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Seydon

2007er Version
von

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Gefährliche Reise

Als Zitan die Augen aufschlug, sah er zuerst bloß verschwommen. Es verging etwa eine Minute, bis er wieder vernünftig sehen konnte, und während dieser Minute hörte er viele dumpfe Stimmen um ihn herum. Als er richtig bei sich war, erkannte er die anderen, die um ihn herum saßen. Siana hielt sanft seine Hand. Alle schwiegen, und er setzte sich auf. Sofort wurde ihm schwindelig, und er ließ sich wieder fallen. Erst jetzt bemerkte er, dass er sich in einem Bett befand. Irgendwie schien alles zu schwanken, es kam ihm vor, als bewegte sich der ganze Boden. Wieder wurde ihm schwindelig, dazu wurde ihm plötzlich übel, dann sah er kurze Zeit wieder verschwommen, bevor er endlich etwas erholter war.
 

„Wie geht es dir?“ fragte Siana vorsichtig. Zitan konnte nicht antworten, er fragte bloß:

„Wo sind wir???“

„Auf dem Schiff, das uns nach Piscitie bringt,“ meinte Zenta dumpf, „Von dort aus werden wir direkt weiter nach Taje fahren, das wird Kindarn nicht so schnell für möglich halten.“ Zitan sah seinen Freund grübelnd an. Nebenbei fiel ihm auf, dass Zenta ein ihm bisher unbekanntes, schwarzes T-shirt mit Kragen trug, und ihm fiel wieder ein, dass seine Weste ja kaputt gegangen war. Woher Zenta das Shirt hatte, war ihm zwar rätselhaft, aber er ging davon aus, dass ein unschuldiger Besitzer dafür sein Leben mit einem Messer im Hals hatte beenden müssen.

„Du bist echt ein Weltmeister-...“ murmelte er noch etwas benommen, „Wir haben kaum eine Schlacht überstanden, kommst du schon mit dem nächsten Schlachtplan-... – jetzt weiß ich wenigstens, warum das hier so schaukelt!! Was-... ist mit meinem Bauch-...?“ Zitan fasste nach seinem Bauch, der irgendwie schmerzte. Er spürte, dass er verbunden worden war.

„Das war ein sehr starker Turmalin, der dir in den Magen und ins Bein geflogen ist, das könnte in den nächsten Tagen noch etwas wehtun,“ sagte Liona ernst, „Wir haben die Wunden alle desinfiziert und gut versorgt, mach dir keine Sorgen. Wenn wir in Piscitie ankommen, bist du wieder gut drauf!“

„Du willst mir damit aber nicht sagen, dass ich drei Tage im Bett liegen muss???!“ fragte Zitan erschrocken, und Liona und Tiras sahen sich an.

„Doch.“

„WAS?!?! Kommt nicht in Frage!!“ schrie Zitan und wollte aufspringen, aber alle anderen packten ihn und drückten ihn zurück ins Bett.

„Nichtsda!!“ rief Siana streng, „Du bist verletzt, du Held!!“

„Muss das wirklich sein??“ stöhnte Zitan, „Ich kann Bettruhe nicht ausstehen-... ...“

„Du hast sehr lange geschlafen-... hast du denn noch große Schmerzen??“ fragte Siana besorgt. Ihm fiel auf, dass sie sich offenbar die ganze Zeit furchtbare Sorgen gemacht hatte. Er lächelte.

„Nein... es geht schon wieder-... ehrlich!...“ Siana sah zu Boden.

„Ich hoffe, du lügst nicht!... Ich habe zeitweise geglaubt, du würdest es nicht-... ...“

Überleben. Sie vermochte das Wort nicht auszusprechen, aus Angst, ihre Worte könnten sich noch in die Realität umsetzen. Zitan sah sie an. Er wusste, woran sie dachte, als er ihr ins Gesicht sah. Dann lächelte er.

„Ist schon gut, mach dir keine unnützen Sorgen, mir geht es prima!“ Er sprang demonstrativ aus dem Bett, doch da versagte sein verwundetes Bein, und er brach zusammen.

„Ziddy!!!“ riefen alle im Chor und trugen ihn zurück ins Bett.

„Du darfst nicht aufstehen!“ meinte Tiras ernst, und Zitan brummte.

„Ist ja gut, du Arzt...!!“

„Du musst dich ausnahmsweise mal schonen, und du darfst dich nicht aufregen!“ fuhr Tiras unbeirrt fort, „Das macht es nämlich nicht besser.“

„Toll, warum soll ich denn drei Tage im Bett liegen?!“

„Du hast doch selber gesehen, du kannst nichtmal laufen!“ protestierte Zenta ärgerlich, „Hör auf, den Helden zu spielen, jeder hat Schwächen, und du bist schwer verwundet und bleibst im Bett!!!“ Zitan sah ihn nur grimmig an.

„Sag nie wieder, ich könnte nicht laufen!“ rief er empört, und Zenta sah ihn nur bösartig an.

„Na kommt, gehen wir jetzt...“ meinte Tiras beschwichtigend, und alle standen auf, um aus dem Zimmer zu gehen.

„Siana kann dir ja Gesellschaft leisten!“ grinste Zenta zynisch, „Das gefällt dir doch bestimmt, nicht??!...“ Zitan sah ihm nach, als alle gingen – außer Siana, die auf dem Bett sitzen blieb.

„Tss!“ machte Zitan und verschränkte die Arme, „Zenta ist echt ein Idiot!!“ Siana lächelte nur.

„Nicht aufregen, Ziddy...“ beschwichtigte sie ihn, „Du hast doch gehört, was Tiras gesagt hat!“ Zitan rollte mit den Augen.

„Verdammt...“
 

Die Fahrt dauerte an. Die Freunde kamen nach drei Tagen in Piscitie an – der Hauptstadt Passares und der Stadt mit dem größten Hafen ganz Seydons.
 

„Ich habe das dumme Gefühl, dass uns Kindarn auch hier hinterherlaufen wird...“ überlegte Tiras nachdenklich, während sie durch die Stadt Piscitie hindurchritten, um in dem kleinen Fischerdorf Hanje in ein Schiff zu steigen, das sie nach Tare bringen würde. Im sehr Groben war der Kontinent Tinasira, auf dem sie jetzt waren, wie ein Sichelmond geformt. Piscitie lag auf dem westlichen Zipfel, dem Ende dieses Sichelmondes. Und quasi gegenüber lag, auf dem anderen Ende des Sichelmondes, das winzige Land Taje mit der Hauptstadt Tare.

„Wenigstens hat er keine Wahrsagerin mehr, die ihm sagt, wo wir sind,“ sagte Vento, und alle starrten ihn an. Zenta blinzelte.

„Das ist-... eine Beleidigung der toten Seelen, Vento!!“ schnappte er, „Wage es – niemals wieder, du Frevler!! Wage es niemals wieder, die Toten zu beleidigen, ihr Zorn könnte dich dann als Erstes treffen!!“ Vento war etwas perplex nach so einer hitzigen Antwort, aber im Stillen stimmten die anderen Zenta zu – es war unklug, die Seelen der Toten so zu missachten.

„‘Tschuldigung-...“ murmelte Vento kleinlaut, unter Zentas messerscharfem Blick fast sterbend, und wendete Tojo zur Seite.
 

Die acht zogen los nach Osten.

„Und wohin gehen wir jetzt?“ fragte Siana noch einmal zur Sicherheit.

„Nach Hanje!!“ meinte Zenta genervt, „Von da aus fahren wir mit dem Schiff nach Tare, klar soweit??“

„Sollten wir nicht erstmal schlafen gehen, bevor wir nach Taje fahren?“ fragte Nadaiya und sah sich um, und Zenta schnaubte.

„Blödsinn, von hier nach da brauchen wir höchstens sechs Stunden!“

„Von hier nach wo??“ fragte Nadaiya verständnislos.

„Von hier nach Hanje!!“ rief Zenta ärgerlich, „Sag mal, bist du so blöd, oder tust du nur so??!“ Nadaiya grinste ihn plötzlich schelmisch an.

„Hast du denn schon vergessen... was zwischen den Trümmern von Menuko war, Zenta...??“ Er erstarrte. Und war froh darüber, dass niemand außer ihm das mitgekriegt hatte, was Nadaiya gesagt hatte. Natürlich hatte er das nicht vergessen. Wie hätte er das vergessen können? Die Art, wie sie ihn leidenschaftlich geküsst hatte, ihn gestreichelt hatte, ihn erregt hatte – wie sollte er das jemals vergessen?
 

Die acht gingen geradeaus weiter nach Osten. Während dieser Zeit schwiegen sie ununterbrochen. Doch plötzlich rief Osea:

„Da vorne ist ein Dorf!!“

„Hanje!“ sagte Zitan zu ihr und trieb Kasera vorwärts, „Gehen wir!“

„Wir nehmen das nächste Schiff nach Tare,“ sagte Tiras, „Bevor unser bester Freund uns noch einholt!“

„Welcher Freund?“ fragte Vento erstaunt. Tiras sah ihn an, und von Zenta kam ein entnervtes Stöhnen.

„Der, der mit K anfängt und mit indarn aufhört!!!!“

„Ich denke nicht, dass Kindarn uns nachkommt,“ sagte Liona ernst, „Kaiyla hat ihn und das Heer doch mitgenommen! Sie wurden zurück nach Sentaria teleportiert!“ Zitan seufzte.

„Na super, aber bestimmt teleportiert sie ihn gleich wieder her!!“
 

Während dessen waren Kindarn und seine Männer tatsächlich in Sentaria. Kaiyla ging im Thronsaal hin und her, und Kindarn lag vor ihr auf den Knien.

„Oh, erhabene Majestät! Ich schwöre bei meinem eigenen Fleisch und Blut, ich wollte sie nicht töten!!! Ich wollte Zitan Sari umbringen, aber sie hat sich aus unerklärlichen Gründen dazwischengeworfen!! Und...“

„SCHWEIG!!!!!!“ fuhr Kaiyla ihn wutentbrannt an, und er warf sich noch tiefer auf die Knie. „Es ist ja nicht zum Aushalten mit dir, General!!! Seit vier Tagen jammerst du mich nun damit voll, seit vier Tagen, die seit Akaiyas Tod vergangen sind!!!! Es ist eine große Schande, was du getan hast, und es ist unverzeihlich!!! Du hast die Tochter der großen Herrscherin getötet, dafür wirst du bitter bezahlen müssen!!!!!“

„Oh, Eure Hoheit! Vergebt mir meine Sünden!“ jammerte Kindarn, „Ich weiß, ich habe Unheil vollbracht!! – Lasst mich meine Schuld begleichen, die Kinder verfolgen und sie töten!! Saris Kopf wird euch aussöhnen, oder, Majestät??? – U-und Liona Kizalos‘ Kopf!“

„Die Köpfe sind mir gleichgültig!“ zischte Kaiyla, „Wenn die große Herrscherin ihre Macht zurück hat, werden sie alle untergehen, General!!! Ich gebe dir-... eine allerletzte Chance!! Du wirst mir meine Tochter bringen!! Wehe, ihr wird ein Haar gekrümmt!! Das Opferritual muss sauber vollzogen werden, hörst du??!! Und bring mir... von mir aus die Köpfe aller anderen!!! – Wenn du ein drittes mal versagst-... wirst du sterben!“ Mit diesen Worten streckte Kaiyla die Hand aus, und Kindarn verschwand im Nichts. Kaiyla lachte in sich hinein. „Haha-... ... ansonsten werde ich selber nachkommen und dich überwachen, General...! Hahahaha!!!“
 

Die acht Freunde hatten ein Schiff gefunden, mit dem sie hinüber nach Taje fahren konnten. Sie quartierten sich wie fast immer in zwei Viererzimmern ein.

„Nicht zu fassen! Sag mal, wie lange sind wir schon unterwegs??! Wir sind doch im September in Sentaria losgegangen, jetzt ist es November!“ stellte Vento fest, und Tiras nickte.

„Ist ja im Prinzip egal, Tinasira liegt größten Teils in der Äquatorialzone, da ist es eh‘ immer warm!“

„Sagt mal, habt ihr eigentlich ´ne Ahnung, wo wir hinwollen, wenn wir in Taje sind?“ fragte Nadaiya, die gemütlich auf einem Sessel saß und auf ihren Nägeln herumkaute.

„Äh... Zenta-...??“ fing Zitan fragend an, so holte Zenta seine Karte heraus und begutachtete sie ausgiebig. Zitan fiel auf, dass er die Karte schon lange nicht mehr angesehen hatte.

„Weg von der Küste,“ sagte er monoton, „Im Landesinneren findet man uns nicht so schnell! – Was weiß ich, geht nach-... Kade, oder so...“

„Okay,“ meinte Zitan, obwohl er keine Ahnung hatte, wo Kade lag.

„Sagt mal, wann kommen wir eigentlich in Taje an?“ fragte Osea dann, und Tiras sah aus dem Fenster, als könnte man es draußen sehen.

„Wir fahren etwa eineinhalb Tage auf dem Schiff hier, dann kommen wir in Taje an. Also sind wir übermorgen früh in Tare.“

„Sagt mal...“ fing Zitan plötzlich an, und er sah sich um, „...wo ist denn Siana?“ Alle sahen sich um. Siana war nicht zu sehen.

„Keine Ahnung!“ stellte Nadaiya fest. Zitan stand auf.

„Ich-... geh sie lieber suchen...“ murmelte er beunruhigt, bevor er aus dem Raum ging. Die anderen sahen sich grinsend an, sobald er weg war.

„Jaah, verknallt bis hierhin, man sieht’s!“ meinte Nadaiya und lachte.

„Lass ihn doch,“ meinte Liona kichernd, „Sie sind doch ein süßes Paar!“

„Ihr und eure Pärchen!“ stöhnte Zenta und sah aus dem Fenster, „Das ist echt-... kindisch!!“

„Wieso das?“ fragte Nadaiya, „Wenn Ziddy und Siana sich nunmal mögen...“

„Bist du etwa eifersüchtig??!“ gackerte Vento, und Zenta trat ihm wieder gegen das Schienbein. „Aaahh!!! – Verflucht-...!!“

„Halt jetzt bloß die Schnauze!!!“ zischte Zenta, „Als ob ich mir was aus so verwöhnten, zickigen Prinzessinnen machen würde!!“

„Dann lieber Nadaiya, was?“ grinste Tiras und verkroch sich sicherheitshalber hinter einem Stuhl, als Zenta ihn anstarrte.

„Wie bitte??!!?!“

„Heeeey, liebst du mich etwa doch??!“ strahlte Nadaiya fröhlich und knuddelte Zenta herzlich, und er starrte sie an, stieß sie instinktiv von sich und schlug ihr mit der Faust ins Gesicht.

„FASS MICH BLOß NICHT AN!!!!!“ Sie starrte ihn an und taumelte rückwärts. Ihre Nase fing an, zu bluten, und alle starrten erst sie, dann Zenta an.

„Spinnst du??!“ fragte Tiras, „Man schlägt keine Frauen, Zenta!!“ Zenta war sichtlich nicht weniger perplex über sich selbst als alle anderen.

„Oh mein Gott-...!“ stammelte er, als Nadaiya perplex nach ihrer Nase fasste, „I-ich – das war nicht-...!!“ Sie keuchte.

„Du bist echt-... ... du bist absurd!!!“ rief sie erschüttert, „Du bist-... makaber, Zenta!!“ Er starrte sie an und fand keine Worte, während sie sich verbittert das Blut aus dem Gesicht wischte. „Lern erstmal, mit Menschen umzugehen,“ sagte sie zu ihm, ihm scharf ins Gesicht sehend, „Und lerne erstmal-... dass niemand unsterblich ist, Zenta.“ Damit drehte sie sich ab und ging aus dem Raum. Zenta war sprachlos, schließlich schnappte er wutentbrannt einen Stuhl und schmetterte ihn mit solcher Kraft gegen die geschlossene Tür, dass er mit einem Krachen zerbrach.

„UND DU SCHER DICH IN DIE ALLERUNTERSTE ETAGE DER HÖLLE, FRAU!!!!!“ schrie er wütend und zog zwei Messer aus seiner Hose, beide warf er wutentbrannt auf die Tür, bevor er die Fäuste ballte und keuchend zurücktaumelte. Tiras starrte ihn an.

„Junge, Zenta, was machst du denn??! Beruhig dich mal, was ist denn in dich gefahren??“ fragte er perplex, und Zenta fuhr, immer noch total in Rage, herum und warf ein drittes Messer haarscharf an Tiras‘ Kopf vorbei an die Wand, wo es steckenblieb.

„SCHER DICH ZUM TEUFEL!!!!!!“ brüllte er, dann stampfte er zur Tür, riss seine zwei Messer aus dem Holz und verließ den Raum. Mit einem Krachen fiel die Tür ins Schloss.
 

Nadaiya lief indessen ziellos auf dem Schiff herum und versuchte, sich zu beruhigen. Ihre Nase hatte aufgehört, zu bluten. Und die Nase war ihr eigentlich auch egal. Für einen längeren Moment hatte sie sogar die Wette vergessen – sie hatte eigentlich den Auftrag, Zenta flachzulegen, und was tat sie, stritt mit ihm. Dabei hätte es zwischen den Steinen ja fast geklappt!

„Dieser Vollidiot!!“ knurrte sie zu sich, „Wie zum Geier soll ich ihn ficken, wenn er mich schlägt??!!“ Plötzlich blieb sie stehen, als sie eine vertraute Stimme hörte – Kindarn! Schnell verschwand sie um die Ecke und lugte dahinter hervor. Tatsächlich: Kindarn und sein Heer kletterten in den Laderaum.

„Wir müssen die Kinder unbedingt finden!“ hörte das Mädchen Kindarn knurren, „Los, rein da mit euch, immerhin sind wir bloß blinde Passagiere!“ Sie schlug die Hand vor den Mund.

Oh mein Gott, Siana und Zid müssen noch irgendwo herumlaufen, die Soldaten dürfen sie nicht finden!!!

Als sie sicher war, dass Kindarn sie nicht hören und sehen konnte, lief sie so schnell es ging die Treppen hoch und suchte die beiden anderen, die irgendwo auf dem Schiff herumlaufen mussten. Schließlich kam sie auf das Deck. Zu ihrem größten Erstaunen fand sie statt Zitan oder Siana erstmal Zenta. Der Junge saß auf der Reling des Schiffes und polierte ärgerlich eines seiner Messer. Nadaiya blieb hinter ihm stehen und sah ihn stumm an. Schließlich holte sie Luft und tat den Mund auf:

„Zenta??“ Er drehte blitzschnell den Kopf und riss instinktiv sein Messer hoch, und als er sie erkannte, schnaubte er, ließ das Messer jedoch sinken.

„Was willst du??! Verschwinde!!“ blaffte er sie an und wendete sich wieder seiner Arbeit zu. Sie kam neben ihn an die Reling und sah ihn an.

„Zenta-... ... – wir müssen uns vertragen, es gibt Ärger.“ Er schnaubte wieder.

„Ja, natürlich! Wieso vertragen??! Du tust ja so, als wären wir jemals Freunde gewesen!! Haha...“ Das bittere Zenta-Lachen. Sie erschauderte.

„Zenta!“ stieß sie ernst hervor, „Kindarn ist hier!!“ Zenta hielt kurz inne.

„Was?“ fragte er, und sie wiederholte:

„Kindarn ist hier auf dem Schiff! – Ich habe ihn und seine Leute in den Laderaum klettern sehen, sie sind als blinde Passagiere hier! Wir müssen Ziddy und Siana finden, bevor-...“

„Ssst!“ machte Zenta und hielt ihr die Hand mit zehn Zentimetern Abstand vor das Gesicht, und sie verstummte. „Er ist hier auf dem Schiff??! Wie ist das möglich, wir haben ihn nicht in Hanje gesehen!“

„Kaiyla hat ihn vielleicht-... herteleportiert?“ fragte Nadaiya leise, und Zenta hob nachdenklich den Kopf.

„Hmm,“ machte er, „Das wäre die einzig plausible Lösung!“ Er kletterte von der Reling und polierte weiter sein Messer, jetzt an jener Reling lehnend. „Dann sollten wir im Zimmer bleiben, bevor er uns entdeckt?“ Sie nickte.

„Ich dachte...“ meinte sie zustimmend, beruhigt, dass er wieder normal mit ihr sprach. Allerdings machte sein Messer sie nervös, das er nicht aus der Hand legte, obwohl es längst blitzblank war. „Zenta,“ sagte ie dann leise, „Vertragen??“ Er sah sie kurz an.

„Wie ich bereits sagte,“ sagte er dumpf, „Wann waren wir jemals Freunde, Nadaiya??“ Sie sah ihn nur blinzelnd an.

„Ich-... weiß nicht-...“ Sie sah auf sein Messer. „Aber – zwischen den Steinen in Menuko-... hat dir das garnichts bedeutet???“ Er stutzte. Er sah nicht von seiner Waffe ab, als er antwortete.

„Vielleicht nicht,“ meinte er trocken, und Nadaiya stellte sich direkt vor ihn und hob sein Kinn an, damit er von dem Messer aufsah und ihr ins Gesicht. Sie war nicht viel kleiner als er.

„Bist du... sicher, Zenta...?“ fragte sie leise und näherte sich seinem Gesicht, und als er sie noch mürrisch ansah, verschlossen ihre weichen Lippen seinen Mund. Er sah sie an, als sie die Augen schloss und ihn zärtlich küsste, und ein Schauer fuhr durch seinen Körper. Er umklammerte sein Messer fester, als er spürte, wie ihre Zunge seine Lippen berührte, und langsam öffnete er den Mund, um den Kuss zu erwiedern, und während er die Augen schloss, ließ er nicht sein Messer los. Der Kuss wurde schnell heftiger, verlangender, und als Nadaiya sich schon darüber freute, packte Zenta plötzlich ihren Unterarm und schnitt ihr mit dem Messer eine saubere Wunde in den Arm. Sie schrie auf und ließ von seinen Lippen ab. Ihr Arm blutete. „Zenta!!!“ keuchte sie, und er hob sein Messer hoch.

„Ich habe dir beigebracht, was es mit der Furcht auf sich hat!“ zischte er sarkastisch lächelnd, „Und mit der Gabe, sie in der Hand zu halten, Nadaiya.“ Sie starrte immer noch entsetzt auf ihren verwundeten Arm, und sie wunderte sich über das gleichzeitige Gefühl des Schmerzes und der Leidenschaft, mit der sie sich geküsst hatten. Sie verstand jetzt, dass diese beiden für Zenta Geschwister waren. Schmerz und Leidenschaft. Ohne ein Wort ging sie, um Zitan und Siana zu suchen. Zenta blieb an der Reling stehen, auf das Meer sehend. Er lächelte sein Zenta-Lächeln und begann wieder, das Messer zu polieren.
 

Währenddessen hatte Zitan Siana gefunden, die am Heck an der Reling stand und den Sonnenuntergang beobachtete. Er hatte nicht lange nach ihr gesucht, er war als erstes auf das Deck gelaufen. Warum, wusste er nicht.

„Prinzessin??“ fragte er, und sie fuhr herum, erschrocken.

„Z-...Ziddy!“ sagte sie, und er lächelte.

„Was-... tust du hier?“ Sie sah ihn immer noch überrascht an.

„Ich-... ... weiß nicht...“ sagte sie leise, und Zitan ging halb zu ihr herüber, sie ansehend. Die wunderschönen Kurven ihres hübschen, schlanken Körpers. Ihr Kleid, das sie trug, war von der Reise schmutzig geworden, aber sie strahlte darin immer noch wie ein Hoffnung gebendes Licht am Ende eines Tunnels. „Ich denke an meine Mutter,“ sagte die Prinzessin leise, „Das in Tenkubo-... war ihre Stimme... ... – ich erinnere mich an die Zeit, in der sie meine Mutter war. Jetzt ist sie – jemand-... fremdes.“ Zitan sah sie betreten an. Dann ging er ganz zu ihr herüber, stellte sich neben sie und sah ebenfalls in den Sonnenuntergang.

„Ich weiß nicht-...“ sagte er leise, „Vielleicht-... können wir deine Mutter retten, wenn wir Thanata besiegen-... ...“ Siana sah auf.

„Ehrlich??! – Sie wird wieder normal werden??“ strahlte sie und sah ihn mit leuchtenden Augen an. Er sah sie kurz auch an, dann wendete er sich wieder dem Meer zu.

„Die Chancen, gegen Thanata zu gewinnen, sind sehr gering, Siana,“ gab er zu, „Fast-... nicht nennenswert.“ Siana sah zu Boden, dann wieder zum Horizont.

„Das heißt also, es ist im Prinzip alles zwecklos-... oder?“ Zitan fuhr auf.

„Nein!!“ rief er aus, „Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben, Prinzessin! Wir haben dich doch nicht umsonst entführt!-... – Ich bin sicher, dass es eine Lösung gibt! Und wenn wir sie gefunden haben, wird alles anders...“ Er wurde leiser, als er den Satz beendete, und Siana sah weiter in die Sonne.

„So wie früher?“ fragte sie, und Zitan sah zu Boden.

„So wie früher kann es nie sein-...“ flüsterte er, „Die Zukunft und die Vergangenheit haben doch zwei total verschiedene Gesichter, Prinzessin-...“ Sie stutzte kurz. Prinzessin.

„Warum-... nennst du mich Prinzessin, Zitan?“ fragte sie ihn, und er stutzte ebenfalls.

„Du bist nunmal eine Person, die viel höher gestellt ist als ich,“ sagte er nach einer Zeit der Überlegung, „Du bist ziemlich die höchste Person in Sayamaina, und ich bin ziemlich die niedrigste-... als Waisenkind, Obdachloser, Dieb... und-... ... Mesumanier...“ Sie sah ihn betreten an.

„Du meinst also, du nennst mich Prinzessin, weil ich dir fremd bin??“ fragte sie monoton, und er sah sie an.

„N-nein!“ stammelte er, „Siana, du bist mir nicht fremd!-... A-aber... ich habe-... Respekt vor deiner Person als Prinzessin Sayamainas, falls du verstehst, was ich meine-... ...“ Sie blinzelte.

„Aber hier... bin ich nicht mehr wert als du,“ flüsterte sie, „Das hat mir dein Freund Zenta ins Gesicht geschmissen – und ich habe es gelernt, Zitan.“ Er lächelte leicht.

„Zenta hat es drauf, Menschen Lektionen zu erteilen, die sie niemals vergessen – ich bewundere ihn manchmal dafür... ...“ Siana ergriff plötzlich Zitans Hand, und er sah erstaunt auf. „S-...Siana...“

„Ich habe auch von dir viel gelernt,“ sagte sie ernst, „Ich habe gelernt-... was Freiheit ist. Ich habe gelernt, was – Leben ist, Zitan. Und am meisten-... ... hab ich gelernt, was-... ... Liebe ist.“ Er erstarrte, und augenblicklich war sein Herz wieder dabei, Kompeister zu schießen. Liebe. Er liebte Siana. Er liebte sie so sehr, wie er niemals jemanden geliebt hatte. Und nie hatte er ein größeres Verlangen gespürt, sie zu küssen, als in diesem Moment. Er hielt ihre Hand fest und ergriff mit der anderen sanft ihre Wange.

„Siana...“ flüsterte er, und sie sah zu ihm auf, als er die Augen schloss und sich vorsichtig ihrem Gesicht näherte. Sie ließ es zu und schloss ebenfalls die Augen, während sie spürte, dass ihr Herz raste. Kurz, bevor er sie hätte küssen können, hörten beide Nadaiyas Stimme ihre Namen rufen. Siana sah auf. Das blonde Mädchen kam um die Ecke und blieb stehen.

„Ach, hier seid ihr!!“ rief sie aus, „Oh, hab ich gestört??“ Jetzt richtete Zitan sich auf und biss sich unmerklich auf die Zunge.

Verdammt... ...!

„Was-... ist denn??“ fragte Siana und ignorierte Nadaiyas Frage, und auch Nadaiya vergaß das schnell, als ihr die Tatsachen einfielen.

„Kindarn ist hier!!“ Die zwei anderen erstarrten augenblicklich.

„Was??!!“ fragte Zitan, „Das ist nicht wahr!!“

„Doch!!“ protestierte Nadaiya, „Ich hab ihn gesehen, er ist blinder Passagier und weiß nicht, dass wir hier sind, deshalb müssen wir alle im Zimmer bleiben! Er darf uns nicht sehen!“

„Wie bitte??!“ fragte Siana, „Oh Gott!! Ziddy, schnell!!“ Sie zerrte schon an Zitans Hand, und Zitan sah Nadaiya an.

„Wie ist der so schnell hierher gekommen??!“ Nadaiya blinzelte.

„Vermutlich – teleportiert??“
 

Die drei erreichten das Jungenzimmer, in dem der Rest noch immer versammelt war. Zenta war inzwischen auch wieder da. Als Nadaiya ihn sah, wandte sie rasch den Blick von ihm ab und versteckte ihren verwundeten Arm hinter ihrem Rücken.

„Ach, da ist der Rest!“ fing Tiras an und sah auf – da plapperte Nadaiya auch schon los und erzählte die Neuigkeiten.

„WAS?!“ kam einstimmig als Antwort, und alle anderen starrten Nadaiya an.

„Los, Türen zuschließen und nicht mehr aus dem Zimmer gehen!!“ rief Vento schnell und schloss die Tür zu. Liona brummte.

„Toll, und was gibt’s jetzt zu essen??!“

„Als ob das wichtig wäre, du bekrallte Frau, es geht um Leben und Tod!“ sagte Vento beleidigt, und Tiras stöhnte.

„Ruhe, verdammt...! Wir können doch nicht bis übermorgen früh hier im Zimmer hocken!“

„Genau, wenn mal jemand auf's Klo muss??“ fragte Osea perplex, und Zenta zeigte auf Vento.

„Da ist das Klo, kack dich bei ihm aus!“

„ZENTA!!!!“ entfuhr es den anderen, und Osea blinzelte.

„Iiih...“

„Ihr braucht es nicht gleich übertreiben,“ meinte Tiras ernst, schloss die Tür auf und sah hinaus. „Wenn der blinder Passagier ist, wird er wohl kaum fröhlich durch die Gänge tanzen und uns suchen, weil er ja selber nicht gesehen werden darf!“

„Klar!“ meinte Siana und setzte sich auf eines der Betten, „Also können wir auch beruhigt schlafen...“

„Und auf Klo gehen,“ addierte Osea, und Zenta brummte.

„Du und dein Klo, verdammt...!“

„Ist gut jetzt!“ sagte Zitan ernst, „Mädchen, ihr geht in euer Zimmer! Ihr müsst ja auch nicht fröhlich durch die Gänge tanzen, Vorsicht ist immer noch geboten, solange Kindarn nicht weiß, dass wir hier sind, ist alles okay!“

„Na schön,“ meinte Liona, und die Mädchen verließen das Zimmer.

„Mama, kommst du mit auf Klo??“ hörten sie noch Osea fragen, dann fiel die Tür ins Schloss.

„Osea wird später mal Klofrau!“ orakelte Zenta und streckte sich, „Meine Fresse!! Frauen sind anstrengend...!“

„Weil sie auf Klo müssen?“ kicherte Vento, und Zenta brummte.

„Weil sie zu zweit auf's Klo müssen!!“ Zitan lachte.

„Jaja...“

„Mir fällt ständig auf, dass außer Osea alle Mädchen soooooo einen Ausschnitt haben!“ sagte Vento und breitete perplex die Arme aus, und Zenta machte es ihm blinzelnd nach.

„Nadaiya hat ja auch soooooo ´ne Oberweite!! In ´nen kleineren Ausschnitt passt das nicht rein!“ Die Jungen glucksten verstohlen, und Tiras pfiff durch die Zähne.

„Zenta hat also Ahnung von Nadaiyas Brüsten, interessant-...!!“

„Das sieht doch jeder!!“ blaffte Zenta ihn an, „Außerdem hat sie sich ja in Tuko vor uns ausgezogen!!!“

„Und der kleine, perverse Zenta kann den Anblick der ersten Brüste, die er je gesehen hat, nicht vergessen!!“ lachte Vento, und Zenta sprang auf und trat ihm mit Wucht gegen das Knie. Vento schrie auf, und Zenta schnaubte.

„Noch so’n Spruch und du kannst ´ne Karriere als Eunuch starten!!!“

„W-...was??!“ fragte Vento jammernd, und Zenta verschränkte die Arme.

„Weil ich dir dann dermaßen in die Eier trete, dass du winselnd nach Kindarn schreien wirst!!!“ Zitan räusperte sich.

„Apropro,“ sagte er, „Lasst uns lieber schlafen gehen, bevor ihr den mit eurem Geschrei noch anlockt!“ Damit verzog der Blonde sich ins Bett. Die drei anderen gingen nun auch ins Bett, und schon bald war Ruhe eingetreten, während das Schiff weiter nach Osten fuhr.
 

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XD der kleine, perverse Zenta! XD *blöd lach*



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2008-02-25T16:42:46+00:00 25.02.2008 17:42
Autsch,
arme Nadaiya,
dass war ziemlich fieß von Zenta.
Aber ein super kapi.
bb
Von:  Denryuu
2007-03-26T07:09:12+00:00 26.03.2007 09:09
hui... Zenta ist ja echt psycho oO"
Von:  Yuufa
2007-03-22T12:38:40+00:00 22.03.2007 13:38
Das Kapi war nicht so spannend, wie die anderen... aber ich könnte Zenta manchmal echt eine scheuern x_X


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