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Seydon

2007er Version
von

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Nadaiya und ihre Wette

„WAS??!“ schrie Kindarn, „WIE SIND SIE ENTKOMMEN, IHR TROTTEL?!!“ Die Soldaten hinter ihm zuckten zusammen vor Schreck.

„S-Sir, es ist aber niemand vorbeigekommen!! Ich weiß nicht, wie sie fliehen konnten!!“ Kindarn schnaubte wütend und stierte Zitan eindringlich an.

„Grrr... das wirst du bezahlen, Sari... das wirst du bezahlen!!!!“

„Das werden wir doch mal sehen!!“ rief Siana aus – sie zielte und schoss. Der Pfeil landete in Kindarns Bauch, der General brach zusammen.

„Sir!“ riefen die Soldaten und eilten zu ihm.

„N-nehmt endlich die Kinder gefangen, ihr Idioten, kümmert euch nicht um mich!!“ schnauzte Kindarn sie an und riss den Pfeil aus seinem Bauch, und Siana nahm den Bogen auf.

„Oh nein!!“

„Los, weg hier!!!!“ rief Vento, und alle rannten zum Hotel.

„HINTERHER!!“ schrie Kindarn wutentbrannt, die Soldaten nahmen die Verfolgung auf. Aber die Freunde hatten einen beachtlichen Vorsprung. Bald erreichten sie das Hotel.

„Weg, weg, schnell, zack, dalli dalli!!!!“ schrie Zitan, „Die Armee kommt!! Liona, Osea, seid ihr o.k.?!“

„Heihoya!“ machte Liona, die schon auf Selja saß. Zenta fielen die Kassiererin und der alte Ladenbesitzer auf.

„Wer sind die?“ fragte er knapp, und Osea strahlte.

„Das sind Yanami und Colan, die Ladenbesitzer!“ stellte das Kind vor. Da schlang Nadaiya auch schon ihre Arme um sie.

„Osea!!! Mein kleines-...!“ Die Blonde stutzte. „Jetzt denke ich schon, ich wäre wirklich deine Mutter!! – Ich hab mir solche Sorgen gemacht!!“

„Mama!!“ freute sich Osea, „Papi!“

„Hi,“ grüßte Zenta entnervt und sprang auf Jali.

„HALTET SIE AUF!!!“ schrie ein Soldat da, und die Kameraden sahen das Heer auf sich zugerannt kommen.

„Oh nein!!!!!“ rief Yanami erschrocken, der alte Colan sprang entsetzt zurück.

„Los, kommt, springt irgendwo auf, ihr beiden, Liona, nimm Akaiya!! Schnell!“ kommandierte Zitan.

„Wartet! Wir haben noch genug Zeit!“ rief Akaiya und rannte nach vorne.

„WAS MACHST DU DENN, MEDUSA?!?!“ schrie Siana. Akaiya holte schnell ein paar Splitter des heiligen Kristalls hervor, die sie aus dem Keller des Ladens mitgenommen hatte, und verteilte sie auf dem Boden.

„Liona, mach schnell Furia!! Beeil dich!!!“ Liona sah sie an.

„W-was??!“

„MACH EINFACH, ZIEL AUF DIE STEINE!!!“ schrie Akaiya und sah auf die immer näher kommenden Soldaten.

„Furia!!“ rief Liona aus und feuerte den Feuerzauber auf die am Boden liegenden Splitter.

Krach Peng! , machte es in ohrenbetäubender Lautstärke, darauf explodierten die Splitter und entzündeten sich zu einem riesigen Feuer. Es versperrte den Soldaten den Weg. „Los, kommt schnell mit!!“ rief Akaiya und sprang zu Liona auf Selja. Die nun elf Leute galoppierten so schnell es ging aus Sizo raus in Richtung Süden.

„Jetzt geht’s endlich nach Tahiro!“ rief Osea.
 

Die elf galoppierten in den nächsten Wald, und als sie tief genug hineingeritten waren, machten sie Halt.

„So, jetzt bitte eine Aufklärung!“ verlangte Zitan von Akaiya, „Tiras, mach mal Feuer!! – Akaiya! Was waren das für Dinger??“

„Und wieso ist Medusa nicht gefesselt?“ fragte Liona nebenbei, als es ihr zum zweiten mal auffiel.

„Wir brauchten alle Leute, um euch zu befreien, deswegen haben wir Akaiya freigelassen,“ erklärte ihr Nadaiya. Tiras nickte.

„Und ich finde, sie hat sich echt ganz schön bewährt!“ Akaiya sah zur Seite.

„Ich...“ Zitan sah sie ernst an.

„Ehrlich, Medu-... – ähm, Akaiya! Gut gemacht. – ... ... – ah, richtig. Was waren das für Dinger, die explodiert sind?“ Akaiya blickte Zitan an, während Tiras sich daran machte, ein Feuer aufzubauen.

„Es sind Splitter des heiligen Kristalls,“ erklärte sie, und die anderen sahen sich an.

„Was für’n Ding?“ fragte Vento ungläubig.

„Der heilige Kristall ist der Schatz von Maginasira, er befindet sich in dem Land Matanosien, in einer Höhle, ganz versteckt,“ erklärte Akaiya, „Er ist der größte und wertvollste Stein auf ganz Seydon! Er ist ein Meteor, der irgendwann in Matanosien einschlug, vor Jahrmillionen! – Und es versucht jeder, ihn zu bekommen – kein Wunder, er besteht nur aus Edelsteinen, in allen Farben. Der Meteor besitzt magische Kräfte, und wäre er handlich genug-... der, der ihn in den Händen halten würde, könnte den ganzen Planeten zerstören, wenn er wollte.“ Die anderen schwiegen andächtig.

„Klingt wie Kasko Sari als Kristall,“ gähnte Zenta, und Zitan stieß ihn an.

„Ruhe, du Nase!!!“

„Hat dieser Stein irgendwie negative Energie?“ fragte Liona Akaiya, und diese sah ins inzwischen entfachte Feuer.

„Das kommt auf den an, der ihn in Händen hält. Viele kommen und zersplittern den Meteor, und diese Splitter behalten sie, wenn sie wissen, was sie damit tun können, oder verkaufen sie für viel Geld – so wie die, die sie euch beiden verkauft haben!“ Sie wendete sich an Yanami und Colan. „Wusstet ihr nie etwas über diese Splitter?“ Yanami und Colan schüttelten die Köpfe.

„Dass ich so etwas Wertvolles in meinem Haus habe-...“ murmelte Colan nachdenklich.

„Also, moment, der Stein stellt sich auf den Besitzer ein??!“ fragte Zitan erstaunt.

„Ja, so ungefähr! Außerdem ist das Material allein sehr multitalentiert, sag ich mal-... es ist sehr hart, es ist also sehr schwer, Splitter zu bekommen. Das geht nicht mit normalen Pickeln-... – zudem, ihr habt es gesehen, ist es hochexplosiv, wenn es mit Feuer in Berührung kommt. Zu schmelzen geht es so gut wie garnicht, man müsste das Material um Millionen Grad erhitzen, um es zu schmelzen! Will man es sublimieren, bräuchte man Milliarden Grad!“

„Subli-was??“ fragte Zitan, und auch die anderen sahen Akaiya komisch an – außer Zenta und Tiras.

„Hast du in Chemie nicht aufgepasst??“ fragte Zenta Zitan, „Vom festen in den gasförigen Zustand bringen, Zid!“ Tiras pflichtete ihm nickend bei.

„Genau.“

„Ja, toll. – Akaiya, hör auf zu fachsimpeln, keine Fremdwörter!“ mahnte sie Zitan und verschränkte die Arme. Akaiya lachte.

„Werd’s versuchen. Nun zu den magischen Eigenschaften. – Man erzählt, der Stein sei verflucht, weil er auf Maginasira steht. Das hat schon viele abgehalten, ihn sich anzueignen. Aber eben doch nicht alle. Da er für alle als verflucht gilt, denken natürlich auch alle, dass er schwarze Energie besitzt, in ihren Händen würde er dann deshalb auch schwarze Magie ausstrahlen. Nur, wenn man sich über die Kräfte des Steines im Klaren wäre, könnte man etwas Gutes damit hervorbringen.“

„Und-... diese Splitter... sind sie genauso gefährlich?“ fragte Siana nachdenklich.

„Diese Splitter sind ja nur ein winziger Bruchteil dieses Meteors, sie besitzen zwar auch magische Kräfte, allerdings dementsprechend geringe. Aber hebt sie gut auf, ihr werdet bestimmt Nutzen an ihnen finden!“ Die Wahrsagerin lächelte.

„Nach all dem Fachgesimpel denke ich das auch,“ schloss Zitan die Diskussion, „Zenta, pack diese Steinchen ein, vielleicht können wir öfter solche Feuermauern machen, um Kindarn abzuhängen!“ Zenta gehorchte und verstaute die Splitter in seinem Rucksack.

„Lasst uns jetzt schlafen gehen-... ich bin müde... es war ein recht turbulenter Tag...“ meinte Siana und rieb sich die Augen. Dann holte sie ihre Decke und rollte sich zusammen.

„O.k., Prinzessin-... gehen wir schlafen...“ stimmte Zitan zu, doch Tiras unterbrach ihn:

„Aber, eine Frage hätte ich gerne noch geklärt: was machen wir mit den beiden hier?“ Er zeigte auf Yanami und Colan.

„Wir würden gern mit bis Tahiro kommen, wir können wohl schlecht zurück, weil dieser General noch in unserem Laden ist – wir können uns in Tahiro neue Arbeit suchen...“ meinte Yanami. Colan nickte.

„Einverstanden, dann klauen wir morgen zwei Kizayas, eines für euch beide und eines für Akaiya,“ schlug Zitan vor, „Ich denke, sie wird nicht fortlaufen... oder?“ Er sah Akaiya an. Sie schüttelte den Kopf.

„Natürlich nicht!-... Ach, und-... nennt mich nicht immer Medusa, o.k.??“ Sie sah die anderen an. „Ich werde euch ein Stück begleiten... wenn ihr nichts dagegen habt...“ Zenta sah sie misstrauisch an, sagte aber nichts.

„Okay, morgen gehen wir nach Tahiro!“ sagte Liona, und die anderen nickten.

„Alles klar, dann gute Nacht!“ meinte Zitan und pflanzte sich mitsamt seiner Decke neben Siana, die bereits friedlich schlief. Schon bald war Stille eingetreten, während Zenta Akaiya immer noch misstrauisch beobachtete.

Eins ist klar, Medusa – sobald du irgendetwas Verdächtiges tust... wirst du sterben.
 

Am nächsten Morgen regnete es in Strömen.

„Na toll, unsere Decken sind nicht minder nass als wir selbst!!“ fauchte Vento.

„Ruhe, wir gehen nach Tahiro! Kommt endlich!“ forderte Zitan auf, der schon auf Kasera saß, „Wir müssen noch Kizayas klauen!“ Alle standen auf, rollten ihre nassen Decken zusammen und sprangen auf. Liona nahm Akaiya, Nadaiya Yanami und Tiras Colan. So gingen sie langsam in Richtung Süden.

„Achtung, Kutsche!!“ rief Zenta plötzlich, wie auf Knopfdruck sprangen die Kizayas ins Gebüsch. Siana wurde von einem Ast von Nervi gerissen, landete auf dem Boden und fluchte.

„Psst, sie dürfen uns nicht hören!!“ zischte Tiras und half ihr auf.

„Los!“ zischte Zitan, als die Kutsche vorbeifuhr, und Siana schoss einen Pfeil auf die Kutsche. Sie blieb stehen, und der Kutscher schrie:

„HILFE!! ÜBERFALL!!!“ Doch da kam Vento schon herbeigesprungen.

„Maul halten!“ sagte er laut, „Aber gut geraten, es ist ein Überfall, Alter!!“

„Ruhe da drinnen!“ rief Zitan den kreischenden Leuten in der Kutsche zu, „Keine Angst, wir werden Euch nichts tun... aber wir nehmen die Kizayas mit, o.k.??! – Danke!“ Zenta war mit Nadaiya nach vorne gelaufen, zu zweit montierten sie die zwei Kizayas, ein schwarzes und ein weißes, von der Kutsche ab. Der Kutscher und die Insaßen der Kutsche starrten die Freunde entsetzt an.

„Danke schön!“ grinste Vento und ließ den Kutscher los, als Nadaiya und Zenta die Kizayas wegzerrten, und die elf nahmen die geklauten Kizayas mit nach Tahiro. Die Menschen in und vor der Kutsche waren immer noch wie erstarrt, als die Kameraden schon fünf Minuten weg waren.
 

In Tahiro angekommen, quartierten sich in einer Herberge ein.

„Jetzt sind wir schon mit zwei Sechserzimmern dabei...“ meinte Tiras nachdenklich.

„Aber Yanami und Colan bleiben ja jetzt hier,“ addierte Zitan, „Was aber machen wir mit Akaiya? Glaubt ihr, man könne ihr vertrauen?“

„Sie hatte ja keinen Kontakt zu Kindarn seit ihrer Entführung durch uns! Wie soll sie mit ihm kommunizieren? Sie ist harmlos, hoffe ich...“ meinte Tiras nachdenklich, und Zitan sah sich um.

„Wenn man von dem absieht, was sie mit mir angestellt hat...“

„Na, wenigstens hattest du deinen Spaß!“ rief Vento, und Zitan trat nach ihm.

„Arschkrampe!!“

„Ihr seid echt niveaulos, verdammt!“ stöhnte Zenta und lehnte sich gegen die Wand, und Vento kicherte.

„Na, wir warten ja nur alle darauf, dass du dich zu deinen Gefühlen Nadaiya gegenüber äußerst!“ grinste der Blonde Zenta an. Zenta ballte die Fäuste und wurde unbeschreiblich rot im Gesicht, sei es aus Wut, oder aus Verlegenheit.

„Was hast du eigentlich für Komplexe, du Penner??!! Lass mich doch in Ruhe!!!“ Er drehte sich ab und verschwand aus dem Zimmer.
 

Auf dem Flur traf er auf Nadaiya – und die war wirklich die Letzte, der er hatte begegnen wollen, und er drehte sich abrupt ab.

„KOMM MIR BLOß NICHT ZU NAHE, STRAßENSCHLAMPE!!!“ blaffte er sie an und rannte die Treppe hinunter und aus der Herberge. Nadaiya blinzelte.

„W-was??!!“ fragte sie erschrocken, dann entschloss sie sich, ihm zu folgen.
 

Zenta hatte sich auf einen Zaun gepflanzt und sich einen Grashalm in den Mund gesteckt. So saß er da und starrte immer noch wütend in die Nacht hinaus.

„Ist doch zum Kotzen!!!“ schimpfte er, „Diese-... blöde Nadaiya!!! – Warum hab ich [ї]bloß gesagt, ich sei der Papi, das macht mich wahnsinnig! Papi hier, Papi da, Törööö!!!“ Bei seinem Gezeter fiel ihm der Grashalm aus dem Mund, und er pflückte einen neuen und schwieg.

„Zenta?“ hörte er plötzlich jemanden hinter sich, und er erschrak und fuhr herum, dadurch purzelte er hintenüber vom Zaun und landete unsanft auf dem Boden.

„Aua, verflucht!! – Wer-...??! – Nadaiya?!?!“ Er richtete sich erschrocken auf und starrte sie an.

„Hast du dir wehgetan? Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken!“ entschuldigte sich Nadaiya und klopfte ihm den Dreck von der Weste. Er drehte sich ab.

„Ach was! Schon o.k., mir fehlt nichts!!“ knurrte er schlecht gelaunt, „Was willst du?!“

„Sei doch nicht so unhöflich!“ maulte Nadaiya, „Mehr als entschuldigen kann ich nicht!! – Du bist ganz schön hartherzig, weißt du das?“ Er setzte sich desinteressiert wieder auf den Zaun und steckte sich erneut einen Grashalm in den Mund, ohne sie weiter zu beachten.

„Sag mal,“ fing Nadaiya dann an, „Was hab ich dir eigentlich getan??! Du bist immer so-... hässlich zu mir!“

„Jetzt sag bloß nicht, das macht dich traurig,“ sagte Zenta, ohne sie anzusehen, und sie schniefte gespielt.

„Dooooch!!“

„Nadaiya – fick dich einfach ins Knie!!“ Nadaiya blieb energisch.

„Du hast mir noch immer nicht geantwortet!!!“ sagte sie, und Zenta sah sie nicht an, als sie sich neben ihn auf den Zaun setzte.

„Pff!! Warum sollte ich nett zu dir sein??!!“

„Du kannst doch nicht ohne Grund nicht nett zu mir sein!!“ empörte sie sich.

„Muss ich zu allen Menschen nett sein??!!“ fuhr er sie an, „Jetzt verschwinde, ich kann deine Fratze nicht mehr sehen!!“ Sie sah ihn empört an, dann rammte sie ihm den Ellenbogen in die Seite und – schmiss ihn erneut vom Zaun. Er schrie auf und fand Halt an ihrem Arm und zerrte sie mit sich auf die Erde, wo sie aufeinander liegen blieben.

„Autsch!“ jammerte Nadaiya, und als Zenta realisierte, dass sie auf ihm lag, schrie er auf und warf sie von sich, bevor er auf die Beine sprang, als wäre er eben von einem wilden Tier angegriffen worden, und fast hätte er instinktiv sein Messer gegriffen. Nadaiya rappelte sich auf. „Herrgott, Zenta, ich bin's bloß!!“

„Von wegen, du bist eine Bestie!!“ schnappte Zenta, „Jetzt spiel nicht so aufdringlich und verschwinde endlich!!! Ich will meine Ruhe haben, verflucht!!“ Sie sah ihn an, und wie er mit jedem Satz wütender wurde, amüsierte sie. Sie fragte sich, ob er Angst vor Frauen hatte – jedenfalls kam es ihr desöfteren so vor. Sie erinnerte sich an die Wette. Die dreihundertfünfundsechzig Tage waren noch lange nicht um. Und dennoch hatte sie ihr Ziel auch noch genauso lange nicht erreicht, mit Zenta konnte man nichtmal vernünftig reden. Dabei war er ein ziemlich hübscher Kerl, wie sie feststellte – und sie fragte sich, ob sie es nicht auch ohne Wette bei ihm versucht hätte. Zenta wollte gehen, und Nadaiya sah auf.

„Hey, warte mal!“ rief sie und lief ihm hinterher. Als sie ihn eingeholt hatte, sagte sie: „Nenn mir erst einen richtigen Grund, warum du so hässlich zu mir bist!! Dann darfst du gehen!!“ Zenta stöhnte.

„Ganz einfach, du nervst mich, Nadaiya Micota!!!“

„Oh cool, du hast dir meinen Nachnamen gemerkt!“ strahlte sie, und er starrte sie an.

„Was??!! – Ich-... merke mir alle Namen, blöde Ziege, jetzt lass mich ja los!!!“ Er riss seinen Arm aus ihrer Hand los, als sie ihn festhalten wollte, und Nadaiya fuhr auf.

„JETZT GIB MIR ENDLICH DEINE VERDAMMTE ANTWORT, DU ARSCHLOCH!!“ schrie sie ihn an, und er fuhr herum und starrte sie entgeistert an. Noch nie hatte er sie so wütend erlebt.

„N-...Nadaiya...!“ stammelte er und wurde rot, als er sie ansah, und wie schon öfters stellte er fest, dass sie extrem anziehend auf ihn wirkte, und er drehte sich schnell ab.

Scheisse...

Nadaiyas Gesicht entspannte sich wieder.

„Hör mal...“ sagte sie leise, „Ich-... will dich doch nicht ärgern, ich muss doch bloß wissen, was ich falsch mache, dann kann ich mein Verhalten ändern!“ Er sah sie an.

„Das meinst du ernst??“ fragte er skeptisch. Sie nickte empört.

„Ja!!!“

„Also – hör auf, zu kichern, benimm dich gefälligst wie eine Frau, und nicht wie ein Mädchen, sei nicht so aufdringlich und zieh dich nie wieder vor mir aus!!!“ Nadaiya blinzelte.

„Mmmh, war's das?“ Er holte erstmal Luft, dann brummte er.

„Bestimmt nicht, das war-... nur der Anfang!!!“ Nadaiya freute sich.

„Okay, ich versuch's!“ versprach sie, „Und wie soll sich bitteschön eine Frau deiner Meinung nach benehmen??!“ Zenta sah ihr ins Gesicht und sah sie hochnäsig an.

Unterwürfig, Nadaiya!!!“ Sie lachte.

„Uuuh, Zenta die Domina!!“

„Du bist sowas von niveaulos-...!!“ schnappte er, „Also, hör damit auf!!! – Tschüß, Schlampe!!“ Sie hielt ihn wieder am Arm fest.

„Hey!!“ quengelte sie, „Zenta, warte!-... ...“ Er blieb stehen. Im nächsten Moment fragte er sich, warum, als Nadaiya seine Hand umklammerte und ihn zurück zu dem Zaun zog, wo sie sich hinsetzte, ohne seine Hand loszulassen. „Lass uns reden!“ Er sah sie nicht an.

„Worüber willst du reden??!“ wunderte er sich.

„Über-... uns!“ Er erstarrte. Er war etwa zwei Minuten lang unfähig, sich zu rühren, Nadaiya lächelte. „Osea-... ist glaube ich ziemlich traurig, dass ihre ‘Eltern‘ sich so oft streiten,“ fiel ihr dann ein – Osea hatte sie oft angemault, sie solle nicht so mit ‘Papi‘ streiten. „Wir sollten ihr zuliebe damit aufhören, nicht wahr?“

„Das Mädchen ist längst zu groß für solche Spiele!“ gab Zenta barsch zu hören, „Ich habe – ehrlich gesagt – keinen Bock mehr auf Papi, kapiert??!“ Nadaiya seufzte.

„Hey... – wieso bist du eigentlich so wie... du, Zenta?“ Er antwortete nicht.

„Was meinst du??“

„Wieso bist du so – unnahbar??“ wollte sie wissen, und Zenta sah sie immer noch nicht an. Er befürchtete, sie plötzlich wieder als Frau zu sehen, wenn er ihr ins Gesicht sah – und zudem waren sie allein, das würde die Sache noch schlimmer machen. Es dämmerte bereits.

„Ich hasse Menschen,“ sagte er nach einer langen Pause. „Ich kann Menschen nicht ausstehen, Nadaiya – Frauen schon garnicht!! Menschen sind töricht und strunzdumm!“

„Aber – du bist doch auch einer!!“ sagte Nadaiya erstaunt.

„Natürlich!“ entgegnete er, „Und ich hasse mich für die Spalte, in die ich hineingeboren bin, verdammt!! Ich bin ein törichter, strunzdummer Mensch, und das ärgert mich! Ich weiß nicht, ob du das kennst-... aber das Gefühl von-... Ohnmacht-... ist entsetzlich, Schlampe Nadaiya!“ Sie blinzelte.

„Du klingst gerade wie ein größenwahnsinniger Tyrann!“ meinte sie verdutzt.

„Ich hasse Macht, Nadaiya!“ erwiederte er prompt, „Ich bin an keinen Schätzen, Reichtümern und Macht interessiert!!!“

„Aber Macht über eine Frau erwartest du, hm?“ brummte sie.

„Frauen gehören unterwürfig, das ist eine Norm, Frau!!“

„Eine Norm der törichten Menschen,“ sagte sie, und er schwieg eine Zeit.

„Eine Norm jeder Tierart! Die Frauen sind nur zu einem Zweck auf der Welt, nämlich, um Kinder zu gebären und ihre Männer zu-... ... befriedigen-...“ Er hustete bei diesem Wort. „Was rede ich da, das ist ja ekelhaft-...!“ Sie lachte.

„Du hast die bescheuerteste Moral, die ich je gesehen habe, Zenta! – Erzähl mir-... wie kommst du auf das Gefühl der Ohnmacht, wenn du doch die Frauen unter dich stellst und – überhaupt, jeder hier kuscht vor dir, weil du plötzlich ein Messer werfen könntest!“

„Furcht ist eine... extrem starke Waffe,“ sagte er, „Das habe ich einfach... lernen müssen. Ich habe einfach – zu viele schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht! Und seit ich sie hasse, habe ich sie gelehrt, sich zu fürchten!! Und wer keine Furcht hat – ist der größte Tor von allen.“ Sie schwieg. Er wurde ihr gruselig. „Diese Torheit hat zwei meiner vorwitzigen Klassenkameraden die Köpfe gekostet.“ Sie erstarrte und war plötzlich wie eingefroren. Er hatte – getötet? Klassenkameraden? Er hatte zwei Menschen getötet – um sie Furcht zu lehren? Zenta schwieg auch eine Zeit. „Was diese Ohnmacht angeht... – das geht dich nichts an!!“ Sie saß immer noch wie erstarrt. Nur sporadisch dachte sie daran, dass sie sich nicht vorstellen konnte, dass Zenta sich irgendwann einmal ohnmächtig gefühlt hatte. Und ihr wurde zum ersten mal klar, war für ein grausamer Mann er eigentlich war. Ein grausamer – aber attraktiver. Zenta wagte es, sie anzusehen. „Nadaiya?“ Sie schrak auf.

„W-was??! – Oh, ja-... ... verzeih mir, ich-... – du hast deine – Klassenkameraden – getötet?“ Er sah sie an, als sie vom Zaun kletterte und sich direkt vor ihn stellte. Die Sonne war untergegangen.

„Ein gewisser Teil an Furcht ist wichtig zum Überleben, Nadaiya,“ sagte er, als wäre er ihr Lehrer, „Und wer sich einbildet, er käme ohne Furcht überall durch, hat sich geschnitten! Manchmal ist es klüger, sich zu fürchten. Und wer die Furcht in der Hand hält – kann mit den törichten Menschen spielen wie mit Marionetten. Eine Zeit lang – war das mein Lieblingsspiel.“ Sie erschauderte.

„Zenta-...!“ keuchte sie und starrte ihn an – um im nächsten Augenblick festzustellen, dass er nie anziehender gewesen war als in diesem Moment, und ganz deutlich spürte sie in sich das Verlangen einer Frau nach einem Mann, wenn sie schon zu lange Zeit keinen mehr gehabt hatte. Es war so lange her...

„Siehst du?“ sagte er zu ihr mit seinem schauerlichen Zenta-Lächeln, „So gehört eine Frau, Nadaiya!“ Sie wusste plötzlich, dass sie ihm unbewusst unterwürfig die Kehle hinstreckte. Er sah in ihre Augen und erstarrte plötzlich – was er in ihren Augen sah, hatte er noch niemals in den Augen irgendwelcher Frauen überhaupt gesehen. Es war fast eine Art – Feuer.

„Zenta-...“ keuchte sie erneut und hob die Hand, um seine Wange zu berühren, ihm immer noch die Kehle hinstreckend. Er zuckte zusammen, als sie ihn mit der Hand berührte, aber etwas in ihm sträubte sich dagegen, sich abzudrehen. Schließlich fing sein Blick Nadaiyas Gesicht auf, das sich seinem eigenen plötzlich näherte, und er riss die Augen auf, als er wusste, was sie vorhatte. Mit einem mal war seine gesamte Prüdheit wieder da, und er sprang zurück und riss die Arme vor sein Gesicht.

„W-wag es ja nicht!!!!“ schrie er auf, „KOMM MIR NICHT ZU NAHE!!“ Sie blinzelte, und mit einem mal sah sie wieder klar. Sie legte grinsend den Kopf schief.

„Hast du doch Angst vor Frauen??!“

„Sehe ich so aus?!!“ fuhr er sie barsch an, „Ich will mit Frauen nichts zu tun haben!! Nie wieder, Nadaiya!!!“

„Du willst nie in deinem Leben eine Frau küssen?“ fragte Nadaiya ungläubig, und Zenta schnappte empört nach Luft.

„So ist es, Lolita!!!“

„Und du willst nie eine Frau in den Arm nehmen?“ fragte sie noch genauso ungläubig.

„Finde ja deine Grenze, Nadaiya...!!“ warnte er sie, als sie zur dritten Frage anhob:

„Und du willst nie mit einer Sex haben?“

Wumm!

Tabu gebrochen.

„DAS SCHON GARNICHT!!“ empörte er sich laut, „Was erlaubst du dir, du gehst entschieden zu weit!!!! Das ist wohl ein Punkt, der weit über der Grenze liegt, und ich will diesen Punkt nie in meinem Leben wieder ansprechen! Guten Tag!!!“ Ärgerlich drehte er sich ab und verschwand im Haus. Nadaiya stand allein draußen. Und plötzlich musste sie lachen.
 


 

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Ja. Die Geburt des "Punktes"! XDDD Ab dem Tag hieß Sex nur noch "der Punkt" XDD



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2008-02-24T13:28:27+00:00 24.02.2008 14:28
Man die zwei passen ja super zusammen^^
Das Gespräch war hammer,
wenn ich nadaiya wäre,
würdde ich die Wette in den weind schießen,
sonst geht es schlimm aus.
Toll gemacht.
bb
Von:  Denryuu
2007-03-11T09:58:18+00:00 11.03.2007 10:58
Haha, das Gespräch zwischen Zenta und Nadaiya war goil xD
und besser geschrieben als in der ersten Version, man merkt richtig, dass sie beiden einander doch irgendwie toll finden xD
Von:  Yuufa
2007-03-02T19:22:05+00:00 02.03.2007 20:22
Oh man... Seyda ist blöd x___x~
*ihn haut*
Wie kann man nur SO prüde sein?! Er könnte papst werden -___- Zenta I. HAHAHAHA XDDD;;;


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