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Seydon

2007er Version
von

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Nemesis

Die zwölf verbrachten ungestört die Nacht im Freien. Am nächsten Tag brachen sie auf nach Tongi, der Hauptstadt des Kleinstaates Fuski.

„Na super, dann sind wir in Tongi, und bis Tenji brauchen wir trotzdem noch geschlagene vier Tage!!“ fluchte Zantis auf dem Weg. Lili seufzte.

„Jetzt reg dich doch nicht so auf, mann,“ motivierte sie ihn, „Vier Tage, was ist das schon, im Vergleich dazu, wieviele Tage die anderen von Sayamaina bis hierher gebraucht haben!“ Zantis sah sie an.

„Wie, die anderen?“

„Na, ich bin erst in Tare dazugestoßen!“ meinte Lili verdutzt. Liona fing an, Seljas Mähne zu flechten, und nickte wichtig mit dem Kopf.

„Da hat sie recht! – Ich bin zwar erst in Kesvitara dazugestoßen, aber auch von Kesvitara aus war es ein langer Weg...“

„Mit viel zu vielen unnötigen Umwegen!“ addierte Zitan, „Verdammte Scheiße, warum musste Siana bloß damals diese Unterkühlung kriegen, wir wären nie nach Tijana gegangen!! Dann hätten wir den Drachen nicht getroffen und wären niemals nach Anakusia gekommen!! ICH VERFLUCHE ANAKUSIA!!!“

„Und wir hätten niemals die blöde Lolita getroffen!“ zischte Zenta mit einem vernichtenden Blick auf Nadaiya, und Zantis grinste.

„Aber dann hättest du niemals deinen ersten Kuss gekriegt!“

„W-wie kann er-...??!“ stammelte Tiras total entsetzt, und Zenta fuhr herum.

„Was weißt du denn schon??!!“ blaffte er Zantis an, „Wer weiß, vielleicht hätte ich ja deine rothaarige Freundin vergewaltigt, du kleiner Flachwichser!!!“

„Jetzt hört schon auf!!“ schrie Zitan dazwischen, als Lani schon laut aufkreischte und Zantis fast mit der Faust ausgeholt hätte, um Zenta für diese Frechheit eine zu scheuern, „Lasst uns lieber zusehen, dass wir nach Tongi kommen!! – Los, Kasera, galopp!!“ Zitan gab ihr die Sporen, und sie galoppierte los. Der Rest folgte ihm, und Tiras und Liona sorgten den Rest der Reise dafür, dass Zenta und Zantis sich nicht mehr zu nahe kamen, weil niemand Lust auf Leichen hatte.
 

Tongi war kaum größer als Tare, wie die zwölf feststellten, als sie mit Ach und Krach zu zwölft ein Sechserzimmer in einem Hotel bekamen.

„Na super!“ seufzte Vento, „Also müssen wir auch noch zu zweit in ein Bett oder wat??!“

„Es ist kühl draußen...“ sagte Tiras taktlos und sah aus dem Fenster. Man merkte tatsächlich, dass man sich immer mehr der Südpolarzone näherte. Obwohl Anfang Dezember Sommer war auf Grandinasira, überschritten die Temperaturen in Tongi kaum zehn Grad. Die Kameraden hockten den Rest des Tages über in ihrem Sechserzimmer. Zenta war auf verwunderliche Weise verschwunden, aber außer Zitan machte sich keiner Gedanken darum.

„Lass ihn mal, Zid,“ meinte Siana leise, als Zitan sich skeptisch umsah, „Er ist jetzt bestimmt lieber alleine, nach dem, was Nadaiya mit ihm angestellt hat.“ Zitan sah sie traurig an.

„Ich mache mir Sorgen, dass er sich wieder zusäuft-...“

„UND WAS WIRD AUS DER BETTENAUFTEILUNG?!!“ brüllte Zantis da in die Stille hinein, und alle starrten ihn erschrocken an.

„Öhm...“ machte Vento, und Zantis fing schon fröhlich an:

„Ziddy und Siana, Coran und Osea, Lani und ich-...“

„Schnauze!!“ fuhr Zitan ihm dazwischen, „Die Mädchen kriegen auf jeden Fall jede ein Bett, würde ich sagen, und wir schlafen auf dem Fußboden.“

„Waaaaaas??!“ machten Zantis und Vento im Chor.

„Warum das denn??!!“

„Weil ihr solche Gentlemen seid, Jungs...“ lächelte Lani süßlich und sah Zantis dabei blöd an. Zantis schnaubte nur.

„Ich kann auch zu Mama ins Bett gehen, dann habt ihr ein Bett mehr!“ schlug Osea vor und krabbelte zu Nadaiya herüber.

„Nun,“ sagte Zantis taktlos, „Wenn Zenta nicht schon mit ihr zusammen schlafen möchte-...“

„HALT DEIN MAUL!!!“ schrie Zitan ihn an, und alle verstummten. Zantis räusperte sich kleinlaut, als Zitan ihn wütend anstierte. „Ich will nie wieder hören, dass du irgendwas Bescheuertes über meinen Freund sagst, kapiert, Melta??!! Noch einmal, und du kannst zurück nach Tinare!!“

„Oh mein Gott,“ sagte Zantis verdutzt, „Er dreht am Rad, Lani...“

„Ich nehm Coran mit ins Bett, und um das letzte Bett dürft ihr euch streiten!“ sagte Lani mürrisch, und Coran brummte.

„Aber schnarch nicht, Yima!!“

„Ich nehm’s!“ meldeten Zantis und Vento sich einstimmig, und beide sahen sich darauf böse an.

„Ich!!“ empörte sich Vento.

„Nein, ich!!! Ich bin der Ältere!!“

„Aber bin schon länger mit dabei hier!!“ Während Vento und Zantis sich lauthals um das letzte Bett stritten, hockte Zitan auf der Fensterbank und sah trübselig nach draußen. Der Himmel war grau und bewölkt. Er fragte sich, was Zenta so lange draußen in der Kälte machte – oder ob er doch saufen gegangen war? Er zwang sich, nicht rauszugehen und nachzusehen. Siana hatte recht, wahrscheinlich wollte Zenta ohnehin niemanden sehen.
 

„Narren...“ sagte Zenta monoton und streckte eine Hand nach Jalis Kopf aus, während er auf dem Rücken auf der Erde lag, mitten in einem Feld hochgewachsener Arma-Pflanzen. Im Umkreis Tongis waren erstaunlich viele dieser seltsamen Pflanzen. Dass sie in so kaltem Klima überleben konnten, war höchst bemerkenswert und sicherlich eines der vielen sogenannten Wunder der Natur. Jali senkte den Kopf zu Zentas Hand hin und atmete ruhig ein und aus, und der Junge sah starr in den grauen Himmel. „Alle sind sie Narren, nicht wahr, Jali?“ fragte er sein Kizaya, „Und sie halten uns auf... wenn diese ganze Mischpoke nicht dabei wäre, hätte Ziddy vielleicht längst Toiyaka Sarla gelernt und Thanata wäre für immer weg!!“ Jali wieherte leise, und Zenta senkte die Augenbrauen. Die Arma-Pflanzen rochen süßlich und sehr eigenartig, und mit einem Naserümpfen setzte er sich auf. Jali sah ihn mit einem Schnauben an, und der Junge sah sich um. Verbittert zog er die Beine an und umschlang die Knie mit seinen Armen.

Nadaiya, du kleine Schlampe!! dachte er finster, Ein Spiel... du bist ein Spiel, Nadaiya...

„Und da hat Vento gesagt... wenn ich innerhalb von dreihundertfünfundsechzig Tagen Zenta rumgekriegt hab, hab ich gewonnen!“

Schlampe... Lolita-...

„Ist jetzt alles okay??“ Er sah noch immer Nadaiyas Lachen von jenem Abend, und mit einem wütenden Schnauben sprang er auf die Beine.

„NIEMALS, LOLITA!!“ brüllte er in den Himmel, „Du spielst niemals wieder mit mir!!! Und du wirst bitter bezahlen für das, was du dir erlaubt hast!!!“ Er griff wütend eine Arma-Pflanze und riss eine Handvoll Blätter ab. Jali wieherte, und Zenta stierte sie wutentbrannt an. Er lächelte sein eiskaltes Lächeln in die Dämmerung, und mit einem mal spürte er seine Überlegenheit zurückkehren, die Nadaiyas Geständnis der Wette verdrängt hatte – sie hatte mit ihm gespielt, er war ihre Marionette gewesen. Dabei wollte er es genau andersrum, und so würde es auch sein. „Haha...“ machte er kalt, und sogar Jali trat zurück. „So ist es, Lolita... du bist die Puppe und ich der Puppenspieler! Und niemals – niemals wieder wird es andersrum sein! Ich werde an deinen Fäden ziehen, dich lenken, wohin ich dich will, und du wirst mir gehorchen, Nadaiya Micota!! Wenn du dich sträubst, schnüren die Fäden dich ein und schneiden dich... wir wollen doch kein Blut mehr... oder, Nadaiya?...“ Jali wieherte leise, und Zenta hielt die Arma-Blätter mit einem Räuspern hoch. „Jali, sieh mich an!“ befahl er dem braunen Kizaya, „Wir machen jetzt eine kleine Reise, weißt du? Und wenn ich die blaue Küste hinter dem Meer aus Blut sehe, ist dahinter – die Unsterblichkeit, Jali!“ Jali schnaubte. „Komm...“ Zenta sah die grünen, arglosen Blätter kalt an, „Holen wir sie uns!“ Damit steckte er die Blätter in seinen Mund.
 

Die Nacht verstrich, und Zitan war sehr froh, als Zenta spät in der Nacht noch zurück zum Zimmer kehrte und kein bisschen nach Alkohol roch – also hatte er doch nicht gesoffen. Gut so. Am nächsten Tag war es bewölkt wie am vorigen Tag.

„Okaaayyyy!!“ rief Tiras bester Laune, als alle versammelt in der Mitte des Zimmers standen, „Zenta!! Wohin gehen wir jetzt?“ Zenta bewegte sich nicht. Er saß auf der Fensterbank, wo er geschlafen hatte, und starrte aus dem Fenster. Alle sahen ihn an.

„Ahm – Zenta??“ machte Zitan auch, und Tiras blinzelte beunruhigt, als Zenta sich immer noch nicht bewegte.

„WAAHH, ER IST TOT!!!!“ kreischte Lani panisch, und Tiras zischte.

„Blödsinn!!“ Er ging gefolgt von den anderen zur Fensterbank, und als er in Zentas Gesicht sah, erstarrte er. Was immer Zenta tat, er war lebendig, aber er schlief weder, noch war er wach – seine Augen waren ausdruckslos und völlig leer, statt grün, wie sonst, waren sie glasklar. Zitan fuhr bei dem Anblick zurück.

„Tiras!!!“ schrie er, „W-was hat er??!!“

„Oh mein Gott...“ machte Tiras monoton, ohne den Blick von Zenta zu wenden, und nach einem hektischen Blick aus dem Fenster sah er endlich Zitan an. „Wir müssen schleunigst nach Sunami, Zid! – Scheisse, ich habe gleich Komisches geahnt, als ich diese Felder draußen gesehen habe!!“

„Was – was??!!“ machte Zitan verständnislos, „Was laberst du??! Was hat er denn??!“

„Ist er krank??“ fragte Nadaiya erschrocken und fürchtete sich vor Zentas komischen Augen. „E-er sieht so high aus!!“

„Sunami??“ fragte Zantis entsetzt, „Seid ihr blöd??! Da müssen wir über das Shiyowa-Gebirge!!“

„Na und?“ machte Siana. Tiras fuhr herum.

„Egal, es ist wichtig!!!“

„Sagt mal, kennt ihr die Legenden des Shiyowa-Gebirges nicht??!... Dort ist sie!!“ kreischte Zantis, und alle sahen sich an.

„Wer?“ fragte Zitan.

„Thanata??“ addierte Osea erstaunt.

„Was macht sie im Shiyowa-Gebirge?“ wunderte sich Liona, und Siana fügte hinzu:

„Und woher weiß Zantis das???“

„DOCH NICHT THANATA!! NEMESIS!!“ schrie Zantis. Alle sahen ihn an.

„Wer-... ist Nemesis?“ fragte Vento schließlich.

„Du hast eine Affäre??!!“ fragte Lani Zantis, und Zantis blinzelte.

„Waaass??!! Quatsch, wisst ihr denn nicht, wer Nemesis ist??!!“

„Nemesis... richtig, die Blitzhexe,“ fiel Tiras ein.

„BLITZHEXE?!!“ entfuhr es dem Rest. Tiras seufzte.

„Oh-... ihr erinnert euch doch an Dione?“ Tiras sah in die Runde. Von allen Seiten erntete er eifriges Nicken. „Nemesis ist ihre Schwester! Ihr Element ist Blitz! Und sie wohnt im Shiyowa-Gebirge auf dem Gipfel eines Berges! Sie soll sehr mächtig sein!“

„Och nö-... ...“ murrte Coran, und Zitan sah Tiras ernst an.

„Tiras,“ meinte er, „Müssen wir nach Sunami?“

„Ja,“ kam Tiras‘ Antwort schnell und direkt, „Auf jeden Fall, Zentas Leben hängt an dieser Stadt!“

„WAS??!!“ schrie Zitan auf.

„Was zum Kuckuck hat er denn eigentlich??!“ fragte Coran. Tiras sah Zenta besorgt an.

„Armasia-... ...“

„WAS?!?!“ schrie der Rest.

Armasia??!“ kreischte Zitan, „Das kann nicht sein!! Das darf nicht sein!!! NICHT BEI ZENTA!!!“ Total aufgelöst schüttelte er seinen Freund. „Wach auf, los, wach auf, du Spinner!!! Du spielst nur, Zenta, ich weiß es!!! WACH AUF!!!“

„Shhht, Ziddy...“ flüsterte Liona leise und legte Zitan die Hand auf die Schulter, und Zitan schüttelte heftig den Kopf.

„D-das ist nicht fair!!!“

„Darf ich was fragen?“ fragte Siana, und Tiras sah sie an. „Was... was ist Armasia??“

„Armasia ist eine sehr, sehr gefährliche Krankheit!“ antwortete Tiras ernst, „Sie ist nicht ansteckend, man kann sie nur bekommen, wenn man die Blätter der Arma-Pflanze isst. Es ist sozusagen eine Vergiftung. – Armasia lähmt die Sinne. Das Anfangsstadium sieht so aus wie bei Zenta... er nimmt nichts mehr wahr! Hohes Fieber, Sinnestäuschungen und entsetzliche Krämpfe kommen hinzu. Man sieht, fühlt, riecht, schmeckt und hört absolut nichts. Und... wenn man nicht schnell genug Hilfe findet... ...“

„Nein...“ keuchte Zitan, fuhr dann herum und schlug einmal mit Wucht gegen die Wand, „NEEEEIIINNN!!“

„Oh Ziddy...“ sagte Siana und fasste ihm auch von hinten auf die Schulter. Zitan keuchte und drehte den Kopf.

„Tiras!! Was müssen wir tun??!“

„Es gibt ein Gegengift,“ erklärte Tiras, „Tulusa...“ Zitan starrte ihn an.

„Tulusa??!! Wo findet man das?!“

„Nirgends,“ meinte Tiras. Alle starrten ihn an. „Es wird in Sunami gezüchtet.“

„WIR MÜSSEN SOFORT NACH SUNAMI!!“ brüllte Zitan und stürzte aus der Herberge. Der Rest hinterher.
 

Sie sprangen auf ihre Kizayas und galoppierten los. Zenta hatten sie provisorisch auf Jali gebunden. Das Kizaya war völlig verwirrt über Zentas seltsames Benehmen. Ebenso waren es die anderen Freunde.

„Er wird nicht sterben, oder?“ fragte Osea ängstlich.

„Nein, noch haben wir Zeit!“ meinte Tiras ermutigend, „Wir schaffen das, Osea.“

„Um Gottes Willen, wollte er Selbstmord begehen??!“ fragte Liona Tiras entsetzt.

„Was fragst du mich das?! Frag Zenta!!! – Aber er kann nicht viel gegessen haben, sonst wäre das Stadium viel fortgeschrittener...“

„Nadaiya ist Schuld!“ zischte Siana, „Bestimmt war er deprimiert, weil du ihn so gekränkt hast!!“ Nadaiya starrte sie an.

„A-a-aber das hab ich doch damit nicht erreichen wollen!“ rief die Blonde empört. Sie wusste nicht, warum, aber mit einem mal tat es ihr schrecklich leid, dass sie ihn so an der Nase herumgeführt hatte. Sie versuchte, diesen Gedanken zu verdrängen, schließlich war es nur ein Witz gewesen. Doch er kehrte immer wieder zurück, und gegen ihren Willen rollte eine Träne über ihre Wange. Lani sah sie an.

„Was ist??“ Nadaiya schrak hoch und wischte sich die Augen.

„Nichts!...“

„Weinst du??!“ fragte Lani perplex, und Nadaiya schnaubte.

„Nein!!“

„Ich dachte, es ist nur eine Wette gewesen!“ grinste Lani, „Sag bloß, du liebst ihn!“

„Tu ich nicht!...“ rief Nadaiya, dann stutzte sie. Irgendetwas versetzte ihr von innen einen Stich in die Brust, und sie zuckte zusammen. Was war das? Warum sagte sie sowas? Und wieder war da dieses Gefühl, das Verlangen nach den Küssen und Berührungen... sie würde ihn so gerne noch einmal küssen, und wusste nicht, warum.
 

„Da vorne ist es schon!“ rief Zitan nach einer Zeit und deutete auf das Gebirge vor den Kameraden. „Gibt es einen Pass darüber?“ Tiras überlegte.

„Ja, nur werden wir wohl oder übel Bekanntschaft mit Nemesis machen müssen,“ antwortete der Rothaarige nachdenklich. Zitan gab Kasera die Sporen.

„Das ist mir jetzt egal! Es geht hier noch immer um Zentas Leben! Und ich werde es nicht zulassen, dass er an Armasia stirbt!“ Damit galoppierte er los. Der Rest hinterher. Sie kamen in eine öde Landschaft. Kahle Bäume zierten die Tundra, ansonsten nur brauner Erdboden, so weit das Auge reichte. In einiger Entfernung waren die Gipfel des Shiyowa-Gebirges zu sehen. Sie ritten ohne Mittagspause weiter, gegen Nachmittag erreichten sie das Gebirge.

„Jetzt über den Pass, der wird uns über die Grenze nach Jamali führen,“ erklärte Tiras, der sich Zentas Landkarte genommen hatte, „Aber Sunami erreichen wir frühestens morgen nachmittag.“

„Aber das reicht doch, oder??!“ hörte Nadaiya sich selber fragen, im nächsten Moment fragte sie sich, warum. Gut, sie wusste, dass es um ein Leben ging, aber normalerweise wäre ihr doch sowas gleichgültig gewesen. Warum regte sie sich so darüber auf, dass Zenta Armasia hatte? Es war doch bloß Zenta! Bloß Zenta... oder?

„Es wird reichen, aber wir dürfen keine Zeit verschwenden!“ Mit diesen Worten gab Zitan Kasera erneut die Sporen, und sie galoppierte einen Pfad hinauf, der in das Gebirge führte. Sie galoppierten, so weit es ging, doch schließlich wurde es zu felsig, und sie mussten langsamer gehen. Der Pfad führte immer höher hinauf. Endlich war der höchste Punkt erreicht.

„Nemesis scheint uns ja nicht bemerkt zu haben,“ freute sich Vento. Doch das hätte er besser nicht gesagt, denn im nächsten Moment krachte es neben ihnen, und die Kizayas wieherten erschrocken, als es über ihnen blitzte.

„Ich bemerke alles, dummer Mensch!!! Ihr könnt mir nicht entkommen!!“ ertönte eine Stimme über ihnen, und die Freunde sahen sich um.

„Oh nein!!!“ schrie Osea ängstlich. Zitan sah wütend auf.

„Zeig dich, verdammt! Ich weiß, dass du da bist!“ Da erschien mit einem grellen Blitz eine Frau direkt vor ihm. Sie leuchtete gelb, und um sie herum leuchteten Blitze auf. Der Himmel über den Bergen grollte dunkel.

„Hast du gerufen?“
 

„Nemesis,“ murmelte Tiras und zog schon sein Schwert. Die Frau lachte.

„Ja! Ich bin Nemesis! Herrscherin über die Blitze!!! Und ich werde euch töten, weil ihr über mein Gebirge gegangen seid!“ Sie erhob sich in die Luft.

„Sie ähnelt Dione sehr,“ meinte Liona und kratzte sich am Kopf.

„Dione, ja!!!“ schrie Nemesis wütend, „Meine kleine Schwester! Ihr habt sie getötet! DESHALB WERDE ICH EUCH TÖTEN!!!“ Sie streckte die Hände aus. Ein Blitz schoss auf die zwölf zu, doch sie duckten sich rechtzeitig.

„Osea, Coran, bringt ihr die Kizayas und Zenta nach hinten, wir müssen jetzt kämpfen!“ kommandierte Zitan und zog sein Schwert hervor.

„Haha! Ihr habt keine Chance!“ rief Nemesis.

„DAS WERDEN WIR JA SEHEN!!“ schrie Lani und stürzte sich auf Nemesis.

„NEIN, WARTE!!“ schrie Zantis und warf sie zu Boden, bevor sie Nemesis erreichen konnte. Lani spuckte aus und hustete.

„Iiieek, jetzt hab ich Sand im Mund, du Penner!!“ Zantis keuchte und ließ sie nicht los.

„Bist du dumm?!?!“ fragte er Lani, „Die ist elektrisch geladen, wenn du die berührst, bist du lebendig gewesen!!! Mit Waffen haben wir keine Chance!... Wir müssen auf die Magie der Mesumanier vertrauen...!“ Er stand auf, zog Lani hoch und sah Lili, Liona und Zitan an.

„Was, wiiiir??!“ machte Lili perplex, Atay krähte, und Vento kreischte auf.

„Wuaahh, die Hina ist ja immer noch da??!!“ Lili brummte.

„Glaubst du, der geht weg??!“

„Mesumanier, PAH!!!“ machte Nemesis, „Auch die können mich nicht besiegen! HA!!“ Sie schmetterte eine Energiekugel auf die Kameraden.

„KONTRA!!“ brüllten Lili und Liona gleichzeitig, und Nemesis wich ihrer eigenen Energiekugel aus.

„Wie niedlich!“

„JETZT KRIEGST DU STOFF, PASS BLOß AUF!!“ schrie Lili und fing an, sich zu konzentrieren. Nemesis tat es ihr gleich. Beide öffneten die Augen, und in denen von Lili konnte man deutlich Flammen erkennen.

„TURMALIN!!“ schrie sie. Die Feuer-Attacke traf Nemesis, und sie schrie auf.

„Hrrgh, Närrin-...!!“

„YEAH!!“ brüllte Tiras hinten, sodass alle ihn entsetzt ansahen, „Ähm, Feuer ist gegen Blitz effektiv!“ erklärte er dann, „Weiter so!!! Turmalin ist gut, Ziddy!!“ Liona fuhr schon mit dem Zaubern fort, ehe Nemesis sich rühren konnte.

„HA! DICH MACH ICH ALLEMAL ZUR SAU!! LAVA!!“ Ein gewaltiger Lavastrom schoss aus Lionas Händen.

„Oh ja, Lava ist auch gut!!!“ addierte Tiras, und Zantis räusperte sich.

„Ruhe, Rotschopf...“ Nemesis lachte laut.

„Denkste!“ Sie schoss einen gewaltigen Blitz gegen Lionas Lava, und diese löste sich auf, und Liona wurde zur Seite geschleudert.

„Liona!!!“ schrie Siana, und Liona hustete.

„Geht schon-... ... TURMALIN!“ brüllte Liona und sprang wieder auf. Nemesis wurde getroffen, aber es schadete ihr wenig.

„Hahaha... ihr glaubt, mit Blaumagie könnt ihr mich besiegen??! Da gehört noch ein bisschen mehr dazu!“ Nemesis grinste vernichtend. Dann formte sie eine Energiekugel, die immer größer und größer wurde. „ICH WERDE EUCH ALLE VERNICHTEN!!!“ Sie schmetterte die Energiekugel von sich auf die zwölf Freunde. Alle erstarrten, und Zitan riss die Augen auf.

„Bei Kyana!!! DAS ÜBERLEBEN WIR NIE!!“ Liona riss geistesabwesend die Hände über den Kopf.

„CHINON, HILF MIR!!“ kreischte sie. Die Welt um sie herum schaltete sich ab, und Liona hörte dumpf Zitan ihren Namen rufen, während das grelle Licht der Energiekugel auf sie zukam. Sie spürte ihre Hände heiß werden und sah, wie plötzlich gewaltige, schwarze Blitze aus ihren Händen schossen und um die zwölf und die Kizayas herum eine magische Barriere erscheinen ließen, ein Schutzfeld. Mit einem Krachen explodierte Nemesis‘ Magiekugel an der Barriere und zersplitterte. Liona sah um sich herum Schwarz.

Chinon... du hast mir geholfen... allmächtiger Gott des Todes!

„Weißt du, Liona, mein Kind,“ hörte sie eine dunkle Stimme in ihrem Kopf, und sie öffnete benommen die Augen.

Was-...??

„Weißt du... das macht man so mit seinen Schützlingen, Liona. Das ist die Pflicht der musanischen Götter.“

Ein Krachen ertönte, und Nemesis schrie auf. Mit einem Schlag zerplatzte die Barriere um die Freunde herum, und Liona keuchte und sank ohnmächtig zu Boden.

„Verzeiht mir!“ keuchte sie, und Siana schrie.

„LIONA!!!“

„Chinon!“ keuchte Zitan und starrte Nemesis an, die zuvor einen gewaltigen, unglaublichen Schlag aus purer Macht von Lionas Barriere aus eingesteckt hatte. Nachdem die Energiekugel geplatzt war, hatte die Barriere, die Liona erstellt hatte, plötzlich einen gewaltigen Blitz ausgesendet. Zitan hatte instinktiv gewusst, dass es Chinon selbst gewesen war, der den Blitz geschickt hatte.

„Ihr Narren!!!“ schrie Nemesis, „Na wartet-... auch der große Chinon wird euch jetzt nicht mehr helfen – sein Schützling ist bewusstlos, haha!! JETZT STERBT IHR!!!“ Erneut formte sie eine Energiekugel.

„Verdammtes Schwein!“ rief Zitan aus und fing jetzt auch an, sich zu konzentrieren. Doch Nemesis tat etwas Unerwartetes – statt die Kugel auf alle abzufeuern, zielte sie nur auf Siana. Sie wurde getroffen und von blitzendem Licht umhüllt in die Luft gehoben. Siana schrie auf.

„AAAHHH!!!“

„Was??!“ schrie Lili, „SIANA!! – TURMALIN!!!“ Doch die Attacke konnte gegen den Blitz von Nemesis nichts ausrichten. Siana schrie verzweifelt, langsam durchbohrte sie der Blitz. Wenn er durch ihren Körper durchgekommen war, würde sie tot sein. Zitan fuhr wie in einer Trance herum und starrte Siana geistesabwesend an.

„NEIN!! NICHT SIANA!!!“ schrie er und fing erneut an, sich zu konzentrieren, während Siana schrie und verzweifelt nach Luft schnappte, als der Schmerz in ihrem Körper durch den Blitz weiter zunahm. Zitan kniff verzweifelt die Augen zu.

Bitte, Kyana! Allmächtige Göttin der Meerestiefe, ich flehe dich an, gib mir die Kraft, Siana zu schützen! Bitte!

Zitan öffnete die Augen. Da er seine Weste anhatte, sah keiner, dass der Stein an der Kette zu glühen begonnen hatte. In Zitans Augen war nur leuchtendes Blau zu sehen, und plötzlich war wieder das dunkelblaue Licht um ihn herum.

„Was-... was ist das??!“ keuchte Lani, und Tiras erstarrte.

Das ist anders als das bisherige, Zitan – ist das etwa-...??!

„DU WIRST SIANA NIEMALS KRIEGEN!!!“ brüllte Zitan und erhob sich wutentbrannt, der Stein glühte unter seiner Weste und wurde so heiß, dass er auf Zitans Brust brannte. Aber er spürte den Schmerz nicht. Das einzig Wichtige jetzt war Sianas Leben. Wütend riss Zitan die Arme hoch in die Luft, und mit einem Krachen entstand ein gewaltiger Feuerball in seinen Händen, der immer größer wurde. „Niemals, Nemesis!! – RUBIN!!!!“
 

Schwarzmagie!“ war alles, was Tiras noch keuchend hervorbrachte, bevor Nemesis krachend getroffen wurde.

„NEIN!! DAS KANN NICHT SEIN!! AAAAAHHH!!!“ Sie löste sich auf, und das Licht um Siana erlosch, sie sank leblos zu Boden. Auch Zitans Licht erlosch jetzt, auch er fiel bewusstlos zu Boden.

„Siana! Ziddy!!“ riefen die anderen und versammelten sich um die zwei, in dem Moment wachte Liona wieder auf.

„Uh-... ... wo, was-... – EHH??! Wo ist Nemesis??!!“ fragte sie perplex und rappelte sich auf.

„Ziddy hat sie getötet!“ rief Osea erstaunt, und Liona kam zu den anderen.

„Zid – Siana-... ... was-... wie hat er's geschafft...?“ Tiras sah sie ernst an.

„Du wirst lachen,“ versprach er, „Es war Rubin!“ Liona erstarrte zu Salzsäulen.

„Er-... ... er hat Rubin gezaubert??!! – Das würde ja heißen-... das würde ja-...! Er kann Schwarzmagie!!!!“ schrie Liona und stieß einen Freudenschrei aus. Tiras erzählte nun alles, was passiert war. „Wow! Das ging ja schneller als ich dachte!!“ rief Liona voller Tatendrang, als Tiras die Erzählung beendete, „Glaubt mir, noch ein bisschen Zeit, dann kann er Thanata gegenüberstehen-... ... er ist und bleibt der Sohn Kasko Saris! Und damit wird er das mächtigste Wesen Seydons werden!“ Kaum hatte Liona diesen Satz gesprochen, kam Zitan wieder zu sich.

„Oh-... hey, was... ist sie-... weg?“ fragte er.

„Ziddy!!!!“ schrien alle, und Liona fiel ihm um den Hals. Zitan hustete.

„Liona! Du bist wieder wach!“ rief er überglücklich und schloss sie in die Arme.

„Dir ist klar, dass du Schwarzmagie kannst, nicht?“ lächelte sie. Er sah sie an.

„Ich weiß auch nicht-... ... es war einfach nur das, dass ich Siana beschützen wollte... und plötzlich klappte es einfach... aber ich schätze, das hier hat mir geholfen-... ...“ Zitan zog den Stein hervor. Liona lächelte.

„Das hast du gut gemacht, Ziddy! Und irgendwann wirst du gegen Thanata gewinnen können... glaub mir...“ Sie beugte sich zu ihm herunter und küsste ihn sanft auf die Wange. Dann stand sie auf. Zitan blieb noch liegen und betrachtete den Stein.

Danke... Kyana...

Doch plötzlich fiel ihm etwas ein und er sprang auf.

„Siana!!!“ rief er, stürzte zu ihr und nahm sie auf den Arm. „Tiras, wie geht es ihr?“

„Gut, keine Sorge. Sie ist nur ohnmächtig!“

„Was hältst du von Dornröschen, Zid?“ scherzte Vento, und alle sahen ihn ratlos an.

„Bitte??!“

„Na, kennst du das nicht? Der Prinz küsst die Prinzessin wach!“

„Ich bin aber kein Prinz!“ protestierte Zitan, und Zantis grinste fröhlich.

„Ohh, ich glaube, ich bin einer, darf ich?“

„Flossen weg!!!!“ blaffte Lani ihn an und gab ihm eins auf die Nase, und Zantis maulte.

„Aua...“ Da schlug Siana die Augen auf.

„Sianaaaa!!“ machte Zitan und knuddelte sie, und sie schlang ihre Arme um seinen Hals.

„Oh Ziddy! Du hast mir das Leben gerettet!! Wie schon so oft... wie soll ich dir denn das zurückzahlen?? Ich schulde dir schon mindestens fünf Leben! Mindestens!“ rief Siana und kuschelte sich eng an ihn. Er lächelte und schloss sie liebevoll in die Arme.

„Meine Kleine-... das kostet schon nichts-... ich liebe dich doch...“ Sie sah kurz auf, dann fiel sie ihm erneut in die Arme.

„Oh... Zitan...“

„Siana...“ Die beiden hielten sich noch eine Zeit in den Armen. Zantis schniefte.

„Ist... IST DAS NICHT ROMAAANNNTIIIIIISCH??!!“ Von seinem Geschrei zuckten alle zusammen, und Zitan fuhr auf.

„SCHEISSE!!! – Zenta!! Wir müssen nach Sunami, es bleibt nicht mehr viel Zeit!!“ Sofort und ohne Widerrede waren alle wieder auf ihren Kizayas, und es ging an den Abstieg. Es ging immer bergab, und schließlich waren sie mit Einbruch der Dunkelheit auf der anderen Seite des Gebirges. Sie waren im Land Jamali.
 


 

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wuhuu, Zenta der Kiffer! XD Und ich mag Chinon, Lionas Schutzgott^^ Er ist einfach so rulig! XD



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2008-02-26T19:47:33+00:00 26.02.2008 20:47
Hamme^^
bb
Von: abgemeldet
2007-05-08T11:47:42+00:00 08.05.2007 13:47
Hey... ich hab garnich gesehn das neue kapis on sin un jetzt sin es schon vier O.O
Na ja... war jedenfalls klasse... auch wenn ich nich so recht weiß was zenta damit bezweckt hat... ich hab zwar ne vermutung, aber ob das stimmt ôo
ich werd sehen.,.. was mich noch gewundert hat... als die zu 12. ein sechser zimmer hatten, hätte siana ja eigentlich fragen können ob zid bei ihr schlafen will *nodnod*
aber nun gut...
ich les dann weiter

dat Sasi-Pooh
Von:  Yuufa
2007-05-06T19:18:21+00:00 06.05.2007 21:18
Ich sag nur eines... tja, Zenny, selber schuld ûu Wenn man so blöd ist und sich so ne vermeintliche giftige Pflanze ins Mauk stopft x___X *hust* *flieht shconmal vor ziddy*
Yeah, Dione ist tooooot, tralalala XDDD~ Fehlt doch nur noch diese Epona oda wie die hieß XD Riyti ist ja brav ^^


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