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Der Fall Caitlin: Gefährliche Leidenschaften

Eine Navy CIS-FF [letztes Kap&Epilog lädt]
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Von Schlangen und Spionen

Disclaimer: Veritas existiert nicht, es ist mein eigenes Gedankenkonstrukt. Allerdings entspricht es der Wahrheit, dass Russland führend in der Herstellung künstlicher Diamanten ist, auch die Speznaz gab oder gibt es.

Sämtliche Namen von real existierenden Personen wurden aus Datenschutzgründen abgekürzt und die Erwähnung erfolgt mit dem Einverständnis der Betreffenden.

NCIS ist nicht mein Eigentum, ich mache kein Geld mit dieser Geschichte.

+++
 

Dresden, drei Wochen später. Namhafte Vertreter von noch namhafteren Chemiekonzernen zwängten sich in ihre förmlichsten Outfits, führten Gespräche, die kein Außenstehender verstand und warteten mit Spannung auf die Präsentationen diverser Errungenschaften, die im letzten Jahr gemacht wurden. Es war ein Festbankett, um sich zu informieren, neue Arbeitspartner oder Investoren zu finden und schamlos vor der Konkurrenz anzugeben.

Die Technische Universität hatte den Forschern den gesamten Chemie-Neubau und das Hörsaalzentrum zur Verfügung gestellt. Die Präsentationen würden im Audimax-Hörsaal erfolgen, dort, wo die meiste Zeit in der Woche mehr oder weniger ambitionierte deutsche BWL-Studenten zu Hunderten saßen.

Polizeibeamte hatten die Gegend abgesperrt und blickten hin und wieder sehr nervös drein. Immerhin war dieser Einsatz nichts, was sie gewohnt waren, es waren keine Ausschreitungen zu erwarten, wie während der Bunten Republik Neustadt oder dem G8-Gipfel, gleichzeitig schien dieses Treffen nicht von politisch wertvollem Ausmaß und daher befanden sich auch keine geschulten Trupps zur Terrorabwehr dort. Deshalb war es wohl auch nicht weiter verwunderlich, dass schon seit mehreren Stunden unbeachtet der Softeiswagen geschlossen dastand, direkt neben der Fußgängerbrücke. Selbst wenn Eis verkauft wurde, der Wagen hatte seinen angestammten Platz auf der anderen Straßenseite, direkt neben der Neuen Mensa [1]. Studenten wäre das aufgefallen.

Die einzigen Personen, die sonst noch davon wussten, waren die beiden amerikanischen Bundesagenten in dem kleinen Wägelchen. Tony dankte gerade innerlich Gott dafür, dass er nicht an Klaustrophobie litt. Es war schon so eng genug, zu zweit in dem Gefährt, aber nachdem sie (soll heißen: McGee und Abby) die ganze Abhörtechnik und die Kameras installiert hatten, konnte man kaum mehr atmen, aus Angst, sonst bald an einer Kohlenstoffdioxidvergiftung zu sterben. Der einzige Vorteil war, dass man eine triftige Ausrede hatte, wenn die Hände irgendwohin wanderten, wo sie nicht sein sollten.

„Verdammt, DiNozzo, jetzt reicht’s aber!“ Alecias Blick machte klar, dass sie nicht nur mehr als gereizt war, sondern auch jederzeit Tony an die Gurgel fallen könnte – Platzmangel hin, Platzmangel her.

„Sorry, bin nur etwas nervös. Infrarot funktioniert.“

„Kamerabewegung optimal...“ – auf dem Bildschirm vor der jungen Frau konnte man gestochen scharf die dunkelrote Steinfassade des Chemie Neubaus sehen, der Ort, an dem die ganzen Exponate aufbewahrt und verschlossen waren. Man würde sie sich nach den Vorträgen und dem Buffet ansehen, deshalb war das Gebäude im Moment leer, bis auf einige autorisierte Kunststudentinnen, die für die Dekorationen zuständig waren und einige Konzernmitarbeiter, die die Ausstellungsstücke in Szene setzten. Sie scrollte etwas an den Fenstern entlang, um nach der Zielperson zu suchen, als Tony plötzlich ’Halt’ rief. „Ist das da etwa ein Poster von George Clooney im ersten Stock?“, fragte er, halb entsetzt, halb belustigt.

„Du kannst ja rein gehen und fragen, ob du es haben kannst.“ – Luke rollte entsetzlich genervt mit den Augen. „Was bin ich froh, wenn ich wieder studieren kann.“

„Du studierst noch weiter?“ Diesmal war DiNozzo wirklich überrascht. Er hatte gewusst, dass ihr Aushilfsdienst beim NCIS nach diesem Auftrag ablief, doch hatte er damit gerechnet, dass sie wieder zur Miami Dade Police zurückkehren würde. „Im Moment habe ich nur einen Bachelor in Chemie, das reicht nicht, um zur CSI-Abteilung zu wechseln. Ich habe schon eine Zusage von der Universität von Las Vegas für das Forensikstudium erhalten.“

„Na da wird sich Curtis aber freuen.“

Die junge Polizistin erstarrte. „Fass-noch-ein-Mal-mein-Handy-an-und-du-bist-tot. Was fällt dir eigentlich ein?“

„Ich hab’ dein Handy nicht angerührt, ehrlich. Nur deinen E-Mail Account. Wenn du mich fragst, dieser Curtis ist ein Schleimscheißer. Kein Mann kann derart einfühlsam sein.“

„Das geht dich ja wohl einen Sch...“

Der Streit der Beiden wurde jäh unterbrochen von einer gereizten, funkverzerrten Stimme. „Seid ihr jetzt fertig? Wir haben eine Killerin zu finden!“

„Sorry, Boss“, kam die Antwort unisono.
 

Wir kennen die Umgebung, den Plot.

Wir kennen die Hauptakteure, zumindest eine Seite davon.

Aber warum müssen einige namhafte amerikanische Bundesagenten an einem deutschen Universitätskomplex lauern? Die Antwort auf diese Frage schritt gerade in einem eleganten, wasserblauen Cocktailkleid an dem tansanitfarbenen Mercedes vorbei, der direkt vor dem Neubau stand (Tja, wohl niemand anderes als Professor M. Ruck selbst, von einigen seiner Studenten liebevoll „Dagobert Ruck – der reichste Prof. der Welt“ genannt, würde es wagen, sein geliebtes Auto auf dem Bordstein zu parken. Aber wenn man mit einem solchen Tempo die Auffahrt des Fritz-Förster-Baus hochfahren konnte, ohne Rücksicht auf Studentenverluste und sich selbst als verwöhnten Wessi betitelte, war auch das nicht weiter verwunderlich.)

Der NCIS jagte nun schon seit einer Woche scheinbar ein Phantom, seit auf dem Stützpunkt der russischen Marine eingebrochen worden war. Zu diesem Zeitpunkt waren auch einige Navy SEALS dort stationiert worden... sie hatten ihr Zusammentreffen mit dem Dieb einiger Top-Secret-Dokumente nicht überlebt. Eben jene Pläne erhielten legale Informationen über den Safe, in dem sich nun eine ganze Ansammlung von Diamanten befand und weniger legal beschaffte Informationen über VERITAS. Beides wies auf diese Ausstellung hin.

Die Russen hatten ihr Verfahren zur Herstellung künstlicher Diamanten perfektioniert. Selbst wahre Kenner konnten sie kaum noch von Echten unterscheiden und dementsprechend hoch war ihr Wert. Die Steine waren natürlich nicht das einzige bedeutende Exponat, was die russischen Chemiekonzerne heute Abend vorweisen konnten, aber es war scheinbar das, worauf „Die Viper“ aus war, jene bis vor kurzem unbekannte, äußerst talentierte Diebin. Aber offensichtlich schien sie nicht nur das Materielle im Auge zu haben. VERITAS, ihr zweites Ziel, war der Traum eines jeden Geheimdienstes, Terroristen und Diktators. In Auftrag gegeben vom Shin Bet, Israels Inlandsgeheimdienst, war eine neue Droge entwickelt worden, die Verhöre bald überflüssig machen könnte. Natürlich waren schon seit Jahren „Wahrheitsdrogen“ verwendet worden, um Informationen von Gefangenen zu beschaffen, aber entweder waren sie zu teuer oder zu ineffizient um die Folter zu ersetzen. VERITAS hingegen war ein Traum, es genügten wenige Tropfen, löste keine unerwünschten Nebeneffekte aus und wurde vom Körper schnell und sauber abgebaut. (Leider konnte man es aufgrund rechtlicher Grundlagen nicht „Veritaserum“ nennen) Es durfte nur unter strengen Richtlinien verwendet werden, aber die Israelis liebten es, weil es ihr Ansehen in der Welt verbessern würde. Und sie würden einen Prototyp samt Formel heute Nacht verkaufen. Sofern “die Viper“ ihnen nicht in die Quere kam.
 

„Bist du sicher, dass sie unser Zielobjekt ist? Sie sieht gerade mal aus wie Mitte zwanzig,“ flüsterte DiNozzo angespannt, wenn auch nicht leise genug, weil es wieder Gibbs war, der antwortete: „Das wird wohl auch der Grund sein, warum sie sich als Studentin ausgeben konnte.“

Natalja S., begabteste Nahkämpferin der Speznaz-Spezialtruppe des russischen CIA-Äquivalents. Ihre Fertigkeiten hatte sie zum Teil auch ihrem grazilen, schmalen Knochenbau und der geringen Größe von einem Meter sechsundfünfzig zu verdanken. Dann ihr unerklärliches Verschwinden vor knapp fünf Jahren. Wieder aufgetaucht war sie unter dem ’falschen’ Namen „Natalie“ und hatte begonnen, an der TU Dresden zu studieren (Tatsächlich gab es kaum eine bessere Tarnung, als seinen realen Namen der Sprache des Landes anzupassen, in das man floh.).
 

Mit gemischten Gefühlen sahen die beiden Insassen des Eiswagens zu, wie ihr Zielobjekt in den Gebäudekomplex ging. Tony schaltete kurz die Funkübertragung aus, damit Gibbs nicht mithören konnte, was er gleich zu sagen hatte.

„Das alles gefällt mir nicht. Wir wissen nicht mal, ob wir unserer Quelle vertrauen können.“

„Unsere Quelle oder die Quelle unserer Quelle? Weil so, wie sich Direktor Shepard ausgedrückt hat...“

„Ist das wichtig, wir kennen keine von beiden! Und hast du das Gesicht vom Boss gesehen, als er die Neuigkeiten erfahren hat? Wir können ihn nicht lein da rein schicken.“

„Stimmt, er hasst solche Feierlichkeiten...“, erwiderte Luke mit humorvollem Unterton, aber sie wusste genau, was ihr Partner meinte. Man hatte das Streitgespräch zwischen Gibbs und der Direktorin fast bis zur Eingangshalle hören können. Er hatte vergeblich gegen eine Neubesetzung von Zivas Stelle protestiert. Die Agentin, die stattdessen zum Team gehören sollte, hatte bereits seit Wochen undercover gegen „Die Viper“ ermittelt und konnte somit auch nicht von dieser Mission ausgeschlossen werden, außerdem war sie diejenige, die den Kontakt zwischen NCIS und der Informationsquelle – einer ehemaligen Kommilitonin von ’Natalie S.’ vermittelt hatte. Aber Leroy Jethro Gibbs wollte nichts mit dieser Agentin zu tun haben und so kannten weder er noch der Rest des Teams die Identität ihrer neuen Mitstreiterin.

Er hatte es nicht akzeptieren wollen, dass Ziva nicht zurückkehren würde, akzeptierte es noch immer nicht. Er war verbittert, gereizt, wurde dazu genötigt, einen unheimlich eleganten grauen Anzug mit passender mattsilberner Krawatte zu tragen und musste sich zwischen Menschen bewegen, von deren Fachchinesisch er kein Wort verstand. Mit anderen Worten, nach Ansicht von Tony und Luke war Gibbs unmöglich in der Verfassung, es mit einer russischen Nahkämpferin aufzunehmen. Eigentlich war es sinnvoll zu hoffen, dass man ihnen falsche Informationen gegeben hatte.

Sie stellten den Funk wieder an. Fixierten die Videokameras auf ihre Zielperson. Natalja wurde bereits in der Einganshalle des Chemie-Neubaus aufgehalten, als sie einer Person über den Weg lief, die gerade die Laborräume verlassen hatte. Die beiden Frauen lächelten einander an, grüßten und verstrickten sich dann in ein Gespräch. Gibbs nutzte den Moment, um sich mit unauffälligen Schritten zum Ausgang des Hörsaalgebäudes durchzuwuseln.

Das Mikro in der Empfangshalle – installiert von der neuen unbekannten Mitarbeiterin, die Direktor Shepard die Empfangsfrequenz des Senders mitgeteilt hatte – übermittelte das Gespräch einigermaßen verständlich.

„Sie unterhalten sich auf Deutsch“, meinte Luke, „das übliche Geplänkel. Unsere falsche Schlange fragt, wie es so dem Mann und dem Baby geht. Moment mal... ihr Gegenüber hat sie gerade „Natterli“ genannt.“

„Und was ist daran so lustig, dass du grinsen musst?“

„Weißt du, Natterli heißt übersetzt ungefähr... na ja, es ist halt eine Bezeichnung für eine Schlange, nur verniedlich Und es reimt sich auf den Namen...“

„Also eine alte Freundin?“

„Oh bitte, Tony, das sieht man doch! Woher wusste sie den sonst, dass unser Ziel deutsch spricht und außerdem siehst du nicht, dass beide dieselbe Haarspange drin haben?“

„Bitte?“

„Na ja, dort, diese rotbraune Liliespange... außerdem haben beide einer dieser All-day-Hochsteckfrisuren, die ganz ohne Haarspray auskommen. Das ist typisch für jemanden, der es gewohnt ist, ständig im Labor zu stehen.“

Tony sah Luke entrückt an. „Du bist verrückt.“ [2] Sie entgegnete mit einem giftigen Blick.

Bei genauerer Betrachtung waren die Haarspange und die kleine Größe so ziemlich das einzige, was die beiden Frauen gemeinsam hatten (das Gegenüber der „Viper“ war stolze 1.59 m groß, hatte sich aber auf ihrem Personalausweis auf 1.60 hochgemogelt). Die zweite Frau, die Tony gerade per Gesichtsscan als Martine K. identifiziert hatte – ebenfalls ehemalige Studentin der Technischen Universität, Bachelor Chemie - , sah nicht nur genauso jung aus wie ihre Freundin, sie war es auch. Zwei Jahre jünger sogar, um präzise zu sein. Dieser Eindruck wurde noch verstärkt durch das runde, lächelnde Gesicht, sowie der nahezu komplette Verzicht auf Schminke und zum Teil sehr comichafte Mimik. Der maßgeschneiderte schwarze Hosenanzug kaschierte die leicht untersetzte Statur. Ihr Pieper ging los. „Mein Mann.“, meinte die kaum Größere entschuldigend, „der Kleine hat die Windeln voll.“

„Und warum lässt du das deinen Göttergatten nicht erledigen?“

„Du weißt doch, dass die Wickelstationen im Hörsaalzentrum in der Damentoilette sind.“ [3]
 

„Sie verabschieden sich... Zielobjekt betritt jetzt das Treppenhaus. Verfolge sie weiter per Infrarot.“ Alecias Worte waren Gibbs Stichwort. Er verließ das HSZ und ging hinüber zum Chemie-Neubau, bemüht, nicht zu eilig dabei auszusehen, als Martine ihm entgegenkam. Er stellte fest, dass diese Frau zu beunruhigt und schuldbewusst aussah, um nur schmutzige Windeln zu wechseln. Dann fiel ihm ein, dass er in dem anderen Gebäude kein Baby gesehen hatte. Also ein Vorwand, aber warum?

Sie stieß fast gegen ihn und meinte im Vorbeigehen in akzentfreiem Englisch: „Sie sollten vorsichtig sein.“ Jethro gab vor, nichts mitbekommen zu haben und blickte sich nicht um, er beschleunigte nur seine Schritte.

Die beiden im Eiswagen waren sichtlich überrascht. „Meinst du, sie ist der Neuzugang?“, fragte DiNozzo schon fast entsetzt bei dem Gedanken, „Wenn sie undercover ermittelt hat, dann wäre ihre Akte hier nur ein Fake.“ „Nein, ich glaube, sie ist, was sie gesagt hat. Ich glaube, sie ist nicht der Typ Mensch, der unbemerkt lügen kann. Und schon gar nicht gegenüber jemand so ausgebildetem. Das käme einem Selbstmord gleich.“

„Aber woher wusste sie dann...“

„Kannst du dir das nicht denken DiNozzo?“, die Bemerkung kam von Gibbs, der nun die Glastüren des Gebäudes erreicht hatte, „Sie ist die Informantin. Der Kontakt unseres Kontakts. Ich gehe rein.“

„Boss, Sie ist in die Labors im zweitobersten Stock eingedrungen. Im Moment sind keine Passanten in der Nähe, nur im Stockwerk genau über ihr kniet noch jemand auf dem Boden und... malt? Zumindest wenn das da die Arme sind, die...“

„TONY!“

„Sorry, Boss. Beenden den Funkverkehr vorerst.“
 

Die Infrarot-Silhouette des Senior Special Agents hastete mit einem Tempo die Stufen hoch, die man seinem Alter normalerweise nicht zutraute, nur zum Ende der Treppe wurde er etwas langsamer, zwecks anschleichen. Die Diebin schien nichts gemerkt zu haben. Natalja war ganz damit beschäftigt, das Laseralarmsystem, das VERITAS umgab, auszuschalten (sie brauchte 30 Sekunden) und dann den Safe mit den Diamanten zu knacken (15 Sekunden). Das Serum in seiner 20ml Glasphiole, die sehr an einen Parfumflakon erinnerte und das kleine Säckchen mit Diamanten verschwanden unbemerkt in der Damenhandtasche. Natalja amüsierte sich ernsthaft über den Leichtsinn der Israelis. Gerade von ihnen hatte sie mehr Sicherheitsbedürfnis erwartet, da das Verhältnis zwischen Deutschland und Israel erneut einen unangenehmen Beigeschmack bekommen würde, dabei waren die alten Wunden, die beim Massaker von München 1972 entstanden noch nicht ganz verdaut.
 

Es war 18.04 Uhr als Die Viper das Labor verließ und in die Mündung der Waffe eines Bundesagenten starrte.

18.04 Uhr und es fing an zu regnen.
 

Gibbs kam nicht weit. Er hatte es noch nicht einmal vollständig geschafft, den Namen seiner Behörde zu erwähnen, wie es Vorschrift war, da duckte sich die Diebin auch schon unter der Mündung und seinem Arm hinweg und versetzte ihm dabei einen schmerzhaften Stoß in die Rippen. Für wenige Sekunden hatte sie nun einen Fluchtweg bekommen und auch genutzt. Sie flüchtete ins Treppenhaus.

„Boss, sie flüchtet nach oben. Sollen wir dir helfen?“

„Negativ, bleibt auf eurem Posten. Oben kann sie mir nicht entkommen.“ Zum Entsetzen seiner beiden Teammitglieder warf er das Ohrmikro und die Wanze aus seinem Ärmel fort.

„Das ist doch wohl nicht sein Ernst? Er will das doch nicht allein durchziehen, nur weil sie ihn gekränkt hat?“ Aber Tony wusste, dass er selbst der Einzige war, der schon seit einiger Zeit den Gekränkten spielte, weil sein Boss sich immer mehr von ihnen distanziert hatte. Und jetzt wollt er schon diese Mission im Alleingang machen. Der Brünette wollte um jeden Preis aufstehen, aber Luke hielt ihm am Ärmel fest. „Du hast ihn gehört. Das muss er allein schaffen, sonst wird er nie davon loskommen. Hast du nicht gemerkt, was für eine Wut er in letzter Zeit mit sich herum getragen hat?“

„Es geht hier nicht um seinen Zustand, er rennt in den Tod. Was glaubst du wohl, warum diese falsche Schlange Richtung Dach flüchtet und nicht zum Ausgang?“

„Nach unten hin hat das Treppenhaus zu viele Windungen, sie bietet da leichteres Ziel. Und auf dem Dach hat sie freies Sichtfeld und kann Gibbs besser umlegen.“

„Und warum zur Hölle hältst du mich dann fest?“

Luke tippte auf dem Bildschirm mit der Videokamera. Sie hatte den Zoom auf ein Fenster in einem bestimmten Stockwerk gerichtet. Tony setzte sich wieder: „Das fass’ ich nicht.“
 

Sobald Gibbs die Tür zum Dachgeschoss aufgestoßen hatte umfing ihn ein angenehm kühler Nieselregen. Alles, was er erkennen konnte, war grau zugezogener Himmel.

Sie musste schräg hinter ihm sein.

Jethro wirbelte herum, die Schusswaffe im Anschlag. Ein brauner Haarschopf verschwamm vor seinen Augen und dann war da nur noch der Schmerz, der in deiner Nase explodierte. Der Handkantenschlag ließ ihn fast in die Knie gehen und während diesem Moment der Schwäche entrang Natalja ihm die Pistole.

„Ich konnte die Dinger noch nie leiden.“ Sie warf die Waffe über ihre Schulter hinweg vom Dach des Hauses. Jetzt zählten nur noch die körperlichen Fähigkeiten. Der NCIS-Agent wischte sich mit dem Handrücken das Blut von der Nase und stürmte auf die Frau zu, riss sie zu Boden. Die Handtasche wurde wenige Zentimeter weg geschleudert und der Inhalt klirrte bedrohlich. Eine Pfütze breitete sich aus. VERITAS war passé. Irgendetwas sagte ihm, dass das unangenehme Folgen haben würde - und es wurde auch klar warum, als ihre Fingernägel sich in Gibbs Gesicht krallten, um ihn abzuwehren. Sie verpasste ihm einen heftigen Kratzer auf der Wange, aber er ignorierte es. Wenn es ihm gelänge, sie bäuchlings festzunageln, hätte er das Gerangel mühelos gewonnen, aber Natalja wand und trat um sich; sie längerfristig festzuhalten erwies sich genauso schwer, wie eine Schlange fest zu halten. Sie machte ihrem Codenamen wirklich alle Ehre.

Ihre Faust traf ihn am Hals und Jethro hatte das Gefühl, als hätte man ihm alle Atemwege plötzlich versiegelt. Er bekam keine Luft. Und die Viper entwand sich ihm. Mit stillem Abscheu in den braunen Augen starrte sie auf ihn herab, gleichfarbige gewellte Strähnen hatten sich aus ihrer Hochsteckfrisur gelöst.

Ein Tritt in die Magengrube.

Das Gewicht einer Fußballens auf seinem Handgelenk, um ihn dort zu behalten, wo sie ihn haben wollte, während ihre Hand zu ihren Haaren fuhr, um dort eine ziemlich spitze Haarnadel hervor zu ziehen.
 

Sein Körper hatte des Schmerz längst ausgeblendet, da war nur noch das leise Kribbeln während Blut sanft über seine Wange floss und ein Gefühl der Kälte, das bis in die Knochen kroch. Es hatte aufgehört zu nieseln, aber wann?

Als die Wolken aufrissen und ihre Strahlen den Rücken seiner Widersacherin erhellten, die ihm ohne Zweifel die Augen ausstechen würde (wenn sie diese Nadel nicht noch tiefer hinein bekam, das wäre dann endgültig sein Ende) und in diesem Moment wirkte die Russin wie eine dunkle Justizia.

Ein stiller Windhauch und ein schwarzer Schatten erfüllten die Luft, der auf sie zusauste, wie ein kleiner Vogel und sie mitten ins Herz traf. Die Haarnadel fiel hell klirrend zu Boden. Natalja starrte ungläubig auf den schwarzen Griff, der aus ihrer Brust ragte und den blauen Stoff ihres Kleides, der sich unheimlich schnell mit ihrem Blut voll sog. Dann klappte sie seitlich weg und ihr lebloser Körper fiel über die Kante des Daches, wo die Erdanziehung sich seiner annahm, ihre Gewichtskraft um ein Vielfaches steigerte.

Die Alarmsirene des Mercedes sprang nutzloserweise an, als sie auf dem Dach aufkam, es durchbog und die Scheiben zerbersten ließ.
 

Gibbs versuchte, sich soweit aufzusetzen, um den Menschen erkennen zu können, der ihm gerade das Leben gerettet hatte.

Sie war seine Erlösung gewesen, die Retterin, auf die sein Unterbewusstsein die ganze Zeit gehofft hatte. Die ungestümen dunkelbraunen Locken mit einem weißen Haarband in Zaum gehalten, der schlanke Körper in einer ausgeblichenen Jeans und schwarzen T-Shirt, die beide mit bunten Klecksen verunreinigt waren. Ein blauer Strich auf ihrem Handrücken und ihrer Wange, gelbe Sprenkel an der Nase, ja sogar in ihren Haaren. Die perfekte Inkarnation einer Kunststudentin.

Sie lächelte, trotz seiner etwas zerschlissenen Erscheinung.

„Hallo, Jethro.“
 

Sie roch dezent nach Ölfarbe und ihre Lippen waren so süß wie eh und je. Und sie gehörte wieder ganz ihm, holte ihn zurück auf die Füße und versorgte seine Wunden, sowohl die physischen als auch die seelischen.

Gab es für Jethro ein Land, in dem Milch und Honig flossen, so war Ziva David der Honig.
 

~I’ve been running through the promises to you

That I made and could not keep

Ah but a man never got his woman right back

Not by begging on his knees

Or I’d crawl to you baby and I’ll fall at your feet

And I’d howl at your beauty like a dog in heat

And I’ll glaw at your heart and I’d tear at your sheet

I’d say please, please

I’m your man~
 

[1] Mensa Bergstraße... also nicht die neue Alte Mensa *g*

[2] Sagt Toni auch ständig zu mir. Und dass ich eine schmutzige alte Frau sei. Zum letzten Mal, ich bin nicht alt!

[3] Eigentlich sind die Wickelstationen separat, aber dann würde diese Ausrede keinen Sinn mehr machen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  jozu
2008-06-28T18:48:35+00:00 28.06.2008 20:48
ich hab gerade gesehen, das ich die kaps noch gar nicht gelesen habe -.-
Naja, jetzt aber ^o^
Das war wieder ein schönes kap :)
Und ich bin froh, das Ziva wieder da ist =D
<.< gibbs so selbstmörderisch, wie eh und je xD
Von: abgemeldet
2008-06-07T23:53:15+00:00 08.06.2008 01:53
Ha von gewissen Dingen in diesem Kapitel hab ich schon gehört^^
Aber Martine K. ...da gibt es zwei in DresdenXD Aber ich hab bei meiner Größe nicht gemogelt.
Wäre ehrlich mal interessant so viel Aktion in unserer Provinzstadt.
Und du hast deinen Bachelor schon? Ich dachte nächstes Jahr.
So geh noch den Epilog lesen und dann ins Bett.
Dein Keks


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