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Life is a Gamble

Jounouchi/Kaiba
von

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Kapitel 19

Gemeinsam machten sie auf den Weg in den Computerraum, wo sämtliche Satellitenaufnahmen ausgewertet und analysiert wurden. Normalerweise war das System so eingestellt, dass es die Aufnahmen nach 48 Stunden von selbst löschte. Die Mitarbeiter warfen nur einen flüchtigen Blick drauf und die Aufnahmen wurden nur dann verwendet, wenn sie nützliches Material enthielten. Was genau genommen bedeutete, dass Duelle ausgewertet wurden und man sich die Duellanten genauer ansah und ihre Daten im Netzwerk speicherte. Dem Blonden fiel sofort auf, dass der Raum richtig kalt war und er zitterte ein wenig.
 

„Bei einem so großen Rechner ist es nötig, dass wir den Raum auf eine konstante Temperatur runter kühlen, damit das System nicht überhitzt“, erklärte Mokuba mit einem Grinsen. Dass er dem Blonden etwas beibringen konnte, erfüllte ihn mit Stolz und er fühlte sich viel erwachsener als sonst. Obwohl er mit seinen 14 Jahren mehr als die meisten seiner Gleichaltrigen über Technik wusste und in der Lage war, komplizierte Computersysteme zu hacken, hatte er nur selten die Möglichkeit, mit seinem enormen Wissen zu prahlen.
 

„Ist fast so kalt wie draußen“, murmelte Jounouchi und bibberte.
 

„Weichei“, entgegnete Kaiba mit einem überlegenen Grinsen und setzte sich an den Zentralrechner, wo er mithilfe seines Fingerabdrucks, seiner Stimme und dem Scan seiner Augen und einem Passwort das Programm öffnete und durch tausende von Daten scrollte. Jounouchi staunte darüber, wie groß das Netzwerk der KC war und dass Kaiba ohne zu zögern oder seinen Gast darum zu bitten, sich umzudrehen, die Überwachungsaufnahmen öffnete. Hatte Kaiba denn keine Sorge, dass er hier etwas zu sehen bekam, was nicht für die Augen anderer gedacht war? Dass Jounouchi Informationen mitnahm, die er draußen für viel Geld verhökern konnte und somit der KC schadete? Entweder war das ausgeschlossen oder aber Kaiba machte sich sehr wohl Sorgen um seinen Rivalen und war nur zu stolz, zuzugeben, dass er selbst unbedingt wissen wollte, was passiert war.
 

Als Kaiba sich zum ersten Mal umgedreht hatte und seinen Bruder und ihn in der Eingangshalle stehen ließ, wollte er vielleicht schon da die Aufnahmen ansehen? Konnte er es vielleicht gar nicht erwarten, herauszufinden, was vorgefallen war? Kaibas Blick, als er hörte, was geschehen war, war so sanft und verletzlich gewesen. So hatte er ihn noch nie gesehen.
 

Jounouchi schüttelte den Kopf. Unmöglich. Kaiba war ein verdammtes Arschloch. Der war gar nicht zu richtigen Gefühlen fähig, das versuchte er sich zumindest einzureden und dennoch sagte ihm sein Bauchgefühl, dass er seine vorgefertigte Meinung langsam mal überdenken sollte. Dass es falsch war, diese Vorurteile nach all den Jahren immer noch aufrecht zu erhalten. Er hatte bereits einmal sein Bauchgefühl ignoriert. Vielleicht war Kaiba gar kein so übler Kerl, wie er immer dachte? Und das, was Yuugi in diesem sah, war vielleicht doch da? Yuugi hatte immer gesagt, dass Kaiba ein guter Mensch wäre und Jounouchi hatte dies stets dementiert und sich geweigert, diesen Worten Glauben zu schenken.
 

Kaiba war es vollkommen egal, was mit den Menschen in seiner Umgebung geschah. Der genoss es doch, wenn andere litten! Und jetzt, wo er ihn an diesem gigantischen Pult sah und pausenlos Knöpfe drückte und die Dateien durchging, auf der Suche nach richtigen Hinweisen, nur um sicherzugehen, dass Yuugi unversehrt war, da zweifelte er daran, dass Kaiba so gefühllos war, wie er immer angenommen hatte.
 

Vielleicht habe ich mich in ihm geirrt... vielleicht ist der Kaiba von damals wirklich nicht mehr da und er hat sich wirklich geändert. Yuugi hat immer felsenfest daran geglaubt, dass Kaiba ein guter Mann ist und wenn ich genau drüber nachdenke... ist es ja nicht so, als würde er andere verletzen. Seit damals hat er stets fair gegen Yuugi gekämpft und keine faulen Tricks mehr angewendet, überlegte er und warf einen musternden Blick auf Kaiba. Sie alle waren älter geworden. Sie waren reifer und erwachsener geworden und wenn Jounouchi so darüber nachdachte, hatte er auch eine sehr bewegte Vergangenheit und Fehler gemacht, für die er sich heute so sehr schämte, dass er sie zu verdrängen versuchte.
 

Ich hab Yuugi gemobbt und ihm ziemlich miese Sachen entgegengeworfen. Und obwohl ich so’n Dreckskerl war, hat Yuugi nur das Gute in mir gesehen und mich seinen Freund genannt. Er hat mir nie Vorwürfe für damals gemacht und hat mir verziehen. Deshalb konnte ich mich ändern. Ob es Kaiba da auch so geht? Hat er sich verändert, weil er weiß, dass Yuugi ihm verziehen hat und dass es nichts bringt, über Vergangenes nachzudenken?
 

Je mehr Jounouchi über ihn nachdachte und ihn so eifrig bei der Arbeit sah und wie sehr er sich darum bemühte, so schnell wie möglich die richtigen Aufnahmen zu finden, desto leichter fiel es Jounouchi, etwas in diesem Mann zu sehen, das er bisher ignoriert hatte und nie hatte wahrhaben wollen. Vielleicht waren sie sich ja gar nicht so unähnlich. Sie beide hatten eine stark ausgeprägte Bindung zu Yuugi, der ihnen beide, ohne mit der Wimper zu zucken, Freundschaft anbot und dabei ein versöhnliches Lächeln auf den Lippen trug. Yuugis Fähigkeit ihnen zu verzeihen hatte etwas in Gang gesetzt. Nicht nur bei Jounouchi. Ja, vielleicht sogar bei Kaiba. Jounouchi warf einen musternden Blick auf den CEO, der nichts von seinen Blicken mitbekam. Wäre ja auch ultrapeinlich, würde Kaiba mitbekommen, wie verträumt er ihn anstarrte.
 

Genau genommen hat er oder eher die KC sehr viel für Domino getan. Er veranstaltet Turniere, unterstützt Hilfsorganisationen und die Preise für den Kaiba Park sind echt preiswert. Und dann noch die herabgesetzten Preise für die Duel Disks. Klar, mit meinem geringen Gehalt und otōsan zuhause kann ich mir selbst das nicht leisten, aber die Duel Disks und die Karten sind selbst für Kinder aus ärmeren Haushalten erschwinglich, kam es in den Sinn, doch dann biss er sich auf die Unterlippe. Nein, der Mann, der da vor ihm saß, war rücksichtslos, gemein, herablassend und respektierte niemanden!
 

Kaiba war ein Mistkerl. Aufgeblasen. Arrogant. Selbstgefällig. Egoistisch. Eingebildet. Genau. Das war es, was Kaiba war. Mehr nicht. Der Kerl hatte keine gute Seite an sich und er war sich sicher, dass all diese guten Dinge, die von der KC ausgingen in Wirklichkeit durch Mokubas Nettigkeit vorangetrieben wurden. Als ob der Kerl sich für die Probleme anderer interessierte! Was für ein Unsinn! Wie kam er überhaupt auf diesen Blödsinn? Nur weil Kaiba einmal eine andere Seite hatte durchblicken lassen? Es war doch schier unmöglich, dass die beiden ein gemeinsames Ziel verfolgten oder jemals auf einer Wellenlänge sein würden. Wie absurd. Total beknackt!
 

Plötzlich wurde die Tür aufgerissen. Erschrocken wandte sich Jounouchi um und starrte den unerwarteten Besucher an. Weder Mokuba noch Kaiba hatten sich die Mühe gemacht, nachzusehen, wer die Tür geöffnet hatte. Musternd betrachtete er den älteren Mann mit Vollbart und langem Haar. Durch seinen weißen Kittel sah er aus wie ein Wissenschaftler und in seiner Brusttasche lugte ein kleiner, silberner Kugelschreiber hervor, auf welchem sich das Logo der KC abzeichnete. Das musste ein Angestellter sein.
 

„Kaiba-sama“, begann der Mann und kam etwas näher, warf einen flüchtigen Blick auf den riesigen Monitor und schenkte dem Blonden keinerlei Beachtung, was diesen einerseits unglaublich nervte, aber auch seine Neugierde weckte. „Wenn Ihr etwas Bestimmtes sucht, lasst es mich wissen. Es kommt äußerst selten vor, dass Ihr Euch die Mühe macht, selbst die Dateien abzurufen“, fügte er noch hinzu, wirkte dabei sichtbar verwirrt.
 

„Ah, Kuwabara-san. Sie sind es. Ich suche nach einer bestimmten Aufnahme, die Koordinaten sind Y348 und X744“, murmelte Kaiba, ohne auch nur eine Sekunde vom Bildschirm wegzusehen.
 

„Der Kame Game Shop, nicht wahr?“, fragte der ergraute Mann und lächelte sanftmütig.
 

„Euer Interesse an diesem Laden ist ja wirklich außergewöhnlich. Wollt Ihr den Laden aufkaufen? Es ist bereits das zweite Mal in diesem Monat, dass Ihr diese Koordinaten aufruft.“
 

Kaiba zuckte kurz zusammen, räusperte sich und versuchte sich nicht anhören zu lassen, dass er verlegen wurde. Niemand sollte wissen, dass Kaiba ab und zu die Koordinaten des Kame Game Shops aufrief, um mehr über Yuugi herauszufinden und die Kundenfrequenz abzuschätzen. Weil Yuugi offensichtlich in den letzten drei Monaten weniger Kunden als sonst hatte, hatte er zunächst den Anteil, den Yuugi von seinen Gewinnen an die KC abgeben musste, gesenkt, doch als Kaiba bemerkte, dass die Kunden noch weniger wurden, hatte er sogar die Buchungen komplett stornieren lassen. Doch das war nichts, was er mit anderen teilen wollte. Das nannte man Zahlungspause. Dass dies normalerweise mit hohen Zinssätzen einher ging, konnte man ja mal ignorieren.
 

Es ging ihm nur um seinen Ruf! Sein gutes Image und der Name der KC. Immerhin hatte Kaiba von sich aus vorgeschlagen, dass er mit diesem Laden einen Vertrag abschließen könnte und Yuugi somit die neuesten Artikel – insbesondere was Duel Monsters Karten, Merchandise und Duel Disks anging – sofort zuschickte und dieser diese kostbaren Waren als Erster erhielt, sofern sie vorhanden waren. Und obwohl Kaiba sich so sehr darum bemühte, das Sortiment dieses Ladens aufzuwerten, blieb die Kundschaft aus, was, wie Kaiba fand, hauptsächlich am Standort außerhalb der Innenstadt liegen musste. Auf den Aufnahmen hatte er gesehen, dass hin und wieder Jugendliche in den Laden kamen, doch wenn sie den Laden verließen, war es klar erkennbar, dass sie nichts gekauft hatten und vermutlich nur dem König einen Besuch abstatten wollten. Junge Duel Monsters Fans, die sehen wollten, was der König drauf hatte oder sich ein paar Ratschläge holen wollten.
 

Yuugi ist ein schlechter Verkäufer. Er muss diesen Jungs doch einfach nur ein paar Booster verkaufen. Ist doch nichts Schlimmes einem Kunden etwas aufzuschwatzen und ihn dazu zu bringen, etwas zu kaufen, was er nicht wirklich braucht. Hauptsache die Zahlen stimmen, überlegte er und knirschte mit dem Unterkiefer.
 

Dass Kaiba einen unfähigen Geschäftspartner haben könnte, würde nur die Aufmerksamkeit der Medien auf ihn richten und schon bald würde die Öffentlichkeit danach fragen, warum die KC ausgerechnet einen winzigen und so uninteressanten Spielladen unterstützte. Immerhin ergaben sich so gut wie gar keine Vorteile für KC – auch wenn Kaiba genau das Yuugi und seinem Großvater gesagt hatte, um den alten Mann zum Unterschreiben des Vertrags zu bringen. Das würde auch seinen Ruf schädigen. Die Möglichkeit, dass ihm Yuugis Wohl am Herzen lag, war also ausgeschlossen und es ging lediglich um das Geschäftliche und die wirtschaftliche Komponente. Sobald Yuugi wieder größere Gewinne einstrich, würde er den Gewinnsatz, den Yuugi abgeben musste, selbstverständlich erhöhen! Doch solange die Kunden ausblieben und niemand vorhersagen konnte, wie lange der Laden bestehen würde, konnte er seinem Rivalen doch nicht noch mehr Geld als nötig abnehmen.
 

Das Turnier sollte eigentlich dabei helfen, dass vermehrt Kunden in die Läden strömten und die Duel Monsters Booster Packs gekauft wurden. Seit diesem Monat waren die älteren Duel Disks auch nicht mehr mit dem Netzwerk verbunden und das neue Hologrammsystem lief ausschließlich mit den neuen Modellen, die jetzt in den Läden erhältlich waren, wodurch sich auch mehr Kundenfrequenz und höhere Einnahmen ergaben. In den meisten Läden war das auch der Fall, nur der Kame Game Shop, der außerhalb lag, hatte nur wenig von diesen Vorteilen mitbekommen. Und dass Yuugis Großvater immer noch nicht genesen war – Kaiba hatte auf einer Videoaufnahme einen Krankenwagen gesehen, wo der alte Mann herausgetragen und weggebracht wurde und hatte sich dann weiter informiert – hatte damit auch nichts zu tun.
 

Warum nur wollte jeder ihm einreden, was für ein gutherziger Mann er war, wo doch alles, was er tat, mit logischen Argumenten begründet werden konnte? Hier ging es ums Geschäft, sein Image als Firmenleiter und jede Entscheidung, die er fällte, war mit wirtschaftlichen Argumenten belegbar. Kaiba grummelte.
 

Dämlicher Kuwabara. Warum musste er das auch noch so laut aussprechen, wo sein kleiner Bruder und dieser Hohlkopf Jounouchi im Raum waren? Kuwabara war schon sehr lange in der KC angestellt und einer sehr besten Wissenschaftler, denen er all seine Projekte hinsichtlich des Programmierens anvertrauen konnte. Er hatte auch maßgeblich bei der Entwicklung der Duel Maschine mitgeholfen und war ein fähiger und kluger Mann, der jedoch sein Herz auf der Zunge trug und schon mal Dinge ausplauderte, die Kaiba nicht hören wollte. Doch ihn zu feuern würde einen derben Verlust bedeuten, weshalb er lieber sein nett gemeintes Geplauder ertrug.
 

„Ich hörte, der Laden wäre überfallen worden. Da ich die genaue Uhrzeit nicht kenne, muss ich sämtliche Aufnahmen des Tages durchgehen. Kuwabara-san, Sie können mir tatsächlich helfen, indem sie den Zeitraffer von 15 Uhr bis 18 Uhr durchgehen. Zu Zweit werden wir sicher schneller die richtigen Aufnahmen finden“, erklärte Kaiba und sein loyaler Angestellter nickte, setzte sich an einen der anderen, kleineren Computer und klickte sich durch die Aufnahmen, in der Hoffnung etwas Auffälliges zu finden.
 

„Mithilfe des Satellitensystems können wir die ganze Stadt überwachen“, flüsterte Mokuba und Jounouchi sah ihn nun wieder mit großen Augen an. „Das ist besonders hilfreich bei Überfällen oder wenn nach bestimmten Personen gefahndet wird. Mein Bruder hat schon bei dem ein oder anderen schwierigen Fall zur Lösung beigetragen, doch leider ist Domino sehr groß und wir können nicht die ganze Zeit nach Verbrechern suchen, wo wir auch noch zig andere, wichtigere Aufgaben zu erledigen haben. Wir sind ja ein Wirtschaftsunternehmen und nicht das FBI.“
 

„Ihr könntet doch mit der Polizei zusammenarbeiten“, meinte Jounouchi, zog verwirrt eine Augenbraue in die Höhe.
 

„Du weißt ja, wie die Polizei in Domino ist. Der Sprecher der Polizeibehörde sagte, dass es eine Unverschämtheit sei, dass man ihnen so wenig zutraue und dass Domino keine Stadt des endlosen Verbrechens sei“, seufzte Mokuba offensichtlich geknickt.
 

„Also sind die Gerüchte wahr. Also, dass die Polizei bestechbar ist“, flüsterte Jounouchi in sich hinein und senkte den Blick. Domino war noch nie ein sonderlich sicherer Ort gewesen. Viele der Verbrechen geschahen im Untergrund und für die normale, zivile Bevölkerung war es wahrscheinlich auch kein Problem, wie viele Schwarzmärkte und Yakuza hier sich im Schutze der Dunkelheit breitmachten. Es ergaben sich ja keine Nachteile. Blutgeld konnte man immerhin nicht vom echten Geld unterscheiden und so florierte die Untergrundszene samt illegaler Geschäfte, kriminellen Machenschaften und der Drogenhandel seit Jahren und wurde von vielen auch noch begrüßt, anstatt bekämpft. Jounouchi wusste seit seiner Jugend, dass man keinem Polizisten vertrauen durfte.
 

Wer Geld hatte, konnte sich mit der entsprechenden Summe auch freikaufen. Selbst wenn man jemanden ermordet hatte, spielte das keine große Rolle, sofern die richtige Summe auf den Tisch gelegt wurde. So war Chopman bis heute nicht gefasst, zumindest hatte die Bevölkerung nichts mehr über den Massenmörder gehört, der mehrere Kinder bei einem Camping Ausflug brutal zerstückelt hatte. Die Medien hatten einfach aufgehört über diesen Kerl zu berichten. Nur Jounouchi und dessen Freunde waren Zeugen seines Todes, denn Jounouchi hatte ihn zum Sterben im Feuermeer zurückgelassen. Jounouchi bereute nicht, dass er verantwortlich für dessen Tod war.
 

Selbst die abartigsten Verbrecher hatten die Chance ihre Freiheit zurückzuerlangen, wenn sie entweder selbst wohlhabend waren oder jemanden hatten, der sie deckte. Meistens handelte es sich um die Yakuza, die jeden aufnahmen und der Ansicht waren, dass sie der verweichlichten und verlorenen Jugend halfen, den richtigen Weg zu finden. Auch Hirutani hatte die Yakuza angepeilt. Jounouchis Miene wurde eiskalt. Gerade Kinder und Jugendliche aus Problemhaushalten und ohne Erziehungsberechtigte, die sich anständig um sie kümmerten, gerieten schnell auf die schiefe Bahn und endeten in einer Spirale, aus der sie sich selbst nicht mehr befreien konnten.
 

Er stammte ja selbst aus einem Problemhaushalt und hatte mehr oder weniger in diesen Kreisen verkehrt. Dass er sämtliche Schleichwege und Abkürzungen in Domino kannte und wusste, welche Orte man besser mied, hatte ja auch was mit seinen Erfahrungen als Bandenmitglied zu tun. Hirutani hatte ihn so gesehen auf dieses Leben vorbereitet. Generell war es ja so, dass die Armut in bestimmten Stadtbereichen von Domino weitaus größer war als anderswo und gerade in diesen Bereichen wurde kaum Augenmerk hingelenkt, weshalb auch Verbrechen nicht so häufig aufgeklärt wurden.
 

Der Regierung war das auch ziemlich egal, denn nach außen hin war Domino wohlhabend und gerade die Kaiba Corporation hatte zum Wohlstand verholfen, indem sie öffentliche Gebäude errichtete, so wie das Domino Stadium, den Duel Dom und der Kaiba Park, der täglich tausende Besucher von nah und fern anlockte und mit seiner ausgeklügelten Technik auch die kleinen Unternehmen unterstützte, indem sie exklusive Verträge mit diesen abschlossen. Das Logo der KC war fast überall zu sehen, der enorme Einfluss der KC hatte dieser Stadt geholfen Prosperität in einem Maß zu erhalten, was in dieser Form noch nie dagewesen war. Allein durch den Kaiba Park und die Turniere waren die Einnahmen von Touristen gestiegen, was der Stadt bei ihrem Wachstum half.
 

Bevor die KC nach Domino expandiert hatte und der Firmensitz dort eröffnet wurde, war die Kriminalitätsrate weitaus höher. Überfälle, Hauseinbrüche und schwere Körperverletzungen hatten an der Zahl abgenommen und es sah nach außen hin so aus, als ginge es der Stadt besser denn je, doch bei einem genauen Blick waren diese Gruppierungen – unter anderem auch die Raritätenjäger – immer noch aktiv und weitaus erfolgreicher als vor ein paar Jahren, da sie aufgrund ihrer Zusammenarbeit mit der Regierung und den Hütern des Gesetzes ungehindert walten konnten, während man nach außen hin das Bild der schönen Stadt beibehalten konnte.
 

„Klar, auch mit unserem Bewachungssystem können wir nicht alles aufdecken und eigentlich bringt es ja ohnehin nichts, solange die Polizei und Regierung mit diesen Kerlen zusammenarbeitet. Man muss vielleicht keine Angst haben tagsüber rauszugehen, aber trotzdem finde ich es unmöglich, wie viele Verbrechen unter den Teppich gekehrt werden. Selbst wenn wir zur Polizei gehen würden und ihnen sagten, dass ein Freund vermisst wird, würden sie wahrscheinlich nicht mal nach ihm suchen“, fügte Mokuba hinzu und stieß einen tiefen Seufzer aus.
 

„Ja, die Sorge hatte ich auch. Deshalb dachte ich, dass du und Kaiba meine einzige Chance seid“, antwortete Jounouchi wahrheitsgemäß und fühlte die Erleichterung in sich aufkeimen. Mit Kaibas Technik war es doch ein Klacks diejenigen zu stellen, die den Laden zerstört hatten und herauszufinden, wo Yuugi war. Bitte, Yuugi, sei in Sicherheit. Mach deinem trotteligen Freund nicht noch mehr Kummer, stieß er ein Gebet gen Himmel. Yuugi war bestimmt in Sicherheit. Er hatte sicher bemerkt, dass etwas nicht stimmte und hatte die Flucht ergriffen. Andererseits war der Laden das Ein und Alles seines Großvaters und Jounouchi fürchtete, dass Yuugi aus einer Emotion heraus sich mit diesen rücksichtslosen Raritätenjägern angelegt hatte, um das Hab und Gut seiner Familie zu schützen. In der Hinsicht konnte er sehr unüberlegt handeln.
 

Wenn Jii-chan den Laden sieht, fällt er vor Schreck sicher in Ohnmacht. Aber schlimmer wär’s, wenn Yuugi verletzt worden wäre. Das könnte ich mir nie verzeihen. Bitte Kaiba... mach schneller!, fluchte er und warf einen Blick über Kaibas Schulter. Der Bildschirm flackerte und die Bilder vor ihnen veränderten sich so rasch, dass Jounouchi gar nicht wirklich mitbekam, was sich dort abspielte, doch Kaiba schien das weder zu stören noch aufzuhalten. Viel mehr sah es so als, als wäre er dieses enorme Tempo gewöhnt, was Jounouchi ziemlich beeindruckend empfand. Aber das würde er ihm niemals ins Gesicht sagen! Als Firmenleiter musste er ja einiges auf den Kasten haben. Auch wenn er ihn als Person nicht mochte, musste selbst Jounouchi seine Fähigkeiten anerkennen. Er war äußerst fähiger und kompetenter Mann, der nie das Gesicht verzog und jedes aufkommende Problem mit einem eisigen Lächeln begrüßte und es gnadenlos ausmerzte.
 

Plötzlich pausierte das Bild und Kaibas Körperhaltung veränderte sich. Hatte er etwa was gefunden? Das Videomaterial wurde auf die normale Geschwindigkeit zurückgesetzt und jetzt konnte Jounouchi weitaus mehr erkennen als vorher. Mehrere schwarze Autos und ein Kleintransporter fuhren vor dem Laden vor und ein Wagen öffnete die Autotür mit einer solchen Wucht, dass man meinen konnte, dass die Tür direkt aus den Angeln fliegen musste. Bereits jetzt konnte Jounouchi sagen, dass diese Männer nicht zum Teetrinken gekommen waren.
 

Leider hatten sie nur die Bilder von oben. Plötzlich stürmten mehrere Männer in violetten Kutten in den Laden, zerstörten alles, was ihnen in den Weg kam und hinterließen nichts als Chaos. Einige Minuten später kamen mehrere von ihnen herausgestürmt, sie hatten sich die Taschen mit Wertgegenständen vollgepackt und sämtliche Waren, die mit Duel Monsters zu tun hatten, eingesteckt. Einer von ihnen hatte Yuugi über die Schulter geworfen und ihn, samt der anderen Waren, in den Laderaum des Transporters geworfen. Nur wenige Augenblicke später starteten sie die Motoren ihrer Autos und fuhren davon.
 

„Stopp! Ich will wissen, wo dieses Auto hingefahren ist! Kuwabara-san, ich brauche verlässliche Angaben!“, stieß Kaiba hervor und zeigte er mit dem Finger auf den Wagen und knallte dann ungestüm seine Hände auf das Pult vor sich. Kaiba war blind vor Zorn. Der Blonde zuckte vor Schreck zusammen. Dass Jounouchi und sein Bruder ihn jetzt sahen, war ihm egal, das einzige, das zählte, war, dass diese Typen eine gerechte Strafe bekamen. Niemand legte sich ungestraft mit Yuugi an! Das, was die Typen getan hatten, war eine Kriegserklärung, eine Beleidigung der Kaiba Corporation und in dem Sinne auch Kaiba gegenüber! Das konnte Kaiba nicht auf sich sitzen lassen und er schwor Rache.
 

Niemand legte sich mit Kaiba an. Jeder, der es wagte, in seinem Weg zu stehen, wurde restlos eliminiert. Da kannte er keine Gnade.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Onlyknow3
2018-10-28T22:15:29+00:00 28.10.2018 23:15
Als war Joey vermutung richtig, sie hatte Yugi geschnappt und würde diese wohl auch noch, als Druckmittel gegen Kaiba verwenden. Weil sie diesem ja auch noch an den Karren fahren wollen.
Super Geschicht, weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3


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