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Seydon

2007er Version
von

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Anschlag auf fünf Uhr

„O.k., es geht weiter, weck mal den Rest, Lili,“ hörte Siana Tiras sagen. Müde schlug sie die Augen auf. Es war schon hell, der nächste Tag hatte begonnen. Sie war zu müde, um sich aufzurichten, sie merkte bloß, wo sie war: sie lag mit dem Kopf auf Zitans Bauch und erwischte sich dabei, ihn mit beiden Armen fest zu umschlingen. Zuerst wurde sie rot und wollte sich aufsetzen, aber etwas in ihr hinderte sie daran. Müde blinzelte das Mädchen und sah an die weiße Wand des Zimmers.

Er ist so schön warm... und gemütlich...

Zitan selbst schlief noch tief und fest, und Siana hörte, wie er leise atmete, und sie spürte, wie sie mit diesen Atmungen auf seinem Bauch rauf und runter gehoben wurde. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen, und Lili stürzte herein.

„Hallo, aufstehen!“ rief sie laut, „Gut geschla-... aaaahja, ich geh schon...!!“ Sie machte in der Bewegung Kehrt und ging wieder zur Tür hinaus, als sie Siana auf Zitans nacktem Oberkörper liegen sah. Mit einem Peng knallte die Tür wieder zu, darauf ertönte ein Klopfen: „Aber nicht weiterschlafen, klar??!!“ Siana stöhnte.

„Ja, ja, Ruhe!!“ Sie richtete sich auf und rieb sich gähnend die Augen. „Ziddy-...“ seufzte sie dann und kitzelte ihn sanft am Bauch. Er rührte sich nicht. Nun kitzelte sie etwas stärker. „HEY!!“

„Siana...“ stöhnte der Junge unter ihr und drehte sich auf die Seite, sie legte sich neben ihn, sodass ihr Gesicht genau vor seinem war – da schlug er seine tiefblauen Augen auf und sah sie etwas überrascht an.

„Hi,“ machte Siana, und Zitan starrte sie an.

„Hi,“ gab er zurück, und dann „Du bist ja echt hier! Ich hab gedacht, das ist bloß ein Traum!“

„Du hast von mir geträumt??“ fragte Siana mit einem Kichern, und er setzte sich auf.

„Jaaa!“

„Oh, wie lieb von dir!“ Sie wurde leicht rot, und er grinste.

„Denn wollen wir mal aufstehen...“ Er kletterte aus dem Bett, warf seine Weste über und zog seine Schuhe wieder an, dann standen die beiden auf und gingen aus dem Zimmer.
 

„Ah, da seid ihr ja! Kommt, gehen wir runter! Morgen Mittag kommen wir in Baile an,“ erklärte Tiras. Nadaiya sah ihn an.

„Woher weißt du das denn??“ fragte sie trotzig, „Das weiß doch nur Zenta!!“ Zenta würdigte sie nicht eines Blickes und ging mit den Händen in den Hosentaschen aus der Herberge.

„Er hat wieder schlechte Laune, weil er mit Nadaiya in einem Zimmer schlafen musste!“ kicherte Vento, und Nadaiya räusperte sich und zischte ihm zu:

„Als ob du Ahnung davon hättest, was Zenta und ich gemacht haben, als wir alleine waren-...“

„Ihr habt nicht gepunktet, niemals, das kauf ich dir nicht ab!“ sagte Vento, „Zenta ist ein moralisches, prüdes Ding, okay??!“ Nadaiya grinste nur überlegen und ging an ihm vorbei. Sie machten sich auf den Weg nach Südwesten, um Baile zu erreichen. Während sie ritten, beäugte Vento Nadaiya grübelnd von hinten. Sie konnte doch nicht allen Ernstes mit Zenta geschlafen haben! Und Zenta danach zu fragen war etwa gleichbedeutend mit einem Selbstmordattentat. Nadaiya ihrerseits grinste blöd in die Umwelt. Natürlich hatten sie nicht miteinander geschlafen, wie könnten sie auch. Nadaiya hatte es in der Nacht nicht ganz so energisch versucht wie sonst – die Schnitte auf ihrem Bauch schmerzten noch immer und sie hatte keine Lust auf neue Schnitte.
 

Während die zwölf nach Südwesten ritten, redeten sie über sinnlose Dinge.

„Wenn wir in Baile sind, könnten wir mal wieder irgendwas trinken gehen, ich vermisse Kasaras Kneipe!“ meinte Vento beleidigt, und Zitan lachte.

„Heihoyaaaaa, Saufen und nachher auf der Straße umkippen!! Wollte ich schon lange mal wieder machen...“ Die anderen lachten, und Lani kicherte.

„Und ich dachte schon, ihr seid so brav, wie ihr ausseht, weil ihr Apfelsaft getrunken habt-...“

„Apfelsaft??!!“ prustete Zantis, und Zitan räusperte sich.

„Da waren die Kleinen dabei!“

„Hallo, hallo, wir sind auch jetzt da...“ sagte Osea, und Coran und Lili zogen Schnuten.

„Na toll, Yima!“ schimpfte Coran, „Und was wird aus uns, wenn ihr saufen geht??!!“

„Aaaahhhh!! NENN MICH NIE WIEDER YIMA!!!“ kreischte Lani, und Coran grinste breit.

„Yi-ma, Yi-ma, YIIIIIMMMMAAAAA...!!!“

Wumm!

„Schnauze, du kleines Pissgesicht, hör auf deine Pseudo-Mutter!!“ blaffte Zantis das Kind an, nachdem er ihm eine leichte Kopfnuss gegeben hatte, und Coran murrte.

„Bla, bla.“

„Deswegen habe ich kategorisch etwas gegen große Gruppe, Zitan!“ herrschte Zenta seinen Freund an, „Verstehst du es jetzt, mein Guter??!“

„Ruhe bewahren...“ gähnte Zitan, und Zenta fuhr schnaubend herum.

„SCHNAUZE, IHR GACKERTANTEN DA HINTEN!!!“ Lani, Zantis, Nadaiya und die Kleinen sahen überrascht auf, und Lani lachte laut auf.

„SELBER SCHNAUZE, MANTA!!!“

„Ich heiße Zenta, und nicht Manta!!!“ empörte sich Zenta, und Lani blinzelte.

„Eh? – Mein ich doch...“

„Ich hasse Frauen...“ stöhnte Zenta, und Zitan lachte.

„Jaja, die achtzig Prozent...“ Zenta zischte und zog ein Messer hervor, um es genervt zu polieren.

„Fresse, du Klugscheißer...“

„O.k., komm, Kasera, galopp!!“ Zitan gab Kasera die Sporen, und sie galoppierte los, die elf anderen folgten ihm. Bald jedoch lagen Kasera und Selja den anderen weit voraus, dahinter kamen in einem immer noch großen Abstand zu den restlichen acht anderen Fuzzy und Jali, jene restlichen acht anderen lagen ziemlich weit hinten, vor allem Mac und Pan, die ja die kleinsten Kizayas waren. Es bildete sich also eine neue Reihenfolge: Kasera, Selja, Fuzzy, Jali, Funki, Chiva, Yanko, Tojo, Jägermeister, Nervi, Pan und am Schluss Mac.

„Nun lauft mal schneller!“ scherzte Liona grinsend, und Zantis hinter ihr auf Fuzzy streckte ihr die Zunge raus.

„Lauf du doch langsamer!“

„Mensch, Kasera und Selja sind halt Sayani-Kizayas, die sind von Natur aus schneller als Tila-Kzayas!...“ meinte Zitan und machte eine gespielt abwertende Handbewegung zu Zantis, der blonde Junge brummte.

„Nitoma-Kizayas sind auch sehr schnell...“

„Nitoma-Kizayas, ha?“ machte Zenta mit einem sarkastischen Grinsen zu Zantis, „Das da ist doch ein Elefant!“ Fuzzy schnaubte empört, und Zantis sah Zenta grimmig an.

„Sie ist kein Elefant!!!!! Sie ist nur ein bisschen größer als dein Viech da!!“ Zenta grinste ihn immer noch hochnäsig an.

„So, glaubst du? Überlege dir gut, was du tust, bevor du dich mit Jali anlegst.“

Krack!

Mit einem lauten Wieheren stieg Fuzzy plötzlich und peste panisch an Zitan und Liona vorbei, welche dem schwarzen Kizaya entsetzt nachstarrten.

„N-nanu??!! ZANTIS?!!“

„ZENTAS MISTVIEH HAT FUZZY GEBISSEN!!!“ Zitan und Liona drehten sich nach Zenta um, und sowohl er als auch Jali setzen dasselbe, hochnäsige Grinsen auf, und Zitan räusperte sich.

„Jali...!! Böses Mädchen!!“ Jali wieherte schadenfroh, und Zenta klopfte ihr mit dem arrogantesten Lächeln der Welt den Hals und trieb sie vorwärts.

„Gutes Mädchen, Jali, hör nicht auf den Idioten Ziddy... – er hat sich ja getraut, Jali zu beleidigen, das hat seine Elefantenkuh jetzt davon.“ Liona musste kichern, und sogar Zitan grinste, während Fuzzy wieder langsamer wurde, sogar so langsam, dass sie absichtlich weit hinter Jali ging, sie fand sich neben Funki und Chiva wieder. Lani brach in schallendes Gelächter aus, als sie Zantis sah, und Nadaiya grinste.

„Jali hat dein Kizaya also gebissen??!“ grinste die Blonde, und Lani kreischte.

„Wuaaahahahaaa, wie geil...!! Ach was, Fuzzy ist doch ´n Dickhäuter...“

„Pass bloß auf, Jali beißt hier jeden!“ kicherte Nadaiya und addierte dann: „Zenta übrigens auch!“
 

Die zwölf setzten ihre Reise nach Südwesten fort. Ein drittes Mal übernachteten sie irgendwo mitten in der Landschaft von Nitoe, bevor sie am nächsten Tag gegen Mittag Baile erreichten.
 

„Find ich echt gut, wir sind in Sayamaina losgegangen und sind jetzt in Baile!“ meinte Tiras und sah sich in der großen Stadt um, als die Kameraden durch die Straßen gingen. „Wir sind schon um die halbe Welt gereist!“

„Das wussten wir schon, du hast es-...“ Vento wurde in seinem Satz durch einen lauten Knall unterbrochen. Alle fuhren herum.

„Was war das??!“ fragte Siana erschrocken, und Zitan zog Kasera unruhig herum, als jene unter ihm etwas beunruhigt schnaubte.

„Hörte sich an wie Raketen-...“

„Für Silvester ´n bissel früh, wir haben Ende November,“ meinte Lani und zuckte mit den Schultern. Die zwölf blieben stehen, aber niemand schien etwas Verdächtiges entdeckt zu haben. Da die Rauchschwade, die jetzt über dem zusammengekrachten Haus schwebte, hinter ihnen war, sah sie auch niemand der Freunde.

„Lasst uns ein Hotel suchen-...“ murmelte Zitan ratlos, Kasera trippelte immer noch unruhig hin und her, und auch er war nicht ganz davon überzeugt, dass nichts war, obwohl der Knall längst vorbei war. Gefahr lag in der Luft. Die Freunde gingen weiter, um ein Hotel zu suchen. Als Zenta plötzlich neben Zitan auftauchte, schrak der Blonde hoch. „W-was??!“

„Spürst du sie garnicht??!“ zischte der Braunhaarige energisch, „Etwas ist faul, und das da eben war eindeutig ein Kanonenschuss!“ Zitan schluckte.

„Um Gottes Willen,“ machte er, „Beunruhige jetzt nicht die anderen – wir suchen erst ein Hotel-...“ In dem Moment krachte es wieder, genau hinter ihnen, und alle zwölf fuhren herum, und jetzt sahen sie die Rauchschwaden.

„Oh mein Gott!!!“ rief Lani aus, und die Kameraden starrten mit offenen Mündern auf die jetzt zwei zusammengekrachten Häuser. Inzwischen kamen aus sämtlichen Straßen Bailes Menschen herbeigerannt.

„Das Schiff!! Das Schiff!!“ riefen sie.

„Es schießt auf die Stadt!!“

„Rettet euch, solange ihr noch könnt!!“

„Das Schiff??!“ fragte Tiras, und Zitan hustete.

„K-Kaiyla!!!“

„Tsss!!“ machte Zenta und riss Jali herum, „Tiras, komm, wir gehen nachsehen!! Ich hab doch gewusst, dass was faul ist!!“

„Warte doch!!“ zischte Tiras, als Zenta ging, und die anderen sahen ihnen nach.

„Um Gottes Willen!“ schluchzte Siana, „W-wir müssen sofort hier weg, Zid!!!“ Zitan ergriff ihre Hand und hielt sie fest. Sie sah ihn an und wurde rot, was er entweder ignorierte oder nicht bemerkte.

„Hab keine Angst, Siana,“ beruhigte er sie, „Ich beschütz' dich doch.“
 

Tiras und Zenta waren schon eine Weile durch die Stadt gelaufen, als sie einen riesigen Marktplatz erreichten, auf jenem fanden sie das, was sie gesucht hatten. Kaiylas Luftschiff.

„Heilige Maria Mutter Gottes,“ stöhnte Zenta und hielt Jali fest, Tiras und er lugten hinter einem Haus hervor auf das Schiff. Die Kanonen standen an Deck.

„Was wollen sie denn in Baile??!“ fragte sich Tiras, „Thanata kann ihre Macht noch nicht zurückhaben, und wenn es so wäre, würde sie nicht mühevoll alles einzeln mit Kanonen plattwalzen lassen-... ...“

„Ruhe verdammt, du Stirnlappenbasilisk, bevor sie uns bemerken!!“ zischte Zenta ihm dazwischen, in dem Moment kam ein Soldat aus dem Schiff. Die Jungen drückten sich rasch gegen die Hausmauer – aber der Soldat ging in die andere Richtung, und als er abgebogen war, sprang Tiras auf.

„Lass uns hinterhergehen, er wird uns bestimmt dahin bringen, wo Kaiyla ist!“

„Wenn du hier weiter rumkrakehlst, hören sie uns noch,“ brummte Zenta, und Tiras seufzte. Er sah sich um, riss dann zwei Mäntel von einer Wäscheleine in einem Garten, welche die beiden sich überwarfen, um nicht von den Soldaten erkannt zu werden. So gingen sie unauffällig dem Soldaten hinterher. Sie kamen durch einige Straßen, bis sie eine winzige, dunkle Gasse erreichten. Der Soldat verschwand in einem kleinen, zerfallenen Schuppen aus Holz. Die beiden Jungen verschwanden in der nächsten Nische und beobachteten das Haus.

„Da wird sie wohl drin sein...“

„Was glaubst du sonst, dass das ´n Soldaten-Puff ist, oder so?!“ knurrte Zenta, und Tiras fragte sich, warum der andere Junge ihn mitgenommen hatte, wenn er ihn bei jedem Satz anpflaumte.

„Wir sollten uns das ganze von Nahem ansehen,“ meinte Tiras leise, gerade, als der Soldat wieder aus dem Haus kam. Die zwei verschwanden wieder in ihrer Nische. Der Soldat ging vorbei. Als er außer Sichtweite war, liefen die beiden schnell zu dem Haus herüber und versteckten sich unter dem Fenster. Es war leicht geöffnet, und plötzlich hörten sie eine vetraute Stimme.

„Dieses Heer besteht einwandfrei aus Trotteln-... – was zum Kuckuck testen die die Kanonen, sind die nicht ganz dicht??!! Jetzt werden doch alle fliehen, verdammt...! – Wenn ich diese Kinder gefunden habe, mache ich sie ein für alle mal zur Schnecke...“

„Das ist Kaiyla,“ zischte Tiras, in dem Moment ertönte eine andere Stimme:

„Kaiyla – warum so umständlich...? Wozu die Kinder suchen?? Wir werden Baile einfach zerstören! Und-... mit ihm die Kinder.“ Die Stimme war rauh und krächzend, und die Jungen unter dem Fenster spürten, wie eine eisige Kälte in ihnen hochkroch, als die Stimme ertönte. Thanatas Stimme.

„I-ist das etwa-...??“ wagte Zenta, zu fragen, rappelte sich auf und guckte durch das Fenster in den Schuppen. Kaiyla saß an einem Tisch. Ihr gegenüber saß etwas Undefinierbares. Etwas Schwarzes... Es sah aus wie eine vermummte Gestalt, eine Gestalt in schwarzem Kapuzenmantel, dessen Kapuze so groß war, dass man das Gesicht der Person nicht mehr sehen konnte. Die Gestalt streckte eine Hand nach einem Glas aus, das auf dem Tisch stand. Erst jetzt sah Zenta ihre Hände: sie waren pechschwarz und knochig, als wären sie nicht mehr als ein Gerippe. Zenta kam bei dem Anblick fast die Galle hoch, und mit einem Keuchen setzte er sich wieder hin, Tiras starrte ihn an.

„Was??!“ fragte er tonlos, und Zenta antwortete ihm nicht.

Das ist Thanata?! Was ist sie, ein Untoter-...??

„Was ist los??“ fragte Tiras, und Zenta warf ihm einen kurzen Blick zu, während die Übelkeit in seinem Magen verharrte und ihn nicht loslassen wollte. Er hatte plötzlich das unwohle Gefühl, dass es noch kälter wurde.

„Tha-...Thanata!“ keuchte der Junge dann leichenblass und hob zitternd die Finger, „V-verdammt, ich komme mir gerade vor, als würde ich von innen eingefroren-...!“

„Zenta!“ zischte Tiras, „Komm-... ... komm schnell...!“

„Baile zerstören??“ fragte Kaiyla indessen drinnen, „Aber – das-... ist unmoralisch!“ „Kaiyla!“ zischte Thanata energisch, „Ich sage dir, zerstöre es! Ich befehle dir... zerstöre Baile und töte somit die Kinder... alle... hast du mich verstanden??!“ Eine Zeit war Stille.

„Ja, gewiss doch,“ sagte Kaiyla und senkte den Kopf, „Gewiss doch...“

„Hör zu! Du bombardierst es... und zwar jetzt... sofort... und dann kommt der richtige Anschlag... morgen um fünf... für die, die noch nicht tot sind...! – Ich kann die Kinder schon spüren, Kaiyla! Sie sind hier!“

Tiras und Zenta starrten sich an. Tiras verließ als erster den Posten unter dem Fenster.

„Komm, komm schnell mit! Wir müssen die anderen warnen!!!“ Sie sprangen auf und rannten fort, zurück zu den anderen.
 

„Verflucht, wo stecken die denn so lange?!“ fluchte Vento, „Ausgerechnet die beiden Klugscheißer, die doch sonst immer pünktlich sind...!“

„Halt's Maul oder du kriegst einen drauf!“ blaffte Siana ihn hysterisch an, „Verdammt, vielleicht hat Mutter sie gesehen, und sie sind-... ... sind... ... ...“ Die Prinzessin vermochte den Satz nicht zu Ende bringen.

„Hör zu, Kaiyla will nur mich und Liona töten, von Lili weiß sie ja noch nichts...“ warf Zitan ein, „Euch will sie vorerst gefangen nehmen! – Glaub mir, Zenta lässt sich nicht so einfach umlegen.“

„Und Tiras??!“ fragte Zantis entsetzt.

„Der auch nicht!!“ empörte sich Zitan, und Siana erzitterte neben ihm.

„Ich will hier weg-...“

„Können wir nicht wenigstens ein Hotel suchen-...??!“ fragte Nadaiya, „Es ist kalt hier!“ Sie sah Osea an, die am ganzen Körper zitterte. Auch Nadaiya merkte, wie die Kälte in ihr hochkroch, und sie begann ebenfalls, zu zittern.

Ach, zu schade, dass Zenta nicht da ist! Er kann mich so schön warm machen-...

„Wir suchen doch kein Hotel in einer Stadt, die bombardiert wird!!!“ rief Zitan entsetzt, und Zantis musste kichern.

„Ihr seid ja panne...“

„Toll, was kann ich dafür, wenn mir kalt ist?!“ schnaufte Nadaiya beleidigt.

„Fuchs dich, es ist nicht kalt, verdammt!“ rief Zitan ärgerlich. Nadaiya schnaubte.

„Ziddy, du bist ein Arsch!“

„Weiß ich!“ meckerte Zitan sie an.

Hört auf!“ rief Siana, um einen Streit zu vermeiden. Alle schwiegen. Plötzlich fing Vento an zu lachen.

„Was is’n nu‘ los?“ fragte Liona perplex, und Vento gackerte.

„Hahaha, kaum zu fassen, kaum sagt Siana etwas, Zitan gehorcht ihr auf’s Wort! Hihihi, wie nett, ihr seid ja schon ein echtes Paar, ihr zwei!“

„So ein Blödsinn!!!“ rief Siana empört, „Was fällt dir ein??!! Ich bin die Prinzessin von Sentaria, ich würde doch keinen Waldmenschen lieben!!!!“

„Kommt jetzt wieder so ´ne Ich-hasse-dich-Phase?“ fragte Zitan etwas ironisch, was Siana mit einem giftigen Blick erwiederte.

„Meine Güte, Siana, reg dich ab...“ stöhnte Vento genervt, und Zantis und Lani blickten sich an.

„Komische Menschen, oder?“

„Ich dachte, ihr wärt ein Paar, Zid und du!“ lachte Zantis dann, und Siana starrte ihn an und wurde puterrot im Gesicht, sei es aus Wut oder aus Verlegenheit, und sie riss Nervi herum und sprang dann plötzlich ab.

„NIEMALS!!“ schrie sie laut, „Ich liebe ihn nicht und habe es nie getan, und ich werde es auch niemals, niemals tun!!! IHR ARSCHLÖCHER!!“ Sie spuckte aus, drehte sich auf dem Absatz um und rannte fort, in die Stadt hinein.

„Halt! SIANA, WARTE!!! KOMM ZURÜCK!!!“ brüllte Zitan entsetzt, und alle starrten Siana nach.

„W-warum lässt sie Nervi hier??!“ fragte sich Lili. Gerade da kamen Zenta und Tiras angerannt.

„Wir müssen hier weg! Und zwar sofort!“ meinte Zenta, „Kaiyla und Thanata wollen Baile jetzt sofort in die Luft jagen, nichts wie weg hier.“ Er wendete Jali schon, und Liona hielt ihn auf.

„Warte!!! Was sagst du da, jetzt sofort??!!“

„Siana ist weggelaufen!!“ rief Osea aus, „Ohne Nervi...“

„WAS??!!“ entfuhr es Tiras und Zenta im Chor, und Zitan sprang von Kasera.

„Ich gehe Siana suchen!“ sagte er fest, „Ihr macht, dass ihr verschwindet! Wir sehen uns! Bis denn, lebt wohl!“ Zitan wollte schon loslaufen.

„Warte! Ich gehe nicht, bevor ich weiß, dass ihr am Leben seid!!“ meinte Liona scharf, und Zitan starrte die anderen an.

„Los, verflucht, haut ab, ich befehle es euch, [ї]verschwindet!!!!! SOFORT!!!!!! Zenta, du nimmst das Kommando, lauft einfach nach Westen raus, und nehmt Kasera und Nervi mit! – Ich werde Kasera nicht mitnehmen und in Gefahr bringen!“

„Vergiss es,“ sagte Zenta wütend, „Ich kann dich nicht hierlassen!! Ich habe deiner Mutter versprochen, dich immer zu beschützen!!!“

„Herrgott, ZENTA!!“ schrie Zitan, „Siana ist in Lebensgefahr!!! Und wenn sie es ist, habe ich kein Problem damit, für sie auch in Lebensgefahr zu sein, du weißt, warum!“ Zenta schnappte ärgerlich nach Luft.

„Die Liebe ist eine Schande!! Sie zwingt Menschen dazu, sich für andere zu opfern, tse!!!“

„Ich schwöre euch, wir werden es schaffen!“ rief Zitan und lief los, „UND JETZT LAUFT ENDLICH!!“ Zitan drehte ich um und rannte in die Stadt, in die Richtung, in die Siana gerannt war.

„WENN DU KREPIERST, MEIN GUTER, DANN SCHWÖRE ICH BEI MEINER EHRE, DASS ICH DICH DAFÜR GLEICH NOCHMAL TÖTE, DU MISTKERL!!!“ brüllte Zenta ihm nach und wendete Jali, „Liona!!“ schrie er dann, „Nimm Kasera mit, wir tun, was er gesagt hat! Und wer nicht auf mich hören will, kann hier bleiben und sterben, also los, geh zu, Jali!“ Er trieb das Kizaya an, und die Kameraden nahmen Nervi und Kasera mit, dann galoppierten sie so schnell es ging aus Baile raus.
 

„SIANA!!! WO BIST DU??!“ schrie Zitan und sah sich im Laufen um. Niemand zu sehen. „SIANAAAAA!!!“ Plötzlich stutzte er: er sah Siana, die auf dem Boden saß, die Beine angezogen hatte und weinte. Er lief zu ihr hin. „Siana!!! Steh sofort auf, Kaiyla will Baile abschießen!! WIR MÜSSEN HIER WEG!!!“

„Was?? Zid??!“ schrie sie verwirrt, und er packte ihre Hand, „Eh?!“

„Komm sofort mit!“ Er zerrte sie mit, dabei verlor sie erst einen Schuh, dann starrte sie ihn an.

„Was soll das?? Wohin willst du??!“

„Raus aus Baile, das alles wird hier gleich in die Luft fliegen!!!“

„WAS?!?!“ schrie Siana, und jetzt begann auch sie, richtig zu rennen.
 

„Hahaha... seht nur... da unten laufen sie...“ höhnte Kaiyla und deutete auf den Boden. Sie war in ihrem Luftschiff und flog gerade über Zitan und Siana. „Los, erschießt sie!“ Die Soldaten griffen zu Pfeil und Bogen und begannen, auf die zwei zu schießen.

„Das ist Kaiyla!! SCHEISSE!!!“ schrie Zitan, während die beiden dem Pfeilhagel auswichen. Viele Pfeile streiften sie und zerrissen so ihre Kleider. Siana war so in Panik, dass sie immer wieder stolperte.

„Oh Gott, ich hab solche Angst, Zid!!“ schrie sie, und Tränen rannen über ihre Wangen. Da stolperte sie erneut, und ein Pfeil streifte sie an der Wange. Sie schrie auf.

„Na wartet... TURMALIN!!!“ schrie Zitan, und schoss mit Flammen auf die Pfeile. „Steh auf, Siana! Hach, dieser blöde Rock ist zu lang, der muss ab!“ Zitan packte ihren Arm und zerrte sie mit sich. Sie rannten weiter. Kaiyla schnaubte wütend.

„Sie entkommen! Pfeile sind auch nicht mehr das, was sie mal waren!! – HOLT DIE KANONEN!!“

Zitan ergriff eine Pfeilspitze, die auf dem Boden lag, und schnitt Siana im Laufen den Rock halb ab, sodass ihr Kleid nur noch bis zu den Knien reichte. Siana schluchzte panisch und versuchte, mit ihm Schritt zu halten, was ihr schwer fiel.

„Ziddy!! Wir schaffen es nicht, sie werden uns töten!!“

„Rede nicht, lauf!! Lauf, so schnell du kannst!! Los, schneller!!“ rief Zitan energisch, und Siana begann, zu weinen.

„Ich kann nicht mehr! Mein Fuß tut so weh, ich kann nicht mehr!“ heulte Siana verzweifelt, und Zitan sah sie an, dann verfesterte er seinen Griff und lief schneller.

„LAUF!!“
 

Die Kanonen waren an Bord gebracht worden. Kaiyla stützte sich ärgerlich an der Reling ab und sah auf Zitan und Siana herunter.

Na warte, Tochter!! Du wirst mir nicht entkommen! – Und du schon garnicht, Bastard Sari!!

„Los, zündet sie! Fünf...!“ begann Kaiyla den Countdown, während die Soldaten die Streichhölzer zückten. Zitan schrie.

„SIANA!!! LAUF SCHNELLER!! LOS, BEEIL DICH MAL!!“

„ICH KANN NICHT!!!!“ schrie Siana. Zitan hechtete mit ihr um die Ecke in die nächste Gasse.

„Oh nein, Sackgasse!“ rief Siana. Doch am Ende der Gasse war noch eine Fußgängerzone, durch die die beiden sofort hindurchrannten.

„...Vier...!“ Die Soldaten zielten auf Zitan und Siana, während das Schiff immer über den beiden flog.

„Ziddy!! Lass mich los, ich kann nicht mehr!“ Siana brach vollends in Tränen aus und stürzte zu Boden.

„SIANA, NEIN!! STEH AUF, LOS!! WIR SCHAFFEN DAS, KOMM!!“ Er zog sie hoch und nahm sie auf den Arm, dann rannte er weiter.

„...Drei...!“

„Ziddy, lass mich runter!! ZIDDY!! Ich bitte dich, lass mich los, mir ist es egal, wenn ich sterbe, aber du musst überleben! BITTE!!!“

„...Zwei...!“

„Kommt nicht in Frage! Ich werde dich beschützen, ob ich dabei draufgehe oder nicht!!!“ schrie Zitan und rannte weiter, „TOPAS!!!“ schrie er dann, doch die Attacke ging ins Leere.

„...Eins...!“ Die Soldaten entzündeten die Streichhölzer.

„OH GOOOTTT!!! ZITAN, LAUF!!! SIE SCHIESSEN AUF UNS!!!“ kreischte Siana und deutete nach oben. Zitan drehte sich nichtmal um, er rannte einfach weiter, und sah sich verzweifelt nach einem Schutz um.

Kyana, Göttin der Meerestiefe, ich bitte dich, beschütze Prinzessin Siana!! Ich flehe dich an, hilf mir!!!

„...Null!“ schrie Kaiyla. Die Soldaten zündeten die Kanonen und hielten sich die Ohren zu.

„SIAAANAAAA!!“ schrie Zitan und sprang mit einem Satz nach vorne. Gerade da ertönte ein ohrenbetäubender Knall. Flammen schossen aus der Stadt, Häuser stürzten ein, Qualm stieg auf. Die Kanonen hatten gefeuert. Zuerst sahen die beiden nur tiefblaues Licht, dann wurde alles schwarz.
 

„Nein!“ platzte Liona hervor. Sie riss Selja herum und starrte auf die Stadt Baile, die sie und die anderen hinter sich gelassen hatten. Eine riesige Rauchwolke war zu sehen, und die Flammen waren gut zu erkennen. Erneut ertönte ein ohrenbetäubender Knall, und noch mehr Flammen stiegen auf. „Nein-...!!“ stammelte Liona nur und schüttelte den Kopf. Tränen stiegen ihr in die Augen, während sie sah, wie Baile in Flammen aufging.

„Liona!“ hörte sie plötzlich jemanden rufen. Sie fuhr herum. Die anderen standen hinter ihr und sahen ebenfalls auf das Chaos.

„Das-... war's dann wohl...!“ murmelte Vento etwas betrübt. Lili brach in Tränen aus und sank auf Jägermeister zusammen.

„Wenn Ziddy tot ist, dann schwöre ich, dass ich das, was von ihm übrig ist, nochmal zerfetze, VERDAMMT!!!“ schrie Zenta wutentbrannt und schlug auf Jalis Rücken, sie wieherte erschrocken.

„Oh Gott, Zenta-...!“ heulte Nadaiya und krallte sich an seinem Shirt fest, und er merkte, wie sehr sie zitterte – aber diesmal nicht vor Kälte, sondern vor Entsetzen. Er war so wütend, dass er sie beinahe von Chiva gerissen, auf den Boden geworfen und sie an Ort und Stelle auf die brutalste Art, die ihm nur einfiel, genommen hätte, er hatte den Anstand, es zu lassen.

„Wir müssen dran... glauben-...“ meinte Liona, dann brach sie zusammen und begann bitterlich zu weinen. Eine Zeit lang schwiegen alle. Plötzlich richtete Liona sich wieder auf. „Aber heulen bringt uns nicht weiter! Es steht fünfzig zu fünfzig, dass sie noch leben, warum sollen sie tot sein??! Wir müssen handeln! Wir müssen Kaiyla stoppen, bevor sie ganz Nitoe zerstört!!! Wir müssen sie stoppen und die beiden retten! Es gibt bestimmt eine Chance...“ Sie sah noch einmal auf das Chaos herunter.

„Glaubst du wirklich, dass sie...?“ fing Osea an und erschauderte.

Ziddy! Siana! Ihr müsst es einfach schaffen...!!! Bitte!!

„Um Gottes Willen,“ stammelte Zenta dann, und alle sahen ihn an.

„Was – was??!“ schrie Nadaiya panisch.

„Der richtige Anschlag kommt erst morgen früh um fünf, verdammt!“ platzte er hervor, „Wenn sie noch leben, müssen wir sie vor fünf Uhr da rausholen!!“

„Er hat recht!“ sagte Liona ernst und wendete Selja, „Und wir werden es schaffen.“
 

Es qualmte. Ganz Baile war in ein tiefes, dunkles Grau gehüllt. Kein Mensch war zu sehen, alle, die den Anschlag überlebt hatten, hatten sich versteckt oder waren geflohen. Am Ort der Explosion waren die Flammen kleiner geworden. Es war dunkel geworden, und das Licht des Mondes drang nicht mehr in die einst so prächtige Stadt, weil sie von Qualm und Rauch umgeben war. Ein stickig warmer, ekelhafter Geruch von Schwefel lag in der Luft. Und eines war deutlich: diese Stadt würde nie mehr so aussehen wie vorher.
 

„Siana!!“
 

Zitan fand sich von Schutt und Asche umgeben, selber sah er aus wie ein Schornsteinfeger. Seine Weste war zerrissen, seine Hose hatte diverse Löcher. Er spürte die Wärme eines lebendigen Körpers dicht an seinem und stellte fest, dass es Siana war, die er fest im Arm hielt, und über der er regelrecht lag, um sie zu beschützen.

Wir haben überlebt... dachte er, Wir haben tatsächlich... überlebt... es ist ein Wunder... es muss ein Wunder sein... ein Wunder...

Er rappelte sich etwas auf und hielt sich die Hände vor’s Gesicht. Irgendetwas schmerzte an seiner Wange, eine kleine Schnittwunde, die brannte wie Teufel. Er setzte sich auf und sah auf Siana herunter, die noch immer ohnmächtig war oder schlief. Er hörte, wie sie leise atmete, weil es rund um sie herum totenstill war.

Siana... bin ich froh, dass du lebst...

Da schlug auch Siana die Augen auf. Zuerst war alles verschwommen, dann erkannte sie Zitans blaue Augen, die sie fragend und zugleich sehr besorgt ansahen. Sie bewegte sich etwas.

„Siana?“ fragte Zitan.

„Zid?... Zid! Oh mein Gott, wir sind am Leben!!!“ rief sie, außer sich vor Freude, und wollte aufspringen, doch sie stieß einen Schrei aus und stürzte zu Boden. Ihr Bein schmerzte heftig, und sie musste feststellen, dass es eingeklemmt war, zwischen zwei Steinen.

„Oh, warte, ich helf dir-...“ Zitan zog die Steine zur Seite. Sie schrie erneut auf. „Tut‘s sehr weh??“ fragte er. Sie nickte, setzte sich mühsam auf und lehnte sich an eine Wand.

„Wo sind wir?-...“

„In einer Nische zwischen Häusern, wir haben uns gerade noch vor der Kanone gerettet. Kaiyla denkt wohl, wir wären tot-...“ erklärte Zitan und setzte sich neben sie. Er sah eine blutige Schramme in ihrem Gesicht, ein Pfeil hatte sie dort gestreift. Vorsichtig streichelte er über die jetzt verkrustete Wunde. „Tut das weh?“ Sie senkte den Kopf.

„Nein-... aber mein Bein tut weh... die Steine müssen da raufgefallen sein, als alles einstürzte-... – oh, Zitan-... i-ich... ich weiß nicht... wie ich dir danken soll-... du hast mir... das Leben gerettet...!“ Sie schluchzte, und er sah sie an.

„Keine Ursache. Ich hab auch geglaubt, es geht zu Ende, zeitweise-... man kann in solchen Momenten nur noch auf Hilfe der Götter hoffen... und ich glaube, Kyana hat uns gerettet... ich bin mir ganz sicher.“ Zitan besah den Stein an seiner Kette und lächelte.

„Würden denn die Götter mir helfen? Ich bin doch ein Mensch-...“ meinte das Mädchen und wischte sich die schmutzigen Augen.

„In diesem Falle helfen sie auch dir...“ Zitan sah sie an. Plötzlich fiel ihm etwas auf. „Sag mal, diese Deppen haben aber mit den Pfeilen gut gezielt...!“ Er deutete auf ihren Oberkörper. Das Kleid, das ja schulterfrei gewesen war, war so kaputt, dass der Teil des Kleides, der die Brüste bedecken sollte, herunterhing, und Sianas BH nun zu sehen war. Sie schlug erschrocken die Hände vor die Brust und wurde rot. „Nicht doch!“ rief Zitan, „Ich guck‘ nicht hin!... Außerdem, solange du nicht nackt bist-...“

„Untersteh dich!“ schnaubte Siana, und ihre Aufregung beruhigte ihn. Es ging ihr also noch gut genug, um zu meckern. „Auch, wenn wir in so einer Lage sind, hast du nichts Besseres zu tun, als mich anzubaggern!“ rief Siana etwas verärgert. Zitan grinste.

„Peace, o.k.? Wir sollten nicht streiten!“

„O.k.... schon klar, ich wollte auch garnicht streiten...“ Siana sah ihn an. Sie konnte es sich nicht erklären, aber schon wieder wurde sie rot, wie so oft schon. Aber es war stockfinster, deswegen erkannte man es nicht – man nicht, aber Zitan schon. Er hatte ja als Mesumanier besondere Augen. Er sah sie verwundert an.

„Warum wirst du rot? Ist irgendwas?“ fragte er.

„Ääääh, nein, natürlich nicht, nein!“ wehrte Siana ab und vergrub das Gesicht in den Händen. Beide saßen eine Zeit da und schwiegen.

„Wie spät ist es?“ fragte Siana, um die erdrückende Stille zu brechen, die sie umgab wie eine sich enger zuziehende Haut.

„Es ist schon Nacht-...“ entgegnete Zitan, „Bist du müde?“

„Nein...“

Wieder schwiegen sie.

„Mir ist kalt...“ flüsterte Siana plötzlich und zog die Beine an. Zitan sah sie an. Sie zitterte am ganzen Körper, und ihre Lippen waren schon fast blau vor Kälte. Er sah sich um. Da entdeckte er eine Wolldecke auf dem Boden. Er stand auf und holte die Decke, klopfte den Dreck ab und legte sie Siana um. Sie sah auf.

„Ist’s so besser?“ fragte Zitan und lächelte.

„Ja... viel besser... vielen Dank, Ziddy-... aber...“ Siana sah ihn fragend an, „...ist dir denn garnicht kalt?... Deine Weste ist auch ganz schön kaputt!...“ Zitan sah sie an und überlegte kurz.

„Nein, mir ist nicht kalt... ehrlich nicht!...“ In Wahrheit jedoch musste er sich eingestehen, dass ihm doch ziemlich kalt war. Er wollte es bloß vor Siana nicht zugeben, womöglich hätte sie ihm dann die Decke gegeben, und das wollte er nicht. Es war gut, wenn sie die Decke hatte. Siana sah ihn schräg an.

„Ehrlich??“ fragte sie perplex, „Zitan, hör zu, ich will nicht, dass du dich erkältest-... dann hätten wir ein Problem-... überhaupt, wie stellst du dir vor, wollen wir jetzt weiter kommen? Sind die anderen überhaupt noch am Leben...?“

„Ich bin mir sehr sicher, dass sie leben. Ich habe sie aus der Stadt gescheucht, bevor ich dich suchen ging, um sie in Sicherheit zu wissen...“ Zitan senkte den Kopf. „...ob sie glauben, dass wir tot sind, und weiterziehen?...“

„Oh Ziddy! Das ist alles so grausam! Meine Mutter-... meine eigene Mutter... hat dieses Chaos hier angerichtet! Sie wollte uns töten und will es auch noch immer, wenn sie weiß, dass wir leben...“ Siana schluchzte leise, und Tränen stiegen ihr in die Augen. Zitan sah unbeholfen zu, wie sie weinte. Er hatte nie gewollt, dass es so kommt. Er drehte sich ab, und er spürte, dass er zu zittern begann, als er über alles nachdachte. Gerade da hörte Siana auf, zu weinen. „Ziddy,“ sagte sie, „Du zitterst ja... ist dir doch kalt??... Komm her... du-...“

„Mir ist nicht kalt!“

„Ich glaube dir nicht!!... Komm doch her-... – willst du nicht mit unter die Decke??“ Siana sah ihn an. Er fuhr herum und starrte sie total entgeistert an.
 

„Hahaha!“ lachte Kaiyla. „Das war genial! Der genialste Vorschlag von allen!!“ Die vermummte Gestalt nickte.

„Hör auf, zu lachen, und geh zur Sache! Dieser Junge, dieser Mesumanier, ist uns echt im Weg! Hör mir zu, Kaiyla! Er muss sterben! Egal wie! Räum ihn aus dem Weg! Ich wette, er lebt! Und die Prinzessin auch! Dieses blaue Licht... dieses Licht, das die beiden in der Sekunde des Anschlags umhüllte und zur Seite schob... es ist mir unheimlich, Kaiyla... es ist das Zeichen einer sehr, sehr starken Macht... und diese Macht steckt in diesem Jungen! Er muss weg! Ich will ihn nicht mehr im Spiel haben!!! Diese Macht, Kaiyla, ist eine magische Macht, die Kraft, die im Blut der Mesumanier steckt – im Blut der Saris!“ Sie sprach den Namen voller Verabscheuung aus. „Tss... Sari!! Wie sehr ich diesen – Namen hasse!! Wie sehr ich jeden einzelnen Tropfen des Blutes der Saris hasse!!! Und jeder einzelne Tropfen des verbliebenen Blutes wird fließen und im Wind trocknen!“

„Der Junge muss weg,“ schlussfolgerte Kaiyla. Die vermummte Gestalt stand auf und ging zu Kaiyla hinüber.

„Kaiyla! Du musst den Jungen töten, solange du es noch kannst! Er weiß noch nichts von dieser Macht! Er hat keine Ahnung, wie mächtig er eigentlich ist!! Und diese Ahnungslosigkeit-... müssen wir ausnutzen... ihn töten... bevor er überheblich wird und seine kleinen, bekrallten Finger in unser Handwerk krümelt... Kaiyla... töte ihn.“

„Um fünf der Anschlag... während sie schlafen...“ hauchte Kaiyla.

„Töte ihn... töte ihn... töte ihn...“ sagte die Gestalt monoton.

Töte ihn...“ ahmte Kaiyla nach.

Töte ihn...
 

„Siehst du, so ist es doch etwas wärmer-...“ Siana lächelte sanft. Schon eine Zeit lang saßen Zitan und sie unter der von ihm gefundenen Decke, eng aneinander gekuschelt. Er hatte ihre Hand ergriffen und drückte sie vorsichtig.

„Mach dir keine Gedanken-... es ist nur wichtig, dass es dir gut geht...“ erklärte Zitan und streichelte ihre Hand.

„Warum bist du bloß so selbstlos??“ fragte sie ihn und sah ihn ernst an, „Du würdest wohl dein Leben für meins geben, was?“ Zu ihrem Erstaunen nickte er, und zwar ernsthaft. Sie verstummte. „Ziddy-... warum?... Bedeute ich dir so viel...?“ Er sah zur Seite.

„Siana – du bedeutest mir mehr als mein Leben. Du kannst dir das wahrscheinlich nicht vorstellen, aber-... ich werde dich immer mit meinem Leben beschützen-... egal, was passiert...“

„Ziddy, du-...?“ Sie spürte, wie er sie näher an seine Brust heranzog, und ihr Herz machte einen Purzelbaum, und das Kribbeln in ihrem Bauch war plötzlich so stark, dass ihr übel wurde. Sie klammerte sich zitternd an Zitans zerfetzte Weste und blinzelte.

„Siana!“ sagte er ihren Namen laut und deutlich, während er sie an sich drückte, und sie vergaß für einen Moment vor lauter Kribbeln, zu atmen. „Ich weiß, vielleicht bedeutet es dir nicht viel, du als Prinzessin wirst schließlich von allen beschützt! – Aber dich zu beschützen ist-... mir das Wichtigste auf der Welt!“ Sie atmete heftig an seiner Brust ein und verkrampfte ihre Finger.

Mir ist so warm... ... mir ist so warm... ...

„Ziddy – sag mir, wieso-...“ flüsterte sie, und er ließ sie lockerer und sah ihr ins Gesicht, seine Augen weiteten sich.

„Wieso??“ fragte er und öffnete leicht den Mund, „Du fragst mich, wieso?... ... – Weil ich dich liebe, Siana!“
 

Siana vergaß zum zweiten Mal das Atmen und starrte ihn an, als sei er gerade in der Form eines grünen Aliens mit Antenne neben ihr gelandet.

„Weil ich dich liebe, Siana!“

Zi-...tan-...!

„Siana, ich liebe dich!“

„Ich liebe dich!!“

Sie spürte ihr Herz bis zum Hals schlagen und fasste nach ihrer Brust, als sie rot wurde.

Wieso wird mir so warm...?

„Zitan-...!“ keuchte sie, und er sah mit einem Luftschnappen zur Seite. Wumm! Er hatte es tatsächlich gesagt! Was für ein Auftritt. Im Nachhinein fielen ihm plötzlich tausend andere, schönere Sätze ein, mit denen er es ihr hätte sagen können. Aber es war jetzt vorbei, sie wusste, was er fühlte. Er spürte, dass ihm ein Kloß im Hals saß, er fühlte sich rauh an und war nicht runterzuschlucken. Er sah Siana mit einem Flackern an, und als sie seinen Blick erwiederte, wusste er, dass er sie niemals mehr geliebt hatte als in diesem Augenblick.

„Ziddy – ich liebe... dich auch!“

Peng!

Mit einem mal waren alle seine Tagträume verblasst und er sah das Mädchen, das er liebte, vor sich sitzen. Sie strahlte ihn an, auf ihren Wangen lag die Röte einer reifen Kirsche. Sie sah süßer aus als je zuvor. Nur ihr Satz verwirrte ihn.

„Ich liebe dich auch!“

Das war unmöglich, sie war die Prinzessin Sayamainas! Und was war er?

Ein Mesumanier.

Aber das alles war plötzlich egal. Wen scherten die Stände, wen scherten die Rassen? In dieser Nacht gab es nur sie beide, inmitten der Trümmer von Baile. Es gab hier keine Stände. Und auch keine Rassen. Zitan lächelte und schloss das Mädchen mit einem Seufzen in die Arme.

„Oh mein Gott...“ sagte er leise und strich ihr sanft über den Rücken, „Ist das ein Traum?“

„Nein,“ meinte Siana leise und schmiegte sich glücklich an ihn, „Das ist die Zukunft, Ziddy...“ Er lächelte. Die zwei rückten dichter aneinander heran, da es doch ziemlich kalt geworden war.

„Schlaf, Siana, es ist ja schon dunkel,“ meinte der Junge dann, „Ich pass schon auf dich auf. Morgen darfst du nicht müde sein. Wir müssen hier raus und gucken, ob wir die anderen finden.“

„Und du? Schläfst du nicht?“ fragte sie ihn besorgt und lehnte sich an seine Brust. Er grinste.

„Ich pass auf dich auf, nicht, dass dich einer klaut!“ Beide lachten. Schließlich legte Siana sich hin und legte ihren Kopf auf seinen Schoß, und er hielt schützend die Arme um sie. Sie schloss die Augen. „Schlaf gut...“ meinte Zitan noch und lächelte. Sie lächelte auch.

„Danke... gute Nacht...“ Mit diesen Worten schlief sie friedlich ein.
 

„HAAAALLLLOO!!! WO SEID IHR??!“ kreischte Nadaiya. Alle sahen sich um. Keine Antwort.

„Mann, die hat aber gewütet hier-...“ murmelte Zantis und sah sich in dem Chaos um, das von Baile übrig war. Die zehn restlichen Freunde waren zurückgekehrt, um nach Zitan und Siana zu suchen – bisher vergeblich. Tiras warf ein paar Steine zur Seite, um den Weg frei zu räumen.

„Sie werden doch hoffentlich nicht verschüttet worden sein-...?“ hauchte Osea ängstlich.

„Sei nicht so pessimistisch!... Kommt, suchen wir weiter!“ motivierte sie Lani, und Osea sah traurig auf Macs Rücken.

Bitte, bitte, seid am Leben!!

„ZIDDY!! SIANA!! WO SEID IHR?!! KÖNNT IHR UNS HÖREN?!?“ schrie Liona. Stille. Keine Antwort. Zenta drehte Jali herum und sah sich skeptisch in den Trümmern um.

„Scheisse,“ sagte er dann ungehalten, und Liona drehte sich ab.

Oh, allmächtige Göttin Tija, ich flehe dich an, gib uns ein Zeichen! Nur ein Zeichen... ich bitte dich...

Die Fackel, die Zenta in der Hand hielt, erlosch, und um sie herum wurde es stockfinster.

„Verdammte Scheisse, ich glaub, ich steh im Wald!!!“ schrie Zenta wütend, „TIRAS, DU LACKAFFE!!! Hast du noch ´ne Fackel??!!“ Tiras seufzte.

„Eine noch-... ...“ Er gab Zenta besagte Fackel, die Liona mit einer Furia anzündete, worauf es wieder heller wurde.

„Musst du ihn deshalb gleich Lackaffe nennen....“ brummte Lili empört, Zenta gab ihr keine Antwort. Liona seufzte.

„Weiter, los!! Wir dürfen nicht aufgeben!!“ Sie klopfte Selja am Hals und ging still weiter, begann dann, eine Melodie zu summen. Alle außer ihr verstummten.

„Hey-... Liona... das ist es!!!“ rief Tiras aus, „Du musst singen! Du weißt doch, die Mesumanier haben gute Ohren, und Gesang können sie über Kilometer weit hören! Los, sing, wenn sie leben, werden sie das hören!!“ Liona fasste nach ihrem Kopf.

„Wieso bin ich da nicht gleich drauf gekommen??!“ Sie sah geradeaus und begann, ein Lied zu singen. Die anderen schwiegen.
 

Zitan sah auf.

Hm?... Was ist das denn?... Da singt was-... ...

Er schwieg eine Weile, dann erkannte er Lionas Stimme. Er schüttelte Siana, die noch schlief.

„Siana! Siana! Wach auf! Die anderen sind hier! Liona singt, ich höre es ganz deutlich! Wir müssen hier raus und sie suchen!“ Siana schlug verwirrt die Augen auf.

„Was?... Was?“ fragte sie und setzte sich auf, Zitan hob sie auf.

„Wir müssen hier weg, die anderen sind hier!!!“

„Ich höre aber garnichts!“

„Du bist ja auch ein Mensch, Menschen können so weit nicht hören,“ meinte Zitan. Die zwei standen auf.
 

„Keine Antwort! Sie scheinen es nicht gehört zu haben,“ meinte Coran.

„Ich höre auch nichts-...“ meinte Lili stirnrunzelnd.

„Oh nein...“ heulte Osea und warf sich in Nadaiyas Arme, „Mama!“

„Ist gut...“ Nadaiya streichelte Osea sanft.

„Wartet!!“ Liona blieb stehen, „Wir müssen es weiter versuchen! Lili, komm her! Sing du! Sing eure Familienhymne, ich bin sicher, Ziddy wird das erkennen! Mach schon, ich glaube fest daran, dass sie leben!“ Lili blinzelte.

„Ich bin unmusikalisch.“

„LILI!!“ entfuhr es den anderen im Chor.

„Was? Was?“ machte Zantis unaufgeklärt. Zenta packte unsanft Lilis Kragen.

„Du hast in Tare genau dieses Lied gesungen, bevor wir dich trafen! Ich kenne es, also halt mich nicht für blöd!! Karaniy an jia to hi, und du, Lia Sari, wirst dieses Lied singen, bevor ich dir noch ausversehen die Zunge rausreiße!!!“

„Also gut...“ Lili räusperte sich kurz, dann begann sie, zu singen.

„Das ist das, was wir in Tare gehört haben-...“ meinte Tiras, als er ihrer Melodie lauschte.

„Die und unmusikalisch??!“ empörte sich Lani, „Ich lache!!“
 

I saya ikari naì...

Sa skeii mo-jia i tamurya

I tamurya kalassa

Mui sa na-ri casaiyou...
 

Zitan keuchte.

„Siana! Jetzt singt Lili! Siana, das ist das Lied, das sie auch in Tare gesungen hat!... Unser Familienlied-... Karaniy an jia to hi!“ Zitan lächelte. Dann sah er Siana an. „Du musst auch singen!“

„Was??!“ rief sie entsetzt.

„Hör zu, wir müssen ihnen antworten, du musst singen, Siana, ich kann nicht singen!... Liona wird das hören, ich versichere es dir-... sing, irgendwas!!“ Siana sah ihn an.

„I-ich kann aber auch nicht singen...!“

„Bestimmt besser als ich, Siana-... – bitte... tu’s mir zuliebe!“ Er sah sie an und grinste. Sie lächelte.

„Also schön, wenn du meinst... aber... was denn?“ fragte sie unbeholfen, und Zitan seufzte.

Irgendwas!!!“

„Gut-...“ Siana schwieg eine Weile. Dann begann sie, leise zu singen.

„Lauter! So gut kann keiner hören!!“ Siana rollte mit den Augen, begann ihr Lied von vorn, diesmal wesentlich lauter. Zitan nickte und sah sie schräg an.

„Du und nicht singen können... ich fall um vor Lachen...!“
 

„Da! Ich hab was gehört! Seid mal still!“ rief Liona. Alle verstummten. „Ich höre es! Siana singt! Das sind sie! Sie sind am Leben!!! SIE SIND AM LEBEN!!“ Alle sahen sich an.

„Oh Gott sei Dank!“ rief Osea.

„Los, gehen wir und holen sie hier raus!!“ meinte Coran, und Tiras sah in den Himmel.

„Dann sollten wir uns beeilen... bald ist es fünf.“ Die zehn galoppierten durch den Schutt und riefen weiter nach Zitan und Siana. Mit einem Mal kamen die beiden ihnen entgegen.

„Ziddy!! Siana!!! Gott sei Dank seid ihr am Leben!!“ schrien die anderen im Chor, und Zitan und Siana grinsten.

„Heihoya...“

„Oh, ich bin so froh, dass es euch gut geht!!“ rief Liona, sprang von Selja und fiel Zitan in die Arme, gab ihm einen Kuss auf die Wange und fiel dann Siana auch um den Hals. „Den Göttern sei Dank!!“

„Liona! Sind alle gesund?“ fragte Zitan, als er den Rest erblickte.

„Hi, alles klar?“ grinste Vento, während alle einmal Zitan und Siana um den Hals fielen.

„Um Gottes Willen,“ seufzte Tiras, „Wir dachten schon, ihr wärt-... ... – Zenta hat so einen Nervenzusammenbruch gekriegt, du glaubst du garnicht, Zid-...“

„Halt die Schnauze, Tiras!!“ blaffte Zenta ihn ärgerlich an, „Tss, Nervenzusammenbruch!!! Dass ich nicht lache!!! Zitan, wir müssen hier verschwinden! Kaiyla will um fünf den nächsten Anschlag starten!“ Alle verstummten, und sofort wurden alle wieder ernst.

„Wir haben Kasera und Nervi mitgebracht!“

„Danke! – Hey, Dicke, alles okay??“ begrüßte Zitan sein geliebtes Kizaya, und Kasera schnaubte zufrieden. Alle sprangen wieder auf und kehrten um, um Bailes Trümmer schnell zu verlassen.

„Hahaha... lauft ruhig! Ihr habt keine Chance!“ hörten sie plötzlich über ihnen eine laute Stimme.

„Was??!!“ Sie sahen nach oben: Kaiyla war mit ihrem Luftschiff genau über ihnen und lachte.

„Mutter!!“ schrie Siana entsetzt.

„So sieht man sich wieder,“ meinte Liona mürrisch. Kaiyla lachte laut.

„Na, Yason??! Arenka??! – Wie konntet ihr beiden Schlaumeier so dumm sein, zu glauben, wir würden euch nicht bemerken, als ihr unter dem Fenster gesessen habt??!! Schwachköpfe!!“

„Spuck keine Töne, du Hure!! Sag Thanata, dass sie sich zeigen soll!!“ blaffte Zenta sie an und zückte sein Schwert, „Was ist, Majestät??!!“ Kaiyla senkte die Augenbrauen.

„Du nimmst den Mund zu voll, Yason...“

„ZENTA! LASS DEN QUATSCH!!“ brüllte Zitan und riss Kasera herum. Kaiyla formte eine schwarze Energiekugel in ihren Händen. Zenta rührte sich nicht von der Stelle und zog mit der Linken unbemerkt noch ein Messer, während seine Rechte das Schwert hielt.

„Bleib mir vom Leib, Zitan!“ zischte er, „Ich werde ihr den Schwachkopf heimzahlen, tse!!!“

„Hör lieber auf deinen Freund!!“ lachte Kaiyla und riss die Arme hoch, es krachte laut, als sie die Energiekugel von sich warf, und alle Anwesenden erstarrten zu Salzsäulen, während Zenta lächelte und sich nicht rührte. Nadaiya kreischte.

„ZENTAAA!!“ Zitan trieb Kasera zurück und stürzte zu Jali herüber, Kasera stach Jali mit dem Horn in die Seite, sodass Jali zur Seite sprang, Zenta schmetterte mit Wucht das Messer in der Linken von sich auf das Luftschiff zu, in dem Moment erreichte die schwarze Energiekugel die Gruppe, und Zitan riss die Arme hoch.

„DU KANNST MICH TÖTEN, ABER NIEMALS WIRST DU DICH AN ZENTA VERGREIFEN!!“ schrie er, gerade, als die Energiekugel ihn erreichte. Doch wie durch ein Wunder wurde er, wie damals bei Dione, in ein dunkelblaues Licht gehüllt, und die Energiekugel von Kaiyla erlosch mit einem lauten Knall an dem blauen Licht, Zitans Augen blitzten auf, im selben Moment stieß Kaiyla einen Schrei aus, als Zentas Messer ihren Arm traf, wo es steckenblieb.

„SCHEISSE!!! Yason, du bist ein Narr!!!“ rief die Königin wütend. Zenta keuchte.

„ZIDDY!!“ schrie er wutentbrannt, „VERSAU MIR NIE WIEDER MEINEN AUFTRITT, DU ARSCH!!“ Zitan wurde noch immer von dem blauen Licht umgeben und riss jetzt die Arme nach vorne.

„Nimm den Mund nicht zu voll!! Ich weiß, was du meiner Mutter versprochen hast, aber du bist mein Freund, und ich werde niemals zulassen, dass du getötet wirst!!!“ Das Licht um Zitan verformte sich zu einer blitzenden Energiekugel, die er mit einem Schrei von sich auf Kaiyla schleuderte. Sie traf Kaiyla, und diese stürzte zu Boden.

„Wow!“ machte Vento erstaunt. Zenta zischte und sah zur Seite. Zitan hatte ihm das Leben gerettet, als er ihn zur Seite gestoßen hatte, und er hasste ihn dafür. Jetzt stand er in seiner Schuld, und das konnte er nicht leiden.

„Du bist mein Freund, und ich werde niemals zulassen, dass du getötet wirst!“

Ziddy – du Narr... ... ... mein Freund-... ...

Kaiyla rappelte sich stöhnend auf und rückte ihre Krone zurecht, und unten schrien die Freunde auf.

„Waahh!! Sie lebt ja noch!!!“

„Zu früh gefreut, Sari!!!“ rief die Frau wütend und formte eine neue Energiekugel, „Jetzt hab ich dich am Arsch!!!“

„NEIN!! MUTTER, TU IHM NICHTS!!! ICH BITTE DICH!!“ schrie Siana plötzlich auf, rannte nach hinten und sprang vor Zitan, um ihn zu beschützen.

„NEIN, SIANA!!“ schrie Zitan entsetzt, sprang auf und stieß sie zur Seite, doch der Feuerball streifte sie schmerzhaft am Bein, bevor Zitan ihn mit einer Tsunami aus seinen Händen zerschmetterte. Siana stieß einen Schrei aus und stürzte zu Boden. „Siana, nein!!“ schrie Zitan und sprang von Kasera, er warf sich schützend über seine Freundin. Kaiyla lachte.

„Welche Schande... welche Schande...!“

„Verdammt, lass die beiden in Ruhe, du Miststück!!! Du bist die schlechteste Königin, die ich je gesehen habe!“ fauchte Liona und riss die Hände hoch. Zenta schnaubte.

„Zid, schnell, bring die Wachtel aus dem Schlachtfeld!!“

„Kizalos, wie niedlich!“ lachte Kaiyla dann und sah Liona an, dann verzog sie das Gesicht. „Ich werde euch... niemals vergeben, dass ihr in Matsos Schloss sitzt!!! – HAH!!“ Kaiyla schloss die Augen und formte erneut eine Energiekugel.

„Na warte...!“ Liona schloss ebenfalls die Augen. Zwischen ihren Händen entstand auch eine schwarze Energiekugel, die größer wurde.

„HAAAAHH!!“ schrie die Königin im Luftschiff und feuerte die Energiekugel auf Liona, und sie erwiederte:

„KONTRA!!“, und die Energiekugel kam zurück auf Kaiyla, und diese duckte sich gerade noch rechtzeitig, um nicht getroffen zu werden.

„Tss!! Na warte...!!“

„Hey, Kaiyla!!!“ Kaiyla fuhr herum. Zitan war wieder aufgestanden und sah sie nun finster an.

„Sari!“ rief sie aus.

„Lass Liona in Ruhe und kümmer dich lieber um mich!!!“

„Jetzt ist langsam Schluss, ihr nervt!!! HOLT DIE KANONEN!! Wir sprengen Baile!!!!!“ kommandierte Kaiyla wütend. Zitan blinzelte.

„W-was??!!“

„Komm, du Trottel, nimm Kasera und lauf!!“ blaffte Zenta ihn an, der Siana auf Jalis Rücken gezerrt hatte, um sie vom Schlachtfeld zu entfernen.

„Zum Teufel!“ zischte Zitan und sprang auf, dann gab er Kasera die Sporen, und die zwölf galoppierten so schnell wie möglich davon.

„Los, beeilt euch!!!“ schrie Lili.

„Na los, lauf endlich, Pan!!! – Hey, Pan! Da, ein Tikana!“ log Coran, und Pan dampfte ab wie ein Hund auf Hasenjagd, in diesem Falle Tikanajagd.

„Ihr seid so gut wie tot!!!“ höhnte Kaiyla. „Fünf...!“

„Los, lauft, verdammt!!!!“

„Liona!“ rief Tiras, „Was machst du denn??!“ Doch Liona gab keine Antwort. Sie konzentrierte sich und war nicht ansprechbar. Sie hatte die Augen geschlossen und die Hände gefaltet.

„...Vier...!“

Chinon, allmächtiger Gott des Todes! Ich bitte dich, schicke mir einen Weg, meine Freunde zu schützen! Ich flehe dich an... bitte...!

Liona konzentrierte sich, so stark es ging. Doch vor ihren Augen war nur Schwarz.

„...Drei...!“

Plötzlich jedoch flimmerte es vor Lionas Augen. Es blitzte förmlich, und blaue Punkte leuchteten auf.

Was ist das...? Das ist unmöglich...!

„Was wunderst du dich, Liona??!“ hörte sie ein dunkles Gelächter in ihrem Kopf, „Wolltest du nicht, dass ich dir einen Weg gebe??“

Chinon-...!!!

„...Zwei...!“ zählte Kaiyla und grinste zufrieden, als die Freunde umsonst rannten.

Liona kreuzte die Arme und konzentrierte sich noch mehr.

Chinon – bist du es??!! Bitte hilf mir!! – BITTE!!!

„Verdammt, die schießen gleich!!“ schrie Vento. Die Soldaten hatten die Kanonen auf die Kameraden gerichtet.

„Du Schande-...“ murmelte Zantis entnervt und trieb Fuzzy an, und Zitan kniff die Augen zu, als Kaiylas Stimme ertönte:

„...eins...!“ Die Soldaten zündeten die Streichhölzer.

„LOS, LAUFT!! LAUFT, SO SCHNELL IHR KÖNNT!!!“ schrie Lani von hinten. Liona hörte keine Stimmen. Sie fühlte einen starken Wind um sie herum aufbrausen, als sich der Himmel verdunkelte. Sie öffnete die Augen, die darauf blau aufflammten. Kaiylas Stimme erklang erneut.

„NULL!!“

„PSYCHOKINESE!!!“ schrie Liona laut, und plötzlich war alles still. Die zwölf wurden wie durch ein Wunder in violettes Licht gehüllt und befanden sich plötzlich in einer Art Blase aus purem Licht. Liona hob die Arme, und plötzlich löste sich alles um die Freunde herum im Nichts auf. Liona spürte nichts mehr, nur noch die kalte, eiskalte Luft um ihren Körper, und sie fragte sich, ob sie tot war, als sie um sich herum die kreischenden anderen hörte. Der Wind verflog so schnell, wie er gekommen war, und plötzlich war es schwarz um sie herum. Liona hörte Chinons dunkle Stimme in ihrem Kopf.

„Was sagst du, Tochter? War das ein Weg?“
 


 

_______________________

Nein, der, der mit Liona spricht, ist nicht ihr Vater, sondern ihr Schutzgott, Chinon!^^ Aber Chinon bezeichnet seine Schützlinge als seine Kinder^^

diesmal nur ein kapitel, weil es das längste ist XDD *oder zumindest eins der längsten^^'*



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2008-02-26T14:41:55+00:00 26.02.2008 15:41
Supi^^
Richtig toll gemacht.
bb
Von:  Denryuu
2007-07-16T12:15:27+00:00 16.07.2007 14:15
irgendwie mag ich den Todesgott*-*
Von: abgemeldet
2007-04-15T08:34:37+00:00 15.04.2007 10:34
O.O Er hat es endlich gesagt *freu*
Waaaah ich glaubs nicht, nach 49 Kapitel sagt er diese drei worte... hätte er das nicht früher machen können? -.-
Naja... jedenfalls hat er es endlich gesagt und sie auch *voll abdreht*
Und Lionas auftritt O.O *lee augen bekommt* geniaaaaaaaal uuuuuuuhuuuuuuu
*luftsprünge macht* i-wie bin ich grad net ich XD jedenfalls war das kapi genial.. und endlich.... boaah ^^°
ich freu mich schon voll aufs nächste Kapi...

dat Sasi-pooh


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