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Herzschlag I

Miss Paine
von

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007 – Das Tor zur Hölle

 

Ich saß auf einer schmalen hölzernen Bank in der Stube des Schusters. Michael hatte mir von oben ein Glas Wasser gebracht und sah mich mittleidig an.

"Was war denn los?"

Meine Hände waren fest um das Glas geschlossen während ich meine schmutzigen Finger fixierte.

"Jemand verfolgte mich."

"Bist du sicher?" Er klag überrascht. "Weißt du wer es war?"

Ich hob ahnungslos meine Schultern und ließ sie kraftlos zurück an ihren Platz fallen.

Er schwieg unangenehm lange. Ich fragte mich, was er wohl denken mochte. Ob er sich um mich sorgte, oder ob er mich für verrückt hielt.

"Wieso bist du überhaupt so spät nachts noch unterwegs?" Seine Worte klangen vorwurfsvoll.

Ich erzählte ihm, was geschehen war und er wurde wütend.

"Sie können dich doch nicht einfach hinauswerfen!", schimpfte er.

"Offenbar können sie es", entgegnete ich ihm und versuchte nicht weiter darüber nachzudenken. "Darf ich heute Nacht hier bleiben?"

Ich sah ihn flehend an und war erleichtert, als er nickte.

"Aber morgen musst du weiterziehen. Ich sagte meinen Eltern, es wäre eine Bettlerin gewesen, die ich wieder fortgeschickt hätte."

Ich dacht einen Augenblick über seine Worte nach, bis mir etwas klar wurde. "Ich bin eine Bettlerin."

Ich hatte nichts mehr, außer der Kleidung, die ich am Leib trug. Keine Ware, die ich hätte verkaufen können. Mir blieb nur noch diese eine Möglichkeit. Betteln...

Er lächelte sanft und reichte mir seine Hand.

"Komm, ich bringe dich ins Badezimmer. Danach wird es dir besser gehen."

Ich ließ mich von ihm führen und schloss dankend die Tür hinter mir. Meine großen Pläne hatten sich innerhalb von Minuten in Rauch aufgelöst und ich hatte nicht die geringste Vorstellung, wie es weitergehen sollte. All meine Ersparnisse lagen in der Herberge und deren Eigentümer würden alles daran setzen, dass ich sie nicht zurückbekam. Könnte ich fliegen, ich würde sofort auf der Farm meines Vaters landen. Ein alberner Wunsch.

Als ich das Badezimmer in einigermaßen sauberem Zustand verließ, war Michael längst verschwunden. Er hatte mir eine Decke dagelassen, mit der ich mich unten in der Werkstatt seines Vaters hinlegen durfte. Mehr konnte er mir nicht anbieten, doch es war besser als die Nacht draußen zwischen Kälte und Furcht zu verbringen. Ich legte mich auf die schmale Bank und schloss die Augen. Meine Erschöpfung tat ihr übriges und Schlaf überrollte mich mit wilden Träumen.

Monsterhafte Fratzen mit knochigen Klauenfingern umtanzten mich. Schwarze Wesen von bärenähnlicher Gestalt. Ein Veitstanz, der bis zum Morgengrauen in meinem Kopf tobte und mich schweißgebadet erwachen ließ. Ich musste verschnaufen. Draußen erkannte man die ersten Umrisse der Häuser. Die Wolkendecke war seit Tagen nicht aufgerissen und auch heute wollte sich daran nichts ändern, doch es wurde allmählich heller. Ich bemühte mich, meinen Zopf noch einmal ordentlich zu flechten und wartete auf die ersten Stimmen der erwachenden Stadt. Ich stand ruhig neben der Türe und ließ meine Blicke über die Werkzeuge des Schusters wandern. Oben im Haus wurden Stühle verschoben. Ich packte eines der Ledermesser, ließ es in meiner Manteltasche verschwinden und verließ eilig das Haus. Du brauchst das und Michaels Vater hat genug davon. Du musst dich verteidigen können. Es ist in Ordnung. Mein Gewissen kämpfte mit meiner Vernunft, während ich etwas Abstand zwischen mich und den Ort meines Vergehens brachte. Ich zwang mich, nicht länger darüber nachzudenken und suchte mir stattdessen ein windgeschütztes Stück Straße, mit möglichst hohem Publikumsverkehr.

Bis zum Abend brauchte ich ein paar Dollar, wenn ich nicht draußen schlafen wollte. Ich musste meine Würde niederringen, um mich auf den Boden knien zu können und meine Hände zu einer Schale zu falten. Jede Sehne meines Körpers sträubte sich gegen diese Demütigung. Ich war angekommen, am äußersten Rand der Gesellschaft. Mit schmutziger Kleidung saß ich hier und wartete auf das Mitleid der städtischen Mittelschicht. Tiefer sinken konnte ich nicht mehr und dennoch brannte jeder Penny wie Säure auf meiner Haut. Ich brauchte das Geld, nur mein Stolz wollte es nicht. Mühsam brachte ich die Worte über meine Lippen und bat die Passanten um etwas Kleingeld. Meine Taschen füllten sich langsam und ich musste hoffen, dass es gegen Abend besser laufen würde, wenn die Menschen nach getaner Arbeit nach Hause gingen und etwas mehr Zeit für eine arme frierende Bettlerin hatten. Die Kälte schien mich verzehren zu wollen. Sie war stärker geworden und die fehlenden Mahlzeiten trugen ihr Übriges dazu bei. Zu gerne hätte ich, für eine warme Suppe, meine Seele verkauft, doch selbst der Teufel schenkte mir keine Beachtung mehr.

Stunde um Stunde hockte ich zwischen den dunklen Mauern bedankte mich für jede Münze und ließ meine Gedanken schweifen. Welche Möglichkeiten hatte ich noch, wenn ich hier nicht einsam sterben wollte? Vielleicht wäre es besser, doch auf Michaels Angebot einzugehen und seine Frau zu werden. Je später es wurde, desto sinnvoller erschien es mir dieses Leben zu wählen, sollte Michael mich noch immer wollen. Ein Dach über dem Kopf, warme Mahlzeiten, ein netter Ehemann und eine sichere Zukunft. Ich starrte ins Leere, während ich meine Alternativen abwägte, von denen die meisten ein grausames Ende für mich bereithielten, bis meine Blicke von einem Paar brauner Augen erwidert wurden und mein Geist hastig zurück ins Jetzt stolperte. Christina... Meine Lungen verweigerten augenblicklich ihre Dienste. Mein Herz wollte aus meiner Brust springen, als ich sie vor mir sah. Gehüllt in ihre Nonnenkluft mit einem dicken Mantel und einem Korb im Arm, stand sie in der Abenddämmerung auf der anderen Straßenseite und blickte mich an. Sie blieb stumm und auch mir waren die Worte entfallen, die ich hätte sagen können. Ich hoffte sie würde zu mir kommen, mich retten, doch sie wandte sich wortlos ab und ging weiter die Straße entlang, als hätte sie mich nicht erkannt. Es erschütterte meinen Körper und brachte ihn sofort auf die Beine.

"Christina!"

Ich konnte sie nicht einfach gehen lassen, doch Christina hielt nicht an.

"Bleib hier!", rief ich ihr nach.

Meine Füße waren taub und meine Beine kribbelten vom langen Knien.

"Bitte, Christina! Ich gehe hier zu Grunde!"

Sie sollte anhalten und mich trösten, doch ihre Schritte wurden schneller und ich wollte nicht wahrhaben, was ich sah. Sie rannte, als wäre ich ihr schlimmster Alptraum.

"Christina, ich liebe dich! Lass mich nicht allein!"

Meine Stimme zitterte. Ein drückender Schmerz umklammerte meine Brust. Ich versuchte ihr auf schlafenden Beinen zu folgen. Sie entfernte sich weiter von mir, drehte sich nicht einmal um und nach wenigen Schritten zwangen mich meine Beine gewaltsam auf den Boden zurück. Sie waren zu weich, um darauf zu rennen und ich war zu schwach um mich wieder aufzurichten.

"Ich brauche dich..." Ein Flüstern, das sich über meine bebenden Lippen gestohlen hatte, als ich am Boden lag.

Ich blieb liegen und schloss meine Augen. Zerplatzt wie eine Seifenblase. Der schöne Traum, der mich aufrecht gehalten hatte. Es würde kein glückliches Ende für uns beide geben, dessen war ich nun sicher. Sie war gegangen. Ohne ein Wort war sie verschwunden und hatte mich zurückgelassen, wie einen dreckigen Straßenköter, auf das er endlich sterben möge.

"Steh auf, Megan."

Jemand packte mich fest am Arm und zog mich hoch. Ich kannte diese Stimme, doch ich wusste nicht woher.

"Mit dir ist es bergab gegangen, seit unserer letzten Begegnung."

Ich blinzelte und mein Blick schärfte sich. Vor mir stand die Frau, die mir fünf Dollar für eine meiner Geschichten gegeben hatte.

"Ich hatte vermutet, deine Geschäfte würden hier florieren", sagte sie, während sie mich eingehend betrachtete. "Offenbar tun sie es nicht."

Ich schüttelte den Kopf und kämpfte um Fassung.

"Du hast wohl auch keine weiteren Geschichten mehr bei dir, oder?", fragte sie, "Jedenfalls siehst du nicht sehr bepackt aus."

Wieder verneinte ich ihre Frage mit einem Kopfschütteln.

"Schade. Ich hätte gerne noch ein paar davon gelesen."

Ich holte tief Luft und sammelte Kraft, um ihr zu antworten. "Ich kann nicht mehr schreiben. Und... ich bin auch nicht mehr lange hier."

Sie sah mich enttäuscht an. "Das ist sehr bedauerlich."

"Eigentlich ist es das nicht."

"Wie kommst du darauf?"

"Außer Ihnen interessiert es niemanden."

"Das denkst du?"

Ich nickte und strich die Tränen aus meinem Gesicht. "Das denke ich."

"Verstehe."

"Es tut mir leid."

Sie schenkte mir ein mildes Lächeln. "Nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest."

Ein leises Seufzen entspannte meine Nerven. "Danke fürs Aufheben."

"Sehr gerne. Erzählst du mir dafür eine Geschichte?"

Ich sah verblüfft in ihr freundliches Gesicht. Sie wollte nicht locker lassen, doch mir war nicht nach Geschichten.

"Das kann ich nicht. Mir fällt nichts mehr ein." Ich wollte meine Ruhe.

"Gar nichts?" Sie klang bestürzt. "Dann erzähle mir eben deine Geschichte."

Meine? Wollte sie tatsächlich hören, wie ich so tief gesunken war? Als wäre es eine alte Geschichte, erzählt von einer betagten Frau, die ihr Leben gelebt hatte und friedlich in ihrem Schaukelstuhl vor dem Kamin saß. Mein Leben war gelebt, doch fehlte mir der Schaukelstuhl, um eine solche Geschichte zum Besten geben zu können.

"Du hast doch sicher einiges erlebt, nicht wahr?"

"Einiges", bestätigte ich.

Meine Hände spannten sich um meine Arme und ich bemühte mich ruhig zu bleiben. Konnte diese Frau mich nicht einfach in Frieden lassen?

"Aber ich möchte nicht darüber sprechen", fügte ich hinzu, als sie mich weiterhin erwartungsvoll anblickte.

"Das habe ich befürchtet", seufzte sie. "Es ist wirklich mehr als tragisch. Man findet selten solch gute Geschichten wie deine."

Verspottete sie mich?

"Sie müssen sich jemand anderen suchen, der Ihnen Geschichten erzählt, Miss..."

"Volkova", klärte sie mich auf. "Sofia Volkova."

Sie reichte mir ihre Hand.

"Megan Paine", antwortete ich knapp, als ich ihre Hand schüttelte.

"Das weiß ich, es steht unter dem Titel deiner Geschichte."

"Gut, dann noch einen schönen Abend."

Ich wollte endlich meine Ruhe haben. Es erschien mir lächerlich, dass diese Frau sich so brennend für mich interessierte. Ich konnte ihr dieses Interesse nicht abkaufen.

"Das wünsche ich dir ebenfalls", sie lächelte, "und such dir besser bald einen Unterschlupf. Ich hörte von Mädchen, die des Nachts von den Straßen gestohlen wurden."

Ich betrachtete prüfend meine Umgebung. Noch immer waren Menschen unterwegs. Es war höchstens achtzehn Uhr und dennoch fröstelte ich bei dem Gedanken an letzte Nacht.

"Das werde ich."

Sie ging und war schnell hinter einer Straßenecke verschwunden. Eine merkwürdige Person. Volkova. Klang, als wäre sie nicht von hier, doch einen ausländischen Akzent hatte ich nicht ausmachen können. Es war auch nicht weiter wichtig woher sie kam und wer sie war. Ich würde sie ohnehin nichtmehr wiedersehen. Meine Idee, Michaels Gemahlin zu werden, hatte ich in dem Moment verworfen, als ich Christina begegnet war und nun, da ich keine drei Dollar in der Tasche hatte und allmählich die Nacht hereinbrach, würde ich mit Sicherheit Erfrieren, Verhungern, oder einem Verrückten in die Hände fallen. Ein feines Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus. Mir war nicht zum Lachen zu Mute, doch diese absurde Situation ließ mich kichern.

Es war tatsächlich kein Pfad mehr übrig, der mich aus meiner Tragödie herausführen konnte. Und jetzt, am Ende aller Wege, was blieb mir noch, außer es gebührend zu beenden und meinen Schmerz zu ertränken? Ich wollte darauf anstoßen, das es nun vorbei sein würde, wollte mich betäuben, um am Morgen kalt und regungslos gefunden zu werden. Wenn das alles war, was mich erwartete, dann wollte ich es mir so leicht wie möglich gestalten. Ich brauchte Wein und ich kaufte mir eine Flasche von meinem erbettelten Geld, um sie genüsslich am Brunnen auf dem Marktplatz zu leeren und in einen todbringenden Schlaf zu sinken.

Es schmeckte scheußlich und hinterließ einen fahlen Geschmack auf meiner Zunge. Ein Rätsel, weshalb die Menschen ihn tranken. Sicher war es nicht aufgrund des Aromas, doch ich ahnte nach einer halben Flasche, welche Gründe hinter dem Konsum dieses Getränks steckten. Ich fühlte mich leichter und schwindelig. Er ließ mich meine Sorgen vergessen und ich schwebte wie auf Wolken. So hatte ich es mir vorgestellt. Beschwingt und vergnügt dem Ende entgegen. Vielleicht sollte ich Michael noch einen Besuch abstatten. Das Haus seines Vaters war nur einmal quer über den Marktplatz. Nicht weit und auch auf wackligen Beinen zu erreichen. Ich rutschte vom Rand des Brunnens und hielt mich an meiner Flasche fest, während ich hinüber zum Schuster stolperte. Ich klopfte an die Türe.

"Michael...?"

Meine Zunge war schwer geworden.

"Bist du da?"

Ich wartete, während ich Halt am Türrahmen suchte. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis endlich die Türe geöffnet wurde und ein bekanntes Gesicht mich begrüßte.

"Megan?" Michael klang überrascht. "Was tust du hier? Ich sagte doch, du müsstest gehen."

Ich hob unkoordiniert meinen Zeigefinger. "Das weiß ich."

"Bist du betrunken?" Er wirkte entsetzt.

"Ein kleines bisschen", nuschelte ich und hob die Flasche, die zu zwei Dritteln geleert war.

Ich musste lachen, als er mich in die Stube zog und hielt mich an ihm fest, um nicht zu stürzen.

"Ich wollte mich...", ich überlegte kurz, "verabschieden. Ich verschwinde..."

"So kannst du nicht verschwinden", entgegnete er mir mit strengem Ton und drückte mich auf die hölzerne Bank, auf der ich letzte Nacht geschlafen hatte.

"Doch. Genau so", bestätigte ich  und wollte wieder aufstehen.

Vergebens. Er drückte mich zurück nach unten.

"Was tust du da?", fragte ich kichernd.

Er nahm mir die Flasche Wein aus der Hand, bevor er antwortete. "Dich vor Dummheiten bewahren. Was hast du denn vor? Willst du dich tottrinken?"

Ich grinste unwillkürlich.

"So ungefähr. Also...", ich griff nach meiner Flasche, "gib sie mir zurück."

"Nein."

Wackelig zog ich mich an der Tischkante hoch und sah ihm fest in die Augen. Ich hielt ihm meine offene Hand hin.

"Gib sie mir. Ich habe sie bezahlt und ich werde den Wein trinken. Du kannst Blumen an mein Grab stellen, wenn du etwas für mich tun willst."

"Du bist doch verrückt!", entgegnete er mir und machte keine Anstalten, mir meinen Wein zurückzugeben.

"Michael! Gib mir meinen Wein!", schimpfte ich.

"Das gehört sich nicht für eine Dame", erklärte er mir, wie ich mich zu verhalten hätte.

"Ist mir egal! Du hast kein Recht, mir Vorschriften zu machen!"

Ich würde mich nicht so einfach geschlagen geben. Ich hatte meine Entscheidung getroffen und auch Michael würde mich nicht davon abhalten können.

"Gib sie-" Ich erstarrte, als er die Flasche auf den Kopf stellte und der Wein sich auf den Boden ergoss. Fassungslos beobachtete ich, was er tat.

"Du solltest heute Nacht hier bleiben, um nüchtern zu werden", empfahl er mir mit ruhiger Stimme und stellte die leere Flasche auf den Tisch neben mich. "Morgen kannst du verschwinden, sobald dein Geist wieder klar ist."

"Ha! Witzig."

"Überhaupt nicht."

Ich sank zurück auf die Bank und legte meinen Kopf auf die hölzerne Tischplatte. Wieder hatte man meine Pläne durchkreuzt. Es wurde allmählich zur Gewohnheit und ich spürte deutlich, dass ich momentan nicht in der Lage war, etwas dagegen zu unternehmen. Ein kurze Verschnaufpause würde mir sicher gut tun. In meinen Kopf drehte sich alles und vielleicht hatte Michael Recht und morgen würde alles besser aussehen. Wenn nicht, musste ich mir etwas anderes überlegen. Doch bis es soweit war, wollte ich etwas ruhen. Mein Körper war so unfassbar schwer geworden, als hätte man mir Steine in die Taschen gesteckt. Ich konnte nicht mehr aufstehen, selbst wenn ich es wollte. Michael sagte noch ein paar Worte, doch ich verstand sie nicht und kniff die Augen fest zusammen. Ich konnte hören, wie er den Raum verließ und die Stufen nach oben ging. Wenigstens musste ich heute Nacht nicht draußen schlafen.

 

Stunden später erwachte ich. Der Mond schien matt durch das Fenster. Mein Kopf schmerzte, als ich ihn hob. Ich konnte nichts sehen, doch ich hörte jemanden über den Boden schlurfen.

"Michael?", fragte ich leise.

"Nein", kam die Antwort. Es war eine männliche Stimme.

"Wer ist da?" Ich versuchte in der Dunkelheit etwas zu erkennen, doch mehr als eine dunkle Gestalt war nicht zu sehen. Sie kam zu mir herüber.

"Die Frage ist, wer bist du, dass du unerlaubt in meinem Haus nächtigst?"

Zwei Hände donnerten vor mir auf das Holz.

"Sag schon!", schnauzte er mich an.

"Ich... ich bin Megan, Sir."

Ich wich zurück, als er sich zu mir hinunterbeugte.

"Megan also", er schnaubte verächtlich, "das Mädchen, das mit meinem Sohn spielt."

"Ich spiele nicht", korrigierte ich ihn. "Er hat mir nur geholfen."

Der Schuster brummte tief. Er klang verstimmt und beängstigend. Ich wagte nicht, noch mehr hinzuzufügen. Stattdessen rückte ich langsam weiter nach hinten, zum anderen Ende der Bank, um mit größtmöglicher Entfernung an ihm vorbeizukommen und zur Türe zu gelangen.

"Ich werde einfach verschwinden", flüsterte ich, während ich mich zum Ausgang bewegte.

Der Mann machte keinen Mucks und ließ mich gehen. Ich drückte die Klinke und wollte den Schlüssel drehen, doch er steckte nicht mehr. Wo ist denn ..?

"Suchst du etwas?", fragte der Schuster.

"Den Schlüssel. Ich wollte gehen."

"Er ist hier."

Ich drehte mich um und erkannte die dunkle Silhouette des Mannes, die mir einen Arm entgegenstreckte. "Hol' ihn dir."

Meine Nerven wurden unruhig und ich verharrte still an meinem Platz. Eine gefährliche Spannung lag in der Luft. Wie eine Katze lauerte er darauf, dass ich mich seiner Falle näherte.

"Na los. Worauf wartest du?"

Ja, worauf wartete ich? Er würde ihn mir sicher nicht bringen. Ich holte tief Luft, redete mir gut zu und trat nach vorn, um den Schlüssel entgegenzunehmen. Es erwies sich als grauenvoller Fehler. So hastig ich versucht hatte, den Schlüssel an mich zu nehmen, so schnell war der Schuster aufgesprungen und zog an meinem Arm. Blut schoss in meinen Kopf, als er mich herumzerrte und auf den Tisch warf, seine Hand fest um meinen Hals gespannt. Die Leisten auf dem Tisch drückten sich in meinen Rücken, doch viel qualvoller war die Hand dieses Mannes, die an meiner Kleidung riss.

"Aufhören!" Ich schrie ihn an. Schlug nach ihm, so fest ich konnte, doch meine Hiebe waren machtlos, gegen die rohe Kraft des Schusters. Ich erwehrte mich verbissen seiner kalten Hände, die mir unter Bluse und Rock fuhren. Er presste mich mit seinem Körper fest an den Tisch und ich spürte ein widerliches Pochen an meinen Schenkeln, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Es war tausendfach schlimmer, als die eisigste Kälte, die mich draußen um den Schlaf bringen würde und zehrender als jeder Hunger. Ich stemmte mich gegen ihn, krallte mich in seinen Hals und kassierte eine schallende Ohrfeige, die mir für einen Moment die Sicht stahl. Ich blinzelte einige Male, bevor ich weiter um mich schlug. Er durfte mich nicht berühren. Ich flehte und heulte, er möge von mir ablassen, doch alles was ich bekam, waren Schläge, die mich zum Schweigen bringen sollten. Er beschimpfte mich. Miststück. Hure. Dann rührte ich mich nicht mehr. Ich blieb ruhig, während er seinen Gürtel öffnete und sich die Hose abstreifte. Er lag auf mir. Ein abscheulicher Teufel, der nun sein Opfer verspeisen wollte. Jemand musste ihn aufhalten!

Ich fand etwas in meiner Tasche und wandte den Blick in sein Gesicht. Seine niederträchtigen Augen funkelten gierig.

Jetzt war nicht der Moment, um zu zögern. Ich spannte meine Hand um den hölzernen Griff des Schustermessers, kniff die Augen fest zusammen und riss es aus meiner Jackentasche, dem Schuster entgegen. Für einen Augenblick geschah nichts. Ich hatte die Luft angehalten und zuckte zusammen, als das warme Blut des Schusters auf mich niederregnete. Es sprudelte mir aus seinem Hals entgegen und durchtränkte meine Kleidung, ehe der Schuster röchelnd und japsend vom Tisch rollte. Er sank auf dem Boden zusammen, während sein Blut die hölzernen Dielen in einen schimmernden Teich verwandelte.

Ich saß auf dem Tisch und beobachtete, wie es sich langsam ausbreitete. Meine Blicke waren starr auf den Schuster und seine letzten Lebenszeichen geheftet. Erst als ich sicher war, dass er nicht mehr lebte, erfasste mich ein mächtiges Zittern. Ich sah mich eilig nach dem Schlüssel um, doch so sehr sich meine Augen bereits an die Dunkelheit gewöhnt hatten, ich konnte ihn nicht finden. Mein Atem ging mit jedem Zug schneller. Ich wollte von hier verschwinden. Sofort. Es gab nur einen Ort, an dem ich nicht nach dem Schlüssel gesucht hatte. Die Taschen des Schusters. Ich näherte mich langsam. Mir wurde heiß und ich merkte, wie die Luft zum Atmen immer knapper wurde. Ich versuchte nicht darüber nachzudenken, als ich mich hinunterkniete und seine Taschen durchsuchte. Er hatte den Schlüssel zurück in seine Jackentasche gesteckt, bevor er mich überfallen hatte und ich holte ihn mir. Es war nicht einfach, das Schlüsselloch zu treffen. Meine Hände waren unruhig. Sie klebten voller Blut und gehorchten mir nicht mehr. Beruhige dich. Schließ auf und verschwinde.

Ich musste mich zusammenreißen, um die Türe öffnen zu können. Als sie aufschwang, stürzte ich hinaus auf den Marktplatz, wo kalter Wind mir entgegenpeitschte. Die Nässe, die sich über Gesicht und Hals ausgebreitet hatte, trocknete schnell und spannte auf meiner Haut. Ich musste es abwaschen. Rasch ging ich zurück zum Brunnen, doch der Wasserpegel war zu niedrig. Es war unmöglich, sich hier zu reinigen. Hast trieb mich durch die Straßen, auf der Suche nach einem Trog, einer Gießkanne oder einem Eimer mit Wasser.

Eine Pfütze war alles, was ich fand doch die Tage an denen ich wählerisch war, waren längst vergangen, ich wollte es nur abwaschen. Wollte loswerden, was geschehen war. Ich rieb und kratzte über meine Haut, versuchte in der Pfütze meine Schuld abzuwaschen. Michaels Vater war tot. Ich hatte ihn umgebracht. Mir wurde schlecht. Ich war nicht nur arm und verkommen, ich war auch eine Mörderin. Ein Monster mit langen blonden Haaren, dass bittere Tränen über seine Taten vergoss. Ich konnte es sehen. Mein Gesicht spiegelte sich in der Pfütze. Es war blutverschmiert und ich erkannte mich nicht mehr. Ich war mir fremd geworden.

So sah man also aus, wenn einem die Seele abhanden gekommen war. Wenn niemand mehr über einen wachte und ein tiefer Abgrund einen erwartete. Ich schloss die Augen und bedeckte sie mit meinen Händen, doch des Teufels Schergen umkreisten mich noch immer. Sie schoben und zerrten mich, bis ich in die Hölle blicken konnte. Ich musste nur springen, dann wäre alles vorbei. Gott würde mich ohnehin nicht mehr wollen, dann konnte ich es auch selbst tun. Ich hatte das Messer mitgenommen, unbewusst musste ich es zurück in meine Tasche gesteckt haben,  und es bedurfte nur zweier kleiner Schnitte. Ich zwang mich ruhiger zu werden und konzentrierte mich. Ich hatte lange genug gekämpft, war tiefer gefallen als ich es für möglich gehalten hatte und jetzt konnte ich nicht mehr weitergehen. Es gab kein Ziel mehr, nur noch Furcht.

Ich atmete aus und zog die Klinge mit Druck durch meine Haut. Brennender Schmerz strahlte meinen Arm entlang.

War das wirklich was ich wollte? Ich umfasste mein blutendes Handgelenk und presste es an meine Brust. Es schmerzte höllisch und ich hoffte, dass es genügen würde und ich nicht auch meinen anderen Arm verletzen musste, um diese Welt verlassen zu können.

Zusammengekauert in einer engen Seitenstraße erwartete ich mein Ende. Ich war bereit zu gehen. Meine Gedanken führten mich fort, während ich wartete. Ich stellte mir vor, einen langen hohen Gang entlangzugehen. Geradeaus auf eine dunkle Pforte zu. Meine Schritte hallten über den glatten Marmor.

"Was tust du hier, Kind?"

Erwarteten sie mich etwa nicht? Ich setzte zum Antworten an, bis ich erkannte, dass die Worte nicht meiner Fantasie entsprungen waren. Vorsichtig öffnete ich die Augen und riskierte einen Blick. Sofia kniete vor mir.

"Wolltest du dir nicht einen sichern Unterschlupf suchen?"

Sie fragte nicht was ich getan hatte, doch sie musste sehen, dass etwas nicht stimmte. Es war unmöglich, dass sie es nicht sah und ich wünschte, sie würde einfach wieder verschwinden. Ich wollte nicht gefunden werden solange ich noch lebte und wandte mich wortlos ab. Sie würde es verstehen.

"Du bist heute nicht sehr gesprächig", stellte sie trocken fest und erhob sich.

Sie seufzte und ich war froh über ihren resignierten Tonfall. Im Augenwinkel beobachtete ich sie und hoffte, dass sie endlich gehen würde, doch stattdessen streifte sie ihren Handschuh ab und hielt mir ihre nackte Hand entgegen.

"Komm mit mir."

Ich zögerte. Wohin würde sie mich bringen? Spielte es eine Rolle? Ich griff nach ihrer Hand. Sie war warm und ihre Haut war sanfter, als ich es erwartet hatte. Es war anders als gestern Abend, als sie sich vorgestellt hatte. Kraftvoller. Sie zog mich hoch und nahm mich mit sich.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Uff~ das war jetzt ein Stückchen Arbeit o.o
Hoffe mal, dass das Lesen leichter fällt, als das Schreiben^^'

Für evtl. Fehler muss ich mich entschuldigen. Meine Beta ist momentan beim Skifahren xD Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Gmork
2015-08-04T21:31:45+00:00 04.08.2015 23:31
Ach weißt du, jetzt bin ich gerade so in deine Geschichte vertieft, da kann ich auch noch weitermachen. :D

Er schwieg unangenehm lange. Ich fragte mich, was er wohl denken mochte. Ob er sich um mich sorgte, oder ob er mich für verrückt hielt.
Wahrscheinlich beides. Erst blockt sie ihn ab, dann steht sie vor seiner Tür. Natürlich ist es nachvollziehbar, aber nur, wenn man die Umstände kennt und das tut er nicht. Ein bisschen kann ich ihn daher schon verstehen, auch wenn seine Meinung ihr gegenüber sich anscheinend geändert hat. Ich hab fast den Eindruck, dass er sogar ein wenig beleidigt ist, weil sie ihn nicht haben will, oder zumindest nicht so, wie er es gern hätte. Hoffentlich glaubt er ihr trotzdem.

"Aber morgen musst du weiterziehen. Ich sagte meinen Eltern, es wäre eine Bettlerin gewesen, die ich wieder fortgeschickt hätte."
Nicht besonders nett von ihn -.- aber nun gut, Megan muss sich an jeden Strohalm klammern und diese Worte einfach herunterschlucken.

Ich dacht einen Augenblick über seine Worte nach, bis mir etwas klar wurde.
Du hast bei dachte das E vergessen. :D Passiert mir auch ständig und ich überseh es immer wieder, egal, wie oft ich drüberlese.

Könnte ich fliegen, ich würde sofort auf der Farm meines Vaters landen. Ein alberner Wunsch.
So albern finde ich das gar nicht. Wenn es einen schlecht geht, wünscht man sich natürlich die Familie an seiner Seite. Schade nur, dass Megans Stiefmutter das nicht zulassen würde. Auf DIE habe ich auch einen Groll, sie sollte mit ganz oben auf der Racheliste stehen.

Du brauchst das und Michaels Vater hat genug davon. Du musst dich verteidigen können. Es ist in Ordnung.
Ich habe das Gefühl, dass sie es tatsächlich einmal brauchen wird. =(

Ich war angekommen, am äußersten Rand der Gesellschaft.
Sehr traurig, wie schnell so etwas, tatsächlich auch noch heute, passieren kann. :(

Zu gerne hätte ich, für eine warme Suppe, meine Seele verkauft, doch selbst der Teufel schenkte mir keine Beachtung mehr.
Ich könnte heulen wenn ich das lese. Nicht nur wegen der armen Megan, sondern auch, weil ich solche Sätze niemals zustande bekommen würde. :D

[...]bis meine Blicke von einem Paar brauner Augen erwidert wurden und mein Geist hastig zurück ins Jetzt stolperte. Christina... Meine Lungen verweigerten augenblicklich ihre Dienste.
Oh nein. Wie demütigend es sein muss, von ihr in diesem Zustand gesehen zu werden. Schrecklich.

Ich hoffte sie würde zu mir kommen, mich retten, doch sie wandte sich wortlos ab und ging weiter die Straße entlang, als hätte sie mich nicht erkannt.
Und so eine Person schimpft sich allen Ernstes NONNE? Da klappt mir ja glatt das Messer in der Tache auf. Ich bin wirklich wütend (soweit man auf eine fiktive Person halt wütend sein kann). Christina selbst hat Megan doch erst in diese Situation gebracht. Ich hasse diesen Egoismus. Oh ja, Megan, deine Rache wird herrlich sein. Christina sollte als erstes und am schlimmsten dran glauben müssen. Ich hab echt gedacht, dass ich sie nicht noch weniger leiden könnte, nachdem was sie getan hat, aber du schaffst es tatsächlich.
Aber das macht eine gute Story aus. Der Leser muss auch einige Personen hassen lernen, ich denke auch, dass das dein Ziel war. Erreicht, würde ich mal sagen. :O

"Volkova", klärte sie mich auf. "Sofia Volkova."
Sehr eindrucksvoller Name. Hat irgendetwas.. Mysteriöses. Weißt du, was ich meine? Schwer zu erklären, da ich mich damit auch nicht sonderlich auskenne. Aber der Name hinterlässt auf jeden Fall eine Spur.
Ich denke mal, dass Sofia der Wind ist, welcher das Segel des Schiffes auf Megans Odysee herumreißen wird. Sie ist ein Vampir, oder? Nein, sag es mir nicht. Ich will es selbst herausfinden. :D

"Ich hörte von Mädchen, die des Nachts von den Straßen gestohlen wurden."
Vielleicht hat sie davn gehört, weil sie selbst dafür verantwortlich ist? Hehehe. :) Ich bin sehr gespannt, ob ich darüber noch etwas lesen werde.

Mir war nicht zum Lachen zu Mute, doch diese absurde Situation ließ mich kichern.
Oh, ich kenn das. Manche Situationen übersteht man nur indem man sie einfach "weglacht", so nennen meine Freunde das immer.

Ich brauchte Wein und ich kaufte mir eine Flasche von meinem erbettelten Geld, um sie genüsslich am Brunnen auf dem Marktplatz zu leeren und in einen todbringenden Schlaf zu sinken.
Ich glaube, ich wäre schon viel früher an einem Punkt angelangt, wo ich mich wortwörtlich besoffen hätte.

"Was tust du da?", fragte ich kichernd.
Er nahm mir die Flasche Wein aus der Hand, bevor er antwortete. "Dich vor Dummheiten bewahren. Was hast du denn vor? Willst du dich tottrinken?"

Michael scheint vernünftiger zu sein, als ich dachte. Es ist durchaus lobenswert, dass er sich noch um sie kümmert, denn - von seinem Standpunkt aus - hätte er ja eigentlich keinen Grund mehr dazu. Ich schätze mal, dass die Welt schon damals so egoistisch war, wie jetzt, deswegen ist es irgendwie schön zu lesen, dass sich doch noch jemand um einen Sorgt, ohne etwas dafür zu verlangen.

Ich erstarrte, als er die Flasche auf den Kopf stellte und der Wein sich auf den Boden ergoss. Fassungslos beobachtete ich, was er tat.
Glaub mir, liebe Megan, auch wenn du ihn in diesen Moment dafür hasst, er tut das Richtige.

"Megan also", er schnaubte verächtlich, "das Mädchen, das mit meinem Sohn spielt."
Okay, hiermit ändere ich meine Meinung. So gut Michael es gemeint hat, aber ich glaube, dass Megan sich gleich wünschen wird, doch gestorben zu sein.

Ich drückte die Klinke und wollte den Schlüssel drehen, doch er steckte nicht mehr.
Oh. Nein. Ich. Habs. Gewusst.

Er presste mich mit seinem Körper fest an den Tisch und ich spürte ein widerliches Pochen an meinen Schenkeln, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Es war tausendfach schlimmer, als die eisigste Kälte, die mich draußen um den Schlaf bringen würde und zehrender als jeder Hunger.
Es ist gut, dass du eine Trigger-Warnung angegeben hast. Vielleicht würde ich aber überlegen, ob ich "Vergewaltigung" - so schlimm es auch klingen mag - noch hinzufügen würde. Mich persönlich triggert so etwas nicht, aber "Vergewaltigung" und "Gewalt" sind doch zwei unterschiedliche Sachen. Soll wieder keine Kritik sein, nur ein kleiner Anstoß.
Dieser Part ist wieder einmal sehr intensiv und bringt die Emotionen gut an die Oberfläche. Man hat direkt ein Bild vor Augen - und so ein komisches Gefühl in der Brust. Aber ich find das gut, nicht, dass du das jetzt falsch verstehst.

Ich spannte meine Hand um den hölzernen Griff des Schustermessers, kniff die Augen fest zusammen und riss es aus meiner Jackentasche, dem Schuster entgegen.
Ich wusste, dass sie das Messer noch brauchen würde. In den anderen Kommentaren wurde für mich ersichtlich, dass sich einige über diese Reaktion wundern. Ich wundere mich überhaupt nicht darüber. Das hat für mich nicht viel mit Kaltherzigkeit zu tun. Das ist ein reiner, blutiger Kampf ums Überleben (jetzt mal übertrieben ausgedrückt) gewesen. Und in bestimmten Situationen wachsen Menschen über ihre eigene Moral und Grenzen hinaus, um sich selbst zu retten.

Eine Pfütze war alles, was ich fand doch die Tage an denen ich wählerisch war, waren längst vergangen, ich wollte es nur abwaschen. Wollte loswerden, was geschehen war.
Da wird wohl kein Wasser der Welt helfen. Diese Erinnerung haftet sich an einen und man wird sie nur schwer wieder los. Ich kann gar nicht ausdrücken, wie viel Bedauern ich für Megan empfinde. Hoffentlich bekommt sie bald Hilfe.

Ich hatte lange genug gekämpft, war tiefer gefallen als ich es für möglich gehalten hatte und jetzt konnte ich nicht mehr weitergehen. Es gab kein Ziel mehr, nur noch Furcht.
Was bleibt ihr auch anderes übrig? Andere hätten schon viel früher aufgegeben. Sie hat zu viel durchgemacht. Irgendwann musste sie einfach zusammenbrechen.

Vorsichtig öffnete ich die Augen und riskierte einen Blick. Sofia kniete vor mir.
Sie muss das Blut gerochen haben! :D Nein, Scherz beiseite. Ich bin mir mittlerweile Sicher, das Sofia kein gewöhnlicher Mensch ist. Aber darüber sollte sich Megan momentan keine Gedanken machen. Sofia ist ihr Fels in der Brandung, der Rettungsanker. Ich hoffe, dass sie ihr helfen wird.

Ich zögerte. Wohin würde sie mich bringen? Spielte es eine Rolle? Ich griff nach ihrer Hand. Sie war warm und ihre Haut war sanfter, als ich es erwartet hatte. Es war anders als gestern Abend, als sie sich vorgestellt hatte. Kraftvoller. Sie zog mich hoch und nahm mich mit sich.
Schöner letzter Absatz. Das gibt der Welt Hoffnung. Ich hoffe, dass nun alles besser werden wird.

So, das wars dann auch von mir zu diesem Kapitel.
Ich freue mich übrigens sehr, dass du dich so über meine Kommentare freust. :)
Aber heute schaffe ich es wahrscheinlich nicht mehr, noch weiter zu machen. Ich hab zwar noch Urlaub, aber bin ziemlich müde. Ziemlich anstrengend sowas. :D Aber es macht soo viel Spaß. Ich werde mich bemühen, diese Woche noch eins, zwei Kapitel zu kommentieren.

Wünsche dir eine gute Nacht. ♥
Deine Anni
♪♫
Antwort von:  DieJESSYcA
05.08.2015 00:23
Oh, ist schon spät geworden o.o'
Naja, musste deinen Kommentar jetzt trotzdem noch lesen :D

Freut mich übrigens, dass du so viele meiner Charas hasst xD Genau so hab ich mir das schließlich auch vorgestellt^^

Noch ein paar Worte zu Sofia: Haha ja, diese russischen Namen haben immer so eine gewisse Wirkung ;P Hätte ich sie Anna Brown genannt, wäre das ganz anders rübergekommen xDD Ich verrate jetzt mal nix, außer dass Sofia noch das eine oder andere Geheimnis hat.
Allerdings ist sie da nicht die Einzige ;D

Freut mich übrigens auch sehr zu lesen, dass du Megan trotz ihres Zusammenbruchs noch immer als "tapfer" betrachten kannst. Ich hatte ja doch etwas Angst, dass sie komplett zum schwächlichen kleinen Jammerlappen abdriftet^^'

Vielen lieben Dank für den Kommentar, ich kann jetzt glücklich ins Bettchen schlüpfen^^
Gute Nacht ♥
Antwort von:  DieJESSYcA
05.08.2015 00:29
Ach verflixt, jetzt hab ich noch was vergessen zu erwähnen (in meinem Halbschlaf hier...)
Die Szene, in der sie den Schuster umbringt hab ich schon etwas überarbeitet, deswegen wirkt es jetzt eher wie eine Handlung im Affekt. Ursprünglich war das ein bisschen anders ... haha~ also insofern hatten die Kommentatoren da schon Recht.
Freut mich, dass die Überarbeitung jetzt so rüberkommt, wie die Szene eigentlich wirken soll ;D Ziel erreicht. Yes!
Von:  Fairytale_x3
2015-05-22T18:28:15+00:00 22.05.2015 20:28
Also ich muss schon sagen, mir fehlt ein bisschen die Sprache Oo

Erst mal Christina. Was ist das denn bitte? Eine Nonne die einem verzweifelten Menschen in Not nicht hilft? Das rühmt sich nun wirklich nicht. Generell finde ich das ganze Kloster fragwürig. Klar sie hatten einen guten Grund Megan wegzuschicken, aber als ob in der Stadt nicht gerdet wird und als ob die nicht mitbekommen haben, wie schlecht es ihr geht.

Michael verstehe ich auch immer weniger. Erst bietet er ihr an, sie solle ihn heiraten und dann ist er so und lässt sie nur mehr oder weniger widerwillig eine weitere Nacht bleiben immer mit der Bedingung sie müsse am nächsten Morgen gehen? na ja :/

Der Mord an dem Schuster hat mir leider gar nicht gefallen :/ es passt in meinen Augen absolut nicht zur Situation. Nehme man an, dass sie vollkommen in Panik ist und Angst hat, glaube ich kaum, dass sie plötzlich so eiskalt noch ein paar Worte sagt und dem dann einfach die Kehle durchtrennen könnte. Wenn dann eher im Affekt, das kam hier leider nicht gut raus.

dennoch bin ich gespannt, wie es weitergeht und was es mit dierser Sofia auf sich hat :)

oh und was ich noch los werden wollte :D tiefer geht immer, allerdings würde ich es Megan schon sehr gönnen auch endlich mal ein wenig Glück zu erfahren.

Liebe Grüße

Fairy :)

♪♫
Antwort von:  DieJESSYcA
24.06.2015 20:48
Ich weiß jetzt nicht so genau ob es gut ist oder schlecht, dass dir die Sprache fehlt o.o'
Joa Christina ist - wie schon gesagt - nicht so nett, wie Megan das angenommen hatte. Aber sie wird ihre Strafe noch bekommen u.u Und was das Gerede der Leute betrifft: Man kann ja viel erzählen um die Masse zu beruhigen.
Und Michael kommt auf Megans Korb nicht klar, das hat ihn in seiner Männlichkeit gekränkt. Er ist halt genauso ein Pfosten wie Christina. Kaum konnte man keinen Vorteil mehr aus Megans Bekanntschaft ziehen, schon war sie abgeschrieben. Aber da muss sie durch o.o

Und zum Mord: Hm. Also da du jetzt schon die Zweite bist, die von Megans plötzlicher Kaltherzigkeit irritiert ist, sollte ich die Szene wohl nochmal unter die Lupe nehmen. Danke für den Hinweis^^

Liebe Grüße
Von:  Leopawtra
2015-01-14T16:48:21+00:00 14.01.2015 17:48
Huhuchen. :)

Mir sind zwar einige Fehlerchen aufgefallen, aber das tat dem ganzen Kapitel keinen Abbruch. Außerdem hast du ja wen zum Beta-Lesen, also lohnt es sich nicht die Fehler raus zu schreiben.
Deswegen komme ich direkt zum Inhaltlichen und verschone dich über Rechtschreibung, Grammatik und Co.

Also ich habe gelernt, dass man immer tiefer sinken kann, auch wenn man glaubt tief am Boden bereits angekommen zu sein. Ich finde es dennoch sehr tragisch wie tief Megan bereits ist und dass sie bereits betteln muss, um über den Tag zu kommen. :( Aber wenigstens hat sie ihr letztes bisschen Würde noch behalten. Ich finde ganz unten, so dass es nicht tiefer geht, wäre sie erst wirklich angekommen, wenn sie begonnen hätte ihren Körper zu verkaufen. Betteln ist zwar nicht schön, aber immer noch würdevoller, als seinen Körper zu schunden und schmierigen Typen zum Vergnügen anzubieten. :/ Klar, gibt Prostituierte die es freiwillig machen, aber ich rede hier von den verzweifelten Frauen die ihre Kinder sonst nicht ernnähren können.

Christina ist, leider, doch einfach nur doof. -.- Behandelt man so die Frau die man... geliebt... begehrt... was auch immer hat? Generell finde ich, dass dies ein sehr unschönes Verhalten für eine Nonne ist. Nonnen helfen normaler Weise, aber Christina schaut lieber weg. Ihr wäre es bestimmt sogar lieber gewesen, wenn Megan tot wäre. Ich glaube jemanden wie sie würde ich ganz oben mit auf die Liste setzen. ¬.¬

Gut, Michael entpuppt sich als Arsch. -.-'' Voll das Weichei... erst will er Megan heiraten und dann sagt er seinen Eltern es sei eine Bettlerin. Gut, das mag stimmen, aber die Bettlerin ist immer noch Megan. Es war zwar nett von ihm sie vom Selbstmord abzuhalten und noch eine Nacht dort nächtigen zu lassen, doch auf der anderen Seite ist es dreist, dass er sie bevormundet. Er will sie doch, offensichtlich, eh nicht mehr heiraten. Kann ihm dann doch auch Jacke wie Hose sein, dass sie sich todsäuft. -.-'' Vollidiot. Na ja, damit hat er sich für mich ins Aus katapultiert.

Ehrlich gesagt, ich hatte das mit der Fast-Vergewaltigung viel früher erwartet und vielleicht auch nicht vom Schuster. War im Grunde ja klar, dass dies noch vor kommen muss, denn das passt perfekt in das typische Drama un den Fall der Megan. Ich bin jedoch erstaunt, dass sie schlagartig so eiskalt wird und ihn umbringt. Für den Augenblick dachte ich, dass ihr eine Sicherung durchgebrannt ist und sie nun jede Moral verliert.
Das legte sich aber, als sie sich heulend das Leben deswegen nehmen wollte. Ich für meinen Teil fand ihre Reaktion mehr als nur richtig. Es war Notwehr und ob es ihn dabei oder bringt oder nicht, aber er hatte nicht das Recht sich an ihr zu Vergehen. Ich weiß nicht wie die Rechtslage damals war, aber ich glaube heutzutage bekommt man in Notwehrsituationen sogar Freispruch, selbst wenn der andere dabei stirbt.
Fakt ist: Der Schuster ist ein Arsch und hat es nicht besser verdient. xD

Kommen wir zu Sofia! ^-^
Ich fand sie von der ersten Begegnung an sehr nett und es freute mich, dass Megan wenigstens von einer Person nicht wie eine Aussetzige behandelt wurde. :) Ihr Name klingt sehr edel und wie sollte es auch anders sein? Sie ist edel, nicht nur vom Aussehen her, sondern auch vom Gemüt. Erst bezahlt sie ihr die Geschichte großzügig und nun nimmt sie sie mit sich. Ich hoffe es nimmt nicht auch noch mit ihr ein böses Ende.

LG
Leo~♥

♪♫
Antwort von:  DieJESSYcA
02.02.2015 17:16
Hey Leo^^

Sorry für meine verspätete Antwort... ich hol das jetzt mal alles nach :)
Vielen Dank erstmal für deinen Kommentar^^

Und jetzt im Detail:
Für Prostitution ist Megan zu stolz. Vielleicht auch zu ängstlich^^' Jedenfalls ist das nichts für sie u.u
Und ja, Christina ist eine blöde Hure... also weißt schon xD Sie wär ne deutlich bessere Prostituierte xD In jedem Fall steht sie auch bei mir ganz oben auf der Liste u.u
Michael setzen wir an Platz 4 oder 5 u.u Es wird ein langer Rachefeldzug ;D

Verdammt, ich bin zu berechnend xD Thema Fast-Vergewaltigung^^'
Also kurzzeitig ist ihr eine Sicherung durchgebrannt, aber das war nur der Überlebensinstinkt :)

Von Sofia wirst du noch einiges hören, aber ich verrate mal nicht mehr u.u

... irgendwie weiß ich gar nicht, was ich so groß antworten soll^^' Ging mir eben bei Enrico schon so xD
Naja, ich hoffe, dass meine Antwort reicht und danke nochmal :)

LG
Von:  noamuth
2015-01-01T17:21:38+00:00 01.01.2015 18:21
Und gleich das nächste Kapitel.

In Sachen Beta solltest du definitiv noch mal machen lassen. Spontan sind mir ein, zwei Formatierungssachen aufgefallen, meistens ein Leerzeichen zu viel, aber nichts wildes.

Sofia Volkova.
-->Alleine der Name spricht Bände. Also eines dieser Wesen mit der Herkunft vom Balkan ;)
Dennoch sollte Megan der Name nicht so sehr wundern. Amerika ist Einwanderungsland. Da sieht man Menschen aller Länder. Ich würde sowas eher an der Sprache festmachen, dass sie Akzent hat und somit nicht in den USA geboren sein kann, etc.

Ansonsten müssten wir ja endlich am Boden angekommen sein. Tiefer geht nimmer. Inkl. wahrscheinlich misslungenem Selbstmord. Aber vielleicht sollte Sofia doch auf die Wunde eingehen. Auch wenn es dunkel ist, bleibt es eine Sauerei und Megan verliert immernoch Blut.

Michael hat sich erstaunlich gut verhalten. Ich hätte eher gedacht, dass er sie zu "mehr" bringen will, als sie will. Jetzt erscheint er ein guter Fang zu sein, nicht nur weil Megan keinen anderen finden kann.
Ich frage mich warum der Schuster Megan vergewaltigen will. Immerhin hat er Frau plus einen fast erwachsenen Sohn. So schlecht kann seine Ehe nicht laufen. Eventuell kann Michael andeuten, dass Megan nicht bleiben kann, weil seine Eltern etwas im Konflikt sind und er nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen will. Dann wirkt das glaubhafter. Nicht jeder Mann ist hoffentlich in deiner Welt ein Vergewaltiger.
Antwort von:  DieJESSYcA
05.01.2015 22:15
Nochmal hallo^^

Das mit den doppelten Leerzeichen ist tatsächlich ein Problem o.o Ich weiß nicht wieso, aber das passiert ständig o.o
Ich glaube, meine Tastatur spinnt^^'

Ah... ja, das stimmt schon, dass der Name in einem Einwanderungsland jetzt nicht so richtig außergewöhnlich ist, aber das Problem ist: Sofia hat keinen Akzent o.o

Warum Sofia nicht auf die Wunde eingeht: So viel Blut verliert sie gar nicht, aber das wird ja in Kapitel äh 8 erläutert^^

Und der Schuster: Hm, also ein paar Gründe hat er ja schon (vor allem, wenn er annimmt, dass Megan mir seinem Sohn spielt), aber ich weiß nicht, ob es tatsächlich von Bedeutung ist, warum er sie vergewaltigen will o.o Er ist halt kein guter Mensch~ Und nein, nicht jeder Mann ist in meiner Welt ein Vergewaltiger xD Siehst du doch an Michael^^ Und inzwischen auch an Ezra ;)

Danke für den Kommentar^^
Von:  WinchestersColt
2014-12-30T14:28:27+00:00 30.12.2014 15:28
aaahhhh , die Arme hat aber auch ein Pech ;___;.
Ich bin ja mal auf die Person gepsannt mit der sie jetzt mit geht *grins*...
Antwort von:  DieJESSYcA
30.12.2014 15:58
Jep, Megan hats nicht leicht ... Aber so ist das eben :D
Hehe, leider bist du bezüglich Sofia durch unser RPG ja schon leicht gespoilert^^'
Hab aber mal spontan ihren Namen modifiziert ;)
Antwort von:  WinchestersColt
30.12.2014 16:01
Ich bin ja mal auf die Frau gespannt ,ich mochte das Foto ja schon von ihr im RPG :3 Also eigentlich kenne ich die Frau ja auch nur vom Bild. Der Charakter wird sich ja dann noch zeigen. Aufjedenfall bin ich froh das naechste Kapitel dann auch schon in Angriff genommen wurde :-D


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