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Das 7. Relikt

Der Kampf der Drachen und Magier!
von

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Kapitel 11 (Aiwe)

Überall in den Tunneln glitzerte es wie aus tausenden und abertausenden Diamanten. Die Wände waren spiegelglatt und gute dreißig Meter hoch. In den Gängen durch die sie liefen konnten sie bequem nebeneinander laufen ohne den anderen auf die Pelle zu rücken. Es war ein gigantisches Naturbauwerk in dem sie sich befanden und hätten sie nicht andere Gedanken und Sorgen im Kopf wären sie aus dem Staunen gar nicht mehr herausgekommen.

Über ihnen schwang sich die Decke elegant in einem Halbbogen entlang und offenbarte Ansammlungen von gigantischen Eiszapfen, von welchen sie nur hoffen konnten das sie nicht herab stürzten.

Seit ihrem Sturz in diese fremde Welt wussten sie nicht mehr wie viel Zeit vergangen war, geschweige denn ob es Nacht oder Tag war. Sie liefen bis sie müde waren und ruhten sich aus bis sie weiter ziehen konnten.

Obwohl sie es sich nicht anmerken lies hatte Lil die meisten Probleme mit der Kälte. Es war nicht so das sie viel mehr fror als die andern, aber das körperliche und seelische Unbehagen in ihr übertraf das der anderen bei weitem. Sie wünschte sich nichts sehnlicher als endlich die Eiswüste zu verlassen und zurück nach Sophiron zu kehren um dann ihren weiteren Weg zu planen. Aber noch hatten sie die Eisdrachen nicht gefunden und das Relikt lag weiter irgendwo im Eis und Schnee versteckt. Zudem bahnte sich des Weiteren das Problem eines Ausganges an. Sie suchten die Wände, die Decke und sogar den Boden genau ab während sie entlang gingen, doch konnten sie nichts finden was darauf schließen lies das sie wieder an die Oberfläche kamen.

Als sie wieder einmal vor einer Gabelung standen und nicht wussten wo sie lang sollten breiteten sie ihre Decken auf dem Boden aus und beschlossen etwas zu essen und sich in dieser Zeit zu beraten.

„An der letzten Gabelung sind wir nach rechts gegangen. Ich finde dann sollten wir diesmal nach links“, schlug Chris vor.

„Ich wäre wieder für rechts“, antwortete Demian ruhig.

„Rechts, links, dass ist doch alles egal. Es sieht überall gleich aus. Wir hätten am besten versucht aus dem Loch wieder raus zu kommen. Kazzak hin oder Kazzak her“, murrte Lil übel gelaunt.

„Ich schlage vor…“, noch während Rae ansetzte verschlug es ihr die Sprache als ein gigantischer Schatten im linken Tunnel auftauchte. Das Licht reichte nicht aus um das Wesen komplett zu erhellen, doch die goldenen Augen die aus der Finsternis stachen reichten aus um ihr eine Gänsehaut über den Rücken jagen zu lassen. Mit einem Ruck war sie auf den Beinen und zog ihr Schwert. Die anderen sprangen ebenfalls kommentarlos hoch und zogen die Waffen.

„Was ist los?“, fragte Lil angespannt.

Es waren nur zwei Sekunden gewesen in denen Rae weg gesehen hatte, doch als sie wieder in den Tunnel blickte war der Schatten verschwunden.

„Da war etwas im Tunnel“, antwortete Rae.

„Gut, wir nehmen den rechten Gang“, beschloss Demian gebieterisch, räumte die Sachen zusammen und lief los ohne weiter auf Antworten zu warten. Die anderen folgten ihm schweigend.
 

Es kam ihnen vor als wären sie tagelang dem Gang gefolgt. An einer weiteren Gabelung erschienen erneut die goldenen Augen des Ungetüms und zwangen sie weiter nach rechts zu gehen. Seitdem gab es keine weitere Weggabelung mehr und sie hatten das Gefühl das sie immer tiefer unter die Erde drangen, auch wenn der Weg scheinbar gerade war. Die Stille die in ihrem Gefängnis aus Eis herrschte war bedrückend, doch noch bedrückender war die Kälte. Lil und Rae’s Haarspitzen waren bereits mit Eis überzogen und trotz der Bewegung die sie hatten, war ihnen bitterkalt. Wenn sie bald keinen Ausweg finden würden mussten sie versuchen mit Magie an die Oberfläche zurück zu gelangen, da der Rückweg zu lange war. Sollte ihnen das nicht gelingen würden sie erfrieren oder verhungern, denn allmählich gingen auch ihre Vorräte zur neige.

Als Lil schon fast die Hoffnung aufgab und zur letzten Möglichkeit die sie aufbringen konnte greifen wollte ertönte vor ihnen im Gang ein leises Summen. Augenblicklich erstarrten Demian und Lil und warfen sich einen viel sagenden Blick zu.

Rae und Chris standen ratlos daneben. Das Summen erklang erneut und lies die Wände leicht vibrieren.

„Was ist das?“, fragte Chris verwirrt.

„Wir sind fast da“, antwortete Lil erleichtert und lief mit neuer Energie los.

„Woher weist du das?“, fragte Rae und setzte ihr nach während Demian und Chris die Hunde hinter sich her führten.

„Das was du soeben gehört hast, war ein Drache. Und er heißt uns willkommen.“

„Ist das dein Ernst?“

Lil nickte mit einem freudigen Lächeln auf den Lippen und beobachtete Rae die aufgeregt die Hand ans Schwert legte.

Das Summen ertönte nicht noch einmal und schon bald glaubte Rae das sie anfingen verrückt zu werden. Stunden um Stunden vergingen während sie immer weiter liefen und schon bald waren sie alle erschöpft und müde und dachten bereits über eine Rast nach als Demian nach vorne deutete. „Seht nur!“

Vor ihnen schien helles Licht um eine weitere Kurve des Tunnels und lies das Eis glitzern und strahlen. Als sie dem Weg folgten und um die Ecke bogen öffnete sich der Tunnel mit einem Mal vor ihnen und erstreckte sich in eine Höhle mit so gigantischen Ausmaßen das sie stehen bleiben und die Eindrücke verarbeiten mussten.

Überall funkelte und glitzerte es in der Höhle, ganz so als wäre sie aus Millionen und Abermillionen Diamanten entstanden. Eiszapfen noch größer als die, die sie bereits gesehen hatten, hingen von der Decke herab, welche Kilometerweit über ihre Köpfe reichte. Weitere gigantische Tunnel gingen von der Höhle in verschiedene Richtungen ab und führten wohl bis tief unter die Eiswüste. Das Dach über ihren Köpfen war so geformt und vereist, dass es eine Kuppel bildete und Sonnenlicht hindurch lies. Von oben musste es aussehen wie ein weiterer Schneeberg unter vielen, wenn man geblendet vom Weiß des Schnees zufällig vorbei lief. Chris stand der Mund offen bis Rae ihn mit dem Ellbogen in die Seite stieß.

Und dann sah sie es. Ein golden funkelndes Augenpaar direkt im Tunnel vor ihnen. Reflexartig zog Rae ihr Schwert, doch Demian legte ihr beschwichtigend eine Hand auf den Arm und schüttelte sanft den Kopf. Widerwillig steckte Rae ihre Waffe zurück in die Schwertscheide.

Der Boden vibrierte sanft als sich das Augenpaar in Bewegung setzte. Kurz bevor das Wesen ins Licht der Höhle trat zwinkerte es kurz und das Augenpaar verschwand. Angespannt warteten die Gefährten ab was geschah, bis eine junge Frau ins Licht trat. Ihre Haare waren schneeweiß und sie trug ein langes, himmelblaues Kleid das sich perfekt an ihren schlanken Körper anschmiegte. Mit schnellen Schritten kam sie näher und blieb schließlich mit einem zarten lächeln auf den Lippen vor ihnen stehen. Ihre Augen waren golden.

„Willkommen im Reich der Eisdrachen. Unser Anführer Soulfly erwartet euch bereits. Mein Name ist Seraphina. Folgt mir.“

Die junge Frau wandte sich um und eilte mit einer Anmut davon die Chris den Atem raubte.

Begeistert folgte er ihr und nach ihm Demian. Lil und Rae bildeten mit den Hunden den Schluss.

„Ist das ein Drache?“, fragte Rae skeptisch.

Lil nickte.

„Warum zeigt sie sich dann nicht offen?“

„Weil sie nicht unter ihres gleichen ist wenn wir bei ihr sind. Die Drachen sind sehr vorsichtig damit geworden wem sie ihre wahre Gestalt offenbaren und wem nicht.“

Rae wollte noch weitere Fragen stellen, beschloss dann jedoch es fürs erste gut sein zu lassen. Sie folgten Seraphina durch ein Gewirr ineinander laufender Tunnel die alle so gigantisch waren wie die aus denen sie kamen. Als sie vor Erschöpfung kaum noch einen Schritt vor den anderen setzen konnten blieb Seraphina schließlich vor einem großen Tor stehen, welches auf atemberaubende Weise aus Eis gefertigt war.

„In diesen Hallen wartet Soulfly auf euch. Ich weis ihr seid müde und erschöpft, denn der Weg hier her war sehr lange und doch möchte ich euch bitten noch einen Moment durchzuhalten. Unser Clanführer wird euch willkommen heißen und dann dürft ihr in eure Gemächer euch ausruhen.“

Wie auf Befehl öffneten sich die riesigen Torflügel lautlos und offenbarten eine noch eindrucksvollere und größere Halle als die vorige in welcher sie Seraphina getroffen hatten. Säulen aus Eis erstreckten sich Meterweit eindrucksvoll bis an die Decke hinauf, die ebenfalls gewölbt war und das Sonnenlicht hineinschienen lies. An den Wänden hingen Fackeln die das Licht der Flammen im Eis widerspiegelten und sonderbare Formen und Muster in die Höhle warfen. Am anderen Ende der Halle stand auf einem großen, erhobenen Podest ein Mann gehobenen Alters. Seine Haare waren silbrig und er trug einen seidenen Marineblauen Mantel. Als sie näher kamen ruhten seine grauen Augen sanftmütig auf ihnen und zum Gruß hob er die Arme und streckte sie auseinander als wolle er die Fremden umarmen.

„Willkommen in den Hallen der Eisdrachen, mein Name ist Soulfly. Ihr seid die ersten seit sehr langer Zeit die unsere Hallen betreten dürfen. Bevor ihr mir nun sagt aus welchem Grund ihr uns aufgesucht und euch soweit in die Eiswüste begeben habt, nennt mir bitte eure Namen.“

„Das sind die Zwillinge Rae und Chris, dies ist Lilith und ich bin Demian.“ Bei seinem eigenen Namen zögerte Demian ein wenig und die Art wie er es aussprach verwirrte Rae. Schnell spähte sie zu Soulfly hinauf doch seine Züge waren unverändert. Vielleicht hatte Rae sich auch nur eingebildet etwas aus der Art und Weise wie Demian gesprochen hatte herauszuhören.

„Nun gut. Da ich nun eure Namen kenne, nennt mir euer Anliegen.“

Diesmal trat Lil vor, „Wir sind auf der Suche nach den sechs Relikten. Eines davon befindet sich in eurem Besitz. Wir möchten euch bitten es uns anzuvertrauen, denn nur so ist es uns möglich etwas gegen Nachtarr zu unternehmen und unserer Welt wieder Frieden zu schenken.“

Demians Kiefer verkrampfte sich und er warf einen schnellen Seitenblick zu Lil. Soulfly blieb weiterhin ungerührt, doch seine Augen hatten sich verändert. Sie hatten einen harten Ausdruck angenommen und sich zu Schlitzen verengt. Er musterte Lil eingehend und starrte sie eine halbe Ewigkeit lang an, bis er schließlich den Blick zu Seraphina gleiten lies.

„Meine Liebe, bringe unsere Gäste bitte auf ihre Gemächer. Wir werden unsere Unterredung fortführen wenn sie ausgeruht und gesättigt sind. Bis dahin ziehe ich mich zurück. Ich muss mich mit den anderen unseres Clans bereden.“

Ohne ein weiteres Wort wandte er sich um und verschwand im Schatten des Podestes. Seraphina trat vor und nickte den Gefährten zu. „Folgt mir.“

„War es klug Demian die Wahrheit zu erzählen?“, flüsterte Rae Lil zu als sie Seraphina folgten.

„Ich glaube er dachte es sich bereits. Die Lüge mit eurem Vater hat er uns nicht geglaubt.“

Seraphina blieb vor vier Türen stehen und drehte sich zu ihren Gästen um. „Bitte, hier könnt ihr euch ausruhen. Essen und Wasser stehen für euch bereit. Ich werde nach euch schicken lassen wenn Soulfly und die anderen Weisen einen Beschluss gefasst haben.“ Sie nickte kurz zum Abschied und verschwand dann mit eleganten Schritten.

Rae und Chris gingen schulterzuckend auf ihre Zimmer und als Lil es ihnen gleich tun wollte hielt Demian sie am Arm fest. „Ihr sucht also die Relikte. Warum hast du mir das nicht gleich gesagt?“

„Du wusstest es doch bereits. Demian, ich kenne dich. Spätestens als wir eingebrochen sind und nicht versucht haben wieder nach oben zu gelangen muss dir klar geworden sein das wir nicht nach einem Vermissten suchen. Doch verzeih mir bitte das ich dich nicht gleich eingeweiht habe.“ Lil senkte betreten den Kopf.

Demian seufzte ergeben und nahm ihr Kinn zwischen seine Finger um ihren Kopf anzuheben. „Es gibt nichts was ich verzeihen müsste. Du hast gehandelt wie man es heut zu tage erwarten sollte bei jemandem der versucht zu überleben. Aber ich bitte dich mir ab sofort die Wahrheit anzuvertrauen wenn ich euch weiterhin begleiten soll. Denke daran, wenn ich bei euch bin, bist du nicht alleine.“ Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn und verschwand in einem der letzten beiden freien Zimmer.



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