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Wege des Schicksals

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Schicksalsschläge

Wege des Schicksals
 

"Eine ganze Woche Ferien!", jubelte Mia. "Was kann es schöneres geben?", stimmte Jessy zu. "Das man in dieser Zeit Geburtstag hat!", grinste Mia. "Ach du hast Geburtstag?", fragte Jessy erstaunt. Mia knuffte ihr in die Rippen: "Das weißt du doch genau!" "Stimmt mir war so als hätten wir vor kurzem darüber geredet!", erinnerte sich Jessy und lachte. "Kommst du am Wochenende zu uns? Dann feiern wir ordentlich deinen Geburtstag!" "Geht leider nicht! Meine Eltern wollen mich auf eine Reise mitnehmen!", meinte Mia enttäuscht.
 

Jessy war darüber ebenfalls nicht sehr glücklich. "Aber wir feiern doch nach, wenn du zurück bist, oder?", fragte Jessy ihre Freundin. "Klar! Ich komme gleich wenn wir wieder da sind zu dir! Backt deine Mutter wieder diese leckeren Kekse?", fragte Mia hoffnungsvoll. "Ich werde ihr sagen das sie extra viele backen soll! Du frißt ja für drei!", neckte Jessy.
 

"Hey, das stimmt doch gar nicht!", meinte Mia gespielt beleidigt. "Und wenn schon! Meine Mutter freut sich wenn sie sieht das es dir schmeckt!", gestand Jessy. "Gut, ich melde mich wenn ich zurück bin! Langweile dich nicht zu sehr!", verabschiedete sich Mia. Die beiden umarmten sich und gingen in verschiedene Richtungen davon. Mia und Jessy kannten sich seit dem Kindergarten. Die beiden waren seit jeher unzertrennlich gewesen.
 

Mia kam aus gutem Hause und hatte steinreiche Eltern. Ihr voller Vorname war Maria Ilia Amanda. Aber alle nannten sie nur kurz Mia. Jessy ihr Vater war bei einem Arbeitsunfall ums Leben gekommen als diese noch ein Baby war und ihre Mutter hatte eine schwache Gesundheit. Sie lebten nicht grade im Luxus, aber es reichte ihnen was sie hatten. Ihre Mutter mochte Mia sehr gerne und bezeichnete sie manchmal als ihre zweite Tochter. Mia`s Eltern konnten Jessy ebenfalls gut leiden und sie war ein gern gesehener Gast in ihrem Haus. Die beiden Mädchen war immer gemeinsam durch dick und dünn gegangen und hatten sich geschworen das nichts und niemand sie trennen konnte.
 

Jessy versuchte die Woche ohne ihre Freundin so gut es ging herum zu bringen. Sie freute sich auf den Montag an dem sie Mia wieder in der Schule traf. Mia hatte sich nicht mehr gemeldet. Jessy nahm an das sie erst sehr spät zurück gekommen war. Sie hatte immer noch das Geburtstagsgeschenk für Mia und wollte es ihr in der Schule geben. Jessy wartete auf dem Schulhof. Mia würde wahrscheinlich mal wieder in letzter Minute eintrudeln.
 

Endlich sah Jessy ihre Freundin und winkte ihr zu. Mia reagierte überhaupt nicht darauf. Jessy wunderte sich und lief zu ihr hinüber. Beim näher kommen stellte sie fest das Mia nicht allein war. Sie unterhielt sich mit Corinna, der eingebildetsten und verlogensten Person der Schule. Das machte Jessy jetzt wirklich stutzig. Mia und Corinna konnten sich nicht ausstehen und waren fast schon Intimfeinde. "Hey, wie war die Reise?", rief Jessy Mia zu. Mia drehte sich zu ihr um und sah sie kalt an.
 

Jessy erschrak. Diesen Gesichtsausdruck, so voller Abneigung und Haß, hatte sie bei Mia noch nie gesehen. "Was geht dich das an?", schnauzte sie Jessy an. Die bekam große Augen: "Was ist dir denn über die Leber gelaufen?" "Nichts, was jemanden wie dich was angeht! Verschwinde!", zischte Mia böse. "Hab ich was nicht mitgekriegt?", fragte Jessy perplex. Mia packte Jessy am Kragen und brüllte sie an: "Hast du nicht verstanden was ich gesagt habe! Du sollst dich verziehen!" Sie stieß Jessy von sich weg und ging einfach davon.
 

Jessy stand da wie ein begossener Pudel. Sie war sich nicht sicher ob sie das eben nicht nur geträumt hatte. Sie versuchte den ganzen Tag über mit Mia ins Gespräch zu kommen, aber die wies sie immer ziemlich rüde ab. Beim Sport spielten sie zum ersten Mal in verschiedenen Mannschaften. Mia ging sehr hart mit Jessy um, so das diese hinterher viele blaue Flecken hatte. Was war bloß mit Mia los? Nach der Schule fing Jessy Mia auf dem Heimweg ab.
 

"Ich weiß zwar nicht was ich dir getan habe oder womit ich dich verletzt habe, aber es tut mir Leid!", sagte Jessy traurig. Mia sah sie nur abwertend an. Sie griff nach der Hand die Jessy ihr entgegenstreckte. Mit einer schnellen Bewegung hatte sie den Arm von Jessy auf deren Rücken gedreht. Jessy schrie vor Schmerzen. "Ich sage es dir jetzt zum allerletzten Mal! Verzieh dich! Ich will dich nicht mehr sehen! Ich habe kein Interesse daran mit einer primitiven Unterschichtlerin angetroffen zu werden! Wenn du dein Leben noch ein wenig behalten willst, dann geh mir aus dem Weg!", keifte Mia.
 

Sie ließ den Arm los und stieß Jessy hart zu Boden, wo sie sich das Knie aufschlug. Ohne sich umzudrehen stolzierte Mia einfach davon und ließ die geschockte Jessy zurück. Jessy verstand die Welt nicht mehr. Langsam hinkte sie nach Hause. Was hatte sie Mia denn getan, das diese sie auf einmal so verachtete. Ihre Mutter öffnete ihr die Tür und fragte erschrocken, was mit ihr passiert sein. Jessy antwortete nicht und ging schweigend in ihr Zimmer. Sie hoffte immer noch, das dies alles nur ein böser Traum war.
 

Leider änderte sich an Mia`s Verhalten gar nichts. Nach einer Woche war Jessy am Boden zerstört. Sie ging nach Mia`s Zuhause um mit ihren Eltern zu sprechen. Vielleicht wußten die was vorgefallen war. Das erste mal seit Jessy Mia und ihre Familie kannte durfte sie nicht in das Haus. Ihre Mutter meinte nur kalt, das Mia eine schwere Phase durchmachte und es wirklich besser sei, wenn Jessy sie nicht mehr belästigen würde. Dann schlug sie ihr einfach die Tür vor der Nase zu.
 

Das war mehr als Jessy ertragen konnte. Sie rannte nach Hause und warf sich heulend auf ihr Bett. Ihre Mutter kam herein und wollte wissen was sie hatte. Unter Tränen erzählte sie ihrer Mutter alles. Diese machte nur ein trauriges Gesicht. "Ich habe befürchtet, das dies früher oder später geschehen würde! Wir sind nun einmal keine reichen Leute! Für Personen wie Mia`s Eltern sind wir nur Menschen zweiter Wahl und nicht gut genug! Wahrscheinlich hat Mia diese Erkenntnis nun auch verinnerlicht!"
 

"Aber das wir nur wenig Geld haben, hat bisher weder Mia noch ihre Eltern gestört! Wir sind doch immer prima miteinander ausgekommen!", erwiderte Jessy. "Leider ändern sich die Dinge manchmal, mein Kind!", seufzte die Mutter. Aber wie konnten sich die Dinge so schnell verändert haben? Sie hatte das Geburtstagsgeschenk für Mia auf ihren Schreibtisch gelegt und sah es traurig an. Warum nur?
 

In den nächsten Monaten ging Jessy durch die Hölle. Mia ließ keine Gelegenheit aus um ihr zu zeigen wie sehr sie Jessy verachtete. Dann kam der nächste Schicksalsschlag. Jessy`s Mutter wurde schwer krank. Wochenlang saß Jessy an ihrem Bett und hoffte. Sie sah mit an wie ihre Mutter immer schwächer wurde. Dann verlor sie den Kampf und starb.
 

Jessy war wie betäubt. Mit einem Mal stand sie ganz alleine da. Da sie noch nicht volljährig war, mußte sie in ein Waisenhaus gehen. Nur einen Tag später brannte das Haus in dem sie gelebt hatte völlig nieder! Keiner der Bewohner hatte sich retten können. Sie mußte auch die Schule wechseln. Alles was ihr vertraut war, hatte sie mit einem Schlag verloren. Früher hätte sie sich an Mia wenden können und von ihr Trost erhalten, doch selbst das war ihr nicht mehr vergönnt. Zudem fühlte Jessy sich immer mehr beobachtet. Oft wenn sie sich umdrehte, glaubte sie einen Schatten irgendwo verschwinden zu sehen.
 

Im Waisenhaus begann der Ärger für Jessy erst richtig! Sie kam einfach mit den anderen Jugendlichen nicht klar und hatte ständig Streit und wurde geschlagen. Die Erzieher waren mehr Sklaventreiber als Aufsichtspersonen. Zwei Monate hielt Jessy es dort aus, dann haute sie Nachts einfach ab. Ziellos streifte sie durch die Straßen der Stadt. Wo sollte sie jetzt hingehen? Sie hatte niemanden mehr! Sie machte sich auf den Weg zum Friedhof! Sie hatte einen Entschluß gefaßt und wollte noch einmal zum Grab ihrer Mutter.
 

Sie kniete vor ihrem Grab und erzählte ihr, von ihrem Plan dem Elend zu entfliehen und bat sie um Vergebung. Es war nach Mitternacht als sie sich zu ihrer letzten Stadion aufmachte. Der Wind pfiff kalt als sie auf der Brücke stand. Tief unter ihr konnte sie die reißende Flut des Stromes hören. Sie kletterte auf das Geländer. Nur noch ein kleiner Schritt und ein Fall aus 30 Meter Höhe und alles wäre vorbei! Jessy hatte Tränen in den Augen.
 

Das war der einzige Weg den sie noch gehen konnte. Sie holte tief Luft und trat vor. Für einen Augenblick fühlte sie die Schwerelosigkeit des freien Falles. Der Wind der um sie herum tanzte und die endlose Schwärze in die sie hinein fiel. Dann verlor sie das Bewußtsein noch bevor sie auf dem Wasser aufschlug. Nun war es endlich vorbei!

Ein neues Zuhause

Ein neues Zuhause
 

Oder doch nicht? Jessy hörte ein rufen aus weiter Ferne! Dann spürte sie wie ihr jemand zwei saftige Ohrfeigen gab. Sie zwang sich die Augen zu öffnen und sah in das wutverzerrte Gesicht von Mia, die sich über sie beugte. "Sag mal, trickst du noch ganz richtig? Bist du jetzt eine Selbstmordkandidatin? Was zum Henker sollte das werden wenn es geglückt wäre?", schrie sie Jessy an. Jessy sah sie nur irritiert an: "Was interessiert dich das?", murmelte sie.
 

"Glaubst du etwa ich lasse zu, das du dein Leben einfach wegwirfst?", schnauzte Mia sie an. "Ich dachte ich nehme dir die Arbeit ab mich umzubringen!", erwiderte Jessy bissig. "Hast es mir ja oft genug angedroht!" "Das hast du wirklich so ernst genommen?", keuchte Mia entsetzt. "Hast es ja mit schlagkräftigen Argumenten da gelegt!", meinte Jessy spitz. Mia sah traurig zu Boden. "Tut mir echt Leid! Ich wollte dir nicht weh tun, aber es war nötig! Ich wollte dich doch beschützen!"
 

"Beschützen? Mich? Wovor denn?", stammelte Jessy verwirrt. "Vor mir! Davor das du dich vor mir fürchtest oder gar ekelst!", gestand Mia leise. "Warum sollte ich das tun? Du warst meine beste, meine einzige Freundin! Wir waren doch immer für einander da!", brach es aus Jessy heraus. "Aber es hat sich soviel verändert! Ich habe mich verändert!", begann Mia. "Da wäre ich nie drauf gekommen!", unterbrach sie Jessy sauer. "Du verstehst das nicht! Ich bin nicht die Person die ich zu sein scheine!", rang Mia nach den richtigen Worten.
 

"Was soll das schon wieder heißen?", fragte Jessy genervt. Mia standen Tränen in den Augen! "Oh, Jessy, wenn ich dir das erzähle wirst du mich wirklich verachten! Du wirst nie wieder was von mir wissen wollen! Daher wollte ich das du mich haßt, damit dir das Ende unserer Freundschaft nicht so weh tut. "Sag mir endlich was los ist!", fauchte Jessy Mia an. "Weißt du... in der Ferienwoche.... ich habe mich dort... ich wurde.... ein Vampir!", gestand es Mia endlich ein.
 

Sekundenlange Stille! "Ein Vampir? Du? Sag mal hältst du mich für total bescheuert? Wer soll dir denn diesen Unsinn glauben?", fuhr Jessy Mia wütend an. Sie war sich sicher, das Mia sich über sie lustig machte. "Es ist wahr! Ich bin ein Vampir! Meine Eltern auch! Ich wurde schon als Vampir geboren, aber erst an meinem 15 Geburtstag wurde ich geweiht und kann meine Kräfte jetzt einsetzten! Ich selber habe es nur Stunden zuvor erfahren!", erklärte Mia. "Deine Eltern sind Vampire?", wiederholte Jessy ungläubig.
 

"Sie sind die Herrscher aller Vampire auf der Welt! Ich bin, als ihre Tochter, eine Vampirprinzessin!", antwortete Mia ernst. Nun hatte Jessy genug: "Hör auf mit diesem Unsinn! Ich habe es verstanden! Du willst mich loswerden und da ist dir jedes Mittel recht! Du hast gewonnen! Ich werde auf ewig verschwinden!" Jessy wollte aufstehen und gehen, doch Mia hielt sie mit stahlhartem Griff fest.
 

"Jessy bitte glaube mir! Ich sage die Wahrheit! Ich beweise es dir!", flehte Mia sie an. Vor Jessy`s Augen verwandelte sie sich in einen Vampir. Jessy erbleichte. Sie hatte sich schon halb erhoben, doch nun fiel sie vor Schreck wieder auf den Boden zurück. Mia bot einen Anblick wie aus einem Horrorfilm. Jessy zitterte vor Angst und versuchte sich kriechend von dem Vampir zu entfernen. Mia sah sie traurig an. "Deswegen wollte ich nicht das du es erfährst! Ich wollte nicht das du mich fürchtest!". Mia nahm wieder ihre menschliche Gestalt an.
 

Jessy bekam kein Wort heraus. Mia stand nur da und starrte sie mit leeren Blick an. Dann wandte sie sich ab um zu gehen. "Warum hast du mir nicht vertraut?", rief Jessy ihr hinterher. Mia drehte sich überrascht um. "Wie meinst du das?", wollte sie wissen. "Warum hast du es mir nicht gleich gesagt?", wiederholte Jessy. "Was dir gesagt? Das ich ein Blutsauger bin, dem Menschen völlig egal sind? Das ich Menschen umbringen muß, damit ich weiterleben kann? Das ich eine Kreatur der Nacht bin und Magie beherrsche? Das ich keine Skrupel habe Menschen in Diener der Finsternis zu verwandeln?", sprudelte es aus Mia heraus.
 

Jessy sah sie verletzt an: "Warst du jemals wirklich meine Freundin oder war das nur ein Spiel für dich?" "Natürlich warst du meine Freundin! Du bist es immer noch! Meine beste Freundin sogar! Du warst die einzige die immer für mich da war, wenn ich Probleme hatte! Deswegen wollte ich auch nicht das du in Angst vor mir Leben mußt!" erwiderte Mia. "Dann hättest du mir das sagen sollen! Ich hätte dich verstanden! Du kannst nichts dafür, das du bist, was du bist! Ich hätte damit leben können, weil ich gewußt hätte das wir immer zusammen halten!", meinte Jessy niedergeschlagen.
 

"Du hättest zu mir gehalten, obwohl ich eine Mörderin bin?", fragte Mia fassungslos. "Es wäre eben deine Natur! Weißt du nicht mehr wir haben uns vor langer Zeit etwas geschworen! Nichts und niemand kann uns zwei trennen! Jede ist für die andere da, was auch immer geschehe! Mir war es immer ernst damit! Schade das es dir das nicht war!", erwiderte Jessy. "Das war es doch! Ich wollte dich beschützen! Es tut mir so entsetzlich Leid wenn ich dich verletzt habe! Bitte verzeih mir!", flehte Mia.
 

Jessy sah sie mit traurigen Blick an: "Das wird Zeit brauchen, bis ich dir verzeihen kann, aber wenn wir wieder Freundinnen sind, dann ist das ein Anfang! Sag mir von nun an aber bitte immer die Wahrheit! Dann mach's gut, wir sehen uns bestimmt bald wieder!" Sie stand auf und nahm ihren Rucksack vom Boden um zu gehen. "Wo willst du hin?", rief Mia. "Irgendwohin! Ich muß einen Platz finden, wo ich bleiben kann!", antwortete Jessy. "Komm doch mit zu mir!", bot Mia an. "Deinen Eltern wird das nicht gefallen!", meinte Jessy. "Die haben nichts dagegen! Sie waren nur so ablehnend, weil sie mir helfen wollten. Die mögen dich immer noch!", gestand Mia ein.
 

Jessy sah ein, das sie nichts zu verlieren hatte. Sie war müde und wollte endlich zur Ruhe kommen. Langsam gingen die beiden die Straßen entlang. "Es tut mir schrecklich Leid wegen deiner Mutter! Sie war eine so nette Frau! Ich vermisse sie!", sagte Mia und legte ihren Arm auf Jessy`s Schultern. "Ich auch!", schniefte Jessy. "Ich wollte so gerne bei dir sein, in dieser schweren Zeit, aber ich habe mich nicht getraut!", meinte Mia. Jessy nickte nur verstehend.
 

Sie waren am Haus von Mia`s Eltern angekommen. Die Vampirin öffnete die Tür und rief nach ihren Eltern. Die beiden kamen sofort die Treppe herunter. "Jessy! Gott sei Dank hat Mia dich noch gefunden!", sagte Mia`s Mutter und nahm sie in den Arm. "Wir haben uns schon Sorgen um dich gemacht!", lächelte der Vater und drückte sie ebenfalls. Die beiden sprachen Jessy ihr Beileid über den Tod ihrer Mutter aus. "Ich denke du solltest dich etwas ausruhen! Du siehst ziemlich fertig aus! Wir reden später über alles!", meinte Mia und brachte Jessy in eines der vielen Zimmer in dem Haus.
 

Jessy hatte lange geschlafen und dabei wirres Zeug geträumt. Es war später Vormittag als sie endlich erwachte. Sie ließ vor ihrem inneren Auge die letzte Nacht noch einmal Revue passieren. Sie konnte immer noch nicht glauben, das ihr Leben derart aus der Bahn geworfen worden war. Aber immerhin hatte sie jetzt wieder Mia an ihrer Seite. Jessy stand auf und zog sich an.
 

Sie holte das Geburtstagsgeschenk aus ihrem Rucksack. Sie hatte es immer mit sich herumgetragen in der Hoffnung das alles wieder wie früher werden würde. Sie zögerte jedoch es Mia zu geben. Jessy wollte abwarten wie sich die Dinge entwickelten. Mia hatte versprochen, mit ihr über alles zu reden. Das würde ein sehr langes Gespräch werden, das wußte Jessy jetzt schon. Sie traf Mia und ihre Eltern im Salon des Hauses.
 

Die drei begrüßten sie und forderten sie auf Platz zu nehmen. "Mia hat dir schon einiges erzählt über uns. Meine Frau und ich müssen uns aber noch bei dir entschuldigen! Wir haben Mia geraten, den Kontakt mit dir abzubrechen! Wir wissen aus eigener Erfahrung, das kaum eine Freundschaft diese Art der Neuigkeit übersteht! Wir wollten euch beiden damit Schmerzen ersparen! Wir hätten wissen müssen das eure Freundschaft etwas ganz besonderes ist!", sagte der Vater.
 

"Nicht viele können es ertragen, das wir andere töten müssen um zu überleben!", meinte die Mutter. "Müssen sie etwa jede Nacht...?", fing Jessy an. "Nein, so schlimm ist es auch wieder nicht!", schaltete sich Mia sofort ein. Sie hatte sich neben Jessy auf das Sofa gesetzt. "Es reicht wenn wir einmal im Monat einem Menschen das Blut aussaugen!" "Und was ist mit Ersatzquellen wie Blutkonserven oder Tierblut?", wollte Jessy wissen. "Tierblut vertragen wir nicht und das Blut muß frisch aus einem lebenden Körper abgezapft sein, sonst können wir es nicht verdauen!", erklärte die Mutter.
 

"Aber wenn ihr nur einmal im Monat Blut trinkt, was eßt ihr den Rest der Zeit?", wunderte sich Jessy. "Alles das was du auch ißt!", grinste Mia. "Ich denke mal die Frage über das Sonnenlicht kann ich mir wohl schenken!", vermutete Jessy und sah durch das Fenster in den strahlend blauen Himmel. "Stimmt, das macht uns nichts aus, genauso wenig wie Kreuze, Weihwasser, Knoblauch und der andere Mist!", stimmte Mia zu.
 

"Seid ihr unsterblich?", fragte Jessy. " Ein Kampf kann tödlich sein, aber sonst wird es schwer für uns zu sterben. Jedenfalls ist noch keiner den wir kennen an Altersschwäche gestorben!", lachte der Vater. "Mein Mann ist 934 Jahre alt und ich 842 Jahre!", antwortete die Mutter, die Jessy`s nächste Frage voraus ahnte. Jessy sah perplex Mia an, die sagte: "Sieh mich nicht so an! Ich bin erst 15, genau wie du! Ein richtiger Vampir bin ich erst seit meiner Weihe!" "Dann wirst du jetzt nicht mehr altern?", fragte Jessy. "Nur wenn ich es will! Wir können unser Alter steuern! Jünger oder älter, wie wir es grade wollen!", erwiderte Mia.
 

"Das gehört zu unseren Fähigkeiten! Wer so lange lebt muß schon ein Meister der Tarnung sein!", fügte ihr Vater hinzu. "Was könnt ihr denn noch?", wollte Jessy wissen. "Oh vieles! Wir können fliegen, uns in Tiere verwandeln und Magie anwenden!", zählte die Mutter auf. "Und es gibt individuelle Fähigkeiten! Einige können Gedankenlesen wie Mutter, andere sich teleportieren oder mit Tieren sprechen!", meinte Mia. "Und was kannst du?", hakte Jessy nach.
 

"Ich kann mit Tieren sprechen und sie kontrollieren!", eröffnete Mia. "Cool!", grinste Jessy. "Find ich auch, denn dadurch konnte ich dich retten!", meinte Mia. "Wie meinst du das?", fragte Jessy. "Paß auf ich zeig es dir!", feixte Mia uns stieß einen lautlosen Ton aus. Hunde in der Nachbarschaft fingen wild an zu bellen. Eine Fledermaus kam ins Zimmer geflogen und setzte sich auf Mia`s ausgestreckte Hand. "Das ist Darky! Sie ist sozusagen mein Haustier geworden! Sie ist dir seit damals immer gefolgt und hat mich über dich auf dem laufenden gehalten! Sie hat dich auf dem Friedhof belauscht und gehört was du vor hattest und mich gewarnt!"
 

"Ich habe es grade noch im letzten Moment geschafft dich aufzufangen! Eine Sekunde später und du wärst auf dem Wasser aufgeschlagen!", schimpfte Mia. "Du hast mich aufgefangen? Wie das denn?", stutzte Jessy. Mia stand auf: "So!", sagte sie und ließ Flügel aus ihrem Rücken wachsen. "Ich hätte nie gedacht das du so einen Schwachsinn machen würdest!", meinte Mia die ihre Flügel wieder verschwinden ließ. Jessy sah traurig zu Boden: "Wofür sollte ich noch weiter leben wollen? Ich hatte doch niemanden mehr, der mich vermißt hätte! Mein Leben war nur noch ein einziger Alptraum!"
 

"Ich weiß das es hart für dich gewesen ist aber...", fing Mia an. Jessy sah sie zornig an: "Du kannst ja mal mit mir tauschen! Mal sehen was du machst wenn alle die dir was bedeuten sich von dir abwenden! Wenn du nicht verstehst was geschehen ist und du dich pausenlos fragst was du falsch gemacht hast! Wenn du den letzten aus deiner Familie verlierst und niemand da ist der dir über die Trauer hilft! Du kannst mal in das Waisenhaus gehen, wo nur das Recht des Stärken zählt und niemand dich als Mensch respektiert! 6 Monate lang bin ich von einer Hölle in die nächste gelaufen ohne Hoffnung auf einen Ausweg!"
 

"Jessy ich....!", begann Mia, doch Jessy unterbrach sie: "Vergiß es!" Sie sprang auf und rannte aus dem Zimmer. Mia wollte hinterher, aber ihre Mutter hielt sie zurück: "Gib ihr ein wenig Zeit!" Jessy rannte auf ihr Zimmer und warf sich auf ihr Bett. Wie konnte Mia glauben auch nur im Ansatz zu verstehen, was sie Jessy angetan hatte? Jessy schluchzte lange in ihr Kopfkissen bis sie einschlief. Erst am Nachmittag erwachte sie wieder. Sie fühlte sich so furchtbar leer.
 

Sie hatte keine Lust aufzustehen und starrte stumm an die Decke. Nach einer Weile ging die Zimmertüre leise auf. "Kann ich rein kommen?", fragte Mia leise. Jessy sah sie nicht an und brummte nur. "Ich wollte sehen ob es dir besser geht!", fing Mia nach einer Weile an. "Interessiert dich das wirklich?", fragte Jessy spitz. "Natürlich, sonst wäre ich ja nicht hier!", erwiderte Mia. "In den letzten Monaten war davon jedenfalls nicht viel zu merken!", konterte Jessy. "Ich habe dich immer im Auge behalten! Glaub mir ich habe auch gelitten!", meinte Mia.
 

"Du weißt auch nicht was du willst! Erst willst du mich los sein und dann beobachtest du mich!", sagte Jessy. "Auch wenn du es nicht merken solltest, war ich immer noch deine Freundin! Deswegen war Darky immer in deiner Nähe!", antwortete Mia. "Sagtest du nicht, das dich die Menschen nicht mehr interessieren?", fragte Jessy matt. "Die Menschen schon, aber du bist nicht irgendein Mensch! Du bist was besonderes!", erklärte Mia. Jessy sah sie fragend an. Mia lächelte fies und meinte: "Immerhin bist du mein Eigentum!"
 

Jessy wurde puterrot im Gesicht und schrie: "Was bin ich?" Mia lachte weil sie es geschafft hatte Jessy aus ihrer Depression zu reißen: "Rege dich nicht auf! Das ist etwas anders als du jetzt denkst! Bei meiner Weihe wurden mir die Vampirrechte zugestanden, das heißt das ich mir Menschen als Eigentum aussuchen darf! Ich allein entscheide was mit ihnen geschieht! Ob sie weiterleben dürfen, oder von mir getötet werden! Kein anderer Vampir darf sie anrühren! Ich habe dich und deine Mutter als mein Eigentum eingetragen, so wart ihr beide sicher!"
 

"Das heißt du darfst mit mir anstellen was du willst?", keuchte Jessy. "Richtig! Ich darf mit dir machen was mir so einfällt! Aber du weißt doch das ich dir nie etwas antun würde! Ich will nur das du lebst! Aber damit trage ich auch Verantwortung und beschütze dich!", bestätigte Mia. "Das heißt ich bin jetzt deine Sklavin?", fragte Jessy nach. "Nein, das heißt du bist meine Freundin!", stellte Mia richtig. "Von nun an bleiben wir zusammen!" "Wie meinst du das jetzt wieder?", wollte Jessy wissen.
 

"Du bleibst hier bei mir! Wir waren viel zu lange getrennt! Meine Eltern sind einverstanden, das du von jetzt an bei uns wohnst! Dann können wir auch wieder zusammen in die Schule gehen!", eröffnete Mia. Jessy verzog das Gesicht: "Und was wird deine neue Freundin Corinna dazu sagen?", fragte Jessy. "Wie kommst du darauf, das grade die meine Freundin ist?", meinte Mia mit verzogener Mine. "Immerhin hängt ihr dauernd auf dem Schulhof zusammen!", sagte Jessy.
 

"Oh, da hast du was falsch verstanden!", klärte Mia sie auf. "Corinna ist nicht meine Freundin, sondern meine Dienerin! Wenn ein Vampir geweiht wird, dann beißt er die Person die er am wenigsten leiden kann und macht sie zu seinem Sklaven. Bei mir war das Corinna! Sie ist eine Untote, die mir zu Diensten ist! Sie war die Erste die ich ausgesaugt habe! Du glaubst gar nicht wie die geschrienen und geflemmt hat!" "Das heißt wir gehen mit einer lebenden Leiche zur Schule?", keuchte Jessy. "Dafür ist sie jetzt viel erträglicher als früher!", grinste Mia.
 

Aber was ist mir ihren Eltern? Die werden doch sicher eine Vermißtenanzeige aufgegeben haben! Und wenn die Polizei in der Schule nachfragt, werden sie erfahren das Corinna täglich da war!", wunderte sich Jessy. "Oh, ich bin sicher das ihre Eltern nichts dagegen haben!", grinste Mia. Die waren bei meiner Weihe, sagen wir, zum Essen eingeladen!" "Ihr habt ihre ganze Familie ausgelöscht?" keuchte Jessy. "So gab es weniger Probleme!", erwiderte Mia. "Warum schleifst du sie auch zur Schule mit?", fragte Jessy. "An irgend jemanden mußte ich meinen Frust ablassen! Es war hart so ekelig zu dir zu sein!", antwortete Mia. "Ich kann schließlich nicht jeden der mir über den Weg läuft umbringen, auch wenn mich das nicht stören würde. Jemand könnte es bemerken und Ärger verursachen.
 

"Ich habe eine Idee!", sagte sie und stieß wieder einen schrillen Schrei aus. Einen Augenblick später trat Corinna aus einer Rauchwolke hervor. "Ihr habt gerufen, Herrin?", fragte sie ausdruckslos. " Hör zu! Von heute an wirst du auch Jessy`s Dienerin sein! Wenn sie dir einen Befehl gibt wirst du ihn ausführen ohne zu widersprechen! Hast du verstanden?", sagte Mia kalt. Die Dienerin nickte. "Versuch es mal!", flüsterte Mia ihrer Freundin zu. "Äh, wie wäre es mit etwas zu essen?", fragte Jessy unsicher. Corinna nickte und verschwand. "Wo kam sie her?", wollte Jessy wissen. "Aus der Zwischenwelt! Dort lebt sie, wenn ich sie nicht brauche! Das ist eine Dimension ohne Zeit!", erklärte Mia.
 

Kurz darauf kam sie mit einem Tablett mit Speisen wieder. "Danke!", murmelte Jessy verdutzt. "Du kannst verschwinden!", fuhr Mia ihre Dienerin an, die das auch Augenblicklich tat. "Kein schlechter Service, was?", grinste die Vampirin. Jessy sah sie etwas beklommen an. "Ja, ganz nett!", meinte sie leise. Mia stutzte:" Was hast du?" Jessy schüttelte den Kopf: "Es ist nichts!" "Dich bedrückt doch was!", blieb Mia hartnäckig. Jessy seufzte: "Es ist nur alles ein wenig viel auf einmal! Ich muß das erst mal verdauen! Du und deine Eltern seid Vampire! Alle eure Fähigkeiten und das du dir Menschen zu Dienern machen kannst!"
 

"Das macht dir Angst, oder?", fragte Mia. "Nein, Angst nicht, aber es ist gewöhnungsbedürftig!", meinte Jessy. "Immerhin ist,... war..., Corinna ein Mensch und nun ist sie eine Marionette! Sicher sie war nervig, aber .... ich weiß auch nicht!" "Du hast Sorge, das ich das auch mit dir machen könnte!", erkannte Mia traurig. "Habe ich denn einen Grund dazu?", fragte Jessy schüchtern. "Nein! Auf keinen Fall! Du bleibst was du bist! Ein freies Wesen! Und wenn es dir dann besser geht lasse ich Corinna in Frieden!", versprach Mia.
 

Jessy sah sie glücklich an: "Großes Ehrenwort?" "Was denn sonst! Sogar mit Hand aufs Herz!", versicherte Mia und nahm Jessy in den Arm. Nun fühlte Jessy sich wirklich besser und nahm sich was von dem gebrachten Essen. Beim kauen meinte sie grinsend: "Was Corinna angeht, da sollten wir vielleicht doch alles beim Alten lassen!" "Findest wohl gefallen daran!", feixte Mia und nahm sich was vom Tablett.
 

Knapp vier Tage später stand eine Meldung in der Zeitung, die Jessy erschreckte. Das Waisenhaus, in dem sie kurz gelebt hatte, war von unbekannten Personen überfallen worden. Die Unbekannten hatten ein wahres Blutbad angerichtet. Keiner der Betreuer oder Jugendlichen dort hatte überlebt. "Da hast du aber echt Schwein gehabt, das du dort verschwunden bist!", meinte Mia nachdenklich. Jessy nickte nur. Ihr Mitleid für diese Leute hielt sich in Grenzen, da sie Jessy nur gequält hatten, aber Sorge machte ihr das schon.
 

Seid fast drei Monaten lebte Jessy jetzt bei ihrer Vampirfreundin. Sie hatte sich daran gewöhnt mit diesen Leuten unter einem Dach zu leben. Tagsüber hatte sie viel Spaß in dem Haus. Obwohl sie es nicht zugab, war ihr aber doch in den Vollmondnächten, wenn Mia und ihre Eltern auf Beutezug gingen, unheimlich zu Mute. Sie ging dann immer sicher ,das ihre Tür und die Fenster fest verriegelt waren, bevor sie zu Bett ging Aber an Schlaf war dann nie zu denken. Die folgenden Nächten versuchte Jessy es dann nachzuholen. Jessy schlief in dieser Nacht sehr unruhig. Sie spürte das etwas neben ihr war und schlug die Augen auf.
 

Ein ohrenbetäubender Schrei durchzog die Nacht. Jessy brüllte was ihre Lungen hergaben. Als sie aufwachte stand Mia als Vampir über ihren Hals gebeugt. Jessy griff sich alles was sie erreichen konnte und warf es ihrer Freundin aus Panik ins Gesicht. "Krieg dich mal wieder ein!", schrie Mia, die grade dem Wecker aus der Flugbahn ging. Die Tür zum Zimmer wurde aufgerissen und Mia`s Eltern stürmten hinein. "Was ist passiert?", rief Mia`s Vater über den Lärm hinweg.
 

"Keine Ahnung? Ich wollte sie wecken um ihr Bescheid zu sagen, da fing sie an durch zudrehen!", antwortete Mia verdattert. "Du solltest dir ein anderes Outfit zulegen, wenn du jemanden wecken und nicht zu Tode erschrecken willst!", meinte ihre Mutter mit einem schmunzeln. Mia warf einen Blick in den Spiegel und verstand was geschehen war. Sie verwandelte sich wieder in einen Menschen. "Tut mir Leid! Ich habe gar nicht daran gedacht, das ich mich schon verwandelt hatte!", entschuldigte sie sich.
 

"Ach das hast du einfach so vergessen?", keuchte Jessy. "Seit wann bist du denn so hysterisch?", wollte Mia wissen. Jessy funkelte sie wütend an: "Seit meine ehemals beste Freundin sich entschlossen hat als Nachtgespenst umher zu wandern! Bist du eigentlich übergeschnappt? Ich hätte einen Herzstillstand bekommen können!" "Ich hab doch gesagt es tut mir Leid!", maulte Mia. " Man es ist halb zwei Uhr morgens! Was wolltest du eigentlich um diese Zeit hier?", fragte Jessy sauer.
 

"Ich wollte dir nur sagen, das wir zu einer dringenden Versammlung müssen und erst Morgen irgendwann zurück kommen werden. Du solltest dir keine Sorgen machen!", erklärte Mia. "Hätte da nicht auch ein Zettel mit einer Nachricht gereicht?", fragte Jessy schnippisch. "Entschuldige das ich dich nicht beunruhigen wollte!", sagte Mia eingeschnappt. "Ist ja schon gut! Ich vertrage solche Weckaktionen in der Nacht nicht so gut! Danke das du mir Bescheid gesagt hast!", beruhigte Jessy sie.
 

"Wir sind so schnell wie es geht zurück!", versprach Mia`s Mutter die bereits mit ihrem Mann auf den Weg nach draußen war. "Versuch am besten weiter zu schlafen!" "Alles wieder klar?", fragte Mia. "Ja! Kannst beruhigt sein! Wir sehen uns dann morgen!", meinte Jessy. "Ich lasse dir Darky da! Wenn was ist kann sie mich erreichen! Wenn du was brauchst, sag es einfach Corinna! Bis bald!", rief Mia und war aus dem Zimmer verschwunden. Die Fledermaus landete auf Jessy`s Bett und schaute sie fragend an. Jessy lächelte und kraulte das Tier am Hals.
 

Von Mia wußte sie das Darky, das über alles liebte. "Dann wollen wir beide uns mal eine schöne Zeit machen!", gähnte Jessy. Darky piepste eine Antwort und flog zur Deck, wo sie sich Kopfüber an die Lampe hängte. "Du meinst also auch das wir noch ein wenig schlafen sollten? Dann gute Nacht!", sagte Jessy und knipste ihre Nachttischlampe aus. Am nächsten Morgen war Jessy immer noch Hundemüde! Mit verschlafenen Augen schleppte sie sich ins Bad.
 

Den ersten Schreck bekam sie, als sie in den Spiegel schaute. Was war denn mit ihr geschehen? Unwillkürlich mußte sie sich schütteln, als sie an letzte Nacht dachte und warf einen verstohlenen Blick auf ihren Hals. Zu sehen war dort nichts. "Sei nicht so mißtrauisch!", belehrte sie sich selber. Sie Frühstückte und ging wieder in ihr Zimmer zurück. Darky hing immer noch an der Lampe.
 

"Aufwachen du Schlafmütze!", rief sie der Fledermaus zu. Anders als normale Fledermäuse war Darky am Tag aktiv. Langsam öffneten sich die verschlafenen Augen des Tieren und sie gab klagende Laute von sich. Sie ließ sich los und segelte auf Jessy`s Schulter. "Hast sicher Hunger!", vermutete Jessy. Wo hatte Mia bloß das Futter für Darky versteckt? Jessy fiel ein, das sie gar nicht wußte was das Tier überhaupt fraß. Normale Fledermäuse fraßen Insekten, aber Vampirfledermäuse? "Du willst doch nicht etwa Blut haben?", argwöhnte Jessy, da Darky ihren Hals immer näher kam.
 

Die gab ein paar schrille Töne von sich. "Kommt nicht in Frage! Du wirst mich nicht anknabbern!", bestimmte Jessy und scheuchte das Tier weg. Darky flatterte verärgert um Jessy herum. "Hungern lassen kann ich sie auch nicht!", überlegte Jessy. Sie ging in die Küche und kam mit einem Messer und einer Untertasse zurück. "Wenn du schon Blut willst, dann auf meine Weise!", sagte sie. Jessy schnitt sich mit dem Messer in den Finger und ließ das Blut auf die Untertasse träufeln.
 

Darky landete auf den Schreibtisch und kroch zur Untertasse. Jessy glaubte ein schmatzen zu hören als sie das Blut aufleckte. Jessy hatte ihren Finger verbunden und beobachtete die Fledermaus. Die fühlte sich nun satt und zufrieden und wollte gekrault werden. Jessy tat ihr den Gefallen, aber schon bald wurde ihr Langweilig. Mia hatte gesagt das sie erst Morgen zurück kommen würden. Was sollte sie bloß so lange alleine machen? Wie wäre es wenn sie Mia überraschen würde?
 

Jessy lief in die Küche und band sich eine Schürze um. Darky war ihr gefolgt und schaute interessiert zu was sie da trieb. Schon bald zog der Duft von frischen Keksen durch das Haus. Jessy war mit ihrem Werk zufrieden. Ihre Mutter hatte diese Kekse immer für Mia und Jessy gebacken und Mia war immer begeistert davon gewesen. Zum Glück kannte Jessy das Rezept auswendig, denn sie hatte oft dabei geholfen. Es wurde Abend und Jessy stelle eine Schale mit den Keksen neben Mia`s Kopfkissen. Grinsend legte sie sich schlafen.
 

Mia und ihre Eltern saßen am Frühstückstisch, als Jessy die Treppe herunter kam. Die Stimmung schien etwas gedrückt zu sein. Ihre Minen hellten auf als Jessy sich setzte. "Und einen schönen Tag gehabt?", fragte Mia`s Mutter. "Ja, war ganz nett!", meinte Jessy. "Du warst ja recht fleißig, wie ich gesehen habe!", grinste der Vater und griff nach einem der Kekse die Jessy hier gelassen hatte. "Danke für den Nachtimbiß!", sagte Mia und umarmte ihre Freundin.
 

Darky kam herein geflattert und setzte sich auf die Schulter ihrer Herrin. "Na, warst du auch artig?", wollte Mia wissen. "Sie hat sich gut benommen, nachdem wir ihr Nahrungsproblem gelöst hatten!", erwiderte Jessy. "Nahrungsproblem?", wiederholte Mia verwirrt. "Ich wußte nicht wo ihr Futter ist und sie hatte Hunger! Da habe ich zur Do-it-yourself Methode gegriffen!", erklärte Jessy und hielt ihren Finger hoch. " Du hast ihr dein Blut gegeben?", fragte Mia überrascht. "Lieber freiwillig, als das sie mich anzapft!", zuckte Jessy mit den Schultern.
 

"Darky, du weißt doch das du nicht einfach andere beißen darfst!", schimpfte Mia. "Und Jessy schon gar nicht!" "Sie hätte es nicht nötig gehabt wenn du ihr was da gelassen hättest!", verteidigte Jessy die Fledermaus die nun verängstigt wegflog. "Sie hatte ihre Ration schon gehabt! Das kleine Biest ist einfach zu verfressen!", grummelte Mia und griff sich ein paar von Jessy`s Keksen. "Woher sie das wohl hat?", grinste Jessy. "Wie war eure Versammlung!", fragte sie um Mia`s beleidigten Blick zu entgehen.
 

Die Minen der drei wurden wieder besorgter: "Nichts worüber du dir Sorgen machen müßtest!", sagte Mia schnell. Jessy sah sie fragend an. Das hatte sie doch gar nicht gefragt. Mia`s Vater meldete sich zu Wort: "Jessy, ich möchte dich bitten in nächster Zeit nicht allein aus dem Haus zu gehen. Sag uns bitte immer wo du hingehst!" OK, nun war es klar, das was im Busch war. Mia`s Mutter schüttelte den Kopf: "Das war nicht sehr intelligent von euch beiden! Nun ist sie erst recht mißtrauisch! Es reicht wenn ich dir sage das es zu einigen Problemen kommen könnte! Wir wollen sicher gehen, das du nicht zwischen die Fronten gerätst!"
 

"Das hört sich gar nicht gut an!", murmelte Jessy. "Mach dir keinen Kopf! Du wirst wahrscheinlich nichts davon mitkriegen!", munterte sie Mia auf. "Na gut! Ich gehe denn mal nach oben um meine Schulsachen zu packen!", meinte Jessy und ging hinaus. "Sie hat sich bereits in den Kopf gesetzt heraus zu finden was hier los ist!", meinte Mia`s Mutter nachdenklich. "Es ist zu ihrem Besten, wenn sie es nicht weiß!", meinte der Vater.
 

"Soll ich mit ihr reden?", fragte Mia unsicher. "Warte erst einmal ab!", erwiderte die Mutter. Auf den Schulweg war Jessy ungewöhnlich schweigsam. Mia war sehr unwohl zu Mute. In der Schule versuchte Mia Jessy aufzumuntern in dem sie Corinna in eine peinliche Situation brachte. Aber während sich die ganze Klasse vor lachen schüttelte, blieb Jessy ungerührt. Mia hielt es schließlich nicht mehr aus.

Altes Leben - Neues Leben

Altes Leben - Neues Leben
 

"Was willst du wissen?, fragte Mia. "Die Wahrheit!", meinte Jessy knapp. "So wie wir es uns versprochen haben!" "Na gut, wenn du es unbedingt wissen willst! Es steht Ärger ins Haus! Es sind Werwölfe in die Stadt gekommen!", erzählte Mia. "Werwölfe?", stammelte Jessy fassungslos. Sie ließ sich auf eine Bank sinken. "Ja! Werwölfe sind die erklärten Todfeinde der Vampire! Sie sind grausam und töten alles was sich ihnen in den Weg stellt! Sie haben uns den Kampf erklärt!", fuhr Mia fort.
 

"Es gibt recht wenige Vampire aber viele Werwölfe, nur wir sind mächtiger! Aber wenn es zum Kampf kommt werden Tausende Menschen Sterben. Die sind uns eigentlich völlig egal, aber das wird ihre Aufmerksamkeit auf uns lenken und dann machen sie jagt auf uns. Wir wären nirgendwo mehr sicher! Und du würdest in die Schußlinie geraten und in Gefahr sein!"
 

"Na ich bin vielleicht ein Glückspilz! Zuerst Vampire und jetzt Werwölfe! Was kommt als nächstes? Marsmenschen?", meinte Jessy ängstlich. "Keine Angst! Meine Eltern und ich werden dich immer beschützen, aber bringe dich nicht absichtlich in Gefahr!", flehte Mia. "OK ich verspreche es dir! Aber nur wenn du dich auch nicht unnötig gefährdest!", forderte Jessy. "Keine Sorge! Ich habe schon noch vor ein paar Jahrhunderte zu leben!", grinste Mia.
 

Die nächste Vollmondnacht stand bevor und Mia war den ganzen Tag über schon nervös und gereizt gewesen. Ständig fauchte und zischte sie, wenn sie was ärgerte. Jessy kannte das inzwischen und hielt sich zurück, wenn sich der Blutdurst ihrer Freundin bemerkbar machte. Die Vampire verließen das Haus als es dunkel wurde und Jessy blieb allein zurück. Sie hatte es sich vor dem Fernseher gemütlich gemacht und schaute sich einen Horrorfilm an. Mia hatte wie immer Darky bei ihr gelassen. Jessy horchte auf als sie Glas zerbrechen hörte.
 

"Einbrecher!", dachte sie und löschte schnell das Licht und schaltete den Fernseher aus. Was sollte sie jetzt nur tun. Das beste wäre wenn sie Darky losschicken würde um Hilfe zu holen. Die Fledermaus hatte sich aber längst aus dem Staub gemacht. "Verdammter Feigling!", fluchte Jessy. Sie hörte wie mehrere Personen in das Haus eindrangen. Knurren und bellen war zu hören.
 

"Was für Einbrecher nehmen ihre Hunde mit auf Diebestour?" fragte sie sich. Jessy war klar das sie so schnell es ging verschwinden mußte. Leise schlich sie zum Fenster und öffnete es. Sie hörte sie die Eindringlinge begannen das Haus zu verwüsten. Sie sprang in den Garten und rannte davon. Sie hörte das einer der Hunde sie bemerkt hatte und sie verfolgte. Zum Glück kannte Jessy die Gegend wie ihre Westentasche und so konnte sie durch geschicktes Haken schlagen den Hund auf Distanz halten.
 

Dann holte das Tier jedoch auf und sprang ihr ins Kreuz. Jessy schlug hin und rutschte über den Gehweg. Der Hund hatte sich wieder aufgerappelt und kam auf sie zu. "Verschwinde!", schrie Jessy und warf einen Stein nach ihn. Der Hund sprang mit aufgerissenen Maul auf sie zu. Jessy hob schützend die Arme vor das Gesicht. Sie hörte einen Schrei und das schmerzvolle Jaulen des Hundes. Sie hob den Blick und sah Mia blutüberströmt vor der Leiche des Hundes stehen. Sie hatte ihn mit ihrem Klauen einfach zerrissen.
 

"Was machst du denn hier draußen?", fauchte sie Jessy an. Jessy preßte atemlos :"Einbrecher..... im Haus.... mußte abhauen!" heraus. Mia sah sie erschrocken an und reichte ihr die Hand um ihr aufzuhelfen. "Warum hast du Darky nicht geschickt?", wollte Mia wissen. Jessy lachte kurz kalt auf: "Weil die beim ersten Anzeichen von Gefahr abgehauen ist!" "Das kann doch nicht sein! Eine Vampirfledermaus haut nicht einfach ab! Die haben vor nichts Angst außer..!", sagte sie und stockte. "Hat dich der Hund seit Zuhause gejagt oder ist er dir erst unterwegs begegnet?" "Der gehört zu der Einbrecherbande, die eingedrungen sind!", erklärte Jessy.
 

Mia wurde blaß. "Oh, mein Gott!", stammelte sie und stieß einen lauten schrillen Schrei aus. Ein knurren ließ die beiden Mädchen herum fahren. Vier weitere Hunde waren gekommen und griffen sie nun an. Mia stürzte sich auf sie und kämpfte. Einen Hund konnte sie nicht abwehren und der jagte jetzt Jessy. Die rannte voller Panik davon. Leider achtete sie nicht wo sie hin rannte und so sah und hörte sie das Auto nicht das sie voll erwischte. Alles wurde dunkel um sie herum.
 

Jessy fühlte sich Elend als sie erwachte. Sie war so schwach das sie kaum die Augen öffnen konnte. "Wo bin ich?", flüsterte sie. Mia stand neben ihr und sie weinte. "Ganz ruhig, Jessy! Es wird alles wieder gut! Du hattest einen schweren Unfall und bist im Krankenhaus!", erklärte Mia. "Die Hunde?", murmelte Jessy. "Die sind erledigt!", erwiderte Mia. Jessy wurde schwindelig. Sie ahnte das es ihr sehr schlecht ging. "Muß ich sterben?", fragte sie. Das Schweigen von Mia reichte ihr als Antwort. "Ich habe Angst! Bitte bleib bei mir, Mia!", flehte sie leise als sie wieder das Bewußtsein verlor.
 

Etwas später öffnete sich die Tür und ein Arzt kam mit Mia`s Eltern herein. "Sie wird es nicht schaffen! Ihre inneren Organe sind zu schwer verletzt!", erklärte der Arzt. "Aber sie war doch eben wieder wach!", schrie Mia entsetzt. "Ein letztes Aufbäumen! Es ist eh schon ein Wunder das sie noch lebt! Ich denke sie wird den Tag nicht überstehen!", antwortete der Doktor und verließ das Zimmer wieder.
 

"Das ist alles meine Schuld!", weinte Mia. "Du hast getan was du konntest! Es war ein Unfall!", tröstete sie ihre Mutter. "Ich habe ihr versprochen, das wir sie beschützen! Ich habe schon wieder mein Versprechen gebrochen! Ich habe versagt!" schluchzte Mia. Ihre Eltern wußten nichts darauf zu antworten.
 

Mia fühlte sich wie eine gemeine Verräterin. So hatte sie schon einmal gefühlt. Es war einen Tag nach ihrer Weihe gewesen. Sie kämpfte noch mit ihrer Situation und saß allein in ihrem Zimmer und hatte ihr Fotoalbum herausgesucht. Wehmütig besah sie ein altes Foto von sich und Jessy. Sie waren grade 6 Jahre alt und zum Fasching kostümiert. Sie standen Hand in Hand da als Zwillinge zurecht gemacht. Jessy`s Mutter hatte die Kleider selber genäht. Ihre Eltern kamen herein und sahen sorgenvoll auf ihre Tochter.
 

"Wie aus einem anderen Leben!", meinte die Mutter als sie das Bild sah. "Wie soll ich Jessy erklären was ich bin?", fragte Mia. "Am besten du sagst es ihr gar nicht!", meinte der Vater. "Ich soll es ihr verheimlichen?", fragte Mia. "Mia, das beste wäre wenn du dich überhaupt nicht mehr mit Jessy triffst!", sagte die Mutter. Mia sah sie entsetzt an: "Wieso? Sie ist doch meine beste Freundin?" "Grade deswegen solltest du jeden Kontakt mit ihr meiden! Jessy würde es nicht verstehen!", erklärte die Mutter.
 

"Schatz, du weißt das wir Jessy mögen, aber es ist das Beste für sie und dich! Stell dir vor du sagst es ihr, wie würde sie reagieren. Sie wird fürchterliche Angst vor dir bekommen! Willst du das Jessy sich ein Leben lang vor dir verstecken muß? Oder noch schlimmer sie deswegen dein Feind wird? Wenn sie öffentlich macht was du... was wir sind, was wird passieren? Die meisten werden sie für verrückt halten. Aber es wird auch welche geben die ihr glauben werden und dann jagt auf uns machen.
 

Wir werden keine andere Wahl haben, als die Bedrohung auszuschalten. Du selber müßtest Jessy töten! Könntest du damit leben? Wir haben es selber erlebt! Alle Menschen mit denen wir befreundet waren und erst später erfahren haben was wir sind, haben sich von uns abgewendet! Sie können uns nicht verstehen!", sagte der Vater. "Können Menschen und Vampire keine Freunde sein?", wollte Mia traurig wissen. "Es gibt ganz seltene Ausnahmen, aber da wußten die Mensch immer von Anfang an was wir waren!", gab der Vater zu.
 

"Und wenn ich sie zu einem Vampir mache?", meinte Mia. Die Eltern lachten kurz auf. "Kind, das sind alles Ammenmärchen, das Vampire Menschen zu ihresgleichen machen können. Es ist nur eine alberne Legende. Angeblich hat der erste Vampir es geschafft einen Menschen in einen Vampir zu verwandeln, aber das soll vor über 10000 Jahren gewesen sein! Viele haben es versucht, aber keiner hat es geschafft!", erwiderte die Mutter. "Und selbst wenn, würdest du das Jessy wirklich antun wollen?", fügte der Vater hinzu.
 

"Nein, das hätte sie nicht verdient!", gab Mia geknickt zu. "Es ist wohl wirklich das Beste wenn ich mich von ihr fern halte. Wenigstens kann ich sie so beschützen!" So war es damals gewesen. Trotz ihrer logischen Entscheidung hatte Mia sich gemein und hinterhältig gefühlt. Aber sie wollte Jessy lieber vergraulen, als ihr was antun zu müssen und sie dann endgültig zu verlieren. Nach einigen Minuten meinte Mia entschlossen: "Ich lasse es nicht zu das sie stirbt!" "Was willst du tun?", fragte ihr Vater. "Ich werde sie beißen!", beschloß Mia.
 

"Mia, überlege was du da vorhast! Jessy würde sterben. Sie würde ihre Persönlichkeit und ihre Seele verlieren! Alles was zurückbliebe wäre eine leere Hülle! Wir hätten sie trotzdem verloren! Die Alternative dazu kennst du auch!", warnte der Vater. "Es gibt noch eine Möglichkeit! Sie kann ein Vampir werden!", widersprach Mia. "Das ist ein Mythos! Viele haben es versucht einen Menschen in einen echten Vampir zu verwandeln! Nur wenige haben das überhaupt überstanden und alle sind zu bösen Halbvampiren geworden! Es besteht die Gefahr das auch Jessy Wahnsinnig wird und dann von uns aufgehalten werden muß!", erzählte die Mutter.
 

"Nur mächtige Vampire sollen in der Lage sein die Verwandlung hinzu bekommen! Dazu muß man ein schwieriges Ritual vollziehen! Und der Mensch muß einen sehr starken Willen haben!", ergänzte der Vater. "Aber Jessy hat einen starken Willen und ihr seid doch mächtige Vampire! Dieses blöde Ritual kennt ihr doch bestimmt auch!", hielt Mia dagegen. "Aber Jessy ist dein Eigentum! Wir dürften sie nicht anrühren! Und selbst wenn nicht, dann wollten wir ihr das nicht antun!", sagte der Vater. "Dann lassen wir sie einfach sterben?", fragte Mia zornig.
 

"Wir können es versuchen, aber nur alle zusammen haben wir eine Chance! Mia, du mußt entscheiden! Wenn dir wirklich was an Jessy liegt, dann mußt du wissen was sie wollte und nicht was du willst!", meinte die Mutter. Mia sah Jessy eine Weile schweigend an. Was würde Jessy jetzt wohl sagen? "Wir tun es!", beschloß sie. "Gut Mia, wir werden sie der Reihe nach beißen. Das wird unsere Kraft vereinen und die Chancen erhöhen!! Aber du mußt den Anfang machen! Wir sagen dir alles Schritt für Schritt", erklärte ihr Vater.
 

Mia verwandelte sich und beugte sich zu Jessy hinunter. "Verzeih mir bitte!", flüsterte sie ihr ins Ohr und biß zu. Nachdem ihr Vater und ihre Mutter von Jessy getrunken hatten und das Ritual vollzogen, sahen sie auf dem Monitor, wie das Herz des Mädchens fast aufhörte zu schlagen. Sie konnten sich grade noch in Menschen verwandeln, als schon eine Schwester herein gerannt kam und die bat zu gehen. Draußen auf den Flur konnten sie hören wie die Ärzte um Jessy kämpfen.
 

Nach einer quälend langen Stunde kamen sie heraus. Für die Mediziner war es ein Wunder das Jessy immer noch nicht aufgegeben hatte. Die drei Vampire durften noch einen kurzen Blick auf Jessy werfen bevor sie gingen. Sie sahen das die Bißmale am Hals bereits verschwunden waren. Es hatte sich also schon etwas bei dem Mädchen verändert.
 

Jessy lag eine Woche im Koma. Keiner konnte sich erklären wie sie das geschafft hatte. Langsam kam das Mädchen wieder zu sich. "Wie fühlst du dich?", fragte Mia, als Jessy die Augen aufschlug. "Scheußlich!", hauchte sie. "Was ist passiert?" "Erinnerst du dich nicht? Du bist vor Einbrechern geflohen! Die Hunde haben dich gejagt und du bist vor ein Auto gelaufen!", erzählte Mia. Jessy konnte sich an den Unfall nicht erinnern. Drei Tage blieb sie im Bett, dann durfte sie nach Hause zurückkehren. Die Ärzte waren dagegen, weil sie nicht glaubten das Jessy schon so weit war, aber ihre Wunden heilten in Rekordzeit.
 

Erschöpft ließ sie sich auf das Sofa im Salon sinken. Sie sah sich um und ihr fiel auf das viele neue Möbel herumstanden. "Die Einbrecher habe wie wild gewütet!", sagte Mia`s Mutter, die ihre Gedanken gelesen hatte. "Du hast richtig gehandelt, das du fortgelaufen bist!", ergänzte der Vater. "Das waren keine gewöhnlichen Einbrecher , oder?" fragte Jessy. Sie hatte die letzten Tage versucht ihre Erinnerungen aufzufrischen.
 

Sie konnte sich noch genau besinnen wie Mia reagiert hatte. "Nein, es waren Werwölfe die hier eingedrungen sind! Sie hätten dich sofort getötet, wenn sie dich erwischt hätten!", gestand die Mutter. "Ist ja noch mal gut gegangen!", meinte Jessy und lehnte sich zurück. Sie blickte in die betretenen Gesichter der drei. "Oder ist da noch etwas, das ich besser wissen sollte?", fragte sie argwöhnisch. "Das gibt es tatsächlich noch etwas!", gab der Vater zu.
 

"Es tut uns so Leid, das wir dir das antun mußten, aber wir hatten keine andere Wahl!", begann die Mutter. Jessy`s Augen verengten sich. "Was?" "Du lagst im sterben! Die Ärzte hatten dich schon aufgegeben! Ich wollte dich nicht verlieren und da haben wir,..., haben wir!", sagte Mia und hing fest. "Habt ihr was?", fuhr Jessy auf. "Dich gebissen!", meinte Mia beschämt. "WAAASSS?", schrie Jessy panisch. "Soll das heißen ich bin tot?" "Nein, das bist du nicht! Es war ein hohes Risiko, aber du hast gekämpft und durch den Biß überlebt! Nur bist du dadurch jetzt kein Mensch mehr! Du bist auch ein echter Vampir geworden!", erläuterte Mia`s Vater das geschehene.
 

Jessy hatte es die Sprache verschlagen. Das konnte, nein das durfte, nicht wahr sein. Minutenlang saß sie wie erstarrt da. Dann fing sie sich wieder etwas. "Das habt ihr nicht wirklich getan! Bitte sagt mir das es nur ein Scherz war!", flehte sie mit tränen erstickter Stimme. Die drei schüttelten nur stumm den Kopf. Jessy brach in Tränen aus. Mia streckte die Hand nach ihr aus oder Jessy schlug sie weg und lief hinaus. "Was habe ich getan?", flüsterte Mia niedergeschlagen.
 

"Es war vorauszusehen das Jessy geschockt sein würde! Sie muß sich erst mal beruhigen, dann wird es sich klären!", sagte der Vater tröstend. "Denk dran, du warst auch nicht begeistert, als wir dir die Wahrheit am Tag deiner Weihe offenbarten, aber du hast es akzeptiert!" "Aber ich war von Geburt an ein Vampir! Jessy wurde zu einem gemacht, ob sie es auch akzeptieren kann?", fragte sich Mia. "Wir können ihr nur helfen, wenn sie uns läßt! Es war eh schon ein Wunder das sie die Verwandlung überhaupt geschafft hat und dann noch ohne von Grund auf böse zu werden!", sagte die Mutter. "Ich hätte das auch nicht für möglich gehalten! Sie ist was ganz besonderes! Daran gibt es keinen Zweifel! Es ist etwas in ihr was sie anders macht!", stimmte der Vater zu.
 

Jessy hatte keine Ahnung wo sie hin lief! Sie wollte nur schnell weg von diesem Alptraum! Stunden war sie gelaufen. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Sie wußte nicht einmal ob sie noch sie war. Jessy Wagner war der Name eines Menschen, aber sie war keiner mehr. Von ihrem alten Leben war ihr nichts mehr geblieben! Wo sollte sie jetzt hin gehen? Wo gab es einen Ort an den sie Frieden fand? Kein Zuhause, keine Familie, keine Freunde und kein Leben!
 

Sie ließ sich ins Gras sinken und schaute in den Himmel hinauf. Warum tat man ihr das alles an? Was hatte sie getan, das der Himmel sie so strafte? Sie schrie ihre Fragen dem Himmelszelt entgegen, aber bekam keine Antwort. Es begann zu dämmern, als sie sich wieder auf den Weg machte. Ihr war ein Ort eingefallen, wo sie hingehen konnte. Den einzigen zu dem sie noch so etwas wie eine Verbindung hatte. In der Nacht kam sie am Grab ihrer Mutter an. Sie setzte sich vor den Stein und begann mit ihr zu reden. Sie wollte sie um einen Rat bitten. Was sollte sie jetzt tun?
 

Sie hatte viele Stunden da gesessen und pausenlos geredet. Das hatte ihr gut getan, auch wenn sie immer noch nicht weiter wußte. Der Tag brach an und Jessy wollte nicht gesehen werden. Als sie sich erhob blies ihr ein warmer Wind entgegen. Sie sah Blätter am Boden die tanzten. Sie türmten sich an einer Steinplatte und ließen die Worte "geh zurück" frei. Jessy sah verwundert hin. Ein erneuter Wind kam auf und die Blätter entblößten die Worte "Ich liebe dich!"
 

Jessy schimmerten Tränen in den Augen. Sie war sich sicher, das ihre Mutter ihr ein Zeichen gesandt hatte. Sie wollte das Jessy ihr Leben wieder in die Hand nahm und das beste daraus machte. Am frühen morgen stand sie vor Mia`s Haustür. Sie zögerte zu klingeln. Was würden die anderen wohl wegen ihres Auftretens gestern sagen? Jessy nahm ihren Mut zusammen und drückte den Knopf. Sie hörte eilige Schritte die Treppe herunter kommen. Mia öffnete und hing ihr sofort weinend am Hals.
 

"Jessy! Oh es tut mir so Leid! Bitte verzeih mir!", schluchzte sie. Jessy tätschelte ihr den Rücken: "Ist schon verziehen! Du wolltest mir ja nur helfen! Ich muß mich bei dir entschuldigen! Das war gestern einfach zuviel für mich!" "Du bist uns nicht mehr böse?", fragte Mia schniefend. "Hab ich doch gesagt! Du hast es getan um mich zu retten, da kann ich dir nicht böse sein!", versicherte Jessy. "Freut uns, das du es so siehst!", sagte Mia`s Mutter die mit ihrem Mann ebenfalls an die Tür gekommen war. Beide nahmen Jessy in den Arm und brachten sie ins Haus.
 

Sie setzten sich zum Frühstück hin. Jessy, die seit über einen Tag nichts gegessen hatte langte ordentlich zu. "Du hast jetzt sicher viele Fragen über dein zukünftiges Leben!", fing der Vater an. Jessy sah wieder etwas beklommen aus: "Ich weiß nicht was mich erwartet!" "Damit du deine neuen Kräfte nutzen kannst, mußt du beim nächsten Vollmond die Weihe erhalten! Dann bist du ein vollwertiger Vampir! Wie wir wirst du dann einmal im Monat einen Menschen aussaugen müssen! Das können wir dir leider nicht ersparen!", erklärte die Mutter.
 

"Aber du wirst fliegen können und dich in ein Tier verwandeln! Außerdem bekommst du noch eine besondere Fähigkeit, die sich erst nach der Weihe zeigen wird und wirst sehr lange Leben!", zählte Mia schnell die Vorteile auf. "Wir können sehr lange zusammen bleiben!" "Wie soll ich sie eigentlich ansprechen? Majestät?", fragte Jessy den Vater. Immerhin war er der Herrscher der Vampire.
 

"Nein das mußt du nicht! Wenn man es genau nimmt sind wir jetzt deine Eltern, weil wir dich mit erschaffen haben! Du gehörst zur Herrscherfamilie als unsere Tochter! Also kannst du uns Vater und Mutter nennen!", schlug er vor. Traurigkeit flackerte in Jessy`s Augen auf. "Du mußt es aber nicht tun!", sagte Mia`s Mutter die ihre Gedanken gelesen hatte. "Es ist nur ein Vorschlag gewesen! Ich weiß du hattest eine wunderbare Frau als Mutter und willst sie nicht verraten in dem du uns als Eltern annimmst! Sie wird immer deine Mutter bleiben! Wir können sie nicht ersetzten und das wollen wir auch nicht! Aber wir würden uns freuen wenn du uns als etwas ähnliches annimmst! Wie wäre es mit Onkel und Tante?"
 

"Ich werde es mir überlegen!", versprach Jessy. "Dann bin ich ja deine Cousine! Nein noch besser deine Schwester!", freute sich Mia. Die Tage bis zum nächsten Vollmond verbrachte Mia damit Jessy auf ihr neues Dasein vorzubereiten. Immer wieder betonte sie wie toll es eigentlich war ein Vampir zu sein. "Du hast es sogar besser als ich! Du kannst dich auf die Weihe vorbereiten! Ich hatte nur ein paar Stunden um das alles zu schlucken!", meinte Mia. Jessy nickte nur. Sie hatte ihr Schicksal akzeptiert und würde es mit Fassung ertragen.
 

Der Abend war gekommen. Mia und ihre Eltern waren mit Jessy in den Wald gefahren. Auf einer Lichtung sollte die Weihe abgehalten werden. Bei Einbruch der Dämmerung waren viele andere Vampire erschienen. Jessy hatte einen großen Käfig entdeckt in dem drei Dutzend Menschen gefangen waren. "Die werden wohl das Galabüfett sein!", dachte Jessy. Ihr fiel auf das ihr die Leute gar nicht Leid taten. Das lag wohl schon an ihrem neuen Wesen.
 

Ein großes Feuer wurde entzündet. Alle Anwesenden hatten schwarze Gewänder an. Mia`s Eltern saßen auf einem Thron im Schein des Feuers. Mia saß daneben. Jessy trug ein weißes Kleid und mußte vor den Herrscher treten. Die Vampire verstummten. Mia`s Vater erhob sich: "Jessy, du bist heute hier um deine Weihe zu empfangen! Damit wirst du ein Mitglied des Volkes der Nacht! Du wirst ihm dienen und es verteidigen gegen alle seine Feinde! Bist du bereit?"
 

Jessy steckte ein Kloß im Hals und so nickte sie nur. Sie bekam einen magischen Trank den sie völlig austrinken mußte. Plötzlich wurde ihr schwindelig. Sie merkte wie sie zu taumeln begann. Davon hatte ihr aber niemand was gesagt. Ihr Körper fühlte sich an als würde er von innen heraus explodieren. Jessy schrie auf und sank auf die Knie. Sie schlug ihre Hände vors Gesicht. Doch beides hatte sich verändert! Ihre Hände waren Klauen und ihre Zähne waren gewaschen. So schnell wie der Schmerz gekommen war, so schnell verschwand er auch wieder.
 

Mia`s Vater trat auf sie zu und half ihr aufzustehen! "Es ist geschehen! Du bist nun ein vollwertiger Vampir! Von heute an soll dein Vampirname Sarkirna sein! Nur anderen Vampiren darfst du ihn offenbaren! Und von heute an hast du den Status einer Vampirprinzessin und als meine Tochter!" Mia`s Mutter kam jetzt und legte ihr ein schwarzes Gewand an. "Herzlichen Glückwunsch, Sarkirna!", gratulierte sie. "Danke!"; murmelte Jessy immer noch verwirrt. Mia umarmte sie: " Jetzt sind wir wirklich eine Familie! Ich freue mich so für dich, Sarkirna!" "Ist ja gut! Deswegen mußt du mich nicht gleich erwürgen! Wie ist eigentlich dein Name?", keuchte Jessy.
 

"Ich habe den Namen Gerlissa bekommen! Ich hätte es dir ja schon früher gesagt, aber du hast ja gehört das man das nicht darf!", entschuldigte sich Mia. Sie zog Jessy zum Käfig hin. Die Menschen sahen sie verängstigt an. "Such dir einen aus!", forderte Mia. "Normalerweise ist der erste den man beißt jemanden den man absolut nicht leiden kann, aber bei dir haben wir niemanden gefunden. Nun muß einer von denen als erstes Opfer reichen!"
 

Jessy blickte die Gefangenen prüfend an, dann zeigte sie auf einen jungen Mann. "Sarkirna hat ihr Opfer gewählt! Holt es heraus um die Zeremonie abzuschließen!", rief der Vater von Mia. Zwei Vampire holten den sich heftig wehrenden Mann aus dem Käfig. Sie stießen ihn vor Jessy auf die Knie. "Dann labe dich an seinem Blut und mache ihn zu deinem Diener mein Kind!", ermutigte sie die Mutter.
 

Jessy trat an den Mann heran und beugte sich zu ihm. Sie wußte zwar das es falsch war was sie tun wollte, aber es störte sie nicht. Ohne das es ihr jemand erklären mußte wußte sie was sie tun mußte. Kraftvoll schlug sie ihre Zähne in den Hals des Mannes und sog mit Genuß das warme Blut aus seinen Adern. Sie spürte wie dem Mann die Kraft verließ und er immer schwächer wurde. Sie hörte wie sein Herz immer langsamer wurde und schließlich zum stillstand kam. Nun hatte sie es getan. Sie hatte ihren ersten Menschen getötet. Sie öffnete seinen Mund und blies ihren Atem hinein.
 

Die Vampire applaudierten, als sie sich erhob und sich das Blut aus dem Gesicht wischte! "Und nun ist das Mahl eröffnet!", verkündete der Herrscher. Alle Vampire holten sich einen Menschen aus dem Käfig und bissen sie. Jessy sah zu wie Mia einen Jungen tötete. Nach dem Mahl geschah etwas mit dem Jessy nicht gerechnet hatte. Die Leichen der Menschen veränderten sich. Erst schien es als ob sie schrumpften, dann sah sie das sie sich in Fledermäuse verwandelten. Nur ihre Kleidung blieb am Boden zurück. Jede Fledermaus umkreiste den Vampir, der sie gebissen hatte.
 

Mia kam mit ihrer zu Jessy. "Die ist für dich! Als ich meine Weihe hatte, hat mein Vater mir Darky geschenkt! Nun möchte ich das du die hier nimmst!" "Darky war mal ein Mensch?", fragte Jessy überrascht. "Ja, sie war eine junge Frau, die mein Vater auf meiner Weihe gebissen hatte! Aber jetzt erinnert sie sich nicht mehr dran, das sie mal ein Mensch war. Alle vergessen es wenn sie als Vampirfledermäuse neu geboren werden. Aber keine Angst sie ist glücklich in ihrem neuen dasein!", erklärte Mia.
 

Jessy nahm die Fledermaus an sich. "Du mußt ihr etwas von deinem Blut geben, dann wird sie dir gehorchen!", meinte Mia. Jessy ritzte mit ihren Zähnen ihre Hand an und hielt es der Fledermaus hin. Die leckte das Blut sofort auf. "Nun gehört er dir! Wie willst du ihn nennen, Sarkirna?", wollte Mia wissen. Jessy überlegte: "Was hältst du von Igor, Mia äh ich meine Gerlissa?" "Klingt gut!", stimmte Mia zu. "Übrigens ich glaube dein Diener kommt grade wieder zu sich!"
 

Jessy drehte sich um und sah das der Mann sich erhoben hatte und auf sie zutrat. "Habt ihr einen Wunsch, Herrin?", fragte er tonlos. "Nein, im Moment nicht, aber wie ist dein Name?", wollte Jessy wissen. "Charles!", meinte der Mann. "Gut Charles, du kannst erst mal gehen! Ich rufe dich wenn ich mal was brauche!", sagte Jessy. Der Mann verneigte sich und verschwand im Rauch, so wie Jessy es schon oft bei Corinna gesehen hatte. Das Fest dauerte noch eine Weile, dann kamen die Eltern zu den beiden.
 

"Wir wollen nach Hause, Mädchen! Macht euch bereit!", sagte die Mutter und ließ sich ihre Flügel wachsen. Mia und ihr Vater taten es ihr gleich. "Konzentriere dich!", empfahl die Mutter lächelnd als Jessy ziemlich ratlos herumstand. Sie schloß die Augen und stellte sich vor das sie Flügel hatte. Sie spürte wie die Schwingen aus ihren Schulterblättern hervor brachen. Sie versuchte sie zu bewegen und hob sofort einen Meter vom Boden ab und schwebte. "Ist ja abgefahren!", staunte sie. "Warte erst mal ab was du jetzt noch alles kannst!", grinste Mia und flog los.
 

Fliegend brachten sie die Strecke nach Hause in unglaublich kurzer Zeit hinter sich. Jessy war müde und wollte nur noch ins Bett. Sie verabschiedete sich von Mia und schloß die Tür. Igor flatterte in ihrem Zimmer herum. "Hänge dich schlafen!", murrte Jessy und schaltete das Licht aus.

Fähigkeiten

Fähigkeiten
 

"Aufstehen! Die Sonne lacht!", rief Mia. Jessy öffnete die Augen einen Spalt. "Laß mich schlafen!", maulte Jessy und zog sich die Decke über den Kopf. "Nix ist! Wir haben Schule!", rief Mia. Jessy war mit einem Schlag hell wach.
 

"Wie spät ist es?", meinte sie entsetzt. "Halb sieben! Du solltest langsam in Wallung kommen!", grinste Mia. Sie ging zu Igor und redete mit ihm, während Jessy aufstand. "Beeile dich besser wir haben in der ersten Stunde Mathe bei der Roßmeier! Du weißt wie die Ziege aufs zuspät kommen reagiert!", rief Mia. Jessy stöhnte gequält auf. Sie griff sich ihre Klamotten und war in zwei Minuten fertig. Die beiden rannten die Treppe herunter und griffen sich dabei ein paar belegte Brote vom Küchentisch.
 

"Und wie fühlst du dich?", wollte Mia auf dem Schulweg wissen. "Eigentlich wie immer! Ich könnte fast denken, das heute Nacht war nur ein Traum!", erwiderte Jessy. "Wie soll ich dich jetzt eigentlich nennen? Mia oder Gerlissa?" "Bleib lieber bei Mia, sonst verplauderst du dich noch ausversehen! Gerlissa bin ich nur in der Vampirgesellschaft! Hast du übrigens schon deine besondere Fähigkeit entdeckt?", fragte Mia. "Nö, Fehlanzeige! Bisher ist mir nichts aufgefallen!", meinte Jessy. "Das kann ein paar Tage dauern! Ich bin erst über meine gestolpert, als Darky mir sagte das sie gekrault werden will!", grinste Mia.
 

Der Unterricht zog sich quälend lang hin. Jessy konnte kaum ihre Augen offen halten. Dafür bekam sie vom ihrem Lehrer eins auf den Deckel. Nach der Schule gingen die beiden Mädchen durch den Park nach Hause. Der Weg war zwar länger, aber gemütlicher. "Hunde sind hier verboten!", schrie ein Mann eine junge Frau an. Diese war sichtlich verängstigt. Sie hatte einen langen weißen Stock dabei und war ärmlich gekleidet. "Aber Hermes ersetzt meine Augen!", flehte sie. "Das ist mir egal! Sehen sie zu das er hier verschwindet oder er kommt ins Tierheim!", blieb der Mann hart.
 

"Lassen sie die Frau in Frieden! Sie sehen doch das sie blind ist!", machte Jessy den Mann an. "Misch dich da nicht ein du Göre! Hier herrscht Ordnung! Und wer sich nicht daran hält fliegt raus!", brüllte er zurück. "Ach meinen sie, sie alter Giftzwerg!", fauchte Mia. "Ist schon gut! Ich gehe!", meinte die Frau traurig und ließ sich von dem Hund zum Ausgang führen. "Wenn sie nicht allein zurechtkommt, dann sollte sie in eine Anstalt gesteckt werden! Lästiges Pack!", zischte ihr der Mann hinterher und ging. Mia war stinksauer: "Der ist beim nächsten Vollmond fällig!", knirschte sie und schnippte mit den Fingern.
 

"Was hast du gemacht?", wollte Jessy wissen. "Ich habe ihn markiert! So kann ich ihn wiederfinden wenn ich auf der Jagd bin!", erklärte Mia kalt. "Ich hoffe er genießt seinen letzten Monat!" Jessy sah der Frau nach die grade um eine Ecke verschwand. Sie tat ihr nicht grade Leid, aber sie hatte etwas trauriges an sich, was Jessy beschäftigte. Daheim setzten sie sich zum Mittag hin. "Wie war die Schule?", wollte die Mutter wissen. Obwohl sie den Mund voll hatte, antwortete Mia. "Man spricht nicht mit vollem Mund!", tadelte der Vater. Jessy grinste. "Gibst du mir bitte die Soße?", fragte sie Mia und hielt ihre Hand hin.
 

Noch bevor Mia die Schale berührt hatte flog diese von allein in Jessy Hand. Die war sprachlos. "Du beherrscht Telekinese!", brach es aus Mia heraus. "Was?", fragte Jessy verwirrt. "Du kannst Dinge durch deinen Willen von alleine bewegen!", erklärte die Mutter. "Eine sehr nützliche Fähigkeit!", freute sich der Vater. "Wie es aussieht sind unsere Kinder etwas wirklich außergewöhnliches!" "In wie fern?", fragte Jessy.
 

"Nun eure beider Fähigkeiten sind sehr selten! Gerlissa kann mit Tieren sprechen und ihnen Befehle erteilen! Nur sehr wenige in der Geschichte der Vampire waren dazu in der Lage! Und sie gehörten zu den mächtigsten überhaupt! Und du Sarkirna kannst Dinge bewegen nur in dem du es denkst! Das konnten ebenfalls nur die mächtigsten Vampire! Ich bin sicher wenn ihr zusammenarbeitet, wird euch keiner bezwingen können!", erklärte der Vater.
 

"Wir sind sehr stolz auf euch beide!", fügte die Mutter hinzu. Den Nachmittag über testeten die Mädchen Jessy`s neue Fähigkeit. Mia warf ihr Gegenstände zu die Jessy mit ihrem Willen auffing. Schließlich konnte sie sogar mit den Dingen jonglieren. "Es begann zu dämmern und Mia schaute zum Fenster hinaus. "Ich hab noch Lust auf einen Ausflug! Kommst du mit?", fragte sie Jessy. "Du willst jetzt noch raus gehen?", meinte Jessy zweifelnd. "Von gehen war nicht die rede!", grinste Mia.
 

"Du hast noch gar nicht versucht dich in ein Tier zu verwandeln! Das können wir doch jetzt testen!", schlug Mia vor. "Und was soll ich werden?", fragte Jessy ratlos. "Wie wäre es mit einer Fledermaus? Dann können wir mit Darky und Igor um die Häuser ziehen!", bot Mia an. Sie hüllte sich in Rauch und flatterte als Fledermaus um Jessy herum. "Warum nicht?", sagte Jessy und konzentrierte sich. Es war schon ein komisches Gefühl als kleines Tier durch das Zimmer zu flattern. Jessy wollte Mia fragen wo sie hin wollte, aber sie stieß nur einen schrillen Schrei aus.
 

Mia antwortete auf die gleiche Weise und Jessy verstand was sie gesagt hatte. Aber was Darky und Igor sagten verstand sie nicht! Die vier Fledermäuse flatterten durch die Nacht davon. Mia flog voran und führte sie aus der Stadt heraus. Jessy sah das sie auf einen großen See zuflog. Mia glitt knapp die Wasseroberfläche und verschwand in einer Spalte zwischen zwei Felsen am Ufer. Jessy folgte ihr in die Dunkelheit. Immer wieder stießen sie Schreie aus um sich am Schall zu orientieren. Dann öffnete sich vor ihnen eine gewaltige Höhle. Mia hängte sich an einen Stein an der Decke. "Was ist das für ein Ort?", wollte Jessy wissen.
 

Mia faltete ihre Flügel zusammen und meinte: "Das ist der Ort an dem die Vampirfledermäuse unserer Familie leben! Alle die je von Vater, Mutter, mir oder dir geschaffen wurden versammeln sich hier! Nur Darky und Igor sind eine Ausnahme da sie bei uns im Haus leben!", erklärte Mia. Jessy sah sich um. Hier mußten Zigtausende Fledermäuse in der Höhle sein. "Alles Kämpfer unserer Familie, die darauf warten gegen die Werwölfe in die Schlacht zu ziehen!", meinte Mia.
 

"Aber wie können es so viele sein?", fragte sich Jessy. "Denk dran wie lange Vater und Mutter schon leben! Vampirfledermäuse sterben erst dann wenn sie im Kampf getötet werden, oder ihr Meister den Tod findet!", sagte Mia. "Du meinst das die Ältesten hier drinnen fast 1000 Jahre alt sind?", keuchte Jessy. "So ungefähr!", antwortete Mia. "Der Ort ist geheim! Nur Mitglieder der Familie dürfen ihn kennen! Anders als Darky und Igor sind diese hier nur Nachts aktiv! Am Tag sind sie völlig schutzlos und angreifbar!"
 

"Warum sind Darky und Igor anders?", wollte Jessy wissen. "Weil sie bei uns leben! Wir versorgen sie durch unser Blut mit zusätzlicher Kraft!", erwiderte Mia. "Komm mit sie werden gleich ausschwärmen!" Wie auf Kommando ließen sich die Fledermäuse los und flogen zum Ausgang. Mia und Jessy flogen mitten im Schwarm mit. Es war ein großartiges Gefühl. Wie eine schwarze Wolke erhoben sich die Fledermäuse über dem See um auf Nahrungssuche zu gehen.
 

Ohne zu wissen warum sie es tat, stürzte Jessy in die Tiefe. Als sie sich abfing hatte sie ein Insekt im Mund und kaute darauf herum. Sie wollte es ausspucken, aber sie schluckte es herunter. "Ist ja eklig!", schrie sie. "Das ist der Instinkt der Fledermäuse. Du bist zur Zeit eine und du hast ihre Gewohnheiten angenommen!", klärte Mia sie auf. Um es zu zeigen ließ sie sich fallen und kam mit Beute zurück. "Gar nicht so übel!", meinte sie als sie das Tier verspeist hatte.
 

Jessy wußte nicht ob sie lachen oder weinen sollte. Plötzlich wurde Mia ernst und stieß hinab. Sie hatte etwas am Ufer gesehen. Jessy, Darky und Igor folgten ihr. Noch während des Fallens verwandelte sich Mia in einen Vampir und stürzte sich auf einen Menschen am Ufer. "Du kommst dir wohl schlau vor, du Köter!", zischte sie ihn an. Auch Jessy verwandelte sich. "Für dich reicht es allemal, Blutsauger!", giftete er zurück. "Mia, was soll das?", fragte Jessy.
 

"Das ist ein Werwolf! Er hat das Versteck unserer Fledermäuse ausspioniert!", schrie Mia. "Schon bald werden eure Flattermänner gegrillt werden!", lachte der Mann. Auch er begann sich zu verändern. Er wurde ein riesiger Wolf. "Nur über meine Leiche!", rief Mia. "Das kannst du haben, Vampirmädchen!", knurrte der Wolf. Sie stürzten sich aufeinander. Jessy stand etwas abseits und fragte sich, was sie tun konnte. Sie mußte Hilfe holen, aber wie?
 

Sie erinnerte wie Mia reagiert hatte, als sie hörte das Werwölfe ihr Haus angegriffen hatten. Jessy hob den Kopf und stieß einen kräftigen schrillen Schrei aus. Als Antwort stürzten sich vier weitere Wölfe in das Getümmel. Jessy konnte nicht warten. Mia brauchte sofort ihre Hilfe. Auch Darky war zu der Einsicht gekommen und half ihrer Herrin. Die beiden Mädchen schlugen sich wie von Sinnen mit den Wölfen. Ein paar der anderen Fledermäuse hatten sich dem Kampf angeschlossen. Aber nur Igor blieb bei Jessy.
 

Jessy sah wie Mia zu Boden ging und etwa 10 Fledermäuse die Werwölfe die sie bedrohten attackierten. Jessy hatte sich ausgerechnet den größten der Wölfe als Gegner ausgesucht und hatte ihre liebe Not. Der Wolf sprang auf sie zu, bereit ihr das Genick zu brechen, als Igor ihn am Kopf traf und sich in eines der Augen krallte. Der Wolf heulte wütend auf und schleuderte die Fledermaus ins Gras. Voller Zorn packte er das wehrlose Tier mit dem Maul und Biß kräftig zu. Jessy hörte die Schmerzensschreie ihres Freundes.
 

Voller Wut richtete sie sich auf und wie von einer unsichtbaren Hand gepackt wurde der Werwolf gegen seine Artgenossen die Mia zu Leibe rückten geschleudert. Immer wieder wurde der Werwolf in die Luft gehoben und gegen einen Baum geschleudert. Er mußte sich alle Knochen im Leib schon gebrochen haben, doch Jessy ließ nicht von ihm ab. Sie schleuderte den toten Körper immer wieder in die Luft. Die anderen Werwölfe waren so überrascht, das sie nicht mitbekamen wie Verstärkung anrückte. Die Eltern waren gekommen und hatten sie erledigt.
 

"Sarkirna hört auf!", befahl der Vater. Doch Jessy hörte nicht. In blinder Wut machte sie weiter. "Sarkirna! Schluß sagte ich!", versuchte er Vater es erneut. Die Mutter legte sanft ihre Hände auf Jessy`s Schulter:" Es ist gut, Jessy! Er kann dir nichts mehr tun!" Diese Worte holten Jessy wieder in die Wirklichkeit zurück. Der tote Werwolf fiel zu Boden. Jessy taumelte zu Igor, der zuckend am Boden lag. Der quiekte kläglich. "Danke, das du mich beschützt hast!", weinte Jessy.
 

Wieder quiekte Igor. Mia, war inzwischen dazu gekommen und lächelte leicht. "Was hat er gesagt?", wollte Jessy wissen. "Er sagte das er stolz darauf sei, das du seine Herrin bist! Er konnte sich nichts schöneres vorstellen als für dich zu sterben! Er bedauert nur, das eure Bekanntschaft nur so kurz war!", übersetzte Mia. Jessy hielt die sterbende Fledermaus in beiden Händen und gab ihr einen letzten Kuß. Dann zerfiel das Tier in ihren Händen zu Staub.
 

Jessy weinte bitterlich. Sie wollte ihren Freund nicht verlieren. "Er ist gestorben, damit du lebst! Er hat das größte aller Opfer für dich gebracht! Wir werden seine Überreste in eine Urne füllen! Er wird immer einen Ehrenplatz bei uns haben!", versprach der Vater. "Oh, Vater, warum mußte er denn sterben?", schluchzte Jessy. "Weil er dich liebte und beschützen wollte, Sarkirna!", antwortete der Vater. "Komm laß uns nach Hause gehen!", sagte die Mutter. Jessy war zu verwirrt und so nahmen die Eltern sie in die Mitte.
 

Jessy war auch in der Schule in sich gekehrt. Sie ließ niemanden an sich heran, nicht einmal Mia. Sie wollte nur allein sein. Die Klassenschnepfen wollten ihr diese Ruhe aber nicht gönnen. Immer wieder zogen sie auf dem Schulhof Jessy auf. Schon als Mia nicht mit ihr gesprochen hatte, taten sie dies, nur dieses mal war es für Jessy noch unerträglicher. Mia wollte sich die Mädchen vorknöpfen, aber Jessy schnaubte nur und ging weg. Tom, der Lakai von Doris der Chefschnepfe und Schläger meinte das Jessy seiner Freundin mehr Respekt entgegen bringen sollte.
 

Vor allen anderen zog er sie an den Haaren auf die Knie vor Doris. Mia platzte fast vor Wut oder Jessy reagierte nicht. "Hat man dir nicht beigebracht, das man Mädchen sanfter behandelt!", rief eine Stimme aus der Menge hervor. Alle sahen den Jungen an de gesprochen hatte. "Was bist du den für einer?", fragte Tom verächtlich. "Mein Name ist Theo und ich bin neu hier!", klärte der Junge Tom lässig auf. "Dann willst du wohl mit einer Tracht Prügel in Empfang genommen werden!", grinste Tom und ging auf Theo zu.
 

"Ich kämpfe nicht aus Spaß!", meinte Theo ungerührt. "Ach bist wohl ein Schisser!" lachte Tom. "Wenn du das sagst!", lächelte Theo. "Dann mach dich mal frisch!", drohte Tom und schlug zu. Theo fing die Faust auf halben Weg ab und drückte sie zurück. Keiner glaubte was er sah, denn noch niemand hatte Tom besiegt. Der wurde puterrot vor Anstrengung im Gesicht. "Nur weil ich nicht kämpfe, heißt das nicht, das ich mich nicht wehren kann!", belehrte Theo Tom und stieß ihn zurück. Er griff nach Jessy`s Hand und zog sie auf die Füße.
 

Es klingelte und die Schüler verschwanden in ihren Klassen. Als die Stunde begann, kam der Lehrer mit Theo in die Klasse und stellte ihn als neuen Mitschüler vor. Tom war alles andere als begeistert, schon weil Doris vom Neuen angetan war. Jessy und Mia war er ziemlich egal, auch wenn sie ihn als angenehm einstuften. Es dauerte die ganze Woche bis Jessy aus ihren Depressionen langsam heraus kam. Sie hatte für Igor einen kleinen Schrein gebaut und versuchte nun wieder nach vorne zu blicken.
 

Mia war in der Schule inzwischen mit Doris zusammen gerasselt. Doris hatte es einfach nicht sein lassen können und Jessy als Schmarotzerin abzustempeln, weil sie bei Mia wohnte. Es war zur Prügelei zwischen beiden gekommen, bei der Doris einiges einstecken mußte. Mia mußte ihren Eltern beibringen, das sie beim Direktor vorstellig werden mußten, weil sie Doris zusammen geschlagen hatte. Tom wollte seine Freundin rächen und hatte Jessy aufgelauert. Er wollte Mia treffen in dem er ihre beste Freundin verdrosch. Jessy wollte sich grade zur Wehr setzen als Theo dazwischen ging und Tom KO schlug.
 

"Alles in Ordnung?", fragte er die perplexe Jessy. Die nickte nur und er ging ohne Wort weiter. Überhaupt war der Junge ein Rätsel. Er mied den Kontakt mit den anderen Schülern soweit es ging und sprach auch nicht mit ihnen. Keiner wußte etwas über seine Herkunft. "Jedenfalls ist er in Ordnung!", meinte Jessy, als Mia sie drauf ansprach. "Stimmt! Ich kann ihn irgendwie leiden!", erwiderte Mia. "Wäre schade wenn ihn was passieren würde!", überlegte Jessy. "Ich denke ich werde ihn bei meinen Eltern als Eigentum eintragen! Dann ist der wenigsten vor den anderen Vampiren sicher!", bot Mia an. Jessy nickte nur bestätigend.

Die erste Jagd

Die erste Jagd
 

Die nächste Vollmondnacht stand bevor. Es wäre die erste in der Jessy ihren Blutdurst fühlen würde. Wie Mia verspürte sie schon am Tag den Drang auf die Jagd zu gehen. "Bleibt besser zusammen! Es sind immer mehr Werwölfe unterwegs!", mahnte der Vater, als sie am Abend loszogen. Die beiden Mädchen hoben vom Boden ab und verschwanden in die Dunkelheit. Mia steuerte ihr markiertes Opfer an. Sie hatte sich schon den ganzen Monat darauf gefreut. Der Mann schrie wie wild und schlug um sich. Mia hatte ihren Spaß ihn ganz langsam sterben zu lassen. Seine Gemeinheit kam ihn nun teuer zu stehen. Mia zog sein Ende weit in die Länge.
 

Nun mußte Jessy sich ihr erstes eigenes Opfer suchen. Sie waren über den Stadtpark geflogen als sie eine junge Frau den Weg hinunter laufen sah. Sie deutete auf sie und Mia nickte zustimmend. Die Frau ging auf ein Auto zu das an der Straße geparkt war. Jessy ging lautlos in den Sinkflug und landete direkt vor der Frau. Die erbleichte und wich zitternd zurück. "Was willst du?", stotterte sie. Jessy ging langsam auf sie zu und grinste. "Dein Blut!"
 

"Nein! Bitte nicht!", flehte die Frau. "Es tut nicht weh!", versprach Jessy. Sie hörte wie hinter ihr die Tür des Autos geöffnet wurde. Das Opfer bekam große Augen vor Angst. "Mama, was will die Frau?", rief eine Kinderstimme. "Ken lauf weg! Schnell!", schrie die Frau. Jessy hatte sich umgesehen und ein vierjährigen Jungen gesehen der sie anstarrte. "Dein Sohn?", fragte die kühl.
 

"Bitte tu ihm nichts! Er ist doch noch so klein! Nimm mich, aber verschone ihn!", bettelte die Frau. Jessy sah in die traurigen Augen des Jungen. Sie kannte diesen Blick! Sie hatte ihn gehabt als ihre Mutter starb. Jessy erinnerte sich an den Schmerz den sie dabei gefühlt hatte. Sie seufzte: "Gut, ich lasse dein Kind und dich laufen! Aber sollte dir jemals über die Lippen kommen, was du hier gesehen hast, dann werde ich kommen und dein Kind töten!", drohte Jessy. Sie ging etwas dichter an die Frau heran und ließ ihre scharfen Eckzähne aufblitzen. "Ich schwöre das ich nichts verrate!", versprach die Frau. Jessy schnipste mit den Fingern wie Mia es schon mal getan hatte. " Das rate ich dir auch! Dann verschwinde, aber glaube nicht das ihr euch vor mir verstecken könnt! Ich finde euch überall!", zischte Jessy und flog fort.
 

"Warum hast du sie laufen lassen?", wunderte sich Mia. "Ich konnte dem Kleinen seine Mutter nicht vor seinen Augen nehmen! Ich weiß welchen Schmerz er durchgemacht hätte!", erwiderte Jessy traurig. "Du hast du die beiden markiert!", meinte Mia sachlich. "Nur für den Fall das die Frau reden sollte! Aber ich bin sicher sie wird den Mund halten!", sagte Jessy. Sie mußte sich jetzt ein neues Opfer suchen. Das jaulen und bellen eines Hundes in der Nähe machte sie aufmerksam. Unter sich sahen sie wie drei Hunde sich bissen. "Werwölfe!", knurrte Mia. "Aber nur zwei! Warum rangeln die sich mit einem Hund?", wunderte sich Jessy.
 

Mia antwortete nicht, sondern ging in den Sturzflug um die Werwölfe anzugreifen. Die waren völlig überrascht und hatten keine Chance. Der Hund lag schwer verletzt am Straßenrand. Jessy landete neben ihn und besah sich die Wunden. "Er wird nicht mehr lange leben!", meinte Mia. Sie hockte sich neben das Tier und streichelte es. Sie schien sich mit ihm zu unterhalten. "Das ist doch der Blindenhund von der jungen Frau neulich!", sagte Jessy erschrocken. Mia nickte und das Tier tat einen letzten Atemzug.
 

"Er hat mir verraten, das die Werwölfe sie angegriffen haben. Er hat sein Frauchen beschützt und die Werwölfe vertrieben, aber sie ist jetzt ganz allein hier irgendwo und braucht Hilfe!", sagte Mia uns schaute sich um. In der Ferne konnten sie ein Rufen vernehmen. "Wir sollten lieber als Menschen dorthin gehen! Falls wir beobachtet werden!", empfahl Jessy und verwandelte sich. Sie rannten durch die Nacht auf die Stimme zu. Die blinde Frau lag hilflos am Boden. Sie rief immer wieder nach ihrem Hund.
 

"Warten sie, wir helfen ihnen!", rief Jessy ihr zu. "Habt ihr meinen Hund gesehen?", fragte sie aufgeregt. "Es hat ein paar andere Hunde, die mich angegriffen haben verjagt!" "Setzen sie sich erst mal hin!", beschwor Mia sie. "Ihr seid doch die Mädchen aus dem Park!", stellte die Frau fest. "Oh bitte helft mir Hermes zu finden! Ich brauche ihn. Er ist doch alles was ich auf dieser Welt noch habe!", weinte die Frau. Die beiden Mädchen sahen sich bedrückt an. "Es tut mir Leid, aber ihr Hund ist tot!", meinte Jessy leise. Die Frau brach in große Tränen aus.
 

Sie hatte es schon geahnt das etwas nicht stimmte, da Hermes auf ihr rufen nicht zurück gekommen war. "Was soll ich denn jetzt machen? Ich habe doch niemanden mehr! Ich will nicht weiterleben, so allein!" Jessy nahm die Frau in den Arm. Nur zu gut kannte sie die Gefühle der Frau. "Sie sind nicht allein! Ich werde mich jetzt um sie kümmern!", versprach Jessy. "Warum willst du das tun?", fragte die Frau mit tränenerstickter Stimme. "Ich habe meine Gründe!", meinte Jessy knapp. "Wie ist ihr Name?"
 

"Ich heiße Anita, aber man nennt mich Anny!", erzählte die Frau. "Keine Angst, Anny! Du wirst nie wieder einsam sein!", versprach Jessy und verwandelte sich. Mit einem Ruck biß sie Anny in den Hals und saugte sie aus. Die Frau stöhnte schwach auf und starb. Die beiden Mädchen sahen zu wie sich der Körper der Toten in eine Vampirfledermaus verwandelte und ihre Kleider zurückließ. Sie umkreiste Jessy. Die ritzte ihre Hand an und hielt sie der Fledermaus hin. Sie setzte sich darauf und leckte das angebotene Blut auf. "Von heute an bleibst du bei mir, Anny!" verkündete Jessy.
 

"Du gibst ihr ihren alten Namen?", wunderte sich Mia. "Was glaubst du wohl, warum ich danach gefragt habe?", erwiderte Jessy. Anny quiekte etwas. "Was hat sie gesagt?", wollte Jessy wissen. Mia sah besorgt aus: "Sie will wissen warum es so dunkel ist! Ich fürchte auch als Fledermaus ist sie blind!" "Soll das heißen ich habe sie für alle Ewigkeit zum leben in Dunkelheit verdammt?", fragte Jessy erschrocken. "Ich fürchte ja, aber für Fledermäuse ist es wichtiger das sie hören und riechen können! Dadurch finden sie sich zurecht! Anny wird ihre Blindheit nicht stören!", erklärte Mia.
 

"Tut mir Leid!", sagte Jessy zu ihrer neuen Fledermaus. Anny stieß ein paar schrille Schreie aus. "Sie ist nicht traurig darüber! Sie freut sich dich kennen zu lernen und will deine Freundin sein!", übersetzte Mia. "Das will ich auch!", antwortete Jessy und streichelte ihr den Hals. Anders als Darky schien Anny das nicht zu mögen. Sie beschwerte sich. "Sie will lieber am Rücken gekrault werden!", lachte Mia. Jessy kam dieser Bitte nach. Es war nach 2 Uhr als sie endlich wieder zu Hause ankamen. Sie warfen Anny`s Kleider in eine Ecke. Die Eltern warteten schon auf sie.
 

"Wie ich sehe hast du einen neuen Gefährten, Sarkirna!", lächelte die Mutter. "Das ist Anny! Sie ist von heute an meine Begleiterin!", stellte Jessy die Fledermaus vor. Müde ging sie auf ihr Zimmer. Anny flatterte aufgeregt in der neuen Umgebung umher. Sie fand einen Platz am Regal über Jessy`s Bett an den sie sich hängen konnte. "Schlaf gut!", murmelte Jessy und schlief ein.
 

Jessy wachte auf, weil sie etwas an der Nase stupste. Sie schlug sie Augen auf und lächelte. "Guten Morgen, Anny!", begrüßte sie den kleinen Wecker. Die Fledermaus sah, obwohl blind, sie mit erwartungsvollen Augen an. Jessy`s Blick fiel auf den Wecker. Es war halb sieben und Mia würde bestimmt bald zum wecken kommen. "Hast du Hunger?", fragte Jessy. Anny quiekte. Jessy mußte erst mal herzhaft gähnen. Sie stand auf und holte etwas Futter aus einem Glas. Dann sah sie zu wie Anny es schmatzend verputzte.
 

"Du bist schon wach?", meinte Mia erstaunt, die grade herein kam. "Dank meines neuen Weckers!", grinste Jessy. "Hast du es gut! Darky pennt immer noch!", grummelte Mia. Anny flatterte zur Begrüßung um Mia herum und setzte sich auf Jessy`s Schulter und rieb ihren Kopf an Jessy`s Hals. "Die ist aber sehr anhänglich!", lachte Mia. Jessy lächelte und ließ Anny gewähren. Es war gar nicht so leicht sie loszuwerden um sich anzuziehen.
 

"Meinst du das es richtig war?", fragte Jessy zweifelnd. "Was hättest du sonst tun sollen! Erstens du warst auf der Suche nach Nahrung! Zweitens Sie war todunglücklich! Und drittens hast du sie nun von ihrem Leid befreit! Sie ist zufrieden mit ihrem dasein!", versicherte Mia. "Aber sie ist blind! Sie ist verletzbar! Ich will sie nicht auch noch verlieren!", meinte Jessy. "Sie ist ja nicht allein! Wir beide passen auf sie auf! Ich werde Darky sagen, das sie sich um Anny kümmern soll in nächster Zeit!", versprach Mia.
 

Die beiden Fledermäuse verstanden sich prima. Sie waren das Ponton zu Mia und Jessy. Sie flogen oft nach Einbruch der Dunkelheit los zum jagen. Anny brachte Jessy oft ein gefangenes Insekt mit und erwartete Lob dafür. Drei Monate waren seit der Verwandlung von Anny vergangen. Mia`s Geburtstag näherte sich wieder.
 

"Kaum zu glauben, jetzt bin ich schon fast ein Jahr lang ein Vampir!", meinte Mia nach Schulschluß. "Ich erinnere mich an letztes Jahr! Da wäre unsere Freundschaft fast dran zerbrochen!", erwiderte Jessy. "Es tut mir immer noch Leid wegen damals, aber ich dachte das wäre das beste für uns gewesen!", seufzte Mia. "Ich bin nur glücklich das diese Zeit hinter uns liegt!", sagte Jessy. "Wir sind enger verbunden als wir es uns je erträumt hätten!" "Und nicht soll uns mehr trennen!", beschloß Mia.
 

Sie achtete nicht wo sie hin trat und stolperte auf der Treppe. Mia schrie auf und Jessy griff nach der Hand ihrer Freundin, die sie aber um Millimeter verfehlte. Mia fiel und landete in den Armen von Theo, der grade verdutzt die Treppe hochkam. "Alles in Ordnung?", fragte er. Mia wurde rot im Gesicht. "Ich denke schon!", meinte sie. "Schöne Ferien!", erwiderte Theo ließ sie los und ging einfach weiter. "Ja, dir auch!", schmachtete Mia hinter ihn her.
 

Jessy bekam erst große Augen und dann einen Lachanfall: "Kann es sein das du dich in den Eisblock verliebt hast?" Mia wurde noch röter: "Red keinen Unsinn!" "Er sieht jedenfalls nicht schlecht aus!", meinte Jessy grinsend. "Und er ist dein Eigentum!" "Schon, aber er redet ja nie mit einen! Der ist verschlossen wie eine Auster!", meckerte Mia. "Woher weißt du das denn so genau?", feixte Jessy. "Ich hab mal versucht mit ihm zu reden!", gab Mia zu. "Nur reden? Nach dem Blick den du ihn hinterher geworfen hast wolltest du aber mehr!", behauptete Jessy.
 

"Hör jetzt auf damit! Selbst wenn dem so sein sollte und ich sage nicht das es so ist, dann wäre es unmöglich! Er ist ein Mensch und ich ein Vampir! Wir könnten gar nicht zusammensein es sei denn ich saug ihn aus!", zischte Mia böse. Jessy beschloß das Thema erst einmal ruhen zu lassen um sich nicht mit Mia zu verkrachen. Mia blieb trotzdem den Rest des Tages muffelig und redete kein Wort.
 

"Herzlichen Glückwunsch zu deinem ersten Geburtstag, Gerlissa!", gratulierten ihre Eltern am nächsten Tag. "Wieso erster Geburtstag? Mia wird doch 16!", wunderte sich Jessy. "Mia schon, aber sie ist ja jetzt auch Gerlissa, ein Vampir und dieser Geburtstag zählt für uns!", klärte die Mutter sie auf. "Das heißt also das ich jetzt Geburtstag habe, an dem Tag an dem ich geweiht wurde?", fragte Jessy. "So ist es, Sarkirna!", bestätigtet der Vater lächelnd.
 

Mia packte ihre Geschenke aus. "Toll ein Buch über Magie!", freute sich Mia. "Du bist jetzt Alt genug, das du mit dem Studium der Magie beginnen kannst!", sagte die Mutter und gab ihr einen Kuß. "Wahnsinn, das ist ja ein Zeremoniedolch!", staunte Mia. "Es ist Tradition in unserer Familie, das ein solcher zum ersten Geburtstag verschenkt wird!", erklärte der Vater stolz. Mia packte noch weitere wertvolle Dinge aus die sie als Vampir gebrauchen konnte. Jessy wurde unwohl zu Mute. Sie hatte das Geschenk bei sich, das sie Mia schon vor einem Jahr geben wollte.
 

"Danke ihr beiden!", rief Mia überglücklich und umarmte ihre Eltern. Jessy kam auf sie zu und gab Mia ihr Päckchen. "Das solltest du schon letztes Jahr bekommen!", nuschelte sie bedrückt. Wie würde Mia wohl darauf reagieren? Es war nicht viel und nicht besonders wertvoll. Mia packte es aus und öffnete es. Ihr klappte der Mund auf. "Jessy!", stammelte sie. Jessy sah bedrückt zu Boden. Mia holte ein Armband heraus. Es war nur Modeschmuck, aber Jessy hatte etwas darauf eingravieren lassen. "Für die beste Freundin, die man sich wünschen kann!"
 

Nach dem was Mia grade ausgepackt hatte, kann Jessy sich lächerlich vor mit ihrem Geschenk. "Das ist wunderschön! Danke!", schniefte Mia die gerührt war. Sie legte es um und besah es sich von allen Seiten. "Gefällt es dir?", fragte Jessy schüchtern. "Gefallen? Es ist das schönste Geburtstagsgeschenk das ich je bekommen habe!", freute sich Mia. "Es steht dir sehr gut, Gerlissa!", fand der Vater. "Du hast einen guten Geschmack, Sarkirna!" "Es ist wie für dich gemacht!", stimmte die Mutter zu.
 

Sie feierten ausgelassen den ganzen Tag. Mia schaute immer wieder freudig auf das Armband. Am Abend verzogen sie sich auf Mia`s Zimmer um ihre Geschenke auszuprobieren. Mia wollte die eine oder andere Formel aus dem Buch testen. Die Eltern hatten gewarnt das Jessy noch die Finger davon lassen sollte, da sie noch zu jung dafür war. "Bald bekommst du dein eigenes!", hatte die Mutter tröstend gesagt. "Das ist unglaublich, was man alles anstellen kann!", grinste Mia.
 

Sie probierte einen Spruch für Anfänger aus und ein Blitz zuckte durch die Nacht. "Cool!", rief Jessy begeistert. Sie konnte es jetzt schon nicht mehr erwarten bis sie das selber durfte. Mia probierte dies und jenes mit unterschiedlichen Erfolg aus. Dann fand sie eine Seite die sie wirklich begeisterte: "Mit dem hier kann man in einer Neumondnacht, seiner persönlichen Vampirfledermaus, kurzzeitig ihr menschliches Aussehen zurück geben!", keuchte sie. "Du meinst Darky könnte wieder ein Mensch sein?", fragte Jessy.
 

"Und Anny auch! Sobald du den Zauber anwenden darfst!", erwiderte Mia. "Das würde mich wirklich freuen!", meinte Jessy. "Wir probieren es an Darky in der nächsten Neumondnacht aus!", versprach Mia. Es war spät geworden und sie beschlossen ins Bett zu gehen.
 

Die beiden konnten den nächsten Neumond kaum abwarten. Mia wollte Darky nicht gefährden und hatte ihre Eltern über den Zauber gefragt. Die Mutter hatte gelacht und gemeint, das sie das schon seit 600 Jahren nicht mehr gemacht hatte. Sie hatte sich damals mit ihrer Fledermaus Misty um einen Mann gestritten und sie danach nie wieder verwandelt. Beide versicherten Mia, das Darky nichts geschehen konnte. Der Zauber hielt genau eine Nacht, von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang.
 

"Bist du bereit, Darky?", fragte Mia ihre Fledermaus. Die quiekte aufgeregt. Die letzten Strahlen der Sonne verschwanden am Horizont. Mia begann mit der Beschwörung. Jessy stand etwas abseits und war gespannt auf das Ergebnis. Darky hockte auf Mia`s Schreibtisch und begann plötzlich zu zucken. Langsam begann sie zu wachsen. Die Flügel verschwanden und wurden zu Arme. Das schwarze Fell wurde zur rosa Haut. Dann saß eine etwa 20 jährige Frau unbekleidet auf dem Tisch. Verwirrt sah sie sich um.
 

"Alles in Ordnung, Darky?", wollte Mia wissen. Die Frau sah sie an und meinte: "Es ist alles so anders, Meisterin!" Sie hob die Arme, als ob sie fliegen wollte doch nichts geschah. Dann sah sie an sich herunter. "Es ist kalt, Meisterin!", stellte Darky fest. "Du brachst was zum Anziehen!", meinte Mia und verließ das Zimmer. Jessy reichte der Frau derweil eine Decke, damit sie nicht fror . "Du bist die Lady Sarkirna!", sagte Darky und legte den Kopf schief.
 

"Das bin ich!", bestätigte Jessy. "Du hast gutes Blut!", meinte Darky. "Danke!", grinste Jessy verlegen. Entschuldige, das ich dich im Stich gelassen habe, aber ich hatte solche Angst ohne Meisterin Gerlissa!", offenbarte Darky. Jessy mußte einen Augenblick überlegen was Darky meinte, dann fiel ihr ein das sie den Abend des Überfalls meinte. "Es war nicht deine Schuld!", verzieh ihr Jessy. "Wenn ich mutiger gewesen wäre, dann wärt ihr jetzt kein Vampir!", sagte Darky traurig. "Ich kann damit leben! Mach dir deswegen keine Vorwürfe!", erwiderte Jessy.
 

Mia kam mit Kleidern ihrer Mutter ins Zimmer. "Such dir was aus Darky!", sagte Mia. Die Frau griff nach ein paar Sachen und zog sich an. Jessy war es ein wenig peinlich ihr dabei zuzuschauen. Darky schien das nicht im geringsten zu stören. "Was jetzt, Meisterin?", fragte Darky neugierig. "Wir gehen aus!", grinste Mia. Sie zogen mit Darky los und steuerten die Disko an. "Wenn wir drinnen sind nennst du uns Jessy und Mia! Verstanden? Nicht Sarkirna und Gerlissa! Auch nicht Meisterin!", befahl Mia. Darky nickte brav. "Dann komm mit, Darky!", meinte Mia.
 

"Cora!", erwiderte Darky. "Wie bitte?", fragte Mia die nicht verstand. "Mein Name! Cora war früher mein Name! Darky ist deine Fledermaus!", stellte Darky klar. "Du erinnerst dich das du ein Mensch warst und dein Name Cora war?", keuchte Jessy. "Warum sollte ich nicht?", wunderte sich Cora. "Aber Mia hat gesagt, das du dich nicht erinnerst ein Mensch gewesen zu sein!", sprudelte Jessy los. "Habe ich auch nicht! Erst als ich wieder ein Mensch wurde, habe ich mich erinnert!", erklärte Cora.
 

"Das tut mir Leid!", flüsterte Mia betroffen. "Warum? Ich bin gerne deine Fledermaus! Du bist meine Meisterin und ich bin sehr stolz darauf! Du behandelst mich besser, als ich als Mensch behandelt wurde!", sagte Cora. "Ich will nichts anderes mehr sein!" "Danke!", lächelte Mia. Die drei betraten die Disko und suchten sich einen Platz. Cora hielt es nicht lange dort und sie baggerte einen Jungen an um zu tanzen. "Damit hätte ich nicht gerechnet!", sagte Jessy überrascht. "Ich auch nicht, aber ihr gefällt es!", meinte Mia.
 

Während Mia und Jessy hin und wieder aufgefordert wurden, tanzte Cora die ganze Nacht durch. Sie schien an dem Jungen, den sie sich geangelt hatte festgeklebt zu sein. Nach Mitternacht erwischten Mia und Jessy sie beim knutschen. "Was der wohl sagt, wenn sie sich vor seinen Augen wieder in eine Fledermaus verwandelt?", fragte Mia grinsend. An frühen Morgen gingen sie nach Hause. "Können wir das mal wieder machen, Meisterin?", fragte Cora. "Sicher, wenn du Lust hast!", sagte Mia.
 

"Kann Anny auch mitkommen?", wollte Cora wissen. "Das wird noch etwas dauern! Aber irgendwann sicher!", erwiderte Mia. "Sie ist meine Freundin und freut sich bestimmt! Sie mag Lady Sarkirna sehr gern!", eröffnete Cora. "Sagst du ihr, das ich sie auch sehr mag?", bat Jessy sie. "Das weiß sie! Wir verstehen euch doch, wenn ihr uns was sagt!", meinte Cora. Sie hatten ihr Haus erreicht. Sie versammelten sich wieder in Mia`s Zimmer. "Die Sonne geht gleich auf! Es wird eine ganze Weile dauern bis wir den Zauber wiederholen können! Du wirst dich gleich zurück verwandeln!", erklärte Mia. "Danke für die schöne Nacht, Meisterin!", danke Cora.
 

"Hat uns auch viel Spaß gemacht! Noch was! Willst du lieber Darky oder Cora heißen?", wollte Mia wissen. Cora lächelte: "Cora ist ein Mensch, aber Darky ist deine Fledermaus!" Mit diesen Worten begann sie zu schrumpfen. Einen Augenblick später kämpfte sich eine Fledermaus aus der zusammen gesunkenen Kleidung heraus. Sie quiekte vergnügt und flatterte an die Lampe. "Ruh dich aus, Darky!", meinte Mia lächelnd.

Familienbande

Familienbande
 

Es wurde Winter und Weihnachten stand vor der Tür. Es war drei Tage vor Heiligabend und Vollmond. Wie üblich zogen die Vampire los um auf die Jagd zu gehen. Mia und Jessy hatten schnell ein Liebespärchen gefunden und sich an ihnen gesättigt. Nun flogen die beiden vereint um die beiden Mädchen. "Jetzt sind sie wirklich für immer zusammen!", grinste Mia, die das Geturtel der beiden vorher belauscht hatte. Ein bekanntes Geräusch ließ sie aufhorchen. "Nicht schon wieder!", stöhnte Jessy. "Man kann doch wirklich nicht einmal in Ruhe Essen gehen!", schimpfte Mia.
 

"Geben die Köter denn nie auf?", fragte Jessy. "Heute wohl nicht! Dann wollen wir ihnen mal frohe Weihnachten wünschen!", knurrte Mia und flog los. Fünf Werwölfe kämpften mit einem Menschen. Der wehrte sich nach Kräften, hatte aber keine Chance gegen die Bestien. Er fiel zu Boden und regte sich nicht mehr. Mia und Jessy stürzten sich mit einem Schrei auf die Wölfe und schlugen zu. Zufrieden grinsend sahen sie auf die toten Körper der Werwölfe.
 

Der Mensch gab ein stöhnenden Laut von sich und erhob sich. Die beiden Mädchen erstarrten. "Theo?", keuchte Mia entsetzt. Vor ihnen stand ihr Klassenkamerad und sah sie zornig an. Er hatte ein Schwert in der Hand und bebte vor Wut. "Was wollt ihr hier?", schrie er sie an. "Dir helfen!", erwiderte Jessy. "Ich brauche keine Hilfe und von Vampiren schon gar nicht!", zischte er. Mia sah erschrocken Jessy an. Sie hatten völlig vergessen sich in Menschen zu verwandeln.
 

"Du weißt was wir sind?", stotterte Jessy. "Denkst du ich bin Blind? Ich ein Blick und ich weiß über euch Bescheid!", giftete Theo zurück. Mia warf einen Blick auf das Schwert: "Du bist ein Jäger!", stellte sie fest. "Gut erkannt Blutsaugerin! Ich bin ein Jäger!", erwiderte Theo scharf. "Jäger spüren Wesen der Nacht wie uns auf und töten sie!", flüsterte Mia zu Jessy die nichts verstand. "Was hast du jetzt vor?", fragte Jessy vorsichtig. Sie hatten keine Lust sich mit Theo anzulegen, denn immerhin konnten sie ihn gut leiden.
 

Theo hob sein Schwert hoch und schnaubte. Dann steckte er es weg. "Ich bin nicht an Vampiren interessiert! Verschwindet also!", brummte er. Die Mädchen entspannten sich etwas. Theos Knie gaben etwas nach und er taumelte. Jessy sprang zu ihm und stützte ihn. Theo wollte sie fort stoßen: "Laß mich! Ich sagte doch ich will keine Hilfe!" "Du bist verletzt!", erwiderte Jessy barsch. Er sah auf seine stark blutende Wunde am Bauch, die er noch gar nicht bemerkt hatte. "Das ist nur ein Kratzer!", wiegelte er ab. Er versuchte einen Schritt zu laufen. Dann verdrehte er die Augen und wurde Ohnmächtig.
 

"Was machen wir nun mit ihm?", fragte Jessy ratlos. "Wir können ihn nicht einfach liegen lassen! Wir nehmen ihn mit nach Hause!", entschied Mia. "Wäre nicht ein Krankenhaus besser?", fragte Jessy. Mia lächelte schief: "Und was willst du den Leuten dort sagen? Das wir ihn zufällig 1 Uhr morgens auf der Straße gefunden haben?" Jessy sah ein das sie viele Fragen beantworten müßten und dazu war sie nicht bereit. "Mutter kennt sich mit Verletzungen aus! Sie wird ihn schon wieder hinkriegen!", meinte Mia. Sie nahm Theo über die Schulter und flog los. "Hoffentlich gibt das keinen Ärger!", murmelte Jessy als sie hinterher flog.
 

Theo erwachte erst am nächsten Mittag. Er lag auf einem Bett und war an Händen und Füßen gefesselt. Vergeblich versuchte er die Fesseln zu lösen. "Macht mich los ihr verdammten Monster!", schrie er laut. Die Tür ging auf und die vier Vampire des Hauses kamen herein. "Geht es dir besser?", fragte Mia besorgt. "Klar ich fühle mich am wohlsten wenn ich gefangen gehalten werde. "Du bist kein Gefangener! Du hattest Fieber in der letzten Nacht und im Wahn um dich geschlagen! Wir mußten dich ruhig stellen damit du dich nicht selber verletzt!", klärte ihn der Vater auf.
 

Mia griff nach ihren Zeremoniedolch und schnitt die Fesseln los. "Du hast Glück gehabt! Nicht viele Menschen überleben so eine schwere Verletzung!", lächelte Mia`s Mutter. Theo schnaubte nur verächtlich. "Falls ihr glaubt ihr könnte die Gilde erpressen mit mir, muß ich euch enttäuschen! Ich gehöre nicht mehr zu ihr!", verkündete der Junge. "Mein Vater hat doch gesagt, das du keine Geisel bist! Du bist unser Gast!", meinte Mia beleidigt.
 

"Du jagst also auf eigene Faust Wesen der Nacht!", sagte der Vater und überging die Anschuldigung. "Ich jage Werwölfe! Besser gesagt einen bestimmten Werwolf!", meinte Theo trotzig. "Welchen und aus welchen Grund?", fragte die Mutter. Theo seufzte, denn er hatte eigentlich keine Lust seine Geschichte ein paar Spitzzähnen zu erzählen. "Ich will mich an ihm rächen! Er hat meinen Vater getötet! Sein Name ist Velon!", erzählte er.
 

"Velon? Der Herrscher der Werwölfe? Du bist ganz schön tollkühn, wenn du das vorhast!", erwiderte der Vater. "Tollkühn? Der ist doch total irre! Er ist der brutalste und stärkste der Flohtüten!", platzte Mia heraus. "Ich sagte ja auch nicht das ich mir es leicht vorstelle!", bellte Theo sie an. "Du mußt sehr gut sein, wenn du es mit ihm aufnehmen willst!", ging die Mutter dazwischen. "Ich bin es meiner Familie schuldig! Sie sind alle tot! Mein Vater war ein mächtiger Kämpfer! Velon hat ihn in eine Falle gelockt und hinterrücks ermordet! Es war nicht einmal ein fairer Kampf! Ich war grade zwei Jahre alt als er starb!", bracht es aus Theo heraus.
 

Mia`s Vater war hellhörig geworden: "Wer war dein Vater?" "Er war der Anführer der Gildekämpfer!", antwortete Theo. Mia`s Vater wurde blaß und er mußte sich setzen. "Du bist Theodore Emil van Fallada, der Sohn von Gerald Lukas van Fallada!", flüsterte er. "Woher kennen sie meinen Namen?", fragte Theo mißtrauisch. "Er ist nur der Gilde bekannt.
 

Der Vater lächelte sanft: "Ich kenne doch wohl den Namen, des Sohnes meines besten Freundes. Noch dazu wenn er nach mir benannt wurde!" Allen Anwesenden fielen die Kinnladen herunter. "Sie kannten meinen Vater? Und wieso bin ich nach ihnen benannt?", stotterte Theo verwirrt. Der Vater lehnte sich zurück und bat alle sich zu setzten.
 

"Das ist nun schon fast 35 Jahre her, da lernte ich einen jungen Heißsporn kennen, der dir sehr ähnlich war. Er forderte mich zum Kampf heraus. Er war damals nicht älter als du jetzt Theodore und auch ein wenig, nein ehrlich gesagt, sehr eingenommen von sich. Die Falladas waren schon immer die Elite der Gilde gewesen und er hielt sich für unbesiegbar. Es war sein Glück, das ich an diesem Abend schon getrunken hatte, so nahm ich die Sache nicht ernst. Natürlich gewann ich den Kampf schnell doch dein am Boden liegender Vater wollte nicht aufgeben.
 

Er forderte mich auf mich auf ihm den Gnadenstoß zu geben und den Kämpfertod zu gewähren. Ich lachte ihn aus und meinte das ich kein Interesse hätte einen grünen Jungen zum Märtyrer zu machen. Er war keine Herausforderung für mich gewesen und er sollte lieber mehr trainieren und mich später noch einmal herausfordern. Ich verschwand und traf ihn etwa ein Jahr später wieder. Wieder kämpften wir und ich stellte fest, er war wirklich sehr viel besser geworden, aber noch lange nicht gut genug. Das Spiel wiederholte sich noch drei Mal.
 

Dann traf er mich in einer schlechten Nacht. Ich hatte an diesem Tag einen harten Kampf gegen einen Werwolf bestritten und war geschwächt. Deinen Vater gelang es mich zu besiegen. Ich forderte ihn auf es zu Ende zu bringen, doch er steckte sein Schwert weg und meinte ich wäre keine Herausforderung für ihn gewesen. Er würde noch einmal gegen mich antreten wenn ich trainiert hätte. Damit hatte er meinen Stolz verletzt, aber auch Respekt gewonnen.
 

Jeder andere Gildekrieger hätte die Situation genutzt und mich erledigt, aber nicht dein Vater! Vielleicht dachte er, das er mir was schuldig sei, weil ich ihn davor habe laufen lassen. Eine Woche dachte ich über diesen Mann nach und suchte ihn dann auf. Ich kam unbewaffnet und schlug ihn einen Waffenstillstand vor. Er war einverstanden und wir wurden Freunde. Drei Jahre später hatte eine Gruppe Werwölfe einige Vampire getötet! Ich verfolgte sie und traf auf Gerald der sie ebenfalls jagte. Wir verbündeten uns und schlugen die Werwölfe die uns Zahlenmäßig weit überlegen waren.
 

Nach diesen Kampf schlossen wir einen Packt! Die Gilde sollte in Zukunft die Vampire in Frieden lassen, dafür verpflichteten wir uns nur noch einmal im Monat einen Menschen zu töten! Das war das absolute Minimum. Das gegenseitige Töten ohne Grund wurde verboten und wir standen gemeinsam im Kampf gegen die Werwölfe! Kurz darauf erzählte Gerald mir das er heiraten wolle. Seine Frau wußte nichts von dem was er tat und so wollte er es lassen. Sie sollte sich keine Sorgen machen müssen. Er liebte sie sehr und wollte die Wahrheit von ihr fern halten!
 

Aus diesem Grund habe ich sie auch nie kennengelernt. Jahre später wurdest du geboren. Gerald erzählte mir voller Stolz davon und das er dir meinen ersten Namen, Theodore, gegeben hatte. Ich war stolz darauf das er mein Freund war. Etwa zwei Jahre später, etwa vier Monate nachdem Mia geboren wurde, kam deine Schwester Jasmin Karin auf die Welt. Leider war die Freude von sehr kurzer Dauer. Drei Monate nach der Geburt wurde Gerald von Velon getötet. Als ich es erfuhr eilte ich zum Haus deines Vaters. Als sein bester Freund wollte ich für den Schutz seiner Familie sorgen und sie in Sicherheit bringen, aber ihr wart alle fort.
 

Ich habe euch gesucht, doch keine Spur gefunden! Dann hieß es die Werwölfe hätten alle ausgelöscht!", endete der Vater. Theo sah ihn traurig an: "Noch in der Nacht, als Vater getötet wurde, kamen Beauftragte der Gilde in unser Haus um mich und Jasmin mitzunehmen! Sie sagten ich muß das Werk meiner Ahnen fortsetzen. Jasmin war zwar noch zu klein, aber sie sollte später für die Fortsetzung der Blutsline sorgen! Mutter wollte uns nicht hergeben, aber konnte mich nicht mehr retten, so verschwand sie mit Jasmin und tauchte unter.
 

Jahrelang bin ich in den Glauben aufgewachsen sie hätte mich der Gilde freiwillig übergeben, und ich haßte sie dafür! Vor 2 Jahren habe ich von einem alten Mitglied der Gilde, der meinem Vater verpflichtet war die Wahrheit erfahren. Ich habe mich in meiner Wut von der Gilde losgesagt und habe mein Mutter und meine Schwester gesucht. Gleichzeitig habe ich Velon gejagt um mit ihm abzurechnen. Ich hatte die Adresse meiner Mutter endlich herausgefunden, doch ich kam zu spät. Sie war gestorben und meine Schwester war verschwunden. Einige Werwölfe lauerten mir auf und ich erfuhr beim Kampf das sie Jasmin getötet hatten. Nun bleibt mir nur noch die Rache!"
 

"Das ist traurig!", schniefte Jessy. "Alles was ich habe ist ein altes Foto von der Hochzeit meiner Eltern, das mir der Alte gab. Theo zog das Bild heraus und betrachtet es wehmütig. Mia ging hin um es sich anzusehen. "Das glaub ich ja nicht!", rief sie laut. "Das ist deine Mutter Jessy!" "Was? Du spinnst!", sagte Jessy und schaute sich das Bild selber an. Es stimmte! Die Frau sah ihrer Mutter zum verwechseln ähnlich. Theo sah sie beleidigt an. Er dachte die beiden machten sich über ihn lustig. Jessy lief aus dem Zimmer und holte ihr Fotoalbum und zeigte es Theo.
 

Der war starr vor Entsetzen. "Das würde ja bedeuten, das du die Tochter von Gerald bist!", staunte der Vater. "Du bist mein Bruder!", hauchte Jessy verwirrt. Theo sah sie an und wollte sie umarmen, als er plötzlich innehielt und die Arme sinken ließ. "Nein, bin ich nicht!", sagte er. "Das hier ist jetzt deine Familie! Ich gehöre nicht mehr dazu! Ich habe meine Schwester gefunden und gleich wieder verloren!", sagte er traurig. "Aber wir sind Geschwister!", rief Jessy. Sie verstand nicht was Theo hatte.
 

"Du bist ein Vampir! Ich bin ein Mensch! Wir können keine Geschwister mehr sein!", erklärte Theo traurig. "Erzähl keinen Unsinn! Ihr seid immer noch vom selben Blut!", fuhr Mia auf. "Das stimmt Theodore! Auch wenn Jessy jetzt ein Wesen der Nacht ist, ändert es nichts daran, das sie deine leibliche Schwester ist!", versicherte der Vater. "Laß sie nicht im Stich! Sie war so lange allein! Genau wie du!", fügte die Mutter hinzu. Theo sah seine Schwester an und näherte sich ihr langsam.
 

Jessy ließ sich nach vorne fallen und schlang ihre Arme um ihn. Beide weinten große Tränen. "Ich hab dich so vermißt!", preßte Theo heraus. Die beiden saßen lange einfach nur da und umarmten sich. "Als Sohn meines besten Freundes und Bruder von Jessy biete ich dir gerne an hier bei uns zu bleiben!", verkündete der Vater. Theo wollte ablehnen, doch Jessy flehte ihn an: "Bitte bleib! Wir haben soviel nachzuholen!" Theo sagte schließlich zu.
 

Mia und ihre Eltern sahen ein das Jessy allein mit ihren Bruder sein wollte und ließen sie ungestört. Den ganzen Tag erzählten sie voneinander. Theo berichtete von der Gilde in der er aufgewachsen war. Es war nie leicht für ihn gewesen, denn er sollte die Familientradition dort fortsetzen. Jessy erzählte von ihrer Mutter. Theo wollte alles über sie wissen. Am Abend waren beide sehr bedrückt, da keiner von beiden es einfach gehabt hatte.
 

Am nächsten Tag suchte Theo seine Schwester in ihrem Zimmer auf. Er war überrascht das Mia auch dort war. Verlegen begrüßte er die beiden. Jessy fragte ihn, was ihn zu ihr führte. "Äh, ich wollte dich fragen ob wir nicht zusammen zum Grab unserer Mutter gehen wollen!", meinte Theo leise. Jessy lächelte sanft: "Klar! Würde mich freuen! Schade das sie es nicht mehr sehen kann, das wir zusammen gefunden haben!" Theo nickte stumm. Er wirbelte auf einmal erschrocken herum, weil ihn was am Nacken gestreift hatte.
 

"Was ist das denn?", fuhr er auf. Die Mädchen lachten. "Das ist Anny! Sie ist meine Freundin!", erklärte Jessy. Anny landete auf Jessy`s Schulter und quiekte. "Sie war mal dein Opfer?", fragte Theo. "Ja! Wir haben sie nach einem Werwolfangriff gefunden. Sie war blind und ihr Hund wurde von den Biestern getötet. Sie war absolut hilflos und wollte nicht mehr leben, weil sie niemanden mehr hatte! Ich habe ihr versprochen das ich mich um sie kümmern würde!", erzählte Jessy.
 

Sie nahm Anny vorsichtig in die Hand und reichte sie Theo der sie unsicher nahm. "Das ist mein Bruder, Anny! Sein Name ist Theo! Du brauchst keine Angst vor ihm zu haben!", sagte Jessy zu ihrer Fledermaus. Anny schnupperte an Theo und quietschte vergnügt. "Sie sagt, das er sich gut anfühlt und fast wie du riecht!", übersetzte Mia. Nach ein paar weiteren Lauten der Fledermaus lachte Mia laut auf: "Sie fragt sich, ob du auch so gut schmeckst!" Theo sah Jessy entsetzt an. "Nein Anny! Du darfst ihn nicht anknabbern!", verbot Jessy.
 

"Jetzt ist sie enttäuscht!", kicherte Mia, als Anny davon flog. "Kann ich von mir nicht grade behaupten!", erwiderte Theo. Nach dem Frühstück gingen die drei aus dem Haus. Mia trennte sich bald von ihnen, da sie in die Stadt zum einkaufen wollte. Die Geschwister machten sich auf zum Friedhof. Theo kaufte einen großen Strauß Lilien, die er auf das Grab legen wollte. Sie standen eine ganze Weile stumm an der Grabstelle. "Ich vermisse sie so sehr!", sagte Jessy traurig. "Und ich hätte sie so gerne kennen gelernt!", stimmte Theo zu. "Wo ist eigentlich Vaters Grab?", wollte Jessy wissen als sie zum Ausgang gingen.
 

"Das was man noch von ihm fand ist auf einen Friedhof der Gilde beigesetzt! Es ist eine Art Familiengrab der van Fallada, in der alle Kämpfer der Familie beigesetzt wurden!", erklärte Theo. Langsam gingen sie die Straße entlang. "Sind das nicht Mia`s Eltern?", fragte Theo verdutzt. Jessy sah zu dem Paar, das sich auf der anderen Straßenseite, grade einen Tannenbaum aussuchte. "Klar!", meinte sie. "Was machen die da?", fragte Theo überflüssiger Weise. "Die suchen wohl unseren Weihnachtsbaum aus!", erklärte Jessy was offensichtlich war.

Weihnachten und Erbschaft

Weihnachten und Erbschaft
 

"Feiern Vampire auch Weihnachten?", fragte Theo perplex. "Warum denn nicht? Wir feiern genauso gerne wie andere auch!", antwortete Jessy. Sie dachte daran, das dies ihr erstes Weihnachtsfest als Wesen der Nacht wäre. Aber auch das erste mit ihrem Bruder. Theo wurde unwohl zu Mute. "Was denn nun schon wieder?", fragte Jessy der das nicht entging. "Ich habe nichts zum verschenken!", brummte er leise. "Ist doch egal! Du bist da, das ist das schönste Geschenk für mich!", meinte Jessy und hakte sich bei ihn ein.
 

"Aber ganz ohne ist mir das zu peinlich! Hilfst du mir was für Mia und ihre Eltern auszusuchen?", fragte Theo. Jessy stimmte zu und sie zogen los. Für die Eltern zu finden war recht leicht! Theo kaufte ihnen Karten für ein Musical in der Stadt. Jessy wußte das sie es sich schon lange ansehen wollten, aber bisher noch nie dazu gekommen waren. Die beiden wanderten durch die Straßen der Innenstadt und blieben vor einem Schaufenster stehen. Theo fing an zu grinsen: "Guck mal! Die sieht dir ähnlich!"
 

Jessy verengte die Augen und sah was Theo meinte. Der Laden hatte kleine Phantasiefiguren im Fenster ausgestellt. Darunter war auch ein Vampirmädchen das mit einer Fledermaus spielte. "Eine gewisse Ähnlichkeit ist nicht zu leugnen!", erwiderte sie schließlich. "Und der da sieht aus wie du!" Jessy zeigte auf eine andere Figur, einen Barbaren mit Schwert. "Ich wußte gar nicht das ich so markante Gesichtszüge hab!", lachte Theo. Die beiden zogen weiter.
 

Jessy schleifte ihren Bruder in ein Kaufhaus, wo sie etwas für Mia finden wollten. "Das ist der letzte Schrei! Alle Mädchen wollen so etwas haben!", verkündete ein Verkäufer einigen Kunden in der Nähe. Neugierig traten sie heran. "Nostalgie ist voll im Trend! Schon unsere Großeltern hatten so etwas!", präsentierte er eine Schatulle. Er öffnete sie und eine Ballerina tanzte zu einer Spieluhr. Ein raunen ging durch die Menge. Er nannte den Preis und Jessy verlor Augenblicklich das Interesse, das bis eben noch in ihren Augen stand.
 

Jessy zog es zur Musikabteilung. Sie kannte ja den Musikgeschmack ihrer Freundin. Theo meinte das es etwas unpersönlich wäre ihr eine CD zu schenken. Jessy sah in fragend an. "An was hast du denn gedacht?" Theo wurde rot und zog sie zur Schmuckabteilung: "Naja an so etwas!", meinte er verlegen. "Hast du ein Rad ab?", keuchte Jessy. Theo hatte eine goldene Kette mit Herzanhänger ins Auge gefaßt! "Nicht Mia`s Geschmack?", fragte Theo geknickt.
 

"Wohl eher nicht deine Preisklasse! Die Kette ist der Hammer aber der Preis auch!", erwiderte Jessy. "Oh, der ist kein Problem!", meinte Theo. "Aber würde sie Mia gefallen?" "Die wäre hin und weg, aber es muß doch nichts so teures sein! Sie freut sich auch über eine Kleinigkeit!", belehrte ihn Jessy. Theo wandte sich an den Verkäufer und ließ sich die Kette einpacken. "Du bist echt verrückt! Was soll das denn?", schimpfte Jessy. Theo wurde tiefrot: "Ich mag Mia eben gerne!"
 

Jessy glaubte nicht richtig zu hören: "Du bist in Mia verknallt?", grinste sie. "Nicht direkt verknallt, aber ich mag sie eben!", versuchte Theo abzuwiegeln. "Aber sie ist... und du bist...!", stotterte Jessy. "Ich weiß, ich hätte es nach den letzten Ereignissen ja auch nicht gedacht, aber bei uns beiden ist es genauso und ich will dich nie wieder verlieren!", gestand Theo. Jessy strahlte ihren Bruder an und gab ihn einen Kuß auf die Wange. Theo wurde bleich: "Oh, mein Gott! Da ist Mia! Sie darf das noch nicht sehen! Lenk sie bitte ab! Ich verdrück mich und bringe den Kram nach Hause!"
 

Jessy nickte und verschwand. Aus seinem Versteck konnte er sehen wie die beiden zu den Klamotten abzogen. "Das war knapp!", stöhnte er. Auf dem Rückweg kam er wieder an dem Verkäufer mit den Schatullen vorbei. Ihm kam eine Idee und kaufte grinsend eine. Den ganzen Nachmittag verbrachte er allein in seinem Zimmer. Das würde eine Überraschung werden.
 

Wer nicht wußte das Vampire in dem Haus lebten, hätte keinen Unterschied zu einer normalen Weihnachtsfeier bemerkt. Die Kinder kamen Heiligabend in das geschmückte Wohnzimmer. Ein Tannenbaum stand neben dem Kamin und Weihnachtsmusik klang durch das Haus. Für alle lagen Geschenke bereit. Theo leuchtete wie ein Neonlicht, als er Mia die Kette gab und sie ihn küßte aus Dankbarkeit. Ihre Eltern freuten sich über die Karten und dann holte er das Geschenk für Jessy heraus.
 

Sie freute sich über die Schatulle und öffnete sie. Ihr blieb die Spucke weg. Die Ballerina war weg. Theo hatte statt dessen das kleine Vampirmädchen eingebaut, das nun dort tanzte. Die Fledermaus des Mädchens hatte er so befestigt das sie um den Vampir kreiste. "Danke!", freute sie sich und umarmte ihn. Mia`s Vater reichte ihm ein Päckchen. "Ich denke das wird dir Freude bereiten!", lächelte er. Theo öffnete es und war platt. Es war ein Dolch, aber nicht irgendeiner. Er hatte einen Griff aus Gold und eine Klinge aus feinsten Stahl. In den Griff war ein Wappen eingearbeitet. Es war das Wappen der Familie Fallada.
 

"Ich habe ihn vor vielen Jahren mal deinem Vater im Kampf abgenommen. Als wir Freunde wurden, wollte ich ihn wieder zurück geben, aber er meinte ich solle ihn behalten. Ich denke es wird Zeit das er an seinen rechtmäßigen Erben zurückgegeben wird!", erklärte er. Theo versuchte in Worten, seinen Dank auszudrücken, statt dessen umarmte er den Mann mit Tränen kämpfend.
 

Für Jessy und Theo war es ein denkwürdiges Weihnachtsfest, das erste was sie zusammen feiern konnten. Jessy war nicht entgangen, das Theo und Mia sich näher kommen wollten. Allerdings überraschte Theo beide damit, das er Mia "nur" als gute Freundin ansah und nicht wie Jessy vermutete als mehr. Theo hatte sehr hart mit sich selber gekämpft und schließlich erkannt, das er sich nicht binden durfte! Er hatte eine Aufgabe zu erfüllen, von der er sich nicht ablenken lassen durfte. Die Wahrscheinlichkeit, das er sie überlebte lag ohnehin bei fast Null.
 

Mia war enttäuscht, das Theo ihr erst Offerten gemacht hatte und dann sich wieder zurück zog. Die Mutter war es schließlich die mit ihr sprach und ihr sagte, das sie Zeit brauchten. Das alte Jahr war zu Ende gegangen. Theo hatte sich überlegt nach den Feiertagen das Haus wieder zu verlassen, aber der Vater hatte ihm ein Angebot gemacht, das er nicht ablehnen konnte. Mia` s Vater hatte es übernommen, den Sohn seines besten Freundes zu trainieren. Wenn die Ausbildung vorbei wäre, hätte Theo jedenfalls eine reelle Chance.
 

Zwei Wochen später kam Theo, von Training etwas lädiert, zu seiner Schwester. Kurz zuvor war er ans Telefon gerufen worden. "Hast du Zeit? Es gibt da etwas, das wir erledigen müssen!", verkündete er. Jessy willigte überrascht ein und ging mit ihm in die Stadt. Sie war erstaunt, als sie ein Anwaltsbüro betraten. "Was wollen wir hier?", wisperte sie ihm zu, als er sich anmeldete. "Warte es einfach ab!", raunte er zurück.
 

"Herr van Fallada! Schön sie wiederzusehen!", begrüßte ihn ein älterer Mann. "Freut mich auch, Herr von Schlei!", erwiderte Theo höflich. Der Mann ließ seine Augen auf Jessy ruhen: "Das ist sie also? Lady Jasmin Karin van Fallada?", meinte er mißtrauisch. Jessy fühlte sich beleidigt. "Das ist sie! In der Tat, da ist kein Zweifel möglich!", bekräftigte Theo ernst. "Entschuldigen sie mein Mißtrauen, aber es wäre nicht das erste Mal das jemand sich als ihre Schwester ausgibt!", erklärte der Mann.
 

"Ich weiß, aber dieses Mal ist es anders! Sie ist nicht zu mir gekommen und sie kann ihre Verbindung zu meiner Familie beweisen!", stellte Theo klar. Er gab dem Anwalt einen Stapel Papiere. Theo hatte einige Gefälligkeiten eingetauscht um sie zu bekommen. Der Anwalt wollte sie kurz prüfen und bat sie in sein Büro. Jessy fühlte sich unwohl. Theo griff ihre Hand und nickte aufmunternd. Noch immer hatte sie keine Ahnung was sie hier sollte. Über eine Stunde las der Mann die Papiere durch.
 

"Sie haben Recht, Herr van Fallada! Wie es aussieht hat ihre Mutter, Lady Fiona van Fallada, vor etwa 15 Jahren eine andere Identität angenommen und diese junge Dame ist ihre Tochter, also ihre Schwester!", verkündete er. Jessy hob die Hand: "Äh entschuldigen sie! Aber ich habe keinen Schimmer, was das hier eigentlich werden soll! Wäre jemand so freundlich mich mal Aufzuklären!" Der Mann lächelte nachsichtig: "Nun meine liebe Lady van Fallada, es geht um nicht mehr und nicht weniger, das sie ihr Erbe erhalten!"
 

Jessy runzelte die Stirn: "Erbe? Welches Erbe?" "Das Erbe das ihr Vater ihnen, ihrem Bruder und wäre sie noch am Leben gewesen ihrer Frau Mutter hinterlassen hat!", erklärte der Anwalt. Jessy war baff. Der Anwalt rückte seine Brille zurecht und begann zu lesen: "Ihr werter Herr Vater hat verfügt, das sein gesamtes Vermögen an seine nächsten Angehörigen zu gleichen Teilen verteilt wird! Da ihre Frau Mutter bedauerlicher Weise verstorben ist, bedeutet es, das sie beide je die Hälfte bekommen! Zudem dem Geld was sie bekommen, gäbe es noch einiges an Schmuck und anderen Wertgegenständen! Es gehört auch ein nicht unbeträchtlicher Grundbesitz und natürlich das Familienanwesen dazu, das wird aber alles derzeit von einer Organisation in Besitz genommen, die behauptet der Eigentümer zu sein!"
 

"Die Gilde!", raunte Theo seiner Schwester zu. "Sie haben sich nach Vaters Tod alles unter den Nagel gerissen was sie kriegen konnten! Zum Glück ahnte Vater was geschehen könnte und hat das Vermögen sicher verwahrt!" Jessy nickte nur und lauschte weiter. "Aber auch die Geldmittel ergeben eine imposante Summe! Bisher konnte ihr Bruder nur auf die Zinsen des Vermögens zugreifen, da er erst sie und Ihre Mutter ausfindig machen wollte! Ich bin sicher sie werden angenehm überrascht sein, Lady van Fallada!", lächelte der Mann und reichte Jessy ein Blatt Papier. Jessy glaubte nicht was sie da las. "Das ist doch wohl ein Scherz!", keuchte sie.
 

"Mitnichten, meine Liebe! Sie sind die stolze Besitzerin von 3,8 Millionen Euro!", antwortete der Mann. "Dann können wir das Erbe jetzt in Empfang nehmen?", fragte Theo. "Eine Sache gäbe es da noch!", widersprach der Anwalt. Er öffnete die Schublade und holte ein Kästchen heraus. "Im Testament ihres Vaters steht noch, das dem weiblichen Oberhaupt der Familie diese Kette ausgehändigt wird. Sie steht nur ihr allein zu!", verkündete er. Er gab Jessy das Kästchen und sie öffnete es.
 

Eine goldene Kette mit einem Medaillon lag darin. "Es ist ein Foto des letzten weiblichen Oberhauptes drin, also ihrer Mutter!", sagte der Anwalt. Mit zitternden Händen öffnete Jessy es und stutzte: Das ist aber nicht meine Mutter!" Die Augen des Anwalts verengten sich: "Natürlich ist es das!" "Nein, ich kenne diese Frau nicht!", bekräftigte Jessy. "Dann sind sie eine Betrügerin!", rief er. Jessy war aufgesprungen: "Ich weiß nicht was sie hier spielen, aber es reicht mir! Wer auch immer diese Frau ist, sie ist nicht meine Mutter!"
 

Theo hatte das Medaillon genommen und es sich angesehen: " Es stimmt! Diese Frau ist nicht unsere Mutter!" Der Anwalt lächelte ruhig: "Natürlich nicht! Es ist meine Mutter! Verzeihen sie, das war nur ein letzter Test! Hier ist die richtige Kette!" Er klingelte und ein junger Mann trat ein: "Roland, das ist Lady van Fallada! Sie hätten gerne die Kette!", bat er. Jessy`s Gesicht erstarrte zu einem Eisblock. Kaum hatte der Mann die Tür geöffnet hatten sich ihr die Nackenhaare aufgestellt. Sie mußte sich beherrschen ihn nicht laut anzuzischen.
 

Auch dem Mann war das freundliche lächeln auf dem Gesicht abhanden gekommen. Theo sah die beiden verwundert an: "Was hast du?", flüsterte er seiner Schwester zu. "Nichts!", meinte diese knapp und nahm die Kette. Sie war wunderschön und aus Gold und hatte die Insignien der Familie. Man sah ihr an das sie schon sehr alt war. Der Mann hatte fast fluchtartig das Büro verlassen. Sie unterschrieben die Papiere und verließen das Büro. Beim herausgehen sahen sie das Roland sich aufgeregt mit einer Frau unterhielt. Jessy zeigte ihre spitzen Eckzähne und fauchte sie laut an. Theo zog seine Schwester schnell nach draußen.
 

"Was zum Teufel sollte das werden?", schrie er sie an. Jessy zitterte vor Wut. "Das waren Werwölfe!", knurrte sie. Theo griff refexartig nach seinem Schwert, das er immer verdeckt trug. "Warum hast du das nicht gleich gesagt!", zischte er und wollte wieder hinein gehen. Jessy hielt ihn zurück. "Genau deswegen! Du hättest sie sofort angegriffen! Jetzt sind sie bestimmt schon getürmt! Ich habe sie wissen lassen, das ich sie erkannt habe und mich nicht fürchte!"
 

"Verdammt ich kenne Roland schon seit zwei Jahren! Er war mit der Suche nach dir und Mutter beauftragt!", preßte Theo seine Wut hervor. "Jetzt weiß er wo er mich findet und was ich bin!", sagte Jessy. "Wir müssen sofort nach Hause!", stellte Theo klar und zog Jessy hinter sich her. Daheim überbrachten sie die schlechten Neuigkeiten.
 

"Das hört sich nicht gut an, Jessy!", meinte der Vater. "Die werden euch jetzt mit allem jagen was sie haben!", stimmte die Mutter zu. "Dann gehen wir besser, bevor ihr in Gefahr geratet!", erwiderte Theo. "Nein! Jessy ist meine Tochter, eine Vampirprinzessin und als diese wird sie von allen Vampiren auf der Welt beschützt!", lehnte der Vater ab. "Dann gehe nur ich!", sagte Theo. "Nein, bitte nicht!", flehte Jessy. "Es muß sein! Du bist hier sicherer als bei mir!", entschied Theo.

Erpressung

Erpressung
 

"Nun mal nicht so schnell! Immerhin bist du mein Eigentum!", warf Mia ein. Theo schaute sie verdutzt an. Schnell erklärte Jessy was es damit auf sich hatte. "Das reicht aber nicht, Mia! Du allein kannst ihn nicht beschützen! Das könnte nur unsere Gemeinschaft!", seufzte der Vater. "Ich geh packen!", beschloß Theo und wandte sich um. "Warte, Theodore!", befahl der Vater. Er sah seine Frau an und die nickte. "Wir werden heute Nacht eine Versammlung einberufen und beraten! Vielleicht kommen wir so zu einer Lösung! Bleib wenigstens noch so lange!", eröffnete er.
 

Jessy war nervös. Das war das erste Mal das sie bei einer Versammlung dabei war. Sie saß links neben der Mutter. Mia saß, als Kronprinzessin, rechts neben dem Vater. Theo war mitgekommen mußte aber draußen warten. Der Herrscher gab die aktuellen Neuigkeiten über die Werwolfbedrohung bekannt. Dann machte er einen Vorschlag der für Wirbel sorgte. Er bat um die Zustimmung der Versammlung, Theo als ersten und einzigen Menschen in ihre Rasse aufzunehmen.
 

Gerald Lukas van Fallada war allen von ihnen ein Begriff. Sie waren ihm dankbar, das sie seit 25 Jahren in Frieden leben konnten. Aber sollte man deswegen aus Dankbarkeit seinen Sohn aufnehmen. Seit 6000 Jahren war es Gesetz, das kein Mensch in ihre Mitte durfte und eingeweiht wurde. Mia`s Urgroßvater hatte das selber so festgelegt. "Die Zeiten ändern sich!", hatte der Herrscher auf diesen Einwand geantwortet. Nach langen beraten hatte Jessy um das Wort gebeten: "Ich bin noch nicht lange ein Mitglied dieses Volkes, aber Theodore ist mein leiblicher Bruder! Ich werde ihn nicht im Stich lassen! Wenn er nicht bleiben darf, dann gehe ich auch!"
 

"Und ich auch!", rief Mia dazwischen. Die Vampire keuchten vor entsetzen. Die Eltern sagten nichts dazu. Mit dieser Reaktion hatten sie gerechnet. Es wurde abgestimmt und beschlossen, das der Mensch ihren Schutz bekam. Theo wurde herein gerufen. Etwas unsicher trat er vor die Herrscherfamilie. "Theodore Emil van Fallada, die Versammlung der Vampire hat beschlossen das du unserem Volk, als erster Mensch beitreten darfst! Du stehst damit unter seinem Schutz!
 

Aber du hast die gleichen Pflichten das Volk zu schützen, wie alle anderen auch! Du hast dich unseren Regeln und Gesetzen zu unterwerfen! Bist du dazu breit?", fragte der Herrscher. Theos Kehle wurde ganz trocken. Damit hatte er nicht gerechnet. Er blickte zu Jessy, die ihm zunickte. "Das bin ich!", antwortete er. "Dann nehme ich dich hiermit in mein Volk auf! Wie es Brauch ist erhältst du einen neuen Vampirnamen! In unserer Welt heißt du nun Jasker! Denk daran das du ihn nur Vampiren offenbaren darfst! Als der Bruder von Sarkirna und Sohn des großen Gerald van Fallada, nehme ich dich zudem in meine Familie auf!", gab der Herrscher bekannt.
 

Theo stand etwas verwirrt da und sagte nur: "Danke!" Die Versammlung wurde aufgelöst und seine neue Familie kam zu ihm. "Meinen Glückwunsch, Jasker! Du bist der erste der das geschafft hat!", gratulierte der Vater. "Sarkirna und Gerlissa haben sich sehr für dich eingesetzt!", sagte die Mutter lächelnd. "Was sagst du nun, Sarkirna? Nun habe ich auch einen Bruder!", grinste Mia. "Wir haben doch schon immer alles geteilt, Gerlissa! Warum nicht auch meinen Bruder?", feixte Jessy.
 

Durch die Namensumstellung war Theo nun völlig verwirrt. Seine Schwestern lachten ihn aus und meinten, das er sie lieber wie sonst ansprechen sollte. Schon am nächsten Tag zog der ernst des Lebens wieder bei ihnen ein. Theo hatte verkündet, das er Roland suchen wollte. Der würde ihn zu Velon führen! Jessy hatte über die Zeit, seit ihr Leben so aus dem Gleis geworfen worden war, nachgedacht. "Ich glaube das alles geschieht nur wegen mir!", sagte sie. Ihre Familie sah sie an.
 

"Zuerst brennt unser altes Haus ab, dann wird das Waisenhaus überfallen und kurz darauf wird hier eingebrochen und alles verwüstet! Ich glaube die Werwölfe waren immer hinter mir her! Ich hatte nur Glück, das ich kurz vorher immer woanders hingegangen bin!", erklärte sie. "Das würde auch erklären, warum so plötzlich, so viele Werwölfe in der Stadt aufgetaucht sind! Genau in dem Augenblick wo ich angreifbar wurde!" "Das wäre möglich, Sarkirna!", grübelte der Vater. "Das würde auch erklären, warum sie nicht mehr gekommen sind, als du ein Vampir wurdest! Deine Aura hat sich verändert! Sie können dich nicht mehr spüren!"
 

"Sie sind wohl davon ausgegangen, das du den letzten Angriff nicht überlebt hast!", vermutete Mia. "Typisch voreilige Werwölfe! Schwingen große Reden, aber bringen nichts richtig zu Ende!", brummte Theo. "Also in diesem Fall habe ich nichts dagegen!", meinte Jessy beleidigt. "So hab ich das auch nicht gemeint! Ich will nur wissen, warum sie ausgerechnet hinter dir her sind!", sagte Theo. "Sie werden wahrscheinlich darauf aus sein die letzten Falladas auszulöschen!", spekulierte die Mutter.
 

"Glaub ich nicht! Sie wissen seit zwei Jahren wo sie mich finden können. Roland wird es ihnen berichtet haben, aber sie sind nie auf mich losgegangen! Es wurde angenommen, das ich der letzte der Familie war und meine Suche nach Jessy nur ein Wunschgedanke!", widersprach Theo. "Oder sie wußten das Jessy noch lebte und hofften das du sie zu ihr führen würdest!", meinte der Vater. Theo begann durch den Raum zu wandern. "Möglich, aber warum haben sie sich nicht gerührt als sie dachten sie hätten sie erwischt? Nein da steckt noch was anderes dahinter!", war sich Theo sicher.
 

"Du bist ein ausgebildeter Kämpfer! Vielleicht hatten sie Angst sich mit dir anzulegen!", überlegte Jessy. "So gut bin ich auch nicht! Vater war der beste, den die Gilde je hatte und ihn haben sie erledigt!", schüttelte Theo den Kopf. "Das Blut der Falladas ist sehr mächtig! Nur dadurch hat Sarkirna die Verwandlung zum echten Vampir überhaupt überstanden! Möglich das die Werwölfe das wußten und nicht wollten, das sie es an die nächste Generation weitergibt!", sagte der Vater. "Das wäre auch bei einem Kind von mir so! Aber was wäre wenn....", begann Theo und schauderte plötzlich.
 

"Was wäre wenn... was?", hakte Jessy nach. "Wenn sie dich lebend gefangen nehmen wollten? Wenn sie vorhatten das Blut unserer Familie in ihr eigenes einfließen zu lassen?", grübelte Theo. "Als Mutter einer neuen und mächtigeren Werwolfgeneration?", führte der Vater den Gedanken fort. "Die wollten mich als lebenden Brutkasten?", kreischte Jessy. "Sie wollten einen Werwolf aus ihr machen!"; keuchte Mia. "Das würde zu Velon passen! Die Tochter des Mannes der uns den Frieden brachte für unsere Vernichtung einzusetzen!", zischte der Vater wütend.
 

"Nur eine Frage! Sie wußten schon wo Theo war! Warum haben sie ihn nicht dafür geholt?", fragte Mia. "Jasker würde sein mächtiges Blut nur an männliche Werwölfe weitergeben, aber Sarkirna hätte es aber auch an die weiblichen vererbt! So wäre das Blut schnell in die folgenden Generationen eingeflossen!", erklärte der Vater. "Wir müssen sie aufhalten! Sie sind zu weit gegangen! Dafür werde ich sie vernichten!", schrie Theo und schlug mit der Faust gegen die Wand. Etwas Putz bröckelte von der getroffenen Stelle ab.
 

"Beruhige dich Jasker! Mit blinder Wut wirst du gar nichts erreichen! Damit rechnen sie! Sie werden ihre Strafe erhalten, das verspreche ich dir, aber zuerst mußt du noch viel stärker werden!", redete der Vater auf ihn ein. "Dann laß uns gleich damit anfangen!", knurrte der Junge und rannte aus dem Raum. "Ich denke das wird wohl das beste sein!", stimmte der Vater zu und folgte ihm.
 

Jessy ging auf ihr Zimmer und grübelte. Mia kam hoch um sie zum Mittag abzuholen. "Ich hab keinen Hunger!", brummte sie. "Was hast du?", wollte ihre Freundin wissen und setzte sich zu ihr. "Ich glaube es wäre besser gewesen, wenn ich beim Sprung von der Brücke gestorben wäre!", sagte sie offen heraus. Mia schnappte nach Luft: "Sag mal spinnst du jetzt völlig?" Jessy sah sie müde an: "So viele müssen leiden, weil ich gejagt werde! So viele sind gestorben weil ich lebe! Und viele sind in Gefahr, weil ich bleibe!"
 

"Wie kommst du auf so einen Käse?", meinte Mia verständnislos. "Im Waisenhaus wurden alle getötet, weil ich dort war! Ihr seid in Gefahr, weil ich hier lebe! Igor ist tot, weil er mich beschützen wollte! Und was ist mit Anny und den anderen die ich getötet habe?", zählte Jessy auf. "Nun hör aber auf! Das Waisenhaus wäre auch überfallen worden wenn du tot gewesen wärst! Wir haben schon immer im Streit mit den Werwölfen gelebt und Igor, Anny und die anderen sind jetzt viel glücklicher als sie es als Menschen waren!", entgegnete Mia.
 

Die Tür öffnete sich und die Mutter steckte den Kopf ins Zimmer: "Kommt ihr wenigstens Essen! Die werten Herren wollen ihr Training nicht dafür unterbrechen!" "Wir haben keinen Hunger!", log Mia schnell. Die Mutter sah sie durchdringend an. "AH, so ist das! Mia hat recht mit dem was sie gesagt hat! Es ist nicht deine Schuld und dein Tod würde nichts ändern!", sagte die Mutter nachdem sie die Gedanken der beiden gelesen hatte. Sie kam rein und setzte sich zu den beiden.
 

"Ich bin sicher das du noch nicht sterben solltest, Jessy!", meinte sie sanft. Sie hatte schon lange gemerkt das sie leichter Zugang zu ihr fand, wenn sie ihren menschlichen Namen benutzte. "Du hast noch viele Aufgaben zu erfüllen! Das ist dein Schicksal und du mußt es nicht allein durchstehen! Wir alle stehen an deiner Seite! Und nun Kopf hoch und denk an was positives!" "Jessy und Mia sahen sie ratlos an: "An was denn?", fragten die beiden wie aus einem Mund.
 

Die Mutter lachte: "Wenn die Männer schon keine Zeit haben, wie wäre es mit einem richtigen Frauentag! Nur wir Mädels machen die Stadt unsicher!" Die Mädchen glucksten. "Du meinst wohl das die Mutter mit ihren Töchtern shoppen geht!"; grinste Mia. "Nein! Eigentlich dachte ich das drei Freundinnen losziehen um Fun zu haben!", widersprach die Mutter. Die beiden Mädchen sahen wie die Mutter immer jünger wurde und schließlich aussah als hätte sie ihr Alter.
 

"Cool!", rief Mia begeistert. "Wo wollen wir hin?", fragte das junge Mädchen. "Äh, wie wäre es wenn du dir erst mal entsprechend freche Klamotten anziehst! So siehst du aus als wollest du zum Gottesdienst, Mutter!", feixte Mia. "Man, nenn mich nicht Mutter! Ich bin Irene! Dann laßt uns mal euren Schrank durchwühlen!", meinte sie lässig. Jessy bekam den Mund nicht mehr zu. Nach einer halben Stunde waren die drei unterwegs.
 

Es stellte sich heraus, das Irene sehr glaubhaft einen Teenager spielen konnte. Mia und Jessy kamen fast nicht mehr aus dem Lachen heraus als ihre Mutter mit ein paar Halbstarken flirtete. "Was wird wohl Vater dazu sagen?", flüsterte Mia. "Meinst du der hat das noch nie gemacht!", erwiderte Irene grinsend. Dann waren sie Stundenlang damit beschäftigt Klamotten und Schuhe anzuprobieren und Parfüm und Schmuck zu testen. Schließlich verschlug es sie in eine Spielhalle, wo Irene großen Gefallen an den Videospielen gefunden hatte. Erst sehr spät am Abend kam sie wieder nach Hause.
 

"Und haben die Damen ihren Spaß gehabt?", fragte der Vater neckisch, als er seine verjüngte Frau sah. "Aber Logo! Das hat richtig geschockt!", grinste sie und gab ihn einen langen Kuß. Mia und Jessy brachen in schallendes Gelächter aus. Theo hatte sich umgezogen und kam in den Raum. "Wer ist das denn?", fragte er und deutete auf Irene. Die anderen prusteten vor lachen, als Irene auf ihn zuging. "Na was habe wir denn da für ein Schnuckelchen!", säuselte sie ihm zu. Theo wurde bleich und wich etwas zurück.
 

Irene lächelte und streichelte ihn das Haar. " Hast du schon eine Freundin, Süßer?", fragte sie unschuldig. "Äh,.. ja... nein... also!", stotterte Theo. Mia uns Jessy lagen jetzt am Boden vor lachen. Irene grinste und gab ihm einen Kuß. Theo wurde puterrot im Gesicht. "Willst du mir vielleicht meine Ehefrau ausspannen?", fragte der Vater amüsiert. "Was?", schrie Theo entsetzt. Nun lachten sie alle und die Mutter nahm ihr vorheriges Alter wieder an.
 

"Da konnte ich einfach nicht widerstehen!", gluckste sie. Theo war sprachlos und schaute alle entgeistert an. "Keine Angst, das war nicht ernst gemeint!", schmunzelte der Vater. "Wie du siehst haben wir auch Humor!", feixte die Mutter und zwinkerte Theo zu. Es dauerte eine Weile bis er sich von dem Schock erholt hatte. "Ich zieh mich besser um! Eure Sachen sind mir jetzt doch ein bißchen eng!", sagte die Mutter und verschwand.
 

"Ich hoffe du nimmst uns das nicht übel, aber in diesen ernsten Zeiten, kann ein wenig Frohsinn niemals schaden!", erklärte der Vater. "Aber warum auf meine Kosten?", brummte Theo. "Sei nicht so ein Griesgram!", neckte ihn Jessy. "Warnt mich das nächste mal wenigstens vor!", erwiderte er. "Vielleicht mach ich mich ja als 30 jährige getarnt das nächste mal an dich ran!", grinste Mia. "Was sollte ich denn mit einer Rentnerin anfangen!", gab Theo zurück. Jessy entging nicht, das er wieder leicht rot wurde.
 

Wieder verging eine ganze Weile. Theo wurde unter der Führung des Vaters ein immer besserer Kämpfer. Jessy war der Meinung das ihr Bruder besessen sei von Training, da er sich nur selten mit ihr traf. Theo hatte andere sorgen. Er wollte so gerne mit Jessy und vor allem Mia zusammen sein, aber er durfte sich nicht ablenken lassen. Erst wenn er Velon erledigt und überlebt hatte, durfte er andere an sich heran lassen. Schwierig war das nur vor der Mutter geheim zuhalten. Ihre Fähigkeit Gedanken zu lesen, brachte Theo in eine Zwickmühle.
 

So trainierte er auch wie er seine Gedanken verschleiern konnte. Das war wesentlich schwerer als er gedacht hatte, aber die Konzentrationsfähigkeit die er sich dadurch aneignete, machte ihn zu einem noch besseren Kämpfer. Wehmütig sah er den anderen nach, als diese wieder einmal in einer Vollmondnacht zur Jagt aufbrachen. Ihm gefiel es einfach nicht, das seine Schwester das machen mußte, aber er akzeptierte es. Wenn das der Preis war, das sie wieder zusammen waren, bezahlte er ihn.
 

Alle hatten ihn gesagt, das er in Vollmondnächten lieber im Haus bleiben sollte, aber da hatte Theo keine Lust zu. Vollmond hieß das auch die Werwölfe aktiv waren. Er schnappte sich sein Schwert und zog los. "Sieh an, der kleine Hitzkopf Fallada! Ich hätte wetten können, das dich die Kreaturen der Nacht längst erledigt haben!", sagte jemand hinter ihn. Theo hatte längst bemerkt das sich jemand angeschlichen hatte. Er drehte sich langsam mit verächtlicher Mine um.
 

"Hargott Fennis! Ich habe gedacht, das du an deinem Ego erstickt bist!", zischte er. "Du solltest deinem Lehrmeister etwas mehr Respekt entgegenbringen, junger Mann!", meinte dieser warnend. "Du bist nicht mehr mein Lehrmeister Fennis! Ich habe mit dir nichts mehr zu tun!", erwiderte Theo barsch. "Ich bin dein Lehrmeister! Und ich bin dein Vorgesetzter in der Gilde! Ich bin die Gilde!", widersprach der Mann. "Falls es dir entgangen sein sollte, ich gehöre schon lange nicht mehr zur Gilde!", antwortet Theo.
 

Fennis lachte kalt: "Glaubst du wirklich, das die Gilde dich gehen läßt? Du gehörst der Gilde! Du bist durch dein Blut ihnen bis zu deinem Tod verpflichtet! Ich bin hier um dir deinen nächsten Auftrag zu überbringen, Theodore Emil van Fallada!" "Ich gehöre niemanden! Ich bin kein Sklave!", schrie ihn Theo an. "Und ich nehme keine Aufträge der Gilde mehr an!" "Oh, das sehen wir anders! Wo du doch grade deine kleine Schwester wiedergefunden hast!", kicherte Fennis.
 

Theo zog die Augenbrauen zusammen. "Woher wißt ihr das?", fragte er mißtrauisch. "Wir wissen alles! Auch das sie ein Vampir geworden ist! Wäre doch schade wenn sie einer Säuberungsaktion der Gilde zum Opfer fallen würde!", meinte der Mann kalt. "Das würdet ihr nicht wagen!", knurrte Theo. "Wir könnten uns besser vorsehen, wenn du uns einen Gefallen tust!", sagte der Mann unschuldig. Theo atmete schwer vor Zorn: "Was wollt ihr von mir?"
 

Fennis grinste: "Nicht viel! Du sollst nur den Herrscher der Vampire beseitigen, bei dem du zur Zeit lebst! Töte ihn und deine Schwester ist in Sicherheit!" Theo taumelte zurück, als hätte man ihn geschlagen. "Das ist nicht dein ernst! Bist du verrückt geworden? Es gibt einen Friedensvertrag zwischen der Gilde und den Vampiren! Das würde unweigerlich Krieg bedeuten!", keuchte er. "Tu was man dir befohlen hat! Bring den Bastard um. Du hast eine Woche Zeit dafür, oder deine Schwester ist ein Häuflein Staub!", drohte Fennis. "Und keine Tricks!" Der Mann drehte sich um und verschwand in der Nacht.
 

Theo blieb allein zurück. Das durfte er nicht tun! Dieser Mann war wie ein Onkel für ihn. Er war der beste Freund seines Vaters gewesen. Er hatte Jessy bei sich aufgenommen und ihr Schutz gegeben. Er konnte diesen Mann doch nicht einfach verraten. Aber was würde aus Jessy werden? Er wollte nicht, das sie ihr Leben verlor. Er konnte aber den Herrscher nicht warnen, denn dann würde es auch Krieg geben. Was Theo auch tat, er würde sich für den Rest seines Lebens hassen.
 

Am nächsten Tag war Theo unglaublich gereizt. Er hatte sich schon beim Frühstück mit Jessy und Mia heftig gestritten. Beim Training war er ungewohnt aggressiv. Mehr als einmal dachte er darüber nach, wenn er jetzt eine unglückliche Bewegung machte und dem Vampir sein Schwert ins Herz stieß, konnte er es als Unfall hinstellen. Wenn er seinen Geist verschlossen hielt, dann würde es niemand bemerken. Am Ende der Stunde war er wütend auf sich selbst. Warum hatte er sich so in die Enge treiben lassen.
 

Drei Tage später klingelte das Telefon. Die Mutter war dran gewesen und hatte Theo gerufen. "Deine Zeit ist schon zur Hälfte herum! Ist dir deine Schwester denn so wenig wert?", fragte Fennis am anderen Ende. "Fahr zur Hölle!", sagte Theo und knallte den Hörer auf. Am letzten Tag der Frist hielt es Theo kaum noch aus. Er mußte etwas tun, doch nur was? Das Training war eine Tortour für ihn. Plötzlich bot sich eine Gelegenheit. Die Deckung des Vampirs war vernachlässigt worden. Ein Schritt nach vorne, ein kräftiger Stoß und alles wäre vorbei.

Neue Nachtlager

Neue Nachtlager
 

Theo zuckte kurz und warf sein Schwert in die Ecke. Er hatte es vermasselt. Wegen ihn würde nun seine Schwester den Tod finden. "Du kannst es nicht, oder?", fragte der Vater, als er das Schwert aufhob. Theo sah ihn entgeistert an. "Du kannst mich nicht ohne Grund töten! Du bist wie dein Vater! Ein Ehrenmann und kein feiger Mörder!", sagte der Vater sachlich. "Du wußtest es?", schluckte Theo. "Das die Gilde mich töten will? Das ist schon seit dem Tod deines Vaters kein Geheimnis mehr für mich! Aber das sie nun schon seinen Sohn erpressen und damit drohen seine Tochter umzubringen ist neu!", meinte der Vampir.
 

"Wie hast du es herausbekommen?", wollte Theo niedergeschlagen wissen. "Auch wenn du deine Gedanken für kurze Zeit verstecken kannst, kommen sie doch ans Licht! Irene hat es mir vor drei Tagen gesagt! Als du am Telefon warst ist deine Blockade kurz zusammengebrochen, als du aufgebracht warst und da hat sie es erfahren! Wir sind dir nicht böse! Es geht um deine Schwester, daher habe ich dich getestet! Hättest du eben versucht mich zu töten hätte ich mich gewehrt und du wärst jetzt tot!", gestand der Vater.
 

"Ich weiß einfach nicht mehr was ich machen soll! Ich will nicht das Jessy etwas zustößt, aber vor der ganzen Gilde kann ich sie nicht beschützen! Sie ist zu mächtig!", weinte Theo. Er war am Ende und die Gefühle die er unterdrückt hatte mußten einfach raus. "Sorge dich nicht! Wir werden noch heute alle an einen sicheren Ort gehen!", versprach der Vater. "Und du kommst mit uns!" "Ich bin ein Risiko!", wandte Theo ein. "Du gehörst zu meiner Familie! Wir lassen niemanden zurück!", widersprach der Vater.
 

Schnell wurden alle zusammen gerufen. Der Vater verkündete allen, das sie schnellstens aufbrechen mußten, da es hier nicht mehr sicher war. Er verschwieg den Mädchen, das Theo erpreßt worden war, ihn zu töten. Er und seine Frau vertrauten Theo bedingungslos. Beim Einbruch der standen sie bereit. Da Theo nicht selber fliegen konnte, wurde er von Mia und Jessy getragen. Die Eltern nahem das nötige Gepäck. Lautlos erhoben sich die fünf in den Nachthimmel. Darky und Anny folgten ihnen.
 

Sie waren sehr lange geflogen. Die ganze Nacht durch. Schnell hatten sie die Stadt und sehr bald die Landesgrenze hinter sich gelassen. Langsam ging die Sonne hinter den Bergen die in der Ferne zu erkennen waren auf. Unter ihnen lag eine einsame Landschaft. Es waren nur hier und da einige Häuser zu sehen. Sie steuerten die Berge an und gingen tiefer um nicht so schnell entdeckt zu werden. Auch wenn es hier kaum Menschen gab, so hieß das nicht, das keine Gefahr lauerte. Die Sonne stand schon in ganzer Pracht am Himmel, als ein Schloß in Sicht kam. Die Eltern steuerten genau darauf zu.
 

Mia und Jessy waren ziemlich am Ende, als sie endlich im Schloßhof landeten. "Willkommen in unseren Heimatschloß!", sagte der Vater. "Heimatschloß?", fragten Mia und Jessy. "Dieser Ort ist seit ewigen Zeiten, der Stammsitz der Vampire! Hier haben schon unsere Vorfahren geherrscht!", erklärte die Mutter. "Diese Mauern sind von sehr mächtigen Bannen und Zaubern geschützt! Kein Mensch und kein Werwolf kann diese Mauern eindringen, geschweige denn das Schloß überhaupt wahrnehmen!", fügte der Vater hinzu.
 

Theo räusperte sich: "Ähm, ich bin aber ein Mensch!" Die Eltern lächelten. "Aber du gehörst zum Clan der Vampire! Das macht dich immun gegen den Zauber, solange du treu zu uns stehst!", erwiderte der Vater. "Laßt uns hinein gehen und uns ausruhen! Ihr müßt völlig erschöpft sein!", meinte die Mutter. "Bevor wir hinein gehen, muß ich euch noch was sagen! Die Einrichtung ist hier sehr.... traditionell!", warnte der Vater. Die Mädchen schauten ihn fragend an, doch er fügte dem nichts hinzu.
 

"Theo, du kannst in diesem Raum schlafen!", wies ihn die Mutter an. Es war ein schöner großer Raum in dem ein gemütliches Bett stand. "Das ist das Gästezimmer!", erklärte sie mit einem lächeln. "Und wo schlafen wir?", wollte Mia wissen und gähnte. Die Eltern führten sie in den Keller. Sie öffnete die Tür und Mia riß die Augen auf: "Das ist jetzt nicht euer Ernst!" In einem stilvoll eingerichteten Raum stand ein Sarg. "Ich sagte doch es ist sehr traditionell eingerichtet!", schmunzelte der Vater. "Dein Raum ist eine Tür weiter Sarkirna und wir wohnen am Ende des Ganges!", meinte die Mutter.
 

"Wir sollen in Särgen schlafen?", fragte Jessy ungläubig. "Das haben Vampire schon seit Jahrtausenden getan! Ihr werdet merken, das es starke Wirkung auf euch haben wird!", versprach der Vater. "Ich schlafe nicht in einem Sarg!", stellte Mia klar. "Dann mußt du wohl auf dem Boden schlafen!", antwortete die Mutter. "Warum darf Theo in einem Bett schlafen?", maulte Mia. "Weil er ein Mensch ist! Und jetzt geht schlafen!", beendete der Vater das Gespräch.
 

Jessy ging in ihr Zimmer. Es war genauso schön eingerichtet wie das von Mia, nur der Sarg störte sie. Nun stand sie vor der Wahl, entweder auf dem harten Boden oder im Sarg schlafen. Sie war so furchtbar müde. Sie öffnete den Sargdeckel um ihn sich mal von innen anzuschauen. Die Polsterung aus weichen Samt, sah gar nicht so übel aus. Sie setzte sich Probeweise hinein. "Ist ja richtig bequem!", wunderte sie sich. Sie legte sich hin und kuschelte sich ein wenig hin und her. Mit einem Mal schlug der Deckel von selber zu und Dunkelheit umgab sie.
 

Jessy wollte panisch versuchen den Deckel zu öffnen, aber sofort überkam sie eine ungewohnte Ruhe und Müdigkeit. Im nächsten Augenblick war sie fest eingeschlafen. Als sie erwachte fühlte sie sich besser erholt als je zuvor in ihren Leben. Sie hatte das Gefühl sie könnte Bäume ausreißen. Sie stellte sich grade die Frage wie sie nun den Deckel aufbekam, als dieser wie von Geisterhand aufsprang. Munter schwang sie sich aus der Totenkiste. Sie warf ein Blick in den Spiegel und sah das sie im Schlaf ihre Vampirform angenommen hatte.
 

Ihr war noch nie aufgefallen, das sie sogar ganz hübsch als Blutsauger aussah. Sie fühlte sich richtig wohl in dieser Form. Sie öffnete ihren Kleiderschrank und entdeckte dort eine Menge schwarze Kleider und Umhänge. Das war genau das wonach ihr der Sinn stand. Sie holte sich ein elegantes Kleid heraus und zog es sich an. Nun sah sie wirklich aus wie eine Vampirprinzessin. Es fehlte nur noch etwas um das Bild abzurunden. Sie ließ ihre Flügel wachsen. "Perfekt!", dachte sie. Im gleichen Moment kam Anny angeflogen und setzte sich auf ihre Herrin.
 

"So vampirisch habe ich mich noch nie gefühlt! So möchte ich immer bleiben!", dachte sie begeistert. Es war seltsam, aber obwohl noch kein Vollmond war, hatte sie das Bedürfnis auf die Jagd zu gehen. Sie hatte verlangen nach frischen Blut! Moment, einen Stock höher lag doch ein Mensch in seinem Bett! Sie mußte gar nicht jagen, sie konnte es sich einfach holen! Ein dämonisches Grinsen trat auf Jessy`s Gesicht. Sie ging zur Tür um ihr Verlangen zu stillen.
 

Es war als hätte sie ein elektrischer Schlag getroffen, als sie den Türknauf anfaßte. "Oh mein Gott! Was denke ich da eigentlich! Ich kann doch nicht Theo aussaugen!", dachte sie schockiert. Sie sah erneut in den Spiegel und bekam Angst! Was hätte sie da beinahe nur getan? Sie nahm wieder menschliche Gestalt an und atmete tief durch. Das durfte nie wieder passieren! Niemals würde sie Theo anrühren! Jessy öffnete die Tür und ging nach oben. Sie war wohl die Erste die wach war, denn alle anderen waren nicht zu sehen.
 

Draußen war bereits die Sonne wieder untergegangen. Der Mond ging auf und schien auf ihren Bruder. Leise setzte Jessy sich an sein Bett. Er sah so friedlich aus wie er da lag. Sie bemerkte das ihr Blutdurst wieder völlig verschwunden war. Das erleichterte sie ungemein. Sie streckte ihre Hand aus und strich ihn übers Gesicht. "Was ist denn?", brummte Theo verschlafen. Seine Schwester lächelte nur. Theo machte die Augen auf. "Jessy? Ist was passiert?", wollte er wissen.
 

"Nein! Ich habe nur grade gedacht wie niedlich du bist, wenn du schläfst!", meinte sie. "Wenn ich so niedlich bin, warum läßt du mich dann nicht weiter schlafen?", maulte ihr Bruder. "Ich war in Sorge um dich!", gestand sie. "Warum das denn?", fragte Theo mürrisch. "Ein böser Traum!", log sie. Theo schaute sie an und grinste schief: "Mach dir keine Sorgen! Mir geht es gut!" Jessy legte sich aufs Bett und lehnte ihren Kopf an seinen: "Ich hab trotzdem Angst um dich!" "Lieb von dir!", erwiderte Theo müde. Sie lagen schweigend nebeneinander. Jessy hörte wie ihr Bruder immer langsamer und gleichmäßiger atmete.
 

Jessy lag einfach nur da und hörte den ruhigen Atem ihres Bruders zu. Es war so beruhigend zu wissen das er in Ordnung war. Nach einer ganzen Weile hörte sie, wie jemand die Treppe hochkam. "Jessy? Was machst du da?", wollte Mia wissen. Jessy schwang sich vom Bett herunter: "Ich wollte nur wissen ob es Theo gut geht!", sagte sie. "Wie hast du geschlafen?", fragte Mia vorsichtig. "Eigentlich sehr gut!", gab Jessy zu.
 

"Hattest du vielleicht ein komisches Erlebnis?", wollte Mia wissen. Jessy horchte auf. "Naja, kann man so sagen! Ich habe mich im Schlaf in einen Vampir verwandelt!", erwiderte Jessy. "Ist mich auch passiert, aber da war noch mehr!", fing Mia verlegen an. "Du hast dich mehr den je wie ein Vampir gefühlt! Du hattest das Verlangen auf die Jagd nach frischem Blut zu gehen!", beendete Jessy den Satz. "Nicht nur auf frisches Blut! Auf das von Theo!", gab Mia kleinlaut zu. "Ich wäre fast losgestürmt um es mir zu holen, aber dann bin ich wieder klar im Kopf geworden!"
 

"Mir ist das gleiche passiert! Was ist mit uns geschehen, Mia? Ich hatte noch nie das Bedürfnis meinen Bruder zu töten!", sagte Jessy bedrückt. "Das liegt daran, weil ihr es noch nicht gewohnt seid im Sarg zu schlafen!", sagte die Mutter. Die Eltern waren leise hinter ihnen aufgetaucht. "Was hat das damit zu tun?", fragte Jessy. "Der Sarg ist wie eine Verstärker! Ein Vampir kann sich in einem Sarg schneller regenerieren und erholen als in einem Bett. Er verstärkt unsere Fähigkeiten, aber auch unsere Instinkte!
 

In einer Woche werdet ihr es nicht einmal mehr merken, das ihr auf die Jagd wollt!", erklärte die Mutter. "Eine Woche? In einer Woche kann Theo tot sein!", japste Jessy. ""Sorge dich nicht, Sarkirna! Er bedeutet euch viel zu viel als das du oder Gerlissa ihn was antun würden! Vampire sind keine Monster! Wir haben Gefühle die uns den Weg weisen! Vertraut mir, das ihr nichts tun werdet was ihr bereuen würdet!", beruhigte sie der Vater.
 

"Ich glaube ich werde lieber nicht mehr im Sarg schlafen!", meinte Jessy. "Du mußt! Jetzt wo du es erst mal getan hast, wirst du dich nie wieder in einem normalen Bett richtig ausschlafen können! Sicher du kannst dich ausruhen, aber nie wieder so erfrischt sein, wie nach einer Nacht in deinem Sarg! Auch würde dir das einschlafen sehr schwer fallen! Es dauert lange bis man sich wieder daran gewöhnt hat!", sagte die Mutter. Die beiden Mädchen hörten das mit Bestürzung. "Nun nehmt euch das nicht so zu Herzen! Ihr habt euch deswegen nicht verändert!", versuchte der Vater sie aufzumuntern.
 

"Wir sollten erst mal was essen! Dann sieht die Welt gleich ganz anders aus!", schlug die Mutter vor. "Sarkirna du solltest Jasker wecken!", sagte der Vater. Jessy nickte und ging zu ihrem Bruder. "Theo! Theo! Aufwachen du Schlaftablette! Frühstück.... äh ich meine Abendessen ist fertig!", raunte sie ihm ins Ohr. Theo brummte: "Ich will nicht in die Schule!" Jessy grinste. Sie sah sich um und fand einen Krug mit Wasser. Sie füllte sich etwas auf die Handfläche und goß es ihm ins Gesicht.
 

Theo sprang auf wie von der Tarantel gestochen. "Was soll der Mist?", fuhr er wütend seine Schwester an. "Anders kriegt man dich ja nicht wach! Komm schon, das Essen ist fertig!", grinste sie. Wild vor sich hin fluchend zog er sich an. Obwohl Jessy nicht wußte wo die Küche war, zeigten ihre Sinne ihr den Weg. Die beiden traten ein und setzten sich zu den anderen an den Tisch. "Gut geschlafen, Jasker?", fragte der Vater. "Geschlafen, ja! Aber auch das wecken hätte ich verzichten können!", murrte er. "Iß erst mal was, dann geht's dir besser!", versprach die Mutter und füllte seinen Teller.
 

"Wir müssen uns hier einrichten! Gerlissa und Sarkirna, ihr solltet auch eure Diener herrufen! Sie werden uns sicher nützlich sein, das Schloß aufzuräumen. Immerhin hat hier seit über 100 Jahren niemand mehr gewohnt!", meinte der Vater. "Warum eigentlich nicht?", wollte Mia wissen. "Zuwenig Beute! Man mußte immer endlos lange Wege fliegen um an Nahrung zu kommen! Die paar Häuser die ihr gesehen habe, gab es damals noch nicht!", erklärte die Mutter. "Euer Großvater hat deshalb immer einen sehr großen Vorrat an Menschen unten in den Kerkergewölben gehalten! Nicht selten ein ganzes Dorf! Wenn man Hunger hatte, dann holte man sich einfach einen! Eine sehr praktische Sache! Aber es war immer ein ungeheurer Aufwand sie zu fangen und hier her zu bringen!", fügte der Vater hinzu.
 

"Ihr habt Menschen wie Vieh im Käfig gehalten?", schrie Jessy entsetzt auf und ließ ihre Gabel fallen. Gut ihr hatte es auch nichts ausgemacht, das bei ihrer Weihe ein paar Menschen im Käfig eingesperrt waren, aber das nur für kurze Zeit. Aber es war doch grausam Hunderte Menschen über Wochen oder Monate in einem dunklen Kerker zusammen zu pferchen und dahin vegetieren zu lassen. "Es waren andere Zeiten damals! Und seit Vater der Herrscher ist wurde das auch nicht mehr gemacht!", beschwichtigte die Mutter.
 

"Trotzdem war das barbarisch! Was ein anständiger Vampir ist, der läßt seine unschuldige Beute nicht lange leiden! Es sei denn sie verdient es!", stellte Mia klar. "Die meisten Vampire sehen in Menschen eben keine intelligente Lebensform! Für sie sind Menschen nur Schlachtvieh!", sagte die Mutter. "Hinzu kommt der Rausch wenn die Zähne das weiche Fleisch des Halses durchbohren und das heiße Blut des Opfers zu fließen beginnt! Dann ist es schwer Mitleid mit dem Opfer zu empfinden! Das sollte man auch nicht! Es ist Nahrung! Man muß sich um sein eigenes Leben sorgen, nicht um das welches es erhält!"
 

Theo ließ laut sein Besteck fallen und stand auf: "Mir ist der Appetit vergangen!", zischte er und verließ die Küche. "Ich fürchte wir sind zu weit gegangen!", meinte die Mutter und lief hinterher. Sie fand Theo draußen im Schloßhof. Er hatte sich auf den Steinbrunnen gesetzt und schaute die Sterne an. "Jasker? Ist alles in Ordnung?", fragte sie und kam langsam näher. "Sicher!", preßte er heraus. "Tut mir leid, wenn wir dich gekränkt haben!", sagte sie. "Gekränkt? Wieso interessiert es dich ob du ein Stück Vieh gekränkt hast? Schmeckt es dann nicht mehr so gut?", fauchte er sie an und drehte sich weg. "Ihr seid doch alle Monster!" Es folgte Stille und mit einem Mal wurde es eiskalt um ihn herum.

Familiensünden und Haustiere

Familiensünden und Haustiere
 

Die Mutter schluckte hart. Dann faßte sie mit eisernen Griff nach Theos Arm und wirbelte ihn zu sich herum. Erschrocken sah er ihr Gesicht. Es zeigte keine Güte und Freundlichkeit mehr, die er dort immer gesehen hatte. Er sah reine , absolute Wut und Haß. "Du weißt doch gar nicht was ein Monster ist! Denkst du wirklich, das du dir ein Urteil über uns erlauben darfst? Für was hältst du dich eigentlich? Ich habe gesehen wozu Monster in der Lage sind! Ich weiß was Monster sind! Menschen sind Monster!", fauchte sie ihn an.
 

Theo wäre aus Angst vor ihr zurück gewichen, aber sie lockerte ihren Griff nicht. Er sah zu wie ihre Zähne wuchsen und die Hände zu Klauen wurden. Theo dachte das sein letztes Stündlein geschlagen hatte. "Hältst du dich und deine Rasse für soviel nobler als uns Vampire? Ich sage dir , das du da in einen großen Irrtum bist! Du stammst sogar von dem Schlimmsten und Grausamsten ab, das mir je begegnet ist! Es ist die Schuld deiner Familie, das aus mir fast wirklich ein Monster geworden wäre!", schrie sie ihn an.
 

Der junge Fallada war blaß geworden. Was sollte das heißen, das seine Familie Monster waren? "Dein Urgroßvater Ignazius van Fallada hat meinen Vater zerstört! Oh er hat ihn nicht einfach umgebracht, er hat ihn gebrochen bis er nur noch ein Schatten seiner Selbst war! Er hat ihm nicht mal einen würdigen Tod gegönnt! Er ist elendig zu Grunde gegangen! Sein Leiden zog sich über Monate hin! Das mein Junge, das zeichnet ein Monster aus!", zischte sie und stieß Theo weit von sich. Sie wandte sich um und verschwand in der Dunkelheit.
 

Theo war hart auf dem Boden gelandet. Er rieb sich die Stelle wo sie ihm festgehalten hatte. Er war erschüttert über diesen Haß der ihm entgegen schlug. Theo fühlte sich mit einem Mal miserabel. Was hatte sein Vorfahre ihrem Vater angetan? Und wieso war sie dadurch fast zum Monster geworden? Die Fragen quälten ihn sehr. Wie konnte jemand, der ihm bisher nur freundlich erschienen war, solchen Haß verbergen. Er mußte es wissen.
 

Theo lief in die Richtung in der die Mutter verschwunden war. Es war nicht einfach einen Vampir in der Dunkelheit zu verfolgen, aber eine Ausbildung als Jäger würde ihm schon helfen. Er passierte das Schloßtor und ging in den nahen Forst. Soweit es möglich war, war es hier noch dunkler. Nicht einmal mehr der Mond erhellte das Umfeld. Theo blieb stehen und lauscht. In der Ferne konnte er ein Schluchzen hören. Er folgte dem Geräusch. Der fand Irene an einen Baum gelehnt weinend vor. Langsam näherte er sich.
 

"Kann ich dir helfen?", fragte er vorsichtig. Die Mutter schaute auf. Sie war so abgelenkt gewesen, das sie ihn nicht bemerkt hatte. "Nein!", schniefte sie. Theo blieb an seinen Platz stehen. "Es tut mir Leid!", stammelte er. Irene lächelte leicht, was er in der Dunkelheit aber nicht sehen konnte. "Ist schon gut! Ich muß mich bei dir entschuldigen! Ich wollte dir keine Angst machen!", erwiderte sie. Theo wollte gehen und sie allein lassen. "Warte! Setz dich zu mir!", bot sie ihm an. Theo zögerte kurz und setzte sich. Sie saßen nur schweigend da bis Theo fragte: "Was ist geschehen?"
 

"Willst du das wirklich wissen? Es ist keine schöne Geschichte!", warnte die Mutter. "Wenn ich es verstehen soll, muß ich es wissen!", sagte Theo. Die Mutter rückte ein Stück an ihn ran und legte ihren Arm um ihn. "Es war vor etwa 120 Jahren! Dein Urgroßvater war der Anführer der Gilde. Es war nicht außergewöhnliches das sie Vampire jagten, aber Ignazius war besessen davon! Mein Vater war ein unkonventioneller Vampir. Anders als die anderen zu dieser Zeit, meinte er das es möglich sei mit den Menschen in Frieden zu leben!
 

Weiß du er war Wissenschaftler! Ja, so was gibt es auch bei uns Vampiren. Er forschte nach einer Möglichkeit, die uns vom Blut der Menschen unabhängig machen sollte. Er war nicht sehr hoch deswegen bei uns angesehen, weil alle meinten das wäre gegen unsere Natur. Aber er ließ sich nicht davon abbringen. Ich weiß noch wie er mir mit strahlenden Augen erzählte wie es einmal sein würde. Das ich in Vampirgestalt durch die Dörfer und Städte laufen könnte ohne das jemand Angst vor mir hätte. Eine Welt in der ich kein Menschenleben mehr nehmen müßte um zu überleben!
 

Ich hörte ihn immer wieder begeistert zu. Er wußte das es bis dahin noch ein sehr langer Weg sein würde. Zuerst mußte er die Angst der Menschen vor uns besiegen. Er ging in ein einsames kleines Dorf und ließ sich dort nieder. Es lebten nur etwa 40 Menschen dort und die fürchteten ihn sehr. Ganz langsam konnte er ihr Vertrauen gewinnen und sie akzeptierten ihn. Ich durfte ihn dort ein paar mal besuchen. Da er nicht wollte das meine Mutter und ich uns einem Risiko aussetzen lebten wir woanders. Er hatte 300 Jahre in dem Dorf gelebt und betrieb dort seine Forschungen.
 

Er hat niemals einen Dorfbewohner verletzt. Das Blut was er benötigte holte er sich aus weit entfernten Städten. Er wurde schließlich der Heiler des Dorfes und war ein Meister im behandeln menschlicher Krankheiten. Seine Forschungen machten große Fortschritte. Er schaffte es 4 Monate ohne Blut zu überleben. Das war noch keinem Vampir gelungen. Etwas über ein Monat ist das Maximum. Dann zog die Pest über das Land. Auch das Dorf wurde nicht verschont, aber mein Vater konnte die Bewohner erfolgreich behandeln.
 

Es sprach sich herum das ein Wunderheiler Kranke behandelte und gesund machte. Von überall kamen die Leute. Die meisten flohen panisch als sie sahen was er war. Dadurch bekam die Gilde und dein Großvater Wind davon und sie stürmten das Dorf und nahmen meinen Vater gefangen. Sie beschuldigten ihn, das er versuchte die Bewohner in Vampire zu verwandeln und zu seiner Armee zu machen. Dein Großvater verkündete das man die armen Seelen nicht mehr retten konnte und er brannte das Dorf nieder. Alle Bewohner kamen um.
 

Wir alle dachten das auch mein Vater getötet worden war, aber wir irrten uns. Vier Jahre später überfielen Vampire das Hauptquartier der Gilde und fanden meinen Vater. Es war ein grausamer Anblick. Sie brachten ihn nach Hause, aber er war ein anderer geworden. Sie hatten ihn gefoltert und mit ihm Experimente gemacht. Er war ein verschrecktes Kind, das Angst hatte vor jedem lauten Geräusch und jeder Bewegung. Er aß kaum was und schlief auf den kalten Boden. Sein Körper war voller Narben, ein Auge geblendet!
 

Aus einem stolzen guten Mann, war ein weinerlicher alter Jammerlappen geworden. Acht Monate lebte er noch. Er weigerte sich Blut zu trinken. In Todesfurcht wand er sich davor. Dann verhungerte er. Ich war so voller Haß und Zorn, das ich sie auslöschen wollte. Ja, ich wollte jeden der Familie Fallada töten. Diese Blutsline sollte ein für alle Mal ausgerottet werden. Blind vor Zorn versuchte ich in die Gilde einzubrechen und Ignazius und seine Familie zu töten, aber ich kam nicht so weit. Ich wurde von vielen Kämpfern überwältigt. Meinen Mann gelang es mich zu retten, bevor sie mir ein Ende setzten.
 

Sie mußten mich festsetzen, damit ich nach meinen erwachen nicht gleich wieder losstürmte. Sie redeten lange auf mich ein. Mein Vater hätte nicht gewollt, das ich aus Rache Menschen töte. Das war nicht sein Vermächtnis! Es dauerte Monate bis ich meine Wut in den Griff bekam, aber ich habe es geschafft!" Theo hatte schweigend gelauscht. Er konnte nicht glauben was er da gehört hatte. Nun schämte er sich für sein Verhalten. "Ich kann verstehen, das du mich verachtest!", flüsterte er. "Nein, ich verachte weder dich noch deine Schwester! Nicht mal deinen Vater! Keiner von euch war geboren als es passierte. Ihr seid daran nicht schuld! Aber Ignazius habe ich nie verziehen!", sagte sie.
 

"Trotzdem ist es eine Schande für die Familie!", meinte er. "Fühle dich deswegen nicht schuldig! Du gehörst jetzt auch zu meiner Familie und ich liebe dich wie einen Sohn, sowie ich Jessy wie eine Tochter liebe!", tröstete ihn die Mutter. "Ich bin nur glücklich, das ich damals meine Rache nicht durchsetzten konnte. Dann gäbe es jetzt keinen Waffenstillstand mit der Gilde und wir hätten euch nie kennengelernt!" Durch das Blätterdach der Bäume drangen die ersten Vorboten des Morgens. "Komm wir sollten zum Schloß zurück gehen!", meinte sie und nahm seine Hand.
 

"Wo wart ihr denn so lange?", fragte Mia besorgt als sie das Schloß wieder betraten. "Wir haben geredet!", meinte die Mutter schlicht. "Die ganze Nacht?", sagte Mia ungläubig. "Es gab viel zu sagen!", lächelte die Mutter. "Wir sollten uns schlafen legen!", mischte sich der Vater ein. Die beiden Eltern sahen sich verstehend an. Das Gespräch sollte zwischen den beiden bleiben. So zogen sie sich wieder in ihre Räume zurück. Mia und Jessy hatten Corinna und Charles gerufen und ihnen befohlen tagsüber sauber zu machen. Theo dachte noch lange über das was er erfahren hatte nach. Wenn das so war, hatte er wirklich kein Recht über sie zu urteilen.
 

"Ich glaube langsam werde ich wirklich ein Wesen der Nacht!", meinte Jessy am nächsten Abend beim aufstehen. "Wir Vampire haben uns schon immer in der Nacht wohler gefühlt, als bei Tage. Sie ist der Schutz in dem wir jagen können!", sagte die Mutter. Sie saßen grade beim Abendessen. "Es ist ein innerer Instinkt, der Vampire tagsüber zu schlafen, der Sarg verstärkt ihn! Aber wir können auch wieder bei Tage leben, wenn euch das lieber ist!", fügte der Vater hinzu.
 

"Also mich stört das nicht!", murmelte Mia mit vollem Mund. "Wie sieht es bei dir aus Theo?" "Soll mir recht sein! Wenn ich Werwölfe jagen will, muß ich das ja auch bei Nacht tun! Es kommt mir also entgegen!", erwiderte er. "Ihr Mädchen werdet ab heute auch mit einem Kampftraining anfangen. Es werden harte Zeiten auf uns zukommen und ich will das ihr vorbereitet seit!", verkündete der Vater. "Heißt das wir trainieren mir euch zusammen?", fragte Mia hoffnungsvoll mit einem Seitenblick auf Theo.
 

"Nein, ich werde euch unterrichten!", sagte die Mutter. "Du?", fragten die Mädchen erstaunt. "Glaubt ihr etwa ich kann das nicht! Ich habe über 800 Jahre Kampferfahrung und habe im letzten Krieg eine Kampfeinheit der Vampire geführt!", sagte die Mutter stolz. "Ich hab dich noch nie richtig kämpfen sehen, außer ein paar lausige Werwölfe abwehren!", erwiderte Mia. "Weil ich nicht besonders gerne kämpfe, deshalb! Ich tue es nur wenn es sein muß, und wegen ein paar einfacher Werwölfen brauche ich mich nicht anzustrengen!", antwortete die Mutter. "Dann fangen wir am besten gleich damit an! Wir haben noch viel zu tun!", beschloß der Vater.
 

So begann das lange und harte Training. Die Jugendlichen wurden von ihren Eltern sehr oft bis an ihre Grenzen gefordert. Es ging nun schon seit Monaten so. Jessy hatten ihren ersten Vampirgeburtstag gehabt und wie versprochen von den Eltern ihr eigenes Magiebuch bekommen. Auch einen Dolch und andere Gegenstände bekam sie geschenkt. Nun übte sie fleißig um den Rückstand zu Mia aufzuholen. Jessy hatte ihr beim lernen immer über die Schulter geschaut und war sehr schnell in der Magie talentiert.
 

Ein paar Abende nach ihrem Geburtstag gingen die drei im Wald spazieren. Die Eltern hatten anderweitig zu tun und das Training fiel aus. Sie wollten an diesem lauen Abend einen gemütlichen Spaziergang machen und sich ein wenig erholen. Plötzlich stand Theo ganz allein da. Eben waren seine Schwester und Mia doch noch neben ihn gewesen. Er rief sie. "Wahrscheinlich wollen sie mir einen Streich spielen!", dachte Theo. Bedrohliches Knurren kam aus einem Gebüsch und ein Wolf sprang hervor.
 

Theo hatte nur Sekundenbruchteile Zeit sich umzudrehen und sein Schwert zu ziehen. Zähnefletschend stand das Tier ihm gegenüber. "Was willst du, Flohfänger?", zischte Theo ihn an. Der Wolf sprang auf ihn zu. Theo schwang sein Schwert und verfehlte den Wolf. Der hatte sich mit einem Salto Rückwärts außer Reichweite gebracht. Theo schob erst seine Augenbrauen zusammen und dann sein Schwert zurück in die Scheide.
 

"Sehr witzig, Mia!", brummte er. Der Wolf verwandelte sich in Mia zurück. "Wie hast du mich erkannt?", fragte sie. "War leicht! Der Salto! Das ist deine Lieblingsausweichtaktik! Aber sag mal bist du irre? Ich hätte dich töten können!", fuhr Theo sie an. "Oh, Mann! Verstehst du keinen Spaß?", maulte Mia beleidigt. "Nicht wenn ich dich dabei verletzten könnte!", erwiderte Theo. "Wo ist Jessy? Hat die auch so etwas dämliches vor?", knurrte er. Im selben Moment spürte er ein stechen im Nacken. Er schrie auf und schlug danach. Er schleuderte ein Eichhörnchen weg, das auf seiner Schulter gelandet war und ihn dort gekratzt hatte. "Sag mal tickst du noch ganz richtig?", schrie der das Tier an, das nun seine Schwester wurde.
 

"Was kann ich dafür, wenn du deine Deckung vernachlässigst!", verteidigte sich Jessy. "Ich faß es einfach nicht!", schimpfte Theo und stapfte in den Wald. "Warte auf uns!", riefen die Mädchen und rannten hinterher. Theo war so wütend das er sie ignorierte. Ein kreischendes Geräusch ließ die drei Aufmerksam werden. Ein schwarzer Schatten zappelte an der Erde und stieß diese Laute aus. Sie gingen näher heran.
 

"Das ist ein Falke!", meinte Theo. "Aber er ist Nachtschwarz!", wunderte sich Jessy. Mia hatte sich vor ihn hingekniet. "Er hat Schmerzen! Sein Flügel ist scheinbar gebrochen!", diagnostizierte sie. Sie steckte ihre Hand nach dem Tier aus, doch das hackte mit seinem Schnabel nach ihr. "Aua!", schrie sie auf und besah sich ihre blutende Hand. "Das Vieh ist ja gemeingefährlich!" "Ich dachte du kannst Tiere steuern?", wunderte sich Jessy. Mia schaute das Tier an und bekam erst große Augen und wurde dann rot vor Wut.
 

"Das ist ja wohl die Höhe!", fauchte sie das Tier an. "Was hat es gesagt?", wollte Theo wissen. "Dieses Federvieh hat gesagt das es sich nicht von einen dreckigen, stinkenden, erbärmlichen Vampir anfassen läßt. Solle ich das noch einmal versuchen würde er mir die Augen auspicken und meine Zunge auffressen!", übersetzte Mia wütend. "Er hat Schmerzen! Nimm das nicht persönlich!", beruhigte Theo sie. Dann näherte er sich vorsichtig dem Vogel. "Keine Angst! Ich will dir nicht weh tun! Ich bin dein Freund!", wisperte er ihm zu.
 

"Paß bloß auf! Das tut weh wenn er dich erwischt!", warnte Mia ihn. Theo ignorierte die Warnung und griff ganz vorsichtig nach dem verwundeten Tier. Zur großen Überraschung ließ der Vogel Theo gewähren und wehrte sich nicht. Vorsichtig, den Flügel stützend, legte er das Tier in seinen Arm und ging mit ihn zum Schloß zurück. Dort versorgte er die Verletzung. Der Vogel blieb ruhig, solange Mia und Jessy auf Abstand blieben. Er ließ sie aber nicht aus den Augen.
 

Es war wieder fast Morgen als die Eltern zurück kehrten. Sie sahen sich erstaunt den Patienten an. "Das ist ein Nachtfalke!", meinte der Vater. "Was ist das?", fragte Jessy, die damit nichts anfangen konnte. "Ein Nachtfalke! Ein ganz besonderes Tier. Anders als normale Falken, kann dieser in der Nacht auf die Jagd gehen. Es ist ein magisches Tier und man hält sie seit 500 Jahren für ausgestorben!", bekam sie als Erklärung.
 

"Ich wünschte das wäre so! Das Vieh hat mich gebissen!", maulte Mia und zeigte ihre Wunde. Die war bisher kaum verheilt. "Das wundert mich nicht, Gerlissa! Nachtfalken sind nicht grade Freunde der Vampire und anderer Nachtkreaturen! Tatsache ist das sie vor 4000 Jahren von einem Hexenmeister erschaffen wurden um Vampire und andere zu jagen und anzugreifen! Sie sind immun gegen Beeinflussung!", erwiderte der Vater.
 

"Aber Theo scheint er zu mögen!", sagte Jessy. Da liegt daran das Jasker ein Mensch ist und in der Nähe von Vampiren war. Der Vogel hat den Instinkt ihn zu beschützen!", antwortete der Vater. "Dann sollten wir ihn schnell wegschaffen, wenn er wieder gesund ist!", meinte Theo, der das Gespräch mit angehört hatte. "Das wird schwierig werden!", mischte sich die Mutter ein. "Du hast ihn gerettet und nun wird er dich als seinen Herrn sehen! Er wird dich von nun an beschützen wollen und dir nicht mehr von der Seite weichen!"
 

"Na großartig!", stöhnte Theo auf. Das konnte ja noch was werden. Der Falke erholte sich schneller als Theo gedacht hatte. Schon nach drei Tagen war der Flügel wieder gesund. Das mußte an seinen magischen Eigenschaften liegen. Wie die Mutter prophezeit hatte, war er von nun an immer in Theos Nähe. Jedesmal wenn sich ihm einer der Vampire näherte schrie der Vogel und plusterte sich auf. Theo mußte ihn ermahnen sie in Ruhe zu lassen. Wenigstens gehorchtet er ihm aufs Wort.
 

Nach einem Monat legte er langsam das Mißtrauen gegen die Familie ab. Er ließ es zu das Jessy ihn streicheln konnte ohne das er sie anschrie. Auch die Eltern durften an ihn herantreten, nur Mia war schlecht auf das Tier zu sprechen. Ihre Wunde hatte drei Wochen gebraucht um zu verheilen. Normalerweise hätte sie sich noch in der selben Nacht geschlossen. So kam es das die beiden sich zähneknirschend tolerierten, denn auch der Falke schien ein Problem mit ihr zu haben.
 

Probleme hatte es auch mit Darky und Anny gegeben. Der Falke hatte zuerst versucht sie zu erlegen, aber Theo hatte ihr das inzwischen abgewöhnt und die drei kamen miteinander aus. Wie sich herausstellte war der Falke ein Weibchen und Theo hatte sich entschlossen sie Artemis zu nennen. Sie war außergewöhnlich schlau und geschickt. Bei den Trainingsstunden mit Theo, in denen er sie abrichtete landete sie auf seiner bloßen ausgestreckten Hand ohne sie zu verletzen. Oft kreiste sie Stundenlang über dem Schloß und hielt nach Feinden Ausschau.
 

Mia, Jessy und Theo standen auf dem Schloßhof und ließen sich zeigen was Artemis gelernt hatte. Sie flog einen komplizierten Slalom und schoß dann aus der Höhe auf sie herunter. Knapp über Jessy`s Kopf fing sie sich ab und entriß ihr eine Blume die Theo ihr ins Haar gesteckt hatte. Jessy applaudierte begeistert. Nun sollte Artemis das Kunststück bei Mia wiederholten. Mia schrie auf, als sich der Falke die Blume gekrallte hatte. Dabei waren auch ein paar Haare von ihr ausgerissen worden.
 

"Das macht das Vieh doch mit Absicht!", meckerte sie. "Sei nicht albern! Das war eben Pech, das sich ein paar deiner Haare in der Blume verhakt hatten!", erwiderte Jessy. "Stehst du auch schon auf der Seite von dem blöden Flattermann!", brummte Mia. Sie war furchtbar eifersüchtig auf das Tier, weil Theo nur noch Augen für den Falken hatte. "Komm, sei doch nicht so! Immerhin haben wir Darky und Anny! Theo hat sich immer etwas zurück gesetzt gefühlt wenn wir uns mit den beiden beschäftigt haben! Gönne ihm doch seine Freude!", meinte Jessy. "Pah!", sagte Mia und ging ins Schloß.
 

"Was hat sie?", fragte Theo, der nichts mitbekommen hatte. "Sie glaubt Artemis mag sie nicht!", antwortete Jessy. "Ich fürchte sie ist Beleidigt, das du sooft mit ihr zusammen bist, und meint du magst uns nicht mehr!" "Das ist doch Unsinn! Artemis ist eine gute Gefährtin, aber sie ist nur ein Vogel! Ihr seid doch meine Familie!", erwiderte Theo. "Das hab ich ihr ja auch schon gesagt, aber sie nimmt es sich sehr zu Herzen!", sagte Jessy.

Blutrache

Blutrache
 

"Artemis, spiele ein wenig mit Jessy!", befahl Theo und ließ den Falken fliegen. Dann ging er Mia hinterher. Er fand sie in ihrem Zimmer. "Was hast du, Mia?", wollte er wissen. "Nichts!", sagte sie knapp. "Das stimmt nicht! Ist es wirklich wegen Artemis?", fragte er sanft. Mia sah ihn funkelnd an : "Wieso soll sich immer alles um den blöden Vogel drehen? Seit Wochen höre ich immer nur Artemis hier, Artemis da! Das kotzt mich an!", keifte sie ihn an. "Bist du etwa auf einen Vogel eifersüchtig?", fragte er amüsiert.
 

"Bild dir bloß nichts auf dich ein! Ich hatte schon Beute, die besser ausgesehen hat und trotzdem habe ich sie getötet! Du bist nichts besonderes!", zischte sie. Seine Gesichtszüge wurden härter: "Vielleicht bin ich das nicht, aber du bist was besonderes!", meinte er. Mia sah ihn erstaunt an. Das hatte er noch nie zu ihr gesagt. Nur Weihnachten hatte sie kurz das Gefühl gehabt, das er ihr so etwas sagen wollte, aber er hatte geschwiegen.
 

"Mia, ich mag dich sehr gerne! Du bist mir genauso wichtig wie Jessy! Ich würde gerne mehr für dich sein, als der Bruder deiner besten Freundin, aber ich kann nicht! Ich habe einen schweren Kampf vor mir und es ist unsicher das ich den Überlebe! Ich kann es mir nicht leisten eine Beziehung einzugehen, die keine Zukunft hätte. Ich .... ich liebe dich Mia, aber es darf nicht sein! Noch nicht! Ich wäre der glücklichste Mann der Welt, wenn ich mit dir zusammen sein könnte, aber ich will dich nicht verletzten indem ich nicht zurückkomme! Wenn ich den Kampf überstehe, werde ich dich bitten meine Frau zu werden!", versprach er.
 

Mia war sprachlos. Es war als seien ihre innigsten Träume wahr geworden. Er hatte das ausgesprochen, was sie immer hatte hören wollen. "Ist das dein Ernst?", fragte sie mit Tränen in den Augen. "Mein voller Ernst!", erwiderte er. Langsam kamen sich ihre Lippen immer näher und berührten sich schließlich. Sie fielen in eine lange Umarmung. "Na das wurde ja auch endlich Zeit!", dachte Jessy, die als Krähe auf einem Ast nahe dem Fenster von Mia`s Zimmer saß. Artemis hockte neben ihr und schüttelte sich.
 

"Da ist wohl noch jemand Eifersüchtig!", überlegte sie. "Mein Bruder ist ja ein richtiger Frauentyp!" Sie stieß die schmollende Artemis an und beide flogen über das Schloßgelände. Auf einer der Schloßtürme wurde Jessy wieder menschlich und strich Artemis über die Federn. "Nimm es nicht so schwer, er mag euch beide! Hey!", rief Jessy. Artemis hatte ihr sanft in den Finger gekniffen. "Stimmt schon, nicht ist gefährlicher als eine verschmähte Frau!", grinste sie und rieb sich den Finger.
 

Mia und Theo wurden die ganze Nacht über nicht mehr gesehen. Niemand schien ein Wort darüber zu verlieren. Für Jessy kam auch endlich die Gelegenheit ihre magischen Kräfte auszuprobieren und ihrer Freundin Anny ihre menschliche Gestalt für eine Nacht wiederzugeben. Die junge Vampirin war ganz aufgeregt und hatte sich den ganzen Tag schon vorbereitet. Mia wollte Darky ebenfalls wieder in einen Menschen verwandeln.
 

Diesmal hatten sie schon Kleider für die beiden bereit gelegt. Jessy sprach die Beschwörung und schaute staunen zu wie Anny wieder Arme und Beine bekam. "Alles in Ordnung Anny?", fragte sie vorsichtig, als sie der bilden Frau aufhalf. "Es geht mir gut, Lady Sarkirna!", meinte sie demutsvoll. "Bitte nenn mich einfach Jessy!", erwiderte die Herrin. "Und zieh dir erst mal etwas an!" Sie half Anny die Kleider überzustreifen und führte sie dann in den Salon.
 

Sie stellte Anny ihrer Familie vor. Mia war mir Cora schon da und wartete. Cora und Anny nahmen sich in die Arme und freuten sich darüber sich in ihrer ehemaligen Gestalt zu sehen. Anny tastete die Gesichter der Anwesenden ab und sie zu erkennen. Die Eltern hatten das schmunzelnd über sich ergehen lassen. Artemis musterte die beiden unbekannten Mädchen mit Interesse. Sie kamen ihr bekannte vor.
 

"Du bist also Artemis! Du hast uns ganz schön erschreckt am Anfang!", sagte Cora zu dem Vogel. Artemis legte den Kopf schief. Theo nahm den Vogel und ließ ihn von Cora streicheln. Artemis erkannte sie als Menschen und akzeptierte sie. Dann sollte Anny ihn streicheln, aber die fürchtete sich vor dem Tier. Durch ihre Blindheit, konnte sie das Tier nicht einschätzen.
 

Dennoch hielt Theo ihr das Tier entgegen. Artemis beäugte Anny genau. Sie spürte das etwas an diesem Menschen anders war und das sie Angst hatte. Sie flog von Theos Hand fort und landete auf Anny`s Schulter. Das war erstaunlich, denn bisher hatte sie so etwas nur gemacht, wenn Theo ihr das gesagt hatte. Anny zuckte zusammen und wagte nicht mehr sich zu rühren. Artemis stupste sie mit ihrem Schnabel an und zupfte an ein paar Haaren. Anny war zur Salzsäule erstarrt.
 

Theo wollte Artemis von Anny wegholen, doch der Falke fing an seinen Kopf tröstend an den von Anny zu legen und leise zu krächzen. Anny schloß die Augen und lächelte. Es fühlte sich gut an. "Scheint als ob ihr jetzt Freunde seit!", vermutete Theo. Anny hob den Arm ein klein wenig und Artemis hüpfte drauf. "Danke!", flüsterte Anny leise und ließ Artemis fliegen.
 

Sie verbrachten die Nacht damit sich alle besser kennen zu lernen. Anny saß zuerst etwas verloren da. Dann setzten sich Jessy und Cora zu ihr und munterten sie auf. Anny war es noch nie leicht gefallen mit anderen Leuten zusammen zu sein. Als Fledermaus hatte sie da bedeutend weniger Probleme mit. "Was hast du Anny?", fragte Jessy. "Willst du dich nicht zu uns setzen?", fragte Cora. "Nein, mir gefällt es hier!", behauptete Anny schüchtern.
 

"Wenn das so ist, dann setzen wir uns eben zu dir!", beschloß Mia, die das gehört hatte. Sie rief ihre Eltern und Theo dazu. Nun saß Anny inmitten von vielen Leuten und war im Mittelpunkt. "Was hast du früher eigentlich gemacht?", wollte Mia wissen. Von Cora wußten sie mittlerweile, das sie früher Studentin war. "Ich habe in einer Bücherei gearbeitet! Es war nur ein Hilfsjob!", sagte Anny leise. "Wie ging das denn? Du bist doch blind!", staunte Mia.
 

"Man hat dort viele Bücher, die in der Blindenschrift geschrieben sind, geführt! Ich habe sogar einen extra Computer bekommen, der für Blinde ausgelegt war!", erzählte Anny. "Dann hast du bestimmt viel gelesen!", meinte die Mutter. "Das blieb nicht aus!", schmunzelte Anny. "Kennst du das Buch "Die Päpstin?", wollte Irene wissen. "Aber sicher! Ein tolles Buch!", sagte Anny. Da stimmte die Mutter zu. "Ich persönlich fand Dantes "Inferno" besser!", mischte sich der Vater ein. Nun war Anny in ihrem Element und sie begannen über verschiedene Bücher zu diskutieren.
 

Anny hatte ein enormes Wissen über die verschiedensten Bücher. Sie konnte Texte rezitieren und wußte über fast alles Bescheid. Jessy wurde etwas wehmütig: "Nun tut es mir noch mehr leid, was ich dir angetan habe!", sagte sie. Anny drehte sich verwundert zu ihr um :"Warum sagst du das?", wollte sie wissen. "Du bist so klug und das ganze Zeug das du kannst und ich hatte nichts besseres zu tun und dich in eine Fledermaus verwandelt!", antwortete Jessy. "Und was soll daran so schlimm sein?", wollte Anny wissen.
 

"Als Fledermaus kannst du nichts von alledem einsetzten oder gebrauchen! Dir ist es nicht mal vergönnt ein Buch zu lesen!", erwiderte Jessy. "Aber ich habe Freunde und bin nicht mehr allein! Es gibt jemanden der sich um mich sorgt! Das hatte ich früher nicht! Bücher hatte ich jede Menge, aber das sind tote Objekte, sie können keine Freunde ersetzten! Ich bin glücklicher, als ich es je war ,seit du bei mir bist!", stellte Anny klar. "Ich auch, Anny! Ich auch!", erwiderte Jessy. "Versprich mir nur, das du immer bei uns bleibst!"
 

.......
 

Zwei Jahre lebten und trainierten sie im Schloß. Der entscheidende Kampf rückte immer näher. Theo war nun 20 Jahre alt und breit für den Kampf mit Velon. Die Spione der Vampire hatten ihn ausfindig gemacht. Er hatte sich in seine stark befestige Burg zurück gezogen. Die Zahl der Werwölfe die sie beschützten war unvorstellbar. "Ich habe noch nie eine so große Ansammlung von Werwölfen gesehen!", meinte der Vater. "Sie müssen Tausende Menschen verwandelt haben um eine so starke Armee aufzustellen!"
 

"Ich möchte mal wissen was die Gilde in der Zwischenzeit getan hat! Die müssen das doch bemerkt haben!", wunderte sich Theo. "Könnte sie gemeinsame Sache mit den Werwölfen machen?", fragte Jessy. "Mit den Werwölfen? Mach dich nicht lächerlich! Kein Gildekrieger würde wissentlich sich im selben Raum mit einem Werwolf aufhalten ohne das es zum Kampf kommt!", erwiderte Theo.
 

"Die Frage ist nur, wie kommen wir da rein?", sagte der Vater. "Wir kämpfen uns durch!", meinte Mia schlicht. "Ist dir vielleicht entgangen, das da ungefähr 2000 Werwölfe in der Gegend auf uns lauern? Selbst wenn wir mit der Hälfte der Vampirkrieger losziehen sind wir ihnen mindestens 20 zu 1 Unterlegen!", sagte Theo. "Das wäre reiner Selbstmord!", stimmte die Mutter zu. "Was ist mit den Fledermäusen? Sie könnten für Ablenkung sorgen!", schlug Theo zu. "Schon, aber was erreichen wir damit? Vielleicht folgen ihnen die Hälfte der Werwölfe. Selbst dann wären es noch zu viele!", meinte der Vater.
 

"Wir brauchen etwas das sie völlig ablenkt!", grübelte Theo. Jessy kam eine Idee. "Können Vampire und Werwölfe eigentlich Wachwuchs zeugen?", fragte sie unvermittelt. Mia klappte der Kiefer runter, Theo starrte sie ungläubig an und die Eltern war überrascht! "Was soll denn diese dämliche Frage? Natürlich nicht!", sagte Mia. "Das ist nicht sicher! Soweit ich weiß wurde es nie versucht, aber sowohl Vampire als auch Werwölfe haben sich schon erfolgreich mit Menschen gepaart! Also wäre es theoretisch möglich!", widersprach der Vater.
 

"Wozu willst du das wissen?", fragte Theo mißtrauisch. "Ich habe mir gedacht, wenn sie einen Falladabrutkasten wollen, warum geben wir ihnen den nicht einfach?", antwortete Jessy frei heraus. "Bist du übergeschnappt? Das kannst du gleich vergessen!", schrie Mia auf. "Außerdem ist es nur eine Theorie das sie dich zur Vermehrung haben wollten!", fügte Theo hinzu. "Sarkirna, ich verstehe was du machen willst, aber es bringt nichts wenn du dich ihnen auslieferst! Sie würden nicht weg gehen und du wärst ihre Gefangene!", meinte die Mutter.
 

"Ich werde nicht gestatten, das du dich für die Werwölfe als Brutmaschine hergibst!", verbot der Vater. Jessy lächelte: "Ich habe nicht vor mich den Werwölfen auszuliefern und schon gar nicht ihren Nachwuchs auszutragen, aber wenn sie denken würden, das ich es tue, könnte es sie verwirren!" "Du willst sie täuschen? Aber zu welchen Zweck?", fragte der Vater jetzt neugierig. "Ich erkläre es euch!", sagte Jessy und erläuterte ihren Plan. Sie diskutierten noch eine Weile darüber, dann stimmten ihm alle zu.
 

Die nächsten Nächte flogen die Vampire los um Werwölfe zu finden. Sie sollten ihrem Boß eine Botschaft überbringen. Zwei Wochen später erhielten sie eine Antwort. Jessy hatte eine Rolle Pergament bekommen und öffnete sie im Schloß. Die anderen standen um sie herum. "Man hat der eine Sauklaue!", schimpfte Jessy. "Hat der überhaupt schrieben gelernt! Da sind massenhaft Fehler drin!", fügte Mia hinzu. Jessy las vor:
 

An Jasmin Karin van Fallada, oder wie immer du dich jetzt auch nennst!
 

Ich habe die Botschaft, die du mir geschickt hast, erhalten und bin amüsiert!

Du willst dich uns, deinen erklärten Todfeinden, freiwillig ausliefern, damit dein

schwächlicher Adoptivvater mit seiner lausigen Bande blutschlürfender Waschlappen

weiterleben darf!
 

Ich kann mir lebhaft vorstellen wie der nichtsnützige Theodore sich in seiner Brettkiste

verkriecht, weil er das Donnern des nahenden Kampfes und den üblen Geruch seines

Endes vor sich hat. Es würde mich nicht wundern, wenn er dich selber zu diesem noblen

Schritt überredet hätte.
 

Der Feigling hat nicht den Mut sich wie ein Ehrenmann dem Kampf zu stellen, daher hat

er sich auch damals unter den Schutz der Gilde geflüchtet und nun unter den Schutz

eines Kindes!
 

Nun ich bin bereit deine Bedingungen eines Waffenstillstandes einzugehen,

wenn du dich beim nächsten Vollmond uns ohne Widerstand auslieferst!

Deine "Familie" ist selbstverständlich eingeladen sich, deine Kapitulation vor uns

mächtigen Werwölfen mit anzusehen.
 

Ich hoffe ich kann das Gesicht von Theodore sehen, wenn ihm endlich klar wird, das wir die

überlegene Rasse sind. Seinen Blick zu sehen, wenn ich ihn breche ist mehr wert als ein Sieg!
 

Sollten aber Kämpfer auftauchen um Ärger zu machen, werden alle Blutsauger

ohne Gnade ausgelöscht! Und du wirst für ihre Dummheit sehr lange bei uns leiden müssen!

Also rate ich dir deinem Vater klarzumachen, das er keine Dummheiten planen soll!
 

Wir erwarten dich beim nächsten Vollmond um Mitternacht bei unserer Burg! Ich weiß

das dein Vater ihren Standort kennt. Aber er weiß dann auch, das wir vorbereitet sind!

Du kannst stolz auf dich sein! Du wirst die Mutter einer neuen Generation von mächtigen

Werwölfen werden, die eines Tages die ganze Welt beherrschen!
 

Gezeichnet

Velon Lycantos

Herrscher der Werwölfe

Vernichter der Vampire
 

"Dieser eingebildete Armleuchter!", fluchte Mia und wischte das Pergament vom Tisch. "Geruhige dich Gerlissa! Das waren nur Worte, die können mich nicht verletzen!", beruhigte sie der Vater. Wie es scheint haben wir mit unserer Theorie über die Gründe der Werwölfe recht gehabt!", meinte Theo, dem das gar nicht gefiel. "Wir haben jetzt den ersten Schritt getan, nun müssen wir es zu Ende bringen!", meinte Jessy nur.
 

Die Nacht schien perfekt für die Wesen der Dunkelheit zu sein! Der volle Mond stand hell und klar am Himmel. Ein kalter eisiger Wind pfiff über das Gelände. Die Vampire konnten die Werwölfe trotzdem schon meilenweit wittern. Das war kein Wunder bei der riesigen Anzahl, die sie erwartete. Die fünf Gestalten landeten ein ganzes Stück abseits. Theo war froh wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Auch wenn er wußte das Jessy und Mia ihn nie fallen lassen würden, mochte er es nicht zu fliegen.
 

Sie machten sich auf zu einem Berghang in der Nähe der Burg. Sie hatten alle ihre Umhänge fest um sich gezogen und die Kapuzen aufgesetzt. Hoch über ihnen zog Artemis ihre Kreise. "Willst du das wirklich tun? Jetzt ist die letzte Gelegenheit den Plan abzubrechen?", fragte der Vater. "Es muß sein! Es ist die einzige Chance!", kam die bestimmte Antwort. "Paß auf dich auf!", sagte Mia mit einer festen Umarmung. "Du bist stark! Du wirst Erfolg haben!", war sich die Mutter sicher.
 

"Ich verspreche dir, das wir uns wiedersehen!", sagte Theo und nahm seine Schwester in Arm. "Ich verlaß mich auf dich!", sagte Jessy mit Tränen in den Augen. Velon konnte von seinem Turm aus, die Szene beobachten. Was die Sehkraft bei Nacht anging, konnte er es mit den Vampiren aufnehmen. Oh, ja er genoß diese Abschiedszene aus ganzen Herzen. Er konnte die Mutlosigkeit der Vampire fast schon riechen.
 

Das war für ihn ein größerer Spaß als den Vampirkönig im Kampf zu töten! So würde er leiden! Velon sah wie sich das Mädchen von der Gruppe löste und den Hügel hinunter ging. Wie befohlen ließen seine Untertanen sie ohne weites passieren. "Komm zu mir, meine Braut!", grinste er und begab sich in seinen Thronsaal. Die Tür öffnete sich und zwei Werwölfe führten sie herein. Velon betrachtete sie genauer.
 

Genüßlich sog er ihren Geruch schon von weiten ein. "Ja, der süße Duft der Macht der van Fallada!", dachte er. Sie kam näher, das Gesicht zu Boden gerichtet. "Sie weiß, das sie verloren ist! Gut das erspart mir die Mühe sie erst noch zu brechen!", grinste Velon. Ihr weites Kleid, das unter dem Umhang hervor schaute schlief hinter ihr am Boden her. "Du hast dich tatsächlich an dein Wort gehalten! Ich gebe zu ich bin beeindruckt ! Ich hätte einem Vampir niemals diesen Mut zugetraut!
 

Aber du bist ja auch was besonders! Komm zu mir mein Schätzchen! Ich habe viel mit dir vor!", höhnte Velon. Sie stand jetzt 3 Meter vor ihm und hob langsam den Kopf. "Tut mir Leid, aber du bist nicht mein Typ!", sagte Velon`s gegenüber. Es war Theo! Mit einer raschen Bewegung befreite er sich vom Umhang und dem Kleid von Jessy, das er zur Tarnung getragen hatte. Eine Sekunde später hatte sein Schwert seine Bewacher niedergestreckt.
 

"Velon riß entsetzt die Augen auf. "Das ist eine Falle!", schrie er. "Gut, geraten du Köter!", lachte Theo und ging auf ihn los. Er schaffte es bevor Velon seine Waffe ergriffen hatte ihn eine ernsthafte Wunde am Arm zuzufügen. Velon hatte sich schnell von Schrecken erholt und war nun selber kampfbereit. "Du elender Mensch, ich werde dich töten, wie einst deinen naiven Vater!", dröhnte Velon. "Aber ich werde dir bestimmt nicht meinen Rücken zudrehen!", konterte Theo.
 

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Das Finale naht! An dieser Stelle könnt ihr euch entscheiden ob ihr ein gutes oder weniger gutes Ende haben wollt! Das nächste Kapitel (11) ist das ursprüngliche Ende der Story, wer aber es lieber hat wenn Geschichten nicht gut ausgehen, der sollte mit Kapitel 12 weitermachen!
 

Ich danke allen die diese Geschichte gelesen haben!
 

mfg

Cistus

Endlich vorbei

Endlich vorbei
 

"Aber du bist allein! Ich habe eine Armee!", lachte Velon über Theos Irrglaube. "Gut, das du das erwähnst!", grinste Theo und holte eine Pfeife aus der Tasche und blies kräftig hinein. Die Ironie war, das Theo der einzige in weiter Umgebung war, der nichts hörte. Aber die Werwölfe, als auch die Vampire vernahmen des Signal klar und deutlich. "Zum Angriff!", schrie der Vater oben auf dem Hügel. Auf sein Zeichen griffen 100 Vampirkrieger und ein Schwarm aus unzähligen Fledermäusen die Horde Werwölfe vor der Burg an. Mia stieß einen Schrei aus und rief alle Tier der Umgebung herbei und befahl ihnen den Angriff.
 

Nachdem sie glaubten, das Jessy in der Burg war, hatten sie in ihrer Wachsamkeit nachgelassen und wurden überrascht. Ein Gemetzel von apokalyptischen Ausmaßen begann. Schon nach kurzer Zeit waren überall Leichen verstreut. Unterdessen kämpften Theo und Velon verbissen. Jeder trug schon Wunden davon, die ihnen das Kämpfen erschwerten, aber keiner gab nach. Theo war für sein Training beim König dankbar, denn sonst wäre er schon längst getötet worden.
 

Aber seine Kräfte gingen ihren Ende entgegen! Der Werwolf hatte einfach das größere Durchhaltevermögen. Schwer atmend prallte er nach einem abgewehrten Angriff an die Wand. "Das ist dein Ende, Fallada! Gleich wirst du deinen Vater in der Hölle wiedersehen!", stichelte Velon. Wütend stieß sich Theo von der Wand ab und schwang sein Schwert, aber der Angriff ging ins leere. Sein eigener Schwung ließ ihn stolpern.
 

Velon stand über Theo, bereit für den finalen Schlag. Theo griff an seinen Hosenbund und zog den Dolch, der einst seinem Vater gehörte und den ihn der Vampirkönig zurück gegeben hatte. Er schleuderte ihn Velon entgegen, doch er prallte wirkungslos an seiner Armschiene ab. Theo hörte wie der Dolch klappernd zu Boden fiel und außer Reichweite rutschte. "Das war es für dich, kleiner Mann!", schrie Velon.
 

Die Tür flog auf und Jessy kam mit Mia herein. Jessy hatte nur den Bruchteil einer Sekunde um zu reagieren. Sie tat es aus Reflex ohne nachzudenken. "Nein!", schrie sie. In selben Moment spürte Velon einen stechenden Schmerz im Rücken. Jessy hatte den Dolch mit ihrer Telekinese aufgehoben und ihn in Velon`s Rücken gerammt. Der Herrscher der Werwölfe schrie auf. Theo erkannte seine Chance und rollte sich von ihm weg.
 

Velon taumelte, aber er war noch nicht geschlagen. Er richtete sich wieder auf mit seinem Schwert in der Hand. Die beiden Vampire wollten ihn angreifen, aber Theo hielt sie zurück. "Das ist mein Kampf! Mischt euch nicht ein!", befahl er. Sein Blick hatte etwas endgültiges. Mit einem Schrei stürzte Velon auf ihn zu. Auch Theo legte alle Kraft die er noch hatten in diesen letzten Angriff. Er schwang das Schwert seiner Familie hoch durch die Luft.
 

Mia und Jessy sahen alles wie in Zeitlupe. Beide Kontrahenten starteten zur gleichen Zeit ihre Attacke. Die Schwerter trafen sich auf halben Weg, Funken sprühten und dann,.... zerbrach das Schwer des Werwolfs unter der Kraft von Theos. Sein Schwert drang tief in den Körper des Werwolfs ein und zerteilte ihn. "Wie kann das sein?", stammelte Velon sterbend. "Besiegt von einem minderwertigen Menschen!" Theo war zu Boden gesunken. Er hatte alle Reserven verbraucht.
 

Mia und Jessy liefen zu ihm. "Alles in Ordnung?", fragte seine Schwester besorgt. "Ja! Alles in bester Ordnung! Wir haben unseren Vater gerächt!", keuchte Theo. Die beiden Mädchen stützen ihn und brachten ihn nach draußen. Dort tobte immer noch eine Schlacht. Theo hatte genug gesehen. Er stellte sich am Tor über dem Schlachtfeld auf und holte tief Luft.
 

"Velon ist gefallen! Der Sieg ist unser!", schrie er so laut er konnte. Es wurde merkwürdig still auf dem Schlachtfeld. Alle schauten zu ihm hoch. Theo riß sein Schwert in die Luft und schrie "SIEG!". Die Vampire begannen zu jubeln und die übrigen Werwölfe ergriffen panisch die Flucht. Zwei Gestalten lösten sich von den Vampiren und kamen zu ihnen. Mia war erleichtert, das ihre Eltern noch lebten. "Gut gemacht mein Junge! Dein Vater wäre heute sehr stolz auf dich! Und wir sind es auch!", meinte der König mit Tränen in den Augen.
 

Es war endlich vorbei. Langsam gingen sie über das Schlachtfeld. Theo war so furchtbar müde. Er sah es nur aus den Augenwinkeln und schnellte herum. "Mia! Paß auf!", schrie er. Ein Werwolf, den sie für tot gehalten hatten war aufgesprungen und hatte schon sein Schwert auf Mia herabfahren lassen. Es war zu spät um auszuweichen und keiner konnte noch etwas tun. Um Mia war es geschehen. "Nein, nicht jetzt wo wir gewonnen haben!", dachte Theo noch. Ein Schmerzensschrei durchbrach die Nacht.
 

Der Werwolf hatte sein Ziel im letzten Moment verfehlt und schrie vor Schmerzen. Artemis hatte sich auf ihn herab gestürzt und seine Augen mit ihren scharfen Krallen zerstört. Damit hatte Artemis Mia das Leben gerettet. "Wie kannst du es wagen meine Tochter anzugreifen?", donnerte der Vater. Eine unheimliche Aura umgab ihn. Es war auf einmal als würde er zu leuchten beginnen. Die Mutter zog die anderen schnell weg von ihm und machte sich mit ihnen aus dem Staub. Auch die anderen Vampire suchten das Weite. Schon im nächsten Moment bestand der Vater nur noch aus Flammen und hinterließ eine Schneise der Zerstörung.
 

Er äscherte den Werwolf völlig ein und das selbe tat er mit allen anderen Leichen auf dem Feld. "Was ist mit Vater geschehen?", fragte Mia ängstlich. "Das ist seine besondere Gabe! Er ist ein Feuervampir! Er kann das Element Feuer beherrschen, aber die Gabe ist so mächtig, das sie leicht außer Kontrolle geraten kann. Er setzt sie nur als allerletztes Mittel ein!", erklärte die Mutter. "Oder wenn er außer sich ist vor Wut!"
 

Den drei jüngeren wurde schlagartig klar, warum sie nie zuvor den Vater hatten seine Gabe einsetzen sehen oder ihn auch nur davon reden hören. Es war grausam! Wie eine Naturgewalt die über das Feld fegte! Unaufhaltsam wie ein Sturm und zerstörerisch wie ein Erdbeben! Man konnte merken, das er keinen Unterschied zwischen Freund und Feind machen würde. Langsam schien er sich zu beruhigen. Die Flammen wurden schwächer und er nahm wieder körperliche Formen an. Schwer atmend stand er da. Die vier liefen zu ihm. "Alles OK, Vater?", fragte Mia vorsichtig. Er lächelte sie leicht an: "Ja, mein Schatz! Es ist alles wieder gut! Laß uns nach Hause gehen!"
 

Theo lag da und konnte es nicht fassen. Der Kampf war vorbei und er hatte tatsächlich überlebt. Er hatte seinen Schwur eingelöst und war frei. Nun konnte er sich endlich daran machen seine Zukunft zu gestalten. Eine Zukunft mit Mia! Aber es störte ihn etwas und er wußte nicht was. Hatte er was wichtiges vergessen? Stundenlang wälzte er sich in seinem Bett hin und her. "Warum kann ich keine Ruhe finden?", fragte er sich. Er hielt es nicht mehr aus und stand auf.
 

"Hallo Theo!", begrüßte Mia ihn. Er lächelte sie an und zog sie zu sich. "Störe ich?", fragte Jessy dir grade rein kam. "Ja!", brummte ihr Bruder. "Schon gut ich verschwinde!", nörgelte sie und ging hinaus. "Die beiden sind so weit , oder?", fragte die Mutter die alles von draußen beobachtete. "Hat ja auch lang genug gedauert!", grinste Jessy. Sie freute sich einfach nur für die beiden. "Dann wird es Zeit, das ich was wichtiges mit euch bespreche!", meinte sie und sah sehr ernst dabei aus.
 

Dieser Ausdruck gefielt Jessy überhaupt nicht. "Das trifft sich gut! Ich wollte auch mit Jasker reden!", meldete sich der Vater zu Wort. Sie rissen die traute Zweisamkeit der beiden auseinander. Die Mädchen folgten der Mutter. Verzweifelt versuchte sie einen Anfang zu finden für das was sie auf dem Herzen hatte. "Ihr beide kommt jetzt in das Alter wo ihr euch mit Männern einlaßt! Das ist nichts schlimmes. Ihr seid schon lange Alt genug dafür aber durch den Kampf hat sich alles verzögert!
 

Es ist meine Aufgabe euch auf die Gefahren hinzuweisen!" Die beiden Mädchen fingen das kichern an. "Mutter, ich glaube das wissen wir schon alles! Wir sind im Biologie Unterricht bereits aufgeklärt worden!", lachte Mia. "Wir glauben nicht mehr an den Klapperstorch!", fügte Jessy hinzu. Die Mutter quittierte das mit einem kurzen lächeln. "Das ist es nicht worüber ich mit euch reden muß! Es geht um etwas sehr gefährliches!", meinte sie ernst.
 

Den Mädchen verging das Lachen. "Ihr wißt wie es bei Menschen abläuft, aber ihr seid Vampire, da gibt es kleine Unterschiede! Wenn ein Vampir mit seinem Partner intim wird, bricht seine Natur durch. Das heißt er beißt ihn dabei! Ist der Partner ebenfalls ein Vampir ist das kein Problem, aber ist er ein Mensch, dann ..... stirbt er daran!" Mia wurde kreidebleich. Für sie war grade eine Welt zusammen gebrochen. "Aber ich dachte Nachwuchs zwischen Menschen und Vampiren ist möglich!", meldete sich Jessy.
 

"Laß mich doch ausreden!", sagte die Mutter ruhig. "Es gibt Ausnahmen davon! Wenn die Beziehung zwischen Mensch und Vampir auf wahrer inniger Liebe auf beiden Seiten basiert, hat der Biß eine andere Wirkung! Ist es eine Beziehung ohne echte Liebe, stirbt der menschliche Partner, ist die Liebe aber echt, dann verändert sich der Mensch. Er wird kein Vampir, aber seine Lebensspanne erhöht sich stark! Er altert nicht mehr richtig, wird aber abhängig von seinem Partner! Er braucht seine Nähe. Sie können zwar auch eine ganze Weile getrennt voneinander sein, aber sie leiden dabei.
 

Das heißt wenn sie sich endgültig trennen, nachdem die natürliche Lebenszeit eines Menschen abgelaufen ist, stirbt er! Aber die Beziehung kann sehr lange dauern! Eine Cousine von mir ist mit einem Menschen verheiratet, seid fast 400 Jahren! Und sie sind sehr glücklich!" "Dann könnte ich mit Theo zusammen leben?", meinte Mia hoffnungsvoll nach dem Schock. "Wenn deine und auch seine Liebe ehrlich und aufrichtig ist, ja!", bestätigte die Mutter. "Meine ist es auf jeden Fall!", meinte Mia bestimmt. "Bei Theo bin ich mir auch sicher, das er es ehrlich meint!", sagte Jessy.
 

"Dann sollte eurem Glück nichts im Wege stehen, aber du solltest noch mit ihm reden, bevor ihr euch zu sehr drauf einlaßt!", mahnte die Mutter. "Na das wird ja ein lustiges Gespräch werden. Hallo Theo, übrigens ich werde dich beißen und vielleicht aussaugen, wenn wir miteinander.....!", stöhnte Mia. "Maria Ilia Amanda de Noctoura , darüber macht man keine Scherze!", tadelte ihre Mutter sie. "Wow das war eine Premiere!", staunte Mia. "Was?", fragte die Mutter. "Soweit ich weiß ist es das erste mal das du mich bei meinem vollen menschlichen Namen genannt hast!", grinste Mia.
 

Auch beim Vater war ein ernstes Gespräch in Gange. "Es gibt ein Problem!", verkündete er. "Ich habe es mir schon fast gedacht!", erwiderte Theo. "Die Gilde! Sie bereit den Krieg mit den Vampiren vor!", offenbarte der Vater. "Aber es gibt einen Friedensvertrag!", meinte Theo. "Der Vertrag hat der Gilde noch nie gepaßt! Sie haben ihn nur deines Vaters wegen akzeptiert. Außerdem sahen sie sich dadurch in der Lage Zeit zu gewinnen um einen vernichtenden Schlag vorzubereiten! Sie hoffen wohl, das die Werwölfe und die Vampire sich solange gegenseitig schwächen würden!", sagte der Vater.
 

"Was soll jetzt geschehen?", fragte Theo. "Nun da die Werwölfe stark geschwächt sind, hat die Gilde Angst bekommen, das wir nach der Macht greifen würden. Sie hoffen das auch wir im Kampf Federn lassen mußten und geschwächt sind! Sie müssen aufgehalten werden, bevor der totale Krieg ausbricht!", bestimmte der Vater. "Aber wie! Auf vernünftige Verhandlungen werden sie sich nicht einlassen!", war sich Theo sicher.
 

"Du mußt es tun! Du mußt dein Erbrecht einfordern! Seit Jahrhunderten haben die Falladas das alleinige Recht die Gilde anzuführen! Du mußt darauf Anspruch erheben und den Frieden sichern!", erklärte der Vater. "Aber ich habe mit der Gilde gebrochen! Ich wurde ein Verräter als ich mich weigerte dich zu töten! Sie würden mich nicht anhören!", lehnte Theo ab. "Sie haben keine andere Wahl! Das Recht ist auf deiner Seite und das müssen sie akzeptieren! Und du bekommst Hilfe!", versprach der Vater.
 

Der Rat der Gilde war damit beschäftigt den Angriff auf die Vampire zu planen, als die Türen der Halle aufgestoßen wurden. "Was wagst du es hier einzudringen?", blaffte einer der Räte. Theo verzog nur die Augenbraue. "Das werde ich dir gerne sagen, Hargott Fennis! So wie ich es euch allen sagen werde! Es wird keinen Krieg mit den Vampiren geben!", verkündete er. "Du Verräter willst uns sagen was wir tun sollen?", dröhnte Fennis.
 

"Ja, denn ich werde es nicht zulassen! Die Gilde ist blind und hochmütig geworden! Warum glaubt ihr, hat mein Vater diesen Frieden geschlossen? Weil er wußte das wir diesen Frieden brauchten! Und ich sehe das genauso! Die Vampire sind nicht unsere Feinde! Sie sind anders und haben uns fremde Angewohnheiten! Sie müssen auch töten um zu leben, aber wir tun das selbe! Nur töten wir dazu unschuldige Tiere! Die Vampire waren bereit ihre Opfer auf das nötigste zu reduzieren und haben sich daran gehalten!", erklärte Theo.
 

"Das hätte ich mir denken können, das du auf der Seite dieser Monster stehst! Wahrscheinlich bist du selber schon einer von ihnen, wie deine verfluchte Schwester!", polterte Fennis. "Was du denkst ist mir egal, Fennis! Aber um zu verhindern, das es zum Exodus kommt, werde ich die Führung der Gilde übernehmen!", sagte Theo. "Du? Wie kommst du darauf, das du die Gilde führen darfst?", lachte Fennis.
 

"Das ist mein Recht, als direkter Nachkomme von Gerald Lukas van Fallada! Und ich nehme es hiermit in Anspruch!", verkündete Theo laut und deutlich. Ein raunen ging durch die Reihen der Männer. "Ich bin der legitime Führer der Gilde! Du bist nur ein dahergelaufener Streuner, dessen Vater ein Narr und Verräter war!", brüllte Fennis. "Nenne meinen Vater nie wieder einen Verräter!", donnerte Theo und zog seine Waffe.
 

"Du forderst mich zu einem Ehrenkampf heraus?", meinte Fennis amüsiert. "Du hast wohl vergessen, wer dich trainiert und dir alles beigebracht hat!" "Dann komm und beweise es mir!", forderte Theo. Fennis zog sein eigenes Schwert. "Mach dich darauf gefaßt deinem Vater gegenüberzutreten, du Abschaum!", zischte Fennis. "Das wird sich zeigen!", erwiderte Theo gleichgültig. Mühelos parierte er die Attacken von Fennis, der sich sichtlich abmühte.
 

Theo griff kein einziges mal selber an. Fennis war am Ende seiner Kräfte, als Theo ihm sein Schwert aus der Hand schlug. "Du bist erledigt, Fennis!", raunte Theo ihm zu. "Töte ihn! Das ist die Pflicht bei einem Ehrenkampf!", forderte ein Ratsmitglied. Theo steckte sein Schwert weg. "Sein Tod bedeutet mir nichts! Er soll mit der Schande leben!", sagte Theo gelassen. "Und du meinst dir Schwächling würden die Krieger der Gilde folgen?", verhöhnte Fennis ihn.
 

Theo trat auf ihn zu: "Ich mag ein Schwächling sein, aber ich habe Verbündete!", sagte er. Die Tür ging auf und seine Familie kam herein. Die Anwesenden wußten nicht wie sie auf die Vampire reagieren sollten. Sie waren auf so einen Kampf nicht vorbereitet. Auf der Schulter von Mia saß zu aller erstaunen ein Nachtfalke. Jeder von ihnen wußte das Nachtfalken und Vampire Todfeinde waren. Das Mädchen kam hinter dem König zum stehen. Sie nahm den Falken von ihrer Schulter und ließ ihn zu Theo fliegen.
 

Theo nahm Artemis in Empfang und streichelte sie. Er war froh, das der Falke Mia nach dem Kampf als Herrin anerkannt hatte. Dann wandte er sich wieder Fennis zu. "Die welche du vernichten wolltest, werden mir den Rücken stärken!", grinste Theo. "Akzeptiert ihr meinen Anspruch auf die Führerschaft?", fragte Theo die Anwesenden. Nach kurzem Gemurmel stimmten alle dafür.
 

"Meinen Glückwunsch, Theodore Emil van Fallada, neuer und gerechter Anführer der Gilde!", verneigte sich der König der Vampire. "Ich danke dir! Verkünde was du zu sagen hast!", meinte Theo. Der König wandte sich an die Anwesenden. "Wir Vampire werden auch weiterhin uns an den Vertrag halten, der uns allen den Frieden brachte. Des weiteren hat der neue Anführer der Gilde die volle Unterstützung des Rates der Vampire und meine eigene!", sagte der Vater. "Ich danke dir und nehme deine Hilfe an!", meinte Theo und verneigte sich demutsvoll.
 

"Um diesen Bund zu festigen, bitte dich hier, vor allen Anwesenden um die Hand deiner Tochter Mia, mit der ich den Rest meines Lebens verbringen will!", bat Theo. Ein entrüstendes raunen ging durch die Menge. Der Führer der Gilde wollte eine Vampirin ehelichen? Ein Skandal! "Theodore, ich gebe dir meine geliebte Tochter Maria Ilia Amanda de Noctoura zur Frau! Ich vertraue darauf, das du sie lieben und beschützen wirst!", gestattete der Vater.
 

Mia und Theo fielen sich glücklich in die Arme. Fennis ließ ein wütendes Schnauben verlauten. Theo drehte sich zu ihn um: "Hargott Fennis! Deine Dienste werden in der Gilde nicht länger gebraucht oder erwünscht! Geh und verlasse dieses Gebäude für immer!", befahl er. Fennis bekam einen hochroten Kopf und rannte hinaus. Zwei Wochen später wurden Mia und Theo getraut. Sie bezogen das Familienanwesen der van Fallada, das Theo zurück erhalten hatte.
 

Jessy kehrte mit den Eltern ebenfalls in die Zivilisation zurück. Sie bauten ein Haus ganz in der Nähe um sich jeden Tag sehen zu können. Mia und Theo führten eine glückliche und sehr lange Ehe. Aus ihr gingen zwei Kinder hervor. Gerald und Fiona, die den Namen zu ehren von Theos Eltern bekamen. Die beiden waren Vampire, von freundlichen Gemüt. Gerald übernahm nach 400 Jahren den Platz seines Vaters um die Gilde weiter zuführen.
 

Theo zog sich mit Mia aus dem Geschäft zurück um noch ein wenig Freude an der Zweisamkeit zu haben. Jessy heiratete 200 Jahre nach Theo und Mia, einen Vampir, mit dem sie arbeitete und lebt mit ihm zusammen. Eine Tochter haben sie gemeinsam und die Großeltern hoffen sehr auf weitere Enkel. Jessy und ihr Mann haben die Forschungen von Irenes Vater, die von der Gilde beschlagnahmt waren, fortgesetzt und nach 150 Jahren zu einem Abschluß gebracht. Kein Vampir ist mehr auf das Blut von lebenden Menschen angewiesen!
 

Es gibt nur noch einzelne Werwölfe die sich versteckt halten. Nachdem die Bedrohung durch die Vampire vorbei war, konnten sie beginnen offen mit den Menschen zusammen zu leben. Angst und Mißtrauen mußten überwunden werden, aber schließlich konnte Irene den Traum ihres Vaters erfüllen und sich in ihrer natürlichen Gestalt in der Menge bewegen ohne gefürchtet zu werden.
 

Zwischen den Vampiren und den Menschen kam es nie wieder zum Krieg!

Armageddon

Armageddon
 

"Oh, jetzt habe ich aber Angst junger Fallada!", grinste Velon. "Das solltest du auch!", lachte Theo böse und ging in Angriffsposition. Velon ergriff sein Schwert fester und machte sich bereit. "Ich wußte immer das die van Fallada naiv sind, aber das sie so dumm sind überrascht mich wirklich!", stichelte Velon. "Jedenfalls sind wir nicht dümmer als du!", erwiderte Theo bissig. Ihre Schwerte prallten aufeinander und Funken stoben zu allen Seiten.
 

Keiner der beiden wollte auch nur einen Schritt zurückweichen. Durch das Fenster war von draußen Kampflärm zu hören. Offenbar hatten die Vampire, die versteckt gewartet hatten, angegriffen. Velon schien das gar nicht zu kümmern. Im Gegenteil, sein gemeines Grinsen wurde immer breiter. Sie schlugen schon eine Viertelstunde ohne Gnade aufeinander mit voller Kraft ein. Langsam ging Theo die Puste aus. Velon hingegen schien nicht erschöpft zu sein! Sein Werwolfsblut gab ihm eine sehr hohe Ausdauerfähigkeit. Langsam fing er an Theo zurück zu drängen.
 

"Schon müde, kleiner Mann?", feixte er. "Noch nicht mal warm geworden!", behauptete Theo. Die Wahrheit sah anders aus. Er war fast am Ende seiner Kraft. Velon schlug ihn mit Schwung das Schwert aus seiner Hand. "Du bist so berechenbar! Ich wußte das ihr mir eine Falle stellen würdet! Die Wahrheit ist, das ich euch in meine Falle gelockt habe!", höhnte Velon, während er Theo mit seinem Schwert an die Wand drängte. "Das glaubst du doch wohl selber nicht, was du da erzählst!", giftete Theo. "Ach Nein? Dann höre dir mal den Lärm da draußen genau an! Dann wirst du wissen was ich meine!", grinste Velon.
 

Theo spitzte die Ohren. Es war schwierig etwas aus dem Gewirr der Schrei zu verstehen, aber dann hörte er es. "Das kann nicht sein!", stammelte er. "Überrascht?", lachte Velon. Wie um Velons Triumph noch zu vergrößern wurde die Tür aufgestoßen. Ein Mann kam mit der schwer verwundeten Jessy herein. "Fennis ,du Dreckskerl!", schrie Theo wütend. "Ich freue mich auch dich zu sehen, mein alter Schüler!", grinste Fennis. "Wie konntest du dich nur mit den Werwölfen verbünden?", schrie Theo ihn an.
 

"Das war leicht! Sie boten mir die Chance mehr Macht zu bekommen! Es war leicht die Gilderäte zu überzeugen, das die Werwölfe die besseren Verbündeten sind!", erwiderte Fennis. "Du elender Verräter! Du hast damit die Werwölfe in eine Position gehoben in der sie die Macht übernehmen können!", fluchte Theo. "Nun das war ja auch der Plan! Ich hatte alles so gut vorbereitet! Es war leicht deinen Vater in Velon`s Falle zu schicken. Ich habe dich geholt und zu meinem Schüler gemacht! Du hättest eine Machtposition bekommen, wenn du dich nicht von mir abgewendet hättest!
 

Aber nicht nur du bist mir in die Quere gekommen, auch deine erbärmliche Mutter! Sie hat es geschafft mit deiner Schwester zu fliehen. Das hat mich wirklich in Schwierigkeiten gebracht! Immerhin hatte ich sie Velon als Frau versprochen! Sie sollte zu einer perfekten Werwölfin erzogen werden, aber diese Schlampe Fiona hat alles ruiniert! Du kannst dir vorstellen das mein Freund Velon nicht sehr erbaut darüber war, das er nun seine Braut nicht bekam! Ich mußte ihn lang vertrösten bis wir endlich ihre Spur hatten. Aber sie entwischte immer wieder und dann,...., wurde sie auch noch ein dreckiger Vampir!
 

Ich dachte schon es wäre aus, aber Velon gefiel der Gedanke, das grade ein Vampirmädchen ihn eine neue Generation Werwölfe schenken sollte. Ich hätte nie für möglich gehalten, das sie sich ihm Freiwillig ausliefern würde. Wir wußten sofort das es eine Falle war und ich habe die Werwölfe zu unseren Verbündeten erklärt! In diesem Augenblick stehen 2000 Werwölfe und 1500 Gildekrieger gemeinsam den lächerlichen 150 Vampirkrieger gegenüber und schlachten sie ab! Sie werden noch vor Sonnenaufgang nur noch ein Häuflein Staub sein!", erklärte Fennis.
 

Theo war entsetzt! Er stand hilflos da, sah zu Jessy die reglos am Boden lag und hörte den Kampf draußen langsam leiser werden. Die Geräusche ließen keinen Zweifel darüber das die Vampire besiegt wurden. Nach einer Weile, die sich wie eine Ewigkeit anfühlte, verstummte der Lärm. Theo, der immer noch an die Wand gedrängt war, sank zu Boden. Sie hatten versagt. Die Tür wurde wieder geöffnet und zwei Gestalten wurden herein gezerrt. Theo traute sich kaum aufzublicken, er sah wie Mia und ihr Vater vorgeführt wurden. Beide sahen schrecklich aus.
 

"Theodore Amandus Maximilian de Noctoura! Wie schön dich in diesem Zustand zu sehen! Und du mußt seine Mißgeburt von Tochter, Maria Ilia Amanda de Noctoura, sein!", begrüßte Velon die Neuankömmlinge. Mia zitterte am ganzen Körper. "Velon, du Bastard! Nicht mal einem fairen Kampf stellst du dich!", zischte der Vater wütend. "Warum sollte ich ein Risiko eingehen, wenn ich auch so gewinnen kann?", fragte Velon gleichgültig. "Das würdest du nicht fragen wenn du noch Ehre besitzen würdest!", bekam er als Antwort. Die beiden wurden zu Theo gedrängt.
 

"Was ist mit deiner Mutter?", fragte Theo mit böser Vorahnung. Mia hatte sich sofort an ihn gedrängt. "Sie ist Tod! Ein Werwolf wollte mich mit einem Sperr töten und sie hat sich dazwischen geworfen! Sie ist vor meinen Augen zu Staub zerfallen!", schluchzte Mia leise. Theo legte den Arm um sie. "Wie rührend!", lästerte Velon. "Laß sie in Ruhe, Velon!", rief der Vater. "Aber wieso denn? Die beiden sind so ein schönes Paar! Ich will gnädig sein, an einem so glorreichen Tag wie heute!", meinte er milde lächelnd. "Sie werden jetzt gemeinsam in den Tod gehen! Sag selber, bin ich nicht großzügig?"
 

"Du stinkender Bettvorleger!", schrie der Vater und sprang Velon entgegen. Er hatte den halben Weg hinter sich, als er fast in der Luft erstarrte und zu Boden fiel. Fennis zog ein Schwert aus dem Körper des Vampirs. "Was für eine selbstloses Opfer Theodore! Aber feige! Du willst doch nur nicht dem sterben deiner Tochter zusehen!", verhöhnte Velon den sterbenden Vampir.
 

"VATER!!!", schrie Mia und wollte zu ihm, aber Theo hielt sie zurück. Mit Tränen in den Augen, sah sie mit an wie auch ihr Vater zu Staub zerfiel. "Ihr verdammten Schweine!", brüllte sie voller Zorn. Die Männer lachten sie nur aus. "Verabschiedet euch von eurer geliebten Schwester! Es ist das letzt Mal das ihr sie seht! Wenn ich sie erst umerzogen habe, wird sie mich zu einem glücklichen Familienvater machen!", lachte Velon. "Nimm deine Finger von ihr!", befahl Theo. Doch er wurde wieder an die Wand gedrängt. Zusammen mit Mia mußte er mit ansehen wie Jessy vorgebracht wurde.
 

"Nun muß ich nur noch euch erledigen, dann ist mein Sieg perfekt!", freute sich Velon. "Fennis du darfst das Vampirmädchen haben! Ich will dem letzten van Fallada langsam das Lebenslicht ausblasen!" "Du kriegst uns nicht ohne Kampf!", fluchte Theo. Er hatte aus irgendeinen Grund wieder Hoffnung. Mia sah im selben Augenblick welche. "Artemis, greife ihn an!", befahl Theo, dem Nachtfalken, der grade durch das Fenster gesegelt kam. Velon würde es schwer haben sich gegen den Vogel und Theo zu wehren. Mia konnte sich sehr gut an die Schmerzen erinnern, die Artemis ihr zugefügt hatte.
 

Aber dann geschah etwas, das alles zunichte machte. Artemis flog auf Velon zu. Dicht über dessen Kopf und landete auf Hargott Fennis Schulter. "Chimäre, meine Süße! Schön das du wieder da bist! Hast du mich vermißt?", fragte Fennis liebevoll den Vogel. "Was hat das zu bedeuten?", fragte Theo tonlos. Fennis lachte: "Das heißt das sie auch nur ein Teil unserer Falle war! Chimäre gehört mir, seit sie ein kleines Küken war!" Chimäre schmiegte sich an Fennis und blinzelte Theo böse an.
 

"Sie hat es gar nicht gemocht, das sie so nett zu Vampiren sein mußte! Aber sie war ein nützlicher Spion! Sie konnte in das Schloß zu dem wir keinen Zutritt erlangen konnten!", erklärte Fennis. "Ich wußte das es ein verdammtes Mistvieh ist!", zischte Mia. "Schnapp sie dir, meine Süße!", rief Fennis und ließ den Nachtfalken fliegen. Der Vogel flog auf Mia zu und hackte auf sie ein. Mia schrie unter den Schmerzen. Theo rastete völlig aus. Er sprang auf und griffen den Vogel an den Flügeln. Dabei sah er das Chimäre Mia ein Auge ausgehakt hatte. Er schleuderte das Tier Velon entgegen. Er schlug nach ihr und warf sie zu Boden. Chimäre wollte jetzt ihn angreifen, doch Velon trat mit dem Fuß auf den Kopf des Tieres.
 

Keiner hatte mit so einer Aktion gerechnet. Theo griff sich Mia und schleppte sie in der allgemeinen Verwirrung zum Fenster. "Du mußt fliehen!", sagte er zu ihr. "Ich gehe nicht ohne dich!", erwiderte sie. "Ich komme nach!", versprach Theo ihr. Velon und Fennis hatten sich wieder gefangen und stürmten auf sie los. "Verschwinde endlich!", schrie Theo und stieß sie aus dem Fenster. Mia entfaltete ihr Flügel und wollte das Theo hinterher sprang. Aber dazu kam es nicht mehr.
 

Nie würde sie das Gesicht von Theo vergessen, als die Klaue von Velon seinen Brustkorb durchstieß. Es war kein Schmerz zu sehen, oder Wut nur unendliche Traurigkeit. Mia war geschockt. Sie konnte nichts mehr tun. Ohne groß Nachzudenken flog sie so schnell sie konnte davon. Sie hatte keine Ahnung wie lange sie geflogen war, oder wo sie gelandet war. Erst nach Tage setzte ihre Erinnerung wieder ein. Sie hatte alles verloren. Ihre Eltern, Jessy, Theo, Darky, ihr Heim und ihr Volk. Sie war allein. Bei einem Blick in einen Spiegel sah sie wie entstellt sie durch Chimäre war.
 

Sie versuchte die letzten überlebenden Vampire zu finden, aber keiner schien überlebt zu haben. Unbändige Wut packte sie. Wut auf sich selbst, auf ihre Familie, die Menschen und die Werwölfe. Diese Wut wurde überirdischer Haß als sie hörte das Jessy mit Velon verheiratet war. Sie hätte schwören können das Jessy alles versucht hätte um zu fliehen, aber sie war sogar glücklich mit dem Werwolf. Velon hatte bei ihrer Umerziehung ganze Arbeit geleistet. Jessy hatte alles vergessen was ihr mal etwas bedeutet hatte. Die Werwölfe wurden immer mehr und mächtiger.
 

Mia hatte sich lange Zeit versteckt und im Dunkeln gelebt. 70 Jahre lang hatte sie ihre Rachepläne geschmiedet. Sie war nicht mehr das kleine freundliche Mädchen von früher. Sie war hart, herzlos und brutal geworden. Mia hatte sich eine Armee von Vampirfledermäusen geschaffen. Oft hatte sie drei oder vier Menschen pro Nacht getötet. Mit keiner von ihnen hatte sie noch ein freundschaftliches Verhältnis. Sie waren nur ihre Diener! Nicht mehr!
 

Dann sah sie den Zeitpunkt des letzten Kampfes gekommen! Sie schaffte es unbemerkt in die Festung von Velon einzudringen. Leise arbeitete sie sich zum Gemach vor. Sie hatte ein Dutzend Werwölfe erledigt, bevor sie die Tür erreichte. Sie gab ein Signal von sich und ihre Diener griffen die Festung an. Das sollte die Werwölfe solange beschäftigen, bis sie ihre Angelegenheiten geregelt hatte. Sie trat die Tür zum Schlafzimmer ein. Es war nur eine Frau drin und die wirbelte herum. Mia sah das sie hochschwanger war.
 

"Was hast du hier zu suchen?", fauchte Jessy Mia an. "Dich, du elende Verräterin!", schnauzte Mia sie an. "Wer bist du überhaupt?", fragte Jessy ungerührt. "Ha, erkennst du mich nicht? Ich gebe zu es ist schwer wegen der Augenklappe und der vielen Narben! Aber seine beste Freundin sollte man nicht vergessen!", lachte Mia bitter. "Beste Freundin? Du bist doch nur ein elender Vampir! Mein Gemahl wird dich töten!", erwiderte Jessy. "Mag sein, aber vorher werde ich dich töten!", schrie Mia und stürmt los.
 

Jessy zog einen Degen hervor und wehrte sich. Wegen ihres Zustandes, war sie aber im Nachteil. Jessy konnte nicht so flink ausweichen wie Mia. Sie stürzte und sah Mia ängstlich an: "Hab wenigstens Gnade mit meinem Kind!", flehte sie. Mia schaute sie nur an und lachte. "Fahr zur Hölle!", donnerte sie und schlug ihrer ehemals besten Freundin den Kopf ab. Sie zerfiel sofort zu Staub. Mia hatte keine Gelegenheit ihren Sieg zu genießen, denn schon im nächsten Augenblick wurde sie selber von einem Schwert aufgespießt.
 

Mia drehte sich langsam um und sah Velon dort stehen. "Das war es mit deiner Superrasse von Werwölfen!", preßte sie hervor. Sie spürte wie ihr Körper den zusammen halt verlor und sie in die unendliche Dunkelheit stürzte. Mit Mia war der letzte Vampir, der noch auf der Erde existiert hatte gestorben. Velon sah nur verächtlich auf die beiden Staubhaufen vor sich, von dem eines noch bis vor kurzem seine Frau gewesen war. "Du bist zu spät gekommen, Blutsaugerin! Meine Frau hat ihre Aufgabe längst erledigt gehabt! Sie war nutzlos für mich geworden!", meinte er.
 

"Vater, wo ist Mutter?", riefen zwei Mädchen von der Tür aus. "Sie ist weg! Kümmert euch nicht drum, meine Täubchen! Wir brauchen sie nicht mehr!", sagte Velon kalt. "Heißt das wir sind diese elende Blutsaugerin endlich los?", freute sie sich. "Ja, wir sind sie endlich los!", bestätigte Velon. Er ging mit seinen glücklichen Töchtern davon. Die Rasse der Werwölfe vermehrte sich weiterhin rasant! Velon`s Töchter wurden, von Jessy`s Blut gestärkt, die Mütter von unzähligen Werwölfen. 100 Jahre nach Jessy`s Tod hatte sich ihre Zahl soweit vermehrt, das sie die Herrschaft des Planeten übernahmen und die Menschen versklavten.
 

Die Folge dieser Unterdrückung war, das die Menschen sich 40 Jahre später gegen die Werwölfe erhoben und ein wahrer Weltenbrand entfacht wurde. 10 Jahre kämpften Menschen und Werwölfe gegeneinander. Am Ende gab es keine Menschen mehr. Die übrige Tier und Pflanzenwelt, war nicht groß genug um die vielen Werwölfe zu ernähren und so starben sie langsam aus. Dahingerafft von ihrer eigenen Ignoranz. Heute ist die Erde nur noch ein trostloser verlassener Planet, der darauf wartet, das die Evolution von vorne beginnt.



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Von: abgemeldet
2006-04-08T17:21:32+00:00 08.04.2006 19:21
Wunderbare FF.
Beim zweiten Ende läuft es ja einem eiskalt den Rücken runter. *schüttel*
Mach weiter so! Lg Sessi1321
Von:  Lorelei89
2006-02-08T15:58:30+00:00 08.02.2006 16:58
klasse klasse!!!!!!!!! mach bitte schnell weiter ok? bitte bitte bittte

bye bye

deine lorelei89
Von:  Lorelei89
2006-02-08T13:19:06+00:00 08.02.2006 14:19
klasse klasse^^ mach sdchnell weiter ok?
bitte bitte

bye bye deine lorelei89
Von:  Lorelei89
2006-02-07T15:50:31+00:00 07.02.2006 16:50
wow klasse mach bitte ganz schnell weiter ok?

bye bye
deine lorelei89
Von:  Lorelei89
2006-02-05T09:58:44+00:00 05.02.2006 10:58
hey klasse das theo jessys bruder ist hat mich echt überrascht^^ schreib bitte schnell weiter ok?

bye bye deine lorelei89
Von:  Lorelei89
2006-02-04T18:09:12+00:00 04.02.2006 19:09
hey ich finde deine ff echt suüper klasse amch bitte super super schnell weiter ok? bite bitte bitte

bye deine lorelei89


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