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Schatten Engel I

1/3 ~*Love goes its own way*~
von

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~*Das Training beginnt*~

~*~
 


 

Viele Stunden später kam Damiana mit tobenden Kopfschmerzen wieder zu sich. Ganz allmählich nahm sie ihre Umgebung wahr. Es roch gut... alles war so warm... so nass? Sie lag in einer riesigen Badewanne, in der noch mal fünf Leute Platz gehabt hätten... duftende Schaumflocken umgaben sie... wo war sie? Ihr Badezimmer zu Hause sah ganz anders aus... Das Licht war gedämpft, worüber sie recht froh war, denn grelles Licht hätte ihre Kopfschmerzen nur verschlimmert. Vorsichtig hob sie eine Hand an ihre Stirn und strich sich eine feuchte Strähne aus den Augen. Was war geschehen, dass sie hier in diesem fremden Badezimmer lag. Ihre Augenlider waren schwer und sie konnte nicht richtig aus der tiefen Ohnmacht erwachen. Auch als jemand ihr Haar berührte, brauchte sie noch einen Moment, um dies zu erfassen.
 

"Wieder wach?"
 

Die Stimme kam ihr so seltsam bekannt vor. Schwerfällig drehte sie sich um und erblickte eine Frau am Badewannenrand sitzend. Ihr feuchtes schwarzes Haar umrahmte ihr Gesicht und lockte sich. Sie streckte eine Hand aus und strich sanft über Damianas Wange. Die Berührung tat ihr seltsamerweise gut und sie schloss die Augen... dann kam die Erinnerung wie ein Schlag in den Magen zurück. Mit einem Schrei riss Damiana die Augen wieder auf und sprang auf. Ein heftiges Schwindelgefühl erfasste sie und sie schwankte leicht, konnte sich aber noch auf den Beinen halten.
 

Damiana: SAPHIRA!
 

Saphira schaute ungerührt zu dem Mädchen auf und nahm dann das Wasser wahr, welches an ihrem nackten Körper hinunterlief und wartete auf einen Wut - oder Weinkrampf. Aber nichts geschah... Damiana starrte einfach nur in Saphiras Augen....
 

Saphira: ...
 

Diese Augen machten es der jungen Prinzessin unmöglich loszuschreien... sie blinzelte noch einmal und ließ sich dann mit einem Aufschluchzen in die Wanne plumpsen. Tränen brannten in ihrer Kehle, die sich schmerzhaft zusammenzog. All die furchtbaren Bilder der letzten Nacht drängten sich vor ihr inneres Auge.
 

Saphira: Er ist nicht tot. Dein Vater übrigens auch nicht.
 

Damiana verstand sofort von wem die Rede war. Cerubim lag vielleicht immer noch in dem verwüsteten Rosengarten und war Bewusstlos. Ein erneutes Schluchzen schüttelte ihren gekrümmten Körper. Plötzlich spürte sie eine angenehm warme Hand auf ihrem Rücken, die sanfte Kreise auf ihrer Haut zog. Wollte Saphira sie trösten?
 

Saphira: Hör auf zu weinen. Das was du erlebt hast war nichts... im Vergleich zu dem was dich noch erwarten wird... jetzt kommt erst die Hölle auf Erden...
 

Erschrocken schaute Damiana Saphira an, deren Blick nicht zu deuten war.

Doch was Saphira mit "Hölle" gemeint hatte, würde Damiana erst viel später erfahren...
 

Die Tür des Badezimmers ging auf und Titus kam herein. Sie schaute Damiana kurz an und wandte sich an Saphira.
 

Titus: Hat sie einen Schock?
 

Saphira: Frag sie doch selber.
 

Titus' Augenbraue zuckte leicht. Scheinbar ließ sie sich schnell von Saphira provozieren. Schließlich streifte Titus' Blick wieder das schluchzende Mädchen in der Badewanne. Damiana verschränkte die Arme vor ihrer üppigen Brust und wich bis ins letzte Eck der Wanne zurück.

Kopfschüttelnd fuhr sich Titus durchs weißblonde Haar.
 

Titus: Hör auf zu heulen! Ich werde dir jetzt kurz erklären, warum wir dich mitgenommen haben. Wie du schon mitbekommen hast, haben wir einen recht großen Trupp Soldaten-
 

Damiana: Soldaten?! Das nennst du Soldaten? Dieser dreckige Haufen von Dämonen?
 

Titus forciertes Lächeln jagte Damiana einen Schauer über den Rücken.
 

Titus: Regel Nummer eins: Unterbrich mich nicht!
 

In ihrer Stimme schwang ein drohender Unterton mit und Damiana zweifelte nicht daran, dass Titus sehr, sehr böse werden konnte, wenn man ihr vor den Kopf stieß und was dieses Weib dann mit ihr machen würde, wollte Damiana sich gar nicht erst vorstellen.
 

Titus: Dieser dreckige Haufen, wie du ihn nennst, wird ab jetzt deine "Familie" sein. Du wirst ausgebildet, bis du sowohl mit Schwertern, als auch mit Magie perfekt umgehen kannst. Und dann wirst du mit Saphira und mir diesen "Haufen" anführen.
 

Damiana blinzelte ungläubig. Es gab so viele Männer im Reich, die schon eine gründliche Ausbildung hinter sich haben und kämpfen konnten. Warum also hatte Titus ausgerechnet SIE entführt und machte sich die Mühe eine Prinzessin zum Soldaten zu drillen? Das konnte doch alles nur ein böser Traum sein! Gleich würde sie aufwachen und alles wäre beim Alten.
 

Titus: Was deine anderen... hm... Pflichten anbelangt... die wirst du noch früh genug erfahren!
 

Mit einem seltsamen Lächeln wandte sie sich ab und verließ das Badezimmer. Damiana starrte ihr nach. Andere Pflichten? Irgendwie wollte sie gar nicht wissen, was dies für Pflichten sein würden...

Fröstelnd sank sie noch tiefer ins Wasser und versuchte die Tränen, welche ihr schon wieder in die Augen traten, zurück zu halten.
 

Saphira: Steh auf.
 

Damiana schaute Saphira mit glasigem Blick an und reagierte nicht.
 

Saphira: ...
 

Ohne ein weiteres Wort packte sie Damianas zarte Oberarme und zog sie grob aus dem Wasser. Der harte Griff schmerze ihr, aber sie gab keinen Laut von sich. Verängstigt schaute sie in Saphiras kalte Augen und hoffte in ihnen so etwas wie Mitgefühl zu finden, aber alles was sie sah war ungeduldige Härte und Stränge. Ein neuerlicher Weinkrampf schnürte ihr die Kehle zu und ihre Knie zitterten. Die Tatsache, dass sie völlig nackt war trug nicht unbedingt dazu bei das Gefühl von Hilflosigkeit zu lindern.

Saphira griff nach einem Handtuch und rubbelte Damianas steifen Körper ab und zog sie mit unerbittlicher Entschlossenheit aus dem Bad, direkt in ein angegrenztes, großes Schlafzimmer.
 

Saphira: Hier sind deine Sachen. Zieh dich an.
 

Sie drückte dem zitternden Mädchen ein paar dunkle Sachen in die Hand, welche Damiana nicht richtig festhielt und sie fallen ließ.
 

Saphira: Ruh dich etwas aus. In zwei Stunden beginnt dein Training.
 

Damit drehte sie sich um und verließ das Schlafzimmer. Damiana starrte ihr nach und wartete auf das Klicken eines Schlosses, doch es blieb aus. Langsam, ganz langsam wurde ihr bewusst, dass Saphira das Zimmer nicht abgeschlossen hatte. Sie sank zu Boden und starrte weiterhin auf die geschlossene Tür.

Was nun?

Sie warf einen Blick auf die am Boden liegenden Sachen.

Könnte sie vielleicht fliehen...?

Plötzlich überstürzten sich ihre Gedanken. Wenn Saphira die Tür nicht abgeschlossen hatte, dann glaubte sie wohl fest, dass sie nicht fliehen würde oder konnte. Zumindest nicht durch die Tür. Was ist mit dem Fenster...?

Sie sprang auf und rannte zu einem der großen Fenstern, öffnete eines nach einigen Mühen und schaute aufatmend hinaus. Gott sei dank! Nun konnte sie von hier flieh...

Ein Laut des Schreckens entkam ihrem Mund.

Sie befand sich etwas zwanzig Meter über dem Erdboden im obersten Stock eines riesigen, grauschwarzen Schlosses. Um die hohen Türme kreisten Männer und Frauen mit schwarzen Flügeln und Gesichtern, die voller Kälte blickten. Sümpfe und dunkle Wälder bildeten die Landschaft, tiefe, graue Wolken hingen über der feuchten Luft und ein kühler Wind blies Damiana die moorigen Gerüche der Wälder entgegen.

Ein Schauer lief ihr den Rücken runter. Das Fenster konnte sie getrost vergessen. Selbst wenn sie es schaffen sollte an den Efeuranken, welche bis zu ihrem Fenster hinaufreichten, hinunter zu klettern, ohne zu stürzen und sich den Hals zu brechen, so würden diese beängstigend wirkenden, beflügelten Dämonen sie entdecken und was dann geschehen würde, konnte sie sich bildlich vorstellen.

Enttäuscht wankte sie zurück und schloss das Fenster wieder.

Unwillkürlich kam ihr in den Sinn, dass der Name "Schatten Engel" wirklich ausgezeichnet zu diesen unheimlichen Gestalten passte. Diese Schwarzen Flügel...
 

Damiana: Oh?!
 

Mit einem Mal fiel ihr ein, dass weder Saphira noch Titus Flügel hatten, als sie eben da waren. Aber bei dem Überfall auf das Schloss ihres Vaters sind sie geflogen! Wie seltsam...

Bei dem Gedanken an ihren Vater überkam sie glühendes Heimweh. Sie musste hier so schnell wie möglich weg!

Mit hastigen Schritten lief sie zu den Sachen, welche noch immer auf dem Boden lagen und hob sie auf. Der Soff war weich und bei näherem Betrachten stellte sie fest, dass es sich hier um feines Leder handelte. Etwas Stoff fiel ihr aus der Hand und als sie ihn aufhob, sah sie, dass es ein langer Handschuh war. Ein zweiter kam zum Vorschein, als sie alles auf den Boden legte. Hohe Stiefel waren auch dabei und ein Oberteil, das mehr zeigen würde, als ihr lieb war und recht enge Hotpants lagen neben den Stiefeln.

Oh mein Gott! Das kann ich unmöglich anziehen, schoss es ihr durch den Kopf. Allerdings hatte sie gar keine andere Wahl, es sei denn sie wollte unbedingt nackt herumlaufen.

Mit hochroten Wangen zog sie die engen Hotpants an und schnürte sie im Schritt zusammen, danach zwängte sie sich in das Oberteil, welches ebenfalls zu schnüren galt. Alles passte, als wenn es extra für sie angefertigt worden war. Schließlich glitt sie in die Stiefel und streifte die Handschuhe über. Sah sie nun genauso, wie diese dreckigen Aasgeier aus?

Solche Kleidung hatte sie noch nie getragen.

Nun gut, so fiel sie wenigstens nicht auf, wenn sie sich durch die Gänge nach draußen schleichen würde.

Schnell flocht sie ihr, noch feuchtes Haar zu einem Zopf und näherte sich dann der Tür. Sie drehte am Knauf und mit einem leisen Geräusch öffnete sie sich ohne Probleme. Nur einen Spalt breit zog sie die schwere Tür auf und späte hinaus in den düsteren Gang. Nichts war zu sehen, also zog sie die Tür weiter auf und machte einen zaghaften Schritt hinaus... nichts... noch ein Schritt... wieder nichts... noch ein Schritt... nun war sie draußen.

Sie drehte sich mit gespannten Nerven um und schloss die Tür wieder lautlos.
 

"Würdet ihr mir bitte mal verraten, wo ihr hin wollt?"
 

Mit einem Schrei drehte Damiana sich wieder um und starrte in ein paar rote Augen. Ein weiterer Schrei zerriss die Stille im Gang und Damiana taumelte gegen die Tür.

Die rotleuchtenden Augen kamen immer näher und Damiana tastete in aufkeimender Panik nach dem Türknauf. Der kalte Schweiß brach ihr aus und nur mit einiger Mühe unterdrückte sie den nächsten Schrei.

Die Person blinzelte amüsiert, während Damiana schnellstmöglich versuchte die Tür wieder zu öffnen, was ihr nicht so recht gelingen wollte.

Der Unbekannte streckte die Hand aus und Damiana wimmerte vor Angst. Er würde sie umbringen!

-Klick- ...er hatte die Tür geöffnet und packte nun Damianas Arm, um sie zurück ins Zimmer zu stoßen.

Schmerzhaft landete sie auf ihrem Allerwertesten und -Wums- war das Zimmer wieder verschlossen. Mit pochendem Herzen starrte sie die Tür an und wunderte sich im ersten Moment, dass sie noch lebte. Keuchend rappelte sie sich auf und taumelte zum Bett um sich zu setzen.

Meine Güte! Der wollte sie ja gar nicht töten.

Mit zitternden Fingern fuhr sie sich durchs Haar. So viel dazu, dass Saphira die Tür nicht bewachen ließ...

Was konnte sie nun tun? Warten, bis Saphira sie wieder abholte, um mit dem Training zu beginnen? Was würde das überhaupt für ein Training sein?

Sie beschloss schließlich gar nichts zu tun und sich erst ein Mal auszuruhen. An Schlaf war zwar nicht zu denken aber sie wollte sich dennoch hinlegen.

Seufzend fiel sie auf das Bett und ließ ihren Gedanken freien Lauf. Was war nun mit Cerubim? Würde er sie suchen? Schließlich hatte er sie im Garten geküsst. Bedeutete dies nicht, dass er sie liebte...? Und ihr Vater? Würde er sie suchen...?

Ihre Gedanken drehten sich im Kreis.
 

Nach etwa zwei Stunden öffnete sich die Tür und Saphira trat mit Titus ein.
 

Titus: Ah gut, du hast die Sachen angezogen. Ich dachte schon, du würdest protestieren. Schließlich bist du diese Kleidung nicht gewohnt.
 

Ein selbstgefälliges Lächeln breitete sich auf Titus' Gesicht aus.
 

Titus: Scheinbar bist du doch gefügiger, als ich dachte.
 

Wut kroch in Damiana hoch. Das hörte sich so an, als wenn sie behaupten würde sie *D.* wäre ein kleines Schoßhündchen, das brav das tat, was von ihm verlangt wurde... Das würde sie sich nicht bieten lassen!
 

Titus: Steh auf! Wir werde dir jetzt dein künftiges Zuhause zeigen.
 

Stur blieb Damiana sitzen und schaute trotzig zu den beiden Frauen auf.

Titus hob eine Augenbraue.
 

Titus: Regel Nummer zwei: Mein Befehle werden sofort ausgeführt!
 

Damiana: ...
 

Saphira schaute erst Damiana an und ließ ihren Blick dann zu Titus wandern. Sie wusste ganz genau, wie schnell Titus sich bei solchen Sachen aufregen konnte und Damiana würde dies auch gleich erfahren...
 

Titus: Okay. Du scheinst es darauf anzulegen wie ein kleines Kind trotzig genau das Gegenteil von dem zu tun was ich dir sage.
 

In Titus' Stimme schwang ein leiser Unterton mit. Doch schließlich seufzte sie und kam auf Damiana zu und griff nach ihrem Arm, um sie auf die Beine zu ziehen.
 

Damiana: Lass mich! Warum sollte ich dir gehorchen? Warum hast du mich überhaupt hier her geschleppt? Willst du Lösegeld von meinem Vater verlangen?
 

Titus stutzte.
 

Titus: Lösegeld...?
 

Plötzlich fing sie an zu lachen und ließ Damianas Arm wieder los.
 

Titus: Nein, Schätzchen. Geld hat für mich keine Bedeutung! Ich habe selber genug davon. Vergiss nicht ich bin eine Adlige so wie du auch.
 

Damiana hatte gute Lust vor ihr auszuspucken, beherrschte sich aber. Ihre Angst vor dieser Frau war größer als ihre Wut.
 

Damiana: Adlige? Du bist ein Dämon!
 

Titus: Nein. Ich werde nur so genannt. Aber mein Blut ist wie das deine... Und jetzt komm! Ich habe keine Lust mit dir zu streiten!
 

Titus wandte sich ab und schritt aus dem Raum. Sie erwartet, dass Damiana ihr nun folgen würde, aber das tat sie nicht. Saphira verdrehte genervt die Augen, packte Damianas Arme und zog sie hinter sich her.
 

Damiana: Au! Du tust mir weh-
 

Saphira: Halt de Klappe!
 

Damiana schluckte.

Widerstrebend folgte sie den beiden durch das düstere, alte Schloss. In den Gängen roch es modrig und feucht. Zu Damianas Überraschung hingen an den Wänden Fackeln und es gab kein elektrisches Licht. Der Boden war mit einem altmodischen, dunkelroten Teppich ausgelegt, der das Klacken der Stiefel von ihr und den anderen beiden Frauen dämpfte. Hier und da gab es ein paar Türen, die aus massiven Holz gebaut waren, aber alle waren verschlossen.

Schließlich kamen sie an einer Treppe an und stiegen zwei Stockwerke hinab, wo Damiana vor Erstaunen die Augen aufriss. Hier war alles hell und freundlich eingerichtet, aber wieder gab es kein elektrisches Licht. Riesige Kristalllüstern hingen an den hohen, hellen Wänden, alles in allem erinnerte es sie ein wenig an Zuhause.
 

Titus: Überrascht?
 

Sie lachte auf.
 

Titus: Ich habe dir doch gesagt, dass ich das Geld von deinem Vater nicht brauche. Wenn man es genau nimmt, dann habe ich ein noch größeres Vermögen als er.
 

Damiana: Und alles zusammen geklaut!
 

Titus: Nein. Geerbt. Komm jetzt und hör auf mich zu nerven.
 

Damiana blieb stehen.
 

Damiana: Bitte? Warum überfällst du dann unschuldige-
 

Und prompt riss Titus der Geduldfaden, so wie Saphira es voraus gesehen hatte.
 

Titus: Halt den Rand Damiana! Du wirst noch früh genug erfahren, weshalb du hier bist und warum ich... "unschuldige" Menschen überfalle!
 

Damiana presste die Lippen aufeinander. Sie entschied sich von nun an besser zu schweigen und folgte den beiden Frauen. Nach einigen Minuten begann sie Saphira und Titus genauer zu betrachten. Beide waren sehr schön und wie sie schon festgestellt hatte, war Saphira eher ein ruhiger Mensch, der nicht viel sagte. Warum war sie nur freiwillig an Titus Seite getreten? Sie konnte sich keinen Reim auf all das machen. Dennoch war sie distanziert und kalt. Titus hingegen schien leicht reizbar zu sein und war anscheinend der Annahme, dass alles und jeder ihr sofort zu gehorchen hatte.

Titus fuhr sich durch ihr langes Haar und fing einen Blick von Saphira auf. Damiana runzelte die Stirn. Mit einem Schlag wurde Titus' Blick weicher und ein angedeutetes Lächeln entspannte ihre Züge. Hmm... konnte es sein, dass beide guten Freundinnen waren? Aber Saphiras Blick veränderte sich nicht, so wie der von Titus. Das würde Damiana im Auge behalten. Immer noch schweigend folgte sie den beiden zu einer weiteren Treppe.

Es ging noch ein paar Stockwerke abwärts, bis sie in so eine Art Keller kamen, der sich als riesiger Trainingsraum entpuppte. Die Wände waren sehr hoch und überall waren Gegenstände angelehnt, die Damiana noch nie zuvor gesehen hatte. Sieben Stockwerke hatte Damiana gezählt.
 

Titus: Wir fangen mit dem Magietraining an. Du hast doch sicherlich schon festgestellt, dass wir alle Flügel besitzen, die man aber nicht immer sieht. Nun das liegt daran, dass wir in Wirklichkeit gar keine Flügel haben. Sie sind eine Illusion- eine Illusion, die man aber auch anfassen kann und mit der wir fliegen können. Magie.
 

Damiana: Magie...? So etwas gibt es nicht.
 

Titus: Nein? Dann schau mal her.
 

Titus hob den Arm und ein seltsames Leuchten erfasste ihn, sammelte sich in ihrer Handfläche und nahm Gestalt an, formte sich zu einem kleinen Menschen mit einer Größe von vielleicht 20 cm. Diese Gestalt bekam Flügel und flog dann mit seinem Körper aus purem Licht auf Damiana zu. Sie starrte ungläubig auf das Wesen und streckte die Hand aus. Als ihr Finger den Flügel berührte, zerplatzte das Wesen wie eine Seifenblase und die übrig gebliebenen Teile verglühten.
 

Damiana: Das... das...
 

Titus: Ist Magie. Das sind allerdings nur Spielereien. Dafür nutzen wir die Magie nicht.

Du kannst Energiekugeln aus purem Licht abschießen und Menschen verletzten, oder töten.
 

Damiana: Dazu nutzt ihr diese Fähigkeit!
 

Titus: Ja. Jetzt wirst du das lernen.
 

Damiana: Und wie bitteschön? Ich bin keine Hexe und ich kann das nicht!
 

Titus verdrehte entnervt die Augen.
 

Titus: Darum sollst du das auch lernen! Ärgere mich lieber nicht!
 

Damiana wandte den Blick ab. Wie sollte sie so etwas lernen?

Titus kam auf sie zu und nahm ihre Hände in die ihren, drehte die Handflächen nach oben und beugte sich darüber. Damiana schaute sie argwöhnisch an. Titus holte tief Luft und begann dann mit leiser Stimme und in einer Art Singsang Worte zuflüstern.

Zunächst geschah nicht. Doch dann spürte Damiana ein leichtes Kribbeln in den Fingerspitzen, das sich schnell weiter über ihre Handflächen ausbreitet und an ihren Armen hinauf schoss.

Sie erschauerte und fühlte fasziniert, wie ihr ganzer Körper langsam außer Kontrolle geriet.

Sie merkte kaum, dass Saphira hinter sie trat und plötzlich nach ihrem Oberteil griff, es etwas hinunter zog und im nächsten Moment sammelte sich sämtliche Energie zwischen ihren Brüsten und bildete dort ein kleines dunkles Mal.

Saphira ließ ihr Oberteil wieder los und trat mit Titus einen Schritt zurück.
 

Damiana: Was war denn das?
 

Titus: So! Jetzt musst du nur noch lernen mit dieser Energie um zu gehen.
 

Scheinbar hatte niemand die Absicht ihr zu erklären, was Titus mit ihr gemacht hatte und was das für ein Mal auf ihrer Brust war.
 

Titus: Das werden harte Stunden. Ich hoffe, du hast eine gute Ausdauer...
 

~*~
 


 

Titus hatte nicht übertrieben.

Damiana war schon immer ein aufgewecktes Mädchen gewesen und hatte Probleme, sich auf eine Sache zu konzentrieren und nun wurde sie einem grausamen Konzentrationstraining unterzogen. Titus ließ nicht locker und bald war es Damiana möglich mit viel Anstrengung eine winzige Lichtkugel abzufeuern. Der Schweiß lief ihr nur so runter und sie war völlig erschöpft. Seit über vier Stunden stand sie nun hier und hatte noch nicht einmal etwas gegessen oder getrunken.
 

Titus: Ist das alles was du zu Stande bekommst?! Wenn das so weiter geht, müssen wir hier noch die ganze Nacht rumstehen.
 

Damiana: *schnauf... keuch ....* ich... kann nicht mehr... Ich hab Kopfschmerzen! Und ich-
 

Titus: Hör auf zu jammern und konzentriere dich! Diese Lichtkugel gleicht mehr einem Staubkörnchen! Wir hören nicht eher auf, bis sie so groß, wie eine Murmel ist!
 

Damiana stöhnte. Sie hatte keinen Nerv mehr.
 

Damiana: WARUM TUST DU DAS?
 

Tränen brannten in ihren Augen und die Worte kamen nur recht heiser über ihre Lippen. Titus' Augen blieben kalt und unnachgiebig. Schließlich entrang sich Damianas Kehle ein Schluchzen. Sie ließ sich auf den Boden plumpsen und versuchte das Zittern ihrer Glieder unter Kontrolle zu bekommen.
 

Damiana: Ich habe Durst und Hunger! Du hast mich in diesen Trainingsraum geschleppt, ohne mir auch nur etwas zu essen zu geben! Ich... ich...
 

Titus packte sie an den Schultern und schüttelte sie fast brutal.
 

Titus: Steh auf! Wenn du dich mal mehr anstrengst, werden wir auch schneller fertig für heute!
 

Damiana wandte den Blick ab und schluchzte weiter.
 

Damiana: Ich will nach Hause...
 

Saphira musterte die beiden, sagte aber nichts. Sie verstand nicht, weshalb Titus so zu Damiana war. Alle anderen haben es erst nach zwei Wochen Training geschafft eine Lichtkugel in Murmelgröße abzufeuern. Damiana war ausgesprochen talentiert! Sie hatte es schon nach vier Stunden geschafft überhaupt eine kleine Lichtkugel abzuschießen. Das war noch niemandem gelungen. Auch Titus nicht und auch ihr, Saphira, nicht.

Schließlich seufzte sie und verließ den Raum.

Titus schaute überrascht auf.
 

Titus: Saphira?
 

Nach wenigen Augenblicken kam sie wieder zurück mit einem Handtuch über dem Arm und einer Flasche Wasser.

Damiana schaute sie durch einen Tränenschleier überrascht an, als sie direkt auf sie zu kam und sich vor ihr nieder kniete und ihr das Handtuch über die Schulter warf.
 

Damiana: ...danke...
 

Sie nahm auch die Flasche entgegen und führte sie sogleich an ihre Lippen, um gierig daraus zu trinken.
 

Titus: Saphira!? Was soll das? Habe ich dir den Befehl gegeben ihr etwas zu trinken zu holen?
 

Saphira: Du hast mir nichts zu befehlen. Wenn du willst, dass Damiana heute weiter machen kann, solltest du ihr wenigstens zu trinken geben. Sonst klappt sie zusammen.
 

Damit stand Saphira wieder auf und entfernte sich etwas. Sie wusste ganz genau, dass sie Titus vor den Kopf gestoßen hatte und wartete auf einen Wutausbruch. Diese starrte sie sprachlos an. Sie wusste nicht, was sie von Saphiras Verhalten halten sollte. Seit wann empfand sie so etwas wie Mitleid?! Plötzlich drehte sie sich einfach um und ging auf die Tür zu.
 

Titus: Das reicht für heute... Saphira, du kommst jetzt mal mit mir mit!
 

Damiana: So? Und was soll ich jetzt machen? Hier in diesem Zimmer Däumchen drehen und-
 

Titus: Dich holt gleich jemand ab! *Mensch halt doch ein Mal die Klappe...*
 

Saphira folgte Titus wortlos, als diese den Raum verlies. Damiana schloss für einen Moment die Augen. Ihre Glieder zitterten so, dass sie nicht mehr aufstehen konnte. Sollte so ihr zukünftiges Leben aussehen...?

Cerubim...Papa bitte kommt schnell!
 

Zur gleichen Zeit schleuderte Lord Cerubim einen Stuhl gegen die Wand.
 

Cerubim: WAS SOLL DAS HEISSEN IHR WOLLT ABWARTEN, OB SICH DIESE SCHLAMPEN MELDEN?!?!?!?!
 

König Carel zuckte zusammen und rang um Fassung.
 

König Carel: Was sollen wir denn tun...? Ich weiß nicht mehr weiter! Wir haben bereits alles im Umkreis von mehren hundert Meilen absuchen lassen! Sie ist wie vom Erdboden verschluckt! Glaubt ihr denn, ich sorge mich nicht um meine Tochter?

Ich bin ratlos...
 

Tränen glitzerten in seinen Augen und die Angst um seine geliebte Tochter schnürte ihm die Kehle zu.

Cerubim fuhr sich gehetzt durchs Haar und atmete tief durch. Er musste sich beruhigen, denn überstürzt durfte er nicht handeln. Oh Gott! Er hätte sie beschützen müssen! Dabei hatte seine eigene Schwester ihn ohne weiteres zur Strecke gebracht!

Damiana... halte durch...
 

König Carel: Wenn es so einfach wäre die Schatten Engel zu finden, dann wäre es uns doch schon längst gelungen! Sie verkriechen sich irgendwo...
 

Cerubim: Sie kämpfen und leben mit Magie. Das ist das Problem!
 

König Carel: Magie?! Oh bitte! Lord du Rémy! Für solche Ammenmärchen haben wir wirklich keine Zeit!
 

Cerubim: Leider sind das keine Ammenmärchen! Wie könnt ihr euch denn sonst erklären, dass sie mit schwarzen Flügeln durch die gegen rumrennen und sogar fliegen!? Meine eigene Schwester kämpft an der Front dieser Assgeier! Ich werde wohl wissen, ob sie mit Flügeln auf die Welt gekommen ist oder nicht!
 

Der König hob die Hand.
 

König Carel: Ihr vergesst euch Lord! Passt auf euren Ton auf!
 

Um Cerubims Lippen zuckte es verdächtig. Die Tochter dieses gottverdammten Königs schwebte in Lebensgefahr und er hatte nichts Besseres zu tun, als ihn, Cerubim, zu Recht zuweisen! Zum Teufel mit den Höflichkeitsfloskeln!
 

König Carel: Was schlagt ihr denn vor? Was sollen wir tun?
 

Cerubim richtete sich zu seiner vollen Größe auf und bohrte seinen eiskalten Blick in die rotgeränderten Augen des Königs.
 

Cerubim: Gebt mir eure besten Männer der Armee! Ich werde euch zeigen wie solche Ammenmärchen von Flügeln funktionieren!
 

Eine Dienerin kam zehn Minuten später, um Damiana zu holen. Schweigend folgte sie dem Mädchen, welches sie in die Küche führte und ihr etwas zu essen auf einen Teller gab.

Damiana bedankte sich mit einem vorsichtigen Lächeln und schlang das Essen förmlich herunter.
 

Dienerin: Ihr seid hungrig Mylady. Wollt ihr noch eine Portion? Lady Titus hat zwar befohlen euch nicht voll zustopfen, aber wenn ihr das Training überleben wollt...
 

Damiana: Danke! Ich wäre dir sehr dankbar für einen zweiten Teller...
 

Als Damiana sich satt gegessen hatte, wollte das Mädchen sie auf ihr Zimmer führen, aber sie hielt diese noch kurz auf.
 

Damiana: Kann ich dir ein paar Fragen stellen? Wie heißt du eigentlich?
 

Dienerin: Natürlich Mylady. Mein Name ist Michelle.
 

Damiana: Wie bist du hier her gekommen? Hat man dich auch verschleppt?
 

Michelle: Verschleppt?! Oh nein! Ich bin freiwillig mitgegangen! Und ich bereue es bis heute nicht, dass ich hier bin!
 

Damiana: Was?!
 

Michelle senkte errötend den Blick.
 

Michelle: Ihr müsst wissen, dass Lady Titus im Grund eine gute Frau ist... und sie kämpft schließlich für die Gerechtigkeit der Armen...
 

Damiana: O_o' ...
 

Jetzt verstand sie gar nichts mehr! Verwechselte dieses dumme Ding Titus mit Robin Hood oder was?! Und wenn sie es nicht besser wüsste, dass würde sie jetzt denken, dass das Mädchen in Titus verliebt war... verrückte Welt!
 

Michelle: Kommt! Ich führe euch nun hinauf.
 

Damiana nickte immer noch völlig perplex und tapste Michelle nach. Diese führte sie wieder in das Zimmer, in dem sie vor einigen Stunden schon gewesen war. Damiana betrat den Raum und achtete gar nicht mehr darauf, als das Mädchen die Tür schloss und ging.
 

Feiwillig mitgegangen, sie kämpft für die Gerechtigkeit der Armen...

War das dieselbe Frau, die sie kennen gelernt hatte?!

Kopfschüttelnd ging sie ins Bad und Streifte ihre verschwitzten Kleider ab, stieg in die Dusche und ließ das heiße Wasser über ihren Körper laufen. Langsam entspannte sie sich und wurde gleich darauf angenehm müde.

Frisch gewaschen kam sie wieder aus dem Bad und fiel in das weiche große Bett. Bald war sie eingeschlafen...
 

"Die pennt am Nachmittag...!"
 

Titus schaute mit einem säuerlichen Lächeln auf Damiana hinunter, die sich in die Decke gerollt hatte und erschöpft schlief.
 

Saphira: Willst du sie aufwecken?
 

Titus: Sag bloß du ergehst dich in Mitleid für-
 

Saphira: Mach dich nicht lächerlich! Das war nur eine Frage!
 

Titus presste die Lippen auf einander. Sie sollte sich mal besser zusammen reißen.

Schließlich näherte sie sich dem Bett und beugte sich über die schlafende Damiana.

Sie roch das süße Shampoo, mit welchem sie sich die Haare gewaschen hatte und sog den angenehmen Duft in sich ein. Noch ein Stückchen weiter beugte sie sich über das schlafende Mädchen, welches sich plötzlich regte und sich auf den Rücken drehte.
 

Sie träumte von Cerubim, wie er zärtlich liebkosend ihre Wange streichelte und sich vor beugte, um sie zu küssen. Damiana hob ebenfalls etwas ihr Kinn und... ein paar samtweiche Lippen legten sich auf die ihren. Sie seufzte vor Wohlbehagen und ...hm? Sie regte sich erneut und riss dann plötzlich die Augen auf! Sie wurde wirklich geküsst! Aber nicht von Cerubim, sondern von Titus!

Mit einem erstickten Schrei schnellt sie hoch und stieß Titus von sich.
 

Damiana: Was... was... wie kommst du dazu... *keuch*
 

Titus: Na Schlafmütze?
 

Damiana errötete heftig und fuhr sich mit dem Handrücken über die Lippen. Das brachte Titus zum Lachen und sie setzte sich neben Damiana, um ihre Hand festzuhalten.
 

Titus: Du hast ja wirklich sehr weiche Lippen!
 

Damiana: SPINNST DU?!
 

Titus: Nein ich stricke! Reg dich ab!
 

Damiana: War das so ein blöder Spaß, oder was?! Ich finde das überhaupt nicht witzig!
 

Titus: Sehe ich so aus, als wenn ich lachen würde?!
 

Damiana: Was sollte das dann-
 

Titus packte Damiana genervt an den Armen und presste ihr hart einen weiteren Kuss auf die Lippen.
 

Titus: Gibst du jetzt endlich ruhe?! Hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt, dass du verdammt viel redest?!
 

Jetzt schwieg Damiana betroffen.

Titus warf ihr Haar in den Nacken und kam Damiana mit dem Gesicht wieder ganz nahe.
 

Titus: Ich glaube, ich sollte dir ein für allem Mal klar machen, dass ich der Boss bin.
 

Damiana wich etwas zurück, wollte aber eigentlich keine Angst zeigen. Hatte sie es vielleicht etwas zu weit getrieben...?
 

Damiana: *schluck*...
 

Titus packte ihre Handgelenke und drehte sie ihr auf den Rücken. Damiana verzog das Gesicht, aber sagte nichts. Der Griff schmerzte sie und sicherlich war das auch so beabsichtigt. Ob diese Frau überhaupt sanft sein konnte?

Sie wartete darauf, was Titus als nächstes tun würde und prompt kam von dieser auch eine Reaktion, die aber etwas anders ausfiel, als sie es erwartet hatte...

Titus stieß einen hohen Schrei aus und kippte leicht auf Damiana. Diese zuckte überrascht zusammen.
 

Titus: SAPHIRA! Hast du noch alle Tassen im Schrank?!
 

Saphira: Hab sie nicht gezählt. Hör endlich auf zu spielen! Wir haben noch einiges zu tun.
 

Empört und verärgert rieb Titus sich ihr Hinterteil und endlich begriff Damiana, was passiert war. Saphira hatte die Spitze ihres Schwertes leicht in Titus Po gebohrt und schaute nun mit einem säuerlichen Grinsen auf diese hinunter...

Wenn Damiana nicht so viel Angst vor Titus gehabt hätte, dann hätte sie laut gelacht.

Scheint, als wenn Saphira einen etwas seltsamen Humor an den Tag legte...
 

Saphira: Der Spion ist da. Wir müssen jetzt zur Besprechung.
 

Damit drehte sie sich um und ging aus dem Raum. Titus blieb noch einen Moment sitzen, stand dann aber ebenfalls auf und folgte Saphira.

Damiana starrte den beiden nach. Was war denn das eben gewesen...?

Langsam hob sie ihre Fingerspitzen zu ihren Lippen und sogleich fiel ihr wieder der Kuss ein. Allmählich wurde ihr Titus richtig unheimlich...
 

~*~



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