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Messing with Movies

100 Filmzitate-Projekt
von

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"Du warst mein Leben, aber ich war nur ein Kapitel in deinem." (The Avengers)

7. „Du warst mein Leben, aber ich war nur ein Kapitel in deinem.” (P.S. Ich liebe dich)
 

Fandom: Avengers

Pairing: Steven „Steve“ Rogers/Margaret „Peggy“ Carter
 

Eigentlich sah das große Gebäude mit den zahlreichen bepflanzten Balkonen und dem hellen Anstrich nicht so einschüchternd aus, zumindest nicht einschüchternd genug, um zu rechtfertigen, dass Steve Rogers, Held des Zweiten Weltkriegs, überhäuft mit einer großen Zahl an Auszeichnungen und Medaillen, der berühmte Captain America, unschlüssig davor stand und nach oben starrte. Er hatte sich noch nicht dazu durchringen können, von seinem Motorrad zu steigen oder überhaupt den Motor auszuschalten, während er abwesend das Stück Papier, auf dem Agent Hill ihm einen Namen und eine Adresse notiert hatte, in seiner Tasche befingerte. Nach fünf Tagen der Reise durch die Vereinigten Staaten waren die Kanten mittlerweile abgegriffen und die Schrift kaum mehr erkennbar, aber das machte ihm nichts aus – schon seit er sie zum ersten Mal gelesen hatte, waren die Worte in seine Erinnerung graviert. Margaret Bales, Sunnyview Retirement Home, San Diego County, California.

In der Ferne konnte er das Rauschen der Wellen hören, die Schreie der Möwen, die über dem Meer kreisten, die lebhaften Geräusche eines Strandes, und er spürte, wie die Sonne auf seine Lederjacke brannte. Eigentlich ein wunderschöner Tag in einer idyllischen Gegend, auch wenn sie, wie so gut wie alle Teile der Vereinigten Staaten, die er seit seinem Aufwachen besucht hatte, viel zu modern für seinen Geschmack wirkte. Er könnte seinen Helm abnehmen, sich die Lederjacke über die Schulter schwingen und unten am Wasser aus seinen Stiefeln schlüpfen, um wieder einmal den Sand unter seinen nackten Sohlen zu spüren, auch wenn es nicht der der New Yorker Strände war, die er in seiner Kindheit und Jugend besucht hatte... aber dafür war er nicht hier, dafür hatte er nicht fast dreitausend Meilen im Sattel seines Motorrads hinter sich gebracht.

Obwohl er nach allem, was sie in New York erreicht hatten, hätte zufrieden sein können, war da etwas, das er erledigen musste und das er viel zu lange vor sich hergeschoben hatte. Etwas, von dem er nun wusste, wieso er es noch nicht getan hatte, weil ihn hier, an dieser Stelle, selbst sein Mut verließ, und das in einer Situation, von der er wusste, dass Zeit kritisch war.

Er nahm einen letzten Atemzug, dann ließ er schließlich das tiefe, beruhigende Brummen des Motors ersterben und schwang sich von seiner Maschine, bevor er, die Hände in die Taschen seiner Jacke gestemmt, die Finger fest um das Papier geschlossen, das irgendwann in den letzten Tagen zu seinem Talisman geworden war, über den Parkplatz auf den Eingang zumarschierte. Die vielen, futuristisch anmutenden Autos irritierten ihn noch immer ein wenig, genauso wie die gläsernen, automatischen Schiebetüren, sie erinnerten ihn stetig an die Jahre, die er verloren hatte – an die Menschen, die er verloren hatte. Er hatte dieses bittersüße Gefühl des Verlusts verdrängen können, während er alleine auf staubigen, verlassenen Nebenstraßen dahinraste, aber nun, wo er am Ziel seiner Reise angekommen war, das er während der langen Stunden im Sattel hatte verdrängen wollen, musste er sich dieser Gewissheit wieder stellen. Nicht auf eine abstrakte Weise, als theoretische Reflexion, sondern in der Praxis, und deswegen war er hier.

„Kann ich etwas für Sie tun, junger Mann?“ Die Schwester hinter dem Tresen, geboren, nachdem er im ewigen Eis eingeschlossen worden war, musterte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen ob seines Anblicks, und plötzlich fühlte er sich wie ein ertappter Schuljunge.

Er räusperte sich. „Ähm... ich möchte Mrs Margaret Bales besuchen, Ma'am.“

Die Frau musste weder eine Liste der Bewohner des Hauses noch ihren leise surrenden Computer konsultieren, sondern antwortete ihm sofort: „Dritter Stock, Zimmer dreihundertelf, aber falls sie nicht da ist, sollten Sie es bei diesem Wetter vielleicht auf der Terrasse versuchen. Der Fahrstuhl ist gleich da hinten.“

„Danke.“ Er nickte und wandte sich ab, entschied sich allerdings trotzdem für die Treppe, aus dem kaum eingestandenen Wunsch, die bevorstehende Begegnung weiter hinauszuzögern, aber er war zu fit, als dass dieses kleine Ablenkungsmanöver durchschlagenden Erfolg gezeigt hatte. Schneller als ihm überhaupt recht war stand er vor der Tür, unter der unpersönlichen Messingnummer hing ein offensichtlich handgeschnitztes Namesschild. Bales. Nicht Carter, und auch nicht Rogers, wie er einmal gehofft hatte.

Ein letztes Mal wischte er die Schweißperlen ab, die sich in seinen Handflächen gebildet hatten und die er nicht nur auf das warme, kalifornische Klima schieben konnte, dann hob er die Faust und klopfte mit vorsichtig dosierter Stärke. Er bemerkte erst, dass er den Atem vor Anspannung angehalten hatte, als sich die Sekunden zu einer Minute in die Länge zogen und ihm noch immer niemand antwortete, und stieß ihn mit einem tiefen Atemzug aus. Sie war nicht hier... aber vielleicht auf der Terrasse?

Er wandte sich nach links und folgte dem hellen, freundlichen Flur mit den bunten Aquarellgemälden an den Wänden und den Topfpflanzen auf den Fensterbrettern, bis er sich in einen Gemeinschaftsraum öffnete, von dem aus man durch große Balkontüren die Terrasse erreichen konnte. Suchend blickte er sich um, sich bewusst, dass seine Chancen, sie zu erkennen, gering waren – fast siebzig Jahre waren vergangen, seit er im Eis eingeschlossen worden war, und auch wenn sie für ihn manchmal wie ein Wimpernschlag wirkten, für Peggy... für Peggy waren sie sehr real und auch an ihr nicht vorbeigegangen. Er hatte Glück – großes Glück – dass sie noch lebte und nicht bereits vor Jahrzehnten gestorben war... aber ein Teil von ihm erwartete immer noch, dass er die schöne, junge Frau von damals besuchte und niemandem, dem er sein Alter ansehen konnte.

Trotzdem wanderten seine Augen über die Bewohner des Hauses, suchend blickte er in jedes vom Alter gezeichnete Gesicht, doch jede der Frauen, von denen er dachte, dass sie vielleicht Peggy sein könnten, zeigte keinerlei Reaktion. Für einen Moment stieg die Furcht in ihm auf – was, wenn er das Glück hatte, sie am Leben zu finden, nur um festzustellen, dass sie sich nicht mehr an ihn erinnern konnte? – als eine schmale Hand sich auf seinen Arm legte. „Steve.“

Er zuckte zusammen, zum ersten Mal seit langem, und zögerte, bevor er schließlich den Mut aufbrachte, sich umzudrehen und Margaret Bales in das schmale, faltige Gesicht zu blicken. Seine Vermutung erwies sich als korrekt – er hätte sie nicht von selbst erkannt, selbst wenn er vor ihr gestanden hätte. Sie war zusammengeschrumpft und er hatte das Gefühl, vor dem kleinen, fragilen Schatten der Frau zu stehen, die er einst geliebt hatte. Von den ersten Tagen und Wochen ihrer Bekanntschaft abgesehen hatte sie immer zu ihm aufsehen müssen, doch nun reichte sie ihm kaum bis zur Brust, und selbst die scharfen, dunklen Augen, von denen er gehofft hatte, sie wiederzuerkennen, hatten sich verändert, waren weicher geworden und blickten nun ohne den charakteristischen Funken in ihnen zu ihm auf.

Er schluckte. „Peggy.“

Sie legte den Kopf mit einer zögerlichen Geste, die von Schmerzen sprach, in den Nacken, musterte ihn für einen Moment, dann nickte sie langsam und streckte eine knochige Hand aus, um auf die Terrassentür zu deuten. „Komm.“

Es tat ihm fast körperlich weh, zu sehen, wie sie sich bewegte, ihre unsicheren, schlurfenden Schritte, und als seine Starre von ihm abfiel, hastete er an ihre Seite, bot ihr seinen Arm an. Der Blick, den sie ihm als Antwort zuschoss, die Art, wie sie missbilligend den Mund verzog, ließ ihn sein Angebot bereuen, und so blieb ihm nichts übrig, als seinen Gang ihrem anzupassen, bis sie schließlich einen kleinen Tisch in der Sonne erreichte. Schwerfällig nahm sie auf einem der Stühle Platz und zog die Decke, die auf dem anderen lag, zu sich, drapierte sie trotz der sommerlichen Wärme über ihre Schultern, dann blickte sie ihn wartend aus altersschwachen Augen an und er besann sich, setzte sich ihr gegenüber.

Neben Peggys halb gefüllter Teetasse standen Kaffee und ein Glas Wasser, und für einen Moment fragte Steve sich, wer sie gerade ebenfalls besuchte, dann schürzte sie tadelnd die Lippen und mit einem Mal verschwanden die Jahre und er fühlte sich wieder wie der Junge, der er damals gewesen war. „Ich hatte nicht mehr mit dir gerechnet, Steve.“

Er sah den Schmerz in ihrem Blick, wusste, dass sie, seit S.H.I.E.L.D. bekanntgegeben hatte, dass er von den Toten wiederauferstanden war, auf ihn gewartet hatte, und sein Schuldgefühl wuchs erneut. Was, wenn sie in diesen wenigen Monaten seitdem gestorben wäre? Nicht nur, dass sie ihm nicht verziehen hätte... auch er hätte das nicht gekonnt und sich wahrscheinlich für den Rest seines Lebens Vorwürfe gemacht.

„Ich... hatte zu tun.“

Endlich schon sich ein kleines Lächeln auf ihre Lippen, endlich konnte er sich einreden, die Frau, die er vor so langer Zeit kennen gelernt hatte, in diesem Schatten wiederzuerkennen, und unwillkürlich musste er grinsen.

„Davon hab ich gehört – nicht, dass irgendjemand auf diesem Planeten nicht gehört hat, was ihr in New York getan habt.“

Der trockene Unterton, deutlich hörbar in ihrer brüchigen Stimme, zerstreute die letzten Befürchtungen, dass er nur noch Peggys leere Hülle vorfinden würde, die ihr Geist schon längst verlassen hatte. Sie war noch immer hier, noch immer dieselbe Frau, wenn auch vom Alter gezeichnet – doch nun stellte sich die Frage... was sollte er nun tun? Er war hierher gekommen mit dem dumpfen Gefühl, dass es Dinge zwischen ihnen gab, über die sie sprechen mussten, jetzt, wo sie noch die Chance dazu hatten, aber wie er sie in Worte fassen, wie er beginnen sollte, das wusste er nicht.

„Es tut mir leid“, meinte er schließlich leise, streckte die Hand aus, um sie über diese kalten, erschreckend knochigen Finger zu legen, die zwischen ihnen auf der Tischplatte lagen, und Peggy lächelte traurig.

„Mir auch. Mir auch.“

Er spürte, wie der Kloß in seinem Hals wuchs, als er begriff, worauf sie anspielte, sich an das Türschild erinnerte und an den Namen, der darauf stand, und er schüttelte hastig den Kopf. „Nein... nein, Peggy. Ich hätte nicht gewollt, dass du...“

„... auf dich warte?“, vollendete sie seinen Satz, und er nickte langsam, vorsichtig, in der Hoffnung, dass sie die verräterischen Tränen in seinen Augen nicht sehen konnte. „Ich wollte auf dich warten, das weißt du... ich hab nach dir gesucht... aber irgendwann... irgendwann wollte sogar ich einfach nur Frieden finden und die Träume verwirklichen, die jedes kleine Mädchen irgendwann hat... ein Haus, ein Mann, eine Familie.“

Er nickte abgehackt, zwang sich, den Schmerz in seinem Inneren nicht zu Wut werden zu lassen, die Eifersucht nicht zu Hass, als er sich vorstellte, woran er zuvor nicht hatte denken wollen, und er versuchte, zu verstehen. Für sie waren fast siebzig Jahre vergangen, für ihn nur ein paar Monate, und sein Herz weigerte sich, die Proportionen anzuerkennen, die für seinen Verstand schon fast nicht zu fassen waren, selbst als er den Beweis dafür klar vor sich sah. „Es ist okay, Peggy. Du warst mein Leben, aber ich war nur ein Kapitel in deinem, und wenn du glücklich warst, dann kann ich nicht mehr verlangen, auch wenn... auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass ich derjenige sein kann, der dich glücklich macht.“

Nun funkelten auch Tränen in ihren Augen, als er zum ersten Mal in so vielen Worten sagte, was er gefühlt, gehofft, gewünscht hatte vor so vielen Jahren, zwischen den Gefechten und der verzweifelten Suche nach Schmidt – dass er sie geliebt hatte und noch immer liebte, auch wenn eine gemeinsame Zukunft für sie schon damals nur ein fast unerreichbarer Traum gewesen war. „Ich weiß, Steve... ich weiß. Und bis Stark den Würfel gefunden hat, habe ich gehofft...“

Er nickte langsam und drängte die Erinnerungen an diesen Tag zurück, an die langen Stunden nach dem Aufprall, bis die Kälte und das Eis ihn schließlich in gnädige Dunkelheit gerissen hatten, während sich das Schweigen zwischen ihnen ausbreitete, nur durchbrochen vom fernen Rauschen der Wellen. Er ließ ihre Hände los, griff stattdessen nach dem Stift, der neben einem vergessenen Kreuzworträtsel lag, und zog die Serviette zu sich heran, froh, etwas zu haben, mit dem er sich beschäftigen konnte, während Peggy ihm gegenüber die Augen schloss.

„Hat er dich glücklich gemacht?“, fragte er schließlich, und sie blickte ihn überrascht an.

„Christopher?“

Er nickte.

„Ja. Ja, das hat er... aber das bedeutet nicht, dass ich dich vergessen habe.“

Er lächelte, als sie ihn ansah, die alte Sehnsucht, die ihm noch so vertraut war, in den Augen, und griff wieder nach ihrer Hand, streichelte vorsichtig mit dem Daumen über ihre Haut, seine Kraft genau dosiert, um nicht versehentlich einen der fragilen Knochen darunter zu brechen. „Und ich werde dich auch nicht vergessen.“

Zu seiner Überraschung verdunkelten sich ihre Augen, ein Schatten legte sich über ihr Gesicht. „Und was, wenn ich das nicht möchte?“

Er runzelte die Stirn. „Was meinst du?“

Sie seufzte langsam auf. „Sieh mich an, Steve – ich bin über hundert. Vielleicht hab ich nur ein Jahr, vielleicht ein paar mehr... aber du bist jung und hast deine Zukunft noch vor dir, genau wie ich damals. Wirf sie nicht weg – nicht für mich. Vielleicht wären wir zusammen glücklich geworden, vielleicht auch nicht, aber das Schicksal wollte es anders, und mein Leben ist weitergegangen, genauso wie deines das jetzt tut, wenn auch viel später.“ Ihre Finger schlangen sich um seine und drückten sie mit einer erstaunlichen Kraft. „Wenn ich dir eines sagen kann, dann, dass der Schmerz irgendwann nachlässt – und dann wird der Tag kommen, an dem auch du dich nach einem neuen Anfang sehnst. Und dann tu mir einen Gefallen – wirf dieses Geschenk nicht weg, weil eine alte Frau in einem Altersheim auf dich wartet. Ich bin nicht alleine. Ich hab meine Kinder, meine Enkel, und in ein paar Monaten auch meinen ersten Urenkel. Und das ist etwas, das ich auch dir wünsche – denn wenn du glücklich bist, dann bin ich es auch.“

Seine eigenen Worte, ausgesprochen von dieser stockenden, brüchigen Stimme, ließen ihn zusammenzucken, und vorsichtig hob er den Blick, sah ihr in die Augen und erkannte, dass er sich getäuscht hatte – wenn sie wollte, konnte sie noch immer die Stärke und Intensität projizieren, die er schon damals an ihr bewundert hatte. „Danke, Peggy.“

Sie schüttelte den Kopf. „Nicht dafür, Steve. Nicht dafür.“

Für einen Moment saß er da, kämpfte mit den Emotionen in seinem Inneren, dann sah er über seine Schulter und bemerkte eine Frau, die auf sie zukam, einen Teller mit zwei Stück Kuchen in der Hand, und erhob sich, blickte hinunter auf Peggy, die nun nach ihrer Lesebrille griff. „Also dann... ich möchte nicht länger stören.“

Sie lachte leise. „Du störst nie, Steve. Tu mir nur einen Gefallen... pass auf dich auf. Die Welt ist vielleicht friedlicher geworden, aber nicht ungefährlicher.“

Er nickte, dann schob er seine Serviette zu ihr hinüber und vergrub seine Hände in seinen Taschen. „Auf Wiedersehen.“

Sie legte den Kopf schief und ihr Blick ließ ihn in der Sommerhitze frösteln. „Ich bezweifle es, Captain. Ich bezweifle es.“



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