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Remember the promise you made

San Francisco Love Stories
von

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Goodbye, my love...

Nicolai musterte beiläufig den Fahrer des Wagens neben ihm. Der Mann sah gut aus. Verdammt gut sogar. Kurze braune Haare, kantiges Gesicht, kräftige Muskeln, wirklich sehr attraktiv.

"Ist etwas?"

Und auch noch aufmerksam. Er hatte sofort gemerkt, dass Nicolai ihn angestarrt hatte.

"Nein... nichts..."

Auch Jason hatte seinen Beifahrer immer mal wieder angesehen, wenn der gerade nicht geguckt hatte. Ziemlich dünn, aber nicht so dürr wie Chris es gewesen war. Wahrscheinlich ernährte er sich, im Gegensatz zu dem Texaner damals, einigermaßen regelmäßig. Seine langen Haare waren blond, aber er schien einen Ansatz zu haben, möglicherweise gefärbt. Ein hübscher junger Mann, der ihm vor allem wegen seines schlabberigen Pullis aufgefallen war, der ihn deutlich von den kaum bekleideten anderen Strichjungen abhob.

"Was hattest du noch mal gesagt, nimmst du?"

"Oh, bist du nervös?" lächelte der Andere. "Du hast mich doch schon gefragt, bevor ich eingestiegen bin.

"Vergessen. Also?"

Wie ruppig, hat es aber ganz schön eilig. Nicolai zählte an den Fingern mit, ganz professionell.

"Zwanzig Dollar, wenn ich es dir mit der Hand besorgen soll, Sechzig für einen Blowjob und Hundert für das volle Programm. Ach ja, spar dir die Frage nach einer Nummer ohne Gummi gegen Aufpreis, ich bin nicht lebensmüde!"

"Dann also Hundert."

Nicolai lehnte sich zurück. Ausnahmsweise schüttelte es ihn nicht jetzt schon bei dem Gedanken daran.

"Wie heißt du?"

"Nicolai. Und du?"

"Das ist ein schöner Name. Russisch, oder?" Jason nahm den Blick nicht von der Straße.

"Ja. Darf ich deinen jetzt erfahren oder soll ich dich ,Schöner Fremder' nennen?"

"Jason."

"Ein schöner Name. Amerikanisch, oder?"

Jason musste lachen. Der Kerl gefiel ihm. Schlagfertig.

"Wohin fahren wir eigentlich? Wenn du auf dieser Straße weiterfährst, kommen wir Downtown. Die billigen Hotels liegen in der anderen Richtung."

"Nimmst du die Freier nicht mit zu dir?"

Nicolai schüttelte den Kopf. "Das geht leider nicht. Meine kleine Schwester ist da und... na ja, ich lasse mich ungern von einem Mann flachlegen, während mein Engelchen das hören kann."

Der Brünette zuckte zusammen, als Nicolai den Kosenamen seiner Schwester sagte. Er schüttelte den Gedanken an Chris ab. Diese kleine Ratte. Er hatte ihn...

"Ist etwas mit dir?"

"Nein."

"Du hast mir immer noch nicht gesagt, wohin du mit mir fährst. Bist du etwa von der Sitte oder so?" Langsam wurde Nicolai nervös.

Jason lächelte ihn an. "Wir fahren in ein ordentliches Hotel. Ich will keine kurze Nummer in einem quietschenden Bett in einem kakerlakenverseuchten Bumsschuppen."

"Oh, du weißt, was du willst, gefällt mir."

Nicolai streckte die Hand nach Jasons Oberschenkel aus.

"Du musst keine Verführungsnummer abziehen, ich nehme dich auch so mit."

"Meine Güte, du bist aber gut drauf. Entschuldige." Der Blonde zog die Hand wieder weg. "Trotzdem wird das sicher ein schöner Abend." fügte er hinzu.

Jason sah zu ihm hinüber, doch der junge Mann schaute aus dem Seitenfenster. Offenbar war das Gespräch für ihn beendet.
 

Chris schleuderte seine Jacke an den Haken der Garderobe und ging an Batman vorbei, ohne den Hund auch nur eines Blickes zu würdigen. Jeremy erbarmte sich des winselnden Welpen und nahm ihn auf den Arm. "Ich gehe ins Bett!" schnappte der Texaner.

"Nichts wirst du! Du bleibst hier, junger Mann!"

Jeremy drehte langsam den Kopf zu David und sah ihn mit absolutem Unverständnis an. ,Hast du einen Knall? Er ist doch kein Kind', war die unausgesprochene Frage, die den Blick begleitete.

Der Anwalt zuckte mit den Schultern.

"Entschuldige! Aber er benimmt sich doch so!" gab er trotzdem darauf Antwort.

"Seid ihr Beide eigentlich ein altes Ehepaar oder so? Eure stumme Kommunikation ist toll, fast wie bei Flipper!"

"Sei nicht so frech! Ab ins Wohnzimmer und hinsetzen!"

"Sonst was, Alterchen?!" grinste Chris.

David packte ihn wortlos am Arm und zerrte ihn ins Wohnzimmer. Chris stemmte sich gegen den Griff.

"Lass mich gefälligst los!"

Der blonde Anwalt war stinksauer. Er hörte nicht auf Chris. Was bildete sich dieser Kerl ein?! Was auch immer er seinem besten Freund angetan hatte, das würde jetzt auf der Stelle geklärt werden!

"David!"

Jeremy eilte ihm in den Weg.

"Was ist?!" fragte er, ohne den Griff bei Chris zu lösen.

"Lass mich mit ihm reden, hm? Ich bin eher seine Altersklasse."

"Spinn nicht rum! Du bist viel reifer als dieser infantile kleine Mistkerl!"

David sagte das alles, obwohl er genau wusste, dass er hier eigentlich von einem der nettesten Männern sprach, die er je kennen gelernt hatte. Aber diese junge Ausgabe von Chris war eine Landplage erster Güte.

"Trotzdem! Versuch doch Jason zu erreichen. Vielleicht hat er sein Handy an."

Der Ältere fügte sich seinem Freund. Jeremy schien fest entschlossen, die Sache zu klären.

"Wie du meinst, das Früchtchen gehört dir."

Er schob Chris mehr oder minder sanft auf die Couch und verließ dann das Wohnzimmer, zog die Tür hinter sich zu.

Jeremy nahm gegenüber von dem Blonden Platz und lächelte ihn an.

"Entschuldige, aber er ist etwas aufbrausend, vor allem wenn es um seinen besten Freund geht."

"Das merke ich. An deiner Stelle wäre ich da vorsichtig, vielleicht bumsen die Beiden ja."

"Oh, das ist lange vorbei." Jeremy winkte ab, als er Chris' verstörten Blick sah. "Vergiss es, nicht so wichtig. Ich will lieber wissen, was du dir dabei gedacht hast, heute Abend diese Nummer abzuziehen... was hast du überhaupt abgezogen, das wäre auch mal interessant zu wissen."

"Ich hab nur diesen Typen kennen gelernt und wollte mich amüsieren..." meckerte Chris trotzig.

"Amüsieren? Etwa auf die Art, für die man ein Kondom braucht?!"

"Er hatte welche. Ich bin ja nicht blöd!"

Jeremy vergrub das Gesicht in den Händen und atmete tief aus.

"Warum tust du so etwas?" fragte er schließlich.

"Das ist doch nicht verboten!"

"Wenn man in einer Beziehung lebt, dann sollte das schon verboten sein!"

Chris sprang auf.

"Nicht du auch noch!" Er entfernte sich ein paar Schritte und starrte entnervt aus dem Fenster auf die Hillside Street hinaus. Sein Gesicht spiegelte sich im Glas.

Jeremy drehte sich auf dem Sessel herum und sah über die Schulter zu ihm hinüber.

"Was meinst du?"

"Ihr geht mir alle so auf die Nerven!" Chris wandte sich abrupt um und gestikulierte etwas hilflos. "Ich habe keine Beziehung, okay?! Ich habe allmählich genug davon, dass alle über mich bestimmen wollen! Jeder hier kennt Chris! Jeder hier mag Chris! Chris ist so lieb! Chris ist so ruhig! Chris tut dies! Chris tut jenes! Chris ist ein grundguter Mensch! Chris und Jason sind ein Traumpaar! Chris! Chris! Chris! Ihr alle wisst genau, wer Chris ist und ihr habt genaue Erwartungen, wie sich Chris verhalten muss!" Er war laut geworden. "Aber ich bin das nicht! Ich bin nicht euer toller Chris! Eure verfluchten Erwartungen machen mich fertig! Allen voran die von Jason! Wie er mich ansieht! Immer quellen seine Augen vor Liebe über, so sehr, dass mir Angst und Bange wird! Ich finde ihn nett, aber das reicht ja nicht! Chris liebt Jason ja! Toll! Ich kenne diesen Kerl aber kaum! Muss ich deswegen gleich sein Hausweibchen spielen?! Chris ist mit Sly befreundet! Chris ist ganz dicke mit David! Marcus! Colin! Meine Mum! Du! Jeder will, dass sein Chris genau das tut, was sein Chris immer tut! Kapiert doch endlich, dass ich nicht dieser Chris bin!"

Er war so in Fahrt, dass er eine Vase vom Schrank riss und sie auf den Boden schmetterte. Schwer atmend stand er in der sich ausbreitenden Wasserlache. Dicke Tränen rannen über seine Wangen, seine geballten Fäuste zitterten wie verrückt.

Jeremy stand wortlos auf, ging zu dem blonden Mann hinüber und schloss ihn einfach in die Arme. Chris sackte regelrecht zusammen und brach endgültig in Tränen aus.
 

Jasons Handy klingelte.

"Willst du nicht rangehen?" fragte Nicolai.

Der Brünette lächelte. "Einen Moment, die Freisprechanlage hebt gleich ab."

Es knackte. "Hi, David!"

"Jason, Mann, wo bist du?! Wir machen uns Sorgen!"

"Keine Panik, mir geht es gut!"

"Ich habe Chris hier. Jeremy kümmert sich um ihn. Komm nach Hause, ja?"

"Vergiss es! Meinetwegen müsst ihr auch nicht bei ihm bleiben."

"Jason, komm schon!"

Eine Ampel schlug auf Rot um und Jason trat heftig in die Eisen. Nicolai wurde im Sitz nach vorn geschleudert und vom Sicherheitsgurt zurück gerissen.

"Mensch, pass doch auf!"

"Entschuldige."

"Jason, war das eben ein Kerl?!" fragte David mit einem entsetzten Unterton aus dem Handy.

"Ja." war die kurze Antwort seines besten Freundes.

"Sunshine! Mach keinen Mist! Komm nach Hause."

"Bis später, David."

"Sunshine, du..."

Jason beendete die Verbindung und schaltete das Telefon aus.

"Mein bester Freund." erklärte er knapp.

"Aha." Nicolai schaute kurz zu Jason, doch der konzentrierte sich schon wieder auf den Straßenverkehr. Komischer Kauz.
 

Jeremy kam zu David in die Küche. Er hatte Chris ins Bett gebracht, der Blonde war sofort eingeschlafen. Er hatte noch eine ganze Zeit geweint, bevor er sich endlich hatte beruhigen können.

David nippte an einem Mineralwasser.

"Wo ist er?"

Jeremy nickte nach oben. "Im Bett. Er schläft. Hast du Jason erreicht?"

Der Anwalt ließ sich seufzend am Esstisch nieder und stellte sein Glas etwas zu heftig hin.

"Ja, das habe ich... er sitzt irgendwo in der Stadt in einem Auto... mit einem anderen Kerl."

"Das würde er nicht."

"Er würde... er hat mich einfach abgewürgt. Der ist drauf und dran einen Anderen flachzulegen."

"Was geht hier nur vor...?" Der Tänzer stützte sich auf die Küchenspüle. "Das darf doch alles nicht wahr sein. Die Beiden waren das Überpaar! Ich habe sie immer als Vorbild betrachtet, ich war der Meinung, dass sie für ewig zusammen bleiben... hier geht alles kaputt... Chris fühlt sich überfordert. Er hat genug von all den Erwartungen, die an ihn gestellt werden."

"Er übertreibt!"

"Tut er das?" fragte Jeremy und wollte sich durch die Haare fahren, scheiterte aber kläglich an den Tonnen von Haargel, die noch von der Modenschau dort weilten. "Wenn du mal ehrlich bist, dann stellen wir alle Erwartungen an ihn. Chris war ein wundervoller Mensch und wir alle hoffen inständig, dass er wieder so wird, wie er war. Aber dieser Mann da oben ist jemand anders und er geht daran kaputt, dass alle auf ihn einstürmen, ohne es zu merken."

"Du solltest Anwalt werden, das war eine gute Verteidigungsrede. Willst du jetzt hören, dass das sein Verhalten in dem Club rechtfertigt?"

"Ich meine ja nur!"

"Jeremy! Dieser kleine Mistkerl hat erst mit Jason getanzt, um sich dann von einem Anderen vögeln zu lassen, das rechtfertigt nichts!"

"Du tust gerade so, als wärst du ein Unschuldsengel, was wechselnde Sexpartner angeht!"

"Das ist ja jetzt wohl unfair!"

"Ich kenne jemanden, der mit einem anderen Jemand zu einer Party ging, nur um dann einem dritten Jemand einen zu blasen!"

David seufzte entnervt. "Wenn du jetzt diese alte Sache wieder aufrollst, haben wir gleich Streit!"

"Dann gib einfach zu, dass ich Recht habe!"

"Nimm ihn doch nicht die ganze Zeit in Schutz!"

"David!" Jeremy rollte mit den Augen. "Du reagierst nur so über, weil du zum Tier wirst, wenn jemand Jason weh tut! Eigentlich sollte ich auf ihn eifersüchtig sein, möchte wissen ob du dich bei ihm so zieren würdest, ,Ich liebe dich' zu sagen!"

Eigentlich wollte Jeremy das nicht gegen den Blonden verwenden, aber er war sauer über die Art, wie David mit ihm umging. Im Moment behandelte er ihn wie ein kleines Kind, das nicht wusste, wovon es sprach.

"Du hast ja einen Knall!"

David wollte wütend zu seinem Glas greifen, doch er hatte es kaum aufgehoben, da entglitt es seinen Fingern. Wieder das gleiche Gefühl oder besser das gleiche Nicht-Gefühl. Seine Finger wurden innerhalb von Sekunden taub. Das Trinkgefäß rutschte aus ihnen heraus, stieß an die Tischkante und zerbrach dann auf dem Küchenboden.

"Scheiße..."

Jeremy schaute ihn verdutzt an.

"Was war denn? Das ist dir letztens doch auch schon passiert."

"Nichts war!" sagte David schnell und harsch. "Du machst mich nur wahnsinnig, das ist alles! Ist doch kein Wunder, dass ich dann so etwas mache!"

Damit sprang er auf und eilte ins Gästebad, ohne Jeremy auch nur noch eines Blickes zu würdigen. Er drehte mit einem Ruck das Wasser auf und hielt seine rechte Hand unter den Strahl. Die Flüssigkeit wurde heiß, fing sogar an zu dampfen, aber David spürte nichts. Absolut gar nichts. Das heiße Wasser rann über seine Haut, als wäre es gar nicht da.

"Verdammte Scheiße..."

"David, ist alles okay?" rief Jeremy durch die Tür.

"Lass mich in Ruhe, du Nervensäge!"

"Was soll das? Was habe ich dir getan?!"

"Lass mich zufrieden!"

Auf der anderen Seite der Tür wurde es still. In diesem Moment kehrte das Gefühl in seine Hand zurück.

"Au! Verflucht!"

David riss seine geröteten Finger unter dem heißen Wasser hervor. Er ließ sich auf der Toilette nieder und starrte an die Tür.
 

"Was machst du da?"

Colin setzte sich breitbeinig hinter Marcus aufs Bett und schaute ihm über die Schulter. Sein Freund saß vor seinem Laptop.

"Suchst du Pornos?"

Seine Augen wanderten über den Bildschirm, auf dem eine prall voll geschrieben Internetseite zu sehen war, deren einziges Bild ein bunter Querschnitt eines Gehirns darstellte.

"Amnesie?"

Marcus nickte. "Ich hab das Gefühl, dass ich Chris irgendwie helfen müsste... aber das ist schon die mindestens zwanzigste Website dieser Art und nirgendwo finde ich etwas Neues. Weitestgehend unerforscht. Psychisch. Traumata. Schwer behandelbar. Schwer einzuschätzen. Bla bla bla..."

"Mein armes Kätzchen..." Colin küsste ihn auf den Hals.

Seine Arme legten sich um Marcus und berührten die Tastatur. Mit flinken Fingern tippte er darauf herum und in der Eingabezeile des Webbrowsers erschienen die Worte ,Ich liebe dich'.

Marcus kicherte und drückte auf Eingabe. Der Bildschirm wechselte und AOL verkündete ihnen, dass man die Seite ,Ich liebe dich" nicht finden könne und das man am besten die Schreibweise kontrollieren und notfalls über eine Suchmaschine danach suchen solle.

Der blonde Junge hob den Laptop von seinen Beinen und drehte sich zu Colin um, damit er ihn küssen konnte.

Gemeinsam sanken sie aufs Bett.

Colin strich mit seinen Fingern sanft durch die blonden Haare seines Freundes, genoss das Gefühl von Marcus' Gewicht auf seinem Körper. Seine Hände erforschten den Rücken des Jungen, während sie sich weiterhin zärtlich küssten. Langsam zog er das Hemd seines Freundes nach oben und glitt mit den Fingern darunter.

Seine rechte Hand wanderte zum Nachttisch und zog die oberste Schublade auf. Marcus folgte aus den Augenwinkeln der Bewegung und brach den Kuss abrupt ab.

"Was ist?"

"Was soll das?" Der Blonde nickte in Richtung der offenen Schublade, in der Kondome und Gleitmittel lagen.

"Ich wollte nur..."

"Du wolltest nur gewappnet sein, was?"

Marcus drückte sich hoch, dabei stemmte er absichtlich seinen Hände in Colins Bauch. Der Schwarzhaarige keuchte.

"Was hast du denn plötzlich?!"

Sein Freund stand bereits neben dem Bett.

"Geht es vielleicht noch ein wenig unsubtiler?! Warum drapierst du die Dinger nicht am besten auf dem Kopfkissen, damit ich gleich weiß, dass du an nichts anderes denkst!"

"Marcus, bitte..."

"Du bist verlogen, Colin! Damals als wir uns kennen gelernt haben, hast du so getan, als hättest du kein Problem damit, wenn wir warten, aber jetzt bist du plötzlich ganz versessen darauf, mich zu vögeln!"

"Das bin ich doch gar nicht!"

"Colin! Wenn du mir die Kondome ins Gesicht werfen würdest, wäre das nicht deutlicher!"

"Was ist eigentlich dein Problem?" Colin stemmte sich auf die Ellenbogen hoch. "Du warst doch in der ersten Nacht ganz wild darauf, mir gleich an den Schwanz zu fassen!"

"Das war... ich..." Marcus verlor den Faden. "Ach vergiss es..."

Der Schwarzhaarige stand auf und wollte ihn in den Arm nehmen, aber Marcus wich der Zärtlichkeit aus.

"Was ist denn bloß los? Hast du solche Angst davor?"

"Du würdest das sowieso nicht verstehen!"

Er eilte an Colin vorbei, warf die Badezimmertür hinter sich zu und drehte den Schlüssel.

"Marcus, bitte!"

Der blonde Junge sank mit dem Rücken an der Tür herunter.

"Lass mich bitte!"

"Sag mir doch, was ich getan habe."

"Bitte! Lass mich in Ruhe!"

Colin gab nach und Stille kehrte ein. Zumindest vorerst.

Marcus stand wieder auf, ging zu der kleinen Badewanne hinüber und legte sich einfach hinein. Er zog ein Badelaken heran und legte es sich unter den Nacken, damit es nicht so hart war, um dann zur Decke zu starren.

Vor seinen Augen verschwamm alles und er wusste nicht einmal, ob das nur an den Tränen lag. Seine Gedanken schweiften ab und kehrten an einen Ort zurück, den er lange hinter sich gelassen hatte.

Plötzlich war er wieder dort, auf der Straße. Einsam und allein. Wie vor fast zwei Jahren.
 

San Francisco 2003.

Marcus zog seine Jacke fester zu. Die Gegend war ihm unheimlich. Er wusste nicht, wo er genau war, niemand, der ihn kannte, niemand, den er kannte.

Die Stadt war schön, aber viel gesehen, hatte er bisher nicht. Sein Geld war längst alle und er hatte absolut keine Ahnung, wohin er als nächstes gehen sollte.

Das war doch alles total beschissen. Am liebsten hätte er geweint, aber das traute er sich nicht auf offener Straße.

Seit einer Woche war er von Zuhause weg. Das Wichtigste war gewesen, aus der Hölle von Yorba Linda zu entkommen. Weg von seinen Eltern, die ihn sowieso niemals verstehen würden und weg von seinen Mitschülern, die nur noch Worte wie ,Schwuchtel', ,Tunte' oder gar ,Arschficker' für ihn übrig hatten. Wie dämlich hatte er eigentlich sein können? Wie blöd musste man sein, um mit fast sechzehn Jahren einem Mitschüler die Liebe zu gestehen?! Den Blick in seinen Augen würde er nie vergessen.

Kein Lächeln, kein zärtliches ,Ich dich auch' oder so etwas. Nein. Er hatte kurz einfach nur blöd geguckt und war dann in schallendes Gelächter ausgebrochen. Alle Versuche von Marcus die Situation zu retten, waren missglückt. Er hatte ihn auf Knien angeflennt, niemandem etwas davon zu sagen, doch am nächsten Tag hatte es die ganze Schule gewusst.

"Marcy, willst du mir einen runterholen?!" hatte Ted gerufen.

"Marcy, zeig uns deinen Arsch!" ein Anderer.

"Marcy, wo ist dein Röckchen?!"

Er wäre beinahe gestorben. Ein paar Mal hatte er sogar darüber nachgedacht, sich wirklich umzubringen. Aber soweit wäre er niemals gegangen, niemals. Selbstmord war keine Lösung. Weglaufen schon eher. Und das hatte er auch getan. Einfach weg, weit weg. San Francisco war nicht wirklich so extrem weit weg, aber immerhin groß und anonym genug, um dort unterzutauchen.

Und unterzugehen. Hilflos. Marcus hätte sich niemals vorgestellt, dass er sich einmal so einsam, allein und schutzlos fühlen könnte.
 

Marcus schloss die Augen. Dieses Gefühl... er hatte lange nicht mehr daran gedacht... Die Therapie, die Freundschaft zu Jason und Chris, dann die Irrungen und Wirrungen mit Gary und zuletzt Colin... all das hatte ihn davon abgelenkt.

Wie hatte er eigentlich vergessen können, wie es sich anfühlte, vollkommen allein und hilflos zu sein? So verzweifelt, dass er sich damals mit offenen Augen ins Unheil gestürzt hatte, mehr als willig zu Drogen gegriffen und dafür Sachen getan hatte, die andere Jugendliche in seinem Alter noch nicht einmal kannten.

Er hatte lange gebraucht, um all das zu verarbeiten und wirklich darüber hinweg war er bis heute nicht... sein erstes Mal Sex war der pure Horror gewesen, aber er hatte es geschafft, diese Erfahrung hinter sich zu lassen und nach vorn zu blicken, seine Therapeutin war begeistert gewesen von seiner Kraft und seinem Willen. Wann hatte er angefangen, seine Probleme in sich hinein zu fressen?

Colin war so ein wundervoller junger Mann und er liebte ihn. Aber was, wenn er es nicht mehr tat, wenn er ihm die Wahrheit sagte? Und wenn nicht, war er dann überhaupt das, für das Marcus ihn gehalten hatte?

"Marcus? Kätzchen, bitte mach die Tür auf..." unterbrach die Stimme seines Freundes seine Gedanken. "Ich mache mir Sorgen..."

Der Blonde lächelte und stieg aus der Wanne. Langsam ging er zur Tür und drehte den Schlüssel. Colin stand da und schaute ihn aus sorgenvollen Augen an.

"Was machst du bloß?"

Marcus antwortete nicht, sondern warf sich in Colins Arme. Er presste sich an seinen Freund, wollte ihn am liebsten nicht mehr loslassen.

Und dann formten seine Lippen wie von selbst die Worte, vor denen er so schreckliche Angst hatte.

"Ich war nicht ehrlich zu dir..."

Colin drückte ihn an sich. Er hielt die Augen geschlossen.

"Was immer es ist... du kannst doch mit mir über alles reden..."

Er nahm Marcus zärtlich an der Hand und führte ihn zum Bett, gemeinsam setzten sie sich darauf.

"Was ist denn nur?" fragte er, während seine Hand liebevoll über die Wange des blonden Jungen strich.

Marcus schaute ihm in die Augen und plötzlich war seine Angst noch größer als zuvor. Aber nun hatte er die Büchse der Pandora geöffnet, es gab kein Zurück mehr, außer vielleicht in noch mehr Lügen und das wollte er nicht, auf keinen Fall.

"Ich... ich war unehrlich zu dir... wenn wir miteinander schlafen würden... das wäre nicht mein erstes Mal..."

"Das ist alles?" wunderte sich Colin überrascht. "Du hattest schon Sex?" Auf einmal verdüsterte sich sein Gesicht. "Hat dich etwa jemand vergewaltigt?!"

"Nein... Nein!" gab Marcus schnell zurück. Wirklich vergewaltigt war er nie worden... er war immer einverstanden gewesen, weil er ja Geld dafür bekam. "Es ist nur... ich..."

"Marcus, du kannst mir alles sagen."

"Ich war drogenabhängig und bin auf den Strich gegangen!" platzte es aus dem jungen Blonden heraus. Jetzt hatte er es hinter sich. Endlich.

Colin sah ihn etwas verständnislos an, dann fing er an zu lachen.

"Klar! Marcus, jetzt verarsch mich nicht!" kicherte er.

Sein Freund löste sich von ihm und stand auf, die Hände in die Hüften gestemmt, irgendwie ärgerte ihn Colins Gelächter zutiefst.

"Das ist kein Scherz! Ich habe das wirklich gemacht... ich habe über ein Jahr auf der Straße gelebt, weil ich von Zuhause weg gelaufen war! Du wolltest die Wahrheit hören!"

Colins Lachen erstarb, er starrte Marcus fassungslos an.

"Das ist... doch nicht..."

"Du wolltest es wissen!" Mit einem Mal hatte Marcus eine Stinkwut im Bauch. Er wollte sich nicht rechtfertigen müssen und um Vergebung flehen, er hatte gelitten, nicht Colin.

"Und du hast es nicht für nötig gehalten, mir das zu sagen?!" Der Schwarzhaarige stand ruckartig auf.

"Klar! Ich mache das immer so! ,Hi, ich bin Marcus, ehemaliger Junkie und Strichjunge, nett dich kennen zu lernen'!"

"Findest du das witzig?!"

"Nein, siehst du mich lachen?!" motzte Marcus zurück, "Soviel dazu, dass du Verständnis hast! Gott, wenn du deine Augen sehen könntest!"

"Marcus, was erwartest du?! Meinst du, ich kriege jeden Tag gesagt, dass mein Freund eine..." Er brach ab.

"Eine was?" Marcus hatte sich in Rage geredet. "Eine Nutte war?! Glaub mir, für mich ist das auch nichts Alltägliches! Das quält mich schon lange, aber du wolltest die Wahrheit hören!"

Stille baute sich zwischen ihnen auf. Schließlich war es Marcus, der sie durchbrach.

"Colin, ich..."

Er kam auf den Schwarzhaarigen zu, doch dieser wich zurück.

"Was hast du?"

Colin schüttelte den Kopf. "Bitte geh, Marcus..."

"Was?"

"Ich bitte dich... geh... schlaf daheim, ja?"

Marcus spürte wie ihm die Tränen in die Augen traten. Das war es also. Soweit ging Colins Verständnis. Er presste die Lippen zusammen.

"Wie du meinst..."

Damit drehte er sich um und ging, die Zimmertür feuerte er hinter sich zu. Ohne sich von jemandem zu verabschieden, zog er seine Jacke und Schuhe an und verließ das Haus. Erst im Bus brach er in Tränen aus.
 

Jason lächelt den Portier des Marriott Hotels in Downtown an. Nicht gerade ein Luxushotel, aber ein grundsolider Laden mit freundlichem Ambiente und erschwinglichen Preisen.

"Was kann ich für Sie tun, Sir?"

"Ich hätte gern ein Zimmer für Zwei."

Der Portier schaute an Jason vorbei und musterte den jungen Mann hinter ihm mit einem abschätzigen Blick. Nicolai grinste.

"Sir, wir sind kein Stundenhotel."

"Sir, das habe ich auch nicht gesagt, oder?"

"Sir." Der Portier zog das Wort mittlerweile akzentuiert lang. "Es ist ja wohl klar, dass Ihr Begleiter..."

"Mein Begleiter..." betonte Jason süßlich. "...ist meine Sache. Geben Sie mir einfach ein freies Zimmer und zwar für die ganze Nacht, da kann man ja wohl nicht von einem Stundenhotel reden. Also bitte."

Der Portier unterdrückte offensichtlich ein Knurren. Er drehte sich um und suchte am Schlüsselbrett, bevor er eine Karte hervorzog.

"Zimmer 261. Ich wünsche eine angenehme Nacht, Sir."

"Vielen Dank."

Jason nahm die Karte entgegen und dann demonstrativ Nicolai an die Hand, um ihn zu den Aufzügen zu führen. Langsam genoss er dieses Spiel sogar.

Der blonde Mann kicherte.

"Du bist ja plötzlich viel besser drauf."

"Kann sein!" lachte Jason und zog ihn in seinen Arm, als sich die Fahrstuhltüren hinter ihnen schlossen. Der Fahrstuhlboy riss die Augen auf, sagte aber nichts. "Du bist wirklich heiß, weißt du das?"

"Danke!" Nicolai ging auf die Annährung des Brünetten ein und schob einfach seine Hand hinten in den Bund von Jasons Hose. Ganz schön knackig, wie er feststellen musste.

"Ich bin so scharf auf dich. Ich will dich die ganze Nacht vögeln!"

Jason erkannte sich selbst nicht wieder. Das klang überhaupt nicht nach ihm, ganz und gar nicht. Und gleichzeitig drängten sich Bilder von Chris in seinen Kopf, wie er sich an diesen Kerl gepresst hatte, willig sich nehmen zu lassen. Dadurch bekam das hier wieder seinen Sinn.

"Du bist aber ganz schon wild, Süßer! Halt dich wenigstens noch etwas zurück oder der Kerl da kriegt gleich einen Herzinfarkt."

"Wenn du das sagst!"

Auf ihrer Etage stürmten die Beiden aus dem Fahrstuhl und Jason öffnete so schnell es ging die Tür zum gemieteten Zimmer. Noch das ,Do not disturb' Schild an die Tür, dann waren sie allein. Der Brünette zog Nicolai den Pullover über den Kopf, hob ihn dann einfach hoch und trug ihn zum Bett. Er warf den jungen Mann darauf und stieg selbst hinterher. Währenddessen zog er bereits die Jacke aus.

Nicolais Hände fanden Jasons Pullover und befreiten den ehemaligen Polizisten von dem Kleidungsstück. Nackte Haut auf nackter Haut lagen sie auf dem Bett. Jason beugte den Kopf nach unten und wollte den Blonden küssen, doch Nicolai schob die Hand dazwischen.

"Nein, keine Küsse. Ich küsse nicht, niemals, okay?"

"Auch recht!"

Jason fing an, statt der Lippen den Hals des Mannes zu küssen, seine Finger waren derweil schon damit beschäftigt, Nicolai von der Hose zu befreien.

"Ich werde dich vögeln, dass dir hören und sehen vergeht!" stöhnte der Brünette. "Sag, dass du mich willst!"

Nicolai lächelte. Brauchte der wirklich so eine Nummer, um scharf zu werden?

"Ich will dich!" hauchte er dann doch. Irgendwie stimmte das auch.

Jason bedeckte den Bauch des jungen Mannes mit Küssen, während er seine Hand in die Hose des Strichers schob.

"Du bist unglaublich, Chris."

"Nicolai."

Der ehemalige Polizist sah auf. "Hm?"

"Ich heiße Nicolai, nicht Chris. Aber du darfst mich so nennen, wenn dir das gefällt."

Jason starrte ihn an.

"Habe ich... ich habe Chris gesagt, oder?"

Nicolai nickte nur.

"Fuck!" Er stemmte sich hoch und stieg aus dem Bett. Am liebsten hätte er den Kopf gegen die Wand geschlagen. Das durfte doch nicht wahr sein!

Der junge Russe setzte sich im Bett auf und verschränkte locker die Arme vor dem Körper.

"Wer ist er?"

"Das ist unwichtig..."

"Er hat dir weh getan, oder?"

"Das geht dich nichts an, kapiert! Du bist zum Vögeln hier, nicht als Seelenklempner!" fauchte Jason, die Worte taten ihm im nächsten Moment leid.

Nicolai stand schweigend auf und ging zu Jason hinüber. Ohne etwas zu sagen, nahm er den Mann einfach in den Arm. Und das war genau das Richtige. Jason sackte einfach in sich zusammen und brach in Tränen aus. Hier schämte er sich ihrer nicht, vor Nicolai musste er nicht der starke Mann sein, er kannte ihn nicht, stellte keine Erwartungen an ihn.

"Entschuldige..." schluchzte er. "So darf ich nicht mit dir reden..."

"Ist schon okay, ich wurde schon schlimmer beschimpft."

Jason klammerte sich an ihn.

"Ist ja gut..."

Nicolai streichelte ihm zärtlich über den Rücken.

"Ich glaube, den Sex lassen wir sein, was? Das ist auch gar nicht, was du willst, oder?"

Der ältere Mann schaute ihn aus verweinten Augen an.

"Sag mal, bist du sicher, dass du auf den Strich gehst und nicht heimlich doch Psychologe bist?"
 

Wenig später saßen die Beiden, wieder voll angezogen, auf dem kleinen Balkon des Zimmers und schauten auf die Stadt hinaus. Jason hatte den Zimmerservice kommen lassen und Nicolai war gerade kurz davor, in den Cheeseburger zu beißen, den er sich bestellt hatte.

"Ich liebe diese Dinger!" grinste er.

Jason lächelte nur. Er fühlte sich auf einmal vollkommen anders. Die letzten Stunden kamen ihm geradezu unwirklich vor. Hatte er wirklich geglaubt, dass eine billige Nummer die Lösung für seine Sorgen war? Er hatte das Gefühl gehabt, sich an Chris rächen zu müssen, aber das war plötzlich so sinnlos und kindisch. Sein Blick wanderte zu dem jungen Mann an seiner Seite.

Nicolai war wirklich ein bisschen wie Chris und doch völlig anders. Er hatte nichts von der Kälte, die sein Freund immer so kultiviert hatte.

"Willst du jetzt reden?" fragte der Russe, nachdem er einen Bissen zerkaut hatte.

"Ich weiß es nicht... ich kann dich doch nicht mit meinen Problemen nerven."

"Ich bin ein guter Zuhörer, auch wenn das die Wenigsten von mir verlangen."

"Warum machst du das eigentlich?" Jason nahm einen Schluck Cola. Er wollte keinen Alkohol trinken. "Du hast keine..."

"Keine Einstiche?" lächelte Nicolai. "Nein, ich würde niemals Drogen anrühren. Ich mache das nicht gern, aber... ich muss schließlich irgendwie für meine Schwester und mich aufkommen..."

"Es gibt auch Arbeiten, bei denen man sich nicht ausziehen muss...", sagte er, lächelte dann aber etwas verschämt, "Entschuldige, der Spruch war mies."

"Schon okay." Der Blonde lehnte sich zurück. "Ich habe keine Arbeitserlaubnis, verstehst du? Ich kann nichts anderes tun... denk nicht, dass mir das Spaß macht, aber ich werde nicht zulassen, dass mein kleiner Engel vielleicht nichts zu Essen bekommt. Meine Schwester Anna ist mein Ein und Alles."

Jason kam nicht umhin, den jungen Mann zu bewundern. Auch wenn es natürlich nicht richtig war, was er tat, es gab noch andere, meistens auch illegale Wege, an Geld zu kommen, Schwarzarbeit zum Beispiel.

"Aber wir wollten doch eigentlich nicht über mich reden, oder?"

"Ich hatte gehofft, du hättest das vergessen."

"Meinst du, ein Cheeseburger sorgt bei mir für Gedächtnislücken?"

Der Brünette lächelte. "Bevor ich es vergesse... dein Geld kriegst du natürlich trotzdem."

Nicolai winkte ab. "Das musst du nicht. Ich finde schon noch einen Freier."

"Doch, ich bestehe darauf. Dann musst du dich auch nicht darum reißen, vielleicht noch einen von diesen Schweinen zu bedienen..."

Der Russe schaute ihn von der Seite an. "Sag mal... kennst du dich eigentlich mit Strichern aus? Du hast nicht den Eindruck gemacht, als wärst du häufig auf Freiersfüßen."

Jasons Blick irrte über die Stadt. "Sagen wir... sagen wir, ich hab schon mal in diesem Umfeld zu tun gehabt..."

"Und derjenige, der dich in meine Arme getrieben hat... kommt der aus dem ,Umfeld', wie du sagst?"

Der Ex-Polizist nippte an seinem Glas. "Na ja... darum geht es nicht..." Er fuhr sich durch die Haare. "Wir waren glücklich... sehr sogar... und dann ist alles vor die Hunde gegangen. Er wurde entführt, von einem Jugendfreund... und schrecklich gequält." Plötzlich sprudelte alles aus ihm heraus. "Ich konnte ihn retten und habe dabei einen Kollegen verloren..."

"Einen..." Nicolai setzte sich auf. "Bist du ein Bulle?!"

"Beruhige dich, ich habe gekündigt. Du hast nichts zu befürchten. Auf jeden Fall hat mein Freund durch diese ganze Scheiße sein Gedächtnis verloren. Er hat mich vergessen und nun... du kannst dir nicht vorstellen, wie schrecklich es ist, wenn der Mann deines Lebens auf einmal nichts mehr von dir wissen will... dich langweilig findet, mit dir ausgeht und dann einen anderen vögeln will..."

"Und du hast dir gedacht, dass du es ihm heimzahlst, indem du dir einen Kerl suchst und gleiches mit gleichem vergeltest?"

Auf einmal schämte Jason sich. "Ja... so in der Art. Zum Glück habe ich es verbockt... Chris ist auch nicht dazu gekommen... wenn ich das jetzt getan hätte..."

"Du hast ja nicht." Nicolai war mit seinem Burger fertig und lehnte sich gemütlich zurück. "Du bist ein netter Kerl... glaubst du nicht, dass du über so etwas stehst?"

"Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll, verstehst du? Ich bin vollkommen überfordert... ich weiß nicht, wie ich mit ihm umgehen soll, wie ich ihm klar machen soll, was ich für ihn empfinde... und ich weiß nicht, wie ich damit leben soll, wenn ich ihn wirklich verliere... ich kann mir nicht vorstellen, nur mit ihm befreundet zu sein."

Der junge Blonde stand auf und stellte sich an die Brüstung. Der Nachtwind bewegte seine nun offenen Haare.

"Darf ich dir etwas vorschlagen?"

"Natürlich."

Er drehte sich um und lehnte sich an die Begrenzung des Balkons. "Schreib auf, was du für ihn empfindest. Schreib alles auf, was dir einfällt. Du musst ihm das nicht geben, aber schreib es auf. Das hilft dir, glaub mir."

Jason schaute ihn interessiert an. "Meinst du wirklich?"

"Natürlich. Du musst mir nicht glauben, ich bin ja eigentlich nur ein Stricher, aber versuch es einfach mal."

Der New Yorker konnte nicht anders als zu lächeln. Dieser junge Mann war vielleicht genau das, was er gebraucht hatte. Nicht im sexuellen Sinne, nein, sondern ganz einfach, weil er ihm zugehört hatte. Weil er mit ihm reden konnte und Nicolai Abstand zu den Dingen hatte. Diesen Abstand konnte ihm keiner seiner Freunde gewähren, nicht Jeremy, Ash oder gar David. Alle verbanden etwas mit Chris und ihm. Alle hatten ihre Vorstellung, ihre Erwartungen. Nicolai nicht. Mochte sein Rat auch noch so einfach sein, so genial schien er gleichzeitig.
 

Jeremy sah vom Wohnzimmer aus, wie David das Badezimmer endlich verließ. Er hatte in der Zeit die Scherben in der Küche beseitigt und sich abgeregt. Der Rothaarige hasste Streit mit seinem Freund bis aufs Blut, weil sie beide furchtbare Dickschädel waren und schnell etwas sagten, dass sie später bereuten.

"Ist alles okay?"

David knurrte nur. Batman kam aus der Küche und strich um die Füße seines Lieblingsonkels.

"Sprich mit mir... was habe ich dir getan?"

"Nichts!" David klang mehr als genervt. "Jetzt hör auf damit... es ist alles okay. Wir haben gezofft und mehr nicht."

"Aber die Sache mit dem Glas..."

"Bedeutet nichts, das war ein Versehen!" fiel ihm der Anwalt ins Wort. Er zog zwanzig Dollar aus der Tasche und legte sie auf den Couchtisch. "Hier, nimm das und ruf dir ein Taxi nach Hause."

"Aber ich kann doch mit dir fahren."

"Ich meinte dein Zuhause."

"Oh..." sagte Jeremy leise. "Und du?"

David hörte den verletzten Unterton in Jeremys Stimme und lenkte ein. Seine weiteren Worte klangen schon weicher.

"Ich bleibe noch hier und warte auf Jason. Der macht wahrscheinlich gerade Gott weiß was für Dummheiten, aber ich will nicht, dass niemand da ist, wenn er kommt. Wer weiß, ob Chris und er sich dann nicht die Schädel einschlagen."

"Ich bleibe auch hier."

"Nein, verschwinde ruhig, reicht doch, wenn sich einer von uns die Nacht um die Ohren schlägt."

Jeremy stand auf und ging zu David hinüber, um ihm die Arme um die Hüften zu legen.

"David, ich bin schon groß, wenn ich hier bleiben will, lass mich doch..."

"Gibt es einen Weg, dich doch noch zu überzeugen?"

Der Jüngere schüttelte grinsend den Kopf. "Nichts zu machen..."

"Wie du meinst..." seufzte David gespielt theatralisch und ging dann mit seinem Anhang zur Couch. Sie setzten sich und Jeremy schmiegte sich in den Arm seines Freundes. Keiner von Beiden sagte mehr was. So warteten sie auf ihren verschollenen Freund.
 

Jason zog seine Jacke an. Nicolai stand an die Balkontür gelehnt und lächelte ihn an, die Arme verschränkt, einen Fuß nach hinten gestellt.

"Ich werde dann wohl verschwinden, vielleicht kriege ich noch einen Bus."

"Unsinn, bleib heute Nacht hier!" bestimmte Jason.

Der Blonde schüttelte den Kopf. "Nein, das geht nicht. Selbst wenn ich dein Geld behalte, ich muss heim, ich kann meine Schwester doch nicht die ganze Nacht allein lassen."

Jason ließ sich auf dem Bett nieder .

"Ich hätte da einen Vorschlag: Wir fahren zu dir, holen deine Schwester und ich fahre euch wieder hierher. Dann übernachtet ihr hier, bestellt euch was ihr wollt beim Zimmerservice, das geht auf meine Kreditkarte. Und morgen früh frühstückt ihr noch ordentlich."

Nicolai schaute ihn voller Unverständnis an. "Von welchem Planeten kommst du...? Wir kennen uns seit ein paar Stunden und du vertraust mir quasi dein Konto an? Weißt du, was ich alles anstellen könnte und was dich das dann kosten würde?!"

Jason stand lächelnd auf und kam zu ihm hinüber, um ihm eine Hand auf die Schulter zu legen.

"So etwas nennt man wohl vertrauensselig, was?"

"Verarscht du mich?"

"Nein..." Jason lächelte immer noch. "Du hast mir zugehört und das hat mir wirklich geholfen... ich will dir danken... und so kann ich das wenigstens ein bisschen..."

Er griff nach hinten und zog sein Portemonnaie hervor.

"Und das hier." Er reichte Nicolai eine kleine Karte. "Ist meine Visitenkarte, mit Handy- und Privatnummer. Wenn du Probleme haben solltest... ruf mich einfach an."

Nicolai drehte die Karte in seiner Hand und musterte sie mit einem vollkommen ungläubigen Blick. Er schien vollkommen überfordert und perplex angesichts dieser Behandlung.

"Ich... danke..."

"Du bist ein lieber Junge..." Jason strich ihm über die Wange. "Pass auf dich auf, versprich mir das."

"Dein Freund ist zu bemitleiden... selbst wenn er sich nicht an dich erinnern kann... einen wie dich muss man doch lieben."

Jason erwiderte nichts. Nicolais Worte waren nett gemeint gewesen, aber sie verletzten ihn auf eine Weise, die er selbst nicht richtig verstand. Vielleicht weil sie die Wunden wieder aufrissen, die noch nicht einmal verheilt waren.
 

David zuckte zusammen, als er den Schlüssel in der Tür hörte. Jeremy und er waren eingeschlafen. Vorsichtig schob er den Rothaarigen aus seiner Umarmung heraus und stand auf, um in den Flur zu gehen.

Jason sah ihn überrascht an, konnte aber nichts sagen, David hob eilig den Fingern an die Lippen und deutete in Richtung Küche. Der Braunhaarige folgte seinem Freund.

"Na? Hast du deinen Spaß gehabt?!" fragte David.

"Was soll denn dieser Unterton?"

"Das war nur eine normale Frage."

"Ja, mit einem total vorwurfsvollen Unterton!"

David stemmte die Hände in die Hüften. "Ich habe nicht auf dich gewartet, um mit dir zu streiten."

"Dann lass diesen Unterton! Du tust gerade so, als hätte ich ein Verbrechen begangen."

"Gleiches mit gleichem vergelten ist nicht gerade reif, Jason."

"Wer sagt das? Seit wann handelst du reif und verantwortungsvoll?"

"Ich habe gesagt, dass ich nicht mit dir streiten will!"

"Dann hör auf, dich in meine Angelegenheiten einzumischen!" motzte Jason. "Hör auf mir Vorwürfe zu machen!"

David schlug mit der Faust auf die Arbeitsfläche. "Du verdammter Sturkopf! Ich dachte, wir sind beste Freunde?! Seit wann hast du dir diese verdammten Egotrips angewöhnt?!"

"Seit mein Leben ein Trümmerhaufen ist, aber davon verstehst du nichts!"

Der Blonde sah ihn vollkommen verständnislos an.

"Was bildest du dir ein?!" Mit einem Ruck riss er sein Hemd nach oben und entblößte den dicken Verband um seinen Körper. "Mein Leben hat sich ebenso verändert wie deines!"

"Ach ja, du hast das aber überstanden! Bei mir ist alles kaputt!"

David zuckte zusammen, das hatte ihn getroffen. Aber er konnte Jason in diesem Fall noch nicht einmal einen Vorwurf machen, woher sollte dieser wissen, wie es um ihn stand. Er hatte es überlebt, aber nur auf geborgte Zeit, bald würde er... bevor der Gedanke ihn vollkommen aus der Bahn warf, riss er sich zusammen und drängte ihn mit aller Macht von sich weg.

"Selbstmitleid steht dir nicht, Jason!"

"Arschloch!" war die einzige Antwort des Brünetten.

Stille senkte sich über die Küche. Keiner der Beiden sagte ein Wort, sie starrten in verschiedene Richtungen.

"Du weißt nicht, wie ich mich fühle..." begann Jason schließlich, weitaus ruhiger als vorher. "Du hast ihn nicht gesehen... wie er diesen Kerl abgeleckt hat... er wollte ihn vögeln... und dann hat er mir ins Gesicht gesagt, dass er mich langweilig findet... das er mich nicht will..."

"Jason, er führt sich auf wie ein Sechzehnjähriger, was erwartest du?"

David kam sich langsam schizophren vor, vorhin hatte er Chris noch verdammt, jetzt verteidigte er ihn. Aber er konnte einfach nicht zusehen, wie alles kaputt ging, was er für Bestimmung des Schicksals hielt.

"Entschuldigt das alles?" Jason setzte sich an den Tisch. "Ich halte das nicht mehr aus... David... ich war bei einem Stricher."

"Jason!"

"Ich habe nicht mit ihm geschlafen!" beeilte sich Jason. "Wir wollten... ich wollte, aber dann haben wir doch nur geredet... das tat gut."

"Weil man mit mir nicht reden kann?"

"Jetzt sei doch nicht gleich wieder beleidigt. Seit wann bist du empfindlich?"

"Entschuldige... ich bin in letzter Zeit etwas gestresst..."

"Ärger mit Jeremy?"

"Jason, wir reden über dich...", sagte David leise.

"Wie du meinst..." Jason musterte seinen Freund. Da stimmte doch etwas nicht. Aber offenbar wollte David da nicht drüber reden. "Wo ist Chris eigentlich?"

"Im Bett... er hat Jeremy gesagt, dass wir ihn überfordern..."

"Tun wir das..." Jason klang etwas teilnahmslos.

"Na ja... auch wenn ich das vorhin nicht hören wollte... irgendwie tun wir das... wir stellen alle Erwartungen in ihn, stell dir vor, du wärst sechzehn und eine ganze Gruppe erwachsene Kerle will unbedingt, dass du etwas bist, was du eigentlich nicht bist... oder denkst nicht zu sein... Meine Güte, eben habe ich mich noch mit Jeremy deswegen gezofft und jetzt ergreife ich doch wieder Partei für ihn... aber vorhin war ich so sauer auf ihn, weil er dich so verletzt hat..."

"Das hat er wirklich..." Jason stützte das Gesicht in die Hände. "Ich war nahe dran, diesen anderen Kerl umzubringen... oder Chris... ich war so sauer... warum können wir nicht einfach unser schönes Leben führen? Du hast Jeremy, Marcus hat Colin, ich habe Chris, alle sind glücklich... aber nein... wenigstens ist bei Marcus und Colin keine Katastrophe passiert..."

"Das sind Kinder..."

"Sei nicht so unfair, David. Colin ist kaum jünger als Jeremy."

David machte ein leicht genervtes Geräusch.

"Habt ihr etwa Probleme?"

Der Blonde schaute ihn überrascht an, damit hatte er nicht gerechnet. Doch er schüttelte den Kopf, auch wenn es eigentlich nicht stimmte, zumindest von seiner Seite aus.

"Nein, alles klar..."

Jason musterte seinen Freund. Irgendetwas war da nicht in Ordnung, aber er wollte auch nicht fragen. Im Moment war er mit sich allein beschäftigt, so egoistisch er sich dabei auch vorkam.
 

Am nächsten Morgen stand Jason in der Küche und kochte Kaffee als Chris herunter kam. Der blonde Mann blieb in der Küchentür stehen, als wisse er nicht wohin. Nach allem, was in der letzten Nacht geschehen war, fühlte er sich in Jasons Anwesenheit mehr als unbehaglich.

"Morgen."

Chris zuckte zusammen, dabei war die Begrüßung eigentlich nur kühl und distanziert, nicht feindselig. Aber der Ausbruch des Brünetten war ihm deutlich im Gedächtnis geblieben.

"Morgen..."

Er ging vorsichtig weiter in den Raum.

"Wo hast du... deine Seite war nicht benutzt."

"Ich habe im Gästezimmer geschlafen.", antwortete Jason, würdigte Chris aber keines Blickes. Verbissen starrte er auf die Tropfen, die in die Kaffeekanne fielen. "Du hast ja offensichtlich auch so gut schlafen können."

"Jason, ich..."

"Nein.", fuhr der Andere dazwischen. "Keine Begründungen, keine Rechtfertigungen, das brauchst du nicht."

"Aber ich..."

"Ich sagte nein!" Jason war herum gewirbelt und brüllte den Blonden regelrecht an. Chris stolperte zurück und stieß gegen den Frühstückstisch, dabei warf er das Kännchen mit Milch um, die weiße Lache breitete sich aus und tropfte herunter. Jason schien das nicht einmal zu beachten.

"Egal, was du sagen willst, ich will es nicht hören, klar?"

Chris schwieg und schaute auf den Boden.

"Wir klären das jetzt ein für alle Mal!" Jason schlug wieder den sachlichen, geradezu kalten Ton an, anders konnte er das, was er sagte, nicht über die Lippen bringen. "Ich habe von David gehört, dass du dich von unseren Erwartungen belastet fühlst. Ich will nur, dass du weißt, dass ich von heute an keine Erwartungen mehr an dich stellen werde! Wir werden unser Leben so weiter führen und ich werde dich nicht mehr bedrängen."

"Soll ich ausziehen?"

"Unsinn!", widersprach Jason. "Du bleibst hier! Allerdings werde ich auch weiterhin im Gästezimmer schlafen. Ich habe mich doch nicht mit deiner Mutter überworfen, nur damit du jetzt ausziehst! Ich werde dir helfen, mit deinem Leben klar zu kommen. Und solltest du merken, dass da noch Gefühle für mich sind oder sich welche entwickeln, okay, wenn nicht, dann ist es auch gut."

Noch nie in seinem Leben hatten ihm Worte, die er selbst aussprach, so sehr weh getan. Er hatte das Gefühl, dass sein Herz in diesem Moment in Tausend Stücke zersprang.

"Aber eines sage ich dir: Solltest du wie gestern noch einmal das Bedürfnis haben, dich von einem Wildfremden ficken zu lassen, dann tu es gefälligst so, dass ich es nicht mitkriege! Und wag dich nicht, einen anderen Mann mit hierher zu bringen!"

Er wartete kurz auf eine Reaktion, die aber nicht kam.

"Okay. Dann wäre das ja geklärt. Haben wir uns also verstanden?"

Stille.

"Chris? Haben wir uns verstanden?"

"Ja...", flüsterte der Blonde und starrte weiter zu Boden.

"Gut." Jason ging zur Tür. "Ich bin mit Ash zum Frühstück verabredet, es ist alles vorbereitet, du kannst essen, was du willst. Und wisch die Milch auf."

Damit verließ er das Zimmer, ohne ein weiteres Wort. Er holte seine Jacke im Flur, streichelte Batman noch einmal und ging dann aus dem Haus, um in sein Auto zu steigen. Erst dort, als die Tür hinter ihm geschlossen war, fing er an zu weinen und schlug mit der Faust so lange heftig aufs Armaturenbrett, bis sie schmerzte.
 

Zur gleichen Zeit, Downtown. "Du siehst ja übel aus..." lächelte Jeremy. Er und Colin saßen in einem der Starbuck Niederlassungen und schlürften Kaffee. Colin einen ,Vanilla Latte' und Jeremy eine ,Hot White Chocolate'.

"Vielen Dank, sehr charmant."

"Unter Freunden sollte man ehrlich sein!" lachte der Rothaarige. "Harte Nacht hinter dir gehabt?" Er ließ seine Augenbrauen dreimal auf und ab hüpfen, klar was er meinte.

"Wäre schön, wenn es das wäre..."

"Zoff mit Marcus?", fragte Jeremy schon viel ernster.

"Ja... so in der Art... ach, ich weiß nicht... ich verstehe ihn nicht..."

"Scheint in der Luft zu liegen." Der Tänzer lehnte sich zurück und nippte an seiner heißen Schokolade. "David ist in letzter Zeit auch echt merkwürdig, ich weiß nie, woran ich bei ihm bin. Heute so, morgen so. An einem Tag vernascht er mich auf seinem Küchentisch, am anderen sperrt er sich im Bad ein und motzt mich an, vollkommen grundlos... vielleicht sind das seine Tabletten..."

Er rieb sich übers Kinn.

Colin sagte nichts, sein Blick war auf die hellbraune Oberfläche seines Getränks geheftet.

"Entschuldige..." lächelte Jeremy etwas verschämt. "Wir haben ja von dir geredet."

"Schon okay..."

"Willst du mir nicht sagen, worum es geht?"

"Ich kann nicht..." antwortete Colin wortkarg. Wenn er Jeremy sagte, was er von Marcus wusste, wäre er wahrscheinlich bei dem Jungen unten durch und das nicht ohne Grund.

"Wenigstens andeuten?" ließ Jeremy einfach nicht locker.

Colin stellte seinen Kaffee ab und schaute zur Decke. Seine Augen hefteten sich an den Ventilator, der dort oben kreiste.

"Na gut... ich weiß nicht, was ich tun soll. Kennst du die Situation? Du weißt etwas von deinem Freund, etwas, von dem du nicht weißt, wie du damit klar kommen sollst. Etwas, worüber du hinweg sehen musst, aber nicht weißt, ob du es kannst?"

"Ich bin mit David Vanderveer zusammen, klar kenne ich das!"

Der Schwarzhaarige sah ihn verdutzt an. "Ist das eine Erklärung?"

"Wenn du David näher kennen würdest, würdest du nicht fragen!" grinste Jeremy.

"Na dann..."

"Vielleicht solltest du es mir doch sagen?"

Colin schaute ihm in das erwartungsvolle Gesicht, schüttelte dann aber den Kopf. Nein, er konnte das nicht machen. Er vertraute Jeremy mittlerweile schon, aber er konnte es Marcus nicht antun, sein Geheimnis so mir nichts dir nichts an jemand anderen preis zu geben, selbst wenn der Rothaarige ein guter Freund war.

"Ich kann es dir nicht sagen... ich glaube, Marcus würde mir das nicht verzeihen..."

"Wie du meinst, aber dann bleibt die Frage bei dir hängen. Kannst du mit dem leben, was er dir gesagt hat oder kannst du es nicht? Aber er wird dir ja nicht gerade verschwiegen haben, dass er schon Vater ist oder so etwas. Glaubst du nicht, dass ihr euch genug liebt, um mit allem auskommen zu können?"

Colin blickte wieder in seinen Kaffee. Hatte Jeremy Recht? Sollte er einfach darüber hinweg sehen, was geschehen war? Was änderte das schon an Marcus? Oder änderte es alles? Colin wusste nicht, was er denken sollte...
 

"Was denken Sie, Doktor? Sagen Sie endlich was."

David saß Doktor Pierce in seinem Büro gegenüber. Er hatte die Verbände wechseln lassen und dann um eine Unterredung mit dem Arzt gebeten. In Kurzfassung hatte er dem Mediziner die letzten Tage beschrieben und von den Problemen mit seiner Hand erzählt.

Doktor Pierce rückte seine Brille zurecht, die Marotte kannte David mittlerweile schon.

"Mister Vanderveer... was Sie mir da beschreiben, gefällt mir überhaupt nicht. Die Erscheinungen treten sehr früh auf, auch noch sehr häufig. Das sagt mir, dass der Verfall schneller voran schreitet als erwartet."

Er beugte sich vor.

"Mr. Vanderveer, ich muss Sie noch einmal beschwören, lassen Sie sich operieren!"

"Nein!" David schüttelte entschieden den Kopf. "Nein, Doktor."

"Wissen Sie, was das für Sie bedeutet? Ich hatte Ihnen ein halbes Jahr prophezeit, vielleicht mehr, acht Monate... aber unter diesen Umstände muss ich sogar das halbe Jahr anzweifeln! Nutzen Sie die Chance, die noch bleibt!"

"Welche Chance, Doktor? Die Chance, für den Rest meines Lebens ein in seinem Körper gefangener Krüppel zu sein? Niemals!"

Als David aus dem Krankenhaus heraus kam, stieg er ins Auto und fuhr einfach los, ohne Ziel. Schließlich hielt er in der Nähe des Golden Gate Parks und besuchte ein abgelegenes kleines Café, dass er dort einmal entdeckt hatte.

Die Kellnerin begrüßte ihn, brachte ihm einen Kaffee und der blonde Mann genoss den Blick auf die Parkanlagen, den er von hier aus hatte. Ein leichter Wind wirbelte seine Haare durcheinander, es war recht warm für diese Jahreszeit.

Noch nicht einmal mehr ein halbes Jahr. Es geschah schneller, als er befürchtet hatte. Wenn man Doktor Pierce glauben konnte, würde es von nun an nur noch schlimmer werden. So konnte es nicht weitergehen.

Und hier, allein mit seinen Gedanken, im Sonnenschein des spätwinterlichen Tages, traf David Vanderveer eine schwere Entscheidung.
 

Als Colin von seiner Verabredung mit Jeremy zurück kam und aus dem Auto stieg, blieb er verdutzt stehen.

Auf der Treppe vor seinem Haus saß Marcus. Er hockte einfach nur da und schaute ihn an.

"Was machst du hier?"

"Auf dich warten..."

"Warum nicht drinnen?"

"Ich wollte nicht..." Er sah verweint aus. "Vielleicht hätte deine Mum gefragt, was mit mir los ist."

"Wie lange sitzt du hier?"

Marcus zuckte mit den Schultern. "Ungefähr anderthalb Stunden."

"Eine Blasenentzündung ist nicht unbedingt angenehm, das weißt du, oder?"

"Kann dir doch egal sein."

Colin seufzte. Das lief ja nun überhaupt nicht in die richtige Richtung.

"Hör zu, lass uns nicht streiten..."

"Aber vielleicht müssen wir das!" Marcus stand auf. "Vielleicht müssen wir uns einmal streiten, damit ich endlich aufhören kann zu weinen! Vielleicht müssen wir uns streiten, damit ich endlich einen Schlussstrich ziehen kann!"

Der Schwarzhaarige guckte ihn, ob des plötzlichen Ausbruchs ziemlich verdutzt an.

"Marcus..."

"Nein, Colin! Ich lasse mich nicht abwiegeln! Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen wegen dir und ich habe verdammt noch mal das Recht auf dich sauer zu sein und mich mit dir zu streiten!"

"Na, hör mal!", motzte sein Freund nun. "Meinst du, ich habe schlafen können?!"

"Na ja, du siehst gut erholt aus! Und offensichtlich geht es dir gut genug, um dich rum zu treiben! Wo warst du? Bei diesem Muskelprotz?!"

"Und wenn es so wäre?!" Colin wusste, dass das gemein war, aber er wurde allmählich wirklich sauer.

"Dann wäre es mir auch egal! Bums ihn doch, wenn du willst!"

"Marcus, schrei hier gefälligst nicht so rum! Die Nachbarn sind neugierig!"

"Ich schreie, wann ich will!" Marcus war nun richtig laut, er brüllte Colin an. "Ich lasse mir von dir scheinheiligem Arschloch doch nicht den Mund verbieten! Was glaubst du, wer du bist?!"

"Hör auf mich anzuschreien!"

"Hattest du nicht Besseres zu tun, als gleich den Nächstbesten flachzulegen?!"

Sie waren aufeinander zu gekommen, wie zwei Kampfhähne in der Arena. Ein paar Fußgänger auf der anderen Straßenseite schauten etwas verstört hinüber.

"Damit müsstest du dich doch auskennen! Wer uns Beiden war denn eine Nutte?!"

Marcus' Hand klatschte in Colins Gesicht, mit voller Wucht.

"Du widerlicher Dreckskerl!"

"Marcus..." Colin hielt sich die Wange, seine Worte taten ihm schrecklich leid, aber er hatte sie gesagt, es war einfach so passiert.

"Du bist... ich finde keine Worte für dich!"

Der Blonde ging an ihm vorbei, mit erhobenem Kopf, auch wenn seine Augen feucht glänzten.

Er war schon ein ganzes Stück den Gehweg hinab, als Colin aus seiner Starre erwachte und hinter ihm her lief, um ihn am Arm zu packen.

"Lass mich los!", fauchte Marcus.

"Es tut mir leid!"

"Das ist mir scheißegal!" Der Blonde funkelte ihn voller Zorn an. "Ich habe es nicht nötig, mir meine Vergangenheit von dir vorhalten zu lassen! Es ist genug! Ich habe genug davon, mich dafür zu entschuldigen, mich dafür zu schämen! Ich war so und ich kann es nicht ändern! Ich habe einen Fehler gemacht, aber Gott verdammt, du hast kein Recht dazu, über mich zu urteilen! Du weißt nicht, was geschehen ist! Du weißt nicht, wie ich gelitten habe und warum ich auf der Straße gelandet bin! Du weißt gar nichts! Du lebst in deiner kleinen perfekten Welt zwischen deinen beschissenen Videos und denkst, du seiest ein Rhett Butler für mich, aber das bist du nicht! Weißt du, was du bist?! Ein beschissenes Arschloch! Du heuchelst Verständnis, aber in Wirklichkeit hast du nicht einen Funken davon! Du wolltest die Wahrheit hören, aber damit leben kannst du nicht! Ich mag eine Nutte gewesen sein, aber wenigstens war ich ehrlich mit dir, auch wenn nicht sofort! Aber du hast mich auch angelogen, immer und immer wieder! Dein ,Ich liebe dich' kannst du dir in den Arsch schieben, du Wichser!"

Er stand Colin gegenüber, sein Atem ging nur noch stoßweise, so sehr hatte er sich aufgeregt, seine Hände zitterten und dicke Tränen rannen über sein Gesicht. Der Schwarzhaarige sagte nichts. Statt zu antworten, riss er Marcus an sich und küsste ihn. Voller Leidenschaft.

"Nein!"

Marcus stemmte sich gegen die Umarmung, wollte ihn von sich weg drücken, aber bevor er mehr sagen konnte, hatte er schon wieder Colins Lippen auf seinen, dessen Zunge in seinem Mund. Und seine Gegenwehr erschlaffte immer mehr. Nur Momente nach seinem Zornesausbruch lag er in den Armen des Jungen, den er eben noch aufs übelste beschimpft hatte und erwiderte mittlerweile den Kuss selbst voller Verlangen und Leidenschaft.

Keiner von Beiden sagte ein Wort, Colin nahm ihn an der Hand und zerrte ihn regelrecht in Richtung seines Hauses.

Knapp eine Dreiviertelstunde später lag Marcus halb auf Colins Bauch, hatte den Kopf an dessen Brust gekuschelt, der Schwarzhaarige hatte die Arme um ihn. Die Decke des zerwühlten Bettes reichte nur knapp bis zu ihren Hüften und entblößte teilweise den Po des blonden Jungen. Die Nachttischschublade war aus dem Möbelstück gerissen, ihr Inhalt auf dem Boden verteilt.

"Wir sind krank...", flüsterte Marcus gegen die verschwitzte Haut Colins.

Die Finger des anderen Jungen kraulten durch die feuchten blonden Haare seines Freundes.

"Vielleicht sind wir das..."

"Was hat dich heiß gemacht? Das ich dich Wichser genannt habe oder das du dir dein ,Ich liebe dich' in den Arsch schieben solltest?"

Colin lachte. "Beides ein bisschen!"

Obwohl er auch lachen musste, schaute Marcus schließlich doch etwas verwirrt zu Colin hinauf. Jetzt wo die Leidenschaft sich verflüchtigte, kamen die Fragen zurück.

"Was war das jetzt? Abschiedssex?"

"Von meiner Seite aus würde ich es Versöhnungssex nennen... aber die Entscheidung liegt bei dir...", sagte Colin, wobei unüberhörbar Hoffnung in seiner Stimme mitschwang. "Es kommt darauf an, ob du mich noch willst..."

"Colin..."

Der Ältere legte ihm den Finger auf die Lippen.

"Warte. Darf ich zuerst? Lass mich reden und dann... dann entscheide."

Marcus nickte nur.

"Es tut mir leid..." Er atmete aus. "Ich weiß, das klingt abgedroschen, aber das tut es wirklich. Ich habe mich aufgeführt wie ein Arschloch."

"Du wirst keinen Widerspruch hören.", lächelte der Blonde.

"Aber ich hoffe,", fuhr Colin fort, "dass du mir verzeihen kannst. Das alles war so unwirklich, so unglaublich unerwartet... ich hatte gedacht, dass ich auf alles gefasst sein würde, aber ich war es nicht. Und in meiner Überraschung, in meiner Verwirrung... habe ich nur noch mich gesehen... ich hab den Blick dafür verloren, wer von uns Beiden hier wirklich das Opfer ist... das bin nicht ich, sondern du... ich kann mir nicht vorstellen, was du durchgemacht haben musst... Ich habe gesagt, dass ich für dich da sein will und ich habe dabei kläglich versagte..."

Er schob den Blonden ein Stück von sich und kniete sich aufs Bett.

"Ich hoffe daher, dass du mir verzeihen kannst... vielleicht verdiene ich es nicht... aber... na ja..." Ein etwas unsicheres Lächeln folgte.

"Was erwartest du jetzt von mir? Du kniest hier nackt auf dem Bett und erwartest, dass ich jetzt ebenso tolle Worte finde wie du eben?" Marcus grinste.

"Ich will nur wissen, ob wir beide eine Zukunft haben. Ich liebe dich, Marcus, und ich habe die ganze Nacht über uns nachgedacht. Ich will dich nicht verlieren, das weiß ich jetzt, egal was du warst oder was du getan hast! Das sind nicht wir! Wir sind hier und jetzt und ich kann mir nicht vorstellen, wieder ohne dich zu sein!"

Marcus konnte nichts erwidern. Er warf sich einfach in Colins Arme und fing an zu weinen, Freudentränen. Colin drückte ihn an sich und hielt ihn fest, seinen Marcus. Und für den blonden Jungen war es, als würde er endlich Zuhause sein. Keine Lügen mehr, keine Versteckspielchen. Endlich daheim.
 

David saß in seinem Wohnzimmer auf der Couch und fixierte sein Glas mit Eistee auf dem Tisch. Daneben stand die Dose mit den Schmerztabletten. Er hatte mal wieder eine gebraucht, das war wirklich unerträglich.

Und noch etwas anderes war genauso unerträglich. So wie es gerade lief, konnte es nicht weitergehen. Er hatte sich ausgemalt, dass er noch ein paar schöne Wochen mit Jeremy verbringen konnte, aber dem war nicht so. Niemals hätte der blonde Mann damit gerechnet, dass die Ausfallerscheinungen so schnell kommen würden. Und vor allem so völlig ohne Vorwarnung. Es gab keine Schmerzen, kein Ziehen oder Stechen, es geschah einfach. Das war nichts, was man verbergen konnte. Er hatte schon Horrorvisionen, wie ihn mitten beim Sex mit Jeremy plötzlich die Kraft in den Armen verließ und er vielleicht hilflos auf ihn fallen würde. Nein, so ging das nicht, weder für ihn, noch für den Tänzer.

Das Geräusch des Schlüssels in der Wohnungstür riss ihn aus seinen trüben Gedanken. Jeremy kam herein gestürmt, mit prall gefüllten Tüten von McDonald's.

"Hi, David!" lachte er fröhlich. "Ich hab gedacht, ich lade uns mal zum Essen ein! Ich wusste nicht, ob du Lust hast wegzugehen, von daher habe ich BigMäcs, Pommes, die Milchshakes müssen noch in den Kühlschrank."

"Ich muss mit dir reden." unterbrach David den Redeschwall des Rothaarigen.

"Oh, das klingt aber ernst, was ist denn los?"

"Setz dich..."

Jeremy folgte der Anweisung etwas verwirrt. Er nahm David gegenüber im Sessel Platz und stellte die fettigen Tüten auf den Glastisch.

"Was ist denn?"

David seufzte. Er hatte sich seine Worte schon genau überlegt, aber es fiel ihm nun doch schwer. Aber es musste raus.

"Es kann so nicht weitergehen."

"Was? Das Essen?" fragte Jeremy. "Willst du lieber was gesünderes? Tut mir leid, ich esse gern Fast Food und..."

"Ich meine nicht das Essen! Ich meine uns!"

Stille senkte sich über den Raum. Jeremys Blick schwankte zwischen purem Unverständnis und Überraschung.

"Was meinst du?"

David fuhr sich durch die Haare. Er bemühte sich, ständig in Jeremys Augen zu sehen, so unglaublich schwer ihm das auch fiel.

"Ich möchte, dass du deinen Schlüssel wieder abgibst."

Der Rothaarige sagte zunächst nichts. "Warum denn das? Ich melde mich doch an, bevor ich komme und... warum?!"

"Jeremy, ich möchte nicht mehr, dass du hierher kommst."

Jetzt konnte der Jüngere nicht anders als verwundert den Kopf zu schütteln. Die Worte hatte er gehört, aber er verstand den Sinn beim besten Willen nicht.

"Spinnst du? Hast du was getrunken?"

"Ich bin bei klarem Verstand, vielleicht das erste Mal seit langem!"

"David!"

Der Blonde stand abrupt auf.

"Es ist aus, Jeremy! Akzeptier das!"

"Du hast sie ja nicht mehr alle!" Auch Jeremy hielt es nicht mehr auf seinem Platz. "Was soll denn das?! Das ist doch total bescheuert! Habe ich dir was getan?!"

David funkelte den jungen Mann an. Diese Reaktion hatte er erwartet. Und er hatte sich schon überlegt, was er nun sagen wollte. Hier kam ihm seine jahrelange Erfahrung als Anwalt zu Gute, auch wenn ihm innerlich das Herz blutete.

"Du kapierst es nicht, oder? Ich habe genug. Wir hatten unseren Spaß, aber jetzt reicht es! Ich habe gedacht, dass es einen Versuch wert ist, aber ich merke immer mehr, dass es einfach nicht das Richtige für mich ist. Du bist zu jung für mich und du gehst mir mit deinem ständigen Gerede von Liebe auf die Nerven! Ich will wieder mein altes Leben! Ich will wieder Spaß!"

"Das ist nicht dein Ernst..."

David verdrehte die Augen. "Glaubst du, ich mache Witze?! Jeremy, ich kann nicht den Rest meines Lebens an ein Kind verschwenden! Außerdem führt das sowieso nirgendwo hin, das sieht man ja an Jason und Chris!"

"Das kannst du doch nicht vergleichen!"

"Jeremy, halt einfach dein Maul und verschwinde, okay? Mach es doch nicht unnötig schwer!"

Dem Rothaarigen liefen Tränen über die Wangen. Er wusste überhaupt nicht, wie ihm geschah. Das war alles so surreal. Er hatte sich auf einen wunderbaren Nachmittag mit seinem Freund gefreut und was jetzt?

"Was tust du da?"

"Ich mache Schluss mit dir, bist du so blöd oder was?!"

"Das musst du mir erklären! Ich will wissen, was ich dir getan habe!"

"Ich habe es dir erklärt!" lachte der Anwalt in ätzendem Ton. "Wenn du es immer noch nicht kapiert hast, tut es mir leid! Und jetzt raus!"

Jeremy war zu perplex, um überhaupt zu widersprechen. Er ging an David vorbei, als dieser ihn am Arm packte.

"Meine Schlüssel!"

Immer noch mit Tränen in den Augen drückte er David die Schlüssel zur Wohnung in die Hand.

"Warum...?"

"Verschwinde endlich!"

Jeremy brach endgültig in Tränen aus. Er rannte aus dem Apartment und knallte die Tür hinter sich zu.

David blieb im Wohnzimmer stehen, die Schlüssel in der Hand. Jeremys Gesicht hatte sich in sein Gedächtnis gebrannt. Die Augen voller Tränen, das Unverständnis. Er sank auf die Couch zurück und presste das Gesicht in die Hände.

"Es tut mir leid... Jeremy... es tut mir leid..."
 

Jason saß allein im Wintergarten, mit einem Blatt Papier vor sich. Seine Hand zitterte leicht, der Füller bebte mit. Er musste aufpassen, keine Spritzer aufs Papier zu machen.

Im Haus war es still, Chris war im Schlafzimmer und wartete, dass die Badewanne voll war, Batman pennte in seinem Körbchen. Über dem Wintergarten spannte sich der dunkle Himmel, die Lichter der Stadt schluckten die Sterne.

Nach einer scheinbar unendlich langen Zeit setzte der Brünette die Feder an und plötzlich kamen die Worte wie von selbst.
 

Mein Engel,
 

komm mit mir. Wenn ich einen Tag mit dir hätte, nur mit dir allein, würde ich mich an den einfachen Dingen erfreuen. Die Dinge, die Freude in die Mühen des Lebens bringen, die Dinge, an die man sich am Ende erinnert, wenn die Zeit einem alles nimmt...

Ich würde mit dir in einem kleinen Boot über einen ruhigen See rudern, dir Gedichte vorlesen, bis du darüber einschläfst.

Und ich würde nie, niemals, an die Zeit denken...

Wenn ich nur einen Tag mit dir, und nur mit dir, hätte, würde ich jedes kleine Lachfältchen in deinem Gesicht bewundern, jede Strähne deines Haares, jede wundervolle Bewegung deiner Hände, deiner Augen oder deines Körpers. Wenn ich nur einen perfekten Tag hätte...

Siehst du nicht, dass mein Herz nur für dich schlägt?

Das sind die Dinge, an die ich mich erinnere, mein Geliebter... deine warme Hand, dein warmer Atem, dein warmer Mund, deine Arme um mich. Ich erinnere mich an das Gefühl der Sicherheit, unendlich...

Wir zwei, wie eine Person, ruhig, friedlich, eng umschlungen. Ich erinnere mich an das Gefühl, dich zum ersten Mal zu küssen... es fühlte sich an wie ein Fallschirmsprung... unglaublich intensiv...

An was erinnerst du dich? Wie soll ich jemals erfahren, was du im Herzen trugst? Wohin gehen all diese Dinge, die wir denken und fühlen, aber nie sagen?

Das sind die Dinge, die ich niemals gesagt habe, die Dinge, von denen ich wünschte, du würdest sie wissen...

Das ich dich immer geliebt habe und dass meine Liebe so stark ist, dass sie immer noch existiert, obwohl du, der Chris, den ich kannte, fort bist...

Ich würde dir gern sagen, dass ich alles anders machen würde... wenn ich nur einen perfekten Tag hätte, einen Tag noch, an dem ich alles richtig machen würde.

Aber ich weiß, ich würde die gleichen Fehler noch einmal machen... das heißt bis auf einen...

Ich würde nicht Lebewohl sagen...
 

Jason legte den Füller weg. Er konnte nicht mehr weiter schreiben, seine Augen waren voller Tränen. Eine tropfte auf das Blatt vor ihm und verschmierte die Punkte hinter dem letzten Satz. Bevor noch mehr passieren konnte, faltete er den Zettel zusammen. Sollte er ihn zerreißen? Oder gleich verbrennen?

Er entschied sich dagegen. Diese Worte für Chris wollte er immer bei sich behalten. Selbst wenn er nicht mehr bei ihm war. Ein merkwürdiges Gefühl, wie die Trauer um einen Toten und in gewisser Weise war sein Chris ja auch gestorben.

"Ich gehe baden, das Badezimmer ist also für die nächste Stunde belegt!" tönte es von oben.

"Ist gut!" rief Jason hinauf. Als die Badezimmertür ins Schloss fiel, brach er endgültig in Tränen aus.
 

Drei Tage später stiegen Colin und Marcus die Treppe zum Anwesen von Jason und Chris hinauf. Der blonde Junge hatte beschlossen, dass sie Jason etwas aufheitern mussten und deswegen wollten sie mit ihm zum Fisherman's Wharf fahren und eine Tour mit dem kleinen Motorboot, das Colins Eltern gehörte, durch die Bay machen. Marcus wusste, dass Jason einen Führerschein für Boote gemacht hatte, ein Geschenk seiner Eltern zu seinem einundzwanzigsten Geburtstag. Wann und warum der ehemalige Polizist ihm das mal verraten hatte, hatte er allerdings vergessen.

"Und du glaubst wirklich, dass das eine Aufheiterung ist?"

"Klar!" grinste Marcus. "Alles ist eine Aufheiterung, wenn er nur mal aus dem Haus kommt und nicht die ganze Zeit mit Chris zusammen hängen muss. Aber der ist sowieso nicht da, er ist mit seiner Mum unterwegs."

"Woher weißt du das?"

"Geheimnis!" Marcus hob den Finger. "Du darfst alles essen, aber nicht alles wissen!"

"Mistkerl!" lachte Colin und zog ihn in seinen Arm. Während sie sich küssten, drückte Marcus bereits auf die Klingel.

"Nicht!" kicherte er. "Ich will vor Jason nicht rummachen, das ist unfair!"

"Nur bis die Tür aufgeht!"

Und schon waren sie wieder in einen wilden Kuss verwickelt, Colin konnte kaum mehr die Finger von Marcus lassen, seit sie sich wieder versöhnt hatten.

Als die Haustür sich öffnete, stieß Marcus Colin mehr oder minder sanft ein Stück weg und lachte.

"Entschuldige, Jason, wir..."

Der Satz blieb in der Luft hängen, in der Sekunde als der Blonde sah, wer in der Haustür stand, verlor er den Faden sowie sämtliche Farbe im Gesicht.

"Oh, hallo, Marcus...", sagte Gary.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Endlich... es hat lange gedauert...

Dieses Kapitel war die reinste Qual. Ich hatte mein dramatisches Pulver verschossen und musste jetzt erst einmal die Nachwirkungen beschreiben, bevor es richtig weitergehen konnte...

Irgendwie wollte das nicht so recht klappen... und zusätzlich zu dem Krea-Tief kam auch noch Stress mit der Uni... etwas wovon Lycidas sicher ein Lied singen kann ;-)

Eigentlich sollte in diesem Kapitel ähnlich wie bei Chris ganz viel aus Marcs Vergangenheit erzählt werden... aber ich habe das einfach nicht aus den Fingern gekriegt, deswegen blieb es bei der kurzen Rückblende, die mir so gefiel, dass sie trotzdem drin blieb.

Wahrscheinlich wirkt das Kapitel etwas deprimierend, Colin und Marc versöhnen sich, aber da ist ja jetzt jemand da, der für Probleme sorgen könnte ^^

Und bei den beiden anderen großen Paaren ist Schluss... ob endgültig sei dahin gestellt, mal abwarten.
 

Dieses Kapitel ist kürzer als die bisherigen und es kann auch in Zukunft öfter mal so werden. Ich habe mich zu den 30 Seiten nie gezwungen, aber diesmal habe ich mich dabei ertappt, wie ich unbedingt soviel erreichen wollte, es aber nicht ging...

Alaska hat mich da wieder auf Kurs gebracht, danke dafür!!! Hab dich lieb!!! *knu*
 

Das war es erst einmal von mir, das nächste Kapitel kommt sicher schneller, ich hab Ferien und Gary beflügelt *fg*
 

Euer Uly ^^
 

PS: In nächster Zeit wird etwas Neues von mir online gehen und ich hoffe auf euer Feedback. Alaska und ich haben als RPG eine Geschichte zusammen verfasst und auf das Ergebnis bin ich sehr stolz. Ich hoffe, es findet Anklang. ^^



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von: abgemeldet
2006-07-20T12:11:32+00:00 20.07.2006 14:11
der erste streit mit dem ersten versöhnungssex bei marcus & colin! hach, herzallerliebst :) aber was zum teufel macht gary jetzt da? das verspricht interessant zu werden, hehe!
ich frage mich, wie das mit jason und chris weitergehen soll... die situation ist ja so auswegslos, dass man wirklich nur noch hoffen kann, dass hoffen überhaupt was hilft *g*
und david ist ein verdammter volldepp, wirklich. bei jedem, wirklich jedem in dieser ff hätte ich mir vorstellen können, dass er - wenn er an davids stelle wäre - mit seinem freund schluss machen würde anstatt ihm von der geschichte zu erzählen... nur bei david hatte ich mehr hirn erwartet *seufz* und wie er dann schluss gemacht hat. hand aufs herz, musste das sein? gut, anders wär jeremy vermutlich nicht abgezogen... aber david denkt doch jetzt nicht etwa wirklich, dass das das beste für jeremy ist, oder? *kopfschüttel* na, alex wird sich sicher freuen. ein kapitel voller tränen ist das hier, echt... ironisch, dass ich hier gerade ein wunderbares cover von boys don't cry laufen hab, was? :)
gruß
mZ
Von:  Zuckerfee
2006-03-19T16:50:30+00:00 19.03.2006 17:50
*käsestangenmapf*
gott war ich lang nich mehr auf deiner Fanfic *deut* - die kam ja schon ende Februar raus XD~ aber da hatte ich soviel zu tun, dass ich gar nimmer ins ani konnte, oder zumindest nicht die ruhe hatte, dein kappi durchzulesen.

Aber das hole ich heute nach. Finde ich klasse, dass du wieder eines geschrieben hast, trotz Stress! Ich stimme in euer Lied mit ein *summ* - nieder mit dem Stress!!! ^^/

Das Kapitel ist sehr sehr traurig, viele Szenen haben mich wirklich weinen lassen - die Taschentücher liegen hier noch in der Ecke *schneuz* - Der Brief den Jason geschrieben hat, fand ich am rührensten.
Davids reaktion kann ich verstehen...ist etwas in die Richtung von "Bronze"...dort ist es ja auch so *sigh*
was mir am besten gefallen hat, war die Szene mit Nickolai...wirklich toll geschrieben, denn Stricher sind wirklich psychologen. Jeder, der in seinem Beruf mit Menschen zu tun hat, ist das zwangsläufig...
Und was ich noch super war, dass das noch geht, sich einem fremden Menschen anvertrauen können. Wenn ich abends in der U-Bahn sitze, starren sie alle mit ihren Glasaugen vor sich hin...und sind eingekapselt in ihrer eigenen kleinen Welt...niemand beachtet den anderen mehr und das finde ich sehr schade U.U
Ich wünsche mir für Jason so einen perfekten Tag und ich wünsche mir für Chris, dass er sein leben auf die reihe kriegt, ob mit oder ohne Jason, das sei dahin gestellt. Es ist ja "sein" Leben...aber ich hoffe natürlich auf eine Hochzeit in weiß ^_~

sooo...nochmals vielmals um Entschuldigung für meine Nachlässigkeit m(.__.)m und ich flitz gleich weiter zum nächsten kappi *g*
*wegwitsch*

*knuff*

das feelein ^^/
Von: abgemeldet
2006-03-09T17:48:37+00:00 09.03.2006 18:48
hey,

also hmmm.... manchmal weiss ich wirklich nicht wie ich anfangen soll deine Kapitel zu "kritisieren". Ich mein das war einfach nur .... spitze? ... genial? ... hinreißend?... dramatisch?.... mitreissend?... so realistisch?.... Tut mir leid, ich kann mich einfach nicht entscheiden. Es war auf jedenfall (wie immer) ein klasse Kapitel.

Ich mein, du schaffst es doch immer wieder so zu schreiben das ich gar nicht mehr aufhören will zulesen und dann immer diese Schluss szenen. Da steht doch glatt Gary vor der Tür. Ich will mehr. Ist Gary jetzt nur zu Besuch bei seinem Bruder? Oder, steckt da mehr dahinter? Ich hoffe auf jedenfall das Marcus keinen Blödsinn baut und es sich mit Colin vermiest.

die zwei sind ja soooooooooooo süß. Ich weiss echt nicht wie du es schafft deine Geschichte so realistisch und gleichzeitig so mitreissend zu schreiben. Für mich besteht überhaupt kein Zweifel, Chris und Jason muss es in Wirklichkeit geben.

Apropo Chris und Jason. wow, das hat sich ja jetzt ganz schön gewendet (die Beziehung mein ich). Der Arme Jason tut mir total leid aber irgendwie bringt Chris neue Art wieder Spannung in die ganze Beziehung. Ich hoffe ja das er sich wieder in Jason verliebt. Die zwei sind so süß.

Ich kann wirklich nicht genug bekommen von deiner Story. Schreib auf jedenfall so schnell wie möglich weiter. Freu mich schon wahnsinnig auf den nächsten Teil.

Ganz liebe grüße
Von: abgemeldet
2006-02-20T23:18:06+00:00 21.02.2006 00:18
Drama, Drama - und das auch noch völlig ohne Dave oder Alex, ich bin schockiert - Alex wird noch arbeitslos hier...

Und schafft es auch ein einziges Paar hier, intakt zu bleiben? ^^" Herrgott, Menschen sind ja so blöd! Chris ist doof, David und Jeremy sind doof. Und Jason ist ja auch doof - Seelenklempner kann man auch auf seriöserem Weg bekommen, echt. ^^ Pah, Männer! XD *husthusthust*

Wah, und ich rede hier schon wie einer dieser Typen, die GZSZ gucken - ich lese Beziehungsgeschichten und OMG, es stört mich nicht mal, aah, du hast mich verdorben!!! *geht schnell irgendwas töten, um wieder zu sich selbst zu finden*

Ne, im Ernst - es klingt tatsächlich alles recht logisch und nachvollziehbar, was die hier alle denken (wenn auch völlig doof, aber bitte, was soll man tun... XD), was ja nicht jede Geschichte schafft. ^^" Und vor allem wiederholst du dich nicht, jedes Kapitel ist tatsächlich jedesmal etwas Neues. ^^ Wenn du noch lange so weitermachst, musst du bald Aliens einbauen oder so. XD

Nun denn, weiter so. ^^ *wiederholt sich* X3
Von:  Silent-voice
2006-02-19T21:40:46+00:00 19.02.2006 22:40
sorry für die späte meldung, obwohl ich das kapitel bereits gestern fertig hatte! ^^...

so jetzt aber zum eigentlichen kommi:

ähm ja,.... irgendwie ist dieses kapitel sehr... depri geworden.... irgenwie wird alles nur noch schlimmer >____>...

du hast sogar die beziehung von collin un marcus in gefahr gebracht, was mich während der ganzen krisen bei den anderen regelrecht aus der bahn geworfen hatte, da eine weile lang wirklich nichts als unglück auf allen seiten steckte...
das war wirklich nicht schön >_______>...

oh... und der titel hat mich am anfang ganz schön schockiert und ich hab fast das ganze kapitel lang über gedacht, wehe du lässt hier jemanden sterben, wehe!!!

nun gut, jetzt aber mal zum eigentlichen inhalt:

bei jason und chris ist ja dieses mal nicht wirklich viel vorgefallen, obwohl ich aber nach chris ausbruch seine situation besser nachvollziehen kann, dennoch frage ich mich, ob nicht irgendwann mal momente oder dinge kommen sollten, die ihm in irgendeiner weise vertraut sein sollten, oder gibt es da nun wirklich keine hoffnung mehr?
oder wird das einer dieser plötzlichen geschehnisse, nachdem chris irgendetwas wichtiges widerfährt?
auf jedenfall bin ich schon gespannt, was du dir in dieser hinsicht überlegt hast...
wird bestimmt genial, wie so viele andere tolle szenen von dir! ^^...

zu jason... es war wirklich knapp.... am ende hat ich wirklich schon zu zweifeln begonnen, ob er Nicolai nicht doch noch vögelt....
was aber zum glück doch nicht war ^^... danke...
wobei nicolai wirklich eine sehr sympathische person ist...
vielleicht hat man ja die ehre später mal wieder was über ihn zu lesen...
würd mich sehr freuen! ^^...

david dagegen könnt ich eigentlich eher an die gurgel springen, wobei ich eigentlich gar nicht will, dass er stirbt, aber am ende war das wirklich abscheulich....
man kann zwar sein handeln nachvollziehen, aber die szene war trotzdem zum heulen,....
das geht doch nicht! ich mein, der arme jeremy.... den hats ja in diesem kapitel auch sehr böse erwischt... aber wirklich bei fast jedem abschnitt....
du bist grausam.... ^^....

aber ich muss sagen: Ich habs gewusst!
Es musste einfach so kommen, dass Gary nochmal auftauchte!
xD.... das war so klar! Und doch irgendwie am ende unerwartet .... na mal sehen, was du dir jetzt wieder hast einfallen lassen ^^....

und david wird nicht sterben! (musst ich jetzt nochmal los werden) oder? das wäre doch zu offensichtlich nicht?
aber wenn du dafür jem umkommen lässt, spring ich dir an die gurgel xD...

ähm...ja.... hab ich was vergessen?
oh... ich bin schon gespannt was passiert, wenn chris zufällig jasons brief liest....
das passiert doch oder? jedenfalls wird ihn jemand anderes zu gesicht bekommen nicht? O.o..

nyo.... ich glaub ich mach mal wieder schluss...
wie immer war das ein sehr schönes kapitel!
Da war nicht mal schlimm, dass es etwas kürzer war, auch wenn ich mich immer freu, wenn ich viel zum lesen hab ^^...
das nächste mal schaffst dus, ganz sicher! *dir die daumen drück*

und immer weiter so! Es erfreut mich immer wieder zu lesen, dass ein neues kapitel online ist! ^^...

bis zum nächsten mal dann...
*knuddel*

Silent-voice
Von: abgemeldet
2006-02-19T13:32:58+00:00 19.02.2006 14:32
Hallohooo!
Eins erstmal vorneweg. Dem Kapitel merkt man dein KreaTief nicht im geringsten an! Und das du Unistress hattest kann ich wirklich gut nachvollziehen, da hast du recht... *seufz* Wirklich! Es ist einfach klasse geworden, das Kapitel, wenn auch ziemlich deprimierend. ^^" Eigentlich hab ich mir das schon beim Titel des neuen Kapitels geahnt... -_-" Warum muss jetzt alles in die Brüche gehen?! Wah! Das ist ja so gemein! Das es bei Jason und Chris kriselt, war ja schon im letzten Kapitel klar, aber ich hab ja immer noch Hoffnung, dass bei den beiden alles wieder gut wird. Der "Brief" den Jason geschrieben habt, wird sicher nicht umsonst gewesen sein, oder? ^^"
Nun ja, bei Jeremy und David.... WAAAAAAAHHHHH!!!! Das ist ja furchtbar! Wann kommt David denn mal zur Besinnung!!!! Du willst ihn doch nicht wirklich sterben lassen, oder? ODER?!?!?! Der kann doch nicht einfach mit Jem schluss machen, das geht doch nicht!!!
Und dann taucht, kurz nach Colins und Marcus Versöhnung Gary wieder auf... Schock! *taumel* Owei, owei.... Bin ja mal gespannt, wie Marcus und natürlich auch Colin reagieren werden... >.<
Ich hoffe mal das die ganze Dramatik die sich hier aufbaut auch wieder einigermaßen zerstreut wird... Das macht mich fast wahnsinnig zu lesen, wie hier alles den Bach runter geht. Einfach schrecklich!!! ;_; Meine armen Nerven...
Trotzdem, das Kapitel ist wirklich sehr schön geworden. Der Brief von Jason ist wirklich wunderschön! Und dein Schreibstil ist wie immer grandios! ^-^ *schleim*
Übrigens, ich mag Nicolai total! Irgendwie hab ich ihn von anfang an ins Herz geschlossen!!! Ich hoffe mal er taucht noch sehr oft auf! ^______________^
Also ich freu mich schon auf weitere Kapitel! Jetzt, wo du Ferien hast... *grins* Ich bin leider noch nicht so weit. Bis 3. März hab ich noch für die Uni zu tun... *heul* Da kommt natürlich auch meine eigene Geschichte zu kurz, obwohl ich schon soooo viele Ideen habe.... Sogar schon für eine neue. ^-^
Also dann, schreib schön weiter! Ich freue mich immer, etwas von dir zu lesen!!! *knuff*

Liebe Grüße
Lyc
Von: abgemeldet
2006-02-18T09:18:12+00:00 18.02.2006 10:18
Hi there!


Ja, ich hinterlasse meinen zweiten Kommi hier. * g *
Bevor ich meine Meinung zu diesem Kapitel loswerden kann, muss ich noch sagen: Endlich das neue Kapitel! Ich war total gespannt darauf wie es nun weitergehen würde (cliffhanger im letzten Kapitel! * grummel *) und habe tatsächlich beinahe täglich nachgesehen, ob denn schon ein neues Kapitel on war.
Heute war es dann soweit und ich kann nur sagen: Wieder mal ein gelungenes Kapitel. Der Stil ist unverändert klasse, man hat eigentlich das Gefühl, dass dir die Story wirklich "aus der Feder aufs Papier" fließt. Auch wenn du wahrscheinlich nur tippst und überhaupt nicht mit Federkiel und Tintenfässchen schreibst. * lach *
Das lange Warten hat sich gelohnt, auch wenn ich (obwohl es eigentlich nicht sein konnte) auf eine Versöhnung oder wenigstens kleine Annäherung von Jason und Chris gehofft hatte. Die beiden sind wirklich meine absoluten Lieblinge in dieser Story, auch wenn ich Sly irgendwie auch klasse finde (Eigentlich nicht verständlich, oder???). Aber Sly kam ja in diesem Kapitel gar nicht vor (naja, Chris erwähnt ihn kurz...).
Diese Kapitel könnte man auch getrost "Breaking up" nennen, finde ich. Irgendwie traurig, wie alles in die Brüche zu gehen scheint und auf einmal die heile Welt, die sich die Protagonisten so hart erkämpft hatten, zu einem Alptraum wird. Ich könnte heulen!
Wirklich, Chris tut mir richtig leid, aber er benimmt sich manchmal auch abscheulich. Nur kann man nicht sagen, dass man ihm deswegen lange böse sein kann, weil er, wenn man es genau nimmt, auch nichts dafür kann, dass er sich so verhält... Und jetzt frage ich mich, wie viele Kapitel noch so deprimierend für Jason und Chris verlaufen werden.
Nach dem Lesen ist man wirklich richtig deprimiert. Die Story ist wirklich klasse, aber Jason tut einem beim Lesen so schrecklich leid, und Chris auch, und David und Jem... Wie sich dieser Sturkopf David unbedingt selbst wehtun muss (und Jem noch dazu!).
Und bei Jason hat man wirklich das Gefühl, dass das alles für ihn zu viel wird und dass er eigentlich auch nicht weiß wie er mit der ganzen Situation umgehen soll. Bisher war er ja immer der Starke in der Beziehung, der mit der Schulter zum Anlehnen und so. Und plötzlich wird ihm der Boden unter den Füßen weggezogen und er muss versuchen das Gleichgewicht wieder zu finden. Ach ja, und Chris hat wahrscheinlich erst recht keine Ahnung wie er reagieren soll. Ich stell mir das richtig gruselig vor, wenn man in einem Krankenhaus aufwacht und einem ein Teil der eigenen Erinnerungen fehlt. Und dann sieht man lauter Leute, die man nicht kennt, die einem aber erzählen wer man ist, was man mag, wie man sich verhält...
Große Erleichterung für mich: Jason hat es nicht getan! Er hat Chris nicht betrogen! Ich glaube dieser Betrug hätte die sowieso mehr als angeschlagene Beziehung der beiden endgültig in die ewigen Jagdgründe befördert. Jetzt kann ich (vorläufig wenigstens) aufatmen, auch wenn noch keine richtige Entspannung der Lage zu sehen ist. * heul *
Ich hoffe wirklich, dass dir das Schreiben des nächsten Kapitels richtig leicht fällt und bald ein neues Kapitel on ist. ^-^
Und du hast es schon wieder getan! Cliffhanger! Ich kann dieses Wort und seine Bedeutung nicht ausstehen! Wirklich, jetzt taucht Gary wieder auf... gerade, wo sich wenigstens für Marcus alles ein wenig zu bessern scheint. Wahrscheinlich will Gary nur seinem Bruder helfen und beistehen, aber ausgerechnet jetzt...
Jetzt fehlt nur noch, dass sich Sly wieder auf die Jagd nach Chris' Herz macht... dann ist die Katastrophe komplett.
Was ich allerdings richtig fies fand war, dass Jason Chris am Ende des Kapitels nicht mal zuhören wollte und ihn einfach nur angeblafft hat. Er hätte ja wenigstens zuhören können, aber wenn man bedenkt, dass er sofort in Tränen ausgebrochen ist, als er im Auto saß... da weiß man gar nicht mehr wer einem mehr leid tun soll.
Von:  DieLinkeBazille
2006-02-17T23:02:57+00:00 18.02.2006 00:02
Das Kap ist echt zerstörerisch...vor allem auf meine angeschlagenen Nerven...
*seufz*
Ich hab schon bei dem Titel des Kapitels geahnt...gewusst, dass was zu Bruch gehen würde und meine Befürchtungen haben sich, leider Gottes, mal wieder bewahrheitet...
-.-
Aber nichts desto trotz, kann ich nur begeistert von deiner Story schwärmen.
Ich hab schon auf dieses Kap. gelauert wie die Schlange auf ihre Beute und das Warten hat sich gelohnt.
X33
Was mich völlig deprimierte war die "Schlussmachszene" von David und Jeremy....
*seufzel*
Ich mag dieses Pärchen....und ich wollte mir diese Szene nicht durchlesen....weil ich wusste wie mich das mitnimmt.
v.v
Mein einziger Gedanke beim lesen dieser Szene war..."Sie kommen wieder zusammen...es wird alles gut....."....sonst hätte ich mitten drin aufhören müssen zu lesen.
o.o
Na gut...auch die Neugier, wie es weiter geht, hat mich davon abgehalten nicht weiter zu lesen.
^^°°
Haha...und ich wusste es kommt noch ein "Wahnsinnigmacher" am ende des Kaps.
XD
Gary....wer hätte das geahnt.....
*freit grins*
Ich würde sagen, da passiert bestimmt noch eeeeeeeeeeeeeeeiiiiiiiiniges...-Hahhaa...meine Tastatur spinnt...
*räusper*
Wo war ich? Ach ja....
XDD
Was oder besser wer mich aber noch interessiert ist Nicolai.
oO
Also er hat doch sicher nicht umsonst diese Visitenkarte bekommen, das hat doch sicher einen Grund??!
Oder nicht?
Ich hoffe jedenfalls, dass er noch mal vorkommt....
X33

Abschließend ist zu sagen, dass dieses Kap wieder einmal vor Dramatik glänzt und ich gespannt bin wie ein Flitzebogen wie es weiter geht!!
X33

Also dann...bis zum nächsten Kommentar..

*davon wusel*

Die Bazille^^
Von: abgemeldet
2006-02-17T16:54:19+00:00 17.02.2006 17:54
Lange gewartet, aber es hat sich gelohnt... Bin schon gespannt!


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