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Life is a Gamble

Jounouchi/Kaiba
von

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Kapitel 13

Niedergeschlagen verließ er das Firmengelände der Kaiba Corporation. Hoffentlich war die Verletzung in Kaibas Gesicht nicht allzu schlimm. Seine Faust pochte immer noch und die Haut, die sein Gesicht berührt hatte, fühlte sich ganz heiß an. In letzter Sekunde hatte er seinen Schlag abgebremst, denn hätte er mit voller Kraft zugeschlagen, wäre der Firmenleiter sicher so schnell nicht mehr aufgestanden. Es war schon eigenartig, dass er nach all den Jahren immer noch wusste, wie er zuschlagen musste, um seinem Gegenüber so richtig wehzutun. Instinktiv hatte er zugeschlagen und im selben Moment, wo seine Faust das Gesicht des Brünetten berührte, hatte er ein beinahe wehmütiges, nostalgisches Gefühl empfunden; als wäre er in der Vergangenheit zurückgereist.
 

Er musste daran denken, wie er mit Hirutani durch die Straßen gestreift war und wie er sich mit Älteren angelegt hatte. Jounouchi hatte nie mit Schwächeren gekämpft. Das ging gegen seine Natur. Auch wenn er wusste, dass sein Gegner stärker war als er und ihm haushoch überlegen, nahm er jede Herausforderung an, nur um sich selbst davon abzulenken, wie schwach und hilflos er war. Er hatte es immer auf stärkere Gegner abgesehen. Jemanden zu besiegen, der mächtiger war als man selbst, gab einem ein unglaublich gutes Gefühl. Zumindest hatte er auf diese Weise sein Selbstvertrauen und sein Selbstwertgefühl aufpoliert. Es dauerte nie lang, bis er jedoch wieder in den Abgrund stürzte und nach neuen Herausforderungen suchte.
 

Einen Polizisten beleidigen und weglaufen? Anfängerlevel. Nicht aufregend genug. Eine Packung Kaugummis klauen? Mit ein bisschen Geschick und Achtsamkeit konnte das jeder lernen, mal davon abgesehen, dass es immer noch einige Konbiniläden gab, wo es keine richtigen Sicherheitsmaßnahmen gab. Das Gesetz herauszufordern und Verbotenes zu tun, hatte ihn damals gelockt und ihm ein Hochgefühl gegeben, das er sonst in seinem Alltag vermisste. Sich mit Stärkeren zu prügeln und zu gewinnen, brachte ihm auch die Anerkennung seiner Bande, vor allem von Hirutani. Eine Zeit lang hatte er nur dafür gelebt...
 

Jounouchi hörte die Klingel der Schule und atmete erleichtert aus. Endlich weg hier. Er hasste diese Klasse. Immer sahen sie ihn an, als wäre er Abschaum. Er gehörte zu der niedrigen Unterschicht. Seine Armut war ihm schon anzusehen. Die Schuluniform, die er trug, hatte er einem älteren Schüler geklaut, welcher aus Rücksicht auf seine Situation, nicht mal Anzeige erstattete, sondern sie ihm freiwillig überließ. Seine Familie hatte kein Geld für eine Schuluniform, geschweige denn für Schulbücher und Materialien, mal davon abgesehen, dass es ihn ohnehin nicht interessiert hätte.
 

Jounouchi hasste nicht nur seine Klasse, sondern auch die Schule als solches. Hier war ein Ort, wo er mit Missmut hineinging und wo Menschen ihn anhand der Menge des Geldes, die ihm zur Verfügung stand, beurteilten. Er war arm. Dumm. Ungebildet. Kein guter Umgang. Mit diesem Kerl sollte man sich nicht abgeben und sich bloß von ihm fernhalten. Die Blicke seiner Mitschüler und auch des Lehrpersonals schmerzten, aber diese Schwäche würde er sich niemals eingestehen oder gar diesen Leuten die Genugtuung geben, ihr Ziel erreicht zu haben. Ihre Blicke waren wie Pfeile, die ihn durchbohrten. Mit den Händen in den Taschen stapfte er die Treppe hinab. War ja auch egal... immerhin stand der Schulwechsel bevor.
 

Genauso wie Hirutani würde er auf die Rintama Highschool wechseln und sich dort einen Namen als Schläger machen. Dort wurde nicht zu den Strebern und vorbildlichen Schülern hochgesehen, sondern zu den coolen Jungs. Was hatte man denn auch davon, für die Schule zu lernen? Jounouchi verstand nicht, warum er sich überhaupt die Mühe machen sollte. Vielleicht war er einfach nur zu jung und naiv, um den Sinn dahinter zu erkennen, doch er hatte schon früh gelernt, dass es nicht darauf ankam, was man wollte und wie sehr man für etwas kämpfte, sondern darum, mit wie viel Geld man in diese Welt geboren wurde.
 

Reiches Elternhaus war gleichbedeutend mit guter Ausbildung, einem phantastischen Job und einem perfekten und vom Anfang bis Ende durchgeplanten Leben. So wie Honda Hiroto. Sie waren im selben Alter und obgleich er ein perfektes Leben vor sich hatte, weil seine Eltern die Firmeninhaber eines gigantischen Autokonzerns waren, wollte er mit dem Abschaum der Gesellschaft abhängen. Honda lief Jounouchi geradezu hinterher und anfangs hatte er sein Verhalten und seine Begeisterung auch nicht hinterfragt. Bis zu dem Zeitpunkt, als ihm klar wurde, dass Honda die Chance auf ein wunderbares Leben wegwarf. Und wozu? Wie hatte es Hirutani ausgedrückt? Ach ja, genau. Um zu rebellieren. Das taten Jugendliche in ihrer Pubertät schon mal.
 

Die Eltern schocken und herausfordern und ihnen zeigen, dass man eine eigenständige Person war und auf sich selbst aufpassen konnte. Vermutlich hatte Honda bisher ein wohlbehütetes Leben gehabt. Liebende Eltern, die nach der Schule mit einem warmen Mittagessen und fröhlichen Gesichtern auf ihren Sohn warteten. Eine ältere Schwester, die stets für ihn da war und sich seiner annahm, wenn er jemanden zum Reden brauchte. Nein, Honda passte überhaupt nicht zu ihm. Er wusste nicht warum es ihn so sehr störte, dass Honda sein Leben wegwarf und Jounouchi sogar als seinen Freund bezeichnete – nicht dass Jounouchi an so etwas wie Freundschaft je geglaubt hätte, absoluter Kommerzscheiß, ein Ammenmärchen für Menschen, denen alle Türen offenstanden – obwohl er ihn mehrmals beleidigt hatte.
 

Erst gestern hatte er sich mit Honda geprügelt. Hirutani hatte ihn anerkennend zu gepfiffen und ihm auf die Schulter geklopft. Honda konnte Hirutani nicht leiden. Der war ein schlechter Umgang. Der verdarb die Menschen um sich herum und zerstörte ihre Seelen. Oder so ähnlich. Hatte Jounouchi nicht interessiert, immerhin wusste er, dass der Kerl ein verdammt schlechter Umgang war und dass nichts Gutes aus ihrer Nutzbeziehung entstehen konnte, trotzdem hatte er sich dazu entschieden, ihm zu folgen, da er bei diesen Kerlen, die Hirutani als seine Gang bezeichnete, aber genau genommen nur willenlose Untergebene waren und alles taten, was man ihnen befahl, immerhin das Gefühl hatte, erwünscht zu sein. Hier bekam er eine Art von Liebe. Nicht die Liebe, die er sich wünschte und brauchte, aber es war genug, um ihn am morgen zum Aufstehen zu bewegen.
 

Weder in der Schule noch zuhause war er willkommen. Wo sonst sollte er denn hin? Honda hatte keine Ahnung, immerhin hatte er liebende Familie und einen Ort, wo er immer zurückkehren konnte. Es war nicht so, dass er dieses Leben wegwerfen musste, sondern dass er von sich aus die Wahl getroffen hatte, dass er bei Jounouchi sein wollte. Idiot. Hätte Jounouchi die Wahl gehabt und eine liebende Familie, hätte er niemals diesen Weg gewählt. Es war besser, wenn sie sich aus dem Weg gingen. Honda sollte ein normales Leben führen. Das war das Beste für beide.
 

Als der Blonde das Schultor passierte, fiel sein Blick auf Honda, der scheinbar schon auf ihn gewartet hatte.
 

„Jounouchi... gestern war die Polizei bei mir zu Hause“, erklärte er nüchtern. Sein Blick war ernst.
 

„Und? Hast du ihnen gesteckt, wer die Scheiben bei dem neuen Restaurant eingeworfen hat?“, grinste Jounouchi frech.
 

Nachdem er gestern Honda eine verpasst hatte, war er mit Hirutani losgezogen und hatte die Stadt unsicher gemacht. Honda hatte er einfach zurückgelassen. Was mischte sich dieser auch immer in seine Entscheidungen ein? Ging ihn doch nichts an. Es war mitten in der Woche gewesen und der nächste Tag ein Schultag, aber das hatte ihn nicht aufgehalten. Dann schlief er eben in der Schule. Es beachtete ihn ja ohnehin keiner, also konnte er tun und lassen, was er wollte. Solange er seine Mitschüler in Ruhe ließ, sagten nicht einmal die Lehrer etwas zu ihm und das war in Ordnung so. War ja nicht so, als bräuchte er die Anerkennung einer Person, die dafür bezahlt wurde, anderen Menschen Wissen zu vermitteln und ihnen Begeisterung vorzuheucheln. Diese ganze Gesellschaft war ein Lügenkonstrukt.
 

Hirutani war stolz auf ihn und hatte ihm sogar eine Packung Zigaretten geschenkt, nachdem sie erfolgreich die Scheiben eingeschlagen und geflüchtet waren.
 

„Nein, das würde ich niemals machen. Und das weißt du. Aber sie wissen, dass du es warst und sie suchen nach dir. Auch wenn du mir nicht glauben willst... ich bin dein Freund und ich bitte dich darum, einen Gang runterzuschalten!“
 

„Was geht dich das denn an, hm?! Geh zurück in deine kunterbunte Welt und lebe in deiner Blase, du weißt, dass ich da drin keinen Platz habe. In Wirklichkeit freust du dich doch drüber, also tu nicht so, als würde es dich jucken“, erklärte Jounouchi und spuckte vor Honda auf den Boden, um ihn zu provozieren. Honda zeigte sich nur wenig beeindruckt. Überall nur Heuchler! Sie alle taten so, als würde es sie interessieren, aber am Ende spielten sie das Interesse nur, um ihr eigenes Gewissen zu beruhigen und sich selbst als guter Mensch bezeichnen zu können.
 

„Du weißt, dass das absoluter Schwachsinn ist. Im Gegensatz zu Hirutani stehe ich immer hinter dir und würde meine Hand ins Feuer für dich legen. Würde er das auch tun? Wird er dir, wenn es brenzlig wird, zur Seite stehen? Denk mal drüber nach!“
 

„Darüber muss ich gar nicht nachdenken. Hirutani hat sich nie als mein Freund bezeichnet. Unsere Beziehung zueinander ist eine Zweckgemeinschaft, mehr nicht. Ich tue, was ich will. Und wenn ich Bock auf Fenster einschlagen habe, dann mach ich das halt. Solange mich keiner erwischt, ist es doch okay, oder?“
 

„Spinnst du?!“, knurrte Honda und packte ihn am Kragen.
 

Jounouchi wandte den Blick ab. Honda konnte sagen, was er wollte, am Ende war es ihm doch nicht ernst. Da ging es ihn nur um seinen Ruf als guter Bürger. Als Vorbild. Immer tat er so nett, aber Jounouchi war sich sicher, dass man ihm Ernstfall auf niemanden zählen konnte. Am Ende ging es doch jeden nur um sich selbst.
 

„Du wirfst dein Leben und deine Zukunft weg, Jounouchi!“, mahnte er mit lauter Stimme und spuckte dem Blonden dabei ins Gesicht, sodass dieser genervt stöhnte und ihn jetzt von sich drückte.
 

„Ich hatte nie eine Zukunft!“, brüllte er ihm entgegen und wischte sich den Speichel von der Wange.
 

Honda wurde still, senkte den Blick und kämpfte um Beherrschung. Worte konnten diesen Kerl nicht überzeugen. Musste es denn immer Gewalt sein? Wieso weigerte sich dieser Starrkopf so vehement, seinen Worten Glauben zu schenken? Honda war sich sicher, dass sein Kumpel sehr viel Schlimmes in seinem Leben durchgemacht haben musste und sehr viel verloren hatte, weshalb er so reagierte, wie er es jetzt tat. Er konnte nicht mehr vertrauen. Weder seiner Familie. Noch seinen Mitschülern. Auch Honda nicht. Um ihn zu überzeugen, musste man sich beweisen. Doch wie sollte sich Honda beweisen? Wie sollte er diesem Trottel nur klar machen, dass ihm wirklich etwas an ihm lag?
 

Seit Beginn der Mittelschule hatte Jounouchi sein Interesse geweckt. Niemand wollte mit ihm reden. Er war der Außenseiter. Die Jungs und Mädchen ihrer Klasse zeigten mit dem Finger auf ihn und lachten ihn aus. Die Armut war ihm ins Gesicht geschrieben. Doch Honda sah da mehr drin. Er sah das brennende Feuer in seinen Augen und auch die Zweifel, die ihn plagten. Bisher hatte er immer nur Menschen um sich gehabt, die sich bei ihm einschleimten. Immerhin war er der Sohn eines reichen Firmenleiters und es konnte ja nur Vorteile mit sich bringen, so einen als Freund zu haben, oder?
 

Je mehr Honda erkannte, dass seine „Freunde“ sich nicht für ihn interessierten, sondern für die Vorteile, die eine Freundschaft mit sich brachte, desto mehr sehnte er sich nach Menschen, die anders und ihm gegenüber ehrlich waren. Jounouchi war der ehrlichste Junge in seinem Alter, den er kannte. Er sagte immer das, was er dachte. Als Honda ihn im Flur angesprochen hatte, hatte er ihn ausgelacht. „Was will denn ein reicher Schnösel von mir? Verpiss dich!“, hatte er ihm ins Gesicht gesagt und es war das erste Mal, dass ihn jemand als Person gesehen hatte und nicht Rücksicht auf den Status seiner Familie genommen hatte. Jounouchi war ein roher Diamant. Er wusste nur noch nicht, wie schön er war, weil keiner sich die Mühe gemacht hatte, die Ecken abzuschleifen und ihm zu wahren Glanz zu verhelfen.
 

Je mehr er sich mit Jounouchi beschäftigt hatte, umso größer wurde sein Wunsch, diesen näher kennenzulernen. Zeit mit ihm zu verbringen. Also hatte er ihn paar Mal in der Pause aufgesucht. Sie hatten geredet – na ja, eigentlich hatte nur Honda geredet und Jounouchi aufmerksam zugehört. Irgendwann hatte sich tatsächlich so etwas wie eine Bindung entwickelt. Trotzdem wählte Jounouchi Hirutani und ließ Honda links liegen, wenn dieser kam. Es war nicht so, dass Jounouchi ein schlechter Mensch war, sondern dass sein Umfeld ihn zunehmend ins Negative veränderte.
 

Hirutani bemühte sich sehr darum, Jounouchi möglichst weit fern von Honda zu halten und Honda hatte dies sofort erkannt. Hirutani hatte gespürt, dass der nette Honda eine Gefahr für seine willenlose Waffe war, die er dabei war, zu züchten. Es war offensichtlich, dass Hirutani großes Potential in Jounouchi sah und ihn manipulierte. Für Hirutani war der Blonde nützlich. Je mehr Waffen man in seinem Arsenal hatte, desto besser. Doch der Blonde erkannte es scheinbar nicht. Honda wollte nicht, dass Jounouchi zu ihm ging.
 

„Doch, du hast eine Zukunft! Jeder Mensch hat die Möglichkeit glücklich zu werden, doch wenn du nicht dafür kämpfst, wird sich nie etwas ändern. Jounouchi... bitte!“, rief er ihm entgegen und versuchte sich die Aufregung nicht ansehen zu lassen, damit Jounouchi diese Schwäche nicht direkt ausnutzte.
 

„Komm mit mir zur Domino Highschool und lass dieses Leben hinter dir“, beendete er seinen Satz und warf Jounouchi einen sorgenvollen Blick zu. Dieser sah ihn nur einen Moment an und wandte sich dann zum Drehen. Wortlos ließ er den Brünetten am Schultor stehen und machte sich auf den Weg zu ihrem Treffpunkt.
 

Domino Highschool? So ein Scheiß. Da waren doch nur Weicheier und Kinder aus gutem Hause. Da passte er überhaupt nicht rein. Dort würde es genauso sein wie hier. Wieder würden die Leute mit dem Finger auf ihn zeigen und ihn auslachen. Immerhin konnte er sich ja nicht mal die Schuluniform leisten. Nein... für ihn gab es keine Zukunft. Auch wenn er sich vom tiefsten Herzen wünschte, es gäbe einen Platz für ihn, wo er hingehörte, so musste er sich eingestehen, dass Gedanken dieser Art nicht mehr als kindische Phantasien waren. Hastig schüttelte er den Kopf. Solch sentimentale Gedanken passten gar nicht zu ihm.
 

Es war später Abend als er mit Hirutani und ein paar anderen Jungs durch die Straßen streifte. Vor einem Geschäft blieben sie stehen und sie quatschten über die coolen neuen Handys, die in der Schauvitrine ausgestellt wurden. Die Technik schritt immer schneller voran und es kamen immer neue und bessere Geräte auf den Markt. Als sie weiter gingen, hatte Jounouchi für einen Moment das Gefühl, dass sie verfolgt wurden. Als er sich umdrehte, um sicherzustellen, ob dies der Fall war, konnte er niemanden erkennen. In einer abgelegenen Seitenstraße wollten sie sich in Ruhe ihre Zigaretten anzünden und rauchen.
 

Jounouchi hatte vor über einem Jahr angefangen zu rauchen, da war er 14 gewesen. Vorher hatte er dieses teure Hobby nie in Betracht gezogen, doch dank Hirutani und den anderen Jungs hatte er neue Möglichkeiten, die er vorher nicht hatte. Seinem Vater war es ohnehin egal. Solange regelmäßig Alkohol ins Haus kam, gab es nichts zu meckern und er beschäftigte sich mit sich selbst und seinem Glücksspiel. Abends verließ er das Haus und ging ins Kasino, wo er an den zahlreichen Glücksspielautomaten sein Glück versuchte und auf das große Geld hoffte. Jounouchi hatte schnell erkannt, dass die Automaten gezinkt waren. Es war unmöglich zu gewinnen. Man verlor nur mehr und mehr Geld. Reich wurde man dadurch nicht. Aber es interessierte ihn auch nicht. Immerhin hatte er ja Hirutani.
 

Genüsslich zog er an seiner Zigarette und ließ den Qualm in kleinen Kreisen empor steigen. Er hörte Schritte, die sich näherten. Jetzt wurde auch Hirutani hellhörig und er orderte seine Jungs zur Achtsamkeit an. Wie ihnen befohlen, gingen sie sofort in Kampfstellung über. Jounouchi war das ziemlich egal. Er hatte nicht vor, den Glimmstängel zwischen seinen Fingern wegzuwerfen, trotzdem beobachtete er weiterhin seine Umgebung eingehend und mit Vorsicht. Er hatte sich also nicht getäuscht. Vermutlich waren das irgendwelche Jungs, die einen Kampf verloren hatten und nun Revanche wollten.
 

Sollten sie doch kommen. Jounouchi hatte keine Angst. Bei einem Kampf hatte er gute Chancen. Auch vier gegen einen machte ihm keine Probleme und heute war er ja auch nicht allein. Hirutani war auch ein begnadeter Kämpfer, obwohl Jounouchi Schwierigkeiten hatte, sich vorzustellen, dass er sich tatsächlich die Hände schmutzig machen würde. Viel eher würde er seine Speichellecker für sich kämpfen lassen, während er im Hintergrund die Show genoss. Er nahm einen tiefen Zug.
 

Und da waren sie schon. Eine ganze Gruppe an Halbstarken. Zehn Personen. Nein zwölf. Kein Problem. Sie waren zu fünft. Dachten die ernsthaft, dass sie gewinnen konnten, nur weil sie in der Überzahl waren? Jounouchi grinste amüsiert, nahm einen letzten tiefen Zug von seiner Zigarette und warf den noch glühenden Stängel auf den Boden, trat mit voller Wucht auf diesen und zerquetschte den Filter wie eine Ameise. Er war bereit!
 

Sie hatten die Oberhand gewonnen und selbst Hirutani war irgendwann in den Kampf eingestiegen. Jounouchi genoss es, dass er sich beweisen konnte. Im Kampf konnte er all die negativen Emotionen herauslassen und fand ein Ventil für den Druck, der sich auf seiner Seele aufbaute. Nach einem ordentlichen Kampf ging es ihm immer besser und fühlte sich befreit. Für einen Moment war jeglicher Zorn vergessen und er schaffte es sich wieder auf das zu konzentrieren, was wichtig war.
 

Jounouchi war derart von seinem Gegner abgelenkt, dass er nicht mal bemerkt hatte, dass Hirutani und die anderen abgehauen waren. Gerade als der letzte seiner Gegner zu Boden ging und er sich als Sieger rühmen wollte, spürte er eine kräftige Hand auf seiner Schulter. Reflexartig sprang er zur Seite und schlug aus. Zu seinem Erstaunen handelte es sich bei der Person hinter ihm jedoch nicht um einen der Schlägertypen, sondern um einen erwachsenen Mann. Ein Polizist. Geschickt wehrte er die Faust ab und hielt den Blonden fest, sodass er nicht weglaufen konnte. Verdammte Scheiße! Panisch wollte er sich befreien und fuchtelte wild umher.
 

„L-loslassen!“, schimpfte er laut. Es war ihm anzuhören, dass er Angst hatte und er schämte sich, dass er diese Gefühle so durchblicken ließ.
 

„Oh nein, mein Lieber! Du kommst jetzt mit!“, schimpfte der Mann ebenso laut, drückte Jounouchi mit Gewalt gegen die Wand und drehte ihn so, dass er seine Hände hinter seinem Rücken zusammenführen und in Handschellen packen konnte. Dabei hatte Honda ihn noch gewarnt...
 

Die ganze Nacht lang hatte der Polizeibeamte ihn ausgefragt und nicht locker gelassen. Trotzdem weigerte sich Jounouchi auch nur ein Wort zu sagen. Ganz egal wie laut der Kerl am anderen Tisch wurde oder wie sehr er versuchte, sich einzuschleimen, es nützte alles nichts. Jounouchi sagte nichts und blieb steinhart. Seine sture Haltung brachte ihm weder Vor- noch Nachteile. Hirutani hatte ihn verraten. Dieser verdammte Bastard hatte gewusste, dass die Bullen am Anmarsch waren und hatte ihn wissentlich zurückgelassen, um seine eigene Haut zu retten. Was die Beamten ihm zu sagen hatten, interessierte ihn nur wenig. Er war ja ohnehin minderjährig, also konnten sie ihn gar nicht einsperren. Es musste ein Elternteil kommen, um ihn abzuholen und die Anklage würde vor Gericht gehen. Als würde sein Vater den Arsch hochkriegen und ihn abholen! Das glaubten die doch selbst nicht. Einer der Beamte versuchte seit nun vier Stunden jemanden am Telefon zu erreichen. Niemand ging ran.
 

Kein Wunder, dachte Jounouchi, sein Alter war ja auch gar nicht zuhause. Jounouchi wusste nicht mal, wo er hingegangen war. Irgendein Kasino oder eine Kneipe, wo er in Ruhe die Staatshilfe verprassen konnte und sich ein Bier nach dem nächsten hinter die Binde kippen konnte. Irgendwann hatte einer der Beamte ihn nach seinen Eltern gefragt. Jounouchi zuckte nur mit den Schultern.
 

„Keine Ahnung, wo die stecken. Wen interessiert's?“, grinste er und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihn diese Aussage selbst verletzte. In einer normalen Familie wäre jemand da gewesen und sein Vater hätte ihn davon abgehalten, auf die schiefe Bahn zu geraten.
 

Schwere Körperverletzung, Diebstahl und Sachbeschädigung. Die Liste war lang und der Polizeibeamte ratterte sämtliche Vorwürfe in einer solchen Gelassenheit und Ruhe herunter, dass Jounouchi das Gefühl bekam, dass es ihn selbst nicht wirklich interessierte. Er wusste, dass vor ihm ein minderjähriger Junge saß, bei dem Hopfen und Malz verloren war. Eine Besserungsanstalt für Jugendliche wäre das beste und vermutlich die einzige Lösung. Die Eltern waren partout nicht zu erreichen und der Junge war sich seiner Verbrechen nicht mal bewusst. Er war so stur und bockig, dass selbst der Beamte es irgendwann aufgegeben hatte, ihn belehren zu wollen.
 

„Domino ist ein echt hartes Pflaster“, stöhnte der Mann dann. Jounouchi legte den Kopf schief.
 

„Wem sagst du das“, stimmte er ein und grinste herausfordernd.
 

„Immer mehr Jugendliche machen Ärger und es ist schrecklich, dass Kinder wie du auf die schiefe Bahn geraten, weil sich keiner ihrer annimmt.“
 

„Mitleid?“, wollte der Blonde wissen, legte den Kopf schief, ehe er weitersprach. „Musst du nicht mit mir haben. Ich brauche das Mitleid anderer nicht, ich weiß, dass ich Scheiße gebaut habe und stehe dazu. Ich würde es wieder tun.“
 

„Warum? Was treibt dich an, Junge?“
 

„Ist nicht so wichtig...“, erklärte Jounouchi und vermied es den Beamten anzusehen.
 

Alle Menschen sahen weg, wenn er kam. Sein Vater schenkte ihm keinen einzigen Blick und die Gesellschaft, in der er lebte, behandelte ihn wie einen Aussätzigen. Für Menschen um ihn herum, war er eine Bazille. Bloß nicht hinsehen! Jounouchi hatte schon früh begriffen, dass er nicht erwünscht war und keinen Platz hatte. Ihn wollte niemand. Auch seine Mutter nicht. Umso mehr wollte er, dass die Menschen ihn ansahen und ihn wahrnahmen. Also baute er Scheiße, damit sie ihn ansahen. Und irgendwann wäre nicht Abscheu in ihren Augen, sondern Ehrfurcht. Bald würde es niemand mehr wagen, ihn von der Seite blöd anzugucken. Irgendwann würde er ernst genommen werden und die Menschen würden es nicht mehr wagen,sich über ihn lustig zu machen, weil sie genau wüssten, dass dies Konsequenzen mit sich brachte.
 

Das war nicht richtig. Das war dumm. Und sicher nicht die beste Lösung. Aber das war okay, fand Jounouchi, immerhin war er ja auch nicht gerade klug. Hauptsache die Leute würden ihn ansehen und ihn wahrnehmen. War doch egal, was der Grund für ihre Blicke waren, solange sie überhaupt zu ihm sahen. Er hasste es, dass er wie Luft behandelt wurde. Das verletzte seinen Stolz. Entweder warfen ihm die Leute angewiderte Blicke zu oder taten so, als wäre er nicht da. Sie sahen ihn verstohlen an und lachten über ihn, schienen zu glauben, er würde sie nicht hören, aber jedes Wort und jeder Blick erreichte ihn und durchbohrte seine Seele, hinterließ tiefe Wunden und Narben, die niemals verblassten.
 

Er hasste es, wie seine Mitschüler ihn ignorierten und sich über ihn lustig machten. Er hasste es, wenn die älteren Damen auf der Straße über seine zerrissenen Jeans und seine zerzausten Haare lästerten. Und er konnte es nicht ausstehen, wie die Blicke, die ihm zugeworfen wurden, immer dieselben Aussagen hatten. Was stimmt denn bloß nicht mit dem? Bloß fernhalten. Der ist ein schlechter Umgang. Erbärmlich. Wie schmutzig er ist. Hat der denn keine Familie? Das arme Ding, warum macht denn keiner etwas? Ekelhaft, also mit dem will ich nichts zu tun haben!
 

Jounouchi hasste sich selbst, weil er genau wusste, dass er genauso gedacht hätte, wäre er in einem anderen Umfeld groß geworden. Hätte er liebende Familie gehabt, hätte er genauso wie die anderen mit dem Finger auf andere gezeigt. Er war also selbst ein Heuchler und belog sich selbst. Und er hasste Lügner. Er hasste es, wie seine Gedanken sich immer und immer wieder im Kreis drehten und wie unfähig er war, sich selbst zu helfen. Viel mehr lehnte er Hilfe von außen strikt ab. Hilfe anzunehmen wäre ein Zeichen von Schwäche. Jounouchi neigte dazu, sich selbst schlechtzureden und um diese Gedanken abzuschütteln, brauchte er ein Ventil. Es tat ihm gut, wenn er anderen seine innere Zerrissenheit und seinen seelischen Schmerz in Form von harten Faustschlägen mitteilen konnte. Warum sollte auch nur er leiden? War doch fair... oder?
 

„Doch, das ist es... wenn du über etwas reden willst, kannst du mir alles erzählen. Ich höre dir zu“, entgegnete der Mann mit einem fürsorglichen Lächeln.
 

„Verstehe. Jetzt kommt der Teil, wo du mein Vertrauen erschleichen willst und dich einschleimst, damit ich ein Geständnis mache und dir ganz genau sage, was passiert ist. Hör zu, Alter: mich verarscht du nicht. Ich bin vielleicht nicht der hellste Stern am Firmament, aber ich habe noch genügend Grips, um zu wissen, wo das hier hinführt. Außerdem habe ich Krimi Filme und Serien gesehen... wo bleibt der böse Cop?“
 

„Du hast eine verdammt trockene Weltanschauung. Eigentlich würde ich dich zurechtweisen, weil du so frech bist und Ältere duzt, aber ich bin mir sicher, dass du genau weißt, dass sich das nicht gehört und du es genau deshalb machst“, seufzte er dann und ließ sich in seinen Stuhl fallen.
 

„Richtig. Der Kandidat hat hundert Punkte!“, jauchzte Jounouchi und grinste breit.
 

„Trotzdem darfst du keine Gesetze brechen und andere verletzen, Jounouchi-kun.“
 

„Interessiert mich das? Sorry, aber spare dir deine Predigten, die prallen an mir ab.“
 

„Du solltest ihnen aber Gehör schenken. Verstehst du überhaupt die Situation, in der du dich befindest? Hier geht es um deine Zukunft. Wenn du dich weiterhin so aufführst, wirst du die nächsten Jahre in der Jugendanstalt sitzen.“
 

„Ich hatte nie eine Zukunft, also ist es doch egal, was ich tue.“
 

„Jeder hat eine Zukunft, auch du. Hör zu, du wirst so lange hierbleiben müssen, bis dich jemand abholt. Ob ein Elternteil oder ältere Geschwister...“, kam es beinahe geknickt von dem Beamten, der einen verzweifelten Blick auf die Uhr warf. Es war bereits spät in der Nacht. Auch nach über vier Stunden konnten die Eltern dieses Jungen nicht erreicht werden. Wohl oder übel würden sie ihn in eine der Zellen werfen müssen und einige Polizisten losschicken müssen, um den Erziehungsberechtigten zu finden.
 

Wie erwartet hatten die Hüter des Gesetzes Jounouchi in eine der Untersuchungshaftzellen geworfen. Sie wollten warten, dass jemand kam, um ihn abzuholen. Alles andere würde vor Gericht geklärt werden. Bisher sah es echt finster aus. Jugendanstalt, weil er zu viel angestellt hatte. Immer noch kreisten seine Gedanken um Hirutani, der ihn verraten hatte und ihn als Bauernopfer zurückgelassen hatte. Honda hatte ihn gewarnt. Mehrmals. Aber er hatte seinen Worten keinen Glauben schenken wollen. Er wusste ja, dass Hirutani kein Freund war. Das, was sie verband, war keine Freundschaft und er hatte auch nicht damit gerechnet, dass dieser ihm geholfen hätte, trotzdem verletzte es ihn, dass er ihn im Stich gelassen hatte. Klar, er hatte geglaubt, er könnte auf sich selbst aufpassen.
 

Grummelnd legte er sich auf die andere Seite und starrte die Wand an. Vor der Zelle saß ein Polizist, der kein einziges Wort verlor und stur auf das Buch in seinem Schoß starrte. War auch nicht so wichtig. Interessierte Jounouchi nicht. Es war bereits zwei Uhr morgens und er konnte einfach nicht einschlafen. Er war aufgewühlt und enttäuscht. Ja, enttäuscht von seinem Kollegen, von dem er genau gewusst hatte, dass kein Verlass auf ihn war. Dabei hatte er doch genau gewusst, dass man sich auf niemanden verlassen durfte. Und trotzdem... verdammt, wieso heulte er jetzt?!
 

Energisch wischte er die Tränen weg und versuchte sich selbst davon abzulenken, was geschehen war. Er war ein Mann. Ein Kämpfer. Ein Krieger! Tränen standen ihm überhaupt nicht. Welcher Krieger heulte nach einem verlorenen Kampf? War doch total uncool! Ja, er sollte wütend sein. Wenn er Hirutani das nächste Mal sah, würde er ihm ordentlich die Fresse polieren und ihm zeigen, wer der Boss war. Was dachte der Kerl, wer er war? Oh ja, auf seine Revanche freute er sich jetzt schon. Und schon hatte er etwas, worauf er sich freuen konnte. So einfach ging das. Wenigstens ein Lichtblick.
 

„Du bist Jounouchi-kun... nicht wahr?“, hörte er eine sanfte Frauenstimme. Sofort schreckte er auf.
 

„Ich bin Honda Hitomi. Ich bin die ältere Schwester von Hiroto“, sagte sie so fürsorglich wie es ging, um den Jungen nicht noch weiter aufzuregen. Sein Auge war blau, seine Klamotten zerrissen und an seiner Stirn klebte Blut. Kein schöner Anblick. Sie hatte mit den Polizisten gesprochen, die ihr die Situation erklärt hatten. Er war nach einer Prügelei festgenommen worden und hatte sich geweigert, sich behandeln zu lassen oder gar zu kooperieren und ihnen zu schildern, was vorgefallen war. Da er keinerlei Einsicht und Respekt gezeigt hatte, hatten sie ihn weggesperrt. Der Junge war einfach zu bockig. Und es brachte nichts, ihn zum Reden zu zwingen, weil er dann nur anfing, die Beamten zu beleidigen. Beamtenbeleidigung wurde nun ebenfalls auf die Liste seiner Vergehen gepackt. Nicht, dass Jounouchi sich daran gestört hätte.
 

„Honda...?“, wiederholte er ungläubig.
 

„Hiroto hat mir erzählt, was passiert ist und mich darum gebeten, dir zu helfen. Er wartet draußen auf dich“, erklärte sie die Situation.
 

„Woher wusste Honda, dass ich hier bin...?“, fragte er ungläubig und erhob sich nun von der Liege. Ein Beamter öffnete die schwere Gittertür und unsicher trat er aus seiner Zelle hinaus.
 

„Dein Freund... dieser Hirutani hat damit angegeben. Honda hat sich mit ihm geprügelt. Als er nach Hause kam, hat er mit unter Tränen darum gebeten, dir zu helfen.“
 

„Ich... ich brauche sein Mitleid nicht...“, knurrte Jounouchi und wurde leicht rot um die Nase.
 

„Jounouchi-kun, das ist kein Mitleid, sondern Mitgefühl. Das sind zwei unterschiedliche Dinge. Und ich wäre eine schlechte Schwester, wenn ich die Tränen meines Bruders ignorieren würde. Ihr Kinder macht uns auch nur Ärger!“
 

„Ich bin kein Kind...“, grummelte Jounouchi.
 

Hondas ältere Schwester kümmerte sich um sämtliche Angelegenheiten und entschuldigte sich mehrmals für das schlechte Betragen des Blonden. Als sie das Präsidium verließen, wartete Honda bereits draußen und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihn das Ganze beschäftigte. In ihm tobte ein Orkan. Er war wütend auf Jounouchi. Weil dieser ihm nicht zugehört hatte, obwohl er ihn gewarnt hatte. Und wütend auf Hirutani, weil dieser Jounouchi ausgenutzt hatte und noch die Dreistigkeit hatte, über den „Trottel“ zu lachen. Er hatte gewusst, dass sie in Gefahr gewesen waren und hatte den Blonden absichtlich geopfert, um seine eigene Haut zu retten. Ja, er sollte Jounouchi so richtig die Meinung sagen! Dieser Dummkopf! Nie hörte er auf ihn! War also seine eigene Schuld. Hoffentlich hatte er seine Lektion gelernt und blieb zukünftig fern von Hirutani.
 

Gewohnt lässig lehnte der Brünette an der Mauer. Es war ihm peinlich, Jounouchi anzusehen. Bis eben hatte er noch tausend Dinge, die er ihm vorwerfen wollte, doch jetzt fiel ihm so gar nichts ein. Der Blonde blieb direkt vor ihm stehen und sagte kein Wort. Schweigend standen sie nebeneinander, nicht in der Lage etwas zu sagen. Es war bereits früher Morgen und die ersten Autos waren wieder unterwegs. Das Leben in der Stadt erwachte wieder. Irgendwann hob Honda einfach nur die Faust, wartete darauf, dass Jounouchi diesen Gruß erwiderte. Zögernd schlug dieser mit seiner Faust gegen die von Honda.
 

„Ich will ja nicht sagen, dass ich es dir gesagt habe... aber ich habe es dir doch gesagt“, grinste er.
 

„Sorry, kommt nicht wieder vor“, meinte der Blonde nur.
 

Jounouchi hatte sich selbst versprochen, nicht mehr mit Gewalt zu antworten und dieses Leben hinter sich zu lassen. Anstelle der Rintama Highschool schrieb er sich zur Domino Highschool ein, wissend, dass ihn dort auch wieder die niederschmetternden Blicke der anderen erwarten würde. Doch dieses Mal war es nicht ganz so schlimm, weil Honda bei ihm war. Sie sprachen zwar nicht offen über ihre Gefühle, aber in der Not konnte er sich auf den Brünetten verlassen und das war mehr, als sich Jounouchi je erträumt hatte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Immerhin konnte er sich nicht mal die Schuluniform leisten, heißt es an einer Stelle. In Japan müssen die Schuluniformen von den Schülern selbst gekauft werden, da gibt es keine Erstattungen. Besonders interessant ist, dass es im Manga offensichtlich so ist, dass Jounouchi ganz normal arbeiten geht und das Lehrpersonal Bescheid weiß. Dass Jounouchi morgens Zeitungen austrägt, ist also gar kein Geheimnis, weshalb ich davon ausgehe, dass er die Erlaubnis der Schule hat.

Schüler dürfen nicht jobben. Auch auf der Domino High ist das strengstens untersagt. So bricht Anzu die Schulregeln und hat Angst, dass Yuugi oder Jounouchi sie verpetzen. Um ihren Traum zu verwirklichen und in Amerika das Tanzen zu studieren, jobbt sie bei BurgerWorld und das verstößt gegen die Regeln und könnte sogar dazu führen, dass sie von der Schule fliegt. Nur bei Jounouchi sagt keiner etwas. Vermutlich wissen die Lehrer von Jounouchis Familiensituation, weshalb er normal arbeiten gehen darf, da seine Familie sonst am Hungertuch nagen würde. Zumindest interpretiere ich das jetzt so. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SuperCraig
2018-12-15T00:55:33+00:00 15.12.2018 01:55
Was für ein Kapitel...

Mir wird erst jetzt das Ausmaß dieser ganzen Kämpfereien und Jounouchis Situation bewusst. Der Typ hat ja nix, gar nix, nada, niente. Die Prügeleien, seine ablehnende Art, sein Wunsch nach Liebe, Zuneigung...mir tut er so unendlich leid.

Innerlich so zerissen zu sein, sich selbst abzuschreiben, das ist unendlich grausam, zumal er erst 15 Jahre alt gewesen ist. Dieser Vater ist ein mieses, abartiges, widerwärtiges Individuum.

Man merkt, wie es Jounouchi quält, so gewesen zu sein. Dieser eine Schlag gegen Kaiba hat ihn wohl so schwer aus der Bahn geworfen, aber ist ja logisch...

Ich finde deine Erklärungen im Nachwort super. Ich habe ein wenig Wissen durch das Wiki, aber die genaue Wortwahl, und was die japanischen Wörter bedeuten, oder die Regeln - so lerne ich dazu. Es zeugt von großer Mühe und Gedanken, die du in deine FF hineinsteckst.

Ein sehr krasses Kapitel, welches nachdenklich stimmt. Ich bin gespannt, was mich in den nächsten Kapiteln erwartet.

Liebe Grüße
SuperCraig


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