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Der heranziehende Schatten

von

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DER HERANZIEHENDE SCHATTEN
 

En junges Mädchen im Alter von 16 Jahren streckte sich gerade in ihrem Bett und stellte den Wecker ab, der ihr ins Ohr sang: "There are five thousand ways to die...",

"Ach so ein Blödsinn", dachte sie sich und schüttelte fragend den Kopf. "Wer kommt auf so was?", doch diese Frage blieb Shadow unbeantwortet.

Schleppend ging sie ins Badezimmer um sich Wasser ins Gesicht zu schütten und sich die Zähne zu putzen.

Durch den Spiegel sah ihr ein hübscher Rotschopf, entgegen, der sich gerade die Zähne putzte und müde aussah.

"Was schaust du so doof", mahnte sie sich selbst. Sie war nicht zufrieden mit ihrer heutigen Situation, denn ihre Mutter hatte sie dazu gezwungen in eine andere Schule zu gehen. In die Ogdener-Highschool.

Shadows Bruder ging auch auf diese Schule. Er war 18 Jahre alt und ca. dreizehn Zentimeter größer als sie, also einen Meter dreiundsiebzig.

Der einzige Bonus dieser Schule war doch, dass sie ein Boxteam führte und Shadow sich dort anmelden wollte.

Sie spuckte die Zahnpaste aus und spülte mit Wasser. Dann nahm sie die Bürste und frisierte ihr rotes Haar, das ihr etwas über die Schultern ging. Irgendwie wollte sie heute etwas mit ihren Haaren machen. Sie wollte einen guten ersten Eindruck hinterlassen und nicht von allen abgeschoben werden.

So zog den Entschluss ihre Haare einfach nur offen zu tragen, so wie immer und wollte sich ihre Mütze aufsetzen.

Sie ging wieder in ihr Zimmer und öffnete den Kleiderschrank. Es fiel ihr nicht schwer eine Entscheidung zu treffen, da sie ja ihre Schuluniform zu tragen hatte.

Sie nahm den dunkelblauen Faltenrock heraus und die Weiße Bluse, zog es an und suchte dann nach dem komischen rosafarbenen ärmellosen Pullover. Das passte in ihren Augen so was von nicht zusammen, aber sie musste es anziehen. Das Unverschämteste war ja immer noch, dass sie keine Hose tragen durfte. Es war immer schon schwer für sie gewesen einen Rock anzuziehen und jetzt musste sie das auch noch jeden Tag machen. Sie hasste Röcke.

"Shadow kommst du?", fragte ihr Bruder, Orion, der in ihrer Tür stand. Seine Haare hatten die gleiche rote Farbe wie Shadows und man erkannte sehr stark, dass er ihr Bruder war. Sie sah ihm auf ihre weibliche Art extrem ähnlich.

"Jaja, gleich, ich muss noch dieses ekelhafte rosa Ding finden", sagte sie und fand es in dem Moment. Sie zog es sich über und schnappte sich ihre Schultasche bevor sie zu ihrem Bruder ging.

"Was machst du denn für ein Gesicht?", fragte er als er in ihre trüben smaragdgrünen Augen sah. Sie war merklich unglücklich in eine neue Schule zu gehen, aber sie wollte das meistern.

"Ach, ist schon in Ordnung", sagte sie und lächelte ihren Bruder an. Dieser ging dann vor Shadow aus dem Haus. Ihre Mutter schlief noch oder saß bereits wieder vor einer Flasche Rotwein. Wie üblich.

Orion sperrte, nachdem Shadow das Haus verlassen hatte, die Tür zu und steckte den Schlüssel anschließend in den Hosensack.

"Du wirst dich schon wohl fühlen. Die Lehrer sind freundlich und der Direktor setzt sich sehr für seine Schüler ein", sagte Orion um Shadow Mut zu machen. Es funktionierte ein wenig, denn Shadow hatte soeben wieder gelächelt. Das war immer ein gutes Zeichen. Denn wenn sie nicht lächelte hieß das immer etwas Schlimmes.
 

Der Schulweg war für die zwei nicht besonders lange und bald schon befanden sie sich auf dem Grundstück der Schule.

"Hallo! Orion!", ein beinahe schon hysterisches Mädchen kam auf die zwei zugelaufen. Sie hatte sehr langes blondes Haar und Azurblaue Augen. Orion zerrte etwas an Shadow und die beiden gingen einfach weiter.

"Orion. Warte doch! Huch. Hab ich euch eingeholt. Ah wer ist denn das? Ist das deine Schwester? Sie ist hübsch. Sie sieht dir ähnlich...", sie wollte noch weiter reden doch sie gab auf, da sie ein weiteres mal von Orion ignoriert wurde. "Warte nur, du wirst dich schon noch in mich verlieben", dachte sie sich und ging traurig weg.

"Wer war das? War das nicht gemein, dass wir sie so ignoriert haben?", fragte Shadow ihren Bruder. "Nein, das war nicht gemein, das war Anzu. Ein lästiges Mädchen. Aus irgendeinem Grund läuft sie mir schon nach seit ich hier auf dieser Schule bin. Ich kann sie nicht leiden. Sie will es einfach nicht glauben, wenn ich ihr sage, dass ich sie nicht mag. Naja, sie kann doch sonst jeden haben", erklärte ihr ihr Bruder und führte sie noch zum Direktor, der ihr dann einen Plan der Schule, den neuen Stundenplan und den Namen ihrer Klasse und ihrer Lehrerin gab.

"Wir sehen uns zu Schulschluss, wir haben nämlich heute gleich aus", sagte Orion nach einem kurzen Blick auf Shadows Stundenplan und nahm ihre Kappe.

"He! Hast du was gegen meine Kappe?", fragte Shadow und sah ihn wütend an. "Nein, aber du darfst sie hier nicht tragen", sagte er. Shadow nahm es hin. Sie hmte leise und sah Orion dann an.

"Du schaffst das schon", sagt er. - "Versprichst du das?", - "Na klar", antwortete er noch und lies sie dann im Gedränge des Ganges stehen.

"Danke", flüsterte sie ihm noch leise nach. Sie nahm den Zettel, auf dem die Informationen über ihre neue Klasse standen:

Shadow Tamashi

Lehrgang: III d

Lehrgang-Lehrer: Frau Lara Parker

viel Erfolg gezeichnet Dr. Mag. Mag. Ernold

"Am besten ich gehe zuerst zur Lehrerin. Die soll mich dann in die Klasse bringen", dachte sie sich und tat dieses auch gleich.
 

"Eure neue Mitschülerin, Shadow Tamashi. Setz dich doch bitte zu Kairo in die letzte Reihe, da ist noch Platz", sagte die Lehrerin. Shadow wurde ganz ordentlich mit einem netten "Hallo", begrüßt und setzte sich dann auf ihren neuen Platz.

"Hallo! Ich bin Shadow Tamashi", sagte sie und der blonde Junge mit den blauen Augen sah sie erschrocken an. "Ähm, ich bin Kairo Sato", sagte er und sah sie fröhlich und doch erstarrt an.

"Das also ist Kairo. Er scheint nett zu sein. Fröhlich. Obwohl er im hinterletzten Eck, ganz alleine saß. Aber in seinen Augen sehe ich eine gewisse Unruhe. Oder Trauer? Er hat mich so erschreckt angesehen. Oder war er verwundert? Ist er es etwa nicht gewohnt angesprochen zu werden? Ich glaube, er tut mir Leid", dachte sie und setzte sich dann hin.

Die Stunde verging mühsam und Shadow wusste jetzt über Alexander den Großen bescheid. Das interessierte sie nur leider nicht sonderlich und sie machte sich in der Pause sofort auf zum Direktor.

"Guten Tag. Ich wollte mich wegen dem Boxteam erkundigen", sagte sie und setzte ein freundliches Lächeln auf. Ihr Direktor wusste nicht genau, was er jetzt sagen sollte. Sollte er sagen, wo sie die Auskunft bekommt oder, dass sie als Mädchen keine guten Chancen hatte?

"Da müssen Sie zum Coach, Mädchen", er entschied sich für Auskunft mit einer Anspielung auf ihr Geschlecht.

Shadow ging wieder und suchte auf dem Plan den Aufenthaltsraum des Coaches.

"Hätte ich mir eigentlich denken können", dachte sie als sie vor der Tür stand. Sachte klopfte sie an und wurde herein gebeten.

"Hallo Coach! Ich würde gerne in Ihr Team gehören", sagte sie. Der Coach, Herr Thomson, sah sie verwundert an.

"An dieser Schule gibt es keine Cheerleader", sagte er. Das schockierte Shadow. "Cheerleading? Ich?", fragte sie sich selbst.

"Aber nein, ich möchte doch in das Boxteam.", sagte sie barsch. - "Unmöglich", - "Warum?!", - "Du bist ...", - "Ein Mädchen?", - "Ja", - "Das ist doch nur ein Vorurteil!", Shadow war beinahe außer sich.

"Gut. Gib mir einen guten Grund, warum ich dich aufnehmen sollte!", - "Weil es mein Traum ist, Boxchamp zu werden und weil ich genauso stark bin wie Ihre Jungs", sagte sie sehr bewusst. Das gefiel dem Coach. "Na das ist ein Grund", sagt er schließlich.

"Und?", fragte Shadow nach einer kurzen Pause. "Wie ist dein Name?", wollte Herr Thomson wissen. "Shadow Tamashi", antwortete sie ihm. Er konnte seinen Ohren kaum glauben. "Tamashi?", frage er noch einmal nach. "Ja", Shadow war etwas verwundert, aber es sollte nichts weiter machen. Es sah gut aus und sie sollte bald Boxerin werden.

"Gut. Willkommen im Team", sagte er, Shadow bedankte sich und ging dann wieder in ihre Klasse um es Kairo zu erzählen.

"Ob es gut war seine Tochter aufzunehmen?", fragte sich der Coach. "Was macht sie nur hier? Sie hat doch bestimmt auch diese ... Krankheit, aber es ist doch ihr Traum. Seine Tochter muss glücklich sein, das bin ich ihm Schuldig".

"Leider weiß ich selbst nur zu gut, dass ich dabei umkommen kann. Vater starb ja auch", dachte Shadow nach als sie am Weg in ihre Klasse war.

"Wir alle sahen ihn, wie er heranzog, der Schatten. Ich war noch zu klein und doch sehe ich dieses Bett genau vor mir. Nur Vater kann ich nicht sehen. Ich kann mich nicht mehr an ihn erinnern. Nur noch an seine letzten Worte. ,Gib nie auf, sei stark Shadow!' und ich werde stark sein. Für dich Vater".

Ihr Vater starb nach einem Boxkampf gegen seinen härtesten Gegner. Er hatte einen Gehirntumor, der erst nicht bösartig war, sich aber dann durch das Boxen verschlimmerte. Auch Shadow hatte so einen Gehirntumor. Sie wusste genau, dass sie sich in Lebensgefahr begab, aber es war ihr wichtig, das Boxen.

Als sie in die Klasse ging saß Kairo auf seinem Platz und zeichnete etwas. Es sah aus wie ein Mädchen. Ein hübsches kleines Mädchen. Sie sah Kairo sehr ähnlich.

"Wer ist das?", fragte Shadow sachte, da sie ihn nicht erschrecken wollte, weil er so konzentriert aussah. Er schreckte sich wirklich nicht zu sehr.

"Das ist meine Schwester Kiara, sie ist sieben", sagte er und sah zu Shadow. "Sie ist niedlich. Du kannst sehr gut zeichnen", lobte sie ihn. "Danke. Sie ist mir sehr wichtig, weißt du?", sagte er ihr. "Ja, ich kann dich gut verstehen, mein großer Bruder ist mir auch sehr wichtig", antwortete sie ihm.

Sie setzte sich neben ihn und erzählte ihm von dem Gespräch mit Herrn Thomson. Er lauschte aufmerksam und fragte sich, warum sie beim Coach war.

"Ja, und jetzt bin ich im Boxteam", sagte sie anschließend und Kairo wollte ihr nicht glauben. "Red keinen Stuss. Der nimmt keine Mädchen", wollte er ihr erklären, aber Shadow sagte ihm noch einmal, dass sie dem Coach sagte, dass es ihr Traum war und, dass er sie dann aufnahm.

"Wer ist Professor Wilson? Ist der nett?", fragte Shadow nachdem sie auf ihren Stundenplan sah. "Ach, der ist eh ganz okay. Er macht sich gerne über Schüler lustig", antwortete Kairo. "Na toll. Wahrscheinlich auch noch besonders über neue", dachte Shadow.
 

Die Stunden vergingen und Shadow hatte keine Probleme mit den Lehrern klar zu kommen und sie fadisierte sich einfach den größten Teil ihrer Zeit bis es endlich zum Schulschluss läutete.

"Tschüss Shadow. Ich muss heute schnell nach hause, aber sonst können wir gerne gemeinsam gehen", verabschiedete sich Kairo und Shadow verlies als Letzte die Klasse.

"Shadow!", rief ihr Bruder, der neben ihrer Klasse auf sie wartete. "Ach Orion", sagte sie und warf sich ihm um den Hals und Orion strich ihr mit der Hand über die Haare. "Na, haben wir einen anstrengenden Schultag hinter uns?", fragte er sie und sie nickte. "Ja, aber ich bin im Boxteam, wie ich es gehofft habe", erzählte sie freudig.

"Das freut mich aber. Leider wird Mutter sich nicht sehr darüber freuen", sagte er und löste die Umarmung um mit seiner Schwester nach hause zu gehen.

Shadow wusste genau, dass ihre Mutter nicht froh sein wird, aber das war Shadow unwesentlich, denn immerhin ging es hier um Shadows Leben.

Ihre Mutter war Alkoholikerin. Sie begann damit als ihr Mann und somit auch Orions und Shadows Vater starb. Sie konnte es nicht verkraften, auch nach den langen Jahren nicht.
 

Der Weg nach hause kam ihnen etwas kürzer vor als der Weg in die Schule, das könnte vielleicht daran liegen, dass Shadow nicht mehr so aufhielt in die Schule zu gehen.

Als sie in die Wohnung gingen saß Sara Tamashi wieder mit einer Flasche Wein und einer Zigarette im Mund in der Küche. Sie weinte einmal nicht. Das machte Shadow Mut.

"Mama?", fragte sie zaghaft. "Shadow. Was gibt es denn Schatz?", fragte ihre Mutter und sah mit ihren braunen Augen in die Smaragde ihrer Tochter. Die rotbraunen Haare hingen ihr in Strähnen über die Augen. Sie sah einfach jämmerlich aus.

"Mama. Ich weiß, das wird dich nicht glücklich machen, aber ich...ich boxe jetzt im Boxteam der Schule", sagte sie, kniff die Augen zu und ballte ihre Fäuste, da sie eine Ohrfeige ihrer Mutter erwartete und so die Schmerzen verringern wollte. Und wie erwartet hatte sie die Hand ihrer Mutter auf der Wange kleben. Wieder flossen Tränen aus den Augen der Mutter.

"Wie kannst du mir das antun?", fragte sie und schlug noch einmal auf ihre Tochter ein. "Warum?", fragte sie. Langsam ging sie zu Boden und nahm Shadows Hände in ihre. "Was habe ich dir getan, dass du mir so wehtust?", fragte sie.

"Ich mache das doch nicht um dir weh zu tun. Ich mache das weil es mein Traum ist", sagte Shadow und entriss ihrer Mutter ihre Hände und lief auf ihr Zimmer.

"Orion! Warum tut sie mir das an?", fragte sie den beinahe zitternden Jungen der von der Küchentür alles mit angesehen hatte. Sie nahm einen kräftigen Zug aus der Weinflasche und setzte sich dann wieder auf den Sessel um sich wieder ganz dem Wein und ihrer Zigarette zu widmen.

Orion antwortete ihr nicht. Er fand es für besser, wenn er auf sein Zimmer ging und Schulaufgaben machte. Zu oft schon hatte er zusehen müssen wie seine Mutter Shadow schlug und nicht selten ging das blutig aus. Aber Shadow hatte Verständnis mit ihrer Mutter. Sie weiß, dass Sara zu schwach war seit sie Witwe war.

Shadow zog sich in ihrem Zimmer ihren Trainingsanzug an und schlüpfte in ihre Boxhandschuhe, die sie von ihrem Vater erbte. Mitten in ihrem Zimmer hing ein Boxsack und in der linken hinteren Ecke hing eine Boxbirne. Sie trainierte schon seit ihr Vater ihr das erste Mal zeigte was ein Boxsack ist.

Sie schlug auf den Boxsack ein und die Tränen rannen ihr über die Wangen. "Warum muss Mama nur so leiden? Warum kann sie nicht einfach akzeptieren?", fragte sie sich, aber sie erhielt keine aufklärende Antwort.

Sara stand gerade auf um sich eine weitere Flasche Wein zu holen und zündete sich die nächste Zigarette an. "Katsuya. Warum lässt du zu, dass deine Tochter genauso sterben wird wie du? Ich sehe in ihren Augen, dass sie weiß, dass sie sterben wird. Sie hat es akzeptiert. Aber ich nicht. Tu doch was!", sagte sie in die Stille der Küche. Niemand war da und tröstete sie.

Shadow sprang währenddessen in ihrem Zimmer auf und ab. Sie wartete, dass der Boxsack auf sie zukam, wich ihm aus und schlug auf ihn ein sobald er wieder von ihr weg schwang.

"Vielleicht wäre es für die ganze Familie besser gewesen nie nach Amerika zu ziehen. Mama und Papa hätten in Japan bleiben sollen. Wir hätten doch auch dort eine schöne Zeit gehabt. Vater wäre dann nicht immer mit Boxen konfrontiert worden und Shadow wäre nie auf die Idee gekommen", dachte sich Orion als er über die ganze Sache nachdachte.

Katsuya Tamashi war nämlich Japaner und Sara war Deutsche. "Sie hätten doch auch nach Deutschland gehen können. Es hätte mir nichts ausgemacht als Deutscher geboren zu werden", dachte er und machte seine Schularbeiten fertig.

Shadow hatte jetzt schon zwei Stunden nur auf den Boxsack eingeschlagen und ging jetzt erst einmal Duschen.

Nach dem Duschen machte sie ihre Schularbeiten und ging anschließend schlafen.
 

"There are five thousend ways to die...", schon wieder riss dieses Lied Shadow aus dem Schlaf. Sie schaltete den Wecker ab und ging ins Badezimmer um sich fertig zu machen.
 

Der zweite Schultag verging schneller als der gestrige und heute sollte Shadows erstes Training im Team sein.

"Ich möchte euch euer neues Teammitglied vorstellen", sagte der Coach. "Ein neuer? Sind wir nicht schon genug?", fragte ein Schüler der volle ein Meter achtzig groß war. Er hatte Braunes Haar, das ihm etwas in die Augen hing und sonst etwas vom Kopf abstand. Ungefähr fünf Zentimeter mussten sie lang gewesen sein.

"Itami, ich bitte dich. Shadow kommst du", sagte Coach Thomson und Shadow trat ein. "Ein Mädchen? Soll das ein Scherz sein Coach?", fragte Itami entrüstet.

Der Coach beachtete ihn nicht. "Das ist Shadow Tamashi. Vielleicht kennt jemand den japanischen Boxer Katsuya Tamashi". sagte er, doch Shadow unterbrach ihn als er weiter reden wollte. "Woher kennen Sie meinen Vater?", fragte sie. "Ich war einer seiner ...Freunde", antwortete er ihr. Sie nahm es hin und stellte sich zu den anderen Boxern in die Reihe. Das fiel ihr aber nicht leicht, da ihr jeder verweigerte neben ihr zu stehen.

"Shadow, du kannst hier stehen", sagte Kairo und Shadow stellte sich zu ihm.

"So Jungs. Wir müssen für den kommenden Schulcup trainieren. Also bitte ich euch jetzt an euren Schwächen zu trainieren und ich kümmere mich um Shadow und schau was sie kann", sagte Coach Thomson und lies seine Jungs machen.

"Als wenn ich Schwächen hätte", sagte Itami zu einem seiner Kollegen.

"So Shadow, ich nehme an, du weißt was ein Boxsack und was eine Boxbirne ist. Du musst dir so was nicht kaufen, du kannst hier in der Halle zum Trainieren kommen, wie alle meine Jungs und außerhalb des Trainings trainieren", sagte er. "Coach Thomson, ich habe all das zuhause, mein Vater vererbte es mir. Ich glaube es wäre das Beste wenn Sie einen Ihrer Jungs gegen mich kämpfen ließen", sagte Shadow selbstsicher.

"Haha. Aber wirklich nicht. Noch nicht. Da ist der Boxsack, zeig mal deine Bewegungen!", schaffte ihr der Coach an und sie tat das auch.

Sie umkreiste den Boxsack und schlug anfangs leicht dagegen um ihn in Bewegung zu setzen. Immer wieder schlug sie darauf ein und umkreiste den Boxsack bis sie anfing richtig auf ihn einzuschlagen.

"Ihre Beinarbeit. Perfekt. Das Anpirschen. Perfekt. Der Schlag. Sitzt", der Coach dachte über jede Aktion nach. Er war begeistert, wie viel sie von ihrem Vater hatte.

"Arg", mit einem Schrei schlug sie mit einer dreifachen Doppelkombo auf den Sack ein.

Auf einmal sah das gesamte Boxteam zu dem auslaufenden Boxsack und anschließend zu Shadow.

Coach Thomson konnte nicht glauben, was er da sah. Dieses Mädchen war das stärkste Mädchen, das er je gesehen hatte.
 

"Das mit dem Boxsack war echt cool. Wie hast du das gemacht?", fragte Kairo auf dem Nachhauseweg, da sie ihn heute besuchen durfte, weil sie seine kleine Schwester kennen lernen wollte.

"Das ist das jahrelange Training. Seit mein Vater tot ist, möchte ich boxen und trainierte jeden Tag um gut zu werden. Heute habe ich es geschafft, der Coach ist überzeugt von mir", sagte sie fröhlich und lächelte.

"Aber nicht nur Coach Thomson. Itami Izumi ist fast das Herz in die Hose gerutscht. Sein Blick war einfach göttlich. So etwas habe ich noch nie gesehen. Der Blick der Verwunderung auf dem Gesicht Itamis. Wow.", Kairo war einfach begeistert. "Itami heißt doch Izumi. Das ist ein japanischer Name. Wo kommt er leicht her? Er sieht nämlich wie ein gewöhnlicher Amerikaner aus", fragte Shadow. "Ach seine Urgroßeltern zogen von Japan hier her. Deswegen Izumi", erklärte Kairo. "Aso. Also so ähnlich wie bei mir", stellte Shadow fest.

Kairo blieb plötzlich vor einem Haus stehen und läutete an der Türklingel. Sein Haus war sehr schön. Es war in einem schönen hellblau gestrichen und die Fenster hatten weiße Ränder und sonst war das Haus ungefähr mittelgroß und kompakt.

"Komm doch rein", sagte Kairo und Shadow folgte ihm. "Meine Mutter ist nicht zuhause, sie arbeitet diese Woche lange", sagte er und schloss die Tür ab.

Ein kleines blasses Mädchen mit blonden Haaren und leuchtend blauen Augen stand in einer Ecke und sah Shadow neugierig an. Shadow erkannte das Mädchen sofort, sie war das Mädchen von Kairos Zeichnung.

Ihre Augen waren unglaublich trüb. "Ist sie blind?", fragte sich Shadow. "Du hast schöne Augen", sagte das kleine Mädchen. "Danke", sagte Shadow. "Also doch nicht blind", dachte sie sich erleichtert. Aber sie sah sehr kränklich aus. Gesund konnte sie nicht sein, das dachte sich Shadow schon.

"Ich bin Shadow. Du musst Kiara sein", stellte sich Shadow vor. Die kleine nickte und Kairo führte Shadow ins Wohnzimmer. Kiara winkte ihnen und ging auf ihr Zimmer. "Warum geht sie schon?", fragte Shadow. "Deine Augen gefallen ihr, sie bastelt dir bestimmt etwas", antwortete Kairo.

"Ist sie Gesund?", fragte Shadow nach einer kurzen Pause. "Nein", sagte Kairo, "sie hat Lungenkrebs, wir erfahren nächste Woche wie schlimm es um sie steht". "Das tut mir Leid, ich wusste das nicht", entschuldigte sich Shadow, weil sie gefragt hatte.

"Ach du kannst ja nichts dafür, sie ist stark, sie schafft das schon", sagte Kairo und sah an Shadow vorbei. "Du musst auch stark sein, für sie", sagte Shadow nun und versuchte Kairos Blick wieder auf sich zu lenken.

"Ich bin stark. Ich boxe doch nur für sie. Ich zeige ihr wie stark ich bin", sagte er und wich wieder Shadows Blick.

"Willst du was zu trinken?", fragte er dann. "Ja, gerne, hast du Grünen Tee?", fragte sie höflich. Kairo nickte und ging in die Küche.

"Shadow! Schau! Kairo hat gesagt, dass du boxen tust, wie er", sagte die kleine Kiara, die eben ins Wohnzimmer mit einen Gegenstand unter einem Tuch gekommen war.

"Das heißt aber ,dass du boxt, wie er'", sagte Shadow lächelnd. Kiara lachte. "Ach ja, ich kann nicht gut reden. Ich bin noch klein, hat Kairo gesagt", sagte die Kleine und gab Shadow den Gegenstand.

"Für mich?", fragte Shadow verwundert und Kiara nickte. Shadow hob das Tuch und es erschien ein kleines Papiermodel von einer Boxerin, die Shadow extrem ähnlich sah. "Wow, hast du das ganz alleine gemacht?", fragte sie Kiara. Kiara nickte ganz aufgeregt. "Das ist wunderschön. Danke", sagte Shadow und Kiara setzte sich neben sie.

"Da Shadow, dein Tee", sagte Kairo, der soeben mit dem Tee, einem Kakao und einem Glas Wasser ins Zimmer kam. Den Tee gab er Shadow und das Glas Wasser seiner kleinen Schwester. Er selbst behielt sich den Kakao.

Sie sprachen über die Schule und über das Boxteam. Kairo erzählte seiner Schwester von Shadows Boxsackelimination und Kiara war begeistert.

"Sie scheint so ruhig und unscheinbar, und doch sehr lebendig. Die Kleine muss Kairo wirklich sehr wichtig sein", dachte sich Shadow wie sie die Beiden immer musterte, wenn sie miteinander sprachen.

"Da fällt mir ein. Itami hatte das an seinem ersten Trainingstag auch gemacht. Ich hab nur davon gehört. Immerhin ist Itami ja schon 18. Deswegen konnte ich mich ja nicht daran erinnern. Vielleicht hat er deswegen so geschaut, weil eine Frau seine Tat wiederholte", warf Kairo ein. Shadow sah ihn an.

"Er auch? Na das wird ein harter Gegner. Das sehe ich jetzt schon", sagte sie anschließend. "Weißt du, er hat eigentlich immer total die Vorurteile gegenüber Mädchen und Frauen, aber ich glaube, bei dir hat er noch keine Meinung. Erst dieses ,Ein Mädchen?' und dann nur noch dieses Staunen", sagte Kairo und lachte. Er konnte diesen Blick einfach nicht unbeachtet lassen.

Die Zeit verging und Shadow warf einen Blick auf ihre Uhr. Es war beinahe acht Uhr.

"Kairo, ähm ich glaube, ich muss gehen. Danke, dass ich hier sein durfte", sagte sie höflich und stand auf.

"Ach es war doch auch für uns schön, dass du hier warst, du hast Kiara zum Lachen gebracht und wir hatten Spaß", sagte Kairo und ging mit Shadow zur Tür. Kiara blieb auf der Bank sitzen.

"Tschüss Kiara, bis bald!", rief Shadow dem kleinen Mädchen zu. Sie wunderte sich, dass Kiara sich nicht verabschiedete, dachte sich dann einfach, dass sie es wohl nicht gehört habe.

"Du musst sie verstehen. Unser Vater sagte auch eines Abends ,Tschüss Kiara, bis bald', aber er kam nie wieder zurück. Vater hat Mutter vor zwei Jahren verlassen und ist hier nie wieder aufgetaucht. Sie wartet immer noch auf ihn", sagte Kairo mit leiser trauriger Stimme. "Das tut mir Leid, ich wusste nicht, dass sie den Satz nicht mag, das verstehe ich. Sag ihr doch, dass ich sie bald besuchen komme. Und sag ihr noch einmal, danke für das tolle Geschenk", sagte Shadow zum Abschied, verlies das Haus und ging Heim.

"Also hatte Kiara auch mit fünf ihren Vater verloren. Auch wenn er nicht tot ist, ist er doch weg. Einem kleinen Mädchen in dem Alter so etwas zuzumuten. Und sie wartet noch immer. Die arme Kleine", dachte sich Shadow auf ihrem Nachhauseweg.
 

"Mama liegt wieder auf der Bettbank, es ist wieder einmal etwas mehr geworden, sie weiß nicht, wer ich bin", sagte Orion traurig als er seiner Schwester die Tür öffnete. Seine dunklen grünen Augen waren etwas glasig. Er musste geweint haben oder sich sehr zusammen reisen müssen, es nicht zu tun.

"Ach Orion, wann hört das endlich auf?", fragte sie ihren Bruder und schloss ihn in ihre Arme. Orion legte nun auch seine Hände um seine Schwester.

"Ich weiß es nicht. Sie weint den ganzen Tag nur", sagte er. Die Tränen liefen den Beiden aus den Augen und die Mutter lag einfach nur auf der Bettbank und rauchte eine Zigarette. Am Tisch neben der Bank stand eine Flasche Wein.
 

"There are five thous...", mit einem kräftigen Schlag Shadows verstummte der Radiowecker. "Warum eigentlich, spielen die dieses dämliche Lied immer dann wenn ich aufstehen muss?", fragte sich Shadow.
 

Wochen waren vergangen und Shadow hatte jeden Tag hart trainiert und nebenbei hatte sie ihre gesamten Noten auf Befriedigend und Genügend gestellt. Mehr wollte sie gar nicht. Einfach nur durchkommen und boxen.

Kiara sollte auf dem besten Weg der Besserung sein und Shadow besuchte sie oft.
 

"Tamashi!", - "Ja Coach Thomson", Shadow war gerade wieder am trainieren mit Itami Izumi. Sie konnte noch nie siegend aus einem Kampf mit Itami heraus gehen. Doch auch noch nie verlierend. Der Coach brach immer ab und lies es unentschieden ausgehen.

Beide lagen sie in den Kämpfen gegeneinander oft genug am Boden, nahe dem K.O., aber immer wieder rappelten sie sich wieder auf. Shadow, weil sie nicht verlieren wollte und Itami, weil er nicht gegen ein Mädchen verlieren wollte.

"Konzentriere dich auf seine Beinarbeit. Mit seinen Beinen berechnet er den Schlag und den Aufprall", sagte Coach Thomson. "Danke, aber das habe ich schon herausgefunden", antwortete Shadow und bekam einen Schlag in den nicht gedeckten Bauch.

"Man sieht in deinen Augen, was du als nächstes vorhast. Du hast viel zu viel auf einmal vor und man muss nur durchschauen wann du dich entscheidest", sagte Itami und wich einen Schritt zurück um Shadow wieder zu sich zu locken.

"Du hast recht, aber das wirst du nie durchschauen, weil ich es selber noch nicht durchschaut habe", sagte sie ihm, machte einen Schritt nach vorne, beugte sich hinunter und von unten schlug sie gegen Itamis nicht gedeckten Brustkorb.

"Siehst du, ich dachte eigentlich, dass ich deinen Bauch anvisiere", sagte sie neckisch und wich wieder zurück. Mit einer perfekten Beinarbeit umkreiste sie Itami und die Beiden schlugen wieder aufeinander ein, ohne Erfolg. Was auch der andere machte, die Beiden schienen ihrer Gegner Taktiken sofort abzuwehren.

"Intuition. Das ist das wichtigste im Boxsport", sagte der Coach und lies die Beiden sich selbst überlassen um sich die anderen Jungs zur Brust zu nehmen.

"Kairo, du schlägst zu wie ein Mädchen", sagte er unklug. Denn Kairo hatte die perfekte Abwehr parat: "Ich bin wirklich schon so stark wie Shadow?", fragte er. "Nein, ich dachte da eher an Samantha, das kleine Mädchen in deiner Klasse, das nie da zu sein scheint, box doch mal mit der und dann sag mir, wer gewonnen hat", sagte der Coach gehässig und ging weiter.

Samantha kam letztes Jahr als Neue und wurde nie von jemand beachtet. Sie saß immer dort wo sie keiner sehen konnte und machte nie einen Mucks. Das schwarzhaarige Mädchen hatte sofern das eine Farbe war, babyblaue Augen. Sie war klein, zierlich und schüchtern. Immer schwarz gekleidet wie die Nacht und immer in Selbstgespräche vertieft.

Das tat Kairo weh, immerhin war er bestimmt ohne Training schon stärker als Sam. Wahrscheinlich sprach sie nur deswegen mit niemand weil es sie zu viel anstrengte.
 

"Herzlich Willkommen zum diesjährigen Endkampf des Schulencups in Utah. Wir haben alle die harten Kämpfe gesehen und heute gibt es ein Ergebnis. Das Ergebnis zwischen Izumi und Tamashi!", brüllte der Ringsprecher in das sowieso schon zu laut gestellte Mikrophon und die gesamte Halle bebte.

"Orion, ich bin nervös. Ich konnte ihn noch nie schlagen", sagte Shadow im Umkleideraum zu ihrem Bruder, da sie ihn gebeten hatte, jetzt bei ihr zu sein.

"Aber bedenke, er hat dich auch noch nie geschlagen", sagte er um ihr Mut zu machen und schob sich die noch immer vom Regen durchnässten Haare hinter die Ohren.

"Glaubst du Papa ist stolz auf mich?", fragte Shadow plötzlich und sah Orion ganz tief in die Augen. Er lächelte. "Natürlich ist er stolz. Er sieht dir heute bestimmt vom Jenseits aus zu", sagte er und nahm seine kleine Schwester in den Arm.
 

"In der roten Ecke ... Itami Izumi für die Ogdener-High", schrie der Sprecher und Itami betrat den Ring. Das Publikum jubelte und Itami stellte sich in seine Ecke.

"Uuuund in der blauen Ecke ... Shadow Tamashi ebenfalls für die Ogdener-High", schrie der Sprecher weiter und auch Shadow betrat den Ring und bekam nicht minder weniger Applaus und Jubel wie Itami.

"Ich bau auf dich, Shadow!", rief ihr Bruder, der sich nahe dem Ring einen Platz reservieren lies. Shadow lächelte ihn an und widmete sich dann Itami, ihrem Gegner.

"Auf einen fairen Kampf, Mädchen", sagte dieser und reichte ihr die Hand. Shadow schlug sanft dagegen um so den Händedruck darzustellen, da das mit Boxhandschuhen schwer ging.

"Auf einen fairen Kampf, Junge", sagte sie und stellte sich in Position.

"Möge der Kampf beginnen!", rief der Sprecher und überließ den Beiden den Ring. Mit vorsichtigen Bewegungen kamen die Beiden auf sich zu und versetzten sich leichte Schläge um sich auf den wahren Kampf vorzubereiten.

Harte Schläge wurden verteilt, Shadows Nase wurde gebrochen und im Endeffekt ging der Gesamte Kampf wieder Unentschieden aus.

"Der Schulencup Sieger ist die Ogdener-High. Mit ihrem Boxer Itami Izumi und ihrer ebenso guten Boxerin Shadow Tamashi!", schrie der begeisterte Ringsprecher.
 

"Das nächste Mal gibt es einen Gewinner, okay", sagte Shadow nach dem Kampf und nach dem Duschen vor der Halle zu Itami. "Du hast recht, einen Gewinner und keine Gewinnerin", sagte er kurz und lies Shadow sich selbst überlassen und im Regen stehen.

Kurze Zeit stand sie da. Ganz alleine. Sie hielt das Taschentuch, das sie für die blutende Nase von Itami bekommen hatte ganz fest. Warum war Itami nur so gemein zu ihr? Sie konnte es nicht verstehen.

"Shadow! Da bist du ja. Wir müssen zum Arzt, wegen deiner Nase", sagte Orion, als er seine Schwester vor der Halle alleine im Regen stehen sah. Er trat näher zu ihr und hing ihr seine Jacke über die Schultern. Shadow sah ihn an.

"Warum, kann er mich nicht leiden?", fragte sie. Orion kannte die Antwort nicht, ihm tat seine Schwester Leid, sie war immer versucht mit allen gut auszukommen, sie ließ sich sogar von Sara schlagen, dass diese glücklich werden sollte.

Wo war Sara denn überhaupt? Sie saß zuhause und betrank sich wieder einmal, rauchte Zigaretten und weinte.

"Komm wir fahren mit meinem Motorrad", sagte Orion und sie gingen zu Orions Motorrad, da der Kampf ja nicht in Ogden stattfand sondern in Provo. Das wäre schon ein breiter Fußmarsch gewesen, deswegen sind die zwei mit Orions Motorrad hier her gefahren.

Shadow setzte sich den soeben erhalten Helm auf und befestigte zuvor noch das Taschentuch mit einem Gummiband vor der Nase, dass sie nicht den Helm mit Blut versaute. Auch Orion setzte einen Helm auf und sie fuhren zum Krankenhaus am Ortsende von Provo.

Shadow wurde sofort verarztet und Orion bat um eine Untersuchung des Gehirntumors.

"Warum willst du den untersuchen lassen. Der ist doch eh nicht bösartig?", fragte seine Schwester. "Ich will doch nur Gewissheit, du hast dir während dem Kampf so oft auf den Kopf gefasst", sagte er und überlies sie dem Arzt.
 

"Wie lange brauchen die denn noch mit dem Bericht?", fragte Shadow als sie mit Orion auf das Ergebnis der Tumoruntersuchung wartete. Sie saßen schon zehn Minuten da und das wurde Shadow doch schon zu lange.

"Die sind sicher gleich hier", beruhigte sie ihr Bruder. Shadow konnte nicht mehr tun als einfach nur da zu sitzen und zu warten, auf das Ergebnis, das sie ohnehin schon kannte. Sie war doch Gesund oder nicht?

"Shadow Tamashi!", rief der Oberarzt Ryan und Shadow ging mit Orion auf ihn zu. Shadow sah ihn an und der Arzt wich ihrem Blick.

"Es hat sich verschlechtert, wenn wir nichts dagegen tun werden Sie sterben", sagte der Arzt und gab ihr den Bericht. Er sah ihr noch immer nicht in die schockierten grünen Augen. Er sah zu Orion. Doch auch dieser konnte den Schock nicht verbergen.

"Was soll das heißen? Es war doch immer ein gutartiger Tumor", sagte Orion und die Tränen liefen ihm die Wangen hinab. Er wollte doch nur sicher gehen, dass alles gut war und jetzt ist es so schlecht.

"Es gibt Medikamente, wie die des Vaters, sie wurden verbessert und es wurde schon so oft verwendet, es verstarb keiner der Patienten. Der Tumor verschwand in allen Fällen", sagte der Arzt und konnte Shadow jetzt in die Augen schauen.

"Ich verzichte auf Ihre Medikamente!", schrie sie, drückte Orion den Bericht in die Hände und lief hinaus, hinaus in den Regen und lies ihren Tränen freien Lauf.

"Sie vertraut den Ärzten nicht, sie wissen ja, was mit Vater geschah und ich kann ihre Entscheidung nicht ändern. Was kann man sonst tun?", fragte Orion. Er wusste genau, dass seine Schwester nie ihre Entscheidung ändern würde.

Der Oberarzt schüttelte den Kopf. "Sie müsste mit diesem Sport aufhören, aber davon werde ich sie wohl kaum genauso wenig abhalten können wie ihren Vater. Es wird nicht mehr lange dauern bis sie stirbt. Es tut mir Leid, ich kann nichts mehr für sie tun. Falls sie ihre Meinung ändern sollte, ich stehe zur Verfügung und verschreibe ihr das Medikament", sagte er und verabschiedete sich so von Orion.

"Sie wird ihre Meinung nicht ändern. Auf wieder sehen", sagte er und ging zu Shadow nach draußen.

"Ich werde sterben, bald und schnell. Es tut mir Leid, aber bitte kümmere dich dann ganz besonders gut um Mama", verlangte sie von ihren Bruder als dieser zu ihr hinaus kam. Er wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht und lächelte sie bedrückt an.

"Na klar, aber bitte versuch ihr das nicht zu sagen, sie soll nicht schon vorher bescheid wissen, dass du bald nicht mehr bei uns bist", bat er seine kleine Schwester und sie nickte.
 

Der Regen lies nach und die Beiden fuhren nach Hause. Der Wind piff Shadow durch den kleinen Spalt des Helms um die Ohren, aber das machte ihr nichts, sie hatte viel mehr Angst um ihre Mutter. Was würde sie machen, wenn Shadow erst gestorben war? Was würde Orion machen, wenn sich Sara plötzlich das Leben nehmen sollte?

Shadow hatte keine Angst mehr zu sterben, nur vor den Folgen hatte sie Angst. "Mutter", dachte sie.
 

Die ganze Schule war nervös, denn bald war es so weit. Der Schulball sollte in wenigen Wochen steigen und beinahe jeder stand vor dem anderen Geschlecht und bat den anderen schüchtern um mit ihm zum Ball zu gehen.

"Glaubst du Sam möchte mit mir zum Ball gehen?", fragt Kairo als er in die Klasse kam und Shadow schon auf ihrem Platz saß.

"Wer ist Sam?", fragte Shadow ahnungslos und sah Kairo an. "Na Samantha James", sagte er und richtete seinen Finger auf das schwarz gekleidete Mädchen auf der anderen Seite der Klasse.

"HE! Samantha! Komm doch mal her!", rief Shadow. "Hey spinnst du", fragte Kairo. Samantha stand wirklich auf und kam auf die Beiden zu.

"Was wollt ihr denn?", fragte sie schüchtern. Kairo lief vollkommen rot im Gesicht an. "Er wollte dich fragen, ob du mit ihm zum Ball gehen willst", sagte Shadow und lächelte wie immer. Kairos Herz fiel in seine Hose. "Was hatte sich Shadow nur erwartet", fragte er sich selbst.

Samantha sah erschrocken zu Kairo, der ihr nun auch ganz tief in die Augen sah. "G...Gerne", sagte sie und Kairos Herz war wieder dort wo es hingehörte.

"Und was war daran jetzt so schwierig?", fragte Shadow. "Danke", sagte Kairo und ging mit Sam zu ihrem Platz um mit ihr etwas zu reden. Bestimmt wann er sie zum Ball abholen sollte, dachte sich Shadow. "Ich werde wahrscheinlich nicht zum Ball gehen, ich will dort ja gar nicht hin", dachte sie für sich selbst.

Nach der Schule hatte Shadow heute noch Boxtraining und sie ging mit Kairo gemeinsam dort hin.

"Sag, mit wem gehst du denn auf den Ball?", fragte Kairo. Shadow erschrak bei dieser frage etwas "Ich?", fragte sie. "Ich gehe wahrscheinlich nicht auf den Ball", vollendete sie. "Ach schade, naja kann man nichts machen", sagte er und sie trennten sich, da Shadow sich in einer eigenen Umkleidekabine umziehen musste.
 

"Shadow, deine Nase ist hoffentlich gut verheilt", sagte Coach Thomson ein wenig besorgt. "Ja, alles ist so wie es gehört", sagte sie. "Fast alles", flüsterte sie noch. "Wie bitte, das letzte hab ich nicht verstanden", bat der Coach um Wiederholung. "Ach nichts", Shadow wollte ihm nicht von ihrem verschlechterten Gehirntumor erzählen.

Niemand außer ihr, Orion und dem Arzt wusste es und das sollte auch so bleiben.

"Ich wollte dir noch etwas sagen", fing Coach Thomson an zu reden. "Ja gerne, sagen Sie nur", bat Shadow um Auskunft.

"Ich habe dir doch gesagt, dass ich ein Freund deines Vaters war. Das war ein bisschen gelogen, wir waren Rivalen und wir hatten einen Kampf vor uns. Am Tag seines Todes. Es tut mir so Leid, aber ich, ich habe deinen Vater auf dem Gewissen", sagte er und vermied

Blickkontakt mit Shadow.

"Sie? Aber Vater war krank, er wäre so oder so gestorben, und jetzt kann man doch gar nichts mehr tun", sagte Shadow und ging zu den anderen in die Mitte der Halle.

"Warum rückt er erst jetzt damit heraus?", fragte sich Shadow, aber es war ihr auch schon egal, denn ihr Vater war tot und dagegen konnte niemand mehr etwas tun.

"Unter anderem tut es mir Leid, dass ihr alle hier seid, weil ich das Training für heute absagen möchte, da es noch Besprechungen zum Ball gibt und ich möchte mich entschuldigen, dass ich es so spät sage. Wir sehen uns dann nächste Woche. Auf wieder sehen", sagte der Coach und ging.

Mit einem Gemurmel ging das gesamte Team wieder und zog sich um. Nur Shadow und Itami blieben zurück.

"Hat er das Training wirklich gerade abgesagt?", fragte Itami und Shadow nickte. Sie wusste nicht genau was sie jetzt tun sollte, sie konnte Itami doch nicht alleine hier lassen, es war Pflicht, dass nur mehr als ein Schüler die Halle benutzen durften. Vielleicht wollte Itami ja hier trainieren und wenn Shadow ging, wäre er alleine und durfte nicht trainieren, die anderen waren ja schon gegangen.

"Hättest du Lust, nein warte! Willst du mit mir auf den Ball gehen, so als Kollegin?", fragte er plötzlich und ohne Vorwarnung, dass Shadow es kaum glauben konnte. Heißt das, sie waren jetzt Freunde oder wirklich nur Kollegen?

Sie würde gerne mit Itami auf den Ball gehen, aber war das wirklich eine gute Idee?

"Ähm, gerne, nur als Kollegen", sagte sie. Itami lächelte. "Itami kann lächeln?", fragte sich Shadow, sie hatte das noch nie gesehen. Sie hatte ihn immer nur gehässig und fies lächeln sehen, aber nie freundlich und sanft.

Immer nur warf er ihr fiese Blicke zu und sagte gemeine Sachen zu ihr. Er wollte sie nie als Boxerin ansehen, immer nur als ein mit den Fäusten um sich schlagendes Mädchen.

"Ich geh jetzt. Bis dann", sagte er kurz und verlies die Halle. Auch Shadow ging.
 

"Ich hab auf dich gewartet, was hast du da drinnen getrieben?", fragte Kairo als Shadow aus dem Umkleideraum kam.

"Du hast auf mich gewartet?", fragte Shadow überrascht. "Wir haben ja gesagt, dass wir nach dem Training was unternehmen wollen", erinnerte er sie. "Ach ja. Wir müssen ein Ballkleid für mich kaufen", sagte sie und die Beiden machten sich auf den Weg zum Einkaufszentrum.
 

"Dachte nicht, dass du doch noch auf den Ball gehst, welche Farbe soll denn das Kleid haben?", fragte Kairo als sie vor der riesigen Auswahl standen. "Hmm wie wäre es mit schwarz?", fragte sie zaghaft. Sie hatte wirklich keine Ahnung, wie sie sich auf einem Ball anzuziehen hatte.

"Schwarz? Also ich hätte in deinem Fall rot gesagt", sagte Kairo und hielt ihr ein wirklich schönes Exemplar vor die Nase. Es ging bis zum Boden, hatte keine Träger, war Blutrot und warf wunderschöne Falten. Die Farbe war exakt die gleiche wie Shadows Haare sie hatten.

"Das ist wirklich schön, ich probiere es gleich einmal an", sagte sie, suchte sich die passende Größe heraus und verzog sich in eine der Umkleidekabinen.

Es passte perfekt, jetzt musste Kairo nur noch sein Kommentar abgeben. Langsam zog sie den Vorhang zur Seite und trat heraus.

"Kairo?", fragte sie um ihn auf sich aufmerksam zu machen und Kairo drehte sich um. Er konnte seinen Augen nicht trauen,. Sie sah aus wie ein Topmodel. Der Mund fiel ihm auf und Shadow musste lachen.

"Sehe ich wirklich so lächerlich aus?", fragte sie lachend. "Nein, du wow, du siehst wunderschön aus. Es ist wie für dich gemacht. Es ist perfekter als deine dreifache Doppelkombo", sagte er und war immer noch hin und weg.

"Danke, dann nehmen wir es doch", sagte Shadow und zog sich wieder um. Kairo war immer noch überrascht.

"Das macht dann 95 Euro", sagte die Kassiererin und Shadow zahlte.
 

"Richte Kiara noch einen schönen Gruß von mir aus", sagte Shadow nachdem Kairo sie nach Hause begleitet hatte. "Mach ich", versprach er ihr und ging. "Tschüss", sagte Shadow noch und betrat dann das Haus.

"Hallo Shadow", begrüßte sie ihr Bruder. "Hallo, ich war ein Kleid für den Ball kaufen, gehst du eigentlich auch hin?", fragte Shadow und Orion lächelte. "Ja ich geh auch hin, mit Anzu. Vielleicht gibt sie mir dann endlich eine Ruhe", sagte er.

"Das ist aber gemein, wobei, sie ist wirklich ein eigenartiges Mädchen. Ich gehe mit Itami hin", sagte Shadow. "Itami? Itami Izumi, dein Gegner?", fragte Orion und machte sich dabei etwas lustig über seine kleine Schwester.

"Hey, er sagte, wir wollen als Kollegen dort hin", sagte Shadow standhaft. "Na dann, dann haben wir beide sicher einen großen Spaß", sagte er und ging auf sein Zimmer.
 

"Ich gehe jetzt, Itami wird sicherlich gleich hier sein. Ich muss ja Anzu noch abholen", sagte Orion als er kurz in Shadows Zimmer kam um sich zu verabschieden. "Ja, er kommt sicherlich gleich", sagte Shadow und ließ ihren Bruder gehen. Shadow steckte sich noch die Haare hoch und ließ ein paar einzelne Strähnen in ihr Gesicht hängen.

Der Tag des Balles war endlich da und Shadow wurde ein wenig nervös. Sie steckte sich vorsichtig smaragdgrüne Ohrhänger in die Ohren, die die Formen von Boxhandschuhen hatten.
 

Es klingelte an der Tür, Shadow sprang auf und zog sich noch schnell ihre zum Kleid passenden roten Handschuhe an, die ungefähr sechs Zentimeter über dem Ellenbogen endeten. "Tschüss Mama", sagte sie noch und ging zur Tür um aufzumachen.

"Wow, ...Ich meine, kommst du? Mein Auto steht da hinten", sagte Itami erstaunt und reichte Shadow den Arm, sie hing sich ein und schloss die Tür ab.

"Danke", sagte sie dann noch und Itami führte sie zu seinem Auto. "Du siehst gut aus", sagte sie und Itami zeigte keine Reaktion.

Er hatte ein schwarzes Frack an und eine rote Krawatte um den Hals gebunden, seine Haare lagen ordentlich über seinem Kopf verteilt und er hatte sich frisch rasiert. Das sah man.

"Ich wusste gar nicht, dass du auch weibliche Züge hast, du kannst sogar wie ein Mädchen gehen", sagte er verwundert als er mit Shadow zum Auto ging.

"Das liegt daran, dass ich geübt habe. Ich konnte doch nicht wie ein Prolet auf den Ball gehen", sagte sie lächelnd und ihre schneeweißen Zähne kamen bei dem Blutroten Lippenstift perfekt zur Geltung.

Itami öffnete ihr die Tür und schloss sie sobald Shadow eingestiegen war.

Itami parkte das Auto ganz in der Nähe der Schule und sie gingen die zehn letzten Meter zu Fuß während Shadows Arm in Itamis eingehängt wurde. Sie trug schwarze Schuhe mit Absätzen von zehn Zentimetern. Jetzt war sie einen Meter siebzig und nur noch zehn Zentimeter kleiner als Itami.

Am Eingang zeigten sie die Ballkarten und traten ein. Die große Turnhalle neben der Schule war kaum wieder zu erkennen. Überall hingen Girlanden und Ballons und der ganze Saal war festlich geschmückt.

Itami sprach kein Wort zu seiner Kollegin. Shadow fühlte sich ein wenig fehl am Platz, überall waren Paare, die sich gut leiden konnten und sich nicht aus reinem Respekt fragten, ob sie miteinander zum Ball gehen wollten. Sie war hier, mit Itami und sie wusste nicht was sie tun sollte. Sie konnten sich doch nicht den ganzen Abend lange anschweigen. Oder etwa doch?.

Sie setzten sich an einen Tisch und lauschten einfach nur der Musik. Irgendwie hatte sich Shadow mehr erwartet. Aber vielleicht war Itami nur etwas zu steif um sie zum Tanzen aufzufordern, immerhin sollte man mit seiner Ballbegleitung mindestens einmal getanzt haben.

Sie sah nervös umher, lenkte ihren Blick auf Itami und er wich sofort aus. Was war denn nur los. Shadow verstand das nicht. Es war ihm wohl sogar zu blöd um sie zu beleidigen. Das machte er ja sonst so gerne.

Er lies sich immer gerne darüber aus, dass sie ein Mädchen war und, dass der Coach sie nur ihres Vaters wegen aufnahm. Er hielte sich beim Boxen zurück, sagte er immer. Es wurde ihm beigebracht keine Mädchen zu schlagen, redete er sich immer hinaus.

"Du tanzt jetzt mit mir", sagte Shadow schließlich, nahm Itamis Hand und ging Richtung Tanzfläche. Er konnte gar nicht mehr ,nein' sagen, so schnell hatte sie ihn schon in Position. Sie lächelte einfach nur und versuchte ihn so davon zu überzeugen, nicht endlich mit ihr zu tanzen.

"Hörst du, das ist ein Walzer, den kannst du doch oder?", fragte sie und Itami nickte. Er konnte wirklich Walzer tanzen. Die zwei sahen einfach wundervoll aus. Shadow wurde von links und rechts bewundert und als ein Tango gespielt wurde, sah es doch beinahe so aus, als wären die Beiden schon ein Leben lange ein Tanzpaar gewesen.

Perfekte Bewegungen, die perfekt aufeinander eingestimmt schienen, wurden getätigt. Der ernste Blick Itamis und der ebenfalls ernste Blick Shadows gab dem ganzen noch mehr Würze und man wollte vermuten, dass sie beinahe schwebten.

Keine Pause, immer nur reine Power.

"Mit dir zu tanzen ist schön und leicht", sagte Itami, er wurde endlich etwas lockerer und konnte seine Kollegin ansprechen und sogar freundlich zu ihr sein.

"Wir sind schon lange Gegner, da lernt man die Bewegungen des anderen zu verstehen und man kann beinahe alles vorhersehen", sagte sie und machte ihre Tanzschritte.

"Ja, ich kann eigentlich nur Walzer tanzen, aber du führst, obwohl du den Frauenschritt machst und ich kann dir Folgen, obwohl ich der Mann bin", sagte er sanft und freundlich. Shadow lächelte, sie war einfach glücklich, dass sie endlich einen besseren Draht zu Itami hatte.
 

Der Tango ging zu ende und Shadow und Itami setzten sich an einen Tisch um etwas zu trinken.

"Was darf ich den Herrschaften bringen?", fragte der Kellner. "Haben Sie eine gute Beerenauslese in Ihrem Inventar?", fragte Itami höflich und mit gehobener Stimme. Shadow musste beinahe lachen, es war lustig mit anzuhören, wie höflich und geschwollen Itami sprechen konnte.

"Eine einzige, eine Winzersteig aus Europa, aus Österreich um genauer zu sein. Ein süßes Exemplar", sagte der Kellner. "Dann bringen Sie doch bitte zwei Achtel davon", sagte Itami und der Kellner ging von dannen.

"Ich lade dich ein, das ist ganz selbstverständlich", sagte er als er dann zu Shadow sah. "Danke, das ist nett von dir", sagte sie und legte ihre Hände auf den Tisch um ihre Finger einen nach dem anderen zum knacken zu bringen.

Itami nahm ihre Hände und trennte sie voneinander. "Das ist eine typische männliche Angewohnheit", sagte er und lächelte. Schon wieder schenkte er ihr ein Lächeln, das konnte doch nur heißen, dass er sie leiden konnte.

Dann ließ er ihre Hände wieder los und zog seine zu sich.

"Oh, ich tue das immer, ich lasse sie auseinander", versprach sie, die kurze Berührung eben, löste ein Kribbeln in ihren Bauch aus. Ganz sanft hatte er ihre Hände berührt, er war nicht so grob wie im Ring.

"Hier pour Mademoiselle hier pour Monsieur", sagte der Kellner und stellte die zwei Weingläser auf dem Tisch ab.

"Na dann, auf dein Wohl, Kollegin, dass aus dem nächsten Kampf ein Sieger herausgeht", sagte Itami und stieß mit Shadow an. Der süßliche Geschmack von Brombeeren, Johannisbeeren und anderen Beeren machte sich auf Shadows Zunge breit.
 

"Dein Vater war der berühmte Katsuya Tamashi?", fragte Itami, er wollte es wissen, aber er wollte Shadow auch nicht wehtun, immerhin ist Katsuya Tamashi ja schon tot.

"Ja, weißt du, von ihm habe ich das alles gelernt, und das schon als ich vier war. Ende meines sechsten Lebensjahres starb er dann. Man konnte nichts mehr machen, er starb an einem Gehirntumor", sagte Shadow und wich langsam dem Blick Itamis aus.

"Das tut mir Leid, ich wollte dich jetzt nicht traurig machen", entschuldigte er sich. "Ist schon gut. Du kannst nichts dafür, dass er tot ist. Keiner kann was dafür. Der Schatten zog heran, wir sahen ihn alle, aber wir konnten nichts tun", sagte sie und zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht. Sie nahm einen kleinen Schluck der Auslese und schob sich dann eine Haarsträhne hinter das Ohr.

Es wurde noch einiges getrunken, natürlich nichts alkoholisches mehr und Shadow verwickelte Itami noch oft zum Tanzen bis sie sich um zwei Uhr auf den Nachhauseweg machten.

"Bald sind wir wahrscheinlich wieder Rivalen. Ich bekam gestern die Information über einen Weltmeisterschaftskampf für alle Schüler auf der ganzen Welt erhalten. Du und ich, wir werden sicher wieder aufeinander treffen und es würde mich nicht wundern wenn wir uns im Endkampf treffen", sagte Itami und ging mit Shadow die zwei Stufen zur Wohnungstür hinauf.

"Mich auch nicht, aber ich werde mein bestes geben, dass wir einen Sieger haben", sagte sie. "Oder eine Siegerin", sagte Itami und gab seiner Gegnerin und Kollegin einen Kuss auf die linke Wange. "Schlaf gut, Shadow", sagte er, ging zu seinem Auto, startete den Motor und fuhr nach

Hause.

"Gute Nacht", sagte Shadow in die Dunkelheit der Nacht und griff sich auf die Wange, auf der noch eben die Lippen Itamis zu spüren waren. Sie konnte es nicht fassen.

"Herzlich Willkommen zu unserer heutigen Vorentscheidungsrunde. Wir haben Shadow Tamashi in der Roten Ecke!", rief der Ringsprecher, Shadow betrat den Ring und das Publikum jubelte.

"Und in der blauen Ecke ... Kairo Sato!", rief der Sprecher und auch nach Kairos Auftritt wurde gejubelt.

Mit einem Schlag auf den gegnerischen Boxhandschuh wurde sich die Hand gegeben und der Kampf begann.

Schläge wurden ausgetauscht und Shadow versuchte Kairos Taktik ausfindig zu machen. Sie hatte noch nie gegen ihn kämpfen müssen. Es führte immer ein Weg daran vorbei. Sie wollte ihm nicht wehtun.

Ein gewaltiger Schlag Kairos lies Shadow zu Boden gehen, sie hatte nicht aufgepasst. "Au mein Kopf, was ist denn los", fragte sie sich selbst und griff sich auf den Kopf.

Langsam rappelte sie sich auf und wieder kam es zu einem mächtigen Schlagwechsel und Kairo ging mit einer angeknacksten Nase verlierend aus dem Kampf.

"Und in die Endentscheidungsrunde geht ... Shadow Tamashi!", rief der Ringsprecher und das Publikum tobte.

"Kairo geht es dir gut?", fragte Samantha als sie zum Ring lief und Kairo am Boden saß. "Ja", sagte er und lächelte.

"Kairo, es tut mir Leid ich wollte dir nicht wehtun", anschuldigte sich Shadow als sie endlich ihre Hand dem Sprecher entrissen hatte.

"Das ist schon in Ordnung, du bist stärker als ich und ich hab dir ja auch wehgetan", sagte Kairo und die zwei gingen in ihre jeweilige Umkleidekabine.
 

"Orion! Ich bin in der Endentscheidungsrunde", sagte Shadow als sie nach dem Duschen zu ihrem Bruder aus der Halle ging.

"Ich habe es gesehen", sagte er stolz und ging mit ihr ins Hotel, da die Weltmeisterschaft und alle Vorrunden in New York stattfand, mussten sie sich ein Hotelzimmer mieten lassen. Für die Boxer und deren Angehörige wurde das Hotelzimmer vom Veranstalter bezahlt.
 

"Ich bin stolz auf dich Shadow", sagte ihre Mutter als die zwei ins Zimmer eintraten. Ihre Mutter saß auf dem Bett, ohne Wein, nur mit einer Zigarette im Mund. "Ich habe mir deinen Kampf im Fernsehen angeschaut, du kämpfst wie dein Vater", sagte sie und ihre Tochter lief ihr in die Arme.

"Mama, ich bin so froh, dass du nachgekommen bist", sagte sie und ihr liefen Tränen über die Wangen.

Endlich hatte ihre Mutter akzeptiert, dass das Boxen Shadows Leben war. Sie sah sich ab damals auch jeden weiteren Kampf von Shadow an und sie hörte sogar mit dem Trinken auf.
 

Shadow trainierte Tag für Tag um diesen Weltmeisterschaftstitel zu gewinnen, um Itami schlagen zu können. Ihre Schläge wurden eiserner, ihre Beinarbeit wurde schneller und ihre Kombos besser.
 

"Ich heiße Sie alle herzlich willkommen zu unserem heutigen Endkampf, heute soll es eine Entscheidung geben. Eine erste Entscheidung zwischen Tamashi und Izumi!", rief der Ringsprecher und im Publikum wurde gepfiffen und geklatscht. Der Endkampf war da.

"Das ist dein Kampf Mädchen, zeig ihm was du von deinem Vater hast", sagte Sara um ihrer Tochter Mut zu zureden. Sie wird ihm alles zeigen was sie von ihrem Vater hatte, alles.

"In der blauen Ecke ... Itami Izumi!", rief der Sprecher wieder einmal und das Publikum verfiel in Applaus und Jubel.

"Du schafft das Schatz", sagte Sara zu Shadow und ging dann auf ihren Platz im Publikum.

"Und in der roten Ecke ... Shadow Tamashi!", Jubel, Applaus, Hysterie, all das entstand als Shadow zum zigsten Mal den Boxring bestieg. Wieder wurde ihr von Itami der Boxhandschuh hingehalten und sie schlug sanft dagegen.

"Möge der Kampf der Giganten beginnen!", rief der Sprecher und die Boxer begannen sich zu umkreisen.

"Für dich Vater!", schrie Shadow und stürzte auf Itami zu, dieser blockte und konterte sofort mit einem weit ausgeholten Schlag in die Magengegend gezielt, doch das wiederum wurde von Shadow sofort geblockt und gekontert.

Schlag auf Schlag und Nase um Nase. Itamis Nase musste gebrochen sein und Shadows Nase blutete.

Itamis Nase wurde nach dem Gong provisorisch verarztet und der Kampf ging in die zweite Runde.

Ein beinahe majestätischer Schlagwechsel fing an und es schien kein Ende in Sicht bis plötzlich.

Shadow sah eine unvorsichtig nicht gedeckte Stelle, den Bauch und schlug mit ihrem hammerharten Schlag gegen Itamis Bauch. Itami zögerte und ihm wurde ein Hieb gegen den Kopf verpasst. Er konnte seiner Gegnerin noch auf die Stirn schlagen, aber diese ging im Gegenteil zu ihm nicht zu Boden, Shadow taumelte lediglich zwei Schritte zurück. Ihre Nase begann wieder zu bluten und Itami drohte nicht mehr aufzustehen.

"10, 9, 8, 7...!", schrie der Sprecher. Shadow hatte so gut wie gewonnen. Sie lies die Hände sinken und holte tief Luft.

"6, 5, 4, 3, 2 und!", weiter kam er nicht, denn er musste mit ansehen wie Shadow plötzlich zu Boden fiel. "Es tut mir Leid Vater", sagte sie und verlor das Bewusstsein. "Das geht in Ordnung", sagte jemand, jemand den nur Shadow hören konnte.

"Wenn in 10 Sekunden niemand aufsteht, steht es wieder Unentschieden! 10, 9, 8, 7, 6...!", der Sprecher zählte runter auf 0 und es kam kein Sieger und keine Siegerin aus diesem Kampf heraus.
 

Sie wurden Beide ins Krankenhaus geliefert und Itami wurde nach der Ankunft sofort am Magen operiert, Shadow hatte etwas beschädigt, es war aber nicht lebensgefährlich für ihm.

Bei Shadow wurde dafür festgestellt, dass das heute ihr letzter Kampf war, der Tumor wird sie noch an diesem Tag töten.

Shadow öffnete die Augen und sah in die verweinten Gesichter ihrer Mutter und ihres Bruders. Links neben ihr stand ein großes Gerät, dieses Gerät war mit ihr angeschlossen und piepste. "Ein EKG", dachte sie sich. "Also ist es bald zu ende", sagte sie sich selbst in Gedanken.

Keiner sagte etwas. Worte waren nicht notwendig, jeder von ihnen verstand was los war. Sara nahm Shadows Hand und lächelte gezwungen. "Alles wird gut Schatz", sagte sie und entfernte mit der anderen Hand die Tränen auf dem Gesicht ihrer Tochter.

"Hör auf zu weinen Shadow, das bringt jetzt nichts", sagte sie. Auch Orion nahm jetzt die andere Hand seiner Schwester. "Wir sind stolz auf dich, kleine Schwester", sagte er, gab ihr einen Kuss und verlies das Zimmer.

Draußen stand Itami mit einem Strauß Blumen, neunzehn weiße Rosen. Neunzehn, weil sie neunzehnmal ein Unentschieden gekämpft hatten und die weißen Rosen, weil es das Zeichen für den Tod war, er wusste vom Arzt bescheid, dass das Shadows letzter Tag war.

"Du kannst gerne zu ihr", sagte Orion und schenkte Itami ein Lächeln.

Itami betrat das Krankenzimmer und kam näher an das Bett. Sara drückte die Hand ihrer Tochter ganz fest und gab ihr dann einen Kuss auf die Wange.

"Ich lasse euch jetzt alleine", sagte sie und verlies ebenfalls den Raum.

Itami setzte sich auf den Stuhl, auf dem noch eben die Mutter saß und stellte die Rosen in die Vase auf das kleine Kästchen neben Shadows Bett.

"Hätte ich von der Bösartigkeit deines Tumors gewusst, hätte ich nie gegen dich gekämpft", sagte er und seine Augen füllten sich langsam mit Tränenflüssigkeit. Er legte ihre Hand in seine.

"Du kannst nichts dafür, ich habe die Medikamente verweigert, nicht du", sagte sie und lächelte ihn an, doch er lächelte nicht zurück.

Die erste Träne tropfte von Itamis Wange auf Shadows Hand.

"Bitte, hör auf zu weinen. Ich will nicht, dass jemand weint. Du bist ein Mann, komm schon, hör auf zu weinen", sagte sie. "Du bist hier der Mann, du nimmst es einfach hin. Du hast akzeptiert, du hast geführt und du hast auch gewonnen", sagte er und wieder tropften Tränen auf Shadows Hand.

"Ich habe nicht gewonnen, es war ein Unentschieden", sagte sie und festigte den Händedruck.

"Ich will nicht, dass du gehst. Lass mich nicht zurück", floh er sie an. "Aber ich muss gehen, es ist an der Zeit, für mich", sagte sie und strich ihm mit ihrer freien Hand über die Wange und entfernte ein paar Tränen.

"Bitte, lebe, bitte bleib hier, bleib bei mir", sagte er. "Aber ich lebe doch, ... nur nicht so lange wie du", sagte sie und zauberte wieder ein Lächeln auf ihre Lippen.
 

"Wie geht es ihr?", fragte Kairo gerade Shadows Bruder. "Ihr geht es gut, Itami sagt ihr gerade Lebe wohl", sagte Orion und die Tränen liefen ihm wieder aus den Augen. Sara hatte sich in das kleine Café gesetzt und trank einen Kaffee.

"Warum hat sie uns nichts gesagt?", fragte Kairo. "Sie wollte euch nicht beunruhigen, immerhin wollte sie so kämpfen wie jeder andere. Sie wollte nicht, dass jemand Rücksicht nahm auf sie, nur weil sie krank war. Dass sie ein Mädchen war, war für sie schon hart genug", sagte Orion und Kairo setzte sich neben ihn auf einen Sessel. Auch ihm wurde es jetzt zu schwer die Tränen zu unterdrücken und lies sie einfach raus.

"Taschentuch?", fragte Orion und reichte Kairo eines. "Sie hatte die Medikamente, die sie hätten retten können verweigert. Unser Vater starb genau wie sie, er hatte fast genau diese Medikamente wie man sie Shadow verschreiben wollte, aber sie wollte sie nicht. Sie vertraute den Ärzten nicht mehr", sagte Orion und trocknete eine neue Flut Tränen.
 

Shadow griff sich auf den Kopf. "Wir haben nicht mehr lange. Bitte versprich mir eines", sagte sie "Ich verspreche dir alles", antwortete Itami.

"Bitte werde noch stärker und wenn du erwachsen bist, dann werde Weltmeister, für mich", sagte sie und lächelte ihn an. "Natürlich werde ich das, wie könnte ich dir das jetzt verweigern?", fragte er sie sachte. "Und bitte sag Mama, Orion und Kairo und Kiara, dass ich sie lieb habe", bat sie und Itami nickte. Sie schloss langsam die Augen und öffnete sie ein letztes Mal.

Itamis Tränen wurden immer mehr und Shadows Hand war schon vollkommen nass geworden. Sie holte tief Luft.

"Hör auf zu weinen", sagte sie und schlug sanft mit ihrer geballten zweiten Hand gegen Itamis Wangenknochen. Er spürte es kaum. Kraftlos schloss Shadow ihre Augen, hörte auf zu atmen und schlief für immer ein.

"Tuuuuuuuuuut", das große Gerät neben Shadow zog einen langen grünen Strich.
 

Die Halle brach in Jubel aus, es gab einen neuen Weltmeister im Boxen. Der Gewinner ging sich seinen Pokal holen und machte sich sogleich auf den Weg zu dem Mann, der den Namen eingravieren sollte.

"Buchstabieren Sie den Namen bitte", sagte jener Mann und setzte mit dem Gravurstift an. Der Sieger buchstabierte und ging mit dem gravierten Pokal von dannen.

Er stieg in sein Auto, startete den Motor und fuhr davon.

Er fuhr einige Stunden und hielt dann vor einem Friedhof.

Es waren eine Menge Leute auf da, aber das schreckte ihn nicht ab. Er war jede Woche einmal hier gewesen. Er wollte noch keinen Abschied. Immerhin hatte er noch ein Versprechen einzulösen. Ein Versprechen, dass er heute wahr machte.
 

"Ich habe den Weltmeisterschaftstitel gewonnen, wie du es dir gewünscht hast. Hier...", sagte er und hielt den Pokal vor den Grabstein. "Dein Name steh drauf, weil du der Weltmeister bist", sagte er und stellte den Pokal dann dort hin, wo für gewöhnlich eine der Kerzen stand.

"Ich schenke ihn dir, weil du ihn dir verdient hast, weil er dir gehört", sagte er

"Du warst immer der Stärkere von uns zweien, du warst der Mann", sprach er weiter, küsste seine Finger und legte sie anschließen auf den Grabstein.

"Lebe wohl, Shadow Tamashi", sagte Itami, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und ging.

Er hatte Abschied genommen, es tat ihm weh, doch es musste sein. Er wollte nur noch an jenem Datum zu ihr kommen, denn so gehörte es sich.
 

ENDE



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2008-04-13T19:12:29+00:00 13.04.2008 21:12
Hey,
deine Geschichte war echt klasse. Hab sogar fast geweint, ich werd immer ganz sentimental bei sowas...
WIe gesagt, ich fand's wirklich schön und gut geschrieben von dir.
Liebe grüße

inspiration


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