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Life is a Gamble

Jounouchi/Kaiba
von

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Kapitel 17

Siegreich ging er aus seinem Duell gegen Nagumo und ging in seine übliche Siegerpose über, sein Gesicht zu einer häßlichen Fratze verzogen, während er seine Faust nach vorne ausstreckte und sich selbst mit Lobesbekundungen überhäufte. Seine Roulettespinne hatte ihm den Tag gerettet! Es war äußerst knapp gewesen, denn für einen Moment hatte er wirklich geglaubt, dass sein Glück ihn verlassen hatte. Der Zeiger der Spinne war beinahe auf der Eins stehen geblieben, wodurch er seine Lebenspunkte um die Hälfte hätte verringern müssen und nichts gewonnen hätte. Dann hätte sich das Duell noch mehr in die Länge gezogen. Es war aber nur ein Millimeter, der seinen Sieg entschied. Plötzlich landete der Zeiger auf der Sechs, wodurch er den starken Gegner, die Mutterspinne, vernichten konnte und seine schwächeren Monster eins nach dem anderen vernichten konnte.
 

Auf sein Glück war Verlass. Jounouchi grinste breit und war zufrieden. Dass Nagumo sich nicht sonderlich an seiner Niederlage zu stören schien, entging ihm, da er zu sehr von seiner Freude übermannt wurde. Mit diesen Sieg kam er ins Finale. Er konnte also der Welt zeigen, was er drauf hatte und dass man ihn nicht unterschätzen sollte. Auch diesem arroganten, reichen Kerl würde das Grinsen schon noch vergehen. Jounouchi sah sich selbst gedanklich bereits auf der Siegestribüne und grinste, als man ihm einen Blumenstrauß und einen kleinen goldenen Pokal verlieh. Dieser Sieg war der Grundstein für seine Zukunft. Jetzt würde er als Pro Duelist richtig durchstarten können!
 

Nagumo lachte laut. Er amüsierte sich köstlich. Doch worüber? Und von einer Sekunde zur nächsten veränderte sich Jounouchis Miene. Wieder war die Vorsicht da und dieses ungute Gefühl, dass er in einen Hinterhalt gelockt worden war und er sich in der Falle eines Feindes befand, kroch ihm den Rücken hinauf, sodass sich seine Nackenhaare aufstellten und sein Herz schneller schlug.
 

„Was ist so lustig?“, wollte er von seinem Gegenüber wissen, der nur mit den Schultern zuckte und nichtssagend vor sich hin grinste. Jounouchi kam ihm näher und wiederholte seine Frage lauter.
 

„Denkst du echt, ich hätte dich weggelockt, nur um mich mit dir zu duellieren?“, gab er schelmisch zurück und legte den Kopf schief, drehte sich dann zur Seite und zeigte mit dem Finger nach oben. Die Sonne ging bereits unter. Erst jetzt fiel Jounouchi auf, dass es noch kälter geworden war, wo die Wärme spendende Sonne sich verabschiedete und die Nacht langsam hereinbrach. Da er Nagumo ziemlich lange hinterhergelaufen war und ihr Duell relativ lang ging, hatte er gar nicht auf die Zeit geachtet. Warum auch? Weder musste er arbeiten, da er sich vorsorglich frei genommen hatte, noch war es so, dass er irgendwohin musste. Eigentlich wollte er nur schnell zu Yuugi und ihm von seinem ereignisreichen Tag erzählen. Vielleicht hätte dieser auch den ein oder anderen Tipp bezüglich seiner Strategie. Es war aber nicht so, dass er unter Zeitdruck stand.
 

„Jounouchi, du bist nur die Vorspeise. Wir haben es gar nicht auf dich abgesehen“, meinte er dann und urplötzlich tauchten zwei Gestalten auf, die in dunklen, violetten Umhängen bekleidet waren und dessen Anblick Jounouchis Blut in den Adern gefrieren ließ. Erinnerungen wurden wach, die er sehr lange verdrängt hatte. Waren das etwa Raritätenjäger? Wütend knirschte er mit den Zähnen und machte einen Hechtsprung nach hinten, um den Abstand zwischen Nagumo und sich selbst zu vergrößern. Er war schon einmal überfallen wollen und noch einmal wollte er seinen Rotäugigen schwarzen Drachen nicht verlieren! Alle seine Karten waren ihm wichtig und er hatte nicht vor, sie irgendwem abzudrücken.
 

„Aber auf meine Karten oder wie?!“, fauchte Jounouchi und ging in Angriffshaltung über. Niemals wieder würde er so dumm sein und ein Duell akzeptieren, wo er seine geliebten Karten einsetzte. Eher würde er die Flucht ergreifen oder sich seinen Weg zur Not mit Gewalt hier heraus bahnen. Nagumo verschränkte die Arme.
 

„Nicht mal das. Deine Karten sind nicht sonderlich wertvoll. Außerdem sagte ich doch, dass wir es nicht auf dich abgesehen haben. Aber wer könnte es denn dann sein? Hm?“
 

„Auf andere Duellanten, die ebenfalls seltene Karten haben?“, fragte Jounouchi unsicher nach.
 

„Richtig. Und welcher Duellant ist besonders bekannt für seine ausgeklügelten Strategien?“
 

„Also wenn du nicht gerade mich meinst, entweder Kaiba oder...“, begann Jounouchi und stoppte seinen Satz mittendrin.
 

Seine Augen weiteten sich und er starrte den blonden Punk vor sich ungläubig an. Das war nicht sein Ernst, oder? Die Sangenshin waren mit Atem zusammen von der Welt verschwunden. Wenn es nicht diese Karten waren, auf welche hatte er es dann abgesehen? Hatte Yuugi besonders wertvolle Karten bei sich, die es wert waren, gestohlen zu werden? Soweit sich Jounouchi erinnern konnte, hatte er viele Magier und die nagelneue Magiermädchenkollektion, gerade letztere war schwierig zusammen zu bekommen, aber war das wirklich Grund genug, ihn anzupeilen? So sehr der Blonde auch darüber nachdachte, er konnte sich keinen Reim daraus machen.
 

„Ich habe weder Yuugi noch diesem arroganten Scheißkerl Kaiba verziehen, dass sie mich gedemütigt haben. Sie beide werden sehen, was es bedeutet, sich mit dem König von Dominos Straßen anzulegen“, erklärte Nagumo und sein Blick verfinsterte sich. In seinen Augen lag abgrundtiefer Hass und Zorn, der endlich gestillt werden wollte.
 

„Du bist ein verdammt schlechter Verlierer“, brachte Jounouchi hervor und erlangte endlich seine Fassung zurück, ballte seine Hände zu Fäusten. Für einen Moment vernebelte ihm die Wut den Blick nach vorn, doch entschlossen schüttelte er sie ab und hob seinen Blick, sah seinem neuen Feind direkt in die Augen, ehe er weitersprach: „Wenn du Yuugi auch nur ein Haar krümmst, schwöre ich, bring ich dich um.“
 

„Ja, als ob man vor dir Angst haben müsste! Was willst du mir schon antun?“, spöttelte Nagumo und hob fragend eine Augenbraue, wissend, dass er Jounouchi allein mit dieser winzig, kleinen Geste provozieren würde. Dieser Gambler war nicht sonderlich klug. Jounouchi war bekannt dafür, sein Temperament nicht kontrollieren zu können und über die Strenge zu schlagen, wenn etwas nicht nach seiner Vorstellung lief. Jounouchi war auf den Straßen von Domino eine Legende. Selbst die neuen Banden und coolen Jungs der Schule fürchteten sich vor ihm und jeder wusste, dass man besser das Weite suchte, wenn er auftauchte. Jounouchis gerader Haken und seine Faust der Zerstörung waren nichts, was man auf die leichte Schulter nehmen sollte. Aber große Muskeln waren nun mal mit wenig Hirnschmalz in Verbindung zu bringen. Nagumo grinste amüsiert.
 

Seit er sich der Untergrundbande der Raritätenjäger angeschlossen hatte, konnte er über jeden einzelnen Duellanten und ihre momentan verwendeten Decks Informationen beschaffen. So hatte er auch erfahren, dass Yuugi ein gutes Ziel für einen Überfall abgab, doch am meisten wollte er die Weißen Drachen für sich beanspruchen, von denen es nur vier Stück weltweit gab. Die vierte Karte galt als verschollen, doch die restlichen drei befanden sich in Kaibas Besitz und welch Genugtuung würde es sein, ihm seinen wertvollsten Schatz aus den Händen zu reißen? Schon jetzt schmeckte er den süßen Geschmack des Siegs. Es ging um weitaus mehr als um diese verdammten Karten.
 

Nagumo wollte Rache. Er wollte sich für die Demütigung, die er erfahren musste, rächen und diesen beiden arroganten Duellanten zeigen, dass man sich vor ihm zu verneigen hatte. Dass ein Weichling wie Mutou Yuugi überhaupt zum König der Spiele gekrönt wurde und weltweit über ihn gesprochen wurde, war eine Beleidigung sondergleichen. Er war ein Schwächling, der nicht mal einen Kick oder eine gerade Rechte abwehren konnte. Ein König musste weitaus mehr einstecken können und bessere Qualitäten besitzen, als ein paar Karten mit einem Lächeln aufs Feld zu legen. Für Nagumo stand fest, dass Yuugi auf dem höchsten Rang nichts zu suchen hatte. Dieses „Talent“, das Yuugi besaß und von dem alle sprachen, bezog sich ausschließlich auf seine Karten. Nahm man ihm seine Karten weg, war er nicht besser als ein Anfänger. Was blieb dann noch übrig? Ein schwächlicher Junge, der keine besondere Fähigkeiten aufwies.
 

Aber darum ging es Nagumo nicht. Sowohl Kaiba als auch Yuugi wollte er ins Gesicht spucken und ihnen mit aller Kraft seine Faust in den Magen rammen, um sie beide daran zu erinnern, dass sie sich nicht zu viel auf sich einbilden sollten. Die Schmach, die er ertragen musste, wollte er tilgen. Duel Monsters mochte zwar ein extrem beliebtes Spiel sein, doch außerhalb der Duell Arena waren die meisten Duellanten nichts weiter als schwache Würmer, die sich selbst nicht mal verteidigen konnten. Wie einfach es doch war den Neulingen ihre tollen Karten wegzunehmen! Dann heulten sie und jammerten, flehten um Gnade und Nagumo genoss es, wenn sich die Miene dieser eingebildeten Duellanten veränderte und sie plötzlich in die harsche Realität zurückgeworfen wurden, wo ihnen ein für alle mal klar wurde, dass das Leben nicht fair war. Es ging immer nur darum, wer stärker war.
 

Seit seiner Niederlage während Battle City hatte Nagumo auf den Tag gewartet, an dem er endlich die Stärke hatte, sein Ego zu befriedigen und sich das zu holen, was ihm zustand: Ruhm und Macht. Er hatte genug davon, die zweite Geige zu sein. Genug davon, nicht beachtet zu werden. Und wenn er mit fairen Mitteln nicht gewinnen konnte, musste er eben Umwege finden. Die Raritätenjäger waren ein Bündnis von Kriminellen und sie alle hatten den Wert und die grenzenlosen Möglichkeiten von Duel Monsters erkannt. Solange es Sammler gab, verloren auch die Karten nicht an Wert. Eine seltene Karte mit nur wenigen Auflagen konnte, wenn man den richtigen Anbieter fand, mehrere Millionen bringen und Nagumo hatte gestaunt, wie verblendet und dämlich diese Liebhaber waren. Warum Geld für eine Karte ausgeben, wenn man sie doch einfach nur an sich reißen musste? Warum für den Titel kämpfen, wenn man doch nur die Konkurrenz ausschalten musste? Das Leben war nun mal nicht fair und so hatte Nagumo beschlossen, dass auch er nicht fair kämpfen musste. Wozu sich die Mühe machen?
 

Dann grinste er, ehe weitersprach: „Glaub mir, ich muss Yuugi gar kein Haar krümmen. Ich bin mir sicher, dass er sich genügend Feinde gemacht hat, die große Summen dafür ausgeben würden, ihm ordentlich die Fresse zu polieren. Ein König hat immer Feinde. Und so ein kleiner Putsch ist in unserer Welt doch ganz natürlich. Oder dachtest du ernsthaft, dass er für immer diesen Titel behalten würde?“
 

„Du verdammtes...!“, knurrte Jounouchi, doch er hielt sich selbst davon ab, einmal mehr die Beherrschung zu verlieren und auszurasten.
 

Es brachte ihm gar nichts, jetzt auf Nagumo zu stürzen und seine bescheuerte Visage in ihre Einzelteile zu zerlegen, denn dadurch würde er nur noch mehr Zeit verschwenden. Er musste sofort zurück in die Innenstadt. Zum Kame Game Shop, wo sich Yuugi mit aller Sicherheit befand! Hoffentlich war es noch nicht zu spät. Scheiße! Wie konnte er nur so blöd sein und sich in diese Falle locken lassen? Dabei hatte sein Instinkt ihn vom ersten Augenblick, als er in die Nähe der Seitenstraße kam, gewarnt. Warum nur hatte er sein Bauchgefühl ignoriert und war ahnungslos hinter diesen Dreckskerl hergelaufen? Doch die Beantwortung all dieser Fragen brachte ihn nicht weiter, also wandte er sich zum Gehen und wollte gerade loslaufen, ehe ihn Nagumos letzte Worte erreichten.
 

„Freue dich doch. Jetzt hast selbst du eine Chance auf den Titel. Das wolltest du doch, oder? Anerkennung! Ruhm! Jubel! Wenn Yuugi nicht mehr da ist und ich auch Kaiba aus dem Weg geräumt habe, bekommst du endlich das, was du dir am meisten wünschst.“
 

Der Blonde senkte den Blick und biss sich auf die Unterlippe. Was ich mir am meisten wünsche...?, wiederholte er gedanklich, schüttelte den Gedanken wieder ab. Jounouchi nahm seine Beine in die Hand. Der eiskalte Januarwind zerzauste ihm sein Haar und jetzt, wo die Sonne fast vollständig untergegangen war, brachen noch kältere Temperaturen über Domino hinein und seine Wangen fühlten sich taub an, weil die Eiseskälte ihm entgegen peitschte. Der stechende Schmerz in seinen Beinen und die Kälte, die ihm arg zusetzte, ignorierte er jedoch und lief immer weiter. Als ehemaliges Gangmitglied kannte er sämtliche Abkürzungen und Schleichwege in Domino und so eilte er zum Kame Game Shop. Vor diesem blieb er stehen. Sein Atem verwandelte sich in Nebel und er rang nach Luft.
 

„Scheiße“, keuchte er hervor. Die Fensterscheiben des Ladens waren zerbrochen und lagen überall am Boden zerstreut. Als er dem Gebäude näher kam, erkannte er das Ausmaß der Verwüstung. Sämtliche Duel Monsters Booster Packs und Startersets aus dem Schaufenster, wie auch die ausgestellten Duel Disks, waren gestohlen worden. Sämtliche analogen Spiele, die es in diesem Laden gab, waren zu Boden geworfen worden und hier und da sah er Monsterschachfiguren, die achtlos zertrampelt worden waren. Das Licht des Ladens war aus und die Eingangstür hing nur noch an einem Scharnier, segelte wie Wind umher. Dass der Laden zerstört war, war schrecklich. Das hier war Jii-chans Hort der Ruhe. Sein Vermächtnis. Jounouchi erinnerte sich an das Bild des alten Mannes, der mit einem glücklichen Lächeln hinter dem Tresen saß und mit Freude und purer Nostalgie über die antiken Spiele sprach. Viele der Spiele waren Einzelstücke. Raritäten. Er hatte sie von seinen Reisen mitgebracht und an ihnen hingen viele Erinnerungen.
 

All diese Erinnerungen lagen nun in Trümmern. Der Anblick trieb Jounouchi die Tränen in die Augen und der unbändige Zorn in ihm wuchs immer mehr, doch er durfte nicht nachlassen. Er musste jetzt voran gehen. Genauso wie Kaiba es vorher gesagt hatte, durfte er nicht in sein altes Muster verfallen. Erst nachdenken, dann handeln. Jetzt aus Zorn loszurennen und nach Nagumo zu suchen und ihn für das, was er und seine verdammten Raritätenjäger getan hatten, zusammenzuschlagen, änderte nichts an dem Ausmaß der Zerstörung. Außerdem musste er sicher gehen. Sichergehen, dass Yuugi hier war und unverletzt aus diesem Anschlag gekommen war.
 

Verzweifelt rief er nach Yuugi. Er rannte die Treppen hinauf. Das Licht war immer noch ausgeschaltet. Ihm stockte der Atem, als er bemerkte, dass diese Kerle auch im Obergeschoss für mächtig Chaos gesorgt hatten und die Regale umgeworfen waren. Bücher, DVDs und Spiele lagen wild am Boden zerstreut und die Vasen, die sonst zur Dekoration im Regal standen, waren in tausend Teile zersprungen. Sicher hatten sie das ganze Haus nach weiteren seltenen Karten und Wertgegenständen durchsucht. Er wusste nicht, ob sie etwas gestohlen hatten oder was sie gestohlen haben könnten, doch eines stand fest: sie würden damit nicht davonkommen.
 

Niemand legte sich mit Yuugi an! Niemand zerstörte das traute Heim seines Lehrmeisters. Man konnte ja von Glück sprechen, dass Sugoroku sich derweil nicht hier befand, sondern aufgrund seiner Verletzung zu den Eltern von Yuugis Mutter gezogen war. Die Treppen waren für den alten Mann einfach nicht zu stemmen und man konnte ihm nicht zumuten, jedes Mal nach oben zu laufen, wo seine gebrochene Hüfte immer noch heilte und er sich erst an das neue Gelenk gewöhnen musste. Sugoroku und Yuugis Mutter befanden sich in einem anderen Stadtteil von Domino und waren somit in Sicherheit. Doch was war mit Yuugi?
 

Panisch öffnete er jede Tür im Haus, nur um irgendwann resigniert feststellen zu müssen, dass Yuugi nicht hier war. Wütend knallte er die Tür hinter sich zu. In seinem Kopf herrschte Durcheinander. Hatten sie Yuugi mitgenommen? Oder war dieser in der Lage gewesen zu flüchten? Es machte ihn rasend, dass er nichts wusste! Ihm fehlten die Mittel und Möglichkeiten, um herauszufinden, wo Yuugi war. Wieder drohten seine Gefühle ihn zu beherrschen. Er biss sich auf die Unterlippe. Er musste Hilfe suchen und jemanden benachrichtigen. Honda würde sicher helfen können! Nein. Was sollte dieser jetzt ausrichten können? Er hatte nichts von dem Überfall mitbekommen und hatte noch weniger Informationen als Jounouchi. Er hatte zwar ein Motorrad, wodurch sie schnell durch den Verkehr der Stadt kommen könnten, aber ohne Ziel brachte ihm auch ein schnelles Transportmittel nichts.
 

Gab es denn keine Zeugen? Ja, Zeugen zu finden war eine gute Idee. Und die Polizei verständigen. Geschwind raste er die Treppen herunter und griff nach dem Telefon, doch dieses war zerstört worden und nicht mehr benutzbar. Verdammt, die kannten echt keine Grenzen! Der Gedanke, dass Yuugi etwas zugestoßen sein könnte und er nicht hier war, um ihm zu helfen, ließ ihn so langsam die Nerven verlieren und so sehr er sich auch bemühte, so wollte sein Instinkt ihm sagen, dass niemand ihm helfen konnte. Was sollte die Polizei schon machen? Es war doch bekannt, dass die Polizei sogar gemeinsame Sache mit den Raritätenjägern machte und sie schalten und walten ließen, sofern sie einen Anteil der Gewinne abbekamen. Es war ja nicht so, dass Menschen wirklich verletzt wurden. Letztendlich waren es Karten, die geklaut wurden. Nur an einen Beamten erinnerte er sich gut. Nur er hörte ihm aufmerksam zu und hatte ihm gesagt, dass er eine Zukunft hatte.
 

Jeden Morgen trieb er diesen Polizeibeamten auf die Palme, in dem er mit seinem Fahrrad durch die Fußgängerzone raste, wobei er genau wusste, dass es verboten war und er absteigen musste. Dem Beamten war das aber wohl egal, denn er rief ihm immer nur etwas hinterher und lächelte dann auf eine besonders liebevolle Art. Jounouchi kannte den Beamten von früher. Er war der erste und einzige, der an ihn geglaubt hatte und wenn er heute darüber nachdachte, musste er schmunzeln, weil er früher wirklich geglaubt hatte, dass er keine Zukunft hatte. Jetzt hatte er eine Zukunft. Er hatte Ziele, Wünsche und Träume. All die Dinge, die in seiner Mittelstufenzeit so unerreichbar schienen, hatte er endlich erlangt. Er hatte seinen Namen vergessen. Aber er erinnerte sich an sein Gesicht und die schmalen Augen und an die Grübchen, die entstanden, wenn er ihm hinterher lächelte.
 

Doch der Großteil der Domino Polizeibehörde war korrupt. Viele Verbrecher liefen seit Jahren hier unbescholten umher. Auch Hirutani hatte nie seine gerechte Strafe bekommen. Und obwohl Jounouchi vorbestraft war, hatte er kaum Schwierigkeiten bekommen und war ganz normal zur Schule gegangen. Verbrechen und Kriminalität gehörten zum ganz normalen und alltäglichen Stadtbild von Domino, weshalb Jounouchi sich sicher war, dass Kaiba aus diesem Grund selbst die Überwachung des Turniers in seine Hände genommen hatte. Auf die Hüter von Gesetz und Ordnung war kein Verlass, also musste Kaiba selbst sicherstellen, dass sein Turnier nicht gestört wurde. So sehr er Kaiba auch nicht ausstehen konnte, so musste er ihm wenigstens das anerkennen.
 

Auch während des Battle City Turniers waren die Raritätenjäger in diese Stadt gekommen und Jounouchi hatte sich schon immer gewundert, wie es Malik und seine Untergebenen geschafft hatten, über die Grenzen Japans zu kommen, ohne sich ausweisen zu müssen. Es war offensichtlich, dass sie gemeinsame Sache mit der Polizei machten und dass Schmiergelder geflossen waren, denn anders konnte man nicht erklären, warum ein fremdes Schiff am Domino Hafen anlegen durfte und wie es sein konnte, dass vermummte Gestalten in tiefvioletten Kutten durch die Straßen liefen und niemand etwas unternahm. Selbst die Anzeigen, die gegen diese Gruppe von Personen gestellt wurden, wurden nie verfolgt. Dass Domino von mysteriösen Gestalten, die eindeutig nichts Gutes im Sinn hatten, überschwemmt wurde, war von der Polizeibehörde genehmigt worden. Sicherlich beteiligten sie sich an den Gewinnen dieser Untergrundbanden.
 

Jounouchi knurrte erbost. Es war schier unmöglich, die ganze Stadt im Blick zu behalten, wo doch an jeder Ecke irgendetwas geschah. Solange die braven Bürger nicht verletzt wurden, gab es keinerlei Anlass, dass die Polizei eingriff. In dieser Situation war er also auf sich allein gestellt. Ich wünschte, ich könnte die Stadt von oben sehen, dachte er und plötzlich sog er tief Luft ein und spürte einen Geistesblitz aufkommen.
 

Und da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Kaibas Satelliten hatten ein Auge auf ganz Domino. Kaiba war der einzige, der nachempfinden konnte, was hier passiert war. Es ärgerte ihn, dass er nun auf Kaibas Hilfe angewiesen war und noch viel weniger wusste er, wo dieser sich gerade befand, aber er durfte jetzt nicht wählerisch sein und musste seinen Stolz herunterschlucken. Ihm blieb keine Zeit. Und außerdem hatte es Nagumo auch auf Kaiba abgesehen, weshalb auch Mokuba in Gefahr war. Mokuba war ein guter Freund und er durfte nicht riskieren, dass noch einer seiner Freunde gekidnappt oder verletzt wurde. Yuugi hatte er nicht beschützen können, aber Mokuba würde er mit allem, was er hatte, vor Unheil bewahren! Überstürzt lief er in Richtung der Kaiba Corporation, mit der Hoffnung, dass Kaiba sich dort befand.
 

Kaiba ist doch ein Workaholic, sicher arbeitet er bis spät in die Nacht. Er muss einfach dort sein!, dachte er und eilte weiter. In seinem Hinterkopf stellte er sich die Frage, ob die Security Beamten ihn überhaupt reinlassen würden, wo er doch erst am Vormittag nicht gerade sanft heraus gebeten worden war...



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