, da er mal wieder sang- und klanglos verschwunden war.

Kimie beobachtete Kagome etwas beim Lernen, bis sie irgendwann ein merkwürdiges Gefühl überkam. Es war ihr, als würde die Gruppe aus dem Hintergrund von etwas oder jemanden beobachtet werden. Suchend spähte Kimie in den nahe gelegenen Wald hinein, konnte jedoch nichts Verdächtiges erkennen. Trotzdem wollte sie sich vergewissern und stand auf, woraufhin Kagome zu ihr hochsah. "Was ist denn, Kimie? Stimmt was nicht?"

"Nein, ich will mich nur mal etwas umsehen. Bin gleich wieder zurück", antwortete Kimie beruhigend. Kagome nickte einverstanden, riet ihrer Cousine jedoch noch mal, sich nicht zu weit zu entfernen, bevor diese sich in den Wald begab und schon bald zwischen den Bäumen verschwunden war.

Vielleicht war es auch nur ein Gefühl von Entdeckerfreude gewesen, das Kimie dazu betrieben hatte, denn anscheinend gab es hier wirklich nichts, was irgendwie gefährlich war. Plötzlich hörte sie es jedoch hinter sich in einem Gebüsch verdächtig rascheln. Abrupt drehte sie sich um, die Hand schon griffbereit an ihr Schwert gelegt, doch das einzige, was nun hinter dem Busch hervorgesprungen kam, war ein kleines Kaninchen, das genauso schnell wieder verschwand. Mit einem leichten Lächeln ließ Kimie den Griff ihres Schwertes wieder los und ließ ihren Blick schweifen.

"Hmm... Habe ich mir das vielleicht doch nur eingebildet?" Anscheinend war dem so gewesen, denn alles war ruhig und es gab keine Anzeichen einer potenziellen Gefahr. Kimie zuckte mit den Schultern und wollte sich soeben wieder auf den Rückweg machen, als sie eine männliche Stimme hinter sich fragen hörte: "Du willst schon wieder gehen?"

Wie vom Blitz getroffen war das Mädchen wieder stehen geblieben. "Diese Stimme..."

Kimie traute sich zuerst gar nicht so wirklich, sich wieder umzudrehen, tat es dann aber doch. Was hätte sie auch sonst tun sollen? Doch als sie die Person erblickte, der sie nun gegenüberstand, hätte sie sich am liebsten sofort an Ort und Stelle unsichtbar gemacht. >Oh Shit! Das ist dieser Naraku!<

Vorsichtig trat Kimie zwei Schritte zurück, Naraku dabei immer im Auge behaltend. Auch Naraku hatte seinen Blick aufmerksam auf das Mädchen gerichtet. Wie so oft trug er das weiße Pavianfell, doch diesmal fehlte die dazugehörige Maske auf seinem Gesicht. Diese hing wie eine Kapuze am Pavianfell.

>Was will er bloß?<, fragte sich Kimie misstrauisch. Im Moment gab es auch niemanden, der ihr hätte helfen können und allein konnte sie gegen Naraku sicher nichts ausrichten. Schließlich nahm sie dennoch all ihren Mut zusammen und sprach ihn an: "Was willst du von mir? Gibt es einen Grund dafür, dass du hier aufgetaucht bist?"

Auf Narakus Gesicht erschien ein hinterhältiges Lächeln, das auch irgendwie amüsiert wirkte. "Ich wollte dir lediglich meine Hochachtung aussprechen, Kimie."

"Wie bitte? Du hast wohl nicht mehr alle Murmeln im Bunker. Willst du mich verschaukeln?" Kimie machte momentan ein Gesicht, als hätte man ihr soeben erzählt, dass die Weltmeere ausgetrocknet seien.

Naraku sprach sogleich weiter: "Ganz und gar nicht. Ich muss nämlich zugeben, ich war nach dem letzten Kampf doch ziemlich überrascht. Obwohl du nur eine gewöhnliche Sterbliche bist, hast du dennoch meinen Abkömmling Kaori besiegt."

"Soll ich mich jetzt etwa geschmeichelt fühlen?" Kimie versuchte, Haltung zu bewahren, obwohl sie innerlich doch alles andere als ruhig gewesen war. Irgendwie schien Naraku das auch zu ahnen.

"Ich bin gespannt, ob du wirklich so stark bist, wie es den Eindruck gemacht hat", meinte er mit einem fadenscheinigen Lächeln. Kimie ahnte, dass jetzt wohl gewaltiger Ärger auf sie zukommen würde.
 

Unterdessen hatte sich Sesshoumaru schon eine Weile ebenfalls in diesem Wald umgesehen, befand sich jedoch relativ weit weg vom Lagerplatz. Während er seinen Weg fortsetzte, lichtete sich der Wald schließlich und Sesshoumaru fand sich auf einer kleinen Lichtung wieder. Dort hielt er einen Moment lang inne. Ein leichter Wind kam auf und trug ihm einen wohlbekannten Geruch in die Nase. Sesshoumaru wandte seinen Blick nach links.

"Wenn das nicht Kuromaru ist."

Und wie aufs Stichwort erkannte er nun zwischen den Bäumen zunächst nur die Silhouette von Narakus Abkömmling, ehe dieser kurz darauf aus dem Wald heraustrat. Ein hinterhältiges Lächeln war auf seinem Gesicht zu erkennen, während er sich Sesshoumaru näherte.

"Wir sind uns schon eine Weile nicht mehr über den Weg gelaufen. Nicht wahr, Sesshoumaru?", sagte Kuromaru und blieb einige Meter vor seinem Kontrahenten stehen.

Dieser erwiderte kühl und unbeeindruckt: "Ich dachte schon, du hättest dich in irgendeinem Erdloch verkrochen."

Kuromaru entwich ein kurzes amüsiertes Lachen. "Eine überaus nette Begrüßung. Wenn man bedenkt, dass unser letztes Zusammentreffen schon etwas zurückliegt."

"Hast du etwa Sehnsucht nach mir?", fragte Sesshoumaru sarkastisch. "Ich nehme jedoch nicht an, dass du einfach nur zum Plaudern hergekommen bist, um gute alte Zeiten wieder aufleben zu lassen."

"Und damit liegst du gar nicht mal so falsch", erwiderte Narakus Abkömmling, ehe sich sein Blick abrupt verfinsterte und er nun im bedrohlicheren Ton weiter sprach: "Um ehrlich zu sein, ich bin dieses Hin und Her so langsam leid. Es ist an der Zeit, dass wir endlich klarstellen, wer von uns beiden dem jeweils anderen überlegen ist."

"Ich denke, die Antwort darauf ist klar. Aber es ist dein Leben", entgegnete Sesshoumaru unbeeindruckt. "Allerdings, wenn dir nur irgendetwas an deiner jämmerlichen Existenz liegen sollte, solltest du besser verschwinden und mich nicht länger belästigen. Obwohl ich auch nichts dagegen einzuwenden hätte, dich endgültig auszuschalten."

"Du bist ja sehr von dir überzeugt, aber das kann mir nur recht sein", meinte Kuromaru, nun wieder mit einem Funken Hinterhältigkeit in der Stimme. "Umso mehr Vergnügen und Freude wird es mir bereiten, deinen Stolz zu brechen und dir danach das Lebenslicht zu löschen!"

"Ziemlich große Worte. Bleibt nur abzuwarten, wer hier am Ende wem das Lebenslicht löscht."

Aus dem letzten Satz seines Gegenübers schloss Kuromaru, dass Sesshoumaru einem erneuten Kampf nicht abgeneigt gewesen war. "Es freut mich, dass du meine Herausforderung annimmst", sagte Narakus Abkömmling. "Zunächst sollten wir aber bestimmte Dinge klären: Keiner von uns wird sich aus diesem Kampf zurückziehen. Wir fechten die Sache bis zum Ende aus."

"Wie du meinst. Ich bin es jedenfalls nicht gewesen, der bisher immer feige die Flucht ergriffen hat", konterte Sesshoumaru kühl und legte sogleich seine Hand an Toukijin. Doch er wurde sofort von Kuromaru gebremst.

"Augenblick! Nicht so hastig! Das ist der falsche Ort und der falsche Zeitpunkt."

Sesshoumaru hielt in seiner Bewegung inne. Misstrauisch fragte er: "Und was schlägst du stattdessen vor?"

"Ich schlage vor, wir treffen uns nach Einbruch Nacht bei der großen Schlucht."

Sesshoumaru war einverstanden gewesen.

Zufrieden kehrte ihm Kuromaru nun wieder den Rücken zu. Im Weggehen sagte er aber noch: "Wenn du willst, kannst du auch gleich deine Freunde mitbringen. Du wirst etwas moralische Unterstützung sicherlich gut gebrauchen können und außerdem können sie so auch gleich an deinem Untergang teilhaben. Verabschieden solltest du dich jedoch besser im Voraus. Wir wollen doch schließlich keine unnötigen Verzögerungen während des Kampfes, oder?"

Auf diese Frage schwieg Sesshoumaru jedoch, sein kalter Blick sagte genug.

Kuromaru ließ sich jedoch nicht einschüchtern. Stattdessen blickte er nun in den Wald hinein, ehe er Sesshoumaru erneut ansprach: "Du scheinst aber nicht nur in Sachen Kampf ziemlich sorglos zu sein."

"Was willst du mir damit sagen?", fragte Sesshoumaru misstrauisch.

Mit einem niederträchtigen Blick drehte sich Kuromaru noch einmal zu ihm um. "Ich drücke es mal so aus: Deine Schützlinge allein durch den Wald irren zu lassen, könnte böse ins Auge gehen. Nehmen wir deine etwas vorlaute Freundin zum Beispiel. Sie befindet sich im Moment in etwas zweifelhafter Gesellschaft, wenn du verstehst. Schau lieber nach ihr, bevor sie sich noch wehtut."

Damit verschwand er wieder von der Bildfläche. Als der Wind sich kurz darauf drehte, schaute Sesshoumaru in jene Richtung des Waldes in welche auch Kuromaru zuvor geblickt hatte. Mit sich trug der Wind einen Geruch, den Sesshoumaru nur zu gut kannte und so schlug er sogleich den Rückweg ein.
 

Mit seiner letzten Aussage hatte Kuromaru nicht ganz Unrecht gehabt. Kimie befand sich nämlich noch immer mit Naraku im Wald und war auch für sich selbst nicht gerade glücklich mit ihrer momentanen Lage.

"Ich könnte dich ohne Probleme hier und jetzt töten", sagte Naraku heimtückisch, doch Kimie wollte ihm gegenüber weiterhin keinesfalls zeigen, dass sie beunruhigt war und auch Angst hatte. Stattdessen stemmte sie demonstrativ die Hände in die Hüften und erwiderte patzig: "So? Und warum tust du's dann nicht? Hast du etwa noch einen anderen Termin?"

"Nicht unbedingt, aber ich warte noch auf etwas. Besser gesagt, auf jemanden."

Aus dieser Antwort wurde Kimie jedoch nicht gerade schlau. Richtig darüber nachdenken konnte sie allerdings auch nicht mehr, denn jetzt richtete sich Naraku an seine Saimyousho, die schon die ganze Zeit um ihn herumgeschwirrt waren: "Ihr da! Spielt ein wenig mit diesem Mädchen."

Sofort flogen diese Viecher direkt auf Kimie zu, die jetzt doch ins schwitzen kam. Sie hob sogleich einen Ast vom Boden auf, um damit nach den Insekten zu schlagen. "Haut ab, ihr Biester! Verschwindet!" Doch Narakus Saimyousho erwiesen sich als extrem hartnäckig.

Das Geschehen einen Moment lang betrachtend, ließ Naraku schließlich mit herablassenden Unterton verlauten: "Du hast Kaori besiegt und hast dennoch Probleme mit meinen Saimyousho? Hm! Anscheinend habe ich dich doch etwas überschätzt."

"Ey, halt bloß deine blöde Klappe, du...!" Weiter kam Kimie aber nicht mehr, da sie sich wieder gegen diese Insekten wehren musste. Ziemlich orientierungslos trat sie mehrere Schritte zurück, um ihnen auszuweichen, stolperte dabei jedoch über einen größeren Ast, der auf dem Boden lag und fiel. Den Blick sofort wieder auf die Saimyousho richtend, warf Kimie den Ast, den sie noch in der Hand hielt, fort und griff stattdessen zu ihrem Schwert. Mit einem Hieb erledigte sie die erste Reihe der Insekten, doch die zweite rückte schon vor. Soeben wollte Kimie noch einmal zuschlagen, als die übrigen Saimyousho plötzlich von einem bläulichen Licht eingefangen und auf einen Schlag vernichtet wurden. Kurz darauf landete Sesshoumaru nach einem gekonnten Sprung neben dem Mädchen, welches spürbar erleichtert war. "Sesshoumaru! Ein Glück bist du da!"

"Bist du verletzt?", fragte er Kimie, die den Kopf schüttelte und nun wieder aufstand.

Naraku hatte sich die Szene genau angesehen und wandte sich nun an Sesshoumaru: "Ich habe mich schon gefragt, wann du uns wohl Gesellschaft leisten würdest, Sesshoumaru-sama."

Der Youkai trat seinerseits nunmehr etwas vor, so dass Kimie schließlich hinter ihm stand. "Wenn du mit mir eine Rechnung zu begleichen hast, Naraku, dann tu das und halte andere gefälligst da raus!", mahnte Sesshoumaru Naraku bedrohlich. Dieser schien sich jedoch nicht einschüchtern zu lassen.

"Mit 'andere' meinst du doch sicher auch die Kleine, die hinter dir steht. Aber mir ist ja schon längst bekannt, dass der große Sesshoumaru-sama bereits seit einiger Zeit seine Einstellung Sterblichen gegenüber geändert zu haben scheint. Warum sonst hättest du dir unter anderem die Mühe gemacht letztens auch die kleine Rin zu retten? Und jetzt hast du sogar ein Menschenmädchen als Gefährtin an deiner Seite." Ein kurzes amüsiertes Lachen. "Welche Ironie! Findest du nicht auch? Wenn man sich ins Gedächtnis ruft, dass du Menschen sonst immer als minderwertig und nutzlos erachtet hast."

Missmutig sah Kimie in Narakus Richtung. Allmählich ging ihr dieses Gerede wirklich auf den Geist und da war sie offenbar nicht die einzige gewesen. Sesshoumaru steckte auf einmal Toukijin wieder ein und plötzlich erschrak Kimie als sie mitbekam, wie sich nun seine Augen rot verfärbten.

"Naraku, ich habe heute nicht meinen wohlwollensten Tag. Also warne ich dich, treib es nicht auf die Spitze!", knurrte Sesshoumaru bedrohlich. Kimie trat verunsichert einen Schritt zurück. Sesshoumaru schien wirklich sauer zu sein. Zwar wusste sie nicht, was er jetzt vorhatte, aber in Narakus Haut wollte sie jetzt bestimmt nicht stecken.

Aber wieder wirkte Naraku wie die Ruhe selbst. "Anstatt dich eventuell verwandeln zu wollen, solltest du deine Kräfte lieber schonen. Du könntest sie immerhin noch brauchen."

Kimie stutzte bei diesen Worten. Was sollte das bedeuten? Doch schien Sesshoumaru in seinem Vorhaben nun tatsächlich zu zögern und aus seinen Augen entwich das rote Glühen abrupt wieder.

Plötzlich und ohne jedes vorhergegangene Anzeichen verschwand Naraku in einer dunklen Wolke. Bevor Kimie überhaupt so richtig mitbekam, was eigentlich passierte, hatte Sesshoumaru sie gepackt und war mit einem Satz mehrere Meter von dieser Wolke weg gesprungen, die nun allmählich in den Himmel emporstieg.

"Das ist Miasma", erklärte Sesshoumaru an Kimie gerichtet. "Du solltest damit besser nicht in Berührung kommen." Zwar klang es mehr ein wenig wie eine altkluge Anweisung, als nach einen gut gemeinten Ratschlag, aber Kimie kannte Sesshoumarus Umgangston mittlerweile auch zu genüge, so dass sie sich darüber nicht weiter den Kopf zerbrach. Während er sie nun wieder absetzte, beobachtete sie, wie diese dunkle Wolke noch einen Moment lang über dem Ort schwebte, dann war sie gänzlich verschwunden und mit ihr Naraku. Das ging fast ebenso schnell wie er zuvor aufgetaucht war.

Kimie entwich ein leises, erleichtertes Seufzen. Kurz darauf hörte sie schon die Stimme von Kagome, die ihren Namen rief: "Kimie!"

Es dauerte nicht lange, dann war die restliche Gruppe bei ihr und Sesshoumaru eingetroffen, wobei Jaken, Rin und Ah-Un im Lager geblieben waren. Kagome, die von Inu Yasha auf dessen Rücken getragen worden war, sprang nun ab und kam sofort auf ihre Cousine zu. "Kimie, ist alles in Ordnung?"

Auf diese Frage konnte Kimie nur mit einem Nicken antworten, da Inu Yasha sofort dazwischenfragte: "Also, wo ist er?"

"Hm? Wer denn?"

"Wer schon? Naraku natürlich!", antwortete der Hanyou aufgebracht und sah sich um. "Ich weiß genau, dass er hier war. Wo ist er jetzt?"

"Eben wieder abgehauen. Keine Ahnung, wohin er verschwunden ist", antwortete Kimie, woraufhin Inu Yasha ein leises, wütendes Knurren verlauten ließ.

"Scheiße! Nur einen Augenblick früher, dann hätte ich ihn stellen können. So ein verdammter Mist!"

Inu Yasha und Ashitaka waren kurz zuvor zum Lagerplatz zurückgekehrt und hatten den Geruch von Naraku gleich wahrgenommen. Doch obwohl sie sich mit den anderen sofort auf den Weg gemacht hatten, waren sie doch zu spät gekommen.

Während Inu Yasha noch etwas seinen Frust abbauen musste, ließ Sesshoumaru ihn und die anderen irgendwann stehen und ging wortlos fort. Die anderen bekamen das gar nicht wirklich mit, da sie sich noch über Naraku unterhielten und Kagome versuchte, Inu Yasha wieder einigermaßen zu beruhigen. Nur Kimie folgte Sesshoumaru, nachdem sie bemerkt hatte, dass dieser sich von der Gruppe abgesondert hatte.

"Sesshoumaru! Warte doch bitte mal!", rief sie ihm zu, nachdem sie ihn fast eingeholt hatte. Tatsächlich hielt er an und schien auf sie zu warten, bis sie bei ihm angekommen war. Erst dann ging er weiter, wobei sie an seiner Seite blieb.

Kimie beobachtete Sesshoumaru eine Weile aus dem Seitenwinkel und irgendwie wirkte er auf sie mit einem Mal irgendwie eigenartig.

"Stimmt etwas nicht?", fragte sie ihn schließlich vorsichtig. "Du bist so still. Okay, du bist zwar nie eine große Plaudertasche gewesen, aber..."

"Es ist nichts", unterbrach Sesshoumaru das Mädchen mitten im Satz.

Kimie schaute zuerst etwas beleidigt drein, da er sie so einfach unterbrochen hatte, ließ es dann aber gut sein. Irgendwie war ihr gerade nicht nach einer Diskussion. So schwieg sie erstmal wieder, bis sie erneut eine Frage an Sesshoumaru richtete, bezüglich dem, was kurz zuvor geschehen war: "Sag mal, was hat Naraku eigentlich mit seiner letzten Bemerkung gemeint? Hatte das eine bestimmte Bedeutung?" Kimie hatte seit diesem Moment so ein eigenartiges Gefühl gehabt. Sie glaubte nicht daran, dass Naraku das einfach nur so dahergesagt hatte, sondern dass irgendetwas dahinter stecken musste. Gespannt wartete sie nun auf Sesshoumarus Antwort, die jedoch ausblieb. Stattdessen ging er wortlos weiter, aber da beschleunigte Kimie ihre Schritte und stellte sich ihm in den Weg. "Jetzt warte doch mal! Warum antwortest du nicht? Stimmt es etwa? Hat Naraku auf etwas Bestimmtes angesprochen?"

Sesshoumaru hatte stehen bleiben müssen, nachdem ihm Kimie den Weg versperrt hatte, doch nichts desto trotz sagte er klar und deutlich, wie er zu der ganzen Sache stand: "Frag nicht weiter! Das ist meine Angelegenheit und geht dich nichts an!"

"Jetzt hör aber mal auf!", entgegnete Kimie nunmehr empört. "Was soll das heißen, es geht mich nichts an? Das sehe ich allerdings etwas anders. Zu deiner Erinnerung: Du und ich sind schließlich keine flüchtigen Bekannten mehr, wenn ich mich richtig an deinen Wortlaut erinnere. Und es gibt in der Hinsicht so eine Sache, die nennt man 'Vertrauen' und..."

"Dann geh mit gutem Beispiel voran und vertrau mir."

"Was?" Kimie hatte während sie gesprochen hatte belehrend den Zeigefinger emporgehoben, ließ nunmehr aber die ganze Hand allmählich wieder sinken. Sie hatte es sich nicht eingebildet, Sesshoumaru hat ihr eben klar und deutlich gesagt, sie solle ihm vertrauen. Und das hatte er mit einem ganz eigenartigen Unterton gesagt. Es war nicht der gewohnt kühle gewesen, er hatte etwas anderes an sich gehabt. Jetzt bekam es Kimie doch etwas mit der Angst zu tun. "Sesshoumaru... du machst mich ehrlich gesagt ziemlich nervös. Was ist los? Hier stimmt doch irgendetwas nicht."

Während sie ihn eindringlich ansah und regelrecht um eine Antwort bettelte, kam Sesshoumaru langsam auf sie zu und hob die rechte Hand. Kimie rührte sich nicht, sondern folgte seiner Bewegung zunächst nur mit ihrem Blick, als sie seine Hand schließlich an ihrem Hinterkopf spürte. Ehe sie sich versah, hatte er sie leicht an sich gedrückt, dass sie mit dem Kopf nun an seiner Schulter lehnte, das weiche Fell etwas an ihrem Gesicht spürend. Kimie wagte kaum zu atmen. In ihr breitete sich dieses wohlig warme Gefühl aus, aber gleichzeitig hatte sie auch Angst. Mit dieser Aktion schien sich für sie nur zu bestätigen, dass etwas nicht stimmte. Doch irgendwie konnte sie Sesshoumaru nicht noch mal fragen, jedenfalls nicht im Moment.

"Ich habe meine Gründe für mein Handeln", sagte er nach einem Moment der Stille. "Ich muss etwas erledigen und das werde ich allein tun."

"Aber..."

"Kein aber! Mach keine Dummheiten und halte dich da raus."

Kimie traute sich kaum, Sesshoumaru auch nur anzusehen. Er war plötzlich so völlig anders. Hätte sie nicht dieses ungute Gefühl gehabt, hätte sie wohl auf eine sarkastische Art und Weise gedacht, er hätte vielleicht einen in der Krone oder irgendetwas gegessen, was ihm nicht bekommen war. Doch Sesshoumaru hatte in der Tat seine Gründe gehabt, nur würde er diese Kimie gegenüber nicht preisgeben. Sonst würde sie bestimmt hundertprozentig das Gegenteil von dem tun, was er eigentlich von ihr wollte: Nämlich, dass sie sich auch wirklich heraushielt. Zwar bestand auch weiterhin die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich dennoch einmischen würde, aber um dieser Möglichkeit wenigstens einen kleinen Riegel vorzuschieben, würde er schweigen. Vielleicht konnte er sie so davon abhalten, sich einzumischen.

Noch immer konnte Kimie nichts sagen, bis Sesshoumaru langsam wieder von ihr abließ. "Geh zurück zu den anderen. Und folge mir nicht", wies er sie an und schritt dann mit ruhigen, aber bestimmten Schritten an ihr vorbei.

"Warte! Wohin gehst du?", fragte sie sogleich, doch es kam keine Antwort zurück. Und als würde etwas in ihrem Inneren sie daran hindern, rief Kimie Sesshoumaru auch nicht noch mal nach. Doch als sie ihn nun weggehen sah, war ihr mit einem Mal so, als würde er allmählich aus ihrem Leben verschwinden. Es war, als würde sie ihn nach diesem Augenblick eventuell nicht mehr wieder sehen.

>Ach, hör auf! Das ist doch verrückt!<, tadelte sich Kimie in Gedanken, doch dieses eigenartige Gefühl blieb.
 

"Diese Aktion war mehr als unnötig, Naraku. Sesshoumaru hat auch so zugesagt", sagte Kuromaru, der sich indessen zusammen mit Naraku auf der anderen Seite des Waldes befand.

Sich von der Bemerkung seines Abkömmlings aber nicht beeindrucken lassend, erwiderte Naraku: "Das mag ja sein, aber so macht es doch mehr Spaß."

"Wie auch immer du 'Spaß' definierst."

Auf Narakus Gesicht erschien ein amüsiertes und zugleich hinterhältiges Lächeln. "Deine Ansicht über Spaß geht doch auch in eine etwas bizarre Richtung. Nun gut, solange deine Vorgehensweise auch von Erfolg gekrönt sein wird."

"Mach dir darum mal keine Gedanken", erwiderte Kuromaru kühl. Gerne hätte er Naraku noch reingewürgt, dass er diese ganze Aktion eigentlich nur zu seinem eigenen Nutzen durchzog, doch damit eventuell Narakus Zorn auf sich zu lenken, wäre höchst unklug gewesen.

"Ich ziehe mich jetzt wieder in mein Schloss zurück", sagte Naraku schließlich. "Wenn du erfolgreich warst, erwarte ich deinen Bericht." Und damit verschwand er wieder von der Bildfläche.

Kuromaru schwieg jedoch in der Hinsicht und wollte nun stattdessen auf den Einbruch der Nacht warten.
 

Nachdem die Nacht Einzug gehalten hatte und alle bereits zu schlafen schienen, machte sich Sesshoumaru auf den Weg zum vereinbarten Treffpunkt, an welchem er Kuromaru im Kampf gegenübertreten würde. Den Kontakt zu den anderen hatte er bis dahin gemieden, um still und heimlich seinem Vorhaben nachzugehen. Doch hatte Sesshoumaru bereits bemerkt, das sich ihm etwas näherte, als er sich soeben auf den Weg machen wollte. Er drehte sich um und stand wie erwartet Inuki gegenüber. Dieser hatte seinen Blick aufmerksam auf den Youkai gerichtet und schien genau zu wissen, was dieser vorzuhaben schien. Sesshoumaru wollte sich von Inuki jedoch nicht aufhalten lassen, also drehte er sich sogleich wieder um und wollte gehen, doch schnappte Inuki ihn in diesem Moment am rechten Ärmel seines Kimonos. Dann begann er, daran zu ziehen, als wollte er Sesshoumaru an seinem Vorhaben hindern und gab dabei auch leise winselnde Laute von sich. Als der Youkai daraufhin erneut stehen geblieben war, ließ Inuki ihn wieder los und lief direkt vor ihn. Da ertönte auch eine wohlbekannte Stimme, die prüfend fragte: "Kannst du mir mal verraten, wo du um die Zeit noch hin willst, Sesshoumaru?"

Der Angesprochene drehte sich nicht um, während er kühl antwortete: "Nicht, dass es dich etwas angehen würde, aber ich habe etwas zu erledigen. Und du wirst dich da nicht einmischen, Inu Yasha!"

Inu Yasha verschränkte die Arme vor der Brust. "Spielen wir vielleicht mal wieder den einsamen Rächer?", fragte er spöttisch, woraufhin sich Sesshoumaru doch zu ihm umdrehte und erwiderte: "Was ich tue, kann dir doch eigentlich vollkommen egal sein. Besser, du verschwindest sofort wieder, bevor ich mich vergesse!"

Doch Inu Yasha ließ sich wie üblich nicht von seinem älteren Halbbruder einschüchtern. "Klopf nicht so große Sprüche! Es ist ja schließlich nicht so, als würde es mich ernsthaft interessieren, was mal wieder in deinem Kopf vorgeht."

"Dann belästige mich nicht länger!" Mit diesen Worten wollte Sesshoumaru an Inuki vorbei schreiten, als jedoch erneut Inu Yashas Stimme mit etwas spöttischem Unterton zu hören war: "Mach, was du willst! Aber soll ich wenigstens Rin, Kimie und deiner kleinen, nervigen Kröte irgendetwas ausrichten? Vielleicht, dass du dich gerade auf deinem Selbstfindungstrip befindest?"

Eigentlich war Inu Yasha seinem Halbbruder zuvor nur gefolgt, um ihn etwas aufzuziehen, doch wäre er wohl besser bei den anderen geblieben. Sofort nach der letzten Bemerkung war Sesshoumaru wieder stehen geblieben. Ein Knurren drang aus seiner Kehle, während er nun Toukijin zog. "Du bist so ein Vollidiot!"

Und ehe Inu Yasha überhaupt so richtig mitbekommen hatte, was eigentlich los war, wurde er von einem Energiestrahl des Schwertes getroffen und mit voller Wucht gegen einen Baum geschleudert, dessen Stamm unter der Kraft des Aufpralls zerbrach und der Baum umstürzte. Normalerweise wäre Inu Yasha nach so einer Attacke schon bald wieder aufgestanden, doch hatte er sich diesmal unglücklich den Kopf angeschlagen und blieb daher bewusstlos liegen.

Während Sesshoumaru Toukijin nun wieder einsteckte, war Inuki zu Inu Yasha gelaufen und stupste ihn immer wieder mit der Nase an. Doch der Hanyou reagierte nicht. Als sich Sesshoumaru zeitgleich wieder auf den Weg machen wollte, sprang Inuki erneut zu ihm und schnappte wieder nach dem Ärmel seines Kimonos. Wieder hielt Sesshoumaru in seiner Bewegung inne und sein Blick fiel nun auf Tenseiga. Es schien, als überlegte er kurz, ehe er das Schwert samt Schwertscheide hervorzog und es dann Inuki hinhielt. Der Hund ließ daraufhin den Ärmel des Kimonos los und schnupperte kurz an dem Schwert. Dann blickte er fragend zu Sesshoumaru hoch.

"Nimm es und bring es ihr", sagte der Youkai. "Das hier ist meine Angelegenheit. Haltet euch da raus!"

Inukis Blick wechselte ein paar Mal von Sesshoumaru zu dem Schwert, ehe er es doch vorsichtig zwischen seine Zähne nahm. Es war als ahnte der Hund, dass Sesshoumaru den anderen doch so was wie eine Botschaft hinterlassen wollte. Nur deren Inhalt war Inuki noch nicht ganz klar. Nur schien er unentschlossen zu sein, gerade jetzt allein zu der Gruppe zurückzukehren, während Inu Yasha noch bewusstlos hier herumlag. Es gab so gesehen nur zwei Möglichkeiten: Entweder, Inuki würde warten bis der Hanyou von selbst wieder aufwachte oder aber er würde ihn zum Lagerplatz zurückbringen. Inuki entschied sich für Letzteres und nahm seine dämonische Form an. Nachdem er Tenseiga kurz auf den Boden abgelegt hatte, lud er sich Inu Yasha auf den Rücken und nahm anschließend auch das Schwert wieder an sich. Nach kurzem Zögern kam er schließlich auch der Aufforderung Sesshoumarus nach und lief zurück zum Lagerplatz. Sesshoumaru folgte Inuki noch etwas mit seinem Blick, ehe er sich schließlich wieder abwandte und seinen Weg fortsetzte.
 

Es dauerte eine Weile, doch schließlich war Inuki wieder am Lagerplatz der anderen zurückgekehrt. Diese schliefen jedoch bereits. Es blieb Inuki daher nichts anderes übrig, als sie aufzuwecken, wenngleich er Sesshoumaru genau verstanden hatte, dass dieser bei seinem Vorhaben keine Einmischung duldete. Dennoch wollte Inuki die anderen zumindest über die Abwesenheit des Youkai in Kenntnis setzen. Er legte Tenseiga daher ins Gras ab und stupste als erstes die schlafende Kimie mit der Nase an dessen Wange an. Das Mädchen war durch diesen etwas feuchten "Kuss" sofort erwacht. "Mmh... Was ist denn los...? Hm? Inuki? Was sollte denn das? Warum hast du mich geweckt?"

Auch die anderen erwachten nun wieder aus ihrem Schlaf.

"Warum dieser Aufstand? Ist etwas passiert?", fragte Kagome müde und rieb sich die Augen. Dann entdeckte sie den bewusstlosen Inu Yasha auf Inukis Rücken und sprang sofort auf die Beine. "Inu Yasha! Meine Güte, was ist denn passiert? Wach auf!"

Auch die anderen waren nunmehr hellwach. Miroku half Kagome dabei, Inu Yasha von Inukis Rücken runterzuholen. Da der Hanyou auf bloßes Zureden jedoch nicht reagierte, tätschelte Kagome dessen Wange mehrmals leicht, um ihn zu wecken. Es dauerte zwar noch etwas, doch schließlich regte sich Inu Yasha wieder und öffnete seine Augen.

"Scheiße... Mein Kopf", murmelte er während er sich aufsetzte und sich den Kopf hielt.

"Was ist denn eigentlich passiert, Inu Yasha?", fragte Miroku. "Und wo hast du dich rumgetrieben? Bist du auf einen feindlichen Dämon gestoßen?"

"Feindlicher Dämon?", fragte Inu Yasha zynisch zurück, nachdem er seine Erinnerungen wieder etwas geordnet hatte. "Keh! Dass wir nicht gerade eine Bilderbuchfamilie sind, wusste ich zwar schon längst, aber diesmal hat Sesshoumaru den Bogen überspannt!"

"Wieso Sesshoumaru?", fragte Kimie irritiert nach.

Inu Yasha knurrte einmal leise, ehe er weiter sprach: "Dieser dämliche Kerl hat wohl wieder eine seiner 'Phasen'. Weiß der Geier, was er diesmal wieder vor hat, aber das kann mir ja eh vollkommen egal sein! Soll er doch machen, was er will!"

Die anderen sahen sich mehr als ratlos an. Irgendwie hatte keiner von ihnen so richtig kapiert, was eigentlich passiert und warum Inu Yasha so wütend auf Sesshoumaru gewesen war.

Jetzt packte Inuki - sich noch in seiner dämonischen Form befindend - Tenseiga wieder mit seinen Zähnen, legte es genau vor Kimie ins Gras nieder und lief ganz nervös hin und her. Kimie war zwar noch etwas irritiert von dem, was Inu Yasha zuvor erzählt hatte, war aber sofort wieder bei der Sache als sie das Schwert erkannte. "Das ist doch Tenseiga! Inuki, warum hast du es? Hat Sesshoumaru es dir gegeben?"

Doch auf diese Frage hin ließ Inuki nur leicht den Kopf hängen. Er schien nicht genau zu wissen, was er nun tun sollte. Sesshoumaru wollte, dass sich die anderen aus seiner Angelegenheit heraushielten, aber Kimie wollte wiederum wissen, wo er war und was los war, wobei sie sich auch an Inu Yasha wandte, da dieser den Youkai zuletzt gesehen zu haben schien. Doch Inu Yasha konnte ihr und den anderen keine klare Antwort geben, da er ja selbst nichts genaueres wusste. Erneut tauschten die anderen untereinander fragende Blicke aus.

"Das ist doch eigentlich auch völlig egal!", warf Inu Yasha plötzlich ein. "Der Idiot wird ja wohl in der Lage sein, selbst auf sich aufzupassen. Meiner Meinung nach kann er auch gerne bleiben, wo der Pfeffer wächst!"

"Osuwari!", kam es sofort empört von Kagome. Sie ließ Inu Yasha sich nicht mal beschweren, sondern hielt ihm stattdessen gleich den Mund zu, während sie mit einem Nicken auf Rin deutete. Das kleine Mädchen hatte von der bisherigen Aufregung noch nichts mitbekommen und schlief seelenruhig neben Ah-Un am Lagerfeuer. Im Gegensatz zu ihr war Jaken jedoch hellwach und alles andere als ruhig.

"Sesshoumaru-sama! Warum seid Ihr einfach weggegangen ohne mir, Eurem treuen und ergebenen Diener gegenüber auch nur ein einziges Wort zu verlieren? Wo seid Ihr denn hin?"

"Ach, halt die Klappe!", wies Inu Yasha den Krötendämon genervt an. "Du kannst dich hier beschweren, bis du schwarz wirst. Er kann dich momentan sowieso nicht hören."

"Sei doch still, du Mischling! Das ist doch alles überhaupt nur deine Schuld!", keifte Jaken aufgebracht zurück.

Inu Yasha glaubte, sich gründlich verhört zu haben. "Wie bitte? Meine Schuld?! Du spinnst ja wohl! Es ist schließlich nicht so, als hätte ich Sesshoumaru davongejagt, du grüner Gnom!"

Drohend erhob Jaken seinen Kopfstab. "Das spielt keine Rolle! Es ist deine Schuld und basta!"

"Du machst es dir ja verdammt einfach!"

Bevor sich die beiden Streithähne in ihrem Eifer eventuell noch gegenseitig an die Gurgel springen konnten, hatte Ashitaka Jaken an dessen Kimono gepackt und zu sich hochgezogen, während Kagome Inu Yasha zurückhielt.

"Jetzt hört aber mal auf, ihr beiden! So kommen wir doch keinen einzigen Schritt weiter!", meinte Ashitaka entschieden. "Wir sollten uns besser überlegen, wohin Sesshoumaru gegangen sein könnte. Er kann sich ja schließlich nicht in Luft aufgelöst haben."

Wieder richtete sich Kimies Blick auf Inuki, der noch immer mit gesenktem Kopf vor seiner Herrin stand. Kimie hatte das Gefühl, als wusste ihr Hund so ziemlich genau, was Sesshoumaru vorhatte. "Inuki, wenn du etwas weißt, dass mach uns das bitte deutlich! Kannst du uns zu Sesshoumaru führen?" Zeitgleich, während sie diese Frage gestellt hatte, schoss ihr jedoch auch wieder in den Kopf, dass Sesshoumaru sie zuvor angewiesen hatte, sich herauszuhalten. Was mag er jedoch für einen Grund dafür gehabt haben?

"Was sollen wir jetzt machen? Habt ihr einen Vorschlag?", fragte Sango in die Gruppe hinein, woraufhin sich Kagomes Blick auf Kimie richtete.

"Kimie? Was meinst du dazu?" Irgendwie ahnte Kagome, dass ihre Cousine wohl etwas wusste, es schien jedoch nichts genaueres zu sein.

Auf die Frage der Jüngeren vermochte Kimie momentan jedoch keine klare Antwort zu finden. Stumm blickte sie nur auf Tenseiga, welches sie in der Hand hielt. Und je länger sie es sich ansah, umso unruhiger schien sie zu werden. >Sesshoumaru...<
 

Es war ein riskantes Unterfangen, das wusste Sesshoumaru. Bisher hatte keiner seiner Kämpfe oder seiner Gegner wirklich eine Gefahr für ihn bedeutet, sah man vielleicht von seinem Kampf gegen Inu Yasha, in welchem Sesshoumaru seinen linken Arm verlor, oder auch, als der Hanyou das erste Mal die Windnarbe gegen seinen Halbbruder eingesetzt hatte und wo nur Tenseiga Schlimmeres verhindert hatte, ab. Aber diesmal war die Sache anders. Kuromaru besaß so ziemlich die gleiche Stärke wie Sesshoumaru selbst und hatte auch ein paar heimtückische Tricks auf Lager. Sesshoumaru hatte den Eindruck, als wären seine bisherigen Auseinandersetzungen mit Narakus Abkömmling lange nicht ein Einblick in dessen wahre Stärke gewesen. Bisher war alles mehr eine Art Spiel gewesen, wenn man es so nennen konnte. Doch diesmal würde es ernst werden. Vielleicht war es etwas unüberlegt gewesen, Tenseiga an Inuki zu übergeben, zumal dieses Schwert auch Sesshoumarus Leben beschützte, doch bereuen tat Sesshoumaru seine Entscheidung dennoch nicht. Vielleicht wollte er doch nicht ohne jegliche Anmerkung einfach so verschwinden, doch einmischen sollte sich dennoch keiner in diesen bevorstehenden Kampf. Er würde diese Sache allein über die Bühne bringen.

Schließlich schien Sesshoumaru sein Ziel schon fast erreicht zu haben. Er konnte die Schlucht in einiger Entfernung bereits sehen und auf der gegenüberliegenden Seite stand auch sein Gegner, der ihn schon erwartet hatte.

"Du bist also wirklich hergekommen. Aber was anderes hätte ich auch nicht von dir erwartet", sagte Kuromaru und sprang mit einem Satz auf die andere Seite der Schlucht, als Sesshoumaru dort angekommen war. Doch ließ Narakus Abkömmling daraufhin einen kurzen Moment etwas skeptisch seinen Blick schweifen. "Du bist allein hier? Hast du dich denn noch von deinen Freunden verabschiedet? Ich meine, die Wahrscheinlichkeit, dass dir etwas zustößt, ist schließlich nicht ausgeschlossen, mein Freund."

"Bist du fertig?", fragte Sesshoumaru kühl, nachdem ihm sein Gegenüber dieses herablassende Lächeln zugesandt hatte.

Kuromaru zuckte unbeteiligt mit den Schultern. "Da hat es jemand mit dem Sterben aber sehr eilig. Aber gut! Klären wir das ein für alle mal!" Während er sprach zog er in aller Ruhe sein Schwert. Die schwarze Klinge blitzte im Licht des zunehmendes Mondes kurz auf. "Und eines verspreche ich dir, Sesshoumaru: Ich werde mich nicht zurückhalten."

Unbeeindruckt dessen zog auch Sesshoumaru sein Schwert. Mit etwa fünf Metern Abstand zueinander standen sich die beiden Kontrahenten nun gegenüber.

"Dann soll es hier und heute enden", sagte Sesshoumaru kühl. "Ob nun mit einem von uns, oder auch mit uns beiden."
 

Kurz darauf hörte man in der Dunkelheit der Nacht das laute Aufeinanderprallen von zwei Schwertklingen widerhallen.

Der finale Kampf

"Er wird mich dafür hassen, ich weiß es…", sagte Kimie immer wieder zu sich selbst, während sie zusammen mit Inuki, Inu Yasha, Kagome, Ashitaka und Jaken auf dem Weg war, um nach Sesshoumaru zu suchen. Die anderen waren indessen am Lagerplatz geblieben. Bis zum letzten Augenblick hatte Kimie mit sich gerungen, ob sie Sesshoumaru folgen sollte oder nicht, und hatte sich letztendlich für das erste entschieden. Damit tat sie allerdings bewusst das Gegenteil von dem, was er eigentlich von ihr gewollt hatte. Sie konnte sich schon denken, wie er darauf reagieren würde.

"Du hättest aber auch ruhig früher was sagen können!", meinte Inu Yasha patzig an Kagomes Cousine gerichtet, die ebenso patzig erwiderte: "So? Hätte ich das? Und was hätte das bitte gebracht?"

"Die Erkenntnis, dass Sesshoumaru tatsächlich mal wieder den einsamen Rächer spielen muss!"

"Hört auf, ihr beiden!", mischte sich Kagome, die hinter Kimie auf Inuki saß, ein. "Dafür ist jetzt keine Zeit. Wir müssen Sesshoumaru ganz schnell finden!"

Der Meinung war auch Kimie, weshalb sie Inuki nun zur Eile drang: "Schneller, Inuki! Tempo!"

Der Hund beschleunigte abrupt und ließ einen Moment lang sogar Inu Yasha und Ashitaka hinter sich, die aber schnell wieder aufholten. Ein anderer war auf dieses plötzlich erhöhte Tempo jedoch überhaupt nicht vorbereitet gewesen, und das war Jaken, der hinter Kagome und Kimie auf Inukis Rücken saß, doch nunmehr nach hinten gekullert war und sich jetzt am buschigen Schwanz des Hundes festhalten musste, um nicht zu fallen.

"Wartet! Nicht so schnell! Ich kann mich nicht mehr festhalten!", jammerte Jaken, der sich momentan wohl vorkommen musste, wie auf einem Rodeoritt. Kagome fasste sich daraufhin ein Herz, packte Jaken an dessen Kimono und zog ihn wieder auf Inukis Rücken zurück. Auch hielt sie ihn weiterhin fest, während er sich von seinem kleinen Schock erholte.

"Das ist doch alles echt total beknackt!", fluchte indessen Inu Yasha. "Dieser ganze Aufstand nur wegen diesem Idioten von Halbbruder!" Eigentlich beteiligte sich der Hanyou nicht unbedingt freiwillig an dieser Aktion, doch nachdem Kimie sich dazu entschieden hatte, Sesshoumaru zu suchen, hatte Kagome angekündigt, dass sie mitkommen wollte und da lag es nahe, dass auch Inu Yasha sie begleiten würde.

"Vermutest du aber das gleiche wie ich?", fragte Ashitaka, der schon eine geraume Zeit eine Ahnung hinsichtlich Sesshoumarus Vorhaben gehabt hatte, den Jüngeren.

Dieser zögerte jedoch zunächst mit der Antwort. "Vielleicht. Aber wir werden ja schon bald sehen, was hier wieder vor sich geht."

Plötzlich kam die kleine Gruppe einen Moment lang zum Stehen. Inuki hatte zuvor angehalten und prüfend die Nase in den Wind gehoben. Während er das tat, sah sich Kimie nervös um.

"Verdammt!", fluchte sie leise. "Vielleicht hätte ich ihn doch nicht so einfach gehen lassen sollen. Ich hätte versuchen müssen, herauszufinden was er vorhat."

Beruhigend legte Kagome ihrer Cousine eine Hand auf die Schulter. "Wir finden ihn bestimmt. Bleib ganz ruhig."

Kimie mühte sich ein leichtes Nicken ab, als Inuki mit einem Mal weiterlief. Anscheinend hatte er eine Ahnung davon, wohin Sesshoumaru weitergegangen war. Kimies Blick fiel nun auf Tenseiga, welches sie zusammen mit Raidon an ihrem Gürtel trug. Warum nur hatte Sesshoumaru sein Schwert aus der Hand gegeben? Das war die Frage, die dem Mädchen immer wieder durch den Kopf ging.
 

Schon mehrere Male hatten Sesshoumaru und Kuromaru die Klingen ihrer Schwerter gekreuzt. Doch immer, wenn sich die beiden Kontrahenten gefährlich nahe kamen, schlug Kuromaru mit seiner freien Klaue nach Sesshoumaru, der diesen Attacken bisher aber immer noch rechtzeitig ausgewichen war. So auch diesmal, als Kuromaru erneut versuchte, seinen Gegner mit einem solchen Angriff einen Schlag zu verpassen. Sesshoumaru war mit einem gekonnten Sprung ausgewichen und stand jetzt einige Meter entfernt von seinem Gegner, der ein überlegenes und heimtückisches Lächeln aufsetzte. "Einen gewissen Vorteil scheine ich dir gegenüber zu haben, Sesshoumaru. Denn im Gegensatz zu deinem ist mein Körper noch vollständig. Jetzt wollen wir doch mal sehen, ob ein dreibeiniger Hund dazu in der Lage ist, gegen mich zu gewinnen!"

Sesshoumaru warf seinem Gegner einen finsteren Blick zu. "Du scheinst ja sehr erfolgreich zu verdrängen, dass auch du einen kleinen Schönheitsfehler hast", meinte er herablassend.

Kuromaru war natürlich sofort klar, dass Sesshoumaru auf sein erblindetes linkes Auge angesprochen hatte. "Diesen Makel habe ich aber immer noch dir zu verdanken", erwiderte Narakus Abkömmling kalt. "Und so langsam ist es an der Zeit, dass ich mich bei dir dafür erkenntlich zeige, meinst du nicht auch?"

"Du kannst es gerne versuchen", forderte Sesshoumaru ihn auf. "Vorausgesetzt natürlich, du traust dich und überlegst es dir nicht im letzten Moment noch mal anders."

"Deine Sprüche kannst du dir sparen! Diesmal beenden wir die Sache."

"Dann hör auf zu reden und kämpfe!" Sesshoumaru griff Kuromaru mit emporgehobenen Schwert an und wieder prallten die Klingen aufeinander. Durch die Energiestöße, die von den Schwertern der beiden Kontrahenten gleichzeitig ausgesendet wurden, wurden beide durch den entstandenen Druck nach hinten geworfen und standen sich nunmehr in einem etwas größeren Abstand gegenüber.

"Bisher schlägst du dich gar nicht mal so schlecht", meinte Kuromaru. "Mach nur weiter so! Dann macht das ganze auch mehr Spaß."

Sesshoumaru schwieg jedoch zu dieser Äußerung. Er legte bestimmt keinen Wert darauf, noch eine weitere größere Konversation mit Kuromaru einzugehen. Das schien auch dieser schnell zu bemerken und so machten sich beide für den nächsten Angriff bereit. Doch wurden sie urplötzlich in ihren Kampfhandlungen unterbrochen.

"Sesshoumaru!"

Als er seinen Namen hörte, schaute Sesshoumaru sogleich auf und wie er es erwartet hatte, hatte Kimie nach ihm gerufen. Soeben traf sie auch zusammen mit Inuki, Kagome, Inu Yasha, Ashitaka und Jaken am Ort des Geschehens ein. Jaken war der erste, der sogleich die Initiative ergriff, von Inukis Rücken sprang und sich in das Geschehen einmischte.

"Wie kannst du es wagen, meinen Herrn zu attackieren?!", beschimpfte er Kuromaru und erhob drohend seinen Kopfstab. "Spüre die Macht meines Kopfstabes, du verdammter Kerl!"

Das Gesicht des alten Mannes auf seinem Kopfstab direkt auf Kuromaru gerichtet, sendete Jaken sogleich einen Feuerstrahl in die Richtung von Narakus Abkömmling. Doch Kuromaru wirkte nicht gerade beeindruckt. Er erhob nur sein Schwert und zerteilte damit, den näher kommenden Feuerstrahl direkt in der Mitte. Er selbst blieb vollkommen unversehrt.

"Was für ein erbärmlicher Versuch eines Angriffs! Willst du mich etwa beleidigen?", fragte Kuromaru kalt.

"Äh..." Jaken trat verunsichert einen Schritt zurück. Jetzt schickte Kuromaru seinerseits mit seinem Schwert einen Energiestoß in Jakens Richtung. Dieser war zwar relativ harmlos gewesen, doch flog der Krötendämon nach diesem Angriff dennoch ein paar Meter durch die Luft und landete in einiger Entfernung kopfüber in einem dichten Busch. Wild mit den Beinen strampelnd versuchte er, sich wieder zu befreien, doch gelingen wollte ihm das nicht, bis Inuki sich dazu erbarmte, Jaken wieder aus seiner misslichen Lage herauszuhelfen.

"Ich verschwende meine Zeit und Energie nicht mit so kleinem Ungeziefer wie euch", sagte Kuromaru an die Neuankömmlinge gerichtet. "Ihr dürft gerne dabei zusehen wie ich Sesshoumaru erledige, aber eine Einmischung eurerseits begrüße ich nicht unbedingt. Wenn ihr jedoch danach verlangt, nehme ich mich eurer an, nachdem ich Sesshoumaru beseitigt habe."

Da war er schon wieder! Dieser herablassende Blick und allein schon dieser Tonfall! Kimie war kurz davor zu platzen. Wutentbrannt sprang sie nun ebenfalls von Inukis Rücken, zog ihr Schwert und deutete mit diesem auf Narakus Abkömmling.

"Ich hab es satt! Genug der Höflichkeiten! Scher dich gefälligst zum Teufel, du arroganter Mistkerl!" Kimie schickte sogleich ein Raigeki in Kuromarus Richtung, doch dieser konterte ihre Attacke mit einem weiteren Energiestoß aus seinem Schwert, der auf das Mädchen zurückkam und es auch noch gleich mit umhaute, als er auf es traf. Doch wurde Kimie noch rechtzeitig von Ashitaka aufgefangen, bevor sie sich eventuell irgendwie verletzen konnte.

"Kimie-chan! Ist alles in Ordnung?", fragte Ashitaka. Kimie bejahte die Frage zwar, war jetzt aber noch wütender als vorher. Und Kuromarus folgende Bemerkung besserte ihre Stimmung nicht unbedingt: "Du magst zwar Kaori besiegt haben, aber das bedeutet noch gar nichts. Du bist und bleibst eben doch nur ein gewöhnlicher Mensch."

"Du verdammter...! Ich könnte dich...!" Kimie fand keine Worte, die ihren Frust hätten klar zum Ausdruck bringen können. Sie musste sich schon sehr beherrschen, um nicht völlig kopflos einen neuen Angriff zu starten.

Kuromaru wandte sich seinerseits wieder Sesshoumaru zu: "Jetzt hast du doch noch die Chance, um deinen Freunden gegebenenfalls noch ein paar letzte Worte zuzusenden, wenn du dies zuvor verpasst haben solltest."

"Das wird nicht nötig sein", entgegnete Sesshoumaru. "Denn nicht ich werde es sein, der in diesem Kampf unterliegen wird."

"Wir werden es sehen", meinte Kuromaru mit einem kalten Lächeln, ehe er wieder zum Angriff überging. Doch diesmal parierte Sesshoumaru nicht etwa, sondern wich dem drohenden Schlag mit einem gekonnten Sprung aus, nur um kurz darauf hinter seinem Gegner wieder auf dem Boden zu landen. In dem Moment, als sich Kuromaru zu ihm umdrehte, schlug Sesshoumaru mit Toukijin zu... und erwischte seinen Gegner mit der Klingenspitze des Schwertes im Gesicht. Auf seiner rechten Wange spürte Kuromaru sein eigenes Blut sein Gesicht hinunterlaufen. Mit einem hasserfüllten Blick auf Sesshoumaru sagte er: "Das wirst du noch bereuen. Das hast du nicht umsonst gemacht!"

Doch Sesshoumaru wirkte ziemlich unbeeindruckt. Es bedurfte schon immer mehr als bloßer Worte, um ihn einzuschüchtern, wenn dies überhaupt möglich gewesen war.

"Hm! Also, Hilfe scheint er ja nicht unbedingt zu brauchen", meinte Inu Yasha, der zusammen mit den anderen den Kampf aus einiger Entfernung beobachtete, trocken. "Wozu sind wir dann überhaupt hergekommen?"

Allerdings erhielt der Hanyou auf diese Frage keine Antwort, da alle im Moment zu sehr damit beschäftigt waren, das Geschehen weiter zu beobachten. Und hinsichtlich dessen schien sich nun eine Wende anzubahnen, denn plötzlich und ohne ersichtlichen Grund steckte Kuromaru sein Schwert nun wieder ein. Lediglich Sesshoumaru schien zu ahnen, was sein Gegner nun im Schilde führte.

"Soll das jetzt vielleicht eine Art Kapitulation sein?", fragte sich Kimie, wenngleich sie nicht wirklich daran glaubte. Und das wurde ihr und den anderen sehr schnell deutlich gemacht. Denn plötzlich kam ein Wirbelwind auf und sammelte sich in der näheren Umgebung von Kuromaru.

"Ich finde, wir haben genug gespielt!", sagte er kalt. "Jetzt wollen wir doch mal sehen, ob du wirklich so stark bist, wie du dich immer gibst, Sesshoumaru!" Kaum hatte er dass gesagt, verfärbten sich Kuromarus Augen glühend rot, der Wind wurde stärker und wurde allmählich zu einer Art Tornado, der immer größer zu werden schien und in welchem Kuromaru schließlich verschwand. Ebenso schnell wie er aufgezogen war, löste sich der Tornado wieder auf und dort, wo er sich kurz zuvor gebildet hatte, stand jetzt ein riesiger Hund mit blutroten Augen und schwarzem Fell, das einen dunkelblauen Stich besaß wie auch Kuromarus Haar. Wie schon einmal stand Kuromaru nun ein weiteres Mal als Dämonenhund vor den anderen und ließ ein bedrohliches Knurren verlauten.

"Wie kann das sein?! Er kann sich verwandeln?!", rief Ashitaka ungläubig aus. Im Gegensatz zu den anderen sah er Kuromaru schließlich zum ersten Mal in der Gestalt des schwarzen Dämonenhundes.

"Na, ganz toll! Das hat uns wirklich gerade noch gefehlt! Was machen wir jetzt?", fragte Kimie die anderen angesichts des riesigen Ungetüms. Doch bevor ihr eventuell jemand hätte antworten könne, hörte sie Sesshoumaru stattdessen sagen: "Ihr werdet überhaupt nichts tun!"

Sofort hatte sich Kimie zu ihm umgedreht und nun trafen sich die Blicke der beiden für einen Moment.

Sesshoumaru sprach weiter: "Ich habe es euch schon mehrmals gesagt: Wenn hier jemand gegen Kuromaru kämpfen und ihn besiegen wird, dann bin ich das! Also mischt euch da nicht weiter ein und verschwindet wieder von ihr!"

Kimies Blick wirkte verunsichert und in der Tat war sie unschlüssig darin, was sie jetzt tun sollte. Sollten sie und die anderen jetzt wirklich einfach so wieder gehen? Das konnte sie doch nicht und vor allem nicht jetzt!

"Vorsicht! Weg da!", rief Ashitaka plötzlich aus und riss Kimie wieder aus ihren Gedanken. Kuromaru hatte sich urplötzlich der Gruppe zugewandt und die rechte Klaue gehoben, um sie alle auf einen Schlag zu erledigen. Doch noch rechtzeitig wichen alle dem Angriff aus, der auch gar nicht wirklich zu einem Ende kam, denn Sesshoumaru hatte sich zuvor ebenfalls eingemischt. Er schlug mit Toukijin zu, aus dessen Klinge ein Energiestrahl entwich, der genau auf Kuromaru zusteuerte. Dadurch war dieser gezwungen, seinen Angriff auf die Gruppe abzubrechen und auszuweichen. Er ließ es sich aber dennoch nicht nehmen, jetzt stattdessen einmal nach Sesshoumaru zu schlagen und tatsächlich erwischte er ihn auch mit seiner Klaue. Erschrocken hatte Kimie das Geschehen mitverfolgt. "Sesshoumaru!"

Sesshoumaru konnte jedoch eine unsanfte Landung vermeiden. Er drehte sich einmal in der Luft, so dass er mit den Füßen zuerst wieder auf dem Boden aufkam, doch dieser Schlag seines Gegners war doch ziemlich heftig gewesen, weshalb er kurz in die Knie ging.

"Sesshoumaru-sama! Ist alles in Ordnung mit Euch?", rief Jaken seinem Herrn aufgeregt zu. Genau in diesem Moment näherte sich Kuromaru seinem Gegner und beäugte ihn ganz genau. Sesshoumaru schaute auf. Kuromaru hatte irgendetwas vor, da war er sich sicher. Denn obwohl er jetzt die Gelegenheit gehabt hätte, griff der schwarze Dämonenhund nicht an. Er schien vielmehr auf irgendetwas zu warten. Und diese Vermutung schien sich zu bestätigen, als um die beiden Kontrahenten nun eine Art Nebel aus dem Boden emporzusteigen schien. Dieser wurde immer dichter und schien die beiden förmlich zu umschließen, denn in der unmittelbaren Umgebung von Inu Yasha, Kimie und den anderen gab es hingegen keinerlei solche Aktivitäten.

"Das ist doch nicht etwa wieder so ein billiger Trick?!", fragte sich Kimie mit einem Blick auf Kuromaru, aber wundern würde es sie nicht wirklich.

Plötzlich schien dieser Nebel schnell immer dichter zu werden und schließlich waren Sesshoumaru und Kuromaru gänzlich in diesem verschwunden. Der Nebel hatte sich inzwischen wie in eine undurchsichtige Barriere um sie gelegt und wie eine gewaltige Kuppel erhob diese sich nun über einen Großteil des Geländes und ihr Inneres wirkte auch jetzt noch, wie mit Nebel gefüllt.

"Was ist das jetzt wieder? Ist das ein Bannkreis?", fragte Kagome verunsichert.

"Sieht jedenfalls danach aus", antwortete Ashitaka nach kurzem Zögern. "Aber irgendetwas ist anders. Das scheint keiner dieser Bannkreise zu sein, die man lediglich zu Abwehr von Eindringlingen von Außen spannt."

"Und was steckt sonst noch dahinter?", fragte Inu Yasha nun, jedoch wirkte Ashitaka unschlüssig.

"Ich weiß es nicht. Ehrlich gesagt, sehe ich einen solchen Bannkreis zum ersten Mal."

Kagome überlegte einen Moment lang, und wandte sich dann an Inu Yasha: "Inu Yasha! Versuch doch, diesen Bannkreis mit der Windwunde zu zerstören!"

Der Hanyou ließ sich den Vorschlag kurz durch den Kopf gehen und stimmte dann zu. Er zog Tessaiga aus der Schwertscheide und konzentrierte sich auf den Bannkreis direkt vor sich. Tessaigas Klinge begann rot aufzuglühen. Kurz darauf erhob Inu Yasha sein Schwert und ließ es sogleich mit aller Kraft wieder niedersausen. Die Windwunde bahnte sich ihren Weg zum Bannkreis, auf welchen sie auch frontal auftraf. Doch als die Kraft des Angriffs wieder abschwächte, hatte er keinerlei Spuren hinterlassen. Der Bannkreis stand nach wie vor auf der selben Stelle.

"Es hat nicht geklappt!?", rief Kagome ungläubig aus. Bisher hatte Tessaigas neue Kraft so ziemlich jeden Bannkreis geknackt, doch hier biss das Schwert scheinbar in einem gewissen Sinne auf Granit.

Auch Inu Yasha wirkte im ersten Moment ziemlich perplex. "Ist denn das die Möglichkeit?! Dieser dämliche Bannkreis hat nicht mal einen Kratzer abbekommen!"

"Verdammter Mist! Und was machen wir jetzt?", fragte Kimie sichtlich nervös, doch waren sie und die anderen wohl zum Warten verurteilt.

Das sah auch Ashitaka ein. "Wir können nichts tun. Die beiden werden ihren Kampf da drinnen fortsetzen. Wir können nur abwarten."

Kimies Blick schweifte von der Gruppe zu dem Bannkreis zurück. "Sesshoumaru..."
 

Im Inneren des Bannkreises stand Sesshoumaru nach wie vor dem verwandelten Kuromaru gegenüber, doch schien der Kampf im Moment zu ruhen. Aufmerksam ließ Sesshoumaru seinen Blick schweifen. Um ihn und seinem Gegner herum gab es nichts Gegenständliches, nur diese Nebelschleier hingen in der Luft.

"Du hast uns also in eine andere Dimension gebracht, in welche uns niemand folgen kann.", sagte Sesshoumaru nach einem Moment. Er ahnte, das dies für ihn eventuell schwierig werden könnte und diese Ahnung schien sich auch sogleich zu bestätigen, als er das Gefühl bekam, dass mit diesem eigenartigen Nebel etwas nicht stimmte. Und schnell war es ihm klar: Dieser Nebel war kein gewöhnlicher Nebel gewesen. Das war eine Art Gift und dessen Einsatz hatte nur das Ziel, Sesshoumaru zu schwächen und Kuromaru dadurch eine Vorteil im Kampf zu verschaffen.

"Eine ziemlich billige Art, um zu gewinnen", meinte Sesshoumaru herablassend. "Ich habe es doch immer gewusst: Du bist wirklich nichts anderes, als eine billige Kopie! Denn wäre es anders, hättest du genug Mut, dich mir im offenen Kampf entgegenzustellen und müsstest nicht in eine solch billige Trickkiste greifen."

Eine Knurren kam von Kuromaru zurück, doch schien er gleichzeitig regelrecht auf Sesshoumaru herabzusehen. Er machte auch keine Anstalten, eventuell anzugreifen. Sondern es wirkte, als wollte er lieber abwarten, bis Sesshoumaru nicht mehr dazu in der Lage gewesen war, noch zu kämpfen. Doch so weit wollte es Sesshoumaru nicht kommen lassen. Wenn Kuromaru nicht angreifen würde, würde eben Sesshoumaru angreifen und noch war er noch lange nicht am Ende seiner Kräfte angelangt. So festigte er seinen Griff um Toukijin und sprang auf seinen Gegner zu.
 

"Verdammt! Was passiert denn nur da drinnen?"

Eine unerträgliche Stille lag über dem Ort. Unruhig ging Kimie schon eine ganze Weile vor dem Bannkreis auf und ab. Von außen konnte man nicht erahnen, was in dessen Innerem eigentlich vorging. Es war weder etwas zu hören, noch zu sehen gewesen. Auch Jaken war alles andere als ruhig. Eigentlich war er hergekommen, um seinem Herrn zu helfen, doch jetzt konnte auch er nur dastehen und abwarten.

Kimie blieb schließlich stehen, den Blick ununterbrochen auf diesen Bannkreis gerichtet. Diese Ungewissheit darüber, was in dessen Inneren vorging, machte sie fast wahnsinnig.

>Sesshoumaru, bitte komm schnell wieder zurück! Bitte besiege ihn und komm wieder zurück!<

Krampfhaft hielt Kimie Tenseiga umklammert, doch plötzlich hatte sie hinsichtlich dessen ein ganz eigenartiges Gefühl. Kimie schaute auf das Schwert. Ihr war, als pulsierte es mit einem Mal in ihren Händen und als hörte sie zusätzlich dazu im Hintergrund so ein merkwürdiges Geräusch, das klang wie das Schlagen eines Herzens.

>Was ist los? Was hat das zu bedeuten?<
 

Wie ein Tiger auf der Lauer umkreiste Kuromaru seinen Gegner, den er allmählich genau dorthin zu bekommen schien, wo er ihn haben wollte. Dieser Nebel hatte mittlerweile dafür gesorgt, dass Sesshoumarus Angriffe nicht mehr so stark und schnell von diesem ausgeführt wurden, wie es gewöhnlich der Fall wäre. Und je mehr Zeit verstrich umso mehr verstärkte sich dieser Zustand. Wirksame Angriffe gegen Kuromaru schienen inzwischen auch ein wenig zu einem Glücksspiel geworden zu sein, denn er verbarg sich immer wieder gekonnt hinter den undurchsichtigen Nebelschleiern und tauchte nur ab und zu für kurze Momente auf. So wollte er Zeit schinden, um irgendwann ohne viel Mühe und Aufwand seinen letzten Angriff vollziehen zu können.

"Verdammter Feigling!", knurrte Sesshoumaru, mittlerweile auf dem Boden kniend. "Aber das passt mal wieder zu dir. Zeig dich gefälligst!"

Sesshoumaru konnte seinen Gegner nicht mal mehr anhand des Geruchs wahrnehmen. Auch hier spielte wohl dieser Nebel eine entscheidende Rolle. Ab und zu sah er ihn zwar zwischen den Nebelschleiern um sich herumschleichen, aber das waren nur Sekundenbruchteile. Für gewöhnlich wäre das wohl genügend Zeit für Sesshoumaru gewesen, um wirksam anzugreifen, doch diesmal...

Ans Aufgeben dachte Sesshoumaru aber keinesfalls. Niemals würde er sich von einem Gegner unterkriegen lassen, der im Grunde nichts anderes war, als eine billige Kopie von ihm selbst und noch dazu einer von Narakus Abkömmlingen! Naraku wäre bestimmt der Letzte gewesen, gegen den Sesshoumaru unterliegen würde. Er würde diesem Hanyou keinesfalls den Sieg gönnen!

Mitten in diese Gedankengänge hinein, war Sesshoumaru plötzlich so, als hörte er etwas. Es klang, als würde in der Nähe etwas pulsieren.

"Tenseiga..."

Obwohl er es nicht bei sich trug, konnte Sesshoumaru die Gegenwart Tenseigas ganz deutlich spüren. Und das war nicht das einzige gewesen. Ihm war, als hörte er auch gleichzeitig eine Stimme in seinem Kopf. Und diese Stimme kannte er genau...
 

Noch immer war Kimies Blick auf Tenseiga gerichtet, während sie weiterhin unmittelbar vor dem Bannkreis stand. Doch war sie plötzlich eigenartig ruhig. Es klang vielleicht seltsam, aber ihr war, als befände sich Sesshoumaru in ihrer unmittelbaren Nähe. Verband eventuell das Schwert die beiden auf eine gewisse Art und Weise?

Sesshoumaru...

Hm! Habe ich mir doch gedacht, das du dahinter steckst.

Kimie war sofort erschrocken hochgefahren. Verunsichert blickte sie sich um, konnte jedoch nichts entdecken. Was war das? Habe ich... mir das nur eingebildet?

Wohl nicht, denn auch ich höre dich laut und deutlich.

Zuerst war sie sich unsicher gewesen, doch jetzt war Kimie überzeugt: Das war ohne Zweifel Sesshoumarus Stimme gewesen, die sie da eben in ihrem Kopf gehört hatte. Zwar war sie noch etwas irritiert darüber, dass sie dem Anschein nach mit ihm sprechen konnte, nutzte nun aber diese Gelegenheit. Sesshoumaru, ich kann dich hören! Was passiert da drinnen? Wir können dich und Kuromaru nicht sehen. Geht es dir gut?

Zwar konnte sie ihn nicht sehen, aber hören konnte sie ihn ganz genau. Es war wirklich so, als wäre er direkt neben ihr. Doch anstatt ihr eventuell auf diese Frage zu antworten, stellte Sesshoumaru Kimie nach einem Moment eine Gegenfrage: Warum bist du hier hergekommen? Ich habe dir doch gesagt, dass du dich nicht einmischen sollst. Du hättest mir nicht folgen dürfen. Die Sache mit Kuromaru geht allein mich etwas an.

Kimie entwich ein entnervtes Seufzen. Entschuldige bitte! Aber was soll ich bitte davon halten, wenn du mitten in einer Nacht- und Nebelaktion einfach so sang- und klanglos verschwindest, um dich mit jemanden zu prügeln? Verdammt, ich habe mir Sorgen um dich gemacht! Das ist doch wohl nur natürlich oder etwa nicht?

Ich hatte meine Gründe, weshalb ich geschwiegen habe, konterte Sesshoumaru im üblichen Ton, woraufhin Kimie etwas eingeschnappt erwiderte: Du wolltest wohl nicht, dass dir jemand unnütz im Weg herumsteht, was? Doch schon kurz darauf bereute sie ihren Tonfall und senkte den Blick. Auch kam keine Gegenantwort von Sesshoumaru zurück, weshalb sie nach einem Moment leise wieder das Wort ergriff: Aber auch ich hatte meine Gründe... Ich hatte nämlich Angst um dich. Das war der Grund, weshalb ich dich letztendlich doch gesucht habe. Ich weiß ja, du wolltest das eigentlich nicht, aber... ich hatte Angst, dir könnte etwas zustoßen.

Es trat ein Moment der Stille ein, dann hörte sie Sesshoumaru, trotz der momentanen Lage, scheinbar etwas belustigt sagen: Ihr Menschen seid wirklich seltsame Geschöpfe. Anscheinend macht ihr euch um jede Kleinigkeit Sorgen und verschwendet eure Zeit damit, euch unnötige Gedanken um alles mögliche zu machen.

Unnötige Gedanken?, wiederholte Kimie ungläubig. Ach! Das ist ja wirklich interessant! Und worüber machen sich bitte Dämonen so ihre Sorgen und Gedanken? Vielleicht darüber, was sie beim nächsten Mittagessen auf den Teller kriegen?

Es war Kimie ein Rätsel, wie Sesshoumaru noch immer so ruhig und selbstsicher wirken konnte, zumal seine Situation ja wirklich nicht gerade rosig zu sein schien. Doch blieb er diesem Eindruck von sich treu, was auch seine nächste Äußerung weiter untermauerte: Du Dummkopf!

Wie ausgesprochen reizend! Womit habe ich das jetzt wieder verdient?, fragte Kimie beleidigt. Irgendwie hatte sie das Gefühl, Sesshoumaru und sie waren soeben dabei hinsichtlich ihres Umgangs miteinander mehrere Schritte zurückzugehen, als er jedoch erneut das Wort an sie richtete: >Ich habe dir doch gesagt, du sollst mir vertrauen. Oder hast du das schon wieder vergessen?

Sofort hatte Kimie aufgehorcht. Daran konnte sie sich noch ganz genau erinnern und bestimmt würde sie es nie vergessen. Das könnte sie auch gar nicht.

Nein, das habe ich nicht, antwortete sie daher leise auf Sesshoumarus Frage, woraufhin er sich erneut an sie wandte: Dann vergiss es auch jetzt nicht.

Dieser letzte Satz schien alles wieder zu kippen. Kimie wusste jetzt mit Bestimmtheit, dass Sesshoumaru es schaffen würde, davon war sie überzeugt. Obwohl sie eigentlich nie an ihm gezweifelt hatte, eine gewisse Angst war geblieben, doch auch diese schien nun zu weichen. Ist gut!
 

Nachdem sein gedanklicher Kontakt zu Kimie nun wieder beendet war, richtete Sesshoumaru erneut das Wort an seinen Gegner, dessen Anwesenheit er deutlich spürte: "Kuromaru! Ich hoffe für dich, dass du keine unerledigten Dinge zurückgelassen hast. Denn wenn ich erst mit dir fertig bin, wirst du keine Gelegenheit mehr haben, sie noch zu beenden!"

Damit sammelte Sesshoumaru seine Kräfte, drehte sich um und sprang direkt auf seinen Gegner zu. Kuromaru trat völlig perplex einen Schritt zurück. Dieser Angriff kam für ihn so unvorhergesehen, dass er nicht mehr entsprechend reagieren konnte, zumal er sich eigentlich wie schon zuvor zwischen den Nebelschleiern im Verborgenen gehalten hatte. Er hätte nie damit gerechnet, dass Sesshoumaru jetzt wirklich noch dazu in der Lage gewesen war, ihn anzugreifen. Sesshoumaru schwang nun seinerseits sein Schwert Toukijin und schlug es mit einem mächtigen Hieb gegen die Brust seines Gegners. Der schwarze Dämonenhund wurde nach hinten geworfen. Als er gerade wieder aufstehen wollte, griff Sesshoumaru erneut an, wieder mit emporgehobenem Schwert. Und diesmal hatte er etwas ganz bestimmtes im Sinn. Als er zuschlug, blitzte die Klinge von Toukijin hell auf, dass man kurzzeitig nichts mehr sehen konnte.
 

Noch immer herrschte diese angespannte Ruhe, doch mit einem Mal hörte man ein leichtes Knacken, als würde eine Eierschale aufplatzen. Mit einem Blick auf die Außenwand des Bannkreises sahen alle, wie dieser nun kleinere Risse an mehreren Stellen bekam. Diese Risse wurden immer größer und vereinzelt brachen schon größere Stückchen heraus. Kimie trat von dem Bannkreis zurück, der kurz darauf plötzlich mit einem lauten Knall in tausende Stücke zersprang. Sofort rissen alle ihre Arme nach oben, um sich vor den Bruchstücken zu schützen. Inu Yasha schirmte Kagome ab, Jaken duckte sich eiligst und hielt den Kopf auf den Boden, während Kimie von Ashitaka schnell von dem Bannkreis weggezogen wurde. Eine menge Rauch stieg aus dem zerstörten Bannkreis empor und verhinderte einen Augenblick lang jegliche Sicht. Erst als der Rauch sich so langsam wieder auflöste, richteten alle ihre Blicke wieder nach vorne. Sie entdeckten Kuromaru auf dem Boden liegend. Offenbar hatte er eben einen heftigen Gegenschlag kassiert. Ihm gegenüber stand Sesshoumaru. Er schien darauf zu warten, dass sich sein Gegner wieder erheben würde, was dieser nach einem Moment auch tat, doch schwankte er beim Aufstehen zunächst und der Grund dafür war deutlich zu sehen gewesen. Denn der große schwarze Dämonenhund stand nunmehr nur noch auf drei Beinen vor Sesshoumaru, auf welchem nun sämtliche Blicke ruhten. Wie zur Demonstration hob der Youkai nun seinen linken Arm, dass seine Hand auf Augenhöhe war, und ließ die Finger einmal knacken, während er mit einem kalten Lächeln zu Kuromaru sprach: "Es ist vorbei, Kuromaru! Mach dein Testament!"

Sesshoumaru hatte sich seinen fehlenden Arm wieder von Kuromaru zurückgeholt. Das zur Kenntnis nehmend, zog Inu Yasha nachdem die erste Überraschung wieder gewichen war müde eine Augenbraue hoch. "Hervorragend... Von jetzt an wird er noch unausstehlicher sein..."

Ganz anders als Inu Yasha war Kimie hingegen hellauf begeistert gewesen. "Super! Ich wusste doch, dass er es schafft! Großartig, Sesshoumaru!"

Sesshoumaru bedachte seinerseits Kuromaru mit prüfenden Blicken.

"Du hast mich vorhin einen dreibeinigen Hund genannt", wiederholte er die zuvor geäußerte Aussage seines Kontrahenten. "Du solltest dich jetzt mal selbst anschauen. Ich sollte dir vielleicht zeigen, wie man in dieser Gestalt richtig kämpft!"

Und kaum, dass Sesshoumaru das gesagt hatte, sammelte sich in seiner unmittelbaren Umgebung wie schon zuvor bei Kuromaru eine Art Wirbelwind. Kurz darauf verfärbten sich Sesshoumarus Augen glühend rot und er verschwand förmlich in diesem Tornado, der sich um ihn gebildet hatte. Mehrere Steine wurden aufgewirbelt, von denen einer Inu Yasha ungeplant am Kopf erwischte.

"Autsch! Hey, du Blödmann! Mach gefälligst nicht so einen Wind!", meckerte der Hanyou seinen Halbbruder an, doch ob dieser die Beschwerde überhaupt zur Kenntnis genommen hatte, war eher fraglich. Der Wind schwächte kurz darauf ehe abrupt ab und besonders Kimie blieb bei dem nun folgenden Anblick der Mund offen stehen. Dem schwarzen Dämonenhund stand nun ein gleicher mit weißem Fell gegenüber. Bei genauerem Hinsehen erkannte Kimie das Halbmondzeichen auf dessen Stirn.

"Ist das Sesshoumaru?!", fragte sie ungläubig, noch immer mit den Blick auf den weißen Dämonenhund haftend.

"Ja, er ist es. Er hat sich verwandelt. Dies ist seine wahre Gestalt", erklärte Ashitaka dem Mädchen.

Dieses starrte noch immer auf den großen weißen Dämonenhund. "Das ist ja... voll krass..."

"Ja, und mit dem bist du zusammen, wenn man es so nennen will", warf Inu Yasha noch trocken ein.

Jetzt war es Sesshoumaru, der seinen Gegner umkreiste, doch damit vergeudete er nicht lange seine Zeit. Kurz darauf erfolgte der erste Angriff und als Sesshoumaru Kuromaru zu Boden warf, bebte die Erde, so dass sich die anderen kaum auf den Beinen halten konnten. Kagome kniete sich schon freiwillig auf den Boden, um nicht eventuell noch unsanft zu fallen und Inu Yasha war sofort an ihre Seite gesprungen, um ihr gegebenenfalls zu helfen. Kimies Blick haftete unterdessen die ganze Zeit auf das Kampfgeschehen, in welchem Sesshoumaru nun ganz klar die Oberhand zu haben schien. Immer wieder startete er neue Angriffe und trieb Kuromaru weiter in die Enge, bis er schließlich zum bisher heftigsten Angriff überging. Mit seinen Fangzähnen packte Sesshoumaru seinen Gegner nun am Nacken, riss ihn herum, nur um ihn kurz darauf wieder loszulassen. Kuromaru wurde an den Rand der Schlucht geschleudert. Als er sich wieder aufrichten wollte, bekam das Gestein unter seinen gewaltigen Pfoten Risse. Sesshoumaru setzte nun seinerseits zum Sprung an. Der Kampf wurde gefährlich nahe am Rande Schlucht fortgesetzt. Keiner der beiden Kontrahenten würde nachgeben. Mit Zähnen und Krallen gingen sie weiter aufeinander los. Doch im Gegensatz zu Sesshoumaru schien Kuromaru nun doch spürbar müde zu werden. Seine Bewegungen wurden langsamer und seine Konterattacken wurden schwächer. Das war Sesshoumarus Chance! Jetzt packte er Kuromaru mit den Zähnen am Genick und drückte ihn mit aller Kraft auf den Boden. Die Erde bebte unter dem Kampf der beiden Kontrahenten. Jetzt konnte keiner der anderen noch aufrecht stehen. Schon von sich heraus hockten sie sich auf den Boden, nur Jaken wurde bei dem Beben gelegentlich noch etwas hochgeworfen, wie ein etwas abgenutzter Gummiball.

Plötzlich gab das Gestein jedoch nach und zwar nicht nur in unmittelbarer Nähe des Abgrunds der Schlucht. Ein ganzer Teil der Gesteinsfläche, auf welchem auch die anderen standen, gab nun unter gewaltigen Rissen im Boden nach und brach. Kagome stieß einen entsetzten Schrei aus, als sie zu fallen drohte. Doch wurde sie eiligst von Inu Yasha gepackt und in Sicherheit gebracht. Ashitaka manövrierte sich mit einem gekonnten Sprung aus der Gefahrenzone, ebenso wie Inuki. Jaken hüpfte dagegen immer noch ziemlich unbeholfen und unkontrolliert herum. Er ließ einen angstvollen Schrei verlauten, als er mitbekam, wie auch das Gestein unter ihm allmählich nachgab. Kimie, die in seiner Nähe und eigentlich schon aus der Gefahrenzone raus war, drehte sich daraufhin um und ergriff Jakens Kopfstab. Da der Krötendämon diesen mit aller Kraft festhielt, schleuderte sie ihn einfach zusammen mit Jaken im Schlepptau weit von sich und raus aus der Gefahrenzone. Aber dadurch verlor Kimie selbst den Halt und spürte, wie sie den Boden unter den Füßen verlor.

Der aufgewirbelte Staub machte es unmöglich, etwas zu erkennen. Man hörte nur dieses ohrenbetäubende Krachen, die Erde bebte und das ganze kam einem Weltuntergang gleich.

Kimie wusste zwar, dass sie fiel, aber eines war eigenartig gewesen. Nach einem Moment bekam sie von ihrem Fall überhaupt nichts mehr wirklich mit. Sie verspürte jedoch eigenartigerweise auch keinerlei Angst, obwohl sie sich im ersten Moment doch sehr erschrocken hatte. Aber warum war sie jetzt so ruhig? Und was war mit Sesshoumaru? Kämpfte er noch gegen Kuromaru?

Kimie schloss die Augen. Alles wirkte plötzlich so unwirklich. Wie ein Film zogen die vergangenen Ereignisse nun an ihrem inneren Auge vorbei. Obwohl ihre Augen nunmehr geschlossen waren, schien sie dennoch zu bemerken, wie es um sie herum plötzlich irgendwie hell zu werden schien, wie unter einem gleißenden Licht. Kurz darauf spürte sie, wie ihr Fall gestoppt wurde. Kimie war zunächst ratlos, öffnete nach kurzem Zögern aber vorsichtig wieder ihre Augen. Zunächst konnte sie außer diesem Licht, das sie nunmehr umgab, jedoch nichts besonderes erkennen. Was war das? Es war seltsam aber sie hatte wirklich das Gefühl, aufgefangen zu werden.

Dann wurde alles dunkel.
 

Der Staub begann sich schließlich zu legen und auch die Erde beruhigte sich allmählich wieder. Inu Yasha und die anderen erholten sich von dem Schreck und wagten sich nun wieder an den Rand der Schlucht.

"Wo sind Sesshoumaru und Kuromaru?", fragte Kagome vorsichtig.

"Ich vermute, die sind da runter", antwortete Inu Yasha und blickte die steile Gesteinswand hinunter.

Bei diesen Worten durchfuhr Jaken das blanke Entsetzen und sofort stürzte er an den Rand der Schlucht. "Nicht doch! Das kann doch nicht wahr sein!? Mein edler Herr! Wie schrecklich!"

Verunsicherte Blicke wurden unter Inu Yasha, Kagome und Ashitaka ausgetauscht, als Kagome auffiel, dass Kimie ja gar nicht mehr bei ihnen gewesen war. "Moment mal! Kimie... Kimie ist weg! Sie ist nicht hier!"

Inu Yasha und Ashitaka blickten sich suchend um, aber von Kimie war wirklich nichts zu sehen gewesen.

"Das ist doch unmöglich! Ich habe sie doch noch gesehen, als...", begann Inu Yasha, brach jedoch abrupt wieder ab. Er glaubte, sich zu erinnern, wie er gesehen hatte, dass Kimie Jaken noch aus der Gefahrenzone befördert hatte, doch ab da hatte der Hanyou nicht mehr hingesehen, weil er sich darum gekümmert hatte, Kagome in Sicherheit zu bringen. Doch jetzt kam er direkt auf Jaken, der noch immer die Schlucht hinabschaute, zu, packte ihn und zog ihn auf Augenhöhe zu sich hoch.

"Hey! Was soll denn das?! Lass mich wieder los!", beschwerte sich Jaken, doch Inu Yasha dachte nicht daran.

"Los, du Kröte! Erzähl uns sofort, was passiert ist!"

Doch erst als der Hanyou dem Krötendämon noch mal kurz erklärt hatte, was genau er eigentlich wissen wollte, erfuhren alle, was zuletzt passiert war. Nachdem er ihm alles erzählt hatte, wurde Jaken von Inu Yasha wieder auf den Boden fallen gelassen.

"So ein verdammter Mist!", fluchte der Hanyou. Kagome konnte das alles scheinbar noch gar nicht wirklich glauben, wohingegen Ashitaka unschlüssig darin wirkte, was er glauben sollte. Auch Jaken konnte seine Gedanken noch nicht so recht ordnen. Das konnte er Rin doch nicht erzählen, dass Sesshoumaru möglicherweise im Kampf sein Leben gelassen hatte!

"Nein! Sie leben noch!", sagte Kagome plötzlich überzeugt. "Kimie und Sesshoumaru sind sicher noch am Leben! Kommt mit! Wir müssen sie suchen!" Damit packte sie Inu Yasha und Ashitaka an jeweils einer Hand und zog sie hinter sich her, dicht gefolgt von Inuki. Jaken hatte Mühe, den Vieren auf den Fersen zu bleiben, während diese nach einem Weg suchten, um in die Schlucht runterzukommen.
 

Langsam kam Kimie wieder zu sich. Sie spürte, dass ihr Kopf an etwas weichem lehnte und öffnete langsam ihre Augen. Zunächst war alles irgendwie verschwommen, doch nach einem Moment konnte sie das Gesicht einer Person erkennen. Kimie stutzte jedoch etwas. >Eigentlich hatte ich mir Gott bisher immer irgendwie anders vorgestellt... Seit wann trägt er denn einen Kimono...?< Anscheinend war sie noch nicht wieder ganz da. "Aber jetzt bin ich wohl doch tot...", murmelte sie in sich hinein und schloss müde wieder ihre Augen, doch sofort hörte sie jemanden sagen: "Du wirkst aber noch recht lebendig."

"Hm?" Kimie öffnete wieder ihre Augen und blinzelte ein paar Mal. Es dauert zwar noch etwas, aber endlich sah sie wieder etwas klarer und konnte "Gott" schließlich auch als Sesshoumaru identifizieren, welcher mit dem Rücken an einer Felswand lehnte und das Mädchen in den Armen hielt. "Sesshoumaru... Du bist das...?" Verunsichert schaute sich Kimie etwas um, konnte aber nicht erahnen, wo sich die beiden gerade befanden. "Was... Was ist passiert...? Sind wir... etwa beide tot...?", fragte sie vorsichtig.

"Nein. Wir leben", antwortete Sesshoumaru. Dies schien für das Mädchen doch eine gute Nachricht gewesen zu sein.

"Und... wo sind wir hier? Und wo ist Kuromaru?", fragte Kimie nach einem Moment weiter.

"Wir sind in der Schlucht. Und was Kuromaru angeht, er hat verloren. Es ist vorbei."

Erleichtert seufzte Kimie auf. Endlich war es überstanden. Sesshoumaru musste sie während ihres Falls noch rechtzeitig aufgefangen haben. Das würde auch genau dieses Gefühl erklären, was sie zuvor gehabt hatte. Doch kurz darauf schreckte sie wieder hoch und setzte sich ruckartig auf. "Moment! Was ist aber mit dir? Wurdest du verletzt? Wie...?"

Doch noch bevor sie sich überhaupt richtig nach seinem Befinden erkundigen konnte, sprach Sesshoumaru weiter: "Keine Verletzung, die ich bisher erlitten habe, hat jemals eine ernsthafte Gefahr für mich bedeutet."

Irgendwie hatte Kimie nichts anderes erwartet. Als ob Sesshoumaru jemals offen zugeben würde, dass ein Kampf ihn Kraft gekostet hätte oder eine Verletzung ihn belasten würde. Aber es schien ihm wirklich im großen und ganzen gut zu gehen, was sie sehr beruhigte. In der Hinsicht fiel ihr Blick nun jedoch auf seinen linken Arm, den sie sogleich von sich heraus ergriff und in Augenschein nahm.

"Wie hast du ihn denn wieder mit deinem Körper verbunden? Kannst du mir mal verraten, wie du das gemacht hast?", fragte Kimie verdutzt. Es war ihr wirklich ein Rätsel, wie so was überhaupt möglich war, zumal Sesshoumaru seinen Arm auch ganz normal bewegen konnte, so, als hätte er ihn niemals verloren.

Ruhig und als wäre es ganz klar und selbstverständlich antwortete Sesshoumaru auf die Frage: "Das ist nichts Ungewöhnliches. Mein Körper ist nun mal anders beschaffen, als der von euch Menschen."

"Hmm... Stimmt, wir bräuchten für so was eine Vollnarkose und Chirurgen...", entgegnete Kimie trocken und ließ seinen Arm wieder los. Jetzt bemerkte sie jedoch, dass sie noch im Besitz von Tenseiga war. Die ganze Zeit über hatte sie es festgehalten, übergab es nun aber wieder an Sesshoumaru. Dieser nahm sein Schwert wieder an sich.

"Sag mal, warum hast du Inuki eigentlich dein Schwert gegeben?", fragte Kimie kurz darauf etwas zögerlich.

Sesshoumaru antwortete ruhig, aber bestimmt: "Er sollte es dir bringen. Es war als eine Botschaft gedacht, die dir sagen sollte, dass ich wiederkommen und es zurückholen würde. Denn eigentlich hatte ich beabsichtigt, dass du dich aus alldem raushalten würdest, wie ich es dir auch schon gesagt habe."

Abrupt zog Kimie jedoch beleidigt eine Schnute und fragte patzig: "Kannst du mir in dem Zusammenhang aber mal verraten, weshalb du kein Wort darüber verloren hast, dass du gegen Kuromaru kämpfen willst?"

"Um eben zu verhindern, dass du und die anderen mir nachlaufen."

"Und was wäre daran so schlimm gewesen? Das hätte doch nur gezeigt, dass wir uns Sorgen um dich machen!"

"Es ist jedoch etwas umständlich, zu kämpfen, wenn in unmittelbarer Nähe jemand herumsteht, den man ständig im Auge behalten muss."

Darauf konnte Kimie jetzt nichts erwidern. Sie erinnerte sich jetzt an einen kurzen Moment des letzten Kampfes zurück, als Kuromaru in seiner verwandelten Form die Gruppe attackieren wollte und Sesshoumaru ihn daran gehindert hatte. Etwas beschämt wandte sie ihren Blick von ihm ab.

"Entschuldige, es tut mir Leid.", sagte sie kleinlaut. "Aber ich wollte nicht nur herumsitzen und abwarten ohne eigentlich zu wissen, was in der Zwischenzeit mit dir ist." Es entstand eine kurze Pause, ehe Kimie ihren Kopf schließlich an Sesshoumaru lehnte und mit einem erleichterten Lächeln sagte: "Aber ich bin froh, dass es dir gut geht."

Zeitgleich dachte sie nun an die anderen. Dass sie sich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten, davon war Kimie zwar überzeugt, doch woher sollten sie wissen, dass Sesshoumaru und sie in Ordnung gewesen waren?

"Die anderen... Sie machen sich bestimmt Sorgen." Soeben wollte Kimie den Vorschlag machen, die anderen zu suchen, als sie bemerkte, wie Sesshoumaru seinen Blick hob, als habe er etwas entdeckt. "Was hast du?", fragte sie ihn vorsichtig, da sie nicht erahnen konnte, was ihm aufgefallen war. Doch seine folgenden Worte beruhigten sie sehr: "Sie sind in der Nähe."
 

"Kimie! Kimie, sag doch was! Wo bist du!", rief Kagome immer wieder, hatte bisher aber noch keine Antwort erhalten. Zwar hatten sie und die anderen schon recht bald einen Weg gefunden, die Schlucht hinab zu steigen, doch als sie unten angekommen waren, hatten sie zuerst nichts finden können. Auch jetzt schien ihre Suche noch nicht von Erfolg gekrönt zu sein. Außerdem hing ein leichter Nebel in dieser Schlucht, der die Sicht einschränkte.

"Seid ihr sicher, dass wir hier nicht falsch sind?", fragte Inu Yasha schließlich. "Vielleicht hätten wir in die andere Richtung gehen müssen. Aber hier sieht ja alles gleich aus..."

"Eigentlich müsste das hier der richtige Weg sein", meinte Ashitaka und versuchte, eine Witterung aufzunehmen, jedoch ohne Erfolg.

Kagome wollte soeben wieder nach Kimie rufen, als sie aber in ihrem Vorhaben inne hielt und angestrengt nach vorne blickte. "Schaut mal da vorne! Seht ihr das auch?"

Sofort hatten auch die anderen ihre Blicke nach vorne gerichtet. Zuerst konnte man nichts Genaueres sehen, doch dann war eindeutig die Silhouette einer Person zu erkennen gewesen. Diese kam näherte sich der Gruppe noch etwas und schließlich konnte man sie erkennen. Es war Sesshoumaru, der Kimie auf den Armen trug.

"Ah! Sesshoumaru-sama! Ihr lebt!", rief Jaken sofort überglücklich aus und lief eiligst auf seinen Herrn zu. Bei diesen angekommen, verbeugte sich der Krötendämon sofort demütig. "Welche Freude, Euch gesund wieder zu sehen, Sesshoumaru-sama! Ihr habt wirklich ganz großartig gekämpft! Aber was anderes war auch nicht von Euch zu erwarten gewesen."

Sesshoumarus Blick ruhte noch einen Moment auf seinem Diener, ehe seine Aufmerksamkeit den anderen galt, sie sich nun ebenfalls näherten.

"Kimie, ist alles in Ordnung?", fragte Kagome ihre Cousine sofort, die mit einem beruhigenden Lächeln nickte.

"Ja, es geht mir gut."

Kimie bat Sesshoumaru, sie nun wieder abzusetzen, was er dann auch tat. Inu Yasha beäugte unterdessen seinen Halbbruder prüfend, ehe er mit einem Blick auf dessen linken Arm sagte: "Du hast dich also wieder zusammengesetzt."

"Ich habe mir lediglich das zurückgeholt, was mir ohnehin gehört", entgegnete Sesshoumaru unbeeindruckt. Jaken war hingegen hellauf begeistert.

"Ihr habt Euren fehlenden Arm wieder, Sesshoumaru-sama!", jubelte er. "Das ist wirklich eine höchst erfreuliche Neuigkeit!"

"Wenn dir die erneute Umstellung aber zu umständlich ist, ich könnte da eventuell wieder etwas Abhilfe schaffen", meinte Inu Yasha scheinbar wie nebenbei an Sesshoumaru gerichtet, doch bekam er von Kagome sofort ein "Osuwari!" zu hören.

"Manno... Das war doch nur Spaß...", murmelte der Hanyou in den Boden hinein.

"Und was ist jetzt aus Kuromaru geworden?", fragte Ashitaka Sesshoumaru schließlich, der im üblichen Ton antwortete: "Von ihm werden wir in Zukunft nichts mehr hören."

Jeder verstand sofort, was damit gemeint gewesen war. Kimie entwich ein Seufzen. Erst jetzt schien alles wirklich wie schwerer Ballast von ihr zu fallen. "Das wäre also geschafft."

"Ja, zumindest dieses Kapitel", sagte Kagome. "Aber der wirkliche Kampf geht noch weiter."

Denn der eigentliche Feind, Naraku, war noch lange nicht besiegt und noch immer galt es, das Shikon no Tama wieder zusammenzufügen. Irgendwann würde auch hier der entscheidende und unausweichliche Kampf eingeleitet werden. Zu welchem Zeitpunkt dieser Kampf stattfinden würde, war jedoch noch ungewiss, ebenso wie sein Ausgang.
 

"Kagome! Ein Glück, ihr seid alle wieder da!" Aufgeregt lief Shippou den Wiederkehrenden entgegen und sprang sogleich in Kagomes Arme. Auch Sango, Miroku und Rin waren erfreut. Rin hatte zuvor von Sango und Miroku sporadisch erzählt bekommen, was los gewesen war und wo die anderen hingegangen waren. Zwar war das kleine Mädchen ziemlich besorgt, zumal weder der Mönch noch die Dämonenjägerin ihr genau erzählen konnten, was eigentlich los gewesen war, doch das schien jetzt alles eh egal gewesen zu sein. Die Hauptsache war, dass alle wieder da waren und es ging ihnen gut.

"Hey, du!", sprach Jaken Kimie plötzlich an, nachdem die ersten Worte untereinander gewechselt worden waren. Kimie schielte zu dem Krötendämon neben sich hinab. Dieser verschränkte die Arme vor der Brust und sprach weiter, ohne das Mädchen jedoch dabei anzusehen: "Ich stehe ungern in der Schuld eines Menschen, aber da ich Anstand besitze, möchte ich dir hiermit meinen Dank dafür aussprechen, dass du mich vorhin gerettet hast."

Kimie glaubte zuerst, sie würde träumen. Jaken bedankte sich bei ihr? Sie hätte nicht gedacht, dass sie das noch erleben durfte und musste unwillkürlich etwas lächeln. "Weißt du, du bist zwar manchmal eine ziemliche Nervensäge, aber irgendwie wohl doch kein so übler Kerl", meinte sie, woraufhin Jaken ihr doch sofort einen mahnenden Blick zuwarf.

"Das war jetzt kein Freundschaftsangebot! Also lass die Sentimentalitäten!"

"Schon klar!", erwiderte Kimie gelassen und zuckte mit den Schultern. Jetzt streckte sie sich einmal ausgiebig, während ihr Blick Richtung Sonne wanderte. "Wir haben noch nicht mal Mittag, aber irgendwie fühle ich mich schon so, als hätten wir bereits einen ganzen Tag hinter uns gebracht." Kimie pausierte einen Moment, als ihr genau in diesem Moment etwas einfiel, woran sie die letzte Zeit eigentlich gar nicht mehr gedacht hatte. Sie wandte sich an Kagome: "Dabei fällt mir ein... Sag mal, Kagome, welcher Tag ist heute?"

Kagome überlegte kurz. "Moment... Ich glaube, heute müsste Donnerstag sein. Ja, genau! Heute ist Donnerstag, der 23."

"Bist du dir da sicher?", fragte Kimie prüfend nach. Kagome bejahte die Frage, bemerkte zugleich aber auch den nachdenklichen Blick ihrer Cousine. Zuerst konnte sich die Jüngere darauf keinen richtigen Reim machen, doch dann fiel es ihr mit einem Mal wie Schuppen von den Augen.

"Ach, du meine Güte! Das heißt ja, dass du schon übermorgen Abend wieder nach Hause zurückgehst!"

"Ja, scheint wohl so...", antwortete Kimie leise. Sie hatte wirklich vollkommen die Zeit vergessen.

Alles, was bleibt

Nachdenklich saß Kimie in einer Ecke von Kaedes Hütte. Seit dem vergangenen Abend war die Gruppe wieder hier im Dorf, und jetzt war es bereits wieder Morgen. Kimie blieben nur noch der heutige und der morgige Tag bis zu Beginn des Sonnenuntergangs.

"Kopf hoch, mein Kind", hörte Kimie schließlich Kaede sagen, die sich ebenfalls die ganze Zeit mit ihr in der Hütte aufgehalten und das Mädchen beobachtet hatte. "Es ist doch schließlich nicht so, dass du gar nicht mehr zurückkommst, oder?" Die alte Miko wusste natürlich, was das Mädchen beschäftigte, hatte sie schließlich zuvor von den vergangenen Ereignissen gehört.

"Nein, das wohl nicht, aber trotzdem...", antwortete Kimie leise auf das, was ihr die alte Frau gesagt hatte. Doch irgendwie konnte sie nicht genau in Worte fassen, was im Moment in ihr vorging.

Kaede wartete einen Moment ab, ehe sie sich wieder an Kimie wandte: "Sitz doch aber nicht nur so teilnahmslos hier rum. Nutze doch stattdessen die Zeit, die dir hier noch bleibt und geh zu den anderen."

Kimie schaute auf, woraufhin Kaede sie warm anlächelte. Die alte Miko hatte sicherlich Recht. Durch bloßes Rumsitzen und Nichtstun tat sich Kimie schließlich auch keinen Gefallen. Sie sollte wirklich die Zeit nutzen und den anderen Gesellschaft leisten.

"Du hast Recht. Danke, Kaede-obaa-chan", sagte Kimie mit einem Lächeln, stand auf und ging in Richtung Eingang der Hütte. Sie schob den Vorhang zur Seite, woraufhin sogleich die hellen Strahlen der Sonne auf ihr Gesicht fielen. Kimie musste kurz die Augen zukneifen, da das Licht sie blendete. Doch schnell gewöhnten sich ihre Augen an die Helligkeit. Sie konnte nun die anderen erkennen, die sich so ziemlich alle in der näheren Umgebung der Hütte aufhielten. Inu Yasha und Kagome saßen zusammen auf den unteren Stufen der großen Steintreppe neben der Hütte, Sango und Miroku saßen an dem kleinen Bach, der vor der Hütte vorbei floss, Rin hatte es sich mit Shippou, Kirara und Inuki auf dem kleinen Übergang, der über den Bach führte, bequem gemacht, während Ah-Un und Jaken direkt neben der Hütte etwas dösten. Kimie entdeckte auch Ashitaka und Sesshoumaru, die sich in einiger Entfernung zu den anderen zu unterhalten schienen. Worüber sie redeten, konnte Kimie nicht erahnen, doch wurde sofort jeder auf sie aufmerksam, als Kagome sie entdeckte.

"Ah! Kimie! Schön, dass du auch zu uns kommst."

"Na ja, ich kann mich ja nicht ewig in der Hütte verschanzen, nicht wahr?", meinte Kimie etwas verlegen und sich an Kaedes Worte erinnernd. Kurz darauf fiel ihr auf, wie Ashitaka Sesshoumaru gegenüber eine Andeutung zu machen schien, dass die beiden wohl kurz zu den anderen gehen sollten, was sie dann auch taten. Kimie konnte ihre Neugier nicht mehr zügeln und fragte sogleich, nachdem die beiden angekommen waren: "Worüber habt ihr denn geredet? Das sah ja irgendwie wichtig aus."

"Es ist eigentlich nichts Besonderes", erwiderte Ashitaka ruhig und mit einem leichten Lächeln. "Ich habe mir nur gedacht, es ist an der Zeit, dass ich mich so langsam wieder von euch verabschiede, Freunde."

Sofort wurden alle hellhörig und kamen zusammen. Sogar Jaken erwachte nun wieder aus seinem Schlaf und schielte neugierig an der Hütte vorbei zu den anderen.

"Was? Du verlässt uns?", fragte Kagome Ashitaka sichtlich enttäuscht.

"Das ist wirklich schade", fand auch Sango. "Wohin willst du denn jetzt gehen?"

"Ich denke, ich werde wieder nach Hause zurückkehren. Mal sehen, ob und wie sich Land und Leute bislang so verändert haben", antwortete Ashitaka, ehe er sich in dem Zusammenhang auch an Sesshoumaru wandte: "Sag mal, Sesshoumaru, willst du nicht auch mal wieder zu Hause vorbeischauen? Es müsste dich doch eigentlich auch zumindest etwas interessieren, was in der Zwischenzeit aus den anderen geworden ist."

Doch Sesshoumaru antwortete nur im üblichen Ton: "Ich werde zurückgehen, wenn die Zeit dafür gekommen ist."

"Gut, wie du meinst", erwiderte Ashitaka. Sein Augenmerk fiel wieder auf die anderen, die ihn ihrerseits mit den unterschiedlichsten Blicken ansahen. "Jetzt guckt doch bitte nicht so entgeistert!", bat Ashitaka. "Ich verschwinde doch schließlich nicht aus der Welt. Und wir sehen uns bestimmt mal wieder."

"Das wäre wirklich schön!", meinte Shippou freudig und Miroku fügte hinzu: "Und kümmere dich in der Zwischenzeit vielleicht auch mal darum, eventuell eine hübsche, nette Freundin zu finden."

Zuerst herrschte irritiertes Schweigen, dann ging ein erschöpftes Seufzen durch die Gruppe.

Miroku verstand diese Reaktion allerdings nicht wirklich. "Was ist denn? Habe ich was Falsches gesagt? Jeder junge Man hat doch wohl ein Recht auf etwas weibliche Gesellschaft, oder etwa nicht?"

Sofort wurde der Mönch von Sango mahnend am Ohr gepackt. "Mäßige dich lieber etwas, Miroku! Schließlich tickt nicht jeder Mann so wie du."

"Ist klar. Schon gut, Sango...", erwiderte Miroku kleinlaut, woraufhin Sango ihn doch wieder losließ.

Ashitaka nahm es mit Humor. "Nun gut, es war jedenfalls schön, euch kennen gelernt zu haben, Freunde. Ich wünsche euch viel Glück."

"Wir dir auch. Und halt die Ohren steif!", entgegnete Inu Yasha.

Ashitaka schaute nun noch einmal in Kaedes Hütte rein, um sich auch von der alten Frau zu verabschieden. Anschließend ging er wieder auf Sesshoumaru zu. "Also bis dann, Sesshoumaru! Wir sehen uns."

"Verschone mich, mit diesen Sentimentalitäten!", erwiderte Sesshoumaru kühl. "Achte lieber darauf, dass du in deinem Übermut nicht doch noch irgendwann deinen Kopf verlierst."

Das war wohl seine Art gewesen, um zu sagen "Pass auf dich auf" oder so was.

Ashitaka verstand seinen Cousin und lächelte amüsiert. "Dir auch alles Gute! Ach, da wäre aber noch etwas." Jetzt sprach er so leise weiter, dass nur Sesshoumaru ihn hören konnte: "Sentimentalitäten lässt du noch wohl nur im Zusammenhang mit bestimmten Personen zu, was? Du machst Fortschritte. Arbeite weiter daran." Bevor Sesshoumaru eventuell etwas darauf hätte erwidern können, war Ashitaka jedoch schon weitergegangen, drehte sich nach einem Moment aber noch mal zu den anderen um und winkte ihnen zu. "Also, dann macht's mal gut!"

Die anderen winkten größtenteils zurück, wobei Kagome ihm noch nachrief: "Du auch! Auf wieder sehen und danke für alles! Pass auf dich auf!"

Ashitaka nickte und kehrte ihnen nun endgültig den Rücken zu. Allmählich entfernte er sich ohne sich eventuell auch noch einmal umzudrehen, bis er schließlich aus der Sicht der anderen verschwunden war.

Shippou seufzte leise auf. "Schade, dass er weggegangen ist. Ich finde ihn nämlich richtig nett. Er ist immerhin nicht so grob und gemein, wie Inu Yasha."

Sofort hatte der Hanyou aufgehorcht und bemerkte nun auch diesen stechenden Blick, den Shippou ihm zugeworfen hatte. "Wie war das eben? Na, warte, du kleine Fellkugel! Wenn ich dich erwische!"

Inu Yasha wollte den kleinen Kitsune packen, doch dieser sprang eiligst davon und flüchtete sich in Kagomes Arme. Durch ihre Gegenwart höchst motiviert, sprach er weiter: "Warum regst du dich so auf? Ich sage doch nur die Wahrheit."

Ein entnervtes Knurren drang aus Inu Yashas Kehle, doch unterließ er eine weitere Attacke auf Shippou, da er in seiner Vorstellung schon Kagomes allzeit beliebtes Kommando hören konnte.

Während die meisten der anderen dem Schauspiel amüsiert bewohnten, hatte Kimie die ganze Zeit in die Richtung geblickt, in welche Ashitaka verschwunden war. Nun richtete sich ihr Blick zum Himmel hinauf, an welchem vereinzelt ein paar Wolken vorbeizogen.

>Tja, jetzt geht so langsam wohl jeder wieder seinen eigenen Weg<, dachte sie etwas wehmütig. Aus dem Seitenwinkel versuchte sie einen Blick auf Sesshoumaru zu erhaschen, doch schaute er momentan noch in die Richtung, in welcher Ashitaka zuvor verschwunden war. Kimie hatte Angst vor dem morgigen Tag. Aber sie konnte nichts dagegen tun, dass der Zeitpunkt, an dem sie nach Hause zurückkehren würde, nach und nach näher rückte.
 

Allmählich wurde es Abend. Neben einem Baum sitzend beobachtete Kimie in Inukis Gesellschaft, wie einige Vögel der untergehenden Sonne entgegen flogen. Das Dorf lag ruhig und friedlich da, die Menschen zogen sich allmählich in ihre Häuser zurück und noch vereinzelt spielende Kinder machten sich so langsam auf den Weg nach Hause.

"Noch etwa einen Tag", murmelte Kimie in sich hinein. Eigentlich wollte sie schon die ganze Zeit irgendwie versuchen, mit Sesshoumaru zu sprechen, aber irgendetwas hatte sie bisher daran gehindert. Sie hatte Angst. Angst davor, dass sie ihm gegenüber eventuell die Fassung verlieren könnte. Es wäre zwar wohl kein Abschied für immer gewesen, aber es fiel ihr trotzdem schwer. Doch bevor sie gehen würde, musste sie unbedingt noch einmal mit ihm sprechen. Nur wusste sie beim besten Willen nicht, wie und wann der beste Zeitpunkt dafür war.

"Darf ich mich zu dir setzen?"

Überrascht schaute Kimie auf und entdeckte Kagome in etwa drei Metern Entfernung stehen. Auf ihre Frage hin nickte Kimie und ihre Cousine gesellte sich zu ihr, woraufhin Inuki seinen Kopf auf Kagomes Schoss ablegte. Während sie den Hund etwas streichelte, sprach sie Kimie erneut an: "Jetzt seit doch bitte nicht so niedergeschlagen, Kimie. Du kannst doch immer wiederkommen, wenn wieder Ferien sind."

Natürlich wusste Kagome ganz genau, was Kimie beschäftigte. Es war ihr schon den ganzen Tag über aufgefallen, dass ihre Cousine sehr still und zurückhaltend gewesen war. Auf den Vorschlag der Jüngeren erwiderte Kimie nach einem Moment: "Stimmt, das könnte ich, aber das möchte ich nicht, Kagome."

"Wie? Aber warum denn nicht?" Kagome schien sehr irritiert, bis ihre Cousine ihr erklärte, was sie mit ihrer Aussage gemeint hatte: "Weil das selbe Theater innerhalb kurzer Zeit wieder und wieder ablaufen würde, und das will ich nicht. Das mag vielleicht etwas eigenartig klingen, aber ich kann das einfach nicht."

Kagome schwieg. Kimie hatte in einem gewissen Sinne zwar Recht, doch wie hatte sie es sich dann gedacht, wie es weitergehen sollte?

"Aber... was willst du dann machen?", fragte Kagome daher nach.

Kimie seufzte einmal, ehe sie antwortete: "Na ja, wenn alles gut läuft, dann bin ich im nächsten Jahr mit der Schule fertig. Ich müsste zwar noch mit meinen Eltern darüber reden, aber vielleicht kann ich sie dazu überreden, dass sie mich dann eventuell wieder nach Tokio zurückziehen lassen."

"Ja! Das ist eine gute Idee!", meinte Kagome sofort. "Du kannst dann bei uns wohnen. Das ist sicher überhaupt kein Problem."

Kimie bedankte sich bei ihrer Cousine für das Angebot, die kurz darauf jedoch irgendwie nachdenklich schien.

"Aber dann wärst du trotzdem über ein Jahr weg", bemerkte Kagome vorsichtig.

Kimie lehnte sich mit dem Rücken gegen den Baum, unter dem sie mit Kagome und Inuki saß. "Ja, das stimmt, aber damit muss ich wohl leben."

Aber würde Sesshoumaru da mitspielen? Das war die Frage, die Kimie beschäftigte. Vielleicht legte er ja gar keinen Wert darauf, die ganze Zeit wie bestellt und nicht abgeholt auf sie zu warten, bis sie irgendwann zurückkommen würde. Sesshoumaru und warten, sei es nun auf irgendetwas oder jemanden? Dieser Gedanke war doch wirklich mehr als fremd.

Die beiden Mädchen saßen nunmehr schweigend nebeneinander, bis Inuki mit einem Mal den Kopf hob. Offensichtlich hatte er etwas gehört. Sogleich sprang er auf und lief einmal um den Baum herum.

"Inuki?" Kimie folgte ihrem Hund mit ihrem Blick und schaute auch an dem Baum vorbei. Da beobachtete sie, wie Inuki soeben Sesshoumaru begrüßte. Wie lange der Youkai aber schon in der Nähe gewesen war, vermochte Kimie nicht zu sagen.

>Der hat doch nicht etwa gelauscht?<, fragte sie sich misstrauisch, wenngleich es eigentlich nicht problematisch gewesen wäre, da sie ja nichts Geheimes mit Kagome besprochen hatte.

Was ihre Cousine anbelangte, so bemerkte Kimie, wie diese plötzlich aufstand und scheinbar Anstalten machte, zu gehen.

"Ich denke, ich gehe dann mal wieder zu den anderen zurück", sagte Kagome mit einem Lächeln an ihre Cousine gerichtet. "Bis später! Wir sehen uns." Und kaum, dass sie wegging, folgte ihr Inuki sogleich ohne jegliche Aufforderung.

Kurze Zeit später waren Kimie und Sesshoumaru allein. Doch sagen tat zunächst keiner der beiden etwas, als würden sie beide darauf warten, dass der jeweils andere den Anfang machen würde.

"Wie... lange bist du schon hier gewesen?", fragte Kimie schließlich vorsichtig und drehte sich zu Sesshoumaru um. Dieser kam nun näher, bis er direkt neben ihr stand.

"Um es kurz zu fassen: Ich habe euer Gespräch mitverfolgt", antwortete er als wäre es ganz selbstverständlich. So was hatte sich Kimie aber schon irgendwie gedacht.

"Du hast also doch gelauscht", meinte sie mit gespielt tadelndem Blick, doch anders, als sie es erwartet hatte, entgegnete er diesmal nichts, sondern setzte sich nur wortlos neben sie.

"Du bleibst also etwas länger als ein Jahr weg", bemerkte Sesshoumaru nach einem Moment der Stille.

Kimie nickte kaum merklich. "Ja, morgen Abend muss ich wieder zurück." Kurz schwieg sie wieder und wandte ihren Blick wieder von ihm ab. Schließlich sprach sie aber doch etwas zögerlich weiter: "Sag mal, kann ich dich in dem Zusammenhang vielleicht etwas fragen, Sesshoumaru?" Als Sesshoumaru ihr durch sein Schweigen und den auffordernden Blick verdeutlichte, dass sie weiter sprechen sollte, tat sie das sogleich: "Du hast eigentlich schon genug für mich getan und mir ist das auch irgendwie etwas unangenehm, dich noch mal um etwas zu bitten... aber könntest du mir dennoch bitte noch einen Gefallen tun?"

Sesshoumaru war gespannt darauf, um was für einen Gefallen Kimie ihn denn nun bitten würde. Doch als sie es ihm schließlich eröffnete, war er zugegeben doch etwas überrascht.

"Und? Wäre das in Ordnung?", fragte Kimie, nachdem sie Sesshoumaru ihre Bitte mitgeteilt hatte. Sesshoumaru schwieg zwar einen Moment, nickte dann jedoch.

"Wenn du dir da sicher bist, dann werde ich dir diesen Gefallen tun", antwortete er.

Kimie sah ihn dankbar an. "Danke. Dann bin ich diesbezüglich schon mal beruhigt."

Damit wäre diese Sache wohl auch geklärt gewesen. Doch gleichzeitig bedeutete dies, dass ein weiterer Abschied unmittelbar bevorstand.
 

Der nächste Tag verging praktisch wie im Flug und dann war der Augenblick gekommen, in dem Kagome und Kimie wieder in die Neuzeit zurückkehren würden. Kagome saß in Kaedes Hütte und packte noch ein paar Sachen, die sie wieder mitnehmen wollte, in ihren Rucksack, als InuYasha die Hütte betrat.

"So! Es wird allmählich Zeit. Seid ihr beiden fertig?", fragte er, doch dann bemerkte er, dass Kimie nicht da gewesen war. "Nanu? Wo ist denn Kimie hin?"

"Sie sagte, wir sollten schon mal zum Brunnen gehen und dort warten. Sie wollte vorher nämlich noch was erledigen", antwortete Kagome dem Hanyou und schulterte ihren Rucksack.

Inu Yasha sah sich währenddessen noch einmal in der Hütte um. "Sie hat Inuki also mitgenommen. Heißt das, sie ist bei ihrer Entscheidung geblieben?"

Kagome nickte. "Ja. Wir haben noch lange darüber gesprochen und sie ist der Meinung, es wäre besser so."

"Da mag sie wohl Recht haben", stimmte Inu Yasha ihr zu. "Na gut, dann gehen wir eben schon mal zum Brunnen und warten dort auf sie."

"In Ordnung."

Kagome verabschiedete sich noch bei Kaede, ehe sie schließlich zusammen mit Inu Yasha die Hütte verließ.
 

Bevor sie das Dorf verlassen hatte, hatte sich Kimie noch von Kaede verabschiedet, da sie nach ihrem Vorhaben direkt zum Knochenfresserbrunnen gehen wollte. Sie hatte Kagome gebeten, mit den anderen dort auf sie zu warten. Es hatte anfangs zwar etwas Zeit in Anspruch genommen, aber letztendlich hatte Kimie doch relativ schnell jenen Fluss wieder gefunden, an dem sie am Anfang Sesshoumaru zum ersten Mal getroffen hatte. Inuki hatte sie damals mehr oder weniger zu ihm geführt. Jetzt stand sie dort, den Blick nachdenklich auf das fließende Wasser gerichtet und dessen sanftem Rauschen lauschend. Inuki saß neben seiner Herrin und schaute aufmerksam zu ihr hoch.

"Was seither alles passiert ist..."

So ziemlich jedes Ereignis, seit ihrer Ankunft im Mittelalter ging Kimie nun durch den Kopf; das erste Treffen mit Inu Yasha und den anderen, die erste Begegnung mit Sesshoumaru, gefolgt von dem kennen Lernen mit Rin, Jaken und Ah-Un und den ersten Zusammentreffen mit feindlichen Dämonen. Auch das Erlebnis mit den Räubern kam Kimie wieder in den Sinn und wie Sesshoumaru ihr geholfen hatte. Kurz danach war sie wieder in die Neuzeit zurückgekehrt, aber sie ging noch einmal ins Mittelalter, um Sesshoumaru zu sehen und um sich bei ihm für seine Hilfe zu bedanken, wenngleich die beiden keinen sonderlich guten Start hatten. Von da an schien ein verrücktes Ereignis das andere gejagt zu haben; Kimie lernte nunmehr auch Kouga kennen, sie erfuhr von Kikyou und was sie und Inu Yasha verband, von Sesshoumaru bekam sie ihr neues Schwert, welches er bei Toutousai in Auftrag gegeben hatte, es kam zu Kämpfen gegen Naraku und seine Abkömmlinge, Inuki wechselte die Seiten und entpuppte sich als Dämon. Kurz darauf wäre Kimie fast ein Heiratsantrag gemacht worden und in einer schier ausweglosen Auseinandersetzung mit Narakus Abkömmling Kuromaru bekam Kimie im letzten Moment unerwartete Hilfe von Sesshoumaru und Ashitaka, welcher von da an die Gruppe begleitet hatte.

Inuki kehrte nach einigen Schwierigkeiten schließlich wieder zu Kimie zurück und der kleine Einkaufsbummel in der Neuzeit mit Inu Yasha und Sesshoumaru war auch ein Abenteuer für sich gewesen. Nach weiteren Kämpfen gegen Naraku und seine Abkömmlinge konnte Sesshoumaru Kuromaru schließlich besiegen und von diesem seinen linken Arm wieder zurückerlangen. Dann schien aber auch schon alles wieder vorbei gewesen zu sein. Kimies Zeit im Mittelalter war vorüber, nachdem sie ihren Aufenthalt schon einmal etwas verlängert hatte, und auch Ashitaka hatte sich inzwischen wieder verabschiedet. Doch die Erinnerung, die für Kimie wohl am intensivsten gewesen war und woran sie nicht mal im Traum geglaubt hätte, war der völlig unerwartete Kuss zwischen ihr und Sesshoumaru gewesen. Sie hatte es zuvor tatsächlich gewagt, ihm zu gestehen, dass sie sich in ihn verliebt hatte, wobei ihr das mehr rausgerutscht war. Doch er hatte anders reagiert, als sie es zuerst erwartet hatte. Kimie hatte sich immer eingebildet, Sesshoumaru würde sich über sie lustig machen, sobald er davon in irgendeiner Form erfahren würde, doch er hat es nicht getan. Er hatte sie sogar zu seiner Gefährtin genommen, woran Kimie bis dahin nicht mal ernsthaft einen Gedanken verschwendet hatte. Und trotz allem musste sie jetzt wieder gehen.

Die ganze Zeit hatte Inuki seine Herrin angesehen und stupste sie jetzt leicht mit dem Kopf an. Sanft legte Kimie ihm eine Hand auf den Kopf, während sie sich zu ihm runterkniete. Auch wegen ihm hatte sie sich die letzte Zeit so ihre Gedanken gemacht und war letztendlich zu einem Entschluss gekommen.

Plötzlich spitzte Inuki die Ohren und schaute aufmerksam nach vorne. Als Kimie seinem Blick folgte, entdeckte sie nun Sesshoumaru auf der anderen Seite des Flusses. Es war alles fast genau wie zu Anfang, als sie ihn das erste Mal sah.

"Danke, dass du hergekommen bist", sagte Kimie nach einem Moment an Sesshoumaru gerichtet und stand wieder auf. Scheinbar mühelos überwand er nun die Distanz durch den Fluss mit einem Sprung und landete direkt vor Kimie und Inuki.

"Bist du bei deiner Entscheidung geblieben?", fragte er, woraufhin sie einmal nickte. Sesshoumarus Blick fiel nun auf Inuki, der ihn seinerseits aufmerksam ansah. "Dann werde ich mich nun wie versprochen seiner annehmen."

"Vielen Dank noch mal", sagte Kimie mit einem Lächeln und kniete sich wieder zu Inuki hinunter. Während sie ihm über den Kopf streichelte, sprach sie ruhig mit ihm: "Du hast es verstanden, nicht wahr? Pass gut auf dich auf und tu das, was Sesshoumaru dir sagt, in Ordnung?"

Inuki verstand Kimie ganz genau. Und wenngleich er etwas traurig den Blick senkte, würde er ihre Entscheidung akzeptieren.

"Aber sag mir trotzdem noch, was dich zu dieser Entscheidung bewegt hat", forderte Sesshoumaru Kimie nach einem Moment auf.

Während Kimie ihre Entscheidung erklärte, streichelte sie noch den Kopf von Inuki: "Ich habe einfach irgendwie das Gefühl, er ist hier im Grunde besser aufgehoben. In meiner Zeit ginge es ihm im Moment wohl nicht so gut."

Da Inuki ja eigentlich ein Dämon war, war sich Kimie nicht sicher, dass es eine gute Idee gewesen wäre, ihn wieder mit zu sich nach Hause zu nehmen. Auch, wenn Inuki dort niemals seine dämonische Seite gezeigt hätte, sie hätte sich irgendwie nicht wohl gefühlt bei dem Gedanken, ihn eventuell aus Vorsicht vor der Öffentlichkeit verbergen zu müssen. Das hatte sie bisher schließlich auch nicht getan und wollte jetzt nicht damit anfangen. Also wäre es ihrer Ansicht nach besser für ihn, wenn er im Mittelalter bleiben würde. Zumindest, solange sie weg sein würde, und auch Inuki selbst schien die Beweggründe seiner Herrin zu verstehen. Und irgendwie gehörte er schließlich sowieso hierher, wenngleich nach wie vor unklar gewesen war, wie und warum er überhaupt in die Neuzeit gekommen war. Doch im Grunde kam es ohnehin nicht mehr darauf an, das noch herauszufinden. Die Dinge schienen nun mal so zu sein, wie sie es eben waren und einiges würde in dem Zusammenhang eben unklar bleiben.

"Auf Wiedersehen, Inuki." Kimie umarmte ihren Hund, ehe sie schließlich wieder aufstand und noch mal das Wort an Sesshoumaru richtete: "Na gut, dann werde ich jetzt gehen. Ich hab nicht mehr viel Zeit. Danke noch mal für alles, Sesshoumaru. Na ja, wir hatten vielleicht unsere kleinen Schwierigkeiten, besonders am Anfang, aber ich hatte wirklich eine schöne Zeit hier mit dir und den anderen. Aber..." Es entstand eine kurze Pause. Es gab da noch etwas, was Kimie loswerden musste, aber sie wusste nicht, wie sie es sagen sollte, obwohl sie lang und breit darüber nachgedacht hatte. Doch anstatt jetzt ebenfalls noch lange groß darüber nachzudenken, atmete sie nur einmal tief durch und sprach es dann einfach aus: "Aber eines muss ich noch loswerden: Ich verlange nicht von dir, dass du eventuell auf mich wartest. Wenn... wenn du das nicht willst, dann kann ich dich ja schließlich schlecht dazu zwingen. Na gut, lassen wir das große beiläufige Gerede besser. Ich möchte nur, dass du das weißt."

Kimie musste schlucken. Auf keinen Fall wollte sie jetzt auch noch anfangen zu weinen, das hätte ihr gerade noch gefehlt! Auch schaute sie Sesshoumaru nicht an, sondern wartete nur darauf, dass er eventuell etwas darauf erwidern würde. Tatsächlich sagte er kurz darauf etwas, doch das kam erst, nachdem er völlig unvorhergesehen Kimie an ihren Armen ergriff und sie an sich zog. Sie wagte kaum, sich zu rühren. Ganz deutlich konnte sie Sesshoumarus Arme spüren, die sich um sie gelegt hatten und sie sanft festhielten.

"Dummkopf!", sagte Sesshoumaru zu allererst. "Ich sagte dir doch schon mal, ich stehe zu meinen Entscheidungen. Oder hast du das etwa immer noch nicht begriffen?"

Zuerst war Kimie nicht in der Lage, in irgendeiner Form etwas darauf zu erwidern, aber was Sesshoumaru ihr da eben gesagt hatte, rührte sie sehr.

"Danke...", flüsterte Kimie schließlich leise.

Wie viel Zeit vergangen war, bis sich die beiden wieder voneinander lösten, vermochte Kimie nicht zu sagen. Für sie war es so, als wäre die Zeit in dem Moment stehen geblieben.

"Die anderen warten auf dich. Du solltest jetzt gehen. Mach in deiner Zeit keine Dummheiten und halte dich diesmal daran", sagte Sesshoumaru, wobei Kimie bei dem letzten Satz doch kurz lachen musste, ehe sie einmal nickte. Und obwohl es für sie nun wirklich an der Zeit war zu gehen, fühlte sie sich nunmehr sichtlich besser.

"Also, dann mach's mal gut", sagte sie, bevor sie die ersten Schritte machte, um den Rückweg anzutreten. Noch einmal fiel ihr Blick auf Inuki, dann machte sie sich daran, wieder die Böschung am Ufer des Flusses hinaufzusteigen. Nachdem sie oben angekommen war, blieb sie noch einen kurzen Moment lang stehen, ehe sie sich noch einmal umwandte und Sesshoumaru aus dem Seitenwinkel sehen konnte. Ein leichtes Lächeln kam auf ihre Lippen. "Daisuki!", sagte sie noch leise, ehe sie ihren Weg wieder fortsetzte und kurz darauf zwischen den Bäumen und Büschen verschwand.

Inuki hatte bis zuletzt seiner Herrin nachgesehen, dann richtete er seinen Blick aufmerksam zu Sesshoumaru hinauf. Es verging noch ein Moment, ehe dieser sich schließlich ebenfalls zum Gehen umwandte.

"Gehen wir", sagte Sesshoumaru und während er schon voranschritt, folgte ihm der Hund nach einem letzten Blick zurück zur Böschung dicht an dessen Seite. Auf Kimies Wunsch hin würde Inuki von nun an Sesshoumaru genauso folgen, wie er bisher Kimie gefolgt war. Bis sie wieder zurückkommen würde.
 

Als Kimie ohne Inuki wieder zum Knochenfresserbrunnen zurückkehrte, konnten sich die anderen schon denken, wo sie ihn gelassen hatte. Inu Yasha hatte Sesshoumarus Geruch bereits vor einiger Zeit wahrgenommen.

"Du hast dich also wirklich dazu entschieden, Inuki besser hier zu lassen", sagte der Hanyou, da er schon zuvor von Kagome über Kimies Vorhaben unterrichtet worden war. Kimie nickte nur stumm.

"Und das ist wirklich in Ordnung so? Ich meine für dich." Etwas besorgt sah Kagome ihre Cousine an, die mit einem leichten Lächeln antwortete: "Sicher. Er wird auch ohne mich bestimmt klarkommen. Ich habe Sesshoumaru gebeten, etwas auf ihn zu achten."

Warum Kimie ihren Hund letztendlich in Sesshoumarus Obhut gegeben hatte, konnten sich die einzelnen Mitglieder der Gruppe auch selbst denken und sie verstanden die Entscheidung des Mädchens.

Kimie trat nun an Kagomes Seite, ehe sie sich an Inu Yasha und die anderen wandte: "Tja, dann ist es jetzt wohl soweit. Macht's gut, Leute. Es war eine tolle Zeit und es hat mich wirklich sehr gefreut, euch kennen gelernt zu haben."

"Uns auch. Alles Gute für dich!", entgegnete Sango.

"Danke! Und lasst ihr euch nicht unterkriegen. Schon gar nicht von Naraku!"

"Darauf kannst du dich verlassen!", sagte Inu Yasha selbstbewusst. "Kagome wird dich ja sicher auf dem Laufenden halten, oder?" Als sein Blick sie traf, nickte Kagome bejahend.

Zum Abschied umarmte Kimie noch einmal Sango und Shippou und streichelte Kirara über ihr weiches Fell. Miroku hielt sie lediglich die Hand hin, wobei er jedoch letzte Anstalten machte, wieder etwas unanständig zu werden, aber sofort von Sango in seine Schranken gewiesen wurde, wobei diesmal ein strafender Blick ausreichte, um den Mönch zurückzupfeifen. Kimie nahm es mit Humor. Sango und Miroku würden schon noch Fortschritte machen, da war sie sich sicher. Zuletzt verabschiedete sich Kimie noch von Inu Yasha und bat ihn, Myouga und Toutousai bei Gelegenheit von ihr zu grüßen. Der Hanyou erklärte sich dazu gerne bereit.

Schließlich waren Kagome und Kimie dazu bereit, wieder in die Neuzeit zurückzukehren. Noch einmal schaute Kimie zu ihren Freunden, ehe sie zusammen mit Kagome in den Brunnen sprang, der die beiden wieder in ihre Zeit zurückbrachte.

"Das war's dann wohl", sagte Miroku, während Shippou auf den Rand des Brunnens sprang und in dessen dunklen Schacht blickte.

"Ob Kimie mal wieder herkommt?", fragte sich der kleine Kitsune nachdenklich.

Sango lächelte zuversichtlich. "Sicher wird sie Kagome-chan mal wieder besuchen und dann kann sie ja auch hier wieder vorbeischauen."

Shippou nickte zustimmend und hüpfte wieder vom Rand des Brunnens. Anschließend ging die Gruppe gemeinsam zurück ins Dorf. Dort würden sie auf Kagome warten, die am nächsten Tag wieder zu ihnen stoßen wollte.
 

Das rötliche Licht des Sonnenuntergangs schien etwas in den kleinen Schrein hinein, als Kagome und Kimie soeben aus dem Brunnen kletterten.

"Das war wirklich eine aufregende Zeit", meinte Kimie. "Zu Hause sollte ich darüber aber lieber Stillschweigen bewahren, sonst glauben meine Eltern noch, ich hätte hier zu lange in der Sonne gelegen und am Ende lassen sie mich gar nicht mehr aus dem Haus. Und über Sesshoumaru schweige ich mich wohl auch besser aus."

"Und wie erklärst du ihnen das?" Kagome deutete auf Raidon, welches Kimie am Gürtel trug.

Kimie überlegte kurz. "Ach, da lass ich mir noch was einfallen. Aber das mit Inuki ist etwas schwierig. Wäre es in Ordnung, wenn ich ihnen erzählen würde, ich hätte ihn bei euch gelassen? Na gut, dafür müsste ich mir zwar auch noch einen Grund überlegen, aber das krieg ich schon hin."

"Sicher. Das ist kein Problem", entgegnete Kagome, war sich aber nicht sicher, ob ihre Cousine jetzt nur so unbekümmert tat. Zögerlich fragte sie daher nach einem Moment: "Sag mal, und es geht dir wirklich gut?"

Kimie wusste gleich, was Kagome damit gemeint hatte und nickte mit einem leichten Lächeln. "Ja, Kagome, es geht mir gut. Wirklich. Übrigens, das hier muss ich dir noch zurückgeben." Mit diesen Worten holte Kimie den Juwelensplitter, den Kagome ihr geliehen hatte, aus der Hosentasche und reichte ihn ihr. "Danke, dass du mir den geliehen hast."

Kagome nahm den Juwelensplitter wieder an sich, den sie sogleich wieder zu den anderen tat.

"So! Wir sollten jetzt aber wieder ins Haus gehen", meinte Kimie schließlich. "Mein Flieger geht in vier Stunden und ich muss noch ein paar restliche Sachen zusammenpacken."

"Ist gut."

Kagome ging voran, dicht gefolgt von ihrer Cousine. Nachdem Kagome die Schiebetür des Schreins geöffnet hatte, verließen die Mädchen diesen und mit einem letzten Blick auf den Brunnen schloss Kimie letztendlich wieder die Schiebetür hinter sich.
 

~*Kitto kitto bokutachi wa ikiru hodo ni shitteyuku

~*Soshite Soshite bokutachi wa ikiru hodo ni wasureteku

~*Hajimari ga aru mono ni wa itsu no hika owari mo aru koto

~*Iki toshi ikeru mono nara sono subete ni

~*Moshimo kono sekai ga shosha to haisha to no

~*Futatsu kiri ni wakareru nara aa boku wa

~*Haisha de ii

~*Itsu datte

~*Haisha de itainida
 

(~*Ich bin mir ganz sicher, je länger wir leben, um so mehr sammeln wir an Erfahrungen.

~*Und zugleich, je länger wir leben, um so mehr verschwinden die Erinnerungen.

~*Alle Dinge, die einen Anfang haben, werden sich irgendwann ihrem Ende zuneigen.

~*Wenn man die Formen des Lebens in einer Gruppe sammelt.

~*Und wenn man diese Welt aufteilt in Sieger und Verlierer

~*und dazu keine weiteren Titel erteilt, dann sag ich laut und klar:

~*Verlierer reicht mir. So gefällt es mir. Ich will ein Verlierer sein!)
 

~*Boku wa kimi ni nani o tsutaerareru darou

~*Konna chippoke de chiisa na boku de shika nai

~*Ima wa kore ijou hanasu no wa yametoku yo

~*Kotoba wa sou

~*Amari ni mo

~*Toki ni muryoku dakara
 

(~*Letztendlich weiß ich selbst nicht so genau, was ich sagen will.

~*Bin eben nur ein winziger, ganz winziger Mensch ohne Bedeutung.

~*Damit möchte ich heute Abend enden:

~*Worte sind eben... Wie soll ich sagen? Worte sind manchmal nicht genug...)
 

Ruhig und gehorsam folgte Inuki Sesshoumaru an dessen Seite auf den Weg zurück zu Jaken, Rin und Ah-Un, welche etwas weiter vom Dorf entfernt auf einer Wiese zurückgeblieben waren und auf die Rückkehr des Youkai warteten. Rin saß auf dem Rücken von Ah-Un und blickte verträumt in den mittlerweile sichtbar gewordenen Sternenhimmel hinauf. Ah-Un hingegen döste ruhig und friedlich vor sich hin, ebenso wie Jaken, der es sich neben dem Drachen gemütlich gemacht hatte. Als sie Sesshoumaru entdeckte, sprang Rin sofort von Ah-Uns Rücken und lief dem Youkai entgegen.

"Da seid Ihr ja wieder, Sesshoumaru-sama!" Auf halber Strecke blieb das kleine Mädchen jedoch mit einem Mal stehen, als es Inuki entdeckte. "Huch! Aber was macht Inuki denn hier? Warum ist er nicht bei Kimie-san?"

Während Inuki auf Rin zukam, um sie zu begrüßen, erklärte Sesshoumaru, dass der Hund die Gruppe von nun an eine Zeit lang begleiten würde. Rin war zwar überrascht, freute sich aber dennoch und streichelte Inukis Kopf. Von Kimie hatte sie sich bereits am Morgen verabschiedet, da Sesshoumaru von nun an wieder mit seiner Gruppe allein weiterziehen und nicht länger bei Inu Yasha und dessen Freunden bleiben wollte. Zwar hatte Sesshoumaru zusammen mit seiner Gruppe das Dorf bereits am Morgen verlassen, doch hatten sie sich den Tag über noch in der Nähe aufgehalten, eben weil für Sesshoumaru noch ein letztes Treffen mit Kimie ausgestanden hatte. Doch auch diese Sache war nun erledigt gewesen und so gab es keinen weiteren Grund mehr, länger hier zu bleiben.

Jaken, der mittlerweile wieder aus seinem Dämmerschlaf erwacht war, blickte hinsichtlich Inukis Neuzugang zwar zuerst etwas irritiert drein, fragte aber nicht weiter nach.

"Die Flöhe werde ich ihm aber nicht aus dem Fell fischen!", murmelte der Krötendämon dennoch entschieden in sich hinein. Was er von Inuki als Neuzugang halten sollte, wusste er nicht wirklich, aber irgendwie hatte er das ungute Gefühl, dieser Hund würde ihm genauso den Nerv rauben, wie dessen Herrin.

Mit einem Seufzen ließ Jaken den Kopf hängen. "Irgendwie sehe ich schwarz für meine Zukunft...", sagte er leise zu sich selbst als ihm dieser Schatten ins Auge fiel, der sich mit einem Mal direkt vor ihm befand. Als Jaken nun vorsichtig wieder aufschaute, stand Inuki genau vor ihm und musterte ihn ganz genau. Dem Krötendämon war nun doch etwas mulmig zumute. "Was... Was starrst du mich so an?"

Plötzlich und ohne vorher irgendein Anzeichen dafür gegeben zu haben, packte Inuki Jakens Kopfstab mit seinen Zähnen und lief damit der Gruppe voraus. Jaken blieb im ersten Moment regelrecht die Luft weg, ehe er doch noch die Verfolgung aufnahm. "Hey! Gib mir sofort meinen Kopfstab zurück, du dummes Tier! Bleib hier!"

Aber Inuki reagierte weder auf die Aufforderung noch auf die wenig nette Ansprache. Er schien dagegen seinen sichtlichen Spaß daran zu haben, mit Jakens Kopfstab voraus zu laufen und den Krötendämon dabei immer wieder ganz nah an sich herankommen zu lassen, nur um im letzten Moment wieder davon zu springen. Rin lachte herzhaft, während sie das Schauspiel so beobachtete. Zugleich fiel ihr jedoch auf, dass Sesshoumaru seinerseits noch einmal einen Blick zurück in die Richtung warf, aus der er kurz zuvor mit Inuki zusammen gekommen war.

"Stimmt etwas nicht, Sesshoumaru-sama?", fragte Rin nach einem Moment neugierig. Der Youkai richtete seine Aufmerksamkeit nun wieder auf das kleine Mädchen, ehe er die Frage verneinte und dann mit den Worten "Wir brechen auf" die Ankündigung zur Weiterreise gab.

"Ist gut!", erwiderte Rin sogleich lächelnd, während sie Sesshoumaru dicht folgte und dabei Ah-Un an den Zügeln hinter sich herführte und Jaken noch immer hinter Inuki hereilte.
 

-ENDE-


Nachwort zu diesem Kapitel:
Da bin ich wieder! XD
Ja, ich weiß! In den Kommis wurde ich zwar darauf hingewiesen, dass es als schrecklich empfunden werden würde, sollte ich die beiden auseinanderreißen, aber naja... *in Deckung geht*
Aber noch ist ja nicht aller Tage Abend, die FF geht ja noch weiter. ^^'
Ich hoffe dennoch, ihr hattet etwas Spaß beim Lesen. *sich unsicher umschaut*
Also, dann bis zum nächsten Kapitel. Ich beeil mich auch!
Ach, noch ganz kurz: In der Chara-Beschreibung gibt es jetzt auch paar Pics, die gut zu einigen Szenen in der FF passen. ^^
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Nachwort zu diesem Kapitel:
Noch was zum Schluss: Ich weiß, so eine Sache mit dem Doppelgänger, der gegen das "Original" rebelliert, ist so alt, wie die Welt, aber ich wollte halt einen Gegner dazu holen, der Sesshoumaru ebenbürtig ist. Anstatt jetzt aber irgendein unbekanntes Gesicht da hinzustellen, dachte ich mir eben: "Wie wäre es mit einer Art gegnerischem Ebenbild?"
Naja, was Besseres ist mir beim besten Willen nicht eingefallen. *depri*
Ach ja! Was es nun mit Inuki auf sich hat, wird konkret im 17. Kapitel erklärt werden. ^^
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Nachwort zu diesem Kapitel:
So! Das war's! ^^
Und ihr habt's nun auch endlich geschafft. Danke, dass ihr bis zum Ende mit dabei geblieben seid! *sich verbeug*
Der Text kurz vor dem Ende ist übrigens der des Songs "No more words" aus dem 1. Inu Yasha-Film. Ich habe ihn vom Untertitel der DVD übernommen und hatte im Hintergrund auch öfters dieses Lied laufen und wollte den Text unbedingt hier mit aufnehmen. Bei den Bildern zu diesem Kapitel (die - bis auf das letzte - diesmal nicht direkt zum Kapitel an sich gehören, sondern mehr sowas wie Inspirationen sind) steht aber lediglich der japanische Text daneben.

Und jetzt noch eine kleine Info zum Schluss: Auch auf die Gefahr hin, dass ich hiermit eventuell einen der größten Fehler meines bisherigen Leben begehe, weil es damit ja immer etwas riskant ist, wird es dennoch eine Fortsetzung mit dem Titel "Sengoku-Jidai Chronicle" geben, dessen erstes Kapitel ich kurz nach dem Erscheinen dieses Kapitels veröffentlichen werde. Zum Inhalt ist kurz zu sagen, dass die Handlung gut ein Jahr später spielt und Sesshoumaru aufgrund einiger Probleme in den westlichen Ländern wieder dorthin zurückkehrt. Inu Yasha & Co. begleiten ihn, ebenso wie Kimie. In der neuen FF werden weitere bekannte und auch neue Charakere auftauchen, und ich versuche auch mehr auf das Thema "Verhältnis zwischen Mensch und Dämon" einzugehen, was ich in dieser FF ja nur ab und zu angeschnitten habe.

Wenn ihr also daran interessiert seid, was nach dieser FF passiert, dann schaut doch einfach vorbei, wenn ihr mögt. Ich würde mich freuen. ;)
Ansonsten bedanke ich mich an dieser Stelle an alle Leser dieser Geschichte für eure Geduld und Beharrlichkeit, und natürlich für eure Kommis, die ihr mir immer so fleißig geschrieben habt! *jedem von euch einen Orden für viel Geduld und fleißiges Kommentieren verleiht*
Also, dann höre ich in der nächsten FF eventuell wieder von euch. Bis dann! ^____^
*zur Tür geht und das Gebäude verlässt*
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Von:  Vigeta_Lord_d_T
2019-02-12T05:38:42+00:00 12.02.2019 06:38
Ich hoffe das sie Kimie schnell finden so ein unfreiwilliges Bad und stürzt von einem Wasserfall ist nicht ohne .

Sie sollten Inuki folgen der hat sie war Scheinlich schon Gewitter!

Schöner Anfang!
Von:  Kinu
2016-11-04T20:13:22+00:00 04.11.2016 21:13
Ich musste gerade etwas lachen, als ich mein altes Kommentar gelesen habe.
Alle Jahre wieder, was? :D
Und ich wusste nichtmal mehr, dass ich diese FF nun offensichtlich schon zum dritten Mal gelesen habe xD
Der Grund warum ich wieder zurückgekehrt bin, war ein kleiner InuYasha Rewatch. Und schon wieder, kam mir da auch deine FF in den Sinn. Hatte echt mal wieder Lust darauf, sie zu lesen und war auch wieder begeistert. Sie ist einfach schön aufgebaut, spannend und natürlich unterhaltsam :)
Keine Ahnung, ob du hier überhaupt noch aktiv bist, aber einen Dank für das Teilen von deinem Werk hier, wollte ich dennoch da lassen. Mal sehen, ob ich die anderen Teile zeitlich auch nochmal unterbringen kann :)
Ansonsten.. schreibe ich wohl in + - 5 Jahren nochmal, nach dem vierten Mal lesen xDD
Von:  Yashi2506
2016-07-19T23:37:33+00:00 20.07.2016 01:37
Wow einfach nur wow! Ich könnte heulen weils hier schon zu end
e gegangen ist :( die Fortsetzung lese ich mit auf jedenfall durch! Hoffentlich ist sie genauso gut wenn nicht sogar noch beser als diese ff hier :) aber ein großes lob an den autor!
Von:  paula12
2013-08-31T06:04:23+00:00 31.08.2013 08:04
fangen alle abkömlinge von naraku mit k an ?
Von:  myuki-chan
2013-04-07T20:41:48+00:00 07.04.2013 22:41
Oh man wie süß :D
Typisch Kinder ohne Witz :D :D hahaha

Von:  myuki-chan
2013-04-07T17:09:54+00:00 07.04.2013 19:09
Also,
es wurde mal Zeit hier ein Kommentar zu hinterlassem, da ich mir vorgenommen habe, deine FFs noch einmal zu lesen^^

Außer einem dauer grinsen das ich ständig hatte, fällt mir aber nichts weiter ein als das es ein SUPER Kapitel war :D
Ich freu mich schon jetzt weiter zu lesen
lg
myuki-chan
Von:  Ami_Mercury
2011-09-17T12:28:18+00:00 17.09.2011 14:28
Es ist eine schwere Aufgabe eine FF in dieser Größenordnung zu schreiben und sie dennoch spannend zu halten.
Aber ich muss dir sagen, dass dir das trotz aller Schwierigkeiten wirklich gelungen ist! Ich freue mich bereits auf die Fortsetzung^^

Die wirkliche Qualität einer Geschichte kann man daran feststellen, ob sich der Leser die Personen, Situationen und Gefühle vorstellen und hineindenken kann. Und bei deiner Geschichte ist dies absolut gelungen!

Auch hast u es geschafft den Charakter, den Rumiko Takahashi den Figuren gegeben hat, nachzuempfinden. Oft hatte ich nachdem ich einen Satz gelesen hab den Gedanken "Das kann nur ... gesagt haben" und es stimmte. An dieser Stelle nochmals ein großes Lob!

Mach weiter so und gib nicht auf !!! !!!
Von:  Kinu
2010-08-15T21:26:09+00:00 15.08.2010 23:26
Hi!
Ich glaube es ist wirklich Jahre her, seit ich deine FF zum ersten Mal gelesen habe. Vergangene Woche habe ich mich dann wieder an sie erinnert und da hats mich gepackt ^^
Glücklicherweise sind ja momentan Ferien, so dass ich auch Zeit hatte alles nochmal zu durchleben ^.~
Und ich finde sie nach wie vor klasse.
Muss auch gestehen, dass du damals schuld daran warst, dass ich ein Sesshoumaru-Fan wurde. Jetzt habe ichs auch wieder gemerkt wieso.
Was ich aber wirklich machen muss, ist dir meinen Respekt auszusprechen. Eine so lange Story schreiben zu können und diese auch noch interessant und spannend zu halten, ist wirklich beachtlich ^-~
Und als ob das nicht reicht, gehts auch noch weiter XD
Naja, jedenfalls kannst du dir denken, was für die nächste Woche für mich geplant ist und du kannst am Ende der Sengoku Jidai Chronicles nochmal ein Kommi von mir erwarten.
Bis dann!
Weiter so!
Lg dat Kinu
Von:  00schnepel8
2010-03-07T21:08:02+00:00 07.03.2010 22:08
ooooooooooh man rin is so geil
willst du sesshomaru heiraten
so geil hab mich vom hocker gelacht
ich liebe rin sie is soooo knuuffig
Von: abgemeldet
2010-02-02T20:34:32+00:00 02.02.2010 21:34
hey! bin hier zufällig drauf gestoßen und find die voll süß die story!
am genialsten jedoch sind die Vergleiche, die kimie ständig zieht mit Sesshomaru und ihrem Inuki (Ich fand den auch voll süüüß in der X-Serie, daher is der name doch, oder?^^)
hab jetz viel vor mir zu lesen, deine chaps sind auch immer so lang :D
LG Yu-chan


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