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Messing with Movies

100 Filmzitate-Projekt
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"Während man träumt, fühlt sich alles real an. Dass irgendwas merkwürdig war, erkennen wir erst, wenn wir wieder aufgewacht sind." (Persuasion)

5. „Während man träumt, fühlt sich alles real an. Dass irgendwas merkwürdig war, erkennen wir erst, wenn wir wieder aufgewacht sind.” (Inception)
 

Fandom: Persuasion

Pairing: Anne Elliot/Frederick Wentworth
 

Sie trafen sich in einem klapprigen, alten Zug auf dem Weg nach Madrid, er auf der Suche nach einem Sitzplatz, sie überfordert damit, ihren schweren Rucksack auf die Gepäckablage zu heben. Er half ihr, sie bot ihm an, sich neben sie zu setzen, und als sie ein paar Stunden später um drei Uhr nachts endlich in der spanischen Hauptstadt ankamen, was wäre sinnvoller gewesen, als sich gemeinsam nach einer Jugendherberge umzusehen? Um diese Zeit waren die Möglichkeiten begrenzt, doch die Verspätung des Zuges hatte ihnen keine Wahl gelassen, und natürlich fanden sie keine Unterkunft. Natürlich verbrachten sie die Nacht in einer Bar, beide damit beschäftigt, an ihrem Kaffee zu nippen und nicht einzuschlafen, und sich dabei unterhaltend, damit die Zeit schneller verging. Und natürlich verbrachten sie die nächsten Tage damit, gemeinsam Madrid unsicher zu machen.

Anne Elliot hatte kein Problem damit gehabt, sich alleine und nur mit einem Rucksack bewaffnet auf den Weg durch ganz Europa zu machen. Sie war ihr ganzes Leben lang alleine gewesen, immer schon, mit zwei Schwestern, die beide zu arrogant und zu oberflächlich waren, um sie zu verstehen, und ohne Freundinnen in dem kleinen Dorf, in dem sie aufgewachsen war. Nur Diane Russell war für sie da gewesen, aber Diane war eine Freundin ihrer verstorbenen Mutter, kein Mädchen in ihrem Alter – eine Ratgeberin und eine Stütze, aber niemand, mit dem man auf einen Interrailtrip durch mindestens zehn Länder ging. Dafür hatte sie ihr geholfen, ihre Vorstellung von ihrem ersten Urlaub alleine, bevor sie begann zu studieren, bei ihrem Vater durchzusetzen, und das war nützlicher als eine Freundin, mit der sie dann nicht hätte fahren können.

Anne hatte nichts vermisst, als sie alleine mit dem Zug unterwegs war, ihr kleiner Laptop und ihre Bücher waren ihr Gefährten genug gewesen, und sie hatte es genossen, einfach aus dem Fenster zu sehen und die blühende Sommerlandschaft vorbeiziehen zu lassen. Doch jetzt, wo sie Frederick getroffen hatte, begann sie zu verstehen, wieso ihre Schulkolleginnen sie manchmal bemitleidet hatten. Mit ihm konnte sie reden, lachen, Spaß haben, und an diesem einen Tag in Athen, als sie von der Akropolis hinunter auf die Stadt blickten, hatte er sie geküsst und sie endlich verstanden, wovon die Bücher und Filme sprachen, wenn sie Schmetterlinge im Bauch erwähnten. Es war perfekt – der ganze Sommer war perfekt, wie ein heller, sonniger, farbenfroher Traum, aus dem Anne niemals aufwachen wollte.

Sie sahen nicht nur Madrid und Athen, sondern auch Venedig, Mailand und Rom, Wien, Bratislava und Budapest, Prag und Berlin, Hamburg, Kopenhagen und Malmö, Oslo und Stockholm, schließlich Amsterdam und Brüssel. Dann, als die Anrufe und E-Mails ihres Vaters immer drängender wurden und er darauf bestand, dass sie endlich nach Kellynch zurückkam, erkundete sie erneut London und Somersetshire, ihre Heimat, ein Land, das sie Rick, der aus den Vereinigten Staaten kam, gerne zeigen wollte. Doch als sie nach Hause kam, schlugen ihr all die Kälte, all die Missachtung ihrer Gefühle, ihrer Wünsche und Träume, die sie in ihren drei Monaten unterwegs vergessen hatte, wieder entgegen. Ihr Vater und, zu ihrem Schock und ihrer Überraschung, auch Diane, machten Richard verantwortlich dafür, dass sie so lange weggeblieben war, wo sie doch nur diese kostbaren Tage der Freiheit genossen hatte, bevor sie von einem perfekten Schulabschluss zu eben ebenso perfekten Studium übergehen musste. Sie mochten ihn nicht, waren der Ansicht, dass er ein leichtlebiger Taugenichts war, für den sie viel zu gut war, verstanden nicht, dass er ihr die Lebhaftigkeit und den Mut geben konnte, die ihr so oft fehlten, vor allem, wenn sie ihrem Vater gegenübertreten musste. Und der Idee, diesem vorsichtigen Plan, den sie gefasst hatten, während sie in der Sonne Italiens lagen und das beste Eis ihres Lebens aßen – nämlich, dass Anne mit ihm in die Vereinigten Staaten kommen und dort studieren wollte – traten sie mit aller Entschiedenheit entgegen.

Das konnte sie nicht tun, das durfte sie nicht tun. Eine solide Ausbildung in England, keine merkwürdige amerikanische Universität, das wäre ihre Zukunft, wäre ihre Sicherheit, die sie nicht wegwerfen durfte für eine ungewisse Zukunft mit einem jungen Mann, der viel zu amerikanisch war, als dass sie ihn mögen oder ernst nehmen konnten. Um ihre eigene Zukunft wäre es Anne nicht schade gewesen – ihre eigenen Vorstellungen und die ihres Vaters wichen zu sehr voneinander ab, als dass sie nicht gerne aus seinem Einfluss geflohen wäre, doch es waren Dianes Worte, die sie überredeten. Sie sprach von Rick, von seinem Traum, eine Firma aufzubauen, und wie es ihn behindern musste, wenn er sich seinen Standort nicht aussuchen konnte, sondern auf ihre Universität und ihre Studien Rücksicht nehmen musste, von den Kosten, die selbst aus einer Fernbeziehung für ihn entstehen würden, von der Ablenkung, die sie für ihn darstellen würde. Nein, er sollte sich auf seine Karriere konzentrieren, darauf, seinem Traum zu folgen, und nicht darauf, sie, Anne, glücklich zu machen.

Wäre sie nicht davon überzeugt gewesen, ihm mehr zu helfen als ihr selbst, nicht etwas wirklich wunderbares aufzugeben, um ihm nützlich zu sein, Anne hätte niemals entschieden, wie sie schließlich entschied, in dem Wissen, dass er es nicht verstehen würde. Aber vielleicht war es besser so – er konnte sie vergessen und sich selbst helfen, und sie würde tun, was ihr Vater von ihr verlangte.

„Rick?“

Sie fand ihn vor ihrem Computer in ihrem Zimmer, das sie sich nicht teilen durften und in das er sich nur geschlichen hatte, nachdem ihr Vater und ihre Schwestern schon ins Bett gegangen waren. Er lächelte und griff nach ihrer Hand, um sie auf seinen Schoß zu ziehen, doch sie schob sie weg, und seine Mundwinkel fielen herab. „Ja?“

„Ich... ich glaube, wir müssen reden.“ Ein Blick auf den Computerbildschirm verriet ihr, dass er auf der Suche nach Flügen in die Vereinigten Staaten war, aber er schien nicht ganz bei der Sache zu sein, und sie seufzte.

„Wieso hab ich nur das Gefühl, dass ich dieses Gespräch nicht mögen werde?“ Er bemühte sich offensichtlich, seine Worte sarkastisch klingen zu lassen, doch in ihren Ohren klangen sie fast... ängstlich? Von ihm? Er, der sich nicht einmal gefürchtet hatte, als sie in dieser schrecklichen Gegend von Rom gelandet waren! Ihr Herz krampfte sich zusammen und sie war gezwungen, ihre Einschätzung, wie sehr das hier wehtun würde, nach oben zu korrigieren.

„Weil du mich zu gut kennst.“

Sie deutete auf ihr Bett und er nahm langsam Platz, bemüht, den Moment hinauszuzögern, während sie sich ihren Schreibtischstuhl nach vorne zog. „Weißt du schon, wann du nach Hause fliegst?“, fragte sie schließlich, und er zuckte mit den Schultern.

„Am liebsten würde ich so lange bleiben, bis du mich nicht mehr haben möchtest, aber ich glaube, das geht nicht.“ Sein scherzhafter Tonfall erstarb, als ihr Blick und ihr Gesichtsausdruck sie verrieten, und seine Hände krampften sich in ihre Bettdecke.

„Das ist nicht dein Ernst, oder?“

Sie schloss die Augen und nahm einen tiefen Atemzug in der Hoffnung, dass das irgendetwas leichter machen würde, dann sah sie ihn an. „Rick, ich...“

„Anne, das waren die besten drei Monate meines Lebens! Ich hab noch nie einen so schönen Sommer verbracht wie mit dir, und was ich gesehen habe, werde ich nie vergessen. Und das alles... das alles wirfst du weg, einfach so, wie wenn es nur Müll wäre? Ich fass es nicht!“

Sie spürte, wie die Tränen in ihren Augenwinkeln emporstiegen, und schluckte sie harsch hinunter, weil sie es musste. Sie musste einfach. „Das tue ich nicht, Rick. Aber während man träumt, fühlt sich alles real an. Dass irgendwas merkwürdig war, erkennen wir erst, wenn wir wieder aufgewacht sind. Dieser Sommer war ein Traum, und die Realität kann nie so wunderbar, so idyllisch, so perfekt sein. Ich habe mein Leben, und du hast deines... und sie passen einfach nicht zusammen. Ich will diese Erinnerungen so behalten, wie sie sind, und nicht, dass wir uns irgendwann, in einem Jahr oder in zwei, fürchterlich hässlich trennen und uns dann Vorwürfe machen, warum wir nicht von Anfang an vernünftig waren.“

Er starrte sie für einen Moment an, ungläubig, fast erstarrt, dann sah sie, wie die Wut in ihm aufstieg. „Und das ist alles – du hast beschlossen, dass wir nicht zusammenpassen, und deswegen muss ich nach deiner Pfeife tanzen? Sag mir, wann ist diese erstaunliche Wandlung passiert? Während wir unterwegs waren, hab ich davon nämlich nichts bemerkt!“

Es war ein Schlag unter die Gürtellinie, und ihre Reaktion sagte ihm alles, was er wissen wollte. „Also hast doch nicht du beschlossen, sondern wer? Dein Vater? Mrs Russell? Elizabeth? Das ist nicht dein Ernst, oder? Willst du dein ganzes Leben lang von anderen Leuten kontrollieren lassen? Keine eigenen Entscheidungen treffen?“

„Das ist meine Entscheidung, Frederick.“ Sie zweifelte, das konnte sie sogar ihren eigenen Worten anhören, und trotzdem ballte sie die Fäuste und biss die Zähne zusammen. Wenn sie jetzt nicht standhaft blieb, dann würde sie nie das Richtige tun...

„Wenn du das meinst, dann hast du die Selbsttäuschung zu neuen Höhen entwickelt.“ Er hatte sich schon halb erhoben und beherrschte sich schließlich doch, ließ sich wieder auf das Bett zurücksinken und schloss für einen Moment die Augen. „Darf ich wenigstens noch die Nacht hier verbringen, oder kommt gleich dein Vater durch die Tür und wirft mich hinaus?“

„Rick... bitte.“ Seine Worte ließen die Tränen, die bereits gewartet hatten, schließlich über ihre Wangen laufen. Das Wissen, dass er nicht verstehen würde, und den Beweis vor Augen zu haben, wie wütend, wie verletzt er von ihrer Entscheidung war, waren zwei verschiedene Dinge, und sie war auf den Unterschied nicht vorbereitet gewesen.

„Tut mir leid“, murmelte er, als er sah, dass er zu weit gegangen war, doch er trat nicht zu ihr, um sie in den Arm zu nehmen und zu trösten, sondern huschte durch die Tür hinaus. Am nächsten Morgen war er fort, nach einem Frühstück, dass an Anspannung und Peinlichkeit nicht mehr zu überbieten war, und trotz ihrer Gefühle hoffte Anne, dass sie ihn nie wieder sehen würde – nie wieder sehen musste. Es war besser so.



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