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Seydon

2007er Version
von

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Das Herz Kesvitaras

Als die Sonne ihre ersten Strahlen in den Wald schickte, wachten die sieben wieder auf und fanden sich neben einem inzwischen erloschenen Feuer und inmitten zerstückelter Itaros. Osea sprang auf.

„WAAAAAAHH!!!!! WAS IST DENN HIER FÜR EIN MASSENGRAB?!?!“

„Hast du das vergessen??“ fragte Tiras, „Die Itaros von gestern!“ Osea sah skeptisch auf die Itaros.

„Uh, wie-... eklig!!“ schniefte sie. „Naja,“ sagte sie dann zu Tiras, „Vergessen hab ich's nicht, aber – gestern war's doch dunkel!“ Tiras blinzelte.

„Eh.“ Nun schlug auch Siana die Augen auf.

„Morgen!“ rief sie munter und richtete sich auf. Sie warf einen Blick auf ihre verwundete Brust, doch plötzlich stutzte sie – die Wunde war verschwunden. Erst blinzelte sie ungläubig, dann sah sie auf Zitan herunter, der auf dem Boden zusammengerollt lag und friedlich schlief. Siana lächelte und kniete nieder, um ihm vorsichtig mit drei Fingern über die Wange zu streicheln. „Vielen Dank, Ziddy-...“ flüsterte sie, just in dem Moment wachte Zitan auf und sah sie an. Er setzte sich auf und meinte:

„Hallo, Prinzessin, schon auf? – Lasst uns weiter nach Takuya gehen, ich brauch eine neue Weste, es ist verdammt kalt hier!“

„Jetzt macht zu, Mädels!!“ rief Zenta auch und sprang auf Jali, diese schnaubte, als wolle sie ihm zustimmen, und trippelte hin und her. Alle standen auf, räumten ihren Kram zusammen, Nadaiya trat noch ein paar Itaro-Teile zur Seite, dann ritten sie los nach Westen.

„Wann werden wir da sein, Zenta?“ fragte Zitan irgendwann, und Zenta kratzte sich gelangweilt am Kopf.

„Heute Nachmittag irgendwann, wenn wir nicht trödeln...“ meinte er bloß. Nadaiya verdrehte die Augen und riss ihm seine Karte aus den Händen.

„HEY!!!!!“ fuhr Zenta auf, „Was soll’n das??!!“ Nadaiya zog eine Schnute.

„Leg doch eeeendlich mal diese blöde Landkarte weg!!!“ rief sie beleidigt, und Zenta sah sie vernichtend an.

„Du gibst mir jetzt sofort meine Karte zurück, Mademoiselle!!“ zischte er und streckte langsam die Hand nach Nadaiya aus. Sie zog ihr weißes Kizaya zur Seite.

„Nein, dann glotzt du sie ja wieder doof an!“

„Und was spricht dagegen??!!“ fragte Zenta ärgerlich und lenkte Jali energisch wieder neben Nadaiya, „Also – gibst du mir die Karte??!“ Nadaiya drückte die Karte an sich.

„Hmmm – nö.“ Zenta grunzte angesäuert.

„Also, hör zu! Ich zähle jetzt bis drei, wenn du mir dann die Karte nicht gegeben hast, werde ich handgreiflich! – Und das ist mein voller Ernst, klar soweit?“ Die anderen sahen sich nur ratlos an.

„Ich sag's ja,“ sagte Vento vergnügt, „Zenta würde ja eher seine Karte heiraten, als mit Nadaiya zu gehen!“

„Also, eins...“ fing Zenta an und knackte mit den Fingern, doch Nadaiya behielt die Karte fröhlich in der Hand. „Zwei...“ fuhr der Junge fort, ohne Nadaiya anzusehen, und die anderen sahen die zwei schon beunruhigt an.

„Ziddy, es gibt gleich ´ne Keilerei,“ warnte Siana Zitan, und der gähnte.

„Ich weiß...“

„Drei!“ schloss Zenta seine Aufzählung, und urplötzlich griff er in seine Hosentasche, zog ein Messer hervor, packte mit Gewalt Nadaiyas Oberarm und zerrte sie zu sich herüber, um ihr das Messer an die Kehle zu halten. Sie quiekte erschrocken, parrierte ihr Kizaya durch und ließ die Karte auf den Boden fallen. Die anderen bremsten sofort ab, Jali wieherte empört, und Nervi stieg erschrocken.

„Z-...Zenta!!!!“ stammelte Nadaiya entsetzt, „Nimm das Messer weg!!!!“

„Ich habe dich gewarnt!!!!“ zischte Zenta und drückte die Klinge fester gegen ihren Hals, „Wenn du nicht auf mich hörst, kann es ganz leicht passieren, dass ich dir aus Versehen die Halsschlagader durchschneide!!“ Alle starrten Zenta an.

„Jetzt reicht's!!!!“ rief Zitan laut, „Zenta, lass sie sofort los!!!! – ZENTA!!!!!“ Zenta schnaubte.

„Ich wollte ihr nur klarmachen, wo ihr Platz ist!!!!!“ zischte Zenta und sah Nadaiya zerstörend an. Sie starrte ihn immer noch schockiert an. Sie hatte nicht erwartet, dass er wegen so einem Blödsinn mit einem Messer auf sie losgehen würde...

„I-ich, die Karte ist runtergefallen!“ sagte das blonde Mädchen eingeschüchtert, „O-okay?? Lass-... lass mich los-...!“ Zenta brummte.

„Ich hoffe, dir ist klar, wo du hingehörst!“ sagte er hochnäsig, „Also – Wir sind oben, und du bist ganz weit unten! Klar soweit??!“ Damit ließ er sie sehr unsanft wieder los, steckte das Messer weg und sprang von Jali, um seine Karte aufzuheben, bevor er wieder aufsprang. Nadaiya hustete und fasste nach ihrem Hals. Zitan sah Zenta immer noch einigermaßen zornig an.

„Dein Selbstwertgefühl in allen Ehren,“ sagte er scharf zu seinem besten Freund, „Und ich will jetzt keine Streitereien mehr sehen!! Kapiert??!!“ Zenta brummte. Die anderen sahen Zitan an.

„Ähm,“ machte Tiras schüchtern, „Wollen wir-... weiter??“ Zitan nickte.

„Yo – geht zu!“ Die Gruppe setzte sich also wieder in Bewegung, Nadaiya hielt vorerst Abstand von Zenta. Zitan warf Zenta einen skeptischen Blick zu. „Was sollte das eben?“ fragte er, „Musst du immer gleich gewalttätig werden?? – Du wirst niemanden von uns töten, okay??!“ Zenta grummelte bloß.

„Dann sieh du zu, dass wir Nadaiya loswerden!! Aufsessige Schlampen aus Zitavajia kann ich wirklich nicht ausstehen!“ Zitan lachte leise.

„Und ich kann eigentlich Menschen, die sich selbst über alles andere stellen, auch nicht ausstehen, Zenta.“
 

Sie galoppierten den ganzen Tag ziemlich durch, machten nur kurze Pausen, damit die Kizayas sich erholen konnten, mit der Dämmerung erreichten sie Takuya – das Herz Kesvitaras.

„Das ist also die größte Stadt der Welt,“ stellte Nadaiya erstaunt fest. Lange schweiften die Blicke der sieben über die glitzernde und funkelnde Stadt, die zu ihren Füßen lag. Tausende und abertausende von Menschen tummelten sich in den Straßen, Kutschen rollten hier und dahin, Kizayas wieherten, Kinder lachten, Erwachsene unterhielten sich, alles in allem schien es eine gemütliche Atmosphäre zu sein.

„Gehen wir!“ forderte Zitan auf und gab Kasera die Sporen. Die sieben gingen in die Stadt, deren Ende sie nichtmal erkennen konnten, so groß war sie.

„Okay, Zid holt sich ´ne neue Weste, wir holen in der Zeit neue Vorräte,“ meinte Tiras, „Ja?“

„Heihoya,“ sagte Zitan und drehte Kasera herum, „Bis später!“ So trennten sie sich, und nachdem Zitan sich eine neue Weste und die anderen neue Vorräte geklaut hatten, trafen sie sich auf der Straße wieder.

„Okay,“ sagte Zitan, „Jetzt gehen wir zum Schloss von König Kizalos. – Yo, kommt!“ So gingen die sieben weiter durch die Stadt zum Schloss, das auf der anderen Seite der Stadt lag, direkt am Hafen. Einige Zeit später kamen sie dort an. Das Schloss bäumte sich vor ihnen auf wie ein riesiger Kristall, es schien, als sei es gänzlich aus Kristallen und Silber gebaut. Und es war gigantisch groß.

„Es ist wunderschön,“ stellte Siana bezaubert fest. „Ich hätte nie geglaubt, dass es so groß ist-...“

„Wow, in dem Ding hätten alle Einwohner von Zawa Platz!“ sagte Vento entsetzt, und Osea addierte:

„Das ist zehn mal so groß wie Nisa!“

„Hier regiert also Kizalos...“ murmelte Zitan zu sich selbst und ging ohne Anweisungen zu den anderen weiter, der Rest folgte ihm einfach. Das Schloss stand auf einer Landerhöhung, die sieben mussten erst einen Serpentinenweg hinaufgehen, dann führte eine Brücke über eine Schlucht, und dann standen sie endlich vor den Toren des Schlosses von Kesvitara.
 

Zitan klopfte. Ein kleines Fensterchen öffnete sich, und ein Soldat steckte den Kopf heraus.

„Ja bitte?“

„Wir wollen zu König Kizalos,“ verlangte Zitan.

„Wen darf ich dem großen Herrscher melden?“

„Einen Freund.“ Der Soldat zog erst eine Augenbraue hoch, dann musterte er die sieben Kameraden. Schließlich nickte er.

„Kommt herein.“ Der Soldat schloss das Fensterchen, kurz darauf öffnete sich das gewaltige Tor, und die sieben gelangten in einen riesigen Hof. Sie stiegen von ihren Kizayas und banden diese an.

„Wow,“ machte Osea erstaunt und sah sich um.

„Folgt mir,“ lud der Soldat da ein und ging voraus. Die Freunde folgten ihm gehorsam. Bald kamen sie an ein zweites Tor auf der anderen Seite des Hofes. Der Soldat klopfte. Ein Fensterchen öffnete sich, ein zweiter Soldat steckte den Kopf heraus.

„Ja bitte?“

„Das ist Ein Freund, er verlangt nach dem König,“ erklärte der erste Soldat dem zweiten Soldaten. Der zweite Soldat sah ihn an.

„Ein – Ein Freund?“

„Jawohl, mach endlich auf!“ Der zweite Soldat öffnete das Tor. Nun kamen die sieben und der erste Soldat über eine Brücke, der zweite Soldat schloss sich ihnen an und begleitete sie bis zu einem dritten Tor.

„Wieviele kommen noch?“ fragte Vento und sah das große Tor vor ihm skeptisch an.

„Das ist das Letzte,“ sagte der zweite Soldat, „Das Tor zum Schloss. – Lebt wohl!“ Damit wendete der zweite Soldat und ging zurück an seinen Posten. Der erste Soldat klopfte an das Tor. Zum dritten Mal öffnete sich ein Fensterchen.

„Ja bitte?“

„Zum König, meldet ihm Einen Freund,“ erklärte der erste Soldat, und der dritte Soldat öffnete das Tor. Dieses mal kamen alle in eine riesige Eingangshalle. Sie schien nur aus Mamor zu bestehen.

„Ist das-... gigantisch-...!“ sagte Siana und sah sich fasziniert um. Zitan gähnte.

„Ach, bei euch sieht's doch auch nicht anders aus-...“ Die sieben und der erste und der dritte Soldat gingen durch eine Tür und kamen in einen langen, breiten Korridor, an dessen Ende noch eine Tür war. Davor standen zwei Wachen. Als die neun auf die breite Tür zugingen, kreuzten die beiden Wachmänner ihre Speere vor der Tür.

„Halt!“ riefen sie im Chor, „Wer seid ihr, was begehrt ihr??!“

„Wir wollen zu König Kizalos,“ sagten die sieben Kameraden einstimmig.

„Meldet ihm Einen Freund,“ fügte der erste Soldat hinzu. Die Wachen sahen sich an, öffneten dann die Tür und riefen:

„Eure Majestät! Ein Freund!“ Sie traten zur Seite, und der erste Soldat führte die sieben in den Thronsaal. Der Tür gegenüber stand ein großer, verzierter Thron, auf dem ein ebenfalls verzierter Mann saß – König Kizalos. Der erste Soldat verneigte sich tief.

„Eure Majestät! Ein Freund!“ wiederholte er laut. Der König nickte.

„Sehr wohl – du kannst gehen.“ Der Soldat ging gehorsam und schloss die Tür. Nun standen die sieben vor dem Thron. Alle machten eine tiefe Verbeugung, und der König grinste. „Ein Freund? Ich sehe sieben!“ Zitan ging in die Knie und senkte den Kopf.

„Eure Majestät,“ sagte er, „Sehr erfreut.“

„Ebenfalls!“ rief der König gut gelaunt, „Wer seid ihr, woher kommt ihr, und was führt euch zu mir??“

„Wir kommen aus Sayamaina,“ sagte Zitan, und der König stutzte kurz, als Siana sah, wie seine Augenbraue zuckte, sah sie ängstlich wieder zu Boden. „Oh, ach, die beiden,“ Zitan zeigte auf Nadaiya und Osea, „Die kommen aus Anakusia!“ König Kizalos sagte nichts.

„Sayamaina und Anakusia,“ sagte er monoton, „Ist das ein witziger Zufall oder-...?“ Er brach den Satz ab. Natürlich wusste der König, in welche Verbindung Sayamaina und Anakusia zu bringen waren, vor allem im Bezug auf Kesvitara. Sayamaina, Anakusia und Kesvitara hatten vor zehn Jahren den Mesumanier-Krieg angezettelt. Nachdem Kesvitaras König, König Matso, gefallen war, hatte sich Tamaro Kizalos, ein Mesumanier, auf den Thron gekämpft.

„Das ist ein sehr blöder Zufall,“ sagte Zitan rasch und ehrlich, „Ich weiß, was Ihr – meintet, Majestät.“ Kizalos nickte nur.

„Gut, und – was führt euch also aus Sayamaina und Anakusia zu mir?“

„Eigentlich war auch das ein Zufall,“ fuhr Zitan fort, „Aber – ich hoffe, Majestät, der Name Tamo sagt Euch etwas?“ Kizalos sah auf.

„Aber natürlich!“ sagte er, und seine Laune besserte sich. Zitan nickte.

„Ihr könnt also darauf wetten, uns vertrauen zu können. – Es geht um-... die Vergangenheit, Majestät.“ Kizalos sah ihn stirnrunzelnd an. Zitan hob kurz den Kopf, dann richtete er sich auf. „Zenta, ich will, dass du alle anderen aus dem Saal bringst,“ sagte er, „Ich muss mit König Kizalos allein sprechen.“ Kizalos sah ihn immer ratloser an, während auch die anderen aufstanden.

„Wir gehen, Majestät,“ sagte Zenta mit einer Verneigung. Kizalos nickte erneut.

„Sicher doch, mein Berater wird euch in den Salon bringen.“

„Vielen Dank, Eure Hoheit!“ Zenta wandte sich zum Gehen, alle außer Zitan kamen mit. Als die Tür ins Schloss gefallen war, herrschte Stille.

„Nun, sag, was möchtest du? Was führt dich aus Sayamaina hierher?“ fragte Kizalos Zitan.

„Tamaro-... Kizalos??“ Zitan hob den Kopf und sah Kizalos in die Augen. Kizalos sah ihn ebenfalls an. Zitan steckte seine Hand in seine Weste und holte einen Gegenstand hervor, den er um den Hals trug; eine silberne Kette, an der ein tiefblauer, tropfenförmiger Edelstein befestigt war. Kizalos Augen weiteten sich. Zitan lächelte. „Kennst du das hier?“ Der König erhob sich.

„Sa-...ri-...?“ stammelte er, „Sari, das – ist das Symbol der Göttin Kyana! Das Familiensymbol der Saris – sag mir deinen Namen, Junge-...“ Zitan strahlte und ließ seine Kette los.

„Tamaro – ich bin's, Zitan!“
 

Der König starrte ihn an.

„W-...was??!“ fragte er, „Zi-...tan, Zitan Sari?!“ Zitan nickte grinsend.

„Hab ich mich echt so verändert???“ Kizalos starrte ihn nur an, dann schloss er Zitan fest in die Arme.

„Meine Tija, bist du groß geworden!!!!“ lachte der König glücklich, „Zitan!!! Dass ich dich jemals wiedersehen würde-...!! Du warst gerademal sechs, als ich dich das letzte mal gesehen habe!! Ohh, bin ich froh, dich zu sehen!!! – Wie-... geht es deinen Eltern? Was machen sie?“ Zitan erstarrte, und Kizalos sah ihn an. Schweigen.

„Sie sind tot,“ sagte Zitan dann dumpf. Kizalos sah ihn ernst an.

„Was??! Kasko ist-... Kasko ist tot??!“ fragte er entsetzt, „U-und – Cenja??!“ Zitan nickte.

„Alle sind tot, Tamaro – ich bin der Letzte.“ Der König erstarrte.

„Was??!!! Alle??!! Alle Saris tot??! Das kann nicht sein!!“ Zitan sah zu Boden.

„Es ist wahr, ich habe es ja selber gesehen.“ Kizalos sah ihn betreten an, und als Zitan aufsah, fiel er Kizalos um den Hals. „Tamaro-... es ist schön, dich zu sehen-... ...“

„Wie hast du erfahren, dass ich hier bin???“ fragte der König dann, und Zitan lachte leise.

„Wir haben jenen Tamo getroffen! Bei Yasons, in der Herberge! Du erinnerst dich doch an die Herberge??“ Kizalos nickte eifrig.

„Wie könnte ich die vergessen??! – Wir sind so oft mit eurer ganzen Familie rüber nach Kasara, um irgendwelche Geburtstage zu feiern-... Kaskos-... Cenjas-... es ist ein Jammer, dass die Menschen alle getötet haben-... – Saron und Ilja Yason gibt’s aber noch??“ Zitan nickte.

„Yo,“ sagte er, „Ich hätte schon gedacht, als ich vorhin Zenta angesprochen hab, dass du vielleicht seinen Namen erkennst!“ Kizalos überlegte.

„Natürlich, Zenta Yason! – Was macht Tamo jetzt? Er wollte nach Sayamaina-...“ Zitan seufzte.

„Er – ist auch tot.“ Kizalos starrte ihn erneut an.

„Wie bitte??!!“

„Er war-... wie gesagt in der Herberge-... und-... General Kindarn hat ihn getötet-...“ erzählte Zitan betreten. Kizalos runzelte die Stirn.

„Kindarn??? Wer ist Kindarn?“

„Der, der-... meinen Vater tötete-... der erste General Königin Kaiylas-...“ Kizalos nickte.

„Sayamainas Königin, Kesras Frau, hm? – Sie ist nicht mehr die Alte. Man hört nur noch schlechtes von ihr... seit einiger Zeit-... warum hat dieser Kindarn Tamo getötet???“ Zitan sah zu Boden.

„Weil-... Tamo hat mir das Leben gerettet-... – Kindarn wollte mich töten, doch Tamo hat sich davorgeworfen...“

„Das ist-... eine Schande,“ erklärte Kizalos ernst, „Die Leute in Sayamaina bessern sich scheinbar nicht! – Zitan, weißt du, was mir einfällt, wenn ich dich jetzt sehe??! Tamo war in Nuria gewesen, er hat mir einen Brief geschrieben! – Eure Kirche steht noch!“

„Unsere Kirche?“ fragte Zitan verwundert.

„Ja! Der Stolz deiner Großeltern, weißt du noch??“ grinste Kizalos, „Ja, die Kirche Sarias steht noch!“

„Ohh ja,“ sagte Zitan, „Meine Großeltern waren in diese Kirche verliebt!“ Die beiden lachten. Schließlich seufzte Kizalos wieder.

„Ich habe keine Ahnung, wieso sie noch steht-... sie wird von den Menschen als menschliche Kirche benutzt-... dabei es ist unter der Würde einer Kirche, die von Mesumaniern erbaut wurde, von Menschen missbraucht zu werden!-... Sie beten dort ihren Gott an, Zitan-... ich warte ja noch darauf, dass die Götter zornig werden und die Menschen bestrafen für ihr Vergehen!!“ Zitan nickte.

„Darauf warte ich seit zehn Jahren,“ sagte er dumpf. Kizalos schwieg.

„Na komm, Zitan, setzen wir uns hin!“ Kizalos streckte die Hand aus, und aus dem Nichts erschienen plötzlich zwei Stühle und ein Tisch im Raum, die beiden setzten sich auf die Stühle. „KAFFEE!!“ rief Kizalos, nach einer Weile kam ein Mädchen herein und brachte Kaffee und Kekse. Zitan grinste.

„Dir scheint es ja richtig gut zu gehen hier oben, was?“

„Och ja-... wie man’s nimmt-... ich hab mich durchgeschlagen-... und was machst du jetzt, ohne deine Familie? Wohnst du in Sayamaina??“

„Ja, ich wohne mit Zenta, Vento und Tiras im Labana-Wald. Wir haben da eine kleine Hütte gebaut, ist ganz witzig da! Einmal im Monat gehen wir nach Kasara runter, zu Zentas Eltern, oder auch in die Kneipe nebenan-...“ Kizalos klatschte in die Hände.

„Die existiert auch noch??! – Großartig!“ grinste er, „Was machst du so? ´Ne Ausbildung, oder was??“ Zitan lachte und kratzte sich am Kopf.

„Momentan begnüge ich mich mit Klauen, wir vier bilden solange eine sinnlose Räuberbande, bis wir was Vernünftiges gefunden haben!-...“ Kizalos räusperte sich.

„Du böser Junge,“ seufzte er, „Aber – irgendwie passt das zu dir, tut mir leid...“ Zitan lachte.

„Ach was!! Ich erzähl dir, was alles geschehen ist! Als der Krieg ausbrach, war es ja buchstäblich so, dass Kindarn hereinkam – wir waren gerade beim Mittagessen – und meiner Oma den Kopf abhaute. Das Schlimmste war, der Kopf kugelte nun auf dem Boden herum, und sie schnitt mit ihren Händen trotzdem weiter an dem Schnitzel rum-... es war sowas von widerlich-... wir springen also alle auf, schon bei dem Versuch, nach draußen zu kommen, ging ein halbes Dutzend drauf, weil das Haus umstellt war, nun gut, die, die doch rauskamen, meine Eltern und ich eingeschlossen, wollten nur noch weg. Der König von Sayamaina – König Kesra – hat unsere Festung bombardiert, und mein Vater wollte Mami und mich in eine Kutsche setzen, um uns in Sicherheit zu bringen. Dann kam plötzlich König Kesra an, hat mir mit dem Schwert einmal über die Brust geschnitten, daraufhin hat Papa Todesklinge gemacht – dann kam Kindarn und tötete meinen Vater. Ich-... höre heute noch die Schreie in meinem Kopf, als-... als wäre es gestern gewesen!“

„Grausam...“ Kizalos schüttelte traurig den Kopf. Zitan fuhr fort:

„Mami und ich und noch einige andere, wir waren vielleicht so vierzig oder fünfzig, aus allen möglichen Familien, wir sind geflohen, und haben zwei Jahre lang in einer Höhle im hinterletzten Eckchen von Nuria gewohnt, als dann der Krieg zu Ende war, waren wir nur noch zehn. Man fand uns und brachte uns in ein Hospital-... ich hab dann bei Zenta gewohnt, meine Mutter ist sehr krank geworden, zwei Monate später ist sie daran gestorben. Dann hab ich weiter bei Zenta gewohnt, bis ich zehn war, da hab ich gesagt, ich geh raus und werde ein Dieb, und Zenta ist mit mir gekommen. Irgendwann haben wir dann Vento getroffen, und Tiras, der ist der Sohn eines Bankbesitzers, dessen Bank wir ausgeraubt haben, der kam dann auch mit... seitdem wohnen wir im Labana-Wald. Seit etwa zweieinhalb Jahren.“ Kizalos nickte.

„Ganz schön harte Kindheit hast du gehabt, wie es aussieht!“

„Ach was. Das geht schon in Ordnung...“ Zitan lächelte und stopfte sich einen Keks in den Mund.

„Nun, dann erzähl ich von mir,“ sagte Kizalos, „Uns überrumpelten die Idioten auch beim Essen. Und wir sind alle aus der Dachluke geflüchtet. Viele wurden getötet, und ich bin mit meiner Frau und Linni nur so schnell es ging weg. Wir waren eine Woche auf der Flucht, dann erreichte uns die Nachricht, einige wollten nach Kesvitara fliehen, ein ganz mieser Plan, wir drei schlossen uns eigentlich mehr notgedrungen als freiwillig an. Es waren sehr viele, die mitkamen, nach Kesvitara... und etwa vierzigtausend erreichten Takuya. Naja, und da Matso im Krieg umgekommen war, und das Heer noch nicht zurück war, waren die Leute buchstäblich bloßgestellt. Wir haben sie solange genervt, bis sie sich geschlagen gaben, und so bin ich König von Kesvitara geworden-... das war übrigens die Idee der anderen Mesumanier, ich schwöre! Diese Mesumanier-Rebellion hat jedenfalls alles umgekrempelt-... Matsos Frau haben sie erhängt. Aber das war nicht im Geringsten mein Werk gewesen! Ich bin nichtmal gefragt worden, aber naja-...“

„Umwerfend-... wie man es vom Einwohner einer Nuria-Provinz zum König von Kesvitara bringen kann... – du hast deine Frau und Linni erwähnt!“ meinte Zitan, „Geht es Mikina und Linni gut???“ Kizalos sah Zitan eine Zeit an, dann seufzte er betreten.

„Mikina ist im Schlafzimmer, theoretisch geht es ihr gut-... aber Linni ist verschwunden... sie war vor zwei Monaten einfach nicht mehr da. Sie ist einfach weg! Wahrscheinlich ist sie entführt worden-... oh, was tu ich nicht schon alles dafür, um sie wiederzubekommen?... Sie ist doch noch ein Kind! Was mache ich, wenn ihr etwas passiert ist? Dann wird Mikina sich umbringen!-...“

„Sie ist... weg??...“ fragte Zitan und spuckte dabei Krümel.

„Ja!... Einfach verschwunden-... ich lasse sie bereits im ganzen Land suchen-...“

„Wie alt ist sie jetzt??“

„Vierzehn Jahre alt!“ sagte der König, „Meine Frau fantasiert schon davon, wie üble Grobiane unser armes Mädchen wieder und wieder schänden und-... ... wer weiß, ob sie nicht schon-... tot ist-...?“

„Glaub nicht an sowas!“ sagte Zitan rasch, „Sie lebt sicher noch!! – Ich-... habe früher, als ich klein war, oft mit ihr gespielt-... Linni war süß.“ Kizalos senkte den Kopf.

„Wer sind eigentlich die drei Mädchen in deiner Truppe? Von deinen drei Freunden hast du erzählt, aber die drei Mädchen hast du nicht erwähnt!“

„Ach, die! Die dumme Blonde ist Nadaiya Micota aus Zitavajia, und die kleine mit den blauen Haaren ist Osea Dantos aus Nisa. – Ich weiß auch nicht, warum sie sich uns angeschlossen haben, Nadaiya ist jedenfalls sehr nervtötend-...“ Kizalos lachte.

„Ja, wunderbar, sowas! – Und die dritte???“ Zitan verstummte erstmal.

„Siana-...“ sagte er leise, „Sie ist Königin Kesras Tochter-... aus Sayamaina-... wir haben sie entführt, eben weil die Königin so komisch ist-... ich weiß auch, was dahinter steckt...“

„Sie ist – i-ihr habt Königin Kesras Tochter hierher geschleppt??! – W-wollt ihr mich umbringen??!!“ fragte Kizalos schockiert, „Kaiyla wird sie suchen!!“

„Wir haben sie entführt, weil wir ihr das Leben retten wollen! Die Königin wird nämlich von ihr kontrolliert, gesteuert sozusagen, und sie hat der Königin gesagt, dass sie ihre Tochter töten soll!! Und da die Königin nicht weiter nachdenkt, sondern stur das macht, was sie ihr sagt, würde sie glatt ihre Tochter umbringen!!-... Deswegen haben wir Siana entführt... aber erzähl Siana nicht, warum wir das gemacht haben, o.k.? Sie weiß es noch nicht und soll es auch noch nicht erfahren...“

Sie? Wer ist sie?“ fragte Kizalos ratlos. So erklärte Zitan es ihm, daraufhin sagte Kizalos: „Was??!! Das ist ja-... das könnte verheerende Folgen für den ganzen Planeten haben!!!“

„Ja-... – heihoya, da fällt mir ein, wir können ja Linni suchen gehen! Wenn wir sie sehen sollten, nehmen wir sie mit und bringen sie auch in Sicherheit, ich schreib dir, wenn wir sie gefunden haben, o.k.???“ Zitan grinste, und Kizalos seufzte.

„Das ist eine ausgesprochen gute Idee, Zitan! Macht das, ihr wärt mir eine große Hilfe!...“ Kizalos senkte den Kopf. „Meine Frau ist nämlich todunglücklich, musst du wissen...“

„Kann ich verstehen...“

„Na komm,“ sagte Kizalos dann und stand auf, „Ihr könnt hier übernachten, ich werde ein großes Festessen vorbereiten, das muss gefeiert werden, dass du noch lebst!“

„Na, nicht übertreiben, Kizalos!“ grinste Zitan, doch Kizalos blieb energisch und teleportierte Stühle und Tisch mit einem Zauber in die Ecke. Dann öffnete er die Tür und ging. Zitan folgte ihm.
 

Die zwei gelangten durch den Korridor in den Salon, wo der Rest der Truppe saß und diskutierte. Als die zwei hereinkamen, schrien alle auf einmal:

„ZIDDY!!“, dann jedoch verbeugten sich alle und sagten im Chor: „Eure Majestät...“

„Hört auf damit, ihr braucht euch nicht zu verbeugen, und sagt auch nicht ‚Eure Majestät‘, sagt ‚Kizalos‘, o.k.?... – Ach, Zenta!“ Kizalos grinste Zenta an, „Erinnerst du dich überhaupt noch an mich??“

„Natürlich-...“ Zenta seufzte, „Jedes mal, wenn's zu Hause Chaos gibt, meint mein Vater, das wären Zustände wie mit Tamaro Kizalos!“ Alle fingen an, zu lachen. Kizalos sah Siana an.

„Du bist also Prinzessin Kesra XIII., sehe ich das richtig?“

„Ja, Kizalos... hat er es erzählt?“ fragte Siana und warf Zitan einen Blick zu.

„Ja, freilich. Na kommt, alle zusammen, ich zeige euch eure Zimmer.“

„Geil, ich schlafe in einem Schloss!“ grinsten Nadaiya und Vento gleichzeitig. Kizalos ging, alle sieben hinterher, und sie gingen einige Treppen hoch, bis sie in einen langen Korridor kamen. Jeder bekam sein eigenes Zimmer, was Siana äußerst vorteilhaft fand, da sie es gewohnt war, und Osea meinte:

„Oh Gott, das Zimmer ist ja so groß wie mein ganzes Erdgeschoss!“ Nadaiya lachte und sagte:

„Nimm’s locker, Kleine, sieh’s positiv!“ Osea nickte stumm.

„Hör mal, ist das nicht ein bisschen viel Komfort??“ fragte Zitan gedämpft an Kizalos gewendet, „Ich meine, so eigenartig ist es nun doch nicht, dass ich dich besuchen komme, oder?-... Bitte, Kizalos, mach dir unseretwegen keine Umstände!“

„Nun mal nicht so bescheiden, Zitan!“ grinste Kizalos fröhlich, „Nimm es, wie es ist, und sieh es positiv!“ Damit schob er Zitan in das Zimmer. Zitan grinste nun auch und entgegnete:

„Wenn du meinst...!“
 

______________________

Was unklar?^^

Kyana – musanische Göttin der Meerestiefe, Schutzgöttin des Sari-Clans. Wird aber später noch sehr oft erläutert^^...

Tija – musanische Göttin des lebens. „Meine Tija“ ist gleichzusetzen mit „Oh Gott!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2008-02-23T17:06:52+00:00 23.02.2008 18:06
Ich gebe Denryuu recht,
also das mit dem Wundern,
warum die Solaten so blöd sind
und die sieben einfach rein lassen,
weil einer sagt er sein ein Freund.
Da kännte echt jeder kommen *gg*
Also tolles kapi^^
bb
Von:  Denryuu
2006-11-17T09:33:33+00:00 17.11.2006 10:33
Ich wundere mich über die Blödheit der Soldaten... kann ja schliesslich jeder kommen, und sagen, er wäre ein Freund vom König ^^


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