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Einzelposting: Animefan=dunkle Kleidung?


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Von:   abgemeldet 04.04.2007 12:24
Betreff: Animefan=dunkle Kleidung? [Antworten]
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> Es scheint einen allgemeinen Trend hin zu den schwarzen Sachen zu geben. (...) Ich fühle mich zwischen solchen Leuten zunehmend unwohler (...)

Stimmt, dieser Trend ist unübersehbar. Auch wenn allgemein immer vorgeschoben wird, dass man ja sowieso und schon immer schwarz bzw. Gothic-/Visu-/Emo-Elemente mochte und dies mit dem Dasein als Anime- und Mangafan garnichts zu tun hätte. Nimmt man aber den Anteil der schwarz gewandeten bei Anime-/Manga- oder sonstwie japanbezogenen Veranstaltungen als Maßstab würde dies im Umkehrschluss ja bedeuten, dass es außerhalb der „schwarzen Szene“, egal ob Gothic, Visu, Emo, GL etc. (kaufen ja doch alle im gleichen Kostümshop ein - wenn auch aus verschiedenen Gründen), kaum Manga- und Animefans gibt.

Natürlich gibt es verschiedene Faktoren, die den Trend zum Schwarz in der Szene unterstützen. Z.B. die bevorzugte Berichterstattung einschlägiger Magazine zum Thema Visual Kei Bands, Gothic, Gothic Lolitas usw. Über andere Japanische Musik als kostümlastigen J-rock wird komischerweise kaum geschrieben und auch japanische Bekleidungstrends abseits von wirren Punk-Mixturen und viktorianisch angehauchten Rüschenklamotten werden geflissentlich übersehen. Das ist natürlich ein willkommenes Futter für die ganzen Fan-Kiddies, die besonders japanisch sein wollen und den Zwang verspüren sich irgendwie von der Masse der Mainstream-Mangaleser abzuheben.

Außerdem: der allgemeine Modetrend in letzter Zeit. Nach Punk und Gothic ist inzwischen auch Emo an der Reihe von den führenden Bekleidungsketten kommerziell verwurstet zu werden. Da haben die ganzen auf Pseudo-J-Style getrimmten Kids dann endlich auch die Möglichkeit zu Taschengeldpreisen an die begehrten Klamotten ranzukommen. Natürlich führt dies alles mittlerweile zu einem recht inflationären Gebrauch von düsteren Kleidungsstilen: Man kann keinen Comicshop mehr betreten ohne über kurz oder lang von einem buttonklappernden, glöckchenklingelnden, sich in schwarze Fetzen wickelnden Fangirlie-Grüppchen in die Enge gedrängt zu werden, das lauthals über die perversesten Neuerscheinungen auf dem Mangamarkt diskutiert. Man kann keine Signierstunde mehr besuchen, von Mangaka deren Werke nichts, aber auch wirklich garnichts mit Gothic, Visu, Emo, Selbstmord, Depressionen, Rüschen, Totenkopf-Accessoires etc. zu tun haben, ohne geradezu in einen schwarzen Sog hineingezogen zu werden.

Ich würde mich weder als konservativ noch als sonderlich voreingenommen betrachten, trotzdem beschleicht auch mich in Gegenwart solcher Exemplare ein gewisses Gefühl des Unwohlseins. Ein Unwohlsein, dass sich hier in der Fanszene ein Phänomen ausbreitet, welches mit Anime/Manga eigentlich garnichts zu tun hat, aber trotzdem als Erkennungs-Uniform herhalten muss und alle zu Außenseitern macht, die keinen Bock auf den Kostüm-Terror haben. Und ein Unwohlsein, wie sehr die schwarzen, klingelnden, klappernden Gestalten den ohnehin schlechten Ruf der Mangaleser beim Otto-Normalbürger wohl noch schädigen werden - wenn sie offensichtlich schon einigen Mitgliedern der Szene negativ auffallen. Ich überlege mir inzwischen manchmal schon zweimal was ich anziehe - ob ich den schwarzen Pulli oder den Nietengürtel vielleicht lieber in Schrank lasse - und verberge mit Grausen die wenigen Comic-Buttons auf meiner Tasche, wenn im selben Bahn-Abteil ein Fangirlie-Grüppchen im japanophilen Schwarzkittel platznimmt und lautstark jedem, der nicht rechtzeitig aus dem Waggon geflüchtet ist, die neuesten Yaoi-Phantasien zum persönlichen Lieblings-Manga entgegenbrüllt. Ich hab nämlich keine Lust mit diesen peinlichen Ausgeburten der Manga-Hölle in einen Topf geworfen zu werden. Soweit ist es schon gekommen. Danke!

Fragt sich was passiert, wenn nach dem Bekleidungs-Overkill durch die Billigshops demnächst auch die J-Rock-CDs für lau auf dem Grabbeltisch zu haben sind. Dann wäre es ja - nachdem schon jeder schwarz rumrennt - auch nichts besonderes mehr, sich seltsame Musik reinzuziehen, bei der man kein Wort versteht und die einem eigentlich auch garnicht so toll gefällt, nur: es macht sich halt gut im Animexx-Stecki. Wahrscheinlich kommt bei den ganz Hartgesottenen dann das Cosplay-Kostüm zum Dauereinsatz oder sie reden nur noch japanisch um sich irgendwie von der öden Masse abzuheben. Ich will‘s garnicht wissen... Nur gut, dass man nicht jeden Scheiß mitmachen muss! Ich hab aber auch keinen Bock drauf, mich deshalb ins szene-interne Normalo-Außenseiter-Ghetto abschieben zu lassen!

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