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Der Grüne Stein

- ein Märchen -
von

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Prolog

Sie glitt geschmeidig in den kleinen See, dessen smaragdgrünes Wasser noch von Weiten erkennbar sein musste, sanfte Wellen wurden dabei aufgeschoben, wodurch die malerische Umgebung nur verschwommen zurückgespiegelt wurde. Das blonde Haar des jungen Mädchens haftete an ihrem feuchten Körper, während sie mit langsamen Armbewegungen vorwärts schwamm. Trotz der morgendlichen Kühle und der frischen Brise, die sachte unter ihrer Nase angenehme Gerüche vorbeiwehte, fühlte sie sich wohl. Sie war mit sich und allem zufrieden, froh hier draußen zu sein und die Natur genießen zu können. Tau lag noch auf den saftig grünen Blättern der Bäume und bündelte sich zu kleinen Rinnsalen, um anschließend als kleine Tropfen auf den Boden zu fallen. Die Feuchtigkeit lag schwer auf den Pflanzen, schien aber willkommen zu sein. Tiere huschten über die Wiesen, labten sich an den zahlreichen Gräsern, die nun besonders frisch waren. Schon lange lugte die Sonne ein Stück über die Berge und beobachtete das gemächliche Treiben, das sich vor ihr in den Wäldern abspielte.

Doch die Ruhe trog, schallendes Hufeklappern ließ das Mädchen hochfahren. Sie warf einige unsichere Blicke in ihre Umgebung und tauchte abermals unter, ließ sich bis ans nahe gelegene Ufer treiben und kletterte heraus. Durch die plötzlichen Bewegungen wurden Vögel aufgeschreckt, die nun in Gruppen aus ihren Verstecken aufstoben und in alle Richtungen verschwanden. Hektisch packte das Mädchen ihre Sachen zusammen und schlüpfte in ihr blassblaues Kleid, das ihr weit über die Füße reichte, dann machte sie ihre Haare mit einem alten Band zusammen und eilte hinter die nächsten Büsche, vor denen sich ein langer Weg zwischen den Bäumen hindurchschlängelte. Verängstigt lief sie weiter, hörte nach einer Weile wieder die Pferde, und entschloss sich einen anderen Weg zu nehmen, wollte auf keinen Fall mit jemandem in Kontakt kommen. Doch gerade dieser Pfad kreuzte sich mit dem der Reiter. Unsicher lief sie weiter, versuchte sie nicht zu beachten.

„He, Ihr dort vorn!?“, einer der Männer trieb sein Pferd an und schritt neben ihr her. „Wer seid Ihr und was macht Ihr hier so allein, mitten im Wald?“

Nur zögernd antwortete das Mädchen: „Geht das Euch etwas an?“

„Natürlich nicht, aber ich sehe es nicht gern, wenn junge Frauen allein im Wald umherirren…“

„Ich irre nicht umher!“, unterbrach sie ihn erbost und warf ihm einen scharfen Blick zu, starrte dann wieder stur geradeaus.

„Gut, gut, aber was macht Ihr dann hier?“, ein weiterer Mann, in silberner Rüstung, tauchte hinter ihnen auf und schloss sich den beiden an.

„Ich bin auf dem Rückweg, zu meiner Familie!“, sagte sie nüchtern.

„Dann wollen wir Euch nicht weiter stören, Ihr scheint nicht allzu glücklich über unser Beisein zu sein!“ Damit nickte er seinen Kameraden zu, spornte seinen schwarzen Hengst an und galoppierte mit den anderen davon.

Sie schüttelte nur mit dem Kopf und schlenderte weiter. Für wen halten die sich eigentlich. Zornig erreichte sie schließlich eine kleine Lichtung, dahinter konnte man ein weites Feld ausmachen, auf dem eine winzige Hütte stand. Einige Rinder grasten auf dem bisschen Wiese, das sich am Rande ausbreitete. Eine schreiende Horde kleiner Kinder stürmte auf das Mädchen zu und überfiel sie, als sei sie ein Räuber.

„He, nicht so stürmisch!“, warnte sie und strich dem jüngsten der Kinder über den zerzausten Wuschelkopf.

„Heela, wo warst du?“, rief es freudig und hing sich an das Bein seiner Schwester.

Doch nicht jeder war so glücklich sie wieder zu sehen, „Heela, was hast du wieder angestellt? Warum hast du dich verkrümelt. Du weist, es gibt besonders am Morgen viel zu tun!“

„Ja, Mutter!“, resignierte sie und senkte ihren Blick.

Nur weil sie die Älteste war, taten ihre Eltern so, als sei sie das Lastentier.

„Sei froh, dass dein Vater nichts davon mitbekommen hat…“

„Was macht er denn?“, fiel sie ihr ins Wort.

„Sei nicht so frech!“, wurde sie ermahnt und erhielt einen finsteren Blick ihrer Stiefmutter, „So und jetzt kümmere dich um die Tiere, das Feld und deine Geschwister…“

„Ja!“, Heela nickte und führte ihre Geschwister ins Haus. „Schlaft jetzt erstmal!“, forderte sie sie auf und gab jedem der kleinen verdreckten Gesichter einen Kuss auf die Wange.

„Soll ich dir helfen?“, fragte Zeo und grinste seine Schwester an.

„Wenn du magst?“ Er nickte wild und folgte Heela entschlossen nach draußen. „Willst du die Tiere versorgen?“, fragte sie und hielt ihm einen kaputten Eimer hin.

Wieder nickte er und eilte Futter zu holen.

Schweiß rann ihr die Stirn hinab und ihr schien, als sei der Tag noch heißer als sonst. Es war Sommer und die Vögel sangen, schienen ihr Mut geben zu wollen. Während sie sich abschuftete, lagen die Kinder in ihren Betten und schliefen. Nur Zeo nicht, er rannte hilfsbereit Heela hinter her und ließ sich Aufgaben zuteilen. Er mochte es, zu arbeiten, wenn ihm jemand dafür sehr dankbar war, so wie seine Schwester. Nur eines machte ihm Sorgen: bald würde sie nicht mehr da sein und er sollte den Hof seines Vaters übernehmen, der selbst den ganzen Tag nur im Stroh lag und trank, träumte und nicht mithalf. Dazu kam noch, dass seine neue Frau zu egoistisch war, alle herumkommandierte, die einzige Ausnahme war dabei der Vater. Früher hatte er sich viel mehr mit dem Hof und seinen Kindern beschäftigt, doch seitdem seine Frau gestorben war, war er nur noch ein einziges Wrack.

„Heela!“, rief Zeo ihr zu, „Weist du eigentlich schon wen du heiraten sollst?“

„Zum Glück noch nicht, ich will es auch gar nicht!“, sie grinste und warf ihr geöffnetes blondes Haar zurück, das nun golden im Sonnenlicht glänzte.

„Wer auch immer es sein wird, er kann sich freuen!“, versuchte Zeo sie aufzumuntern und lächelte sie schief an.

„Danke, wenigstens einer der zu mir hält…“

„Was soll das heißen?“, gerade kam Olivia aus dem Stall und baute sich drohend vor dem Mädchen auf. Erschrocken wich Heela zurück, wobei sie rücklings zu Boden fiel.

„Du hast gar nicht verdient hier zu sein, ich werde mit deinem Vater reden müssen, wir werden schon irgendeinen Trottel finden, der dich Nichtsnutz heiratet und; Zeonoris, gebe dich nicht mit einem solchen Wesen ab!“

Mit diesen Worten stapfte sie wütend davon. Zeo warf seiner Schwester einen fragenden Blick zu. Doch diese zuckte nur mit den Schultern.

„Das macht sie eh nicht, wer soll denn dann arbeiten?“, fragte Zeo neckisch und half Heela auf die Beine.

„Da bin ich ganz deiner Meinung!“
 

Der Tag neigte sich langsam dem Ende zu, als Heela mit ihrer Arbeit fertig war. Erschöpft ließ sie sich auf das Stroh sinken, dass ihr als Bett dienen musste. Doch die Kinder wollten auch noch versorgt werden und da mit Olivia nicht zu rechnen war, erhob sich Heela abermals und gab jedem ihrer Geschwister seinen Anteil von Essen.

„Aber nicht schlingen!“, ermahnte sie und löffelte selbst ihre Holzschüssel aus.

„Heela?!“, wurde sie plötzlich gerufen, Olivia kam herein und stemmte wütend ihre Hände in die Seite.

„Was ist denn mit den Tieren? Bevor du etwas isst, sollst du doch die Tiere versorgen!“

Resignierend warf Heela ihre Schürzte auf den Tisch und stapfte gedrückten Gemüts hinaus. Das hat Zeo doch schon gemacht, dachte sie zornig und griff nach dem leckenden Eimer. Das Holz war feucht und es schien als wolle sich hier bald Schimmel bilden. Was glaubt die eigentlich wer sie ist, fragte sie sich und verließ die alte Hütte. Rasch füllte sie den Eimer mit Wasser und trug ihn an die Tröge der Ochsen. Gierig stürzten sie sich auf diese und achteten nicht auf die Spritzer die sie dabei in alle Richtungen schleuderten.

„Mh!“, Heela verstand gar nichts mehr, „Zeo hatte doch…“

Doch in diesem Moment packte jemand sie an der Schulter und stieß sie zu Boden. Alles um ihr herum verschwamm, bis es letztendlich auch schwarz um sie wurde.

„He, Heela, wach auf!“, Zeo versuchte sie wach zurütteln und ging dabei nicht gerade umsichtig mit seiner Schwester vor.

„Was…?“, verstört blickte sie sich um, es war mittlerweile tiefste Nacht und stockfinster im Stall.

Nur eine kleine Fackel, die Zeo in der freien Hand trug, spendete etwas Licht.

„Was war denn los, wieso schläfst du mitten im Stall?“, fragte er.

„Ich weiß doch auch nicht, ich habe gerade den Ochsen Wasser gegeben, als mich jemand von hinten angriff und zu Boden warf!“

„Das glaubst du doch wohl selber nicht, wer sollte so etwas tun?!“, Zeo war skeptisch.

„Was fragst du mich, aber es war so.“, versicherte Heela, „Warum sollte ich dich anlügen?“

Zeo zuckte mit den Achseln und stand auf, Heela tat es ihm gleich, „Komm, ich helfe dir, die Tiere zu Ende zu versorgen!“

„Wenn du meinst, dass das etwas im Dunkeln bringt?“

Sie beugten sich über einen der Tröge und fanden dort Reste von feinstem Hafer vor.

„Und du bist dir sicher, sie noch nicht gefüttert zu haben?“, hakte Zeo nach.

„Ja!“, sagte sie eindringlich, Heela war sich sicher, dass dies etwas mit ihrem unfreiwilligen Nickerchen zu tun haben musste.

„Ist ja auch egal, lass uns gehen!“, schlug Zeo vor und lief los, „Das ist mir nicht so recht geheuer!“

„Mir auch nicht!“, gestand sie und folgte ihrem Bruder. „Und du hast sie auch nicht gefüttert?“

„Nein!“, entgegnete Zeo ernst, „Ich durfte doch nicht, ich habe nur noch die Kühe geschafft.“

Sie schlichen auf ihre Schlaflager und legten sich hin.

„Sie haben mich nicht vermisst?“

Zeo schüttelte den Kopf, „Vater ist angetrunken und Mutter schläft schon lange. Nur unsere Geschwister haben davon Wind gekriegt, aber helfen konnten sie dir auch nicht. Ihre Angst vor der Dunkelheit ist zu Groß, als das sie sich hinauswagen würden…“

„…so haben sie dich geschickt!“, setzte Heela fort.

„Ja!“, Zeo grinste schief, „Immer ich, obwohl ich doch auch noch nicht so alt bin. Mana ist nur ein Jahr jünger als ich, hält sich aber trotzdem noch an mich.“

Heela nickte und schloss ihre Augen. Der Schlaf holte sie schnell ein und führte sie in abgelegene Orte einer völlig anderen Welt, einer Welt in der sie selbst bestimmen konnte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  lufie
2007-09-02T14:10:29+00:00 02.09.2007 16:10
hach...ich bin jetzt endlich fertig mit lesen...^.^
die is echt schööööööööööön...^^ man da werd ich ja richtich neidisch...^^ du beschreibst imma alles so detailliert...
ich finde nur, dass dein schreibstil manchma n bissel hölzern, sachlich is...ich find zu fantasy passt das net so richtig...aba egal, is trotzdem toll...^^
Von: abgemeldet
2006-05-30T20:03:16+00:00 30.05.2006 22:03
Tja, also ist schon ne ganze weile her, dass ich die Geschie gelesen hab...... aber ich glaub mir hat dioe damals ganz gut gefallen
ich kenn ja schon das ende.... voll im Vorteil sei, weil ich die Autorin kenne *freu*
Von: abgemeldet
2006-05-27T09:56:55+00:00 27.05.2006 11:56
bis jetzt find ich die story echt toll^^
du beschreibst immer alles so schön und mit so vielen details *g* vllt. solltest du autorin werden? ich würde deine bücher lesen!^^
bin schon gepannt, wie's weiter geht ^o^


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